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"Öffentlich-rechtlicher Sender kann nicht einen ausschließen" – Lugner hat 6.524 Unterstützungserklärungen abgegeben, Marschall schaffte nur rund 1.150. Wien – Richard Lugner hat einen Sicherheitspolster von 524 Unterschriften. So viele könnten im Extremfall in irgendeiner Form den Vorschriften der Wahlbehörde nicht genügen – und er wäre trotzdem zugelassen für die Bundespräsidentschaftswahl am 24. April. Wie der Wiener Baumeister im STANDARD-Gespräch am Mittwochvormittag sagte, haben wir 6.524 Unterstützungserklärungen abgeben. Seit 6 Uhr früh wird in der Bundeswahlbehörde nachgezählt. Laut APA-Informationen schaffte der zweite Nachfrist-Kandidat, Robert Marschall, nur rund 1.150 Unterstützerinnen und Unterstützer für sich zu gewinnen. Der Obmann der EU-Austrittspartei wird also nicht antreten dürfen. Lugner hingegen lieferte Dienstagabend um 21 Uhr drei Stunden vor Ablauf der Nachfrist für die Einbringung der notwendigen 6.000 Unterstützungserklärungen die am Montag und Dienstag noch gesammelten Unterschriften im Innenministerium ab. Es sind danach immer noch welche reingekommen, wie eine Lawine, die haben wir dann gar nicht mehr abgegeben, sagt Lugner. Von den ersten 5.003, die er Freitagnachmittag ablieferte, hatten sich 25 als fehlerhaft erwiesen – und wurden ausgeschieden. Jetzt aber ist Lugner sicher, dass er bei der Wahl kandidieren darf: Sicher ist, ich stehe auf Platz fünf des Wahlzettels. Dieser ist alphabetisch gereiht und würde dann so aussehen: Irmgard Griss (unabhängig), Norbert Hofer (FPÖ), Rudolf Hundstorfer (SPÖ), Andreas Khol (ÖVP), Richard Lugner (unabhängig) und Alexander Van der Bellen (Ex-Grünenchef). Am letzten Tag hätte er noch bis 20.30 Uhr gezittert, ob es sich ausgeht, aber es haben dann noch irrsinnig viele Leute bei uns zehn bis 20 Stimmen vorbeigebracht und gesagt, sie wollen, dass ich kandidiere, erzählt Lugner, der nach 1998 nun zum zweiten Mal kandidiert. Damals hat er fast zehn Prozent der Stimmen bekommen. Die erste Wahlkampfaktion wird nun sein, dass wir mit dem ORF klären, wie er es denn nun mit der sogenannten Relevanzstudie halten möchte, sagte Lugner zum STANDARD: Ein öffentlich-rechtlicher Sender kann nicht einen von sechs Kandidaten ausschließen, das wäre problematisch. Ich zahle Hörer- und Sehergebühr und habe ein Recht, dass objektiv berichtet wird. Ein Ausscheiden eines Kandidaten von sechs wäre da nicht machbar. Der ORF hatte die Relevanz der Kandidaten abtesten lassen und bei zwei Marktforschungsinstituten entsprechende Studien in Auftrag gegeben. Nur jene Kandidaten, denen Relevanz zugebilligt werde, sollten in den Kurzduellen und der Elefantenrunde auftreten dürfen. Schon am kommenden Samstag wird Lugner mit Ehefrau Cathy in den Intensivwahlkampf starten – und zwar mit einer Wahlkampfparty in der Diskothek P2 in Kemeten im Burgenland. Vorher gehts mit der Familie noch nach München zur Familie seiner Frau, um Ostern zu feiern. Und nach Ostern wird er als Präsidentschaftskandidat jedem Bundesland Besuche abstatten, um für Stimmen zu werben, kündigt Lugner an. Er verspricht jedenfalls nicht nur einen spannenden, sondern auch einen unterhaltsamen Wahlkampf: Ihr könnt euch auf einiges gefasst machen. Schon am Freitag war fix, dass Rudolf Hundstorfer (SPÖ), Andreas Khol (ÖVP), Norbert Hofer (FPÖ), Alexander Van der Bellen (Grüne) und Irmgard Griss (unabhängig) Kandidaten für die Nachfolge Heinz Fischers sind. Sie hatten zu dem Zeitpunkt schon deutlich mehr als 6.000 Unterstützungserklärungen vorgelegt.
5Inland
Gespräche zwischen Militär und Ärzte ohne Grenzen am Tag vor Bombardement, bei dem NGO Anwesenheit von Taliban verneinte. Washington – Die US-Spezialeinheit, die den Luftangriff auf das Spital von Ärzte ohne Grenzen (Médecins sans frontières, MSF) in Kunduz in Nordafghanistan angefordert hat, wusste darüber Bescheid, dass es sich um ein in Betrieb befindliches Krankenhaus handelte. Das Militär soll geglaubt haben, dass Kämpfer der Taliban das Gebäude kontrollieren, wie AP berichtet. Am 2. Oktober, dem Tag vor dem Angriff, waren ein Offizier der Einheit und ein MSF-Vertreter zu Beratungen zusammengekommen, dabei wurde auch die Frage erörtert, ob sich Kämpfer der Taliban in der Klinik aufhalten würden. Dies wurde von Ärzte ohne Grenzen verneint und die Notwendigkeit der Anerkennung der medizinischen Einrichtung durch alle Konfliktparteien betont. Zwei von AP nicht näher bezeichnete Personen, die Einblick in einen Bericht eines führenden Offiziers der Special Forces erhalten hatten, erklären, dass die Ärzte ohne Grenzen mitgeteilt hatten, dass ihr Personal im Spital stationiert sei. Im Bericht stehe weiters, dass die Klinik unter Kontrolle von Aufständischen sei und dass sie am nächsten Tag von feindlichen Truppen zu befreien sei. MSF hatte die Anwesenheit von Taliban ebenso bestritten wie Berichte, dass US-Truppen vom Gelände des Spitals aus beschossen worden seien. Die Spezialeinheit hatte bei der Luftwaffe Aufklärungsflüge angefordert, wobei sich dem Bericht zufolge beide Einheiten dessen bewusst waren, dass es sich um eine geschützte medizinische Einrichtung handelte. Der Angriff wurde von einem Flugzeug zur Luftnahunterstützung des Typs AC-130 geflogen. In fünf Attacken wurde das Krankenhaus über den Zeitraum einer Stunde beschossen. Ende vergangener Woche hatte Ärzte ohne Grenzen berichtet, dass die Opferzahl des US-Luftangriffs auf mindestens dreißig gestiegen ist. Zehn Patienten und 13 Spitalsmitarbeiter wurden identifiziert, die Leichen weiterer sieben Opfer konnten nicht zugeordnet werden. Im vergangenen Jahr waren in dem Krankenhaus mehr als 22.000 Patienten behandelt und mehr als 5.900 Operationen durchgeführt worden. Ärzte ohne Grenzen hatte nach dem Bombardement eine Aufklärung durch die Internationale Humanitäre Ermittlungskommission gefordert. Jason Cone, MSF-Direktor in den USA, mahnte in einem Kommentar für die New York Times zuletzt erneut, dass die Kommission die einzige Einrichtung sei, die auf Basis der Genfer Konventionen Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht untersuchen könne. Die USA sollten die Forderung von Ärzte ohne Grenzen als Gelegenheit sehen, das Engagement Washingtons für das humanitäre Völkerrecht zu bestätigen, die eigene Glaubwürdigkeit wiederherzustellen und den geschützten Status medizinischer Einrichtungen in Kriegsgebieten zu stärken. Ein Untersuchungsbericht der Nato über den Zwischenfall verzögert sich unterdessen. Auch das US-Militär hat eine Untersuchung angeordnet.
2International
STANDARD-Infos aus dem ersten Arbeitskreis beim Medienminister mit Senderchefs und Verlegern. Wien – Spitzenvertreter von ORF, Privatfunk und Verlagen am Montag im Kanzleramt bei Medienminister Josef Ostermayer und mit VP-Mediensprecher Gernot Blümel haben Mittwochnachmittag eine Art medienpolitische To-Do-Liste erstellt. DER STANDARD hat erste – unbestätigte – Infos, was sie sich so vornehmen wollen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, und nicht durchwegs neu. Fernseh- und Radiosender wünschen sich auch verpflichtende Abgeltung, wenn ihre Inhalte auf Onlineplattformen genutzt werden – ein zentrales Thema etwa von Markus Breitenecker (ProSiebenSat.1Puls4). Das könnte nicht nur ein Thema für das Urheberrecht werden, auch die E-Commerce-Richtlinie könnte da eine Rolle spielen. Österreichs Sender, allen voran der ORF, drängen auf weitere Möglichkeiten, Inhalte nur regional anzubieten. Hintergrund: Programmrechte für den gesamten deutschsprachigen Raum kosten ein Vielfaches jener für Österreich. Wer dem Programmverkäufer aber nicht garantieren kann, dass die Inhalte nur in Österreich laufen, muss sie für den größeren Markt erwerben. Geoblocking spielt auch im Strategiepapier für den digitalen Binnenmarkt eine wesentliche Rolle – das Geoblocking abschaffen will. In einzelnen Bereichen sei dieses Ziel sehr wohl sinnvoll, hieß es in der Arbeitsgruppe. Die Privatsender wünschen sich weit weniger Werbebeschränkungen – mit dem Argument, dass ihre Onlinekonkurrenz ohne solche Beschränkungen unterwegs ist. Ein paar Lockerungsübungen für Radios könnten sich rechtlich ausgehen. Beim Fernsehen indes sind die – bisher sehr konkreten – Vorgaben der Audiovisuelle Mediendienste-Richtlinie zu beachten. Vorgaben für Onlinedienste wiederum bräuchten wohl europäische Regelungen. Thema offenbar auch wieder beim Arbeitskreis im Kanzleramt: Werbeabgabe auch auf Onlinewerbung einzuheben (wie auf alle übrigen Werbeformen) – und damit auch Werbung auf Plattformen internationaler Player zu besteuern. Das Thema betrifft vor allem das Finanzministerium, das die Werbeabgabe einhebt. Justiz- und Wirtschaftsministerium sind wohl einzuschalten bei anderen – insbesondere digitalen – Werbethemen. Wenn Werbung auf Onlineseiten mit anderen Werbe-Einblendungen überlagert wird – dann könnte das Thema für Wettbewerbsrecht und unlauteren Wettbewerb sein. Thema waren offenbar auch Kooperationen zwischen Medienhäusern – und die geltenden wettbewerbsrechtlichen Schranken dafür. Dauerbrenner in medienpolitischen Diskussionen der vergangenen Jahre: eine Medienabgabe statt der Rundfunkgebühren, die ORF-Gebühren ebenso umfasst wie Medienförderungen für Presse, Publizistik, Privatsender, Digitalmedien. Mittwochnachmittag im medienpolitischen Arbeitskreis soll das kein relevantes Thema gewesen sein. Wohl weil parallel zu dem Arbeitskreis Gespräche mit dem Verlegerverband über eine Reform der Presseförderung laufen (DER STANDARD berichtete). Über den Sommer sollen Experten der zuständigen Ministerien und der Medien(verbände) die Themen inhaltlich bearbeiten. Im Herbst ist nach STANDARD-Infos mit einer nächsten größeren Runde zu rechnen.
6Etat
1,6 Milliarden Euro zugesagt. New York – Die großen Industrienationen (G7) stocken ihre Hilfen zur Bewältigung der Flüchtlingskrise auf. Bei einem Außenministertreffen am Rande der UN-Vollversammlung in New York kündigten sie zusammen mit weiteren Ländern Hilfe von insgesamt 1,8 Milliarden Dollar (rund 1,6 Milliarden Euro) an. Das Geld soll dem Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) und anderen UN-Organisationen zur Verfügung gestellt werden, die sich um Flüchtlinge aus Syrien und anderen Konfliktgebieten kümmern. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier betonte im Namen des deutschen G7-Vorsitzes, dass damit aber auch Aufnahmeländer wie die Türkei, Libanon und Jordanien unterstützt würden. Die internationale Gemeinschaft habe die Pflicht dafür zu sorgen, dass nicht noch dramatischere Zustände eintreten, sagte Steinmeier. Wir müssen alles versuchen, dass die Menschen nicht aus purer Not die Nachbarschaft Syriens verlassen. Wir müssen ihnen helfen, in den Regionen zu bleiben und nicht eine weitere Fluchtdynamik in Gang zu setzen. Bisher hatte Deutschland nach offiziellen Angaben bereits eine Summe von einer Milliarde Euro zugesagt, davon 500 Millionen für humanitäre Hilfe. Frankreich will ebenfalls 100 Millionen Euro bereitstellen. Japan hatte schon zuvor angekündigt, zur Bewältigung der Krise im Nahen Osten und zur Flüchtlingshilfe insgesamt 1,6 Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro) beizusteuern. Unklar blieb zunächst bei mehreren Ländern, ob es sich tatsächlich um neue Mittel handelt. Deutschland hat in diesem Jahr den Vorsitz der G7 inne. Neben den sieben führenden Industriestaaten und den Golfstaaten hatten auch Österreich, die Schweiz, die Niederlande, Norwegen und die Türkei an dem Treffen teilgenommen. In einer gemeinsamen Erklärung unterstrichen sie ihren Willen, die Gründe für Flucht und Vertreibung gemeinsam anzugehen. Die Vereinten Nationen klagen immer wieder darüber, dass das Geld nicht ausreicht und Zusagen auch nicht eingehalten werden. Für Syrien beziffern UNO-Hilfsorganisationen den diesjährigen Finanzbedarf auf 7,4 Milliarden Dollar. Überwiesen oder versprochen wurden für die Nothilfe innerhalb des Landes bisher nur 37 Prozent. Für Syrer in den Nachbarländern waren bisher 41 Prozent der erbetenen 4,5 Milliarden Dollar finanziert. Das Welternährungsprogramm (WFP) musste deshalb die Lebensmittelhilfe für 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge in der Region streichen oder dramatisch kürzen. Für 850.000 von ihnen musste das WFP den Wert von Lebensmittelgutscheinen halbieren, im Libanon auf monatlich 13,50 Dollar und in Jordanien auf monatlich 14 Dollar pro Person.
1Panorama
Hype um neue App des Vine-Mitbegründers. In den ersten Jännertagen wurde Peach von Early Adoptern hochgejubelt – und genau so schnell fragte man sich, was an der App überhaupt dran sei. Der Pfirsich am iPhone verspricht, dass man mit Freunden in Kontakt bleiben kann. Es soll ein Ort sein, um einfach du selbst zu sein. Gegründet wurde die App von Dom Hofmann, dem Mitbegründer von Vine, eine App die sich Twitter 2012 kaufte. Daher wohl auch die Unrast im Internet. 👋 Hello, Peaches! Peach for iOS is now in the @AppStore 👉 https://t.co/H81Qm5EJmJ pic.twitter.com/LGzUwVYBzU Wer sich mit Peach auf die Suche nach Freunden begibt, hat es nicht leicht. Denn der Abgleich mit dem Telefonbuch funktioniert hierzulande nicht. Eine Timeline mit den Beiträgen von Freunden wie etwa auf Facebook gibt es auch nicht – man muss sie schon direkt ansteuern. Doch was hier Spaß macht, sind die 20 magischen Wörter. Man tippt zum Beispiel gif ein und es erscheint ein Suchfeld für GIFs. Draw lässt einen zeichnen, song Lieder identifizieren, shout in Großbuchstaben schreien, here den Aufenthaltsort teilen und move zeigt Schritte an. Diese Magie würde man sich auch in anderen sozialen Netzwerken wünschen. Bei manch magischem Kurzbefehl fragt man sich jedoch wozu: battery zeigt den Batteriestand des Smartphones an, dice lässt Würfel rollen. Kein Obst für Android-Nutzer? Mitnichten. Sehr cool findet Hoffman den Neuzugang im Obstkorb: Nectarine ist eine inoffizielle, von Jason Miller entwickelte, Version – die zwar laut Domainendung rockt, aber bisher ohne magische Wörter muss.
0Web
Tirol Kliniken: "Kein Versorgungsauftrag" – Empörung in Kiew über "merkantile Überlegungen". Kiew/Innsbruck/Wien – Heftige Kritik am Landeskrankenhaus Innsbruck (LKI) übt der Botschafter der Ukraine in Wien, Olexander Scherba: Die äußerst dringende Behandlung eines todkranken Ukrainers sei an unüberwindbaren finanziellen Hürden aus Innsbruck gescheitert. Der Jugendliche soll nun in Indien operiert werden. Der dramatische Fall des 17-jährigen Maksym S. aus Lwiw (Lemberg), dessen Leben nur mit einer äußerst komplizierten Darmtransplantation gerettet werden kann, beschäftigte in den vergangenen Wochen die ukrainische Öffentlichkeit: Nach Medienberichten schalteten sich hochrangige Politiker ein und Aktivisten sammelten sechs Millionen Hrywnja (206.000 Euro) für den dringend benötigen Eingriff, der insbesondere am Landeskrankenhaus Innsbruck möglich gewesen wäre. Nach längeren Überlegungen habe das Landeskrankenhaus Innsbruck Bedingungen für die Behandlung genannt, schrieb Botschafter Scherba am Freitag im sozialen Netzwerk Facebook: Die Überweisung von 250.000 Euro auf das Bankkonto des LKH, die Garantie einer österreichischen Bank über weitere 250.000 Euro, die Überweisung von weiteren 61.000 Euro, die andere ukrainische Patienten dem Krankenhaus schulden, sowie eine Garantie, dass der Patient nicht in Österreich bleiben werde. Die Finanzdirektion des LKH Innsbruck, ergänzte der Diplomat, habe sogar die österreichische Botschaft in Kiew angerufen und ersucht, dem Lemberger kein Visum auszustellen, solange die Bedingungen nicht erfüllt seien. Während der Jugendliche in Lwiw um sein Leben gekämpft habe, habe seine Mutter drei Tage vergeblich in Kiew auf ein Visum gewartet, das letztlich aufgrund der finanziellen Forderungen aus Innsbruck nicht ausgestellt wurde, berichtete Scherba. Ich hoffe, dass dem Jungen nun in einer anderen Klinik geholfen wird, wo merkantile Überlegungen nicht die Rettung eines Menschenlebens verhindern, schrieb der Botschafter. Maksym S. wurde am Freitag in eine Klinik nach Indien überstellt. Die österreichische Botschafterin in Kiew, Hermine Poppeller, die sich neben dem Tiroler Landtagspräsidenten Herwig van Staa persönlich für eine Behandlung des Jugendlichen in Österreich eingesetzt hatte, bedauert das Scheitern dieser Bemühungen. Ohne Übernahmeerklärung durch das Krankenhaus, so erklärte sie der APA, hätte die Botschaft kein Visum für Maksym S. ausstellen dürfen. Bei der Tirol Kliniken GmbH betonte man auf Anfrage, keinen Versorgungsauftrag für Ukrainer zu haben und bestätigte die vom ukrainischen Botschafter genannten Bedingungen für die Behandlung von Maksym S., darunter auch die Rückzahlung von 61.000 Euro offener Gebühren anderer ukrainischer Patienten. Man sehe sich nicht imstande, allen Anfragen zur Kostenübernahme für zumeist sehr teure Behandlungen von ausländischen Patienten stattzugeben und könne vor Abklärung der Finanzierung keine Zusagen machen, erklärte eine Sprecherin der Tirol Kliniken. Die Verrechnung der Kosten erfolgt nach den Bestimmungen des österreichischen Krankenanstaltenfinanzierungssytems. Die angegebenen Summen sind kein Fantasiepreis, sondern ergeben sich aus den Kosten der Operation sowie vorab kalkulierten Unsicherheiten, die zu einer signifikanten Erhöhung der Kosten führen können, begründet sie. In zwei vergleichbaren Fällen seien die Kosten zuletzt zwischen 180.000 und 200.000 Euro gelegen. Aus der Ukraine sei im Fall von Maksym S. signalisiert worden, so heißt es in Innsbruck, dass 200.000 Euro zur Verfügung stünden und weitere 150.000 Euro bei Bedarf von der ukrainischen Regierung zur Verfügung gestellt werden könnten. In der Ukraine selbst sorgt die Causa Maksym S. für Ernüchterung in Bezug auf Österreich. Dieser Eindruck, so erklärt der APA der prominente Lemberger Publizist und Historiker Wassyl Rassewytsch, habe bereits mit einer Aussage von Bundespräsident Heinz Fischer begonnen, der 2014 bei Wladimir Putins Besuch in Wien von der Notwendigkeit der Aufhebung der Sanktionen gegen Russland gesprochen habe, da niemand davon profitieren könne. Ein Land, wo alles nach dem Gewinn berechnet wird, sollte an seine Zukunft denken, eine Gesellschaft, wo Kommerz universelle menschliche Werte besiegt, erregt Besorgnis, kritisiert Rassewytsch.
1Panorama
Cavaliers stellen mit 21 Dreiern in Atlanta auf 3:0 – Oklahoma verliert gegen San Antonio dank böser Ballverluste in der Schlussphase. Atlanta (Georgia)/Oklahoma City (Oklahoma) – Die Cleveland Cavaliers sind auch nach sieben Spielen in den Play-offs nicht zu stoppen. Gegen Atlanta trafen LeBron James un Co. 21 Dreier und stellten damit bereits auf 3:0. Bisher ist es keinem NBA-Team gelungen, einen 0:3-Rückstand in einer best-of-seven-Serie noch zu drehen. Der Vorjahresfinalist kann am Sonntag in Atlanta den Sack zumachen und ins Endspiel der Eastern Conference einziehen. Nach dem NBA-Rekord von 25 erfolgreichen Dreiern in Spiel zwei kratzten die Cavaliers mit 21 erfolgreichen Versuchen erneut an dieser Bestmarke. Bester Werfer der Hawks war Al Horford mit 24 Zählern, bei Cleveland ragte neben den Superstars LeBron James und Kyrie Irving (jeweils 24) vor allem Channing Frye mit 27 Punkten heraus. Anders als in Spiel zwei hielt Atlanta im ersten Heimspiel der Serie lange gut mit und führte zu Beginn des letzten vierten Viertels sogar noch mit 101:93. Dann jedoch bewiesen die Cavs ihre individuelle Klasse und setzten sich am Ende klar durch. Turnovers! Wir sind ein Team, das dazu bestimmt ist, Großes zu leisten, sagte James nach dem furiosen Schlussspurt gegen die Hawks. Bei den Gastgebern forderte Topscorer Horford nach der bitteren Niederlage Konsequenzen: Wir müssen etwas ändern, denn was wir bisher gemacht haben, hat offensichtlich nicht funktioniert, sagte der Center: Wir kämpfen darum, in den Play-offs am Leben zu bleiben. Im zweiten Freitag-Spiel stellten die San Antonio Spurs, angeführt von Kawhi Leonard (31 Punkte), mit einem 100:96-Erfolg bei Oklahoma City Thunder in der Serie auf 2:1. Bitter für OKC waren einige schlimme Turnovers in der Schlussphase von den bis dahin stark spielenden Westbrook und Durant. So kann man gegen eine abgezockte Truppe wie die Spurs nicht gewinnen. Keine guten Nachrichten für das US-Olympia-Team gab es von L.A. Clippers-Forward Blake Griffin. Nach einem Eingriff an seinem linken Oberschenkel am 27. April hat er zwar schon mit dem Wiederaufbau begonnen, wird aber beim US-Teamtraining im Sommer fehlen. Er soll zum Start der NBA-Saison 2016/17 zurückkehren, für die Spiele in Rio ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu früh. Der fünffache NBA-All-Star hatte auch 2012 in London Olympia wegen einer Verletzung verpasst. (APA, sid, 7.5.2016) NBA-Playoffs, Conference-Semis, Game 3 Eastern Conference: Atlanta Hawks – Cleveland Cavaliers 108:121. Stand 0:3. Western Conference: Oklahoma City Thunder – San Antonio Spurs 96:100. Stand 1:2.
4Sport
Nach einem Quartal: 1 Prozent Marktanteil im Schnitt – Sender: "Nach wie vor überzeugt" von Format. Salzburg/Wien – Es ist still geworden um das Projekt zweier österreichischer Riesen: Red-Bull-Milliardär Dietrich Mateschitz tat sich mit Österreichs Reichweitenriesen Kronen Zeitung zusammen für ein tägliches Regionalmagazin im Vorabend von Servus TV. Das klang nach Frontalangriff auf das quotenstärkste tägliche Fernsehformat des Landes – Bundesland heute im ORF. Diesen Montag war Servus Krone drei Monate on air. Ebenso lange liegt auch sein bisheriger Spitzenwert zurück: 37.000 Menschen verfolgten die Premiere am 27. April – beworben mit einer ganzen Titelseite der Krone. Seither schaffte Servus Krone laut Teletest an fünf Tagen 30.000 bis höchstens 33.000 Zuschauer. Zweimal verfolgten im Schnitt nur 1000 Menschen den Blick in die Bundesländer mit den Redaktionen der Kronen Zeitung. Bundesland heute mit seinen neun Regionalausgaben im ORF kam beim Start von Servus TV auf weit mehr als eine Million Zuschauer. In der fernsehunfreundlich heißen Vorwoche pendelten die Quoten des ORF-Formats zwischen 780.000 und 930.000. Servus Krone kam im Schnitt seiner ersten drei Monate auf 14.000 Zuschauer; im Juli waren es 11.000. Durchschnittsalter des Servus-Krone-Publikums: 58 Jahre, rund 70 Prozent des Publikums sind laut Teletest älter als 50. Für einen Fernsehsender und Regionalnachrichten wirkt das fast schon jugendlich. Servus TV arbeitet offenkundig an dem Format und seiner Quote: Seit Montag beginnt Servus Krone schon um 18.10 Uhr statt um 18.30 und dauert ein Stück länger bis 18.40 – bisher begann das Nachfolgeprogramm um 18.50 Uhr. Wir sind sicher, dass die geänderte Startzeit und die Verlängerung der Sendezeit einen positiven Effekt auf die Reichweite haben werden, hieß es auf STANDARD-Anfrage beim Sender. Nach dem ersten Monat, Servus Krone hatte damals durchschnittlich 16.000 Zuschauer, zeigte sich Servus-Geschäftsführer Martin Blank mit dem Zuspruch zufrieden. Die Werte der Sendung würden nach dem Hoch am Start und erwartbaren Rückgängen danach steigen, etwa bei jungen Zuschauern. Wie sieht man das Format zwei Monate später bei Servus TV? Wir sind nach wie vor überzeugt von unserem Bundesländer-Magazin, ließ man am Montag auf Anfrage verlauten. Servus arbeite grundsätzlich kontinuierlich an der Optimierung unseres Vorabendprogramms. Zur Optimierung hat Servus TV schon nach wenigen Tagen on air ein Format zurück in die Box geholt, das am 27. April zusammen mit Servus Krone gestartet ist. Der tägliche Kurztalk Tagesthema ist offenkundig noch nicht in passender Verfassung: Bisher soll nach Infos aus Salzburg noch nicht entschieden sein, ob, wann und wie das Tagesthema auf den Bildschirm zurückkehrt. Im Sommer sinken Zuschauerzahlen und Reichweiten mit der Höhe der Temperaturen und den Urlaubsreisen. Der Marktanteil ist unabhängiger von Saisonen und Wetterlagen – er bezieht sich nur auf jene, die gerade fernsehen. Der Marktanteil von Servus Krone liegt mit 1 Prozent seit Start im oder eher unter dem Schnitt des Senders. Viermal schlug er auf drei Prozent aus, 20 von 92 Sendungen hatten zwei Prozent. 13 Sendungen laut Teletest null Prozent – die meisten davon im Juni, drei im Juli. Null meint: Aus der geringen Zahl der Zuschauer in Teletest-Haushalten lässt sich nicht mehr auf das gesamte Fernsehpublikum hochrechnen. Der Senderschnitt von Servus hat sich etwa im Juni bewegt: 1,8 Prozent Marktanteil, nach 1,4 Prozent im Juni 2014. Vor einem Jahr aber profitierten die Quoten des großen Konkurrenten ORF von der Fußball-WM. Ohne solche Events beim großen öffentlich-rechtlichen Rundfunk tut sich die Konkurrenz grundsätzlich leichter – aber nicht jeder Kanal kann das auch in Quote umsetzen, das zeigten andere Privatsender in diesem Juni. Servus Krone – kolportiertes, unbestätigtes Budget: rund sieben Millionen Euro, grob ein halbes ORF-Landesstudio – ist nur ein Teil einer millionenschweren Kooperation zwischen der Krone und Servus: Seit Jahresbeginn promotet die Krone auf der vorletzten Seite den Red-Bull-Sender täglich mit einer großen Programmliste und mehreren redaktionellen Programm-Storys. 2,285 Millionen Menschen schaut laut Media-Analyse täglich in die Krone. Der ORF bereitet für 2016 ein weiteres, sehr regional angelegtes Format vor – drei Stunden Früh-TV von sechs bis neun Uhr. Servus TV hat im April 2013 sein Frühstücksfernsehen Servus am Morgen gestartet, in Deutschland mit Jahreswechsel 2014/15 wegen Zuschauermangel eingestellt – und die Ausgabe für Österreich zumindest auf Urlaub geschickt: Derzeit ist Servus am Morgen nicht im Programm. Kommt das Format im Herbst wieder?, fragte DER STANDARD beim Sender nach. Die Auskunft: Servus am Morgen ist derzeit in der Sommerpause.
6Etat
Auch Unterstützung für Ogg, Vorbis und Opus im Gespräch. Nach Jahren starrer Fronten kommt nun endlich wieder Bewegung in Sachen Web-Video: Vor allem Microsoft ist es, das lange eingefahrene Bahnen verlassen hat. Nachdem man sich unlängst einer neuen Allianz angeschlossen hat, deren Ziel es ist, ein einheitliches, freies Videoformat mit Google, Netflix und Co. zu entwickeln, hat man sich nun auch zu zeitlich naheliegenderen Schritten entschlossen. In einem Blog-Eintrag kündigt das Unternehmen an, dass der eigene Browser Edge künftig auch Googles VP9-Codec und das Container-Format WebM unterstützen wird. Damit schließt man zu Chrome, Firefox und Opera auf, die alle ebenfalls bereits dieses Format unterstützen – und favorisieren. VP9 wird vor allem von Google auf seinen eigenen Plattformen forciert, so ist es etwa mittlerweile das bevorzugte Codec auf Youtube. WebM hat in den letzten Jahren aber auch eine gewisse Beliebtheit als Ersatz für animierte GIFs erfahren. Microsoft stellt zudem in Aussicht, dass die Unterstützung anderer freier Codecs folgen könnte. Konkret nennt man hier Ogg, Vorbis und Opus – auch wenn man noch keine fixen Versprechen in diese Richtung abgeben will. Der VP9-Support soll in einen kommenden Windows-Insider-Build von Windows 10 einfließen. Einen genauen Zeitrahmen nennt das Unternehmen allerdings nicht.
0Web
72-Jähriger soll verunreinigtes Wasser eingeleitet haben – Schaden in vierstelliger Höhe. Niederndorf – Ein 72-Jähriger ist von der Polizei als Verursacher des Fischsterbens im Rumersbach in Niederndorf im Tiroler Bezirk Kufstein ausgeforscht worden. Der Unterländer habe verunreinigtes Wasser in den Bach geleitet, teilte die Landespolizeidirektion am Freitag mit. Am Donnerstag waren über 100 tote Fische in dem Gewässer entdeckt worden. Die verendeten Setzlinge und Jahrlinge wurden auf einem Streckenabschnitt von rund 300 Metern gefunden. Der Schaden liegt in vierstelliger Höhe. Gegen den Mann wird Anzeige an die Staatsanwaltschaft Innsbruck erstattet, erklärte die Exekutive.
1Panorama
Samsung-Studie: Menschen verbringen mehr Zeit vor dem Fernseher – 62 Prozent der Haushalte haben bereits ein Tablet. Schwalbach/Wien – Der Fernseher hat dank neuer Streaming-Angebote laut einer Umfrage seine Stellung weiter ausgebaut. Die Europäer verbringen heuer täglich rund eine halbe Stunde mehr als im Vorjahr vor dem TV-Gerät, ergab eine Studie im Auftrag des Elektronik-Riesen Samsung. Die Nutzung von Video on Demand, bei dem Filme direkt aus dem Netz angesehen werden, ist danach um ein fünffaches auf 24 Prozent gestiegen. Bei den Ausgaben dafür liegen die Österreicher unter dem europäischen Schnitt. Sie lassen pro Monat 7,50 Euro für Dienste wie Netflix oder Amazon Prime springen. Die Studienautoren erklären die geringeren Investitionen damit, dass in Österreich Video-on-Demand-Angebote noch nicht so lange verfügbar seien. In Portugal sind es beispielsweise 14,68 Euro, in Italien 13,89 und in Spanien 13,45 Euro pro Monat, die für Streaming ausgegeben werden. Im Schnitt stehen zwei Fernsehgeräte in jedem europäischen Haushalt. Rund 187 Minuten würden die Europäer täglich vor dem Fernseher verbringen, die Menschen in Österreich und Deutschland 184 Minuten. Im europäischen Schnitt ergibt das ein Plus von 30 Minuten. Nach dem Fernseher als beliebtester Bildschirm folgt der Studie zufolge das Tablet. In 64 Prozent der europäischen Haushalte gebe es inzwischen ein solches Gerät, in Deutschland verfüge jeder zweite Haushalt über ein Tablet, in Österreich sind es laut Studie sogar 62 Prozent. Das gleichzeitige Twittern während des Fernsehens sei inzwischen zur Gewohnheit der Nutzer geworden. Ob zum Verwalten von Dokumenten, Streaming von Online-Inhalten oder Lesen von Magazinen – insgesamt 73 Minuten pro Tag nutzen die Europäer ihr Tablet, 37 Minuten mehr als im Vorjahr. Samsung hatte seinen Techonomic Index im vergangenen Jahr herausgebracht. Für die Ergebnisse wurden auch in diesem Jahr 18 000 Europäer im Alter von über 16 Jahren aus 18 Ländern befragt. Durchgeführt wurde die Studie von der Marktforschungsfirma Lightspeed GMI. Die Meinungsforschungsgesellschaft Ipsos Mori steuerte zusätzlich noch Interviews mit 5000 Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren bei.
6Etat
Flagge über Hauptplatz gehisst – Angriff auf Gouverneurssitz, Gefangene befreit. Kunduz – Zwei Jahre nach dem Abzug der deutschen Bundeswehr aus Kunduz haben die radikalislamischen Taliban mit einer überraschenden Offensive die nordafghanische Provinzhauptstadt überrannt. Die Stadt ist unglücklicherweise an die Taliban gefallen, sagte der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Sedik Sedikki, am Montagabend in Kabul. Zahlen über Opfer lagen zunächst nicht vor. Regierungstruppen bereiten eine Gegenoffensive vor. Die Extremisten hatten am Montagmorgen aus mehreren Richtungen mit dem Sturm auf die Stadt begonnen und sie bis zum Abend eingenommen. Ein Taliban-Kommandant in Kunduz-Stadt namens Mullah Usman sagte, mehr als 1.000 Kämpfer hätten an der Offensive teilgenommen. Kunduz ist die erste Provinzhauptstadt, die seit dem Sturz des Taliban-Regimes Ende 2001 von den Aufständischen erobert wurde. Der Vizegouverneur der Provinz Kunduz, Hamdullah Daneshi, sagte: Die Taliban haben ihre weiße Flagge im Stadtzentrum gehisst. Daneshi wurde nach Berichten von Augenzeugen zum Flughafen gebracht, wohin viele der rund 300 000 Bewohner der Stadt geflohen waren. Der Flughafen war am Montagabend noch unter der Kontrolle der Regierung. Dort unterhalten die afghanischen Sicherheitskräfte Stützpunkte. Der Gouverneur hielt sich bereits vor dem Angriff im Ausland auf. Taliban-Kommandeur Mullah Usman sagte am Montagabend: Unsere Kämpfer bewegen sich nun in Richtung des Flughafen-Hügels vor, wo sich der Feind versteckt. Die Taliban hätten den Sitz des Gouverneurs, das Gebäude des Provinzrats und eine Radiostation in Brand gesetzt. Die Aufständischen riefen Zivilisten dazu auf, bis zum Ende der Kämpfe in ihren Häusern zu bleiben. In der Nähe des Flughafens unterhielt die Bundeswehr bis vor ihrem Abzug vor knapp zwei Jahren ein Feldlager. Ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur in Kunduz sagte, die Taliban hätten wichtige Zufahrtsstraßen zur Stadt abgeschnitten. Ein Regierungsmitarbeiter in Kunduz-Stadt, der anonym bleiben wollte, meinte: Taliban-Kämpfer mit ihren Waffen sind überall in der Stadt. Nach Angaben von Innenministeriumssprecher Sedikki traf am Flughafen Verstärkung ein. Wir versuchen, die Stadt zurückzuerobern. Im Moment können wir keine Opferzahlen bestätigen. Die Taliban hätten das Gefängnis in Kunduz gestürmt und mehr als 600 Häftlinge befreit. Darunter seien 144 Taliban-Kämpfer gewesen, fügte er an. Ein Mitarbeiter einer internationalen Hilfsorganisation sagte, Ausländer hätten sich ebenfalls am Flughafen außerhalb der Stadt versammelt. Lokale Medien berichteten, die Vereinten Nationen hätten ihr Personal am Montag aus Kunduz abgezogen. Das UN-Gebäude sei danach von den Taliban geplündert worden. Die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hatte schon vor der Offensive alle internationalen Mitarbeiter aus Kunduz herausgebracht. Das Auswärtige Amt schätzte die Entwicklung als kritisch ein. Eine Sprecherin teilte am Montag mit: Wegen anhaltender Unübersichtlichkeit ist eine abschließende Bewertung, ob damit eine grundsätzliche Änderung der Sicherheits- oder militärischen Lage verbunden ist, allerdings zu früh. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen teilte mit, in ihrem Krankenhaus in Kunduz seien seit Montagmorgen mehr als 100 Verwundete behandelt worden. 36 davon schwebten in Lebensgefahr. Die Taliban brachten unter anderem das Provinz-Krankenhaus mit seinen 200 Betten unter Kontrolle. Taliban-Sprecher Sabiullah Mujahid teilte über Twitter mit, Kämpfer suchten darin nach verwundeten feindlichen Soldaten. Polizisten seien gefangen genommen worden. Die Taliban hätten Fahrzeuge und Waffen erobert. Die NATO beendete ihren Kampfeinsatz in Afghanistan im vergangenen Jahr. Der Nachfolgeeinsatz Resolute Support dient vor allem der Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte. US-Truppen fliegen allerdings weiterhin Luftangriffe gegen die Taliban.(APA, Reuters, 28.9.2015)
2International
Spiel erscheint zum Vollpreis – drei Versionen angekündigt. Der Muktiplayer-Shooter Overwatch wird im Frühjahr 2016 für Windows-PC, PlayStation 4 und Xbox One auf den Markt kommen. Dies gab Hersteller Blizzard Entertainment im Rahmen der Hausmesse Blizzcon bekannt. Es ist der erste Shooter des Unternehmens, das sich neben Titeln wie dem MMO-Rollenspiel World of Warcraft, dem Strategiespiel StarCraft 2 und dem Sammelkarten-Game Hearthstone künftig noch breiter aufstellen will und mit Overwatch auf ein weiteres Standbein in einem neuen Genre hofft. In Overwatch treten zwei Teams mit je sechs Spielern gegeneinander an. Das Setting ist auf der Erde der nahen Zukunft angesiedelt, wo Soldaten, Wissenschaftler, Abenteurer und Exzentriker um die Vorherrschaft über berühmte Orte auf der ganzen Welt ringen. Wie Blizzard bestätigte, werde das Spiel zum Vollpreis vertrieben (39,99 Euro bis 69,99 Euro) und 21 Helden umfassen, von denen jeder über ein eigenes Arsenal an Waffen und Fähigkeiten verfügt. Branchenbeobachter waren zuvor davon ausgegangen, dass Blizzard auf ein Free2Play-Modell setzen werde. Die Helden krümmen die Zeit und setzen sich über die Gesetze der Physik hinweg, während sie zusammenarbeiten müssen, um gemeinsam mit ihren Verbündeten Ziele zu erreichen, heißt es in einer Aussendung. Teamwork ist ein Kernelement des Spiels, denn die Spieler wechseln fortlaufend ihre Helden und kombinieren ihre Kräfte, um den gewünschten Spielausgang herbeizuführen. Overwatch wurde 2014 erstmals vorgestellt und war zuletzt in einer Betatestversion spielbar. Auf der Blizzcon präsentierte man unter anderem mit Hollywood eine neue Karte. Hier begeben sich Spieler auf eine Tour durch ein Filmstudio. Gleichzeitig wurden die letzten drei Helden aus der 21-köpfigen Charakterliste von Overwatch bekannt gegeben. Genji ist ein kybernetischer Ninja und zudem ein versierter Auftragsmörder. Er ist zu enorm agilen Aktionen imstande; zum Beispiel kann er gegnerische Angriffe mit seiner Klinge zurückwerfen. D.Va ist ein früherer Superstar aus der Profi-Gamerszene und Pilotin eines experimentellen Militärmechs, mit dem sie ihr Heimatland verteidigen soll. Mei bereist die Welt und setzt ihre wissenschaftliche Erfahrung dazu ein, die Natur zu schützen. Im Kampf kann sie ihre Gegner mithilfe ihres Arsenals an klimaverändernden Technologien bekämpfen. Spieler mit Windows-PCs haben die Möglichkeit, das Spiel als digitale Edition zu erwerben. Diese enthält alle 21 Helden und bietet sämtliche Kerninhalte des Overwatch-Spielerlebnisses. Spieler mit Windows-PCs, PS4 oder Xbox One können können wiederum die Overwatch: Origins Edition erwerben. Diese Ausgabe enthält Heldenskins für fünf Charaktere, die ihre Hintergrundgeschichten widerspiegeln: Blackwatch-Reyes (Reaper), Strike Commander Morrison (Soldier: 76), Überwucherter Bastion, Sicherheitschefin Pharah und Slipstream-Tracer, sowie Overwatch-Inhalte für andere Spiele von Blizzard. Dazu gehören das Haustier Baby Winston für World of Warcraft und der Held Tracer für Heroes of the Storm. Überdies werde es eine Sammleredition in limitierter Auflage für 129,99 Euro geben, die alle genannten Inhalte und zusätzlich einen Bildband, den Soundtrack und eine Statue von Soldier: 76 umfasst.
0Web
Ziel der Pensionskassen: Drei von vier Arbeitnehmern sollen Anspruch erhalten. Wien – Einen breiteren Zugang zu Firmenpensionen haben sich Österreichs Pensionskassen zum Ziel gesetzt. Konkret soll der Anteil der Arbeitnehmer mit Anspruch auf eine Firmenpension von rund einem Viertel auf mittelfristig 75 Prozent erhöht werden. Dazu bringt sich die Branche mit Forderungen für eine Pensionsreform in Stellung, deren Eckpunkte Ende Februar stehen sollen. Der Fachverband der Pensionskassen wünscht etwa eine Verankerung der zweiten Säule in allen Kollektivverträgen. Das hat keinerlei Auswirkungen auf den Staatshaushalt, unterstreicht Obmann Andreas Zakostelsky. Weiters sind ihm die Angleichung der Förderung der Arbeitnehmerbeiträge an jene der Zukunftsvorsorge sowie die Einführung einer aufgeschobenen Besteuerung der Beiträge ein Anliegen. Laut einer IHS-Studie dürften Anspruchsberechtigte bei aufgeschobener Besteuerung mit einer um mehrere hundert Euro höheren Jahrespension von der Pensionskasse rechnen. Mit 16.800 Umsteigern im Vorjahr wurde das Lebensphasenmodell von den Kunden gut angenommen, das sukzessive von dynamischer zu konservativer Veranlagung übergeht. Das Garantiemodell, in das nur 28 Personen gewechselt haben, erwies sich hingegen als Ladenhüter. Im ersten Halbjahr hat die Branche 4,34 Prozent Performance erzielt, bis Jahresende sollen es fünf bis sechs Prozent werden. In den 25 Jahren ihres Bestehens konnten die Pensionskassen bisher im Mittel 5,72 Prozent pro Jahr erwirtschaften. Das verwaltete Vermögen beziffert Zakostelsky mit 20,5 Mrd. Euro. Knapp ein Zehntel der insgesamt 860.000 Kunden bezieht eine Pension von monatlich 491 Euro im Schnitt.
3Wirtschaft
Während Privathaushalte weiter bremsen, gibt der Staat mehr Geld aus – etwa für Flüchtlinge. Davon profitieren die Lieferanten. Wien – Angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums in den vergangenen Jahren und der hohen Arbeitslosigkeit in Österreich muss es schon als erfreulich gelten, wenn die Prognosen der Ökonomen für die Zukunft nicht nach unten revidiert werden. Eben aus dieser Perspektive heraus hatte das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo am Donnerstagvormittag eine gute Nachricht parat: Die letzte Prognose des Instituts aus dem Dezember für die Jahre 2016 und 2017 hält vorerst einmal. Die Wifo-Ökonomen erwarten für heuer ein Wachstum von 1,6 Prozent. Das ist um gerade einmal 0,1 Prozentpunkte weniger als noch im Dezember. Im vergangenen Jahr lag das Wachstum bei mageren 0,9 Prozent und damit das vierte Jahr in Folge unter der Ein-Prozent-Marke. Beim IHS ist die Einschätzung sehr ähnlich, hier geht man von einem Plus von 1,5 Prozent im kommenden Jahr aus. Dabei hatte es in den vergangenen Wochen deutlich schlechter ausgesehen. Viele Zeichen deuteten nämlich darauf hin, dass der milde Aufschwung gleich wieder im Keim erstickt wird. Nachdem sich der Wifo-Frühindikator, der die Stimmung von Konsumenten und Unternehmen einfängt, im vergangenen Jahr kontinuierlich verbesserte, ging es seit Jahresbeginn wieder abwärts. Im Februar hat sich dieser Abschwung nun deutlich beschleunigt. Woran liegt es also, dass die Aussichten trotzdem ganz passabel bleiben? Laut Wifo findet eine Art Abtausch statt: Die Investitionen der Unternehmen entwickeln sich zwar weiter nur schleppend. Und weil sich die weltweiten Konjunkturaussichten etwas eingetrübt haben, tragen auch die Exporte der österreichischen Unternehmen weniger als gedacht zum Wachstum bei. Doch diese Entwicklung wird durch den Konsum kompensiert. Insbesondere die Erhöhung der Ausgaben für die Betreuung und Grundversorgung von Flüchtlingen sowie für die bedarfsorientierte Mindestsicherung werden zu einer deutlichen Steigerung des privaten und öffentlichen Konsums führen, heißt es in der Wifo-Prognose. Das Prinzip dahinter ist simpel: Wenn der Staat mehr Geld ausgibt, etwa um Lebensmittel für Flüchtlinge bereitzustellen, profitieren davon die Lieferanten durch einen höheren Absatz. Findet ein Sozialarbeiter einen Job als Betreuer, hat er mehr Geld, um sich einen neuen Fernseher oder Kühlschrank anzuschaffen. Neben den staatlichen Mehrausgaben sind es vor allem zusätzliche Aufwendungen der verschiedenen Hilfsorganisationen, die den Konsum stützen. Haushalte bremsen Die Haushalte standen dagegen weiter auf der Bremse. Wegen der Steuerentlastung erwartet das Wifo aber auch hier eine Belebung im Laufe des Jahres. 2017 sollte sich die Entwicklung wieder umkehren: Auch da erwarten die Wifo-Leute ein Wachstum von 1,6 Prozent, wobei die Dynamik stärker vom Export und Investitionen getragen wird, weil die Konsumimpulse (es kommen weniger Flüchtlinge, Steuerreform wirkt nur einmal) nachlassen. Wifo-Chef Karl Aiginger spricht von einer insgesamt breiten, aber holprigen Erholung. Gestützt wird die Entwicklung durch den tiefen Euro, das billige Öl und die tiefen Zinsen, so der Ökonom. Laut Aiginger wird Österreich zudem davon profitieren, dass die für Unternehmen so wichtige Region in Osteuropa wieder stärker wächst. Daher sollten die Exporte dorthin anziehen. Die schlechten Nachrichten werden weiter vom Jobmarkt kommen: Die Arbeitslosigkeit wird weiter steigen, und zwar von 9,1 Prozent im Durchschnitt des vergangenen Jahres auf 9,8 Prozent 2017. (Andras Szigètvari, 17.3.2016)
3Wirtschaft
Sozialministerium: 9.000 Betriebe haben zu wenige über 55-jährige Mitarbeiter. 2.000 müssten aber nur einen anstellen, um zum Bonus-Betrieb zu werden. Wien – Beim Bonus-Malus-System light, das 2018 die Beschäftigung von über 55-Jährigen am Arbeitsmarkt ankurbeln soll, würden mit Stichtag Ende Juni mehr als 9.000 Firmen einen Malus erhalten. Knapp 7.000 Unternehmen würden einen Bonus bei den Lohnnebenkosten bekommen, schreibt der Kurier. Das Sozialministerium bestätigte die Zahlen am Freitag. Somit würden rund 57 Prozent der rund 16.000 Betriebe mit knapp 2,5 Millionen Mitarbeitern, die in die Bonus-Malus-Regelung fallen, momentan zu wenige ältere Dienstnehmer beschäftigen. Es müssten aber rund 2.000 der Malus-Betriebe nur einen einzigen über 55-Jährigen anstellen, damit sie zu einem Bonus-Betrieb werden, so die Zeitung. Die geplante Regelung soll nur für Betriebe mit mehr als 25 Mitarbeitern gelten. Deutliche Unterschiede Per Ende Juni betrug der Anteil der mehr als 55 Jahre alten Dienstnehmer am gesamten Beschäftigtenstand 12,1 Prozent, mit deutlichen Branchenunterschieden, wie diese Tabelle des Sozialministeriums zeigt: Zusätzliche Entlastung möglich Laut Regierungsplänen, die beim Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsgipfel Ende Oktober vereinbart wurden, erhalten jene Betriebe, die über dem Branchendurchschnitt sind, ab 1.1.2018 einen Bonus in Form einer zusätzlichen Senkung der Lohnnebenkosten in Höhe von 0,1 Prozentpunkten des Familienlastenausgleichsfonds. Bei einem Betrieb mit 100 Beschäftigten beträgt die Entlastung laut Sozialressort rund 3.600 Euro pro Jahr. Firmen, die die Quote nicht erfüllen, müssten beim Abbau von Mitarbeitern die doppelte Auflösungsabgabe (derzeit 118 Euro pro Fall) zahlen. Im Schnitt wird der Malus bei einem Betrieb mit 100 Mitarbeitern 909 Euro betragen, schätzt das Sozialministerium. 60.000 zusätzliche Beschäftigte nötig Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) sieht das Bonus-Malus-Prinzip daher als Anreizsystem: Wer Ältere einstellt oder länger in Beschäftigung hält, bekommt dafür relativ viel Geld, während der Malus vergleichsweise gering ist. Damit kein Betrieb in die Malus-Regelung fallen würde, müssten bis Mitte 2017 (Stichtag für die Quoten) rund 60.000 zusätzliche ältere Arbeitnehmer in Beschäftigung kommen. Zum Vergleich: In den vergangenen Jahren wurden pro Jahr etwa 32.000 Personen dieser Altersgruppe zusätzlich beschäftigt.
3Wirtschaft
Forscher stießen auf ein unerklärliches Ritual: Schimpansen schmeißen Steine gegen Bäume. Warum tun sie das?. Leipzig/Wien – Dass Schimpansen Werkzeuge verwenden, weiß die Wissenschaft seit langem. Die ersten Experimente, die das dokumentierten, machte der deutsche Psychologe Walter Köhler während des Ersten Weltkriegs auf Teneriffa. Jane Goodall war dann die erste Forscherin, die Werkzeuggebrauch bei Schimpansen in freier Wildbahn dokumentierte. Seit mehr als einem halben Jahrhundert wird dieses Verhalten mittlerweile in Ost- und Westafrika beobachtet. Heute weiß man, dass Schimpansen nicht nur mit Stöcken nach Termiten oder Ameisen angeln oder damit Honig aus Bienenstöcken holen. Sie knacken zum Beispiel mit Hämmern aus Stein oder Holz auch Nüsse. Die Forschungen zeigten aber auch, dass es so etwas wie eine Kulturabhängigkeit des Verhaltens gibt: Ein bestimmter Werkzeuggebrauch in einer Population muss nicht automatisch bedeuten, dass er auch in einer anderen Gruppe vorkommt. Und mitunter werden Verhaltensformen beobachtet, die den Wissenschaftern nach wie vor Rätsel aufgeben. Über eine besonders eigenwillige und lokal begrenzte Form des Werkzeuggebrauchs in Westafrika berichten Forscher um Hjalmar Kühl vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie im Fachblatt Scientific Reports. Dem Projektteam fielen an vier Forschungsstätten in Liberia und Guinea neben Bäumen und in hohlen Baumstämmen auffällige Steinhaufen auf. Kamerafallen bestätigten dann den Verdacht, dass Schimpansen dafür verantwortlich sind. Die Filme zeigten Menschenaffen, die neben Bäumen liegende Steinbrocken aufhoben, gegen die Bäume warfen und dabei laute Rufe ausstießen. Im Gegensatz zu anderer Werkzeugnutzung scheint das nun beobachtete Verhalten nicht mit der Nahrungssuche zusammenzuhängen. Doch wozu dient es sonst? Die Forscher vermuten, dass es sich um ein ritualisiertes Verhalten handeln könnte, mit dem Männchen ihr Territorium abstecken, quasi nach dem Motto Hier bin ich, wo seid ihr? Damit würde es einem ähnlichen Zweck dienen wie das Trommeln mit Händen und Füßen gegen Wurzeln. Allerdings praktizieren auch Jungtiere und Weibchen das Steinritual. Auffällig sei außerdem die Ähnlichkeit der Steinhaufen mit von Menschen geschaffenen rituellen Stätten. Man könnte hier nach Parallelen fragen, sagte Kühl, der weitere Untersuchungen plant, um das Verhalten zu enträtseln.
7Wissenschaft
Zweiter Verdächtiger auf Aufnahmen von Überwachungskameras. Bangkok – Auf der Suche nach den Tätern hinter dem Bombenanschlag mit zahlreichen Toten in Bangkok verfolgt die Polizei eine neue mögliche Spur. Auf am Samstag veröffentlichten Bildern einer Überwachungskamera ist zu sehen, wie ein Mann in einem blauen T-Shirt ein Paket von einer Fußgängerbrücke an dem Ort wirft, an dem am vergangenen Dienstag ein Sprengsatz explodierte. Bei dieser Explosion wurde niemand verletzt, allerdings sorgte der Vorfall für weitere Unruhe in der Stadt, nachdem am Vortag bei einem Anschlag auf einen religiösen Schrein 20 Menschen getötet worden waren. Die Behörden hatten erklärt, eine Verbindung zwischen den beiden Explosionen nicht auszuschließen. Polizeisprecher Prawut Thavornsiri sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Bilder aus der Überwachungskamera würden ausgewertet, um festzustellen, ob der darauf zu sehende Mann als Verdächtiger einzustufen sei. Wir müssen diese Information überprüfen, die Situation ist noch immer verwirrend, sagte er. Das Video wurde wenige Minuten nach der Explosion vom Montag aufgenommen. Zu sehen ist, wie der Mann in dem blauen T-Shirt etwas Schweres in einem Plastiksack trägt, zum Rand der Fußgängerbrücke geht, den Sack abstellt und dann sein Handy benutzt. Etwa eine Minute später stößt er die Tüte mit dem Fuß in einen Kanal unter der Brücke. Am Tag darauf ereignete sich in dem nahe einem Touristenort gelegenen Kanal eine Explosion. Verletzte gab es aber nicht. Bisher konzentrierte sich die Fahndung nach dem Drahtzieher des Anschlags vom Montag auf einen mutmaßlichen Hauptverdächtigen in einem gelben T-Shirt. Dieser war beobachtet worden, wie er einen schweren Rucksack unter einer Bank an dem Schrein platzierte. Kurz darauf ereignete sich die Explosion, bei der 20 Menschen getötet wurden. Prawut zufolge ist davon auszugehen, dass es sich bei den beiden mutmaßlichen Verdächtigen um verschiedene Männer handelt. Einem Militärsprecher zufolge waren am Samstag noch 56 Verletzte des Anschlags vom Montag im Krankenhaus.
2International
Weitere Anbieter stehen in den Startlöchern – Unklarheit, wie viel Platz der Markt für Newcomer bietet. Seit Dienstag hat Österreich einen Mobilfunker mehr. Der Telekomanbieter Tele 2 drängt mit einem Angebot für Geschäftskunden auf den Markt und ist damit höchstwahrscheinlich der letzte Newcomer, der dieses Jahr an den Start geht. Ohne großes Tamtam präsentierte bereits der Mobilfunker M:tel, dessen Haupteigentümer die Telekom Srbija ist, dieser Tage seine Angebote. Er will Kunden gewinnen, die hauptsächlich nach Serbien telefonieren. Dafür hat man sich in das Netz von A1 eingemietet. Zuvor starteten bereits UPC, Hot, Spusu, Eety und Allianz Sim als virtuelle Anbieter. Und das Wachstum geht weiter, für 2016 haben sich weitere Anbieter angesagt. Virtuelle Mobilfunker sind ein Nebenprodukt der Übernahme von Orange durch den Netzbetreiber 3. Die EU-Wettbewerbshüter haben 3 im Gegenzug für den Deal vorgeschrieben, sein Netz zu günstigen Bedingungen an Quereinsteiger zu vermieten. Seither vermieten auch A1 und T-Mobile ihre Infrastruktur. Am Horizont warten noch mehr Quereinsteiger. So sollen nach UPC und Spusu weitere Unternehmen Verträge mit 3 unterzeichnet haben, sagte Tele-2-Chef Alfred Pufitsch am vergangenen Freitag bei einer Pressekonferenz. Auf Nachfrage wollte 3 das gegenüber dem WebStandard nicht kommentieren. Experten halten es für fraglich, dass der Markt noch Platz für zusätzliche Anbieter hat, da das Billigsegment klar von Hot und der A1-Marke Yesss dominiert werde und derzeit Kunden hauptsächlich mit Kampftarifen zu gewinnen seien. Neben Hot konnte bisher kaum ein Newcomer eine erkleckliche Zahl an Kunden gewinnen. Ein Grund: A1 erhöhe seine Ausgaben für die Kundengewinnung um stolze 254,2 Prozent – im letzten Quartal legte der Handynetzbetreiber dafür 6,6 Millionen Euro auf den Tisch. Von derartigen Budgets können die neuen Anbieter nur träumen. Der Zweite ist immer der erste Verlierer, sagte Hot-Gründer Michael Krammer bei der Vorstellung neuer LTE-Tarife. Bisher hat man bei Hot den Start neuer Anbieter nicht wahrgenommen. Er hat neben Hot auch Allianz-Sim aus der Taufe gehoben und tüftelt mit seiner Firma Ventocom an weiteren Deals. Anfragen gebe es zur Genüge, so Krammer. Bisher haben die neuen Mobilfunker Bewegung in den Markt gebracht. So sinken Tarife wieder, und Angebote werden mit besseren Datenangeboten gepimpt.
0Web
38 internationale Medien nahmen an der Abstimmung teil – Microsoft und Ubisoft gehen leer aus. Mit jeweils drei Auszeichnungen sind das Rollenspiel Fallout 4 und das Action-Adventure Uncharted 4: A Thiefs End die großen Gewinner der diesjährigen E3-Awards. Ersteres wurde zum besten Game der Messe gewählt. Insgesamt stimmten 38 internationale Medien für die auf der vergangenen Branchenmesse gezeigten Werke ab. Voraussetzung war, dass ein Titel in spielbarer Fassung vorliegen musste. Das beste neue Spiel der Show war den Pressevertretern nach das postapokalyptische Abenteuer Horizon Zer Dawn, zur besten Hardware wurde die Bewegungssteuerung Oculus Touch gekürt. Zu den großen Verlierern gehören die großen Publisher Microsoft, Ubisoft und Activision. Keines der von ihnen gezeigten Games wie Halo 5, For Honor oder Black Ops 3 erhielt eine Auszeichnung. Alle Auszeichnungen im Überblick: (zw, 8.7.2015)
0Web
Erneut scharfe Kritik an dem Softwarehersteller – Werbung lässt sich nicht getrennt deinstallieren. Als kostenloses Upgrade steht Windows 10 den meisten Nutzern von Windows 7 und 8 zu Verfügung. Mit diesem Schritt will Microsoft möglichst viele User auf die aktuellste Version seines Betriebssystem bringen. Das Problem dabei: Die Nutzer spielen bei all dem nicht so recht mit, bisher hat nur eine Minderheit das Angebot des Softwareherstellers angenommen. Also versucht Microsoft etwas nachzuhelfen – und greift dabei zu immer fragwürdigeren Methoden. Nun scheint ein neuer Tiefpunkt erreicht zu sein: Mit einem aktuellen Sicherheitsupdate für den Internet Explorer 11 schmuggelt Microsoft nämlich auch zusätzliche Werbung auf Windows 7 / 8-Systeme. Laut dem zugehörigen Hilfseintrag soll Windows 10 damit nicht nur angepriesen werden, es werde auch gleich die Initiierung eines Upgrades dargeboten. Laut einem Bericht von Infoworld soll die Werbung auch tatsächlich bereits bei einzelnen Nutzer sichtbar sein. Mit einem blauen Banner werde dabei in jedem neu geöffneten Tab des Browsers zum Upgrade auf Windows 10 geraten. Die Auslieferung dieser Werbefunktion im Rahmen einer Sicherheitsaktualisierung hat durchaus gute Gründe, und diese sind besonders problematisch. Ist es so doch dadurch nicht möglich, die Werbefunktion einzeln los zu werden. Wer diese deinstallieren will, müsste auch das Sicherheits-Update entfernen – und davon ist dringend abzuraten. Immerhin schließt das Update unter anderem eine Lücke, über die von außen Schadcode auf ein ungeschütztes System eingeschmuggelt werden könnte. Es ist nicht das erste Mal, dass Microsoft für seine offensive Art, Windows 10 zu verbreiten, in die Kritik kommt. So sorgte etwa erst vor einigen Wochen für Aufregung, dass von den Nutzern reservierte Updates nun automatisch installiert werden.
0Web
Der Wissenschaftliche Beirat Funk hat 205 aktuelle Arbeiten bewertet. Eine Gesundheitsgefährdung durch Mobilfunk ist bei Einhaltung der Grenzwerte aus heutiger Sicht weiterhin nicht gegeben: Zu diesem Schluss kommt ein Expertenforum nach Prüfung der wissenschaftlichen Studienlage zu dem Thema. 205 zwischen Februar 2014 und November 2015 veröffentlichte Arbeiten habe der Wissenschaftliche Beirat Funk (WBF) dazu bewertet, hieß es am Freitag aus dem Verkehrsministerium. Der WBF berät das Ministerium seit mehr als zehn Jahren, bisher wurden mehr als 1.000 Studien zu Befindlichkeitsstörungen, Nervensystem, Gentoxizität, Kindern und Jugendlichen, Zeugungsfähigkeit, Hals-Nasen-Ohren-Beschwerden, Tumorentwicklung und Dosimetrie geprüft. Störungen der Befindlichkeit durch Mobilfunkstrahlung konnten bisher nicht objektiv nachgewiesen werden. Möglicherweise spiele dabei der Nocebo-Effekt eine Rolle. Analog zu den positiven Wirkungen des Placebo-Effekts kommt es dabei allein bereits aufgrund der subjektiven Annahme negativer Auswirkungen des Mobilfunks zu Befindlichkeitsstörungen, sagt Christian Wolf, Universitätsprofessor und Vorsitzender des WBF. Hinsichtlich der Gentoxizität hochfrequenter elektromagnetischer Felder speziell des Mobilfunks wurde auch in den neueren Studien der oxidative Stress immer wieder andiskutiert. Seine Bedeutung bleibt jedoch auch weiterhin zweifelhaft, betont der WBF. Männer nützen laut WBF-Umfrage die Handytelefonie zu 92 Prozent, Frauen zu 84. Wobei die Handynutzung in der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen bei nahezu 100 Prozent liegt, mit nach oben weisendem Trend bei höherer Bildung und höherem Haushaltseinkommen.
0Web
Protest gegen Pläne zum Abbau von 65 Jobs. Rom – Zum zweiten Mal in dieser Woche sind die Journalisten der größten italienischen Nachrichtenagentur ANSA in den Streik getreten. Die Redakteure legten am Donnerstagabend die Arbeit nieder und werden bis kommenden Montag, 7.00 Uhr, streiken, wie der Betriebsrat mitteilte. Damit wird gegen einen Umstrukturierungsplan der Unternehmensführung protestiert, der den Abbau von 65 Stellen vorsieht. Die Nachrichtenagentur hat mit Verlusten in Höhe von fünf Millionen Euro zu kämpfen. In den vergangenen Jahren seien bereits zahlreiche Journalistenstellen gestrichen worden, betonte der Betriebsrat. Die Umstrukturierung gefährde die Führungsrolle der Nachrichtenagentur in Italiens Medienlandschaft und die Qualität der Berichterstattung. Die ANSA-Journalisten planen weitere Streiktage im Juli. Sie hatten diese Woche bereits von Dienstagabend bis Donnerstagvormittag die Arbeit niedergelegt. Zahlreiche Solidaritätserklärungen mit den streikenden Journalisten trafen aus Politik, der Wirtschaft und der Kultur ein.
6Etat
Der FC Barcelona hat am Samstagabend im Fußball-Champions-League-Finale in Berlin einen verdienten 3:1-(1:0)-Sieg gegen Juventus Turin gefeiert. Ivan Rakitic (4.), Luis Suarez (68.) und Neymar (97.) erzielten vor 70.500 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion die Tore für die Katalanen. Für Italiens Double-Gewinner traf Alvaro Morata zum zwischenzeitlichen Ausgleich (55.). Damit gewann Barcelona als erster Club zum zweiten Mal nach 2009 das Triple aus Meistertitel, Cup-Sieg und Champions-League-Triumph. Finale der Fußball-Champions-League: Juventus Turin - FC Barcelona 1:3 (0:1). Berlin, Olympiastadion, 70.500 (ausverkauft), SR Cakir/TUR. Tore: 0:1 ( 4.) Rakitic, 1:1 (55.) Morata, 1:2 (68.) Suarez, 1:3 (97.) Neymar Juventus: Buffon - Lichtsteiner, Barzagli, Bonucci, Evra (89. Coman) - Marchisio, Pirlo, Vidal (79. Pereyra), Pogba - Tevez, Morata (85. Llorente) Barcelona: Ter Stegen - Alves, Pique, Mascherano, Alba - Rakitic (91. Mathieu), Busquets, Iniesta (78. Xavi) - Messi, Suarez (96. Pedro), Neymar Gelbe Karten: Vidal, Pogba bzw. Suarez
4Sport
Plattform verspricht "die besten Geschichten von Frauen aus der ganzen Welt". Jetzt müssen nur noch die Leser daran glauben. Wien/Berlin – Ein Interview mit Palästinas einziger Bierbrauerin oder eine Geschichte über die schwierige Situation von Homosexuellen in Weißrussland. Das sind Beispiele für Themen, die Pauline Tillmann mit dem Onlinemagazin Deine Korrespondentin forcieren möchte. Wir wollen interessante Frauen auf der ganzen Welt vorstellen, sagt die 32-Jährige zum STANDARD. Mit dem Ziel, sie sichtbarer zu machen. Deine Korrespondentin ist eine Plattform, die von derzeit acht Korrespondentinnen gefüttert wird. Im Schnitt wird jede Woche ein Artikel veröffentlicht – etwa aus Indien, Afrika oder dem Nahen Osten. Tillmann greift dabei auf Journalistinnen zurück, die meist als Freie für verschiedene Medien arbeiten. Für einen Artikel winken 100 Euro. Bei ihr hätten jene kantigen Themen Platz, die andere Medien ignorierten. Bevor Tillmann das Portal gründete, war sie von 2011 bis Anfang 2015 selbst als Auslandskorrespondentin tätig. Stationiert in St. Petersburg, belieferte sie die ARD mit Reportagen und Radio-Features aus Russland und der Ukraine. Also aus einer Region, in der einem eigentlich nicht so schnell fad wird. Und dennoch: Tillmann wollte nicht nur als Journalistin gestalten, sondern als Medienmacherin dirigieren. Initialzündung war eine dreimonatige Recherchereise in den USA. Thema: die Zukunft des Journalismus. Ein weites Feld, zur Ernte bereit. Medien seien im Wandel: Jetzt ist die Pionierzeit, und da wollte ich dabei sein. Die Grundfinanzierung für ihr Portal schaffte sie im März via Crowdfunding. Weil aber 6500 Euro alleine noch keine monatelangen Löhne garantieren, setzte sie im Sommer auf ein Abomodell. Dem Plan, fünf Euro pro Monat zu verlangen, folgte schnell die Ernüchterung. Gerade einmal zehn Abos standen zu Buche. Viel zu wenig, um ein Geschäftsmodell zu etablieren und Grund genug, um zurückzurudern. Mit heute, Donnerstag, fällt die Bezahlschranke. Alle Artikel sind wieder frei verfügbar: Ich habe gedacht, dass in Deutschland die Zeit reif ist für Paid Content, resümiert sie, aber das ist nicht der Fall . Es gebe noch zu viele gute Inhalte im Internet, die frei seien. Ans Aufgeben denkt Tillmann nicht, ganz im Gegenteil: Wir müssen zuerst bekannter werden und versuchen es vielleicht in ein, zwei Jahren wieder mit einem Abomodell. Immerhin ist ihr Projekt schon so bekannt, dass es das Interesse von Investoren weckt. Für einen Anteil von fünf Prozent am Unternehmen erhält Tillmann 12.000 Euro. Teil des Deals ist die Aufnahme in ein Mentoring-Programm und ein Platz in einem Gemeinschaftsbüro. Neben Investoren möchte sie noch Stiftungsgelder anzapfen, Veranstaltungen organisieren und Kooperationen anleiern. Regionalzeitungen könnten etwa Deine Korrespondentin-Artikel kaufen. Ihr Motto: nicht jammern, tun: In Deutschland wird viel geredet.
6Etat
Zehn unterschiedliche Formate allein an BHS – AHS haben einheitliche Aufgaben. Wien (APA) – Komplett unterschiedliche Aufgaben und auch Beurteilungen gibt es bei der Mathematik-Zentralmatura für AHS und BHS. Während zumindest an allen AHS die Aufgaben einheitlich sind, gibt es an den BHS jeweils einen BHS-einheitlichen und einen je nach BHS-Form unterschiedlichen Teil. An den AHS besteht die Mathe-Klausur aus zwei Teilen zu je 24 Punkten und dauert 270 Minuten. Den ersten Teil bilden 24 sogenannte Typ-1-Aufgaben, bei denen die Schüler Grundwissen und Grundfertigkeiten ohne darüber hinausgehende Eigenständigkeit nachweisen müssen. Die Aufgaben können dabei nur als gelöst (ein Punkt) bzw. nicht gelöst (null Punkte) bewertet werden. Nach 120 Minuten muss das Teil-1-Aufgabenheft abgegeben werden. Der zweite Teil besteht aus vier bis sechs umfangreicheren Typ-2-Aufgaben (mit je zwei bis sechs Unteraufgaben), bei denen eine selbstständige Anwendung von Wissen und Können erforderlich ist. Pro Unteraufgabe können dabei null bis zwei Punkte verteilt werden. Für die Bearbeitung des zweiten Teils stehen 150 Minuten zur Verfügung. Für ein Genügend müssen im ersten Teil zwei Drittel der Aufgaben richtig gelöst, also 16 Punkte erreicht werden – unabhängig von der Punkteanzahl im zweiten Teil. Ausnahme: Im zweiten Teil können noch extra gekennzeichnete sogenannte Ausgleichspunkte gesammelt werden, die für den ersten Teil angerechnet werden. Wer also etwa 13 Punkte im ersten Teil und drei Ausgleichspunkte im zweiten sammelt, ist ebenfalls noch positiv. Die Ausgleichspunkte werden ausschließlich für bestimmte, eigens gekennzeichnete Aufgabenstellungen vergeben. Unter der Voraussetzung, dass im ersten Teil bzw. mit den Ausgleichspunkten 16 Punkte erreicht wurden, gibt es bis 23 Punkte einen Vierer, zwischen 24 und 32 Punkten einen Dreier, zwischen 33 und 40 Punkten einen Zweier und ab 41 Punkten ein Sehr Gut. Die Aufgaben haben unterschiedliche Formate: Neben offenen Formaten, bei denen einfach die Antwort zu einer Aufgabenstellung ins Aufgabenheft geschrieben werden muss, gibt es noch Zuordnungsaufgaben (Antwortmöglichkeiten müssen Aussagen zugeordnet werden), Konstruktionsaufgaben (Ergänzung von Punkten, Geraden bzw. Kurven), diverse Multiple-Choice-Formate sowie Lückentexte. Auch an den BHS werden im ersten, an allen Schulen gleichen Teil die Grundkompetenzen abgefragt. Hier sind zumindest vier Aufgaben mit je zwei bis vier Unteraufgaben zu lösen, wobei für jede Unteraufgabe ein bis drei Punkte vergeben werden. Für den zweiten Teil gibt es dann zehn verschiedene Varianten (sechs für die unterschiedlichen Formen der Höheren Technischen Lehranstalten (HTL) und je eine für Handelsakademien(HAK), Humanberufliche Schulen(HUM), Bildungsanstalten für Kindergarten- bzw. Sozialpädagogik (BAKIP bzw. BASOP), Höhere Schulen für Land- und Forstwirtschaft (HLFS). Enthalten sind zwei bis vier komplexe Aufgaben, für jede Unteraufgabe werden ein bis vier Punkte vergeben. Die Dauer ist mit 4,5 Stunden gleich wie an den AHS. Allerdings gibt es an den BHS aufgrund der vielen Matura-Varianten keinen vergleichbaren, fixen Punkteschlüssel. Im Zuge der Aufgabenentwicklung werden alle Punkte einer Aufgabe von externen Mathematiklehrern nach ihrer Schwierigkeit bewertet. Daraus ergibt sich dann eine Gesamtschwierigkeit für jedes Klausurheft. Um die unterschiedliche Schwierigkeit in den einzelnen Klausurheften auszugleichen, wird der Beurteilungsschlüssel deshalb angepasst. Sowohl an AHS als auch BHS dürfen aus dem Unterricht gewohnte technologische Hilfsmittel (z. B. Taschenrechner) und approbierte Formelsammlungen grundsätzlich verwendet werden. (APA, 2.5.2016)
5Inland
Rund zwei Drittel der Gemeinden haben keine Flüchtlinge aufgenommen – Zistersdorf ist eine von ihnen. Zistersdorf – Der militärgrüne Ferngucker liegt auf der Mittelkonsole, im Pick-up staut sich die Hitze des Sommertages, aus dem Radio dudelt Musik. Der Bürgermeister führt den STANDARD durch seine Katastralgemeinden, auf der Suche nach leerstehendem Wohnraum für Asylwerber. Die Stimme Johanna Mikl-Leitners mischt sich unter die bürgermeisterlichen Ausführungen über die Erdölstadt Zistersdorf, die Müllverbrennungsanlage, die in Gruppen zusammenstehenden Windräder: Jede Gemeinde mit über 2.000 Einwohnern ..., tönt es aus dem Lautsprecher. Wolfgang Peischl hört nicht zu. Er erzählt von früher, als die Flügelbahn seine rund 50 Kilometer von Wien entfernt liegende Gemeinde noch mit der großen, weiten Welt verbunden hat. Die Innenministerin erklärt währenddessen die neue Zugrichtung der Regierung. Erst später, bei der Mittagsrast in der irakisch geführten Ortspizzeria, wird der mit absoluter Mehrheit regierende VP-Chef erwägen, dass die ein bis zwei Prozent Flüchtinge von denen im Radio die Rede war, hier im nördlichen Weinviertel eine Heimat finden könnten. Halb der Schlag getroffen Stunden zuvor im Büro des Bürgermeisters. Wolfgang Peischl artikuliert die Sorge, wenn ich heute nach Wien fahre, und da sprengt sich einer in die Luft. Er glaubt zu wissen: Die Menschen sind nicht begeistert vom Thema Flüchtlinge. Dementsprechend habe ihn halb der Schlag getroffen, als das Land Niederösterreich knapp vor den Gemeinderatswahlen im Frühjahr plötzlich zwecks Herbergssuche auch im schönen Zistersdorf anklopfte. Andreas Tomasz Kubien sitzt dem Bürgermeister gegenüber, inhaltlich ist er voll auf seiner Seite. Die Leute hätten Ängste, glaubt der Pfarrer. Er habe die Information bekommen, dass unser Gebiet nicht betroffen ist. Zwar habe sein Pfarrhof, der in einem Franziskanerkloster liegt, zwei leerstehende Gästezimmer, man müsste sich aber eine Dusche und zwei WCs teilen. Und in den Pfarrsälen: Seniorentreffs, Kinderchor, Ministranteneinteilung. Bei ihm, der sich als gehorsamer Priester sieht, der Entscheidungen gerne in die Hände der Chefs im Stift Zwettl legt, gehe es also nicht. Kubien findet, dass die Probleme vor Ort – in Syrien, dem Irak oder Afghanistan – gelöst werden müssten. In Österreich sollten Flüchtlinge in Kasernen unterkommen, jedenfalls vorübergehend. Kritik am Verhalten der Kirche kontert er: Die Kirche unternimmt viel, etwa indem man bei der Arbeitssuche unterstütze. Denn auch in Österreich gebe es arme Leute. Auf der Fahrt nach Maustrenk, eine der zehn Kleinortschaften, die Zistersdorf inklusive Zweitwohnsitzern erst zur vollen 6.300-Einwohner-Größe verhilft, argumentiert Bürgermeister Peischl ganz ähnlich. Allein im Vorjahr habe die Rotkreuz-Tafel 42 Tonnen Lebensmittel verschenkt. Das Leid der Flüchtlinge lässt ihn trotzdem nicht kalt. Die Bilder aus Traiskirchen empfindet er als schrecklich, das kann man nicht dulden. Er fordert, dass sich alle beteiligen. Und zwar wirklich alle: Die Großkonzerne, die mit Millionen im Plus sind, Europa, die ganze Welt soll sich damit beschäftigen. Die Rolle der Zistersdorfer sieht er zu diesem Zeitpunkt des Tages im Bereitstellen von Gemeindegrundstücken, die der Bund um 35 Euro pro Quadratmeter erwerben könnte. Dann, wenn die Flüchtlinge aus den Kasernen, die Peischl sofort öffnen will, in dauerhafte Unterkünfte übersiedeln. Freien Wohnraum in Gemeindebesitz gebe es nicht. Dass in Maustrenk, wie der grüne Gemeinderat Karl Kolar glaubt, jedes sechste Haus leersteht, lässt sich vor Ort weder be- noch widerlegen. Kolar bekennt selbstkritisch, dass trotz anhaltenden Flüchtingsstroms in der Gemeinde ehrlich gesagt nichts geschehen ist. Jetzt will er bei der nächsten Gemeinderatssitzung im September einen dringlichen Antrag stellen. Auch, wenn er sich davon bei einer VP-Dominanz von 17 Mandaten wenig verspricht. Zurück in Zistersdorf, vor dem heruntergekommenen Bungalow, der vom Land angeblich als Asylwerberquartier inspiziert wurde. Früher wohnte hier der Verwalter der Abteilung Bodenschutz, die sich um die Windschutzgürtel auf den Feldern kümmert. Keine 200 Meter entfernt ist das Grundstück, das der Bürgermeister auf der Karte als potenziellen Baugrund für Flüchtlingsunterkünfte markiert hat. Was die Anrainer von solcher Nachbarschaft halten? Mitleidstuerei Die regen sich da auf, dass sie in Zelten wohnen müssen, empört sich ein Herr mittleren Alters am Gartenzaun über die Bilder, die er in der Mittags-ZiB gesehen hat. Er sei nicht interessiert, dass ich im Garten sitze, und ich hab da Leute stehen, die nicht da hergehören. Wie ihm überhaupt diese Mitleidstuerei vieler auf die Nerven gehe. Er, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, fragt: Warum soll ich Mitleid haben, nur weil die da unten in Syrien einen Bürgerkrieg haben? Schließlich zahle er Steuern, damit unser Landl schön ist. Und dann kämen die und machen ihre eigenen Sitten, hauen uns unsere Kultur zusammen. Wenn da jemand einziehe, dann sollten die kontrolliert werden wie im Gefängnis, befindet der Nachbar – ein Parteifreund des Bürgermeisters. Zwei Häuser weiter fürchtet sich eine Dame vor möglichen Krankheiten: Wir sind ja schon von Türken eingekreist. Die seien laut, es stinke, wenn sie grillen, und die nehmen sich Rechte heraus. Gehen über freie Grundstücke statt auf dem Gehweg. Brigitte Kirchner wohnt auch hier. Für die 40-jährige Zwillingsmutter wären ein bis zwei Familien schon okay. Ihre Sorge ist, dass das ausufert. Um 13 Uhr bei gebackenem Fisch und Softdrink liest der Bürgermeister nach, was die Innenministerin via Radio angekündigt hat: Zwei Prozent, das ist schon viel. Das wären bei mir 100 Leute. Das wird spannend. Wolfgang Peischl fragt: Wie lange hab ich die dann hier? Wer versorgt die? Der Bürgermeister fühlt sich an die Wand gedrückt. Lehrerin Irmgard Geer ist die Schwägerin des Bürgermeisters. Sie erzählt, wie sie einmal einen Flüchtling aus Somalia in die Klasse eingeladen habe. Der berichtete von seiner Flucht, nahm den selbstgestrickten rot-weiß-roten Schal dankbar entgegen und ließ eine Reihe emotional berührter Kinder zurück. Ob sie mehr will als den Flüchtling als geladenen Gast? Ja. Aber. Dann zählt sie auf, was ihren Ort als Herberge für Fremde so ungeeignet macht: Die Verkehrsanbindung sei mickrig, Arbeitsplätze im Abwanderungsgebiet rar. Dass mit neuen Zuzüglern auch neue Chancen für das Gemeindegebiet entstehen könnten, glaubt sie nicht so recht. Die Stimmung sei sehr negativ. Man habe mit der hier ansässigen muslimischen Gemeinde (rund 200 Personen, es gibt ein Gebetshaus des Vereins Atib) bereits eine Größe erreicht, die nicht überschritten werden sollte, glaubt man selbst in der Shisha Bar vis-à-vis der Kirche. Der Besitzer ist türkischstämmiger Österreicher. Er fürchtet, dass bei einer Überforderung der Ortsansässigen die Stimmung auch zu ihren Lasten kippt. Aktiv via Rathauspost Einer, der dem Bürgermeister bei der Frage, ob Zistersdorf Flüchtlinge aufnehmen soll, jedenfalls nichts dreinreden will, ist Siegfried Wurzer. Der FPÖ-Mandatar findet, platzmäßig sei nicht viel möglich, aber das müsse man im Gemeinderat besprechen. Und siehe da, am Ende des Tages wird auch der Bürgermeister aktiv. Motiviert von seiner Schwägerin will er über die Rathauspost abfragen, wer privaten Wohnraum zur Verfügung stellen kann. Wir werden das starten, sagt die Schwägerin, dann werden wir schon sehen, wie die Bevölkerung reagiert.
1Panorama
Bei Verpflegung und Transport. Wien – Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) kann sich angesichts des Asylproblems in Österreich Assistenzleistungen des Bundesheers vorstellen: Die Polizei sei an der Grenze ihrer Kapazitäten und ich schließe nicht aus, dass wir hier das Bundesheer einmal zur Unterstützung heranziehen müssen, sagte die Ministerin laut ZiB 2 am Mittwoch. Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) ruft schon länger nach einem Assistenzeinsatz des österreichischen Bundesheeres zur Unterstützung der vielfältigen Aufgaben der Polizei. Mikl-Leitner meinte dazu am Rande eines Besuchs in Bayern, sie schließe nicht aus, dass man das Bundesheer bitten müsse, bei der Verpflegung oder beim Transport zu unterstützen. Bei der Polizei-Personalvertretung regt sich jedenfalls schon Unmut: Es ist vielen Kollegen kaum noch zuzumuten, was im täglichen Dienstbetrieb an psychischen und physischen Strapazen zu ertragen ist, schreibt der Vorsitzende des Zentralausschusses, Reinhard Zimmermann, laut Presse in einem Brief an Mikl-Leitner. Bei allem Verständnis für die prekäre Situation müsse man feststellen, dass weitere Belastungen für die Polizei untragbar und für das Innenressort unverantwortlich sind. Die polizeiliche Mindestpräsenz sei vielfach nicht mehr gegeben. Da alle Ressourcen an fremdenpolizeiliche Maßnahmen gebunden seien, sei in vielen anderen Bereichen nur ein absoluter Notbetrieb möglich, warnt Zimmermann. Dass nun Flüchtlinge auch in der Sicherheitsakademie der Polizei in Traiskirchen untergebracht werden, sei mehr als kontraproduktiv. In Zeiten wie diesen sei eine Ausbildung besonders wichtig. Solche Maßnahmen grenzen an Selbstbeschädigung des Wachkörpers. Die Ministerin solle die Unterkünfte der Polizeischule umgehend wieder in gereinigtem Zustand zur Verfügung zu stellen. Andernfalls werde man über weitergehende Maßnahmen beraten.
1Panorama
Aufsichtsbehörden in den vergangenen Monaten Dutzende Staatsbetriebe unter die Lupe genommen. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Journalistenrunde diskutiert über politische Bewegungen, die Europas offene Gesellschaften kritisch sehen. Von Tunesien bis Ungarn, von Russland bis zur Türkei gibt es politische Bewegungen, die Europas offene Gesellschaften kritisch sehen. In der zweiteiligen TV-Dokumentation Weltjournal spezial: Europas neue Fronten gehen Christian Schüller und Antonia Rados diesen Bewegungen auf den Grund. Die beiden reisen zu den aktuellen Brennpunkten in Osteuropa, im Nahen Osten und in Nordafrika. Anlässlich der Präsentation diskutiert im ORF-Zentrum eine hochkarätige Journalistenrunde über Europas neue Fronten. ORF-Dialog-Forum Europas neue Fronten: Gudrun Harrer, DER STANDARD Livia Klingl, Kurier Paul Lendvai, Autor und Publizist Andreas Pfeifer, ORF Christian Schüller, ORF Kurt Seinitz, Kronen Zeitung Alexander Wrabetz, ORF Moderation: Klaus Unterberger, ORF-Public-Value-Kompetenzzentrum Weltjournal spezial: Europas neue Fronten Dienstag, 31. Mai, 22.35 Uhr, und Mittwoch, 1. Juni 2016, 22.30 Uhr, ORF 2
2International
Am Montag hat die neue albanische Partei Besa demonstriert – dem Jahrestag schwerer Schießereien in Mazedonien. Vor einem Jahr fanden in der mazedonischen Stadt Kumanovo bisher ungeklärte Schießereien zwischen albanischen Kriminellen (teils aus dem Kosovo) und Sicherheitskräften statt. Zehn Kriminelle und acht Polizisten wurden bei den Feuergefechten, die zwei Tage dauerten, getötet. Ein ganzes Stadtviertel wurde zerstört, die Menschen blieben schwer traumatisiert zurück. Der alten albanischen Partei DUI von Ali Ahmeti wird seither von vielen Albanern in Mazedonien vorgeworfen, dass sie die Zivilisten in Kumanovo nicht geschützt habe. Unter den mazedonischen Albanern – etwa ein Viertel der Bevölkerung – macht nun Besa von sich Reden. Besa heißt so viel wie Ehrenwort und geht auf das albanische Gewohnheitsrecht zurück, den Kanun. Die Partei wurde 2014 gegründet. Parteichef Bilal Kasami, der in der Hauptstadt Skopje in einem neuen Büro in der Nähe der Burgfestung residiert, definiert seine Partei als konservativ und wirtschaftsorientiert. Wer ihn unterstützt, kann er nicht sagen, weil die Geschäftsleute fürchten müssten, dass sie dadurch Schaden erlitten. Kasami ist überzeugt, dass er mit Steuerzahlungen bestraft wurde und sein Geschäft in Tetovo deshalb geschlossen wurde, weil er sich von der stärksten albanischen Partei DUI abgewandt hat. In ganz Südosteuropa fungieren Parteien hauptsächlich als Jobbeschaffer und Schutzherren für Geschäftsleute, verlangen aber Loyalität. Und oft missbrauchen sie staatliche Strukturen. Es gibt zu viel gegenseitige Beeinflussung von Parteien, Institutionen und dem Staat, meint Kasami zum STANDARD. Und vor allem haben wir keinen Rechtsstaat. Kasami hofft, dass seine Partei bei den Wahlen sogar die DUI überflügeln kann. Es muss aufhören, dass man für 1.000 Denar (etwa 16 Euro, Anm.) in Mazedonien irgendeine Partei wählt. Für die regierenden Parteien gibt es nur zwei Optionen: Entweder sie kommen wieder in die Regierung, oder sie kommen ins Gefängnis. Und wenn es einen Rechtsstaat gibt, dann kommen sie ins Gefängnis. Kasami fordert deshalb noch mehr Unterstützung der EU und der USA, damit der Demokratisierungsprozess vorangeht und tatsächlich freie Wahlen stattfinden können. Er überlegt, dass Besa mit anderen kleinen albanischen Parteien in einem Wahlbündnis antreten soll. Jedenfalls will er die oppositionellen Sozialdemokraten (SDSM) unterstützen und den Wählern damit im Vorfeld signalisieren, das man einen Machtwechsel anstrebt. Die bisherige Regierung bestand aus einer Koalition zwischen der nationalkonservativen mazedonischen VMRO-DPMNE und der albanischen Partei DUI. Besa setzt aber auch durchaus auf die nationale Karte. Wenn es um den Namensstreit geht – Griechenland blockiert deswegen Mazedoniens Aufnahme in die Nato und die EU –, will man dieses Thema nützen, um gleich die Verfassung zu ändern. Kasami: Der Staat muss neu definiert werden. Zurzeit ist Mazedonien ein Staat für die Mazedonier und die anderen, die hier leben. Aber ich will, dass die Albaner als konstituierendes Volk in der Verfassung genannt werden. Es gebe viele Albaner in Mazedonien, die nicht einmal die mazedonische Staatsbürgerschaft hätten, weil sie nicht Mazedonisch sprechen würden, meint der Politiker. Prinzipiell will Kasami aber weg vom Konzept der Ethno-Nationalität, die in Südosteuropa (mit Ausnahme Albaniens) das wichtigste Merkmal von Identität ist und damit in der täglichen Politik eine Rolle spielt wie sonst vielleicht nur noch bei den Basken in Spanien. Wir brauchen nicht nur, was die Religion betritt, Säkularismus, sondern auch ethnischen Säkularismus, so Kasami. Bisher seien die Verbindungen der Albaner zum Staat noch zu schwach. Doch wir haben ja keinen anderen Staat, Mazedonien ist unser Mutterland, und wir wollen hier integriert werden. Kasami sieht die Albaner in Mazedonien – trotz des Ohrid-Abkommens aus dem Jahr 2001, das den blutigen Konflikt beendete – als diskriminiert an. Er garantiert, dass in keinem Fall die Religion für politische Ziele missbraucht wird. Und er fordert auch gleiche Rechte für alle, die sich zu keiner Religion bekennen. In diversen Medien in Mazedonien wird seit Monaten gemunkelt, Besa werde von der türkischen Partei AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan unterstützt. Kasami weist das strikt zurück. Wir haben nur Unterstützung von den albanischen Migranten aus Deutschland, aus Österreich und der Schweiz. Die Diaspora ist nicht so unter Druck wie die Geschäftsleute hier, sagt er zum STANDARD.
2International
Laut vorläufigen Eurostat-Zahlen Rückgang um 0,1 Prozent im Jahresvergleich. Brüssel/Frankfurt – Die Verbraucherpreise in der Eurozone sind auch im März gesunken. Zum Vorjahresmonat fielen sie um 0,1 Prozent, wie das Europäische Statistikamt am Donnerstag auf Grundlage vorläufiger Zahlen mitteilte. Volkswirte hatten mit einem Rückgang um 0,1 Prozent gerechnet. Bereits im Februar hatte es ein Minus von 0,2 Prozent gegeben. Vor allem der Verfall der Ölpreise bewirkt, dass die Lebenshaltungskosten zurückgehen. Binnen Jahresfrist sanken die Energiepreise im März um 8,7 Prozent. Die fallenden Preise bereiten der Europäischen Zentralbank (EZB) seit längerem Kopfschmerzen. Denn sie strebt als Idealwert für die Wirtschaftsentwicklung eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an. Die Währungshüter hatten deshalb vor wenigen Wochen mit einem umfassenden Maßnahmenpaket ihre Geldpolitik weiter gelockert. Ihr umstrittenes Programm zum Kauf von Staatsanleihen, das die Konjunktur ankurbeln und für mehr Inflation sorgen soll, ist inzwischen auf 1,74 Bill. Euro angelegt.
3Wirtschaft
Staatsbedienstete und Journalisten legten Arbeit nieder, auch AUA-Flüge sind betroffen. Athen – Aus Protest gegen geplante Pensionskürzungen sind griechische Staatsbedienstete am Donnerstag in einen 24-stündigen Streik getreten. Dem Ausstand, zu dem die Gewerkschaft der Staatsbediensteten Griechenlands (ADEDY) aufgerufen hatte, schlossen sich auch die Fluglotsen und die Journalisten an. Wichtigste Auswirkung: Seit Mitternacht ruhte der gesamte Flugverkehr von und nach Griechenland. Davon betroffen sind auch Flüge der Austrian Airlines am Donnerstag von Wien nach Athen und zurück (OS801 und OS802) sowie von Wien nach Thessaloniki und retour (OS809 und OS810), wie die AUA der APA mitteilte. Im Land selbst wurden Ministerien, Steuerämter und andere Behörden bestreikt. Die Ärzte in staatlichen Krankenhäusern behandeln nur Notfälle. Auch die Lehrer wollen die Arbeit niederlegen. Im Radio und Fernsehen werde es keine Nachrichten geben, teilte die Gewerkschaft der Journalisten des Landes mit. Alle anderen Verkehrsmittel fahren normal. Zurzeit verhandelt Athen mit seinen Gläubigern über weitere Sparmaßnahmen in Höhe von 5,4 Milliarden Euro. Allein die Kürzungen der Pensionen sollen 1,8 Milliarden betragen. Ohne eine Einigung kann Griechenland auf keine weiteren Hilfen hoffen. Insgesamt geht es um bis zu 86 Milliarden Euro.
3Wirtschaft
Inhalte in geschlossenen Gruppen sind für Facebook tabu – Anzahl der Community-Manager wird verschwiegen. Facebook entferne sämtliche Hassbotschaften, die Personen aufgrund ihrer Rasse, Ethnizität, Religion oder Herkunft angreifen. Auch die Hetze wegen sexueller Orientierung, der Geschlechteridentität oder Behinderung sei tabu, bestimmt das soziale Netzwerk in seinen Nutzungsbedingungen. Nach eigenen Angaben bemüht sich Facebook sehr, Hassbotschaften zu entfernen. Zehn Minuten reichen, um das Gegenteil zu beweisen: Mit wenigen Klicks kann sich jeder Facebook-Nutzer in eine Parallelwelt des Hasses begeben, in der tausende menschenverachtende Kommentare zu finden sind. Wie Unkraut sprießen auf Facebook in den letzten Monaten Seiten und Gruppen aus dem Boden, die vorrangig und überwiegend der Hetze dienen. Sie tragen Namen wie Patriota, Stop Asylmissbrauch oder Islam gehört nicht zu Österreich (Europa). Auf ihnen finden sich Beiträge, die man sich in ihrem Zynismus nicht vorstellen kann – und noch schlimmere. Eine kleine Auswahl beliebter Theorien, die in den Gruppen massenhaft verbreitet werden: Die Juden seien für die hohe Anzahl an Flüchtlingen in Europa verantwortlich, weil sie über Strohfirmen verdeckt an Unternehmen beteiligt seien, die Asylwerber betreuen. Oder: Die CIA zahle Schlepper, um Flüchtlinge nach Europa zu bringen, um die EU so zu destabilisieren – damit die US-Wirtschaft weiterhin die Nase vorn hat. Gutmenschen, die Asylwerbern helfen, wird offen ein schreckliches Schicksal gewünscht. Widersprüche im eigenen Weltbild werden geflissentlich ignoriert: Die Asylwerber nähmen einerseits Einheimischen den Job weg, gleichzeitig beuteten sie den Sozialstaat aus. Flüchtlinge sorgten dafür, dass sich die Terrormiliz Islamischer Staat in Europa ausbreitet – dass die Asylwerber genau davor geflohen sind, ist egal. Offen wird mit Nazijargon (Blut, Rasse, Ehre) hantiert, werden Flüchtlinge als Ungeziefer bezeichnet, wird sogar zum bewaffneten Widerstand aufgerufen. Einen Tag später stehen die Hasspostings unverändert da. Zum Test werden einige Postings bei Facebook gemeldet, ebenso einige Gruppen. Mehr als eine Woche lang passiert nichts, das ist auch beim Redaktionsschluss für diesen Artikel noch so. Einzig die Gruppe Kanacken raus aus Österreich, die monatelang offen hantieren durfte, verschwindet. Zurück zu den Nutzungsbedingungen: Facebook bemüht sich sehr, Hassbotschaften zu entfernen. Zuständig für das Löschen hetzerischer Postings sind Community-Manager, die in der Europazentrale von Facebook sitzen. Sie befindet sich in Dublin und betreut neben EU-Staaten etwa auch den arabischen Raum. Gemeldete Hasspostings aus mehr als hundert Ländern werden in Dublin gesichtet, laut Zeit sollen es hunderttausende Postings pro Woche sein. Auf Nachfrage des STANDARD, wie viele Mitarbeiter sich um Deutschland, Österreich und die Schweiz kümmern, will Facebook keine Zahlen nennen. Nicht einmal eine ungefähre Angabe ist möglich. Insgesamt sollen mindestens 500 Personen in der Dublin-Filiale von Facebook tätig sein, die meisten davon beschäftigen sich jedoch mit Marketing, Werbung und Technik. Momentan hat der Konzern in Dublin fünf Positionen im Bereich Community-Management ausgeschrieben. Ein Großteil der gemeldeten Postings soll jedoch auch in Asien, etwa auf den Philippinen, landen, wo Community-Manager zu einem Bruchteil europäischer Gehälter dafür sorgen, Nacktbilder und Enthauptungen aus deinem Facebook-Feed zu halten, wie Wired berichtete. Facebook vertraut darauf, dass engagierte Nutzer die Inhalte selbst melden. Allerdings weichen Hetzer zusehends in geschlossene Gruppen aus, um Spitzeln und Denunzianten, wie es im Rassistenjargon heißt, aus dem Weg zu gehen. Was passiert also, wenn in diesen geschlossenen Gruppen gehetzt wird? Die ernüchternde Antwort: nichts. Facebook durchsucht geschlossene Gruppen nicht aktiv nach verbotenen Inhalten, heißt es auf Anfrage des STANDARD. Denn E-Mail-Anbieter würden den Schriftverkehr ihrer Nutzer auch nicht kontrollieren, sagt der Facebook-Sprecher. Allerdings haben Gruppen wie Asylmissbrauch Stop Österreich mehr als 6.200 Mitglieder. Das Geld, um kräftig zu investieren, hätte Facebook auf jeden Fall: 719 Millionen Dollar Gewinn meldete Facebook im letzten Quartal. Das liegt auch daran, dass Nutzer lange auf der Plattform verweilen, da sie etwa in Diskussionen verwickelt sind. Das Entfernen von Inhalten würde das natürlich einschränken. Eine schmerzhafte Lektion musste Facebook vergangenes Jahr lernen, als Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat auf der mit 1,4 Milliarden Nutzern größten Plattform im Netz besonders aktiv wurden. Facebook hat es geschafft, die Terrorpropaganda durch eine – nach vielen Zurufen – verschärfte Gangart einzudämmen. Beim Ausländerhass, der momentan europaweit seine hässliche Fratze zeigt, tappt Facebook jedoch in dieselbe Falle – und bleibt vorerst passiv. Der Staat kann Facebook zu nichts verpflichten: Laut Innenministerium gibt es zwar eine direkte Schnittstelle zu Facebook, um über Hetze zu informieren, über die Löschung muss das Unternehmen aber selbst entscheiden. Dass das ein Balanceakt bleibt, steht außer Frage: Oft teilen Nutzer etwa Hasspostings, um über diese kritisch zu diskutieren. Oft sind Videos mit Gewalt die einzige Chance, um auf Ungerechtigkeiten hinzuweisen. Doch Facebook muss Verantwortung übernehmen: als global agierender Konzern, der jährlich Milliarden verdient; und von sich selbst behauptet, zum Informationskanal Nummer eins werden zu wollen.
0Web
Infantinos Unterschrift unter fragwürdigem TV-Deal 2006 – Weiterverkauf der Rechte von einer Briefkastenfirma um das Dreifache. München – Durch die sogenannten Panama Papers gerät offenbar auch der neue FIFA-Chef Gianni Infantino in Erklärungsnot. Die Süddeutsche Zeitung berichtet in ihrer Mittwochausgabe, dass der 46-Jährige in seiner Zeit beim Europa-Verband UEFA in dubiose Geschäfte mit einer Briefkastenfirma verstrickt war. Dabei ging es um Fernsehrechte. Infantino hat demnach als Direktor der UEFA-Rechtsabteilung Verträge mit einer Briefkastenfirma gezeichnet, deren Eigentümer zwei der heutigen Angeklagten im FIFA-Skandal waren. Die südamerikanischen TV-Rechtehändler Hugo und Mariano Jinkis erwarben durch diese Verträge Rechte an der Champions League und verkauften diese mit hohem Gewinn in Lateinamerika weiter. In den vergangenen Monaten hat die SZ dazu mehrere schriftliche Anfragen an Infantino geschickt. Sprecher des Fußball-Weltverbandes erklärten, Infantino persönlich habe in seiner Zeit bei der UEFA mit den beiden TV-Rechtehändlern und deren Firma weder geschäftlich noch wissentlich anderweitig zu tun gehabt. Auch die UEFA leugnete die Verbindung zunächst. Vor wenigen Tagen räumte der Verband ein: Der fragliche Vertrag trage Infantinos Unterschrift. Bestechungsgelder Die Vertragspartner sind nach Informationen des Züricher Tages-Anzeigers in den Dokumenten eindeutig benannt: auf der einen Seite eine Offshorefirma namens Cross Trading, angesiedelt auf der winzigen Koralleninsel Niue im Südpazifik, auf der anderen Seite die Union des Associations Européennes de Football, abgekürzt UEFA, mit Sitz in Nyon. Drei Namen stehen auf einer Seite, die im Herbst 2006 für die Unterschriften angelegt wurde: zwei Uefa-Funktionäre und Hugo Jinkis. Er unterzeichnete für die Cross Trading. Der argentinische Sportrechtehändler Jinkis gehört mit seinem Sohn Mariano zu den Hauptbeschuldigten im amerikanischen FIFA-Verfahren. Die USA hatten im Mai vergangenen Jahres sieben FIFA-Funktionäre im Luxushotel Baur au Lac in Zürich verhaften lassen. Auch die Jinkis saßen danach in Übersee vorübergehend in Haft. Die US-Ermittler werfen ihnen vor, über die Firma Cross Trading hochrangige FIFA- und andere Fußballfunktionäre bestochen zu haben, um günstig an Fernsehrechte zu kommen – die sie dann mit Aufschlag verkaufen konnten. Im jetzt ans Licht gekommenen Vertrag, der Infantinos Unterschrift tragen soll, geht es um den Verkauf von Champions-League-Rechten nach Ecuador für die Jahre von 2006 bis 2009. So sollen von den Jinkis und anderen Sportrechtehändlern um die 110 Millionen Dollar Bestechungsgelder bezahlt worden sein.
4Sport
Nachzügler holt beim Baumgartlinger-Klub ein 0:0-Remis. Mainz – Der taumelnde VfB Stuttgart, der aus den vergangenen vier Partien nur einen Punkt geholt hatte, erreichte am Freitag zum Auftakt des vorletzten Hinrunden-Spieltags ein 0:0 beim zuletzt starken FSV Mainz 05. Allerdings bleiben die Schwaben trotz des Punktgewinns auf dem vorletzten Platz (12 Punkte), am Samstag droht die Rote Laterne. Die seit sechs Spielen ungeschlagenen Mainzer (24 Zähler) verpassten den Sprung auf Rang vier. Vor 29.104 Zuschauern waren die Gäste in der Anfangsphase das etwas gefährlichere Team. Kapitän Christian Gentner hätte den VfB zweimal in Führung bringen können (6. und 10.). Bei den Mainzern sorgte Danny Latza (3.) und der Japaner Yoshinori Muto (17.) für ein wenig Torgefahr. Die Stuttgarter, die ohne Martin Harnik auskommen mussten, überzeugten vor allem mit ihrer Zweikampfstärke. Der FSV, für die Kapitän Julian Baumgartlinger eine solide Leistung brachte, leistete sich dagegen ungewohnt viele Fehler im Spielaufbau. In der 26. Minute hätte Alexandru Maxim die Stuttgarter nach einer schnellen Offensiv-Kombination eigentlich in Führung bringen müssen. Der Rumäne scheiterte aber am Mainzer Torwart Loris Karius. Den Mainzern fehlte in dieser Phase die Kreativität und die Durchschlagskraft. Kurz darauf traf der Stuttgarter Lukas Rupp von der Strafraumgrenze die Stange (37.). Nach dem Seitenwechsel lief zunächst auf beiden Seiten kaum etwas zusammen. Die Einwechslung des offensiven Robbie Kruse für den defensiven Serey Dié zu Beginn des zweiten Durchgangs sorgte nicht für mehr Torgefahr bei den Gästen. Ganz im Gegenteil: In der 57. Minute vergab Muto die große Möglichkeit zur Mainzer Führung. Der VfB kam in Bedrängnis, Keeper Przemyslaw Tyton parierte gegen Pablo de Blasis (78.) aber glänzend.
4Sport
Kanzlerin müht sich um Zusammenarbeit mit Türkei. Jetzt geht es um Kontingente. Früher war es einmal die deutsch-französische Vertrautheit. Kein Blatt passt zwischen den deutschen Kanzler und den französischen Präsidenten, hieß es dann jahraus, jahrein über die Achse Bonn–Paris und später Berlin–Paris. Jetzt, im Zeichen der Flüchtlingskrise, sieht es eher nach deutsch-türkischer Innigkeit aus. Fünf Mal in ebenso vielen Monaten haben sich Angela Merkel und ihr Amtskollege Ahmet Davutoglu nun seit dem Oktober vergangenen Jahres getroffen, die Syrien-Geberkonferenz in London Anfang Februar nicht mitgerechnet. Zwischen beiden Seiten ist aber Platz für weit mehr als ein Blatt Papier, wenn es um die Erwartungen geht, welche die Kanzlerin, stellvertretend für die anderen in der EU, an die Türkei hat. Doch in Ankara bemühten sich Merkel und der türkische Regierungschef Davutoglu am Montag, Einverständnis zu zeigen. Die Türkei werde nicht allein die Bürde der syrischen Flüchtlinge tragen, sagte Davutoglu ohne Umschweife. Wir wollen uns die Aufgabe teilen, verkündete die Kanzlerin. Beide Seiten wollen außerdem die Nato in den Kampf gegen Schlepper in der Ägäis einbinden. Beim Treffen der Nato-Verteidigungsminister in dieser Woche müsse erörtert werden, inwieweit die Nato bei der Überwachung der Situation auf See hilfreich sein kann, sagte Merkel. Wenigstens 30.000 Menschen warteten am Nachmittag auf Einlass am Grenzübergang Öncüpinar, in Richtung Kilis und Gaziantep im Süden der Türkei; eine Million könnte es am Ende noch werden, wenn die Angriffe der Russen und der syrischen Regierungstruppen auf Aleppo weitergehen, so prophezeite ein türkischer Minister. 2,5 Millionen Syrer hat die Türkei seit Beginn des Bürgerkriegs 2011 bereits aufgenommen. Der türkische Premier machte auch schnell die Russen für die neue Flüchtlingswelle verantwortlich. Sein Gast aus Berlin zeigte sich ebenso entsetzt über die russischen Bombenangriffe. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit der Türkei, die einen Plan für Flüchtlingskontingente in der EU ausarbeiten soll, ist noch eines der konkreteren Ergebnisse der neuerlichen Unterredung von Merkel und Davutoğlu. Eine Gruppe der freiwilligen Länder in der EU, wie die Kanzlerin es formuliert, sei bereit, auf diesem Weg schneller voranzugehen. Wenn man von der Türkei erwarte, dass sie die illegale Migration bekämpfe, dann müsse man auch legale Wege nach Europa für Flüchtlinge schaffen, argumentiert Angela Merkel. Auch über die Verwendung der drei Milliarden Euro soll nun rasch in einer gemeinsamen Runde in Brüssel entschieden werden. Es ist Geld für die syrischen Flüchtlinge, nicht für die Türkei, stellte Davutoğlu in der gemeinsamen Pressekonferenz klar. Schulunterricht für Flüchtlingskinder in der Türkei soll damit unter anderem finanziert werden. Von den fünf Milliarden Euro Hilfe, die Ankara angeblich mittlerweile will, ist nicht die Rede. Doch es wird deutlich, dass es nicht das einzige Fass bleibt, das die EU für die Türkei aufmacht, um den Ansturm der Flüchtlinge zu bremsen. Jetzt geben wir das Geld aus, sagt Merkel über die drei Milliarden, über die es nun endlich Einigung gibt in der EU: Wenns alle ist, können wir neu darüber sprechen. Mindestens 38 Flüchtlinge ertrinken an diesem Tag wieder in der Ägäis. Die türkische Küstenwache kommt zu spät, um das Kentern zweier Schlauchboote vor Dikil und Altinoluk auf dem Weg nach Lesbos zu verhindern. Merkel hält sich wie schon bei ihrem Arbeitstreffen in Istanbul im vergangenen Oktober strikt an die türkische Verfassung und sieht Premier Davutoğlu als ihren direkten Gesprächspartner, nicht Staatspräsident Tayyip Erdoğan, den sie später am Nachmittag besucht und der in Wahrheit alle wichtigen Entscheidungen an sich gezogen hat. In Deutschland wie auch in der Türkei wird sie von den jeweiligen Oppositionsparteien für den Besuch kritisiert. Medien- und Meinungsfreiheit in der Türkei sind mittlerweile arg beschnitten. Die Kanzlerin sollte das thematisieren, so wird gefordert. Für den Chefredakteur von Cumhuriyet, der wichtigsten türkischen Oppositionszeitung, und dessen Ankara-Bürochef fordert die Staatsanwaltschaft nun lebenslange Haft.
2International
Nachrichtenagentur Dogan: Auch leitende Beamte und Polizisten in Haft genommen. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
2International
Nur 16 Prozent der Wiener wünschen sich FPÖ-Chef als Bürgermeister – aber gut doppelt so viele würden seiner Partei die Stimme geben. Die SPÖ hat derzeit nur einen knappen Vorsprung vor der FPÖ, Bürgermeister Michael Häupl liegt aber deutlich vorn. Linz/Wien – Drei Monate vor der Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien hat sich die FPÖ auf drei Prozentpunkte an die Bürgermeisterpartei SPÖ herangearbeitet. Das geht aus einer in der Vorwoche durchgeführten Market-Umfrage für den STANDARD hervor. Demnach würde die SPÖ von zuletzt 44,34 Prozent bei der Landtagswahl 2010 auf 35 Prozent fallen. Bei der vorigen Umfragewelle im April dieses Jahres hat die Market-Hochrechnung noch 37 Prozent für die SPÖ ergeben. Die FPÖ war damals noch unter der vielfach als magisch bezeichneten 30-Prozent-Marke gelegen. Läuft also alles auf das vielzitierte Duell zwischen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Bürgermeister Michael Häupl hinaus? Market-Wahlforscher David Pfarrhofer hält diese Sicht für falsch, für Strache sei sie sogar gefährlich: Wir stellen ja nicht nur die Sonntagsfrage – und daher wissen wir, dass sich die Wiener Strache nur schwer als Bürgermeister vorstellen können. In der Bürgermeisterfrage hat Strache zwar einen harten Kern von Fans, die sagen, sie wünschen sich Strache als Bürgermeister. Das sind aber nur 16 Prozent. Und wenn man jene, die in der Bürgermeisterfrage unentschlossen sind, fragt, wer denn am ehesten infrage käme, nennt kaum jemand Strache. Mehr noch: Auch unter den erklärten FPÖ-Anhängern sind nicht alle dafür, dass ihr Parteichef Bürgermeister wird. Pfarrhofer: In der Bürgermeisterfrage hat Michael Häupl als Einziger seine Parteiwähler geschlossen hinter sich – dazu kommen dann noch kleine Gruppen aus den Wählerschaften der Grünen, Schwarzen und sogar der Blauen, die Häupl – wenn sie könnten – als Bürgermeister wählen würden, obwohl sie einer anderen Partei ihre Stimme geben wollen. Die SPÖ punktet bei Wählern, die sich selber als alteingesessen bezeichnen etwa gleich stark wie bei jenen, deren Vorfahren zugezogen sind. Die FPÖ zieht alteingesessene Wiener ähnlich stark an – während Wahlberechtigte, die selbst zugezogen sind oder das von ihren Vorfahren sagen, besonders zu den Grünen neigen. Was die Rohdaten der Market-Umfrage deutlich zeigen, ist die Überalterung der Anhänger der SPÖ: Sie bekommt überdurchschnittlich viele Stimmen von Wahlberechtigten über 50 – und auffallend wenige von jenen, die noch unter 30 sind. Bei den Grünen, dem Koalitionspartner auf Landesebene, ist das umgekehrt. Bei den Jungwählern sind die Grünen überhaupt die meistgenannte Partei. Dasselbe gilt in der Bürgermeister-Direktwahlfrage: Da ist Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou die erste Wahl der Jungen, vor Häupl und Strache. Junge Befragte nennen Vassilakou mehr als doppelt so oft wie ältere Wahlberechtigte. Allerdings: Die Grünen kommen nicht weit vom Fleck. In unserer Hochrechnung kommen sie nur auf 14 Prozent, das ist nur wenig über dem Ergebnis von 2010, sagt Market-Studienleiter Pfarrhofer. Manfred Juraczka, der Spitzenkandidat der ÖVP, wird nur von vier Prozent der Wahlberechtigten in der Bürgermeisterfrage genannt – auf Nachfrage bei Unentschlossenen kommen dann allerdings noch drei Prozentpunkte dazu. Seiner Partei traut die Market-Hochrechnung zwölf Prozent zu – und damit einen weiteren Abstieg in der Wählergunst: Von 2005 auf 2010 hatte die Volkspartei 4,8 Prozentpunkte eingebüßt. Jetzt droht ihr ein Verlust von weiteren zwei Prozentpunkten. Die Neos dürften in Wien – anders als bei den Wahlen in den ländlich geprägten Bundesländern Steiermark und Burgenland – doch eine erhebliche Rolle spielen, rechnet Wahlforscher Pfarrhofer: Man darf nicht erwarten, dass da die Bäume in den Himmel wachsen – aber im städtischen Bereich kann man durchaus davon ausgehen, dass die Neos als attraktive Alternative gesehen werden. Und zwar auch von Leuten, die sonst eher zu den Grünen tendieren. Auch wenn wir aufgrund der Stichprobengröße nur wenige erklärte Neos-Wähler haben, so fällt doch auf, dass von denen doch recht viele angeben, dass sie zuletzt eine Stimme für die Grünen abgegeben hätten.
5Inland
Aktion vor der Hofburg-Wahl soll "Umarmend" und gegen Spaltung und Polarisierung wirken. Vor der Entscheidung wer der nächste Bundespräsident Österreichs wird, sorgt eine Werbeaktion für Aufsehen und virale Verbreitung auf Social Media. #Bussi nennt sich die Aktion, die von Privatpersonen ins Leben gerufen wurde, die laut Presseaussendung keiner Partei oder offiziellen Gruppierung angehören. Gegen Spaltung Ziel von #Bussi: Österreich braucht jetzt dringend ein Bussi. Wohin man gerade hinschaut wird polemisiert, polarisiert, protestiert und politisiert. Wird gespalten und getrennt. Das #bussi steht für mehr als nur eine Entscheidung an einem Sonntag. Es ist die tägliche Entscheidung, Andere und Andersdenkende mit dem Herzen zu sehen. Das Bussi verbindet, im wörtlichen aber auch im übertragenen Sinne. Ein Bussi mag zwar für manche harmlos daherkommen, nur ist gerade ein Bussi oft das Mutigste was man geben kann. Etwas Umarmendes in einer Zeit des Wegstoßens. Etwas Entschlossenes in einer Zeit des Zitterns. Etwas Einfaches in einer sehr komplexen Zeit. Auf Facebook gibt es bereits 7.000 Freunde der Aktion, hier wurden auch schon Videos wie dieses geteilt: Wer mitmachen möchte, muss einfach ein Bussi-Foto oder Selfie auf Facebook posten und mit einem kurzen Erklärungstext ergänzen, auch über Twitter kann ein #bussi verschickt werden. (red, 21.5.2016)
6Etat
Schauspieler besitzt "nur ein einfaches Klapphandy". Robert Redford (79, Der Pferdeflüsterer) legt nicht viel Wert auf Smartphone und Co. Ich habe nur ein einfaches Klapphandy, und ich habe auch keinen Computer, sagte der US-Schauspieler und Regisseur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in einem Interview. Er finde es unglaublich, wie fixiert die Menschen auf ihre Geräte seien. Gehen Sie in New York doch einmal drei Blocks und zählen, wie viele Leute auf das Gerät in ihrer Hand starren, anstatt die Welt um sich herum anzusehen. Generell hält Redford das Internet für eine zweischneidige Angelegenheit. Einerseits könnten so mehr Menschen ihrer Stimme Gehör verschaffen, andererseits werde vieles verbreitet, was nicht belegt sei. Ich frage mich, woher die Öffentlichkeit bei diesem Stimmengewirr noch akkurate Informationen bekommen kann.
0Web
Mehr als 20 Länder –Designierter Präsident offen für Beitritt von Japan und USA. Singapur/Peking – Mehr als 20 Länder stehen laut dem designierten Präsidenten der Asiatischen Infrastrukturinvestmentbank (AIIB) auf der Warteliste für den Beitritt zu der von China initiierten Entwicklungsbank. Der designierte AIIB-Präsident Jin Liqun sagte am Samstag in Singapur, mit den 57 potenziellen Gründungsmitgliedern liege die künftige Mitgliederzahl der Bank damit bei mehr als 70. Er sei sicher, dass es weitere Interessenten gebe, sagte der frühere chinesische Vizefinanzminister, der im August von den Gründungsmitgliedern gewählt worden war. Mit Blick auf Japan und die USA sagte Jin, die Tür stehe immer offen für weitere Mitglieder. Sie müssten nur anrufen, den Rest würde die Bank erledigen. Kritiker sehen die AIIB als Rivalen der Weltbank in Washington und der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) in Manila, die seit ihrer Gründung im Jahr 1966 von Japan als größtem Teilhaber geführt wird. Jin sagte aber, das Ziel der AIIB sei nicht, den Einfluss der anderen Entwicklungsbanken zurückzudrängen. Der Investitionsbedarf Asiens sei derart groß, dass die aktuellen Kreditgeber ihn nicht decken könnten. Die Bank soll ihren Sitz in Peking haben und mit einem Kapital von 100 Mrd. (88 Mrd. Euro) Dollar ausgestattet werden. China wird mit 30 Prozent der größte Teilhaber sein. Größter nicht-asiatischer Teilhaber wird Deutschland mit 4,5 Prozent, gefolgt von Frankreich mit 3,4 Prozent und Brasilien mit 3,2 Prozent. 50 Länder, darunter Australien, vollzogen bereits den Beitritt zur AIIB, sieben weitere wollen bis zum Jahresende unterzeichnen. Die USA und Japan, die zweit- und drittgrößten Volkswirtschaften der Welt, lehnten einen Beitritt zur AIIB abgelehnt.
3Wirtschaft
Pascale Ehrenfreund geht, neuer FWF-Chef ab Herbst gesucht. Wien – Eben noch war sie Präsidentin des Wissenschaftsfonds FWF, im Herbst wird sie Chefin des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums DLR: Pascale Ehrenfreund zeigte sich am Tag, nachdem ihr überraschender Wechsel bekannt worden war, in einer ersten Stellungnahme gegenüber dem STANDARD hochbeglückt über diesen Karrieresprung: Eine Chance wie diese darf ich mir nicht entgehen lassen. Die Astrobiologin und Weltraumexpertin wurde von Headhuntern kontaktiert. Nach einem Hearing war Stillschweigen vereinbart – bis Donnerstag. Der FWF und das zuständige Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium waren dementsprechend überrascht. In der Geschichte des 1968 gegründeten Fonds kam es noch nie zum vorzeitigen Abgang eines Präsidenten. In einer Übergangslösung bis zur nächsten Präsidiumswahl werden wohl die drei Vizepräsidenten Alan Scott, Christine Mannhalter und Hermann Hellwagner den FWF leiten. Die Neuausschreibung wird erst nach Inkrafttreten der Novelle des Forschungs- und Technologieförderungsgesetzes (FTFG), erfolgen, voraussichtlich im kommenden Herbst. Der neue, aktualisierte Entwurf sieht einen Zweiervorstand mit Präsident und kaufmännischem Vizepräsidenten vor, beide Vollzeit angestellt. Eine Weisungsgebundenheit wird es dabei nicht in allen Bereichen geben. Die drei Vizepräsidenten werden ehrenamtlich bleiben. Ehrenfreunds Ratschlag zum Abgang: Die österreichische Politik müsse sich anschauen, warum Länder wie Dänemark im Innovation Union Scoreboard nach oben klettern, Österreich aber laufend Plätze verliert. Was machen diese Länder anders? Sie legen ihren Schwerpunkt auf die Grundlagenforschung, sagt die scheidende FWF-Präsidentin.
7Wissenschaft
Erschießungen "im Stile einer Hinrichtung". Cincinnati – Bei einem Familiendrama im US-Staat Ohio sind am Freitag acht Menschen getötet worden. Es ist davon auszugehen, dass alle Opfer derselben Familie angehören, teilten die Staatsanwaltschaft von Ohio und das Büro des Sheriffs im Pike County am Nachmittag mit. Unter den Toten seien mindestens fünf Erwachsene und zwei Kinder. Die Gefahr sei inzwischen gebannt, es habe jedoch keine Festnahme gegeben, heißt es in der Stellungnahme. Das deutet daraufhin, dass der Täter unter den Toten ist. Dafür gab es jedoch zunächst keine Bestätigung. Die Opfer seien im Stile einer Hinrichtung umgebracht worden. Die Tatorte hätten sich auf vier Grundstücke entlang einer Straße verteilt. Der Sheriff im ländlichen Pike County, rund 100 Kilometer außerhalb von Cincinnati gelegen, hatte bereits am Morgen das Büro des Generalstaatsanwalts von Ohio um Unterstützung gebeten. Der sandte mehr als ein Dutzend Ermittler an den Tatort. Das FBI-Büro in Ohio teilte mit, auch die Bundespolizei habe den zuständigen lokalen Behörden Unterstützung angeboten.
1Panorama
Der EZB-Präsident äußert Verständnis für Besrognis in Deutschland, allerdings gebe es auch andere Möglichkeiten als das Sparbuch. Frankfurt – EZB-Präsident Mario Draghi hat nach eigenen Angaben Verständnis für die Sorgen deutscher Sparer angesichts der Niedrigzinsen. Die Lage der Sparer ist uns sehr wohl bewusst. Und nicht nur in Deutschland müssen Sparer mit niedrigen Zinsen leben, sagte Europas oberster Währungshüter der Bild-Zeitung vom Donnerstag. Sie hätten es mit ihren Anlage-Entscheidungen aber auch selbst in der Hand, wie hoch ihre Erträge ausfielen. Die Sparer müssen ihr Geld nicht nur auf dem Sparbuch anlegen, sondern haben auch andere Möglichkeiten, sagte Draghi. Vor allem aus Deutschland hagelte es zuletzt Kritik an der Europäischen Zentralbank, die im Kampf gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche den Leitzins im März auf null gesenkt hatte. Insbesondere Unionspolitiker warfen der Notenbank vor, sie enteigne damit die deutschen Sparer.
3Wirtschaft
Rektor verteidigt Wachmann: Uni sei "Ort der Kultur". Was folgte, war ein Protest von Frauen, der sich auf Tunesien ausweitete. Tunis/Madrid – Es war eine überschaubare, aber ungewöhnliche Kundgebung am Samstagnachmittag auf der Avenue Habib Bourguiba im Stadtzentrum von Tunis. Rund ein Dutzend Frauen fand sich im Minirock ein. Aus Solidarität mit den algerischen Frauen, erklärten sie den verdutzten Passanten. Zu der Aktion hatten sie unter dem Motto Alle im Minirock auf Facebook mobilisiert. Zeitgleich veröffentlichten weitere Frauen unterschiedlichen Alters ihre Fotos im knappen Beinkleid. Freiheit und Gleichheit für alle, betitelte eine der Frauen ihr Bild. Der Grund ist im benachbarten Algerien zu suchen. Dort sorgt der Minirock, 50 Jahre nachdem er erstmals auf den Laufstegen der Modemessen zu sehen war, für Aufregung. Vor genau einem Monat wurde einer Studentin der Zutritt zum Examen an der Jurafakultät in Algier verweigert. Sie trug einen Rock, der die Knie nicht bedeckte. Der Wachmann am Eingang hielt das für anstößig. Der Rektor verteidigte seinen Angestellten. Niemand muss in Burka oder verschleiert erscheinen, aber dezent gekleidet schon, erklärte er. Die Universität sei schließlich ein Ort der Kultur. Mit Diskriminierung habe der Ausschluss nichts zu tun. Viele Algerierinnen sahen dies anders. Nur wenige Stunden nachdem eine Nachrichten-Webseite vom Vorfall berichtete, erstellte die Filmemacherin Sofia Djama unter dem Titel Meine Würde hat nichts mit der Länge meines Rocks zu tun eine Facebook-Gruppe und forderte ihre Geschlechtsgenossinnen auf, Fotos von wütenden Beinen zu veröffentlichen. In wenigen Tagen schlossen sich knapp 16.000 User der Gruppe an und posteten ihre Bilder. Tausende gläubige und nichtreligiöse Frauen haben mir geschrieben, erklärte Djama in mehreren Interviews. Es geht nicht nur darum, ob wir Bein zeigen oder nicht. Es geht um mehr, erklärt Djama. Der Körper der Frau wird zum Schlachtfeld in einer Zeit, in der sich das Land in einem katastrophalen Zustand befindet, schimpft sie. Die verbale Gewalt sei etwas Alltägliches. Um diese Aussage zu beweisen, veröffentlichten mehrere Webseiten ein Video, in dem eine junge Frau bei einem Experiment zu sehen ist. Einmal spaziert sie verhüllt und einmal in engen Jeans durch die Innenstadt von Algier. Die Reaktion der Männer ist in beiden Fällen identisch: Ihr werden unzüchtige Sprüche nachgerufen. Die Reaktion auf die Kampagne der selbstbewussten Frauen ließ nicht lange auf sich warten. Djamas Seite wurde gehackt. Seither prangt das Symbol von Anonymous im Profilfoto. Allerdings will keiner so recht glauben, dass die Cyberaktivisten dahinter stecken. Vielmehr dürften die Hacker in konservativ-religiösen Kreisen zu suchen sein. Denn seither werden vor allem Videos von Predigern gepostet. In den algerischen Moscheen und im Netz formierte sich eine Gegenkampagne. Unter dem Motto Sei ein Mann rufen konservative Gläubige und Islamisten die Männer auf, ihre Frauen zu verschleiern. Sie dürften nicht in gewagter Kleidung aus dem Haus gehen. Einige derer, die Fotos ihrer züchtig gekleideten Frauen und Töchter posteten, drohen damit, Fotos von denen zu veröffentlichen, die nicht Manns genug seien, um die Frauen zum Anstand anzuhalten. Es gehe schließlich um die Ehre und den Anstand einer ganzen Gesellschaft. Die Inquisitoren sind zurück, titelte die wichtigste frankofone Tageszeitung in Algerien, El Watan, daraufhin empört.
1Panorama
Bericht: Geheimes Programm bis 2003 – Seit 2009 keine Anzeichen mehr für Forschung. Wien – Der Iran hat nach Überzeugung der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) bis vor einigen Jahren an einem geheimen Forschungsprogramm zur Entwicklung eigener Atomwaffen gearbeitet. Das geht aus einem Bericht der IAEA hervor, der am Mittwoch mehreren Nachrichtenagenturen in Wien vorlag. Die Behörde betont, dass diese Bemühungen vor allem bis 2003 stattfanden. Seit 2009 gebe es keine Anzeichen mehr für entsprechende Aktivitäten. Die Forschung Teherans sei nicht über Machbarkeits- und Wissenschaftsstudien sowie den Erwerb von technischem Know-How hinausgegangen. Der Iran habe kein Nuklearmaterial für militärische Zwecke beiseite geschafft. Der Verdacht einer sogenannten möglichen militärischen Dimension (PMD) des iranischen Atomprogramms hatte seit mehr als zehn Jahren die Beziehungen der internationalen Gemeinschaft mit Teheran überschattet. Die IAEA bestand hartnäckig auf Aufklärung.
2International
Die ungarische Autorin und Wissenschafterin Zsófia Bán über ihr Heimatland Ungarn, das historische Gedächtnis und eine Atmosphäre von Misstrauen und Angst.. STANDARD: Frau Bán, Sie haben unlängst in Wien mit György Dalos über Ungarn diskutiert, bei einer Veranstaltung betitelt mit der Frage: Wer hat Angst vor Viktor Orbán?. Haben Sie Angst vor ihm? Bán: Es geht nicht um meine persönliche Angst, sondern um die generelle Atmosphäre von Angst im ganzen Land, die von dieser Regierung bewusst geschürt wird, indem sie durch Willkür die Menschen verunsichert, existenziell verunsichert. STANDARD: Schützt Sie Ihr Status als Autorin und Universitätsprofessorin? Bán: In gewisser Hinsicht ja. Ich kann meine Gedanken ausformulieren, im In- und Ausland publizieren, mit Ihnen sprechen. Das ist ein großes Privileg. STANDARD: Auch eine Verantwortung? Bán: Ja. Wer gehört wird, trägt immer auch Verantwortung. Doch auch ich kann mich von einem Tag auf den anderen in einer völlig neuen Situation wiederfinden. Und das ist es, was sie wollen. Unabhängig von der gesellschaftlichen Schicht ist jeder Einzelne ihrer Willkür ausgeliefert. Die Schutzlosigkeit wächst natürlich mit der Armut – für 47 Prozent aller Familien in Ungarn stellt bereits die Ernährung der Kinder ein Problem dar. So sind oft gravierende Kompromisse notwendig, was die allgemeine Frustration und Aggression im Land nur erhöht. Die Krise in Ungarn ist nicht nur eine politisch-ökonomische, sondern, nicht weniger wichtig, eine psychologische. Niemand weiß, was morgen sein wird, man kann nichts planen. Die Folgen für jeden Einzelnen sind verheerend, und die Psyche des Landes wird massiv beschädigt. STANDARD: Szilárd Borbély nannte Debrecen mein Dogville. Können Sie das nachvollziehen? Bán: Als Bild für eine Situation des Ausgeliefertseins und völliger Schutzlosigkeit ja. STANDARD: Gibt es keinen Ausweg für Ungarn? Bán: Zumindest gibt es im Moment keinen Raum für Aufarbeitung, ob persönlich oder kulturell. Ohne diesen Raum ist so etwas wie Katharsis aber nicht möglich, folglich auch keine Aussöhnung, geschweige denn Heilung. STANDARD: Wenn man die Literatur eines Landes als einen Möglichkeitsraum begreift, dann ließe sich auch in der ungarischen Gegenwartsliteratur für die Jahrzehnte vor 1989 eine eigentümliche Abwesenheit von politisch heiklen Themen feststellen. Bán: Das hängt damit zusammen, dass es in Ungarn mit 1989 keinen echten Systemwechsel gegeben hat. Dieses Ausholen auf historisch weit zurückliegende Epochen ist eine der Folgen daraus. Überdies ist Ungarn das einzige postsozialistische Land, in dem die Geheimdienstakte nur streng beschränkt zugänglich sind, und viele Akte sind einfach verschwunden. Alle Regierungen – gleich welcher Couleur – waren sehr gegen eine Offenlegung. Jederzeit kann aus dem Nichts eine Akte auftauchen, um jemanden zu diffamieren; sie sind bis heute ein massives Druckmittel zur Einschüchterung politischer Gegner. Wer da hineinstochert, begibt sich auf vermintes Terrain. STANDARD: Wie viel trägt dieser Umstand zur gegenwärtigen Entwicklung bei? Bán: Kein Land, das sich ernsthaft zur Idee der Demokratie bekennt, sollte die Entstehung einer solchen Situation zulassen. Ein dauerhafter Schatten auf Politik und Bevölkerung entsteht, eine Atmosphäre von Misstrauen, Argwohn und Verdächtigung – das derzeitige Ungarn. So kann keine Demokratie gedeihen. Zudem sind die Zeitzeugen von Krieg und Kommunismus noch sehr präsent – und mit ihnen ihre Geschichten, die permanent zirkulieren. Das kommunikative Gedächtnis unterminiert ständig das historische und verursacht so dauerhafte Spannungen. STANDARD: Warum hält sich das Märchen vom sogenannten Gulaschkommunismus bis heute so hartnäckig? Bán: Retrospektiv und mit heutigem Wissen denke ich, dass es kein Märchen ist, sondern bis zu einem gewissen Grad gestimmt hat. Aber dieses kleine Stück an Freiheit haben wir um einen Preis erkauft, der jetzt negativ auf uns zurückfällt. Die Kontinuität der Manipulation hat zu einer tief verwurzelten Passivität geführt. Es wird noch lange dauern, bis sich in Ungarn politischer Widerstand wieder breit formieren kann. STANDARD: Was geschieht bis dahin? Bán: Ich weiß es nicht. Ich sehe nur, dass die positiven Reformen der Zeit nach 1989 von dieser Regierung skrupellos ausgehöhlt worden sind. Sie hat dabei leichtes Spiel gehabt, weil Ungarn nie eine Phase hatte, in der demokratische Institutionen mit Leben hätten ausgefüllt werden können. Es herrscht eine unfassbare Apathie, und im Moment sehe ich nicht, wie oder wodurch sich das ändern sollte. Es fehlt an einem grundlegenden Respekt vor einer demokratisch organisierten Gesellschaft. STANDARD: Sind Sie politisch engagiert? Bán: Nicht mehr als jeder andere, der mit den Konsequenzen dieser Politik täglich leben muss. Ich unterrichte auch an der Universität, und alleine, was in der Bildung in den vergangenen vier, fünf Jahren zerstört worden ist, kann man nicht anders als tragisch nennen. Die Mittel im Bildungs- und Forschungssektor wurden radikal gekürzt, was die Studierenden ins Ausland treibt und, viel schlimmer, ihnen jeglichen Anreiz nimmt, zurückzukommen. Ich spreche nicht von ein paar Tausend, ich spreche von einer ganzen Generation, die fortgeht, was neben den fatalen ökonomischen Folgen auch einen enormen kulturellen Verlust bedeutet. Ungarns kultureller Reichtum basiert ja auch auf dieser Internationalität, auf Menschen, die fort- und heimgegangen sind. Wenn wir das aufgeben, verlieren wir sehr viel von dem, was uns ausmacht. STANDARD: Was hält Sie in Ihrem Land? Bán: Viele von uns fragen sich das selbst. Als Schriftstellerin ist man zunächst an die Sprache gebunden. Wir haben eine so faszinierende Sprache, Literatur und Kultur, dass ich in einer sehr prekären Lage sein müsste, um das Land zu verlassen. Ich liebe die ungarische Kultur, auch wenn es in Ungarn selbst oft kaum mehr auszuhalten ist. STANDARD: Sie sind als Elfjährige aus Brasilien nach Ungarn übersiedelt ... Bán: Ja, bis dahin kannte ich Ungarn nur von Aufenthalten bei den Großeltern. Brasilien war der Ort meiner Kindheit, meine Heimat. Die Übersiedelung war ein harter Schnitt. Ich habe das wie eine Organtransplantation empfunden, bei der man nie weiß, ob der eigene Körper das fremde Organ annimmt oder abstößt. Ich denke, es hat ganz gut geklappt, aber Operationsnarben bleiben ja für immer. Heute bin ich für diese Doppelidentität dankbar; ich kann durch sie fallweise aus mir heraus- und als eine andere wieder in mich hineintreten. STANDARD: Péter Nádas sagt, Sie hätten die ungarische Literatursprache neu erfunden. Hängt das mit dieser Doppelperspektive zusammen? Bán: Zumindest ist sie ein Vorteil. Aber die ungarische Literatur ist großteils sehr hermetisch, was auch mit dem Fehlen einer Kolonialgeschichte und dem ständigen historischen Kampf nach nationaler Unabhängigkeit zu tun hat. Dadurch trägt in der ungarischen Kultur die Literatur – die Sprache – mindestens so viel politische wie ästhetische Bedeutung. Die kanonisierten Werke sind, wenn auch formal mutig, sehr narrativ und historisch ausgerichtet. STANDARD: Terézia Mora übersetzt Ihre Bücher ins Deutsche. Birgt die Zusammenarbeit mit einer so sprachmächtigen Partnerin Konfliktpotenzial? Bán: Im Gegenteil. Terézia hat unfassbar viel Sprachgefühl und ist eine begnadete Übersetzerin. Ich fühle mich sehr beschenkt. STANDARD: Wir haben jetzt viel über Ungarn und viel zu kurz über Ihre Literatur gesprochen. Sind Sie das Sprechen über Politik manchmal leid? Bán: Es ist das Einzige, das wir jetzt beitragen können. Es wäre unverzeihlich, es nicht zu tun. (Josef Bichler und Patricia Kurucz, Album, 11.7.2015)
7Wissenschaft
Die Wiener Gesundheitsstadträtin könnte Kanzleramtsministerin werden, der steirische Landesrat Infrastrukturminister. Wien – Nach der Nominierung von ÖBB-Manager Christian Kern zum neuen SPÖ-Chef gilt es als wahrscheinlich, dass der künftige Kanzler einige Minister austauschen wird. Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely könnte STANDARD-Informationen zufolge Kanzleramtsministerin werden und sich in dieser Funktion vor allem um das Flüchtlingsthema – also um Integration und Asylpolitik – kümmern. Nach außen hin kann Kern den Regierungskurs in der Asylpolitik nicht ändern, mit Wehsely könnte aber nach innen ein Signal gesendet werden. Wehsely würde damit den bisherigen Kanzleramtsminister Josef Ostermayer ablösen, einen engen Vertrauten des zurückgetretenen Werner Faymann. Laut Presse-Informationen ist Wehsely auch noch als Gesundheitsministerin im Gespräch – für den Fall, dass Sozialminister Alois Stöger aus der Regierung ausscheiden muss und die derzeitige Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser das Sozialressort übernimmt. Offiziell sagt Wehsely dazu nur: Mit mir hat niemand geredet. Insider bezweifeln allerdings, dass die Wiener Gesundheitsstadträtin auch das Ministerium übernehmen würde. Denn sowohl was Budget als auch was Kompetenzen betrifft, wäre das ein Abstieg für sie. Das Infrastrukturministerium von Gerald Klug soll mit hoher Wahrscheinlichkeit der steirische Landesrat und frühere Europaabgeordnete Jörg Leichtfried übernehmen, heißt es aus der SPÖ. Bestätigungen der Ministerrochaden stehen noch aus.
5Inland
Erstmals Australier an der Spitze des Filmfestivals. Paris – Der australische Regisseur George Miller wird die Jury beim diesjährigen Filmfestival von Cannes leiten. Das gaben die Organisatoren des am 11. Mai beginnenden Festivals am Dienstag bekannt. Der 70-Jährige, der auch als Drehbuchautor und Produzent arbeitet, ist der erste Australier, der die Jury der renommierten Filmfestspiele im südfranzösischen Cannes leitet. Miller zeigte sich zutiefst erfreut über seine Ernennung: Was für eine große Freude! Das möchte ich um nichts in der Welt verpassen, erklärte er. Neben der Actionfilmreihe Mad Max war Miller noch für so unterschiedliche Werke wie beispielsweise Die Hexen von Eastwick oder den Animationsstreifen Happy Feet verantwortlich, für den er einen Oscar bekam. Als Jurypräsident folgt Miller den Brüdern Joel und Ethan Coen, die der Cannes-Jury im vergangenen Jahr vorsaßen. In den Jahren zuvor hatten unter anderem Steven Spielberg, Robert De Niro, Tim Burton, Isabelle Huppert und Sean Penn die Jury geleitet.
8Kultur
Der Chef des Fonds Soziales Wien organisiert als Flüchtlingskoordinator Schlafplätze für fast 8.000 Flüchtlinge. Peter Hacker kann richtig sauer werden. Als am Mittwoch einige Aktivisten der Sozialistischen Linkspartei die Pressekonferenz mit dem Wiener Flüchtlingskoordinator crashten, reagierte er fuchsteufelswild. Später, wieder die Ruhe selbst geworden, hielt er dem plakativ vorgebrachten Vorwurf, dass die Gemeinde Wien Flüchtlinge und Helfer alleinlasse, Fakten entgegen: In Wien können bei Bedarf Schlafplätze für 7.800 Flüchtlinge zur Verfügung gestellt werden; 5.500 Personen werden derzeit betreut. Die Funktion des Flüchtlingskoordinators nimmt den 52-Jährigen momentan voll in Anspruch, dabei ist das seit Juli eigentlich nur ein Nebenjob. Eigentlich ist Peter Hacker nämlich Geschäftsführer des Fonds Soziales Wien (FSW), wie der Träger der sozialen Dienstleistungen für Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarf, Behinderung, für Wohnungslose und Flüchtlinge in Wien genannt wird. Hacker verwaltet dabei einen Jahresumsatz von 1,4 Milliarden Euro. Wer einen derart schweren Brocken in der Verwaltung stemmt, kann kein Leichtgewicht sein. Schon gar nicht im noch alleinroten Wien des Jahres 2001, als Hacker den damals neugegründeten FSW übernahm. Sein Wirken in der Bundeshauptstadt geht viel weiter zurück. Als er 1985 als persönlicher Berater ins Büro des damaligen Bürgermeisters Helmut Zilk kam, hatte er schon drei Jahre Magistratserfahrung. Zilk gefiel die goscherte und gscheite Art des jungen Mannes und engagierte ihn als Berater für Bürgeranliegen, Jugend und Soziales. Life-Ball-Initiator Gery Keszler erzählt gerne, dass Hacker es war, der Zilk dafür gewinnen konnte, den Ball im Wiener Rathaus über die Bühne gehen zu lassen. Helmut Zilk musste aber nicht lange überredet werden, erinnert sich Hacker. Er war sofort bereit für dieses Statement der Stadt, das damals dramatische Tabuthema HIV und Aids aufzubrechen. Von 1992 bis 2003 fungierte Hacker als Drogenkoordinator der Stadt und focht so manchen Strauß mit Gegnern des Grundsatzes Hilfe statt Strafe für Suchtkranke aus. Diese Erfahrungen haben mich noch tiefer in die DNA der Stadt eindringen lassen, sagt Hacker rückblickend. Eine dicke Haut ist dem verheirateten Vater eines Sohnes aber bis heute nicht gewachsen. Mir ist eben vieles nicht wurscht, sagt er. Deswegen kann er auch ab und zu richtig sauer werden.
1Panorama
Anhänger und Gegner der EU derzeit laut Umfragen gleichauf. London – Zehn Wochen vor dem Referendum in Großbritannien haben EU-Anhänger und Brexit-Befürworter ihre offiziellen Kampagnen gestartet. Wir sind von unserem Sieg überzeugt, sagte ein Sprecher der nationalistischen UKIP-Partei am Freitag. Ex-Finanzminister Alistair Darling warf den EU-Gegnern ein Spiel mit dem Feuer vor. Laut Umfragen steht der Ausgang auf Messers Schneide. Der konservative Premier David Cameron hatte den Briten das Referendum am 23. Juni versprochen – in der Hoffnung, so die EU-Skeptiker in den Reihen seiner Tories zum Schweigen zu bringen. Ein Sieg des Brexit-Lagers könnte ihn das Amt kosten sowie die Insel und die EU in große Unsicherheit stürzen, lauten die Befürchtungen in Brüssel und beim Internationalen Währungsfonds (IWF). Cameron selbst meint, das Königreich werde in der EU stärker und reicher sein als außerhalb: Britain Stronger In Europe heißt sein Motto. Er hatte der EU eine Reform abgerungen, die den britischen Sonderstatus vergrößert. Doch musste er auch Rückschläge hinnehmen, wie den Triumph bei einem nicht bindenden Anti-EU-Referendum vergangene Woche in den Niederlanden. Londons populärer Bürgermeister Boris Johnson hat sich auf die Seite des Brexit-Lagers geschlagen, das sich auf den Slogan Vote Leave (Wähle Verlassen) einigte. Er wollte am Freitag und Samstag bei zahlreichen Veranstaltungen für den EU-Ausstieg werben. Das Referendum sei, als hätte ein Gefängnisaufseher aus Versehen die Tür offen gelassen, und die Menschen erblicken draußen das Land im Sonnenlicht, sagte er. Oppositionsführer und Labour-Chef Jeremy Corbyn hatte sich erst am Donnerstag offen für den EU-Verbleib ausgesprochen, weil dies im besten Interesse des Volkes dieses Landes wäre. 1975 hatte er beim Referendum über den Beitritt Großbritanniens zur damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) mit Nein gestimmt. Er habe seine Meinung zu Europa geändert, weil die EU Jobs geschaffen habe und Schutz für Arbeiter, Konsumenten und die Umwelt biete, sagt er nun. Die Labour-Unterstützung könnte für das Ja-Lager entscheidend werden, da am Abstimmungstag mit einer höheren Mobilisierung der EU-Gegner zu rechnen sei, vermuten Umfrageinstitute. Derzeit liegen dem Projekt What UK Thinks zufolge beide Lager bei rund 50 Prozent. Während EU-Spitzenvertreter aus Brüssel vor Kampagnen-Auftritten auf der Insel zurückschrecken, will US-Präsident Barack Obama nächste Woche in London offensiv für den EU-Verbleib werben. Obama werde ganz offen und klar sagen, warum er glaube, dass das für Großbritannien gut wäre, kündigte sein Berater Ben Rhodes an.
2International
Männchen der neuen Gattung von Riesenkrabbenspinnen beißen beim Liebesspiel offenbar gerne zu. Frankfurt – Ein deutscher Wissenschafter hat eine bisher unbekannte Spinnengattung entdeckt, deren Männchen sich während des Liebesspiels offenbar als ausgesprochen bisswütig erweisen. Insgesamt vier neue Arten aus dieser Gattung von Riesenkrabbenspinnen aus Südafrika und Namibia fand Peter Jäger in der Sammlung des Senckenberg Forschungsinstituts in Frankfurt. Neben ihrem interessanten Paarungsverhalten zeichnen sich die Achtbeiner auch durch spezielle Borsten an den Fußspitzen aus, die vermutlich gegen das Einsinken im Sand helfen. Eine lebende Riesenkrabbenspinne in der südafrikanischen Wüste zu entdecken ist kein leichtes Unterfangen, die Spinne detailliert zu untersuchen beinah unmöglich: Die Spinnen sind schnell, nachtaktiv und leben in unauffälligen Röhren im Sand. Zum Glück gibt es unsere Sammlungen, auf die wir zurückgreifen können, erklärt Arachnologe Jäger. Dort hat Jäger nun die neue Gattung sowie vier zugehörige Arten der Riesenkrabbenspinnen (Sparassidae) ausfindig gemacht: Die Tiere wurden im Jahr 2004 von meinem damaligen Doktoranden Dirk Kunz gesammelt und nun von mir neu als May bruno wissenschaftlich beschrieben. Der Name der Art wurde im Biopatenschaften-Programm vergeben. Molekulargenetische Untersuchungen bestätigten die Zugehörigkeit zu einer neuen Gattung. Auffällig an den neu entdeckten Wüstentieren mit Beinspannweiten von 8 bis 10 Zentimetern sind die Fußspitzen. An diesen finden sich einzigartige Borstenbüschel, die an ihren Enden gefiedert sind. Diese verhindern wohl ein Einsinken und helfen den Tieren an der Sandoberfläche zu bleiben, vermutet der Frankfurter Spinnenforscher. Dass die Riesenkrabbenspinnen erfinderisch bei ihrer Fortbewegung auf dem heißen Wüstensand sind, weiß Jäger spätestens seit der Entdeckung einer Flik-Flak-schlagenden Spinne dieser Familie. Und eine weitere Besonderheit entdeckte Jäger an den Spinnen: Alle vier untersuchten weiblichen Tiere hatten paarweise Bissspuren an ihren Vorderkörpern. Gut möglich, dass die Verletzungen bei der Paarung entstanden, erklärt Jäger und ergänzt: An den männlichen Tieren haben wir keine dieser Spuren entdecken können. Über den Sinn eines solchen Verhaltens will Jäger nicht spekulieren und hofft auf Kollegen, die die Paarung vor Ort beobachten.
7Wissenschaft
Orter Neunter – Weltmeister Gruber nach Rang zwei am Vortag aber nur Zwölfter –. Chaux-Neuve – Weltcup-Spitzenreiter Fabian Rießle hat am Sonntag seinen zweiten Saisonsieg in der Nordischen Kombination gefeiert. Der Deutsche setzte sich in Chaux-Neuve knapp vor seinem Landsmann Eric Frenzel und Akito Watabe aus Japan durch. Der Kärntner Philipp Orter landete als bester Österreicher auf Rang neun. Der Vortageszweite Bernhard Gruber kam unmittelbar hinter seinem Teamkollegen Lukas Klapfer nicht über Platz zwölf hinaus. Paul Gerstgraser überzeugte nach Zwischenrang 37 im Springen im 10-km-Langlauf mit der schnellsten Zeit und verbesserte sich noch auf Platz 16. Für den 20-jährigen Salzburger, Zweiter der Junioren-WM, war es ebenso wie für den Tiroler David Pommer (17.) das beste Weltcup-Ergebnis. Orter holte bereits seinen dritten Top-Ten-Platz im Weltcup. Zwei waren ihm in der Vorsaison gelungen. Das ist sehr wertvoll für mich, sagte der 21-Jährige, der am Vortag nach Rang zehn im Springen wegen eines Frühstarts in der Loipe disqualifiziert worden war. Diesmal schob er sich im Sog des norwegischen Topläufers Magnus Moan auf Rang neun. Ich habe es taktisch gut rübergebracht. Mit Mario Seidl (20.), Lukas Greiderer (28.) und Fabian Steindl (30.) landeten alle acht ÖSV-Athleten in den Weltcuppunkten. Die Österreicher unterstrichen damit zwar auch im zweiten Bewerb des Wochenendes in Frankreich ihre Dichte, für absolute Spitzenergebnisse reichte es diesmal aber nicht. Mein Anspruch sind die vordersten Plätze, betonte Weltmeister Gruber. Ich muss alles in allem konstanter werden. Immerhin steht kommendes Wochenende der Saisonhöhepunkt auf dem Programm. Von Freitag bis Sonntag wartet das Nordic Combined Triple in Seefeld.
4Sport
Neben einer professionellen Entrümpelung sind Online-Flohmärkte eine willkommene Quelle, um Defektes oder Ungeliebtes loszuwerden. Alte Fernsehgeräte, kaputte Fahrräder, Matratzen, Sessel oder alte, nicht mehr intakte Möbelstücke: Sperrmüll lässt sich nicht vermeiden. Ob das nun ist, weil man übersiedelt, den Haushalt entrümpelt oder einfach neue Möbel gekauft hat, irgendwann steht jeder vor der Frage: Wohin damit? Manche Gemeinden bieten regelmäßige Termine an, an denen sie den Sperrmüll, der auf der Straße abgestellt wird, aufsammeln. Ein Paradies für Trödeljäger und Ramschsammler, die in diesen Müllbergen so manche Funde machen, die sie zweckentfremdet wiederverwenden oder aufpolieren. Haben Sie selbst schon einmal etwas aus dem Sperrmüll mitgenommen und was haben Sie dann damit gemacht? Wer ein Auto hat, kann vieles auf Mistplätzen oder Altstoffsammelzentren entsorgen, die meist etwas außerhalb liegen. Besitzt man selbst kein Auto kann man sich alternativ den Sperrmüll von der Gemeinde abholen lassen oder einen anderen Entrümpelungsdienst in Anspruch nehmen. Wie oft haben Sie diesen Service in Anspruch genommen? Nicht mehr funktionsfähige elektronische Geräte müssen im Haushalt zwar ausgetauscht werden, sind aber nicht für alle nutzlos: Manche Teile können ausgebaut und für andere Elektronik wiederverwendet werden. Schauen Sie daher auch darauf, dass Intaktes auch an jene weitergegeben wird, die für diese Teile auch eine Verwendung haben? Oder zählen Sie sich selbst zu den Bastlern? Wer nicht selbst bastelt, aber unkompliziert altes Mobiliar und alte Elektronik loswerden möchte, dem bleibt immer noch die Möglichkeit, auf Internet-Flohmärkten zu inserieren. Wie sehr nutzen Sie Online-Flohmärkte und welche Erfahrung haben Sie damit gemacht? Konnten Sie vieles über Online-Plattformen mit Selbstaholung entrümpeln? (sni, 9.12.2015)
1Panorama
Für rasche Integration – Ministerium prüft, ob Englands Rosinen auch Österreich schmecken. Wien – Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) will von jenen mehr als 41 Millionen Euro, die er sich gemeinsam mit der Innenministerin aus dem mit 75 Millionen dotierten Integrationstopf der Regierung holt, fünf bis sechs Millionen in Wertekurse investieren. Deutlich mehr werde in zusätzliche Deutschkurse fließen, hieß es am Mittwoch auf Anfrage des STANDARD – eine konkrete Zahl war vorerst nicht zu erfahren. Dafür präzisiert man im Integrationsministerium eine Idee, die ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka im ORF-Report ventiliert hatte. Der erklärte nämlich auf die Frage, ob Deutschkurse für Asylwerber von der ersten Stunde an sinnvoll wären: Ich bin absolut dafür, sofort (...) Deutschkurse, alles für die Integration zu machen. Kurz möchte bei jenen mit einer hohen Anerkennungswahrscheinlichkeit darüber nachdenken, die vom Bund finanzierten Deutschkurse zu öffnen. In der Parteizentrale heißt es dazu: Für die ÖVP ist es vorstellbar, dass jenen Asylwerbern, die eine hohe Anerkennungswahrscheinlichkeit haben, Deutschkurse angeboten werden. Nachsatz: Das sind zum Beispiel Syrer. Derzeit gibt es ein solches Angebot lediglich von NGO-Seite. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hatte Mitte Jänner dann verpflichtende Deutschkurse – auch für Asylwerber – als eine der in Wien anvisierten Maßnahmen genannt. Gewerkschaftsbund, Industriellenvereinigung und zuletzt der Chef des Arbeitsmarktservice, Johannes Kopf, sprechen sich für den Zugang von Asylwerbern zu Deutschkursen zwecks ehestmöglicher Integration aus. Britische Rosinen Im Integrationsministerium macht man sich zudem bereits Gedanken darüber, was die angestrebte Sozialleistungsvereinbarung mit Großbritannien, die EU-Ratspräsident Donald Tusk am Mittwoch vorgelegt hat, für Österreich bedeuten könne. Ein Sprecher erklärt dem Standard: Wir begrüßen diesen Vorschlag im Prinzip, ein Rosinenpicken für Großbritannien allein dürfe die Regelung allerdings nicht sein. Aktuell prüfe man den Entwurf. Gleiches beschäftigt derzeit die Experten im Sozialministerium. Dem Vernehmen nach interessiert man sich im Integrationsministerium vor allem für die Klärung, ob die Familienbeihilfe für jene in Österreich Beschäftigten, deren Kinder im EU-Ausland leben, künftig nur in Höhe des Herkunftslandes ausgezahlt werden kann. Denn allein 2013 habe man über 200 Millionen Euro auf diesem Weg ins Ausland überwiesen. Rotes Sticheln Die SPÖ interessiert etwas anderes: Klubchef Andreas Schieder will die Asyl- und Rückführungsstatistiken lieber bei der Statistik Austria als im Innenministerium sehen. Anlass ist, dass der EU-Statistikbehörde Eurostat für 2014 keine Zahlen vorgelegt wurden. Das Ministerium erklärt das mit Datenbankproblemen.
1Panorama
Karim Benzema droht wegen Verwicklung in Erpressungsaffäre um Mathieu Valbuena eine Haftstrafe. Paris – Mit einer Kapuze über dem Kopf verließ Karim Benzema das Gericht in Versailles, wenige Minuten zuvor hatte der Fußball-Star von Real Madrid die bittere Entscheidung der Justiz vernommen. Gegen den französischen Nationalspieler laufen seit Donnerstag offiziell Ermittlungen wegen der Beteiligung an der Erpressung seines Teamkollegen Mathieu Valbuena mit einem Sexvideo. Gegen den Stürmer wird wegen Komplizenschaft bei einem Erpressungsversuch sowie Beteiligung an der Bildung einer kriminellen Vereinigung zur Verübung einer Straftat, die mit mindestens fünf Jahren Haft bestraft wird, ermittelt, teilte die Justiz mit. Außerdem darf Benzema vorläufig Valbuena nicht mehr treffen. Damit ist eine Zukunft der beiden in der Equipe Tricolore mehr als fraglich. Am Donnerstag erklärte Nationaltrainer Didier Deschamps bereits, auf beide Spieler in den anstehenden Begegnungen gegen Deutschland am 13. November in Paris und vier Tage später gegen England zu verzichten. Valbuena sei nicht in der besten psychologischen Verfassung, sagte der Coach. Die Nicht-Berücksichtigung von Torjäger Benzema begründete er mit dessen Verletzung. Der 27 Jahre alte Benzema war am Mittwochmorgen in Versailles in Gewahrsam genommen worden und hatte die Nacht auf der Polizeiwache verbracht. Er wird verdächtigt, in die Erpressung Valbuenas verwickelt zu sein. Der Lyon-Profi hatte im Juni Anzeige erstattet, nachdem ihm ein Unbekannter gedroht hatte, die intimen Videoaufnahmen zu veröffentlichen, die Personen aus Valbuenas Umfeld entwendet hatten. Den Ermittlerkreisen zufolge kontaktierte ein Mittelsmann der drei inzwischen inhaftierten Erpresser Benzema über dessen Bruder. Benzema informierte daraufhin seinen Teamkollegen am 5. Oktober bei einem Treffen der Nationalmannschaft vor den Spielen gegen Armenien und Dänemark über die Existenz des Videos. Offen war aber bislang, ob dies in freundschaftlicher Absicht geschah oder mit dem Ziel, Valbuena zur Zahlung von Geld an die Erpresser zu bewegen. Am Donnerstag verlautete nun laut der französischen Nachrichtenagentur AFP aus informierten Kreisen, dass Benzema der Polizei gestanden habe, sich auf Bitte eines als Mittelmann auftretenden Kindheitsfreunds an Valbuena gewandt zu haben. Sie hätten abgesprochen, was Benzema sagen soll, damit Valbuena ausschließlich mit dem Mittelsmann verhandelt. Der Stürmer habe seinem Freund einen Gefallen tun wollen, hieß es, ohne daran zu denken, dass er damit Valbuena schadete. Benzemas Anwalt Sylvain Cormier betonte dagegen am Donnerstag, sein Mandant habe keinen Anteil an der Affäre. Er betone weiterhin seine Unschuld und habe überhaupt nichts zugegeben, sagte Cormier. Auch der Mittelsmann ist seit Montag in Gewahrsam und sollte am Donnerstag ebenfalls einem Untersuchungsrichter in Versailles vorgeführt werden.
4Sport
Hoffnung auf Bildung einer Einheitsregierung bei Verhandliungen in Marokko. Tripolis – Unter starkem internationalem Druck steigt offenbar die Chance auf die Bildung einer Einheitsregierung in Libyen: Die Präsidenten der beiden rivalisierenden Parlamente haben sich am Dienstag einem Fernsehbericht zufolge zum ersten Mal getroffen. Die Begegnung fand bei einer Konferenz in Malta statt, wo die Unterzeichnung eines UN-Plans für das nordafrikanische Krisenland vorbereitet wurde. Der Plan soll am Donnerstag in Marokko von den Konfliktparteien unterschrieben werden. In Libyen gibt es seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi vor vier Jahren keine funktionierende Regierung mehr. Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) nutzte das Machtvakuum, um sich in dem Land am Mittelmeer breit zu machen. Überdies konkurrieren seit anderthalb Jahren ein international anerkanntes Parlament im Osten unter Führung von Aqila Salah und der nicht anerkannte Allgemeine Nationalkongress in Tripolis unter Führung von Nuri Abu Sahmein um die Kontrolle. Auf einer Konferenz in Rom hatte die Staatengemeinschaft die rivalisierenden Lager am Sonntag eindringlich aufgerufen, die Waffen niederzulegen und eine Einheitsregierung zu bilden. Doch selbst wenn dies gelingt scheint fraglich, in wieweit eine neue Regierung angesichts der desolaten Sicherheitslage in absehbarer Zeit wieder Ordnung herstellen kann.
2International
Bosnier fürchten sich vor fast nichts. Die Ausnahme: geöffnete Fenster. Liebe Grüße, lass es dir gutgehen, aber pass auf die Zugluft auf!, schreiben manche Bosnier am Ende einer E-Mail. Die erste Warnung, die Kinder von ihren Eltern hören, ist nicht etwa, dass sie nicht dem Fußball nachlaufen sollen, wenn dieser auf die Straße rollt, oder dass sie nicht zu viele Ćevapi zugleich in sich hineinstopfen sollen. Nein, die wichtigste Mahnung an ihre Schützlinge lautet: Aber bitte, achte auf den Luftzug! Seit Generationen wird dieses Vorsichtsprinzip weiter überliefert. Zumal der Luftzug in Bosnien-Herzegowina ein nicht auszurottendes Übel ist. Im Hochsommer, wenn es in der Straßenbahn 40 Grad hat, die Passagiere so eng nebeneinanderstehen, dass sie den Atem des Nachbarn auf der Augenbraue spüren können, und bloß ein kleines Kippfenster geöffnet ist, streckt sicher jemand die Hand aus, um auch dieses Fensterchen schnell zu schließen. Zugluft!, lautet das Argument. Und keiner wird etwas sagen, sondern höchstens wissend nicken. Denn in der Straßenbahn zu ersticken ist sicherlich das kleinere Übel, als sich der Gefahr einer riskanten Brise auszusetzen. Ein Bekannter hat mir kürzlich augenzwinkernd erzählt: Weißt du, hier in Sarajevo haben wir eigentlich nur vor zwei Sachen Angst. Erstens vor den Serben. Und zweitens vor der Zugluft. Letztere nennen wir auch den leisen Tod. Niemand weiß so genau, wie viele Leute bereits klammheimlich durch diese Zugluft verstorben sind. Man könnte meinen, dass die Bosnier – die oft ziemlich groß und breitschultrig daherkommen, einen Krieg durchgestanden haben und auch sonst nicht schnell nervös werden – nicht so leicht zu verängstigen sind. Aber es gibt etwas, das sie wirklich bange macht: wenn ein Fenster oder eine Tür offen steht. Schlimmer ist noch, wenn ein Fenster auf der einen Seite des Raumes und ein Fenster auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes geöffnet sind. Pass auf, der Durchzug!, ruft dann sicher sofort jemand, als ginge es darum, einem herannahenden Drachen zu entkommen. Der Durchzug gilt als die allergefährlichste Variante des Luftzugs. Quasi sicherer Tod. Ein Wind, der ungeordnet durch Räume weht, ist – glaubt man den Bosniern – auch für viele Krankheiten verantwortlich. Tut einem der Ellbogen weh und man weiß nicht, warum: sicher Zugluft. Hat man Zahnschmerzen, krumme Beine, einen weißgefleckten Fingernagel: Du warst sicher zu lange im Luftzug!, kommt die Diagnose. Kürzlich hat mir eine Freundin erzählt, dass sich ihr Vater – der schwer erkrankt war und sich sein Leben lang vor Spitälern und Ärzten fürchtete – weigerte, ins Krankenhaus zu fahren. Verstehst du das denn nicht?, versuchte er seiner Tochter seinen Zustand zu erklären, Das ist doch das Resultat von Zugluft! Was sollen die Ärzte da machen? Die Sorge, dass Fall- oder Querwinde zu Unheil führen, gilt aber nicht nur für Menschen. Auch Blumen und Tiere müssen vor dem propuh – so heißt das auf Bosnisch – beschützt werden. Du musst darauf achten, dass du die Pantoffelblume nicht zu viel gießt, stell sie nicht zu nahe an die Heizkörper. Aber vor allem: Mach nicht das Fenster auf! Der Luftzug ist sehr gefährlich für die Pantoffelblume!, wird von Freundinnen der gelben Lippenblütler geraten. Jüngst habe ich auf einer Webpage für Kleintierzucht sogar gelesen: Geben Sie die Schildkröten nicht direkt in die Sonne, sondern an einen schattigen Platz, neben einen Behälter mit Wasser. Vor allem aber achten Sie auf den Luftzug! Es ist noch nicht erforscht, ob bosnische Schildkröten tatsächlich so sensibel auf Windstöße reagieren. Sicher ist nur: Wenn die Herbstzeitlosen beginnen, die Wiesen auf dem Balkan mit ihrem Lila einzufärben, dann wird auch die Luftzug-Phobie stärker. In den Bergdörfern nehmen dann manche sogar fünf Stricknadeln in die Hand, um ein wollenes Gewand zum Schutz ihres Gemächts zu verfertigen. Das Ding – genannt nakurnjak – hat zwei Teile: einen für den Penis, einen für den Hodensack. Der wollige Nakurnjak sieht allerdings so aus, als ob er kratzen würde. Mit Sicherheit ist er aber der ultimative Schutz vor dem gefährlichen Propuh in den Wintermonaten.
1Panorama
Ganzseitige Anzeige in "Frankfurter Allgemeiner Zeitung". Frankfurt am Main – Prominente solidarisieren sich mit Xavier Naidoo: In der Samstagsausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schalteten Künstler eine ganzseitige Anzeige mit mehr als 120 Unterzeichnern, darunter auch Andreas Gabalier und Christina Stürmer. In schwarzer Schrift auf rotem Grund heißt es: Menschen für Xavier Naidoo. Weitere Erklärungen gibt es nicht. Naidoo war vom NDR als deutscher Vertreter für den Eurovision Song Contest 2016 nominiert worden, musste dann aber wegen einiger umstrittener Äußerungen zurückziehen. Zu den Unterzeichnern der Solidaritätsadresse, die laut Stern knapp 70.000 Euro kostete, zählen auch die Schauspieler Til Schweiger, Mario Adorf und Jan Josef Liefers, die Sänger Heinz Rudolf Kunze, Annette Humpe und Thomas D. sowie die frühere deutsche Grünen-Politikerin Antje Vollmer. Kritiker hatten Naidoo Homophobie und Rechtspopulismus vorgeworfen. Kollegen aus dem Musikgeschäft hatten seinen Rauswurf bereits in den vergangenen Tagen kritisiert – nicht aus Sympathie für Naidoos politische Äußerungen, sondern aus Verärgerung über den Umgang des Fernsehsenders mit dem Künstler.
6Etat
Libanesischer Fernsehsender: UNO vermittelte Abreise der Islamisten nach Raqqa. Damaskus – Rund 2.000 Anhänger der Terrormiliz IS und anderer Extremistengruppen werden einem Medienbericht zufolge aus Damaskus evakuiert. Sie werden aus von Rebellen gehaltenen Vierteln nahe des Flüchtlingslagers Yarmouk im Süden der syrischen Hauptstadt unter anderem in die IS-Hochburg Raqqa gebracht, wie der libanesische Hisbollah-Fernsehsender Al-Manar am Freitag berichtete. Die Extremisten wurden zum Aufgeben gezwungen, weil das syrische Regime bereits seit Jahren Versorgungskanäle in die betroffenen Viertel blockiert. Sie hatten von den Stadtvierteln Al-Hajar al-Aswad und Al-Kadam aus das benachbarte palästinensische Flüchtlingslager Yarmouk angegriffen. Machthaber Bashar al-Assad hofft indes, durch die Evakuierung Kontrolle über das strategisch wichtige Gebiet zurückzuerlangen. Bei der Einigung handle es sich dem Medienbericht zufolge um ein unter Mithilfe der UNO vermitteltes Abkommen. Die Extremisten hätten darin außerdem zugestimmt, vorher Waffen und Militärfahrzeuge zu zerstören. Eine Sprecherin der Vereinten Nationen in New York betonte gegenüber Journalisten, die UNO sei ein Beobachter in dem Abkommen für Yarmouk, aber kein Teil davon. Sie fordert seit Monaten Zugang zu dem Flüchtlingslager. Neben Anhängern des Islamischen Staates befinden sich auch Kämpfer der radikalen Al-Nusra-Front, ein Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida, unter den Evakuierten. Wie der Fernsehsender weiter meldete, hätten bereits 18 Busse rund 1.500 Kämpfer und ihre Familien aus den Vierteln gebracht. Unklar war, ob die Transportmittel von der syrischen Armee oder der UNO bereitgestellt wurden. Durch das Abkommen solle die IS-Präsenz in Damaskus beendet werden. Der Sender Al-Manar gehört der libanesischen Schiitenbewegung Hisbollah. Die Miliz ist ein enger Verbündeter Assads in dem seit Jahren währenden Bürgerkrieg in Syrien. Ende Jänner sollen in Genf die Friedensgespräche unter Leitung des UN-Syrien-Beauftragten Staffan de Mistura beginnen. Die UN-Resolution bildet die völkerrechtliche Grundlage für den weiteren Friedensprozess in Syrien, wo in den vergangenen fünf Jahren rund 300.000 Menschen im Bürgerkrieg getötet wurden. Der Streit über die Zukunft des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad wird in der Resolution allerdings nicht angesprochen. Seine Rolle ist einer der großen Streitpunkte zwischen dem Westen, der einen Machtwechsel fordert, und Russland, das den syrischen Herrscher stützt.
2International
Junge Frau muss elf Monate und 20 Tage ins Gefängnis. Istanbul – Eine Studentin ist in der westtürkischen Stadt Bursa einem Medienbericht zufolge wegen Beleidigung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan zu knapp einem Jahr Haft verurteilt worden. Zusätzlich zu diesen elf Monaten und 20 Tagen Gefängnis habe die 23-Jährige eine Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten wegen Propaganda für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK erhalten, meldete die Nachrichtenagentur DHA am Freitag. Die Verurteilte sei aus der Untersuchungshaft entlassen worden und bleibe bis zu einem Urteil des Berufungsgerichts auf freiem Fuß. Verurteilt wurde die Studentin wegen Inhalten, die sie über soziale Medien verbreitet hatte, wie DHA berichtete. Die 23-Jährige habe zur Verteidigung angegeben, diese Inhalte nicht verstanden zu haben, da sie auf Kurdisch gewesen seien. Um welche Inhalte es sich handelte, wurde nicht bekannt. Nach Angaben des türkischen Justizministeriums wurden seit Erdogans Wahl zum Staatsoberhaupt im August 2014 mehr als 1.800 Verfahren wegen Präsidentenbeleidigung eröffnet.
2International
Über 7.000 Gefangene befinden sich noch in der Todeszelle. Islamabad – Seit Aufhebung eines Hinrichtungsmoratoriums im Dezember 2014 sind in Pakistan mehr als 300 Menschen gehängt worden. Nach Angaben der pakistanischen Menschenrechtskommission wurden bis 4. November 294 Hinrichtungen gezählt. Seitdem seien 17 weitere Todeskandidaten gehängt worden, sagte ein Mitarbeiter des Innenministeriums am Sonntag. Die meisten waren wegen Mordes und nicht wegen Terrorismus verurteilt worden. Die Regierung hatte das Moratorium nach dem Taliban-Massaker in einer Schule in Peshawar aufgehoben. Mehr als 7.000 Gefangene sitzen noch in der Todeszelle.
1Panorama
Abstimmung über Quoten in frühestens fünf Monaten. Budapest – Das vom ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán angekündigte Referendum über die EU-Flüchtlingsquoten sei fair und rechtskonform, sagte Justizminister László Trócsányi am Freitag der Nachrichtenagentur MTI. Es könne frühestens in 150 Tagen, also fünf Monaten, und spätestens in 250 Tagen abgehalten werden. Das Verfassungsgericht habe bereits festgehalten, dass europäisches Recht kein internationales, sondern ein internes Recht mit einem autonomen System sei, sagte Trócsányi. Das Referendum verstoße somit nicht gegen internationales Recht. Die Regierung vertrete die Position, dass die EU keine Berechtigung habe, eine Land zur Aufnahme von Flüchtlingen zu zwingen, da diese wichtige Frage die Souveränität der Mitgliedsländer stark beeinflusse. Orbáns rechtsgerichtete Regierung zählt zusammen mit weiteren osteuropäischen EU-Ländern zu den schärfsten Gegnern der Quoten zur Verteilung von Flüchtlingen auf die 28 Mitgliedsstaaten. Orbán hatte die Volksabstimmung damit begründet, dass die Einführung von Umsiedlungsquoten ohne den Rückhalt der Bevölkerung einem Machtmissbrauch gleichkomme.
1Panorama
Mitbegründer Huffman übernimmt vorerst Spitze der Online-Community. Ellen Pao ist nach Dauerkritik als Interimschefin der Online-Community Reddit zurückgetreten. Mitgründer Steve Huffman kehre vorerst an die Spitze des Unternehmens zurück, teilte Reddit am Freitag mit. Pao, die schon länger wegen Zensurvorwürfen und persönlicher Kritik unter Beschuss stand, löste zuletzt mit einer umstrittenen Kündigung einen Sturm der Entrüstung bei den Nutzern aus. Sie feuerte Victoria Taylor, die sich als Direktorin um die zahlreichen Moderatoren des Online-Netzwerkskümmerte. Diese meist ehrenamtlichen Mitarbeiter sind für Reddit extrem wichtig. Die Plattform ist mit fast zehntausend Diskussionsforen und zuletzt knapp 164 Millionen Besuchern im Monat eines der meistbesuchten Internetportale weltweit. Pao entschuldigte sich zwar erst vor wenigen Tagen für die kontroverse Personalentscheidung, doch da war die User-Revolte schon voll im Gange. Mit einer Petition, die es auf mehr als 200.000 Unterschriften brachte, forderte die Community ihren Rücktritt. Reddit-Präsident und -Investor Sam Altman dankte Pao in einem Forenpost für ihre gute Arbeit und erklärte, dass ihr Rücktritt eine gemeinsame Entscheidung gewesen sei. Sie solle dem Management noch bis Ende des Jahres als Beraterin zur Seite stehen. Pao war nur acht Monate Reddit-Chefin und von Anfang an nur als Übergangslösung verpflichtet worden. Pao stand zuletzt auch wegen einer Diskriminierungsklage gegen ihren Ex-Arbeitgeber Kleiner Perkins verstärkt im Fokus der Öffentlichkeit. Sie beschuldigte die Risikokapitalfirma aus dem Silicon Valley, ihre Karriere nicht angemessenen gefördert zu haben, weil sie eine Frau sei. Die Klage blieb letztlich erfolglos, sorgte in den USA und auch in den Reddit-Foren aber für hitzige Diskussionen.
0Web
Kanzleiminister sieht baldige Einigung mit EU. Budapest – Ungarn will im Jahr 2018 mit dem Bau von zwei neuen russischen Reaktoren für sein einziges Atomkraftwerk – Paks – beginnen. Das einschlägige Abkommen über die Realisierung des Projekts Paks II durch den russischen Atomkonzern Rosatom besiegelte die ungarische Regierung im Dezember 2014. Die Baukosten wurden mit 12,5 Milliarden Euro veranschlagt. Zehn Milliarden davon werden durch einen russischen Kredit finanziert, der Rest durch den ungarischen Staat. Während die Regierung in Budapest den Milliarden-Deal mit Moskau noch als Geschäft des Jahrhundertes verkaufte, scheint dieses nun auf wackeligen Beinen zu stehen, berichten ungarische Medien. Kanzleiminister Janos Lazar, der auch für die Erweiterung von Paks zuständig ist, hatte erklärt, Ungarn sei bereit und in der Lage, den russischen Kredit durch einen günstigeren Kredit vom Kreditmarkt zu ersetzen, zitiert das Portal MNO.hu. Dabei stünde die mit der Zahlung des Kredits beauftragte russische Vnesheconom-Bank (VEB) am Rande des Bankrotts, zitiert das Portal den Europaparlamentsabgeordneten der ungarische Oppositionspartei Dialog für Ungarn (PM), Benedek Javor. Die Vereinbarung über die Erweiterung des AKW war ohne Ausschreibung und öffentliche Konsultation erfolgt und wurde im In- und Ausland heftig kritisiert. Für den Auftrag hatten sich auch der französische Konzern Areva, der US-Atomkonzern Westinghouse sowie mehrere japanische und südkoreanische Firmen interessiert. Während der ungarische Premier Viktor Orban das umstrittene Geschäft mit Russland verteidigte, wurde ihm vorgeworfen, sich von Russland massiv abhängig zu machen. Die ungarische Opposition forderte von Orban die Offenlegung der Verträge mit Russland, während die Europäische Kommission im November 2015 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn im Zusammenhang mit dem Bau von Paks II einleitete. Auch Österreich beeinsprucht Ungarns AKW-Pläne. Laut EU hätte Ungarn dem russischen Atomkonzern Rosatom den Auftrag für den Bau ohne transparentes Verfahren erteilt. Zugleich wurde ein Untersuchungsverfahren durch Brüssel eingeleitet, ob die Investition zu marktwirtschaftlichen Bedingungen erfolge. Orban hatte das EU-Vertragsverletzungsverfahren scharf kritisiert. Dahinter stünden westliche Wirtschaftsinteressen, die sich verletzt fühlten, da Russland den Zuschlag für das Milliardenprojekt erhielt. Auch westliche Unternehmen würden sich ein Stück vom Kuchen wünschen, und die EU handle in ihrem Interesse, behauptete Orban. Wie Lazar am letzten Freitag in Brüssel betonte, könnten die ungarische Regierung und die Europäische Kommission baldigst eine gemeinsame Lösung finden über die Ausräumung der Besorgnisse und Zweifel, die berechtigt oder unberechtigt im Zusammenhang mit der Erweiterung von Paks auftauchten, zitiert die Ungarische Nachrichtenagentur MTI. Bis zum Sommer sollen bei der EU-Wettbewerbskommissarin Margarethe Vestager alle Verfahren hinsichtlich der Erweiterung von AKW abgeschlossen werden. Kommende Woche wird laut Lazar eine neuer Vorschlag vorgelegt. Der Kanzleiminister sei optimistisch hinsichtlich des Baus der neuen Meiler. Im 100 km südlich vom Budapest gelegenen AKW Paks gibt es bisher vier russische Reaktoren, die in den 1980er-Jahren noch zu Sowjetzeiten gebaut wurden. Sie produzieren täglich zusammen 2000 Megawatt Strom und decken damit 40 Prozent des ungarischen Elektrizitätsbedarfs. Die zwei neuen Meiler sollen jeweils 1200 Megawatt liefern und 2025 sowie 2026 ans Netz gehen.
3Wirtschaft
Von rund einem Dutzend Wirtschaftsvertretern nach Teheran begleitet. Teheran/Berlin – Am zweiten Tag seines Iran-Besuchs trifft der deutsche Wirtschaftsminister und Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) am Montag mit Präsident Hassan Rohani zusammen. Zudem sind in der Hauptstadt Teheran Gespräche mit drei Ministern, dem Gouverneur der Zentralbank, Vertretern der iranischen Industrie- und Handelskammer sowie Unternehmern geplant. Zum Auftakt seiner Reise hatte Gabriel am Sonntag eine deutsche Vermittlerrolle zwischen dem Iran und Israel angeboten. Er verteidigte zudem das Existenzrecht Israels: Für Deutschland muss klar sein: Wer immer mit uns nachhaltige Beziehungen hat, der kann nicht das Existenzrecht Israels politisch infrage stellen. Gabriel ist der erste westliche Spitzenpolitiker, der Teheran nach der Atom-Einigung vom vergangenen Dienstag besucht. In Wien hatten sich der Iran, die fünf UNO-Vetomächte und Deutschland auf ein Abkommen verständigt, das den Bau einer iranischen Atombombe verhindern soll. Im Gegenzug sollen die Wirtschaftssanktionen gegen das ölreiche Land schrittweise aufgehoben werden. Zuletzt war vor 13 Jahren mit dem damaligen Finanzminister Hans Eichel ein deutsches Kabinettsmitglied im Iran. Gabriel wird von rund einem Dutzend Wirtschaftsvertretern begleitet. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) geht davon aus, dass die Exporte innerhalb von vier Jahren von 2,39 Milliarden in 2014 auf zehn Milliarden Euro mehr als vervierfacht werden können. In New York will der UNO-Sicherheitsrat am Montag über die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran entscheiden. Eine Zustimmung gilt als wahrscheinlich. Damit sind die Strafmaßnahmen allerdings nicht automatisch aufgehoben. Erst muss die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO/IAEA) bestätigen, dass Teheran seinen Verpflichtungen nachgekommen ist. Zudem geht es nur um die UNO-Sanktionen – es gibt aber auch Strafmaßnahmen der Europäischen Union und der USA. Die US-Regierung von Präsident Barack Obama leitete dem Kongress unterdessen den Text der Atom-Vereinbarung mit dem Iran zu. Für die Prüfung gibt es nun eine Frist von 60 Tagen bis zum 17. September.
2International
Bei Sluzki-Premiere hilft im Kampf um Top-Zwei-Platz nur Sieg weiter – Neo-Coach: "Hatten nicht genug Zeit" – Schweden in EM-Quali-Spielen neun Partien unbesiegt. Moskau – Acht Punkte aus sechs Spielen und nur Platz drei in der Österreich-EM-Qualifikations-Gruppe G. Die russische Nationalmannschaft steht im Kampf um die beiden Fixtickets für die Fußball-EM 2016 in Frankreich mit dem Rücken zur Wand. Am Samstag hilft wohl nur ein Sieg in Moskau gegen den vier Punkte entfernten Zweiten Schweden weiter. Der soll auch durch den Trainereffekt gelingen. Nach der 0:1-Niederlage gegen die ungeschlagen an der Tabellenspitze stehende ÖFB-Auswahl musste Russlands Teamchef Fabio Capello am 14. Juli sein Amt abgeben. Seit 7. August ist mit Leonid Sluzki der Nachfolger bekannt. Der 44-Jährige, der weiterhin auch den russischen Spitzenclub ZSKA Moskau coacht, soll nun den Umschwung herbeiführen. Sluzki bremst allerdings vor seiner Premiere die Erwartungen. Es ist ein neuer Trainer mit neuen Vorstellungen gekommen, wir hatten für die Anpassung nicht genug Zeit und wenig Zeit für die Feinarbeit, sagte Russlands Neo-Teamchef. Ibrahimovic rechtzeitig fit Kadermäßig gab es gegenüber seinem Vorgänger kaum Änderungen. Mit Aleksander Erochin (Ural Swerdlowsk Oblast) und Oleg Kuzmin (Rubin Kasan) stehen zwei potenzielle Debütanten im Aufgebot. Aufseiten der Schweden fällt der gesperrte Kim Källström aus. Dafür wurde Superstar Zlatan Ibrahimovic nach seiner Knieverletzung rechtzeitig fit. Ich erwarte ein hartes, schwieriges Spiel, aber wir glauben an uns, meinte der Paris-St.-Germain-Stürmer. Das 1:1 im Herbst in Solna, bei dem Aleksander Kokorin (10.) bzw. Ola Toivonen (49.) trafen, hatte Ibrahimovic noch verletzungsbedingt verpasst. Umso mehr fiebert er nun dem Duell mit den Russen entgegen. Ich möchte Schweden zur EM in Frankreich führen, sprach der 33-Jährige Klartext. Ein Sieg in Moskau wäre da schon fast die ganze Miete, doch auch mit einem Remis und Vier-Punkte-Vorsprung könnten die Schweden sicher gut leben. Die Russen haben in der laufenden Qualifikation auf sportlichem Weg nur gegen Liechtenstein (4:0) gewonnen. Am Grünen Tisch bekamen sie nach Zuschauerausschreitungen den 3:0-Erfolg gegen Montenegro gutgeschrieben. Zu Hause sind sie zwei Partien sieglos. Die Schweden sind demgegenüber im laufenden Bewerb noch unbesiegt und in EM-Qualifikationsspielen gar seit neun Partien sowie einer 1:2-Niederlage in Ungarn im September 2011 ohne Niederlage.
4Sport
Foto der staubbedeckten jungen Frau vom September 2001 wurde nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York weltbekannt. Washington – Marcy Borders, die als Staubfrau von 9/11 bekannt wurde, ist an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Das Foto, das sie kurz vor dem Einsturz des Südturms staubbedeckt vor dem World Trade Center zeigt, war um die Welt gegangen. Am Montag überbrachte ihr Bruder die Todesnachricht auf seiner Facebook-Seite. Ich kann nicht glauben, dass meine Schwester tot ist, schrieb Michael Borders dort. Sie war 42 Jahre alt. Laut US-Medienberichten war bei der zweifachen Mutter aus Bayonne im Staat New Jersey vor einem Jahr Magenkrebs diagnostiziert worden. Borders habe ihre Krankheit auf die Terroranschläge am 11. September 2001 zurückgeführt, hieß es. Sie habe nach den Anschlägen an Depressionen gelitten und mit Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit gekämpft. 2011 habe sie eine Reha-Kur gemacht und sei seitdem trocken gewesen. Borders arbeitete 2001 als Sekretärin bei der Bank von Amerika in New York und konnte sich aus dem 81. Stock des Nordturms retten, während der Südturm des World Trade Centers einstürzte. Der Tod von Marcy Borders ist eine schwierige Erinnerung an die Tragödie, die unsere Stadt vor fast 14 Jahren erschütterte. Die Stadt New York ist in Gedanken bei ihren Angehörigen, schrieb der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio auf Twitter.
2International
34-Jährige geständig – Urteil des Landesgerichts Korneuburg rechtskräftig. Korneuburg/Mistelbach – Wegen Mordversuchs an ihrer Tochter ist eine 34-Jährige am Donnerstag am Landesgericht Korneuburg rechtskräftig zu zehn Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Sie hatte Ende Mai versucht, die Neunjährige nach Verabreichung eines Medikaments zu ersticken. Der Schuldspruch der Geschworenen, die damit der Anklage folgten, fiel mit sieben zu eins. Die Verteidigung hatte auf versuchten Totschlag bzw. untauglichen Versuch plädiert. Erschwerend für die Strafbemessung war laut Richter Martin Bodner kein Umstand, mildernd das Geständnis, der bisherige ordentliche Lebenswandel, die durch selbst eingenommene Schlafmittel eingeschränkte Dispositionsfähigkeit der Angeklagten und, dass es beim Versuch blieb. Das Kind, das heute beim geschiedenen Vater lebt, hatte die Angriffe abwehren können. Staatsanwältin Gudrun Bischof zufolge hatte die Angeklagte unter den Affären ihres Mannes gelitten, nach der Scheidung aber eine On-Off-Beziehung weitergeführt: Sie konnte nicht loslassen. Als ihr Ex-Mann Mitte Mai 2015 ankündigte, an der Erstkommunion seines Neffen in Begleitung seiner Freundin zusammen mit seiner Tochter teilnehmen zu wollen, habe die gekränkte Frau Abschiedsbriefe verfasst, in denen u.a. stand, er solle leiden. Am Abend vor diesem Familienfest löste die 34-Jährige Beruhigungsmittel in Fanta auf, das sie der Neunjährigen vor deren Zu-Bett-Gehen zu trinken gab, ehe sie selbst Schlaftabletten einnahm. Als sie ihrem Kind dann einen Polster auf das Gesicht drückte, wurde es wach und wehrte sich. In der Folge holte die Angeklagte Folien aus der Küche und schlug ihrer Tochter das Spiel vor, diese auf Mund und Nase zu legen, um zu testen, wer länger die Luft anhalten könne. Die Neunjährige befreite sich – und holte angesichts ihrer bereits bewusstlosen Mutter die Nachbarin zu Hilfe. Aus psychologischer Sicht sei das Verhalten der Frau paralogisch und nicht nachvollziehbar. Sie sei aber zurechnungsfähig gewesen, betonte Bischof. Kristina Venturini, die Verteidigerin hatte die 34-Jährige auch bei der Scheidung vertreten, sprach von einem langen Leidensweg ihrer Mandantin. Diese habe eigentlich nach der Trennung mit der Beziehung abgeschlossen, aber der Kindesvater habe ein Spiel mit ihr begonnen. Die Frau hatte daher auch nach der Scheidung auf ein gemeinsames Leben gehofft. Sie habe ihn geliebt und wurde 2015 wieder schwanger von ihm. Seine Reaktion: er wünschte eine Abtreibung. Im März verlor sie dann das Kind, der Ex-Mann wandte sich neuerlich von ihr ab, dazu kamen finanzielle Existenzängste. Als sie beschloss, die Tochter nicht zu dem Familienfest gehen zu lassen, habe der Mann gedroht, ihr das Kind wegzunehmen, schilderte die Anwältin die Verzweiflung ihrer Mandantin. Aus psychiatrischer Sicht war die Angeklagte zurechnungsfähig, und es würden auch keine Gründe für eine Einweisung in eine Anstalt vorliegen, sagte Gerichtspsychiater Werner Brosch. Wenngleich er durchaus neurotische Elemente in der konfliktbeladenen Beziehung zu ihrem früheren Ehemann feststellte, habe zum Tatzeitpunkt keine massive emotionale Ausnahmesituation bestanden. Die Frau hatte keine psychische Störung und sei zudem weder durch Alkohol noch Medikamente gravierend beeinträchtigt gewesen. Sie habe ihm bei der Befragung klar geschildert, was an jenem Abend in ihr vorgegangen war, so Brosch. Den forensisch-chemischen und medizinischen Gutachten zufolge hatten die eingenommenen Mittel von ihrer Konzentration her eine dämpfende, beruhigende Wirkung. Ihre Tochter sei eine gute Mutter gewesen, ihren Ex-Mann habe siebis zum Schluss geliebt, sagte die Mutter der Angeklagten. Deren neuerliche Beziehung zu ihrem geschiedenen Mann hatte die Zeugin allerdings nicht gutgeheißen. Ihrer Schwangerschaft zu Jahresbeginn hatte die 34-Jährige der Mutter und auch der Schwester verschwiegen. Diese hatte, wie sie dem Gericht erzählte, auf Bitte der 34-Jährigen wegen des Ausflugs in die Therme den Hund aus der Wohnung geholt. Dabei fand sie den Brief, der mit ... ich kann nicht mehr schloss. Sie habe aber nichts Schlimmes befürchtet, verwies die Zeugin auf eine angedachte Übersiedlung ihrer Schwester. Jemand zieht am Pfingstmontag überfallsartig um? wunderte sich der Richter über einen derartigen Gedankengang.
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Sprecherin: Internierung mit UN-Grundsätzen nicht vereinbar. Genf/Wien – Aus Protest gegen den EU-Türkei-Pakt hat das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) die Arbeit in mehreren griechischen Lagern eingestellt. Betroffen seien jene Hotspots, die aufgrund des Deals mit der Türkei seit dem Wochenende von Aufnahme- de facto in Internierungslager umgewandelt worden seien, sagte UNHCR-Sprecherin Melissa Fleming am Dienstag. Den Menschen wird nicht mehr erlaubt, die Lager zu verlassen, sie sind eingesperrt, sagte Fleming in Genf. Das verstößt gegen unsere Grundsätze. Auch die Hilfe beim Transport von Flüchtlingen zu den Hotspots habe UNHCR eingestellt. Indirekt unterstütze man aber weiterhin die medizinische Versorgung. Auch das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) kritisierte den EU-Türkei-Flüchtlingspakt. Auf der Fluchtroute nach Griechenland seien unbegleitete Kinder unterwegs, die zu ihren Eltern gelangen wollen, erklärte Unicef-Sprecherin Sarah Crowe. Diese dürften nicht allein in die Türkei zurückgebracht werden. Am Freitagabend gab auch Ärzte ohne Grenzen bekannt, dass sie ihren Einsatz im EU-Hotspot beenden werden. #LESBOS Wir werden nicht zulassen, dass unsere Hilfe instrumentalisiert wird & beenden den Einsatz im EU-Hotspot pic.twitter.com/GU2UnhjHJW Laut EU-Kommission braucht Griechenland in Zusammenhang mit dem Türkei-Deal 4.000 zusätzliche Mitarbeiter. Einige davon soll das Land selbst stellen, hinzu sollen aus anderen EU-Staaten 430 Fachleute zur Bearbeitung von Asylanträgen und Einsprüchen gegen Rückführungen in die Türkei, 30 Richter sowie 430 Dolmetscher kommen. Für die Rückführungen selbst werden 50 Frontex-Experten und 1.500 Polizisten gebraucht. Als österreichischen Beitrag hatte Kanzler Werner Faymann (SPÖ) bei einem Besuch auf der Insel Lesbos im Oktober 2015 hundert Experten zugesagt. 50 davon hat das Innenministerium bereits eingemeldet.
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Parlament verlängerte Ausrufung des Notstands vom August 2015. Athen – Im Zuge der Flüchtlingskrise will der Balkanstaat Mazedonien seine Grenzen mindestens bis zum Jahresende geschlossen halten. Das beschloss das mazedonische Parlament am Montag, wie die Medien des Landes übereinstimmend berichten. Das Parlament verlängerte demnach die Ausrufung des Notstands von August 2015, die den Einsatz des Militärs an den Landesgrenzen rechtfertigt. Bei dem Beschluss sei es vor allem um die Grenzen zu Griechenland und Serbien gegangen, berichten griechische Medien. Bereits seit Februar 2016 ist die Grenze zu Griechenland im Süden Mazedoniens de facto dicht – Flüchtlinge und Migranten dürfen nicht mehr passieren und auf der sogenannten Balkanroute Richtung Nordeuropa reisen. Im griechischen Grenzort Idomeni haben sich seither rund 12.000 Menschen versammelt, die auf die Öffnung der Grenzen warten. Sie leben dort unter schlechten Bedingungen in einem provisorischen Lager. Bemühungen der griechischen Regierung, die Menschen in organisierte Auffanglager im Landesinneren zu bringen, scheitern bisher. Weil immer wieder Gerüchte aufflammen, wonach die Grenze doch noch öffnen könnte, warten die Menschen vor Ort ab.
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Modularer Bausatz und Finanzierung per Crowdfunding – Soll vor allem als Tüftel- und Lernwerkzeug dienen. Es hört sich ein wenig an, als wäre es der Raspberry Pi unter den Handys, während es gleichzeitig an Googles Project Ara erinnert. Ein via Crowdfunding finanzierter Bausatz soll es möglich machen, sich selbst aus Open-Source-Komponenten ein Smartphone zu basteln. Rephone heißt das Projekt, dessen Finanzierung nun erfolgreich auf Kickstarter angelaufen ist. Die Basis für das Gerät bildet ein Kernmodul, das in zwei Ausführungen existiert. Eine Variante vereint ein GSM-Modem mit einem 3G-Modem für mobilen Internetzugriff, die andere bringt stattdessen einen Chip für Bluetooth Low Energy (LE) mit, ist also primär zur Vernetzung mit anderen Geräten in der Umgebung gedacht. Davon ausgehend ist eine Erweiterung mit diversen Komponenten möglich. So lassen sich ein Touchscreen sowie GPS- und NFC-Chips mit dem Gerät verbinden, ebenso ein steuerbares LED-Licht und verschiedene Sensoren. Zudem kann Rephone mit Arduino-Platinen zusammenarbeiten und ist auch zur Pebble-Time-Smartwatch kompatibel. Natürlich ist Rephone nicht dafür gedacht, sich einen Ersatz für ein iPhone oder einen High-End-Androiden zu bauen, auch wenn sich mit dem kleinsten Kit schnell ein kompaktes Telefon mit Touchscreen in einer Kartonhülle umsetzen lassen soll. Primär richtet sich der chinesische Hersteller Seeed Studios an experimentierfreudige Tüftler. Die Hardware lässt sich etwa in Textilien integrieren und ermöglicht es, eigene Wearables herzustellen. Programmieren kann man die eigenen Erfindungen via IFTTT mit einfachen Wenn-dann-Bedingungen. Für erweiterte Programmierung stehen eine Reihe von Bibliotheken offen, mit denen man auf Arduino-Schnittstellen zugreifen und Code in Lua oder Javascript umsetzen kann. C- und C++-Programmierer können auf ein SDK auf Basis der Entwicklungsumgebung Eclipse zugreifen. Bausätze des Rephone werden als Belohnung für ein Kickstarter-Investment ab 39 Dollar angeboten. Geliefert wird je nach Ausführung im Dezember oder Jänner, das Hackathon Pack mit mehreren Sets im November. Das Projekt erfreut sich regen Interesses. Die vor kurzem gestartete Kampagne läuft bis Ende Oktober mit einem Zielbetrag von 50.000 Dollar. Schon jetzt haben Unterstützer den doppelten Betrag zugesagt.
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Der Suizid eines Studenten hat in Indien eine Protestwelle ausgelöst. Die Opposition wirft Regierungsvertretern vor, den 26-Jährigen in den Tod getrieben zu haben, da er der untersten Kaste angehöre und sich mit ihrer Studentenunion angelegt habe. Neu-Delhi – Der Suizid eines Studenten in der südindischen Stadt Hyderabad ist zum Politikum geworden und sorgt seit Tagen für wütende Proteste. Studentenverbände und Opposition werfen Uni-Leitung und Ministern der Regierungspartei BJP vor, den 26-jährigen Rohith Vemula in den Tod getrieben zu haben. Die Polizei ermittelt gegen den Uni-Vizekanzler und gegen Arbeitsminister Bandaru Dattatreya. Am Donnerstag legten zehn Professoren ihre Ämter nieder und schlossen sich den Protesten an. Vemula war einer von Indiens 180 Millionen Dalits. Bis heute stehen Dalits, früher als Unberührbare beschimpft, am unteren Ende der Kastenhierarchie. Vemula arbeitete an seiner Doktorarbeit in Soziologie, als die Universität ihm im Dezember den Zutritt zu ihren Einrichtungen verbot – angeblich weil er einen anderen Studenten verprügelt hatte. Am Sonntag nahm er sich das Leben. Die Demonstranten werfen der Uni-Leitung und BJP-Politikern vor, die Vorwürfe gegen Vemula aus politischen Motiven fabriziert zu haben. Der 26-Jährige war Aktivist der Dalit-Organisation Ambedkar Students Association (ASA), die gegen Diskriminierung kämpft. Vergangenes Jahr kam es zu Konflikten mit der rivalisierenden Studentenunion Akhil Bharatiya Vidyarthi Parishad (ABVP) von der Regierungspartei BJP. Der lokale ABVP-Präsident Sushil Kumar bezichtigte Vemula und vier andere ASA-Mitglieder, ihn krankenhausreif geprügelt zu haben. Die Universität untersuchte den Vorfall und sprach die fünf Dalit-Aktivisten zunächst frei. Angeblich intervenierte Arbeitsminister Bandaru Dattatreya daraufhin beim Bildungsministerium. Im Dezember erklärte der Vizekanzler der Uni die fünf Dalit-Studenten dann plötzlich für schuldig. Er verbot ihnen den Zutritt zu Wohnheimen, Mensa und Bibliothek – gleichbedeutend mit dem Ende von Vemulas Karriere, der seinem Leben nun in seinem Zimmer ein Ende bereitete. Und das wird zusehends zum Problem für Indiens Regierungschef Narendra Modi. So nährt der Fall Vorwürfe, dass die BJP-Regierung versucht, kritische Studentengruppen politisch mundtot zu machen. Dagegen warf Bildungsministerin Smriti Irani der Opposition vor, den Konflikt zu einem Kastenkampf zu stilisieren, um politisch zu punkten. Dies ist keine Dalit-gegen-Nicht-Dalit-Frage, wie es einige darstellen, um Stimmung zu machen, sagte sie. Die Kontroverse kommt der BJP äußerst ungelegen. Die Hindu-Partei möchte sich gerne als Volkspartei profilieren, die auch für Dalits attraktiv ist. In seinem Abschiedsbrief bezichtigt Vemula zwar niemanden, schreibt aber offenbar mit Blick auf seine Kaste: Für einige Menschen ist das Leben selbst ein Fluch. In den sozialen Medien kursiert zudem ein weiterer mutmaßlicher Brief, in dem er von Verfolgung auf dem Campus spricht. Darin bittet der 26-Jährige den Vizekanzler seiner Uni zynisch, Dalit-Studenten doch gleich Gift oder ein Seil zum Erhängen zu geben.
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Die Vinzenz-Gruppe hat sich bereits Immobilien für Primärversorgungszentren gesichert, das grundlegende Gesetz wird aber erst ausgehandelt – nicht ohne Wirbel. Linz/Wien – Sie sind derzeit der zentrale Zankapfel der Gesundheitspolitik: die Primärversorgungszentren (PHC). Dank Öffnungszeiten bis zum Abend und der Vernetzung von Ärzten mit Pflege und Therapeuten sollen die Einrichtungen flächendeckend Spitalsambulanzen entlasten und das Angebot der Hausärzte ergänzen. So der Plan von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ), die derzeit mit allen Beteiligten zum Primärversorgungsgesetz Gespräche führt. Bis Ende des Jahres will sie den Entwurf in den Ministerrat gebracht haben. Das Ziel stehe weiterhin, hieß es am Donnerstag aus ihrem Büro. Die Ärztekammer signalisierte zuletzt alles andere als die Bereitschaft, die Ideen des Ministeriums einfach abzunicken. Dennoch hat sich die Vinzenz-Gruppe, die am Donnerstag Bilanz über 20 Jahre Bestehen zog, bereits mehrere Standorte für Primärversorgungszentren gesichert. Wenn auch mit ein paar Unterschieden: So nennen sie diese Gesundheitsparks und in diesen sollen nicht nur praktische Ärzte mit Therapeuten und Pflegern, sondern etwa auch Fachärzte, Fitnesstrainer und Ernährungsberater Platz finden. Seit 2012 habe man am Konzept gearbeitet und sich dabei einiges in Deutschland abgeschaut. Österreichweit in Betrieb ist derzeit gerade einmal ein Pilotprojekt für ein PHC in Wien. Die Vinzenz-Gruppe, Träger gemeinnütziger Ordenskrankenhäuser, hat sich aber bereits bei ihren sieben Spitalsstandorten, die bis 2017 zu Fachkliniken und Schwerpunktkrankenhäusern werden, Flächen oder Gebäude für Gesundheitsparks gesichert. Zunächst werde man vor allem Wahlärzte haben, sagte Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz-Gruppe, dem STANDARD. Man hoffe aber, die Angebote in weiterer Folge auf Kasse anbieten zu können. Beim Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz soll bis 2017 in einem fünfstöckigen Gebäude dafür alles fertig werden. Die Gesundheitsdienstleister können sich dann einmieten. Das Primärversorgungsgesetz wird dann Weiteres vorgeben – etwa wer ein solches Zentrum betreiben darf. Das ist eine Kardinalfrage, meint Heinisch dazu. Egal was bei der Debatte herauskomme, Heinisch gibt sich sicher, dass getätigte Investitionen nicht umsonst waren. Eine weitere heikle Frage ist, wie PHCs Leistungen abrechnen sollen. Als Oberhauser einen Vorentwurf zum Primärversorgungsgesetz vorlegte, in dem stand, dass es PHCs auch möglich sein soll, Einzelverträge mit der Sozialversicherung abzuschließen, drohte die Ärztekammer damit, den Gesamtvertrag zu kündigen. Dieser Vorentwurf sorgte offenbar auch im Wahlkampf in Oberösterreich für Aufregung. So sehr, dass sich Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) knapp vor der Wahl bemüßigt fühlte, der Ärztekammer schriftlich unmissverständlich klarzustellen, dass das sogenannte Eckpunktepapier des Ministeriums nicht mit mir abgestimmt ist. Dem STANDARD liegt das Schreiben vor. Oberösterreich arbeitet an PHC-Pilotprojekten in Enns und Haslach, auf die in dem Papier auch verwiesen wird. Der traditionelle Hausarzt habe genauso eine Rolle wie eine Primärversorgungseinheit, steht da weiters, und das Modell Hausarzt solle nicht als Auslaufmodell dargestellt werden. Im Büro Pühringer wird bestätigt, dass das Schreiben von ihm stammt. Es zeige aber nur, dass dieser ganz klar für eine Zusammenarbeit mit Ärzten sei. Die Pläne im Ganzen kritisiere er nicht, die gebe es ja noch gar nicht im Detail auf Papier.
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Wegen Tatbegehungsgefahr – Afghanische Asylwerber brachen Türe in Toilettenanlage im Bahnhofsbereich auf. Wien – Nach der Vergewaltigung einer 21-jährigen Studentin auf dem Praterstern hat das Straflandesgericht am Montag über die drei Tatverdächtigen – afghanische Asylwerber im Alter zwischen 16 und 17 Jahren – die U-Haft verhängt. Als Haftgrund wurde Tatbegehungsgefahr angenommen, teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn mit. Die Jugendlichen waren in der Nacht auf Freitag der jungen Frau auf eine Toilettenanlage im Bahnhofsbereich gefolgt. Wie aus Ermittlerkreisen durchsickerte, hatte die 21-Jährige zunächst vergessen, die Türe ihrer Kabine abzuschließen, verriegelte diese allerdings, als sie männliche Stimmen wahrgenommen hatte. Den Angaben der Studentin zufolge brachen die Flüchtlinge daraufhin die Tür mit einer Münze auf und fielen über sie her, obwohl sie zu schreien begann. Vor der Haftrichterin blieben zwei Verdächtige bei ihren Angaben gegenüber der Polizei, als sie sich zum Tatsächlichen geständig gezeigt hatten. Sie sollen ihre ursprüngliche Darstellung jedoch relativiert beziehungsweise abgeschwächt haben. Sie wiesen verstärkt auf ihre Alkoholisierung hin und behaupteten, diese wäre ausschlaggebend für das ihnen angelastete Verbrechen gewesen. Der dritte Bursch machte weiterhin von seinem Schweigerecht Gebrauch und war zu keiner Aussage bereit. Das Trio hat die Möglichkeit, gegen die Inhaftierung mit einer Beschwerde ans Oberlandesgericht (OLG) vorzugehen. Grundsätzlich ist die U-Haft bis zum 9. Mai rechtswirksam.
1Panorama
Justizministerin Lynch übergibt US-Präsident Vorschläge. Washington – US-Präsident Barack Obama bereitet eine Verschärfung des Waffenrechts im Alleingang vor. Obama nahm am Montag im Weißen Haus von seiner Justizministerin Loretta Lynch eine Reihe von Empfehlungen entgegen, wie er strengere Regelungen ohne Zustimmung des Kongresses mit seinen präsidialen Vollmachten durchsetzen könne. Wir haben zehntausende Menschen, die jedes Jahr durch Schusswaffen getötet werden, sagte Obama. Mit den Dekreten werde er gegen die Plage der Waffengewalt vorgehen. Die genauen Pläne des Präsidenten sind noch nicht bekannt. Aus Regierungskreisen hieß es aber, dass Obama eine stärkere Überprüfung von Waffenkäufern anstrebe und Waffenkäufe über Strohmänner unterbinden wolle. Das wird nicht alle Massenschießereien verhindern, es wird nicht jede Waffe von Kriminellen fernhalten, sagte er. Allerdings könnten durch sein Handeln Leben in diesem Land gerettet werden. Das Recht auf Waffenbesitz ist in der US-Verfassung verbrieft, Schätzungen zufolge befinden sich mehr als 300 Millionen Schusswaffen in Privathaushalten. Obama hatte den Kongress nach Bluttaten immer wieder vergeblich aufgefordert, die Regelungen zu verschärfen und sich zunehmend frustriert über die Tatenlosigkeit gezeigt. Zuletzt hatte das Parlament nach dem Angriff auf eine Grundschule in Newtown im Bundesstaat Connecticut, bei dem im Jahr 2012 insgesamt 20 Kinder getötet worden waren, über eine Neufassung des Waffenrechts beraten. Der Lobbyverband National Rifle Association (NRA) lief dagegen Sturm, der Vorstoß scheiterte wenige Monate später im Senat. Vor allem die oppositionellen Republikaner, die beide Kongresskammern kontrollieren, lehnen strengere Waffengesetze ab. Angesichts von Obamas Plänen warnte der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, vor einer gefährlichen Kompetenzüberschreitung des Präsidenten. Das wird das Land nicht mittragen, erklärte Ryan. Präsidentensprecher Josh Earnest sagte dagegen, dass die Juristen der Regierung die Gesetze sorgfältig nach Schlupflöchern durchforstet hätten, die per Dekret geschlossen werden könnten. Auch Obama selbst betonte, dass die angedachten Maßnahmen klar in meinen rechtlichen Zuständigkeitsbereich fallen. Die Verschärfung des Waffenrechts im Alleingang dürfte aber ein Fall für die Gerichte in den USA werden, wie bei Obamas Dekreten zur Einwanderungsreform. Am Donnerstag will der Präsident bei einer vom Nachrichtensender CNN übertragenen Diskussion mit Bürgern für sein Vorhaben werben. Auch in seiner letzten Rede zur Lage der Nation in der kommenden Woche dürfte Obama sich dem Thema widmen. In seiner Neujahrsansprache hatte er es als eines der drängendsten unerledigten Geschäfte seiner Amtszeit bezeichnet.
2International
Klaus Stimeder, Gründer des Monatsmagazins, kritisiert die Kooperation – "NZZ.at": Keine Adressen der "Datum"-Abonnenten. Wien – Abonnenten des Monatsmagazins Datum dürfte es schon aufgefallen sein: Sie haben über die Feiertage eine kostenlose Ausgabe des NZZ.at-Magazins, des Printablegers des Onlineportals NZZ.at, erhalten, was auf Facebook und Twitter für Diskussionen sorgt. Von einer charakterlosen und abstoßenden Methode schreibt auf Facebook Klaus Stimeder, der 2004 Datum zusammen mit Johannes Weyringer gegründet hat. Er wittert Weitergabe von Adressen und fragt: Wie bitte kommt Herr Fleischhacker an die Adressdatei der Datum-Abonnenten, um sein angebliches Clubmagazin zu bewerben? Wie ist so etwas möglich? Als Geburtshelfer des NZZ.at-Magazins fungierte mit Stefan Kaltenbrunner der ehemalige Datum-Chefredakteur, der – wie berichtet – Anfang Jänner Chefredakteur bei Kurier online wird. Auf STANDARD-Anfrage sagte Kaltenbrunner, dass er mit dem Abonnenten-Deal nichts zu tun habe. Datum gehört mittlerweile der Magazinholding Medecco von Horst Pirker, dem Chef der Verlagsgruppe News. Antworten auf STANDARD-Anfragen bei Pirker und NZZ.at sind noch ausständig. Auf Twitter schreibt NZZ.at, dass man nicht im Besitz der Adressen sei, sondern dass der Auftrag direkt von Datum an die Druckerei ging und eine Kooperation sei. @SabineBuerger Der Auftrag ging von Datum direkt an die Druckerei, somit haben wir keine Daten der Datum-Abonnenten. @dChris Anita Zielina, Digitalchefin der NZZ, erklärt Stimeder auf Facebook den Deal: Wir haben mit der Geschäftsführung von Datum vereinbart, das einmalige NZZ.at-Magazin im Dezember an Datum-Abonnenten versenden zu dürfen – dafür haben wir bei den NZZ.at-Abonnenten ein Abo von Datum empfohlen. Eine ganz normale Kooperation also, bei der keine Adressdaten bei uns gelandet sind, sondern die Druckerei den Auftrag durch Datum erhalten hat, das NZZ.at-Magazin einmalig mitzuverschicken. Konzipiert wurde das NZZ.at-Magazin inhaltlich und optisch als Monatsheft. Von der Aufmachung her ähnelt es Datum. Die Auflage soll bei 20.000 bis 25.000 Exemplaren liegen. Ob das Magazin in den Regelbetrieb geht, soll vom Erfolg der ersten Ausgabe abhängen. NZZ.at-Abonnenten bekommen den Titel kostenlos per Post nach Hause geliefert. Im Zeitschriftenhandel ist NZZ.at um 7,50 Euro erhältlich. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen auf datum.at heißt es für Datum-Abonnenten zum Thema Datenschutz: Datum sichert dem Kunden die vertrauliche Behandlung seiner für die Geschäftsabwicklung notwendigen personenbezogenen Daten zu, auch soweit diese gespeichert werden. Datum weist darauf hin, dass es die im Zusammenhang mit dem Vertrag erhaltenen Daten erheben, speichern, verarbeiten und nutzen wird, soweit dies für die ordnungsgemäße Abwicklung des Vertrages und Information erforderlich ist.
6Etat
Aktie bei minus fünf Prozent – Gewinn ist stark gesunken – Beim Umsatz konnte das Unternehmen hingegen zulegen. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
0Web
Die Banken werden laut Stefan Pichler an Bedeutung verlieren und Internetkonzerne zur größten Konkurrenz. STANDARD: Die Bank Austria verliert ihr Osteuropa-Geschäft an Mailand und wird ihre Privatkundensparte verkaufen oder stark zurückfahren. Eine bedrohliche Entwicklung? Pichler: Nein, und in Bezug aufs Osteuropa-Geschäft keine Überraschung, weil ja der Bank-der-Regionen-Vertrag ausläuft. Große Konzerne haben eine Tendenz zur zentralen Steuerung, das ist bei der Unicredit nicht anders. Wenn sie das Osteuropa-Geschäft nun bilanziell auf Ebene der Muttergesellschaft ansiedelt, ist das für sie offenbar optimal. STANDARD: Österreichische Aufseher atmen auf, weil damit das Risiko aus den volatilen Ostmärkten für Österreich geringer wird. Pichler: Kurzfristig betrachtet ist das auch positiv, weil die Bank Austria das Risiko nicht mehr mit Eigenkapital abpuffern muss. Allerdings fällt auch der Ertrag weg. STANDARD: Wird auch noch das Filialgeschäft verkauft oder stark zurückgefahren: Verliert die Bank Austria dann ihre Bedeutung auf dem Finanzplatz Österreich? Pichler: Nein, sie wäre mit ihrem Geschäft für große Unternehmens-, vermögende Privatkunden, öffentliche Hand und Investmentbanking noch immer eine sehr große Geschäftsbank. STANDARD: Und Österreich ist sowieso overbanked ... Pichler: Das sehe ich anders, das ist ein Begriff aus der Planwirtschaft. Genauso gut könnte man behaupten, es gebe zu viele Würstelstände in Wien. Wenn es zu viele Filialen gibt, werden die Banken welche zusperren, das regelt der Markt. Gesellschaftspolitisch spannender ist die Frage, was aus den Filialmitarbeitern wird, die dann möglicherweise keinen Job mehr finden. Dann wird es wirklich ein Problem. Und wenn Kunden, die Filialen brauchen und suchen, keine mehr finden. STANDARD: Wo sehen Sie denn den größten Umstrukturierungsbedarf in Österreichs Banken? Pichler: Es werden jene Institute bestehen, die erkennen, dass die Bedeutung des Zahlungsverkehrs steigt. Nur mit dem Retailgeschäft, mit Krediten und Sparbüchern können die Banken nicht überleben. Der Zahlungsverkehr ist der Schlüssel für die Universalbankstruktur, und gerade in dieses Geschäft steigen jetzt die globalen Internet-Player ein. Wer das ignoriert, wird Probleme bekommen. STANDARD: Bereiten sich Österreichs Banken auf die Konkurrenz von Google, Amazon und Co vor? Pichler: Ja, viele tun das, sie wissen, dass von dort große Konkurrenz droht. Wobei die Regulierungen diesem Eindringen der Internet-Konzerne heute noch einen Riegel vorschieben. STANDARD: Ganz leicht haben es Banker heutzutage nicht. Sie müssen höhere Kapitalpolster aufbauen, in Abwicklungs- und Einlagensicherungsfonds einzahlen – und in Österreich auch noch Bankensteuern abliefern. Oder ist das Jammern auf hohem Niveau? Pichler: Das ist die Crux: Die europäischen Regulierungen zwingen die Institute dazu, höhere Eigenkapitalpuffer aufzubauen – es wird also schwieriger, Gewinne zu erwirtschaften, weil das Risiko heruntergefahren wird. Die Banken kommen so ins Geschäft mit geringeren Margen – was bei einem niedrigen Zinsniveau fatal ist. Zudem kostet die Regulierung viel: Man braucht Personal, Beratung, IT. Und dann müssen die Institute noch die Fonds füllen: Das macht es nicht leicht. Österreichs Banken sind zudem durch die Bankenabgabe überdimensional betroffen, das ist ein sehr negatives Umfeld für Erträge. STANDARD: Die Politik will eben, dass Banken nicht so groß sind. Pichler: Ja, Europa hat die politische Entscheidung getroffen, den Bankensektor zu verkleinern, seine Bedeutung wird abnehmen. Banken sind zum Schrumpfen gezwungen, das ist politisch gewollt bzw. in Kauf genommen. Aber: Wenn man einen Sektor zu Tode reguliert, wird ein anderer Sektor kommen. STANDARD: Google und Co? Pichler: Kommt darauf an, was im unregulierten Bereich passiert. Sicher ist: Wer die Kundendaten aus dem Zahlungsverkehr hat, der hat auch die Macht im Geschäft. Die Information, wo wir wann was zahlen, ist Macht, die man ökonomisch nutzen kann. STANDARD: Das können die Banken schon jetzt. Pichler: Sie tun aber weniger mit den Daten, als sie könnten, gehen vorsichtig damit um. Die globalen Internet-Player haben da einen anderen Zugang, sie wollen die Daten und Informationen auch aus- und verwerten. STANDARD: Und im Internet ist es mit dem Regulieren schwieriger als bei den Banken. Pichler: Ja, im Internet ist manches extrem schwierig zu regulieren, und da muss man auch sehr behutsam umgehen mit Regulierungen. Sonst landet man im Überwaschungsstaat.
3Wirtschaft
Die Gleichbehandlungskommission gibt dem Exchef der "Wiener Zeitung" Recht, der bereitet nun eine Klage vor. Wien – Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hat die Geschäftsführung der republikseigenen Wiener Zeitung maßgeblich aus parteipolitischen Motiven umbesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt nun die Gleichbehandlungskommission im Frauenministerium. Die Kommission vermisst sachliche Gründe für die Ablöse. Karl Schiessl, ehemaliger Geschäftsführer der Wiener Zeitung, bereitet nun eine Klage vor. 2013 hatte die Republik, vertreten vom Kanzler, den Vertrag mit Schiessl nicht verlängert. Statt des früheren Managers der Burgenländischen Volkszeitung und Geschäftsführers der ÖVP Burgenland bestellte Faymann den Parteikollegen und früheren Grazer Stadtrat Wolfgang Riedler. Schiessl rief die Gleichbehandlungskommission an. Und die gab seinen Vorwürfen nun Recht. Die Ausschreibung verlangte zum Beispiel Erfahrung in der wirtschaftlichen Leitung eines Mediums, eines Verlages oder eines vergleichbaren Unternehmens. Diese laut Senat essenzielle Erfahrung fehlte Riedler. Dass er überhaupt zum Hearing zugelassen wurde, findet die Gleichbehandlungskommission auffällig. Die Mitglieder der Auswahlkommission hätten keinerlei sachlich nachvollziehbare Begründungen dafür geliefert. Solche Anforderungen seien nicht disponibel, sonst könnte der Zweck des Stellenausschreibungsgesetzes jederzeit umgangen werden. Den Ausschlag für die Besetzung gab laut Kanzleramt ein Hearing vor einer Auswahlkommission – zwei Sektionschefs aus dem Kanzleramt, Manfred Matzka und Wolfgang Trimmel, die Aufsichtsratsvorsitzende der Wiener Zeitung, Astrid Zimmermann, deren Betriebsrat Francesco Campagner und Personalberaterin Gundi Wentner, die schon auf einem roten Ticket im ORF-Stiftungsrat saß. Die Personalberaterin habe die Erfordernisse einer fachgerechten, sachlichen und für Bewerber und Bewerberinnen fairen sowie objektiven Unterstützungsleistung nicht erkennbar erfüllt, findet die Gleichbehandlungskommission. Mangels eines objektivierbaren Auswahlprozesses hatte sie den Eindruck, dass die Personalberatung lediglich der sich hierdurch nach außen manifestierenden Objektivierung des Auswahlprozesses dienen sollte. Die Auswahlkommission habe etwa zwar das Konzept Schiessls zerpflückt, von einem Konzept Riedlers finde sich aber nichts in den Unterlagen – die das Kanzleramt übrigens erst eineinhalb Jahre nach der Anforderung der Gleichbehandlungskommission übermittelte. Das Verfahren dauerte insgesamt drei Jahre. Auch fachliche Bewertungen Schiessls seien nicht plausibel. Die Gleichbehandlungskommission folgert in der ausführlichen Entscheidung von 54 Seiten, dass Schiessls Weltanschauung – in Form seiner politischen Zuordenbarkeit zur ÖVP – tatsächlich ausschlaggebendes Motiv für dessen – für den Senat sachlich nicht nachvollziehbare – Schlechterstellung gegenüber Riedler war. Für die Gleichbehandlungskommission steht fest, dass nicht die von Mitgliedern der Auswahlkommission immer wieder pauschaliert bemängelte Qualifikation des Antragsgestellers, sondern allein dessen politische Orientierung den tatsächlichen und maßgeblichen Grund für dessen Nichtbestellung bildete. Ein wesentlicher Anlass für die Ablöse dürften Konflikte mit Wiener Zeitung-Chefredakteur Reinhard Göweil gewesen sein, dem Schiessl laut Gleichbehandlungskommission wochenlange Abwesenheit und Unerreichbarkeit vorwarf. Göweil weist diese Vorwürfe gegenüber dem STANDARD nachdrücklich zurück: Das ist unwahr und Unsinn. Göweil sieht sich geradezu in seiner Ehre gekränkt, dass die Gleichbehandlungskommission diese Aussagen ungeprüft zitiere – er sei nicht von ihr geladen worden. Die Kommission sieht den Konflikt zwischen Schiessl und Göweil im für das Arbeitsleben üblichen Spannungspotenzial und sachlich lösbar. Die Gleichbehandlungskommission empfiehlt nun einen angemessenen Schadenersatz für Schiessl. Der bereitet nun eine Klage gegen die Wiener Zeitung vor, die Klagssumme wird gerade berechnet. Schiessl auf STANDARD-Anfrage: Ich war fast ein Jahr arbeitslos und hatte natürlich auch in Folge einen Verdienstausfall. Schiessl wurde im Mai 2014 Leiter der Presseabteilung des ÖVP-Parlamentsklubs. Schiessl will in dem Verfahren nun Bundeskanzler Werner Faymann und Medienminister Josef Ostermayer als Zeugen beantragen – weil vor allem Ostermayer seine Rolle als Eigentümer immer sehr aktiv wahr genommen hat. Und es nicht davon auszugehen, dass er ausgerechnet an der Bestellung des Geschäftsführers unbeteiligt war.
6Etat
Er stieg vom mittellosen Musiker zum Supermarkt- und Immobilien-Milliardär auf: Karl Wlaschek. Am Sonntag ist er 97-jährig in Graz verstorben. Wien – Sparsamkeit, Handschlagqualität, keine Aktien, keine Partner und nur Immobilien in Österreich kaufen. So hat Karl Wlaschek in einem seiner letzten Interviews die goldenen Regeln beschrieben, nach denen er zeit seines Lebens Geschäfte machte. Wlaschek war einer der ganz wenigen Selfmade-Milliardäre, die es in Österreich nach Kriegsende ganz hinauf geschafft hatten. Seine Entscheidungen traf der Unternehmer oft aus dem Bauch heraus – und immer allein. Karl Wlaschek, am 4. August 1917 in Wien geboren, ist am 31. Mai mit 97 Jahren gestorben, an einer Lungenentzündung in einem Spital in Graz. Begonnen hat Wlaschek seine Karriere als Student, der sechs Semester lang Chemie inskribiert hatte. Sein Startkapital betrug ganze 30.000 Schilling:Die hatte er sich als Musiker am Klavier erspielt. Eine Laufbahn, wie sie heute nicht mehr möglich wäre, räumte Wlaschek später selbst ein. Zuletzt hat der medienscheue Unternehmer im Herbst 2011 von sich reden gemacht. Damals kaufte er der angeschlagenen Kärntner Hypo das Schlosshotel Velden um rund 50 Millionen Euro ab. Damit schloss sich ein Kreis: Im selben Hotel am Wörthersee hatte der junge Wlaschek nach dem Krieg mit seiner Fünf-Mann-Kapelle Charlie Walker Band aufgespielt. Ein Engagement, das sich lange Jahre materialisieren sollte: Wlaschek sicherte sich im Schlosshotel eine Juniorsuite – auf Lebenszeit. 1953 war mit der Musik Schluss. Der 36-Jährige eröffnete in Wien eine Diskontparfümerie und bewies PR- und kaufmännisches Talent. Ungewöhnlich für die damalige Zeit wurde an den Fenstern und Türen des Geschäfts in großen Buchstaben für kleine Preise geworben. 1961 folgte die Geburtsstunde von Billa. Bis dahin liefen Wlascheks Läden unter dem Namen WKW, damals taufte er sie in Billa (Billiger Laden) um. Für die Farbgebung des Logos recherchierte der quirlige Geschäftsmann angeblich auf der Autobahn. Er beobachtete, welche Autofarben ihm besonders auffielen. Es waren Gelb und Rot, die Farben der Shell- und Maggi-Wagen. Das erste Büro, so erzählen Wegbegleiter, die ihm bis zuletzt die Treue und Freundschaft hielten, war eher spartanisch eingerichtet: Nur die allernotwendigsten Möbel wurden angeschafft, im Übrigen behalf man sich unter Sparmeister Wlaschek mit Bananenkisten. Ab 1969 diversifizierte der Kaufmann seine Aktivitäten weiter, erwarb die Verbrauchermarktkette Merkur und gründete 1977 die Buchhandelskette Libro, den Diskonter Mondo und die Schokothek. 1977 erstand Wlaschek auch die Litega AG (Matratzen, Textilwaren). Rund 20 Jahre später sorgte Wlaschek für einen veritablen Paukenschlag im österreichischen und deutschen Handel. Abseits jeglicher Öffentlichkeit hatte er einen Deal mit dem Kölner Lebensmittelriesen Rewe eingefädelt und verkaufte selbigem die Billa-Gruppe quasi über Nacht und um kolportierte 15 Mrd. Schilling. Ein Coup, von dem zu dessen Leidwesen nicht einmal sein langjähriger Geschäftsführer und beruflicher Ziehsohn, Veit Schalle, geahnt hatte. Die Billa-Gruppe machte damals 45,8 Mrd. Schilling (3,3 Mrd. Euro) Umsatz und hatte an die 18.000 Mitarbeiter. Wlascheks Überlegung für den Verkauf lautete so: In Österreich würde im nächsten Jahrtausend nur eine Handvoll Lebensmittelketten bestehen bleiben. Billa, als die landesweite Nummer eins, würde zweifellos dazugehören. Aber: Um im europaweiten Konzentrationsprozess überleben und bestehen zu können, würde sogar Billa einen großen Partner brauchen. Wlaschek, ein Mann von klarem Kalkül und ohne romantische geschäftliche Anwandlungen, zog den logischen Schluss – und erkor die deutsche Rewe zum Garanten für den Fortbestand von Billa. Der Verkaufsdeal lief tatsächlich unter allerhöchster Geheimhaltungsstufe ab. Einen Tag vor dem Verkaufsabschluss bei Rewe in Köln ließ Wlaschek seinen vier Stiftungsräten bestellen, sie mögen sich um 19 Uhr in der Kanzlei des Wiener Wirtschaftstreuhänders Günter Cerha einfinden. Mit knappen Worten teilte er den völlig Überraschten mit: Ich werde morgen den gesamten Billa-Konzern an die deutsche Rewe-Gruppe verkaufen. Die Herren mögen doch hier und jetzt die dafür notwendigen Beschlüsse fassen. Karl Wlaschek sprach’s – und ließ seine Stiftungsräte perplex stehen. Sein Vertrauen, dass sie Billa erfolgreich ins nächste Jahrtausend führen könnten, war offenbar überschaubar. Noch im selben Jahr 1996 bot Wlaschek beim Verkauf der Creditanstalt (CA) mit. 16 Milliarden Schilling bot er angeblich, zog sein Offert schlussendlich aber wieder zurück. Eigentlich hätte er nur die Immobilien der CA in seinen Besitz bringen wollen, gab er später zu. Was ihm später aber auch ohne Bankkauf gelang – wenn auch über einen Umweg: Wlaschek erwarb die Liegenschaften aus der Örag heraus, in der die CA ihre Immobilien gebündelt hatte. Von da an etablierte sich der alte Herr als Immobilieninvestor, wenngleich er das auch schon während seiner Billa-Zeit gewesen war. Ich bin zwar mit der Greißlerei wohlhabend geworden, habe aber nie vom Billa-Konzern gelebt, sondern immer von den Realitäten. Ich habe Grundstücke und Häuser gekauft, dort Billa-Filialen eingerichtet und habe dann als Privatmann Miete für die Filialen kassiert, wurde er zitiert. Auch nach dem Verkauf an Rewe musste der Billa-Konzern Miete an Wlaschek zahlen. Über seine Stiftungen wurde Wlaschek größter privater Hausherr der Wiener Inneren Stadt. Er erwarb die schönsten Palais, wie Kinsky, Harrach, Esterhazy oder Ferstel. Zu seinem Besitz gehörten ebenso die Wiener Bürotürme Adromeda und Ares Tower. Sein Familienvermögen wuchs und wuchs – und wird heute auf über vier Milliarden Euro geschätzt. Er selbst zeigte sich bescheiden. Im Wiener Café Central, das ihm auch gehörte, pflegte er als hochbetagter Herr gern zu speisen, bestellt hat er dort das Einser- oder das Zweiermenü. So erfolgreich Wlaschek als Geschäftsmann war, so schwierig gestaltete sich sein Privatleben. Als Ehemann hat er sein Glück mehrmals versucht. Viel zitiert und legendär in diesem Zusammenhang ist Wlascheks Selbsteinschätzung: Beim G’schäft bin i guat, bei de Weiber bin i a Depp. Drei Ehen wurden geschieden, seine vierte Frau, Karin, verstarb 2003. Am 14. April 2012 hat Wlaschek 94-jährig im engsten Kreis bei der Wiederöffnung seines Schlosshotels Velden noch einmal geheiratet, seine Lebensgefährtin Friederike Schenk. Aus erster bzw. zweiter Ehe hat Wlaschek eine Tochter (Marie-Louise) und einen Sohn, den 1974 geborenen Karl Philipp. Er ist beruflich in die Fußstapfen seines Vaters getreten und ebenfalls im Immobiliengeschäft aktiv. Aus der dritten Ehe stammt eine Stieftochter. Beigesetzt werden soll Wlaschek quasi bei sich zu Hause in der Wiener Innenstadt: in seinem Mausoleum im Palais Kinsky auf der Freyung. Die marmorne Grabstätte hat er seinerzeit für seine verstorbene Frau Karin und sich selbst errichten lassen.
3Wirtschaft
Jasim Khadijah soll an der Tötung eines US-Soldaten beteiligt gewesen sein. Bagdad/Washington – Die US-Armee hat nach eigenen Angaben im Irak einen Raketenexperten der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) getötet. Jasim Khadijah sei bei einem Drohnenangriff getötet worden, teilte der Sprecher der US-geführten Allianz gegen die Jihadisten, Steve Warren, am Sonntag mit. Khadijah sei vermutlich an einem IS-Raketenangriff beteiligt gewesen, durch den im März im Nordirak ein US-Soldat getötet wurde. Bei dem Angriff in der Nähe von Makhmur waren auch acht US-Marineinfanteristen verletzt worden. Laut Pentagon war es das zweite Mal seit dem Beginn des internationalen Einsatzes gegen den IS im Irak, dass ein US-Soldat getötet wurde. Der Angriff sei offenbar von Khadijah gesteuert worden, sagte Warren. Der Raketenexperte sei früher Offizier der irakischen Armee gewesen.
2International
Nutzt nun aktuelles Webview API von Apple – Auch Abstürze sollen deutlich seltener werden. Wer einen eigenen Browser für iOS anbieten will, muss sich an ein striktes Regelwerk halten. Die Auslieferung einer eigenen Rendering Engine ist verboten, alle müssen auf Apples Safari-Basis Webkit zurückgreifen, und versuchen, sich über Funktionen von der Konkurrenz abzuheben. Doch auch bei der Webkit-Nutzung gibt es Unterschiede, bietet Apple hier doch zwei unterschiedliche Lösungen an. Welche Auswirkung die Wahl der einen oder der anderen haben kann, demonstriert nun Google. Mit Chrome 48 für iOS wechselt der Softwarehersteller nämlich auf das neuere WKWebView API, und hat damit gleich mehrere gute Nachrichten für seine Nutzer zu bieten. So wird etwa die Javascript-Performance signifikant gesteigert, wie Google betont. Aber auch an andere Stelle soll sich die gesteigerte Geschwindigkeit bemerkbar machen, etwa in dem der Browser schneller auf Eingaben reagiert. Möglich wird dies dadurch, dass das Seitenrendering nun in einem eigenen Prozess läuft, mit dem alten UIWebview war dies schlicht nicht möglich. Diese Trennung hat aber noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Die Absturzrate des iOS-Chrome soll damit um 70 Prozent gesenkt worden sein, das Rendering-Probleme nun nicht mehr den gesamten Browser mitreißen. Zudem wurde mit dem Wechsel auf WKWebView die Unterstützung moderner Webstandards verbessert, neu ist unter anderem der Support für IndexedDB. Angesichts all dieser Vorteile, stellt sich natürlich die Frage, warum Google diesen Wechsel nicht schon früher vollzogen hat. immerhin wurde die erste Version von WKWebView bereits mit iOS 8 veröffentlicht. Wie die zugehörige Diskussion im Bug-Tracker von Google zeigt, scheint dies aber nicht ganz so einfach gewesen sein. So hätten den ersten Versionen von WKWebView viele Features gefehlt, die es für den Einsatz für einen vollständigen Browser untauglich gemacht haben. Mit iOS 9 habe sich diese Situation dann deutlich verbessert, trotzdem musste man das eine oder andere Feature für die neue Version streichen. Dazu gehört etwa die Cookie-Verwaltung, da Apple für diese bisher kein API anbietet.
0Web
Österreichische Forscher erforschen die antimikrobielle Wirkung von Lärchenholz. Das Material könnte womöglich helfen, die Hygiene in Krankenhäusern zu verbessern. Wien – Sie sind bekannt für ihre Zähigkeit. Hochgewachsene alte Lärchen gedeihen mitunter auf mehr als 1800 Meter Meereshöhe. Die von Botanikern unter den Artnamen Larix decidua geführten Bäume haben sich im Laufe der Evolution an ein Leben unter harten Klimabedingungen angepasst, und werfen im Herbst sogar ihre Nadeln ab. In der Forstwirtschaft schätzt man ihre Stämme, vor allem im alpinen Raum. Lärche ist ein typisches, oft genutztes Holz, erklärt Bernhard Dürschmied von der FH Campus Wien. Es hat gute mechanische Eigenschaften sowie eine hohe Widerstandskraft gegen Umwelteinflüsse. Und es sieht gut aus. Dürschmied ist allerdings kein Bauingenieur, sondern biomedizinischer Analytiker. Sein professionelles Interesse an Lärchenholz gilt einer bisher unerforschten Eigenschaft des Werkstoffs: der antibakteriellen Wirkung. Kann das Material helfen, Keime in Schach zu halten? Diese Frage haben Fachleute lange recht skeptisch diskutiert. Holz galt oft als hygienisch äußerst problematisch, zum Beispiel im Küchenbereich. Hölzerne Schneidebretter, so hieß es, würden Bakterien in ihren Poren aufsaugen, wodurch die Mikroben für Desinfektionsmittel unerreichbar würden. Stattdessen pries man Plastik an. Das ließ sich angeblich leichter sterilisieren. Eine neue, gemeinsame Studie der FH Campus Wien und der FH Salzburg wirft jedoch ein ganz anderes Licht auf die Thematik. Bernhard Dürschmied und seine Kollegen haben den Einfluss von Lärchenholz auf das Wachstum zweier häufiger Krankheitserreger untersucht. Zum einen handelt es sich dabei um methicillinresistente Stämme von Staphyllococcus aureus, die gefürchteten MRSA, Schrecken der Spitäler. Die Keime können schlimme, nur schwer zu behandelnde Erkrankungen verursachen. Mit normalen Antibiotika ist ihnen kaum mehr beizukommen. Die Ansteckung erfolgt oft in Krankenhäusern und Pflegeheimen, Fachleute sprechen von nosokomialen Infektionen. Auch die zweite der von den FH-Forschern getesteten Bakterienspezies ist in diesem Kontext schon vielfach auffällig geworden: Klebsiella pneumoniae. Expertenschätzungen zufolge dürften allein in Österreich jährlich mehr als 50.000 Menschen von nosokomialen Infektionen betroffen sein. Die Zahl der Todesopfer könnte über 4000 betragen. Das Problem ist zumindest teilweise hygienebedingt. In medizinischen Einrichtungen werden logischerweise große Mengen Antibiotika eingesetzt. Manche Bakterien überleben den Kontakt mit diesen Wirkstoffen und entwickeln eine Resistenz, vor allem dann, wenn sie nur niedrigen Dosen ausgesetzt sind. Wenn solche Keime auf schlecht gereinigten Flächen oder Gegenständen landen, warten sie dort auf einen neuen Wirt. Holz, so zeigt sich nun, könnte helfen, diese Risiken zu verringern. Die Wiener und Salzburger Wissenschafter trugen bei ihren Experimenten Suspensionen der beiden obengenannten Bakterien auf Lärchenholzwürfel auf, und brachten diese entweder sofort oder nach drei beziehungsweise 24 Stunden mit Nährböden in Petrischalen in Kontakt. Anschließend wanderten Letztere für weitere 24 Stunden in die Brutkammer. Die Idee hinter dem Versuchsaufbau: Man wollte herausfinden, wie viele Keime wie lange auf dem Holz überlebten und noch vermehrungsfähig waren. Jeder davon würde in den Schalen eine neue, deutlich erkennbare Kolonie bilden. Parallel zu dieser Testreihe mischte das Team die Bakterien auch in Lösungen mit Lärchenholzspänen und strich nach den besagten Zeitspannen 20 Mikroliter davon ebenfalls auf Nährbodenplatten aus. Bei den Versuchen kamen zudem jeweils zwei verschiedene Typen von Lärchenholz zum Einsatz – Splintholz aus den äußeren Stammbereichen und Kernholz aus dem Inneren. Beide verfügen, wie Bernhard Dürschmied erläutert, über unterschiedliche Eigenschaften. Im Splintholz haben die Zellen bis zum Zeitpunkt des Fällens gelebt. Seine Poren sind größer. Es enthält jedoch weniger Phenole und andere, potenziell antibakterielle Inhaltsstoffe. Beim Kernholz liegen die Verhältnisse genau umgekehrt. Die Ergebnisse der Studie zeigen einen deutlichen Trend. Je länger die Krankheitserreger auf festem Lärchenholz verbleiben, desto weniger von ihnen überleben. Am stärksten zeigte sich der Effekt für Splintholz und Klebsiella pneumoniae. In dieser Kombination wuchs nach 24 Stunden gar nichts mehr. Die Anzahl der vitalen MRSA wurde derweil um etwa das Zwanzigfache dezimiert. In den Versuchen mit Spänen fielen die Resultate nicht so deutlich positiv aus. Hier überlebte vor allem Klebsiella pneumoniae. Die antimikrobielle Wirkung von Lärchenholz, erklärt Bernhard Dürschmied, basiert einerseits auf seinen Inhaltsstoffen und andererseits auf der sogenannten Hygroskopizität – dem Vermögen, Feuchtigkeit aufzunehmen. Eine physikalische Eigenschaft also. Die Bakterien werden dadurch schlichtweg ausgetrocknet. Anscheinend spielt dieser Faktor eine größere Rolle als die diversen chemischen Komponenten, sonst hätten in den Lösungen mit Spänen viel weniger Keime überdauert. Das war eine große Überraschung, berichtet Dürschmied. Weitere Details der Forschungsergebnisse wurden vor kurzem im Fachblatt International Journal of Wood Products (Bd. 73, S. 841) veröffentlicht. Die Erkenntnisse unterstützen den Trend zur verstärkten Nutzung von Holz für den Innenausbau von Altersheimen und ähnlichen Einrichtungen. Psychologen betonen immer wieder dessen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Bewohner. Aus hygienischer Sicht spricht offenbar nichts dagegen, meint Bernhard Dürschmied. Holz ist diesbezüglich genau so gut wie Kunststoff. Und in vielen Aspekten wahrscheinlich sogar besser. Weitere Untersuchungen sind in Vor- bereitung.
7Wissenschaft
Der Nationalrat hat das Budget für 2016 mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP beschlossen. Das Maastricht-Defizit ist im erlaubten Rahmen. Wien – Der Nationalrat hat Donnerstagabend mit den Stimmen der Koalition das Budget 2016 beschlossen. Vorgesehen sind Ausgaben von 77 Milliarden Euro und Einnahmen von 71,9 Milliarden Euro. Das gesamtstaatliche Maastricht-Defizit soll mit 1,4 Prozent der Wirtschaftsleistung zum sechsten Mal in Folge unter der dreiprozentigen EU-Vorgabe liegen. Ob das (um konjunkturelle Effekte) bereinigte strukturelle Nulldefizit erreicht wird, ist Ansichtssache. Dieses ist eingehalten, wenn der Abgang nicht über 0,5 Prozent des BIP liegt. Das ist mit 0,66 Prozent nicht der Fall. Da allerdings die zusätzlichen Kosten für die Flüchtlingskrise von der EU anerkannt werden dürften, könnte Österreich dann diese Vorgabe der Union doch noch erreichen. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) zeigte sich jedenfalls bei der Debatte zum abschließenden Budgetkapitel Finanzen zuversichtlich, dass man seitens der EU eine positive Einschätzung zum Vorgelegten erhalten werde. An der Gestaltung des strukturellen Defizits übte er neuerlich Kritik. Über die Methodik werde man reden müssen. Mit dem Budget beschlossen wurde auch der im Oktober angekündigte, 688,8 Millionen Euro schwere Nachtragshaushalt für das laufende Jahr. Mehr als die Hälfte (350 Millionen Euro) erhält das Unterrichtsministerium zur Bezahlung von Lehrergehältern, an das Innenministerium fließen 230 Millionen Euro zur Bewältigung der Flüchtlingskrise und weitere 72 Millionen Euro als erste Tranche der im Jänner beschlossenen Sicherheitsoffensive. Die Opposition brachte in den Abendstunden noch diverse Forderungen ein, etwa die FPÖ jene nach Einführung eines Reverse-Charge-Systems bei der Mehrwertsteuer, mit dem man die auch von Schelling angestrebte Abschaffung der kalten Progression finanzieren könne. Schelling zeigte sich abwartend und verwies auf einen alternativen Vorschlag der EU-Kommission, der kommen werde. Bei der Mehrwertsteuer national auszuscheren sei nämlich nicht so einfach. Die Grünen warben ihrerseits für eine einkommensneutrale öko-soziale Steuerreform mit einem Volumen von vier Milliarden. Von den Neos kam neuerlich der Vorwurf, dass durch die Steuerreform mit der Anhebung der Höchstbeitragsgrundlage die Sonderpensionisten zu Profiteuren würden, da sie nun geringere Zusatzbeiträge zahlen müssten. Schelling wies sinkende Einnahmen aus diesem Posten als falsch zurück. Von Team Stronach-Klubchef Robert Lugar kam grundsätzliche Kritik am Budget, das nicht mehr als ein Fortschreiben der vorigen sei. Schelling forderte er auf, mit den Ländern hart ins Gericht zu gehen und eine Föderalismus-Reform anzugehen.
5Inland
Vorschlag Griechenlands soll "brauchbar" sein – EZB verlängert Liquiditätsnothilfen. Athen/Brüssel – Seit Tagen sind die griechischen Banken geschlossen, Kunden dürfen pro Tag nur 60 Euro abheben. Die vagen Hoffnungen, dass die Institute am Donnerstag wieder offen haben, erfüllen sich nicht. Die Banken bleiben bis Freitag zu, beruft sich die Nachrichtenagentur Reuters auf Regierungskreise, ohne weitere Details zu nennen. Auch die strengen Kapitalverkehrskontrollen bleiben demnach aufrecht. Die Europäische Zentralbank (EZB) beschloss am Mittwoch, die ELA-Kredite, mit denen die griechischen Banken noch ein Mindestmaß an Liquidität aufrechterhalten können, zu verlängern. Derzeit liegt der Rahmen für die Nothilfen nach früheren Äußerungen von Insidern bei rund 89 Milliarden Euro. Ohne diese Liquiditätsspritzen droht den griechischen Instituten das Geld auszugehen. Unternehmen und Privatleute haben wegen der Unsicherheit, ob das Land im Euro bleiben kann, massiv ihre Konten leergeräumt. Griechenland hat indes einen neuen Antrag auf Rettungsmilliarden beim Eurorettungsschirm ESM gestellt. Der Brief Griechenlands wird als brauchbar eingestuft. Die Eurogruppe könnte schon am Freitag zusammentreten, um über den griechischen Hilfsantrag beim ESM und das griechische Reformprogramm zu beraten. In EU-Ratskreisen hieß es, es werde sich Mittwochabend entscheiden, ob die Eurogruppe Freitag oder Samstag zusammentritt. Allerdings wird vor zu viel Zuversicht gewarnt. Es gebe keine Hilfe ohne Bedingungen, dies bleibe die Haltung der EU, hieß es. Wie viel das Land will, ist noch nicht bekannt. Das Ansuchen bezieht sich aber auf ein Programm von drei Jahren, heißt es aus EU-Kreisen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte in der vergangenen Woche geschätzt, dass Athen bis 2018 zusätzlich mehr als 50 Milliarden Euro benötige. Vor dem Referendum hatte Tsipras bereits ein Gesuch für ein Zwei-Jahres-Programm gestellt, das nun hinfällig ist. Ziel eines neuen Hilfsprogramms müsse sein, sagte der griechische Premier Alexis Tsipras am Mittwoch im EU-Parlament, die Belastungen für die Bevölkerung gerechter zu verteilen, sagte Tsipras. Arbeitnehmer und Pensionisten können keine zusätzlichen Belastungen hinnehmen, sagte Tsipras. Die bisherigen Programme seien zur Rettung der Banken verwendet worden. Sie kamen nicht beim Volk an. Mit keiner Reform wurde das Funktionieren der Staatsmaschine verbessert. Tsipras wurde im Europaparlament mit stürmischem Beifall seiner Anhänger, aber auch mit Protesten empfangen. Einige Abgeordnete hielten Schilder mit der Aufschrift No in die Höhe. Wir befinden uns an einem Scheideweg für Europa, sagte der Chef der griechischen Links-rechts-Regierung. EU-Ratspräsident Donald Tusk warnte indessen erneut vor einem Staatsbankrott und einer Insolvenz des Bankensystems in Griechenland. Um das zu verhindern, müssten sich die EU-Staaten rasch einigen, sagte Tusk am Mittwoch vor dem Parlament. Ich rufe alle Verantwortlichen auf, einen Konsens zu finden. Tusk hatte am Dienstag einen EU-Sondergipfel für kommenden Sonntag einberufen. Um weitere Milliardenhilfen zu erhalten, muss Griechenland konkrete Spar- und Reformvorschläge machen. Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny sagte am Mittwoch, die Entwicklungen hätten keine negativen Auswirkungen auf die österreichische Finanzmarktstabilität. Im Gegenteil, Österreich werde von den internationalen Märkten als sicherer Hafen gesehen. Die Lage für Griechenland hat sich hingegen weiter verschlechtert. Die Zehnjahresrenditen stiegen am Mittwoch auf 19,278 Prozent. Es ist der bisher höchste und damit für das Land teuerste Wert für die Refinanzierung in diesem Jahr. Bargeld vor Versiegen Den griechischen Banken könnte nach Angaben von Insidern in den nächsten zwei bis drei Tagen das Geld ausgehen, wenn die Kreditgeber sich nicht auf weitere Hilfen verständigen. Ein Informant, der mit dem Finanzsystem des Landes vertraut ist, sagte am Dienstag, die ersten Bankomaten könnten schon am Mittwoch leer sein. Ein Banker schätzte, dass noch für zwei bis drei Tage Bargeld im System ist. Derzeit sind die griechischen Banken geschlossen, Überweisungen ins Ausland sind nicht möglich. An den Bankomaten erhalten die Griechen maximal 60 Euro pro Tag. Diese Begrenzung habe das Problem hinausgeschoben, aber Bargeld wird morgen an den Geldautomaten ein echtes Problem werden, sagte der Informant am Dienstag. Für die griechischen Bürger und Bürgerinnen werden die Auswirkungen aber auch auf andere Art immer spürbarer. Flugtickets können sie bei manchen Airlines nur mehr gegen Barzahlung oder Zahlung mit einer nicht in Griechenland ausgegebenen Kreditkarte erhalten. Mehr als 35 Fluglinien haben die griechischen Reiseagenturen benachrichtigt, dass sie deren Buchungen nicht mehr akzeptieren. Die Kunden müssen stattdessen direkt am Flughafenschalter zahlen. Das bestätigte die griechische Reiseagentur Thissea am Mittwoch. Es ist leider wahr. Für uns ist es schlimm. Die Reisenden müssen in bar oder mit nicht in Griechenland ausgegebenen Kreditkarten zahlen, sagte eine Sprecherin. Die AUA-Mutter Lufthansa besteht beim Ticketverkauf in Griechenland indes nicht auf Barzahlung. Wir akzeptieren derzeit nur Kreditkarten als Zahlungsmittel, sagte ein Sprecher. Dabei spiele es keine Rolle, ob die Karte von einer griechischen oder einer ausländischen Bank ausgestellt wurde. Angst vor Versorgungsengpässen Die Kapitalverkehrskontrollen führen in Griechenland auch zunehmend zum Zusammenbruch des Transportwesens. Die Transportunternehmen können ihre Lastwagen nicht betanken, weil die Besitzer täglich nur 60 Euro von ihren Konten beheben können. Hunderte griechische Lastwagenfahrer im In- und Ausland haben keine Möglichkeit, den Treibstoff zu bezahlen. Ein Lastwagenfahrer braucht 4.000 Euro, um aus Deutschland nach Griechenland zu kommen, sagte Petros Skoulikidis, Präsident der Transportunternehmen Griechenlands (PSXEM), im griechischen Fernsehen. Die griechischen Kreditkarten werden im Ausland nicht mehr akzeptiert. Auch im Inland gebe es große Probleme. Lieferungen auf die Inseln sind nur gegen Barzahlung möglich. Auf den Inseln könne es bald zu Versorgungsengpässen kommen, sagten mehrere Bürgermeister im griechischen Fernsehen.
3Wirtschaft
Deutschland-Chef Kleber: Läden einzurichten war immer eine Option – Neuer Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi. Der Internet-Handelsriese Amazon denkt nach den Worten seines Deutschland-Chefs Ralf Kleber über eine eigene Buchhandlung in Berlin nach. Läden einzurichten war immer eine Option. Berlin wäre ein Top-Kandidat für einen Amazon-Laden, sagte Kleber dem Tagesspiegel (Montagausgabe) laut Vorabmeldung. In keiner anderen deutschen Stadt haben wir in so vielen Bereichen investiert, sind wir so breit vertreten und haben wir so viel vor. Im vergangenen Monat hatte Amazon in Seattle im US-Bundesstaat Washington seine erste stationäre Buchhandlung eröffnet. Mit seiner Internet-Marktmacht gilt Amazon vielen als Bedrohung für den traditionellen Buchhandel. Zu den neuen Streikaufrufen der Gewerkschaft Verdi für die deutschen Logistik-Standorte des Konzerns sagte Kleber: Mal ehrlich: Wenn Glatteis ist, juckt uns das weit mehr, als wenn Verdi zum Arbeitskampf aufruft. Es habe noch kein Paket seinen Adressaten zu spät erreicht, weil gestreikt wurde.
0Web
Anhänger der Grünen rollten während der Partie gegen Valencia beleidigende und bedrohende Transparente aus. Das Europa-League-Spiel von Rapid gegen Valencia am Donnerstag im Happel-Stadion hat nicht nur sportlich für Negativschlagzeilen gesorgt. Auch die Fans der Grünen, die sich mit dem Gesamtscore von 0:10 aus dem internationalen Geschäft namens Europa League verabschiedeten, sorgten wieder einmal gehörig für Wirbel, indem sie während der Partie beleidigende Transparente ausrollten. Puta Valencia (Hure Valencia) war auf einem riesigen Transparent zu lesen, auf einem anderen stand Valencia, daneben prangte ein Mittelfinger. Schafften es die Ordner, einen Banner zu entfernen, wurde an anderer Stelle ein neuer ausgepackt. Mit Damia Vidagany und Julian Suescun wurden auch ein Sicherheitsbeauftragter und der Pressesprecher von Valencia zutiefst beleidigt, mit einem Transparent (Jeder Einzelne wird zur Verantwortung gezogen) sämtliche Verantwortlichen des spanischen Klubs bedroht. Auch das Hotel Le Meridien, in dem Valencia residierte, wurde mit diversen Schriftzügen versehen. Ausbaden muss diese Angelegenheit Rapid, denn derartige Spruchbänder dürfen eigentlich nicht ins Stadion gelangen. Die Hütteldorfer müssen mit einer Strafe der Uefa rechnen. Geschäftsführer Christoph Peschek: Wir müssen analysieren, wie das passieren konnte. Die Aktion dürfte als Reaktion auf Vorfälle beim Hinspiel in Spanien verstanden werden. Vor einer Woche verzichteten rund 200 Rapid-Ultras auf den Stadionbesuch, weil sie ihre Transparente und Fan-Utensilien nicht in den Hexenkessel Mestalla mitnehmen durften. Der europäische Verband wurde von Valencia-Coach Gary Neville höchstpersönlich informiert. Ich habe die Uefa gebeten, die Plakate entfernen zu lassen. Der Bogen wurde überspannt, sagte er in der Pressekonferenz nach dem Spiel. Der Engländer fügte aber auch an: Barisic und Krammer haben sich bei mir entschuldigt. Die Rapid-Fans haben so etwas nicht nötig, sie haben für eine tolle Stimmung gesorgt. Auch in spanischen Medien waren die Vorfälle im Happelstadion Thema. Die Gastgeber zeigten ein fürchterliches Gesicht auf den Rängen, dort war die unerfreuliche Note des Spiels zu erleben, schrieb die spanische Zeitung El Mundo Deportivo. Bereits vor Anpfiff gab es Krach. Im Eingangsbereich des Stadions kam es zu Auseinandersetzung zwischen den Fangruppen, Flaschen flogen, und 20 der rund 200 spanischen und ungarischen Valencia-Anhänger wurden nach Identitätsfeststellung weggewiesen. Sie durften das Stadion nicht betreten. Für die Uefa sind die Rapid-Fans keine Unbekannten. 2012 war der Klub etwa nach Fan-Ausschreitungen beim Europa-League-Play-off-Spiel bei PAOK Saloniki zu einem Geisterspiel und einer Geldstrafe von 75.000 Euro verurteilt worden.
4Sport
Beim Steirischen Herbst nimmt sich das Theaterkollektiv Rimini Protokoll Adolf Hitlers "Mein Kampf" vor. Sogenannte Experten des Alltags lesen auszugsweise aus dem Machwerk. Als die Theatergruppe Rimini Protokoll vor sechs Jahren in Düsseldorf Das Kapital von Karl Marx auf die Bühne brachte, wurden erst mal die blauen Bände im Saal verteilt. Dennoch bleibt es eine dürftige Pointe, wenn die jetzt wortwörtlich aus den begehbaren Regalen geräumt werden, um dem berühmtesten Unbuch des vorigen Jahrhunderts Platz zu machen. 70 Jahre nach Adolf Hitlers Freitod hat die bekannte Truppe noch allerhand Exemplare von Mein Kampf zusammenbekommen. Eins davon in Weimar, für immerhin 120 Euro. Es gehört zum informatorischen Nährwert der Aufführung, dass das ganze juristische Getöse rund um dieses Buch, seinen Besitz, seine private oder öffentliche Lektüre und Verbreitung, seine Neuauflage so ausführlich zur Sprache kommt. Natürlich blättern und lesen die Darsteller darin: Die junge Anwältin (Anna Gilsbach), die sich mit den juristischen Aspekten der kritischen Neuausgabe befasst. Die gestandene Professorin Sibylla Flügge, die als 14-Jährige Hitlers Buch teilweise abschrieb, ihren Eltern zu Weihnachten schenkte und deren Schwester Terroristin wurde. Der Anwalt Alon Kraus aus Israel, der das Machwerk sogar in verschiedenen Sprachen gelesen hat und in Israel am Strand schon mal einer deutschen Touristin daraus vorlas. Der blinde Radiosprecher Christian Spremberg, der aus einem Exemplar in Blindenschrift Stilblüten zum Besten gibt. Schließlich der deutsch-türkische Rapper Volkan T Error und der Weimarer Buchbinder Matthias Hageböck – sie sind die Experten des Alltags, von denen diese Form des Theaters lebt. Häppchenweise, sogar mit einer Portion Witz, führen sie die Schwäche des Stils und die Banalität der kolportierten rassistischen Klischees vor. Am Ende hatten die Nazis mehr als zwölf Millionen Exemplare unters Volk gebracht. Kein Wunder, dass etliche überdauert haben. In den Bibliotheken, in der zweiten Reihe des gutbürgerlichen Bücherregals oder auf dem Dachboden. Es gab Zeiten, da musste man es besitzen, ihre Pupillen damit belastet haben die wenigsten. Gern denkt man an Helmut Qualtingers Lesungen daraus, dessen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Besessenheit gleichermaßen amüsierte wie erschreckte. Ob man es heute lesen sollte, wird ab Januar 2016 weniger eine Frage der politischen Bildung als des Urheberrechts sein. Die 70 Jahre nach dem Tod des Autors, in denen der Freistaat Bayern namens der bundesdeutschen Staatsraison eine Neuauflage verhindern konnte, sind mit Ablauf dieses Jahres vorbei. Eine kritisch kommentierte Neuausgabe wird vorbereitet. Einer der Herausgeber kommt in einem Einspieler zu Wort – um zu erklären, dass Hitlers Buch, verglichen mit der Sprache Goethes oder Thomas Manns, ein schlechtes Buch sei, aber verglichen mit dem Vokabular der einschlägigen völkischen Literatur der Zwanzigerjahre immerhin mittelmäßig. Die Aufführung, die Hildegard Haug und Daniel Wetzel in Szene setzen, baut weniger todernst auf eine diskursive Polemik mit hasserfüllten rassistischen Tiraden und den Träumen vom völkischen Lebensraum als vielmehr mit kabarettistischem Augenzwinkern auf Entdämonisierung. Das ist ein Vorzug, der auch dem Einsatz der Laiendarsteller zu verdanken ist. Die assoziieren nach zufällig ausgewählten Buchstaben, spielen eine Knesset-Debatte über die Freigabe einer hebräischen Ausgabe nach, machen ein kollektives Ja oder nein-Spiel: Würden Sie im Café Mein Kampf auf den Tisch legen? Sie berichten von einer Exkursion nach Braunau, zu Hitlers Geburtshaus, und diskutieren dessen Zukunftsperspektiven. Sie versuchen rauszukriegen, wie Mein Kampf klingt (wie ein Maikäfer, der Bomben wirft, sagt einer). Nach gut zwei Stunden stehen alle vor einem XXL-Mein-Kampf-Bücherrücken und hören einfach auf. Mit einem Thema, das sich immer wieder selbst in Erinnerung bringt. Ganz aktuell, wenn dumpfer Hass vor Asylantenheimen herausgebrüllt wird. Oder ab Jänner eben im Buchhandel.
8Kultur
Matt Fornataro avancierte bereits in der vierten Minute zum Matchwinner. Die Graz 99ers haben gegen den Dornbirner EC auch das dritte Spiel der Saison gewonnen, diesmal mit 1:0 denkbar knapp. Zum Matchwinner avancierte Matt Fornataro mit seinem Goldtor bereits in der vierten Minute. In einem abwechslungsreichen Startdrittel erwischten die Gäste aus Dornbirn den besseren Start und erzeugten bereits in den ersten Minuten einigen Druck. Das Tor aber erzielten die 99ers mit ihrem ersten Angriff: Nach einem schönen Backhand-Pass von Daniel Woger vollendete Matt Fornataro mit seinem siebenten Saisontreffer. Die Grazer kamen nun besser ins Spiel und fanden auch in ihrem ersten Überzahlspiel einige Möglichkeiten vor, Treffer wollte jedoch keiner gelingen. Auch die Dornbirner konnten im Anschluss aus ihrem Powerplay kein Kapital schlagen. Die beste Chance für die Vorarlberger machte Sebastian Dahm kurz vor Drittelende nach einem Sololauf von Chris D´Alvise zunichte. Im zweiten Abschnitt flachte das Spiel etwas ab. Die 99ers hatten den besseren Beginn zählbare Aktionen gelangen jedoch nicht. Die Dornbirner ihrerseits versuchten es vermehrt durch Weitschüsse, große Chancen blieben aber Mangelware. Auch in den jeweiligen Powerplaysituationen konnten sich die Teams kaum festsetzen bzw. funktionierte das Abwehrverhalten beider Mannschaften gut. Somit blieb das Mitteldrittel – wenig überraschend – torlos. In den letzten zwanzig Minuten warfen die Vorarlberger gleich von Beginn an alles nach vorne. Die erste Chance ließ nicht lange auf sich warten, doch James Arniel fand im überragenden Keeper Dahm seinen Meister. Nur Sekunden später krachte ein Schuss von Nicholas Crawford von der Latte zurück. Auch weitere Möglichkeiten führten gegen die beherzt kämpfenden Grazer nicht zum Ausgleich und somit blieb es beim äußerst knappen 1:0-Sieg für die Gastgeber. Bereits am Freitag sind beide Teams wieder im Einsatz. Die 99ers treffen auswärts auf den HC Orli Znojmo, die Bulldogs müssen beim KAC ran. (red, 17.12.2015) EBEL, 31. Runde: Moser Medical Graz 99ers – Dornbirner EC 1:0 (1:0,0:0,0:0) Zuseher: 1.380 Tor: Fornataro (4.),
4Sport
70-jähriger wird Chef des App-Anbieters MGT Capital und benennt das Unternehmen um. Der kontroverse Antiviren-Software-Pionier John McAfee wird nach Jahrzehnten wieder Chef einer Firma, die seinen Namen trägt. Der 70-jährige wurde in den Spitzenjob beim App-Anbieter MGT Capital Investments berufen und das Unternehmen wird kurzerhand in John McAfee Global Technologies umbenannt. Der Fokus der Firma solle künftig auf Sicherheit und Datenschutz liegen, sagte McAfee in einem Interview der Zeitung USA Today. Die Aktie des Unternehmens, das an der Börse nur rund 9 Mio. Dollar (rund 8 Mio. Euro) wert ist, sprang nach der Ankündigung um rund ein Drittel hoch. McAfee gehörte zu den Begründern der Antiviren-Branche. Er hatte in den 1980er Jahren das nach ihm benannte Software-Unternehmen McAfee gegründet, aus dem er sich Mitte der 1990er Jahre zurückzog. 2010 wurde McAfee vom Chip-Riesen Intel übernommen und der Name ausgemustert. John McAfee machte 2012 weltweit Schlagzeilen, als nach einem Mord an seinem Nachbarn in Belize nach ihm gefahndet wurde. Nach einer Flucht durch den Dschungel kehrte er in die USA zurück und ließ sich auch als Kandidat für die Präsidentenwahl 2016 registrieren.
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Ronaldo: "Es ist ein Spiel, das wir gewinnen müssen" – Barca vs. Sevilla. Madrid – In der spanischen Fußball-Liga steht die 26. Runde am Samstag (16.00 Uhr) ganz im Zeichen des Stadtderbys Real gegen Atletico Madrid. Die Königlichen, in der Tabelle neun Punkte hinter Leader FC Barcelona und einen hinter Atletico auf Rang drei, stehen vor eigener Kulisse vor einem Pflichtsieg. Das weiß auch Cristiano Ronaldo. Es ist ein Spiel, dass wir gewinnen müssen, stellte der Real-Superstar klar. Wir spielen gegen einen harten Gegner, der gut verteidigt. Atletico hat in der Liga in 25 Spielen erst elf Gegentore kassiert. Das Team von Diego Simeone will auch Reals Offensivkraft Einhalt gebieten. Während Simeone in seiner fünften Saison bei Atletico schon ein alter Derby-Hase ist, hat Reals Trainer Zinedine Zidane fast zwei Monate nach seinem Amtsantritt sein erstes Stadtduell als Trainer noch vor sich. Der Franzose verteidigt seit seiner Amtsübernahme im Jänner einen Lauf von acht Pflichtspielen ohne Niederlage. Bis auf den angeschlagenen Gareth Bale stehen ihm bei diesem Unterfangen alle Kicker zur Verfügung. Im ersten Saisonvergleich trennten sich die beiden Teams 1:1. Atletico kommt mit einem 0:0 aus dem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei PSV Eindhoven im Gepäck ins Bernabeu-Stadion. Davor gelang beim 0:0 gegen Villarreal auch in der Liga kein Treffer. Allerdings musste sich zuletzt auch Real in der Meisterschaft mit einem Remis zufriedengeben. Beim 1:1 gegen Malaga vergab Ronaldo einen Elfmeter. Von einem weiteren Unentschieden im Madrider Derby würde vor allem der FC Barcelona profitieren. Der Titelverteidiger, nach dem 2:0-Auswärtserfolg bei Arsenal schon mit eineinhalb Beinen im CL-Viertelfinale, empfängt am Sonntag den fünftplatzierten FC Sevilla. Es ist quasi die Generalprobe für die Neuauflage dieses Spiels im Cupfinale am 22. Mai.
4Sport
Wenige Tage nach der Social Media-Abrechnung von Essena O’Neill. Mit ihrem parodistischen Instagram-Account zog sie eine riesige Fangemeinde mit 1,3 Millionen Abonnenten an. Nun sagt Hipster-Barbie adieu. Der Abschied kommt nur wenige Tage, nachdem das das Model Essena O’Neill medienwirksam mit der Social Media-Welt abgerechnet hat. Hinter dem Account @SocalityBarbie steht die US-Fotografin Darby Cisneros. In einem Abschiedsposting schreibt sie, dass sie nie mit einer derartigen Resonanz gerechnet hätte. Sie habe den Account gestartet, um sich über all die lächerlichen Instagram-Trends lustig zu machen. Die Aktion habe Diskussionen über Authentizität und Motivation von Profilen und Postings angestoßen. Genau das, was auch Essena O’Neill mit ihrem Rundumschlag getan hat, wenngleich ohne parodistischen Hintergrund. Aber die Arbeit von @SocalityBarbie sei nun getan, so Cisneros. Ihre Antwort auf Instagram-Klischees sei ohnehin nur als zeitlich begrenztes Projekt angelegt gewesen, sagt sie im Gespräch mit Wired. Dass die Nachricht kurz nach O’Neills Ankündigung kommt, das extreme mediale Resonanz nach sich zog, sei Zufall. Eine Zeit lang soll das Profil mit den Fotos noch online bleiben. Zum Verkauf stehe es nicht, betont sie. Den Fans gefällt der Abschied nicht. Unter dem Posting finden sich bereits über 10.500 Kommentare, in denen zahlreiche Nutzer den Rückzug der Hipster-Barbie bedauern.
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Beim letzten Spiel zwischen den Bayern und den Wölfen traf der Pole fünf Mal – Bremer Abstiegskampf in Darmstadt – Dortmund gegen Hoffenheim. Sieben Spiele nicht mehr verloren, davon sechs Partien gewonnen: Bayern München ist in der deutschen Fußball-Bundesliga auf dem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung voll auf Kurs. Am Samstag schickt sich nun Vizemeister VfL Wolfsburg an, die Erfolgsserie des Meisters in der 23. Runde zu brechen. Die Wolfsburger sind nur Achter und brauchen deshalb dringend Punkte. Die Bayern können in der anstehenden Woche im Titelkampf wohl schon eine Vorentscheidung herbeiführen. Nach dem Duell mit Wolfsburg und dem Heimmatch gegen Mainz am Mittwoch kommt es am Samstag in einer Woche zum Aufeinandertreffen mit dem acht Punkte zurückliegenden Verfolger Borussia Dortmund im Signal Iduna Park. Es ist die wichtigste Woche der Saison, betonte Bayern-Trainer Josep Guardiola. Seine Truppe gab am Dienstag im Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel bei Juventus Turin eine 2:0-Führung aus der Hand und musste sich mit einem 2:2 begnügen. Auch deshalb wird das Duell mit Wolfsburg sicher kein Selbstläufer für ÖFB-Star David Alaba und Co. Wir brauchen unsere beste Leistung, um in Wolfsburg zu gewinnen, weiß der spanische Startrainer. Mario Götze könnte sein Comeback geben, der deutsche Weltmeister fehlte den Münchnern wegen einer Adduktorenverletzung seit Anfang Oktober. Im Blickpunkt steht aber vor allem Toptorjäger Robert Lewandowski, der das Hinspiel (5:1) mit einem Fünferpack in neun Minuten zu einer One-Man-Show gemacht hatte. Das wird nicht noch einmal passieren, das ist einmalig im Leben, sagte Guardiola. Die Wolfsburger gehen auch deshalb als krasser Außenseiter ins Spiel, da sie große personelle Probleme haben. Wir müssen über das normale Maß hinaus arbeiten, um überhaupt eine Chance auf Punkte zu haben, stellte VfL-Trainer Dieter Hecking fest. Bayern-Verfolger Dortmund steht am Sonntag gegen den Vorletzten Hoffenheim vor einem Pflichtsieg. Dahinter ist ein harter Kampf um Rang drei im Gange. Die besten Karten hat da bisher Hertha BSC, die Berliner eröffneten die Runde bereits am Freitagabend beim von Peter Stöger gecoachten 1. FC Köln. Der Vierte Bayer Leverkusen ist am Sonntag beim Siebenten Mainz zu Gast. Während Julian Baumgartlinger bei den Mainzern gesetzt ist, dürfte Karim Onisiwo nicht zum Einsatz kommen. Leverkusens Trainer Roger Schmidt sitzt die erste Partie seiner Drei-Spiel-Sperre ab. Der Fünfte Mönchengladbach muss am Sonntag beim 13. Augsburg weiter ohne Martin Stranzl auskommen, Martin Hinteregger dürfte nicht in der Anfangsformation stehen. Der Sechste Schalke 04 will nach der 0:3-Niederlage gegen Schachtar Donezk und dem damit verbundenen Europa-League-Out den Europacupfrust im Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt vergessen machen. Mithelfen soll dabei Alessandro Schöpf, der sich schnell bei den Schalkern etabliert hat. Wir müssen uns jetzt auf die Bundesliga konzentrieren und schnellstmöglich ein positives Ergebnis holen, forderte Schalke-Manager Horst Heldt nach dem vierten Pflichtspiel ohne Sieg in Folge. Bewegung könnte am Wochenende in den Abstiegskampf kommen. Der Tabellen-16. Werder Bremen (20 Punkte) kann mit einem Sieg gegen Darmstadt (24) den Anschluss ans rettende Ufer schaffen und im Falle einer Frankfurter Niederlage gegen Schalke den Relegationsplatz verlassen. Wir wollen kämpfen und zeigen, dass wir noch leben, sagte Bremens Trainer Viktor Skripnik, der auf Kapitän Clemens Fritz verzichten muss. Zu erwarten ist, dass er Zlatko Junuzovic wieder eine Chance von Beginn an gibt. Natürlich bin ich nicht glücklich, wenn ich draußen sitze, natürlich will ich spielen. Aber ich bin niemand, der deswegen schlechte Stimmung verbreitet, äußerte sich Junuzovic im kicker. Er hatte zuletzt zweimal die Ersatzbank drücken müssen. Der Glaube, es zu schaffen, ist da. Wir haben noch genug Spiele, die wir gewinnen können. Wir brauchen ein Erfolgserlebnis um Selbstvertrauen aufzubauen, das Darmstadt-Spiel ist da ganz entscheidend, weiß der ÖFB-Star. (APA, 26.2.2016) Programm der 23. Runde der deutschen Fußball-Bundesliga: Freitag: 1. FC Köln (Hosiner, Trainer Stöger) – Hertha BSC Samstag : SV Werder Bremen – SV Darmstadt 98, VfB Stuttgart – Hannover 96, VfL Wolfsburg – FC Bayern München, Hamburger SV – FC Ingolstadt 04 Sonntag: FC Augsburg – Borussia Mönchengladbach Borussia Dortmund – 1899 Hoffenheim, Mainz 05 – Bayer 04 Leverkusen,Eintracht Frankfurt – FC Schalke 04
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Illegale Entsorgung von Kühlgeräten und Sperrmüll markant zurückgegangen. Wien – Die Wiener werden immer sauberer – zumindest in Sachen Müllentsorgung: Seit Februar 2008 sind Waste Watcher in der Stadt unterwegs, die Abfallsündern auf die Finger klopfen und strafen. Acht Jahre nach der Einführung zog Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) gegenüber der APA Bilanz – u.a. ist die illegale Entsorgung von Kühlgeräten seitdem um 67 Prozent zurückgegangen, von Sperrmüll um 38 Prozent. Von Hundehaufen oder Sperrmüll auf den Gehsteigen über Taubenfüttern bis hin zu weggeworfenen Zigarettenstummeln: Unser Angebot steht, es gibt in Wien keine Ausreden, seinen Mist nicht ordnungsgemäß zu entsorgen – und die Waste Watcher leisten einen wesentlichen Beitrag, unterstrich Sima. Seit Einführung zählten die Müllkontrolleure rund 47.350 Amtshandlungen. Sie stellten rund 8.500 Anzeigen und 27.350 Organstrafen aus und ermahnten in 11.500 Fällen. Eine Bilanz gibt es auch für die Tätigkeit der Müllkontrolleure im Vorjahr. 2015 wurden rund 6.220 Amtshandlungen gezählt – also rund 780 Ermahnungen ausgesprochen, etwas mehr als 4.500 Organstrafen verhängt und rund 930 Verstöße zur Anzeige gebracht. Weiters führten sie 31.590 Informationsgespräche mit Übeltätern. Die Waste Watcher sind bei den Patrouillen nicht immer auf den ersten Blick erkennbar – denn sie sind nicht nur in Uniformen unterwegs, sondern auch in Zivilkleidung. Ertappt werden die Müllsünder in der Regel in flagranti – wie Beispiele aus dem Arbeitsalltag zeigen: So beobachteten die Kontrolleure eines Morgens am Währinger Gürtel einen Lenker, der einen Zigarettenstummel aus dem Auto warf. Es wurde Anzeige erstattet und eine Verwaltungsstrafe in der Höhe von 150 Euro verhängt. Ein anderes Mal beobachteten Waste Watcher in der Nacht in der Hainburger Straße eine Frau, die den Kot ihres Hundes nicht wegräumte. Dies tat sie auch nach der Aufforderung des Ordnungstrupps nicht. Daher erhielt sie ein Organstrafmandat von 36 Euro. Dies zahlte sie nicht ein, es kam zur Anzeige, die in ein Verwaltungsstrafverfahren mündete. Die Frau musste schließlich 75 Euro Strafe zahlen. Auch gegen das Füttern von Tauben wird vonseiten der Stadt vorgegangen. So ertappten die Kontrolleure bereits Bürger, die die Vögel mit Speck und Fleischresten, Nudeln oder Brotresten versorgen wollten. Dies ist alles nicht erlaubt, da diese Nahrungsmittel den Tieren schaden bzw. auch Ratten anziehen. Sima warnte außerdem vor illegalen Abfallentsorgern. Immer öfter würden vor den MA 48-Mistplätzen – insbesondere in Außenbezirken wie Ottakring, Favoriten oder Stadlau – meist osteuropäische Abfallsammler mit Kastenwägen warten. Das Interesse dieser liege vor allem auf Wertstoffen wie Alu, Kupfermüll, Metalle oder Elektroschrott. Das Problem dabei: Während diese Abfälle auf den offiziellen Mistplätzen ordnungsgemäß entsorgt würden, komme es bei den illegalen Sammlern häufig vor, dass nur ein Teil der übernommenen Gegenstände mitgenommen und der Rest einfach weggeworfen werde.
1Panorama
Finanzminister Tsakalotos sprach mit Hedgefonds. Athen – Griechenland will sich im kommenden Jahr wieder Geld am Anleihemarkt besorgen. Geplant sei eine Rückkehr an den Bondmarkt in der zweiten Jahreshälfte 2016, sagte Finanzminister Efklidis Tsakalotos am Dienstagabend am Rande einer Veranstaltung in London. Seit Mitte 2014 hat das Land keine Staatsanleihen mehr bei privaten Investoren platziert. Er habe am Dienstag mit Hedgefonds über dieses Thema gesprochen, so Tsakalotos. Es ging um generelle Sachen wie den Zeitplan, die griechische Wirtschaft, die Rekapitalisierung der Banken, wann wir eine Rückkehr an die Märkte planen und so weiter, sagte der Finanzminister. Die griechische Regierung hatte am Dienstag erklärt, bis Ende der Woche die letzten Hürden für die Auszahlung weiterer Milliardenhilfen der Europartner nehmen zu wollen. Insgesamt geht es um bis zu 86 Milliarden Euro für ein drittes Hilfspaket. Dadurch war das Land im Juli vor der Staatspleite und einem drohenden Austritt aus der Eurozone bewahrt worden, musste sich dafür aber zu harten Reformen und Sparauflagen verpflichten. In zwei vorangegangenen Paketen wurden dem Land seit 2010 bereits mehr als 200 Milliarden Euro geliehen. Indes hat eine neue Streikwelle aus Protest gegen die Sparpolitik der Regierung begonnen. Am Mittwoch kam es zu erheblichen Verspätungen im inländischen Flugverkehr, da die Beamten der zivilen Luftfahrt um 8 Uhr für vier Stunden ihre Arbeit niederlegten. Dutzende Flüge vor allem von und zu den griechischen Inseln fielen aus. Die internationalen Verbindungen wurden dagegen normal bedient, wie der Flughafen Athen mitteilte. Am Donnerstag wollen die Beamten der zivilen Luftfahrt gleich 24 Stunden streiken. Auch dieser Streik werde Probleme im Inlandsverkehr mit sich bringen, teilten die griechischen Fluggesellschaften mit. Für Donnerstag sind in Griechenland darüber hinaus Streiks in anderen Bereichen angekündigt: Behörden, Schulen, Bahnen, Fähren sollen bestreikt werden. Auch Ärzte und Apotheker wollen die Arbeit niederlegen und nur Notfälle behandeln. Die griechischen Journalisten wollen ebenfalls streiken.
3Wirtschaft
China verbraucht fast die Hälfte der Kupferbestände weltweit. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Seite "VG247" unterläuft bei Hands-on-Bericht grober Fehler und entschuldigt sich bei Hersteller und Fans. Der stark besuchte Videospielseite VG247 ist eine unglückliche Verwechslung unterlaufen: In einem vermeintlichen und kritischen Anspielbericht des kommenden Action-Adventures Uncharted 4 bezeichnete der Autor das Spiel als schablonenhaft und stellte in Frage, ob es nach drei vorangegangenen Teilen erneut ein so ähnliches Erlebnis brauche. Der Artikel schlug bereits kurz nach der Veröffentlichung große Wellen im Netz – nicht zuletzt deshalb, weil bislang noch kein Mitglied der Presse die Möglichkeit hatte, Uncharted 4 persönlich auszuprobieren. Wie sich herausstellen sollte, hatte allerdings auch VG247 Uncharted 4 nie gespielt. Anstelle dessen hatte der Autor im Rahmen eines Hands-ons auf der Tokyo Game Show den neuesten Teil mit dem HD-Remaster von Uncharted 2 verwechselt – was erklärt, weshalb ihm das Spiel gar so vertraut vorkam. Spielherausgeber Sony machte die Seitenbetreiber auf den Fehler aufmerksam, worauf VG247 prompt den Artikel zurückzog und eine aufrichtige Entschuldigung an die Leser und Hersteller Naughty Dog veröffentlichte. Wir möchten uns bei Naughty Dog für einen massiven Fehler entschuldigen, der uns vergangenes Monat unterlaufen ist, heißt es in der Stellungnahme. Die Tokyo Game Show ist stressig und die meisten Beschilderungen sind nicht auf Englisch, aber all das entschuldigt nicht die Tatsache, dass wir ernsthaft Mist gebaut haben. Es ist ein schöner Beweis für die Fähigkeiten und die wunderbaren Artworks des Studios, dass wir ein PS3-Remaster für Uncharted 4 gehalten haben. Aber nichts davon ändert etwas daran, dass Spiel in ein falsches Licht gerückt haben. Wie stark sich Uncharted 4 von seinen Vorgängern nun tatsächlich unterscheidet, können Spieler frühestens ab März 2016 selbst ergründen, wenn das Spiel für PS4 auf den Markt kommt. Zumindest einen Videovergleich lässt sich aber jetzt schon anhand von Gameplay-Videos machen.
0Web
Palästinenser warfen Steine und Böller. Jerusalem – Bei Zusammenstößen mit Palästinensern sind israelische Polizisten am Sonntag auf dem Jerusalemer Tempelberg in die Al-Aksa-Moschee eingedrungen. Die Beamten seien gegen Palästinenser vorgegangen, die sich in der Moschee verbarrikadiert und dort vermutlich Feuerwerkskörper und Benzinbomben für mögliche Ausschreitungen gelagert hätten, teilte die Polizei mit. Mehrere Polizisten seien bei dem Einsatz verletzt worden. Maskierte Randalierer seien in die Moschee geflüchtet und hätten die Einsatzkräfte von dort mit Steinen und Böllern beworfen, hieß es in der Polizeimitteilung weiter. Um eine Verschärfung der Lage zu verhindern seien die Beamten einige Meter weit in die Moschee eingedrungen und hätten die Türen geschlossen. Es kommt äußerst selten vor, dass israelische Sicherheitskräfte in das Innere der Al-Aksa-Moschee vordringen. Die Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg in Ost-Jerusalem, den die Araber Al-Haram Al-Sharif (Edles Heiligtum) nennen, ist das drittwichtigste islamische Heiligtum nach Mekka und Medina.
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