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Russin setzte sich nach zwei Sätzen gegen die deutsche Überraschungsfinalistin Anna-Lena Friedsam durch. Linz – Anastasia Pawljutschenkowa hat sich am Sonntag den Titel bei den Generali Ladies in Linz gesichert. Die Russin setzte sich im Endspiel der mit 250.000 Dollar dotierten 25. Jubiläums-Auflage des Turniers nach 1:23 Stunden souverän mit 6:4,6:3 gegen die Deutsche Anna-Lena Friedsam durch und feierte damit ihren insgesamt achten Triumph auf der WTA-Tour, den ersten in diesem Jahr. Der Finalsieg bescherte der Nummer 29 der Welt einen Siegerscheck von 43.000 Dollar. Friedsam, die erstmals auf der WTA-Tour in einem Endspiel stand, musste sich mit 21.400 Dollar trösten. Pawljutschenkowa ist die erste russische Siegerin in Linz seit Maria Scharapowa 2006. Im Endspiel ließ sich die 24-Jährige auch von einer Oberschenkelblessur nicht stoppen. Ich war zwar ein bisschen nervös, aber die Verletzung habe ich weggesteckt. Wenn man in einem Finale steht, muss man das ausblenden, erklärte Pawljutschenkowa. Die als Nummer sieben gesetzte Russin hatte es in diesem Jahr zuvor nur einmal in ein Endspiel geschafft – das Finale von Washington war vor über zwei Monaten gegen die US-Amerikanerin Sloane Stephens 1:6,2:6 verloren gegangen. Umso toller ist es, dass es jetzt geklappt hat, meinte Pawljutschenkowa und bedankte sich bei Organisatoren und Fans. Ich habe diese Woche genossen und hoffe, dass ich nächstes Jahr zurückkomme. Lob für die Linz-Siegerin gab es von der unterlegenen Finalistin. Sie hat tolles Tennis gespielt und den Sieg verdient, betonte Friedsam.
4Sport
Hersteller will noch heuer noch 20 Flugzeuge ausliefern. Paris/Toulouse – Die Behebung der jüngsten Probleme beim Propellergetriebe des Militärtransporters A400M von Airbus kann nach Einschätzung des Firmenchefs des Motorenherstellers Safran Monate in Anspruch nehmen. Dies könne von mehreren Wochen bis zu einigen Monaten dauern, sagte Philippe Petitcolin am Dienstag. Die Schwierigkeiten hätten bisher nicht zu Verzögerungen bei den Auslieferungen geführt. Es handle sich um zwei separate Probleme, die reguläre Inspektionen erforderlich machten. Bei Bedarf müssten Teile ausgetauscht werden. Airbus hatte am Freitag erklärt, die Ursachen und Folgen würden von der Produktionsfirma der Triebwerke, einem italienischen Airbus-Unterauftragnehmer, analysiert. Der Chef der Airbus-Sparte Military Aircraft, Fernando Alsonso, versicherte: Wir bleiben bei dem Ziel, 20 Flugzeuge in diesem Jahr auszuliefern. Der A400M wird von den größten Turboprop-Triebwerken der westlichen Welt angetrieben, die von Rolls Royce, der französischen Safran und der deutschen MTU entwickelt wurden. Der Transporter soll die in den 60er Jahren entwickelte Transall ablösen. Die Auslieferungen hatten sich wegen unterschiedlicher Schwierigkeiten immer wieder verzögert und zu einer Kostenexplosion geführt. Vor knapp einem Jahr war ein A400M in Spanien abgestürzt.
2International
"Dota 2"-Gamer aus den USA und China führen Rangliste an. Videospiel-Wettkämpfe sind nicht nur Unterhaltung, sondern werden für mehr und mehr Menschen auch eine relevante Einnahmequelle. Dabei gibt es allerdings noch große Unterschiede. Während in Ostasien und zunehmend auch den USA immer mehr Geld fließt, steckt die Entwicklung in Europa vergleichsweise noch in den Kinderschuhen. Doch auch unter den E-Sportlern gibt es mittlerweile Stars und einige von ihnen verdienen beträchtliche Summen. Wenngleich die Anzahl jener, die Millionen mit ihrem zum Beruf gewordenen Hobby verdienen, noch überschaubar ist. Und von Einnahmen, wie sie Athleten in klassischen Topsportarten wie Fußball erzielen können, sind sie noch weit entfernt, wie Ranglisten zeigen. Die Seite E-Sports-Earnings veröffentlicht die gesammelten Preisgelder bis 2015 auf Basis von publizierten Zahlen, Datenbankeinträgen und Berichten. Laut der erstellten Reihung ist 2015 der US-Amerikaner Saahil Arora mit Einnahmen von 1.966.903 Dollar aktueller Spitzenreiter. Man kennt ihn auch als UNiVeRsE in Dota 2. Auf den Schritt folgt ihm sein Landsmann Peter Dager (ppd), der nur knapp 3.000 Dollar dahinter rangiert. Auf Platz 3 residiert der Kanadier Kurtis Ling (Aui_2000) mit einem Abstand von etwas mehr als 80.000 Dollar. Neben Sumail Hassan (SumaiL), der mit 1,64 Millionen Dollar Platz 6 belegt, ist Ling der einzige Spieler in den Top 10, der nicht amerikanischer oder chinesischer Herkunft ist. Auf Platz 11 – und mit rund 932.000 Dollar Preisgeld bis 2015 – rangiert der erste Europäer. Es handelt sich um den Esten Clement Ivanov (Puppey). Bestverdienender Gamer aus dem deutschsprachigen Raum ist Kuro Takhasomi (KuroKy) aus Deutschland mit rund 649.000 Dollar. Erst auf Platz 29 taucht der erste Spieler abseits der Dota-Community auf. Der Südkoreaner Lee Jae Dong verdient mit Starcraft seine Brötchen und nahm damit bis zu diesem Jahr bereits 386.000 Dollar ein. Dieser Betrag setzt sich allerdings nur zu knapp zwei Dritteln aus direkten Verdiensten in Games-Bewerben zusammen. Die verdienten Preisgelder sind nicht eins zu eins auf die Nettoverdienste der Spieler übertragbar. Neben Steuern werden auch Abgaben an das Team fällig. Allerdings kommen zu den Preisgeldern auch noch Teamgehälter und Sponsorenzahlungen hinzu. Letztere können speziell im asiatischen Raum für ein beträchtliches Einkommen sorgen. Ende 2014 gab der ehemalige chinesische E-Sportler Wei Han-Dong bekannt, dass er bei seinem Team World Elite umgerechnet 2.600 Euro pro Monat verdiente. Mittlerweile verdient er mit Streams und Spiele-Übertragungen rund 650.000 Euro jährlich. Stars aus dem Boxring, vom Fußballplatz oder dem Tenniscourt lassen sämtliche Zahlen aus dem E-Sport allerdings blass aussehen. Laut Forbes kommt der Boxer Floyd Mayweather auf 300 Millionen Dollar im Jahr, wobei 15 Millionen davon auf Werbeverträge entfallen. Sein Berufskollege Manny Pacquiao schafft mit 160 Millionen Dollar immerhin gut die Hälfte. Starkicker Cristiano Ronaldo (Real Madrid) bringt es auf knapp 80 Millionen, Barcelona-Konkurrent Lionel Messi auf 74 Millionen. Komplettiert werden die Top Fünf von Tennisprofi Roger Federer. Mit jährlichen Einnahmen von 67 Millionen Dollar dürfte er sich um seine finanzielle Zukunft ebenfalls kaum Sorgen machen. (gpi, 15.10.2015) Update: Richtigstellung bezüglich der genannten Zahlen. Dabei handelt es sich um Gesamtpreisgelder, nicht um die Gesamteinnahmen der Spieler.
0Web
In dieser Folge der Serie "Die Rückseite des Films": Entliehene Göttlichkeit – Stars wie Charlie Chaplin bei der Weltpremiere der "ungekrönten Königin". Hellerleuchtete Straßen, Menschenmassen tummeln sich vor einem Premierenkino und warten darauf, dass die Prominenten auf dem roten Teppich eintreffen. Anlässlich der Uraufführung von Divine Lady (deutscher Titel Die ungekrönte Königin), der Liebesgeschichte zwischen Emma Hamilton und Horatio Nelson war das Staraufgebot am 31. März 1929 enorm. Charles Chaplin, Lupe Velez, Harold Lloyd, Gloria Swanson, Al Jolson, Norma Shearer, Carl Laemmle und Irving Thalberg, um nur einige zu nennen, genossen erfreut das Bad in der Menge. Launige Kommentare der Celebritys werden in diesem stummen Sieben-Minüter durch Zwischentitel illustriert. Corinne Griffith, die Hauptdarstellerin, und Regisseur Frank Lloyd werfen einen kurzen Blick in die Kameras und eilen schließlich ins Kino. Corinne Griffith, die den Übergang zum Tonfilm wie viele andere nicht schaffte, begann 1916 bei den Vitagraph Studios und war auf romantische Melodramen und Salonkomödien abonniert. Mitte der 20er-Jahre war sie ungemein populär und eine der bestverdienenden Schauspielerinnen neben Mary Pickford. Sie verhandelte ihre Verträge persönlich und verwaltete ihr Geld selbst. Auch Victor Varconi, Darsteller des Horatio Nelson, hatte zur Uraufführung des Films bereits eine beachtliche Karriere hinter sich. Als Bauernsohn im Grenzgebiet Ungarns zur Ukraine geboren und in Budapest aufgewachsen, begann er nach einer Ausbildung zum Kaufmann mit dem Schauspielunterricht und gelangte so zum Theater. 1920 ging er nach Deutschland und spielte unter anderem in den österreichischen Stummfilmen Sodom und Gomorrha (1922) und Der junge Medardus (1923) unter der Regie von Michael Kertész / Michael Curtiz. Divine Lady wurde von der Filmkritik durchwegs positiv aufgenommen. Mordaunt Hall war in der New York Times von Griffiths und Varconis darstellerischen Leistungen überaus angetan. Bei der 1930 zum zweiten Mal stattfindenden Oscar-Preisverleihung gewann Frank Lloyd für Divine Lady den Preis als bester Regisseur. (1934 wurde ihm für den Film Cavalcade abermals der Regie-Oscar verliehen, neben den Preisen für den besten Film und das beste Szenenbild). Corinne Griffith war für ihre Darstellung der Emma Hamilton als beste Hauptdarstellerin nominiert – die begehrte Trophäe ging jedoch an Mary Pickford für ihre Rolle in Coquette unter der Regie von Sam Taylor. Auch unabhängig von der Oscar-Zeremonie (und etwaiger Goldstatuetten für die Stars) hat sich das Premierenentrée über den roten Teppich bis heute als wichtiges Ereignis im Zuge der Vermarktung von Hollywood erhalten. Schon in Aischylos’ dreiteiliger Tragödie Die Orestie (458 v. Chr.) findet sich im ersten Teil Agamemnon eine Erwähnung des roten Teppichs. Klytaimnestra entrollt denselben, um ihren Mann gebührend willkommen zu heißen. Dieser zögert und verweist darauf, dass das Betreten des Teppichs ausschließlich den Göttern vorbehalten sei. Als sie ihn doch dazu überreden kann, darauf zu schreiten, betritt er ihn ohne Schuhe, um die Götter nicht noch mehr zu erzürnen. Durch die Profanierung des begehrten Textils in der Neuzeit werden die Menschen, die es betreten, zwar manchmal hysterisch und wie Götter verehrt, allerdings bleiben sie maximal Stars, blinkende Sterne. (Elisabeth Streit, Österreichisches Filmmuseum, 31.8.2015) Gewidmet Siegfried Mattl, der an der Gestaltung dieser Serie maßgeblich beteiligt war. Mattl starb im April in Wien.
1Panorama
Gewerkschaft Ufo fordert neues Angebot der Fluggesellschaft bis Donnerstag 17 Uhr. Frankfurt – Die Gewerkschaft Ufo will die Lufthansa nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen um die Altersversorgung für die Flugbegleiter für eine Woche lahmlegen. Falls die Airline nicht auf eine neue Forderung von Ufo reagiere, werde von Freitag, den 6. November, bis zum Freitag, den 13. November, gestreikt, sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies am Montag. Die Frist für die Lufthansa laufe am Donnerstag um 17 Uhr ab. Welche Flüge betroffen sein werden, wolle er noch nicht sagen. Darüber werde Ufo kurzfristig informieren. Alle Passagiere müssen davon ausgehen, dass ihre Flüge nicht abheben. Von der Arbeitsniederlegung sollen die Lufthansa-Töchter Germanwings und Eurowings nicht betroffen sein. Die Lufthansa bedauert die Streikdrohung. Es ist mir völlig unverständlich, sagte Lufthansa-Vorstand Karl Ulrich Garnadt. Für eine erste Bewertung der Forderungen der Gewerkschaft sei es noch zu früh, ergänzte ein Konzernsprecher. Durch den Streik könnte die AUA-Mutter Lufthansa nach Aussagen von Analyst Jochen Rothenbacher von der Bank Equinet über sieben Tage maximal 140 Millionen Euro Gewinn einbüßen. Im Hintergrund köchelt bei dem Tarifclinch noch ein zweiter Konflikt um den Ausbau der früheren Lufthansa-Regionalflugline Eurowings zur Billig-Airline. Baublies zeigt sich wenig zuversichtlich, dass die Kranich-Fluglinie auf die Forderungen von Ufo eingeht. Die Lufthansa kennt unsere Vorstellungen und kann den Streik noch abwenden, sagte er. Doch glaube er nicht daran, da man über die Altersversorgung seit zwei Jahren erfolglos verhandelt habe. Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens habe bereits durchblicken lassen, dass sie nun auf juristische Schritte setze. Ufo kämpft in erster Linie gegen Einschnitte bei der Frührente für die 19.000 Lufthansa-Flugbegleiter. Die Gespräche darüber waren am Wochenende gescheitert. Der Ufo-Chef betonte, dass die finanzielle Absicherung der Frührente durch den Konzern bis zum Beginn der gesetzlichen Rente – die sogenannte Übergangsversorgung – für Flugbegleiter unabdingbar sei. Ich kann als Flugbegleiter nicht mit 55 Jahren auf Schreibtischjob umschulen. Es sei heute schon eine Gefahr, das Kabinenangestellte nach 30 Jahren Vollzeitarbeit nicht mal einen vierstelligen Rentenbetrag im Monat ausgezahlt bekommen. Hier geht es um Altersarmut. Die Lufthansa habe jüngst die Prognose erhöht und erwarte dieses Jahr knapp zwei Milliarden Euro Betriebsgewinn, während von der Belegschaft Einsparung von bis zu 40 Prozent verlangt werden, so der Ufo-Chef: Es ist Zeit, dass die Kabine sich gegen diesen Manchester-Kapitalismus zur Wehr setzt. Die Lufthansa geht es vor allem darum, die Finanzierung der Betriebsrente umzustellen. Dabei soll den Flugbegleitern nicht mehr eine konkrete Rentenhöhe zugesichert werden. Stattdessen sollen die Mitarbeiter einen bestimmten Beitrag einzahlen, der dann am Kapitalmarkt angelegt wird. Hintergrund sind die derzeit niedrigen Zinsen. Wir haben ein Paket vorgelegt, was dieser Mitarbeitergruppe eine Altersversorgung bietet, wie sie in der ganzen Industrie mittlerweile einmalig ist, sagte Lufthansa-Vorstand Garnadt. In einer solchen Situation zu einem Streik aufzurufen mache ihn fassungslos. Das ist schon ein Stück Weltfremdheit. Der Lufthansa befindet sich mitten im Umbau. Ziel ist es, im Langstreckengeschäft Konkurrenten wie Emirates oder Turkish Airlines und in Europa Billigrivalen wie Ryanair in Schach zu halten. Kernstück der Strategie ist der Ausbau der Lufthansa-eigenen Günstigfluglinie Eurowings. Den streikfreudigen Piloten und den Flugbegleitern ist der Ausbau ein Dorn im Auge. Die Flugzeugführer dürfen sich nach einem Gerichtsurteil vom Sommer allerdings nicht mehr offen gegen die Pläne von Konzernchef Carsten Spohr stellen.
3Wirtschaft
Dortmund-Stürmer gewann Wahl vor Yaya Toure und Andre Ayew. Abuja – Borussia Dortmunds Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang ist erstmals zu Afrikas Fußballer des Jahres gewählt worden. Der 26-Jährige aus Gabun erhielt die Auszeichnung am Donnerstagabend in der nigerianischen Hauptstadt Abuja. Aubameyang setzte sich in der Abstimmung vor dem Ivorer Yaya Toure von Manchester City und dem Ghanaer Andre Ayew von Swansea City durch. Er erhielt mit 143 Punkten sieben mehr als Toure und 31 mehr als Ayew, gab der Kontinentalverband CAF bekannt. Afrikas Fußballer des Jahres wird von den Nationaltrainern der afrikanischen Länder gewählt. Aubameyang ist der erste Spieler aus Gabun, der die Auszeichnung erhalten hat. Mit 18 Toren führt er derzeit die Schützenliste der deutschen Bundesliga an. Der unterlegene Yaya Toure hat wütend auf die Wahl von Aubameyang reagiert. Ich bin sehr, sehr enttäuscht, sagte der 32-Jährige, der die Auszeichnung zuletzt viermal in Serie erhalten hatte. Es ist traurig, Afrika so handeln zu sehen, dass man afrikanischen Dingen keinen Stellenwert gibt. Aubameyang überzeugte zwar in Dortmund, schied aber mit dem Nationalteam von Gabun in der Gruppenphase des Afrika-Cups aus. Toure dagegen führte die Elfenbeinküste beim Kontinentalturnier im Jänner als Kapitän zum Titelgewinn.
4Sport
Griss: Aufbewahrung wäre "völlig unsinnig" gewesen. Wien/Klagenfurt – Die erste deklarierte Bewerberin ums höchste Amt im Staat, Irmgard Griss, versteht die Aufregung um gelöschte Gesprächsprotokolle der von ihr geleiteten Hypo-Untersuchungskommission überhaupt nicht. Die Kommission habe die Akten gelöscht, weil eine Aufbewahrung völlig unsinnig gewesen wäre, meinte Griss am Freitag. Den Parlamentsparteien unterstellte sie taktische Spielchen. Alle sechs Fraktionen hatten sich am Donnerstag empört darüber gezeigt, dass der Untersuchungsausschuss die Gesprächsprotokolle der von der Regierung eingesetzten Kommission nicht bekommen kann, weil diese vernichtet wurden. Wie sich am Rande der Pressekonferenz zu ihrer Kandidatur bei der Bundespräsidentenwahl herausstellte, zerstörte die Kommission die Unterlagen offensichtlich nicht auf Druck des Finanzministeriums oder anderer Institutionen, sondern von sich aus. Einerseits bekam die Kommission Unterlagen zur Verfügung gestellt. In den Vereinbarungen (etwa mit FMA oder Nationalbank) stehe, dass diese Dokumente nur diesen Vertragspartnern zurückgegeben werden dürfen, erläuterte Griss. Die digitalen Daten habe man in Abstimmung mit den Vertragspartnern gelöscht, jene auf Papier, also etwa Ausdrucke und Kopien, habe man vernichtet. Das Finanzministerium habe von Beginn an einen entsprechenden Container zur Verfügung gestellt. Dann gab es noch Unterlagen, die die Kommission selbst produziert hat, nahm Griss Bezug auf die vom U-Ausschuss zuletzt verlangten Gesprächsprotokolle. In der Vereinbarung mit der Regierung sei als Verpflichtung festgelegt, einen Bericht zu erstellen, den sie auch veröffentlicht habe. In der Vereinbarung stehe aber nicht, dass man Protokolle über die Befragungen zur Verfügung stellen müsse, rechtfertigte sich Griss. Es wäre völlig unsinnig gewesen, die Protokolle aufzubewahren. Immerhin handle es sich nicht um ein Gerichtsverfahren, wo eine übergeordnete Instanz prüfen könnte. Den Einwand, dass sie doch damit rechnen hätte können, dass später der Untersuchungsausschuss des Parlaments die Unterlagen haben will, ließ Griss nicht gelten. Der U-Ausschuss könne ja alle Auskunftspersonen selbst vorladen. Und es sei doch mehr als erstaunlich, dass jene Abgeordneten, die immer kritisiert hätten, dass vor der Kommission im Gegensatz zum U-Ausschuss keine Wahrheitspflicht bestehe, diese Befragungsprotokolle nun als entscheidend ansähen – das ist ja ein Widerspruch par excellence. Man habe transparent offengelegt, zu welchen Ergebnissen man gekommen sei, was soll da intransparent sein?. Außerdem seien nicht die Aussagen, sondern die Dokumente für den Bericht maßgeblich gewesen. Sie habe dem Finanzministerium bereits im März geschrieben, dass man keine Unterlagen mehr habe, und rein zufällig wird das gestern hochgespielt – wer wurde gestern im Untersuchungsausschuss befragt?, stellte Griss einen Zusammenhang zum früheren Finanzminister, Vizekanzler und ÖVP-Chef Josef Pröll her. Beim am Donnerstag bekannt gewordenen Schriftverkehr, der der APA vorliegt, geht es freilich um eine aktualisierte Anfrage und Information des Parlaments von dieser Woche. Warum sollen wir, die nicht beteiligt gewesen sind, irgendwas unter den Teppich kehren wollen?, fragt sich die ehemalige OGH-Präsidentin. Das ist doch billig. Mich stimmt das sehr traurig, dass bei der größten Geldvernichtung der Zweiten Republik, dem Hypo-Skandal, solche taktischen Spielchen aufgeführt werden, unterstellte Griss den Parlamentsparteien andere Motive. Aber es zeigt den Zustand der Politik. Auf anderen Seite stärkt das meine Motivation für eine Kandidatur, zeigte sie sich kämpferisch. Ob sie die Sache als erste Schmutzkübel-Kampagne gegen sich sieht? Also diese Bewertung überlasse ich Ihnen, meinte Griss, aber ich bin da ziemlich resistent.
3Wirtschaft
Am Ramadan-Ende meldet die von Riad unterstützte jemenitische Regierung einen Sieg gegen die Huthi-Rebellen in Aden. Sanaa/Wien – Der beinahe vier Monate andauernde Krieg im Jemen ist ein journalistischer weißer Fleck: Es gibt keine kontinuierliche unabhängige Berichterstattung über die Kampfhandlungen und ihre Folgen, Informationen kommen nur anlässlich spektakulärer Vorfälle und Wendungen durch. Dazu gehört auch die Befreiung von Aden von den schiitischen Huthi-Rebellen. Den Durchbruch der Kampagne meldete die jemenitische Regierung von Abd Rabbo Mansur Hadi, der in Riad residiert, just am Ramadan-Ende. Vom vor ein paar Tagen verkündeten Waffenstillstand ist keine Rede mehr. Ein Teil des Kabinetts soll bereits nach Aden zurückgekehrt sein. Hadi sagte in einer Rede, dass Aden der Schlüssel zur Rettung der Nation sei. Dass die südjemenitische Hauptstadt mit ihren Sezessionisten nun als Symbol des jemenitischen nationalen Zusammenhalts dient, ist ein seltsamer Nebeneffekt des Konflikts. Die militärische Lage ist schwer einzuschätzen. Seit Kriegsbeginn sind den von Saudi-Arabien und anderen Arabern mit Luftangriffen unterstützten Truppen am Boden keine nachhaltigen militärischen Gewinne gelungen. Anti-Huthi ist auch noch lange nicht Hadi-loyal. Der jemenitische Präsident, der 2012 als Vizepräsident das Amt vom abtretenden Ali Abdullah Saleh übernahm – geplant war für zwei Jahre –, war politisch nie stark. Saudi-Arabien ist es nicht gelungen, wie angedacht eine substanzielle sunnitische Bodentruppe, die gegen die Huthis und deren Verbündeten Saleh kämpft, aufzustellen. Pakistan hat abgewunken – ein Eingreifen auf der Seite Saudi-Arabiens im Jemen hätte die bereits existierenden sunnitisch-schiitischen Konflikte weiter angeheizt, und mit dem aus der Isolation tretenden Iran, der die Huthis unterstützt, will man es sich auch nicht verderben. Auch Ägypten hat zurzeit andere Sorgen – plus ein historisches Jemen-Interventionstrauma. Das Wall Street Journal meldete am Freitag, dass in Aden Soldaten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gegen die Huthis mitgekämpft hätten. Weiters heißt es, auch Elemente von Aqap – al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel – seien an den Kämpfen beteiligt gewesen. Demnach hätten Aqap-Kämpfer den Sieg mitgefeiert, bei dem die Leichen von Huthis zur Schau gestellt wurden. Auch diese Nachricht ist nicht zu verifizieren. Dass die Gegner Saudi-Arabiens dem Königreich eine direkte Kooperation mit Al-Kaida unterstellen, überrascht nicht. Glauben kann man jedoch, was Bruce Riedel von der Brookings Institution schreibt, nämlich dass Al-Kaida in Teilen der Provinz Hadramaut Fuß gefasst hat, auch in der Haupt- und Hafenstadt Mukalla, die von Flüchtlingen gestürmt wird, weil sie als vor den saudischen Luftangriffen sicher gilt. Dass Al-Kaida der lachende Dritte im Konflikt zwischen Huthis/Saleh und Hadi beziehungsweise zwischen dem Iran und Saudi-Arabien sein wird, ist keine Überraschung. Die einzige ernsthafte Konkurrenz erwächst ihr aus dem Islamischen Staat. Der übliche Propagandakrieg wird zurzeit auch noch verschärft durch Stimmen innerhalb Saudi-Arabiens, die gegen die neuen starken Männer unter dem neuen König Salman opponieren. Besonders der anonyme Twitterer Mujtahidd, von dem vermutet wird, dass er ein Mitglied des Königshauses ist, agitiert gegen den kleinen General – Königssohn, Vizekronprinz und Verteidigungsminister Mohammed bin Salman, dem er sogar vorwirft, die Staatskassen zu plündern. Mujtahidd hatte noch zu Wochenbeginn getwittert, die Huthis seien nicht zu schlagen. Sicher ist, dass sie noch immer genügend Schlagkraft haben, um saudi-arabische Stellungen über die Grenze hinweg anzugreifen. Politische Lösung ist keine in Sicht: Auch wenn eine Seite den Krieg gewinnen sollte, wird sie doch die Verlierer einbinden müssen. Keine Gruppe kann den Jemen alleine regieren. Aber die Diplomatie wird mit andauerndem Krieg immer schwieriger, sie wird auf eine Phase der Erschöpfung warten müssen. Hunderttausende Jemeniten sind völlig unversorgt auf der Flucht, die anderen sind viel zu arm, um ihnen zu helfen.
2International
Die Handelsgruppe wird künftig nur mehr 381 Millionen statt früher 1,3 Milliarden Euro Umsatz und 2.200 statt 6.400 Mitarbeitern haben. Traun/Wien – Das Traditions-Handelshaus Pfeiffer mit Hauptsitz in Traun in Oberösterreich schrumpft nach der Pleite der Zielpunkt-Tochter und dem Verkauf des Gastro-Großhändlers C+C Pfeiffer zur Unimarkt-Gruppe. Die Handelsgruppe wird künftig nur mehr 381 Mio. statt früher 1,3 Mrd. Euro Umsatz und 2.200 statt 6.400 Mitarbeitern haben. Die neue Unimarkt-Gruppe betreibt laut einer Presseaussendung am Mittwoch in der neuen Struktur 580 Standorte, die zum überwiegenden Teil unter der gleichnamigen Vertriebsmarke sowie unter Nah&Frisch auftreten und zu mehr als 80 Prozent von selbstständigen Kaufleuten geführt werden. Der diese Kaufleute beliefernde und betreuende Pfeiffer Großhandel Nah&Frisch wird als Tochterunternehmen integriert, ebenso zentrale Serviceleistungen, die bisher durch die Pfeiffer Holding erbracht wurden. Die Pfeiffer Holding unter ihrem Geschäftsführer Erich Schönleitner – er ist auch Unimarkt-Aufsichtsratsvorsitzender – hat in dieser Neuausrichtung keine Steuerungs- sowie Dienstleistungsfunktion mehr und verbleibt als reine Beteiligungsgesellschaft. Die neu erworbene Immobiliengesellschaft TREI Real Estate Austria, nunmehr EAGLE Real Estate GmbH wird weiterhin von der Pfeiffer Holding gehalten. An Top Team Zentraleinkauf halten die Pfeiffer Holding und die Schweizer Transgourmet, die zur Coop-Gruppe gehört und jüngst C+C Pfeiffer zu 100 Prozent übernommen hat, je 50 Prozent. Sie verhandelt pro Jahr rund 750 Mio. Euro Einkaufsvolumen. Die Unimarkt Gruppe wird ab sofort vom Geschäftsführer-Duo Peter Gusenbauer (48) und Andreas Haider (47) geführt. Ersterer war bisher Geschäftsführer beim Pfeiffer Großhandel und ist nun für die Bereiche Vertrieb Pfeiffer Großhandel, Controlling und Finanzen sowie Logistik, Immobilien, Marketing und den weiteren Ausbau der E-Commerce Aktivitäten bei Unimarkt zuständig. Letzterer, schon bisher langjähriger Geschäftsführer von Unimarkt, übernimmt in seiner neuen Funktion die Bereiche Vertrieb Unimarkt Filialen und Franchiser, Category Management, Human Ressources und IT. Die beiden gehen davon aus, dass durch die Zusammenführung unter einem Dach sowie die Konzentration auf den Einzelhandel die Marktstellung der zwei Unternehmen Pfeiffer Großhandel Nah&Frisch und Unimarkt massiv gestärkt werde. Dazu soll – als klare Abgrenzung zum Mitbewerb – unter anderem das regionale Sortiment weiter ausgebaut werden, um die Bedürfnisse der Zielgruppe bestmöglich zu bedienen. Weiters werde man sich darauf konzentrieren, die Unimarkt Gruppe im Kerngebiet zu etablieren. Auch der Ausbau des erfolgreichen Unimarkt Franchise-Modells soll forciert und die begonnenen Aktivitäten im Bereich E-Commerce mit der Erweiterung des Unimarkt Online-Shop weitergeführt werden.
3Wirtschaft
An der SPÖ-Basis kocht der Unmut hoch, doch kampflos gibt sich der Kanzler nicht geschlagen. Wien – So eng war es für Werner Faymann noch nie: Wer sich in der SPÖ umhört, stößt immer wieder auf dieses Urteil. Nicht wenige Genossen, bis in die Schaltzentralen der Partei hinein, haben den Obmann sogar bereits abgeschrieben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Faymann das noch einmal durchsteht, sagt einer aus dem inneren Kreis der SPÖ: Dafür ist der Ärger quer durch die Partei einfach zu groß. Es ist eine Revolte des Mittelbaus, die sich nach der Pleite bei der Präsidentenwahl in der Kanzlerpartei abzeichnet. Die Führungsriege, von den Landeschefs bis zu den Gewerkschaftsbossen, hat Faymann bisher nicht direkt angegriffen, doch dahinter brodelt es gewaltig. Viele Funktionäre aus der zweiten und dritten Reihe der einst so disziplinierten Partei haben in den vergangenen Tagen ihrem Unmut freien Lauf gelassen – und die Reaktionen der Spitze fachten das Feuer nur noch mehr an. Nach der Krisensitzung des Parteipräsidiums am Montag hatte Faymann als einziges Ergebnis zu bieten, dass Personaldebatten unerwünscht seien, und auch nun hält er an Business as usual fest. Der nächste Parteitag werde wie geplant im Herbst, am 12. und 13. November, angesetzt, verlautbarte Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid am Mittwoch per Rundmail an die Parteistellen lapidar. Schmid verweist auf eine Rücksprache mit den Landesparteichefs, doch nicht alle sind mit dem Terminplan einverstanden. Ihm tue es leid, dass der Parteitag nicht schon vor dem Sommer stattfinde, sagt der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser, denn die Sozialdemokraten müssten ihre Konflikte ehestmöglich ausdiskutieren. Der steirische SPÖ-Chef Michael Schickhofer ist ebenfalls für eine Vorverlegung zu haben, Salzburgs SPÖ-Chef Walter Steidl drängt geradezu darauf. Der Lebensnerv der Partei sei getroffen, sagt er, die Funktionäre gehen nicht mehr mit. Warum die Frage wichtig ist: Am Parteitag könnten die Genossen ja nicht nur über die nun viel beschworene Neuausrichtung diskutieren, sondern gleich auch einen neuen Parteichef wählen. Offen ausgesprochen hat das Tanja Wehsely, Vize-Klubchefin in Wien: Sie sprach sich für Faymanns Rücktritt aus. Doch kampflos wollen sich Faymann und seine Anhänger nicht geschlagen geben. Gemeinsam mit dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl versuchte der Kanzler am Donnerstagabend noch einmal, die Partei zur Ruhe zu bringen. Er denke nicht daran, den Parteitag zu verlegen oder gar zurückzutreten, sagte der SP-Chef in einem Interview in der ORF-Zeit im Bild. Befindlichkeitsdebatten lehne er ab, eine Partei sei keine Selbstfindungsgruppe. Der Kanzler: Ich bin im achten Jahr, rechnen Sie auch weiter mit mir. Häupl sprang ihm ebendort mit einer mutigen Prognose zur Seite: Er gehe davon aus, dass der nächste Kanzler wieder ein Sozialdemokrat sei und Werner Faymann heiße. Von Personaldiskussionen halte er gar nichts. Am Donnerstag rückten auch mehrere Genossen zum Gegenangriff aus. Wehsely solle sich wie alle anderen Kritiker vom Balkon ins Wohnzimmer zurückziehen, mahnt Wiens Wohnbaustadtrat Michael Ludwig und lehnt die Vorverlegung des Parteitages kategorisch ab. Bis November sollten keine Personen in der SPÖ ausgetauscht werden, sagt er zum STANDARD: Selbstverständlich sollte sich Faymann dort wieder zur Wahl aufstellen lassen. Was wir jetzt am wenigsten brauchen können, sind falsche Schuldzuweisungen und Anpatzereien, sekundiert Ernst Nevrivy, Bezirksvorsteher der Donaustadt: Das schreit nach Rücktritt: aber nicht von Kanzler Faymann, sondern von Frau Wehsely. Weitere scharfe Konter: Wehsely stelle sich nicht nur gegen Faymann, sondern auch gegen Bürgermeister Michael Häupl, der keine Personaldebatte wolle, kritisiert die Gemeinderatsabgeordnete Kathrin Gaal. Ihre Kollegin Barbara Novak spricht von einer kleinen Gruppe, die der Mehrheit der Wiener SPÖ im Verein mit einigen Medien ihren Willen aufzwingen wolle: Das hat schon genug kaputtgemacht, wie nicht zuletzt der Wahlsonntag bewiesen hat. Verteidiger Wehselys sind überzeugt, dass die Kritiker von Faymann ermutigt worden seien. Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler sagt dazu nur so viel: In der Wiener SPÖ gibt es für niemanden einen Grund zurückzutreten. Ich lasse mir keine Personaldebatte zu uns hineinziehen. Der Streit zeigt die tiefe Kluft, die sich in der SPÖ im Zuge der Flüchtlingsdebatte geöffnet hat: Auf der einen Seite stehen die linken Kritiker von Faymanns Schwenk hin zu einer restriktiveren Politik, auf der anderen die Befürworter einer härteren Gangart. (Gerald John, David Krutzler, Thomas Neuhold, 28.4.2016)
5Inland
Die kühlen Riesen haben eine segensreiche Wirkung: Sie fördern das Wachstum des Phytoplanktons. Sheffield/Wien – Im März 2000 löste sich der größte Eisberg, der je verzeichnet wurde, vom Ross-Schelfeis der Antarktis. Mit 37 Kilometern Breite und fast 300 Kilometern Länge hatte B-15 annähernd die Fläche von Oberösterreich. Solche Giganten sind selten, aber Rieseneisberge von ein, zwei Dutzend Kilometern Länge brechen immer wieder von den zirkumpolaren Eiskappen ab. Wahrgenommen werden sie primär als potenzielle Gefahr für die Schifffahrt – bei ausreichender Größe eventuell auch als Erzeuger eines eigenen Mikroklimas in ihrer Umgebung, was tendenziell ebenfalls unter Störung fällt. Tatsächlich scheinen die kühlen Riesen aber keineswegs nur Störenfriede zu sein, berichten britische Forscher in einer aktuellen Studie im Fachmagazin Nature Geoscience. Demnach fördern Eisberge das Wachstum des Phytoplanktons, da sie Eisen und andere Nährstoffe enthalten, die beim Abschmelzen freigesetzt werden. Das Team um Grant Bigg von der Universität Sheffield kam zu einem ganz anderen Schluss als frühere Studien, die Eisbergen nur eine geringe Rolle zugesprochen hatten, was laut Bigg daran liegt, dass diese nur Eisberge von durchschnittlicher Größe untersucht hatten. Die Sheffielder Forscher hingegen widmeten sich Rieseneisbergen von 18 Kilometern Länge und mehr, von denen ständig Dutzende im Antarktischen Ozean treiben. Deren Auswirkung finde in einer ganz anderen Größenordnung statt. Auf 175 Satellitenbildern analysierten die Forscher farbliche Veränderungen des Meerwassers – ein Anzeichen für das Wachstum des Phytoplanktons – rund um 17 Rieseneisberge. Sie kamen zum Befund, dass ein solcher Eisberg dieses Wachstum stark fördert. Er hinterlässt auf seiner Säfahrt eine fruchtbare Zone von einigen Hundert Kilometern Länge, die mindestens einen Monat lang bestehen bleibt. Rieseneisberge spielen laut Bigg daher eine nicht zu unterschätzende Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf.
7Wissenschaft
Exporte legen um 1,4 Prozent, Importe lediglich um 0,2 Prozent zu. Wien – Das heimische Außenhandelsvolumen hat sich heuer im ersten Halbjahr vergrößert. Dabei legten die Exporte mit einem Plus von 1,4 Prozent auf 64,37 Mrd. Euro wesentlich stärker zu als die Importe mit einem Zuwachs von nur 0,2 Prozent auf 65,24 Mrd. Euro, so die vorläufigen Zahlen der Statistik Austria. Das Defizit hat sich gegenüber der Vorjahresperiode von 1,6 auf 0,9 Mrd. Euro fast halbiert. Mit den Mitgliedstaaten der Europäischen Union bilanzierte Österreich unter dem Strich mit einem Fehlbetrag von 1,3 Mrd. Euro – die Lieferungen dorthin stiegen um 1,2 Prozent auf 44,51 Mrd. Euro; die Warenbezüge aus der EU gingen zwar um 0,9 Prozent zurück, überstiegen aber mit einem Volumen von 45,85 Mrd. Euro immer noch die heimischen Versendungen. Mit Nicht-EU-Ländern gab es einen Überschuss von fast einer halben Milliarde Euro (0,47 Mrd. Euro), dieser hat sich aber verringert. Die Exporte dorthin erhöhten sich im Berichtszeitraum um 1,8 Prozent auf 19,86 Mrd. Euro, die Importe wuchsen um drei Prozent auf 19,39 Mrd. Euro. Die beiden wichtigsten Handelspartner außerhalb der EU waren importseitig China (plus 11,5 Prozent) und die Schweiz (plus 0,1 Prozent); bei den Exporten dominierten die USA (plus 19,6 Prozent) und wiederum die Schweiz (plus 5,9 Prozent). Insgesamt ist aber Deutschland traditionell Österreichs größte Ausfuhrdestination. Die Warenlieferungen dorthin nahmen zwischen Jänner und Juni um 0,8 Prozent zu. Dahinter rangierten Italien (plus 1 Prozent), Frankreich (minus 18,6 Prozent), die Tschechische Republik (plus 4,2 Prozent), Ungarn (plus 2,7 Prozent), Polen (plus 15,2 Prozent) und Großbritannien (plus 5 Prozent). Im Monat Juni schaffte Österreich einen Außenhandelsüberschuss in Höhe von 0,24 Mrd. Euro. Die Exporte kletterten gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,8 Prozent auf 11,46 Mrd. Euro, die Importe legten um 5,9 Prozent auf 11,22 Mrd. Euro zu. Die Lieferungen nach Deutschland erhöhten sich um 10,1 Prozent auf 3,41 Mrd. Euro, die Eingänge aus dem Nachbarland stiegen um 8,1 Prozent auf 4,22 Mrd. Euro.
3Wirtschaft
Neue Rubrik zeigt Lösungsansätze für ein soziales, ökonomisches, politisches oder ökologisches Problem. Zürich – Der Schweizer Tages-Anzeiger setzt auf konstruktiven Journalismus. Ab 7. September erscheint unter der Rubrik Die Lösung jeden Montag ein Artikel, der Lösungsansätze für ein soziales, ökonomisches, politisches oder ökologisches Problem aufzeigt. Das Konzept wird multimedial umgesetzt, hieß es in einer Aussendung des Medienhauses. Der lösungsorientierte Journalismus will Hoffnung machen, statt nur Probleme zu beschreiben. Wir wollen diesen inspirierenden Ansatz weiter ausbauen und vom Ansatz only bad news are good news wegkommen, sagt Chefredakteur Res Strehle. Dabei werden wir gleichsam kritisch und konstruktiv sein – und auch Widersprüche und Fallstricke eines Lösungsansatzes aufzeigen. Voraussetzung für konstruktiven Journalismus bleiben deshalb kritische Recherche und Einordnung.
6Etat
Intensiv- und die Geburtsstation betroffen. Riad – Bei einem Brand in einem Krankenhaus im Südwesten Saudi-Arabiens sind mindestens 31 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 100 weitere Menschen seien verletzt worden, erklärte ein lokaler Sprecher des saudischen Zivilschutzes am Donnerstag. Demnach brach der Brand in der Nacht im ersten Stockwerk der Klinik aus. Dort seien unter anderem die Intensiv- und die Geburtsstation untergebracht. Die Klinik wurde nach Ausbrechen des Feuers geräumt. Feuerwehren und Rettungsteams aus der ganzen Region seien zu dem Krankenhaus geeilt, erklärte der Sprecher. Die Ursache des Brandes war zunächst unbekannt. Die Behörden haben die Ermittlungen aufgenommen. Den Angaben zufolge konnte der Brand unter Kontrolle gebracht werden. Die Küstenstadt Jasan liegt im Südwesten des islamisch-konservativen Königreichs unweit der Grenze zum Bürgerkriegsland Jemen.
1Panorama
Vor Thiems Sieg gegen Struff Zyste am Fuß aufgeschnitten – Niederlage mit Marach im Doppel. Monte Carlo – Dominic Thiem hat seinen Auftaktsieg beim Masters-1000-Turnier von Monte Carlo am Montag gegen den Deutschen Jan-Lennard Struff unter Schmerzen errungen. Der 22-Jährige war in der Früh mit extremen Schmerzen in der rechten kleinen Zehe aufgewacht. Selbst das Gehen ist mir schwer gefallen und beim Einschlagen ist so gut wie gar nichts gegangen, postete er auf Facebook. Eine Stunde vor Matchbeginn hatten die ATP-Ärzte eine Zyste zwischen Thiems vierter und fünfter Zehe entdeckt, sie aufgeschnitten und ausgedrückt. Unter starken Schmerzen ist mir kurzfristig der Gedanke gekommen, w. o. zu geben. Aber da das nicht mein Stil ist, habe ich beschlossen, zu spielen. Nach einem grauslichen Start mit 1:6 ist es mir irgendwie noch gelungen das Match zu drehen und den Sieg einzufahren. Unter den Zuschauern war ÖFB-Rekordteamspieler Andreas Herzog. Thiem spielt in Monte Carlo erstmals mit seinem neuen, von ihm mitentwickelten Racket ProjectOne7 von Babolat. Am Dienstag verlor er an der Seite des Steirers Oliver Marach in der ersten Doppelrunde gegen David Marrero/Benoit Paire (ESP/FRA) 6:7 (5), 6:7 (4). Thiems Zweitrundengegner ist nach einem 6:3, 6:4-Sieg über den Franzosen Adrian Mannarino der Japaner Taro Daniel. Thiem trifft erstmals auf den 23-jährigen Weltranglisten-90. Roger Federer ist nach zweieinhalb Monaten mit einem Sieg auf die ATP-Tour zurückgekehrt. Der 34-jährige Schweizer bezwang in der zweiten Runde den Spanier Guillermo Garcia-Lopez in 74 Minuten mit 6:3, 6:4. Federer war den Tennisplätzen wegen einer Meniskusverletzung und einer Magen-Darm-Grippe 75 Tage ferngeblieben. Gegen Garcia-Lopez kehrte Federer souverän auf die Tour zurück, dem beim Sandplatz-Klassiker an der Cote dAzur als Nummer drei gesetzten Schweizer war die lange Pause nicht anzumerken. Erst kurz vor Ende der Partie hatte der 17-fache Grand-Slam-Sieger eine kurze Schwächephase, als er bei 6:3, 5:2 sein einziges Break gleich zu null kassierte. Die beiden einzigen Breakbälle im ersten Satz hatte Federer beim Stand von 4:2 mit zwei Winnern souverän abgewehrt. Für Federer war es der erste Auftritt seit seiner Niederlage im Halbfinale der Australian Open Ende Jänner gegen Novak Djokovic. Die Meniskusverletzung, die zur ersten Operation in seiner 18-jährigen Profikarriere geführt hatte, hatte sich Federer aber am Tag danach beim Einlassen eines Bades für seine Zwillingstöchter zugezogen. Ende März verhinderte eine Magen-Darm-Grippe ein früheres Comeback in Miami.
4Sport
Auffälliges Amphibium rangiert in der nationalen Roten Liste als "potenziell gefährdet". Wien – Die leuchtend gelben Flecken auf dem Rücken und der Oberseite von Schwanz und Beinen des ansonsten glänzend schwarzen Feuersalamanders (Salamandra salamandra) sind individuell so unterschiedlich ausgeprägt, dass man die einzelnen Tiere daran identifizieren kann. Die Farbe fungiert als Warnung für Feinde: So signalisiert das Amphibium Raubtieren seine Giftigkeit. Menschen haben durch bloßen Hautkontakt aber nicht mehr als ein leichtes Brennen zu befürchten. Gegen andere Bedrohungen hilft dies freilich nichts: Lebensraumverlust und Straßenverkehr sind heute die größten Feinde des Feuersalamanders. Wie alle heimischen Amphibien ist er streng geschützt, in der nationalen Roten Liste rangiert er vorerst aber nur als potenziell gefährdet. Nun wurde das Tier zum Lurch des Jahres gewählt, wie die Deutsche und die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie bekanntgaben: Damit soll auf diese bemerkenswerte Spezies aufmerksam gemacht werden. Sein Name rührt übrigens daher, dass man den Feuersalamander einst für eine Art Minidrachen hielt. Man dachte, Feuer könne ihm nichts anhaben und sein Sekret sei in der Lage, Flammen zu löschen. Der Lebensraum des Feuersalamanders sind Laub- und Mischwälder mit Bächen, in denen die Weibchen ihre Larven absetzen. Die ausgewachsen etwas über 20 Zentimeter langen Tiere sind Lauerjäger, ihre Beute sind Insekten, Schnecken, Würmer und andere Kleintiere. Der Erhalt naturnaher Waldlebensräume ist die wichtigste Maßnahme zum Schutz des Feuersalamanders.
7Wissenschaft
Bereits mehr als 200.000 Unterzeichner – Gerüchte über Streichung bei iPhone 7 sorgt für Empörung. Auch wenn die Veröffentlichung des iPhone 7 noch mehr als ein halbes Jahr in der Zukunft liegt, so ist das Interesse an der nächsten Generation des Apple-Smartphones bereits groß. Entsprechend aufmerksam werden sämtliche Informationsschnippsel über vermeintliche oder reale Eckdaten des kommenden Geräts verfolgt. Und ein aktueller Bericht sorgt dabei jetzt für eine reichlich ungewöhnliche Situation: Noch im Vorfeld fordern zahlreiche Nutzer den Hersteller zum Umdenken auf. Anstoß der Empörung sind Informationen, laut denen Apple bei der kommenden Hardwaregeneration den gewohnten Kopfhörerstecker streichen will. Statt dessen soll das Unternehmen eigene, kabellose Kopfhörer entwickeln. Wer seine gewohnten Kopfhörer einsetzen will, müsste in Zukunft hingegen einen Adapater für Apples Lightning-Anschluss verwenden. Gegen dieses – spekulative – Vorhaben von Apple hat sich nun eine Kampagne formiert. Mehr als 200.000 Unterzeichner fordern mittlerweile, dass Apple den 3,5-Millimeter Klinkenstecker beibehalten solle. Bei den Plänen handle es sich um einen klassischen Fall von geplanter Obsoleszenz. Die User würden zum Kauf neuer Kopfhörer gedrängt, der E-Müllberg wachse so unnötig weiter an.
0Web
Angebote sollen auf Anweisung der chinesischen Medienaufsicht gesperrt worden sein. Kunden in China können nicht mehr auf die Online-Buch- und Filmdienste von Apple zugreifen. Mehrere Versuche von Reuters-Journalisten endeten mit der Nachricht, die Anwendungen seien nicht nutzbar. Insider sagten der New York Times, die Angebote seien auf Anweisung der chinesischen Medienaufsicht gesperrt worden. Eine Apple-Sprecherin äußerte die Hoffnung, so bald wie möglich Kunden in der Volksrepublik wieder mit iBooks-Produkten und iTunes-Filmen versorgen zu können. Für Apple sind China, Taiwan und Hongkong zusammen der zweitwichtigste Markt gemessen am Umsatz. Die Regierung in Peking geht seit März verschärft gegen Veröffentlichungen im Internet vor. So ist Ausländern nicht mehr der Besitz von Online-Publikationen erlaubt. Auch Joint Ventures sind verboten. Zudem wird verlangt, dass alle Inhalte auf Servern in China gespeichert werden. In der Vergangenheit hatten Staatsmedien Apple-Geräte wie das iPhone immer wieder als Gefahr für die nationale Sicherheitgebrandmarkt.
0Web
Khaled al-Asaad wurde von IS-Terroristen geköpft, die Unesco ist entsetzt über den Mord. Paris/Palmyra – Mit Entsetzen hat die Unesco auf die Enthauptung des früheren Chefarchäologen der historischen Oasenstadt Palmyra, Khaled al-Asaad, durch die Jihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) reagiert. Sie sei betrübt und empört und verurteile die schreckliche Tat, sagte Unesco-Chefin Irina Bokowa am Mittwoch. Asaad war am Dienstag vor dutzenden Zuschauern auf einem öffentlichen Platz des Wüstenortes enthauptet worden. Sie haben ihn umgebracht, weil er sein starkes Engagement für Palmyra nicht verraten wollte, sagte Bokowa. Asaad hatte 40 Jahre lang die archäologischen Stätten in der zentralsyrischen Stadt geleitet und war trotz des IS-Vormarschs nicht geflohen. Sie haben einen großen Menschen ermordet, aber sie werden die Geschichte nie zum Schweigen bringen, sagte die Unesco-Chefin. Palmyras gut erhaltene Ruinen aus den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung gehören zum Unesco-Weltkulturerbe. Die einstige Handelsmetropole gilt als einer der bedeutendsten Komplexe antiker Bauten im Nahen Osten. Die IS-Extremisten hatten die Stadt Ende Mai von Truppen des syrischen Regimes eingenommen.
2International
Der Kompetenzcheck des Arbeitsmarktservice rief gemischte Reaktionen hervor. Kritiker werfen dem AMS Schönfärberei vor. Ist da etwas dran?. Wien – Auf gute Nachrichten folgt im Leben nicht selten Ernüchterung. Diese Erfahrung macht derzeit auch das Arbeitsmarktservice. Am Montag hat AMS-Chef Johannes Kopf die Ergebnisse einer ersten Überprüfung der Qualifikationen von anerkannten Asylwerbern in Österreich vorgestellt. Mit Ausnahme der Afghanen fiel das Bildungsniveau unter den 900 getesteten Flüchtlingen aus Wien deutlich höher aus als erwartet, resümierte Kopf die Resultate. Besonders Syrer, Iraker und Iraner verfügten häufig über hohe Bildungsabschlüsse. Doch prompt setzte Kritik ein. Auf Twitter hieß es, das AMS sei unwissenschaftlich vorgegangen. Im STANDARD-Forum war von einer zurechtgezimmerten Studie die Rede, Kopf betreibe Schönfärberei. Unwissenschaftlich und verlogen nannte Johann Gudenus von der FPÖ Wien den Kompetenzcheck. Aber was ist an der Kritik dran? Angaben der Asylwerber Ein zentraler Vorwurf lautete, dass die Kompetenzchecks auf den Angaben der Asylwerber aufbauen. Es könnte ja sein, dass sich die Befragten als überqualifiziert dargestellt haben. Das AMS hat sechs Bildungsinstitute in Wien damit beauftragt, die Qualifikationsüberprüfung durchzuführen. Eines war Murad und Murad, wo 170 Menschen aus dem arabischen Raum getestet wurden. Wie die Geschäftsführerin Andrea Murad erzählt, wurden die Flüchtlinge in ihrer Einrichtung fünf Wochen lang begleitet. Neben Gruppentrainings waren jede Woche mehrere Stunden Individualcoaching mit einem Betreuer angesetzt. Dabei wurden dann die Qualifikationen abgefragt. Genutzt wurde dafür ein Leitfaden. Da die Interviews in der Muttersprache stattfanden, seien die biografischen Angaben im Zuge der Gespräche auf ihre Plausibilität hin überprüft worden, sagt Murad. Die Ergebnisse wurden ans AMS übermittelt, nur in zwei Fällen habe es Zweifel an den Angaben gegeben. Im BFI und den anderen Bildungseinrichtungen wurde ähnlich vorgegangen. Biografische Interviews Doch ist das seriös? Ja, sagt Sylvia Supper, Expertin für wissenschaftliche Methoden in der Sozialforschung, die unter anderem an der Uni Wien lehrt. Die Gespräche mit den Flüchtlingen seien als biografische Interviews zu werten. Das sei eine innerhalb der Sozialwissenschaften etablierte Methode. Ihr wichtigstes Kennzeichen ist, dass nicht einfach Fragebögen ausgefüllt werden müssen, so wie in der quantitativen Forschung. Die Informationen sollen vielmehr im Rahmen qualitativer Interviews erhoben werden. Bei jeder Untersuchung gibt es das Problem, dass Menschen nicht immer die Wahrheit sagen. Aber gerade wenn hier in Einzelgesprächen nachgehakt wurde, erhöht das die Glaubwürdigkeit der Untersuchung. Hinzu kommt, dass Menschen sich schwerer tun zu lügen, wenn sie jemandem dabei in die Augen sehen. AMS-Chef Kopf selbst weist noch auf einen anderen Punkt hin: Aus Sicht der Flüchtlinge mache es wenig Sinn, falsche Angaben zu tätigen. Denn Arbeitsplätze werden entsprechend den Erkenntnissen vermittelt, es würde also rasch auffallen, wenn jemand lügt. Aussagekraft der Ergebnisse Ein Kritikpunkt lautet, dass die Ergebnisse keine Aussagekraft haben. Richtig ist, dass die Kompetenzchecks, wie vom AMS betont wird, nicht repräsentativ sind. So waren die Hälfte der Befragten Frauen, obwohl ihr Anteil an allen Asylwerbern deutlich niedriger ist. Zudem wurde nicht darauf geachtet, dass alle Nationalitäten entsprechend den Asylanträgen in Österreich repräsentiert sind. Aber der Glaube, die Untersuchung habe deshalb keine Aussagekraft, beruht auf einem Missverständnis, sagt Supper. Bei qualitativen Interviews reichen schon wenige Gespräche, manchmal nur sechs oder sieben, um seriöse Aussagen treffen zu können. Dabei gehe es ja darum, die Bandbreite bei einem Thema aufzuzeigen. Alte Realität Ein anderer Punkt betrifft die Frage, ob die AMS-Zahlen eine alte Realität abbilden. So heißt es häufig, dass Flüchtlinge, die seit dem Sommer kommen, schlechter ausgebildet sind. Richtig ist, dass die jüngste Welle nicht einbezogen war, weil nur anerkannte Flüchtlinge vom AMS getestet wurden, die also schon länger da sind – viele sogar schon mehr als drei Jahre. Allerdings gibt es laut Arbeitsmarktservice bisher keine Erkenntnisse, wonach das Bildungsniveau unter Flüchtlingen sinkt. Soll heißen: Es ist möglich, muss aber nicht sein. Die Ergebnisse würden nahelegen, dass primär die Herkunft der Menschen für Qualifikation und Bildungsgrad entscheidend ist. Diskrepanz zu Zahlen aus Deutschland Ein weiterer Punkt betrifft die Diskrepanz zu Zahlen aus Deutschland. Die bisher größte deutsche Untersuchung ist eine von der Lawaetz-Stiftung in Hamburg durchgeführte Befragung aus dem Mai 2014. Die ausgewerteten Daten von 20.000 Asylwerbern ergaben ein anderes Bild. Hier lag die Akademikerquote bei rund zehn Prozent. Unter Irakern und Syrern aus der AMS-Befragung waren es rund 30 Prozent. Doch der Co-Autor der deutschen Untersuchung, Thomas Mirbach, sieht keine Widersprüche zwischen den Ergebnissen, wie er dem STANDARD sagt. So habe man in Deutschland nur aggregierte Zahlen für Menschen aus 150 Nationen ausgewiesen, es sei also durchaus plausibel, dass bei Syrern die Akademikerquote bei 30 Prozent liegt.
3Wirtschaft
Polizei setzte bei Demonstrationen in Istanbul Wasserwerfer und Tränengas ein, Zahl der Toten stieg auf 32. Ankara/Athen – Der türkische Geheimdienst hatte im Vorfeld des Bombenanschlags in der Grenzstadt Suruç am Montag bereits zwei konkrete Warnungen an Polizei und Militär im Land weitergegeben, so wurde bekannt. Rund 100 Personen waren daraufhin landesweit festgenommen worden. Agenten des Geheimdienstes MIT hatten Hinweise auf Selbstmordattentate, die Mitglieder der Terrormiliz Islamischer Staat in der Türkei am 22. Juni und am 3. Juli möglicherweise verüben wollten, so hieß es am Dienstag in türkischen Medienberichten. Der amtierende türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu reiste am Tag nach dem Anschlag in die Provinzstadt Sanliurfa und gab vor dem Sitz des Gouverneurs eine Erklärung ab; von einer Weiterfahrt ins 40 Kilometer entfernte Suruç an der Grenze zu Syrien sah er offenbar aus Sicherheitsgründen ab. Davutoglu nannte erneut den IS als wahrscheinlichen Drahtzieher des Anschlags. Die Zahl der Toten stieg mittlerweile auf 32. Gleich vier Staatsanwälte wurden mit der Ermittlung beauftragt. Ein Verdächtiger sei identifiziert worden, gab Davutoglu bekannt. Eine türkische Zeitung präsentierte am Dienstag in ihrer Online-Ausgabe namentlich einen 20-jährigen Lackierer aus Adiyaman im Südosten des Landes als möglichen Selbstmordattentäter. Sein Ausweis wurde am Ort der Explosion gefunden und konnte keinem der Opfer zugeordnet werden. Der junge Mann soll sich am Montag in Frauenkleidern unter eine Menge kurdischer Jugendlicher vor dem Kulturzentrum der Grenzstadt gemischt und dann in die Luft gesprengt haben. Die Mutter des Verdächtigen gab an, ihr Sohn sei mit seinem älteren Bruder ins Ausland gegangen, habe aber nie gesagt, wohin und zu welchem Zweck. Während des Fastenmonats habe sie ihn zum letzten Mal gesehen, sagte die Mutter. Der Islamische Staat rekrutierte in den vergangenen zwei Jahren eine Vielzahl von Männern in türkischen Städten für den Krieg in Syrien. Die türkische Regierung reagierte nur langsam auf die Gefahr. Den bisher schwersten Bombenanschlag, bei dem im Mai 2013 in der Grenzstadt Reyhanli 52 Menschen starben, schob Ankara zunächst dem syrischen Geheimdienst und Bashar al-Assad in die Schuhe. Erst ein Jahr später räumte der türkische Botschafter bei der OSZE in Wien ein, der Anschlag sei von Islamisten der Al-Kaida verübt worden. Der Anschlag in Suruç soll nun mit anderen Bombenanschlägen gegen die kurdische Partei HDP während des zurückliegenden Wahlkampfs in Verbindung stehen. Am Montagabend füllten in Istanbul Zehntausende die Istiklal-Straße im europäischen Zentrum der Stadt, auch am Dienstag demonstrierten Hunderte. In Sisli auf der europäischen Seite der Stadt wurden Dutzende Demonstranten festgenommen. Die Polizei löste später mit Gewalt diese Solidaritätskundgebung wie andere in türkischen Städten auf. Der Gouverneur der Provinz Sanliurfa erließ am Dienstag ein komplettes Demonstrations- und Versammlungsverbot. Schuldzuweisungen und Verschwörungstheorien wechselten sich den ganzen Tag ab. Politiker der sozialdemokratischen CHP und der HDP warfen dem türkischen Geheimdienst Nachlässigkeit oder gar Beteiligung an dem Attentat in Suruç vor. Besonders nationalistische Medien vermuteten wiederum einmal mehr ein Komplott der USA gegen die Türkei; dabei soll es darum gehen, die Türkei tiefer in einen Krieg gegen Syrien hineinzuziehen oder die Einheit des Landes zu zerstören und den Kurden weiter Auftrieb zu geben. Eine Reihe von Kommentatoren in Presse und Fernsehen erneuerte die alten Vorwürfe an die konservativ-islamische Regierung, viel zu lange mit dem Islamischen Staat paktiert zu haben. Die türkische Regierung gab im Oktober vergangenen Jahres ihre Einwilligung, gemeinsam mit der US-Armee offiziell syrische Rebellen auf türkischem Boden auszubilden. Beide Seiten unterzeichneten im Februar ein Abkommen, doch Verhandlungen über die Modalitäten zogen sich am Ende bis nach den türkischen Parlamentswahlen im Juni hin. Der amtierende Außenminister Mevlüt Çavusoglu gab als Ziel einmal 2000 Kämpfer bis Ende dieses Jahres an; später wurde die Gruppe als mäßig klein beschrieben. Am 12. Juli soll ein erster Konvoi von 54 dieser Rebellen, die auf einer Basis in der zentralanatolischen Stadt Kirsehir ausgebildet worden waren, über die Grenze nach Syrien in die Provinz Aleppo geschickt worden sein.
2International
Kontingent um 42 Prozent erhöht – Mehr als 300.000 Bewerbungen um Tickets nur aus Österreich. Wien – Die Vergabe der Tickets für die Fußball-Europameisterschaft (10. Juni bis 10. Juli) in Frankreich hat für die Fans der österreichischen Nationalmannschaft erfreuliche Nachrichten gebracht. Die ursprünglich zugesagten Kontingente für die ÖFB-Team-Fans von insgesamt 31.000 Karten wurden um rund 42 Prozent auf insgesamt 43.884 Tickets erweitert. Die Benachrichtigung der Uefa am Mittwoch über Zu- oder Absage der Antragsteller hat ergeben, dass für die reisewilligen Fans von Alaba und Co für das Spiel gegen Ungarn (14. Juni in Bordeaux) 10.172 Tickets zur Verfügung stehen, für das Spiel gegen Portugal (18. Juni in Paris) 9.396 und gegen Island (22. Juni in Paris / St. Denis) 24.316 Tickets. Ursprünglich waren dem ÖFB für die Partien gegen Ungarn und Portugal jeweils 8.000 und für das Match gegen Island 15.000 Tickets zugesagt worden. Die starke Erhöhung für das Island-Spiel im Stade de France, mit einem Fassungsvermögen von 80.000 Zuschauern das größte Stadion der EURO 2016, resultiert aus dem Umstand, dass Island nicht das gesamte verfügbare Kontingent beansprucht hat und dieses Österreich zugesprochen wurde. 86 Prozent der verfügbaren Karten gehen an die Fans, der ÖFB behält sich pro Spiel maximal 2.000 Tickets für die Fußballfamilie (Landesverbände, Bundesliga, Klubs, Partner, Spieler, Trainer, Betreuer und Sponsoren) zurück. Für all jene Fans, die in dieser Woche leer ausgegangen sind, gibt es bei einer von der Uefa eingerichteten Ticketbörse im März noch eine Chance, an Eintrittskarten zu kommen. Die Nachfrage nach Karten für das Großereignis war in Österreich enorm. Die heimischen Fans gaben Bewerbungen für mehr als 300.000 Tickets ab, Österreich zählte bei den Anfragen neben Polen, Frankreich, Irland und der Schweiz zur Spitze. Für das Portugal-Spiel waren 97.000 österreichische Anfragen eingegangen, für die Partie gegen Ungarn 56.000 und gegen Island 70.000.
4Sport
Dominoeffekt an den Südgrenzen: Wegen des Flüchtlingsstroms kommt es zu Passkontrollen innerhalb des Schengen-Raums. Kritik äußert Deutschland. Kopenhagen/Malmö – Seit Montagmittag kontrolliert Dänemark seine Grenzen zu Deutschland wieder. Wegen des anhaltenden Flüchtlingsstroms und der Kontrollen Schwedens sehe sich Dänemark gezwungen, vorübergehend ebenfalls Passkontrollen einzuführen, teilte Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen bei einer Pressekonferenz mit. Dänemark informierte die EU-Kommission offiziell am Montagvormittag über die Wiedereinführung der Kontrollen, sagte eine Kommissionssprecherin. Die EU-Kommission werde sie auf ihre Notwendigkeit und Verhältnismäßigkeit prüfen. Kritik an dem Vorgehen kam aus Deutschland: Der Sprecher des Auswärtigen Amts forderte angesichts der Lage an der Grenze zu Dänemark eine gesamteuropäische Lösung. Der freie Personenverkehr sei ein ganz hohes Gut. Das Schengen-System sei ganz wichtig, aber es ist in Gefahr angesichts der Flüchtlingsströme. Auch der Ministerpräsident des norddeutschen Bundeslands Schleswig-Holstein, Torsten Albig, kritisierte die Kontrollen: Dies kann das gute Zusammenleben in der deutsch-dänischen Grenzregion beeinträchtigen und insbesondere die Pendler belasten. Dass die dänische Regierung die Kontrollen zunächst nur vorübergehend und stichprobenartig eingeführt hat, bezeichnete Albig als Lichtblick. Außerdem begrüßte er, dass die dänische Regierung die grenzüberschreitend agierenden Verkehrsunternehmen zunächst nicht in die Pflicht nehmen wolle, Reisende zu kontrollieren. Deutschland drängt nach Dänemarks Vorstoß auf ein EU-weit abgestimmtes Vorgehen in der Flüchtlingskrise. Die Entscheidung der dänischen Regierung werfe ein Schlaglicht darauf, dass wir vor allem eines brauchen – nämlich eine gesamteuropäische Lösung, sagte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert. Die EU müsse ihre Außengrenzen wirkungsvoller kontrollieren, das sei aus deutscher Sicht die dringendste Aufgabe. Seibert wollte den Schritt der dänischen Regierung nicht bewerten. Jeder EU-Staat könne über derartige Maßnahmen in eigener Verantwortung entscheiden. Rasmussen habe die deutsche Kanzlerin Angela Merkel jedenfalls über die Entscheidung informiert. Schweden hatte zuvor bei der Überfahrt von Dänemark wieder eine Ausweispflicht eingeführt. Die Kontrolle gilt seit Montagmitternacht für Reisende in Zügen, Bussen und Fähren, die über die Öresund-Brücke nach Schweden wollen. Damit sind auch viele Pendler von der Maßnahme betroffen. Die Öresund-Brücke war in der jüngsten Vergangenheit auch Anlaufpunkt für zahlreiche Flüchtlinge. Schweden hatte bereits Mitte November wieder sporadisch Grenzkontrollen eingeführt, woraufhin die Zahl der ankommenden Flüchtlinge drastisch sank. Im Dezember verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das die Verkehrsbetriebe zur Ausweiskontrolle an der Öresund-Brücke verpflichtet. Diese reagierten wegen der damit verbundenen Mehrkosten mit scharfer Kritik. Von Kopenhagen aus pendeln täglich rund 8.600 Menschen ins südschwedische Malmö, die die nun alle von Verkehrsunternehmen in Zügen, Bussen und auf Fähren Richtung Schweden überprüft werden. Im vergangenen Jahr erreichten mehr als eine Million Flüchtlinge Europa, die meisten von ihnen flohen aus den Konfliktgebieten in Syrien, Afghanistan und dem Irak. Die Schengen-Länder Österreich, Deutschland, Norwegen und Frankreich hatten bereits vergangenes Jahr vorübergehend Grenzkontrollen wieder eingeführt.
1Panorama
Die EU-Handelskammer hat China erneut auf den Zahn gefühlt. Der Befund: Die Überkapazitäten wurden seit 2010 ausgeweitet. Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao sprach auf der chinesischen Ablegerkonferenz des Davoser Weltwirtschaftsforums über die größte Herausforderung für die Wirtschaft seines Landes: Unter dem Druck zurückgehender Exporte verschärfen sich unsere Probleme mit Überkapazitäten. Sein Chefplaner von der Entwicklungs- und Reformkommission warnte vor Bergen unnützen Zements und der Vizepräsident der Bank of China, Zhu Min, vor Stahl ohne Ende. Das war im Spätsommer 2009 mitten in der Weltfinanzkrise, die auch China schockte. Peking versuchte mit gigantischen Investitionen sein taumelndes Wachstum aufzufangen. Banker Zhu sorgte sich, dass China Ende 2009 Rekordmengen von 690 Millionen Tonnen Stahl produzieren könnte und bei einer Nachfrage von höchstens 540 Millionen Tonnen darauf sitzenbleiben würde. Die Auslastung werde auf 80 Prozent sinken. Heute wirken die damaligen Probleme bescheiden. Beispiel Stahl: 2015 produzierte China mit 803 Millionen Tonnen fast doppelt so viel wie 2009, hätte aber 1200 Tonnen herstellen können. Die Auslastung der Werke sank auf 67 Prozent, viele Stahlkocher schrieben rote Zahlen. Auch in der Zementindustrie verdoppelte sich der Überschuss von 450 Millionen Tonnen im Jahr 2008 auf 850 im Jahr 2014. Die Auslastung: 73 Prozent. Ebenso verschwenderisch ging es bei der Herstellung von Industrieglas und Papier zu, bei Ölraffinerien oder Werften. Nirgendwo funktioniert der Markt in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt richtig. Sie ist immer noch ein Flickenteppich zwischen Markt und Plan. Mächtige Interessengruppen in den Provinzen nutzen das aus. Die EU-Handelskammer in Peking thematisierte diese Erkenntnisse, im November 2009 warnte sie auch vor dem Phänomen der ruinösen Massenproduktion: Ohne Strukturreformen werde China in eine gigantische Krise schlittern. Manche geißelten das als Schwarzmalerei. Auch Chinas Führung hörte nicht auf Ratschläge, mit marktwirtschaftlichen Hebeln, darunter Fiskal- und Steuerreformen, und gezielter Preispolitik für Ressourcen, Boden oder Energie die Fehlentwicklungen zu bremsen. Stattdessen pumpte sie immense Summen in den Wirtschaftskreislauf, um sein Wachstum anzutreiben. Chinas Führung erlaubte den Provinzen, die Kredithähne aufzudrehen und ihre Staatsunternehmen weiter auszubauen. Das zweistellige Wachstum verhüllte alle Verluste. China schien sich selbst am Schopf aus dem Krisensumpf zu ziehen. Doch dem war nicht so. Diese Woche legte die EU-Handelskammer ihre zweite Studie zum Problem der Überkapazitäten in China vor. Sie sind alle noch da. EU-Kammerchef Jörg Wuttke: Die Lage hat sich nur von schlecht zu schlimm gewandelt. Der Report liest sich wie ein Lehrbuch über die reale Wirtschaft Chinas, ihre Bewegkräfte und darüber, warum die von Peking angekündigten Marktreformen vor den Provinzen stets haltmachen. Das Wirtschaftswunderland war nie ein effizientes Modell. In den Provinzen geht es noch immer um Größe und Marktanteile. In den vergangenen sechs Jahren wuchsen überall Produktionsanlagen in den Himmel. Die EU-Studie beschreibt das Überangebot in acht Branchen. Das Institut China Entrepreneur Survey System (CESS) untersuchte mehr als ein Dutzend weiterer Produktionen von Konsumgütern bis Verkehrsausrüster. Überall das gleiche Bild: hohe Anlageinvestitionen, Produktionserweiterungen und sinkende Auslastung. Im Durchschnitt aller untersuchten Industrieunternehmen fiel sie von 2010 bis 2015 von 78,3 auf 66,6 Prozent. Chinas Premier Li Keqiang warnte noch dringlicher als sein hilfloser Vorgänger Wen vor der Last der Überkapazitäten für Staatsbetriebe. Sie können Maschinenparks und Anlagen nicht effizient nutzen, und so fehlt das Geld, um in Modernisierung und Innovation zu investieren. Hier schließt sich der Kreis. Auch Chinas Banken sollten sich warm anziehen. Sie sitzen auf Krediten in unbekannter Höhe, mit denen sie die Erweiterungen der Produktionen für rund 150.000 Staatsbetriebe finanzierten. 80 Prozent der Banken nannten laut einer Umfrage die Überkapazitäten ihr aktuell größtes Problem, sagt Wuttke. Die Fehlentwicklungen wirken auch nach außen. Europas Stahlarbeiter demonstrierten in Brüssel aus Angst um ihre Arbeitsplätze. Chinas Stahlexporte in die EU stiegen 2015 um 50 Prozent, die EU strengte Anti-Dumping-Klagen gegen chinesische Stahlproduzenten an. Programmiert ist auch politischer Streit mit dem Ausland. Weder USA noch EU sind bereit, Peking nach 15 Jahren Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation Marktwirtschaftsstatus zuzusprechen. Eine Anerkennung würde Anti-Dumping-Klagen erschweren. Misstrauisch beäugt werden auch Initiativen wie die Erschließung einer neuen Seidenstraße oder die Asiatische Investitionsbank für Infrastruktur, um Absatzmärkte für Überschussproduktionen zu erschließen. (Johnny Erling aus Peking, 25.2.2016)
3Wirtschaft
Offensivspieler ist in vergangener Saison vor allem als Assistent aufgefallen – Japaner Okazaki von Mainz zum Fuchs-Klub Leicester. London/Leicester – Der französische Fußball-Teamspieler Dimitri Payet ist von Olympique Marseille zu West Ham United gewechselt. Der 28-jährige Offensivspieler erzielte vergangene Saison in 36 Ligaspielen sieben Treffer und bereitete 17 Tore vor. Er soll zumindest 10 Millionen Pfund (14,03 Mio. Euro) Ablöse kosten. Beim Zwölften der abgelaufenen Premier-League-Saison unterschrieb Payet einen Fünfjahresvertrag. Der japanische Nationalspieler Shinji Okazaki verlässt den deutschen Bundesligisten Mainz 05 und wechselt zum englischen Premier-League-Club Leicester City. Beim Verein von ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs soll der 29-jährige Stürmer einen Vierjahresvertrag erhalten, wenn die erforderliche Arbeitserlaubnis vorliege. Der Japaner spielte seit 2013 beim Club von ÖFB-Teamspieler Julian Baumgartlinger. In zwei Saisonen für Mainz erzielte Okazaki für den Elften der abgelaufenen Bundesliga-Saison in 65 Spielen 27 Tore.
4Sport
Flüchtlingsthematik im Fokus – Grenzkontrollen in Österreich werden bis 15. Februar ausgeweitet – Norwegen will Asylwerber schon an Grenze abweisen. Berlin – Am Donnerstag nächster Woche wird Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) in Berlin mit Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammenkommen. Im Vordergrund des Treffen wird laut Faymann-Sprecherin Anna Maria Reich die Flüchtlingsthematik stehen. Ob es einen medienöffentlichen Termin geben werde, sei noch offen, sagte sie der APA am Freitag. Zuvor hatte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, dass Merkel mit Faymann über die Flüchtlingskrise beraten werde. Bei dem Treffen im Berliner Kanzleramt soll vor allem das weitere europäische Vorgehen abgestimmt werden, wie Regierungssprecher Steffen Seibert demnach am Freitag mitteilte. Österreich dehnt seine Grenzkontrollen indessen zeitlich aus. Laut einer am Freitag erlassenen Verordnung wird bis 15. Februar an den Übergängen wieder geprüft. Eine Verlängerung ist nach Rechtsansicht des Innenministeriums dann nochmals um drei Monate möglich. Kontrolliert wird seit Mitte September. Die norwegische Regierung will hingegen das Ausländergesetz so ändern, dass Asylbewerber ohne Schutzbedarf schon an der Grenze abgewiesen werden können. Ministerpräsidentin Erna Solberg und Justizminister Anders Anundsen stellten am Freitag ein Maßnahmenpaket vor, das schon in der kommenden Woche vom Parlament verabschiedet werden soll. Die wenigsten, die über die norwegisch-russische Grenze in Storskog einreisen, kommen tatsächlich aus Bürgerkriegsländern, sagte Solberg. Vielmehr hätten viele ein Aufenthaltsrecht in Russland und sollen nun möglichst früh abgewiesen werden. Unsere grundsätzliche Haltung ist, dass Russland Menschen ohne Schengen-Visum gar nicht erst über die Grenze lassen sollte, stellte Solberg klar. Storskog bei Kirkenes im Norden Norwegens ist der einzige Grenzübergang zu Russland. Seit Montag sind hier 372 Flüchtlinge eingereist – mit dem Fahrrad, denn die russischen Gesetz verbieten die Überquerung zu Fuß. Da die Räder nicht verkehrstauglich sind, wurden auf der norwegischen Seite bereits 3.500 verschrottet.
1Panorama
Tor in der 118. Minute brachte die Entscheidung – Finalgegner Brasilien verpasste sechsten Titel. Auckland – Serbien hat sich gleich bei der ersten Teilnahme den U20-Fußball-WM-Titel gesichert. Die Mannschaft von Trainer Veljko Paunovic gewann am Samstag das Finale in Auckland gegen Brasilien knapp mit 2:1 (1:1,0:0) nach Verlängerung. Den Goldtreffer erzielte Nemanja Maksimovic in der 118. Minute. Brasilien verpasste damit bei der neunten Endspiel-Teilnahme in dieser Altersklasse den sechsten Triumph. Damit bleibt Argentinien, das in der Österreich-Gruppe auf der Strecke geblieben war, mit sechs Titeln alleiniger Rekordweltmeister. Brasilien war im Finale die spielfreudigere Mannschaft, konnten sich gegen die stabile Defensive der Serben aber nur wenige Chancen erarbeiten. Stattdessen erzielte Stanisa Mandic (70.) nach guter Kombination die Führung für Serbien. Kurz darauf glich Andreas Pereira (73.) aus. In der Verlängerung wurde Maksimovic zum Helden. Serbien musste in allen vier K.o.-Spielen der Titelkämpfe mindestens in die Verlängerung und überzeugte am Ende durch eine nahezu perfekte körperliche Verfassung. Zuvor wurden Ungarn (2:1), die USA (6:5 im Elfmeterschießen) und Mali (2:1) bezwungen. Für Brasilien war es bei dem Turnier in Neuseeland die dritte Verlängerung. Im Achtelfinale gegen Uruguay (5:4) und im Viertelfinale gegen Portugal (3:1) war die Selecao jeweils im Elfmeterschießen erfolgreich. Zuvor war Mali im Spiel um den dritten Platz in Auckland ein 3:1-Erfolg gegen die Auswahl des Senegal gelungen. Serbien hatte als unabhängiges Land erstmals an der U20-WM teilgenommen. Das frühere Jugoslawien konnte sich allerdings 1987 den Titel sichern. Österreichs Auswahl hatte die Gruppenphase ungeschlagen überstanden, im Achtelfinale aber gegen Usbekistan mit 0:2 den Kürzeren gezogen.
4Sport
Der Abgasskandal kostet den 68-Jährigen ehemaligen VW-Chef auch seine Posten bei Porsche, Audi, MAN und Scania. Berlin – Seinen Job als VW-Vorstandsvorsitzender hat Martin Winterkorn im Zuge des Skandals um manipulierte Software in Dieselautos nach acht Jahren an der Spitze des Konzerns bereits verloren. Mehrere deutsche Medien berichten nun, dass der 68-Jährige sich dazu gedrängt sieht, auch seine anderen Posten im Konzern aufzugeben. Er ist derzeit noch Aufsichtsratschef bei Audi, bei der Lkw-Tochter von VW (Scania, MAN) sowie Aufsichtsrat beim Sportwagenhersteller Porsche. Druck machen vor allem das Land Niedersachsen, das beim Volkswagen-Konzern zweitgrößter Aktionär ist. Auch die mächtige IG Metall drängt auf den vollständigen Rückzug Winterkorns. Dieser hatte im September, wenige Tage nachdem der Skandal um den Abgasbetrug bekannt geworden war, den Aufsichtsrat lediglich gebeten, eine Vereinbarung zur Beendigung meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns zu treffen. Dieser Vertrag wäre noch bis Ende 2016 gelaufen, hätte aber eigentlich in Kürze bis 2018 verlängert werden sollen. Die übrigen Posten hat Winterkorn in dem Schreiben nicht erwähnt. Als besonders heikel gilt, dass Winterkorn noch den Chefposten der Porsche SE hält. In dieser Finanzgesellschaft bündeln die Familien Porsche und Piëch ihre VW-Anteile, sie sind auch Hauptaktionäre. Bliebe Winterkorn Chef der Familienholding, dann hätte er weiterhin großen Einfluss auf VW und auf den neuen Chef, Matthias Müller, der von Porsche kommt. Winterkorn ist offenbar bereit, seine Posten freiwillig zu räumen. Sollten ihm Verfehlungen nachgewiesen werden, könnte ihn der Aufsichtsrat laut Aktiengesetz entlassen. Winterkorn hat in seinem Statement zum Abschied als VW-Chef erklärt, er gehe, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung (SZ) müssen für den Totalrückzug noch Formalien geklärt werden. Einen Posten kann Winterkorn behalten: Er bleibt im Aufsichtsrat des Fußballklubs Bayern München, da dieses Mandat nicht an VW gekoppelt ist. Die SZ berichtet außerdem, dass die Europäische Investitionsbank (EIB) Konsequenzen aus der Manipulation prüft. Die Förderbank hat Volkswagen seit dem Jahr 1990 rund 4,6 Milliarden Euro an günstigen Krediten gewährt, unter anderem für die Entwicklung sauberer Motoren sowie ausländische Produktionsstätten in Lateinamerika. EIB-Chef Werner Hoyer erklärt, vorbehaltlich des Ergebnisses werden wir uns die Frage stellen müssen, ob wir Kredite zurückfordern müssen, sollten sie zweckentfremdet worden sein. Derzeit laufen noch Kredite über 1,8 Milliarden Euro. VW hat eingeräumt, die Manipulationssoftware in weltweit elf Millionen Fahrzeugen mit dem Dieselmotor EA 189 eingebaut zu haben. Unklar ist aber noch, in wie vielen Autos sie tatsächlich zum Einsatz kam. Die US-Ratingagentur Standard & Poors (S&P) senkte am Montag die Bewertung für VW um eine Stufe auf A- und drohte mit weiteren Verschlechterungen. Laut Berechnungen des Markenbewertungsunternehmens Brand Finance ist der Wert der Marke Deutschland durch den Skandal um 191 Milliarden US-Dollar auf 4,2 Billionen US-Dollar gefallen.
3Wirtschaft
18-Jähriger bleibt beim "Einfliegen" für das Weltcup-Finale unverletzt. Planica – Der Slowene Tilen Bartol ist am Mittwoch beim Einfliegen der Planica-Schanze für das Weltcup-Finale 252 Meter weit gesegelt, dabei aber nach der Landung zu Sturz gekommen. Der 18-Jährige blieb unverletzt. Ernest Prislic gelang mit 246 Metern der weiteste Versuch, der im Wettkampffall auch in die Wertung gekommen wäre. Der Schanzenrekord von Lokalmatador Peter Prevc aus dem Vorjahr steht bei 248,5 m. Der Weltrekord von 251,5 m wurde vom Norweger Anders Fannemel ebenfalls in der Vorsaison in Vikersund aufgestellt.
4Sport
Fortsetzung des Action-Games von 2012 soll nächsten Frühling ercheinen. 15 Jahre nachdem Lord Regent und die Rattenplage aus Dunwall beseitigt wurden, hat ein neuer Tyrann den Thron an sich gerissen. In der Dystopie Dishonored 2 wird man wahlweise in die Rolle von Kaiserin Emily Kaldwin oder Rebell Corvo Attano schlüpfen können, um das Land von diesem Tyrannen zu befreien und Emily zurück zur Macht zu verhelfen. Wie Hersteller Bethesda Softworks im Rahmen der Branchenmesse E3 in Los Angeles bekannt gab, wird der Nachfolger des 2012 erschienen Games im Frühling 2016 für PC, PlayStation 4 und Xbox One erscheinen. Je nachdem, für welchen Charakter man sich entscheidet, stehen einem unterschiedliche übernatürliche Kräfte, Waffen und Gadgets zur Verfügung, um Feinde auszuschalten. Wie im Original wird das Spiel aus der Ich-Perspektive gesteuert und stellt einem frei, ob man Widersacher frontal angreift oder sich seine Schleich- und Wandlungsfertigkeiten zunutze macht, um sie aus dem Hinterhalt zu überraschen. Wie man vorgehe habe schlussendlich nicht nur Auswirkungen auf jede einzelne Mission sondern auch auf den gesamten Spielverlauf. Neben Dunvwall wird man für sein Ziel diesmal auch die einst florierende Küstenstadt Karnaca bereisen. Gleichzeitig kündigte Bethesda an, dass der erste Teil am 28. August als Dishonored: Definitive Edition für PS4 und XBO erscheinen wird. Die Neuauflage bietet eine hübschere Grafik als die ursprünglichen Konsolenversionen und umfasst sämtliche bislang veröffentlichten Zusatzinhalte.
0Web
Indiens Oberster Gerichtshof will mit der Maßnahme der Luftverschmutzung in der Hauptstadt entgegen treten. Neu-Delhi – Der Oberste Gerichtshof Indiens hat für mehrere Monate die Zulassung großer Dieselfahrzeuge in Neu-Delhi untersagt, um die Luftverschmutzung zu verringern. Das Verbot gelte für Fahrzeuge mit einem Hubraum von mehr als 2.000 Kubikzentimetern. Betroffen sind vor allem Allradwagen und andere große Fahrzeuge, hieß es am Mittwoch in dem Beschluss des Obersten Richters T. S. Thakur. Außerdem dürften Lastwagen mit Dieselmotor, die älter als zehn Jahre seien, nicht mehr in die Stadt fahren. Medienberichten zufolge gilt das Verbot bis zum 31. März. Anfang Dezember hatte das indische Umweltgericht die Regierung von Neu-Delhi aufgefordert, endlich eine Strategie zur Eingrenzung des Smogs vorzulegen. Daraufhin verkündete die Hauptstadt eine zweiwöchige Testphase Anfang Jänner 2016, in der jeweils nur Autos mit geraden oder ungeraden Kennzeichen fahren dürfen. Auf den Straßen der Metropole sind schon jetzt mehr als 8,5 Millionen Autos unterwegs, jeden Tag kommen 1.400 Fahrzeuge dazu. Neu-Delhi gehört zu den Städten mit der stärksten Luftverschmutzung, auf einer Liste der Weltgesundheitsorganisation rangiert es auf Platz eins. Im Gegensatz zu der ebenfalls unter Smog leidenden chinesischen Hauptstadt Peking gibt Neu-Delhi allerdings keine Warnungen an die Bevölkerung aus.
3Wirtschaft
18 Monate bedingt – Urteil des Landesgerichts St. Pölten nicht rechtskräftig. Am Landesgericht St. Pölten musste sich am Dienstag ein 17-Jähriger wegen terroristischer Vereinigung und Gutheißung terroristischer Straftaten verantworten. Laut Anklage soll der Österreicher unter anderem in Facebook- und Whatsapp-Gruppen terroristische Taten und den Islamischen Staat verherrlicht haben. Er wurde zu 18 Monaten bedingter Haft verurteilt, berichtete der Kurier online. Das Urteil des Schöffensenats ist nicht rechtskräftig. Der Jugendliche nahm es an, die Staatsanwaltschaft gab aber keine Erklärung ab. Der Prozess war aufgrund des Alters des Angeklagten unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt worden. Laut der Tageszeitung war der Mostviertler wegen seiner tristen Lebenssituation zum Islam konvertiert und hatte sich radikalisiert.
0Web
Strengere Regeln für Gesundheitsaussagen in der Werbung gefordert. Berlin – Die deutsche Verbraucherorganisation Foodwatch kritisiert irreführende Werbung mit Vitaminen bei vielen Lebensmitteln. Für winzige Cent-Beträge würden Hunderten Produkten künstlich Vitamine zugesetzt, um ihnen einen gesunden Anstrich zu verpassen, erklärte Foodwatch-Expertin Michaela Kruse. Obwohl auf den Verpackungen mit Vitaminen geworben werde, seien in einer eigenen Untersuchung 190 von 214 Produkten zu süß, zu salzig oder zu fettig gewesen. Dies sei etwa bei Fruchtgummis, Energydrinks oder Milchgetränken der Fall gewesen. Maßstab waren den Angaben zufolge Kriterien für eine ausgewogene Ernährung, welche die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Anfang 2015 vorgestellt hatte. Foodwatch fordert eine gesetzliche Regelung, dass nur noch Produkte mit Gesundheitsaussagen beworben werden dürfen, die diesen Vorgaben entsprechen. Dabei gehe es etwa um Anteile von Fett, Zucker, Salz sowie den Kaloriengehalt. Verbraucherschützer kritisieren schon seit längerem Lebensmittel mit versprochenem Extra-Nutzen für die Gesundheit. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) monierte 2015 nach einer Stichprobe in Deutschland, teils würden gesundheitsbezogene Aussagen über die EU-weit erlaubten Formulierungen hinaus verstärkt. Hinweise wie ungesüßt würden oft missverstanden. Produkte mit viel Zucker und Fett sollten nicht mit Gesundheitsbezug beworben werden dürfen. Seit 2012 gilt in der EU eine Liste mit erlaubten gesundheitsbezogenen Aussagen (Health Claims), die zugelassen und wissenschaftlich fundiert sein müssen.
6Etat
In der Lost-Art-Datenbank gelistete Kunstwerke sind unverkäuflich. Ein digitaler Pranger, für den das "Deutsche Zentrum Kulturgutverlust" in der Causa Grünbaum jahrelange Provenienzforschung ignoriert. Ausgerechnet in der Weihnachts- und der Neujahrsausgabe, resümierte Diethard Leopold die bösartige Choreografie der in der New York Times publizierten Darstellung voll inkriminierender Mutmaßungen, wie er es in der Biografie seines Vaters nannte. Schließlich waren zwei Gemälde aus dem Fundus Rudolf Leopolds, die bei der Schiele-Retrospektive im Museum of Modern Art (Moma) gastierten, beschlagnahmt worden: das Bildnis Wally und Tote Stadt III. Die Artikel hatten eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, die abseits internationaler Abkommen (Washingtoner Principles), nationaler Gesetze (Bundeskunstrückgabegesetz) und zahlreicher Restitutionen der Forschung eine Zäsur bescherte. Hatte man Vorbesitzern von Kunstwerken einst nur sporadisch Bedeutung beigemessen, gilt die lückenlosen Dokumentation im weltweiten Handel mit Kunst seither als Qualitätsmerkmal. Beide Gemälde kehrten in die Sammlung Leopold zurück: Wally erst nach einer Einigung mit den Erben 2010, Tote Stadt III bereits 1999. Denn jene Familie, die damals Anspruch erhob, hatte sich als nicht erbberechtigt erwiesen. Die Ansicht Krumaus war einst in der Sammlung Fritz Grünbaums beheimatet. Der 1938 deportierte Kabarettist verstarb 1941 in Dachau, seine Ehefrau Elisabeth wurde 1942 in Maly Trostinec ermordet. Das weitere Schicksal der Sammlung liegt bis heute teils im Dunkeln. Gesichert ist, dass Grünbaums Schwägerin Mathilde Lukacs von 1952 an (bis 1956) 72 Werke Egon Schieles an Kornfeld & Klipstein (Basel) veräußerte. Darunter war auch Tote Stadt III, das Otto Kallir (New York) im Herbst 1956 kaufte, wo es Rudolf Leopold 1958 im Tausch gegen andere Kunstwerke erwarb. Die Stiftung ist im Besitz mehrerer dieser Provenienz zuordenbarer Werke: drei nachweislich, fünf mutmaßlich. Der Bestand wurde erforscht, das vom Ministerium eingesetzte Gremium entschied im Herbst 2010: keine NS-Raubkunst. Vermutlich dürfte die Kollektion im Verfügungsbereich der Familie geblieben sein. Selbst wenn, wie auch von der Israelitischen Kultusgemeine argumentiert, Lukacs nicht erbberechtigt gewesen sei, läge juristisch gesehen kein Tatbestand für NS-Entzug vor. Für die am 15. Oktober anberaumte Sitzung der Kommission für Provenienzforschung wird der Beschluss für zwei in der Albertina befindliche Schiele-Blätter erwartet. Ob sich in dem knapp 100-seitigen Dossier neue Erkenntnisse verstecken, ist ungewiss. Gesichert ist, dass sich in der international durchleuchteten Causa bislang kein einziger Beleg für eine Entziehung oder Beschlagnahme fand – auch nicht im Zuge dreier Gerichtsverfahren (2005-2011) in New York. Den Wiener Genealoge Herbert Gruber beeindruckt das alles nicht. Anfang Juli kündigte er rechtliche Schritte gegen die Republik in den USA an. Noch folgte der Drohung keine Klage, die von vielen als aussichtslos bewertet wird. Untätig blieb Gruber, der seit 1998 mit der Hoerner Bank die Erben nach Grünbaum vertritt, nicht. Dahinter stehen freilich finanzielle Interessen, gemeinsam mit der deutschen Bank beansprucht man 33 Prozent vom Wert des Erbes. Und damit auch ein Drittel vom Verkaufswert eines Kunstwerkes, dem eine Einigung mit Vorbesitzern vorangeht. Deals, für die Gruber in der Wahl seiner Mittel nicht gerade zimperlich ist und einige Erfüllungsgehilfen vorweisen kann. Christies etwa, wo man 2014 über die Versteigerung eines Schiele-Aquarells indirekt alle Werke mit dieser Provenienz als Raubkunst deklarierte. Dem Vernehmen nach verweigert Christies die Verwertung aktuell sogar dann, wenn es außer einer Mutmaßung Grubers keinerlei Anhaltspunkte gibt. Verwiesen wird dabei auf die Lost-Art-Datenbank. Der Haken: Die Angaben für die Einträge werden dort nicht überprüft, sondern nur übernommen. Nachweisbar in der Causa Grünbaum. Die Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverlust ignoriert damit die Ergebnisse jahrelanger Provenienzforschung und verantwortet, flapsig formuliert, einen digitalen Pranger. Davon betroffen sind die Sammlung Leopold, die Albertina, das Moma, die Neue Galerie (New York) und das Art Institute Chicago, auch zahlreiche Privatsammler. Sie sind gezwungen, die Rechtmäßigkeit ihres Besitzes zu beweisen. Erst dann folgt eine mit dem Melder akkordierte Überprüfung. Über die Löschung entscheidet alleine Herbert Gruber. 234 Treffer liefert eine Lost-Art-Abfrage derzeit, darunter Kurioses wie dekoratives Ölbildchen, Maße und Künstler unbekannt. Denn, bestätigt Gruber, er habe alles gemeldet, was über die Schätzliste dokumentiert sei, die der Vermögensanmeldung Fritz Grünbaums beigelegt war. Zusätzlich auch Werke, die unter dieser Provenienz in den 1920er-Jahren ausgestellt wurden. Präventiv sogar solche, die Kornfeld in den 1960er-Jahren versteigerte und die Grünbaum womöglich gar nie besaß.
8Kultur
Die deutsche Kanzlerin hat nach der Eröffnung der Cebit ihren obligatorischen Rundgang absolviert. Auch heuer lässt sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel die seit 1986 stattfindende, weltweit größte Messe für Informationstechnik nicht entgehen. Kein Wunder, auf dem Messegelände Hannover gibt es in dieser Woche so einiges zu bestaunen. Ihren traditionellen Rundgang auf der CeBIT absolviert sie dieses Jahr mit dem Schweizer Präsidenten Johann Schneider-Amman. Timotheus Höttges, CEO der deutschen Telekom, erklärt der Bundeskanzlerin und dem Schweizer Präsidenten, was eine Cloud ist. Bei der Augmented Reality-Brille gibt es noch einige technische Probleme – bei der Hand-Auge-Koordination... ...sodass der Orientierungssinn bei einer Drohnen-Präsentation des Unternehmens Wingtra möglicherweise noch leicht beeinträchtigt war. Am Microsoft-Stand trifft Bundeskanzlerin Merkel auf deutsche Schüler. Wer hier dem anderen wohl mehr Fragen stellte? Die Bundeskanzlerin ist eventuell noch nicht die modernen, flachen Modelle gewohnt, aber für heute wurde sogar die berühmte Merkel-Raute extra zur Bedienung eines Smartphone-Displays angepasst... ...für einen biometrischen Handflächenscanner ist die Neugier dann aber doch zu groß, um die Geste beizubehalten. Da ist ja schon eines dieser flachen Telefone. Auf der CeBIT gibt es wirklich viel zu sehen. Viele Leute mit vielen Tech-Sachen und modischen Brillen. Bis 18. März findet die Messe, die heuer unter dem Motto Global Event for Digital Business steht, statt. Partnerland ist dieses Jahr die Schweiz.
0Web
Red-Bull-Bolide hat am Hahnenkamm nicht nur Schnee aufgewirbelt. Die Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel gab keine Bewilligung und leitete ein Verwaltungsstrafverfahren ein. Kitzbühel – Nach dem Formel-1-Showrun von Red-Bull-Pilot Max Verstappen auf dem Hahnenkamm hat die Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel ein Verwaltungsstrafverfahren eingeleitet. Bezirkshauptmann Michael Berger bestätigte einen entsprechenden Bericht der Tiroler Tageszeitung vom Mittwoch. Laut der Behörde lag keine Bewilligung für das Spektakel vor. Der Showrun wäre laut Berger naturschutzrechtlich genehmigungspflichtig gewesen, Red Bull habe aber nie einen entsprechenden Antrag gestellt. In diesem Fall hätte ein Antrag aber auch nicht mehr viel gebracht, weil wir erst kurz vor der Aktion davon erfahren haben, so der Bezirkshauptmann. Die Behörde habe aber eine naturfachkundliche Stellungnahme eingeholt, die ergab, dass die Veranstaltung genehmigungsfähig gewesen wäre. Im Verwaltungsstrafverfahren könne nun Red Bull seine Sicht der Dinge darlegen. Die Höchststrafe für ein derartiges Vergehen liegt laut Berger bei 30.000 Euro. Da aber ein Genehmigungsantrag wahrscheinlich einen positiven Bescheid erhalten hätte, könnte die Strafe dementsprechend milde ausfallen.
4Sport
Ufo-Vorsitzender Baublies fordert weiteres Gespräch. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Team mit Christian Fuchs kommt beim Tabellenschlusslicht nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus. Leicester City hat am Samstag in der englischen Fußball-Premier-League einen Dämpfer hinnehmen müssen. Das Sensationsteam der bisherigen Saison kam mit Christian Fuchs, der durchspielte, auswärts gegen das abgeschlagene Schlusslicht Aston Villa nicht über ein 1:1 hinaus, übernahm aber zumindest vorläufig die Tabellenführung. Allerdings rückte Manchester City dank eines Heim-4:0 über Crystal Palace bis auf einen Punkt an Leicester heran. Außerdem könnte Arsenal am Sonntag die Foxes mit einem Sieg bei Stoke City (Marko Arnautovic) zwei Punkte hinter sich lassen. Leicester ging in Birmingham durch Shinji Okazaki in der 29. Minute mit 1:0 in Führung und vergab vier Minuten später durch Riyad Mahrez einen Elfmeter. Die Strafe dafür folgte in der 75. Minute, als Rudy Gestede auf 1:1 stellte. Keine Probleme hatte hingegen ManCity beim 4:0 gegen Crystal Palace. Fabian Delph (22.), Sergio Aguero (41., 69.) und David Silva (84.) erzielten die Tore für den Vizemeister. Deutlich spannender ging es an der Stamford Bridge zu – Gastgeber Chelsea erkämpfte gegen Everton trotz 0:2-Rückstands und eines Gegentreffers zum 2:3 in der 90. Minute noch ein 3:3. John Terry, der zuvor ein Eigentor verschuldet hatte, sorgte in der 98. Minute – allerdings aus Abseitsposition – noch für den Punktgewinn der Blues. Damit blieb Chelsea auch im sechsten Pflichtspiel unter Trainer Guus Hiddink ungeschlagen, in der Tabelle liegt der Titelverteidiger jedoch weiterhin nur auf Rang 14. Außerdem droht Goalgetter Diego Costa wegen einer Schienbeinverletzung länger auszufallen.
4Sport
TV-Nachrichtensender von der Entscheidung "geschockt und irritiert". Bagdad – Der arabische Nachrichtensender Al-Jazeera darf nach eigenen Angaben vorerst nicht mehr im Irak arbeiten. Die irakische Kommunikations- und Medienbehörde habe das Büro in der Hauptstadt Bagdad geschlossen und entziehe dem Sender die Lizenz, berichtete Al-Jazeera am Mittwochabend. Als Grund seien Verstöße gegen die allgemeinen Verhaltensregeln genannt worden. Al-Jazeera wies die Vorwürfe zurück, man sei von der Entscheidung geschockt und irritiert. Der Irak hatte dem Netzwerk mit Sitz in Doha im Emirat Katar bereits vor zwei Jahren vorläufig die Lizenz entzogen, sie später aber wieder erteilt.
6Etat
Bei einer Umfrage sagen null Prozent der Jungunternehmer, dass sie an baldige Pensionsreform glauben. Wien – Österreichs Pensionsausgaben gefährden die Stabilität des Staats. Diese Meinung vertreten immerhin 71 Prozent der mehr als 1.200 Befragten in einer Market-Untersuchung für die Junge Wirtschaft. Dass die Regierung eine Reform zusammenbringt, wird jedoch nicht erwartet. 0 Prozent halten die Lösungskompetenz der Koalition im Pensionsbereich für sehr hoch. Auch nur drei Prozent sehen sie als eher hoch. Gleich 94 Prozent haben wenig oder gar kein Vertrauen. Wenig verwundert darüber zeigt sich im Gespräch mit der APA der Vorsitzende der Jungen Wirtschaft, Herbert Rohrmair-Lewis. Die Jung-Unternehmer hätten nicht einmal mehr Zorn: Sie erwarten sich nichts mehr. Eher traurig blicken die jungen Selbstständigen auch in die Zukunft, was ihren eigenen Pensionsanspruch angeht. 83 Prozent glauben, dass sie im besten Fall eine staatliche Mindestpension erwarten können und sich den Rest selbst finanzieren müssen. Sogar 92 Prozent sind der Meinung, wesentlich länger arbeiten zu müssen als jene, die derzeit die Pension antreten. Freilich ist auch unter Jung-Unternehmern die Bereitschaft, übermäßig lang im Berufsleben zu bleiben, eingeschränkt. 49 Prozent sind bereit länger zu arbeiten, damit das Pensionssystem weiter finanziert werden kann. Allerdings fast genauso viele, nämlich 46 Prinzip, lehnen es zumindest tendenziell ab. Rohrmair-Lewis hat jedenfalls die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass beim Pensionsgipfel am Montag Nennenswertes herauskommt. Schlechter als die Erwartungshaltung der jungen Unternehmer sei ja nicht möglich. Besonders wichtig wären ihm ein einheitliches Pensionssystem ohne Ausnahmen, eine Nachhaltigkeitsautomatik, eine sofortige Anhebung des Frauenpensionsalters sowie relevante Anreize, länger im Arbeitsleben zu bleiben. Nicht rütteln will Rohrmair-Lewis am Umlagesystem. Gerade die Finanz- und Wirtschaftskrise habe gezeigt, wie wichtig ein staatliches Pensionssystem sei. Damit steht er nicht alleine da. In der Market-Umfrage weisen drei Viertel der Befragten dem Staat bei der Finanzierung des Pensionssystems eine zentrale Rolle zu. Mehr leisten könnte man sich bei den Pensionen, wenn man wo anders Reformen zusammenbrächte, meint Rohrmair-Lewis. An erster Stelle steht für ihn da die Zurückführung der Staatsschulden. Denn mit dieser würde der Staat wieder Gestaltungsspielraum bekommen.
5Inland
"Il Dottore" baut mit Sieg in Assen Führung in WM-Wertung aus – Platz zwei an Marquez. Assen – Der neunfache MotoGP-Weltmeister Valentino Rossi hat durch eine Gala-Vorstellung beim Grand Prix der Niederlande seine Führung in der Königsklasse der Motorrad-Weltmeisterschaft ausgebaut. Der 36-jährige italienische Yamaha-Pilot gewann am Samstag zum dritten Mal in dieser Saison und liegt nun zehn Zähler vor Jorge Lorenzo, der diesmal Dritter wurde. Zweiter wurde Titelverteidiger Marc Marquez. Der in Assen von der Pole-Position aus gestartete Altmeister setzte sich gleich nach dem Start an die Spitze. Einzig Marquez (Honda) konnte mit dem WM-Leader aus Italien mithalten. Der Spanier versuchte es in der Schlussrunde mit einem gewagten Überholmanöver, wodurch Rossi gezwungen wurde, durchs Kiesbett zu fahren. Der 36-Jährige blieb jedoch auf dem Motorrad sitzen und überquerte die Ziellinie als Erster, mit 1,242 Sekunden Vorsprung vor Marquez. Jorge Lorenzo hatte in Assen keine Chance auf den Sieg. Der Mallorquiner, der zuletzt vier Grands Prix hintereinander gewonnen hatte, wurde mit 14 Sekunden Rückstand Dritter. In der Moto2 musste das Rennen wegen eines Ölflecks auf der Strecke nach dem ersten Startversuch abgebrochen worden. Nach dem Neustart über nur 16 Runden raste der französische WM-Spitzenreiterraste Johann Zarco zum dritten Saisonsieg vor Weltmeister Esteva Rabat aus Spanien. Platz drei sicherte sich der Engländer Sam Lowes. In der Moto3-Kategorie siegte der portugiesische KTM-Fahrer Miguel Oliveira. Platz zwei belegte der Franzose Fabio Quartararo (Honda) vor seinem englischen Markenkollegen und WM-Spitzenreiter Danny Kent. Für einen besonderen Moment sorgte Niklas Ajo. Der Finne bog als Führender der Verfolgergruppe in die letzte Runde ein, konnte mit Mühe und viel Akrobatik einen Sturz verhindern und fuhr auf Knien über die Ziellinie. (APA/dpa/red, 27.6.2015) MotoGP (26 Runden zu je 4,542 km/118,092 km): 1. Valentino Rossi (ITA) Yamaha 40:54,037 Min. (Schnitt: 173,2 km/h) – 2. Marc Marquez (ESP) Honda +1,8242 Sek. – 3. Jorge Lorenzo (ESP) Yamaha 14,576 – 4. Andrea Iannone (ITA) Ducati 19,109 – 5. Pol Espargaro (ESP) Yamaha 24,268 – 6. Cal Crutchlow (GBR) Honda 24,373 WM-Stand (nach 8 von 18 Rennen): 1. Rossi 163 Pkt. – 2. Lorenzo 153 – 3. Iannone 107 – 4. Marquez 89 – 5. Andrea Dovizioso (ITA) Ducati 87 – 6. Bradley Smith (GBR) 77 Moto3 (22 Runden à 4,542 km/99,924 km): 1. Miguel Oliveira (POR) KTM 37:54,427 Min. (Schnitt: 158,1 km/h) – 2. Fabio Quartararo (FRA) Honda + 0,066 Sek. – 3. Danny Kent (ENG) Honda 0,117 – 4. Jorge Navarro (ESP) Honda 0,179 – 5. Romano Fenati (ITA) Sky 0,252 – 6. Enea Bastianini (ITA) Honda 0,526 – 7. Brad Binder (RSA) KTM 0,540 – 8. Karel Hanika (CZE) KTM 21,406 – 9. Niccolo Antonelli (ITA) Honda 21,472 – 10. John McPhee (GBR) Honda 21,663 WM-Stand nach 8 von 18 Rennen: 1. Kent 165 Punkte – 2. Bastianini 108 – 3. Oliveira 102 – 4. Fenati 86 – 5. Vazuez 76 – 6. Quartararo 74 Moto2 (16 Runden zu je 4,542 km/72,672 km): 1. Johann Zarco (FRA) Kalex 26:13,410 Min. (Schnitt: 166,2 km/h) – 2. Tito Rabat (ESP) Kalex +0,757 Sek. – 3. Sam Lowes (GBR) Speed up 2,080 – 4. Alex Rins (ESP) Kalex 3,738 – 5. Thomas Lüthi (SUI) Kalex 4,530 – 6. Xavier Simeon (BEL) Kalex 5,045 WM-Stand nach 8 von 18 Rennen: 1. Zarco 159 – 2. Rabat 114 – 3. Lowes 96 – 4. Lüthi 89 – 5. Rins 87 – 6. Jonas Folger (GER) 75
4Sport
Immer wieder bieten Private Unterkünfte für Asylwerber an, das steirische Flüchtlingsreferat prüft ständig Quartiere. Maria Lankowitz/Weißkirchen – Nicht immer sind die Ortskaiser schuld, wenn ein Flüchtlingsquartier in einer Gemeinde nicht sofort realisiert wird. Den STANDARD erreichten in den letzten Tagen gleich zwei empörte Steirer, die private Wohnungen für Flüchtlinge zur Verfügung stellen wollen. Beide wurden vor Monaten beim Flüchtlingsreferat des Landes vorstellig und beschwerten sich nun darüber, dass das Land die Belegung der Quartiere blockiere. Der erste Mann ist aus der Gemeinde Maria Lankowitz, wo er bis 2012 auch für die FPÖ aktiv war. Mittlerweile zog er nach Wien und will seine 55 Quadratmeter große Wohnung, saniert und möbliert, mit Garten und Bushaltestelle vor der Türe, gerne einer Flüchtlingsfamilie zur Verfügung stellen. Die Wohnung sei bereits vom Land geprüft worden, aber seitdem herrsche Funkstille. Stimmt so nicht, heißt es aus dem Flüchtlingsreferat. Herr S. will die Wohnung nicht selber betreuen, und wir haben ihm eine Betreuung durch die Organisation Jugend am Werk angeboten. Doch die 120 Euro monatlicher Zuschuss pro Person für die Wohnung, in der maximal vier Personen Platz haben, seien dem Mann nicht lukrativ genug. Stimmt nicht, sagt Herr S. auf Nachfrage des STANDARD. Ich hätte zwar gerne 550 Euro im Monat bekommen, aber man kann über alles reden, man muss mich nur anrufen. Das Flüchtlingsreferat will das nun umgehend machen. Auch der Bürgermeister von Maria Lankowitz, Kurt Riemer (SPÖ), hat nichts gegen das Quartier, wie er dem STANDARD sagt: Wir haben schon 17 Asylwerber in unserer Gemeinde, mit denen es keine Probleme gibt, es ist alles im grünen Bereich. Vier mehr werden wir sicher auch verkraften. Der zweite Fall betrifft einen Gärtner in Weißkirchen. Ein ganzes Haus mit 160 Quadratmetern wolle er Flüchtlingen zur Verfügung stellen. Mindestens zwei Familien könnte man in dem frisch renovierten Haus unterbringen. Schon 2014 habe jemand vom Flüchtlingsreferat das Haus geprüft und für in Ordnung befunden. Doch noch immer seien keine Flüchtlinge eingezogen. Ein kleines Detail vergaß der Gärtner zu erwähnen. Heinrich Fischer, Sprecher des Flüchtlingsreferates, kennt es: Das Quartier ist in Ordnung, aber es ist rundum umgeben von einem Grundstück, dessen Besitzer vehement dagegen ist, dass da Asylwerber reinkommen. Wir haben seitenweise Aktenvermerke zu dem Fall. Ich kann nicht Menschen dort einquartieren, die dann nicht einmal spazieren gehen könnten. Wie sich herausstellte, handelt es sich bei dem benachbarten Grundbesitzer ausgerechnet um den Bruder des potenziellen Quartiergebers, der ebenfalls Gärtner ist. Doch der Quartiergeber winkt ab: Der Anwalt meines Bruders hat dem Land vor mehreren Wochen einen Brief geschickt, dass er nichts dagegen hat. Bei uns ist die Information, dass die Gärtner sich endlich geeinigt haben, gestern eingelangt, heißt es dazu am Donnerstag aus dem Flüchtlingsreferat. Das Quartier werde nun umgehend belegt.
1Panorama
Generalbundesanwalt: Vorliegendes reicht noch nicht für neue Ermittlungen. Der deutsche Generalbundesanwalt Harald Range sieht derzeit keine Grundlage für neue Ermittlungen zum mutmaßlichen NSA-Spionageangriff auf Kanzlerin Angela Merkel und andere Regierungsmitglieder. Wir brauchen gerichtsfeste Beweise. Was bisher vorliegt, reicht noch nicht, sagte Range dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel laut Vorabbericht. Es müsse sich erst noch zeigen, ob die Dokumente auch echt seien. Neue Ermittlungen kämen infrage, wenn die Bundesanwaltschaft beweiskräftige Dokumente erhalte – wie etwa die Protokollabschrift eines konkreten Merkel-Telefonats. Wenn dies in US-Unterlagen zu finden wäre, vielleicht noch garniert mit Randbemerkungen oder dem Hinweis zur Vorlage eines bestimmten Vorgesetzten, wäre das ein belastbarer Beweis. Sollte die Enthüllungsplattform WikiLeaks über entsprechende Dokumente verfügen, würde er sie gern sehen. Ob ausländische Geheimdienste millionenfach deutsche Staatsbürger ausspioniert hätten, werde weiter geprüft, sagte der Generalbundesanwalt. Inzwischen seien mehr als 3.000 Strafanzeigen dazu eingegangen. Vor wenigen Wochen hatte Wikileaks mitgeteilt, deutsche Spitzenpolitiker, darunter Außenminister Frank-Walter Steinmeier, seien weitaus länger und intensiver als bisher bekannt ausgespäht worden.
0Web
Die grüne Chefin und der Skiverband-Präsident streiten über Klimawandel, den Umgang mit Damen und homophobe Ansichten. STANDARD: Sie sind gerade zurück vom Fischen in Kanadas Wildnis. War das ein kompletter Selbstversorgertrip? Schröcksnadel: Teilweise. Dort herrscht jedenfalls noch Natur pur, das gibt es in Österreich nicht mehr. Ich hab dort sogar einen Grizzly mit 600 Kilo getroffen. Glawischnig: Aber Sie würden einen Bären nicht ernsthaft erschießen? Schröcksnadel: Na sicher nicht (zeigt seinen Schnappschuss her)! STANDARD: Aus Ihrer Sicht also ein ökologisch korrekter Urlaub? Glawischnig: Das klingt nachhaltig, abgesehen vom Flug natürlich. Schröcksnadel: Also, ob ich da jetzt im Flieger drin sitze oder nicht: Das wird die Ökologie auch nicht retten Glawischnig: Man könnte die Sommer genauso gut in Niederösterreich verbringen. Wir haben dort am Schotterteich gefischt. Schröcksnadel: Das war sicher artificial fishing. Das hat nichts zu tun mit einem echten Naturerlebnis. Glawischnig: Natürlich haben wir einige sehr schöne Spiegelkarpfen wieder ausgesetzt. STANDARD: Obwohl wir noch im Rekordsommer stecken: Geht für Sie der Nationalsport der Österreicher, das heute oft mit Schneekanonen gesicherte Schifoan, mit dem Umweltschutz zusammen? Glawischnig: Prinzipiell ja. Aber aus Sicht der Grünen sollte man nicht aus jedem Skigebiet alles herausholen, nur um den Profit der Betreiber zu erhöhen. Gerade in Österreich sind wir ja mit extremer Klimaerwärmung konfrontiert. Schröcksnadel: Da bin ich anderer Meinung. Seit 1989 sammle ich, was zum angeblich drohenden Klimakollaps veröffentlicht wird (packt ein Dossier auf den Tisch). Glawischnig: Sie sagen mir jetzt aber nicht, dass an der Erwärmung die Ufos schuld sind? Schröcksnadel: Geh bitte! Schauen Sie: Im Spiegel hat ein Meteorologe vom Max-Planck-Institut festgestellt, dass es in den letzten 15 Jahren nicht viel wärmer geworden ist. In Österreich wird mit der Klimaveränderung Angst geschürt – und bei den Grünen hat das System. Die Reden davon, dass es unter tausend Metern bald keinen Schnee mehr gibt, sind Märchen. Laut Zentralanstalt ist es am Hahnenkamm im letzten Jahrzehnt im Winter im Schnitt sogar zwei Grad kälter geworden. Glawischnig: Da verlasse ich mich lieber auf die Daten des internationalen UN-Klimakomitees. Über tausend Wissenschafter belegen eindrucksvoll, dass wir in den letzten eineinhalb Jahrzehnten eine höhere Klimaerwärmung als unsere Nachbarstaaten haben. Und dafür verantwortlich ist die erhöhte CO2-Konzentration. STANDARD: Ihre Partei will bis 2030 die CO2-Emissionen halbieren. Was halten Sie von den Tempolimits auf den Autobahnen in den Bundesländern, wo die Grünen mitregieren? Schröcksnadel: Dagegen hab ich überhaupt nichts. Die sind mir wurscht. In Amerika sind ja auch überall nur 70, 80 Meilen pro Stunde erlaubt. Glawischnig: Jeder dieser Hunderter hat einen Hintergrund: Damit haben wir in Tirol die rund 200.000 Müll- und Schrott-Lkws im Jahr von den Autobahnen weggebracht. Schröcksnadel: Trotzdem erinnert mich das ewige Warnen auch an das Waldsterben. Wenn man in den Achtzigern gesagt hätte, der Wald ist krank, okay. Aber man hat gesagt, der Wald stirbt. Aber auch das war übertrieben: Wir haben heute um 30 Prozent mehr Wald als früher. Glawischnig: Das Waldsterben ist nicht eingetreten, weil wir in Österreich Schwefeldioxid-Filtertechnologien für Industrieanlagen entwickelt haben, die heute in die ganze Welt exportiert werden. STANDARD: Im Disput mit Skirennläuferin Anna Fenninger rund um ihre anvisierte Kampagne mit Mercedes haben Sie festgehalten, dass die Sprache der Frau eine andere ist als die des Mannes. Wovon sprachen Sie da? Schröcksnadel: Wir haben in unse- rer Nationalmannschaft binnen kurzer Zeit fünf Skirennläuferinnen verloren – und zwar, weil die Trainer mit den Damen nicht richtig umgehen. Glawischnig: Aber Sie haben dazu eine Einstellung wie Frank Stronach: Frauen sind Menschen wie wir. Haben Sie dazu jetzt auch eine Studie mit? Schröcksnadel: Wenn ich wirklich so ein Macho wäre, wüsste ich das nicht: Das Ganze hat sehr viel mit der Sprache zu tun – und deswegen brauchen wir jetzt auch eine eigene Ausbildung für die Trainer. Wenn da heute ein Coach zu einer Athletin sagt: Du fahrst wie eine Gurkn obi und reißt so nix! – dann ist die fertig. Glawischnig: Ich bezweifle stark, dass derartige Abwertungen modernen Trainingsmethoden entsprechen – und ich bezweifle auch, dass das Burschen motiviert. Mich hat es jedenfalls sehr berührt, wie Anna Fenninger erklärt hat, dass man sich als Frau im ÖSV so viel gefallen lassen muss. Schröcksnadel: Aber warum ist die Anna dann im Verband groß geworden? Ganz einfach: weil wir sie unterstützt und groß gemacht haben! Glawischnig: Sätze wie diese stoßen mir sauer auf. Sie sollten ein bisschen bescheidener sein. Die Leistung erbringt immer noch die Sportlerin. Wenn sie eine falsche Bewegung macht am Hang, dann ist sie weg. Schröcksnadel: Bitte, ich habe in den Neunzigerjahren den Damenrennsport gerettet, als ihn die FIS einstellen wollte. Da bin ich als Einziger aufgestanden und hab gesagt, das geht nicht – und mich damit auch durchgesetzt. Glawischnig: Das ist doch Ihre Aufgabe als Präsident, wenn man öffentliche Förderungen kriegt. Das Ganze erinnert mich an diesen Witz: Karajan und Bernstein streiten, wer der beste Dirigent ist. Sagt Bernstein: Gott hat mir gesagt, ich bin der Beste! Darauf meint Karajan: Was soll ich bitte gesagt haben? Und das ist auch Ihre patriarchale Attitüde: Sie wollen der Retter der Frauen sein! Schröcksnadel: Ich bin für ab- solute Gleichberechtigung: gleiche Leistung, gleiches Geld. Aber Frauen sind trotzdem andere Wesen. STANDARD: Trotz alledem gibt es im ÖSV seit jeher viele große Töchter. Wie kommt es, dass bei der letzten WM in Beaver Creek bei Siegerehrungen die alte Bundeshymne abgesungen wurde? Schröcksnadel: Das ist nicht von uns ausgegangen – und somit ist das Thema für mich erledigt. Wir spielen das, was gesetzlich vorgeschrieben ist. Aber ich muss sagen, es klingt etwas holprig. Glawischnig: Wir haben es schriftlich, dass es der Wunsch des Skiverbands war, die alte Hymne zu singen. Aber lassen Sie uns die Neue doch versuchen (setzt an). Schröcksnadel: Haben wir keine anderen Sorgen! Viel notwendiger wäre, dass den Flüchtlingen aus Kriegsgebieten bei uns geholfen wird – und dass vor Ort die Probleme gelöst werden, damit Menschen erst gar nicht ihre Heimat verlassen müssen. Glawischnig: Bei den Töchtern werden wir uns nicht einig. Aber in der Frage des Umgangs mit Flüchtlingen stehen wir offenbar mit Skirennläufer Marcel Hirscher auf der Seite der Menschlichkeit. Das freut mich. Vielleicht können wir der Regierung gemeinsam Mut machen. STANDARD: Wäre eine grüne Regierungsbeteiligung eine schöne oder triste Aussicht für Sie? Schröcksnadel: Fest steht: Ihr habts mit Sport net viel am Hut. Sport kommt bei euch fast nicht vor. Was ist mit Sport ab dem Kindergarten und in allen Schulstufen? Glawischnig: In un-serem Programm gibt es sehr wohl die tägliche Turnstunde für Kinder – bis hin zum Sport als Gesundheitsprävention für die Senioren. Aber worauf wir wohl mehr Wert legen würden, wäre, dass mehr Transparenz bei den Fördergeldern für den Sport herrscht, siehe etwa die WM 2013 in Schladming, die die Steiermark mit 141 Millionen gesponsert hat. Das hat alles ja auch der Rechnungshof eingemahnt. Schröcksnadel: Das ist alles völlig falsch und gesteuert! Wir werden ja gar nicht geprüft. Denn der ÖSV bringt als privates Unternehmen Weltmeisterschaften nach Österreich, und deswegen machen wir auch die Veranstaltungen. Die Gelder werden aber ausschließlich in die Infrastruktur vor Ort investiert, etwa in Straßen, Seilbahnen, Kongresszentren. Wir kriegen die Gelder nicht! Wir sorgen aber für eine Wertschöpfung von 440 Millionen pro Jahr. Glawischnig: Aber die Transparenz ist nicht gegeben – und das in Zeiten des Sparkurses, wo jeder Steuerschilling bei Großereignissen dreimal umgedreht werden müsste. STANDARD: Stichwort Großereignisse: Nachdem Präsident Wladimir Putin die Olympischen Spiele in Sotschi ausgerichtet hat, überfiel Russland quasi die Krim. Sollten derartige Veranstaltungen künftig nicht besser ausnahmslos in gefestigten Demokratien stattfinden? Glawischnig: Das Schlimmste ist für mich die Fußball-WM, die 2022 in Katar stattfinden soll. Dort werden täglich Tote aus den Baustellen hinausgetragen. Nie im Leben würde ich da als Regierungsmitglied hinfahren. Im Gegenteil: Ich bin für eine Neuvergabe dieser Spiele. Schröcksnadel: Man darf das alles aber nicht an den Athleten auslassen. Der Politiker soll aus Protest fernbleiben, aber es darf nicht um die Sportler gehen, die darauf hintrainieren. Aber noch zu Ihren Vorhalten, dass ich rund um Putins umstrittene Gesetze homophobe Aussagen getätigt hätte: Das Einzige, was ich dazu festgehalten habe, ist, dass mir generell Werbung für Familien lieber ist. Glawischnig: Verheiratete Schwule und Lesben sind für Sie keine Familien? Schröcksnadel: Doch. Aber nur in Hetero-Familien entsteht Nachwuchs. Glawischnig: Damit treffen Sie eine Wertung – und gerade als Präsident des Skiverbandes sollten Sie gegen Diskriminierung auftreten. Schröcksnadel: Stimmt – und deshalb haben wir auch mitgeholfen, die Hochzeit von unserer Skispringerin Daniela Iraschko-Stolz auszurichten. STANDARD: Nach der Wiener Wahl steht der Kampf um die Hofburg an. Wann steht bei Ihnen die Entscheidung, ob Ex-Parteichef Alexander Van der Bellen als Kandidat antritt? Glawischnig: Die Vorbereitungen laufen. Aber wir haben noch Zeit bis zur Entscheidung. Sie könnten da jetzt übrigens etwas gutmachen. Sie haben sich ja einst in Personenkomitees für ÖVP-Kandidaten starkgemacht – wie etwa Benita Ferrero-Waldner. Schröcksnadel: Den Van der Bellen schätze ich jedenfalls sehr. Aber sehen Sie: Wenn ich so gegen Frauen wäre, hätte ich Ferrero-Waldner doch nie unterstützt.
5Inland
Drohungen auch gegen Länder, die Luftangriffe gegen die Jihadisten fliegen. Damaskus – In seiner ersten Botschaft seit sieben Monaten hat der selbst ernannte Kalif der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, Israel mit Anschlägen gedroht. Wir haben Palästina keine Sekunde lang vergessen. Bald, mit Gottes Erlaubnis, werdet ihr die bebenden Schritte der Mujaheddin (heiligen Krieger) hören, sagte der IS-Chef in einer 24-minütigen Audiobotschaft. Deren Echtheit ließ sich zunächst nicht sicher bestätigen. Sie wurde am Samstag von Unterstützern der Jihadisten im Internet verbreitet. Darin heißt es, Palästina werde Israels Friedhof sein. Baghdadi bekräftigte seinen Aufruf an alle Muslime, sich am Jihad zu beteiligen, um den Krieg der Ungläubigen gegen den Islam zu stoppen. Auch seine Drohungen an Europa und die USA erneuerte der IS-Chef, zudem warnte er Russland. Diese Staaten würden einen hohen Preis für ihre Angriffe auf den Islamischen Staat zahlen, sagte Baghdadi. Zuletzt hatte sich der IS-Anführer im Mai mit einer Botschaft zu Wort gemeldet. Er wendet sich nur sehr selten an die Öffentlichkeit.
2International
Durchquerte zuvor Deutschland und Kanada – Maschine wurde Opfer von Vandalismus. Das soziale Roboter-Experiment Hitchbot ist vorerst am Ende. Der Roboter, der das gegenseitige Vertrauen zwischen Maschinen und Menschen ergründen wollte, ist bei seiner dritten Landesdurchquerung von Vandalen zerstört worden. Der Trip hätte Hitchbot von Bosten zuerst die Küste südwärts und dann nach Kalifornien führen sollen. In zwei Wochen hatte es das Gerät, das darauf angewiesen war, von Autofahrern mitgenommen zu werden, bis nach Philadelphia, also über 500 Kilometer weit, geschafft. In Philly wurde Hitchbot nun von Vandalen zerstört, wie die Betreiber des Projektes online bekannt gaben. Manchmal passieren guten Robotern schlechte Dinge, halten diese fest. Fotos wurden mit Rücksicht auf jüngere Hitchbot-Fans nicht veröffentlicht. Die Reise durch die USA ist damit beendet, nicht jedoch das Experiment. Man wolle sich nun auf darauf konzentrieren zu ergründen, was man aus den bisherigen Abenteuern lernen könne und welches Roboterprojekt man in Zukunft umsetzen könnte. Man habe kein Interesse daran, die Übeltäter ausfindig zu machen oder strafrechtlich zu verfolgen. Bis zum plötzlichen Aus war Hitchbot bereits weit gereist. Vor seinem Trip durch die Staaten hatte er schon erfolgreich Deutschland und Kanada als Beifahrer von fremden Verkehrsteilnehmern durchquert.
0Web
Ein unklarer TV-Deal sorgt für Hausdurchsuchung durch die Schweizer Bundespolizei. Der jetzige Fifa-Chef und ehemalige Uefa-Chef Gianni Infantino wehrt sich gegen Vorwürfe. Die Schweizer Bundespolizei hat die Büroräume der Uefa in Nyon durchsucht, wie der Schweizer Rundfunk berichtet. Grund dafür sei ein unklarer TV-Deal des jetzigen Fifa-Chefs und ehemaligen Uefa-Chefs Gianni Infantino gewesen, der in den Panama Papers aufgetaucht sei. Die Schweizer Beamten haben Einsicht in die Verträge zwischen der Uefa und der in den Panama Papers genannten Briefkastenfirma Cross Trading gefordert, die Uefa stellte alle relevanten Dokumente zur Verfügung und kündigte volle Kooperation an. In der Süddeutschen Zeitung erschien unter der Überschrift Panama Papers: Die Geheimnisse des schmutzigen Geldes eine halbseitige Zeichnung des Schweizers mit Krawatte und rotem Sakko und ein Bericht über angeblich zweifelhafte und heikle Geschäfte Infantinos während seiner Zeit bei der Uefa. Unabhängig vom Gehalt der Vorwürfe und der inhaltlichen Bewertung wird Infantino mit Berichten konfrontiert, die ihn persönlich, seinen früheren Arbeitgeber Uefa und auch die Fifa wieder einmal in Misskredit bringen. Mit Verweis auf die Panama Papers hatte die SZ berichtet, dass Infantino 2006 in seiner Funktion als Direktor der Uefa-Rechtsabteilung Verträge mit einer Briefkastenfirma (Cross Trading) gezeichnet haben soll, deren Eigentümer zwei der heutigen Angeklagten im Fifa-Skandal waren. Dabei ging es um Fernsehrechte. Die südamerikanischen TV-Rechte-Händler Hugo und Mariano Jinkis sollen mit den Verträgen damals TV-Rechte für die Champions League erworben und diese mit hohem Gewinn in Lateinamerika weiterverkauft haben. Sowohl Infantino als auch die Uefa reagierten mit ungewohnt ausführlichen Stellungnahmen und teilweise drastischen Worten. In der Uefa-Zentrale am Genfer See war sogar von absolutem Unsinn die Rede. Es gibt keinerlei Anzeichen für irgendein Fehlverhalten der Uefa oder von mir in dieser Angelegenheit, wurde Infantino in einer Pressemitteilung der Fifa zitiert. Die Uefa reagierte bestürzt auf die Medienberichte und suggerierte nicht nur einen traurigen Tag für den Fußball, sondern auch einen traurigen Tag für den Journalismus. Die Fifa-Ethikkommission wollte sich am Mittwoch auf Anfrage nicht zu den Berichten äußern. Nach dpa-Informationen gibt es aktuell allerdings keine Voruntersuchungen gegen den Nachfolger des gesperrten früheren Fifa-Chefs Joseph Blatter. Noch wird der zehn Jahre zurückliegende Vorgang offenbar nicht als moralisch verwerflich oder gar strafrechtlich relevant gewertet. Infantino gab an, niemals persönlich mit Cross Trading oder deren Eigentümern verhandelt zu haben. Der Bieterprozess sei damals nach einer offenen Ausschreibung der Uefa-Marketingabteilung geführt worden, ergänzte die Uefa. Die Rechte wurden an Teleamazonas / Cross Trading vergeben, da dies der Höchstbietende auf dem Markt war, teilte die Uefa mit – sie pries ihren langjährigen Generalsekretär als herausragendes Mitglied der Uefa-Belegschaft und Mann, der immer mit totaler Professionalität und Integrität agiert hat und sprach von einer versuchten Verunglimpfung seines Charakters und der Reputation der Uefa, für die es überhaupt keine Beweise gibt. Einige Medien würden die Sachverhalte falsch darstellen und die Öffentlichkeit in die Irre führen, hieß es in der Presseerklärung. Weder die Uefa noch Infantino seien wegen des erwähnten Vertrags mit den mittlerweile von der US-Justiz angeklagten argentinischen Sportrechtehändlern Hugo und Mariano Jinkis von irgendwelchen Behörden kontaktiert worden. Vorwerfen lassen müssen sich Uefa und Infantino jedoch, dass sie zunächst falsche Auskünfte gegeben haben. Zunächst hatte die Konföderation im September 2015 gegenüber der SZ verneint, dass es geschäftliche Beziehungen mit Angeklagten im Fifa-Skandal gegeben hätte. Erst vor gut einer Woche habe die Uefa eingeräumt, dass es einen Vertrag mit der Firma von Jinkis gab. Zur Zeit der ersten Antwort habe man noch nicht jeden unserer Tausenden von Werbeverträgen überprüft, teilte die Uefa mit.
3Wirtschaft
Wird die deutsche Gewalt gegen Asylsuchende auf Österreich überschwappen? Der Soziologe Matthias Quent hält es für möglich – und erklärt, wie man sich dagegen schützen kann. STANDARD: In Deutschland nimmt die Gewalt gegen Asylsuchende kein Ende, in Österreich ist es vergleichsweise ruhig. Warum? Quent: Die Stärke der FPÖ führt vermutlich dazu, dass sich Rechtsextreme nicht als so gesellschaftlich ausgeschlossen wahrnehmen wie in Deutschland. Wir haben in Deutschland ja auf Bundesebene keine vergleichbar agierende Partei im Parlament. STANDARD: Überspitzt gefragt: Ist die FPÖ also gar kein Aufstachler, sondern wirkt sogar mäßigend? Quent: Hinsichtlich der Gewaltproblematik könnte es sein – das heißt aber nicht, dass sich durch die FPÖ nicht das Klima insgesamt verschlechtert. Wir hatten in Thüringen in manchen Regionen wenige rechtsextreme Gewalttaten, obwohl die Szene groß war. Die Szene blieb unsichtbar, dabei drückte das Fehlen von Gewalt gerade ihre Hegemonie aus – man hatte nichts mehr zu bekämpfen, man war schon etabliert. Ich kann mir vorstellen dass das auch bei Österreichs Rechtsextremen eine Rolle spielt: Wir sind ja schon im Parlament – mit Gewalt würden wir uns den Weg verbauen. STANDARD: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Flüchtlingszahlen und zunehmender Gewalt? Quent: Ja, das heißt aber nicht, dass die Flüchtlinge daran schuld sind. Die hohen Flüchtlingszahlen haben zu einem gesellschaftlichen Diskurs geführt, der bewirken kann, dass sich rechtsextreme Gewalttäter legitimiert fühlen. Sie wähnen sich in einer Notwehrsituation, die es notwendig mache, gegen diesen Flüchtlingssturm – so wird das ja formuliert – vorzugehen. Zweitens gibt es durch die Präsenz von Flüchtlingen in manchen ländlichen Regionen zum ersten Mal potenzielle Opfer für rechtsextreme Gewalttäter. STANDARD: Das heißt, es gab dort schon vorher Gewaltneigungen, aber keine Zielscheibe dafür? Quent: Genau. Der Künstler Rainald Grebe singt: Stehen drei Nazis auf nem Hügel und finden keinen zum Verprügeln. Die Rechtsextremen sind da, geben ihre Ideologie an den Nachwuchs weiter – aber so richtig sichtbar werden sie erst, wenn Gewalt auftritt. Was viel darüber aussagt, wie sicherheitsbezogen unser politischer Diskurs ist: Rechtsextremismus wird erst dann nicht mehr bagatellisiert, wenn die Gewalt nicht mehr zu übersehen ist. STANDARD: Die Attentate werden oft als spontaner Ausbruch von Fremdenhass bezeichnet. Eine angemessene Beschreibung? Quent: Ich tue mir schwer mit dem Wort Fremdenhass. Es ist Rassismus. Die Etablierten, die sich gewisser Privilegien sicher sind, warnen davor, dass diese Privilegien auf eine Gruppe von anderen übergehen können. Die nehmen uns unsere Frauen weg, heißt es dann. Die Außenseiter erfüllen eine Sündenbockfunktion. Die Bedrohung, die in ihnen gesehen wird, liegt aber nicht darin, dass sie fremd sind und man sie nicht kennt – sondern darin, dass sie einer konstruierten Gruppe zugerechnet werden, die potenziell zur Konkurrenz werden könnte. STANDARD: Viele fürchten sich vor Konkurrenz, aber nicht alle denken deshalb rassistisch. Wovon hängt das ab? Quent: Es hängt davon ab, wem ich die Ursachen für Unsicherheit zuschreibe: einer bestimmten Gruppe oder eher den Verhältnissen? Es gibt bei vielen Menschen gute Gründe, sich benachteiligt zu fühlen oder Kritik an der Gesellschaft zu üben. Aber alles wird komplexer. Wer versteht, wie der Finanzmarkt-Kapitalismus funktioniert? Gibt es überhaupt jemanden, der verantwortlich ist dafür, dass in Syrien kein Frieden einkehrt? Viele sind überfordert, wollen sich aber nicht eingestehen, dass sie nicht in der Lage sind, die Zusammenhänge zu verstehen – was ja nichts Schlimmes wäre, ich bin es auch nicht. Aber um die Unsicherheit zu überbrücken, werden Sündenböcke gesucht. STANDARD: Wann mündet das Sündenbockdenken in Gewalt? Quent: Dazu braucht es nicht nur Rassismus und Individuen, die sich zu Gewalt entscheiden, sondern auch eine unterstützende Gruppe. Das kann einfach die eigene Clique sein, es muss gar nicht politisch unterfüttert sein. Der Rechtsextremismus ist ja sehr weit ausdifferenziert, in diverse Subkulturen. Und es gibt eine breite rechtsextreme Musikkultur, in der sehr deutlich und brachial geschildert wird, was denn mit Kanaken zu machen sei. Da werden im Kopf Bilder manifestiert, die dann im Alltag umgesetzt werden können. STANDARD: Österreichs Neonazis sind mit der deutschen Szene vernetzt. Droht die Gewalt überzuschwappen, falls sich auch hier unterstützende Strukturen bilden? Quent: Ja, das ist möglich. Wobei eine unterstützende Gruppe auch einfach als positive Bezugsgruppe gedacht werden kann. Die muss nicht vor Ort sein, das kann auch über soziale Medien passieren. STANDARD: Wird die Gewalt in Deutschland weiter zunehmen? Quent: Ich würde nicht davon ausgehen, dass es in den nächsten Monaten zurückgeht. Oft heißt es: Das ist ja wie in den Neunzigern. Ich würde da vorsichtig sein: Es kann durchaus noch schlimmer werden. STANDARD: Was könnte getan werden, um das zu verhindern? Quent: Politiker müssen sich fragen: Wie wirkt das, was ich sage, auf potenzielle Gewalttäter? Die Rechtsextremen suchen Zustimmung für ihr Handeln. In den aktuellen Grenzkontrollen sehen sie Zustimmung. Sie feiern die Kontrollen und sagen: Das ist unser Erfolg. Politiker müssten solche Ereignisse diskursiv so begleiten, dass sich Rechte nicht legitimiert fühlen. STANDARD: Das klingt abstrakt. Was soll Angela Merkel sagen? Wir schließen zwar die Grenzen, aber wir meinen es nicht böse? Quent: Zugegeben, die Kontrollen sind ein schwieriges Beispiel – vermutlich waren sie ja tatsächlich ein Erfolg der Rechten. Ein gutes Beispiel ist die Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen. Hier sieht man: Es gibt einen Wandel in der Gesellschaft, und darauf gibt es unterschiedliche Reaktionen – von rechtsextrem bis humanistisch-fortschrittlich. Die große Hilfsbereitschaft ist die beste antirassistische Praxis, die man sich vorstellen kann: Es wird signalisiert, dass den verkürzten Zuschreibungen praktisch etwas entgegengesetzt wird. STANDARD: Wer neigt zu Rechtsextremismus – sind es Menschen, die nichts zu verlieren haben, wie oft behauptet? Quent: Wir haben eine Thüringer Plattenbausiedlung untersucht, dort wohnen viele Menschen, die von Sozialtransfers leben. Die NPD hat dort intensiv um Stimmen geworben. Aber profitiert hat die Linkspartei. Es hängt also davon ab, welche konkurrierenden Antworten es auf soziale Probleme gibt. STANDARD: Man wählt also rechts oder links, je nachdem, welcher Kandidat oder welche Kandidatin mehr Charisma hat, unabhängig von Rassismus? Quent: Viele rassistisch eingestellte Menschen wählen auch die Linke. Wir leben ja in einem postideologischen Zeitalter: Es ist nicht mehr so, dass man als Arbeiter Sozialdemokrat oder Kommunist ist. Und bürgerliche Parteien werden auch von Personen gewählt, die von der Einstellung her rechtsextrem sind. Wohin man tendiert, kann auch vom Elternhaus abhängen: Wie wird die Unzufriedenheit am Abendbrottisch gedeutet? STANDARD: Führt mehr persönlicher Kontakt zwischen Geflüchteten und Mehrheit dazu, dass rassistisches Denken abnimmt – und damit auch die Gewalt? Quent: Das ist in vielen Studien bewiesen: Mangelnder interkultureller Kontakt begünstigt Vorurteile. Wenn mein Hassobjekt ein Gesicht bekommt, ist es viel schwieriger, an einseitigen Zuschreibungen festzuhalten. Das heißt nicht, dass man in Wien, wo viele Migranten leben, nicht auch rassistische Einstellungen haben kann. STANDARD: Die hohe Zahl an Flüchtlingen birgt also eine Chance für den Abbau von Vorurteilen? Quent: Ja, definitiv. Das wird sich nicht in den nächsten Jahren zeigen. Diese Erfahrungen müssen erst verarbeitet werden, aber ja, für das Miteinander in der Gesellschaft ist das förderlich. STANDARD: Wie kommen rassistische Gewalttaten in Deutschland ans Licht? Nur dann, wenn sie angezeigt werden? Quent: Es gibt viele Opferberatungsstellen, die Vorfälle dokumentieren. Das ist wichtig, weil die Polizei nicht jeden rassistischen Übergriff als politisch motiviert dokumentiert. Und auch, weil viele Flüchtlinge schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben und keine Anzeige erstatten. STANDARD: In Österreich fehlt diese Dokumentation abseits der Polizeistatistik. Müssen wir von hohen Dunkelziffern ausgehen? Quent: Eine hohe Dunkelziffer gibt es in dem Bereich immer. Gibt es noch dazu keine Erfassung abseits der Polizei, ist definitiv davon auszugehen, dass sie noch höher ist. STANDARD: Wie kann es sein, dass bei rechtsextremen Demonstrationen im sächsischen Heidenau so wenig Polizei vor Ort war, dass Neonazis die Straße dominieren konnten? Ist das Dilettantismus, oder hat das System? Quent: Das ist die Gretchenfrage. Es ist logistisch unmöglich, dass nicht genügend Polizei zur Verfügung gestanden wäre, wenn man es gewollt hätte. Die sächsische Landesregierung hat lange bewiesen, dass sie den Rechtsextremismus gar nicht so sehr als Feind sieht – dass der Feind eher links gesehen wird. Das hat sich auch in Heidenau gezeigt: Als die Antifa kam, waren Wasserwerfer da. Als Neonazis Polizisten angriffen, waren diese nicht in der Lage, mehr als eine Person festzunehmen. STANDARD: Wurden aus der rassistischen Gewalt der 1990er-Jahre die richtigen Lehren gezogen? Quent: Ich habe nicht das Gefühl, dass überall die richtigen Schlüsse gezogen wurden. Bevor es 1992 in Rostock-Lichtenhagen brannte, war wissentlich eskaliert worden. Die Einrichtung war überbelegt, Menschen mussten vor Nachbarhäusern urinieren, was natürlich Abwehr hervorgerufen hat. Man sollte heute Unterkünfte so ausstatten, dass nicht vorprogrammiert ist, dass sich Anwohner davon beeinträchtigt fühlen – weil es etwa nicht genügend Toiletten oder Mülltonnen gibt und dann Debatten entstehen wie: Die wissen ja nicht einmal, wie man Müll entsorgt, die können gar nicht mit unserer Kultur leben. Oft ist das Verhalten einfach den Bedingungen geschuldet. Es wird vernachlässigt, wie sich das auf die politische Kultur auswirkt. STANDARD: Besteht die Gefahr, dass die große Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen nach einiger Zeit in Ablehnung umschlägt? Quent: Das glaube ich eher nicht. Ich fürchte aber, dass Rechtsextreme wieder eine höhere öffentliche Aufmerksamkeit erhalten als derzeit – jetzt stehen die Helfer im Vordergrund, aber die Bilder können sich ändern. Und ich sehe die Gefahr, dass sich die Helferinnen und Helfer resigniert zurückziehen, wenn der Staat längerfristig seiner Verantwortung nicht nachkommt. Es ist eine Hilfe in einer Ausnahmesituation – aber sie kann nicht die Strukturen des Staates ersetzen.
5Inland
Sozialministerium hat effiziente Neuausrichtung der Prüfbehörde verabsäumt. Wien – Der Rechnungshof kritisiert das Sozialministerium für die Einrichtung einer Prüfbehörde zur Kontrolle der Auszahlung von EU-Sozialgeldern. In einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht werfen die Prüfer dem Sozialministerium vor, eine effiziente Neuausrichtung der Prüfbehörde verabsäumt zu haben. Das Sozialressort habe im Jahr 2011 mit hohem Aufwand die Prüfbehörde des Programms Beschäftigung Österreich 2007-2013 reorganisiert. Das Volumen betrug von 2007 bis 2013 rund eine Milliarde Euro, davon 470 Millionen aus dem Europäischen Sozialfonds ESF). Grund dafür war, dass die Europäische Kommission im Herbst 2010 schwere Mängel in der Verwaltung und Kontrolle des Programms festgestellt hatte – etwa Prüfungsrückstände sowie eine ungenügende Überwachung von delegierten Prüfaufgaben – und in der Folge die ESF-Zahlungen für ein Jahr stoppte. Um einen Programmstillstand und ESF-Mittelverfall zu vermeiden, leisteten programmumsetzende Stellen des Bundes und der Länder Zwischenfinanzierungen von rund 70 Millionen Eurp aus nationalen Budgets. Die Auszahlungen für Zwecke der Prüfbehörde beliefen sich im Zeitraum 2009 bis 2014 auf insgesamt rund 5,8 Millionen Euro, davon etwa drei Millionen für Entgelte externer Dienstleister. Die Organisation der Prüfbehörde beruhte ab 2013 de facto zur Gänze auf extern zugekauften operativen Prüfungsleistungen, deren Qualität – wegen der Letztverantwortung und Haftung des Sozialministeriums für die ESF-Mittel – durch verwaltungseigenes Personal überwacht wurde. Der Wettbewerb der Anbieter habe keine Kostenvorteile für das Ministerium bewirkt, weil die Tagsätze externer Dienstleister um bis zu 200 Prozent über jenen vergleichbar qualifizierter Verwaltungsbediensteter gelegen seien, stellt der RH fest. Darüber hinaus hätten für das Ressort neben hoher Abhängigkeit von externem Know-how- und Kapazitätsaufbau auch Kostenrisiken sowie die Gefahr eines Verlusts an Steuerungskompetenz bestanden. Das Sozialministerium verabsäumte es, die Struktur der ESF-Umsetzung in Österreich – mit 21 zwischengeschalteten Stellen und 19 nachgeordneten bzw. regionalen Einrichtungen sowie externen Dienstleistern – im Hinblick auf Kosten und Fehlerrisiken strategisch neu auszurichten, kritisiert der RH. Für die Programmperiode 2014-2020 habe das Ressort punktuell zweckmäßige Verbesserungen, zum Beispiel die Anwendung von Pauschalen sowie eine Standardisierung der Verfahren und des Formularwesens geplant. Die beabsichtigte Einführung von Pauschalen scheiterte vorerst an der nicht zeitgerechten Vorbereitung und fehlenden BMAKS-internen Abstimmung. Weitere Maßnahmen zur Vereinfachung der ESF-Umsetzung gerieten u.a. mangels geeigneter Projektorganisation in Verzug, stellten die Prüfer fest. Das Sozialministerium hat zur RH-Kritik an der Einrichtung einer Prüfbehörde zur Kontrolle der Auszahlung von EU-Sozialgeldern festgehalten, dass die Kritikpunkte die Vergangenheit betreffen und mehrheitlich bereits ausgeräumt seien. Die Anregungen des Rechnungshofes seien in die Reformanstrengungen eingeflossen. Die Umsetzung der neuen Periode unterliege bereits überarbeiteten Kriterien, betonte das Sozialministerium in einer Aussendung. Die ursprünglich komplexe Umsetzung sei durch eine Reduktion der Anzahl an Partnern und dem Verschlanken der Prozesse erreicht worden. Die Reorganisation der Prüfbehörde sei erfolgreich gewesen, es seien keine Gelder verloren gegangen. Auch die Stellungnahme der Europäischen Kommission zum letzten Kontrollbericht habe das bestätigt, betonte das Sozialministerium. Die ESF-Mittel der letzten Periode in der Höhe von rund 525 Millionen Euro seien zur Gänze ausgeschöpft und für wichtige Maßnahmen im Bereich Beschäftigung und Bildung eingesetzt worden. In der neuen Periode werden die Schwerpunkte in den Bereichen Bildung, Armutsbekämpfung, Ältere und Gleichstellung gesetzt, heißt es aus dem Sozialministerium.
5Inland
220.000 Menschen suchten Abkühlung – Heurige Saison bisher deutlich über Vorjahresniveau. Wien – Auf der Flucht vor der Hitze haben am Wochenende zigtausende Wiener die Freibäder belagert. Exakt 220.135 Personen zählten die städtischen Bäder am Samstag und Sonntag. Im Allzeit-Ranking entspricht das dem drittbesten Wochenende, wie aus der Statistik der zuständigen MA 44 hervorgeht. Rekordhalter ist nach wie vor der 30. Juni/1. Juli 2012 mit insgesamt 242.151 Besuchern. Die Aufzeichnungen werden in den städtischen Sommerbädern bereits seit 1945 geführt. Damals gab es allerdings noch deutlich weniger Freizeitanlagen. Vergleichbar sind die Zahlen erst seit 1990. Separat betrachtet, machen sich die beiden vergangenen Tage folglich ebenfalls nicht schlecht in der Statistik. So erreichte der Samstag mit 95.413 Besuchern Platz drei in der ewigen Top-Samstags-Liste. Mit 124.722 Gästen verzeichnete man wiederum den viertbesten Sonntag. Für Interessierte: Am bisher besten Samstag (12. Juni 2010) kühlten sich 109.486, am besten Sonntag (28. Juli 2013) gar 144.896 Wiener in den städtischen Becken ab Traditionell das meistbesuchte, weil größte Sommerbad der Bundeshauptstadt ist das Gänsehäufel. Von den nun rund 220.000 Menschen strömten etwa ein Viertel – knapp 54.000 – in das Erholungsareal an der Alten Donau. Aufgrund des zuletzt konstant schönen Wetters liegt man – gerechnet ab Saisonbeginn – klar über den Zahlen des Vorjahres, sagte eine Sprecherin der zuständigen MA 44 auf APA-Anfrage am Montag. 1,279.422 Hobbyschwimmer schafften es mit Stichtag Sonntag heuer bereits in die Freibäder. Das sind um ganze 36 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2014 (940.937). Auch in den kommenden Tagen dürfen sich die Bäder wohl noch auf regen Zustrom freuen. Erst ab Mittwoch soll es laut aktueller Prognosen merkbar abkühlen.
1Panorama
Antrag auf Annullierung des Verfahrens beim eingereicht. Brasilia – Die brasilianische Regierung hat das Oberste Gericht des Landes eingeschaltet, um das drohende Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Dilma Rousseff abzuwenden. Generalstaatsanwalt Jose Eduardo Cardozo reichte am Donnerstag einen Antrag auf Annullierung der Amtsenthebungsprozedur ein, wie es in einer Erklärung seiner Behörde hieß. Das Verfahren sei mit Mängeln behaftet, welche die Prinzipien eines gerechten Prozesses und des Rechts auf Verteidigung verletzen, erklärte Cardozo. In dem Fall würden zudem Beweise angeführt, die Rousseffs vorherige Amtszeit beträfen, monierte der Generalstaatsanwalt. Das Oberste Gericht muss den Antrag nun auf Zulässigkeit prüfen. Sollte der Gerichtshof ihn für zulässig halten, könnte das parlamentarische Verfahren zum Amtsenthebungsprozess bis zur Verkündung eines endgültigen Urteils ausgesetzt werden. Am Sonntag ist nach bisheriger Planung die Abgeordnetenkammer dazu aufgerufen, über die Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens gegen Rousseff abzustimmen. Kommen dafür zwei Drittel der Stimmen zusammen, geht das Anliegen in den Senat, der das letzte Wort dabei hat. Das tatsächliche Verfahren könnte dann bis zu sechs Monate dauern, in der Zeit würde Rousseff vorübergehend suspendiert. Die brasilianische Staatschefin steht seit langem unter Druck und wird unter anderem für die schlechte wirtschaftliche Entwicklung des Landes verantwortlich gemacht. Ihr wird zur Last gelegt, Haushaltszahlen geschönt und außerdem ihren Wahlkampf illegal mit Spenden von Zulieferern des staatlichen Ölkonzerns Petrobras finanziert zu haben. Sie selbst spricht von einem Putsch gegen sie.
2International
Bildungsministerin Heinisch-Hosek will verbale Beurteilung statt Ziffernnoten zum Regelfall machen. Wien- Sitzenbleiben in der Volksschule soll künftig der Vergangenheit angehören. So sieht es zumindest Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) in einem Gesetzesentwurf vor. Im Ministerratsvortrag zur Bildungsreform war davon allerdings noch keine Rede. SPÖ und ÖVP hatten lediglich vorgesehen, dass der Schulstandort autonom entscheidet, ob es alternative Leistungsbeurteilungen gibt. Jetzt will Heinisch-Hosek Fakten schaffen: Die künftig Bewertungsgespräch genannte verbale Beurteilung soll von der ersten bis zur dritten Klasse verpflichtend sein. Eltern und Erziehungsberechtigte sollen dabei über Lern- und Entwicklungsstand, Lernfortschritte, Leistungsstärken sowie Begabungen informiert werden. Jedes Semester stehen schriftliche Semester- und Jahresbeurteilungen statt Ziffernnoten an. In den Erläuterungen zum Gesetzesentwurf folgert man, dass Kinder der 1. bis zur 3. Schulstufe jedenfalls zum Aufsteigen in die nächsthöhere Schulstufe, also bis in die 4. Klasse berechtigt sind. Damit sei ein höchstmögliches Maß an Individualisierung möglich. Denn: Moderne Pädagogik darf ein Wiederholen von Schulstufen in diesem Altersbereich nicht zulassen. Bildungsministerin soll sich an Vereinbarungen halten In der ÖVP sieht man das ganz anders. Bildungssprecherin Brigitte Jank erklärt: Die Bildungsministerin sollte sich an Vereinbarungen halten. Eine erstmalige Beurteilung, ob die Bildungsziele erreicht sind, sei in der vierten Klasse problematisch. Der Entwurf aus dem Bildungsministerium sieht Ausnahmen zwar vor, diese seien aber äußerst restriktiv zu handhaben. Bisher fallen pro Schuljahr lediglich 0,5 Prozent der Volksschüler durch. Kinder jener Eltern, die zusätzlich Noten einfordern, sollen laut Entwurf auch bei negativer Beurteilung aufsteigen. Und, ebenfalls neu: Auch die Verhaltensbeurteilung soll entfallen und durch eine Beschreibung der Entwicklungssituation ersetzt werden. Bildungspsychologin sieht positive Effekte Bildungspsychologin Christiane Spiel von der Uni Wien hält verbale Beurteilungen statt Ziffernnoten für sehr förderlich und unterstützend . Eine differenzierte Rückmeldung über das, was die Schüler gut und was sie besser machen können, ermögliche es, Selbstwertgefühl und Motivation zu steigern. Das Problem von Ziffernnoten sei, dass sie maßgeblich von der Lehrperson abhängen. Auch, dass das Sitzenbleiben abgeschafft werden soll, begrüßt die Bildungspsychologin. Positive Effekte beim Wiederholen einer Klasse sind sehr selten, sagt sie. Für acht Schüler aus Groß-Siegharts kommen diese Pläne zu spät: Sie alle müssen heuer die dritte Klasse wiederholen, was der Volksanwaltschaft so außergewöhnlich erscheint, dass sie ein Prüfverfahren eingeleitet hat. Volksanwalt Peter Fichtenbauer mutmaßt, man habe auf dem Rücken der Kinder Organisationspolitik betrieben und die nachfolgende Klasse mit nur elf Schülern auffüllen wollen. Die Direktorin wollte auf Standard -Anfrage nicht Stellung nehmen.
5Inland
Jurist muss Unterstützungserklärungen für Kandidatur 2016 sammeln. Wien – Der steirische Jurist Martin Wabl möchte erneut zur Bundespräsidentenwahl antreten. Er wird von Mutbürgern unterstützt, einem nach eigenen Angaben gemeinnützigen Verein, der sich für echte Demokratie einsetzt. Wabl muss aber trotzdem die erforderlichen Unterstützungserklärungen sammeln. Es ist sein vierter Versuch – er wollte bereits 1998, 2004 und 2010 antreten, scheiterte aber an den Unterstützungserklärungen. Bei der Nationalratswahl 2013 kandidierte er auf der Liste der Christlichen Partei Österreichs, für die SPÖ war er im steirischen Landtag und später auch im Bundesrat tätig, ehe er aus der Partei austrat.
5Inland
Zahlreiche Skelette und Sarkophage an der Kirche Saint-Germain-des-Pres entdeckt. Paris – Französische Archäologen rätseln über die Identität eines in Paris freigelegten Toten: Seit über tausend Jahren ruhte der Mann am Fuß der Kirche Saint-Germain-des-Pres im gleichnamigen Pariser Stadtviertel ehe er kürzlich wiederentdeckt wurde. War er ein Würdenträger der Merowinger oder ein Mönch aus der Zeit der Karolinger? Das Skelett lag mit verschränkten Armen im Grab, den Kopf zur der Kirche gewandt, die unter dem Merowinger-König Childebert I. im 6. Jahrhundert errichtet worden und die erste Grabstätte der französischen Könige war. Die ursprüngliche Kirche wurde von den Normannen zerstört und im 10. Jahrhundert als romanische Basilika neu errichtet. Das Skelett mit der Ausgrabungsnummer SPO10 ruhte nicht alleine in dem kleinen Garten der Kirche: Die Archäologen der Stadt Paris fanden seit Beginn der Ausgrabungen vor einem Monat vier Gräber aus der Merowinger-Zeit. Außerdem wurden elf Gräber aus der Ära der Karolinger freigelegt, die aus dem 10. und 11. Jahrhundert stammen (Bilder von der Fundstätte gibt es hier und hier) Ein rundes Dutzend Skelette wurde bereits exhumiert. Andere werden sicherlich noch folgen – denn bisher wurden noch nicht alle Merowinger-Sarkophage, die sich unterhalb der Karolinger-Gräber befinden, geöffnet. Die Ausgrabungen sollen bis September beendet werden. Anschließend sind umfangreiche Sanierungsarbeiten geplant. Sie sollen verhindern, dass Feuchtigkeit in die Mauern der Basilika steigt und diese beschädigt. Bereits im 19. Jahrhundert hatte der französische Archäologe Theodore Vacquer an der alten Kirche Ausgrabungen vorgenommen, als der Boulevard Saint-Germain angelegt wurde. Vaquer habe die Merowinger-Gräber schon damals entdeckt, sagt der Ingenieur Martial Braconnier vom Pariser Denkmalschutzamt. Er habe aber nur Grabschätze gesucht und sich nicht weiter um die Skelette in den Gräbern gekümmert. In der ehrwürdigen Kirche am heutigen Boulevard Saint-Germain wurden mehrere Jahrhunderte lang die französischen Könige und ihre adlige Gefolgschaft bestattet. Im 12. Jahrhundert sei die königliche Grabstätte dann in die gotische Basilika von Saint-Denis im Norden der Hauptstadt verlegt wurde, sagt David Coxall, Chefarchäologe der Stadt Paris. Wir hatten damit gerechnet, Merowinger-Gräber zu finden, berichtet der Leiter der Ausgrabungen, Jean-Francois Goret. Unerwartet sei hingegen der Fund von Grabstätten aus der Karolinger-Zeit gewesen. In diesen gemauerten Grabstätten wurden nach seinen Angaben ausschließlich männliche Skelette gefunden. Dies deute darauf hin, dass es sich bei den Toten möglicherweise um Mönche handle. Im Gegensatz zu den Gräbern aus der Merowinger-Zeit enthielten die der Karolinger keine Grabgaben. Um mehr über die Skelette aus dieser Zeit zu erfahren, darunter vor allem den Zeitpunkt ihres Todes, werden die französischen Wissenschafter unter anderem eine Radiokarbondatierung vornehmen. Neue Entdeckungen erhoffen sich die Forscher vor allem von den Merowinger-Sarkophagen, die in den kommenden drei Monaten geöffnet werden sollen. Denn in dieser Zeit wurden Aristokraten mit persönlichen Besitztümern begraben, etwa mit Schmuck, Gürteln oder Waffen. Die Erwartungen könnten allerdings auch enttäuscht werden – falls die Gräber im Laufe der Jahrhunderte bereits geplündert worden sind.
7Wissenschaft
8,75 Prozent Zinsen und 50 Prozent Schutz. Der Kursverlauf der Tesla-Aktie gleicht nach der ab dem Jahr 2013 eingeleiteten Kursexplosion von 30 auf bis zu 280 USD einer Achterbahn mit besonders hohen Kursausschlägen. Am Jahresende 2015 notierte die Aktie noch bei 240 USD. Anfang Februar war die Aktie unterhalb von 150 USD zu bekommen. Am 1.4.16 überwand der Aktienkurs des E-Mobil-Herstellers wegen der enormen Nachfrage nach dem ersten halbwegs leistbaren Tesla Model3 sogar wieder die Marke von 240 USD. Immerhin wurden bereits innerhalb kürzester Zeit mehr als 100.000 Fahrzeuge mit einem Stückpreis von jeweils 35.000 USD vorbestellt. Für Anleger mit der Markteinschätzung, dass sich der Verkaufserfolg des neuen Elektroautos in tendenziell steigenden Aktienkursen niederschlagen wird, die sich aber nicht den massiven Kursschwankungen der Tesla-Aktie aussetzen wollen, könnte das aktuell zur Zeichnung angebotene UBS-Express-Zertifikat mit fixem Kupon als Alternative zum direkten Aktieninvestment interessant sein. Der am 25.4.16 an der NASDAQ gebildete Schlusskurs der Tesla-Aktie wird als Startwert für das Zertifikat festgeschrieben. Bei 100 Prozent des Startwertes wird sich die Rückzahlungsschwelle befinden. Bei 50 Prozent des Startwertes wird die ausschließlich am finalen Bewertungstag (25.10.18) aktivierte Barriere liegen. Unabhängig vom Kursverlauf der Tesla-Aktie bekommen Anleger an den im Halbjahresabstand angesetzten Zinsterminen (erstmals am 1.11.16) einen fixen Kupon in Höhe von 8,75 Prozent pro Jahr ausbezahlt. Notiert die Aktie an einem der ebenfalls im Halbjahresintervall angesetzten Bewertungstage (erstmals am 25.10.16) auf oder oberhalb der Rückzahlungsschwelle, dann wird das Zertifikat mit seinem Ausgabepreis von 100 Euro und der Zinszahlung in Höhe von 8,75 Prozent pro Jahr zurückbezahlt. Läuft das Zertifikat bis zum letzten Bewertungstag (25.10.18), dann wird die Rückzahlung mit 100 Euro erfolgen, wenn der Schlusskurs der Aktie an der NASDAQ an diesem Tag oberhalb der Barriere ermittelt wird. Notiert die Tesla-Aktie am finalen Bewertungstag unterhalb des Startwertes, dann wird das Zertifikat, bei dem die Entwicklung des Euro/USD-Kurses bei der Ermittlung des Veranlagungsergebnisses keine Rolle spielt, mit der negativen prozentuellen Wertentwicklung der Tesla-Aktie in USD erfolgen. Das währungsgesicherte UBS-Express-Zertifikat mit fixem Kupon auf die Tesla-Aktie, maximale Laufzeit bis 1.11.18, ISIN: DE000UBS4328, kann noch bis 25.4.16 in einer Stückelung von 1.000 Euro mit 100 Prozent plus 0,5 Prozent Ausgabeaufschlag gezeichnet werden. ZertifikateReport-Fazit: Dieses Zertifikat ermöglicht Anlegern in den nächsten 2,5 Jahren einen Jahresbruttoertrag von 8,75 Prozent, wenn der Kurs der Tesla-Aktie am Laufzeitende des Zertifikates nicht die Hälfte seines am 25.4.16 ermittelten Wertes verloren hat.
3Wirtschaft
Experten sehen Echtheit von Foto des mutmaßlichen Attentäters Lee Harvey Oswald als bestätigt an. Über 45 Jahre nach der Ermordung des damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy dürfte eines der größten Rätsel um das Attentat gelöst sein. Laut Wissenschaftlern des Dartmouth College ist das Bild, das den mutmaßlichen Attentäter Lee Harvey Oswald zeigt, unzweifelhaft echt. Sie haben die Aufnahme einer 3D-Analyse unterzogen. Es zeigt Oswald, wie er mehrere marxistische Zeitungen und eine Waffe jenen Typs hält, mit der Kennedy erschossen wurde. Oswald, der kurz nach seiner Festnahme selber Opfer eines Gewaltverbrechens wurde, hatte die Abbildung als Fälschung bezeichnet. Seitdem dient sie als Grundlage für Verschwörungstheorien, denen zufolge Kennedy Ziel eines von der Regierung selber durchgeführten Anschlags war. Verfechter dieser Annahmen wollen auf dem Foto Unregelmäßigkeiten hinsichtlich des Lichtes, Proportionen und der Körperhaltung von Oswald erkennen. Die Bildforensiker haben die Szene dreidimensional rekonstruiert und eine Balance-Analyse durchgeführt, wie Wired berichtet. In dieser ließen sie Oswalds 3D-Modell, dessen Körperteile realistisch gewichtet wurden, eben jene Haltung einnehmen, ohne dass dieses aus dem Gleichgewicht geriet. Sie kamen zu dem Schluss, dass sowohl Oswalds Pose glaubwürdig sei und auch das Gewehr in seiner Hand, Licht und Schattenwurf klar dagegen sprechen, dass das Foto manipuliert worden sei. Schon 2009 (siehe Video) hatten die Wissenschaftler die Lichtsituation näher in Betracht genommen und geurteilt, dass es extrem unwahrscheinlich sei, dass jemand mit der 1963 zur Verfügung stehenden Technologie ein Foto so realistisch hätte fälschen können.
0Web
Österreicher ersparen sich damit 30 Millionen Euro. Wien – Nach der Steuerreform lässt Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) den Österreichern jetzt noch eine Entlastung zukommen. Der Bund wird auch im heurigen Jahr die Gebühren nicht erhöhen. Die Anhebung der Bundesgebühren wird damit wie bereits in den vergangenen Jahren seit 2011 erneut ausgesetzt. Das berichteten die Kleine Zeitung und die Presse (Montagausgaben). Der Finanzminister wäre nach dem Gebührengesetz grundsätzlich ermächtigt, zur Abgeltung der Inflation einmal pro Jahr, nämlich am 1. Juli des jeweiligen Jahres, per Verordnung die Gebühren des Bundes im Ausmaß der Teuerung anzuheben. Diese Inflationsanpassung für das abgelaufene Jahr würde eine Gebührenerhöhung um ein Prozent zulassen. Würde die Erhöhung überhaupt seit 2011 nachgeholt, würden die Gebühren um 9,1 Prozent steigen. Nach Berechnungen des Finanzressorts bedeutet das für die Österreicher in Summe eine Ersparnis von rund 30 Millionen Euro. Nicht erhöht werden unter anderem die Gebühren für die Ausstellung eines neuen Reisepasses oder eines Personalausweises. Kosten für einen Reisepass derzeit: 75,90 Euro. Dabei bleibt es. Ersparnis seit 2011: sechs Euro. Das Gleiche gilt auch für den Scheckkartenführerschein. Bei einem Neuantrag kostet dieser 60,50 Euro. Ohne Gebührenstopp wäre ein neuer Führerschein um 5,50 Euro teurer. Von der Gebührenbremse des Bundes ist weiters die Zulassung eines Kraftfahrzeugs betroffen. Die Bundesgebühr dafür macht 119,80 Euro aus. Kostenersparnis gegenüber einer Erhöhung: rund elf Euro. Seltener kommt eine Namensänderung vor. Aber auch in diesem Fall profitiert der Antragsteller vom Gebührenstopp. Eine Namensänderung kostet demnach weiterhin 382,60 Euro. Ohne Aussetzen der Anhebung wäre es um 35 Euro mehr. Insgesamt betrifft der Gebührenstopp sämtliche Eingaben an Bundesbehörden. Inkludiert sind darin alle Verfahren bei Behörden, egal, ob es sich zum Beispiel um Baubewilligungen oder um Gewerbeanmeldungen handelt.
3Wirtschaft
Staatschef war im März vor Huthi-Rebellen nach Saudi-Arabien geflohen. Aden – Nach sechs Monaten im saudi-arabischen Exil ist der jemenitische Präsident Abed Rabbu Mansour Hadi nach Angaben aus Sicherheitskreisen in sein Land zurückgekehrt. Hadi sei am Dienstag mit einem saudi-arabischen Militärflugzeug in der südlichen Hafenstadt Aden gelandet, hieß es von Sicherheitskräften am dortigen Flughafen. Bereits in der vergangenen Woche waren Regierungschef Khaled Bahah sowie mehrere Minister nach Aden zurückgekehrt. Hadi landete den Angaben zufolge am frühen Abend auf dem Luftwaffenstützpunkt neben dem Flughafen von Aden. Hadi war Anfang des Jahres vor den Houthi-Rebellen aus der Hauptstadt Sanaa nach Aden geflohen, bevor er Ende März angesichts der heranrückenden Aufständischen nach Saudi-Arabien floh. Obwohl er seitdem nur noch begrenzte Kontrolle über den Jemen hat, wird er von der Staatengemeinschaft weiter als legitimer Präsident anerkannt. Nach der Flucht Hadis ins Exil startete Saudi-Arabien mit einer Koalition arabischer Staaten Luftangriffe, um die Houthi-Rebellen zurückzudrängen und Hadi die Rückkehr an die Macht zu ermöglichen. Nach der Entsendung von Bodentruppen im Juli gelang es den Truppen Hadis, Aden und fünf Provinzen im Süden von den Rebellen zurückzuerobern. Die Rebellen kontrollieren weiter Sanaa und verschiedene Provinzen im Norden und im Zentrum des Landes. Hadis Regierungschef Bahah kehrte in der vergangenen Woche aus dem Exil nach Aden zurück. Er gestand aber ein, dass die Lage der Regierung selbst im Süden nicht gesichert sei. Die Regierung stützt sich dort auf eine Reihe von Milizen, die aber teils eigene Ziele verfolgen. Der Konflikt zwischen Regierungstruppen und Rebellen ließ zudem die Islamistenmiliz Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap) erstarken, die ihre Aktionen im Süden ausweiten konnte. Die aus dem Norden des Landes stammenden Houthi-Rebellen gehören der Minderheit der Zaiditen an, einer Untergruppe der Schiiten. Sie sind mit den Anhängern des früheren Präsidenten Ali Abdullah Saleh in der Armee verbündet. Die Aufständischen sehen sich derzeit einer Offensive in der Provinz Marib östlich von Sanaa ausgesetzt. Die Regierungskräfte rücken dort seit zehn Tagen mit Unterstützung von Kampfflugzeugen und Bodentruppen der arabischen Militärallianz vor. Das von Saudi-Arabien angeführte Bündnis flog am Dienstag erneut Luftangriffe auf Sanaa. Beim Bombardement eines Wohnviertels wurden mindestens 21 Rebellen und Zivilisten getötet, wie Augenzeugen und Rettungskräfte berichteten. Der Angriff richtete sich demnach gegen ein Gebäude der Houthi-Rebellen im Viertel Al-Sabin, doch seien auch umliegende Wohnhäuser getroffen worden. Mehrere weitere Bewohner würden noch unter den Trümmern vermutet. (APA, 22.9.2015)
2International
Strengere Nutzungsbedingungen für Microsoft-Dienste und -Produkte. Spielt man eine unautorisierte Kopie eines Computerspiels unter Windows 10 oder nutzt eine unautorisierte Hardware, kann Microsoft den Zugang zu Diensten wie Xbox Live blockieren. Dies geht aus den Nutzungsbedingungen des Systems zu allen von Microsoft bereitgestellten Services und allen von Microsoft vertriebenen Produkten hervor: Windows 10-Produktmanager Boris Schneider-Johne erklärte via Twitter, dass Microsoft den besagte Paragraph zu gefälschten Games und unautorisierter Hardware bereits mit dem Online-Dienst Xbox Live eingeführt hatte und somit nun auch unter Windows 10 zutreffe. Dabei ginge es angeblich darum, Cheating bei Online-Games zu verhindern. Damit könnten beispielsweise manipulierte Controller oder Mod-Chips gemeint sein. So dezidiert steht das allerdings nicht in den Nutzungsbedingungen von Windows 10 geschrieben. Das ist der Haken das Microsoft EINE Datenschutzrichtlinie für ALLE Produkte hat..., schreibt Schneider-Johne. @DrWindows_de ...und der Paragraph ist ALT und seit guten alten Xbox Live Zeiten online, denn darum geht es: Cheating bei Onlinegames.... Bereits in einem vorangegangenen Interview mit dem Video-Channel RocketBeans bestätigte Schneider-Johne weiters, dass alte Games mit Kopierschutzsystemen inkompatibel zu Windows 10 sein können. Alles, das auf Windows 7 lief, sollte auch auf Windows 10 laufen. Es gibt nur zwei dumme Ausnahmen: Antivirus-Software und Dinge, die tief im System vergraben sind, so der Produktmanager. Gute alte kopiergeschützte Spiele auf CD-ROM machen Sachen, die sich ganz tief ins System einhängen. Und das ist eine Sache, wo Windows 10 sagt: Sorry, das können wir nicht zulassen. Würde man dies erlauben, sei das ein mögliches Einfallstor für Viren. Deswegen gibt es eine Reihe von Spielen aus den Jahren, so 2003 bis 2008, Sachen mit Securom usw., CD-ROM-Spiele, die, wenn es keinen No-CD-Patch oder so was gibt, schlicht und einfach nicht laufen. Ob in diesen Fällen an einer generellen Lösung der Inkompatibilität gearbeitet wird, geht aus dem Interview nicht hervor. Anstelle dessen verweist Schneider-Johne auf Individuallösungen der Hersteller und auf alternative Neuveröffentlichungen ohne Kopierschutz über Stores wie GoG.com. Bei vielen Sachen gibt es inzwischen offizielle Patches, wo man (den Kopierschutz) wegschalten kann. (zw, 18.8.2015) Update: Berichtigung des Absatzes zu den Nutzungsbedingungen für Microsofts Online-Services
0Web
Union prüft, ob Steuer mit Wettbewerbsrecht im Einklang steht. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Christian Schmidt macht das Mindeshaltbarkeitsdatum als Übel dafür aus, dass so viele Lebensmittel im Müll landen. Wien – Die Distanz zwischen den Herstellungsorten von Lebensmitteln und den Haushalten ist größer geworden. Für Konsumenten ist zu jeder Jahreszeit jedes Nahrungsmittel verfügbar, und der Preis ist auch nicht abschreckend: Der Anteil der Lebensmittel an den jährlichen Haushaltsausgaben liegt bei rund 13 Prozent. Diese und andere Gründe sind es, die dazu führen, dass viele Lebensmittel im Müll landen. 760.000 Tonnen sind es jährlich nur in Österreich. Ein weiterer Grund für das Dilemma ist das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD), wie die Boku schon vor Jahren in Untersuchungen herausgefunden hat: Ist es erreicht, schmeißt man das Joghurt eben weg. Oft mangelt es den Konsumenten an Kompetenz, sie wissen nicht mehr, wie man Lebensmittel lagert und ihre Qualität feststellen kann. Mit dem MHD – das umgangssprachlich Ablaufdatum heißt – werde assoziiert, dass nach seinem Erreichen ein Lebensmittel ungenießbar wird, so die Boku-Experten. Dass man riechen und schmecken kann – nach Erreichen des MHD noch genauer –, dieses Wissen ist vielfach nicht mehr geläufig. Deutscher Minister fordert Abschaffung Der deutsche Minister für Ernährung und Landwirtschaft Christian Schmidt (CSU) fordert nun eine baldige Abschaffung des Haltbarkeitsdatums auf allen Lebensmittelverpackungen. Die Hersteller haben zu große Sicherheitspuffer eingebaut, sagte Schmidt den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagsausgaben). Auf die Verpackungen von Milch oder Schinken soll ein echtes Verfallsdatum gedruckt werden, nach dem diese Produkte tatsächlich nicht mehr genießbar wären. Bei Produkten wie Salz oder Zucker, die dauerhaft genießbar sind, müsse heute schon kein Haltbarkeitsdatum mehr auf der Verpackung stehen, sondern nur noch das Herstellungsdatum. Um der Verschwendung von Nahrungsmitteln zu begegnen, soll Schmidt zufolge auf verderblichen Produkten das Mindesthaltbarkeitsdatum zu einer qualifizierten Verbraucherinformation weiterentwickelt werden. Denn die meisten Produkte seien erheblich länger verwendbar als auf den Verpackungen stehe. Der CSU-Politiker geht davon aus, dass in wenigen Monaten der Entwurf einer entsprechenden EU-Richtlinie vorliegt.
3Wirtschaft
In der EU stiegen die Neuzulassungen um 2,9 Prozent auf 1,1 Millionen Fahrzeuge, in Österreich brachen sie hingegen um 6,7 Prozent ein. Frankfurt – Der Autoabsatz in Europa ist auch im Oktober gestiegen, allerdings mit etwas geringerem Tempo. Die Neuzulassungen in der EU stiegen im Jahresabstand um 2,9 Prozent auf 1,1 Millionen Fahrzeuge, teilte der Herstellerverband Acea am Dienstag mit. In den ersten zehn Monaten rollten 11,5 Millionen Wagen neu auf Europas Straßen – ein Plus von 8,2 Prozent. In Österreich hingegen gab es ein Minus. Hier brachen die Neuzulassungen im Oktober gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,7 Prozent auf 25.149 Fahrzeuge ein, in den ersten zehn Monaten 2015 gab es gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres einen leichten Rückgang um 0,7 Prozent auf 262.342 Einheiten. Trotz des Abgasskandals konnte Volkswagen dem Verband zufolge im vergangenen Monat den Absatz in der EU weitgehend stabil halten (minus 0,5 Prozent). Da andere Hersteller wie Daimler, BMW und Fiat aber deutlich zulegten, schrumpfte der Marktanteil des deutschen Konzerns im Oktober von 25,9 im Vorjahresmonat auf 25,1 Prozent. Zwischen Bestellung und Auslieferung der Autos liegen aber meist mehrere Wochen oder sogar Monate. Deswegen könnte sich der Skandal um manipulierte Abgastests, der Mitte September bekannt wurde, in den kommenden Monaten stärker auf die Auslieferungen niederschlagen.
3Wirtschaft
Aufregung um geleakte Stellungnahme, EU-Abgeordneter Reimon: "Ausschließlich Marktinteresse". Eine auf der Plattform Euractiv aufgetauchte Stellungnahme der deutschen Bundesregierung sorgt für Sorgenfalten bei Internetaktivisten. Die Regierung äußert sich darin zur geplanten EU-weiten Reform des Telekomsektors. Die Stellungnahme hat eine große Kongruenz zu den Wünschen der Deutschen Telekom. So will die deutsche Regierung etwa Regulierungsmaßnahmen der EU-Kontrolle entziehen. Es erscheint nicht notwendig, dass die EU-Kommission jede einzelne Maßnahme von Regulierungsbehörden der 28 Mitgliedsländer überprüft, heißt es in der Stellungnahme. Außerdem bezeichnet die Regierung Dienste wie WhatsApp oder Skype als direkte Konkurrenz zu Telekomfirmen. Die deutsche Telekomregulierungsbehörde war in die Kritik geraten, weil sie der Telekom das sogenannte Vektoring erlaubt hatte. Dadurch konnte der Konzern exklusiv schnelleres Netz anbieten; Mitbewerber hatten diese Möglichkeit nicht. Nun wird befürchtet, dass ohne Kontrolle der EU-Behörden eine noch stärkere Bevorzugung für die Deutsche Telekom in Kraft treten könnte. Schon bei Fragen der Netzneutralität und dem Aus für Roaming-Gebühren hatten große Länder wie Deutschland und Spanien Positionen eingenommen, die im Sinne der großen Telekomkonzerne waren. Ich habe in den letzten 18 Monaten keinen Sektor erlebt, in dem Großkonzerne so intensiv lobbyiert haben wie im Telekom-Bereich, sagt der EU-Abgeordnete Michel Reimon (Grüne), der an der Regelung zu Netzneutralität mitgearbeitet hat.
0Web
Neun Männer und eine Frau sind angeklagt, Mitglieder des "Islamischen Staates " zu sein. Die meisten bestreiten das. Wien - Über ein Thema wird das Schöffengericht im Terrorprozess gegen zehn Angeklagte ganz sicher nicht diskutieren: ob der Islamische Staat (IS) eine Terrororganisation ist. Das wird vom Gericht als notorisch angenommen, unter anderem wegen der Resolution des UN-Sicherheitsrates, stellt Vorsitzender Andreas Hautz schon zu Beginn fest. Und noch etwas ist von Anfang an klar: Die Wiener Polizei ist mutiger als die Justizwache. Erstere versieht in normalen Uniformen den Dienst an den Schleusen und im Zuschauerbereich des Großen Schwurgerichtssaal. Letztere treten auf, als ob der IS unmittelbar vor dem Sturm auf das Wiener Landesgericht steht: Vermummt mit Sturmhauben, geschützt von schweren beschusshemmenden Westen, führen sie die Beschuldigten - neun Männer und eine Frau - zu ihren Bänken. Seit Sommer 2014 sitzt die Gruppe in Untersuchungshaft, da ihnen Staatsanwältin Stefanie Schön vorwirft, den IS unterstützt zu haben. Erstangeklagter Yunus F. soll die anderen in die Türkei gefahren haben, von wo aus sie nach Syrien weiterreisen wollten, um sich dem IS anzuschließen. Egal, ob sie ein Sturmgewehr in die Hand nehmen wollten oder nicht, Mitglieder des IS seien dadurch alle geworden. Die Vereinten Nationen glauben an 25.000 Foreign Fighters in Syrien und dem Irak, schon der mögliche Nachschub aus Österreich hätte den IS zumindest moralisch gestärkt, ist Schön überzeugt. Die großteils tschetschenischstämmigen Angeklagten und ihre Verteidiger stellen das anders dar. Nur einer bekennt sich schuldig im Sinne der Anklage, der Erstangeklagte gibt die Fahrten zu, will sich aber nicht strafbar gemacht haben. Der Rest sagt, es sei eine Urlaubsreise in andere Länder geplant gewesen, oder aber, man habe sich im Islamischen Staat umschauen wollen. Hizir B. und Malika S. , zum Beispiel. Die beiden sind ein Paar - nach österreichischem Recht leben sie in wilder Ehe, nach islamischen sind sie verheiratet. Christian Hirsch, Verteidiger des Mannes, sagt, die beiden hätten im IS leben wollen, da die vollverschleierte Frau in Österreich diskriminiert und angefeindet worden sei. Hautz beschließt, die Angeklagten abgesondert voneinander zu vernehmen, mit Yunus F. beginnt er. Der war vor der Polizei Hauptbelastungszeuge, jetzt eiert er ziemlich herum. Was ist ein Mujahedin?, fragt ihn der Vorsitzende. Einer, der für Gott etwas tut. Kämpfen, Spenden sammeln oder Essen verteilen, sieht F. ein breites Spektrum. Auch der Jihad ist für ihn ein eher nebulöser Begriff. In der elektronischen Kommunikation mit anderen war das noch ganz anders: Er sprach vom bewaffneten Jihad und davon, wie viele Mujahedin er schon nach Syrien geschleust habe. Das war Prahlerei, sagt er nun. Vor allem gegenüber einer von ihm nach Istanbul gebrachten, nun in Syrien lebenden Frau - mit der er ein Verhältnis begann. Vor seiner im Saal sitzenden Frau möchte er das eigentlich geheim halten - als ihm der Vorsitzende eröffnet, dass er dann halt die Vernehmungsprotokolle verlese, erzählt F. es doch. Nachdem Hautz mehrmals nachbohrt, gibt der Angeklagte doch zu, gewusst zu haben, dass seine Fahrgäste um mehrere Hundert Euro nach Syrien wollten. Es sei ihm auch klar gewesen, dass sie teils Österreich als Asylwerber gar nicht verlassen durften. Ich habe aber geglaubt, ich muss nur 300 Euro zahlen, wenn ich erwischt werde. Dass ihm bis zu zehn Jahre Haft drohen, habe er nicht gewusst. Interessanterweise widerspricht er damit auch seiner Verteidigerin Ulla Gräfin von Deym. Die hatte im Eröffnungsplädoyer darüber hinaus noch erklärt, ihr Mandant habe seine Passagiere über das Angebot einer Mitfahrgelegenheit im Internet kennengelernt. Das dementiert F. klar: Er habe einen Tschetschenen kennengelernt, dann sei seine Nummer in der Gemeinschaft weitergegeben worden. Der IS habe ihn zu dieser Zeit aufgrund von Erzählungen durchaus fasziniert - er habe gehört, man könne dort kostenlos wohnen, seinen Glauben ausleben und finde leicht eine Frau. Von Gräueltaten will er dagegen erst im Gefängnis erfahren haben. Wird fortgesetzt.
1Panorama
"Ich wäre schon längst in einem Hochsicherheitsgefängnis", sagt der Late-Night-Talker zur Causa. Washington – John Oliver, scharfzüngiger und treffsicherer Late-Night-Talker in den USA, springt Jan Böhmermann bei. Er sei sehr froh, dass Amerika anders als Deutschland kein Gesetz habe, das einen für ein Gedicht hinter Gitter bringe, sagte Oliver. Ich wäre schon längst in einem Hochsicherheitsgefängnis. Erdoğan hat eine unglaublich dünne Haut, sagte Oliver. Er ist schuld, er macht es einem viel zu leicht, sich über ihn lustig zu machen. Oliver zitierte Erdoğans Vergleiche von Israel mit Hitler-Deutschland sowie frauenfeindliche Aussagen des Präsidenten. An die Adresse Erdoğans fügte er hinzu: Wenn Du so ängstlich darauf bedacht bist, nicht verspottet zu werden, versuch doch mal, die freie Rede weder in Deinem Land noch in anderen zu unterdrücken und Dich generell so zu verhalten, dass nicht jeder sehen will, wie man Dir in den Hintern tritt. Böhmermann hatte Ende März in seiner Fernsehshow Neo Magazin Royale ein drastisches Gedicht auf den türkischen Präsidenten verlesen und damit eine größere Affäre ausgelöst.
6Etat
Verbot für Verpflichtung ausländischer Spieler wegen Finanzkrise und schmelzender Öl-Einnahmen. Algier – Die algerischen Fußballclubs dürfen keine ausländische Spieler mehr verpflichten. Das gab der nationale Verband (FAF) am Montag auf der Homepage bekannt. Begründet wird diese Entscheidung mit der aktuellen Finanzkrise. Die Öl-Einnahmen von Algerien, das rund 95 Prozent seiner Einkünfte durch Exporte bezieht, sind auf die Hälfte geschmolzen. Daher wurden Sparmaßnahmen ergriffen, um die hohen Kosten, die durch Transfers verursacht werden, zu verringern. Der Verband fordert die Vereine außerdem auf, die Kadergröße so gering wie möglich zu halten, um die Lohnkosten zu senken. Legionäre, die einen aktuellen Vertrag besitzen, dürfen noch bis Ende der Vertragsdauer in der algerischen Liga spielen, hieß es. Aktuell spielen rund 30 Legionäre in Algeriens Liga, die meisten sind Afrikaner. Außerdem sind zwölf ausländische Trainer, darunter einige Franzosen, in Algerien tätig.
4Sport
Zug kam aus Ungarn – Teil der Flüchtlinge will weiter nach Deutschland. Wien – 93 Flüchtlinge aus Syrien, Pakistan, Afghanistan und Bangladesch sind am Donnerstag am Wiener Westbahnhof von der Polizei aufgegriffen worden. Die Betroffenen waren in einem überfüllten Zug aus Ungarn nach Wien gekommen. Ein Teil der Flüchtlinge verharrte zu Mittag weiter am Bahnhof, verweigerte die Annahme von Hilfe und wollte nach Deutschland weiterreisen, berichtete die Polizei. Die Polizei wurde von den ÖBB alarmiert. Bereits am Wiener Hauptbahnhof stiegen Beamte in den Railjet 62 und fuhren mit den Flüchtlingen zum Westbahnhof. 45 Personen wurden dann in das Polizeianhaltezentrum Rossauer Lände gebracht. Der restliche Teil – vor allem Familien aus Syrien – weigerte sich aber vorerst, den Bahnhof zu verlassen, und wollte weiter nach Deutschland reisen. Auch die Annahme von Getränken und Decken wurde zunächst abgelehnt, mitunter kam es zu tumultartigen Szenen. Wir appellieren an die Personen, Hilfe anzunehmen, sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger. Am Wiener Westbahnhof wurden die Bahnsteige sechs und sieben gesperrt. Nach über zwei Stunden Warten erklärten sich dann auch die letzten 30 Personen zur Annahme von Hilfe bereit. Die Einsatzkräfte vor Ort begleiteten die Flüchtlinge zum Bus, dieser brachte sie in das Familienanhaltezentrum Zinnergasse im 11. Gemeindebezirk. Dort würden die meisten dann Asyl beantragen, so Haslinger. Laut dem Polizeisprecher waren rund 30 Personen im Einsatz. Auf der Ostautobahn (A4) in Niederösterreich wurden am Donnerstag etwa 100 Flüchtlinge aufgegriffen. Sie waren bei Bruck an der Leitha und Schwechat umhergeirrt, teilte Polizeisprecher Johann Baumschlager mit. Die Menschen stammten aus Syrien, dem Irak und aus Afghanistan. Es handelte sich um mehrere Familien mit Kindern. Offenbar waren die Flüchtlinge auf der A4 ausgesetzt worden. Von einem Schlepper gab es keine Spur, sagte Baumschlager. Die Frauen, Männer und Kinder wurden zur Erstversorgung in Polizeidienststellen gebracht.
1Panorama
Der Forschungsoutput soll nicht alleinige Bezugsgröße sein, sagt Hanappi-Egger. Wien – Die neue Rektorin der Wiener Wirtschaftsuniversität, Edeltraud Hanappi-Egger, will statt der reinen Messung des Forschungsoutputs künftig vielschichtigere Leistungsbeurteilungsmodelle für Mitarbeiter finden. Als Vorbild könne dabei das sogenannte Performance relative to opportunities-Modell in Australien dienen, sagte Hanappi-Egger am Montag. Bei der Leistungsbeurteilung gehen wir von reduzierten Sichtweisen aus, etwa von sehr linearen traditionellen Biografien, wo es keine Unterbrechungen gibt, betonte Hanappi-Egger. Gleichzeitig sind da Lebensphasen, wo viel passiert. Man soll lehren, sich in der Universitätsentwicklung engagieren oder in der Forschungskommunikation. Insofern dürfe man etwa bei Berufungen oder Evaluierungen nicht nur den reinen Forschungsoutput messen, sondern etwa auch das Engagement in der Lehre, in der Zivilgesellschaft oder in der Forschungskommunikation. Wir müssen erkennen, dass Leistungserbringungen immer in Abhängigkeit von gewissen Lebensumständen passieren, meinte Hanappi-Egger. Auf diesem Gedanken baue das performance relative to opportunities-Modell auf. Ich kann natürlich immer die Zahl der Journal-Publikationen zählen und sagen: 15 Publikationen sind mehr als zwölf. Wenn allerdings die 15 Publikationen von einem Inhaber einer Vollzeitstelle kämen und die zwölf von einem Teilzeit-Mitarbeiter, ergebe sich schon ein umfassenderer Informationsgehalt, nannte sie ein Beispiel. Initiativen plant die neue Rektorin auch bei den Studierenden: Hier gehe es darum, zu einer besseren sozialen Durchmischung zu kommen. Hanappi-Egger wollte sich dabei auf keine zu erreichenden Kennzahlen festlegen – es geht einmal ums bewusste Wahrnehmen und darum, sich dem Thema zu widmen. So könne man etwa die Einladungspolitik für Schulen an den Campus schärfen bzw. aktiv Schulen besuchen und vor Ort informieren. Dann könne man auch identifizieren, welche Pre-Study-Angebote es brauche – etwa neben reiner Information auch Kursangebote. Außerdem sei man gerade am Überlegen, welche Stipendien man hochbegabten Studierenden anbieten könne, die aus einem sozial schwächeren Background kommen. Am Prüfstand stehen außerdem gerade die Forschungsfördermodelle der WU. Darüber hinaus schaue man, wie man Tenure-Track-Modelle anbieten könne – also Laufbahnmodelle, die Nachwuchswissenschaftern bei Erfüllung bestimmter Kriterien eine durchgängige Beschäftigungsmöglichkeit bieten.
5Inland
Die neue rechtsnationale Führung wird Polen nicht so leicht umbauen können, in der Bevölkerung regt sich Widerstand. Weiß-rote Fahnen, so weit das Auge reicht: Tausende Demonstranten marschierten am Sonntag bei Eiseskälte, Wind und Regen durch Polens Hauptstadt Warschau, allen voran Jaroslaw Kaczynski, Chef der rechtsnationalen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) und zurzeit der mächtigste Mann Polens. Kaczynski, der in den Jahren 2006 und 2007 Premier Polens war und nach dem Unfalltod seines Zwillingsbruders Lech in Smolensk versucht hatte, ihn als Präsidenten Polens zu beerben, klagte in einer flammenden Rede auf dem Drei-Kreuz-Platz die anderen an, politische Heuchler zu sein. Sie würden die Demokratie nicht verteidigen, wie sie behaupteten, sondern den Siegern der Parlamentswahlen vom Oktober das Recht verweigern, Polen zu regieren. Wir haben die Wahlen gewonnen, und sie erlauben uns nicht, dieses Land umzubauen. Polen muss aber umgebaut werden, und das muss ein großer Umbau sein, empörte er sich. Diejenigen, die in der Zeit der Volksrepublik verhindert hätten, dass der polnische Papst Johannes Paul II. ein drittes Mal das damals kommunistisch regierte Polen besuchte, würden jetzt auch gegen die PiS-Regierung mobilmachen. Diejenigen, die da angeblich für die Demokratie kämpften, hätten nur die Interessen einer kleinen Gruppe im Auge. Sie hätten sich den Fremden im Ausland verkauft oder auch denjenigen im Lande, die nichts mit den Interessen der Mehrheit der Polen gemein hätten. Deren Widerstand müssen wir brechen. Das schaffen wir! Auch Journalisten, die der neuen Regierung und ihren Parteigängern nicht genehm sind, waren Ziel der Kritik: Ein Priester rückte der linksliberalen Tageszeitung Gazeta Wyborcza mit einer Teufelsaustreibung zu Leibe. Umringt von Mitgliedern nationalkonservativer Gruppen aus dem Umfeld der PiS, sprach er vor dem Warschauer Verlagshaus des Blattes ein Exorzismusgebet. Die Teilnehmer der Aktion trugen unter anderem ein Transparent mit der Aufschrift Kreuzzug für das Vaterland. Nur einen Tag zuvor, am Samstag, hatte in Warschau noch eine völlig andere Stimmung geherrscht. Auf dem Protestmarsch des Komitees zur Verteidigung der Demokratie hatten Demonstranten neben polnischen auch zahlreiche EU-Flaggen geschwungen. 50.000 Gegner der seit einem Monat regierenden PiS protestierten gegen die Politik der neuen Minister und der PiS-Abgeordneten im Parlament. Vor dem Verfassungsgericht skandierten sie de-mo-kra-cja (Demokratie) und kon-sty-tu-cja (Verfassung). Mit den Hymnen Freude schöner Götterfunken und Noch ist Polen nicht verloren machten sich diejenigen gegenseitig Mut, die die polnische Demokratie in Gefahr sehen. Auch in Krakau, Breslau, Posen, Stettin und mehreren kleineren Städten demonstrierten Menschen gegen die Regierung. Mehrheit bedeutet nicht Diktatur, sagte Mateusz Kijowski, der Gründer des Komitees zur Verteidigung der Demokratie. Es könne nicht sein, dass die neue Regierung, nur weil sie die absolute Mehrheit im Parlament habe und auch der Präsident aus den Reihen der PiS stamme, den Rechtsstaat aus den Angeln hebe. Das Verfassungsgericht sei Hüter der Verfassung. Seine Urteile seien endgültig und sowohl vom Präsidenten als auch vom Parlament zu respektieren und umzusetzen. Kijowski spielte damit auf den aktuellen Konflikt um das Verfassungsgericht an. Dabei geht es um die Besetzung von fünf Richterstellen in dem insgesamt 15-köpfigen Gremium. Die PiS weigert sich, drei Richter anzuerkennen, die noch das Vorgängerparlament ausgewählt hatte. Statt zwei der im Dezember frei gewordenen Stellen zu besetzen, hatte das neue Parlament gleich fünf parteinahe Richter ernannt, die sofort von Präsident Duda vereidigt wurden. Das ist verfassungswidrig, urteilte das Verfassungsgericht. Präsident, Premier und Parlament müssten dieses Urteil nun eigentlich umsetzen. Doch der Kampf ist noch nicht ausgestanden. PiS-Chef Kaczynski sagte in einer Sendung von TV Republika, das Urteil der Verfassungsrichter sei zweifelhaft und könne nicht in Kraft treten.
2International
Bisherige drei Saisonduelle endeten allesamt 1:1 – Wolfsberger als einziges Team gegen Meister noch ungeschlagen. Salzburg/Wolfsberg – Meister Red Bull Salzburg empfängt in der letzten Fußball-Bundesliga-Runde am Sonntag (ab 17.30 Uhr) den Tabellensechsten WAC. Die Wolfsberger sind nach drei 1:1 als einziges heimisches Team in dieser Saison noch ungeschlagen gegen die Bullen, die nach dem Match den Meisterteller und die Medaillen für die erfolgreiche Titelverteidigung von Liga-Präsident Hans Rinner überreicht bekommen. Außerdem erhalten auch die Salzburg-Legionäre Naby Keita und Alexander Walke ihre Auszeichnungen für den besten Spieler und Tormann der Saison. Bei der Meisterfeier der Mozartstädter wird den Fans, von denen zuletzt einige wegen der Entscheidung gegen einen Meisterstern auf dem Trikot sauer waren, dann noch Livemusik und Gratisbier geboten. Der WAC könnte die Feierlaune der mehr als 10.000 erwarteten Anhänger aber trüben, sollte er auch im vierten Saisonduell mit dem alten und neuen Champion ohne Niederlage bleiben. Wir hatten ein cooles Frühjahr, betonte Wolfsbergs Trainer Heimo Pfeifenberger mit Blick auf die Tabelle der zweiten Saisonhälfte, die sein Team hinter Salzburg und Rapid als Dritter abschließen wird. Nun gilt es noch einmal über die Schmerzgrenze zu gehen. Vielleicht gelingt uns die Sensation, den Salzburgern ein Haxl zu stellen, meinte Pfeifenberger, der schon mit einem Punkt hochzufrieden wäre, vor dem Gastspiel in seiner Heimat. Ein WAC-Sieg in Wals-Siezenheim wäre eine Premiere, hat doch Salzburg keines seiner bisherigen sieben Heimspiele (vier Siege, drei Remis) gegen die Kärntner verloren. Vor einem knappen Jahr feierte der Meister zum Saisonabschluss einen 3:0-Heimsieg über die Wolfsberger, die in dieser Saison bisher nur zweimal in der Fremde (2:0 bei der Admira und 1:0 in Grödig) gewonnen haben. Salzburg ist seit mittlerweile 13 Runden (neun Siege/vier Remis) ungeschlagen, zu Hause sogar seit dem 1. August des Vorjahres (1:2 gegen Rapid). Seither feierten die Bullen in 16 Liga-Heimspielen 13 Siege und haben deshalb am Sonntag erneut drei Punkte im Visier, wie Trainer Oscar Garcia am Freitag versicherte. Wir haben schon im letzten Spiel (2:1 in Grödig, Anm.) gezeigt, dass wir die Mentalität haben und professionell genug sind, jedes Spiel gewinnen zu wollen. Wir werden alles dafür geben, versprach der Katalane, der im Hinblick auf das Cup-Finale am Donnerstag in Klagenfurt gegen die Admira erneut einige Stammspieler schonen wird. (APA, 13.5. 2016) Mögliche Aufstellungen: FC Red Bull Salzburg – RZ Pellets WAC (Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, SR Schüttengruber). Bisherige Saisonergebnisse: 1:1 (a), 1:1 (h), 1:1 (a) Salzburg: Walke – Lainer, Caleta-Car, Miranda, Schwegler/Ulmer – Lazaro, Laimer, Bernardo/Schmitz, Berisha – Oberlin, Reyna Ersatz: C. Stankovic – Keita, Mukhtar, Hwang, Minamino, Atanga Es fehlen: Soriano (Muskelfaserriss), Leitgeb, Yabo, Prevljak (alle Knie), Sörensen (Fuß), Upamecano (Zerrung Hüftbeuger), Damari (Adduktoren), Pehlivan (Prellung) WAC: A. Kofler – Standfest, Sollbauer, Hüttenbrenner, Palla – Wernitznig, M. Weber, Tschernegg, Baldauf – Silvio, Ouedraogo Ersatz: Dobnik – Berger, Rabitsch, Putsche, Seidl, Trdina, Hellquist Fraglich: Schmerböck, Zündel (beide erkrankt) Es fehlen: Jacobo (Knie), Drescher (Mittelfußknochen), Rnic (Oberschenkel)
4Sport
ESL begründet Ausschluss mit strikten Regeln seitens der Länder und Partner. Die Electronic Sports League (ESL) hat das Team des Webseitenbetreibers Youporn aus der Liga ausgeschlossen. Das Team YP darf damit nicht mehr an den Turnieren der international operierenden Organisation teilnehmen. Wie die ESL in einer offiziellen Stellungnahme gegenüber der Branchenseite Gamespot erklärte, sei dies auf Pornographie-Werbeverbote in Ländern zurückzuführen, in denen die Liga vertreten ist. Pornographie zu bewerben, ist nicht legal in den Ländern, in denen wir vertreten sind und die Mehrheit unserer Partner, mit denen wir zusammenarbeiten, haben strikte Regeln – keine Drogen, kein Alkohol, keine Pornographie, die wir vertraglich vereinbart haben. Diese Regeln sind nicht neu, sondern schon lange in unseren Richtlinien enthalten, heißt es von Seiten der ESL. Die Betreiber des Team YP zeigte sich bezüglich der Entscheidung enttäuscht. Vor allem, weil man in der Vergangenheit mehrere Schritte unternommen hat, um die Marke des Teams abzuändern. Dies betrifft den offiziellen Namen genauso, wie die Suchmaschinenoptimierung, damit bei Eingabe von Team YP bei Google nicht die Pornoseite, sondern die arbeitsfreundliche Webseite des Teams angezeigt wird. Ich bin enttäuscht, dass die Entwicklung des Team YP durch diese Entscheidung blockiert wird, ganz zu schweigen davon, welche Auswirkungen das auf unsere Spieleraufstellung haben wird, sagt Teammanagerin Claire Fisher gegenüber der Seite GamesBeat. Während unsere Teilnahme am E-Sport für manche kontrovers sein mag, erscheint es zumindest unfair, dass damit die Teilnahme unserer Spieler verhindert wird, nur weil sie von uns gesponsert werden. Den Betreibern der ESL zufolge habe man dem Team YP die Situation Anfang des Jahres erklärt und angeboten, mögliche Alternativen auszuloten. Derzeit berät man sich mit den Rechtsanwälten und werde das Team und das Management über neue Entwicklungen auf dem Laufenden halten.
0Web
FIFA-Ethikkommission fordert lebenslange Sperre – Anwalt: "Purer Skandal". Zürich – Michel Platini und Joseph Blatter kämpften jahrelang erbittert um die Macht im Weltfußball – nun bleiben die beiden Spitzenfunktionäre womöglich für immer von der großen Bühne ausgesperrt. Die Untersuchungskammer der FIFA-Ethikkommission hat gegen den derzeit suspendierten UEFA-Chef Michel Platini eine lebenslange Sperre gefordert. Das teilte Thibaud dAles als Anwalt des früheren Stars mit. Die gleiche Forderung wurde auch im Fall Blatter erhoben. Das berichtet die Zeitung Welt und beruft sich auf Verbandskreise. Platinis Anwalt sprach von einem puren Skandal sowie einer Übertreibung, solch ein Strafmaß zu fordern. Das zeigt uns, dass die Kommission nicht glaubwürdig ist. Es gibt nicht ein Element in diesem Fall, das den Verdacht bestätigt, sagte DAles der Nachrichtenagentur AFP. Er setzt bei der Verteidigung seines prominenten Mandanten offenbar auf den Internationalen Sportgerichtshof (CAS). Die Untersuchungskammer der Ethikkommission hatte in der vergangenen Woche ihren Schlussbericht zu Platini und dem ebenfalls suspendierten FIFA-Chef Blatter fertiggestellt und darin Anträge für Sanktionen gestellt. Der Fall liegt nun bei der rechtsprechenden Kammer unter Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert. Viel Geld Hintergrund der Affäre ist eine dubiose Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken, die Blatter 2011 an Platini geleistet hatte. Beide behaupten, dass das Geld für Beratertätigkeiten angewiesen wurde, die Platini von 1999 bis 2002 für die FIFA geleistet haben soll. Die Ethikkommission der FIFA hatte daraufhin Blatter und Platini am 7. Oktober für 90 Tage von allen Fußball-Aktivitäten ausgeschlossen. Die FIFA will zeigen, dass es keinen Vertrag zwischen Blatter und Platini gibt. Wir haben die Beweise, dass solch ein Deal existierte. Wir werden dies an den CAS schicken, der den Fall fair innerhalb einer kurzen Zeit verhandelt, ergänzte DAles. In der Vergangenheit waren Verdächtigungen aufgekommen, dass das Geld von Blatter an Platini für dessen Unterstützung bei der FIFA-Präsidentschaftwahl 2010 gewesen sei. Damals galten die beiden Spitzenfunktionäre noch als Verbündete. Der Ethikkommission vertraut die Platini-Seite wohl nicht mehr. Bereits im Dezember wird ein Urteil erwartet. Und für Platini drängt die Zeit. Der Franzose will am 26. Februar 2016 auf dem außerordentlichen Kongress die Nachfolge von Blatter antreten, der seinen Rücktritt angekündigt hat. Bis dahin braucht er einen Freispruch und müsste zugleich den Integritätscheck bestehen.
4Sport
Die Frage ist gar nicht so eindeutig zu beantworten, zeigt die BBC in einem zoologischen Feature. Die längste Brücke, der höchste Baum, der schnellste Flieger: Rekorde ziehen als Thema immer. Einem solchen hat die BBC ein eigenes Feature gewidmet – nämlich der Frage, was das lauteste Tier auf Erden ist. Conclusio: Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Die Lautstärke lässt sich nicht allein an Dezibel bemessen – für unsere Wahrnehmung, ob laut oder leise, spielt auch die Frequenz der akustischen Signale eine Rolle: Manche Tierarten wie etwa das Große Hasenmaul (eine Fledermaus) wären ohrenbetäubend laut – allerdings spielt sich der Lärm in einem Bereich ab, der für uns unhörbar ist. Was wiederum die Dezibel anbelangt, macht es einen Unterschied, ob die Lautäußerung unter Wasser oder in der Luft erfolgt. Und nicht zuletzt spielt auch die Entfernung beziehungsweise die Größendimension eine wichtige Rolle. Knallkrebse etwa erzeugen mit ihren Scheren eine Kavitationsblase, deren Implosion nicht nur den namensgebenden Knall, sondern auch Temperaturen von einigen tausend Grad erzeugt – allerdings nur auf engstem Raum. Alles in allem kürt die BBC den Pottwal zum Sieger respektive zum lautesten Tier. Lesen Sie hier, warum aber aufgrund der unterschiedlichen Aspekte von Lautstärke auch Spezies wie etwa Ruderwanzen zu den Kandidaten gezählt werden müssen: --> BBC: The worlds loudest anmial might suprise you (red, 15. 4. 2016)
7Wissenschaft
Luftangriffe haben zugenommen – Belagerte Gebiete sollen weitere Hilfe bekommen. Aleppo – Die US-geführte Koalition hat nach Angaben von Menschenrechtsbeobachtern ihre Luftangriffe auf die Terrormiliz Islamischer Staat im Nordosten Syrien verstärkt und dabei in zwei Tagen 48 Zivilisten getötet. Am Donnerstag seien bei Bombardements südlich der Stadt Hasaka mindestens 15 Menschen gestorben, darunter drei Kinder, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Bereits am Vortag hatte das Bündnis in der Region Angriffe geflogen, um eine Offensive der Kurdenmiliz YPG gegen den IS zu unterstützen. Bei der YPG handelt es sich um den bewaffneten syrischen Arm der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Die Volksschutzeinheiten beherrschen große Teile des Grenzgebiets zur Türkei. Sie sind in Syrien der wichtigste Partner des Westens im Kampf gegen den IS. Zugleich wurden in fünf belagerten syrischen Städten rund 100 Lastwagen mit Hilfsgütern für 80.000 Menschen ausgeladen. Die Konvois mit Nahrungsmitteln und Medikamenten waren in den vom Regime abgeriegelten Orten Muadamiyat al-Sham, Madaya und Zabadani sowie in den von Rebellen umstellten Orten Foua und Kafraya eingetroffen. Die Menschen dort brauchen dringend Hilfe. Laut UN leben mehr als 400.000 Syrer in belagerten Gebieten. Hilfsorganisationen hatten in den vergangenen Wochen von Dutzenden Toten durch Mangelversorgung berichtet. Die Hilfskonvois sollen möglichst bald weitergehen. Die am Mittwoch eingetroffenen Konvois seien nur die erste von vielen Lieferungen, sagte die Sprecherin der UN-Organisation für humanitäre Hilfe, Linda Tom. Die UN hoffen nach eigenen Angaben, die vom IS belagerten Teile der Stadt Deir ez-Zor bis Ende nächster Woche aus der Luft versorgen zu können. Auf die Lieferungen hatten sich die USA, Russland und andere Staaten Ende vergangener Woche in München geeinigt. Das Abkommen sieht auch eine Feuerpause vor, die am Freitag in Kraft treten soll. Allerdings nahm die Gewalt in vielen Teilen des Landes in den vergangenen Tagen zu. Im Kampf gegen die Rebellen verschärfte Russlands Luftwaffe als Verbündeter des Regimes laut Aktivisten ihre Angriffe. Die Europäische Union hat offensichtlich gesicherte Erkenntnisse darüber, dass die russischen Streitkräfte noch immer moderate Oppositionsgruppen ins Visier nehmen. Im jüngsten Entwurf für die Abschlusserklärung des EU-Gipfels am Donnerstag und Freitag werden Russland und das syrische Regime aufgefordert, Angriffe auf moderate Oppositionsgruppen unverzüglich zu beenden. Diese verschärften die Flüchtlingskrise und würden dem IS nutzen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) sieht nach den Luftangriffen auf Krankenhäuser in Nordsyrien Hinweise auf eine Beteiligung des Regimes. Ein HRW-Waffenexperte habe einen Blindgänger nahe einer Klinik in der Stadt Azaz als ballistische Rakete identifiziert, erklärte die Organisation. Diese Art von Flugkörpern sei bisher nur von Regierungstruppen eingesetzt worden. Zusammen mit Angriffen in anderen Regionen Syriens waren am Montag laut UN fast 50 Menschen gestorben. Die USA, andere westliche Staaten und Aktivisten machen Russland und Syrien dafür verantwortlich. Beide Staaten wiesen die Vorwürfe hingegen zurück. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zählte in Syrien seit dem vergangenen Jahr 101 Angriffe auf von ihr unterstützte Kliniken. Die Normalisierung von Angriffen auf Krankenhäuser und Zivilisten sei unerträglich, sagte Ärzte-ohne-Grenzen-Chefin Joanne Liu. Wir sagen klar und deutlich: Der Arzt deines Feindes ist nicht dein Feind.
2International
VÖZ-Präsident Kralinger: Bundesregierung soll Digital-Koordinator ernennen. Wien – Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) zieht eine kritische Bilanz der Medienpolitik 2015. Insgesamt ist bei den wichtigen medienpolitischen Baustellen zu wenig weitergegangen, so VÖZ-Präsident Thomas Kralinger. Bei der Abschaffung des Amtsgeheimnisses, der Reform der Presseförderung oder der Umsetzung eines Leistungsschutzrechtes hätte man größere Schritte erwartet. Österreich braucht eine digitale Agenda, wünscht sich Kurier-Geschäftsführer. Die Digitalisierung betrifft keineswegs nur Medien sondern alle Branchen. Eine aktive digitale Wirtschaftspolitik ist essenziell für die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Österreich. Moderne Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung sowohl in der Wirtschaft als auch speziell im Medienbereich müssen von der Politik rasch festgelegt werden. Zuwarten ist keine Option mehr, die Digitalisierung muss stärker als Chance gesehen werden. Ein Digitalisierungsbonus, wie ihn Bayern plant, könnte ein guter Anreiz sein. Da es sich bei den Herausforderungen der Digitalisierung um eine klassische Querschnittsmaterie zwischen Bund, Ländern und Gemeinden handelt schlägt der VÖZ vor, dass die Bundesregierung einen Koordinator ernennt, der alle digitalen Vorhaben bündelt, vorantreibt und Orientierung schafft. Zugleich fordern die Zeitungsverleger gleiche Rahmenbedingungen für Print- und Digital-Medien. Digitalisierung braucht gleiche Voraussetzungen wie der Printbereich und inländische Betreiber dürfen nicht schlechter gestellt werden, sagt Kralinger. Als Beispiel führte der VÖZ-Präsident das Urheberrecht an. Das aktuelle Urheberrecht entstammt einer Zeit vor der Digitalisierung. Es begünstigt US-amerikanische Web-Giganten, die Inhalte gewerblich nutzen, ohne die Urheber an den dadurch erzielten Gewinnen zu beteiligen. In der analogen Welt wäre dieses Vorgehen undenkbar. Auch das Medienrecht müsse dringend an die heutigen Herausforderungen angepasst werden. Während üble Nachrede und Beschimpfung im Printbereich bis zu 50.000 Euro an Entschädigung kosten können, gilt für Facebook und Twitter dieser Grundsatz nicht, kritisiert er. Daher fordert der Verband, dass alle Sozialen Netzwerke, die sich an das heimische Publikum wenden, ebenfalls für das Handeln ihrer Nutzer haftbar gemacht werden müssen. Darüber hinaus sollte die Medienkompetenz gefördert werden. Im Zuge der Bildungsreform müsse die Bundesregierung einen stärkeren Fokus auf die Vermittlung digitaler Medienkompetenzen und die Leseförderung mittels Zeitungen und Magazinen legen. Egal welche Medien junge Menschen nutzen, Informationen müssen von ihnen kritisch hinterfragt werden. Darüber hinaus muss Media Literacy jungen Mediennutzern auch die Gefahren der digitalen Kommunikationskanäle vermitteln und sie beispielsweise in puncto Datenschutz schulen, erklärte Kralinger.
6Etat
Die Algerier gingen mit Schere und Glasflasche auf Gäste los. Wien – Zwei Männer im Alter von 18 und 25 Jahren haben am Samstagabend ohne ersichtlichen Grund in der Absberggasse in Wien-Favoriten eine Hochzeitsgesellschaft attackiert. Die Algerier gingen mit einer Schere, einer abgebrochenen Glasflasche und einem Küchenmesser auf zwei Gäste los und beschädigten Autos. Eine Person wurde bei der Attacke leicht an der Hand verletzt. Zuerst attackierte der 18-Jährige mit einer Schere und einer Glasflasche bewaffnet zwei Hochzeitsgäste, die gerade einen Autokonvoi bilden wollten. Ein wirkliches Motiv hatte der Algerier nicht. Er hat an diesem Tag erfahren, dass seine Mutter gestorben ist, sagte Polizeisprecher Christoph Pölzl. Völlig ohne Grund beteiligte sich dann der 25-Jährige mit einem Küchenmesser in der Hand an dem Angriff. Die Opfer konnten flüchten. Die beiden Tatverdächtigen beschädigten daraufhin die Windschutzscheibe eines Fahrzeugs und traten auf ein Auto der Hochzeitsgesellschaft ein. Kurze Zeit später konnten die beiden mutmaßlichen Täter noch an Ort und Stelle festgenommen werden. Die Tatwaffen wurden sichergestellt.
1Panorama
Leistungsstarke Hardware, Vulkan-Schnittstelle, Game-Launcher und Let's-Play-Funktionen. Samsungs neues High-End-Smartphone Galaxy S7 will mit einigen speziellen Features und moderner Hardware Spielefans für sich gewinnen, wie der WebStandard in einem ersten Hands-on berichtet. Dazu gehört auf Entwicklerseite die Vulkan-Schnittstelle, die die Herstellung von Spielen vereinfachen und grafisch detailreichere Werke ermöglichen soll. Der Octacore-Prozessor (Snapdragon 820 oder Samsung Exynos 8890 je nach Region) liefert die entsprechenden Pferdestärken für Gaming. Ergänzt werden diese durch 4 GB Arbeitsspeicher. Um das Gehäuse kühl zu halten, kommt eine Flüssigkeitskühlung zum Einsatz. Über einen einheitlichen Game Launcher können zudem alle Spiele an einer zentralen Stelle aufgerufen werden. Um ungestört spielen zu können, kann man darüber zudem Benachrichtigungen stumm schalten, Screenshots in Spielen machen und sogar die Spielesession komplett aufnehmen. All dies lässt sich über ein neues Menü direkt während des Spiels erledigen. Im Rahmen der Produktvorstellung auf dem Mobile World Congress gab Samsung zudem bekannt, dass man zwischen unterschiedlichen Settings wählen können wird, um beim Spielen Rücksicht auf den Stromverbrauch nehmen zu können. Die Standard-Einstellung sieht die maximale Grafikauflösung mit höchster Bildrate vor. Zwei Low-Power-Optionen drehen dann sowohl die Auflösung als auch die Bildrate zurück, um Akkuleistung zu sparen.
0Web
Nach der Kehrtwende bei Eurowings legt AUA-Chef Kratky nun die neuen Uniformen auf Eis. Wien – Die neuen Uniformen war der AUA in diesem Jahr viel Öffentlichkeitsarbeit wert. Die Fluggesellschaft hatte unter anderem die Mitarbeiterinnen über die roten Strümpfe abstimmen lassen. Die Arbeitskleidung der Fluglinie wurde außerdem von der Designerin Marina Hörmanseder überarbeitet. Die neue Uniform hätte ab 2016 von 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an Bord und an den Flughafenschaltern getragen werden sollen. Die Kosten dafür hatte der damalige AUA-Chef Jaan Albrecht mit einem niedrigen einstelligen Millionenbetrag eingegrenzt. Im Mai wurde die Kollektion sie mit viel Schwung im Hangar in Schwechat vorgeführt. Damals neben Designerin Hörmanseder zu Gast: der designierte AUA-Chef Kay Kraty. Jetzt nimmt Kratky neuerlich einen Kurswechsel vor: Nach der Kehrtwende bei Eurowings legt er auch die neuen AUA-Uniformen auf Eis. Ich habe mir bei meinem Amtsantritt die Freiheit genommen, einige Dinge zu hinterfragen. Die Uniformen sind ja durchaus chic, aber die Frage ist, ob der Zeitpunkt jetzt der richtige ist, sagte Kratky am Freitag in der ORF-Radiosendung Saldo. Die Uniformen sind laut Kratky zu teuer, das Geld solle stattdessen in andere Bereiche investiert werden. Neue Belegschaftsvertretung Erneuert wird hingegen die Belegschaftsvertretung, und zwar früher, als planmäßig vorgesehen. Im ersten Quartal 2016 wählt das Bordpersonal einen neuen Betriebsrat. Fix ist, dass der kämpferische Betriebsratschef, Karl Minhard, nach elf Jahren an der Spitze des Betriebsratsgremiums das Zepter abgibt. Er werde nicht mehr kandidieren, kündigte Minhard an und bestätigte damit einen Bericht des Luftfahrt-Nachrichtenportals austrianwings.info. Die Wahlen zum Betriebsrat werden vorgezogen, und das neue Arbeitnehmergremium werde sich bis spätestens Ende März konstituieren, skizzierte Minhard das Prozedere. Als Gründe für die vorgezogene Wahl nannte Minhard Differenzen innerhalb des Kollegialgremiums. Von 18 Betriebsräten würden nur einige wenige engagiert arbeiten. Und was laut Insidern viel schwerer wiegt: Reibereien innerhalb der Pilotenschaft, insbesondere mit den früheren Tyrolean-Piloten über Einstufungen und Vorrückungen im gemeinsamen Laufbahnmodell innerhalb des neuen Firmenkollektivvertrags. Von den früheren Tyrolean-Piloten seien einige Kollegen nicht paktfähig, kritisiert Minhard. Sie würden sich auf Ausreden berufen, um frühere Abstimmungen nicht mehr anerkennen zu müssen. Frühere Tyrolean-Piloten forderten Nachverhandlungen mit der Begründung, man sei bei der Abstimmung über den neuen KV unter Druck gesetzt worden, sagen Insider. Als weiteres Motiv für die vorgezogene Betriebsratswahl werden auch Klagen gegen das Laufbahn- und Karrieremodell genannt sowie mögliche Schlichtungsverfahren im Zuge des Betriebsübergangs zum neuen AUA-Kollektivvertrag. Eine neue Generation soll jetzt Verantwortung übernehmen, sagt Minhard, so mache Arbeiten keinen Spaß mehr. Die Zukunft möge von jenen gestaltet werden, die von den neuen Regelungen selbst betroffen seien.
3Wirtschaft
Der Präsidentschaftskandidat diskutiert in Mödling über die ORF-"Wahlfahrt", Englischtests und Klettern am Dachstein. Mödling/Wien – Es beginnt mit einem Verkehrsvergehen. Sperrlinie überfahren, Abbiegeverbot missachtet. Das macht den ORF-Kameramann unglücklich: Des kann ich ja net filmen! Präsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen ist spät dran, sein Kleinbus nimmt statt der vorgeschriebenen Runde um den Block lieber den direkten Weg zu seinen Fans. Die danken es ihm mit wohlwollendem Auftrittsapplaus. Ein Biomarkt am Mödlinger Bahnhofsplatz, das ist für den 72-jährigen Van der Bellen am Donnerstagnachmittag relativ einfaches Wahlkampfterrain. Viele Funktionäre der Grünen sind gekommen, das Jugendrotkreuz überreicht ihm ein T-Shirt, ein Bergsteigerfreund von früher zeigt ihm Fotos von einem gemeinsamen Kletterkurs am Dachstein. Ich mag sein überlegte Art, sagt Tim, der in Mödling zur Schule geht. Nachdenken und ruhiges Agieren seien wichtige Attribute für einen Bundespräsidenten. Sehr angenehm findet den Besuch auch die Verkäuferin hinter der Wurst- und Käsetheke im Biomarkt. Der ehemalige Bundessprecher der Grünen kann aber auch kämpferisch: Ich werde das gewinnen! sagt er, gestärkt von den Ergebnissen der jüngsten Meinungsumfragen, die ihn auf klarem Kurs Richtung Stichwahl sehen. Eine ältere Frau und treue Grünwählerin möchte trotzdem Kritik anbringen. Warum er denn zu Hanno Settele ins ORF-Wahlfahrt-Auto gestiegen sei und nicht auf eine Zugfahrt bestanden habe? Van der Bellen lacht: Der fährt nur mit dem alten Auto. Die Fahrt sei ganz angenehm gewesen und Settele sympathisch und nicht auf den Kopf gefallen, meint er und nippt an seinem Espresso. Das ist mir jedenfalls zehnmal lieber als Puls 4, wo man auf Englisch abgeprüft wird. Was soll denn das? Vor dem Biomarkt steht Van der Bellens Wahlkampfbus schon wieder parat. Ob das anstrengender sei als eine Bergtour, fragt ihn sein Bergsteigerfreund noch: Ja, meint Van der Bellen knapp, bevor er sich verabschiedet, einsteigt und abfährt. Ohne Verkehrsvergehen.
5Inland
ÖVP-Kandidat kommt auf 40.000 Unterschriften, Hundstorfer auf 30.000, Van der Bellen auf 17.000. Wien – Die Mobilisierung scheint bei den einstigen Großparteien noch zu funktionieren. Nach eigener Zählung 30.768 Unterstützungserklärungen reichte SPÖ-Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer am Freitag im Innenministerium ein. ÖVP-Kandidat Andreas Khol präsentierte in der Parteizentrale gar 40.827 notariell bestätigte Erklärungen. So viel habe noch nie ein ÖVP-Präsidentschaftskandidat gesammelt, zeigte sich ÖVP-Generalsekretär Peter McDonald zufrieden. Khol – ich bin dankbar und bewegt – ist sich nun fast sicher, dass ich nach dem ersten Wahlgang an der Spitze sein werde. Auf Umfragen, die das Gegenteil besagen, gibt er wenig. Meine Mitbewerber spüren jetzt meine Kraft. Rekordergebnis für Dr. Andreas Khol! Danke für 40.827 Unterstützungserklärungen! pic.twitter.com/ztwdgJtVUO Der erste Schritt Mit über 30.000 Unterschriften hat auch die SPÖ brav gesammelt. Der erste Schritt ist vollbracht, folgert der frühere Sozialminister Hundstorfer im Büro von Wahlabteilungsleiter Robert Stein, mit dem ihn eine gemeinsame Leidensgeschichte verbindet. Beide waren im Vorjahr in derselben Reha-Einrichtung, folglich ist man auch per du, als Hundstorfer kurz nach neun Uhr 17 Kisten mit Unterschriften übergibt. Der frühere Grüne Parteichef Alexander Van der Bellen reichte zwei Stunden später 17.136 Unterstützungserklärungen ein. Ein sehr schöner Vertrauensbeweis, wie er findet. Insbesondere in kleinen Gemeinden sei das Prozedere, bei dem sich die Unterstützer am Gemeindeamt deklarieren müssen, mühsam, kritisierte Van der Bellen. Die meisten Unterstützungserklärungen konnte der in den Meinungsumfragen derzeit führende Exparteichef nach eigenen Angaben in Wien sammeln: Alleine in Wien hätten wir die 6.000 übersprungen, sagte Van der Bellen. EU-Gegner will es spannend machen Die unabhängige Kandidatin Irmgard Griss hatte bereits vor zehn Tagen rund 8.000 Unterschriften eingereicht, danach aber weitergesammelt (auf rund 12.000 Unterschriften). Am Donnerstag folgte FPÖ-Kandidat Norbert Hofer, der 20.000 Sympathisanten fand. Auch der EU-Gegner Robert Marschall reichte am Donnerstag einen Wahlvorschlag ein. Er verrät aber noch nicht, ob er tatsächlich genug Unterschriften sammeln konnte. Dann kommen am Montag mehr Journalisten zu meiner Pressekonferenz, erklärte er dem STANDARD, um gleichzeitig zu beklagen, wie schwer es Medien und Wahlordnung für weniger bekannte Kandidaten machen würden. Wobei es für mich als Obmann der EU-Austrittspartei nicht ganz so schwierig ist. Lugner kämpft noch Zittern heißt es auch für Richard Lugner. Der Baumeister will zwar am Freitag einen Wahlvorschlag einreichen (Nennschluss ist 17 Uhr), noch habe man aber erst rund 5.000 statt der nötigen 6.000 Erklärungen beisammen, erklärte sein Sprecher. Daher werde man die Nachfrist bis Dienstag kommender Woche in Anspruch nehmen. Das Wahlgesetz sieht diese Möglichkeit vor. Endgültig feststehen wird dann am Mittwoch, wen die Österreicher am 24. April zum Nachfolger oder zur Nachfolgerin von Heinz Fischer wählen können. Eigentlich ist es auch egal, ob jemand 6000 oder 100.000 Unterstützungserklärungen sammelt. Alles, was über 6000 hinausgeht, wird vom Innenministerium auch gar nicht mehr ausgezählt.
5Inland
Für Neuverteilung der Arbeit - Arbeitslose vor Abgleiten in Armut absichern. Wien - Im Vorfeld des von der Regierung angekündigten Arbeitsmarktgipfels drängen Experten der Arbeiterkammer (AK) auf eine neue Strategie gegen Arbeitslosigkeit. Ein nur symbolischer Gipfel würde weder den vielfältigen Ursachen der inakzeptablen Lage auf dem Arbeitsmarkt, noch der schwierigen sozialen Lage der Betroffenen gerecht werden, argumentieren Markus Marterbauer und Josef Wallner. Ohne eine neue Verteilung des Arbeitsvolumens durch aktive Arbeitszeitpolitik werde ein Rückgang der Arbeitslosigkeit nicht zu erreichen sein, so die beiden AK-Experten in einem Beitrag im Blog der AK. Bisher gibt es kein konkretes Datum für den Arbeitsmarktgipfel, der noch vor dem Sommer stattfinden soll. Zu einer modernen Arbeitszeitpolitik gehöre die Verhinderung unfreiwilliger Überstunden und die Verteuerung der Überstunden für Arbeitgeber (+1 Euro pro Überstunde), weiters eine Einschränkung für All-In-Verträge, neue Möglichkeiten zur individuellen Arbeitszeitverkürzung durch Weiterentwicklung der Kurzarbeit und der kollektivvertraglichen Freizeitoption. Die sechste Urlaubswoche für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ein Recht auf den bezahlten Papamonat sollten ebenfalls eingeführt werden. Die Wirtschaftspolitik müsse auf die Schaffung neuer Arbeitsplätze durch Investitionen in Wohnbau, öffentlichen Verkehr und Energienetze ausgerichtet werden, fordern die AK-Experten. Der Ausbau sozialer Dienstleistungen sei dringend notwendig, Krippenplätze, Ganztagsschulen, Pflegeplätze und ein ausreichendes Angebot an Sozialarbeit würden fehlen. Gerade in diesen Bereichen seien besonders hohe Beschäftigungseffekte mit dem Ausbau von Leistungen zu erwarten. Auch Infrastrukturvorhaben im sozialen Wohnbau, den Energienetzen und im öffentlichen Verkehr würden den Wirtschaftsstandort stärken, den Wohlstand erhöhen und Arbeitsplätze schaffen. Um den Menschen wieder zurück in den Job zu helfen sei der Kampf gegen dauerhafte Arbeitsmarktausgrenzung wichtig, fordern die Arbeiterkämmerer: Das Arbeitsmarktservice (AMS) müsse endlich in die Lage versetzt werden, individuell abgestimmte Betreuungsschritte zu setzen, statt Jobsuchende innerhalb weniger Minuten abfertigen zu müssen. Dazu müsste der Betreuungsschlüssel von derzeit durchschnittlich einem Betreuer für 250 Arbeitslose auf höchstens eins zu 140 gesenkt werden. Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sollten ausgebaut werden, ebenso wie Präventionsmaßnahmen, etwa Gesundheitsschutz, und Beschäftigungsmöglichkeiten auf dem zweiten Arbeitsmarkt. Das Bonus-Malus-System gegen die Diskriminierung Älterer auf dem Arbeitsmarkt müsse umgesetzt werden. Schließlich müsse der Gesellschaft auch die Existenzsicherung Arbeitsloser ein Anliegen sein: Fast jeder zweite Arbeitslose könne mit den Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung die laufenden Kosten nicht decken. Unter der Regelung bei der Notstandhilfe, wonach das Partnereinkommen eingerechnet wird, leiden besonders Frauen: 82 Prozent jener, die wegen dieser Anrechnung keine Leistung erhalten, sind Frauen. Um die materielle Lage der Arbeitslosen zu verbessern brauche es Abhilfe, etwa eine Erhöhung der Ersatzrate beim Arbeitslosengeld von 55 auf wenigstens 60 Prozent. Auch das Trittbrettfahren vieler Unternehmen müsse man bekämpfen: Münden Arbeitserprobung, Arbeitstraining und Lohnsubventionen nicht in Arbeitsverhältnisse, die über den Förderzeitraum hinausreichen, so soll dies zu einem Förderausschluss führen.
3Wirtschaft
Der SPÖ-Kandidat ist strikt gegen Kürzung der Mindestsicherung für Flüchtlinge. Sein Gehalt von 13.000 Euro hält er für gerechtfertigt. STANDARD: Besitzen Sie eine Waffe? Hundstorfer: Nein, wirklich nicht. STANDARD: FPÖ-Kandidat Hofer besitzt eine, der muss sich schützen. Sie nicht? Hundstorfer: Es ist bedenklich, dass Hofer angeblich auch zu Parteiveranstaltungen mit der Waffe gegangen ist. In meinem Umfeld hat niemand eine Waffe. STANDARD: Tangiert Sie die aktuelle Regierungsumbildung? Hundstorfer: Das ist Angelegenheit einer der Koalitionsparteien. STANDARD: Hat das Auswirkungen auf den Wahlkampf? Hundstorfer: Das müssen Sie die fragen, die meinen, sie müssen das jetzt machen. Mich tangiert das nicht. Den Herrn Sobotka kenn ich. Der ist sehr eckig und kantig, er wird darauf achten müssen, dass sich seine Sprache ändert. Er ist sehr direkt. STANDARD: In der SPÖ gibt es einen Konflikt über die Flüchtlingspolitik, da stehen auch Wiener SPÖ und Bundes-SPÖ gegeneinander. Wo stehen Sie? Eher beim Bundeskanzler oder doch auf der Seite des Wiener Bürgermeisters? Hundstorfer: Das ist Angelegenheit der Partei. STANDARD: Sie sind dort Mitglied. Hundstorfer: Wichtig ist etwas anderes: Wie können wir die Menschen in unserem Land integrieren? Es ist viel geschehen, auch unter massiver Mithilfe der Zivilgesellschaft. Es wird auch in Zukunft eine Aufnahme von Flüchtlingen geben, wenn auch eine reduzierte. Was die aktuelle Gesetzesänderung betrifft, kann ich nur sagen: Warten wir, bis die Verhandlungen fertig sind. STANDARD: Das Gesetz ist am Donnerstag im Innenausschuss. Hundstorfer: So weit ich informiert bin, gibt es noch Gespräche. STANDARD: Ist eine Verschärfung des Gesetzes notwendig? Hundstorfer: Es ist notwendig, sich darauf vorzubereiten, dass es sein kann, dass wir größere Schwierigkeiten bekommen. Wenn Deutschland nicht klar signalisiert, was es zu tun gedenkt, läuft Österreich Gefahr, der Puffer zu werden. Wir können dieser Puffer nicht sein. Wir haben im Vorjahr gesehen, was das für Kapazitätsproblematiken hervorgerufen hat. Aber es soll auch für die Zukunft das Signal geben: Ein gewisses Volumen nehmen wir jedes Jahr. Aber es kann sein, dass die Kapazitäten einmal erschöpft sind. STANDARD: Das wäre dann der Notstand, von dem die Regierung redet. Hundstorfer: Wenn ich mich gewissenhaft vorbereiten will, muss es auch eine Bestimmung geben, was wir tun, wenn es einen Notstand gibt. STANDARD: Aber jetzt sehen Sie keinen Notstand? Hundstorfer: Heute haben wir keinen Notstand. Die große Frage ist, was Deutschland tut, das hat Auswirkungen auf uns. STANDARD: Wir haben auch eine Grenze zu Italien und machen den Brenner dicht, ganz unabhängig von Deutschland. Hundstorfer: Weil eben die europäische Aufteilung nicht klar ist. Würde die Aufteilung in Europa funktionieren, brauchen wir über den Brenner gar nicht diskutieren. Den Brenner dichtzumachen ist die allerletzte Maßnahme. Wir wissen alle, was das bedeutet, von der Symbolik her, aber auch für den Tourismus. Ich hoffe immer noch, dass Europa funktioniert. Wir brauchen eine europäische Lösung. STANDARD: Aus den Umfragen ergibt sich derzeit ein eher trübes Bild für die Koalition. Wie erklären Sie sich das? Hundstorfer: Mit den Umfragen, die die Regierungsparteien betreffen, beschäftige ich mich nicht. Es wird bei dieser Wahl der Bundespräsident gewählt. Es wird nicht über den Nationalrat oder die Regierung abgestimmt. STANDARD: Dennoch: Warum steht die Regierung so schlecht da? Hundstorfer: Die Regierung bemüht sich, Dinge abzuarbeiten, so schwierig und komplex die Themen auch sind. Aber sie tut etwas. Und damit steht sie auch in der Kritik. Was tut die FPÖ? Der Herr Hofer ist immer nur dagegen. Haben Sie schon einmal gehört, dass der für etwas ist? Außer Stacheldraht an der Grenze? Das ist nicht das Europa, das ich mir vorstelle. STANDARD: Der Zaun an sich ist der Regierung aber auch nicht fremd. Den Zaun an der Grenze hat die Regierung auch ohne FPÖ-Beteiligung aufstellen lassen. Hundstorfer: Da geht es nur darum, dass man die Registrierung kanalisiert. Im Burgenland hab ich noch keinen Zaun gesehen. STANDARD: Ihre eigenen Umfragewerte sind auch nicht so besonders. Hundstorfer: Diejenigen, die die Umfragen machen, erklären gleichzeitig, dass man die nicht ernst nehmen muss und dass noch alles möglich ist. Abgerechnet wird am 24. April. Ich habe sehr viele positive Erlebnisse. Ich bin nicht blauäugig, ich bin schon hellhörig, aber Sorgen mach ich mir keine. STANDARD: Mit was für einem Gefühl würden Sie Heinz-Christian Strache angeloben? Sie würden ihn doch angeloben, wenn die FPÖ stärkste Kraft würde? Hundstorfer: Ich stehe dazu, dass die Demokratie ihre Spielregeln hat. Wenn es ein demokratisches Wahlergebnis gibt, ist das zu respektieren. Das Entscheidende ist in Wahrheit die stabile Mehrheit im Parlament. Die persönliche Befindlichkeit hat hier nichts verloren. Man kann über einzelne Personen und über die Ministerliste diskutieren, aber wenn es eine stabile Mehrheit gibt, ist daran nicht zu rütteln. STANDARD: Strache würden Sie also angeloben, wenn er Chef der stimmenstärksten Partei wäre? Hundstorfer: Persönlich gefällt mir diese Entwicklung nicht. Mir gefällt auch nicht, dass ich einen Nebenkandidaten habe, der bei einer Burschenschaft ist, die die österreichische Nation für eine Fiktion hält. So einen Bundespräsidenten würde ich nicht haben wollen. Das muss man alles in der Vorbereitung der Wahl thematisieren. Aber wenn das Volk abgestimmt hat, hat es abgestimmt. Ich versteh auch den Herrn Professor nicht, wenn er meint, dann kann man einfach noch einmal wählen, wenn ihm das nicht gefällt. STANDARD: Angenommen, Sie schaffen es nicht in die Stichwahl: Welche Auswirkungen hätte das auf die Bundespartei? Geriete dann auch der Parteichef unter Druck? Hundstorfer: Diese Frage stellt sich für mich nicht. Das Amt des Bundespräsidenten ist eine Persönlichkeitswahl. Es geht nicht um eine Partei, um die Regierung oder das Parlament. STANDARD: Aber es gibt eine Partei, die Sie nominiert hat. Hundstorfer: Ich habe mich selbst bereiterklärt, die Partei steht voll hinter mir, ich habe ihre volle Unterstützung. Aber es geht um meine Person. Wenn es hypothetisch eintrifft, dann ist das mein Thema, aber nicht das Thema von anderen. STANDARD: Eine Frage zu Ihrem Gehalt: Sie sind bei jenem Verein angestellt, der Ihren Wahlkampf managt und der von der SPÖ finanziert wird ... Hundstorfer: Nein, das ist falsch. Es gibt Spenden, es gibt Geld von der sozialdemokratischen Gewerkschaft. STANDARD: Und von der Partei. Hundstorfer: Nein, für das nicht. STANDARD: Die Partei finanziert doch den Verein. Hundstorfer: Ja, einen Großteil übernimmt die Partei, was dann auch so veröffentlicht wird. STANDARD: Sie haben gesagt, Sie müssten im Wahlkampf schließlich von etwas leben. Wären Sie nicht auch mit etwas weniger als mit 13.000 Euro ausgekommen? Hundstorfer: Ich habe freiwillig mein Ministeramt zurückgelegt. Ich bin Bediensteter der Stadt Wien, hätte am nächsten Tag meinen Dienst antreten sollen und habe einen Urlaub ohne Bezüge angetreten. Erstmalig seit meinem 18. Lebensjahr bin ich jetzt in einem Angestelltenvertrag, und dafür wird kein Steuergeld verwendet. STANDARD: Es geht um die Höhe Ihres Gehalts, über die man diskutieren kann. Mit weniger wären Sie nicht ausgekommen? Hundstorfer: Die Höhe ist abgeleitet von den 75 Prozent des Ministergehalts, die es sonst als Entgeltfortzahlung gibt. Ich glaube, das ist argumentierbar. Herr Hofer bekommt seine 14.000 Euro als Nationalratspräsident und macht den Wahlkampf angeblich nebenbei. In Wahrheit macht er nur Wahlkampf. STANDARD: 13.000 Euro monatlich bringen Sie nicht in einen Argumentationsnotstand gegenüber Ihrer Wählerschaft? Hundstorfer: Es wäre dann ein Argumentationsnotstand, wenn das Steuergeld wäre. Aber es ist total sauber geregelt. STANDARD: Sie kommen jetzt viel in Österreich herum. Was sind die dringlichsten Anliegen, die an Sie herangetragen werden? Hundstorfer: Pensionen, Arbeitsmarkt. STANDARD: Und Flüchtlinge? Hundstorfer: Nummer drei. STANDARD: Derzeit wird heftig über die Mindestsicherung diskutiert. Soll man die deckeln oder bei Flüchtlingen überhaupt kürzen? Hundstorfer: Nein. Ich bin strikt dagegen, dass man anfängt, bei den Ärmsten der Armen zu sparen. STANDARD: Egal, ob Österreicher oder Flüchtling? Hundstorfer: Egal. Wenn jemand Anspruch hat, ist die Nationalität sekundär. Was man tun muss, ist das, was Vorarlberg mit der Integrationsvereinbarung gemacht hat. In Wien wird das auch so gehandhabt. Wenn jemand Termine versäumt, wird das gemeldet, dann gibt es Sanktionen. Die Wiener haben im Vorjahr 11.000-mal die Mindestsicherung gekürzt, teilweise bis null. STANDARD: Diese Sanktionsmöglichkeiten bestünden in allen Bundesländern, nur wird das sehr unterschiedlich gehandhabt. Hundstorfer: Leider, obwohl die Vorarlberger Lösung die fairste aller Vorgangsweisen ist. Man kriegt Sachleistungen, man kriegt Geld, aber man muss Bedingungen erfüllen. Das sind Termine beim AMS, Termine für einen Deutschkurs. Wenn das nicht passiert, gibt es Sanktionen. Aber widmen wir uns doch lieber den Steuerbetrügern. Wenn ÖVP und FPÖ mit dem gleichen Feuereifer bei dieser Debatte dabei wären, wäre das schön.
5Inland
Unternehmen sieht weniger als 1.000 Betroffene – Firmware-Update in Verteilung. Zahlreiche Kunden des Internetanbieters Vodafone in Deutschland könnten ein ernstes Sicherheitsproblem haben. Bis zu 1,3 Millionen Router sind potenziell von einer Lücke betroffen, die Zugriff auf das WLAN der User und Angriffe auf ihre Rechner ermöglicht. Als anfällig genannt werden die Geräte von Compal und Hitron. Konkret geht es um die Funktion WPS-PIN, die eigentlich eine sichere Hilfe für einfacheres Verbinden von Geräten mittels einer achtstelligen Zahlenkombination sein soll, wie Heise schreibt. Hat ein Kunde die WLAN-Funktion und WPS-PIN aktiviert – Vodafone verrechnet dafür zwei Euro monatlich -, so ist beim Hitron-Gerät der voreingestellte PIN-Code für einen Angreifer einfach zu erfahren. Denn dieser leitet sich von der Hardware-Adresse (MAC ID) seines Funkmoduls ab. Laut Heise kann diese Berechnung problemlos mit einem Taschenrechner durchgeführt werden. Dazu sind beide Geräte für einen seit Ende 2014 dokumentierten Angriff namens Pixiedust verwundbar. Dieser nutzt eine Schwachstelle bei der Erzeugung von Zufallszahlen im Rahmen der WPS-PIN-Umsetzung. Die Software, mit der sich die Attacke zum großteils automatisieren lässt. Auch damit ist der eingestellte Code abgreifbar, was Zugriff auf das WLAN und in weiterer Folge Angriffe auf die damit verbundenen Rechner ermöglicht. Vodafone sind die Schwachstellen bekannt, das Unternehmen bezeichnet sie allerdings als theoretisch und schätzt die Anzahl der Betroffenen als weniger als 1.000 Kunden deutschlandweit ein. c‘t hält dem eigene Erkenntnisse entgegen, denen nach jeder Router mit aktiviertem WLAN anfällig ist – und laut Vodafone haben über eine Million Kunden die Drahtlosfunktion freischalten lassen. Der Telekommunikationsanbieter hat mittlerweile Firmware-Updates von den Router-Herstellern erhalten, die sich auch schon im Rollout befinden sollen. Die 1,3 Millionen potenziell betroffenen Geräte sollen bis Jahresende versorgt sein. Wer ein Compal-Gerät nutzt kann selber vorbeugen und im Interface des Gerätes in den WLAN-Einstellungen WPS deaktivieren.
0Web
Vorfall soll sich 2008 in Hugh Hefners Playboy-Mansion ereignet haben. Hollywood – Eine weitere Frau wirft dem US-Komiker Bill Cosby (78) sexuellen Missbrauch vor. Laut Medienberichten vom Dienstag hat ein 25-jähriges Model in Los Angeles eine Zivilklage gegen Cosby eingereicht. Darin erklärt die Frau, sie sei 2008 als Teenager in Hugh Hefners Playboy-Mansion von dem Komiker sexuell missbraucht worden, berichtet die Los Angeles Times. Cosby habe ihr einen Drink gegeben, der zu einem Blackout führte. Sie sei nackt auf einem Bett zu sich gekommen, als Cosby sexuelle Handlungen ausführte, schreibt die Zeitung unter Berufung auf den Anwalt der Frau. In der Klage werden 40 weitere Frauen genannt, die in den vergangenen Jahren Missbrauchsvorwürfe gegen Cosby erhoben haben. Die meisten können allerdings nicht vor Gericht ziehen, weil viele der angeblichen Übergriffe bereits Jahrzehnte zurückliegen und deshalb als verjährt gelten. Cosby soll am Freitag in einer anderen Zivilklage vor Gericht befragt werden. In diesem Fall erklärt die Klägerin, sie sei 1974 als 15-Jährige in der Playboy-Mansion von Cosby missbraucht worden. Der Star der 80er-Jahre-Sitcom The Cosby Show hat die Vorwürfe in der Vergangenheit immer bestritten. Cosby ist verheiratet und hat vier Töchter.
1Panorama
Sender ist in Kanada, im Süden Afrikas, Australien, Israel und Georgien, später auch in Brasilien und den USA empfangbar. Köln/Luxemburg – Die Mediengruppe RTL Deutschland bringt Mitte Jänner einen international empfangbaren Bezahlsender für im Ausland lebende Deutsche an den Start. Der Sender RTL International, der ab 18. Jänner als Pay-TV-Kanal und ab März über eine App und online empfangbar ist, richtet sich auch an deutsche Urlauber im Ausland sowie Menschen, die die deutsche Sprache erlernen. Zunächst gehe der Sender in Kanada, im südlichen Afrika, in Australien, Israel und Georgien an den Start. Weitere Länder sollen nach und nach folgen, darunter auch die USA und Brasilien. Nachrichten, Regionalprogramme, Serien RTL International soll aktuelle RTL-Inhalte zeigen. Live ausgestrahlt werden nach Senderangaben Nachrichtensendungen wie RTL Aktuell oder Punkt 12. Auch die Regionalprogramme sollen verfügbar sein und deutsche Serien wie Alarm für Cobra 11 und Doctors Diary. RTL International sei ein Angebot für eine bisher vernachlässigte Zielgruppe: die Millionen Deutschen im Ausland, erklärte Projektleiter Stefan Sporn. Der Sender sei für Menschen gedacht, die nicht den Kontakt nach Hause verlieren und täglich wissen wollen, was in Deutschland gerade passiert und was die Menschen dort aktuell bewegt, betonte der für die digitalen Spartenkanäle zuständige Manager Klaus Holtmann.
6Etat
Die unabhängige Expertenkommission legte ihren Abschlussbericht zum Verschwinden der 43 Studenten vor. Klarheit über den Tathergang gibt es noch immer nicht – dafür gehen die Experten mit der Regierung hart ins Gericht. Mexiko-Stadt – Mit einer scharfen Kritik an der mexikanischen Justiz haben die ausländischen Ermittler im Fall der 43 verschwundenen Studenten am Sonntag ihre Mission beendet. Die Behörden hätten schlampig und schleppend ermittelt, Beweise unterdrückt, die Arbeit der unabhängigen Ermittler boykottiert, und die historische Wahrheit der mexikanischen Staatsanwaltschaft basiere auf unter Folter erpressten Geständnissen. So steht es in dem 608 Seiten langen Abschlussbericht, den die Expertengruppe in Mexiko-Stadt vorlegte. Sie decouvriert damit die wichtigste Achillesferse der mexikanischen Demokratie: das komplette Versagen des Rechtsstaats. 98 Prozent aller Straftaten in Mexiko bleiben ungesühnt. Die Zusammenarbeit mit den Experten, die mit Zustimmung von Präsident Enrique Peña Nieto vor mehr als einem Jahr ins Land kamen, um die Ermittlungen zu unterstützen, wird auf Wunsch der Regierung beendet, ohne dass abschließend Klarheit über den Tathergang im südmexikanischen Iguala herrscht. 50 Prozent der Anfragen der Experten seien von den mexikanischen Behörden zudem nicht beantwortet worden, wichtige Elemente wie die Handykommunikation der Studenten in der Tatnacht seien nicht untersucht worden, bedauerten die Experten. Die Eltern der verschwundenen Studenten kritisierten den Hinauswurf der Experten. Die kolumbianische Ermittlerin Ángela Buitrago erklärte, es obliege nun der Gesellschaft, Druck auszuüben, um den Fall zu lösen. Zuletzt stolperten die Ermittler über die Weigerung des Militärs, Ausländern über die Ereignisse Auskunft zu geben. Von ihrem technisch hochgerüsteten Kommandoposten aus hatten die Soldaten die Vorgänge verfolgt und ihre Vorgesetzten informiert, ohne jedoch einzuschreiten; die Gesprächsprotokolle und Aufzeichnungen sind unter Verschluss. Die Streitkräfte, die seit 2006 auf Bitte der Regierung den Krieg gegen die Drogenkartelle führen, haben sich ausbedungen, nicht von zivilen Gerichten zur Verantwortung gezogen zu werden, obwohl das laut dem Urteil des Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshofs illegal ist. Laut der offiziellen historischen Wahrheit wurden die 43 Lehramtsstudenten im September 2014 auf Anweisung des Bürgermeisters von Iguala von seiner Gemeindepolizei gejagt und festgenommen. Schließlich wären sie Killern des örtlichen Drogenkartells übergeben worden, die sie dann verhörten und anschließend auf einem Müllplatz exekutierten. Im Laufe ihrer einjährigen Mission entdeckten die Experten jedoch zahlreiche Ungereimtheiten, zum Beispiel fehlte ein Motiv für das Massaker. Die Staatsanwaltschaft ging von einem Racheakt des Bürgermeisters aus, dem die linken Studenten zu kritisch waren. Die Studenten waren in der Tatnacht nach Iguala gekommen, um Busse zu kapern, mit denen sie zu einer Kundgebung in die Hauptstadt fahren wollten. Die Ermittler entdeckten, dass einer der gekaperten Busse aus den Ermittlungsakten verschwand und nicht sichergestellt wurde. In diesem Bus sei womöglich Heroin transportiert worden, und die Studenten seien so unwissentlich in die Fänge der Drogenmafia geraten. Die Nationale Menschenrechtskommission untersucht außerdem eine Zeugenaussage, wonach eine Gruppe der Studenten von Bundespolizisten abgefangen und in den Nachbarort Huitzuco gebracht wurde. Iguala liegt inmitten des wichtigsten Schlafmohnanbaugebiets Mexikos. In das Geschäft sind nicht nur Kartelle verwickelt, sondern auch Sicherheitskräfte und Politiker. Die Arbeit der Experten hatte nicht nur die Streitkräfte und die Regierung verärgert, sondern auch rechtskonservative Kreise, die in den vergangenen Wochen eine Schmutzkampagne starteten und über ihre Medien die Kompetenz und Integrität der Experten infrage stellten.
2International
Machtfantasien, Kampfeinsätze und Opernball-Besuche: Bei der Elefantenrunde am Donnerstagabend im ORF versuchten die sechs Präsidentschaftskandidaten unentschlossene Wähler auf ihre Seite zu ziehen. Andreas Khol will sich nicht kampflos geschlagen geben. Also nützte der ÖVP-Kandidat die Aufwärmrunde, die Moderatorin Ingrid Thurnher bei der ORF-Elefantenrunde mit der an sich harmlosen Frage nach den Eindrücken aus dem Wahlkampf eröffnet hatte, gleich zum ersten Angriff. Seit Irmgard Griss, seine Hauptkonkurrentin um die Gunst des bürgerlichen Lagers, im STANDARD gesagt hat, dass weitere 90.000 Asylwerber im heurigen Jahr noch keinen Notstand auslösen würden, will Khol eine Wende im Wahlkampf ausgemacht haben. Viele Menschen sagten: Das schaffen wir nicht mehr. Es war vielleicht der Abend der letzten Chancen, zu dem die sechs Kandidaten am Donnerstag im ORF-Studio antraten. Die sogenannte Elefantenrunde kann durchaus Einfluss auf die Entscheidung haben, ob jemand knapp Erster oder Zweiter wird oder eben knapp die Stichwahl verpasst. Denn in den letzten drei Tagen vor einer Wahl sei durchaus noch einiges zu holen, sagt der Politologe Peter Filzmaier im STANDARD-Gespräch. Im Schnitt legen sich rund zehn Prozent der Wähler erst in den letzten drei Tagen vor einer Wahl fest, erklärt Filzmaier. Sogar bei der letzten Bundespräsidentenwahl 2010, als Amtsinhaber Heinz Fischer de facto lange vor dem Urnengang als Sieger feststand (seine Herausforderer waren Barbara Rosenkranz und Rudolf Gehring), haben sechs Prozent der Wähler zu den Spätentschlossenen gezählt. Da das Rennen dieses Mal wesentlich offener ist als 2010, kommt dem Wahlkampffinale also eine große Bedeutung zu. Das Flüchtlingsthema war rasch abgehakt. Griss wies Khols Eröffnungsangriff als böswillig zurück. Schließlich habe der neue Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) ihre Einschätzung zum Notstand geteilt. Quasi von rechts sprang FPÖ-Kandidat Norbert Hofer bei: Khol habe sich eine Maske aufgesetzt und spiele den Jörg Haider. Ob die Kandidaten im Wahlkampf nicht Kompetenzen vorgegaukelt hätten, die der Präsident nicht habe, wollte Thurnher wissen – Stichwort Allmachtsfantasien, wie sie das amtierende Staatsoberhaupt Heinz Fischer kritisiert hatte. Khol, der den Präsidenten in der Rolle eines Fußballtrainers sieht, fühlte sich ebenso wenig angesprochen wie SPÖ-Kandidat Hundstorfer, der auffällig oft seine Erfahrung aus siebenjähriger Ministerzeit verwies: Er wolle laut reden und leise reden, um die Regierung zu gewissen Vorhaben – etwa der geplanten Ausbildungsgarantie für Jugendliche – zu drängen. Die Antipode zu Fischer spielt in dieser Frage Richard Lugner. Er sagte klipp und klar: Wenn eine Regierung nichts weiterbringe, gehöre sie einfach auch einmal rausgeschmissen. Offensiv gerierte sich auch Hofer. Er wolle einen viel, viel aktiveren Bundespräsidenten spielen als bisher üblich – und nannte ein Beispiel: Das Freihandelsabkommen TTIP werde er nicht unterschreiben. Der Grünen-nahe Alexander Van der Bellen will in erster Linie darauf setzen, Verhandlungsdruck auf die Regierung aufzubauen, sich aber nicht im Vorhinein die Möglichkeit nehmen lassen, einer FPÖ-geführten, ergo: europafeindlichen Regierung die Angelobung zu verweigern – worüber sich Hofer prompt beschwerte. Auch Griss nannte einen konkreten Anlass zum Eingreifen: wenn Posten nicht nach Kompetenz, sondern nach rot-schwarzer Parteipolitik vergeben würden. Hundstorfer ließ das nicht auf sich sitzen, nannte die Parteibuchwirtschaft, was seinen ehemaligen Einflussbereich im Sozialministerium betrifft, eine Unterstellung – und erntete ungläubiges Gelächter im Publikum. Worum es sonst noch ging: das neutrale Österreich und seine Rolle in internationalen Konflikten. Die Frage, ob sich das Land an einer militärischen Mission gegen den Islamischen Staat beteiligen sollte, beantwortete keiner der Diskutanten mit Ja. Hofer antwortete mit einem glatten kommt nicht infrage, andere Kandidaten halten grundsätzlich Einsätze mit internationalem Mandat für möglich: Van der Bellen und Griss verwiesen auf ein UN-Mandat, Hundstorfer auf die Battlegroups der EU, deren Einsatz allerdings nicht absehbar sei. Khol plädierte für eine gemeinsame Sicherung der Außengrenze, Lugner will keine Österreicher in kämpfenden Truppen sehen. Launiger wurde es gegen Ende. Wie es die Kandidaten mit den repräsentativen Aufgaben hielten? Van der Bellen freut sich auf die Eröffnung der Salzburger Festspiele, auf den Opernball hingegen nur begrenzt – worauf Hundstorfer prompt den Tanzprofi herauskehrte, der schon jetzt auf 16 bis 17 Bälle jährlich gehe. Khol hingegen gab den kernigen Tiroler. Ich bin ordens- und ehrenzeichenbefriedigt, und am Opernball war ich auch schon sechsmal, sagte er. Lieber geh ich mit den Genagelten bergwandern. Die gesellschaftlichen Pflichten eines Staatsoberhaupts werde er natürlich dennoch ausüben, denn die Leute hätten ein Bedürfnis nach Symbolen – doch Freude mache ihm etwas anderes. Gewohnt sachlich-nüchtern gab sich Griss: Sie würde sich am meisten darauf freuen, eine programmatische Rede vor vielen Leuten zu halten. Etwas müde, weil nicht mehr ganz bei der Sache, wirkte hingegen Lugner. Die Frage nach den zeremoniellen Vorlieben beantwortete er mit einem eigenwilligen Exkurs zum Thema soziale Gerechtigkeit: Wollen wir Kommunismus? Ins Frivole glitt die Debatte, zumindest nach Eindruck des lachenden Publikums, zum Ende ab. Die Vorausschau auf die Stichwahl wollte Van der Bellen mit einem Hinweis auf einen erwarteten Dreikampf kommentierten, sagte aber zum allgemeinen Gaudium: Ich erwarte einen Dreier. Lugner war zu diesem Zeitpunkt kaum noch zu bremsen, rief dazwischen und hielt ein Taferl mit dem aktuellen Gehalt des Bundespräsidenten in die Kamera: Ich mach es um 500.000 Euro billiger.
5Inland
Bezeichnet Meldungen über angeblichen Anschlag als "Spekulation". Moskau – Russland wird den Flughafen Sharm el-Sheikh weiterhin anfliegen. Laut Kremlsprecher Dmitri Peskow plant Moskau derzeit keine Einschränkungen im Flugverkehr mit Ägypten. Zwar sei nicht auszuschließen, dass der Absturz der russischen Chartermaschine am Wochenende mit 224 Personen an Bord auf einen Terroranschlag zurückzuführen sei, doch von den Ermittlungsbehörden haben wir bislang keine Erklärungen gehört, daher seien alle Meldungen über angebliche Bombenanschläge nichts weiter als Spekulation, betonte Peskow. Das russische Verkehrsministerium bestätigte zugleich den Erhalt erster Daten aus den Flugschreiberaufzeichnungen. Der Flugverkehr werde erst dann eingestellt, wenn es dafür eine ausreichende Begründung gibt, nicht vorher, erklärte auch der Leiter des Außenausschusses der Duma, Konstantin Kossatschow. Die Entscheidung Großbritanniens, Flüge auf die ägyptische Halbinsel einzustellen, bezeichnete er als psychologisches Druckmittel, um Russlands Handeln in Syrien infrage zu stellen. Wie fürchterlich es auch klingt, in der Welt gibt es genügend Leute, die diese Katastrophe gern – ohne irgendeinen Beleg – als Antwort der Jihadisten an Russland verbuchen würden, sagte er. Im St. Petersburger Flughafen Pulkowo bekam am Mittwoch sogar eine Maschine der Unglücksfluglinie Kogalymavia Starterlaubnis Richtung Sharm el-Sheikh. Allerdings brach während der Abschleppphase vor dem Abflug das Fahrgestell des Flugzeugs. Wegen des Flugzeugwechsels mussten die Passagiere zehn Stunden in der Wartehalle verbringen. Airline und Flughafen machen sich gegenseitig für die neue Panne verantwortlich.
2International
Der Gründer der Paneuropa-Bewegung, Richard Coudenhove-Kalergi, inspirierte mit seinen Ideen zwei japanische Premiers. In den USA schrillten kurz nach den japanischen Parlamentswahlen im Jahr 2009 die Alarmglocken. Yukio Hatoyama, der Spitzenkandidat der Demokraten, hatte einen furiosen Wahlsieg eingefahren, nun stellte der neue Premierminister kurzerhand die Außenpolitik des Landes auf den Kopf. Nichts weniger als den gesamten, zumindest teilweisen Abzug amerikanischer Truppen von Okinawa forderte der damals 62-Jährige. Ein Jahr darauf lud er eine hochrangige chinesische Delegation unter Führung des späteren Staatspräsidenten Xi Jinping nach Tokio, deren Besuch - ganz im Gegensatz zur bisherigen Politik Japans gegenüber der neuen Großmacht - höchste Aufmerksamkeit erfuhr. Im Weißen Haus in Washington fürchtete man, Hatoyama wolle sich von den USA abwenden. Der neue Stil in der japanischen Außenpolitik war nichts weniger als der Versuch des Premiers, eine politische Idee zu verwirklichen, die ihn seit langem umtrieb: die Gründung einer panasiatischen Bewegung, das Zusammenleben egalitärer und brüderlich verbundener, aber zugleich unabhängiger Staaten. Ein politisches Leitbild, das Hatoyama ausgerechnet einem Österreicher und dessen Werk zu verdanken hat: Richard Coudenhove-Kalergi, dem Begründer der Paneuropa-Bewegung. Doch die Verbindungen zwischen Japan und Österreich reichen noch viel tiefer. Die Geschichte beginnt im Jahr 1892 gewissermaßen wie im Hollywoodkino oder in der Oper. Der als österreichischer Gesandter in Japan dienende Diplomat Heinrich Graf Coudenhove-Kalergi fiel in Tokio vom Pferd, Mitsuko, die Tochter des Öl- und Antiquitätenhändlers Aoyama, bei dem Coudenhove ein Kunde war, half ihm wieder auf die Beine. Daraus wurde eine Liebesgeschichte, die aber nicht im Unglück endete wie Giacomo Puccinis Oper Madama Butterfly. Graf Coudenhove-Kalergi lässt seine Geliebte Mitsuko nicht sitzen wie der amerikanische Diplomat Pinkerton seine Butterfly, vielmehr heiratet er die Angebetete. Noch in Tokio werden zwei Kinder geboren, als zweiter Sohn im Jahr 1894 Richard, dessen japanischer Vorname Eijiro lautete. Er gründete später die Paneuropa-Bewegung, und seine Ideen wurden für die politischen Vorstellungen Yukio Hatoyamas wie zuvor für seinen Großvater Ichiro wegweisend. 1896 übersiedelte die Familie Coudenhove-Kalergi auf das böhmische Familiengut Ronsberg, wo Heinrich die elterlichen Besitzungen verwalten musste. Mitsuko wurde vom Kaiser persönlich mit dem Auftrag verabschiedet, Japan in Österreich würdig zu vertreten. Nach seinem Studium der Philosophie und Geschichte hatte Richard Coudenhove-Kalergi 1924 die Zeitschrift Pan-Europa und die Paneuropa-Union gegründet. Nicht zuletzt aus der Erfahrung des Ersten Weltkriegs war er ein überzeugter Pazifist geworden, der ein vereintes Europa anstrebte, in dem die einzelnen Länder aber als gleichberechtigte Partner bestehen bleiben und ihre jeweilige nationale Eigenheiten bewahren sollten. In Wien begegnete Coudenhove-Kalergi dem japanischen Diplomaten Morinosuke Kajima, der in Berlin als Diplomat akkreditiert war. Die zwei Männer wurden Freunde. Kajima war fasziniert von der Idee eines friedlichen Zusammenlebens der verschiedenen Nationen in einem vereinten Europa, und Coudenhove-Kalergi schlug ihm vor, in Asien für ein Pan-Asia nach dem Modell eines Paneuropa zu arbeiten. Nach seiner Rückkehr nach Japan veröffentlichte Kajima Coudenhove-Kalergis Buch Pan-Europa, das er übersetzt hatte. Bereits im Jahr 1926 hatte er in seinem Buch Pan-Asia Movement and Pan-Europa Movement seine Überlegungen zur Übernahme des Coudenhove-Kalergi-schen Paneuropa-Konzepts auf Asien dargelegt. Er schied aus dem diplomatischen Dienst aus, um sich ganz der Pan-Asia-Bewegung widmen zu können. 1946 erhielt Ichiro Hatoyama, der Großvater des späteren Premiers Yukio Hatoyama, die englische Ausgabe von Coudenhove-Kalergis Buch Totaler Mensch - Totaler Staat und war so begeistert von dem Buch, dass er es ins Japanische übersetzte. Ichiro, der von 1954 bis 1956 japanischer Premierminister gewesen war, hatte auf der Basis von Coudenhove-Kalergis politischer Ethik vor etwa 60 Jahren die Yuai-Bewegung gegründet. Ichro Hatoyama strebte ein unabhängiges, nicht einseitig an die USA gebundenes Japan an. Japan sollte vielmehr mit vielen Ländern gute Beziehungen auf der Basis von Gleichberechtigung anstreben. So war er auch um gute Beziehungen mit der Sowjetunion bemüht an und reiste zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen nach Moskau. Die Yuai-Philosophie und damit das panasiatische Ideengebilde übernahm Jahrzehnte später sein Enkel Yukio, der es zu seiner außenpolitischen Maxime ausbaute. Im Zentrum stehe, so Hatoyama im Gespräch mit dem STANDARD, die solidarische Beziehung unabhängiger und freier Menschen, denen jede nationale Beschränktheit fremd ist. Bevor er 2009 Premierminister wurde, legte er in einem Aufsatz der Zeitschrift Voice seine Vorstellungen einer East Asian Community dar und nannte dabei Richard Coudenhove-Kalergi ausdrücklich als den Ideengeber für sein Modell einer Ostasiatischen Gemeinschaft gleicher und freier in brüderlichem Verhältnis zueinander stehender Staaten. Dass Yukio Hatoyama außenpolitsch eine stärkere Hinwendung zu Asien anstrebte und Japans Abhängigkeit von den USA überwinden wollte, war allgemein bekannt. Sein Konzept einer East Asian Community traf aber weder in Japan noch in den Nachbarländern Südkorea und China auf große Resonanz. Dieses politische Konzept wirkte wie eine Idee von einem anderen Stern, auch wenn Coudenhove-Kalergi seinem Freund Kajima schon in den 20er-Jahren die Übertragung des Konzepts eines Paneuropa auf Asien empfohlen hatte. Im Gespräch mit dem STANDARD gibt Hatoyama zu erkennen, dass ihm heute durchaus bewusst ist, wie weit Ostasien von der Verwirklichung einer East Asian Community entfernt ist. Im Gegensatz zu Europa waren die asiatischen Staaten jahrhundertelang weitgehend voneinander abgeschottet. Der Abschottung folgte der grausame Versuch der Kolonisierung weiter Teile Asiens durch die japanische imperiale Armee. Der tiefgehende Nationalismus in China und Südkorea ist auch Resultat dieser Demütigung durch Japan zu sehen. Zugleich sind Chinas Bestrebungen, zum Hegemon Asiens zu werden, mit Hatoyamas Vision einer East Asian Community, einer Gemeinschaft gleicher, freier und brüderlicher Staaten, nicht zu vereinbaren. Yukio Hatoyama musste politisch scheitern, weil es weder in Japan noch in den Nachbarländern ein Bewusstsein für Notwendigkeit einer East Asian Community gab und gibt. Im Gespräch mit dem STANDARD nennt er die East Asian Community jetzt ein Langzeitprojekt. Nicht nur wegen des Erhalts dubioser Spenden musste er zurücktreten, sondern weil er hartnäckig an die unmittelbare politische Umsetzung seiner Ideen glaubte. Richard Coudenhove-Kalergi war kein Politiker. Der Onkel der österreichischen Journalistin Barbara Coudenhove-Kalergi hatte politische Ideen, für die er unablässig in Büchern und Gesprächen mit Politikern warb. So gelang es ihm in einem Europa, das für die Idee einer europäischen Gemeinschaft empfänglich war, ein öffentliches Bewusstsein für ein vereintes Europa zu schaffen. Nach seinem Rückzug aus der aktiven Politik scheint Yukio Hatoyama nun in ähnlicher Weise als Ideengeber und Initiator wirken zu wollen. Aber die Chancen für die Schaffung einer Vereinigung unabhängiger, freier und gleicher Staaten sind in Asien ungleich schlechter als in Europa. Nach Japan, in das Land seiner Kindheit, kehrte Coudenhove- Kalergi noch zweimal, 1967 und 1970, zurück. Eingeladen von seinem Freund Kajima und Hatoyamas Yuai-Vereinigung, hielt er Vorträge zu seiner politischen Philosophie, wurde mit Orden ausgezeichnet und vom japanischen Kaiserpaar empfangen als der Sohn jener jungen Frau, die einst vom Kaiser den Auftrag erhalten hatte, Japan in Österreich Ehre zu machen.
2International
Die Optionen nach einem Scheitern der Griechenland-Gespräche sind alle schlecht – aber eine ist etwas besser. Was geschieht, wenn es bis Ende Juni zu keiner Einigung mit Griechenland kommt und das Land auch formell seine Schulden nicht mehr bedient? Den genauen Ablauf der darauf folgenden Ereignisse kann niemand voraussagen, weil es in der Eurozone noch keinen Staatsbankrott gegeben hat. Aber drei grundsätzliche Szenarien sind möglich: der harte Grexit, der weiche Grexit und ein Bankrott, bei dem Griechenland Vollmitglied in der Eurozone bleibt. Zuerst die letztgenannte Möglichkeit: Die entspricht den Regeln, die bei Gründung der Währungsunion eigentlich vorgesehen waren. Aufgrund der No-Bailout Clause sollte jedes Land für seine eigenen Schulden verantwortlich sein. Wird es zahlungsunfähig, sollte dies die Gläubiger treffen, aber keine Folgen für die Eurozone haben. Doch die Realität sieht anders aus. Ein Staatsbankrott würde den ohnehin schon laufenden Kapitalabfluss aus Griechenland weiter beschleunigen, die Banken würden ihre Einlagen verlieren und selbst insolvent werden. Bisher hat die Europäische Zentralbank die Banken vor dem Kollaps gerettet. Doch wenn Griechenland zahlungsunfähig ist, kann sie das nicht mehr tun. Dann müsste der griechische Staat einspringen, doch der hat dann selbst keinen Zugang zu neuen Krediten mehr. Die Bankenkrise würde die Wirtschaftskrise verschärfen. Die Regierung müsste entweder in Eile neue Einnahmen generieren – durch massive Steuererhöhungen oder gar Enteignungen von Privatvermögen – oder die Ausgaben dramatisch senken: das Gegenteil von dem, was sie versprochen hat. Was immer sie tut: Die ohnehin schon desaströse Wirtschafts- und Soziallage würde endgültig in den Abgrund stürzen, ohne einen sichtbaren Weg zur Besserung. Viel lässt sich verhindern, wenn Griechenland wie Zypern Kapitalkontrollen einführt. Das hätte gleich am Anfang passieren sollen, bevor die Gelder abgeflossen sind, und könnte nun diese Woche kommen, wenn die EZB die Bankenfinanzierung beschränkt. Kapitalkontrollen bedeuten, dass Gelder nur mehr mit Bewilligung ins Ausland überwiesen und Bargeld nur noch in beschränkten Mengen abgehoben werden kann. Dies ist bereits der erste Schritt zum Grexit: Ein griechischer Euro ist nicht mehr mit nichtgriechischen Euro auswechselbar und theoretisch weniger wert. Zypern lebt schon länger mit diesen Beschränkungen und hat sich damit abgefunden. Aber im Falle Griechenlands wären sie wahrscheinlich noch viel schärfer, weil die Angst vor einem echten Euro-Austritt massiven Druck auf Kapitalabflüsse auslöst. Anders als Zypern wäre die griechische Regierung von neuen Krediten abgeschnitten. Sie wäre bald gezwungen, auch inländische Zahlungen einzustellen – oder dies in Form von Schuldscheinen zu tun. Diese könnte dann gehandelt werden und wären gleich weniger wert als der nominale Eurobetrag, der auf ihnen steht. Allerdings müsste der Staat sie selbst wieder akzeptieren, etwa für Steuerzahlungen. Das wäre ein großer Schritt in Richtung Parallelwährung, die den Euro allmählich verdrängen würde – ein weicher Grexit, der zwar viele Turbulenzen hervorrufen würde, aber der Regierung weiterhin ermöglicht, wichtige Leistungen zu finanzieren. Die dritte Option ist der harte Exit: Athen würde über Nacht die Banken schließen, den einseitigen Euro-Austritt verkünden und eine neue Währung einführen. Euro-Banknoten würden vorerst abgestempelt oder beschnitten werden, bevor die Banken sie ausgeben dürfen. Einige Tage oder Wochen wäre das Land ohne ausreichendes Bargeld - wie Argentinien 2002. Das Chaos wäre zunächst perfekt. Aber bald könnte die griechische Notenbank neues Geld drucken, die Banken finanzieren und Kredite an die Regierung vergeben, die damit ihre Ausgaben deckt. Die Währung würde gegenüber dem Euro dramatisch fallen, und die inländischen Preise würden rasch steigen. Aber insgesamt wäre Griechenland plötzlich für Touristen oder Produzenten deutlich billiger. Und das würde längerfristig neue Chancen eröffnen. Von den drei Optionen ist die erste eindeutig die schlechteste – und wird dadurch sehr unwahrscheinlich. Ob sich Griechenland zwischen dem weichen und dem harten Grexit entscheidet, ist offen. Aber gefühlsmäßig wäre ein Ende mit Schrecken besser als der Versuch, das griechische Euro-Elend – und damit auch die Unsicherheit – weiter um Monate und Jahre zu verlängern. Deshalb sind, wenn es zu keiner raschen politischen Einigung über ein neues Hilfspaket kommt, die Tage Griechenlands im Euro wohl gezählt.
3Wirtschaft
Täter hatten laut Zeugen Messer und Schreckschusspistole dabei. Wien – Vier Männer sind am Mittwoch im Einkaufszentrum The Mall in Wien-Landstraße von fünf mit Messern Bewaffneten überfallen worden. Eines der Opfer erlitt Schnittverletzungen am Bauch, befindet sich aber nicht in Lebensgefahr, sagte Christoph Mierau, Sprecher des Wiener Krankenanstaltenverbundes. Zwei Männer wurden am Kopf verletzt, der vierte Mann erlitt Messerstiche am Oberschenkel. Die fünf Männer hatten ihre Opfer am Mittwoch gegen 23.00 Uhr am Bahnhof Wien-Mitte zuerst mit Messern bedroht und Geld und Handys gefordert. Sie verpassten den vier Männern Schläge und verletzten sie mit den Messern. Zeugen gaben gegenüber der Polizei an, dass die Angreifer auch einen Schuss aus einer Schreckpistole abfeuerten. Die fünf Verdächtigen flüchteten zunächst vom Tatort, wurden aber wenig später im Stadtpark festgenommen. Einer der Männer trug eine Spielzeugpistole bei sich, sie wurde sichergestellt. Messer und eine Schreckschusspistole wurden jedoch bei der anschließenden Durchsuchung der Afghanen im Alter von 15 bis 25 Jahren nicht gefunden. Das Quintett dürfte sich auf der Flucht auch eines gestohlenen Handys entledigt haben, das die Feuerwehr danach aus dem Wien-Fluss fischte. Das Landeskriminalamt ermittelt nun, ob auch ein Schreckschuss abgegeben worden ist. Die verletzten Opfer wurden ins Krankenhaus gebracht. Zwei Iraner im Alter von 29 und 32 Jahren hatten durch die brutalen Schläge Verletzungen am Kopf erlitten, berichtete die Polizei in einer Aussendung. Die zwei weiteren Opfer, deren genaue Identität noch nicht geklärt ist, trugen Schnittverletzungen davon. Entgegen den ersten Informationen der Polizei befand sich jener Mann, der die Verletzungen am Bauch erlitt, nicht in Lebensgefahr, sagte Mierau.
1Panorama
Tele-, ein Weitwinkel- und ein Makro-Objektiv vorgestellt. Smartphones-Kameras werden zwar zunehmend besser, doch der Formfaktor der schmalen Handys setzt Grenzen. Mehrere Hersteller haben daher bereits Zusatzobjektive auf den Markt gebracht, die integrierte Smartphone-Kameras verbessern sollen. Zeiss hat auf der CES in Las Vegas gemeinsam mit Fellowes Exolens drei neue Objektive für das iPhone vorgestellt. Vorgestellt wurden ein Tele-, ein Weitwinkelobjektiv und ein Makro. Die Gehäuse sind aus Aluminium gefertigt und alle drei Linsen sind mit einer Antireflex-Beschichtung von Zeiss überzogen. Die Linsen werden mit einer eigenen Hülle an der Rückseite des Smartphones über der Kamera fixiert. Dadurch können die Objektive auch getauscht werden. Zudem kann an die Hülle ein Stativ montiert werden. Die Linsen sind mit dem iPhone 6 und 6 Plus sowie dem iPhone 6s und 6s Plus kompatibel. Auf den Markt kommen sie im zweiten Quartal. Wie ein Sprecher zu The Verge gesagt hat, wird das Teleobjektiv 199 US-Dollar kosten. Makro, Weitwinkel und Hülle sollen im Paket für 300 Dollar auf den Markt kommen.
0Web
Kuratorium beschließt Neuausrichtung. Rechtsform muss noch geklärt werden. Wien – Nach der Führungskrise und dem Abgang von IHS-Chef Christian Keuschnigg bleibt im Institut für Höhere Studien kein Stein auf dem anderen. Das vor allem für Konjunkturprognosen bekannte IHS soll zurück zu seinen Wurzeln und wieder ein außeruniversitäres Forschungszentrum werden, das sich auf interdisziplinäre Themen der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften konzentriert. Wer das von Finanz- und Wissenschaftsministerium sowie Nationalbank, Stadt Wien und Industriellenvereinigung (IV) mit zusammen fünf Millionen Euro grundfinanzierte Institut künftig leiten soll, steht noch nicht fest, sagte der interimistische IHS-Chef, Ex-Sektionschef Sigurd Höllinger, nach der Kuratoriumssitzung am Mittwoch. Sekundiert von den Kuratoriumsmitgliedern Heinrich Neisser und Caspar Einem legte Höllinger dar, dass – abgesehen von der neuen Grundausrichtung mit Schwerpunkten – noch viele Fragen offen sind. Etwa, wer das IHS künftig leiten wird, wissenschaftliche und kaufmännische Leitung sollen im Herbst gesucht werden. Auch die Rechtsform muss noch geklärt werden, zur Wahl stehen ein Verein oder eine Ges.m.b.H. mit Aufsichtsrat, Generalsekretär und wissenschaftlicher Leitung. Die angestrebte Stiftungslösung habe er persönlich bereits abgeschrieben, sagte Neisser, weil der Kapitalbedarf zu hoch sei, um allein mit den Zinserträgen das Auslangen zu finden. Das Gesetz über gemeinnützige Stiftungen gebe es noch nicht. Fix ist derzeit nur, dass die fünf Millionen Euro an Grundfinanzierung bis 2018 gesichert sind und das IHS für die nächsten 15 Jahre ins Palais Strozzi im achten Bezirk übersiedelt. Neue Finanziers für langfristige Forschungsaufträge sind willkommen. Das sei billiger und moderner als der sanierungsbedürftige Bau in Mariahilf. Die neue Führung soll 2016 stehen.
3Wirtschaft
Für Entschärfung von Verordnung gestimmt. Berlin – Die Fahrt mit Paternoster-Aufzügen bleibt allen Deutschen erlaubt. Der Bundesrat stimmte am Freitag in Berlin einer Änderung der so genannten Betriebssicherheitsverordnung zu. Demnach werden diese Aufzüge in Behörden und Betrieben wieder für die Allgemeinheit geöffnet. Eine ursprüngliche Regelung sah vor, dass nur die jeweiligen Beschäftigten in den Paternoster steigen dürfen. Dies rief aber heftige Kritik hervor. Das Bundeskabinett beschloss daher die nun von der Länderkammer gebilligte Änderung, nach der die so genannten Umlaufaufzüge für die Allgemeinheit offen bleiben, wenn der Schutz vor Gefährdungen verbessert wird. Dazu zählen neben zusätzlichen technischen Maßnahmen etwa die Aufklärung über Gefahren und sicheres Verhalten sowie das Verbot, Lasten zu transportieren.
1Panorama
Bremer verlieren zuhause gegen den BVB mit 1:3. Gladbach zerlegt die Hertha in Berlin. Remis für Stöger und Hasenhüttl. Bremen/Gelsenkirchen – Borussia Dortmund hat in der deutschen Fußball-Bundesliga das Remis von Bayern München genutzt. Der BVB siegte in Bremen 3:1 und verkürzte den Rückstand auf die Münchner auf fünf Punkte. Zugleich vergrößerte die Tuchel-Elf den Vorsprung auf die drittplatzierten Schalker, die zuhause gegen Aufsteiger Ingolstadt nicht über ein 1:1 hinauskamen. Zumindest zwischenzeitlich neuer Fünfter ist Borussia Mönchengladbach, das in Berlin 4:1 und damit auch das sechste Ligaspiel unter Neo-Trainer Andre Schubert gewann. Damit stellte Schubert den Liga-Rekord von Willi Entenmann mit sechs Siegen zum Dienstantritt beim VfB Stuttgart in der Saison 1985/86 ein. Der neue Hoffenheim-Trainer Huub Stevens musste sich bei seinem Debüt beim von Peter Stöger betreuten 1. FC Köln mit einem torlosen Remis begnügen. Augsburg kassierte gegen Mainz in letzter Minute das Gegentor zum 3:3 und bleibt Letzter. Borussia Dortmund konnte aus dem torlosen Remis von Bayern München am Freitag gegen Frankfurt Kapital schlagen. Doppeltorschütze Marco Reus (9., 72.) und Henrich Mchitarjan (43.) besorgten den achten Bundesliga-Saisonsieg der Truppe von Thomas Tuchel. Anthony Ujah gelang der zwischenzeitliche Ausgleich (32.). Der Stürmer war nach einem abgewehrten Schussversuch von ÖFB-U21-Teamspieler Florian Grillitsch zur Stelle. In der zweiten Hälfte hatte Bremen erst Glück. Denn Dortmund-Goalgetter Pierre-Emerick Aubameyang ließ drei Großchancen liegen. In der 72. Minute besorgte Reus die Entscheidung. Die Bremer, bei denen Zlatko Junzovic durchspielte, bleiben damit im Tabellenkeller. Aufsteiger Ingolstadt punktete nach zuletzt zwei Niederlagen auf Schalke. Die Elf von Trainer Ralph Hasenhüttl führte bis zur 77. Minute durch ein Tor von Tobias Levels, ehe Youngster Leroy Sane gegen die Laufrichtung des neuerlich starken Ingolstadt-Goalie Ramazan Özcan zum 1:1 einköpfelte und Schalke damit zumindest mit einem blauen Auge davonkam. Die vergangenen drei Spiele hatten die Königsblauen verloren. Bei Ingolstadt spielte zudem Markus Suttner auf der linken Abwehrseite durch, Lukas Hinterseer wurde im Laufe der zweiten Hälfte eingewechselt. Borussia Mönchengladbach ist seit dem Trainerwechsel weiter höchst erfolgreich. Bei Hertha Berlin siegte die Schubert-Elf klar mit 4:1 und liegt nach dem katastrophalen Saisonstart bereits auf Rang vier. Oscar Wendt (26.), Raffael (28.), Granit Xhaka (54.) und Harald Nordtveit (91.) steuerten die Gladbacher Treffer bei. Alexander Baumjohann (82.) erzielte vom Punkt den Berliner Ehrentreffer. Die von Peter Stöger betreuten Kölner trennten sich gegen Hoffenheim zuhause 0:0. Beim Debüt von Huub Stevens als Hoffenheim-Trainer spielte Philipp Hosiner bei den neuntplatzierten Hausherren im Sturm durch. Mainz kam ohne Kapitän Julian Baumgartlinger zu einem Last-Minute-Punktgewinn in Augsburg. Nach einer 2:0-Führung und zwischenzeitlichem 2:3-Rückstand erzielte Triplepack-Torschütze Yoshinori Muto in der Schlussminute das 3:3. Begünstigt von einer krassen Schiedsrichter-Fehlentscheidung hat der VfL Wolfsburg Bayer Leverkusen im Abendspiel mit 2:1 besiegt. Der Vizemeister war durch ein irreguläres Tor von Nicklas Bendtner (34.) in Führung gegangen. Den Siegtreffer besorgte nach zwischenzeitlichem Ausgleich von Javier Hernandez (40.) der kurz zuvor eingewechselte Julian Draxler (77.). Wolfsburg sprang durch den Sieg mit nun 21 Punkten auf Platz drei vorbei am FC Schalke. Leverkusen ist mit 17 Zählern Tabellensiebenter.
4Sport
Landeshauptmann beruft für Montag Koalitionsausschuss ein – Otto Konrad als Mehrheitsbeschaffer. Salzburg – Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) hat die Streitereien und Drohungen vonseiten des Teams Stronach satt. Für Montag hat er deshalb einen Koalitionsausschuss einberufen, bei dem über die Zukunft des Teams Stronach in der Salzburger Regierung entschieden werden soll. Hintergrund ist ein erneuter Brief des Teams Stronach, in dem die Partei den Landesratsposten und die drei Aufsichtsratsposten von Hans Mayr fordert. Ansonsten werde die Partei entsprechende Zeichen setzen. Mayr, der Ende November aus dem Team Stronach ausgetreten ist, bekleidet neben dem Amt als Wohnbau-, Verkehrs- und Infrastrukturlandesrat auch Aufsichtsratsposten in der Salzburg AG, der Salzburger Land Tourismus GmbH und der Land-Invest Salzburger Baulandsicherungs-GmbH. All diese Posten müssten von Mitgliedern des Teams Stronach besetzt werden, fordert der Salzburger Parteiobmann Helmut Naderer in dem offenen Brief. Alles andere sei eine Verletzung der Koalitionsvereinbarung. Haslauer solle als bekannter Ehrenmann zur Koalitionsvereinbarung stehen und dem Team Stronach die Möglichkeit der Neubesetzung dieser Posten geben. Haslauer aber hält an Mayr fest. Beim Koalitionsausschuss am Montagnachmittag sollen sich die beiden verbleibenden Stronach-Mitglieder im Landtag, Helmut Naderer und Gabriele Fürhapter, entscheiden, ob sie die Regierung weiterhin unterstützen. Würden die zwei Stronach-Abgeordneten ihre Unterstützung aufgrund des Postenstreits zurückziehen, würde nur noch der ebenfalls aus der Partei ausgetretene ehemalige Profifußballer Otto Konrad für eine Mehrheit der Regierung sorgen. Konrad, der seit seinem Parteiaustritt von der ÖVP mitbetreut wird, versicherte, die Regierung könne verlässlich auf seine Stimme zählen.
5Inland
Berufungsverhandlung Anfang August. Graz/Wien – Der wegen Betrugsversuch am Land Steiermark erstinstanzlich verurteilte ehemalige Sturm-Graz-Präsident Hannes Kartnig sieht laut einem Bericht der Tageszeitung Kurier (Donnerstagsausgabe) der baldigen Entscheidung über sein Verfahren entgegen. Der Oberste Gerichtshof (OGH) hat demnach die Nichtigkeitsbeschwerde seines Verteidigers Roland Kier abgewiesen. Der Ball liegt nun beim Oberlandesgericht (OLG) Graz. Laut Kurier entscheidet es am 5. August über die Berufung Kartnigs gegen das Strafmaß. Der frühere Sturm-Präsident soll 2006 versucht haben, eine Kredithaftung vom Land zu erlangen, obwohl der Verein längst pleite gewesen sei. Die erste Instanz sah Kartnigs Schuld als erwiesen an und verpasste ihm vier Jahre und ein Monat Haft. Kartnig verbüßt bereits eine rechtskräftige Strafe wegen Steuerhinterziehung.
1Panorama
Erste Flüge von französischem Flugzeugträger nach Pariser Terroranschlägen. Paris – Zehn Tage nach den Anschlägen von Paris haben französische Kampfjets vom Flugzeugträger Charles de Gaulle aus Einsätze gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) geflogen. Die Rafale-Kampfflugzeuge starteten am Montag von dem im östlichen Mittelmeer liegenden Flugzeugträger, wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP vor Ort berichtete. Zwei Ziele der IS-Miliz im Irak seien zerstört worden, teilte das Militär per Kurznachrichtendienst Twitter mit. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Paris wurde in der Region der westirakischen Provinzhauptstadt Al-Ramadi eine Gruppe von Terroristen ausgeschaltet. Im Gebiet der nordirakischen Metropole Mossul sei eine Artillerie-Stellung zerstört worden, die auf irakische Truppen gezielt habe. An dem knapp siebenstündigen Einsatz waren nach Angaben der Militärführung vier Kampfjets vom Typ Rafale beteiligt. Tankflugzeuge der internationalen Ant-IS-Koalition versorgten sie während der Operation mit zusätzlichem Treibstoff. Frankreichs einziger Flugzeugträger Charles de Gaulle war am Mittwoch vom französischen Hafen Toulon aus gestartet und am Wochenende im östlichen Mittelmeer vor der syrischen Küste angekommen. Nun hoben die ersten Kampfjets von dem Kriegsschiff zu Einsätzen ab. Bereits in den vergangenen Tagen hatte Frankreich eine Reihe von Luftangriffen gegen IS-Ziele in Syrien geflogen. Die Kampfjets starteten dabei von zwei Stützpunkten in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Jordanien. Nach den Anschlägen von Paris mit 130 Toten hatte Frankreichs Staatschef François Hollande einen verstärkten Kampf gegen den IS angekündigt, der sich zu den Attentaten bekannt hat.
2International
Auf wenigstens vier Milliarden Dollar wird der Schaden für die türkische Wirtschaft durch Sanktionen geschätzt. Wenn sie nur könnten, dann würden sie jenen 24. November rückgängig machen: den Moment, als der türkische Pilot auf den Knopf drückte und den russischen Kampfjet abschoss, der ganze 17 Sekunden den Luftraum verletzt hatte. Die Türken bekommen seither Wladimir Putins Zorn zu spüren. Nichts, so scheint es, kann den russischen Präsidenten besänftigen – außer einer schlichten Entschuldigung für den Abschuss der Maschine und den Tod des russischen Piloten im syrischen Rebellengebiet. Dazu aber ist die türkische Führung noch nicht bereit. 0,3 bis 0,7 Prozentpunkte könnten Russlands Sanktionen das Wachstum der türkischen Wirtschaft in diesem Jahr kosten, so schätzt die Europäische Bank für Wiederaufbau (EBRD). 0,44 Prozentpunkte hat der Thinktank Tepav in Ankara in einer gerade erschienenen Studie errechnet. Die Wirtschaft im einstigen Boomland würde 2016 dann nur ein verhältnismäßig mageres Plus von 2,44 Prozent einfahren – vorausgesetzt, es passieren nicht noch mehr diplomatische Unfälle und militärische Interventionen. Der Krieg in den Kurdenstädten im Südosten der Türkei schadet jetzt schon Handel und Tourismus; eine Parteinahme für Saudi-Arabien im neuen Konflikt am Golf könnte auch noch die Wirtschaftsbeziehungen der Türkei zum Iran ruinieren. Präsident und Regierung in Ankara hat die russische Antwort auf den Flugzeugabschuss gänzlich unvorbereitet erwischt, so wird nun deutlich. Embargo für viele türkische Produkte, Lizenzentzug für russische Tourismusunternehmen, die Türkeireisen organisieren; türkische Geschäftsleute, die auf der Polizeiwache festgehalten werden; türkische Handelsschiffe, die tagelang nicht mehr aus russischen Häfen auslaufen können; plötzlich keine Visa für türkische Flugbesatzungen, die nach Moskau fliegen wollen. Jede Woche fällt dem Kreml etwas Neues ein. Der Katalog der Strafmaßnahmen aus Russland trifft viele türkische Händler und Hersteller, besonders aber den Tourismus. 4,5 Millionen russische Touristen kamen zuletzt pro Jahr in die Türkei. Nicht alle vergnügten sich in Resortanlagen am Mittelmeer. Viele von ihnen sind in der sogenannten Kofferwirtschaft. Sie reisen als Touristen via die beiden Flughäfen in Istanbul ein, kaufen dann vor allem Textilien und fliegen sie, in enorme Paketwürfel gepackt, zum Weiterverkauf nach Hause. Auf 4,3 Milliarden Dollar soll sich diese Kofferwirtschaft der Russen 2014 belaufen haben. Jetzt wird gerechnet, was passiert, wenn die Russen nicht mehr kommen und kaufen. Die Ökonomen bei Tepav schätzen den Schaden durch die Sanktionen auf 4,2 Milliarden Dollar im günstigeren Fall und auf doppelt so viel, sollten etwa 1,5 Millionen russische Touristen ausbleiben und der Absatz türkischer Produkte auf Ersatzmärkten in anderen Ländern nicht so funktionieren, wie die Regierung es ihren geschäftstreibenden Bürgern verspricht. Die Türkei exportiert nichts, was sich russische Abnehmer nicht auch auf anderen Märkten relativ einfach besorgen könnten: Nutzfahrzeuge, Obst, Gemüse, Maschinen. Andersherum sieht es schwieriger aus: Mehr als 70 Prozent ihrer Energielieferungen bezieht die Türkei aus Russland. Dass es bei dem fatalen Luftzwischenfall im vergangenen November weniger ums Prinzip als um Politik ging, hat der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu mittlerweile zu erkennen gegeben. Es waren die russischen Bombenangriffe gegen Rebellen der turkmenischen Minderheit in Syrien nahe der türkischen Grenze, die Ankara aufgebracht hatten und für die Russland eine Lektion erteilt werden wollte. In einer seiner wöchentlichen Reden vor der Parlamentsfraktion in Ankara zog Davutoglu mit einem Mal einen Vergleich zwischen Syrien und der Ukraine, zwischen den Interessen der Türken und jenen der Russen in ihrem jeweiligen Nachbarland. Wenn wir Gebiete in der Ostukraine bombardiert hätten, die Verwandtschaftsbeziehungen zu Russland hat wie die Verwandtschaftsbeziehungen, die wir mit den Bayirbucak-Turkmenen haben, so erklärte Davutoglu, indem wir einem Aufruf der Ukraine gefolgt wären und dabei auch russischen Luftraum verletzt hätten, genauso wie Russland angibt, einem Aufruf Syriens zu folgen, dann frage ich mich, was Putin darüber denken würde und was er täte.
3Wirtschaft
Bei den Erdstößen kamen seit Donnerstag dutzende Menschen ums Leben. Die starken Erdbeben im Süden Japans haben viele Großkonzerne des asiatischen Landes getroffen. Auch Sony ist betroffen. Der Elektronikkonzern hat die Produktion in einem Werk für Bildsensoren stoppen müssen. Die Schäden werden derzeit ermittelt. In anderen Fabriken in der Nähe, etwa in Nagasaki und Oita, wurde der Betrieb indes wieder hochgefahren. Auch hier werden Bildsensoren gefertigt, die unter anderem für Smartphone-Kameras gebraucht werden. Zu den wichtigsten Kunden gehört der iPhone-Produzent Apple. Auch Toyota teilte am Sonntag mit, die Produktion in mehreren Fabriken zu stoppen, weil die Lieferkette unterbrochen sei. Ab Montag werde die Auto-Herstellung in den meisten japanischen Fabriken schrittweise heruntergefahren. Hintergrund seien die Probleme der Zulieferer. Der japanische Rivale Honda erklärte unterdessen, ein Motorradwerk im Süden des Landes bleibe wegen Erdbebenschäden geschlossen. Die Produktion in den übrigen Fabriken laufe normal. Dutzende Menschen kamen seit Donnerstag bei den heftigen Erdstößen in der Präfektur Kumamoto auf der Insel Kyushu ums Leben. Mehr als 1.000 Personen wurden verletzt. Hunderte Nachbeben wurden registriert.
0Web