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Franzose war auch im Riesentorlauf von Kranjska Gora nicht zu schlagen – Schörghofer erstmals seit 2011 auf dem Podest. Kranjska Gora – Marcel Hirscher hat mit dem dritten Rang im ersten Riesentorlauf von Kranjska Gora sein Vorhaben untermauert, bereits in Slowenien den fünften Gesamtweltcupsieg perfekt zu machen. Der Salzburger hievte sich am Freitag vom siebenten auf den dritten Rang nach vorne, musste sich nur dem weiterhin überragenden Franzosen Alexis Pinturault und seinem Landsmann Philipp Schörghofer beugen. Acht Rennen vor Saisonende hat Hirscher 293 Punkte Vorsprung auf den Norweger Henrik Kristoffersen, der Tagesvierter wurde. Sind es am Sonntag nach dem zweiten Riesentorlauf und dem Slalom 201 Zähler, ist dem Salzburger die große Kugel nicht mehr zu nehmen, da Kristoffersen nur noch die zwei Technikbewerbe in St. Moritz bestreiten wird. Pinturault liegt noch 465 hinter Hirscher, das Thema Gesamtweltcup ist für ihn keines. Er plant keine Teilnahme an den Speedrennen in Kvitfjell, damit sollte auch in diesem Fall rechnerisch alles klar sein. 60 Punkte für den Riesentorlauf, 60 für den Gesamtweltcup. Das war sicherlich das Optimum, der dritte Platz ist mega. Die Laufbestzeit mit dieser Nummer ist schon sehr gut. Es ist hoch zu bewerten für den heutigen Tag, aber es gibt nach wie vor Bessere in dieser Disziplin. Wenn man Alexis sieht, dem ich gratulieren möchte, er spielt sich, er spielt mit uns. Im Zielhang nur noch Verwalten und Taktieren, eine Klasse für sich. Es freut mich auch sehr für Philipp, er hat nie lockergelassen. Jetzt ist er wieder da, sagte Hirscher. Im Disziplin-Weltcup verringerte sich der Vorsprung von Hirscher auf Pinturault zwei Rennen vor Schluss auf 91 Zähler. Der Franzose feierte den vierten Sieg im Riesentorlauf in Folge. Wenn Alexis weiter so fährt, dann hat er sich die Kugel definitiv verdient und ist ein wahrer Champion. Dann hat er so viele Rennen gewonnen und war besser als ich, da braucht man sich nicht schämen, erklärte Hirscher. Für Pinturault war es der sechste Saisonsieg sowie der 15. Karriere-Erfolg im Weltcup. Es ist immer etwas Spezielles, wenn es so kurz ist, da darfst du dir keine Fehler erlauben. Und noch dazu, wenn es weich ist wie heute. Hirscher hatte sich im ersten Durchgang überhaupt nicht zurechtgefunden. Nach Tagen mit deutlichen Plusgraden gab es am Donnerstag einen halben Meter Neuschnee. Die Pistenarbeiter hatten auf dem Podkoren ihr Möglichstes versucht. Ein Rennen auf der gesamten Strecke war aber nicht möglich, daher wurde sie um rund 20 Sekunden verkürzt. Der 27-Jährige haderte nach der Besichtigung mit den unterschiedlichen Verhältnissen. Befürchtete, dass die Auflage brechen wird. Marcel war der erste Läufer, und beim vierten, fünften Tor ist es schon gebrochen gewesen, da haben sie gleich gearbeitet. Sonst war es aber gut, wenn man berücksichtigt, wie viel es geschneit hat, meinte der Halbzeitzweite Schörghofer, der diese Position im Finale verteidigte und erstmals seit 18. Dezember 2011 in Alta Badia, als er Dritter war, wieder auf dem Podest stand. Es war der fünfte Weltcup-Stockerlplatz seiner Karriere. Es waren lange und harte Jahre zurück auf das Podest, aber ich habe immer an mich geglaubt. Ich wusste, dass ich gut drauf bin. Aber Training und Rennen sind zwei paar Schuhe, heute habe ich es runtergebracht. Das taugt mir voll. Es ist ein großer Tag für mich, sagte der 33-Jährige. Nach Zwischenplatz 14 auf Endrang sechs landete Manuel Feller, der nach Rang vier in Val dIsere das zweitbeste Riesentorlauf-Ergebnis der Karriere einfuhr. Ein Superrennen! Endlich war ich einmal im zweiten fehlerfrei! Ich habe schon öfter zu Marcel gesagt, jetzt möchte ich einmal neben dir da unten vor der roten Tafel stehen, heute ist sich das endlich einmal ausgegangen, sagte der Tiroler, der von Hirscher am Leaderboard abgelöst wurde. Roland Leitinger kam auf Rang 14, Christoph Nösig wurde 20. Nicht für den 2. Durchgang qualifiziert hatten sich von den Österreichern Marco Schwarz (36 .), Stefan Brennsteiner (37.), Christian Hirschbühl (39.) und Vincent Kriechmayr (53.). | 4Sport
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Letztes Album "Blackstar" in den heimischen Charts auf Platz zwei. New York/Wien – Die Stadt New York rief am Mittwoch einen offiziellen David-Bowie-Tag als Hommage an den am 10. Jänner dort verstorbenen Sänger aus. Ein Sprecher des Bürgermeisters Bill de Blasio verlas die Erklärung am Ende der letzten Vorstellung von Bowies Musical Lazarus. Währenddessen hat Blackstar, das letzte, nur zwei Tage vor seinem Tod erschienene Album des Künstlers, auch in Österreich die Charts erobert. Ganz für die Spitze hat es allerdings nicht gereicht, musste sich die Platte doch hinter dem diesjährigen Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker mit Platz zwei begnügen. Dennoch gab es schon vor einigen Tagen eine Gold-Auszeichnung für 7.500 verkaufte Exemplare. Und die Bowie-Manie dürfte weiter anhalten: Insgesamt sind inklusive Blackstar zehn Alben des britischen Musikers in die heimischen Top-75 der Albumcharts eingestiegen. Außerdem dürfen sich Vinyl-Fans über Nachschub der aktuellen Platte freuen: Laut Sony Music Austria ist die Nachpressung der derzeit vergriffenen Schallplatten-Ausgabe in Arbeit. | 8Kultur
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Die Tochter eines marokkanischen Gastarbeiters will der Quälgeist der Regierung sein. Es hatte etwas von einer Fernsehspielshow. Holland sucht den Parlamentschef, wurde hinter den Kulissen gewitzelt. Vier Wahlgänge waren nötig, erst dann stand fest: Die neue Vorsitzende des niederländischen Abgeordnetenhauses trägt einen marokkanischen Namen: Khadija Arib, 55 Jahre alt, Tochter eines Gastarbeiters aus Hedami bei Casablanca. Markenzeichen: knallroter Lippenstift, dunkle Locken. Arib kam als 15-Jährige nach Amsterdam und hat sowohl einen niederländischen als auch einen marokkanischen Pass. Die geschiedene dreifache Mutter – sie hat eine 32-jährige Tochter und 30 Jahre alte Zwillingssöhne – gilt als Musterbeispiel einer emanzipierten Immigrantin. Nach ihrem Soziologiestudium spezialisierte sie sich auf die Rechte von Frauen und Kindern. Dass die Niederlande einen Kinderombudsmann bekamen, ist vor allem ihrem Einsatz zu verdanken. 1982 gründete sie die marokkanische Frauenvereinigung der Niederlande. Seit 1998 sitzt sie für die Sozialdemokraten im Parlament in Den Haag. Die Vorzeige-Immigrantin hat auch zwei Bücher über Frauenrechte und Emanzipation geschrieben: Couscous am Sonntag handelt von ihrer eigenen Familiengeschichte, Allah hat uns so geschaffen befasst sich mit den Problemen lesbischer Frauen aus Marokko, Ägypten und dem Irak. Dass sie nun zur Parlamentschefin gewählt wurde, zeige, wie schön dieses Land sein kann, wenn man die Chancen ergreift, die es einem bietet, kommentierte Arib selbst ihre Wahl und versprach, ein lastpak zu sein – ein Quälgeist, der dafür sorge, dass das Parlament von der Regierung immer ausreichend informiert werde. In der acht Stunden dauernden Debatte vor ihrer Wahl war es Arib gelungen, auch unangenehme Fragen mit Bravour zu parieren. Auf ihre Fremdsprachenkenntnisse angesprochen konterte sie, man könne sie zwar nicht mit EU-Kommissar Frans Timmermans vergleichen, der als Sprachenwunder gilt und mühelos von einer Sprache in die andere wechselt. Aber so schlecht Englisch wie Fußballtrainer Louis van Gaal spreche sie nun auch wieder nicht. Und auf die Frage, ob sie denn Führungs- und Managementqualitäten besitze – schließlich fällt fortan auch das 500 Köpfe zählende Personal des Parlamentsgebäudes in ihre Obhut –, antwortete sie lapidar: Ich war eineinhalb Jahre lang Sekretärin im Fraktionsvorstand der Sozialdemokraten – das zählt bei denen für fünf. | 2International
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Prognose verheißt ab Dienstag eine deutliche Abkühlung mit Temperaturen unter 20 Grad – Gewitterrisiko steigt ab Samstag. Wien – Am Wochenende wird das sommerliche Wetter seinen vorläufigen Höhepunkt erreichen und ab Montag von einer Kaltfront, die deutliche Abkühlung mit sich bringt, ersetzt werden. Ab Dienstag sollen dann die Temperaturen nicht einmal mehr 20 Grad Celsius überschreiten, lautet die Prognose der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) vom Donnerstag. Am Freitag dominiert mit Hochdruckeinfluss noch erneut sommerlich warmes und vor allem sonniges Wetter. Lediglich über dem Berg- und Hügelland entstehen während der Nachmittagsstunden lokale Quellwolken. Das Schauer- und Gewitterrisiko bleibt mit auffrischendem Südföhn an der Alpennordseite nur gering. Entlang der Tauern und am Alpenostrand weht mäßiger Wind aus Südost bis Südwest, sonst ist es nur schwach windig. Die Temperaturen liegen in der Früh zwischen 13 und 19 Grad, tagsüber wird es mit 28 bis 33 Grad wieder sehr warm. Auch am Samstag gibt es verbreitet Sonnenschein, oft sogar ungestört. Vor allem über dem westlichen Bergland bilden sich aber während der Vormittagsstunden erste Quellwolken, die in der Folge in teils kräftigen Regenschauern und Gewittern enden. Auch weiter im Osten steigt während der Nachmittagsstunden die Schauer- und Gewitterneigung deutlich. Bis zum Abend erreichen lokale Gewitter sogar das östliche Flachland. Der Wind weht meist schwach, im Süden auch mäßig aus Süd bis West. Am Morgen liegen die Temperaturen zwischen 14 und 21 Grad. Im Tagesverlauf werden sommerliche 28 bis 34 Grad erreicht. Vor allem im östlichen Flachland und im Südosten wird es am Sonntag nochmals für viele Stunden sonnig und sehr heiß. Nur der zeitweise auffrischende Südost- bis Südwind kann die Nachmittagshitze ein wenig lindern. In Westösterreich lockert die Restbewölkung von Nachtgewittern auf, und zumindest zeitweise scheint ebenfalls die Sonne. Nach und nach entstehen regional erneut mächtige Quellwolken, sowohl von Südtirol als auch von Bayern her steigt die Gewittergefahr beträchtlich an. Einzelne Gewitterzellen können schließlich auch das Flachland erreichen. Nach Frühtemperaturen zwischen 15 bis 22 Grad steigen die Tageshöchsttemperaturen auf 26 bis 35 Grad. Am Montag werden die Wetterverhältnisse entlang der Alpennordseite und im Norden im Vorfeld einer Kaltfront sehr labil. Wiederholt ist es zu Wochenbeginn stark bewölkt, und auch teils mächtige Quellwolken entstehen. Immer häufiger gehen Regenschauer und örtlich auch Gewitterregen nieder. Etwas länger kann die Sonne noch im östlichen Flachland mitmischen. Überwiegend sonnig und bis zum Abend weitgehend trocken bleibt es im Südosten Österreichs. Der Wind dreht auf West bis Nordwest und frischt mitunter lebhaft auf. Die Frühtemperaturen liegen zwischen 15 bis 23 Grad und erreichen von Nordwest nach Südost 21 bis 31 Grad. Eine ausgeprägte Tiefdruckrinne beeinträchtigt am Dienstag das Wetter im Großteil von Österreich, die Temperaturen gehen verbreitet und markant zurück. Es regnet wiederholt, am meisten voraussichtlich in Nähe des Alpenhauptkamms und im Süden. Stellenweise sind auch Gewitterzellen eingebettet. Am ehesten kann es ganz im Norden kurze Aufhellungen geben, dort fällt voraussichtlich nur wenig Niederschlag. In den Alpen sinkt hingegen die Schneefallgrenze bis gegen 1.700 Meter Seehöhe. Der Nordwestwind frischt auf und bläst besonders im Wiener Becken und im nördlichen Burgenland oft lebhaft bis stark. Nach zehn bis 17 Grad am Morgen erreichen die Tageshöchsttemperaturen nur noch Werte zwischen elf bis 19 Grad. | 1Panorama
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Ein solcher Schritt sei laut Gesetz möglich, wenn er der "nationalen Sicherheit" diene. Istanbul – Nach dem mutmaßlichen Anschlag in der türkischen Millionenmetropole Istanbul hat die Regierung eine Nachrichtensperre verhängt. Zur Begründung teilte die Medienaufsicht RTÜK am Dienstag mit, ein solcher Schritt sei laut Gesetz möglich, wenn er der nationalen Sicherheit diene. Eine dpa-Reporterin wurde an der Absperrung daran gehindert, Fotos vom Ort der Detonation zu machen. Die Polizisten verlangten ihren Presseausweis, um ihn zu überprüfen. Eine Moderatorin von CNN Türk sagte, wegen der Nachrichtensperre könne der Sender nur noch eingeschränkt berichten. Nach Informationen der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu gab es mindestens zehn Tote. 15 weitere Menschen seien verletzt worden. Ob unter den Opfern auch Österreicher waren, war zunächst noch unklar, hieß es aus dem Außenministerium auf Anfrage der APA. | 6Etat
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Abgeschieden lebende Inselbewohner erleben herbe Enttäuschung. Jakarta – Herbe Enttäuschung für die Bewohner der indonesischen Banggai-Inseln: Die von einem Dorfbewohner an einem Strand entdeckte Puppe war kein vom Himmel gefallener Engel. Nachdem das Gerücht immer größere Kreise unter den Einwohnern des abgeschiedenen Fleckchens gezogen hatte, sollten Polizisten nach dem Rechten sehen und stellten beim ersten Blick fest: Es handelte sich um eine aufblasbare Sexpuppe. Der Fischer Pardin hatte den Gummiengel vergangenen Monat vor den zentralindonesischen Banggai-Inseln gefunden – nur einen Tag nach einer Sonnenfinsternis, wie der örtliche Polizeichef, Heru Pramukarno, sagte. Im Glauben an einen Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen nahm der Fischer die Puppe mit nach Hause. Seine Mutter stopfte sie mit Stoff aus, kleidete sie an, platzierte sie auf einem Sessel und wechselte täglich das Kopftuch. Als die Aufregung über den Engel immer absonderlichere Züge annahm, habe die Polizei entschieden, der Sache nachzugehen, sagte Pramukarno. Ein Gerücht lautete demnach: Der gefallene Engel hat geweint, als er gefunden wurde. Die Bewohner von Kalupapi leben sehr abgeschieden. Sie haben kein Internet, sie wissen nicht, was ein Sexspielzeug ist, sagte der Polizeichef. Die Puppe nahmen die Polizisten mit, um die ausufernden Gerüchte zu stoppen, wie betont wurde. | 1Panorama
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Der Künstler lädt in der Galerie Christine König in ein Spiegelkabinett der Bilderkritik. Man kann es glauben oder nicht, dass in Andreas Duschas schöner Installation Tresor (2016) ein weiteres Kunstwerk heranreift. Der Künstler versichert jedenfalls, dass das Innere des verspiegelten Stahlkastens mit Fotopapier ausgekleidet sei. Das bedeutet: Immer, wenn jemand die Abdeckung des Schlüssellochs lüpft und damit Licht hineinlässt, wird ein Bild aufgezeichnet – nach dem Prinzip der Lochkamera. Aber freilich, öffnete einer diesen Tresor, so wäre die Mehrfachbelichtung entweder zerstört oder – befände man sich in einer Dunkelkammer, um gleich zu printen – zumindest fixiert. Ein Hasardspiel. Denn wer kennt schon den richtigen Zeitpunkt? Ist es nicht gescheiter, beim bloß imaginierten Kunstwerk zu bleiben, das doch zumindest recht wertvoll sein muss, weil es sonst wohl kaum eines Tresors bedürfte? Zumal eine Fotoserie über Kuckuckseier an der Wand (Brutparasit, 2016) daran gemahnt, dass es auch Mogelpackungen gibt. Das Motiv der gefälligen Ummantelung subversiver Botschaften bildet den losen roten Faden durch Duschas Ausstellung in der Galerie Christine König. Winning hearts and minds heißt sie, nach einer Kriegstaktik, die es vorsieht, den politischen Gegner nicht durch rohe Gewalt, sondern durch freundliches Entgegenkommen zu überrumpeln – insbesondere der Zivilbevölkerung gegenüber. Der kriegerisch-ambivalente Titel verleiht Duschas Schau eine durchaus düstere Grundstimmung, die man in der gedämpften Farbigkeit wiederentdecken mag: Zwischen Schwarz-, Weiß- und Metalltönen ist das Bunteste bisweilen schon die Oxidation auf diversen Spiegeln. Letztere sind ein wiederkehrendes Element bei Duscha, der sich nicht zuletzt als Bilderkritiker versteht. Die Arbeit Telephone I (2016) etwa beruht auf jenem Mann, der nach den Anschlägen in Paris durch die Medien tingelte, weil er erzählte, sein ans Ohr gehaltenes Handy habe ihn vor einem Bombensplitter geschützt. Er konnte diesen Typen nicht mehr sehen, sagt Duscha, der sich daraufhin entschloss, die Sprünge im beschädigten Handy monumental an die Wand zu malen. Nun spiegelt sich dieser Risskranz im dunkelgrauen Glas der Arbeit Telephone II (2016), in das Zeilen Robert Frosts geätzt sind: The woods are lovely, dark, and deep / But I have promises to keep, / And miles to go before I sleep. Hinter der Lyrik verbirgt sich dabei nichts Geringeres als eine Anspielung auf Schläfer: Mit denselben Worten werden im Agentenfilm Telefon (1977) eingeschleuste Kämpfer aktiviert. Duscha verknüpft popkulturelle, literarische und wissenschaftliche Referenzen auf schöne, poetisch-schweifende Art. Nur gelegentlich beschleicht einen das Gefühl, dass hier auch auf den Umstand gebaut wird, dass Kunstwerke, die sich irgendworin spiegeln, oft wohl ein Alzerl tiefsinniger wirken, als sie eigentlich sind. Ein wenig beliebig wirkt etwa die formale Umsetzung in Cointelpro (2013): In Anspielung auf das aggressive Counterintelligence Program des FBI zwischen 1965 und 1971 übertrug Duscha die Buchstaben des Akronyms – in FBI-Typografie – auf einzelne Zeitungsseiten, um dann die Bereiche außerhalb der Lettern zu schwärzen. Man mag sich hier durchaus fragen, wie adäquat es ist, sich dem Psychoterror, den das FBI etwa auf die Bürgerrechtsbewegungen ausübte, von seiner Typografie her zu nähern. | 8Kultur
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Der burgenländische Landeshauptmann hat sich zum Wortführer des rechten SPÖ-Flügels aufgeschwungen und scheint diese Rolle durchaus zu genießen. Ein Versuch, Hans Niessl zu verstehen. Eisenstadt – Wer den Hans Niessl verstehen möchte, sollte der Sonja Wehsely zuhören. Die Wiener Sozialstadträtin hat unlängst den burgenländischen Landeshauptmann in Asylfragen unsozialdemokratischer Umtriebe geziehen. Niessl stünde nämlich mit seiner Linie in der SPÖ ganz alleine da. In Eisenstadt hat man sich kopfschüttelnd gefragt, von welcher SPÖ die Wehsely da gesprochen hat. Die, in welcher der Hans Niessl zugange ist, könne sie nicht im Auge gehabt haben. In der schaue es ganz anders aus. Es ist schon ein merkwürdiges Schauspiel, das die SPÖ da im Moment bietet. Während die Landes- und Bundeswiener dem Burgenländer Werteverlust ankreiden, spricht der von deren Realitätsverlust. Beide beklagen sie anhaltenden Stimmenverlust. Der führte gar zum Verlust des Landeshauptmanns in der Steiermark. Was aber in Wien dem Franz Voves als vorbildliche Wertehaltung hoch angerechnet wurde, weil er so hatte vermeiden können, was das Burgenland zum Paria unter den roten Landesgruppen gemacht hat. Das aber ließ den Hans Niessl dann erst recht zweifeln am Wirklichkeitssinn der, nun ja, ja: Genossinnen und Genossen. Man wird wohl nicht sehr daneben liegen, die Entscheidung des Franz Voves, zugunsten seines schwarzen Reformfreundes Hermann Schützenhöfer auf den Landeshauptmann zu verzichten, um die FPÖ weiter draußen zu halten, für den entscheidenden Wendepunkt im Auftreten des Hans Niessl anzusehen. Denn eine solche Entscheidung – und eine solche Reaktion darauf – liegt so sehr außerhalb der Niesslschen Vorstellungskraft, dass in ihm die Überzeugung heranwuchs, die Partei vor ihren Werteschützern schützen zu müssen. Oder das jedenfalls zu versuchen. Für einen wie Hans Niessl war der politische Hauptgegner ja nie die FPÖ. Sondern – darin zumindest in des Bruno Kreiskys großen Stapfen – stets die ÖVP, mit deren Innenministerinnen er gerne in den Ring stieg und weiterhin steigt. Maria Fekter rang er vor sechs Jahren nieder, als sie in der Einschicht des südburgenländischen Eberau ein Asylerstaufnahmezentrum errichten wollte. In Bruckneudorf werde sich, versicherte er, nun Johanna Mikl-Leitner die Zähne ausbeißen. Und falls Parteifreund Gerald Klug ihm dabei in die Quere zu kommen beabsichtigt, wird auch er sich wohl zu hüten haben. Niessl, so heißt es, habe Klug die Leitha als Rubikon beschrieben: Das Öffnen der Benedek-Kaserne für hunderte Flüchtlinge sei ein Kriegsgrund. Die Rolle als Retter des rechten Randes in der SPÖ ist dem Hans Niessl – der bis vor einem Jahr noch so auffällig unauffällig war – keineswegs auf den Leib geschneidert. Es hat sich ergeben. Auch dadurch, dass mit Franz Voves die bärbeißige Widerrede aus Transsemmering verschwunden ist. Die aus Transleithanien ist zwar kein wirklicher Ersatz, dafür stört es auch den Hans Niessl nicht, wenn ihm der Wind ins Gesicht bläst. Nach 15 Landeshauptmannjahren hat er auch das Burgenland so weit im Griff, dass ihm Zeit und Kraft bleibt, sich solchen Rettungsaktionen (aus Wiener Sicht: Quertreibereien) mit zunehmender Leidenschaft zu widmen und sich dabei im Schein föderaler Gloriole sogar mit dem schwarzen Erwin Pröll zusammentun, um die eigene Bildungsministerin in ihrer Reformkommission im Regen stehen zu lassen, in den dann der Wiener Bürgermeister rücken musste. Man sollte bei so was die Eitelkeit nicht zu gering schätzen. Zwar wäre es weit daneben anzunehmen, Niessl sonne sich bloß unbedarft im Glanz wohlwollender Krone-Geschichten, aber ganz außer Acht darf man das auch nicht lassen, zumal er mit der Kronen Zeitung quasi zwei Fliegen erschlagzeilen kann. Immerhin ist sie – war sie? – das Leib- und Magenblatt des Kanzlers. Wichtiger freilich als solch medialer Hype ist ihm dann aber schon der Volksmund, der freilich mit dem medialen Vorkommen zusammen- beziehungsweise davon abhängt. Hunderte Mails habe er bekommen auf die dienstägige Krone-Geschichte hin, in der er eine Änderung in der Asylpolitik verlangte. 95 Prozent davon zustimmend. Freunde erzählen, dass ihn in der vergangenen Woche immer wieder Leute angesprochen und aufgemuntert hätten weiterzutun. Nicht nur im Burgenland. Da ist er dann nicht mehr 1,70 groß, sondern fast 2,10. So wähnt er sich dann auf Augenhöhe mit dem Wiener Bürgermeister, dessen Liebesentzug ihm in all den innerparteilichen Querelen wohl am meisten zu schaffen macht. Dem Vernehmen nach genoss er das Zusammenhocken mit Michael Häupl. Und das sagt einiges. Denn ein Genussmensch nach dem Renaissancezuschnitt des Bürgermeisters ist Niessl durchaus nicht. Dass Häupl den freundlich-jovialen Ton des Fiakers niesslbezüglich auf den des Kapskutschers eingefroren hat, trifft ihn mehr als alles andere. Relativ inhaltsleer, seien die Zurufe aus Eisenstadt, grantelte der Wiener am vergangenen Dienstag. Fast wortgleich, hört man, seien aber die Wehselyschen Auslassungen in Eisenstadt kommentiert worden. Denn Niessl sieht sich in der SPÖ keineswegs isoliert, sondern getragen von einer übers kleine Burgenland hinausrollenden Welle der Zustimmung. Die SPÖ hat ja stets mit zwei Flügeln gelebt. Nur dadurch – das wird in Eisenstadt so diskutiert – war sie flugfähig. Fähig also, eine Volkspartei zu sein, die sie in Wahrheit aber eh nur noch in Wien (39,6 Prozent) und im Burgenland (41,9) ist. Aber auch dort mit deutlicher Abwärtstendenz. Die wenigstens zu bremsen ist des Hans Niessl Animo, parteiintern die Lanze einzulegen. Mag sein, das Pferd heißt Rosinante. Aber das lässt sich ebenso nur im Sattel herausfinden wie die Frage, ob die Gegner dort vorn nicht doch Windmühlen sind. Und der daneben Sancho Panza.(Wolfgang Weisgram, 6.12.2015) | 5Inland
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Im Vergleich zu Jahren vor 2014 aber auch weit weniger Sitzungsgeld bei mehr Sitzungen – Finanzministerium: "Fast Nullsummenspiel". Wien/Klagenfurt – Auf Vorgänge bei der früheren Hypo Alpe Adria schauen manche Steuerzahler wegen des bereits entstandenen Schadens besonders genau. Beleuchtet man die Entwicklung der Gagen für den Aufsichtsrat der nunmehrigen Heta ab Mitte der 2000er-Jahre bis ins Vorjahr, als die Banklizenz abgegeben wurde, so zeigt sich eine deutliche Erhöhung der Jahresgage 2014. Das Sitzungsgeld ging stark zurück. Bei der Hauptversammlung am 18. September 2014 wurde rückwirkend für das Vorjahr beschlossen, das jährliche Etat des Vorsitzenden von 30.000 auf 60.000 Euro zu verdoppeln. Die Entschädigung des Stellvertreters vervielfachte sich von 12.000 auf 50.000 Euro. Die Vergütung für normale Mitglieder verfünffachte sich von 6.000 Euro auf 30.000 Euro. Hierbei darf aber nicht ausgespart bleiben, dass das Sitzungeld von 850 Euro (das seit 2010 in dieser Höhe pro Mitglied floss) auf 300 Euro abgesenkt wurde – und das fällt bei 71 Sitzungen, die es 2014 im Vergleich zu 48 Sitzungen anno 2013 gab, schon ins Gewicht. Pro Mitglied gab es im Vorjahr demnach durchgerechnet 21.300 Euro Sitzungsgelder, während es 2013 aufs Jahr durchgerechnet für Sitzungen 40.800 Euro gab. Heuer ging die Sitzungsschlagzahl aber wieder zurück – auf bisher 45 AR-Sitzungen. Aus dem Finanzministerium von Hans Jörg Schelling (ÖVP) wurde auf APA-Anfrage betont, dass es sich durch das Absenken der Sitzungsgelder fast um ein Nullsummen-Spiel handle. Auch sei die Zahl der Hypo-Vorstände von fünf auf vier gesenkt worden. Vor allem habe es für die Jobs im Hypo/Heta-Aufsichtsrat internationale Experten gebraucht – und im internationalen Vergleich würden die Entgelte höher liegen. Auch wird vom Finanzministerium auf Geschäftsbericht-Auswertungen der 20 ATX-Unternehmen seitens der Unternehmensberatung hkp verwiesen. Diese zeige, dass die Aufsichtsräte im Vorjahr im Durchschnitt 65.720 Euro verdienten. In Deutschland liegen die Entgelte deutlich darüber, hieß es weiters aus dem Ministerium. Im MDAX verdienten die Aufsichtsräte durchschnittlich 188.000 Euro im Jahr und im Top-Index DAX im Durchschnitt 366.000 Euro. Nach APA-Informationen wurde den Aufsichtsratsmitglieder und dem Aufsichtsratspräsidium (Vorsitzender und Stellvertreter) 2014 auch eine einmalige Vergütung von je 13.334 Euro gewährt – für die Überführung der Hypo Alpe Adria Bank International AG in eine deregulierte Abbaueinheit namens Heta. Im Hypo-AR und dessen Präsidium kam es im Vorjahr zu Rochaden. Ex-Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter Anfang Juni wurde zum Hypo-Chefaufseher gewählt, den sein Vorgänger Klaus Liebscher schon im Februar verlassen hatte. Schon im Oktober ging wiederum Walter selbst – noch vor der Zerschlagung der Hypo. Im November wurde dann der frühere ÖVAG-Vize Michael Mendel neuer Hypo-Chefabwickler als AR-Vorsitzender, der inzwischen auch die neue ABBAG mit sechs Mitarbeitern führt. | 3Wirtschaft
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Flüchtlinge, Bundesheer, TTIP und Pensionen: Was sagen die Bewerber um das Bundespräsidentenamt zu den aktuellen politischen Fragen? DER STANDARD hat nachgefragt. Irmgard Griss: Nein, denn es fehlt an Transparenz. Norbert Hofer: Ich würde TTIP nur unterzeichnen, wenn sich die Österreicher im Rahmen einer Volksbefragung dafür aussprechen. Ich bin davon überzeugt, dass für Österreich die Nachteile überwiegen. Rudolf Hundstorfer: Ich habe mich sowohl als Gewerkschafter als auch als Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz immer für ArbeitnehmerInnenrechte starkgemacht. Schutzniveaus für KonsumentInnen, ArbeitnehmerInnen und Umwelt dürfen durch die Freihandelsabkommen nicht gesenkt werden. Wenn durch internationale Abkommen ArbeitnehmerInnenrechte und zu Recht bestehende Schutzstandards untergraben werden können und Schiedsgerichte außerhalb des staatlichen Gewaltmonopols agieren sollen, dann lehne ich das entschieden ab. Die Entscheidung, ob TTIP ratifiziert wird, liegt beim Europäischen Parlament und bei den nationalen Parlamenten. Aber in der jetzigen Form gehe ich davon aus, dass das österreichische Parlament das so nicht akzeptieren wird. Andreas Khol: Ich bin grundsätzlich Anhänger des Freihandels. Der derzeitige Verhandlungsstand rechtfertigt noch keine Unterschrift. Ich orte drei fundamentale Mängel: 1. Die Ausgewogenheit der Zollzugeständnisse. 2. Das Fehlen einer internationalen Handelsgerichtsbarkeit und der dazugehörige Rechtsschutz. 3. Das Right to Regulate, vor allem auf folgenden Gebieten: Sozial- und Umweltstandards, Nahrungsmittelreinheit und Gesundheit, Schutz der Herkunftsbezeichnungen. Ich bin nicht bereit, unsere hochqualitative regional fokussierte bäuerliche Landwirtschaft auf dem Altar des Freihandels zu opfern. Richard Lugner: Ich bin gegen die Unterzeichnung des Freihandelsabkommen TTIP. Mit TTIP holen wir uns nicht nur bedenkliche Lebensmittelstandards ins Haus, sondern riskieren auf lange Zeit auch eine Nivellierung unseres Gesundheitssystems. Ich setze auf ein starkes Statement gegen TTIP. Wenn billige ausländische Lebensmittel eingeführt werden, gehen österreichische Arbeitsplätze verloren, genauso wie bei den Billigprodukten aus China. Alexander Van der Bellen: Ich stehe TTIP äußerst skeptisch gegenüber. Insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft und Lebensmittelsicherheit, aber auch bei anderen Standards wie z. B. Gesundheits- oder Arbeitsschutzrechten darf es zu keinen Verschlechterungen kommen. Die im Rahmen von TTIP diskutierten Schiedsgerichte lehne ich ab, die österreichischen und europäischen Rechtsnormen sind ausreichend. *** Irmgard Griss: Notwendig ist das Signal, dass die Aufnahmekapazitäten beschränkt sind. Für Flüchtlinge nach der Genfer Konvention kann nach geltender Rechtslage keine Obergrenze festgesetzt werden. Nur ein kleiner Teil der Menschen, die schon gekommen sind und noch kommen, sind aber wegen eines persönlichen Merkmals verfolgt und daher Flüchtlinge nach der Genfer Konvention. Hotspots sind absolut notwendig. Es muss die Möglichkeit geschaffen werden, dass Menschen außerhalb des Schengenraums oder auch in Griechenland einen Antrag auf internationalen Schutz stellen. Die Flüchtlinge müssen gerecht auf die Mitgliedsstaaten verteilt werden. Norbert Hofer: Die Migrationswellen der letzten Monate haben von Österreich sehr viel abverlangt. Neben Schweden und Deutschland war Österreich eines der Länder, das am meisten Personen aufgenommen hat. Obergrenzen sind wenig zielführend. Österreich müsste in Wahrheit laut bestehendem EU-Recht und aufgrund internationaler Verträge nur Asylanträge jener Menschen annehmen, die zuvor kein sicheres Land durchquert haben. Wir fordern seit Jahren Asylaufnahmezentren außerhalb der EU-Grenzen. Dort soll in einem Verfahren festgestellt werden, ob es einen Asylgrund gibt oder nicht. Die Asylberechtigten sollten dann in Europa gerecht verteilt werden. Damit würde einerseits den Schleppern das Geschäft entzogen werden, und die wirklich Asylberechtigten müssten nicht die lebensgefährlichen Routen auf sich nehmen, sondern würden geordnet nach Europa einreisen. Auch das Durchschleusen hunderttausender Menschen in Richtung Deutschland muss abgestellt werden. Bereits heute schickt die Bundesrepublik täglich ca. 300 Personen nach Österreich zurück. Es leben mehr als 100.000 Menschen illegal in Österreich. Rudolf Hundstorfer: Nachdem wir in Europa die Frage der Flüchtlinge aktuell nicht gemeinsam lösen können, ist es nachvollziehbar, dass die einzelnen Staaten Signale senden müssen. Eines der Signale von Österreich ist: Ja, wir helfen weiterhin mit einer gewissen Zahl. Und gleichzeitig: Wir können nicht alles tun. Österreich allein kann das Problem nicht lösen, es muss letztendlich eine gesamteuropäische Lösung geben. Bezüglich der Hotspots bin ich für eine solidarische Verteilung der Flüchtlinge von den Hotspots an den EU-Außengrenzen. Andreas Khol: Ich bin weder bei den Hetzern, die sagen, das Boot sei voll. Noch bei den Träumern, die meinen, man könnte alle aufnehmen. Ich stehe auf einer verantwortungsvollen christlich-sozialen Position: So viele, wie wir unter großen Anstrengungen behausen, beschulen und integrieren können, sollen wir nehmen. Wie viele das sind, müssen Bürgermeister, Landeshauptleute und Bundesregierung gemeinsam nachvollziehbar erarbeiten und vorlegen. Jedenfalls liegen wir mit der Bereitschaft, 37.500 in diesem Jahr aufzunehmen, anteilsmäßig über den anderen EU-Ländern. Solidaritätsverweigerung kann uns niemand vorwerfen. Es braucht also die Obergrenzen, die ich schon in meiner Vorstellung als Kandidat am 11. Jänner eingefordert habe. Ich bin froh, dass die Bundesregierung seither gemeinsam zu dieser Position gefunden hat. Richard Lugner: Nach Genfer Konventionen sind wir verpflichtet, Kriegsflüchtlinge aufzunehmen. Diese sollen an der Schengengrenze abgefangen werden und auf die Mitgliedsstaaten der EU aufgeteilt werden. 75 Prozent der Flüchtlinge sind Männer, die vom Militärdienst fliehen. Hier gehört geklärt, ob Fahnenflüchtige überhaupt asylberechtigt sind. Offene Routen locken natürlich nicht nur Flüchtlinge an, sondern laden auch Glücksritter und Vagabunden nach Europa ein. Es wäre vernünftiger, die tatsächlich bedürftigen und leidenden Flüchtlinge vor Ort nach Österreich zu eskortieren. Hier gilt: Frauen und Kinder zuerst. Alexander Van der Bellen: Vergessen wir nicht, es geht um Menschen, die vor dem Krieg flüchten und unter Lebensgefahr z. B. das Mittelmeer überquert haben. Menschenrechtskonvention und Genfer Flüchtlingskonvention müssen auch für die Bundesregierung die Grundlage ihres Handelns sein. Eine gesetzliche Obergrenze für Asylsuchende würde diesen Grundrechten und EU-Recht widersprechen. Auf Dauer wird es aber nicht möglich sein, dass Schweden, Deutschland und Österreich die Hauptverantwortung für die Flüchtlingsversorgung allein übernehmen. Solange sich die Kriegssituation im Nahen Osten nicht ändert, müssen die Bemühungen auf europäischer Ebene verstärkt werden, um gemeinsam und solidarisch vorzugehen. Bundeskanzler, Vizekanzler und Außenminister sind gefordert, sich auf europäischer Ebene noch stärker für eine gesamteuropäische Lösung einzusetzen. *** Irmgard Griss: Abgesehen davon, dass die Gewährung von Asyl nicht davon abhängig gemacht werden kann, stellt sich die Frage, wie das geschehen soll. Norbert Hofer: Ja, wer in Österreich Schutz und Hilfe sucht, muss wissen, dass unsere Gesetze und unsere Leitkultur Maßstab für das Verhalten im Land sind. Asyl ist für mich aber ein Schutz auf Zeit. Rudolf Hundstorfer: Prinzipiell muss man zwischen Asyl und Integration unterscheiden. Ist das Asylverfahren abgeschlossen, ist das Ziel eine rasche Integration. Vorarlberg geht einen guten Weg. Es gibt dort eine Integrationsvereinbarung für anerkannte Flüchtlinge. Sie müssen sich an eine Vereinbarung halten, die zum Beispiel verpflichtende Sprachkurse vorsieht. Dafür bekommen sie Sach- und Geldleistungen. Andreas Khol: Ja. Richard Lugner: Dafür bedingt es zunächst einer Definition von Integrationswillen und Integrationsfähigkeit. Wie wollen wir das messen? Wenn wir der Medienberichterstattung Glauben schenken dürfen, wird jeder zweite Asylwerber angezeigt. Ein dementsprechendes Betragen zeugt – meiner Meinung nach – von unzureichendem Integrationswillen. Bildung, Ausbildung und das Interesse der Aneignung von Sprachkenntnissen sollen Indizien einer gelungenen Integration sein, wobei man nicht vergessen darf, dass Mohammed Atta auch Diplomingenieur und Sohn eines Anwalts war, der obendrein perfekt Englisch gesprochen hat. Alexander Van der Bellen: Gesellschaftliche Integration hängt immer vom Willen beider Seiten ab. Wenn Menschen rasch die Sprache lernen, mitgebrachte Qualifikationen anerkennen lassen und umsetzen können, ist das eine Win-win- Situation, von der beide Seiten profitieren. Dazu braucht es aber auch ein dementsprechendes Angebot. *** Irmgard Griss: Nein. Norbert Hofer: Asylberechtigte sollen keine Mindestsicherung erhalten, sondern in der Grundversorgung bleiben. Unser Sozialsystem darf kein Anreiz für die Reise nach Österreich sein. Rudolf Hundstorfer: Nein. Erstens ist es nicht geklärt, ob das rechtlich zulässig ist. Zweitens würde eine Kürzung die Menschen in die Armut treiben. Mir ist soziale Sicherheit wichtig, es geht darum, die Menschen in Beschäftigung zu bringen. Andreas Khol: Wir brauchen ein neues System der Mindestsicherung, das dem Missbrauch vorbeugt, die Anreize zur Arbeitsaufnahme verstärkt, darauf abstellt, dass Asylberechtigte anders zu behandeln sind als subsidiär Schutzberechtigte und im europäischen Kontext bestehen kann. Näheres müssen Bund und Länder vereinbaren. Richard Lugner: Was wir auf gar keinen Fall zulassen dürfen, ist, dass ein Flüchtling bessergestellt wird als ein österreichischer Staatsbürger. Das könnte wie sozialer Sprengstoff wirken, der die Bevölkerung noch weiter spaltet. Alexander Van der Bellen: Eine solche Regelung wäre wahrscheinlich verfassungswidrig und würde gegen EU-Recht verstoßen. Unser Bemühen sollte es sein, anerkannte Flüchtlinge sozial zu integrieren, statt sie auszugrenzen. *** Irmgard Griss: Eine Reform ist notwendig. Es muss aber genau geprüft werden, welche Änderungen sinnvoll sind. Norbert Hofer: Der Föderalismus muss beibehalten werden. Es muss aber zu einer klareren Kompetenzaufteilung zwischen Bund und Länder kommen. Rudolf Hundstorfer: Ich denke, das jetzige System ist ein bewährtes, ich sehe keine Änderungsgründe. Bei gewissen Bereichen kann man über eine neue Kompetenzverteilung diskutieren. Mir war zum Beispiel wichtig, dass die Pflege beim Bund angesiedelt wird, um einheitliche Standards zu garantieren. Andreas Khol: Österreich wurde zwei Mal aus seinen Bundesländern heraus gegründet. Die Bundesländer haben einen Sitz im Leben der Menschen. In der Nazizeit wurden Bundesländer zusammengelegt – das will ich nie wieder haben. Im Österreich-Konvent habe ich eine zeitgemäße Kompetenzverteilung vorgelegt, die die Länder stärkt und die Gemeinden als Ort der Freiheit noch mehr fördert. Richard Lugner: Als Verfechter des Föderalismus ist es mir ein Anliegen, dass die Teilung der Kompetenzen zwischen Bund und Ländern beibehalten wird. Was man andenken sollte, ist eine gegenseitige Kontrolle der Länder. Alexander Van der Bellen: Die Bundesländer sollen beibehalten werden. Seit langem ausständig und sinnvoll ist allerdings eine Reform der Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern. Die derzeitige Zersplitterung der Gesetzgebungs- und Vollzugszuständigkeiten verhindert klare politische Gestaltung und Verantwortlichkeit. *** Irmgard Griss: Ich bin für einen langen Pensionskorridor; Menschen sollen frei entscheiden können, ob sie früher (mit Abschlägen) oder später (mit Zuschlägen) in Pension gehen wollen. Norbert Hofer: Das gesetzliche Pensionsantrittsalter muss beibehalten werden. Eine voreilige Anhebung des Frauenpensionsalters ist nicht notwendig. Eine Pensionsautomatik ist nicht der geeignete Weg und nimmt dem Gesetzgeber seinen Gestaltungsspielraum. Wir brauchen aber eine Reform im Sinne eines einheitlichen Pensionssystems im Rahmen des ASVG. Rudolf Hundstorfer: Es wurden in den letzten Jahren zahlreiche Maßnahmen gesetzt, die wirken. Das tatsächliche Pensionsantrittsalter ist bereits 2015 auf einen Wert gestiegen, den sich die Regierung für 2018 vorgenommen hatte. Ich halte unser Pensionssystem für funktionstüchtig und leistungsfähig. Ich warne vor der frühzeitigen Anhebung des Frauenpensionsalters. Es muss beachtet werden, dass 35 Prozent der Frauen nicht aus der Erwerbstätigkeit in Pension gehen, sondern aus der Arbeitslosigkeit oder aus einer Krankheit heraus. Andreas Khol: Diese Fragen stehen derzeit im Mittelpunkt von Reformüberlegungen, die ich nicht unnötig in den Wahlkampf hineinziehen und damit stören will. Ich gehe von EU- und verfassungskonformen Ergebnissen aus. Richard Lugner: Das derzeitige Pensionssystem hatte seine Berechtigung, als die Menschen Arbeiter und Bauern waren, die 40 Jahre lang acht bis zehn Stunden täglich körperlich gearbeitet hatten. Inzwischen sitzen die Menschen größtenteils in Büros, in Agenturen oder sind Beamte. Darüber hinaus steigt – dank moderner Medizin und Ernährung – die Lebenserwartung der Bevölkerung, dass eine Pensionsautomatik eine vernünftige Maßnahme darstellt. Frauen und Männer sollten im Bezug auf Pensionsantritt gleichberechtigt sein. Wer früher seine Pension in Anspruch nimmt, muss mit Abschlägen rechnen, die nicht durch die Hacklerregelung für Schwerstarbeiter aufgehoben werden. Alexander Van der Bellen: Wenn die Lebenserwartung steigt wie bisher, wird man um Reformen im Pensionssystem nicht herumkommen. Grundsätzlich trete ich für ein flexibles, liberales und der eigenen Entscheidung jeder und jedes Einzelnen folgenden Pensionssystems ein, mit Zu- und Abschlägen je nach Pensionsantrittsalter. *** Irmgard Griss: Ja, wenn sich die Chancen von Frauen nicht rascher verbessern. Sprache schafft Bewusstsein. Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, kommt eine wichtige Vorbildwirkung zu. Norbert Hofer: Quoten sind nicht der richtige Weg zur Herstellung von Chancengleichheit. Eine gute Ausbildung und echte Wahlfreiheit bei der Kinderbetreuung sind der Schlüssel zu mehr Frauen in Spitzenpositionen. Gendern bringt Frauen im Alltag nichts – genauso wenig wie ein anderer Text in der Bundeshymne. Rudolf Hundstorfer: In staatsnahen Unternehmen sind verpflichtende Quoten bereits Realität. Und der erst kürzlich präsentierte Fortschrittsbericht zeigt, dass die Quote wirkt. Der Anteil der Frauen, die der Bund in staatsnahe Unternehmen entsendet, liegt aktuell bei 38 Prozent. Frauen haben ein Recht auf gleiche Chancen im Beruf. Auch durch Sprache kann eine Sensibilisierung erzeugt werden, deswegen haben wir auch ein Zeichen gesetzt und die Bundeshymne geändert. Andreas Khol: Als Bundespräsident werde ich mich bemühen, überall dort, wo Frauen nicht gleichberechtigt sind, die Gleichberechtigung herzustellen und vor allem die zahlreichen Personalentscheidungen im Geiste der Gleichbehandlung zu entscheiden. Gendern in der Sprache stört die Sprache und die Sprachentwicklung sowie die Sprachkultur. Ich verwende lieber geschlechtsneutrale Bezeichnungen, und dort, wo es wichtig ist, spreche ich eben von Bürgerinnen und Bürgern etc. In meiner langen Berufserfahrung habe ich stets Frauen in Führungspositionen gebracht und bin damit hervorragend gefahren. Richard Lugner: In meiner Karriere habe ich Menschen nie nach Geschlecht, sondern immer nach Leistung beurteilt. Eine Quote macht auf Dauer niemanden klüger oder besser. Ich bin gegen das Gendern in der Sprache, da dadurch keine Frau höher entlohnt wird. Darüber hinaus verstümmelt dieser politische Aktionismus ohnehin nur die deutsche Sprache. Alexander Van der Bellen: Die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern, etwa was die Einkommensschere betrifft, sollte dringend verwirklicht werden. Frauenquoten in Politik und staatsnahen Unternehmen können dazu einen Beitrag leisten. Mittelfristig sollte es aber ganz normal werden, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind, auch ohne Quoten. *** Irmgard Griss: Das Ergebnis der Abstimmung ist zu akzeptieren. Das Bundesheer muss die Mittel erhalten, die es braucht, um seine Aufgaben erfüllen zu können. Norbert Hofer: Die Menschen haben sich in einer direktdemokratischen Entscheidung für den Wehrdienst ausgesprochen. Dieser muss nun attraktiver gestaltet werden. Das Heeresbudget muss mit einem Prozent des BIP festgelegt werden, damit das Bundesheer seine Aufgaben erfüllen kann. Rudolf Hundstorfer: Die Frage der Abschaffung der Wehrpflicht stellt sich nicht. Mit der Volksbefragung am 20. Jänner 2013 hat sich die Bevölkerung klar für die Beibehaltung des jetzigen Systems, für die Wehrplicht und den Zivildienst, ausgesprochen. Ich unterstütze die Pläne von Verteidigungsminister Doskozil für die Reform und den Umbau des Heeres. Sicherheit muss uns etwas wert sein, darum trete ich klar für mehr Geld für das österreichische Bundesheer ein. Andreas Khol: Ich bin gegen das Berufsheer und gelernter Anhänger der Wehrpflicht. Der Zilk-Platter-Plan und die Reformvorschläge nach der Bestätigung der Wehrpflicht in der Volksbefragung müssen endlich umgesetzt werden. Ich würde den Oberbefehl über das Bundesheer so auslegen, dass ich Grundsatzentscheidungen treffen und deren Umsetzung verlangen kann. All das zeigt, dass ich das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung ernst nehmen werde und das Bundesheer mehr Mittel zur Verfügung haben und stärker werden muss. Ich habe daher die Aufstockung des Bundesheerbudgets gefordert, zwei Kandidaten haben sich dieser Forderung bis heute schon angeschlossen. Wir brauchen den Schulterschluss der Patrioten. Richard Lugner: Die Wehrpflicht soll in der jetzigen Form beibehalten werden. Das hat die Volksbefragung im Jahr 2013 ergeben. Die persönliche Meinung eines Politikers ist hier unwesentlich. Dazu wäre es vernünftig, ein verpflichtendes soziales Jahr für Frauen ab 18 anzudenken. Eine Aufrüstung des Bundesheers ist in der derzeitigen finanziellen Lage zwar schwierig, jedoch auch notwendig, bedenkt man die Situation an den Grenzen. Alexander Van der Bellen: Das Bundesheer leistet wichtige Aufgaben, sowohl im Inland (Katastrophenhilfe) als auch im Ausland (Friedenseinsätze unter Uno-Mandat), und soll diese auch weiterhin erfüllen. In der Europäischen Union hat die große Mehrheit der Mitgliedsstaaten ein Berufsheer. Das ist die ökonomisch effizientere Lösung. Für die nächste Zeit stellt sich in Österreich die Frage aber nicht, weil sie erst kürzlich in einer Volksbefragung entschieden worden ist. Das Bundesheer befindet sich derzeit in einer schwierigen Übergangsphase zur Anpassung an die aktuellen Herausforderungen. Die Erfüllung der wichtigen Aufgaben konnte dabei bisher durch die engagierte Arbeit der Soldatinnen und Soldaten sichergestellt werden. Wo es Probleme gibt, müssen diese aber besser gemeistert werden. | 5Inland
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Opulent: Matteo Garrones "Das Märchen der Märchen". Wien – Sensibilität für das Groteske konnte man in den Filmen des Italieners Matteo Garrone schon immer verspüren. Nur ansatzweise in Gomorrha (2008), seiner gefeierten Adaption von Roberto Savianos Camorra-Buch, doch der früher entstandene Limbalsamatore (2002) über einen kleinwüchsigen Tierpräparator zeigte deutlich das Talent eines Fantasten. In Das Märchen der Märchen hat Garrone nun alle Möglichkeiten der Ausmalung sonderbarer Kreaturen und Leidenschaften, basiert der Film doch auf Giambattista Basiles berühmter Märchensammlung aus dem 17. Jahrhundert. Der Film erzählt drei davon – Geschichten über unermessliches Begehren und Sehnen sowie darüber, dass manche Wünsche besser nicht in Erfüllung gehen. Freilich leben Märchen gerade davon, dass sie ihren Weg zur Moral üppig auszustatten verstehen: Ein König (Toby Jones) hält sich einen Floh, der die Größe eines Schlauchbootes annimmt. Der Kinderwunsch eines Königspaares führt zu einer unerfreulichen Verdoppelung. Und in der wohl besten Episode verknallt sich ein liebestoller Souverän (Vincent Cassel) in ein altes Weiblein, die daraufhin ihre Haut jugendlich glatt zu klammern versucht. Es sind aberwitzige, unheimliche, auch komische Geschichten, die Garrone in seiner ersten internationalen Produktion auftischt. Sein Sinn für ausstatterische Details ist ungebrochen. Doch angesichts all der Opulenz ist es der Realitätsbezug, der einem wieder ein wenig zu fehlen beginnt. | 8Kultur
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In den USA punktet Donald Trump mit Angriffen auf China-Importe, in Europa wächst die TTIP-Ablehnung. Dabei bietet der Freihandel Chancen. Wien – Wenn man sich den Freihandel als einen Boxer vorstellt, wäre er in der vergangenen Woche zweimal windelweich geprügelt worden. Der linke Haken kam aus Europa, der rechte aus den USA. In den Vereinigten Staaten hat sich Donald Trump die Nominierung als republikanischer Präsidentschaftskandidat gesichert. Trump hatte im Wahlkampf Handelsliberalisierungen scharf attackiert. So versprach er im Falle seines Einzugs ins Weiße Haus, chinesische Importwaren mit einem Schutzzoll in Höhe von 45 Prozent zu belegen. Bei Automobilteilen aus Mexiko schlug er 35 Prozent vor. In Europa sorgte die Veröffentlichung geheimer TTIP-Dokumente für Aufregung. Wie stark die Ablehnung gegen TTIP ist, zeigte sich daran, dass selbst unscheinbare Textstellen zum Skandal hochstilisiert wurden. So finden sich in den Papieren von Greenpeace Passagen, wonach die EU und die USA vereinbaren, Produktzulassungen nur auf Basis wissenschaftlicher Belege zu beurteilen. Man ist versucht zu sagen: auf welcher Basis denn sonst? Der Angriff auf Handelsliberalisierungen kommt aus unterschiedlichen Richtungen: Trump attackiert die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. Greenpeace, aber auch die Grünen und Teile der Sozialdemokratie in Europa fürchten dagegen um den Konsumenten- und Umweltschutz. Doch es scheint, als mache sich tiefe Skepsis in der Bevölkerung breit. So wird in Europa nicht nur TTIP, sondern auch das geplante Freihandelsabkommen der EU mit Kanada kritisch gesehen. In den USA macht nicht nur Trump Stimmung. Hillary Clinton ist gegen das geplante pazifische Handelsabkommen TPP. Sie war unter Druck geraten, nachdem ihr Mitbewerber Bernie Sanders mit seiner Antiliberalisierungsrhetorik punkten konnte. Dabei sind sich Ökonomen weitgehend einig: Freihandel vermehrt in der Regel den Wohlstand der Nationen. Die Grundlagen dafür gehen auf Ökonomen wie Adam Smith (1723-1790) und David Ricardo (1772-1823) zurück. Ein Familienvater, der weitsichtig handelt, folgt dem Grundsatz, niemals etwas herzustellen zu versuchen, was er sonst wo billiger kaufen kann, formulierte Smith. Wenn Land A also Wein kostengünstiger herstellen kann und Land B billiger Tücher produziert, ist es für beide gewinnbringend, mit Wein und Tüchern zu handeln. Ricardo zeigte, dass Handel sogar vorteilhaft ist, wenn Land A imstande ist beides, also Tücher und Wein, billiger zu produzieren. Denn die richtige Arbeitsteilung ermöglicht beiden Seiten, sich voll zu spezialisieren. Doch weder in den USA noch in Europa finden mögliche Vorteile des Handels in den öffentlichen Debatten Erwähnung. Die EU-Kommission und die US-Regierung glauben, durch TTIP bestimmte Industriezweige (Automobil, Chemie) stärken zu können. Sicher ist das nicht, aber möglich. Doch die Kritik bezieht sich fast nur auf Genmais und Hormonrinder. Dabei ist die EU der schlagendste Beweis dafür, dass Freihandel funktioniert. Kaum irgendwo auf der Welt hat sich der Wohlstand seit 1945 so stark vermehrt wie in Europa. Die Entwicklung fand parallel statt: Handelshemmnisse und Zölle wurden abgebaut, während der Reichtum zunahm. Während in Europa die Angst vor einem Abkommen umgeht, dessen Inhalt noch nicht einmal fixiert ist, gibt es in den USA den Versuch, die Debatte zu versachlichen. Über zwei Millionen Jobs verschwunden Im Jänner hat der Ökonom David Autor ein vielbeachtetes Papier herausgebracht. In diesem zeigt er, wie einige US-Regionen aufgrund der Marktöffnung gegenüber China leiden. Autor und zwei Kollegen untersuchten, wie sich die gestiegenen Importe chinesischer Waren (Spielzeug, Textilien) auf den Jobmarkt auswirken. Die Theorie besagt, dass steigende Importe Jobs vernichten, die Leute aber anderswo Arbeit finden. Genau das ist nicht geschehen, argumentiert Autor, der am Massachusetts Institute of Technology (MIT) forscht. Die Zahl der Beschäftigten in der US-Industrie ist seit den 1990er-Jahren um mehr als ein Drittel zurückgegangen. 44 Prozent dieses Rückgangs sind für Autor durch Billigimporte aus China erklärbar. Das entspricht dem Verlust von 2,4 Millionen Jobs. In Regionen, wo die Industrie besonders der Konkurrenz aus China ausgesetzt ist, stieg die Arbeitslosigkeit eher an. In einem im April veröffentlichten Papier geht Autor einen Schritt weiter: Er zeigt, dass in Regionen, die besonders unter dem Handel mit China leiden, bei Wahlen häufig extremistische Kandidaten, etwa rechte Republikaner, gewinnen. Autors Papier erklärt also, dass es in den USA einen realen Hintergrund gibt, weshalb Trump mit seinen Attacken punktet. Wobei Autors Studie nicht als Argument gegen Freihandel taugt. So ist der beschriebene China-Schock aus heutiger Sicht ein Sonderfall. Der Anteil Chinas am Welthandel ist in den vergangenen Jahren explodiert. Das liegt an der unglaublich hohen Zahl an verfügbaren Arbeitskräften und zugleich am hohen Rückstand der chinesischen Industrie, der langsam aufgeholt wird. Ein neues China steht nicht vor der Tür, so Autor. Der wahre Jobkiller Hinzu kommt, dass der größte Jobkiller in der Industrie nicht der Handel, sondern die Technologisierung ist. Selbst wenn Trump Autoimporte aus Mexiko massiv besteuert, bringt er keine Jobs zurück. In den USA würde diese Arbeit von Maschinen gemacht werden, sagt der in Wien lebende und auf internationale Wirtschaftsfragen spezialisierte Ökonom Wladimir Gligorow. Waren aus China sind billig, Konsumenten sparen sich also Geld, das sie anderswo ausgeben können. Diesen Faktor lässt Autor unbeachtet. Schließlich: Der Ökonom betrachtet nur eine Seite der Medaille. Die Zahl der Armen in China ist laut Uno zwischen 1990 und 2010 um eine halbe Milliarde Menschen gesunken. Wer dazu viel beigetragen hat? Chinas Exportindustrie. | 3Wirtschaft
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"Sprich und surf" ist im Juni als virtueller Mobilfunker im Netz von "3" gestartet. Der Mobilfunk-Newcomer Spusu hat am Donnerstag einen neuen Tarif vorgestellt: Spusu 4.000 bietet 400 Sprachminuten, 100 SMS und ein Datenvolumen von 3,5 GB (bis zu 42 Mbit/s) für 9,89 Euro pro Monat – zusätzliche Gebühren fallen nicht an. Unverbrauchte Daten, Freiminuten und SMS verfallen nicht, sondern werden in Bonusdaten für den nächsten Monat umgewandelt. Spusu (Sprich und surf) ist im Juni als virtueller Mobilfunker im Netz von 3 gestartet und setzt derzeit stark auf Marketing via Facebook. In den letzten Monaten sind mit Hot des Supermarktdiskonters Hofer und UPC zwei weiter virtuelle Mobilfunkanbieter gestartet. 3 hat mit mit dem Start der Billigschiene Eety auf die neue Konkurrenz geantwortet. In den kommenden Wochen will auch der Internet-Provider Tele2 als Mobilfunker antreten. Unter den neuen Mobilfunkern nimmt Hot, mit über 200.000 Kunden, einen Spitzenplatz ein. UPC konnte erste 4.900 Kunden überzeugen. | 0Web
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Archaea bildeten vermutlich die Basis für die Evolution mehrzelliger Lebensformen. In der Tiefsee stießen Wiener Forscherinnen auf uralte Organismen, die zu den Vorfahren des Menschen gehören dürften. Longyearbyen – Lokis Castle, benannt nach der vielgestaltigen nordischen Gottheit, liegt in den lichtlosen Tiefen des Nordatlantiks südwestlich von Spitzbergen – keine versunkene Burg, sondern eine erst 2008 entdeckte Ansammlung hydrothermaler Quellen auf einem unterseeischen Vulkanrücken. Trotz der Finsternis und einer umgebenden Wassertemperatur von -0,7 Grad gedeiht hier üppiges Leben. Bleiche Flohkrebse wuseln zwischen ebenso blassen Schnecken herum, Röhrenwürmer ragen vom Boden empor. Das Getier profitiert vom Inhalt des bis zu 317 Grad heißen Quellwassers. Es ist reich an Methan, Schwefelwasserstoff, Ammoniak und gelösten Mineralien. Die Substanzen dienen spezialisierten Bakterien zur Energiegewinnung. Sie bilden so die Ernährungsbasis für das Ökosystem in Lokis Castle. Auch im benachbarten Meeresboden sind zahllose Mikroorganismen aktiv. Relativ dicke Sedimentschichten prägen das Umfeld. Die Ablagerungen entstammen zum Teil noch den eiszeitlichen Gletschern, die massig Erosionsmaterial in den Ozean schoben, zum Teil aber auch vulkanischer Aktivität, vor allem dem Ausstoß der heißen Quellen. Das Ergebnis dieses Wechselspiels ist eine vielfältige, klar abgegrenzte Schichtfolge. Und jede verfügt über eine eigene Mikroflora, erklärt die Biologin Christa Schleper von der Universität Wien. Das Artenspektrum wird von der chemischen Zusammensetzung der einzelnen Schichten bestimmt. Wo viel Schwefel drin ist, dominieren die Schwefelspezialisten; in ammoniakreichen Sedimenten die Ammoniakvertilger und so weiter. Ein internationales Team unter der Leitung von Schleper hat die Zusammenhänge zwischen Artenvielfalt und Geochemie im Meeresgrund bei Lokis Castle vor einigen Jahren untersucht. Die Sedimente enthielten mikrobielle RNA, darin fanden sich die genetischen Fingerabdrücke von 1668 verschiedenen Spezies oder Stämmen (vgl. PNAS, Bd. 109, E2846). Es handelte sich allerdings nicht nur um Bakterien. Schleper und ihre Kolleginnen wiesen auch zahlreiche Archaea, Angehörige einer urtümlichen, eigenständigen Organismengruppe nach. Deren evolutionäre Wurzeln reichen vermutlich mehr als drei Milliarden Jahre zurück. Die global am weitesten verbreiteten Vertreter der Archaea sind die Thaumarchaeota. Ob im Meerwasser oder im Erdreich: Die sind überall, sagt Schleper. Ihr Auftreten im nordatlantischen Sediment ist somit keine Überraschung. Sie zählen zu den häufigsten Mikroorganismen und können offenbar mit den wichtigsten Bakteriengruppen konkurrieren. Von zentraler Bedeutung dürfte dabei ihre Fähigkeit zur Ammoniakverarbeitung sein. Ähnlich wie manche Bakterien setzen Thaumarchaeoten den übelriechenden Stoff unter Sauerstoffeinsatz zu Nitrit um und nutzen die freigesetzte chemische Energie. In den Bohrkernen von Lokis Castle stießen die Wissenschafterinnen noch auf einen zweiten Archaea-Typus. Dessen Erbgut weist einige überraschende Besonderheiten auf. Zum einen verfügen diese Archaea offenbar über Gene mit Codes zur Herstellung von ESCRT-Proteinen – für Fachleute alte Bekannte: Der ESCRT-Komplex ist in eukaryotischen Organismen – Tiere, Pflanzen, Pilze – zentraler Bestandteil des Zellstoffwechsels. Ohne ihn gäbe es keine Restrukturierung von Membranen. Des Weiteren trägt das Genom der Tiefsee-Archaea fünf Aktin-ähnliche Sequenzen in sich. Aktine sind die Schlüsselkomponenten für den Aufbau zellinterner Strukturen wie das Zytoskelett, welches auch eine Innovation eukaryotischer Lebensformen ist. Die Entdecker waren begeistert und tauften die seltsamen Geschöpfe auf den Namen Lokiarchaeota. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie 2015 im Fachmagazin Nature (Bd. 521, S. 173). Fazit: Die Lokiarchaeota seien vermutlich eine Schwestergruppe der Eukaryoten und stünden so in einer Verwandtschaftslinie mit Menschen, Bäumen und Pantoffeltierchen. Alle hätten denselben gemeinsamen Vorfahren, weit ab von den Bakterien. Der Lösung des Rätsels um die Entstehung komplexerer Lebewesen wäre man damit einen großen Schritt näher. Die Bakterien sollten dennoch eine entscheidende Rolle gespielt haben. Die Ur-Eukaryoten nahmen wohl primitive bakterielle Zellen, genannt Endosymbionten, in sich auf. Das hat der Energieversorgung einen Effizienzvorschub verliehen. Mitochondrien, die heutigen Kraftwerke eukaryotischer Zellen, sind wohl aus Endosymbionten entstanden. Schleper und ihr Team widmen sich nun der weiteren Erforschung der Archaea – unterstützt durch einen ERC-Preis des Europäischen Forschungsrats. Im Sommer startet außerdem ein vom Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds WWTF gefördertes Projekt. Darüber hinaus ist Schleper Sprecherin eines heuer gestarteten Doktoratskollegs, das vom Wissenschaftsfonds FWF finanziert wird. Hauptziel von Schlepers Arbeit ist die Entschlüsselung des Stoffwechsels und genetischen Potenzials der mysteriösen Mikroorganismen. Ihre Studienobjekte müssen die Forscherinnen allerdings nicht mehr aus der Tiefsee holen. Wir haben Lokiarchaeota auch in Donausedimenten gefunden, berichtet Schleper. Am Neusiedler See ebenfalls. Weitere Überraschungen werden wohl folgen. | 7Wissenschaft
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Tester melden zahlreiche fehlende Features – für ein Urteil sei es aber zu früh. Spielhersteller Ubisoft steht erneut aufgrund eines vermeintlichen Grafik-Downgrades eines Videospiels in der Kritik. Nach der Aufregung um Watch Dogs trifft es nun den kommenden Open-World-Shooter The Division, der erstmals 2013 mit einer spektakulären Demo auf der Branchenmesse E3 vorgestellt wurde. Wie die Seite NX Gamer auf Basis eines aktuellen Hands-ons mit der Xbox-One-Version des Titels auf der EGX 2015 berichtet, dürfte das Spiel zwei Jahre später viel von der damaligen Grafikpracht verloren haben. Eine klare Warnung spricht die Seite allerdings nicht aus, dafür sei es angesichts des Zeitpunktes – sechs Monate vor dem Marktstart – noch zu früh. Vieles könne sich bis dahin noch ändern. Angesichts der gezeigten Vier-Spieler-Coop-Demo moniert NX Gamer speziell die unscharfe Darstellung. Einen Direktmitschnitt durften die Redakteure nicht machen, doch ihren Eindruck nach handele es sich um eine Auflösung von 900p oder niedriger. Gleichzeitig lasse das Spiel im jetzigen Zustand zumindest Anti-Aliasing-Maßnahmen vermissen, die Ubisoft in anderen Werken wie Assassins Creed Unity zur Kantenglättung einsetzt. Desweiteren vermisse man bereits beworbene Features wie kleinteilig zerstörbare Kulissen. Die Demo habe aus einer großen, aber weitgehend statischen Arena bestanden. Einige Animationen seien ebenfalls vereinfacht worden. Der Analyse zufolge sei es zu früh für ein finales Urteil über einen vermeintlichen Downgrade, da Ubisoft aktuell einfach den Netzcode und die Performance des Online-Open-World-Spiels testen und deshalb einige Features noch nicht aktiviert haben könnte. Die Demo lief relativ stabil bei 30 Bildern pro Sekunde. Die Gameplay-Performance sei in jedem Fall positiv aufgefallen, das Schießgefühl sei gut, das Gameplay taktisch und das Deckungssystem würde funktionieren. Allerdings stimme die Balance noch nicht ganz: Gegner würden Kugeln noch wie Schwämme absorbieren, was nicht in realistische Umfeld passe. Erste Downgrade-Vorwürfe zu The Division musste sich Hersteller Massive Entertainment übrigens bereits Mitte 2014 gefallen lassen und ein Jahr später abermals, als Screenshots der Alpha-Version veröffentlicht wurden. Bislang stritten die Entwickler diese Vorwürfe jedoch immer ab. Man habe zu Testzwecken noch nicht alle Grafikeffekte aktiviert. Die Verschiebung des Marktstarts von Ende 2015 auf den 8. März 2016 für Windows-PC, PS4 und XBO suggeriert zumindest, dass noch einiges an Feinschliff nötig ist. | 0Web
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Es scheint, Heller hätte auf die Winkler-Ausgabe der Interviewreihe Menschenkinder zielsicher hingearbeitet. Das Wort Menschenkind hat André Heller nicht selbst geprägt. Dass er es aber mit Blick auf den Autor Josef Winkler verwendet, darf als die notwendige Schärfung eines viel zu schwammigen Begriffs gelten. Es scheint, Heller hätte auf die Winkler-Ausgabe der Interviewreihe Menschenkinder zielsicher hingearbeitet. Aus dem hauptamtlichen Poeten ist ein Zuhörer geworden. Endlich? Das Zuhören gehörte immer schon zu den Heller’schen Primärtugenden. Er war auf das Äußerste gespannt, als er auf John Lennon traf. Er lauschte dem liebenswürdigen Geplauder Andy Warhols. Nur simple Gemüter können glauben, das Zuhören sei, da es für passiv gehalten wird, keine Kunst. Dabei wirkt Winkler zunächst gar nicht entspannt; das skulpturale Haupt einer Kuh blickt ihm über die Schulter. Der Dichter selbst hält sich an einer Füllfeder fest. So ähnlich habe er es schon als Einjähriger gemacht. Da saß er fest im Bauernhaus der Familie in Kamering, während sich Vater und Mutter die wenigen Wörter, die sie mit Josef wechselten, vom Mund absparten. Der Geiz der österreichischen Provinz stellt für jedes begabte Menschenkind das größte Hindernis dar. Winkler erzählt druckreif, was es ihm bedeutet hat, Kleingeld aus der Börse der Mutter zu stehlen, damit er sich in der Einschicht ein paar Karl-May-Bände kaufen konnte. Kindheit und Jugend des Suhrkamp-Autors Josef Winkler gehören zu den bedrückendsten Bildungsromanen, die wir in Österreich haben. Diesen Roman nicht auf Papier, sondern mit der Kamera festgehalten zu haben ist eine poetische Leistung von Rang. Ja, Heller ist noch dann ein Poet, wenn er sich verschweigt. Heute zu sehen auf ORF III. | 6Etat
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Jahresrückblicke, Weihnachtskitsch, The Big Lebowski – mit Videos. 18.30 MAGAZINHeute konkret Diskriminierungsfall Handwerkerbonus? Ein Wiener kritisiert das Finanzministerium: Er hat sein Badezimmer barrierefrei umbauen lassen, weil er an ALS, einer Erkrankung des Nervensystems, leidet. Dafür hat er mit einem Zuschuss aus dem Handwerkerbonus gerechnet – immerhin 600 Euro. Doch der Topf war bereits ausgeschöpft. Die Kritik des Mannes: Das System bevorzuge gesunde Menschen, die schnell handeln können. Bis 18.51, ORF 2 20.15 RETROSPEKTIVE2015 – Die Jahresrückblickshow Der ORF blickt auf das vergangene Jahr zurück. Ö3-Moderator Robert Kratky führt durch die Sendung mit Skisportlern, ORF-Journalist Hans Bürger, ORF-Meteorologe Sigi Fink, dem Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl, Flüchtlingskoordinator Christian Konrad, den Fußballern Marko Arnautovic und Sebastian Prödl und noch mehr Skisportlern. Showprogramm: The Makemakes, Tagtraeumer und Cellist Clemens Sainitzer. Bis 22.45, ORF 1 20.15 SHOWDas Beste aus TV total 2015 Stefan Raab verabschiedet sich aus dem TV und bringt den totalen Jahresrückblick. Vier Stunden lang. Wer von Raab noch nicht genug hat, wird es wohl spätestens dann haben. Bis 0.15, ProSieben 20.15 WEIHNACHTSSTIMMUNGTatsächlich ... Liebe (Love Actually, GB/USA 2003, Richard Curtis) 135 Minuten Glückseligkeit für Liebhabende des gepflegten Weihnachtskitschs. Die Geschichten der verschiedenen Figuren sind ineinander verwoben und allesamt wunderbar erzählt: Hugh Grant als verliebter Premierminister, Martin Freeman als verliebtes Porno-Lichtdouble. Alan Rickman und Emma Thompson als kriselndes Ehepaar. Nicht zuletzt Liam Neeson als Witwer, der seinem Stiefsohn zum Liebesglück verhilft. Brav: Das Schweizer Fernsehen sendet das schöne britische Englisch im Zweikanalton. Bis 22.20, SRF 2 | 6Etat
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Karenz für Pflegeeltern möglich – Kündigungs- und Entlassungsschutz bei Fehlgeburten. Wien – Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) hat am Dienstag ein Vereinbarkeitspaket in Begutachtung geschickt. Die Novellen zum Mutterschutzgesetz und Väter-Karenzgesetz sollen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern und der Praxis entgegenkommen, erklärte der Ressortchef in einer Aussendung. Konkret kommt etwa ein Karenzanspruch für Pflegeeltern ohne Adoptionsabsicht. Derzeit ist eine Karenz für Pflegeeltern nur dann möglich, wenn ein Kind in Adoptionsabsicht in unentgeltliche Pflege genommen wird. Häufig ist eine Adoption jedoch nicht möglich, sodass ein Pflegeelternteil oft den Job aufgeben musste, um sich dem Kind widmen zu können. Nun wird für Pflegeeltern ohne Adoptionsabsicht ein Karenzanspruch geschaffen. Bei Fehlgeburten ist ein zeitlich begrenzter Schutz vor Kündigungen und Entlassungen vorgesehen, da es immer wieder zur Auflösung der Arbeitsverhältnisse gekommen sei. Der Kündigungs- und Entlassungsschutz soll künftig mit der Fehlgeburt zu laufen beginnen und vier Wochen danach enden. Geplant ist weiters eine Regelung bei Elternteilzeiten darüber, in welchem Ausmaß die Arbeitszeit reduziert werden kann. Mit der Novelle soll die Arbeitszeitreduktion zumindest 20 Prozent der wöchentlichen Normalarbeitszeit betragen. Die Mindestarbeitszeit während der Elternteilzeit soll mit zwölf Stunden pro Woche festgelegt werden. Eine weitere Neuerung betrifft den zweiten Meldezeitpunkt. Wenn bei Eltern mit einem selbstständig erwerbstätigen Teil und einem unselbstständig erwerbstätigen Teil im unmittelbaren Anschluss an die Mutterschutzfrist der selbstständig erwerbstätige Elternteil die Betreuung des Kindes übernimmt, kann nach derzeitiger Rechtslage später vom unselbstständig Erwerbstätigen keine Karenz mehr angemeldet werden. Nun soll ihm die Inanspruchnahme auch zu einem späteren Zeitpunkt ermöglicht werden – sofern der andere Elternteil aufgrund seiner selbstständigen Tätigkeit keinen Karenzanspruch hat. Freie Dienstnehmerinnen können zwar Wochengeld beziehen, haben jedoch keinen Anspruch auf Freistellung gegenüber den Arbeitgebern. Es ist daher die Einbeziehung von arbeitnehmerähnlichen freien Dienstnehmerinnen in die absoluten und individuellen Beschäftigungsverbote des Mutterschutzgesetzes vorgesehen. Die Begutachtung des Vereinbarkeitspakets beginnt am heutigen Dienstag und dauert zwei Wochen. Der Nationalratsbeschluss ist noch für dieses Jahr vorgesehen, damit die Änderungen mit 1. Jänner 2016 in Kraft treten können. | 5Inland
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Vorstellung bei den Tiroler Winterfestspielen Erl überzeugt nur musikalisch. Erl – Szenisch geht bei diesem Komödienklassiker gewöhnlich wenig schief. Musikalisch sieht die Sache schon anders aus. Gioacchino Rossini verquickte allerlei Orchesterspäße mit ruhigen, getragenen Passagen und stellte Stimmband sprengende Koloraturen neben schattig melancholische Vokalfärbungen. Diese Mischung fordert heraus, und bei manchen Aufführungen des Barbier von Sevilla kommt man aus dem Theater und denkt sich, na ja, schön performt, der Rest war allenfalls ganz achtbar. Nicht so in Erl, wo es eher umgekehrt zuging. Am Pult des Festspielorchesters stand zum allerersten Mal bei einer Opernpremiere nicht Erl-Impresario Gustav Kuhn, sondern Andreas Leisner. Dieser fiel bisher durch konzentrierte Arbeit im Schatten seines Chefs auf. Leisner ist langjähriger Assistent Kuhns und mittlerweile auch Vizeintendant. Sein Taktstockdebüt geriet phänomenal, Leisners klare Schlagtechnik sorgt für große Präzision. Auch an den komplexeren, da besonders quirligen Stellen behält er die Zügel in der Hand. Bei der Koordination mit den Sängern wäre jedoch noch etwas Luft nach oben. Francisco Brito gibt den Grafen Almaviva anfangs mit recht schüchternem Timbre, bald aber erlebt man Trompetentöne fast wie beim Belcanto-Weltstar Juan Diego Flórez. Nummernrevue geht schief Ja, man sieht und hört geradezu, wie Brito in seine Rolle hineinwächst, gegen Ende des Abends brilliert er besonders in einer oft gestrichenen Paradearie. Seine Mitstreiter überzeugen ebenfalls: Aurora Faggioli etwa singt die von Almaviva angehimmelte Rosina mit schöner, mächtiger Stimme – wie schwerer, edler Samt wirkt das. Sergio Vitales Figaro tönt ebenfalls ziemlich wuchtig; trotzdem packt er viel vokale Ironie in die Stimme. Toll sind auch Oliviero Giorgiutti (als reichlich verrückter Bartolo), Michaela Bregantin (Berta) sowie Nicola Ziccardi (Fiorello). Giovanni Battista Parodi erweist sich als äußerst musikalischer Musiklehrer Don Basilio, achtbar Frederik Baldus in der kleinen Partie des Offiziers. Gustav Kuhn präsentiert sich erstmals als reiner Regisseur in Erl – und das geht leider schief. Seine Grundidee war offenbar, eine Art Nummernrevue zu inszenieren, als Castingshow für eine imaginäre Jury. Ständig schnappt sich jemand ein Mikrofon, hampelt hüftschwingend herum, andauernd kaspert man hier, kalauert dort. Eine sechsköpfige Gitarrencombo spielt auf, andere ziehen das Üben mit der Luftgitarre vor. Der Chor erscheint als schräge Cocktailpartygesellschaft; die Herren werfen sich gelegentlich in ein halbtransparentes großes Schwarzes und mutieren damit aus unerfindlichen Gründen zu Transvestiten. Wenn der Graf über Liebesgelüste singt, führt ihn auch schon mal eine dünn bekleidete Tänzerin an imaginären Fäden wie eine Marionette – nette Idee, doch warum nur den Grafen und das Ganze nur ein Mal? Kuhn hat mit seinen Tiroler Festspielen etwas wirklich Einmaliges geschaffen, er hat szenisch und musikalisch vor allem bei Wagners Opern Singuläres geleistet, große Erfolge mit Beethoven, Verdi, auch Richard Strauss eingefahren. Mozart liegt ihm weniger und Rossini offenbar am wenigsten. Warum also sich nicht wieder auf die Kernkompetenzen konzentrieren? (Jörn Florian Fuchs, 28.12.2015) | 8Kultur
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Umsätze stiegen 2015 um 37 Prozent – 100 Millionen verkaufte Smartphones. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. | 0Web
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Nach überraschendem Chefwechsel. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. | 3Wirtschaft
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Neues Modell wird auf der IFA gezeigt – Betriebssystem Tizen statt Android Wear. Zwei Jahre ist Samsungs Debüt mit seiner ersten Smartwatch auf der IFA bereits her. Seit dem ersten Modell, der Galaxy Gear, hat Samsung mehrere Geräte nachgeschoben. Aber auch die Konkurrenz war nicht untätig. Fast alle großen Smartphone-Hersteller versuchen sich mit eigenen Smartwatches. Nun präsentierte das Unternehmen im Vorfeld der IFA, die am 4. September offiziell in Berlin startet, die neueste Generation. Dem Branchentrend folgend bindet man Nutzern kein viereckiges Display mehr ums Handgelenk sondern probiert es nun mit einem neuen Design. Die Gear S2 ist Samsungs erste Smartwatch mit einem kreisrunden Display. Neu ist die Bedienung über eine drehbare Lünette – dabei handelt es sich um den Außenring rund um das Ziffernblatt. Nutzer können damit auf Apps und Benachrichtigungen zugreifen. Zusätzlich gibt es eine Home- und Back-Taste. Nutzer können mit der Uhr beispielsweise E-Mails lesen sowie direkt SMS versenden und telefonieren. Dafür muss sich kein Smartphone in der Nähe befinden, die Uhr ist mit einer E-SIM mit Voice-Funktion ausgestattet. Das runde Display misst 1,2 Zoll und bietet eine Auflösung von 360 x 360 Pixel (302 ppi). Angetrieben wird die Uhr von einem 1 GHz getakteten Dual-Core-Prozessor und 512 MB Arbeitsspeicher. Der interne Speicher ist mit 4 GB bemessen. Das Gehäuse misst 11,4 Millimeter. Bei der 3G-Version kommt es auf 13,4 Millimeter. Im Gegensatz zu den früheren Modell soll die Uhr dadurch deutlich weniger wuchtig ausfallen. Wie schon bei mehreren vorigen Modellen setzt Samsung beim Betriebssystem nicht mehr auf eine Android-Version bzw. auf das Wearable-System Android Wear, sondern auf Tizen, das nun an das runde Display angepasst wurde. Laut Samsung sollen mehrere Apps für das neue Format angepasst und zum Marktstart verfügbar sein. Eine konkrete Zahl wurde nicht genannt. Auch gibt es noch keine Angaben, mit welchen Smartphones die Uhr kompatibel ist. Vermutlich dürften aber eher nur neuere Samsung-Geräte in Fragen kommen. Berlin. Sep 3. Watch out for more. http://t.co/zl4m98gsgD pic.twitter.com/d4ZBtmxgPm Für das Monitoring von Fitness-Aktivitäten sind Beschleunigungssensor, Gyroskop und Pulsmesser vorhanden. Auch ein Barometer hat Samsung verbaut. WLAN, Bluetooth und NFC für bargeldloses Bezahlen befinden sich ebenfalls an Bord. Auf GPS hat Samsung offenbar verzichtet, für das Aufzeichnen einer zurückgelegten Wegstrecke etwa beim Joggen muss als ein Smartphone dabei sein. Samsung bringt das neue Modell in zwei Ausführungen auf den Markt: als Classic-Version mit schwarzem Gehäuse und Lederarmband sowie das Basis-Modell mit dunkelgrauem oder weißem Armband. Die Armbänder können auch ausgewechselt werden. Das Gehäuse ist nach IP68 zertifiziert und Wasser- und Staub-abweisend. Aufgeladen wird die Uhr über ein Wireless Charging Dock. Nach Angaben von Samsung soll sie bei typischer Nutzung zwei bis drei Tage durchhalten. Wann die Gear S2 und die Gear S2 Classic auf den Markt kommen und wieviel sie kosten werden, hat das Unternehmen noch nicht bekannt gegeben. | 0Web
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Im vergangenen Jahr wurden in China 188.000 Fahrzeuge abgesetzt. Das sind deutlich mehr als in den USA. Bergisch Gladbach – In China sind 2015 achtmal so viele Elektroautos verkauft worden wie in Deutschland. Mit einem Absatz von 188.000 Stück hat China die USA als Leitmarkt bei weitem überholt, wie aus einer Untersuchung des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach hervorgeht. In den Vereinigten Staaten ging die Zahl der Neuzulassungen um drei Prozent auf 115.000 zurück. Deutschland liegt mit gut 23.500 zugelassenen E-Autos weit abgeschlagen. In Großbritannien (28.000), Frankreich (27.000) und Norwegen (25.000) werden deutlich mehr Fahrzeuge verkauft. Die Industrie spricht sich seit langem für steuerliche Anreize aus. Für den 2. Februar ist ein Treffen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Chefs der Autokonzerne angedacht. Die deutsche Regierung hält bisher an ihrem Ziel fest, dass bis 2020 eine Million E-Autos auf deutschen Straßen unterwegs sind. | 3Wirtschaft
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Immer mehr Hands-on-Berichte veranschaulichen die Vor- und Nachteile des kleinen und günstigeren iPhones von Apple. Das iPhone SE wurde vergangenen Montag vorgestellt und fällt vor allem dadurch auf, dass es kleiner und günstiger als das iPhone 6S oder 6S Plus ist, die es ergänzen soll. Nach ersten kurzen Einblicken zeigen immer mehr Tester, die die Möglichkeit hatten, das Gerät längere Zeit auszuprobieren, weitere Vorteile und Schwächen des Smartphones auf. Das Wall Street Journal berichtet, dass das iPhone SE durch die verringerte Größe sowohl haptisch als auch optisch ziemlich winzig wirkt. Obwohl Apple hier eine Marktlücke bedient, da kaum eines der großen Unternehmen ein High-End-Smartphone in dieser Größe anbietet, soll das iPhone SE doch sehr dem früheren iPhone 5s ähneln. Das Innenleben soll beeindruckend sein. Hier besticht vor allem die Akkulaufzeit. Im Stresstest soll das iPhone SE ganze 10 Stunden und somit 2 Stunden länger als die 6S-Modelle ausgehalten haben – ein beachtlicher Wert. Dafür muss man jedoch auch Abstriche akzeptieren: das Display ist nicht nur 25 Prozent kleiner, sondern bietet zum Beispiel auch weniger Kontrast und durch fehlende Drucksensibilität kein 3D Touch. Ein Bericht von The Verge beschäftigt sich alleine mit der Größe des iPhone SE. Auch hier wird der Vergleich zum iPhone 5s gezogen und ebenfalls festgestellt, dass der Schritt zurück zu einem kleineren Display trotz der Vertrautheit wieder sehr ungewohnt ist. Problematisch ist dies vor allem bei der Tastatur oder bei interaktiven Elementen. Twitter zu benutzen sei zum Beispiel riskant gewesen. Genau dies hätte allerdings auch Vorteile, da man nicht so in der Nutzung des iPhones versinkt. Denn für wichtigere und zeitintensive Aufgaben würde sich das Gerät nicht so gut eignen. The Verge geht davon aus, dass das iPhone SE in erster Linie für 4s bzw. 5s-User und iPhone-Einsteiger in Frage kommt. Ähnlich sieht es The Independent, die das iPhone SE am ehesten in den Händen derer sehen, die derzeit ein 4-Zoll-Smartphone nutzen. Apple-Usern, die bisher ein 4,7- oder 5,5-Zoll-Gerät benutzt haben, dürfte der Schritt auf ein kleineres Gerät zu schwierig sein. iMore hält fest, dass die 12 Megapixel-Kamera, die sich auch im iPhone 6s finden lässt, überzeugen kann, die Front-Kamera mit 1,2 Megapixel allerdings unspektakulär bleibt. The Daily Mail beeindruckt der schnelle A9-Prozessor, der ebenfalls bereits im iPhone 6s zu finden ist. Der niedrige Kaufpreis steht hingegen bei Mashable im Vordergrund der Neuerungen. Hier sieht man es positiv, ein derart fortschrittliches Gerät für einen weniger hohen Preis zu bekommen. | 0Web
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Torrent-Community warnt vor Spionage durch Windows 10, doch viele Funktionen sind deaktivierbar. Die Betreiber mehrerer großer Torrent-Communitys warnen unisono vor Windows 10. Dieses soll übermäßig spionieren und so Nutzer von Torrents gefährden. Die Anti-Piraterie-Maßnahmen des neuen Betriebssystems gingen zu weit, erklärt etwa Torrent-Tracker InTheShadow (ITS)auf Reddit. Microsoft schickt alles, was sie sammeln können, auch an andere weitere – etwa an die Antipiraterie-Gruppe MarkMonitor, so ein Statement von ITS. Die drastische Konsequenz: Nutzer von Windows 10 können künftig nicht mehr auf den Dienst zurückgreifen. Ähnliches überlegen auch FunSharing (FSC) und BaconBits (BB). Sie stört etwa eine Zeile im Microsoft-Servicevertrag, der zufolge kopierte Spiele deaktiviert werden können. Dies soll laut Microsoft aber dem Schutz vor Betrügern und Spam dienen. Zwar stand Windows 10 wegen seiner Datensammelwut tatsächlich unter scharfer Kritik, in den Einstellungen kann der Datenschutz jedoch manuell enorm erhöht werden. Freeware-Programme können dabei helfen. So schreibt selbst TorrentFreak, das sehr skeptisch gegenüber datensaugenden Anwendungen ist, von einer Paranoia der Torrent-Seiten, die maßlos übertrieben sei. Auch andere Firmen wie Facebook oder Apple übermittelten eine Reihe an Nutzerdaten. Außerdem bestehen viele der nun kritisch betrachteten Features schon in früheren Windows-Versionen, so die Website weiter. | 0Web
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Pirelli und Michelin erfüllen die Kriterien. Budapest – Die Entscheidung über den zukünftigen Reifenlieferanten der Formel 1 liegt in den Händen von Bernie Ecclestone. Sowohl der aktuelle Lieferant Pirelli als auch Mitbewerber Michelin erfüllen laut Internationalem Automobilverband (FIA) sämtliche Anforderungen und haben somit die Chance, von 2017 bis 2020 der alleinige Partner der Motorsport-Königsklasse zu werden. Formel-1-Boss Ecclestone wird seine Entscheidung wohl am 30. September in Paris dem FIA-Kongress vorschlagen, der diese dann aller Voraussicht nach absegnen wird. (APA/Reuters, 23.7.2015) | 4Sport
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Alle Hochschulen sollen ihre Finanzierung offenlegen, sagt das neue Vorsitzteam der ÖH. Philip Flacke, Meryl Haas, Lucia Grabetz und Magdalena Goldinger starten in ihre Amtszeit. STANDARD: Für die nächsten zwei Jahre vertreten Sie die Interessen der Studierenden – was ist Ihr wichtigstes Anliegen? Goldinger: Wir wollen uns dafür einsetzen, dass Universitäten, Privatunis und Fachhochschulen ihre Finanzen offenlegen. Das wird ein längeres Projekt, weil man sich immer auf das Amtsgeheimnis beruft. STANDARD: Wie soll das gehen? Haas: Wir wollen in Österreich ein ähnliches Projekt wie die deutsche Initiative hochschulwatch.de forcieren. Indem wir Druck aufbauen, wollen wir eine Gesetzesänderung erreichen und das Amtsgeheimnis bei den Uni-Finanzen abschaffen. Flacke: Die deutsche Regelung der Offenlegung der Finanzen wäre auch für Österreich eine sehr gute Lösung. Nachdem immer wieder gefordert wird, dass der Bildungssektor ausfinanziert wird, würden wir auch gerne einmal wissen, wohin das Geld geht. STANDARD: Was wären weitere Schritte, falls die Hochschulen tatsächlich ihre Finanzen offenlegen? Grabetz: Wir könnten Druck aufbauen und sagen, dass wir mehr Geld für die Lehre wollen – wir hätten dann eine bessere Argumentationsgrundlage, damit das Geld wirklich bei den Studierenden ankommt. Es wird ständig über responsible science gesprochen, aber man weiß nicht, was hinter diesem Begriff steht, wenn die Finanzen nicht offenliegen. STANDARD: Wäre nach Vorbild der deutschen Zivilklausel auch für österreichische Unis wichtig, gewisse Geldgeber auszuschließen? Flacke: Man muss sich bei Waffenherstellern oder Diktatorenregimen, die Forschung finanzieren, schon die Frage stellen, in welche Richtung da geforscht wird. Das amerikanische Verteidigungsministerium ist einer der größten Geldgeber für Forschung weltweit – mit exklusiven Zugriffsrechten auf die Ergebnisse vor der Veröffentlichung. Wenn man mit Forschern von technischen Hochschulen spricht, sagen die einem schon mal durch die Blume, dass sie auch Raketenleitsysteme entwickelt haben – da ist klar, wo der Auftrag herkommt. Ein Thema ist auch die Pharmaindustrie: In die Medikamentenentwicklung fließen Millionen an Drittmitteln, da wird aber nicht wirklich geforscht, sondern nur ein wenig die Zusammensetzung geändert und ein neues Patent beantragt – das sind Missstände, die wir offenlegen wollen. In Deutschland ist das möglich, in Österreich noch nicht. Goldinger: Außerdem gibt es Fachhochschulstudiengänge, die von Unternehmen finanziert werden. Da geht es darum, den Studierenden klarzumachen, wer ihren Studienplatz finanziert. STANDARD: Bei welchen Forschungsprojekten ist die Drittmittelfinanzierung ein Problem? Haas: Im letzten Jahr wurde aufgedeckt, dass universitäre Forschung in Österreich vom Pentagon mitfinanziert wird. Im Zeitraum 2009-14 wurden 8,8 Millionen Euro an verschiedene Universitäten und an die Akademie der Wissenschaften vergeben. STANDARD: Sie stellen den ersten Vorsitz der Hochschülerschaft (ÖH), der auch die Studierende von Privatuniversitäten vertritt. Diese haben allerdings wenig Interesse an der ÖH-Wahl gezeigt – warum? Goldinger: Dazu muss man sich die Stimmung in der Gesellschaft ansehen. Jetzt haben wir ein Klima, wo Wählen an sich unattraktiv ist. Die Leute an eine Wahlurne zu bringen ist jetzt sehr schwierig. STANDARD: Wie können Sie die ÖH attraktiver machen? Grabetz: Ein großes Problem, das wir seit Jahren merken, ist, dass die ÖH eine Interessenvertretung ist, die auf Ehrenamtlichkeit basiert. Das macht den Zugang zur ÖH und zur ÖH-Arbeit nicht für alle möglich. Wir machen einen 70-Stunden-Job mit einer Aufwandsentschädigung von 550 Euro – da müssen wir ansetzen. STANDARD: Das hört man oft zum Amtsantritt, dann kann sich das Vorsitzteam doch nie auf eine Neuregelung einigen – vertreten Sie nun eine gemeinsame Position? Flacke: Meine Fraktion und ich selbst sehen die ÖH-Arbeit schon als ehrenamtliche Tätigkeit. Grabetz: Ach so? Flacke: Eine gerechte Bezahlung wäre finanziell gar nicht möglich. Durch das neue Hochschülerschaftsgesetz hat sich die finanzielle Lage der ÖH zugespitzt. STANDARD: Inwiefern? Flacke: Wir haben nun circa 100.000 Euro pro Jahr weniger zur Verfügung. Es gab früher eine Deckelung der Rückstellungen, die in unsere Rücklagen geflossen sind – die sind jetzt weg. Goldinger: Wir müssten unsere Beratung einstellen, aber das ginge zulasten der Studierenden. STANDARD: Trotz knapper Finanzen hat die ÖH zuletzt einen Hilfsconvoi für Flüchtlinge organisiert – inwiefern ist es Aufgabe der ÖH, Helfer an die ungarische Grenze zu schicken? Grabetz: Das ist auf jeden Fall Aufgabe der ÖH, weil es Aufgabe von uns allen ist, jetzt etwas zu tun. Alles, was wir auf der ÖH dafür tun können, tun wir auch: Medikamente beschaffen, Deutschkursunterlagen zusammenstellen oder einfach vor Ort helfen. Flacke: Die Opposition fordert immer, wir sollen uns den Problemen der Studierenden annehmen. Wenn ich jetzt Studierenden frage, was wir tun sollen, sagen sie, wir sollen Flüchtenden helfen – es ist ein Studierendenthema. STANDARD: Herr Flacke, Sie sind der erste ÖH-Vorsitzende aus Deutschland – wird sich die ÖH künftig den Interessen ausländischer Studierender besonders annehmen? Flacke: Nein. Ich differenziere nicht, aus welchem Staat ein Studierender kommt, sondern sehe mir seinen Status an und versuche, die beste Lösung zu finden. STANDARD: Warum stellen Sie als Kandidat der viertstärksten Fraktion den Vorsitzenden? Der Wählerwille ist das wohl nicht. Flacke: Es geht nicht um das Symbol, sondern um den Inhalt. Die Studierenden bekommen zwar mich zum Vorsitzenden, aber die Politik von uns vier Fraktionen. | 5Inland
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Geheimdienste bekommen deutlich mehr Befugnisse. Prag – Die tschechischen Geheimdienste bekommen künftig deutlich mehr Befugnisse. Präsident Miloš Zeman unterzeichnete das umstrittene Regelwerk am Dienstag, wie das Präsidialamt in Prag mitteilte. Mit richterlicher Zustimmung können sich die Geheimdienste nun bei Verdachtsfällen über das Bankgeheimnis hinwegsetzen. Bisher war dies nur bei Terrorismusverdacht möglich. Die Nachrichtendienste bekommen dadurch Zugang zu den Steuerdaten der Finanzbehörden sowie zu den Namen von Telefonnutzern. Die konservative Opposition kritisierte die Regelung als einen Eingriff in die Privatsphäre. Datenschutzaktivisten sprachen von einem Blankoscheck für die Sicherheitsbehörden. | 2International
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Ausstellung dutzender kreativer Spiele, Live-Shows und Game-Jam warten. Das Indie-Games-Festival Radius 2015 öffnet vom 9. bis zum 12. Juli im Wiener Museumsquartier die Pforten, um Videospielfans bei kostenlosem Eintritt kreative Projekte und Entwickler aus der Branche näher zu bringen. Neben einer Ausstellung mit dutzenden Games (9:00 bis 20:00 Uhr) wird es jeden Abend (19:00 bis 21:30 Uhr) auch eine Live-Show inklusive Entwicklerinterviews geben, die man wahlweise vor Ort oder via Twitch-Stream mitverfolgen kann. Unter anderem werden der Vlambeer-Entwickler Rami Ismail (Ridiculous Fishing, Luftrausers) und der Lead-Artist von Space Engineers zu Besuch sein und über ihre Arbeit sprechen. Die Non-Profit-Veranstaltung bietet über kostenpflichtige Tickets überdies die Möglichkeit, kostenlose Spiele oder Games zum vergünstigten Preis zu erhalten. Nachwuchsentwickler und auch Profis haben noch bis zum 4. Juli Zeit, Projekte für einen Game-Jam einzureichen. Am 9.7. laden die Organisatoren von Games Austria zum Drinkup, am 11.7. wird ein überdies ein Premium-Networking-Dinner von den Radius-Veranstaltern geben. | 0Web
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Mobilfunker setzt auf 4G/LTE CA (Carrier Aggregation) – Kunden bekommen nun zusätzliche SIM-Karten. A1 setzt auf Geschwindigkeit. Am Montag stellte der Netzbetreiber mit A1 Go! Premium einen Tarif vor, der Surf-Geschwindigkeiten von bis zu 300 Mbit/s bietet. Der Upload beträgt bis zu 50 Mbit/s. Um diese Geschwindigkeit zu erreichen, setzt man auf 4G/LTE CA (Carrier Aggregation) – eine Bündelung von Mobilfunk-Frequenzen, die auch in dicht besiedelten Gebieten schnellere Down- und Uploads bringt. Allerdings unterstützen nicht alle aktuellen Smartphones diese Technologie. Neben unlimitierten Telefonieminuten, SMS und MMS bietet der neue Tarif um stolze 74,90 Euro pro Monat 15GB Datenvolumen. Ebenfalls mit dabei sind 300 Min und 300 SMS ins EU-Ausland sowie 300 Min, 300 SMS und 300 MB Roaming innerhalb der EU. Im Tarif enthalten sind auch zwei Zusatz-SIMs zur Nutzung im Tablet oder anderen Geräten. Sie greifen auf das Datenvolumen, die Telefonie-Minuten und die SMS des zu Grunde liegenden zu. Ergänzend bekommen Kunden nun auch für die Tarifen A1 Go! S, A1 Go! M und A1 Go! Xcite sind Zusatz-SIMs. | 0Web
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50-Jähriger nach Rückfall wieder im Gefängnis. Freistadt/Linz – Einen Tag nach seiner Haftentlassung hat ein 50-Jähriger in Freistadt seine Exfreundin mit dem Umbringen bedroht, sie verprügelt und verletzt. Der Mann, der wegen einer gefährlichen Drohung gegen die Frau bereits im Gefängnis gewesen ist, wurde nach seinem Rückfall erneut in die Justizanstalt Linz eingeliefert, wie die oberösterreichische Polizei berichtete. Der 50-Jährige, der in der Schweiz lebt, war am 13. November nach zwei Monaten freigekommen. Am folgenden Tag betrank er sich mit Schnaps und fuhr mit dem Auto nach Freistadt, wo seine ehemalige Partnerin arbeitet. Er bedrohte sie und attackierte sie mit Faustschlägen gegen den Kopf. Dann flüchtete er. 25 Minuten später wurde er erneut festgenommen. Die 52-jährige Frau wurde im Spital ambulant behandelt. | 1Panorama
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Der Portugiese Miguel Gomes hat in seinem filmischen Dreiteiler sein Land im Schatten der Finanzkrise vermessen. Ein betörendes Werk voller Melancholie, Komik und Zorn. Wien – Wer sich dumm und verloren vorkommt, gelangt manchmal über Umwege auf die beste Idee. Wie Herman Melvilles berühmter Held Bartleby fasst der Regisseur Miguel Gomes zu Beginn seines Films einen Entschluss: Ich möchte lieber nicht. Der Versuch, die Krise seines Landes Portugals zu behandeln und zugleich einen Film zu drehen, der die Depression mit fantastischen Mitteln überwindet, das erscheint ihm nicht länger machbar. Was für eine verrückte Idee! Militanz und Realitätsflucht, der Grad an Abstraktion, den ein solcher Schritt voraussetzt, erzeugt bei ihm nur Schwindel. Er ergreift in Panik die Flucht, läuft davon, lässt seine Crew im Stich. Doch es handelt sich freilich nur um die erste Volte im vielleicht ungewöhnlichsten Film des Jahres. Ein ganzes Jahr lang, von Sommer 2013 bis August 2014, hat Gomes 1001 Nacht (As Mil e Uma Noites) gedreht – das war, nur zur Erinnerung, jenes Jahr, in dem Portugal die harten Sparauflagen der EU auferlegt wurden. Gomes Zugang ist offen und vielgestaltig zugleich: Eine eigene Crew aus Journalisten hat Geschichten über das Land und sein Volk recherchiert. Manche davon griff man eilig auf, fuhr los und drehte; andere wuchsen sich zu nochmals umfassenderen Episoden aus, blieben mithin nur Anlass für Exkurse, in denen der dokumentarische Ausgangspunkt in eine andere, weiter gefasste Geschichte eingebettet wurde. Das Bild für diese Arbeitsweise bezieht Gomes aus 1001 Nacht, jener orientalischen Geschichtensammlung, in der das Erzählen zu nichts weniger als einem Überlebensprinzip wird. Jede Nacht erfindet Scheherazade für ihren Gebieter darin eine Geschichte und verlängert ihr Leben um einen Tag. Gomes eignet sich diese Methode an, er steckt bis zum Kopf im Sand und kehrt mit seinem Film jene Denkmuster um, die das sozialrealistische Kino mit seiner Einfühlung in deklassierte Helden schon länger etwas verstaubt wirken lässt. Gewiss, auch 1001 Nacht hat die einfachen Menschen im Blick, aber er sieht in ihnen mehr als ihr Los und ein anderes Prinzip als das der Effizienz, das sie nicht erfüllen können. 1001 Nacht besteht insgesamt aus drei Teilen, die mit einer verblüffenden Vielfalt an Formen, Farben und Figuren versuchen, die Austeritätspolitik mit einer Imagination zu kontern, die wiederum im Wirklichen fußt. Im ersten Teil ist es in einer Episode sogar die Troika selbst, die nach Portugal reist und von einem Magier dort ein Elixier gegen ihre männliche Impotenz verabreicht bekommt. Die Dauerständer beulen die Anzughosen der Sparprofis dann aber doch etwas zu unvorteilhaft aus. Die protestierenden Hafenarbeiter der Werft von Viano do Castelo, die geschlossen wird, sind hingegen ebenso real wie ein Jäger, der mit Flammen gegen die Hornissenplage im Land zu Felde schreitet. Gomes reiht solche vermeintlich disparaten Erzählungen, faits divers des Alltags in Portugal, nicht einfach nur aneinander, sondern er lässt sie ineinander übergehen. Daraus entsteht ein Gewebe von Bildern und Tönen, in denen sich eine andere Politik abzeichnet, eine Palette an nur scheinbar überholten Lebensmaximen, die sich nicht leicht auf einen Nenner bringen, schon gar nicht rationalisieren lassen. Je länger man diesen Filmen folgt, desto reichhaltiger wird die Erfahrung, weil Gomes immer wieder andere Stile adaptiert. Nur so lässt sich die Unordnung der Gegenwart erschließen. Eine Gerichtsverhandlung über eine Mutter und ihren stupiden Sohn, die fremde Möbel in Geld umgesetzt haben, wächst sich zur fantastischen Begegnung aus, bei der selbst perchtenähnliche Wesen zur Verantwortung gezogen werden. Die Richterin verzweifelt. Ein Echo auf die Groteske um einen Hahn, dem im ersten Teil der Prozess gemacht wird, weil er zu früh zu krähen pflegte. Er wird dann fast zum Bürgermeister gewählt, weil seine Renitenz mehr als andere Kandidaten überzeugt. Nicht zuletzt dieses Spiel mit dem Unerwarteten, mit bald komischen, bald schwermütigen Kontrapunkten, ist es, das 1001 Nacht auszeichnet. Noch den ungnädigsten Momenten entlockt Gomes Witz und Poesie. Er verachtet das Naheliegende, Apodiktische, sucht noch dort nach Hoffnung, wo sie niemand mehr vermuten würde. Eine Gruppe von Männern, die Singvögel trainieren, steht im letzten Teil für eine zwecklose Freude am Schönen. Und sogar ein zigarettenrauchdurchfluteter Wohnblock, in dem sich ein Paar das Leben genommen hat, bildet keinen Endpunkt. Zu einer gleitenden Kamerabewegung (Sayombhu Mukdeeprom, bekannt für seine Arbeit mit Apichatpong Weerasethakul) erklingt Lionel Richies kitschige Ballade Say You Say Me – ein Happy End mittendrin, wie es nur Miguel Gomes zu leisten vermag. | 8Kultur
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Bundestag stimmt trotz heftiger Proteste für umstrittene Massenüberwachung. Der deutsche Bundestag hat am Freitag ein neues Gesetz zur Speicherung von Kommunikationsdaten beschlossen. Die umstrittene Vorratsdatenspeicherung (VDS) war in Deutschland 2010 vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt worden. Der Europäische Gerichtshof bestätigte diese Ansicht, die VDS basierte ja auf einer EU-Richtlinie – mit Konsequenzen für Österreich. Nun wird die deutsche Regierung eine mildere Version der Speicherung einführen. So sollen die Daten nun lediglich zehn Wochen dokumentiert werden, Standortdaten nur vier Wochen. Wie nun bekannt wurde, werden allerdings auch Inhalte von SMS erfasst. Das liegt daran, dass hier eine technische Trennung zwischen sogenannten Metadaten (Kommunikationspartner, Standort et cetera) und Inhaltsdaten nicht möglich ist. Laut Süddeutscher Zeitung wird dieser Inhalt aber durch eine Maske ausgeblendet werden. Die Oppositionsparteien Grüne und Linke äußerten ebenso wie zahlreiche zivilgesellschaftliche Initiativen heftige Kritik an dem Gesetzesentwurf. Für Aufregung sorgte die Abgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU/CSU), die in der Debatte Datenschutz mit Täterschutz gleichsetzte. Auch die Datenschutzbeauftragten der einzelnen Bundesländer warnten vor der Massenüberwachung, die tief in die Rechte der einzelnen Bürger eingreife. Außerdem sei der Nutzen der Vorratsdatenspeicherung nicht belegt. Für Kommunikationsprovider ergeben sich hohe Kosten von bis zu 260 Millionen Dollar. Verfassungsbeschwerden gegen das Gesetz wurden bereits angekündigt. Der Entwurf wurde im Bundestag mit 404 Jastimmen, 148 Gegenstimmen und sieben Enthaltungen angenommen. | 0Web
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Weiterhin noch hunderte Vermisste. Die Regierung kündigte Wirtschaftsmaßnahmen zur Bewältigung der Katastrophe an. Quito/Berlin/Wien – In Ecuador ist die Zahl der Toten nach einem verheerenden Erdbeben auf 570 gestiegen. Bisher wurden 13 Ausländer unter den Todesopfern identifiziert, darunter eine Deutsche. Das Außenministerium in Wien geht nach derzeitigem Wissensstand nicht davon aus, dass Österreicher ums Leben gekommen sind, sagte Sprecher Thomas Schnöll der APA. Das Ressort sei aber mit den lokalen Behörden in Kontakt. Die Regierung des Andenstaats hat drastische Wirtschaftsmaßnahmen zur Bekämpfung der Krise beschlossen. Staatspräsident Rafael Correa, der die durch das Beben angerichteten Schäden auf 2,7 Milliarden Euro veranschlagte, kündigte am Mittwoch die Erhöhung der Mehrwertsteuer um zwei Prozentpunkte auf 14 Prozent für die Dauer eines Jahres an. Zudem wird auf je tausend Dollar Monatsverdienst eine Pflichtabgabe in Höhe eines Tagesgehalts erhoben, wie Correa in seiner im Fernsehen und im Radio übertragenen Rede ausführte. Weiter ist eine einmalige Abgabe in Höhe von drei Prozent zusätzlich auf Gewinne sowie ein einmaliger Beitrag von 0,9 Prozent auf natürliche Personen mit einem Vermögen von mehr als einer Million Dollar vorgesehen. Correa stellte zudem den Verkauf einiger Vermögenswerte in Aussicht, ohne anzugeben, um welche es sich handeln könnte. Das Beben der Stärke 7,8 hatte am Samstagabend weite Teile Ecuadors erschüttert und große Zerstörungen angerichtet. Dutzende Nachbeben folgten. Hunderte Menschen werden nach Regierungsangaben noch vermisst. Am Dienstagabend lief die Drei-Tages-Frist ab, nach der Erfahrungen zufolge kaum noch Hoffnung besteht, noch Überlebende zu finden. Tausende Menschen verloren durch das Beben ihr Zuhause und sind auf Hilfslieferungen angewiesen. | 1Panorama
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"Zeit" bringt neue Vorwürfe zu Ukraine-Treuhandkreditgeschäften auf. Wien – Peter Weinzierl ist auch nach seinen freiwilligen Abgang von der Spitze der Meinl Bank mit juristischen Erhebungen konfrontiert. Infolge von Geldwäscheverdachtsmeldungen, die die Finanzmarktaufsicht (FMA) erstattet hat, hat die Staatsanwaltschaft Wien Ermittlungen wegen des Verdachts auf Geldwäscherei aufgenommen. Dies bestätigte Staatsanwaltschaftssprecherin Nina Bussek der APA am Dienstag. Die Ermittlungen richten sich gegen Weinzierl und seinen von der FMA abberufenen Ex-Vorstandskollegen Günter Weiß, der laut Firmenbuch Prokuristenfunktion in der Bank hat. Der Fall lag auch kurz bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), die sich aber für nicht zuständig erklärt hat, so WKStA-Sprecher Norbert Hauser zur APA. Ob jetzt auch die FMA ihr verwaltungsstrafrechtliches Ermittlungsverfahren wegen Verdachts auf Verstoß gegen die Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungspräventionsmaßnahmen weiterführt, ist offen. Es muss erst geprüft werden, ob es sich um den gleichen Sachverhalt handelt und das FMA-Verfahren allenfalls ruhend zu stellen ist, bis die strafrechtlichen Ermittlungen abgeschlossen sind. Hintergrund sind komplexe gesetzliche Regelungen rund um die Subsidiarität des Verwaltungsstrafrechts. Sollte die FMA ihr Verfahren weiterführen, würde sich dies wahrscheinlich nicht gegen Weinzierl und Weiß richten, sondern gegen die Bank als juristische Person oder allenfalls gegen die jeweils verwaltungsstrafrechtlich Verantwortlichen in der Bank. Das waren im Laufe der Jahre verschiedene Personen. Weinzierl und sein Anwalt Manfred Ketzer beklagten am Dienstag bei einer Pressekonferenz, dass sie nicht wüssten, welche Verfahren die FMA gegen die Bank bzw. deren Organe führt. Wir haben nie ordnungsgemäß Akteneinsicht, so Ketzer. Weinzierl hofft auf ein klärendes Gespräch mit der FMA in den nächsten Tagen. Bei der Wiener Staatsanwaltschaft sind seit rund acht Jahren strafrechtliche Ermittlungen gegen Julius Meinl, Weinzierl und andere (Ex-)Bankorgane anhängig. Was den Komplex Sonderdividende betrifft, hat die Bank kürzlich einen Einstellungsantrag gestellt, sagte Weinzierl am Dienstag. Das ganze – samt Stellungnahme der Staatsanwaltschaft und Gegenstellungnahme der Bank – liegt bei Gericht, Weinzierl erwartet zeitnah eine Entscheidung. Die Ermittler sehen in der Ausschüttung einer Sonderdividende von über 200 Mio. Euro im Jahr 2008 den Tatbestand der Untreue erfüllt. Im Zusammenhang mit Rückkäufen bei der früheren Immobiliengesellschaft Meinl European Land (MEL), bei der zigtausende Anleger Geld verloren haben, ermittelt die Staatsanwaltschaft auch wegen Betrugsverdachts. Die Beschuldigten haben die Vorwürfe stets vehement zurückgewiesen. Die Geldwäsche-Anschuldigungen drehen sich hauptsächlich um 20 Treuhandkreditgeschäfte in der Ukraine und in Russland, die die Beratungsfirma PwC im Auftrag der FMA unter die Lupe genommen hat. In der Folge hat die FMA 18 Verdachtsmeldungen bei der dafür zuständigen Meldestelle beim Bundeskriminalamt gemacht. Die Meinl Bank hat die Arbeitsweise von PwC schon mehrfach massiv kritisiert, heute wieder. Der PwC-Bericht baue auf der Sachlage in den Jahren 2013/14 auf, seitdem habe die Bank viele Maßnahmen zur Prävention von Geldwäsche gesetzt, so Ketzer. Die Prüfer hätten relevante Unterlagen aus dem Ausland einfach ignoriert, weil sie nicht über die notwendigen Fremdsprachenkenntnisse verfügten. In den 18 Fällen sei nicht einmal irgendwie plausibilisiert worden, wo die – für den Geldwäschetatbestand nötige – kriminelle Vortat sein solle. Zusätzlich zu den bereits bekannten Vorwürfen über Back-to-back-Geschäfte in der Ukraine und in Russland hat die Zeit neue Verdachtsmomente gegen die Meinl Bank publik gemacht. Der Zeitungsbericht (Montag) bezieht sich unter anderem auf eine Anzeige des Zwangsverwalters der zahlungsunfähigen Terra Bank beim ukrainischen Innenministerium. Der Anzeige zufolge hätten unbekannte Täter im Jahr 2014 mehr als 40 Mio. Dollar ohne Zahlungszweck vom Konto der Terra Bank bei der Meinl Bank in Österreich abgebucht. Laut Mitteilung der Meinl Bank an Zwangsverwalter Jurij Irklijenko basierte die Abbuchung auf einem Vertrag zwischen Meinl und Terra Bank aus dem Jahr 2011, schreibt die Zeit. Weinzierl äußerte sich dazu heute auf Nachfrage nicht. Er erklärte lediglich das Prinzip der Back-to-back-Geschäfte. Einzelne Geschäftsfälle kommentiere ich nicht. Bei Back-to-Back-Geschäften werden Kredite gewährt, denen Sicherheiten von Form von Kontoeinlagen gleicher Höhe gegenüberstehen, wobei Kreditnehmer und Kontoinhaber nicht notwendigerweise ident sind. Die Bank fungiert – gegen Provision – als Vermittlerin, ohne dabei ein Risiko einzugehen. Das Prinzip ist legal. Kritiker weisen aber darauf hin, dass es mit solchen Geschäften möglich sei, Gelder zweifelhafter Herkunft in unverdächtige Bankkredite umzuwandeln. Die Meinl Bank hat bereits in der Vergangenheit betont, dass ihre Treuhandkredite mehrfach von Nationalbank (OeNB) und FMA geprüft und für unbedenklich befunden worden seien. Laut Zeit wurden seit dem Jahr 2011 Hunderte Millionen Euro von späteren Pleitebanken aus der Ukraine ins Ausland gebracht. Die Transfers in Steuerparadiese seien lediglich mithilfe von vier Banken in Luxemburg, Österreich und Liechtenstein abgewickelt worden. Marktführer sei die Meinl Bank, die mit mehreren unter Zwangsverwaltung stehenden oder bereits liquidierten Instituten in Geschäftsverbindung gestanden sei; es gilt die Unschuldsvermutung. Als einer der prominentesten Treuhandkreditkunden der Meinl Bank gelte der russische Banker Wladimir Antonow, der die ehemalige ukrainische Konversbank (nunmehr Miskyj Komerzijnyj Bank) kontrolliert habe, so die Zeit. Weinzierl dazu heute nur: Dass Herr Antonow mit organisiertem Verbrechen in Verbindung gebracht wird, höre ich aus der Zeit zum ersten Mal. Generell hat sich Weinziel gewundert über den Detailgrad des Artikels. Für ihn ist es undenkbar, dass manche dieser Informationen aus der Ukraine stammen. Die Infos können nur aus Österreich stammen. | 3Wirtschaft
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Die Bodenpfleger setzen auf Moleküle, die weltweit eine enorme Gesamtmasse ergeben würden: ein Kilogramm pro Mensch. Bremen – Die ökologische Leistung von Regenwürmern, nämlich Nährstoffe aus totem Pflanzenmaterial zurückzugewinnen und den Boden aufzulockern, kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Allerdings brauchen sie für ihre Tätigkeit auch einen besonderen Schutz, wie das Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie berichtet. Denn in Laub und anderem abgestorbenen Material sind immer noch Giftstoffe enthalten, mit denen sich die Pflanzen gegen Fraßfeinde geschützt haben. Pflanzen produzieren Polyphenole, die als Antioxidantien wirken und Pflanzen ihre Farbe geben. Sie behindern jedoch die Verdauungsprozesse vieler Pflanzenfresser. Wissenschafter um Manuel Liebeke haben nun mit einem auf Massenspektrometrie beruhenden bildgebenden Verfahren (MALDI-MS) Moleküle – sogenannte Drilodefensine – im Darm der Würmer entdeckt, die die pflanzlichen Abwehrstoffe ausschalten und das Verdauen der Nahrung ermöglichen. Die Drilodefensine arbeiten im Prinzip wie Seife: Sie umhüllen die Nahrungseiweiße und Enzyme im Wurmdarm und verhindern, dass die Polyphenole daran binden können. Ohne diesen Schutz würden die pflanzlichen Polyphenole einen Prozess starten, der den Wurmdarm schädigen würde. Und die Moleküle scheinen für den einzelnen Wurm sehr wertvoll zu sein, denn die Würmer schonen ihren eigenen Vorrat, indem sie ein effektives Recyclingsystem nutzen und nichts von der Substanz ausscheiden. “Es gibt weltweit eine Menge von diesen Wirkstoffen, weil es sehr viele Regenwürmer gibt, teilweise bis zu 300 pro Quadratmeter. Die Gesamtmasse der Drilodefensine ist beträchtlich, verteilt auf die Weltbevölkerung ungefähr ein Kilogramm pro Mensch“, sagt Liebeke. (red, 7. 8. 2015) | 7Wissenschaft
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Drei Burschen sind bereits seit Mitte März wegen Taxiüberfälle in Haft – 18-jähriger Mittäter am Donnerstag festgenommen. Salzburg/Neumarkt – Der Raubüberfall auf eine Tankstelle in Neumarkt am Wallersee vom 31. Jänner ist laut Polizei geklärt. Verdächtigt werden vier Burschen im Alter von 16, 17 und 18 Jahren. Drei davon sollen zudem am 31. Jänner einen bewaffneten Überfall auf ein Taxi verübt haben (DER STANDARD berichtete). Einer der vier war der Polizei zufolge auch an einem Taxiüberfall am 5. März beteiligt. Damals wurde der Taxler aus dem Auto geworfen. Wegen des Tankstellenüberfalls in Neumarkt waren bereits Mitte März drei Verdächtige festgenommen worden. Es handelt sich um zwei Bosnier im Alter von 16 und 17 Jahren sowie um einen 16-jährigen Salzburger. Beim vierten Verdächtigen, einem 18-jährigen Rumänen, klickten am Donnerstag in seiner Wohnung in Salzburg die Handschellen. Der 18-Jährige soll am 31. Jänner im Auto eines der Burschen gewartet haben, während seine drei maskierten Komplizen die Mitarbeiterin der Tankstelle in Neumarkt mit einer Gasdruck-Schreckschusspistole bedrohten. Das erbeutete Bargeld teilten die vier dann untereinander auf. Die Pistole haben sie angeblich nach dem Überfall vernichtet. Die beiden Bosnier und der Salzburger sollen ebenfalls am 31. Jänner noch in der Stadt Salzburg einen 42-jährigen Taxifahrer, dem sie eine Pistole ansetzten, einen geringen Bargeldbetrag geraubt haben. Als Motiv gaben sie Geldnot an. Der 17-jährige Bosnier war den Ermittlungen zufolge noch an einer dritten Straftat beteiligt. Es handelt sich um den Überfall an einen 57-jährigen Taxifahrer am 5. März in der Stadt Salzburg. Nachdem der 17-Jährige und sein Mittäter, ein 18-jähriger Salzburger, den Taxifahrer in den Kofferraum gesteckt hatten und ihn später in Bischofshofen im Pongau aus dem Auto geworfen hatten, wurden die beiden auf der rasanten Rückfahrt mit dem geraubten Wagen von einem Radarmessgerät auf der Tauernautobahn bei Puch im Tennengau geblitzt und aufgrund des Fotos später auch ausgeforscht. Der Salzburger wurde wie der Bosnier Mitte März festgenommen. | 1Panorama
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Der deutsche Schauspieler wird allzu oft mit dem Münster-"Tatort" in Verbindung gebracht. Die ZiB 24 im ORF kann manchmal nicht nur lehrreich, sondern auch recht lustig sein. Vor allem dann, wenn Jan Josef Liefers bei Lisa Gadenstätter zu Gast ist. Der Schauspieler wird ja allzu oft mit dem Münster-Tatort in Verbindung gebracht. Dieser Pathologen-Blödelschmäh dort und auch seine Werbung für goldene Küsschen bleiben hängen. Das ist schade. Denn der Mann hat in echt einen viel besseren Schmäh. Immerhin hat er seine erste Gitarre aus dem Bett seiner Großmutter gebastelt – quasi der ungewöhnliche Auftakt für seine musikalische Karriere. Freilich nutzt er die Infosendung, um seine Band Radio Doria und seine Tournee zu bewerben. Ist ja auch okay. Er macht das recht geschickt, bringt dort vor allem sein gesellschaftspolitisches Engagement sympathisch und leise unter. Von diesem Understatement könnte sich ein anderer Tatort-Kommissar nicht nur ein Scheibchen abschneiden, der oft viel zu laut für sich und seinen Einsatz für Arme trommelt. Liefers war vor drei Jahren in Aleppo in Syrien. Dort hat er schon damals die Apokalypse gesehen, wie er sagt, und wundert sich, dass die Politik überrascht war, als sich viele Flüchtlinge auf den Weg nach Europa machten. Wenn du nicht zum Problem gehst, kommt das Problem zu dir, sagt er. Und in Richtung deutsche Politik: Wir predigen Frieden, sind aber der drittgrößte Waffenexporteur. Momentan sei keine Zeit für Vernunft, das komische Bauchgefühl sei stärker als alles andere. Darum auch das zweistellige Wahlergebnis der AfD. Aber das wird sich auch wieder regulieren. Danke, dieser Optimismus tut in Zeiten wie diesen gut. Dafür sei auch der nächste schlechte Schmäh im Münster-Tatort verziehen. | 6Etat
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Anders als die Handelskette Spar lässt sich die Bank von Anfeindungen nicht abhalten. Wien – Anders als die Handelskette Spar, die nach Anfeindungen den Verkauf von Halal-Fleisch wieder eingestellt hat, will die BAWAG PSK den Testlauf mit speziellen Konten für Muslime in drei Filialen in Wien nicht abblasen. Am Donnerstag war ein Shitstorm über die Bank hereingebrochen. Die Bank betont, dass das islam-konforme Girokonto nicht nur Muslimen offen stehe und auch nicht querfinanziert werde. Die von der Flüchtlingsdebatte gewohnten negativen oder höhnischen Stimmen im Netz sollen nichts daran ändern: Ab 4. Februar werde es das simple Girokontoprodukt, das weder Zinsen noch klassische Kredite umfasse, einmal testweise geben. Für den Test sind Filialen in drei Wiener Bezirken ausgesucht worden, in denen viele türkisch- und bosnisch-stämmige Muslime einheimisch sind: Ottakring, Favoriten, Brigittenau. Wir nehmen die Diskussion auf unserer Facebookseite ernst und setzen uns auch damit auseinander, sagte ein Banksprecher am Freitag zur APA. Das ändert aber nichts daran, dass wir eine Bank mitten im Leben sind, fügte er hinzu. So geht auch der Werbespruch der US-fondsdominierten Großbank, die 2007 von der Gewerkschaft an Cerberus & Co verkauft wurde. Das Produkt entspreche dem österreichischen Bankwesengesetz und sei für alle da, so der Sprecher. Es ist ein einfaches Produkt für eine Glaubensgemeinschaft, es wird aber niemand gefragt, welche religiöse Orientierung er hat. Das Produkt werde auf Deutsch aufgelegt. Eine Facebebook-Gruppe hat gestern schon geschlossen zu einem Boykott der Bank aufgerufen, diese Gruppe gilt als einschlägig bekannt, heißt es. In den sozialen Netzwerken und Zeitungspostings überwogen negative Stimmen zu dem BAWAG-Vorhaben. Offene Ausländerfeindlichkeit und Unverständnis zu Bankgeschäften mit Zinsverbot dominieren. Viele wollten von der BAWAG aber auch wissen, wie es funktioniert, sagt die Bank. Und so soll es funktionieren: Die Bank zahlt auf das Girokonto weder Zinsen, noch werden welche eingehoben. Vielmehr ist bei den drei auf den Testmarkt kommenden Amana-Konten von fixen Konto-Entgelten die Rede. Klassische Kredite gibt es auf dem islamkonformen Girokonto nicht. Die einzige Kreditmöglichkeit, die mit diesen Gebühren abgedeckt ist, sind (beschränkte) Überziehungen bzw. Kreditkartenfunktionen. Hauskäufe über Kredit sind so nicht machbar und sind im Rahmen dieses Projekts nicht vorgesehen. Die einfachste Variante gibt es ab 4,90 Euro im Monat (Kontoführungsgebühr) mit Kontokarte. Variante zwei ist ein Girokonto (für 11,99 Euro im Monat) mit bis zu 1.000 Euro Überziehungsrahmen, der Rahmen heißt hier Einkaufsreserve oder Einkaufspauschale. Für 34,99 Euro pro Monat gibt es die dritte (teuerste) Variante des Amana-Girokontos, da ist eine Kreditkarte dabei. Die Gesamtkosten sind laut Bank für die Kunden vergleichbar mit herkömmlichen Konten. Zum Vergleich: Auf einem normalen Basis-Girokonto der BAWAG fallen pro Jahr 13,25 Prozent Überziehungszinsen an. Die Kontoführungsgebühr liegt bei der Bank bei 13,70 Euro im Quartal, dazu kommen weiters 27,40 Euro im Quartal für die Kreditkarte. Wer also häufig geringfügig im Minus ist, ist unter Umständen mit einem Amana-Konto besser dran. In den Filialen, in denen die BAWAG die neu kreierten Girokonten auflegt, die dem religiösen Gesetz der Scharia entsprechen, wird auch die Sprache der erwarteten Kunden gesprochen. Wie viele Kontopakete die BAWAG-Schaltermitarbeiter verkauft haben müssen, dass an eine sukzessive flächendeckende Versorgung gedacht ist, behält die BAWAG vorerst für sich. | 3Wirtschaft
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Betroffenes Gebiet in der Größe von Österreich. Lima – Die peruanische Regierung hat wegen einer Quecksilber-Verschmutzung den Notstand für ein 85.000 Quadratkilometer großes Gebiet ausgerufen. Zum Vergleich: Österreich hat 83.879 Quadratkilometer. Rund 40 Prozent der 110.000 Einwohner des östlichen Departements Madre de Dios seien von der vom illegalen Bergbau verursachten Verseuchung betroffen, erklärte Umweltminister Manuel Pulgar Vidal am Montag. Die Folgen des illegalen Bergbaus in Madre de Dios werden uns über die kommenden 80 Jahre begleiten, sagte der Minister unter Berufung auf einen Bericht der Katastrophenschutzbehörde Indeci. Die Verseuchung der Flüsse führe etwa zu einem hohen Quecksilber-Vorkommen bei Fischen, der Hauptnahrung der örtlichen Bevölkerung. Die Gesundheitsbehörden hatten bereits im Jänner bei dem viel gefischten Gefleckten Silberantennenwels Quecksilber-Dosierungen von fast dem Doppelten der maximal zugelassenen Werte festgestellt. Der Fischkonsum aus lokalen Gewässern wurde verboten. Die Behörden wollen Lebensmittel unter der Bevölkerung verteilen. Ein Feldkrankenhaus soll in Madre de Dios eingerichtet werden, um den Gesundheitszustand der Einwohner zu überprüfen. In dem Departement im peruanischen Amazonas-Gebiet leben mehrere indigene Völker. Im 280.000 Hektar großen Naturschutzgebiet Tambopata und dessen unmittelbarer Umgebung sind nach Satellitenaufnahmen in den vergangenen fünf Jahren rund 9.000 Hektar Wald zerstört worden. Die Regierung hat in den letzten Wochen das Militär eingesetzt, um den illegalen Bergbau in Tambopata zu verhindern. Nach offiziellen Schätzungen gibt es in Peru rund 400.000 illegale Bergarbeiter. | 1Panorama
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Hersteller stellen sich auf unsichere Zeiten ein. Der teure Franken und die Abschwächung der Nachfrage im zunehmend wichtigen Luxus-Markt China machen der Uhren-Industrie zu schaffen. Und dann ist da noch die immer realer werdende Bedrohung durch die Computer-Uhren, die von der Apple Watch angeführt werden. Während eine Branche nach der anderen vom digitalen Wandel überrollt wurde, konnte sich die Uhren-Industrie auf ihrer Messe Baselworld Jahr für Jahr im Glanz ihrer edlen Zeitmesser sonnen. Doch mit der Ruhe ist es in diesem Jahr endgültig vorbei. Allein schon der hohe Kurs des Franken und die wirtschaftlichen Turbulenzen im zunehmend wichtigen Markt China treiben den Managern der Schweizer Uhrenhersteller Sorgenfalten auf die Stirn. Doch noch viel wichtiger ist die neue Konkurrenz der Smartwatches, die von den Industriekapitänen erst belächelt wurden – und nun doch als ernsthafte Bedrohung wahrgenommen wird, auf die man reagieren muss. Dabei wird eine Trennlinie sichtbar: Die superteuren Uhren der Nobelmarken, die zehntausende Euro oder Dollar kosten können, sind nach wie vor ein Markt für sich. In die alltäglichere Preisklasse von 1.000 Euro und weniger fallen hingegen die Computer-Uhren ein. Im vergangenen Weihnachtsgeschäft wurde schließlich ein Meilenstein erreicht: Die Smartwatch-Verkäufe übertrafen Marktforschern zufolge erstmals die Ausfuhren Schweizer Uhrenhersteller. So errechnete die Analysefirma Strategy Analytics, dass im Schlussquartal vergangenen Jahres insgesamt 8,1 Millionen Computer-Uhren verkauft wurden – gut vier Mal so viele wie im Weihnachtsgeschäft 2014. Die Schweizer Hersteller kamen in dem Vierteljahr demnach auf einen Absatz von 7,9 Millionen Uhren nach 8,3 Millionen 2014. Als treibende Kraft für das neue Segment erwies sich die im April gestartete Apple Watch. Der iPhone-Konzern wurde allein im Weihnachtsquartal nach Schätzung der Marktforscher mindestens vier Millionen Computer-Uhren los und um die zwölf Millionen seit Markteinführung. Die aus einer Analyse von Handelskanälen und Zulieferketten errechneten Zahlen sind bisher der einzige Orientierungspunkt: Genauso wie andere Smartwatch-Anbieter macht Apple keine Angaben zu Verkaufszahlen oder Umsatz. Experten gehen aber davon aus, dass der durchschnittliche Preis pro Apple Watch irgendwo in der Nähe von 720 Franken (656 Euro) liegen dürfte, die Schweizer Anbieter im vergangenen Jahr pro Uhr am Handgelenk erzielten. Der gesamte Export der Schweizer Hersteller sank im vergangenen Jahr dabei um 1,6 Prozent auf rund 28,13 Millionen Armbanduhren. Die Erlöse schrumpften noch schneller um 3,6 Prozent auf 20,22 Mrd. Franken (18,4 Mrd. Euro). Die Industrie reagiert – und versucht zugleich, das Hochpreis-Geschäft vom Wandel abzuschirmen. So kündigte Branchenschwergewicht Swatch kurz vor der Baselworld eine Smartwatch-Offensive an, die sich aber zumindest vorerst vor allem bei den Plastik-Modellen der gleichnamigen Marke abspielen soll. Im Jänner brachte der Konzern, zu dem auch Edel-Marken wie Omega, Tissot oder Longines gehören, in China bereits das bis zu 100 Euro teure Modell Swatch Bellamy auf den Markt, mit dem man an Kassen mit NFC-Kartenlesern auch kontaktlos bezahlen kann. Swatch-Chef Nick Hayek beschwor auf der Eröffnungsfeier der CeBIT in Hannover die Innovationskraft seiner Industrie, die selbst bei mechanischen Uhren auf maschinelle Fertigung umstelle und doch den Menschen in den Vordergrund rücke. Es gehe um Emotionen und Leidenschaft, verkündete er – und ließ Politiker auf der Bühne die einfache Smartwatch Touch Zero One von Swatch umlegen und damit angestrengt Schweiz-Fähnchen schwingen. Der Konkurrent TAG Heuer testet hingegen das Wasser im gehobenen Preissegment von 1.500 Dollar (1.349 Euro). Das wichtigste an dem Modell Connected sei, dass es wie eine echte Uhr aussehe, erklärte TAG-Heuer-Chef Jean-Claude Biver. | 0Web
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Nach Entspannungssignalen zwischen Havanna und Washington. La Paz – Nach den Entspannungssignalen zwischen Kuba und den USA will auch Boliviens sozialistischer Präsident Evo Morales die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten wieder verbessern. Er empfing am Dienstag den US-Geschäftsträger in dem Andenstaat, Peter Brennan, und betonte, dass er an einem Dialog und der Stärkung der Beziehungen zwischen beiden Regierungen interessiert sei. Im September 2008 hatte Morales US-Botschafter Philip Goldberg des Landes verwiesen. Washington tat dies im Gegenzug mit Boliviens Botschafter. Morales warf Goldberg damals vor, die konservative Opposition gegen seine Umverteilungspolitik zugunsten der indigenen Bevölkerung zu unterstützten und die Teilung des Landes zu betreiben. Seither haben beide Länder keine Botschafter entsandt, die Beziehungen laufen auf Ebene der Geschäftsträger. 2013 lehnte Bolivien einen neuen Kandidaten als US-Botschafter ab. Morales machte damals zudem die US-Regierung für die erzwungene Zwischenlandung seines Flugzeugs in Wien verantwortlich. Der Verdacht, der Ex-US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden befinde sich an Bord, erwies sich damals als falsch. | 2International
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Rund 50 Verletzte bei Schusswechseln. Islamabad/Neu-Delhi – Bei mehreren Schusswechseln an der Grenze zwischen den Erzfeinden Indien und Pakistan sind mindestens zwölf Zivilisten getötet worden. Dies ist die höchste Zahl ziviler Opfer an einem einzigen Tag seit 2013. Die pakistanische Armee warf den indischen Grenzschützern am Freitag vor, acht Menschen in der Nähe von Sialkot getötet zu haben. Bei den Zusammenstößen seien rund 50 Menschen verletzt worden. Aus den indischen Streitkräften hieß es dagegen, pakistanische Truppen hätten in der Unruheregion Kaschmir vier Inder getötet, darunter auch eine Frau. Tausende Menschen flohen aus ihren Häusern, wie auf Bildern im pakistanischen Fernsehen zu sehen war. Die beiden Atommächte sind seit der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahre 1947 verfeindet. Sie führten drei Kriege gegeneinander, zwei davon um das Himalaya-Gebiet Kaschmir. Zahlreiche Friedens- und Gesprächsversuche wurden in den vergangenen Jahren durch Schüsse an der Grenze konterkariert. | 2International
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Neue, verlängerte Ausbildung für Sekundarstufe ist für Studentenvertreter ein "Irrsinn". Wien – Geht es nach der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH), wurde bei der neuen Lehrerausbildung ein grundlegender Fehler gemacht: Das Bildungssystem wurde nicht als Ganzes mitgedacht. Als Folge könnte ein Lehrermangel an den Neuen Mittelschulen (NMS) drohen, warnt Generalsekretärin Magdalena Goldinger (Fraktion Engagierter Studierender, Fest) im Gespräch mit der APA. Bisher gab es für die Sekundarstufe eine dreijährige Ausbildung für die Pflichtschullehrer (v.a. Hauptschule, NMS) und eine viereinhalbjährige bzw. in technischen Fächern fünfjährige Fachausbildung plus ein Jahr Unterrichtspraktikum für Lehrer an mittleren und höheren Schulen (AHS, berufsbildende mittlere und höhere Schulen, BMHS). Die neue Lehrerausbildung sieht stattdessen vor, dass alle Lehrer für die Altersgruppe der Zehn- bis 19-Jährigen gemeinsam ausgebildet werden und danach auch an allen betreffenden Schultypen unterrichten können. Die Folge, befürchtet Goldinger: Es werde immer schwieriger werden, Lehrer für NMS in Ballungsräumen zu finden. Diese könnten vermehrt auf Gymnasien mit ihrer zumindest in Ballungsräumen tendenziell einfacheren Klientel ausweichen. Derzeit gebe es diese Möglichkeit wegen der separaten Ausbildung nur begrenzt. Wer sich für die derzeit deutlich kürzere Ausbildung zum NMS-Lehrer entschieden hat, landet dann in der Regel auch an einer NMS. Mit der neuen Lehrerausbildung kommt eine teils drastische Verlängerung der Ausbildungsdauer auf künftige Pädagogen der Sekundarstufe zu: Sie müssen laut Gesetz künftig einen vierjährigen Bachelor und – als Voraussetzung für einen unbefristeten Dienstvertrag – einen mindestens eineinhalbjährigen Master absolvieren, dazwischen ist noch eine einjährige Einführung in die Berufspraxis durch speziell ausgebildete Mentoren (Induktionsphase) vorgesehen. In der Praxis dürfte beim Master die im Gesetz vorgesehene Dauer ausgereizt werden. Die Verbünde aus Unis und PH arbeiten alle an zweijährigen Studienplänen, wie das Bildungsministerium der APA bestätigt. Das macht künftig insgesamt sechs Jahre Fachausbildung plus ein Jahr Berufseinführung für angehende Sekundarstufenlehrer, das allerdings nicht mehr als Teil der Ausbildung gilt. Für Goldinger, die selbst das Lehramt für NMS studiert, ist die künftige Ausbildungsdauer ein Irrsinn: Man schickt die Leute in eine sechsjährige Ausbildung, die aber extrem spezifisch ist und in einen Beruf führt, in dem man kaum Entwicklungsmöglichkeiten hat. Sie warnt auch vor einem abschreckenden Effekt auf jene, die nicht direkt nach der Schule mit der Lehramtsausbildung beginnen. Diese Gruppe werden wir teilweise verlieren, glaubt sie. Zwar gebe es extra Übergangsregelungen für Quereinsteiger aus der Wirtschaft, aber dabei gehe es vor allem um Fächer mit Lehrermangel. Im Bildungsministerium verteidigt man gegenüber der APA die Dauer der neuen Ausbildung: Eine deutliche Verlängerung bringe die neue Studienarchitektur nur für die bisherigen Pflichtschullehrer und es sei wohl nachvollziehbar, dass die mit der neuen Lehrerausbildung geplante Ausweitung von Fachinhalten und Praxis für ein Studium, das für zwei Fächer qualifiziert, nicht mehr in drei Jahren machbar sei. Gerade für die NMS in Ballungsräumen sei die Ausweitung besonders sinnvoll, so Angela Weilguny, für Pädagogische Hochschulen zuständige Sektionschefin: In anderen Ländern würden schließlich auch die Besten an schwierige Schulen geschickt, weil man ihnen zutraue, dass sie trotzdem guten Unterricht zustande bringen. Zum Qualitätsunterschied komme noch dazu, dass Lehrer künftig nicht mehr nur für die Zehn- bis 14-Jährigen, sondern für die gesamte Sekundarstufe ausgebildet werden. Die Zeiten, in denen man 40 Jahre nur in einem Berufsfeld gearbeitet hat, sind lange vorbei, so Weilguny. Durch die neue Studienarchitektur könnten künftige Lehrer zwischen den Altersgruppen wechseln, mit unterschiedlichen Voraussetzungen experimentieren und sich in unterschiedlichen Einsatzbereichen bewähren. | 5Inland
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Die Verhandlungen mit den USA über das transatlantische Freihandelsabkommen verlaufen zäh. Berlin/Brüssel – Wenn es um die nicht erreichten EU-Ziele des Jahres 2015 geht, fällt Vielen zuallererst die Bewältigung der Flüchtlingskrise ein. Mindestens ebenso krachend scheiterte allerdings das Vorhaben, die Verhandlungen mit den USA über das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP abzuschließen. Wird es 2016 etwas? Fragen und Antworten zum bedeutendsten europäisch-amerikanischen Wirtschaftsprojekte im Überblick: Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten hatten noch beim Gipfeltreffen im vergangenen März eine Abschluss der Verhandlungen bis Jahresende 2015 gefordert. Was lief schief? Die Gespräche mit den USA entpuppen sich als komplexer als erwartet. In vielen Bereichen wird über Detailfragen gestritten – so zum Beispiel über einheitliche Standards für Textilien, Auto-Crashtests oder für die Zulassung von Kosmetika. Wer denkt, dass die EU dabei nur dafür kämpfen muss, dass europäische Standards nicht gesenkt werden, irrt allerdings. Die Amerikaner haben ebenfalls sehr hohe Standards und manche sind sogar höher als unsere, sagte jüngst EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. Das zeigt, dass wir nicht immer die Besten sind. Als ein Beispiel für hohe US-Standards gelten die amerikanischen Verbraucherschutzrechte bei Finanzdienstleistungen. Gibt es weitere Erklärungsmöglichkeiten für den Zeitverzug? Eine Rolle dürfte auch der unerwartet heftige Widerstand gegen die Verhandlungen in Europa spielen. Besonders Österreich tat sich diesbezüglich hervor. TTIP-Gegner befürchten nicht nur eine Absenkung europäischer Standards, sondern auch, dass internationale Großkonzerne noch mehr Macht bekommen könnten. Zum Beispiel, indem sie über TTIP das Recht erhalten, vor privaten Schiedsgerichten gegen Staaten zu klagen. Die auf europäischer Seite für die Verhandlungsführung zuständige EU-Kommission erarbeitete deswegen extra ein Konzept für eine Reform des aktuellen Schiedsgerichtssystems. Es soll mehr normalen Gerichten entsprechen – mit Richtern, die von den Staaten ernannt werden. Gibt es in den USA Verständnis für die Bedenken der europäischen TTIP-Kritiker? Eher nicht. So stößt beispielsweise der von der EU-Kommission vorgelegte Reformvorschlag für eine neue Investitionsgerichtsbarkeit in Washington auf wenig Begeisterung. Dabei wird darauf verwiesen, dass der amerikanische Staat bisher noch kein einziges Mal ein Verfahren vor einem privaten Schiedsgericht verloren habe. Zudem wird provokativ gefragt, warum es gerechter sein sollte, wenn künftig ausschließlich eine Streitpartei – nämlich die Staatsseite – die Richter aussucht. Bei den herkömmlichen Schiedsgerichten stellte schließlich beide Seite die Richter. Allerdings: Auch in den USA gibt es durchaus prononcierte Kritiker des Abkommens. Was werden die heikelsten Verhandlungsthemen im Jahr 2016? Neben den Schiedsgerichten werden unter anderem die öffentlichen Beschaffungsmärkte ein Thema sein. Muss ein US-amerikanischer Bundesstaat künftig einem europäischen Unternehmen einen Auftrag erteilen, wenn dieses zum Beispiel für den Bau einer neuen U-Bahn ein besseres Angebot macht als ein amerikanisches Unternehmen? Fragen dieser Art gilt es klar zu beantworten. Schwierig dürfte auch die Diskussion um sogenannte geografische Herkunftsbezeichnungen für Lebensmittel werden. In den USA ist es beispielsweise erlaubt, einen Schaumwein aus Kalifornien Kalifornischen Champagner zu nennen. In der EU dürfen hingegen nur diejenigen Schaumweine Champagner genannt werden, die aus dem französischen Weinanbaugebiet Champagne kommen und nach bestimmten Standards hergestellt wurden. Werden die Verhandlungen 2016 abgeschlossen? Das gilt als äußerst unwahrscheinlich, vor allem, weil in den USA Präsidentschaftswahlen anstehen. In der EU-Kommission erwartet kaum jemand, dass die in Washington regierenden Demokraten im Wahlkampf Zugeständnisse machen oder Kompromisse eingehen, die von den Republikanern als Schwäche gedeutet werden könnten. Der europäische Grünen-Chef Reinhard Bütikofer sagt zum Thema: Wenn Europa auf breiter Front einknickt, dann kann es 2016 noch ein Ergebnis geben, sonst nicht. Auch in den USA werden die Erwartungen gedämpft. Es sei besser, die Frucht TTIP ein bisschen länger auf dem Baum zu lassen, als sie zu früh zu ernten, heißt es. | 3Wirtschaft
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Madrid damit weiter an der Tabellenspitze. Barcelona zieht gegen Getafe nach. Spaniens Fußball-Rekordmeister Real Madrid hat seine Tabellenführung gefestigt. Die weiterhin ungeschlagenen Königlichen gewannen am Samstagnachmittag das Heimspiel gegen Aufsteiger UD Las Palmas 3:1 (2:1) und halten nun nach der zehnten Runde bei 24 Punkten. Isco (4.), Weltfußballer Cristiano Ronaldo (14.) und Jese Rodriguez (43.) schossen den Sieg für die weiter stark ersatzgeschwächten Madrilenen heraus. Für Las Palmas hatte Hernan den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer erzielt (38.). Später zog Real-Erzrivale FC Barcelona wieder mit den Madrilenen gleich. Das Team von Trainer Luis Enrique gewann bei Getafe 2:0 (1:0) und ist nur wegen der schlechteren Tordifferenz weiter Zweiter. Die Tore für die Katalanen erzielten Luis Suarez (37.) und Neymar (58.).(APA, 31.10.2015) | 4Sport
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Infrastrukturminister wird Vizeparteichef – Für Entholzer "schwer in Ordnung". Linz – Der oberösterreichische Arbeiterkammer-Präsident und ÖGB-Chef Johann Kalliauer (62) zieht sich aus seinen Funktionen als stellvertretender Vorsitzender der Landes-SPÖ und aus dem Parteipräsidium zurück. Als Vize-Parteichef folgt ihm Infrastrukturminister Alois Stöger nach, wie SPÖ-Chef Reinhold Entholzer der APA bestätigte. Der Wechsel soll beim Parteitag Mitte Jänner vollzogen werden. Wie berichtet will Entholzer dort erneut als Vorsitzender kandidieren, er soll aber nur mehr vier statt 14 Stellvertreter haben. Dem neuen Team sollte ursprünglich neben Frauenvorsitzender Sabine Promberger, der dritten Landtags-Präsidentin Gerda Weichsler-Hauer und dem Linzer Bürgermeister Klaus Luger auch Kalliauer angehören. Dieser wollte das aber vorher noch in der FSG abklären. Dass nun stattdessen Stöger mit an Bord ist, ist für Entholzer schwer in Ordnung. Wer Kalliauer im Präsidium nachfolgt, war vorerst offen. Stöger wird immer wieder – für den Fall, dass er als Minister abgelöst werden sollte – als möglicher Parteichef der Sozialdemokraten in seinem Heimatbundesland Oberösterreich gehandelt. | 5Inland
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Unter anderem Kunden von BlackVPN betroffen – Warnhinweis statt Filme und Serien. Als Netflix vor rund einem Monat mit der Blockade von VPN- und Proxy-Services startete, waren vor allem australische Nutzer betroffen. Nun hat der Video-Streaming-Service aber offenbar die zweite Sperrrunde eingeläutet – und diese trifft auch europäische und US-amerikanische Nutzer. Mit BlackVPN wurde jetzt einer der populärsten VPN-Services gesperrt. Dem STANDARD vorliegenden Informationen zufolge sind davon zumindest die US- sowie die UK-VPN-Server von BlackVPN betroffen. Statt des gewünschten Inhalts präsentiert Netflix jetzt einen Hinweis, dass man den VPN deaktivieren solle, um das Angebot weiter nutzen zu können. Die Blockade von BlackVPN dürfte am Dienstag vorgenommen worden sein. Verstärkte Meldungen in den sozialen Netzwerken weisen allerdings darauf hin, dass auch noch andere VPN-Anbieter blockiert wurden. Bei Netflix will man sich auf Nachfrage zu den weiteren Verschärfungen nicht konkret äußern und verweist stattdessen auf einen Blogeintrag vom Jänner. Mit der Sperre von VPN- und Proxy-Zugängen will Netflix sicherstellen, dass die Nutzer lediglich das Angebot für jenes Land, in dem sie sich gerade physisch befinden, betrachten können. Solche Tricks sind unter Netflix-Abonnenten weit verbreitet, da die gebotenen Inhalte zwischen den einzelnen Ländern stark variieren. So hat Netflix etwa in den USA wesentlich mehr Filme und Serien zu bieten als in Österreich. Die Ankündigung von VPN- und Proxy-Sperren hatte Netflix viel Kritik eingebracht. Alles was man damit erreichen könne, sei die Nutzer wieder in die Piraterie zu treiben, merkten Kritiker rasch an. Bei Netflix selbst schiebt man die Schuld auf andere ab: Firmenchef Reed Hastings betonte vor einigen Wochen ein, dass man selbst nicht sonderlich glücklich mit dieser Maßnahme sei, aber von den Hollywood-Studios und anderen Rechteinhabern dazu gezwungen werde. Dass diese Auseinandersetzung noch längst nicht ihr Ende erreicht hat, zeigt auch ein anderer Vorfall: Zahlungsdienstleister Paypal verweigert mittlerweile Zahlungen an einzelne Unblocker- und VPN-Anbieter, darunter auch das viel genutzte Unblock-US. Das Unternehmen verweist als Begründung offiziell darauf, dass diese Dienste für Copyright-Verletzungen genutzt werden. Mit Kreditkarten scheinen entsprechende Zahlungen hingegen derzeit noch zu funktionieren. | 0Web
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Die Tour de Ski im Langlauf erlebt ihre zehnte Auflage. In Lenzerheide mit dabei: Teresa Stadlober. Lenzerheide – Deutlich im Schatten der Vierschanzentournee hebt am Neujahrstag ein weiteres nordisches Großereignis an – die zehnte Tour de Ski im Langlauf. Bis zu den finalen Bergrennen am 10. Jänner auf die Alpe Cermis bei Cavalese sind in Lenzerheide, Oberstdorf, Toblach und Val di Fiemme acht Rennen zu absolvieren. Der Gesamtsiegerin, dem Gesamtsieger winken jeweils mehr als 90.000 Euro – für maximal 64,8 bzw. 100,6 Kilometer Laufleistung (je nach Platzierung in den Sprints). Der Löwenanteil des Preisgeldes wird wieder in Norwegen landen, obwohl die Polin Justyna Kowalczyk ihren fünften Gesamtsieg anstrebt und Titelverteidigerin Marit Björgen pausiert. Bei den Herren läuft Martin Johnsrud Sundby um den Hattrick und Petter Northug, der als einziger Athlet alle Auflagen der Tour de Ski beendet hat, um seinen ersten Gesamtsieg. Allerdings fühlt sich der 13-fache Weltmeister für steile Anstiege derzeit zu schwer und also nicht gerüstet. Für Österreich absolviert nur Teresa Stadlober das volle Programm. Die 22-jährige Steirerin will ihren zehnten Rang aus der Vorsaison bestätigen. Der sei schon ein ziemlich großes Ergebnis gewesen. | 4Sport
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Steht er nicht am Stimmzettel, will der Obmann der EU-Austrittspartei gegen die Wahl vorgehen. Wien – Die EU-Flagge muss weg. Wenn er Bundespräsident wäre, würde er erst einmal die Fahne der Europäischen Union von der Präsidentschaftskanzlei entfernen lassen, sagt Robert Marschall. Dass es so weit kommt, ist aber unwahrscheinlich. Der Obmann der EU-Austrittspartei konnte bis zur Frist am vergangenen Freitag nicht die für eine Kandidatur nötigen 6.000 Unterstützungserklärungen sammeln. Bis Dienstagmitternacht hat er Zeit, die restlichen Unterschriften im Innenministerium einzureichen. Wie viele noch fehlen, wollte er auf einer Pressekonferenz am Montag nicht verraten. Ich hoffe, dass es sich ausgeht. Eines weiß Marschall aber schon jetzt. Sollte er nicht auf dem Stimmzettel stehen, wird er die Bundespräsidentschaftswahl anfechten. Es gab Gesetzesverstöße der Behörden, sagt der EU-Gegner. Einige Gemeinden hätten ihm die Unterstützungerklärungen per Post zugesandt und nicht den Wählern zurückgegeben, wie es im Gesetz vorgesehen ist. Unter anderen nannte er die Stadt Salzburg, Köflach und Wiener Neudorf. Das Problem ist, dass ich nicht weiß, wie viele noch auf den Ämtern liegen, wie viele am Postweg sind und ob alle von den Gemeinden einbehaltenen Unterstützungserklärungen rechtzeitig übermittelt wurden, sagte Marschall. Robert Stein, Leiter der Abteilung für Wahlangelegenheiten im Innenministerium, bestätigt auf Nachfrage des STANDARD, dass manche Gemeinden vereinbart haben, den Kandidaten Unterstützungserklärungen per Post zu schicken. Wenn eine größere Anzahl an Unterstützungserklärungen zu spät ankommt, wäre das ein möglicher Wahlanfechtungsgrund, sagt Stein. Das Innenministerium habe den Gemeinden jedenfalls empfohlen, den Wählern die Unterstützungserklärungen auszufertigen und sie nicht selbst per Post zu schicken. Wie viele Unterstützungserklärungen Marschall von Gemeinden zugeschickt bekommen hat, wollte er nicht sagen. Der Obmann der EU-Austrittspartei sieht aber noch einen weiteren Grund für eine Wahlanfechtung. Weder die Verfassung noch die Nationalratswahlordnung sehen vor, dass 6.000 Unterstützungserklärungen für eine Kandidatur zum Bundespräsidenten vorgesehen sind. Das Bundespräsidentenwahlgesetz widerspreche damit der Verfassung. Falls Marschall eine Beschwerde einbringt, dürfte diese aber wenig Chancen haben. Anlässlich bisheriger Anfechtungen sind beim Verfassungsgerichtshof keine Bedenken gegen diese Regelung aufgetaucht, heißt es von einem Sprecher des Gerichtshofes zum STANDARD. Ein Problem hat Marschall allerdings nicht nur mit den Behörden und dem Gesetz, sondern auch mit den Medien, denen er Wahlmanipulation vorwirft. Indem diese nur über einige wenige Kandidaten berichten, würden die Wähler falsch informiert. Deshalb habe er sich bei seiner Pressekonferenz vorbehalten, manche Medien einzuladen und andere nicht. Einen kleinen Eklat gab es dann, als ein ORF-Redakteur mit Kamerateam trotz Nichteinladung an der Pressekonferenz teilnehmen wollte. Wir wollen Ihnen die Möglichkeit geben, auch bei uns etwas zu sagen, so der Redakteur. Wir setzen erst dann fort, wenn der ORF draußen ist, sagte Marschall. Nach einem kurzen Kameraschwenk musste das ORF-Team die Pressekonferenz verlassen. | 5Inland
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Rechnungshof-Prüfbericht warnt laut Medien vor Finanzloch. München – Der Bayerische Rundfunk (BR) will seinen Sparkurs verschärfen. Vor allem die Bewertung der Pensionslasten sei ein zunehmendes Problem, sagte Verwaltungsdirektor Albrecht Frenzel am Freitag in München. Er reagierte damit auf einen bisher unveröffentlichten Prüfbericht des Bayerischen Obersten Rechnungshofs, über den der Münchner Merkur berichtete. Demnach hat der BR in diesem Jahrzehnt bereits 101 Millionen Euro Defizit angehäuft. Der Rechnungshof hat recht, wenn er sagt, da besteht Handlungsbedarf, sagte Frenzel der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Dabei vernachlässigt er aber, dass wir bereits seit 2013 in Abstimmung mit unseren Aufsichtsgremien massiv gegensteuern. Zwischen 2014 und 2016 spare der Sender 100 Millionen Euro ein. Bis 2025 sollen im Fernsehproduktionsbetrieb überdies 450 Planstellen gestrichen werden. Auch im Programm wird es Einschnitte geben. Dem Zeitungsbericht zufolge monieren die Rechnungsprüfer, dass die Sparprogramme des Senders zu spät gekommen seien und nicht weit genug gingen. Der BR werde unzureichend gesteuert und habe die Kosten nicht genügend im Griff. Wenn der Sender im Zeitraum bis 2020 alle Rücklagen aufbrauche und alle Eigenmittel einsetze, werde noch immer ein Fehlbetrag von 329 Millionen Euro auflaufen. Frenzel betonte dagegen: Wir erwirtschaften ausgeglichene operative Ergebnisse und haben kein Steuerungsdefizit. Der öffentlich bilanzierte Fehlbetrag ergebe sich nicht aus dem operativen Ergebnis. Das neue Bilanzrecht sieht vor, dass Pensionsrückstellungen nach einem am Kapitalmarkt orientierten Zins zu berechnen sind. Der Bewertungszins ist von sechs auf derzeit unter vier Prozent gesunken. Der Rechnungshof hat die BR-Finanzen von 2010 bis 2014 geprüft und will seinen Bericht am Dienstag vorstellen. | 6Etat
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Die Fähigkeiten Europas und der USA im Krisenmanagement sind schwach wie selten zuvor, Russland nützt die Schwäche aus. Am Wochenende marschierten einmal mehr Demonstranten gegen die Sicherheitskonferenz in München auf. Es ging gegen die Nato, die Waffenlobby, gegen Macht- und Geschäftsinteressen, die angeblich die Weltpolitik bestimmen – dabei hätte ein näherer Blick auf die Vorgänge im Bayerischen Hof ausgereicht, um festzustellen: Bei so viel Verzagtheit, so viel Rat- und Planlosigkeit angesichts des internationalen Krisenpotpourris bleiben auch die buntesten Verschwörungstheorien blass. Schon in den vergangenen Jahren war die Stimmung in München durchwachsen, der Ausblick auf die Weltlage einigermaßen betrüblich. Syrien, die Flüchtlinge, Libyen, ganz Afrika, die Ukraine, Nordkorea – die Liste (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) der Krisenschauplätze ist lang, die der Antworten darauf dagegen kurz. Obwohl sich die deutschen Gastgeber, EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini (der Iran-Deal als positives Modell) und auch US-Außenminister John Kerry (JFK zitierend) redlich mühten, positive Stimmung zu verbreiten, wollte diese nicht so recht aufkommen. Die Vereinbarung über die Feuerpause in Syrien schien sich übers Wochenende eher zu verflüchtigen, als zu materialisieren, der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew sprach von einem neuen Kalten Krieg, der französische Premier Manuel Valls richtete den deutschen Gastgebern aus, dass es mit einer europäischen Flüchtlingsverteilungsquote nichts werde. Mit deutsch-französischer Freundschaft und Führungsstärke in Europa war dies nur schwer vereinbar. Die Fliehkräfte in Europa sind so groß, dass wir selbst hier auf der Münchner Sicherheitskonferenz ein Signal senden sollten und gemeinsam hart arbeiten, damit wir in einem Jahr bei der nächsten Konferenz noch dieselbe EU vorfinden, wie wir sie heute haben. Dann wäre viel gewonnen. Das heißt: Wir müssen um Europa kämpfen! So beschwor der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier die Teilnehmer am Beginn der Konferenz. An deren Ende war Ernüchterung – was Europa betrifft und auch das transatlantische Verhältnis. Einer, der schon lange in München dabei ist, der Chef des American Institute for Contemporary German Studies an der Johns Hopkins University in Washington, Jackson Janes, interpretiert die Lage so: Die Frage, die sich für die Europäer und Amerikaner stellt, ist die: Warum brauchen wir einander? Darauf gibt es bisher nur Antworten aus der Vergangenheit, aber keine, die in Zukunft tragen. Die Obama-Regierung habe darauf keine Antwort gegeben, auch weil der US-Präsident selber keine innere Beziehung zu Europa habe. Für eine Neudefinition der Beziehungen zu Europa müsse man wohl auf den nächsten Amtsinhaber warten (Janes geht von Hillary Clinton aus). Dabei werde es dann auch um einen pragmatischen Umgang miteinander und etwa um die Frage gehen: Was können wir nach Europa auslagern? Ausgelagert haben die USA im Wesentlichen die Ukraine-Politik. Und auch darüber gab es aus München wenig Positives zu berichten. Ein Jahr nach der Minsker Einigung auf einen Friedensplan für die Ostukraine ist dessen Umsetzung weit entfernt. Das räumte Steinmeier nach einem Treffen mit seinen Kollegen aus Russland, der Ukraine und Frankreich (Normandie-Format) in München ein. Fortschritte brachte auch ein Telefonat zwischen Obama und dem russischen Präsidenten Putin vom Wochenende nicht (zumindest in der Syrien-Frage waren die beiden einander dem Vernehmen nach näher, die Waffenruhe und der Zugang zu humanitären Hotspots müssten gemäß Vereinbarung noch in dieser Woche durchgesetzt werden). Russlands Interventionspolitik in der Ukraine und in Syrien jedenfalls machte Moskau zu einem zentralen Akteur in München. Russland hat die Oberhand in der Nahostpolitik gewonnen, erklärte etwa Norbert Röttgen, der Chef des Auswärtigen Ausschusses im Deutschen Bundestag. Und der Leiter der US-Delegation, Senator John McCain, sagte: Herr Putin ist nicht daran interessiert, unser Partner zu sein. Er will vielleicht, dass Syrien eine militärische Außenstelle für Russland wird – ein neues Kaliningrad oder eine neue Krim. Und er will die Flüchtlingskrise weiter verschärfen und als Waffe einsetzen, um die transatlantischen Beziehungen und das europäische Projekt zu untergraben. Die Frage, die in München unbeantwortet blieb, ist: Warum ist er so erfolgreich damit? (Christoph Prantner aus München, 14.2.2016) | 2International
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Ab 1. Oktober Vollbetrieb und Ausweitung auf ganz Österreich – Hauptverband-Chefin glaubt nicht an Widerstand der Ärztekammer. Wien – Die E-Medikation startet am nächsten Mittwoch im steirischen Bezirk Deutschlandsberg in den Probebetrieb. Von Ärzten verordnete und in Apotheken abgegebene Medikamente werden damit als sogenannte E-Medikationsliste für ein Jahr elektronisch gespeichert. Damit wird die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) um eine weitere Stufe ausgeweitet. Niedergelassene Vertragsärzte sind künftig verpflichtet, verordnete Medikamente zu speichern. Der Patient bekommt aber zumindest vorerst weiterhin ein auf Papier ausgestelltes Rezept, mit dem er zur Apotheke geht. Durch Scannen des Codes auf dem Rezept kann die Apotheke die Abgabe der verordneten Arzneimittel in der E-Medikationsliste speichern. Nach einem Jahr werden die Daten automatisch gelöscht. Wie der stellvertretende Hauptverbands-Generaldirektor und Projektleiter, Volker Schörghofer, der APA erklärte, ist es denkbar, das Papierrezept in einigen Jahren durch ein E-Rezept zu ersetzen. Die Bürger können über das ELGA-Portal auf www.gesundheit.gv.at ihre E-Medikationsliste selbst einsehen, speichern oder ausdrucken. Voraussetzung dafür ist allerdings die Handysignatur oder die Bürgerkarte, um sich eindeutig zu identifizieren. Möglich ist dabei auch, die gesamt Liste zu löschen, nicht aber nur einzelne Einträge. Wer keinen Internet-Zugang hat, kann sich an die ELGA-Ombudsstelle wenden. Einsehen können die Liste nur die behandelnden Ärzte, und zwar 28 Tage ab Beginn der Behandlung bzw. Stecken der E-Card. Sie können damit unerwünschte Wechselwirkungen sowie unnötige Doppelverschreibungen verhindern. Damit auch die Apotheke die gesamte Liste einsehen darf, ist das Stecken der E-Card des Patienten nötig. Die Apotheke hat dann zwei Stunden lang Zugriff auf die Daten. Damit kann sie auch rezeptfreie Medikamente eintragen oder eine Prüfung von etwaigen Wechselwirkungen vornehmen. Nur mit dem Einlesen des Rezepts hat die Apotheke ausschließlich Zugriff auf jene Arzneimittel, die auch am Rezept angeführt sind. Start des Probetriebes für die E-Medikation ist am kommenden Mittwoch im steirischen Bezirk Deutschlandsberg. Rund 60.000 Bürger, acht der neun Apotheken, rund die Hälfte der 57 Vertragsärzte mit E-Card-System, das örtliche Landeskrankenhaus und ein Pflegeheim nehmen zum Auftakt daran teil. Weitere Ärzte können jederzeit dazu kommen. Der Probebetrieb läuft bis 30. September, es handelt sich dabei um einen Echtbetrieb, es werden keine Daten gelöscht. Mit 1. Oktober soll der Probe- nahtlos in den Vollbetrieb übergehen und auf alle Ärzte und Apotheken ausgeweitet werden. Zunächst soll dann die E-Medikation auf die Steiermark und danach schrittweise ELGA folgend auf ganz Österreich ausgedehnt werden. Zug um Zug soll sie in allen Bundesländern bei Apotheken, niedergelassenen Kassenordinationen und öffentlichen Krankenhäusern in Betrieb gehen. Die Vorsitzende im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Ulrike Rabmer-Koller, sieht in der E-Medikation einen Meilenstein in der Weiterentwicklung der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA). Im Gespräch mit der APA meinte Rabmer-Koller, die E-Medikation bringe definitiv mehr Sicherheit für die Patienten. Wechselwirkungen und Doppelverschreibungen könnten damit verhindert werden. Wichtig ist für Rabmer-Koller, dass jeder Versicherte selbst einen Überblick über seine Medikamente bekommt. Deshalb ist für sie die E-Medikation auch ein weiterer Schritt, den Patienten in den Mittelpunkt zu stellen. Dass die Ärztekammer, die ja zum Teil ELGA nach wie vor nicht akzeptieren will, Widerstand gegen die E-Medikation leisten könnte, hofft die Hauptverbands-Chefin nicht. Sie sei überzeugt, dass auch die Ärzte die Sicherheit der Patienten in den Mittelpunkt stellen. Und schon der Testlauf 2011 habe zahlreiche Wechselwirkungen aufgezeigt. | 5Inland
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Die Entdeckung kleiner regulatorischer RNAs und ihrer Funktionen sorgte für einen Umbruch in der Molekularbiologie. Wien – Wie revolutionär die Entdeckung kleiner RNAs ist, lässt sich an der ungewöhnlich kurzen Zeit ablesen, die zwischen Publikation und Nobelpreisverleihung liegt. 1998 veröffentlichten Andrew Fire und Craig Mello ihre Ergebnisse zum Einfluss von doppelsträngigen Ribonukleinsäuren, kurz RNA, die bis dahin hauptsächlich dafür bekannt waren, die genetische Information der DNA zu den Proteinproduktionsstätten zu transportieren. Kleine RNA-Moleküle, die aus der doppelsträngigen RNA entstehen, sind die Basis eines potenten Schutzsystems gegen fremde Erbinformation. Sie können allerdings auch zelleigene Gene hemmen und spielen daher eine entscheidende Rolle in der Genregulation. Für die Entdeckung dieses Mechanismus, der RNA-Interferenz genannt wird, erhielten die beiden US-Amerikaner bereits acht Jahre später den Medizin-Nobelpreis; im Durchschnitt vergehen zwischen Fund und Preisverleihung mehr als zwanzig Jahre. Basis dieses bedeutsamen biologischen Systems ist die Frage: Wie schütze ich mein Erbgut vor DNA-Parasiten?, sagt Julius Brennecke, Forschungsgruppenleiter am Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA). DNA-Parasiten – das sind beispielsweise Viren oder Transposons, sogenannte springende Gene, die ihre Position im Genom verändern können und durch das Springen in andere Gene deren Funktion ausschalten. Etwa die Hälfte des menschlichen Genoms besteht aus Transposons. Das ist einerseits ein Sequenzreservoir – ein Forscher nannte das kürzlich die Knetmasse der Evolution, sagt Brennecke. Andererseits haben Transposons die Möglichkeit, unsere DNA zu schädigen, und dementsprechend sind sie ähnlich wie Zigarettenrauch ein Grund für Mutationen, die auch krankheitsrelevant sind. Um diesen Mutationen entgegenzuwirken, entwickelte sich in Tieren, Pflanzen und Pilzen das Abwehrsystem RNA-Interferenz. Am Vienna Biocenter werden kleine RNAs derzeit in fünf Forschungsgruppen untersucht. Seit elf Jahren findet hier auch das weltweit renommierte Microsymposium zur Biologie dieser besonderen Moleküle statt, das vom IMBA gemeinsam mit dem Institut für Molekulare Pathologie (IMP) und dem Gregor-Mendel-Institut organisiert wird. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung ist die Förderung junger Wissenschafter: Auch PhD-Studenten können ihre Projekte präsentieren. Dieses Jahr waren unter anderem Raphael Manzenreither (IMBA) und Tanja Drexel (IMP) beteiligt, die unterschiedliche Signalwege kleiner RNAs in Tieren erforschen. Manzenreither studiert die Abwehr von Viren beim Modellorganismus Taufliege. Wenn ein Virus in eine Fliege eindringt, produziert er viele RNAs, die zerstört werden müssen, damit die Fliege überlebt, sagt er. Zur Abwehr binden zelleigene kleine RNA-Moleküle an die Virus-RNA und zerschneiden diese. Ich untersuche, wie der Mechanismus möglichst effizient funktioniert und welche Proteine dafür wichtig sind, sagt Manzenreither. Kleine RNAs werden von Organismen aber auch zur Regulation der eigenen Gene angewandt. Die Evolution hat ein System genommen, das funktioniert, und es ein bisschen moduliert. Wenn ich das Rad erfunden habe, kann ich das Konzept bei einem Auto verwenden, bei einem Fahrrad oder ein Zahnrad bauen, sagt Brennecke. Die hierfür zuständigen Moleküle heißen microRNAs und sind Forschungsobjekt von Tanja Drexel. Sie untersucht ihre Wirkungsweise im Fadenwurm C. elegans. In drei Zellpaaren im Kopf des Wurmes habe ich eine microRNA gefunden, die ein Genprodukt hemmt, sagt Drexel. Diese Hemmung erlaube es C. elegans, verbessert Kohlenstoffdioxid wahrzunehmen. In anderen Zellen des Körpers kann das Genprodukt jedoch unbehelligt von der microRNA produziert werden – ein Paradebeispiel für posttranskriptionelle Regulation, die nicht ein Gen selbst, sondern dessen Folgeprodukt, die RNA, beeinflusst. Der durchsichtige Fadenwurm bringt den Vorteil, dass sich Zellen oder Genprodukte mit fluoreszierenden Mitteln markieren und so unter dem Mikroskop betrachten lassen. So können Wissenschafter feststellen, welches Gen in welchen Zellen exprimiert wird, also Produkte wie RNA und Proteine bildet. Die Mechanismen der kleinen RNA haben so neue Möglichkeiten in Forschung und Therapie eröffnet. Wenn du die Methode verstehst, kannst du jede RNA einer Zelle experimentell lahmlegen, sagt Brennecke. Das war vorher überhaupt nicht möglich. In den vergangenen Jahren habe mit der Entdeckung des CRISPR/Cas-Systems eine zweite Revolution stattgefunden: Das ist das Pendant der Bakterien zur RNA-Interferenz, ihr Schutz gegen Eindringlinge. Der Unterschied: Bei der RNA-Interferenz wird das Gen selbst, die DNA, nicht angerührt. Nur ihr RNA-Produkt wird zerstört. Bei CRISPR/Cas greift der Komplex die DNA an und zerschneidet sie. Das passiert natürlicherweise in Bakterien, die entsprechenden Proteine lassen sich aber auch in Menschen, Tieren oder Pflanzen einbringen. Nur wenige Jahre nach der Entdeckung wird die Methode regulär in molekularbiologischen Laboren angewandt, um DNA punktgenau zu verändern. Vor einer therapeutischen Anwendung stellen sich ethische, aber auch medizinische Fragen – was passiert mit einem Organismus, dem zusätzliche kleine RNAs verabreicht werden? Die Hoffnung auf Therapien, etwa zur Bekämpfung diverser Krebsarten und Erbkrankheiten, ist dennoch groß. Einige potenzielle RNA-Arzneimittel befinden sich bereits in der pharmazeutischen Phase III, in der bei einer größeren Patientengruppe getestet wird, ob die Wirkung signifikant ist und welche Nebenwirkungen entstehen. Nicht zuletzt durch die Anwendbarkeit hat sich die Biologie kleiner RNAs zu einem großen und breitgefächerten Forschungsfeld entwickelt. Eines der schönsten Dinge ist: Wir arbeiten auf dem gleichen Gebiet, aber es ist in den verschiedenen Modellorganismen immer etwas anders, sagt Brennecke. Die Forscher lernen voneinander und sind trotzdem offen. Denn weil das Feld so divers ist, tritt man sich nicht gegenseitig auf die Füße. | 7Wissenschaft
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Vizepräsident Timmermans droht polnischer Regierung mit Konsequenzen wegen Umbesetzung bei Höchstrichtern. Die EU-Kommission hat Mittwochabend ungewöhnlich rasch und in scharfer Form auf die jüngsten Entscheidungen der neuen nationalkonservativen Regierung in Polen beim Umbau des Verfassungsgerichts reagiert. In einem Schreiben an Außenminister Witold Waszczykowski und Justizminister Zbigniew Ziobro, das dem STANDARD vorliegt, fordert Vizepräsident Frans Timmermans umgehend Aufklärung über die Hintergründe der Entscheidungen sowie deren vorläufiges Aussetzen. #Poland And heres the letter pic.twitter.com/dduIAGgdRc Wie berichtet will die Regierung im Eilverfahren drei ihr politisch nicht genehme Verfassungsrichter austauschen und durch eigene Gefolgsleute ersetzen. Das polnische Parlament beschloss am Mittwoch in einem Schnellverfahren Gesetze, die die Geschäftsordnung des Höchstgerichts in diesem Zusammenhang verändern sollen. Die Kommission hält dazu fest, dass sie das als ungültig betrachte. Auch die vorzeitige Abberufung des Präsidenten des Gerichtshofs wie seines Stellvertreters durch die Regierung erachte man als ungültig – ganz so, wie es das Gericht selbst erklärt hatte. Der luxemburgische Außenminister und derzeitige EU-Ratsvorsitzende Jean Asselborn hatte deshalb zuvor Maßnahmen der EU verlangt, weil die polnische Regierung Verfassung und Demokratie ausheble. In seinem Brief erklärt Timmermans nun, dass auch die EU-Kommission den europäischen Wertekodex wahrscheinlich verletzt sieht. Er ist für Grundrechte in der EU zuständig und macht seine Ministerkollegen darauf aufmerksam, dass die Union eine Rechtsgemeinschaft sei, die Herrschaft des Rechts ein gemeinsamer Wert sei, auf dem die Union aufgebaut sei. Daher lege die Kommission besonderes Augenmerk auf Veränderungen, die die Integrität, Stabilität und das gute Funktionieren eines nationalen Verfassungsgerichtshofs untergraben könnten. Timmermans bezieht sich ausdrücklich auf ein Erkenntnis der polnischen Verfassungsrichter selbst, die die Nachnominierung dreier Richter durch die neue Regierung als irregulär einstuften. Solange das nicht geklärt sei, müssten alle weiteren Entscheidungen unterbleiben, erklärte der Stellvertreter von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Er erwarte, sofort über den Stand des Verfahrens informiert zu werden. Eine solche Erklärung der Kommission gegenüber einer Regierung eines Mitgliedslandes ist selten, wobei der scharfe Ton diesmal besonders auffällig ist. Zuletzt hatte es ähnlich Schritte gegenüber der ungarischen Regierung unter Premier Viktor Orbán gegeben. Auch dabei war es um ein verfassungsrechtlich bedenkliches Eingreifen beim Höchstgericht und in die Medienfreiheit gegangen. Auch die polnische Regierung kündigte bereits Schritte zum Mediengesetz an. | 2International
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Vermutlich Reaktion auf Ausweisung eines russischen Journalisten aus Polen. Moskau – Der Russland-Korrespondent der polnischen Zeitung Gazeta Wyborcza ist des Landes verwiesen worden. Wacław Radziwinowicz sei die Akkreditierung entzogen worden, teilte das linksliberale Blatt am Freitag mit. Er habe 30 Tage Zeit, um Russland zu verlassen. Beobachter sehen darin eine Reaktion auf die jüngste Ausweisung des russischen Journalisten Leonid Swiridow aus Polen. Der polnische Inlandsgeheimdienst ABW hatte Swiridow Medienberichten zufolge der Spionage bezichtigt. Wegen des Ukraine-Konflikts sind die Beziehungen zwischen Russland und Polen derzeit auf einem Tiefpunkt. Radziwinowicz hatte seit 1997 aus Moskau berichtet. | 6Etat
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Bis zu 30 Angreifer umzingelten zwei Männer, die keine Drogen kaufen wollten – Drei Personen im Spital. Wien – Weil zwei Männer einem 16-Jährigen bei der U6-Station Thaliastraße in Wien-Ottakring keine Drogen abkaufen wollten, ist es in der Nacht auf Donnerstag zu einer Massenschlägerei mit etwa 30 Beteiligten und mehreren Verletzten gekommen. Im Tumult erlitten beide Opfer eine Schnittverletzung, der Dealer wurde durch einen Messerstich in den Rücken verletzt, berichtete die Polizei. Die zwei Türken im Alter von 32 und 37 Jahren wollten ihre Nacht gegen 4.30 Uhr an einem Imbissstand vor der U-Bahn-Station ausklingen lassen und konsumierten dort noch etwas, sagte Polizeisprecher Christoph Pölzl am Donnerstag. Der 16-jährige nigerianische Asylwerber bot ihnen währenddessen Marihuana an, die zwei Männer lehnten jedoch ab. Daraus entwickelte sich ein teils lautstarker Streit, wie Zeugen der Polizei berichteten. Plötzlich wurde das Duo von 20 bis 30 weiteren Personen eingekreist und mit Glasflaschen und Glasscherben attackiert. Die Männer versuchten zu flüchten und retteten sich in den Imbissstand. Die Angreifer beschädigten beim Versuch, ins Innere zu gelangen, eine Glasscheibe. Beim Eintreffen der Polizei flohen die Angreifer. Der 32-jährige Türke erlitt eine Schnittverletzung an der rechten Hand, der 37-Jährige eine Rissquetschwunde an der Stirn und eine Schnittverletzung am rechten Ellenbogen. Beide wurden ins Krankenhaus gebracht. Der mutmaßliche Drogendealer wurde durch einen Messerstich in den Rücken verletzt und musste ebenfalls in einem Spital behandelt werden. Er identifizierte den 37-Jährigen als mutmaßlichen Verursacher seiner Verletzung. Der Mann wurde noch vor Ort festgenommen, ein Messer fanden die Polizeibeamten allerdings nicht. Die U-Bahn-Station Thaliastraße gilt seit längerem als Kriminalitätshotspot. Dass man auf einfache Passanten losgeht, weil sie keine Drogen kaufen wollen, ist aber neu, sagt Pölzl. | 1Panorama
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Im Fotohof Salzburg treffen Frauenbilder aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Iris Andraschek zeigt Hippies in Kanada, Stefanie Moshammer US-Stripperinnen. Salzburg – Ein Panther schleicht über ihre Schulter: Das Tattootier zeigt die Krallen, so als hätte es gerade den Reißverschluss am Sommerkleid zerstört. Selbstvergessen, verträumt wirken die Frauen auf den Fotografien von Iris Andraschek. Manches Mal unverhohlen nackt, aber keinesfalls offensiv erotisch, liegen sie auf rostigen Kühlerhauben, lümmeln auf zerschlissenen Rattansesseln und ausgedienten Autobussitzen, aus denen die Federung bereits herausquillt, an einer Feuerstelle im Wald oder treiben auf morschen Ruderbooten über den See – die Dämmerung oder den Sommerregen erwartend. Im Grunde aber warten die Frauen auf nichts. Sie sind. Sind im Heute. Im Moment. Sind so wie die Malven und Sonnenblumen im Bauerngarten. Das ist das Besondere dieser Bilder, deren Flair – gedämpftes, weichzeichnendes Sonnenlicht und wohliger Müßiggang – an romantische Sehnsuchtsmotive in Sofia Coppolas The Virgin Suicides erinnern. Andraschek (geb. 1963) hat sie in Ontario aufgenommen – oder besser: hat sie inspiriert von den Schauplätzen und der Interaktion mit den Protagonisten inszeniert. 2002 und 2010 war das bereits. Und dennoch scheinen ihre wie aus der Zeit gefallenen Serien Best left at home with friends und Curious, nervous, but nothing happens – Fotos einer alternativen, hippiesken Community – stetig aktueller zu werden. Je schneller unsere Welt scheint, umso mehr lockt Langsamkeit und die scheinbar vollkommene Freiheit des Ennuis. Den Fotografien Andrascheks gegenübergestellt sind Bilder junger Frauen aus Las Vegas von Stefanie Moshammer (geb. 1988). Statt natürlicher Erotik dominieren hier eingeübte, nicht immer überzeugende Posen des nächtlichen Gewerbes. Ein harter, kalter, aber gelungener Kontrast zur Traumlandschaft in den Wäldern Kanadas. | 8Kultur
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EU fordert mehr Geld und Einsatz zur Bewältigung der Flüchtlingskrise. Ise-Shima/London – Mit Beratungen über Gefahren für die Weltwirtschaft haben die Staats- und Regierungschefs der G-7-Länder ihr Gipfeltreffen im japanischen Ise-Shima begonnen. Zuvor begrüßte Japans Ministerpräsident Shinzo Abe seine Gäste am Donnerstag an einem der heiligsten Schreine des Landes. EU-Ratspräsident Donald Tusk rief die G-7 auf, ihre Anstrengungen in der Flüchtlingskrise zu steigern. Die offiziellen Beratungen des bis Freitag dauernden Gipfels begannen mit einer Sitzung über die Lage der Weltwirtschaft. Der mit der schwächelnden japanischen Konjunktur kämpfende Abe hatte am Vorabend nach einem Treffen mit US-Präsident Barack Obama angekündigt, die Sorgen um das globale Wachstum in den Mittelpunkt des Gipfels zu rücken. Die Weltwirtschaft wird das größte Thema sein, sagte der Gastgeber. Im Konflikt um die Ukraine wollen die G-7-Staaten an den Sanktionen gegen Russland festhalten. Für mich ist es zu früh, in irgendeiner Weise Entwarnung zu geben, sagte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel am Donnerstag am Rande des G-7-Gipfels im japanischen Ise-Shima. Es ist hier eine Veränderung der Position gegenüber den Monaten zuvor erst einmal nicht zu erwarten. Als Reaktion auf die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch die Regierung in Moskau im Jahr 2014 hatten die G-7-Staaten Sanktionen gegen Russland verhängt. Zudem schlossen die sieben großen Industrienationen Russland aus ihrem Kreis aus und kehrten zum Format der G-7 zurück. Das Gipfeltreffen in Japan ist das dritte seit dem Ausschluss Russlands. In ihrer Abschlusserklärung, die nach Ende des Gipfels am Freitag veröffentlicht werden soll, werde die im vergangenen Jahr auf dem Treffen der G-7 im bayerischen Elmau eingenommene Position bekräftigt, sagte Merkel. Im vergangenen Jahr verurteilten die G-7 erneut die Annexion der ukrainischen Krim und drohten Russland mit verschärften Sanktionen, sollten seine Handlungen dies erforderlich machen. Die globale Konjunktur wird unter anderem von dem niedrigen Ölpreis und der schwächelnden Konjunktur in Schwellenländern wie China belastet. Abe äußerte die Hoffnung, dass von dem Gipfel die klare und starke Botschaft ausgehe, dass die G-7 bereit seien, zu einem nachhaltigen und kraftvollen Wachstum der Weltwirtschaft beizutragen. Die Staats- und Regierungschefs der sieben großen Industriestaaten beraten am Donnerstag und Freitag unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen in einem abgelegenen Edelhotel auf der kleinen Insel Kashikojima vor der Küste von Ise-Shima, rund 300 Kilometer Luftlinie südwestlich der Hauptstadt Tokio. Auf dem Programm des ersten Tages stehen auch die Themen internationaler Handel und internationale Krisen in Asien und anderen Weltregionen wie der Krieg in Syrien und der Ukraine-Konflikt. Dabei soll es auch um die Flüchtlingskrise gehen. Der ebenfalls an dem Gipfel teilnehmende Tusk rief die G-7-Staaten auf, mehr Geld für die Bewältigung der Flüchtlingskrise auszugeben. Er forderte, dass die internationale Gemeinschaft sich solidarisch zeigt und anerkennt, dass es sich um eine weltweite Krise handelt. Tusk kündigte zudem Gespräche über das britische Brexit-Referendum und die Folgen eines möglichen Austritts Großbritanniens aus der EU an. Ich hoffe auf einen positiven Ausgang, und ich kann versichern, dass alle hier versammelten G-7-Vertreter der gleichen Ansicht sind, sagte der EU-Ratspräsident. Bindende Beschlüsse fassen die G-7-Staaten bei ihren Gipfeln nicht. Die Teilnehmer schätzen die abgeschotteten Treffen besonders wegen der Möglichkeit zu längeren Gesprächen und Begegnungen am Rande. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel kam am Donnerstag mit dem kanadischen Premier Justin Trudeau zu einem bilateralen Austausch zusammen, wie eine deutsche Regierungssprecherin sagte. Merkel ist die Veteranin im Kreis der G-7-Staats- und Regierungschefs – alle anderen Gipfelteilnehmer sind kürzer als sie im Amt. | 3Wirtschaft
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Stimme muss am 24. April 17.00 Uhr bei der Wahlbehörde eingelangt sein. Wien – Wahlberechtigte, die ihre Stimme für den nächsten Bundespräsidenten mit der Post schicken wollen, aber noch keine Wahlkarte haben, sollten sich langsam beeilen. Bis Mittwoch kann die Wahlkarte noch schriftlich und mit Zustellung per Post beantragt werden. Aber auch für die Briefwahlstimmen gilt der Wahlschluss Sonntag, 24. April, 17 Uhr. Bis dahin müssen sie bei der zuständigen Wahlbehörde einlangen. Um nicht allzu viele Wähler wegen zu später Aufgabe ausschließen zu müssen, bietet das Innenministerium in Kooperation mit der Post wieder einen besonderen Wahlkartenservice an: Die Briefkästen werden, anders als üblich, am Samstag noch einmal geleert und die Wahlkarten zu den (aufgedruckten) Bezirkswahlbehörden gebracht. Dies allerdings ab 9.00 Uhr früh – spätestens bis dahin müssen sich die Briefwähler also entschieden und ihren Stimmzettel eingeworfen haben. Womit sich die Briefwahl aber auch noch für die Wahlberechtigten ausgeht, die die Antragsfrist bis zum letzten ausschöpfen. Persönlich kann man bis Freitag, 22. April, 12.00 Uhr den Antrag stellen und die Wahlkarte gleich mitnehmen bzw. von einem bevollmächtigten Boten abholen lassen. Ausgezählt wird die Briefwahl aber erst einen Tag nach der Wahl. Diese Stimmen sind also noch nicht im Gesamtergebnis enthalten, das der neue Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) Sonntag rund um 19.30 Uhr präsentieren wird. Für den Nachfolger Johanna Mikl-Leitners (ÖVP) wird dies nach der Angelobung am Freitag wohl sein erster großer öffentlicher Auftritt. Liegen in dem von ihm vorgetragenen vorläufigen Endergebnis Zweiter und Dritter sehr eng beieinander, geben die Briefwähler den Ausschlag, wer in die Stichwahl kommt. Das wird man dann erst Montagabend wissen. Die am Postweg eingelangten Stimmen werden erst am Tag nach der Wahl ausgezählt. Und das werden nicht wenige sein: Bei der Nationalratswahl 2013 machten sie fast zwölf Prozent der gültigen Stimmen aus. Bereits Sonntagabend dabei sein werden bei der Bundespräsidentenwahl aber die in fremden Wahlkreisen abgegebenen Wahlkarten. Sie können gleich am Abgabeort mitgezählt werden und müssen nicht in den richtigen Wahlkreis gebracht werden. Bei der Nationalratswahl ist das nötig, weil auch in den Wahlkreisen Mandate vergeben werden. Und neu ist: Wahlkarten können in allen und nicht nur den speziell dafür eingerichteten Wahllokalen abgegeben werden. Und auch direkt zur – aufgedruckten – Wahlbehörde können die Wahlkarten gebracht werden. Dies schon vor dem 24. April – und nicht nur persönlich, sondern auch von einem Boten. Auch am 24. April kann ein Dritter sie noch mitnehmen und abgeben, wenn er selbst ins Wahllokal geht. Ist der Wahlberechtigte wider Erwarten doch selber imstande, sein Wahllokal aufzusuchen, ist auch dies freilich zulässig. Wobei er seine Wahlkarte unbedingt mitnehmen muss: Wer eine erhalten hat, kann nicht mehr ohne abstimmen. Verliert man sie, bekommt man auch keinen Ersatz. Damit soll verhindert werden, dass ein Wahlberechtigter mehrfach mitstimmt. Nur eine unbrauchbar gewordene Wahlkarte kann man im zuständigen Gemeindeamt bzw. Magistratischen Bezirksamt umtauschen. | 5Inland
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Deutschland erzielt einen so hohen Budgetüberschuss wie zuletzt im Jahr 2000. Grund dafür ist der starke Außenhandel. Berlin/Wien – Während der Motor der Weltwirtschaft in China erlahmt, verzeichnet Deutschland einen Rekord-Budgetüberschuss. Im ersten Halbjahr 2015 haben Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherung um 21,1 Milliarden Euro mehr eingenommen, als sie ausgegeben haben. Das ist der höchste Überschuss seit 15 Jahren. Insgesamt ist die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal um 0,4 Prozent gewachsen. Dabei hat die größte Volkswirtschaft der Eurozone besonders von den niedrigen Zinsen und dem schwachen Euro profitiert: Die Exporte konnten um 2,2 Prozent gesteigert werden, während die Importe nur um 0,8 Prozent wuchsen. Damit war der Außenhandel der größte Wachstumsfaktor im ersten Halbjahr. Der exportierende Sektor ist für die deutsche Wirtschaft wichtig, da die Konsumausgaben der Deutschen nur geringfügig stiegen – und die Investitionen praktisch stagnierten. Der starke Außenhandel sorgt derzeit für ein Beschäftigungshoch. Die Steuereinnahmen des Staates kletterten im Berichtszeitraum um 3,7 Prozent auf 662 Milliarden Euro. Gutes Geschäftsklima Die gewerbliche Wirtschaft hat das Geschäftsklima im August besonders gut bewertet. Der vom Münchner ifo-Institut herausgegebene Geschäftsklimaindex, für dessen Erstellung monatlich rund 7000 Firmen befragt werden, stieg im Vergleich zum Vormonat leicht an. Besonders der Einzelhandel und das Bauhauptgewerbe schätzen die aktuelle Lage sehr günstig ein – und erwarten sich eine weitere Verbesserung des Geschäftsklimas. Für Experten kam der Anstieg überraschend. Sie hatten mit einem Rückgang gerechnet. Denn dem Geschäftsklimaindex widerspricht das Investitionsniveau. Bei vielen Firmen herrschte Vorsicht: Die Ausgaben für Fahrzeuge, Maschinen und andere Investitionsgüter stiegen im zweiten Quartal nur um 0,1 Prozent. Die Unternehmen investieren nicht so, wie sie eigentlich sollten, sagte Analystin Ulrike Kastens. Für sie ist nicht der niedrige Zins entscheidend, sondern die Entwicklung der Absatzmärkte. Hier gibt es größere Fragezeichen, wie gerade die Entwicklung in China und anderen großen Schwellenländern zeigt. Sollten die Wachstumsprognosen für China nach unten korrigiert werden, könnte das Investitionsklima in Deutschland weiter leiden. China-Auswirkungen noch unsicher Mögliche Auswirkungen der Entwicklungen in China kann man aus den Halbjahresdaten der deutschen Wirtschaft noch nicht herauslesen. Der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron erwartet, dass die deutsche Wirtschaft aufgrund des hohen Exportanteils stärker von der China-Krise betroffen sein wird als etwa Frankreich. Die Bundesregierung sieht indes keinen Grund, die Wachstumsziele von 1,8 Prozent für 2015 aufgrund der Entwicklungen in China zu revidieren. Wir gehen nicht davon aus, dass sich die Konjunktur bei uns deshalb eintrübt, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Maßgeblich für den Aufschwung in Deutschland seien die steigende Beschäftigung und der private Konsum. Notfalls könnte die Bundesregierung die Milliarden aus dem Haushaltsüberschuss einsetzen, um die Exportausfälle zu kompensieren, meinten Experten. (APA, Reuters, luis) | 3Wirtschaft
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Maximilian Hofmann und Jelic trafen für die Hütteldorfer, die mit fünf Siegen aus sechs Spielen in der EL-Gruppenphase vor den favorisierten Spaniern blieben. Wien – Da es keine bedeutungslosen Fußballspiele geben soll und darf, hat Rapids Trainer Zoran Barisic das abschließende Match der Gruppenphase als sehr wichtig eingestuft. Obwohl der Aufstieg längst fixiert war. Einem lieblosen Schaulaufen gegen Dinamo Minsk wurde eine Absage erteilt, die 34.800 Fans sind am Donnerstagabend nicht ins Happel-Stadion gekommen, um sich zu fadisieren. Die Verletztenliste war und ist umfangreich, Keeper Jan Novota (hat seinen Vertrag bis 2018 verlängert), Christopher Dibon, Louis Schaub und Philipp Schobesberger konnte nicht eingesetzt werden. Aber Rapids Kader ist relativ breit aufgestellt und Minsk zählt nicht zu den Allergrößten des Sports. Als Mittelstürmer wurde Mate Jelic aufgeboten, er wechselt sich mit Philipp Prosenik ab, beiden ist gemein, dass sie nicht in Serie treffen. Rapid begann forsch, die Weißrussen lauerten auf Konter. 20. Minute: Begunov legt Thanos Petsos im Strafraum, Kapitän Steffen Hofmann bekam die Gelegenheit, sein 70. Europacupmatch gebührlich zu feiern. Allerdings schoss er den Strafstoß weder scharf noch platziert, Goalie Gutor wehrte ab. Der 35-jährige Hofmann hätte mehr erwartet und verdient. Gutor hat bereits drei Elfer im Playoff gegen Red Bull Salzburg gehalten, das war dem Rapidler Hofmann aber wurscht. 29. Minute: Der andere Hofmann, der 22-jährige Maximilian, macht es besser. Nach einem Corner von Florian Kainz gelangt der Ball zu Stephan Auer, dessen Abschlag fällt auf den Kopf von Hofmann, Gutor reagiert blendend, den Abpraller verwertet der Innenverteidiger zum 1:0. Dinamo war nicht von der Rolle, Korytko traf die Stange (42.). Nach der Pause blieb Rapid leicht dominant. 59. Minute: wunderbare Kombination, via Kainz und Mario Pavelic gelangt der Ball zu Jelic, der das 2:0 besorgt. Der Kroate trifft vielleicht nicht in Serie, aber er trifft. 64. Minute: El Monir verkürzt nach einem Solo durch halb Wien auf 1:2. Dinamo drängte, Rapid verteidigte, kämpfte. Und wurde sogar Gruppensieger, da Viktoria Pilsen gegen Villarreal ein 3:3 erreichte. Barisic sagte: Es ist phänomenal, Respekt. Es gilt noch das Ligaspiel am Sonntag bei Titelverteidiger Salzburg zu überstehen. Am Montag wird um 13 Uhr in Nyon das Sechzehntelfinale der Europa League gelost, das ist zumindest körperlich nicht anstrengend. Im Gegensatz zur Weihnachtsfeier, die dann am Abend in der Pyramide Vösendorf vermutlich spät endet. Rapid trifft als Gruppenerster auf einen Gruppenzweiten oder einen der vier schlechteren Absteiger aus der Champions League. Manchester United ist auszuschließen. Gekickt wird am 18. und 25. Februar 2016, zunächst auswärts, dann im Happel-Stadion. Rund acht Millionen Euro an Prämien wurden bisher verdient. (Christian Hackl, 10.12.2015) SK Rapid Wien – Dinamo Minsk 2:1 (1:0) Ernst-Happel-Stadion, 34.800 Zuschauer, SR Aghajew (AZE) Torfolge: 1:0 (29.) M. Hofmann2:0 (59.) Jelic 2:1 (64.) El-Monir Rapid: Strebinger – Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Auer – Petsos, Schwab – Alar (80. Stangl), S. Hofmann (65. Grahovac), F. Kainz – Jelic (72. Prosenik) Dinamo Minsk: Gutor – Begunow, Politewitsch, Bangura, Witus – Korytko (85. Bulyga), Korzun, Premudrow (61. Woronkow), Adamovic (64. El Monir) – Udoji, Beciraj Gelbe Karten: Auer bzw. keine Die möglichen Rapid-Gegner im Sechzehntelfinale im Überblick: FC Sevilla ValenciaGalatasaray IstanbulSchachtar DonezkFenerbahce IstanbulFC SionBorussia DortmundMidtjyllandOlympique MarseilleSt. EtienneSporting LissabonFiorentinaAnderlechtSparta PragFC Augsburg | 4Sport
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Staatsanwalt meldete Nichtigkeitsbeschwerde an – Geldstrafe und bedingte Haft für Amtsleiter – Gemeindebedienstete ebenfalls freigesprochen – Nicht rechtskräftig. Eisenstadt – In Eisenstadt musste sich am Freitag der burgenländische Landtagspräsident Gerhard Steier (SPÖ) vor Gericht verantworten. Ihm und drei Gemeindebediensteten wurde Amtsmissbrauch durch Scheinanmeldungen von Schülern in Siegendorf vorgeworfen. Ein Schöffensenat sprach Steier und eine Gemeindemitarbeiterin im Zweifel frei, der Amtsleiter wurde schuldig gesprochen, das vierte Verfahren wurde vertagt. Die in der Anklage erhobenen Vorwürfe, basierend auf anonymen Anzeigen, stammten aus dem Jahr 2009. Damals habe ein Familienvater aus Sopron seine drei Kinder in Siegendorf in die Schule schicken und sie – nachdem er Auskunft erhalten hatte, dass dies notwendig sei – auch im Ort anmelden wollen, so Staatsanwalt Roland Koch. Nachdem es ihm nicht gelungen sei, eine Privatperson zu finden, die seine Kinder bei sich angemeldet hätte, habe er sich an die Gemeinde gewandt. Schließlich seien der Mann und sein Sohn im Juli 2009 in einer leer stehenden Gemeindewohnung, die eigentlich verkauft werden sollte, mit einem Nebenwohnsitz gemeldet worden. Im September wurde die Meldung auch für die zwei Töchter des Mannes durchgeführt. Steier habe damals als Bürgermeister die Nebenwohnsitz-Meldungen genehmigt, der Amtsleiter habe nach einem Gespräch mit ihm die Meldungen unterschrieben und an die Gemeindebediensteten weitergeleitet. Diese hätten die Einträge ins Melderegister ausgeführt, erläuterte Koch. Dass die Personen niemals in Siegendorf gewohnt hätten, das war allen Beteiligten von vorneherein klar, stellte der Staatsanwalt fest. Rechtsanwalt Werner Dax, der gemeinsam mit seinem Kollegen Martin Lehner die vier Angeklagten vertrat, hob hervor, dass man über Vorwürfe aus dem Jahr 2009 spreche. Heute wisse jeder, dass diese Meldung nicht gemacht werden darf, doch damals sei dieses Problem der Nebenwohnsitz-Meldungen überhaupt nicht bewusst gewesen. Seit 2012 sei der Fall anhängig, die Anklage sei zwei Monate vor der Landtagswahl erhoben worden. Möglicherweise stehe eine politische Motivation dahinter, so Dax. Das Gespräch, das Steier damals als Ortschef mit dem Amtsleiter geführt haben soll, nahm bei den Befragungen breiten Raum ein. Der Amtsleiter hatte erklärt, dass er dem Bürgermeister seine Rechtsmeinung vorgetragen und von ihm die konkrete Beauftragung bekommen habe, das Meldeverhältnis zu begründen – mit der Bemerkung: Wenn die Rechtsmeinung so passt, dann ist das für mich ok. Das stimme sicher nicht, entgegnete Steier: Ich habe im Meldewesen keine Weisung, keine Anleitung wie auch immer gegeben. Die Vorsitzende des Schöffensenats, Richterin Birgit Falb und Staatsanwalt Roland Koch befragten den Landtagspräsidenten bis ins Detail zu den Vorgängen vor sechs Jahren. An ein Gespräch über die Anmeldung des Mannes aus Ungarn könne er sich nicht erinnern, sagte Steier. Er habe nur über die Erhebungen erfahren, dass es eine Anmeldung gab. Was haben sie 2009 über das Meldewesen gewusst? wollte der Ankläger wissen. Ich habe mich mit dem Meldewesen nicht befasst, antwortete der Landtagspräsident und blieb auch auf mehrmalige Nachfrage bei seiner Aussage. Der Vater der drei Kinder sagte auch auf vielfaches Nachfragen, dass er sich zwar erinnern könne, wegen der Anmeldungen in Siegendorf gewesen zu sein, er könne jedoch zu Details keine Auskunft mehr geben. Weil sich bei einer der zwei angeklagten Gemeindebediensteten nicht klären ließ, ob sie im Dienst war, als die Kinder angemeldet wurden, wurde ihr Verfahren vertagt. Die Beweise sind eindeutig, stellte der Staatsanwalt in seinem Schlussplädoyer fest. Dass es (die Anmeldungen, Anm.) gesetzeswidrig war, das wurde gewusst, so Koch, der einen Schuldspruch verlangte. Den Vorwurf einer politischen Motivation in dem Verfahren wies der Ankläger entschieden zurück. Der Staatsanwalt sei nicht auf Beweisergebnisse eingegangen, weil es keine gibt, erklärte Verteidiger Dax und forderte einen Freispruch für seinen Mandanten. Der Schöffensenat verurteilte nach mehr als eineinhalbstündiger Beratung den Amtsleiter zu 3.600 Euro unbedingter Geldstrafe und fünf Monaten bedingter Haft. Landtagspräsident Steier und eine Gemeindemitarbeiterin wurden im Zweifel freigesprochen. Der Amtsleiter erbat Bedenkzeit, der Staatsanwalt erklärte in seinem Fall Rechtsmittelverzicht. Bei Steier und der Gemeindebediensteten meldete er Nichtigkeitsbeschwerde an. Die Urteile sind somit nicht rechtskräftig. Das Beweisverfahren habe beim Amtsleiter einen eindeutigen Schuldspruch ergeben, so die Richterin. Als mildernd wurden bei ihm der bisher ordentliche Lebenswandel, die lange Verfahrensdauer und das lange Zurückliegen der Tat berücksichtigt. Der genaue Sachverhalt des Gesprächs, das er mit dem Amtsleiter geführt habe, sei letztendlich nicht mehr feststellbar, begründete die Vorsitzende den Freispruch für Steier. Bei der ebenfalls freigesprochenen Mitangeklagten sei wissentlicher Befugnismissbrauch nicht nachweisbar. | 5Inland
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Erneut versuchten Flüchtlinge aus dem Sammellager Röszke an der Grenze zu Serbien zu fliehen – Journalistin entlassen, nachdem sie Flüchtling das Bein stellte. Budapest/Röszke – In Ungarn haben erneut hunderte Flüchtlinge an der Grenze zu Serbien eine Polizeiabsperrung durchbrochen und sich zu Fuß Richtung Budapest aufgemacht. Nach Zusammenstößen mit der ungarischen Polizei, die Tränengas einsetzte, gaben die Flüchtlinge am Abend auf und ließen sich zu einer Registrierungsstelle bringen. Rund 300 Flüchtlinge, darunter viele Familien mit Kleinkindern, waren am Dienstagnachmittag aus der Sammelstelle bei Röszke an der ungarisch-serbischen Grenze geflohen. Rund 100 Polizisten stoppten die nach Nordosten marschierenden Migranten einige Stunden später bei Szeged, dabei flogen Flaschen auf Polizisten. Für Kritik sorgte eine Journalistin des Internet-Fernsehsenders Nemzeti Televizio N1TV, der der rechtsextremen ungarischen Partei Jobbik nahesteht. Sie stellte einem Mann das Bein, als dieser versuchte, mit einem Buben im Arm der Polizei zu entkommen. Lage in #Roeszke #Hungary weiter schlimm - Polizei überfordert - Flüchtlinge durchbrechen Polizeikette - Verletzte! pic.twitter.com/GlMGqGwABb In der Folge trat die Frau auch auf vorbeilaufende Kinder ein. Chefredakteur Szabolcs Kisberg nannte das Verhalten der Kamerafrau inakzeptabel und entließ sie. Einige Flüchtlinge protestierten mit einem Sitzstreik gegen die Polizei. Schließlich gaben sie ihren Widerstand aber auf und bestiegen die von der Polizei bereitgestellten Busse, die sie in eine Registrierungsstelle brachten, berichtete das ungarische Fernsehen am Abend. Aus der Sammelstelle in Röszke, wo derzeit die meisten über Serbien kommenden Menschen landen, versuchen Flüchtlinge immer wieder zu fliehen. Erst am Montag hatten hunderte Menschen Polizeiabsperrungen durchbrochen und waren auf der Autobahn Richtung Budapest gegangen. Oft müssen die Flüchtlinge tagelang unter freiem Himmel auf ihre Registrierung warten. Die meisten wollen weiter Richtung Österreich oder Deutschland. | 1Panorama
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Israel und Palästinenser beschuldigen sich gegenseitig. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. | 2International
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Athletin: "Ein Kulturbarometer, an dem man ablesen kann, wie sich die Sportwelt derzeit entwickelt". Electronic Arts hat für das Frühjahr 2016 die Fortsetzung seines Kampfsportspiels UFC angekündigt. UFC 2 bietet fünf neue Spielmodi, darunter der K.O.-Modus, UFC Ultimate Team sowie der umgestaltete Karriere-Modus, in dem Fans erstmals in einem UFC-Game weibliche Kämpferinnen erschaffen können. Hinzu kommt die Grapple-Hilfe, ein integriertes Tool, mit dem die Spieler Positionswechsel am Boden, Submissions und Takedowns erlernen und perfektionieren können. Neben allen aktuellen männlichen Athleten umfasst das Spiel auch die aktuellen weiblichen Kämpferinnen der Tournee. Zur Bewerbung und beim Cover des Spiels setzt EA erstmals auf einen weiblichen Star, die Bantamgewicht-Weltmeisterin Ronda Rowdy Rousey. EA Sports ist ein Kulturbarometer, an dem man ablesen kann, wie sich die Sportwelt derzeit entwickelt, so Rousey. Da ich selbst Gamerin bin, ist es einfach unfassbar, dass ich auf dem Cover des Spiels zu sehen sein werde. Dass eine Frau der Coverstar eines UFC-Games ist, zeigt, wie viel wir schon erreicht haben. Ich bin begeistert, dabei sein zu können. Bereits beim aktuellen Fußballspiel Fifa 16 baut EA stark auf die Integration von weiblichen Athleten und hofft damit nicht nur die Bandbreite des Sports authentischer abdecken sondern auch neue Zielgruppen ansprechen zu können. UFC 2 wird in Burnaby, British Columbia von EA Canada entwickelt und wird für PlayStation 4 und Xbox One erhältlich sein. | 0Web
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Angreifer können falsche Zertifikate als richtig ausgeben – Allerdings viele Systeme nicht betroffen. Der breiten Öffentlichkeit ist OpenSSL vor allem durch die Heartbleed-Lücke bekannt, die im Vorjahr eine Art Super-GAU für verschlüsselte Internetverbindungen darstellte. Von diesem Vorfall wachgerüttelt, haben mittlerweile einige Unternehmen ihr Engagement rund um OpenSSL verstärkt, und suchen aktiv nach Problemen in der Software. Und daraus resultieren wiederum neue Berichte über Sicherheitslücken. Nun ist es wieder einmal so weit: Das OpenSSL-Projekt warnt vor einer kritischen Sicherheitslücke in der eigenen Software, die von Google-Entwickler David Benjamin aufgespürt wurde. Diesem war aufgefallen, dass OpenSSL beim Fehlschlagen der Prüfung einer Zertifikatskette gleich versucht eine neue aufzubauen – beim zweiten Versuch aber nicht mehr alle Eigenschaften korrekt prüft. Dadurch ist es möglich OpenSSL falsche Zertifikate unterzujubeln, um dann etwa eine Man-in-the-Middle-Attacke vorzunehmen. Dass die Lücke trotz ihres Schweregrads nicht zu Panikstimmung im Internet führt, hat einen guten Grund: Der Fehler wurde erst vor wenigen Monaten eingeschleppt, veröffentlicht wurde ein entsprechende Version überhaupt erst Mitte Juni. Er betrifft zudem nur die 1.0.1- und 1.0.2-Reihen der Software. Unter Android, das mit BoringSSL mittlerweile einen eigenen OpenSSL-Fork nutzt, wurde das Problem nie eingeführt. Das ändert nichts daran, dass betroffene Systeme umgehend aktualisiert werden sollten. Zu diesem Zweck bieten die Entwickler mit OpenSSL 1.0.2d und 1.0.1p neue Versionen der Software im Source Code an. | 0Web
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Talmud für 9,3 Millionen Euro versteigert. Das sei das teuerste Stück Judaica, das je versteigert worden sei. New York – Sothebys meldet einen Weltrekord für Judaica: Ein fast 400 Jahre alter Talmud ist am Dienstagabend in New York für 9,3 Millionen Dollar (8,5 Millionen Euro) versteigert worden. Geschätzt war der sogenannte Bomberg-Talmud auf nur etwa sechs Millionen Dollar. Das sei das teuerste Stück Judaica, das je versteigert worden sei, hieß es vom Auktionshaus. Der Bomberg-Talmud ist so etwas wie die Gutenberg-Bibel des Judentums. Der Buchdrucker Daniel Bomberg, ein Christ, hatte zwischen 1519 und 1523 in Venedig das heilige Buch der Juden in einer ersten Gesamtausgabe gedruckt. Es umfasst in der sogenannten Babylon-Fassung neun Bände mit zusammen fast 3.500 Seiten, jeder 40 Zentimeter hoch und in Leder gebunden. Die jetzt versteigerte Ausgabe sei in einem erstaunlich guten Zustand gewesen, hieß es von Sothebys. Die Bände gehörten dem Gelehrten Richard Bruarne, nach seinem Tod 1565 lagen sie zunächst in Oxford in einer Kirche und dann 350 Jahre in der Westminster Abbey. Wer sie jetzt kaufte, wurde zunächst nicht bekannt. | 1Panorama
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Kochend heißes Fernsehen: "Junge Leute brauchen Liebe", "Le nozze die Figaro", "Mamma Mia", "Salami Aleikum", "Bright Star" – mit Videos. 11.05 MUSIK MUSIKJunge Leute brauchen Liebe (Ö 1961, Géza von Cziffra) Axel liebt Annie, Annie liebt Charles, Charles liebt nur sich selbst. Mit etwas gutem Willen und viel Schlagermusik – man nannte sie damals „flott“ –, kommen am Ende alle zusammen, weil: „Was du mir sagst, klnigt wie Musik“. Und: „Du bist für mich bestimmt“. Conny Froboess, Peter Weck, Johannes Heesters. Sommer ist’s, das Seichte ist zu genießen. Bis 12.30, ORF 2 17.55 OPERLe nozze di Figaro Die Premiere der Mozart-Oper in der Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf live von den Salzburger Festspielen wartet mit einer Reihe virtueller Zusatzangebote auf. So wird die gesamte Oper als Live-Stream auf derStandard.at übertragen, darüber hinaus stellt Servus TV einen digitalen Opernführer: Während die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Dan Ettinger aufspielen, sind auf www.servustv.com/opernfuehrer zu jeder Szene Handlung, Erklärungen und Bechtolfs Kommentare abrufbar. Um 21.30 Uhr folgen Bilder von den Proben der diesjährigen Jedermann-Aufführung. Bis 22.15, Servus TV 18.55 MAGAZINHighlights – Das Kulturmagazin Warum lange suchen, wenn der Kenner im eigenen Haus sitzt? Herbert Kloiber, ATV-Eigentümer und Freund der klassischen Kultur, analysiert die Salzburger Festspiele. Bis 19.15, ATV 2 20.00 DANCING QUEENMamma Mia! (USA/GB 2008, Phyllida Lloyd) Mit den wiederaufbereiteten Abba-Nummern ließ sich mindestens einen Sommer lang jede lahme Party in Schwung bringen. Der Wert dieses Musicals liegt darin, dass die Produzenten die Stimmen seiner Protagonisten (Pierce Brosnan!) in ihrer wackeligen Pracht beließen. Herausragend Meryl Streep, Bonus für Christine Baranski. Da will man gerne Zugaben! Bis 21.50, SRF 2 20.15 WURSTSalami Aleikum (D 2009, Ali Samadi Ahadi) Der Deutsch-Iraner Mohsen (Navid Akhavan) soll die elterliche Schlachterei retten und findet sich kurz nach der Wende in der ostdeutschen Provinz wieder. Sein Vater (Michael Niavarani) hält ihn für einen Versager, aber dann begegnet Mohsen seiner Traumfrau – zwei Kopf größer und Vegetarierin. In Deutschland und Österreich 2010 ein Kinohit, zu Recht. Multikulti wird gestreckt, gedehnt, gezogen und kommt am Ende in die Wurstmaschine. Bis 21.45, ZDF Kultur 21.50 REPORTAGEAlltagsgeschichten: Denn Hundeherzen schlagen treu Dackelschäfer Moritz verabscheut Wildwestfilme mit lautem Gebell, Tierfilme liebt er heiß. Ein Mann hält sieben Kampfhunde, die sich untereinander nicht vertragen. Auch unter den Vierbeinern gibt es Originale. Elizabeth T. Spira bat die dazu gehörenden Zweibeiner gleich mit vor die Kamera. Das war 1991, glaube keiner, dass es das heute nicht mehr gibt. Bis 22.35, ORF 2 22.00 DOKUMENTATIONPeace’n’Pop Was Friedenskampf mit Pop zu tun hat von 1950 bis 2015 in zwei Teilen. Zentrale Erkenntnis: Alles nach John Lennon war eher ein Witz. Bis 23.50, Arte 22.35 MAGAZINSpiegel TV Magazin: Chinas Schande – Die Kinder der Todeskandidaten Eine Hilfsorganisation kümmert sich um die Kinder von zum Tode Verurteilten. Auswirkungen eines unmenschlichen Justizsystems. Bis 23.25, RTL 0.00 LIEBESLEIDBright Star – Meine Liebe. Ewig (Aus/GB/USA 2009, Jane Campion) Campion (Das Piano) inszeniert die traurig-schöne Romanze zwischen dem Dichter John Keats (Ben Whishaw) und Fanny Brawne (Abbie Cornish). Er schrieb ihr einige seiner schönsten Zeilen, sie trauerte nach seinem Tod sechs Jahre. Bis 1.53, ARD | 6Etat
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Sony stellt Spielentwicklung ein und glaubt nicht an einen Nachfolger. Der Markt spricht gegen Handheld-Konsolen. Als die Playstation Portable (PSP) 2004 auf den Markt kam, erwarteten sich Branchenbeobachter genauso wie zahlreiche Fans, dass Sony den Erfolg seiner Heimkonsole Playstation 2 im Handheld-Sektor wiederholen würde. Doch bei starker Konkurrenz seitens Nintendos DS-Familie und zunehmend spieltauglicher werdender Handys konnten die Erwartungen trotz eines beachtlichen kommerziellen Erfolges und rund 80 Millionen verkauften Exemplaren nicht erfüllt werden. So standen die Vorzeichen für einen Nachfolger nicht unbedingt gut, 2011 probierte es Sony dennoch mit der Playstation Vita (PS Vita), die nicht zuletzt von aufstrebenden Download-Games und der Verschränkung mit der Playstation 4 profitieren sollte. Doch vier Jahre später gingen bis heute gerade einmal zwölf Millionen PS Vitas über die Ladentische. Und wenngleich die ein Jahr eher gestartete Konkurrenzkonsole Nintendo 3DS in dieser Zeit 54 Millionen Geräte absetzen konnte, scheint Sony zumindest für sich nun langsam aber sicher das Ende des Handheld-Konsolen-Markts akzeptiert zu haben. Nicht zuletzt liegt auch der 3DS weit hinter dem zurück, was der DS vorgelegt hatte. In einem Interview mit der japanischen Branchenseite 4Gamers erklärte Sony-Computer-Entertainment-SVP Masayasu Ito, dass in den Studios des Konzerns aktuell keine Spiele mehr für die PS Vita in Entwicklung seien. Stattdessen verlasse man sich auf die Unterstützung durch Dritthersteller und konzentriere sich auf die neue und aktuell sehr erfolgreiche Plattform Playstation 4, die 2016 mit Playstation VR erstmals auch Virtual-Reality-Games unterstützen wird. Bereits im Juni erklärte Sony-Worldwide-Studios-Chef Shuhei Yoshida gegenüber IGN, dass es keine Großproduktionen mehr für die PS Vita geben werde. In einem Interview auf der britischen Spielemesse EGX Anfang Oktober deutete Yoshida schließlich an, dass es um große Weiterentwicklungen im Handheld-Bereich schlecht stehe. An einen Nachfolger sei derzeit nicht gedacht. Das Marktklima spreche genauso dagegen wie die enorme Dominanz von Mobile-Gaming zu Smartphones und Tablets. Wie es scheint, sind die Tage der portablen Playstation langsam, aber sicher gezählt. | 0Web
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Geld für Villen mit Sicherheitskräften, Flachbildfernseher und Drei-Gänge-Menüs ausgegeben. Washington – Das US-Verteidigungsministerium hat beim Wiederaufbau in Afghanistan einem Kontrollbericht zufolge Steuergelder in Millionenhöhe verschwendet. Das Büro des Generalinspektors für den Wiederaufbau Afghanistans (Sigar) erhebt darin schwere Vorwürfe. Es weist Verteidigungsminister Ashton Carter auf unnötige Ausgaben in Höhe von 150 Millionen Dollar (137 Millionen Euro) hin. Das Geld soll die für Wirtschaftsaufbau und Stabilität zuständige Einsatztruppe TFBSO für Villen mit privaten Sicherheitskräften, Flachbildfernseher und Drei-Gänge-Menüs ausgegeben haben. Den Großteil der Zeit hätten davon nur etwa fünf bis zehn Regierungsangestellte profitiert. Die extravaganten Ausgaben verschlangen laut Sigar gut ein Fünftel des gesamten Budgets. Ursprünglich hätte das Geld in die Entwicklung der Öl- und Gasindustrie Afghanistans investiert werden sollen. Schon im Oktober hatte Sigar-Generalinspektor John Sopko Aufklärung über den Bau einer Tankstelle gefordert, der 43 Millionen Dollar (39 Millionen Euro) verschlang. Vergleichbare Projekte hatten in der Vergangenheit nicht mehr als 500.000 Dollar gekostet. Den Steuerzahlern hätten mehrere zehn Millionen Dollar erspart werden können, schrieb Sopko an Carter nach dem neuen Bericht. Vom Pentagon gab es zunächst keine Stellungnahme. Nach Angaben der britischen Zeitung The Guardian wurde der Erhalt des Berichts bestätigt und eine Antwort an Sigar angekündigt. | 2International
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Das Bundesfinanzgericht rechnet die Einnahmen für Sexdienste dem Nachtclub zu, obwohl die Prostituierten Separees mieteten. Wien – Für Bordellbetreiber brechen möglicherweise härtere Zeiten an. Laut einem neuen Gerichtsurteil müssen einschlägige Etablissements die Einnahmen von Prostituierten mitversteuern, auch wenn die dafür zur Verfügung gestellten Separees an die Sexdienstleister vermietet wurden. Entscheidend ist dabei, wem die Einnahmen wirtschaftlich zuzurechnen sind, und nicht die äußere Erscheinungsform. Letztere sah im konkreten Fall eines Unternehmers mit mehreren Go-Go-Bars und 109 Damen, über den das Bundesfinanzgericht kürzlich befand, so aus: Für eine halbe Stunde Unzucht wurden einheitlich 80 Euro erlöst. Davon behielten die Sexdienstleisterinnen 55 Euro, 25 Euro wurden an den Bordellbetreiber für die Zimmermiete abgeführt. Der Unternehmer versteuerte nur die Miete. Nach einer Prüfung wurde dem Betrieb beschieden, auch für Umsatz- und Einkommensteuer auf die Einnahmen aus den Liebesdiensten aufkommen zu müssen. Die Berufung wurde abgewiesen. Das Gericht zählte mehrere Kriterien für die wirtschaftliche Zurechenbarkeit der Erlöse auf: Beim Besuch eines derartigen Nachtclubs sei nicht nur der Getränkeausschank, sondern entscheidend die Gelegenheit zum Separeebesuch von Bedeutung für den Kunden. Auch dass die Dienste zu fixen Arbeitszeiten erbracht wurden, der einheitliche Basiszimmertarif von 80 Euro und die Reinigung der Handtücher und Leintücher durch den Betreiber unterstrichen diese Beurteilung, erkannte das Gericht. Auch die Bewerbung der Etablissements als Bordell sprächen gegen eine getrennte Betrachtung von Separees und Barbereich, berief sich die Richterin auf die entsprechende Judikatur des Verwaltungsgerichtshofs. Davon getrennt zu bewerten sei die Frage, ob die Prostituierten selbstständig tätig waren oder nicht. Dieser Punkt sei für die Zurechnung der Einnahmen unerheblich, heißt es sinngemäß. Dass der Betreiber angab, Konkurrenzbetrieben würde vom Finanzamt eine monatliche Abschlagszahlung von 120 bis 200 Euro je Prostituierter gewährt, nutzte ihm nichts. Aus unrichtiger Rechtsanwendung könne kein Anspruch abgeleitet werden. | 3Wirtschaft
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Im Rahmen der Ökodesign-Richtlinie kommen laufend Produkte mit niedrigerem Energieverbrauch, jetzt sind Kombithermen dran. Wien – Am 26. September tritt eine EU-Ökodesign-Richtlinie in Kraft, die weitreichende Auswirkungen auf Gasthermen hat. Ab dann dürfen Geräte mit dieser Technologie nicht mehr eingebaut werden. Stattdessen muss auf energetisch sparsamere Brennwertgeräte umgestiegen werden. Der große Nachteil der neuen Vorschrift ist, dass eine alte Therme grob gerechnet um 3000 Euro zu haben ist. Die neuen Brennwert-Systeme, für die bei den Rauchfängen spezielle Rohre eingezogen werden müssen, kosten aber alles in allem bis zu 6000 Euro. Die Installateure bemerken deshalb, dass schon jetzt viele Heim- und Hausbesitzer begonnen haben, Altgeräte (14 Jahre und älter) auszumustern und noch schnell eine neue Gastherme mit alter Technik zu installieren, in der Hoffnung, dass diese wieder 20 Jahre hält. Allerdings gibt es weitreichende Ausnahmen für die Installationspflicht. Vor allem bei den sogenannten mehrfachbelegten Fängen, also wenn sich mehrere Parteien einen Rauchfang teilen. Dafür wird die Industrie vorerst einmal weiterhin Gasthermen produzieren, erläutert Georg Patay, Leiter Marktentwicklung bei der Vaillant Group Austria. Allerdings haben diese dann nur das Energieeffizienzlabel C, wohingegen die Brennwertgeräte in der energiesparsamsten Klasse A angesiedelt sind. Für die Heizsysteme gilt, dass sie künftig die bereits bekannte Energieeffizienz-Kennzeichnung der EU aufweisen müssen. So wie sie bei Waschmaschinen und Kühlschränken vorkommen. Mehrheitsbeschluss Die mehrfach genutzten Rauchfänge sind sehr häufig bei den Wiener Gemeindebauten zu finden, die zwischen 1955 und 1980 errichtet wurden. Dort müssen die betroffenen Parteien künftig via Mehrheitsbeschluss entscheiden, wie sie weitermachen wollen. Grundsätzlich dürfen die alten, bereits installierten Gasthermen auch nach dem Stichtag im September verwendet werden. Erst bei einem notwendig gewordenen Austausch stellt sich die Frage, wie weiter vorgegangen wird, erläutert Robert Breitschopf von der Wiener Landesinnung der Installateure. In Österreich dürften eine Million Haushalte mit Gasthermen ihren Warmwasserbedarf abdecken. Allein in Wien sind nach Schätzungen etwa 440.000 Kombithermen betroffen. Um die Sache ein bisschen zu pushen, hat die Wien Energie noch bis Jahresende eine Aktion laufen, bei der Haushalte, die auf die sparsameren Geräte umsteigen, 400 Euro bekommen. Bei einer früheren, ähnlichen Aktion sind 18.000 Haushalte umgestiegen, heißt es aus der Wien Energie. Auch der Verbund hat derzeit eine ähnliche Aktion laufen. Einer der Vorteile der neuen Heizungs- und Warmwassersysteme ist, dass es nicht mehr zu gefährlichen Abgasunfällen kommen kann, führt Breitschopf aus. Außerdem erspare man sich gut 15 Prozent der Energiekosten. Die Ökodesign-Richtlinie ist eine Herstellerrichtlinie der EU, mit der Produkte auf umweltschonender getrimmt werden sollen. Die bekannteste Umsetzung war die über mehrere Jahre laufende Umstellung von Glühbirnen. Auch Haushaltselektrogeräte wie Kühlschränke, Waschmaschinen und Herde mussten im Rahmen der EU-Ökodesign-Vorgaben neu und energiesparsamer gestaltet werden. Die EU will mit solchen Richtlinien erreichen, dass bis zum Jahr 2020 der Treibhausgasausstoß aus der Nutzung fossiler Energien um 20 Prozent zurückgeht. | 3Wirtschaft
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Dänemark nach 0:2-Rückstand in Verlängerung 3:2 besiegt – Deutschland schlägt Slowakei – Ungarn vor Wiederabstieg. Moskau/St. Petersburg – Die Schweiz kam am Dienstag bei der Eishocke-WM in Russland zu ihrem ersten Sieg. Die Eidgenossen rangen in Gruppe A Dänemark trotz eines 0:2 nach dem ersten Drittel noch mit 3:2 in der Verlängerung nieder. Zuvor hatte es zwei knappe Niederlagen in der Verlängerung (3:4 gegen Norwegen) bzw. im Penaltyschießen (2:3 gegen Kasachstan) gesetzt. Den Siegestreffer in der Verlängerung scorte Eric Blum (65.). Norwegen etablierte sich abends mit einem 4:2-Erfolg über Kasachstan auf dem 4. Platz, der den Einzug ins Viertelfinale bedeuten würde. Die Schweizer schoben sich mit nunmehr vier Punkten auf den fünften Platz, unmittelbar vor den punktegleichen Dänen. Auch Deutschland kam in seiner dritten Partie zu einem Erfolgserlebnis, die Slowakei wurd überraschend deutlich mit 5:1 (0:1,3:0,2:0) bezwungen. Patrick Hager (25.), Philip Gogulla (29.), Patrick Reimer (35.), Brooks Macek (44.) und Dominik Kahun (55.) schossen Deutschland zum höchsten WM-Erfolg gegen den Ex-Weltmeister. Peter Cehlarik (9.) hatte die bis dahin verlustpunktfreien Slowaken in Führung gebracht. Das Team liegt in Gruppe B nach wie vor auf dem dritten Platz (sechs Punkte), Deutschland ist Vierter (4). Ungarns Eishockey-Nationalmannschaft droht nach einer 2:6-Niederlage gegen Frankreich der Wiederabstieg, es sei denn, mann schafft einen Coup gegen Weißrussland. Frankreich legte hingegen die Basis, um den Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen. Theoretisch zumindest, denn als Organisator der WM 2017 in Köln und Paris ist man wie Deutschland ohnehin für die nächste A-WM gesetzt. (APA, red, 10.5. 2016) Ergebnisse: Gruppe A – 3. Runde in Moskau: Schweiz – Dänemark 3:2 n.V. (0:2,0:0,2:0; 1:0) Tore: Weber (50.), Niederreiter (58.), Blum (65.) bzw. Storm (8./PP), Ehlers (19./PP) Kasachstan – Norwegen 2:4 (1:1,1:2,0:1) Tore: Dawes (8./PP), Bochenski (36./PP) bzw. Johannesen (4.), Olimb (34., 39.), Zuccarello (58./EN) Gruppe B – 3. Runde in St. Petersburg: Slowakei – Deutschland 1:5 (1:0,0:3,0:2) Tore: Cehlarik (9.) bzw. Hager (25.), Gogulla (29.), Reimer (35./PP), Macek (44.), Kahun (55.) Ungarn – Frankreich 2:6 (1:3,0:1,1:2) Tore: Vas (14./PP), Sofron (48.) bzw. Ritz (10.), Treille (18., 54./PP, 57.), Fleury (20./PP), Chakiachvili (39.) | 4Sport
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"Wo sind Sie daheim?" Diese Frage war schwer zu beantworten. David stach mit dem Zeigefinger auf seine Brust und sagte: "I am from Syria, I am a masseur, now in Laa-an-der-Thaya" – das ging ihm schon ganz gut von den Lippen. Am 27. August 2015 stieg der Mann in den weißen Bus mit drei grünen Tannen an der Seite, bezahlte beim Fahrer 15 Euro: Laa-an-der-Thaya, please, ging die Reihen entlang und wählte einen der hinteren Plätze. Den kleinen Koffer legte er ins Gepäckfach, auf den leeren Sitz neben sich stellte er die Papiertasche mit den goldenen Bögen einer großen Kette. Hinter ihm lagen viele große und kleine Städte, und seine Reise aus dem Osten in den Norden dauerte nun schon mehr als zwei Jahre. Er war an vielen Orten gestrandet, länger oder kürzer. Von Aleppo weg ein Jahr in Beirut und Istanbul, dann eine griechische Insel, in Athen ein ganzes Jahr Tellerwäscher bei Nikolas, dem Tavernenwirt, der wollte wirklich helfen, obwohl es ihm selbst gar nicht gut ging. Später kurz Skopje, Belgrad und Budapest, die ganze schreckliche Balkanroute samt ungarischem Mörderdraht, schließlich Hauptbahnhof Wien. Die Hauptstadt von Austria ist etwas größer als Aleppo einmal war. Vienna war ihm in der alten Heimat schon ein Begriff gewesen, weil er etwas von Sigmund Freud gelesen hatte. Laa-an-der-Thaya kannte er natürlich nicht, und er wiederholte dieses schwierige Wort immer wieder – sollte das vielleicht einmal seine neue Heimat werden? Er versuchte, Assoziationen zu seiner Muttersprache zu finden: Laandertaya. Er drehte das Wort um: Al-redna Ayat, das klang ja fast Arabisch, freute sich der Mann und lächelte auf den Notizzettel im Schoß hinunter: Wien-Hauptbahnhof – U1 bis Stephansplatz- U3 – Landstraße-Waldviertel-Bus Laa-an-der-Thaya – Kirche-Pfarrhof-Seniorenheim-Caritas. Hau-ptb-ahnhof, das ging gar nicht – ptb, das war unmöglich auszusprechen, genauso wie das -ldv- und das -pf-, für ihn waren das keine erkennbaren Laute, und seine Mundwerkzeuge sträubten sich dagegen wie gegen ungenießbares Essen. Am Hauptbahnhof hatte eine junge Frau mit Kopftuch schon ein bisschen mit ihm geübt. Die offizielle Zuweisung der Caritas an das Seniorenheim trug er tief in der linken Innentasche des neuen Sakkos, dort, wo er auch das Foto seiner Frau und der zwei Töchter aufbewahrte. Kein aktuelles Foto, weil seine ältere Tochter schon früher aus Aleppo weggegangen war. Der Syrer, ein Mann von etwa 50 Jahren, mittelgroß und mager, mit Hornbrille, blauen Augen und Halbglatze, ist auf seinen vielen Stationen seit Aleppo ein geduldiger Reisender geworden. Es war überhaupt seine erste Reise außerhalb Syriens, sogar in der Hauptstadt Damaskus war er nur einmal gewesen. Und auch diese Reise hätte er nicht angetreten, wenn ihn der Krieg nicht dazu gezwungen hätte. Davor war es ihm und seiner Familie gut gegangen in Aleppo, seiner Frau Rikhiel und den beiden Töchtern Daliah und Myrnah. Schweiß trat auf seine Stirn, als ihn die Erinnerungen ohne Schutz überfielen. Er stöhnte lautlos, senkte den Kopf tief über die Knie und rieb sich die Schläfen, um die Bilder zu vertreiben. Es war nicht heiß im Bus, aber er zog das Jackett aus und hängte es über die Rückenlehne. Die schwarze Hose war ihm viel zu weit und zu lang, er zupfte immer wieder vorsorglich die scharfe Bügelfalte hoch, wenn er seine Beinstellung änderte. Es war ein feiner, glatter, angenehm kühler Stoff. Mit einem weißen, zusammengefalteten Stofftaschentuch wischte er über die Oberschenkel, als ob er unsichtbare Tabakkrümel, Asche oder Staub beseitigen wollte. Er nestelte mit leichten Gesten an der Hemdbrust und klopfte mit so beweglichen Fingern auf den Knien herum, als hätte er sein Leben am Klavier verbracht. Aber er war kein Pianist, sondern nur Masseur, ein Handaufleger und Wunderheiler. In Aleppo hatte er einen sagenhaften Ruf genossen, er galt als ein Meister, als Künstler, manche sagten sogar Magier, seine Praxis war übergelaufen, und die Herren und Damen des innersten Machtzirkels der Stadt durfte er von ihren Leiden erlösen. Er saß allein in seiner Reihe mit den blau-rot gemusterten Sitzen, mit einer Fußstütze, einem aufklappbaren Tischchen und einem Netz an der Rückseite des vorderen Sitzes, ein Luxus, wie er ihn noch in keinem Bus erlebt hatte. Die ehemaligen Aschenbecher in den Stuhllehnen waren verklebt. Aha, es hatte auch hier andere Zeiten für Raucher gegeben. Aus den Lautsprechern drang leise Musik, vielleicht klang so Wiener Walzer. Ihm gefiel es, und es überkam ihn kurz ein behagliches Gefühl. So ging Reisen, so sollte es immer sein. Die Kleidersachen hatte er heute am Morgen am Hauptbahnhof bekommen. Train of Hope (ToH) nannten die Leute ihre Hilfsaktion. Er kam so früh aus der Caritas-Notunterkunft zum ToH, dass die Schlange vor dem Zelt mit Männerbekleidung noch relativ kurz war. Er staunte, so vieles war da, häufte sich in Stößen und Schachteln und quoll aus den Regalen, von allem genug und in großer Auswahl, vor allem jugendliche Sportbekleidung, Anoraks, Schuhzeug, Wäsche, Mützen, Rucksäcke und Taschen aller Art. Als Erstes hatte er seinen Plastiksack gegen einen kleinen, aber seriösen Koffer eingetauscht. Es entsprach ihm, David Al-Bahri, dem Juden aus Aleppo, dass er sich für diesen altmodischen Anzug entschied, dazu ein blassblau gestreiftes Hemd und eine orientalisch gemusterte Seidenkrawatte. Wahrscheinlich war sie an allem Schuld, erinnerte sie ihn doch an Ornamente der Umayyaden-Moschee, waren es die Stoffe im Basar oder ein Mosaikfries der frühbyzantinischen Helena-Kathedrale? In seinem Leben hatte er so etwas noch nicht getragen, aber ihm kamen diese Kleidungsstücke auf geheimnisvolle Weise vertraut vor. Irgendwann, irgendwo wollte er jemanden fragen, was die in die Krägen und Stulpen eingenähten Bändchen KNIZE bedeuteten. Dem Anzug entsprechendes Schuhzeug hatte er im Gedränge nicht finden können. Deswegen trug er jetzt schwarz-weiße, etwas zu große Sportschuhe an den Füßen mit dem eigenartig arabisch klingenden Namen Adidas. Er genierte sich, wenn er an seinen Beinen hinuntersah, wie sich die weiten Hosenröhren in mehreren Lagen über den Turnschuhen wölbten. Er war in löchrigen Straßenschuhen und mit abgelaufenen Badeschlapfen in Wien angekommen, lächerlich, wofür sollte er sich noch schämen. Im spärlich besetzten Weinviertel-Bus merkte niemand, wie er zu kämpfen hatte, dass er nicht rauchen durfte, wie ihm der Schweiß auf dem Gesicht stand und über Hals und Nacken lief. Er öffnete das Hemd und wischte mit dem Taschentuch über die Brust, nahm die Seidenkrawatte ab, kaute an einem Zündholz und schob es mit der Zunge ständig von einem Mundwinkel in den anderen. Für einen starken Raucher wie ihn war das Rauchverbot eine Qual. Aber David Al-Bahri ist ein geduldiger Fahrgast. Und ein aufmerksamer. Als sie aus der Stadt heraus waren, stiegen immer wieder Menschen vorn ein und hinten aus, sehr diszipliniert, langsam und immer in Reih und Glied, fast alle Passagiere waren älter als er, alt oder sehr alt, aber rosig und gut gelaunt. Wo war die Jugend dieses Landes, wunderte er sich. Zwei Frauen in der Reihe vor ihm hatten viele Taschen mit Einkäufen bei sich, redeten laut, lachten und schwatzten wie Junge, offenbar miteinander vertraut, obwohl sie an verschiedenen Stationen eingestiegen waren. Alle sprachen den Fahrer an, als wäre er ein Familienmitglied. Am rechten Vordersitz unterhielt sich ein schwerhöriger Mann lautstark und gestenreich mit sich selbst und legte immer wieder die linke Hand ans Ohr, als wollte er sich selbst zuhören. An einem Halt – er konnte die Ortstafel nicht so schnell entziffern – beobachtete er eine Szene: Der Fahrer bekam ein zwitscherndes Lautsignal, ähnlich einem Vogelruf, da stieg er aus, kam zur Mitteltür und klappte eine Plattform so exakt aus dem Boden des Busses, dass eine einzige Rollstuhlfahrerin, grotesk deformiert an Gesicht und Körper, fast ebenerdig hereinrollen konnte; sie war in Begleitung einer jungen Frau, die den Rollstuhl an dem vorgesehenen Platz in einer leeren Ecke mit einem Riemen befestigte. Gab es irgendetwas, was sie nicht vorhersahen? So viel Aufwand für eine einzige Invalide. Nach nur zwei Stationen stiegen sie genauso wieder aus. An einem anderen Ort – Ober- oder Unter-Hollabrunn? – schwang sich ein lauter Vogelschwarm von bunten Teenagern in den Bus, Schüler und Schülerinnen mit Rucksäcken; sie besetzten die hinterste Sitzreihe und wälzten sich so hungrig und durstig über ihre elektronischen Geräte, als seien sie gerade mit dem letzten Wasserschluck der Wüste entkommen. In einem größeren Ort mit zwei Kirchtürmen stiegen sie genauso lärmend wieder aus. Dafür kam ein junger Mann, wahrscheinlich noch keine 25, mit einem nagelneuen Seesack über der Schulter an Bord. Der schaute sich suchend um, ging in den hinteren Teil des Busses und setzte sich genau hinter David. Die lächelnden Augen in dem jungenhaften, rotbackigen Gesicht grüßten ihn beim Vorbeigehen stumm, und David nickte zurück. Als sich der junge Mann auf seinem Platz eingerichtet hatte, griff David neben sich und wandte sich mit dem geöffneten Sack nach hinten. Please, take some. Der junge Mann errötete tief und sagte: Danke, thank you, very nice, sehr freundlich. My name is August. David, very pleased. Der Junge schämte sich ein bisschen dafür, dass er nichts anzubieten hatte. Aber er fuhr ja nur 85 Kilometer bis nach Hause. Am Bahnhof hatten David ein paar freundliche Jugendliche zwei gigantische, in Stanniol verpackte Veggie-Burger, zwei Apfeltaschen, zwei Bananen und zwei Wasserflaschen Vöslauer mild überreicht. Wer waren diese Jugendlichen, warum waren sie nicht in der Schule oder in der Arbeit? An einem Stand hing ein Plakat mit der Aufschrift LAWYER, umringt von arabischen und einem Dutzend anderer asiatischer Zeichen. Manche hatten Aufkleber auf ihren roten Helferjacken, Legal advice las er auch noch. Dieser Kiosk war noch dichter belagert als die Tische mit der Essensausgabe. Es stellte sich heraus, dass er eine Zuweisung entweder nach Traiskirchen oder nach Laa an der Thaya bekommen könnte; er entschied sich für das unaussprechliche Laaanderthaya. Im Treck von Athen nach Wien hatte er immer wieder gehört, dass in Austria Traiskirchen zu vermeiden sei, es sei ein Lager, ein Camp. Von dort komme man schwer wieder weg, hieß das Gerücht. Danach schenkte ihm eine ältere Frau, eine der lawyer, noch ein dickes, abgenutztes Cassels-Wörterbuch – Classical Oxford Dictionary Deutsch-Englisch/ Englisch-Deutsch. Das war ein Schatz, er war glücklich, wollte er doch so schnell und so gut wie möglich die Landessprache erlernen, damit er sich selbst erhalten und seine Familie nachholen konnte. Die österreichischen lawyers erklärten ihm, wie das ging, der Arabisch-Dolmetsch, ein junger Syrer, der neben Deutsch auch noch Englisch, Kurdisch und Türkisch sprach, übersetzte so, dass er meinte, alles verstanden zu haben. Er würde in einem Seniorenheim der Caritas ein Zimmer bekommen, als Pfleger und vielleicht später in seinem Beruf arbeiten dürfen, aber außer einem kleinen Taschengeld noch nichts verdienen, solange er keinen positiven Asylbescheid hatte. Dass das schnell ging, darüber hatten sie ihm keine großen Hoffnungen gemacht. Warten, Monate, vielleicht Jahre, aber für einen Juden aus Syrien wahrscheinlich mit positivem Ausgang – eine gute Bleibeperspektive hatte er. Der junge Mann griff in den angebotenen Sack mit dem goldenen M und nahm sich von allem die Hälfte, nur die Banane ließ er liegen. Er strahlte ihn mit einem Dankedanke, thank you! an. So aßen und tranken sie schweigend, bis der Junge seine Finger an den Jeans abwischte und der Fremde Hosenbeine, Lippen und Fingerspitzen mit dem Taschentuch abtupfte. David schaute aus dem Fenster und hätte gerne gewusst, was das für Pflanzen waren, lange Reihen von blattreichen, niedrigen Büschen mit weißen und rosa-bläulichen Blüten. Schnell blätterte er im Wörterbuch und deutete mit dem Kinn auf die Felder hinaus: What is that? Der junge Mann strengte seine Augen an und verstand nicht. Was wollte der Mann, da war nichts, Felder eben. Tobacco?, versuchte es David, der leidenschaftliche Raucher. Jetzt fiel der Groschen, und der junge Mann lachte herzlich: Nein, nein, Tabak wächst hier nicht, nicht bei uns! Das sind Erdäpfel, potatoes, patates, pommes. Der junge Mann konnte ein wenig Englisch und einige Bruchstücke von anderen Sprachen. Er hatte Kellner gelernt und war mehrere Jahre auf einem deutschen Frachtschiff als Küchengehilfe zur See gefahren. Sein Kollegen waren meist Asiaten, und ihre gemeinsame Sprache war das Kitchen-English. Jetzt kehrte er nach Hause zurück, in seine Heimat Gnadendorf bei Laa an der Thaya, zu seiner schwangeren Schwester, und der Schwager konnte vielleicht Hilfe auf dem kleinen Hof gebrauchen. Es war auch sein Heimatort gewesen, solange die Eltern gelebt hatten. Schön ist es dort, ruhig und viel Grün, es gab viele potatoes dort und trees, Bäume, viel Wald. Er würde sich im Dorf ein hübsches, tüchtiges Mädchen suchen, heiraten, eine Familie gründen und ein Haus bauen. Oder doch in umgekehrter Reihenfolge? Da musste David so herzlich lachen, dass sich sein Gesicht völlig veränderte. Der Junge lachte mit, obwohl der Spaß auf seine Kosten ging. Dann spitzte er die Lippen, als ob er pfeifen wollte, schnalzte mit der Zunge und schmatzte mit den Lippen. Sie verstanden einander und lachten gemeinsam mit zurückgeworfenen Köpfen. Dann beugte er sich zwischen den Sitzen wieder zu dem Mann vor und machte noch einen Versuch, diesmal mit tiefer, verstellter Stimme, um höflich zu wirken: Sie sind Ausländer – Araber, Muslim? David zuckte zusammen. Ja und nein, wie sollte er es diesem Provinzler erklären – ein syrischer Jude aus Aleppo, das war schon in Syrien schwer zu verstehen. Und was und wer war er überhaupt, seit er ohne seine Familie auf der Flucht war? Ein Syrer, aber kein Araber, seit zwei Jahren auf einer Odyssee und nun auf dem Weg zu einem Caritas-Heim Sancta Monica in Laa an der Thaya, Waldviertel, Niederösterreich. Sicher kein Araber, aber was für ein Jude war er, der noch nie in einer Synagoge gewesen war und dessen Vorfahren aus Marrakesch stammten? Der junge Mann seufzte, gab aber noch nicht auf, sondern versuchte eine doch ziemlich peinliche Frage zu formulieren: Wo sind Sie daheim? Auch diese Frage war schwer zu beantworten. David stach mit dem Zeigefinger auf seine Brust und sagte: I am from Syria, I am Jewish, I am a masseur, now in Laa-an-der-Thaya – das ging ihm schon ganz gut von den Lippen. Es entstand eine längere Pause, und beide Männer wandten ihre Blicke aus dem Fenster auf die vorüberziehende Landschaft, auf saubere Dörfer, Kirchtürme, Hügel, Wälder und grüne Wiesen, so weit das Auge reichte, und die weiß-rosa-lila blühenden Stauden. Es gab auch noch andere Felder, Getreide und Pflanzen mit runden Kapselköpfen, die kannte er aus seiner Heimat, aber er wunderte sich, dass Mohn hier abwechselnd mit potatoes wuchs. Er wird diesem freundlichen, neugierigen Provinzjungen jetzt noch nicht erklären können, was es bedeutete, kein gewöhnlicher Reisender zu sein so wie er, auf einem Handelsschiff in der Ostsee oder wie jetzt auf dem Weg zur Schwester in Langschlag. Er war ein Flüchtling auf Reisen. Dass seine Reise nicht nach Stunden gemessen wurde, sondern nach Jahren, nicht nach Hunderten von Kilometern, sondern nach Tausenden. Die Reise des Flüchtlings glich eher einem Geisteszustand als einem Reisestadium, das sich mit Landkarten und Fahrplänen errechnen lässt. Laa an der Thaya – Caritas. Und wieder seine Marotte, die Worte umzudrehen, Satirac, um vielleicht eine Sprachverwandtschaft zu finden. Do you have family? Where are they? Der Junge steckte wieder den Kopf zwischen die Sitze nach vorn. David atmete tief durch, als müsste er einen Anlauf nehmen, setzte seine Hornbrille ab und wischte mit dem Taschentuch daran herum. Er nickte: Yes, over there, back in Turkey, und holte das Foto aus der Tasche. Der Junge fand seine Frau und die Töchter nice, very nice. David betrachtete lange das Bild und steckte es wieder zurück. Das hätte er nicht tun sollen, sein Herz schien doppelt so schnell zu schlagen und wollte das Jackett sprengen, so sehr regte es ihn auf, direkt in ihre Gesichter zu sehen. Als sei sie ein Rettungsring, hielt er sich mit beiden Händen an der Wasserflasche fest, dass die Sehnen an den Händen hervortraten. Mehrmals schlug er die Beine in den schwarzen Knize-Hosen übereinander, zupfte die Bügelfalte sorgfältig zurecht und betrachtete seine lächerlichen schwarz-weißen Sportschuhe. Seine Frau Rikhiel und die kleine Daliah würden früher oder später nachkommen, darüber sorgte er sich weniger. Aber seine Große, die jetzt zwanzigjährige Myrnah, war schon vor drei Jahren weggegangen, sie wollte nach Israel und Schauspielerin werden. Ich bin Jüdin, hatte sie selbstbewusst gesagt, sie müssen mich reinlassen. Ja, hübsch und klug war Myrnah auch noch, aber von allem zu viel, für diese Zeiten. Diese alten, düsteren Sorgen. Zuletzt hatte er von ihr in einem abgebrochenen Telefonat aus Kairo gehört. Später viele Anrufversuche mit Krachen und Rauschen, ohne dass eine Verbindung zustande kam. Er wollte glauben, dass diese schon aus Israel kamen. Wann und wo würden sie noch einmal zu viert zusammenkommen? Er würde mit Rikhiel und Daliah seinen Weg machen, ob in Laa an der Thaya oder anderswo, wenn ihn seine Zauberhände nicht im Stich ließen, wenn sie auch hier ihre Kraft entfalten würden so wie in seinem früheren Leben. Der Junge hinter ihm schien zufrieden zu sein, er hatte sich in seinem Sitz zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Wenn der Bus rüttelte oder in eine Kurve ging, fiel ihm der Kopf auf die Brust. Sie hatten zusammen gegessen, getrunken, geredet und gelacht. David breitete das Taschentuch zwischen die Kopfstütze und das Fenster und spürte, wie sich zum ersten Mal seine Beine entspannten und unter dem Vordersitz ausstreckten. Als der Bus an der Endstation hielt, legte er dem schlafenden Jungen die Hand auf die Schulter, und sie stiegen gemeinsam aus. | 1Panorama
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Außenminister Sergej Lawrow fordert Einbindung der syrischen Armee in die Koalition gegen den IS. Doha/Moskau – Luftschläge allein reichen nicht aus, um den Vormarsch des Islamischen Staates (IS) zu stoppen, erklärte Russlands Chefdiplomat Sergej Lawrow bei einem Außenminister treffen in Doha. Russland schlägt daher die Gründung einer breiten Koalition gegen die Islamisten vor, der Kurden, irakische und syrische Armee angehören sollen. Lawrow begründete die Initiative damit, dass diese Kräfte schon jetzt am Boden mit der Waffe in der Hand der terroristischen Bedrohung entgegentreten. Der laut Lawrow auf einer Idee Wladimir Putins basierende russische Plan würde das von den USA geächtete Assad-Regime in Damaskus plötzlich zum Verbündeten des Westens im Terrorkampf machen. Russland selbst würde einer solchen Koalition freilich nur bei einem entsprechenden Mandat des UN-Sicherheitsrats beitreten, heißt es zugleich aus Moskauer Diplomatenkreisen. Einigkeit über das weitere Vorgehen herrscht keinesfalls: In Doha gelang es Lawrow jedenfalls nicht, US-Außenminister John Kerry von dem Konzept zu überzeugen. In der Frage liegen wir offensichtlich noch auseinander, räumte Lawrow ein. Washington hatte zuletzt eine Bombardierung aller Kräfte angedroht, die die von ihr unterstützten Rebellen bedrohen. Dazu zählt nicht nur der IS, sondern auch die syrische Armee. Das werde den Kampf gegen den Terrorismus nur noch erschweren, warnte Lawrow, der forderte, eine Eimischung von außen in die syrische Krise zu stoppen und stattdessen alle Konfliktparteien zu neuen Verhandlungen zu zwingen. Wie die tief verfeindeten Gruppierungen an einen Tisch zu bekommen sind, ist dabei noch völlig unklar. | 2International
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Der Film "Crouching Tiger, Hidden Dragon: Sword of Destiny" ist ab Freitag abrufbar. Los Gatos / Wien – Schwertkämpfer und exotische Ninjas, die auf Baumwipfeln gegeneinander kämpfen: Der mehrfach preisgekrönte chinesisch-taiwanische Blockbuster Tiger and Dragon aus dem Jahr 2000 mit Chow Yun-Fat (Anna und der König) bildet die Vorgeschichte für den Martial-Arts-Film Crouching Tiger, Hidden Dragon: Sword of Destiny, der ab Freitag auf Netflix abrufbar ist. Die Regie im zweiten Teil von Tiger and Dragon übernimmt allerdings nicht mehr Ang Lee (Brokeback Mountain, Life of Pi), sondern Yuen Woo-ping. Er hatte schon 1978 den leichtfüßigen Jackie Chan zum Drunken Master (Sie nannten ihn Knochenbrecher) transformiert. Die Geschichte der Netflix-Produktion entführt den Zuschauer in eine mystische Zeit, in der die Gravitation anderen Regeln zu folgen scheint: balancierend auf der Spitze eines Schwertes ausharren, von Baum zu Baum gleiten, mal eben drei Meter hoch springen. Fans, die der charakteristischen Kampfkunst aus chinesischer Literatur und Film – genannt Wǔxiá – verfallen sind, können sich auf die Fortsetzung der Geschichte um das Grüne Schwert der Unterwelt freuen. Die weibliche Hauptrolle der Kriegerin Yu Xiu Lian übernimmt abermals die malaysische Schauspielerin Michelle Yeoh (Die Geisha). Die Handlung beginnt etwa 17 Jahre nach dem Tod ihres Geliebten Li Mu Bai (Chow Yun-Fat), dessen mächtiges Schwert es immer noch zu beschützen gilt. Denn der böse Kriegsherr Hades Dei (Jason Scott Lee) setzt alles daran, es zu bekommen. | 6Etat
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Daimler darf nach einem verlorenen Rechtsstreit über eine Sonderausstattung bestimmte Modelle nicht an Kunden ausliefern. München – Nach einem verlorenen Rechtsstreit über eine Sonderausstattung bei Cabrios darf Daimler bestimmte offene Mercedes-Modelle in Deutschland nicht mehr verkaufen. Der Autobauer sei vor dem Bundesgerichtshof (BGH) in dieser Woche überraschend einer Patentverwertungsgesellschaft unterlegen, sagte eine Konzernsprecherin am Freitag. Die Firma habe Daimler und den Zulieferer Lear wegen des sogenannten Airscarf, einer Art Nackenföhn in Cabrios, auf dem mehrere Patente liegen, verklagt und in der dritten Instanz Recht bekommen. Seit Mitte dieser Woche dürfen den Angaben zufolge keine Cabrios mit der oft bestellten Sonderausstattung in Deutschland mehr verkauft werden. Dies gelte bis zum Ablauf des Patents der Verwertungsgesellschaft im Dezember dieses Jahres. Wieviele Fahrzeuge betroffen sind, werde noch geprüft, sagte die Sprecherin weiter. Es gehe um die offenen Modelle mit Airscarf von C- und Klasse, um S-Klasse Coupe und Cabrio sowie die Roadster SL und SLC, die noch nicht ausgeliefert sind. Das gilt nicht rückwirkend. Es ist kein Rückruf. Bei den Cabrios sei der Anteil der Fahrzeuge, die mit dem Warmluftgebläse für für den Hals bestellt werden, sehr hoch. Nach Informationen der Automobilwoche, die wie die Bild-Zeitung zuvor über den Fall berichtete, liegt der Anteil bei zwei Drittel der Bestellungen. | 3Wirtschaft
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Nasa präsentiert größte Zahl neuer Welten, die je auf einmal bekanntgegeben worden ist. Washington – Nasa-Astronomen haben in Washington über 1.000 neue Exoplaneten präsentiert. Zwar war die Existenz der mit dem Weltraumteleskop Kepler erspähten Welten bereits vermutet worden, eine neue Analyse bestätige nun aber, dass es sich bei 1.284 der Kepler-Kandidaten zu mehr als 99 Prozent tatsächlich um ferne Exoplaneten handle, teilte die Nasa am Dienstag in Washington mit. Das ist die größte Zahl von Exoplaneten, die je auf einmal bekanntgegeben worden ist, sagte der Hauptautor der im Astrophysical Journal veröffentlichten Analyse, Timothy Morton von der Princeton University (US-Staat New Jersey), auf einer Pressekonferenz in Washington. Mit der neuen Untersuchung habe sich die Zahl bestätigter Kepler-Exoplaneten mehr als verdoppelt, betonte Nasa-Chefwissenschafterin Ellen Stofan. Die Forscher um Morton hatten mit statistischen Methoden alle 4.302 Planeten-Kandidaten analysiert, die Kepler bis zum Juli 2015 entdeckt hatte. 984 davon waren bereits mit anderen Techniken als tatsächliche Exoplaneten bestätigt worden. 1.284 weitere identifizierte das Forscherteam nun als echte Planeten. Bei 707 anderen handelt es sich dagegen wahrscheinlich um einen Fehlalarm. Die verbleibenden 1.327 Kandidaten haben zwar eine größere Wahrscheinlichkeit, echte Planeten zu sein als ein Fehlalarm, ihr Status lässt sich aber noch nicht klären. 550 der nun verifizierten Exoplaneten sind klein genug, um Felsplaneten zu sein. Neun davon kreisen in der habitablen Zone um ihre Sterne, also jenem Bereich, in dem Wasser zumindest theoretisch flüssig sein könnte, was als Mindestanforderung für die Entwicklung von Leben, wie wir es kennen, gilt. Damit steigt die Zahl der bekannten potenziell lebensfreundlichen Welten auf 21. Das macht uns Hoffnung, dass wir irgendwann da draußen bei einem Stern ähnlich unserem eigenen eine weitere Erde entdecken, meint Stofan. Laut Natalie Batalha, Koautorin der Studie und Mitglied des Keplerteams am Ames Research Center der Nasa in Moffett Field, verhelfen die nun vorgelegten Erkenntnisse zu einer besseren Einschätzung, wie häufig Exoplaneten mit annähernd Erdgröße und mit lebensfreundlichen Bedingungen existieren könnten. Der nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler benannte Planetenjäger hat ab 2009 vier Jahre lang in einem kleinen Himmelsausschnitt die Helligkeit von rund 150.000 Sternen genau verfolgt. Nur falls ein Planet von der Erde aus gesehen genau vor seinem Stern vorbeiläuft, kann das Weltraumteleskop ihn entdecken. Unter dieser Voraussetzung lässt sich aus den von Kepler gefundenen Exoplaneten auf die tatsächliche Planetenhäufigkeit in der Milchstraße hochrechnen. Nach dem Ende der regulären Mission ging das Observatorium, das wiederholt mit technischen Problemen zu kämpfen hatte, mit der K2-Mission in die Verlängerung. Nachdem sich Kepler Anfang April vorübergehend in einen Notfallmodus versetzt hatte, arbeite das Teleskop inzwischen wieder normal, betonte NASA-Missionsmanager Charlie Sobeck. Der Treibstoff dürfte nach seinen Worten noch für zwei weitere Jahre reichen. 2018 will die NASA dann den Kepler-Nachfolger Tess ins All schicken, der mit derselben Methode 200.000 Sterne unserer direkten kosmischen Umgebung auf Planeten untersuchen soll. | 7Wissenschaft
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Die Hilfsbereitschaft, mit der Flüchtlinge derzeit in Österreich empfangen werden, könnte wieder umschlagen, meint Historikerin Marlou Schrover. Menschen haben sich schon immer gefürchtet, Einwanderer würden ihnen ihre Häuser, Jobs und Frauen wegnehmen, sagt Marlou Schrover, Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Leiden. Aber durch die Isolation von Migranten und Flüchtlingen in Lagern ist ein Misserfolg vorprogrammiert. STANDARD: Gibt es ein Ereignis, mit dem die aktuelle Flüchtlingskrise verglichen werden kann? Oder ist, was derzeit passiert, neu? Schrover: Der Unterschied zur Ungarn-Krise im Jahr 1956, als 200.000 Menschen nach Österreich flüchteten, ist, dass das eine zeitlich sehr begrenzte Fluchtbewegung war. Damals war die Grenze nur für einige Tage offen, dann stoppte die Migration, und es konnte mit der Problemlösung begonnen werden. Heute ist kein Ende der Fluchtbewegung abzusehen. Auch während des Zerfalls von Jugoslawien in den 1990er-Jahren kam es zu großen Migrationsbewegungen. Ein Unterschied zu den damaligen Ereignissen ist aber, dass es mittlerweile die EU als Akteurin gibt. Nun soll Migranten auf supranationaler Ebene geholfen werden. STANDARD: Eine gemeinsame Antwort auf die Flüchtlingskrise hat aber die EU derzeit noch nicht. Jeder Mitgliedsstaat agiert für sich auf nationaler Ebene. Schrover: Das stimmt natürlich. Aber es gibt die Forderung, das Problem auf europäischer Ebene zu lösen. Allerdings ist auch das nicht ganz neu. 1938 fand beispielsweise in Frankreich die Konferenz von Évian statt. Dort trafen sich Vertreter von 32 Nationen, um die Auswanderung von Juden aus Deutschland und Österreich zu erleichtern. Auch das war der Versuch, eine Lösung auf europäischer Eben zu finden. Auch eine Quote zur Verteilung der flüchtenden Juden wurde dort debattiert. Die Idee, wie sie heute diskutiert wird, war also auch bei der Évian-Konferenz schon präsent – damals hatte sie keinen Erfolg. STANDARD: Sind die Reaktionen der Aufnahmegesellschaften immer dieselben, oder ist es diesmal anders? Schrover: Bei der Ungarn-Krise 1956 waren die Menschen von Beginn an positiv gegenüber den Flüchtenden eingestellt. Diese Art von Migration wurde als Nachweis dafür interpretiert, dass Kommunismus falsch und Kapitalismus richtig liegt. Flüchtlinge wurden damals aus humanitären Gründen willkommen geheißen – aber auch aus Propagandagründen. Der Enthusiasmus, mit dem die Flüchtenden aus Ungarn begrüßt wurden, lässt sich mit dem Vergleichen, was auch jetzt passiert. Das war bei der aktuellen Migrations- und Fluchtbewegung allerdings nicht von Beginn an so. Zuerst war die Reaktion gegenüber den Flüchtenden eher ängstlich. Da hieß es, das sind alles junge Männer, und die haben ein iPhone, das können doch keine Flüchtlinge sein. Aber plötzlich kam es zu einem Umschwung in der öffentlichen Meinung, dann wurde gesagt, schaut, das sind Familien, Frauen und Kinder, die unsere Hilfe benötigen. STANDARD: Könnte das je länger die Krise andauert nicht wieder ins Negative kippen? Schrover: Das ist schwer vorherzusagen. Ich hätte noch vor wenigen Wochen den Meinungsumschwung Richtung Mitgefühl und Solidarität nicht kommen gesehen. Aber historisch betrachtet schwindet der Enthusiasmus nach einiger Zeit. Das hat auch damit zu tun, dass Flüchtlinge beginnen Kritik an ihrer Versorgung- und Wohnsituation zu üben. Dann kommt der Gegenvorwurf, dass das doch keine Dankbarkeit sei. Und es wird auch zu Vorfällen kommen, die den Enthusiasmus schwinden lassen werden: Das sind traumatisierte Menschen, es kann zu Auseinandersetzungen in den Auffangzentren kommen, wie es auch schon in vergangenen Krisen passiert ist. STANDARD: Haben Sie ein konkretes Beispiel für eine Änderung in der Einstellung gegenüber Flüchtlingen? Ist das vergleichbar mit den USA zu Beginn des 20. Jahrhunderts? Schrover: In den USA in den 1920er-Jahren sind verschiedene Dinge gleichzeitig passiert. Die USA waren zuerst glücklich über die ankommenden Migranten aus Deutschland, Österreich, Schweden, England, Belgien, den Niederlanden und Frankreich – also aus Nord- und Westeuropa. Als dann aber mehr Menschen aus Italien, Polen und Russland eintrafen – gab es die Angst, dass nun die sozusagen falschen Migranten kommen würden. Änderungen in der Art der Migration können also auch die Einstellungen der Bevölkerung ändern. Dazu kamen die damalige Wirtschaftskrise und auch die Angst vor dem aufstrebenden Kommunismus in Europa. Es gab die Angst, dass nun Revolutionäre, Anarchisten und Terroristen mit den Flüchtenden in die USA kommen könnten. STANDARD: Gibt es ein Best-Practice-Beispiel, wie eine Gesellschaft mit den Aufzunehmenden umgehen kann? Schrover: Je länger Flüchtlingen in Lagern bleiben – und wenn diese Lager auch noch isoliert sind –, desto eher wird etwas schiefgehen. Leute in Lagern unterzubringen ist ein Rezept für Versagen. Aussichtsreicher ist es, wenn sie möglichst schnell aus der Isolation gebracht werden. Wenn Leute wissen, dass sie bleiben können, werden sie begierig sein, die jeweilige Landessprache zu lernen. Wenn Flüchtlinge in der Lage sind, normale Wohnungen zu beziehen und zu arbeiten, dann kann Integration erfolgreich sein. Aber das ist auch abhängig von zwei Faktoren: Alter und Bildung. Je höher das Ausbildungsniveau, desto höher die Chance, Arbeit zu finden. STANDARD: Es gibt auch große Ängste in der Bevölkerung der aufnehmenden Länder, dass Migranten ihnen die Jobs wegnehmen werden. Ist das eine berechtigte Furcht? Schrover: Das kommt auf das jeweilige Land an. Es gibt in Europa einige Staaten, die sich von der Wirtschaftskrise schon erholt haben – Deutschland zum Beispiel. Und es gibt Länder, die noch nicht aus der Krise herausgekommen sind – wie Spanien, wo viele junge Menschen arbeitslos sind. Wenn diese nun auf dem Arbeitsmarkt für ungelernte Arbeitskräfte sind, ist es wahrscheinlich, dass sie mit Neuankömmlingen aus Syrien konkurrieren. Aber in Deutschland, wo in einigen Branchen Arbeitskräftemangel herrscht, wird es keinen Verdrängungseffekt geben, weil das freie Stellen sind. Das ist auch der Grund, warum Deutschland ein wenig einladender sein kann. Historisch betrachtet wurde in der Mehrheitsgesellschaft fast immer gefürchtet, dass Migranten ihnen ihre Häuser, Jobs und Frauen wegnehmen. STANDARD: Gibt es auch Beispiele, wo Migranten oder Flüchtlinge mit offenen Armen empfangen wurden? Schrover: Ja, natürlich. Zum Beispiel die europäische Auswanderungswelle nach dem Zweiten Weltkrieg nach Kanada und Australien. Die beiden Länder waren erfreut über die Einwanderer, denn es wurden Menschen gebraucht, um das Land zu besiedeln. Auch in den Anfangsjahren der Gastarbeitermigration in Europa waren die Länder dankbar für jede Arbeitskraft. Viele dachten aber, dass die Menschen wieder zurückkehren. Aber lediglich ein Drittel kehrt zurück. Viele haben zwar anfangs den Plan zur Rückkehr, aber dann finden sie Arbeit, gründen eine Familie, haben Freunde und werden Teil der Gesellschaft der Aufnahmeländer. STANDARD: Nun mögen die absoluten Zahlen der Flüchtlinge sehr hoch sein, im Verhältnis zu den Einwohnern der EU ist es lediglich ein geringer Prozentsatz. Der Libanon mit weniger als sechs Millionen Einwohnern hat offiziell mehr als eine Million Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Gibt es so etwas wie einen maximalen Prozentsatz an Flüchtlingen, den ein Land bewältigen kann? Schrover: Darauf gibt es keine eindeutige Antwort. In England gibt es Städte, wo die Hälfte der Bevölkerung Migranten sind, und in den USA ist im Grunde jeder ein Einwanderer oder zumindest ein Nachfahre von Einwanderern. Im Libanon sind die Flüchtlinge aus Syrien aber nicht Teil der Gesellschaft, sie leben in Lagern, und ihre Kinder dürfen nicht in die Schule gehen. Das kann zum Problem werden. Es entsteht eine inaktive, parasitäre Gesellschaft, weil sie nicht beitragen dürfen. Die Menschen beginnen dann eine eigene Infrastruktur zu entwickeln – es entstehen Geschäfte und Arbeitsplätze in den Lagern, die sind aber abseits der aufnehmenden Gesellschaft. Es gibt also keinen maximalen Prozentsatz, es kommt darauf an, wie mit den Menschen umgegangen wird. STANDARD: Gibt es ein Beispiel in der Geschichte, wo ein Land seine Grenzen permanent geschlossen hat? Wo es heißt: Hier kommt niemand mehr rein! Schrover: Dann sind wir im Zweiten Weltkrieg, als alle Länder früher oder später ihre Grenzen für jüdische Flüchtlinge dichtgemacht haben. Aktuell versucht Ungarn zwar seine Grenzen zu schließen, aber es ist sehr schwierig, eine große Zahl verzweifelter Menschen abzuwehren. Flüchtlinge werden auf jeden Fall weiterhin versuchen, die Grenze zu überwinden. | 2International
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ÖFB-Legionär sichert Münchnern Heimsieg gegen Düsseldorf und wichtige Punkte im Abstiegskampf. München (Bayern) – Mit einem sicher verwerteten Elfmeter hat ÖFB-Legionär Michael Liendl am Samstag seinem Club 1860 München in der 80. Minute einen 3:2-Heimsieg über Fortuna Düsseldorf beschert und den Löwen neuen Mut im Kampf gegen den Abstieg aus der zweiten deutschen Fußballiga gemacht. Dank des ersten Dreiers seit Ende November verdrängte 1860 den SC Paderborn von Relegationsrang 16. Die Sechzger, bei denen auch ÖFB-Teamstürmer Rubin Okotie durchspielte, gingen durch Kai Bülow (29.) und Sascha Mölders (47.) im Duell mit dem direkten Konkurrenten mit 2:0 in Führung, gaben diese bis zur 76. Minute aber wieder aus der Hand. Dann aber war der Ex-Düsseldorfer Liendl per Foulelfmeter (80.) zur Stelle und sicherte den Hausherren den erst dritten Saisonsieg. In der Tabelle hat die Fortuna, bei der Christian Gartner nur Ersatz war, auf Platz 15 noch sechs Punkte Vorsprung auf 1860. Freiburg verteidigte mit einem 2:0-Erfolg über Kaiserslautern Platz zwei, Bochum (4.) hielt dank eines 3:2 über Sandhausen (Knaller im Tor, Kulovits bis 77.) die Chance auf den Aufstieg am Leben. Auf den Relegationsrang fehlen weiterhin fünf Punkte. | 4Sport
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Gute Wertungen für teure Wiederbelebung des Shooters. Mit Destiny hat Bungie nach Halo ein neues Shooter-Universum erschaffen, das Millionen Spieler mit einer Mischung aus starkem Gunplay und süchtig machendem Sammelsystem für sich gewinnen konnte. In vieler Hinsicht enttäuschte das Sci-Fi-Epos allerdings – so war die Story dünn und die Missionen repetitiv. Mit der bisher größten Erweiterung The Taken King (König der Besessenen) sei Bungie laut den Testern der Fachpresse auf viele Kritikpunkte eingegangen und habe es geschafft, dem Spiel frischen Wind einzuhauchen. Die Revitalisierung habe allerdings ihren Preis. Es ist offensichtlich, dass Bungie auf das Feedback der Fans gehört und hart daran gearbeitet hat, Destiny neu zu erfinden, sagt Gametrailers. Die Story wird besser präsentiert, die neuen Subklassen bieten unterschiedliche Spielstile und bringen Spieler einander näher und das Grinding (Anm.: Freispielen von neuen Ausrüstungsgegenständen) wurde durch eine Vielzahl an Zusatzmissionen und die Dreadnaught-Patrol-Zone erleichtert. The Taken King geht Destinys Probleme mit Weiterentwicklung, Story und Charakteren an, schreibt Eurogamer. Die Story ist gelungen. Nicht aufgrund der simplen Geschichte rund um eine neue Bedrohung, sondern durch die Weise, wie sie erzählt wird – in dem sie Charakteren Leben einhaucht, denen Spielern bereits ein Jahr lang im Tower begegnet sind. Zum ersten Mal seit einem Jahr habe ich aber das Gefühl, Teil einer lebendigen Welt zu sein. Denn die Geschichte mit ihren oft überraschenden Ereignissen verleiht der Erzählung endlich Tiefe und Charakter, meint 4Players. Vor allem aber gestalten die Entwickler ihren verschwenderischen Grind, den langen Weg zu einem stärkstmöglichen Wächter, übersichtlicher und abwechslungsreicher. Der Fortschritt ist durch das neue Lichtlevel klarer erkennbar und man fühlt sich weniger verloren, wenn man zum hundertsten Mal belanglose Patrouilleaufgaben an ständig gleichen Schauplätzen erledigt. Allgemein Lob gibt es für die Verbesserungen beim Erfahrungssystem, reichlich frische Inhalte und eine Handlung, die der Welt mehr tiefe verleihe und in neue Gebiete auf bekannten Planeten entführe. Dennoch gebe es mehr Raum für neue Gegnertypen und gänzlich neue Schauplätze. Größte Kritik gibt es jedoch dafür, dass Bungie diese Neuerungen fast als neues Spiel verkaufe. Alle Änderungen und Erweiterungen sind zum Besseren und ein großer Schritt nach vorne für Destiny, aber das hat seinen Preis, so Metro. Die Erweiterung allein hat eine UVP von 40 Euro und obwohl sie mehr Inhalt bietet als die durchschnittliche 10-Euro-Erweiterung, ist das immer noch absurd teuer. Besonders bestehende Spieler würden draufzahlen, denn Neueinsteiger könnten zur Legendary Edition greifen, die samt Orignialspiel, beiden bisher veröffentlichten Addons und The Taken King bereits für unter 60 Euro im Handel zu haben ist. Es ist ein exzellentes Paket und ein guter Einstiegspunkt für neue Spieler. Doch Bungie sollte nun darüber nachdenken, wie es diese Newcomer künftig behandeln wird, damit man diese nicht so verärgert und spaltet, wie bestehende Fans. | 0Web
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Tester loben Routine-Update mit Leistungsverbesserungen und Funktionen für Power User. Nach iOS 9 hat Apple am 30. September auch die neueste Version seines Betriebssystems für Macs veröffentlicht. Das Unternehmen verspricht mehr Möglichkeiten den Computer zu nutzen sowie bessere Leistung. Tester stellen OS X 10.11 El Capitan gute Noten aus. Anlass zu Euphorie gibt es aber nicht. Bei Engadget gibt es Pluspunkte für Multitasking und die Verbesserungen bei Spotlight, Safari und Fotos. Die Erweiterungen für die Fotos-Anwendung brächten praktische neue Bearbeitungsmöglichkeiten. Addons können über den Mac App Store heruntergeladen werden, die Auswahl sei zum Start von El Capitan aber noch dünn. Den Testern von The Verge gefallen kleine, aber praktische Änderungen quer durch das Betriebssystem. So können im Browser Safari nun Tabs fixiert werden. Spotlight sei nun wesentlich mehr als eine einfache Dateisuche. Die Suchfunktion kann unter anderem auch Wetterdaten, Aktienkursen und Video-Suchergebnissen anzeigen. El Capitan liefere mehrere Funktionen, die bislang nur mit Drittentwickler-Software zur Verfügung standen. Wie schon unter dem Vorgänger OS X Yosemite bietet auch das neue System einige Funktionen, von denen vor allem iPhone-Nutzer profitieren. Dazu zählen iCloud, Notiz-Synchronisierung und Bookmarks in Safari. Das ist für The Verge auch gleichzeitig ein Minuspunkt, da Nutzer anderer Smartphones ausgeklammert werden. Der Guardian hebt die Leistungsverbesserungen hervor. Das Update beschleunige vor allem ein bis zwei Jahre ältere Macs. Wie immer einen der umfangreichsten Tests liefert Ars Technica. Die Neuheiten unter El Capitan würden sich vor allem an detail-orientierte Power User richten, die mit der Plattform und den Apps bereits vertraut sind. Dazu zählen die Tester etwa die neuen Fenstermanagement-Optionen sowie Trackpad-Gesten oder den Full-Screen-Modus in Mail. Für MacWorld ist das Update wie ein Fels ins der Brandung. Die Tester loben die Verbesserungen bei Mission Control und die neue Split View-Ansicht. El Capitan sei ein Routine-Upgrade mit Performance-Verbesserungen. Die Tage dramatischer Betriebssystem-Updates sind vorbei, schreibt MacWorld. Alle Tester können das Update fast uneingeschränkt empfehlen, zumal es auch kostenlos zur Verfügung steht. Dennoch gibt es die Empfehlung noch abzuwarten, ob sich noch gröbere Bugs eingeschlichen haben. Apple arbeitet bereits an dem Update auf OS X 10.11.1. El Capitan steht nun über den Mac App Store zum Download bereit. Sollte es noch nicht angezeigt werden, kann das Update auch manuell über den direkten Download-Link geladen werden. | 0Web
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Nordirlands Stürmer Kyle Lafferty erzielte in acht Spielen sieben Tore. Bei Norwich City ist er in dieser Saison noch ohne Einsatz. Belfast – Nordirlands Fußball-Teamstürmer Kyle Lafferty hat am Montagabend 10.000 Zuschauer im altehrwürdigen und frisch renovierten Windsor Park in Belfast in Begeisterung versetzt. Ein Unterzahl-Tor des 1,93 m großen Angreifers in der 93. Minute rettete das 1:1 gegen Ungarn, dank dem der krasse Außenseiter Nordirland (17 Punkte) weiter die EM-Quali-Gruppe F vor Rumänien (16) und Ungarn (13) anführt. Kyles Tor ist unschätzbar, erklärte der frühere Team-Verteidiger Gerry Taggart. Erstmals winkt dem Team von der geteilten Insel die Teilnahme an der EM-Endrunde. Wovon wir zu träumen wagen, twitterte der Verband IFA, der sich im bisherigen Verlauf einer kuriosen Gruppe – Favorit und WM-Teilnehmer Griechenland (3) ist Letzter – auf Lafferty verlassen konnte. Sieben Tore in acht Spielen erzielte der 27-Jährige vom Premier-League-Club Norwich City. Kurios: Für die Canaries (Kanarienvögel) hat er in dieser Saison noch kein Pflichtspiel absolviert. Wir haben die Ziellinie nicht überschritten, aber es gibt noch zwei Chancen. Ich bin zuversichtlich, meinte Lafferty zur historischen Mission des nordirischen Nationalteams, die bereits am 8. Oktober im Heimspiel gegen Griechenland vollendet werden soll. Bei diesem Match ist der Torjäger allerdings nur Zuschauer, da er eine Gelb-Sperre absitzen muss. Da war ich übermotiviert, merkte Lafferty, der am 16. September 28 Jahre alt wird, zu seiner frühen Verwarnung (10. Minute) gegen Ungarn an. Notfalls können die Nordiren die fehlenden zwei Punkte auch noch am 11. Oktober in Finnland holen – dann wieder mit ihrem Torjäger. (APA; 8.9.2015) | 4Sport
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Bis zu 4,7 Milliarden Euro werden in Österreich Jahr für Jahr in Subventionen gesteckt, die negative Auswirkungen auf die Umwelt haben. Wien – In Österreich wird viel Geld ausgegeben für Förderungen – oft mit unbeabsichtigten, nichtsdestotrotz aber nachteiligen Auswirkungen auf die Umwelt. Erstmals hat das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) im Auftrag des Klima- und Energiefonds (Klien) die Summen erhoben, und die sind selbst für die Verfasser der Studie überraschend hoch. Auf bis zu 4,7 Milliarden Euro summieren sich die in Österreich pro Jahr vergebenen Förderungen, die kontraproduktiv zur Erreichung der Klimaziele sind. Es gibt einen großen Hebel, wo man ansetzen kann, sagte Wifo-Chef Karl Aiginger am Mittwoch. Genauer unter die Lupe genommen haben die Verfasserinnen der Studie, Daniela Kletzan-Slamanig und Angela Köppl, die Bereiche Mobilität, Energie sowie Wohnen. Etwa die Hälfte der umweltschädlichen Subventionen entfällt demnach auf den Verkehrssektor, gefolgt vom Bereich Energie (gut ein Drittel). Etwa 14 Prozent der kontraproduktiven Subventionen sind dem Bereich Wohnen zuordenbar. Der Analysezeitraum umfasste die Jahre 2010 bis 2013. Den größten Hebel, der noch dazu im nationalen Alleingang umgelegt werden könnte, ist die Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe anderer Förderungen, wo Österreich allein nichts ausrichten kann – beispielsweise bei der Mineralölsteuer-Befreiung von Kerosin. Immerhin knapp zwei Drittel der für die Umwelt kontraproduktiven Förderungen (2,3 bis 2,9 Milliarden Euro) seien aber national änderbar. Das sollte in einer neuen Klima- und Energiestrategie sowie bei einer ökologischen Steuerreform mitbedacht werden, sagte der Geschäftsführer des Klimafonds, Ingmar Höbarth. | 3Wirtschaft
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Im Zug der Reform wurde eine eigenen Sektion im Ministerium geschaffen. Wien – Nach der Auflösung der Vollzugsdirektion und der Wiederansiedlung des Strafvollzugs im Justizministerium will Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) notwendige Verbesserungen im Straf- und Maßnahmenvollzug rasch und effizient umsetzen. Die neu geschaffene Sektion sieht er als Turboschub für weitere Reformen, wie Brandstetter am Donnerstag bei einem Pressegespräch im Palais Trautson sagte. Der Strafvollzug sei eine große Baustelle, die mit 1. Juli ins Leben gerufene Generaldirektion für den Strafvollzug und den Vollzug freiheitsentziehender Maßnahmen ein Meilenstein und zugleich Voraussetzung, um diesen Bereich in qualitativer Hinsicht an internationale Standards heranführen zu können, betonte Brandstetter. Als Garant dafür bezeichnete er Erich Mayer, den Leiter der neuen Strafvollzugs-Sektion, dem Brandstetter Fachkompetenz und Durchschlagskraft bescheinigte. Unter Anspielung auf Mayers Alter bemerkte Brandstetter launig: Herkules war glaube ich auch 40, als er den Stall des Augias ausgemistet hat. Mayer, 40-jähriger Jurist, war zuletzt im Kabinett von Brandstetter tätig und zuvor bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Peter Prechtl, der die nun aufgelöste Vollzugsdirektion geleitet hat, bleibe der neuen Sektion als Chefberater erhalten, hieß es auf Anfrage des STANDARD. Prechtl kommt aus der Justizwache, hat 28 Jahre Diensterfahrung, kennt also den Apparat in- und auswendig. Auch die neuen Abteilungsleiter – wie zum Beispiel Josef Schmoll, der bisherige Direktor der Justizanstalt Wien-Simmering – sind ausgewiesene Kenner der Materie. Besonderes Augenmerk soll künftig auf den Maßnahmenvollzug gelegt werden. Zurechnungsunfähige sind Patienten und als solche zu behandeln, betonte Brandstetter. Verstärkt sollen daher Krankenanstalten-Träger mit ins Boot geholt werden, wobei die hinsichtlich der Finanzierung geführten Gespräche mit den Ländern laut Brandstetter konstruktiv verlaufen. Von den rund 400 zurechnungsunfähigen Straftätern ist derzeit etwa die Hälfte in verschiedenen psychiatrischen Krankenhäusern untergebracht. Für den Rest stehen mit den Justizanstalten Göllersdorf und Asten zwei Sonderstrafanstalten zur Verfügung. Speziell Asten sei ein Vorzeigemodell und funktioniere gut, berichtete der neue Sektionschef. Die dortigen Kapazitäten habe man zuletzt von 90 auf 150 Plätze für infolge höhergradiger geistiger Abnormität nicht schuldfähige Personen ausgeweitet, gab Mayer bekannt. Die für jugendliche Häftlinge eingeführte Sozialnetzkonferenz soll es zukünftig auch bei bedingten Entlassungen aus dem Maßnahmenvollzug geben. Grundsätzlich soll bei der Behandlung und Betreuung der Untergebrachten die therapeutische Ausrichtung im Vordergrund stehen. Im Ministerium wurde dafür eine eigene Kompetenzstelle eingerichtet. Eine eigene, von Psychologen geleitete Clearingstelle soll bereits unmittelbar bei der Einweisung eine Weichenstellung für eine zielgerichtete Betreuung vornehmen und einen konkreten Behandlungsplan festlegen. Außerdem sollen die Entlassungsvoraussetzungen neu definiert werden. Im Jugendvollzug soll es wiederum in einzelnen Bundesländern Kompetenzzentren geben. Die notorisch überbelegte Justizanstalt Wien-Josefstadt möchte Mayer von jugendlichen Häftlingen befreien, wie er formulierte: Nach Verhängung der U-Haft sollen Jugendliche und junge Erwachsene nur mehr die ersten 14 Tage dort verbringen und dann in die Jugendstrafanstalt Gerasdorf überstellt werden, die weit besser auf die Bedürfnisse dieser Gruppe ausgerichtet ist, zumal es dort schulische und berufliche Aus- beziehungsweise Fortbildungsmöglichkeiten gibt. Wie Mayer in diesem Zusammenhang berichtete, wird in Gerasdorf eine am aktuellen technischen Stand befindliche Autowerkstatt eingerichtet, um interessierten Jugendlichen eine zeitgemäße Ausbildungsmöglichkeit bieten zu können. Um sicherzustellen, dass in den heimischen Gefängnissen keine Missstände einreißen, kann die Generaldirektion auf eine eigene Kontrolleinheit zurückgreifen. Ein Inspektionsdienst wird demnach unangekündigte Kontrollen in den Justizanstalten durchführen – auch nachts und an den Wochenenden, wie Mayer präzisierte. | 1Panorama
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Luxusautos von Einbruch am russischen Automarkt nicht betroffen. Stuttgart/Moskau – Trotz der schweren Krise auf dem russischen Automarkt hat der deutsche Luxushersteller Porsche sein Russland-Geschäft 2015 deutlich ausbauen können. Das Unternehmen habe im vergangenen Jahr mit knapp 5.300 Fahrzeugen rund 12 Prozent mehr als im Vorjahr verkauft, sagte Porsches Russland-Chef Thomas Stärtzel der Deutschen Presse-Agentur in Moskau. Damit ist die Stuttgarter Marke eine der wenigen, die im größten Land der Erde derzeit schwarze Zahlen schreibt. Wegen einer schweren Wirtschaftskrise kaufen die Russen seit 2013 immer weniger Autos. Der Gesamtabsatz brach im vergangenen Jahr Experten zufolge um fast 36 Prozent ein. Auch für 2016 wird keine Trendwende erwartet. Im Premium-Markt unterliegen wir ein bisschen weniger den normalen Mechanismen, erklärte Stärtzel den Erfolg in Russland. Ein Grund für die gute Bilanz sei, dass der Konzern in dem Riesenland zuletzt viele neue Käufer gewonnen habe. Die Neukunden seien vor allem Aufsteiger. Wir haben heute Kunden, die sich sicherlich vor fünf Jahren keinen Porsche kaufen konnten, sagte Stärtzel. Dazu hätten vor allem neue Finanzierungsprogramme beigetragen: Früher sind die Leute mit großen Koffern (mit Geld) gekommen. Solche Kunden haben wir heute nicht mehr. Trotz der positiven Zahlen sieht Porsche die insgesamt schlechte Lage auf dem russischen Markt als Herausforderung. Kopfschmerzen bereit mir die Krise bislang nicht, aber die Situation verlangt sehr viel Engagement des ganzen Teams, betonte Stärtzel. Es gelte nun, die Neukunden an die Marke zu binden, etwa über spezielle Events und Fahrtrainings. Russland sei ein sehr wichtiger Markt für Porsche. In den kommenden Jahren wolle er den Absatz verdoppeln, sagte Stärtzel. Ziel sei es, künftig in allen Millionenstädten des Riesenreiches präsent zu sein. Bisher würden 60 Prozent der Autos in der Hauptstadt Moskau verkauft. | 3Wirtschaft
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Ilse Benkö: FP-Mandatarin als Youtube-Star. Ilse Benkö ist ein Star. Im Südburgenland sowieso, da kennt man sie ja face-to-face. Nun aber kennt man sie überall, jedenfalls face-to-screen. Fast 300.000 Zugriffe gab es und unzählige - teils ungläubige - Medienberichte. Ihr Song - den sie eigentlich nicht singt, sondern singen lässt - geht gerade durch die Decke, wie man sagt. Die Helene Fischer, ließ sie unlängst standard.at wissen, bin ich nicht. Aber wie diese (Aaaaaaatemlos durch die Nacht) pflegt auch Benkö den Refrainpurismus: I kreuz die Benkö an - Blauaue Lady. Das Bild, das Ilse Benkö in diesem Video von sich zeichnen lässt, kommt ihrer wirklichen Figur durchaus nahe. Lederkluft, schlurfender Gang, kesse Lippe: Die Südburgenländerin, die im nun rot-blauen Burgenland vereinbarungsgemäß Dritte Landtagspräsidentin wird, ist, was man eine Gstandene nennt. Im Scherz habe, erzählt sie, ein SPÖler einmal gesagt, sie solle sich doch - mit so einem Mundwerk - bei der FPÖ bewerben. Kaum gesagt, schon getan. 1996 kandidiert die als Rechtspflegerin am Oberwarter Bezirksgericht Tätige für den Landtag. Nicht alles habe ihr in der FPÖ damals gepasst, also hat sie sich wieder zurückgezogen, um 2000 wiederzukommen. 2000 zog sie als erste Frau für die FPÖ in den Landtag, dem sie seither angehört. Sie ist auch Gemeinde- und Stadträtin in Oberwart. Ilse Benkö - eine der wenigen Frauen, die ihre Haare noch so auffällig toupieren - hat einen Gutteil ihres Lebens im Spitzensport verbracht. Sie war eine ausgezeichnete Basketballerin, peppelte bis ins Nationalteam. Von 2005 bis 2008 war sie Präsidentin des Burgenländischen Basketballverbands. Liiert ist Benkö nicht. Dazu habe ihr bisher die Zeit gefehlt, aber vielleicht finde ich ja noch einen Lebensabschnittspartner. Jetzt, als Dritte Landtagspräsidentin in Eisenstadt, wäre vielleicht Zeit dazu. Dritte Landtagspräsidentin - Michael Häupl würde sagen, da sei er am Dienstagmittag fertig. Benkö muss da allerdings schon wieder ins Südburgenland düsen. Sie kümmert sich mit ihren zwei Geschwistern um die alte Mutter, die ist seit ihrem neunten Lebensjahr schwerst körperbehindert. Ein Handicap, mit dem die 54-Jährige sich selber ihre soziale Ader erklärt. Und neben dem allen muss sie ja auch noch den blauen Klub zusammenhalten. Buberlpartien brauchen, wollen sie seriös sein, zuweilen eine leitend-strenge Hand. Und seis die der Blauen Lady. | 5Inland
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Trauernde fordern nach Tod von Berta Caceres Gerechtigkeit. Tegucigalpa – Nach dem gewaltsamen Tod der honduranischen Umweltaktivistin Berta Caceres sind am Samstag tausende Menschen zu ihrer Beerdigung zusammengeströmt. Die Trauernden kamen aus verschiedenen Landesteilen in Caceres Geburtsort La Esperanza, 200 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Tegucigalpa. Sie riefen Gerechtigkeit, Gerechtigkeit und Berta lebt. Der Kampf geht weiter. Bereits am Freitag hatten bei einer Gedenkfeier für Caceres in Tegucigalpa mehr als tausend Menschen Gerechtigkeit gefordert. Caceres war am Donnerstag von Unbekannten in La Esperanza erschossen worden. Die Tat wurde auch von der UNO, den USA, Umweltaktivisten sowie Hollywood-Star Leonardo DiCaprio verurteilt. Die 43-jährige Caceres hatte als Koordinatorin der Indigenen-Organisation COPINH gegen ein Staudammprojekt am Rio Gualcarque im nordwestlichen Departamento Santa Barbara gekämpft. Durch den Stausee würden große landwirtschaftliche Flächen überschwemmt und hunderte Angehörige ihrer Lenca-Ethnie vom Wasser abgeschnitten. Die vierfache Mutter war wegen ihres Engagements gegen den Staudamm wiederholt mit dem Tode bedroht worden. Laut ihrer Organisation erhielten auch andere Mitarbeiter Morddrohungen von Männern, die nach eigenen Angaben im Auftrag des Konzerns Desa handelten, der den Staudamm errichtet. Auch das Militär, die Polizei und der örtliche Bürgermeister hätten Caceres gedroht, teilte die Organisation mit. Caceres Bruder Gustavo sagte der Nachrichtenagentur AFP, am Donnerstag seien zwei vermummte Angreifer durch die Hintertür in das Haus eingedrungen, in dem seine Schwester geschlafen habe. Durch den Lärm aufgewacht habe sie sich den beiden Eindringlingen entgegengestellt. Diese hätten ihr einen Arm und ein Bein gebrochen und dann mindestens acht Mal auf sie geschossen, berichtete Gustavo Caceres. Seine Schwester war demnach erst vor zwei Monaten aus dem Haus ihrer Mutter ausgezogen. Jetzt verstehen wir, dass es eine Form war, ihre Familie zu schützen. | 2International
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Für den Baumeister wird es knapp mit der Kandidatur, noch fehlen ihm hunderte Unterstützungserklärungen. Wien – Vor dem U-Bahn-Eingang am Wiener Rochusmarkt steht eine Gruppe Schüler des nahen BRG Kundmanngasse. Sie warten ungeduldig auf Richard Lugner. Am Vormittag hatten sie noch mit ihm gechattet, jetzt wollen sie den Baumeister in echt sehen. Lugner ist spät dran. Er fährt ja immer selber und muss dann auch noch Parkplatz suchen, stöhnt Wahlkampfmanager Thomas Dolina. Lugner hat die für eine Präsidentschaftskandidatur erforderlichen 6.000 Unterstützungserklärungen noch nicht beisammen. Langsam läuft ihm die Zeit davon, am Freitag um 17 Uhr geht die Frist zu Ende. Am Mittwoch ging Lugner deshalb in Wien auf die Straße, um die Wählerschaft persönlich zu überzeugen. Auf dem Rochusmarkt hat er durchaus Erfolg. Immer wieder begleiten Lugners Wahlkampfhelfer Passanten mit Unterstützungserklärungen zum nahen Amtshaus. Wenn in Amerika ein Donald Trump antreten darf, kann in Österreich auch ein Richard Lugner kandidieren. Ich bin sehr gespannt, was das österreichische Volk daraus macht, sagt ein Unterstützer, der sich einen Wahlkampf wünscht, in dem alles abgedeckt wird. Lugner selbst ist pessimistisch. Es schaut schlecht aus. Wir haben über 4.000 Erklärungen, pro Tag kommen vielleicht 300 dazu. Selbst mit einer Nachfrist von zwei Tagen wird das knapp. Aufgeben will der 83-jährige Unternehmer aber nicht. Er posiert für Selfies, spricht Leute an und bittet in ausführlichen Gesprächen um ihre Unterstützung. Seine Ehefrau Cathy ist weniger geduldig und beschwert sich über mangelndes politisches Interesse der Passanten. Scheinbar wollen die Österreicher nicht, dass hier was vorwärts geht. Dann sind sie aber auch selber schuld, Im sorry. Richard Lugner diskutiert unterdessen mit den Gymnasiasten aus der Kundmanngasse. Wofür stehen Sie?, fragt einer. Lugner schimpft über Rot-Schwarz und erklärt, er würde als Bundespräsident nur Rot oder Schwarz nehmen, nicht beide zusammen. Ein Sicherheitsmann des Fleischhauers auf dem Rochusmarkt achtet penibel darauf, dass die Gruppe nicht zu nahe am Verkaufs- und Speisebereich steht. Die Kunden sollen nicht gestört werden. Er habe gedacht, es sei viel leichter, die Unterstützungserklärungen zu bekommen, sagt Lugner im Gespräch mit dem STANDARD. Sein Wahlkampfteam seien Leute, die vom BZÖ kommen, wo sie nix zu tun haben. Die haben nicht die Erfahrung im Stimmensammeln und Organisieren, aber man kann mitten im Sammeln nicht mehr die Pferde wechseln. Nach einer knappen Stunde und mit ein paar Unterstützungserklärungen mehr im Gepäck muss Lugner weiter nach Liesing zum nächsten Straßentermin. | 5Inland
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Berichte über günstiges Telefonieren und Küchenstudios waren für das Kontrollgremium nicht als entgeltliche Einschaltung erkennbar. Wien – Der Kurier verstieß mit zwei Artikeln gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse. Werbeartikel seien nicht ausreichend gekennzeichnet worden, stellt der Presserat fest. Berichte über günstiges Telefonieren und Küchenstudios waren für das Kontrollgremium nicht als entgeltliche Einschaltung erkennbar. Lesern müsse möglich sein, zwischen bezahlter Werbung und redaktionellen Beiträgen unterscheiden zu können. | 6Etat
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Paris-Verdächtiger soll in Brüssel an Schießerei mit Polizisten beteiligt gewesen sein. Brüssel/Paris – Der mutmaßliche Paris-Attentäter Salah Abdeslam ist am Mittwoch von Belgien nach Frankreich überstellt worden, berichtete die Zeitung La Dernière Heure. Abdeslam war nach den Anschlägen von Paris am 13. November, bei denen 130 Menschen getötet wurden, als einer der Hauptverdächtigen gesucht worden. Der 26-Jährige stammt aus dem Brüsseler Stadtteil Molenbeek, wo er mit Komplizen die Anschläge von Paris vorbereitet haben soll. Abdeslam wird in Belgien vorgeworfen, als aktiver Schütze oder Helfer an einer Schießerei zwischen drei Männern und Polizisten in der Brüsseler Gemeinde Forest/Vorst beteiligt gewesen zu sein. Bei einer Hausdurchsuchung im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris hatten am 15. März drei Verdächtige das Feuer auf die Polizisten eröffnet. Zwei Angreifer konnten in der Folge fliehen, einer wurde von einem Scharfschützen der Polizei getötet. In der Wohnung der Angreifer wurden Fingerabdrücke Abdeslams gefunden. Drei Tage später wurde Abdeslam im Brüsseler Stadtteil Molenbeek gefasst. Vier Tage danach, am 22. März, wurden bei den Selbstmordattentaten von Brüssel 32 Menschen getötet. Frankreich hatte nach der Festnahme Abdeslams dessen Auslieferung beantragt. Belgien stimmte dem Gesuch zu. | 2International
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Mast umgeworfen und jüdische Fahne mit Hakenkreuz beschmiert. Die IKG ist bestürzt, auch die Erzdiözese verurteilt Vorfall. Wien – Auf dem erst kürzlich geweihten Campus der Religionen im Wiener Stadtentwicklungsgebiet Seestadt Aspern ist ein antisemitischer Vandalenakt verübt worden. Ein Fahnenmast mit einer symbolischen jüdischen Flagge wurde umgeworfen, die Fahne wurde zudem mit einem Hakenkreuz beschmiert. Das teilte die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) am Donnerstag mit. Man sei bestürzt über diesen provokanten Vorfall, hieß es. Gefordert wird eine sofortige Kraftanstrengung zur Ausforschung der Täter. Ein gemeinsames Auftreten von Politik, Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft gegen steigenden Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz gegenüber Minderheiten aller Art ist ein Gebot der Stunde, betonte IKG-Präsident Oskar Deutsch. Auch die Erzdiözese Wien zeigte sich betroffen. Es macht mich nachdenklich, dass in unserer Stadt, die so viele Menschen willkommen heißt und die für so viele Menschen mit unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen Heimat geworden ist, ein solcher Akt möglich ist. Ich bin überzeugt, dass es sich um einen Einzelfall handelt. Und es ist ein Anlass, unser Bekenntnis zur Notwendigkeit des interreligiösen Dialogs und des Zusammenhalts der Religionen und Konfessionen zu bekräftigen und weiterzuführen, betonte der zuständige Bischofsvikar Dariusz Schutzki. Laut Erzdiözese wird der Campus von sechs unterschiedlichen Religionsgemeinschaften und Konfessionen errichtet – auf Initiative des Bauamtsleiters der Diözese, Harald Gnilsen. Die Segnung des Ortes fand bereits vor kurzem statt. Das gemeinsame Areal soll künftig alle Gotteshäuser beherbergen und das geistliche Zentrum der Seestadt werden, hieß es. | 1Panorama
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Die Angst vor dem technologischen Fortschritt muss vor allem als Angst vor menschlichen Abgründen interpretiert werden. Nicht im Geringsten frustriere es ihn, trotz seiner intellektuellen Überlegenheit den Befehlen der menschlichen Crew hörig zu sein: So beschwichtigte der fiktive Supercomputer HAL 9000 in Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum die besorgte Frage eines Interviewers, wie denn sein Verhältnis zu den Besatzungsmitgliedern sei. Als es jedoch um die eigene Abschaltung geht, schlägt der Überlebensinstinkt der Maschine durch – und sie versucht die Astronauten mit allen Mitteln davon abzuhalten. Der vor bald 50 Jahren erschienene Science-Fiction-Film fasst nach wie vor die Urängste der Menschen in Bezug auf künstliche Intelligenz und denkende Computer zusammen. Aber auch wenn er valide Fragen aufwirft, bleibt er Fiktion. Die Rechenleistung von Maschinen übertrumpft Menschen zwar in vielen Bereichen, doch handelt es sich um isolierte Fähigkeiten. Der Computer gewinnt vielleicht gegen den Schachweltmeister, doch er kann nicht nachvollziehen, was Schach oder Sieg tatsächlich bedeuten. Und selbst wenn vernetzte Rechner die Welt komplett verstünden, wären sie nicht in der Lage, die Irrationalität der Menschen zu kopieren, meint der italienische Philosoph Luciano Floridi. Genau diese sorgt aber für Kultur, Liebe und schreckliche Verbrechen, also kurzum für das, was den Menschen ausmacht. Um eine menschliche Maschine zu produzieren, müsste ihr Erschaffer also erst einmal den Menschen selbst verstehen – und dessen Innerstes dann in Algorithmen übersetzen. Doch auch dann wäre der Roboter nur die Projektion der Ideenwelt seines Erschaffers. Genau das sind Computer: unsere Erzeugnisse, die unsere Vorstellungen und Träume spiegeln, etwa den Wunsch, klüger, reicher und leistungsfähiger als je zuvor zu sein. Viel brennender als die Frage nach der Gefahr durch eigenständige Maschinen ist daher die Frage, welche Macht die Besitzer der ausgereiftesten Modelle durch sie erlangen. So bilden Supercomputer einen wichtigen Aspekt der Finanzkrise. Algorithmen handeln in kaum messbaren Zeitabständen mit Aktien. Börsenkurse steigen und fallen in Windeseile, ohne dass menschliche Beobachter die Gründe dafür verstehen. Computerprogrammierer verdienen an der Wall Street mittlerweile mehr als Finanzanalysten. Der Computer wird Ausdruck der Gier, indem er mit den Finanzen von Millionen Bürgern spielt – weil er es darf. Ähnlich ist es bei Polizei und Militär. Der Wunsch nach absoluter Sicherheit macht Behörden zu Datenkraken, die Bürgerrechte verletzen. Dutzende Staaten erforschen, wie Kriegsroboter ihnen einen Vorteil auf dem Schlachtfeld verschaffen könnten. Doch auch hier geht es um die Ethik der Schöpfer, nicht um die Moralvorstellung einer Maschine. Der Mensch wird entscheiden, ob der Kampfroboter Zivilisten und kapitulierende Soldaten verschont. Das Problem ist, dass die Politik – und damit ist nicht nur die politische Klasse, sondern auch der politische Prozess in der gesamten Gesellschaft gemeint – den Entwicklungen weit hinterherhinkt. Das berühmte Mooresche Gesetz entstand bereits 1964: Es besagt, dass sich die Rechenleistung von Maschinen alle paar Monate verdoppelt. Es könnte heuer seine Gültigkeit verlieren, in den vergangenen 50 Jahren traf es jedoch zu. Der Weg von Konrad Zuses Z3-Computer bis zum iPhone 6s mag lang erscheinen. Tritt man einen Schritt zurück und betrachtet die menschliche Entwicklung als Ganzes, erfolgte die Evolution der Maschine nicht einmal in einem Wimpernschlag der Geschichte. Es besteht kein Zweifel, dass Computer unser aller Leben enorm verbessert haben. Damit ist nicht nur gemeint, dass vieles komfortabler wird. Der Computer ermöglichte auch fantastische Fortschritte im Bereich der Medizin, der Kommunikation und Verständigung, der staatlichen Organisation sowie der Arbeitswelt. Theoretisch können wir davon träumen, dass uns smarte Rechner bald einen Großteil der Arbeit abnehmen und wir viel mehr Zeit für Müßiggang haben. In der Praxis verschärfen sich jedoch die Konflikte: Maschinen ersetzen Arbeitskraft, was, um kurz marxistisch zu werden, momentan vor allem dem Kapital nützt. Die globale Ausbeutung erlangt durch die Digitalisierung eine neue Stufe, weil geografische Barrieren überwunden werden. Jene jungen schlecht bezahlten Filipinos, die täglich zigtausende furchtbare Fotos und Videos auf sozialen Medien zensieren, sind genauso Opfer der Computerrevolution wie die Arbeiter in China, die unter menschenunwürdigen Bedingungen Smartphones und Computer zusammenbauen. Auch in der westlichen Hemisphäre erweist sich der technologische wie technische Fortschritt oftmals als trojanisches Pferd: Statt die E-Mail-Funktion am Smartphone als bequeme Lösung für Ausnahmesituationen wahrzunehmen, verspüren Angestellte wie auch Vorgesetzte den Druck, digital omnipräsent zu sein. Computerprogramme zum Protokollieren der eigenen Gesundheit werden plötzlich zum Drillmeister in der Hosentasche; ganz abgesehen von den Datenströmen, die an gewinnorientierte Konzerne wandern und neue Möglichkeiten der Kontrolle schaffen. Politik und Gesellschaft schauen nahezu atemlos zu: Die vor kurzem beschlossene EU-Datenschutzreform ersetzte eine Richtlinie aus dem Jahr 1995. De facto hatte die Europäische Union also jahrelang Smartphones, Apps und die massenhafte Verbreitung des Internetzugangs ignoriert – zumindest was den Datenschutz der Bürger betrifft. Bei künftigen Entwicklungen muss das schneller gehen. Enorme disruptions, wie die IT-Branche Umbrüche nennt, stehen bevor. Zu nennen sind etwa computerisierte vernetzte Haushalts- und Alltagsgegenstände, die unter dem Begriff Internet der Dinge zusammengefasst werden. Dazu kommen selbstfahrende Autos und Fortschritte in der künstlichen Intelligenz, die Arbeitsplätze obsolet machen könnten – von autonomen Drohnen und Kriegsrobotern ganz zu schweigen. Diese Evolution der Computer ist unaufhaltsam. Das ist auch gut so. Doch wir müssen darüber debattieren, welche Schutzmechanismen wir implementieren, um computergestützte Handlungen kontrollieren zu können. Wir müssen diskutieren, wie großartige Erfindungen so genutzt werden können, dass alle Menschen davon profitieren. Und wir müssen uns entscheiden, wie viel Verantwortung wir der maschinellen Intelligenz überlassen. Denn ob die neue Welt eine schöne wird, oder die Bezeichnung wie in Aldous Huxleys gleichnamigem Roman Satire ist, liegt in unseren Händen. | 0Web
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"European Extremely Large Telescope" soll in rund acht Jahren in Betrieb gehen. Wien – Die allerersten großen Objekte im Universum – Sterne in Galaxien, die nur 400 Millionen Jahre nach dem Urknall entstanden sind – sollen mit dem derzeit in Bau befindlichen europäischen Riesenteleskop E-ELT beobachtet werden. Der Vertrag für die Entwicklung des dafür notwendigen Instruments MOSAIC wurde am Freitag in Paris unterzeichnet, teilte die Uni Wien mit. Österreich ist Mitglied im MOSAIC-Konsortium. Die ESO (Europäische Südsternwarte) baut derzeit in der chilenischen Atacama-Wüste das weltgrößte optische Teleskop. Das European Extremely Large Telescope (E-ELT) mit einem Spiegeldurchmesser von 39 Metern soll in rund acht Jahren in Betrieb gehen. Für die Entwicklung der sechs geplanten Instrumente am E-ELT schließt die ESO Verträge mit den jeweiligen wissenschaftlichen Konsortien. Am MOSAIC-Konsortium sind Wissenschafter und Techniker aus Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Deutschland und Brasilien beteiligt, Österreich ist mit anderen Ländern assoziierter Partner. Am Freitag wurde der Vertrag für die Phase-A-Studie zur Errichtung von MOSAIC unterzeichnet. Dabei werden detaillierte Baupläne für die Konstruktion erstellt, ehe eine Strategie für die Bauphase und die Integration in das Großteleskop entwickelt wird. Gleichzeitig werden bereits die astronomischen Anwendungen erarbeitet und die geplanten wissenschaftlichen Projekte in Simulationen erprobt. Bei MOSAIC handelt es sich um einen sogenannten Multiobjekt-Spektrographen. Das Gerät wird bis zu 200 leuchtschwache Objekte gleichzeitig beobachten und ihr Licht in seine einzelnen Wellenlängen zerlegen können. Damit sollen neue Erkenntnisse etwa über extrasolare Planeten, die Chemie von Sternen, das Zentrum der Milchstraße mit seinem Schwarzen Loch, Entstehung und Entwicklung der Galaxien, die Verteilung der Materie im Universum und die Natur von Dunkler Materie und Dunkler Energie gewonnen werden. Der Astrophysiker Bodo Ziegler von der Universität Wien, der im obersten Kontrollgremium des MOSAIC-Konsortium sitzt, will das Instrument nutzen, um die ersten Objekte im Universum zu studieren. Uns interessiert, wie diese ersten Sterne entstehen konnten, warum sie sich gleich zu Hunderttausenden und mehr zu Galaxien gruppierten, wie die chemische Zusammensetzung dieser Sterne aussieht und warum sich diese ersten Strukturen zu immer größeren Galaxien formierten, so Zieglero. In einem weiteren Projekt möchte Ziegler die physikalischen Eigenschaften von Galaxien messen, die in acht bis zwölf Milliarden Lichtjahren Entfernung liegen. Damit sollen physikalische und chemische Prozesse dieser Galaxien besser verstanden werden. MOSAIC ist eines von insgesamt drei wissenschaftlichen Instrumenten des E-ELT mit österreichischer Beteiligung. Joao Alves und Manuel Güdel, ebenfalls vom Institut für Astrophysik der Uni Wien, sind jeweils österreichische Projektleiter, Alves für die MICADO-Kamera, Güdel für das Infrarot-Instrument METIS. Im Rahmen der Hochschulraum-Strukturmittel hat die Uni Wien rund 1,5 Mio. Euro für das Projekt Beobachtungsorientierte Astrophysik in der E-ELT-Ära erhalten, das von Ziegler geleitet wird. | 7Wissenschaft
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Statt der Einschüchterung energisch entgegenzutreten, diskutieren wir schon wieder, was Satire darf. Wer hätte gedacht, dass man einmal deutschen Humor verteidigen muss? Der türkische Präsident hat ZDF geschaut und ist seitdem um sein öffentliches Bild in Deutschland besorgt. Nun verlangt er, ein Strafverfahren gegen Moderator Jan Böhmermann und dessen Blödeleien einzuleiten. Immerhin beweist Tayyip Erdoğan damit, dass er an das Ausland keine anderen Maßstäbe anlegt. Weil sich Kanzlerin Angela Merkel in dem Fall nicht besonders engagiert gezeigt hat, lautete das Thema beim Anne Will-Talk am Sonntag Streit um Erdoğan-Kritik – Kuscht die Bundesregierung vor der Türkei?. Einzig CDU-Politiker Elmar Brok versuchte den Kurs der eiernden Kanzlerin zu kaschieren, indem er auf Merkels persönliche Meinungsfreiheit pochte. Keine so gute Idee, denn das brachte die diplomatischen Zwänge nur noch stärker ans Licht. Wir reden nicht über Geschmack, meinte der Kabarettist Serdar Somuncu. Tatsächlich ist die Böhmermann-Debatte ein Beispiel für die Selbstbeschuldigungen Europas, wie sie der Philosoph Slavoj Žižek kritisiert. Ein Staatsoberhaupt, das es mit Meinungsfreiheit nicht so hat, verlangt von der Regierung eines anderen Landes, gegen diese Form der Kritik vorzugehen. Und wir diskutieren schon wieder, was Satire darf, statt dem einfach nur energisch entgegenzutreten. Zum Glück waren die Versuche des Medienwissenschafters Bernhard Pörksen, Böhmermanns Gedicht zu kategorisieren, selbst etwas komisch. Ein Zwitter sei es, ein neues Format gar, die Schmähsatire. In Wien gibt es dafür ein anderes Wort. Die Parodie einer Schmährede ist, na? Natürlich ein Schmäh. | 6Etat
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Der Schwenk der SPÖ hin zu Obergrenzen bei Flüchtlingen sorgt parteiintern für Zwist. Die Wiener SPÖ will am Dienstag eine gemeinsame Linie präsentieren. Wien – Trotz beteuerter Einigkeit zwischen Bund und Wien wirkt die SPÖ in der Frage der Bewältigung der Flüchtlingskrise weiterhin gespalten. Zwar wird der von der ÖVP geprägte Begriff Obergrenze von den Roten abgelehnt, faktisch tritt Bundeskanzler Werner Faymann aber für eine Limitierung in der Höhe von 37.500 Asylanträgen in diesem Jahr ein. Das heißt dann: Auch der 37.501. Mensch kann Asyl beantragen, aber nicht mehr bei uns, sagte Faymann der Kronen Zeitung. Wiens Bürgermeister Michael Häupl, der das Positionspapier der Regierung mitgetragen hat, interpretierte die Einigung anders. Auf die Frage, was mit dem 37.501. Asylwerber passiere, sagte Häupl in Ö1: Selbstverständlich ist nach geltender österreichischer Bundesverfassung ein Asylantrag anzunehmen. Zuvor hatten sich die Stadträtinnen Sonja Wehsely, Sandra Frauenberger und Renate Brauner gegen Obergrenzen ausgesprochen und den Beschluss der Regierung scharf kritisiert. Das Gipfelergebnis bezeichnete Wohnbaustadtrat Michael Ludwig hingegen als wichtiges Signal, dass es nicht für alle möglich sein wird, hier eine Unterkunft zu finden. Ludwig gilt innerhalb der Roten als Verbinder zur FPÖ. Auch rote Bezirkspolitiker sprachen sich zuletzt für eine Limitierung von Asylwerbern aus. Bei ihrer am Montag begonnenen zweitägigen Vorstandstagung auf dem Kahlenberg kämpft die Wiener SPÖ heute, Dienstag, in der Asylfrage um eine gemeinsame Linie. Auf dem Programm steht auch ein Referat des Wiener Flüchtlingskoordinators Peter Hacker. Gegen Mittag soll das Ergebnis als Positionspapier von Häupl und Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler präsentiert werden. Für den ehemaligen SPÖ-Gemeinderat Şenol Akkılıç sollten die Wiener Roten klar gegen eine Obergrenze auftreten. Die Linie von Bundeskanzler Faymann sei nicht richtig, sagte Akkılıç dem STANDARD. Die Limitierung sei auch politisch nicht realistisch. Die herben Verluste der SPÖ bei der Wien-Wahl vor allem in den Flächenbezirken Favoriten, Floridsdorf, Simmering und Donaustadt lassen sich laut Akkılıç nicht damit wettmachen, wenn man politisch nach rechts rückt. Akkılıç, langjähriger grüner Integrationssprecher, war im Frühjahr 2015 von den Grünen zu den Roten gewechselt. Bei der Wien-Wahl im Herbst hatte er ein SPÖ-Gemeinderatsmandat verpasst, er bringt sich laut Eigenangaben aber weiterhin in die Partei ein. Weiter klar gegen Obergrenzen will auch die Neogemeinderätin und Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Wien, Marina Hanke, bei der SPÖ-Vorstandssitzung auftreten: Wir müssen flüchtende Menschen aufnehmen, ihnen helfen und eine Beschäftigung geben. Dass jetzt auch innerhalb der SPÖ Wien Stimmen für Obergrenzen laut werden, kritisiert sie. Das ist nicht die Position, mit der wir in den Wahlkampf gegangen sind, sagt sie im STANDARD-Gespräch. Dass Faymann sich in der Asyldebatte auf ÖVP-Linie begebe, findet Marina Hanke schlecht. Die SPÖ dürfe sich nicht von der ÖVP treiben lassen und deren Positionen übernehmen. Während die SPÖ noch eine Linie sucht, verteidigte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) den Beschluss: Die Obergrenze bleibt. Dem Angebot des designierten Verteidigungsministers Hans Peter Doskozil (SPÖ), abgelehnte Asylwerber mit Hercules-Transportmaschinen des Bundesheeres abzuschieben, steht das Innenministerium grundsätzlich positiv gegenüber. | 1Panorama
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Seit 2011 dürfen argentinische Staatsbürger nur beschränkt Geld wechseln. Das führte zu einem blühenden Schwarzmarkt für Devisen. Cambio, Cambio, Cambio! Dieser Ruf dominiert die Calle Florida, eine Einkaufsstraße im Zentrum von Buenos Aires. Dólar, Euro, Real stellt klar, dass nicht die im Wahlkampf plakatierte politische Veränderung gemeint ist. Arbolitos, Bäumchen, werden die Menschen genannt, die in der Fußgängerzone Geldwechsel anbieten. Sie verstummen nur, wenn die Polizei in der Nähe ist. Mit auffälligen Windjacken oder gar Warnwesten ist diese auf Patrouille. Die Arbolitos sind der sichtbare Teil des blauen Marktes, wie er in Argentinien genannt wird. Ein informelles System des Geldwechsels neben dem offiziellen System. Um 10,5 Pesos kaufen Banken Euros ein. In einem Blumenstand auf der Calle Florida sind mit ein wenig Verhandeln 16 Pesos für einen Euro zu bekommen. Systematischer geht es in einer Casa de Cambio zu. Die meisten Bewohner Buenos Aires kennen eine solche in ihrem Bezirk. Banken neben den Banken sind diese inoffiziellen Wechselstuben. Ein Portier beobachtet die Tür und lässt Kunden in einen Vorraum. Von dort geht es durch eine schwere Stahltüre in den Schalterraum. In diesem stehen Bürosessel neben improvisierten Schreibtischen mit Geldzählmaschinen und Taschenrechnern, hinter denen Angestellte sitzen. Das Geld selbst wird von einem Kassier verwaltet, der wiederum hinter einer dicken Glasscheibe sitzt. Alles ist auf Sicherheit getrimmt. 17,2 Pesos werden hier für den Euro geboten: 63 Prozent mehr als auf der Bank. Neben dem üblichen Smalltalk sind Fragen nicht gern gesehen. Der blaue Markt entstand durch Beschränkungen für Devisenhandel, die Argentinien 2011 einführte. Argentiniern ist es ohne Bescheinigung des Finanzamtes nicht erlaubt, Devisen zu erwerben. Was zu einer Einschränkung der Kapitalflucht in andere Währungen führen sollte, machte diese erst recht beliebt. Die Liebe der Argentinier zu Devisen und speziell zum US-Dollar ist bedingt durch die Angst vor Hyperinflation. Argentinien litt über den größten Teil des 20. Jahrhunderts an hohen Inflationsraten. Dadurch wurde der US-Dollar die Währung, in der gespart wurde. Als in der Schuldenkrise Argentiniens zwischen 1998 und 2001 dann die Wechselkursbindung an den Dollar gelöst wurde, schoss der Wechselkurs binnen weniger Tage von 1:1 auf 4:1. Wer in Peso gespart hatte, verlor so drei Viertel des Vermögens. Die Angst vor Hyperinflation wird durch eine fragwürdige Informationspolitik der Regierung verstärkt. Das Statistikbüro der Regierung hält seit 2007 die Inflation durch Rechentricks und andere Maßnahmen niedrig. NGOs und Institutionen, die eigene Inflationsstatistiken publizierten, wurden von der Regierung geklagt. Dies führte so weit, dass das Wirtschaftsmagazin The Economist im Februar 2012 aufhörte, argentinische Statistiken zu veröffentlichen. Die Regierung spekuliert gegen die eigene Währung, wenn sie unwahre Inflationsstatistiken publiziert, meint Alejandro Baranek, der bis November 2007 beim argentinischen Statistikbüro INDEC beschäftigt war. Er hat den Beginn der Intervention miterlebt, als die Regierung unter Nestor Kirchner anfing, den Inflationsindex zu beeinflussen. Im Februar 2007 wurde mein Vorgesetzter gekündigt und uns ein Polizist ins Büro gesetzt, erzählt er. Als Informatiker arbeitete er an dem Programm, das den Inflationsindex berechnet. Die Regierung monierte drei Preise im Index: den für Salat, den für Reiseausgaben und den für Gesundheitsversicherungen. Sie zwang die Informatiker, diese Preise zu ändern. So korrigierte sie die Inflationsrate von 3,1 auf 1,05 Prozent für diesen Monat. Damit war es jedoch nicht vorbei. Jeden Monat mussten mehr Preise angepasst werden. Nur so konnte die Illusion von niedriger Inflation aufrechterhalten werden. Im Juli 2007 begannen sich Baranek und seine Kollegen zu weigern, die Anpassungen durchzuführen. Sie seien von Schlägertrupps der regierungsnahen Gewerkschaft aus dem Büro vertrieben worden. Am 1. November 2007, dem Tag nach der Wahl Cristina Kirchners, wurde Baranek schließlich gekündigt und ins Wirtschaftsministerium versetzt. Den offiziellen Statistiken misstraut er seither. Einzig die Provinz San Louis veröffentlicht einen Inflationsindex, dem er noch immer traut. Er beschäftigt sich nun damit, zu dokumentieren, wie weit die öffentlichen Inflationsstatistiken von der wahren Inflation abweichen. Das Misstrauen gegenüber den Informationen führte zu einer tiefen Spaltung des Landes. Heute haben wir zwei Lager, erklärt Baranek, die einen sagen: Statistik ist unwichtig, wir glauben der Regierung, dass sie das Land weiterbringt. Die anderen glauben der Regierung gar nichts mehr. Er selbst stehe in der Mitte: Das Problem ist: Wir können nicht wissen, ob Regierungsmaßnahmen einen Effekt haben, weil wir es nicht mehr messen können. Die Flucht der Argentinier in den Dollar als stabile Sparanlage machte das Land zu einem der Länder, die am meisten Dollar-Reserven besitzen. Jedoch sind diese in privater Hand. Wie viele Dollar im Land sind, ist schwer zu schätzen: Das meiste ist Bargeld, das am Schwarzmarkt gehandelt wird. Mehr als 50 Milliarden Dollar sollen es laut Schätzungen der US-Treasury 2013 gewesen sein. Seit Jänner 2014 ist es Argentiniern erlaubt, 20 Prozent ihres monatlichen Einkommens oder maximal zweitausend US-Dollar zu Sparzwecken zu wechseln. Auf so gewechseltes Geld sind 20 Prozent an Steuern zu zahlen, sofern das Geld innerhalb eines Jahres verwendet wird. Die vom Finanzamt publizierten Zahlen über den Kauf von US-Dollar zeigen einen Anstieg von etwa 440 Millionen US-Dollar im Mai 2015 auf 680 Millionen im Juli 2015. Ein Teil des so abgehobenen Geldes dürfte jedoch nicht wie vorgesehen gespart werden. Ein Verkauf am Schwarzmarkt bringt sofort Gewinne ein. Selbst mit der Steuer von 20 Prozent ist das profitabel: Die Differenz zwischen offiziellem und blauem Wechselkurs macht oft mehr als 70 Prozent aus. Der Grund für den Anstieg des gewechselten Volumens: Die Argentinier erwarten eine weitere Abwertung ihrer Währung. Zuletzt wurde der Peso im Jänner 2014 entwertet. Eine neuerliche Abwertung wäre nicht überraschend. Auf dem Anleihenmarkt ist ein Dollar im Moment über 13 Peso wert. Wirtschaftsjournalist Francisco Jueguen bezeichnet die Beschränkungen im Devisenkauf, die 2011 in Kraft getreten sind, als Falle. Durch ihre Wirtschaftspolitik habe sich die Regierung in eine Situation gebracht, aus der es keinen klaren Ausweg gebe, meint Jueguen. Am 25. Oktober wählen die Argentinier nach acht Jahren Cristina Kirchner eine neue Regierung. Wer ihre Nachfolge antritt, ist noch unklar, gewiss ist: Die wirtschaftlichen Probleme werden der Regierung zu schaffen machen. | 3Wirtschaft
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ÖVP-Integrationssprecher Rädler erinnert an die Nächstenliebe. Wien – Ausgerechnet die christdemokratische ÖVP fordert von der Kirche mehr Engagement in der Flüchtlingshilfe. In Österreich stünden Hunderte Klöster, Heime, ehemalige Pfarrhöfe und sonstige Gebäude ganz oder größtenteils leer. Dort wäre für viele Menschen Platz, die auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung sind, sagte ÖVP-Integrationssprecher Johann Rädler in einer Aussendung am Mittwoch. Er erwarte sich von den kirchlichen Entscheidungsträgern in der aktuellen Notsituation rasche Hilfe bei der temporären Unterbringung von Flüchtlingen, so der ÖVP-Integrationssprecher. Kirchliche Immobilien dafür zur Verfügung zu stellen, sei mit Sicherheit im ureigensten Sinn dieser Einrichtungen. Dies umso mehr, als die Zahl der Priester in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken sei und viele Pfarrgebäude daher nicht mehr gebraucht werden. Erfolgsrezept Nächstenliebe Das, was die Caritas leistet, ist großartig, so Rädler, aber die Kirche könnte und müsste noch viel mehr tun. Nächstenliebe sei über 2000 Jahre das Erfolgsrezept des Christentums gewesen, nun gelte es einmal mehr, diese Nächstenliebe tatkräftig unter Beweis zu stellen, so der Bürgermeister von Bad Erlach an die Adresse der Kirche. | 1Panorama
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Insgesamt führt Polizei rund 80 Opfer – 160 von etwa 250 Zeugen befragt. Graz – Zehn Tage nach der Amokfahrt eines 26-jährigen Mannes in Graz ist die Zahl der Opfer immer noch am Steigen: Neben den drei Toten und 36 Verletzten zählen die Ermittler bisher knapp 50 weitere Opfer, die gefährdet waren und sich teilweise nur durch einen Sprung zur Seite retten konnten. Rund 250 Zeugen haben sich bisher gemeldet, hieß es am Dienstag. Etwa 160 Zeugen wurden bisher von den Ermittlern vernommen. Sie berichteten vom Verhalten des Lenkers und anderen Beobachtungen, erklärte Maximilian Ulrich von der Landespolizeidirektion Steiermark. Aus dem LKH Graz gab es nach wie vor keine Entwarnung bezüglich der beiden Opfern in kritischem Zustand. Die Identität der etwa 25 Jahre alten Frau, die bei der Wahnsinnstat ums Leben kam, ist ebenfalls noch nicht geklärt. Eine Veröffentlichung eines Fotos von ihrem Gesicht steht im Raum, muss aber von der Staatsanwaltschaft Graz genehmigt werden, sagte Ulrich. Der Polizeisprecher bestätigte auch die Angaben der Ehefrau des 26-Jährigen, die in einem Montag ausgestrahlten ORF-Interview von Schlägen und Morddrohungen seitens ihres Noch-Mannes erzählte. Sie hatte alle diese Angaben bereits am 11. Juni bei einer umfassenden Einvernahme gegenüber der Polizei ausgesagt. Die Niederschrift wurde an das zuständige Gericht weitergegeben und war somit zum Zeitpunkt der Amokfahrt in Bearbeitung. Vorwürfe gegen den Beamten der zuständigen Polizeiinspektion ließ Ulrich nicht zu: Es wurde rechtlich alles richtig gemacht. Alle Anzeigen, die sich auf den 26-Jährigen oder seine Eltern bezogen, wurden an die Behörden – entweder die Staatsanwaltschaft oder die Bezirkshauptmannschaft Graz-Umgebung – weitergegeben. Ab da seien diese zuständig. Er wolle damit die Verantwortung nicht abschieben, aber es gibt Vorgaben, innerhalb derer wir uns bewegen können. Die Frau sei mittlerweile nicht nur von der Polizei, sondern auch vom Landesamt für Verfassungsschutz befragt worden. | 1Panorama
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