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Nur über Arbeitnehmerveranlagung profitiert man von Absetzbeträgen und Ausgaben. Wien – Die Steuerreform bringt ab dem kommenden Jahr eine deutliche Entlastung für alle Arbeitnehmer. Aber schon heuer können sich viele Steuerzahler Geld sparen, wenn sie bis zum 31. Dezember einen Antrag auf Arbeitnehmerveranlagung einreichen. Und das geht rückwirkend für fünf Jahre bis zum Jahr 2010. Vor allem für Familien mit Kindern ist das interessant – und wird oft übersehen. Es gibt zahlreiche steuerliche Absetzmöglichkeiten für Kinder, insbesondere für Kinderbetreuungskosten und den Kinderfreibetrag. Diese Posten können nicht über die Lohnverrechnung berücksichtigt werden. Wer keine Arbeitnehmerveranlagung abgibt, verzichtet auf Geld. Der Kinderfreibetrag beträgt grundsätzlich 220 Euro pro Kind und Jahr. Wird der Kinderfreibetrag zwischen den Partnern geteilt, stehen jedem Steuerpflichtigen 132 Euro zu. Die Aufteilung ist jedenfalls dann sinnvoll, wenn beide Partner in der gleiche Tarifstufe Einkommensteuer zahlen. Bei getrennt lebenden Eltern mit Unterhaltsverpflichtung kommt es immer zur Teilung. 2016 wird der Kinderfreibetrag auf 440 Euro pro Kind und Jahr erhöht. Bei Geltendmachung durch beide Elternteile wird der Freibetrag künftig 300 Euro betragen. Für Alleinverdiener beträgt der Absetzbetrag 494 Euro für das erste Kind und Jahr, bei zwei Kindern sind es 669 Euro. Ab dem dritten Kind erhöht sich der Betrag um 220 Euro pro Kind. Als Alleinverdiener gilt, wer mehr als sechs Monate im Jahr in einer Partnerschaft lebt und mindestens ein Kind hat. In diesem Fall darf der Partner nicht mehr als 6000 Euro pro Jahr verdienen. Dieselben Absetzbeträge stehen Alleinerziehern zu. Als Alleinerzieher gilt, wer für mehr als sechs Monate nicht in einer Ehe, Lebensgemeinschaft oder eingetragenen Partnerschaft lebt und mindestens ein Kind hat. Als Kinder gelten im Steuerrecht Personen, für die mehr als sechs Monate im Kalenderjahr die Familienbeihilfe bezogen wurde bzw. der Kinderabsetzbetrag zusteht. Leistet ein Steuerpflichtiger für ein nicht dem eigenen Haushalt angehöriges Kind den gesetzlichen Unterhalt und steht weder ihm noch seinem nicht dauernd getrennt lebenden (Ehe-)Partner für dieses Kind Familienbeihilfe zu, erhält er einen Unterhaltsabsetzbetrag in Höhe von 29,20 Euro im Monat für das erste Kind, 43,80 Euro für das zweite Kind und 58,40 Euro ab dem dritten Kind. Die Kosten für Kinderbetreuung sind bis zu einem Höchstbetrag von 2300 Euro pro Kind absetzbar – im Normalfall bis zum Alter von zehn Jahren, bei einer erheblichen Behinderung bis 16 Jahre. Als Kinderbetreuungskosten kommen Zahlungen an private und öffentliche Einrichtungen (Kindergarten, Hort, Halbinternat, Ferienbetreuung) sowie Zahlungen an pädagogisch qualifizierte Personen (Tagesmütter, Au-pairs) in Betracht. Diese Personen dürfen nicht im gemeinsamen Haushalt mit dem Kind leben, mindestens 16 Jahre alt sein, entweder ein pädagogisches Studium absolviert haben oder an einem anerkannten Kinderbetreuungskurs von acht bis sechzehn Stunden teilgenommen haben. Das gilt auch für Angehörige wie Großmütter. Ab dem Veranlagungsjahr 2016 ist eine antragslose also automatische – Arbeitnehmerveranlagung vorgesehen, wenn sich auf Grundlage der aus den Lohnzetteln bekannten Höhe der nichtselbstständigen Einkünfte für die Steuerpflichtigen eine Steuergutschrift ergibt. Da der Lohnzettel keine Angaben über Kinder enthält, muss auch dann ein Antrag auf Arbeitnehmerveranlagung gestellt werden, um in den Genuss der oben angeführten Begünstigungen zu kommen.
3Wirtschaft
Bislang vergibt der Videostreamer Aufträge an externe Produzenten – TV-Senderchefs wollen weniger verkaufen. Der Videostreamer Netflix setzt seit 2013 auf eigene Serien, die exklusiv für sein Internetangebot erschaffen werden. Beispielsweise House of Cards oder Orange is the New Black. Diese Sendungen werden zwar von Netflix in Auftrag gegeben, aber von externen Studios produziert. Für Netflix ist das ein Problem: So laufen beispielsweise irgendwann die Exklusivrechte aus, wodurch House of Cards im US-Fernsehen landen könnte. Das will Netflix bei künftigen Inhalten verhindern. Das Unternehmen plant deshalb, seine eigenen Produktionskapazitäten massiv aufzustocken. Das stellt zwar ein finanzielles Risiko dar, soll aber mehr Synergien schaffen. Laut Bloomberg sind die Pläne auch dem Gebaren der Fernsehsender geschuldet. Die hatten Kampfansagen in Richtung Netflix abgegeben: Fox-Chef James Murdoch meinte etwa, künftig mehr Lizenzen an Videostreamer Hulu zu geben. Kein Wunder: Fox hält große Anteile am Netflix-Konkurrenten. Auch andere Sender zeigen sich zusehends unzufrieden mit Netflix. FX-Chef John Landgraf, dessen Sender ebenfalls zur Fox-Gruppe gehört, beschwerte sich über das aggressive Marketing von Netflix. Der Videostreamer soll absichtlich den Eindruck erwecken, die beliebte Serie Sons of Anarchy erfunden zu haben – obwohl sie von FX stammt. Ich wünschte ich hätte nie einen Deal mit Netflix abgeschlossen, soll Landgraf gesagt haben. Allerdings soll Netflix gleichzeitig zu immer größeren Beträgen greifen, um Fernsehsender zu umgarnen.
0Web
Apple-Manager Jimmy Iovine und Eddy Cue sehen Musikdienst als Win-Win für Musikbranche und Konsumenten. Ein Mix aus einer Radiostation im Live-Betrieb und Stationen, deren Playlisten im Vorfeld von erfahrenen DJs erstellt wurden. Das ist das Kernelement von Apples neuem Musikdienst Music, für den der Konzern von den Nutzern künftig zehn Dollar im Monat verlangt. Zumindest vorerst scheint das Angebot kein Angriff auf etablierte Größen wie Spotify zu sein, die allerdings eine ähnliche Strategie verfolgen. Viel eher, schätzt etwa der Guardian, zielt Apple darauf ab, Hörer zu gewinnen, die bislang konventionellem Radio treu geblieben sind. In der Branche, erklärt Iovine, drehe sich vieles nur noch um die Frage, welches Lied man produzieren muss, um in den Radios zu landen. Das führe dazu, dass viel hörenswerte Musik wie hinter einer Wand versteckt bleibe, was für die Künstler entmutigend sei. Mit Apple Music wolle man ein Ökosystem schaffen, das dieses System aufbreche. Daher wurde auch Zane Lowe, einst Programmchef von BBC Radio 1, für Beats 1 engagiert. Iovine bezeichnet ihn als einen abenteuerlustigen Kerl mit dem Mut, neue Musik zu spielen. Kreativchef der Unternehmung ist Trent Reznor von den Nine Inch Nails. Wenngleich natürlich auch Algorithmen den Hörern helfen sollen, Lieder nach ihrem Geschmack zu finden, soll Apple Music mit einem menschlichen Touch punkten. Nur weil jemand viel lateinamerikanische Musik in seiner Sammlung habe, muss daraus nicht unbedingt eine tolle Playlist mit kubanischen Songs erwachsen. Das menschliche Element könnte durch Apple Connect beigesteuert werden, das der Guardian als eine von den Künstlern und Labels gefütterte Mischung aus Soundcloud, Facebook und Youtube beschreibt. Sie können ihre Inhalte dort entweder gratis anbieten, zum Teil des abonnementpflichtigen Angebots machen oder zum digitalen Kauf auf iTunes anbieten. Diese Flexibilität soll auch Teil des Rezeptes sein, um den Publishern und Musikern teures Geld für die Bezahlung von Marketingunternehmen zu sparen, die sich bislang darum kümmern, ihren Werken öffentliche Aufmerksamkeit zu bescheren. Dazu soll Apples Angebot für die Künstler mehr abwerfen, die nach Iovines Ansicht nach bei anderen Streamingdiensten zu schlecht entlohnt würden. Details zur Aufteilung der Abonnementeinnahmen und dem Zusammenwirken des Ökosystems ließ er sich allerdings nicht entlocken. Während sich Plattformen wie Spotify laut dem Manager nur als Werkzeug verstehen, soll Apple Music mehr bieten. Mit dieser Ansage will man die Konkurrenten im Streaming-Geschäft auch ausstechen. Dieser Logik folgend verzichtet Apple auch darauf, andere Dienste mit niedrigeren Abonnementpreisen auszustechen. Vorhergehenden Gerüchte, die monatliche Kosten von fünf bzw. später acht Dollar kolportierten, erwiesen sich als falsch. Zehn Dollar sei ein üblicher Preis für ein Album, das halte man für gerechtfertigt, erklärt Iovine. Viel Hoffnung setzt man auch in das Familienangebot, das für 15 Dollar bis zu sechs Personen den Zugang ermöglicht. Aggressive Werbung auf iTunes soll es auch nicht geben. Man sollte einem Kunden, der glücklich damit ist, ein Album zu kaufen, nicht versuchen zu erklären, dass er damit etwas Falsches tut. Viele Nutzer würden auch in Zukunft lieber auf diesem Wege Musik erwerben, hätten aber trotzdem Zugang zu Apple Connect und Beats 1. Nach Einschätzung von Apple gibt es aktuell weniger als 20 Millionen Musikstreaming-Abonnenten weltweit. Der Musikverband IFPI wiederum geht von 41 Millionen aus. Apples Ziel ist es weniger, diese zum Umstieg auf das eigene Angebot zu bewegen, sondern neue Zielgruppen zu erschließen und den Markt zu verbreitern. Vieles bleibt über die Funktionsweise von Apple Music noch im Ungewissen. Das Unternehmen könnte, wie Berichte aus den vergangenen Monaten nahe legen, möglicherweise einen starken Fokus auf Exklusivität legen und damit vielleicht auch die Gunst von Künstlern wie Taylor Swift gewinnen, die Streamingangeboten sehr kritisch gegenüber stehen. Ob der Plan aufgeht, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. In den ersten Märkten geht Apple Music bereits diesen Monat an den Start.
0Web
Die zwei Reporter Can Dündar und Erdem Gül wurden zwar freigelassen, doch noch immer droht ihnen Haft – Sie zeigen sich dennoch kämpferisch. Istanbul – Wir wollten Erdogan ein Geburtstagsgeschenk machen, sagt der Chefredakteur der regierungskritischen Cumhuriyet, Can Dündar, vor laufenden Kameras. Denn an diesem Freitag hat der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan Geburtstag. Neben Dündar steht sein Hauptstadtkorrespondent Erdem Gül ein wenig ungläubig schauend. Dann lächelt Dündar und wünscht dem Staatsoberhaupt alles Gute. Rund drei Monate nach ihrer Festnahme wurden Freitag früh die beiden prominenten türkischen Journalisten Dündar und Gül von der Tageszeitung Cumhuriyet nach einer Entscheidung des obersten Gerichtshofes aus der Haft entlassen. Aber immer noch droht den beiden lebenslange Haft, das Verfahren gegen sie wurde nicht eingestellt. Bis zum Beginn ihres Prozesses am 25. März dürfen sie damit auf freiem Fuß sein, jedoch nicht die Türkei verlassen. Dündar und Gül wurden von ihren Familien und Kollegen vor dem Gefängnistor mit Applaus empfangen. Ich denke, das ist eine historische Entscheidung, sagte Dündar. Das Urteil sei auch ein Sieg für andere Journalisten und die Meinungs- und Pressefreiheit. Und: Sie werden es bereuen, dass sie uns inhaftiert haben. Als Journalisten würden sie weitermachen und hätten noch weitere Geschenke für Erdogan, kündigte Dündar an. Dann erinnerte er an jene Journalisten, die immer noch in türkischen Gefängnissen sitzen. Die Cumhuriyet jubelte in ihrer Onlineausgabe: Es gibt noch Richter in der Türkei. Die Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich (ROG), Rubina Möhring, lobte die Entscheidung des Verfassungsgerichts. Sie mahnte aber auch: Der Haftentlassung muss nun die Einstellung des immer noch drohenden Verfahrens und die Aufhebung aller absurden Vorwürfe folgen. Man sei wegen des drohenden Verfahrens immer noch extrem besorgt, so Möhring. Dündar und Gül stehen nur vor Gericht, weil sie ihre journalistische Arbeit getan haben. Dündar und Gül waren am 26. November vergangenen Jahres wegen des Verdachts auf Spionage und Geheimnisverrats in Haft genommen worden. Davon saßen sie insgesamt 40 Tage in Isolationshaft. Die Staatsanwaltschaft forderte lebenslänglich. Ihre Verbrechen: Die Zeitung hatte im Mai zuvor Bilder veröffentlicht, die Lastwagen des türkischen Geheimdienstes MIT zeigen sollen, als diese Anfang 2014 Waffen über die Grenze nach Syrien transportiert haben sollen. Der Moment, in dem der Staat scheitert, lautete eine der dazugehörigen Cumhuriyet-Schlagzeilen. Staatspräsident Erdogan selbst hatte daraufhin Anzeige gegen die Journalisten erstattet. Er drohte im Staatssender TRT damit, der Journalist werde einen hohen Preis für die Veröffentlichung zahlen und nicht ungestraft davonkommen. Zwar nannte er nicht den Namen Dündar, aber jedem war klar, wen er meinte. Schon zuvor hatte es immer wieder Berichte und Geschichten über Waffenlieferungen nach Syrien an islamistische Kämpfer gegeben. Ankara hatte diese bisher immer zurückgewiesen, und erklärt, es handle sich um humanitäre Sendungen für die turkmenische Minderheit im Nachbarland. Doch noch nie zuvor wurden Journalisten so sehr wegen solch eines Berichtes unter Druck gesetzt, wie Dündar und Gül. Als kurz nach ihrer Festnahme am 30. November ein EU-Sondergipfel anlässlich der Flüchtlingskrise stattfand, baten die zwei in einem offenen Brief aus dem Silivri-Gefängnis um Beistand. Wir hoffen aber auch, dass die bestmögliche Lösung für die Flüchtlingskrise Sie nicht daran hindern wird, weiterhin die westlichen Werte wie Bürgerrechte, Meinungs- und Pressefreiheit hoch zu halten und sie zu verteidigen, schrieben sie, und weiter: In diesem Sinne bitten wir Sie gerade jetzt sehr eindringlich um Ihre Solidarität. Im Namen aller in der Türkei verhafteten Journalisten. Willkommen zurück, schriebt der prominente Journalist Hasan Cemal in der Internetzeitung T24 am Freitag. Ein Licht der Hoffnung ist in der Dunkelheit erschienen, freut sich Cemal, und weiß. Aber es gibt noch viel zu tun.
6Etat
Mikl-Leitner: Not-Quartiere, wo Verteilerzentren nicht fertig – Steiermark sucht noch immer. Wien – Mit 20. Juli wird das Gesetz über die neue Grundversorgung von Asylwerbern in Kraft treten. Nicht alle Verteilerzentren in den Bundesländern starten aber pünktlich, wie Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Dienstag vor dem Ministerrat einräumte. Rechtzeitig in Betrieb gehen sollen Wien, Salzburg, Oberösterreich und voraussichtlich Niederösterreich. Wiewohl das Gesetz nächste Woche in Kraft tritt, erklärte Mikl Leitner, man brauche eine Vorlaufphase bis in den Herbst. Dort wo es nicht rechtzeitig Verteilerzentren gebe, werde man Notquartiere schaffen. Die Standorte von sechs Zentren sind fix, offen ist noch die Steiermark. Die Asylsituation sei zweifelsohne eine ganz große Herausforderung, betonte Mikl-Leitner. Im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen seien derzeit wieder mehr als 3.500 Flüchtlinge untergebracht. Man arbeite daran, von dieser Zahl herunterzukommen. Modelle wie die Vereinbarung mit der Slowakei, die 500 Flüchtlinge zur Betreuung übernimmt, seien hilfreich, nachhaltig brauche es aber eine fixe und faire Quote zur Verteilung der Asylwerber in ganz Europa. In Salzburg wird bestätigt, dass ein rechtzeitiger Start mit dem Verteiler-Zentrum möglich sein wird, was nicht überrascht. Denn im ehemaligen Luxushotel Kobenzl am Gaißberg werden bereits seit Anfang Februar dieses Jahres Flüchtlinge untergebracht. In der Betreuungsstelle des Bundes haben dort laut einem Sprecher der zuständigen Landesrätin Martina Berthold (Grüne) derzeit 60 Asylwerber ein Quartier. Das Land Salzburg bemüht sich auch weiterhin, die Zeltstadt mit aktuell 220 Flüchtlingen bei der Landespolizeidirektion – im Turnsaal der Polizei wohnen weitere 40 Flüchtlinge – zu entlasten. 200 Flüchtlinge werden über den Sommer bis Ende August in Internaten untergebracht, erklärte Bertholds Sprecher Philipp Penetzdorfer am Dienstag. Es handelt sich dabei um Internate der Tourismusschule Klessheim (Flachgau), der Landwirtschaftsschule Bruck an der Glocknerstraße (Pinzgau) sowie um die Berufsschule und die Landwirtschaftsschule in Tamsweg (Lungau). Weiters werden in den nächsten Wochen Container für insgesamt 150 Flüchtlinge in der Schwarzenbergkaserne (Flachgau) aufgestellt. Wir haben die ersten 75 Wohncontainer bereits bestellt und 25 Container für die sanitären und sozialen Bereiche, sagte Penetzdorfer. Die Wohncontainer sind für jeweils zwei Asylwerber ausgerichtet. Derzeit sind 2.400 Flüchtlinge in Stadt und Land Salzburg in der Grundversorgung. Noch einiges zu tun ist laut Andreas Schäfermeier, Sprecher von Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), im geplanten Asyl-Verteiler-Zentrum in der Gemeinde Ossiach in Kärnten: Es liegt nun am Eigentümer, die notwendigen Renovierungsarbeiten so schnell wie möglich durchzuführen. Im Büro des Landeshauptmannes rechnet man damit, dass das Verteiler-Zentrum in Kärnten in ein paar Wochen den Betrieb aufnimmt, was mit dem Innenministerium so akkordiert sei. In der Steiermark gibt es nach wie vor keinen Standort für ein Asylwerber-Zentrum. Nachdem sich die Verhandlungen rund um den Fliegerhorst Nittner am Flughafen Thalerhof zerschlagen haben, ist man nach wie vor auf der Suche nach einem Platz für rund 200 Personen nahe einem Ballungszentrum, hieß es am Dienstag aus dem Büro von Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ). Der gute Wille ist da, aber wir können nicht einfach eine Kaserne leerräumen, meinte Pressesprecher Josef Reinprecht. Die Verhandlungen rund um den Fliegerhorst Nittner zwischen Bund und privaten Besitzern hatten zu keiner Einigung geführt. Es wäre der ideale Standort gewesen, so Reinprecht. Bis wann tatsächlich neue Quartiere bereitstehen, ließ sich vorerst nicht sagen. Niederösterreich plant kein zusätzliches Verteilerzentrum zusätzlich zur Bundesbetreuungsstelle in Traiskirchen. Das Land übererfülle seine Verpflichtungen mit einer Quote von 115,66 Prozent, hielt der für Asylfragen zuständige Landesrat Maurice Androsch (SPÖ) dazu fest. Mit Österreichs größtem Erstaufnahmezentrum in Traiskirchen übernimmt Niederösterreich die Kernaufgabe für die Republik bei der Flüchtlingsunterbringung. Nun müssten jene Bundesländer ihren Aufgaben nachkommen, die bis jetzt säumig seien: Eine Entlastung von Traiskirchen mit einem derzeitigen Lagerstand von über 3.900 Flüchtlingen ist unerlässlich, so Androsch. Nicht als Verteilzentren, wohl aber zur Entlastung der Erstaufnahmestelle in Traiksirchen geplant sind vier neue Schwerpunkt-Dienststellen für das Asylwesen. Diese werden nach Polizeiangaben in St. Pölten, Schwechat, Bad Deutsch-Altenburg und Marchegg situiert. In Innsbruck dürfte das Asyl-Verteiler-Zentrum nicht rechtzeitig fertig werden. Die Tiroler Tageszeitung hatte jüngst berichtet, dass die Adaptierungsmaßnahmen bis 20. Juli nicht abgeschlossen sein sollen. Die für Soziales zuständige Tiroler Landesrätin Christine Baur (Grüne) verwies am Dienstag diesbezüglich auf das Innenministerium. Gleiches taten die zuständigen Regierungsstellen in Wien. Allerdings ist das Verteilerzentrum in der Nußdorfer Straße ohnehin bereits als Flüchtlingsquartier im Einsatz, weshalb das von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) verkündete Einhalten des geplanten Starttermins realistisch zu sein scheint. In Oberösterreich soll eine der beiden Erstaufnahmestellen zu einem Verteilerzentrum umfunktioniert werden. Das habe zumindest das Innenministerium so mit dem Land vereinbart, teilte ein Sprecher aus dem Büro der zuständigen Landesrätin Getraud Jahn (SPÖ) mit. Derzeit gibt es in Thalham bei St. Georgen im Attergau eine Bundeseinrichtung mit Erstaufnahmezentrum und Zeltstadt, in Bad Kreuzen im Mühlviertel eine weitere vorwiegend für Dublin-Fälle. Welche von dieser ein Verteilerzentrum werden soll, ist offenbar noch nicht fix. Allgemein erwartet wird, dass es die Unterkunft in Bad Kreuzen wird. Im Augenblick befinden sich in Oberösterreich 933 Flüchtlinge in Bundesbetreuung.
1Panorama
Lenker wurde bei Unfall verletzt. Wiener Neustadt – Auf der Südautobahn (A2) ist Freitagmittag nahe des Knotens Wiener Neustadt ein Pkw gegen die Leitplanke gekracht und hat sich in der Folge überschlagen. Der verletzte Lenker wurde mit einem Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht, berichtete die Feuerwehr. Für die Dauer der Bergungsarbeiten musste die A2 Richtung Wien auf zwei Fahrspuren reduziert werden.
1Panorama
Vermarktungssystem wird auch bei 60-Euro-Spielen immer populärer und stößt auf Unmut. 60 Euro sind für die meisten Konsumenten viel Geld, darüber lohnt es nicht zu streiten. Wahr ist aber auch, dass dieser Basispreis von so genannten AAA-Spielen für PC und Konsole in den vergangenen Jahrzehnten nicht gestiegen ist. Inflationsbereinigt kostete ein N64-Game damals sogar deutlich mehr als ein PS4-Spiel heute. Gleichzeitig sind hingegen die Produktionskosten für Blockbuster ob immer aufwendigerer Inszenierungen massiv in die Höhe geschnellt. Um diese Schere zu schließen, peilen die Hersteller einerseits ein zunehmend breiteres Publikum an, und bedienen sich andererseits ausgefeilter neuer Vermarktungstechniken, die zusätzliche Einnahmen am Basispreis vorbeischleusen. Download-Content (DLC) in Form von umfangreicheren Spielerweiterungen oder Map-Packs muten dabei fast schon archaisch an. Der neueste Schrei wurde vom Mobile-Gaming-Markt und Free2Play-Werken entliehen und ist allgemein als Mikrotransaktionen bekannt. Diese umfassen deutlich kleinere Angebote zu wenigen Euro- oder gar Cent-Beträgen, die oftmals nur optional für jene Spieler angepriesen, die keine Zeit oder Lust haben, jedes dieser Boni selbst freizuspielen: Im Shooter Destiny beispielswiese lassen sich zusätzliche Kommunikationsgesten (Emotes) für (gar nicht so) wenig Geld erwerben. In Rise of the Tomb Raider kann man für einen Big-Head-Cheat zahlen und in Halo 5: Guardians kann man bessere Waffen und Rüstungen erstehen, während man in Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain sogar eine Versicherungen gegen den Verlust von Spielfortschritten im Mehrspielermodus abschließen kann. Der reale Gegenwert ist minimal, noch dazu, wenn derartige Features dann vielfach nur zeitlich begrenzt einsetzbar sind. Der Kreativität der Vermarkter werden keine Grenzen gesetzt, solange sie unter Millionen Spielern Konsumenten finden, die sich zahlungswillig zeigen. Fair enough, könnte man meinen, es wird schließlich niemand gezwungen, für bessere Waffen oder kosmetische Neuerungen reales Geld abzulegen. Dennoch sorgt das Modell zunehmend für Unmut unter Kunden. Die Bandbreite der negativen Gefühle ist groß: Vom Unbehangen, für 60 Euro nicht alles erwerben zu können, über die Empfindung, es mit gierigen Unternehmen zu tun zu haben, bis hin zu der Einschätzung, in Mehrspieler-Auseinandersetzungen zu unterliegen, weil man nicht das nötige zusätzliche Kleingeld aufbringen kann oder will. Vor allem aber sorgt die Implementierung von Mikrotransaktionen für Ärger, wenn das Spieldesign extra darauf zugeschnitten wurde und das Erlebnis darunter leidet. Um Kunden Mikrotransaktionen schmackhaft zu machen, koppeln Hersteller gerne Spielfortschritte zunächst an Spielgeld, das man sich verdienen muss. Je länger es dauert, dieses Spielgeld durch die Absolvierung von Missionen oder andere Errungenschaften zu lukrieren, desto schmackhafter wird die Option, dieses Spielgeld einfach per Echtgeld zu erwerben. Die tatsächlichen Kosten für jeden einzelnen Inhalt werden verschleiert, indem die Preise in der Spielwährung ausgeschrieben werden. Und damit Spieler aus Frust nicht einfach das Interesse an diesem System verlieren, wenden die Entwickler psychologisch ausgeklügelte Belohnungszyklen und Mechanismen an, die an Lotteriemethoden erinnern. So erwirbt etwa im neuen Halo oder Tomb Raider nicht einfach ausgewählte Gegenstände, sondern unterschiedlich wertvolle Pakete, die zufällig befüllt werden. Ein Konzept, das bereits äußerst gewinnbringend beim Free2Play-Sammelkartenspiel Hearthstone zum Einsatz kommt. Mit jedem Kauf, ob mit Realgeld oder Spielgeld, besteht die Hoffnung auf das große Los. Eine Metaebene, die einen im Spiel zocken lässt und mit jedem Mal das Belohnungssystem aktiviert. Dopamine und schließlich Endorphine werden den Spielern zum Verhängnis und lassen sie entweder Stunden lang nach neuen Items grinden, wie es in der Fachsprache heißt, oder gleich zum Scheckbuch greifen. Mikrotransaktionen werden so zu einem Euphemismus für ein in Summe sehr lukratives Geschäftsmodell, das längst nicht mehr nur Spieler von Web- und Mobile-Games lockt und plagt, sondern heute auch zunehmend droht, den Spaß an traditionellen PC- und Konsolenspielen zu verderben. Aus Sicht der Hersteller ist dies gewiss ein legitimer Ansatz. Irgendwie müssen steigende Kosten wieder eingespielt werden. Und diese vermeintlichen Kleinausgaben sichern das Geschäft, nach dem Kunden bereits den vollen Preis für die Eintrittskarte beglichen haben. Nachvollziehbares Geschäftsdenken steht dabei kundenfeindlichen Marketingschachzügen gegenüber. Wie weit Konzerne dabei gehen dürfen, können letztlich Konsumenten mit ihren Kaufentscheidungen nur selbst bestimmen.)
0Web
Große Schwachstellen bei "Industrial Ethernet Switches" – Tor für Cyberattacken weit offen. Sicherheitsforscher haben zum wiederholten Mal vor schwachen Schutzvorrichtungen bei vernetzten Industrieanlagen gewarnt. Auf der Black Hat-Hackerkonferenz in Las Vegas, die nächste Woche startet, werden Forscher neue Erkenntnisse zu Sicherheitslücken bei sogenannten Industrial Ethernet Switches vorstellen. Diese dienen dazu, einzelne Komponenten in Anlagen zu vernetzen und werden etwa in Atomkraftwerken, Fabriken oder Staudämmen eingesetzt. Für Cyberterroristen könnten die Schwachstellen ein Einfallstor für Anschläge mit drastischen Konsequenzen bieten. Man könnte etwa einen Staudamm dazu bringen, außer Kontrolle zu geraten – alles kann manipuliert werden, so der Sicherheitsforscher Robert Lee gegenüber DailyDot. Lee ist auch bei der US Air Force im Bereich Cyberattacken tätig. Er hat gemeinsam mit der Firma IOActive die Lücken untersucht, die Produkte aller großen hersteller (Siemens, General Electric, OpenGear und Garrettcom) betreffen. Die Ergebnisse werden im Detail erst auf der Black Hat enthüllt werden. Lee gab aber schon vorab bekannt, dass oft der Einsatz von standardisierten Passwörtern, schlechte Verschlüsselungsmaßnahmen und fehlende Sicherheitszertifikate bei Updates für Probleme sorgten. Das Updaten von fehlerhaften Industrieanlagen gestaltet sich aber problematisch, da diese weit verstreut und nicht zentralisiert upzudaten sind.
0Web
heute konkret, erLesen: Krimi-Special, Todschick – Die Schattenseite der Mode, Alles Schwindel, Report, Willkommen Österreich, kreuz und quer, Ochs im Glas, Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia. 18.30 MAGAZINheute konkret Die Ice Bucket Chal lenge, bei der sich etliche Social-Media-Nutzer aufmerksamkeitsintensiv mit Eiswasser übergossen, ist längst vorbei. Sie sollte auf die Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) aufmerksam machen. Eine Gruppe von Bridge-Spielern sammelt dagegen bis heute Geld für einen 55-jährigen Wiener, der an ALS erkrankt ist. Bis 18.51, ORF 2 20.15 LITERATURerLesen: Krimi-Special Zu Gast bei Heinz Sichrovsky: 1) Bernhard Aichner, der nach seinem Erfolgsthriller Totenfrau nun mit Totenhaus den zweiten Teil der Brunhilde-Blum-Trilogie veröffentlichte. 2) Edith Kneifl, deren historischer Wien-Krimi Totentanz im Stephansdom soeben erschienen ist. 3) David Schalko, Schöpfer der schon im Vorfeld hochgelobten ORF-Serie Altes Geld. 4) Andreas Gruber, der in seinem aktuellen Buch Racheherbst einen Serienmörder jagen lässt. Bis 21.10, ORF 3 20.15 UNTERSUCHUNGTodschick – Die Schattenseite der Mode 2013 sterben beim Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch mehr als tausend Menschen. Die großen Kleidungskonzerne, für die Menschen dort unter schlimmsten Bedingungen produzierten, gelobten Besserung. Der Film untersucht, ob sich Arbeitsbedingungen und Sicherheit in den Fabriken tatsächlich gebessert haben. Bis 21.10, Arte 20.15 KOMÖDIEAlles Schwindel (A/D 2012, Wolfgang Murnberger) Klimts Kuss wird aus dem Museum entwendet – doch der echte hängt eh im Schrank von Museumswächter Albert (Udo Samel). Ursula Strauss posiert einstweilen mit Benno Fürmann in Kuss-Pose. Bis 21.45, 3sat 21.05 POLITMAGAZINReport Themen bei Susanne Schnabl: 1) Quartiere gesucht: Noch immer schlafen hunderte Flüchtlinge in Zelten. 2) Pühringer sucht Partner: Schwarz-Grün geht sich in Oberösterreich nicht mehr aus, Schwarz-Blau schon. 3) Stadträte ohne Aufgabe: Warum es in Wien nach wie vor Politikposten ohne Zuständigkeit gibt – und wie andere Bundesländer das Problem gelöst haben. 4) Jung, ohne Schule, ohne Job: Immer mehr Jugendliche gehen weder in die Schule noch einer Arbeit nach. Bis 22.00, ORF 2 22.00 LATENIGHTWillkommen Österreich Zu Gast bei Dirk Stermann und Christoph Grissemann sind der Gastrokritiker Florian Holzer (Ochs im Glas, siehe unten) und Schlagerstar Semino Rossi. Bis 23.00, ORF 1 22.35 RELIGIONkreuz und quer Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen: Die römisch-katholische Kirche nimmt diesen Satz sehr wörtlich. Wer sich scheiden lässt und wieder heiratet, hat in der Kirche einen schweren Stand. Das Ideal der ewigen Ehe hält dem Realitäts-Check oft nicht stand und ist deshalb innerkirchlich ein großer Streitpunkt. Anschließend: Diskussion mit Theologen, Klerikern und Therapeuten. Bis 0.05, ORF 2 23.30 EINKOCHEREIOchs im Glas Drei Supermarktskeptiker, ein Ochse, 600 Rex-Gläser. In einer zweiwöchigen Freiluftkochaktion verarbeiteten Ingo Pertramer, Thomas Nowak und Florian Holzer ein ganzes Rind – und stießen dabei an ihre Grenzen. Zum Glück war die Kamera dabei und zeigt das Foodie-Spektakel in acht Folgen. Bis 23.55, ORF 1 0.00 GANGSTEREPOSGood Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia (Goodfellas, USA 1990, Martin Scorsese) Ein strahlendes Fresko, ein beängstigendes Pandämonium, eine neoveristische Oper, ein Meisterwerk: Martin Scorseses phänomenale Lebensgeschichte des Gangsters Henry Hill. Sie sehen beste Schauspielerei (Ray Liotta und Lorraine Bracco, Robert De Niro, Ray Liotta, Joe Pesci, Paul Sorvino). Bis 2.20, Arte (Sebastian Fellner/Oliver Mark, 20.10.2015)
6Etat
Der Endbericht des U-Ausschusses zum überteuerten Kauf von Seegrundstücken räumt mit dem "System Haider" auf. Klagenfurt – Es ist ja nicht wirklich verwunderlich, dass das BZÖ und die FPÖ den Bericht ablehnen. Immerhin sind sie die Nachfolgeorganisationen, unter denen das alles passiert ist, merkt Barbara Lesjak spitz an. Lesjak hat als Vorsitzende des Kärntner Seen-Untersuchungsausschusses am Mittwoch gemeinsam mit SPÖ, ÖVP, Grünen und Team Kärnten einen akkordierten Endbericht des Ausschusses beschlossen. Für die Vorsitzende ist klar: Dieser Deal von 2007 brachte dem Land – zumal die Seegrundstücke viel zu überteuert vom ÖGB und der Bawag gekauft worden waren – einen Schaden von 20 Millionen Euro. Die politische Verantwortung sei in den zwei Jahren Untersuchungsarbeit zweifelsfrei offengelegt worden: Mastermind hinter dem Seenskandal sei der tödlich verunglückte, ehemalige Landeshauptmann Jörg Haider, und dessen Helfershelfer sei das System Haider gewesen. Haider habe einen von ihm festgelegten, zu erwartenden Pachtzins der Seengrundstücke in der Höhe von zwei Millionen Euro zu einem illusorischen Kaufpreis von 44 Millionen Euro hinaufplausibilisiert. Mithilfe von Gefälligkeitsgutachten, resümiert Lesjak im STANDARD-Gespräch. Die kalte Dusche kam wenige Jahre später: Der Buchwert der Grundstücke musste 2010 um rund 28,6 Millionen Euro auf 15,3 Millionen Euro abgewertet werden. Haider hatte damals, 2007, zur Eile gedrängt, der öffentliche Seenzugang sei nicht mehr gesichert, da ein russischer Oligarch die Areale kaufen wolle. Ein vorgeschobenes Argument, wie sich herausstellte, der Oligarch war erfunden. Aber es reichte, um einen – wie im Bericht steht – massiven Druck auf das Kollegium der Landesregierung aufzubauen, um dem Kauf zuzustimmen. Erst durch den U-Ausschuss sind schließlich auch die von der ehemaligen niederösterreichischen Landesrätin Elisabeth Kaufmann-Bruckberger gestandenen Zahlungen an das BZÖ aufgedeckt worden. Bruckberger gab an, 665.000 Euro an Haider und seinen Gehilfen in mehreren Tranchen überbracht zu haben. 35.000 Euro sprangen für sie als Honorar für ihre Dienste heraus. Die FPÖ Kärnten läuft gegen den Bericht Sturm. Dieser U-Ausschussendbericht sei eine unredliche Farce, schimpfte der Klubobmann der Kärntner Freiheitlichen, Christian Leyroutz, dieser trieft vor unrichtigen Tatsachenbehauptungen. Der Grünen-Vorsitzenden Lesjak wirft Leyroutz vor, die Rolle der SPÖ und des ÖGB völlig negiert zu haben. Auch der ÖGB habe als Eigentümer vom Seenverkauf profitiert. Die grüne Vorsitzende Lesjak könne davon ausgehen, dass die FPÖ-Abgeordneten das vorliegende Konvolut an Unterstellungen, für die es keine Beweise gibt, nicht hinnehmen werden. Wir werden einen eigenen Bericht vorlegen und weitere rechtliche Schritte setzen. Die ÖGB-Spitze lässt auf Anfrage des Standard ausrichten, dass man, solange noch Verfahren laufen, keine Stellungnahme abgeben wolle.
5Inland
Griechenland und andere Staaten mit Vorbehalten in Brüssel – Kritik auch aus den USA. Brüssel – Nach stundenlangem Ringen haben die EU-Außenminister eine umstrittene Erklärung zum Israel-Palästina-Konflikt verabschiedet. In dem Dokument vom Montag zeigt sich die EU besorgt über die wachsende Gewalt von beiden Seiten, es wird aber auch auf die von der EU eingeführte Kennzeichnungspflicht für Produkte aus jüdischen Siedlungen verwiesen. Vorbehalte Griechenlands und anderer Länder hatten eine schnelle Verabschiedung am Morgen verhindert. Der Rat ist zutiefst besorgt, dass der andauernde Zyklus der Gewalt in den vergangenen Monaten zu einem erheblichen Verlust von menschlichen Leben geführt hat, hieß es in den gut zweiseitigen Schlussfolgerungen. Die EU verurteilt darin die Terroranschläge und Gewalt von allen Seiten. Nur eine Wiederaufnahme des Dialogs könne die Gewalt beenden. Die EU bekräftigt zudem ihre Unterstützung einer Zwei-Staaten-Lösung und bezeichnet jüdische Siedlungen in Palästinensergebieten als illegal. Die Schlussfolgerungen seien einstimmig verabschiedet worden, sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Abend. Sie seien eine gute und gemeinsame Basis für das Engagement der EU im Nahost-Friedensprozess. Die ursprünglich geplanten Schlussfolgerungen seien aber leicht verwässert worden, sagte ein Diplomat. In der ersten Fassung sei aus Sicht Griechenlands zu viel von Gewalt der Siedler die Rede gewesen. Die Passagen seien deshalb gestrichen worden. Auch Zypern, Ungarn und Bulgarien machten laut Teilnehmern Vorbehalte geltend, weshalb der Entwurf überarbeitet werden musste. Den Vogel abgeschossen hätten die Polen, sagte der Diplomat weiter. Sie hätten sich geweigert, die Formulierung zu akzeptieren, dass die EU und ihre Mitgliedstaaten bei der Kennzeichnungspflicht für Produkte aus jüdischen Siedlungen geeint seien. Nun heißt es lediglich, sie blieben dem Vorgehen verpflichtet. Die EU-Kommission hatte Mitte November – und damit zur Zeit des polnischen Regierungswechsels – festgelegt, dass das Siegel Made in Israel für Erzeugnisse aus jüdischen Siedlungen etwa im Westjordanland nicht mehr akzeptiert wird. Es muss nun um das Wort israelische Siedlung ergänzt werden. Israel hatte Ende November als Reaktion auf die Kennzeichnungspflicht die Kontakte zur EU im Nahost-Friedensprozess ausgesetzt. Laut der Tageszeitung Haaretz vom Wochenende versuchte die israelische Regierung bis zuletzt zu verhindern, dass die Außenminister am Montag ihre Erklärung verabschieden und damit die Unterscheidung zwischen Israel und den Siedlungen erneut betonen. Auch der US-Botschafter in Israel hat Israels Siedlungspolitik ungewöhnlich scharf kritisiert. Zu häufig werde nichts gegen Siedlergewalt unternommen, bemängelte Dan Shapiro am Montag bei einer Konferenz in Tel Aviv. Manchmal erscheint es, als messe Israel im Westjordanland juristisch mit zweierlei Maß – einem für Juden und einem für Palästinenser, sagte der Botschafter nach Angaben der Zeitung Haaretz. Eine Zwei-Staaten-Lösung sei weiterhin die einzige Lösung, betonte Shapiro. Die US-Regierung sei besorgt und bestürzt über die israelische Siedlungspolitik, die Fragen über Israels Absichten aufwerfe. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu reagierte darauf empört. Die Äußerungen des Botschafters seien inakzeptabel und falsch, sagte er nach Angaben seines Büros. Ein mutmaßlich palästinensischer Täter hatte am Sonntag im südlichen Westjordanland eine Israelin vor den Augen ihrer Kinder erstochen. Am Montag verletzte ein palästinensischer Attentäter eine schwangere Frau in der Siedlung Tekoa und wurde anschließend selbst durch Schüsse von Sicherheitskräften verletzt. Das US-Außenministerium verurteilte die Anschläge auf die Frauen in schärfster Form. Diese schrecklichen Vorfälle unterstreichen die Wichtigkeit positiver Schritte, um die Ruhe wiederherzustellen, die Spannungen zu verringern und ein sofortiges Ende der Gewalt zu erzielen, sagte Sprecher John Kirby. Bei einer Welle der Gewalt sind seit Anfang Oktober mehr als 20 Israelis und mehr als 150 Palästinenser getötet worden.
2International
Finale Erweiterung des Rollenspiels verspricht jede Menge Neuerungen und Verbesserungen. Blood and Wine, die letzte Erweiterung des 2015 erschienenen Rollenspiels The Witcher 3, wird am 31. Mai in den Handel kommen. Das gab Hersteller CD Projekt Red in einer Aussendung bekannt. Die Entwickler versprechen mehr als 90 neue Quests und mehr als 30 Stunden neue Abenteuer. Die größte Erweiterung stellt dabei eine bisher nicht erschlossene Region dar, die allein so weitläufig sein soll wie Niemandsland aus dem Hauptspiel. Es gibt zudem eine große Anzahl an neuen Features, die wir Spielern im Rahmen dieser Erweiterung näherbringen werden – wie die dynamischen POIs, ein neues Gwent-Deck, eine komplett neue Ebene an Mutationen und sogar einen Ort, den Geralt als sein Zuhause bezeichnen kann ... und all das passiert in einer neuen Region, die der Größe von Niemandsland aus dem Hauptspiel entspricht, sagt Game Director Konrad Tomaszkiewicz. 80 Prozent der verwendeten Assets sollen eigens für das Add-on kreiert worden sein. Zudem werden zahlreiche technische und grafische Verbesserungen gegenüber dem Hauptspiel in Aussicht gestellt. Blood and Wine wird sowohl als Download als auch als physische Version für Windows, PS4 und XBO erhältlich sein. PC- und PS4-Spieler können Blood and Wine für 29,99 Euro inklusive zweier Gwent-Kartendecks (Nilfgaard und Nördliche Königreiche) erwerben. Der reguläre Preis für den digitalen Einzelkauf von Blood and Wine beträgt 20 Euro, im Season-Pass zusammen mit der Hearts of Stone (erste Erweiterung) werden 25 Euro fällig.
0Web
Unternehmen nimmt Entscheidung zur Kenntnis und analysier. Wien – Aufatmen in Deutschland: Der Staat darf exklusiv mit dem derzeitigen Mautbetreiber Toll Collect über die Erweiterung des Mautsystems für Lkw auf allen Bundesstraßen verhandeln, entschied die zweite Vergabekammer des Bundes. Die österreichische Kapsch TrafficCom hatte dagegen Einspruch erhoben. Wäre dem stattgegeben worden, dann hätte sich die Entscheidung über die Vergabe wohl um Jahre verzögert. Die Vergabekammer meint, es sei zulässig, dass der deutsche Staat ausschließlich mit der Toll Collect verhandelt. Denn das Unternehmen habe Ausschließlichkeitsrechte (insbesondere Urheberrechte an der Software des Systems und das Eigentum an Anlagen und Einrichtungen) aufgrund derer sie jederzeit den Zugriff Dritter auf das Mautsystem unterbinden könne. Demnach ist rechtlich allein die Toll Collect GmbH in der Lage, die geplante Ausdehnung der Lkw-Mautpflicht bis Mitte 2018 technisch durchzuführen heißt es in einer Aussendung der Behörde vom Freitag. Der Bund verschaffe damit der Toll Collect auch keinen Wettbewerbsvorteil für die Neuausschreibung des Betriebs des gesamten Mautsystems ab September 2018, meint Andreas Mundt, Präsident des deutschen Bundeskartellamtes. Denn der Bund habe bereits angekündigt, eine Call Option zu ziehen und die Gesellschaftsanteile der Toll Collect bei Auslaufen des Vertrages zu übernehmen. Da er dann selbst Inhaber aller Rechte sein wird, kann der Bund den Betrieb des Mautsystems im Wettbewerb neu vergeben, so Mundt. Auch müsse der Bund die Call Option nicht vorzeitig ziehen. Im Zuge der Vergabenachprüfung dürften die zuständigen Instanzen nicht eingreifen. Gegen die Entscheidung kann eine sofortige Beschwerde eingelegt werden, über die gegebenenfalls das Oberlandesgericht Düsseldorf entscheiden würde, schreibt das Bundesvergabeamt. Kapsch will sich in einer ersten Reaktion nicht festlegen, ob so eine Beschwerde eingelegt wird. Wir haben die Entscheidung der Vergabekammer zur Kenntnis genommen und werden die Begründung der Entscheidung analysieren heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. Allerdings hält man fest, dass die geplante Ausweitung des Mautsystems um etwa 40.000 Kilometer auf deutschen Bundesstraßen wesentliche Veränderungen der eingesetzten Technologie mit sich bringe. Somit kann nicht von einer reinen Verlängerung des bestehenden Systems ausgegangen werden, schreibt Kapsch in der Aussendung. Bei einer reinen Vertragsverlängerung sei es hingegen sinnvoll, die Betreiberverhältnisse weiterzuführen – dies gilt für die deutschen Autobahnen wie auch für Systeme in anderen Ländern.
3Wirtschaft
Über 120.000 Menschen haben tausende Fotos aus dem Wien der Vergangenheit auf Vintagevienna zur Verfügung gestellt. Wien – Für Michael Martinek und andere Vintagevienna-Fans ist es wie das Eintauchen in eine andere Welt. In eine Welt, die im Vergleich zum Hier und Jetzt als besser erscheinen mag und keine Angst vor morgen kennt: Martinek und seine inzwischen insgesamt über 120.000 User zählende Vintagecommunity tauchen mittels alter Fotos in die Vergangenheit ein, in das Wien früherer Jahrzehnte; was nachher geschah, ist hinlänglich bekannt und wirkt rückwirkend fast harmlos, so als hätte man die letzten Seiten eines Krimis vorab gelesen. Mit diesem Wissen und nostalgischem Blick lässt sich, zum Beispiel, die fotografisch festgehaltene Tristesse am Praterstern in den 1970er-Jahren (siehe Foto) als die ganz besondere Atmosphäre des damaligen Wien genießen. So als gehörte man zu der ebenfalls abgebildeten übriggebliebenen frühmorgendlichen Partygesellschaft, die das Grau ein wenig aufheitert. Und die nach damals gutbürgerlicher Wiener Art mit schweren Mänteln und Hüten verkleideten Kinder der 1960er-Jahre auf der Aussichtsterrasse des Flughafens Wien-Schwechat (siehe Foto) wirken dann wie Exoten, die man ungehemmt bestaunen kann. Fotos sind die einfachste Form der Zeitreise, betont Vintagevienna-Mitgründer Martinek. 2012 begann der heute 42-Jährige zusammen mit Daniela Horvath familiäre Schnappschüsse und private Ablichtungen von Straßenszenen aus Wien auf die Homepage www.vintagevienna.at zu stellen. Er, Inhaber eines Musiklabels, sie, wie er auch, freie Medienprojektemacherin, legten den Schwerpunkt ihrer Fotosammlung auf die Zeit zwischen 1900 und 1980, mit besonderer Berücksichtigung der 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahre. Inspiriert dazu hatte sie ein Projekt, das sie 2011 im US-amerikanischen Los Angeles gesehen hatten: Vintage LA wurde von der Tochter eines bekannten Entertainers betrieben und fokussierte auf Aufnahmen aus dem Fundus von US-Schauspielern und -Kulturschaffenden. Das historische Los Angeles wurde erst später als Thema miteinbezogen. In Wien, so waren sich die Projektgründer einig, sollten gleich die Stadt von früher und ihre Bewohner im Mittelpunkt stehen. Dabei sollte das Verbindende überwiegen: Menschen stellen ihre Fotos zur Verfügung, andere freuen sich: eine Win-win-Situation, erläutert Martinek. Eine Situation, die jedoch nicht unbedingt zu einem authentischeren Bild der Bundeshauptstadt und der Wiener Bevölkerung in früheren Jahrzehnten führt, wendet an dieser Stelle der Wiener Stadthistoriker Peter Payer ein. Das habe mit dem privaten Charakter der analogen Fotos zu tun, die laut dem Fotografieexperten und Kurator der Wiener Fotogalerien West- und Ostlicht, Fabian Knierim, zwischen 1950 und 1990 Hochkonjunktur hatten. Sie würden sich, so Payer, zwar durch einen nichtinstitutionellen Blick auf Augenhöhe auszeichnen – aber auf immer wiederkehrende Motive. Familienausflüge, Verwandtschaftsbesuche, frei zugängliche, sensationsträchtige Vorkommnisse, zählt Payer auf. So habe etwa der Einsturz der Reichsbrücke im August 1976 ganze Scharen von Hobbyfotografen auf den Plan gerufen. Auch Martinek und Horvath plünderten zuerst den Fotofundus ihrer Großeltern und Eltern – doch mit der Zeit kamen tausende weitere Bilder von Mitinteressierten dazu: Das Vintagevienna-Projekt ging auf wie ein gelungener Germteig. Ende 2012 und 2013 gab es einen richtigen Hype, schildert Martinek. Medien aus der ganzen Welt bekundeten Interesse und berichteten über die Wiener Initiative. In der Folge wurden auch in vielen anderen Städten, Regionen und Dörfern ähnliche Projekte gestartet. Vintagevienna expandierte. Die Parallelprojekte Vintagealps und Vintageadria – mit Privatfotos aus den beliebtesten Urlaubsgebieten der Österreicher zwischen 1960 und 1990 – entstanden. Der Metro-Verlag trat an Martinek und Horvath heran, drei deutsch-englische Bücher (Die Bilder unserer Kindheit 2013, Sensationen des Alltags 2014 und Vintage Vienna: Zurück in die Zukunft 2015) wurden publiziert. Von 11. bis 13. März, Freitag bis Sonntag, findet im Wiener Museumsquartier der Art Walk Vintage & Kunst im MQ statt, samt einer Ausstellung alter Wien-Fotos von Vintagevienna. Zu einem wirklich lukrativen Geschäftsmodell wurde Vintagevienna bisher trotzdem nicht. Nach wie vor betreibt Martinek – Horvath hat sich vorübergehend zurückgezogen – das Projekt als privaten Blog, für den er inzwischen auch Facebook, Twitter, Youtube sowie Tumblr nutzt. Er schaltet keine Werbung und betreibt kein gezieltes Marketing. Welche der vielen Fotos, die er per Mail erhält, online gestellt werden, entscheidet er nicht nach dokumentarischen, sondern nach subjektiven Kriterien: Auf Vintagevienna werden Bilder hochgeladen, die Martinek besonders eindrücklich oder gelungen erscheinen. Er beschriftet sie und fügt eine Kommentarfunktion hinzu. Das initiiert einen Verwandlungsprozess. Auf den digitalen Schreibtischen und Oberflächen schimmernd, scheinen die aus staubigen Alben, Kartons, Schubladen befreiten Bilder ganze Geschichten zu erzählen. Etwa jene einer in Wien startenden Flugreise um 1960 (siehe Foto). Man trat sie als gesellschaftliches Ereignis in feiner Kleidung an – und, was die Damen angeht, in unbequemen Schuhen. Zudem, so Martinek, entwickle sich auf Vintagevienna ein Crowd-Wissen über die Stadt und ihre Bewohner. So habe ein Foto sogar schon eine Familienzusammenführung initiiert: Das Bild eines Messergeschäfts im sechsten Bezirk aus den 1950er-Jahren habe den Bildbesitzer und den aktuellen Firmenbetreiber verlinkt. In der Folge stellten sie fest, dass sie miteinander verwandt sind.
1Panorama
Hypo, Steuerreform und Griechenland ließen Hans Jörg Schelling bisher wenig Zeit für die Umsetzung des Regierungsprogramms. Wien – Nicht enden wollende Hypo-Wirrnisse, ein deutliches Budgetdefizit bei anhaltend schwieriger Wirtschaftslage, die Griechenland-Misere oder zuletzt die aufgehobene Ausschreibung von Kasinolizenzen: Weil Hans Jörg Schelling (ÖVP) haufenweise Probleme von seinen Vorgängern geerbt hat, kommt er kaum dazu, das Regierungsprogramm abzuarbeiten. Noch dazu setzt der Chef im Finanzministerium (BMF) auch eigene Schwerpunkte, wie zuletzt die angekündigte Eindämmung der kalten Progression oder die in einem STANDARD-Interview vom Zaun gebrochene Debatte über das Einkommen von Arbeitslosen. Reformverweigerung kann man Schelling also nicht vorwerfen. Die Zwischenbilanz der Regierung im Bereich Finanzen fällt trotzdem nicht allzu rosig aus, wie eine Auswahl der noch zu bohrenden Bretter zeigt.
5Inland
Parteichef Iglesias besteht aber auf Referendum zu Katalonien. Madrid/Barcelona – Der Chef der spanischen Linkspartei Podemos, Pablo Iglesias, hat den Sozialdemokraten (PSOE) angeboten, gemeinsam eine neue Regierung unter dem bisherigen konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy zu verhindern. Wir werden Spaniens Führung nicht Mariano Rajoy überlassen, sagte Iglesias am Sonntag vor dem Leitungsgremium seiner Partei. Er forderte die PSOE auf, ihr Theater zu beenden und klar zu sagen, was sie wolle. Offiziell lehnt die größte Oppositionspartei PSOE einen Amtsverbleib Rajoys und eine Zusammenarbeit mit dessen Volkspartei (PP) bisher ab. Iglesias bekräftigte zugleich sein Eintreten für einen Volksentscheid über die Unabhängigkeit Kataloniens. Die PSOE-Führung lehnt das ab. Der PSOE-Abgeordnete Rafael Simancas antwortete Iglesias am Sonntag, die Mehrheit der Spanier habe bei der Parlamentswahl am 20. Dezember für den Wandel gestimmt. Die großen Veränderungen hätten Vorrang vor dem Beharren auf einem Volksentscheid über die katalanische Frage. Die spanischen Wähler hatten dem seit der Übergangsphase nach dem Tod des Diktators Francisco Franco im Jahr 1975 und der politischen Wende von 1982 funktionierenden Zweiparteiensystem bei der Parlamentswahl eine Absage erteilt. Die Zahl der Mandate von Rajoys Volkspartei nahm um 63 auf 123 ab. Die Oppositionspartei PSOE, die wiederholt die Regierung stellte, kam auf nur noch 90 Sitze. Podemos und die liberale Partei Ciudadanos zogen als dritt- und viertstärkste Kraft mit 69 beziehungsweise 40 Abgeordneten ins Parlament ein. Die absolute Mehrheit liegt bei 176 von 350 Parlamentssitzen. König Felipe VI. als Staatsoberhaupt obliegt es, nach Gesprächen mit den Vorsitzenden aller im Parlament vertretenen Parteien einen Regierungschef vorzuschlagen. Dieser kann jedoch erst sein Amt übernehmen, wenn das Parlament ihm mehrheitlich das Vertrauen ausspricht. Ohne die Stimmen von Podemos und PSOE hat Rajoy keine Mehrheit. Die liberale Partei Ciudadanos kündigte bereits an, dass sie sich bei einer Abstimmung über eine Fortsetzung der PP-Regierung enthalten werde. Die konstituierende Sitzung des Parlaments ist für den 13. Januar vorgesehen. Sollte der Prozess der Regierungsbildung nach zwei Monaten nicht abgeschlossen sein, muss der König Neuwahlen ansetzen.
2International
Geplante Flucht wegen kaputter Stadien und fehlender Unterstützung der Lokalpolitik – Giants-Coach nach 12 Jahren zurückgetreten. Los Angeles – Drei Teams der National Football League NFL haben bei der Liga einen Umzug nach Los Angeles beantragt. Die San Diego Chargers, Oakland Raiders und St. Louis Rams reichten am Montag (Ortszeit) die entsprechenden Papiere für einen Standortwechsel ein. Die NFL-Besitzer entscheiden am 12. und 13. Jänner über die Pläne. Für einen Umzug ist die Zustimmung von 24 der 32 Eigner nötig. Die Chargers, Raiders und Rams begründen ihre Absichten mit maroden Stadien in ihren jetzigen Standorten sowie der fehlenden Unterstützung der Lokalpolitik für dringend notwendige Arena-Neubauten. San Diego und Oakland haben der NFL bereits ein gemeinsames Stadionprojekt in Carson, südlich von Los Angeles vorgelegt. St. Louis-Besitzer Stan Kroenke will mit seinem Team nach Inglewood, in die Nähe des Flughafens von L.A. Die Liga hat klar gemacht, dass sie nur eine Arena unterstützen werde, die zwei Teams beherbergen könne. Die 1960 gegründeten Chargers spielten ihre erste Saison in Los Angeles und sind seit 1961 in San Diego zu Hause. Los Angeles war von 1946 bis 1979 bereits Heimat der Rams und hatte von 1982 bis 1994 die Raiders. Ein Ende Die New York Giants müssen sich unterdessen nach zwölf Jahren einen neuen Trainer suchen. Nachdem der Verein zum vierten Mal nacheinander die Play-offs verpasst hat, teilte Chefcoach Tom Coughlin am Montag (Ortszeit) den Clubbesitzern mit, von seinem Amt zurückzutreten. Ich bin der festen Überzeugung, dass es der richtige Zeitpunkt für mich, meine Familie und die Giants ist. Es war eine Ehre und ein Privileg, als Giants-Trainer zu arbeiten, ließ Coughlin in einer Presseerklärung mitteilen. Er hatte die Giants 2004 übernommen und 2008 sowie 2012 zu Super Bowl-Siegen gegen die New England Patriots geführt. Beim letzten Erfolg war Coughlin 65 Jahre. Er ist somit der älteste Meistertrainer der NFL-Geschichte.
4Sport
War bisher etwa bei "Heute", "Der neue Grazer" und "Falstaff". Wien – Marlene Auer, zuletzt Chefredakteurin des Falstaff, wird mit 1. November neue Chefredakteurin des Horizont. Die gebürtige Grazerin war nach ersten Erfahrungen in der Radio- und Fernsehbranche bei Tageszeitungen wie Heute, Wochenzeitungen wie Der neue Grazer, Magazinen und Special-Interest-Medien tätig. Für den Falstaff hat Auer die Stammausgabe Österreich, aber auch die Entwicklung des Mediums in Deutschland und in der Schweiz verantwortet sowie zahlreiche Line-Extensions und Specials umgesetzt. Der Horizont ist für mich eine große Herausforderung und Ehre. Es gibt bereits konkrete Planungen zu einem sanften Relaunch und zur Neupositionierung des Portals, wurde Auer zitiert.
6Etat
"The Cutting Edge" versammelt unveröffentlichte Outtakes und Alternativversionen der Jahre 1965 und 1966. Wien – Auf kaum einer Bestenliste der Rockmusik fehlen jene drei Alben, die Bob Dylan 1965 und 1966 herausgebracht hat: Bringing It All Back Home, Highway 61 Revisited und Blonde On Blonde, das erste Doppelalbum der Rockgeschichte. Mit Songs wie Like A Rolling Stone, Maggies Farm und Visions of Johanna markieren sie die erfolgreiche Transformation des Folksängers in einen Hipster des Rock. Volume 12 der Archivreihe Bootleg Series, das am 6. November unter dem Titel The Cutting Edge erscheint, ist jenen beiden Jahren gewidmet, in denen sich Dylan nach eigenen Worten auf die Suche nach einem wilden, dünnen quecksilbrigen Sound machte. Versammelt werden bisher unveröffentlichte Outtakes, Probeaufnahmen und Alternativversionen, erhältlich gleich in vier Formaten. Neben dem Destillat auf Doppel-CD oder drei LPs gibt es auch eine Edition mit sechs CDs, von denen eine ausschließlich verschiedene Takes von Like A Rolling Stone versammelt. Dem nicht genug, enthält eine auf 5.000 Stück limitierte, nur über Dylans Website erhältliche Collectors Edition auf 18 CDs so gut wie jeden Ton, den Dylan damals im Studio aufgenommen hat. Mit dieser rund 600 Dollar teuren Luxusvariante, die zusätzlich mit Vinylsingles, Hi-Res-Downloads, einem großformatigen Buch und anderen Beigaben aufwartet, melkt Sony einerseits einen kaufkräftigen Sammlermarkt und verlängert gleichzeitig das Copyright der Aufnahmen, die sonst in Europa nach 50 Jahren als Public Domain gelten würden. Bereits in den vergangenen Jahren hat Sony jenseits der Bootleg Series in kleinen Auflagen Copyright Extension Collections veröffentlicht, um nicht die Rechte an Dylans frühen Aufnahmen zu verlieren. Dylan selbst, der sich auf seiner Never Ending Tour zuletzt lieber seinen jüngeren Songs denn gut abgehangenen Klassikern widmete, ist demnächst auch wieder in Österreich zu Gast, wenn er am 15. und 16. November im Festspielhaus in Bregenz auftritt.
8Kultur
Der Aufstand der Rebellen gegen das Maschinenimperium geht in die nächste Runde: Im fünften Teil der Science-Fiction-Saga kämpft Arnold Schwarzenegger auch gegen die Tücken der Erzählung. Wien – Wenn es Asche regnet, ist die Apokalypse schon vorbei. Wenn es weißgraue Asche auf menschliche Schädel regnet, ist der Kampf gegen die Maschinen verloren. Als James Cameron vor dreißig Jahren am Beginn von The Terminator schweres Kriegsgerät über die Überreste der Zivilisation rollen ließ, war ein neues Kino-Sinnbild des Untergangs geschaffen. Die Menschheit hatte sich im Kampf gegen die von ihr selbst entwickelte künstliche Intelligenz in den Untergrund zurückgezogen. Das verbrannte Kinderspielzeug, das wenige Jahre später in Judgment Day für eine scheinbar für immer zerstörte Zukunft einstand, bedeutete jedoch mehr als absolute Hoffnungslosigkeit: Der Geist des Widerstands muss sich aus ebendieser Asche erheben. Dass Terminator: Genisys nun ebenfalls mit einem Ascheregen beginnt, ist wiederum mehr als bloße Reminiszenz an den Anfang einer der erfolgreichsten Serien der Kinogeschichte. Es ist der Versuch, diese Vergangenheit in eine Gegenwart zu retten, um aus ihr noch einmal Kapital zu schlagen. Nicht nur in ökonomischer Hinsicht als mittlerweile fünfter Teil des Science-Fiction-Spektakels, sondern auch im Sinne einer Selbstausbeutung: Da kann das Kino im vergangenen Jahrzehnt mit Computereffekten und 3-D-Technologie noch so geklotzt haben – die wahren Stützen des Erfolgs in Serie sind die Wiedererkennbarkeit und ein fester Platz im popkulturellen Gedächtnis. Und so verlässt sich auch Terminator: Genisys, inszeniert von US-Regisseur Alan Taylor, in der ersten halben Stunde vorrangig auf die eigenen alten Werte, und diese bestehen beinahe ausschließlich aus Arnold Schwarzenegger und seiner Wiederauferstehung als Ikone. Bereits der erste Auftritt ist eine Reinszenierung des Beginns der Saga, inklusive jener Gruppe von Punks, denen auch diesmal die Leviten gelesen werden. Dass der Terminator kurz darauf sogar in einer Doppelrolle – als jüngeres und älteres Modell des legendären T-800 – auf sein Ebenbild eindreschen kann, weil er aus zwei unterschiedlichen Zeiten in die Vergangenheit entsendet wurde, entspricht perfekt der Idee eines permanenten Kreislaufs: Wer ständig mit dem Umschreiben von Geschichte beschäftigt ist, wahlweise zur Rettung und zur Vernichtung der Menschheit, wird irgendwann mit sich selbst in der Gegenwart konfrontiert. Die Erzählung, die sich in der Folge rund um die Entsendung des Soldaten Kyle Reese (Jai Courtney) in das Jahr 1984 entspinnt, auch nur in ihren Grundzügen skizzieren zu wollen grenzt ebenfalls an ein Abenteuer. Der loyale Gefährte des zukünftigen Rebellenführers John Connor (Jason Clarke) soll als Beschützer von dessen Mutter Sarah (Emilia Clarke) den Kampf gegen das Maschinenimperium Skynet aufnehmen, doch spätestens wenn selbst die Figuren die Logik ihrer diversen Reisen und Rollenwechsel nicht mehr verstehen und ironisch kommentieren, ist auch die Plausibilität durch die Zeitmaschine geschickt. Das mag für den einen oder anderen Gag hinsichtlich einer ungewöhnlichen Familienzusammenführung dienlich sein, etwa wenn der Sohn im Vergleich zum Vater buchstäblich alt aussieht. Man könnte nun einwenden, dass Terminator: Genisys auch als Aneinanderreihung diverser Scharmützel mit Schauwert seinen Zweck erfüllt. Doch das ist, wie die Krise des Blockbusterkinos bewiesen hat, längst zu wenig – vor allem für eine Saga rund um ein bedrohliches Terrorregime, begründete Paranoia und berechtigte Zukunftsangst. Die Zerstörungsorgien der hochgerüsteten Cyborgs – bis hin zur Terminatrix in Terminator 3 – bezogen ihren Reiz bisher nämlich vor allem aus der ungebremsten Energie, die mit der Geradlinigkeit der Erzählung im Einklang stand: Auch als Killermaschine sollte man wissen, warum man unbeschadet durch eine Mauer donnert. Im old, but not obsolete, lautet der neue Merksatz des mittlerweile in die Jahre gekommenen Terminators, von der Rebellenmutter liebevoll Pops genannt. Zum Grau der Asche ist das der Haare hinzugekommen.
8Kultur
Die Wiener Austria lädt Flüchtlinge zum Training ein. Der Spaß steht im Vordergrund. Aber John aus dem Südsudan will mehr. John wirft sich nach links, John schmeißt sich nach rechts. Der schlaksige Bursche lässt die wuchtigen Bälle nicht abklatschen, nein, er hält sie fest. Keine Frage, der Torhüter ist ein Naturtalent. Im Fachjargon würde man ihn Spinne oder Panter nennen. Schier unüberwindbar ist er heute, der Panter von Favoriten! Ebendort steht die Nachwuchsakademie der Wiener Austria. Der Nationalheilige David Alaba ist ihr entsprungen, die ÖFB-Teamspieler Aleksandar Dragovic, Markus Suttner und Rubin Okotie ebenso. An der Laaer-Berg-Straße werden einige der größten Talente des Landes zu Profis herangezogen, hier soll Nachschub für die Bundesliga und in weiterer Folge für das Nationalteam entstehen. Stolz tragen jugendliche Spieler verschiedener Altersklassen das Vereinswappen der Austria über die moderne Anlage. John ist keiner von ihnen. Der 15-Jährige stammt aus dem Südsudan. Er entfloh der Gewalt in seinem Geburtsort Malakal, um im niederösterreichischen Hirtenberg im Laura-Gatner-Haus für unbegleitete Minderjährige eine neue Heimat zu finden. Nun, da die Austria jeden Freitag jugendliche Flüchtlinge zum Training einlädt, sieht er seine Chance gekommen. Ich will Profi werden, sagt er selbstbewusst – und fischt den nächsten Ball aus der Ecke. Ralf Muhr ist Leiter der Akademie, er selbst drischt die Bälle von der Strafraumgrenze Richtung John. Wir wollen mit den Jugendlichen eine lässige Stunde verbringen, viele haben traumatische Erlebnisse hinter sich und sollen auf andere Gedanken kommen. Im Laufe der Saison hatte man bereits Flüchtlinge zu Matchbesuchen in die Generali-Arena eingeladen. Nun hat die Initiative connect.erdberg auch eine wöchentliche Trainingseinheit möglich gemacht. Mit sportlichen Aktivitäten will man der Gefahr eines Lagerkollers unter Flüchtlingen begegnen. Die Austria stellt nicht nur die gepflegten Kunstrasenplätze der Akademie, sondern auch ihre Profitrainer zur Verfügung. Wenn man die große Hilfsbereitschaft in Österreich sieht, möchte man einen Beitrag leisten, sagt Cem Sekerlioglu, Trainer der violetten U18. Natürlich müsse man sich Zeit nehmen, ein Blick in die freudigen Gesichter der Spieler spräche aber für sich. Das sind keine verlorenen Stunden, sagt Sekerlioglu, dreht sich um und gibt den Kickern Tipps in Sachen Ballannahme. Variables Spielsystem Nach dem Aufwärmen ruft Muhr alle Burschen zu sich. Man möge sich im Match auf den Spaß an der Sache besinnen, ein Pokal sei hier nicht zu gewinnen: Lets have a good time. Die Teenager nicken höflich, teilen sich in zwei Teams auf und gehen dann rustikal zu Werke. Das System variiert von 10-0-0 bis 0-0-10, Viererketten haben heute Pause. Professionelles Schuhwerk auch. Man sieht Sneakers, Straßenschuhe, nackte Füße. Der eine trägt ein Dress von Bayern München, der andere eine Kappe von Schalke 04. Und schon zappelt der Ball im Netz, ein satter Schuss in die Kreuzecke. Der Torschütze streckt seine Arme Richtung Himmel, um seinem großen Gott für diesen Geniestreich zu danken. Messi! Messi!, ruft er. Die Trainer schmunzeln. Sie beobachten die Spieler genau, die Unterschiede sind augenscheinlich. Manche haben schon in ihrer Heimat gekickt, die anderen sind mit dem Ball per Sie. Was eigentlich, wenn sich einer verletzt?, fragt Muhr seine Mitarbeiter. Kollektives Achselzucken. Wenn wir mit zu viel Bürokratie anfangen, können wir es gleich bleibenlassen, zeigt sich der Chef flexibel – um dann doch das Telefon zu zücken. Passt, alle versichert, heißt es nach kurzer Rücksprache. Die Trainer reden nicht nur über Fußball, das Thema Flüchtlinge hat sie ergriffen. Man spricht über Menschen, über Schicksale. Hier hat jeder seine eigene Geschichte, sagt Muhr. Derweil spielen sich zwei Teenager aus Somalia den Ball hochkonzentriert mit dem Kopf zu. Fragt man die beiden in einer kurzen Pause nach dem Grund ihrer Flucht, sagen sie zeitgleich Al-Shabaab. Unter der islamistischen Miliz hätte es nur drei Optionen gegeben: Morden, ermordet werden oder so schnell wie möglich das Weite suchen. Jetzt sei man froh, in einem sicheren Land untergebracht zu sein. Kein Klagen, viel Optimismus. Das Essen sei toll, man werde unterrichtet, alles in Ordnung. Dass der Stromanbieter Verbund in der Akademie auch noch Rucksäcke mit T-Shirts, Regenjacken Trinkflaschen und Lebensmittelgutscheinen verteilen lässt, sorgt zusätzlich für gute Stimmung. Wie die Burschen gekommen sind, waren sie noch recht zurückhaltend, aber jetzt tauen sie allmählich auf, sagt Muhr. Nachsatz: Der Fußball kann das Eis brechen. Ein Goalie unter der Lupe Auch Roman Stary ist Teil des Trainergespanns. Er coacht im Alltag Austrias U16 und nimmt Goalie John unter die Lupe. Ich würde ihn gerne in unserem regulären Trainingsbetrieb sehen. Das wäre eine unglaubliche Geschichte. Er ist sehr flink. Aber hier am Laaer Berg reicht es nicht, Talent zu haben. Hier braucht es langjährige sportliche Ausbildung, hier wird der nächste Robert Almer, der nächste Heinz Lindner gesucht. Und die haben nicht erst mit 15 angefangen. Wer John länger beobachtet, merkt, dass in Sachen Beinarbeit und Ballbehandlung einiges fehlt. Und ein Torhüter der Neuzeit braucht eben auch seine Füße. Ob diese Defizite überhaupt noch aufzuholen sind? Er würde es sehr schwer haben, sagt Muhr. Und während all die anderen Spieler Schluss machen, trinken gehen, Fotos schießen, steht John noch auf dem Platz. Er lässt sich die Bälle zuspielen. Immer und immer wieder. Alle auf den Fuß.
4Sport
Die Rekordarbeitslosigkeit wird Österreich noch länger beschäftigen. Das Risiko von Armut trotz Arbeit steigt. Wien – Die Lage auf dem österreichischen Arbeitsmarkt ist angespannt. Dank Demografie und Sozialpolitik ist die Zahl der Arbeitslosen im Mai auf knapp 400.000 gestiegen, ein Rekordwert. So schnell wird sich die Lage auch nicht verbessern, wie jetzt auch die OECD in ihrem aktuellen Beschäftigungsausblick bestätigt. In der zweiten Jahreshälfte dürfte die Arbeitslosigkeit weiter steigen. Erst 2016 soll sie geringfügig fallen. Die steigenden Arbeitslosenzahlen in Österreich von Mitte 2011 bis Ende 2014 waren laut OECD vor allem auf eine gesunkene Binnennachfrage zurückzuführen. Inzwischen habe es erste Anzeichen für einen Aufschwung gegeben, die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen und Langzeitarbeitslosen sei im ersten Quartal leicht zurückgegangen. Die Fortschritte seien allerdings im Rest der OECD vielerorts größer als in Österreich. Aber auch in vielen OECD-Ländern verläuft der Aufschwung laut OECD langsam und ungleichmäßig. Selbst Ende 2016 werde es im OECD-Raum nicht gelingen, die Joblücke zu schließen, den die jüngste Wirtschaftskrise gerissen hat, heißt es. Prognosen zufolge werde die Arbeitslosigkeit nur allmählich abnehmen und Ende des kommenden Jahres bei 6,6 Prozent liegen. Lohnuntergrenze statt Mindestlohn Die Mehrzahl der OECD-Mitglieder nutzt Mindestlöhne, um die Gehälter am unteren Ende der Einkommensskala zu erhöhen und zu verhindern, dass die Familien von Erwerbstätigen in Armut leben müssen. Ob diese Maßnahmen Wirkung zeige, hänge auch von der Höhe des Mindestlohns und von den Steuern und Abgaben auf ihn ab. Ist der Lohn zu hoch angesetzt, kann er zu Arbeitsplatzverlusten führen. Österreich ist eines der wenigen Länder, in denen kein gesetzlicher Mindestlohn gilt. Die von den Sozialpartnern 2009 vereinbarte Lohnuntergrenze von 1.000 Euro sei seither nicht angepasst worden und im Vergleich zum Medianverdienst sehr niedrig – nur ein verschwindend geringer Teil der Arbeitnehmer würde davon profitieren, schreibt die OECD. Auch Österreich werde nicht umhinkommen, über das Thema Risiko trotz Arbeit und die geringe Verhandlungsmacht von Sozialpartnern bei der Festlegung von Lohnuntergrenzen zu diskutieren, so die OECD-Experten. Die jüngste Steuerreform habe zwar dafür gesorgt, dass sich die Nettolöhne erhöht haben, Steuern und Abgaben seien aber hoch geblieben – auch für Geringverdiener. Die OECD schlägt vor, mit gezielten Aktivierungsmaßnahmen Arbeitssuchende und auch solche, die die Suche schon aufgegeben haben, wieder in Lohn und Brot zu bringen. Mehr Geld für Arbeitsmarktprogramme Dazu seien starke Institutionen und eine überzeugende Arbeitsmarktpolitik der Schlüssel. Mit fast 0,8 Prozent des BIP seien die heimischen Ausgaben für aktive Arbeitsmarktprogramme im internationalen Vergleich zwar relativ hoch (im OECD-Durchschnitt liegen sie knapp unter 0,6 Prozent), dennoch sollte nach Einschätzung der OECD-Experten angesichts der Entwicklung der Arbeitslosenquote das Budget für das Arbeitsmarktservice (AMS) erhöht werden, schlägt die OECD vor. Besonders hoch ist in Österreich laut OECD die Einkommensungleichheit. Dies lasse sich durch chronische Arbeitslosigkeit, niedriges Kompetenzniveau einiger Bevölkerungsgruppen und das generell niedrige Arbeitslosengeld erklären. Um Einkommensungleichheiten zu bekämpfen, müssten individuelle Kompetenzen und die Mobilität von Beschäftigten hin zu wachsenden Wirtschaftssektoren und Firmen gestärkt werden. (rebu, 9.7.2015)
3Wirtschaft
Mit "Gefährderansprache" und Meldeverpflichtung für potenziell gefährlich Radikalisierte. Wien – Der Ministerrat hat am Dienstag mit Verspätung eine Gesetzesänderung in Richtung Parlament geschickt, die vergangenen Herbst nach den Terroranschlägen in Paris angekündigt wurde. Die Behörden dürfen damit potenzielle Gefährder vorladen und belehren. Außerdem soll es möglich werden, radikalisierte Personen per Meldeverpflichtung zu bestimmten Zeitpunkten zu laden. Diese Maßnahmen sind Teil eines Präventionspakets, das die damalige Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) Ende des Vorjahres im Kielwasser der Pariser Terroranschläge angekündigt hatte. Konkret wird das Sicherheitspolizeigesetz geändert, um verfassungsgefährdende Angriffe zu verhindern. Bei der Gefährderansprache zur Deradikalisierung soll die Polizei Personen, von denen anzunehmen ist, dass sie solche Angriffe starten, quasi ins Gewissen reden und ihnen klarmachen, wie gefährlich eine weitere Radikalisierung wäre. Zugleich sind sie auf Deradikalisierungsprogramme hinzuweisen. Die Meldeverpflichtung schafft eine Möglichkeit, Betreffende zu ganz bestimmten Zeiten zu laden. Das Ziel: Will man verhindern, dass jemand bei einem Event wie etwa einer Großdemonstration dabei ist, zieht man ihn mittels Meldepflicht für diese Zeit quasi aus dem Verkehr. Beide Instrumente gibt es bereits bisher im Sicherheitspolizeigesetz – allerdings dezidiert zur Vermeidung von Gewalt und Rassismus bei Sportveranstaltungen, daher auch salopp Hooligan-Paragraf genannt. Weiters im Präventionspaket enthalten ist eine Optimierung der schengenweiten Fahndungsmaßnahmen, etwas, was das Einziehen ungültiger ausländischer Dokumente, die Ausschreibung potenziell gefährlicher Personen und die Verschränkung von nationaler und schengenweiter Kfz-Fahndung betrifft. Auch einige Maßnahmen, die sich nicht dem Schutz vor Terrorismus verschreiben, wurden ins Paket gepackt: Im Bereich der häuslichen Gewalt sollen weggewiesene Gefährder künftig eine verpflichtende Rechtsaufklärung mit Beratungselementen erhalten. Das Betretungsverbot für Schul- und Betreuungseinrichtungen wird ausgeweitet.
5Inland
Klage in Deutschland und Datenanfrage in den USA. Stuttgart/Washington – Der deutsche Autobauer Daimler kommt wegen Abgaswerten von Dieselmotoren unter Druck. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kündigte am Montag in Stuttgart an, den Konzern wegen Verbrauchertäuschung vor dem Stuttgarter Landgericht zu verklagen. Werbeversprechen für angeblich saubere, tatsächlich aber umweltschädliche Dieselmotoren seien irreführend und müssten dringend aufhören, hieß es. Die Klage wird erst noch eingereicht – ob sie vom Gericht überhaupt zugelassen wird, steht bisher nicht fest. Eine Daimler-Sprecherin entgegnete, die Klage entbehre jeder Grundlage. In den USA meldete sich unterdessen die Umweltbehörde EPA zu Wort. Deren Chef Christopher Grundler sagte dem Handelsblatt (Montag): Wir haben Mercedes kontaktiert und Testergebnisse für die amerikanischen Dieselmotoren eingefordert. Damit reagierte die Behörde auf eine US-Zivilklage von Mitte Februar. Hierbei geht es um bestimmte Diesel-Modelle von Mercedes-Benz, bei denen der Ausstoß von Stickoxid (NOx) laut Klägern die US-Vorschriften bei unter zehn Grad Celsius um das 65-Fache überschritten wird. Dem Konzern werden Verstöße gegen Umweltgesetze und – wie bei der Klageankündigung der Deutschen Umwelthilfe – eine Irreführung der Verbraucher vorgeworfen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die US-Umweltbehörde nach Bekanntwerden einer Zivilklage Daten einfordert. Eine Daimler-Sprecherin betonte am Montag, man setze kein defeat device (Schummelsoftware) ein, die Sammelklage sei unbegründet. Wir werden uns dagegen mit allen juristischen Mitteln verteidigen, sagte sie. Man arbeite seit langem mit den US-Behörden konstruktiv zusammen und werde sie auch jetzt bei ihren Prüfungen unterstützen. Die EPA wirft Daimler bisher keine Manipulationen vor, solche Anschuldigungen richten sich nur gegen VW. Bei den Vorwürfen in der Zivilklage geht es um die NOx-Emissionen von Fahrzeugen mit BlueTec-Dieselmotoren. Bei der Mercedes-C-Klasse gab es in der Vergangenheit bereits Vorwürfe der DUH – zuletzt, nachdem das niederländische Prüfinstitut TNO erhöhte Werte festgestellt hatte. Verbraucherklagen kommen in den USA häufig vor. Hinter dem Verfahren gegen Daimler steht der bekannte US-Anwalt Steve Berman, der bereits General Motors und Toyota mit Sammelklagen zu schaffen machte. Einrichtungen zur Abgaskontrolle sind in der Autobranche durchaus verbreitet – damit soll der Motor geschont werden. Sie sind den Autoherstellern in den USA auch nicht verboten. Allerdings müssen diese Programme bei der Zulassung der Fahrzeuge offengelegt und von den Behörden genehmigt werden. Zu der Frage, ob Daimler eine Funktion zur Runterregelung der Stickoxid-Verbrennung einsetze und dies der EPA offengelegt habe, äußert sich der Stuttgarter Autobauer nicht. Die Testergebnisse von TNO sind auch für die Deutsche Umwelthilfe Anlass der Klage. Aussagen in Katalogen oder im Internet zu Abgaswerten seien falsch, die hierbei erwähnte Abgasreinigung von bis zu 90 Prozent sei nur im Labor und nicht in Straßentests nachgewiesen, argumentiert die DUH. Die Organisation tat sich bereits in der Vergangenheit als heftiger Daimler-Kritiker hervor. Die Sprecherin des Autobauers betonte: Wir weisen den Vorwurf der DUH e.V. auf das Schärfste zurück, dass unsere Kunden mit falschen Qualitätsversprechen getäuscht würden. Die DUH habe wiederholt Vorwürfe erhoben, die nicht belegt gewesen seien. Dies sei ein Versuch, Daimler zu diskreditieren, hieß es aus dem Konzern.
3Wirtschaft
Deutschland machte Balken zu und wieder auf – Flüchtlingsandrang aus Slowenien. Wien/Graz/Salzburg/Ljubljana – Der Hotspot der Flüchtlingsankünfte in Österreich hat sich am Wochenende offenbar endgültig von der ungarisch-burgenländischen zur slowenisch-steirischen Grenze verlagert. Nachdem Ungarn die Grenze Richtung Kroatien am Samstag um null Uhr endgültig geschlossen hat, reisen die Schutzsuchenden, die nach wie vor meist nach Deutschland und Nordeuropa wollen, via Slowenien nach Österreich. Rund 2.600 Menschen hatten am Wochenende bis Sonntag 16 Uhr das Bundesgebiet in Bad Radkersburg und Spielfeld betreten. Die Zahl sei deshalb relativ niedrig, weil Slowenien pro Tag nur 2.400 Menschen aus Kroatien einreisen lasse – und diese im Übrigen auch registriere, sagte Oberst Klaus Jäger, Leiter des zentralen Transportmanagements im Bundes-Flüchtlings-Krisenstab, zum STANDARD. Eine Meldung des slowenischen Innenministeriums, wonach Österreich Slowenien aufgefordert habe, täglich nur 1.500 Flüchtlinge weiterreisen zu lassen, dementierte das Innenministerium. Im burgenländischen Nickelsdorf, wo am Samstag noch 4.155 Personen ankamen, herrsche nun null Andrang, hieß es. In Österreich selbst stellten am Samstag rund 200 Menschen einen Asylantrag. Die in der Steiermark Ankommenden werden in Bussen zum Grazer Ostbahnhof gebracht; der Grazer Hauptbahnhof wird nicht angefahren. Von Graz aus könnten die Flüchtlinge laut Jäger in Regelzügen weiterreisen – aber nicht bis in die Stadt Salzburg, wo die Notquartiere überfüllt sind. Stattdessen würden die Menschen in grenznahe oberösterreichische Transitquartiere gebracht. Hier übernachten die meisten von ihnen, bevor sie, in der Regel zu Fuß, die Grenze in Richtung Deutschland anpeilen. Dort herrschte am Sonntag beträchtliche Nervosität. Laut Jäger wurde um 12.30 Uhr im Bundes-Krisenstab eine Alarmmeldung verbreitet, laut der Deutschland sämtliche Grenzübergänge außer jenen bei Freilassing für Fußgänger geschlossen hatte. Zwei Stunden später sei das wieder zurückgenommen worden. Laut Jäger versuchen die deutschen Behörden auf diese Art, den Flüchtlingsandrang zu kanalisieren – wohl wissend, dass geschlossene Balken mehr Übertritte per grüne Grenze zur Folge haben, was ebenfalls unerwünscht ist. Jäger: Weil in Deutschland dann mit einer nicht einschätzbar hohen Zahl neuer Asylanträge zu rechnen ist, was die Versorgungskapazitäten überlasten kann. Die deutsche Polizeigewerkschaft hat sich indes für den Bau eines Zauns an der Grenze zu Österreich ausgesprochen. Auch der Widerstand der Unionsfraktion gegen die Flüchtlingspolitik der deutschen Kanzlerin Angela Merkel wird stärker. Wie die Bild-Zeitung vom Montag berichtete, will eine Gruppe um den Vorsitzenden des Parlamentskreises Mittelstand der Unionsfraktion, Christian von Stetten, Merkel per Beschluss zur Abkehr von der Politik der offenen Grenzen zwingen. Sie bereiteten einen Antrag zur Schließung der Grenzen vor.
1Panorama
Hartes Pflaster Indiana: Republikaner droht Zwölfjährigem mit Schlägen – Spott von Trump-Anhängern, Fiorina fällt von Bühne. Der Wahlkampf hätte für den republikanischen Präsidentschaftbewerber Ted Cruz besser laufen können. Im Duell mit Donald Trump war die erzkonservative Tea-Party-Ikone bereits vor der am Dienstag stattgefundenen Vorwahl in Indiana aussichtslos abgeschlagen, von seinem Parteikollegen John Boehner wurde er als leibhaftiger Teufel bezeichnet. Die Nominierung seiner Vizepräsidentschaftskandidatin Carly Fiorina just nachdem Cruz am vergangenen Dienstag in fünf weiteren US-Bundesstaaten gegen Trump verloren hatte, brachte ihm reichlich Spott von Stephen Colbert in der Late Show ein. Am Dienstag stand dann also die Vorwahl in Indiana an. Dass der US-Bundesstaat ein hartes Pflaster für Cruz ist, zeigte sich schon vor seiner Wahlniederlage. Am Rande einer Wahlveranstaltung in der Stadt Marion ließ er sich auf eine Diskussion mit Trump-Anhängern ein. Auf seine Aussage, er würde Präsident aller US-Amerikaner sein, erhielt er die lapidare Antwort Wir wollen Sie nicht. Cruz versuchte weiter zu argumentieren: Amerika ist ein besseres Land... – ...ohne Sie bekam er zu hören. Der Kandidat ließ sich davon wenig beirren und fuhr fort: ...und eine Frage, die jeder hier fragen sollte:... – Sind Sie ein Kanadier?, ergänzte ein Trump-Fan, eine Anspielung auf Cruz nicht in den USA liegenden Geburtsort. Von einem anderen Wähler in Indiana bekam Cruz zu hören, dass er mathematisch ohnehin bereits chancenlos sei und seine Kampagne aufgeben solle. Am Übelsten lief es für Cruz jedoch in La Porte. Dort wurde seine Wahlveranstaltung von einem zwölfjährigen Buben gestört. Als er mit seiner Rede ansetzte, rief der Kleine Das ist mir egal dazwischen. Offenbar ist da ein junger Mann mit ein paar Problemen, sagte Cruz und bekam ein herzhaftes You suck! zu hören. Kinder sollten mit Respekt sprechen, antwortete Cruz: in seinem Haus würde ein Kind, das sich so benehme, den Hintern versohlt bekommen. Von seinem Publikum bekam Cruz für diese Aussage Applaus, der Zwischenrufer wurde von Polizisten aus dem Saal geführt. Carly Fiorina wiederum passte sich als Running mate Cruz Umfragewerten an: Nachdem sie bei einer Veranstaltung den Präsidentschaftskandidaten anmoderiert hatte, fiel sie von der Bühne, als hätte sich die Erde aufgetan. Die einzige Unterstützung der jüngsten Tage erhielt der radikale Christ Ted Cruz ausgerechnet von den Anhängern des Widersachers: die größte Satanistensekte der USA widersprach John Boehner. Cruz sei keineswegs der Teufel, erklärte Satanic-Temple-Sprecher Lucien Greaves. Die Christen könnten Cruz nicht einfach zu den Satanisten abschieben: We don’t fucking want him.
2International
In der Wattener Lizum wurden 17 tschechische Staatsbürger von einer Lawine verschüttet. Wattenberg/Innsbruck – Ein schweres Lawinenunglück hat am Samstag in Wattenberg in Tirol fünf Todesopfer gefordert. Insgesamt wurden zu Mittag 17 tschechische Wintersportler in der Wattener Lizum (Bezirk Innsbruck Land) beim Aufstieg auf die Lizumer Hütte von einer großen Lawine mitgerissen und verschüttet. Inzwischen ist der Rettungseinsatz abgeschlossen. Zwölf Verschüttete konnten gerettet werden, zwei Personen sind verletzt. Laut Polizei soll die Lawine um 12.25 Uhr abgegangen sein. Die 17 Wintersportler waren in zwei Gruppen unterwegs, die beide einen Führer dabei hatten. Wie kundig diese Guides waren, ist derzeit aber noch nicht bekannt, heißt es vonseiten der Bergrettung. Unter den Toten sind laut Polizei Männer und Frauen, es dürfe sich bei allen um tschechische Staatsbürger handeln. Insgesamt sind in Tirol am heutigen Tag 18 Lawinen abgegangen. Mehrere Menschen wurden dabei verschüttet, konnten jedoch rasch befreit werden. Dutzende Bergretter und zahlreiche Hubschrauber waren im Einsatz. Der Baumeister von Lawinen sind ergiebige Neuschneefälle, starke Erwärmung und Temperaturschwankungen sowie Wind. Sie sind neben der Setzung der Schneekörner durch Druck und Schwerkraft ausschlaggebend für die Entstehung einzelner Schichten einer Schneedecke. Je unterschiedlicher die Konsistenzen zweier Lagen sind, desto leichter kann die Bindung reißen und dieser Vorgang eine Schneebrettlawine auslösen. Rund 90 Prozent der Lawinenunglücke im skitouristischen Bereich machen derartige Festschneelawinen aus. Besonders Gefahren bringende Schneearten sind der windbeeinflusste Packschnee, sehr wasserhaltiger Pappschnee, Schwimmschnee, der im Bodenbereich wie ein Kugellager wirkt, Eislamellen als eingeschneite Gleitschicht oder etwa Oberflächenreif, der mit Packschnee abgedeckt als höchst gefährliche Zwischenschicht gilt. Durch die großen Zug- und Drehkräfte, die entstehen, da sich Schneemassen an der Oberfläche schneller bewegen als darunter liegende, sterben etwa 20 Prozent aller Verschütteten bereits bis zum Stillstand der Lawine. Nach 30 Minuten leben nur noch rund 30 Prozent, wovon nach weiteren eineinhalb Stunden der Großteil seinen Verletzungen erliegt, erstickt oder erfriert. Mehr als zwei Stunden nach dem Abgang einer Lawine werden laut Experten durchschnittlich nur mehr drei Prozent der Verschütteten lebend geborgen.(APA, mika, 6.2.2016)
1Panorama
Attentäter ist auf Fotos mit Kriegsfahne zu sehen. Banner weht auf dem Kapitol der Stadt, für Obama "gehört es in ein Museum". Charleston – Ist sie ein Symbol des Hasses oder kultureller Identität? Der Attentäter von Charleston, der 21-jährige Dylann Roof, ist auf Fotos im Internet oft mit einer Kriegsflagge der Konföderierten zu sehen. Das Auto, in dem er nach der Tat gestellt wurde, hatte ein Konföderierten-Nummernschild. Das Massaker in einer Schwarzen-Kirche in der Stadt im US-Bundesstaat South Carolina mit neun Toten hat deshalb eine neue Debatte über das Banner aus dem Bürgerkrieg (1861–1865) ausgelöst. Es weht auf dem Gelände des Kapitols der Stadt. In der Vergangenheit waren immer wieder Forderungen laut geworden, es zu entfernen. Als Reaktion auf die Bluttat waren die US-Flagge und die Flagge des Staates South Carolina vor dem Parlament in Columbia auf Halbmast gesetzt worden – nicht aber die rote Südstaaten-Flagge mit dem blauen Sternenkreuz. Dazu hätte das Parlament von South Carolina seine Zustimmung geben müssen, lautete die offizielle Begründung. Tausende Menschen zogen am Samstag zu der Flagge und verlangten ihre Entfernung. Wir können uns nicht länger leisten, diese Flagge hier stehen zu lassen, sagte die 95-jährige Aktivistin Sarah Leverette. Die Fahne sei ein Leuchtsignal für diejenigen, die bösen Überzeugungen verhaftet blieben – so wird sie etwa vom rassistischen Ku-Klux-Klan (KKK) genutzt. Mehr als 480.000 Menschen hatten bis Sonntagabend (Ortszeit) ihren Namen unter eine Online-Petition gegen die Flagge gesetzt. US-Medien entdeckten am Samstag die Website lastrhodesian.com, auf der Roof auf Fotos mit Feuerwaffen und beim Verbrennen der US-Flagge zu sehen ist. Ich habe Charleston ausgewählt, weil die Stadt (...) zeitweise den landesweit höchsten Anteil von Schwarzen im Vergleich zu Weißen hatte, heißt es in einem Text. Wir haben keine Skinheads, keinen wirklichen KKK, niemand, der irgendetwas tut außer im Internet reden. Jemand muss den Mut haben, es in der wirklichen Welt zu tun, und ich schätze, dass ich das sein muss. Es folgen Hasstiraden gegen Schwarze, Hispanics und Juden. Ob es sich bei dem Verfasser um Roof handelt, wurde von den Behörden noch überprüft. US-Medien berichteten, die Internetseite sei im Februar unter seinem Namen registriert worden. Der Name letzter Rhodesier bezieht sich auf den vom südafrikanischen Apartheidregime unterstützten Staat Rhodesien, dem heutigen Simbabwe. Kritiker sehen sich dadurch in ihrer Auffassung bestärkt, dass die Flagge ein Symbol des Rassismus und Hasses sei. Sie repräsentiere die damalige Bereitschaft der Südstaaten, in den Krieg zu ziehen, um die Sklaverei beibehalten zu können. Befürworter – vor allem Weiße im Süden der USA – betrachten das Banner dagegen als ein Symbol kultureller Identität, südlichen Stolzes und eines wichtigen Teils der Geschichte. Eigentlich war die rote Fahne mit dem blauen Andreaskreuz und den weißen Sternen darauf nicht die Flagge der abtrünnigen Südstaaten, sondern die Flagge eines Teils ihrer Truppen im Feld. Doch sie wurde in den USA wie in Übersee zu einem Symbol der Konföderierten. In Charleston wurde die Flagge 1962 – inmitten der US-Bürgerrechtsbewegung – zunächst über der Kuppel des Kapitols aufgezogen. Nach einem Massenprotestmarsch wurde sie 2000 an einen Platz nahe eines Konföderierten-Kriegsdenkmals auf dem Kapitolgelände verlegt. Der Washington Post zufolge sprachen sich bei einer Umfrage 2014 73 Prozent der Weißen in South Carolina für die Flagge aus, 63 Prozent der Schwarzen dagegen. Auch in anderen südlichen US-Staaten gab es immer wieder Kontroversen um das Banner, so in Florida, Georgia und Mississippi. In Florida wurde die Fahne während der Gouverneursamtszeit des jetzigen republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Jeb Bush vom Kapitol in Tallahassee entfernt. Der bekräftigte am Wochenende via Twitter seine Position. Mississippi ist der Washington Post zufolge der einzige Staat, dessen Staatsbanner noch eine Konföderierten-Kriegsflagge integriert hat. My perspective on the Confederate flag issue: http://t.co/4HG9CPuz92 pic.twitter.com/As7iKYE78w Neben Bush forderte auch der ehemalige republikanische US-Präsidentschaftsanwärter Mitt Romney auf Twitter, die Konföderierten-Flagge abzuhängen. Zustimmung erhielt er dabei von US-Präsident Barack Obama. Take down the #ConfederateFlag at the SC Capitol. To many, it is a symbol of racial hatred. Remove it now to honor #Charleston victims. Good point, Mitt. https://t.co/Ryusfp8Xbh Außerdem fand Obama nach Angaben eines Sprechers ebenfalls, dass die umstrittene Fahne in Charleston in ein Museum gehört. Auch der Präsident der Schwarzenorganisation NAACP, Cornell Brooke, forderte: Die Fahne muss weg. Dagegen sagte Mississippis Ex-Gouverneur Haley Barbour laut Medienberichten, die Fahne habe absolut nichts mit dem Massaker zu tun. Sie ist Teil der Geschichte, genau wie George Washington, Thomas Jefferson und Andrew Jackson, die alle Sklavenbesitzer waren. Werden wir jetzt den Namen des Washington-Denkmals (in Washington) ändern? (APA, red, 22.6.2015)
1Panorama
Swift-Verbund warnt Kunden: Es gab mehrere Cyber-Angriffe – Angreifer waren im Namen befugter Benutzer unterwegs. Der spektakuläre Hackerangriff auf die Zentralbank von Bangladesch vom Februar war kein Einzelfall. Der internationale Zahlungsverkehrsverbund Swift erklärte am Montagabend, es habe mehrere Vorfälle gegeben, bei denen betrügerische Nachrichten über das Netzwerk gesendet wurden. Ob dabei ein tatsächlicher Schaden entstand, blieb zunächst offen. Anfang Februar hatten Cyberdiebe 81 Mio. Dollar (71,91 Mio. Euro) von der Zentralbank in Bangladesch erbeutet. Abgesehen hatten sie es auf rund eine Milliarde Dollar. Dass sie damit nicht erfolgreich waren, lag an einem Tippfehler in einer Überweisung, der eine Bank misstrauisch werden ließ. Experten zufolge haben Hacker inzwischen verstärkt große Ziele im Visier, weil dort im Verhältnis zum Aufwand eine wesentlich höhere Beute winkt als bei Cyberangriffen auf Privatleute oder kleinere Firmen. Dem Netzwerk Swift (Society of Worldwide Interbank Financial Telecommunication) zufolge waren die Hackerangriffe schwer erkennbar. Die Kriminellen hätten sich Zugriff auf Rechner von Finanzinstituten verschafft, die regulär mit dem Zahlungssystem verbunden waren, hieß es in einer Swift-Nachricht an Kunden, über die Reuters zunächst berichtet hatte und die Swift später bestätigte. Die Angreifer hätten dadurch im System die Identität befugter Nutzer annehmen und in deren Namen tätig werden können. Swift gab am Montagabend ein Software-Update heraus, das sich gegen ein Schadprogramm richtet, das bei dem Angriff auf Bangladeschs Notenbank benutzt wurde. Das Schadprogramm mit dem Namen evtdiag.exe diente den Angaben zufolge dazu, Spuren zu verwischen, indem Informationen über die betrügerischen Überweisungen verfälscht oder gelöscht wurden. Ziel war, den Raub zu verschleiern, bis die Täter gestohlenes Geld in Sicherheit gebracht haben. Swift ist ein Dreh- und Angelpunkt des internationalen Finanzsystems. Die internationale Kooperative von 3.000 Instituten hat ihren Sitz in Brüssel. Sie soll dafür sorgen, dass Zahlungsvorgänge sicher und reibungslos über die Bühne gehen. Swift wickelt für mehr als 10.000 Banken weltweit Nachrichten und Finanztransaktionen über gesicherte Netze ab.
0Web
Unter den sechs Opfern einer Schießerei in der südmexikanischen Unruheregion sind auch zwei Kinder. Die Polizei vermutet organisierte Kriminalität hinter dem Anschlag. Chilpancingo – Die Unruheprovinz Guerrero im Süden Mexikos wird von einer Welle der Gewalt erschüttert. Bei einer Schießerei in der Ortschaft Chilapa starben sechs Menschen. Unter den Opfern seien mehrere Verwandte des ehemaligen Polizeichefs der Region, sagte der örtliche Staatsanwalt Miguel Angel Godinez am Dienstag im Fernsehsender Milenio. Demnach kamen bei dem Anschlag zwei Kinder im Alter von sieben und einem Jahr ums Leben. Erst vor einer Woche war der Sohn von Ex-Polizeichef Silvestre Carreto Gonzalez getötet worden. Wir gehen davon aus, dass die Tat im Zusammenhang mit der Arbeit des ehemaligen Sicherheitschefs steht, sagte Godinez. Unserer Vermutung nach steckt das organisierte Verbrechen dahinter. Die Polizei sucht nun nach Carreto, um seine Aussage aufzunehmen. Der Aufenthaltsort des früheren Polizeichefs ist unbekannt. Am Tatort wurden ein Geländewagen und ein völlig ausgebranntes Auto sichergestellt. Chilapa ist ein Brennpunkt der Gewalt. Vor den Regionalwahlen im Juni wurden dort mehrere Menschen verschleppt und der Bürgermeisterkandidat der Regierungspartei PRI erschossen. Die Gemeinde liegt in einem wichtigen Mohnanbaugebiet für die Opiumproduktion und ist zwischen den Banden Los Rojos und Los Ardillos heftig umkämpft. Erst in der Nacht auf Montag waren bei einem Überfall auf eine Hahnenkampfarena in Guerrero mindestens zehn Menschen getötet worden. Schwarz gekleidete Männer eröffneten in der Ortschaft Cuajinicuilapa südöstlich des Badeorts Acapulco mit Sturmgewehren das Feuer. Alles weist auf einen direkten Angriff hin. Sie waren hinter einer bestimmten Person her, sagte Staatsanwalt Godinez. Zuvor hatten die Ermittler von zwölf Opfern gesprochen. Zwei auf einem Weg entdeckte Leichen stünden allerdings in keinem Zusammenhang mit der Attacke auf die Arena, erklärte Godinez im Radiosender Formula. Bürgermeister Constantino Garcia Cisneros bat um zusätzliche Polizisten und Soldaten zum Schutz seiner Gemeinde. Außerdem rief er die Bevölkerung zur Vorsicht auf. Er befürchte vor allem Zwischenfälle bei der Beisetzung der Opfer, sagte der Bürgermeister der Zeitung El Universal.
2International
Kritiker sehen im neuen Admira-Trainer Ernst Baumeister nur einen Strohmann. Davon will der einstige Nationalspieler nichts wissen. Wien / Mödling - Bundesligist Admira Wacker Mödling setzt auf ein Trainergespann. Ernst Baumeister und der bisherige Coach Oliver Lederer sollen den Verein kommende Saison in sichere, nicht abstiegsgefährdete Gefilde führen. Da Lederer die UEFA-Pro-Lizenz fehlt, kann er nicht alleinverantwortlich an der Spitze des Trainerstabs stehen. Man macht also gemeinsame Sache. STANDARD: Oliver Lederer sieht sich mit Ihnen auf einer Wellenlänge. Liegt er damit richtig? Baumeister: Ich kenne Oliver schon länger und habe ihn auch als Spieler gehabt. Wir haben dieselben sportlichen Vorstellungen. Wir bauen auf junge Spieler und wollen sie bei der Admira weiterentwickeln. STANDARD: Ist dies bei der Admira nicht ohnehin der einzig denkbare Weg? Baumeister: Darauf liegt im Verein natürlich seit Jahren das Hauptaugenmerk. Dazu ist man quasi gezwungen, das ist die Aufgabe. Man kann sich ja keine teuren Spieler leisten. STANDARD: Auf welches System wird sich das Trainerteam einigen? Baumeister: 4-2-3-1 oder 4-1-4-1, man kann es je nach Gegner variieren. Wir haben beide ähnliche Vorstellungen, wissen wie wir die Spielpositionen ausfüllen wollen. STANDARD: Es ist von einer klar definierten Rollenverteilung im Trainerstab die Rede. Wie sieht die aus? Baumeister: Wir sind gleichgestellt, wir sprechen uns ab. Das ist in einem modernen Trainerteam normal. Wir haben gleich viel zu sagen. STANDARD: Wie soll das über eine ganze Saison gut gehen? Baumeister: Es wird vorkommen, dass wir zu unterschiedlichen Spielern tendieren. Aber wir sind erwachsene und vernünftige Leute. Man kann alles diskutieren, alles analysieren, man muss nicht immer rechthaben. STANDARD: Kritiker meinen, Sie werden nur als Strohmann eingesetzt, weil Lederer die Trainerlizenz fehlt. Baumeister: Auf das will ich gar nicht eingehen, damit setze ich mich nicht auseinander. STANDARD: Vor zwei Jahren haben Sie gesagt, Ihr Biss würde nicht mehr für die Bundesliga reichen. Woher der Sinneswandel? Baumeister: Damals war ich Trainer bei Union Mauer, ich hatte nicht mehr die Ambition, ganz oben zu arbeiten. Aber die Gespräche mit der Admira haben mir frische Energie gegeben. Ich bin motiviert, es noch einmal zu probieren. STANDARD: Die Admira ist gerade noch dem Abstieg entronnen. Warum sollte es nun besser laufen? Baumeister: Wir wissen, dass es wieder um den Klassenerhalt geht. Aber unsere jungen Spieler haben in dieser Saison Erfahrungen gesammelt. Wer in so einem Abstiegskampf besteht, hat schon sehr viel durchgemacht. Ziel ist es, um die Plätze sechs bis acht zu spielen. STANDARD: Leistungsträger Stephan Auer ist zu Rapid gegangen, Kapitän Richard Windbichler soll bei der Austria landen. Wird man am Transfermarkt reagieren? Baumeister: Freilich. Wir haben viele Besprechungen in puncto Kaderplanung. Aber der finanzielle Rahmen ist eng. Wir brauchen noch einen Stürmer und einen guten Innenverteidiger. STANDARD: Sie haben schon mit einigen Trainer zusammengearbeitet. Mit Arie Haan bei der Austria, mit Dominik Thalhammer und Hubert Baumgartner bei der Admira. Mit wem hat die Chemie am besten gepasst? Baumeister: Jeder war ein eigenes Kapitel für sich. Thalhammer war noch sehr jung, das war nicht immer einfach. Von Haan habe ich am meisten profitiert, vor allem taktisch. Dieser Aspekt wurde in den letzten Jahren immer wichtiger, die Ausbildung der Spieler im taktischen Bereich ist heute sehr hoch. STANDARD: Konnten Sie sich in den letzten Jahren weiterbilden? Baumeister: Ja, ich habe Trainerseminare besucht. Ich bin wissbegierig. Das schlimmste, was man machen kann, ist sich nicht weiterzuentwickeln. So alt kann man gar nicht sein. Man weiß nie alles. STANDARD: Sie haben bestimmt das Finale der Champions League gesehen. Vor 30 Jahren haben Sie mit der Austria im Camp Nou den FC Barcelona samt Diego Maradona ausgeschalten. Was hat sich seither verändert? Baumeister: Der Fußball ist nicht mehr vergleichbar. Das Spiel ist schneller, athletischer, intensiver, besser geworden. Österreich ist irgendwann stehen geblieben. Aber langsam kriegen wir den Faden wieder. Unsere Legionäre sind der Beleg.
4Sport
Konzentration auf Kernbereiche wie News und Sport. Der kriselnde Internet-Dino Yahoo schafft sieben seiner elf Digital-Magazine ab. Betroffen seien Yahoo Food, Yahoo Health und Yahoo Parenting sowie Yahoo Makers, Yahoo Travel, Yahoo Autos und Yahoo Real Estate, teilte Chefredakteurin Martha Nelson am Mittwoch im zum Konzern gehörenden Blog Tumblr mit. Wir wollen uns auf die vier erfolgreichsten Bereiche konzentrieren – News, Sport, Finanzen und Lifestyle. Für die in der Kritik stehende Yahoo-Chefin Marissa Mayer ist die Entscheidung ein weiterer Rückschlag – die Medien-Offensive, für die auch einige hochkarätige Journalisten verpflichtet wurden, ging maßgeblich von ihr aus. Was die Schließungen für die Mitarbeiter bedeuten, blieb zunächst unklar. Yahoo hatte Anfang Februar angekündigt, 15 Prozent seiner Belegschaft abzubauen. Das einst bei Nutzern beliebte Internet-Urgestein steckt seit Jahren tief in der Krise. Einflussreiche Großinvestoren wie der New Yorker Hedgefonds Starboard Value fordern bereits Mayers Rücktritt. Die 2012 von Google gekommene Top-Managerin versucht indes, das Steuer mit radikalen Maßnahmen herumzureißen. Sie will unter anderem Konzernanteile für bis zu drei Milliarden Dollar abstoßen.
0Web
Siebenköpfige Gruppe war in den französischen Pyrenäen durch Hochwasser blockiert. Paris – Sieben spanische Höhlenforscher waren eine Zeit lang in einer Höhle bei Herran in den französischen Pyrenäen eingeschlossen. Die Gruppe war nach Schlechtwetter in den vergangenen Tagen durch Wasser blockiert, wie der Sender France 3 am Mittwoch unter Berufung auf Rettungskräfte berichtete. Von der ursprünglich aus 15 Höhlenforschern bestehenden Gruppe hatten acht in der Nacht den Ausgang erreicht. Nach einigen Stunden konnte der Kontakt schließlich wieder hergestellt werden. Es gebe keine Verletzten, teilte die zuständige Präfektur am Mittwoch mit.
1Panorama
Kiloweise Schmuck soll ein Postangestellter über die Jahre aus Sendungen gefischt haben. Warum, kann er nicht sagen, er hortete die Beute. Wien – Acht Jahre lang war Halil G. ein unauffälliger Angestellter der österreichischen Post. Bis er im Jahr 2011 einen Zeitungsartikel las. Eine Lektüre, die ihn mit einer Anklage wegen schweren gewerbsmäßigen Diebstahls nun vor Richter Johannes Varga gebracht hat. Denn der Medienkonsum hatte in dem 38-jährigen unbescholtenen Familienvater den Wunsch geweckt, Schmuck aus Wertsendungen zu stehlen. Der Reiz war da. Es war irgendwie verlockend zu schauen, was drinnen ist. Aber ich kann es mir eigentlich nicht erklären, erzählt der niedergeschlagene Angeklagte mit leiser Stimme. Der Fall ist tatsächlich ungewöhnlich. Denn einerseits ging G. durchaus zielgerichtet vor: Ich habe schon geschaut, ob etwas von einem Juwelier oben gestanden ist, sagt er auf Nachfrage seiner Verteidigerin. Doch andererseits: Ich habe nicht gewusst, was ich damit machen soll. Also hortete er insgesamt 4,5 Kilogramm Ketten, Anhänger und Ringe, die er in der ehelichen Wohnung in seinem Kasten versteckte. Bei der Polizei hatte er nur vage von einer Vorsorge für schlechte Zeiten gesprochen, es gibt allerdings keinen Hinweis, dass die Beute je zu Geld gemacht wurde. Seine Gattin legt als Zeugin glaubwürdig dar, nichts von der Sache gewusst zu haben. Und ist bereit, Belege dafür zu bringen, dass alle größeren Investitionen im Haushalt nur per Ratenzahlung getätigt wurden. Kann sie sich erklären, warum ihr Mann zum Dieb wurde? Wir hatten in den letzten Jahren einige Streitigkeiten, vielleicht ist er deshalb auf die blöde Idee gekommen. Ich weiß es nicht, kann auch sie keine wirkliche Antwort bieten. Wirklich trist war die finanzielle Lage aber nicht, die einzigen außertourlichen Ausgaben des Angeklagten waren die Einsätze für Fußballwetten – 80 bis 100 Euro im Monat. Der Wert des Diebsguts, das er freiwillig übergab, ist allerdings auch nicht übermäßig hoch und liegt bei weniger als 9.000 Euro. Die Causa wirft aber auch ein schlechtes Licht auf die Sicherheitsvorkehrungen der Post. Denn G. war von Oktober 2011 bis März 2014 aktiv. Und das nicht einmal unauffällig. Auf Überwachungsvideos ist zu sehen, dass er auch aus Kisten von Kollegen Sendungen nimmt – obwohl andere Personen anwesend sind. Wenn ich nicht so viel zu tun gehabt habe, sind mir so dumme Sachen eingefallen, entschuldigt er sich. Geständig war er von Anfang an, nach der Entlassung suchte er sich neue Jobs, machte nebenbei die Taxilenkerprüfung. Ich schäme mich so. Ich kann meiner Familie nicht mehr in die Augen schauen, murmelt er. Da ein Bereicherungsvorsatz nicht völlig von der Hand zu weisen ist, hat die Verteidigerin auf ein psychiatrisches Gutachten – das ihrem Mandanten Straffreiheit hätte bringen können – verzichtet. Bei einem Strafrahmen von sechs Monaten bis zu fünf Jahren verurteilt ihn Varga schließlich rechtskräftig zu einem Jahr bedingter Haft. H. bedankt sich bei allen Prozessbeteiligten und schüttelt ihre Hände, bevor er den Saal verlässt.
1Panorama
Neues europäisches Banken-Abwicklungsregime ab 1. Jänner 2016. Wien – Banken der Eurozone sollen sich die Abwicklung ihrer Krisenbanken künftig selber finanzieren. Dafür speisen sie einen neuen Abwicklungsfonds. Heuer sind dafür das erste Mal Zahlungen angefallen. Österreichs Banken haben nach Angaben der Finanzmarktaufsicht (FMA) für das Jahr 2015 in Summe 198,2 Mio. Euro beigetragen. Befüllen müssen die europäischen Banken den Fonds über die nächsten acht Jahre. Im Endausbau soll er mit rund 50 Mrd. Euro dotiert sein. Mit 1. Jänner 2016 nimmt der Einheitliche Europäische Abwicklungsmechanismus SRM (Single Resolution Mechanism) seine operative Arbeit voll auf. Die europäische Abwicklungsbehörde SRB (Single Resolution Board) in Brüssel wurde schon mit 1. Jänner 2015 gegründet, im Aufbaujahr wurden im Wesentlichen Abwicklungspläne entwickelt. Diese neue europäische Behörde zur Abwicklung maroder Banken verwaltet auch den Abwicklungsfonds (Single Resolution Fund, SRF). Mit 1. Jänner wird dem SRM/SRB nun auch die Verantwortung für Abwicklungs- und Restrukturierungsmaßnahmen für die knapp 150 grenzüberschreitend wichtigen Banken bzw. Bankengruppen aus den teilnehmenden Mitgliedstaaten übertragen. Alle anderen Banken verbleiben in der Verantwortlichkeit der nationalen Abwicklungsbehörden. Die FMA-Vorstände Helmut Ettl und Klaus Kumpfmüller sprachen in ihrer Mitteilung vom Mittwoch von einem entscheidenden Schritt zur Komplettierung der Europäischen Bankenunion.
3Wirtschaft
Rund zwei Drittel der Stimmen ausgezählt – NLD liegt uneinholbar vorn. Naypyidaw – Nach Auszählung von rund zwei Dritteln der Stimmen liegt die Partei von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi (70) nach der Parlamentswahl in Burma uneinholbar in Führung. Für die absolute Mehrheit in beiden Parlamentskammern fehlten ihr am Donnerstag aber noch 38 Sitze. Für 130 Parlamentssitze standen die Sieger noch nicht fest, weil die Wahlkommission noch nicht alle Stimmen ausgezählt hatte. US-Präsident Barack Obama gratulierte Burmas Präsidenten in einem Telefongespräch zum erfolgreichen und friedlichen Ablauf der Wahl. Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte sich ähnlich. Es stimmt hoffnungsvoll, dass die unterlegene Regierungspartei und das Militär das Wahlergebnis anerkannt haben, teilte Steinmeier mit. Die Glückwünsche des amtierenden Präsidenten, Thein Sein, an die Wahlsieger möchte ich ausdrücklich würdigen. Bei den letzten freien Wahlen vor 25 Jahren hatte Suu Kyi auch gewonnen. Allerdings weigerte sich das Militär damals, die Macht abzugeben. Die Wähler erteilten der militärnahen Regierung von Thein Sein am Sonntag eine klare Absage. Er hatte zwar nach dem Ende der Militärdiktatur 2011 Reformen eingeleitet. Dennoch gehörte er zur alten Garde. Thein Sein war unter der Militärjunta Regierungschef. Suu Kyi will die Regierungsgeschäfte führen, wie sie betont hat. Wie, ist noch unklar, denn das macht eigentlich der Präsident. Ihr ist dieses Amt aber laut Verfassung verwehrt, weil ihre beiden Söhne ausländische Pässe haben. Suu Kyis Nationalliga für Demokratie (NLD) hatte bis Donnerstag 291 der 491 freien Sitze gewonnen, die militärnahe Regierungspartei USDP lag als zweitstärkste Kraft bei 33 Sitzen. Zusätzlich sind in den beiden Kammern aber noch 166 Militär-Abgeordnete vertreten. Alle Abgeordneten wählen im kommenden Jahr den neuen Präsidenten. Um dabei mit ihren eigenen Stimmen eine Mehrheit für ihren Kandidaten zu bekommen, braucht die NLD mindestens 329 Sitze. Die Abgeordneten wählen unter drei Kandidaten: je einen ernennen das Unterhaus und das Oberhaus, einen ernennt das Militär. Die NLD hat in beiden Häusern bereits genügend abgeordnete, um eigene Kandidaten durchzusetzen. Bei der Abstimmung aller Abgeordneter, also auch der Militärvertreter, gewinnt derjenige, der die meisten Stimmen hat, die anderen beiden werden Stellvertreter.
2International
Neue Technologie simuliert Hautänderungen im Mikrometerbereich. So fotorealistisch moderne Spiele bei Umgebungsgrafik oder virtuellen Rennautos heute schon anmuten, lässt sich das Auge speziell bei animierten Tieren und Menschen noch recht schwer täuschen. Das hat damit zu tun, wie schwierig es ist, Motorik und Gestik nachzuahmen, sondern speziell auch mit der Komplexität von Mimik. Ohne es bewusst wahrzunehmen, lernt man von Kind auf, Gesichtsmuskelkontraktionen im Submillimeterbereich zu registrieren und basierend darauf Gefühlszustände zu interpretieren. Und obgleich bei der Charakteranimation in den vergangenen Jahren sehr viel vorangegangen ist, um Mimiken zu simulieren, fällt mangels vieler feiner, unbewusster Details schnell auf, dass es sich nicht um einen realen Menschen handeln kann. Forscher des USC Institute of Creative Technologies, der University of Southern California und des Imperial College London haben nun eine Technik entwickelt, die die kleinsten Muskelbewegungen und die dadurch bedingten, Detailveränderungen der Haut bei animierten Gesichtern sichtbar macht. Das System mit der knappen Bezeichnung Skin Microstructure Deformation with Displacement Map Convolution nutzt mikroskopische Scans von realer Gesichtshaut. Dadurch wird sichtbar und quantifizierbar, wie Streckung die Haut glatter und Kompression die Haut rauher machen. Diese Informationen werden unter anderem mit Hilfe von Schärfe- und Weichzeichnungsfiltern auf die Gesichtstextur der animierten Figur übertragen, wodurch die Mimik bis ins kleinste Detail inklusive Lichtreflexionen möglichst naturgetreu dargestellt wird. Laut den Wissenschaftlern sei die Technologie sowohl für computeranimierte Filme als auch für Echtzeitanimationen in Videospielen geeignet. Die gesamte Berechnung lasse sich effizient von GPU-Shadern übernehmen. Seit einigen Jahren wird bereits Forschung an der Technologie betrieben. Die jüngsten Ergebnisse wurden auf der vergangenen Computergrafikkonferenz SIGGRAPH 2015 in Los Angeles präsentiert.
0Web
Tageszeitung zeigt falsche Person als mutmaßlichen Verdächtigen. Wien - Der Senat 2 des Presserats bewertete den Artikel Hockey-Crack prügelt Polizisten ins Spital - erschienen auf Seite 12 der Tageszeitung Österreich vom 23.03.2015 - und stellte einen Verstoß gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse fest. In dem Artikel wird behauptet, dass der Südtiroler Eishockeytormann Roland F. in einer Arrestzelle einen Wiener Polizisten brutal zusammengeschlagen haben soll. Neben dem Artikel wird ein Foto von Roland F. gezeigt. Sein Gesicht ist zwar mit einem schwarzen Balken versehen, der Betroffene ist jedoch trotzdem - insbesondere wegen seiner markanten Gesichtszüge - für sein Umfeld erkennbar. Die Leser, die den Presserat eingeschaltet haben, behaupten, dass nicht Roland F. den Polizisten attackiert habe, sondern ein anderer Eishockeyspieler, der so wie Roland F. 22 Jahre alt sei und aus demselben Ort in Südtirol stamme. Der Senat stellte fest, dass der mutmaßliche Täter in anderen Medien mit M. G. abgekürzt wurde. Eine Anfrage des Presserats beim Bundesministerium für Inneres hat ergeben, dass die Initialen des Verdächtigen tatsächlich M. G. lauten und dass kein Tatzusammenhang zu einer Person Roland. F. besteht. Roland. F. wurde in der Tageszeitung Österreich mit abgekürztem Nachnamen als Verdächtiger genannt und - wenn auch mit einem schwarzen Balken versehen - abgebildet, ohne dass er mit der Straftat irgendetwas zu tun hat. Zudem wurde sein Heimatort in Südtirol angeführt. Darin erkennt der Senat zum einen eine Persönlichkeitsverletzung im Sinne des Punktes 5 des Ehrenkodex. Der Senat merkte auch noch an, dass es aufgrund der Angaben im Artikel verhältnismäßig einfach ist, Roland F. im Internet ausfindig zu machen. Zum anderen liegt aber auch ein grober Verstoß gegen Punkt 2.1 des Ehrenkodex vor, wonach Gewissenhaftigkeit und Korrektheit in Recherche und Wiedergabe von Nachrichten oberste Verpflichtung von Journalistinnen und Journalisten sind. Aufgrund des gleichen Alters, der gleichen Herkunft und des Umstandes, Eishockeyspieler zu sein, hat der Verfasser des Artikels den unbeteiligten Roland F. fälschlicherweise für den von der Polizei festgenommenen Verdächtigen gehalten. Ein Gegencheck der vermutlich im Internet recherchierten Informationen über Roland F. erfolgte nicht. Der Senat fordert die Medieninhaberin der Tageszeitung Österreich auf, die vorliegende Entscheidung freiwillig zu veröffentlichen. Im vorliegenden Fall führte der Senat 2 des Presserats aufgrund mehrerer Mitteilungen von Lesern ein Verfahren durch (selbständiges Verfahren aufgrund einer Mitteilung). In diesem Verfahren äußert der Senat seine Meinung, ob ein Artikel oder ein journalistisches Verhalten den Grundsätzen der Medienethik entspricht. Die Medieninhaberin der Tageszeitung Österreich hat von der Möglichkeit, an dem Verfahren teilzunehmen, keinen Gebrauch gemacht. Die Medieninhaberin der Tageszeitung Österreich hat sich der Schiedsgerichtsbarkeit des Presserats bisher nicht unterworfen.
6Etat
Favoriten im Rennen um Präsidentschaftskandidatur Trump und Clinton im Hintertreffen – Cruz rückt in landesweiter Umfrage an Trump heran. Madison (Wisconsin)/Washington – Im Staat US-Wisconsin hat der schärfste Widersacher des Milliardärs Donald Trump im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner einen überragenden Sieg eingefahren. Ted Cruz, der erzkonservative Senator von Texas, lag nach Auszählung von etwa der Hälfte der ausgezählten Stimmen mit 52 Prozent satte 20 Punkte vor dem Populisten. Bei den Demokraten gewann Bernie Sanders in Wisconsin deutlich gegen die favorisierte Ex-Außenministerin Hillary Clinton: Er führte in der Nacht auf Mittwoch mit etwa der Hälfte der ausgezählten Stimmen mit rund 54 zu 46 Prozent. Trumps deutliche Niederlage nährt bei seinen Gegnern die Hoffnung, dass sein seit Monaten andauernder Höhenflug doch noch gestoppt werden kann. Insgesamt führt der Immobilienunternehmer und Reality-TV-Star bei der Summe der Delegierten zwar klar. Die Niederlage in Wisconsin erschwert es ihm aber deutlich, vor der entscheidenden Parteiversammlung in Cleveland im Sommer die nötige Zahl der Delegierten zu sammeln. Eine Kampfabstimmung im Juli wird damit immer wahrscheinlicher, denn auch Konkurrent Cruz wird vorher keine Mehrheit der Delegierten erreichen. Kasich und Sanders hoffen noch John Kasich, dritter verbliebener Bewerber der Republikaner und Gouverneur in Ohio, lag in der Auszählung mit rund 14 bis 15 Prozent abgeschlagen hinter Cruz und Trump. Er hofft dennoch auf eine entscheidende Rolle auf dem Parteitag. Bei den Demokraten ändert die Niederlage Clintons an ihrer Favoritenrolle insgesamt wenig. Clinton hat bei den Delegierten auch die sogenannten Superdelegierten auf ihrer Seite – stimmberechtigte Parteigrößen, die von keiner Vorwahl abhängig sind. Wisconsin ist allerdings Clintons sechste Vorwahlniederlage in Folge – Konkurrent Sanders hofft, daraus Profit zu ziehen. Dem 74 Jahre alten Senator von Vermont gibt sein Sieg neuen Auftrieb. Wisconsin war der einzige US-Staat, in dem am Dienstag Vorwahlen abgehalten wurden. Der Staat hat 5,7 Millionen Einwohner und liegt nördlich von Chicago, Illinois, am Lake Michigan. Cruz holt auch in US-weiter Umfrage auf Nach seinem ebenso unerwarteten wie lang anhaltenden Höhenflug war es für Trump zuletzt nicht gut gelaufen. Der 69-Jährige hatte sich mit einer Reihe von Aussagen zur Innen-, Außen- und Sozialpolitik selbst große Probleme gemacht. In einer US-weiten Umfrage von Reuters/IPSOS ist Cruz nun Trump wieder auf den Fersen, wie schon kurzzeitig Ende März. Demnach kommt Cruz auf 35,2 Prozent Zustimmung unter den Amerikanern, Trump auf 39,5 Prozent. Die Umfrage wurde von 1. bis 5. April durchgeführt. Für die Werte wurde eine Schwankungsbreite von 4,8 Prozentpunkte angegeben. Vor einem Monat lag Cruz 20 Punkte hinter Trump. Die Republikaner bleiben in Bezug auf den Quereinsteiger Trump tief gespalten. Das Partei-Establishment versucht weiter, ihn als Kandidaten zu verhindern, und ist dafür sogar bereit, auf den mehr als unbeliebten Senator Cruz zu setzen. Die Vorwahlen sind parteiinterne Abstimmungen, bei denen Republikaner und Demokraten ihre Bewerber auswählen. Die beiden Spitzenkandidaten werden auf Parteitagen (Conventions) im Sommer gekürt.
2International
Rapid verliert im Schlager bei Sturm Graz erste Punkte, feiert aber ein sehenswertes Comeback. Graz – Beste Abwehr gegen bester Angriff, Zweiter gegen Erster – freilich war da die UPC-Arena am Sonntag durch 15.300 Zuseher ausverkauft. Die bekamen zunächst zwei prominente Hütteldorfer nicht zu sehen. Kapitän Steffen Hofmann und Robert Beric, der sich ob seiner Grazer Vergangenheit beim Sturm-Anhang nicht allergrößter Beliebtheit erfreut und in bisher vier Ligaspielen gegen seinen Ex-Klub immerhin zweimal des Platzes verwiesen worden war, fehlten. Schließlich hatte Coach Zoran Barisic auch an den kommenden Mittwoch zu denken. Da geht es im Happel-Stadion zwecks Heimspiel des Playoffs zur Champions League gegen den ukrainischen Vizemeister Schachtar Donezk. Und dem tumben Teil des Sturm-Anhangs blieb ja noch Florian Kainz zum Abreagieren. Die Gastgeber mühten sich sehr um Dominanz, wollten ihren Trainer Franco Foda bestätigen, der Rapid einen heißen Nachmittag versprochen hatte. Schließlich ist Sturm in Ligaheimspielen dieses Jahr noch ungeschlagen. Rapid verlor Stefan Stangl bald durch eine Adduktorenverletzung. Mario Pavelic ersetzte den Abwehrspieler, der wohl auch gegen Donezk fehlen wird. Am Ersatzmann lag es nicht, dass Sturm in Führung ging. Wohl lieferte sich Pavelic einen heißen Zweikampf mit Kristijan Dobras, dessen Fall im Staub des Strafraums sah aber nur Schiedsrichter Dieter Muckenhammer als Elfmeter. Anel Hadzic nahm das Geschenk an, verwandelte sicher (34.) zur 1:0-Führung Sturms. Wenig später vergab Beric-Ersatz Philipp Prosenik die größte Ausgleichschance nach Vorarbeit von Louis Schaub (42.). Das letzte Wort vor der Pause hatte aber Sturm. Donis Avdijaj, schon davor eine wahre Heimsuchung für die Rapid-Abwehr, versetzte Max Hofmann nach Vorarbeit von Josip Tadic peinlich mühelos und netzte zur Vorentscheidung (45.) Nach Seitenwechsel brachte Barisic zunächst Steffen Hofmann (55. für Stefan Schwab) und dann auch noch Beric (63. für Prosenik). Sturm wollte nur noch verwalten, Rapid fühlte sich auf dem tatsächlich skandalös schlechten Rasen plötzlich wohl. Zuerst rettete noch Lukas Spendlhofer bei einem Schuss von Philipp Schobesberger für seinen Goalie Michael Esser auf der Linie (69.). Doch kurz darauf schloss Beric eine für Sturm deutlich zu flotte Aktion nach Vorarbeit von Pavelic zum Anschlusstreffer ab (70.). Sturm, das bis dahin nur zwei Ligatreffer kassiert hatte, fügte sich den Ausgleich dann selbst zu. Nach Eckball von Kainz traf Kapitän Michael Madl, im Bemühen, Beric an einem weiteren Treffer zu hindern, per Frisur selbst ins Tor. Sturm muss das sechste Heimremis en suite schließlich zur Kenntnis nehmen. (red, 16.8.2015) Fußball-Bundesliga (5. Runde): SK Sturm Graz – SK Rapid Wien 2:2 (2:0)UPC-Arena, 14.876 Zuschauer, SR Muckenhammer. Torfolge: 1:0 (34.) Hadzic (Elfmeter)2:0 (45.+3) Avdijaj2:1 (70.) Beric2:2 (88.) Madl (Eigentor) Sturm: Esser – Ehrenreich, Madl, Spendlhofer, Potzmann – Kamavuaka, Hadzic (60. Piesinger) – Schick (77. Gruber), Avdijaj, Dobras – Tadic (74. Edomwonyi) Rapid: Novota – Auer, Sonnleitner, M. Hofmann, Stangl (8. Pavelic) – Petsos, Schwab (55. S. Hofmann) – Schobesberger, Schaub, F. Kainz – Prosenik (63. Beric) Gelbe Karten: Hadzic, Ehrenreich, Potzmann, Avdijaj bzw. Schaub, Pavelic, Beric
4Sport
Im Schauspielhaus Wien feierte "Möglicherweise gab es einen Zwischenfall" Premiere. Wien – Was bewog einen Mann dazu, aus der Menge zu treten und sich einem Panzer entgegenzustellen? Warum schießt ein anderer Mann in einem Jugendparlament wild um sich? Und warum lässt eine zur Diktatorin gewordene Exlinke irgendwann auf Demonstranten unter dem Balkon ihres Regierungssitzes schießen? Man wird nichts davon mit Gewissheit erfahren. Aber die Erzählungen von vier in weitreichende Entscheidungsprozesse involvierten Figuren (eine fehlt noch) verbindet der englische Dramatiker Chris Thorpe zu einem Stück, das den Sekundenbruchteilen auf der Spur ist: Möglicherweise gab es einen Zwischenfall (There Has Possibly Been An Incident, Deutsch: Katharina Schmidt). Thorpe zerdehnt in konzentrierter und langsamer Art, wie es am besten die Literatur vermag, jene Momente, in denen Menschen sich zu Taten entschließen (Nummer vier handelt von einer Frau in einem Flugzeug, das zu verunfallen droht). Die Veranschaulichung von Konfliktsituationen gehört zu den ureigensten Interessen der dramatischen Kunst. Im Schauspielhaus verkommt Marco Stormans deutschsprachige Erstaufführung (zeitgleich mit dem Staatstheater Saarbrücken) jedoch zu einer trockenen Sprechübung, bei der Performer sich gelegentlich mit Papierschnitzel verköstigen oder ihr Mikrofon heftig umarmen. Der Abend wäre besser im Brut aufgehoben, was ihn aber freilich noch nicht gelungener machen würde. Denn postdramatische Schauspieler auf ihre Mundwerkzeuge zu reduzieren, das ergibt nicht automatisch eine gute Performance. Anstatt die Sätze zu beleben, versickern sie in der Gleichtönigkeit eines Aufsagetheaters. In der Nachbarschaft ihrer drei Schreibtische arrangieren Vassilissa Reznikoff, Sophia Löffler und Steffen Link allerlei Zettel, kleben sich Kunstaugen auf und lächeln (als Zeichen der Nichtidentifikation mit ihrer Sprechrolle) durchgehend. Videobilder von Hinz und Kunz des Weltgeschehens (Obama, Halle Berry, Steve Jobs) weisen hinaus in die Realität, deren mikrokosmische Brennpunkte der Abend gern verhandelt hätte. Aber es bleiben nur verkürzte Assoziationen übrig: Anders Breivik oder der Tiananmenplatz.
8Kultur
Polizei: Fischer gingen auf Kollisionskurs. Schifffahrtzwischenfall/Fischerei/Argentinien/China – Illegale Fischer sollen gewaltsamen Widerstand geleistet haben Buenos Aires – Die argentinische Küstenwache hat nach eigenen Angaben ein chinesisches Fischereischiff versenkt, das sich seiner Aufbringung gewaltsam widersetzen wollte, nachdem es in argentinischem Gewässer erwischt worden war. Die Küstenwache habe vergeblich versucht, das Schiff vor dem Hafen Puerto Madryn aufzuhalten, teilte die Polizei am Dienstag mit. Die Fischer seien auf Kollisionskurs gegangen, daraufhin habe die Küstenwache das Feuer eröffnet. Nach Angaben der Polizei wurde die Lu Yan Yuan Yu 010 so schwer beschädigt, dass sie sank. Die Besatzung des Schiffes habe wohlbehalten gerettet werden können, erklärte die Polizei. Ein Video auf der Website der Küstenwache zeigt das Schiff, wie es sich auf offenem Meer langsam zur Seite neigt. Chinesische Trawler dringen auf der Suche nach Fischgründen in immer entferntere Gebiete vor.
2International
Das Wifo geht davon aus, dass die Zahl der ausländischen Beschäftigten viel stärker steigt als bisher gedacht. Wien – Die Situation am Arbeitsmarkt wird langfristig angespannt bleiben. Neben der mäßigen Konjunktur sorgt das steigende Arbeitskräfteangebot für einen weiteren Anstieg der Jobsuchenden auf 9,9 Prozent im Jahr 2017. Einen Rückgang der Arbeitslosigkeit stellt das Wirtschaftsforschungsinstitut in seiner neuen Mittelfristprognose erst für 2019 in Aussicht. Diese Entwicklung hängt stark mit dem Flüchtlingsthema zusammen. Wegen des ungebrochenen Zustroms gehen die Wirtschaftsforscher davon aus, dass die Zahl der ausländischen Beschäftigten bis 2020 von heuer 615.000 Personen auf 764.000 zunehmen wird. Zwar ist darin auch die Fortsetzung des Zuzugs aus den osteuropäischen Ländern enthalten, allerdings stellten die Flüchtlinge den einzigen Grund für das höhere Wanderungsszenario dar, erläutert Wifo-Experte Josef Baumgartner im Gespräch mit dem STANDARD. Das Wirtschaftsforschungsinstitut orientiert sich nun am oberen Rand der von der Statistik Austria berechneten Migrationsprognosen, wonach sich die Migration um 15.000 Personen pro Jahr erhöht. Baumgartner weist auf die hohe Unsicherheit bei der Migration hin. Man weiß nicht, wie viele der Flüchtlinge in Österreich bleiben, erklärt er. Die neue Prognose sei ein Versuch, den aktuellen Zustrom abzubilden. Die Aussicht, dass die Arbeitslosigkeit 2019 sinken soll, basiere auf der Erwartung, dass die Zuwanderung 2017 ihren Höhepunkt erreiche. Allerdings steigt trotz höherer Arbeitslosigkeit auch die Beschäftigung weiter an, und zwar bis 2020 um durchschnittlich ein Prozent im Jahr. Dennoch kommt die von Finanzminister Hans Jörg Schelling propagierte Konsolidierung des Haushalts kaum voran, wie das Wifo – einen Tag vor der Budgetrede am Mittwoch – festhält. Das strukturelle Defizit, das heuer auf 0,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts schrumpfen soll, steigt demnach im kommenden Jahr auf 1,1 Prozent. Das angepeilte Nulldefizit (0,5 Prozent) würde damit deutlich verfehlt. Dabei ist das Wifo noch freundlich, denn es geht von einer kompletten Gegenfinanzierung der 2016 startenden Steuerentlastung aus. Demgegenüber halten viele Experten die geplanten Mehreinnahmen durch die Bekämpfung von Steuerbetrug sowie allgemein gehaltene Vorgaben für Einsparungen in der Verwaltung für unzureichend, um die fünf Milliarden Euro schwere Reform zu finanzieren. Die Wifo-Zahl sei daher mit einem deutlichen Prognoserisiko versehen, wie Baumgartner einräumt. Allerdings gibt es auch eine Kehrseite: Sollten die Pläne zur budgetären Gegenfinanzierung nicht aufgehen, könnte das die Konjunktur stimulieren. Für die Opposition sind die prognostizierten Abweichungen hingegen ein gefundenes Fressen: Dieses Budget wird nicht halten, erklärte Team-Stronach-Klubobmann Robert Lugar am Dienstag vorsorglich. Neben der Steuerreform nannte er die Flüchtlingswelle, die mindestens eine Milliarde Euro kosten werde, als Unsicherheitsfaktor. Umgekehrt räumt auch das Wifo ein, dass die Entlastung die realen Einkommen erhöht und somit den Konsum ankurbelt. Der private Verbrauch werde daher bis 2020 nach Jahren der Stagnation um 1,3 Prozent pro Jahr zulegen. Das geht auch, ohne dass die privaten Haushalte ihre Ersparnisse anzapfen, denn ihre Realeinkommen sollen um 1,5 Prozent jährlich zulegen. Die Steuerreform beeinflusst aber nicht nur Einkommen und Budget, sondern auch die Teuerung. Sie legt im Prognosezeitraum kräftig zu, was nicht nur dem erwarteten Anstieg der Energiepreise und der leicht anziehenden Konjunktur geschuldet ist. Vielmehr wird ein Teil der Entlastung über eine Anhebung der ermäßigten Umsatzsteuersätze finanziert, zudem dürfte die höhere Fiskalbelastung wegen der Betrugsbekämpfung an die Kunden weitergegeben werden, meint das Wifo.
3Wirtschaft
Grozurek mit zwei Toren, positive Serie der Niederösterreicher gegen die Burgenländer prolongiert. Mattersburg – Admira Wacker bleibt für den SV Mattersburg ein Albtraum. Die Niederösterreicher feierten am Samstag in der Fußball-Bundesliga einen 3:0-Auswärtssieg und damit den fünfte Sieg in den jüngsten sechs Liga-Duellen mit den Burgenländern. Man verteidigte mit dem dritten Zu-null-Sieg in Folge den vierten Tabellenplatz mit Erfolg. Matchwinner für die Elf von Ernst Baumeister und Oliver Lederer war Lukas Grozurek mit zwei Toren (57., 65.). Für den Endstand sorgte der erst 18-jährige Philipp Malicsek mit seinem ersten Bundesliga-Tor (72.). Im Duell der zwei Aspiranten auf den vierten Tabellenplatz erspielten sich in der ersten Halbzeit nur die aktiveren Mattersburger zwei gute Chancen. Gleich in der Anfangsphase hatte Manuel Prietl die Führung auf dem Fuß, als er nach Vorarbeit von Thorsten Röcher völlig frei aus 6 Metern zum Schuss kam, den Ball aber weit über das Tor jagte (3.). Patrick Bürger vergab per Kopf die zweite gute Möglichkeit, die Admira war dagegen vor dem Mattersburger Tor völlig harmlos. Nach dem Seitenwechsel kam die Admira aber besser ins Spiel. Und Grozurek war von der Mattersburger Verteidigung nun nicht mehr zu halten. Die ersten zwei Versuche des 24-jährigen Stürmers verfehlten noch das Ziel (48., 53.), in der 57. Minute fand der Ball bei einem haltbaren Schuss aber den Weg ins Netz. Acht Minuten später schlug Grozurek neuerlich zu und sorgte mit seinem dritten Saisontor für die Vorentscheidung. Nach dem dritten Treffer durch Malicsek vergab Alexander Ibser die Chance auf den Ehrentreffer, sein Schuss landete nur an der Stange (88.). Mattersburg, das die erste Heimniederlage in diesem Jahr kassierte, bleibt damit gegen die Admira seit 1. Dezember 2012 ohne Sieg. Das Rennen um Rang vier, der möglicherweise für einen Platz im Europacup reicht, dürfte nun wohl zu einem Zweikampf mit Sturm Graz (3:1 in Grödig) werden. Die Admira liegt weiter einen Zähler vor Sturm, Mattersburg hat nun schon sechs Zähler Rückstand. (APA, red – 2.4. 2016) Bundesliga (29. Runde): SV Mattersburg – FC Admira Wacker Mödling 0:3 (0:0). Mattersburg, Pappelstadion, 3.600, SR Kollegger. Tore: 0:1 (57.) Grozurek, 0:2 (65.) Grozurek, 0:3 (72.) Malicsek Mattersburg: Kuster – Farkas, Malic, Mahrer, Novak – Jano – Röcher, Perlak (73. Höller), Prietl – Bürger (73. Ibser), Pink (83. Templ) Admira: Siebenhandl – Ebner, Lackner, Wostry, Pavic – Malicsek, Toth – Bajrami (73. Sax), Knasmüllner (87. Starkl), Ayyildiz – Grozurek (80. Monschein) Gelbe Karten: Keine bzw. Bajrami, Ayyildiz
4Sport
US-Präsident Barack Obama erklärt seine vielkritisierte Entscheidung von August 2013, keine Militärschläge gegen das Assad-Regime in Syrien anzuordnen. Washington/Wien – Als politisches Resümee eines US-Präsidenten, der das Weiße Haus erst in einem Dreivierteljahr verlassen wird, kommt das große Obama-Feature Jeffrey Goldbergs in The Atlantic etwas früh – und wird sein Verhältnis zu einigen seiner Partner in seinem letzten Jahr im Amt nicht einfacher machen. Am augenscheinlichsten verärgert zeigt sich Saudi-Arabien, dessen Exbotschafter in den USA, Prinz Turki al-Faisal, der öfter als Sprachrohr für das Königshaus fungiert, auf Arab News einen Gastkommentar publizierte: Mr. Obama, wir sind keine Schwarzfahrer. Goldberg hat über die Jahre hinweg den US-Präsidenten immer wieder interviewt, die Themen weitergesponnen, was dem Reflexionsgrad beider, des Interviewten und des Interviewers, guttut: ein Luxus, der normale Journalisten, die jeden noch so banalen von einem Politiker ergatterten Wortschnipsel sofort reproduzieren müssen, mit Neid erfüllt. Goldberg nennt seinen Artikel The Obama Doctrine. Es geht aber darin besonders um Nahost-Politik, und hier wiederum, als Angelpunkt, um Obamas Entscheidung, im August 2013 das Erwartete nicht zu tun und Syriens Machthaber Bashar al-Assad nicht zu bombardieren, was ihm bei manchen Partnern – allen voran Saudi-Arabien – den Ruf eines hoffnungslosen Softies eintrug. Insofern wäre Teil der Doktrin Barack Obamas etwa der Satz Jemanden zu bombardieren, um zu beweisen, dass man ihn zu bombardieren gewillt ist, ist so ziemlich der schlechteste Grund. Seine Berater, unter anderen US-Außenminister John Kerry, der auch das Denken der nahöstlichen Partner besser kennt, argumentierten aber im Sommer 2013 genau in diese Richtung: Wenn ein US-Präsident eine rote Linie zieht – den Einsatz von chemischen Waffen im Syrien-Konflikt -, dann muss er sich selbst an diese Linie halten. Auch Kerrys Vorgängerin Hillary Clinton sah es so: Wenn du sagst, du wirst zuschlagen, dann musst du zuschlagen. Da gibt es keine Wahl. Barack Obama hingegen sperrt sich innerlich gegen diese und andere Erwartungshaltungen an einen US-Präsidenten – und traf seine Entscheidung 2013 nach anderen Kriterien: Durch einen Militärschlag konnte man die Bedrohung durch das syrische C-Waffenarsenal nicht ausschalten. In der von Goldberg wiedergegebenen Version der Geschichte spricht Obama Russlands Präsidenten Wladimir Putin an, der dann Assad zur Aufgabe seiner chemischen Waffen überredet. 2013 spielte – falsche Einschätzung, nicht nur der USA – der Islamische Staat (IS) eine noch nicht so große Rolle, aber retrospektiv ist die Annahme, dass Regime-Chemiewaffen in signifikanter Qualität und Quantität in IS-Hände hätten fallen können, realistisch. Es war tatsächlich wichtiger, sie wegzubekommen, als Assad zu bombardieren. Obamas Verbündete und die syrische Opposition sahen das anders, für sie war ja prinzipiell das Nichteingreifen der USA in Syrien Grund dafür, dass der Aufstand zum konfessionell konnotierten Krieg metastasieren konnte. Obama wiederum wirft Saudi-Arabien vor, an der ideologischen Misere des Islam, am Hochkommen des islamistischen Radikalismus in Syrien und anderswo mitschuldig zu sein. In seiner wütenden Antwort erinnert Turki Obama daran, dass Saudi-Arabien bei der Terrorismus-Bekämpfung ganz vorn dabei ist – und auch daran, dass den USA die Partnerschaft mit den Saudis viel Geld bringt. Obama dürfte für sich früh die Frage gestellt haben, ob die US-saudische Partnerschaft wirklich so unverzichtbar ist – in Turkis Antwort wird klar, dass vor allem die Alternative die Saudis in Rage versetzt: die US-Normalisierung mit Teheran, die Obama, ohne übertriebene Erwartungen, betreibt. Laut Goldberg erwartet er jedoch von Riad, die Region mit den Iranern zu teilen. Was die nahöstlichen Staatsmänner betrifft, zeigt sich Obama besonders vom türkischen Präsidenten Tayyip Erdogan enttäuscht, aber auch von Israels Premier Bibi Netanjahu – über dessen Arroganz sich aber auch schon US-Politiker beschwerten, die an sich gute Beziehungen zu ihm hatten. Obama beschreibt eine Szene, in der er Netanjahu mehr oder weniger auffordert, er solle aufhören, ihn wie einen Idioten zu behandeln: Er sei nämlich der Präsident der Vereinigten Staaten. Die Frage, im Text paradigmatisch gestellt von einem CNN-Reporter, verfolgt jeden US-Präsidenten: Why cant we take out these bastards? Warum greifen die USA nicht ein, um diesen oder jenen zu erledigen und die Ordnung wiederherzustellen? Für Obama gibt es Fälle, bei denen das US-Interesse nicht groß genug und das Risiko zu groß ist. In Libyen weigerte er sich, in den Führersitz zu steigen, und überließ den potenziellen Schwarzfahrern, Europäern und Arabern, die nominelle Leitung. Die Angeberei Präsident Nicolas Sarkozys über den französischen Beitrag lässt er durchgehen: Wenn es das ist, was die anderen brauchen, um die Sache weniger kostspielig für die USA zu machen, so ist es das wert. Europa kommt im Atlantic-Feature sonst so gut wie nicht vor. Obamas Blick ist nach Asien gerichtet. Dass auch der Nahe Osten für die USA an Bedeutung verliert, macht ihre dortigen Partner so nervös. Obama hat die Idee aufgegeben, die Region zu reparieren.
2International
Die Jecken feiern gegen Grapschen und Terrordrohungen. Ein bisschen anders ist die närrische Zeit heuer aber schon. Ein großer weißer Pudel muss keine Angst haben. Und drei große weiße Pudel schon gar nicht. Als solche haben sich die Pensionistinnen Gerti, Helga und Rosi verkleidet. Kölle alaaf!, dieser Schlachtruf muss sein, dann noch ein Schluck Bier, es ist schließlich schon neun Uhr morgens und das närrische Treiben an Weiberfastnacht, dem Auftakt zum Faschingsfinale, voll im Gang. Ach, diese Grapscher, da hab ich gar keine Sorge, sagt Rosi. Wär schön, wenn mal einer hergreifen würde, ergänzt Helga, und sogleich bricht ein großes Kudern und Kichern los. Mer losse uns den Karneval net versauen, sagt Gerti und erklärt die Strategie der drei Karnevalsveteraninnen, die dieses Jahr dann doch ein klein wenig adaptiert wurde: Nur noch zu dritt aufs Klo. Ina, ein junges Mäuschen daneben – und das ist nicht abwertend, sondern im Sinne der Verkleidung gemeint –, hält nicht einmal davon etwas: Das ist alles Blödsinn. Karneval ist wie immer. Ich schränke mich überhaupt nicht ein, ich ändere gar nichts, ich will einfach nur feiern. Karneval 2016 in Köln. Es ist der erste Karneval nach den Angriffen von Männern aus dem arabischen oder nordafrikanischen Raum auf Frauen. Die Angriffe haben Deutschland nachhaltig erschüttert, und in Köln herrschte vor dem Karneval bei Polizei und Politikern große Sorge: was, wenn sich das in der närrischen Zeit wiederholen würde? Also gibt es für diesen Karneval ein neues Konzept: massive Polizeipräsenz, rund 2.500 Polizisten sind im Einsatz, am Dom gibt es eine eigene Anlaufstelle für Frauen, die belästigt werden. Ich brauch die sicher nicht, sagt Maren, eine etwas dralle, aber sehr flotte Biene. Ihr schwarz-gelb gestreiftes Kostüm erlaubt tiefe Einblicke, aber Maren meint: Das gehört doch zum Karneval dazu. Klar, da greife schon einmal einer hin, wo es nichts zu greifen gebe. Aber wenn es zu viel wird, dann kriegt der einfach eine geknallt, sagt sie. Und überhaupt: Die tun jetzt so, als sei Grapschen erst in diesem Jahr ein Problem. Völliger Quatsch, auch deutsche Männer benehmen sich im Karneval reihenweise daneben. Ihr macht etwas anderes mehr Angst: Dass jetzt manche Rechte glauben, sie müssten sich als Beschützer der Frauen aufspielen. Das brauchen wir hier in Köln überhaupt nicht. Gut findet Biene Maren dennoch die vielen Flyer, die vorab in den Karnevalshochburgen verteilt wurden: Es muss ja für Fremde wirklich ein bisschen befremdlich wirken, wie es bei uns hier zugeht. In der Tat. In der gesamten Kölner Innenstadt gibt es an Weiberfastnacht keinen, der nicht verkleidet ist. Seit dem frühen Morgen wird geschunkelt, auf der Hauptbühne spielen lokale Größen wie Kuhl un de Gäng, Funky Marys, Cölln Girls und Blom un Blömcher. Wer hier nicht mitklatscht, wird bloß davon abgehalten, weil er ein alkoholisches Getränk in Händen hält. Aber es gibt ja diverse Karnevalsknigge, in denen das lustige Treiben erklärt wird. Die Kölner seien ziemlich offen und neugierig Fremden gegenüber, heißt es darin, und auch das Schunkeln wird erklärt: Zur Musik haken sich Kölner beim Nebenmann ein. Doch gleich wird vor zu hohen Erwartungen gewarnt: Oft halte diese Bekanntschaft nur ein Lied lang, und es wird dann in einer anderen Gruppe weitergefeiert. Auch bei einer derartigen Abwendung eines womöglich heißen Funkemariechens seien Freundlichkeit und Respekt oberstes Gebot. Auch das millionenfach verteilte Bützje wird erklärt. Das sei ein harmloses Küsschen auf die Wange, ein Ausdruck der Freude und der Sympathie. Aber, Achtung: Ein Bützje bleibt unverbindlich, verpflichtet zu nichts und wird daher auch an viele verteilt. Die Stadt Bonn klärt auf Handzetteln auf Englisch und Arabisch gleich noch weiter auf: Eine sexuelle Annäherung nach einem Bützje sei noch längst nicht erlaubt. Die Kölner Caritas hat sogar 150 Flüchtlinge eingeladen, um ihnen die Karnevalsregeln und die Bräuche persönlich in einem Crashkurs zu erklären. Take a left arm, take a right arm and swing, so wird das Schunkeln gelehrt. Und natürlich auch hier oberstes Gebot: keine Übergriffe! Am Alten Markt, unweit des Kölner Rathauses, ist es mittlerweile brechend voll. Eine Giraffe hüpft wild herum und schüttelt den Kopf. Die Einlasskontrollen waren dieses Jahr schon genauer, sagt das Plüschtier und fügt hinzu: Wäre hier natürlich ideal für Terroristen. Eine konkrete Terrordrohung liegt nicht vor, aber es gibt nach wie vor eine abstrakte Terrorgefahr. Der Giraffe ist das egal: Soll ich deswegen zu Hause hocken? Wenns passiert, dann passierts eben. Die Kölner Polizei ist seit Jahren auf einen Terroranschlag auf den Rosenmontagszug vorbereitet. In diesem Fall würde sie, wie es im Polizeijargon heißt, den Zug kontrolliert beenden. Einfach würde das nicht werden. Eine Million Feierwütige stehen am Straßenrand, der Zug der mehr als einhundert Wagen ist mehr als sieben Kilometer lang. Aber der Rosenmontag ist an der heutigen Weiberfastnacht noch weit weg. Jetzt muss überhaupt der Straßenkarneval einmal eröffnet werden, was ohnehin eine reine Formsache ist. Um 11.11 Uhr trat Kölns parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker in einem Gardekostüm auf die Bühne und gab den Startschuss. Sie hatte im Vorfeld angekündigt, die Polizei werde konsequent gegen alle vorgehen, die hier über die Stränge schlagen. Aber sie räumte auch ein: Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Ihr Tipp nach der Silvesternacht an Frauen, zur Not eine Armlänge Abstand zu halten, wurde viel belächelt und stark kritisiert. Auch Meerjungfrau Claudia, mit grünem Wischmopp auf dem Kopf, kann damit wenig anfangen: Wie soll man hier denn bitteschön Abstand halten?, sagt sie und schaut auf das Gewusel und Gedränge. Es ist eine einzige bunte Masse auf dem Platz. Man muss nicht alles zerreden, diese Silvesterübergriffe waren etwas ganz anderes, sagt sie und erklärt wie so viele andere auch: Ich lass mich nicht verrückt machen. Dezent im Hintergrund hält sich die Polizei. Unzählige Mannschaftswagen stehen in abgelegeneren Gassen, noch lehnen die Einsatzkräfte (übrigens unkostümiert) entspannt an den Autos. Vor einer Pizzeria steht ein Mitglied des Sondereinsatzkommandos (SEK). Schusssichere Weste, Waffe, feste Stiefel. Oh nein, es ist gar kein SEK-Mann, es ist der 24-jährige Dieter in spezieller Verkleidung. Hat nicht die Polizei gebeten, Kostüme mit Waffen zu vermeiden, damit es zu keinen Missverständnissen kommen kann? Lächerlich, sagt Dieter, sieht doch jeder, dass das hier nicht echt ist. Hab ich jedes Jahr an, also warum nicht auch in diesem Karneval? (Birgit Baumann aus Köln, 4.2.2016)
1Panorama
Mit Tochter Eurosport – Sublizenzierungen geplant – ORF "blickt Verhandlungen entgegen". München/Lausanne/Wien – Der US-Fernsehkonzern Discovery erhält nach eigenen Angaben vom Montag exklusiv die Fernseh- und Onlinerechte für Europa an den Olympischen Spielen von 2018 bis 2024 vom IOC. Discovery tritt mit seiner Konzerntochter Eurosport auf und kündigt auch einen Olympia-Kanal an. In der Discovery-Aussendung ist von geschätzten Rechtekosten von 1,3 Milliarden Euro die Rede. Sublizenzierungen an andere Sender seien geplant, heißt es in einer Aussendung von Discovery. Mit durchschnittlich zehn Sendern pro Markt und den führenden Online- und OTT-Sportangeboten werden Discovery und Eurosport für eine größere Reichweite sorgen, auf mehr Bildschirmen als je zuvor – über 700 Millionen Zuschauer in ganz Europa werden die Spiele sehen können, heißt es in der Aussendung: Die Berichterstattung von Discovery und Eurosport wird durch eine breite Free-TV-Abdeckung und innovative Partnerschaften mit Rundfunkanstalten und Distributoren ergänzt. Die Vereinbarung umfasst laut Discovery die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang 2018, die Olympischen Sommerspiele in Tokio 2020 sowie die Olympischen Spiele 2022 und 2024, deren Austragungsorte noch nicht feststehen. Discovery hat nach eigenen Angaben die Rechte für alle Regionen in Europa mit Ausnahme Russlands erworben, in Großbritannien und Frankreich nur die Rechte für 2022 und 2024. Wie sieht der ORF den Paket-Deal? Vorerst eher vage die Antwort vom Küniglberg: Der ORF blickt möglichen Verhandlungen mit Discovery ebenso entgegen, wie dies beim Erwerb der Olympia-Rechte 2014 und 2016 gegenüber dem Rechteinhaber Sportfive der Fall war. Offen blieb zunächst, ob ARD, ZDF oder auch der ORF Sublizenzen von der Eurosport-Mutter Discovery erwerben können. IOC-Präsident Thomas Bach sah die öffentlich-rechtlichen Anstalten bei einer internationalen Telefon-Schaltkonferenz am Nachmittag noch nicht aus dem Rennen. Die Rechte sind im Moment exklusiv in den Händen von Discovery Communications und Eurosport. Aber sie sind bereit, Verhandlungen aufzunehmen über Abkommen mit anderen Übertragungsanstalten, sagte Bach auf Anfrage der dpa. Der überraschende Mega-Deal mit Discovery und Eurosport, der die öffentlich-rechtlichen Sender kalt erwischt hatte, bedeute nicht, dass jetzt irgendjemand aus dem Rennen ist. Wer im Rennen sein möchte, kann sich jederzeit an Discovery wenden, meinte der Chef des Internationalen Olympischen Komitees. Sie haben gehört, wie offen Discovery ist, da in Diskussionen oder Verhandlungen einzutreten. ARD und ZDF teilten in einer Stellungnahme mit, die Entscheidung des IOC zur Kenntnis zu nehmen. Zugleich gab man sich ratlos bis entsetzt: ARD und ZDF hatten ein angemessenes Angebot abgegeben. ARD und ZDF sind langjährige Partner des IOC und berichten nicht nur bei den Olympischen Spielen, sondern auch in den Jahren zwischen den Spielen kontinuierlich über olympische Sportarten. Damit tragen ARD und ZDF in wesentlichem Maße zur Popularisierung der olympischen Sportarten bei. Aus der Pressemitteilung des IOC geht nicht hervor, was die Rechtevergabe an die internationale Sendergruppe für den deutschen Fernsehmarkt bedeutet. Beim ORF hofft man – siehe oben – jedenfalls noch auf eine Sub-Lizenz. Die öffentlich-rechtlichen Sender Europas waren bisher Dauer-Partner des IOC. Sie berichten auch im kommenden Jahr von den Sommerspielen in Rio de Janeiro. Discovery hat für das exklusive Rechtepaket 1,3 Milliarden Euro an das Internationale Olympische Komitee bezahlt. Das Unternehmen sendet unter anderem über seine Tochter Eurosport. In Deutschland und Österreich ist der Spartensender im Gegensatz zu anderen Ländern frei empfangbar. Eine Sublizenzierung für Free-TV wäre also theoretisch nicht notwendig. Es dürfte wohl eine Frage des Preises werden, ob ARD, ZDF und ORF bei Olympia noch zum Zug kommen.
6Etat
Der Chef des Sinaloa-Kartells kann noch eine Reihe von Rechtsmitteln ergreifen. Mexiko-Stadt – Die mexikanische Generalstaatsanwältin Arely Gomez befürwortet eine Auslieferung des Drogenbosses Joaquin El Chapo Guzman an die Vereinigten Staaten. Es gibt Personen, die bereits festgenommen sind, aber nichts mehr zu den Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft beitragen können, während sie in anderen Ländern noch von Nutzen sein können, sagte Gomez am Montag im Radiosender Formula. Die Vereinigten Staaten haben die Auslieferung des Chefs des Sinaloa-Kartells beantragt. Die US-Behörden werfen ihm unter anderem Mord, Drogenhandel, Bildung einer kriminellen Vereinigung und Geldwäsche vor. Die Welt schaue nun auf Mexikos Umgang mit Guzman, warnte die US-Regierung am Montag. Natürlich haben wir den mexikanischen Behörden unsere Sorge über die Gefahr mitgeteilt, die dieses Individuum darstellt, sagte US-Außenamtssprecher John Kirby. Guzman kann nun Einspruch gegen die Auslieferung erheben. Nach dem juristischen Prozedere liegt das letzte Wort beim mexikanischen Außenministerium. Die Überstellung dürfte mindestens ein Jahr dauern. Wir haben schon Verfahren gehabt, die vier, sechs Jahre gedauert haben, abhängig von den Rechtsmitteln, die die Verteidigung ergreift, sagte der Abteilungsleiter für internationale Verfahren der mexikanischen Generalstaatsanwaltschaft, Jose Manuel Merino. Denkbar wäre auch eine vorübergehende Auslieferung, bei der Guzman an die USA überstellt und dort vor Gericht gebracht wird. Danach müsste er für die noch anhängigen Prozesse wieder nach Mexiko geschickt werden. Dieses Verfahren haben die US-Behörden bisher aber nicht beantragt. Nach seinem spektakulären Ausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis vor einem halben Jahr war El Chapo am Freitag erneut gefasst worden. Bei dem Einsatz in der Stadt Los Mochis im Westen des Landes kamen fünf mutmaßliche Bandenmitglieder ums Leben, sechs weitere wurden festgenommen. Ein Soldat wurde angeschossen. Der Fernsehsender Televisa zeigte am Montag Videoaufnahmen, die ein Marineinfanterist bei der Operation Schwarzer Schwan mit einer Kopfkamera gemacht hatte. Darauf ist zu sehen, mit welch starker Gegenwehr die Soldaten zu kämpfen hatten. Bei dem Zugriff in einem Haus geraten sie immer wieder unter heftigen Beschuss. Guzman und sein lokaler Statthalter Ivan El Cholo Gastelum konnten zunächst noch durch die Kanalisation fliehen und ein Auto stehlen. Später wurden sie jedoch an einer Ausfallstraße gefasst und in ein Motel gebracht, wo die Sicherheitskräfte auf Verstärkung warteten. Nach der Festnahme veröffentlichte die Zeitschrift Rolling Stone ein Interview, das Sean Penn und Kate de Castillo im Oktober vergangenen Jahres mit El Chapo geführt hatten. Die Kommunikation zwischen den Schauspielern und den Anwälten von Guzman half nach Angaben der Ermittler bei der Ortung des Drogenbosses. Wegen ihres Kontakts zu El Chapo wird jetzt aber auch gegen Penn und De Castillo ermittelt. Wir müssen sehen, welche Absprachen bei den Treffen gemacht wurden, sagte Generalstaatsanwältin Gomez. Das kann ein kleines Vergehen wie Begünstigung oder auch etwas Schwerwiegendes sein.
1Panorama
Von der Papierform her dürfte das TV-Duell recht launig und entspannt werden. Am Montag bezeichnete sich Andreas Khol als mittlerweile milder und weiser. Er sei abgeklärter als in jener fernen Zeit, da er Reden von Finanzminister Karl-Heinz Grasser als Geniestreiche bejubelt hatte. Und es wirkte der ÖVP-Kandidat (in schwarz-blauer Zeit auch Parlamentspräsident) in der ZiB 2 nicht künstlich ins Korsett der Gelassenheit gepresst. Khol war ein ruhiger Khol – auch als er den FPÖ-Wählern schöne blaue Augen machte. Darauf lässt sich für den Präsidentschaftswahlkampf strategisch aufbauen; damit lässt sich auch anderen Kandidaten angstlos begegnen – wer immer diese am Ende sein werden. Am Dienstag saß dann aber einer der Kontrahenten bei Armin Wolf und zeigte, dass er es keinesfalls verlernt hat. Alexander Van der Bellen, der – ohne zu lachen – auch um die Stimmen der Grünen bat, war der alte sympathische Onkel. Selbst dort, wo ihm zugesetzt wurde, fand er charmante Wege, Widersprüche zu pulverisieren. Und er wirkte dabei so frei von steifen Politphrasen wie in seiner besten Zeit. Von der Papierform her dürfte das TV-Duell Khol / Van der Bellen also recht launig und entspannt werden. Hier der unbeschwert wirkende Grüne, der nur achtgeben muss, nicht allzu schläfrig zu wirken. Dort der nun ruhige ÖVPler, der nur achtgeben muss, nicht sarkastisch abzuheben. Gefährlich könnten aber hochkochende Erinnerungen werden. Khol denkt womöglich an all jene Demos, die die Seinen unterirdisch zur Angelobung haben schreiten lassen. Van der Bellen erinnert sich an den Demagogen Khol, der seine Grünen mit Gewaltvorwürfen zugeschüttet hat. Fürs präsidiale Benehmen der beiden wären das härteste Prüfungen.
6Etat
Keine offensichtlichen Hinweise auf Fremdverschulden. Wien – Bei einem Wohnungsbrand in Ottakring ist am Freitagabend ein 59-jähriger Mann ums Leben gekommen. Die von Bewohnern alarmierte Feuerwehr stieß bei den Löscharbeiten in der Hasnerstraße auf die Leiche des Mieters. Laut Polizei gab es keine offensichtlichen Hinweise auf ein Fremdverschulden, eine Obduktion wurde dennoch angeordnet.
1Panorama
Forscher identifizieren 1700 menschliche Gene, deren Inaktivierung durch Mutationen für die Zelle tödlich ist. Wien – Etwa zehn Prozent der rund 23.000 Gene sind für menschliche Zellen absolut überlebenswichtig. Das ist das Ergebnis einer niederländisch-österreichischen Studie, die aktuell in Science publiziert worden ist. Die Erkenntnisse bilden ein Grundmuster für die essenziell notwendige Gen-Ausstattung menschlicher Zellen. Die Studie in Zusammenarbeit der Forschungsgruppe um Thijn Brummelkamp am Netherland Cancer Institute (NKI) und dem Team um Giulio Superti-Furga vom CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der ÖAW wurde anhand von zwei haploiden menschlichen Zelllinien (Zellen mit nur einem Chromosomensatz) durchgeführt. Dabei identifizierten die Wissenschafter rund 1.700 Gene, bei denen eine Inaktivierung durch Veränderungen im genetischen Code für die Zelle tödlich sind. Man kann wirklich sagen, dass diese Studie die Lebensgrundlage von menschlichen Zellen identifiziert, so Superti-Furga. Es sei zwar noch immer eine Erkenntnis aus der Petrischale. Aber die Kombination der Erkenntnisse von zwei unterschiedlichen Zelllinien biete schon ein hohes Maß an Sicherheit. Das ist eine unglaublich wichtige Informationsgrundlage. Quasi auf höherer Ebene habe man auch ein Netzwerk der Interaktion dieser Gene feststellen können. Im Rahmen der Studie haben die Forscher millionenfach Gen-inaktivierende Mutationen im Genom der untersuchten Zellen zufällig generiert und dann gemessen, welche Gene nicht inaktiviert werden dürfen, damit eine Zelle unter normalen Bedingungen wachsen kann. Darüber hinaus wurden einzelne Gene untersucht, bei denen erst die kombinierte Inaktivierung von einem weiteren Gen zur Unterbrechung grundlegender zellulärer Prozesse und damit zum Zelltod führt.Die Studie gebe den ersten grundlegenden Einblick in den Verband menschlicher Gene, die für das Leben notwendig sind.
7Wissenschaft
Wiener Bürgermeister ortet Probleme bei der Kommunikation der Bundes-SPÖ - Auch Katzian klar gegen Koalition. Wien - Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat seine Ablehnung gegenüber einer Koalition mit der FPÖ bekräftigt. Er sehe keine inhaltlichen Überschneidungen mit der FPÖ. Das solle man zur Kenntnis nehmen, sagte Häupl am Samstag in der Ö1-Radioreihe Im Journal zu Gast. Der Bundes-SPÖ, die nach den Landtagswahlen von allen Seiten heftig kritisiert wird, attestierte Häupl Kommunikationsprobleme. In der Wiener SPÖ gebe es weit und breit keine Mehrheit für Rot-Blau. Eine Mitgliederbefragung habe man schon früher gemacht, eine neue sei daher unnötig. Dass die SPÖ durch die rot-blaue Koalition im Burgenland und den Verlust des Landeshauptmannsessels in der Steiermark unter Druck geraten ist, bestritt Häupl nicht. Genutzt hat uns das in beiden Fällen nicht. Das sei aber nicht die Schuld von Parteichef Werner Faymann. Der Vorsitzende könne keine Befehle ausgeben. Ich gehe davon aus, dass wir keine Führerpartei sind, so Häupl. Der Bürgermeister ortet trotzdem Handlungsbedarf in der SPÖ-Parteizentrale. Bei der Kommunikation gebe es die größten Probleme, da gibt es einiges zu tun. Faymann sei aber in keiner Weise infrage gestellt. Auf die Frage, ob ÖBB-Vorstand Christian Kern der künftige SPÖ-Chef sein könnte, meinte Häupl: Kern sei politiktauglich, er, Häupl, wisse aber nicht, ob dieser wirklich mit Begeisterung wechseln würde. Ein klares Nein zu Rot-Blau kam am Samstag auch vom FSG-Vorsitzenden Wolfgang Katzian. Der GPA-Chef bezeichnete Rot-Blau in der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins profil als schweren Fehler. Alles, wofür die FPÖ steht, ist mit unseren Grundwerten unvereinbar. Weder SPÖ noch GPA dürften diese Haltung aufgeben. Wenn wir die nicht mehr haben, was bleibt uns dann noch? Katzian hält die Auseinandersetzung über Rot-Blau für nicht ausgestanden und beendet, auch wenn manche das gerne hätten. Ich werde sie führen und habe dazu kommende Woche eine Konferenz der SPÖ-Gewerkschafter einberufen. Wenn ich nicht durchkomme, muss ich mir überlegen, was ich tue. Zu Wort meldete sich zudem der KZ-Überlebende Rudolf Gelbard. Für mich persönlich ist es besonders wichtig, dass der Bundeskanzler keinen Zweifel daran lässt, dass er eine Koalition mit der FPÖ auf Bundesebene ausschließt. Mein Vertrauen liegt vor allem in der klaren Haltung von Werner Faymann gegen hetzerische und antisemitische Tendenzen begründet. Und in seiner klaren Absage an die FPÖ, sagte Gelbard in einer Aussendung. Ich habe erlebt, zu welchen Gräueln Hass und Hetze führen können, so Gelbard. Es sei daher gut, dass Faymann dafür sorge, dass die Hetze der FPÖ nicht regierungsfähig wird.
5Inland
Automatische Aktivierung, Nutzung nur für andere UPC-Kunden – Pilotprojekt in Graz. UPC will das größte WLAN Europas aufbauen. Jedes geeignete Modem der Kunden wird in Zukunft automatisch für das kabellose Netz freigeschaltet, auf das alle anderen UPC-Kunden zugreifen können. In den Niederlanden und der Schweiz startete Wi-Free bereits, nun ist Österreich an der Reihe. Nutzer sollten bei dem Angebot aber einiges beachten. Kunden mit WLAN-Modem werden von UPC mehr oder weniger zwangsbeglückt. Laut dem Unternehmen wird Wi-Free über ein vom eigenen WLAN unabhängiges, zweites Netz aufgebaut. Das sei völlig sicher und schützt die Privatsphäre der einzelnen Nutzer, so das Unternehmen. Details zu den Sicherheitsvorkehrungen sind nicht bekannt, bei UPC war für eine Rückfrage zunächst niemand erreichbar. Für das Netz wird eine eigene SSID verwendet, in Österreich lautet sie UPC Wi-Free. Wer darüber surfen will, muss sich zunächst auf der Website des Providers registrieren. An einem WLAN-Standort kann man sich dann mit dem UPC-Benutzernamen und dem für Wi-Free angelegten Passwort anmelden und wird daraufhin stets automatisch mit dem Netzwerk verbunden. Wer sein Modem allerdings nicht für Wi-Free zur Verfügung stellen möchte, muss sich explizit davon auf der UPC-Seite abmelden. Und kann dann das Netzwerk selbst auch nicht nutzen. Da das WLAN über ein zweites Netz betrieben wird, wird nichts von der Bandbreite der Kunden abgezwackt, so UPC. Pro Standort sind maximal fünf Nutzer erlaubt. Wollen sich mehr einloggen, müssen sie warten, bis ein anderer User wegfällt. Große Download-Orgien dürfte es auch nicht geben, denn die Bandbreite ist auf 10 Mbit/s limitiert. In Österreich startet Wi-Free zunächst in einem Pilotprojekt in Graz, später soll es auf alle Kunden in Österreich ausgedehnt werden. Ab dann ist auch die internationale Nutzung möglich. UPC listet auf seiner Website derzeit neben Österreich auch die Niederlande, Irland, Ungarn, Polen, Rumänien und die Schweiz auf. In den Niederlanden wurde das Netz gemeinsam mit dem Provider Ziggo aufgezogen. Für alle, die im Ausland surfen wollen, ist das eine gute Nachricht, da so keine hohen Roamingkosten anfallen. UPC wirbt für Wi-Free als das kostenlose WLAN-Netz. Das stimmt freilich nur bedingt, da es ausschließlich für zahlende UPC-Kunden zur Verfügung steht. Die zwangsweise Aktivierung dürfte zudem einige Kunden abschrecken.
0Web
Gebührenfreies Geldabheben im EU-Ausland kostet Österreichs Kreditinstitute viel – aber sie sind selbst schuld daran. Es ist schon seltsam: Sämtliche Experten empfehlen den heimischen Banken, Bankomatgebühren einzuheben; der für Banken zuständige Nationalbank-Vizegouverneur Andreas Ittner macht daraus keinen Hehl, dass er solche Gebühren für notwendig hält. Manche Banken bereiten das Aus für Gratis-Abhebungen bereits rechtlich vor. Aber wenn Banker gefragt werden, ob man auch in Österreich bald dafür zahlen muss, wenn man nicht bei seiner eigenen Bank den Bankomat verwendet, weisen sie dies entrüstet von sich. Das ist in Österreich eine heilige Kuh und darum kein Thema, sagt etwa RBI-Chef Karl Sevelda. Sevelda spricht es richtig aus: Die Banken fürchten sich davor, den Schritt zu unternehmen, der schon lange betriebswirtschaftlich angebracht war und heute dringend benötigt wird. Was das Gratis-Abheben die Banken kostet, ist nicht bekannt, aber die Beträge dürften beträchlich sein. Schuld daran ist eine EU-Verordnung, die seit 2002 verlangt, dass Abhebungen im EU-Ausland nicht mehr kosten dürfen als im Inland. Da Österreichs Banken anders als Deutschland oder die meisten EU-Staaten zuhause von den meisten Kunden keine Bankomatgebühren einhoben, müssen sie dies EU-weit so handhaben. In Österreich selbst sind die Abwicklungskosten relativ niedrig, aber bei jeder Abhebung im Ausland müssen die Banken selbst Gebühren an die Partnerinstitute entrichten. Wenn ein österreichischer Schüler auf Spanien-Urlaub jeden Tag zehn Euro von seinem Konto abhebt, dann wird das für seine Hausbank schon ziemlich teuer. Und offenbar spricht sich die österreichische Gratis-Abhebung in der EU herum. So eröffnen auch Deutsche ein Konto bei einer heimischen Bank, nur damit sie überall in der EU günstig zu Bargeld kommen. In Deutschland selbst haben sich zwar immer mehr Banken zu Verbünden zusammengeschlossen, innerhalb derer die Abhebung gratis ist. Aber weil das nicht für alle Institute gilt, kann die deutsche Sparkasse für Auslandsabhebungen mehrerer Euro verrechnen. Die österreichische darf das nicht. Das ist für Bankkunden zwar sehr angenehm, aber für die Banken, die ohnehin bereits hohe Verluste im Privatkundengeschäft erleiden, ein echtes Problem. Und sie finden keinen Weg heraus. Denn wenn eine Bank vorprischt mit Bankomatgebühren, würde sie dafür von Konsumentenschützern angeprangert, in der Boulevardpresse geprügelt und von vielen Bankkunden, die sich über Jahrzehnte an die Gratis-Abhebung gewöhnt haben, verlassen werden. Um den Schaden zu begrenzen, müssten andere Institute rasch nachziehen. Doch wenn das abgestimmt ist oder auch nur so aussieht, hätten die Banken sofort ein heftiges Kartellverfahren am Hals. Und für kleinere Banken oder Neulinge aus dem Ausland würde das die Chancen, den etablierten Instituten Kunden abzuwerben, weiter steigern. Deshalb wollen Sevelda & Co. an dieses Thema nicht einmal anstreifen. Aber den Kopf in den Sand zu stecken ist auch keine Lösung. Denn die Banken sind sich des Problems seit 14 Jahren bewusst, und hätten Zeit gehabt, es unter besseren Bedingungen als den heutigen zu lösen. Sie sind an ihrer jetzigen Misere selbst schuld. Vielleicht könnte die Nationalbank aktiv werden, indem sie Bankomatgebühren als Beitrag zur Stabilisierung der Profitabilität verlangt. Dann könnten alle Banken gleichzeitig handeln, ohne sich eines Wettbewerbsverstoßen schuldig zu machen. Oder der große Sparkassensektor geht voran und bietet Kunden eine Entschädigung an. Dann könnten andere nach und nach folgen. Entscheidend wird sein, dass man im Inland immer noch genügend Möglichkeiten hat, gratis bzw. sehr günstig abzuheben, ohne dass Gebühren für Auslandsabhebungen gegen das EU-Recht verstoßen. Das erfordert eine gewisse Kreativität. Wahrscheinlich wird lange nichts geschehen – und das Problem für die Banken immer weiter anwachsen. Und eines Tages werden Bankomatgebühren doch kommen, so wie einst das anonyme Sparbuch und das Bankgeheimnis abgeschafft wurde – weil es nicht anders geht.
3Wirtschaft
Landeshauptleute von Tirol beraten Grenzkontrollen zwischen Italien und Österreich. Das Dilemma könnte kaum problematischer sein: Mehr als ein halbes Jahrhundert haben Österreich und Südtirol schrittweise versucht, die Brennergrenze zu überwinden und zunehmend als Vergangenheit erscheinen zu lassen. Dass Österreich jetzt ausgerechnet dort einen Grenzzaun hochziehen und die Personenkontrollen wieder einführen will, erregt die Gemüter beiderseits des 1370 Meter hohen Passes. Vor diesem Hintergrund trafen sich am Montag in Bozen die drei Landeshauptleute der Europaregion Tirol zu entsprechenden Beratungen. Der Brenner ist wegen seines hohen Symbolgehaltes keine normale Grenze , warnte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Alle Maßnahmen der Regierungen in Wien und Rom müssten mit der Europaregion diesseits und jenseits der Grenze abgestimmt werden. Die Vorstellung vom Stacheldraht am Brenner löse negative Emotionen aus, versicherte Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher. Und sein Trentiner Kollege Ugo Rossi forderte die Europäische Union zur Sicherung der Außengrenzen auf. Die Migranten dürften gar nicht zum Flaschenhals am Brenner kommen. Platter: Wir haben eine der größten Herausforderungen der letzten Jahrzehnte zu bewältigen und müssen leider feststellen, dass die europäische Solidarität nicht funktioniert. Heute, Dienstag, wollen die drei Landeshauptleute in Wien mit der österreichischen Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) Details der angekündigten Maßnahmen erörtern. Noch in dieser Woche werden sie in Rom auch den italienischen Innenminister Angelino Alfano treffen. Kompatscher warnte vor einer Beeinträchtigung des Verkehrs auf der wichtigsten Nord-Süd-Transitroute, über die jährlich zehn Millionen Fahrzeuge und 40 Millionen Tonnen Waren rollen. Zeitraum und Umfang der Kontrollen dürften nicht über das unbedingt erforderliche Ausmaß hinausgehen. Gardasee ade, hatte am Sonntag die Frankfurter Allgemeine Zeitung auf ihrer Titelseite gewarnt. Grenzkontrollen würden zu langen Staus auf der Brennerautobahn führen, die Wochenendurlauber von einer Reise in den Süden zurückschrecken. Die drei Landeshauptleute bestanden darauf, die Kontrollen so durchzuführen, dass sie den freien Grenzverkehr nicht beeinträchtigen. Vor fast 20 Jahren hatten die Innenminister Karl Schlögl (SPÖ) und Giorgio Napolitano den Schlagbaum am Brenner entfernt. Jetzt soll auf der engen Passhöhe ein Drahtzaun errichtet werden. Der bekannte Politologe Sergio Fabbrini kritisierte Österreichs Entscheidung als unverantwortlich. Österreich gefährde die Existenz der Europäischen Union aus nationalistischen Gründen. Statt die Außengrenzen zu verteidigen, errichte man neue Schlagbäume und Grenzzäune zwischen einem Mitgliedsland und dem anderen. Die Renationalisierung gefährde die Zukunft der gesamten Union. Die EU habe keine gemeinsame Grenzpolitik und keinen Kommissar für Immigrationsprobleme. Die Bozner Forza-Italia-Abgeordnete Michaela Biancofiore warf Regierungschef Matteo Renzi einen Kniefall vor Österreich vor. Renzi akzeptiere die Wiedereinführung von Grenzkontrollen und knie vor Österreich, einem kleinen Land, das kein EU-Gründungsmitglied sei und das das Schengen-Abkommen torpediere. Sie forderte von Außenminister Paolo Gentile, Österreichs Schutzfunktion für Südtirol aufzukündigen.
1Panorama
Laut Medienberichten verzichtete der Argentinier auf den Pokal. Buenos Aires – Die Copa America ist seit Sonntag zu Ende, die fehlende Ehrung zum Besten Spieler des Turniers bleibt aber ein Mysterium. Nach dem verlorenen Endspiel im Elfmeterschießen gegen Gastgeber Chile (1:4) sollte angeblich Argentiniens Lionel Messi ausgezeichnet werden. Laut argentinischen Medienberichten soll der Fußball-Superstar diese Ehrung aber ausgeschlagen haben. Pokal entfernt Vor einem Jahr hatte Messis Wahl zum Besten Spieler der WM in Brasilien auch Kritik und Unverständnis ausgelöst. Ein überragendes Turnier hatte der vierfache Weltfußballer nicht gespielt. Nach dem Finale in Santiago de Chile soll Messi die Verantwortlichen nun veranlasst haben, die Trophäe nicht übernehmen zu wollen. Auf einem Video ist sichtbar, wie der Pokal vom Podium entfernt wird. Laut La Nacion könnte auch ein weiterer Grund den Ausschlag gegeben haben. Einer der Copa-Sponsoren wollte einen anderen Spieler als Messi ehren, da dieser bei einem Konkurrenzunternehmen unter Vertrag steht. Eine Einigung konnte dem Bericht zufolge nicht erzielen werden. (APA; 6.7.2015)
4Sport
Das Programm befasst sich mit der Persönlichkeit der niederösterreichischen SOS-Kinderdorfmutter Angela Sasshofer. Turin/Wien – Das Ö1-Radioporträt Zwei Mütter von Isabelle Engels ist mit dem Sonderpreis des italienischen Staatspräsidenten bei der 67. Ausgaben des Prix Italia ausgezeichnet worden. Der Preis wird von einer internationalen Jury einem TV- und Radioprogramm verliehen, das Chancengleichheit besonders fördert oder Stärke und Mut der Frauen in den Vordergrund stellt. Verliehen wurde der Preis vom Bürgermeister von Turin, Piero Fassino. Zwei Mütter befasst sich mit der Niederösterreicherin Angela Sasshofer, die als Europasekretärin viele verschiedene Länder bereist und Kulturen kennengelernt und für Unternehmen in unterschiedlichen Wirtschaftsbranchen gearbeitet hat. Mit knapp 40 Jahren verspürte sie den intensiven Wunsch, noch etwas wirklich Sinnvolles zu tun, und stieß auf das SOS-Kinderdorf im benachbarten Hinterbrühl, wo sie sich um Kinder in Schwierigkeiten kümmerte. Im Frühjahr 2014 starb die SOS-Kinderdorfmutter im Alter von 54 Jahren an Krebs. Der Prix Italia ist der älteste und traditionsreichste Fernseh-, Radio- und Web-Wettbewerb. In der Kategorie Radio gibt es Preise für Produktionen in den Bereichen Hörspiel, Dokumentation und Musik. Er wurde von der RAI 1948 ins Leben gerufen. Die Teilnehmerliste des Prix Italia ist beachtlich: Autoren wie Jean Anouilh, Heinrich Böll, Bert Brecht, Italo Calvino, Jean Cocteau, Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch oder Umberto Eco haben Arbeiten eingereicht – zu den Siegern zählten u. a. Samuel Beckett, Eugene Ionesco, Harold Pinter und Dylan Thomas. 80 öffentliche und private Radio- und Fernsehstationen sind Partner und ständige Mitglieder des Prix Italia und repräsentieren 40 Länder in fünf Kontinenten. Der Wettbewerb findet jedes Jahr in der zweiten Septemberhälfte statt, begleitet von vielen kulturellen Veranstaltungen.
6Etat
Ex-"Datum"-Chefredakteur nimmt Thomas Trescher und Christina Pausackl mit, von Servus TV kommt Christian Schwarz. Wien – Stefan Kaltenbrunner wechselt wie berichtet mit Jänner als Chefredakteur zu Kurier Online. Im Gepäck hat der langjährige Datum-Chefredakteur die Datum-Redakteure Thomas Trescher, zuletzt Chef vom Dienst beim Monatsmagazin, und Christina Pausackl, die als freie Journalistin für Datum und Zeit arbeitete. Weiterer Zugang beim Kurier ist mit Christian Schwarz noch ein ehemaliger Datum-Journalist, der später zu Servus TV wechselte. Kaltenbrunner kam 2008 aus der Chefredaktion von E-Media aus der Verlagsgruppe News zu Datum, 2009 wurde er Chefredakteur. Datum gehört inzwischen zur Gänze der Magazinholding Medecco von Horst Pirker.
6Etat
3D-Support für aktuelle Nvidia-Karten, Sicherheitsverbesserungen und neues Dateisystem. Mit Linux 4.6 hat Kernel-Maintainer Linus Torvalds eine neue Version der von ihm gemanageten Software veröffentlicht. Einmal mehr setzt sich diese aus einem Sammelsurium von Verbesserungen und Neuerungen aus unterschiedlichsten Bereichen zusammen. Einen wichtigen Bestandteil jeder Kernel-Release bilden Updates für die Unterstützung der Grafikchips der einzelnen Hersteller. Und hier ist auch die neue Version keine Ausnahme. Mithilfe der vor einigen Wochen veröffentlichten Firmware-Dateien von Nvidia gibt es nun auch im freien Nouveau-Treiber 3D-Hardwarebeschleunigung für die Geforce GTX-Karten der 900er-Serie. Mit Linux 4.5 wurde endlich ein freier 3D-Treiber für den Raspberry Pi aufgenommen, mit der neuen Release wird dieser nun noch mal überarbeitet, wovon die Performance merklich profitieren soll. Für aktuelle Intel-Grafikchips verspricht der Kernel 4.6 wiederum signifikante Stromsparverbesserungen. Sind hier doch jetzt Frame Buffer Compression und Panel Self Refresh von Haus aus aktiviert. Davon profitieren Intel-Chips ab der Haswell-Generation. Mit Linux 4.6 werden einige zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen aus externen Patchsets übernommen, die die Ausnutzung von Lücken schwerer machen soll. So wurden etwa Verbesserungen an der Address Space Layout Randomization (ASLR) vorgenommen, die das erfolgreiche Ausführen eines Exploits auf einem 32-Bit-System erheblich erschweren sollen. Mit OrangeFS bekommt der Linux-Kernel ein weiteres neues Dateisystem, das für große Storage-Lösungen gedacht ist. Es erlaubt unter anderem das Verteilen von Daten über mehrere File-Server. Der Kernel 4.6 beseitigt darüberhinaus einen besonders unangenehmen Bug, der bei manchen Lenovo-Laptops in den letzten Kernel-Versionen dazu führte, dass die thermische Regelung defekt war. Dadurch konnten die betroffenen Rechner – etwa x220 oder 240 – nie die volle Performance erreichen. Eine Reduktion des Stromverbrauchs verspricht ein verbessertes Power Management für SATA-Platten. Nun kann auch der zugehörige AHCI-Controller vollständig deaktiviert werden, wenn die Platten im Suspend sind. Zu den weiteren Neuerungen gehört die Unterstützung von 13 zusätzlichen ARM-Prozessoren, darunter der Snapdragon 820. Linux 4.6 steht wie gewohnt in Form des Source Codes auf der Seite des Projekts zum Download.
0Web
Flagge der "Bearded Villains" zeigt gekreuzte Schwerter. Stockholm – In Schweden hat ein Treffen von Bartträgern, die vor einer schwarzen Fahne mit gekreuzten Schwertern posierten, die Polizei auf den Plan gerufen: Die von einem Passanten alarmierten Ordnungshüter wollten dem Verdacht nachgehen, dass es sich um eine Versammlung von Terroristen des Islamischen Staats handeln könnte. Dies berichtete am Montag Mitveranstalter des Treffens, Andreas Fransson. Der 32-Jährige gehört zu dem ursprünglich aus den USA stammenden Club Bearded Villains (etwa: bärtige Schurken), der sich für viele wohltätige Zwecke einsetzt. Dazu zählen laut Fransson der Kampf gegen Ungerechtigkeit, Homophobie, Rassismus und Unterdrückung. Das verdächtige Treffen fand am Samstag vor einem Herrenhaus am Vättersee im Süden Schwedens statt. Die Flagge, die bei dem Treffen für ein Foto hochgehalten wurde, wandere von Club zu Club um die Welt, berichtete Fransson. Es würden überall Fotos gemacht, um unsere Gemeinschaft zu zeigen. Die beiden alarmierten Polizisten seien am Samstag lachend wieder abgezogen, berichtete der 32-Jährige weiter. Es sei ein lustiger Zwischenfall gewesen. Zugleich sei es aber auch schade, dass wir mit dem Islamischen Staat in Verbindung gebracht werden, wenn man an unsere gemeinnützigen Aktivitäten denkt.
1Panorama
Par-Runde zum Auftakt – Woods mit miserabler Runde, Johnson voran. St. Andrews – Mit großer Zuversicht war Bernd Wiesberger in die 144. British Open der Golf-Profis gestartet. Nach dem ersten Tag auf dem traditionsreichen Old Course im schottischen St. Andrews regierte beim Burgenländer am Donnerstagabend aber der Frust. Nach zwei Bogeys auf den letzten beiden Löchern schrieb Wiesberger zum Auftakt des dritten Major-Turniers des Jahres nur eine Par-Runde an. Mit 72 Schlägen reihte sich der Paris-Sieger damit nur auf Rang 67 ein. In Führung ging der US-Open-Zweite Dustin Johnson (USA) mit sieben unter Par. Einen miserablen ersten Tag lieferte Tiger Woods ab, der 39-Jährige spielte eine 76er-Runde und muss somit um den Cut bangen. Der Weltranglisten-Zweite Jordan Spieth, heuer bereits Sieger des Masters und der US Open, kam mit einer 67 ins Clubhaus. Dummes Finish heute. Habe okay gespielt, aber hatte einige schlechte Breaks und habe praktisch nichts eingelocht. In Summe ziemlich enttäuschend, schrieb Wiesberger auf Facebook. Er blickte bereits auf Freitag, wo er ab 9.00 Uhr wieder auf dem Grün steht: Morgen muss es zum Laufen beginnen. Wiesberger startete bei teils stürmischen Windverhältnissen an der schottischen Nordsee mit Schlaggewinnen auf der 1 und 5 eigentlich nach Maß, auf der Back Nine musste der 29-Jährige aber auch zwei Bogeys anschreiben. Mit zwei anschließenden Birdies arbeitete er sich wieder nach vorne, um am Ende dennoch mit hängendem Kopf dazustehen. Vor allem die Putts fanden ihr Ziel nicht wie erwartet. Einen noch schlechteren Start erwischte Tiger Woods. Der frühere Branchenprimus könnte als erster Profi nach 2000 und 2005 dreimal im Royal and Ancient Golf Club St. Andrews gewinnen – doch davon ist er weit entfernt. Schon sein Start vor Hunderten von Fans misslang mit zwei Bogeys. Auf der ersten Bahn landete sein zweiter Schlag im Wassergraben. Das war entmutigend, ich war ein wenig verärgert, gab der 14-fache Major-Sieger danach zu. Ganz gut lief es dagegen bei Spieth, den viele als Nachfolger von Woods sehen. Dem Texaner gelangen sieben Birdies, auf den zweiten neun Löchern leistete er sich dann zwei Bogeys. Damit strafte er alle Kritiker Lügen, die seinen Turniersieg am Sonntag auf der PGA-Tour hinderlich für die Open einschätzten. Wenn sich der Shootingstar am Sonntag die Claret Jug holt, wird er den verletzten Nordiren Rory McIlroy an der Spitze der Weltrangliste ablösen und als erster Spieler seit Ben Hogan 1953 auch das dritte Major in einem Jahr gewinnen.
4Sport
Eine Familie soll im Internet dutzende Männer um Geld gebracht haben, indem sie ihnen paarungsinteressierte junge Frauen vorgaukelte. Korneuburg – I bin net so a misstrauischer Mensch, des is mei Fehler, sagt Herr K. als Zeuge und Opfer im Prozess um Betrug und Erpressung gegen vier Angeklagte. Am Landesgericht Korneuburg muss ein Schöffensenat unter Vorsitz von Rainer Klebermaß entscheiden, ob die Familie willigen Männern via Internet über 30.000 Euro herausgelockt hat, indem sie virtuellen oder realen Sex versprach. Mit einer nichtexistenten jungen Frau. Schon bei der Überprüfung der Generalien zeigt sich, dass die wirtschaftlichen Familienverhältnisse eher sehr trist sind. Großvater Matthias G. ist 58 Jahre alt und hat es auf 26 Vorstrafen gebracht. Von Beruf?, will Klebermaß von ihm wissen. Arbeitslos, lautet die lapidare Antwort des Einzigen, der nicht geständig ist. Schulden? – Waaß i ned. Natascha G. ist seine Tochter, 34 Jahre und fünffache Mutter. Unterhalt bekommt sie für keines der Kinder, sie lebt von 587 Euro Mindestsicherung, hat 49.000 Euro Schulden und drei Vorstrafen. Erstangeklagte Jennifer G. ist die Enkelin von Matthias, 18 Jahre alt und vor fünf Monaten Mutter geworden. Neben ihr sitzt Manuel G. (nicht verwandt, Anm.), der Vater des Kindes, und lebt mit seinen 27 Jahren von 800 Euro Arbeitslosengeld. Die Motivlage der Angeklagten ist also recht offensichtlich. Weniger klar ist, wer was gemacht hat. Ab dem Sommer 2013 sollen sie in Heimarbeit aktiv gewesen sein. In einschlägigen Chatportalen hätten sie systematisch Opfer gesucht, sagt Staatsanwältin Elisabeth Böhm-Gratzl. Der Älteste bestreitet allerdings, etwas von der Sache gewusst zu haben. Das männliche Bedürfnis, nackte junge Frauen zu sehen und dafür auch Geld zu zahlen, scheint recht ausgeprägt zu sein. Manuel G. übernimmt die Hauptverantwortung. Er hat sich weibliche Tarnidentitäten zugelegt und Interessenten erotische Erlebnisse versprochen, die beiden Frauen haben geholfen beziehungsweise wurden selbst aktiv. Sind Leute darauf eingestiegen?, fragt der Vorsitzende. Genug. Jedes Mal mindestens zweistellig. Zunächst chattete man, dann stieg man auf Skype um. Das Versprechen, die Webcam aufzudrehen, gab es ab 25 Euro, für ein reales Treffen musste man 50 bis 100 Euro überweisen. Vorab, ohne zu wissen, wer das Gegenüber überhaupt ist. Damit gaben sich die Angeklagten aber nicht zufrieden. Wurde gezahlt, hieß es anschließend, das Geld sei nicht angekommen. Viele zahlten neuerlich. Und nochmals. Die Kamera blieb dunkel, reale Treffpunkte vereinsamt. Eingezahlt wurde auf Paysafe-Cards, die anschließend wie Kreditkarten benutzt werden können. Drei davon waren im Spiel, eine ist auf den leugnenden Drittangeklagten ausgestellt. Seine Tochter Natascha nimmt die Schuld auf sich. Sie habe den Ausweis ihres Vaters genommen und ihn registriert, er habe davon nichts gewusst. Ein Mitarbeiter des Unternehmens bestätigt das als Zeuge. Keep calm and stop fraud (Ruhig bleiben und Betrug stoppen) steht auf dem Aufkleber, der auf seinem Laptop prangt. Er erklärt auch, dass auf einer Karte maximal 1.000 Euro gespeichert sein können – was erklärt, warum mehrere nötig waren. Als er allerdings in Details gehen will und von Loyal Customers und IP Ranges spricht, blicken ihn alle Prozessbeteiligten ziemlich ratlos an und sind mit der grundsätzlichen Aussage zufrieden. Der zahlungskräftigste Kunde war Herr K., der kein so misstrauischer Mensch ist. Der 24-jährige Landwirt hat die Angelegenheit angezeigt, nachdem er 1.300 Euro verloren hatte. I hob des Göd fürs Winterdienstfahrzeug braucht, sagt er. Er schämt sich für die Angelegenheit und sucht die Schuld auch bei sich. I bin seit ocht Jahr mit meina Freindin zsam, sie woar mei erste. Die is mir heilig, beteuert er. Der Kontakt war jedenfalls intensiv. Neben der Konversation über Skype sind 77 Anrufe und SMS dokumentiert. Er erhebt gleichzeitig schwere Vorwürfe: Jennifer und Manuel sollen ihn erpresst haben, was diese bestreiten. Sie hot gsogt, sie sogts meina Freindin, schildert das Opfer. Nachdem er mit einer Anzeige drohte, habe ihm die damals Minderjährige gedroht, ihn als Kinderschänder in die Zeitung zu bringen. Allerdings: Geld sei dabei keines gefordert worden, und die Anzeige habe er dennoch erstattet. Das junge Paar gesteht die Kinderschänder-Drohung, die sei aber nur die Retourkutsche gewesen, um K. davon abzuhalten, zur Polizei zu gehen – was ihnen der Senat am Ende glaubt und sie daher nur wegen versuchter Nötigung verurteilt. Für Erheiterung sorgt der Zweitangeklagte Manuel G., als er sich zum Vorwurf verantworten muss, illegal Arbeitslosengeld bezogen zu haben, da er ja Einkünfte hatte. Ich kann ja nicht zum AMS gehen und sagen, ich mache daheim einen Betrug!, gibt er zu bedenken. Dem kann Vorsitzender Klebermaß durchaus etwas abgewinnen. Er fragt eine Zeugin vom AMS daher, ob man die Herkunft zusätzlicher Gelder detailliert anführen müsse. Müsste man, die Zeugin erlöst ihn allerdings von der rechtlich schwierigen Bewertung, indem sie erklärt, man könne sich auch ohne Begründung abmelden. Am Ende gibt es einen rechtskräftigen Freispruch für Matthias G., da man ihm nichts nachweisen kann. Seine Enkelin erhält insgesamt 13 Monate bedingt, Manuel G. 16,5 Monate bedingt und Natascha G. 18 Monate bedingt, auch diese Entscheidungen sind rechtskräftig.
1Panorama
Vorarlberger präsentieren sich als das Ass im Ärmel und feiern einen fulminanten 4:1-Auswärtssieg in Portugal gegen Guimaraes. Guimaraes – Der SCR Altach hat als einziger Europa-League-Starter den Aufstieg ins Play-off geschafft. Der Europacup-Debütant setzte sich im Duell mit Vitoria Guimaraes auch auswärts mit 4:1 (1:0) durch. Bereits das Hinspiel in Innsbruck hatte der Außenseiter aus Vorarlberg mit 2:1 gewonnen. Die Auslosung für das Play-off findet am Freitag in Nyon (ab 13.00 Uhr) statt, Altach ist dabei ungesetzt. Beim ersten Europacup-Sieg einer österreichischen Mannschaft in Portugal überhaupt brachte Kapitän Philipp Netzer die Elf von Trainer Damir Canadi in der 31. Minute in Führung. Nach Seitenwechsel bedeutete ein Eigentor von Pedro Correia (59.) die Vorentscheidung. Boris Prokopic (63.) schlug ein weiteres Mal zu, ehe Tomane (67.) das Ehrentor für Guimaraes gelang. In der Nachspielzeit erzielte Andreas Lienhart den vierten Altacher Treffer. Die Portugiesen beendeten die Partie nach Rot für Correia (74.) nur zu zehnt. Eigentlich deutete auf einen am Ende entspannten Abend für die Gäste zunächst wenig hin. Eine halbe Stunde musste Altach im mit rund 22.000 Zuschauern gefüllten Estadio Dom Afonso Henriques gegen einen wild angreifenden Gegner schwer kämpfen. Guimaraes attackierte früh, das Canadi-Team kam kaum zur Entlastung. Lica stand bei seinem Tor aber knapp im Abseits (13.), der brasilianische Mittelstürmer Henrique Dourado setzte einen Kopfball knapp neben die Stange (28.). Dann legte Altach wie im Hinspiel aus einem Eckball vor. Nach einer Lienhart-Hereingabe segelte Vitoria-Torhüter Douglas am Ball vorbei, Netzer brauchte aus kurzer Distanz nur noch den Kopf hinhalten. Der anstelle von Hannes Aigner überraschend als zentrale Spitze aufgebotene Patrick Seeger hatte kurz darauf das zweite Altacher Tor am Fuß, schoss aber am langen Eck vorbei (35.). Guimaraes war ob des Gegentreffers sichtlich verunsichert, bis zur Pause hatte Österreichs Liga-Schlusslicht das Spiel im Griff. Die noch nicht im Ligabetrieb stehenden Nordportugiesen verschärften nach Seitenwechsel jedoch erneut das Tempo. Altach stand tief in der eigenen Spielhälfte und hatte Glück, als eine Attacke von Netzer an Alex an der Strafraumgrenze ungeahndet blieb. Unmittelbar nachdem Vitoria-Coach Armando Evangelista die Abwehr zugunsten einer weiteren Offensivkraft umgestellt hatte, schlugen die Vorarlberger aber zum zweiten Mal zu. Ngwat-Mahop tankte sich rechts durch, seine Hereingabe bugsierte Correia über die Torlinie. Prokopic legte wieder nach Vorarbeit von Ngwat-Mahop und unter Mithilfe von Douglas weiter nach. Guimaraes Treffer von Tomane war nur noch Resultatskosmetik aus Sicht der Portugiesen, die noch drei weitere Tore zum Aufstieg benötigt hätten. Noch dazu verlor Correia die Nerven. Der Rechtsverteidiger sah nach einem überharten Tackling von hinten an Daniel Luxbacher die Rote Karte. Lienhart sorgte für den Schlusspunkt eines durchwegs geglückten Altacher Ausflugs nach Portugal. (APA, 7.8.2015) Qualifikation zur Fußball-Europa-League, 3. Runde, Rückspiel: Vitoria Guimaraes – SCR Altach 1:4 (0:1). Guimaraes, Estadio Dom Afonso Henriques, 22.000 Zuschauer, SR Gautier (FRA). Torfolge: 0:1 (31.) Netzer 0:2 (59.) Correia (Eigentor) 0:3 (63.) Prokopic 1:3 (67.) Tomane 1:4 (93.) Lienhart Guimaraes: Douglas – Correia, Afonso, Moreno, Rocha (59. Tomane) – B. Alves (46. Otavio), Cafu – Alex, Toze, Lica (69. Valente) – Dourado Altach: Lukse – Lienhart, Ortiz, Zwischenbrugger, Zech – Jäger – Ngwat-Mahop, Prokopic, Netzer (63. Roth), Luxbacher (86. Hofbauer) – Seeger (67. Aigner) Rote Karte: Correia (74./Foulspiel) Gelbe Karten: Moreno, Tomane, Alex, Valente bzw. Seeger, Netzer, Jäger, Aigner
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Millionen Amerikaner hören täglich wütende Radiomoderatoren, die gegen alles Nichtkonservative wettern. Ihr Motto "wir gegen die anderen" ist in der US-Politik längst angekommen. Acht Patronen in der Kimber Ultra Carry II, einer kleinen Pistole, warten nur darauf, abgeschossen zu werden. Die Waffe gilt als eine der besten amerikanischen Kleinwaffen: Swat-Teams der US-Polizei haben die Pistole ebenso in ihrem Arsenal wie Spezialkommandos des Militärs. Aber diese eine Waffe wird weder von einem Polizeibeamten im Dienst noch von einem Soldaten getragen. Sie sitzt im Halfter am rechten Oberschenkel von Lars Larson, während er seine Radioshow in der Stadt Portland im Bundesstaat Oregon moderiert. Es ist nur eine von zwei gefährlichen Waffen, die Larson bereit ist einzusetzen. Die zweite ist sein Mundwerk. In seinen beiden täglichen stundenlangen Radiosendungen fordert der Moderator in einem nicht endenwollenden Redeschwall, Hillary Clinton in einen Gefängnisoverall zu stecken, um sie wegzusperren, vergleicht er Bürgerrechtsaktivisten mit dem Ku-Klux-Klan, macht sich über Kämpfer gegen die Erderwärmung lustig, beschimpft US-Präsident Barack Obama als unehrenhaften Lügner, vergleicht ihn mit dem Teufel und nennt ihn abfällig einen Marxisten, warnt eindringlich vor Todeskommissionen durch die neu eingeführte Krankenversicherung der Regierung und behauptet selbstverständlich, dass das Einzige, was einen bösen Mann mit einer Waffe aufhalten kann, ein guter Mann mit einer Waffe ist. Die Welt Larsons, eines bekennenden Mitglieds der Republikanischen Partei und der Waffenlobby NRA, basiert auf dem Grundsatz Wir gegen die anderen. Und der Radiomoderator ist umgeben von den anderen: Zwei Drittel aller Einwohner Portlands bezeichnen sich als liberal, der Staat Oregon hat erst kürzlich den Konsum von Marihuana legalisiert, die Delegation der Stadt im Landesparlament besteht ausschließlich aus Demokraten. Trotzdem ist Larson mit seiner Radiosendung ausgesprochen erfolgreich: 150.000 Hörer schalten laut seinem Radiosender KXL jeden Tag ein. Lars Larson – das ist übrigens sein echter Name – ist keine Anomalie im amerikanischen Radiomarkt, er ist die Regel. Er gehört zu einer wortgewaltigen Armee von rechten Talk-Show-Moderatoren in den USA. Bekannt sind hierzulande nur die Stars der Branche wie Rush Limbaugh und der Fox-News-Moderator Sean Hannity. Doch im Land der vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten gibt es auch beinahe unbegrenzt viele Talk-Radio-Stationen, die Männer (und auch einige, wenige Frauen) wie Larson als Moderatoren beschäftigen. Rund 1.500 solcher Sender existieren heute. Das war nicht immer so. Noch in den 1980er-Jahren gab es nur eine Handvoll Radiostationen, die durchgehend politisches Talk-Radio sendeten, sagt Michael Harrison, Gründer und Herausgeber der Branchenzeitschrift Talkers Magazine im STANDARD-Interview. Der Grund lag nicht im mangelnden Interesse der Hörer, sondern beim Gesetzgeber. Die sogenannte Fairnessdoktrin sah vor, dass eine Radiostation bei politischen Themen dafür sorgen musste, dass auch der anderen Perspektive gleich viel Zeit eingeräumt wird. Auf die Gefahr, deftige Strafen zu zahlen oder gar die Sendelizenz zu verlieren, weil man nicht allen Meinungen genügend Sendezeit einräumte, wollten sich viele nicht einlassen. Ein Biedermeier im Äther war die Folge: Man sprach über Rezepte, Stars und Klatsch, Sport oder Sex. Politik blieb meistens draußen. So lange, bis Mitte der 80er-Jahre das US-Verfassungsgericht die Fairnessdoktrin aufhob, weil sie dem Recht auf Rede- und Meinungsfreiheit widersprach. Der Richterspruch hatte eine regelrechte Explosion an politischen Talk-Radio-Sendungen zur Folge. Waren die rechten Rabauken, die in stundenlangen Tiraden über die politische Linke Amerikas herfallen, zunächst noch kleine Fische im Radiogeschäft, wurden sie innerhalb weniger Jahre zu den einflussreichen Stars der Branche. So auch Lars Larson, dessen Show von einem kleinen Raum im sechsten Stockwerk eines modernen Hochhauses im Stadtzentrum von Portland aus ins ganze Land gesendet wird. Vor ihm ein schwarzes Mikrofon, hinter ihm zwei rund zwei Meter große Plakate von sich selbst. Der Radiomoderator genießt gerade die wenigen Minuten Ruhe, die ihm in der Werbepause gegönnt sind. Drei Stunden Radiosendung hat er soeben hinter sich, drei weitere Stunden liegen noch vor ihm. Drei Stunden kontinuierliches Sprechen, Diskutieren und Schimpfen – ohne Musik und mit nur wenigen Werbeunterbrechungen. Seine einzigen beiden Mitarbeiter sitzen hinter einer schalldichten Glasscheibe, schreiben Blogeinträge, betreuen die Facebook-Seite, bereiten den nächsten Einstieg vor und nehmen Anrufe entgegen. Larson hingegen steht allein in der Stille. Ausruhen tut er sich jedoch selbst in der Pause nicht: Auf drei Computerbildschirmen liest er wütende Hörer-E-Mails, bereitet Beiträge vor und tippt auf seinem wild blinkenden Mischpult hin und her. Daneben liegt ein schwarzes Smartphone, das immer wieder wegen Alarmmeldungen oder SMS von Freunden und Bekannten vibriert. Obwohl der 56-Jährige politische Ansichten vertritt, die zuletzt vor 200 Jahren modern waren, bedient er sich moderner Technologie wie ein Teenager. Das sind für mich nur Arbeitsgeräte, betont er im Gespräch mit dem STANDARD – fast so, als ob er nicht zu modern wirken wollte. Laaaaaaaaars! … Das ist die Lars Larson Show. Wir senden im ganzen Land – von der Westküste Amerikas: ehrlicher, provokanter Talk. Die Werbeunterbrechung ist vorbei, die Stille durch die laute Ansage im Radio jäh unterbrochen. Was folgt, ist typisch für die meisten Talk-Radio-Shows in den USA: Tirade auf Tirade gegen zu viele Einwanderer, den Staat, die Liberalen, die allgemeine Krankenversicherung, Ehe für Homosexuelle, die linken Medien und die korrupten Politiker in Washington. Das sind die großen Themen, aber oft redet sich der Moderator auch stundenlang über unbedeutende Kleinigkeiten in Rage. Eine Demonstration, die die Straße blockiert, oder ein Verkehrsprojekt der Stadt – nach drei Stunden weiß man oft gar nicht mehr, um was oder gegen wen es geht. Nicht die Themen, der Furor selbst ist der Treibstoff, der die Sendung am Laufen hält. Sarah Sobieraj, eine Soziologin an der Tufts Universität in Massachusetts, die das Phänomen wissenschaftlich untersucht hat, nennt amerikanisches Talk-Radio nicht umsonst die Empörungsindustrie. In der heutigen amerikanischen Medienlandschaft gibt es schier endlose Möglichkeiten für Hörer, Seher und Leser. Um die Aufmerksamkeit des Publikums zu bekommen, benutzt man im Fernsehen allzu oft Sex oder Gewalt. In der politischen Berichterstattung aber erlangt man durch Empörung Aufmerksamkeit. Die Moderatoren versuchen emotionale Reaktionen ihrer Hörer zu provozieren – ob das Hass, Angst oder Wut ist, spiele dabei gar keine Rolle. Um das zu erreichen, wird die Sprache in eine Waffe verwandelt: Politische Gegner werden als Faschisten und Sozialisten, als naiv oder radikal diffamiert. Übertreibungen sind die Pauseneinlagen der Entrüstungsdramaturgie: Da wird die Einführung einer staatlichen Regulierung schnell zum Ende des Kapitalismus erklärt. Wenn Menschen so etwas hören, bleiben sie stehen und hören zu. Und es ist so effektiv, dass die Menschen am nächsten Tag wieder einschalten. Wer aber einen alten, grantelnden Bösewicht hinter dem Mikrofon erwartet, wird enttäuscht: Larson, der solch dumpfe Parolen täglich ins Mikro schmettert, hat ein gewinnendes Wesen. Der gebürtige Oregoner mit burschikosem Gesicht ist geradezu ein Charmeur: freundlich, gewieft, immer einen Scherz auf der Lippe. Seine Fans hören nicht jemanden, der im Radio herumgrölt – Larson ist Geschichtenerzähler, Kommentator und Gesprächspartner. Die erfolgreichsten Talk-Radio-Moderatoren sind talentierte, unterhaltsame Entertainer. Solche Moderatoren haben eine persönliche Beziehung zu ihren Hörern aufgebaut, obwohl es ein Massenmedium ist, erklärt Sarah Sobieraj. Larson verwendet in seiner Sendung gerne Wörter wie wir und unsere, seine Hörer sind eine Art Gemeinschaft, die sich auch digital in Facebook-Gruppen trifft. Real gibt es auch persönliche Fantreffen. Deswegen sind diese Shows und ihre Moderatoren wichtig für ihre Hörer. Einige Fans von Radiosendungen sprachen in unseren Untersuchen davon, dass sie die Beziehung zu ihrem Moderator wirklich schätzen, sie fühlen sich als Teil einer Gemeinschaft und vertrauen dem Moderator mehr, weil sie ihn täglich hören, sagt Sobieraj. Das sei gerade für Konservative wichtig, weil sie befürchten würden, ob ihrer politischen Ansichten in der amerikanischen Gesellschaft negativ betrachtet zu werden. Die Radiosendungen seien ein sicherer Hafen, ein Rückzugsort für viele Konservative, die dort politische Zustimmung erfahren. In der Welt der Politik hat Talk-Radio, dessen Methoden sich mithilfe von Fox News im Fernsehen und in zahlreichen konservativen Blogs im Internet weiterverbreiteten, hingegen das genaue Gegenteil erreicht: Kein Politiker ist mehr sicher vor dem Zorn der rechten Zuchtmeister. Kompromiss und Zusammenarbeit in Washington wurden stigmatisiert. Jede Abstimmung wird als Test der ideologischen Reinheit gesehen. Die Abgeordneten sind sich sehr bewusst, dass sie ständig von den Talk-Radio-Shows beobachtet werden, und wissen, dass, wenn sie mit Demokraten zusammenarbeiten, es gegen sie verwendet werden wird. Radiomoderatoren haben für kompromissbereite Republikaner auch einen eigenen Begriff geprägt: Rinos – Republicans in name only. Obwohl sie nicht die Mehrheit der Wähler stellen, sind die Hörer dieser Sendungen politisch engagierter und in den parteiinternen Vorwahlen aktiver als Nichthörer, sagt Sobieraj. Das Resultat ist, dass Politiker zu immer extremeren Positionen gedrängt werden. Die Konsequenz daraus scheint aber selbst Talk-Radio-Moderatoren wie Lars Larson nicht zu behagen. Vom STANDARD angesprochen auf den derzeit führenden republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump rümpft er zunächst die Nase. Ein New Yorker, der früher liberale Positionen vertreten hat und mit Hillary Clinton befreundet war – so jemand soll für die Republikanische Partei ins Rennen gehen? Die Ironie dabei sei, meint Sobieraj, dass Trump und Talk-Radio-Moderatoren erstaunlich ähnlich klingen. Ihr Stil und ihre Charakterisierung der amerikanischen Politik ähneln einander: Sie verwenden denselben Zugang: Empörung und Übertreibung. Und die auf Empörung beruhenden Medien haben den Boden für jemanden wie Trump aufbereitet und ihn aufgewertet. Seine Popularität drückt aus, dass die Wählerschaft wütend und enttäuscht ist. Die Angst und die moralische Entrüstung, die Talk-Radio gezüchtet hat, wird von Trump gestillt.
2International
Forschungsprojekt untersucht, ob europäische Staaten in wirtschaftlicher Hinsicht überhaupt zusammenrücken wollen. Wien - Ökonomische Modelle zur Zukunft der EU florieren. Fast im Wochentakt entstehen neue Vorschläge, wie die EU als Wirtschafts- und Währungsunion Krisen bewältigen kann, die ihr noch bevorstehen. Auch die EU-Institutionen selbst denken laut über ihre Zukunft nach: Die Europäische Kommission schlug 2012 vor, die Wirtschaftspolitik und Fiskalpolitik aller Mitgliedsstaaten für eine vertiefte, echte Wirtschafts- und Währungsunion auf EU-Ebene zu koordinieren, abzusegnen und zu überwachen. Ob die Mitgliedsstaaten solche Vorschläge politisch durchsetzen wollen und rechtlich überhaupt umsetzen können, ist nun Gegenstand internationaler Forschungen an der Universität Salzburg. Am 1. Juli startet das Projekt The Choice for Europe since Maastricht am Salzburg Centre of European Union Studies. Das Salzburger Forscherteam unter der Leitung der Politikwissenschafterin Sonja Puntscher Riekmann und Fabian Wasserfallen sowie dem Europarechtler Stefan Griller wirkt über die nächsten vier Jahre mit acht führenden EU-Forschern und 28 Verfassungsexperten zusammen. Finanziert wird das Projekt von Horizon 2020, einem EU-Programm für Forschung und Innovation. Dabei überprüfen die Wissenschafter in 165 Interviews mit politischen Akteuren, ob die europäischen Staaten in wirtschaftlicher Hinsicht überhaupt zusammenrücken möchten. Denn je nachdem, wem die nationale Regierung gern ihr Ohr leiht - etwa dem Parlament, der Sozialpartnerschaften, oder Industriellen -, befürworten die Staaten mehr Kompetenzen für die EU oder lehnen sie ab. In einem zweiten Schritt prüfen Rechtsexperten die Rechtsordnungen der Mitgliedsstaaten und ihren Bezug zum Unionsrecht. Ideen wie eine EU-Arbeitslosenversicherung, eine koordinierte Budgetpolitik bis hin zu einer gemeinsamen Wirtschaftsregierung finden sich heute im Diskurs zu einer stabileren Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion wieder. Die US-amerikanische Fachliteratur schlägt vor, in der EU eine Fiskalunion einzuführen - ganz nach dem Modell der USA selbst. Eines haben die Vorschläge oft gemein: Sie kümmern sich kaum um die politische und rechtliche Umsetzbarkeit. Letzteres ist das Metier von Stefan Griller. Für den Verfassungsrechtler und Europarechtsexperten diktieren die Verfassungen den Weg in die Zukunft Europas und weisen sie zugleich in ihre Schranken. Zwischen den Nationalstaaten ergibt sich ein diverses Bild, in dem Politik und Recht wechselwirken. In Dänemark, wo ein eigenständiger Verfassungsgerichtshof fehlt, ist das Parlament der zentrale politische Akteur. Daher schreckt das Land verstärkt davor zurück, die Entscheidungsgewalt über das Budget an die EU abzutreten. Großbritannien hingegen könne rechtlich gesehen neue EU-Verträge relativ unproblematisch in das nationale Recht integrieren - nur politisch fehlt der Wille. Es gibt Verfassungen mit einem viel rigideren Änderungssystem als dem österreichischen, sagt Griller. Als besonders extremes Beispiel nennt der Jurist Bulgarien. Eine Veränderung der Verfassung brauche dort eine Mehrheit von 80 Prozent, zudem eine Volksabstimmung, und das Parlament trete zweimal über denselben Beschluss zusammen. Das Scheitern an solchen Hürden scheint vorprogrammiert. Und um einer wahrscheinlichen politischen Niederlage zu entgehen, werden auch neue, einschneidende Veränderungen in der EU abgelehnt, die eine solche Verfassungsänderung nach sich ziehen würden. Der Vertrag von Maastricht bildet als Meilenstein der europäischen Integration den historischen Ausgangspunkt des Forschungsprojekts. 1993 schrieb er die schrittweise Einführung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion fest. Aber schon in den 1990ern kritisierten Theoretiker die fehlenden Sicherheitsnetze der Währungsunion im Falle einer Krise. Man hat aufgrund der Erfolgsstory des Euro davon abgesehen, frühzeitig Maßnahmen zu setzen, sagt Puntscher Riekmann. Auch hier soll sich anhand bisher unausgewerteter Dokumente zeigen, wie die Präferenzen der Nationalstaaten Regeln verschoben und einem Ausbau der EU-Kompetenz vorbeugten. Wie auch immer die EU diesen Weg fortführt - für Griller ist die Arbeit der Juristen als Prüfer und Mahner dabei unerlässlich. In manchen Fällen verbiegen Staaten die Verfassungsgrundlagen, das ist ein ungeheuer gefährlicher Prozess, sagt Griller. Er mahnt, dass eine Dehnung der Prinzipien langsam das Vertrauen in die Verfassung aushöhlt. Und so ist auch das Forschungsprojekt mit einem großen Ziel angetreten: Lösungen zu finden, die politisch und verfassungsrechtlich machbar sind.
7Wissenschaft
Radiojournalistin bestreitet, über angebliche Trunkenheit des ukrainischen Präsidenten berichtet zu haben. Moskau/Berlin – Schwer betrunken habe der ukrainische Präsident Petro Poroschenko versucht, einen Linienflug nach Moskau zu besteigen. Das berichtet der russische Fernsehsender TW Zentr und beruft sich dabei auf die deutsche Radiojournalistin Christina Nagel vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) – doch die bestreitet, jemals über einen solchen Vorfall berichtet zu haben. Es gab weder einen Anruf von einer angeblich vertrauenswürdigen Quelle, noch so einen Bericht bei uns, weder von mir noch von irgendeinem anderen, sagt sie gegenüber dem Deutschlandradio Kultur. Einiges spreche dafür, dass die ganze Geschichte erstunken und erolgen sei. Der WDR habe eine Beschwerde bei der russischen Botschaft in Berlin angekündigt.
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Deutscher Kryptologe mit Rundumschlag zu Microsofts neuestem Betriebssystem. Alles andere als ein gutes Zeugnis erhielt Windows 10 vom Verschlüsselungsexperten Rüdiger Weis. Auf dem 32. Chaos Communication Congress (32C3) nahm der Berliner Professor Microsofts neuestes Betriebssystem in die Mangel und ging sogar so weit es als Botnet zu bezeichnen. Weis stößt sich hauptsächlich an den Updates, die man verzögern, nicht jedoch verhindern könnte. Dadurch würde laut Weis der Fall eintreten, dass fremde Leute ohne Genehmigung auf meinem System Code ausführen können was per se die Definition eines Botnetzes ausmache. Die Lizenzbestimmungen sind für den Kryptologen ebenso ein Dorn im Auge: Microsoft habe außer dem Erstgeborenen so ziemlich alle Rechte gefordert, die man auf einem Computer vergeben kann. Weiters wettert Weis, dass man dem Anwender die Kontrolle über die eigene Hard- und Software weitgehend entzogen habe. In Puncto Updates gab der Leiter des Cryptolabs zudem an, dass es immer kritisch sei, wenn Leute zu ihrem Glück gezwungen werden sollen. Man könne mit dem Kunden so einfach nicht umgehen, kritisierte Weis Microsoft stark. Insgesamt würden wir mit Windows 10 unsere ganze Sicherheit an Microsoft übergeben, was laut dem Verschlüsselungsexperten ein großer Fehler sei, da sich immer wieder herausgestellt habe, dass der IT-Konzern Sicherheit nicht könne. Microsoft würde sich weiterhin mit Krypto-Zombies wie veralteten Algorithmen wie SHA-1 herumplagen, gab Weis weiters in seinem Vortrag an. Als Beispiel für gescheiterte Qualitätskontrolle bei Microsoft führte der Experte ein Update für Windows 7 an, das kryptische URLs wie jdGhefx.Ghdfef.xgGa.gov für weitere Informationen mit sich brachte. Selbst bei Wiedergabe mit einem Latex-Textverarbeitungsprogramm soll der Forscher eine Warnung erhalten haben. Da hat kein menschliches Wesen reingeguckt, nicht mal ein elektronisches, ärgert sich der Experte. Weiters kritisierte Weis, dass Microsoft signierte Bootloader verlange, was das ganze Entwicklungssystem für freie Software bedrohe. Jede Änderung muss dadurch vom Konzern genehmigt werden, was der Sicherheitsexperte als elektronische Fußfessel bezeichnet. Zudem sei das Trusted Platform-Modul (TPM) ein Traumchip für die NSA – dadurch sei ein Generalschlüssel für alle Systeme in einem Land möglich. Der Vortragende forderte deshalb eine internationale Kontrolle des TPM-Herstellungsprozesses, eine Offenlegung des Zertifizierungs-Boot-Codes und eine kartellrechtliche Untersuchung, da die PC-Hardware hauptsächlich auf Windows angepasst werde. Zuletzt gab es neben viel Kritik auch ein wenig Lob. Microsofts Schritt künftig eine deutsche Cloud anzubieten, würde Weis begrüßen. Dies bringe mehr Rechtssicherheit mit sich und sollte für den Privatanwender vermehrt angeboten werden.
0Web
Roboter können auch als Hilfsmittel für die Kunstproduktion dienen – wie das geht, wird im Forschungsprojekt "Robotic Woodcraft" erprobt. Wien – Warum nicht eine Schnitzmaschine auf einen Industrieroboter draufspannen und ein Kunstwerk aus dem Holz schälen? Eine Frage, die für Reinhold Krobath, den Leiter der Abteilung Holztechnologie der Universität für angewandte Kunst in Wien keineswegs abwegig ist. Mit Kreissägen, Fräsen und Drechselwerkzeugen haben es er und seine Kollegen schon versucht – mit erstaunlichen Ergebnissen: Komplexe Formen kommen heraus, die man dem Werkstoff Holz gar nicht zugetraut hätte, mathematisch exakte Muster oder – warum nicht? – ein Porträt des Uni-Rektors Gerald Bast, eingefräst in eine Pressholzplatte (siehe Foto). Aus den vielen absehbaren Anwendungsmöglichkeiten für Robotertechnik ist ihr Einsatz als Werkzeug für Künstler, Designer und Architekten vielleicht nicht die naheliegendste. Dass noch dazu der Traditionswerkstoff Holz für eine innovative Bearbeitung durch einen mechanischen Assistenten ausgewählt wird, mag noch mehr als Gegensatz erscheinen. Aber der Schein trügt. Robotik Woodcraft heißt das vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützte und von Georg Glaeser von der Abteilung für Geometrie an der Angewandten geführte Forschungsprojekt, in dem sich neben der Uni die Robotikorganisation Association for Robots in Architecture und das Wiener Designbüro Lucy.D zusammengefunden haben. Das Ziel, sagt Holztechnologe Krobath, ist, traditionelles Handwerk mit Robotertechnik zu verbinden und so neue Impulse zu setzen. Die dahinterstehende Frage: Wie kann man diese neue Technologie für die Kreativindustrie aufbereiten? Zu diesem Zweck wurde ein nagelneuer Industrieroboter des Herstellers Kuka angeschafft, ein sechsachsiges Gerät mit einer Traglast von 120 Kilo und einer Reichweite von 2,5 Metern. Eine tonnenschwere Maschine, die in ähnlicher Form anderenorts Automotoren zusammenschraubt oder Produkte auf Paletten stapelt. Das Dasein des Industrieroboters an der Angewandten ist abwechslungsreicher als jenes in einer Produktionshalle. Nicht als Ersatz von Arbeitskräften, sondern als Werkzeug soll er hier eingesetzt werden. Krobath und die anderen Projektteilnehmer testen das Zusammenspiel aller möglichen robotergeführten Maschinen und verschiedener Holzarten und experimentieren mit neuen Techniken. Wir probieren ein handwerkliches Gerät nach dem anderen mit dem Roboter aus und schauen, was rauskommt, erläutert Krobath. Darunter sind Dinge, die man mit der Hand gar nicht oder nur sehr schwer herstellen könnte. Verschiedene Hölzer wie Linde, Eiche, Kirsche wurden getestet. Weißbuche ist das beste Holz zum Fräsen, berichtet Krobath. Aber auch Eibe hat gut funktioniert. Und Nadelholz, obwohl das sonst eher nicht so gut ist, weil es ausreißt. Mittlerweile resultieren aus der Beschäftigung mit dem Roboter eine Reihe von künstlerischen Arbeiten und Designobjekten. Auf der vergangenen Vienna Design Week wurde etwa die Arbeit Randomized Identities präsentiert, bei der Strukturen, die aus der Natur abgeschaut waren, automatisch variiert wurden. Produktionsprozesse, die Werkstücke exakt reproduzieren, wurden ins Gegenteil verkehrt, indem Zufallszahlen in die Parameter der Steuerungssoftware geschleust wurden. In einer anderen Arbeit gestaltete Lucy.D eine Installation für den Designpreis eines Uhrenherstellers – ein Rad, das im Inneren lamellenartige geschwungene Linien zeigt, und das Verlangsamung und Beschleunigung des individuellen Zeitempfindens symbolisieren soll. Andere Künstler scannten Bronzeskulpturen und ließen sie vom Roboter reproduzieren oder frästen ein zigarrenförmiges Boot aus dem Holz. Wie aber bringt man dem Roboter mit der Kreissäge am Arm bei, genau jene Schnitte zu machen, die den Holzblock zum Kunstwerk formen? Hier kommt Robotikentwickler und Architekt Johannes Braumann ins Spiel. Der Gastprofessor der Kunst-Uni Linz und Mitgründer der Association for Robots in Architecture, einer Spin-off-Organisation der TU Wien, beschäftigt sich mit Programmieransätzen, die es erlauben, Einzelstücke und Kleinserien mithilfe von Robotern zu fertigen: Man kann so viele Werkzeuge draufmontieren und mit dem Roboter in 3-D drucken, fräsen, filmen oder zeichnen. Die Frage ist: Wie steuere ich das? Die Antwort liegt für Braumann nicht in der Software, die standardmäßig für Industrieroboter verwendet wird. Er und seine Kollegen bauen auf der visuellen Programmiersprache Grasshopper auf, die in der Kreativszene verbreitet ist. Ein entsprechendes Plug-in schlägt dabei die Brücke zu der Robotersteuerung. Wenn ich etwas von A nach B heben will, setze ich die dafür notwendigen Schritte in der virtuellen Umgebung um, erklärt Braumann das Prinzip. Das Besondere: Man erkennt beim Design eines Prozesses sofort, ob er funktioniert und welche Auswirkungen er auf das Werkstück hat. In dem Entwurfsprogramm legt man die Regeln und Eigenschaften fest, die ein Werkstück definieren. Wenn man dann Größe, Länge oder andere Parameter verändert, verändern sich die Fertigungsprozesse mit. So kann man schnell Einzelstücke mit individuellen Eigenschaften gestalten. Die neuen Anforderungen an ein Design sind ein Satz an fixen und variablen Regeln, die dann zu tausenden individuellen Ausformungen führen können.
7Wissenschaft
Bei bildender Kunst summierten sich die Besitzerwechsel in der globalen Auktionsbranche seit Anfang des Jahres auf 7,5 Milliarden Dollar. Dennoch schrumpfen die Gewinne. Gemessen an den jüngst veröffentlichten Halbjahresbilanzen der Giganten Christies und Sothebys, könnte der Auktionsbranche ein neues Rekordjahr bevorstehen: Christies verzeichnete in den ersten sechs Monaten – inklusive Private Sales (515 Millionen) – einen Umsatz von 4,5 Milliarden Dollar (Vgl. 2014: 0 Prozent). Bei Sothebys stieg der Wert in diesem Zeitraum um fünf Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar. So weit die auf den ersten Blick beeindruckende Zahlen, die nur bedingt Aufschluss über den effektiven wirtschaftlichen Erfolg geben. Christies gewährt hier als Privatunternehmen keinen detaillierten Einblick, dennoch wird sich die Situation dort vermutlich nur unwesentlich von jener der börsenotierten Konkurrenz unterscheiden. Und bei Sothebys regiert nach wie vor das alte Paradoxon: Steigenden Umsätzen stehen sinkende Gewinne gegenüber. Abgesehen von den Kosten für den von Aktionär Daniel Loeb erzwungenen Managementwechsels, fordern gewährte Garantien ihr Tribut: So geschehen bei Roy Lichtensteins Der Ring (Verlobung), für das eine Erlös von 50 Millionen Dollar zugesichert war. Der Zuschlag (Mai, New York) erfolgte jedoch bei 41,7 Millionen, die Differenz ergab einen Verlust von gut acht Millionen Dollar. Dazu gehen spektakuläre Auktionsergebnisse und Rekordwerte immer seltener mit nennenswertem Profit einher, selbst wenn die höchsten seit Anfang des Jahres erzielten Zuschläge (siehe Tabelle) derlei vorgaukeln mögen. Bei Sothebys entfällt die Hälfte der Einnahmen auf Objekte in der deutlich niedrigeren Preiskategorie von 25.000 bis eine Million Dollar. Christies verwies wiederum in der Region von 156.000 bis 1,5 Millionen Dollar auf einen globalen Zuwachs von 14 Prozent. Die in den vergangenen Monaten weltweit auf dem Kunstmarkt verprassten Geldmengen sind dennoch imposant. Allein bei Versteigerungen bildender Kunst summierten sich die Besitzerwechsel laut Marktanalyst Artprice auf 7,6 Milliarden Dollar. Den größten Marktanteil hält dabei die USA mit 38 Prozent, gefolgt von China (26 Prozent) sowie Großbritannien (25 Prozent). Die deutlichste Veränderung attestierte Artprice für den chinesischen Markt, der im ersten Semester, und damit noch vor den lokalen Börseturbulenzen, nach Jahren des Wachstums (2009-2014: +214 Prozent) erstmals deutliche Rückgänge verzeichnete: Der Umsatz sank um 30 Prozent, die Anzahl der verkauften Werke zeitgleich um 39 Prozent. Eine Entwicklung, die allerdings auf den Inlandsmarkt beschränkt sein dürfte, wie wiederum die von Christies und Sothebys veröffentlichten Angaben zu deren Klientennationen glaubhaft darlegen. Demnach stieg das internationale Engagement asiatischer Käufer deutlich: um insgesamt 35 Prozent bei Sothebys, wobei sich die Zahl allein in der Sparte Impressionist & Modern Art verdoppelte. Bei Christies stieg dieser Wert um neun auf insgesamt 19 Prozent und entfielen 23 Prozent der Neukunden auf diese Region.
8Kultur
Vorgänger soll zu Monatsbeginn hingerichtet worden sein. Pjöngjang – Nach der angeblichen Hinrichtung von Nordkoreas bisherigem Armeechef hat Machthaber Kim Jong-un offenbar einen Nachfolger ernannt. In einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA über ein von Kim geleitetes Manöver wurde der frühere Sicherheitsminister Ri Myong-su am Sonntag als Chef des Generalstabs bezeichnet. Auch in einem zweiten KCNA-Bericht über eine Inspektion der Luftwaffe durch Kim wurde die Bezeichnung verwendet. Vor eineinhalb Wochen hatten südkoreanische Medien berichtet, Kim habe den bisherigen Armeechef Ri Yong-gil Anfang Februar hinrichten lassen. Demnach waren ihm Korruption und politische Abtrünnigkeit vorgeworfen worden. Kim soll bereits mehrfach politische Weggefährten gewaltsam aus dem Weg geräumt haben. Offiziell bestätigte Pjöngjang die Berichte nie. Nordkorea gehört zu den am stärksten abgeschotteten Ländern der Welt.
2International
Melden-Funktion wird missbraucht, um Aktivisten und Blogger verstummen zu lassen. Wer auf Facebook über Postings stolpert, die jemanden beleidigen oder bedrohen, verhetzend sind oder das geistige Eigentum einer Person verletzen, kann diese relativ einfach melden. Stellt das soziale Netzwerk einen Verstoß gegen seine Gemeinschaftsstandards fest, wird das entsprechende Posting entfernt und der Nutzer im schlimmsten Fall gesperrt. Die Kehrseite der Medaille: Die Melden-Funktion kann selbst zum Tool werden, um gegen Personen mit anderer Meinung vorzugehen. Auf Scienceblogs wird berichtet, wie Impfgegner es schaffen, Aktivisten und Wissenschafter zum Schweigen zu bringen. Laut dem Arzt und Universitätsprofessor David Gorski – alias Orac auf Scienceblogs – gehen einige Impfgegner mittlerweile so geschickt gegen Wissenschafter vor, dass diese sofort wieder gesperrt werden, sobald ihre vorhergehende Blockade aufgehoben ist. Neben Facebook wird zu verschiedenen Mitteln gegriffen, um Personen zu diskreditieren. Gorski berichtet von einer Frau, die besonders gegen die Psychologieprofessorin Allison Hagood Stimmung macht. Hagood ist Koautorin von Your Babys Best Shot: Why Vaccines Are Safe and Save Lives. Die Impfgegnerin hat demnach eine Onlinepetition gegen Hagood gestartet, ihre private Wohnadresse veröffentlicht, E-Mails an ihre Bekannten verschickt und ihr beleidigende Nachrichten und Drohungen geschickt. Auf der Website Anti Vax Wall of Shame (AVWoS) wird gegen Hagood, Gorski und andere Personen vorgegangen, die um wissenschaftliche Aufklärung bezüglich Impfungen bemüht sind. In einem Fall hatte die Impfgegnerin ein Foto von Hagood mit Photoshop so verfremdet, um sie wie die böse Hexe aus Zauberer von Oz aussehen zu lassen, versehen mit dem Text I’ll get you, my pretty, and your little dog too!. Hagood hatte das Foto gepostet, um zu zeigen, wie gegen sie Stimmung gemacht werde, und wurde selbst dafür gesperrt. Ein anderes Mal wurde Hagood mittels Photoshop als Hitler verfremdet – sie veröffentlichte das Foto wieder und wurde dafür ebenfalls für 30 Tage gesperrt. Gorski hat mehrere Screenshots von Postings veröffentlicht, in denen die Impfgegnerin damit prahlt, wie erfolgreich sie gegen Hagood und andere Personen vorgeht. Auf AVWoS ist auch ein Screenshot eines Postings zu sehen, in dem ein weiterer Scienceblog-Autor die Verwendung rassistischer und homophober Wörter in einem Film kritisiert. Er wurde gemeldet und selbst dafür gesperrt. Gleichzeitig fällt die Impfgegnerin selbst mit antisemitischen Postings auf, in denen sie unter anderem den Holocaust leugnet. Schon öfter wurde kritisiert, dass Facebooks Praktiken zu intransparent sind. Oft ist nicht nachvollziehbar, wieso ein kritisches, aber vergleichsweise harmloses Posting gelöscht wird, mitunter rechtsradikale Inhalte beispielsweise aber online verbleiben. Wie oft ein Posting gemeldet wird, hat laut Facebook keinen Einfluss darauf, ob es gelöscht wird. Gorski vermutet, dass ein Posting eher gelöscht wird, wenn eine andere Person darin namentlich genannt wird. Ganz offensichtlich kann es Opfern von Hasspostings zum Verhängnis werden, wenn sie Beleidigungen gegen sie selbst zur Dokumentation veröffentlichen, da Facebook offenbar nicht erkennt, dass es sich hierbei um ein Zitat handelt. Je nachdem, wie schwer der Verstoß gegen die Community-Richtlinien ist, können die Sanktionen variieren. Beim ersten Verstoß wird eher verwarnt, erklärt das Unternehmen auf seiner Website. Bei weiteren Verstößen könne dann das Recht des Nutzers, Beiträge zu posten, eingeschränkt werden – bis hin zur kompletten Sperre über einen längeren Zeitraum. Wer blockiert wurde, kann sich für diesen Zeitraum nicht auf Facebook einloggen. Auf der Website kann Einspruch dagegen eingelegt werden. Gorski kritisiert aber, dass eine Meldung dort kaum etwas bringe und es sehr schwierig sei, direkt mit Facebook-Mitarbeitern Kontakt aufzunehmen.
0Web
HDP-Vizechef Selahattin Demirtaş glaubt bei der Türkei-Wahl an Stimmenzuwächse seiner Partei. STANDARD: Die Neuwahlen am 1. November werden alle Probleme lösen, die durch die Parlamentswahl im Juni entstanden sind, sagt Staatspräsident Tayyip Erdogan. Ist das so? Demirtaş: Was Erdogan als Problem sieht, ist, dass die AKP nicht mehr allein regiert. Kann sie wieder allein regieren, ist für ihn das Problem gelöst. STANDARD: Sie glauben, dass Ihre Partei HDP bei der Wahl noch zulegen wird. Warum? Demirtaş: Ja, wir werden Stimmen dazugewinnen. Die Menschen in der Türkei wollen Frieden, sie wollen zusammenleben. Sie sehen aber, dass Erdogan in die Alleinregierung vernarrt ist. Dass er den Krieg benutzt, um die HDP unter die Sperrklausel zu drücken. (Für den Einzug ins türkische Parlament muss eine Partei landesweit mindestens zehn Prozent erreichen, Anm.) Das ist der Hauptgrund, warum die Menschen die HDP unterstützen. STANDARD: Im vergangenen Wahlkampf kam die Polizei zu Ihnen nach Hause in Diyarbakir. Fürchten Sie, dass Sie dieses Mal verhaftet werden könnten? Demirtaş: Nein, das glaube ich nicht. Ich bin Abgeordneter und genieße Immunität. Die Lage ist jetzt natürlich sehr angespannt. Aber auch beim letzten Mal, als wir einen lockeren, fröhlichen Wahlkampf gemacht haben, gab es insgesamt 167 Angriffe auf unsere Wahlveranstaltungen und Parteibüros. Wir werden versuchen, auch dieses Mal das Beste daraus zu machen. STANDARD: Wie ist der Friedensprozess zwischen den Kurden und dem türkischen Staat eigentlich zu einem Ende gekommen? Demirtaş: Erdogan wollte einen Frieden ohne Demokratie. So hat er es sich in seinem Kopf vorgestellt. Er wollte mit dem Friedensprozess nicht die Demokratisierung der Türkei antreiben, sondern nur die PKK vernichten. Das ist ihm nicht gelungen, und das ist der Grund, weshalb er vom Verhandlungstisch aufstand und den Friedensprozess beendete. Seine Idee war, die PKK sollte die Waffen niederlegen und er könnte dann eine Ein-Mann-Diktatur errichten. Erdogan hat sich an keine der Abmachungen gehalten, die verhandelt worden waren. STANDARD: Sie haben die PKK dazu aufgerufen, ohne Wenn und Aber die Angriffe einzustellen. Haben Sie den Eindruck, dass Sie gehört werden? Demirtaş: Die Waffen zum Schweigen bringen, habe ich gesagt. Ich habe zu einem Waffenstillstand aufgerufen. Die PKK beachtet uns, weil die Bevölkerung hinter uns steht. Wir sind die Stimme der Bevölkerung. Die PKK aber sagt: Ein Waffenstillstand ist gut und nützlich, aber solange es Operationen der türkischen Armee gibt, ist er nicht möglich. Der Waffenstillstand muss von beiden Seiten ausgehen. Deshalb versuchen wir auch, mehr Druck auf den Staat als auf die PKK auszuüben.
2International
Wien – Der frühere Telekom-Finanzvorstand und nunmehrige Kronzeuge Gernot Schieszler hat am Donnerstag im Tetron-Prozess geschildert, dass der wegen Untreue angeklagte Ex-Telekom-Austria-Vorstand Rudolf Fischer 2004 oder 2005 auf ihn zugekommen sei, und dass dieser gesagt habe, es sei noch etwas aus der Vergangenheit offen. Weißt eh, mit dem Ali, erzählte der Zeuge. Er sei unter Druck gesetzt worden, die Rechnung mit dem Lobbyisten Alfons Ali Mensdorff-Pouilly zu begleichen. Unter anderem vom damaligen Alcatel-Vorstand und ÖVP-Bundesrat Harald Himmer. Ich wollte das vom Tisch haben. Als er schließlich ein geeignetes Projekt gefunden hat, rechnete er mit Mensdorff-Pouilly ab. Der Lobbyist bekam 2008 insgesamt 1,1 Millionen Euro für das Projekt Alpha überwiesen. Für Alpha hat Mensdorff-Pouilly allerdings nie Leistungen erbracht. Dass er das überhaupt gemacht habe, nannte Schieszler am Donnerstag vor Gericht völlig vertrottelt. Die beiden wegen Untreue Angeklagten, der Ex-Telekom-Austria-Festnetzvorstand Rudolf Fischer und der Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly, sind am Donnerstag auf Antrag der Staatsanwaltschaft erneut – diesmal getrennt voneinander – einvernommen worden. Es ging darum, herauszufinden, wofür denn nun die 1,1 Millionen Euro geflossen sind. Staatsanwalt Volkert Sackmann ersuchte die Medien im Sinne der Wahrheitsfindung die Liveberichterstattung während der gesonderten Einvernahme einzustellen. Die tickernden Journalisten kamen der Bitte nach. Fischer tat sich schwer, genaue Leistungen zu benennen, die Mensdorff-Pouilly für ihn erbracht haben soll. Es sei um Hintergrundinformationen zur politischen Lage um zum Wettbewerb in jenen osteuropäischen Ländern gegangen, in denen die Telekom tätig werden könnte. Auch Mensdorff-Pouilly konnte die konkreten Beratungsdienstleistungen nicht auflisten. Ich kann das nicht, sagte er. Der Lobbyist sagte weiters, er habe Fischer Informationen über die politische und wirtschaftliche Lage in Osteuropa beschafft. Mensdorff-Pouilly und Fischer stehen wegen einer Zahlung von 1,1 Millionen Euro an Mensdorff-Pouilly vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft kann keine Gegenleistung erkennen und sieht daher den Tatbestand der Untreue erfüllt. Fischer sagte am Mittwoch, der Vertrag habe aus einem fixen Anteil von 800.000 Euro bestanden sowie einem Erfolgsanteil – für vier Jahre der Beratung. Die 800.000 Euro hätten sich für Fischer folgendermaßen ergeben: 500.000 für Tetron, 300.000 für die vierjährige Beratungen zu Osteuropa. In der Causa Tetron geht es um die Neuvergabe des Blaulichtfunks durch den damaligen Innenminister Ernst Strasser (ÖVP). Schmiergeldverdacht steht im Raum. Lobbyist Mensdorff-Pouilly soll über mehrere Jahre insgesamt 4,4 Millionen Euro von Alcatel, Motorola und Telekom kassiert haben. Die genannten Unternehmen mit ihrem Konsortium Tetron haben den Auftrag bekommen. Dem ursprünglich siegreichen Konsortium mastertalk wurden später 30 Millionen Euro Schadenersatz auf Steuerzahlerkosten gezahlt.
5Inland
Zuletzt verloren die Anleihen stark an Wert, für die Bank ist der Rückkauf ein gutes Geschäft. Frankfurt – Die Deutsche Bank hat in den vergangenen zehn Tagen eigene Anleihen im Wert von 1,27 Mrd. Euro zurückgekauft. Investoren machten der Bank Angebote in Höhe von insgesamt 1,75 Mrd. Euro, wie die Bank mitteilte. Eingeplant hatte das Geldinstitut sogar bis zu drei Mrd. Euro. Die relativ geringe Annahme des Kaufangebots zeige, dass sich die Stimmung am Markt verbessert habe und Anleger es bevorzugten, weiter in den Deutsche-Bank-Anleihen investiert zu bleiben, erklärte das Geldhaus am Dienstag in Frankfurt. Es hatte den Anleihen-Rückkauf am 12. Februar nach einer Woche heftiger Kursausschläge und Zweifeln an ihrer Finanzkraft angekündigt. Sie stellte dafür insgesamt 4,76 Mrd. Euro zur Verfügung – drei Milliarden für Anleihen in Euro und 1,8 Mrd. Euro (2 Mrd. Dollar) für in Dollar ausgegebene Schuldtitel. Das Programm für diese Anleihen läuft noch bis zum 11. März. Erste Ergebnisse will die Deutsche Bank aber schon am kommenden Montag veröffentlichen. Die Investoren der Deutschen Bank hatten sich in den Tagen vor Ankündigung des Rückkaufprogramms verunsichert darüber gezeigt, ob das Geldhaus in der Lage ist, Schulden und bestimmte Anleihen zu bedienen. Bank-Chef John Cryan veröffentlichte deshalb eine Mitteilung, die Bank könne ihre Schulden ohne Probleme zurückzahlen, und schrieb an die Mitarbeiter, die Finanzen der Deutschen Bank seien grundsolide.
3Wirtschaft
Sechs Titel zum Jubiläum herunterladbar – inklusive "Earthsiege"-Titel aus 1994 und 1996. Gute Neuigkeiten für Action-Freunde. Hi-rez Studios, die Entwickler der Tribes-Reihe haben sämtliche Titel des Franchise anlässlich seines 21-jährigen Jubiläums kostenlos zum Download verfügung gestellt. Die Games können über die Website Tribes Universe bezogen werden und liegen je nach Titel entweder als ISO-Image oder ZIP-Archiv vor. Das Angebot umfasst auch die Mech-Games Earthsiege und Earthsiege 2. Die Oldies wurden in den Jahren 1994 und 1996 veröffentlicht. Auch schon 17 Jahre alt ist Starsiege: Tribes aus 1998. Der Shooter trug erstmals den ab dann verwendeten Tribes-Namenszug. Die sechs Games werden von Tribes 2 (2001), Tribes: Aerial Assault (2002) und Tribes: Vengeance (2004) komplettiert. Gelistet wird auch das 2012 veröffentlichte Tribes: Ascend. Allerdings handelt es sich dabei um einen Free2Play-Titel, der ohnehin seit Erscheinen gratis spielbar ist.
0Web
Die Artillerie schweigt, doch die Waffenruhe im Donbass ist noch brüchig – Krawalle in Kiew – Spekulationen über Anschluss an Russland in Donezk. Moskau/Kiew – Neuer Versuch zum neuen Schuljahr. Am 1. September, traditionell erster Schultag in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, ist offiziell eine weitere Feuerpause in Kraft getreten. Stand elf Uhr am 1. September halten beide Seiten die Feuerpause völlig ein, teilte Darja Olifer, Pressechefin des Kiewer Vertreters in der Ukraine-Kontaktgruppe, Ex-Präsident Leonid Kutschma, mit. In der Nacht hatte es hingegen zumindest noch Gefechte mit Handfeuerwaffen gegeben. Die Militärführung berichtete von Angriffen auf Marjinka, Awdejewka, Opytnoje und Krymskoje; die Rebellen vermeldeten den Beschuss der Ortschaften Schelobok, Sokolniki und Popasnaja. Immerhin: Die Artillerie schweigt – und das bereits seit einigen Tagen. Wie lange diese relative Ruhe hält, ist ungewiss. Abgezogen wurden die schweren Waffen von der Front jedenfalls noch nicht. Auch die Drohnen fliegen noch über dem Bürgerkriegsgebiet. Und so könnte sich dieser fünfte Anlauf einer Waffenruhe seit Beginn der Kämpfe lediglich als weitere Atempause vor einer neuen Verschärfung des Konflikts erweisen. Die Töne auf beiden Seiten der Front sind weiterhin schrill: In Kiew gingen Nationalisten gegen die geplante Dezentralisierung des Landes auf die Straße. Die Proteste wuchsen sich zu schweren Krawallen aus. Nach dem Wurf einer Handgranate auf die Polizei sind inzwischen drei Beamte ihren Verletzungen erlegen. Pikanterweise gehört der mutmaßliche Täter einem Freiwilligenbataillon an, das im Donbass kämpft. Populistenführer Oleh Ljaschko nannte die geplante Autonomievergabe an die Regionen Verrat, und Präsident Petro Poroschenko knickte vor den Hardlinern ein und versicherte, die Verfassungsänderung werde dem Donbass-Gebiet keinen Sonderstatus einräumen – obwohl dies eigentlich im Minsker Abkommen festgeschrieben ist. Auf der Gegenseite bereiten die Rebellen unterdessen ungeachtet des Protestes aus Kiew nicht nur ihre Wahlen nach eigenem Gesetz am 18. Oktober und 1. November vor, sondern forcieren Medienberichten zufolge auch ein Referendum über den Anschluss der Gebiete Donezk und Luhansk an Russland. In der Industriestadt Stachanow deuten große Plakate über die Nähe der Luhansker Volksrepublik zu Russland auf die Vorbereitungen hin. Die Geschichte mit dem Referendum ist kein Fake, zitiert die russische Internetzeitung gazeta.ru einen ungenannten Kremlbeamten, der für die Moskauer Ukraine-Politik zuständig ist. Die Entscheidung darüber wird demnach auf höchster Ebene, ausgehend von den Ergebnissen im Herbst, getroffen. Während Kremlsprecher Dmitri Peskow entsprechende Spekulationen nicht kommentieren wollte, erklärte der Premier der Luhansker Volksrepublik Igor Plotnizki offen, wenn nötig, werde das Referendum durchgeführt. Wie könnten die Omas, denen (der ukrainische Premier Arsenij) Jazenjuk die Rente gestohlen hat, oder die Kinder in Perwomaisk, die im Bombenhagel aufwachen, dagegen sein?, ließ er am Ausgang keinen Zweifel. Angesichts der russischen Annexion der Krim mittels eines solchen Szenarios birgt allein die Ankündigung eines Referendums erheblichen Sprengstoff. Moskaus tatsächliches Interesse an einer Übernahme der Region ist freilich erheblich geringer als bei der Krim. Die zwei wichtigsten Gründe: Russland wäre damit offiziell Kriegspartei im Donbass, und die Industrieregion erfordert eine wesentlich größere finanzielle Aufbauhilfe als die Krim und wäre Russland in der derzeitigen Wirtschaftskrise eine erhebliche Last. Rechtlich verpflichtend wäre ein Referendum für den Kreml nicht. Wladimir Putin hat in der Vergangenheit bei der Verteidigung des Krim-Anschlusses betont, die Situation im Donbass sei eine andere. Moskau hat auch nicht die Unabhängigkeit der Region nach dem umstrittenen Referendum im Mai 2014 über die Selbstbestimmung anerkannt. Das Referendum könnte Moskau allerdings dazu nutzen, den Druck auf Kiew in den Verhandlungen über die Zukunft der Region und auch den Status der Ukraine selbst zu erhöhen. Ein weiteres Druckmittel könnte die Ausgabe russischer Pässe an die Bürger in dem Gebiet sein – Ähnliches geschah in Abchasien und Südossetien. Der Duma liegt bereits eine entsprechende Initiative vor.
2International
Die Entwickler des Spieles "Punch Club" werten Daten bezüglich Piraterie und Verkäufe aus und stellen regionale Unterschiede fest.. Das Boxer-Spiel Punch Club wurde über 300.000 mal verkauft. Gleichzeitig wurde es allerdings auch 1,6 Millionen mal über Tauschbörsen heruntergeladen. Dieses Ergebnis einer Auswertung präsentieren die zuständigen Publisher tiny Build und die Entwickler Lazy Bear Games in einem Blogpost. Darüber hinaus sahen sich die Unternehmen an, wie sich die Käufe und Nicht-Käufe bei PC- und Mobil-Version unterscheiden und in welchen Ländern am meisten kopiert wurde. Spannende Ergebnisse finden sich im Vergleich der Länderstatistiken zu legalen Käufen und unautorisierten Kopien. So wurden die mit Abstand meisten Raubkopien in Brasilien geortet. Fast die Hälfte aller illegalen Kopien waren hier zu finden. Auch Russland und China sind gut dabei. Deutschland weist die stärkste Zahl legaler Erwerbe auf, während etwa in China kaum Einkäufe festzustellen sind. Um hier vergleichbare Zahlen zu erhalten, stellen die Entwickler Käufe und illegale Kopien nach Ländern gegenüber. Deutschland ist somit das mit Abstand fairste Land, gefolgt von den USA und Frankreich. Für die Unternehmen sind dies wohl durchaus nutzbare Daten. Ebenso kamen sie zu dem Ergebnis, dass der Anteil der Raubkopien bei der mobilen Version nur um vier Prozent höher war als der Anteil der Cracks bei der PC-Version. Zu 90 Prozent handelte es sich bei den mobilen Spielen um die Android-Version. Die Entwickler kommen zu dem Schluss, dass Piraterie ein massives Phänomen ist. Bei Punch Club waren bereits Stunden nach der Veröffentlichung illegale Downloads festzustellen. Insgesamt kämen laut Analyse auf eine gekaufte PC-Version vier Piraten, auf eine iOS-Version zwei Piraten und auf eine Android-Version zwölf illegale Downloader. Die gekauften Versionen machen insgesamt nur 19 Prozent der Gesamtnutzung aus. Es sei nicht zu leugnen, dass Online-Piraterie einen erheblichen Einfluss habe, meinen die Hersteller. Diese sei aber sehr schwer zu bekämpfen, obgleich man einiges besser machen hätte können, räumen sie ein.
0Web
Duell am 16. Juli, Londoner absolvieren danach Trainingslager in Kärnten und testen da auch wieder gegen den WAC. Wien/Wolfsberg – Rapid Wien hat für die Eröffnung des neuen Allianz-Stadions einen hochkarätigen Gegner an Land ziehen können. Die Hütteldorfer bekommen es am 16. Juli mit Englands in dieser Saison schwächelndem Meister Chelsea zu tun, wurde am Dienstag bei einem Pressetermin auf der Stadionbaustelle offiziell bekanntgegeben. Die Spekulationen der letzten Wochen haben damit ein Ende. Das ist ein super Gegner, eine Mannschaft, die absolutes Topniveau hat. Es ist eine große Herausforderung, gegen so eine tolle Mannschaft zu spielen, da freuen wir uns darauf, sagte Sportgeschäftsführer Andreas Müller. Auch Wirtschaftsgeschäftsführer Christoph Peschek fiebert dem 16. Juli entgegen: Wir freuen uns auf Chelsea, das ist sportlich sehr reizvoll. Es sollte aber nicht der Zugang sein, ich komme wegen dem Gegner, sondern wegen Rapid. Schwächelnde Londoner Die Londoner holten sich im Vorjahr mit 87 Punkten souverän ihren fünften Meistertitel. Diese Saison blieben sie aber deutlich hinter den Erwartungen zurück und liegen nach 32 Spielen mit 44 Punkten nur auf Rang zehn, die nächste Europacupsaison wird daher aller Voraussicht nach ohne Blues-Beteiligung über die Bühne gehen. In der Champions League war im Achtelfinale gegen Paris St. Germain Endstation, auch in FA-Cup (Viertelfinale) und Ligacup (Achtelfinale) musste Chelsea vorzeitig die Titelträume begraben. Welche Spieler die Rapid-Anhänger im Testspiel zu sehen bekommen, ist offen, da die EM-Endrunde in Frankreich erst am 10. Juli endet und auch die Copa America bis 26. Juni gespielt wird. Viele Teamspieler könnten daher noch im Urlaub sein. Trainingslager in Kärnten Das Wien-Gastspiel ist der Auftakt eines neuerlichen Österreich-Trainingslagers von Chelsea, bis 23. Juli beziehen die Londoner Quartier im Schlosshotel Velden, wo sie bereits 2014 residierten. Am 23. Juli 2014 hatten sie vor 28.700 Zuschauern in Klagenfurt gegen den WAC getestet (1:1), am 20. Juli (20 Uhr) kommt es nun zu einer Neuauflage dieses Duells im Wörtherseestadion. Chelsea ist einer der größten Klubs in England und wahrscheinlich jedem Fußballfan auf der Welt ein Begriff. Wir freuen uns alle schon sehr auf dieses Testspiel, das nicht nur für den Verein, sondern für alle WAC-Fans ein ganz besonderes Spiel sein wird, sagte WAC-Trainer Heimo Pfeifenberger. Der Vorverkauf beginnt am Montag. Noch viel zu tun in Hütteldorf Drei Monate vor dem Eröffnungsspiel gegen Chelsea gibt es indes in Rapids Allianz-Stadion noch viel zu tun. Wir stehen noch sehr unter Druck, das wird erst am 30. Juni bei der Gesamtübergabe nachlassen, sagte Strabag-Bauleiter Roman Hornischer. Im Moment werden unter anderem die Bohrarbeiten für die Sitzplätze auf der Tribüne ausgeführt. Vergangene Woche wurden bereits die Kioske auf der Promenade an Rapid übergeben. Hier kann nun mit den Innenausbauarbeiten begonnen werden. Anfang Mai wird der Fertigrasen geliefert, die Asphaltierungsarbeiten an den Außenanlagen sollen Anfang Juni fertig sein. Insgesamt arbeiten derzeit 300 Menschen verschiedener Firmen und Gewerke auf der Baustelle. Rapid-Mari€ Peschek zeigte sich sowohl mit dem Baufortschritt als auch mit dem Abo-Vorverkauf zufrieden. Alleine im Block West wurden bisher 5.600 Abos verkauft, insgesamt sind es derzeit 11.500 Abos. Im VIP- und Businessbereich wurden bis jetzt 1.750 Plätze verkauft, was einer Auslastung von 73 Prozent entspreche, sagte Peschek. Es sind außerdem nur noch fünf Logen am Markt. Wir sind über Plan. Für alle Anhänger ändert sich im neuen Stadion einiges. Künftig wird nur noch mit einer nichtpersonalisierten Bezahlkarte (Rapid-Mari€) bezahlt werden können, um Wartezeiten möglichst gering zu halten.
4Sport
Der Garten rund um das Häuschen am Land stillt in Russland in Zeiten des Lebensmittelembargos auch den Hunger. Im Gegensatz zu den Anglizismen haben es nicht viele russische Worte in die deutsche Sprache geschafft: Der Wodka für den Hochprozentigen, die Soljanka für die Resteverwertung in Form einer Suppe und die Datscha (mitunter auch Datsche) für das Häuschen im Grünen gehören dazu. Alle haben sie eins gemeinsam: Sie stehen für etwas typisch Russisches (auch wenn die Polen bis heute die Erfindung des Wodkas für sich beanspruchen). Moskau – die Millionenmetropole ist nicht russisch, sondern international: europäische Gehälter, japanische Restaurants (mit usbekischem Personal) und Finanztürme im gläsernen amerikanischen Architekturstil. Das richtige Russland beginnt außerhalb des Moskauer Autobahnrings MKAD. Es beginnt mit der Datscha, oder genauer schon auf dem Weg dorthin, wenn sich die Moskauer am Freitagabend in die überfüllten Nahverkehrszüge quetschen oder stundenlang durch den abgasverpesteten Stau quälen, um an die frische Luft zu gelangen. Natürlich gibt es auch die Villensiedlungen im Moskauer Umland mit hohen Mauern, strenger Wache und viel Luxus. Doch die klassische Datscha ist kein Luxus, sondern Arbeit. Viele Russen bauen auch heute noch auf der Datscha Obst und Gemüse an. Gerade für die Pensionisten sind die Sommermonate eine gute Gelegenheit, ihre karge Rente mit der eigenen Ernte zu entlasten und sich gegebenenfalls durch den Verkauf von Gurken, Zwiebeln oder Blumen ein kleines Zubrot zu verdienen. Zu Sowjetzeiten nutzten die Russen ihre 600 Quadratmeter, um gegen das ständige Defizit in den Läden anzukämpfen. Eingelegte Gurken und eingekellerte Kartoffeln hielten auch über den Winter. In den 1990er-Jahren, als der Staat alle Verpflichtungen gegenüber seinen Bürgern zu vergessen schien und Lehrer, Beamte und Rentner monatelang kein Geld sahen, war die Datscha als Produktionsstätte lebensnotwendig. Nach dem Aufschwung in den 2000er Jahren nutzte der zunehmende Mittelstand die Datscha eher als Erholungsort mit Rasen, Schaschlik und Banja nach einer anstrengenden Woche, doch vor allem die Babuschki trauten dem Frieden nie und bauten weiter Kohl und Rüben an. Die jetzige Krise scheint ihnen Recht zu geben: Das Lebensmittelembargo hat die Preise in den Supermärkten in astronomische Höhen befördert. Und so wird die Datscha wohl auch weiterhin ihren festen Platz im russischen Leben haben.
1Panorama
Gesperrte Gaddafi-Konten fast leer – Exlandeshauptmann will Tripolis besuchen. Wien – Viel musste Libyen in den vergangenen Jahren ertragen. Die Leidenschaft von FPÖ-Politikern bleibt dem Land auch in Zukunft erhalten. So bald wie möglich will Kärntens Exlandeshauptmann Gerhard Dörfler auf Einladung der selbst ernannten islamistischen Regierung in Tripolis dorthin reisen, um mögliche Lösungen der Flüchtlingsproblematik zu besprechen, wie er sagt. Tripolis ist seit rund einem Jahr unter der Kontrolle einer Allianz islamistischer Parteien und bewaffneter Milizen. Die Reise hätte am Dienstag beginnen sollen, wurde aber verschoben. Im Gespräch mit dem STANDARD beteuert Dörfler, das habe nichts mit dem am selben Tag verhängten Todesurteil gegen den Gaddafi-Sohn Saif al-Islam zu tun. Grund seien vielmehr ausständige Dokumente in Sachen Personen- und Versicherungsschutz. Konkrete Vorschläge, wie man die Situation für Flüchtlinge vor Ort verbessern könnte, wollte der jetzige Bundesrat nicht nennen. Dass Dörfler einmal so wie sein Vorgänger, Gründer der Österreichisch-Libyschen Gesellschaft und Freund Saif al-Islams Jörg Haider, nach Libyen reist, war nicht unbedingt zu erwarten. Noch 2011 meinte Dörfler zu Haiders mehrmaligen Besuchen: Ich bin kein Spieler bei solchen Besonderheiten. Keine Gaddafi-Milliarden Dörfler befasst sich aber nicht nur mit der Flüchtlingsproblematik, sondern auch mit jenen österreichischen Konten, die 2011 wegen der Sanktionen gegen das Gaddafi-Regime gesperrt wurden. Mit 1,2 Milliarden Euro bezifferte die Nationalbank die Gelder damals. Heute will man keine Zahlen nennen. Dem Vernehmen nach dürfte der überwiegende Teil des Vermögens jedoch der Libyschen Zentralbank (LZB) zuzurechnen sein. Diese wurde noch Ende 2011, unmittelbar nach Gaddafis Tod, von der Sanktionsliste gestrichen. Auf die 15 Personen aus seinem Umfeld, die heute noch auf der Liste stehen, dürfte nur ein verschwindend geringer Anteil der Gelder entfallen. Unerfüllbare Forderung Was Dörfler damit zu tun hat? Im März 2011, als Libyen von der Nato bombardiert wurde und die österreichischen Konten des Gaddafi-Clans bekannt wurden, sah er sich dazu gedrängt, vor dräuenden Massenflüchtlingsströmen zu warnen. Mit dem Vermögen sollten die Kosten für die Grundversorgung der zu erwartenden 6.000 bis 8.000 libyschen Flüchtlinge gedeckt werden, so sein Vorschlag. Auch wenn seitdem viele Flüchtlinge von Libyen aus ihre Reise nach Europa antraten, blieb der Zustrom aus dem Land selbst aus: Laut Statistik haben von 2011 bis 2013 nur 123 libysche Staatsbürger in Österreich um Asyl angesucht. Dörfler bleibt trotzdem bei seiner Forderung. Laut einem Völkerrechtsexperten ist ihre Erfüllung ausgeschlossen: Die – kaum noch vorhandenen – eingefrorenen Gelder sind juristischen Personen zuzurechnen, eine Beschlagnahmung undenkbar. Nachhaltige Freundschaften Die Verbindungen der FPÖ mit Libyen bestehen teilweise noch immer. Haiders Witwe Claudia leitet die von ihm gegründete Österreichisch-Libysche Gesellschaft. Der Wiener Gemeinderat David Lasar traf Saif al-Islam 2011 und überbrachte eine Botschaft von Parteiobmann Heinz-Christian Strache: Das Nato-Bombardement müsse aufhören. Zwei Wochen später war das Regime gestürzt. Strache wäre damals gerne selbst angereist, so Lasar. Das sei sich jedoch zeitlich nicht ausgegangen. Im Gespräch mit dem STANDARD sagte Lasar zur jetzigen Situation in Libyen: Die Regierung in Tripolis ist keine Regierung. Sie sei islamistisch und lasse zu, dass Terroristen, Räuber und Verbrecher das Land dominieren. Vom geplanten Engagement Dörflers wisse er nichts. Er selbst habe seit seinem Besuch keinen Kontakt mehr zum Gaddafi-Sohn gehabt. Lange hielt sich außerdem das Gerücht, von Gaddafi seien über Liechtenstein dutzende Millionen an die Haider-FPÖ geflossen. Bewiesen wurde das aber nie. Die FPÖ beschuldigte ihrerseits die Grünen, Geld aus Libyen bekommen zu haben – was eine einstweilige Verfügung zur Folge hatte.
5Inland
Zinszahlung war am Donnerstag fällig. Washington/Athen – Griechenland hat rund 186 Millionen Euro fristgerecht an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückgezahlt. Die Zinszahlung sei am Donnerstag eingegangen, teilte der IWF in Washington mit. Das vom Staatsbankrott bedrohte Euroland war im Juli beim Währungsfonds vorübergehend in Zahlungsverzug geraten, nachdem die Europartner ihr bisheriges Hilfsprogramm für Athen auslaufen ließen. Mitte Juli gewährten die EU-Staaten dann jedoch eine Brückenfinanzierung, während die Regierung in Athen mit den internationalen Geldgebern ein drittes Hilfsprogramm aushandelt. Der Währungsfonds will sich nur dann an weiteren Hilfszahlungen beteiligen, wenn Athen die vollständige Umsetzung der von den Kreditgebern geforderten Reformen akzeptiert und die Europäer der griechischen Regierung Schuldenerleichterungen gewähren. Einen klassischen Schuldenschnitt für Athen lehnt vor allem Deutschland ab und verweist zur Begründung darauf, dass die Streichung von Schulden innerhalb der Eurozone rechtlich unmöglich sei. Im Gespräch ist aber eine Art Schuldenschnitt light mit der Streckung von Rückzahlungsfristen und Zinserleichterungen.
3Wirtschaft
Österreich ist fast schon auf dem Weg zur Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Der ÖFB-Teamchef sprach am Tag nach dem vorentscheidenden Sieg in Russland zur Lage der Fußball-Nation. Wien - Nein, euphorisch war ÖFB-Teamchef Marcel Koller nicht. Der Schweizer gab sich am Montag bei der Pressekonferenz im Ernst-Happel-Stadion gewohnt vernünftig: Wir wissen noch nicht, wohin die Reise geht. Vermutlich führt der Trip nach Frankreich zur Europmeisterschaft 2016. Es ist kaum noch zu verhindern. Zukunftsmusik, heute zählt noch gestern. Ein schwieriges Spiel sei es gegen Russland gewesen, in der zweiten Halbzeit hätte die Kraft gefehlt. Dass es dennoch zum 1:0-Sieg und den wohl vorentscheidenden drei Punkten in der EM-Qualifikation reichte, sei der Kampfkraft einer verschworenen Truppe geschuldet: Im Nationalteam werden die Probleme weggeschwemmt. Kontinuität hat sich bewährt Dass Österreich bereits auf dem zwanzigsten Platz der Weltrangliste steht, sei erfreulich, Koller will aber noch weiter nach oben. Ohne harte Arbeit seien diese Ziele aber nicht zu erreichen. Als Trainer muss man wissen, wann man die Zügel schleifen lässt und wann man hart bleiben muss. Hart blieb Koller bisher bei seiner Philosophie, kontinuierlich auf einen Stamm zu vertrauen: Das hat sich bewährt, man muss sehr hohe Klasse haben, um ins Team zu kommen. Die Suche nach einem EM-Quartier ist jedenfalls im Gange. Bereits nach dem Spiel äußerte sich ÖFB-Präsident Leo Windtner: Wir wollen nichts übereilen, aber es wäre fahrlässig, nicht schon konkret zu schauen, dass die Infrastruktur passt, wenn wir bei der EM dabei sein sollten. Capello vor dem Aus In Russland steht Trainer Fabio Capello derweil vor dem Aus. Sportminister Witali Mutko sprach von einem schlechten Spiel. Capello sei ein großer Trainer, aber den Spielern fehle es an Tempo. Ich verspreche, dass wir der Mannschaft wieder eine Seele geben, betonte Mutko. Die Sportkommentatoren meinten, dass Capello nicht das beste Material habe. Gleichwohl sei der Italiener, der am Donnerstag seinen 69. Geburtstag feiert, nicht in der Lage, mehr aus den Spielern herauszuholen. Capello habe eine Mannschaft geschaffen, für die niemand mitfiebern könne noch wolle, hieß es.
4Sport
Knatsch in Tirols Regierung: Der Landeschef und seine Stellvertreterin sind sich uneinig, ob ein Politiker an Protestkundgebungen teilnehmen sollte. Diplomatisch ausgedrückt tragen Günther Platter (ÖVP) und Ingrid Felipe (Grüne) gerade von ihren unterschiedlichen Positionen die gemeinsamen nach außen. So formulierte es Tirols Landeschef zumindest selbst. Doch jeder weiß: Geben sich Politiker betont gelassen, ist Obacht geboten. Parteifreunde Platters erzählen, dass er fuchsteufelswild gewesen sein soll. Der Grund? Stellvertreterin Felipe ging demonstrieren – auf dem Brenner, gegen jene geplanten Grenzkontrollen, die Platter seit Wochen mit Müh und Not zu rechtfertigen versucht. Die Vergeltung folgte sogleich: Als sein Südtiroler Kollege Arno Kompatscher die Idee eines einstweiligen Demonstrationsverbots auf dem Brenner kundtat, war Platter sofort begeistert. Nachdem es bei der letzten – von Felipe besuchten – Demonstration zu Ausschreitungen gekommen sei, habe der Landeschef schließlich zu befürchten, dass der Brenner zu einem Aufmarschgebiet von Berufsdemonstranten und Anarchos wird, erklärte er. Seine Stellvertreterin ließ sich dadurch nicht demotivieren: Ich werde immer wieder an Demos teilnehmen, verkündete sie am Dienstag gutgelaunt in seiner Anwesenheit. Am Sonntag – da ist die nächste Protestkundgebung auf dem Brenner geplant – sei sie allerdings verhindert. Immerhin in einem sind sich (laut Platter) beide einig: Als letzte Maßnahme müsse Tirol Flüchtlinge bereits an der Grenze registrieren – also Kontrollen einführen. Dichtmachen wolle den Brenner (laut Felipe) aber niemand. Platter erklärte, dass er jedenfalls die Kriegsrhetorik, die in diesem Zusammenhang immer häufiger zu hören sei, für absolut unnotwenig halte. Felipe führte aus, dass sie vor allem die Wortwahl von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) wenig hilfreich finde. Er gießt, durch das, was er sagt, ständig Öl ins Feuer. Das ist weder aus humanitären noch aus wirtschaftlichen Gründen vertretbar.
1Panorama
Gewerkschafter Kimberger: Pädagogen mit Sonderverträgen anstellen. Wien – Der Vorsitzende der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Paul Kimberger, fordert mehr Personal, um die steigende Zahl an Flüchtlingskindern an den Schulen bestmöglich betreuen zu können. Ähnlich wie in den 90er-Jahren werde es notwendig sein, Lehrer aus den Herkunftsländern der Flüchtlinge mit Sonderverträgen anzustellen, sagte Kimberger am Mittwoch im Ö1-Morgenjournal. Das Bildungsministerium hatte zuletzt ein Rundschreiben an die Landesschulräte ausgeschickt, um über die rechtlichen Grundlagen für die Aufnahme von Flüchtlingskindern zu informieren und auf unterstützende Maßnahmen hinzuweisen. Für Kimberger erfolgt dieser Schritt zu spät. Man habe schon vor Monaten darauf hingewiesen, dass es Vorbereitungsmaßnahmen brauche. Ohne zusätzliche Pädagogen – vor allem für Fremdsprachen – und Sozialarbeiter werde es eine scheinbar unlösbare Aufgabe. In der SPÖ wundert man sich über die Aussage von Kimberger: Es ist bedauerlich, dass Kimberger gerade ein so sensibles Thema wie Flüchtlingskinder für billige Polemik missbraucht. Gefordert sind jetzt nicht verbale Angriffe, sondern ein voller und gemeinsamer Einsatz für die Sache, so SPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid in einer Aussendung. Mit seiner Forderung nach mehr Schulpsychologen rennt Kimberger mit großer Geste offene Türen ein. Denn es ist kein Geheimnis, dass das Bildungsministerium mehr Ressourcen benötigen wird, betonte Schmid. Deshalb verhandle Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) mit dem Finanzminister auch über zusätzliche Mittel. Im Bildungsministerium rechnet man aufgrund von Zahlen des Innenministeriums mit 5.000 zusätzlichen schulpflichtigen Kindern aufgrund der Flüchtlingssituation im neuen Schuljahr. Das sind etwas weniger als ein Prozent aller Kinder zwischen sechs und 14 Jahren, also im schulpflichtigen Alter, hieß es. Unklar ist aber die Verteilung auf die einzelnen Länder bzw. Schulen. Da sich der Aufenthaltsort der Asylwerber durch neue Quartiere ändern kann, können die Landesschulräte nicht exakt planen. Insgesamt sollte es aber keine Platzprobleme geben: Die 5.000 Schüler entsprechen in etwa dem jährlichen demografischen Schülerrückgang. An Volksschulen, Haupt- und Neuen Mittelschulen gibt es laut Statistik Austria insgesamt etwas mehr als 28.000 Klassen – hochgerechnet käme damit in etwa in jede sechste Klasse ein Flüchtlingskind. Auch die Klassenschülerhöchstzahl von 25 an den Pflichtschulen soll nicht überschritten werden. Das geht sich sicher aus, hieß es etwa aus dem Wiener Stadtschulrat. Es gebe auch genügend Schulen mit Klassen mit nur 22 oder 23 Schülern: Zur Not eröffnet man da oder dort eine neue Klasse.
5Inland
Staatsanwaltschaft leitet Vorhabensbericht an Justizministerium weiter, Ermittlungen laufen seit 2009. Wien/Linz – Die Entscheidung, ob in den Causen Buwog und Terminal Tower Linz gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und weitere prominente Verdächtige Anklage erhoben wird, rückt näher. Die Oberstaatsanwaltschaft Wien hat den Buwog-Vorhabensbericht an das Justizministerium weitergeleitet. Einen entsprechenden Bericht in der Dienstagausgabe der Kronen Zeitung bestätigte eine Ministeriumssprecherin. Zum Inhalt des Berichtes wollte sich die Sprecherin freilich nicht äußern. Jedenfalls muss eine allfällige Anklage im Fall des Falles noch vom Justizministerium genehmigt werden. Wie aus Justizkreisen zuletzt zu hören war, dürfte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) eine Anklageerhebung vorgehabt haben. Sie hatte ihren Bericht noch der Oberstaatsanwaltschaft vorzulegen, bevor diese nun ans Justizministerium weiterleitete. Es geht um Vorgänge aus dem Jahr 2004 rund um die Privatisierung von 60.000 Bundeswohnungen (Buwog) und den Terminal Tower in Linz, als Grasser (FPÖ/ÖVP) noch Finanzminister gewesen war. Bestätigt ist das vorerst nicht. Gegen Grasser, seinen Trauzeugen Walter Meischberger, den Immobilientreuhänder Ernst Karl Plech, Peter Hochegger und zahlreiche weitere Beschuldigte wird in der Buwog-Affäre seit 2009 ermittelt, als ungewöhnliche Provisionszahlungen ruchbar wurden. Alle Genannten bestritten alle Vorwürfe bisher vehement. Der Kurier schreibt am Dienstag mit Verweis auf informierte Kreise bezogen auf den als Beschuldigten geführten Ex-Lobbyisten Hochegger, dass zu hören sei, es würde in Sachen Buwog und Terminal Tower zu einer Anklage kommen. Einen ersten Vorhabensbericht in Sachen Buwog hatte die WKStA schon 2014 fertiggestellt. Nach einem Zustellfehler musste der Akt aber wieder bearbeitet werden. Zudem tat sich die Frage auf, ob und inwieweit beschlagnahmte Unterlagen überhaupt ausgewertet werden durften, was das Wiener Oberlandesgericht schließlich für zulässig erklärte. Der nachgebesserte Vorhabensbericht musste dann aufgrund der Anfang 2016 in Kraft getretenen StGB-Reform der neuen Rechtslage angepasst werden, da der Untreue-Paragraf modifiziert worden war. Im Zusammenhang mit der Buwog-Privatisierung wird unter anderem in Richtung Untreue, Geldwäsche, Bestechung und Geschenkannahme durch Beamte ermittelt.
3Wirtschaft
Michael Häupl, SPÖ, und Erwin Pröll, ÖVP, wurden beide vor kurzem parteiintern heftig kritisiert. Die politische Legende besagt, die beiden hätten einander so richtig vor gut einem Vierteljahrhundert kennengelernt. Damals saß man nach einem erbitterten Streit zwischen Wien und Niederösterreich ums Geld bei einem Glas Zierfandler aus Gumpoldskirchen zusammen – und noch einem und noch einem. Am Ende des Abends stellten die nahezu gleichaltrigen Politiker Michael Häupl (heute 66, SPÖ) und Erwin Pröll (heute 69, ÖVP) fest: Sie reden gern miteinander. Sie schätzen, mögen einander sogar. Und das Wichtigste: Zusammen sind sie ein Machtfaktor, an dem in Österreich so bald keiner vorbeikommt. Vor seiner Angelobung als Landeshauptmann trug Erwin Pröll einen extratiefen Scheitel, ein frisurentechnisches Phänomen. Die Berater des schwarzen Politikers hatten richtig erkannt, dass diese Frisur und ihr Träger keine politische Zukunft haben könnten, waren aber zu feig, ihm das selber zu sagen. Also schickten sie einen jungen Fotografen vor, dem sie folgenden Satz auftrugen: Ein Landeshauptmann muss eine ehrliche Frisur haben! Pröll ging zum Friseur und wurde 1992 mit Glatze als Landeshauptmann von Niederösterreich angelobt. Der Haarkranz sollte zur Insignie der Macht werden, die in der ÖVP von St. Pölten ausgeht. So wie das eigensinnige Retrobärtchen von Michael Häupl (seit 1994 Wiener Bürgermeister), das signalisiert, dass man das Rathaus zu fragen hat, wenn man im Kanzleramt Erfolg haben will. Immer noch. Pröll und Häupl zelebrieren ihre gelb-blau-rote Freundschaft seit Jahrzehnten höchst erfolgreich über Stadt-, Landes- und Parteigrenzen hinweg. Allein: Zuletzt schwächelten beide Seiten der langerprobten Achse. Pröll hat sich als Präsidentschaftskandidat selbst aus dem Spiel genommen. Der Einfluss, den er seitdem auf die ÖVP und damit auch auf die Bundesregierung ausübt, mag etwas gelitten haben. Bei den Schwarzen sitzt die Enttäuschung über die späte Absage Prölls, dem eine Hofburg-Kandidatur nicht in die Lebensplanung gepasst hat, tief. Andreas Khol ist bestenfalls die zweitbeste Wahl. Pröll ist das nur recht. Auch wenn der Unmut über Prölls egozentrisches Weltbild in der ÖVP intensiv ausgetauscht wird, findet sich niemand, der diesen auch öffentlich vorträgt. Zu stark ist nach wie vor die Macht des Niederösterreichers – und die Wucht, mit der er seinen Launen und dem Unmut, wenn sich dieser einmal angestaut hat, freien Lauf lassen kann, ist legendär. Das verbindet Pröll mit dem Wiener Bürgermeister. Auch dessen polternde Art ist weithin gefürchtet. Dennoch erdreisteten sich nach dem jüngsten Asylgipfel einige Wiener Stadträtinnen, dem Bürgermeister in die Parade zu fahren. Renate Brauner, Sonja Wehsely und Sandra Frauenberger stemmten sich unisono gegen Obergrenzen für Flüchtlinge – die Häupl zuvor beim Gipfel, wenn auch unter dem Synonym Richtwerte, mitbeschlossen hatte. Obwohl man sich wenige Tage später bei einem internen Treffen auf dem Kahlenberg wieder versöhnte, ging eine Schockwelle durch die SPÖ. War dies der Startschuss für die Demontage des mächtigen alten Herrn von Wien, bahnt sich hier etwa, in zufälliger Parallele zu St. Pölten, auch ein Generationswechsel in Wien an? So simpel ist es freilich nicht. Häupl schwächelt – schwach ist er nicht. Seine passive Haltung nach dem Asylgipfel erklärt sich auch aus einer Verkettung unglücklicher Zufälle. Aufgrund eines grippalen Infekts konnte der Wiener Bürgermeister an der SPÖ-internen Vorbesprechung nicht teilnehmen. Daraufhin lud das Kanzleramt den burgenländischen Landeshauptmann Hans Niessl ein – Häupls Gegenpol in der Flüchtlingsfrage. Die Weichen für die Obergrenzen waren gestellt. Häupl wusste, er hätte stärker dagegenhalten müssen. Er, der bereits zwei Wahlen mit akzentuierter Anti-FPÖ-Linie für sich entschieden hat, ist überzeugt, dass der SPÖ ein Einschwenken auf die blaue Linie nichts bringt. Die sogenannten Tangentenbezirke, jene rot regierten Bezirke entlang der Wiener Stadtautobahn Südosttangente, wo die FPÖ stark ist, sehen das anders. Längst sind sie mit Häupls Kurs in der Ausländerfrage ebenso wie mit seiner rot-grünen Koalition nicht zufrieden. So ist auch die jüngste Wortmeldung des von diesen Bezirken unterstützten Wiener Wohnbaustadtrats Michael Ludwig zu verstehen, der die grüne Willkommenskultur geißelte – gemeint hat er in Wahrheit auch die rote des Michael Häupl. Ludwig und seine Unterstützer stehen Gewehr bei Fuß, um post Häupl dem Niesslschen Beispiel zu folgen. Genau das will Häupl verhindern. Allein: Ihm steht seine Loyalität zum situationselastischen Werner Faymann im Wege. Nicht, dass er ihn für den Besten im Kanzleramt hielte. Aber: Es gibt keinen Besseren, pflegte er bis dato Kritik am Kanzler wegzufegen. Das hat wohl auch damit zu tun, dass Häupl Faymanns Macher war – und dass mächtige ältere Herren ungern zugeben, wenn sie sich geirrt haben. Dazu kommt, dass die nächste Wahl schon wieder vor der Tür steht – in diesem Fall die Bundespräsidentenwahl. Wer den parteiinternen Frieden stört, wird für etwaiges schlechtes Abschneiden des eigenen Kandidaten (in dem Fall noch dazu des Wieners Rudolf Hundstorfer) verantwortlich gemacht. Häupl geht Loyalität über alles – er wird sich hüten, gerade jetzt eine Dolchstoßlegende zu schaffen. Doch nach der Wahl, so meinen Insider, sei alles möglich – vor allem dann, wenn Hundstorfer nicht gewinne oder, worst case aus roter Sicht, nicht in die Stichwahl komme. Mit Häupl ist dann jedenfalls wieder zu rechnen. Und auch Pröll hat klar deponiert, dass er noch nicht fertig ist. Er hat dies auch bei Vizekanzler und Parteichef Reinhold Mitterlehner angesprochen. Und bei ein paar Vertrauten, die darauf pochen, sogar schon ein paar Tage früher als Mitterlehner Bescheid bekommen zu haben. Dass Sebastian Kurz in den Plänen, die Pröll für die Zukunft der Partei entworfen hat, eine entscheidende Rolle spielt, ist in der ÖVP ein offenes Geheimnis. Pröll hält Kurz für ein Ausnahmetalent, will den 29-Jährigen aber nicht kurzfristig verheizen, also sind die Pläne eher mittel- bis langfristiger Natur. Quasi Hofübergabe in der ÖVP. Es ist offensichtlich, dass sich Kurz durch das Vertrauen, das Pröll ihm entgegenbringt, geschmeichelt fühlt, und er tut gut daran. Pröll beherrscht das: Leuten durch seine Gunst Bedeutung verleihen. Er kann Gunst und Bedeutung auch wieder entziehen. Pröll verlässt sich auf sein Netzwerk, das er sehr sorgfältig geknüpft hat und das weit über die Parteikreise hinausreicht. Michael Häupl spielt da zweifellos eine wichtige Rolle. Mit Werner Faymann hält Pröll Kontakt – weil der eben Bundeskanzler ist und Pröll ihn lieber einbindet als ausschließt. Herzlich ist dieser Kontakt aber nicht, eher der Sache geschuldet. Und die Agenda ist aus Prölls Sicht klar: Er lebt den Föderalismus, im Kleinen wie im Großen. Nur vor Ort könne man wissen, was und wie es die Menschen brauchen. Und in Niederösterreich ist Pröll nahezu allgegenwärtig. Er weiß es also, davon ist er überzeugt. Das betrifft Behördenstrukturen ebenso wie das Gesundheitssystem und den Schulbereich. Dass die Landeslehrer (die vom Bund bezahlt werden) auch formal zum Bund wandern könnten, wird Pröll zu verhindern wissen. Bei Lehrern und Direktoren geht es um zu viel Macht und Posten, als dass die Länder dieses Feld dem Bund überlassen würden. Hier macht es Pröll taktisch geschickter als sein Freund Häupl, der sich von Faymann immer wieder einbinden lässt, um Loyalität zu erzwingen, für die es freilich keine Garantie gibt. Und zwar vice versa: Auch Häupl kann sich nicht darauf verlassen, dass das, was heute Parteilinie ist, morgen noch gilt. Das ist die Zwickmühle, aus der sich Häupl befreien muss. Pröll hält sich die Seinen im Bund dagegen immer schon um eine Armlänge auf Distanz, mindestens. Er ist sein eigenes Reich. Noch.
5Inland
Schweizer hatte bei seinem Comeback gegen den Franzosen Tsonga das Nachsehen. Nadal fegt Wawrinka vom Platz. Monte Carlo – Zwei Tage nach dem Aus von Titelverteidiger Novak Djokovic ist auch Roger Federer im mit 4,09 Millionen Euro dotierte Tennis-Masters-1000-Turnier in Monte Carlo vorzeitig ausgeschieden. Der 34-jährige Schweizer, in Fürstentum als Nummer drei gesetzt, verlor am Freitag sein Viertelfinale gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga mit 6:3,2:6,5:7. Auch Federers Landsmann Stanislas Wawrinka schied aus: Der als Nummer vier eingestufte 31-Jährige unterlag dem Spanier Rafael Nadal 1:6,4:6. Bereits in der zweiten Runde hatte der Tscheche Jiri Vesely die Siegesserie von Djokovic gestoppt und damit für eine große Überraschung gesorgt. Der 55. der Weltrangliste bezwang die Nummer eins aus Serbien mit 6:4,2:6,6:4. Djokovic kassierte damit im 30. Match in diesem Jahr erst seine zweite Niederlage. In den ersten beiden Sätzen der Partie Federer – Tsonga herrschte Einbahn-Tennis. Im ersten musste Tsonga seinen Aufschlag dreimal abgeben, im zweiten Federer. Im dritten Satz kam dann keiner der beiden zunächst zu einer Breakchance. Erst beim Stand von 5:5 gelangen dem Franzosen zwei Vorhand-Passierbälle hintereinander perfekt, so dass er sich das vorentscheidende Game sicherte und am Ende im 17. Vergleich mit dem Grand-Slam-Turnier-Rekordsieger zum sechsten Mal die Oberhand behielt. Insgesamt agierte Federer vor allem beim Service zu fehlerhaft. Nur einem Ass standen vier Doppelfehler gegenüber. Zudem fanden lediglich 57 Prozent der ersten Aufschläge den Weg ins Feld. Auch die Erfolgsquote am Netz (17 von 27 Punkte gewonnen) fiel schlechter aus als üblich. Trotzdem war Federer mit seinem Comeback nach einer gut zweimonatigen Pause wegen einer Meniskusoperation zufrieden. Alles in allem war das eine sehr positive Woche, meinte der Schweizer. Der Aufschlag wird sicher noch besser werden, wenn ich mehr Matchpraxis habe. Wawrinka hatte gegen Thiem-Bezwinger Nadal, der seinen neunten Titel in Monte Carlo anstrebt, nie eine Chance. Allein im ersten Satz leistete sich der Schweizer, der Nadal im Vorjahr als König von Roland Garros abgelöst hatte, 15 unerzwungene Fehler, der Spanier nur deren drei. Bereits beim Stand von 1:3 zertrümmerte der frustrierte Wawrinka ein Racket – es nützte allerdings wenig. Auch im zweiten Durchgang agierte Nadal aggressiv und zwang Wawrinka immer wieder zu Fehlern. Einzig beim Stand von 2:3 gewann der Eidgenosse kurzzeitig die Oberhand. Nadal gab da seinen Aufschlag gleich zu null ab, der Breakvorsprung war weg. Doch beim Stand von 4:4 schaffte Nadal erneut ein Break und zog nach 78 Minuten in die Runde der letzten vier ein. Dort trifft er auf den Weltranglisten-Zweiten Andy Murray aus Schottland. Das war ein schlechtes Match von mir, suchte Wawrinka keinerlei Ausflüchte. Heute war ich in vielen Bereichen nicht präsent. Eine Erklärung für den schlechten Auftritt hatte der Lausanner allerdings auch nicht.
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1Panorama
Attacke im Morgengrauen bei Viehmarkt an Grenze zu Somalia – Behörden machen Terrormiliz Al-Shabaab verantwortlich. Nairobi – Bei einem Angriff auf ein Dorf im Nordosten Kenias sind am Dienstag mindestens 14 Menschen getötet worden. Die bewaffneten Angreifer hätten bei dem Überfall in der Nähe eines großen Viehmarkts außerhalb der Stadt Mandera an der Grenze zu Somalia und Äthiopien auch elf Menschen verletzt, teilten Vertreter der Polizei und des kenianischen Roten Kreuzes mit. Demnach ereignete sich der Angriff in den frühen Morgenstunden. Der örtliche Regierungsvertreter Alex Ole Nkoyo sagte, die Angreifer hätten die Opfer im Schlaf überrascht. Sie hätten Sprengsätze in die Häuser geworfen und auf die Menschen geschossen. Die Opfer hätten vorwiegend in einem nahegelegenen Steinbruch gearbeitet, sagte Nkoyo, der die somalische Al-Shabaab-Miliz für den Angriff verantwortlich machte. Das Rote Kreuz kündigte an, ein Flugzeug zu schicken, um die Schwerverletzten in Krankenhäuser der Hauptstadt Nairobi zu bringen. Im Norden Kenias hatte es in den vergangenen Jahren vermehrt Angriffe der Shabaab-Miliz gegeben. Die somalische Islamistengruppe will damit Vergeltung für die Beteiligung der kenianischen Armee an der Militärmission der Afrikanischen Union in Somalia üben. Anfang April griffen vier Kämpfer der Miliz die Universität der Stadt Garissa an und töteten dabei 148 Menschen, die meisten davon Studenten. Die Miliz kämpft in Somalia seit Jahren gegen die Regierung, wurde aber zuletzt deutlich zurückgedrängt.
2International
1516 – Nach dem Tod des Großvaters mütterlicherseits, des Königs Ferdinand des Katholischen von Aragonien, der zusammen mit seiner Gemahlin Isabella von Kastilien die Grundlagen für die Weltgeltung Spaniens schuf, erbt Karl I. den spanischen Thron. (1530 wird er als Nachfolger seines väterlichen Großvaters Maximilian I. unter dem Namen Karl V. zum Kaiser gekrönt). 1556 – Bei einem zweistündigen Erdbeben in der chinesischen Provinz Schensi sterben mehr als 800.000 Menschen. 1631 – König Gustav II. Adolf von Schweden schließt in Bärwalde in der Neumark einen Subsidienvertrag mit Frankreich. 1896 – Wilhelm Conrad Röntgen spricht zum ersten Mal vor der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft in Würzburg über die von ihm 1895 entdeckten X-Strahlen. 1916 – Österreichisch-ungarische Truppen besetzten die nordalbanische Stadt Skutari (Shkodra). 1916 – Deutsche Wasserflugzeuge bombardieren die Hafenanlagen von Dover. 1926 – Im Greenwich Village Theatre in New York wird Eugene ONeills Schauspiel Der große Gott Brown uraufgeführt. 1936 – Der Film Traumulus (Regie Carl Froelich) mit Emil Jannings wird in Berlin uraufgeführt. 1946 – Zwischen Österreich und der Sowjetunion werden volle diplomatische Beziehungen hergestellt. 1946 – In Frankreich verständigen sich die drei größten Parteien – Sozialisten (SFIO), Kommunisten (PCF) und christdemokratisch ausgerichtete Volksrepublikaner (MRP) – auf eine Regierungszusammenarbeit (Tripartisme) nach dem Rücktritt von General de Gaulle. 1966 – Offiziere der ghanesischen Armee stürzen den außer Landes weilenden Staatsgründer und ersten Präsidenten Kwame Nkrumah, der in Guinea Asyl findet. 1966 – In Syrien reißt der linke Flügel der panarabischen Baath-Partei (Neo-Baath) unter Nureddin Atassi die Macht an sich, in den Wirren kommen mehr als 400 Menschen um. 1981 – Als erste Frau wird die Schriftstellerin Marguerite Yourcenar (eigtl. de Crayencourt) (1903-1987) Mitglied der Academie francaise, die 1635 von Richelieu gegründet wurde. 1981 – In Südkorea wird das unter der Militärdiktatur verhängte Todesurteil gegen den Politiker und Menschenrechtskämpfer Kim Dae Jung (den späteren Staatspräsidenten und Friedensnobelpreisträger 2000) in lebenslange Haft umgewandelt. 1986 – Einem Großbrand in einem Luxushotel der indischen Hauptstadt Neu Delhi fallen 37 Menschen zum Opfer. 1991 – Das Suchschiff Valiant Service trifft exakt 14 Jahre nach dem Untergang der Lucona in seinem Zielgebiet im Indischen Ozean ein, um dem Verschwinden des Frachters auf den Grund zu gehen. 1996 – Die ÖVP-Politikerin Waltraud Klasnic wird in der Steiermark zum ersten weiblichen Landeshauptmann Österreichs gewählt. Sie löst an der Spitze der Landesregierung Josef Krainer ab. 2001 – Das britische Oberhaus stimmt dem Gesetz über das Klonen von Embryos zu und macht damit den Weg frei für die Forschung mit menschlichen Stammzellen. Geburtstage: Peter von Rittinger, öst. Montanist und Pionier der Erzaufbereitung (1811-1872) Theodor Alt, dt. Maler (1846-1937) Rupert Mayer, dt. Theologe (1876-1945) Charlotte von Nassau, Großherzogin von Luxemburg (1896-1985) Anna Maria Jokl, öst. Schriftstellerin, Journalistin und Psychotherapeutin (1911-2001) Boris Beresowski, weißruss. Unternehmer (1946-2013) Germanos (eigtl. Lukas Strenopoulos), griech.-orth. Metropolit und Exarch für Westeuropa (1951- ) Thomas Frühmann, öst. Springreiter (1951- ) Todestage: William Pitt d.J., brit. Politiker (1759-1806) Peter Joseph Lenne, dt. Gartenbaumeister (1789-1866) Anna Pawlowa, russische Ballerina (1882-1931) Sir Alexander Korda, brit.-ung. Filmregisseur und Produzent (1893-1956) Paul Robeson, US-Sänger/Schauspieler (1898-1976) Hans Mettel, dt. Bildhauer (1903-1966) Sam(uel) Barber, US-Komponist (1911-1981) Joseph Beuys, dt. Maler/Graphiker/Objektkünstler (1921-1986) (APA, 23.1.2016)
7Wissenschaft
In Sachen Flüchtlinge will sich Bürgermeister Michael Häupl in Wien nichts vorwerfen lassen, bundesweit sieht er Versäumnisse. Für Zuwanderer sei Wiens Wohnungsmarkt gerüstet. Wien – In Wien wird es in den kommenden Jahren laut Prognosen jährlich einen Zuzug von rund 25.000 Personen geben – auch wegen der Flüchtlingssituation. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sieht Wien dafür gerüstet: Es gibt fürs Erste genug Unterbringungsmöglichkeiten, sagt er im STANDARD-Interview. Derzeit würden 14.000 geförderte Wohnungen gebaut und jährlich 10.000 übergeben, davon über 7000 geförderte. Aber es sollten noch mehr gebaut werden, fordert Häupl. Im Umgang mit Flüchtlingen will sich Häupl nichts vorwerfen lassen. Wien übererfülle die Quote. Er ortet aber Versäumnisse im Bund. Als verantwortlichen Ort sieht er das Innenministerium. Ziel für die Wien-Wahl am 11. Oktober bleibt für Häupl trotz schlechter Umfragewerte die absolute Mehrheit. STANDARD: Am Montag sind 20.000 Menschen auf die Straße gegangen, auch in Traiskirchen ist die Hilfe der Bevölkerung seit Wochen groß. Was leistet derzeit die Zivilgesellschaft, wo die Politik versagt? Häupl: Die Politik versagt nicht. Ich bin nicht bereit zu akzeptieren, dass man alles in einen Topf wirft. Wir haben zurzeit in Wien in absoluten Zahlen mehr Flüchtlinge als in Niederösterreich. Trotzdem gibt es in Wien keine Zeltstädte, keine Container, niemand schläft auf der Straße. Wir leisten hier Hilfe für die Flüchtlinge in organisierter und ruhiger Form – offensichtlich zu ruhig. STANDARD: Wir haben auch nicht die Wiener Politik angesprochen. Häupl: Aber ich rede als Wiener Bürgermeister über Wien. STANDARD: Sie müssen doch sehen, dass in Österreich die Flüchtlingspolitik nicht funktioniert, wie sie funktionieren sollte. Häupl: Ja. Aber in ganz Europa nicht. Wenn sich die Flüchtlinge auf nur fünf europäische Länder aufteilen, ist das ein Versagen europäischer Koordinationspolitik. Aber auch in Österreich: Wenn sich ein erheblicher Teil der Bundesländer nicht an Verträge hält, wenn Beschlüsse der Landeshauptleutekonferenz ignoriert werden, wenn sich das Innenministerium auf die Bürgermeister ausredet, dann sind die Probleme hausgemacht. Auch die Situation in Traiskirchen ist vollkommen inakzeptabel. Der einzige Lichtblick ist, dass Christian Konrad nun eine Koordinationsfunktion übernehmen wird. STANDARD: Wer ist verantwortlich für das Versagen? Häupl: Natürlich könnte ich den Schuldfinger ausfahren. Aber das macht keinen Sinn. Wir müssen das Problem lösen und den Menschen jetzt helfen. Deshalb haben wir die unbegleiteten Kinder aus Traiskirchen herausgeholt. STANDARD: Aber irgendwer muss doch die Verantwortung tragen. Häupl: Natürlich gibt es einen verantwortlichen Ort. Der ist das Innenministerium. Nun breche ich doch mit meinem Vorsatz, nicht mit dem Finger auf jemanden zu zeigen. STANDARD: Weil Sie in Wien jetzt die Deppen der Nation sind, wie Sie es 2014 formuliert haben? Sie übererfüllen die Quote. Häupl: Nicht, weil wir die Quote übererfüllen, sondern weil manch andere nichts tun. Als ich damals vorgeschlagen habe, dass man einen Sanktionsmechanismus für Länder einführen soll, die ihre Quote nicht erfüllen, bin ich geschimpft worden. Jetzt schlägt die Innenministerin, die ganze Bundesregierung, genau so etwas für ganz Europa vor. STANDARD: Was erwarten Sie sich von Christian Konrad? Häupl: Momentan muss er versuchen, die ärgsten Zustände zu beseitigen. Wir müssen ihm alle helfen, das Problem Traiskirchen aufzulösen. Er hat die Kraft dazu. Die nächste Aufgabe wird sein, die Zeltstädte abzubauen. Das wird beim aktuellen Schwung an Flüchtlingen noch dauern. STANDARD: Die SPÖ zeigt beim Thema Asyl, wie breit das Spektrum ist. Landeshauptmann Hans Niessl fordert Grenzkontrollen. Woher soll der Wähler wissen, worauf er sich verlassen kann? Häupl: Hans Niessl hat, wenn er von Grenzkontrollen gesprochen hat, Schleierfahndungen gemeint. STANDARD: Er hat schon auch von der Wiederaufnahme von Grenzkontrollen gesprochen. Häupl: Ja, das ist dasselbe, was die Innenministerin jetzt erzählt. Da befindet man sich natürlich schon an einer Grenze des Schengen-Abkommens. Aber ich halte Schlepper für Kriminelle und ich halte diese Bekämpfung der organisierten Kriminalität für richtig. Was wollen wir? Noch mehr Flüchtlinge erstickt in Lastwagen vorfinden? STANDARD: Das heißt, Niessl und Häupl sind einer Meinung? Häupl: In der Frage der Bekämpfung organisierter Kriminalität, also der Schlepper, sind wir einer Meinung. STANDARD: Wo sind Sie nicht einer Meinung? Häupl: Selbstverständlich halte ich die Regierungszusammenarbeit mit den Freiheitlichen für einen Fehler. Ja. STANDARD: Wie sehr hat das Ihnen und der Wiener SPÖ geschadet? Häupl: Super war es nicht, um das einfach zu sagen. Aber wie immer die Wahl am 11. Oktober ausgeht: Ich trage dafür die Verantwortung und niemand anderer. STANDARD: Gilt trotz gegensätzlicher Umfragewerte Ihr Ziel der absoluten Mehrheit noch immer? Häupl: Dass das schwierig wird, ist klar. Wenn es leicht wäre, könnte es ja jeder. So kann es hoffentlich ich. STANDARD: Sie werden aber wohl einen Koalitionspartner brauchen. Was macht die Grünen zum einfacheren Partner als die ÖVP? Häupl: Gar nichts. STANDARD: Aber Sie haben gesagt, Sie streiten lieber über Verkehrs- als über Schulthemen. Häupl: Ich rede vor den Wahlen nicht über Koalitionen. Das entscheidet das Volk. Was ich aus inhaltlichen und charakterlichen Gründen ablehne, ist eine Zusammenarbeit mit der FPÖ. Strache kann auf den Tag hoffen, an dem Michael Häupl nicht mehr Bürgermeister ist. Aber in der derzeitigen Wiener SPÖ wird er niemanden finden, der mit ihm eine Koalition machen will. STANDARD: Sie und die FPÖ kommen nicht mehr zusammen, oder? Häupl: Wienerisch gesagt: Dicke Freunde werden wir nimmer. STANDARD: Die SPÖ hat in letzter Zeit Verluste einstecken müssen. In der Steiermark hat Franz Voves seine Ankündigung wahrgemacht und ist zurückgetreten. Bei welcher Prozentzahl treten Sie zurück? Häupl: Die Beantwortung dieser Frage ist ein No-Go. Das würde einen gewissen Mangel an Respekt vor der Entscheidung, die die Bevölkerung trifft, signalisieren. STANDARD: Die Asyl-Anerkennungsquote ist wegen der vielen Kriegsflüchtlinge aus Syrien höher als in vergangenen Jahren. Viele von ihnen werden auch in Wien bleiben. Gibt es genug Wohnungen? Häupl: Es gibt fürs Erste genug Unterbringungsmöglichkeiten. In der Stadt werden derzeit zirka 14.000 geförderte Wohnungen gebaut. Darüber hinaus rund 4000 bis 5000, die frei finanziert sind. STANDARD: Aber derzeit werden jährlich nur rund 7000 geförderte Wohnungen übergeben. Häupl: Jetzt. Aber nächstes Jahr sind es 8000, Sie werden sehen. STANDARD: Allein der Zuzug ist rund 25.000 Menschen pro Jahr. Steuert Wien auf einen Engpass zu? Häupl: Mit den zurzeit in Bau befindlichen 14.000 Wohnungen kommen wir zu Rande. STANDARD: Aber es ist doch vielmehr so, dass in diesem Jahr nicht 14.000 Wohnungen übergeben werden. Häupl: Ja. Aber ich rede von der Zukunft. Jährlich werden schon jetzt 10.000 neue Wohnungen fertiggestellt, davon über 7000 geförderte. Aber es sollten noch mehr gebaut werden. STANDARD: Was sagen Ihnen die Namen Anton Mandl, Barbara Neuroth oder Johannes Schreiber? Häupl: Momentan gar nichts. STANDARD: Sie sind allesamt Bezirksvorsteherstellvertreter, die 2,7 Millionen Euro pro Jahr kosten. Könnte man den Posten streichen? Häupl: (seufzt) Demokratiereform durch Postenstreichung. Als Nächstes werden Sie mich fragen, ob auch die nichtamtsführenden Stadträte überflüssig sind. STANDARD: Genau, sie kosten immerhin 115.000 Euro pro Jahr. Häupl: Ich halte davon nicht wahnsinnig viel. Das ist nicht das Zentrale an einer Demokratiereform. Wir bräuchten eine Verfassungsänderung auf Bundesebene. Da bin ich extrem heikel, denn wenn das angegriffen wird, würden sofort andere Forderungen kommen, die mir gar nicht gefallen. STANDARD: Zum Beispiel? Häupl: Wir sind Bundesland und Gemeinde in einem. Die Rolle würde infrage gestellt werden. Das will ich um keinen Preis verlieren, auch nicht um den Preis der nichtamtsführenden Stadträte. STANDARD: Aber Sie brauchen diese doch nicht. Häupl: Nein, mein Herz ist nicht an sie gebunden. STANDARD: Kritik musste die SPÖ wegen der vom Compress-Verlag betriebenen Auslandsbüros einstecken. Es gibt bereits die Wirtschaftsagentur und den Wien Tourismus. Warum halten Sie daran fest? Häupl: Beide genannten Institutionen haben andere Aufgaben. Ich verstehe nicht, warum man auf Instrumente der Stadt, die sich absolut bewähren, verzichten sollte; nur weil sich die Grünen noch ärgern, dass sie ihre Wahlrechtskooperation mit Schwarz und Blau nicht hinbekommen haben. Jetzt wollen sie uns eines auswischen. STANDARD: Beim Presserat gab es eine Rekordzahl an Beschwerden wegen des Fotos in der Kronen Zeitung, auf dem die 71 Toten im Schlepper-Lkw unverpixelt abgebildet waren. Die Stadt Wien und die SPÖ inserieren dort. Haben Sie ein mulmiges Gefühl? Häupl: Ich halte es nicht für in Ordnung, das Bild so zu bringen, vor allem, weil es von der Polizei hinausgespielt wurde. Auch bei einer anderen Zeitung würde mir das nicht gefallen. Aber es ist läppisch zu glauben, das zu bestrafen, indem man keine Inserate schaltet. Ich will ja meine Informationen an den Leser bringen, es ist kein Belohnungssystem für eine Zeitung. (David Krutzler, Rosa Winkler-Hermaden, 2.9.2015)
5Inland
Russische Equipe gewinnt Zeitfahren zum Auftakt der Österreich-Rundfahrt – Deutscher Selig erster Mann in Gelb. Wien – Das russische Team Katjuscha hat am Samstag zum Auftakt der 67. Österreich-Radrundfahrt das Mannschaftszeitfahren auf der Wiener Ringstraße für sich entschieden. Die Equipe um den favorisierten, aber angeschlagenen Spanier Daniel Moreno bewältigte den 5,4 km langen Rundkurs in 5:45 Minuten. Knapp dahinter landeten die internationalen Teams MTN und BMC. Erster Träger des Gelben Trikots ist der Deutsche Rüdiger Selig, bester Österreicher der Wiener Matthias Krizek, der mit seinem Team Felbermayr Wels im Prolog als Siebenter zehn Sekunden auf Katjuscha verlor. Die erste Etappe der Rundfahrt führt am Sonntag über 206,6 km von Mörbisch im Burgenland nach Scheibbs in Niederösterreich. (APA/red – 4.7. 2015) Ergebnis Prolog, Mannschaftszeitfahren auf der Ringstraße (5,4 km): 1. Katjuscha (mit u.a. Daniel Moreno/ESP, Rüdiger Selig/GER) 5:45,39 Min. (56,28 km/h Schnitt) – 2. MTN-Qhubeka (u.a. Gerald Ciolek/GER) +0,99 Sek. – 3. BMC (u.a. Rick Zabel/GER) +5,08 – 4. Cofidis 7,98 – 5. IAM (Stefan Denifl/AUT verlor zwei zusätzliche Sekunden) 8,10 – 6. Cannondale (u.a. Moreno Moser/ITA) 8,39 – 7. Felbermayr Wels (u.a. Matthias Krizek, Gregor Mühlberger, Felix Großschartner, Stephan Rabitsch/alle AUT) 9,78. Weiter: 9. Amplatz Langenlois 13,52 – 14. WSA-Greenlife Graz 17,31 – 15. Hrinkow Steyr 20,71 – 16. Team Vorarlberg 21,22 – 18. Tirol Cycling 25,67 Gesamtwertung: 1. Rüdiger Selig (GER) Katjuscha 5:45 Min. – 2. Wladimir Isajtschew (RUS) Katjuscha – 3. Gatis Smukulis (LAT) Katjuscha – 4. Daniel Moreno (ESP) Katjuscha – 5. Sven Byström (NOR) Katjuscha, alle gl. Zeit. Weiter: 40. Krizek +0:10 Min. – 42. Mühlberger – 43. Großschartner – 46. Rabitsch – 47. Schöffmann – 50. Denifl, alle gl. Zeit – 61. Andreas Umhaller (AUT) Amplatz +0:13 1. Etappe am Sonntag (Start 9.00 Uhr): Mörbisch – Scheibbs (206,6 km)
4Sport
Werner Faymann steht in der Kritik, noch hat der SPÖ-Chef Unterstützer. Doch die Stimmen gegen den Kanzler nehmen zu. Im folgenden eine Auflistung der wichtigsten Pro- und Kontra-Stimmen zu Werner Faymann. Michael Häupl: Der Wiener Bürgermeister ist die Machtzentrale in der SPÖ. Bisher war er loyal und hat Faymann den Rücken gestärkt. Der Kanzler ist von seiner Gunst abhängig. Wenn Häupl Faymann fallen lässt, ist er weg. Josef Ostermayer: Der Kanzleramtsminister ist das Alter Ego von Faymann und steht diesem seit Jahrzehnten in verschiedenen Funktionen treu zur Seite. Er gilt als Mastermind der roten Regierungsarbeit. Ostermayer würde Faymann nicht fallen lassen, eher mit ihm untergehen. Doris Bures: Die Nationalratspräsidentin ist Faymann auch in Freundschaft verbunden, die Bande reicht bis in Jugendjahre zurück. Sie ist loyal. Faymann hat sie nicht ohne Hintergedanken ins Nationalratspräsidium befördert: Im Parlament ist sie die wichtigste Stütze für den Kanzler. Andreas Schieder: Der Klubobmann im Parlament galt als Vertrauter von Faymann und wurde von diesem 2013 mit der Führung des Klubs im Nationalrat beauftragt. Faymann hielt ihn für verlässlicher als Josef Cap. Ob diese Bande zwischen Faymann und Schieder hält, ist allerdings fraglich. Schieder hat sich von Faymann längst emanzipiert und steht ihm mittlerweile skeptisch gegenüber. Josef Cap: Der stellvertretende Klubchef der SPÖ wird in allen heiklen Fragen vorgeschickt und vertritt in der Öffentlichkeit konsequent die Linie von Faymann. Die Ablöse nach acht Jahren als Klubchef ging 2013 allerdings nicht ohne Kränkung vor sich. Stürzt Faymann, würde ihm Cap keine Träne nachweinen. Gabriele Heinisch-Hosek: Die Unterrichtsministerin wurde von Faymann 2008 in die Bundesregierung geholt. Sie gilt als enge Vertraute von Faymann, er ließ sie auch nicht fallen, als sie schwer in die öffentliche Kritik geriet. Das dankte sie ihm bisher mit ungebrochener Loyalität. Erich Foglar: Der ÖGB-Präsident galt bisher als sichere Stütze von Faymann, der sich stets um ein gutes Verhältnis zur Gewerkschaft bemühte und seine Machtposition dort absicherte. Mit seinem Abrücken von der Faymann-Position, wonach eine Koalition mit der FPÖ ein Tabu sei, ist Foglar aber offenbar auch auf Distanz zu Faymann gegangen. Matthias Stadler: Der Chef der SP-Niederösterreich und St. Pöltens Bürgermeister stellt sich hinter Faymann. Die Nabelschau einiger Personen mit persönlicher Kritik schade der Partei. Stadler legte bei den Gemeinderatswahlen im April zu. Kanzler-Kritikern wirft er vor, sie wären selbst bei Wahlen nicht erfolgreich. Harald Troch: Der Wiener Nationalratsabgeordnete und SP-Vorsitzende in der FPÖ-Hochburg Simmering verteilte am 1. Mai Schilder mit dem Slogan Werner, der Kurs stimmt. Für ihn ist klar, dass Faymann die Partei weiter führen soll. Ernst Nevrivy: Ein weiterer Wiener Flächenbezirk, der Faymann den Rücken stärkt, ist die Donaustadt. Bezirksvorsteher Nevrivy kritisierte Wortmeldungen, die sich gegen Faymann richteten, als Anpatzereien und peinliche Profilierungssucht. Er forderte den Rücktritt der Kanzler-Kritikerin Tanja Wehsely. (red) Hans Niessl: Dass der Burgenländer anders tickt als Faymann, zeigt seine rot-blaue Koalition. Ob er sich gegen die Freizügigkeit am Arbeitsmarkt ausspricht oder einen härteren Asylkurs fordert, Niessl sägt mit seiner Politik am Sessel Faymanns. Er hat ihm die Rute bereits ins Fenster gestellt. Ingo Mayr: Tirols SPÖ-Chef spricht sich zwar für den Verbleib des Parteichefs aus, zeigte aber Verständnis für die Wiener Abgeordneten, die gegen das verschärfte Asylgesetz stimmten. Dass Faymann beim regulären Parteitag wieder antreten soll, kommt Mayr nicht über die Lippen. Michael Ritsch: Auch wenn im Westen die SPÖ eher wenig zu sagen hat, der Vorarlberger Landeschef ist unzufrieden mit der Bundespartei und der Regierung. Ritsch fordert Neuwahlen. Ob diese dann mit Faymann an der Spitze bestritten werden sollen, lässt er offen. Aber: Wenn 10.000 Leute pfeifen, muss man sich fragen, wie man in eine Wahlauseinandersetzung geht. Walter Steidl: Der Salzburger SPÖ-Chef spricht sich dezidiert für eine Vorverlegung des Parteitags aus und hat mehrfach Kritik an Faymann geäußert. Zu einer offenen Rücktrittsaufforderung ließ er sich allerdings noch nicht hinreißen. Es gehe um Inhalte und Strategien, das umfasst mehr, als das Austauschen einer Person. Eva Maltschnig: Die Vorsitzende der Sektion 8 in Wien-Alsergrund will eine Rundumerneuerung der Partei. Inhaltlich wie auch personell. Ihre Sektion startete die Kampagne Vorsitzwahl 2016. Auf einer Website werden mehrere Kandidaten vorgeschlagen, die Faymann ablösen könnten. Julia Herr: Die Burgenländerin ist Vorsitzende der Sozialistischen Jugend (SJ). Herrs Stimme konnte Faymann bereits am vergangenen Parteitag nicht gewinnen. Ihre Beziehung hat sich seither nicht gebessert. Die SJ will beim Parteivorstand gemeinsam mit anderen Jugendorganisationen den Antrag zur Vorverlegung des Parteitags einbringen. Katrin Walch: Warum die Dauer des Vorsitzes nicht beschränken? Die Vorsitzende der sozialistischen Studierenden (VSStÖ) sagt, dass Faymann weder als Bundeskanzler noch als Parteivorsitzender wichtige Impulse gesetzt habe. Und wünscht sich einen Neuanfang noch vor dem Sommer. Tanja Wehsely: Die stellvertretende Klubchefin der SPÖ im Wiener Rathaus ist eine der Anführerinnen der Fraktion innerhalb der Roten, die sich nach dem Wahldebakel für eine personelle wie inhaltliche Neuausrichtung der Partei ausspricht. Faymann müsse als Chef der Partei die Konsequenzen ziehen, fordert sie. Sonja Wehsely: Ein klares Nein zu Faymann brachte Sozialstadträtin Sonja Wehsely nie über die Lippen. Sie ist innerhalb der SPÖ wie ihre Schwester Tanja aber dem linken Flügel zuzuordnen. So kritisierte sie Faymann und die Bundespartei etwa stark für die Verschärfungen im Asylgesetz. Muna Duzdar: Scharfe Kritik am Kanzler kommt von der Gemeinderätin aus der Donaustadt. Duzdar sagt, dass nur die wenigsten Faymann weiter als Parteivorsitzenden wollen. Er hätte ihrer Aussage nach aktuell keine Mehrheit auf einem Parteitag.(red)
5Inland
Fortdauernder Streit um Zulassung des Herbizids. Brüssel – Vor der EU-Entscheidung, ob es zu einer Zulassungsverlängerung des Unkrautvernichtungsmittelns Glyphosat kommt, spitzt sich der Konflikt weiter zu. Mittlerweile geht es nicht nur um eine potenzielle Gesundheitsschädigung, sondern auch um den Verdacht von Geldflüssen. Die britische Tageszeitung Guardian berichtet, dass der Vorsitzende des Instituts, das kürzlich mit einer neuen – positiven – Studie zu Glyphosat an die Öffentlichkeit ging, hohe Beträge von Monsanto erhielt. Demnach wurde 2012 an die ILSI-Gruppe 500.000 Dollar (445.000Euro) von Monsanto und 528.500 Dollar von der Industriegruppe Croplife International, zu der Monsanto, Dow, Syngenta gehören, überwiesen. Dem ILSI steht Alan Boobis vor, der auch die FAO/WHO-Treffen rund um Glyphosat vorsitzt – und von der die am Montag in die Öffentlichkeit gelangte Studie stammt, die von einem unwahrscheinlichen Krebsrisiko durch das Mittel ausgeht. Wissenschaftliche Begutachtung Boobis sagte dem Guardian, dass seine Rolle in dem ILSI-Gremium unentgeltlich sei und wissenschaftliche Begutachtung umfasse. Doch ist die Optik ungünstig: Eine Positivstudie in der Entscheidungswoche samt eventuellem Interessenkonflikt. Mittwoch und Donnerstag berät ein EU-Fachgremium in Brüssel über eine Zulassung für weitere neun Jahre. Von österreichischer Seite ist ein Vertreter der Ages, der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit dabei. Die EU-Kommission kann die Vorschläge des Expertengremiums aufnehmen, muss aber nicht. Problem ist, dass es keine vollwertigen Alternativen gibt, die den Stoff ersetzen könnten.
3Wirtschaft
Kreise: Noch nicht klar, ob Sanierung mit oder ohne Eigenverwaltung – Rund 300 Mitarbeiter betroffen. Graz/Wien – Der oststeirische Hersteller von Fleisch- und Wurstwaren Schirnhofer wird als Folge der Zielpunkt-Pleite ebenfalls Insolvenz anmelden müssen. Dies wurde der APA am Montagnachmittag aus gut informierten Kreisen bestätigt. Welche Art von Insolvenz – ob Sanierung mit oder ohne Eigenverwaltung – wird erst Dienstagfrüh klar sein. Dann soll der Antrag beim Handelsgericht Graz gestellt werden. Eine Sanierung mit Eigenverwaltung hätte für das Unternehmen den Vorteil, dass man dadurch die bereits seit der Vorwoche beim AMS-Frühwarnsystem deponierte Kündigungen – etwa 70 – durchbringen könne. Das Unternehmen beschäftigt knapp 300 Mitarbeiter. Laut Gewerkschaft Pro-GE sind die Novembergehälter und das Weihnachtsgeld bei Schirnhofer – fällig am 30. November – noch nicht ausgezahlt worden.
3Wirtschaft
Exoplanet Janssen liegt rund 40 Lichtjahren entfernt – Leben ist dort eher nicht zu erwarten. London – Astronomen ist es erstmals gelungen, unterschiedliche Gase in der Atmosphäre einer Supererde zu identifizieren. Die Gashülle des fernen Exoplaneten Janssen enthält demnach Wasserstoff, Helium und das hochgiftige Cyanwasserstoff, aber kein Wasser. Leben nach unseren Maßstäben wäre damit auf dieser Welt ziemlich ausgeschlossen. Diese Ergebnisse liefern einen ersten Einblick in die Atmosphäre einer Supererde, betont Giovanna Tinetti vom University College London (UCL), Koautorin der im Astrophysical Journal erschienen Studie. Supererden gelten als häufigster Exoplanetentyp in der Milchstraße. Es handelt sich dabei um Objekte, deren Größe und Masse zwischen Erde und Uranus angesiedelt ist. Die jetzt untersuchte Supererde trägt die Katalognummer 55 Cancri e, erhielt aber im Rahmen eines Wettbewerbs der Internationalen Astronomischen Union im Dezember des Vorjahres den Namen Janssen nach dem niederländischen Optiker Zacharias Janssen aus dem 17. Jahrhundert. Janssen ist 2004 gesichtet worden und gilt als die erste entdeckte Supererde um einen Hauptreihenstern. Janssen umkreist neben mindestens vier weiteren Exoplaneten Komponente A eines Doppelsternsystems im Sternbild Krebs in rund 40 Lichtjahren Entfernung. Der Exoplanet hat etwa den doppelten Durchmesser und die achtfache Masse unserer Erde. Allerdings umrundet Janssen seinen Heimatstern so nah, dass ein Jahr dort nur 18 Stunden dauert. Auf der Planetenoberfläche wird es durch die Nähe zum Stern geschätzte 2.000 Grad Celsius heiß. Nicht nur durch die Hitze ist Leben auf dem Planeten nach unseren Maßstäben ausgeschlossen. Mit dem Hubble-Weltraumteleskop gelang es dem Team um Hauptautor Angelos Tsiaras vom UCL jetzt, den chemischen Fingerabdruck der Atmosphärengase des Exoplaneten zu analysieren. Neben Wasserstoff und Helium, die der Planet offensichtlich aus seiner Entstehungszeit behalten hat, fanden die Forscher dabei auch Spuren von Cyanwasserstoff (HCN), die allerdings durch weitere Untersuchungen noch bestätigt werden müssen. Cyanwasserstoff oder Blausäure ist hochgiftig, also ist es vielleicht kein Planet, auf dem ich gerne leben würde, sagte UCL-Wissenschafter Jonathan Tennyson aus dem Team. Janssen ist zwar die erste Supererde, nicht aber der erste Exoplanet, bei dem die Atmosphäre analysiert wurde. Andere Forscher haben bei verschiedenen Gasriesen bereits Atmosphärenbestandteile identifiziert, darunter auch Wasser. Das Hubble-Teleskop hat nach UCL-Angaben bereits die Lufthüllen zweier anderer Supererden ins Visier genommen. Dabei hätten sich jedoch keine chemischen Bestandteile identifizieren lassen.
7Wissenschaft
Gerät soll Mausbedienung revolutionieren, zeigt in der Praxis aber Schwächen. Für alle die schon immer wissen wollten, ob sich ein PC auch per Laser-Touchpad bedienen lässt, hat der Games-Standard die erste Maus der Welt getestet, die mit einem solchen Prinzip arbeitet. Das Unternehmen Serafim-Tech hat die Entwicklung von Odin Aurora über eine Kickstarter-Kampagne finanziert. Die Zielsumme von 50.000 US-Dollarn konnte damals bereits nach einer Woche aufgebracht werden und ist folgend weit übertroffen worden. Insgesamt haben über 1.700 Unterstützer für einen Betrag von rund 108.000 Dollar (99.000 Euro) gesorgt. Die Entwickler sehen mit Odin einen weiteren Entwicklungsschritt von Wireless- und Magic-Mäusen. Das Gerät wird auf der Homepage als ein Must-Have-Gadget beworben, das durch eine einfache Bedienung bestens geeignet sei für Designer, Video-Gamer, oder Büroangestellte. Durch die Projektionsfläche am Untergrund sollen Schmerzen in den Handballen vermieden werden, die sonst durch die Haltung der Hand bei der Bedienung einer traditionellen Maus auftreten können. Hervorgehoben wird zudem die Portabilität. Die Maus läuft auf Windows und Mac und ist mit einer Größe von 5 x 4 x 2 Zentimetern und einem Gewicht von 40 Gramm besonders handlich. Das Gerät ist in den Farben Schwarz, Silber und Grün erhältlich und bisher bei US-Händlern und über Indiegogo für rund 50 Dollar (45 Euro) zu haben. Hält man das Projektionsgerät zum ersten Mal in den Händen, bekommt man aufgrund des Plastikgehäuses den Eindruck, man hätte ein billiges Transformer-Spielzeug erworben. Schließt man sie per USB-Kabel an den Rechner an, projiziert sie mit einem roten Laser ein Trackpad auf den Tisch. Dieses ist bei normalen Lichtverhältnissen gut sichtbar. Um zu verhindern, dass die linke oder rechte Maustaste ungewollt mit dem Handballen bedient wird, sind diese am oberen Ende des Feldes positioniert. In der Mitte befindet sich außerdem eine diamantförmige, programmierbare Schaltfläche. Besonders nett sind die integrierten Klicktöne, die aus dem kleinen Gerät kommen, wenn man eine der mit Licht erzeugten Tasten betätigt. Die Größe des Laserpads lässt sich mit 8 x 8 Zentimeter nicht verstellen. Damit ist sie zwar nicht unbedingt kleiner als handelsübliche Trackpads, das Bedienen fällt aber deutlich schwerer, weil nichts ertastet werden kann. Da es sich zudem als schwierig herausstellt mit den Fingern innerhalb dieser Fläche zu bleiben, ist zu Beginn ein häufiges Hinunterschauen vorprogrammiert. Wünschenswert wäre hier eine Möglichkeit die Größe zu verändern, da sich Personen mit großen Händen vermutlich schwerer tun werden. Die Größe des Laserpads ist eine Sache, seine Sichtbarkeit eine andere. Nach etwas Übung reicht es zwar die Fläche aus den Augenwinkeln zu sehen, doch dabei sollte man auf jeden Fall die Umrisse erkennen können. Kann man sich weder auf den Tast-, noch auf den Sehsinn verlassen, entpuppt es sich quasi als Unmöglichkeit das Gerät zu bedienen. Dieser Fall tritt ein, sobald der Raum, etwa durch starke Sonneneinstrahlung, zu hell beleuchtet ist. Prinzipiell kann der Laser auf alle Flächen projiziert werden, wobei vor allem Glas und raue Untergründe für Probleme sorgen. Die Steuerung gestaltet sich anfangs grundsätzlich als schwierig und unkomfortabel, da diese Bedienart stark von der gewohnten Nutzung einer Maus abweicht. Während man zwar die Steuermethode schnell erlernt, blieb eine spürbare Komfortverbesserung auch auf längere Sicht aus. Die Projektionsmaus hat eine Vor- und Zurück-Funktion integriert. Ob diese ordentlich klappen, ist allerdings von den installierten Treibern abgängig. Durch horizontales Wischen über die Fläche mit zwei Fingern können beispielsweise Bilder in einer Slideshow betrachtet werden. Dabei kann es passieren, dass zuvor der gesamte Bildschirminhalt plötzlich im Hochformat angezeigt wird, ehe der Switch funktioniert. Neben dieser ist das Gerät noch ausgestattet mit anderen Features, die ähnlich funktionieren wie bei handelsüblichen Touchpads (zoomen und scrollen). Wer gerne mit Drag & Drop arbeitet, braucht auf diese Möglichkeit nicht verzichten. Durch ein kurzes Verweilen auf der Linken Maustaste wird ein Objekt markiert und kann so anschließend beliebig verschoben werden. Diese Variante nimmt allerdings etwas mehr Zeit in Anspruch als die bei der Verwendung einer traditionellen Maus. Auf der Homepage von Serafim kann ein Tool für die Programmierung der Schaltfläche heruntergeladen werden. Damit lassen sich mit einem Klick Websites aufrufen, Programme öffnen oder Tastenkombinationen ausführen. Grundsätzlich funktioniert das sehr gut, allerdings ist diese Möglichkeit begrenzt sinnvoll. Einstellen lässt sich nämlich lediglich die Zeit, nach welcher eine Aktion erfolgen soll. Die Idee dahinter ist nur praktisch, wenn man mehrere Programme und Websites hat, die auf einmal geöffnet werden sollen. Sinnvoller wäre es, durch unterschiedliche Verweildauer auf den Diamanten auch verschiedene Funktionen ausführen zu können. Ein weiteres Manko ist, dass dieses Konfigurationstool keine Möglichkeit beinhaltet, die Geschwindigkeit des Mauszeigers einzustellen. Dies muss über die herkömmliche Systemsteuerung erledigt werden und stellt grundsätzlich kein Problem dar. Wer aber auf sein normales Trackpad und auf die Projektionsmaus zurückgreifen will, sollte bedenken, dass der Zeiger des Lasergeräts langsamer reagiert und in der Geschwindigkeit etwas hinterher hinkt. Dass das Gerät für Gamer geeignet sei, kann man getrost in Abrede stellen. Vor allem für das Zocken von komplexen, schnellen Games wie Shootern, ist die Maus nicht geeignet. Für den Waffenwechsel fehlt ein Mausrad, gleichzeitiges Zielen und Feuern ist quasi unmöglich und die Steuerung an sich zu unpräzise. Immerhin lassen sich Spiele die keine unmittelbare Reaktion erfordern, wie etwa Vertreter des Rundenstrategie-Genres, aber brauchbar damit bedienen. Mit Odin Aurora ist den Entwicklern eine nette Spielerei gelungen, aber wohl kaum etwas, was eine handelsübliche Maus ersetzen wird. Zwar ist das Lasergerät durch ihre Größe und das Gewicht sehr portabel, allerdings ergibt es wenig Sinn ein weiteres Trackpad mitzunehmen, wenn der Laptop ohnehin schon eine brauchbare Lösung anbietet. Für den Stand-PC zu Hause ist wiederum das USB-Kabel etwas zu kurz. Im Alltag kann sie es nicht mit herkömmlichen Touchpads aufnehmen, geschweige denn als brauchbare Gaming-Lösung überzeugen. (lmp, 07.11.2015)
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Eine deutsche Busfirma berichtet, dass die Sachbeschädigungen zurückgegangen sind. Öffentliche Verkehrsmittel werden zunehmend mit WLAN ausgestattet. In Österreich werden kabellose Internetzugänge in den Zügen und Bahnhöfen weiter ausgebaut. Auch einige Fernbusse bieten WLAN. In Deutschland hat man nun festgestellt, dass die Bereitstellung des Gratis-Internetzugangs eine überraschenden Nebeneffekt hat: der Vandalismus geht dadurch zurück. Das regionale Busunternehmen Tuniberg Express aus Baden-Württemberg berichtet, dass es seit der Einführung von kostenlosem WLAN im Juni keine Sachbeschädigungen mehr gebe. Der Vandalismus tendiert gegen Null, wie Betriebsleiter Jochen Maier gegenüber Der Westen sagte. Es seien seitdem beispielsweise keine Sitze mehr aufgeschlitzt oder Scheiben eingeritzt worden. Auch sei es leiser in den Bussen geworden, die neben dem normalen Linienverkehr auch Schüler fahren. Erwartet habe man sich das nicht, so Maier. Man wollte den Fahrgästen auf den teilweise sehr langen Fahrten nur die Möglichkeiten bieten, sich die Zeit zu vertreiben. Nun soll die gesamte Busflott mit 20 Fahrzeugen aufgerüstet werden.
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Ehemaliger Ministerpräsident spricht auch mit anderen Parteien über eine neue Regierung. Kopenhagen – Nach dem knappen Sieg der bürgerlichen Opposition bei der Parlamentswahl in Dänemark vor zwei Tagen führt der Liberale Lars Lokke Rasmussen schon heute, Samstag, erste Sondierungsgespräche über eine neue Regierung. Dazu will sich der frühere dänische Ministerpräsident mit allen Parteien auf dem Parlamentssitz Christiansborg treffen. Wie eine Regierung aussehen könnte, war unklar. Verhandeln wird Lokke Rasmussen vor allem mit den Rechtspopulisten, die größte bürgerliche Partei noch vor der liberalen Venstre wurden. Doch die Dänische Volkspartei stellt hohe Ansprüche an eine Regierungsbeteiligung. Auch mit den anderen Parteien des Mitte-Rechts-Lagers, den Konservativen und der liberalen Allianz, will Lokke sprechen. Bei der Wahl am Donnerstag war die Regierung der sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt abgewählt worden. Sie hat bereits in der Wahlnacht ihren Rücktritt angekündigt. Der historische Erfolg der Rechtspopulisten hatte die Koalition von Thorning-Schmidt am Donnerstag zu Fall gebracht, obwohl ihre Sozialdemokraten sogar zugelegt hatten und stärkste Partei geblieben waren. Die rechte Dänische Volkspartei ist künftig mit 37 Sitzen (21,1 Prozent) zweitstärkste Kraft im Parlament. Lokke Rasmussens Partei Venstre musste bei der Wahl sogar herbe Einbußen hinnehmen. Die vier Parteien des Mitte-Rechts-Lagers – Liberale, Rechtspopulisten, Konservative und liberale Allianz stützen den 51 Jahre alten früheren Ministerpräsidenten als Regierungschef.
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5. August, 10:00 Uhr: Der GameStandard zeigt die Übertragung live – Posten Sie mit. Posten Sie mit und sagen Sie uns Ihre Meinung zu den Neuvorstellungen!
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