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Einige Stücke wurden noch zu Lebzeiten Maos abgepackt. Peking – Bei landesweiten Razzien haben die chinesischen Behörden Medienberichten zufolge tonnenweise gefrorenes Gammelfleisch beschlagnahmt – einige Stücke waren demnach mehr als 40 Jahre alt. Insgesamt seien 100.000 Tonnen Hühnerflügel sowie Schweine- und Rindfleisch im Wert von umgerechnet 435 Millionen Euro beschlagnahmt worden, berichtete die staatliche Zeitung China Daily am Mittwoch. Der Gestank war unerträglich. Als wir die Tür öffneten, hätte ich mich fast übergeben, berichtete ein Ermittler über den Fund von 800 Tonnen verdorbenen Fleisches in einem Lager der Provinz Hunan. Nach Angaben der Provinzregierung stammte das Fleisch aus den schwer zu kontrollierenden Grenzregionen mit Vietnam. Vertreter des an Vietnam grenzenden autonomen Gebiets Guangxi berichteten dem Blatt, das Fleisch musste noch zu Lebzeiten des Gründers der Volksrepublik, Mao Zedong, abgepackt worden sein. Laut China Daily kauften die Schmuggler zumeist billiges Fleisch aus dem Ausland und brachten es dann via Hongkong und Vietnam auf das chinesische Festland. Um Geld zu sparen, wurde das Fleisch oftmals in einfachen Last- statt in Kühlwagen transportiert und danach wieder eingefroren. Manchmal sei diese Prozedur mehrmals wiederholt worden, berichtete der stellvertretende Leiter des Zolls von Hunan. Insgesamt wurden demnach landesweit 14 Schmugglerbanden gesprengt. China wird immer wieder von schweren Lebensmittelskandalen erschüttert. Die Standards für Lebensmittelsicherheit sind niedrig und werden zudem oftmals nur unzureichend umgesetzt. | 1Panorama
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In USA, aber auch Kanada und Mexiko betroffen. Amsterdam – Der Autohersteller Fiat Chrysler ruft in den USA 105.458 Wagen wegen potenzieller Probleme mit den Bremsen zurück. Betroffen seien Dodge-Dart-Kompakt-Limousinen der Modelljahre 2013 und 2014 mit 2,0- und 2,4-Liter-Motoren, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Ein möglicher technischer Fehler könne sich auf das Bremssystem auswirken, so dass sich der Bremsweg verlängere. Fiat Chrysler wisse von zwei leichten Verletzungen und sieben Unfällen, die mit dem Defekt im Zusammenhang stünden oder stehen könnten. Weitere etwa 15.700 Fahrzeuge seien in Kanada und Mexiko wegen des Problems zurückgerufen worden, hieß es in der Mitteilung. (APA 4.12.2015) | 3Wirtschaft
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Jihadistenführer nicht unter den Opfern. Bagdad – Der Chef der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, hat am Sonntag einen irakischen Luftangriff vermutlich überlebt. Das irakische Militär erklärte, ein Konvoi Baghdadis sei in der westlichen Provinz Anbar bombardiert worden. Er wurde in einem Fahrzeug weggebracht. Sein Gesundheitszustand ist unklar, hieß es. In Anbar an der Grenze zu Syrien habe er sich mit hochrangigen IS-Mitgliedern beraten sollen. Bei einem zweiten Angriff auf den Ort des Treffens nahe Karabala seien viele Anführer der Gruppe getötet oder verletzt worden, hieß es weiter. Augenzeugen und Ärzte sprachen ebenfalls von Todesopfern unter den Islamisten, sagten jedoch, Baghdadi sei wohl nicht darunter. Die irakischen Sicherheitskräfte hatten in der Vergangenheit bereits mehrfach gemeldet, Baghdadi sei verletzt oder getötet worden. Die Berichte bestätigten sich jedoch nie. Nach Angaben des irakischen Innenministeriums erfolgte der jüngste Luftangriff am Samstagmittag. Das US-Militär nahm zu den Berichten nicht Stellung. Ein Vertreter des IS erklärte per Telefon, er könne nicht bestätigen, dass sich Baghdadi in dem Konvoi befunden habe. Doch selbst wenn er tot sein sollte, würde das keine Auswirkungen auf den IS haben, sagte der Vertreter: Wir würden einen Anführer verlieren, aber es gibt 1.000 Baghdadis. Der selbsternannte Kalif hat bisher Bombardierungen einer US-geführten Militärallianz und einen Zwei-Fronten-Krieg im Irak und in Syrien überlebt. Nach einem US-Luftangriff im November gab es Spekulationen, Baghdadi sei verletzt oder tot. Das US-Militär hatte die Berichte nicht bestätigt. Der IS hat große Teile des Irak und Syriens unter seine Kontrolle gebracht und ein Kalifat ausgerufen, eine besondere Form eines islamischen Gottesstaats. Nach offiziellen irakischen Angaben wurde Baghdadi im Jahr 1971 in Samarra geboren. Nach dem US-Einmarsch im Irak soll er sich erstmals Aufständischen angeschlossen haben. Die USA setzten ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar (8,80 Mio. Euro) auf ihn aus. | 2International
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Die Anklage gegen einen charismatischen Imam und seine Anhänger wegen Verbreitung von IS-Propaganda und Unterstützung von Jihadisten enthüllt das tiefgehende Problem in und mit Bulgariens Randgesellschaft. In den kühlen Morgenstunden des 25. November 2014 wurde das Roma-Viertel in der südbulgarischen Stadt Pasardschik unsanft aus dem Schlaf gerissen. Gegen sechs Uhr früh rollten gepanzerte Autos der Polizei durch die schmutzigen Straßen, und schwer bewaffnete, maskierte Beamte stürmten mehrere Gebäude, unter ihnen auch die Ebu-Bekir-Moschee. Ein Imam, Achmed Mussa, war der Erste, der verhaftet wurde. Am Ende des Tages waren im Zuge einer gemeinsamen Operation der Staatlichen Agentur für Nationale Sicherheit (DANS) und der Staatsanwaltschaft, die die Verbreitung radikaler islamistischer Propaganda untersuchte, 26 Personen inhaftiert worden. Die Polizei durchsuchte über 40 Häuser im Istok-Viertel und andere Orte nach Material, das auf die Unterstützung der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) hinweist. Eine Gruppe bärtiger Männer im Hof der Moschee machte ihrem Ärger gegenüber Reportern Luft. Wir haben nichts mit dem IS zu tun. Ich kenne ihn so gut, wie ich Sie kenne, fauchte ein großer Mann. Ein Stück Papier steckte an seiner Kappe, auf dem in arabischer Schrift zu lesen war: Es gibt keinen Gott außer Allah – ein Satz, der auf den schwarzen Flaggen der IS-Kämpfer verwendet wird, der aber auch eine Säule des islamischen Glaubens ist. Sieben Monate später, im Juli 2015, erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen 14 Muslime – darunter Imam Mussa. Ihnen wurde vorgeworfen, religiösen Hass zu schüren und durch die Verbreitung von IS-Propaganda den Krieg in Syrien und im Irak zu unterstützen. Dem Balkan Investigative Reporting Network (BIRN) liegt die Anklageschrift vor. Darin werden Mussa und zwei andere Personen zudem beschuldigt, ausländische Jihadisten auf ihrem Weg nach Syrien unterstützt zu haben. Mussa ist ein 40-jähriger, charismatischer salafistischer Prediger mit zwei Vorstrafen wegen Verbreitung religiösen Hasses. Mussas Viertel Istok liegt im Herzen von Pasardschik. Dort fühlt man sich dem Rest der Stadt irgendwie nicht zugehörig. Die In frastruktur ist schlecht, es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel. Die Mehrheit der 20.000 Einwohner des Viertels spricht Türkisch als Muttersprache. Von der bulgarischen Gesellschaft werden diese Menschen zumeist als Roma wahrgenommen, auch wenn sie sich selbst oft als Türken oder einfach als Muslime bezeichnen. Früher waren sie nicht so streng gläubig, was zum Teil damit zu tun hatte, dass Religion vom kommunistischen Regime unterdrückt wurde. Sie praktizierten eine ei gentümliche Form des Islam, die auch Elemente des Christen- und des Heidentums beinhaltete. Wenn wir den Kuckuck rufen hörten, dachten wir, dass jemand sterben würde. An solche Dinge glaubten wir, sagt ein Mann aus der Gemeinde. Das ist nicht der Islam. Abdullah Salih, der Großmufti der Provinz Pasardschik, formuliert es so: Sie wurden als Muslime geboren. Sie sagten, sie seien Muslime, aber sie benahmen sich im täglichen Leben nicht wie Muslime. Inzwischen haben sie gelernt. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus im Jahr 1989 stießen religiöse Gruppierungen bei den Roma auf offene Ohren. Einige bulgarische Muslime reisten in die Türkei und in den Nahen Osten, um ihr religiöses Wissen zu vertiefen. Sie brachten fremde Bräuche und Rituale mit, die zu Konflikten zwischen neuen und alten Imamen führten. Mussa war bis zu seinem 20. Lebensjahr Christ und besuchte die örtliche evangelische Kirche, wurde aber später eine Leitfigur des neuen Islam in Istok. Gerichtsunterlagen seiner Vorstrafen vermitteln eine Kurzversion seiner Wandlung. Während eines Besuchs in Österreich Mitte der 1990er-Jahre konvertierte er zum Islam und besuchte später einen einjährigen Kurs für Imame im bulgarischen Dorf Surnitsa. Sein Lehrer, der über eine theologische Qualifikation aus Saudi-Arabien verfügte, machte ihn mit salafistischen Ideen bekannt. Mussa, dem in seiner Jugend eine Mischung aus Depression und Schizophrenie diagnostiziert wurde, hat von den offiziellen muslimischen Behörden in Bulgarien keine Bewilligung, als Imam zu arbeiten. Dennoch machte er sein Haus zu einer Gebetsstätte und begann zu predigen. Er wurde später Mitglied der Ebu-Bekir-Moschee, die 2002 zum Teil mit Mitteln einer saudischen Stiftung errichtet worden war. Er predigte für gewöhnlich überall – in Kaffeehäusern und auf der Straße, bei Hochzeiten und Beerdigungen. Seine Ideen verbreiteten sich über Skype und Youtube in die benachbarten Städte und Migrantengemeinden in Westeuropa. Mussa wurde für manche Leute aus der Nachbarschaft, die ihn für einen guten Menschen halten, rasch zu einer Autorität. Eine Frau ist überzeugt, er würde sein Herz für die Armen geben. Unter seiner Führung haben seine Anhänger in den vergangenen zehn Jahren allmählich ihr Erscheinungsbild, ihre Bräuche und Gepflogenheiten geändert. Sie gaben ihre bulgarischen Namen auf und tauschten sie gegen arabische ein. Mussa selbst hieß früher Angel Stoyanov. Sie begannen, nur muslimische Festtage und keine Nationalfeiertage zu feiern – nicht einmal Geburtstage. Die Männer ließen sich lange Bärte wachsen, trugen kurze Haare und lange Gewänder. Die Frauen begannen, ihre Gesichter unter Burkas zu verstecken. Nun wird Mussa zur Last gelegt, in seinen Predigten Krieg zu propagieren, mit der IS-Flagge im Hintergrund. Den Zeugenaussagen in der Anklageschrift zufolge habe er seinen Anhängern wiederholt erklärt, dass es die Pflicht eines jeden Muslims sei, dem vom IS in Syrien und im Irak ausgerufenen Kalifat und seiner Armee beizutreten. Mindestens 332 ausländische Kämpfer aus Westeuropa und den westlichen Balkanstaaten sind zwischen Anfang 2013 und Juni dieses Jahres auf ihrem Weg nach Syrien und in den Irak durch Bulgarien gereist, auch wenn es nicht alle bis ins Kriegsgebiet schafften. Die Menschen in Istok sagen, dass Mussas Anhänger, deren geschätzte Zahl zwischen 300 und 500 liegt, zu den anderen im Viertel auf Distanz gehen. Sasho, ein 50-jähriger Mann, sitzt an einem warmen Tag vor seinem Kebab-Geschäft und Café im Zentrum von Istok und kann mit einem anderen Beispiel aufwarten. Sehen Sie, platzt er heraus und zeigt mit dem Finger auf die Gäste eines angrenzenden Kaffeehauses. Die mit den Bärten kommen nicht zu mir ins Geschäft. Er sagt, Leute aus Mussas Gemeinde würden nur zu seinem Konkurrenten gehen, weil er Muslim ist: Sie unterhalten sich nicht mehr mit anderen. Andere Muslime in Istok sind der gleichen Meinung und lehnen Mussas Interpretation des Islam ab. Ich kann nicht so leben, wie man vor tausend Jahren gelebt hat. Ich bevorzuge eine Form des Islam, die dem modernen Leben entspricht, sagt Yashar Angelov, ein 55-jähriger Beamter, der im Rathaus von Pasardschik arbeitet. Die Beziehungen zwischen der kleinen christlichen Gemeinde in Istok und Mussas Anhängern sind noch angespannter. In einem Fastfood-Restaurant, mitten im Lärm der Mittagspause, hebt Yanko Angelov, der Sohn eines hiesigen evangelischen Pastors, sein T-Shirt und zeigt auf die Pistole an seinem Hosenbund. Er trage die Waffe als Schutz, sagt er, seit er und sein Vater 2005 angegriffen wurden. Vor vier Jahren habe eine Gruppe muslimischer Männer aus Istok außerdem einen anderen Pastor und dessen Freund mit Schlagstöcken und Eisenrohren schwer zusammengeschlagen. Angelov ist überzeugt, dass diese Angriffe einen religiösen Hintergrund haben, auch wenn sie in Polizeiberichten nur als Verstöße gegen die öffentliche Ordnung und Ruhe aufscheinen. Er sagt, Konflikte zwischen der evangelischen Gemeinde und den Taliban, wie er sie nennt, seien in Istok gang und gäbe. Manche glauben, die Gründe dafür, dass sich Mussas Anhänger dem Salafismus zuwandten, seien nicht primär religiöser Natur.Die dringlichsten Probleme in diesem Viertel sind soziale und wirtschaftliche, sagt Yashar Sali, als Imam der wichtigsten Moschee der Stadt das Gesicht des offiziellen Islam in Pasardschik. Wenn sie ein normales Leben führten, würden sie sich nicht für diese Strömungen interessieren, sagt er und behauptet, dass die Bürger von Istok vom Staat im Stich gelassen und einem wirtschaftlichen Genozid ausgesetzt worden seien. Als Bulgarien in den 1990ern zum System der Marktwirtschaft wechselte, traf es die Roma am schlimmsten. Viele waren in staatlichen Fabriken und Agrargenossenschaften beschäftigt gewesen, die geschlossen oder aufgelöst wurden. Kürzungen der Ausgaben im Gesundheits- und Bildungs wesen hatten eine besonders fatale Auswirkung auf die ländlich strukturierten und isolierten Gemeinden, in denen viele Roma leben. Die Menschen dort hatten nur noch beschränkten Zugang zu Krankenhäusern, Schulen, Kindergärten, Sozialeinrichtungen und öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Volkszählung im Jahr 2011 zufolge sind 60 Prozent der Roma über 15 Jahre nicht erwerbstätig. Mindestens zwei Generationen der Roma sind praktisch ohne Bildung und in immer größerer Armut aufgewachsen. Antonina Jeliazkova, Anthropologin und Leiterin einer in Sofia ansässigen NGO, meint, es sei wenig überraschend für sie, dass die Menschen in Istok auf der Suche nach einer neuen Identität seien. Sie wollen Teil von etwas Größerem sein, etwas, das die Mauern ihrer Ghettoisierung niederreißt, sagt Jeliazkova. Yanko Mishev, Leiter des Kuratoriums der Ebu-Bekir-Moschee in Istok, sagt, dass Arbeitgeber gegenüber Menschen aus der Gemeinde voreingenommen seien und ihnen keinen Job geben würden. In Pasardschik ist der Rassismus am größten, sagt er bei einem türkischen Kaffee nach dem Freitags gebet. Mishev schätzt, dass mehr als die Hälfte der Einwohner des Viertels im Ausland arbeiten. Egal welche jungen Männer ihr jetzt auf der Straße trefft, sie werden in einem Monat wieder weg sein, sagt er. Ein Job in Deutschland bedeutet für Roma-Familien zumeist die ökonomische Lebensader. Die offiziellen Ermittlungen gegen Mussa und seine Gruppe legen jedoch nahe, dass sie auch gefährliche Verbindungen schaffen kann. Ein Zeuge erzählte der Staatsanwaltschaft, dass einer der Angeklagten, Angel Simov, jenen Türken, dem er angeblich geholfen hatte, nach Syrien zu reisen, bei der Arbeit in Deutschland kennengelernt hatte. Gerichtsunterlagen belegen, dass Mussa 2001 in Köln Kontakt mit der in Deutschland ansässigen, radikalen türkischen islamistischen Organisation Kalifatstaat aufnahm und sich bereiterklärte, ihre Ideen zu verbreiten. Köln hat über 5000 bulgarische Einwohner, darunter viele Gastarbeiter aus Pasardschik. Gruppenweise stehen sie an der Kreuzung der Hansemannstraße und der von Bäumen gesäumten Venloer Straße im Bezirk Ehrenfeld herum. Sie sind dort um sechs Uhr früh, wenn die Lastwagen sie für Einsätze auf der Baustelle aufsammeln, und dann wieder am Abend, Zigaretten rauchend, ihre Gesichter gezeichnet von den Mühen des Arbeitstages. An dieser Ecke steht auch Rujdi Zakir, ein kleiner, redseliger Mann aus Pasardschik, der in einer Kölner Kohlefabrik arbeitet. Er ist Mitglied der Gemeinde von Achmed Mussa und schimpft auf die bulgarischen Politiker und Medien, die seiner Meinung nach mit der Dämonisierung des Imams und seiner Anhänger Konflikte schüren. Sie sagen, wir würden zum Islamischen Staat gehören. Ja, meine Frau trägt eine Burka, aber wie macht sie das zu einer Terroristin?, fragt er. Er vergleicht Bulgarien mit Deutschland, und wenig überraschend schneidet sein Heimatland dabei schlecht ab. In Deutschland, sagt Zakir, versuche niemand, Menschen nach ethnischer Zugehörigkeit oder Religion zu trennen. Eliza Aleksandrova, eine Bulgarin, die ein Zentrum für muslimische Frauen in Köln leitet, äußert sich ähnlich. Aleksandrova hilft Familien aus der Pasardschik-Gemeinde, Arbeit zu finden und Deutschkurse zu besuchen. Die deutsche Gesellschaft ist offen, deshalb haben diese Menschen hier eine Chance, ein normales Leben zu beginnen, sagt sie. Sie verfolgt die Nachrichten über die Ermittlungen gegen Mussa und seine Anhänger mit Bestürzung. Sie ist überzeugt, dass die bulgarischen Behörden das Pro blem übertrieben darstellen, weil sie wenig über Religion wissen und verstehen, besonders, was den Islam betrifft. Ivelina Karabashlieva, Expertin für Radika lisierungsprävention, hat Bedenken, was die Folgen des Gerichtsprozesses gegen Mussa und seine Anhänger betrifft: Bulgarien sollte in die Prävention investieren. Du kannst eine Geisteshaltung nicht mit Verurteilungen verändern. Der Staat sollte eine Alternative zur IS-Propaganda anbieten, sagt sie. Das bedeute aber auch, dass Lehrkräfte darauf vorbereitet werden müssen, diese Themen mit ihren Schülern zu diskutieren, und wissen sollten, wie man Zeichen der Radikalisierung erkennen kann. Sozialarbeiter und lokale Gemeindebeamte sollten in den Grundlagen des Islam und Sala fismus geschult werden, um zu verstehen, was gefährlich sei und was nicht. Die Angeklagten warten derweil noch immer auf ihren Gerichtstermin. Ein Richter entschied am 2. Dezember 2015, dass die Verhandlung nicht fortgesetzt werden könne, da die ursprüng liche Anklage Unklarheiten und Verfahrensmängel aufweise. Die Staatsanwaltschaft reichte umgehend eine überarbeitete Ankla geschrift ein, die die Einwände des Gerichts berücksichtigte, und schuf so die Voraussetzungen dafür, dass der Prozess 2016 beginnen kann. Drei der in diesem Fall angeklagten Männer haben die gegen sie vorgebrachten Anklagepunkte akzeptiert. Eine Person enthielt sich der Aussage. Alle anderen, darunter auch Mussa, bekannten sich nicht schuldig. | 2International
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Mauthausen-Komitee fordert Rücktritt von Haimbuchner und Welser Spitzenkandidat Rabl. Wels – In Wels könnte die FPÖ nach der Gemeinderatswahl am Sonntag erstmals den Bürgermeister stellen. Die blaue Kandidatenliste für die 60.000-Einwohner-Stadt sorgt aber wieder einmal für Diskussionen. Der Kurier berichtete zuletzt, dass die Nummer zehn auf der Liste, Ralph Schäfer, der bereits wegen einer Nazi-Sprühaktion mit der Justiz zu tun hatte, zuletzt mit einer Bürgerwehr nachts in einer Siedlung patrouillierte. Die Nummer 23 der Welser FPÖ, James Engelbert Pingera, wiederum fiel mit einschlägigen Facebook-Einträgen auf. Unter der Bezeichnung Pro Austria schrieb er im März (mittlerweile ist der Beitrag nicht mehr abrufbar): Wann werden unsere Politiker und Journalisten endlich für ihre Lügen und Verbrechen haftbar gemacht? Gekaufte Journalisten Ein von einem anderen User gepostetes Verschwörungsbuch mit dem Titel Gekaufte Journalisten. Wie Politiker, Geheimdienste und Hochfinanz Deutschlands Massenmedien lenken wurde von Pingera damals gelikt, ebenso ein Kommentar dazu von User Elmar G., der schrieb: An die Wand mit dem Politikergesindel. Der FP-Kommunalpolitiker, der über einen Vorzugsstimmenwahlkampf in den Gemeinderat will, zeigte also Sympathie für diesen direkten Aufruf zu Gewalt. Für Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen-Komitees Österreich, ist das ein wunderbares Beispiel, welche Politiker in der FPÖ agieren. Von der Parteispitze wird das geduldet, das ist das Schlimme, wie er im Gespräch mit dem STANDARD sagt. Das Mauthausen-Komitee, das die Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen vertritt, spricht – auch wegen blauer Kandidaten in anderen Gemeinden – von einer Gefahr für Demokratie und Menschenrechte. Der FPÖ-Spitzenkandidat in Pregarten, Michael Prückl, verbreite Inhalte eines Holocaust-Leugners – darüber hatte die Seite heimatohnehass.at berichtet. Johann Gibitz, FPÖ-Spitzenkandidat in Lambach, boykottiere die Produkte einer Firma, weil die Frau des Firmeninhabers Flüchtlingen Deutschunterricht gebe. Rücktrittsaufforderungen Mernyi: Immer wieder behauptet der blaue Landesobmann Manfred Haimbuchner, dass er Neonazis und Hassprediger in seiner Partei nicht duldet. Doch das ist, wie sich jetzt wieder zeigt, eine glatte Lüge. Er fordert sowohl Haimbuchner als auch den Welser FPÖ-Vizebürgermeister Andreas Rabl zum Rücktritt auf. Rabl meinte am Mittwoch auf Anfrage, er wolle zuerst mit Pingera sprechen, bevor über allfällige Konsequenzen nachgedacht werden könne. Er könne sich nicht vorstellen, dass Pingera tatsächlich einen Gewaltaufruf gelikt habe. Er achte in der Welser FPÖ darauf, dass es keine Anknüpfungspunkte zu Rassismus, Rechtsextremismus und Nationalsozialismus gebe. Zweite Chance Bei Schäfer, dessen Verfahren nach dem Verbotsgesetz mit einer Diversion geendet hatte, warb Rabl um Verständnis. Schäfer sei damals 17 Jahre alt gewesen und habe mit anderen Märtyrer leben länger auf eine Wand gesprüht, daneben das Konterfei von Rudolf Heß. Der nunmehrige Gemeinderatskandidat habe aber gar nicht gewusst, wer Rudolf Heß war, so Rabl. Er sei der Meinung, dass jeder eine zweite Chance verdiene, so der blaue Vizebürgermeister. Schäfer habe sich gebessert. Wir beschönigen das nicht, aber man sollte die Kirche im Dorf lassen. | 5Inland
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Solider Alltagsbegleiter mit tollem Display, brauchbarer Kamera und seltsamer Zielgruppe. Schon bevor es vorgestellt wurde, hat es das Microsoft Lumia 650 zu einem geradezu mythischen Ruf gebracht. Es würde ein Gerät der Einsteigerklasse werden und nur in Form einer Pressemitteilung vorgestellt werden, hieß es in Leaks. So kam es dann auch. Während dies für ein Gerät ohne Flaggschiff-Ambitionen noch keine Überraschung darstellt, war es aber eine andere Aussage angeblicher Insider, die aufhorchen ließ. Laut dieser bildet das Handy den Abschluss für die einst von Nokia ins Leben gerufene Lumia-Serie. Ein Vorgehen, das durchaus Sinn ergeben könnte. Die Theorie dahinter: Microsoft würde damit Platz für andere Hersteller am ohnehin schon kleingeschrumpften Markt für Windows Phones lassen. Die Redmonder sollen aber angeblich an einem neuen Spitzengerät tüfteln, das dann – analog zu Googles Nexus-Reihe – als eine Art Vorführgerät Teil der Surface-Linie wird, die aktuell aus Convertibles und einem hybriden Laptop besteht. Soviel zum möglichen Schicksal des Lumia 650, zu dem sich Microsoft offiziell noch nicht geäußert hat. Das soll uns an dieser Stelle aber auch nicht weiter beschäftigen. Der WebStandard hat sich angesehen, was das sagenumwobene Smartphone mit Windows 10 Mobile zu bieten hat. Rein von den Spezifikationen hat der IT-Riese aus Seattle ein Einsteiger-Gerät abgeliefert. Als Rechenwerk dient eine Snapdragon-212-CPU, ein sparsamer Cortex-A7-Prozessor mit vier Kernen und 1,3 GHz Maximaltakt. Dazu serviert man einen GB RAM und 16 GB Onboardspeicher, der sich per microSD-Karte erweitern lässt. Je nach Markt gibt es Modelle mit einem oder zwei nanoSIM-Slots. Österreich wird mit beiden Varianten versorgt. Dazu gibt’s 3G- und LTE-Konnektivität, WLAN (802.11n), Bluetooth 4.1, NFC sowie eine Hauptkamera mit acht Megapixel Auflösung und einfachem LED-Blitz und ein frontseitiges Aufnahmemodul mit fünf Megapixel. Zum Aufladen und für verkabelten Datentransfer gibt es microUSB 2.0-Port auf der Unterseite. Die hinterseitige Abdeckung ist dünn geraten, wirkt aber vom Material her widerstandsfähig. Ästhetisch lässt sich das Lumia 650 subjektiv als schlicht und wertig wirkend bezeichnen. Auffallende Designelemente abseits des Rahmens gibt es nicht. Dass die Kamera etwas hervorsteht könnte allerdings manche Interessenten abschrecken. Das Handy liegt gut in der Hand und ist mit 122 Gramm auch ein Leichtgewicht. Der Ein/Aus-Schalter ist mühelos mit einer Hand zu erreichen, der obere Teil der Lautstärkewippe verlangt nach ein wenig Akrobatik. Insgesamt liegt das Smartphone angenehm und sicher in der Hand. Großes Lob verdient sich das Display. Die 720p-Auflösung geht für die Preisklasse des Lumia 650 – der Straßenpreis in Österreich beginnt bei etwa 210 Euro – in Ordnung. Blickwinkelstabilität, Sättigung und Kontraste sind allerdings hervorragend. Das kommt auch nicht von ungefähr, denn Microsoft hat ein OLED-Panel verbaut, dankenswerterweise aber davon abgesehen, die Farben so übertrieben knallig zu kalibrieren, wie es etwa Samsung gerne bei seinen Spitzensmartphones tut. Sehr zu gefallen weiß auch die Entspiegelung, denn auch bei direktem Lichteinfall bleibt der Bildschirm gut ablesbar, wenn man die Helligkeit etwas höher dreht. Auch die Optimierung des Windows-10-Mobile-Systems ist den Redmondern geglückt. Trotz der leistungstechnisch knapp dimensionierten Hardware kommt es bei der Navigation durch die Oberfläche nur selten zu sichtbaren Rucklern. Auch Apps starten erstaunlich flott. Für Kommunikation, Multimedia und einfachere Games reicht die Performance auch aus. Mit 3D-Games sollte man das Lumia 650 allerdings nicht konfrontieren. Schon bei eher unspektakulären Titeln wie Traffic Racer kommt es mitunter zu längeren und entsprechend störenden Hängern. Die Benchmarkwerte entsprechen diesem Eindruck. Etwa 28.500 Punkte erzielt da Handy in der Betaversion von Antutu 6 und landet damit auch weit entfernt hinter dem aktuellen Windows 10-Flaggschiff Lumia 950, das mit über 70.000 Zählern gelistet wird. Das Tool Phonemark sieht das Lumia 650 in der Nähe des Lumia 521, das Teil der als Lowend-Reihe geltenden 500er-Serie ist. Sehenswertes liefert die Hauptkamera das Microsoft-Handys ab. Unter Tageslicht liefert sie scharfe Bilder in angenehm realistischen Farben. Sie liefern zwar nicht so viele Details, wie Fotos, die man mit einem iPhone 6s, LG G4 oder Lumia 950 knipsen kann, sind aber dennoch mehr als tauglich für den Einsatz auf Instagram, Facebook oder anderen Social Networks. Unerwartet gut schlagen sich Sensor und Software bei der Ausbalancierung der Darstellung unter Gegenlicht. Es kommt kaum zu störenden Überstrahlungen, gleichzeitig aber auch nur selten zu übertriebenem Weißabgleich. Schwindet das Sonnenlicht, lässt die Qualität allerdings merklich nach. Der Autofokus benötigt deutlich mehr Zeit, Bilder fallen tendenziell unscharf und stark verrauscht aus. Die Frontkamera ist in puncto Farbtreue weniger genau, dazu werden mitunter übertriebene, softwareseitige Korrekturmaßnahmen für Gesichtsfotos angewandt. In Sachen Empfang gibt es keinen Grund für Beschwerden. Akustisch schlägt sich das Lumia 650 ebenfalls ordentlich. Der externe Lautsprecher klingt für ein Smartphone gut und erreicht einen ordentlichen Lautstärkepegel. Auch die Soundwiedergabe über Kopfhörer erfolgt in guter Qualität, auf die Beilage eines Headsets hat Microsoft allerdings verzichtet. Die Telefonie-Akustik ist ein zweischneidiges Schwert. Während man vom Gegenüber sehr gut wahrgenommen wird, erreicht einen der Gesprächspartner nur in eher dumpfen Klang. Der Akku wurde mit 2.000 mAh auf den ersten Blick recht sparsam bemessen. Trotzdem entstand – wohl dank des OLED-Displays und dem sparsamen Prozessor – während des Tests nie der Eindruck, das Telefon könnte bei normaler Nutzung vor Tagesende ausfallen. Im Gegenteil: Trotz Bearbeitung mit allerlei Apps und Benchmarks versprach der Akkustand auch nach Feierabend noch die eine oder andere Stunde Verwendung. Für eine Preisklasse liefert das Lumia 650 ein brauchbares Rundumpaket, auch wenn etwas flottere Hardware wünschenswert gewesen wäre. Das Problem des Gerätes sind ohnehin weniger seine Komponenten, als das Ökosystem, an das es angebunden ist. Mit Universal Apps und Continuum hofft Microsoft, dem darbenden Windows Mobile-Markt wieder Auftrieb geben zu können. Bis heute kämpft der Store allerdings mit einem App Gap, also einem deutlichen Rückstand im Vergleich zu den Katalogen der Platzhirsche Apple und Google. Und Continuum ist ein Feature, welches dieses Einsteigerhandy mangels ausreichender Leistung gar nicht erst unterstützt. Dementsprechend mutet es etwas seltsam an, dass das Smartphone werbetechnisch als Businessgerät angepriesen wird. Denn dieses Versprechen geht höchstens dann auf, wenn hier Firmen zuschlagen, die ohnehin in ihrer IT schon umfassend auf Windows-Infrastruktur und Microsoft-Services setzen. Allerdings ist auch dieser Vorteil kein großer, zumal Microsoft Produkte wie Office und Co. schon länger fleißig auf andere Systeme ausbreitet. Was bleibt ist ein solides Einsteigerhandy mit sehr gutem Display, passablem Sound, ordentlicher Kamera und beachtenswertem Durchhaltevermögen. Einen Wendepunkt für die Misere von Windows im Smartphone-Segment wird es nicht auslösen. Wer dem System treu bleiben will und ein älteres Einsteigergerät der 500er- oder 600er-Modellreihe ablösen möchte, findet hier aber ein gutes Angebot. Ob das Lumia 650 nun wirklich das Ende der Marke bedeutet, weiß aktuell nur Microsoft selber. Sollten sich die Gerüchte bewahrheiten, sei ihr ein Liedzitat von Peter Kreuder gewidmet: Sag beim Abschied leise Servus. Beispielfotos | 0Web
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Fünf im Einzel, zwölf im Doppel und vier im Mixed – Dritter Major-Erfolg an der Seite von Mirza in Folge – Nestor könnte im Herren-Doppel zum ältesten Major-Sieger werden. Melbourne – Martina Hingis, ehemalige Weltranglisten-Erste im Einzel, und die Inderin Sania Mirza sind am Freitag bei den Australian Open ihrer Favoritenrolle im Doppel gerecht geworden. Sie gewannen das Finale in Melbourne gegen die als Nummer sieben gesetzten Tschechinnen Andrea Hlavackova/Lucie Hradecka 7:6 (1), 6:1. Für Hingis bedeutete das bereits ihren insgesamt 21. Grand-Slam-Titel. Für die beiden Weltranglistenersten Hingis/Mirza setzte sich die Überlegenheit im Damen-Doppel damit fort: Nach Wimbledon und den US Open gewannen sie das dritte Major in Folge, zudem haben die 35-jährige Schweizerin und die sechs Jahre jüngere Inderin die vergangenen acht Turniere gewonnen und ihre Siegesserie auf 36:0 ausgebaut. Seine bisher letzte Niederlage kassierte das Duo im vergangenen August in Cincinnati. Ein unglaubliches Jahr Dank meiner Partnerin hatten wir ein unglaubliches Jahr, sagte Mirza im Interview auf dem Platz. Wir werden weitermachen und es ist großartig, all diese Rekorde mit dir zu haben, freute sich die 29-Jährige. Im Mixed hatte Mirza an der Seite von Ivan Dodig (CRO) Hingis/Leander Paes (IND) ausgeschaltet und spielte da noch am Freitag um ein weiteres Endspiel. Hinigs kann sich nach fünf Einzel- und vier Mixed-Major-Triumphen nun bereits über ihren zwölften Doppel-Grand-Slam-Sieg freuen. Das Siegerduo teilt sich in Melbourne einen Scheck über 157.000 australische Dollar (102.000 Euro). Bei den Herren fällt die Doppel-Entscheidung am Samstag: Im Endspiel treffen Ex-Peya-Doppelpartner Bruno Soares und Jamie Murray auf das älteste Duo, dass es in der Profi-Ära in ein Major-Finale geschafft hat. Daniel Nestor könnte mit 43 Jahren und 149 Tagen überhaupt zum ältesten Doppel-Major-Sieger werden, und auch Stepanek ist mit 37 Jahren (und 65 Tagen) schon im fortgeschrittenen Tennis-Alter. Schafft Nestor mit Stepanek den Coup, dann holt er im Ewigen-Besten-Ranking mit dem neunten Doppel-Triumph Jonas Björkman (SWE) und John McEnroe (USA) ein. An der Spitze liegen in dieser Wertung Bob und Mike Bryan (USA) sowie Todd Woodbridge (AUS) mit je 16. | 4Sport
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Hearing um NÖ-Chefredakteur am Mittwoch – Ziegler Favorit – Betriebsrat ortet "Bruch der Arbeitsverfassung" – ORF: Hearings bis zu neuer Betriebsvereinbarung nach bisherigen Regeln. Wien/St. Pölten – Das ORF-Hearing zur Besetzung von Leitungsfunktionen sorgt weiter für Diskussion und Irritation: Nachdem sich ORF-Chef Alexander Wrabetz erst am Wochenende kritisch zum derzeitigen Auswahlverfahren äußerte, findet am Mittwoch ein weiteres Hearing statt. Es geht um die Bestellung des Chefredakteurspostens im ORF-Landesstudio Niederösterreich, als aussichtsreichster Kandidat gilt Robert Ziegler. Der Niederösterreich heute-Moderator ist Koordinator der Landesstudios in der ORF-Generaldirektion, bürgerlicher Zentralbetriebsrat und seit 2011 als schwarzer Belegschaftsvertreter im ORF-Stiftungsrat vertreten. Neben Ziegler stellt sich ein starkes Bewerberfeld dem Hearing: Judith Weissenböck und Robert Friess, beide arbeiten im niederösterreichischen Landesstudio als Chefs vom Dienst, oder Michael Battisti, derzeit Marketing-Leiter im ORF Niederösterreich, in der Vergangenheit Nachrichtenredakteur und Büroleiter von Ex-ORF-Chefin Monika Lindner, zählen neben etlichen weiteren Bewerbern zu Anwärtern auf den Posten. Abgenommen wird das Hearing von ORF Vorarlberg-Chefredakteur Gerd Endrich, ORF-Religionschef Gerhard Klein, ORF-Markforschungsleiterin Eva Sassmann und ORF Burgenland-Programmchefin Gaby Schwarz, die als sogenannte Assessoren fungieren. Rund um diese Beisitzer hatte es vor einigen Wochen im Fall der Besetzung von Radio-Wirtschaftschefs Rupert Kluger Aufregung gegebenen. Kluger sei ein Personalwunsch der ÖVP, die Assessoren im Hearing wurden nach dieser Vorgabe ausgewählt und zwei Beisitzer kurzfristig ausgetauscht, so die Kritik damals. Der Betriebsrat kündigte die Betriebsvereinbarung zur Abhaltung der Hearings deshalb auf. ORF-Generaldirektor Wrabetz erklärte am Wochenende im STANDARD-Interview, dass er die Diskussion um Kluger zwar für entbehrlich halte, er sei sich mit der Belegschaftsvertretung aber darin einig, dass sich die Hearings nicht gut entwickelt haben. Das muss man neu aufsetzen. Insofern bin ich ganz froh, dass der Betriebsrat diese Betriebsvereinbarung aufgekündigt hat, so Wrabetz. Dass nun ein weiteres Hearing abgehalten wird, sorgt beim Betriebsrat für Kritik. Es ist schon befremdend, ein Zeitungsinterview des Generaldirektors zu lesen, in dem er seinen eigenen Unmut über das Hearing-Wesen im ORF äußert, sich beim Betriebsrat für die Beendigung der entsprechenden Betriebsvereinbarung bedankt, und statt rasch mit der Belegschaftvertretung eine Reform des Prozederes zu verhandeln, trotzdem ein Hearing anordnet beziehungsweise zulässt, sagte Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser am Montag auf APA-Anfrage. Die Belegschaftsvertretung sei über das neuerliche Hearing nicht einmal informiert worden. Moser sprach von einem Bruch der Arbeitsverfassung, denn Hearings sind sowohl Auswahl- als auch Personalbeurteilungsverfahren, und diese können nur auf Basis einer Betriebsvereinbarung stattfinden. Der ORF-Betriebsrat fordert von Wrabetz nun die ersatzlose Absage des für Mittwoch angesetzten Auswahl-Hearings für den Chefredakteursposten im Landesstudio Niederösterreich. Sollte es zu keiner Absage kommen, will der Betriebsrat eine Unterlassungsklage beim Arbeits- und Sozialgericht einbringen. Die ORF-Hearings sind derzeit nur ein Streitpunkt zwischen ORF-Geschäftsführung und Betriebsrat. Die Belegschaftsvertretung hatte die entsprechende Betriebsvereinbarung erst vor wenigen Wochen rund um die Bestellung des Radio-Wirtschaftschefs aufgekündigt. Seit Anfang August ist die Regelung außer Kraft. Für Zentralbetriebsratsobmann Gerhard Moser fehlt deshalb für weitere Hearings die Rechtsgrundlage laut Paragraf 96a Arbeitsverfassungsgesetz, wie er ORF-General Wrabetz am Montag in einem Brief mitteilte. Moser fordert die Absage, andernfalls werde es eine Unterlassungsklage geben. In der ORF-Geschäftsführung nimmt man diese Ankündigung unterdessen gelassen und vertritt eine andere Rechtsmeinung: der Betriebsrat darf zwar laut Arbeitsverfassungsgesetz bei Personalbeurteilungen mitwirken, nicht aber bei Personalauswahlverfahren. Und ein solches stelle das Hearing dar. Es stehe der Geschäftsführung deshalb frei, bis zu einer Neuregelung des Verfahrens Hearings abzuhalten, so die Argumentation. Eine Absage sei kein Thema. Wenn das Arbeits- und Sozialgericht in der Causa eine Feststellung treffe, dann bringe das Rechtssicherheit und -klarheit für die Zukunft, hieß es aus dem Umfeld von ORF-Chef Wrabetz. | 6Etat
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Erste größere Wahlkampfrede der Präsidentschaftsbewerberin. New York - US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat sich in ihrer ersten größeren Wahlkampfrede als Kämpferin für die Mittelschicht präsentiert. Amerika kann nicht erfolgreich sein, wenn ihr nicht erfolgreich seid, sagte die Ex-Außenministerin und einstige First Lady vor mehreren Tausend jubelnden Anhängern auf Roosevelt Island in New York. Clinton erklärte, sie wolle für steigende Löhne in der Mittelschicht und bessere Aufstiegschancen für die Armen sorgen. Die Demokratie dürfe nicht nur für Milliardäre und Unternehmen da sein. Außerdem wolle sie sich für die Rechte von Homosexuellen, einen Weg für undokumentierte Einwanderer zur Staatsbürgerschaft und den Ausbau erneuerbarer Energien einsetzen. Die Republikaner qualifizierte Clinton als Partei der Gestrigen ab. Es mag einige neue Stimmen im republikanischen Präsidentschaftschor geben, aber sie singen alle die gleiche Melodie, ein Lied mit dem Namen Yesterday, sagte Clinton mit Blick auf den Beatles-Hit. Clinton hatte ihre Bewerbung im April erklärt und gilt als große Favoritin für die Kandidatur der Demokraten bei der Präsidentschaftswahl 2016. Bisher bemühte sie sich um einen bescheidenen Auftritt und fuhr etwa in einem Kleinbus quer durchs Land, um den direkten Kontakt zu Wählern zu suchen. In Umfragen liegt die 67-Jährige weit vor der innerparteilichen Konkurrenz. Vor acht Jahren hatte Clinton den demokratischen Vorwahlkampf gegen Barack Obama verloren, der nach zwei Amtszeiten im Weißen Haus nicht mehr antreten darf. Bei den Republikanern zeichnet sich dagegen ein offeneres Rennen um die Präsidentschaftskandidatur 2016 ab. Bisher haben zehn Politiker ihre Bewerbung erklärt, darunter die Senatoren Marco Rubio, Ted Cruz und Rand Paul. Am Montag dürfte der ehemalige Gouverneur von Florida, Jeb Bush, dazukommen. Erwartet wird zudem die Bewerbung von Wisconsins Gouverneur Scott Walker. | 2International
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Banker Marco Morelli ist Favorit im Rennen um den CEO-Posten bei der Bank-Austria-Mutter. Mailand/Wien – Der Aufsichtsrat der italienischen Großbank Unicredit, der am Nachmittag über den Wechsel an der Spitze der Bank beraten wird, soll sich mit Vorstandschef Federico Ghizzoni bereits auf eine Ablösesumme geeinigt haben. Das berichtete die Tageszeitung La Stampa am Dienstag. Die Ablöse für Ghizzoni, seit 2010 an der Spitze der Bank-Austria-Mutter in Mailand, liege weit von den 40 Millionen Euro entfernt, die sein Vorgänger Alessandro Profumo 2010 bezogen hatte. Die Ablöse werde jedoch den 36 Jahren entsprechen, die Ghizzoni bei Unicredit verbracht hat, berichtete das Blatt. Der 60-jährige steht seit fast sechs Jahren an der Spitze des Konzerns. Davor war er Bank Austria-Vizechef und hier für das Osteuropageschäft verantwortlich. Ghizzoni steht als Unicredit-Boss seit einiger Zeit unter Druck, es häufte sich die Kritik von Aktionären am niedrigen Aktienkurs, internationale Finanzmedien spekulierten über einen abermaligen Kapitalbedarf in mehrfacher Milliardenhöhe. Der Board wird eine Beratungsgesellschaft mit der Suche nach einem Nachfolger Ghizzonis beauftragen. Mehrere Kandidaten sind im Rennen. Als Favorit gilt laut italienischen Medien Marco Morelli, Vizepräsident der Bank of America-Merrill Lynch für Europa und Nahost. Ein weiterer Kandidat ist der Franzose Jean Pierre Mustier, ehemaliger Chef der Corporate&Investment-Banking-Abteilung der Unicredit. Laut Medienberichten könnte es nach dem Chefwechsel zu einer Kapitalerhöhung bei Unicredit kommen. Der Kernkapital der Mailänder Bank ist Ende März auf 10,5 Prozent gefallen und liegt damit nur knapp über dem von der Europäischen Zentralbank (EZB) für dieses Jahr vorgegebenen Minimum von zehn Prozent. Nach Einschätzung von Analysten könnte Unicredit zwischen fünf und zehn Milliarden Euro frisches Kapital benötigen. Die Pläne für einen Chefwechsel beflügeln die Unicredit-Aktie an der Mailänder Börse. Die Papiere legten am Dienstagvormittag um 2,95 Prozent zu und erreichten die Schwelle von 3 Euro. | 3Wirtschaft
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Sollen an Wirtschaftsminister Mitterlehner gehen – Schieder: Lopatka soll sich aus "destruktiver Phase" befreien. Wien – ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka provoziert wieder den Koalitionspartner. Im Ö1-Morgenjournal schlug er am Freitag vor, dass die SPÖ die Arbeitsagenden abgibt und diese von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) übernommen werden. Begründet wird die Initiative von Lopatka mit der gestiegenen Arbeitslosigkeit, für die er vor allem den ehemaligen Arbeitsminister und heutigen SPÖ-Präsidentschaftskandidaten Rudolf Hundstorfer verantwortlich macht. SPÖ-Klubchef Andreas Schieder forderte Lopatka daraufhin zur Sacharbeit auf. Ihn erinnert der ÖVP-Klubchef an einen Hybridpolitiker, der Regierung und Opposition in sich vereinen wolle. Lopatka solle sich aus seiner schon Monate andauernden destruktiven Phase zu befreien, denn seine Vorgangsweise sei schlecht für die ganze Regierungsarbeit. Wenn Lopatka auf dem Arbeitsmarkt etwas weiterbringen wolle, solle er auf den Wirtschaftsminister einwirken, dass dieser sich etwa bei der Entlastung der Betriebe von Bürokratie oder der Entrümpelung der Gewerbeordnung engagiert. FPÖ und Neos quittierten Lopatkas Vorstoß mit Unverständnis. Die Arbeitsmarktagenden ins schwarze Wirtschaftsministerium zu verlegen würde nichts bringen, erklärten beide Parteien in Aussendungen. FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl findet, die ÖVP sei um keinen Deut besser als die SPÖ, deswegen würde auch eine Verlagerung des Arbeitsmarkt-Themas nichts am kollektiven Versagen der Regierungsparteien ändern. Neos-Sozialsprecher Gerald Loacker sah ebenfalls keine sinnhafte Debatte: Man kann doch nicht ernsthaft glauben, dass die Verschiebung von Zuständigkeiten irgendetwas an der Rekordarbeitslosigkeit ändert. Er ortete taktische Spielchen bei Lopatka. FSG-Vorsitzender Wolfgang Katzian zeigte sich befremdet von skurrilen Wortmeldungen Lopatkas und verwies auf die Wirtschaftskrise 2008, die den Arbeitsmarkt nachhaltig beeinflusse. Dass die Arbeitsmarktagenden bis 2008 im Wirtschaftsressort angesiedelt waren, wie Lopatka seine neueste Forderung argumentiert, ist keine Erklärung dafür, dass damals die Arbeitslosigkeit geringer war als heute. | 5Inland
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Im Streit mit belgischen Datenschützern. Facebook liegt schon lange im Clinch mit belgischen Datenschützern wegen eines sogenannten Cookies, das das Verhalten von Web-Browsern beobachtet. Kurz vor einem erwarteten Urteil geht das Online-Netzwerk zum Gegenangriff über. Nach dem spektakulären EuGH-Urteil, das die Position europäischer Datenschützer gegenüber US-Konzernen stärkte, streitet Facebook sich mit belgischen Regulierern. Das Vorgehen der Datenschützer in Belgien gegen Facebook würde die Sicherheit des Internets insgesamt beeinträchtigen, argumentierte das weltgrößte Online-Netzwerk in einem Blogeintrag in der Nacht zu Mittwoch. Bei der Auseinandersetzung geht es um das seit Jahren umstrittene Identitäts-Cookie Datr – eine kleine Datei, die Facebook im Web-Browser der Nutzer speichert. Die belgische Datenschutz-Kommission will Facebook vor Gericht den Einsatz des Datr-Cookies verbieten lassen, das einige Informationen über das Verhalten von Nutzern auf Seiten mit dem Like-Button sammelt. Ihr ist vor allem ein Dorn im Auge, dass auch Nicht-Mitglieder das Cookie installiert bekommen, wenn sie die Facebook-Website besuchen. Facebook-Sicherheitschef Alex Stamos argumentierte, das Datr-Cookie mache das Netzwerk sicherer. Es helfe, falsche Profile herauszufiltern und verhindere Cyber-Attacken. Wenn etwa ein Web-Browser binnen fünf Minuten hunderte Seiten besucht habe, sei das ein klares Zeichen dafür, dass der Computer möglicherweise von Online-Kriminellen gekapert worden sei. Die Daten, die das Cookie sammele, würden nicht einzelnen Personen zugeschrieben und könnten auch nicht mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Es sei nicht wahr, dass Facebook das Cookie nutze, um Werbung auf Nicht-Mitglieder zuzuschneiden und ebenso wenig, dass es gesetzt werde, wenn jemand auch nur irgendeine Seite mit einem Gefällt mir-Knopf besuche. In dem Verfahren in Belgien steht eine Entscheidung des Gerichts bevor. Die Datenschutz-Kommission will auch Strafen von 250.000 Euro pro Tag verhängen. Der Europäische Gerichtshof hatte vergangene Woche das sogenannte Safe Harbor-Abkommen zur vereinfachten Übermittlung von Daten europäischer Nutzer in die USA gekippt. Zugleich ermutigten die EuGH-Richter nationale Datenschutz-Behörden, gegen eine ihrer Meinung nach unzulässige Daten-Weiterleitung vorzugehen. Damit rückt aus Sicht von US-Konzernen ein von ihnen befürchteter Zustand näher, bei dem sie sich verstärkt mit Regulierern in vielen EU-Ländern auseinandersetzen müssen. | 0Web
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Asylwerber sollen leichter zu einfachen Tätigkeiten kommen. Das könnte über die Ausdehnung des Dienstleistungsschecks gelingen. Wien – Beim Integrationsgipfel der Regierung mit den Sozialpartnern wird am Dienstag eine neue Variante der Einbindung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt diskutiert. Dem Vernehmen nach wollen die Sozialpartner die Ausweitung des Dienstleistungsschecks auf Asylwerber vorschlagen. Damit – so der Plan – könnten Flüchtlinge geringfügig auf dem Arbeitsmarkt tätig werden. Gedacht ist an einfache Tätigkeiten wie Hilfsdienste in Haushalten und Gartenarbeit. Derzeit dürfen Asylwerber nur in Saisonsjobs in Tourismus und Landwirtschaft tätig sein. Mit dem online verfügbaren Dienstleistungsscheck wäre eine einfache Variante der Abwicklung bereits verfügbar. Die Forderung der Sozialpartner, den Flüchtlingen nach sechs Monaten einen Jobzugang zu gewähren, wenn kein EWR-Bürger den entsprechenden Arbeitsplatz beansprucht, lehnt die Regierung ab. Das sei angesichts der hohen Arbeitslosigkeit das falsche Signal, hieß es kürzlich aus Sozial- und Wirtschaftsministerium. IV-Generalsekretär Christoph Neumayer forderte anlässlich der Präsentation des IV-Konjunkturbarometers am Montag vor dem Integrationsgipfel ein klares Signal, dass Menschen, die in Österreich bleiben, auch in den Arbeitsmarkt integriert werden. Angesichts der hohen Wahrscheinlichkeit, dass viele bleiben werden, plädiert er für mehr Qualifikationsmaßnahmen, schon bevor der Asylstatus zugesprochen ist. Man müsse früh und mit Augenmaß ansetzen. Die Verfahrensdauer eines Asylantrages müsse verkürzt, aber bereits für Ausbildung und Spracherwerb genutzt werden, fasst IV-Chefökonom Christian Helmenstein die Forderungen zusammen. Zusätzlich sollen Lehrlingsausbildungen auch bei negativem Asylbescheid beendet werden dürfen, sagt Neumayer. Da zurückkehrende Flüchtlinge dann eine Ausbildung vorzuweisen hätten, könne man so die Herkunftsländer unterstützen. Der IV-Generalsekretär erhofft sich von der Regierung eine rasche Diskussion und Umsetzung des Konzepts. Die vierteljährliche Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung zeigt seit September 2014 einen kontinuierlichen Aufwärtstrend und liegt im ersten Quartal 2016 mit 26 Punkten höher als während des gesamten vergangenen Jahres. Für Neumayer handelt es sich aber nur um ein Frühlingslüfterl in Richtung Erholung, das noch weit entfernt ist vom Wirtschaftsaufschwung der Jahre 2010 und 2011. Das IV-Konjunkturbarometer wird als Mittelwert aus den Beurteilungen der gegenwärtigen Geschäftslage und der erwarteten Geschäftslage in sechs Monaten berechnet. Befragt wurden 413 Industriebetriebe in Österreich mit 249.000 Beschäftigten. Getragen wird der Anstieg laut Industriellenvereinigung von den positiven Erwartungen. Die aktuelle Geschäftslage wird von den befragten Betrieben hingegen spürbar schwächer als im Schlussquartal des Vorjahrs bezeichnet. Die Betriebe erwarten laut der Umfrage einen höheren Beschäftigungsstand in den nächsten drei Monaten und gehen daher derzeit auf Mitarbeitersuche, so Neumayer. Insbesondere Maschinenbauer, Wirtschaftsingenieure und Elektrotechniker werden gesucht. Aber auch Softwaretechniker und Arbeitskräfte, die interdisziplinäre Fähigkeiten im Bereich Digitalisierung vorweisen, sind Mangelware, erklärte Helmenstein. Es herrsche nach wie vor ein Fachkräftemangel, bei dem auch die aktuell hohe Zuwanderung aufgrund fehlender Arbeitsmarktintegration keine Abhilfe schafft. Neumayer appelliert an die Regierung, kraftvolle Politik zu machen, um die aktuelle Systemkrise zu überwinden. Das Ergebnis der Bundespräsidentenwahl sei ein Weckruf. Die Regierung müsse nun ihre letzte Chance nutzen, die Bereiche Bildungspolitik, Arbeitslosigkeit und Vertrauen in den österreichischen Wirtschaftsstandort in Angriff zu nehmen. Andernfalls sieht Neumayer den Wirtschaftsstandort in Gefahr. Er warnt zudem vor der Behinderung des Güterverkehrs zwischen Österreich und Italien am Brenner-Grenzübergang. Die teilweise reaktivierten Grenzkontrollen könnten die österreichische Industrie in Zukunft signifikant treffen. | 3Wirtschaft
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Entwickelten ausgeklügeltes System zum Betrug bei Aufnahmeprüfungen der Rangsit University – Tests verschoben. Um die Zulassungstests für das Medizinstudium an der thailändischen Rangsit University zu bestehen, hat sich eine Gruppe von Studenten ein ausgeklügeltes Schummelsystem einfallen lassen. Sie nutzten Kameras und Smartwatches, um sich einen Vorteil bei den schriftlichen Aufnahmeprüfungen zu verschaffen, was zu einer Absage der Tests führte. Uni-Rektor Arthit Ourairat hat Fotos der entdeckten Hilfsmittel auf seiner Facebook-Seite gepostet. Einige Studenten, die sich eigentlich für andere Studienrichtungen angemeldet hatten, trugen Brillen mit kleinen Kameras, mit denen sie Aufnahmen der Testunterlagen anfertigten. Sie verließen den Raum nach 45 Minuten und übermittelten die Bilder an unbekannte Helfer. Diese lösten die Fragen und schickten die Antworten per Textnachricht an die Smartwatches von Prüflingen, die den für drei Stunden angesetzten Test noch absolvierten, berichtet Reuters. Drei der Beteiligten an der Schummelaktion wurden mittlerweile der Universität verwiesen. Weil unklar ist, ob und wie viele Studenten bereits von dem Vorgehen profitiert haben, wurden die Eingangstests für alle Teilnehmer annulliert. Mittlerweile gibt es einen neuen Termin. Die Prüfungen werden nun am 31. Mai und ersten Juni erneut abgehalten. | 0Web
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Im Kampf gegen drohende Rezession – Kuroda besorgt über Folgen des starken Yen auf die Verbraucherpreise. Tokio – Japans Zentralbankchef Haruhiko Kuroda hat höhere Strafzinsen in Aussicht gestellt. Die Bank of Japan (BOJ) könnte technisch und theoretisch die Zinsen zumindest auf minus 0,4 Prozent von derzeit minus 0,1 Prozent senken, sagte er in einem am Dienstag veröffentlichten Interview des Wall Street Journal (WSJ). Zudem zeigte sich Kuroda besorgt über Folgen des starken Yen für die Verbraucherpreise. Wenn die übermäßige Aufwertung weitergeht, könnte sich das nicht nur auf die aktuelle Inflation auswirken. Dies könnte auch Einfluss auf den Trend der Teuerung und auf die Inflationserwartungen von Unternehmen und Verbrauchern haben. Zudem bekräftigte Kuroda, dass die Notenbank nicht zögern werde, die Geldpolitik weiter zu lockern, um die Inflation auf die Zielmarke von zwei Prozent zu hieven. Im Kampf gegen eine drohende Rezession hat die BoJ zuletzt wiederholt signalisiert, dass sie die Geldschleusen notfalls noch weiter öffnen werde. Dies könne geschehen über eine Ausweitung der Wertpapierkäufe oder über schärfere Strafzinsen für Geschäftsbanken. Derzeit prüft BoJ die Wirkung der erst im Jänner beschlossenen negativen Zinsen. Die Finanzinstitute müssen auf einige ihrer bei der Zentralbank geparkten Reserven eine Zwangsgebühr von 0,1 Prozent zahlen. Das Kalkül dahinter: Banken sollen mehr Kredite vergeben und weniger Geld horten. | 3Wirtschaft
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Gemeinderätin Isabella Leeb dürfte nicht, wie am Freitag angedeutet, auf ihre Kandidatur verzichtet haben – Kandidatur Stenzels mit eigener Liste wird wahrscheinlicher. Wien – Mit acht neuen Kandidaten an wählbaren Stellen geht die ÖVP in die Wien-Wahl am 11. Oktober. Landesobmann und Spitzenkandidat Manfred Juraczka zeigte sich bei der Präsentation der Landes- und Regionalwahlkreisliste am Freitagabend überglücklich. Elisabeth Olischar, ÖVP-Bezirksrätin in Döbling, steht als Nummer zwei der Landesliste wie die Landstraßer Bezirksrätin Sabine Schwarz, Wirtschaftsbund-Direktor Alexander Biach oder Café-Landtmann-Chef Berndt Querfeld erstmals vor dem Einzug ins Stadtparlament. Für die Wirtschaftsbündler Biach und Querfeld müssen andere, wie Isabella Leeb, das Feld räumen. Am Freitag hatte es geheißen, dass die Gemeinderätin, die vor allem im Bildungsbereich und rund um das Stadthallenbad umfangreiche Oppositionspolitik betrieb, auf eine Kandidatur verzichtet. Am Sonntag wollte sich Leeb nicht mehr dazu äußern. Ich habe mit Juraczka vereinbart, dass gegenseitig nicht nachgetreten wird, sagte sie dem STANDARD. Ursula Stenzel, ÖVP-Bezirksvorsteherin in der City, soll nach ihrer Demontage im Bezirk einen Posten als Gemeinderätin abgelehnt haben. Eine Kandidatur mit einer eigenen Liste gegen die ÖVP wird wahrscheinlicher. Stenzel wird definitiv politisch aktiv bleiben, heißt es kryptisch aus Stenzels Büro. | 5Inland
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Karel Krejci (Pilsen-Trainer): Uns hat die Qualität im Angriff gefehlt. Und wir haben nach hinten Probleme gehabt und dem Gegner immer wieder Konter ermöglicht. Die Situation ist jetzt nicht gut für uns. Die Qualität von Villarreal und Rapid war besser. Die bessere Form hat entschieden. Die Spiele gegen Rapid sind durch Fehler von uns entschieden worden. Uns hat die Effizienz im Angriff gefehlt. Zoran Barisic: Mir fehlen die Worte. Ich bin überglücklich und sehr stolz, dass ich ein kleiner Teil davon sein kann. Die Mannschaft macht Spaß. Jeder ist über seine Grenzen gegangen, physisch und mental. Wir hatten einige angeschlagene Spieler in unseren Reihen, von denen die Öffentlichkeit nichts gewusst hat. Wir sind überglücklich, dass wir vier Siege einfahren konnten. In der zweiten Halbzeit haben wir gewusst, dass uns Räume zu Verfügung stehen werden, und wir haben einige Torchancen gehabt. An der Effizienz werden wir weiterhin arbeiten. Philipp Schobesberger (zweifacher Rapid-Torschütze): Ich wollte eigentlich rechts vorbeigehen, bin dann aber ausgerutscht. Irgendwie ist der Ball dann vom linken Fuß ins Tor gegangen. Es ist egal, wie er reingeht. Die Partie war sehr, sehr intensiv. Wir sind teilweise sehr tief gestanden. Der Gegner hat alles getan, um uns hinten reinzudrücken. Ich habe am Anfang etwas gebraucht, bis ich in die Saison reinkomme, aber jetzt bin ich gut drin. Ich bin froh, dass ich der Mannschaft jetzt wieder mit Toren helfen kann. Steffen Hofmann (Rapid-Kapitän): Es ist wunderschön, vor allem nach vier Spieltagen. Damit war nicht zu rechnen. Ich war gestern schon angeschlagen und habe versucht, so lange wie möglich durchzuhalten. Es ist wunderschön, dass wir weitergekommen sind. Es war ein schwieriges Spiel für uns. Wir haben ein super Ende gehabt. Wir hätten im Konter noch mehr Tore machen können, aber wir sind sehr glücklich. Stefan Schwab (Rapid-Mittelfeldspieler): Das hätte keiner geglaubt. Wir haben acht Spiele international gemacht und nur eines verloren. Und die Gegner waren alles keine Nasenbohrer. Das zeigt schon von Klasse. Sie haben viel Druck gemacht, wir haben aber gute Konter gefahren. Das ist das Karriere-Highlight für fast jeden Spieler von uns. Wir müssen das heute natürlich ein bisschen genießen. Ich glaube, da kann ganz Österreich auf uns stolz sein. | 4Sport
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Die Geschichte der Überwachung des eigenen Volks reicht weit zurück. Sei umsichtig! Und benutze deine Spione für jede Unternehmung, schrieb der chinesische General und Philosoph Sun Tzu vor 2500 Jahren in seiner Kunst des Krieges. In dieser ersten schriftlichen Systematisierung strategischer Überlegungen wird dem Einsatz von Spionen ein ganzes Kapitel gewidmet. Das zweitälteste Gewerbe der Welt ist seit jeher ein wichtiges Mittel im Ringen um Wohlstand, Ressourcen, Macht. Die Antike birgt viele Beispiele: Caesar soll etwa über ein dichtes Spitzelnetz verfügt und eine Geheimschrift erfunden haben. Sobald sich die Spionage nicht gegen eine fremde Macht, sondern das eigene Volk richtete, wird sie zur Überwachung. Venedig unterhielt schon ab dem Mittelalter ein dichtes Polizei- und Spionagewesen. Die Entwicklung der Bürokratie schaffte dann die Basis für eine großflächige Überwachung einer Gesellschaft. Joseph Fouché, Polizeiminister Napoleon Bonapartes, unterhielt ein feinmaschiges Spitzelnetzwerk, mit dessen Hilfe er Dossiers zu relevanten Personen zusammenstellen ließ. Kennzeichnend war auch die Erfassung von auffälligen Personen jeder Art (...) in einzelnen Personalbögen oder fiches. Daraus wurden bald die Karteiblätter in Registraturschränken, welche alle modernen Bürokratien kennzeichneten, ehe deren Information in elektronische Dateien überführt wurde, schreibt Wolfgang Krieger in seiner Geschichte der Geheimdienste (C. H. Beck) über Fouché. Fouché war auch eines der Vorbilder für Österreichs polizeistaatliches System. Im 20. Jahrhundert kommt neue Technik dazu, Telegrafen, Kameras, Radio, die es zu benutzen oder zensieren galt. Die totalitären Systeme verfügten beliebig über ihr Menschenmaterial. Felix Dserschinski baute etwa die erste sowjetische Geheimpolizei auf, die Tscheka, die später zum Staatsgeheimdienst GPU wurde. Die GPU überwachte auch Partei und Armee und produzierte unzählige Zwangsarbeiter. In Deutschland wütete Himmlers Gestapo, bevor in der DDR mit totaler Überwachung auf fehlende Linientreue reagiert wurde. SED-Kritiker wie Robert Havemann wurden von Heerscharen von Spitzeln belagert. Der Systematisierungsgrad der Überwachung in der digitalen Welt wäre wohl selbst Sun Tzu suspekt gewesen. Spione können ohne eine gewisse intuitive Klugheit nicht nützlich eingesetzt werden. Bevor wir Spione benutzen, müssen wir uns der Rechtschaffenheit ihres Charakters und des Ausmaßes ihrer Erfahrung und Geschicklichkeit versichern, schreibt er. Fähigkeiten, die die NSA-Server wohl noch nicht mitbringen. | 7Wissenschaft
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Trotz Geheimhaltung: 14. ähnlicher Zwischenfall in einem Monat. Stockholm – Schweden bekommt sein Problem mit mutmaßlichen Brandanschlägen auf geplante Flüchtlingsquartiere nicht in den Griff. In Forshaga (Provinz Värmland) brannte in der Nacht ein leeres Bürogebäude bis auf die Grundmauern nieder, das in der Vorwoche als mögliche Flüchtlingsunterkunft inspiziert worden war. Laut Informationen von Polizei und Feuerwehr war noch keine Entscheidung darüber getroffen, ob das leer stehende Gebäude inklusive Lagerbereich als Unterbringung für Flüchtlinge adaptiert werden sollte. Die erste Beurteilung von vergangener Woche sei aber positiv ausgefallen, so ein Sprecher laut der schwedischen Nachrichtenagentur TT. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Bei dem vermuteten Anschlag handelt es sich um den 14. Vorfall dieser Art innerhalb eines Monats in Schweden. Die Einwandererbehörde hatte angesichts der Serie, die großteils geplante, aber auch bereits bewohnte Unterkünfte zum Ziel hatte, vergangene Woche die Geheimhaltung von geplanten Standorten verfügt. Schweden, das zu den beliebtesten Zielländern von Flüchtenden in Europa gehört, sieht sich am Rande seiner Aufnahmefähigkeit. | 1Panorama
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Ab Sommer können Werbekunden keine Flash-basierten Anzeigen mehr hochladen. Ab 2. Jänner 2017 will Google keine Anzeigen mehr auf Flash-Basis über das Google Display Network und DoubleClick Digital Marketing ausliefern. Schon ab dem 30. Juni 2016 können Werbekunden keine neuen Flash-Anzeigen mehr hochladen. Das wurde nun in einem Posting bekannt gegeben. Werbetreibende sollen ihre Anzeigen stattdessen in HTML5 erstellen, rät Google. Das Unternehmen bietet verschiedene Vorlagen und Tools – der AdWords Editor etwa konvertiert Flash-Anzeigen automatisch. Nur Flash-basierte Video-Anzeigen sind von der Umstellung vorerst noch nicht betroffen. Flash ist einerseits aufgrund der Sicherheitsprobleme und intensiven Ressourcennutzung auf dem Rückzug. Andererseits wird die Web-Technologie auf den meisten mobilen Endgeräten nicht unterstützt – Flash-Werbung kann so auf zahlreichen Smartphones und Tablets nicht angezeigt werden. Für Werbekunden ist das ärgerlich, denn immer mehr Nutzer surfen mobil. | 0Web
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Carter will mit Flugzeugträger durch umstrittenes Gebiet fahren – Konflikt wegen chinesischer Gebietsansprüche. Washington/Peking/Kuala Lumpur – US-Verteidigungsminister Ashton Carter hat eine Reise in umstrittene Gewässer im Südchinesischen Meere angekündigt. Er werde gemeinsam mit seinem malaysischen Kollegen Hishammuddin Hussein am Donnerstag zum US-Flugzeugträger USS Theodore Roosevelt fliegen, kündigte Carter am Mittwoch am Rande eines Treffens der Verteidigungsminister der ASEAN-Staatengemeinschaft in Kuala Lumpur an. Der Flugzeugträger werde die Meeresregion durchqueren. Der Besuch solle deutlich machen, wie wichtig Washington Asien und der Pazifik seien, sagte Carter. Peking beansprucht die gesamte rohstoffreiche Meeresregion für sich, doch auch die Philippinen, Vietnam, Malaysia und Brunei erheben Gebietsansprüche. China schüttet auf Atollen Land auf und baut Landebahnen. In der vergangenen Woche hatte Peking gereizt darauf reagiert, als der amerikanische Zerstörer USS Lassen innerhalb der 12-Meilen-Zone an einem von China aufgeschütteten Riff vorbeigefahren war. Auch die Philippinen beanspruchen das Riff für sich. | 2International
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Mitarbeiterin hatte über "reine Schmarotzer" geschrieben – Sprecher: "Social Media Policy" verpflichtend. Hasspostings auf Facebook sorgen weiter für Aufregung: Wie nun bekannt wurde, musste ausgerechnet das Rote Kreuz zwei Mitarbeiter wegen hetzerischer Kommentare entlassen. So soll eine Helferin auf Facebook von reinen Schmarotzern und Wirtschaftsflüchtlingen geschrieben haben, nachdem sie Dienst in einer Unterkunft geleistet hatte. Auch bei einem zweiten Mitarbeiter wurde die Zusammenarbeit wegen Hasspostings beendet. Gegenüber Heute gab Rot-Kreuz-Sprecher Andreas Zenker an, dass für jeden Mitarbeiter verpflichtende Social-Media-Regeln gelten würden. Bei Verstößen drohen dann schwerwiegende Konsequenzen. Erst vergangene Woche war ein 17-jähriger Lehrling bei Porsche wegen Hasspostings auf Facebook entlassen worden. Arbeitsrechtlich gehen solche Entlassungen wohl in Ordnung, da der Tatbestand der Verhetzung erfüllt wird. Außerdem könnte das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Angestelltem unterminiert werden. Zuvor war bekanntgeworden, dass eine geheime Facebook-Gruppe Jagd auf Hasspostings macht und künftig Anzeige gegen deren Verfasser erstatten wird. | 0Web
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Limitiertes Modell des NES-Ablegers Analog Nt kommt mit Cartridge von "The Legend of Zelda". Zu Ehren des Rollenspiels The Legend of Zelda bringt der Retrokonsolenhersteller Analogue Interactive eine vergoldete Variante des Systems Analogue Nt heraus, eine Abwandlung von Nintendos erster Konsole NES, die die Originalspiele auf modernen Fernsehern per HDMI ausgeben kann. Das vergoldete Modell schlägt mit nicht weniger als 4.999 Dollar zu Buche und wird lediglich zehnmal gerfertigt. Dazu beigelegt wird eine Original-Cartridge von The Legend of Zelda, die damals gold gefärbt erschien. Ein weiteres Schmankerl birgt die Unterseite des goldenen Analogue Nt. Diese ist komplett transparent gehalten, damit man sich das Innenleben der Konsole ansehen kann. Bestellanfragen für das Luxusspielgerät werden lediglich per Email angenommen. | 0Web
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"Blood and Honour"-Sektion veranstaltet Österreich-Tour – Polizei will bei Bedarf eingreifen. Braunau/Wien– Die ungarische Sektion des internationalen Neonazi-Netzwerks Blood and Honour will in den nächsten Tagen eine Tour durch Österreich und Deutschland machen und Orte der NS-Vergangenheit besuchen. Als Tagesziel am Donnerstag stehe laut Informationen des Bündnisses Braunau gegen rechts Hitlers Geburtsstadt Braunau auf dem Programm. Dort sollen die Rechtsextremen einen Abendspaziergang machen und auch übernachten wollen. Grundsätzlich ist uns dieses Vorhaben bekannt, bestätigt David Furtner, der Sprecher der Polizei Oberösterreich, auf STANDARD-Anfrage. Das Landesamt für Verfassungsschutz stehe bereits mit den ungarischen und anderen Polizeibehörden in Kontakt. Es dürfte eine kleinere Personengruppe sein, aber wir nehmen das sehr ernst. Daher werden wir das Ganze genau mitverfolgen und beobachten, betont Furtner. Die Polizei habe das Vorhaben im Fokus und werde, sollte es zu Straftaten egal welcher Art kommen, dementsprechend energisch einschreiten und diese unterbinden. Wir werden sofort beherzt eingreifen, sagt der Sprecher der Polizei Oberösterreich. Als erster Stopp sei laut Informationen des Bündnisses Braunau gegen rechts ein Besuch der Akademie der bildenden Künste in Wien geplant – die Universität hatte Adolf Hitler 1907 abgewiesen. Auch im Militärmuseum im niederösterreichischen Sonntagberg sei ein Stopp geplant. Dort wolle sich die Neonazi-Gruppe die Uniformen und Ausrüstung der NS-Wehrmacht ansehen. Nach der Übernachtung in Braunau sollen die Blood and Honour-Mitglieder in den darauffolgenden Tagen noch Halt in Landshut, Nürnberg, München und Berchtesgaden machen, bevor es dann wieder zurück nach Budapest gehen soll. Das Bündnis Braunau gegen rechts fordert in einer Aussendung die Behörden auf, die Durchreise des als besonders gefährlich eingestuften und in Deutschland verbotenen Neonazi-Netzwerks durch Österreich und Bayern müsse unter allen Umständen verhindert werden. Auf das Konto des weltweit agierenden Blood and Honour-Netzwerks gehen Morde, Anschläge und Überfälle. Mit Combat 18 verfügen die Neonazis sogar über einen bewaffneten Arm, sagt ein Sprecher des Bündnisses. Auch der Landesvorsitzende des KZ-Verbands/VdA Oberösterreich, Harald Grünn, fordert die Sicherheitsbehörden zum raschen Handeln auf, um das geplante ungarische Neonazi-Treiben 70 Jahre nach der Befreiung Österreichs vom Hitlerfaschismus zu unterbinden. Derzeit sei weder eine Versammlung noch eine Kundgebung in Braunau angemeldet, sagt Polizeisprecher Furtner. Dies könne aber bis zu 24 Stunden vor der Versammlung erfolgen. Erst dann könne geprüft werden, ob man es untersagen kann, erklärt Furtner. Das Bündnis Braunau gegen rechts hat bereits im April mit einer Demonstration auf die angekündigte Tour des Blood and Honour-Netzwerks hingewiesen. Für das Bündnis stehe jedenfalls fest, dass es in Braunau keinen Platz für Hitlerpilger und Nazischläger geben darf. Deshalb wollen Aktivisten des Bündnisses mit Informationsmaterial unter dem Titel Braunau grüßt seine Gäste – Nazis grüßt es nicht! auf die Nazi-Tour reagieren. Wir wollen unmissverständlich zeigen, dass wir gewaltbereite Neonazis nicht in unserer Stadt willkommen heißen!, heißt es vonseiten des Bündnisses abschließend. | 5Inland
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Wien – Das Fossil einer vierbeinigen Schlange, das im Juli für eine wissenschaftliche Sensation sorgte (der STANDARD berichtete), hat nun ein rechtliches Nachspiel: Laut Nature ermitteln brasilianische Behörden, ob das Fossil illegal aus dem Land geschaffen worden ist. Der Paläontologe David Martill von der britischen University of Portsmouth hatte den Fossilfund aus dem Nordosten Brasiliens 2012 in einer privaten Sammlung in einem Museum in Solnhofen, Deutschland, entdeckt. Fossilienexporte aus Brasilien sind seit 1942 verboten. LinkNature: Four-legged snake fossil sparks legal investigation (red, 5.8.2015) | 7Wissenschaft
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Weg frei für Umsetzung. Teheran – Der iranische Wächterrat hat als höchstes Verfassungsorgan das Landes das Atomabkommen mit dem Westen ratifiziert. Die Entscheidung sei am Mittwoch getroffen worden, berichtete die iranische Nachrichtenagentur ISNA weiter. Das Abkommen selbst war vom Parlament schon am Sonntag verabschiedet worden. Am Dienstag waren letzten Details geklärt worden. Damit ist der Weg frei für die Umsetzung des am 14. Juli in Wien erzielten Abkommens. Die Atomvereinbarung mit den fünf UNO-Vetomächten soll verhindern, dass der Iran Atomwaffen baut. Israel ist der entschiedenste Gegner des Abkommens mit der Begründung, dieses verhindere die atomare Bewaffnung des Iran nicht. Trotz heftiger Kritik der iranischen Hardliner hatte das Parlament in Teheran beschlossen, demnächst der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA) auch Inspektionen von Militäranlagen zu erlauben. Nur müssten diese vorher vom Nationalen Sicherheitsrat bewilligt werden. Laut westlichen Geheimdienstberichten soll der Iran in einigen Militäranlagen in der Vergangenheit Atomtests durchgeführt haben. Die Besichtigung dieser Anlagen war seit Jahren einer der Hauptstreitpunkte in den Atomverhandlungen und auch innerhalb der iranischen Führung. Die endgültige Umsetzung des Wiener Abkommens erfolgt jedoch erst nach dem für Mitte Dezember geplanten Abschlussbericht der IAEA. Danach erst können auch die für den Iran lähmenden Wirtschaftssanktionen aufgehoben werden. | 2International
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Wende an Aktienmärkten nach Notenbank-Ankündigung, grundsätzliche Probleme laut Händlern aber nicht vom Tisch. Schanghai/Tokio – Nach dem Börsenbeben hat China am Freitag erstmals seit Tagen seine Währung nicht weiter abgewertet und damit für steigende Kurse an den asiatischen Märkten gesorgt. Nach Einschätzung von Händlern kam den Börsen auch zugute, dass die Börsen in Shenzhen und Schanghai die zu Wochenbeginn eingeführten Notbremsen zur Verhinderung drastischer Kursverluste wieder auf Eis gelegt haben, nachdem diese sich nicht bewährt hatten. Der Markt ist jetzt wieder im Normalzustand, sagte der Analyst Tian Weidong vom Handelshaus Kaiyuan Securities. Die Investoren können kaufen und verkaufen, wie sie wollen. Die Notbremse hatte den Markt erstickt. Nachdem die chinesische Notenbank den Yuan acht Tage in Folge abgewertet und damit Sorgen vor einem Handelskrieg ausgelöst hatte, gab sie am Freitag überraschend eine minimale Aufwertung bekannt. Sie legte den Mittelwert zum Dollar auf 6,5636 Yuan fest, nach 6,5646 am Vortag. An der Tokioter Börse stiegen die Kurse danach kräftig. War der Nikkei-Index vor der Mitteilung noch fast 1,5 Prozent im Minus gelegen, stieg er binnen Minuten zunächst um mehr als 450 Punkte und pendelte sich dann bei 17.840 ein – ein Plus von 0,4 Prozent. Auch der breiter gefasste Topix-Index legte 0,4 Prozent zu. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans stieg um 2,2 Prozent. In Shenzhen notierte der Leitindex CSI300 2,8 Prozent fester, der SSEC in Schanghai stieg um 2,4 Prozent. An beiden Börsen hatte es am Montag und am Donnerstag Kursverluste von mehr als sieben Prozent gegeben, weshalb der Handel dort beendet wurde. Diese Maßnahme war erst zu Jahresbeginn eingeführt worden und sollte für Entspannung bei heftigen Kursschwankungen sorgen. Nach Einschätzung von Investoren bewirkte sie aber das Gegenteil. Die beiden Börsen hatten noch am Donnerstag mitgeteilt, die Notbremse zunächst nicht mehr einzusetzen. Welches Ziel genau die chinesische Notenbank beim Yuan verfolgt, ist Händlern weiter unklar. Schließlich hatte sie am Donnerstag die Währung abgewertet, wonach es aber Berichte gab, dass sie kursstützend in den Markt eingreife. Die Marktschwankungen in dieser Woche legen nahe, dass niemand wirklich weiß, was gerade die Strategie ist. Oder ob es die Notenbank selbst weiß. Oder ob sie in der Lage ist, die Strategie durchzusetzen, wenn es denn eine gibt, hieß es bei der DBS-Bank. Das Signal der Märkte war jedenfalls sehr deutlich: Es muss mehr Klarheit geben und weniger Hin und Her. Wie schon am Montag hatte auch am Donnerstag der Absturz der chinesischen Börsen die Märkte weltweit ins Minus gedrückt. Die US-Börsen verloren 2,3 Prozent, ebenso der Frankfurter Dax, der erstmals wieder unter 10.000 Punkte fiel. Schließlich hatten der zweite Handelsabbruch in Schanghai in dieser Woche und die erneute Abwertung des Yuan Sorgen vor einer weiteren Konjunkturabkühlung in China geschürt. Das hatte auch den Ölpreis auf den niedrigsten Stand seit fast zwölf Jahren gedrückt. Am Freitag verteuerte sich Brent-Öl wieder um knapp zwei Prozent auf 34,36 Dollar pro Fass (159 Liter). Die Entspannung bedeute aber nicht, dass die Probleme gelöst seien, sagte Yoshinori Shigemi, Marktstratege bei JP Morgan Asset Management. Für Japan etwa gelte, dass die Sorgen über die chinesische Wirtschaft, die geopolitischen Spannungen in Nahost und der schwache Ölpreis die Märkte in den kommenden Monaten weiter belasten könnten. Der Euro schwächte sich am Freitag um rund ein halbes Prozent auf 1,0875 Dollar ab. Der Schweizer Franken notierte zum Euro mit 1,0845 und zum Dollar mit 0,9973. Die Politik stemmt sich indessen mit neuen Infrastruktur-Projekten gegen die Konjunkturabkühlung. Der staatliche Planungsrat billigte am Freitag neun Bauvorhaben von Brücken bis hin zu Schnellstraßen im Gesamtvolumen von umgerechnet rund 21 Mrd. Euro. Erst am Mittwoch hatte die Führung in Peking grünes Licht gegeben für den rund fünf Mrd. Euro schweren Bau von zwei Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken im Nordosten des Landes. Damit soll die Verbindung zwischen Städten in den Regionen Innere Mongolei und Liaoning ausgebaut und die Wirtschaft angeschoben werden. Die Notenbank will ebenfalls die abkühlende Konjunktur stützen. Sie werde über zusätzliche Kreditprogramme Schlüsselbereichen der Wirtschaft unter die Arme greifen, erklärte die Zentralbank PBOC am Freitag. | 3Wirtschaft
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In Deutschland seien seit dem Jahr 2000 zwölf Anschläge verhindert oder vereitelt worden. So warb Innenminister de Maizière vor dem Höchstgericht für die Lausch- und Spähbefugnisses des Bundeskriminalamts. Das Gericht ist skeptisch. Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte die Reise von Berlin nach Karlsruhe am Dienstag persönlich angetreten und gleich auch noch den Präsidenten des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, mitgebracht. Verhandelt wurde über ein brisantes Thema: Die erweiterten Lausch- und Spähbefugnisse in Deutschland seit dem Jahr 2009. Zu diesem Zeitpunkt trat das BKA-Gesetz zur Terrorabwehr in Kraft. Damals erhielt das Bundeskriminalamt Möglichkeiten, die bis dahin nur der Polizei in den Ländern zustanden. So darf seither auch das BKA mit richterlicher Genehmigung private Computer anzapfen, Wohnungen akustisch und per Video überwachen. Zur Gefahrenabwehr hat das BKA das Recht, ohne Wissen des Betroffenen Telefonate zu überwachen und aufzuzeichnen. Gegen das Gesetz Verfassungsklage eingereicht haben unter anderem der ehemalige Innenminister Gerhart Baum (FDP), Exkulturstaatsminister Michael Naumann (SPD), Grüne, Rechtsanwälte und ein Arzt. Den Klägern gehen die Überwachungsmöglichkeiten zu weit. Sie sehen darin Bürgerrechte massiv verletzt. So erklärte Baum, Betroffene wüssten oft gar nicht, wie weit die Möglichkeiten der Überwachung reichen. Selbst Gespräche mit Vertrauenspersonen wie Ärzten oder Anwälten seien nicht mehr geschützt. Baum: Sie sind nicht mehr sicher, wenn Sie zu einem Psychiater gehen, dass diese Angaben, die Sie dort über Ihr Privatleben, über Ihre Sorgen machen, nicht eines Tages bei der Polizei landen. Das ist ein Hauptangriffspunkt von unserer Seite. De Maizière und Münch verteidigten das Gesetz natürlich. So erklärte der Minister, Deutschland sei seit 2000 insgesamt zwölf Terroranschlägen entgangen. Diese seien entweder misslungen oder konnten vereitelt werden. Das sei zum Teil Glück gewesen, auch hätten ausländische Nachrichtendienste Hinweise gegeben. Aber: Es war auch das neue BKA-Gesetz, das die Beamten in den Stand gesetzt hat, entsprechende Ermittlungen aufzunehmen. Laut Münch gab es seit 2009 insgesamt 1.500 Gefährdungshinweise, die auf mögliche Anschlagsplanungen oder -vorbereitungen hindeuteten. In nur 15 Fällen seien Maßnahmen nach dem BKA-Gesetz eingesetzt worden. De Maizière betonte, die Maßnahmen seien weit entfernt von einer Massenüberwachung. Bei der Verhandlung wurde die Skepsis des Gerichts deutlich. Die Richter stellten de Maizière viele Fragen und gaben ihm auch eine Liste mit klärungsbedürftigen Punkten mit. Vizepräsident Ferdinand Kirchhof erklärte, man müsse bis zum Urteil im Herbst folgende Frage beantworten: Wie viel an Datenschatz darf der Verfassungsstaat den Ermittlungsbehörden zugestehen, und welchen Datenschutz schuldet er seinen Bürgern? (Birgit Baumann aus Berlin, 8.7.2015) | 2International
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Marc Janko (Torschütze Österreich): Es ist unbeschreiblich, was heute wieder los war. Wenn man sich die rot-weiß-rote Wand (an Fans, Anm.) anschaut, das ist schon unglaublich. Wir haben hochverdient gewonnen. Schweden zu Hause ist eine sehr heimstarke Mannschaft. Aber wir sind mittlerweile so weit, dass wir an unsere Stärken glauben. Großes Kompliment an unsere Mannschaft. Christian Fuchs (Kapitän Österreich): Es überwiegt einfach die Freude über die Qualifikation. Wir haben so lange darauf hingearbeitet. Es ist einfach richtig geil und super. Jetzt können wir es auch sagen, wir sind qualifiziert. David Alaba (Torschütze Österreich): Es ist schon etwas Besonderes, wenn man Geschichte schreibt. Wir haben heute wieder gezeigt, dass wir eine tolle Mannschaft sind und verdient nach Frankreich fahren. Der Sieg hätte noch höher ausfallen können. Wir sind überglücklich, dass wir uns unseren Traum erfüllt haben. Man kann es noch nicht so richtig realisieren. Die Fans waren heute überragend. Man schläft ja generell nicht so gut nach einem Match, aber heute wird noch weniger geschlafen. Marko Arnautovic (Mittelfeldspieler Österreich): Ich denke, wir schreiben Geschichte damit. Es hat keiner gedacht, dass wir nach Schweden kommen und vier Tore schießen, so ein Resultat schaffen. Wir sind einfach eine Familie, das ist das Wichtigste. Es ist unbeschreiblich, das ist ein Wahnsinnsgefühl. Das Ergebnis war heute unglaublich. Zlatko Junuzovic (Mittelfeldspieler Österreich): Einfach phänomenal! Der ganze Tag, wie wir hier aufgetreten sind, mit den Fans im Rücken ... Wir haben genau das, was wir uns vorgenommen haben, perfekt umgesetzt. Wir haben extrem verdient gewonnen. So einen Tag wird man nie vergessen. Wir haben sehr viel Erfahrung durch die Vergangenheit mitgenommen. Was vor zwei Jahren schiefgelaufen ist, war heute besser. Robert Almer (Torhüter Österreich): Dafür haben wir lange gearbeitet und sehr viel geopfert. Dass es so klar wird, damit konnten wir nicht rechnen. Aber das zeigt die Qualität, die wir in der Mannschaft haben. Im Spiel ist man so fokussiert, dass man es nicht mitkriegt. Man versucht einfach, die Bälle zu halten. Leo Windtner (ÖFB-Präsident): Mit dieser Qualifikation sind wir die Sensation in Europa, diese Mannschaft hat Geschichte geschrieben. Herbert Prohaska (Ex-Teamchef, der die Qualifikation für Frankreich 1998 schaffte, und ORF-Experte): Großartig, ich bin begeistert. Weil es auch in dieser Höhe verdient ist. Sie hätten auch, fünf, sechs, sieben Tore machen können. Ich bin ein ganz, ganz großer Fan dieser Mannschaft. Diese ganze Qualifikation war eine Reifeprüfung. Wenn wir weniger gut spielen, gewinnen wir auch, wenn wir gut spielen, sowieso. In dieser Mannschaft hat sich jeder super entwickelt, und das ist die Belohnung dafür. Werner Faymann (Bundeskanzler): Es ist ein wahnsinnig toller Tag, ich bin extrem stolz auf diese Mannschaft und auch auf die Fans. Zeitweise hat man geglaubt, wir haben ein Heimspiel. Da ist es etwas Großartiges entstanden, das uns allen viel Freude bereitet. | 4Sport
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Wegen geplanten EU-Referendums droht Entzug der Spitzenbonitätsnote. New York - Großbritannien droht wegen des geplanten Referendums zum Verbleib des Landes in der Europäischen Union (EU) der Entzug seiner Spitzenbonitätsnote. Die US-Ratingagentur S&P senkte am Freitag den Ausblick für die Kreditwürdigkeit auf negativ von stabil. Ein möglicher Austritt Großbritanniens aus der EU würde der britischen Wirtschaft schaden, hieß es zur Begründung. Die Topbewertung AAA selbst blieb zunächst bestehen. S&P ist die einzige große Ratingagentur, die dem Land noch die Bestnote ausstellt. Der negative Ausblick bedeutet, dass das Risiko einer Herabstufung in den nächsten zwei Jahren mindestens ein Drittel beträgt. S&P erklärte, sollte Großbritannien auf ein Ausscheiden aus der EU zusteuern, könnte die Bonitätsnote gleich um mehrere Stufen gesenkt werden. Die britische Regierung will möglichst rasch ihr bis Ende 2017 angekündigtes Referendum abhalten. Befürworter eines Ausstiegs aus der EU führen als Argument dafür auch an, dass die britische Wirtschaft mit weniger Regulierung aus Brüssel schneller wachsen könne. Im vergangenen Jahr hatte das britische Bruttoinlandsprodukt stärker zugelegt als erwartet. | 3Wirtschaft
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Der Niederländer Jeroen Dijsselbloem war in den vergangenen zwei Jahren durchgehend mit der Griechenland-Krise konfrontiert. Brüssel – Die Finanzminister der Eurogruppe sollen am Montag bei einer der bereits eher selten gewordenen regulären Sitzungen einen neuen Vorsitzenden für die kommenden zwei Jahre wählen. Neben Amtsinhaber Jeroen Dijsselbloem, einem Sozialdemokraten aus den Niederlanden, steht auch der spanische Konservative Luis De Guindos zur Wahl. Ob es wirklich eine Tagung der 19 Finanzminister der Währungsunion wird, ohne dass die Griechenland-Krise alles überschattet, ist noch unklar. Am Wochenende zuvor soll die Eurogruppe in einer weiteren Sondersitzung eine Empfehlung an den darauffolgenden Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Währungsunion zum weiteren Vorgehen in Sachen Griechenland abgeben. Konkret geht es darum, ob doch noch in allerletzter Minute ein weiteres Hilfsprogramm für das bereits praktisch insolvente Land in die Wege geleitet werden kann. Sollte das nicht der Fall sein, wird die Eurogruppe am Montag zweifellos neuerlich durchwegs im Zeichen der für die gesamte EU heiklen Situation nach einem Scheitern der Verhandlungen mit Athen stehen. Die Folgen sind dafür völlig unklar. Eine Doch-noch-Einigung mit Griechenland würde zwar auch zu einer Diskussion über die weitere Entwicklung führen, doch wäre die Atmosphäre damit deutlich entspannter. Neben der Wahl des neuen oder alten Eurogruppen-Chefs stehen auch das Thema hohe Arbeitssteuern und die Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion auf der Tagesordnung. Die Eurogruppe wurde 1998 eingerichtet. Im Zuge der gemeinsamen Geldpolitik war von einem erhöhten Abstimmungsbedarf zwischen den Euroländern auszugehen, da den Ländern durch die Einführung des Euro eine nationale Geldpolitik als wirtschaftspolitisches Instrument nicht mehr zur Verfügung stand. Eng damit verbunden ist die Aufgabe des Gremiums, die Einhaltung des Euro-Stabilitätspakts zu überwachen, damit eine disziplinierte Haushaltspolitik aller Eurozonen-Staaten eine wirtschaftlich gesunde Grundlage für eine gemeinsame Währungspolitik mit nur einer Währung, dem Euro, sein kann. Einen gewählten Vorsitzenden hat die Eurogruppe seit 2005. Erster Chef war der nunmehrige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, seine erste Wahl fand im September 2004 statt. Insgesamt blieb er fünf Perioden lang an der Spitze und wurde 2013 von Dijsselbloem abgelöst. Juncker war beliebt wie gefürchtet wegen seines Humors, der zuweilen in beißenden Spott umschlägt. Bereits 2012 hatte er sich außerdem mit einigen Vorschlägen zur Bekämpfung der Euro-Schuldenkrise vor allem bei Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel nicht gerade beliebt gemacht. So trat Juncker für die Einführung von Euro-Bonds oder die Ausweitung des Volumens des Rettungsschirms ESM über die 500 Milliarden Euro hinaus ein. Schließlich heizte er die Debatte um eine mögliche Pleite Griechenlands an und stellte die Möglichkeit eines dritten Rettungspakets in den Raum. Dieses dritte Paket könnte jetzt unmittelbar vor der Tür stehen. Dijsselbloem wiederum war zunächst als politisches Leichtgewicht bezeichnet worden. Außerdem wurden ihm zu Beginn seiner Amtszeit Aussagen angelastet wie bei der Zypern-Rettung, als er Kleinsparer mit Guthaben bis 100.000 Euro heranziehen wollte. In der Zwischenzeit hat sich der Herr unbekannt aber angesichts seines Krisenmanagements rund um die Griechenland-Probleme einen Namen gemacht. Er dürfte auch der Favorit für eine neue Amtszeit sein, obwohl Deutschland De Guindos favorisiert. Wenig Arbeit wird die Eurogruppe aber auch in Zukunft nicht haben. Im ersten Halbjahr gab es einen noch nie dagewesenen Rekord an Sitzungen. Eingerechnet die kommende Montag-Tagung werden es 18 Besprechungen der 19 Finanzminister der Währungsunion gewesen sein. Das ist gut dreimal so viel wie üblicherweise vorgesehen. | 3Wirtschaft
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Epic entschuldigt sich für falsch eingesetztes Blacklist-System der Regierung. Ein amerikanischer Professor namens Muhammad Zakir Khan konnte sich nicht für den Betatest von Epic Games neuem Online-Shooter Paragon anmelden, weil ihn ein automatisiertes Blacklist-System fälschlicherweise für einen Terrorist hielt. Der Grund: Khan, ein muslimischer Assistenzprofessor am Broward College in Florida teilt seinen Namen mit einem den US-Behörden bekannten Extremisten, der auf unter wirtschaftlichen Sanktionen steht, berichtet The Guardian. Nachdem der Vorfall bekannt wurde, entschuldigte sich Hersteller Epic bei dem Mann und erklärte gleichzeitig, dass eingesetzte Sicherheitssystem nicht auf Konsumentenebene hätte angewandt werden sollen. Als gelegentlicher Auftragnehmer von US-Behörden (vorrangig für die Entwicklungssoftware Unreal Engine) setzt Epic wie viele amerikanische Unternehmen eine öffentlich wenig bekanntes Blacklist-System ein, das verhindern soll, dass US-Firmen unabsichtlich Handel mit vom Staat sanktionierten Personen betreiben. Dazu gehören beispielsweise mutmaßliche Drogenhändler, Wirtschaftskriminelle oder Terroristen. Laut Epic-Chef Tim Sweeney hätte die schwarze Liste aber nicht bei Spielkonsumenten zum Einsatz kommen sollen, sondern ausschließlich bei Geschäftskunden. Weiters hätte eine einfache Namensgleichheit kein Grund für eine Blockade sein dürfen. Der Vorfall erreichte über einen Tweet des sichtlich betroffenen Professors das Licht der Öffentlichkeit, in dem er erklärte, kein Terrorist zu sein. Ein Screenshot der Blockade-Meldung zeigt, dass ihn das System unter Verdacht gestellt hat und er sich an den Kundendienst wenden solle. Sweeney schaltete sich daraufhin persönlich in die Diskussion ein. Khan begrüßte zwar Epics öffentliche Entschuldigung, zeigte sich dennoch besorgt, dass mit einem derartigen System offenbar fahrlässig umgegangen wurde. Es ist kein gutes Gefühl, wenn die persönliche Freiheit aufgrund der eigenen Religion oder des Namens eingeschränkt wird. Diskriminierung führen zu Traumata, auch wenn man dies als Außenseiter nicht versteht. Der Schmerz ist real und schwer zu verarbeiten. | 0Web
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Der autonome, zu Dänemark gehörende Inselstaat wählt am Dienstag. Der derzeitige Premier und Extorwart muss sein Amt laut Umfragen wohl abgeben. Tórshavn – Spätestens seit der legendären 0:1-Niederlage Österreichs im Fußball-EM-Qualifikationsspiel vor 25 Jahren sind die Färöer-Inseln in Österreich ein Begriff. Für die Färöer-Inseln ist dieser Sieg vergleichbar dem österreichischen 3:2 gegen Deutschland in Córdoba 1978: Er prägte sich in das kollektive Gedächtnis ein. Kaj Leo Johannesen, der damalige färöische Ersatztorwart, ist heute amtierender Premierminister der Mitte-rechts-Regierung des autonomen, jedoch zur dänischen Krone gehörenden Inselstaats im Nordatlantik. Am Ólavsøka, dem färöischen Nationalfeiertag Ende Juli, rief Johannesen in seiner Eröffnungsrede nach der Sommerpause für den 1. September Neuwahlen aus. Diese finden damit drei Monate früher statt als geplant, nachdem Johannesen und seine Partei der Unionisten seit längerem wegen der Affäre um den Bau des Østerøtunnels unter heftiger Kritik gestanden hatten, berichtet die österreichische Botschaft in Kopenhagen. Der Tunnel sollte die beiden Inseln Eysturoy und Streymoy unterseeisch verbinden. Die knapp 50.000 Färinger – die Einwohnerzahl entspricht in etwa der St. Pöltens – sprechen eine eigene Sprache (Färöisch) und betrachten sich selbst nicht als Dänen, sondern als Nachfahren der Wikinger. Am ersten September stehen ihnen sieben Parteien zur Wahl, um die 33 Abgeordneten des Løgting – des Parlaments der Färöer-Inseln – und damit auch den Premierminister zu wählen. Das Løgting wird normalerweise alle vier Jahre gewählt. Seine Wurzeln können mehr als tausend Jahre zurückverfolgt werden. Damit zählt es zu den ältesten Parlamenten der Welt. Die vier größten Parteien sind die prodänischen Sozialdemokraten und die sezessionistischen Republikaner auf der linken Seite und die prodänischen Unionisten und die sezessionistische Volkspartei auf der rechten Seite des Parteienspektrums. Sie werden von drei weiteren kleineren Parteien ergänzt. Seit Jahrzehnten schwanken die Wahlergebnisse der vier größten Parteien um jeweils 20 Prozent. Aktuelle Meinungsumfragen legen einen knappen Sieg der Sozialdemokraten am 1. September nahe, die dann Koalitionspartner suchen müssten. Der Wahlkampf verläuft nicht besonders kontroversiell: Ein Wahlkampfmanager der Färöer-Inseln hat fast das Problem, dass er kein Wahlkampfthema findet, sagte der österreichische Botschafter in Kopenhagen, Ernst-Peter Brezovszky, im Gespräch mit dem STANDARD. So würden diesmal alle Parteien von Steuererleichterungen für niedrigere Einkommen sprechen, nachdem nach der Wahl 2011 nur höhere Einkommen entlastet worden seien. Neben der Tunnelbauaffäre drehe sich der Wahlkampf um innenpolitische Debatten bezüglich der Rechte gleichgeschlechtlicher Paare sowie Regelungen rund um die Fischereiindustrie, insbesondere zur Verteilung der Fischfangquoten. Fischprodukte machen fast den gesamten färöischen Export aus. Die innen- und außenpolitischen Zuständigkeiten in der Beziehung zum Mutterland Dänemark sind seit 1948 im bestehenden Autonomiegesetz geregelt. Bei innenpolitischen Fragen oder bei der Wirtschaftspolitik haben die Färinger weitgehende Selbstbestimmung. Justiz, Landesverteidigung sowie Außenpolitik liegen hingegen im Kompetenzbereich der dänischen Regierung. Mit dem Vertrag von Fámjin bekamen die Färinger 2005 jedoch mehr Kompetenzen in Fragen der Außen- und Verteidigungspolitik. Wie Grönland sind die Färöer-Inseln durch zwei Abgeordnete im dänischen Folketing vertreten. Diese spezielle Situation der Kompetenzverteilung führte bereits öfter zu Spannungen zwischen der EU, den Färöer-Inseln und deren Mutterland Dänemark, das im Gegensatz zu den Färöer-Inseln EU-Mitglied ist. So beispielsweise in den vergangenen Jahren beim oft als Herings- und Makrelenkrieg bezeichneten Streit um Fischfangquoten im Nordatlantik. Die Färöer-Inseln erhöhten damals eigenständig die Quoten. Ein aktuelles Beispiel wären die Handelsbeziehungen mit Russland. Aufgrund der wechselseitigen Sanktionen zwischen Europäischer Union, Norwegen und Russland, an denen sich die Färöer-Inseln nicht beteiligen, seien diese zum zweitgrößten Fischlieferanten Russlands aufgestiegen, was zu Spannungen mit der dänischen Regierung führte, berichtete die dänische Zeitung Berlingske. Der dänische Außenminister Kristian Jensen habe daraufhin von den Färingern mehr Balance zwischen der ökonomischen Bedeutung der Fischerei und ihrem politischen Aspekt gefordert. Derartige eigene Wege würden auch zeigen, dass sich die Färinger weniger als Dänen und mehr als eine Art mittelalterlicher Stadtstaat sehen, sagte der österreichische Botschafter Brezovszky in Kopenhagen. Trotz seiner Kleinheit spiele jener dort eine große Rolle, wo er glaubt, dass der Fokus passe. Das sei nicht immer zur Freude der dänischen Krone. In Anbetracht der aktuellen Debatte zwischen Anhängern und Gegner einer Renationalisierung innerhalb der Europäischen Union sei es daher sehr interessant, wie Dänemark mit dieser nicht immer einfachen Konstellation umgehe – und immer wieder Konsens finde, so Brezovszky. (sal, 31.8.2015) http://www.government.fo/home/ http://www.faroeislands.fo | 2International
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Siebenjähriger wurde leicht verletzt. Turracher Höhe – Ein siebenjähriger Bub aus Wien ist am Sonntagvormittag beim Ostereiersuchen von einem Dach gefallen. Das Kind war auf das Haus auf der Turracherhöhe geklettert und auf dem mit Schnee bedeckten Dach ausgerutscht. Er stürzte vier Meter in die Tiefe. Der Bub wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Klinikum Klagenfurt geflogen. Er wurde leicht verletzt. | 1Panorama
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Die Prinzipien von Open Innovation sollen helfen, potenziell alle Menschen in die Wissenschaft einzubeziehen. Wien – Knapp 50 Millionen Kunstwerke von Boticelli bis zu Dadaismus auf neue Art in Design-Apps und -Spielen für Bildung oder Tourismus zu nutzen – damit beschäftigt sich das EU-Projekt Europeana Creative, geleitet von der Österreichischen Nationalbibliothek. Die Wiener Boku nimmt dagegen am EU-Projekt Pasta teil, das mithilfe von Onlinebefragungen Zusammenhänge von Mobilitätsverhalten und körperlicher Aktivität untersucht. Die FH Technikum Wien wiederum an einem Projekt, das den Abbau von Hürden beim Technologietransfer zwischen FHs und Klein- und Mittelbetrieben im Fokus hat. Das sind drei der Best-Practice-Beispiele, die auf der Plattform zu Österreichs Strategiesuche in Sachen Open Innovation präsentiert werden. Die Projekte zielen auf Bürgerbeteiligung, Wissensweitergabe oder eine andere Form von Vernetzung ab. Tatsächlich bleibt der Begriff, den die Initiative als gezielte, systematische Öffnung von Innovationsprozessen in Organisationen beschreibt, abstrakt und schwer fassbar in der Vielzahl seiner möglichen Ausformungen. Open Innovation ist in der Tat zu einem Catch-all-Begriff geworden, einem weit aufgespannten Netzwerkbegriff, der helfen soll, die Innovationsagenda voranzutreiben, sagt die Wissenschaftsforscherin und Forschungsrätin Helga Nowotny. Aus meiner Sicht ist es ein Appell an möglichst alle mitzuwirken, um die Dynamik des Wirtschaftswachstums durch Innovation zu unterstützen. Es gehe darum, den informellen Sektor, die Zivilgesellschaft und andere noch nicht ausgeschöpfte Innovationspotenziale der Gesellschaft zu nutzen, so Nowotny. Start-ups sind dabei der sichtbarste, aber nur ein kleiner Teil. Der vom Verkehrs- sowie vom Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium initiierte Strategieprozess zu Open Innovation hat zuletzt eine Konkretisierung in Form von 15 Maßnahmen, die zur Debatte gestellt wurden, erfahren. Matchmaking-Plattformen sollen etwa das richtige Wissen an den richtigen Ort bringen. Anreizsysteme könnten Forschungsprojekte mit unüblichen Akteuren begünstigen. Die Öffnung von Förderprogrammen für Bürger und faire Abgeltung der Auslagerung von Arbeit durch Crowdworking werden diskutiert. Eine Institution, die ihre Idee von Open Innovation bereits in konkrete Prozesse überführen konnte, ist die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft. Im Rahmen der Initiative Open Innovation in Science zielte das Projekt Cris (Crowdsourcing Research Questions in Science) darauf ab, Nichtwissenschafter in die Erforschung psychischer Erkrankungen einzubeziehen. Die Idee kommt aus der Diabetes-Forschung in Harvard, erklärt Boltzmann-Geschäftsführerin Claudia Lingner. Dort bezog man Ideen Betroffener mit ein, um aus einer festgefahrenen Situation aus immer gleichförmigeren Hypothesen herauszukommen. Wir haben viele Gespräche geführt, Selbsthilfeorganisationen, Krankenhäuser und Forschungseinrichtungen kontaktiert und ein großes Netzwerk aufgebaut, berichtet Lingner von der Suche nach der Community für das Projekt, das nach außen Reden Sie mit! genannt wurde. Auf einer Onlineplattform antworteten Betroffene, Angehörige und Experten in 400 Statements auf maßgeschneiderte Fragen. Im folgenden Analyseprozess wurden 700 Textstellen extrahiert, in Themenclustern geordnet, diese wiederum einem Onlinevoting unterzogen und von einer Jury bewertet. Herauskristallisiert haben sich Themen wie die Gesunderhaltung von Kindern und Jugendlichen in einem von psychischer Krankheit geprägten Umfeld, Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und Versorgungsaspekte im Bereich der stationären Betreuung. Wichtig ist, dass man die Erwartungshaltungen bei den Projektbeiträgern nicht nur schürt, sondern die Ergebnisse auch tatsächlich umsetzt, betont Lingner. Wir werden uns also in einem künftigen Projekt mit einem der Themen beschäftigen. 2016 planen Lingner und ihr Team im Projekt Lois (Lab for Open Innovation in Science) Wissenschafter mit Open-Innovation-Methoden vertraut zu machen. Unterschiedliche Logiken von Märkten und Wissensbereichen, neue Organisationsformen von Zusammenarbeit und Umgang mit geistigem Eigentum werden besprochen. Falk Reckling bemüht sich für den Wissenschaftsfonds FWF um die Umsetzung von Open Access – also dem freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen im Internet – in Österreich, was bis 2025 möglich sein sollte, wenn der politische Wille da ist. Die Problematik um Open Innovation und geistigem Eigentum, also der Gegensatz von offenen Forschungsprozessen und exklusiver Verwertung, berührt Open Access nicht, weil das Sichern der Verwertungsrechte ohnehin vor der Publikation erfolgt. Auch die Frage der Bewertung von Wissenschaft stellt sich neu. Es bilden sich jetzt einige Modelle heraus, die auch die Begutachtung offener, transparenter und nachvollziehbarer gestalten, sagt er. Eine Maßnahme, die bereits von einigen Zeitschriften angewendet wird, ist, dass Gutachter künftig nicht zwangsläufig anonym sind. Probleme sieht Reckling in einem anderen Aspekt: Es gebe mehrere Strategieprozesse auf EU- und nationaler Ebene mit ähnlich gelagerten Thematiken, von der Roadmap für den europäischen Forschungsraum bis zu den Prinzipien von Responsible Research and Innovation. Möchte man alle diese Prozesse abdecken, ergibt das eine Anforderungsexplosion für die Wissenschafter. Sie sollen ethisch korrekt, ökonomisch relevant, mit sozialem Impact, inter-, trans- und multidisziplinäre Hochrisikoforschung betreiben, Durchbrüche erzielen und auch noch die Gesellschaft einbinden. Und das alles soll auch noch evaluiert werden, spitzt Reckling zu. Wir müssen entscheiden, welche Anforderungen sinnvoll sind und welche nur die Bürokratie aufblasen. Ungeklärte Widersprüche, die der Begriff Open Innovation birgt, sieht auch Helga Nowotny. Es wird notwendig sein, sich nach der ersten Phase des enthusiastischen Ausprobierens mit dem Wirkungspotenzial der verschiedenen Formen von Open Innovation intensiv zu befassen. Eine Risikoanalyse könne realistische Grenzen von Erwartungen aufzeigen. Letztlich geht es darum, die verschiedenen Einzelperspektiven zusammenzubringen. Innovation ist dann als ein Ökosystem zu sehen, das aus dem Zusammenwirken der verschiedenen Teile seine Dynamik bezieht. | 7Wissenschaft
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Kim Davis setzte sich über Urteil des US-Höchstgerichts hinweg. Washington – Eine Standesbeamtin im US-Bundesstaat Kentucky muss ins Gefängnis, weil sie Homosexuellen keine Trauscheine ausstellen will. Laut Berichten der New York Times und des Nachrichtensenders CNN ordnete ein Bundesrichter nach einer Anhörung am Donnerstag die sofortige Festnahme von Kim Davis an, weil sie das Urteil des Obersten Gerichtshofs zur landesweiten Einführung der Homo-Ehe missachte. Davis werde erst aus der Haft entlassen, wenn sie zusage, sich an geltendes Recht bei der Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren zu halten. In einem historischen Urteil hatte der Supreme Court Ende Juni die Homo-Ehe überall in den USA erlaubt. Die Richter erklärten Verbote gleichgeschlechtlicher Eheschließungen in einer Reihe von Bundesstaaten für verfassungswidrig. Der Widerstand ist in konservativen Gegenden im Mittleren Westen und Süden der USA aber weiter groß. Kentuckys Gouverneur hatte im Juli alle Standesbeamten in seinem Bundesstaat angewiesen, sich dem Urteil zu fügen. Davis setzte sich jedoch über die Anordnung hinweg und berief sich dabei auf ihren christlichen Glauben. Ein Bundesrichter befand allerdings, dass religiöse Überzeugungen sie nicht von ihren Amtspflichten entbinden. Zuletzt scheiterte sie am Montag mit ihrem Einspruch vor dem Supreme Court. Doch die Standesbeamtin blieb uneinsichtig. Mein Glaube kann von mir nicht losgelöst werden, sagte sie am Dienstag, als sie homosexuellen Paaren erneut die Trauung verweigerte. Ich bin gewillt, die Konsequenzen zu tragen, so wie ihr alle Konsequenzen tragen müsst, wenn die Zeit des Jüngsten Gerichts kommt. Bundesrichter David Bunning machte am Donnerstag laut New York Times deutlich, dass das Gericht die vorsätzliche Missachtung seiner Anordnungen nicht billigen könne. Wenn man Leuten die Möglichkeit gibt, sich auszusuchen, welchen Anordnungen sie folgen, dann schafft das mögliche Probleme. Vor dem Gerichtsgebäude in Ashland versammelten sich Befürworter und Gegner der Homo-Ehe. | 1Panorama
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Bericht von Notenbankdirektor Pribil in Rechnungshofausschuss des Parlaments. Wien – Die ersten 15 Tonnen Gold, die die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) aus ausländischen Tresoren nach Österreich zurückschafft, kommen noch heuer in die Keller der Notenbank nach Wien. Das hat Notenbankdirektor Kurt Pribil am Donnerstag im Rechnungshofausschuss des Parlaments berichtet. Bis zum Jahr 2020 will die OeNB die Hälfte ihres Goldbestandes in Österreich in der Nationalbank selbst und in der Münze Österreich lagern. Das hat die Notenbank im Mai beschlossen. Der Goldbestand beträgt seit 2007 unverändert 280 Tonnen. Aktueller Marktwert: rund 8,6 Mrd. Euro. Eine Rückführung von Goldreserven nach Österreich hatte der Rechnungshof (RH) empfohlen. Bisher lagerten 80 Prozent in London, 17 Prozent im Inland und 3 Prozent in der Schweiz. Nach der Rückholung der Hälfte der Goldbestände nach Österreich werden laut Pribil 30 Prozent in London und 20 Prozent in Zürich verbleiben. Schon dieses Jahr sei geplant, 15 Tonnen Gold in der Nationalbank einzulagern, berichtete der Notenbanker heute den Abgeordneten. Erträge im Zusammenhang mit der Auslagerung in der Bank of England (BoE) habe man nicht erzielt, vielmehr seien dadurch Kosten angefallen. Österreich verfolge mit der Rückholung von Goldreserven jedenfalls dieselbe Strategie wie Deutschland, so Pribil. Alles will die Nationalbank aber nicht in inländischen Tresoren haben. Man wolle sich die Möglichkeit offenlassen, gegebenenfalls Gold an Goldhandelsplätzen wie London oder Zürich einzusetzen. | 3Wirtschaft
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Nach 13 Jahren zieht sich Badelt als Leiter der Wiener Wirtschaftsuniversität zurück, die Informatikerin Hanappi-Egger übernimmt. Wien – Nach 13 Jahren als Rektor der Wirtschaftsuniversität (WU) hat Christoph Badelt am Montag seiner Nachfolgerin Edeltraud Hanappi-Egger (51) auch symbolisch die Amtsgeschäfte übergeben. Die Informatikerin und Gender- und Diversitätsforscherin wurde feierlich in ihr Amt eingeführt und machte sich im übertragenen Sinn auf einen Weitwanderweg. Einen solchen absolvierte die neue Rektorin tatsächlich Ende August – und hatte auf den 125 Kilometern in einer Woche Zeit, Parallelen zwischen ihrem neuen Amt und der Wanderung zu entdecken. Unter anderem übe man sich im Umgang mit Aufs und Abs und lerne, sich die Kräfte einzuteilen. Außerdem gebe es oft verschlungene Pfade. Und manchmal muss man einen Umweg in Kauf nehmen. Das Universitätswesen sah Hanappi-Egger im Umbruch. Es wird stärker darum gehen, sich der öffentlichen Legitimation zu stellen. Insgesamt seien die Anforderungen an die öffentlichen Unis immens gewachsen. Diese brauchten daher ein breites Leistungsportfolio. Leistung will sie künftig umfassend und relativ zu den Rahmenbedingungen betrachten: So solle etwa der Forschungsoutput in Relation zu den Arbeitsbedingungen gesehen und die Lehre umfassend in die Bewertungen einbezogen werden. Hanappi-Egger ist die erste Frau an der Spitze der WU: Die gebürtige Eisenstädterin studierte von 1982 bis 1987 Informatik an der Technischen Universität (TU) Wien. Ab 1988 folgten Auslandsaufenthalte in Stockholm, Bremen und Toronto. Kurz nach ihrer Promotion 1990 wurde sie zunächst Vertragsassistentin am Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung der TU, nach einem Forschungsaufenthalt am Work Research Institute in Oslo 1992 dann Universitätsassistentin. Von 1993 bis 1996 widmete sich Hanappi-Egger als Stipendiatin an der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) dem Thema Computerunterstützte Gruppenentscheidungssysteme. 1996 habilitierte sie sich im Bereich Angewandte Informatik an der TU, wo sie bis 2001 als außerordentliche Professorin tätig war. Es folgte ein Forschungsaufenthalt an der Universität Bielefeld. 2002 kam die Forscherin als Gastprofessorin und Leiterin der Abteilung Gender and Diversity in Organizations an die WU. Seit 2004 ist sie dort Professorin. In ihrer Forschungsarbeit setzt sich Hanappi-Egger mit Themen wie Gender- und Organisationstheorien, der Informationsgesellschaft und neuen Technologien oder Unternehmens- und Diversitätsmanagement auseinander. Sie war außerdem Vorsitzende des Verbandes der Professorinnen und Professoren und des Senats der WU. | 5Inland
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Konsole mit Spiel künftig deutlich günstiger zu haben – Keine Neuigkeiten zum Euro-Preis. Sony hat erstmals seit dem Marktstart vor zwei Jahren den US-Preis der Playstation 4 gesenkt. Ab 9. Oktober wird die Konsole mit 500-GB-Festplatte in den USA für 349,99 statt 399,99 Dollar erhältlich sein. Erst vergangenen September wurde der Preis der PS4 in Japan gesenkt, für Europa hat der Konzern bisher keinen Preisnachlass angekündigt. Zahlreiche Bundle-Angebote mit beigelegtem Spiel treiben den US-Preis faktisch noch weiter nach unten. Die Bundles mit PS4 (500 GB) umfassen Games wie Star Wars Battlefront oder Uncharted: The Nathan Drake Collection. Darüber hinaus wird es auch teurere Kombinationen mit 1 TB Speicher geben. Sony kontert damit erstmals Microsofts aggressiverem Marketing-Fahrplan, der in den USA bereits mehrere Preissenkungen für die Xbox One erwirkt hat. Der Launch-Preis der Xbox One mit Kinect lag bei 499 Dollar, seit Juni ist die Konsole standardmäßig ohne Kinect für 349 Dollar zu haben. Während der Konsolenmarkt weltweit aktuell von Sonys PS4 dominiert wird, liefern sich die Hersteller speziell im Xbox-Heimatmarkt ein engeres Rennen. Die PS4 konnte sich nicht zuletzt aufgrund attraktiver Xbox-One-Aktionen bislang noch nicht so deutlich absetzen, wie in Europa und Asien. Xbox-Chef Phil Spencer hatte erst kürzlich eine baldige Preisschlacht zwischen der Unternehmen vorausgesagt. | 0Web
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Konrad will Unternehmen und Hilfsorganisationen zusammenbringen – Zwist um Unterrichtsleitfaden. Wien – Die Raiffeisen-Bankengruppe hat Mittwochfrüh Hilfsorganisationen und Unternehmen zu einem Treffen geladen, um gemeinsame Aktivitäten zur Unterbringung von Flüchtlingen zu koordinieren und den Bedarf an Maßnahmen zu erheben. In der Folge soll der neue Flüchtlingskoordinator Christian Konrad, einst Generalanwalt des Raiffeisenverbandes, die Aktivitäten zusammenführen und für eine rasche Umsetzung sorgen. An dem Treffen teilgenommen haben etwa NÖM, Agrana und die AMA, aber auch Vertreter des Baukonzerns Strabag sowie die Hilfsorganisationen Rotes Kreuz, Caritas und Diakonie. In erster Linie geht es darum, neue Quartiere für Flüchtlinge zu organisieren, diese entsprechend zu adaptieren und in der Folge die untergebrachten Flüchtlinge auch mit den notwendigen Gütern und Lebensmitteln zu versorgen. Wie die Schulen im anstehenden neuen Schuljahr mit der neuen Situation umgehen sollen, erläutert das Bildungsministerium in einem an die Landesschulräte adressierten Leitfaden. Neben Administrativem wie Schulbüchern, Lernsoftware und Klassenfahrten wird darin insbesondere auf den Unterricht in Muttersprachen und die Rücksichtnahme auf möglicherweise traumatisierte Schüler eingegangen. Dem Vorsitzenden der Gewerkschaft Pflichtschullehrer, Paul Kimberger, sind Worte in einer Broschüre zu wenig. Er forderte im Ö1-Morgenjournal mehr Personal und also Geld für fachgerechte sprachliche und psychologische Betreuung. Überhaupt reagiere das Ministerium zu spät, so Kimberger, aus Kriegs- und Krisengebieten geflüchtete Lehrer hätten schon vor Monaten mit Sonderverträgen angestellt werden sollen. Während der Balkankriege in den 1990er-Jahren habe sich dieser Ansatz bewährt. Rund 5000 Kinder zwischen sechs und 14 Jahren, die seit Ende des vergangenen Unterrichtsjahres als Flüchtlinge nach Österreich gekommen sind, werden ihren ersten Schultag in einer der rund 28.000 Volks-, Haupt- oder Neuen Mittelschulen absolvieren. Die genaue Zahl je Schulsprengel kann das Ministerium nicht nennen, zu sehr fluktuierten die Aufenthaltsorte der Familien und der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge zwischen Erstaufnahmezentren und Asylquartieren. Wie der Standard berichtete, sind Kinder mit nur vorübergehendem Aufenthalt von der Schulpflicht ausgenommen, haben aber das Recht auf Unterricht. Jene Flüchtlinge, die derzeit noch in Internaten, Turnsälen und anderer schulnaher Infrastruktur untergebracht sind, müssen noch vor Schulbeginn umquartiert werden. In Salzburg etwa sind 460 Menschen betroffen, rund 160 sind bereits in von Caritas, Rotem Kreuz und Diakonie zur Verfügung gestellte Unterkünfte umgezogen. Während laut einer Erhebung der Zeit im Bild weiterhin fast zwei Drittel der österreichischen Gemeinden noch keine Asylwerber beherbergen, bleibt Österreich nach wie vor begehrtes Fluchtziel. Gleich fünf Schlepper, die in zwei Fahrzeugen 34 syrische Flüchtlinge über die Grenze gebracht hatten, wurden bei einer Kontrolle auf der Ostautobahn bei Schwechat festgenommen. Etwa hundert Flüchtlinge werden derzeit pro Tag allein in Oberösterreich aufgegriffen, deshalb wurde in die Ausbildung angehender Polizisten ein Zusatzmodul Asylwesen aufgenommen, bestätigte die Landespolizeidirektion. Für Kritik in sozialen Netzwerken sorgte indes ein Beitrag des Freiheitlichen Akademikerverbands Salzburg, der auf seiner Website Arbeitslager für Ausweislose und Abzuschiebende vorschlägt. Millionen Neger, die nach Europa drängen würden, bringen ihren Haß (sic) auf uns Weiße nach Europa mit, heißt es in dem Text. (APA, völ, mcmt) | 1Panorama
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Bayern-Legionär gewinnt vor Dragovic, Arnautovic und Junuzovic. Nur WAC-Trainer Pfeifenberger hat Alaba nicht vorne. Wien – David Alaba ist zum fünften Mal in Serie Österreichs Fußballer des Jahres. Der Bayern-Legionär gewann die von der Austria Presse-Agentur unter den zehn Bundesliga-Trainern durchgeführte Wahl auf beeindruckende Art vor Aleksandar Dragovic. Auf Rang drei landeten ex aequo Marko Arnautovic und Zlatko Junuzovic. Alaba liegt nun mit fünf Siegen vor Ivica Vastic (4) an erster Stelle. Sein Vorsprung auf Dragovic betrug 31 Punkte, jener auf Arnautovic und Junuzovic 35. Neun der zehn Trainer nominierten Alaba auf Platz eins, nur bei WAC-Coach Heimo Pfeifenberger landete er nicht unter den ersten drei. Pfeifenbeger ist damit der erste Trainer seit drei Jahren, der Alaba nicht auf Platz eins hatte. Damals hatten sich Nenad Bjelica, Franz Lederer und Roland Kirchler anders entschieden. Pfeifenberger setzte Dragovic auf den ersten Platz. Das ist eine riesige Ehre für mich. Ich bin Gott sehr dankbar für diesen Preis und auch den Trainern, die mich gewählt haben, sagte Alaba, der wegen einer Sprunggelenksverletzung bis Jahresende pausieren muss. Der 23-Jährige wurde dieses Jahr mit den Bayern souverän deutscher Meister, kam bis ins Cup- und Champions-League-Semifinale und steht in der Bundesliga überlegen auf Platz eins. Außerdem schaffte er mit der Nationalmannschaft eine historische Qualifikation für die EM 2016 in Frankreich. Er ist einer der komplettesten Spieler, und das auf hoher internationaler Ebene, sagte Salzburg-Interimscoach Thomas Letsch. Rapid-Trainer Zoran Barisic bezeichnete Alaba als Weltklassespieler, für Austria-Coach Thorsten Fink ist er der beste österreichische Fußballer nach Herbert Prohaska. Er kann alles und hat auf Klubebene auch schon alles erreicht. Sturm-Trainer Franco Foda meinte: Egal auf welcher Position er spielt, er bringt immer Topleistungen. Auch Altachs Damir Canadi hob Alabas Vielseitigkeit hervor: Er bringt auf jeder Position Leistungen auf allerhöchstem Niveau. Mattersburg-Coach Vastic sagte: Er ist für mich der Konstanteste, bringt immer seine Leistung bei den Bayern und auch im Nationalteam. Für Admira-Trainer Ernst Baumeister ist Alaba der beste Linksverteidiger der Welt, Ried-Coach Paul Gludovatz sieht ihn als Hoffnungs-, Werbe- und Sympathieträger bei der EM. (APA, 17.12.2015) Ergebnisse mit jeweiliger Begründung für den Erstplatzierten: Thomas Letsch (Red Bull Salzburg): 1.) David Alaba (Bayern München): Einer der komplettesten Spieler – und das auf hoher internationaler Ebene. 2.) Zlatko Junuzovic (Werder Bremen) 3.) Aleksandar Dragovic (Dynamo Kiew) Thorsten Fink (Austria Wien): 1.) Alaba: Er spielt auf einem Topniveau, ist der beste Österreicher nach Herbert Prohaska. Er kann alles und hat auf Klubebene auch schon alles erreicht. 2.) Julian Baumgartlinger (Mainz) 3.) Dragovic Zoran Barisic (Rapid Wien): 1.) Alaba: Es genügt, wenn ich sage, ein Weltklassespieler. 2.) Dragovic 3.) Jonatan Soriano (Red Bull Salzburg) Franco Foda (Sturm Graz): 1.) Alaba: Er hat heuer auf Topniveau gespielt, nicht nur in der deutschen Bundesliga und im österreichischen Nationalteam, sondern auch in der Champions League. Egal auf welcher Position er spielt, Alaba bringt immer Topleistungen. 2.) Marko Arnautovic (Stoke)3.) Baumgartlinger Ernst Baumeister (Admira Wacker Mödling): 1.) Alaba: Er spielt bei einer Weltklassemannschaft fix und ist dort Führungsspieler. Da muss man schon etwas draufhaben. Für mich ist er der beste Linksverteidiger der Welt. 2.) Junuzovic 3.) Dragovic Damir Canadi (SCR Altach): 1.) Alaba: Er ist extrem vielseitig einsetzbar und bringt auf jeder Position Leistung auf allerhöchstem Niveau. Seine Titel in diesem Alter sprechen für sich. 2.) Dragovic 3.) Soriano Ivica Vastic (SV Mattersburg): 1.) Alaba: An ihm führt kein Weg vorbei. Er ist für mich der Konstanteste, bringt immer seine Leistung bei den Bayern und auch im Nationalteam. 2.) Arnautovic 3.) Junuzovic Peter Schöttel (SV Grödig): 1.) Alaba: Ich war bei Bayern gegen Arsenal im Stadion, da war er der beste Mann auf dem Platz. Er vermittelt nach wie vor immense Freude am Fußballspielen. 2.) Junuzovic 3.) Arnautovic Paul Gludovatz (SV Ried): 1.) Alaba: Er war in einer besonderen Quali Führungsspieler, ist Hoffnungs-, Werbe- und Sympathieträger bei der EM. 2.) Soriano 3.) Florian Kainz (Rapid) Heimo Pfeifenberger (Wolfsberger AC): 1.) Dragovic: Er spielt seit Jahren konstant und ist in der Nationalmannschaft ein sehr großer Rückhalt. 2.) Arnautovic 3.) Kainz Endstand der Wahl zu Österreichs Fußballer des Jahres 2015 (Erster 5 Punkte, Zweiter 3, Dritter 1): 1. David Alaba (Bayern München) 45 Punkte (9 erste Plätze) 2. Aleksandar Dragovic (Dynamo Kiew) 14 (1) 3. Marko Arnautovic (Stoke) 10 (0)3. Zlatko Junuzovic (Werder Bremen) 10 (0) 5. Jonatan Soriano (Red Bull Salzburg) 5 (0) 6. Julian Baumgartlinger (Mainz) 4 (0) 7. Florian Kainz (Rapid) 2 (0) Österreichs bisherige Fußballer des Jahres: 1984: Herbert Prohaska (Austria) 1985: Herbert Prohaska (Austria) 1986: Anton Polster (Austria) 1987: Heribert Weber (Rapid) 1988: Herbert Prohaska (Austria) 1989: Gerhard Rodax (Admira) 1990: Andreas Ogris (Austria/Espanyol Barcelona) 1991: Nestor Gorosito (ARG/FC Tirol) 1992: Andreas Herzog (Rapid/Werder Bremen) 1993: Franz Wohlfahrt (Austria) 1994: Heimo Pfeifenberger (Salzburg) 1995: Ivica Vastic (CRO/Sturm) 1996: Michael Konsel (Rapid) 1997: Anton Polster (Köln) 1998: Ivica Vastic (AUT/Sturm) 1999: Ivica Vastic (Sturm) 2000: Radoslav Gilewicz (POL/FC Tirol) 2001: Ronald Brunmayr (GAK) 2002: Vladimir Janocko (SVK/Austria) 2003: Andreas Ivanschitz (Rapid) 2004: Steffen Hofmann (GER/Rapid) 2005: Mario Bazina (CRO/GAK) 2006: Alexander Zickler (GER/Salzburg) 2007: Ivica Vastic (LASK) 2008: Marc Janko (Salzburg) 2009: Steffen Hofmann (GER/Rapid) 2010: Zlatko Junuzovic (Austria) 2011: David Alaba (Bayern München) 2012: David Alaba (Bayern München) 2013: David Alaba (Bayern München) 2014: David Alaba (Bayern München) 2015: David Alaba (Bayern München) | 4Sport
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Flaggschiff soll ab Mitte März erhältlich sein, "Always on"-Screen große Neuerung. Dass Samsung den Mobile World Congress in Barcelona – den größten Event für Mobiltechnologie – für die Vorstellung seiner neuen Flaggschiff-Smartphones nutzt, hat mittlerweile Tradition. 2016 geht die siebente Generation der Galaxy-S-Reihe an den Start, die abermals zwei Smartphones bieten wird: ein reguläres Samsung Galaxy S7 und eine Edge-Version mit seitlich gebogenem Display. Große Überraschungen gab es nicht, Samsung setzt auf kontinuierliche Verbesserung der Spezifikationen. Überzeugen soll ein neuer Always on-Bildschirm, der Nutzern auf den ersten Blick Informationen zu neuen E-Mails und Anrufen gibt. Eine Neuheit stellt auch die Dual Pixel-Kamera dar, die laut Samsung auch bei schlechter Beleuchtung schärfere Fotos ermöglichen soll. Samsung zieht sich damit auch aus dem Megapixelwettlauf zurück, statt der 16 Megapixel des Vorgängers liefert das S7 nur 12 Megapixel, soll aber trotzdem deutlich bessere Fotos bieten. An der Vorderseite gibt es eine zweite Kamera mit 5 Megapixel. Die Akkuleistung beträgt künftig 3.000 mAh (Galaxy S7) respektive 3.600 mAh (Galaxy S7 Edge), was ein deutliches Plus zur vorhergehenden Generation darstellt, die über 2.600 mAh verfügt hatte. Wie schon das Note 5 bietet auch das Galaxy S7 (Edge) schnelles drahtloses Aufladen. Die 5,1 Zoll oder 5,5 Zoll (Edge) großen Geräte liefern eine Auflösung von 2.560 x 1.400 Pixel und lassen sich mit Samsungs Virtual-Reality-Headset Gear VR verwenden. Die Geräte bieten nach IP68 Schutz vor Wasser und Staub. Leistung liefern ein Octacore- (2,3 Ghz Quad + 1,6 Ghz Quad) oder ein Quadcore-Prozessor (2,15 Ghz Dual und 1,6 Ghz Dual). Je nach Region wird es also Ausführungen der neuen Smartphones mit Qualcomms neuem Snapdragon 820 oder Samsungs eigenem Exynos 8890 geben. An Arbeitsspeicher gibt es 4 GB LPDDR4-RAM. Die neue Grafikschnittstelle Vulkan soll es Entwicklern ermöglichen, grafisch aufwendige Spiele bei gleichzeitiger Schonung des Akkus umzusetzen. Vulkan wurde erst vor kurzem in der Version 1.0 vorgestellt und ist deutlich hardwarenäher als das bisher dominante OpenGL gestaltet. Apple hat mit Metal bereits eine ähnliche Schnittstelle für iOS-Entwickler im Angebot. Auf die Kunden gehört hat Samsung in puncto Micro-SD-Slot: Dieser war beim Galaxy S6 (Edge) entfallen, weshalb Nutzer den Speicherplatz nicht manuell erweitern konnten. Jetzt feiern die Speicherkarten ein Comeback und ermöglichen eine Aufstockung des regulären Speicherplatzes (32 oder 64 GB) um bis zu 200 GB. Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern verzichtet Samsung auf USB-C, es gibt also erneut den gewohnten Micro-USB-Anschluss. NFC, Bluetooth 4.2, WLAN 802.11ac und ein Fingerabdruckscanner gehören ebenfalls zur Grundausstattung des Galaxy S7 (Edge). Die Geräte sollen ab 11. März verfügbar sein und auf Android 6.0 (Marshmallow) laufen. Das Galaxy S7 soll ab 699 Euro, das Premiummodell Edge ab 799 Euro verkauft werden. Das Gerät wird bei allen Mobilfunkern verfügbar sein. Wer es vorbestellt, erhält kostenlos ein Gear-VR-Headset dazu. Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte einen kurzen Gastauftritt, in dem er die Wachstumschancen von Virtual Reality lobte. Samsung steht durch eine Reihe neuer Hersteller unter Zugzwang, in puncto Umsatz rangiert Apple auf Platz eins. Mit dem Galaxy S7 (Edge) will der Konzern offenbar dennoch keine Risiken eingehen, sondern auf bewährte Features setzen. | 0Web
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Irakische und türkische Behörden begannen Suche. Bagdad – In der irakischen Hauptstadt Bagdad sind 18 Türken verschleppt worden. Es handle sich um 14 Bauarbeiter, drei Ingenieure und einen Buchhalter, die auf der Baustelle eines Fußballstadions gearbeitet hatten, sagte ein Sprecher des türkischen Außenministeriums nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi. Nach irakischen Polizeiangaben wurden die Türken von maskierten, bewaffneten Männern entführt. Nach unterschiedlichen Angaben fand die Verschleppung im schiitischen Stadtteil Sadr City oder im Vorort Habibiya statt. Die Polizei habe eine Suchaktion gestartet, hieß es. Das türkische Außenministerium teilte weiter mit, die türkischen Staatsbürger seien von den anderen Arbeitern selektiert worden. Die Hintergründe der Tat seien noch unklar. Man stehe in engem Kontakt mit den irakischen Behörden. Im Vorjahr waren in der Stadt Mossul 46 Türken vom Islamischen Staat (IS) entführt worden. Sie wurden nach drei Monaten wieder freigelassen. | 2International
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Android-Hersteller gibt Einblick in Nexus-Entwicklung – Bei Nexus 5X und 6P deutlich mehr Einfluss ausgeübt. Alle Jahre wieder liefert Google im Herbst ein neues Smartphone aus seiner Nexus-Linie – und manchmal werden es – wie heuer – sogar zwei. All diesen Geräte ist eines gemeinsam: Sie werden in Kooperation mit anderen Hardwareherstellern entworfen. Und dass diese Zusammenarbeit nicht immer reibungslos verläuft, bestätigt Google nun erstmals selbst. Im Rahmen Nexus Open Studio Events in New York City stellten sich Google-Entwickler aus unterschiedlichen, mit den Nexus-Geräten betrauten, Abteilungen den Fragen von Interessierten. Und die Antworten, fielen dabei zum Teil unerwartet offen aus, wie die Zusammenfassung eines Posters auf Reddit belegt. Das konkrete Design des Nexus 6 sei etwa entstanden, da jemand in der letzten Minute einen Rückzieher gemacht hat. Google spricht es zwar nicht offen aus, offenbar dürfte aber Motorola auf seine eigenen Design-Vorstellungen beharrt haben. Ganz allgemein soll Motorola einer der schwierigeren Partner in der Nexus-Geschichte gewesen sein, da das Unternehmen nur sehr wenig Einfluss der Google-Entwickler zugelassen habe. Im Nachhinein betrachtet gibt Google zu, dass beim Nexus 6 auch sonst einiges falsch gelaufen ist. Das Gerät habe sich schlussendlich als zu groß und sperrig herausgestellt. Entsprechend habe man für das 6P auch versucht den Umfang des Geräts wieder zu reduzieren, damit es besser in der Hand liegt. Auch sei das Nexus 6 beim Tippen am Tisch durch die runde Rückseite viel zu instabil gewesen, wie die Google-Designer selbstkritisch anmerken. Bei den diesjährigen Modellen soll die Kooperation mit den Hardwareherstellern hingegen wesentlich besser gelaufen sein: Sowohl beim Nexus 5X als auch beim 6P habe Google von Anfang an das Design und zentrale Hardwareelemente bestimmt. Das aber auch das nicht immer einfach ist, verdeutlicht der Androidhersteller an einem Detail: So habe es ganze drei Monate gedauert, Huawei davon zu überzeugen, dass der USB-C-Anschluss wirklich exakt mittig positioniert werden muss. Dies hat offenbar die Produktion komplizierter gemacht, Google betont aber die Wichtigkeit solcher Details. Nicht leicht sei es zudem gewesen, Sony davon zu überzeugen, den von Google ausgewählten Kamerasensor für Nexus 5X und 6P herzugeben. Immerhin handelt es sich dabei um keinen gebräuchlichen Smartphone-Sensor sondern einen für Kompaktkameras. Sony sei zunächst nicht davon überzeugt gewesen, dass die zu erwartenden Absatzzahlen der Nexus-Geräte den eigenen Aufwand rechtfertigen würden, stellt das Unternehmen doch üblicherweise ein eigenes Team für die Integration des Sensors ab. Nach der positiven Reaktion auf die Fähigkeiten der Nexus Camera sei Sony mittlerweile aber sehr zufrieden mit dieser Entscheidung, betonen die Google-Entwickler. Das Fehlen von optischer Bildstabilisierung beim Nexus 5X / 6P habe hingegen einen recht profanen Grund: Sony hat schlicht kein OIS-Modul für den betreffenden Sensor im Angebot. Für den Fingerabdrucksensor der neuen Smartphones habe man mit drei unterschiedlichen Positionen experimentiert, bevor man sich schlussendlich für die Rückseite des Geräts entschlossen habe. Gegen die – von den meisten Herstellern bevorzugte – Positionierung unterhalb des Bildschirms habe gesprochen, dass dabei das Smartphone ziemlich instabil in der Hand liegt, und die Chance steigt, dass man das Gerät fallen lässt. Eine weitere Option wäre die Anbringung an der Seite gewesen, dies reduziere aber die Größe des Sensors – und damit die Erkennungsqualität. Natürlich ist aber auch die schlussendlich gewählte Position an der Rückseite mit einem gewissen Kompromiss verbunden: So musste der Akku des Geräts etwas Platz machen, damit der Sensor optimal für die Handhaltung positioniert werden konnte, plaudern die Google-Entwickler aus. | 0Web
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Neue Reformvorschläge gibt es aus Griechenland, für eine Einigung reichen sie vermutlich nicht aus. Wien/Athen/Brüssel/Berlin – Neuer Tag, neues Gezerre: Auch kurz vor dem geplanten Spitzentreffen in Brüssel ringen Griechenland und seine Gläubiger noch immer um eine Lösung des Schuldenstreits. Die am Dienstag gemachten Reformvorschläge reichten für eine Einigung nicht aus, sagten mehrere EU-Vertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Die Griechen hätten die Komplexität der Aufgabe unterschätzt, sagte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem. Aus Athen hieß es am Mittwochvormittag, man warte noch auf eine Reaktion der Gläubiger auf die Reformliste. Die Vorschläge wurden am Montagabend an EU-Kommissar Pierre Moscovici übermittelt. Bislang erhielt die griechische Vertretung in Brüssel weder einen Kommentar noch eine Reaktion dazu, sagte ein Regierungsvertreter. Einem anderen Insider zufolge will die Regierung in Athen die Differenzen mit den internationalen Geldgebern aber soweit minimieren, dass Ministerpräsident Alexis Tsipras bei seinem anvisierten Treffen mit Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande am Mittwoch einen Kompromiss erzielen kann. Die Suche nach einer Lösung der Griechenland-Krise geht ja heute auf Spitzenebene weiter. Das Treffen soll am Abend am Rande des EU-Lateinamerika-Gipfels in Brüssel stattfinden. Derzeit ist aber noch unklar, ob das Treffen überhaupt stattfinden wird. Es ist kein Treffen geplant bisher, sagte ein Insider aus dem Umfeld der französischen Regierung am Mittwoch. Wir werden sehen, was passiert, wenn wir vor Ort sind. Aus EU-Kreisen verlautete bislang, nur wenn es weitere Bewegung gebe, sei ein Treffen sinnvoll. Tsipras warnte in einem Interview vor gewaltigen Kosten für die europäischen Steuerzahler, wenn die Verhandlungen scheitern sollten. Einmal mehr warnte er davor, dass ein Scheitern der Verhandlungen der Anfang vom Ende der Euro-Zone sei. Wenn Griechenland scheitert, werden die Märkte sofort nach dem Nächsten Ausschau halten. Wenn die Verhandlungen scheitern, werden die Kosten für die europäischen Steuerzahler gewaltig sein. Politiker genervt Der Streit zerrt offensichtlich jeden Tag mehr an den Nerven der Politiker: Bei einigen Finanzministern geht die Geduld mit Griechenland zu Ende, sagte der finnische Ressortchef Alexander Stubb bei einer Veranstaltung mit seinem deutschen Kollegen Wolfgang Schäuble in Berlin. Auch Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) klingt zunehmend missmutig. Die Geldgeber seien Griechenland in hohem Maße entgegengekommen, und es gebe ein klares Reformpapier, sagt er. Nun sei die Rede von einem eventuellen neuen griechischen Reformpapier – man werde sehen, was dabei herauskomme. Es scheint so zu sein, dass hier hoch gepokert wird, warnt Schelling. Aber beim Pokern kann man auch verlieren. Faymann will kein Besserwisser sein Milder gestimmt bleibt Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ). Er will bei seiner Reise nach Griechenland nächste Woche nicht als Besserwisser auftreten, sondern der dortigen Regierung Unterstützung signalisieren. Das Land brauche eine mittelfristige Lösung, sagte er am Dienstag nach dem Ministerrat. Faymann wird ja nächste Woche seinen schon länger angekündigten Besuch beim griechischen Premier Alexis Tsipras absolvieren. Ihm gehe es darum, einen gemeinsamen europäischen Weg zu finden und nicht zu riskieren, dass ein Land aus der Eurozone falle. Über den Sommer sei eine gute Zeit, die Gespräche zu intensivieren und eine mittelfristige Lösung zu finden. Ein Plan für fünf Jahre wäre eine gute Idee, bekräftigte der Kanzler, der in diesem Zusammenhang auch schon einen Zahlungsaufschub für Athen ins Spiel gebracht hatte. Tatsächlich traf ein neues Reformangebot der griechischen Regierung am Dienstagmorgen in Brüssel ein. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, die Vorschläge würden nun sorgfältig von den Institutionen – also dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Europäischen Zentralbank (EZB) und der EU-Kommission – geprüft. Rentenreform ungelöst Wie sich ein Kompromiss ausmachen könnte, ist offen. Nach Angaben eines mit der Sache Vertrauten aus der EU dürften die Vorschläge für die anderen Euro-Länder kaum akzeptabel sein. So werde keine Lösung für den Streit über eine von den Gläubigern geforderte Rentenreform gemacht. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem bekräftigte, das griechische Rentensystem müsse modernisiert werden. Einem Insider zufolge will Athen die Vorschläge noch einmal überarbeiten. Ein Vertreter der griechischen Regierung hatte zuvor erklärt, mit den neuen Plänen solle eine Einigung bei den Haushaltszielen und Schuldenerleichterungen erzielt werden. Tsipras zeigte sich in der italienischen Zeitung Corriere della Sera in anderen Punkten allerdings unnachgiebig. So sei eine Einigung nur möglich, wenn die Gläubiger ihre Forderungen nach Rentenkürzungen fallenließen. Griechenland könne mit keinem Programm weitermachen, das eindeutig versagt habe. Töne, die sich seit Tagen nicht ändern. Beim Thema Primärüberschuss – also dem Staatshaushalt ohne den Schuldendienst – sei man sehr nah an einer Vereinbarung, ergänzte der Chef der Syriza-Partei. Am frühen Abend verlautete aus mit den Verhandlungen vertrauten EU-Kreisen, Athen wolle für dieses Jahr einen Primärüberschuss (Haushaltssaldo ohne Schuldendienst) von 0,75 Prozent anbieten. Das hielten die Gläubiger für nicht hinnehmbar, sie verlangten mindestens ein Prozent Plus. EU-Vizekommissionspräsident Valdis Dombrovskis sagte in Straßburg, der Primärüberschuss und die Mehrwertsteuerreform seien Kernpunkte, die noch gelöst werden müssten. Teil ihrer Vorschläge sei aber auch ein Plan für einen realistischen Umgang mit den griechischen Schulden, verlautete aus der griechischen Regierung. Der Forderung nach einem Schuldenerlass oder nach Finanzhilfe über die noch ausstehenden 7,2 Milliarden Euro hinaus lehnte Dijsselbloem aber rundherum ab. Es steht außer Frage, dass die anderen Länder mehr Geld auf den Tisch legen, sagte er dem niederländischen Sender RTL. Bombenalarm in Brüssels Europaviertel Am Vorabend des EU-Lateinamerika-Gipfels hat eine Bombendrohung den Verkehr im Brüsseler Europaviertel vorübergehend zum Erliegen gebracht. In einem verdächtigen Auto auf einem Parkplatz des Europäischen Rates sei aber kein Sprengstoff gefunden worden, teilte die Staatsanwaltschaft nach Angaben der belgischen Nachrichtenagentur Belga am Dienstagabend mit. An dem Treffen nehmen Staats- und Regierungschefs aus 40 lateinamerikanischen und EU-Ländern teil. | 3Wirtschaft
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Frauen sollen zu Silvester sexuell belästigt und bestohlen worden sein, Polizei räumt Fehleinschätzung am Neujahrsmorgen ein. Was bisher über die Vorfälle bekannt ist. Bis Montag sind laut Kölner Polizei rund 60 Anzeigen wegen verschiedener Straftatbestände in der Silvesternacht eingegangen, bis Dienstagmittag ist die Zahl auf 90 gewachsen und mit Stand Mittwochvormittag liegt sie bei über 100. Die Exekutive ging davon aus, dass es wegen der Medienberichte weitere Anzeigen geben werde. Etwa drei Viertel der Anzeigen betreffen sexuelle Belästigung, der Rest Eigentumsdelikte. In einem Fall wurde eine Vergewaltigung angezeigt. Über mögliche Motive hielt die Polizei in einer Aussendung vom 2. Jänner fest: Die Verdächtigen versuchten durch gezieltes Anfassen der Frauen von der eigentlichen Tat abzulenken – dem Diebstahl von Wertgegenständen. Insbesondere Geldbörsen und Mobiltelefone wurden entwendet. In einigen Fällen gingen die Männer jedoch weiter und berührten die meist von auswärts kommenden Frauen unsittlich. Am 1. Jänner war von derartigen Übergriffen noch nichts bekannt – zumindest offiziell nicht: Unter dem Titel Ausgelassene Stimmung – Feiern weitgehend friedlich schrieb die Pressestelle der Kölner Polizei noch: Kurz vor Mitternacht musste der Bahnhofsvorplatz im Bereich des Treppenaufgangs zum Dom durch Uniformierte geräumt werden. Um eine Massenpanik durch Zünden von pyrotechnischer Munition bei den circa 1000 Feiernden zu verhindern, begannen die Beamten kurzfristig die Platzfläche zu räumen. Trotz der ungeplanten Feierpause gestaltete sich die Einsatzlage entspannt – auch weil die Polizei sich an neuralgischen Orten gut aufgestellt und präsent zeigte. Dass diese Aussendung inhaltlich nicht gedeckt war, gestanden Vertreter der Polizei bei einer Pressekonferenz am Dienstag ein. Man habe die Lage falsch eingeschätzt: Das war ein Fehler, sagt der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers. Bei der Pressekonferenz wiederholte Albers die bisher bekannten Angaben zu den Tätern. Wie schon deutsche Medien am Montag berichteten, hätten alle Zeugen übereinstimmend ausgesagt, dass die mutmaßlichen Täter Männer seien, die dem Aussehen nach aus dem arabischen oder nordafrikanischen Raum stammen könnten und zwischen 15 und 35 Jahre alt sein. Der Polizeipräsident forderte zudem alle Opfer und Zeugen auf, sich bei der Kölner Polizei zu melden. Sonntagfrüh gingen laut einer Pressemitteilung bei der Polizei telefonisch Hinweise ein, dass eine Gruppe Männer am Hauptbahnhof Frauen bedrängt und ein Mobiltelefon entwendet habe. Die fünf Verdächtigen im Alter von 18 bis 24 Jahren wurden festgenommen. Die Polizei ermittelt nun, ob sie für Taten aus der Silvesternacht in Betracht kommen. Es ist bisher unklar, wie viele mutmaßliche Täter es gibt. Die Polizei spricht laut Medienberichten davon, dass sich zu Silvester rund 1.000 Männer auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz versammelt hätten. Tagesschau.de berichtet, dass die für die Vorfälle eingerichtete Ermittlungsgruppe Neujahr unter anderem ermitteln soll, ob sich die Männer – etwa über soziale Netzwerke – organisiert hatten. Aus der Menschenmenge hätten sich Gruppen mehrerer Männer gebildet, die gezielt Frauen umzingelt, bedrängt und ausgeraubt hätten. Insgesamt sollen etwa 40 Männer an den Übergriffen beteiligt gewesen sein, meldet tagesschau.de unter Berufung auf die Polizei. In einer Pressemitteilung der Kölner Polizei vom Sonntag ist von Tätergruppen in der Größe von zwei bis 20 Personen die Rede. Sie hätten das Getümmel rund um den Dom genutzt, um Straftaten zu begehen. Der Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sagte dem Radiosender NDR Info, es handle sich nicht um organisierte Kriminalität, aber um eine Absprache der Täter, die die Masse der Menschen nutzen, die Dunkelheit und den Überraschungseffekt, um nach vollzogener Tat wieder unerkannt zu entkommen. Auch bei der Pressekonferenz am Dienstagnachmittag sagte der Polizeipräsident Albers: Es gibt keine 1.000 Täter. Aus der Menge von rund 1.000 Menschen hätten sich Gruppen von Tätern herausgebildet. Eine konkrete Zahl könne er zu diesem Zeitpunkt noch nicht nennen. Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass in der Silvesternacht 143 Polizeibeamte aus dem Stadtgebiet zum Hauptbahnhof hinzugezogen wurden. Außerdem seien 70 Bundespolizisten vor Ort gewesen, darunter Spezialeinheiten. Die Lage sei unübersichtlich gewesen. Die Polizei habe von den Vorfällen erst erfahren, als zwischen 1 Uhr und 1.30 Uhr die ersten Anzeigen erstattet wurden. Die Menschenmenge – gegen 21 Uhr hätten sich bereits 400 bis 500 Personen versammelt – sei enthemmt gewesen, sagte Wolfgang Wurm, Präsident der Bundespolizei St. Augustin, dem Kölner Stadt-Anzeiger. Die Gruppe sei auf mehr als 1.000 Menschen angewachsen. Als Raketen und Böller in die Menge geworfen wurden, sei der Bahnhofsvorplatz gegen 0.15 Uhr gesperrt worden. Dass niemand festgenommen wurde, erklärte die Polizei dem Stadt-Anzeiger damit, dass sich die Taten innerhalb einer großen Menschenmenge abgespielt hätten. Etliche Männer seien zur Feststellung der Identität aufs Wachzimmer mitgenommen worden. Einige Verdächtige sollen sich aber etwa in der Menge weggeduckt oder sich andere Jacken übergezogen haben. Kölns parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die die Taten als ungeheuerlich bezeichnete, berief kurzfristig eine Krisensitzung mit den Spitzen der Kölner und der Bundespolizei sowie dem Stadtdirektorat und dem städtischen Ordnungsamt ein. Mit Ergebnissen war nicht vor dem Abend zu rechnen. Wir können nicht tolerieren, dass hier ein rechtsfreier Raum entsteht, sagte Reker dem Stadt-Anzeiger. Die Polizei sei dringend gefordert. Im Vorfeld des Treffens nannte Reker etwa eine Ausweitung der Videoüberwachung. Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) sagte, es sei notwendig, dass die Kölner Polizei konsequent ermittelt und zur Abschreckung Präsenz zeigt. Das ist eine völlig neue Dimension der Gewalt. So etwas kennen wir bisher nicht, sagte Arnold Plickert, der Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft. Auch der deutsche Justizminister Heiko Maas forderte Konsequenzen. Alle Täter müssen konsequent zur Rechenschaft gezogen werden, twitterte der SPD-Politiker am Dienstag. Man muss mit den Mitteln, die das Recht vorgibt, gegen die Täter vorgehen, sagte Maas am Dienstag in Berlin. Dabei spiele die Herkunft der Verdächtigen keine Rolle. Vor dem Gesetz seien alle gleich. Das ist offenbar eine völlig neue Dimension organisierter Kriminalität, so Maas. Die abscheulichen Übergriffe auf Frauen werden wir nicht hinnehmen. Alle Täter müssen konsequent zur Rechenschaft gezogen werden. #Silvester Deutschlands Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) verurteilte die Übergriffe als abscheulich und nicht hinnehmbar. Die offensichtliche Beteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund an den Taten dürfe laut de Maiziere aber nicht dazu führen, dass nun Flüchtlinge gleich welcher Herkunft, die bei uns Schutz vor Verfolgung suchen, unter einen Generalverdacht gestellt werden In Deutschland wird auch in Hamburg ermittelt. An der Reeperbahn sollen einige Frauen systematisch bedrängt und im Intimbereich angegriffen worden sein; bei der Polizei wurden zehn Fälle von Raub, räuberischem Diebstahl oder sexueller Belästigung angezeigt. Aus anderen deutschen oder europäischen Städten gab es keine Berichte über Geschehnisse wie in Köln. In Wien habe man weder auf dem Silvesterpfad noch andernorts derartige Vorfälle registriert, es könne sich in Köln um ein örtliches Phänomen handeln, sagte Roman Hahslinger, Sprecher der Wiener Polizei, zum STANDARD. Inkriminierte Straftaten wie zu Silvester in Köln seien in Wien nur in früheren Zeiten aus Diskotheken oder Lokalen bekannt gewesen. Medien sind bei Berichten über Straftaten auf Presseaussendungen der Polizei angewiesen, wenn sich nicht mutmaßliche Opfer von sich aus an sie wenden. Die Kölner Polizei verschickte eine erste solche Aussendung am frühen Abend des 2. Jänner, nachdem sich die Anzeigen am Neujahrstag gehäuft hatten. Erste Meldungen wurden online in Lokalmedien am 2. und 3. Jänner veröffentlicht, die meisten überregionalen deutschen Tageszeitungen hatten Berichte in der ersten Ausgabe des neuen Jahres – die allerdings erst am Montag, dem 4. Jänner erschien. Im Lauf dieses Tages wurden schließlich auch Nachrichtenagenturen und internationale Medien darauf aufmerksam. | 1Panorama
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Der Autor, Essayist und ehemalige Fernsehmoderator erlag 60-jährig einer Krebserkrankung. Wien – Ein Schöngeist und Mann der schönsten Worte. Gestochen war die Diktion, wenn er die Welt erklärte. Nicht von oben herab, sondern von mittendrin heraus, aus der Anschauung. Roger Willemsen war ein Bildungsbürger ohne Zeigefinger, ein Weltensammler, Intellektueller und Humanist, wie es sie nicht oft gibt. Er hatte seinen Goethe und Foucault gelesen, aber das Erleben war die Grundlage all seiner Bücher. Ob es um den sterbenden Jungen oder die aidskranke Kinderprostituierte in Indien (Die Enden der Welt), Ladyboys in Bangkok (Bangkok Noir) oder Kriegsgebeutelte in Afghanistan (Afghanische Reise) ging, um Gefangene in Guantánamo (Hier spricht Guantánamo) oder Politiker im deutschen Bundestag (Das Hohe Haus): In seinen Reiseberichten, Essays und Interviews war der Beobachter Willemsen ein Wanderer zwischen den Welten. Seinen Sitz hatte er in Hamburg, geboren aber wurde er 1955 in Bonn als Sohn einer Kennerin ostasiatischer Kunst und eines Kunsthistorikers, der starb, als Roger 15 war. Die Studien der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte führten ihn nach Florenz, München und Wien. Daneben arbeitete er erst als Nachtwächter und Reiseleiter, später als Übersetzer, Autor und Herausgeber. Privat blieb Willemsen ledig. Seine Form von Treue sei, nicht mit zwei Frauen dasselbe zu tun, erklärte der Feinsinnige einmal. Zum Fernsehen kam er 1991, wo er auf Premiere 600 Folgen der Talksendung 0137 moderierte. 1993 erhielt er dafür den Grimme-Preis. Ein Ritterschlag, dem 1994 der Wechsel zum ZDF (Willemsens Woche, Willemsens Zeitgenossen) folgte. Intelligente, wenn nicht gar intellektuelle Unterhaltung, lobte die FAZ seine ungewöhnliche Gesprächsführung. Genau zu sein, das war sein Anspruch, nicht langweilig oder humorlos. In seinem Selbstverständnis war er Agent der Zuschauer, aber immer pietätvoll. Wahrhaftig, nicht vereinfacht. Ein Minderheitenprogramm im Massenmedium. Dann zog sich der auch als Gast überall gern Gesehene vom Bildschirm weitgehend zurück, eroberte die Bühnen. Mehr als einmal im Monat möchte ich in der Glotze lieber nicht erscheinen, erklärte er, und hatte ja auch genug anderes zu tun – als Regisseur von Dokumentarfilmen, kulturkritischer Essayist des deutschen Feuilletons und Schriftsteller. Egal ob Jassir Arafat, Vivienne Westwood, Pierre Boulez oder Madonna – Willemsen mischte Boulevard und Politik, Populärkultur und Geist so leichthändig wie sonst keiner. Immer spürbar blieb dabei die treibende Kraft hinter seiner Arbeit: den Menschen nahe zu kommen, von ihnen zu lernen, hinter die Oberfläche zu schauen. Auf die Rückseite des Lebens, wo die Farben verschießen. Idealist, der er war, war er auch sozial engagiert, etwa seit 2006 als Schirmherr des Afghanischen Frauenvereins. Das Unterwegssein ist ihm bis zum Ende geblieben, ebenso die Neugier und die offenen Augen für den Kosmos im Kleinen. Als er im vergangenen August kurz nach seinem 60. Geburtstag seine Krebsdiagnose erhielt und publik machte, zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück. Am Sonntag ist Roger Willemsen in seinem Haus in Wentorf bei Hamburg gestorben. | 8Kultur
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Bei Terrorangriffen im Zentrum der indonesischen Hauptstadt starben am Donnerstag sieben Menschen, unter ihnen fünf Attentäter. Explosionen, Schüsse, Tote auf dem Asphalt. Mindestens sieben Menschen starben bei den Angriffen einer Gruppe von Terroristen im Stadtzentrum von Jakarta, fünf mutmaßliche Täter sowie ein indonesischer und ein niederländischer Zivilist. Fünf Polizisten, ein ausländischer Zivilist und vier weitere Indonesier seien verletzt worden, erklärte zunächst der Minister für öffentliche Sicherheit, Luhut Panjaitan. Am Nachmittag bestätigte das Außenministerium in Wien dann Informationen, denen zufolge bei dem Anschlag ein Österreicher leicht verletzt worden sei. Details dazu waren vorerst nicht bekannt. Die Attentäter waren offenbar auf Motorrädern angereist und hatten mit Granaten eine Polizeistation in der Thamrin-Straße angegriffen, einer der Hauptverkehrsadern der Zehn-Millionen-Metropole. Vor dem bekannten Kaufhaus Sarinah sprengten sich Selbstmordattentäter in die Luft. Auch in einer Filiale der amerikanischen Starbucks-Kette zündete ein Terrorist eine Bombenweste. Die Angriffe waren von Zuschauern von Bürogebäuden aus gefilmt und fast zeitgleich über soziale Medien verbreitet worden. Ein Feuergefecht zwischen Sicherheitskräften und weiteren Tätern dauerte noch gut zwei Stunden, bis die Polizei Entwarnung geben konnte. Der indonesische Präsident Joko Widodo sprach von einem Akt des Terrors. Überrascht zeigte er sich nicht: Seit Monaten hatten Sicherheitsexperten vor Anschlägen durch Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gewarnt. Dieser hatte jüngst angekündigt, in Jakarta ein Konzert veranstalten zu wollen. Laut Beobachtern hatten die Warnungen über die Festtage zur zeitweisen Sperrung der Thamrin-Straße geführt. Dieser Maßnahme war der größte Anti-Terror-Einsatz der letzten Jahre in Indonesien vorausgegangen. Neun verdächtige IS-Anhänger wurden dabei verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, für die Festtage eine Attacke vorbereitet zu haben. Einer der Verhafteten, der 35-jährige Schüler eines muslimischen Predigers, sei von diesem für einen Suizidangriff am Neujahrstag 2016 vorbereitet worden, so die Polizei. Laut dem Indonesien-Kenner Damien Kingsbury von der australischen Deakin-Universität ist es nicht verwunderlich, dass sich die Terroristen das Geschäftszentrum Jakartas als Ziel ausgesucht hatten. Nicht nur befänden sich Botschaften und Regierungsgebäude an oder in der Nähe der Thamrin-Straße. Geschäfte, unter ihnen die Starbucks-Filiale, würden von Angestellten der Vereinten Nationen frequentiert, die dort einen Sitz hat. Auch sei die Gegend beliebt bei der indonesischen Elite. Das war ein Angriff direkt auf die Seele Indonesiens, so der Experte. Andere Kommentatoren meinten, bei den Tätern handle es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um aus Irak und Syrien zurückkehrende IS-Kämpfer indonesischer Herkunft. 87,2 Prozent der gut 250 Millionen Indonesier sind Muslime. Der weitaus größte Teil der Bevölkerung verurteilt islamistisch motivierten Terror. In sozialen Netzwerken äußerten Millionen von Indonesiern ihre Abscheu gegenüber den brutalen Angriffen. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu tödlichen Attentaten, sowohl in der Hauptstadt als auch auf der Ferieninsel Bali. Dort starben im Jahr 2002 bei zwei Bombenanschlägen über 200 vorwiegend westliche Touristen. Der frühere Präsident Susilo Bambang Yudhoyono sagte dem Terror den Kampf an – nicht zuletzt, weil Jakarta um den Ruf Indonesiens als Investitionsstandort fürchtete. In den folgenden Jahren starben dutzende mutmaßliche Terroristen in Feuergefechten mit Sondereinheiten, viele weitere wurden verhaftet. Yudhoyonos Nachfolger, der im Oktober 2014 gewählte Joko Widodo, führt die Verfolgung islamistischer Radikaler weiter. Wie er zum Jahrestag seiner Ernennung im Gespräch mit dem STANDARD sagte, sieht er Terrorismus zwar als eine Herausforderung, aber nicht als unlösbare: Wir nehmen das Problem ernst, wir bekämpfen es, und wir werden siegen. | 2International
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InfoAid zeigt Informationen über Bustransporte, Grenzübergänge und Asyl-Gesetzgebung. Welche Grenze ist offen? Wann und wo fahren Busse? In welchem Land gibt es neue Asylgesetze? Die Liste der Fragen, mit denen Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa dieser Tage auf der Balkanroute vor verschlossenen Übergängen stehen, ist lang. Antworten sind rar. Ein ungarisches Aktivistenteam hat eine Smartphone-App mit genau diesen Themen entwickelt und bemüht sich nun, den verzweifelten Schutzsuchenden die Antworten direkt in die Hosentasche zu schicken. InfoAid heißt die kostenlose Anwendung für Android, die ein Ehepaar aus Ungarn gemeinsam mit zwei Programmierern ausgetüftelt hat. Die App kann sechs Sprachen: Arabisch, Urdu, Paschtu, Farsi, Englisch und Ungarisch. Die Menschen wissen oft nicht, was los ist, ihnen fehlen Informationen, sagt Nina Kov vom InfoAid-Team. Manchmal würden den Flüchtlingen absichtlich Infos vorenthalten, sagt sie am Wochenende in Budapest der Nachrichtenagentur AFP. So hätten sich vor über zwei Wochen etliche Flüchtlinge in Budapest in einen Zug gezwängt, mit der Info, es gehe nach Österreich. Gebracht wurden die Menschen allerdings in ein Flüchtlingslager ganz in der Nähe der Hauptstadt. Es ist eine Sache, in Ungarn keine richtigen Informationen zu bekommen, sagt die 34-jährige Aktivistin dazu. Aber absichtlich in die Irre geführt zu werden, ist unverschämt. Diese Fehlinformationen brachten für Kov das Fass zum Überlaufen. Sie schnappte sich ihren Mann und zwei befreundete Programmierer, das Hirn der Truppe, wie sie sagt, und legte los. In nur zwei Tagen stand die App. Wir senden jedem Nutzer nun Neuigkeiten zu Grenzschließungen, Busfahrten von A nach B, aktuellen Asylverfahren, Gesetzen in Ungarn und so weiter. Einer der Programmierer, der afghanisch-ungarische Aktivist Enys Mones sagt AFP, dass InfoAid schon 700 tägliche Nutzer hat, pro Tag kommen hundert weitere hinzu. Die kleine Aktivistengruppe setzt auf Mund-zu-Mund-Propaganda – und sucht weitere Übersetzer, um das Sprachangebot ausweiten zu können. Griechisch kommt als nächstes, sagt Kov. Dann können die Aktivisten dort den Flüchtlingen auf dem Weg nach Norden weiterhelfen, was sie erwartet. Ungarn glänzte in der derzeitigen Flüchtlingskrise mehrfach eher durch fragwürdige Schlagzeilen. Das Land schottet sich nach und nach mit Zäunen an seinen Grenzen ab und zwingt die Asylsuchenden auf alternative Wege entlang der Balkanroute. Da aber auch Kroatien und Slowenien zunehmend mit dem Ansturm überfordert sind, werden die Menschen hin- und hergeschoben und entsprechend groß ist der Bedarf an Informationen in den ihnen fremden Ländern. Die in Paris geborene Aktivistin Kov hat selbst gewissermaßen einen Flüchtlingshintergrund. Ihr deutschstämmiger Großvater war 1946 gezwungen, sein Haus in Rumänien zu verlassen, ihr russischer Vater wanderte dann in den späten 70er Jahren von Ungarn nach Frankreich aus. Jeder in Europa hat Flüchtlingsblut, sagt sie. Man muss nur tief genug in sich hineinschauen. | 0Web
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Entgegen früheren Ankündigungen ist man noch nicht so weit, dass Zahl und Ort der Zentren zum Jahresende geklärt sind. Wien – Eine Mutter schreibt auf der Plattform der Selbsthilfegruppe Lobby4kids: Mein Sohn hatte mit 13 einen Hirnschlag. Wir brauchen eine Therapie! Allerdings wisse sie nicht, wer ihrem Sohn weiterhelfen könne: Für einen Arzt ist er zu jung, für einen zu alt! Im Forum von Lobby4kids, wo Eltern von Kindern mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen bei Problemen um Unterstützung bitten, sind Therapieplätze und -kosten häufig ein Thema. Daran soll sich etwas ändern, ist doch in Österreich längst die Errichtung neuer Kinder-Reha-Zentren geplant. Allerdings spießte es sich nach der im Sommer 2014 zwischen dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger und den Ländern erzielten Einigung auf die Finanzierung noch an der Frage, wo genau die Einrichtungen entstehen sollen. Schlussendlich wurde rund ein Jahr später ein zweistufiges Ausschreibungsverfahren gestartet. Damals hieß es seitens des Hauptverbands, bis Ende 2015 solle geklärt sein, an welchen vier Standorten die Reha-Zentren für Kinder und Jugendliche mit insgesamt 343 Betten plus 50 Betten für Angehörige errichtet werden und wer sie betreiben wird. Diese Zielsetzung wird nun aber doch nicht eingehalten, wie der STANDARD erfuhr. Die Interessentensuche – Phase eins des vor zwei Monaten begonnenen Verfahrens – sei zwar abgeschlossen, hieß es auf Nachfrage vom Hauptverband. Nun laufe aber erst die nächste Phase des zweistufigen Prozederes an: Dabei geht es um die konkreten Projekte; nach Punktevergabesystem wird dann darüber entschieden, mit wem Verhandlungsgespräche darüber aufgenommen werden, die – hoffentlich – noch heuer beginnen sollen, wie Bernhard Wurzer, stellvertretender Generaldirektor des Hauptverbands, sagt. Mehr könne man über das laufende Verfahren nicht verraten. Dass es sich am Ende um vier Standorte handeln werde, wie ursprünglich einmal angedacht war, ist nicht gesagt: In vier Versorgungsregionen – Nord, Ost, Süd und West – sollen Reha-Zentren entstehen. Doch für jeden geplanten Behandlungsschwerpunkt wurde ein eigenes Los ausgeschrieben. Insgesamt elf Lose werden vergeben. Dieses Vorgehen sieht Markus Wieser, Obmann der Initiative Kinderreha, kritisch. Wieser, der auch Präsident der Niederösterreichischen Arbeiterkammer ist, meint, es sei nicht unbedingt gescheit gewesen, Lose nach medizinischen Indikationen einzeln auszuschreiben. Er hoffe, dass es nicht zu einer Zerfledderung komme und dass am Ende Zentren herauskämen, die wirklich die beste Qualität bieten. Ein gebündeltes Angebot an vier bis fünf Standorten fände er am besten. Die nun gewählte Form der Ausschreibung hätte man seiner Meinung nach schon weit früher beginnen können. Sie sei das Ergebnis dessen gewesen, dass man nicht den Mut gehabt habe, Standorte einfach festzulegen. Es sei nicht damit zu rechnen, dass vor Ende 2016 überhaupt mit dem Bau der Reha-Zentren begonnen werde, ergänzt Wieser. Also müssten Kinder noch länger in Erwachseneneinrichtungen therapiert werden oder – in einzelnen Fällen – auch zur Behandlung ins Ausland fahren. Das Geld zur Finanzierung der Kinder-Reha-Zentren in Höhe von 33 Millionen Euro pro Jahr im Vollausbau kommt großteils von der Sozialversicherung, die Länder übernehmen pauschal 8,5 Millionen Euro jährlich. | 1Panorama
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Ein Meme zeigt, was Facebook-Nutzer nicht machen sollten, wenn sie clever sein wollen. Wen schon Nachdenkliche Sprüche mit Bilder genervt haben, wird an dem neuesten Facebook-Meme eventuell auch wenig Gefallen finden. Auf der Facebook-Seite Be Like Bill belehrt ein Strichmännchen wie man sich unter anderem in sozialen Netzwerken verhalten sollte. Die Postings folgen immer dem gleichen Schema mit einem Duktus, den man in Kinderbüchern vermuten würde. Das sieht beispielsweise so aus: Das ist Bill. Bill sieht, dass es draußen regnet. Bill postet es nicht auf Facebook, weil er weiß, dass seine Freunde ebenfalls Augen haben. Bill ist clever. Sei wie Bill. Das Spiel lässt sich mit beliebigen Themen fortsetzen: Selfies, Essensfotografie, Hasspostings, WhatsApp-Kettenbriefe, Schönheits-Fauxpas etc. Die Seite hat seit Anfang Jänner bereits 1,4 Millionen Likes erhalten. Dahinter steht der in Mailand lebende Moldauer Zeichner und Internetunternehmer Eugeniu Croitoru. Laut BBC betreibt er einige Comedy-Seiten und hofft damit irgendwann Geld zu verdienen. Mittlerweile gibt es mehrere Klone von Bill in verschiedenen Sprachen. In einer Version wird Bill zum syrischen Präsidenten Bashar al-Assad. Die Heute-Show des ZDF wieder hat Bill zu Werner (Faymann) gemacht in einem Kommentar auf die Flüchtlingsobergrenzen. In diesen Fällen dient das Strichmännchen jedoch nicht als Vorbild. (br, 20.1.2016) Sei nicht wie Österreichs Bundeskanzler | 0Web
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Seit den Maidan-Protesten hat sich das Leben in der Ukraine radikal verändert, sagt der Politologe Taras Kuzio. STANDARD: Sie waren in letzter Zeit häufig in der Ostukraine. Was sind Ihre Eindrücke vom Alltagsleben der Menschen vor Ort? Kuzio: Der Donbass ist etwa zu einem Drittel von Separatisten und russischen Kräften besetzt, zu zwei Dritteln von ukrainischen Kräften. Auf der ukrainisch kontrollierten Seite gibt es immerhin eine gewisse Normalität, die Menschen bekommen Pensionen und Sozialleistungen. Auf der Seite der Separatisten hingegen finden wir nur ein großes schwarzes Loch. Es gibt dort keine funktionierende Wirtschaft. Die sozialen Sicherungssysteme der Ukraine kommen nicht durch, und Wladimir Putin hat die Region gewissermaßen aufgegeben. Es gibt dort massive Korruption, humanitäre Hilfsgüter werden häufig gestohlen und auf dem Schwarzmarkt verkauft. Donezk, wo vor dem Konflikt mehr als eine Million Menschen lebten, ist nachts eine Geisterstadt. STANDARD: Was lässt sich über die politischen Entwicklungen und die öffentliche Meinung in den betroffenen Regionen sagen? Kuzio: Es gibt eine Verhärtung der Positionen. Auf der von Kiew kontrollierten Seite entwickelt sich die Situation ähnlich wie im Rest der Ukraine. Es entstehen viele Bürgerinitiativen, zum Beispiel Gruppen von Frauen, die sich um die etwa eine Million Binnenflüchtlinge kümmern. Sie sind übrigens fast alle russischsprachig, die Sprache ist also nicht der Punkt. Auch der Begriff prorussisch ist sehr vage. Es war Putins Fehler anzunehmen, dass prorussisch auch pro Putin heißt. Das ist aber nicht der Fall. Wenn ein Österreicher die deutsche Kultur mag, dann heißt das noch lange nicht, dass er Deutschland beitreten möchte. Es gibt viele Menschen, die russisch sprechen, Verwandte in Russland haben und sich der russischen Kultur nahe fühlen, aber trotzdem ukrainische Patrioten sind. Das ist der Grund, warum Putin von der Schaffung eines Neurussland abgerückt ist. STANDARD: Wie sieht man das in den Gebieten der Separatisten? Kuzio: Dort ist die wichtigste Informationsquelle das russische Fernsehen, das jede Menge Falschmeldungen bringt. Es gab etwa die berühmte Geschichte über ein Kind, das in der Ukraine gekreuzigt worden sein soll. Sie war komplett an den Haaren herbeigezogen, aber so etwas verleitet die Leute zu glauben, dass die Ukrainer keine menschlichen Wesen sind, und dass man sie töten darf. Außerdem haben wir das Paradox, dass Putin die ukrainischen Behörden als faschistisch bezeichnet. Dabei ist es Putin selbst, der mit den europäischen Faschisten gemeinsame Sache macht. STANDARD: Welche Motive stehen hinter Putins Beziehungen zur europäischen radikalen Rechten? Kuzio: Sein wichtigster Feind ist nicht die ukrainische Regierung, sondern der Westen - die Nato, die EU und die Ordnung, die sich nach dem Ende des Kalten Kriegs etabliert hat. Die Allianz mit bestimmten europäischen Parteien ist eine Zweckehe, aber keiner der Partner will sie zu sehr in die Öffentlichkeit tragen. Dabei spielt natürlich auch Geld eine Rolle. Der Front National in Frankreich etwa hat ja von Russland einen Millionenkredit bekommen. Aber auch die extreme Linke in Europa ist antiamerikanisch und gegen die EU. Beides ist für Putin von Vorteil. STANDARD: Mit der Annexion der Krim hat Putin Tatsachen geschaffen, im Fall der Ostukraine ist die Lage viel unübersichtlicher. Worin bestehen die Unterschiede? Kuzio: 2012, am Beginn seiner dritten Amtszeit als Präsident, gab es in Moskau einige Proteste. Die Paranoia davor, dass in Russland eine Art Revolution entstehen könnte, ließ Putin nach Wegen suchen, um seine Beliebtheit zu steigern. Die Krim war dafür perfekt, das ist ein sehr populäres Thema. Eine Invasion in der Ostukraine hingegen wäre nicht populär. Daher muss Putin auch den Tod von Soldaten vor der eigenen Bevölkerung verschweigen und die Existenz russischer Truppen in der Region leugnen. STANDARD: Es gibt einen neuen Vorschlag der Separatisten, den Donbass als Teil der Ukraine anzuerkennen. Ist das ein Durchbruch oder ein taktischer Zug? Kuzio: Die meisten westlichen Regierungen gehen davon aus, dass über das Vorgehen der Separatisten in Moskau entschieden wird, nicht in Donezk oder Luhansk. Die Separatisten wollten die Region ja ursprünglich an Russland anschließen, genau wie die Krim. Putin aber wollte das nicht. Unter anderem, weil das sehr teuer wäre - wie übrigens auch die Krim für ihn sehr teuer ist. Für Putin ist es also besser, wenn der Donbass Teil der Ukraine bleibt und Kiew weiter Schwierigkeiten bereitet. Er möchte einen föderalen ukrainischen Staat, in dem eine Region ihr Veto gegen die Innen- und Außenpolitik einlegen kann. Das würde Kiew aber nie akzeptieren. Ein ukrainischer Regierungsverantwortlicher, der sich darauf einlässt, wäre politisch am Ende. Wenn es ein Referendum über die Ostukraine gäbe, würde, glaube ich, ein großer Teil der Ukrainer sagen: Fahrt zur Hölle, schließt euch Russland an. Diese Option wird nicht öffentlich diskutiert, aber sie steht dennoch quasi als Schatten im Raum. | 2International
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Bewaffnete Konflikte und Bürgerkriege hinterlassen Spuren in der Atmosphäre: Stickoxidemissionen sinken etwa in Regionen, aus denen viele Menschen geflohen sind. Mainz – In bewaffneten Konflikten verlieren zahllose Menschen wenn nicht ihr Leben, dann zumindest ihre Existenz. Kriege und Krisen bringen auch das Wirtschaftsleben zum Erliegen. Millionen Menschen etwa in Syrien und Irak sind zu Flüchtlingen geworden. Die Schicksale dieser Menschen, aber auch wirtschaftliche Krisen hinterlassen in der Atmosphäre genauso Spuren wie mancherorts Maßnahmen, die Luftqualität zu verbessern. Die Veränderungen in der Atmosphäre untersuchte nun ein Team um Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie im Fachblatt Science Advances. Messungen zeigen, wie stark die Luft durch das gesundheits- und umweltschädliche Stickstoffdioxid belastet werden. Die Forscher analysierten Daten, die der Aura-Satellit der NASA von 2005 bis 2014 in einigen Mittelmeerstaaten und im Nahen Osten gemessen und täglich zur Erde geschickt hat. Demnach sind die Stickstoffdioxidemissionen von 2005 bis 2010 in nahezu allen bewohnten Gebieten des Nahen Ostens deutlich anstiegen. Dagegen sanken sie zwischen 2010 und 2014 vielerorts ab: in Israel, Syrien und im Iran, in und um Kairo, Bagdad und Riad, und auch in den für den Ölexport so wichtigen Häfen am persischen Golf. Im Libanon, in Teilen des Iraks und Jordanien stiegen die Stickoxidwerte im gleichen Zeitraum aber weiter an. Die Ursachen für die verminderten beziehungsweise erhöhten Werte sind sehr unterschiedlich: Während in Israel und im Saudi-Arabischen Riad strengere Umweltgesetze zur Reduktion der Stickoxidemissionen führten, geht die Verminderung in anderen Gebieten einher mit politischen und wirtschaftlichen Konflikten, Kriegen und Flüchtlingsströmen. Es ist sehr tragisch, dass die beobachteten Negativtrends der Stickoxidemissionen zum Teil mit humanitären Katastrophen einhergehen, sagt Lelieveld. Dies wird besonders am Beispiel Syriens deutlich. Seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 sanken die Stickoxidwerte über Damaskus und Aleppo um 40 bis 50 Prozent. Laut Angaben der Vereinten Nationen sind mehr als 11 Millionen Syrer auf der Flucht. Vier Millionen davon flohen bereits aus ihrem Land, unter anderem in den benachbarten Libanon, in dem die Emissionswerte allein in 2014 um 20 bis 30 Prozent anstiegen. Im Irak zeigt sich ein wesentlich kompliziertes Bild der Emissionen: Nach der Invasion durch die USA und Großbritannien im Jahr 2003 stieg der Energieverbrauch des Landes um vier bis fünf Prozent, das Bruttoinlandsprodukt sogar um sechs bis sieben Prozent pro Jahr an. Parallel dazu stiegen die Stickoxidemissionen von 2005 bis 2014 im kurdischen Norden und im Süden des Iraks kontinuierlich an. In Kerbala, einer vorwiegend von Schiiten bewohnten Stadt südlich von Bagdad, sogar um etwa zehn Prozent pro Jahr. Anders sieht es in und um Bagdad sowie in den zeitweise von der Terrormiliz Islamischer Staat eroberten Gebieten im Zentrum des Landes aus: Hier sanken die Stickoxidemissionen zwischen 2010 und 2014 deutlich. Für die drastischen Veränderungen der Stickoxidemissionen im Iran machen die Forscher die Sanktionen verantwortlich, die die Vereinten Nationen im Jahr 2010 deutlich verstärkten. Dadurch sank 2013 und 2014 nicht nur das zuvor hohe Bruttoinlandsprodukt um sechs Prozent, auch die Emissionswerte lagen 2014 deutlich niedriger als noch im Jahr 2010. Sichtbar wird auch, dass die Emissionen des iranischen Schiffsverkehrs, der wichtig ist für den Erdöltransport, deutlich sanken. Wir haben anhand der Satellitenmessungen gesehen, dass die Wirtschaftssanktionen im Iran seit 2010 große Wirkung hatten, so Lelieveld. Seine Team will nun beobachten, wie sich die Emissionswerte im Iran künftig entwickeln, wenn die UN-Sanktionen aufgehoben werden. Auch die Wirtschaftskrise in Griechenland lässt sich in den Stickoxidemissionen ablesen. So sanken die Emissionen seit 2008 um 40 Prozent. Im gleichen Zeitraum fiel das Bruttoinlandsprodukt um fünf Prozent pro Jahr. Dass die Stickstoffdioxidemission in vielen Ländern stark mit der Wirtschaftsleistung zusammenhängt, ist nicht sehr überraschend. Denn Stickoxide entstehen zwar auch auf natürliche Weise, werden aber in erster Linie bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas durch Industrie und Verkehr freigesetzt. Vor allem Stickstoffdioxid kann Erkrankungen der Atemwege hervorrufen. Generell tragen Stickoxide maßgeblich zur Bildung von Ozon und Feinstaub in der Troposphäre bei und spielen eine Rolle beim Klimawandel. Stickoxidemissionswerte fließen in globale Luftqualitäts- und Klimamodelle ein, sagt Lelieveld. Bisher werden Stickoxidwerte zumeist langfristig aus dem wirtschaftlichen Status eines Landes beziehungsweise seinen Kohlendioxidemissionen vorhergesagt. So geht beispielsweise ein Szenario (RCP8,5) im Bericht des Weltklimarates IPCC davon aus, dass die Stickoxidemissionen im Nahen Osten zwischen 2005 und 2030 um zwei Prozent pro Jahr ansteigen. Die aktuelle Studie der Mainzer Forscher zeigt nun, dass solche pauschalen Prognosen nicht mehr zutreffen, wenn in Ländern Krisen ausbrechen oder, im besseren Fall, Gesetze zur Reinhaltung der Luft erfolgreich sind. | 7Wissenschaft
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Das gesamte Ausmaß wird erst jetzt sichtbar, da auch entlegene Regionen erreicht wurden. Santiago de Chile – Durch das schwere Erdbeben in Chile haben mehr als 9.000 Menschen ihr Obdach verloren. Die Behörden korrigierten damit am Sonntag (Ortszeit) ihre Zahl deutlich nach oben, nachdem sie zunächst von 3.500 obdachlos gewordenen Menschen ausgegangen waren. Die Zahl der Todesopfer liege weiterhin bei 13, noch immer würden aber vier Menschen vermisst, sagte der stellvertretende Innenminister Mahmud Aleuy. Erst jetzt wird das Ausmaß des Erdbebens von vergangener Woche sichtbar, weil mittlerweile auch die entlegenen Regionen erreicht werden konnten. Wir hoffen, dass wir bis Freitag alle Schäden überblicken können, sagte Aleuy. Besonders betroffen ist die Küstenregion Coquimbo. Das Beben vom vergangenen Mittwochabend (Ortszeit) war das sechststärkste in der Geschichte des Landes. | 1Panorama
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Geleaktes Dokument offenbart Vorhaben – Direktchat mit Unternehmen als Basis. Das soziale Netzwerk Facebook will über seine Messenger-App künftig Werbung ausspielen. Das geht laut Techcrunch aus einem von einem anonymen Informanten geleakten Dokument hervor, welches das Unternehmen an einige der größten Werbekunden der Seite verschickt hat. Nutzer, die bereits einmal mit einer Firma per Chat in Kontakt getreten sind, sollen künftig von diesen Werbebotschaften erhalten können, die auch als Push Notification auftauchen. In dem Schreiben empfiehlt Facebook seinen Partnern, sich auf das neue Angebot vorzubereiten und die Nutzer zu motivieren, neue Chats mit ihnen zu starten. Facebook hat mittlerweile auch ein neues Tool für kurze URLs gestartet. Diese beginnen mit fb.com/msg/ und sollen direkt zu einem neuen Chat führen. Die Existenz dieses Werkzeugs wurde von Facebook bestätigt, was die Glaubwürdigkeit der Quelle und des Dokuments untermauert. Zur künftigen Werbemöglichkeit bezieht der Konzern nicht direkt Stellung, sondern erklärt lediglich, dass man sicherstellen wolle, dass die 800 Millionen Nutzer keine unerwünschten Nachrichten irgendeiner Art erhalten. Werbung auf Facebook selbst ist nicht neu und die Geschäftsgrundlage des Netzwerks. Von einer Monetarisierung des Messengers hatte man bislang allerdings abgesehen. Die Einführung der Werbenachrichten, die im 2. Quartal erfolgen soll, bedeutet auch für Firmenchef Mark Zuckerberg eine Meinungswende. 2014 hatte er im Zuge der Übernahme von Whatsapp noch erklärt, dass er Werbung nicht für den richtigen Weg halte, um mit Messengern Geld zu verdienen. Schon seit einiger Zeit versucht man, Firmen den Facebook Messenger als Kundenservice-Tool schmackhaft zu machen – etwa für Supportanfragen und die direkte Integration mit Systemen von Drittherstellern wie Zendesk. Federführend hinter den Neuerungen steht der ehemalige PayPal-Präsident David Marcus, der seit 2014 die Geschicke des Messengers lenkt. Welche Art von Werbenachrichten an die User gehen sollen, ist unklar. Laut dem Dokument sollen diese inhaltlich an bisherige Chats zwischen Nutzer und Unternehmen anschließen. So könnten etwa Informationen über neue Sonderangebote oder vom Kunden einst angefragte und wieder ins Sortiment aufgenommene Produkte verschickt werden, spekuliert Techcrunch. Dass die Reklame-Funktion in dieser Form kommt, steht noch nicht zu hundert Prozent fest. Facebook führt üblicherweise vorab Tests durch, um die Akzeptanz neuer Features zu testen. Sollte das Konzept dabei auf starke Ablehnung stoßen, könnte das Vorhaben auch wieder begraben werden. | 0Web
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Beim Umbau des roten Regierungsteams befolgt Werner Faymann alle internen Gesetze – auch zur eigenen Absicherung. Wien – Einen großen Wurf kann Andreas Babler in Werner Faymanns Regierungsumbau nicht erkennen. Doch eine Personalentscheidung für die rote Mannschaft hält der Traiskirchner Bürgermeister, als Parteirebell der Initiative Kompass berüchtigt, dem Kanzler und SPÖ-Chef zugute: dass er nun Burgenlands Polizeichef Hans Peter Doskozil zum Verteidigungsminister befördern will. Doskozil hat sich bei all den Wahnsinnigkeiten, die sich rund um den Flüchtlingsandrang abgespielt haben, eine gute Reputation erworben, sagt Babler. Dabei sind mir sein hohes Verantwortungsbewusstsein und seine sensible Sprachwahl aufgefallen. Vom neuen Minister erhofft sich der oberste Traiskirchner, dass er auf das Hickhack mit der ÖVP rund um die Unterbringung von Asylwerbern nicht mehr einsteigt. Weil Rudolf Hundstorfer Kandidat für die Bundespräsidentschaftswahl werden soll, braucht Faymann nicht nur einen neuen Sozialminister. Alois Stöger, bisher im Infrastrukturressort, soll Hundstorfers Amt erben, an seiner Stelle Verteidigungsminister Gerald Klug Verkehr übernehmen. Die milliardenschweren Digitalagenden wiederum dürften zu Faymanns Staatssekretärin Sonja Steßl wandern, was einem Machtzuwachs im Kanzleramt gleichkommt. Der einzige neue rote Mann der Stunde ist also Doskozil, der Innenministerin Johanna Mikl-Leitner auf der schwarzen Seite besser Paroli bieten soll. Ein roter Stratege erklärt das Kalkül hinter Faymanns Schachzug kurz und bündig: Doskozil weiß um die Bösartigkeit seines Widerparts Bescheid. Im Umfeld von Noch-Verteidigungsminister Klug erklärt man sich dessen Abzug so: Ob Zaun oder Gewaltszenarien an der Grenze – Mikl-Leitner hat es geschafft, ihn ständig in einen Streit hineinzuziehen. Das ruiniert einen mit der Zeit. Für den Politologen Peter Filzmaier ist das Bemerkenswerteste an dieser Regierungsumbildung, dass jene Landesorganisation, die Faymann am meisten zusetzt, nun gestärkt wird. Doskozil, einst Büroleiter von Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl, soll als vertrauensbildende Maßnahme in der Flüchtlingskrise eingesetzt werden, auch um als Ex-Uniformierter die Flanke zu den Freiheitlichen dichtzumachen. Wenn er sich bewährt, so der Experte, könnte Faymann Doskozil als Niessl-Nachfolger in Stellung bringen, denn: Das Image von Landesrat Norbert Darabos ist seit dem rot-blauen Pakt ramponiert. PR-Profi Josef Kalina, einst Berater von Kanzler Viktor Klima, hält die Beförderung Doskozils für einen Profilschärfungsversuch. Es gehe Faymann darum, das Verteidigungsministerium als Ort für Sicherheit zu positionieren. Auch er findet: Doskozil habe in Mikl-Leitner eine harte Gegnerin, aber: Das ist wie beim Trainerwechsel im Fußball, Doskozil geht jetzt in ein Spiel, das er schon lesen kann. Bei den roten Postenbesetzungen folgt auch Faymann den klassischen Spielregeln, beobachtet Politologe Laurenz Ennser-Jedenastik: Wenn der prominenteste Gewerkschafsvertreter Richtung Hofburg zieht, bekommen die Leute mit Gewerkschaftslink eine Promotion und steigen auf. Gemeint sind Klug und Stöger. Nach Ansicht von Ennser-Jedenastik hat Faymann damit die ungeschriebenen innerparteilichen Gesetze befolgt. Ein Kenner von Faymann bestätigt, was er jetzt macht, dient auch seiner eigenen Absicherung in Hinblick auf den Parteitag 2016. Gilt es nur noch die Bundespräsidentschaftswahl siegreich zu absolvieren. Wobei, wie Ennser-Jedenastik erklärt: Eine Niederlage Hundstorfers könnte zwar gegen Faymann verwendet werden, wäre dann aber bloß der Anlass und nicht der Grund für einen Rücktritt. | 5Inland
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Unternehmenssprecherin: "Video kein Verstoß gegen unsere Regeln". Ein Video, das zurzeit auf Facebook die Runden macht, verstört die Community. Es zeigt eine Frau, die ein nacktes Neugeborenes an den Armen durch die Luft wirbelt und es immer wieder in einen Kübel mit Wasser taucht. Das Baby schreit und weint, nach zwei Minuten endet das Video. Der Clip stammt vermutlich aus Indonesien und trägt den Titel Baby Yoga. Obwohl ein Großteil der Facebook-Nutzer in dem Video Kindesmissbrauch sieht, will das soziale Netzwerk den Clip nicht entfernen. Gegenüber dem britischen Mirror gab eine Unternehmenssprecherin an, dass die Aufnahmen zwar bestürzend und beunruhigend seien, jedoch nicht gegen die Regeln verstoßen würden. Angesichts lautstarker Proteste ließ sich Facebook zumindest dazu bewegen, eine Warnung vor dem Clip anzuzeigen. Der Chef der britischen Kinderschutzorganisation NSPCC will das Unternehmen nun zum Handeln zwingen, wie die BBC berichtet. Er wandte sich mit einem Brief an den Kultur-, die Internetministerin und die britische Regierung, sodass Millionen Kinder nicht mehr diesen schrecklichen Inhalten ausgesetzt werden. In der Vergangenheit zog Facebook aufgrund derer Richtlinien immer wieder Kritik auf sich. So werden nackte Brüste von dem sozialen Netzwerk nach kürzester Zeit entfernt, während etwa Propaganda-Videos des islamischen Staats teilweise Wochen oder gar Monate verfügbar sind. Aufnahmen von stillenden Müttern wurden ebenso erst vor kurzem erlaubt, nachdem eine Bloggerin protestiert hatte. | 0Web
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Staatschef hat mit der Bildung einer Übergangsregierung begonnen, die das Land bis zu Neuwahlen führen soll. Ankara/Wien – Ist das Parlament erst einmal weg, hat er freie Bahn: Tayyip Erdoğan, der machtverliebte Präsident der Türkei, kann das Kriegsrecht ausrufen, die Armee in Marsch setzen – und notfalls auch gleich die Neuwahlen vertagen, auf die er so gedrängt hat, um das Ergebnis seiner konservativ-islamischen AKP bei den Parlamentswahlen vom Juni zu korrigieren. Kein Gesetz wird im Moment respektiert, rief der Chef der größten Oppositionspartei, der Sozialdemokrat Kemal Kiliçdaroğlu, am Wochenende aus: Er bezeichnete das Vorgehen des Präsidenten als zivilen Putsch. Tatsächlich aber steht alles in der Verfassung: die Sondervollmachten des Präsidenten, die Auflösung des Parlaments, die Allparteienregierung, die übergangsweise die Türkei führen soll. Nur die Person Erdoğan ist es, die der Opposition und dem kritischen Teil der Gesellschaft Sorgen macht. Und natürlich die Sicherheitslage im Land, die sich dramatisch verschlechtert hat und vor deren Hintergrund der Staatschef nun seine Fäden zieht. Montagnachmittag sprach Erdoğan über drei Stunden mit dem Präsidenten des noch bestehenden Parlaments, Ismet Yilmaz, und rief danach offiziell zu Neuwahlen auf. Yilmaz, Erdoğans Parteifreund, legt jetzt als zweithöchste Figur im Staat fest, wie die Ressorts im Übergangskabinett an die Parteien verteilt werden. Offiziell zumindest. Auch der bisher geschäftsführend amtierende Premier Ahmet Davutoğlu, Erdoğans früherer Außenminister, hatte öffentlich versichert, er, Davutoğlu, sei es, der die Minister aussuche. Da hatte ihn Erdoğan noch gar nicht zum Chef des Übergangskabinetts ernannt. Kaum jemand hat Zweifel, dass Erdoğan alles entscheidet. Das gilt auch für den Wahltermin, den der Präsident auf den 1. November festlegte – über den Kopf der Wahlbehörde hinweg, die dafür eigentlich zuständig wäre. Die Umfragen allerdings – so vorsichtig sie in der Türkei auch zu behandeln sind – lassen keinen sicheren Sieg der AKP erkennen. Regierungskritische Umfrageinstitute sagen sogar noch einen weiteren Rückgang der Stimmen für die Konservativ-Religiösen voraus und einen Anstieg für die Kurden- und Linkspartei HDP. Bei den Parlamentswahlen im Juni verlor die AKP erstmals nach zwölf Regierungsjahren die absolute Mehrheit; einen Koalitionspartner fand sie seither nicht. Deshalb stehen nun Neuwahlen an. Die Befürchtung ist nun, dass der 61-jährige Staatschef alles daran setzt, um seiner Partei wieder zur Alleinregierung zu verhelfen. Rechtliche Schritte gegen die Führung der HDP sind denkbar. Drei Vizebürgermeister der Kurdenpartei in Diyarbakir wurden bereits verhaftet. Der Zusammenbruch des Friedensprozesses mit den Kurden soll der AKP auch wieder nationalistische Wähler zutreiben. Insgesamt 127 Distrikte in 15 Provinzen der Türkei sind mittlerweile zu Sicherheitszonen erklärt worden, meldete die Nachrichtenagentur Dogan am Montag; Zivilisten haben dort nur eingeschränkt Zutritt. In Teilen des Südostens der Türkei galt in den 1980er- und 1990er-Jahren wegen der Kämpfe gegen die kurdische Untergrundarmee PKK der Ausnahmezustand. Erst 2002 wurden die letzten dieser Militär- und Polizeiregeln aufgehoben. Erdoğan könnte jetzt wieder zu diesem Mittel greifen, wenn es ihm geraten scheint. Die Opposition macht es ihm aber nicht einfach. Die Aufstellung des Allparteienkabinetts ist kompliziert geworden: Die Sozialdemokraten der CHP und die Rechtsnationalisten der MHP wollen es boykottieren; die Kurdenpartei dagegen, Erdoğans politischer Gegner, sagte zu. Das bringt die AKP in Verlegenheit. Drei Ressorts soll die HDP erhalten: Sport, EU-Angelegenheiten und Forst- und Wasserwirtschaft. | 2International
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Haftstrafe von zehneinhalb Jahren verhängt. Wellington – Weil sie einen Schüler zwei Jahre lang sexuell missbraucht hat, ist eine Lehrerin in Neuseeland zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Dies berichteten Medien aus der Hauptstadt Wellington am Freitag. Der Bub sei erst zehn gewesen, als die Lehrerin anfing, ihn zu küssen und zu berühren, so die Staatsanwaltschaft. Als er zwölf war, habe sie in einem Motel Geschlechtsverkehr mit ihm gehabt. Das sei Vergewaltigung, meinte der Richter einem Bericht des New Zealand Herald zufolge, auch wenn Frauen nach neuseeländischem Recht nicht wegen Vergewaltigung angeklagt werden könnten. Sie habe den Buben ausgenutzt, als er besonders labil war, weil ein Elternteil zu dem Zeitpunkt sehr krank war. Das war extremer Vertrauensmissbrauch, zitierte die Zeitung den Richter. Die Lehrerin hatte den Buben im Prozess der Lüge bezichtigt. Ihr Anwalt machte geltend, dass die 31-Jährige schwere psychologische Probleme habe. | 1Panorama
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Angeblich mit Anti-Flugzeug-Raketen ausgestattet. Istanbul – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat einer Zeitung zufolge Russland vorgeworfen, die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) mit Waffen zu versorgen. An die separatistische Terrororganisation seien Luftabwehrgeschosse und Raketen geliefert worden, sagte Erdoğan nach Angaben der Zeitung Sabah und anderer regierungsnaher Medien vom Montag. Die Waffen seien über den Irak und Syrien zur PKK gelangt. Erdoğan äußerte sich der Zeitung zufolge am Wochenende vor Journalisten während eines Fluges in die südöstliche Provinz Diyarbakir. Die türkische Regierung bestätigte die Äußerungen zunächst nicht. Die PKK kämpft seit drei Jahrzehnten im Südosten der Türkei gegen die Regierung in Ankara. Die Türkei betrachtet auch die Kämpfer der syrisch-kurdischen YPG-Miliz als Terroristen. Diese werden sowohl von Russland als auch den USA im Kampf gegen die Extremistenmiliz IS unterstützt. Der türkische Vize-Regierungschef Numan Kurtulmuş kritisierte am Montag, dass die Spezialkräfte der USA YPG-Abzeichen trügen. Dies sei unvereinbar mit der amerikanisch-türkischen Freundschaft. Vor etwa zwei Wochen war ein türkischer Kampfhubschrauber bei Gefechten mit der PKK in der Südosttürkei vermutlich abgeschossen worden. Die Armee hatte zunächst von einem technischen Defekt gesprochen. Später hatten die Streitkräfte eingeräumt, der Helikopter sei möglicherweise doch abgeschossen worden. Die PKK hatte ein Video veröffentlicht, das den Abschuss zeigen sollte. Bei dem Vorfall waren die beiden Piloten getötet worden. Die Beziehungen zwischen Moskau und Ankara sind seit dem Abschuss eines russischen Kampfjets im syrisch-türkischen Grenzgebiet durch die Türkei Ende November auf einem Tiefpunkt. Russland fordert eine Entschuldigung, die Erdoğan bisher verweigert. | 2International
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Militärsprecher: 14 Soldaten in den vergangenen 24 Stunden verletzt. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. | 2International
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Amnesty: Kontaminierung im größten Ölfördergebiet Afrikas noch immer mit bloßem Auge sichtbar. London/Abuja – Der Mineralöl-Gigant Shell hat nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen fälschlich behauptet, vier stark verschmutzte Gebiete im nigerianischen Niger-Delta gesäubert zu haben. Wie Amnesty International und das Zentrum für Umwelt, Menschenrechte und Entwicklung (CEHRD) in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht mitteilten, ist die Kontaminierung im größten Ölfördergebiet Afrikas noch immer mit bloßem Auge sichtbar. Jeder, der die verschmutzten Standorte besucht, kann sehen und riechen, wie die Verseuchung sich ausgebreitet hat, sagte Amnesty-International-Forscher Mark Dummett. Shell habe bereits vor Jahren angegeben, die Standorte gereinigt zu haben. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen hatte die Gebiete 2011 als hoch vergiftet eingestuft. Ölunfälle haben eine verheerende Wirkung auf den Boden, Wälder und Fischgründe, auf die Tausende von Menschen im Niger-Delta für ihren Lebensunterhalt angewiesen sind, sagte Dummett. Die Menschen seien dort von Erdöldämpfen, ölverkrustetem Boden und Ölteppichen umgeben. Die Menschenrechtsorganisationen machen in ihrem Bericht auch die nigerianische Regierung für die anhaltende Umweltverschmutzung verantwortlich. Die nationale Umweltschutzbehörde sei unterbesetzt und korrupt, hieß es. Nigeria ist der sechstgrößte Ölproduzent der Welt. Shell betreibt ungefähr 50 Ölfelder und 5.000 Kilometer Öl-Pipelines im Niger-Delta. Der Konzern habe sich zu fast 1.700 Ölunfällen seit 2007 bekannt, doch die tatsächliche Zahl der Unfälle sei vermutlich höher, teilte Amnesty mit. | 1Panorama
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Um die für die Bauern prekäre Preissituation bei der Milch zu entschärfen, soll in der EU weniger produziert werden. Wien – Als existenzbedrohend bezeichnet Ewald Grünzweil von der IG-Milch die derzeitige Situation der Bauern. Seit der Liberalisierung des Milchmarktes sei es zu einer Produktionsausweitung und damit zu einem Milchpreisverfall gekommen. Um 40 Prozent sackte der Milchpreis innerhalb von 16 Monaten ein. Allein in Österreich müsse ein Drittel der Produktion irgendwie und nicht kostendeckend verramscht werden. Seit März bekommen die heimischen Milchbauern von den großen Molkereien nur mehr 27 bis 29 Cent für ein Kilo konventionelle Milch, für Bio-Heumilch rund 48 Cent. Vor zwei Jahren lag der konventionelle Milchpreis noch bei rund 40 Cent. Um die Kosten decken zu können, gelten mindestens 35 Cent als nötig. Auch Landwirtschaftskammerpräsident Hermann Schultes ist dafür, die Milchmenge an die Nachfrage anzupassen. Allerdings sieht er da vor allem die Konkurrenz innerhalb der EU in der Pflicht. Es sei eine Tatsache, dass die großen milchproduzierenden Länder wie Irland, Dänemark und die Niederlande ihre Produktion im zweistelligen Bereich gesteigert haben. Unschuldig ist aber auch Österreich diesbezüglich nicht. Zwar ist nach Aussage von Grünzweil die Produktion in der Zeit des liberalisierten Marktes um nur 3,8 Prozent gestiegen – allerdings sei in Erwartung des Quotenfalls bereits vorher kräftig in die Ausweitung der Kapazitäten investiert worden. Kein Kraftfutter mehr Bei der Mengenrücknahme gibt es unterschiedliche Vorschläge. Zehn bis 20 Prozent könnten relativ kurzfristig gedrosselt werden, indem man weniger Kraftfutter verabreicht und den Milchkühen höhere Pausen zugesteht. Dies ist auch für die Gesundheit der Kühe notwendig und verbessert die Qualität, so Grünzweil. Unterschiedliche Auffassungen gibt es darüber, welche Rolle dem Handel dabei zukommt, dass sich die Preise auf einem für die Bauern desaströsen Niveau befinden. Schultes kritisiert die Marktmacht des Handels: Die Situation helfe diesem aber auch nicht, da der Konsum selbst bei sinkenden Preisen nicht wächst. Die IG-Milch meint, dass der Handel ihrer Beobachtung nach keine extreme Aktionitis mehr fahre. Vielmehr seien die Preise relativ vernünftig und unter normalen Umständen sogar kostendeckend. Allerdings kämen die Margen nicht bei den Landwirten an; vielmehr würden sie in die Aufrechterhaltung des Systems fließen, also für den Aufkauf und die Lagerung der Überschüsse verwendet werden. EU-Kommissar Phil Hogan hat eine Sonderregelung in Kraft gesetzt, bei der alle Beteiligten – Milchbauern, -verarbeiter und Handel – europaweit die Milchmengen abstimmen können, ohne mit dem Kartellrecht in Konflikt zu geraten, heißt es in einer Aussendung der Landwirtschaftskammer. Allerdings wird von der alternativen IG-Milch, die oft mit der Landwirtschaftskammer im Clinch liegt, moniert, dass unter den Bauern selbst keine Einigkeit in der Frage herrsche. Vielmehr mangle es seitens der Landwirte an Solidarität, was die Zurücknahme der eigenen Milchproduktion betreffe. Hier seien die Molkereien gefordert, dass sie entsprechende Verträge mit den Bauern aushandeln und nicht immer die großen Zulieferer bevorzugen, wie es Grünzweil formuliert: Nur auf freiwilliger Basis funktioniert da nichts. Besser sei es, wenn die Molkereien eine Strafabgabe auf Überschusslieferungen einführten. | 3Wirtschaft
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Was passiert, wenn Österreich bis 2060 keine Zuwanderer mehr ins Land lässt?, fragt eine Studie. Im Budget würden Milliarden fehlen. Wien – Auf die Idee sind die Ökonomen rund um Johannes Berger schon lange vor dem Flüchtlingsandrang gekommen. Jetzt hat ihr Gedankenexperiment aber deutlich an Aktualität gewonnen: Was würde es für die öffentlichen Finanzen Österreichs heißen, wenn man die Zuwanderung per 1. Jänner 2016 für die nächsten 45 Jahre vollkommen zudrehen würde? Aus dieser Frage ist eine Studie entstanden, die bald in einem Journal veröffentlicht wird und dem STANDARD vorab vorliegt. Was haben die Ökonomen des industrienahen Forschungsinstituts Eco Austria und des Instituts für Höhere Studien (IHS) herausgefunden? Zunächst würde Österreich langsam zu schrumpfen beginnen. In den vergangenen Jahren hielten sich die Zahl der Neugeborenen und die der Todesfälle in etwa die Waage. 2014 gab es mehr Babys als Gestorbene, im Jahr davor war es umgekehrt. Das dürfte aber nicht mehr lange so bleiben. Ohne Migranten würde Österreich bis 2060 um eine Million Menschen schrumpfen. Das entnehmen die Forscher einer Schätzung von Eurostat. Die übriggebliebenen 7,5 Millionen Bewohner könnten sich breitmachen. Auf einen Pensionisten würden in diesem Szenario nur mehr 1,5 Menschen kommen, die ihrem Alter nach für Arbeit infrage kommen (also zwischen 15 und 64 Jahre alt sind). Weil in Österreich die Arbeiter mit ihren Sozialversicherungsbeiträgen die Pensionen der Älteren finanzieren, wird es eng. Derzeit kommen vier potenziell Erwerbstätige auf einen Pensionisten. Die Zahl der Pensionisten wird wegen der Babyboomer zwar auch mit offenen Grenzen und mehr Migranten zunehmen, aber nicht so schnell. Eurostat schätzt, dass das Land unter normalen Umständen 2060 neun Millionen Einwohner zählen wird. Dann würde es zumindest zwei potenziell Erwerbstätige für jeden Pensionisten geben. Im Experiment der Ökonomen können die übriggebliebenen Bewohner Österreichs 2060 dann zwischen drei Optionen wählen. So könnten sie etwa um fünf Jahre später in Pension gehen, sagt Johannes Berger. Damit der Staat dann nämlich auf dasselbe Budgetdefizit kommt wie unter dem normalen Migrationsszenario, müsste man zum Beispiel nicht bis 67, sondern bis 72 arbeiten. Das ist aber kein Muss. Die durchschnittliche Pension könnte auch um 15 Prozent gekürzt werden, rechnen die Ökonomen vor. Die dritte Option: Der durchschnittliche Einkommenssteuersatz müsste um 14 Prozentpunkte erhöht werden. Wer sonst 40 Prozent Steuern auf sein Einkommen zahlen würde, müsste dem Staat also 54 Prozent überweisen. Wozu die Studie gut ist? Bei all den Herausforderungen, die mit Zuwanderung verbunden sind, sagt Berger, sollten wir nicht vergessen, dass sie auch sehr viele positive Aspekte mit sich bringt. Die Ökonomen haben für ihre Arbeit angenommen, dass künftige Zuwanderer mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen haben werden wie bereits in Österreich lebende Ausländer. Im Vorjahr lag die Arbeitslosenrate bei Ausländern in Österreich bei 13,5 Prozent, während die durchschnittliche Arbeitslosenrate bei 9,1 Prozent lag. Menschen ohne österreichischen Pass verdienen im Schnitt auch weniger. Der Flüchtlingsandrang des Vorjahrs wird in der Eurostat-Prognose, die vor einigen Jahren erstellt wurde, klarerweise noch nicht berücksichtigt. Daher findet sie in der Studie auch keine Berücksichtigung. Die Forscher gehen aber davon aus, dass die Ergebnisse des Papiers für die zugewanderten Flüchtlinge nicht gelten. Deren Integration sei wohl deutlich schwieriger. Genaue Einschätzungen für die langfristigen Effekte auf den Staatshaushalt traut sich derzeit noch niemand abgeben. Vor kurzem wurde aber eine Studie von Eco Austria und der Donau-Universität Krems veröffentlicht, die für den Zeitraum 2015 bis 2019 mit 8,1 Milliarden Euro an zusätzlichen Ausgaben für Flüchtlinge rechnet. Der Staat soll durch zusätzliche Steuern und Abgaben aber auch vier Milliarden Euro einnehmen. Im Schnitt würde der negative Effekt auf das Budget damit 800 Millionen Euro pro Jahr betragen. (Andreas Sator, 29.3.2016) | 3Wirtschaft
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Deutscher Spezialchemie-Anbieter übernimmt um 3,8 Milliarden Dollar Teile des US-Mitbewerbers Air Products. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. | 3Wirtschaft
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Daten "künftige Währung" der Kfz-Industrie – Wer Kontrolle habe, werde König. Die Autoindustrie bereitet sich auf eine Zukunft vor, in der Daten aus dem vernetzten Fahrzeug zum großen Geschäft werden. Daten sind die künftige Währung in dieser Industrie, sagt der Chef des amerikanischen Elektronik-Konzerns und Autozulieferers Harman, Dinesh Paliwal, auf der Technik-Messe CES in Las Vegas. Und wer die Kontrolle über das Datenmanagement hat, wird der König sein. Die deutschen Autohersteller Daimler, Audi und BMW gehen mit einem Einsatz von 2,8 Mrd. Euro ins Spiel. So viel ließen sie sich im Sommer die Übernahme des Kartendienstes Here kosten, den Nokia zum Verkauf gestellt hatte. Here soll den deutschen Premium-Herstellern nicht nur hochpräzise Karten liefern, ohne die selbstfahrende Auto nicht auskommen können. Unter dem Dach der Firma wird auch eine Plattform zum Austausch von Daten zwischen Fahrzeugen aufgebaut, deren Technik Here als weltweiten Standard zu etablieren hofft. Die drei Eigentümer gaben bereits bekannt, dass Daten von Sensoren aus ihren vernetzten Autos in die präzisen Livekarten von Here einfließen werden. Es geht darum, Informationen über Glatteis, Unfälle, Schlaglöcher oder Staus zu registrieren und über einen Cloud-Service an andere Autos weiterzuleiten. Damit bekommen die deutschen Autohersteller auf ihrem Spielfeld einen Vorteil gegenüber dem Internet-Riesen Google, der zwar Ortungsinformationen von Millionen Android-Smartphones auswerten kann, aber von vielen Marken nicht an die präzisen Daten aus dem Auto herangelassen wird. Here arbeitet daran, die Datenbasis für die Live-Karten mit Informationen von anderen Herstellern auszuweiten. Wir machen Machbarkeitsstudien und Pilotprojekte mit zehn bis zwölf Herstellern, sagt Here-Manager Floris von de Klashorst. Ich denke, der Industrie ist bewusst, dass diese Architektur auf Zusammenarbeit basiert und mehr Hersteller dazu beitragen müssen. Here lud andere Autobauer zum Datenaustausch ein, der Dienst wird als unabhängiges Unternehmen weitergeführt. In der Branche gibt es aber auch Vorbehalte gegen eine Öffnung der Daten für Here. So zeigt sich der IT-Chef des Autobauers Volvo, Klas Bendrik, skeptisch. Alles muss offen und vertrauenswürdig organisiert sein. Eine Einladung ist eine Sache, die Realität eine andere, sagt er und betont, es gebe neben Here auch viele weitere Initiativen zur Entwicklung von Standards. Volvo experimentiert bereits auf eigene Faust mit Datendiensten und setzte unter anderem auch einen eigenen Cloud-Service auf, über den sich vernetzte Fahrzeuge der Marke zum Beispiel über Glatteis oder Unfälle unterrichten. In Schweden wird so eine gute Abdeckung erreicht, in Ländern mit niedrigerem Volvo-Marktanteil gibt es dagegen schnell weiße Flecken. Insgesamt habe die Branche verstanden, wie wichtig durchgängige Standards für einen übergreifenden Datenfluss zwischen verschiedenen Automarken sind. Lieber als auf eine fremde Plattform aufzuspringen, wäre es Bendrik aber, wenn die Daten zwischen Clouds verschiedener Hersteller ausgetauscht würden. Auf die Frage, ob er sich dann eine Allianz anderer Hersteller gegen die Deutschen vorstellen könne, gibt Bendrik nur eine ausweichende Antwort. Es läuft derzeit eine Reihe von Gesprächen. Es wird aber wie immer einfacher sein, auf bestehende Strukturen zu setzen statt neue zu schaffen. Insgesamt bräuchten Hersteller noch Unterstützung bei Cloud-Diensten und Daten-Analyse, sagt Harman-Chef Paliwal. Er bringt Harman als Dienstleister für Here ins Gespräch. Sein Unternehmen wolle den Kartendienst bei der Datenauswertung unterstützten. Wir können das in einigen Bereichen besser als sie. Auf der CES habe er Lösungen von Harman auch Top-Managern der deutschen Autobauer vorgeführt. Die Autohersteller befinden sich in einer Phase des Experimentierens mit neuen Geschäftsmodellen und stoßen dabei auch in völlig neue Branchen vor, sagt Autoexperte Axel Schmidt von der Unternehmensberatung Accenture. Die deutschen Autobauer hätten mit der Here-Übernahme ihren Anspruch auf die Vorherrschaft im Zeitalter der vernetzten Mobilität untermauert. Der Erfolg werde aber nicht von der besten technischen Lösung abhängen, sondern davon, wer die beste integrierte Plattform für alle Alltagsaspekte anbiete. | 0Web
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Astronomen schließen aus Aufnahmen der Dawn-Sonde, dass Ceres geologisch einmal sehr dynamisch gewesen sein muss. Köln/Washington – Die mysteriösen hellen Flecken auf seiner Oberfläche, die Astronomen zuletzt auf Trab gehalten haben, sind nicht das einzige, womit der Zwergplanet Ceres aufwarten kann. Auf Bildern der Raumsonde Dawn entdeckten Forscher weiters zahlreiche Krater, in denen ein Berg steht, sowie Hinweise auf ehemalige Materialflüsse oder Hangrutschungen. Und gewissermaßen als Prunkstück sahen sie einen fünf Kilometer hohen pyramidenförmigen Berg, der sich einsam aus seiner Umgebung erhebt: In Relation zu einem Himmelskörper, der weniger als ein Zehntel des Erddurchmessers hat, ist das ein wahrer Gigant. Ceres muss geologisch einmal sehr dynamisch gewesen sein, folgern die Forscher aus der abwechslungsreichen Oberfläche des Zwergplaneten. Ceres scheint durch viel komplexere geologische Prozesse geprägt worden zu sein als bisher vermutet, sagte DLR-Planetenforscher Ralf Jaumann. Die hellen Flecken und auch der Berg könnten ein Beleg sein für besondere Aktivitäten in der Kruste, meinte Jaumann. Und die besagten Flecken, von denen man mittlerweile noch mehr ausgemacht hat, sollen mit Spektralmessungen näher untersucht werden. Eis oder Salz könnten der Ursprung dieses Phänomens sein, vermuten die Forscher. | 7Wissenschaft
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Die ÖVP verlor mit 84.000 Stimmen am stärksten an die FPÖ, von der SPÖ wechselten 24.000 Wähler zu den Freiheitlichen. Die Sora-Wählerstromanalyse im Auftrag des ORF zeigt die Wählerwanderungen in Oberösterreich ausgehend von der Landtagswahl 2009. Die ÖVP konnte rund sieben von zehn (69 Prozent) ihrer Wähler von 2009 wieder überzeugen. Mit 84.000 Stimmen erlitt sie den größten Verlust an die FPÖ, das ist in absoluten Zahlen auch der größte Wählerstrom bei dieser Wahl. Weitere jeweils 8.000 Stimmen gingen an Grüne und Neos verloren, 3.000 an die SPÖ und 2.000 an die Sonstigen. 19.000 ÖVP-Wähler von 2009 gingen diesmal nicht zur Wahl. Zugewinne konnte die ÖVP mit 13.000 Stimmen von der FPÖ erzielen. 7.000 Stimmen kamen von der SPÖ, 6.000 von den Grünen, und 3.000 sind ehemalige BZÖ-Stimmen. Darüber hinaus haben sich 9.000 ehemalige Nichtwähler diesmal für die ÖVP entschieden. Die SPÖ konnte rund zwei Drittel (65 Prozent) ihrer Wähler von 2009 mobilisieren. Sie verlor mit 24.000 Stimmen am stärksten an die FPÖ, gefolgt von 22.000 Stimmen, die an die Nichtwähler verlorengingen. 15.000 ehemalige SPÖ-Wähler entschieden sich diesmal für die Grünen, 7.000 für die ÖVP, 4.000 für die Neos und 2.000 für die sonstigen Parteien. Nennenswerte Zugewinne erzielt die SPÖ mit 7.000 Stimmen von ehemaligen Nichtwählern und mit 6.000 von der FPÖ. Je 3.000 Stimmen kamen von ÖVP und Grünen. Die FPÖ mobilisierte diesmal mehr als acht von zehn (83 Prozent) Wählern von 2009 erneut. Den stärksten Zugewinn erzielte sie mit 84.000 Stimmen von der ÖVP, 24.000 Stimmen kamen von der SPÖ, 28.000 von Nichtwählern der Landtagswahl 2009 und weitere 17.000 vom BZÖ. Nennenswerte Verluste erlitt die FPÖ nur an die ÖVP (13.000 Stimmen) und die SPÖ (6.000 Stimmen). Die Grünen konnten rund sieben von zehn Wählern von 2009 (69 Prozent) erneut überzeugen. Sie gewannen 15.000 Stimmen von der SPÖ, 8.000 von der ÖVP und 7.000 von ehemaligen Nichtwählern von 2009 hinzu. Je 2.000 weitere Stimmen kamen vom BZÖ und den Sonstigen der Wahl 2009. Verluste erlitten die Grünen mit 9.000 Stimmen an die Neos und mit 6.000 an die ÖVP. Weitere 4.000 Stimmen gingen an die Nichtwähler verloren, 3.000 an die SPÖ. Die Neos verpassten den Einzug in den Landtag. Ihre Wählerschaft setzt sich wie folgt zusammen: 9.000 Neos-Wähler haben bei der Landtagswahl 2009 die Grünen gewählt, 8.000 die ÖVP, 4.000 die SPÖ und je 1.000 FPÖ, BZÖ oder andere. 6.000 Neos-Wähler waren 2009 nicht zur Wahl gegangen. Die Christliche Partei Österreichs (CPÖ) und die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) werden in der Wählerstromanalyse unter Sonstige zusammengefasst. Sie erhielten je 2.000 Stimmen von ÖVP, SPÖ und den Sonstigen von 2009. Weitere 3.000 Stimmen kamen von ehemaligen Nichtwählern. | 5Inland
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Bei den jüngsten Antikorruptionsprotesten in der irakischen Hauptstadt gab es am Wochenende die ersten Toten. Die Eskalation schürt Ängste, der innerschiitische Konflikt könnte zu noch mehr Gewalt führen. Bagdad/Kairo – Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen durchbrachen viele Demonstranten am Freitag die Hochsicherheitsanlagen des Regierungsviertels in Bagdad, der Grünen Zone. Sie verwüsteten das Büro von Premier Haidar al-Abadi und anderer Minister. Das erste Mal hatte sich ihre Wut vor allem gegen das Parlament gerichtet. Die Polizei setzte nun scharfe Munition, Gummigeschoße, Wasserwerfer, Tränengas und Blendgranaten ein. Die Bilanz der Ausschreitungen: vier Tote und mehr als 90 Verletzte. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Grüne Zone – die als Symbol der Abgehobenheit der Regierung vom Volk gilt – wurden nochmals verschärft. Diese friedliche Revolution hatte der schiitische Kleriker Muktada al-Sadr ausgerufen. Sie richtet sich gegen die Korruption in der Regierung, und Sadr verlangt, dass die religiösen und ethnischen Quoten abgeschafft werden. Die Demonstranten warfen der Regierung zudem vor, die Sicherheit der Bürger nicht gewährleisten zu können, nachdem in Bagdad eine Serie von Selbstmordanschlägen der Jihadisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) wieder zahlreiche Tote gefordert hatte. Das irakische Parlament hat es bisher nicht geschafft, die Forderungen der Demonstranten umzusetzen. Abadi hatte eine Regierung vorgeschlagen, in der mehrere parteiunabhängige Experten hätten vertreten sein sollen. Aber sowohl die beiden großen schiitischen Blöcke – die Gegenspieler der Sadr-Bewegung – als auch die Kurden lehnten ab. Die Kurden haben am Wochenende zudem angekündigt, dass ihre Abgeordneten in dieser aufgeheizten Stimmung nicht nach Bagdad zurückkehren würden, da zu befürchten sei, dass das nächste Mal das kurdische Präsidium Ziel der Demonstranten sein könnte. Mit intensiven diplomatischen Bemühungen haben die Vereinten Nationen und die EU versucht, ein völliges Abgleiten ins Chaos zu verhindern. Der UN-Gesandte Jan Kubis sprach bereits Anfang Mai vor dem Sicherheitsrat Klartext. Er kritisierte das Versagen der Regierung und der politischen Klasse, verlangte, den politischen Prozess zu erneuern, das mächtige Patronage-System abzuschaffen und sich vom Erbe von schlechter Regierungsführung und Korruption zu befreien. Alle Versuche der internationalen Gemeinschaft, die rivalisierenden politischen, religiösen, militärischen und Stammeskräfte zu einer friedlichen Lösung zu bewegen, sind gescheitert. Am Wochenende hat sich auch US-Präsident Barack Obama eingeschaltet. Er sprach sich nicht nur für verschärfte Sicherheitsvorkehrungen in der Grünen Zone aus, sondern verlangte auch, dass der irakischen Bevölkerung Möglichkeiten eingeräumt werden müssten, dass sie ihre Anliegen über demokratische Institutionen durchsetzen könne. Die USA befürchten insbesondere, dass die politische Lähmung zu einer Verzögerung der militärischen Operationen zur Befreiung der Stadt Mossul vom IS führen könnte, dem vordringlichsten Anliegen der USA im Irak. Seit Juni 2014 befindet sich die Metropole unter Kontrolle der Islamisten. Das Seilziehen um die Stellung der verschiedenen militärischen Kräfte – Armee und Milizen – im Kampf um Mossul und die Frage, wer in der nördlichen Metropole später das Sagen hat, sind aber ebenfalls wichtige Streitpunkte, die zur politischen Lähmung führen. Teheran hat ebenfalls einflussreiche Vertreter nach Bagdad geschickt. Auch sie konnten nicht durchsetzen, dass sich die verfeindeten Fraktionen auf eine Partnerschaft in der Regierung einigten. Die Schüsse vom Freitag sind deshalb ein Alarmzeichen, dass der schwelende Konflikt unter den schiitischen Gruppierungen in noch mehr Gewalt ausarten könnte. | 2International
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Hunderte Objekte illegal exportierten antiken Kulturguts, das im Jänner in Genf sichergestellt worden war, sind Italien zurückgegeben worden. Den Schatz hatte ein britischer Kunsthändler zusammengerafft. Den Schweizer Polizisten und italienischen Carabinieri, die im Jänner in einer gemeinsamen Aktion den Genfer Freihafen durchsuchten, ist ein großer Coup gelungen: In einem Magazin fanden sie 45 große Holzkisten, in denen zwei etruskische Sarkophage, ein Mosaik aus Pompeji, Marmorbüsten, Wandteile eines Tempels, Amphoren, Architekturverzierungen und hunderte weitere antike Kunstgegenstände lagerten. Die Objekte stammen aus illegalen Grabungen in der Hauptstadtregion Latium, auf Sizilien, in Apulien, Kampanien und Kalabrien. Der Marktwert wird von den italienischen Behörden auf rund neun Millionen Euro geschätzt. Vorausgegangen war der Razzia ein Rechtshilfebegehren der römischen Staatsanwaltschaft. Das sichergestellte Kulturgut ist vor einigen Wochen von Genf nach Italien zurückgebracht und am Montag in Rom der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Aus archäologischer und kunsthistorischer Sicht handelt es sich um eine der wichtigsten Entdeckungen der letzten Jahrzehnte, betonte die Direktorin der Kulturgüterverwaltung von Latium und Etrurien, Alfonsina Russo. Einige der wertvollsten Objekte seien aus einer Grabanlage bei Cerveteri gestohlen worden: Die ehemalige Etruskerstadt nördlich von Rom war laut Russo in den Siebziger- und Achtzigerjahren ein Eldorado für Grabräuber gewesen. Zeitungsausschnitte, die in den Holzkisten gefunden wurden, belegten, dass die Kunstobjekte tatsächlich in dieser Zeit illegal ausgegraben worden seien. Die Abteilung Kulturgüterschutz der Carabinieri und die römische Staatsanwaltschaft, die dem Genfer Schatz auf die Spur gekommen waren, haben noch eine weitere Entdeckung gemacht: Die Kulturgüter hatten offenbar schon seit 15 Jahren im Freihafen der Stadt gelagert. Sie waren vom berühmt-berüchtigten britischen Kunsthändler Robin Symes zusammengerafft und vermutlich im Jahr 2001 nach Genf geschafft worden – in der Absicht, sie vor den englischen Konkursverwaltern und den Erben seines ehemaligen griechischen Kompagnons und Liebhabers Christo Michaelides in Sicherheit zu bringen. Der heute 77-jährige Robin Symes war in den Achtziger- und Neunzigerjahren zu einem der wichtigsten Antiquitäten- und Kunsthändler der Welt aufgestiegen; zu seinen Kunden zählten nicht nur berühmte Museen in den USA und Großbritannien, sondern auch zahllose Millionäre, u. a. Ölscheichs. Doch bei weitem nicht alles, was Symes kaufte und verkaufte, war legalen Ursprungs. Zu seinen Lieferanten gehörten auch Grabräuber und der dubiose italienische Antikenhändler Giacomo Medici. Symes, eine Mischung aus Indiana Jones und englischem Snob, besaß in seinen besten Zeiten einen Rolls-Royce mit Chauffeur und war festes Mitglied des britischen Jetsets. Als sein Partner Michaelides 1999 bei einem Unfall starb, war dies für Symes der Anfang vom Ende: Die Erben Michaelides verfolgten ihn mit millionenschweren Zivilklagen; irgendwann konnte Symes seine Anwälte nicht mehr bezahlen und musste Konkurs anmelden. Vorübergehend floh der Kunsthändler in die Schweiz; 2005 wurde er in England wegen Falschaussagen vor Gericht und anderer Delikte zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Die von den Erben Michaelides angeheuerten Privatdetektive wollen ermittelt haben, dass Symes weitere gigantische Kulturschätze angehäuft habe, die er in dutzenden noch unentdeckten Verstecken lagere. Angeblicher Gesamtwert dieser Kunstgegenstände: rund 150 Millionen Euro. Das würde bedeuten, dass es sich bei dem in Genf sichergestellten Schatz bloß um die Spitze des Eisberges handelt. Der römische Oberstaatsanwalt Giancarlo Capaldo äußerte sich gestern nicht zu den 150 Millionen, bestätigte aber, dass in den USA und in England weitere Rechtshilfegesuche anhängig seien. Die vorbildliche Zusammenarbeit mit der Schweiz belegt, dass es für Händler mit illegalem Kulturgut inzwischen keine sicheren Verstecke mehr gibt, betonte der Leiter der Abteilung Kulturgüterschutz der Carabinieri, General Mariano Mossa. | 8Kultur
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Manager Kronthaler hält trotz Schwierigkeiten an Vision fest. Wien – Hannes Kronthaler, Manager des österreichischen Volleyball-Meisters Hypo Tirol, will das Projekt , an der italienischen Meisterschaft teilzunehmen, fortführen. Es stimmt, dass das Regulativ so ist, dass der Verband in Italien ausländischen Vereinen die Teilnahme nicht erlaubt. Die italienische Liga will uns, braucht aber die Zustimmung des österreichischen Verbandes, dann will sie mit dem eigenen verhandeln, sagte Kronthaler. Er werde deshalb mit dem österreichischen Verband reden und habe schon um einen Termin angesucht. Bereits im Oktober hatte Kronthaler in der Tiroler Tageszeitung gesagt, dass er Hypo in der Saison 2016/17 antreten lassen wolle. Das Gesamtprodukt Volleyball stagniere in Österreich. Da gehe ich lieber nach Italien und erhöhe den Attraktivitätspegel, meinte Kronthaler. In Österreichs Liga wolle man aber trotzdem weiterhin präsent sein. Verbands-Präsident Peter Kleinmann zeigte sich über Kronthalers Einschätzung bezüglich der Lage des Volleyballs in Österreich wenig erfreut: Hannes Kronthaler verwechselt Hypo Tirol mit Volleyball. Hypo Tirol stagniert international, der Volleyballsport geht aufwärts. Der wiederum bleibt bei seiner Meinung: Seit der EM, die große Auswirkungen bringen hätte sollen, stagniert Volleyball. | 4Sport
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"Nicht Spar-en mit Vielfalt": Kampagne gegen Halal-Rückzieher gestartet. Online-Aktivisten haben in Reaktion auf die Hasskampagne gegen Halal-Fleisch eine Gegenbewegung auf Facebook gestartet: Sie fordern Spar auf, Halal zurück ins Regal zu nehmen und sich von rechter Hetze nicht in die Knie zwingen zu lassen. Binnen kurzer Zeit kratzt die Seite an der 1.000-Like-Grenze, einige Nutzer haben ihr Profilbild bereits mit dem Emblem der Initiative, das das Spar-Logo referenziert, geschmückt. Die Debatte um Halal-Fleisch hat in den letzten Tagen an Fahrt zugenommen: Vergangene Woche nahm die Supermarktkette das Fleisch aus dem Angebot, nachdem zahlreiche fremdenfeindliche Postings und Boykottandrohungen bei Spar eingelangt waren. Nun richtet sich die Kampagne gegen Merkur, das noch Halal-Fleisch verkauft. Diese für Muslime erlaubte Art von Fleisch stammt in Österreich von Tieren, die vor der Schächtung betäubt werden. Einige Nutzer wollen jetzt den Spieß umdrehen – und Spar statt Merkur boykottieren. | 0Web
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Dem Caterer drohte wegen Verletzung der Arbeitszeitregelung eine Strafe von 1,3 Millionen Euro. Wien – Der Caterer Do & Co macht seine Drohung wahr und löst den Vertrag seiner Tochter Henry am Zug mit der ÖBB-Personenverkehr AG aus wichtigem Grund frühzeitig auf. Die Leistungen für das Zugcatering werden nur mehr befristet zum Zwecke der Ermöglichung eines geordneten Übergangs auf ein Nachfolgeunternehmen erbracht, teilte Do & Co am Mittwochabend mit. Der Cateringvertrag zwischen ÖBB und Henry am Zug wäre eigentlich bis Anfang 2017 befristet gewesen. Die Mitarbeiter hatte Do & Co per April 2012 von der Vorgängerfirma E-Express übernommen, nachdem es die Ausschreibung für die Verpflegung in den ÖBB-Zügen gewonnen hatte. Nachdem es bei Henry am Zug zu Verletzungen der Arbeitszeitregelung gekommen sein soll und dadurch eine Verwaltungsstrafe von 1,3 Millionen Euro drohte, hatte Do-&-Co-Chef Attila Dogudan zuletzt offengelassen, ob er den Vertrag mit den ÖBB verlängern wird. Für den 8. April war ein Treffen zwischen Gewerkschaftsvertretern und Dogudan geplant. Die ÖBB-Personenverkehrs AG pocht auch nach der vorzeitigen Vertragsauflösung darauf, dass sie mit Henry am Zug einen aufrechten Vertrag bis 2017 hat. Unabhängig von den aktuellen Entwicklungen haben wir bereits eine Neuausschreibung gestartet, sagte ÖBB-Pressesprecherin Sonja Horner am Mittwochabend. Eine Neuausschreibung des Zugcaterings sei zwingend notwendig gewesen, da der aktuelle Vertrag auslaufe und die ÖBB europaweit ausschreiben müssten. Aufgrund der langen Vorlaufzeiten bei EU-weiten Ausschreibungen wurde im März 2016 dieser neue Vergabeprozess, gestartet, so Horner. Für eine Nachfolge sei somit alles geregelt. Wichtig ist uns festzuhalten, dass es keine Beeinträchtigungen für unsere Kunden geben wird. Henry am Zug erzielte laut Firmencompass im Geschäftsjahr 2014/15 mit 408 Mitarbeitern einen Umsatz von 20,3 Millionen Euro, der Gewinn lag bei 161.000 Euro. | 3Wirtschaft
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Einige "Stolpersteine", die an Opfer des NS-Terrors erinnern, besprüht – Grazer Dom mit NS-Symbolen beschmiert. Graz – Die Polizeimeldung am Donnerstag war kurz und bündig: Unbekannter Täter beschädigten zwischen Anfang Dezember 2015 und 3. Feber 2016 vier sogenannte Stolpersteine, indem sie diese mit Säure oder blauer Farbe besprühten. Bei den Gedenksteinen handelt es sich um jeweils zehn mal zehn Zentimeter messende Betonsteine mit angebrachter Messingplatte, die in den Gehsteig eingelassen sind. Die Höhe des Sachschadens in unbekannt. Im Polizeibericht fehlte das wesentliches Detail: Diese Stolpersteine in der Grazer Schröttergasse im Bezirk Geidorf erinnern an die Opfer des NS-Terrors. An die jüdische Familie Kurzweil etwa oder an den Architekten und Widerstandskämpfer Herbert Eichholzer. Daniela Grabe, grüne Gemeinderätin und Initiatorin der Stolpersteine, hat am Donnerstag einen weiteren beschädigten Gedenkstein in der Grazer Oeverseegasse entdeckt. Auch am Griesplatz sind aktuell Steine beschädigt worden. Bereits vor einem Jahr wurden die Stolpersteine durch Säure beschädigt. Der Verfassungsschutz nahm damals Ermittlungen auf. Bis heute ergebnislos. Die neuerlichen Anschläge auf Stolpersteine zeigen, wie wichtig ein klares Auftreten gegen rechtsextreme Gruppen, die verhetzendes und NS-verharmlosendes Gedankengut verbreiten, ist. Genauso wichtig ist aber die konsequente Weiterarbeit an Gedenkprojekten, sagte Grabe. Es seien weiteren Verlegungen von Stolpersteinen in Graz im heurigen August geplant. Rechte Übergriffe und Straftaten nehmen massiv zu, das Klima ist bedrohlich, sagt Hanno Wisiak, Bezirksvorsteher-Stellvertreter (KPÖ) in Geidorf. Er verweist auch auf die in diesen Tagen entdeckten Nazi-Schmierereien in der Innenstadt. Auch der Grazer Dom wurde angesprüht. | 1Panorama
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In zwei Koffern wurden weibliche Leichenteile entdeckt, zudem wurde eine mit Steinen beschwerte männliche Leiche und offenbar ein weiterer Koffer aus dem Traunsee geborgen. Die Identitäten der Toten sind bisher unbekannt. Gmunden – Ein grausiges Kriminalrätsel beschäftigt seit Sonntag die Polizei im Salzkammergut. Am Ufer des Traunsees bei Gmunden wurden seit Sonntag zwei Koffer mit Teilen einer weiblichen Leiche, ein Trolley unbekannten Inhalts und ein toter Mann gefunden. Die Identitäten waren vorerst Gegenstand von Ermittlungen. Sonntagmittag hatte ein Spaziergänger einen Hartschalenkoffer mit Leichenteilen im Wasser gefunden. Daraufhin wurde der Fundort abgesperrt und die Umgebung abgesucht. Wenig später stieß Polizeihund Tarzan auf einen zweiten Koffer ganz in der Nähe. Auch in diesem befanden sich in Plastik verpackte Leichenteile. Die menschlichen Überreste wurden noch Sonntagabend im gerichtsmedizinischen Institut in Salzburg untersucht. Laut Autopsie handelt es sich um eine Frau um die 70 Jahre. Wie sie ums Leben gekommen sei, könne man vorerst nicht sagen, weil noch wesentliche Teile fehlten, hieß es bei der Polizei. Am Montag suchten Taucher der Spezialeinheit Cobra den See ab. Am Nachmittag entdeckten sie unweit der anderen Fundorte eine männliche Leiche, an deren Handgelenk eine Tasche mit Steinen befestigt gewesen sein soll. Zudem holten die Einsatzkräfte ein weiteres Gepäckstück aus dem Wasser. Ob sich darin die noch fehlenden Teile der weiblichen Leiche – offenbar fehlt zumindest der Kopf – befanden, war nicht bekannt. Landeskriminalamtsleiter Gottfried Mitterlehner geht davon aus, dass die Frau nach Weihnachten oder zum Jahreswechsel ums Leben gekommen sei, wie er gegenüber der APA sagte. Man überprüfe nun alle Vermisstenmeldungen, auch aus anderen Bundesländern, verfolge aber zudem andere Ansatzpunkte – etwa ob jemand irgendwo häusliche Streitigkeiten oder Ähnliches mitbekommen habe. Eine heiße Spur gab es vorerst offenbar nicht. Wo die Gepäckstücke in den See versenkt wurden, war ebenfalls noch unklar. Die Strömungsverhältnisse seien schwierig und müssten mitberücksichtigt werden, erklärte Mitterlehner. Insgesamt gaben sich die Ermittler am Montag sehr bedeckt, sie kündigten aber für Dienstag eine Pressekonferenz an. | 1Panorama
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Urteil: EU hob zu Unrecht Zölle für bestimmte Eisen- und Stahlbeschläge ein. Genf – China ist aus einem jahrelangen Rechtsstreit mit der EU über Antidumpingzölle für Metallbeschläge als Siegerin hervorgegangen. Die Welthandelsorganisation (WTO) hat Montag ihren Entscheid zugunsten Pekings veröffentlicht. Laut dem Urteil erhob die EU zu Unrecht Zölle in der Höhe von 26,5 bis 85 Prozent für bestimmte chinesische Verbindungselemente aus Eisen oder Stahl. China kann nun bei der WTO beantragen, Handelssanktionen gegen die EU zu verhängen, um die Verluste auszugleichen. Der Rechtsstreit begann 2009 mit einer Beschwerde Chinas vor der WTO. | 3Wirtschaft
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Neuartiger Schalter auf Nanometer-Skala von Forschern der TU Wien mitentwickelt. Wien – Einen Transistor, der aus einem einzigen Molekül besteht und mit nur einem Elektron schaltet, hat ein schweizerisch-österreichisches Forscherteam entwickelt. Es handelt sich um organische Designermoleküle mit eingebauten Metallatomen, berichten die Wissenschafter aktuell im Fachjournal Nature Nanotechnology. Transistoren, fundamentale Bauteile in der Elektronik, bestehen üblicherweise aus Siliziumkristallen, die mit anderen Atomsorten dotiert sind. Grundsätzlich funktionieren sie wie ein Schalter und können Strom zwischen zwei Elektroden fließen lassen oder nicht. Betätigt wird der Schalter durch eine Spannung an einer dritten Elektrode. Silizium-Transistoren haben deshalb drei Kontakte: Von einem kommt der Strom, im zweiten kann er abfließen und am dritten – dem sogenannten Gate – wird mittels der angelegten Spannung der Stromfluss ein- und ausgeschaltet. Anfang der 1970er-Jahre waren auf einem Chip ein paar Tausend Transistoren untergebracht. Durch die fortschreitende Miniaturisierung können heute auf einen Prozessor mehrere Milliarden Transistoren gepackt werden. Doch die Siliziumtechnologie stößt zunehmend an physikalische Grenzen. Bei extrem kleinen Kristallen hat man keine ausreichende Kontrolle mehr über die elektronischen Eigenschaften, sagt Robert Stadler vom Institut für Theoretische Physik der Technischen Universität (TU) Wien. Gemeinsam mit Wissenschaftern der Universität Zürich und des IBM Forschungslabors in Rüschlikon hat Stadler einen Transistor entwickelt, der auf grundlegend andere Weise funktioniert und nur aus einem einzigen Molekül besteht: Es handelt sich dabei um ein organometallisches Molekül, das Chemiker in Zürich entwickelt haben. In dessen Mitte haben sie ein Molybdän-Atom platziert. Wie ein Silizium-Transistor lässt sich so ein Molekül zwischen zwei verschiedenen Zuständen hin und her schalten. Die Leitfähigkeit der beiden Zustände unterscheidet sich dabei um das Tausendfache, ein so großer Faktor sei mit molekularen Transistoren bisher noch nie realisiert worden, so Stadler. Aufgrund des speziellen Designs und der Eigenschaften des molekularen Transistors sind auch nur zwei Goldkontakte notwendig, die die Wissenschafter an die zweieinhalb Nanometer langen Moleküle anbringen. Eine dritte Elektrode wie bisher ist nicht notwendig. Aufwendige Computersimulationen am Vienna Scientific Cluster (VSC), die von Stadler und Kollegen durchgeführt wurden, konnten die Vorgänge in dem Molekül auf quantenphysikalischer Ebene entschlüsseln. Es zeigte sich, dass ein einzelnes Elektron am Molybdän-Atom für die Schaltung verantwortlich ist. Noch eigne sich die Technologie nicht für den kommerziellen Einsatz, der Molekül-Transistor arbeite derzeit nur bei tiefen Temperaturen und im Ultrahochvakuum, so der Forscher. Bei IBM arbeite man aber schon an Konzepten, um mehrere solche Moleküle in Nanoporen auf einem Silizium-Chip aufzubringen, sodass sie unter gewöhnlichen Umgebungsbedingungen funktionieren. | 7Wissenschaft
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Erklärung steht in Widerspruch zur Haltung von Präsident Rohani, der mit den USA das Atomabkommen schloss. Dubai/Teheran – Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Khamenei hat am Mittwoch alle Verhandlungen mit den USA untersagt. Derartige Gespräche öffnen ihrem wirtschaftlichen, kulturellen, politischen und geheimdienstlichen Einfluss Tür und Tor, sagte Khamenei seiner Website zufolge in einer Ansprache an Marinekommandeure der Revolutionsgarde. Selbst während der Atomverhandlungen hätten die Amerikaner bei jeder Gelegenheit versucht, dem Iran zu schaden, so Khamenei. Diese Gespräche waren im Juli mit einer internationalen Vereinbarung abgeschlossen worden. Khamenei ist die mächtigste politische Figur im Iran. Seine Erklärung steht im direkten Widerspruch zur Haltung von Präsident Hassan Rohani, der eine Normalisierung der Beziehungen zum Westen anstrebt. Rohani hat zudem wiederholt erklärt, mit jedem zu verhandeln, um Probleme in der Region zu lösen. Khamenei hat das Atomabkommen bisher nicht öffentlich abgesegnet. Erzkonservative Kräfte im Iran versuchen weiterhin, die Vereinbarung zu verhindern. | 2International
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Die Insolvenz des amtierenden Basketball-Meisters nötigt die Bundesliga (ABL) zum Lizenzentzug. Wien/Eisenstadt – Der österreichische Sport ist um ein trauriges Kapitel reicher: Dem zweifachen österreichische Basketball-Meister, den Güssing Knights, wurde am Freitag von der Bundesliga (ABL) die Lizenz entzogen. Über die Ökostadt Güssing Sport GmbH, deren Gesellschafter der Verein ist, wurde ein Konkursverfahren auf Antrag der burgenländischen Gebietskrankenkassa eröffnet. Das wird aber wohl mangels Masse abgewiesen werden. Jammern hilft nicht. Ich bin schuld. Es wäre aber auch anders gegangen, davon bin ich überzeugt, sagt Güssings Obmann Reinhard Koch. Die unmittelbaren Folgen: Die Knights scheiden nach 33 von 36 Spieltagen aus der Zehnerliga aus. Sämtliche Ergebnisse des laufenden Spieljahrs werden annulliert. Güssing war bis dato mit 29 Siegen und nur vier Niederlagen klarer Tabellenführer. Die ersten acht Mannschaften gehen ins Playoff, der bisher abgeschlagene Tabellenletzte UBSC Graz ist Neunter und muss daher keine Relegation bestreiten. Schärfere Lizenzbestimmungen Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf mehr als 250.000 Euro. Laut Koch wird es keine Quote für die Gläubiger geben, weil kein Vermögen mehr da ist. Das tut mir persönlich am meisten weh. Der Verein will weiter bestehen, hat rund 100 Kinder im Nachwuchs, im Herbst soll es einen Neustart in der zweiten Bundesliga geben. ABL-Präsident Karl Schweitzer: Wir waren zu gutgläubig. Koch hat sich finanziell so übernommen, dass der Masseverwalter gar keinen Spielraum hatte. Andere Vereine werfen der ABL vor, dass man den finanziell notleidenden Güssingern zu lange zugeschaut habe. Die ABL will die Lizenzbestimmungen verschärfen. Damit werden auch andere Vereine große Probleme bekommen. Gibt man ihnen eine Chance oder haben wir bald eine Liga mit nur mehr sechs Teams?, fragt sich Koch selbst. Problem für Güssing, Problem für die Spieler Insolvent ist auch das Technische Büro des Ökoenergie-Pioniers und dessen Biogas Güssing GmbH. Diesbezügliche Forderungen will der 56-Jährige bedienen. Für seinen Basketballverein hätte er sich einen längerfristigen Sanierungsplan gewünscht. Zwei Ausfälle großer Sponsorenverträge nahm man als schweren Rucksack aus dem Vorjahr mit. Im Europacup war Güssing Österreichs Aushängeschild, verpasste im Winter nur knapp das Achtelfinale. Wenn man in dieser Saison von Beginn weg kürzer getreten wäre? Koch: Das hätte nichts geändert. Im Europacup haben wir Geld verdient, hätten aber mehr Zeit gebraucht. Durch den Exit verlieren andere Bundesligisten Punkte, da deren Siege gegen Güssing nicht mehr gewertet werden. Für Petar Stazic, Manager des BC Vienna (vier Punkte Abzug), ist das ein Skandal. Für die Nationalteamspieler der Knights (Lanegger, Klepeisz, Koch), endet die Saison frühzeitig, das ist keine perfekte Vorbereitung auf die EM-Quali im Sommer. Für Verbandspräsident Hubert Schreiner ist das nicht optimal, aber auch kein Drama. Güssing ist jedenfalls nach zehn Jahren in der Bundesliga Geschichte. 2014 wurden die Knights erstmals Meister, 2015 holten sie das Double aus Meisterschaft und Cup. Koch sagt: Unsere Erfolge nimmt uns niemand mehr weg. | 4Sport
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Nördlich von Graz gab es 1945 ein Massaker an ungarischen Jüdinnen und Juden. Ein Journalismusstudent brach mit einer Reportage 2014 das Schweigen über verscharrte Leichen in seiner Heimatgemeinde. Jetzt wird eine Gedenkstätte enthüllt. Gratkorn/Graz – Dass wichtige Geschichten manchmal quasi vor der eigenen Haustür liegen, musste man Maximilian Tonsern nicht auf der FH Joanneum, wo er Journalismus studierte, beibringen. Dass guter Journalismus, also gründliche Recherche und Hartnäckigkeit, auch einiges ins Rollen bringen kann, hat er bereits selbst bewiesen. Aber der Reihe nach: Vor zwei Jahren, noch als FH-Student, schrieb Tonsern eine Reportage über seine Heimat, die 7000-Einwohner-Gemeinde Gratkorn im Norden von Graz. Da gibt es einen besonders idyllischen Ortsteil, die sogenannte Dult, ein beliebtes Wohn- und Naherholungsgebiet, in dem auch ein Kloster steht. Doch die Gegend hatte auch ein düsteres Geheimnis, von dem die meisten Gratkorner nur mehr gerüchteweise wussten. Im April 1945 wurden aus verschiedenen Grazer Lagern, darunter jenem in Graz-Liebenau, 8000 ungarische Juden und Jüdinnen auf Todesmärsche in Richtung Mauthausen getrieben. Das größte Massaker der folgenden Tage ereignete sich am 7. April auf dem obersteirischen Präbichl. Doch schon drei Tage zuvor, am 4. April, wurden auch in Gratkorn 20 Menschen, denen es kurzzeitig gelungen war, aus der Kolonne zu fliehen, von Schergen der Waffen-SS erschossen und verscharrt. 14 von ihnen wurden nach dem Krieg exhumiert und auf dem jüdischen Friedhof in Graz beigesetzt. Sechs weitere liegen seit Jahrzehnten dort, wo man sie vergrub. Man nimmt an, in der verkehrstechnisch gefährlichen, weil unübersichtlichen Juhatzkurve. Ein Ort, wo sich abends Liebespaare treffen, wie Tonsern erzählt. Für Tonsern, der heute als freier Journalist arbeitet, war diese Situation inakzeptabel. Er veranstaltete ein Jahr nach seiner Reportage eine Gedenkfeier in seiner Heimatgemeinde, vernetzte sich mit Historikern und bekam auch Unterstützung vom Arzt und Gedenkstätten-Aktivisten Rainer Possert, der vor Jahren Licht in die Geschichte des Lagers Liebenau gebracht hatte, und von Herwig Brandstetter, der in Deutschland für den Verein Gedenkkultur Cuxhaven tätig ist. Herwig war dann auch wirklich der treibende Motor für die Gedenkstätte, erzählt Tonsern dem STANDARD. Besagte Gedenkstätte wird um 15.00 Uhr am Montag, dem Jahrestag des Massakers, in Gratkorn enthüllt. Auch die israelische Botschafterin Talya Lador-Fresher und der ungarische Botschafter Janos Perényi werden Reden halten, freut sich Tonsern. Die Gedenktafel trägt einen Text in Ungarisch, Hebräisch, Deutsch und Englisch. Die Gedenkstätte wird direkt vor dem Gemeindeamt aufgestellt. Dafür stimmten im Gemeinderat alle Fraktionen, das ging eigentlich erfreulich rasch, so Tonsern, auch die FPÖ hat dafür gestimmt. | 1Panorama
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Analphabeten und Augenärzte, fröhliche Kinder und frustrierte Männer, wöchentlich ein Ausflug zum Tröpferlbad. Die Kinder toben durch das Haus. Das zehrt an den Nerven von manchen Bewohnern und Helfern, aber immerhin: Die Kinder sind fröhlich. Sie haben das Trauma des Krieges und der Flucht und den Verlust der Heimat offenbar überwunden. Sie spielen und lachen, das Leben in dem großen neuen Haus ist ein Abenteuer. Die Erwachsenen tun sich schwerer, vor allem die Männer. Nachdem die Anspannung der Flucht abgefallen ist, nachdem die Familie erst einmal in Sicherheit ist, gibt es hier das erste Mal Ruhe. Aber auch nichts zu tun. Alles ist weg, auch der soziale Status. Sie sind Flüchtlinge, haben Hab und Gut verloren, sind bestenfalls geduldet und nicht unbedingt geschätzt. Es gibt viele Konfliktsituationen, erzählt Martina Burtscher, die für das Haus in der Vorderen Zollamtsstraße zuständig ist. Auch die Polizei ist öfter hier. Das Flüchtlingsquartier liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum STANDARD, nur zwei Häuser weiter. Es ist mit 1.100 Personen das größte Flüchtlingsquartier in Wien. Von außen nimmt man weder die räumliche Dimension mit 30.000 Quadratmetern noch die hohe Zahl an Flüchtlingen wahr. Vor dem Haus, in dem früher die Finanzlandesdirektion untergebracht war, stehen ein paar Männer und rauchen. Drinnen führt uns Ali Makhdoomi durch die Gänge. Er kommt aus dem Iran, ist Student an der Universität für angewandte Kunst in Wien, spricht Farsi und Arabisch, er arbeitet hier ehrenamtlich als Dolmetscher. Vor zwei Monaten hat er damit begonnen, mittlerweile kommt er täglich her. In meiner Heimat konnte ich nicht helfen, sagt er, hier brauchen mich die Leute. Die Kinder mögen ihn, sie lachen und rufen am Gang seinen Namen, wenn sie ihn sehen. Im zweiten Stock treffen wir eine Familie aus Afghanistan, Borge, seine Frau und ihre drei Kinder. Zwei Monate waren sie auf der Flucht. Wir haben gehört, Österreich ist das sicherste Land der Welt, sagt Borge. Und die Leute sind so freundlich. Kennengelernt haben sie allerdings noch niemanden. Borge will als Steinmetz arbeiten, seine Frau hat Teppiche geknüpft. Jetzt müssen sie erst einmal Deutsch lernen. Die Kinder sind ihnen einen Schritt voraus, sie lernen begeistert und schnell und lieben die Kurse. Die meisten Flüchtlinge kommen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak, unter ihnen sind ebenso Analphabeten wie Augenärzte. Was Martina Burtscher hier betreibt, ist Mängelverwaltung. Das Haus, das vom Roten Kreuz betrieben wird, wurde ursprünglich als Transitquartier geführt, mittlerweile bietet es Flüchtlingen dauerhaft Quartier, obwohl es den geforderten Standards nicht entspricht. Es gibt zum Beispiel nur eine einzige Dusche im Haus. Einmal die Woche rücken die Flüchtlinge daher zum Duschtag in das Tröpferlbad im fünften Bezirk aus. Verhandlungen über Duschcontainer im Hof laufen, involviert sind Innenministerium, Bundesimmobiliengesellschaft und das Rote Kreuz. Burtscher atmet tief durch. Es sind schwierige Verhandlungen, sagt sie. Noch ohne Ergebnis. Eine Demonstration der Bewohner hat es auch schon gegeben. Vor dem Haus protestierten etwa 60 Flüchtlinge gegen die Verpflegung. Burtscher kann es ihnen nicht verdenken. Seit zwei Monaten gibt es Tomatenfisch aus der Dose, jeden Abend. Das Bundesheer ist für die Verpflegung zuständig, Mittagessen gibt es keines. Das Haus ist auf Spenden angewiesen. Dringend benötigt werden Obst und Gemüse. Aber auch Kinderspielzeug und Gewand seien gefragt, immerhin wohnen etwa 250 Kinder im Haus. Im hinteren Trakt im Erdgeschoß befindet sich das neue Kulturcafé. Die Möbel wurden von den Kindern im Haus bemalt, die Projektleitung hatten Studenten der Technischen Universität und der Angewandten über. Stephan Trimmel, ein Social Designer, engagiert sich hier seit dem Urbanize-Festival Anfang Oktober. Wir leben von Materialspenden, erzählt er. Wichtig sei aber die Zeit, es gehe auch darum, den Menschen hier Beschäftigung zu bieten. Rabin und Saif, 21 und 22 Jahre alt, arbeiten mit. Sie sind Kurden aus dem Irak und flohen vor dem IS. Rabin zeigt die Narben seiner Verwundungen, erzählt von der Flucht. Ausbildung haben sie keine, gelernt hätten sie nur den Krieg. Es ist der Versuch, das Haus fast ohne Budget am Laufen zu halten, sagt Burtscher. Es fehle an allem, umso beeindruckender sei das Engagement der freiwilligen Helfer. Sie treten jeden Tag hier an und machen das Beste aus einer Situation, die Burtscher als permanente Krise bezeichnet. | 1Panorama
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Ende des Mainstream-Supports im Oktober 2020 – An verpflichtende Feature-Updates gebunden. Wenige Tage vor der Veröffentlichung von Windows 10 beantwortet Microsoft nun noch eine der letzten offenen Fragen rund um seine neue Betriebssystemgeneration. Und zwar wie lange man die neue Softwaregeneration mit Updates versorgen will. Im offiziellen Support Lifecycle-Dokument wird dabei konkret der 13. Oktober 2020 als finaler Tag für den Mainstream Support genannt. Bis zum 14. Oktober 2025 reicht dann der Extended Support, in dessen Rahmen nur mehr wichtige Fehlerbereinigungen und Sicherheitsupdates geliefert werden. Die Support-Zeiträume entsprechen damit weitgehend dem, was die Windows-Nutzer von früheren Betriebssystemgenerationen her gewohnt sind. Dies obwohl Microsoft mit Windows 10 die Auslieferung seines Betriebssystems verändert und künftig laufend neue Funktionen liefert. Im Kleingedruckten macht sich dieser Wechsel auf Windows as a Service aber sehr wohl bemerkbar. Wer den Support bekommen will, muss auch alle aktuellen Updates einspielen. Für Privatnutzer wird sich diese Frage aber ohnehin nicht stellen: Eine Möglichkeit Updates zu verschieben sieht Windows 10 für die Home-Version nicht mehr vor. Neue Softwareversionen werden dort automatisch eingespielt, wie vergangene Woche bekannt wurde. | 0Web
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Hacker-Kollektiv will hinter Attacken stecken – Strafe für "Blindheit" gegenüber IS. Eine Reihe von Cyberattacken hält türkische Behörden und Banken auf Trab. Bereits seit zwei Wochen wird über DdoS-Angriffe berichtet, die kürzlich drastisch an Intensität zugenommen haben. Wie Engadget berichtet, gingen 400.000 Webseiten durch das Bombardement mit Datenpaketen temporär vom Netz. Die Angaben stammen von Radware, einem Dienstleister für Traffic-Management. Betroffen sind besonders türkische Internet-Backbones, Regierungsauftritte und Banken. Teilweise soll es zu Problemen bei Finanztransaktionen gekommen sein. Laut einem Adressverwalter konnte man die Angriffe organisierten Quellen von außerhalb des Landes zuordnen. Wer genau dahintersteckt, ist unklar. Das umstrittene Hacker-Kollektiv Anonymous hat sich allerdings zu den Angriffen bekannt. Die Attacken im Rahmen der #OpISIS ist als Bestrafung gedacht. Hauptsächlich geht Anonymous gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS oder auch Daesh) vor, richtet sich aber auch gegen Länder, die nach Ansicht der Aktivisten indirekt Unterstützung für die radikalen Islamisten leisten. Anonymous beschuldigt die Türkei, sich gegenüber verschiedenen Aktivitäten des IS als blind zu erweisen. Schon länger gibt es Vermutungen, dass die Jihadisten etwa Erdöl über die türkische Grenze schmuggeln. Laut einem mittlerweile entfernten Video, so Reuters, hat Anonymous angekündigt, die Cyberangriffe so lange fortzusetzen, bis die Türkei die Unterstützung des IS einstellt. Die türkische Regierung wiederum weist Anschuldigungen in diese Richtung stets scharf zurück. Genaue Angaben zur aktuellen Situation macht man nicht, betont aber, sie mittlerweile unter Kontrolle zu haben. | 0Web
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Christie's und Sotheby's haben den Auktionsmarkt fest im Griff. Die zwei Erzrivalen liefern sich harte Duelle, ihre Erträge sind unter Druck. New York/London – Alberto Giacometti hätte das Geschäft seines Lebens gemacht. Acht Minuten lang währte im Mai das Rennen um seine Skulptur des Zeigenden Mannes. Zum Rekordpreis von mehr als 140 Millionen Dollar kam sie unter den Hammer. Das Werk des Schweizer Künstlers übertraf damit seinen geschätzten Wert um das Fünffache. Surreale 179 Millionen Dollar spielte fast zeitgleich Pablo Picassos Gemälde Les Femmes dAlgier ein. Der Kunstmarkt rotierte angesichts der beiden Weltrekorde. Hinter den Kulissen aber tobt ein erbitterter Zweikampf. Die Kontrahenten bekriegen einander seit bald 250 Jahren, und sie beherrschen gemeinsam mittlerweile mehr als 40 Prozent der internationalen Kunstauktionen. Sothebys startete 1744 in London. Christies stieg mit Aufträgen für die königliche Familie und Aristokratie ebendort 22 Jahre später ins Geschäft ein. Heute führen beide weltweit Niederlassungen, Christies von London, Sothebys von New York aus. Und es gibt keinen Millionendeal in der Branche, bei dem sie nicht ihre Fäden ziehen. Doch das erbitterte, teilweise ruinöse Duell hinterlässt Spuren. Trotz immer neuer Rekorde bei den Versteigerungen gerieten die Erträge des geschichtsträchtigen Duos zuletzt erheblich unter Druck. Vor allem bei Sothebys schmelzen trotz kräftig wachsender Umsätze die Gewinne: Rund neun Prozent Minus waren es beim börsennotierten Konzern etwa im Vorjahr. Im Rennen um Marktanteile lassen die Auktionshäuser mitunter ihre Vermittlungsgebühren sausen. Dazu kommen garantierte Erlöse für Verkäufer. Die Nachrichtenagentur Bloomberg schildert etwa den Fall der Bronzefigur Chariot von Giacometti. Stolze 101 Millionen Dollar war sie dem neuen Eigentümer, dem Hedgefondsmilliardär Steven A. Cohen, im Vorjahr wert. Doch Sothebys hatte dem Verkäufer, Alexander Goulandris, Mitglied einer griechischen Schifffahrtsdynastie, zumindest gut 103 Millionen zugesichert. Die Differenz schmälerte Konzernkennern zufolge das Konto des Auktionshauses – abhängig von den Marketingkosten um im besten Fall zwei Millionen Dollar. Christies wiederum soll unter anderem bei Jeff Koons Balloon Dog finanziell durch die Finger geschaut haben. 58 Millionen Dollar brachte die eigenwillige Plastik eines Pudels bei Christies ein. Es war der höchste je für einen lebenden Künstler bezahlte Preis. Für Christies freilich blieb laut Bloomberg aufgrund der enormen Kosten für Marketing und Installation nichts übrig. Die Auktionshäuser selbst enthalten sich dazu eines jeden Kommentars. Die Finanzen in den Griff bekommen müssen nun neue Chefs. Sowohl Sothebys als auch Christies haben erst jüngst ihre Führungsspitze ausgetauscht. Wobei dies vor allem bei den New Yorkern von harten Turbulenzen begleitet wurde. Sothebys erinnere ihn an ein altes Meisterwerk, das dringend restauriert gehöre, ließ Großaktionär Daniel Loeb wissen, zettelte eine Revolte unter den Anteilseignern an und zwang Ende 2014 William Ruprecht vom Chefsessel. Sein Nachfolger Tad Smith versteht, wie er selbst gegenüber Analysten einräumte, als früherer CEO des Madison Square Garden wenig von Kunst. Sein Job sei es aber, dem Auktionshaus den Weg ins Internet zu ebnen und die Expansion in Asien voranzutreiben. Beides ist für die Branche Gebot der Stunde. Vor allem China bietet rasantes Wachstum. Im Visier stehen weniger alte Sammler als neureiche Kunden: die Profiteure der Finanzkrise und junge Milliardäre aus dem Osten. Und diese schlagen gern über das Web zu. Sothebys kooperiert daher heuer wieder mit Ebay, jedoch nicht im Kerngeschäft. Ob der Massenanbieter der richtige Partner für das elitäre Haus ist, gilt als umstritten. Christies vertraut online lieber auf sich selbst. Und auf Patricia Barbizet. Sie ist die erste Frau an der Spitze des Privatunternehmens, gut in der Kunstszene vernetzt und Vertraute des Eigentümers François Pinault. Einblicke in die Bilanzen gewährt der französische Milliardär anders als Rivale Sothebys, der quartalsmäßig Zahlen vorlegen muss, keine. Wie auch interne Konflikte bisher nie an die Öffentlichkeit drangen. | 3Wirtschaft
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Innenminister: Auch die Rolle des EU-Datenschutzbeauftragten gestärkt. Brüssel – Die EU-Innenminister haben am Freitag neue Kontrollrechte des EU-Parlaments und des europäischen Datenschutzbeauftragten für die EU-Polizeiagentur Europol verabschiedet. Die neue Verordnung wurde vom EU-Innenministerrat in Brüssel angenommen. In den kommenden Monaten soll der Beschluss auch mit dem EU-Parlament formalisiert werden. Der luxemburgische Innenminister und amtierende EU-Ratsvorsitzende Etienne Schneider bezeichnete den Beschluss als wichtigen Schritt, um die Polizeizusammenarbeit in Europa zu stärken. Die neue Verordnung regelt die Kontrollrechte des EU-Parlaments über Europol nach dem Lissabon-Vertrag. Außerdem sichert sie dem EU-Datenschutzbeauftragten Kontroll- und Eingriffsrechte gegenüber Europol beim Datenschutz. | 2International
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Zweite Teilnahme an der Italien-Radrundfahrt nach 2014. Rom – Riccardo Zoidl steht wie erwartet im Neun-Mann-Aufgebot des Trek-Teams für den in der kommenden Woche beginnenden Giro dItalia. Der Oberösterreicher hatte vor einer Woche mit dem Gewinn der Königsetappe bei der Kroatien-Tour aufgezeigt. Für Zoidl ist es die zweite Teilnahme an der Italien-Radrundfahrt nach 2014. Angeführt wird das Trek-Aufgebot vom ehemaligen Gesamtsieger Ryder Hesjedal (CAN). Vor Zoidl war auch schon der Steirer Georg Preidler von Giant für den Giro nominiert worden. Die Teilnahme von Matthias Brändle (IAM) ist noch nicht bestätigt. | 4Sport
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Kuratorium für Verkehrssicherheit: Die meisten Unfälle nach zwei Jahren. Wien – Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) fordert, dass der Probeführerschein verlängert wird. Nach zwei Jahren, wenn die Probezeit endet, passieren die meisten Unfälle. Unsere Überlegung ist deshalb, ob man die Probezeit nicht etwa auf drei oder vier Jahre ausdehnen sollte, sagte KFV-Direktor Othmar Thann gegenüber Ö1. Der Verkehrsexperte plädiert auch dafür, dass junge Führerscheinbesitzer zu einer Nachschulung müssen, wenn sie mit dem Handy im Auto telefonieren. Das sei bisher nicht vorgesehen. Der Katalog für Delikte, bei denen eine Nachschulung angeordnet werden kann, müsse den heutigen Risiken angepasst werden, meint Thann. | 1Panorama
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Nach fünf Stunden Spielzeit ging amerikanisches Team als Sieger hervor – Zweitplatzierte bekamen 2,8 Millionen Dollar. Die Zeiten, als man nur mit echtem Sport Geld verdienen konnte, sind vorbei. Beim fünften The International, dem weltweit größten Dota 2-Turnier, durfte sich das Gewinnerteam Evil Geniuses über 6,6 Millionen Dollar freuen. Die Zweitplatzierten CDEC konnten 2,8 Millionen Dollar mit nach Hause nehmen. Insgesamt stand dem Veranstalter Valve ein Betrag von 18,4 Millionen Dollar (16,7 Millionen Euro) zur Verfügung. Für den Triumph mussten drei von maximal fünf Spielen gewonnen werden. Nach vier Runden und knappen fünf Stunden standen die Sieger fest. Das erste mal in der Turniergeschichte von Dota 2 konnte ein amerikanisches Team die Meisterschaft für sich entscheiden und die chinesischen Kontrahenten des Teams CDEC schlagen. Laut esportsearnings.com führen die Amerikaner nach dem Sieg die Liste der Bestverdiener in der Branche an. The International 2015 war mit der Gesamtsumme nicht nur die höchstdotierte Meisterschaft in der Geschichte des E-Sports, sondern übertrifft damit zum Teil auch den Preispool, der anderen Titeln für alle Turniere im gesamtem zur Verfügung stand. Darunter Star Craft 2 und Counter-Strike. Zum Vergleich: 2014 wurden in der gesamten E-Sport-Landschaft rund 36 Millionen Dollar ausgespielt. Der Rekordbetrag konnte durch den Verkauf von In-Game-Gegenständen (The Compendium) lukriert werden. Das erste Mal wurde diese Form der Finanzierung via Crowdfunding 2013 gewählt. Damals konnte Valve eine Summe von 2,8 Millionen Dollar aufbringen. (lmp, 10.8.2015) | 0Web
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US-Forscher interpretieren Anomalien bei ungarischen Versuchen mit neuer fundamentaler Wechselwirkung. Debrecen/Irvine – Die Physik kennt vier Grundkräfte der Natur, also vier unterschiedliche Arten, auf denen sich Objekte gegenseitig beeinflussen können: Gravitation, Elektromagnetismus, schwache Wechselwirkung und starke Wechselwirkung. Theoretische Physiker spekulieren schon länger über die Existenz einer möglichen fünften Grundkraft, die freilich das aktuell gültige Standard-Modell der Elementarteilchenphysik sprengen würde. US-Wissenschafter von der University of California in Irvine glauben nun konkreten Hinweisen auf eine solche Kraft auf die Spur gekommen zu sein. Jonathan Feng und sein Team analysierten die Daten von Experimenten ungarischer Kollegen und untersuchten dabei eine Unregelmäßigkeit, für die sie nun eine passende Erklärung gefunden haben wollen. Die auf dem Reprintserver arXiv präsentierte Arbeit sorgte in der Fachwelt wenig überraschend für Diskussionen. Immerhin werden die Argumente aber so ernst genommen, dass gleich mehrere Gruppen daran gehen wollen, die Versuche der Ungarn zu reproduzieren, darunter auch am Cern und am INFN Frascati National Laboratory bei Rom. Die Physiker um Attila Krasznahorkay vom Institut für Nuklearforschung an der ungarischen Akademie der Wissenschaften waren bei ihren Experimenten der Frage nachgegangen, ob Dunkle Photonen existieren könnten. Diese masselosen Teilchen fungieren in einigen Theorien als Kräfteüberträger zwischen möglichen Dunkle-Materie-Partikeln. Um dieser hypothetischen Teilchen habhaft zu werden, beschossen die Physiker Lithium-7 mit Protonen und erhielten dabei instabiles Beryllium-8, das bei seinem Zerfall ein Elektronen-Positronen-Paar abgab. Überraschenderweise beobachteten die ungarischen Forscher bei der Detektion der Partikel-Paare eine Anomalie, die sie mit der Entstehung eines unbekannten Teilchens mit einer Energie von 17 Megaelektronenvolt erklärten. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in den Physical Review Letters. Die Physiker von der University of California halten allerdings eine andere Erklärung des Phänomens für mindestens ebenso plausibel: Feng und seine Kollegen vermuten, dass hinter den Unregelmäßigkeiten in den Daten des Experiments ein sogenanntes protophobes X-Boson steckt, das – so glauben die Physiker weiter – eine bisher unbekannte nur sehr lokal wirkende Kraft überträgt. Klarerweise folgte auf die Präsentation des Papiers bei einer Konferenz am SLAC National Accelerator Laboratory im kalifornischen Menlo Park vielfache Kritik. Völlig von der Hand weisen will die Fachwelt die von Feng geäußerten Thesen allerdings nicht. Mehrere Physiker-Gruppen sollen die Experimente der ungarischen Wissenschafter binnen eines Jahres wiederholen, um zu sehen, ob sich die Ergebnisse reproduzieren lassen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem DarkLight-Projekt am Jefferson Laboratory des MIT in Newport News, Virginia. Auch dort sind Forscher auf der Suche nach Dunklen Photonen, indem sie Gasteilchen mit Elektronen beschießen. | 7Wissenschaft
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Mann hatte nach abgelehntem Asylantrag zwei Kunden getötet. Västeras – Für den Doppelmord in einem Ikea-Möbelhaus ist ein Mann in Schweden zu einer lebenslangen Haft verurteilt worden. So entschied ein Gericht in Västeras am Freitag. Der Mann aus Eritrea hatte die 55 Jahre alte Frau und ihren 28-jährigen Sohn im August mit Messern aus der Küchenabteilung erstochen. Kurz zuvor hatte er erfahren, dass sein Asylantrag abgelehnt worden war. Nach dem Angriff hatte er sich selbst in den Bauch gestochen, aber später erklärt, er habe nicht geplant, sich umzubringen. Das Gericht sprach am Freitag von einem sehr ernsten Verbrechen. Nach dem Absitzen der lebenslang genannten Haftstrafe, die in Schweden mindestens 18 Jahre beträgt, könnte er ausgewiesen werden, sagte ein Richter der Zeitung VLT. | 1Panorama
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Auch Facebook hat sich der Gruppe angeschlossen. Im Streit zwischen Apple und der US-Regierung über die geforderte Entschlüsselung eines iPhones im Zuge von Terrorermittlungen kommen dem kalifornischen Konzern selbst Konkurrenten wie Google, Mozilla, Facebook/WhatsApp, Snapchat oder Microsoft zu Hilfe. Wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten, werden die beiden Unternehmen sowie ein Dutzend anderer IT-Konzerne noch am Donnerstag eine gemeinsame Stellungnahme bei einem Bundesgericht in Riverside bei Los Angeles abgeben. Demnach hat sich auch Facebook der Gruppe angeschlossen. Apple wehrt sich bei dem Gericht gegen eine Anordnung, wonach das Unternehmen eine Software zur Entsperrung eines Smartphones entwickeln muss. Die Ermittler erhoffen sich davon weitere Erkenntnisse zu einem mutmaßlich islamistischen Anschlag am 02. Dezember in San Bernardino. Dabei wurden 14 Menschen getötet. Das FBI versucht, das iPhone des Täters zu entschlüsseln. Apple argumentiert jedoch, dass die geforderte Software die Sicherheit von Millionen Kunden gefährden würde. Mit dem Fall hat sich der heftige Streit über Behördenkompetenzen bei der Überwachung elektronischer Kommunikation zugespitzt. | 0Web
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Ex-Vale-Chef Agnelli, Frau und beide Kinder getötet. Sao Paulo – Ein früherer Vorstandschef des weltgrößten Eisenerzproduzenten Vale und sechs weitere Menschen sind am Samstag in Brasilien beim Absturz eines Privatflugzeugs ums Leben gekommen. Aus dem Umfeld der Luftfahrtbehörden verlautete, der 56-jährige ehemalige Vale-Chef Roger Agnelli, seine Frau und ihre beiden Kinder seien unter den Toten. Nach Angaben der Notfalldienste ereignete sich das Unglück im Norden von Sao Paulo. Die Maschine sei kurz nach dem Start in zwei Häuser gestürzt. Der Pilot und die sechs Passagiere seien gestorben. Die Hausbewohner konnten demnach vor dem Feuer fliehen, das durch den Aufprall entfacht wurde. Unter ihnen sei nur eine Frau leicht verletzt worden. Der siebensitzige Flieger vom Typ CA-9 gehörte nach Angaben der Luftfahrtbehörde Agnelli. Die Unglücksursache war zunächst nicht zu ermitteln. Zum Zeitpunkt des Absturzes herrschte sonniges und klares Wetter. Unter der Führung von Agnelli war Vale zu einem der drei weltweit größten Bergbauunternehmen aufgestiegen. | 1Panorama
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Angriff auf vernetzte Kopierer und Drucker offenbar aus den USA – Sicherheitsleck behoben. Europa wird von feindseligen Fremden überschwemmt. Juden waren es und sind es, die den Neger an den Rhein bringen. Das sind Auszüge dessen, was kürzlich an mehreren deutschen Universitäten plötzlich von vernetzten Druckern und Kopierern ausgespuckt wurde. Ein Hackerangriff hat dafür gesorgt, dass die Geräte rechtsextreme Parolen, Hitler-Zitate und Hakenkreuze zu Papier brachten. Etwa 190 Dokumente wurden an den Hochschulen in Tübingen, Hamburg, Erlangen, Bonn und Münster gedruckt, berichtet Heise. Auch die Uni Darmstadt wurde genannt, hier liegt bislang aber noch keine Bestätigung vor. Es dürfte sich um einen geplanten Angriff von Neonazis anlässlich des Geburtstages von Adolf Hitler am 20. April handeln. Ein Datum, an dem alljährlich einige Menschen dem einstigen NS-Diktator ihre Reverenzen erweisen – etwa durch den öffentlich dokumentierten Verzehr von Eiernockerln mit Salat oder Schnitzel um 8,88 Euro im Tagesangebot eines Restaurants. Der Vorfall an den Universitäten ist zum Teil bereits aufgearbeitet worden. Der Angriff wurde demnach von einer US-amerikanischen IP-Adresse aus durchgeführt. Der Zugriff auf die Drucker und Kopierer war durch eine nicht näher genannte Sicherheitslücke möglich, die mittlerweile behoben worden sein soll. Es wurde Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Drucker anzugreifen, um sie rechtsradikales Material ausspucken zu lassen, ist keine neue Taktik. Auch US-Universitäten waren bereits Opfer solchen Vorgehens geworden, wie die Washington Post dokumentiert. Ein 30-jähriger Neonazi konnte sich nach eigenen Angaben Zugriff auf 20.000 Drucker verschaffen, um Hetzartikel und Werbung für ein rechtsradikales Blog zu drucken. | 0Web
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Die anfängliche Hoffnung auf eine schnelle Arbeitsmarkt-Integration von Asylbewerbern ist verflogen – Auf viele Flüchtlinge wartet jetzt erst einmal das Jobcenter. Nürnberg – Erst waren sie die Fachkräfte von morgen. Inzwischen formuliert Bundesagentur-Vorstandsmitglied Raimund Becker vorsichtiger, wenn es mal wieder um die Jobintegration von Flüchtlingen in Deutschland geht. Schutzsuchende Syrer, Iraker und Afghanen seien wohl eher die Fachkräfte von übermorgen, räumte er heute ein. Sein Vorstandskollege Detlef Scheele glaubt sogar, dass erst ihre Kinder eine gute Perspektive haben, die Fachkräfte von übermorgen zu werden. Für die älteren Flüchtlinge ab 40 werde es schwer werden, sagte er Anfang der Woche in einem Zeitungsinterview. Tatsächlich haben die Erfahrungen in BA-eigenen Modellprojekten in den vergangenen Monaten erst mal für Ernüchterung gesorgt. Vor allem die mangelnden Deutschkenntnisse vieler Flüchtlinge haben sich nach Erfahrungen der am Modellprojekt Early Intervention beteiligten Arbeitsagenturen als hohe Vermittlungshürden erwiesen. Entsprechend gering war die Erfolgsquote nach Projektende. Eine führende BA-Mitarbeiterin bringt es auf den Punkt: Die Unternehmen sind zwar sehr offen, Flüchtlinge einzustellen. Inzwischen ist aber die anfängliche Euphorie verflogen. Jetzt kehrt Realismus ein. Hauptproblem sei dabei das Thema Deutschkenntnis: Es dauert zwei Jahre, bis Flüchtlinge einigermaßen Deutsch sprechen. Vorher braucht man über eine Vermittlung auf den Arbeitsmarkt gar nicht zu reden. Zudem tauchten viele Probleme erst nach und nach auf, berichtet die BA-Managerin. So gebe es etwa in Halle einen Bauunternehmer, der auf einen Schlag 100 syrische junge Flüchtlinge zu Kraftfahrern ausbilden will. Aber dann stellt sich plötzlich heraus, dass nationale Syrer mit kurdischen Syrern nicht können. Die müssen erst lernen, miteinander auszukommen. Gemessen an den nackten Zahlen spielen Flüchtlinge auf dem deutschen Arbeitsmarkt im Vergleich zu den rund 43 Millionen Erwerbstätigen bis jetzt noch keine allzu große Rolle. Von den im November in Deutschland lebenden 786.000 Menschen aus Kriegs- und Bürgerkriegsländern waren 90.300 arbeitslos gemeldet – im Dezember 2014 waren es 58.100. Zugleich hatten aber auch 117.800 einen Job, wie aus dem jüngsten Zuwanderungsmonitor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht. Was sich aber inzwischen deutlich abzeichnet: Anerkannte Flüchtlinge werden, sofern sie nicht rasch einen Job finden, bald schon zur Belastung für die Jobcenter werden. Bereits im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Hartz-IV-Bezieher aus Kriegs- und Bürgerkriegsländern spürbar an: Von September 2014 bis September 2015 um 75.600 auf 266.100. Damit waren zwei von fünf der in Deutschland lebenden Afghanen, Eritreer, Iraker, Nigerianer, Pakistaner, Somalier und Syrer Hartz-IV-Empfänger. Zum Vergleich: Bei den EU-Ausländern in Deutschland traf das nur auf jeden Zehnten zu. Dabei ist die Masse der Asylbewerber in den Jobcentern noch gar nicht angekommen. Denn solange sie auf ihre Anerkennung als Flüchtlinge warten müssen, fallen sie unter das Asylbewerberleistungsgesetz. BA-Vorstandsmitglied Scheele geht davon aus, dass die Zahl der zu betreuenden Flüchtlinge in den Jobcentern erst im zweiten Quartal kräftiger steigen wird, wie er der Süddeutschen Zeitung sagte. Zum Streitpunkt könnte demnächst die Finanzierungsfrage werden. Denn schon jetzt fließen aus der beitragsfinanzierten Arbeitslosenversicherung mehr zusätzliche Mittel in die Betreuung der Jobsucher aus den Krisenländern als aus dem steuerfinanzierten Bundeshaushalt, wie BA-Verwaltungsratsmitglied Wilhelm Adamy kritisiert. So hat die Bundesagentur für dieses Jahr 350 Mio. Euro zusätzlich für die Förderungen von Flüchtlingen bereitgestellt, obwohl das überwiegend eine steuerfinanzierte Bundesaufgabe sei. Der Bund selbst habe dagegen seine Ausgaben für die Flüchtlingsförderung in den Jobcentern nur um 250 Mio. Euro aufgestockt, kritisiert der DGB-Vertreter im BA-Verwaltungsrat. | 3Wirtschaft
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Die Witwe des früheren Präsidenten Ronald Reagan wurde 94 Jahre alt. Los Angeles – Die ehemalige US-First-Lady Nancy Reagan ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Das teilte die Ronald-Reagan-Präsidentenbibliothek am Sonntag mit. Die frühere Filmschauspielerin erlag einer Herzinsuffizienz. Sie soll in der Bibliothek neben ihrem Mann, dem 2004 gestorbenen Ex-Präsidenten Ronald Reagan, im kalifornischen Simi Valley bestattet werden. Vorher bekommt die Öffentlichkeit Gelegenheit, Abschied zu nehmen. Der Republikaner Reagan amtierte von 1981 bis 1989 im Weißen Haus. Nancy Reagan spielte Mitte des vergangenen Jahrhunderts in mehreren erfolgreichen B-Filmen mit und lernte Ronald Reagan kennen, der damals ebenfalls als Schauspieler in Hollywood arbeitete. 1952 heiratete das Paar. Wie viele First Ladys machte die treue Partnerin des 40. Präsidenten sich während und nach ihrer Zeit im Weißen Haus für eigene Themen stark. Dazu zählte ihre Anti-Drogen-Kampagne Just Say No. Später unterstützte sie die Forschung zur Heilung von Alzheimer, woran ihr Mann nach seinem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt erkrankt war. Die am 6. Juli 1921 in New York geborene Tochter eines Autoverkäufers hatte mit dem Politiker zwei Kinder, Tochter Patti und Sohn Ron. Außerdem adoptierte sie seine beiden Kinder aus erster Ehe mit der Schauspielerin Jane Wyman (Falcon Crest). Der große Einfluss auf ihren Mann, dem sie bei einer Pressekonferenz einmal sogar eine Antwort einflüsterte, brachte ihr die Spitznamen Dragon Lady und Queen Nancy ein. Zu den berühmtesten ihrer 56 Staatsbankette zählt das Abendessen für den sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow im Jahr 1985. Sie definierte ihre Rolle als Schutzschild für das geistige und körperliche Wohlbefinden des Präsidenten, sagte Carl Anthony, Historiker der First Ladies Library in Ohio, laut einem Bericht der Washington Post. Ich glaube, sie würde ihr Vermächtnis darin sehen, das Vermächtnis ihres Mannes mitgeformt zu haben. Die ehemalige First Lady Barbara Bush, die an der Seite von George Bush senior von 1989 bis 1993 im Weißen Haus lebte, drückte der Familie Reagans ihr Beileid aus. Nancy Reagan war Präsident Reagan absolut treu, und es beruhigt uns, dass sie noch einmal vereint werden, teilte Bush mit. Ronald Reagan war vor seiner Präsidentschaft Gouverneur von Kalifornien. Der Schauspieler und kalifornische Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger schrieb auf Twitter: Nancy Reagan war eine meiner Heldinnen. Sie diente mit unglaublicher Kraft, Klasse und Grazie als First Lady und hinterließ ihre Spuren in der Welt. Jetzt ist sie bei Ronnie, aber wir Hinterbliebenen werden sie sehr vermissen. | 2International
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Von Oktober 2013 bis Februar 2016 seien so mehr als 2,3 Millairden Dollar verlorengegangen. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. | 0Web
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Der deutsche Kulturtheoretiker und Musikjournalist referiert in Salzburg. Von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno stammt der Begriff der Kulturindustrie, den die beiden Philosophen zur kritischen Analyse moderner Massenkultur und Massenkommunikation vorgeschlagen haben. Gemeint ist damit ein Massenbetrug, denn die Theorie der Kulturindustrie begreift Massenmedien als Instrumente der Manipulation. Der deutsche Kulturtheoretiker, Kunstwissenschafter und Musikjournalist Diedrich Diederichsen schlägt in einer dreiteiligen Vortragsreihe, die am Dienstag im Salzburger Kunstverein startet, ein Überdenken dieses klassischen Kulturindustriebegriffs vor. Die Person als Special Effect lautet der Titel der Referate. Der langjährige Sounds-Redakteur und Spex -Herausgeber geht von folgenden Prämissen aus: Die wichtigsten künstlerischen Formate der Gegenwart sind in den 1960ern entstanden: Performance, Konzeptkunst, Installation und Aktionismus, aber auch Direct Cinema, Heavy Rock, Psychedelik und Minimal Music stammen aus dieser Dekade. Seitdem werde in den neuen künstlerischen und populärkulturellen Entwicklungen versucht, die Effekte technischer Medien wie die Indexikalität von Fotografie und Phonographie live (oder händisch) umzusetzen. Unter Indexikalität versteht man in der Semiotik den besonderen Bezug fotografischer und filmischer Bilder zur Wirklichkeit – also den kausalen Zusammenhang zwischen Zeichen und Objekt. Während dies im frühen 20. Jahrhundert bei Slapstick oder Surrealismus realisiert worden sei, gehöre das nun zum Alltag von Popmusik oder Cinéma vérité. Diese Künste arbeiten entweder bei aufgezeichneten Studiowerken mit der Gestaltung von Authentizität – oder sie konstruieren eine neue Liveness bei Performance, Straßentheater und anderen partizipativen Formen. Die neuen Paradigmen erfordern jedenfalls laut Diederichsen eine Neuinterpretation des Kulturindustriebegriffs. Wegen der technischen Veränderungen müssten verschiedene Entwicklungsstadien dieser ideologischen Maschine unterschieden werden. Die singuläre, lebendige Person – von Warhols Screen Tests bis zu den Youtube-Stars von heute – wird immer entscheidender. Das, wofür sie steht, immer unwichtiger. (dog, 20.7.2015) | 8Kultur
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Zeigt Umfrage unter Entwicklern der Statistik-Programmiersprache "R" – Sozialer Aspekt steht im Mittelpunkt. Programmierer, die Erweiterungspakete in der weltweit genutzten, frei zugänglichen Programmiersprache R entwickeln, tun das nicht nur aus reiner Lust an der Entwicklung selbst. Diejenigen, die länger dabei bleiben, tun das aus innerem, wie auch aus äußerem Antrieb. Angesichts dessen, dass sie mit der Arbeit nichts verdienen, spielen soziale Aspekte eine große Rolle, zeigt eine Analyse. Mit der Entwicklung der Programmiersprache R, die zur statistischen Datenanalyse und zur Erstellung von Grafiken konzipiert ist, begann Kurt Hornik vom Institut für Statistik und Mathematik der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien gemeinsam mit anderen Forschern bereits im Jahr 1993. Seither ist sie zu einem der zentralen Elemente in der Statistik-Community geworden. Es gibt kaum ein Statistik-Studium, wo man nicht R lernt, erklärte Hornik. R habe sich gewissermaßen zur Lingua franca entwickelt. Abseits des internationalen Kernteams von knapp über 20 Wissenschaftern, das sich mit der Weiterentwicklung des Basissystems beschäftigt, gibt es unzählige andere Entwickler, die an Zusatzpakten arbeiten. Alleine auf dem zentralen Server dafür, der an der WU liegt, finden sich momentan ungefähr 8.000 solcher frei zugänglichen Pakete, etwa für spezielle Fragestellungen in verschiedensten Bereichen der Datenanalyse. Manche Experten gingen von etwa zwei Millionen Nutzern weltweit aus, so Hornik, der nun zusammen mit Kollegen die Ergebnisse einer Erhebung darüber, warum sich Leute hier engagieren, in der Fachzeitschrift PNAS publiziert hat. Die Forscher haben sich angesehen, wer an Paketen mitschreibt, wer verstärkt an Online-Diskussionen teilnimmt und wer auf einschlägige Konferenzen fährt. Theorien, die sich mit Fragen zur Teilnahme an Open Source-Prozessen befassen, gehen von zwei Formen der Motivation dazu aus: Unter der intrinsischen Motivation versteht man sozusagen den Spaß an der Freude – also die Art Motivation, die durch die reine Auseinandersetzung mit der Sache selbst entsteht. Bei der extrinsischen Motivation kommen äußere Faktoren dazu, die ansprechend wirken. Im Open Source-Bereich sprechen manche Forscher davon, dass es auffordernd wirkt, wenn in einer Community Werte neu entstehen. Wenn ich in einer solchen Gruppe ein wichtiger Teil bin, dann hat das einen Wert, der zwar nicht in Geld bemessen wird, aber trotzdem hoch genug ist, seine Freizeit dafür zu investieren, so Hornik. In den Online-Fragebögen beantworteten die etwa 1.00 teilnehmenden Programmierer auch Fragen zur Art der Arbeitsgestaltung und zu bestimmten Werthaltungen. Es zeigte sich, dass vor allem am Anfang des Engagements meist Eigeninteresse und -antrieb dominieren. Allerdings wird bei Leuten, die in vielen solchen Projekten mitarbeiten der Fun-Faktor dann teilweise abgelöst und entwickelt sich in Richtung professionelleres Interesse. Viele Experten werden dann auch zunehmend mit Fragen aus der Community konfrontiert, deren Beantwortung nicht nur Spaß macht. Die Entwicklung geht also von eher intrinsischer zu eher extrinsischer Motivation – es entsteht typischerweise eine Mischung aus beidem. Das passt ja auch gut zu den Lebenszyklen von Leuten, so Hornik. Angezogen werden besonders aktive Programmierer weniger von einzelnen Aufgaben, sondern von der Herausforderung, dass es für die Bewältigung einer Aufgabe ein gewisses Spezialwissen braucht. Außerdem werden viele durch die gemeinschaftlichen Aspekte der Tätigkeit angelockt. Es engagieren sich vor allem auch diejenigen, die etwas zur Wissensorganisation beitragen wollen – also dabei helfen wollen, dass neues Wissen entstehen kann. | 0Web
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Testberichte der Fachmagazine falle überwiegend positiv aus und stimmen optimistisch. Nach der katastrophalen technischen Umsetzung des 2014 erschienenen Ablegers Assassins Creed Unity war, auf den heurigen Nachfolger Assassins Creed Syndicate blickend, Skepsis angebracht. Doch darf man den Rezensionen der Fachpresse Glauben schenken, scheint Ubisoft die Kurve gekratzt zu haben und den zumindest qualitativen Untergang der Serie abgewendet zu haben – ein Urteil, das übrigens auch der GameStandard teilt. Der größte Triumph von Syndicate ist: Es stellt sich gegen diese riesige Ansammlung von jährlichen Neuerscheinungen inklusive unzähliger neuer Mechaniken und Erwartungen, schreibt Polygon. Syndicate macht nicht alles richtig. Es löst nicht alle Probleme der Serie. Aber es ist der erste Schritt in eine ganzheitlich positive Richtung. Einige Probleme mit der Steuerung können den Charme von Syndicate nicht schmälern. Das Spiel ist eine Rückkehr zur Bestform des Franchises und präsentiert eine wunderschön strukturierte Geschichte, die vor Seele und Hertz strotzt, sagt Gamespot. Zusammen mit starken, liebenswürdigen Protagonisten und scheinbar endlos vielen Möglichkeiten, seine virtuellen Spuren in Londons Geschichte zu hinterlassen, machen Syndicate zum strahlenden Beispiel für Gameplay und Storytelling. Obwohl ich mir Nächte um die Ohren gehauen habe, um jede Mission zu spielen, hatte ich zu jedem Zeitpunkt enorm viel Spaß dabei, heißt es im Fazit von Gamepro. Und das ist für mich als Skeptiker das entscheidende Kriterium, warum das Spiel eine hohe Wertung verdient. Ja, es wagt keine großen Experimente, aber all seine kleinen Rädchen fügen sich hervorragend zum großen Ganzen zusammen. Und wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich wahrscheinlich bis auf Black Flag mit noch keinem Assassins Creed so viel Freude wie mit Syndicate. Die große Hoffnung sei nun, dass Ubisoft dauerhaft von den Fehlern mit Unity gelernt hat. Hoffentlich sind das Erbe von Syndicate die einprägsamen Charaktere, das unterhaltende Skript und – am wichtigsten – wie es gelingt, das Gefühl der Serie für Spaß wieder einzufangen, meint Eurogamer. Dieser Erfolg ist ein Beweis für die harte Arbeit von Ubisoft Quebec, das sein erstes Assassins Creed ausgerechnet zu einem so kritischen Punkt in der Serie abliefern musste. | 0Web
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Vor den Parlamentswahlen in Kroatien an diesem Sonntag liegt die konservative HDZ in Umfragen vor den regierenden Sozialdemokraten. Dieses Jahr ist die Welt nach Tovarnik gekommen. Als Ungarn die Grenzen nach Serbien zumachte, kamen von einem Tag auf den anderen tausende Menschen in den Ort mit den zwei Cafés, der Tankstelle und dem Lokal, wo man Cevapi essen kann. Die Tovarniker standen staunend auf der Straße und sahen zu, wie die Polizei die Flüchtlinge in Busse geleitete, dann sammelten sie den Müll ein. Am nächsten Tag kamen wieder Tausende. Nur geblieben ist bislang kein Einziger. Prägt das Thema die Wahlen diesen Sonntag? Josef Gross, 63, ein Landwirt, der in der Cevabdzinica sitzt, schüttelt den Kopf. Die Flüchtlinge sind hier nicht wahlentscheidend, sagt er. Alle Leute hier würden ihnen helfen, egal ob Sozialdemokraten oder konservative HDZ-Wähler. Die tun uns ja leid, die haben alles verloren, erklärt Gross. Die Leute hier in Slawonien wissen, was Flucht bedeutet. Dieses Eck von Kroatien war zwischen 1991 und 1995 von serbischen Einheiten besetzt. Die Kroaten wurden vertrieben. Auch Herr Gross. Er kam erst nach zehn Jahren wieder zurück, verbrachte eine Zeit in Österreich und in Norwegen. Ein Teil seiner Familie musste bereits nach dem Zweiten Weltkrieg flüchten, denn seine Mutter Anna Gross kam aus einer deutschsprachigen Familie. Die Schwabas – wie man sie hier in der Region nennt – galten kollektiv als Verräter. Anna Gross hatte aber Glück und konnte in Jugoslawien bleiben. Deshalb hört Gross immer auch ein wenig seine Mutter, wenn jemand Deutsch spricht. Er hofft, dass die HDZ gewinnen wird. In Slawonien wird traditionell eher rechts gewählt, das hat nichts mit den Flüchtlingen zu tun. Die Kommunisten sollen endlich weg, plädiert Gross für einen Machtwechsel – in den vergangenen vier Jahren führten die Sozialdemokraten die Regierung. Die lieben ja Kroatien nicht einmal, die waren eigentlich für Jugoslawien. Und hier werden sie von den Serben gewählt, weil die sich dann mehr Chancen ausrechnen, sagt er. In Slawonien hallt der Krieg noch immer nach. Den Umfragen zufolge wird die HDZ die Mehrheit der 151 Mandate im Parlament bekommen – etwa 66. Die Wahrscheinlichkeit einer Mitte-rechts-Regierung ist auch deshalb höher, weil die HDZ mehr Koalitionsoptionen hat. Zu den potenziellen Partnern gehören nicht nur die acht Mandatare, die die Minderheiten vertreten. Die Parteien zweier Politiker, die mit dem Gesetz in Konflikt gerieten, jene des Bürgermeisters von Zagreb, Milan Bandic (Korruptionsvorwürfe), und jene von Exminister Radimir Cacic (Unfall mit Todesfolge) könnten auch mit der HDZ zusammenarbeiten. Die Sozialdemokraten (SDP) können nur mit der istrischen Regionalpartei IDS, die vielleicht drei Parlamentarier haben wird, rechnen. Fraglich ist, wer überhaupt zur Wahl geht. In Zagreb haben viele jegliches Interesse an Politik verloren. Der 50-jährige Goran K. kann sich mit keiner Regierung anfreunden. Und die Flüchtlinge? Er findet, dass man ihnen helfen sollte, bedenkt aber, dass sich die demografische Struktur in Europa stark verändern wird. Was ihn am meisten besorgt, ist aber die tiefe Krise, in der Kroatien seit Jahren steckt – wirtschaftlich wie gesellschaftlich. Es geht darum, ob es vorwärts oder rikverts geht, sagt er und verwendet dabei das deutsche Wort rückwärts. Dann zieht er seinen Hut zurecht und geht aus dem Einkaufszentrum, hinaus in den Regen. Die 33-jährige Schauspielerin Maja S. wartet auf ihr Kind, das im Treppenhaus des Shoppingcenters hin und her läuft. Sie hat Angst vor den Rechten, Angst davor, dass mit der HDZ jene an die Macht kommen, die gegen Ausländer, Schwule und alle anderen sind. Kroatien sei gespalten zwischen denen, die helfen wollen, und denen, für die Flüchtlinge potenzielle Terroristen seien. Maja will die grün angehauchte Partei Orah wählen. Eine ältere Dame, die die Rolltreppe herunterfährt, glaubt, dass die Amerikaner an der Flüchtlingskrise schuld sind. Und wählen? Nein, wählen gehe ich schon lange nicht mehr, sagt sie. | 2International
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