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FPÖ fordert erneut Neuwahlen. Wien – Die Ermordung einer Putzfrau am Wiener Brunnenmarkt ist Thema einer Dringlichen Anfrage im Nationalrat, die am Donnerstag von den Freiheitlichen an Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) gerichtet wird. Nach Ansicht der FPÖ zeigt der Fall exemplarisch, dass der Staat nicht mehr imstande sei, seine Bürger zu schützen. Bei der Tat war Anfang Mai ein Kenianer offenbar grundlos nächtens mit einer Eisenstange auf die Putzfrau, die am Weg zur Arbeit war, los gegangen. Der Fall hatte auch medial hohe Wellen geschlagen, da der Mann in der Vergangenheit vielfach angezeigt worden war, eine Haftstrafe abgesessen hat und psychisch auffällig war. Ausgewiesen werden konnte er nicht, da es mit seinem Heimatstaat kein entsprechendes Abkommen gibt. In gesamt 27 Fragen an Brandstetter versuchen die Freiheitlichen nun herauszufinden, ob es in dem Fall ein Behördenversagen gab. Speziell soll der Minister klarstellen, wie er die vermeintliche Untätigkeit der Staatsanwaltschaft zu sanktionieren gedenkt. Schließlich war der Kenianer schon einige Monate vor der Tat einmal mit einer Eisenstange auf Menschen losgegangen. Überhaupt wollen die Freiheitlichen wissen, ob der Justizminister als Konsequenz aus dem Fall Reformen einzuleiten gedenkt. Speziell regt die FPÖ an, die Schnittstellen Polizei-Staatsanwaltschaft und Polizei-psychiatrische Einrichtungen zu verbessern. Geht es nach den Freiheitlichen, würde freilich Brandstetter die Reformen gar nicht mehr selbst durchführen können. Denn die Freiheitlichen wollen im heutigen Plenum über einen Fristsetzungsantrag den Weg zu Neuwahlen öffnen. Zustimmung dafür ist aber mehr als unwahrscheinlich.
| 5Inland
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Parteitag am 4. Juni, danach soll Darmann Landesrat werden – Strache zu Putschgerüchten: "Völliger Unsinn" – Ragger hofft auf Nationalratsmandat in nächster Periode. Klagenfurt/Wien – Der Nationalratsabgeordnete Gernot Darmann ist am Freitag vom Parteivorstand der Freiheitlichen in Kärnten zum neuen geschäftsführenden Parteiobmann gemacht worden. Der Beschluss fiel einstimmig. Darmann folgt Christian Ragger nach. Die Personalrochade soll am Parteitag der Kärntner Blauen am 4. Juni abgesegnet werden, kurz danach wird Darmann anstelle Raggers als neuer Landesrat vereidigt. Ragger sagte bei einer Pressekonferenz im Anschluss an die Vorstandssitzung, dass dieser Schritt seit längerer Zeit geplant gewesen sein. Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache nannte Gerüchte, denen zufolge es einen Putsch gegen Ragger gegeben habe, einen völligen Unsinn. Der scheidende Parteiobmann habe vielmehr Blumen verdient für seine Leistungen, er habe die Partei nach dem Wahldesaster 2013 in finanzieller und menschlicher Hinsicht konsolidiert. Darmann zollte Ragger höchsten Respekt und Dankbarkeit, auch dafür dass er die Führung rechtzeitig abgebe. Ein späterer Wechsel wäre strategisch nicht optimal gewesen, meinte Strache in Hinblick auf die nächste Landtagswahl 2018. Darmann sei sympathisch, unverbraucht und kompetent, meinte der Bundesparteichef. Als Aufgabe gab er Darmann mit, die Freiheitlichen wieder zur stärksten Kraft in Kärnten zu machen. Beim Parteitag im Burgenland habe Ragger gesagt, dass er die Führung abgeben und sich wieder mehr seiner Anwaltskanzlei widmen wolle, erzählte Strache. Nach der nächsten Nationalratswahl werde Ragger die FPÖ im Nationalrat unterstützen. Wenn Norbert Hofer Präsident werde, könnten Wahlen vielleicht ja durchaus früher stattfinden, deutete der FPÖ-Chef an. Darmann meinte, er freue sich auf diese wunderschöne und besondere Herausforderung, es werde für ihn ein Heimspiel. Er werde dafür sorgen, dass die Kärntner den Stolz darüber, Kärntner zu sein, wieder spüren. Die Landespartei werde unter seiner Führung sicher nicht zur Satellitenpartei der Bundes-FPÖ, allerdings: Bei aller Selbstständigkeit: Abstimmung ist alles andere als verwerflich. Wer Darmann im Nationalrat nachfolgen werde, wisse er noch nicht, meinte Strache. Aber es wird wohl leider kein Kärntner. Darmanns Nachfolger als Fraktionsführer im Hypo-U-Ausschuss werde erst bekannt gegeben, wenn der Klub über ihn abgestimmt habe. Thema der Pressekonferenz war auch die seit Jahren laufende Wiedervereinigung der Kärntner Blauen mit der Bundespartei. Abgeschlossen werde der Prozess bis spätestens zum nächsten, ordentlichen Bundesparteitag, der spätestens Anfang 2017 in Klagenfurt stattfinde, meinte Strache. Die Prüfungen hätten so lange gedauert, jetzt liege eine Gesamteinschätzung der Freiheitlichen in Kärnten vor, die auch hier und da ein kleines Risiko beinhalte. Die Schulden der Kärntner Blauen seien abgebaut, allerdings ist die Partei im Visier der Korruptionsstaatsanwaltschaft. In den Causen Seenkauf und Ideenschmiede ist sie nach der Verbandsverantwortlichkeit Beschuldigte. Ragger sagte, man habe bereits Rückstellungen in Höhe von 65.000 Euro gebildet.
| 5Inland
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Bei den Technologiegesprächen in Alpbach wird an der Finanzierung der Forschung gezweifelt. Alpbach – Mehr Geld fordernde Wissenschafter werden in jüngster Zeit auf den Österreich-Fonds vertröstet: So auch zuletzt, als 53 Wissenschafter einen Brief an die Spitzen der Bundesregierung schickten und stagnierende Budgets im für die Grundlagenforschung zuständigen Wissenschaftsfonds FWF beklagten. Doch manch ein Insider der Forschungscommunity fragt sich, was es genau mit diesem Österreich-Fonds auf sich hat, und vor allem, ob man damit einen Hebel für die Wissenschaft ansetzen kann, wie es zunächst hieß. Sicher scheint nur, dass der Topf durch die Erhöhung des Spitzensteuersatzes für Personen mit mehr als einer Million Jahresgehalt (etwa 460 in Österreich) gespeist werden soll. Man ging zunächst von Mehreinnahmen in der Höhe von 50 Millionen Euro aus. Experten meinten sofort, dass sich die Erwartungen wohl nicht erfüllen werden. Die zur Kassa gebetenen Reichen würden legale Wege finden, um dieser Mehrbelastung aus dem Weg gehen zu können. Es könnten genauso gut nur 15 Millionen Euro sein. Vor dem Sommer schließlich rechnete Harald Mahrer, Staatssekretär im Wissenschaftsministerium, mit 33 Millionen Euro Zusatzeinnahmen unter diesem Titel, die schließlich in die Nationalstiftung fließen würden. Selbige wurde 2003 gegründet, um langfristige Forschungsfinanzierungen mit Zinserträgen der Österreichischen Nationalbank zu ermöglichen. Da diese aber aufgrund der Finanzkrise deutlich unter den Erwartungen liegen, finden sich in der Stiftung auch viel weniger Mittel als jene 125 Millionen, von denen man ausgegangen war. Derzeit ist es gerade einmal die Hälfte, 61 Millionen Euro. So wird aus den Geldern des Österreich-Fonds nun eine Aufbesserung der Nationalstiftung, die wie von der Stiftung nach Ausschreibung an mehrere Player und Förderagenturen verteilt wird. Ein Insider ätzt über den Hoffnungsanker Österreich-Fonds: Man hat wohl das Bärenfell verteilen wollen, ehe man das Tier zu Gesicht bekam.
| 3Wirtschaft
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Neue Veröffentlichung des österreichischen Mathematikers Rudolf Taschner. Der Letzte, der die Spieltheorie wieder prominent ins Gespräch brachte, war der griechische Kurzzeitfinanzminister Yanis Varoufakis. Der Ökonomieprofessor und Spieltheoriespezialist dürfte bei den Verhandlungen mit der EU über die Griechenlandhilfe davon wohl auch praktisch Gebrauch gemacht – sich aber einigermaßen verkalkuliert haben. Wie gut Varoufakis mit diesem Forschungsbereich vertraut ist, der für Konfliktsituationen rationale, mathematisch berechenbare Entscheidungsmodelle anbietet, zeigte sich freilich auch daran, dass er Ende Mai vom US-Sender CNN zum Ableben von John Nash Jr. interviewt wurde, mit dem Varoufakis persönlich bekannt war. Der US-Mathematiker hat 1950 das sogenannte Nash-Gleichgewicht ersonnen, ein elementares Lösungskonzept der Spieltheorie, für das er 1994 den Wirtschaftsnobelpreis und 2015 den Abel-Preis erhielt. Dazwischen litt er jahrzehntelang unter Schizophrenie, was einem breiteren Publikum durch den Hollywoodfilm A Beautiful Mind vermittelt wurde. John Nash – nicht aber Yanis Varoufakis – ist auch einer der zahlreichen Helden im neuen Buch des Wiener Mathematikers und vor allem Mathematikvermittlers Rudolf Taschner, das zumindest dem Untertitel nach eine kurze Geschichte der Spieltheorie sein will. Doch diese Vorgabe wird, um es gleich vorwegzunehmen, leider nur sehr fragmentarisch und verspielt eingelöst: Kaum die Hälfte der rund 250 Seiten von Die Mathematik des Daseins widmet sich dem einflussreichen Ansatz, der weit über die Mathematik und die Ökonomie hinaus groß Karriere machte. Im ersten Kapitel wähnt man sich noch am richtigen Weg: Taschner erzählt vom Wiener Ökonomen Carl Menger und dessen nicht weniger genialem Sohn Karl, einem Mathematiker, dessen Buch Moral, Wille und Weltgestaltung für den ebenfalls lange in Wien tätigen Wirtschaftswissenschafter Oskar Morgenstern eine Offenbarung war. Vielfältige Anwendung Das ist deshalb wichtig, weil Morgenstern wiederum 1944 gemeinsam mit John von Neumann im bahnbrechenden Werk Spieltheorie und wirtschaftliches Verhalten die Grundlagen für den Forschungsansatz gelegt hat, den dann unter anderem John Nash weiterentwickelte. Seitdem fand die Spieltheorie nicht nur in der Politik Anwendung, sondern auch in Fächern wie der Evolutionsbiologie, wo er ebenfalls ganz neue Türen öffnete. All das hätte einen spannenden Erzählstoff abgegeben. Doch Taschner, der sich auch mit seinem math.space als Mathematikpädagoge und -popularisator betätigt, unternimmt zahlreiche aus- und abschweifende Ausflüge zurück ins 17. Jahrhundert, erzählt allerlei mathematische Anekdoten über Blaise Pascal oder Mozart, hält sich beim Roulette ebenso auf wie der Tulpenkrise. Und auch an unnützem Wissen geizt das Buch nicht: So erfährt der geneigte Leser, dass nur wenige Personen John von Neumann je ohne Anzug und Krawatte gesehen haben und dass der geniale Mathematiker auch stets in dieser Aufmachung ritt. Oder dass Benjamin Franklin den flexiblen Harnkatheter erfand. Thomas Kramar, Feuilletonchef der Presse, hat Taschner einmal treffend als Marcel Prawy der Mathematik bezeichnet. Mit seinem neuen Buch zeigt er indes Züge eines Heinz Prüller der Wissenschaftsgeschichte.
| 7Wissenschaft
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Umfrage für ÖVP heizt Vorwahlkampf an – Fast acht Prozentpunkte Verlust für ÖVP. Linz – Das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag der oberösterreichischen Volkspartei hat am Mittwoch den Vorwahlkampf für die im Herbst anstehenden Landtags-, Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich angeheizt. Demnach ist die FPÖ an die zweite Stelle hinter der ÖVP und vor der SPÖ aufgestiegen. Kein Einzug für die Neos In der Sonntagsfrage kam die ÖVP auf 38 bis 40 Prozent Stimmenanteil (minus 7,8 Prozentpunkte gegenüber der Landtagswahl 2009), die FPÖ auf 24 bis 26 (plus 9,7), die SPÖ auf 20 bis 22 Prozent (minus 3,9), die Grünen auf elf bis 13 (plus 2,8) und die erstmals antretenden Neos auf zwei Prozent. Das geht aus den Umfragedaten des M&R-Instituts für Marktforschung im Auftrag der Landes-ÖVP (500 Befragte im Juni) hervor. Aus dem Ergebnis zogen die Parteien unterschiedliche Schlüsse: Für ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer, der gleich nach der Bildung von Rot-Blau im Burgenland vor einer rot-blauen Mehrheit in Oberösterreich gewarnt hatte, stellt sich bei der bevorstehenden Wahl die Frage: Gibt es bei der Landeshauptmannwahl eine Mehrheit für Josef Pühringer oder für Blau-Rot? Pühringer selbst legte nach: Wenn jemand Landeshauptmann werden kann und es dafür eine demokratische Mehrheit gibt, dann wird er diese Chance auch nutzen. FPÖ kritisiert unseriöses Vorgehen der ÖVP SP-Landesgeschäftsführer Peter Binder kündigte an: Der Kampf um Platz zwei ist eröffnet. Der Rückenwind für die FPÖ durch die Wahlergebnisse in den anderen Bundesländern und die Impulse aus der Bundespolitik ist nicht überraschend. Wir werden dadurch vom Gejagten zum Jäger und werden die letzten 100 Tage bis zur Wahl für ein spannendes Wahlkampffinish nutzen. FPÖ-Landesparteiobmann Manfred Haimbuchner kritisierte, die Veröffentlichung der Daten sei ein völlig unseriöses Vorgehen der ÖVP. Für ihn ist es mehr als offensichtlich, dass vorrangiges Ziel der ÖVP-Strategen sei, die eigenen Leute zu mobilisieren. Es werde versucht, manipulativ vor dem Beginn der heißen Wahlkampfphase einzugreifen. Der grüne Spitzenkandidat Rudi Anschober machte darauf aufmerksam, dass es nur bei einem grünen Wahlsieg weiter Schwarz-Grün geben werde. Außerdem müssten ÖVP und SPÖ endlich Lehren aus den Wahldebakeln im Burgenland und in der Steiermark ziehen. Wenn sie dort versucht hätten, sich als die besseren Blauen zu positionieren, dann habe das nur die Wahlergebnisse der FPÖ befeuert.
| 5Inland
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NHL-Titelverteidiger Chicago setzt Erfolgslauf in Toronto fort. Minneapolis (Minnesota)/Toronto – Für die Minnesota Wild läuft in der National Hockey League (NHL) derzeit wenig zusammen. Das Team von Österreichs Eishockey-Star Thomas Vanek kassierte am Freitag zu Hause bereits die dritte Niederlage in Folge. Minnesota musste sich den Winnipeg Jets mit 0:1 geschlagen geben. Vanek stand beim entscheidenden Treffer durch Blake Wheeler nach 187 Sekunden auf dem Eis. Die Wild laufen durch ihren schwachen Start ins neue Jahr – sie holten in bisher acht Partien 2016 nur zwei Siege – Gefahr, ihre komfortable Position im Play-off-Rennen zu verspielen. Derzeit liegt Minnesota als erstes von zwei Wild-Card-Teams der Western Conference aber noch sechs Punkte über dem Strich. Das Topteam im Westen sind weiterhin die Chicago Blackhawks. Der Titelverteidiger feierte mit einem 4:1 bei den Toronto Maple Leafs mit ÖEHV-Stürmer Michael Grabner bereits den zehnten Sieg in Folge. Überragender Mann war Patrick Kane mit drei Toren und einem Assist. Mit dem dritten Hattrick seiner NHL-Karriere baute der 27-Jährige seine Spitzenposition in der Scorerliste auf 67 Punkte (28 Tore und 39 Assists) aus. Grabner blieb im fünften Spiel in Folge ohne Scorerpunkt. Toronto fehlen zehn Zähler auf einen Play-off-Platz. (APA, 16.1.2016) NHL-Ergebnisse vom Freitag: Minnesota Wild (mit Vanek) – Winnipeg Jets 0:1Toronto Maple Leafs (mit Grabner) – Chicago Blackhawks 1:4Carolina Hurricanes – Vancouver Canucks 2:3 n.V.Tampa Bay Lightning – Pittsburgh Penguins 5:4 n.V.Buffalo Sabres – Boston Bruins 1:4Anaheim Ducks – Dallas Stars 4:2
| 4Sport
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Lady Gaga sang die US-Nationalhymne. Santa Clara – Feuerwerk, übergroße Schirme in Blumenform und eine riesige Bühne in explodierenden Regenbogenfarben: Die Popstars Coldplay, Bruno Mars und Beyoncé Knowles traten am Sonntag in der Halbzeitpause der 50. Super Bowl auf. Vor dem Beginn des Finales der American Football League NFL hatte bereits Lady Gaga die US-Nationalhymne gesungen. Die britische Band Coldplay spielte vor den mehr als 70.000 Zuschauern im Levis Stadium von Santa Clara (Kalifornien) unter anderem Teile ihrer Hits Viva la Vida und Fix You. Bruno Mars sang Uptown Funk, Beyoncé präsentierte ihren tags zuvor veröffentlichten neuen Hit Formation. Zum Abschluss spielten alle drei Stars ein Medley aus Halbzeit-Hits der vergangenen Jahrzehnte. Im vergangenen Jahr hatten fast 120 Millionen US-Fernsehzuschauer die Halbzeit-Show der Großveranstaltung gesehen.
| 8Kultur
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Offenbar am Rande von Wiener Atomtreffen Gefangenenaustausch vereinbart. Wien – Der amerikanisch-iranische Journalist Jason Rezaian ist nach Monaten der Gefangenschaft im Iran freigelassen worden. Kerry bestätigte am Samstagabend schließlich, dass insgesamt fünf US-Bürger freigelassen wurden. Vier von ihnen, darunter der Washington-Post-Korrespondent Jason Rezaian, wurden am Sonntag aus Teheran ausgeflogen. It is confirmed: Saeed is released from Iranian prison. Im Gegenzug sollen sieben Gefangene in den USA (sechs davon iranisch-amerikanische Doppelstaatsbürger) freigelassen werden: Nader Modanlo, Bahram Mechanic, Khosrow Afghahi, Arash Ghahreman, Tooraj Faridi, Nima Golestaneh und Ali Sabouni. Der Austausch dürfte am Rande des Treffens zwischen US-Außenminister John Kerry und seinem iranischen Amtskollegen Mohammad Javad Zarif in Wien rund um die Finalisierung des Atom-Deals mit Teheran vereinbart worden sein. Rezaian und seine iranische Frau Yeganeh Salehi waren im Juli 2014 in ihrem Haus in Teheran festgenommen worden. Salehi, die ebenfalls Journalistin ist, wurde im Oktober gegen Kaution freigelassen. Rezaian (39), der für die Washington Post arbeitet, wurde im Herbst von einem hinter verschlossenen Türen tagenden Gericht wegen Spionage verurteilt. Die US-Regierung hatte wiederholt seine Freilassung gefordert. Die Washington Post betonte, Rezaian sei unschuldig.
| 2International
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Die Entwicklung seiner Partei schmerze ihn, sagt Hannes Androsch. Für die Wahlen im Herbst fürchtet er Schlimmes und mahnt: Es sei Pflicht der SPÖ, für die Bundespräsidentenwahl einen Kandidaten aufzustellen. Altaussee/Wien – Die SPÖ sei perspektivlos, orientierungslos, hilflos, konzeptlos, kulturlos, sagte Hannes Androsch, Ex-Vizekanzler und Finanzminister unter Bruno Kreisky, im STANDARD-Gespräch. Die Parteiführung schaffe es nicht, klare politische Botschaften zu platzieren und den Menschen auch unangenehme Wahrheiten zu vermitteln. Aus dem Reformstillstand erwachse Österreich bereits ein Standortnachteil, den Föderalismus haben wir aus dem Ruder laufen lassen. Das manifestiere sich im Schul- und Gesundheitswesen, bei der Jugendwohlfahrt und in geradezu erschütternder Weise bei der Asyl-Frage. Für die Wahlen in Oberösterreich und Wien im Herbst erwartet Androsch schlechte Ergebnisse. Und er mahnt: Dennoch müsse die SPÖ für die Bundespräsidentschaftswahlen einen geeigneten Kandidaten aufstellen. Das seien nicht unbedingt jene, die sich anbieten. Eine Nichtkandidatur bei der Präsidentschaftswahl käme einer bedingungslosen Kapitulation gleich. STANDARD: Seit Wochen plagt sich die Bundesregierung bei der Unterbringung von Flüchtlingen, Amnesty kritisiert die Zustände in Traiskirchen. Was sagen Sie dazu? Androsch: Wir haben eine stolze humanitäre Tradition, Flüchtlinge aufzunehmen. Manche haben das ja auch selbst als Kinder erlebt, diese Turbulenzen, Millionen Vertriebene nach dem Krieg. Ich bin als Siebenjähriger selbst Zeuge davon gewesen. Und danach ging es weiter – vom Ungarnaufstand über das Ende des Prager Frühlings im 1968er-Jahr bis hin zu den tragischen Bosnienkonflikten. Nie gab es Probleme, diese Menschen aufzunehmen. Dass wir jetzt mit dem Problem nicht fertig werden, das ist eine Schande – ebenso wie die Zustände in Traiskirchen. Wir sehen derzeit ein fundamentales Versagen; nicht nur der Regierung, sondern auch der Länder. Die Menschen sind viel mehr bereit, etwas zu tun, aber die Angebote werden nicht angenommen. STANDARD: Woran liegt das? Androsch: Es ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich bin kein Tiefenpsychologe. Das übersteigt mein Verständnisvermögen. STANDARD: Sie leben zum Teil in Altaussee: Gibt es hier Flüchtlinge? Androsch: Bad Aussee hat angeboten, Flüchtlingsfamilien aufzunehmen. Das wurde auch nicht angenommen, höre ich. STANDARD: Der ehemalige Innenminister Franz Löschnak sagte kürzlich im STANDARD, das Problem sei auch, dass die Bundesländer einfach zu viel Macht hätten und diese gegen den Bund einsetzten. Androsch: Das ist ein weiteres Problem, dass sich nur manifestiert an dieser Thematik. Österreich ist ein föderales Land, das sind die Vereinigten Staaten, Indien, Deutschland und die Schweiz auch. Das ist ja durchaus sinnvoll, niemand will einen Einheitsbrei eines Zentralstaates. Aber den Föderalismus, den wir haben, der ist uns aus dem Ruder gelaufen. Das ist beim Schulwesen genauso wie bei der Jugendwohlfahrt, bei den Spitälern und in einer geradezu erschütternden Weise bei der Asylfrage. STANDARD: Die rot-schwarze steirische Koalition hat Reformen begonnen – sowohl SPÖ als auch ÖVP erlitten bei der letzten Wahl massive Verluste. Darf man in Österreich nichts verändern? Androsch: Am wenigsten ist das steirische Ergebnis eine Folge der steirischen Landespolitik oder war es noch weniger in Vorarlberg oder im Burgenland – und wird es auch nicht in Oberösterreich und Wien sein. Das ist überwiegend eine Folge der nicht vorhandenen Bundespolitik. Und warum? Weil der Föderalismus aus dem Ruder läuft. Dazu passt auch die Tatsache, dass die Landesparteien über ungleich mehr Geld aus öffentlichen Haushalten verfügen als die Bundesparteien. Wer das Geld hat, schafft an. Und dann ist da dieses inhaltliche Vakuum, das die Regierung in der politischen Gestaltung seit Jahren offen lässt. STANDARD: Warum dieses Vakuum? Androsch: Es ist kein Zufall, dass alte Schlachtrösser wie Heinz Kienzl (Ex-ÖGB-, Ex-Nationalbank-Manager, der wie Androsch gegen Kreisky für den harten Schilling eintrat, Anm.), der Taus, der Löschnak oder der Androsch dieselbe Meinung vertreten. Da kann man sagen Mein Gott, diese alten Deppen. Na, so deppert sind sie vielleicht nicht. Kienzl erinnerte kürzlich in der Wiener Zeitung an den ehemaligen ÖGB-Präsidenten Johann Böhm, der klare, pointierte Standpunkte vertreten hat. Das gibt es heute alles nicht mehr. Wir haben auch keine funktionierende Sozialpartnerschaft mehr. Sie steht zwar jetzt in der Verfassung, nur da steht inzwischen alles. STANDARD: Es fehlt den Verantwortlichen an Profil? Androsch: Es ist auch die Einstellung der Leute. Die Politik ist ja schon ein Spiegelbild von uns selbst. Wir spüren zwar, dass etwas geschehen müsste, weil sich die Welt um uns ändert. Aber gleichzeitig wollen wir, dass sich nichts ändert. Da kann man nur Erich Fried zitieren: Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt. Das ist die logische Konsequenz. Da wäre Leadership gefragt, sich damit auseinanderzusetzen und den Leuten zu erklären, dass man etwas tun muss. Da ist für Bequemlichkeit, Wehleidigkeit, Vollkaskomentalität und Nulltariffantasien kein Platz. Ich wiederhole immer wieder, das weiß jeder Bauer: Was man nicht erwirtschaftet, kann man nicht verteilen. Die Trivialität ist fast peinlich, aber das wird ignoriert. STANDARD: Die meisten Leute wollen das nicht hören, deswegen sagt die Politik das nicht. Androsch: Das ist das Henne-Ei-Problem. Ich habe aus einer gewissen Not heraus das Maßnahmenpaket 1977/78 schnüren müssen. Das war sicher nicht populär. Dennoch haben wir 1979 die höchste absolute Mehrheit erzielt. Man kann das den Menschen erklären. Leadership funktioniert nicht nach dem Motto Hier zieht mein Volk, ich muss ihm nach, ich bin sein Führer. Den Leuten auf den Mund schauen? Ja. Aber nur nach dem Maul reden? Nein. Politik ist Gestalten nicht Hintennachrennen. STANDARD: Sie haben das Bildungsvolksbegehren initiiert. Seither ... Androsch: ... sind bald fünf Jahre vergangen, und im Grunde ist nicht wirklich etwas geschehen. Wenn man das mit den Niederlanden vergleicht: Da gibt man pro Kind und Jahr 7800 Euro aus und ist glücklich und zufrieden in autonomen Ganztagsschulen. Wir geben 9130 Euro aus, und alle sind unzufrieden, die Ergebnisse sind unbefriedigend. Man kann nicht auf der einen Seite beklagen, dass so viele Frauen teilzeitbeschäftigt sind, und ihnen dann kein Angebot zur Kinderbetreuung machen. Alle sind gestresst, genervt, angefressen. Die Lehrer, die Eltern, die Schüler sowieso. In den westlichen Bundesländern beginnt man das endlich zu kapieren, in einigen anderen – ich weiß nicht, hinter welchem Mond die immer noch leben. Wenn man wenigstens politischen Erfolg hätte, aber das kann man ja wohl auch nicht behaupten. STANDARD: Seit Jahren wird kritisiert: Wenn sich nichts ändert, hat Österreich einen Standortnachteil. Androsch: Na, haben wir ja schon. STANDARD: Wirklich? Wien etwa liegt bei allen Umfragen zur Standortqualität vorn. Androsch: Moment, da muss man unterscheiden. Die Lebensqualität der Stadt ist hervorragend. Das ist nicht im gleichen Maße der Fall für die Wirtschaftskraft, gar nicht für die industrielle und am wenigsten für die Universitäten. Wien ist die größte deutschsprachige Universitätsstadt im europäischen Raum. Aber schauen Sie sich die Rankings an! Das ist kein Vorwurf an Wien, weil die Universitäten sind Bundessache. STANDARD: Was sagen Sie zum Zustand der SPÖ? Androsch: Diese Entwicklung schmerzt einen und stimmt einen traurig oder lässt einen verzweifeln. Nach dem Begräbnis von Barbara Prammer kam ein alter sozialdemokratischer Haudegen-Abgeordneter zu mir und sagte mürrisch: Na was sagst, wo sind wir hingekommen. Wenn wir so weitertun, sind wir weg. Kürzer kann man die Analyse nicht auf den Punkt bringen. STANDARD: Wo ist das Problem? Androsch: Die SPÖ ist perspektivlos, orientierungslos, hilflos, konzeptlos, kulturlos. STANDARD: Was sagen Sie zu Rot-Blau im Burgenland? Androsch: Es gibt Überschneidungen und Trennmengen zwischen Parteien. Für mich ist die FPÖ erst dann partnerschaftsfähig, wenn sie eine andere Haltung gegenüber Ausländern und in der Europafrage hat und was die Vergangenheit anlangt. Das sind ganz entscheidende Fragen. Von 1959 weg bis 1970 war eine Annäherung möglich. Da war aber auch die FPÖ-Gebarung eine andere. Aber es hat sich wieder in die falsche Richtung entwickelt. STANDARD: Alte Nazis hat es 1970 auch gegeben. Androsch: Ja, mein Gott, die sind auch älter geworden, sofern sie überhaupt noch leben. Die Jungen ... da muss ich sagen, da sind wir wieder beim Bildungssystem. Und dann muss man verlangen von dieser Partei, dass sie zu diesen drei Punkten eine klare, akzeptable Position einnimmt. STANDARD: Hat Rot-Blau im Burgenland Werner Faymann geschwächt, oder sitzt er noch fest im Sattel? Androsch: Man kann im Sattel sitzen und unterm Sattel ist kein Pferd. Also: Wo sitzt man dann, und wohin bewegt man sich? STANDARD: Braucht die SPÖ einen neuen Vorsitzenden? Androsch: Das müssen sich die Delegierten am Parteitag überlegen. STANDARD: Wie gehen die Wahlen in Oberösterreich und Wien aus? Androsch: Wenn es gut ausgeht, schlecht, und wenn es schlecht ausgeht, sehr schlecht. STANDARD: Was wird dann sein? Androsch: Regierungsfähiger werden wir nicht geworden sein. Und zukunftsfähiger auch nicht. STANDARD: Wie empfinden Sie die Abwerbeaktion der ÖVP für Team-Stronach-Mandatare? Androsch: Dass das Team Stronach eine Veranstaltung der politischen Clownerie war, das war von Anfang an klar. Man sollte sich einmal anschauen, wieso und durch wen, um welchen Preis und mit welchen Förderungen im Nachhinein der Herr Stronach die Steyr Daimler Puch und ein Grundstück in Ebreichsdorf bekommen hat, das landwirtschaftlich umgewidmet wurde. Das hat bisher noch niemanden interessiert, und das ist jetzt bald 20 Jahre her. STANDARD: Soll die SPÖ einen eigenen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl aufstellen? Androsch: Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen. Das war seit 1945 so, alles andere wäre unconditional surrender. Die Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten ist für die relativ noch immer größte Partei eine Verpflichtung. STANDARD: Obwohl interne Umfragen besagen, dass potenzielle Kandidaten keine gute Chancen hätten? Androsch: Da muss man halt einen Überzeugenden wählen, und das müssen nicht unbedingt die sein, die das Amt anstreben. Das ist zwar legitim, aber es ist noch nicht gesagt, dass das schon die beste Wahl ist. Vielleicht findet man jemanden, der die Menschen davon überzeugt, dass dort eine verlässliche und einwandfreie, akzeptable Persönlichkeit sitzt – nicht nur als Repräsentant, sondern als Volksnotar, der zum Beispiel auch nicht jedes Gesetz oder jede Verfassungsbestimmung unterschreibt. Es ist ein Instrument, das der Bundespräsident – in Grenzen – hat, daher ist er auch genau deshalb wichtig. Er ist eine moralische Kraft. Man sieht, wie solche Funktionen richtig ausgelegt werden können, etwa am Verfassungsgerichtshof und seinem Präsidenten. STANDARD: Wäre VfGH-Präsident Holzinger ein guter Kandidat? Androsch: Das weiß ich nicht, ich weiß auch nicht, ob er überhaupt dazu bereit wäre. Ich nehme ihn nur als Beispiel dafür. Man muss über den eigenen Tellerrand blicken, sich umschauen und aus dem engsten Umfeld hinaustreten, dann findet man schon geeignete Persönlichkeiten. Ansonsten wird das allzu inzüchtlerisch.
| 5Inland
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Neue Erkenntnisse der Fettseinsforschung. Die Österreicher sind wie der Mond: Entweder sie nehmen zu, oder sie nehmen ab. Bisher noch in der Minderheit sind jene Offensivadipösen, die dem Abnehmen justament widersagen. Man erkennt sie daran, dass sie ihre Wampe stolz vor sich hertragen wie einen Verdienstorden und ihre Garderobe aus Bier formte diesen wunderbaren Körper-T-Shirts besteht. Die Mehrheit aber lebt nach dem Rhythmus: lustvoll zunehmen, schuldbewusst abnehmen, lustvoll zunehmen usf. Fürs Zunehmen zuständig sind Bäckereien, Brätereien, Brauereien, Schweinereien, Konditoreien, Fast-Food-Restaurants und der Jojo-Effekt. Fürs Abnehmen zuständig sind Abnehmexperten. An ihnen herrscht kein Mangel. Das 1.407.655. Buch zum Thema Abnehmen ist soeben erschienen, Elisabeth Polster, die Ex von Fußballgott Toni Polster, hat es verfaßt. Wie jede Abnehmexpertin wirft auch Frau Polster eine persönliche Leidensgeschichte in die Waagschale: Als ich noch mit Toni verheiratet war, habe ich irgendwann so viel gegessen wie er, bin danach oft auf der Couch eingeschlafen. Es folgten die Bradlfettn, die Fettpolster und die Fettleber, bis sich Frau Polster schließlich zu einer Ernährungsumstellung entschloss (kein Zucker, kein Weißmehl, keine schlechten Fette) und das Hüftgold dahinschmolz wie eine Kerze neben dem Hochofen. Frau Polsters gute Nachricht aber lautet: Ich esse noch immer gerne Kuchen. Nur auf die Menge kommt es an. Für die eisenharte Ausformulierung dieser uns allen bisher nur halbbewussten Wahrheit müssen wir Frau Polster dankbar sein. Im Übermaß verzehrt können auch kalorienarme Speisen zur Gewichtszunahme führen, während umgekehrt kalorienreiche in Maßen erlaubt sind. Daher: Obacht! Hier ein paar Richtwerte, mit denen sie sich auf der sicheren Seite bewegen. Sauerkraut: höchstens ein Fuder pro Tag. Radieschen: nicht mehr als 400 pro Mahlzeit. Naschkatzen können sich ruhig gelegentlich ein Dutzend Köpfe Bummerlsalat (ohne Öl!) gönnen. An Festtagen über die Stränge hauen? Kein Problem. Erlaubt sind ein Deka gebackener Emmentaler, vier Tropfen Sauce Trara, eine Pipette Bier, zum Nachtisch drei Unzen Tiramisu. In solch vernünftigem Ausmaß genossen verlieren selbst Dickmacher ihren Schrecken. Denn: Nur auf die Menge kommt es an.
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Mikrokügelchen aus Kunststoff oder Siliziumdioxid können in gewünschter Geometrie und Reihenfolge angeordnet werden. Zürich – Wissenschafter der ETH Zürich und von IBM haben eine neue Methode entwickelt, um aus verschiedenen Arten von Mikrokügelchen künstliche Moleküle herzustellen. Die Forscher möchten solch winzige Objekte später für Mikroroboter, in der Photonik sowie der biochemischen Grundlagenforschung verwenden. Um die Mikroobjekte herzustellen, verwenden die ETH- und IBM-Forscher als Grundbausteine Kügelchen aus Kunststoff oder Siliziumdioxid mit einem Durchmesser von rund einem Mikrometer und unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften, wie die ETH berichtet. Diese Partikel können kontrolliert in gewünschter Geometrie und Reihenfolge angeordnet werden. Die so hergestellten Gebilde seien viel größer als typische chemische oder biochemische Moleküle, jedoch viel kleiner als Objekte der makroskopischen Welt, hieß es in der Mitteilung. Laut ETH-Professor Lucio Isa, der das Forschungsprojekt zusammen mit IBM-Research-Wissenschafter Heiko Wolf leitet, kann deshalb von Riesenmolekülen oder von Mikroobjekten gesprochen werden. Die Wissenschafter können mit der neuen Methode Stäbchen in unterschiedlicher Länge und Zusammensetzung, winzige Dreiecke und einfach aufgebaute dreidimensionale Objekte erstellen. Sie möchten die Technik jedoch noch weiterentwickeln. Mögliche künftige Anwendungen sind selbstangetriebene Mikrovehikel, die sich dank einer ausgeklügelten Geometrie und Materialzusammensetzung in einem externen elektrischen oder magnetischen Feld vorwärtsbewegen. Denkbar seien in ferner Zukunft sogar Mikroroboter für biomedizinische Anwendungen, die andere Mikroobjekte greifen und transportieren können. Außerdem könnten mit den Bauteilen maßgeschneiderte Mikrostrukturen hergestellt werden, die in der Photonik eingesetzt werden. Die Forscher wollen auch versuchen, künftig Mikroobjekte herzustellen, bei denen die Kügelchen beweglich – statt wie bisher fest – miteinander verbunden sind. Damit könnten diese als Großmodelle für chemische und biochemische Verbindungen dienen, beispielsweise um die Proteinfaltung experimentell zu studieren. Laut Isa soll auch versucht werden, Objekte aus anderen Materialien als Kunststoff oder Siliziumdioxid herzustellen.
| 7Wissenschaft
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Christiane Spiel ist positiv überrascht von der Bildungsreform. Sie weise in die richtige Richtung. STANDARD: Ist die nun vorgelegte Bildungsreform ein großer Wurf? Spiel: Ich bin positiv überrascht. Es ist natürlich nicht der riesigste Wurf, aber es geht alles in die richtige Richtung. STANDARD: Positiv überrascht, weil? Spiel: Weil wirklich kritische Punkte angegangen wurden – das zweite verpflichtende Kindergartenjahr, der Elementarbereich. Die Autonomie war ja schon lange angekündigt. Und die Frage Bund-Länder-Verwaltung ist zumindest in einer Form gelöst, die wirklich wesentlich besser ist als befürchtet. Man muss vielleicht sogar sagen, den Föderalismus, den wir haben, der zieht sich ja durch alle Politikfelder und wird wahrscheinlich nicht so schnell und nur über den Bildungsbereich aufzulösen sein. Wenn man da jetzt gemeinsame Datenklarheit und -transparenz hat, ist das vielleicht gar nicht schlecht zum Abbau von wechselseitigen Ressentiments. STANDARD: Es wird zwar ein verpflichtendes zweites Kindergartenjahr formuliert, allerdings mit einer Opt-out-Möglichkeit. Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Spiel: Ich wäre sehr für die volle zweijährige Verpflichtung. Aber offensichtlich gab es hier starke Widerstände. Ich wäre deswegen dafür, weil es ja für alle Kinder Vorteile bringt. Es ist für die Kinder, die noch dazulernen müssen und nicht so begabt sind, sehr schön, wenn sie von anderen Kindern etwas lernen, und wir brauchen Durchmischung. Und auch für Kinder aus sozial höheren Schichten, wo die Eltern hochgebildet sind und ihnen viel bieten können, ist eine Peergruppe, in der sie lernen, mit anderen Kindern oder mit Konflikten umzugehen, Empathie zu haben und auch Verantwortung zu übernehmen, ebenfalls ganz wichtig. Solche Lernerfahrungen sind nicht so leicht zu bieten, trotz viel Geld und hohem Bildungsstandard. STANDARD: Thema Autonomie – klingt immer gut, aber wird jetzt alles gut in Österreichs Schulen? Spiel: Es geht ganz klar in die richtige Richtung und ist daher total zu begrüßen. Eine volle Autonomie mit noch viel mehr Freiheiten für die Schulleitung würde insofern gar nicht gehen, weil wir ja noch ein Lehrerdienstrecht haben, das viele Dinge verhindert. Ich glaube auch, wenn wir uns die Schulleitungen derzeit ansehen, dann sind nicht alle so weit darauf vorbereitet, denn Autonomie heißt ja immer auch gleichzeitig Verantwortungsübernahme. Das heißt, ich muss mich trauen, Entscheidungen zu treffen, ich muss sie begründen können, ich muss eine Qualitätssicherung über diese Entscheidungen machen, ich muss Personalführung können, ich muss Mitarbeitergespräche führen. Das sind viele Dinge, die auch Techniken brauchen, ein Handwerkszeug eines Managements. Das ist noch ganz wichtig, dass auch das parallel vermittelt wird. STANDARD: Müssen die Schulen also Autonomie erst lernen? Spiel: Ja, denn plötzlich viel Autonomie zu haben ist auch bedrohlich. Wir müssen auch aufpassen, dass wir nicht in die Richtung gehen, die viele Schulleiterinnen als Gefahr gesehen haben, dass es eine Autonomie der Mangelverwaltung wird. Aber eine schrittweise Autonomie mit der Zielperspektive, sie zu erhöhen und irgendwann auch das Lehrerdienstrecht entsprechend anzupassen sowie ein mittleres Management zu schaffen, wären die notwendigen nächsten Schritte. Der erste Schritt ist jedenfalls getan. Dazu werden wir aber auch Qualifizierungsmaßnahmen und mehr Schulentwicklung brauchen. Denn Autonomie heißt ja auch, dass sich dann die ganze Schule entwickelt. STANDARD: Die gemeinsame Schule darf mit einer 15-Prozent-Obergrenze in Modellregionen, aber nicht in einem ganzen Bundesland probiert werden. Wien und Vorarlberg wollten das ja. Verdient das den Namen gemeinsame Schule? Spiel: Das hängt wohl auch mit den gesetzlichen Bestimmungen zusammen, dass solche Modellregionen nicht in ganzen Bundesländern eingeführt werden dürfen. Der Hauptpunkt ist, ich kann aus wissenschaftlicher Sicht dann eine Modellregion gut machen, wenn ein entsprechend großer Anteil von allen Schultypen vertreten ist und auch nicht die Gefahr besteht, dass viele Eltern lieber ihr Kind in ein weitentferntes Gymnasium schicken, weil sie nicht wollen, dass es in eine gemeinsame Schule geht. Das heißt, es ist dann wirklich eine gute Modellregion, wenn sie die Schultypen, aber auch die Einzugsgebiete der Schüler gut abbildet und ich sie dann mit einer ähnlichen Region vergleichen kann, die nicht als Modellregion geführt wird. Wir müssen ja auch überlegen, welche Ziele formulieren wir, was erwarten wir, dass sich ändert? Das muss auch gut vorbereitet werden und darf nicht einfach so ho ruck gemacht werden. Wenn zum Beispiel nur höchstmotivierte Schulen teilnehmen, dann kann ich die Ergebnisse einer Evaluation nicht generalisieren. Daher sollten die Modellregionen möglichst repräsentativ ausgewählt werden.
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Gut bezahlte Stadträte und Vizebürgermeister ohne Ressort – Bundesverfassung müsste geändert werden. Wien – Für so manchen sind sie die Weißen Elefanten im Wiener Rathaus: Jene Politiker, die zwar hohe Gehälter bekommen, aber keine offensichtlichen Funktionen haben. In den Medien und Sozialen Netzwerken ist nach dem Bekanntwerden, dass Johann Gudenus (FPÖ) das gut bezahlte Amt eines Vizebürgermeisters ohne Ressort innehaben wird, die Debatte um die Abschaffung dieser Posten neu entflammt. So sorgt die künftige Gudenussche Funktion – wenig überraschend – etwa bei den Grünen für Häme. 9.440 Euro im Monat – der neue freiheitliche Vizebürgermeister Gudenus ist jetzt der teuerste Arbeitslose Österreichs, twitterte Nationalratsmandatar Peter Pilz. Den Vorwurf des überbezahlten Nichtstuns will die FPÖ natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Der designierte FPÖ-Vizebürgermeister Mag. Johann Gudenus wird den Menschen in Wien als Bürgerombudsmann sowohl einen politischen Mehrwert als auch finanzielle Minderleistungen bescheren, sprang Landesparteisekretär Toni Mahdalik via Aussendung in die Bresche. Mit Titel, ohne Ressort Wie viel Politiker mit Titel, aber ohne Ressort verdienen, ist im Wiener Bezügegesetz genau geregelt: Der Posten eines nicht amtsführenden Stadtrats ist mit 8.583,30 Euro dotiert. Ein Vizebürgermeister bzw. Landeshauptmann-Stellvertreter, der nicht zugleich auch amtsführender Stadtrat ist – das ist bei Gudenus der Fall – verdient 9.441,60 Euro. Für den Blauen bedeutet der neue Job übrigens eine Gehaltseinbuße, als Klubobmann verdiente er 12.016,90 Euro im Monat. Ein Vizebürgermeister mit Ressort kommt übrigens auf 16.308,20 Euro. Gudenus hätte neben dem Titel übrigens gerne auch Ressortverantwortung. Konkret wünscht er sich den Bereich Sicherheit. Das will er heute, Donnerstag, Nachmittag beim Treffen mit Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) einfordern, wie er bereits angekündigt hat. Egal ob mit oder ohne Macht, der Freiheitliche wird seinen Vizebürgermeister-Job als Ombudsmann der Bürger und ehrlicher und offener Kritiker der Koalitionsarbeit anlegen, versprach er. Verpflichtungen für Stadträte und Vizebürgermeister ohne Geschäftsgruppen – diese Posten haben in der Regel Politiker der Oppositionsparteien inne – gibt es nicht wirklich: Sie führen ja keine operativen Aufgaben aus, erklärte Rudolf Gerlich, Sprecher der Magistratsdirektion, am Donnerstag der APA. Sie hätten das Recht auf Akteneinsicht und könnten an den Sitzungen des Stadtsenats teilnehmen, sich aber bei Verhinderung auch entschuldigen lassen. Grüner Antrag auf Abschaffung Wobei, ganz aus der Verantwortung darf man bisherige und künftige städtische Regierungsmehrheiten nicht nehmen: Denn die Zusammensetzung des Stadtsenats ist in der Stadtverfassung geregelt, so Gerlich. Auf Vertretung im Stadtsenat haben alle Gemeinderatsparteien nach Maßgabe ihrer Stärke Anspruch. Ob aber ein Stadtrat ein Ressort bzw. eine Geschäftsgruppe verantworten darf oder nicht, darüber entscheidet der Gemeinderat – und in der Regel wollen Wiener Regierungsmehrheiten keine Kompetenzen in Oppositionshand wissen. In der abgelaufenen Legislaturperiode umfasste das Gremium zwölf Köpfe – was sieben Stadträte für die SPÖ, einen für die Grünen, drei (nicht amtsführende) Stadträte für die FPÖ sowie einen (nicht amtsführenden) für die ÖVP bedeutete. Wien könnte die nicht amtsführenden Posten übrigens aus eigener Kraft nicht abschaffen. Vielmehr bedürfe es einer Änderung der Bundesverfassung, erklärte Gerlich. Pilz ließ dazu via Twitter wissen: Der Antrag unserer Abg. Musiol (Daniela, Anm.) alle Nichtamtsführenden abzuschaffen liegt im Verfassungsausschuss....
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Wien müsse entlastet werden, sagt Landesparteichefin Meinl-Reisinger. Wien – Die Neos fordern, dass Flüchtlinge zwangsweise einem Bundesland zugeteilt werden können. Damit solle Wien, wo bei weitem die meisten Flüchtlinge leben, entlastet werden, sagt Klubchefin Beate Meinl-Reisinger. Konkret macht Meinl-Reisinger der erwartbare weitere Anstieg der Mindestsicherungsbezieher Sorgen. Denn durch die Tatsache, dass viele Bundesländer – anders als die Bundeshauptstadt – Sozialleistungen kürzen, werde Wien eine noch größere Sogwirkung für anerkannte Flüchtlinge entwickeln. Sollte man nicht gegensteuern, werde die Anzahl der Bezugsberechtigten von zuletzt rund 160.000 im Lauf des Jahres auf mehr als 200.000 ansteigen, so ihre Befürchtung. Das können wir nicht stemmen, prophezeite sie. Denn zusätzlich zu den Geldleistungen brauche es Integrationsmaßnahmen wie Deutschkurse – und hier stoße man jetzt schon an die Grenzen. Das gilt für Meinl-Reisiniger auch für die Bereiche Wohnraum und Jobs. Dagegenhalten wollen die Neos mit einer sogenannten Wohnsitzauflage. Soll heißen: Sobald Flüchtlinge mit zuerkanntem Asylstatus bzw. subsidiär Schutzberechtigte, die wegen großer Gefahr nicht in ihr Herkunftsland zurückgeschickt werden können, nicht mehr in der Grundversorgung sind und – mangels ausreichendem Einkommens – nahtlos in die Mindestsicherung fallen, könnten sie gezwungen werden, in einem bestimmten Bundesland zu leben bzw. ihren Wohnsitz dort zu haben. Dadurch würde die Hauptstadt insofern entlastet, als derzeit laut Meinl-Reisinger viele Menschen mit Asylstatus nach Wien gehen, da dort die Leistungen vergleichsweise hoch sind und auch in nächster Zukunft keine Kürzungen im Raum stehen. Solche hatte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) erst am gestrigen Donnerstag erneut ausgeschlossen. Wie die Wohnsitzauflage organisatorisch und rechtlich umsetzbar ist bzw. wo sie angewandt werden soll, müsse man sich anschauen, so die Wiener Neos-Chefin: Ich wünsche mir aber jedenfalls eine ernste Diskussion darüber, appellierte sie an Bund und Länder. Meinl-Reisinger verwies außerdem auf eine kürzliche EuGH-Entscheidung. In dem Fall ging es um zwei Syrer, die in Deutschland Zuflucht gefunden haben und als subsidiär Schutzberechtigte geführt werden. Für diese Gruppe gibt die Behörde den Wohnsitz vor. Dies kann – trotz der grundsätzlichen Wahlfreiheit des Wohnsitzes und der Reisefreiheit – gerechtfertigt sein, so der EuGH. Nämlich dann, wenn diese Maßnahme der Integration dienlich ist. Ob dies im Fall der beiden Syrer der Fall ist, muss nun das deutsche Bundesverwaltungsgericht prüfen. Die Flüchtlingsdebatte wird jedenfalls ein inhaltliches Schwerpunktthema in der zweitägigen Parteiklausur sein, für die sich die Wiener Pinken ab heute, Freitag, ins Sporthotel Semmering zurückziehen. Landespartei, Rathausklub, Bezirksräte – insgesamt rund 80 Leute – wollen hier die strategischen Weichenstellungen für die kommenden Monate vornehmen und zugleich Bilanz über die ersten 100 Arbeitstage als Wiener Oppositionspartei ziehen. Außerdem sollen neue Möglichkeiten zwecks Einbindung der Bürger in die Parteiarbeit ausgetüftelt werden.
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Kameras des Überwachungssystems zertrümmert, danach freiwillig gestellt. Wien – Schrecksekunde beim Wiener Parlament: Ein Mann mit einem Baseballschläger hat Montagnachmittag unmittelbar vor dem Gebäude randaliert. Es wurde niemand verletzt, nur zwei Kameras des Überwachungssystems sind beschädigt worden. Nach einer ersten Befragung wurde er laut Polizei in die Psychiatrie gebracht. Er hat angegeben, gegen das System zu sein, sagte Sprecher Roman Hahslinger am frühen Abend. Der Vorfall hat sich kurz nach 13.00 Uhr ereignet. Ein Mann ist mit einem Baseballschläger auf die Überwachungskameras losgegangen, berichtete Polizeisprecher Christoph Pölzl. Er sei zunächst zum Besucherzentrum gekommen – dieses ist direkt an der Ringstraße gelegen und frei zugänglich – und habe dort die beiden Kameras beschädigt. Die Kameras sind beim Besucherzentrum im Eingangsbereich angebracht. Das Ganze hat sich sozusagen vor unserer Tür abgespielt, der Mann ist aber nicht ins Parlament gelangt, betonte eine Sprecherin der Parlamentsdirektion gegenüber der APA. Nach der Randale beim Besucherzentrum rannte der Mann laut der Sprecherin über die Außenrampe zum zentralen Eingang des Parlaments vor der Säulenhalle, der außer bei hochrangigen Staatsbesuchen aber immer verschlossen ist. In die Halle selbst, ein zentraler Begegnungsort im Parlament, wo Veranstaltungen und Ausstellungen stattfinden und der von innen nur über Sicherheitsschleusen erreicht werden kann, sei er nicht gelangt. Der Mann habe den Schläger schließlich weggeworfen und sich auf der Rampe festnehmen lassen, sagte Polizeisprecher Pölzl. Er habe sich auf der Stelle kooperativ gezeigt und keine Gegenwehr geleistet.
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Aleksandar Dragovic wird bei europäischen Topvereinen hoch gehandelt. Was ihn freut und auch belustigt. Wien – Natürlich hat ein 24-Jähriger nur bedingt nostalgische Gefühle. Aleksandar Dragovic bricht auch nicht in Tränen aus, aber die Rückkehr in die Generali Arena weckt schöne Erinnerungen. Das Nationalteam bereitet sich im Austria-Stadion auf die EM-Quali am Sonntag in Moskau gegen Russland vor. Dragovic kennt hier jede Ecke, jedes Türl, jede Kachel, jeden Spind. Mit 42 werde er an den Verteilerkreis zurückkommen. Der Fußball sei ein Kreis, das Ende der Anfang. Wobei die 42 ein Scherz sind. Es kann auch mit 36 sein. Ich will noch einmal Derbys gegen Rapid gewinnen. Dragovic ist erst am Montag eingetroffen, er hatte noch mit Dynamo Kiew den ukrainischen Cup zu gewinnen. Die Meisterschaft wurde ohne Niederlage geholt, auf nationaler Ebene kein Match zu verlieren, ist etwas Bemerkenswertes. Natürlich kann die ukrainische Liga nicht mit der englischen, deutschen oder italienischen verglichen werden. Aber es gibt auch andere gute Mannschaften wie Dnipro oder Schachtar. Dragovic ist mittlerweile einer der begehrtesten Innenverteidiger überhaupt. Zuletzt wurde über einen Wechsel zum FC Barcelona spekuliert. Was ihn stolz macht und belustigt. Ich habe kein blaurot-gestreiftes Leiberl an, es ist das rote vom Nationalteam. Vertraglich ist er bis 2018 an Kiew gebunden, es soll keine Ausstiegsklausel geben. Aber im Fußball wird über alles verhandelt. Es sei sinnlos, Gedanken an einen Wechsel irgendwohin zu verschwenden. Ich fühle mich wohl in Kiew, habe keinen Druck, spiele fix in der Gruppenphase der Champions League. Nach dem Länderspiel wird er mit seinem Berater Thomas Kroth die Angebote sondieren. Aber jetzt konzentriere ich mich zu 100 Prozent auf Moskau. Ich bin fit, überhaupt nicht müde. Müdigkeit ist reine Kopfsache, hat nichts mit den Beinen zu tun. Dragovic bildet im ÖFB-Team mit Martin Hinteregger ein auffälliges, weil kongeniales Innenverteidigerduo. Aufgrund des Ausfalls von David Alaba wäre er eine Option fürs Mittelfeld, Julian Baumgartlinger ist gesetzt. Die Entscheidung trifft selbstverständlich Marcel Koller. Ich sage, ich spiele dort, wo mich der Teamchef aufstellt. Es ist kein Geheimnis, dass ich das Mittelfeld mag. Anderseits bin ich seit meinem 17. Lebensjahr Innenverteidiger. Dragovic sagt, er sei gereift, ruhiger, souveräner geworden. 2011 hat er die Austria verlassen, um mit dem FC Basel dreimal Schweizer Meister zu werden. Unter Trainer Thorsten Fink, der sich ab sofort um die Austria kümmert. Ein hervorragender Mann, ich kann nur gratulieren. 2013 wurde er um neun Millionen Euro an Kiew verkauft. Das erste Jahr war nur schrecklich – der fürchterliche Krieg. Und schlecht waren wir auch. Trainer Oleg Blochin war eher von der alten Schule. Mit Nachfolger Sergei Rebrow sei die Arbeit dagegen ein Vergnügen. Viele Pokale Dragovic hat ein Prinzip. Ich möchte bei Vereinen tätig sein, die um Titel spielen. Der Abstiegskampf interessiert mich nicht. Mit Ried werde ich keine Meisterschaft gewinnen. Anders ausgedrückt: Mein Rucksack soll einmal voll mit Pokalen gefüllt sein. Für eine erfolgreiche EM-Quali gibt es zwar keine Häferln, Dragovic will trotzdem und unbedingt nach Frankreich. Wir sind auf einem guten Weg. Russland ist sehr stark. Wir müssen hinten kompakt stehen, werden nicht Hurra-Fußball betreiben. Es ist aber nicht der Sinn des Spiels, auf ein Remis aus zu sein. Da brauchen wir gar nicht hinfliegen. Dragovic bestreitet am Sonntag sein 38. Ländermatch. Das macht mich stolz. Der Fußball, sagt der Wiener, sei schnelllebig. In der Generali Arena fühlt er sich pudelwohl. Als wäre die Zeit stehen geblieben. Wobei er die Grashalme nicht mehr kennt, es sind mittlerweile andere. Mit 42 bin ich wieder da. Oder früher. Bis dahin passiert noch einiges.
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Mit umstrittenen Mitteln wollen die Wohnbauträger am Marchfeldkanal die geschützten Nager anregen, die Baufläche schneller zu verlassen. Wien – Auf zwei kurzen Beinchen stehen die Ziesel aufrecht und schauen neugierig über die Blumenwiese. Mit einem Quietschen machen die kleinen Nager mit den Knopfaugen und dem graubraunen Fell auf sich aufmerksam. Etwa 230 von ihnen sorgen auf der Fläche hinter dem Heeresspital in Wien-Floridsdorf seit einigen Jahren für Streitigkeiten. Dort – am Marchfeldkanal, unweit der Brünner Straße – sollen auf sieben Hektar 950 geförderte Wohneinheiten realisiert werden. Doch Ziesel sind EU-weit streng geschützt. Sie dürfen im Rahmen der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH) weder getötet, gefangen noch gestört werden. Die vierbeinigen Bewohner seien nicht nur im Grätzel Gesprächsthema, sondern im ganzen Bezirk. Und die SPÖ sei die einzige Bezirksfraktion, die das Wohnbauprojekt unterstützt, sagt Lukas Mroz. Er ist Anrainer und engagiert sich seit 2011 in der IGL Marchfeldkanal für den Schutz der Ziesel. Wenn man sie immer wieder sieht und hört, beginne man eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, begründet er sein Engagement. 2013 beauftragten die Bauträger – Kabelwerk GmbH und Donaucity Wohnbau AG – eine Verhaltensforscherin damit, die Tiere sanft umzulenken. Ersatzflächen sollen für die Ziesel so attraktiv gestaltet werden, dass sie freiwillig dorthin wandern und die Baufläche verlassen. Weil sich die Tiere dafür aber mehrere Jahre Zeit lassen könnten, versucht man nun dies zu beschleunigen. Ein eigens erbauter Zieselsteg soll den Tieren ermöglichen, das andere Ufer des Marchfeldkanals, wo sich die Ersatzflächen befinden, ungestört zu erreichen. Bisher konnten sie dazu nur eine von Fußgängern und Radfahrern frequentierte Brücke nutzen. Die Idee für diesen Walkover stammt von Tony Rei, Zauberer und Illusionist von Beruf und Obmann der Naturschutzorganisation Wiener Naturwacht. Ilse Hoffmann, die mit der ökologischen Aufsicht betraute Verhaltensforscherin meint: Es kann prinzipiell nicht schaden. Über die Erfolgsaussichten könne sie aber noch nichts sagen, denn es handle sich um die erste Grünbrücke ihrer Art. Lukas Mroz kritisiert, dass man mit dem Steg den Eindruck erwecken wolle, die große Lösung gefunden zu haben. Eigentlich sorgt eine weitere geplante Maßnahme für Besorgnis bei den Tierschützern: Die Bauträger wollen im Westen des Zieselfeldes möglichst bald mit dem Bauen beginnen – im Frühjahr 2016 könnte es schon so weit sein, sagt Peter Fleissner, Geschäftsführer von Kabelwerk zum STANDARD. Erreichen will man das, indem man beginnt, den Boden abzutragen und also für die Ziesel so unattraktiv zu gestalten, dass sie abwandern. Die Bewilligung für diese Vorgehensweise muss von der MA 22 für Umweltschutz erst erteilt werden. Fleissner zeigt sich zuversichtlich. Die Leiterin der MA 22, Karin Büchl-Krammerstätter, wird in einem Bericht der Kronen Zeitung zitiert. Demnach soll ein Drittel des Baufeldes für die Bagger freigegeben werden. Mroz sieht darin eine Zerstörungsmaßnahme. Bei der IGL befürchtet man seit geraumer Zeit, dass das Feld nach und nach verbaut, die Ziesel aus ihrem Lebensraum verdrängt und somit gegen Naturschutzgesetze verstoßen werde. 2013 wurde deshalb die EU-Kommission eingeschaltet, die den Fall derzeit prüft. Das Feld solle – so der Wunsch der Zieselschützer – belassen werden, wie es ist und zu einem Landschaftsschutzgebiet umgewidmet werden. Oder die Bauträger sollen geduldig abwarten, bis die sanfte Umlenkung der vierbeinigen Grätzelbewohner Erfolg zeigt.
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Neymar traf beim Erfolg Peru im Doppelpack - Venezuela feierte gegen Kolumbien erstmals einen Auftaktsieg bei der Copa. Temuco - Zittersieg für Brasilien, Ausrutscher für Geheimfavorit Kolumbien: Während Superstar Neymar beim glücklichen 2:1 (1:1) gegen Peru mit zwei Geniestreichen für einen siegreichen Auftakt der Seleção in die Copa América sorgte, legten die Cafeteros mit WM-Torschützenkönig James Rodríguez beim 0:1 (0:0) gegen Venezuela einen Fehlstart in den südamerikanischen Fußball-Nationencup hin. Außenseiter Peru (Yordy Reina, der kommende Saison wohl für Red Bull Salzburg spielen wird, wurde in der 82. Minute eingewechselt), war in Temuco durch Christian Cueva nach drei Minuten in Führung gegangen. Neymar glich aber umgehend aus (5.) und bereitete in der Nachspielzeit mit einem Traumpass den Siegtreffer von Douglas Costa vor. Venezuela überrascht Zuvor hatte in Rancagua Venezuelas Stürmer José Salomón Rondón (Zenit St. Petersburg) mit dem Siegtor in der 60. Minute für die erste faustdicke Überraschung bei dem Turnier gesorgt. Für die Vinotintos war es der erste Auftaktsieg bei der 16. Copa-Teilnahme. Am Dienstag geht es in der Gruppe C mit der Neuauflage des letztjährigen WM-Viertelfinales zwischen Brasilien und Kolumbien weiter. Donnerstag endet der zweite Spieltag mit der Partie Peru gegen Venezuela. Aus den drei Vorrundengruppen stoßen jeweils die beiden Gruppenersten sowie die zwei besten Gruppendritten ins Viertelfinale vor.
| 4Sport
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Für 500 Flüchtlinge aus Österreich werden in der 5.400-Einwohner-Stadt Gabčíkovo Gebäude einer großen Wohnsiedlung instand gesetzt. Die Betten sehen aus, als würde noch diese Nacht jemand darin schlafen. Frisch bezogen sind die Pölster, gefaltet die Decken. Doch der Kunststoffboden wellt sich. Einige Glühbirnen sind grau. Von einer Wand über einer alten Sitzwanne blättert weiße Farbe ab. Dem Spülkasten der Toilette fehlt der Deckel. Es ist erst Halbzeit, sagt Zoltán Jaroš. Der Leiter dieser Universitätsgebäude in Gabčíkovo, einer 5.400-Einwohner-Stadt im Südwesten der Slowakei, weist auf bereitstehende Farbeimer und noch zu reparierende Aufzüge hin. Elektrik, Wasserleitungen und Heizungen müssen erst überprüft werden, sagt der 62-Jährige mit dem grauen Seitenscheitel. Wie zum Beweis für seine Worte trägt ein Mann in Arbeitshose eine Tür vorbei. Noch im Juli sollen Flüchtlinge, deren Asylverfahren in Österreich laufen, hierherziehen, um das Lager in Traiskirchen zu entlasten. Im August sollen 200 Flüchtlinge folgen, weitere 250 im September. Das sei ein freiwilliger Deal mit Österreich, sagte der slowakische Innenminister Robert Kaliňák am Donnerstag in Luxemburg. Mehr als eineinhalb Stunden Autofahrt sind es von Traiskirchen hierher. Bratislava ist etwa 50 Fahrminuten entfernt. Die Anlage mit Wohnkomplex gehört der Technischen Universität Bratislava, die nun auch die Instandsetzungs- und Putzarbeiten bezahlt. Jaroš sagt, man werde neben der Unterkunft auch für die Verpflegung sorgen. Über Rechts- und Sicherheitsfragen diskutiert das österreichische Innenministerium noch. Das Areal entstand in den frühen 1980er-Jahren, als in wenigen hundert Metern Entfernung der Bau eines Donaukraftwerks – heute das größte in der Slowakei – begann und viele Menschen hier eine Wohnung brauchten. Bis zu 2.240 Personen könnten insgesamt in den acht fünfgeschoßigen Gebäuden wohnen. Doch derzeit sind es weit weniger. Es stehen auf je 42 Quadratmetern Fläche inklusive Bad und WC fünf Betten zur Verfügung. Außerdem gibt es einen Seminarsaal mit Beamer, der auch als Kino genutzt werden kann. Damit die Menschen mit ihrer Zeit etwas anzufangen wissen, sagt Jaroš. Gegenüber befindet sich ein Fitnessraum, in dem laut dem Hausherren auch schon Europameister Kampfsport trainierten. Er verweist auch auf den Fußball- und einen Volleyballplatz. Platzmangel ist hier kein Thema. Breite Gänge führen in großzügige Eingangshallen. In dem derzeit genutzten Speisesaal, der neben jenem liegt, in dem die Flüchtlinge dann essen sollen, stehen insgesamt rund 200 Stühle an langen Tafeln. Etwa ein dutzend Sessel ist an diesem Freitag zu Mittag belegt. Von den Hauseingängen führen breite Asphaltwege zu einer Parkfläche, auf der dutzende Pkw Platz fänden. Zwei Wagen parken da. Das Areal liegt zwischen dem eigentlichen Ort Gabčíkovo und dem Wasserkraftwerk, das etwas außerhalb steht. Derzeit bewohnen es einige Arbeiter. In einem der Häuser ist ein Jugendcamp untergebracht. Und auch ein paar Studenten sollen hier unterwegs sein. Touristengruppen sind ebenfalls keine Seltenheit, sagt Jaroš. So kämen immer wieder Gruppen aus Polen, Österreich oder Tschechien vorbei, die Radwege an der Donau entlang. Auch mit Flüchtlingen hat man an diesem Ort Erfahrung. In den Jahren 1992 bis 2009 lebten insgesamt 4.700 Flüchtlinge hier. Die Maximalzahl derer, die gleichzeitig da waren, lag bei 750. Ohne Probleme, meint Jaroš. Hinter dem Rücken der Rezeptionistin in der Eingangshalle baumeln in einem überdimensionalen Setzkasten hunderte Schlüssel. Die seit 23 Jahren in der Anlage tätige Frau erinnert sich an die Flüchtlinge aus der Zeit des Jugoslawienkriegs. Das waren andere als die, die man jetzt im Fernsehen sieht, sagt sie. Zu diesen Menschen damals hätten sich Freundschaften entwickelt. Manche seien weit weg gezogen und man pflege immer noch Kontakt. Doch jene, die nun kommen, könnten vielleicht gewalttägig sein, meint sie. Wenn im Kraftwerk etwas passiere, zum Beispiel eine Explosion, dann könne der ganze Ort überschwemmt werden, sagt die Angestellte, die sich auch vor der Übertragung von Krankheiten fürchtet. Eine Kollegin aus der Administration meint, man müsse und wolle natürlich solidarisch sein. Aber viele hätten eben auch Angst. Ein junger Mann sagt, man brauche sich nicht zu fürchten, die Asylwerber würden ja nur auf dem Areal bleiben. Das stimmt aber nicht: Sie haben das Recht, sich frei zu bewegen. Jaroš, der Hausherr, sagt, jedes EU-Land habe seine Aufgabe zu erfüllen. Das sei doch selbstverständlich. Die Slowakei selbst hat im Vorjahr von 330 Asylanträgen nur 14 positiv entschieden. Das Land wehrt sich gegen eine Verteilung der Flüchtlinge nach einer fixen Quote. Am Donnerstag einigten sich die EU-Innenminister darauf, 20.000 Flüchtlinge in der EU auf freiwilliger Basis zu verteilen – Zusagen der Länder für doppelt so viele waren ausgeblieben. Auch in Gabčíkovo formiert sich Widerstand – wenngleich Bürgermeister Iván Fenes von offizieller Stelle noch keine Details erfahren haben will. Ich kann den Leuten nichts sagen, beklagte Fenes am Freitag gegenüber der Austria Presse Agentur. Am Montag habe er einen Brief vom Migrationsamt im slowakischen Innenministerium erhalten, demzufolge beschlossen worden sei, mit der Nutzung der Einrichtungen der Technischen Universität Bratislava in Gabčíkovo für Zwecke der Asyl- und Migrationsproblematik fortzufahren. Gegen ein permanentes Flüchtlingsheim im Ort werde man sich wehren, wenngleich es in der Geschichte der Stadt keine Probleme mit Flüchtlingen gegeben habe. Bürger haben eine entsprechende Petition gestartet. Rund 1.000 Personen sollen sie bereits bis Freitag unterzeichnet haben.
| 1Panorama
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Programm ermittelt den optimalen Funkkanal und bietet Übersicht der wichtigsten Daten. A1 hat am Montag seinen Wlan Manager vorgestellt. Die kostenlose Smartphone-App (Android ab Version 4.0, iOS ab Version 8) soll A1-Kunden helfen, ihr Wlan-Netz zu analysieren. Dafür muss man sich lediglich mit dem Wlan via Smartphone verbinden und das Programm starten. Danach liefert es einen Überblick über die in der Umgebung vorhandenen Wlans und die von ihnen genutzten Funkkanäle. Dadurch wird die aktuelle Auslastung der einzelnen Wlan-Kanäle sichtbar und der am wenigsten genutzte und daher optimale Kanal ermittelt. Der vorgeschlagene oder ein selbst gewählter Kanal kann manuell eingestellt und direkt auf den A1-Router übertragen werden. Ergänzend bietet der A1 Wlan Manager eine Übersicht der wichtigsten Wlan- und Modemdaten (Wlan-Name, Kennwort, Gerätename, Firmware Version und aktueller Verbindungsstatus) und bietet Tipps zur Sicherheit in drahtlosen Netzen.
| 0Web
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Die Juristin Iris Murer untersucht rechtliche Rahmenbedingungen von Prostitution. Im besten Fall dienen Gesetze im Bereich der Prostitution dazu, Opfer vor Ausbeutung und Gewalt zu schützen. Im schlechten Fall erlegen sie den Prostituierten nur zusätzliche Pflichten auf, ohne ihnen Rechte einzuräumen. Das Verhältnis von Rechten und Pflichten für Prostituierte beschäftigt auch Iris Murer in ihrer Forschungsarbeit. Die Universitätsassistentin an der Universität Salzburg im Fachbereich Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht analysiert in ihrer Dissertation Kompetenzen und Grundrechte im Bereich der Prostitution. Da das Prostitutionswesen in Österreich in weiten Teilen in die Kompetenz der Länder fällt, hat es Murer mit neun verschiedenen Landesgesetzgebungen zu tun. Dabei zeigt sich ein gewisses Ost-West-Gefälle, sagt die Rechtswissenschafterin: In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ist die Gesetzgebung liberaler - neben Bordellen ist auch Straßenprostitution erlaubt. In den westlichen Bundesländern ist Prostitution dagegen nur in Bordellen erlaubt. Den Extremfall stellt Vorarlberg dar, wo es zwar möglich wäre, dass Bordelle bewilligt werden, dies bis dato aber noch nicht geschehen ist. In Vorarlberg ist Prostitution daher nur im Rahmen der Illegalität möglich , sagt Murer, de facto besteht dort ein Ausübungsverbot. Die Methode, die Murer in ihrer kompetenzrechtlichen Analyse verwendet, ist die sogenannte Versteinerungstheorie, bei der die Rechtslage zum Zeitpunkt des Inkrafttretens berücksichtigt wird. Im Prostitutionswesen geht es dabei um gewerberechtliche Angelegenheiten. Nach herrschender Auffassung ist hier der 1. Oktober 1925 als Versteinerungszeitpunkt heranzuziehen, sagt Murer. Ich habe mich daher auch mit Rechtsvorschriften beschäftigt, die noch aus der Monarchie stammen und in die Rechtsordnung der Ersten Republik übergeleitet wurden. In ihrer grundrechtlichen Analyse ist die Juristin zum Ergebnis gekommen, dass einzelne Vorschriften für Prostitution gegen Grundrechte verstoßen. Einige Landesgesetze kreieren hier eine gewisse Abhängigkeit der Prostituierten gegenüber Bordellbetreibern, sagt Murer. So ist zum Beispiel in manchen Ländern für die Eröffnung eines Bordells eine sogenannte Bedarfsprüfung notwendig, in der erhoben wird, ob es überhaupt Bedarf an einem Bordell gibt. Diese Bewilligungen werden zum Teil sehr restriktiv vergeben, sagt Murer, das führt dazu, dass bestehende Bordelle einen Konkurrenzschutz genießen und Personen, die in der Prostitution tätig sind, mitunter nicht die Möglichkeiten haben, selbst einen kleinen Betrieb zu eröffnen. Insgesamt würden sich durch diese Einschränkungen die Arbeitsbedingungen der Prostituierten verschlechtern. Kürzlich wurde die 27-Jährige für ihre Dissertation mit dem Theodor-Körner-Förderpreis ausgezeichnet, der neben anderen auch von Wissenschaftsministerium und Verkehrsministerium gesponsert wird. Auf ihr Dissertationsthema ist Murer zufällig gestoßen: Zu Beginn ihres Doktoratsstudiums nahm sie an einer Tagung teil, bei der sie darauf aufmerksam wurde, wie viele Rechtsfragen im Prostitutionswesen bestehen, die noch nicht bearbeitet worden sind. Die wissenschaftliche Arbeit macht ihr zwar viel Freude, ich könnte mir aber auch vorstellen, in die Praxis zu gehen.
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Analyst erwartet Veröffentlichung noch in der ersten Jahreshälfte 2016. Seit der Vorstellung des iPhone 6 und des damit einhergehenden großen Sprungs bei der Bildschirmgröße halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass Apple im Verborgenen auch wieder an einem kleineren Modell seines Smartphones arbeitet. Der üblicherweise recht zuverlässig Analyst Ming-Chi Kuo von KGI liefert entsprechenden Spekulationen nun neue Nahrung, wie 9to5Mac berichtet. Laut einer aktuellen Mitteilung an Investoren soll Apple nämlich für kommendes Jahr an einem neuen iPhone-Modell mit 4-Zoll-Bildschirm arbeiten. Dieses soll noch vor dem iPhone 7 auf den Markt kommen, konkret spricht Kuo hier von der ersten Jahreshälfte 2016. Auch bei der Hardwareausstattung soll es zentrale Unterschiede geben. Während das iPhone 7 auf einen neuen A10-Prozessor wechselt, soll das kleine iPhone mit dem derzeit aktuellen A9 laufen. Zudem soll das kleinere iPhone ohne 3D-Touch kommen. Damit wolle man den Unterschied zwischen den Produktklassen klarerer machen, so Kuo. Der Analyst geht davon aus, dass kommendes Jahr sämtliche iPhone-Prozessoren von TSMC geliefert werden sollen. Dieses Jahr kommen zum Teil noch Chips von Samsung zum Einsatz, der Performance-Unterschied zwischen diesen beiden hatte für eine gewisse Aufregung unter iPhone-Nutzern gesorgt. Damit würde sich Apple in einem zentralen Bereich der wenig geliebten Partnerschaft mit Samsung entledigen. Immerhin ist Samsung derzeit der größte Konkurrent von Apple am Smartphone-Markt.
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60.000 Menschen gingen gegen Korruption auf die Straße – Präsident Johannis beginnt Verhandlungen zur Regierungsbildung. Bukarest – Auch nach dem Rücktritt von Premier Victor Ponta sind am Mittwochabend in Rumänien erneut Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen. Insgesamt 60.000 demonstrierten am Abend in zahlreichen Städten gegen Korruption, es waren die mit Abstand größten Straßenproteste der vergangenen Jahre. Die Protestierenden forderten ein neues System mit neuen Leuten. In der rumänischen Hauptstadt Bukarest protestierten bis zu 35.000 Menschen auf mehreren Plätzen der Stadt. Auch in Sibiu/Hermannstadt, Cluj/Klausenburg, Timisoara/Temeswar, Brasov/Kronstadt, Craiova, Arad, Ploiesti, Iasi/Iassy und weiteren Städten fanden Kundgebungen statt. Eine Großdemonstration mit 25.000 Teilnehmern am Dienstagabend hatte den Rücktritt der Regierung sowie des zuständigen Bezirksbürgermeisters Cristian Piedone Popescu bewirkt. Die Demonstranten hatten den Politikern und dem korrupten System, die Schuld für den verheerenden Brand in einer Bukarester Disco mit 32 Todesopfern vorgeworfen. Korruption kostet Menschenleben skandierten sie. Auch nach dem Rücktritt Pontas am Mittwoch beruhigte sich die Lage nicht. Die Protestierenden forderten am Abend ein von Korruption befreites politisches System mit neuen Leuten. Ihr kauft uns nicht mit zwei Rücktritten, riefen die empörten Menschen. Da aus ihrer Sicht alle Parteien dieselbe Misere vertreten, forderten die Demonstranten die Einsetzung einer Technokratenregierung ohne parteipolitische Verankerung. Unter anderem wird ein neues, von 580 auf 300 Mitglieder verringertes Parlament gefordert. Dies entspricht dem Ergebnis einer Volksbefragung aus dem Jahr 2009, das keine der nachfolgenden Regierungen umsetzte. Mit den Straßenprotesten steigt auch der Druck auf Präsident Klaus Johannis (Iohannis), der am heutigen Donnerstag Verhandlungen mit den Parteien zur Bildung einer neuen Regierung beginnt: Johannis, vergiss nicht, Rumänien gehört nicht dir! skandierten Protestierende am Mittwochabend. Am Donnerstag hat Johannis den bisherigen sozialdemokratischen Bildungsminister Sorin Campeanu (PSD) zum interimistischen Ministerpräsidenten ernannt. Der bisherige sozialdemokratische Regierungschef Victor Ponta war am Mittwoch zurückgetreten. Campeanu war seit 2014 Bildungsminister und ist außerdem Rektor der Bukarester Universität für Bodenkultur und Veterinärmedizin sowie Vorsitzender des Nationalen Rektorenrates. Als kontrovers galt seine Rolle als Generalsekretär des Nationalrates zur Anerkennung akademischer Titel, Diplome und Zertifikate (CNATDCU). Campeanu war eines der rund 20 Mitglieder, die 2012 vom damaligen Bildungsminister Liviu Pop zusätzlich eingesetzt wurden, als es um das mögliche Plagiat des damaligen Premiers Victor Ponta ging. Ponta verzichtete Anfang des Jahres nach dreijähriger Kontroverse schließlich freiwillig auf seinen Doktortitel. Mit Campeanus Ernennung stellte sich Johannis gegen den Wunsch von Pontas PSD, die den bisherigen Verteidigungsminister Mircea Dusa (PSD) als Übergangsregierungschef vorgeschlagen hatte. Johannis erklärte angesichts der massiven Proteste, von nun an auch die Stimme der Zivilgesellschaft bei Entscheidungen berücksichtigen zu wollen.
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Die Retrospektive im Wiener Filmmuseum zeigt das vitale, häufig billig gemachte Hollywoodkino vor dem "Production Code": gierige Gangster und obsessive Erotik am Puls der Zeit. Wien – Ein Mann steht vor dem Eingang eines Lokals. Er zögert kurz. Dann spuckt er auf die Straße und schiebt sich beim Eintreten beinahe unmerklich seine Mütze tiefer ins Gesicht. In William A. Wellmans The Public Enemy (1931) kennzeichnet jede Geste und jede Bewegung die innere Größe dieses kleinen Mannes, der in jedem Moment Unvorstellbares zu tun bereit ist. Die liebevollen Kinnhaken, die er seinen Freunden immer wieder versetzt, sind nur Indiz. Irgendwann in diesem Film wird er unvermittelt beim Frühstück seiner Freundin eine halbe Grapefruit ins Gesicht drücken. Er wird den Reitunfall seines Freundes dadurch rächen, indem er den Stallburschen fragt, wo das Pferd stehe, hingeht und es erschießt. Oft ist im Kino von Verkörperung einer Rolle die Rede, selten trifft diese Bezeichnung so zu wie bei der Figur des Gangsters Tom Powers. Denn Tom Powers ist James Cagney. Lautes Unheil The Public Enemy ist kristallklares, physisches Kino, ganz im Einklang mit seinem Hauptdarsteller, dessen Vitalität der Film in jeder Einstellung atmet. Gemeinsam mit seinem Pendant Little Caesar (1931) von Mervyn LeRoy – mit einem furchteinflößenden und zugleich tragischen Edward G. Robinson – markiert The Public Enemy den Höhepunkt jener Gangsterfilmwelle der frühen 1930-Jahre, an die das Genre für Jahrzehnte nicht mehr heranreichen sollte. Entstanden im Schnellverfahren in den Warner-Studios, gespeist aus der Wirklichkeit, kurz aufflackernd und bald erloschen. Kampf-Kino, mythisch überhöht und dennoch purer Realismus. Angesiedelt im Spannungsfeld zwischen Prohibition, Wirtschaftskrise, protestantischen und katholischen pressure groups und Studioökonomie. Rasante, temporeiche, aber vor allem billige Filme wollte Warner mit seinen Gangsterfilmen auf den Markt bringen – The Public Enemy ist Ausdruck dieser Situation, Tom Powers Ausdruck eines Zustands. Nicht Charakter oder Figur, sondern ein gesellschaftliches Problem: The public enemy is a problem, that sooner or later we, the public, must solve, ist auf einer von Produktionschef Darryl F. Zanuck am Filmende eingeschobenen Tafel zu lesen. Chicago 1930: William A. Wellman zeichnet die Chronologie einer Verbrecherlaufbahn, den Aufstieg und Fall eines Mannes, der mit Prohibitions-Bier reich wird und mit Blut bezahlt. Eine düstere Illustration der Metropole, die durch Schlachthöfe, Gestank, Dreck, Verkehr und Straßenlärm gezeichnet wird. Die Geburt des Gangsterfilms im Geiste des Tons: Das Unheil kündigt sich lautstark an – quietschende Reifen, Mordaufträge über Telefon, ohrenbetäubende Maschinengewehre. Der Gangsterfilm braucht den neuen Ton, wie Tom Powers die neue Technologie, die Autos und die Medien braucht. Choreografierte Frivolität Die Warner-Filme vor 1934, denen die Retrospektive des Filmmuseums Tribut zollt, stehen exemplarisch für die Ära Hollywoods vor dem soganannten Production Code, eine Art Selbstzensur der großen Studios, mithilfe derer Sex und Gewalt von den Leinwänden verbannt werden sollten. Es waren die Jahre des Erwachens des klassischen Horrorfilms mit Frankenstein (1931) für Universal Pictures oder Dr. Jekyll and Mr. Hyde (1932) und Island of Lost Souls (1932) für Paramount, des freizügigen Musicals wie Footlight Parade (1933) oder Gold Diggers of 1933 vom Choreografenkönig Busby Berkely für Warner – beide mit der umwerfenden Joan Blondell –, aber auch der Romantic Comedy wie Frank Capras It Happened One Night (1934). Durch Konzentration der Retrospektive auf Warner Bros. fehlen zwar maßgebliche Arbeiten anderer Studios und an diese vertraglich gebundene Autoren und Schauspieler – für das Gangstergenre etwa Howard Hawks‘ Scarface (1932) –, andererseits verdichten die knapp vierzig zu sehenden Filme auf perfekte Weise das Gefühl gehetzter Urbanität und frivoler Anzüglichkeit bis hin zu sexueller Obsession, die weit über Einblicke in Dekolletés hinausreichen. Die Kinoleinwände waren aber auch – und das gilt es im Sinne einer historischen Lektüre nicht zu übersehen – ein Nebenschauplatz aktueller Tagespolitik: Der Production Code sollte letztlich auch Vorbote von Sozial- und Wirtschaftsreformen im Zuge von Roosevelts Politik des New Deal sein. Mit seinem ersten Verdienst wird Powers die Mütze übrigens gegen einen Hut eintauschen, seinen kleinen Körper in einen Maßanzug zwängen und beim Kauf der Hose darauf achten, dass die Taschen weit genug sind, um darin eine Pistole tragen zu können. Er wird teure Autos fahren, alle Warnungen in den Wind schlagen und sich den amerikanischen Traum erfüllen. Doch es wird ein böser Traum gewesen sein. (Michael Pekler, 7.5.2016)
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Korruptionsvorwürfe gegen Syriza kurz vor der Parlamentswahl. Athen – Wenige Tage vor der Parlamentswahl in Griechenland muss sich die Syriza-Partei von Expremier Alexis Tsipras gegen Korruptionsvorwürfe wehren. Die konservative Zeitung Realnews hatte enthüllt, dass die Baufirma des ehemaligen Ministers für Regierungskoordination, Alekos Flambouraris, einen öffentlichen Auftrag in Höhe von 3,9 Millionen Euro erhalten hatte. Der 77-jährige Flambouraris, ein Tsipras-Vertrauter, wies die Anschuldigungen zurück. Seine Firma habe die Ausschreibung im November 2014 gewonnen, also vor dem Wahlsieg von Syriza im Jänner 2015. Der Vertrag sei im Mai unterzeichnet worden. Flambouraris will sich zuvor von seinem Firmenanteil getrennt haben. Der unter Hausarrest stehende Führer der Faschistenpartei Goldene Morgenröte, Nikolaos Michaloliakos, erklärte derweil am Donnerstag in einem Radiointerview erstmals, seine Partei trage die politische, nicht aber die rechtliche Verantwortung für den Mord an dem Sänger Pavlos Fyssas. Der Rapper wurde 2013 von einem Parteimitglied erstochen, daraufhin begann die Justiz Ermittlungen gegen die Goldene Morgenröte. Sie liegt mit sechs bis sieben Prozent in den Umfragen auch dieses Mal stabil an dritter Stelle.
| 2International
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Nach Feststellungsklage über Vordienstzeiten. Wien – Neue Runde im ORF-internen Streit um die Anrechnung von Vordienstzeiten nach einem EU-Urteil, der den ORF zwölf Millionen Euro kosten könnte: Der Zentralbetriebsrat wirft der Geschäftsführung Halbwahrheiten und Drohungen vor. Sie versuche, einen Keil in die Belegschaft zu treiben. Die Geschäftsführung habe den Weg des Gesprächs einseitig verlassen und nicht der Betriebsrat, schreiben Vorsitzender Gerhard Moser und Vize Gerhard Berti den ORF-Mitarbeitern. Die Geschäftsführung habe entgegen ihren Angaben nur einen Vorschlag gemacht, den der Betriebsrat so zusammenfasst: Zuerst solle der Zentralbetriebsrat einer massiv nachteiligen Änderung der Anrechenbarkeit von Vordienstzeiten in den bestehenden Vertragswerken zustimmen, dann wolle die Geschäftsführung auf dieser Basis den EuGH-Spruch umsetzen. Hochgradig manipulativ und als offene Drohung verstehen sie, wie das ORF-Management die Konsequenzen aus dem EU-Entscheid beschreibt: Die Umsetzung würde die Gehaltsscheren zwischen älteren und jüngeren MitarbeiterInnen, insbesondere aber zwischen Männern und Frauen vergrößern, was zu neuen Ungerechtigkeiten in der Gehaltssystematik des ORF führen würde. Der Betriebsrat räumt unterschiedliche Vordienstzeiten-Regelungen in den vielen ORF-Kollektivverträgen und Dienstvereinbarungen ein. Geschlechterdiskriminierung findet er kühn, die beziehe sich allein auf Präsenz- oder Zivildienst. Der Betriebsrat: Die Geschäftsführung versucht, wie schon mehrfach und erfolglos in den vergangenen Jahren, einen Keil in die Belegschaft zu treiben. Frauen gegen Männer, Altverträge gegen Neuverträge, Freie MitarbeiterInnen gegen Angestellte – jahrelang hat man das mit KV03 versus FBV/KV96 probiert, jetzt tut man es mit dem mühsam ausverhandelten KV14, der immerhin an die 300 Neuanstellungen gebracht hat, die ohne den intensiven Druck der Belegschaftsvertretung nie stattgefunden hätten. Das alles wird betrieben nach dem altrömischen Motto: Teile und herrsche. Die Ankündigung neuer Sparpakete bei Umsetzung des EU-Entscheids sieht der Betriebsrat als starker Tobak: Wie man unter solchen Drohszenarien partnerschaftlich miteinander verhandeln, ja umgehen soll, kann der Belegschaft wohl niemand erklären. Conclusio des Betriebsrats: Die Belegschaft hat in den vergangenen Jahren große Opfer gebracht und damit gezeigt, wie wichtig ihr dieser ORF ist. Wichtig ist aber auch die Erfüllung gesetzlicher Rechte und Ansprüche. Um nichts anderes geht es in der aktuellen Auseinandersetzung, die jetzt leider vor Gericht stattfinden muss. Wir haben uns das so nicht gewünscht.
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Tierschützer fordern Verbot, Grüne wollen Verbotsmöglichkeiten prüfen, ÖVP-Landesrat arbeitet an Beschränkung. Salzburg – Der Verein gegen Tierfabriken (VgT) unternimmt erneut einen Anlauf, die Gatterjagd zu verbieten. Die Aktivisten streben eine Änderung des Salzburger Jagdgesetzes an und haben eine Einlage an den zuständigen Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) geschickt. Vier Gutachten stützen ihre angedachten Änderungen. Die Wiener Wildbiologin Karoline Schmidt bezeichnet die Treibjagden in abgeschlossenen Gebieten als unnötig und unsinnig. Die Treibjagden würden unter dem Wild Stress auslösen, worunter auch die Fleischqualität leide. Laut dem Gutachten des Verfassungsrechtlers Stefan Hammer sei der Landesgesetzgeber befugt, die bestehenden Möglichkeiten der Gatterjagd aus Gründen des Tierschutzes einzuschränken. Das Land könne die Gatterjagd auch generell als zumindest potenziell tierquälerisch einstufen und damit verbieten. Aus Schwaigers Büro heißt es, an einer Gesetzesänderung werde ohnehin schon seit Jänner gearbeitet. Ziel sei es, künftig keine neuen Gatter mehr beantragen zu können. Bei den Bestehenden sollen der Betrieb und die Überwachung verschärft werden. Es müssten genaue Aufzeichnungen über die Jagd geführt werden und die Aussetzung von Wild solle nur noch eingeschränkt – etwa zur Bestandswiederbegründung nach Seuchen oder zur Blutauffrischung – erlaubt sein. Zudem werde ein Fütterungsverbot für Wildschweine diskutiert. Die Grünen haben Anfang Februar im Landtag einen Antrag eingebracht, die gesetzlichen Möglichkeiten für ein Verbot der Jagd auf Zuchttiere und die Gatterjagd zu prüfen. In Salzburg gibt es derzeit drei Wildgehege. Der angeregten Gesetzesänderung geht ein lang schwelender Streit zwischen VgT-Obmann Martin Balluch und dem Salzburger Unternehmer Maximilian Mayr-Melnhof voraus. Nach einer Wildschweinjagd im Gatter auf Mayr-Melnhofs Grundstück bei Anthering, bei der die Tierschützer anwesend waren, haben sich beide Seiten mit einer Vielzahl an Klagen eingedeckt. Der VgT hat gegen Mayr-Melnhof Anzeigen wegen Tierquälerei, Sachbeschädigung und Nötigung eingebracht. Der Großgrundbesitzer reichte daraufhin Anzeigen wegen Besitzstörung, Verleumdung und Rufschädigung ein. Die Ermittlungen gegen Mayr-Melnhof wurden eingestellt. Der Verein gegen Tierfabriken strebt ein bundesweites Verbot der Gatterjagd in Österreich an. Derzeit ist sie neben Salzburg noch im Burgenland, Wien und Niederösterreich erlaubt. In Wien und dem Burgenland sei ein Verbot bereits auf Schiene, meint Vgt-Obmann Balluch. In Niederösterreich sei man gesprächsbereit.
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Rechtsstreit um Legalität des Urteils, da sich die Beschuldigte damit selbst belasten könnte. Ein US-Gericht hat eine 29-jährige Verdächtige gezwungen, ihr iPhone per Fingerabdruck zu entsperren. Der Vorgang löst in den USA nun heftige Debatten aus. Denn es gilt rechtlich als unklar, ob ein Fingerabdruck zum Entsperren von Geräten überhaupt verlangt werden darf. So wird ja zwischen allgemeinen physischen Beweisstücken wie Haaren oder Speichel und Aktionen, die Verdächtige selbst belasten, unterschieden. Der Fingerabdruck zum Entsperren liegt quasi in der Mitte. Die US-Rechtsprofessorin Susan Brenner argumentiert gegenüber der LA Times, dass sich die Beschuldigte durch das Entsperren selbst belastet. Das sei aber durch den 5. Zusatzartikel der US-Verfassung verboten – niemand kann zu einer Aussage, die negativ für ihn ausgelegt werden kann, gezwungen werden. Doch es gibt naturgemäß auch Gegenstimmen. Albert Gidari von der Stanford University meint etwa, dass das Hinhalten eines Fingers nicht als Zeugenaussage zu werten sei. Bislang gibt es weltweit nur wenige Gerichtsentscheidungen, die Menschen zum biometrischen Entsperren ihrer Geräte zwingen. iPhones und iPads verfügen seit 2013 über das Feature. Wird ein Smartphone oder Tablet allerdings 48 Stunden lang nicht benutzt, muss ohnehin das Passwort eingegeben werden. Dann liegen die juristischen Konfliktlinien wiederum anders, da Passwörter meist schon als selbst belastend gesehen werden. Es ist durchaus möglich, dass ein derartiger Fall also einer Entscheidung durch Höchstgerichte harrt.
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Reisetasche auf Anordnung des Zugbegleiters in nicht einsehbarem Gepäckregal deponiert. Wien – Wem auf einer Zugreise sein Gepäck gestohlen wird, das er auf Anordnung des Zugbegleiters in ein vom eigenen Sitz nicht einsehbares offenes Gepäckregal deponieren musste, der hat keinen Haftungsanspruch gegenüber der Bahn. Der Oberste Gerichtshof (OGH) hat nun entschieden, eine derartige Anweisung des Schaffners könne nicht als Übernahme von Verwahrungspflichten gedeutet werden. Der Anlassfall ereignete sich bei einer Bahnreise mit dem ÖBB-Railjet von Budapest nach Salzburg im Mai 2013. Die Klägerin hatte eine große Reisetasche mit, die für die Ablage über ihrem Sitz zu groß war. Auf Anweisung des Schaffners deponierte sie die Tasche auf ein Gepäckregal im Waggon, das von ihrem Sitzplatz aber nicht eingesehen werden konnte. Nachdem das Gepäckstück während der Zugfahrt abhandengekommen war, verlangte sie Schadenersatz in Höhe von 7.600 Euro von den ÖBB. Ihre Begründung war, das Bahnunternehmen habe durch die Weisung des Schaffners Verwahrungspflichten übernommen. Außerdem handle es sich beim Aufbewahrungsort um ein Gepäckabteil, für das die Bahn verantwortlich sei. Der OGH wies in seiner Entscheidung (1Ob231/15z) darauf hin, dass ein Reisender zwar leicht tragbare Gegenstände als Handgepäck unentgeltlich in einem Waggon mitnehmen darf, dieses aber an den vorgesehenen Stellen zu deponieren habe. Der Schaffner habe die Frau lediglich an diese Verpflichtung erinnert, sodass dessen Anweisung nicht als Übernahme von Verwahrungspflichten gedeutet werden kann. Bei dem im Waggon vorhandenen offenen Gepäckregal handle es sich auch nicht um ein eigenes Gepäckabteil. Der Bereich war nicht durch eine Tür von den übrigen Teilen des Waggons getrennt. Die Klägerin durfte auch nicht annehmen, das Zugpersonal würde das dort deponierte Reisegepäck beaufsichtigen. Für solcherart abgestellte Gepäckstücke trage der Reisende selbst die Verantwortung, so das Gericht. Im OGH-Entscheid heißt es dazu: Bringt somit ein Reisender sein Gepäck nicht in einem Gepäckabteil ... unter, sondern in einer sonst dafür vorgesehenen Stelle wie etwa einem offenen Kofferregal, bleibt es bei der Beaufsichtigungsobliegenheit des Reisenden. Ein Verschuldensvorwurf, der unter diesen Umständen eine Haftung der Eisenbahn ... begründen könnte, ist den beim Bahnbetrieb tätigen Mitarbeitern der Beklagten hier nicht zu machen. Entgegen der Auffassung der Revisionsgegnerin (der Passagierin, Anm.) besteht auch kein Anlass für die Annahme einer vom Zugpersonal schlüssig übernommenen Verwahrungspflicht. Wie bereits dargelegt wurde, war die Klägerin verpflichtet, von sich aus ihr Gepäck an den dafür vorgesehenen Stellen unterzubringen. Dass sie dieser Verpflichtung erst nach einem entsprechenden Hinweis des Schaffners nachkam, begründet zweifellos keine Verwahrungspflichten der Beklagten (der ÖBB-Personenverkehr AG, Anm.). Die Rechtslage hat sich allerdings inzwischen geändert. Statt dem – bei der Bahnfahrt noch geltendem – Eisenbahnbeförderungsgesetz gilt nunmehr das Eisenbahn-Beförderungs- und Fahrgastrechte-Gesetz. Darin ist die Haftung nicht mehr geregelt, weil diese direkt in einer EU-Verordnung normiert ist. Gemäß dieser Verordnung sind die Grundsätze für die Haftung aber die gleichen wie im österreichischen Gesetz, erläutert ein OGH-Sprecher auf Anfrage der APA: Die Verpflichtung, auf sein Gepäck aufzupassen, liegt beim Fahrgast. Daher läge auch nach der neuen Rechtslage in einem derartigen Fall kein Verschulden des Unternehmens vor. Wenn der Schaffner sagt, stellen Sie das Gepäck dorthin, ist das eine Konkretisierung der Verpflichtung des Kunden. Bei der Bundesbahn verweist man auf die Regelung im Handbuch für Reisen: Demnach haften die ÖBB für Schäden am Gepäck nur bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit.
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Der Mittelfeldmann soll neuer Spielgestalter der mäßig in die Saison gestarteten Löwen werden. München – Neue Perspektive für Michael Liendl: Der gebürtige Grazer wechselt vom deutschen Zweitligisten Fortuna Düsseldorf zu Ligakonkurrent 1860 München. Der 29-Jährige unterschrieb einen Zweijahresvertrag, die Ablösesumme dürfte rund 400.000 Euro betragen. Der Mittelfeldakteur, der auch schon für die Wiener Austria und den WAC gekickt hat, soll neuer Spielgestalter der Löwen werden. Die Münchner sind mit zwei Punkten aus vier Spielen mäßig in die Saison gestartet und liegen in der Tabelle nur an 16. Stelle, dahinter folgen nur noch Düsseldorf und Duisburg. Liendl sei ein Wunschspieler, teilten die Löwen mit. Wir haben immer betont, dass wir nur Spieler holen werden, die unbedingt zu uns wollen und uns auch gleich helfen werden. Das trifft auf Michael bestens zu. Wir sind sehr froh über diesen Transfer, sagte Sportdirektor Necat Aygün. Liendl hat in Düsseldorf 49 Zweitligaspiele absolviert und dabei elf Tore erzielt.
| 4Sport
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An Volksschulen um 15 Prozent, an Haupt- bzw. Neuen Mittelschulen um 38 Prozent. Wien – Die Zahl der außerordentlichen Schüler ist zwischen den Schuljahren 2011/12 und 2013/14 stark gestiegen. An den Volksschulen wuchs deren Zahl um rund 15 Prozent, an den Haupt- bzw. Neuen Mittelschulen um 38 und an den AHS-Unterstufen um 31 Prozent. Das zeigt die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage durch Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ). Wird bei der Schülereinschreibung festgestellt, dass ein Kind nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügt, erhält es laut Schulunterrichtsgesetz den Status der Außerordentlichkeit: Schulpflichtige SchülerInnen, die aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse dem Unterricht nicht ohne weiteres folgen können, sind für die Dauer von maximal zwölf Monaten als außerordentliche SchülerInnen aufzunehmen. Dieser Status kann für ein weiteres Jahr verlängert werden, wenn die Sprache ohne eigenes Verschulden nicht ausreichend erlernt werden konnte – ist man allerdings erst einmal ordentlicher Schüler, kann man nicht mehr in die Außerordentlichkeit rückversetzt werden. Am höchsten fiel der Zuwachs an außerordentlichen Volksschülern in Tirol (plus 66 Prozent; allerdings von einer sehr geringen Basis von rund 200 Schülern), Kärnten (31 Prozent) und Wien (22 Prozent) aus. Insgesamt gingen 2013/14 knapp zwei Drittel der insgesamt rund 23.300 außerordentlichen Volksschüler in Wien (9.400) und Oberösterreich (5.200) zur Schule. Im Bereich der Hauptschulen/Neuen Mittelschulen (3.700) und AHS-Unterstufen (500) ist die Zahl der außerordentlichen Schüler wesentlich geringer. (APA, 21.9.2015)
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Bewusster Verzicht auf Schutz vor falschen Zertifikaten – Sensible Informationen können somit ausgelesen werden. Bei der Übertragung von sensiblen Nutzerdaten von Windows 10-Rechnern in die Microsoft-Cloud verzichtet das Betriebssystem auf einen Schutz vor falschen Zertifikaten. Wie heise.de berichtet, ist es dadurch Dritten möglich, an diese Informationen zu gelangen. Zwar wird eine SSL-Verbindung verwendet, allerdings wird bei der Übertragung von Nutzereinstellungen, Passwörtern und Telemetriedaten lediglich geprüft, ob das vorgezeigte Zertifikat von einer im System hinterlegten Zertifizierungsstelle stammt. Ist dies der Fall, wird das Zertifikat ohne weitere Überprüfung akzeptiert. Dadurch ist es möglich, per Man-in-the Middle-Angriff die Daten mitzulesen, indem ein Zertifikat vorgewiesen wird, das von einer dem System bekannten Zertifizierungsstelle stammt. Dieses Sicherheitsproblem bei der SSL-Verschlüsselung ist seit längerem bekannt, Schutz vor einem derartigen Angriff bietet das sogenannte Certificate Pinning. Dieses erkennt ein gefälschtes Zertifikat. Sämtliche Cloud-Dienste von Windows 10 würden auf das Certificate Pinning verzichten und somit angreifbar sein. Microsoft ist sich der Problematik jedoch bewusst, verwendet das Windows Update die Technik. Auch der neue Browser Edge nutzt Certificate Pinning, jedoch nur für Dropbox. Im Test von Heise.de war es bei Facebook und beim hauseigenen Dienst OneDrive möglich, falsche Zertifikate unterzujubeln. Die Konkurrenz-Browser von Mozilla und Google setzen bereits längerem auf die Technik. Im Falle von Edge ist es per Man-in-the-Middle-Angriff möglich die Websession zu übernehmen und einen Denial-of-Service-Angriff (DoS) zu starten. Wurde Sync Settings aktiviert, ist es sogar möglich Cookies, Nutzernamen und Passwörter auszulesen. Auch die Sprachassistentin Cortana lässt sich austricksen. So liefert sie sämtliche Programmaufrufe des Benutzers bis hin zu Sprach- und Schriftproben. Microsoft gab bisher keine Stellungnahme zu der Problematik ab. Schützen kann man sich aktuell nur durch Eingriffe in den Datenschutzeinstellungen. Dort kann die Sammelwut von Windows 10 zumindest eingeschränkt werden.
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Britische Umweltforscher entscheiden sich für RRS Sir David Attenborough – Tauchroboter erhält Siegernamen. Dass Online-Abstimmungen mitunter eine tückische Angelegenheit sein können, hat in den vergangenen Wochen das britische National Environment Research Council (NERC) lernen müssen. Dort hatte man nämlich den Namen eines künftigen, rund 250 Millionen Euro teuren, Forschungsschiffes zur Wahl gestellt und dabei auch eigene Namenseinreichungen der User gestattet. Eher unabsichtlich hatte dabei ein BBC-Moderator dabei einen Volltreffer in der Netzgemeinde gelandet, als er während einer Sendung scherzhaft anregte, man möge das für Arktis-Missionen vorgesehene Boot doch auf Boaty McBoatface taufen. Prompt reichte ein Nutzer diesen Vorschlag ein, der sich letztlich mit über 124.000 Stimmen klar vor den anderen Optionen durchsetzte. Allerdings behielt sich das NERC die finale Namenswahl vor, die nun erfolgt ist. Und der Internet-Favorit konnte die Chefetage der Organisation nicht überzeugen. Dort entschied man sich dazu, das 2019 zur Jungfernfahrt auslaufende Seevehikel nach dem bekannten und vielfach ausgezeichneten Tierfilmer RRS Sir David Attenborough zu taufen. Bei der Abstimmung hatte sein Name Platz 5 belegt. Allerdings wird in drei Jahren auch Boaty McBoatface in arktische Gefilde aufbrechen. Der nerdige Name wird zwar nicht den Bug des Schiffes zieren, dafür aber einen der fernsteuerbaren Tauchroboter, die von der RRS Attenborough aus die Unterwasserwelt im hohen Norden erkunden und Proben ziehen werden. Attenborough, der in wenigen Tagen seinen neunzigsten Geburtstag feiert, zeigte sich von der Wahl geehrt. Er hofft, dass jeder, der einen Namen vorgeschlagen hatte, auch die künftigen Missionen des Schiffs mitverfolgt.
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Mitarbeiter der Tageszeitung hätten sich nicht an die Hausordnung gehalten. St. Pölten/Wien – Das Landesgericht St. Pölten hat die Tageszeitung Heute aus dem Presseverteiler gestrichen. Präsident Franz Cutka begründete die Maßnahme damit, dass sich Mitarbeiter des Mediums nicht an die Hausordnung halten würden. In einer Aussendung am Dienstag führte er mehrere derartige Fälle an. So sei die Streichung vom Verteiler des wöchentlichen Pressespiegels u.a. unter Verweis auf die Hausordnung bereits im Jänner angedroht worden. Im Juli habe es eine ausdrückliche Ermahnung gegeben. Am 4. November habe ein Heute-Fotoreporter versucht, gegen das mit dem Pressespiegel mitgeteilte Fotografier- und Filmverbot zuwiderzuhandeln. Nicht zuletzt wurde laut Cutka für den heutigen Tag – ein 17-Jähriger musste sich wegen Verherrlichung des IS verantworten – nach Punkt 9 der Hausordnung ein Fotografier- und Filmverbot für das gesamte Gebäude des Landesgerichts St. Pölten erlassen. Das Verbot wurde am Eingang und in den Stockwerken kundgemacht. Dennoch habe gegen 11.35 Uhr ein Fotoreporter der Tageszeitung Aufnahmen im Gerichtsgebäude gemacht. Auf das Fotografier- und Filmverbot angesprochen, meinte er nur, dass die Verhandlung eh schon aus sei.
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Der deutsche Sänger spielt am Sonntag in Wien ein ausverkauftes Konzert. Seinen missionarischen Schlager nährt ein Gebräu aus Verschwörung, Paranoia und Gewalt. Eine Betrachtung. Wien – Er rührte Andreas Gabalier zu Tränen, als er Amoi seg mia uns wieder sang. Das war bei Sing meinen Song – Das Tauschkonzert. Xavier Naidoo saftelte sich in der bei Vox gezeigten Show durch Gabaliers Jenseitsfantasie. Ein Lied wie ein Schmalzfass. Und wahrscheinlich hat auch bei so manchem Reichsbürger die Kinnlade gebebt, als der Naidoo im Vorjahr behauptete, Deutschland sei noch von den USA besetzt. Eine Verschwörungstheorie, die dem Kanon der rechtspopulistischen Reichsbürger entspringt. Sie erkennen den deutschen Staat nicht an, sondern gehen davon aus, dass das Deutsche Reich im Zwangskorsett der Bundesrepublik nach wie vor besteht. Das war nur eine von vielen fragwürdigen Aussagen und Aktionen des Xavier Kurt Naidoo. Der 43-Jährige ist einer der erfolgreichsten deutschen Popstars. Begonnen hat er mit den Söhnen Mannheims, mittlerweile ist er meist als Solokünstler unterwegs, am Samstag tritt er in Wien vor 8500 Zusehern auf der ausverkauften Kaiserwiese vorm Riesenrad auf, am 17. Juli in Dornbirn. Der in Mannheim geborene Sänger wurde mit einer Musik bekannt, die deutscher Soul genannt wird. Ein Scherz. Zwar orientiert sich Naidoo formal an Hip-Hop und schmusigem RnB, über missionarischen Schlager ist er damit jedoch nicht hinausgekommen. Sein Katholizismus bedingt zudem einen fürbittenden bis predigenden Tonfall, der unfreiwillig komisch erscheint und sich in Titeln wie Führ mich ans Licht, Nicht von dieser Welt oder Bitte hör nicht auf zu träumen niederschlägt. Und in Erfolg. In Österreich und Deutschland steigen seine Alben regelmäßig an die Spitze der Charts. Soll alles sein, schlechte Musik in den Charts ist ja nichts Neues. Mittlerweile hat er sich aber zu einem Populisten mit rechter Schlagseite gewandelt, mit ein paar fundamental-christlichen Ansichten inklusive. Auf dem mit Rapper Kool Savas veröffentlichten Album Gespaltene Persönlichkeit setzt er im vollkommen durchgeknallten Lied Wo sind sie jetzt Homosexualität mit Pädophilie gleich und lässt sich zu Gewaltfantasien hinreißen. Alles natürlich aus Sorge um die Kinder. Oder er verbreitet in Raus aus dem Reichstag schlecht getarnten Antisemitismus: Wie die Jungs von der Keinherzbank, die mit unserer Kohle zocken. Ihr wart sehr, sehr böse und steht bepisst in euren Socken. Baron Totschild gibt den Ton an, und er scheißt auf euch Gockel. Der Schmock ist n Fuchs, und ihr seid nur Trottel. Naidoo insistiert darauf, die Liebe zu repräsentieren. Seine Familie habe die Apartheid in Südafrika erlebt, er wisse, wie schrecklich das alles sei. Das alles beginnt für Naidoo mit den Anschlägen auf das New Yorker World Trade Center. Seit damals gebe es in der Welt nur noch Verschwörung und Überwachung, begleitet von den Medien als willfährigen Handlangern des Bösen. Wer das nicht sehe, lebe hinter einem Schleier. Von derlei Wirrwarr bis zur Lügenpresse ist es nur noch ein i-Pünktchen. Für diesen Quatsch bekam er im Vorjahr das Goldene Brett vorm Kopf verliehen. Einen ironischen Negativpreis für den größten antiwissenschaftlichen Unfug des Jahres. In der Begründung heißt es: Xavier Naidoo wird zur Einstiegsdroge der Irrationalität, die mit pathetischer Musik beginnt und bei Chemtrails und Weltverschwörungsparanoia endet. Naidoo rechtfertigt sich derweil mit Jesus. Der sei sein Vorbild, der sei auf alle zugegangen. Und obwohl er früher Morddrohungen aus der rechten Szene erhalten habe, gehe er auf diese zu, sonst sei er nur ein lauwarmer Christ, und das möchte er nicht sein, sagte er in einem Beitrag des südwestdeutschen Rundfunks. Liebe die Nazis wie dich selbst steht zwar nirgendwo in der Bibel, aber er sieht alle Systemkritiker in Gefahr, und dazu scheint er sogar Nazis zu zählen. 2010 erfuhr Naidoo selbst die volle Härte des Systems. Damals wollte er sich einer Anzeige gegen den damaligen deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler anschließen und marschierte auf eine Wachstube. Nachdem er sein Anliegen vorgetragen hatte, Köhler wegen Hochverrats anzeigen zu wollen, bat man ihn erst einmal zum Alkoholtest. Ob es dazu kam, weiß man nicht. Im Falle eines positiven Ergebnisses hätte er wenigstens eine Ausrede gehabt.
| 8Kultur
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Vizekanzler Mitterlehner: Keine Neuwahlen, aber Asylkurs muss bleiben – Häupl führt SPÖ interimistisch. Nach dem sofortigen Rücktritt von Kanzler und SPÖ-Chef Werner Faymann am Montag hat Bundespräsident Heinz Fischer ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner mit den Geschäften betraut. Der Vizekanzler stellt für den nächsten Regierungschef, den weiterhin die SPÖ nominieren soll, Bedingungen. Zwar sehe er keinen Grund für Neuwahlen, und die Wahl des neuen SPÖ-Vorsitzenden sei eine Angelegenheit des Koalitionspartners. Aber wer als Kanzler von der ÖVP akzeptiert werden wolle, dürfe nicht vom gemeinsamen Kurs in der Asylpolitik abrücken, stellte Mitterlehner klar. Wichtig sei für die Regierung nun, dass wir stabil bleiben, was die Arbeit anbelangt. Der Schwenk in der Flüchtlingspolitik ist in der SPÖ höchst umstritten und schwächte Faymanns Rückhalt in der Partei, was zu seinem überraschenden Rücktritt beitrug. Am Dienstagabend tritt der ÖVP-Vorstand zusammen, um über die neue Lage zu befinden. Auch bei der Wirtschaftsorientierung der Koalition fordert Mitterlehner eine Neuaufstellung in der Nach-Faymann-Ära. Kurz vor 13 Uhr machte Faymann am Montag alles klar und beendete die Spekulationen der letzten Tage. Hat man die volle Rückendeckung, einen starken Rückhalt in der Partei? Das muss ich Ihnen mit Nein beantworten. Dieser starke Rückhalt ist verlorengegangen. Die Mehrheit ist zu wenig, trotzdem bedanke ich mich bei allen Mitstreitern, die in diesen Tagen zu mir gestanden sind, sagte Faymann in einem Statement vor Journalisten im Bundeskanzleramt. Ich ziehe aus diesem zu geringen Rückhalt die Konsequenzen, lege meine Funktionen als Bundesparteiobmann und Bundeskanzler mit dem heutigen Tag zurück. Es braucht einen Neustart, sagte Faymann. Dem Statement war ein Treffen mit einigen der SPÖ-Landeschefs vorangegangen. Faymann habe zuerst seine Familie informiert, erklärte er, dann seine politischen Freunde. Auch Mitterlehner habe er von seinem Rücktritt vorab in Kenntnis gesetzt. Bundespräsident Fischer wurde am Vormittag von Faymann telefonisch davon informiert, dass er seine Ämter zurücklegt. Die Spekulationen über einen Rückzug hatten in den vergangenen Tage die Innenpolitik beherrscht, dennoch waren viele in der Partei, auch enge Gefolgsleute, regelrecht überrumpelt davon, als Faymann schließlich seinen Entschluss kundtat. Noch am Sonntag waren viele Parteifreunde und einige Medien davon ausgegangen, dass Faymann auch diese Krise aussitzen würde. Allerdings waren in den vergangenen Tagen immer mehr Gefolgsleute und Parteifreunde auf Distanz gegangen. Aus den Bundesländern kamen mehr oder weniger unverblümte Rücktrittsaufforderungen, auch Gewerkschafter äußerten offen ihre Skepsis über die Führungsqualitäten des Kanzlers und Parteichefs. Den Auslöser für die parteiinterne Debatte lieferte das Ergebnis der Bundespräsidentenwahl, bei der SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer, ein enger Vertrauter Faymanns, mit 11,3 Prozent ein desaströses Ergebnis ablieferte. Die Debatte über die Rolle Faymanns ließ nicht lange auf sich warten. Das Pfeifkonzert der Genossen auf dem Wiener Rathausplatz beim traditionellen Aufmarsch am 1. Mai während Faymanns Rede war für diesen ein einschneidendes Erlebnis. Schon am Tag nach der Wahl hatte es eine Rücktrittsaufforderung gegeben. Die Wiener Abgeordnete Tanja Wehsely kritisierte den Bundespräsidentenwahlkampf als vernudelt, Faymann als Kanzler gehe sich nimmer aus. Die Landtagsabgeordnete ist zwar kein Schwergewicht in der Partei, steht aber symptomatisch für den Riss, der durch die Wiener SPÖ geht. Wiens Bürgermeister Michael Häupl sollte die Gräben wieder zuschütten und eine gemeinsame Linie finden. Die dürfte er – zumindest was den Parteivorsitzenden betrifft – nicht gefunden haben. Bis ein Nachfolger gefunden wird, übernimmt der mächtige Landeschef selbst die Partei. Häupl war aber ziemlich überrascht von Faymanns Rücktritt, er habe erst im Kanzleramt davon erfahren. Am Montagabend sagte Häupl nach der Sitzung des SPÖ-Vorstands: Ich habe mir diesen Tag nicht gewünscht. Er glaube, dass auch viele persönliche Argumente hinter Faymanns Rückzug gestanden seien. Das ist zu respektieren. Zum Parteiprogramm werde es eine Mitgliederbefragung geben. Ausschließen könne er, dass dabei gefragt werde, ob Koalitionen mit der FPÖ eingegangen werden sollen. Eine Warnung sprach der Wiener Bürgermeister in Richtung ÖVP aus: Es ist nicht auszuschließen, dass die ÖVP die Situation der SPÖ ausnutzt und in Neuwahlen gehe. Ich kann davon nur abraten. Die SPÖ sei jedenfalls vorbereitet: Wir bereiten uns auch auf solch ein Szenario vor. Andreas Schieder, roter Klubobmann, zeigte sich irritiert über Faymanns Rückzug. Er habe erst auf dem Weg zum Mittagessen mit Fischer vom Wechsel an seiner Parteispitze erfahren. Faymann selbst nahm an diesem Essen gar nicht mehr teil. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid verließ das Bundeskanzleramt am Montag etwas wehmütig mit den Worten, dass er sich vor Faymann verneige. Der hatte die Tage davor noch zu einem Abstecher an den Lido vor Venedig genützt, seinen Lieblingsurlaubsort. Gemeinsam mit Gattin Martina Faymann-Ludwig nutzte er die Spaziergänge offenbar zum Nachdenken über seine Lage. Zuvor hatte er betont: Rechnen Sie weiter mit mir. Vertraute wie Kanzleramtsminister Josef Ostermayer, sein Wegbegleiter über viele Jahre, waren noch ausgerückt, um die Stimmung zu beruhigen und für einen Verbleib Faymanns zu kämpfen – offenbar vergeblich. Im Gespräch war unter anderem, dass eine rote Strategiegruppe darüber diskutieren solle, wie man es künftig auf Landes- und Gemeindeebene mit den Freiheitlichen halten wolle. Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden äußerte am Abend im ORF-Interview Vorbehalte gegenüber einer entsprechenden Mitgliederbefragung. Und stellte klar, dass die FPÖ eine politische Größe sei, an der die SPÖ nicht mehr vorbeikommt – allerdings gehe sich auf Bundesebene wohl nur mehr Blau-Rot aus –, und das wird bei uns kein Parteitag beschließen. Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser hielt in der ZiB 2 fest, dass eine Urabstimmung der Mitglieder über Faymanns Nachfolger keine geeignete Form sei, wohl aber könne er es eine Vorstellung der möglichen Faymann-Nachfolger in den Gremien geben. Für den Parteitag Ende Juni stellte er in Aussicht, dass dort ein Beschluss erfolgen könnte, der das Diktum Keine Koalition mit der FPÖ ersetzt. Erst einmal übernimmt Vizekanzler Mitterlehner, er wurde von Bundespräsident Fischer mit der Führung der Geschäfte des Bundeskanzlers betraut. Fischer geht davon aus, dass die Entscheidung über einen neuen Kanzler Mitte nächster Woche fallen wird. Mitterlehner bekräftigte anschließend, dass die ÖVP derzeit nicht vorhabe, die Koalition aufzukündigen: Es geht jetzt nicht darum, dass wir Neuwahlen ansetzen, es gehe um Stabilität. (Lisa Kogelnik, Marie-Theres Egyed , Michael Völker, 9.5.2016)
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Rapid gastiert zum Hinspiel des Sechzehntelfinales der Europa League in Valencia. Kapitän Steffen Hofmann sagt, dass die spanischen Favoriten daheim gewinnen müssen. "Wir wollen es nur". Da Steffen Hofmann schon viele gute Tage hatte, spricht wenig dagegen, dass zwei weitere folgen. Wobei er im aktuellen Fall eine Steigerung von gut für angebracht hält. Sehr gute Tage. Rapid ist am Mittwochvormittag nach Valencia geflogen, um am Donnerstag im ebenso ehrwürdigen wie baufälligen Estadio Mestalla zu bestehen. Da es sich um ein K.-o.-Duell in der Europa League handelt, wird zunächst nur die Hälfte abgewickelt. Der andere Teil steigt am 25. Februar im Happel-Stadion. Das sollte dann der zweite sehr gute Tag werden. Der 35-jährige Hofmann bestreitet sein 71. Match im Europacup. Die Aufgeregtheit, die Hysterie wurden längst durch Sachlichkeit ersetzt. Die Anspannung bleibt. Aber es wäre seltsam, würde ich ausflippen. Seine Karriere lang hat Rapids Kapitän über Favoritenrollen gesprochen (eigentlich langweilig), diesmal muss er maximal das Hundertstel einer Sekunde überlegen, damit er sagt: Seien wir nicht größenwahnsinnig, Valencia ist der Favorit. Die haben großartige Individualisten. Da es sich nicht um einen Betriebsausflug handelt, fügt er hinzu: Wir sind gut, intakt, haben hochbegabte Spieler. Valencia muss gewinnen, wir wollen es nur. Das kann ein Vorteil sein. Denn Rapid und der Europacup passen zusammen. Wir steigern uns mit der Größe der Aufgabe. Dass der österreichische Fußball im Mestalla die eine oder andere Watsche verabreicht bekommen hat, stört Hofmann nicht, schließlich ist er Deutscher. Es ist mir wurscht. Wobei er weiß, dass 1999 die österreichische Nationalmannschaft gegen die spanische hier 0:9 verloren hat. Das war keine Tachtel, sondern eine Körperverletzung. In der Pause, es stand 0:5, gab Verteidiger Anton Pfeffer ein legendäres Interview. Der Kernsatz lautete: Hoch werden wir nicht mehr gewinnen. Hofmann: Lustig, aber diese Gefahr besteht nicht. Die meisten seiner grünweißen Kollegen probierten sich damals im Kindergarten. Der ewige Rapidler (seit 2002 mit sechsmonatiger Unterbrechung im Amt) hält die aktuelle Generation für eine talentierte. Wir müssten noch effizienter werden. Es war ein Kommen und Gehen, Hofmann war im Verein die Konstante. Er kennt alles, weiß alles. Fast alles. Ich versuche, den anderen zu helfen. Vaterfigur ist aber ein leichte Übertreibung. Vor ein paar Wochen hat er seinen Spielervertrag um eine weitere Saison verlängert. Alternativlos, weil ich mich gut und fit fühle. Ich kenne meinen Körper genau. Das war ein Entwicklungsprozess, der junge Hofmann hatte sich mitunter überschätzt, darauf verzichtet, Verletzungen ausheilen zu lassen. Der falsche Ehrgeiz wurde irgendwann durch den richtigen ersetzt. Er spricht mit Trainer Zoran Barisic ab, wann gegen wen und wie lange er im Mittelfeld kurbelt, gestaltet, rennt, passt, schießt. Am vergangenen Sonntag hat Hofmann das Derby nach einer Stunde verlassen, Rapid führte 2:0, Endstand: 3:0. Die Sachlichkeit führt dazu, dass sich der Genuss steigert. Selten davor habe ich ein Spiel gegen die Austria derart gemocht. Denn mir ist klar, dass die Zeit begrenzt ist. Valencia solle im Idealfall ein doppelter Genuss werden. Barisic wird wohl Philipp Schobesberger anstelle von Thomas Murg stürmen lassen. Valencia ist über uns zu stellen, sagt der Trainer und lächelt milde, als er nach dem Plan gefragt wird. Verrat ich nicht. Man müsse das gesamte Potenzial abrufen, kompakt verteidigen, in der Offensive Nadelstiche setzen. 2600 Rapid-Fans sind dabei, mit neun Fliegern wurden sie nach Valencia gebracht. Hofmann sagt: Wir werden alles tun, damit sie den Aufenthalt genießen können. Trotz aller Sachlichkeit ist Fußball Emotion. Auch bei mir. Vor allem an sehr guten Tagen. (Christian Hackl aus Valencia, 17.2.2016) Valencia – SK Rapid WienEstadio Mestalla, Donnerstag, 21.05 Uhr, live Puls 4 und Sky, SR Miroslav Zelinka (CZE) Mögliche Aufstellungen: Valencia: Alves – Cancelo, Santos, Vezo, Siqueira – Parejo, Perez – Feghouli, Rodrigo, Tscheryschew – Alcacer Ersatz: Ryan/Domenech – Barragan, Gaya, Danilo, Gomes, Negredo, Piatti, Mina, Zahibo Es fehlen: Abdennour (Oberschenkelverletzung), Fuego (Hüftverletzung), Mustafi (gesperrt) Rapid: Strebinger – Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Stangl – Petsos, Schwab – Schobesberger, S. Hofmann, F. Kainz – Jelic Ersatz: Knoflach – Wöber, Grahovac, Nutz, Murg, Prosenik, Tomi, Alar, Kuen Es fehlen: Novota (Schulterverletzung), Schaub (Knöchelverletzung), Auer, Schrammel, Dibon (alle im Aufbautraining) Rückspiel am 25. Februar, 19 Uhr im Ernst-Happel-Stadion
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Rechtliche Rahmenbedingungen sollen rasch geklärt werden. Wien – Das Innenministerium steht dem Angebot des designierten Verteidigungsministers Hans Peter Doskozil (SPÖ), abgelehnte Asylwerber mit Hercules-Transportmaschinen des Bundesheers abzuschieben, grundsätzlich positiv gegenüber. Das zeige, dass beide Seiten an einer ernsthaften Lösung interessiert seien, hieß es am Montag aus dem Büro von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Die rechtlichen Rahmenbedingungen für einen solchen Assistenzeinsatz des Bundesheers sind vorerst noch offen. Sie sollen von den Experten beider Ressorts geklärt werden, die Gespräche auf Beamtenebene sollten so rasch wie möglich beginnen, sagte der Sprecher Mikl-Leitners. Dabei solle auch geklärt werden, wie man Synergien nutzen kann. Doskozil hatte am Wochenende die Unterstützung des Bundesheers bei der Abschiebung abgelehnter Asylwerber angeboten und als eine Möglichkeit den Einsatz der Hercules-Transportmaschinen genannt. Voraussetzung dafür sei allerdings die Zustimmung des Generalstabs. Im Bundesheer hieß es dazu am Montag, dass man erst nach Doskozils Amtsübernahme am Dienstag und seinem dann zu erwartenden Auftrag prüfen könne, ob das Bundesheer dazu in der Lage ist. Vorher werde der Generalstab keine Stellungnahme abgeben. Das Bundesheer besitzt derzeit drei C-130-Hercules-Maschinen. Sie verfügen über vier Turbo-Propeller-Triebwerke und werden über eine Hecktür beladen. Die Maschine dient in erster Linie zum Transport von Personal und Versorgungsgütern, vor allem im Rahmen von Auslandseinsätzen des Bundesheers. Laut Heereswebsite kann die Hercules 92 Passagiere oder 64 Fallschirmspringer oder 74 Tragbahren plus zwei Sanitäter transportieren. Mit einem Container lässt sie sich auch in einen fliegenden Operationsraum umfunktionieren. Das von der Regierung angekündigte Gutachten zur Asylpolitik wurde am Montag in Auftrag gegeben. Beauftragt wurden der Europarechtler Walter Obwexer und der Verfassungsjurist Bernd-Christian Funk. Auftraggeber sind der Verfassungsdienst im Bundeskanzleramt und das Völkerrechtsbüro im Außenministerium, hieß es in einer Aussendung des Kanzleramts. Dabei geht es um den Richtwert beziehungsweise die Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen. Die damit in Zusammenhang stehenden Maßnahmen und Fragen sollen geklärt werden. Obwexer und Funk sollen ihr gemeinsames Gutachten bis Mitte oder Ende März erstellen. Obwexer hat bereits betont, dass eine völlige Schließung der Grenzen auf jeden Fall rechtswidrig wäre.
| 5Inland
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Der Autor sei einer der bedeutendsten und produktivsten Gegenwartsdichter deutscher Sprache. Weimar – Der Lyriker Uwe Kolbe erhält 2016 die Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung. Sie ist mit 7.500 Euro dotiert. Kolbe sei einer der bedeutendsten und produktivsten Gegenwartsdichter deutscher Sprache, der in seinem Werk alle Fragen der menschlichen Existenz berührt, erklärte die Stiftung am Montag in Weimar. Kolbe, Jahrgang 1957, ist in der DDR aufgewachsen und lebt heute in Hamburg.
| 8Kultur
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Alexander Van der Bellen hat die Metropolen, Norbert Hofer den Rest. Neu wird Alexander Van der Bellen dieses Problem wohl nicht vorkommen, musste er sich doch schon als langjähriger Chef der Grünen immer wieder damit herumärgern: Seine Partei punktet im urbanen Raum, schwächelt aber auf dem Land. Was schon bisher für die Grünen galt, trifft jetzt auch im Präsidentschaftswahlkampf zu. Will Van der Bellen die Stichwahl am Sonntag gewinnen, wird er in diesem Wählersegment gehörig zulegen müssen. Aber warum klappt es nicht im ländlichen Raum? Die Grünen sind auf dem Land einfach weniger präsent. Schauen Sie sich die FPÖ an: Da gibt es viele Bürgermeister und allerorts eine Unmenge an Gemeinderäten und Gemeinderätinnen, sagt Johannes Zweytick, der beide Seiten gut kennt. Für die ÖVP saß er lange in Wien im Nationalrat, heute ist er Vizebürgermeister von Ehrenhausen an der Weinstraße, einer fast 3.000 Einwohner zählenden Gemeinde in der Steiermark. Weit braucht der Winzer nicht zu schauen, um ein Beispiel für die blaue Vormachtstellung zu finden. Im ersten Wahlgang hatte Hofer in der Gemeinde 49,4 Prozent und Van der Bellen nur bescheidene 9,4 Prozent. Die Freiheitlichen führen einen Wahlkampf wie bei einer Nationalratswahl. Es gibt sicher auch fünf Mal so viele Plakate wie von Van der Bellen, sagt Zweytick, der sich selbst für den ehemaligen Grünen-Chef engagiert – trotz seiner ÖVP-Mitgliedschaft. Warum? Zweytick: Ich wähle in diesem Fall ja keine Partei, sondern einen Menschen. Ist Ehrenhausen ein Beispiel von vielen? Die Zahlen sagen Ja. In dünnbesiedelten Gebieten schneidet Alexander Van der Bellen unterdurchschnittlich ab. Hätten im ersten Wahlgang nur Gemeinden mit weniger als 3.000 Einwohnern und einer geringen Bevölkerungsdichte gewählt, käme der Ex-Grünen-Chef ohne Wahlkarten nur auf 14,3 Prozent der Stimmen. Sein Kontrahent Norbert Hofer schneidet in dünnbesiedelten Gemeinden überdurchschnittlich ab. Er käme so auf 39,8 Prozent der Stimmen. Anders sähe das Ergebnis aus, wenn nur Großstädte wählen würden. Dort hat Alexander Van der Bellen im ersten Wahlgang eine relative Mehrheit erreicht. In städtischen Regionen – also Orten, die mehr als 300 Einwohner pro Quadratkilometer und mehr als 3.000 Einwohner haben – war der Abstand zwischen Van der Bellen und Hofer zwar weniger frappant, aber doch deutlich. Wie kann dieses Stadt-Land-Gefälle gestoppt werden? Möglicherweise wird die Stadtlastigkeit durch diese Wahl schwächer, weil neue Wählerschichten auf dem Land das erste Mal Grün wählen, sagt Christoph Hofinger vom Meinungsforschungsinstitut Sora. Um diese Wählerinnen und Wähler anzusprechen, müsse Van der Bellen interessenspolitisch auf die Interessen der ländlichen Bevölkerung Rücksicht nehmen. Was dagegen spricht: Hofinger nennt wie Zweytick die stärkere Struktur der FPÖ auf dem Land, die Sozialstruktur der klassischen Grünen-Wähler (jünger, gebildeter, viele Studierende). Nicht zuletzt habe es laut Hofinger seit der Nationalratswahl 2002 ein systematisches Negative-Campaigning gegen Grün auf dem Land gegeben – Stichwort Haschtrafiken oder Zwangsvegetarismus.
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Nutzt das gleiche Protokoll zum Schutz der Daten wie WhatsApp – Allerdings optional. Dass Google an einem neuen Messenger arbeitet, war schon vor einiger Zeit durchgesickert. Und tatsächlich hat der Softwarehersteller am Mittwochabend im Rahmen der Keynote zur Google I/O mit Allo eine Neuentwicklung in diesem Bereich vorgestellt, die vor allem mit der Anbindung an den Google Assistant punkten soll. Mit einem Feature von Allo hatten aber nur die wenigsten im Vorfeld gerechnet: Dem Incognito-Modus. Ist dieser Modus aktiviert, verläuft die Kommunikation mit dem Gegenüber vollständig Ende-zu-Ende verschlüsselt. Auf diese Weise hat auch Google selbst keinerlei Zugriff auf die Kommunikation der User – und kann sie entsprechend auch nicht weitergeben. Bleibt die Frage, wie diese Verschlüsselung implementiert ist, und die Antwort darauf liefert ein externer Blogeintrag. Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Allo wird von WhisperSystems geliefert, also von jenem Softwarehersteller, der auch für die Verschlüsselung von WhatsApp verantwortlich zeichnet, und mit Signal einen eigenen auf Privatsphäre ausgerichteten Messenger betreibt. Die Ankündigung von Google rief allerdings schnell auf Kritik von Datenschützern hervor. Es zwei zwar zu begrüßen, wenn jetzt auch bei Google die Messenger-Kommunikation verschlüsselt verlaufen könne, so etwas sei nur dann wirklich sinnvoll, wenn es Default ist, und sich die User keine Sorgen darüber machen müssen. End-to-end encryption and cloud-powered AI chatbots are incompatible. The default mode in chat apps will either favor privacy or AI chatbots Dass Google nicht zu einem solchen Schritt greift, hat allerdings durchaus einen guten Grund. Hat der Softwarehersteller keinen Einblick in die Kommunikation, kann er natürlich auch nicht die Hilfe des Google Assistant anbieten. Und das gilt natürlich für alle Messenger, die ein Bot-System nutzen, eine perfekte Privatsphäre kann es bei einem solchen System nicht geben, wie Christopher Soghoian von der US-Bürgerrechtsorganisation ACLU betont. Bis die User all das selbst testen können, wird aber ohnehin noch etwas Zeit vergehen. Einen genauen Zeitpunkt für die Veröffentlichung von Allo gibt es noch nicht, Google spricht recht vage von Sommer: (Andreas Proschofsky, 19.5.2016)
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Michael Mittermeier schildert auf Ö3, welche Beschimpfungen er über sich ergehen lassen muss. Prominente, die sich in der Öffentlichkeit für Flüchtlinge engagieren, werden derzeit oft zum Ziel von Hetze in sozialen Medien. So auch der deutsche Comedy-Star Michael Mittermeier. Auf seiner Facebook-Seite erhält er seit Monaten Beschimpfungen und Hasspostings, wie er in der Ö3-Sendung Frühstück bei mir erzählte. Mittermeier hat in den vergangenen Monaten bei Benefizveranstaltungen für Flüchtlinge teilgenommen und zu Solidarität aufgerufen. Die Reaktionen auf Facebook fielen daraufhin teilweise sehr derb aus. Er berichtet von Hunderten Postings wie Du Wixer, Arschloch, ich werde dir auf die Fresse hauen. Er lese die Postings zwar, aber die letzten Monaten seien für ihn eine toughe Geschichte gewesen. Mich schockiert vor allem, dass das rechte Lager so groß geworden ist, so Mittermeier. Teilweise sei er auch schon bedroht worden. Einschüchtern lassen will er sich davon jedoch nicht und zeigt auch kein Verständnis für Hetzer. Wenn einer allen Ernstes schreibt, ich wäre eine Volksverräter-Drecksau und schuld, dass Frauen vergewaltigt werden – dann hat das nichts mit Besorgnis zu tun, das ist Hetze. Auch die Übergriffe in Köln würden nichts an seinem Blick auf das Thema Flüchtlinge ändern, so Mittermeier weiter. Sexuelle Übergriffe verurteile er scharf, .. aber denen, die wirklich Hilfe brauchen, muss geholfen werden. Die Männer, die in der Silvesternacht Frauen sexuell belästigt und beraubt hatten, würden die Stimmung für hunderttausende andere Menschen verschlimmern, die nicht so denken.
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Ex-ÖFB-Teamspieler wechselt nach 16 Monaten in der Major League Soccer zu Union Berlin in die zweite deutsche Liga. Berlin – Der ehemalige österreichische Fußball-Teamspieler Emanuel Pogatetz kehrt nach Deutschland zurück. Der 32-jährige Innenverteidiger wechselte nach 16 Monaten in der US-amerikanischen Profiliga Major League Soccer zu Union Berlin in die zweiten deutschen Bundesliga und wird damit Mannschaftskollege von Christopher Trimmel. Pogatetz erhält einen Vertrag bis Saisonende mit einer Option auf ein weiteres Jahr, gab der Club aus Köpenick am Dienstag bekannt. Emanuel Pogatetz ist ein sehr kopfball- und zweikampfstarker Abwehrspieler, ein rustikaler, kerniger Typ, der mit dazu beitragen soll, dass wir im Defensivbereich stabiler werden, erklärte Union-Trainer Sascha Lewandowski. Emanuel #Pogatetz ist Unioner. Willkommen in Berlin-#Köpenick, Emi! #fcunion #ep3 https://t.co/N0Ct58mi2A pic.twitter.com/hihsni36br Pogatetz war in Deutschland schon in der ersten Bundesliga für Hannover 96, den VfL Wolfsburg und den 1. FC Nürnberg in 88 Spielen aktiv. In der englischen Premier League kam der 61-fache Teamspieler für den FC Middlesbrough (2005 – 2010) und West Ham United (2012/13) zu insgesamt 116 Einsätzen. Der Steirer spielte seit September 2014 für Columbus Crew, seit vergangenen Sommer kam er beim MLS-Vizemeister allerdings nur noch zu zwei Kurzeinsätzen. Sein Vertrag war mit Jahresende ausgelaufen.
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Besuch aus der EU erhält der griechische Premier nicht allzu viel. Dafür kam nun der von der EU sanktionierte russische Präsident. Das Investitionsvolumen ist recht bescheiden, sagt selbst Wladimir Putin, und der Handel im Vergleich zum Vorjahr der Sanktionen und Gegensanktionen wegen noch gleich um ein Drittel geschrumpft. Doch von nun an soll alles anders werden: Russland nimmt Geld in die Hand für das schwächste Land der EU. Griechenland soll eine neue Gaspipeline bekommen und russische Großinvestoren, die den Hafen von Thessaloniki und die hochverschuldete griechische Staatsbahn kaufen. So zumindest endete der Arbeitsbesuch, den Russlands Präsident am Freitag verspätet in Athen begonnen hatte. Sieben Minister und die Chefs von Gazprom und Rosneft brachte Putin mit. Memoranden und zwei politische Erklärungen wurden unterschrieben. Gastgeber Alexis Tsipras sprach gar von Griechenlands strategischer Entscheidung für Russland. So etwas hört Putin in der EU nicht mehr, seit diese vor zwei Jahren Strafmaßnahmen wegen der Annexion der Krim und des Separatistenkriegs in der Ukraine ergriffen hat. Sanktionsaufhebung gefordert Mit Österreich, Ungarn und Italien steht der griechische Regierungschef im Lager jener, die für eine Aufhebung der Russland-Sanktionen plädieren. Nicht produktiv nannte er sie beim kurzen Auftritt mit Putin vor der Presse. Später im Monat Juni werden die EU-Außenminister wohl wieder über die Fortsetzung der Strafmaßnahmen entscheiden. Die Diskussion wird schwierig. Tsipras politische Avancen gegenüber Moskau kommen kurz nach der Einigung in der Eurogruppe über die Auszahlung der nächsten Kreditraten. Für die linksgeführte Regierung in Athen war es der politisch wichtigste Besuch seit dem Amtsantritt vor mehr als einem Jahr. Anfang Juli wird Tsipras zudem zu einer Wirtschaftsreise nach China aufbrechen. Cosco hat bereits den Hafen von Piräus gekauft. Im Land steht die Regierung Tsipras auch nach der Einigung mit den Kreditgebern unter Druck. Zum einen kommt am 1. Juni die neuerliche Anhebung der Mehrwertsteuer mit den Verteuerungen der Lebensmittel. Zum anderen sind einige der Korrekturen am jüngsten Sparpaket, die von der Eurogruppe doch noch gefordert wurden, recht heikel. So müssen Bezieher von Kleinstpensionen rückwirkend bis zum 1. Jänner ihren Staatszuschuss zurückzahlen; dieser wurde auf Drängen des Internationalen Währungsfonds abgeschafft. Währungsfonds zweifelt Der IWF hatte vergangene Woche in einem Papier nochmals seine Zweifel an der Tragfähigkeit der griechischen Staatsschulden begründet, dabei allerdings die eigenen falschen Annahmen in den ersten Jahren der Finanzkrise nach 2010 unerwähnt gelassen. Der Washingtoner Fonds hat noch keine Entscheidung über eine Beteiligung am dritten Rettungskredit für Athen vom vergangenen Jahr getroffen. Unter Berufung auf den IWF meldete die griechische Tageszeitung Kathimerini am Sonntag dafür eine neue Zahl: Die Steuerschuld der Griechen beläuft sich auf den europaweiten Rekord von rund 87 Milliarden Euro. Trotz massiver Steuererhöhungen seit 2010 seien die Schulden gegenüber dem Fiskus nur gestiegen. Von 100 Euro Steuerschuld zahlen die Griechen statistisch gesehen demnach nur 45 Euro. Verantwortlich dafür macht der IWF auch eine nach wie vor unzureichende Arbeit der Finanzämter bei der Steuereintreibung. (Markus Bernath aus Athen, 29.5.2016)
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Italien habe lange ohne jegliche EU-Unterstützung mit dem Flüchtlingsstrom fertig werden müssen, sagt Italiens Finanzminister Pier Carlo Padoan. STANDARD: Besonders in Griechenland, aber auch in Italien sind die Behörden mit dem Zustrom an Asylwerbern extrem überfordert. Erschwert der Sparkurs der vergangenen Jahre die Situation zusätzlich? Sowohl Rom als auch Athen mussten in der Verwaltung ja massiv sparen. Padoan: Nein, ich denke nicht, dass es da irgendeine Verbindung gibt. Es geht um simple Geografie: Italien und Griechenland befinden sich an der südlichen Flanke Europas, und da kommen die Flüchtlinge zum überwiegenden Teil an. Aber haben Sie irgendeine Vorstellung davon, welche gewaltigen Anstrengungen Italiens Behörden seit Jahren in dieser Angelegenheit aufbringen? Italien hat die Last, die mit dem Flüchtlingsstrom verbunden ist, sehr lange ganz allein getragen. Ich rede hier nicht über gut ausgebildete Menschen, die nun aus Syrien kommen, sondern über die nicht ausgebildeten Migranten, die schon seit Jahren zu Tausenden aus Somalia, aus Afrika zu uns kommen und um ihr Leben kämpfen. STANDARD: Sie klingen, als fühlte sich Italien alleingelassen von der EU. Padoan: Lange Zeit haben andere Länder zu uns gesagt: Das ist eure Grenze, das ist eure Angelegenheit. Das widerspricht natürlich den Prinzipien eines vereinten Europas, denn das Mittelmeer ist ja nicht nur die Grenze Italiens, es ist die Grenze Europas. Inzwischen wird das anerkannt. Es gab aber noch vor einem Jahr keine Schiffe aus anderen Ländern, die uns dabei halfen, im Mittelmeer zu patrouillieren. Jetzt hat sich das geändert. Was ich damit sagen will: Zu behaupten, die italienischen Behörden agierten ineffizient, ist völlig falsch. STANDARD: Aber in Griechenland werden Flüchtlinge inzwischen durch gewunken, da ist ja ganz offensichtlich, dass der Staat nicht fähig ist mit der Situation klarzukommen. Padoan: Das liegt aber auch an der Größe der Herausforderung. Nehmen Sie das Beispiel Italien: Wenn Sie im Sommer in den Süden reisen, gibt es mehrere Städte, in denen Sie eine schreckliche Situation vorfinden werden. Manchmal kommen tausende Migranten am Tag an. Zunächst einmal geht es dabei darum, Menschenleben zu retten. Die Leute werden immer wieder in Schlauchbooten im Meer ausgesetzt, und dann erhält die italienische Küstenwache einen Anruf: Bitte, holt die doch ab. Das ist lebensgefährlich. Ich möchte also betonen, wie hingebungsvoll das italienische Militär und unsere Zivilschutzbehörden Leben retten. Die Öffentlichkeit ist schockiert über jenes arme kleine Kind, das tot an die türkische Küste gespült wurde. Aber niemand war schockiert über die Bilder von hunderten Leichen auf einem Fischerboot, das letztes Jahr im Mittelmeer trieb. Allein das italienische Militär kümmerte sich damals darum, Leben zu retten. STANDARD: Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling hat vorgeschlagen, die EU-Defizitregeln anzupassen. Ausgaben für Flüchtlinge sollen bei der Berechnung des strukturellen Defizits keine Rolle spielen. Wie sehen Sie diese Idee? Padoan: Die Mittel, die Italien ausgeben muss, sind gewaltig: einerseits, um Leben im Mittelmeer zu retten, andererseits, um die Migranten zu versorgen. Die aktuelle Situation sollte als ein externer Schock angesehen werden, der Europa trifft. Die Ausgaben der am meisten von der Krise betroffenen Länder, Österreich ist eines davon, sollten als eine Art Dienstleistung für Europa angesehen werden. Daher sollten die gemeinsamen Regeln adaptiert werden, um dem Rechnung zu tragen. Ich unterstütze den Vorschlag daher vollständig. STANDARD: Sie gehören einer sozialdemokratischen Regierung an. Man hat aber das Gefühl, das macht im Umgang mit der Eurokrise keinen Unterschied: Ihre Regierung hat von Griechenland dieselben Reformen gefordert wie die deutsche Regierung. Padoan: Es gibt keine Unterschiede entlang Parteigrenzen, was Griechenland betrifft. Letztlich ging es in den vergangenen Monaten nur um die Frage, ob es angesichts der schwierigen Situation überhaupt gelingt, eine Einigung mit Athen zu finden. Das erzielte Abkommen der Eurozone mit den Griechen ist aus meiner Sicht ein großer Erfolg: Wir haben uns über die Finanzierung geeinigt, und Athen hat die notwendigen Reformmaßnahmen zugesagt. STANDARD: Griechenlands Wirtschaftsleistung ist seit 2010 um 20 Prozent eingebrochen. Was lässt Sie auf eine Trendwende hoffen? Padoan: Wir haben eine Reihe von Ländern gesehen, die eine tiefe Rezession durchlebt haben und sich inzwischen wieder erholen: Irland etwa oder Spanien. Das liegt auch daran, dass diese Länder wichtige strukturelle Reformen umgesetzt haben. Ich denke, wenn das Vertrauen wieder zurückkehrt, könnte Griechenland weit stärker wachsen, als wir uns das heute erwarten. STANDARD: Viele Ökonomen sagen, dass das eigentliche Problem Europas Italien ist. Das Land wächst seit vielen Jahren kaum noch. Padoan: Diese Ökonomen sollten sich die Fakten genauer ansehen. Wir haben unsere Wachstumserwartungen erst vor kurzem nach oben korrigiert. Die Beschäftigung hierzulande ist gestiegen. Das Vertrauen kehrt zurück, die Kreditvergaben steigen. Unsere Risikoaufschläge für Staatsanleihen sind heute niedriger als jene für Spanien. Wenn das nun keine Liste aus einem Land ist, das sich im Aufschwung befindet, dann weiß ich nicht, was es sonst sein soll. STANDARD: Sie planen eine Steuerentlastung. Padoan: Das ist eine der Kernstrategien unserer Regierung. Wir haben damit begonnen, die Steuerlast zu senken: Niedrigverdiener bezahlen seit Mitte des Vorjahres um 80 Euro weniger. Diese Maßnahme ist einem großen Teil der Bevölkerung entgegengekommen, was sich bereits in höheren Konsumausgaben niederschlägt. Wir haben auch die Abgabenlast für Unternehmen gesenkt, die Arbeitnehmern langfristige Jobverträge geben. Dies hat zu einem Anstieg bei der Zahl der unbefristeten Arbeitsverträge geführt. Wir werden nun auch Unternehmen und Eigenheimbesitzern eine Entlastung zuteil werden lassen. In Italien besitzen 80 Prozent der Menschen das Haus, in dem sie leben. Daran angeknüpft wird es eine Steuererleichterung geben. STANDARD: Sie reden über Steueranreize, mit denen mehr Investoren angelockt werden sollen. Das sind aber alles Dinge, die man Griechenland verweigert hat: Athen muss Steuern erhöhen. Padoan: Sie vermischen da etwas. Während wir Steuern senken, sinken gleichzeitig auch unser Defizit und unsere Verschuldung. Wir kürzen Steuern und Ausgaben zugleich. Italien hat übrigens seit Jahren einen Primärüberschuss (Ausgaben ohne Zinszahlungen, Anm.), mit einer Ausnahme zuletzt im Jahr 2009. Sie sehen, beides kann funktionieren. Griechenland muss seine Finanzen dringend in Ordnung bringen, daran führt kein Weg vorbei. STANDARD: In der Eurozone ist auch eine Reformdebatte entbrannt. Einige deutsche Ökonomen wollen in den EU-Verträgen die Möglichkeiten eines Euroaustritts festschreiben. Warum sind Sie so dagegen? Padoan: Dies würde den Euro umgehend schwächen. Wenn der Euro nur mehr eine Option ist, würde in jeder Krise die Option auftauchen, dass ein Land die Währung einfach aufgeben kann. Eine Währungsunion ist eine nicht reversible Zusage. Wenn das anders ist, läuft die Eurozone Gefahr, geschwächt zu werden. STANDARD: Aber viele sagen, dass erst als der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble den Griechen Anfang Juli bei einem Treffen mit einem Rauswurf auf Zeit gedroht hatte, Athen bereit war, sich zu bewegen. Padoan: Schäuble hat nicht gedroht. Er hat das Faktum aufgezeigt, dass es ohne eine Einigung zu einem Euro-Austritt kommen könnte. Das war damals eine Tatsache. (INTERVIEW: András Szigetvari, 14.9.2015)
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"Loser" kritisieren Diskriminierung "ungeliebter Männer". Tokio – Eine Gruppe wütender Single-Männer hat in Tokio gegen die Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes demonstriert. Mit der kapitalistischen Veranstaltung würden Alleinstehende diskriminiert, erklärten die etwa 20 Japaner am Samstag, die sich selbst Loser (Verlierer) bei Frauen nennen. In dieser Welt wird Geld aus verliebten Menschen gesaugt, und glückliche Menschen fördern den Kapitalismus, sagte der Chef der Gruppe, die sich früher Revolutionäre Verlierer-Liga nannte und vom Kommunismus inspiriert ist. Weihnachten sei das symbolischste Ereignis für dieses Phänomen. Die Demonstranten zogen durch das belebte Tokioter Einkaufsviertel Shibuya, wo am Samstag zahlreiche Familien und Paare Weihnachtsgeschenke kauften. Zerschmettert Weihnachten, stand auf Plakaten der Gruppe. Mit der Kundgebung sollten auch ungeliebte Männer unterstützt werden, sagte ein Teilnehmer, der sich MarkWater nannte. Männer, die keine Freundin hätten oder unverheiratet seien, würden in Japan diskriminiert. In Japan gibt es zu Weihnachten keine offiziellen Feiertage. In dem mehrheitlich buddhistischen und shintoistischen Land gibt es nur wenige Christen. Weihnachten wird vor allem als romantisches Ereignis für Paare zelebriert, die Straßen von Tokio sind schon Wochen zuvor dekoriert. Die Männer-Gruppe demonstriert immer wieder gegen westliche Festtage, die nach Japan importiert wurden, so auch gegen den Valentinstag.
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Der 86-Jährige starb nach langer Krankheit. Im Jahr 1992 dachte Imre Kertész einmal an einen bestimmten Tag seiner Lebensgeschichte: Was habe ich am 9. April 1951 getan? Vor einundvierzig Jahren? Ich glaube, ich habe in der Mavag Eisen- und Maschinenfabrik gearbeitet, als ausgebooteter Intellektueller. Anlass für diese Reflexion war eine Stelle in Ludwig Wittgensteins Über Gewissheit, in der der österreichische Philosoph über seinen Namen nachdenkt: Weiß er, dass er Ludwig Wittgenstein heißt, oder glaubt er es nur? In diesem Zweifel fand Imre Kertész sich am besten zurecht. Die Notiz zu seiner Zeit als ausgebooteter Intellektueller im kommunistischen Ungarn stammt aus den Jahren unmittelbar nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Für Kertész endete mit dem Untergang des real existierenden Sozialismus ein Lebensabschnitt, dem er auch in seiner späten Periode als international gefeierter Schriftsteller und schließlich als Nobelpreisträger nicht entkam: Ich bin das unverbesserliche Kind von Diktaturen, meine Besonderheit ist das Gebrandmarktsein. Gleichwohl enthalten seine Aufzeichnungen Ich – ein anderer (1997) noch ein zweites Motiv neben dem Tragen einer Brandmarke. Es ist ebenjene Selbstdistanz, die jedes Autorenleben prägt und die sich bei ihm mit den Erfahrungen der Subalternität mischt, die er als ungarischer Jude im 20. Jahrhundert gemacht hat. In seinem bekanntesten Werk, dem Roman eines Schicksallosen, schildert er, wie er als Heranwachsender von der mörderischen Geschichte eingeholt wird. Die Familienzusammenkunft, von der er zu Beginn erzählt, dient noch der Verabschiedung des Vaters in den Arbeitsdienst. Das Geschäft wird in die Hände eines Verwalters gelegt, wenig später wird auch der Sohn zusammen mit anderen Buben im Schulalter schon abgeführt und deportiert. Das erste Ziel ist Auschwitz-Birkenau, wo Kertész sich als 16-jährig ausgibt, zwei Jahre älter. Er bleibt nur drei Tage, dann wird er nach Buchenwald transportiert. Es ist der Juli 1944, bis zur Befreiung ist es noch fast ein Jahr. Kertész überlebt die Nazi-Lager dank entscheidender Freunde wie des zehn Jahre älteren Bandi Citrom, der ihm half, ein guter Häftling zu werden, also einer, der sich nicht aufgab, aber auch dank einiger Unwägbarkeiten, wie sie im bürokratisierten Töten vorkamen. Er hätte die Gelegenheit gehabt, nach Amerika zu emigrieren, schreibt seine Biografin Irene Heidelberger-Leonhard in ihrer Monografie zu Leben und Werk von Imre Kertész, aber er entschied sich dafür, nach Budapest zurückzukehren, wo sich gerade die nächste Diktatur in seinem Leben etablierte. Das Leben eines Schriftstellers hat Kertész von zwei Seiten kennengelernt: aus der radikalen Außenseiterperspektive eines Mannes, der mit seinem Lebensmenschen Albina Vas in einer 28 Quadratmeter großen Wohnung ein Gefängnisleben fortsetzte, doch nun zu zweit. Auf diese Weise arbeitete er an seinem ersten Roman Ich, der Henker, einer Tätergeschichte mit messianischen Motiven, die er 1960 aufgab, um meine eigene Mythologie zu schreiben: den Roman eines Schicksallosen, der schließlich erst 1975 zum ersten Mal in Ungarn erscheinen konnte und auf wenig Zustimmung stieß. Erst mit der Anerkennung im Ausland öffnete sich die andere Seite für Kertész: 1990 erschien Mensch ohne Schicksal in Deutschland, sechs Jahre später die heute verbindliche Übersetzung von Christina Viragh mit dem veränderten Titel Roman eines Schicksallosen. Die Rezeption seiner Arbeit ist also vielfach verspätet, er war 60 Jahre alt zu dem Zeitpunkt, als der Gulaschkommunismus an sein Ende kam. Nun wurden in rascher Folge auch seine späteren Werke in zahlreiche Weltsprachen übersetzt: Fiasko (über das Leben eines ausgebooteten Schriftstellers unter der Parteidiktatur in Ungarn), Kaddisch für ein nicht geborenes Kind (der Monolog eines Schriftstellers über den Menschheitsbruch in Auschwitz), die Erzählungen in Die englische Flagge. 2002 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. In diesen Jahren lebte er vielfach außerhalb Ungarns, wo er unter den zunehmenden nationalistischen und antisemitischen Strömungen litt. Eine Parkinson-Erkrankung veranlasste ihn 2012 allerdings zu einer Rückkehr nach Budapest. 2014 wurde ihm der Sankt-Stephans-Orden verliehen, den er von Ministerpräsident Orbán in Empfang nahm, was ihm Kritik eintrug. Auch auf diese Weise bewahrte Kertész sich zeitlebens eine Freiheit, die aus der paradoxen Einsicht in die Sinnlosigkeit eines Daseins resultierte, das er liebte, dem er aber nicht traute. Schließlich ist das Leben personengebunden; und auch wenn wir zur Einsicht gelangen, dass unser Dasein ein Irrtum ist, können wir – zumindest was unsere Person betrifft – schwerlich im Tod eine würdige Korrektur dieses Irrtums sehen. Am Donnerstag ist er, wie sein Verlag mitteilte, nach langer Krankheit gestorben. (Bert Rebhandl, 31.3.2016)
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Schweizer Ägyptologe folgt auf deutschen Philosophen Jürgen Mittelstraß. Wien – Der ehemalige Rektor der Universität Basel und Ex-Vorsitzende der Schweizer Rektorenkonferenz, Antonio Loprieno (60), ist am Freitag zum neuen Vorsitzenden des Wissenschaftsrats gewählt worden. Der Ägyptologe löst Jürgen Mittelstraß ab, der das Gremium seit 2005 geleitet hat. Zu Loprienos Stellvertretern wurden die Juristin Gabriele Kucsko-Stadlmayer und der Physiker Rainer Blatt bestellt. Loprieno wurde am 20. Juli 1955 in Bari (Italien) geboren und ging in Bozen, Palermo, Verona und Brüssel in die Schule. Nach seinem Studium der Ägyptologie, Sprachwissenschaft und Semitistik an der Universität Turin und einer anschließenden vierjährigen Assistenzzeit folgte ein längerer Forschungsaufenthalt am Ägyptologischen Seminar der Universität Göttingen sowie im Jahr 1984 die Habilitation. Es folgten Berufungen als Professor an die Universität Perugia und die University of California in Los Angeles. 2000 wechselte Loprieno an die Universität Basel, deren Rektor er 2005 wurde. 2008 wurde der Ägyptologe außerdem zum Präsidenten der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten gewählt. Im Juli 2015 beendete Loprieno seine Tätigkeit als Rektor, um sich verstärkt der Forschung zuzuwenden. Das österreichische Hochschulsystem kennt er etwa aus seiner Zeit als Mitglied des Expertenteams zur Erarbeitung eines Hochschulplans. Die Funktionsperiode in seinem neuen Amt beträgt sechs Jahre. Der zwölfköpfige Wissenschaftsrat berät sowohl den Wissenschaftsminister als auch die Universitäten sowie den Nationalrat und die Landtage in Angelegenheiten der Universitäten und allgemeinen wie speziellen Fragen der Wissenschaftspolitik und der Kunst. Das Gremium erarbeitet Analysen, Stellungnahmen und Empfehlungen, alle drei Jahre legt es dem Nationalrat einen Tätigkeitsbericht vor.
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Staatspreis für Umwelt- und Energietechnologie für neues Fischleiter-System und Plus-Energie-Gebäude. Wien – Wenn Wasserfälle, Stauwehre oder Kraftwerke Fischen den Weg versperren, sollen Fischleitern ihnen den Auf- und Abstieg erleichtern: Stufenförmige Wasserläufe ermöglichen Fischen und anderen Bewohnern von Fließgewässern, bauliche und natürliche Hindernisse zu passieren. Um derartige Einrichtungen energetisch nachhaltig zu konstruieren, hat der gelernte Maschinenschlosser Walter Albrecht eine Drehrohr-Doppel-Wasserkraftschnecke entwickelt. Seine Erfindung wurde letzten Freitag in der Kategorie Umwelt und Klima mit dem Staatspreis für Umwelt- und Energietechnologie prämiert. Insgesamt vergaben Lebens-, Wissenschafts- und Verkehrsministerium Preise in drei Kategorien. Durch Fischleitern fließt viel Wasser, das eigentlich zur Energiegewinnung verwendet werden könnte, einfach ab, sagt Albrecht. Diese Energie will er nutzen. Zudem sieht er Nachholbedarf beim ausreichenden Schaffen von Abstiegsmöglichkeiten für Fische, die nach dem Laichen wieder flussabwärts schwimmen und dabei allzu oft Opfer der Turbinen von Wasserkraftwerken werden. Seine Idee wurde auch aus Anlass einer EU-Richtlinie geboren, die vorsieht, dass ab 2021 alle Gewässer durchlässig für Fische sein müssen – in beide Richtungen. Die Funktionsweise der Drehrohr-Doppel-Wasserkraftschnecke ist rasch erklärt: In einem Rohr befinden sich zwei Schnecken, die in unterschiedliche Richtungen gewunden sind. Über die äußeren Windungen fließt das Wasser nach unten und erzeugt Strom. Der innere Teil der Schnecke transportiert einen Teil des Wassers nach oben – und mit ihm die Fische. Bei nur 20 Umdrehungen pro Minute droht den Fischen keine Kollision mit der Schnecke. Fischökologische Monitorings der Universität für Bodenkultur (Boku) bestätigten die Wirksamkeit des Systems. Die Anfragen aus allen EU-Ländern sind in letzter Zeit sprunghaft angestiegen, sagt Albrecht. Der Umbau eines Standorts der TU Wien am Getreidemarkt zu einem sogenannten Plus-Energie-Hochhaus wurde in der Kategorie Forschung und Innovation prämiert. Das zentrale Ziel: mehr Energie ins Stromnetz einspeisen, als daraus bezogen wird. Primär versorgt sich das Gebäude nun mit Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage, aber auch mit Energie aus der Serverabwärme und der Aufzugsanlage. Der Preis in der Kategorie Energie und Effizienz wurde für kaskadische Wärmenutzung vergeben: Durch einen Umbau des Klimasystems in einem großen oberösterreichischen Schlachtbetrieb gelang es dem technischen Leiter Alexander Schumergruber und David Wöss von der Boku, den Verbrauch fossiler Energie um 80 Prozent zu senken.
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Kantersieg für den SKN in der letzten Runde vor der Winterpause – LASK bei 4:0 gegen FAC ebenso souverän – Wacker gibt Punkte ab. St. Pölten – Der SKN St. Pölten führte in der Partie der 19. Runde der Ersten Liga gegen Austria Salzburg bereits zur Halbzeit mit 6:1. Nach einer halben Stunde lag der Gastgeber in der NV-Arena durch Tore von Petrovic, Hartl (2), Segovia (2) bereits 5:0 voran, Kaufmann verkürzte hernach für die vor dem Aus stehenden Salzburger, ehe Segovia mit seinem dritten Goal für den Halbzeitstand sorgte. Nach der Pause schalteten die Niederösterreicher zurück, rissen sich die Gäste zusammen – Endstand nach einem zweiten Treffer Kaufmanns: 6:2. Wacker Innsbruck reichte ein 2:2 (2:0) gegen Kapfenberg, um sich die Winterkrone aufzusetzen. Eine klare Pausenführung und Tore von Michael Lercher (30.) und Thomas Pichlmann (35.) waren für die zu Hause neuerlich enttäuschenden Tiroler zu wenig, um am Ende alle drei Punkte einzufahren. Joao Victor (56.) und Dominik Frieser (85.) egalisierten für die Gäste zu einem verdienten Remis LASK fertigte Schlusslicht FAC in Pasching mit 4:0 (1:0) ab und liegt damit weiter zwei Punkte hinter St. Pölten. Absteiger Wr. Neustadt holte bei Austria Lustenau ein 1:1 (0:0), das Duell Austria Klagenfurt – FC Liefering endete 0:0. Wacker überwintert mit 38 Punkten nur dank des leicht besseren Torverhältnisses (+17 vs. +15) vor St. Pölten, zwei Zähler dahinter lauert bereits der LASK. Der Tabellenführer fand gegen die defensiv wohlgeordneten und im Konter gelegentlich nicht ungefährlichen Steirer zwar nur mit Mühe ins Spiel, ging nach genau einer halben Stunde aber in Führung: Alexander Riemann schickte Lercher in Richtung Fünfer und der überhob gefühlvoll Kapfenberg-Goalie Christoph Nicht zum 1:0. Nur fünf Minuten später war Pichlmann zur Stelle, der aus minimal abseitsverdächtiger Position startete und dann den Ball aus zwölf Metern nicht minder gefühlvoll über den KSV-Tormann hinweg ins Tor lupfte. Kapfenberg gab freilich nicht auf. Nach fast einer Stunde war Joao Victor mit einem satten Schuss aus spitzem Winkel ins Kreuzeck zur Stelle (56.). Im Finish wurden die Mühen der Gäste nach einem Lasnik-Eckball doch noch belohnt, Frieser beförderte den von Stefan Meusburger verlängerten Standard zum 2:2 ins Tor (85.). Bei Salzburg dürften die Hiobsbotschaften der vergangenen Tage wohl doch ihre Spuren hinterlassen haben. Die Austria hatte am Mittwoch den Gang in die Insolvenz angekündigt und war – unabhängig von dieser Causa – am Donnerstag von der Bundesliga mit einem Abzug von sechs Punkten bestraft worden. Ein Insolvenzverfahren würde den Aufsteiger zum sicheren Absteiger machen. Mit mehr Gegenwehr hatte der LASK in seinem Heimspiel gegen den FAC zu kämpfen, zumindest in der ersten halben Stunde. Als den Hausherren im Paschinger Waldstadion schon die Ideen auszugehen schienen, brachte aber Manuel Kerhe die Elf von Oliver Glasner per Kopf auf die Siegerstraße (34.). In der zweiten Hälfte trat dann auch der im Sommer nach Linz gekommene katarische Kooperationsspieler Abdulla AlMoez groß in Erscheinung: Erst bereitete der 19-jährige Stürmer den Treffer von Rene Gartler (69.) vor, wenig später besorgte er selbst das 3:0 (72.). Gartler legte im Finish noch einmal nach (79.). Austria Lustenau war zuhause gegen Wiener Neustadt durch Jodel Dossou (69.) auf Erfolgskurs, ehe die Gäste auch dank Gelb-Rot für Maximilian Moser (76.) noch einmal ins Spiel zurückkamen. Christoph Saurer (81.) stahl den Hausherren schließlich noch zwei Punkte, so kommt der Tabellenfünfte aus Vorarlberg wohl nicht mehr zurück ins Aufstiegsrennen. Auf den drittplatzierten LASK fehlen derzeit sieben Punkte. (red, 27.11. 2015) Ergebnisse: LASK Linz – FAC 4:0 (1:0) Waldstadion Pasching, SR Kollegger. Tore: Kerhe (34.), Gartler (69., 79.), AlMoez (72.) SKN St. Pölten – Austria Salzburg 6:2 (6:1) NV Arena, SR Muckenhammer. Tore: Petrovic (13.), Hartl (15., 31.), Segovia (21./Hands-Elfer, 29., 36.) bzw. Kaufmann (34., 80.) Wacker Innsbruck – Kapfenberger SV 2:2 (2:0) Tivoli-Stadion, SR Schörgenhofer. Tore: Lercher (30.), Pichlmann (35.) bzw. Joao Victor (56.), Dominik Frieser (85.) SC Austria Lustenau – SC Wr. Neustadt 1:1 (0:0) Reichshofstadion, SR Gishamer. Tore: Dossou (69.) bzw. Saurer (81.). Gelb-Rot: Moser (76./Lustenau) Austria Klagenfurt – FC Liefering 0:0 (0:0) Wörthersee-Stadion
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Neue Tastatur verspricht mehr Übersicht beim Spielen und hohe Belastbarkeit. Zubehörhersteller Logitech hat einen neue mechanische Gaming-Tastatur vorgestellt, die über Romer-G-Switches und eine intelligente RGB-Beleuchtung der Tasten verfügt. Im Zusammenspiel mit der Logitech Gaming Software (LGS) können Spieler laut dem Hersteller aktuell für mehr als 300 Games Farbprofile erstellen, die zur Kennzeichnung von wichtigen Spieltasten und Makros dienen. Preislich bewegt sich die G810 Orion Spectrum mit 189 Euro im oberen Segment der mechanischen Tastaturen und soll ab 8. Februar erhältlich sein. Logitech nach könne die Beleuchtung jeder einzelnen Taste individuell angepasst werden. Dabei kann der Nutzer aus einer Farbpalette von 16,8 Millionen Farben wählen. Per Software sei es zudem möglich, Farbschemen und Leuchteffekten über mehrere Logitech G-Geräte zu synchronisieren. Spieler können bestimmte Tasten farbig hervorheben, um den Überblick über verschiedene Zaubersprüche oder andere Spielbefehle zu behalten, oder die Farbe der Tastatur passend zu ihrem persönlichen Gaming-Setup einstellen. Für die Tasten nutzt Logitech seine hauseigenen Romer-G Switches, womit man einen flotten Tastendruck und eine hohe Belastbarkeit von mindestens 70 Millionen Anschlägen verspricht. Neben den Standardtasten verbaut die G810 zudem dedizierte Tasten zur Mediensteuerung, mit denen sich Musik oder Videos starten, pausieren oder stumm schalten lassen sowie die Lautstärke geregelt werden kann.
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Salzburger kann großen Schritt Richtung fünften Gesamtweltcup-Sieg machen. Hinterstoder – Oft kommt Hinterstoder nicht zur Ehr, Gastgeber im Ski-Weltcup zu sein. Aber heuer ists wieder einmal so weit. Erstmals seit fünf Jahren und zum insgesamt neunten Mal. Gleich drei Rennen gehen diesmal im 926-Einwohner-Ort in Oberösterreich in Szene. Weil der Klassiker in Adelboden im Jänner des Wetters wegen abgesagt werden musste, beginnt das Weltcup-Wochenende schon am Freitag mit einem Riesentorlauf. Am Samstag folgt ein Super-G, am Sonntag noch ein Riesentorlauf. Der Riesentorlauf ist gut für Marcel Hirscher. Und also könnte es ein gutes Wochenende für den Salzburger werden. Drei von sechs einschlägigen Saisonrennen entschied der 26-Jährige für sich. Insgesamt siegte der viermalige Gesamtweltcup-Sieger in diesem Winter sechsmal – zuletzt am Dienstag beim City-Event in Stockholm. Grundsätzlich glaube ich, dass der Erfolg in Stockholm wenig mit den kommenden Aufgaben zu tun hat, sagte Hirscher. Jedenfalls fühlt er sich nach seiner Erkältung wieder besser. Das ist schon sehr positiv. In der Gesamtwertung führt Hirscher 173 Punkte vor dem Norweger Henrik Kristoffersen. Nicht unwahrscheinlich, dass das Polster nach diesem Wochenende deutlich vergrößert wird. An eine Vorentscheidung in Hinterstoder glaubt er aber nicht. Drei Viertel haben wir jetzt geschafft, von dem her ist noch ganz viel offen. Hirscher will von Rennen zu Rennen schauen. Auch auf die kleine Kugel hat er große Chancen. In der Riesentorlauf-Wertung führt Hirscher 104 Zähler vor dem Franzosen Victor Muffat-Jeandet. Fünf Rennen stehen aber noch aus. Außer Hirscher fahren in Hinterstoder auch noch Österreicher. Philipp Schörghofer zum Beispiel. Der Salzburger gewann ebenda vor fünf Jahren sein bisher einziges Weltcuprennen. Ein Superort für mich. Der Winter war für den 33-Jährigen bisher nicht überragend. Zwei neunte Plätze waren das Beste. Jetzt heißt es einmal, zwei Durchgänge einzupacken, dann ist sicher alles möglich. Hinterstoder wärs eine Ehr.
| 4Sport
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Vertrag von Wolfgang Eder wird verlängert. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
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Jetzt wird durchgegriffen: Mit klarer Mehrheit beschloss der Nationalrat das Recht des Bundes, Flüchtlingsunterkünfte in Gemeinden zu schaffen. Erstmals durften EU-Abgeordnete reden. Wien – Die ÖVP setzt beim Flüchtlingsthema neuerdings auf Taferlkommunikation. Der erste Versuch – Vizekanzler, Innenministerin sowie Außen- und Justizminister halten mit betroffenen Mienen ein großes, weißes Taferl in die Kamera, auf dem der ÖVP-Aktionsplan Asyl skizziert ist – geriet zumindest in den sozialen Medien zum viralen Erfolg, weil weiße Taferln die ideale Unterlage für diverse Photoshop-Spielereien sind. Nachzuvollziehen unter dem Hashtag #taferlgate. Am Mittwoch taferlte die ÖVP gleich in großer Gruppe wieder. Im Parlament tauchte während der Rede von Klubchef Reinhold Lopatka in der aktuellen Europastunde zum Thema Die europäische und internationale Dimension der Flüchtlingskrise aus den schwarzen Reihen ein Schilderwald auf, der den Kampf gegen Schlepper! oder Kein Asyl à la carte propagierte. Aber nicht alle wollten im Hohen Haus eine Sloganlitfaßsäule geben, Ex-Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle etwa hielt sich auffällig raus. Lopatka referierte das Vortagstaferl und rieb sich vor allem an der FPÖ, die er wissen ließ: Die einfachen Antworten sind nicht immer die richtigen, und die richtigen sind nicht immer einfach. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) machte sich dann für einen Systemwechsel hin zu mehr Hilfe vor Ort stark, denn: Wir unterstützen mit unserem System Schlepper. Zudem könnten mit dem Geld, mit dem in Österreich ein Asylwerber ein Jahr lang unterstützt werden könne, in der Türkei 19 versorgt werden. Politik müsse Strategien entwickeln und auch Grenzen setzen, was Migration nach Europa betrifft. Europa war an diesem Premierentag buchstäblich im Nationalrat präsent, denn zum ersten Mal überhaupt durften die österreichischen EU-Abgeordneten in ihrem nationalen Parlament mitreden, wenngleich etwas am Katzentisch bzw. auf Mitarbeiterbänken hinter der Regierungsbank und neben dem Präsidium platziert. Die Argumentationslinien waren recht klar: SPÖ, ÖVP, Grüne und Neos plädierten für eine europäische Lösung, FPÖ und Team Stronach wären lieber wieder für geschlossene Grenzen. ÖVP-EU-Mandatar Othmar Karas beschrieb die Flüchtlingskrise als Beispiel, bei dem sich Europa solidarisch bewähren müsse, und zitierte Frankreichs Außenminister Robert Schuman, der 1950 die Schaffung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vorschlug und sagte: Europa lässt sich nicht mit einem Schlage herstellen und auch nicht durch eine einfache Zusammenfassung. Es wird durch konkrete Tatsachen entstehen, die zunächst eine Solidarität der Tat schaffen. SPÖ-Klubchef Andreas Schieder – mit einem Stück des 1989 abgebauten Eisernen Vorhangs – betonte: Europa braucht gemeinsame Antworten – aber keine neuen Zäune um Länder herum. Auch Grünen-EU-Abgeordnete Ulrike Lunacek erinnerte vor allem die FPÖ daran, dass wir alle – alle 28 Länder – Europa sind. Solidarität geht nur gemeinsam. Die Solidarität der Freiheitlichen war an diesem Mittwoch jedoch vor allem auf ein Land fokussiert. Mehrfach gab es Lob für Ungarn und Premier Viktor Orbán, aus Sicht der FPÖ quasi der letzte Hort der Rechtstreue in der EU: Die Einzigen, die die europäischen Regeln noch beachten, sagte FPÖ-EU-Abgeordneter Harald Vilimsky. Nicht nur er nutzte die im TV live gebotene Gelegenheit, um die Zuschauerinnen und Zuschauer im Sinne der FPÖ an die bevorstehenden Landtagswahlen in Oberösterreich und Wien zu erinnern. Wem die Asylpolitik der Regierung nicht passe, der kann etwas dagegen tun – mit einer Stimme für die FPÖ. Bravo! Bravo!, akklamierte die blaue Ecke. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache griff zu starken Worten, als er das später von SPÖ, ÖVP, Grünen und Neos mit Verfassungsmehrheit beschlossene Durchgriffsrecht des Bundes zur Schaffung von Flüchtlingsunterkünften in den Gemeinden (1,5 Prozent der lokalen Bevölkerung) als Umverteilung der Last ihres Scheiterns, Unvermögens, Amtsmissbrauchs, ihrer Gesetzesbrüche auf Länder und Gemeinden bezeichnete – zu stark. Es gab einen Ordnungsruf.
| 5Inland
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Rund 60.000 EU-Ausländer sind in Oberösterreich kommunal wahlberechtigt. Linz – Das Thema Flüchtlinge beherrscht seit Wochen das politische Geschehen. Von jenen rund 1,094.500 Oberösterreichern, die am 27. September in OÖ den Landtag wählen dürfen, sind etwa 6,6 Prozent im Ausland geboren. Bei den Kommunalwahlen sind zudem 60.000 Bürger aus dem EU-Ausland stimmberechtigt. Betrachtet man die Gesamtbevölkerung, hat zumindest jeder Sechste Migrationshintergrund. Rund 223.200 (15,8 Prozent) der mehr als 1,4 Mio. Oberösterreicher haben Migrationshintergrund (Statistik Austria, Jahresdurchschnitt 2014). Gut 70 Prozent davon sind Zuwanderer erster Generation, d.h. sie wurden im Ausland geboren. Knapp 30 Prozent sind der zweiten Generation zuzurechnen, was bedeutet, dass ihre Eltern im Ausland auf die Welt gekommen sind, sie selbst aber in Österreich. Wie viele der tatsächlich Wahlberechtigten Migrationshintergrund haben, ist nicht bekannt. Die Statistik Austria schlüsselt allerdings auf, dass 93,4 Prozent in Österreich geboren wurden, 6,6 Prozent im Ausland. Letzteres entspricht der ersten Generation. Nimmt man die Staatsbürgerschaft als Maß, so kommt man auf einen Ausländeranteil von 10,1 Prozent im Land: Zum Stichtag 1. Jänner 2015 besaßen gut 145.600 in Oberösterreich lebende Menschen nicht die österreichische Staatsangehörigkeit. Rund 69.100 davon sind EU- bzw. EWR-Bürger oder Schweizer, knapp 76.500 Drittstaatsangehörige. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag der Ausländeranteil noch bei 7,4 Prozent. Unter den in Oberösterreich lebenden EU-Bürgern sind die Deutschen (fast 21.800) die größte Gruppe, gefolgt von den Rumänen (ca. 11.900), den Kroaten (knapp 10.800) und den Ungarn (fast 7.300). Während sich die Zahl der Deutschen seit 2002 mehr als verdoppelt, jene der Rumänen fast vervierfacht und die der Ungarn beinahe versechsfacht hat, blieb der kroatische Anteil weitgehend unverändert. Von den Drittstaatsangehörigen kommen die meisten Zuwanderer aus Bosnien und Herzegowina (20.100) sowie der Türkei (knapp 14.600) – bei beiden Ländern sind die Zahlen seit 2002 zurückgegangen. Drittstärkste Gruppe sind die Serben (an die 9.700). Sieht man von europäischen und türkischen Migranten ab, sind Afghanen (2.300) und Syrer (ca. 2.000) die größten Communities. Diese Zahlen wurden mit Stichtag 1. Jänner erhoben. Allein heuer sind aber bereits rund 3.300 Kriegsflüchtlinge ins Land gekommen. Derzeit sind in Oberösterreich an die 7.600 untergebracht. Für die kommenden Monate wird damit gerechnet, dass jeweils mindestens 1.000 dazukommen. 172 der 442 oberösterreichischen Gemeinden beherbergen bereits Flüchtlinge. Das Land, das stark auf kleine dezentrale Quartiere setzt, erwartet, dass bis Jahresende in der Hälfte der Kommunen Unterkünfte eingerichtet werden. Während an den Landtagswahlen nur österreichische Staatsbürger teilnehmen dürfen, sind bei den gleichzeitig stattfindenden Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen auch rund 60.000 EU-Ausländer stimmberechtigt, die damit 5,2 Prozent des Wahlvolks ausmachen. 2009 hatte ihr Anteil noch 3,5 Prozent betragen. Fast ein Drittel (19.800) dieser Personen kommt aus Deutschland. Ebenfalls stark vertreten sind auch hier Rumänen (9.900), Kroaten (9.500) und Ungarn (6.500). Betrachtet man die Verteilung auf Ebene der Bezirke und Statutarstädte, so hat Wels den höchsten Anteil an nicht-österreichischen Wählern (9,5 Prozent), gefolgt von Linz (8,5 Prozent) und dem Bezirk Braunau (7,4 Prozent). Die wenigsten wahlberechtigten Ausländer gibt es im Bezirk Freistadt. Generell ist der Anteil im Mühlviertel niedriger als im Rest des Bundeslandes.
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Mehr als 40 Millionen Menschen haben Zuflucht innerhalb des eigenen Landes gesucht – Lage im Jemen besonders kritisch. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
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Browerserwerkzeug für Chrome ermöglicht Festlegung von fixem Ablaufdatum. Man kennt es aus zahlreichen Spionage-Thrillern: Diese Nachricht zerstört sich in fünf Sekunden selbst. Streng geheime Informationen sollen nur zu Handen des heldenhaften Geheimdienstmitarbeiters gehen und verfügen daher über einen vorprogrammierten Zerstörungsmechanismus. Ein Feature, das sich viele User auch für E-Mails wünschen. Tatsächlich gibt es E-Mail-Systeme, oft genutzt in Firmen und Organisationen, die die nachträgliche Löschung einer abgeschickten Botschaft erlauben. Doch das trifft nur auf Mails zu, die innerhalb der eigenen Organisation verschickt werden. Eine Browsererweiterung namens Dmail soll dieses Feature nun auch für User bereit stellen, die Googles Webmaildienst Gmail nutzen, wie Techcrunch berichtet. Das Funktionsprinzip ist relativ einfach. Man installiert sich die Dmail-Erweiterung für den Chrome-Browser. Fortan kann man beim Verfassen von Nachrichten die Self-Destruction-Funktion bei Bedarf ein- und ausschalten und einen Zeitpunkt festlegen, ab dem der Nachrichteninhalt nicht mehr zur Verfügung steht. Dazu ist eine Löschung auch jederzeit mit einem entsprechenden Button möglich. Nutzt das Gegenüber ebenfalls Gmail und Dmail, wird die Botschaft direkt im Posteingang angezeigt. Ist eine Mail abgelaufen, ist zwar noch ersichtlich, dass sie eingegangen ist, anstelle des Inhalts ist aber nur noch ein Hinweis auf die Selbstzerstörung zu sehen. Hat der Empfänger Dmail nicht in Betrieb, erhält er einen Link und kann die Nachricht über die Dmail-Seite öffnen. Da alle Nachrichten mit Selbstvernichtungsfunktion über Dmails Server laufen, setzt die Verwendung natürlich ein großes Maß an Vertrauen voraus. Laut den Betreibern wird der Mailinhalt lokal am Rechner des Users verschlüsselt und nur die verschlüsselte Version bei Dmail hinterlegt. Der Empfänger erhält den Key – entweder direkt über die Erweiterung oder eben per Link – und ist der einzige, der die Nachricht einsehen kann. Es bleibt abzuwarten, wie sich Sicherheitsexperten dazu äußerm. Die Verfügbarkeit des Tools soll jedenfalls ausgeweitet werden. Noch im August soll eine iOS-Version erscheinen, später folgt auch eine Umsetzung für Android.
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Dezidiert wertend: Samuel Salzborn leuchtet in seiner Geschichte der politischen Ideen auch die düsteren Ecken des Antikolonialismus aus. Samuel Salzborn hat eine globale Überblicksgeschichte politischer Ideen geschrieben, die sich postkolonialem Kulturrelativismus und postmoderner Beliebigkeit konsequent verweigert. Der Göttinger Politologe liefert eine kurze, gelungene, in der Darstellung stets Grundgedanken der Dialektik der Aufklärung von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer reflektierende klassische Theoriehistorie. Zum anderen ruft er die blinden Flecken und die regionale Borniertheit der Mainstream-Politikwissenschaft in Erinnerung, gegen die er eine global orientierte und dezidiert wertende Darstellung setzt. Salzborn versteht seine Arbeit als ein Plädoyer für einen aufgeklärten Universalismus, der begreift, dass Aufklärung und Emanzipation nicht allein ein westliches Projekt sind, was zugleich bedeute, dass auch die Negation von Aufklärung und Emanzipation im globalen Maßstab in den Blick genommen werden muss. Neben einer Zusammenfassung zentraler Positionen der politischen Theorie legt er einen Schwerpunkt auf unterschiedliche Ausprägungen des Antikolonialismus und von Varianten antiemanzipatorischen Denkens außerhalb des westlichen Kontexts. Den sunnitischen Wahhabismus analysiert er als eine Form des reaktionären Konservatismus, wogegen er den Neokonfuzianismus in ostasiatischen Gesellschaften als bewahrenden Konservatismus charakterisiert. Antiindividualismus und Opfermythologie nimmt er nicht nur bei europäischen faschistischen Denkern ins Visier, sondern auch beim hinduistischen Agitator Madhav Sadashiv Golwalkar, bei Vordenkern des maoistischen China und in bestimmten Ausprägungen des afrikanischen und lateinamerikanischen Antiimperialismus. Ausgehend von dem Befund, dass Rassismus und Antisemitismus auch integraler Bestandteil postkolonialer Gesellschaften sind, formuliert Salzborn scharfe Kritik an postkolonialen Theorien wie jenen von Edward Said und Gayatri Chakravorty Spivak. Saids einflussreichem Werk Orientalism wirft er mit überzeugenden Argumenten vor, jede noch so inhumane, barbarische und gegenaufklärerische Entwicklung im Orient gegenüber Kritik zu imprägnieren. Seine Ideen dienten als Einfallstor für soziale Bewegungen, die unter dem Banner des Antikolonialismus antiuniversalistische und antiaufklärerische Positionen proklamieren. Spivak attestiert Salzborn eine Abwehr von Kritik an sexistischen Praktiken in postkolonialen Gesellschaften, die letztlich der Argumentation westlicher Rassisten gleiche. Gegen derartige Kritikverbote hält er fest: Das Problem ist nicht (...), politische Theorien aus anderen als den westlichen Kontexten abzulehnen, das Problem ist, sie zu ignorieren. Salzborn unterscheidet drei differierende Spielarten des Postkolonialismus: Antirassistische Protagonisten wie Martin Luther King jr. oder Nelson Mandela, die vor dem Hintergrund eines universalistischen Gleichheitspostulats argumentieren, grenzt er von Positionen wie jener des antikolonialen Theoretikers Frantz Fanons ab, die zwischen Universalismus und identitären Positionen schwanken; und insbesondere von einem essenzialistischen, völkischen und rassistischen Antikolonialismus, wie er sich in Reinform beim panafrikanischen Agitator Marcus Garvey findet, der Kontakte zum Ku-Klux-Klan pflegte und seine politischen Vorstellungen selbst als Faschismus bezeichnete, den Mussolini dann lediglich kopiert habe. Salzborns Anspruch besteht darin, zwar im empirischen Sinn kultursensibel, im normativen Sinn aber universalistisch zu sein, woraus sich für ihn eine eindeutige Parteilichkeit für jene wie auch immer beschränkten Freiheiten westlicher Gesellschaften ergibt, die jedoch in ihrer Beschränktheit weiter Gegenstand der Kritik sein müssten. Im 21. Jahrhundert benennt er zu Recht die Spielarten sowohl des sunnitischen als auch des schiitischen Islamismus als aggressivste und brutalste Variante eines universalen Antiuniversalismus und macht die terroristische Realisierung islamistischer Herrschaftsansprüche als gegenwärtig größte Bedrohung für Israel aus, dessen Gründung 1948 er nicht nur in seiner weltpolitischen, sondern auch theoriegeschichtlichen Bedeutung diskutiert. Universalistische Theoriebildung sieht Salzborn spätestens seit den Anschlägen von 9/11 in der Defensive. In vielen Theoriedebatten konstatiert er eine Flucht ins Partikulare und Triviale postmoderner Beliebigkeiten, die die intellektuelle Unfähigkeit zur konfliktorientierten Auseinandersetzung um Wahrheitsansprüche paradigmatisch von vornherein suspendiert. Das resultiere maßgeblich aus einer Unfähigkeit, auf Antiamerikanismus, Islamismus und Antisemitismus als die großen antiuniversalistischen Bewegungen des frühen 21. Jahrhunderts mit einer begrifflich selbstreflexiven Kritik zu reagieren. Der Siegeszug der islamistischen Gruppierungen korrespondiere mit einer schwindenden Empathie für den Kampf für Demokratie und Freiheit in der westlichen Welt, der sich in Europa zunehmend in einem projektiven Hass gegen die beiden Staaten richtet, die symbolisch die Ideale von Freiheit und Aufklärung mit militärischer Macht verbinden, also die USA und Israel. Salzborn wird seinem Anspruch, eine gesellschaftstheoretisch argumentierende Globaldarstellung der politischen Theorien zu schreiben, trotz des knappen Raums weitestgehend gerecht. Vor allem aber formuliert er überzeugende Argumente gegen die Sakrosanktsprechung antiaufklärerischer Bewegungen in nichtwestlichen Gesellschaften.
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Die Kunsthistorikerin Elisabeth Brenner legte alle Prüfungen seit der Schulzeit mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Graz – Mit der 1951 geborenen Kunsthistorikerin Elisabeth Brenner wird an der Uni Graz in der kommenden Woche eine Seniorstudentin sub auspiciis praesidentis – also im Beisein des Bundespräsidenten – promoviert werden. Die bei Graz ansässige pensionierte Gymnasialprofessorin für Mathematik und Englisch rekonstruierte in ihrer Doktorarbeit das ursprüngliche Zisterzienserkloster Stift Rein. Die Auszeichnung wird nur jenen Absolventen zuteil, die ihre gesamte Ausbildung von der Oberstufe über die Matura bis hin zum Studium stets mit ausgezeichnetem Erfolg absolviert haben. Außerdem darf die Durchschnitts-Studiendauer nicht überschritten werden. Aus Sicht von Rektorin Christa Neuper sind die akademischen Spitzenleistungen der Promovierenden ein eindrucksvolles Beispiel für erfolgreiches lebenslanges Lernen. Universitäten seien Orte der Forschung sowie der Aus- und Weiterbildung, und das gilt selbstverständlich auch für Studierende in der zweiten Lebenshälfte, von deren Begeisterung und Wissensdurst die hohen Schulen enorm profitieren, sagte Neuper am. Die spätberufene Kunsthistorikerin Brenner wurde 1951 im oberösterreichischen Gmunden geboren, ging dort zur Schule und studierte in Salzburg Mathematik, Anglistik und Amerikanistik. Elisabeth Brenner war jahrelang Lehrerin für Mathematik und Englisch an Gymnasien in der Obersteiermark und in Graz, bis sie 2004 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurde. Ein Jahr später begann sie mit dem Studium der Kunstgeschichte, das sie jüngst mit einer Dissertation über die romanischen Ursprünge des nördlich von Graz gelegenen Zisterzienserstiftes Rein abgeschlossen hat. Die neue Doktorin wird die Auszeichnung – einen Ehrenring, dessen Siegelplatte das Bundeswappen sowie die Inschrift sub auspiciis Praesidentis enthält – am 10. Dezember in der Aula der Universität Graz entgegennehmen.
| 5Inland
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Außenminister Lawrow bestätigt Transporte und kündigt weitere Maßnahmen an. Moskau – Mit russischen Frachtflugzeugen sind nach den Worten von Außenminister Sergej Lawrow sowohl militärische Güter als auch Hilfslieferungen nach Syrien gebracht worden. Bislang hatte Russland öffentlich darauf bestanden, dass die Flüge ausschließlich humanitären Charakter hätten. Lawrow sagte am Donnerstag außerdem, russische Soldaten seien seit mehreren Jahren in Syrien stationiert. Zu anderen Berichten, nach denen sich die Soldaten auch an Kämpfen beteiligt hätten, schwieg Russland. Erst wenige Tage zuvor war die Präsenz russischer Truppen in Syrien bekannt geworden. Westliche Staaten hatten sich auch besorgt über die Lieferung von Militärgütern an das mit Moskau verbündete Regime von Präsident Bashar al-Assad gezeigt. Bulgarien hatte kürzlich seinen Luftraum für Russland gesperrt, da man Zweifel am angeblich zivilen Frachtgut in den Militärmaschinen habe. Griechenland hingegen hat nach russischen Angaben seinen Luftraum für Flüge zur humanitären Hilfe ins Bürgerkriegsland Syrien geöffnet. Die Genehmigung sei am 31. August erteilt worden, zitierte am Mittwoch die Agentur Tass einen russischen Botschaftsmitarbeiter in Athen. Die Erlaubnis gelte bis zum 24. September. Auch der Iran habe allen Bitten um Überflüge stattgegeben, berichtete zudem die Agentur Interfax unter Berufung auf die russische Botschaft in Teheran. Russland beliefert Syrien einem Zeitungsbericht zufolge mit leichten Waffen, Granatwerfern, Schützenpanzern und Militärlastwagen. Unter Berufung auf Kreise der Rüstungsexportbranche berichtete die Zeitung Kommersant am Donnerstag, Syrien habe zuvor Geld für ein Luftabwehrsystem S-300 überwiesen. Russland habe aber die Lieferung der Raketen ausgesetzt und stattdessen die anderen Rüstungsgüter geliefert. Wir haben geholfen und werden der syrischen Regierung auch weiter helfen, die Armee mit der nötigen Ausrüstung zu versorgen, damit sie ein libysches Szenario verhindert, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Libyen ist seit dem Sturz von Diktator Muammar al-Gaddafi 2011 nicht zur Ruhe gekommen. Peskow sagte, die Bedrohung in der Region gehe von den Extremisten des Islamischen Staates (IS) aus. Die einzige Kraft, die dem Widerstand entgegensetzen kann, sind die syrischen Streitkräfte, sagte er und bekräftigte damit die russische Position, dass der syrische Präsident Baschar al-Assad in die internationalen Bemühungen zur Niederschlagung des IS einbezogen werden müsse. Präsident Wladimir Putin werde in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung Ende des Monats über Syrien und den IS sprechen, fügte Peskow hinzu. Bauarbeiten in Latakia Anfang September aufgenommene Satellitenbilder des syrischen Militärflugplatzes Latakia zeigen, dass dort die Rollbahn verbreitert wird und zusätzliche Hubschrauberlandeplätze angelegt werden. Denktank Stratfor heeft de eerste recente satellietfoto van werkzaamheden aan het vliegveld van Latakia (Syrië) pic.twitter.com/KAZwkbmdM6 In Latakia haben in jüngster Zeit mehrere Schiffe der russischen Marine angelegt: die Nikolai Filchenkov lieferte Anfang September BTR-Schützenpanzer und Lastwagen, wie bei der Durchfahrt durch den Bosporus aufgenommene Bilder zeigen. Derzeit ist das Schiff schwerbeladen erneut auf dem Weg nach Syrien. Nikolay Filchenkov is clearly heavier at the stern. Possible tanks or other armed vehicles in the tank deck pic.twitter.com/FDB3QW8zrp Rege Diplomatie in Moskau Laut Süddeutscher Zeitung haben in jüngster Zeit Jordaniens König Abdallah, Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi, der Kronprinz der Vereinigten Arabischen Emirate Mohammed bin Zayed al-Nahyan und Adel al-Jubair, der Außenminister Saudi-Arabiens, Moskau besucht. Auch Vertreter der syrischen Exilopposition wurden dort empfangen.
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Kritiker werfen dem Facebook-Gründer fehlende historische Sensibilität vor. Dass Facebook-Chef Mark Zuckerberg in allen Städten, die er besucht, Joggen geht, hat mittlerweile Tradition: So lief er in Berlin vor dem Brandenburger Tor und in Barcelona um die Sagrada Familia. Jetzt ist Zuckerberg durch die chinesische Hauptstadt Peking gejoggt und hat dabei auch den Tiananmen-Platz überquert. Das Foto hat nun aus mehreren Gründen wütende Reaktionen ausgelöst. Einige Nutzer beschweren sich, dass Zuckerberg – der sich weltweit marketingwirksam für Demokratie und Meinungsfreiheit ausspricht – mit dem Lauf über den Platz des Himmlischen Friedens chinesische Dissidenten herabsetzt. Its great to be back in Beijing! I kicked off my visit with a run through Tiananmen Square, past the Forbidden City and... Denn auf dem Tiananmen war es 1989 zu Massenprotesten gegen die chinesische Regierung gekommen. Laut Rotem Kreuz sollen bei der blutigen Niederschlagung der Demonstrationen bis zu 2.700 Menschen ermordet worden sein. Der Boden, über den du läufst, ist mit dem Blut chinesischer Studenten getränkt, die für Demokratie gekämpft haben. Aber ich wünsche dir einen guten Lauf in China, Mark, schreibt ein Nutzer zynisch. Bald fanden sich auch auf Twitter zahlreiche Memes zu Zuckerberg. .@sharonodea @jenn1marsh @phila_siu Why has no-one made this obvious photoshop yet?..... Allow me: pic.twitter.com/nz2SzJynpW Der zweite Grund für Proteste gegen Zuckerberg ist dessen Ignoranz der mangelnden Luftqualität in China. Vor Zuckerbergs Lauf soll die US-Botschaft in Peking laut New York Times eine Warnung vor dem Smog in der chinesischen Hauptstadt herausgegeben haben. Es sei ein Level der Verschmutzung erreicht, der unter US-amerikanischen Maßstäben als gefährlich (hazardous) gelte. Während Chinesen in Atemmasken unterwegs waren, genoss Zuckerberg einen Lauf ohne Schutzmaßnahmen. Zu guter Letzt wunderten sich Nutzer auch, wie Zuckerberg sein Foto überhaupt veröffentlichen konnte – denn offiziell ist Facebook in China verboten. Die Avancen des IT-Milliardärs sind auch damit zu begründen. Mit einer Öffnung für den chinesischen Markt wären weitere zig Millionen Nutzer möglich. Doch wie das Foto eines morgendlichen Laufs schon zeigt: Das Terrain ist mit vielen Hürden gepflastert.
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Abermals kann ein gesperrtes iPhone oder iPad ausgetrickst werden. Über 50 Prozent der iPhone- und iPad-Nutzer sind laut Apple bereits auf iOS 9 umgestiegen. Das neue System bringt einige neue Funktionen, aber auch einen bekannten Bug mit. Mit einem Trick können Unbefugte auf gewisse Daten auf einem iOS-Gerät zugreifen, obwohl dieses gesperrt ist. Schon unter iOS 7 gab es eine ähnliche Lücke. So kann man Fotos und Kontakte auf einem iOS-Gerät abrufen, ohne den Pin-Code zu wissen. Das berichtet unter anderem EverythingApplePro auf YouTube. Dafür muss die Sprachassistentin Siri vom Sperrbildschirm aus aufgerufen werden können, was sich in den Einstellungen aktivieren bzw. abschalten lässt. Wie in dem Video gezeigt wird, muss dazu der Pin-Code mehrmals falsch eingegeben und zu einem bestimmten Zeitpunkt der Home-Button gedrückt werden. Dadurch wird Siri aufgerufen. Fragt man nach der Uhrzeit, gelangt man über einen Klick auf das Uhren-Icon in die entsprechende App. Dort kann man die Uhrzeit für verschiedene Orte hinzufügen. Indem man ein Wort in das Suchfenster eintippt und dieses markiert wird das Kontext-Menü mit Möglichkeiten zum Kopieren und Teilen des Inhalts geöffnet. Von der Sharing-Funktion kann man dann auf die Nachrichten-App zugreifen. Im Video wird gezeigt, wie man von dort weiter zu den Kontakten und den Fotos gelangt. Der Trick ist zwar umständlich, zeigt aber abermals, dass es findigen Usern immer wieder gelingt, gewisse Sicherheitsvorkehrungen auch ohne Hack auszutricksen. Wer eine andere Person ausspionieren will, kann über die Fotos und Kontakte unter Umständen schon eine Menge herausfinden. Nutzer können sich absichern, indem sie den Zugriff auf Siri vom Sperrbildschirm aus deaktivieren. Vermutlich wird Apple den Fehler mit einem der kommenden Updates beheben.
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Flammen wüten auf einer Fläche von rund 190 Quadratkilometern Wald- und Buschland. Sacramento – In Kalifornien kämpfen nun auch Soldaten der Nationalgarde gegen die immer weiter um sich greifenden Waldbrände. Die Soldaten sollen mit mehreren großen Löschflugzeugen in den Kampf gegen die Flammen einreifen, teilte die Feuerwehr mit. Zwei Flugzeuge seien bereits vor Ort eingetroffen, hieß es. Vor allem ein sich rasch ausbreitender Brandherd rund 160 Kilometer nördlich von San Francisco bereite Sorgen. Die Flammen hätten sich bereits auf eine Fläche rund 190 Quadratkilometern Wald- und Buschland ausgebreitet. Etwa 12.000 Menschen hätten ihre Häuser verlassen müssen, 5.000 Gebäude seien bedroht, teilten die Behörde auf Twitter mit. Feuerwehrleute vergleichen die Feuer bereits mit den katastrophalen Bränden 2008. Insgesamt toben derzeit 21 Wald- und Buschbrände, viele davon seien durch Blitzschlag entfacht worden. Der Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown, rief am Samstag den Notstand aus, um so schnellere Hilfen zu ermöglichen. Bereits am Donnerstag war ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen. Ein Grund an der raschen Ausbreitung der Flammen ist aber auch die Dürre, die den Staat Kalifornien seit Jahren heimsucht.
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Forschungsprojekt zu Unterschieden in der Diätologie zwischen Österreich und anderen Ländern. Wien – Ebola hin, Zikavirus her – Todesursache Nummer eins sind die nichtübertragbaren Krankheiten: Krebs, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes, und bei diesen spielt die Ernährung eine große Rolle. In der Diätologie, also der Wissenschaft von der Rolle der Ernährung in der Vorbeugung und Therapie von Krankheiten, haben sich allerdings in den verschiedenen Ländern durchaus unterschiedliche Zugänge entwickelt: Einem übergewichtigen Belgier könnten also andere Diäten empfohlen werden als einem Österreicher. Möglicherweise, schränkt Andrea Kolm von der Fachhochschule St. Pölten ein, ob das so ist, wissen wir nicht. Im Rahmen des großangelegten Projekts IMPECT (Improvement of Education and Competences in Dietetics), das von Kolm geleitet wird, werden nun Unterschiede der Diätologie in Österreich, Belgien, Deutschland und den Niederlanden erforscht. Das Erasmus-plus-Projekt der Europäischen Union mit einem Budget von 370.000 Euro startete im Herbst 2015, angelegt ist es auf drei Jahre. Derzeit wird in Diskussion mit den Partnerländern erhoben, wo mögliche Unterschiede liegen, sagt Diätologin Kolm. Die Diätologie ist als Wissenschaft an europäischen Hochschulen noch recht jung – in Österreich gibt es ein entsprechendes Bachelorstudium erst seit 2006, davor wurden die damaligen Diätassistenten an medizinisch-technischen Akademien ausgebildet. Lehrpläne und Ausbildung, aber auch Methoden unterscheiden sich noch von Land zu Land. Das mache den internationalen Austausch schwierig. Im Rahmen des Projekts werden daher nun zunächst die Prozessmodelle – also der jeweilige Ablauf von Anamnese, Therapie und Evaluation – verglichen, und es wird ein gemeinsames Modell entwickelt. Dabei leistet man quasi Vorarbeit, denn europaweit möchte der europäische Verband der Diätologen bis 2020 ein einheitliches Prozessmodell schaffen, sagt Kolm. Erste Diskussionen im Projektteam zeigen, dass eine solche Standardisierung keineswegs einfach ist. Doch wenn keiner weiß, was genau mit einem bestimmten Schritt gemeint ist, kann man sich über die Grenzen hinweg nur schwer über Therapie, Best-Practise-Beispiele und Forschungsergebnisse austauschen. In einem zweiten Schritt werden gemeinsam mit den beteiligten Hochschulen aus Antwerpen, Fulda, Groningen und Neubrandenburg zehn virtuelle klinische Fallbeispiele zu häufigen Themenbereichen wie Diabetes, Darmkrebs, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickelt. Die Fälle werden von Studierenden erhoben, didaktisch weiterentwickelt, dann sehen wir uns an, wo es Unterschiede gibt, sagt Kolm. Beispielsweise wird also ein Patient mit eingeschränkter Glukosetoleranz (grenzwertiger Diabetes) vorgestellt, für den die Studierenden eine Ernährungstherapie ausarbeiten sollen. Anschließend wird gefragt: Wie wird therapiert, wenn sich danach Diabetes entwickelt, und wie, wenn es zusätzliche Komplikationen gibt, beispielsweise ein Nierenproblem oder Bluthochdruck? Das dient nicht nur dem Training der Studierenden, sondern macht auch länderspezifische Unterschiede sichtbar, die dann wiederum Themen für künftige Forschungen aufzeigen. An Forschungsthemen mangelt es der jungen Wissenschaft ohnehin nicht. Durch die Akademisierung der früheren Diätassistenz habe sich der wissenschaftliche Anspruch generell gewandelt, lobt Kolm, doch es gibt noch viel zu tun. Zudem seien in der Diätologie viele Ergebnisse leider nicht so handfest. In der Medizin erhält eine Gruppe ein Medikament, die andere das Placebo. Doch wir können unsere Untersuchungsteilnehmer natürlich nicht irgendwo drei Wochen lang festsetzen und bestimmen, was sie wann essen dürfen, sagt Kolm. Daher sei man zumeist auf Ernährungsprotokolle angewiesen, in denen aber, das zeigen Studien, gern das eine oder andere weggelassen werde. Aussagen zu Ursache und Wirkung – beispielsweise: Wer eine bestimmte Diät einsetzt, senkt damit Bluthochdruck – lassen sich daraus nicht ableiten. Wir können immer nur Zusammenhänge darstellen und versuchen dann, die Ursache zu definieren. Generell zeige sich in der Diätologie, dass es die Lösung nicht gibt, sondern viele Optionen. Einige dieser Optionen soll also nun IMPECD aufzeigen. Die Fallbeispiele und die dazugehörigen didaktischen Unterlagen, die an der Artesis Plantijn Hogeschool Antwerpen entwickelt werden, werden dabei auch in einen Onlinekurs eingearbeitet, der die länderspezifischen Unterschiede aufzeigen soll, damit die Studierenden ein Gefühl dafür bekommen, was in den anderen Ländern Usus ist, sagt Kolm. Der Onlinekurs in englischer Sprache wird in Summer-Schools von Studierenden der beteiligten Hochschulen getestet und weiterentwickelt. Technische und didaktische Unterstützung erhält das Projektteam auch vom Service- und Kompetenzzentrum für Innovatives Lehren und Lernen und dem Institut für Creative Media Technologies der FH St. Pölten. Mit Projektende soll der Kurs kostenlos zur Verfügung gestellt werden – für die Ausbildung der künftigen und die Weiterbildung der derzeitigen Diätologen.
| 7Wissenschaft
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Online und weiterhin bei Verkaufsstellen erhältlich. Die Autobahnvignette in der Slowakei ist ab 1. Jänner 2016 nicht mehr in der klassischen Pickerlvariante, sondern als elektronische Vignette erhältlich. Die Gebühr für die E-Vignette kann online auf www.eznamka.sk (auch auf Deutsch) oder an Tankstellen, Selbstbedienungs- bzw. Vignettenverkaufsstellen an den Grenzen entrichtet werden. Darauf wies der ARBÖ am Freitag in einer Aussendung hin. Die Fahrzeugdaten werden elektronisch gespeichert. Es muss keine Bestätigung im Fahrzeug angebracht werden. Der Käufer bekommt erhält jedoch einen Beleg, der Daten zum Fahrzeug sowie zu Typ und Laufzeit der Vignette enthält. Änderungen bezüglich des Fahrzeuges können während der Gültigkeitsdaueronline bekannt gegeben werden.
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Vier Jahre lang genutzt, erste Exploits aufgetaucht – Adobe will demnächst ein Update veröffentlichen. Der umfassende Hack des italienischen Unternehmens Hacking Team hält die Sicherheitscommunity auf Trab. Im 400 GB großen Fundus der internen Dokumente und Kommunikation, der nach wie vor via Bittorrent kursiert, konnte nun auch die Dokumentation einer Flash-Lücke entdeckt werden. Die gefundene Schwachstelle ist hochkritisch und kann die Übernahme des jeweiligen Zielsystems ermöglichen. Betroffen sind alle Flash-Versionen inklusive des neuesten Releases 18.0.0.194. Hacking Team machte seit vier Jahren von ihr Gebrauch, schreibt Ars Technica. Freilich durchforsten nicht nur wohlmeinende Security-Experten den riesigen Datenbestand. Auch für Cyberkriminelle ist das Material ein gefundenes Fressen. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, das nun bereits erste Exploits kursieren, die sich das Flash-Leck zunutze machen. Unangenehm ist das freilich für Adobe, wo der Flash Player entwickelt wird. Erst vor zwei Wochen musste man mit einem Notfalls-Patch eine problematische Schwachstelle bereinigen. Nun hat man für den 8. Juli die Veröffentlichung eines weiteren Updates angekündigt, mit dem das neu bekannt gewordene Problem behoben werden soll.
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Keine offizielle Bestätigung über Verhandlungsposition – Wien größter Einzelwerber unter öffentlichen Stellen. Wien – Wien ist laut den Medientransparenz-Daten der Medienbehörde regelmäßig größter Einzelwerber unter den öffentlichen Stellen Österreichs. 2014 meldete die rot-grün geführte Gemeinde mit den ihr nahestehenden Beteiligungen etwa 41,5 Millionen Euro an Werbeschaltungen. Der Großteil der eingesetzten Werbegelder geht dabei an die reichweitenstarken Boulevard- und Gratismedien Kronen Zeitung, Heute und Österreich. Ein Umstand der bei Opposition und anderen Medienimmer immer wieder für Kritik sorgt. Vor allem die SPÖ bereite damit den Boden für wohlwollende Berichterstattung auf, so der Vorwurf. Die Grünen wollen auf dieses Problem in den anstehenden Regierungsverhandlungen reagieren. Nach APA-Informationen wollen sie die Ausgaben für Inserate und Werbeschaltungen in der neuen Legislaturperiode um 50 Prozent reduzieren. Das Werbevolumen soll demnach pro Jahr um zehn Prozent gekürzt werden. Offiziell wollen die Grünen derzeit – also vor Beginn der Koalitionsgespräche nächste Woche – nicht über Inhalte und Forderungen reden. Somit könne man auch zur Verhandlungsposition in Sachen Inserate nichts sagen, betonte eine Sprecherin gegenüber der APA. Sie verwies jedoch auf Aussagen der grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou in den vergangenen Wochen. Vassilakou hatte wiederholt angekündigt, über die Ausgaben in Sachen Werbung bzw. Information diskutieren zu wollen. Ein konkretes Limit hatte sie bisher jedoch noch nicht genannt. In der SPÖ wollte man sich auf Spekulationen vor den Koalitionsgesprächen nicht einlassen: Wir kommunizieren keine Inhalte, sagte ein Sprecher am Mittwoch auf APA-Anfrage.
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Afghanen und Kurden gerieten laut einem Radiosender aneinander, die Polizei setzte Tränengas ein. Idomeni – Im improvisierten Flüchtlingslager des nordgriechischen Grenzorts Idomeni ist es am Dienstag zu Ausschreitungen gekommen. Afghanen und Kurden bewarfen einander mit Steinen und anderen Gegenständen, berichtete der Radiosender Athina 984. Die Polizei setzte Tränengas ein, bis zur Mittagszeit hatte sich die Lage beruhigt. In Idomeni harren nach wie vor knapp 10.000 Menschen aus, die auf die Öffnung der mazedonischen Grenze hoffen, um weiter nach Mittel- und Nordeuropa zu reisen. Nur mühsam gelingt es der griechischen Polizei, die Menschen dazu zu bewegen, in offizielle staatliche Auffanglager umzusiedeln. Am Dienstag fuhren vom Camp aus lediglich ein Bus und ein Kleinbus mit Flüchtlingen ins östlich von Thessaloniki gelegene Auffanglager der Stadt Lagkadikia. Nach Angaben des griechischen Stabs für die Flüchtlingskrise halten sich derzeit im Land rund 54.000 Flüchtlinge und Migranten auf. Im Moment gibt es auch nur wenige Neuankömmlinge, die von der türkischen Küste auf griechische Ägäis-Inseln übergesetzt haben. Von Montag auf Dienstag seien sieben Menschen illegal eingereist. Seit Inkrafttreten des Flüchtlingspakts zwischen der EU und der Türkei im März können illegal eingereiste Personen von Griechenland zurück in die Türkei abgeschoben werden.
| 1Panorama
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Bürgeranwalt | Kulturpalast | Zeitgeschichte: Der Riss der Zeit | Spuren | West Side Story | Einer von uns: Der Homo sapiens | American Gangster | Bright Lights, Brilliant Minds: Vienna 1908. 17.30 MAGAZINBürgeranwalt Peter Resetarits präsentiert: 1) Bestraft fürs Arbeiten? 2) Nachgefragt – die Einkommens lücke. 3) Behindert nach der Geburt: Jonas und Lukas kamen gesund zur Welt. Dann führte eine Virusinfektion bei den damals Neugeborenen zu gesundheitlichen Komplikationen. Bis 18.20, ORF 2 19.30 MAGAZINKulturpalast Zu Gast bei Nina Fiva Sonnenberg: Künstler Tino Sehgal und die katalanische Performerin Angélica Liddell. Zum Thema: Kunst versus Gottesdienst. Bis 20.00, 3sat 20.15 DOKUMENTATIONZeitgeschichte: Der Riss der Zeit – Die Vertreibung von Intelligenz und Kultur Helene Maimann spürte der Vertreibung nach Hitlers Machtergreifung und ihren Folgen nach und sprach mit der Psychoanalytikerin Elisabeth Brainin, dem Filmhistoriker Christian Cargnelli, dem Wissenschaftshistoriker Friedrich Stadler, der Kunsthis torikerin Sabine Plakolm und dem Soziologen Christian Fleck. Bis 21.05, ORF 3 20.15 WAHRE BEGEBENHEITSpuren (Tracks, AUS 2013, John Curran) Robyn Davidson (Lily Pearl/Mia Wasikowska) plant eine Reise: Sie will 2700 Kilometer durch die australische Wüste bis an die Küste des Indischen Ozeans wandern, begleitet nur von einem Hund und vier Kamelen. Weil ihr das nötige Geld fehlt, arbeitet sie mehrere Monate für einen Kamelhändler. Faszinierender Selbstfindungstrip mit beeindruckenden Naturlandschaften. Bis 22.25, Servus TV 20.15 GESANG UND TANZWest Side Story (USA 1961, Robert Wise/Jerome Robbins) Zwei Jugend banden rivalisieren in einem New Yorker Elendsviertel – die Jets und die Sharks. Tony (Richard Beymer) lässt sich von Riff (Russ Tamblyn), dem Anführer der Jets, überreden, zu einer Tanzveranstaltung zu kommen, bei der auch die Sharks erwartet werden. Natalie Woods, unvergessen als Maria, Maria, Maria, Maria!. Bis 22.40, 3sat 20.15 DOKUMENTATIONSREIHEEiner von uns: Der Homo sapiens – Die afrikanische Wiege Vor 200.000 Jahren streifte der erste Homo sapiens durch die afrikanische Savanne, heute umfasst die Weltbevölkerung mehr als sieben Milliarden Menschen. Die Dokureihe stellt aktuelle Erkenntnisse der Evolutionsforschung vor. Ab 21.10 Uhr: Asien – Die große Reise. Ab 22.05 Uhr: Australien – Ein Volk am Ende der Welt. Bis 23.00, Arte 22.10 HEROINAmerican Gangster (USA 2007, Ridley Scott) Frank Lucas (Denzel Washington), ursprünglich Fahrer eines Mafiabosses, zieht nach dessen Tod ein eigenes Drogenimperium hoch. In den Särgen gefallener Soldaten schmuggelt er Heroin aus Vietnam in die USA. Detective Roberts (Russell Crowe) versucht Lucas zu überführen. Sehr gut gezeichnete Hauptcharaktere. Bis 0.30, ZDF Neo 23.10 DOKUMENTATIONSREIHEBright Lights, Brilliant Minds: Vienna 1908 James Fox erzählt die Geschichte Wiens im Jahr 1908: das Jahr, in dem Gustav Klimt den Kuss malte, Sigmund Freud den Ödipuskomplex entdeckte, und Egon Schiele verstörende Bilder der Menschheit, die auf die puren Grundbedürfnisse reduziert sind, schuf. Aber es war auch die Heimat von Trotzki, Lenin und Hitler. Bis 0.00, BBC World News 1.05 SYSTEM21 (USA 2008, Robert Luketic) Ben (Jim Sturgess) ist ein überragender Student am Massachusetts Institute of Technology. Er träumt davon, ein Medizinstudium aufzunehmen: Dazu braucht er allerdings Geld, sehr viel Geld. Da kommt ihm das Angebot seines Mathematikprofessors Micky Rosa (Kevin Spacey) gerade recht. Spannend und temporeich. Bis 3.00, ORF 1 1.20 MÖRDERISCHZodiac – Die Spur des Killers (USA 2007, David Fincher) Ein Serienmörder tötet Paare. Erst als der Journalist Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal) die Sache in die Hand nimmt, kommt Bewegung in die Ermittlungen. Doch zu welchem Preis: Graysmith muss erkennen, dass sein Interesse am Mörder größer ist, als er dachte. Fincher arbeitete zum Teil noch mit Analogkameras und lieferte ein technisches wie inszenatorisches Meisterstück ab. Bis 3.50, ZDF
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Melzer bezwang US-Gegner Kudla in drei Sätzen, Thiem zog gegen den Spanier Gimeno-Traver nach. New York – Jürgen Melzer hat am Dienstag als zweiter Österreicher nach Andreas Haider-Maurer die zweite Runde der US Open erreicht. Der 34-jährige Niederösterreicher, der sich davor durch drei Runden der Qualifikation kämpfen musste, bezwang den elf Jahre jüngeren US-Amerikaner Denis Kudla (ATP-Nr. 75) nach 1:52 Stunden mit 6:3, 7:5, 6:1. Im nächsten Match bekommt es Österreichs Nummer drei mit einer harten Nuss namens Tomas Berdych (ATP-Nr. 6) zu tun. Der als Nummer sechs gesetzte Tscheche hatte gegen Bjorn Fratangelo keinerlei Probleme und eliminierte den US-Amerikaner mit 6:3, 6:2, 6:4. Das war sicher die beste Partie des bisherigen Turniers, sagte Melzer. Ich habe sehr gut angefangen, eine klare Taktik gehabt und diese eigentlich durchgezogen. Er bewies vor allem im zweiten Satz Kampfgeist, als es bei 0:3 und 0:40 bei eigenem Aufschlag gar nicht gut aussah. Melzer verhinderte das 0:4 und verwandelte einen 2:4-Rückstand noch zum 7:5. Die 2:0-Satzführung nach 1:25 Stunden bedeutete die Vorentscheidung. Im dritten Satz hatte Melzer das Spiel im Griff und nützte die dritte Chance zum dritten Sieg über den Weltranglisten-75. Dominic Thiem komplettierte das Österreicher-Trio in der zweiten Runde. Der als Nummer 20 gesetzte Niederösterreicher, der im Vorjahr in New York das Achtelfinale erreichte, besiegte Daniel Gimeno-Traver (ATP-Nr. 76) bei hohen Temperaturen 7:5, 6:3, 7:5. Thiem feiert damit seinen 22. Geburtstag am Donnerstag auf dem Platz. Ihm gegenüber steht der Usbeke Denis Istomin (ATP-Nr. 70), der den Deutschen Benjamin Becker 6:7 (9/11), 6:4, 6:4, 6:1 besiegte. Auch Melzer spielt erst am Donnerstag wieder, Haider-Maurer hat nach seinem Fünfsatzthriller gegen den Kanadier Vasek Pospisil vom Montag am Mittwoch eine eher unlösbare Aufgabe vor sich: Der 28-Jährige trifft auf die Nummer eins der Welt, Novak Djokovic. Und darf sich auf der größten Tennisbühne der Welt mit dem Serben messen: Das Arthur-Ashe-Stadium fasst 23.771 Fans.
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Plädoyer für Namenseinschübe. Elvis the Pelvis Presley, Cyrus the Virus Grissom, Hannibal the Cannibal Lecter, George the Wappler Bush: Wieso haben wir eigentlich in Österreich nicht so viele schöne Namenseinschübe wie die Amerikaner? Die Einschübe sind kurz, die Einschübe sind pfiffig, die Einschübe sind lustig, manchmal reimen sie sich sogar, und außerdem sind sie nützlich, weil sie schnell eine erste Orientierung über die Eigenheit des Namensträgers liefern. Aus all diesen Gründen erlaubt sich der Krisenkolumnist, der Leserschaft heute Einschubvorschläge für drei markante Vertreter der österreichischen Politszene zu unterbreiten: Statt Gift und Galle versprüht Hofer Assugrin und Stevia, was seinen Auftritten etwas dezidiert Siaßlertes gibt. Wenn der Mann tatsächlich Präsident wird, sollten sich die Diabetiker vor seiner Neujahrsansprache eine Extradosis Insulin spritzen. Aber wer weiß: Vielleicht werden wir uns alle noch wundern, und der Hofer ist weit weniger süß, als er nach außen hin tut. In diesem Fall wird der Krisenkolumnist dann gern mit einem neuen Namenseinschub zu Diensten sein.
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Mit Spendengeldern wurde Forschung finanziert, die nun wichtige Erkenntnisse im Kampf gegen die Krankheit ALS brachte. Vor etwas mehr als einem Jahr fand man im Netz plötzlich zigtausende Menschen, die sich eiskaltes Wasser über den Kopf schütteten: Sie nahmen alle an der sogenannten Ice Bucket Challenge teil, mit der auf die seltene Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) aufmerksam gemacht werden sollte. Von Tim Cook (Apple) über Bill Gates (Microsoft) hin zu Elon Musk (PayPal, Tesla) war die gesamte Elite des Silicon Valley dabei. Aber nicht nur: Das Eiswasser schwappte über den Atlantik auch nach Österreich, wo sich etwa Fußballer David Alaba, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache oder Zib-Moderator Armin Wolf beim kalten Vergnügen filmten. Die Aktion, die von einigen Organisationen auch als sinnlos oder Marketing-Gag bezeichnet worden ist, hat allerdings tatsächlich etwas gebracht: Mehr als 220 Millionen Dollar (also 197,8 Millionen Euro) sollen in die Forschung geflossen sein. Mit diesem Geld gelang es Forschern der John Hopkins Universität laut Washington Post, entscheidende neue Erkenntnisse über ALS zu gewinnen. So konnte in Experimenten mit Mäusen ein bestimmtes Protein, das bei ALS-Patienten defekt ist, imitiert werden. Langfristig bedeutet dies sogar eine Heilungschance. Laut Philip Wong, der die Forschungen leitet, könnten die Ergebnisse auch für zahlreiche weitere Krankheiten von Nutzen sein. Denn auch das wurde an der Ice Bucket Challenge kritisiert: In den USA leben rund 15.000 Erkrankte – es gibt tödliche Krankheiten mit weitaus mehr Betroffenen. Daher wurde befürchtet, die Konzentration auf ALS würde Spenden von weiter verbreiteten Krankheiten abziehen. Jetzt soll es übrigens ein Revival der Ice Bucket Challenge geben.
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Anders als in der Privatwirtschaft gilt die Ruhepause von Beamten als bezahlte Dienstzeit, bestätigt der Verwaltungsgerichtshof. Wien – Ein Urteil des Höchstgerichts zur Arbeitszeit von Beamten sorgt für Unruhe in der Post und hat Auswirkungen für alle Beamten in Österreich. Der Verwaltungsgerichtshof entschied, dass Beamte – anders als Beschäftigte in der Privatwirtschaft – die gesetzliche halbstündige Ruhepause in der Dienstzeit nehmen dürfen. Andere Arbeitnehmer müssen dies in ihrer unbezahlten Freizeit tun; der Arbeitstag verlängert sich dadurch im Normalfall um eine halbe Stunde. Dadurch wird eine 37,5-Stunden-Woche für alle 200.000 Bundes- und Landesbeamten rechtskräftig festgeschrieben; die normale Wochenarbeitszeit beträgt 40 Stunden. Anlass der Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs (21. 1. 2016, RA 2015/120051-3), die dem STANDARD vorliegt, war die Klage von Martin A., der als Altpostler ein Beamtendienstverhältnis hat und der teilprivatisierten Post AG zugewiesen wurde. Er wollte nicht einsehen, warum er so wie die anderen Vertragsbediensteten seine halbstündige Ruhepause in der Freizeit nehmen muss. Er arbeite somit 8,5 Stunden am Tag, werde aber nur für acht Stunden bezahlt. Im Arbeitszeitgesetz ist das für alle Angestellten genau so geregelt, doch die Lage für Beamte war unklar, weil bis Ende der 1990er-Jahre für sie keine Ruhepause per Gesetz vorgeschrieben war. Das geschah erst mit der Umsetzung der EU-Arbeitszeitrichtlinie, die 30 Minuten Pause nach sechs Stunden Arbeit vorsieht. In Paragraf 48 des damals novellierten Beamtendienstrechtsgesetzes heißt es, dass diese Ruhepause zu gewähren ist. Das Bundesverwaltungsgericht, das im September darüber entschied, legte diese Formulierung so aus, dass die Ruhepause zwingend bezahlt werden muss. Für den Verwaltungsgerichtshof war diese Interpretation so schlüssig, dass er die vom Personalamt der Post beantragte Revision ohne vertiefte Prüfung der Sachlage, die bei Causen mit erheblichen Auswirkungen üblich ist, zurückwies. Damit gilt nun für alle österreichischen Beamten eine 37,5-Stunden-Woche, sagt Christoph Kietaibl, Professor für Privatrecht an der Universität Klagenfurt. Kietaibl, der zum Thema Ruhepausen für Beamte publiziert hat, hält die Entscheidung für schwer nachvollziehbar. Einerseits werde damit die Zweiklassengesellschaft in der Arbeitswelt festgeschrieben, andererseits passe diese Auslegung auch nicht zum übrigen Beamtendienstrecht. Das Beamtendienstverhältnis ist entgeltlich, daher muss man von seinem Wesen her Freizeit nicht bezahlen, sagt Kietaibl. Auch die Bereitschaftszeiten für Beamte sind keine Dienstzeit, warum sollten es dann die Pausenzeiten sein, in denen man nicht tätig ist? In der Praxis dürfte die Entscheidung kaum große Auswirkungen haben, glaubt Kietaibl. Denn in den meisten Dienststellen werde die Mittagspause ohnehin in der Dienstzeit konsumiert. Jetzt wurde rechtlich abgesegnet, was vielfach so gelebt wurde. Für Post, Telekom Austria und andere Unternehmen, in denen Beamte neben Angestellten arbeiten, ist die Entscheidung allerdings ein Ärgernis. Es ist nicht einsichtig, warum die einen 40-Stunden-Woche haben und die anderen nur eine 37,5-Stunden-Woche, sagt er. In der Post tobt mittlerweile ein Streit über die Auswirkungen des VwGH-Spruchs. Die Personalvertretung, genau genommen die Christgewerkschafter im Personalausschuss, fordern vom Personalamt der Post eine Nachzahlung der bisher entgangenen Entgelte, was pro Person mehrere Tausend Euro ausmachen kann. Die Post gibt sich unbeeindruckt: Der Spruch gelte nur für jene rund 80 beamteten Dienstnehmer in der Briefzustellung, die 2012 nicht in das neue Arbeitszeitmodell gewechselt seien. Für alle anderen rund 8.000 Briefzusteller gelte die Gleitzeit-Betriebsvereinbarung Ist-Zeit, in der die unbezahlte Pause für die Essenseinnahme mit der ruhegenussfähigen Zulage PT8/A (monatlich 231,80 Euro) abgegolten wird. Wer nun ins alte System zurückwechsle, verliere die Zulage, die auch pensionserhöhend wirkt, sagt Post-Sprecher Michael Homola. In allen anderen Geschäftsbereichen ist laut Post-Personalamt eine Pause außerhalb der Dienstzeit explizit nicht normiert. Die rund 80 Beamten der Klägergruppe zieht die Post nun aus der Briefzustellung ab, versetzt sie in andere Geschäftsbereiche. Sie bekommen neue Bescheide, die Versetzungsverfahren seien bereits eingeleitet, heißt es in Stellungnahme des Personalamts an die Personalvertretung.
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Ex-Verfassungsgerichtspräsident: Beschränkung von Cash-Zahlungen ist verfassungswidrig. Berlin – Die geplante Beschränkung von Bargeldzahlungen ist nach Ansicht des früheren Präsidenten des deutschen Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, verfassungswidrig. Dies wären nicht gerechtfertigte Eingriffe in Freiheitsrechte, nämlich in die Vertragsfreiheit und Privatautonomie, sagte Papier der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der SPD-Finanzexperte Carsten Schneider verteidigte die geplante Bargeldobergrenze als wichtiges Mittel im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Eine gesetzliche Bargeldobergrenze und der Zwang, auf elektronische Zahlungsmittel zurückzugreifen, bedeuteten einen kräftigen Schritt hin zur weiteren Reglementierung, Erfassung und verdachtslosen Registrierung, sagte Ex-Verfassungsrichter Papier der FAZ vom Dienstag. Dabei habe das Verfassungsgericht immer wieder betont, dass die Freiheitswahrnehmung der Bürger nicht total erfasst und registriert werden dürfe. Zudem sei wohl nicht hinreichend nachweisbar, dass Beschränkungen zum Schutz des Gemeinwohls geeignet und erforderlich seien, sagte Papier. Mit solch vagen Vermutungen und globalen Verdächtigungen können die Freiheitseingriffe nicht legitimiert werden. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Schneider hingegen bezeichnete die geplante Bargeldobergrenze als wichtig. Sie macht Sinn, wenn sie eingebettet ist in ein Gesamtpaket, um Geldwäsche zu bekämpfen, sagte Schneider der Saarbrücker Zeitung. Deshalb plädiere er auch für die Abschaffung des 500-Euro-Scheins. Das ist das Zahlungsmittel bei Schwarzgeld im großen Stil. Außerdem müssten die Geldwäsche-Richtlinien für den Immobilienbereich verschärft werden. Deutschland sei ein Eldorado für Geldwäsche, sagte Schneider. Jährlich würden rund 60 Mrd. Euro gewaschen und nur ein Prozent der kriminellen Gelder eingezogen. Der Staat könne dies nicht akzeptieren und müsse den Kriminellen das Leben so schwer wie möglich machen. Normale Verbraucher könnten einen Gebrauchtwagen statt mit Bargeld auch mit einem bestätigten Bankscheck kaufen, verwies Schneider auf eigene Erfahrungen. Die Abschaffung des Bargelds sei nicht geplant, versicherte er. Die deutsche Regierung hatte in der vergangenen Woche angekündigt, sich im Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung für eine EU-weite einheitliche Obergrenze bei Bargeldzahlungen einzusetzen. Das Finanzministerium sprach von einer Größenordnung von 5.000 Euro. Bargeldtransaktionen verliefen anonym und seien im Gegensatz zu kontenbasierten Transaktionen nicht überprüfbar, begründete das Ministerium den Vorstoß. Hans-Olaf Henkel, ehemaliger Unternehmer und Europaabgeordneter der von der AfD abgespaltenen Allianz für Fortschritt und Aufbruch (Alfa), bezeichnete die geplante Bargeldobergrenze als Einstieg in einen totalen finanztechnischen Überwachungsstaat. Die Obergrenze sei lediglich der Versuch, die Leute an den Gedanken zu gewöhnen, sagte er der Zeitung Welt.
| 3Wirtschaft
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"Post Cloud Enterprise" soll Klein- und Mittelbetrieben Personaleinsparungen ermöglichen. Die Post will künftig auch kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) die Digitalisierung ihres Post- und Dokumentenverkehrs anbieten und tut sich dafür mit dem Linzer Software- und Cloud-Anbieter Fabasoft zusammen, der die technische Basis liefert. Das Angebot hat den Markennamen Post Cloud Enterprise und soll den KMU ermöglichen, Personal und damit Kosten zu sparen. Ziel sei es, den gesamten Posteingang im Unternehmen elektronisch weiterverarbeiten zu können, erklärte Post-Vorstand Walter Hitziger am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien. Mit der UNIQA und anderen Finanzdienstleistern habe man bereits Projekte umgesetzt, in denen die Eingangspost digitalisiert – also gescannt – und je nach Inhalt automatisch den richtigen Sachbearbeitern zugeordnet und mit anderen Geschäftsdokumenten zusammengeführt wird. Das wolle man nun auch KMUs ermöglichen, sagte Hitziger. Große Unternehmen bekommen so zwischen fünf- und zehntausend Briefe pro Tag, erklärte Georg Mündl, der bei der Post das Geschäftsfeld Mail Solutions leitet. Die würden dann hundert Leute brauchen, die diese Briefe alle aufmachen, anlesen und weiterverarbeiten. Das ist nicht mehr so, sondern große Unternehmen bekommen diese Dokumente bereits vorbearbeitet zur Verfügung gestellt. Kleinere Unternehmen hätten oft nicht die elektronische Infrastruktur, um digitale Dokumente weiter zu verarbeiten – an sie richte sich das Angebot von Post und Fabasoft einer digitalen Post- und Dokumentenmanagement-Lösung. Das Angebot eigne sich vor allem für Firmen mit einem erhöhten Kommunikationsaufwand, erklärte Mündl, etwa für Steuerberater, aber auch für mittlere Industriebetriebe. Letztlich geht es um Personalabbau. So ein System ersetzt ja bisherige manuelle Tätigkeiten, in der Buchhaltung, im Posthandling usw. Wenn ein Unternehmen nicht die Möglichkeiten hat, sich von der Personalstruktur anzupassen, dann wird man auch die Einsparungen hier nicht heben. Ein Unternehmen mit 50 oder 100 Leuten erspare sich drei, vier, fünf Manipulatoren, die in so einem Unternehmen einfach wegfallen. Nach Berechnungen der Post sind durch digitale Verarbeitung, Bereitstellung und Archivierung im Vergleich zur physischen Bearbeitung von Dokumenten bis zu 50 Prozent Kostenersparnis in der Dokumentenlogistik von Unternehmen möglich. Die Kosten für die Post Cloud Enterprise seien von der Art und Größe des jeweiligen Unternehmens abhängig, sagte Mündl. Für einen mittleren Steuerberater mit 20 Arbeitsplätzen könnten das beispielsweise einmalig 12.000 Euro sein, dazu kämen Lizenzgebühren von 10 bis 60 Euro pro Monat und Arbeitsplatz. Darin nicht enthalten seien Kosten für die Datenarchivierung. Welches zusätzliche Geschäftsvolumen sich die Post davon verspricht, wollte Hitziger nicht verraten. Fabasoft fungiert als Lieferant der Post, die gegenüber ihren Kunden alleine auftritt.
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Juristen üben Kritik am Umgang mit Schlepperei. Wien – Der sogenannte Refugee-Konvoi, ein Autokonvoi zur Fluchthilfe auf Etappen der Balkanroute in Richtung Deutschland, hat ein strafrechtliches Nachspiel: Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt laut STANDARD-Informationen gegen zumindest drei Teilnehmende wegen des Verdachts auf Schlepperei. Die Staatsanwaltschaft Wien bestätigt, dass Ermittlungen zumindest gegen einen Tatverdächtigen laufen, mehr könne man derzeit noch nicht sagen, da man den Polizeibericht abwarte. Es geht um den Konvoi von Ungarn nach Wien am 6. September 2015. Rund 150 Autos fuhren an jenem Tag von Wien nach Györ und Budapest, um Flüchtlingen eine sichere und kostenlose Weiterreise zu ermöglichen. Strafrechtliche Ermittlungen gibt es auch gegen eine zweite Fluchthilfeinitiative. Die von Deutschland aus lancierte Onlineplattform fluchthelfer.in, die zu privatem Fluchthilfeengagement aufruft und Tipps gibt, wie man sich dabei vor Strafverfolgung schützt, steht im Fokus eines Ermittlungsverfahrens gegen unbekannt an der Staatsanwaltschaft (StA) Linz. Wobei es hier nicht um Schlepperei, sondern ums Auffordern zu Straftaten beziehungsweise zum Ungehorsam gegen Gesetze geht, wofür im Fall einer Verurteilung maximal zwei Jahre Freiheitsstrafe vorgesehen sind. Allerdings ist unwahrscheinlich, dass das Ermittlungsverfahren in Linz bleibt: Auch in Deutschland werde gegen die Plattform ermittelt, in den nächsten Wochen kläre man, ob der Fall dorthin wandert, heißt es in Linz. Kritik am Umgang des Staates mit Fluchthilfe wurde Dienstagabend auch auf einer Tagung des Instituts für Kriminologie am Wiener Juridicum laut. Der Staat kurble den Schleppermarkt erst an, indem er legale Fluchtwege unmöglich mache, sagt Michael Platzer, Gesandter des Academic Council on the United Nations System (ACUNS) in Wien. Der Jurist plädiert für die gänzliche Abschaffung des Schlepperparagrafen, der nur die Preise in die Höhe treibt. Auch die jüngste Asylrechtsverschärfung, die es Flüchtlingen schwerer macht, ihre Familien nachzuholen, treibe die Angehörigen nur in die Arme von Schleusern, hieß es. Je schwieriger die Einreise, je schärfer die Schlepperbekämpfung, desto höher die Schlepperpreise – dieses Gesetz habe schon zur Zeit der Massenflucht aus der DDR in den Westen gegolten, sagt der Berliner Historiker Clemens Villinger. Je dichter die Grenze, desto mehr wurden idealistische Fluchthelfer durch professionelle Schleuser verdrängt, denn ein Tunnelbau erfordert lange Vorbereitung. In den Siebzigerjahren blätterten DDR-Flüchtlinge im Schnitt bis zu 30.000 Deutsche Mark pro Schleppung hin – zum Vergleich: Ein fabriksneuer Trabant kostete 1985 2.000 Deutsche Mark, sagte Villinger, der es interessant findet, wie selektiv die historische Wahrnehmung ist: Fluchthelfer von damals würden heute mit Verdienstkreuzen geehrt, die Fluchthelfer dieser Tage klage man als Schlepper an. Wie das geschieht, sei oft unverhältnismäßig, meint der in Schleppereiverfahren erfahrene Wiener Strafverteidiger Josef Phillip Bischof: Zwar sehe das Gesetz vor, dass nur dann Schlepperei vorliegt, wenn sich der Schleuser bereichert habe – aber da reicht schon die Einladung auf ein Mittagessen. Dass das Gesetz keine Geringfügigkeitsgrenze vorsieht, sei ein massives Manko. Uns geht es um die schweren Fälle, widerspricht Gerald Tatzgern, Leiter der Anti-Schlepperei-Zentralstelle im Bundeskriminalamt: Schleuser würden skrupellos und ausbeuterisch vorgehen, deren Bekämpfung diene also dem Schutz der Geflüchteten. Die auf Fremdenrechtscausen spezialisierte Wiener Richterin Stephanie Öner kann aus den ihr anvertrauten Schleppereiverfahren kein Bild des typischen Schleppers zeichnen. Schwerkriminelle Schlepper sind in Österreich aber sicher nicht der Großteil, so Öner. Schlepper übernehmen Dienste, die eigentlich Aufgabe des Staates wären, sagt Strafrechtler Andreas Schloenhardt – nämlich Flüchtlingen eine sichere Reise zu ermöglichen. Die EU gehe zu passiv mit Flucht und Migration um: Anstatt Flüchtlinge gezielt aus Krisengebieten zu holen und hier anzusiedeln, warte Europa darauf, bis Flüchtlinge den hochriskanten Weg mit hohen Kosten selbst bewältigt hätten, um hier ihren Asylantrag stellen zu können. Schloenhardt rät zur Wiedereinführung des Botschaftsasyls zu gezieltem Resettlement und zur Einrichtung weiterer UN-betreuter Transitcamps in Drittstaaten.
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AC Milan bestätigte Verpflichtung von Kevin-Prince Boateng – Vertrag bei Schalke aufgelöst. Mailand – Kevin-Prince Boateng kehrt zum AC Milan zurück und hat einen Vertrag bis Saisonende unterschrieben. Die Italiener bestätigten den bereits im Dezember angekündigten Transfer am Dienstag. Jetzt ist es offiziell: Willkommen zurück in der Mannschaft, Prince!, schrieb der Klub auf Twitter. Der 28-Jährige hatte bereits von 2011 bis 2013 für die Rossoneri gespielt. Ende August 2013 war er für rund zehn Millionen Euro Ablöse zu Schalke 04 gewechselt, dort wurde der Vertrag vor einem Monat aufgelöst.
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Der US-Außenminister beginnt eine Medienoffensive, um die amerikanische Öffentlichkeit und den US-Kongress von dem Abkommen zu überzeugen. Washington/Tel Aviv – US-Außenminister John Kerry hat nach eigenen Angaben versucht, die von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu geäußerten Bedenken gegen den Atom-Deal mit dem Iran zu zerstreuen. Es wäre Fantasie, zu glauben, man könne mit dem Iran einen besseren Deal als das in Wien ausgehandelte Abkommen erzielen, erklärte Kerry. Er äußerte sich in diesem Sinne in mehreren Interviews, die Teil einer Medienoffensive der Regierung von US-Präsident Barack Obama waren, um die amerikanische Öffentlichkeit, den US-Kongress und Israel vom Atom-Deal mit Teheran zu überzeugen. Die US-Regierung legte am Sonntag das Atomabkommen mit dem Iran dem Kongress zur Begutachtung vor. Dieser hat nun ab Montag 60 Tage Zeit, um darüber zu beraten und abzustimmen. Kerry sagte nach Angaben der israelischen Nachrichtenseite ynet von Sonntag in einem Interview mit dem Sender PBS, er habe zuletzt am Donnerstag mit Netanyahu telefoniert. Auch während der Atomverhandlungen in Wien sei er regelmäßig mit dem israelischen Premier in Kontakt gestanden. Der US-Außenminister wies die Forderung Netanyahus zurück, der Westen solle den Druck auf den Iran solange aufrechterhalten, bis dieser seine atomaren Ambitionen aufgibt. Sie werden nicht durch die Sanktionen gebrochen, das ist bewiesen, meinte er. Sollte der Kongress das Abkommen zu Fall bringen, dann wird es einen Konflikt in der Region geben. Der Atom-Deal sei die einzige Alternative, warnte Kerry. Wenn die USA Nein sagen, wird der Ayatollah nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren. Wer kann ihm dann unter diesen Umständen die Schuld geben?, so der US-Außenminister. Kerry trat auch Bedenken entgegen, dass der Iran seine neu gewonnen finanziellen Möglichkeiten nutzen werde, um seine Verbündeten in der Region zu unterstützen und seinen militärischen Einfluss auszubauen und damit direkt Israels Sicherheitsinteressen zu gefährden. Sie dürfen das nicht tun, nicht einmal außerhalb dieses Abkommens, betonte der Außenminister. Es gebe eine UN-Resolution, die dem Iran verbiete, Mittel an die Hisbollah zu transferieren. Laut Kerry wird es der Iran überhaupt schwer haben, zusätzliche Geldmittel für seine Verbündeten in den nächsten Jahren locker zu machen. Präsident (Hassan) Rohani muss jetzt an das iranische Volk liefern. Sie haben hohe Erwartungen an dieses Abkommen und hoffen auf eine Änderung ihrer Lebensbedingungen. Der Iran muss 300 Milliarden Dollar (275,5 Mrd. Euro) aufwenden, um seine Ölindustrie wieder auf den Stand vor fünf Jahren zu bringen. Kerry wies auch auf das iranische Verteidigungsbudget hin, das jährlich 15 Milliarden Dollar betrage. Die Golfstaaten würden 130 Milliarden pro Jahr dafür ausgeben. Der US-Außenminister versicherte, man werde die militärischen Kapazitäten anderer Staaten weiter ausbauen, um den Einfluss des Iran zurückzudrängen. Netanyahu setzt seinen Kampf gegen das Atomabkommen mit dem Iran unvermindert fort. Am Sonntag rief er die Mitglieder des US-Kongresses auf, sich für einen besseren Deal mit Teheran einzusetzen, wie die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete. Ich denke, das einzig richte ist, mit diesem Deal einfach Schluss zu machen. Man kann vieles tun, um die Aggression des Iran zu stoppen und dieser Deal gehört nicht dazu, sagte Netanyahu in einem Interview mit dem US-Sender CBS. Er fühle sich verpflichtet, das zu sagen, denn das Atomabkommen gefährde sein Land, die Region und die Welt. Israel könne sich niemals sicher fühlen, wenn das Abkommen in Kraft trete.
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Vier Jahre nach der Havarie wird an der Verschrottung des Wracks gearbeitet. Der Unglückskapitän ist weiter auf freiem Fuß. Der fast dreihundert Meter lange Rosthaufen, der im Superbacino (Super-Becken) nahe dem alten Hafen von Genua liegt, ist bei näherem Hinsehen immer noch als ehemaliges Schiff erkennbar. Auch der Schriftzug Costa Concordia am Bug ist lesbar. Doch sonst erinnert bei dem Wrack nicht mehr viel an das einst größte italienische Kreuzfahrtschiff, das vor genau vier Jahren vor der toskanischen Insel Giglio mit mehr als 4000 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord einen Felsen gerammt hatte und vor der Hafeneinfahrt gestrandet war. Eineinhalb Jahre nach dem Beginn der Verschrottungsarbeiten sind von den 14 Stockwerken des früheren Luxusliners nur noch fünf Etagen übrig geblieben. 150 bis 250 Arbeiter und Techniker haben in den vergangenen Monaten den Schiffsbauch weitgehend geleert: Inneneinrichtungen, Verkleidungen, Isoliermaterial, Belüftungsanlagen, Küchen, Treppen, Geländer und vieles mehr musste entfernt werden, ehe damit begonnen werden konnte, das Schiff von oben her mit Schneidbrennern und anderem schwerem Gerät zu zerlegen und schließlich Stück für Stück in ein Stahlwerk in der Nähe von Brescia abzutransportieren. Das Innere des Schiffs, wo einst Restaurants und Bars, Casinos und Wellness-Center, Salons und Suiten die Kreuzfahrtpassagiere erfreuten, ist nun in maroden, stillgelegten Industriehallen untergebracht. Die Abwrackung der Costa Concordia ist das bedeutendste Projekt dieser Art, das in Italien und vielleicht sogar in der Welt je durchgeführt wurde, sagt Ferdinando Garré, Chef des Consorzio Ship Recycling, das die Verschrottung durchführt. Dafür erhält das private Konsortium etwa 95 Millionen Dollar von der US-Kreuzfahrtgesellschaft Carnival, zu der die Reederei der Costa Concordia gehört. Hinzu kommen Erlöse aus dem Recycling: Laut Garré können 100 Prozent des beim Bau der Costa Concordia verwendeten Stahls wiederverwertet werden – rund 50.000 Tonnen. Das wird zu weiteren Einnahmen von 14 Millionen Euro führen. Vom übrigen Material können 80 Prozent wiederverwendet werden. Die erste Phase der Abwrackung hatte am 27. Juli 2014 begonnen, als die Costa Concordia nach ihrer spektakulären Bergung vor Giglio und einer mehrtägigen Reise an den Seilen von vier Schleppschiffen im Hafen von Pra-Voltri bei Genua angekommen war. Dort war das Wrack zunächst um 5700 Tonnen Material erleichtert worden, um seinen Tiefgang zu verringern und es im Mai 2015 in das weniger tiefe Superbacino von Genua schleppen zu können. Seither läuft die zweite Phase, in welcher die Costa Concordia bis zur Brücke 2 demontiert wird. Dann wird sie leicht genug sein, um ins Trockendock einer Genueser Werft gebracht zu werden, wo in einer dritten Phase der Rest des Schiffs zerlegt wird. Voraussichtlich bis Ende des Jahres wird die Costa Concordia verschwunden sein – außer einer Gedenktafel an der Hafenmauer von Giglio wird dann nichts mehr an das Passagierschiff-Unglück erinnern. 32 Menschen hatten bei der Havarie vom 13. Jänner 2012 ihr Leben verloren; später starb bei den Bergungsarbeiten auch noch ein Taucher. Verursacht wurde die Tragödie durch ein Manöver von Kapitän Francesco Schettino, der sein Schiff viel zu nahe an Giglio gesteuert hatte. Kapitän Feigling – so wurde Schettino von Medien genannt, weil er sein Schiff frühzeitig verlassen hatte, obwohl sich noch zahlreiche Passagiere darauf befanden – ist im Februar 2015 wegen fahrlässiger Tötung und anderen Delikten zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Beide Seiten legten Berufung ein. Für den neuen Prozess wurde noch kein Termin festgelegt. Schettino befindet sich auf freiem Fuß – laut Gericht bestehe keine Fluchtgefahr.
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Marketing Rockstars geht jetzt als Fifteen Seconds weiter – Erste Speaker für das Festival in Graz im Juni 2016 bekannt. Wien – Marketing Rockstars geht künftig als Festival Fifteen Seconds weiter. Laut Veranstalter soll es ein Festival für Vordenker sein, das am 16. und 17. Juni 2016 in der Stadthalle Graz stattfindet. Insgesamt sollen laut den Initiatoren 80 Speaker nach Graz gebracht werden. Ein paar Namen sind schon bekannt, darunter befinden sich etwa Jean-Remy von Matt (Gründer von Jung von Matt), Anne Gowan (Head of Direct, The Guardian) oder Steve Cumming (Head of Partnerships, Chelsea FC).
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Windows-Fassung erscheint Ende Jänner mit neuen Features. Das im Herbst 2015 für Xbox One und X360 erschienene Action-Adventure Rise of the Tomb Raider wird am 29. Jänner für Windows-PC in den Handel kommen. Die Portierung wird von Nixxes Software in Zusammenarbeit mit Hersteller Crystal Dynamics vorgenommen. Gegenüber der Konsolenversion wird die Unterstützung erweiterter Grafikfeatures versprochen – sofern der eingesetzte Rechner leistungsstark genug ist. Zu den neuen Features zählen Unterstützung für Windows 10, 4K-Bildschirmauflösungen, sowie für die neue VXAO-Technologie von NVIDIA. Einen Eindruck von den grafischen Verbesserungen geben einige Screenshots der PC-Version. Folgende Mindestanforderungen stellt der Hersteller an PC-Spieler: Im jüngsten Kapitel ihres Abenteuers muss Lara Croft ihre gewonnenen Fähigkeiten und Instinkte nutzen, um in Sibirien neue Gefährten zu gewinnen und das Geheimnis der Unsterblichkeit vor der skrupellosen Trinity-Organisation zu finden. Eine bildschöne, abwechslungsreiche Tour de Force, die die rätselreichen Wurzeln der Serie oft in Nebenschauplätzen versteckt und auf ebenso viel Blut wie Mystik setzt. In seiner Gesamtheit ist es aber vor allem eines: Große Unterhaltung vor den Kulissen einer fantastischen Welt der Sagen, die so nur in Spielen zum Leben erweckt werden kann, hieß es in der GameStandard-Wahl zu den besten Blockbuster-Games des vergangenen Jahres.
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Romano Prodi warnt vor politischer Lähmung der EU. Für Romano Prodi ist es keine Frage, ob die Balkanländer zur EU gehören sollen; es gehe höchstens darum, wann sie zur Union stoßen. Europa ohne Balkan – ohne Serbien, ohne Albanien – ist kein Europa, sagt der ehemalige EU-Kommissionspräsident im Gespräch mit dem STANDARD. Die Kritik, dass die EU während seiner Brüsseler Amtszeit (1999-2004) zu schnell und zu stark gewachsen sei, lässt Prodi nicht gelten. Es ist wahr, wir wollten fünf neue EU-Staaten innerhalb von zehn Jahren aufnehmen, aber wir haben zehn Staaten in fünf Jahren integriert, so Prodi. Es habe damals eine Umbruchstimmung geherrscht, viele ehemalige Sowjetstaaten hätten zu Europa tendiert. Man habe sie damals nicht fallenlassen können. Immerhin gibt Prodi, auch mehrmaliger Regierungschef in Italien, zu: Wer hätte damals gedacht, dass ausgerechnet jene Länder, denen man am meisten unter die Arme griff – etwa Polen oder Ungarn -, sich nur wenige Jahre später einem Nationalismus pur zuwenden würden? Ein Problem habe sich aber nicht geändert: Ob neun oder 25 Staaten: Das Sorgenkind hieß immer Großbritannien. Dennoch zeigt sich Prodi überzeugt, dass das britische Referendum zugunsten der EU ausgehen und sich der Einigungsprozess in der EU danach beschleunigen wird. Die aktuelle Angst vor Terrorismus auf europäischem Boden habe zu Verunsicherung geführt, meint Prodi. Ob sie auch zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und zu Unruhen auf den Märkten führen wird, hänge davon ab, wie die EU mit dem Problem umgeht. Ich plädiere für mehr Weisheit, rät er. Er sehe, dass das heutige Europa auf der Stelle trete. Seit Jahren hat es keine Fortschritte mehr gegeben. Der Stillstand sei primär darin begründet, dass wirtschaftliche Reformen wie die Bankenunion kaum von politischen Reformen flankiert wurden. Es fehlt an Staatsmännern, die die EU voranbringen und die nötigen politischen Reformen einleiten. Frankreich sei geschwächt, und Großbritannien habe mit den Referendumsplänen Selbstmord begangen. Daher sei die Führungsposition an Deutschland gefallen. Prodi sieht momentan wenig Möglichkeiten, Europa voranzubringen: Es gebe weder eine einheitliche Außen- noch Verteidigungsstrategie, auch am Zustandekommen einer EU-Strategie gegen den Terrorismus hegt er Zweifel. Bevor über Interventionen gesprochen werden könne, müssen sich die EU-Partner – gemeinsam mit den USA – über das Danach einig werden. Wir werden aus purer Höflichkeit an den Verhandlungstisch eingeladen. Kritische Worte findet der studierte Nationalökonom auch in Sachen Wirtschaftskompetenz der Union: Dazu zählte der Super-Euro, der im Vergleich zum chinesischen Yuan und zum US-Dollar zu stark aufgewertet worden sei. Chinesen und Amerikaner haben unter dem Tisch verhandelt, um den Euro in eine Superposition zu zwingen. Erst EZB-Präsident Mario Draghi sei es gelungen, den Euro abzuwerten, um eine Parität zwischen dem Euro- und Dollarkurs zu erzielen. Draghi habe der EU-Wirtschaft einen enormen Dienst erwiesen. Wir bräuchten auch auf politischer Ebene einen Draghi, denn Europa sei wie Italien in der Renaissance: viele Stadtstaaten, die ihren eigenen Weg gehen. Wir aber warten auf einen Karl V., der die Stadtstaaten vereinigt. Ein Vorbild sieht Prodi, der in Schanghai unterrichtet, verblüffenderweise in China: Das Land werde seine Probleme, etwa die Korruption, schnell in den Griff bekommen. Das Interesse der Studenten, ihr System zu ändern, ist dort größer als hier.
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Klarer 3:0-Erfolg der Hütteldorfer am Verteilerkreis, die Veilchen präsentierten sich harmlos. Wien – Vor Anpfiff wurde am Sonntagnachmittag in der Generali-Arena eine Trauerminute für Trifon Iwanow abgehalten. Der Bulgare ist am Samstag im Alter von 50 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Da er in den 90ern sowohl für Rapid als auch die Austria verteidigt hatte, war es ein berührender Moment der Stille. Iwanow war eine bemerkenswerte Erscheinung, ein Original mit Vollbart, er blickte grimmig drein, seine Beine waren zu einem wunderbaren O geformt. Mit Rapid wurde er 1996 Meister, erreichte das Europacupfinale, sein damaliger Mannschaftskollege Zoran Barisic erinnert sich an einen großartigen Menschen und Fußballer. Wenn er wollte, war er Weltklasse. Iwanow wollte nicht immer, er war für jeden Trainer eine Herausforderung. Im Rapid-Dress bestritt er 53 Liga- und 17 Europacuppartien, in Violett lief er elfmal auf. Beide Teams bestritten das 316. Derby mit Trauerflor. Gastgeber Thorsten Fink nominierte die erwartete Startelf, Barisic verblüffte leicht, er brachte Thomas Murg anstelle von Philipp Schobesberger als rechte Sturmspitze. Kapitän Steffen Hofmann war nach seiner Gelbsperre logischerweise wieder dabei, der 35-jährige Deutsche kürte sich zum landesweiten Rekord-Legionär, es war sein 396. Liga-Einsatz, was der Austria aber eher wurscht war. Erwartet wurde ein intensives, kampfbetontes Spiel. Und es ging forsch zur Sache, hohes Tempo, Torraumszenen auf beiden Seiten. 9. Minute: Genialer Pass von Hofmann auf Murg, der 21-Jährige macht trocken das 1:0. Allerdings ist der Schütze knapp im Abseits gestanden, dem Schiedsrichterteam um Chef Alexander Harkam ist das entgangen. 14. Minute: Jelic wird knapp innerhalb des Strafraums von Vance Shikow gefoult, diesmal liegt Harkam richtig, Hofmann verwandelt den Elfer zum 2:0. Die Austria war rechtschaffen geschockt, Rapid kontrollierte die Partie mit einer Souveränität, die beim 0:1 im Cup gegen die Admira vermisst wurde. Pause. Fink brachte Stürmer Kevin Friesenbichler. Die Austria baute mangels Alternative Druck auf, das gelang sporadisch. Rapid übte sich eher in Passivität, Mario Sonnleitner rettete auf der Linie (69.). 72. Minute: Nach einem Konter erhöht Jelic auf 3:0. Fink sagte: Ein trauriger Tag. Barisic sprach: Wir waren giftig, sind ein intaktes Team. Die Generalprobe für die Europa League am Donnerstag in Valencia ist also vorzüglich geglückt. Die Hütteldorfer sind nun punktegleich mit Salzburg Zweiter, das nächste Derby kommt bestimmt. (Christian Hackl, 14.2.2016) FK Austria Wien – SK Rapid Wien 0:3 (0:2)Generali-Arena, 12.500 Zuschauer (ausverkauft), SR Harkam Torfolge: 0:1 (9.) Murg0:2 (14.) S. Hofmann (Foulelfmeter)0:3 (72.) Jelic Austria: Hadzikic – Koch, Sikov, Rotpuller, Martschinko – Holzhauser, Serbest – Gorgon, Kehat (46. Friesenbichler), Venuto – Kayode Rapid: Strebinger – Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Stangl – Petsos, Schwab – Murg (66. Schobesberger), S. Hofmann (60. Grahovac), F. Kainz – Jelic (77. Tomi) Gelbe Karten: Venuto, Sikov, Kayode bzw. Jelic, S. Hofmann
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Ubuntu wechselt auf die GNOME-Softwarezentrale – Derivate mit neuen Installationsmedien. Mit Ubuntu 16.04 will Softwarehersteller Canonical bereits Ende April eine neue Generation seiner Linux-Distribution veröffentlichen. Auf dem Weg dorthin, ist das Projekt nun offiziell in die Betaphase eingetreten. Dies bedeutet, dass entsprechende Testversionen fast aller Ubuntu-Derivate veröffentlicht wurden. Dazu zählen Ubuntu GNOME, Ubuntu Mate, Lubuntu, Xubuntu und Ubuntu Kylin, eine Ausnahme bildet nur Kubuntu, von dem es keine Beta-Images gibt. Allen gemein ist die Aktualisierung der Softwarebasis, auf deren Grundlage dann individuelle Verbesserungen an den Desktops hinzukommen. So wird nun etwa Ubuntu GNOME mit GNOME 3.18 ausgeliefert, wodurch hier auch erstmals Wayland experimentell ausprobiert werden kann. Die Hauptdistribution von Ubuntu lässt hingegen wie gewohnt die erste Beta aus. Wer trotzdem einen Einblick in den aktuellen Entwicklungsstand gewinnen will, kann eine aktuelle Daily-Release herunterladen. Die Änderungen am Kerndesktop halten sich dabei einmal mehr in engen Grenzen, einen Umstieg auf den eigenen X.org-Nachfolger Mir wird es ebenfalls nicht geben. Auffälligste Änderung ist der Umstieg von der bisherigen, eigenen Softwarezentrale auf GNOME Software. Die Beta-Versionen können wie gewohnt in Form der ISO-Dateien von den Servern des Projekts heruntergeladen werden, die entsprechenden Links finden sich im Ankündigungsmail. Die fertige Version von Ubuntu 16.04 ist für 21. April geplant. Dabei handelt es sich wieder um eine Long Term Support-Release, die fünf Jahre lang mit Updates versorgt wird.
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M. Night Shyamalans "The Visit" ist trotz kleinen Budgets ein außergewöhnlicher Horrorfilm. Der Regisseur über die Rückkehr zu seinen Mystery-Wurzeln. Wien – Die Geschwister Rebecca (Olivia DeJonge) und Tyler (Ed Oxenbould) brechen zu einem einwöchigen Ausflug zu ihren Großeltern ins verschneite Pennsylvania auf. Mithilfe eines Videotagebuchs wollen sie die zerstrittene Familie versöhnen. Doch schon bald merken sie, dass die zurückgezogen lebenden Alten ein Geheimnis verbergen. STANDARD: Ein wesentlicher Reiz Ihres Films liegt darin, dass er als Mockumentary konzipiert ist und ausschließlich aus der Perspektive der Kinder erzählt. Wird die Fiktion zur Wirklichkeit? Shyamalan: Das Mädchen möchte eine liebevolle Dokumentation über ihre Familie drehen. Es hat ein Auge für das Schöne und will etwas Kreatives gestalten. Wenn der Bruder die Kamera übernimmt, wird dieser Versuch quasi korrumpiert – er hält nur drauf. Das fand ich interessant: wie sich Realität verändern kann, je nachdem, mit welchen Augen sie betrachtet wird. STANDARD: Anders als Filme wie The Blair Witch Project schaffen Sie jedoch zusätzliche Momente der Verstörung, etwa wenn man plötzlich beide Kinder sieht. Shyamalan: Hier stellt man sich die Frage: Gibt es da jemand Dritten? Es ist einfach zu sagen, ich erzähle eine Story aus der Perspektive desjenigen, der filmt. Aber das genügt nicht – diese Kinder sind ja kein Kamerateam auf Geisterjagd. Es geht um das, was dahinterliegt und was man findet, indem man filmt. Dann verkehren sich Sein und Schein. Das Mädchen will etwas Schönes schaffen und findet etwas Schreckliches. STANDARD: Diese Gegensätze finden sich auch in der Erzählung: Die Großeltern treffen die Enkel, die Kinder kommen von der Stadt aufs Land. Shyamalan: Zugleich rücken aber Bruder und Schwester immer näher zusammen. Bis sie schließlich auch beide filmen. Ich habe mit jemandem gesprochen, der an Blair Witch beteiligt war, und hatte Kontakt mit den Leuten von Paranormal Activity. Sie haben gesagt: Du darfst nur eine Kamera nehmen, sonst ist die Spannung weg. Aber indem beide Kinder filmen, werden sie wieder zu einer Einheit. STANDARD: Sie spielen lustvoll mit klassischen Horrorelementen, das Hänsel und Gretel-Motiv kommt spätestens mit dem Backofen einer Parodie gleich. Warum hat alles einen doppelten Boden? Shyamalan: Ich mag es, meine Geschichten noch einmal zu kommentieren oder die Charaktere erkennen zu lassen, dass sie Teil einer größeren Geschichte sind, wie etwa in Lady in the Water oder in Unbreakable. Jeder von uns baut sich sein Leben als Erzählung und ist trotzdem immer in einer größeren gefangen. STANDARD: Wie die Menschen in Ihrem Mysterythriller The Village, die nie ihr Dorf verlassen und gar nicht wissen, dass sie von einer Außenwelt umgeben sind. Shyamalan: Deshalb ist es notwendig, vorgeschriebene Erzählungen zu durchbrechen. STANDARD: Den letzten Puzzlestein muss aber stets das Publikum selbst legen, nicht wahr? Shyamalan: Man muss mit dem Zuschauer ein dreifaches Spiel spielen: Zunächst gibt es die Geschichte, von der er weiß, dass er sie nicht glauben darf. Natürlich geht es in The Visit nicht nur um Kinder, die ihre Großeltern besuchen. Dann kommt die zweite Geschichte, von der er glaubt, dass es die richtige ist, und er vermeint, dich durchschaut zu haben. Er denkt sich: In Wirklichkeit ist die Alte ein Werwolf oder Das sind sicher zwei Vampire. Aber in Wahrheit hast du ihn längst mit einer dritten Geschichte überrumpelt. STANDARD: The Visit erzählt auch vom Wunsch nach einer harmonischen Familie. Doch ausgerechnet dieser Wunsch nach Idylle führt direkt in den Horror. Shyamalan: The Visit handelt von Vergebung. Ich gehe in meinen Filmen vom Bild einer Kernfamilie aus, das ist sozusagen das Paradigma, auf dem meine Geschichten aufbauen. So wie Stephen King über Schriftsteller in Maine schreibt, weil er selbst einer ist. STANDARD: Aber Ihr Familienbild ist eben nicht harmonisch. Ihre Figuren haben, wie in Signs, mit dem Verlust oder dem Tod eines Familienmitglieds zu kämpfen. Sogar in Stuart Little, den Sie geschrieben haben, ist die Maus ein Findelkind. Shyamalan: Deshalb erzählen meine Filme auch von einem Heilungsprozess. Wenn man wie der Held in Unbreakable unverwundbar ist, stürzt man eben deshalb in die Tiefe. In meinen Filmen findet sich immer eine Art von Elixier, wie Joseph Campbell dieses Geheimnis beschrieben hat. STANDARD: So wie die Geschichte, die die Großmutter erzählt. Sie handelt von Außerirdischen, die in einen Teich spucken. Wollen Sie dieses Geheimnis verraten? Shyamalan: Es ist ihre Erklärung, warum sie ihren Kinder damals das angetan hat, was sie ihnen angetan hat. (Michael Pekler, 23.9.2015)
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Das Überlebensdrama mit Leonardo DiCaprio überholte die Fortsetzung von "Ride Along".. Washington – Das für zwölf Oscars nominierte Überlebensdrama The Revenant – Der Rückkehrer hat sich trotz des Wintersturms an der US-Ostküste an die Spitze der nordamerikanischen Kinocharts gesetzt. Mit einem Umsatz von rund 16 Millionen Dollar (14,8 Mio. Euro) über das Wochenende in den USA und Kanada überholte der Thriller mit Leonardo DiCaprio die Fortsetzung von Ride Along. Die Komödie fiel dem Branchendienst Box Office Mojo zufolge auf den dritten, Star Wars kletterte zurück auf den zweiten Platz. Wegen des schweren Wintersturms hatten Hunderte Kinos im Nordosten schließen müssen, darunter auch in New York, das dem Hollywood Reporter zufolge mehr als sieben Prozent des Kino-Umsatzes ausmacht. Gouverneur Andrew Cuomo hatte am Samstag ein Fahrverbot verhängt. In der Hauptstadt Washington sowie in Baltimore und Philadelphia sollten die Kinos wegen der Aufräumarbeiten auch am Sonntag geschlossen bleiben. Der Blizzard könnte die Branche Schätzungen zufolge etwa zwölf Prozent des Umsatzes gekostet haben. Auch der Umsatz für The Revenant fiel geringer aus als von manchen Experten erwartet.
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Im Istanbuler Händlerviertel ist die Stimmung am Boden. Russlands Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei nehmen Textilhändlern wichtige Kundschaft weg. An den Glastüren der Eingänge steht in kyrillischen Buchstaben Otkrito. Geöffnet sind die Läden im Istanbuler Stadtteil Laleli immer, sieben Tage die Woche, von morgens bis spätabends, nur die Russen fehlen. Zwei Jahre geht das schon so, des niedrigen Ölpreises wegen, der den Rubel in die Tiefe stürzte. Aber jetzt kommt noch der Luftzwischenfall dazu. Seit Moskau mit den Wirtschaftssanktionen wegen des Abschusses der russischen Militärmaschine im türkisch-syrischen Grenzgebiet Ende November ernst macht, ist die Moral bei vielen Geschäftsleuten in Laleli am Boden. Dieses Viertel hier ist 15 Jahre von den Russen am Leben erhalten worden. Die Araber, Bulgaren, Rumänen sind nicht genug, um sie zu ersetzen, klagt Turgut Gazal, ein Pelzhändler, der seine Mäntel und Jacken in einer Boutique direkt an der Straße der Armee feilbietet, wie hier dieses Stück des Boulevards heißt, der von der Blauen Moschee am Großen Basar von Istanbul vorbei kilometerlang nach Westen durch den europäischen Teil der Stadt führt. Ein Arabisch sprechendes Paar, ein Schrank von einem Mann in einem eng sitzenden Anzug und seine blondierte Begleiterin, reicht bei Gazal ein Bündel Hundert-Dollar-Noten über den Tresen für einige Pelzjacken. In Laleli bekommt man so ziemlich alles, ein Paar Lederstiefel oder zwei Kubikmeter davon, wie der Kunde es will, schnell verpackt in einem riesigen Paketwürfel und versandfertig Richtung Russland oder Golf. Die Boutiquen und Showrooms haben Namen, die nach Mailänder oder Pariser Ateliers klingen sollen. Der ganze Osten kauft hier ein, von Riga bis Duschanbe, und die arabische Welt sowieso. Doch die Russen zählen zu den wichtigsten Kunden. Ein Riesenfehler sei das mit dem Flugzeug gewesen, sagt Gazal, der 56-jährige Geschäftsmann. Wir hier betrachten die Dinge von der wirtschaftlichen Seite, sagt er über sich und seine Kollegen in Laleli. Die Politik ist ihm recht egal. Aber jetzt hat Putin gesagt: Kommt hier nicht mehr her. Moskau hat die Charterflüge in die Türkei gestrichen und russischen Tourismusunternehmen vom Verkauf von Reisen nach Istanbul und an die türkische Küste abgeraten. Die Genehmigungen für türkische Frachttransporte auf der Straße sind auf ein Viertel zusammengestrichen worden. Ein Embargo für Obst und Gemüse folgt. Die Tür geht zu. Um 40 Prozent sind die türkischen Exporte bereits wegen der Rubelkrise in diesem Jahr zwischen Jänner und September gefallen. Jetzt geht es richtig bergab, fürchten die türkischen Geschäftsleute. Die Folgen der Sanktionen werden sich beschleunigen, sagt der Pelzhändler Gazal voraus. Unsere Moral ist kaputt. Den plötzlichen Konflikt mit Russland sehen die Istanbuler auch auf dem Bosporus, der ihre Millionenstadt teilt. Vergangenen Sonntag fuhr die Cäsar Kunikow auf dem Weg nach Syrien durch, ein Landungsschiff der russischen Marine, mit einem Soldaten an Deck, der drohend ein Geschoßrohr mit einer Flugabwehrrakete auf der Schulter trug. Kindisch, fand das Numan Kurtulmus, einer der türkischen Vizepremiers. Moskau wartet auf eine Entschuldigung für den Abschuss der Militärmaschine, die konservativ-religiöse Führung in Ankara drückte nur ihr Bedauern aus. Sie fühlt sich im Recht, weil russische Kampfjets ständig über die syrische Grenze in den türkischen Luftraum eindrangen. Der Abschuss, so glauben Sicherheitsexperten, sollte auch eine Warnung sein, weil das russische Militär Rebellen der turkmenischen Minderheit in Syrien bombardierte, die von der Türkei unterstützt werden. Eine Fehlkalkulation, zumindest wirtschaftlich: Alles, was die Türkei exportiert, kann Russland leicht anderswo finden. Andersherum sieht es schlechter aus. Russland ist der größte Energielieferant der Türkei; 56 Prozent ihres Gasbedarfs deckte die Türkei zuletzt aus Russland. Ein Vertrag mit Katar wird schnell neue Gasquellen öffnen, macht die türkische Regierung ihre Bürgern glauben. Den Einzel- und Großhändlern im Textilviertel Laleli bleibt erst einmal nur das Vertrauen in die Physik. Eine Tür ist zu, eine andere öffnet sich, sagt Ömer, ein Jeanshändler. Das Wasser findet immer einen Weg.
| 3Wirtschaft
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Der international führende Forscher im Bereich computerunterstützte Verifikation erlag Komplikationen in Folge einer geplanten Operation. Wien – Der Informatiker Helmut Veith von der Technischen Universität (TU) Wien ist am Wochenende im Alter von 45 Jahren verstorben. Wie die TU bekannt gab, war Veith infolge von Komplikationen nach einer geplanten Operation ins Koma gefallen und, ohne das Bewusstsein wieder zu erlangen, verstorben. Veith galt als international führender Wissenschafter im Bereich computerunterstützte Verifikation. Mit Helmut Veith verlieren nicht nur die Fakultät für Informatik und die TU Wien einen ihrer führenden und innovativen Köpfe, der mit Leib und Seele Forscher und Lehrer war, sondern auch die österreichische Wissenschaft und die internationale Informatikforschung einen höchst angesehenen Wissenschaftler, der sehr viel bewegt hat, heißt es in einem Nachruf der TU. Veith, am 5. Februar 1971 in Wien geboren, studierte an der TU Wien das Studium irregulare Computationale Logik und wurde 1998 sub auspiciis praesidentis promoviert. 2001 folgte die Habilitation für das Fach Angewandte und Theoretische Informatik. Von 2003 bis 2007 war er Professor an der TU München, wechselte dann an die TU Darmstadt, ehe er 2010 wieder an die TU Wien zurückkehrte, wo er die neu geschaffene Professur für Computer Aided Verification einnahm. Im Rahmen eines Maxe-Kade Fellowship von 1999 bis 2000 forschte Veith in der Gruppe von Edmund M. Clarke, dem Turing-Preisträger 2007, an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh. Der Aufenthalt sollte richtungsweisend für sein weiteres Hauptarbeitsgebiet in der Forschung sein. Seine Interessen beschränkten sich aber nicht nur auf Verifikation, auch Computer-Sicherheit und eingebettete Systeme, mathematische Logik, Datenbanktheorie, endliche Modelltheorie und Komplexitätstheorie gehörten dazu. Veith habe Österreich zu einem Hotspot im Bereich Logik und Verifikation gemacht, heißt es in dem Nachruf. Zu den von ihm angeregten bzw. mitgegründeten Projekten zählen ein österreichweites Forschungsnetz im Bereich der Computer-Aided Verification, ein Doktoratskolleg für mathematische Logik in der Informatik an der TU Wien, das Vienna Center of Logic and Algorithms (VCLA), und der Vienna Summer of Logic, die größte Konferenz in der Geschichte der Logik im Jahr 2014.
| 7Wissenschaft
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Obwohl das Passagieraufkommen über Wien-Schwechat im ersten Halbjahr leicht rückläufig war, stiegen Umsatz und Ergebnisse. Wien/Schwechat – Der börsennotierte Flughafen Wien hat für das erste Halbjahr 2015 einen Anstieg des Nettogewinns um 8,1 Prozent auf 47,6 Mio. Euro gemeldet. Das Ergebnis fiel höher aus als von den Analysten erwartet. Obwohl das Passagieraufkommen über Wien-Schwechat im ersten Halbjahr um 0,8 Prozent rückläufig war, stiegen der Umsatz und die Ergebnisse. In den nächsten Monaten sollen neue Wachstumsimpulse greifen, u.a. wegen der neuen AUA-Langstrecken und weiterer neuer Flugverbindungen. Im Juli habe es am 31. überhaupt das stärkste Passgieraufkommen in der Airport-Geschichte gegeben, wurde am Dienstag ad hoc berichtet. Für das Gesamtjahr 2015 hat der Flughafen Wien heute seinen Ausblick (Passagierplus zwischen 0 und 2 Prozent) bestätigt, Vorstand Julian Jäger geht bisher jedenfalls von einem leichten Passagierzuwachs aus – ebenso von mehr Umsatz und Gewinn. Der Umsatz soll auf mehr als 645 Mio. Euro steigen, der Nettogewinn 85 Mio. Euro übertreffen.
| 3Wirtschaft
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RB Leipzig feiert bis in den frühen Morgen den Aufstieg, doch in der Bundesliga wachsen auch die Herausforderungen. Leipzig – Es wird nicht umsonst durchgefeiert in Leipzig: Die Stadt bejubelte die Rückkehr ins deutsche Fußball-Oberhaus, 22 Jahre nach dem Abstieg des VfB Leipzig. Ich bin sehr stolz, dass wir dieses Ziel gemeinsam geschafft haben. Der Druck war groß, sagte Sportdirektor Ralf Rangnick in seiner Dankesrede. Der scheidende Trainer musste auf die Zähne beißen. Der Muskelfaserriss, den er sich auf der Flucht vor der Bierdusche am Wochenende zugezogen hatte, schmerzte noch immer. Ich hoffe, dass ich in zwei Wochen wieder joggen kann, so Rangnick. Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz hatte den entscheidenden 2:0 (0:0)-Sieg gegen den Karlsruher SC im Stadion mitverfolgt, ehe er mit dem Privatjet wieder ausflog. Er war glücklich und zufrieden, hat allen Spielern in der Kabine gratuliert, sagt Vorstandschef Oliver Mintzlaff. Dank der Mateschitz-Millionen gelang dem Klub im siebenten Jahr nach der Gründung der Sprung in die Bundesliga. Dort will Rasenballsport ebenfalls eine Rolle spielen. Die Mannschaft wird wohl kräftig aufgerüstet, laut Kicker sollen 50 Millionen Euro für Transfers bereitstehen. Rangnick und der neue Trainer Ralph Hasenhüttl werden ab kommender Woche die Mannschaft für die nächste Saison zusammenstellen. Von fünf neuen Spielern ist die Rede, die Stürmer Breel Embolo (FC Basel, 19) und Kevin Volland (1899 Hoffenheim, 24) gelten als Wunschkandidaten. Nach der Absage von Leverkusen-Goalie Bernd Leno ist offenbar Timo Horn vom 1. FC Köln ein Tormannkandidat. Aufgrund der neuerlichen Kaderaufstockung sind die Erwartungen an die Mannschaft enorm. Mit dem Abstiegskampf rechnet kaum jemand, viele sehen Leipzig in der Nähe der internationalen Ränge. Die Mannschaft soll jung bleiben. Wir werden eine ältere U23-Mannschaft stellen. Es wird mit Sicherheit die jüngste Mannschaft der Bundesliga sein, sagt Rangnick. Aus dem Zweitliga-Team rechnet er lediglich mit dem Abgang von Spielern, die selten zum Einsatz kamen. Mit Marcel Sabitzer, Stefan Ilsanker, Georg Teigl und Stefan Hierländer stehen vier Österreicher in Leipzig unter Vertrag, nur Sabitzer und Ilsanker haben diese Saison regelmäßig gespielt. Ihre Geschichte, unsere Geschichte Fraglich bleibt, wie der Klub die Anfeindungen von Fans der Traditionsklubs wie Schalke und Dortmund wegsteckt, die in der Bundesliga ein neues Niveau erreichen könnten. Dem sehen wir extrem gelassen entgegen, sagt Mintzlaff. Das seien alles Vereine mit toller Geschichte, doch jetzt haben wir Geschichte geschrieben. Kapitän Dominik Kaiser hat bereits einen deutlichen Rückgang der Schimpfattacken festgestellt. Das Thema ist bei uns kein so großes mehr, so der Mittelfeldspieler. Im vergangenen Jahr seien die Angriffe deutlich zurückgegangen. Tormann Fabio Coltorti meint angesichts der neuen Gegner in der Bundesliga: Die werden sich an uns gewöhnen.
| 4Sport
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Telefongespräch Tsipras-Juncker am Samstagabend angedacht. Laut Medien wurden weitere 1,7 Milliarden von griechischen Konten abgehoben. Athen/Berlin – Griechenland will einem Regierungsvertreter zufolge bei dem Euro-Sondergipfel zur Schuldenkrise neue Vorschläge vorlegen. Wir werden versuchen, unsere Vorlage zu ergänzen, damit wir einer Lösung näher kommen, sagte Alekos Flambouraris, ein enger Berater des linken Ministerpräsidenten Alexis Tsipras, am Samstag dem Fernsehsender Mega. Wir reisen nicht mit dem alten Vorschlag an. Vermutlich werde es am Samstagabend ein Telefonat zwischen Tsipras und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker geben. Er gehöre zu den Optimisten, die daran glaubten, dass man sich auf eine Lösung der Krise zubewege, sagte Staatsminister Flambouraris. Der Gipfel der Staats- und Regierungschef der Eurozone ist am Montag in Brüssel angesetzt. Griechenland steht ohne eine baldige Einigung vor der Pleite. Der Druck auf die Politik steigt auch, weil immer mehr Griechen ihr Geld von den Banken abheben. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist sich Insidern zufolge deshalb nicht mehr sicher, ob die Geldhäuser am Montag noch öffnen können. Allerdings könne sich die EZB nach Darstellung von Flambouraris keinen Bankrott der griechischen Geldhäuser leisten: Die EZB wisse um den Dominoeffekt, den ein Zusammenbruch des Bankensystems auslösen würde. Der EZB-Rat hat die Not-Liquiditätshilfen (ELA) für die griechischen Banken erhöht. Am Montag will die EZB nach Reuters-Informationen erneut über den Rahmen der Nothilfen beraten. Eine Staatspleite Griechenlands könnte zu einem Ausscheiden des Landes aus der Eurozone führen, dem Grexit. Laut Flambouraris geht es im Streit mit Athen letztlich nur noch um Maßnahmen für 450 Millionen Euro. Die Gläubiger machten zusätzlich Einsparungen in diesem Umfange zur Bedingung für die Auszahlung weiterer Hilfen, sagte er. Flambouraris dämpfte aber die Aussicht für einen Erfolg des Griechenland-Sondergipfels. Die Gläubiger seien nicht bereit, Athen wie gefordert eine Reduzierung des Schuldenberges zuzusichern. Hoffentlich akzeptieren sie es, aber sie werden es nicht machen, das ist meine persönliche Ansicht. Sollte die Gläubiger Tsipras ultimativ auffordern, ihren Plan zu akzeptieren oder sein Land pleitegehen zu lassen, schloss Flambouraris eine Volksabstimmung über das Sparprogramm nicht aus. Das würde ich machen, sagte Flambouraris. Allein am Freitag sollen die Griechen nach übereinstimmenden Berichten der griechischen Presse 1,7 bis zwei Milliarden Euro von ihren Konten abgehoben haben. Damit seien seit Montag fünf Milliarden Euro aus dem Banksystem abgeflossen, berichtete die konservative Athener Zeitung Kathimerini. Einen sichtbaren sogenannten Bank Run mit langen Schlangen vor den Schaltern gab es jedoch nicht. Am Samstag herrschte nach Augenzeugenberichten reger, aber nicht unnormaler Betrieb an den Bankomaten. Wirtschaftsminister, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ging im Mittagsjournal des ORF-Radios Ö1 zumindest von einer Zwischenlösung, um einen Grexit zu vermeiden, und einem prolongiertem Streit aus. Mit viel Mühe werde wohl wieder ein Kompromiss mit der griechischen Regierung erzielt werden, wahrscheinlich werde man in einigen Wochen dann erneut vor den gleichen Problemen stehen, so Mitterlehner. Der deutsche Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel warnte vor dramatischen Folgen für Europa bei einem sogenannten Grexit. Ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro wäre ein fatales Signal, sagte Gabriel am Samstag nach Teilnehmerangaben bei dem nicht-öffentlichen SPD-Konvent in Berlin. Der Nationalismus sei ohnehin bereits überall in Europa auf dem Vormarsch. Ein Scheitern der Verhandlungen im Schuldendrama würde diese Tendenzen verstärken: Es bestehe die Gefahr einer europäischen Desintegration. Der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger erklärte, für diesen Fall sehe er kurzfristig keine schwerwiegenden Auswirkungen, weder auf Deutschland noch auf die Weltwirtschaft. Einen Schock wie nach dem Zusammenbruch der US-Investment-Bank Lehman Brothers 2008 sei nicht zu befürchten, sagte er der Passauer Neuen Presse (Samstag). Mittelfristig wäre der Grexit jedoch sehr wohl ein Problem. Heute gelte die Eurozone als unangreifbare Festung. Doch wenn ein Land ausscheidet, würde das Spekulanten anziehen. Sobald ein Land in eine wirtschaftlich schwierige Situation käme, würden Wetten auf einen weiteren Euro-Austritt abgeschlossen. Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Wolfram Elsner mahnte eine pragmatische Lösung mit Athen ein, die Lösungssuche werde von politischen und weltanschaulichen Konflikten erschwert. Es geht hier nur um Drohkulissen, und offensichtlich bis in die letzte Sekunde hinein, sagte Elsner am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Man werde aber in der realen Welt auch nach dem 30. Juni eine Lösung finden müssen. Während die Geldgeber überhaupt keine Probleme hätten, der Ukraine größere Geldsummen zukommen zu lassen, seien die Griechen links und aufmüpfig. (APA, Reuters, 20.6.2015)
| 3Wirtschaft
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Der russische Außenminister forderte die USA auf, die syrische Armee am Kampf gegen den Islamischen Staat zu beteiligen. Moskau/Washington – Trotz Warnungen der USA will Russland seine Waffenlieferungen an das syrische Regime fortsetzen. Zudem gebe es regelmäßig russische Marinemanöver vor der syrischen Küste, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Freitag in Moskau. Damit kommentierte er Medienberichte über eine bevorstehende Übung. In der syrischen Hafenstadt Tartus betreibt Russland seine einzige Marinebasis im Mittelmeer. Lawrow rief die USA auf, die syrische Armee an der internationalen Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu beteiligen. Nur mit Luftangriffen ist der IS nicht zu besiegen, sagte er nach Angaben der Agentur Interfax. Die syrische Armee habe die stärksten Bodentruppen in der Region und müsse daher eingebunden werden, meinte Lawrow. Die US-geführte Koalition gegen den IS lehnt Hilfe für die Führung des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad ab. Kritiker werfen Assad vor, die von Moskau an Damaskus gelieferten Waffen könnten im Bürgerkrieg auch gegen Kämpfer der gemäßigten Opposition eingesetzt werden.
| 2International
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Til Schweiger, Moderator Joko, Armin Wolf und Co im Auge des Shitstorms. Die Situation zehntausender Flüchtlinge in Europa lässt derzeit wohl die wenigsten kalt. Neben privaten Organisationen gibt es zahlreiche Menschen, die nicht mehr zusehen wollen und sich privat für die Geflüchteten einsetzen. Wer von seinen Taten berichtet, wird mitunter aber selbst zum virtuell Gejagten. Joko Winterscheidt hat bei seinem Facebook-Posting bereits geahnt, was ihm blühen könnte. Möge es einen Shitstorm gegen mich geben. Mir egal, schrieb der Fernsehmoderator Mitte August mit dem Aufruf, die Flüchtlingsorganisation MOAS zu unterstützen. Wim Wenders Produktionsfirma hat darauf reagiert und verteilte vor einer Behörde in Berlin-Moabit mit einem Foodtruck Essen an Flüchtlinge. Unter Winterscheidts Aufruf finden sich mitunter dieselben Argumente, die auch Menschen hierzulande gegen die Unterstützung von Flüchtlingen posten: Man solle nicht Ausländern, sondern deutsche Obdachlose unterstützen, der Moderator sei ein Heuchler. Der deutsche Musiker Heinz Rudolf Kunze hat dazu aufgerufen, für die Aktion Musik hilft Instrumente zu spenden, die nicht mehr gebraucht werden. Seiner Meinung nach würden Menschen in Not nicht nur Essen und Kleider benötigen. Anfeindungen hält er im dpa-Interview entgegen: Wer sich bewegt, macht was falsch. Am besten bewegt man sich nicht und hält die Klappe. Dann kriegt man auch keinen Shitstorm. Aber sobald man etwas Gutes tut, weht von irgendwoher der Dreckwind. Das ist halt so. Damit muss man leben. Besonders lautstark, mit vielen !!! und Emoticons macht Schauspieler Til Schweiger (Tatort) seinem Ärger auf Facebook Luft. Er will in einer alten niedersächsischen Kaserne beim Bau eines Vorzeige-Flüchtlingsheims helfen. Vorwürfe, das sei Eigen-PR, wehrte er im ZDF-Interview ab. Ich bin der erfolgreichste Filmemacher im Land. Was brauche ich denn für eine PR? Das ist so dumpf und stumpfsinnig, das zu sagen. Er sei auch mal froh, wenn er nicht in der Zeitung stehe. Rassistischen Kommentarschreibern richtete er auf Facebook aus: Verpisst euch! Fernsehmoderatorin Anja Reschke machte sich in den Tagesthemen gegen fremdenfeindlichen Hass stark und bekam Lob, aber auch Beschimpfungen ab. Da bin ich natürlich jetzt eine wunderbare Projektionsfläche für alle, die wütend sind, nicht klarkommen mit der Situation. Endlich haben sie eine Person, die sie angreifen können, sagte die Chefin des ARD-Politikmagazins Panorama dem Tagesspiegel. Zahlreiche Schauspieler wollen sich noch aktiver für Flüchtlinge einsetzen. So reist die deutsche Schauspielerin Natalia Wörner (Die Säulen der Erde) für ein Projekt des Vereins Kindernothilfe nun in den Libanon zu syrischen Flüchtlingsfamilien: Alle Anfeindungen und Beschimpfungen bei uns müssen aufhören. Wir müssen lernen, mit irrationalen Ängsten umzugehen. Ihre Kollegen Friederike Kempter (Tatort) und Benno Fürmann (Nordwand) engagieren sich bei der UN-Flüchtlingshilfe – wie Hollywoodstar Angelina Jolie. Fürmann sagt: Flüchtlinge gehören zu uns. Sie bildeten eine Art Subkultur, von der man nichts mitkriege. Er will helfen, das zu ändern. Die Ö3-Moderatorin Elke Lichtenegger hat einen geflüchteten Mann aus Syrien bei sich aufgenommen. Die Organisation Flüchtlinge willkommen hilft Privatpersonen, die genug Platz in ihrer Wohngemeinschaft zu Hause haben, den Kontakt zu geflüchteten Personen herzustellen. Auf Facebook gab es für Lichteneggers Engagement viel Lob, aber auch hetzende, untergriffige Bemerkungen gegen die Journalistin. Regelmäßig bezieht auch ZiB-Moderator Armin Wolf auf seiner Facebook-Seite Stellung zum Thema Flüchtlinge und wurde dabei bereits Opfer einer Schmierattacke auf seinem Parkplatz und als linke Ratte beschimpft. Fans und Kritiker warnt er auf Facebook inzwischen mit Betreten auf eigene Gefahr. Wolf hat über 210.000 Facebook-Fans und liest die unzähligen Kommentare aus Interesse und weil ich nicht zulassen kann, dass auf meiner Seite Verleumdungen, Beschimpfungen o. ä. stehen. Seinen Beobachtungen zufolge sei das Aggressionslevel in der letzten Zeit gestiegen. Ich bin oft wirklich perplex, wie viel Frust, Wut & Hass Menschen auf FB verbreiten – und gar nicht selten unter ihrem wirklichen Namen, schrieb er in einem längerem Eintrag. Wer online hetzt, riskiert in Österreich eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren. In den vergangenen Wochen kam es auch zu mehreren Entlassungen aufgrund von Hasspostings. In Deutschland wurde ein 34-jähriger Mann zu 4.800 Euro Strafe verurteilt, weil er zu Gewalt gegen Bewohner eines Flüchtlingsheims aufgerufen hatte. Die aktuellen Vorfälle zeigen, wie zahnlos Facebook – das bei Postings, auf denen Nackheit zu sehen ist, sofort blockiert – mitunter bei Hass und Gewalt agiert. Vor allem in geschlossenen Gruppen scheinen Nutzer schreiben zu können, was sie wollen. Das Unternehmen greift nicht ein. Anders ist das bei Reddit, wo man nun härter gegen Hass und beleidigende Inhalte vorgeht.
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Während die Regierung die Bauern zum Dialog aufruft, verliert die Wirtschaft 30 Millionen Euro pro Streiktag. Athen – Die griechische Regierung hat die Bauernverbände des Landes zum Dialog über die umstrittene Pensions- und Steuerreformen aufgerufen. Dies sei der einzige Weg weiterzukommen, sagte am Dienstag Regierungssprecherin Olga Gerovasili in Athen. Landwirte riegeln seit über zwei Wochen mit ihren Traktoren wichtige Straßenverbindungen in Griechenland ab. Zudem blockieren sie wichtige Grenzübergänge nach Bulgarien. Durch die Proteste hat die ohnehin angeschlagene griechische Wirtschaft nach Schätzungen der Athener Finanzpresse weiteren schweren Schaden genommen. Die Rede ist von mehr als 30 Millionen Euro pro Streiktag. Mit den umstrittenen Reformen ist für die Bauern unter anderem eine Anhebung der Abgaben für die Pensionskasse von 7 auf 20 Prozent vorgesehen. Zudem soll ihre Einkommensteuer von 13 auf 26 Prozent erhöht werden. Die Reformen sind Voraussetzung für weitere Hilfen der Geldgeber Griechenlands.
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Klarer Final-Triumph über Klosterneuburg sichert den Titel. Südstadt – Die Handball-Frauen von Hypo Niederösterreich haben zum 40. Mal in Folge den Meistertitel gewonnen. Das Team von Trainer Martin Matuschkowitz behielt am Samstag im WHA-Finale gegen Herausforderer Union WBZ Korneuburg auch im Rückspiel die Oberhand, gewann daheim klar mit 41:16 (20:8). Das Hinspiel hatten die Südstädterinnen auswärts mit 29:23 für sich entschieden. In der Hinrunde des WHA-Grunddurchgangs hatten die Korneuburgerinnen ihr Heimspiel sensationell für sich entschieden und Hypo NÖ 1 die erste Meisterschafts-Niederlage seit 29. März 1993 oder 384 Meisterschaftsspielen zufügen können. Am Samstag ließ Hypo NÖ nichts anbrennen, lag in der 13. Minute mit 8:4 in Führung und baute in weiterer Folge den Vorsprung kontinuierlich aus. Korneuburg hatte diesmal nicht den Funken einer Chance. Schon am 24. April hatte sich Hypo NÖ – ebenfalls gegen Korneuburg – zum 29. Mal in Folge den Cup-Titel gesichert. Nach der Siegerehrung wurden Stefanie Kaiser und Martina Goricanec verabschiedet. Sie verlassen nach acht Jahren den Rekordmeister. (APA, 21.5.2016) WHA-Finale 2015/16 – Rückspiel am Samstag: Hypo NÖ 1 – Union WBZ Korneuburg 41:16 (20:8). Hinspiel Union WBZ Korneuburg – Hypo NÖ 1 23:29 (10:12). Hypo NÖ zum 40. Mal in Folge Damen-Meister
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Bringt zahlreiche neue Funktionen und Optimierungen mit sich. Das nächste große System-Update 3.0 für die PlayStation 4 wird am 30. September ausgeliefert. Dies gab Sony in einer Aussendung bekannt. Wie berichtet, bringt die neue Firmware zahlreiche neue Funktionen und Optimierungen. Ein Video stellt die wichtigsten Neuerungen vor: Zu den Neuerungen gehört unter anderem die Einführung von Communities, die ähnlich wie die Profilseiten und Gruppen von sozialen Netzwerken wie Facebook funktionieren. Überdies kann man künftig Spielvideos direkt auf Twitter und Youtube hochladen. Über den neuen Menüpunkt Events werden Spieler über aktuelle Aktionen und Bewerbe zu Games informiert. Außerdem erhalten PS-Plus-Mitglieder statt 1 GB nun 10 GB Online-Speicher.
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Microsoft-Gründer stellt sich gegen Protektionismus – Sorge um Europa wegen "Brexit"-Votum. Nachdem zuletzt Facebook-CEO Mark Zuckerberg indirekt zum laufenden Präsidentschaftswahlkampf in den USA geäußert hat, meldet sich nun auch ein anderer bekannter Name aus der Tech-Branche zu Wort. Der Microsoft-Gründer und langjährige Chef des Redmonder Konzerns übt in einem Interview mit der Financial Times Kritik an Donald Trump und Bernie Sanders. Trump ließ nicht nur mit Plänen aufhorchen, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko hochzuziehen, sondern forderte zuletzt Importzölle von 45 Prozent zur Stärkung der einheimischen Wirtschaft. Wer ist der große wirtschaftliche Gewinner?, fragt er rhetorisch in Bezug auf die Globalisierung und verweist auf die Software-Branche, den Flugzeugbau, die Pharma-Industrie und das Filmgeschäft. Wir sind der große Profiteur der Globalisierung. Möglich sei das nur, weil Unternehmen wie Microsoft sich durch freien Handel global entfalten und einen sieben Milliarden Dollar schweren Markt bedienen könnten. Der amerikanische Markt alleine habe lediglich ein Volumen von 330 Millionen Dollar. Innovationen und die Stärke der US-Wirtschaft beruhen am weltweiten Handel. Ich wünsche mir eine Woche, in der wir den Handel abdrehen und ein paar Wochen in denen Boeing, Microsoft, Hollywood und die Pharmafirmen ihre Forschungsabteilungen zum Spaß verkleinern, so Gates weiter. Er gibt sich überzeugt, dass die Menschen dann schnell erkennen würden, dass dies kein sehr guter Deal sei. Doch nicht nur Zölle, auch andere Protektionsmaßnahmen sind ihm ein Dorn im Auge. Die Forderungen des demokratischen Kandidaten Bernie Sanders, auf Firmen Druck auszuüben, Arbeitsplätze in Bereichen wie der Fertigung wieder aus dem Ausland in die USA zu verlagern und Freihandelsabkommen zu beenden, stört ihn ebenfalls. Internationalen Handel zu zerstören hat ernsthafte Folgen und irgendwer muss die Leute daran erinnern, warum er eine gute Sache ist, so Gates, der der Ansicht ist, dass die große Auswahl günstiger Güter zu niedrigen Preisen in den Geschäften vielleicht schon als zu selbstverständlich wahrgenommen werde. Allerdings müsse man auch mehr für die Globalisierungsverlierer im eigenen Land tun. Bei den Wählern scheinen die Botschaften von Trump und Sanders indes anzukommen. Trump musste zwar in den letzten Wochen mehrere Niederlagen gegen seinen stärksten Verfolger, Ted Cruz, einstecken, hat aber – zum Ärger des Partei-Establishments – eine realistische Chancen, sich eine absolute Mehrheit der Delegiertenstimmen zu sichern, um einer Kampfabstimmung zu entgehen. Am Dienstag konnte er seinen Vorsprung mit einem klaren Sieg in New York wieder ausbauen. Sanders wiederum konnte seinen Abstand zu Clinton ebenfalls verringern. Doch er musste sich in New York seiner Widersacherin geschlagen geben, was eine Nominierung des Senators von Vermont als Kandidat für die Wahl im November mittlerweile zu einem hauptsächlich theoretischen Szenario macht. Gates sorgt sich derweilen auch um Europa und warnt vor nach innen gewandter Politik. Sollten etwa die Briten im Juni für einen Austritt aus der Europäischen Union (Brexit) votieren, sieht der Tech-Veteran, der sich heute hauptberuflich um die karitative Bill & Melinda Gates-Stiftung kümmert, unsichere Zeiten auf den Kontinent zukommen.
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"Tötung im Straßenverkehr" als Delikt für Lenker unter Einfluss von Drogen oder Alkohol - Bis zu 18 Jahre Haft. Rom - Der Senat in Rom hat am Mittwochabend einen Gesetzentwurf verabschiedet, mit dem der Straftatbestand der Tötung im Straßenverkehr eingeführt wird. Es soll strengere Strafen als das Delikt fahrlässige Tötung nach sich ziehen, das normalerweise für Verkehrsunfälle vorgesehen ist. Lenkern, die unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol tödliche Unfälle verursachen, drohen bis zu zwölf Jahre Haft. Die Strafe kann auf bis zu 18 Jahre erhöht werden, wenn bei dem Unfall mehrere Personen ums Leben kommen, geht aus dem Entwurf hervor. Der Führerschein soll bis zu 30 Jahre eingezogen werden, wenn tödliche Unfälle unter Einfluss von Drogen und Alkohol verursacht werden. Strengere Strafen sind insgesamt auch für Verkehrsrowdys vorgesehen. Das ist der richtige Weg, um die noch zu hohe Zahl tödlicher Unfälle in Italien zu reduzieren. Wir wollen sicher sein, dass Verursacher von tödlichen Unfällen unter Drogen- und Alkoholeinfluss im Gefängnis landen, sagte Vize-Verkehrsminister Riccardo Nencini. Für die Einführung des Straftatbestands Tötung im Straßenverkehr waren in den vergangenen Jahren in Italien Zehntausende Unterschriften gesammelt worden. Der Gesetzesentwurf muss noch von der Abgeordnetenkammer abgesegnet werden.
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Noch keine Informationen über Verletzte. Tokio – Der Südwesten Japans wurde von einem Erdbeben der Stärke 7 erschüttert. Das Hypozentrum lag im Ostchinesischen Meer, etwa 160 Kilometer von der Stadt Makurazaki in rund zehn Kilometern Tiefe. Das teilte die wissenschaftliche Behörde U.S. Geological Survey mit. Das Pazifische Tsunami-Warnzentrum in Hawaii entwarnte: Demnach bestehe keine Gefahr eines Tsunamis. Über mögliche Schäden oder Verletzte war zunächst nichts bekannt.
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Tschechisches Staatsoberhaupt sorgt erneut mit flüchtlingsfeindlichen Aussagen für Aufregung. Prag – Der tschechische Staatspräsident Miloš Zeman hat erneut vor der andauernden Flüchtlingsbewegung gewarnt. Dabei handle es sich um eine organisierte Invasion und keine spontane Bewegung von Flüchtlingen, sagte der für seine flüchtlingsfeindlichen Aussagen bekannte Präsident am Samstag in einer vom Fernsehen übertragenen Weihnachts- und Neujahrsrede. Er habe Mitgefühl mit Kindern und alten Menschen, so Zeman in seiner Ansprache. Die Mehrheit der Flüchtlinge seien jedoch gesunde Männer ohne Familien, und da stelle er sich die Frage: Warum nehmen sie nicht die Waffe in die Hand und kämpfen gegen den Islamischen Staat? In diesem Zusammenhang erinnerte Zeman daran, dass die Tschechen im Zweiten Weltkrieg aus dem Protektorat Böhmen und Mähren (1939–45) nach Großbritannien geflohen seien, nicht aber um britische Sozialleistungen zu beziehen, sondern um für die Freiheit ihrer Heimat zu kämpfen, sagte der Staatschef weiter. Zum Schluss seiner Ansprache betonte Zeman: Dieses Land ist unser! Dieses Land ist nicht und kann nicht für alle sein! In Tschechien haben in diesem Jahr knapp 1.400 Menschen Asyl beantragt. Davon wurden nach Angaben des Innenministeriums 70 positiv beschieden. In Österreich rechnet das Bundesamts für Asyl und Fremdenwesen heuer mit insgesamt 95.000 Asylanträgen. Deutschland verzeichnete Anfang Dezember offiziell eine Million Flüchtlinge seit Jahresbeginn.
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