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Bei den Republikanern verdaute Donald Trump seine Niederlage gegen Ted Cruz schwer – Der Texaner spürt Aufwind. War das jetzt die Wende im Wahlkampf? Ted Cruz und Bernie Sanders sehen es wohl so. Sowohl der erzkonservative Senator aus dem südlichen US-Bundesstaat Texas als auch sein progressiver Kollege aus dem nordöstlichen Vermont interpretieren ihre Vorwahlerfolge in Wisconsin als Schlüsselmomente einer dramatischen Aufholjagd. Nur: Es muss schon noch ein kleines, nein: ein größeres Wunder geschehen, wollen sie Donald Trump bei den Republikanern beziehungsweise Hillary Clinton bei den Demokraten noch von der Spitze verdrängen. Als Cruz seinen Sieg feierte, sprach er euphorisch von einem Signal zum Sammeln, dem seine Partei gewiss folgen werde. Er sei mehr und mehr davon überzeugt, auf dem Wahlkonvent der Republikaner im Juli die Kandidatur fürs Weiße Haus gewinnen zu können. Tatsächlich holte Cruz in Wisconsin 48 Prozent der Stimmen, womit er Trump (35 Prozent) und John Kasich (14 Prozent) auf die Plätze verwies. Tatsächlich sieht es so aus, als habe es Risse bekommen: das Bild vom Teflon-Trump, an dem scheinbar alles abperlt, auch dann, wenn er seine Gegner aufs Übelste beschimpft und dennoch niemals den Kürzeren zieht. In den jüngsten Debatten hat der Populist offenbar Schaden genommen: ein erstes Mal, als er für Strafen im Falle von Abtreibungen plädierte; und ein zweites Mal, als er Japan und Südkorea die Entwicklung eigener Kernwaffen nahelegte, statt sich auf den atomaren Schutzschirm der USA zu verlassen. Dass Trumps Höhenflug unterbrochen ist, macht allein schon die Optik der Wahlnacht deutlich: Normalerweise hält der Magnat in Wahlnächten Pressekonferenzen ab, zumeist in seinem exklusiven Club Mar-a-Lago, wo er sich vor einer Galerie von Sternenbannern inszeniert, als residiere er bereits im Oval Office. Diesmal begnügte er sich damit, sein Team ein gallebitteres Statement herausgeben zu lassen. Ted Cruz ist schlimmer als eine Marionette. Er ist ein trojanisches Pferd, das von den Parteibossen benutzt wird, um Mister Trump die Nominierung zu stehlen. Allerdings: Wisconsin war von vornherein schwieriges Terrain für den Milliardär aus Manhattan. Zum einen stellte sich mit Gouverneur Scott Walker ein einflussreicher Lokalmatador an die Spitze der Anti-Trump-Bewegung. Zum anderen machten konservative Radiotalker im Badger State geschlossen Front gegen ihn. Ob sich auf den nächsten wichtigen Stationen – in New York und Pennsylvania – das fortsetzt, was Cruz einen Aufstand der Alarmierten nennt, darf man bezweifeln. Zum einen dürfte es Trumps texanischer Gegenspieler, dessen Hausmacht vornehmlich aus evangelikalen Christen besteht, an der Ostküste schwerer haben als im Mittleren Westen mit seiner christlich-konservativ geprägten Basis. Zum anderen ist es mathematisch so gut wie unmöglich, dass Cruz die magische Marke erreicht: 1237 Delegiertenstimmen, die auf dem Wahlparteitag im Juli die absolute Mehrheit bedeuten. In Wahrheit hofft die Jeder-nur-nicht-Trump-Fraktion auf ein Szenario, bei dem der Geschäftsmann von selbst die absolute Mehrheit verfehlt – auch wenn er wohl das Rennen als Erster beenden wird. In diesem Fall könnten ihn die raffinierten Manöver einer Contested Convention – also eines offenen Parteitages mit Kampfabstimmungen – womöglich noch stoppen. Im Lager der Demokraten hat Bernie Sanders alle, die ihn bereits abschreiben wollten, eines Besseren belehrt: Nicht nur dass er das Duell gegen Hillary Clinton klar für sich entschied, von den letzten acht Vorwahlen hat der Veteran sieben gewonnen, sechs in einer Reihe, und seine Kasse ist so prall gefüllt, dass er keinen Gedanken ans Aufgeben verschwendet muss. Obwohl er sich vor allem auf Kleinspender stützt, hat Sanders mehr Geld eingenommen als die frühere Außenministerin, deren Nähe zu Big Money er zum Thema macht. In New York, wo am 19. April gewählt wird, hofft er jenen Paukenschlag zu schaffen, der die Favoritin noch zittern lassen soll. Dass er Clintons Vorsprung noch wettmachen kann, glauben allerdings nur kühnste Sanders-Optimisten. Bei den Demokraten werden Vorwahlen nach dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit entschieden, im Unterschied zu den Republikanern gibt es keine Einzige, die den Sieger alles abräumen lassen, während der Zweitplatzierte leer ausgeht. Clinton also wird weiter Stimmen sammeln, sollten sich die Niederlagen auch häufen.
| 2International
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Keine neuen Gebote mehr für zwei wichtige Frequenzbereiche. Bei der milliardenschweren Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen in Deutschland gehen die drei Bieter Deutschen Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland immer vorsichtiger vor. Für zwei wichtige Frequenzbereiche bei 700 Megahertz und 900 Megahertz sind seit Wochenbeginn keine neuen Gebote mehr abgegeben worden, wie aus einer Aufstellung der Bundesnetzagentur hervorgeht. Das Geschehen konzentriert sich vor allem auf die Blöcke bei 1.800 Megahertz. Nach Aussage der Analysten der Bank Citi muss vor allem Vodafone hier neues Spektrum kaufen, weshalb die Telekom ein Interesse habe, die Preise in dem Bereich auf das Niveau der 900-Megahertz-Frequenzen - also auf etwa 100 Mio. Euro je Block - hochzutreiben. Der Punkt werde nun bald erreicht, weshalb die Auktion in absehbarer Zeit zu Ende gehen könnte, erklären die Fachleute. Eine Woche nach dem Start summieren sich die Gebote der drei Mobilfunkanbieter insgesamt auf 2,3 Mrd. Euro. Bei der jüngsten Frequenzauktion vor fünf Jahren legten Deutsche Telekom, Vodafone und die mittlerweile fusionierten Firmen E-Plus und Telefonica zusammen 4,4 Mrd. Euro auf den Tisch. Allerdings hat sich die Branche seitdem deutlich gewandelt, da die Funknetze wegen des Booms von Smartphones und Tablet-Computern bald an ihre Grenzen stoßen. Und da künftig wohl so gut wie jedes technische Gerät - vom Kühlschrank bis zum Auto - ständig mit dem Internet verbunden sein wird, steigen die Anforderungen weiter.
| 0Web
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Zwei Löschfahrzeuge vernichtet. München – In der Allgäuer Gemeinde Buxheim in Deutschland hat am Montag ausgerechnet das Feuerwehrhaus gebrannt. Es gab mehrere Explosionen, die wahrscheinlich von dort gelagerten Sauerstoffflaschen ausgingen. Das Gebäude sei komplett ausgebrannt, teilte die Polizei mit. Zwei Löschfahrzeuge und nahezu die komplette Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr wurden vernichtet. Rund 150 Feuerwehrleute aus den Nachbarorten waren zur Brandbekämpfung eingesetzt. Menschen waren zur Unglückszeit nicht in dem Gebäude. Die Polizei schätzte den Schaden auf mehr als eine Million Euro. Die Brandursache war zunächst ungeklärt.
| 1Panorama
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Identität der Reisenden kann nicht lückenlos festgestellt werden. Stockholm – Die staatliche schwedische Eisenbahn hat einen Stopp des Personenverkehr von Dänemark in das Land angekündigt. Als Grund gab das Unternehmen SJ am Montag an, es sei nicht in der Lage – wie von der Regierung in Stockholm gefordert –, die Identität aller nach Schweden einreisenden Fahrgäste zu überprüfen. Die Kontrollen sollen den Zuzug von Migranten eindämmen. In diesem Jahr sind in Schweden 150.000 Asylbewerber angekommen. Die Regierung hat sich deshalb aus dem Schengenabkommen über den freien Personenverkehr vorübergehend ausgeklinkt und ein Gesetz verabschiedet, das Personenkontrollen in allen öffentlichen Verkehrsmitteln vorschreibt. Ab dem 4. Jänner müssen alle Transportunternehmen mit Strafen rechnen, wenn sie Passagiere ohne einen Identitätsnachweis mit Foto ins Land bringen. Die Bahn erklärte, sie habe nicht die Kapazitäten für solche Kontrollen. Daher stelle sie den Personenverkehr ein, bis eine praktikable Lösung gefunden sei. Das Unternehmen Öresundstag, das einen Pendlerdienst zwischen Schweden und Dänemark anbietet, erklärte zudem, es werde ab dem 4. Jänner den Verkehr im Berufsverkehr reduzieren, um ausreichend Zeit für die Personenkontrollen zu haben.
| 2International
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Achtteilige Serie "First Day of Camp" als Prequel zu Kultkomödie aus 2001 – Bradley Cooper, Paul Rudd, Amy Poehler wieder an Bord. Wien – Bevor Bradley Cooper zum Sexiest Man Alive, Paul Rudd zu Ant-Man und Amy Poehler zum Comedy-Star wurde, waren sie im Jahr 2001 allesamt in Wet Hot American Summer zu sehen. Hierzulande weitgehend unbekannt, avancierte die im Kino gefloppte Sommercamp-Satire im US-Fernsehen zu Kult. Grund genug für Netflix, die nun berühmtere Truppe für eine achtteilige Serie wieder zusammenzutrommeln. Seit Freitag sind alle Folgen auf Netflix abrufbar. Der Gag dabei: 14 Jahre später ist Wet Hot American Summer: First Day of Camp als Prequel zwei Monate vor dem ursprünglichen Film angesiedelt. Erzählte der vom letzten Tag der irrwitzigen Betreuer und altklugen Kinder im fiktiven Camp Firewood in Maine im Jahr 1981, schildern Michael Showalter und David Wain nun in acht Folgen, wie alles mit dem ersten Camp-Tag begann. Und die teils mittlerweile berühmten Schauspieler, die schon 2001 zu alt waren, um jugendliche Betreuer zu spielen, sind wieder an Bord, um nun eben in ihren Vierzigern hormongesteuerte Teenager darzustellen. Allein diese Prämisse macht First Day of Camp bereits ziemlich lustig. Vorausgesetzt, man kann über älter gewordene Comedy-Stars in furchtbar schlechten Perücken, knallbunten Outfits und weißen Stutzen lachen. Wie schon die Kultkomödie ist die Serie von trockenem Humor und liebenswert schrägen Charakteren geprägt, persifliert mit von Ernst in Lächerlichkeit umschlagenden Szenen typisch US-amerikanische 80er-Jahre-Camp-Filme und funktioniert nach einer losen Sketch-Struktur. In ebendieser erfahren wir nun, wie alles begann: Wie die hübsche Katie (Marguerite Moreau) mit dem angeberischen Ungustl Andy (großartiger Auftritt und als einziger kein bisschen gealtert: Paul Rudd) enden konnte und welcher Frau Coop (Co-Schöpfer Showalter) zu Sommerbeginn ursprünglich hinterhergelaufen ist; wie die Welt zwischen der neurotischen Bastlerin Gail von Kleinenstein (Molly Shannon) und dem cholerischen Kantinenkoch Gene (Christopher Meloni) vor der Scheidung bzw. sogar noch vor der Heirat kurzzeitig in Ordnung war; und dass Lindsay (Elizabeth Banks) eigentlich eine eingeschmuggelte Musikjournalistin ist, die ein Feature über das Camp-Leben schreiben soll. Verwoben werden die ersten Interaktionen untereinander sowie mit den ankommenden Camp-Kindern – die man im realen Leben wohl nie dieser Horde anvertrauen würde – mit Proben für ein semiprofessionelles Musical und mit einer riesigen Verschwörung, die radioaktiven Abfall und einen von US-Präsident Reagan gesandten Attentäter beinhaltet. Neben Mad Men-Star Jon Hamm als auf die Camper angesetzter Killer, Jason Schwartzman als rechte Hand von Camp-Leiterin Beth (Janeane Garofalo) und John Slattery als abgehalfterter Musical-Produzent sind auch Lake Bell, Kristen Wiig, Michael Cera und sogar Weird Al Yankovic neu dabei. Damals wie heute herausstechend und mit der wohl interessantesten Vorgeschichte: Amy Poehler (Parks and Recreation) und Bradley Cooper (Silver Linings Playbook) als unschlagbar schräges, pseudofröhliches Duo, das mit erzwungener Professionalität ein Camp-Musical auf die Beine stellt. Sind Susie und Ben im Prequel ein körperliche Nähe vermeidendes Paar, wird Ben am Ende des Sommers den hübschen McKinley (Michael Ian Black) in einer geheimen Zeremonie am See heiraten. Und First Day of Camp zeigt, wie das erste Treffen der beiden die Romanze in Gang bringt. Nicht die teils nonexistente, teils absurde Handlung, sondern Nostalgie macht den Reiz von First Day of Camp aus. Mehr noch als der Konnex zum ursprünglichen Film ist es die Freude alle paar Minuten, ein bekanntes Gesicht zu sehen: Da ist der heutige Hollywoodstar, der heimlich in der Hütte schmust, dort der Marvel-Superheld, der ein seltsames Balz-Ritual abzieht, hier die Wes-Anderson-Muse, die aus einem radioaktiven See kostet. Gemeinsam kreieren sie eine absurdkomische, liebenswerte Atmosphäre, in der jeder nur so alt ist, wie er sich fühlt. Nicht zuletzt ist Camp Firewood mehr als nur ein Camp: Es ist ein Lebensgefühl.
| 6Etat
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13 Polizisten verletzt, zwölf Demonstranten festgenommen. Leipzig – In Leipzig ist es bei einem Aufmarsch der rechtspopulistischen Initiative Offensive für Deutschland (OfD) und einer Gegendemonstration am Samstag zu heftigen Ausschreitungen gekommen. 13 Beamte wurden verletzt und zwölf Demonstranten in Gewahrsam genommen, wie die Polizei mitteilte. Der OfD-Aufmarsch war vom früheren Chef des Anti-Islam-Bündnisses Legida, Silvio Rösler, angemeldet worden. Die etwa 350 rechtsgerichteten Demonstranten wurden aus den Reihen der rund tausend Gegendemonstranten mit Steinen und Flaschen beworfen. Die Polizei hatte 800 Beamte im Einsatz, um die beiden Gruppen auseinanderzuhalten. Dabei sei es auch zu massiven Angriffen auf die Beamten gekommen, teilte die Polizeidirektion Leipzig mit.
| 2International
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Initiative fordert kritische WKÖ-Studie, die auch Nachteile für kleine und mittlere Unternehmen beleuchtet. Wien – In Österreich regt sich weiter Widerstand gegen das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP), diesmal von kleinen und mittleren Unternehmen. Sie fordern von ihrer Standesvertretung, der Wirtschaftskammer, eine kritische wissenschaftliche Studie. Diese solle nicht nur die Chancen für einige wenige KMU beleuchten, sondern auch die Risiken und Nachteile für 99 Prozent der KMU, die nicht nach Kanada oder in die USA exportieren, so die Initiatoren, unter ihnen Sonnentor-Gründer Johannes Guttmann und Volker Plass von der Grünen Wirtschaft, am Montag in einer Aussendung. In den vergangenen Monaten haben sie 2.000 Unterschriften von KMU gesammelt und diese heute an WKÖ-Chef Christoph Leitl übergeben. Leitl kritisierte am Montag bei einer Veranstaltung, dass das Freihandelsabkommen der EU mit den USA, TTIP, in Europa auf starken Widerstand stößt. Noch bevor wir Europäer wissen, was in diesem TTIP drinnen ist, lehnen wir es vorsichtshalber schon einmal ab, sagte der Wirtschaftskammer-Präsident. Es kann nicht so sein, dass wir TTIP einmal ablehnen, dass wir Afrika vor unserer Haustüre als natürlichen Partner den Chinesen überlassen, und mit den Russen haben wir uns nachhaltig überworfen, sodass auch die Idee einer transkontinentalen Freihandelszone derzeit nicht realistisch ist.
| 3Wirtschaft
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Schweizer sei ein "Heuchler und Lügner" – Noch-FIFA-Boss beklagt Vorverurteilung. London/Berlin/Zürich – FIFA-Präsidentschaftskandidat Chung Mong-joon hat juristische Schritte gegen den scheidenden Amtsinhaber Joseph Blatter angekündigt. Er wolle Herrn Blatter wegen Veruntreuung vor Gericht verklagen, sagte der Südkoreaner am Mittwoch in London. Er bezeichnete den unter Korruptionsverdacht stehenden Blatter als Heuchler und Lügner. Die FIFA hat sich zu einer korrupten Organisation, die den Interessen von einigen wenigen dient, entwickelt, kritisierte Chung. Der Sohn von Hyundai-Gründer Chung Ju-yung hatte am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Seoul mitgeteilt, dass er mit einer 19-jährigen Sperre durch die Ethikkommission der FIFA rechne. Damit würde er aus dem Rennen um die Nachfolge von Amtsinhaber Blatter ausscheiden. Chung werden Verstöße im Zusammenhang mit Südkoreas gescheiterter Bewerbung für die WM 2022 vorgeworfen. Laut dem 63-Jährigen sei der Fall 2010 zu den Akten gelegt und erst nach seiner Kandidatur für das FIFA-Spitzenamt neu aufgerollt worden. Chung war bis 2011 auch Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees. Blatter will am 26. Februar 2016 sein Amt abgeben. Bis zum 26. Oktober müssen Kandidaten ihre Bewerbung einreichen und die Unterstützung von mindestens fünf nationalen Verbänden vorlegen. Neben Chung haben bisher der ebenfalls belastete UEFA-Präsident Michel Platini und Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien ihre Bewerbung angekündigt. Blatter hat indes seine öffentliche Vorverurteilung beklagt. Man verurteilt mich vor, ohne Beweise für irgendein Fehlverhalten meinerseits. Eigentlich ist das ungeheuerlich, sagte der 79-Jährige in der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe der Bunte. Er werde seine Arbeit wie geplant bis 26. Februar 2016 weiterführen, stellte Blatter erneut klar. Dann ist definitiv Schluss. Aber keinen Tag früher, sagte der Schweizer in der deutschen Illustrierten. Bis dahin werde er kämpfen: Für mich. Für die FIFA. Ende September hatte die Schweizer Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren gegen den Chef des von Skandalen erschütterten Weltfußball-Verbandes wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie – eventualiter – wegen Veruntreuung eingeleitet. Forderungen nach einem sofortigen Rücktritt ließen Blatter bis dato kalt.
| 4Sport
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Novelle zur Aussetzung des internationalen Rechts schon vor einem "Notstand" soll kommende Woche in den Innenausschuss und ohne Begutachtung in den Nationalrat. Wien – Mit einem neuen Gesetz will sich die Bundesregierung dazu befugen, zentrale Bestimmungen des international verbrieften Asylrechts außer Kraft zu setzen. Der Entwurf liegt dem STANDARD vor. Schon ab ersten Juni soll es demnach in Österreich die rechtliche Möglichkeit geben, Sonderbestimmungen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und des Schutzes der inneren Sicherheit zu erlassen: nämlich dann, wenn auf Basis der Prognosen zur Entwicklung der Asylantragszahlen mit Funktionsstörungen im Asylwesen und in anderen öffentlichen Bereichen zu rechnen sei. Angesichts von 90.000 Asylanträgen sei es bereits 2015 zu akuter Überlastung gekommen, heißt es in den Erläuterungen. In der Folge könnte den allermeisten nach Österreich kommenden Flüchtlingen ein Asylverfahren verwehrt werden: Sobald die Sonderbestimmung in Kraft ist, dürften sie das Bundesgebiet nicht betreten oder müssten es wieder verlassen. Ausgenommen wären nur Menschen, die enge Angehörige in Österreich haben oder denen außerhalb Österreichs Folter und andere unmenschliche Behandlung droht. Die Prüfung, ob ein Asylantrag eingebracht werden darf oder nicht, soll dann in neuen Registrierzentren an den Grenzen stattfinden. Dorthin sollen auch sämtliche Flüchtlinge gebracht werden, die innerhalb Österreichs angetroffen werden. Damit würde das bisher durchgehend geltende Prinzip des Rechts auf Inlandsantragsstellung in Asylverfahren außer Kraft gesetzt. All das ist einer zwischen SPÖ und ÖVP abgestimmten vertraulichen Arbeitsversion der geplanten Novelle zu entnehmen. Diese hält sich im Wortlaut eng an die Expertise des Obergrenzen-Begutachters Walter Obwexer. Das neue Gesetz soll ganz offensichtlich ohne Begutachtungsfrist (also ohne Meinungen von außerhalb einzuholen) beschlossen werden: Bis Anfang Juni ist die Zeit für ein solches Verfahren zu kurz. Eine derart fundamentale Gesetzesänderung ohne Begutachtung umsetzen zu wollen ist ein Skandal, sagt Alev Korun, Menschenrechtssprecherin der Grünen. Auch die grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig ging mit dem Papier hart ins Gericht: Die Regierung macht sich auf zu einem absoluten Tabubruch: Sie will das Asylrecht per Verordnungsermächtigung faktisch außer Kraft setzen. Nachdem das von der Regierung in Auftrag gegebene Rechtsgutachten die geplante Aushöhlung des Asylrechts mit einer zahlenmäßigen Obergrenze eindeutig als verfassungswidrig qualifiziert hat, soll nun ein Schritt über das verfassungsrechtlich Zulässige hinaus gesetzt werden. Das ist vollkommen inakzeptabel. Herbert Langthaler von der Asylkoordination Österreich nennt den Gesetzesentwurf ebenfalls einen beispiellosen Dammbruch: Wenn die Regierung einen Notstand ausruft, können Asylwerber ohne Bearbeitung ihres Antrags zurückgeschoben werden. Es würde ein Unterschied zwischen einen Asylantrag stellen und einem eingebrachten Antrag gemacht. Als eingebracht gilt ein Asylantrag erst, wenn das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl eine Anordnung erlassen hat, ob das Asylverfahren in Österreich gestellt wird oder ein Dublin-Verfahren eingeleitet wird. Die sich so ergebende Rechtsschutzlücke solle laut Asylkoordination in der geplanten Notstandsverordnung genutzt werden, um Schutzsuchende ohne die Einleitung eines Asylverfahrens außer Landes zu schaffen. Konkret soll die Novelle laut SPÖ-Kreisen kommenden Donnerstag von der Regierung im Innenausschuss eingebracht werden. Die am Donnerstag ebenfalls auf der Tagesordnung stehende Novelle für Asyl auf Zeit und Verschärfungen bei der Familienzusammenführung soll durch das Sonderbestimmungsgesetz sozusagen ergänzt werden. Ein Beschluss dieses Gesetzes allein wäre noch kein Verstoß gegen international geltende Menschenrechtsstandards und Europarecht – sehr wohl jedoch das konkrete Inkrafttreten einer Sonderbestimmungsverordnung, meint dazu Manfred Nowak, Menschenrechtsexperte der Universität Wien. Dann könnte die EU prüfen, ob der von Österreich behauptete Asylnotstand tatsächlich existiert: Ich meine: wohl eher nicht.
| 1Panorama
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Yussi Pick über die Bekanntheit von Irmgard Griss und ihre Chancen auf das Präsidentenamt. Irmgard Griss, Vorsitzende der Hypo-Untersuchungskommission und ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs, macht ihre Kandidatur bei der Bundespräsidentenwahl im kommenden Frühjahr davon abhängig, ob entsprechende organisatorische Voraussetzungen geschaffen werden. Kampagnenexperte Yussi Pick über die Spendenbereitschaft der Österreicher und Griss Chancen auf das Präsidentschaftsamt. STANDARD: Irmgard Griss hat gesagt, sie wünscht sich, dass die Zivilgesellschaft ihre Kandidatur unterstützt, auch finanziell. Ist in Österreich eine entsprechende Kultur vorhanden, dass sie sich Chancen ausrechnen kann? Pick: Man merkt, dass sich diese Kultur in Österreich entwickelt. Es gibt immer mehr Menschen, die vielleicht selbst nicht politisch aktiv sind, aber ihr Geld politisch aktiv werden lassen wollen. Die Neos haben einiges dazu beigetragen, dass es normaler wird, in Politik zu investieren. Die Frage ist, ob man sich dabei einen Return on Investment erhofft. Es gibt unterschiedliche Motive. Barack Obama haben beispielsweise Kleinspender unterstützt, um sich als Teil der Kampagne zu fühlen. Eine Niederlage sehen sie als persönlichen Verlust, auch einen Gewinn nehmen sie persönlich. Sie sehen sich als Teil des großen Ganzen. STANDARD: Hat das Präsidentenamt genügend Relevanz, um eine breite Spenderschaft zu mobilisieren? Pick: Das ist in der derzeitigen politischen Lage schwer abzusehen, weil so viele Faktoren unklar sind. Es ist noch nicht bekannt, wer und wie viele Menschen kandidieren. Das Potenzial der Spendenbereitschaft ist daher schwer abzuschätzen. STANDARD: Griss ist als Leiterin der Hypo-Untersuchungskommission bekannt geworden. Sagt der breiten Öffentlichkeit der Name Irmgard Griss etwas? Pick: Sie ist Meinungsführern bekannt, aber sie hat noch keinen Bekanntheitsgrad bei durchschnittlichen Lesern der Kronen Zeitung. Frau Griss müsste noch viel Zeit und Geld investieren, damit ihr Name außerhalb der Blase von Meinungsführern und Journalisten bekannt wird. STANDARD: Über ihre sachpolitische Positionierung ist wenig bekannt. Wäre es wichtig, dass die Allgemeinheit davon erfährt, oder wäre es auch stimmig, wenn sie den Wahlkampf als sachpolitisch neutrale Kandidatin durchzieht? Pick: Bei der Präsidentschaftswahl sind zwei politische Faktoren besonders relevant: Einerseits muss der Wertekatalog des Kandidaten bekannt sein. Dieser muss nicht zu 100 Prozent ausgefüllt sein, aber ein unbeschriebenes Blatt wie Irmgard Griss hat es diesbezüglich schwer, sich klar zu positionieren. Noch relevanter ist eine gewisse außenpolitische Erfahrung. Aus der Vergangenheit zeigt sich, dass, wenn es knapp war, immer der Kandidat gewonnen hat, der außenpolitische Erfahrung mitgebracht hat. Bei den Kandidaten, über die jetzt gesprochen wird, ist diese bei fast niemandem gegeben, was spannend ist. STANDARD: Griss will sich offenbar als überparteiliche Kandidatin positionieren, die sich aber auch von Neos und FPÖ unterstützen ließe. Wäre die Überparteilichkeit im Fall einer Unterstützung durch eine Partei noch glaubwürdig? Pick: Es wäre neu, dass eine überparteiliche Kandidatin dieses überparteiliche Amt bekommt. Es kommt sehr stark darauf an, welche Zielgruppen durch andere Kandidaten gebunden sind. Wenn sie gegen Alexander Van der Bellen antritt, würde sie andere Umstände vorfinden als bei einer Kandidatur gegen Rudolf Hundstorfer und Erwin Pröll. Wenn sie die linke Zivilgesellschaft ansprechen will, hätte sie im ersten Fall wenige Chancen. STANDARD: Griss kann auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen, etwa als Präsidentin des Obersten Gerichtshofs. Trotzdem wäre sie eine Quereinsteigerin. Ist das ein Hindernis oder eher ein Gewinn für eine Kandidatur? Pick: Ich bin ambivalent, was den Hype betrifft, dass politische Quereinsteigerinnen besser wären als Karrierepolitiker. In erster Linie geht es in beiden Fällen darum, einen Wertekatalog glaubwürdig vertreten zu können. Für das Bundespräsidentschaftsamt braucht es keine tagespolitische Erfahrung, aber Erfahrung mit dem Amtsschimmel in diversen Ausformungen, auch auf dem internationalen Parkett. Sollte Griss auf dieser Ebene vom politischen Gegner angegriffen werden, könnte sie sich aufs Glatteis begeben.
| 5Inland
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Foxes gewinnen bei Manchester City 3:1 und liegen nun fünf Punkte vor dem neuen ersten Verfolger Tottenham an der Tabellenspitze – Goalgetter Vardy verlängert. Manchester – Tabellenführer Leicester City ist dem Titel in der englischen Premier League einen großen Schritt näher gekommen. Im Spitzenspiel der 25. Runde gewannen die Foxes am Samstag bei Verfolger Manchester City durch zwei Tore von Robert Huth (3. und 60.) und einen Treffer von Riyahd Mahrez (48.) mit 3:1 (1:0) und bauten den Vorsprung auf die Citizens auf sechs Punkte aus. Sergio Aguero gelang die späte Ergebniskosmetik (87.). Christian Fuchs spielte durch und steuerte einen Assist bei. Erster Verfolger der Foxes ist nun Tottenham Hotspur, das mit Kevin Wimmer gegen Watford 1:0 gewann. Das Überraschungsteam Leicester legte im mit Spannung erwarteten Duell einen Traumstart hin. Nach einem Mahrez-Freistoß stocherte Huth den Ball, der unhaltbar abgefälscht wurde, im Fünfmeterraum über die Linie. Keine Abwehrchance hatte ManCity-Keeper Joe Hart auch nach der Pause, als Mahrez einen Konter mustergültig abschloss. Für den 24-jährigen Algerier war es bereits der 14. Saisontreffer. Bei seinem zweiten Treffer war Huth nach einem Eckball erfolgreich. Die Flanke kam von Christian Fuchs. ManCity hatte aber auch Pech, dass bei einem Foul von Fuchs an der Strafraumgrenze in der ersten Hälfte nicht Elfmeter, sondern nur Freistoß gepfiffen wurde. Unglaublich. Heute hat alles funktioniert, sagte Fuchs im Interview mit dem klubeigenen Videokanal. Wir haben ein richtig gutes Spiel gezeigt. Speziell nach dem zweiten und dritten Tor, da hatten wir viel Ballbesitz, sagte der 29-Jährige. Der Spirit ist fantastisch, der beste, an den ich mich in meiner Karriere erinnern kann, auch als Spieler. Sie helfen sich gegenseitig auf dem Platz, jeder kämpft für den anderen, lobte Trainer Claudio Ranieri. Über die Titel-Perspektive äußerte er sich nicht konkret. Es ist eine verrückte Liga. Wir werden kämpfen, aber ohne Druck. Nun fahren wir zu Arsenal, und ich hoffe, wir konzentrieren uns genauso wie in den jüngsten zwei Spielen und können unseren Traum fortsetzen. Der Erfolgsmeldungen noch nicht genug, verlängerte Goalgetter Jamie Vardy seinen Vertrag bei Leicester vorzeitig bis zum 30. Juni 2019. Der englische Teamstürmer kam 2012 für rund 1,25 Mio. Euro von Fleetwood Town und führt mit 18 Saisontreffern die Torschützenliste an. Fünf Punkte liegt sein Team nun vor Tottenham, ManCity liegt sechs Zähler zurück. An der White Hart Lane hatte Wimmer, der durchspielte, beim Duell der österreichischen Innenverteidiger mit Sebastian Prödl das bessere Ende für sich. Den entscheidenden Treffer zugunsten der klar dominierenden Hausherren erzielte Kieran Trippier in der 64. Minute. Nach sieben Siegen in den jüngsten neun Spielen träumen auch die Spurs, die 1961 ihren bisher letzten Meistertitel geholt haben und seit 1963 zu Saisonende nie besser als Dritter waren. Nichts zu holen gab es erneut für Marko Arnautovic und Stoke City. Die Potters kassierten gegen Everton eine 0:3-Heimniederlage, Arnautovic wurde in der 76. Minute ausgewechselt. Ohne den erkrankten Trainer Jürgen Klopp kam der FC Liverpool gegen den FC Sunderland nicht über ein 2:2 hinaus. Viele Liverpool-Fans verließen in der 77. Minute aus Protest gegen eine Eintrittspreis-Erhöhung zur neuen Saison von 59 auf 77 Pfund (100 Euro) die Anfield Road vorzeitig. Danach kamen die Gäste richtig in Fahrt. Adam Johnson (82.) und Jermain Defoe (89.) egalisierten die Partie. Roberto Firmino (59.) und Adam Lallana (70.) hatten die Reds in Führung gebracht. Klopp war wegen einer Blinddarmentzündung nicht vor Ort, er musste operiert werden. Liverpool rutschte nach dem erneuten Punkteverlust hinter die punktegleichen Toffees auf Platz neun zurück. Im Abstiegskampf feierten Newcastle United und Aston Villa wichtige Siege. Newcastle bezwang West Bromwich Albion 1:0 (1:0), Schlusslicht Aston Villa gelang beim 2:0 (1:0) gegen Norwich City der dritte Saisonerfolg. Noch fehlen aber acht Punkte auf einen Nichtabstiegsplatz. Swansea City und Crystal Palace trennten sich 1:1 (1:0).
| 4Sport
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Die "Opferanwälte" in der Causa Alijew wollten 2011 erreichen, dass Bundespräsident Heinz Fischer einen Bericht von der Justizministerin einfordert. Die Präsidentschaftskanzlei sagt, man habe stets Österreichs Rechtsstandpunkt vertreten. Wien – In der Causa Alijew hatten die involvierten Anwälte der Witwen der mutmaßlichen Mordopfer alle Hände voll zu tun. Ihr Ziel war unter anderem die Auslieferung Rachat Alijews nach Kasachstan. Die Republik lehnte die Auslieferung aber ab und hat in der Folge selbst ermittelt; das Mordverfahren läuft, Alijew hat sich in der U-Haft das Leben genommen. Für die Kanzlei Lansky, Ganzger & Partner (LGP) haben auch hohe Exmitarbeiter aus der Justiz gearbeitet – einer davon war der pensionierte Präsidialchef des Justizministeriums und Generalprokurator im Ruhestand, Otto F. Müller. Auch er hat sich in der Auslieferungsfrage sehr engagiert – und zwar auch bei der höchsten Stelle der Republik, beim Bundespräsidenten. Das geht aus einem LGP-Aktenvermerk von Anfang Mai 2011 hervor. Damals hatte der kasachische Generalstaatsanwalt ein Schreiben bei Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) und bei Bundespräsident Heinz Fischer (SPÖ) deponiert, mit Garantien zur Wahrung der Verfahrens- und Menschenrechte der Auszuliefernden nach deren Überstellung. Mit dabei: ein Aktenvermerk der österreichischen Botschafterin in Kasachstan, Ursula Fahringer. Als weitere Schritte plante LGP, sich über die Reaktion des Bundespräsidenten zu erkundigen. Insbesondere wolle man erfahren, ob er auf dieser Grundlage einen Bericht von der neuen Ministerin (Karl; Anm.) verlangt, (was unser Ziel wäre), oder ein Gespräch mit ihr in die Wege leitet. Dem Zufall wurde nichts überlassen. Weiter aus der Aktennotiz: Otto F. Müller versucht, über seine Kontakte im Büro von HBP (Herrn Bundespräsidenten; Anm.) über sein Vorhaben und seine Reaktion zu erfahren und Einsicht in den Aktenvermerk der Botschafterin zu bekommen. Er versucht weiters zu erreichen, dass HBP einen Bericht von der Bundesministerin Karl verlangt. Die Opferanwälte von der Kanzlei LGP hatten damals vor allem Staatsanwalt Peter Seda im Visier, dem sie Untätigkeit vorwarfen (und den sie auch beschatten ließen). Allerdings hielten sie es selbst für unwahrscheinlich, dass es aus dem Ministerium eine Antwort in die Richtung geben wird, dass die Garantien im Alijew-Auslieferungsverfahren berücksichtigt werden. Trotzdem wollte man genau das erreichen: Dass Bundesministerin Karl über Frau Mag. Göth-Flemmich (Abteilungsleiterin für Auslieferungsfragen im Justizministerium; Anm.) Dr. Seda anweist, die Garantien in seinem Abschlussbericht zu berücksichtigen. Auch dieses Vorhaben sei aber recht ambitiös, heißt es im LGP-Aktenvermerk. Ob beziehungsweise was Müller bei Bundespräsident Fischer oder dessen Büro recherchierte, lässt sich heute schwer sagen. Müller selbst ist nicht zu erreichen, und in der Präsidentschaftskanzlei sagt man so: Der Bundespräsident und die Präsidentschaftskanzlei haben in der Causa Alijew immer den österreichischen Rechtsstandpunkt vertreten. Überlegungen, die eine Rechtsanwaltskanzlei in dieser Causa anstellt, sind nicht maßgeblich. Und Anwalt Gabriel Lansky lässt ausrichten, die seine Kanzlei betreffenden Daten seien gestohlen und teils manipuliert und rechtswidrig an Medien verteilt worden. Man sehe sich nicht in der Lage, jedes einzelne dieser gestohlenen, dem Anwaltsgeheimnis unterliegenden Schriftstücke zu kommentieren.
| 1Panorama
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Nicht nur bei Primaten wird die Verwendung einer Hand der anderen vorgezogen – Forscher haben das nun auch bei wildlebenden Kängurus beobachtet. Sankt Petersburg / Wien – Wir Menschen und die meisten anderen Primaten tun es mehrheitlich mit rechts. Vermutet wird, dass biologische Gründe für die Präferenz der rechten Hand ausschlaggebend sind: Eine bestimmte Stelle am Chromosom 2 dürfte bei uns dafür verantwortlich sein, wobei die Händigkeit anscheinend nicht nach den Vererbungsregeln Mendels weitergegeben wird, wie Zwillingsstudien zeigen. Doch nicht nur Menschen und Affen setzen eine Hand bevorzugt ein, auch einige Känguruarten tun dies, wie nun ein russisch-australisches Forscherteam herausgefunden hat – und sich mit dieser neuen Erkenntnis womöglich auch in eine gute Ausgangslage für die Verleihung des Ig-Nobelpreises für eher abseitige Forschung gebracht haben dürfte. Die neue Studie liefert freilich mehr als nur eine eher randständige Erkenntnis der Zoologie: Die Beobachtungen der Forscher stellen nämlich die Annahme infrage, dass sich eine ausgeprägte echte Händigkeit bei Säugetieren nur bei Primaten entwickelt habe. Ursprünglich waren die Zoologen Yegor Malashichev von der Universität von Sankt Petersburg nicht davon ausgegangen, eine Händigkeit bei Kängurus festzustellen, denn das Gehirn von Beuteltieren weist im Gegensatz zu dem anderer Säuger (und eben auch Primaten) keine Verbindung zwischen den beiden Hirnhälften auf. Auch bisherige Beobachtungen in Zoos blieben ohne konkretes Ergebnis. Für die aktuelle, im Fachblatt Current Biology veröffentlichte Untersuchung beobachteten Malashichev und seine Kollegen vier Känguruarten in der freien Wildbahn Australiens und Tasmaniens. Tatsächlich fanden sie bei den zweibeinigen Arten eindeutige Präferenz für den Einsatz der linken Hand beim Östlichen Grauen und dem Roten Riesenkänguru: etwa wenn sie fressen oder sich die Nase putzen. Malashichev ist so etwas wie ein Spezialist für den Einsatz von Gliedmaßen bei Tieren: Er hat unter anderem bereits herausgefunden, dass springende Frösche seltener Zeichen von Händigkeit zeigen als laufende. Weitere Studien zur Händigkeit bei Tieren, die sich auf zwei Beinen aufrichten, sind in Vorbereitung.
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Die Band aus dem britischen Cambridge rockt wie einst Black Sabbath. Kevin Starrs wollte ursprünglich eigentlich seine Liebe zu Girl-Bands aus den 1960er-Jahren umsetzen. Das alles sollte möglichst schattenseitig angelegt sein und speziell die dunklen (sexuellen) Seiten dieser Devianzmusik hervorkehren. Von den Shangri-Las oder den Ronettes hört man auch auf dem neuen Album The Night Creeper vor allem eines, man hört nichts davon. Die Band aus dem britischen Cambridge, die medial seit fünf Jahren so gut wie gar nicht wahrgenommen wird, aber nach Alben wie Blood Lust oder Mind Control auch ohne Werbung mittelgroße Hallen füllt, hat sich de facto dem großen bösen, lustig-blöden Heavy Metal der Gründerväter Black Sabbath verschrieben. Eins zu eins. Kevin Starrs gibt nicht nur den gegenüber Gratisdrogen auf jeden Fall aufgeschlossenen Nasenbären, dem man die Songtexte so wie auch bei Ozzy Osbourne aus der Nase ziehen muss. Dazu verwendet die Band 40 Jahre im Backstagebereich von Open-air-Festivals abgehangene Riffs, die früher einmal alten Bluesmusikern gehörten, jetzt aber ziemlich verzerrt und eilig heruntergedroschen werden. Bloß nicht länger darüber nachdenken. Passt doch eh alles. Ach so, der Inhalt: The Night Creeper ist ein Konzeptalbum über eine total beängstigende Mordgeschichte, die irgendwie auch mit Trash und alten Horrorfilmen zu tun hat. Es handelt sich also um etwas völlig Neues. Live am 27. Oktober in der Wiener Arena.
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Glawischnig gibt grünen Landesräten Starthilfe für Wahlkämpfe in Oberösterreich und Wien. Linz/Wien – Im oberösterreichischen und Wiener Wahlkampf setzen die Grünen vor allem auf das Thema Bildung. Am Dienstag trafen sich die grünen Bildungslandesräte mit Grünen-Chefin Eva Glawischnig in Linz. Dort stellte die Obfrau auch gleich eine Koalitionsbedingung für den Bund, obwohl die Nationalratswahlen noch in weiter Ferne liegen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir auf Bundesebene mit Rot oder Schwarz zusammenarbeiten, ohne dass das Bildungsressort in grüne Hände gelegt wird, sagte Glawischnig. Die Grünen fordern außerdem eine Kindergartenplatzgarantie für alle Eltern sowie eine Garantie, dass alle Kinder lesen, schreiben und rechnen können und dass das Parteibuch aus der Schule fliegt, also keine Rolle mehr bei Postenbesetzungen spielt. Das seien die Ziele für die kommenden fünf bis zehn Jahre, sagte Glawischnig. Bisher habe es seitens der Bundesregierung, die bis 17. November eine Bildungsreform versprochen habe, keine akkordierten Vorschläge gegeben. Auch die Wirtschaft verlange immer wieder eine diesbezügliche Reform, sagte der oberösterreichische Umweltlandesrat Rudi Anschober. Das IV-Bildungspapier deckt sich ziemlich mit unseren Vorstellungen, sagte Glawischnig, sie sehe in der Industriellenvereinigung einen unvermuteten Partner. Das zweite große Gestaltungsprojekt – neben Energiewende und Umweltschutz – in der nächsten Legislaturperiode ist eine Bildungsoffensive für Oberösterreich, kündigte Anschober an. Als drei Kernpunkte nannte er die beste Volksschule, die Entbürokratisierung und die Beseitigung von Doppelgleisigkeiten. Viele Zukunftsentscheidungen würden im Klassenzimmer gefällt, und es sei auch ein Faktor für den wirtschaftlichen Standort. Bei der Gesamtschule nimmt Vorarlberg eine Vorreiterrolle ein. Nach einem Forschungsprojekt mit 20.000 Befragten gaben Bildungsexperten grünes Licht für die landesweite Umstellung auf eine gemeinsame Schule für die Zehn- bis 14-Jährigen. Die Umsetzung werde sechs bis sieben Jahre dauern, kündigte Umweltlandesrat Johannes Rauch an. Er appellierte an den Bund: Lasst uns das machen in Vorarlberg. Wir können dazu beitragen, dass der Grabenkampf zwischen Rot und Schwarz aufgeweicht wird. In Salzburg seien im vorigen Jahr zwölf Millionen Euro in den Kindergarten investiert worden, berichtete die Landesrätin für Kinderbildung, Familien und Integration, Martina Berthold. 600 Plätze seien geschaffen worden, 400 sollen noch hinzukommen. Ein Schwerpunkt liege auf altersübergreifenden Gruppen. Die Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou forderte eine Kindergartenplatzgarantie ab dem zweiten Lebensjahr. Dann beherrsche jedes Kind bis zur Einschulung so gut Deutsch, dass es dem Unterricht folgen könne. Dazu müssten 10.000 neue Plätze geschaffen werden. 22,4 Prozent der 14-Jährigen in Wien könnten kaum oder schlecht sinnerfassend lesen oder rechnen. Deswegen wollen wir in Wien unter anderem 1.000 neue Lehrer. Für die Finanzierung der Pädagogen ist allerdings der Bund zuständig. Auch im Hinblick auf die zu integrierenden Flüchtlingskinder forderte Vassilakou: Lasst uns nicht zuwarten, sondern gleich jetzt zusätzliche Lehrer einstellen.
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Nach einem Jahr Schwarz-Grün zeigen sich FPÖ, SPÖ und Neos enttäuscht über mangelnde Reformbereitschaft. Bregenz – Nach einem Jahr schwarz-grüner Koalition in Vorarlberg üben die Oppositionsparteien FPÖ, SPÖ und Neos massive Kritik an den beiden Regierungsparteien. Eine Handschrift der Grünen können sie in keinem Bereich der von Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) geführten Regierung erkennen, im Grunde sei die schwarze Alleinregierung fortgesetzt worden, argumentierten die drei Landesparteichefs. Im letzten Jahr ist eigentlich nichts passiert, keine der anstehenden Reformen sei umgesetzt, geschweige denn seien Ansätze erkennbar, dass man daran arbeite, sagte FPÖ-Chef Dieter Egger. Dabei gebe es große Baustellen etwa im Sozialbereich, in der Verwaltung und im Gesundheitsbereich. Für die Verwaltungsreform liege zum Beispiel ein gutes Papier vor, bis heute sei aber nichts passiert. Selbst von den quick wins (rasch umsetzbare Maßnahmen) habe man nichts mehr gehört. Auch für Michael Ritsch, Landesvorsitzender der SPÖ, gibt es keinen einzigen Ansatz von grüner Handschrift in der Regierungsarbeit des vergangenen Jahres. Die Grünen hätten bereits nach einem Jahr im Regierungssessel all ihre Grundsätze aus der Oppositionsarbeit über Bord geworfen. Selbst kleinere Maßnahmen der Armutsbekämpfung, wie der Antrag der Sozialdemokraten auf Erhöhung des Heizkostenzuschusses oder der Gratis-Kindergarten für armutsgefährdete Familien seien von den Grünen im Landtag abgelehnt worden, berichteten Ritsch und Egger. Themen, die sie als Oppositionspartei stets befürwortet hätten. Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) warfen sie vor, die Politik ihrer schwarzen Vorgängerin Greti Schmid fortzusetzen. Mitunter sei man fassungslos und sprachlos, wenn man Wiesfleckers Argumentation im Landtag folge, so die beiden Klubleute. Als Beispiel nannte Ritsch die Debatte zur Sozialcard, mit der Haushalte unter einem bestimmten Mindesteinkommen Zugang zu verschiedenen Sozialleistungen erhalten könnten. Diese sei von SPÖ und Grünen gemeinsam mit der Armutskonferenz entwickelt worden, in der Landtagssitzung im Oktober aber auch von der Soziallandesrätin abgelehnt worden. Ein wenig milder ins Gericht mit den Grünen ging Neos-Landessprecherin Sabine Scheffknecht. Auf den ersten Blick sei zwar wenig von den Grünen in der Regierungsarbeit zu erkennen, im Landtag erlebe man aber immer wieder wie schwer sich die grünen Abgeordneten damit tun, gegen ihre Überzeugung zu stimmen. Gerade im Wirtschaftsbereich frage sie sich allerdings, wer die Fäden in der Hand halte. Wenn Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) argumentiere, mehr als 1.500 Quadratmeter könne er bei der Erweiterung des Einkaufszentrums Messepark in Dornbirn nicht gegenüber den Grünen und Wirtschaftskammer-Präsident Manfred Rein durchsetzen, wo bleibt da die Wirtschaftskompetenz in unserem Land, so Scheffknecht. Zweifel äußerte die Neos-Chefin auch am Finanzverständnis der Volkspartei. Wallner argumentiere zwar stets mit einem Budget ohne Nettoneuverschuldung, wenn dieses aber wiederholt aus Rücklagen finanziert werde, widerspreche das ihrem Wirtschaftsverständnis nach einem ausgeglichenen Budget.
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Von den Alpen bis Arabien – Entwickler verzichten auf historische Genauigkeit – Release im Oktober. Entwickler Dice hat die nächste Iteration der Shooter-Reihe Battlefield angekündigt. Der als Battlefield 5 erwartete Serienteil wurde Battlefield 1 getauft, denn er entführt die Spieler wie erwartet in die Schrecken des Ersten Weltkriegs. Auf historische Genauigkeit hat man bei der Umsetzung allerdings nur bedingt Wert gelegt. Das Spiel wird über eine Einzelspieler-Kampagne verfügen, im Rahmen derer man in die Rolle verschiedener Protagonisten schlüpfen soll. Bezüglich konkreter Inhalte hielt man sich allerdings bedeckt. Umso mehr verriet man über den umfangreichen Multiplayer-Teil. Auf jeder unterstützten Plattform sollen bis zu 64 Spieler gleichzeitig mit- und gegeneinander antreten können. Die Anzahl der Spielmodi ist noch nicht bekannt, es wird aber auf jeden Fall einen Conquest-Modus geben. Virtuelle Soldaten werden eine von sechs Klassen (Medic, Support, Scout, Assault, Tanker und Pilot) wählen können. Letztere beiden sind Voraussetzung für das Steuern von Panzern und Flugzeugen. Das Squad-System wird beibehalten. Dem Nahkampf soll hohe Wichtigkeit zukommen. Neben Waffen wie Bajonetten oder Schaufeln sollen Spieler Gegner auch mit einem Sturmangriff überwältigen können. Die reguläre Bewaffnung lehnt sich an historisches Arsenal an, wurde aber auf schnelles Gameplay optimiert. Ähnliches gilt auch für Fahrzeuge. Zur Wahl stehen hier Flugzeuge, Panzer, Schiffe und Luftschiffe. Auch zu Pferd wird man unterwegs sein können. Ebenso ist nicht mit langwierigen, schleppenden Gefechten aus Schützengräben – wie sie etwa damals vor Verdun geführt wurden – zu rechnen. Gasangriffe, die erstmals im Ersten Weltkrieg getätigt wurden, sollen ebenso möglich sein. Zur genauen Umsetzung ist noch nichts bekannt, außer der Information, dass Spieler Gasmasken mitführen werden, deren Schutzfunktion allerdings mit Nachteilen wie gedämpfter Lärmwahrnehmung einhergeht. Große Bedeutung soll außerdem der Artillerie zukommen, zu deren Implementierung Dice jedoch ebenfalls noch nichts verraten hat. Die Spielkarten erstrecken sich über die damaligen Kriegsschauplätze – etwa die italienischen Alpen, die Argonnen oder den arabischen Raum. Weiters wird es auch Maps mit Schwerpunkt auf Häuserkampf geben. Dice hat für Battlefield 1 eine offene Betaphase angekündigt, für die es allerdings noch keinen Termin gibt. Das Spiel soll am 21. Oktober 2016 für Xbox One, PlayStation 4 und den PC erscheinen.
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Die Kraft der Lenden und das schwache Fleisch: Um Schönheit, Betrug und Verbrechen aus Liebe geht es in der Schau "Verführung. Verlockende Schönheit – tödlicher Reiz" in der Salzburger Residenzgalerie. Salzburg – Verschmähte Liebe? Ein bitteres Schicksal. Die Schmach der Zurückweisung zu ertragen erfordert Größe. Allerdings waren es gerade die mächtigsten Götter – Zeus, Herr des Olymps, und sein römisches Pendant Jupiter – die sich um solche Tapferkeit nichts scherten und übelste Listen anwendeten, um doch noch zu ihrem Spaß zu kommen. Als Wolke, Schwan, Goldregen oder Stier machte man sich die Begehrte gefügig. Sie waren also nichts anderes als Vergewaltiger, wie es schon Ovid in seinen Metamorphosen zum Ausdruck brachte: Als die Nymphe Io, Tochter des Flussgottes Inachos, vor Zeus/Jupiter floh, der Gott die Lande weit und breit in Nebel hüllte, die Fliehende aufhielt und ihr die Ehre raubte. Hässliche Übergriffe, zu denen die Kunstgeschichte allerdings die wunderschönsten Gemälde bereithält. Etwa das vor Erotik schier berstende Jupiter und Io von Corregio (16. Jh.) aus dem Wiener Kunsthistorischen Museum. Aber auch in der Schau Verführung. Verlockende Schönheit – tödlicher Reiz in der Salzburger Residenzgalerie hängt ein wunderbares Beispiel: Bei Jean François Millet rennt die Flüchtende allerdings chancenlos in die Wolke hinein. Im Gegensatz zum Schwerenöter Don Giovanni, der letztlich für sein schändliches Tun mit dem Tod bestraft wird, so Astrid Ducke, die die Ausstellung gemeinsam mit Thomas Habersatter kuratiert hat, ist der Göttervater über jeden Zweifel erhaben. Oft sind es die Opfer, die im Anschluss ein elendes Dasein fristen. Dazu passt auch eine andere, selten dargestellte Geschichte der Mythologie, denn auch dort findet der eigentliche Held den Tod. Es ist die Geschichte von Priapos und Lotis, dargestellt vom venezianischen Barockmaler Giulio Carpioni. Priapos, missgestalteter Sohn von Aphrodite und Adonis, verzehrt sich nach der Nymphe Lotis, die ihn jedoch verachtet. Als diese nach einer langen durchzechten Partynacht ermattet schlummert, nähert sich, von Wollust angetrieben, der bockshufige Priapos. Die Szene in der Morgendämmerung durchbricht der Schrei eines Esels. Priapos die Tour vermasselt zu haben, muss er mit seinem Leben bezahlen. Die Ausstellung zu Magie und Zauber, aber auch dunklen Seiten der Verführung hält neben Verlangen und Begehren viel mehr Aspekte bereit: In neun Kapiteln – beim Sündenfall im Paradies beginnend – geht es um die unheilvollen Verquickungen von Liebe und Schönheit mit Eifersucht und Tod, von Verlockung mit Vernichtung, Ruhm und Macht. Dass hier viel nacktes Fleisch zu sehen ist, das wie bei Bathseba im Bade (Francesco Solimena) oder Diana nach der Jagd ruhend (Hendrik van Balen d. Ä.) hell leuchtet, hat freilich mit dem, entsprechend der Auftraggeberseite, männlichen Blick zu tun. Und so wird, wenn sich Odysseus Mannen die Ohren mit Wachs verschließen und der Held selbst an den Segelmast gekettet ist, der Bildbetrachter zum eigentlichen Ziel der Verführung: Mit theatraler Geste locken die kitschig-schönen, barbusigen Sirenen in Alexander Bruckmanns Bild (1829). Verführerische Frauen haben manchem Mann den Kopf gekostet: so Judith und Salome. Interessant ist der Umstand, dass Salome häufiger als Tanzende dargestellt wird, die schöne und gottesfürchtige Witwe hingegen stets mit dem abgeschlagenen Haupt des Holofernes. Kopflos auch ein anderer Herr, ein verliebter Narr, über den man hingegen herzlich lachen darf: Pygmalion, der antike Bildhauer, schmachtet die von ihm geschaffene Skulptur der Galathea an. Fleischgeworden tanzt sie ihm jedoch ziemlich auf der Nase herum. Lotte Reiniger hat dem Dummkopf 1935 einen entzückenden Silhouettenfilm gewidmet. Mit Happy End.
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Alessandro Schöpf könnte es im letzten Moment zur EM nach Frankreich schaffen. Teamchef Marcel Koller schaut sich den 22-jährigen Legionär von Schalke genau an. Im Mittelfeld wäre ein Platz frei. Der Debütant aus Tirol möchte ihn haben. Stegersbach – Ein paar unverbindliche Sätze hat Marcel Koller mit Alessandro Schöpf bereits gewechselt. Der Teamchef hat sich über das werte Befinden erkundigt, ihn willkommen geheißen. Der 22-jährige Tiroler wurde erstmals einberufen. Das ist insofern eine Rarität, als das Nationalteam eine ziemlich geschlossene Gesellschaft ist. Wobei die Tür einen Spalt offen ist, offen sein muss. Denn Koller will Begabten nicht die Resthoffnung rauben. Er hat angekündigt, mit Schöpf einiges ausprobieren zu wollen, auch ein eingeschworener Haufen muss auf Eventualitäten (Verletzungen, Formkrisen) vorbereitet sein. Vielleicht bekommt er am Samstag gegen Albanien ein paar Einsatzminuten. Oder am Dienstag gegen die Türkei. Schöpf weiß es nicht, er hofft es. Seine Aufnahme so kurz vor der EM hat ihn überrascht, in aller Demut macht er aber darauf aufmerksam, dass bei mir einiges passiert ist. Im Jänner ist er vom Zweitligisten Nürnberg zu Schalke transferiert worden, die Ablöse dürfte bei sechs Millionen Euro gelegen haben. Der Vertrag gilt bis 2019. Eineinhalb Jahre hat er den Franken gedient, in 51 Partien netzte er elfmal. Bei den Königsblauen hat er sich rasch akklimatisiert, zwei Tore belegen den guten Eindruck. Schalke ist ganz anders, da wird von außen Druck gemacht, die Medienlandschaft ist wild. Dabei sind wir Vierter. Schöpf hat eine mittlerweile typische österreichische Karriere hingelegt. Er hat die heimische Bundesliga komplett ausgelassen. Die leidet unter dieser Entwicklung, im aktuellen 23-Mann-Kader ist sie nur durch Tormann Robert Almer vertreten. Bei der Heim-EM 2008 brachte sie es auf 13 Spieler. Schöpf: Es gibt viele Wege zum Erfolg, du musst den passenden nur finden. Schöpf hat seinen gefunden. Geboren in Umhausen im Ötztal war er anders als seine Freunde. Die gingen mit Skiern ins Bett, ich mit dem Fußball. Als 15-Jähriger wechselte er vom BNZ Tirol zu Bayern München. Dort genoss er eine nahezu perfekte Ausbildung, allerdings hat er gemerkt, dass es schwierig ist, sich durchzusetzen. Die Übersiedlung im Sommer 2014 nach Nürnberg war keine Flucht, sondern eine vernünftige Entscheidung. In Stegersbach teilt er das Zimmer mit Stefan Ilsanker, die Aufnahme, sagt Schöpf, war herzlich. Es gab keinen Grund, nervös zu sein. Die Qualität hier ist extrem hoch, das Klima toll. Die Kollegen sind vom Neuen angetan. Aleksandar Dragovic sagt: Eine Bereicherung, gute Technik. Julian Baumgartlinger bestätigt das: Passt vom Können, er ist vielseitig und intelligent. Der Gelobte will einfach Gas geben. Ich konzentriere mich voll auf diesen Lehrgang, den Rest kann ich nicht beeinflussen. Schöpf ist im Mittelfeld an verschiedenen Positionen einsetzbar. Er selbst bevorzugt die zentrale Rolle hinter der Spitze, die nimmt im Team Zlatko Junuzovic ein. Auf Schalke wird er rechts verwendet. Er akzeptiert das zum Fußball gehörende Grundprinzip: Ich spiele dort, wo mich der Trainer aufstellt. Heutzutage ist die Vielseitigkeit entscheidend. Da Stillstand ein Gräuel ist, sieht Schöpf bei sich Verbesserungsbedarf. Ich muss entschlossener in Zweikämpfe gehen. Mein Kopfballspiel ist ausbaufähig. Alessandro Schöpf hat die Tür nach Frankreich jedenfalls einen Spalt geöffnet. Sie wird wieder zufallen. Im Idealfall hinter ihm.
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Bosnische Präsidentschaft entschuldigt sich – Belgrader Außenministerium reicht Protestnote ein. Sarajevo/Belgrad – Nachdem der serbische Premier Aleksandar Vučić bei seinem Besuch in der Gedenkstätte Potočari anlässlich der Gedenkveranstaltungen zum 20. Jahrestag des Genozids in Srebrenica am Samstag ausgebuht, ausgepfiffen und mit Flaschen und Steinen angegriffen worden war, hat sich am Wochenende die bosnische Staatspräsidentschaft für die Attacke entschuldigt. Augenzeugen berichteten, dass Vučić durch einen Stein verletzt und seine Brille zerschlagen wurde. Die bosnische Präsidentschaft bedankte sich dafür, dass Vučić im Geiste der Versöhnung gekommen war, und kündigte an, dass gegen die Täter ermittelt werde. Man betonte, dass man daran arbeiten werde, das Vertrauen und die Beziehungen zwischen Bosnien-Herzegowina und Serbien zu verbessern. Auch die Mütter von Srebrenica, eine Opferorganisation, drückten Bedauern aus. Das war keine Attacke auf Vučić, sondern auf uns alle, auf unsere Würde, sagte Munira Subašić. Ex-US-Präsident Bill Clinton, der an der Gedenkveranstaltung teilgenommen hatte, sagte, dass der Angriff wohl nicht passiert wäre, wenn Vučić ein wenig später gekommen oder nur bei der Gedenkstätte gewesen wäre. Vučić war entgegen der Empfehlungen seiner eigenen Sicherheitsleute – und anders als etwa Clinton – durch den Friedhof gegangen, wo Hinterbliebene gerade ihre Angehörigen, Opfer des Genozids von 1995, beisetzten. In Bosnien-Herzegowina ist Vučić wegen seiner Vergangenheit als serbischer Ultra-Nationalist umstritten. Für Kritik sorgte auch, dass Serbien mit Unterstützung Russlands im Vorfeld der Veranstaltung erfolgreich eine UN-Resolution zum Genozid in Srebrenica verhindert hatte. Auf dem Begräbnis wurden ihm auf einem Plakat seine eigenen Worte aus dem Jahr 1995 entgegengehalten: Für jeden getöteten Serben werden wir 100 Muslime töten. In Belgrad wiederum unterbrach der Sender Pink einen Film und sendete ein Sonderprogramm mit dem Titel Attentat auf Vučić. Bis in die Abendstunden wechselten sich zahlreiche Experten und Politiker im Studio ab oder wurden telefonisch zugeschaltet. Auch Innenminister Nebojša Stefanovic sprach kurz nach der Attacke auf Vučić von einem Attentat. Man konnte von organisiertem Mordversuch, Lynchen, einer Ohrfeige für Serbien, einem Angriff auf das serbische Volk hören. Außenminister Ivica Dačić erklärte, dies alles sei die Folge der Politisierung von Srebrenica und ein Angriff auf die serbische Friedenspolitik, und reichte in Sarajevo eine Protestnote ein. Der Grundton war, dass Serbien eine Versöhnung wolle, doch dass das nicht möglich sei in einer Stimmung, in der nur die Bosniaken als Opfer dargestellt würden. Vučić selbst versprach versöhnlich, seine Friedenspolitik fortzusetzen, garantierte allen Bosniaken in Serbien Sicherheit und meinte: Meine Hand bleibt weiter ausgestreckt. (Adelheid Wölfl aus Sarajevo, Andrej Ivanji aus Belgrad, 12.7.2015)
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Umsatz legte um 12 Prozent auf knapp 428 Millionen Euro zu, Betriebergebnis drehte auf 14 Millionen Euro ins Plus. Wien/Ried im Innkreis – Der oberösterreichische Luftfahrtzulieferer FACC, der nach eigenen Angaben durch einen spektakulären Betrugsfall um 50 Millionen Euro geschädigt wurde, hat in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2015/16 sowohl seinen Umsatz als auch das Ergebnis deutlich verbessert und schreibt nun schwarze Zahlen. Der im Zeitraum März bis November erzielte Umsatz stieg um 12 Prozent auf 427,8 Millionen Euro, der Nettogewinn drehte von -11,8 Millionen auf 3,8 Millionen Euro ins Plus, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Das Betriebsergebnis (EBIT) verbesserte sich von -9,0 Millionen auf 14,0 Millionen Euro. Auch das dritte Quartal fiel deutlich besser aus als das Vergleichsquartal des Vorjahres. Der Umsatz stieg um 8,1 Prozent auf 157,7 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und vor der Fair-Value-Bewertung von derivativen Finanzinstrumenten verbesserte sich um 5,5 auf 5,9 Millionen Euro. Am Mittwoch hatte FACC bekannt gegeben, einem Betrug zum Opfer gefallen zu sein, durch den das Unternehmen, das mehrheitlich in chinesischem Eigentum ist, um 50 Millionen Euro geschädigt wurde. Die Liquidität des Unternehmens sei nicht gefährdet, betonte ein Unternehmenssprecher. Die IT-Infrastruktur und die operativen Bereiche des Unternehmens seien von den kriminellen Aktivitäten nicht betroffen. Der Auftragsbestand beläuft sich auf rund 5,2 Mrd. Dollar (4,77 Mrd. Euro) und basiert auf fix verbuchten Flugzeugbestellungen seitens der Airlines bei den Kunden der FACC AG. Der Auftragsbestand entspreche einer Produktionsauslastung von 6 Jahren, heißt es.
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NRW-Innenministerium wies in "Express"-Bericht erhobene Vorwürfe zurück – CDU fordert Rücktritt von Innenminister Jäger. Köln/Düsseldorf – Nach den Silvester-Ausschreitungen in Köln soll einem Bericht zufolge ein Mitarbeiter einer nordrhein-westfälischen Landespolizeibehörde bei der Kölner Polizei darauf gedrungen haben, sexuelle Übergriffe zu verharmlosen. Das berichtete die Kölner Tageszeitung Express am Mittwoch unter Berufung auf interne Vermerke und E-Mails der Kölner Polizei. Das Innenministerium Nordrhein-Westfalens wies das zurück. Laut Express gaben zwei Kölner Dienstgruppenleiter zu Protokoll, dass es am Neujahrstag gegen 13.30 Uhr einen entsprechenden Anruf der Behörde gegeben habe. In dem Anruf in Köln soll der Beamte der Landespolizeibehörde darauf gedrungen haben, eine soeben eingegangene Meldung der Kölner Polizei über Sexualstraftaten in der Silvesternacht zu stornieren beziehungsweise den Begriff der Vergewaltigung zu streichen. Laut den Vermerken habe der anrufende Beamte gesagt, dies sei ein Wunsch aus dem Ministerium des Innern in Düsseldorf. Ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministers Ralf Jäger bestritt laut Express allerdings, dass es am Neujahrstag eine Anweisung aus dem Ministerium zur Stornierung der Meldung gegeben habe. Der Lagedienst des Landeskriminalamts (LKA), der wiederum in Kontakt mit dem Lagezentrum des NRW-Innenministeriums stand, habe am Neujahrstag Abstimmungsgespräche mit der Kölner Kriminalwache geführt. Gegenstand der Telefonate seien die Sachverhaltsdarstellung, die deliktische Einordnung der Straftatbestände, der Kräfteansatz der K-Wache und die polizeilichen Maßnahmen gewesen. Laut Kölner Stadt-Anzeiger vom Mittwoch sagte Jägers Sprecher, es sei üblich, dass das LKA solche Abstimmungsgespräche eigenverantwortlich vornehme. Eine Information an Vorgesetzte im Ministerium habe es deshalb nicht gegeben. Gregor Golland, CDU-Politiker im Düsseldorfer Landtag, forderte gleichwohl den Rücktritt Jägers. Offenbar wollten ranghohe Beamte unter der Aufsicht von NRW-Innenminister Ralf Jäger das Ausmaß der sexuellen Übergriffe in der Kölner Silvesternacht in offiziellen Berichten verharmlosen, sagte Golland dem Onlineportal der Rheinischen Post. Wenn die entsprechenden Medienberichte zutreffen, waren auch Führungskräfte aus dem direkten Umfeld von Jäger über diesen Vertuschungsversuch informiert, fügte Golland hinzu. Ein Innenminister, der solche Vorgänge nicht verhindern kann oder sie sogar duldet, ist nicht mehr tragbar – Ralf Jäger muss zurücktreten. In der Kölner Silvesternacht hatten am Kölner Hauptbahnhof überwiegend aus dem nordafrikanischen Raum stammende Täter massive Übergriffe auf Frauen und Diebstahlsdelikte verübt. Laut einem am Dienstag bekanntgewordenen Bericht Jägers für die nächste Sitzung des Innenausschusses des Landtags sind unterdessen 153 Tatverdächtige bekannt. Davon seien 149 nicht deutscher Nationalität, 103 stammen demnach aus Marokko und Algerien.
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Nach dem Scheitern der Schuldengespräche zwischen Griechenland und den Gläubigern läuft um Mitternacht das Hilfsprogramm aus. Zudem steht eine Zahlung von 1,6 Milliarden Euro an den IWF an, Athen bittet laut Bild um Aufschub. Griechenland hat am Montag angekündigt, diese Zahlung nicht leisten zu wollen. Die griechische Regierung hat bei den Europartnern einen zweijährigen Kredit in Höhe von rund 29 Milliarden Euro beantragt. Diese Summe aus dem Rettungsfonds ESM solle ausschließlich zur Ablösung fälliger Schulden im Zeitraum 2015 bis 2017 verwendet werden, heißt es in dem Brief an Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem, der dem STANDARD vorliegt Wenige Stunden vor dem Auslaufen des Hilfsprogramms für Griechenland berieten die Euro-Finanzminister die neuesten Vorschläge aus Athen. Um 19.00 Uhr MESZ war eine Telefonkonferenz angesetzt. Dabei sollte die neue Bitte der griechischen Regierung erörtert werden, die am Nachmittag eingegangen sei. Griechenland hatte vorgeschlagen, eine Vereinbarung für zwei Jahre zu treffen, in denen Finanzmittel aus dem Euro-Rettungsfonds ESM fließen sollen. Zu einer Einigung kam es vorerst jedoch nicht: Damit läuft das Hilfsprogramm ab Mittwoch 0:00 Uhr aus. Für Mittwochvormittag wurde eine neue Telefonkonferenz angesetzt um über neue Vorschläge aus Athen zu diskutieren. (30.6.2015)
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Gottfried Haber übt Kritik an der griechischen Verhandlungsstrategie, hält aber nichts von einem Grexit. Wien – Der Ökonom Gottfried Haber hat Verständnis für die harte Haltung Deutschlands in den Verhandlungen mit Griechenland. Ein Grexit wäre für ihn ein Super-GAU gewesen. Allerdings habe die Verhandlungsstrategie der griechischen Regierung um Alexis Tsipras die Kosten für die Gläubiger enorm in die Höhe getrieben, sagt Haber, der vor einem Jahr beinahe österreichischer Finanzminister geworden wäre. STANDARD: Der bekannte US-Ökonom Paul Krugman hat scharfe Kritik an der Einigung geübt. Er bezeichnet die Forderungen der Eurogruppe als verrückt. Sehen Sie das auch so? Haber: Das Problem war, dass die Positionen extrem verfahren waren. Unter der alten Regierung war die Durststrecke schon fast überwunden, es ging bereits leicht bergauf. Trotzdem war das Land immer säumig bei der Umsetzung von Reformen, was zu einem Vertrauensverlust geführt hat. Man muss auch die Dimensionen sehen: Jetzt geht es um weitere 100 Milliarden, die alten Pakete hatten ein Volumen von 320 Milliarden Euro. Ein Viertel entfällt auf Deutschland, von daher ist es schon verständlich, warum so eine harte Position eingenommen wurde. In so einer Situation muss man eben sparen. Wobei sparen ja der falsche Ausdruck ist. Es geht darum, die Ausgaben-und-Einnahmen-Ungleichgewichte abzubauen, damit man nicht wieder dort landet, wo man nach dem letzten Schuldenschnitt gelandet ist: bei einer noch höheren Schuldenquote. STANDARD: Der Tenor lautete am Montag: Der Grexit ist vorerst vom Tisch. Kann man das wirklich schon sagen? Haber: Die politische Einigung gibt es. Ich glaube auch, dass es eine Mehrheit im griechischen Parlament geben wird. Sollte es die nicht geben, wäre der Grexit wirklich besiegelt. Falls es in anderen EU-Ländern – etwa Finnland – keine Mehrheit gibt, wäre das nicht so schlimm. Da müsste man möglicherweise eine andere Konstruktion finden. Aber da war Europa immer sehr kreativ. STANDARD: Die griechische Wirtschaft wurde durch die Politik der vergangenen Wochen – Stichwort Volksbefragung – massiv beschädigt, der Schaden für die Geldgeber maximiert. Haben wir nicht einen Punkt erreicht, wo ein Neustart außerhalb des Euro für Griechenland vielleicht wirklich besser wäre? Haber: Der Grexit wäre für Griechenland der Super-GAU gewesen. Man kann sich gar nicht vorstellen, was es bedeutet, wenn ein Währungssystem zusammenbricht. Dann wäre es zugegangen wie in Argentinien 2001. Es wäre zu Versorgungsengpässe gekommen, die die Ärmsten der Armen überproportional getroffen hätten. Die Verhandlungsstrategie der griechischen Regierung mit ihren überzogenen Positionen hat aber auch die Kosten des Einknickens durch die Geldgeber massiv erhöht. Es wäre ein massiver Reputationsverlust für die Eurozone entstanden, wenn sie klein beigegeben hätten. Politisch bestand die Gefahr, dass, wäre die Strategie der Griechen aufgegangen, alle reformwilligen Regierungen sofort abgewählt werden. Ich würde also sagen: Die Kosten des Grexit sind gleich geblieben. Aber die Kosten des Alternativszenarios sind astronomisch angestiegen durch die Maximalverhandlungsstrategie der griechischen Regierung. STANDARD: Mit einem Grexit wäre Griechenland aber für ausländische Investoren wieder interessanter geworden. Nach dem Chaos der vergangenen Wochen wird das Land wohl wieder in eine schwere Rezession schlittern. Haber: Es ist sicher ein riesiger Schaden entstanden. Ich sehe schon die Gegner einer nachhaltigen Budgetpolitik, die sagen: Jetzt spart Griechenland, und die Wirtschaft bricht ein. In Wirklichkeit ist der Schaden aber in den letzten Monaten entstanden. Zu den ausländischen Investoren: Ich glaube nicht, dass sie nach einem Grexit so schnell kommen würden. Ein Zusammenbruch des Wirtschaftssystems ist für Investoren nicht attraktiv. STANDARD: Die Banken sind noch immer geschlossen. Wo sehen Sie in der Praxis die größten Probleme in den nächsten Wochen und Monaten? Haber: Wenn es rechtlich erst mal geklärt ist, dass es ein neues Hilfsprogramm geben wird, dann ist auch die vielzitierte Brückenfinanzierung möglich. Dann können wieder Mittel der Europäischen Zentralbank fließen. Wenn erst mal die Liquidität gegeben ist, können auch die Bankomaten gefüllt und die Banken wieder geöffnet werden. Die Kapitalverkehrskontrollen gegenüber dem Ausland wird es aber wohl noch einige Monaten brauchen. Der Normalbetrieb wird also schrittweise einkehren. STANDARD: In den letzten Tagen wurde auch wieder verstärkt über einen klassischen Schuldenschnitt diskutiert. Die Geldgeber wollen nur über längere Fristen für Kredite und niedrigere Zinsen reden. Das läuft zwar de facto auf dasselbe raus, ist es aber nicht eine Art Wählertäuschung, so zu tun, als ob das Geld in voller Höhe zurückkäme? Haber: Prinzipiell spricht nichts dagegen, Fristen zu strecken und Zinsen zu senken. Ich halte diesen Weg nicht für schlecht. Macht man einen Schuldenschnitt, muss jemand Abschreibungen in seinen Büchern vornehmen, er realisiert also die Verluste. Lässt man die Schulden in den Büchern stehen, hat man das Problem zwar nicht gelöst, aber in die Zukunft verlagert. Es nimmt also den Zeitdruck aus den Verhandlungen. Darum geht es bei allen Maßnahmen: Man kauft Griechenland Zeit, die es braucht, um die Wirtschaft wieder aufzubauen. Der Schuldenschnitt ist auch eine Art Karotte, man signalisiert: Wenn ihr mit den Reformen erfolgreich seid, können wir in einigen Jahren über einen Haircut reden.
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Letzter Beschluss für 2015 – Bures erinnert an "besonderes schwieriges Jahr" im Zeichen des Terrors und der Flüchtlinge. Wien – Neos-Klubobmann Matthias Strolz wird ausgeliefert. Der Nationalrat gab am Donnerstag dem Antrag der Fernmeldebehörde statt, die wegen der Massen-SMS der Wiener Neos am Tag der Gemeinderatswahl ein Verwaltungsstrafverfahren gegen Strolz eingeleitet hat. Das war der letzte Beschluss des Nationalrats für 2015, er tritt erst am 27. Jänner wieder zusammen. Dass Strolz vom Verfahren der Fernmeldebehörde für Wien, Niederösterreich und das Burgenland betroffen ist, liegt daran, dass die Wiener Landespartei über keine Rechtspersönlichkeit verfügt und der Bundesparteichef sie nach außen vertritt. Anlass für das Verfahren ist eine Massen-SMS vom 11. Oktober mit dem Text Heute ist Wahltag in Wien! Nütze deine Stimme und entscheide, in welche Richtung Wien in Zukunft gehen soll. Beate Meinl-Reisinger. Dafür drohen laut Telekommunikationsgesetz bis zu 37.000 Euro Geldstrafe. Zum Abschluss der Sitzung erinnerte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) an den Beginn des Parlamentsjahrs 2015 – die Sondersitzung aus Anlass der Anschläge auf das Magazin Charlie Hebdo. Seither hätten IS-Terror, der Krieg in Syrien und die große Flüchtlingsbewegung uns alle in Österreich und Europa bewegt und vor allergrößte Herausforderungen gestellt und werden uns noch weiter fordern. Arbeitsreich sei dieses Jahr auch jenseits dieser Ereignisse historischer Dimension gewesen, so Bures unter Verweis auf die 113 beschlossenen Gesetze. Schon früher am Abend hatte der Nationalrat einstimmig eine unverbindliche Entschließung zum Syrien-Problem gefasst. Die Regierung wird darin ersucht, weiterhin einen aktiven Beitrag zu leisten, um den mit den Gesprächen in Wien begonnen Prozess zur friedlichen Regelung des Konflikts zu unterstützen und sich gemeinsam mit den EU-Partnern für ein breites national und international abgestimmtes humanitäres Hilfsprogramm für die Menschen im Irak und in Syrien einzusetzen.
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Al-Kaida: Geiselnahme in Bamako Aktion mit Al-Mourabitoune. Bamako – Die Jihadistengruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI) hat sich nach eigenen Angaben im Kampf gegen Frankreich mit der Gruppe Al-Mourabitoune des algerischen Islamisten Mokhtar Belmokhtar zusammengeschlossen. Diese Allianz der Jihadisten habe sich beim gemeinsamen Angriff auf das Hotel in der malischen Hauptstadt Bamako konkretisiert, teilte AQMI-Chef Abdelmalek Droukdel am Freitag mit. Die Geiselnahme in dem Hotel in Bamako war am 20. November unter Beteiligung von Sondereinheiten aus Frankreich und den USA beendet worden. Bei dem Angriff gab es nach Angaben der Behörden in Mali 22 Tote, darunter zwei Angreifer, sowie neun Verletzte. Zu den Todesopfern zählen 14 Ausländer: sechs Russen, drei Chinesen, zwei Belgier, eine US-Bürgerin, ein Israeli und ein Senegalese. Zu der Tat hatten sich noch am selben Tag die Gruppe Al-Mourabitoune und zwei Tage später die malische Befreiungsfront Macina (FLM) bekannt. In einer Audiobotschaft erklärte Droukdel der nunmehr gemeinsame Kampf gegen den Hauptfeind, die Kreuzfahrernation Frankreich, gelte auch dessen Agenten in der Region. Im Mai hatte der einäugige Belmokhtar der Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) die Treue geschworen. Die Gruppe Al-Mourabitoune gehöre nun zum IS, hieß es in einer damals verbreiteten Audiobotschaft. Belmokhtar kämpft für einen Zusammenschluss dschihadistischer Gruppen in Libyen, dem Niger und dem Tschad. Er war bereits mehrfach tot gesagt worden. Entsprechende Meldungen bestätigten sich aber nicht.
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Früher brannte man CDs. Dann starb die CD, und Vinyl wurde wieder hip. Der neueste Trend: die gebrannte Tortilla. Der Youtuber Rapture Records hat eine funktionierende Teigplatte mit Laser gemacht. Wie das geht, zeigt dieses Video: Sie ist essbar, schmeckt aber ein wenig verbrannt, meint der Produzent zu seinem Machwerk.
| 0Web
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Bisher wurde die Waffenruhe dort weitgehend eingehalten. Ankara – Die türkische Armee hat Militärkreisen zufolge durch Bombardements auf Stellungen der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien 55 IS-Kämpfer getötet. Diese hätten sich nördlich der syrischen Stadt Aleppo befunden, verlautete am Sonntag aus den Kreisen. Der Angriff sei bereits am Samstagabend erfolgt. Bei den Bombardements seien zudem drei Fahrzeuge und drei Raketenabschussanlagen zerstört worden. Für Aleppo selbst ist eine Feuerpause vereinbart worden, die zuletzt bis Montag verlängert wurde. Bisher wurde die Waffenruhe dort weitgehend eingehalten.
| 2International
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Frankreichs Staatschef sieht sich nach leichtem Aufschwung im Aufwind. Die Wahlentscheidung fällt am 7. Mai 2017. So viel ist bekannt: François Hollande will es noch einmal wissen – bloß wollen die Franzosen nichts mehr von ihm wissen. Laut Umfragen sind mehr als 80 Prozent gegen eine Wiederkandidatur des 61-jährigen Sozialisten. Nun steht der Termin fest, an dem sich die Zukunft des Landes entscheiden wird: Das Innenministerium hat festgelegt, dass die Schlussrunde der Präsidentschaftswahl am 7. Mai 2017 stattfinden wird. Der konservative Abgeordnete Hervé Mariton twitterte freundlicherweise: Sogar eine Ziege würde François Hollande 2017 schlagen. Links klingt es ähnlich: François Hollande wird nur ein Mandat absolvieren, prophezeit der Soziologe Michel Wieviorka. Er wird wie Ludwig XV. enden, der nachts und heimlich begraben wurde, weil er das Volk dermaßen gegen sich aufgebracht hatte. Auch Starökonom Thomas Piketty, Autor von Das Kapital im 21. Jahrhundert, wirft ihm vor, er neutralisiere mit seiner Sparpolitik seine eigenen Anstrengungen, die Konjunktur wieder anzuwerfen. Und als Hollande vom Front National die Idee übernehmen wollte, Terroristen die Staatsbürgerschaft abzuerkennen, urteilte Piketty hart: Zur Inkompetenz kommt auch noch die Schmach. Der Präsident, der es allen recht machen will, bringt alle gegen sich auf. Aber Hollande wäre nicht Hollande – das heißt, ein unverbesserlicher Optimist –, wenn er darin nicht etwas Positives sähe. Seine Spindoktoren im Elysée erklären, die diversen sozialistischen Umfragefavoriten seien nicht breit genug verankert: Premier Manuel Valls und Wirtschaftsminister Emmanuel Macron seien für die Partei zu rechts, die Ex-Minister Arnaud Montebourg und Benoît Hamon für die Mittewähler zu links. Nur einer vermöge Wähler von weit links bis ins Zentrum hinter sich zu scharen: der Gleiche, der schon 2012 gewonnen habe. Mit dem Präsidentenbonus in die Stichwahl und dort siegreich gegen Marine Le Pen? Dieses Szenario überzeugt parteiungebundene Kritiker wie Piketty und Wieviorka kaum. Sie verlangen deshalb mit Nachdruck eine Vorwahl der Linken. Und zwar ohne Hollande. Auch Sozialistenchef Jean-Christophe Cambadélis, der dem Präsidenten nahesteht, kann sich der Forderung nach einem linken Einheitskandidaten nicht widersetzen. Aber er schweigt zur entscheidenden Frage, ob sich der Präsident der Vorwahl unterziehen müsste. Erniedrigend wäre für den französischen Staatschef allein schon der Umstand, gegen ein Dutzend anderer Kandidaten antreten zu müssen. Der hohe Präsident der Republik in den Untiefen der Parteipolitik – undenkbar! Und doch muss Hollande im Hintergrund verzweifelt um seinen Platz in der Rangordnung feilschen. Er sei nicht grundsätzlich gegen eine Vorwahl, lavieren seine Berater. Die Bedingung sei aber, dass der Staatschef neben den Kandidaten der Grünen oder Kommunisten der einzige Vertreter der Sozialistischen Partei sein müsse. Seit einigen Tagen spürt Hollande den Frühling. Die Wirtschaft wächst etwas schneller als erwartet, die Zahl der Arbeits losen sinkt seit einem Monat. In den Pariser Medien taucht die Frage auf: Ist Frankreich vielleicht tatsächlich über dem Berg? Staatschef Hollande legt in den Umfragen bereits ganz leicht zu. Der unpopulärste Präsident der Fünften Republik sei wie euphorisiert, vermelden Insider. Als wäre er schon im Wahlkampf, verteilt er Geschenke an einzelne Bevölkerungsgruppen: Für Landwirte, junge Arbeitslose, Beamte und Lehrer stellte er in den letzten Wochen insgesamt 2,4 Milliarden Euro bereit. Kein Entscheid, kein Auftritt, der nicht die Königswahl von 2017 im Visier hätte. Eine Mai-Tagung zum Thema Die Linke und die Macht verwandelte Hollande in eine einzige Wahlveranstaltung in eigener Sache. Hollandes Kampf gegen seinen Ruf, gegen die bösen Auguren, die Miesmacher, ist gestartet. Es ist ein einsamer Kampf des ewig Unterschätzten, der beweisen will, dass er es nicht von ungefähr bis an die Staatsspitze gebracht hat. Der beweisen will, dass er nicht auf verlorenem Posten steht. Das ist Shakespeare-Stoff, die Reconquista des Monarchen, des Obersten im Land, der zuunterst gelandet ist, aber nie aufgehört hat, an sich zu glauben. François Hollande ist der Mann, der seine Chance noch packen will. Selbst dann, wenn er ganz offensichtlich keine mehr hat.
| 2International
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Ausgewählte Tweets zu Dietrich Mateschitz und Servus TV. JournalistInnen sollten jetzt über #ServusTV berichten. Und dann über solidarische Maßnahmen beraten. Dank an Dkfm Mateschitz für nochmaliges Überdenken seiner Entscheidung. Danke für die Jobs und diesen großartigen Sender. @ServusTV Wenn Mateschitz bloß beleidigt war, was passiert dann erst wenn er einen wirklich schlechten Tag hat?! #ServusTV Sag mir einen Satz mit Mateschitz! - Mate shits on labor rights. Ganz starke erste Mai-Woche für die Gewerkschaftsbewegung. Mateschitz hat also lieber keinen Sender als einen Sender mit Betriebsrat. #servusTV Aber ohne Betriebsrat wirds natürlich wirtschaftlich tragbar und die Sache mit den digitalen Angeboten sicher auch nicht so schlimm... Bekannter hat dieses seltsame Schaustück den Sender sicher gemacht. Sympathischer wohl nicht. #Mateschitz Fernsehen auf Feudalherren-Art #ServusTV Vielleicht führt die ServusTV Geschichte zu einer tiefergehenden Debatte über die Arbeitsbedingungen im Privat-TV. #callmenaive arbeitnehmerInnen rechte sind hart erkämpft und unveräußerbar. kollegInnen sollten sich mit #servusTV solidarisch zeigen!
| 6Etat
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Fahrzeug wurde auf Weg von Rebellenhauptstadt Saada in Hauptstadt Sanaa beschossen. Sanaa – Im Jemen sind zwei Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) erschossen worden. Die beiden Jemeniten seien auf dem Rückweg von der Rebellenhochburg Saada im Norden zur Hauptstadt Sanaa gewesen, als ein Mann das Feuer auf ihre Fahrzeuge eröffnet habe, sagte eine IKRK-Sprecherin am Mittwoch. Die Wagen seien klar als Fahrzeuge des Roten Kreuzes gekennzeichnet gewesen, sagte die Sprecherin und verurteilte den Angriff aufs Schärfste. Zwei weitere Mitarbeiter hätten den Beschuss unbeschadet überstanden. Das IKRK hatte am Dienstag seine Arbeit in der südlichen Hafenstadt Aden ausgesetzt, nachdem bewaffnete Männer die örtliche Zentrale überfallen und geplündert hatten. Die humanitäre Lage im Jemen ist katastrophal. Seit der Eskalation des Konflikts zwischen den Houthi-Rebellen und ihren Verbündeten in der Armee sowie den Regierungstruppen und ihren ausländischen Unterstützern Ende März wurden bereits mehr als 4.400 Menschen getötet. Ein Großteil der Bevölkerung des ohnehin armen Landes ist infolge des Konflikts von Hunger bedroht.
| 2International
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19-jähriger Jockey siegt mit sechs Längen Vorsprung. Liverpool – Rule the World hat am Samstag die 169. Ausgabe des berühmt-berüchtigten Hindernisrennens Grand National auf der Galopprennbahn in Aintree bei Liverpool gewonnen. Der vom erst 19-jährigen Jockey David Mullins gerittene 33:1-Außenseiter setzte sich auf dem vom Regen aufgeweichten Gelände vor dem Co-Favoriten The Last Samurai sicher mit sechs Längen Vorsprung durch. Jockey Mullins kam nur zum Ritt auf Rule the World, weil sich Stalljockey Bryan Cooper für ein anderes Pferd entschieden hatte, das ihn aber bereits am zweiten Sprung aus dem Sattel katapultierte. Trainiert wird Rule the World vom 65-jährigen Iren Mouse Morris, einem Sohn von Lord Killanin, von 1972 bis 1980 Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Beim Besitzer des Siegers, Michael OLeary, handelt es sich um den Vorstandsvorsitzenden von Ryanair. (APA; 9.4.2016)
| 4Sport
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Die deutsche Industrie schwächelt, die Baukonjunktur kommt nicht in Schwung. Gleichzeitig lassen die Deutschen aber immer mehr im Kaufhaus liegen. Frankfurt – Die Kauflust der Verbraucher hält die deutsche Wirtschaft nach Überzeugung der Bundesbank auf Wachstumskurs, während die Baukonjunktur an Schwung verloren hat und die Industrie weiterhin nicht in Fahrt kommt. Die Aufwärtsbewegung sei im dritten Quartal 2015 vorübergehend wohl etwas weniger dynamisch als zuvor, schreiben die Experten der Deutschen Bundesbank in ihrem am Montag in Frankfurt vorgelegten Monatsbericht Oktober. Trotzdem halten die Notenbanker fest: Die konjunkturelle Grundtendenz ist nach wie vor recht kräftig. Ausschlaggebend dafür sei die anhaltend gute Konsumkonjunktur: Der Beschäftigungsaufbau hat sich verstärkt, und die realen Einkommen der privaten Haushalte profitieren zusätzlich von höheren Verdiensten und niedrigeren Energiepreisen. Dass die Verbraucher dies für zusätzliche Ausgaben nutzen, zeige sich an den steigenden Umsätzen in einigen konsumnahen Dienstleistungsbereichen wie dem Einzel- und dem Kfz-Handel sowie dem Gastgewerbe. Hingegen tritt die Industrieproduktion nach den Angaben auf der Stelle, und die Exportgeschäfte konnten das sehr hohe Niveau nicht halten: Damit haben sich die zuvor geweckten Erwartungen einer Belebung der Industriekonjunktur nicht erfüllt; es ist aber auch nicht von einer Verschlechterung auszugehen. Im Frühjahr hatte die deutsche Wirtschaft ihren Wachstumskurs leicht beschleunigt: Getrieben vom starken Außenhandel kletterte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes im zweiten Vierteljahr 2015 im Vergleich zum Vorquartal um 0,4 Prozent. Zu Jahresbeginn war das Plus mit 0,3 Prozent etwas moderater ausgefallen. Ökonomen der Commerzbank erwarten, dass das deutsche BIP auch im dritten Quartal um 0,4 Prozent gewachsen sein dürfte. Wachstumstreiber seien auch in den kommenden Monaten der schwächere Euro und der niedrige Ölpreis. Zudem facht die für Deutschland viel zu lockere Geldpolitik der EZB die zinssensitive Nachfrage an, erklärte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Auch die derzeit starke Zuwanderung werde einen kleinen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten. Dass keine höheren Zuwachsraten zu erwarten sind, führt Krämer auf die Flaute in Schwellenländern und den mageren Aufschwung im Euroraum zurück.
| 3Wirtschaft
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Parlament in Kiew billigte Budget für das kommende Jahr. Kiew – Das ukrainische Parlament hat die Voraussetzung für die Auszahlung weiterer Finanzhilfen des Internationalen Währungsfonds geschaffen. Am Freitag billigten die Abgeordneten den Haushalt für 2016. Der Fonds hatte dies zur Bedingung für die Bereitstellung der nächsten dritten Kredittranche im Umfang von 1,7 Milliarden Dollar gemacht. Zuvor waren noch mehrere Gesetzesänderungen verabschiedet worden, darunter Steuersenkungen für Angestellte sowie Steueranhebungen bei Tabak, Benzin und Alkohol. Jahrelange Misswirtschaft, Korruption und der Konflikt mit prorussischen Separatisten im Osten des Landes haben die Ukraine an den Rand der Staatspleite getrieben. Der IWF verlangt von der Ukraine, einen Haushalt in Einklang mit den Richtlinien des Fonds zu verabschieden. Zunächst war unklar, ob die Regierung in Kiew dieser Forderung mit dem Etat für 2016 nachgekommen ist. Er sieht zumindest wie vom IWF vorgesehen vor, die Verschuldung auf 3,7 Prozent der Wirtschaftsleistung zu reduzieren. Die Ukraine hat allein in diesem Jahr bereits fast zehn Milliarden Dollar vom Währungsfonds und anderen internationalen Geldgebern zur Aufbesserung ihrer Finanzen erhalten.
| 3Wirtschaft
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Fossil eines Tarbosaurus war aus der Mongolei geschmuggelt und anschließend versteigert worden. New York – Hollywoodstar Nicolas Cage hat einen Dinosaurierschädel zurückgegeben, der ihn eine Menge Geld gekostet hatte: Vor knapp neun Jahren war der Schädel eines Tarbosaurus bataar für eine Viertelmillion Euro versteigert worden. Cage hatte ihn im guten Glauben gekauft – später stellte sich das Fossil aber als in der Mongolei gestohlen heraus, sagte Cages Sprecher. Er hatte von dem Auktionshaus ein Echtheitszertifikat bekommen, sagte Cages Sprecher. Im Juli letzten Jahres wurde sein Büro dann vom Heimatschutzministerium angesprochen, weil mehrjährige Ermittlungen ergeben hatten, dass der Schädel vermutlich illegal aus der Mongolei in die USA geschmuggelt worden war. Cage habe voll mit den Behörden zusammengearbeitet und den Schädel auch untersuchen lassen. Weil die Ermittlungen ergeben haben, dass der Schädel tatsächlich unrechtmäßig im Land ist und der Regierung der Mongolei gehört, hat Mr. Cage ihn den Behörden übergeben. Tarbosaurus bataar lebte in der späten Kreidezeit, Fossilien wurden in der Mongolei und China gefunden. Er gehörte mit bis zu zwölf Metern Länge zu den größten Tyrannosauriden und kann als asiatischer Vetter von T. rex betrachtet werden.
| 7Wissenschaft
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Auf Grund des Datenschutz gibt es keine Angaben zu Vorwürfen. Freistadt/Bangkok – Ein 25-jähriger Oberösterreicher sitzt in Thailand in U-Haft. Das Außenministerium bestätigte einen entsprechenden Bericht im Neuen Volksblatt (Mittwoch-Ausgabe). Aus Gründen des Datenschutzes könnten jedoch keine Angaben zu den Vorwürfen gegen den jungen Mann gemacht werden. Auch nicht, ob es stimme, dass er versucht habe, unwissentlich gefälschte Banknoten wechseln zu lassen. Der Tourist aus dem Bezirk Freistadt sitzt bereits seit mehr als einer Woche in Bangkok in Haft. Das Außenministerium steht sowohl mit den thailändischen Behörden als auch dem 25-Jährigen in Kontakt, ebenso mit einem thailändischen Vertrauensanwalt, der ihm vermittelt worden ist.
| 1Panorama
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Nato lässt 12.000 Soldaten im Land – deutsche Bundeswehr weitet Einsatz aus. Kabul/Washington – Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich einem Bericht des US-Verteidigungsministeriums zufolge im zweiten Halbjahr 2015 verschlechtert. In den vergangenen sechs Monaten hätten die Attacken der radikalislamischen Taliban zugenommen, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht. Sowohl unter den Taliban als auch in den Rängen der afghanischen Sicherheitskräfte seien mehr Menschen bei Kämpfen ums Leben gekommen. Die Taliban stellten vor allem in ihren traditionellen Hochburgen wie der Provinz Helmand eine Bedrohung dar, schrieb das Pentagon. Auch in anderen Landesteilen, etwa in der Stadt Kunduz in Nordafghanistan, hätten die Aufständischen vorübergehend für Instabilität gesorgt. Allerdings hätten die afghanischen Sicherheitskräfte weiter die Kontrolle über alle großen Bevölkerungszentren des Landes. Wegen der verschlechterten Sicherheitslage hatte die Nato bereits Anfang Dezember beschlossen, im kommenden Jahr in praktisch unveränderter Stärke von etwa 12.000 Soldaten in Afghanistan zu bleiben. Der 2001 begonnene Kampfeinsatz war vor knapp einem Jahr beendet und durch die Ausbildungs- und Unterstützungsmission der NATO Resolute Support abgelöst worden. Die deutsche Bundeswehr soll 2016 ihren Einsatz in Afghanistan sogar leicht ausweiten. Das neue Mandat mit einer Obergrenze von 980 Soldaten soll Mitte Dezember endgültig vom Bundestag verabschiedet werden. (APA, 15.12.1015)
| 2International
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26-jähriger Kärntner hat nach seinem schweren Kitzbühel-Sturz in der Reha "g'scheit reingehaut". Innsbruck/Kvitfjell – Früher als erwartet kehrt Max Franz in den alpinen Ski-Weltcup zurück. Rund sieben Wochen nach seinem schweren Sturz im Abfahrtstraining auf der Streif in Kitzbühel, bei dem er Verletzungen im linken Knie, Sprung- und Handgelenk erlitten hatte, ist der 26-jährige Kärntner am Montag ins ÖSV-Aufgebot für die Speed-Rennen am Wochenende in Kvitfjell (NOR) nominiert worden. Ich habe in den letzten Wochen große Fortschritte gemacht. Ich fühle mich körperlich fit und glaube, dass ich eine gute Leistung zeigen kann, betonte Franz in einer Aussendung des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) nach einer Kontrolluntersuchung am Montag in Innsbruck. Der Speed-Spezialist hatte sich am 19. Jänner in Kitzbühel einen Kapseleinriss im linken Kniegelenk, einen Riss des vorderen Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk und eine Absprengung am Mondbein am linken Handgelenk zugezogen. Es war die Motivation von Anfang an, dass ich da gscheit Gas gebe in der Reha, damit sich St. Moritz (Weltcup-Finale, Anm.) oder, wenn es ganz gut geht, Kvitfjell ausgeht. Ich habe in der Reha gscheit reingehaut und bin relativ schnell auf die Ski gekommen, erklärte Franz, der bereits seit zwei Wochen wieder mit Toren trainiert. Das ist alles sehr gut gegangen. Ich freue mich riesig, dass ich jetzt in Kvitfjell an den Start gehen kann, die ganze Arbeit hat sich ausgezahlt. Die Narben von der Operation am linken Sprunggelenk tun ihm ab und zu noch weh und werden ihn noch länger zwicken, aber sonst bin ich schmerzfrei und es geht ganz gut, sagte Franz, der zuletzt in Saalbach auf unruhigen und schlagigen Pisten super trainiert hat. Ich habe Vertrauen in den Fuß, dass er hält und da nichts passieren kann. Auf der coolen Abfahrt und dem saugeilen Super-G in Kvitfjell könne er deshalb nun sehr befreit fahren. (APA, 7.3.2016) ÖSV-Aufgebot für die Weltcup-Rennen am Wochenende in Kvitfjell (Abfahrt am Samstag/11.30 Uhr, Super-G am Sonntag/11.15 Uhr/live ORF eins): Max Franz, Hannes Reichelt, Romed Baumann, Vincent Kriechmayr, Klaus Kröll, Otmar Striedinger, Patrick Schweiger
| 4Sport
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TV weiter Top, Social Media holt auf – Offenbar keine "Lügenpresse"-Stimmung in Österreich – Tageszeitungen legen zu. Wien – Das Fernsehen gilt den Österreichern nach wie vor als vertrauenswürdigste Quelle, wenn es darum geht, sich über Politik zu informieren. Das zeigt der aktuelle APA-/OGM-Vertrauensindex zu den verschiedenen Mediengattungen. Auch Radio, Tageszeitungen und Teletext sind weiter stark. Social Media holte gegenüber der Befragung 2013 auf, abgestürzt im Vertrauensranking sind dagegen Gratiszeitungen. 500 Österreicher ab 16 Jahren wurden am vergangenen Dienstag befragt, ob sie der politischen Berichterstattung vertrauen. Aus dem Saldo von ja und nein wurde der Index ermittelt. Zuletzt war diese Umfrage im Oktober 2013 durchgeführt worden. Damals wie heute an der Spitze findet sich das Fernsehen mit einem Saldo von 50 Punkten. Damit legte es um drei Punkte zu – trotz aller Unkenrufe, dass es Informationssendungen zunehmend schwerer hätten, und einem Trend zum nichtlinearen TV-Konsum, der frühere Fixtermine wie Nachrichtensendungen relativiert. Das Überall-Medium Radio findet sich dicht dahinter mit 49 Punkten, was Gleichstand mit 2013 darstellt. Karin Cvrtila von OGM erklärt dies auch mit den TV und Radio eigenen O-Tönen, wodurch sie als authentischer eingeschätzt würden. Vertrauenswürdigste Info-Quelle Nummer drei ist der Teletext, der 39 Punkte erzielte (minus drei). Keine Vertrauenskrise haben der Umfrage zufolge die Tageszeitungen zu befürchten. In Zeiten, in denen das Schmähwort Lügenpresse zum nur teils ironischen geflügelten Wort wurde, legten sie um zwei Punkte auf 37 zu. Zeitschriften und Magazine liegen mit einem Punkt im Plus. Von der Lügenpresse-Diskussion in Deutschland sind österreichische Printmedien bisher nicht betroffen, so Cvrtila. Spannend der Blick auf Online-Plattformen und Social-Media-Kanäle. Facebook (minus 52 Punkte) und Twitter (minus 26) sind zwar weiterhin Schlusslichter der Vertrauens-Hitparade. Doch beide Channels haben gegenüber 2013 je fünf Punkte aufgeholt und sind die Gewinner der dieswöchigen Umfrage, so Cvrtila. Hier scheinen die Online-Auftritte einzelner Politiker ausschlaggebend zu sein, verweist sie auf einen Trend, den immer mehr Politiker zu nutzen suchen. Youtube (minus 20) konnte sein Saldo immerhin um zwei Punkte verbessern. Google als Informations- oder wohl eher Recherchequelle ist mit 14 Punkten im Plus, Online-Medien mit sechs Punkten. Einen gehörigen Vertrauensverlust setzte es unterdessen für Gratiszeitungen, die im Vertrauensindex acht Punkte verloren und nun bei minus 22 liegen. Eine mögliche Erklärung ist laut Cvrtila die intensive Debatte rund um Inserate und wohlmeinende Berichterstattung in gewissen Titeln. Wenig trauen die Österreicher auch Onlineforen (mit 22 Punkten im Minus) und Instagram (minus 19, erstmals abgefragt).
| 6Etat
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Johannes Paul II. soll nicht unkeusch gewesen sein, Gefühle zu Frauen waren aber da. In seinen unzähligen Briefen an eine polnisch-amerikanische Philosophin bezeichnete Papst Johannes Paul II. die verheiratete Frau als Geschenk Gottes – doch ein platonisches und nicht fleischliches, wie der Autor einer BBC-Dokumentation, die die enge Freundschaft zwischen den beiden thematisierte, betonte. Die beiden seien mehr als Freunde, aber weniger als Liebhaber gewesen. Auch die polnische Nationalbibliothek, die die Briefe besitzt, wiegelte ab: Die Frau habe zum Freundeskreis des Papstes gehört, die Beziehung sei weder vertraulich noch ungewöhnlich gewesen. Die Liebe – die platonische, aber auch die fleischliche – war für den im Jahr 2005 verstorbenen Karol Wojtyla während seines ganzen Lebens ein zentrales Thema gewesen. Er hatte einerseits eine erzkonservative Sexualmoral vertreten und jeden vor- oder außerehelichen Sex, jede Form von künstlicher Empfängnisverhütung und erst recht jeden Schwangerschaftsabbruch verdammt – andererseits hat er unzählige Oden an die Liebe zwischen Mann und Frau geschrieben und die gegenseitige Hingabe unter Eheleuten gepriesen. Dabei wurde seine Sprache nicht selten kühn: In seinem autobiografischen Buch Die Schwelle der Hoffnung überschreiten beschrieb er den ehelichen Sex – etwas verklausuliert – als Weg zur Erlösung: Als Mann und Frau erlöste er sie. Karol Wojtyla, der schon als Neunjähriger seine Mutter verloren hatte, entschied sich für die Ehelosigkeit. Er hatte sich zwar in seiner Jugend und auch als Student ein- oder zweimal verliebt, und (platonische) Verliebtheit dürfte auch bei der Freundschaft zu der im Jahr 2014 verstorbenen Philosophin im Spiel gewesen sein. Wojtylas innigste und tiefste Liebe galt jedoch spätestens nach seiner Priesterweihe der Jungfrau Maria. Totus tuus lautete das Motto, unter das er sein Pontifikat gestellt hatte: Ganz dein.
| 1Panorama
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Sanfter Relaunch der süßen Botschafterin der Stadt. Wenn in der Linzer Herrenstraße gehuldigt und lobgepriesen wird, so passiert dies meist in dem dort angesiedelten Bischofshof. Und doch gibt es Tage, an denen ein Halleluja nicht nur bei der Geistlichkeit, sondern auch in unmittelbarer Nachbarschaft erklingt. Am Dienstag präsentierte der Linzer Traditionskonditor Leo Jindrak gemeinsam mit den führenden Tourismusverantwortlichen einen sanften Relaunch der süßen Botschafterin der Stadt: Die Linzer Torte gibt es nun auch in der Kunstdose. Der Linzer Zeichner und Maler Johann Jascha hat dafür kräftig im Farbtopf gerührt und der Kuchenbox einen gelb-roten Anstrich samt einem Linzer-Torte-Schriftzug am Deckel verpasst. 8,10 Euro kostet das Sammlerstück – 2017 darf sich ein anderer Linzer Künstler beweisen. Die Rezeptur an sich ist aber selbst für findige Touristiker tabu. Geblieben ist daher das charakteristische Teiggittermuster – Mehl, Butter, Zucker, geröstete Nüsse sowie Ribiselmarmelade sind weiter die wichtigsten Zutaten. Und mag auch der erste Bissen staubtrocken (Mürbteig) sein und erst viel später die Ribiselmarmelade die Geschmacksnerven entspannen: Für Tourismusdirektor Georg Steiner bleibt die Linzer Torte ein Geschenk des Himmels.
| 1Panorama
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Ihrem Ruf als energische Theatermanagerin wurde Anna Badora in ihrer ersten Saison am Volkstheater gerecht. Gegen die geplante Schließung der Werkstätten protestierte die Gewerkschaft – vergeblich. STANDARD: Was überwiegt: Erleichterung, dass Sie Hürden der ersten Saison bewältigt haben oder Vorfreude auf die nächste Spielzeit? Badora: Eindeutig die Vorfreude. Ich möchte in der nächsten Spielzeit hauptsächlich auf künstlerischer und inhaltlicher Ebene durchstarten. Auch jetzt schon verzeichnen wir beachtliche künstlerische Erfolge, Lost and Found war auf der Nominierungsliste für das Berliner Theatertreffen. Inszenierungen wie Alte Meister, Nora³, Hakoah Wien und Iwanow oder im Volx/Margareten Ausblick nach oben und Selbstbezichtigung wurden von der Kritik wie vom Publikum hoch bewertet. Aber wir haben nicht nur künstlerisch viel bewegt, sondern auch viele Prozesse struktureller, personeller und finanzieller Art angestoßen, in denen wir ja noch mittendrin sind. Vor zwei Jahren hätte ich selber gesagt: Da nimmst du dir zu viel vor! Aber wenn man ererbte Ordnungen und Strukturen erst mal ein, zwei Jahre akzeptiert hat, kann man sie später nur sehr schwer aufbrechen. Was zu gestalten ist, muss man von Beginn an anpacken. STANDARD: Zuletzt sorgte die Schließung der Werkstätten für Aufregung, die Gewerkschaft befasste den Wiener SP-Landesparteitag damit und behauptete, das Volkstheater sei wirtschaftlich und künstlerisch schlecht geführt. Badora: In der künstlerischen Einschätzung vertraue ich eher Journalisten als Gewerkschaftern. Ich habe mir die Kritiken zum großen Haus angeschaut: Von neun Premieren wurden fünf extrem gut besprochen, vier kontrovers. Aber das muss Theater auch sein! Das hat nichts mit der Schließung der Werkstätten zu tun, die wurde schon vor langer Zeit diskutiert. Erste Empfehlungen des Rechnungshofs gab es 2008, und vor zwei Jahren wurden die Werkstätten ausgegliedert, um strukturelle Kosten für das Volkstheater wesentlich zu reduzieren. Leider gelang es nicht, eine stabile Kundenbasis aufzubauen. STANDARD: Stimmt es, dass der Sozialplan nur durch Streikdrohung zustande kam? Badora: Nein, von Streik war nie die Rede! Der Sozialplan ist in bestem Einvernehmen mit dem Betriebsrat zustande gekommen, an keiner Stelle sind die Verhandlungen eskaliert. Natürlich tut es mir um die Werkstätten, vor allem um die betroffenen Kollegen, leid. Und hätten wir genug Geld, würden wir die Werkstätten nicht schließen. Bei meiner Bestellung sprach man, wenn Sie sich erinnern, von einer Mission Impossible. Ich habe kein gut dotiertes Haus übernommen. STANDARD: Wie viel kann durch die Schließung der Werkstätten eingespart werden? Badora: Rund 400.000 Euro jährlich. Es geht aber auch darum, die Mittel flexibler einzusetzen. Entscheidet sich ein Regisseur gegen ein Bühnenbild, können die Mittel für Medientechnik oder Komponisten verwendet werden. Schon 2008 hat der Rechnungshof die Frage gestellt, warum die Einsparungspotenziale durch Fremdvergaben von damals 25 Prozent nicht genutzt werden, also lange, bevor ich im Volkstheater angetreten bin. Erst jetzt hat der Aufsichtsrat die Maßnahme beschlossen. STANDARD: Die Gewerkschaft verbreitete auch, es gäbe gravierende Einbrüche bei der Auslastung. Badora: Wir haben aktuell eine Auslastung knapp unter 70 Prozent, und das in allen Spielstätten. Dies ist in einem Korridor, der sich mit den Zahlen der Vergangenheit deckt. Wirtschaftlich ist das kein Absturz, und die Untergriffe am Rande der Verhandlungen zum Sozialplan kommentiere ich nicht. Wir haben eine sehr starke, bis jetzt eher ungewohnte Nachfrage an der Abendkasse. Es findet bis zu einem gewissen Grad ein Publikumsaustausch statt, immer mehr junge Leute kommen zu uns. Natürlich bin ich trotzdem noch nicht zufrieden. Aber auf der ganzen Welt weiß man, dass man für die erste Spielzeit Geduld braucht. Ich bin sicher, dass wir in der zweiten Spielzeit die Auslastung steigern können. STANDARD: Was bedeutet eigentlich die rote Tradition des Volkstheaters heute noch? Badora: Für mich heißt es, wieder zum Ort des gesellschaftlichen Diskurses zu werden, eine kritische Auseinandersetzung mit den jeweils bestehenden Verhältnissen zu führen. Unsere zweite Saison spiegelt dieses Bestreben wider: In Österreich wird gegenwärtig wieder sehr stark von Gemeinschaft, vom Wir-Gefühl geredet; das bedeutet aber auch immer, dass es die anderen gibt, die, die man nicht dabeihaben will, die ausgegrenzt werden. Davon handeln Das Narrenschiff von Katherine Porter und Niemandsland von Yael Ronen ebenso wie Jelineks Rechnitz oder Grillparzers Medea. STANDARD: Wollen Sie mit Theater die Welt verändern? Badora: Natürlich nicht Stellung beziehen im parteipolitischen Sinne. Aber Bewusstsein für gesellschaftliche Vorgänge schaffen: ja, ganz stark.
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Über 200 Frauen befragt, große Mehrheit berichtet von sexistischen oder sogar sexualisierten Vorfällen. Ein neuer Sexismus-Bericht weist der IT-Branche große Schwierigkeiten beim Thema Gleichbehandlung und Menschenwürde aus. Das unter dem Titel Elephant in the Valley veröffentlichte Dossier besteht aus Befragungen von über zweihundert Frauen, die sowohl bei kleineren Start-Ups als auch aus etablierten Konzernen wie Apple oder Google arbeiten. Sie berichten in erschreckend hoher Anzahl von sexistischen Vorfällen und sexueller Belästigung. So haben 88 Prozent der Befragten laut eigenen Angaben erlebt, dass Fragen zu ihrem Bereich in Meetings an männliche Kollegen gerichtet wurden. 66 Prozent fühlen sich aufgrund ihres Geschlechts von wichtigen Netzwerken ausgeschlossen, 90 Prozent fühlen sich auf IT-Messen ungerecht behandelt. Mehr als die Hälfte der Frauen erzählt von sexueller Belästigung, wobei sich ein Drittel aller Frauen sogar Sorgen um ihre Sicherheit gemacht hat. Zum Leben erweckt werden die Zahlen, wenn die auf der Website aufgeführten Anekdoten nachgelesen werden. Wie der Spiegel berichtet, ist da beispielsweise von Avancen des Vorgesetzten zu lesen, deren Ablehnung dazu führt, dass die Betroffene keine Geschäftsreisen mehr unternehmen darf. Ein Kunde soll eine Mitarbeiterin gebeten haben, sich während eines Meetings auf ihren Schoß zu setzen. Der Aufholbedarf im Silicon Valley ist schon lange bekannt. Microsoft-Chef Satya Nadella sorgte etwa für Aufregung, als er Frauen davon abriet, um Gehaltserhöhungen zu bitten. Sie sollten Vertrauen in das System haben. Auch in Österreich berichteten in den vergangenen Jahren zahlreiche Frauen von Problemen in der IT-Branche.
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Johannes Griss will seiner Mutter ein Geschenk bereiten. Ein junger Musiker aus Graz hatte sich zu Jahresbeginn die Domain griss2016.at gesichert. Da war von einer Kandidatur von Irmgard Griss noch nicht die Rede. Aber Jannis Betschki ist politisch interessiert und neugierig, er wollte sehen, was passiert. Und dieser Tage bekam er die Antwort: Der Sohn von Irmgard Griss meldete sich bei ihm, man brauche die Domain für den Wahlkampf, ob diese denn noch verfügbar sei. Jannis Betschki ist kein Spielverderber und auch nicht an finanziellem Gewinn interessiert, also leitete er einen unkomplizierten Umzug der Domain in die Wege, wie er dem STANDARD bestätigt. Neuer Besitzer der Domain ist damit Johannes Griss, der seiner Mutter damit ein Geschenk bereiten wolle, wie er darlegt. Wenn alles so unkompliziert geht wie in diesem Fall, wird die Domain Erwin2016.at wohl demnächst zu Niederösterreichs Erwin Pröll wechseln, und Rechnungshof-Präsident Josef Moser in den Besitz von moser2016.at kommen. Verkauft sind diese Domains schon längst, sie harren ihrer Nutzung.
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Sprintsuperstar Usain Bolt macht in seiner Heimat durch rauschende Partys von sich reden, auf den Laufbahnen der Welt durch schwache Zeiten. Dem Jamaikaner droht ein Jahr vor Olympia in Rio de Janeiro die zweite verlorene Saison en suite. New York / Wien - Nach seinem nächsten enttäuschenden Auftritt wirkte selbst der immer so gut gelaunte Usain Bolt nachdenklich und ratlos. Das war eines der schlechtesten Rennen meiner Karriere, die Kurve war definitiv die schlechteste, sagte der sechsmalige Olympiasieger aus Jamaika nach einem schwachen Rennen über 200 Meter in New York: Ich habe mich eigentlich gut gefühlt. Ich war glücklich, mein Trainer war glücklich - ich weiß einfach nicht, was los war. Ich würde es wirklich gerne erklären, aber ich kann es nicht. In 20,29 Sekunden, mehr als eine Sekunde langsamer als bei seinem Weltrekord, gewann der 28 Jahre alte Superstar zwar das Diamond-League-Meeting im auf Randalls Island im East River gelegenen Icahn Stadium, seine schwache Form gibt aber weiterhin Rätsel auf. In dieser Verfassung ist Bolt bei der WM in Peking Ende August nicht konkurrenzfähig, bei Olympia 2012 in London wäre er mit dieser Zeit lediglich auf dem siebenten Platz gelandet. WM noch im Visier Erste Spekulationen, er werde deshalb eventuell seine WM-Titel in der chinesischen Hauptstadt gar nicht verteidigen wollen, wies er allerdings zurück. Es ist zu früh, als dass jetzt die Alarmglocken angehen, sagte Bolt, der sich bei Gegenwind nur knapp gegen seinen 19-jährigen Trainingspartner Zharel Hughes von der Antilleninsel Anguilla durchsetzen konnte. Dem unumstrittenen Star der internationalen Leichtathletik droht allerdings ein weiteres verlorenes Jahr. In der vergangenen Saison kam er nach Verletzungen nie richtig in Tritt, dieses Jahr sollte alles besser werden. Bisher ohne Erfolg. Es läuft einfach nicht glatt. Auch die Rückkehr an die Stätte seines ersten großen Erfolges änderte daran nichts. Am 31. Mai 2008 hatte Bolt in New York seinen ersten Weltrekord - binnen 9,72 Sekunden über 100 Meter - aufgestellt. Wenig später stieg er bei Olympia in Peking mit dreimal Gold zum Superstar auf. Seinerzeit hatte Justin Gatlin gerade erst die Hälfte einer vierjährigen Sperre wegen wiederholten Dopings hinter sich. Jetzt sprintet der 32-jährige New Yorker schneller als je zuvor, lässt eine persönliche Bestzeit der nächsten folgen. Seit 21 Rennen ist Gatlin mittlerweile ungeschlagen. Sowohl über 100 (9,74) als auch über 200 Meter (19,68) ist Gatlin in diesem Jahr der schnellste Mensch der Welt. Und er scheint derzeit unschlagbar zu sein. Selbst ein Bolt in deutlich besserer Form hätte da seine liebe Not.
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Wiens ÖVP-Chef Manfred Juraczka ist um die Innere Stadt nicht besorgt: Die FPÖ sei für Bürgerliche keine Option. Wien – Bezirkschefin Ursula Stenzel sei jetzt ganz auf FPÖ-Parteilinie. Er bereue deshalb nicht, sie im ersten Wiener Bezirk gegen den jüngeren Spitzenkandidaten Markus Figl ausgetauscht zu haben, sagt Manfred Juraczka, Landesparteiobmann der ÖVP Wien, im STANDARD-Interview. Nach der Wahl würde Juraczka mit allen Parteien verhandeln. Eine Koalition schließe er nur aus, wo wir unsere Handschrift nicht erkennen. Der derzeitigen Flüchtlingspolitik der FPÖ applaudieren wir nicht. STANDARD: Nach dem Wechsel Ursula Stenzels zur FPÖ ist es Zeit für eine Fehleranalyse. Wie konnten Sie die Bezirkschefin derart verärgern, dass sie zur FPÖ geht? Juraczka: Ursula Stenzel ist jetzt ganz auf FPÖ-Parteilinie. Sie will einen Grenzzaun zu Ungarn aufstellen. Das ist sicher nicht die politische Welt der ÖVP. Ein anständiger Christdemokrat wechselt nicht zur FPÖ. STANDARD: Bereuen Sie Ihre Entscheidung, Ursula Stenzel ausgetauscht zu haben? Juraczka: Nein, ganz im Gegenteil. Ich bin umso mehr überzeugt, dass die Bezirksgruppe gut daran getan hat, diesen Generationswechsel einzuleiten. STANDARD: War das die Rache für den Satz Stenzels: Der Stadtparteichef bringt keinen geraden Satz in einem TV-Interview heraus? Juraczka: Dass Frau Stenzel nicht gerade zimperlich ist, wissen wir. Ich wünsche den Kollegen Strache und Gudenus noch viel Spaß bei der tagtäglichen Arbeit mit der Frau Bezirksvorsteherin. STANDARD: Das Resultat ist, dass die ÖVP den prestigeträchtigen ersten Bezirk verlieren könnte. Juraczka: Da widerspreche ich heftigst. Für keinen bürgerlichen Menschen ist es eine Option, die FPÖ zu wählen. Wer bürgerlich ist, ist bei der ÖVP zu Hause. STANDARD: Was wird Ihre Konsequenz sein, wenn das nicht so ist? Juraczka: Wir werden den ersten Bezirk halten, da können Sie sich ganz sicher sein. STANDARD: Und wenn Sie ihn doch verlieren sollten? Juraczka: Dann haben wir unser Wahlziel nicht erreicht. STANDARD: Die Umfragewerte der ÖVP Wien sind nicht berauschend. Maria Vassilakou will bei einem Minus zurückzutreten. Sie auch? Juraczka: Vassilakous Ankündigung ist nicht mehr als ein billiger Gag. Ich halte es für denkunmöglich, dass die grüne Fraktion in den entscheidenden Tagen nach der Wahl führungslos ist. STANDARD: Sie werden also nicht zurücktreten, wenn Sie unter den 13,99 Prozent von 2010 liegen? Juraczka: Wir werden die Wahlen schlagen und werden uns dann die Regierungsbildung ansehen. STANDARD: Bei der Listenerstellung für die Wien-Wahl ließen Sie altgediente Funktionäre wie Ingrid Korosec außen vor. Korosec muss nun Vorzugsstimmen sammeln. War es richtig, so drüberzufahren? Juraczka: Wir haben die Kandidatenlisten mit mehr als 90 Prozent in einem 50-köpfigen Gremium beschlossen. Wir sind die einzige Partei, die dem Wähler das letzte Wort gibt, und wir haben die Vorzugsstimmenhürde auf ein Zehntel der gesetzlich vorgesehenen Hürde reduziert. Es liegt an jedem, für sich zu werben, und letztlich an den ÖVP-Wählern, das beste Team zusammenzustellen. STANDARD: Die Neos sehen Vorboten für eine schwarz-blaue Koalition. Schließen Sie das aus? Juraczka: Was die Neos alles sehen. Ich habe immer klar gesagt, Gespräche führe ich mit allen. Es gibt zu allen Parteien Barrieren, die nicht leicht zu überbrücken sind. STANDARD: Hat Ursula Stenzel den Weg zu Blau-Schwarz geebnet? Juraczka: Nein. Es ist ein fundamentaler Unterschied, ob ich mit einer Partei rede, weil sie vom Wähler demokratisch legitimiert ist, oder ob ich für eine Partei kandidiere. Um jetzt Stenzel zu wählen, muss ich die FPÖ ankreuzen. STANDARD: Eine Koalition ist ja trotzdem möglich. Juraczka: Ich rede mit allen Parteien, die derzeit im Gemeinderat sitzen, bekennen würde ich mich zu keiner anderen Fraktion. STANDARD: Können Sie die Kritik an Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nachvollziehen? Juraczka: Nein. Die arme Mikl-Leitner macht unter Aufbringung unglaublicher Kräfte einen großartigen Job. STANDARD: Davon merkt man bei der derzeitigen Flüchtlingssituation nichts. Was hätte Mikl-Leitner anders machen müssen? Juraczka: Deshalb hat sie ihre Anstrengungen mit dem Durchgriffsrecht auf Nationalratsebene gehoben. Es kann nicht sein, dass die Ministerin mit jedem Bürgermeister tagelang Überzeugungsarbeit in Gesprächen leisten muss. STANDARD: Die Flüchtlingskrise spielt der FPÖ in die Hände. Wenn Blau gestärkt wird, könnte die ÖVP in Wien zwischen zwei Koalitionspartnern wählen: FPÖ und SPÖ. Juraczka: Ich glaube nicht, dass es automatisch die FPÖ stärkt, wenn man die Dinge mit Vernunft regelt. STANDARD: Glauben Sie, dass nicht nur der FPÖ, sondern auch der ÖVP in Wien das Flüchtlingsthema in die Hände spielt? Juraczka: Es gibt bei diesem Thema zwei Extremansätze und einen Weg der Vernunft. Ich nehme für unsere Partei in Anspruch, dass wir den Weg der Vernunft gehen wollen. Das ist vielleicht schwerer zu erklären als Ausländer raus oder Asyl für alle. STANDARD: Sie können sich Rot-Schwarz vorstellen, wenn es einen Kurswechsel der SPÖ gäbe. Juraczka: Ich kann mir eine Regierungsbeteiligung prinzipiell vorstellen, wenn wir auch bei den Finanzen einen anderen Kurs fahren als die jetzige Regierung, ja. STANDARD: Würden Sie einen solchen Kurswechsel auch von der FPÖ verlangen? Juraczka: Ganz ehrlich, eine Zusammenarbeit mit der FPÖ mit ihrer derzeitigen Flüchtlingspolitik kann ich mir nicht vorstellen. Wir applaudieren ihnen nicht. STANDARD: Sie schließen eine Koalition mit der FPÖ in Wien aus? Juraczka: Ich schließe eine Koalition aus, wo wir unsere Handschrift nicht erkennen. Wenn die SPÖ eine eklatante Neuverschuldung will, schließe ich eine Beteiligung der ÖVP genauso aus wie bei einer Politik, die nur Ängste macht und keine Sicherheit gibt. STANDARD: Sie fordern mehr Gymnasien. Was leisten sie, was eine Neue Mittelschule nicht kann? Juraczka: Schauen Sie sich die Pisa-Tests an. Wir waren 2012 nur im europäischen Mittelfeld. Nach Schultypen aufgeschlüsselt, wäre das Gymnasium aber Spitzenreiter, noch vor Vorzeigeländern wie Finnland oder der Schweiz. STANDARD: Andere Studien sagen: Wenn es eine gemeinsame Schulform gäbe, würde insgesamt das Leistungsniveau steigen. Juraczka: Die Pisa-Tests zeigen eindeutig, dass die AHS performt. Wir sollten sie nicht aus ideologischen Zwängen heraus entsorgen. STANDARD: Sie sehen Strache ähnlich und gehen wie er in Diskotheken. Erkennen Sie Parallelen? Juraczka: Na geh. Wir sind beide Jahrgang 1969 – übrigens auch die Kollegin Vassilakou. Das dürfte ein starker Politjahrgang sein. Ja, ich mache eine Veranstaltung für junge Menschen, Manfreds Nachtflug. Das war es dann aber auch. Jeden Abend werde ich nicht durch die Diskotheken ziehen. Der Wahlkampf ist schon so anstrengend genug. (Christa Minkin, Rosa Winkler-Hermaden, 4.9.2015) Manfred Juraczka (46) ist seit 2012 Landesparteiobmann der ÖVP Wien.
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Gesetzesentwurf verabschiedet – Saudi-Arabien soll zur Rechenschaft gezogen werden – Obama dürfte Veto einlegen. Washington – Angehörige von Opfern der Terroranschläge am 11. September 2001 sollen nach dem Willen des US-Senats die Regierung Saudi-Arabiens verklagen dürfen. Die Abgeordneten in Washington verabschiedeten am Dienstag einen Gesetzesentwurf, der solche Klagen möglich machen würde. Familien von Opfern der Terroranschläge wollen Saudi-Arabien schon seit längerem zur Verantwortung ziehen. Mehrere Angehörige begrüßten den Schritt des Senats deshalb. Hintergrund sind Vorwürfe gegen das Land, Verbindungen zu den Terroranschlägen in den USA gehabt zu haben. Das Repräsentantenhaus muss dem Entwurf noch zustimmen. Anschließend müsste Präsident Barack Obama das Gesetz unterzeichnen. Er hat sich aber dagegen ausgesprochen. Das Weiße Haus fürchtet, dass amerikanische Bürger im Ausland durch das Gesetz Risiken ausgesetzt werden könnten. Obamas Sprecher Josh Earnest erklärte am Dienstag: Angesichts der Bedenken ist es nur schwer vorstellbar, dass der Präsident das Gesetz unterschreiben wird. Das Gesetz würde die Immunität anderer Regierungen in Bundesgerichten in den USA einschränken und es ermöglichen, sie beispielsweise wegen der Folgen von Terroranschlägen zu verklagen.
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Testbetrieb soll noch in diesem Jahr losgehen. Das selbstfahrende Auto könnte schneller kommen als gedacht. Noch in diesem Jahr will der Daimler-Konzern probeweise Trucks auf Autobahnen schicken, in denen der Computer den Fahrer ersetzt, wie Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte. Wir sind zuversichtlich, dass wir in den nächsten Wochen die Genehmigung für Tests auf deutschen Autobahnen bekommen, sagte er – und fügte hinzu: Dann legen wir auch sofort los. Daimler plant dem Manager zufolge bundesweite Testfahrten, beginnend mit Baden-Württemberg. Mit der Serienreife der teilautonomen Lkw rechnet Bernhard in zwei, drei Jahren, noch bevor die entsprechenden Pkw auf den Markt kommen. Technisch kriegen wir das hin, zeigte er sich zuversichtlich. Die neue Technik erhöhe die Sicherheit im Straßenverkehr, sagte Bernhard. 97 Prozent der Unfälle beruhen auf menschliche Faktoren. Die Maschine fährt insgesamt sicherer als der Mensch. Ganz überflüssig werde der Fahrer mit dieser Technik freilich nicht: Es wird immer ein Mensch drin sitzen, der sicher stellt, dass nichts passiert. Es werde möglich sein, das Fahren zwar komplett der Maschine zu übergeben, auch das Bremsen und Beschleunigen. Der Mensch aber müsse die Fahrt überwachen. Bis zum vollautonomen Fahren werde aber noch einige Zeit vergehen, sagte Bernhard. Da wollen auch Apple, Google und Konsorten dabei sein. Schrecken lasse sich Daimler durch die neue Konkurrenz nicht: Wir fahren bei diesem Thema vorne und lassen uns die Butter nicht vom Brot nehmen.
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Titelverteidiger FC Sevilla gegen Donezk. Nyon – Liverpool trifft im Halbfinale der Europa League auf Villarreal, Titelverteidiger FC Sevilla bekommt es mit Schachtar Donezk zu tun. Das ergab die Auslosung am Freitag in Nyon. Die Reds treten zunächst in Spanien an, Sevilla bestreitet das Hinspiel ebenfalls auswärts. Spieltermine sind der 28. April und der 5. Mai, das Finale findet am 18. Mai in Basel statt. (APA, 15.4.2016) Europa League, Halbfinal-Auslosung: Schachtar Donezk – FC SevillaVillarreal – FC Liverpool Hinspiele am 28. April, Rückspiele am 5. Mai (jeweils 21.05 Uhr MEZ) Finale am 18. Mai in Basel
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Beleidigungen und Drohungen – Entwicklerstudio und Serienschöpfer stellen sich hinter die Schreiberin. Manche Videospiele erfreuen sich auch Jahrzehnte nach ihrem erstmaligen Erscheinen großer Beliebtheit und einer lebendigen Community. Ein solcher Fall ist auch das Rollenspiel Baldurs Gate. Der 1998 von Black Isle entwickelte Titel hat erst Ende März eine neue Erweiterung unter dem Titel Siege of Dragonspear erhalten. Diese bringt Entscheidungen hinsichtlich Handlung und Charakteren mit, die in einem reaktionären Spieleraufstand gegipfelt sind. Weil sie eine transsexuelle Spielfigur erschaffen hat, versuchen nun einige Spieler die Entlassung der Autorin Amber Scott zu erzwingen. Im Rahmen der Handlung trifft man in Siege of Dragonspear auf eine Figur namens Mizhena. Diese wurde als Junge geboren, fühlt sich aber in Wahrheit als Frau, beschreibt Polygon. Einige der Kritiker, die das Game auf Gog.com und Steam mit negativen Wertungen eingedeckt haben, beklagen politische Korrektheit und LGBT-Propaganda. Es wurde gar die Sorge geäußert, dass Mizhena das Ansehen der alterwürdigen Abenteuer-Reihe gefährde. Ebenfalls Anstoß genommen wird an einer Veränderung der Charakterin Safira. Diese gibt sich nun deutlich weniger flirtlustig, was Scott gegenüber Kotaku damit begründete, dass man sie nicht weiterhin als reines Sexobjekt präsentieren wolle. In der Kritik steht das Spiel allerdings auch aufgrund technischer Defizite, etwa Abstürze, Fehler im Multiplayermodus und Änderungen am Interface. Die Entwickler der Erweiterung, Beamdog Studios, trugen in der entbrannten Debatte nicht unbedingt zur Glättung der Wogen bei. Sie erklärten, dass ein guter Teil der negativen Kritiken ausschließlich auf Intoleranz basierten und es bei einem Spiel wie diesen doch eigentlich um den heldenhaften Ethos der Charaktere gehen solle, was sich als Anspielung auf die große Gamergate-Kontroverse verstehen lässt. Die Bewegung Gamergate schrieb sich den Kampf für Transparenz und Ethik im Spielejournalismus auf die Fahnen, machte aber bald hauptsächlich durch Hasskampagnen Schlagzeilen, die sich hauptsächlich gegen Aktivistinnen, Journalistinnen und Entwicklerinnen richteten. Die Entwickler selbst riefen Gamer, denen die Erweiterung gefalle, dazu auf, positive Kritiken zu hinterlassen, um ein Gegengewicht zur lauten Minderheit herzustellen. Auch Amber Scott ist nun im Visier einer Kampagne. Sie wird unter anderem via Twitter mit zahlreichen Drohungen eingedeckt. Ihren Gegnern geht es offenbar darum, ihre Entlassung zu erwirken. Man habe schon Alison Rapp zu Fall gebracht und werde es auch hier schaffen, so die Botschaft. Rapp war bis vor kurzem noch Mitarbeiterin bei Nintendo. Sie hatte Sexismus in der Games-Branche thematisiert, um den Grund ihrer Entlassung – laut Nintendo eine nicht gemeldete Nebentätigkeit – hat sich eine Kontroverse entsponnen. Scott erhält allerdings Rückendeckung. Beamdog-Gründer Trent Oster räumt zwar ein, dass man Mizhena besser ins Spiel hätte integrieren können – zumal die Figur den Spieler sehr unmittelbar mit ihrer sexuellen Identität konfrontiert – und das Charakterdesign in Siege of Dragonspear allgemein noch Feintuning benötige, grundsätzlich begrüße er aber die Arbeit seiner Mitarbeiterin. Mizhena soll nun als Charakter ausgebaut werden und könnte in Zukunft sogar in die Heldenriege des Spielers rekrutiert werden. Auch Ed Greenwood, Erfinder des Forgotten Realms-Szenario, in welcher Baldurs Gate angesiedelt ist, kann die große Aufregung nicht nachvollziehen. Es handle sich um eine magische Welt, in der es auch Halb-Elfen und Halb-Orks gäbe, über deren Entstehung sich auch niemand mockiere. Dazu sei es auch durch im Spiel benutzbare Zauber und Gegenstände für Helden möglich, ihr Geschlecht zu wechseln.
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Bis zu 2.800 Einsatzkräfte der Polizei werden bei den Demos gegen den Wiener Akademikerball im Einsatz sein. Neu sind 29 Teams zur Beweissicherung. Wien – Auch heuer wird wie in den Vorjahren am Abend des FPÖ-Akademikerballs in der Wiener Hofburg am 29. Jänner auf dem Heldenplatz ein Platzverbot verhängt werden. Das kündigt Polizeisprecher Johann Golob dem STANDARD an. Dass der Verfassungsgerichtshof im August eine von der Polizei im Jahr 2012 bei einer FPÖ-Veranstaltung errichtete Sperrzone für den Grazer Freiheitsplatz für rechtswidrig erklärt hat, tue nichts zur Sache. In Graz war das etwas anderes, sagt Golob. Dort sei das Verbot über den Ort der Versammlung verhängt worden, die Demos in Wien würden um die Sperrzone herum verlaufen. Das Verbot, den Heldenplatz zu betreten, das beim Akademikerball 2015 herrschte, sorgte damals jedoch für die Absage einer Standkundgebung des Bündnisses zwischen Grünen, SPÖ Wien und der Hochschülerschaft: Jetzt Zeichen setzen durfte nicht auf den Platz vor der Hofburg und sagte den Protest schlussendlich ab. Heuer mobilisiert das Bündnis wieder zur Kundgebung auf dem Heldenplatz. Neben der Kundgebung direkt vor der Hofburg wurden noch drei weitere Gegendemos angemeldet, zwei davon führen durch die Innenstadt, wie jene der Offensive gegen Rechts. Das Bündnis No WKR hat sich nach der Demo im Vorjahr aufgelöst. Untersagt wurde heuer keine der angemeldeten Protestaktionen gegen den ehemaligen Ball des Wiener Korporationsrings. Derzeit ist es ruhig, es gab keinen Grund, etwas zu untersagen, sagt Golob. Am Donnerstag gaben auch die Ballorganisatoren via Facebook das Motto des diesjährigen Balls bekannt: Südtirol, eine Herzensangelegenheit. Warum Südtirol Motto wurde, möchte Udo Guggenbichler, FPÖ-Gemeinderat in Wien und Veranstalter des Akademikerballs, nicht ausführen – nur, dass es im Rahmen der Eröffnung eine Südtirol-Komponente geben wird. Man rechne mit mehr Besuchern als im vergangenen Jahr. Über etwaige internationale Gäste konnte Guggenbichler dem STANDARD auch nichts sagen. Lade ein Gast solche ein, müsse er sie nicht extra anmelden. Begleitet wird der Abend von 2.500 bis 2.800 Polizisten. Einige von ihnen werden wie schon in den Vorjahren aus anderen Bundesländern zur Hilfe hinzugezogen. Neu sind heuer 29 Beweissicherungsteams der Polizei. Die mit Kameras ausgestatteten Einsatzkräfte sollen den Polizeieinsatz plus mögliche Ausschreitungen filmen. Im Vorjahr kam es bei den Demos zu 54 Festnahmen und etwa 150 Anzeigen wegen strafrechtlicher und verwaltungsstrafrechtlicher Übertretungen. Die Kamerateams sollen Behauptungen – etwa in Strafverfahren – beweisen. Bis jetzt musste sich die Justiz auf Aussagen verlassen. Auch auf die Grenzen zu Deutschland blickt die Polizei. Allerdings gebe es bisher noch wenige Anzeichen für Mobilisierung im Ausland. In den neuen Medien spielt sich derzeit wenig ab, sagt Golob. (Sebastian Fellner, Oona Kroisleitner, 18.1.2016)
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Beide Clubs erreichten wie im Vorjahr k.o.-Phase – Auslosung des Sechzehntelfinales am Dienstag. Wien – Österreichs Eishockey ist wie im Vorjahr durch Red Bull Salzburg und die Vienna Capitals in der k.o.-Phase der Champions Hockey League vertreten. Die Wiener schafften den Aufstieg dank eines 6:5 (3:2,1:3,2:0) bei den Krefeld Pinguinen, dem ersten CHL-Sieg eines ÖEHV-Clubs gegen einen deutschen. Die Salzburger profitierten vom Sieg Jönköpings gegen Sönderjyske und sind ebenfalls Gruppen-Zweite. Damit stehen beide Clubs schon vor ihren letzten Gruppenspielen im Sechzehntelfinale. Die Auslosung erfolgt am Dienstag (12.00 Uhr) in Helsinki, die Capitals und die Salzburger werden dabei jeweils aus dem zweiten Topf gegen einen Gruppensieger gelost. In der Runde der letzten 32 am 22.9. bzw. 6.10. spielen sie das Hinspiel in der eigenen Halle. Linz und KAC ausgeschieden Für die Black Wings Linz (am Sonntag/17.00 daheim gegen Düsseldorf) und den KAC (Sonntag/16.30 bei Red Bull München) ist der Aufstieg beim CHL-Debüt hingegen bereits vor dem letzten Gruppenspiel außer Reichweite. Beide Teams sind noch sieglos und halten bei je einem Punkt aus einer Overtime-Niederlage. Die Vienna Capitals treffen um Abschluss der Gruppenphase am Samstag (18.30 Uhr) auswärts auf Kärpät Oulu. Gegen den finnischen Meister und CHL-Gruppensieger (3 Spiele, drei Siege) hatten sie im Vorjahr in der ersten k.o.-Runde (damals Achtelfinale) verloren. Nie aufgegeben Heuer wurde der Aufstieg durch einen Kraftakt in Krefeld perfekt gemacht. Wir haben nie aufgegeben. Nach den beiden Gegentoren im Powerplay haben wir uns dank des Timeouts wieder gesammelt. Ein sehr starkes drittes Drittel hat uns schließlich auf die Siegerstraße geführt, lobte Coach Jim Boni sein Team. Für das Duell mit Oulu (die Finnen haben erst einen Gegentreffer erhalten) verlangte er trotz des fixierten Aufstiegs vollen Einsatz. Wir müssen jedes Match voll durchziehen, um in Schwung zu kommen, erklärte Boni, der aber kleinere Umstellungen vornehmen und in der Defensive auch etwas ausprobieren will. Salzburg empfängt in der Eisarena Volksgarten mit Gruppensieger Jönköping. Das erste Duell ging nach 1:0-Führung mit 1:4 verloren. Speziell gegen eine Top-Mannschaft wie Jönköping müssen wir unser Spiel über 60 Minuten durchziehen, sagte Coach Daniel Ratushny. Er will trotz des fixierten Aufstiegs vollen Einsatz sehen, auch im Hinblick auf den EBEL-Auftakt gegen die Capitals in der kommenden Woche. Jedes Spiel auf diesem hohen Level ist gut für die eigene Entwicklung. (APA, 5.9.2015) HC Kosice – EC KAC 2:1 n.P. (0:0,1:0,0:1;0:0;1:0) (Video)Tore: Bicek (35. und entscheidender Penalty) bzw. Kapstad (55.). Krefeld Pinguine – Vienna Capitals 5:6 (2:3,3:1,0:2) (Video)Tore: Pietta (4./PP, 24./SH), Hauner (13., 36.), Schymainski (26./SH) bzw. Whitmore (5., 51./PP), Milam (7.), Sharp (10.), Peter (39./PP), Gamache (44.).
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Chef der Privatbahn NTV Flavio Cattaneo ist Favorit. Bei der Telecom Italia hat die Suche nach einem Nachfolger für CEO Marco Patuano, begonnen, der im Streit mit dem französischen Großaktionär Vivendi den Konzern verlässt. Als Favorit gilt der Chef der italienischen Privatbahn NTV, Flavio Cattaneo, der bereits im Verwaltungsrat des Konzerns sitzt. Weitere Kandidaten sind laut Medienangaben der Ex-Chef der Deutschen Telekom, Rene Obermann, und Maximo Ibarra, Nummer eins des italienischen Mobilfunkbetreibers Wind. Zwischen Patuano und Vivendi, der zuletzt seinen Anteil an der Telecom Italia auf 24,9 Prozent ausgebaut hatte, waren zuletzt Meinungsverschiedenheiten aufgetreten. Die Muttergesellschaft des Bezahlsenders Canal+ hat ihre Beteiligung an Telecom Italia in weniger als einem Jahr verdreifacht. Patuano hatte sich unter anderem gegen Abschreibungen von Aktivitäten der Telecom Italia in Brasilien gewehrt, konnte sich jedoch gegen Vivendi nicht behaupten. Der Manager wehrte sich laut Medienberichten auch gegen einen angeblichen Plan Vivendis, Anteile an der börsennotierten Sendemasttochter Inwit an Ei Towers, einer Gruppe im Besitz der Familie von Ex-Premier Silvio Berlusconi, zu verkaufen. Vivendis Verwaltungsratspräsident Vincent Bollore hat seit jeher gute Beziehungen zu Berlusconi. Zuletzt gab es Berichte, Vivendi stehe kurz vor der Übernahme der Pay-TV-Sparte von Berlusconis Mediaset. Dies schürte Spekulationen auf ein größeres Geschäft unter Beteiligung von Telecom Italia. Vivendi ist angeblich an der Bildung einer großen Medien- und IT-Gruppe in Südeuropa interessiert und hält die brasilianischen Assets der Telecom Italia für nicht strategisch. Zuletzt hatte Vivendi bereits Anteile an den beiden französischen Spieleschmieden Ubisoft und Gameloft gekauft.
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Letzte Enquetesitzung am 16. September – Bürger erarbeiteten ebenfalls gemeinsame Stellungnahme. Wien – Die Enquetekommission zur Demokratiereform tritt am nächsten Mittwoch (16. September) das letzte Mal zu einer Sitzung zusammen. Die Oppositionsparteien werden ihre Erkenntnisse daraus bereits am Dienstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz präsentieren. Ein gemeinsames Statement gibt es auch von den teilnehmenden Bürgern, hieß es gegenüber der APA. SPÖ und ÖVP hatten bereits Anfang Juli, vor Abschluss der Enquete, ihre Vorschläge präsentiert und sich damit den Ärger der anderen Fraktionen zugezogen. Die ursprüngliche Idee, über erfolgreiche Volksbegehren automatisch eine Volksbefragung durchzuführen, legten sie nämlich gleich auf Eis. Mehr direkte Demokratie soll jedoch auf Landesebene ermöglicht werden. Opposition fordert Konsequenzen Die Oppositionsvertreter stimmen sich nun laut den Grünen über einen Minderheitenbericht ab. Diesen wollen sie am Dienstag nächster Woche gemeinsam der Öffentlichkeit vorstellen. Zwar sei man in einigen Fragen unterschiedlicher Ansicht, es gebe jedoch eine große Kompromissbereitschaft, zumal die auf die lange Bank-Schiebe-Technik der Regierungsparteien unzumutbar sei, stellte Grünen-Verfassungssprecherin Daniela Musiol gegenüber der APA fest. Ein eigenes Statement haben auch die Enqueteteilnehmer aus der Bevölkerung erarbeitet. Erstellt wurde der Beitrag von jenen sechs der acht Bürger, die immer bei den Veranstaltungen dabei waren, erklärte eine ihrer Vertreterinnen, Barbara Ruhsmann. Die gemeinsame Stellungnahme entspreche im wesentlichen dem 2013 von SPÖ, ÖVP und Grünen ausverhandelten Demokratiepaket. Wir wollen, dass es umgesetzt wird, betonte Ruhsmann. Die Vertreter aus der Bevölkerung werden auch in der letzten Sitzung erscheinen und erklärten, dass wir nicht zufrieden sind damit, wie das verlaufen ist, kündigte sie weiters an. Der Hauptbericht werde von SPÖ und ÖVP gemeinsam erstellt, hieß es aus dem roten Parlamentsklub. Im wesentlichen umfasse dieser die Anfang Juli bei der Pressekonferenz vorgestellten Punkte. Die Bürgerstatements sind dann Teil des Hauptberichts. Nach dem Beschluss des Berichts in der letzten Enquetesitzung am 16. September werden die Erkenntnisse auch im Nationalrat thematisiert.
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Sozialpsychologe Michal Bilewicz erklärt, warum über die Hälfte der Jungwähler für rechte und rechtsradikale Parteien stimmte. STANDARD: Mehr als 60 Prozent der Wähler bis 30 Jahre stimmten für rechte bis rechtsextreme Parteien. Wie kam es zu diesem Rechtsruck? Bilewicz: Ein großer Teil der Jugend bekennt sich zu einem sehr konservativen Weltbild, aber fast ebenso viele sind enttäuscht von der bisherigen Politik und gingen gar nicht wählen. Vor vier Jahren war das noch anders: Da stimmten mehr als die Hälfte der Jungwähler für liberale Parteien, etwa die Palikot-Bewegung. Aber die ging in Streit und Chaos unter. STANDARD: Die jungen Palikot-Protestwähler blieben also zu Hause? Bilewicz: Genau. Stattdessen gingen diesmal eher antidemo kratisch Eingestellte zur Wahl. Die rechten Parteien Recht und Gerechtigkeit (PiS), Kukiz’15 und Korwin haben ein klares Freund-Feind-Bild: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Zudem wollen sie eine starke Führungsfigur, die gesellschaftliche Normen vorgibt. Das ist rechter Autoritarismus. STANDARD: Sind junge Leute nicht eher aufmüpfig? Bilewicz: Normalerweise schon. Wir haben es auch mit einem eklatanten Versagen der Schulen zu tun, die die Staatsbürger- und Demokratieerziehung schleifen ließen. Außerdem führen die instabile soziale Lage, der schwierige Start ins Berufsleben und die fehlende Lebensplanung nicht nur zu einem Grundgefühl der Angst, sondern oft auch dazu, dass die jungen Wähler bei rechten Parteien ihr Kreuzerl machen. Diese Entwicklung sehen wir in ganz Europa. STANDARD: Genauso gut könnten sie aber auch links wählen ... Bilewicz: Einer Theorie zufolge, die Immo Fritsche in Leipzig und Eva Jonas in Salzburg entwickelten, haben rechte Wähler oft das Gefühl, die Kontrolle über das eigene Leben verloren zu haben. Sie fühlen sich fremdbestimmt und suchen nach einer starken Führungsfigur. STANDARD: Aber dabei bleiben sie doch fremdbestimmt? Bilewicz: Ja, aber schauen wir kurz nach Russland: Viele haben keine Arbeit, die Industrie liegt am Boden; es ist schwer, eine eigene Firma zu gründen, die Korruption ist allgegenwärtig. In einem solchen System ist es schwer, das eigene Leben unter Kontrolle zu halten. Doch Wladimir Putin vermittelt das Gefühl, genau zu wissen, was er tut. Und da er so sicher ist, muss das auch richtig sein. Daher seine hohen Zustimmungsraten. STANDARD: Wie wirken sich die sozialen Versprechen der PiS aus? Bilewicz: Kindergeld, Mindesteinkommen, Steuerfreibetrag, Pensionsalter sind eigentlich klassische Forderungen der Linken. Die PiS versprach, das Kindergeld nach ihrem Sieg sofort auszuzahlen. Psychologisch war das geschickt. Leider gibt es die Sozialpolitik nur im Paket mit der nationalkatholischen Ideologie der PiS. STANDARD: Und die Flüchtlinge? Bilewicz: Die PiS gewann vor allem deshalb, weil es ihr gelang, eine regelrechte Anti-Flüchtlings- und Anti-Islam-Panik hervorzurufen. Dabei gibt es in Polen fast keine Flüchtlinge und auch kaum Muslime. Wer aber in Polen Zeitung liest und fernsieht, kann den Eindruck gewinnen, dass fast alle Muslime Terroristen sind. Wenn es einen Meister der Angstmache gäbe, wäre es Jarosław Kaczyński. STANDARD: Müssten junge Polen diese Argumente nicht verwerfen? Bilewicz: Doch, das tun sie auch. Aber diese jungen Leute gingen dieses Mal nicht wählen. Für einen großen Teil der jungen Wähler gab es schlicht keine Partei, die sie hätten wählen können. STANDARD: Verstehen die jungen Polen, worum es beim aktuellen Streit ums Verfassungsgericht geht? Bilewicz: Es scheint sich um einen Prozess zu handeln. Mittlerweile denken immer mehr Polen, dass die Verfassung und damit auch die Demokratie nur von einem funktionierenden Verfassungsgericht geschützt werden kann. Die sträflich vernachlässigte Staatsbürgerbildung findet nun auf der Straße statt. Noch ist es eine relativ kleine Elite, aber sie setzt ein neues Nachdenken über die Prinzipien der Demokratie in Gang. (Gabriele Lesser, 5.5.2016)
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Widersprüche bei Wahlkarten: FPÖ ersucht Verfassungsrichter, die Wahl im zweiten Bezirk "für nichtig zu erklären". Wien – Die FPÖ ficht die Bezirksvertretungswahl in Wien-Leopoldstadt an. Der entsprechende 27-seitige Schriftsatz wurde am Dienstag auf den Weg zum Verfassungsgerichtshof gebracht. Dieses möge die Wahl im zweiten Bezirk gegebenenfalls zur Gänze für nichtig erklären und als rechtswidrig aufheben, heißt es darin. Sollte der VfGH dies tun, müsste die Bezirkswahl wiederholt werden. Die Freiheitlichen beziehen sich auf angebliche Unstimmigkeiten bei der Auszählung der Briefwahlstimmen. Es geht um Differenzen zwischen der Summe der berücksichtigten Wahlkarten und der Summe der gezählten Stimmen. Letztere waren nämlich höher als die ausgewiesenen Wahlkarten. Zur Erklärung: Die Anzahl der Wahlkarten wird vor der Auswertung der eigentlichen Stimmen separat ermittelt. Laut dem vorläufigen Endergebnis lag dieser Unterschied bei 82 Stimmen. Die Stadtwahlbehörde musste infolge eines FPÖ-Einspruchs noch einmal nachzählen. Das Resultat wurde am 20. Oktober im Zuge des amtlichen Endergebnisses veröffentlicht. Dabei wurden 8.223 einbezogene Wahlkarten festgestellt, die Summe der für eine der antretenden Fraktionen abgegebenen Wählerstimmen betrug allerdings 8.246 – also immer noch um 23 mehr als Wahlkarten. Gewissermaßen als Beweis wird aus dem Protokoll der Stadtwahlbehörde zitiert, in dem eine nicht erklärbare Differenz von 23 Stimmen festgehalten wurde. Dies kann nur bedeuten, dass eine oder mehrere Briefwahlkartenwähler mehr als einen Stimmzettel abgegeben haben und/oder bei der Auszählung anwesende oder andere Personen weitere Stimmzettel hinzugefügt haben und dies aufgrund der mangelnden Kontrolle im Ermittlungsverfahren nicht bemerkt wurde, heißt es im Schriftsatz, den Anwalt Markus Tschank für die FPÖ eingebracht hat. Relevant ist das aus Sicht der Blauen insofern, als die Stimmenauszählung die FPÖ um schließlich nur 21 Stimmen hinter den Grünen auswies. Damit verpasste man knapp Platz zwei – und somit den Anspruch auf einen Bezirksvorsteher-Stellvertreter. Genau damit begründen die Freiheitlichen nun auch vorrangig ihr Bestreben nach einer Aufhebung bzw. einer daraus folgenden Wiederholung der Bezirkswahl in der Leopoldstadt. Denn die Rechtswidrigkeit allein des Wahlverfahrens – also des Auszählungsprozederes – reicht laut Schriftsatz nicht aus, um einer Wahlanfechtung stattzugeben. Darüber hinaus müsse das Wahlergebnis von Einfluss gewesen sein. Und dieser sei gegeben, denn die rechtskonforme Handhabung des Wahlverfahrens hätte ohne Zweifel zu einem relativ besseren Ergebnis der wahlwerbenden Partei Freiheitliche Partei Österreichs führen können, womit der wahlwerbenden Partei Freiheitliche Partei Österreichs das Vorschlagsrecht für einen Stellvertreter des Bezirksvorstehers ... zufallen würde. Sprich: Die korrekte Stimmenauswertung hätte der FPÖ womöglich doch den Posten des stellvertretenden Bezirkschefs beschert.
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Emmanuel Mbolela fordert von der EU, Asyl auch aus ökonomischen Gründen zu gewähren. Wien – Zu Fuß machte er sich auf den Weg nach Europa. Die Flucht führte ihn vom Kongo durch die Sahara nach Marokko. Weil Emmanuel Mbolela auf seiner Flucht Menschen kennengelernt hat, die die Reise nicht überlebt haben, die ihre eigene Geschichte nicht mehr erzählen können, schrieb er seine nieder. Ich wollte, dass die Menschen die Situation der Migranten aus Subsahara-Ländern verstehen können, sagt er auf der Lesereise zu seinem Buch Zwischen Widerstand, Flucht und Exil. Die Menschen, die er adressiert, sind die Europäer: Sie wissen nicht, was auf den Routen, die wir nehmen müssen, passiert. Viele glauben, dass wir einfach in ein Flugzeug steigen und so nach Nordafrika fliegen, aber die Reisebedingungen sind sehr grausam. Der heutige Menschenrechtsaktivist Mbolela flüchtete 2002 aus der Demokratischen Republik Kongo. Bis 1964 stand diese unter der Kolonialherrschaft Belgiens, bis 1997 folgte die Diktatur unter Joseph Mobutu. Von Anfang der 1990er bis 2003 im Krieg, ist der Staat in Zentralafrika von Korruption, Vertreibung und ethnischen Säuberungen geprägt. Regierungsgegner werden verhaftet, Vergewaltigungen als Kriegsmittel eingesetzt. Laut Schätzungen starben im Kongo in den 1990er-Jahren sechs Millionen Personen. In seiner Heimat studierte Mbolela Ökonomie und engagierte sich in der Union für Demokratie und sozialen Fortschritt, weshalb er als Oppositioneller eingesperrt wurde. Mithilfe seiner Familie kam er frei, musste das Land verlassen und ins Exil gehen. Am signifikantesten an meiner Flucht war die Zeit, als ich durch die Wüste zog. Ich bin um mein Leben gegangen, sagt er zum STANDARD. Nach vier Jahren in Marokko kam er über das UNHCR in die Niederlande. Die EU-Asylpolitik ist eine zynische, sie wird den Menschen nicht gerecht, kritisiert Mbolela. Die EU betreibe eine Politik, die nur der Sicherheit gewidmet sei. Viele, die aus der Subsahara kommen, würden ohne Papiere aufs Abstellgleis gestellt und in Asyllager gesperrt. Die syrischen Flüchtlinge brauchen derzeit besondere Aufmerksamkeit, sagt er und kritisiert, dass die Migranten aus den unterschiedlichen Regionen auseinanderdividiert würden. Daher befürworte er, dass Deutschland und Österreich ihre Grenzen geöffnet hatten: Davor herrschte ein komplizenhaftes Schweigen und Untätigkeit, sagt er. Viele Flüchtlinge würden es aber nicht an diese Grenzen schaffen. Viele ertrinken im Meer. Die Bilder kennen alle. Aber auch das Mittelmeer erreichen Flüchtlinge aus Subsaharaländern erst nach einem beschwerlichen Weg durch die größte Trockenwüste der Erde. Visakriterien und erschwerte Familienzusammenführung würden dazu führen, dass dort auch Kinder und Frauen reisen und ihr Leben lassen: Was in der Wüste passiert, wissen viele nicht, es gibt keine Kameras. Die Migrationsrouten durch Afrika sind keine neuen. Es sind die Pfade, die früher von den Kolonialstaaten für den Sklaventransport genutzt wurden, aber auch, um die Reichtümer der Länder abzutransportieren, sagt Mbolela: Europa hat die Grenzen für Kapital und Bodenschätze, aber nicht für Menschen offen. Das ist ironisch. Die EU solle begreifen, dass Menschen nicht grundlos nach Europa kommen und diese Strapazen auf sich nehmen, sagt der Aktivist. Er fordert, dass Flüchtlinge Papiere und Zugang zu Arbeit bekommen, wenn sie in Europa ankommen: Egal ob sie vor Bürgerkriegen oder Verfolgung geflohen sind oder aus einer schlimmen ökonomischen Situation entkommen wollen. Niemand will nach Europa, um nur das Sozialsystem auszunutzen.
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Reaktion auf Kennzeichnungspflicht für Produkte aus israelischen Siedlungen in besetzten Gebieten. Jerusalem – Israel will nach der Kennzeichnungspflicht für Siedlerprodukte die EU vorerst nicht mehr als Vermittlerin im Nahost-Friedensprozess akzeptieren. Die diplomatischen Beziehungen zur EU und deren Vertretern würden auf Anordnung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in dieser Angelegenheit bis zu einer Neubewertung ausgesetzt, teilte das Außenministerium am Sonntag mit. Das Verhältnis zu einzelnen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien sei davon allerdings nicht betroffen. Produkte, die in jüdischen Siedlungen in besetzten palästinensischen Gebieten hergestellt werden, müssen gegen den Willen Israels künftig gekennzeichnet werden. Die EU-Kommission hatte die neue Pflicht zur Herkunftsbezeichnung vor kurzem beschlossen. Die EU betrachtet wie die meisten Staaten israelische Siedlungen in besetzten Palästinensergebieten als völkerrechtswidrig. Aus ihrer Sicht sind sie ein Haupthindernis auf dem Weg zu einer Zwei-Staaten-Lösung, als deren Folge Israelis und Palästinenser friedlich nebeneinander leben würden.
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Premier Tsipras überraschte zunächst mit einem neuen Angebot, dann rief er erneut zum Nein-Votum auf. EZB gewährt weiter Notkredite. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hält an der geplanten Volksabstimmung über den Spar- und Reformkurs fest – und bleibt auch bei seiner Empfehlung an die Griechen, mit Nein zu stimmen. Ein Nein bedeutet keinen Bruch mit Europa, sagte Tsipras am Mittwoch im griechischen Staatsfernsehen. Vor dem Referendum am Sonntag wird es keine weiteren Gespräche der Eurogruppe geben, gab dann am Abend Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem bekannt. Zuvor hatte es Signale gegeben, dass es doch noch zu einer Einigung hätte kommen können. Eine Chronologie des jüngsten Zickzackkurses: Irgendwie war am Dienstagabend plötzlich wieder alles anders. Noch vor wenigen Tagen bezeichnete Tsipras die Forderungen der Geldgeber – der EU und des IWF – als erpresserisch und schädlich für die griechische Wirtschaft und Gesellschaft. Weil er sie nicht akzeptieren könne, rief er ein Referendum aus. Das griechische Volk solle entscheiden. Er legte ihnen deutlich ein Nein zu den Troika-Forderungen nahe. Am Dienstag suchte Tsipras dann erneut in einem Brief um eine Verlängerung des Hilfsprogramms an, die Eurogruppe winkte ab, die Hilfen liefen aus. Die restlichen Gelder daraus können nun also nicht mehr ausbezahlt werden. Später kam aber ein zweiter Brief, und der hatte es in sich. Tsipras war nun doch bereit, die Vorschläge der Gläubiger zu akzeptieren, mit einigen wenigen Korrekturen. Das Dokument wurde von der Financial Times ins Netz gestellt. Griechenland ist demnach nun bereit, auf Sozialhilfe für Pensionisten zu verzichten und die Krankenkassenbeiträge für sie zu erhöhen. Auch die Militärausgaben sollten wie von der Troika verlangt gekürzt werden. Dem griechischen Analysehaus Makropolis zufolge klafft im Vorschlag trotzdem ein Loch von 600 Millionen Euro. Die Hälfte davon sei auf den Steuerrabatt für Inseln zurückzuführen, auf den Athen weiter pocht. Für die Eurogruppe kam das Papier zu spät, in einer Telefonkonferenz wollte sie zum Antrag auf ein neues, zwei Jahre dauerndes Hilfsprogramm, der sich im ersten Brief befand, nichts sagen. Finanzminister Yanis Varoufakis schlug seinen Amtskollegen laut Informationen des STANDARD aber einen Deal vor: Er soll einen Schwenk seiner Regierung in Aussicht gestellt haben, wenn die Eurogruppe noch auf einige Forderungen Griechenlands eingehe. Käme man Athen entgegen, würde Tsipras bis zum Referendum am Sonntag für ein Ja zu den Forderungen der Troika werben. Doch diese Hoffnungen zerschlugen sich rasch: In einer TV-Rede rief Tsipras die Wähler erneut dazu auf, mit Nein zu stimmen. Und die Eurogruppen-Finanzminister lehnten nach einer Telefonkonferenz weitere Verhandlungen vor Sonntag ab. Zuletzt versuchte noch Jean-Claude Juncker, Präsident der EU-Kommission, vergeblich, einen Schwenk Tsipras herbeizuführen, allerdings noch bevor das alte Programm auslief. Am Mittwoch wurde auch die erste Umfrage nach Bekanntgabe des Referendums in der Zeitung Efimerida ton Syntakton publiziert. Demnach würden 46 Prozent der Griechen mit Nein und 37 Prozent mit Ja stimmen. Die Reaktion des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble auf das neue Kompromissangebot zeigte, wie zerrüttet das Verhältnis Athens zu den anderen 18 Mitgliedsländern mittlerweile ist. Die aktuelle griechische Regierung sei kein sehr vertrauenswürdiger Partner für Gespräche über ein neues Hilfsprogramm, sagte Schäuble. Damit spielte er wohl darauf an, dass Tsipras seinen Rücktritt andeutete, falls sich das griechische Volk für ein Ja zu den Troika-Vorschlägen ausspreche. Das war freilich noch vor dem neuen Angebot der griechischen Regierung, viele Forderungen doch gleich zu akzeptieren. Es wirkte ein bisschen so, als würde Schäuble die neuen Vorschläge der Griechen als lästige Mätzchen abtun. Der wohl mächtigste Finanzminister der Eurozone betonte auch, dass es keine Forderungen der EU mehr gebe, die Griechenland annehmen könne. In der Tat ist das alte Programm mit all seinen Bedingungen erst einmal weg, einer der Vizepräsidenten der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, sagte bei einer Pressekonferenz am Mittwoch aber, die jetzige Diskussion könne dann gleich in das neue Hilfsprogramm einfließen, das Tsipas beantragt hat. Griechenland muss bis Ende 2017 knappe 30 Milliarden Euro auftreiben, um unter anderem Forderungen beim IWF und bei der EZB zu begleichen. Der Währungsfonds bestätigte indessen, dass Griechenland nun offiziell im Zahlungsverzug ist. Das Land hätte dem Fonds knapp 1,6 Milliarden Euro zurückzahlen müssen. Daraus erwachsen Griechenland vorerst einmal keine Konsequenzen. Das verdankt Athen auch der EU-Kommission, die dem Euroschutzschirm empfahl, die ausbezahlten Hilfen von mehr als 130 Milliarden Euro nicht sofort fällig zu stellen. Dazu hätte der Schutzschirm vertraglich das Recht gehabt. Mit Spannung erwartet wurde auch eine Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Mittwochabend. Die Entscheidung: Griechische Geldhäuser bekommen weiter frisches Notenbankgeld. Die EZB genehmigte die sogenannten ELA-Notkredite an die Institute. Die Obergrenze für die Hilfen wurde auf dem aktuellen Niveau belassen. Insidern zufolge liegt der Rahmen damit weiterhin seit Freitag bei rund 89 Milliarden Euro. Die Zentralbank ist in der Griechenland-Krise zu einem der wichtigsten Player geworden. Ihre Entscheidung, die Nothilfen für Banken zuzudrehen, zwang Griechenland dazu, die Institute geschlossen zu halten. Zuletzt wurde spekuliert, ob die EZB griechische Anleihen mit einem Abschlag bewertet. Banken hinterlegen die Papiere als Sicherheit für Notenbankgeld. Das würde den Finanzsektor noch weiter schwächen.
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Angeklagter bezeichnet sich als "Hitleristen", will aber kein Nazi sein. Salzburg – Nach vier Verhandlungstagen haben am Freitag die Geschworenen ein Urteil gefällt und Björn Erik W. wegen der nationalsozialistischen Wiederbetätigung nach Paragraf 3f schuldig gesprochen. Der Obdachlose soll zwischen Juni 2013 und Juni 2015 in der Stadt Salzburg 53 nationalsozialistisch motivierte Sachbeschädigungen begangen haben. Fünf Jahre Haft befand der Geschworenensenat. Die außerordentliche Strafmilderung – der Strafrahmen liegt für Paragraf 3f zwischen zehn und 20 Jahren – begründete Richterin Bettina Maxones-Kurkowski mit dem umfassenden Geständnis, das einen wesentlichen Beitrag zur Aufklärung der Straftaten darstellte, und der eingeschränkten Schuldfähigkeit des Angeklagten. Erschwerend seien die Vielzahl an Taten und die Vorstrafen anzurechnen. Dennoch würden die Milderungsgründe überwiegen. Gleichzeitig müsse man die leichte Verwirklichung an sich schwerer Strafbestände berücksichtigen. Die Richterin sprach den hohen Strafrahmen für nationalsozialistisch motivierte Sachbeschädigung an. Björn Erik W. hat das Urteil ohne Rücksprache mit seinem Pflichtverteidiger angenommen. Es kann eh nicht besser werden. Staatsanwalt Marcus Neher hat Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung eingelegt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Bei seinen Einvernahmen hatte der rhetorisch gewandte Mann kein Hehl aus seiner Gesinnung gemacht. Er bezeichnete sich selbst als verkappten Hitleristen, er stehe zum NSU, Combat 18 und Adolf Hitler, und Anders Behring Breivik hätte er freigesprochen. Seine Sachbeschädigungen hätten aber keinen NS-Hintergrund, erklärte der 40-Jährige. Ich bin kein Nazi. Ich hatte Wut auf die Politik. Die Demokraten haben auch nicht bewiesen, dass die Demokratie das Bessere ist, sagte W. Die Nazi-Symbolik habe er verwendet, um Wut, Zorn und Hass auf die Politik auszudrücken. Aus Frust habe sich auch seine NS-Gesinnung entwickelt, erklärte er in seinen Schlussworten. Das ist durch meine Obdachlosigkeit passiert. Ich hoffe, dass Sie mit mir Verständnis haben und mir eine zweite Chance geben im christlichen Sinne, bat er die Geschworenen. W. soll fünfmal das Widerstandsdenkmal auf dem Salzburger Kommunalfriedhof mit Namen bekannter Rechtsextremer und Nationalsozialisten beschmiert haben, NS-Parolen auf Parteizentralen, das Integrationshaus, die Caritas und Schulen gesprayt haben, zehn Stolpersteine unkenntlich gemacht und mehrere Plakate der Aktion #88gegenrechts ruiniert haben. Höhepunkt der Vandalenakte war am 13. Mai 2014 die Zerstörung des an die Opfer des Nationalsozialismus erinnernden Euthanasie-Mahnmals im Salzburger Kurgarten. Von Anfang an hatte W. zugegeben, die Taten begangen zu haben. Nur bestritt er den NS-Hintergrund und damit die Wiederbetätigung. Staatsanwalt Marcus Neher erklärte, noch nie habe er bei einem Angeklagten so viel Offenkundiges, das nach einer nationalsozialistischen Gesinnung schreit, vorzubringen gehabt. W. habe einschlägige Vorstrafen, gebe die Taten zu, bezeichne sich selbst als Hitleristen und habe in seiner Befragung erklärt, sich ganz bewusst der Nazi-Symbolik bedient zu haben. W.s Versuch, die Gratwanderung zwischen nationaler und nationalsozialistischer Gesinnung zu schaffen, sei gescheitert, meinte Neher. Der Angeklagte habe ganz offenkundig eine Sympathie und Affinität für den Nationalsozialismus. Er habe Symboliken verwendet, die in der rechten Szene kein Allgemeingut seien, sondern die nur der harte Kern kenne, betonte der Staatsanwalt. Als Beispiel nannte Neher die 14 Words des amerikanischen Rassisten und Neonazis David Eden Lane, die der Angeklagte aus dem Stegreif könne und die er nach eigenen Angaben auch verbreiten wolle. Auch das von der White-Power-Bewegung und dem Ku-Kux-Klan verwendete Keltenkreuz und die Wolfsangel, die als Abzeichen der Panzer-SS verwendet wurde, fanden sich in seinem Repertoire. Besonders hervorheben wollte Neher in seinem Schlussplädoyer die Beschmierung von Schulen. Der Angeklagte habe ganz bewusst Links zu rechtsradikalen Websites an die Schulen gesprayt. Er liefert die Rechtsdoktrin den Schülern frei Haus, sagte der Staatsanwalt. Bereits 2007 habe er in rechtsradikalen Foren vorgeschlagen, so Schüler zum Rechtsrock zu bringen. Zudem habe er die Idee geäußert, eine Anti-Israel-CD zu entwerfen und an Schulen zu verteilen. Der Pflichtverteidiger unterstrich vor den Geschworenen in seinem Plädoyer die Persönlichkeitsstörung seines Mandanten. Diese gehöre behandelt. Wäre er bei seinen ersten Verurteilungen wegen Verhetzung bereits behandelt worden, dann würden wir heute nicht hier sitzen, sagte Jörg Dostal. W. habe als Kind schlechte Erfahrungen mit Ausländern gemacht und eine Identitätskrise als Österreicher in Deutschland mit einem türkischen Vater durchlaufen. Das psychologische Gutachten attestierte dem Angeklagten, zu den Tatzeiten zurechnungsfähig gewesen zu sein. Er habe zwar eine Persönlichkeitsstörung, aber diese sei nicht sehr ausgeprägt. Seine politische Gesinnung sei kein Krankheitsbild. Einen NS-Hintergrund über alles zu stülpen gehe nicht, betonte der Verteidiger. Sein Mandant habe nicht einmal gewusst, dass es sich um ein Euthanasie-Mahnmal handle, er habe sich an der Politik rächen wollen. Er beschreibt sich als einsamen Wolf und ist bei keiner Gruppierung dabei. Nazis treten im Rudel auf. Dostal bat die Geschworenen, seinen Mandanten wegen der Sachbeschädigungen zu bestrafen. Seine Vorgeschichte und sein geistiger Zustand seien wichtig, um ihn zu verstehen.
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Dem Fernsehpublikum bekannt wurde von Hassel als beharrlich und eher unspektakulär ermittelnder Kommissar Edgar Brinkmann. Hamburg – Der Schauspieler und ehemalige Frankfurter Tatort-Kommissar Karl-Heinz von Hassel ist tot. Er starb nach kurzer schwerer Krankheit am Dienstag in Hamburg, bestätigte seine Ehefrau Karin von Hassel der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Dem Fernsehpublikum bekannt wurde von Hassel als beharrlich und eher unspektakulär ermittelnder Kommissar Edgar Brinkmann in den Tatort-Filmen des Hessischen Rundfunks. Stets korrekt gekleidet, als Markenzeichen mit einer Fliege, ermittelte er von 1984 bis 2001. In den vergangenen Jahren war von Hassel vor allem auf Theaterbühnen in Düsseldorf, Hannover und Essen zu sehen.
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Rund ein Viertel der Professoren werden aus den eigenen Unis berufen. Wien – An den österreichischen Universitäten werden nicht nur die Studenten immer internationaler: In den vergangenen zehn Jahren wurden außer 2011 jeweils mehr Professoren von ausländischen Unis berufen als aus dem Inland – vor allem von deutschen Hochschulen wechseln viele Wissenschafter nach Österreich. Rund ein Viertel der Professoren wird aus der eigenen Uni berufen. Die Universitäten berufen jedes Jahr zwischen 200 und 300 Professoren neu: Diese Neo-Professuren werden je nach Herkunftsuni in den Wissensbilanzen der Hochschulen in fünf Kategorien geteilt: Eigene Universität, andere national, Drittstaaten, Deutschland und andere EU. In den meisten Jahren stellen dabei die Professoren aus Deutschland die größte Gruppe. 2013 übertrumpften sie sogar die zusammengerechneten Berufungen aus der eigenen und anderen österreichischen Unis. 2014 wurden insgesamt 238 Professoren berufen: 53 kamen aus der eigenen Uni, 57 aus anderen österreichischen Universitäten, 66 aus Deutschland, 37 aus der restlichen EU und 25 aus Drittstaaten. Über die Jahre gerechnet wird insgesamt ein Viertel der Professoren aus der eigenen Universität berufen: In den vergangenen fünf Jahren wurden 342 von 1.280 Professuren durch interne Kandidaten besetzt. Spitzenreiterin bei Hausberufungen ist dabei die Musikuni Wien: Sie besetzte in den vergangenen drei Jahren 15 von 27 Professuren mit Hauskandidaten. Das vergleichbare Mozarteum in Salzburg kam im gleichen Zeitraum auf nur eine Hausberufung bei ebenfalls 27 Professuren, die Kunstuni Graz auf drei von 17. Selbst die Uni Wien besetzte nur 18 Professuren intern – und das bei insgesamt 160 neuen Professoren.
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Evan Griffin nutzte die Gopro seiner Tochter, ohne von ihr über deren Einstellungen instruiert zu werden. Ein irischer Tourist namens Evan Griffin avanciert mit seinem Video zum Youtube-Star. Auf seinem Trip nach Las Vegas wollte Griffin die Eindrücke in Bewegtbildern festhalten, allerdings hielt er die Kamera konstant verkehrt herum. Dabei handelt es sich um die Gopro seiner Tochter, die dadurch im permanenten Selfie-Modus filmte. Seine Familie hat das Video jetzt zusammengeschnitten und auf Youtube veröffentlicht. Binnen kurzer Zeit konnte Griffin mehr als vier Millionen Klicks abstauben. Kein Wunder, ist das Produkt doch ein surreal-absurdes Video mit ganz eigenem Charme. Schau dir diese Berge an, sieht das nicht beeindruckend aus, fragt Griffin etwa – und die Zuseher können nur sein Gesicht sehen. Fortan will Griffins Tochter ihrem Vater geborgte Geräte besser erklären – leider.
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Bruder bestreitet jahrelanges Wegsperren. Rosenheim – Nach der Befreiung einer geistig behinderten jungen Frau in Rosenheim hat die Polizei mit umfassenden Ermittlungen begonnen. Dabei soll auch geklärt werden, ob die 26 Jahre alte Autistin tatsächlich wie zunächst angenommen jahrelang oder womöglich nur hin und wieder in ein Zimmer eingeschlossen wurde, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch auf Anfrage. Der Fall sei eine familiäre Tragödie. Wie inzwischen bekannt ist, lebte in der Wohnung neben Mutter und Tochter auch ein Sohn. Der Schüler bestritt in der Bild-Zeitung vom Mittwoch das jahrelange Wegsperren und sprach davon, dass seine Mutter die Tochter zum Schutz vor deren Aggressionen in gewissen Situationen eingeschlossen habe. Wie der Polizeisprecher sagte, prüfen die Ermittler nun auch dies. Entscheidend sei, dass die Betroffenen aus dieser Situation heraus seien. Es habe sich um geradezu menschenunwürdige Verhältnisse in der Wohnung gehandelt, mit schlimmen hygienischen und allgemeinen Zuständen. Bei der bevorstehenden Zwangsräumung ihrer Wohnung hatte sich am Dienstag die 54 Jahre alter Mutter womöglich in suizidaler Absicht im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses in die Tiefe gestürzt. Beim anschließenden Polizeieinsatz entdeckten die Ermittler die eingesperrte Tochter. Diese ist inzwischen in einer psychiatrischen Fachklinik untergebracht, der Bruder wird von den Behörden betreut. Dem Polizeisprecher zufolge befindet sich die Mutter auf dem Weg der Besserung. Sie sei aber noch nicht vernehmungsfähig.
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Investoren reißen sich um den Hafen. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
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Christine Lagarde versandte Brief – Juncker lobt Griechenland: Ziele sind "so gut wie erreicht" – Parlament in Athen stimmt über neues Sparpaket ab. Berlin/Athen – Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Länder der Eurozone in einem Brief aufgefordert, unverzüglich Verhandlungen über Schuldenerleichterungen mit Griechenland aufzunehmen. Entsprechende Informationen der Financial Times bestätigte am Freitag ein IWF-Sprecher in Washington. Ich kann bestätigen, dass es den Brief gibt, sagt er der Deutschen Presse-Agentur. Den Bericht der Zeitung bezeichnete er als zutreffend. Schuldenerleichterungen müssten nun sofort auf den Tisch, schrieb IWF-Chefin Christine Lagarde der Financial Times zufolge an die 19 Eurozonen-Länder. Andernfalls stehe die Beteiligung des IWF am dritten Hilfsprogramm für Griechenland in Frage. Die Finanzminister der Eurozone treffen sich am Montag. Die Gespräche über weitere Haushaltseinsparungen in Griechenland in Höhe von drei Mrd. Euro seien fruchtlos. Die Vereinbarung mit der EU, mittel- und langfristig einen Haushaltsüberschuss (ohne Schuldendienst) von 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erwirtschaften, sei unrealistisch. Dieses Ziel müsse auf 1,5 Prozent nach unten korrigiert werden. Machen wir uns nichts vor – dieses höhere Ziel wäre nicht nur sehr schwer zu erreichen, es wäre möglicherweise auch kontraproduktiv, schrieb Lagarde. Um 3,5 Prozent zu erreichen, müsste Griechenland noch heftiger sparen. Das neue Hilfspaket hat einen Umfang von bis zu 86 Mrd. Euro. Griechenland braucht im Juli frisches Geld, wenn es Milliardenkredite zurückzahlen muss. Bisher ist der IWF nicht an Bord. Vor allem Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble fordert, dass der IWF beim dritten Griechenland-Paket mit von der Partie sein soll. Deutschland lehnt aber einen Schuldenschnitt ab. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sieht Griechenland auf einem guten Weg. Wir sind gerade bei der ersten Überprüfung des Programmes, und die Ziele sind so gut wie erreicht, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag). Die europäischen Finanzminister würden am Montag erste Diskussionen darüber führen, wie man die Schulden für Griechenland langfristig tragfähig machen kann, fügte Juncker hinzu. Von einem neuen Hilfspaket könne nicht die Rede sein. Die griechischen Wirtschaftsdaten seien besser als erwartet, sagte der EU-Kommissionspräsident. Seine Behörde gehe von einer Rückkehr zum Wachstum im zweiten Halbjahr 2016 aus, das sich im kommenden Jahr noch beschleunigen werde. Mit dem Programm, das im letzten Sommer begann, hat Griechenland also die Grundlage dafür erhalten, zu einer dauerhaft stabilen Wirtschaftsentwicklung zurückzukehren, sagte er. Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone sei schon im vergangenen Jahr keine Option gewesen und ist es jetzt erst recht nicht. Aus Protest gegen ein neues Sparprogramm mit Rentenkürzungen hatten die griechischen Gewerkschaften am Samstag den zweiten Tag in Folge gestreikt. Im Parlament begann eine zweitägige Debatte über das neue Bündel von Sparmaßnahmen. Am späten Abend soll darüber namentlich abgestimmt werden, wie das Parlamentspräsidium mitteilte. Die Gewerkschaften laufen gegen diese Maßnahmen Sturm. Demonstrationen sind im Zentrum sowie vor dem Parlament in Athen geplant. Das Sparpaket hat ein Volumen von insgesamt 5,4 Milliarden Euro. Das Parlament entscheidet am Sonntagabend über Pensionskürzungen, mit denen 1,8 Milliarden Euro gespart werden sollen. Zudem sollen weitere 1,8 Milliarden Euro durch Steuererhöhungen in die Staatskassen fließen. Zu einem späteren Zeitpunkt soll das Parlament über Erhöhungen der indirekten Steuern in der Höhe von 1,8 Milliarden Euro entscheiden. Die Regierung unter dem linken Premier Alexis Tsipras verfügt über eine knappe Mehrheit von 153 Abgeordneten im Parlament mit 300 Sitzen. Die Sparmaßnahmen sind Voraussetzung für weitere Hilfen seitens der Gläubiger für das von der Pleite bedrohte Griechenland.
| 3Wirtschaft
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Schwaiger/Hansel gewannen erstes von drei Gruppenspielen gegen Italienerinnen Giombini/Toti glatt 2:0. Klagenfurt – Die Beach-Volleyball-EM in Klagenfurt hat für die österreichischen Damen vielversprechend begonnen. In vier Spielen gab es am Dienstag vor bereits gut gefüllten Tribünen am Centre Court drei Siege. Die größten Hoffnungsträgerinnen Stefanie Schwaiger/Barbara Hansel gewannen das erste von drei Gruppenspielen gegen die Italienerinnen Laura Giombini/Giulia Toti glatt 2:0 (11,14). Hansel reagierte erleichtert auf den Erfolg im ersten gemeinsamen EM-Match. Es war gar nicht so einfach. Ich hatte am Anfang schon weiche Knie, aber wir sind super gestartet und haben gut gespielt, meinte die Salzburgerin nach dem lediglich halbstündigen Match am sonnigen Nachmittag. Ex-Europameisterin Schwaiger durfte sich ebenfalls über einen gelungenen Auftakt mit ihrer neuen Partnerin freuen. Wir sind in den letzten Monaten gut zusammengewachsen. Unser Spiel passt immer besser, ich bin froh, dass ich wieder da bin, sagte die Niederösterreicherin. In den restlichen Gruppenspielen am Mittwoch und Donnerstag warten auf das Duo noch zwei russische Paare. Nur die Gruppensieger steigen direkt ins Achtelfinale auf. Katharina Schützenhöfer/Lena Plesiutschnig setzten sich gegen die Finninnen Riikka Lehtonen/Taru Lahti 2:0 (14,21) durch. Die Silbermedaillengewinner der Europaspiele hatten nur im zweiten Satz Probleme, gewannen diesen nach einer Aufholjagd aber doch noch. Wir haben uns wieder auf die Dinge fokussiert, die vorher gut funktioniert haben und um jeden Ball gekämpft. Wir haben gut gespielt, das war ein Wahnsinnsauftakt, meinte Schützenhofer. Mit den Titelverteidigerinnen Madeleine Meppelink/Marleen van Iersel (NED) und den routinierten Vasiliki Arvaniti/Maria Tsiartsiani (GRE) haben sie noch zwei harte Aufgaben vor sich. Ich freue mich schon darauf, wieder hier zu spielen, betonte Plesiutschnig ungeachtet der schweren Gegnerinnen. Für den ersten Sieg des Tages hatten Cornelia Rimser/Nadine Strauss gesorgt. Das Wildcard-Duo besiegte die Russinnen Anastasia Barsuk/Daria Rudych, die als Ersatz für ein als Nummer 2 gesetztes italienisches Team eingesprungen waren, 2:0 (15,24). Das ist ein großartiger Auftakt, wir sind überglücklich. Es war ein hartes Match, aber wir haben gut serviert, so die erst 19-jährige Strauss. Valerie Teufl/Bianca Zass unterlagen den deutschen Ex-Vizeweltmeisterinnen Karla Borger/Britta Büthe dagegen erwartungsgemäß 0:2 (-12,-15). Die Herren um die Medaillenhoffnungen Clemens Doppler/Alexander Horst steigen am Mittwoch mit ihren jeweils ersten Gruppenmatches ins Turnier ein.
| 4Sport
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ÖFB-Teamspieler wechselt zu Schweizer Meister: Vertrag über ein Jahr mit Option auf ein weiteres. Basel/Wien – Marc Janko hat sich für den FC Basel entschieden. Der österreichische Fußball-Nationalstürmer wechselt nach einem Jahr in Australien zum Schweizer Meister. Der Niederösterreicher unterschrieb am Donnerstag, seinem 32. Geburtstag, einen Ein-Jahres-Vertrag mit Option auf eine weitere Saison. Das gab sein neuer Club bekannt. Ein Jahr vor der angestrebten EURO 2016 in Frankreich hat Janko damit schnell eine neue sportliche Heimat gefunden. Sein Vertrag beim Sydney FC war Ende Mai trotz einer starken Saison, in der er nach 16 Toren zum Spieler des Jahres in der australischen A-League gewählt wurde, nicht verlängert worden. Zuletzt war auch ein möglicher Wechsel nach Österreich zur Wiener Austria ein Thema. Sechs Meistertitel in Serie Das Rennen um den Goalgetter machte aber der FC Basel. Die Basler haben zuletzt sechs Schweizer Meistertitel in Serie geholt und spielen auch in der Champions-League-Qualifikation. Von 2011 bis 2013 war mit Verteidiger Aleksandar Dragovic auch einer von Jankos ÖFB-Teamkollegen beim Club tätig. Neuer Trainer ist seit diesem Sommer der Schweizer Urs Fischer. Ich freue mich auf die Möglichkeit, in diesem tollen Club spielen zu dürfen, und hoffe, der Mannschaft zu einer erfolgreichen Saison verhelfen zu können, erklärte Janko in einer Clubaussendung. Sehr, sehr glücklich, bekanntzugeben, dass ich für den FC Basel 1983 unterschrieben habe, ergänzte der Angreifer auf seiner Facebook-Seite. Ich freue mich darauf, bald meine neuen Teamkollegen zu treffen. Trainingslager am Tegernsee Nächste Woche ist es soweit. Janko reist am Dienstag ins Trainingslager der Basler an den Tegernsee. In Bayern bereitet er sich mit seinen neuen Kollegen auf die Saison vor, die am 19. Juli mit einem Heimspiel gegen den FC Vaduz beginnt. Davor genießt Janko noch einige Tage frei. Der 1,96-Meter-Mann hat erst vor wenigen Tagen geheiratet. In Basel tritt Janko als Mittelstürmer die Nachfolge von Clublegende Marco Streller an, der seine Karriere nach zuletzt acht Jahren beim FCB mit Saisonende beendet hat. Wir freuen uns, unsere Möglichkeiten im Angriff um einen erfahrenen Stürmer erweitert zu haben, der seine Torgefährlichkeit in verschiedenen Ligen bewiesen hat, sagte Basel-Präsident Bernhard Heusler über den Österreicher. Rückennummer 21 Janko erhält auch bei seinem neuen Club die Rückennummer 21 – ebenso viele Tore hat der 32-Jährige in bisher 46 Länderspielen für das ÖFB-Nationalteam erzielt, das vielleicht wichtigste vor eineinhalb Wochen zum 1:0-Sieg in der EM-Qualifikation in Russland. Die Tür zur EM in Frankreich ist dadurch weit offen. Die Teilnahme an einem großen Turnier ist eines von Jankos großen Karrierezielen, nachdem er bei der Heim-EM 2008 nicht dem Kader angehört hatte. Auf die Nicht-Berücksichtigung durch den damaligen ÖFB-Teamchef Josef Hickersberger antwortete Janko mit einer überragenden Saison samt 39 Toren für Österreichs Meister Red Bull Salzburg (2008/09). Ein Jahr später wechselte er für eineinhalb Jahre zu Twente Enschede. Es folgten Engagements beim FC Porto und Trabzonspor, ehe er vergangenen Sommer in Sydney anheuerte. Basel ist Jankos fünfte Auslandsstation.
| 4Sport
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"Nehmt einen Schluck von dem, was Muslime in Syrien und Irak jeden Tag erleben". Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und anderer extremistischer Gruppen haben die neue Terrorserie in Paris auf Twitter bejubelt. Nach den französischen Verbrechen in Mali und der Bombardierung in Syrien und im Irak hat der Kampf jetzt begonnen, hieß es Samstag früh in einem Tweet. Ein anderer Twitterer schrieb auf Englisch: Nehmt einen Schluck von dem, was Muslime in Syrien und Irak jeden Tag erleben. Weitere Sympathisanten drückten ihre Hoffnung aus, dass sich der IS zu den Anschlägen bekennt. Eine offizielle Erklärung der Miliz oder anderer Dschihadisten zu der Anschlagsserie gab es jedoch zunächst nicht. Der IS hatte Mitte März in einer Audiobotschaft mit Anschlägen in Washington, London, Paris und Rom gedroht. Viele IS-Anhänger zitierten auch die im Internet seit längerem bekannte Drohformel Der Kampf wird inmitten deines Hauses sein. Ein Twitterer schrieb: Jetzt versteht Frankreich, was das bedeutet. Viele IS-Anhänger nutzten auch den arabischen Hashtag Paris brennt. Allerdings wurde er schnell von Gegnern der Extremisten übernommen, die ihre Abscheu über den IS und die Terrorserie ausdrückten.
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Der erste Ausfall von Lewis Hamilton in diesem Jahr macht die Jagd auf den Weltmeister der Formel 1 wieder spannender. Nico Rosberg und Mercedes bleiben im Nachtrennen ohne Podest. Singapur – Schon in Budapest hatte Ferrari das Saisonziel erreicht, hatte Sebastian Vettel den zweiten Rennsieg nach Malaysia gefeiert. Am Sonntag wurde die Vorgabe von Teamchef Maurizio Arrivabene noch übertroffen – eigentlich wie erwartet. Denn der viermalige Weltmeister sah schon nach dem Training wie der sichere Sieger des Nachtrennens aus, das er zuvor, im Red Bull, schon dreimal gewonnen hatte. Im Qualifying beendete der 28-Jährige die 60 Rennen andauernde Durststrecke der Scuderia. Mercedes, mit zu wenig Abtrieb für die Geraden im Stadtstaat unterwegs, verpasste die 24. Pole in Serie deutlich. Lewis Hamilton startete aus fünfter, Nico Rosberg aus sechster Position. Vettel behielt beim Start die Führung vor Daniel Ricciardo im Red Bull und seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen. Diese Reihenfolge blieb während des gesamten Rennens mehr oder weniger unverändert. Mercedes büßte seine Podestchance endgültig ein, als bei Hamiltons Boliden ein Teil des Motors streikte. Das war schon ein charakterbildendes Wochenende für uns, sollte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff danach sagen. Letzte Zweifel am 42. Sieg, mit dem er Legende Ayrton Senna überflügelte, räumte Vettel nach der zweiten Safety-Car-Phase aus, die ein auf der Strecke lustwandelnder Zuseher verursacht hatte. Erstmals hatte das Rennen nach einem Crash zwischen Nico Hülkenberg im Force India und Felipe Massa im Williams neutralisiert werden müssen. Forza Ferrari brüllte Vettel, nachdem es vollbracht war, nachdem er vor Ricciardo, Räikkönen und Rosberg gesiegt hatte. Sechs Rennen vor Schluss liegt der Deutsche nur noch 49 Zähler hinter Hamilton, Rosberg fehlen 41 Punkte. Schon am kommenden Sonntag wird in Suzuka, Japan, gerast. Mehr noch als die Frage, ob Mercedes in den verbleibenden Saisonrennen noch öfter düpiert werden kann, beschäftigt den Zirkus die Motorenfrage über dieses Jahr hinaus. Angesichts der Überlegenheit der Aggregate von Ferrari und Mercedes wird das Entstehen einer Zwei-Klassen-Gesellschaft befürchtet. Kundenteams müssen angeblich 20 Millionen Euro und noch mehr zahlen, um mit den neuesten Motoren der Giganten fahren zu dürfen. Das können sich nur wenige leisten. Finanziell Angeschlagene könnten sich mit älteren Versionen bescheiden und so noch weiter ins Hintertreffen geraten. Nach derzeitigem Stand operieren im kommenden Jahr neun von elf Rennställen – das US-Team Haas steigt neu ein – mit Power Units von nur zwei Autobauern. Mitgerechnet ist da ein positiver Verlauf der Gespräche zwischen Ferrari und Red Bull, das für sich und Toro Rosso die Motoren der Scuderia wünscht. Hinzu kommt Honda, das weiter McLaren versorgt. Renault hält sich neben dem völligen Ausstieg noch die Option eines Kaufs des verschuldeten Lotus-Teams offen. Für Lotus wäre das die einzige mögliche Rettung, nachdem der Londoner High Court trotz unbezahlter Rechnungen noch einmal Aufschub bis nach dem GP von Japan gewährte. Link Ergebnis GP von Singapur
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Ein (weitgehender) Verzicht auf Tierprodukte würde weltweite Ernährungssicherheit ohne zusätzliche Ackerflächen ermöglichen, errechneten Forscher. Wien – Kein einziger Baum müsste mehr für Ackerflächen und Weideland gerodet werden, um die Weltbevölkerung ausreichend zu ernähren. Das berechneten österreichische Forscher in einer Studie im Fachblatt Nature Communications. Selbst bei weiterem Bevölkerungswachstum und mit extensivem Biolandbau sei dies möglich. Das Rezept dafür: Wenig bis gar kein Konsum von Fleisch und Tierprodukten. Die Forscher um Karlheinz Erb vom in Wien ansässigen Institut für Soziale Ökologie der Universität Klagenfurt haben 500 Ernährungsszenarien für das Jahr 2050 durchgerechnet und eruiert, ob damit die Weltbevölkerung ernährt werden kann. Fast zwei Drittel klassifizierten sie als machbar oder wahrscheinlich machbar, ohne dass zusätzliche landwirtschaftlichen Flächen benötigt würden. Dabei stellten sich die Ernährungsgewohnheiten als wichtigster Faktor heraus, erklärte Erb. Würde die Menschheit vegan leben, also ausschließlich von pflanzlichen Produkten, wären überraschenderweise sämtliche Szenarien realisierbar, auch jene mit extensiveren Formen der Landwirtschaft, wie etwa dem Biolandbau. Bei vegetarischer Ernährung wären immerhin noch 94 Prozent aller Szenarien ohne Abholzungen realisierbar. Je mehr Fleisch konsumiert wird, umso intensiver müsse aber die Landwirtschaft sein und umso schwieriger wäre der Erhalt von Waldflächen, so die Forscher. Wenn wir das Ernährungsmuster der US-Amerikaner auf die ganze Welt übertragen, mit insgesamt sehr vielen Kalorien, einem hohen Fleischanteil und vielen hochverarbeiteten Lebensmitteln, ist nur mehr ein kleiner Teil (15 Prozent) realisierbar, sagte Erb. Gleichzeitig bringe die Tierhaltung und die Nutzung von Flächen als Weideland aber auch positive Effekte: Afrikanische Savannen und Grasländer sind zum Beispiel meist für die Feldwirtschaft schlecht geeignet, können aber durch Beweidung gut zur Nahrungsproduktion beitragen, so Erb. Wenn man sich jedoch den Luxus gönnt, die Tiere von Ackerbauprodukten zu ernähren, die der Mensch selber auch essen könnte, geht der Vorteil der Viehwirtschaft rasch verloren. Eines würde allerdings in allen Szenarien sichtbar: das Ziel, die gesamte Weltbevölkerung ausreichend zu ernähren, birgt eine große Herausforderung: Entweder müsste dafür die Landnutzung intensiviert und in Gegenden ausgeweitet werden, welche zurzeit relativ extensiv genutzt werden, insbesondere in die natürlichen Grasländer wie Savannen. Dadurch würden ökologisch wertvolle Lebensräume gefährdet. Oder aber regionale Defizite müssten über globale Handelsströme ausgeglichen werden, was die Gefahr einer weiteren nachteiligen Entwicklungen für strukturarme Regionen der Welt beinhalte. Zentrale Institutionen, die hier regulativ wirken könnten, seien im Moment nicht oder nur kaum vorhanden, so die Forscher. Wichtige Voraussetzung für die weltweite Ernährungssicherheit sei daher ein fairer Handel, der sich mehr an der Nachhaltigkeit als am Profit einzelner Handelsorganisationen orientiert.
| 7Wissenschaft
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Internetkonzerne waren dieses Jahr der große Renner, was auf einen Paradigmenwechsel der Börsianer hindeutet. Börsen malen gern bunte Bilder von der Zukunft, verwerfen sie in weiterer Folge aber auch schnell wieder – weil sich etwas zu viel Rosarot in den farblichen Grundton geschlichen hat. Als Beispiele mögen der Internethype der Jahrtausendwende oder jene Ostfantasie herhalten, mit der die Kurse an der Wiener Börse bis 2007 an den Rand des Möglichen getrieben wurden. Auch im Jahr 2015 haben sich die Börsianer wieder künstlerisch betätigt. Wenn man die großen Bewegungen an der Wall Street betrachtet, sieht man ein Bild von einer Welt, die von mobilem Internet, künstlicher Intelligenz und selbstfahrenden Elektroautos geprägt wird. Dies legen die atemberaubenden Kursgewinne von Internetfirmen wie der Google-Mutter Alphabet, Amazon oder Facebook sowie mit leichten Abstichen auch vom hippen Autobauer Tesla zumindest nahe. Für herkömmliche Wall-Street-Größen wie Coca-Cola, Walmart oder Procter & Gamble war 2015 hingegen ein durchwachsenes Jahr. Zu bieder wirken diese Geschäftsmodelle neben den offenbar grenzenlosen Möglichkeiten einer digitalen Welt. Es muss sich bei diesem offensichtlichen Paradigmenwechsel keineswegs um eine Neuauflage des Internetwahns der späten 1990er-Jahre handeln. Schließlich erzielen Facebook und Co solide Erträge – ein Vorgeschmack auf die künftigen Profitmöglichkeiten durch riesige Datenmengen und selbstlernende Algorithmen zu deren Verarbeitung (Stichwort künstliche Intelligenz). Ob sich die rasanten Kursgewinne dieser Aktien 2016 wiederholen lassen, bleibt aber trotzdem fraglich. Langfristig betrachtet, liegt die Wall Street gemessen am S&P 500 um rund ein Drittel über dem Vorkrisenhoch von 2007. Sonst sind die Börsen gar nicht so weit gelaufen. Der deutsche Dax als Mogelpackung, bei der im Gegensatz zu den anderen genannten Pendants Dividenden miteinberechnet werden, liegt zwar ebenfalls ein gutes Drittel über dem 2007er-Hoch, beim Kursniveau ohne Ausschüttungen aber nur knapp darüber. Und dem Wiener ATX fehlt ohnedies eine Verdoppelung zu neuen Rekorden.
| 3Wirtschaft
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Österreichs größte Sportveranstaltung bewegt wieder einmal die Massen. Laufen Sie auch mit?. Teilnehmer aus mehr als 130 Ländern werden am Sonntag wieder auf den Straßen Wiens laufen und die Hauptstadt in Bewegung versetzen. Neben der klassischen Marathondistanz von 42,195 Kilometern gibt es auch einen Halbmarathon, einen Staffelmarathon für vier Teilnehmer und zwei Kurzdistanzen über 4,2 und 2,0 Kilometer. Da nur die wenigsten einen Marathon oder Halbmarathon aus dem Wadl schütteln, bedarf es für die meisten Hobbyläufer einiger Vorbereitung. Trainingspläne und Laufgruppen sind für viele unverzichtbar und motivieren, auch Monate vor dem Marathon für den Lauf zu schuften. Verraten Sie uns, ob Sie sich für eine Strecke angemeldet haben und wie Ihr Training dafür ausgesehen hat! Ist die Marathondistanz noch gesunder Sport oder steht für Sie der Kampf Willen gegen Fleisch im Vordergrund? Wie verpflegen Sie sich am Sonntag während des Laufs und abgesehen vom Zieleinlauf: Welche Stelle der Strecke ist Ihr persönlicher Liebling? (mahr, 8.4.2016)
| 4Sport
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Microsoft entwickelt geeignete Versionen für den chinesischen Markt. Seit Jahren begeistert das Open-World-Game Minecraft rund um den Globus. Der große chinesische Markt war jedoch lange Zeit ausgeklammert. Mit dem Start der Xbox One war Minecraft erstmals für chinesische Spieler zugänglich, die Konsolen sind jedoch nicht weit verbreitet. Eigentümer Microsoft und Entwickler Mojang wollen nun mehr aus dem Markt herausholen und haben eigene PC- und Smartphone-Versionen für China angekündigt. Die Unternehmen haben dafür einen exklusiven Fünfjahresvertrag zur Lizenzierung des Spiels mit dem chinesischen Software-Publisher Netease abgeschlossen, wie in einer Aussendung bekannt gegeben wurde. Zu finanziellen Details und Voraussetzungen wurde nichts bekannt gegeben. Wie Ars Technica berichtet, müssen Spiele-Publisher insgesamt sechs Genehmigungen einholen, um Games offiziell in China anbieten zu dürfen. Dazu gehört auch die Zulassung durch die Zensurbehörde. Diese würden ausländischen Unternehmen aber oftmals nicht erteilt, weshalb ein Partner in China gefunden werden muss. Diesen hat man nun mit Netease gefunden, das bereits mit Blizzard einen großen westlichen Spielentwickler unter Vertrag hat. Ein Veröffentlichungstermin für die Spiele wurde noch nicht bekannt gegeben. Minecraft hat aktuell 100 Millionen Nutzer. 2014 wurde der Entwickler für rund 2,5 Milliarden US-Dollar von Microsoft übernommen.
| 0Web
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Über helfenwiewir.at werden auch Sach- und Zeitspenden gesammelt. Kooperation mit sechs NGOs. Helfen. Wie wir nennt der ORF seine heute gestartete Initiative zur Flüchtlingshilfe. Über die Website helfenwiewir.at werden dabei in Zusammenarbeit mit Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotem Kreuz, Samariterbund und Volkshilfe vor allem Wohnraumspenden koordiniert. Geldspenden werden ausschließlich an die beteiligten NGOs verteilt. Ebenfalls angeboten werden können Zeit- und Sachspenden.
| 6Etat
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Er studierte in Wien, ging nach Los Angeles und hob steil ab: Nun stellt Christian Rosa in der Galerie Meyer Kainer aus. Auch beachtlich: Es gibt ausführliche Artikel über Christian Rosa, in denen kein einziges Wort über das verloren wird, was seine Kunst ausmacht, wie seine Bilder aussehen. Nur wenige Schlagwörter werden gestreut. Abstraktion. Leicht verdaulich. Wohnzimmertauglich. Man zieht Vergleiche: ein wenig so wie Joan Miró, ein bisschen wie Cy Twombly. Weniger geneigte Berichte sprechen von Zombie-Formalismus, von crapstraction. Verlegenheitsprosa? Auf Rosas zumeist ausladend großen Bildformaten treffen sich bunte, schnell hingetupfte Flecken oder abgezirkelte Rechtecke in klaren, ungemischten Ölfarben (Rot, Gelb, Blau) mit schwarzen Kohle- und Bleistift-Strichknäueln zu anonymen Partys: Linien, Kringel und diverse Kürzel füllen leere Flächen. Und doch bleibt alles luftig, auch unaufdringlich. In der Galerie Meyer Kainer, wo Rosa nun unter dem Titel Now its over neue Werke zeigt, liegen seine oft etwas hingerotzt – im Schönsprech auch: mühelos hingeworfen – wirkenden Kompositionen auf Notenlinien. Prompt ähneln sie Notationen von Musik. Und tatsächlich könnte man neben verunglückten Violinschlüsseln und Viertelnoten auch ein paar Taktstriche erkennen. Kleinere Formate kommen nur mit Strichen und Punkten aus oder mit einer einzigen schwungvollen Linienzusammenballung. Galerist Christian Meyer nennt es den totalen Crash der Ikonologie. Viel mehr ist darüber wirklich nicht zu sagen. Mit Das gibt mir nichts oder das sagt mir nichts braucht man da gar nicht erst anzufangen. Schließlich darf Kunst alles, dafür ist sie ja Kunst. Anything goes. Die Kriterien wurden abgeschafft. Trotzdem sprayte jemand Shit Rosa nächtens (in rosa Farbe!) über die Fenster der Galerie. Vermutlich war es jemand mit dieser total spießigen Biedermeier-View. Für Christian Meyer ist die ganze Aufregung nur Beweis dafür, dass Rosa relevant ist. Und: Popkultur heißt, dass es ein Agreement braucht zwischen den Leuten, die es machen, und denen, die es mögen. Er findet, dass die Bilder eine gewisse Leere erzeugen und genau das mache sie popfähig, dann könne man sie besetzen. Mit Schönmalerei gelinge das jedenfalls nicht. Kunst muss also nichts. Sie muss nur gekauft werden. Und vielleicht auch das nicht. Totale Anarchie der Kunst. Hat Jonathan Meese womöglich auch das mit seiner Diktatur der Kunst gemeint? Put your eye in your mouth hieß der Titel von Rosas Soloschau in der White Cube Gallery in London 2015. Eine wirklich assoziationsreiche Aufforderung! Im Mund ist es jedenfalls finster, stockfinster. Auch Christian Rosa (Jahrgang 1982), der in Wien bei Daniel Richter Malerei studiert hat, aber eigentlich in die Fotoklasse wollte, spricht nicht über seine Kunst und welche Fragen ihn dabei interessieren. Das passt zum Image. Wenn man nicht über Inhalte in Rosas Malerei schreiben kann, bleibt einem – neben der Option, darüber zu schweigen – wohl nur, den Hype zu thematisieren. Welche horrenden Preise er erzielt, wo er ausgestellt wurde und künftig wird, welche Promis seine Bilder kaufen und mit ihm abhängen. Über Rosa, den Skatertyp, den Surfer, den Partymeister, der jeder Vernissage eine fette Clubsause folgen lässt, kann man schreiben. Über den Bad Boy mit Tattoos, roter Mütze und lustigen Socken, der wegen Handgreiflichkeiten am Akademie-Rauswurf schrammte. Ein punkiges Rabaukenpackage, das 2014 sternschnuppengleich abhob. Für Hitze und Geschwindigkeit sorgen oft Artflipper, die Kunst rein als Aktie sehen. Einer soll, verriet Rosa der Welt, nächtens an die Tür geklopft haben, um ihm 150.000 Dollar für ein Bild zu bieten. Zimperlich sind aber auch Galerien nicht: Saatchi in London packte Rosa, der zwar in Rio geboren ist, aber in Wien aufwuchs, 2014 in die Schau Pangaea über neue Kunst aus Afrika und Lateinamerika. Label-Entwicklung heißt das vermutlich. Auch Kunstinvestmentseiten wie artrank.com rieten zur Marke Rosa: Anfang 2014 rangierte er noch in der Kategorie unter 100.000 Dollar, jetzt kaufen. Zu Jahresende hieß es: Verkaufen. Anfang 2015 sogar: Liquidieren! Man könnte über den hochspekulativen Markt der Blasen die Achseln zucken, würden solche Ratschläge nicht anscheinend doch befolgt werden. Wechselte am Sekundärmarkt ein Rosa-Werk 2014 bei Christies in New York tatsächlich um 209.000 Dollar den Besitzer, so erzielte eine andere Arbeit, freilich ein etwas kleineres Format, ebendort 2015 nur noch einen Bruchteil davon. Und später im Jahr blieb die auf 40-60.000 Euro geschätzte Leinwand Desert (2012) sowohl bei einer Auktion im Wiener Dorotheum als auch bei einer Versteigerung bei Phillips London unverkauft liegen. Die steilen Hochschaubahnen des Marktes und die von ihnen provozierten fatalen Talfahrten, sind freilich für die Galeristen – Wir sind keine Banker (Thaddaeus Ropac) – höchst ärgerlich, weil sie am Aufbau eines Künstlers, an dessen solider und nachhaltiger Marktentwicklung interessiert sind. Was das für Christian Rosa heißt? Warten wir ab. Er selbst hat ein Rezept zum Erfolg und verpackte das für 10 Magazine einmal in einer Art endlosen Word-Rap: Arbeiten, trinken, arbeiten, Party machen, arbeiten, Leute treffen, arbeiten, Party machen, arbeiten, Leute treffen...(Anne Katrin Feßler, 30.1.2016
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Bachmayer: Faymann wird sich Häupl zum Vorbild nehmen – Hajek: FPÖ hat mit rund 30 Prozent noch nicht das Limit erreicht. Wien – Gewisse Auswirkungen auf die Bundespolitik erwarten Politik-Experten vom Ausgang der Wien-Wahl. So meint OGM-Chef Wolfgang Bachmayer im Gespräch mit der APA, dass sich Bundeskanzler Werner Faymann wohl ein Vorbild an Bürgermeister Michael Häupl (beide SPÖ) nehmen und sich als Anti-Strache positionieren werde. Der SPÖ-Chef habe das ordentliche Abschneiden seiner Wiener Parteifreunde sicher mit großer Erleichterung zur Kenntnis genommen, meint Bachmayer. Faymanns Schlussfolgerung werde nun sein: Wenn Häupl das Ergebnis mit der Strategie Strache-Verhindern machen kann, dann kann ich im Bund das gleiche Konzept anwenden. Dass das gute Ergebnis in Wien nicht als Bestätigung der Bundesregierung gewertet werden sollte, empfahl Politologe Thomas Hofer. Zu verdanken habe die SPÖ das Abschneiden in der Bundeshauptstadt Häupls Anti-Strache-Kurs und den Leihstimmen, die von eigentlichen Sympathisanten von Grünen, Neos und ÖVP gekommen seien. Für die Volkspartei stelle sich das Zusatzproblem, in Wien eine schlagkräftige Organisation bilden zu müssen, wenn man im Bund Nummer eins werden wolle, glaubt Hofer. Ähnlich sieht das Peter Hajek. Seit Wolfgang Schüssel wolle die ÖVP Städte erobern und schaffe das nicht, für die Volkspartei ein massives Problem. Gewarnt wird von Hajek, das Ergebnis der FPÖ zu unterschätzen. Zu glauben, dass mit rund 30 Prozent ein Limit erreicht sei, halte er für falsch. Bachmayer kann auch keinen Dämpfer erkennen, selbst wenn sich die Freiheitlichen wohl noch mehr erwartet hätten. Er ist überzeugt, dass sich die FPÖ weiter in den Umfragen zum Bund an der Spitze finden werden. Die Grünen sehen die Experten als Opfer der Umstände der Duell-Situation in Wien. Allerdings gibt Hajek zu bedenken, dass es nicht gelinge, über die Kernklientel Wähler anzuziehen. Das sei schon in Oberösterreich erkennbar gewesen. Wieder voll am Leben sind für Bachmayer die Neos. Die hätten nun den Vorteil, drei Jahre keine größeren Wahlen zu haben und sich so weiter stabilisieren zu können. Für Hofer sind zwar seitens der Neos keine pinken Jubelstürme angebracht, da mit dem Ausrinnen der ÖVP mehr drinnen sein hätte können. Doch sei seit Sonntag klar, dass man es auch bei der nächsten Nationalratswahl wieder ins Parlament schaffen könnte. Hajek sieht die Neos an sich nach Wien auf einem guten Weg, der aber auch noch hart und steinig werde.
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"We don't speak to be understood" von Pieter Ampe und Benjamin Verdonck bei den Festwochen. Wien - Die Durchführung einer richtig spitzen Satire kann zum Knochenjob werden. Das jedenfalls legen die brillanten Performer Pieter Ampe und Benjamin Verdonck bei den Festwochen im Brut Theater mit ihrem Stück We dont speak to be understood nahe. Ampe (33) ist Tänzer und Choreograf, Verdonck (43) Schauspieler und bildender Künstler. Ganz hart wird das Satirewerk, wenn das Zielobjekt einer Satire nicht klar umrissen ist wie überwiegend bei Kabarett, Karikatur oder den meisten Filmsatiren. Die beiden Belgier erweisen sich als Meister der unscharfen Kontur. Und sie gehen auf nicht weniger als das Ganze. Der wilden Doppeldeutigkeit des Titels entsprechend, lautet der einzige Satz im Stück: Warum hat sich das Wäldchen in Erwartung des Schnees schon entkleidet? Verdonck, der Wäldchen wie Weltchen ausgesprochen hat, hebt die Arme, deutet eine Ballettpose an und lässt sie verwehen wie Blattwerk von einem Baum. Er legt eine Vinyl-LP auf einen Plattenspieler: Vivaldi, Die vier Jahreszeiten, Concentus Musicus. Herrlich. Auf der Bühne steht ein Kühlschrank, auf den ein Foto von Hillary Clinton geklebt ist. Im Takt der erlauchten Musik putzt sich Verdonck die Zähne, öffnet die Kühlschranktür. Ein Mann mit Rübezahlbart, Peter Ampe, grüßt heraus. Weiters auf der Bühne: ein Toaster, ein Tischerl, ein Sessel, Ventilatoren, ein Handtuch. Genug für das Weltchen zweier Draufgänger und ihrer Körperkonversation. Eine kleine Rauferei am Anfang wird sich nicht mehr wiederholen, denn zwei Ventilatoren blasen deeskalierende rosa Bändchen in diese Aufwärmübung. Den Honig, den sich Verdonck in den Mund rinnen lässt, wird er mit eigenen Lippen Ampe in den Mund füllen. Aus diesem träufelt er weiter auf den Tisch. In die entstehende Lacke drückt der Bärtige sein Antlitz: ein flüchtiges Selfie im Süßdruckverfahren. Unsichtbarer Gast bei diesem Geschehen ist, wie Verdonck im Abendzettel zur Performance andeutet, der Ökonom Milton Friedman (Kapitalismus und Freiheit). Nach dem Porträt der vielleicht nächsten US-Präsidentin Clinton der zweite transatlantische Tipp. Die Jahreszeiten-Platte wird umgedreht, eine Karriereleiter gebaut. Während eines Aufstiegs beginnt der Toaster zu rauchen. Das Publikum lacht und hüstelt. Huch, die Umwelt - mit Deutungen darf hier mit Rücksicht auf eine der Bedeutungen des Titels gearbeitet werden -, wie sie uns belastet! Ampe und Verdonck bauen eine Friedman-Freiheit - und zwar um und ab. Sie verhandeln nicht. Sie handeln, produzieren scheinbaren Unsinn, setzen Zeichen und verblasen sie wieder, werfen sich in Posen, werden zu Karikaturen von Helden. Und ja, es gibt ein großes Finale. Mit Sturm. Dazu wird, weil dann die Jahreszeiten schon ausgespielt haben, eine Single aufgelegt: We Are The World, We Are The Children. Der Musik-Appell USA for Africa, aus dem der Hit stammt, ist jetzt dreißig Jahre her. Das war doch leicht verständlich. Heute gehen afrikanische Kinder im Mittelmeer unter und mit ihnen kentert eine zum Superhit gewordene Welt. Weil das verständlich Gesagte, Gezeigte und Gesungene bisher zu nur wenig mehr als einem großen gemeinsamen Schunkeln geführt hat. Genau darauf zielt die Satire. Darin wird jegliche Bekennerkunst verweigert. Nicht schwer, das zu verstehen.
| 8Kultur
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Beim Landesgericht Klagenfurt – Trotzdem will man verhandeln. Wien/Klagenfurt – Teile des Gläubigerzusammenschlusses, der sich darauf verständigt hatte, keinen Abschlag auf seine Forderungen gegenüber der Heta zu akzeptieren, haben umgehend eine erste Klage beim Landesgericht Klagenfurt eingebracht. Zuvor war das Rückkauf-Angebot gescheitert. Die Ad-Hoc-Gruppe, die 2,5 Milliarden Euro der Heta-Anleihen hält, will via Klage Kärnten zur Einhaltung seiner Verpflichtungen bewegen. Trotzdem wird vom Gläubigerverbund, der insgesamt mehr als fünf Milliarden Euro der betroffenen Heta-Papiere kontrolliert, neuerlich bekräftigt, dass man weiterhin für faire und lösungsorientierte Verhandlungen zur Verfügung stehe. Nur so kann weiterer Schaden verhindert werden, hieß es in einer gemeinsamen Aussendung des Gläubigerverbundes am Montag. Man warnt vor negativen Folgen nicht nur für Kärnten, sondern für ganz Österreich, kommt es nicht doch noch zu einer Lösung abseits der Gerichte. Weiters bleibt der gesamte Gläubigerzusammenschluss – dazu gehört auch der Par-Investorenpool mit Heta-Papieren im Ausmaß von 1,5 Milliarden Euro – bei seiner laufend getrommelten Ansicht, dass das südlichste Bundesland mehr leisten könne, als es vorgebe. Die Gläubiger haben ihre Investitionen in mündelsichere Schuldtitel vor allem im Vertrauen auf die rechtliche Bestandskraft der von Kärnten geleisteten Garantie getätigt. Kärnten habe sich bisher weder seiner Verantwortung gestellt noch sei das Land zu ernsthaften Verhandlungen bereit gewesen, kritisieren die Investoren der früheren Hypo Alpe Adria, von der noch die Heta übrigblieb. Das Angebot sei gescheitert, weil es sowohl an der wirtschaftlichen als auch an der rechtlichen Realität vorbeigegangen sei. Allein im vergangenen Jahr seien Zinsen von mehr als einer halben Milliarde Euro aufgelaufen. Jeder weitere Tag ohne Lösung koste Kärnten 1,5 Millionen Euro Verzugszinsen. Auch die Mehrkosten durch weniger werdende Refinanzierungsmöglichkeiten und steigende Refinanzierungskosten wegen eines Reputationsverlustes würden schon jetzt ein Problem für österreichische Banken, Versicherungen und Bundesländer dastellen, und künftig ein Vielfaches dessen ausmachen, was derzeit für eine vollständige Begleichung der Heta-Verbindlichkeiten notwendig wäre. Mithilfe der Bundesfinanzierungsagentur und finanzieller Anpassungen in Kärnten wäre das Land ohne Zweifel imstande, seinen Verpflichtungen in vollem Umfang nachzukommen, glauben die Gläubiger. Freilich müssten auch Assets verkauft werden, um Erlöse für die Begleichung des Heta-Ausfalls zu erzielen. Die Gläubiger sprechen hier technisch von einer Verwertung eines Teils des nichtfunktionskritischen Vermögens Kärntens. Dieses hatte im Rahmen des gescheiterten Angebots stets beteuert, alles offengelegt und geboten zu haben. Die österreichische Politik würde aber aus rein taktischen Gründen eine Insolvenz Kärnten heraufbeschwören, was in höchstem Maße unverantwortlich sei. Eine Pleite würde das Bundesland über Jahrzehnte lähmen, so die Gläubiger, die mehrmals auf die Mündelsicherheit ihrer Papiere verweisen.
| 3Wirtschaft
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Puffottern können wochenlang reglos verharren, um dann blitzschnell zuzuschlagen. Dabei tarnen sie sich sowohl optisch als auch chemisch. Johannesburg/Wien – Wer den Blick zufällig über eine Puffotter (Bitis arietans) schweifen lässt, sieht vermutlich ... nichts. Die graubraun gemusterten und für Schlangen recht gedrungen gebauten Tiere sind auf einem Untergrund aus Erde, Steinen und Pflanzenmaterial kaum auszumachen. Diese sogenannte Tarntracht wird noch dazu dadurch begünstigt, dass die in weiten Teilen Afrikas verbreiteten Puffottern über sehr lange Zeiträume völlig bewegungslos bleiben können. Allerdings ist visuelle Tarnung nur die halbe Miete, denn viele Tierarten – potenzielle Beute ebenso wie Fressfeinde – setzen stärker auf ihren Geruchssinn. Aber auch hierauf hat die Puffotter eine Antwort, wie Forscher der Universität Witwatersrand in den Proceedings B der britischen Royal Society berichten. Die etwa einen Meter langen Giftschlangen verfügen offenbar auch über einen chemischen Tarnmantel. Das Forscherteam um den Biologen Graham Alexander konnte beobachten, wie Hunde und Erdmännchen – beides natürliche Feinde von Puffottern – ahnungslos über die Schlangen hinwegspazierten. Anschließende Experimente mit Duftproben verschiedener Schlangenspezies zeigten, dass beide Raubtierarten enorme Probleme damit haben, eine Puffotter zu erschnuppern; bei den übrigen Schlangen taten sie sich leicht. Die Forscher bezeichnen die Dufttarnung als ersten Fall von chemischer Krypsis, den man bei einem Landwirbeltier festgestellt hat. Da Puffottern als Lauerjäger manchmal wochenlang reglos am selben Fleck verharren, ist Unauffälligkeit auch dringend geboten. Die gute Tarnung hat allerdings auch eine Schattenseite: Die eher trägen Puffottern sind für mehr Todesfälle verantwortlich als jede andere Schlangenart Afrikas. Und das, obwohl sie sich keineswegs sonderlich angriffslustig verhalten – sie sind einfach nur so gut getarnt, dass man leicht versehentlich auf sie tritt.
| 7Wissenschaft
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Apple, Starbucks, Messi: Laut Kommission entgeht den EU-Mitgliedern wegen Steuertricks jährlich eine Billion Euro. Wien – Apple, Starbucks und Fiat, Uli Hoeneß, Alice Schwarzer und Fußballidol Messi. Wenn Konzerne und Prominente mit dem Steuergesetz in Konflikt geraten, ist ihnen Aufmerksamkeit sicher. Weitgehend unbeleuchtet sind hingegen die gesellschaftlichen Kosten legaler und illegaler Steuertricks. Laut EU-Kommission entgehen den Mitgliedsstaaten durch Hinterziehung und Umgehung von Steuerpflichten jährlich eine Billion Euro. Das sind rund 2000 Euro pro EU-Bürger, oder 7,1 Prozent des EU-weiten Bruttoinlandsprodukts. Damit könnten alle Budgetdefizite der Mitgliedsstaaten beglichen werden – und das gleich zweimal. Diese Gesamtschau enthält einerseits Steuerverluste basierend auf der Verschiebung von Privatvermögen, andererseits den Schaden durch die Steuervermeidungsmaßnahmen international tätiger Unternehmen. Letzteren schätzt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) auf 100 bis 240 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Das entspricht bis zu einem Zehntel der globalen Einnahmen durch Körperschaftssteuern. Einen anderen Quantifizierungsversuch startete das Tax Justice Network (TJN), das regelmäßig auch den Schattenfinanzindex herausgibt. In einem Bericht aus 2012 widmete sich James Henry, der frühere Chefökonom der Beratungskanzlei McKinsey, den weltweiten nicht versteuerten Finanzvermögen, die in Steueroasen bunkern. Er spricht dabei von einem ökonomischen Äquivalent zu einem schwarzen Loch. Konservativ nennt er seine Schätzung, wonach im Jahr 2010 bis zu 32 Billionen Dollar (nach heutigem Umrechnungskurs: rund 29 Billionen Euro) in Steueroasen gebunkert waren. Dieses Finanzvermögen (Sachvermögen wie Immobilien gar nicht eingerechnet) entspricht dem Doppelten der EU-Wirtschaftsleistung. Den Staaten entgingen demnach allein in diesem Jahr Einkommensteuern in Höhe von bis zu 280 Milliarden Dollar. Für Aufsehen sorgte auch der französische Ökonom Gabriel Zucman mit seiner Schätzung, wonach etwa acht Prozent des weltweiten Finanzvermögens in Steueroasen versteckt sind – etwa sieben Billionen Euro. Mehr als ein Drittel davon stammt aus Europa. Bei ihm sind es 75 Milliarden Dollar, die den europäischen Steuerbehörden entgingen. Die deutlich geringeren Zahlen bei Zucman im Vergleich zum TJN erklären sich so: Ersterer misst ausschließlich Auslandsvermögen, die der Steuerhinterziehung zuzurechnen sind. In den Berechnungen von Henry sind auch legale Auslandsguthaben enthalten. Überhaupt sind methodische Unterschiede neben der schwierigen Nachvollziehbarkeit der Finanzströme das größte Problem bei der Schadensaufnahme. Was alle Studien belegen: Unter dem Strich steht ein sattes Minus mit enormen Folgen für Steuerlastverteilung und Budgettreue.
| 3Wirtschaft
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Mehr als eine Million Briten leben im Süden Spaniens. Um dieses Geschäft wird bei einem britischen EU-Austritt gebangt. An den Strandpromenaden, in den Chiringuitos genannten Strandbars, aber auch in den zahlreichen English und Irish Pubs ist Brexit das Topthema, leben doch mehr als eine Million Auslandsbriten in Spanien. Viele dieser Expats zog es schon vor Dekaden in den Süden. Mehrheitlich sind es Pensionisten, die sich den Lebensabend versüßen wollten. Aber auch junge Briten kamen, um zu bleiben. Ihr Nachwuchs stellt immerhin ein Fünftel der Schulkinder in der Provinz Málaga. Mehrheitlich sehen die Auslandbriten in Spanien freilich nicht gänzlich unopportunistisch die Vorteile des Verbleibs in der EU. Abstimmen dürfen jedoch nur jene, die weniger als 15 Jahre im Ausland leben. Unsichere Bewilligungen Viele Auslandsbürger haben Angst vor den Folgen eines EU-Austritts, ist sich der britische konservative Parlamentsabgeordnete Roger Gale bewusst. Hängen doch nicht nur deren Aufenthalts- und Arbeitsbewilligungen sowie deren Zugang zum britischen wie spanischen Gesundheitssystem in der Schwebe. Ihren Pensionen droht weitere Gefahr durch einen Wertverlust des britischen Pfund. Die Costa del Sol genannte Sonnenküste Málagas, wo sie im Winter milde Temperaturen und so gut wie keinen Regentagen im Jahresmittel vorfinden, haben die Briten längst für sich teilweise kolonialisiert. Zwischen Fuengirola und Estepona, in Torremolinos, Benalmádena oder eben Mijas entwickelte sich eine für ihre Bedürfnisse maßgeschneiderte Infrastruktur: mit Supermärkten, zahllosen Pubs, britischen Bankfilialen, Immobilienmaklern, Anwälten, Steuerberatern, aber auch Pflege- und Betreuungsdienstleistungen. Selbst die Tageszeitung Sur aus Málaga erscheint in englischsprachiger Druckausgabe. Sie ist in gewisser Weise der mediale Gegenpol zu den stark pro-Brexit situierten Tabloids Daily Mail und Sun. Lebensabend im sonnigen Süden Oft stößt man daher auf betagte Engländer, die Jahrzehnte in Spanien leben, ohne die spanische Sprache auch nur ansatzweise erlernt zu haben. Von des Englischen mächtigen Spaniern umgeben und umsorgt, teilweise in abgeschotteten Siedlungen, braucht es ohnehin keine Fremdsprachenkenntnisse. Als im Brexit-Fall problematisch entpuppt sich der Meldestatus englischer Auslandsbürger in Spanien. Viele Pensionisten optierten für den Süden nur als Zweitwohnsitz. Um der kalten Jahreszeit zu entfliehen und um gemäß der Halbjahresregel staatsbürgerliche Vorteile der Heimat, steuerlich wie auch in Sachen Versicherungsschutz im Ausland, zu genießen. So sind nur etwa 380.000 in Spanien auch gemeldet. Zusammen mit 15 Millionen Touristen summieren sich so stattliche 288 Millionen Euro Behandlungskosten jährlich in Spanien, die London nur teilweise zu decken hat. Spanienweit beziehen zudem mehr als 3000 Briten Arbeitslosengelder.
| 3Wirtschaft
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Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung, ist strikt gegen Obergrenzen. Er fordert eine raschere und bessere Ausbildung für Flüchtlinge. STANDARD: Die Politik diskutiert heftig über Obergrenzen für die Aufnahme von Flüchtlingen. Gibt es seitens der Industrie eine solche Forderung nach einer Obergrenze? Was ist Ihre Meinung? Kapsch: Diese Forderung gibt es nicht. Meine Meinung ist klar: Jeder, der schutzbedürftig ist, muss Aufnahme finden. Man muss aber früh prüfen, wer schutzbedürftig ist und wer nicht, dazu brauchen wir diese sogenannten Fast-Track-Verfahren, wie es sie auch in anderen Ländern gibt. Wer nicht asylberechtigt ist, kann auch nicht hierbleiben. Ich glaube aber nicht, dass wir hier Obergrenzen definieren können. Wir sind aus humanitären Überlegungen verpflichtet, hilfsbedürftigen Menschen zu helfen. STANDARD: 2015 gab es 90.000 Asylanträge in Österreich, heuer könnten es noch einmal so viele werden. Schaffen wir das? Kapsch: Das ist eine Größenordnung, die wir gerade noch schaffen können. Es bleiben auch nicht alle da. In Summe werden wir Ende dieses Jahres wahrscheinlich 100.000 Asylberechtigte haben. Wenn wir uns die Qualifikation anschauen, gibt es je nach Land Menschen mit hoher Qualifikation, die kommen vor allem aus Syrien, Irak und Iran. Afghanistan ist ein Problem, das wissen wir auch alle. Das AMS hat hier einen guten Überblick. Wir müssen nur aufpassen, dass gerade die Hochqualifizierten nicht wieder davonlaufen. Darum ist es auch so wichtig, die Menschen schnell in Beschäftigung zu bringen. STANDARD: Was kann Österreich unter nationalstaatlicher Sicht tun, um die Flüchtlingsbewegung besser in den Griff zu bekommen? Kapsch: Zunächst einmal muss man an der Grenze so schnell als möglich feststellen, wer asylberechtigt ist und wer nicht, diese Verfahren müssen rasch abgewickelt werden. Die Menschen, die hierbleiben können, müssen nach Möglichkeit sofort in Qualifikationsoffensiven eingebunden werden. Nach spätestens sechs Monaten müssen sie Zugang zum Arbeitsmarkt haben. STANDARD: Auch wenn das Asylverfahren nicht abgeschlossen ist? Kapsch: Auch wenn das Verfahren noch läuft. STANDARD: Wie geht man mit den unterschiedlichen Qualifikationen um? Viele Afghanen, die Asylanträge stellen, sind Analphabeten. Kapsch: Die Antwort für alle ist: unmittelbar Deutsch lernen. Je nach Qualifikationsniveau geht es darum, die Menschen weiter zu qualifizieren. Unter den Asylwerbern sind auch relativ viele Jugendliche, die aber nicht mehr unter die Schulpflicht fallen. Die müssen auch ausgebildet werden. Das Schlimmste sind ungebildete und unausgebildete Menschen. Was sollen denn die hier tun? Das führt am Ende auch dazu, dass die Fremdenfeindlichkeit zunimmt. Wenn die Menschen aber integriert sind, und da geht es um mehr als nur die Sprache, dann wird auch die Aversion diesen Menschen gegenüber in den meisten Fällen geringer werden. STANDARD: Gerade im ländlichen Raum gibt es oft schlicht keine Arbeitsplätze. Kapsch: Daher geht es auch um die Frage der Mobilität – nicht nur innerhalb Österreichs, sondern innerhalb Europas. Ich gehe davon aus, dass Asylwerber zu einem viel höheren Grad bereit sind, irgendwo anders zu arbeiten. Sie wollen in Europa bleiben, egal wo. STANDARD: Soll es einen Zwang zu Deutschkursen geben? Kapsch: Man muss die Menschen verpflichten, Deutsch zu lernen. Es kann einfach nicht sein, dass ich in ein Land migrieren will und dann nicht bereit bin, die Sprache zu lernen. Die Sprache ist Voraussetzung für die Integration, und das muss für ganze Familie gelten, und zwar zum Nutzen der gesamten Familie, insbesondere der Frauen. STANDARD: Haben Sie noch Vertrauen in die EU, dass diese in der Lage ist, Lösungen umzusetzen? Kapsch: Wenn die Union in einem globalen Spiel mitspielen will, muss sie europäische Lösungen finden, nicht nur im Flüchtlingsbereich. Irgendwann muss doch die Vernunft einkehren. Sonst würde einer der wesentlichen Grundpfeiler, nämlich die Freiheit des Personenverkehrs in der Europäischen Union wieder aufgehoben werden. Es gibt bestimmte Rahmenbedingungen, unter denen Schengen ausgesetzt werden kann, aber die Wiedereinführung von Grenzkontrollen kann ja wohl nicht unser Ziel sein. STANDARD: Die österreichische Politik bewegt sich genau dort hin, wenn man den Aussagen von Außenminister Kurz oder auch von Kanzler Faymann folgt. Kapsch: Und das ist bedauerlich. Das ist nicht im Sinne der europäischen Bürgerinnen und Bürger. STANDARD: Was kann Europa tun? Kapsch: Wir müssen uns dringend Mechanismen überlegen, wie die Flüchtlinge in Europa besser verteilt werden. Ein Kontinent mit 500 Millionen Einwohnern wird ein paar Millionen verkraften. Ein Land mit acht Millionen Einwohnern wird nicht zwei Millionen Flüchtlinge verkraften. Ich glaube schon, dass man über die Finanzströme auch etwas erzwingen kann. Wer Flüchtlinge nicht aufnimmt, muss in einen zentralen Topf einzahlen. Das ist zwar nicht humanitär, aber man kauft sich frei. Aber zu sagen: Ich leiste gar keinen Beitrag, kann nicht sein. Dass diese Flüchtlingswelle auf uns zurollt, wissen wir seit zwei Jahren. Europa hat sich darauf nicht vorbereitet, Österreich hat sich darauf nicht vorbereitet. Wir brauchen wieder Entscheidungsstärke und Tempo. Was man herausnehmen muss, sind Populismus und Polemik. Das hilft niemandem.
| 5Inland
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Ob er in die übergroßen Fußstapfen seines Vorgängers passen wird, ist fraglich. Er tritt nicht nur ein unheilvolles, sondern auch ein schweres Erbe an. Denn keine andere Figur hat das Böse auf der Leinwand derart personifiziert wie der Meister der dunklen Macht in der von George Lucas in den 1970er-Jahren kreierten Star Wars-Reihe. Seither spukte Darth Vader im popkulturellen Gedächtnis mehrerer Generationen und war nicht nur als Superschurke dienlich, sondern auch – das muss man sich als öffentliche Person eben gefallen lassen – als bizarre Witzfigur und Kinderschreck. Doch weil jede Geschichte irgendwann ihr Ende finden muss, sollte auch das Schicksal des Mannes mit der röchelnden Stimme besiegelt sein. Und weil das Kino immer wieder – wie schon Hugo von Hofmannsthal wusste – ein Ersatz für die Träume ist, brauchte es für den jüngsten Teil der Sternensaga, Das Erwachen der Macht, einen würdigen Nachfolger. Dass dieser zugleich die interessanteste Figur im aktuellen Krieg zwischen Gut und Böse ist, verwundert nicht weiter: Der neue Mann in Schwarz hat im Gegensatz zum restlichen, eindimensionalen Personal wenigstens ein Geheimnis. Ob Kylo Ren in die übergroßen Fußstapfen seines Vorgängers passen wird, ist dennoch fraglich. Immerhin lässt er bereits bei seinem ersten Auftritt Zeichen von Schwäche erkennen. Das mag ihn uns einfachen Menschen zwar etwas näherbringen, einem richtigen Ekel steht das allerdings auch unter der Maske nicht gut zu Gesichte. Doch vielleicht ist es gerade diese Ambivalenz, die erst recht den Hass auf sich zieht, denn schließlich kann nichts schrecklicher sein als Selbsterkenntnis. Und seine böseste Tat wird dem neuen Kuttenträger von den Rebellen und ihrer Fangemeinde ohnehin nie verziehen werden. Für den sich lange Filmminuten hinter seinem diabolischen Outfit verbergenden 32-jährigen US-Schauspieler Adam Driver, der sich bislang mit Auftritten in den Filmen von Independent-Regisseur Noah Baumbach einen Namen machte, bedeutet seine neueste Rolle jedenfalls einen Karrieresprung in Hollywoods Blockbuster-Liga. Für Driver ist es also durchaus vorteilhaft, dass er in Das Erwachen der Macht auch sein wahres, gar nicht hässliches Antlitz zeigen darf, selbst wenn es sich als Spielzeugfigur im unendlichen Merchandising-Universum der Reihe weniger gut verkaufen lässt als der Kapuzenmann. Doch zum Glück herrscht im Universum kein Vermummungsverbot.
| 8Kultur
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Apple weigert sich weiterhin, für FBI wichtige Sicherheitsfunktionen auszuhebeln. Im Streit über das Entsperren eines iPhones eines Attentäters bleibt Apple auf Konfrontationskurs zur US-Regierung. Das Unternehmen forderte am Donnerstag von einem Gericht in Kalifornien die Einstellung eines Verfahrens. Das Gericht hatte Apple dazu angewiesen, dem FBI beim Entsperren des iPhones zu helfen, das von dem Attentäter von San Bernardino genutzt worden war. Apple kann bei seinem Vorgehen auf eine breite Unterstützung aus der Tech-Branche zählen. Nach Berichten des Wall Street Journal und der Seattle Times kündigten Microsoft und Amazon an, Apple als Amicus Curiae beizustehen. Die Firmen bieten in dem Verfahren ihre Hilfe als Freunde des Gerichts an, wenn es um die Klärung der komplexen technischen und rechtlichen Fragen geht. Auch Twitter und kleiner Firmen wie Box und Slack erwägen lauten Medienberichten diesen Schritt. Apple betonte in seinem Antrag, kein Gericht habe jemals das erlaubt, was die Regierung nun versuche. Kein Gesetz rechtfertigt solch eine unbegrenzte und weitreichende Auslegung des gerichtlichen Verfahrens, und die Verfassung verbietet es. Das Unternehmen stört sich unter anderem daran, dass die rechtliche Grundlage für die Anweisung ein Gesetz aus dem 18. Jahrhundert ist, das Richtern die Befugnis gibt, alle nötigen Maßnahmen anzuordnen. Cook machte auch deutlich, dass er bereit ist, den Fall bis zum Obersten Gericht der USA durchzufechten. Er schlug ein Treffen mit Präsident Barack Obama vor. Das Weiße Haus reagierte allerdings zunächst nicht darauf. Apple und Google verschlüsseln Daten auf den Geräten inzwischen so, dass sie nur für die Nutzer erreichbar sind. Die Unternehmen selbst haben keinen Zugriff darauf – und können damit auch Behörden nichts geben. Das ist Ermittlern schon lange ein Dorn im Auge. Das FBI fordert von Apple die Programmierung einer Software, mit der die Fahnder ein älteres iPhone 5C entsperren können. Apple will diese Variante seines Betriebssystems iOS aber nicht programmieren und beruft sich dabei auch auf die Meinungsfreiheit. Das iPhone wurde von Syed Rizwan Farook genutzt, der gemeinsam mit seiner Frau Anfang Dezember im kalifornischen San Bernardino 14 Menschen erschoss. Das Telefon gehört der lokalen Behörde, bei der Farook arbeitete, die kennt aber das Passwort nicht.
| 0Web
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Kann das Holz städtischer Wälder zum Klimaschutz beitragen, indem es verbrannt wird? Forscher sind auf ein erhebliches Potenzial gestoßen. Wien – Nun trägt er wieder frisches Grün. Vom Kahlenberg bis Kaltenleutgeben leuchten Buchen, Eichen und Erlen in neuer Tracht, derweil die Vögel ihre Maigesänge ertönen lassen. Ja, der Wienerwald ist wahrlich ein prächtiges Stück Natur – und ein multifunktionelles dazu. Gestresste Großstädter finden hier Ruhe und reichlich gute Luft, allein schon der Lainzer Tiergarten zieht jährlich circa eine halbe Million Besucher an. Gleichzeitig beherbergt das Waldgebiet zigtausende Tier- und Pflanzenarten, so manche davon ist streng geschützt. Auch forstwirtschaftlich gesehen ist das Areal interessant. Die Produktivität liegt allerdings auf eher niedrigem Niveau: Nur 1,6 Kubikmeter Holz werden im Wienerwald durchschnittlich pro Hektar geerntet. Der österreichische Mittelwert beträgt 7,7 Kubikmeter pro Hektar. Am Wachstum liegt es nicht. Rotbuchen (Fagus sylvatica) und Steineichen (Quercus petraea) sind im Wienerwald die dominierenden Baumarten. Die andernorts bei Förstern beliebten, schnellwüchsigen Nadelgehölze findet man kaum. Dennoch nimmt die Holzmenge im westlichen Grüngürtel Wiens jedes Jahr um 5,9 Kubikmeter pro Hektar zu. Potenzial wäre also da. Die Bewirtschaftung ist einfach nicht so intensiv, erklärt Florian Kraxner, Forstwirtschafter am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg. Der Wienerwald diene gewissermaßen als Schaukasten der Stadt. Schön soll er sein, mit imposanten, hoch emporragenden Bäumen und einem geschlossenen Blätterdach. So wollen die Menschen ihren Wald sehen. Es ginge aber auch anders. Holz ist ein wertvoller Rohstoff, nicht nur als Baumaterial, sondern auch als umweltfreundlicher Energieträger. Seine Verbrennung bringt kein zusätzliches CO2 in die Atmosphäre ein und schont somit das Klima. Diesen Effekt macht man sich im 2006 in Betrieb genommenen Biomassekraftwerk Wien-Simmering zunutze. Dort wird Holz zur Erzeugung von Strom und Warmwasser verbrannt. Die Anlage produziert jährlich rund 24,5 Megawatt elektrische Energie plus Fernwärme für etwa 12.000 Haushalte. Einsparergebnis: circa 144.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Die Bilanz hat allerdings einen kleinen Haken. Ein Teil des Brennholzes muss über größere Entfernungen herbeigeschafft werden. Dieser Transport verursacht zusätzliche Emissionen sowie Kosten. Florian Kraxner möchte hier Abhilfe schaffen. Wenn man die Klimaziele ernst nimmt, muss man die Biomasse-Nutzung optimieren, meint er. Und was läge da näher als die Holzreserven vor der eigenen Haustür? Man möge den Experten allerdings nicht falsch verstehen. Kraxner will keinesfalls den Wienerwald abholzen oder seinen Erholungswert beeinträchtigen. Die Frage ist stattdessen, ob sich der Holzertrag in nachhaltiger Weise steigern lässt, um damit mehr klimafreundliche Energie zu erzeugen. Dabei darf nie mehr entnommen werden, als gleichzeitig nachwächst, betont Kraxner. Um das Biomasse-Potenzial des Wienerwalds genauer zu ermitteln, haben der Forstwirtschafter und seine Kollegen am IIASA eine aufwendige Modellrechnung durchgeführt. Sie gründeten ihre Kalkulationen auf die Kartierungsdaten des zuständigen Wiener Magistrats 49, welche insgesamt 4200 Hektar Wald im westlichen Teil der Metropole umfassen. Naturschutzgebiete und 25 Meter breite Pufferzonen im Umfeld von wichtigen Naherholungseinrichtungen wie Grillplätzen oder Schwimmbädern wurden aus den Produktivitätsberechnungen herausgenommen. Die zugrunde gelegten Holzheizwerte betragen 4,2 Kilowattstunden pro Kilogramm für Laubbäume und 4,4 Kilowattstunden pro Kilo für Nadelgehölze. Das Ergebnis der Studie zeigt erstaunlich große Reserven auf. Unter Berücksichtigung aller bestehenden Schutzmaßnahmen und Nutzungsverordnungen ließen sich im Wienerwald außerhalb der Schonbereiche jedes Jahr 10.600 Kubikmeter Holzbiomasse zusätzlich ernten. Das entspräche einer Steigerung von 60 Prozent gegenüber der heutigen Produktivität. In Energie umgesetzt könnte diese Menge rund 3000 Haushalte mit Strom versorgen und weitere 720 mit Fernwärme – bei Einsparung von jährlich 8600 Tonnen an CO2-Emissionen. Weitere Details wurden vor kurzem im Fachmagazin Applied Energy (Bd. 165, S. 990) veröffentlicht. Zur Verwirklichung dieses Potenzials müsste selbstverständlich mehr Holz eingeschlagen werden, was bei selektiver Bewirtschaftung kein Problem wäre. Es ist ein bisschen Gärtnern angesagt, sagt Florian Kraxner. Dabei entstünde ein lichterer Wald mit mehr Unterwuchs. Mikroklimatisch gesehen könnten lokal die Temperaturen steigen, was allerdings auch das Bodenleben anregen und die natürliche Waldverjüngung fördern würde, meint Kraxner. Sogar die Biodiversität ließe sich erhöhen. Heterogen strukturierte Wälder mit offenen Flächen beherbergen normalerweise mehr Artenvielfalt als durchgängige Altbestände. Die IIASA-Studie dürfte auch für andere waldreiche Metropolen wie Berlin, Rio de Janeiro oder Vancouver und für neue, noch zu planende Städte in Schwellenländern zukunftsweisend sein. Weltweit nimmt die Urbanisierung stetig zu. Der größte Energiebedarf fällt bereits jetzt in den Ballungszentren an. Deshalb, so Kraxner, sollten die Städter für ihre Versorgung so viel wie möglich auf ihrem eigenen Grund und Boden beitragen.
| 7Wissenschaft
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Der FC Barcelona gewann mit einer unsterblichen Generation die Champions League. Trainer Luis Enrique ließ seine Zukunft offen. Berlin - Man musste im Sinne der Spannung ja froh sein, dass der FC Barcelona sich mit der Entscheidung Zeit gelassen hat. Die neuen Champions von Europa haben am Samstagabend in Berlin in einer zeitweise grandiosen Art ihren fünften Titel im größten Klubbewerb der Welt erobert – gleich viele wie Bayern München und Liverpool. Juventus war als großer Außenseiter bei der 1:3 (0:1)-Niederlage nur über eine kurze Phase nach dem vom Himmel gefallenen Ausgleich durch Alvaro Morata ein ebenbürtiger Gegner. Die Turiner haben damit sechs von acht europäischen Endspielen verloren und müssen seit 1996 auf einen Titel warten. Mit dem zweiten Triple seit 2009, 2011 verpasste man ein weiteres erst in der Verlängerung des spanischen Pokalfinales, machte sich eine Barcelona-Generation unsterblich, die schon zuvor Lobeshymnen Anlass gab. Während zwar Xavi (35) nach seinem 151. Champions League-Einsatz und vierten Titel nach Katar zieht, hat insbesondere das Monstertrio NSM Neymar (23), Luis Suarez (28) und Lionel Messi (fast 28) wohl kaum seinen letzten Titel errungen. Die Spieler haben gezeigt, dass sie immer noch hungrig sind, sagte Trainer Luis Enrique (45) nach der Galavorstellung in Berlin. Das eröffnende Tor im Finale erzielte zwar mit Ivan Rakitic (27) keiner der üblichen Verdächtigen, der Dreizack aber stach Juventus schlussendlich doch aus. Messi zeigte im Finale eine große Leistung als assistierender Einfädler, war in der Vorbereitung des ersten und zweiten Treffers maßgeblich eingebunden und entzückte das Olympiastadion mit gelegentlichen Antritten. Suarez machte Juventus mit der neuerlichen Führung den Garaus. Neymar glänzte mit je einem aberkannten und gültigen Tor. Selbst Andres Iniesta (31) wirkte nach seiner Auszeichnung zum Man of the Match noch kein bisschen gesättigt. Nachdem er zum dritten Mal in seiner Karriere in einem CL-Finale einen Assist anschrieb, sagte der Welt- und Europameister: Herausforderungen bleiben immer. Wer keine sieht, schaut nicht genau genug. Wir haben jetzt ein Triple zu verteidigen. Ungewiss ist, ob der Architekt dieses Konzerts der Könige von Europa (Marca) bleibt. Trainer Enrique machte nach dem Triumph erneut ein Hehl aus seinen Plänen für die Zukunft. Darüber werde in den kommenden Tagen entschieden, jetzt gelte es zu feiern, sagte der von allen nur Mister genannte Spanier nichtssagend. Wir wollen diesen erfolgreichen Weg weitergehen, meinte er stellvertretend für den Klub, aber eben nicht unbedingt für sich selbst. Nach nur einem Jahr bei der Blaugrana hat Enrique so gut wie alles gewonnen. Im Herbst wären der UEFA-Supercup (in Georgien) und die Klub-WM abzuholen. Bei Juventus gilt der anfangs ungeliebte Massimiliano Allegri nach einer Traumsaison als gesetzt. Die dankbaren Tifosi applaudierten seiner Mannschaft auch nach der Niederlage in Berlin jedenfalls noch lange für den wackeren Kampf, mancher feierte mit den Barcelona-Fans durch die Berliner Nacht. Wir können uns noch verbessern, garantierte der Italiener, wobei er nicht die Ergebnisse meinte. Den Bianconeri steht aber ein gewisser Umbruch im Kader bevor. Für den meist glanzlos gebliebenen Andrea Pirlo endete der Abend in Tränen und in einer symbolträchtigen Umarmung zum Abschied mit Xavi. Ob der 36-jährige Professor nach dieser Saison doch noch ein Jahr dranhängt, wollte vorerst niemand beantworten.
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Kilian Kleinschmidt ist gegen Obergrenzen für Flüchtlinge. Sie würden Menschen in die Illegalität treiben. Wien – Den Diskussionen um Grenzkontrollen im Schengenraum, um Zäune und den Schutz der EU-Außengrenzen folgt nun eine um Obergrenzen für Asylanträge. Sie wird in Österreich seit Tagen von der ÖVP befeuert. Kilian Kleinschmidt, der von der Regierung mit 1. Oktober des Vorjahres bestellte Berater der Republik in Flüchtlingsfragen, bezeichnet all diese Debatten als problematisch: Ich sehe dadurch das Problem der Illegalität auf uns zukommen, sagte er im STANDARD-Gespräch. Wo bleiben die Leute dann?, so Kleinschmidt, in dessen Augen die aktuellen Fluchtbewegungen noch lange nicht ausgestanden sind. Obergrenzen seien deshalb eine vollkommene Utopie. Die Menschen würden – unabhängig davon, ob sie vor Krieg, Armut oder menschenunwürdigen Bedingungen fliehen – auch weiterhin nach Europa kommen. Versuche, sie mit Regelungen davon abzuhalten, würden nur dazu führen, dass die Menschen von den offiziellen Routen abweichen. Als Beispiel nennt der Asylkoordinator die von der EU forcierten Hotspots in Griechenland und Italien, wo frühzeitig geklärt werden soll, ob das Recht auf Asyl besteht. Wer annehmen muss, dass er auf diesem Wege nicht in die EU einreisen darf, werde sich rundherum bewegen. So würden sich immer mehr Menschen illegal in Europa aufhalten. Für Kleinschmidt liegt die Lösung darin, legale Möglichkeiten der Einwanderung zu schaffen. Neben Asyl könnten etwa auch Arbeitsvisa vergeben werden, um sowohl Kriegsflüchtlingen als auch Menschen, die etwa aus Armut flüchten, die Migration zu ermöglichen. Wenn jedes Land 25.000 aufnehmen würde, wäre das ein Anfang, so Kleinschmidt mit Blick auf Kanada. Das Land will bis Ende Februar 25.000 syrische Flüchtlinge aufnehmen. Innenpolitisch hält die Obergrenzendebatte weiter an. Eigentlich tritt die SPÖ dagegen auf. Der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl ließ sich von der roten Parteilinie aber nicht beirren, als er am Montag im ORF Burgenland mit seinem Salzburger ÖVP-Pendant, Wilfried Haslauer, übereinstimmte. Haslauer, der seit 1. Jänner der Landeshauptleutekonferenz vorsitzt, hatte das von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) genannte Limit von 90.000 bis 100.000 Flüchtlingen als zu hoch bezeichnet. Dass Niessl dem zustimmt, kommentierte der Wiener SPÖ-Landesgeschäftsführer, Georg Niedermühlbichler, so: In dieser Frage ist er anderer Meinung. Niedermühlbichler hält die Obergrenzendebatte für eine Beruhigungspille für die Bevölkerung, es würden einfache Lösungen vorgegaukelt, denn: Das ist nicht machbar. Die Leute stehen ja an der Grenze. Die Zahl der täglich in Österreich ankommenden Flüchtlinge blieb über die Feiertage sowie selbst nach dem jüngsten Wintereinbruch mit Schneefällen auf der Balkanroute völlig konstant, heißt es aus dem Innenministerium. Seit dem Spätherbst bewege sich diese Zahl zwischen 3000 und 4000 pro Tag. Es gab kaum Tage, wo weniger Flüchtlinge angekommen sind, sagte Ministeriumssprecher Alexander Marakovits. Am vergangenen Sonntag waren es innerhalb von 24 Stunden genau 3793 Flüchtlinge. Im Durchschnitt würden etwa zehn Prozent der Menschen in Österreich um Asyl ansuchen, im Dezember waren es täglich zwischen 300 und 400. Im gesamten Jahr 2015 dürften laut Innenministerium etwa 95.000 Asylanträge gestellt worden sein, die definitive Zahl steht noch nicht fest. Geändert hat sich die Route der Flüchtlinge: Wegen der Baumaßnahmen am steirisch-slowenischen Grenzübergang Spielfeld führt diese via Grenzübergang Karawankentunnel über Kärnten. Die Arbeiten in Spielfeld sind laut Ministerium in der Endphase: Im Groben steht es, eine Soft Opening Phase stehe kurz bevor. In Vollbetrieb gehe Spielfeld Schritt für Schritt bis Ende Jänner. Ab dem Frühjahr müsste wieder täglich mit rund 10.000 Flüchtlingen gerechnet werden. Ausgelegt sei die Grenzstation Spielfeld auf bis zu 11.000 Menschen. Derzeit werden keine Asylwerber in Zelten untergebracht, das teilte das Innenministerium anlässlich des aktuellen Winterwetters mit. Lediglich im großen Zelt in Traiskirchen könne es in Einzelfällen vorkommen, dass neu angekommene Asylwerber vorübergehend dort übernachten. An den übrigen früheren Zelt-Standorten – etwa Wals-Siezenheim in Salzburg, Altenhofen und Krumpendorf in Kärnten und das Polizeigelände in Eisenstadt – wurden diese provisorischen Siedlungen mittlerweile abgebaut, teils auch durch Container ersetzt. Derzeit gibt es keine Unterbringung in Zelten, betonte ein BMI-Sprecher. Und auch künftig setze man bei Quartieren für Asylwerber vor allem auf Container.
| 1Panorama
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Enge Grenzen des Crowdfunding-Gesetzes haben bei der Fertighausfirma Elk eine Schwarmfinanzierung vereitelt – und bieten Ansatz für Kritik. Wien/Schrems – Beim Begriff Schwarmfinanzierung denken wohl die wenigsten an Fondsmanager und Stiftungsvorstände im Nadelstreif. Auch der niederösterreichische Fertighauserzeuger Elk offenbar nicht, dessen Crowdfunding-Campagne an den engen Grenzen des seit September geltenden Alternativfinanzierungsgesetzes gescheitert ist: Wir hätten ein Private Placement daraus machen können, das war für uns aber uninteressant. Das Problem: Das neue Gesetz, das Crowdfunding eigentlich auf ein rechtlich solides Fundament hieven sollte, ist explizit nur für Start-up-Unternehmen und den Mittelstand. Elk ist aufgrund einer EU-Empfehlung kein mittelständischer Betrieb, bringt Jörg Bartussek, Geschäftsführer des Crowdfunding-Anbieters Finnest, das Problem auf den Punkt. Konkret geht es um eine Definition der EU-Kommission aus dem Jahr 2003, wonach ein Mittelständler höchstens 250 Mitarbeiter beschäftigen und einen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro erzielen darf – zu wenig für Elk mit 168 Mio. Jahresumsatz und mehr als 1300 Mitarbeitern. Ein Großteil der Unternehmen, die wir als Zielgruppe sehen würden, fällt deshalb einfach heraus, kritisiert Bartussek diese Einschränkungen. Es gibt eine klare Definition von Klein- und Mittelbetrieben – und Elk gehört nicht dazu, kontert Markus Habermann, Sprecher im Wirtschaftsministerium. Es ist primär darum gegangen, für Start-ups und kleine Unternehmen die Finanzierung zu erleichtern. Aber auch größere Firmen können sich laut Habermann über Crowdfunding finanzieren, seien dafür aber zur Vorlage eines vollständigen Kapitalmarktprospekts verpflichtet. Allein, die Erstellung dieses Prospekts ist derart zeit- und kostenintensiv, dass dadurch Schwarmfinanzierungen de facto unattraktiv werden. Damit bleibt ein Großteil der österreichischen Unternehmen bei Crowdfunding außen vor und fällt um dessen Vorteile um. Dazu zählt etwa, sich neben den Banken und gegebenenfalls auch dem Kapitalmarkt eine weitere Finanzierungsquelle zu sichern. Gerade in Zeiten, in denen der Mittelstand über schleppende Kreditvergabe der Banken klagt, gewinnen Alternativen an Bedeutung. Zumal ja Konkurrenz sprichwörtlich das Geschäft belebt. Schwarmfinanzierungen bieten zudem die Möglichkeit, neue Kundenbeziehungen zu etablieren – schließlich kann aus dem zufriedenen Geldgeber von heute ein Produktabnehmer von morgen werden. Im Gegenzug kann es auch für Anleger reizvoll sein, in ein etabliertes Unternehmen aus der Region zu investieren – gerade in Zeiten gegen null tendierender Sparbuchzinsen. Die eine halbe Million Euro schwere Finanzierung des Herstellers von Nahrungsergänzungsmitteln Biogena bringe der Crowd etwa auf fünf Jahre eine Verzinsung von sechs Prozent, hebt Finnest-Chef Bartussek hervor, der auch für eine Lockerung der Höchstgrenze beim Volumen von Schwarmfinanzierungen von fünf Mio. Euro ist. Elk-Chef Erich Weichselbaum hält das Alternativfinanzierungsgesetz trotz dieser Einschränkungen nicht für grundsätzlich reparaturbedürftig, wünscht sich aber eine klarere Kommunikation, für wen es geeignet ist – und fügt hinzu: Dass der Mittelstand unterstützt und gestärkt wird, sollte unser aller Anliegen sein.
| 3Wirtschaft
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Nur 16 Prozent glauben, dass die Freiheitlichen gute Ideen für Wien hätten. Wien – Dass es für die FPÖ in Wien gut läuft, kann man nicht nur aus den Hochrechnungen, sondern auch aus der im Frühsommer durchgeführten Market-Umfrage zu den Wiener Parteiprofilen herauslesen. Im Auftrag des STANDARD wurde nämlich für jede Wiener Partei erhoben, ob sie wohl in fünf Jahren bedeutender sein werde als heute – und die FPÖ bekam da die meisten Nennungen. Mehr als ein Drittel der Befragten (vor allem Jüngere, aber auch Wähler der anderen Oppositionsparteien) gehen von einer weiteren Stärkung der Freiheitlichen aus. Ebenso stark ist die Annahme, dass die FPÖ die Sorgen der Wienerinnen und Wiener verstünde. Das sagen vor allem jüngere, männliche und beruflich qualifizierte Befragte – für Market-Parteienforscher David Pfarrhofer ein Hinweis darauf, dass die FPÖ bei beruflichen Aufsteigern und Leistungsträgern Sympathien generieren kann. Wenn es um die Sache geht, dann steht die FPÖ sehr viel schlechter da: Nur 16 Prozent trauen ihr gute Ideen für Wien zu, selbst in der eigenen Gefolgschaft hat die FPÖ da nur eine schwache Mehrheit. Und nur sieben Prozent meinen, die FPÖ wäre gut für den Ruf Wiens in der Welt.
| 5Inland
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Der Ostukraine-Krieg hat viele ihrer Geschäfte zunichtegemacht. Nun versuchen die Reichsten, ihre Interessen mit einer eigenen Partei zu wahren. Auch für Kiew gilt: Wer nicht unbedingt bleiben muss, flieht vor den hochsommerlichen Temperaturen aufs Land oder ans Meer. Doch eine Gruppe der finanzkräftigsten Ukrainer nützt diese Tage, um sich ungestört zu treffen und ein Projekt zu besprechen: Die Oligarchen Wiktor Pintschuk, Rinat Achmetow und Sergej Taruta wollen eine eigene Partei gründen. Die drei sollen einander schon mehrfach getroffen haben. Einige Zeitungen, wie die üblicherweise gut unterrichtete Komsomolskaya Prawda, wollen in Erfahrung gebracht haben, dass eine solche Partei vor allem die Bewohner im Osten und Süden der Ukraine ansprechen soll. Und das Newsportal Observatorglaubt zu wissen, welche Motive hinter der Neugründung stecken: Unter der Regierung von Präsident Petro Poroschenko und Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk haben vor allem die Oligarchen stark an politischem Einfluss verloren. Vor allem Taruta und Achmetow haben durch den Krieg im Donbass große Teile ihres Vermögens an die Separatisten verloren. Achmetow, der immer noch als reichster Mann des Landes gilt, meldete sich kürzlich in einem Interview mit Segodna zu Wort. Darin beklagte er die Lage in Donezk: Was der Krieg in unserer Heimat angerichtet hat, ist unbeschreiblich. Die Arbeit vieler Jahre ist zerstört. Die Menschen sind geflüchtet. Und die, die geblieben sind, leiden. Eigentlich hatte Achmetow am 29. Juli mit 50.000 Menschen in der Donbass-Arena den 70. Geburtstag von Schachtar-Donezk-Trainer Mircea Lucescu feiern wollen. Doch derzeit ist kein Platz für Fußball und Feiern, weil die meisten Einwohner in Donezk unter dem Krieg leiden, beklagte der Besitzer des Fußballvereins. Auch Taruta, der 2014 einige Monate lang Gouverneur von Donezk war, hat zuletzt wiederholt sehr kritische Worte für die derzeitige Regierung gefunden. Kiew habe den Donbass bereits abgeschrieben, sagte er im Fernsehen. Er habe seit Kriegsausbruch enorme Summen verloren. Bereits im Herbst 2014 hatte er eine eigene Partei bilden wollen, doch das Projekt wurde letztlich doch nicht realisiert. Pintschuk war bisher eher dafür bekannt, mehrere politische Projekte gleichzeitig zu unterstützen. Der Schwiegersohn von Alt-Präsident Leonid Kutschma hat laut Politikberater Taras Berezovets stark an politischem Einfluss verloren. Die Regierung wirkt sehr abgekoppelt, das stößt bei den Oligarchen auf Unverständnis, sagte Berezovets der Zeitung Komsomolskaya Prawda. Vor allem die angestrebte De-Oligarchisierung, die sich die Regierung auf die Fahnen geschrieben hat, mache Achmetow und Co nervös. Der Politologe Wladimir Fessenko glaubt, dass das neue Parteiprojekt durchaus Aussicht auf Erfolg hat. Allein Achmetow beschäftigt fast eine halbe Million Menschen. Etliche seiner Betriebe sind teilstaatlich, Achmetow fungiert als Mehrheitseigner der Aktienanteile. Die Regierung hat eine Entlassungswelle angekündigt, das verunsichert die Menschen: Sie suchen nach Helfern. Außerdem gibt es noch ein anderes Problem: Vor allem Achmetow hat die frühere Regierung sehr stark unterstützt, er finanzierte jahrelang Ex-Präsident Viktor Janukowitsch. Auch Pintschuk hatte sich mit Janukowitsch arrangiert. Berezovets: Das haben einige Vertreter der jetzigen Regierung nicht vergessen. Unklar bleibt vorerst, wie die neue Partei heißen soll und welche Politiker sie anführen werden. Ende Oktober finden Kommunalwahlen statt. Es mehren sich auch Hinweise, dass die Regierungskoalition in den nächsten Monaten auseinanderfallen könnte: Das Fünf-Parteien-Bündnis gilt als zerstritten und hochgradig heterogen. Beobachter sind sich jedenfalls einig: Trotz aller Verluste verfügen die Oligarchen nach wie vor über genügend finanzielle Ressourcen und Einfluss, sodass sie die politische Landschaft in Kiew kräftig aufmischen könnten.
| 2International
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David Beckham – Abenteuer Amazonas, An jedem verdammten Sonntag, Concussion – Leichte Erschütterung, Weltjournal: Menschliche Roboter, Die blonde Sünderin. 20.15 REISE David Beckham – Abenteuer Amazonas Der Fotograf Anthony Mandler, Mechaniker Derek White und Jugendfreund Dave Gardner begleiten Fußballer David Beckham auf einer 1300 Kilometer langen Reise durch das Amazonasgebiet. Bis 21.45, ORF 1 20.15 MAGAZINTerra Mater: Wilder Kaukasus Die erste Folge des Zweiteilers zeigt die landschaftlichen Gegensätze von Bergwelt, Tiefland und Meeresküste zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer. Bis 21.20, Servus TV 20.15 FOOTBALL An jedem verdammten Sonntag (USA 1999, Oliver Stone) Schonungslose Abrechnung mit dem Profisport: Al Pacino spielt einen alternden Trainer, dessen Team gerade dabei ist, die Play-offs zu verpassen, als sich auch noch der Quarterback verletzt. Jamie Foxx ist der junge Ersatzmann. Er ist talentiert, taugt aber nicht zum Führungsspieler. Cameron Diaz macht allen als geldgierige Clubbesitzerin das Leben zur Hölle. Bis 23.24, ATV 2 22.00 IN MEMORIAM David Bowie, der Weg zur Legende Das Porträt lässt David Bowies Karriere Revue passieren und blickt bis ins Jahr 1971 zurück, als mit Ziggy Stardust alles begann. Zu Wort kommen Weggefährten wie Mick Ronson, Brian Eno, Tony Visconti und Nile Rodgers. Bis 23.00, Arte 22.25 AMOUR FOU Concussion – Leichte Erschütterung (USA 2013, Stacie Passon) Vorortmama Abby will ihrem faden Leben einen neuen Kick geben. Sie mietet eine Zweitwohnung in Manhattan und startet ihr Leben als lesbische Prostituierte. Mit dem Ziel, ihre beiden Leben strikt zu trennen, schafft sie eine zweite Identität unter dem Namen Eleanor. Das US-Independent-Debüt mit der großartigen Robin Weigert wurde auf der Berlinale 2013 mit dem Teddy Award ausgezeichnet. Bis 0.00, 3sat 22.30 MAGAZINWeltjournal: Menschliche Roboter – Die Zukunft hat begonnen Die Folge zeigt, wie verblüffend ähnlich die humanoiden Roboter in Japan ihren menschlichen Vorbildern tatsächlich sind, und setzt sich mit den Fragen auseinander, was das für unsere Zukunft bedeutet und ob sie unsere Lebensweise ebenso radikal verändern werden wie Computer, Internet und Smartphones. Bis 23.00, ORF 2 22.35 SPIELEREI Die blonde Sünderin (La baie des anges, F 1962, Jacques Demy) Der Bankangestellte Jean Fournier (Claude Mann) hat beim Roulette gewonnen. Das Glückskind trifft auf die blonde Spielerin Jackie (Jeanne Moreau). Er verliebt sich in sie, aber sie kann nicht von ihrer Leidenschaft lassen. Bis 0.05, ORF 3 22.45 TALKMaischberger Thema von Sandra Maischbergers erster Mittwochsendung: Flüchtlinge verdächtigt, Bürger verunsichert: Angstrepublik Deutschland. Gäste sind Andreas Scheuer (CSU-Generalsekretär) Volker Beck (Bundnis 90/Grüne), Emma-Redakteurin Chantal Louil, Kriminologe Christian Pfeiffer, Studentin Michelle und Aiman Mazyek, Zentralrat der Muslime. Bis 0.00, ARD 23.05 IN MEMORIAM Ziggy Stardust and the Spiders from Mars (USA 1973, D. A. Pennebaker) David Bowie tritt in diesem klassischen Konzertfilm als sein androgynes Alter Ego Ziggy Stardust auf. Regisseur D. A. Pennebaker präsentierte 2003 eine komplett restaurierte Schnittfassung. Die Tonmischung besorgte Tony Visconti. Bis 00.25, Arte 23.05 REPORTAGEWeltjournal +: Giftige Geschäfte – Elektroschrott Der illegale Export von Elektroschrott ist ein Millionengeschäft, das die Umwelt schädigt und das Leben und die Gesundheit vieler Menschen zerstört. Bis 23.50, ORF 2 23.25 IDENTITÄTSKRISE Five Easy Pieces – Ein Mann sucht sich selbst (USA 1970, Rob Rafelson) Robert Dupea, früher schlechter Pianist und jetzt Gelegenheitsarbeiter, ist unzufrieden – mit seinem Leben, seiner Freundin, seiner Arbeit. Er kündigt und wagt einen Neuanfang. Legendär: Jack Nicholsons Suche nach dem Sinn, Karen Black hilft dabei. Bis 1.05, Servus TV
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Hasskommentare in sozialen Netzwerken nach scharfer Verurteilung von Brandanschlag im Westjordanland. Jerusalem – Die israelische Polizei hat Ermittlungen wegen bedrohlicher Äußerungen gegen Präsident Reuven Rivlin im sozialen Online-Netzwerk Facebook eingeleitet. Wie ein Sprecher des Staatsoberhaupts am Montag erklärte, folgte die Welle von Schmähungen auf Rivlins scharfe Verurteilung von Attentaten auf Palästinenser. Dieser hatte am Freitag auf seiner Facebook-Seite zum nächtlichen Brandanschlag auf zwei palästinensische Wohnhäuser, bei dem ein Kleinkind getötet und drei weitere Familienmitglieder schwer verletzt wurden, geschrieben: Es schmerzt mich, dass einige meiner Landsleute ihre Menschlichkeit verlieren und den Weg des Terrorismus wählen. Dies ist nicht der Weg des Staates Israel und des jüdischen Volks. Leider haben wir das Phänomen des jüdischen Terrorismus bisher offensichtlich zu nachlässig behandelt. Rivlin forderte ein hartes Durchgreifen der Sicherheitsbehörden gegen die Extremisten. Die Stellungnahme des Präsidenten löste auf Facebook ein lebhaftes Echo aus, mehr als 2.000 Nutzer kommentierten den Eintrag. Neben viel Zustimmung gab es zahlreiche hasserfüllte Äußerungen, von denen manche in Drohungen gipfelten: Du dreckiger Verräter wirst schlimmer enden als Ariel Sharon, schrieb eine Frau unter Verweis auf den früheren Regierungschef, der vor seinem Tod acht Jahre lang im Wachkoma lag. Ein anderer Nutzer richtete drohende Worte an das Staatsoberhaupt: In Russland wärst Du jetzt schon zerstückelt in Schuhkartons gefunden worden. Die Polizei erhielt nach eigenen Angaben am Sonntag belastendes Material vom Sicherheitsdienst des Präsidialamts und leitete Ermittlungen ein, um die Strafbarkeit der bedrohlichen Äußerungen in sozialen Netzwerken zu prüfen. Bei dem Brandanschlag im israelisch besetzten Westjordanland war in der Nacht zum Freitag der eineinhalbjährige Ali bei lebendigem Leib verbrannt, seine Familienangehörigen wurden lebensgefährlich verletzt. Für den Anschlag werden radikale jüdische Siedler verantwortlich gemacht. Die israelische Regierung verurteilte das Attentat und kündigte ein hartes Vorgehen gegen jüdische Extremisten an.
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Deutschland prüft Asylanträge von Syrern wieder einzeln. Berlin – Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel will die Anzahl der Flüchtlinge in Deutschland im neuen Jahr spürbar verringern, wie sie in ihrer im Voraus verbreiteten Neujahrsansprache ankündigte. Ab dem 1. Jänner sollen zudem wieder alle Asylsuchenden in Deutschland eine ausführliche Einzelfallprüfung durchlaufen. Merkel zeigte sich in ihrer Rede überzeugt, dass für Deutschland die Herausforderung durch den Flüchtlingsandrang eine Chance sei. Denn wir haben ein großartiges bürgerschaftliches Engagement und ein umfassendes Konzept politischer Maßnahmen, sagte die Kanzlerin. National, in Europa und international arbeiten wir daran, den Schutz der europäischen Außengrenzen zu verbessern, aus illegaler Migration legale zu machen, die Fluchtursachen zu bekämpfen und so die Zahl der Flüchtlinge nachhaltig und dauerhaft spürbar zu verringern. Das deutsche Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bestätigte unterdessen am Donnerstag einen Bericht der Bild-Zeitung, wonach sich Asylsuchende ab dem neuen Jahr wieder einer genauen Prüfung von Herkunft, Ausbildung und Fluchtweg unterziehen müssen. Vor allem nach den Anschlägen von Paris war verstärkt die Forderung laut geworden, die Identität aller Schutzsuchenden ohne Ausnahme genau zu ermitteln. Wegen der hohen Flüchtlingszahlen hatte das Migrations-Bundesamt Ende 2014 begonnen, Asylanträge von Schutzsuchenden aus Ländern mit hoher Anerkennungsquote wie Syrien, dem Irak und Eritrea nur noch nach Aktenlage zu bearbeiten. Damit mussten die Asylbewerber keine persönliche Anhörung mehr durchlaufen, sondern konnten ihre Fluchtgründe schriftlich erklären und bekamen ohne Einzelfallprüfung fast durchweg Flüchtlingsschutz nach der Genfer Konvention. Österreich ist vom Prinzip der Einzelfallprüfung nie abgewichen.
| 2International
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Ermittlungsverfahren gegen 35-Jährige wegen "Tötung eines Kindes bei der Geburt" eingeleitet. Zell am See/Schwarzach – Der Fall einer Kindestötung ist am Freitag in Salzburg bekannt geworden. Eine 35-jährige Frau soll ihr Baby zwischen 6. und 7. Jänner in ihrer Unterkunft im Bezirk Zell am See geboren haben. Polizisten hatten das Baby tot in einem Mistkübel in der Küche der Wohnung entdeckt, eingepackt in einen Plastiksack. Eine Obduktion ergab, dass das Neugeborene bei der Geburt noch gelebt hatte. Die Frau, die als selbstständige Pflegehelferin arbeitet, hatte nach der Geburt das Krankenhaus Schwarzach im Pongau aufgesucht und über Bauchschmerzen geklagt. Die Ärzte schöpften Verdacht und erstatteten Anzeige. Die Frau erklärte, dass das Kind bereits bei der Geburt tot war, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, Robert Holzleitner, am Freitag. Es habe sich um einen weiblichen Säugling gehandelt. Die bisher unbescholtene Frau wurde auf freiem Fuß angezeigt, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Tötung eines Kindes bei der Geburt nach Paragraf 79 Strafgesetzbuch. Bei einem Schuldspruch drohen der Beschuldigten ein bis fünf Jahre Haft.
| 1Panorama
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Die Amsterdamer Oper präsentiert erstmals Alban Bergs Stück in vollständiger Fassung. William Kentridge hat die Koproduktion mit der New Yorker Met und der Londoner National Opera inszeniert. Das blutig-brutale Finale kann man im Amsterdamer Muziektheater nicht sehen, sondern nur hören. Aus dem Off ertönen Lulus Entsetzensschreie, als Jack the Ripper sie meuchelt. Es ist Ende und Höhepunkt einer beispiellosen Tragödie, der Verfallsgeschichte dieser von Anfang an schon verlorenen jungen Frau. Sie wechselt die Liebhaber und Ehemänner wie andere Leute Socken, schwankt ständig zwischen Traurigkeit und Lebenssucht. Jeder Mann kennt sie unter einem anderen Namen, wie Richard Wagners Kundry scheint sie jedem das zu bieten, was er sich sehnlichst wünscht. Oft wird Lulu als sexy Vamp dargestellt oder als psychotische Grenzgängerin. Der südafrikanische Künstler und Regisseur William Kentridge hingegen zeigt sie als simples, irgendwie sogar biederes Mädchen, das in einen Strudel aus Männerlust und Lebensfrust gerät. Kentridge, den das Amsterdamer Eye Filmmuseum gerade mit einer Ausstellung ehrt, ist vor allem für seine Trickfilmarbeiten und Zeichnungen bekannt. Auf der Bühne sieht man gemorphte Figuren, rasch sich verändernde Gesichter, Zeitungsschnipsel, Avantgarde-Kunst der 1920er- und 1930er-Jahre. Mal taucht Kurt Weill im Hintergrund auf, dann blinzelt ein Sigmund-Freud-Verschnitt mit seinen mächtigen Kreideaugen. Auch zwei lebende Skulpturen gibt es, eine verrückte, zeitweise strippende Pianistin mit Bubikopf und einen grotesk verrenkten Diener, der gern mit dem Serviertablett herumläuft - und Jack the Ripper die Mordwaffe reicht. Immer wieder schafft Kentrigde neue Räume aus Formen und Licht, mal wird alles gnadenlos grell, dann wieder geheimnisvoll düster und diffus. Während der von Lothar Zagrosek klangsinnlich duftig dirigierten Zwischenspiele erlebt man eine Art Making-of, Kentridges Hand erscheint und verändert mit wenigen Bewegungen die ganze Bühne, fügt hier schraffierte Flächen hinzu, übermalt Porträts dort. In diesen ungemein eindrücklichen Räumen agieren die Protagonisten eher zurückhaltend. Mojca Erdmann etwa zeigt Lulu als ein Geschöpf, in dem es brodelt, das aber seine Gefühle, seine Wut nicht konstant nach außen trägt, wie man es bei anderen Aufführungen oft gesehen hat. Sie singt präzise bis in die Spitzen ihrer Partie. Aus der Männerriege stechen Franz Grundhebers Schigolch und Gerhard Siegel als Prinz, Kammerdiener und Marquis heraus. Jennifer Larmore gibt die lesbische Gräfin Geschwitz, die Leib und Vermögen für Lulu opfert, szenisch und vokal als Ausnahmeerscheinung. Lothar Zagrosek gelingt mit dem Royal Concertgebouw Orchester eine wirklich exemplarische Interpretation der äußerst komplizierten, mit unzähligen Stilen und formalen Prinzipien gespickten Partitur. Nach den beiden von Alban Berg vollendeten Aufzügen folgt der von Friedrich Cerha aus dem Particell rekonstruierte oder - wie manche meinen - doch eher neu komponierte Schlussakt. Viele Situationen und Bilder dieses konzentrierten, vom Publikum ausführlich gefeierten Abends bleiben haften. Die Premiere fand zur Eröffnung des renommierten Holland Festival statt, später wandert die Produktion weiter nach New York und London.
| 8Kultur
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Reallöhne stiegen 2014 im EU-Mittel um 0,6 Prozent – In Österreich nur Zuwachs um 0,3 Prozent. Düsseldorf – Die extrem niedrige Inflation beschert einer Studie zufolge den meisten Beschäftigten in der Europäischen Union nach einer langen Durststrecke wieder leichte Lohnzuwächse. Während die Reallöhne 2013 noch in zwölf EU-Ländern gesunken waren, war dies 2014 lediglich in sechs Staaten der Fall, wie aus dem am Montag veröffentlichten Europäischen Tarifbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht. In Österreich stiegen die Reallöhne 2014 geringfügig an, nachdem sie in den Jahren 2012 und 2013 noch stagnierten. Der Untersuchung zufolge stiegen die effektiven Reallöhne 2014 im EU-Mittel um 0,6 Prozent. Die höchsten Wachstumsraten wiesen demnach mit bis zu acht Prozent die baltischen Staaten auf. In Deutschland betrug der Zuwachs 1,8 Prozent, in Österreich nur 0,3 Prozent. In Griechenland, Portugal, Zypern, Kroatien, Polen und Slowenien verzeichneten die Forscher hingegen gesunkene Reallöhne. Für 2015 prognostiziert die EU laut WSI eine noch schwächere Preissteigerung und reale Zuwächse von durchschnittlich 1,5 Prozent bei den Arbeitseinkommen. 2015 werden demnach nur für Kroatien reale Lohnverluste prognostiziert. Für Österreich wird ein Reallohn-Plus von 0,7 Prozent erwartet. Der WSI-Forscher Thorsten Schulten wertete die leichten Zuwächse bei den Reallöhnen in den meisten Staaten nicht als Ergebnis einer expansiven Lohnpolitik, sondern in erster Linie der extrem niedrigen Inflation. Um die Krise zu überwinden, seien aber deutlichere Lohnsteigerungen zur Belebung der Binnennachfrage in der EU nötig. Der Studie zufolge stiegen die Tarifverdienste in der Eurozone nach Berechnungen der Europäischen Zentralbank 2014 nominal im Schnitt um 1,7 Prozent – die Effektivlöhne, also die tatsächlich gezahlten Gehälter, allerdings nur um 1,3 Prozent. Als einen Grund dafür nannte Schulten den Umstand, dass viele Unternehmen angesichts der hohen Arbeitslosigkeit kaum noch übertarifliche Leistungen anbieten. Zum anderen habe die EU-Politik in vielen Ländern Änderungen erzwungen, die auf weniger Tarifbindung hinausliefen. Vertieft hat Schulten die Tariflohnentwicklung in Deutschland, Österreich und Spanien analysiert: Demnach konnten die deutschen Arbeitnehmer 2014 bei den Tariflöhnen ein Plus von nominal 3,1 und preisbereinigt 2,3 Prozent verbuchen. In Österreich waren es nominal 2,3 und real 0,8 Prozent, in Spanien lag der reale Zuwachs deflationsbedingt mit 0,8 Prozent über der nominalen Steigerung von 0,6 Prozent. Seit 2009 haben sich die Tariflöhne deutlich auseinanderentwickelt: Deutschland verzeichnete real ein solides Wachstum. Österreich hat dagegen erst 2014 wieder das Niveau von 2009 erreicht. In Spanien wurde der reale Rückgang bei den Tariflöhnen erst 2014 durch die negative Preisentwicklung gestoppt.
| 3Wirtschaft
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Der Mi Induction Heating Pressure Rice Cooker lässt sich mit dem Smartphone steuern. Xiaomi ist hierzulande vor allem für seine Smartphones bekannt. Doch das Repertoire des chinesischen Herstellers reicht viel weiter. Nach Segway, Blutdruckmessgerät und Luftreiniger bringt Xiaomi nun auch einen Reiskocher auf den Markt. Der lässt sich natürlich über ein Smartphone steuern und ist billiger als die japanische Konkurrenz. Nutzer können die Reispackung einscannen um die Einstellungen des Mi Induction Heating Pressure Rice Cookers an die jeweilige Sorte anzupassen. Laut dem Unternehmen werden zunächst 200 Marken unterstützt. Inspirieren ließ sich Xiaomi von japanischen Reiskochern, deren Funktionsumfang über den normaler Dampfkochtöpfe hinausgeht, berichtet Techcrunch. Entsprechend teuer sind diese Geräte, für die man ein paar Hundert Euro ausgeben muss. Xiaomi will sich einmal mehr über den Preis abheben. Der Mi Induction Heating Pressure Rice Cooker soll umgerechnet 137 Euro kosten. Anfang April kommt er zunächst in China auf den Markt. Ob er später auch weltweit angeboten wird, ist nicht bekannt.
| 0Web
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Rechtsstreit um Anteile am Milliardenvermögen des österreichischen Waffenproduzenten. Klagenfurt/Wien – Im Rechtsstreit um Anteile am Milliardenvermögen des österreichischen Waffenproduzenten Gaston Glock hat seine Exfrau nun neue Munition erhalten: Ein US-Berufungsgericht hat entschieden, dass die Anwälte von Helga Glock in einem Schadenersatzprozess in den USA 500.000 Seiten an vertraulichen Firmendokumenten verwenden dürfen, die sie im Zuge des Scheidungsverfahrens in Österreich erhalten haben. Die Pressestelle von Gaston Glock war für den STANDARD nicht erreichbar. Seit ihrer Scheidung 2011 bekriegen sich Gaston (86) und Helga Glock (79) an verschiedenen juristischen Fronten in Österreich und den USA. Dort klagt Helga Glock ihren Exmann auf Schadenersatz. Er soll hunderte Millionen Dollar vor ihr verstecken, die ihr rechtmäßig zustehen würden. Ihre Anwälte berufen sich dabei auf den RICO Act von 1970, ein Bundesgesetz, das die Bekämpfung des organisierten Verbrechens erleichtern sollte. Der dreiköpfige Richtersenat eines Bundesberufungsgerichts in Atlanta habe am Montag entschieden, dass Helga Glock vertrauliche Firmendokumente der US-Tochterfirma Glock Inc., an die sie im Zuge des Scheidungsverfahrens in Österreich gelangt war, auch im Schadenersatzverfahren in den USA verwenden darf, berichtet Bloomberg. Sollte Helga Glock vom Gericht recht bekommen, stehe ihr nach US-Recht das Dreifache des Streitwerts als Entschädigung zu.
| 3Wirtschaft
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Managing Director geht mit Jahresende auf eigenen Wunsch. Wien – Birgit Gasser, Managing Director der Magazine Trend und Format, verlässt die Verlagsgruppe News mit Jahresende – auf eigenen Wunsch, wie es heißt. Gasser war bei der VGN zuerst für die Vermarktung der digitalen Aktivitäten in der News Networld verantwortlich. Zuletzt war sie Managing Director und leitete die Vorbereitung der Zusammenführung von Trend und Format.
| 6Etat
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