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Kreml bestätigt Panne bei staatlich kontrollierten Sendern. Moskau – Zwei russische Fernsehsender haben versehentlich Dokumente über ein neues System atomar bestückter Torpedos veröffentlicht. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bestätigte am Mittwoch entsprechende Medienberichte und sagte, ein derartiges Versehen dürfe sich nicht wiederholen. Die staatlich kontrollierten Sender NTW und Kanal Eins hatten am Dienstag in Berichten über ein Treffen von Präsident Wladimir Putin mit Militärvertretern in Sotschi Geheimdokumente zu einem noch in der Entwicklungsphase steckenden Torpedo-System mit der Bezeichnung Status-6 gezeigt. In dem deutlich sichtbaren Begleittext heißt es, die auf U-Booten stationierten Torpedos würden bei ihrem Einschlag die Gebiete derart stark radioaktiv verseuchen, dass sie für lange Zeit für jede militärische, landwirtschaftliche oder wirtschaftliche Aktivität unbrauchbar seien. Zwar wurden die Aufnahmen von den beiden Sendern später wieder gelöscht, doch auf mehreren Internetseiten wurden Screenshots veröffentlicht. Wie die Aufnahmen in die Sendungen gerieten, war zunächst unklar. Beide Sender stehen unter strikter Kontrolle des Kreml. Putin hatte diese Woche den USA und ihren Verbündeten vorgeworfen, Moskaus atomare Kapazitäten ausschalten zu wollen. Moskau brauche deshalb Waffen, die in der Lage sein müssten, jede Form von Raketenschutzschild zu überwinden, erklärte er.
2International
ZDF wertet Entscheidung der deutschen Regierung im Fall des satirischen "Schmähgedichtes" als politisch. Berlin – Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) Frank Überall hat die Entscheidung der Regierung in der Böhmermann-Affäre kritisiert. Ich finde das absurd, sagte er am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Die Regierung hatte zuvor dem Wunsch der Türkei nach einem gesonderten Strafverfahren gegen den TV-Moderator Jan Böhmermann wegen Beleidigung des türkischen Staatschefs Recep Tayyip Erdogan stattgegeben. Die Kanzlerin hat zwar betont, wie wichtig ihr Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit seien – allein mir fehlt der Glaube, sagte Überall. Recht habe die Kanzlerin allerdings damit, dass diese Entscheidung keine Vorverurteilung sei. Ich hoffe, dass es gar nicht erst zu einer Anklage kommt, so der DJV-Vorsitzende. Und selbst wenn, bedeute dass nicht, dass Böhmermann zwangsläufig verurteilt werde. Am Ende glaube ich, dass die Presse- und Meinungsfreiheit höher wiegt. Der TV-Sender ZDF hat die Zustimmung der deutschen Regierung für ein gesondertes Strafverfahren gegen Böhmermann als politische Entscheidung bewertet. Inhaltlich nahm der Sender am Freitag keine Stellung dazu und verwies auf das Justizverfahren. Die Bundesregierung hat nach Paragraf 104a Strafgesetzbuch eine politische Entscheidung getroffen, teilte das ZDF auf Anfrage mit. Voraussetzung einer Strafbarkeit ist aber die Erfüllung des Beleidigungstatbestands. Dazu trifft die Entscheidung der Bundesregierung keinerlei Wertung. Das ist Aufgabe der Justiz. Kanzlerin Angela Merkel hatte einem Wunsch der Türkei nach einer Strafverfolgung wegen Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten stattgegeben. Sie verwies darauf, dass die Justiz hierbei das letzte Wort habe, nicht die Regierung. Böhmermann hatte in seiner satirischen TV-Show Neo Magazin Royale (ZDF, ZDFneo) ein Schmähgedicht vorgetragen, in dem er den türkischen Präsidenten heftig beleidigte, um nach eigenen Angaben aufzuzeigen, dass dies nicht erlaubt sei. Das ZDF hatte am Montag erklärt, an seinem Moderator festzuhalten, die Sendung Neo Magazin Royale werde fortgeführt. Dabei bleibt es nach Angaben vom Freitag.
2International
Der neue Tarif soll Aufholjagd auf Spotify ankurbeln, das ähnliches Angebot hat. Studenten zahlen bei Apple Music ab sofort die Hälfte, also 4,99 Euro. Das gab Apple am Freitag bekannt. Damit reagiert der Konzern auf ein ähnliches Angebot von Spotify, dem Apple Music weiter Wasser abgraben will. Während Spotify rund 30 Millionen Abo-Kunden hat, liegt der Dienst des iPhone-Herstellers mit 13 Millionen noch klar dahinter. Allerdings ist Apple Music erst seit weniger als einem Jahr erhältlich. Für Juni plant Apple dann auch einen Relaunch des Dienstes, der unter einigen Kinderkrankheiten ladet. Die Neugestaltung soll auf der Entwicklerkonferenz WWDC präsentiert werden. Streamingdienste gelten weiterhin als Zukunftsmarkt, dem noch einige Disruptions bevorstehen. So wird es wohl mehr exklusive Titel geben, wobei sich die Anbieter auch preistechnisch einen Wettstreit liefern werden.
0Web
Basis der Linkspartei lehnt Pakt der Sozialisten mit Liberalen ab, Neuwahlen rücken näher. Madrid – Die Basis der spanischen Linkspartei Podemos hat sich in einer Urabstimmung gegen eine Unterstützung des Regierungspakts der Sozialisten und der liberalen Partei Ciudadanos ausgesprochen. Die Entscheidung sei mit überwältigender Mehrheit von rund 88 Prozent der abgegeben Stimmen erfolgt, berichteten spanische Medien am Montag. Damit wird die Wahl einer neuen Regierung unter Sozialistenchef Pedro Sánchez unwahrscheinlicher, Neuwahlen rücken näher. Die PSOE und Ciudadanos hatten sich zuletzt auf einen Regierungspakt verständigt, brauchen aber zur Abwahl der bisherigen konservativen Regierung unter Mariano Rajoy die Stimmen von Podemos. Die Wahl am 20. Dezember hatte zu unklaren Mehrheitsverhältnissen geführt. Bisher konnten die Parteien sich auf keine Koalition einigen, die über eine ausreichende Mehrheit verfügen würde. Wenn bis zum 2. Mai kein neuer Ministerpräsident gewählt wird, muss König Felipe VI. nach der Verfassung das Parlament auflösen und für den 26. Juni Neuwahlen ansetzen.
2International
Satirisches Posting zu NS-Fantasien einer Identitären wurde gemeldet. Die Wiener Künstlerin Stefanie Sargnagel wurde nach eigenen Angaben drei Tage von Facebook blockiert. Grund dafür soll ein Post auf ihrer Facebook-Seite gewesen sein, der sich gegen die Identitäre Bewegung richtete und laut Einschätzung Sargnagels von zahlreichen Anhängern der Bewegung gemeldet wurde. Ich glaube das ist das gelungenste Facebook-Posting von heute. pic.twitter.com/kMWHlWX7ah In dem satirischen Posting greift Sargnagel eine der Identitären Bewegung zugehörige Aktivistin an. Im Anschluss an eine harmlose Charakterbeschreibung unterstellt ihr Sargnagel in den Schlusssätzen romantische Fantasien mit NS-Offizieren, die für sie richtige Männer darstellen sollen. Nicht jeder dürfte diesen Text lustig aufgefasst haben, denn Sargnagel wurde nun drei Tage von Facebook gesperrt. Sie mutmaßt, dass dafür hauptsächlich Identitäre verantwortlich seien, die sie gemeldet hatten. Bei Facebook ist eine Sperre aber angeblich nicht von der Höhe der Meldungen abhängig. Es ham soviele von alinas nazifreunden einen harmlosen satirischen post gemeldet dass ich von fb geblockt bin. So demokratisch die ibster. Hey ihr müsst das gefälligst sharen. Identitäre melden sargnagel und sie ist 3 tage von facebook geblockt wo sie krank im bett liegt :( !! Stefanie Sargnagel ist für kontroverse Facebook-Postings bekannt und veröffentlicht immer wieder Texte gegen Rechtsextremismus und Gruppierungen wie die Identitären. Die Identitäre Bewegung sorgte hingegen letzte Woche für Aufregung, als sie eine Aufführung von Elfriede Jelineks Die Schutzbefohlenen stürmten, das größtenteils von Flüchtlingen gespielt wurde.
0Web
Eigenbau-Konstruktion soll über 900 Kilogramm Gewicht gestemmt haben. Fasziniert vom Film Elysium hat sich der US-amerikanische Mechaniker James Hobson im vergangenen Sommer als Freizeitprojekt ein Exoskelett gebaut. Mit diesem war es ihm möglich, eine Hantelstange mit rund 77 Kilogramm an Gewichten zu stemmen. Seither hat das Projekt einige Fortschritte gemacht. Doch zuerst erntete er Skepsis, schildert er in einem Youtube-Video. Also erbrachte er ein paar Wochen später den Beweis in einer Fernsehshow. Diesmal waren es bereits 275 Kilogramm in Form olympischer Gewichte, die er erfolgreich anheben konnte. Nun hat er seine eigene Messlatte erneut höher gelegt, und ein Auto angehoben. Hobsons Exoskelett setzt auf Pneumatik, um ihn Gewichte stemmen zu lassen, für die seine Körperkraft niemals ausreichen würde. Grundsätzlich funktioniert das Gerät ohne Stromkabel. Die Hebekraft ist dann allerdings begrenzt. Um das Heck des Wagens des Typs Mini Cooper in die Luft zu bekommen, war externe Stromzufuhr notwendig, um die zusätzlichen Kompressoren in Betrieb nehmen zu können. Während er bisherige Gewichte mit seinen Armen anhob, wurde die Konstruktion diesmal mit Ketten an einer Plattform befestigt, auf welcher das Auto stand. Der Gewicht des Pkws liegt bei rund 1.145 Kilogramm. Hobson schätzt, dass sein Exoskelett beim Hebevorgang jedenfalls über 2.000 Pfund (etwa 907 Kilogramm) bewegt hat. Aus dem Hobby ist für ihn mittlerweile auch mehr geworden. Seine reguläre Arbeit hat er an den Nagel gehängt, um sich Vollzeit dem Bau des Exoskeletts und seinem Youtube-Channel the Hacksmith widmen zu können. Auf diesem dokumentiert er nicht nur die Fortschritte dieser und anderer Erfindungen aus seiner Werkstatt, sondern gibt auch Basteltip und baut Prototypen von Geräten, die ihm seine Zuseher vorschlagen. Exoskelette dienen freilich nicht nur als Technikdemo, sondern versprechen breites Einsatzpotenzial. So helfen sie zum Teil bereits bei der Bewegung schwerer Geräte und Güter in der Industrie und könnten in Kombination mit anderen Technologien künftig auch körperlich eingeschränkten Menschen zu mehr Bewegungsfreiheit verhelfen.
0Web
Er hatte seine Lenkberechtigung mit 99 Jahren freiwillig abgeben. Münster – Obwohl er seinen Führerschein schon mit 99 Jahren abgegeben hatte, hat ein 101-Jähriger noch einen Autounfall gebaut. Der alte Herr war im nordrhein-westfälischen Ahlen erst vor eine Laterne gefahren und dann davongefahren, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Zeugen hatten das beschädigte Auto bemerkt, dessen Fahrer ihnen zuvor durch eine unsichere Fahrweise aufgefallen war. Der Polizei konnte der Mann keinen Führerschein zeigen: Diesen habe er schon vor zwei Jahren freiwillig abgegeben. Mit dem Auto sei er gefahren, weil er etwas habe erledigen wollen, gab der Hochbetagte zu Protokoll. Alter schützt vor Strafe nicht, zitierte die Polizei eine Altersweisheit. Der Senior muss sich nun wegen Unfallflucht und Fahrens ohne Fahrerlaubnis verantworten.
1Panorama
Die milden Temperaturen führten zu einem Ausgabenrückgang bei Bekleidung und Energie. Das Wachstum dürfte trotzdem nur leicht zurückgehen. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Ex-Premier Nuri al-Maliki macht seinem Nachfolger das Leben schwer. Allerdings beging auch Abadi schwere politische Fehler. Bagdad/Wien – Als der irakische Premier Haidar al-Abadi Mitte August seine Reformpläne für den Staatsapparat verkündete, war ihm nationale und internationale Zustimmung sicher: Besonders die Absicht, mit dem konfessionell-ethnischen – sunnitisch-schiitisch-kurdischen – Proporz bei der Vergabe von Posten in Politik und Verwaltung aufzuräumen, wurde als Bruch mit den üblen Angewohnheiten der Post-Saddam-Ära gelobt. Der erste Schritt Abadis war gleich die Abschaffung der Posten der drei Vizepräsidenten, darunter seines Vorgängers als Premier, Nuri al-Maliki. Zu Wochenbeginn hat nun das Parlament in Bagdad, das sich im August noch ohne Gegenstimme für die Reformen aussprach, Abadi die Autorisierung dafür entzogen: keine Maßnahmen mehr ohne vorherige Absegnung im Abgeordnetenhaus. Damit bekommt der Premier die Rechnung dafür präsentiert, dass er verabsäumte, sich für seine radikalen Reformpläne politische Verbündete zu suchen. Er hatte sich auch – etwa bei der Abschaffung von Posten – über die irakische Verfassung hinweggesetzt. Auch ein Misstrauensantrag gegen Abadi ist nicht mehr ausgeschlossen. Einer der jüngsten Reformvorschläge, ein völlig neues Gehaltsschema für Staatsangestellte, ging sogar Abadis großem Protektor in der heiligen schiitischen Stadt Najaf, Ayatollah Ali Sistani, zu weit. Im Sommer 2015 hatte der 85-jährige Mullah mit seinen Predigten (die er nicht mehr selbst hält, sondern halten lässt) die Regierung erst auf Reformkurs gebracht. Nach Demonstrationen gegen die schlechte Infrastruktur, vor allem den Strommangel, in mehreren irakischen Städten hatte Sistani Abadi zum Handeln aufgefordert. Dieser reagierte mit seinem radikalen Sparkurs. Das Budget ist durch den niedrigen Ölpreis und durch die Kosten des Kriegs gegen den Islamischen Staat schwer belastet, und die Korruption im Apparat ist endemisch. Bei der neuen politischen Krise im Irak geht es jedoch um viel mehr als um die Staatsfinanzen. Befürchtungen haben sich bestätigt, dass der von Abadi entlassene Maliki – der schon den Premiersposten 2014 nur unter großem Druck zugunsten Abadis räumte – nun mehr denn je gegen ihn agitiert. Beide sind aus derselben Partei, der schiitisch-religiösen Dawa, die sich immer mehr in eine pragmatische Abadi-Fraktion und jene Malikis, die sich zunehmend dem Einfluss iranischer Hardliner zu öffnen scheint, spaltet. Das zieht den ganzen Rechtsstaats-Parteienblock – der größte Block im Parlament, dessen größte Partei wiederum die Dawa ist – in Mitleidenschaft. Einer der Streitpunkte ist etwa die jüngste Ernennung eines Generalsekretärs des Ministerrats durch Abadi: Der neue Mann, Emad Khersan, steht im Ruf, gute US-Beziehungen zu haben und ist deshalb für die Iran-Fraktion inakzeptabel. Offenbar rechnet sich Maliki, der von 2006 bis 2014 Premier war und gegen Ende immer autokratischer regierte, Chancen auf ein Comeback aus. Es gibt sogar Milizen, die die Forderung nach einer dritten Amtszeit Malikis im Namen tragen. Das spielt darauf an, dass Maliki die Wahlen 2014 gewann und dann dennoch nicht Premier bleiben konnte. Abadis Problem ist die Mächtigkeit der Milizen, die im Kampf gegen den Islamischen Staat unverzichtbar sind. Nur ein Teil gilt als vom Iran unbeeinflusst, etliche beziehen sich direkt auf den Kommandeur der iranischen Al-Quds-Brigaden, Ghassem Soleimani. Ayatollah Sistani fordert hingegen immer wieder ein irakisches Gewaltmonopol über die Milizen ein. Der Geistliche, der die iranische Provinz Sistan im Namen trägt und lange keinen irakischen Pass besaß, gilt vielen als Bollwerk gegen den iranischen Einfluss. So soll er einen Brief an den religiösen Führer des Iran, Ali Khamenei, geschrieben haben, in dem er sich über Soleimani beklagte, der sich im Irak nicht wie ein Gast im Ausland betrage. Allerdings greift der gesellschaftlich äußerst konservative Sistani dadurch – völlig gegen seine Tradition, die ihn als Quietisten definiert – immer mehr direkt in die Tagespolitik und sogar in Sicherheitsfragen ein. Sistanis Draht zur Regierung wird durch seinen Sohn Rida Ali aufrechterhalten, der regelmäßig mit Abadi telefonieren soll. Andererseits gibt es auch die Sorge, was nach Sistani kommt: Ob der mächtigste Mullah wieder einer sein wird, der nicht will, dass der Irak zum Hinterhof des Iran verkommt.
2International
"Mittelfristig kann es auch sein, dass die Länder, die jetzt gegen eine Verteilung sind, bereit sind Flüchtlinge aufzunehmen". Wien – Ohne einen Stopp der Migration nach Westeuropa werden die EU-Staaten nach Einschätzung von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) nicht zu einer gleichmäßigeren Verteilung von Flüchtlingen bereit sein. Daher müsse man verhindern, dass Menschen weiterhin von Griechenland nach Westeuropa reisten, sagte Kurz am Samstag der Deutschen Presse-Agentur im Hinblick auf den Türkei-EU-Sondergipfel. Mittelfristig kann es auch sein, dass die Länder, die jetzt gegen eine Verteilung sind, bereit sind Flüchtlinge aufzunehmen, sagte der Minister. Solange aber ein so hoher Zustrom besteht, und solange sich die Staaten auch bewusst sind, dass aufgrund solch einer Politik immer mehr Menschen kommen werden, solange ist auch eine Verteilung unrealistisch, so Kurz. Jüngste Aussagen von EU-Ratspräsident Donald Tusk und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht Kurz als Bestätigung für den Kurs Österreichs und einiger Balkanstaaten, der zu einem Rückstau Zehntausender Flüchtlinge in Griechenland geführt hat. Tusk hat diese Woche Migranten abgeraten, nach Europa zu kommen, während Merkel sich gegen das Durchwinken entlang der Migrationsroute ausgesprochen hat. All das ist meiner Meinung nach endlich eine Politik, die in die richtige Richtung geht, sagte Kurz. Das Weiterleiten von Flüchtlingen in Europa ist nach den Worten des deutschen Innenministers Thomas de Maiziere beendet. Die Politik des Durchwinkens ist jetzt vorbei und muss vorbei bleiben, sagte de Maiziere der Passauer Neuen Presse vom Samstag. Diese Politik habe unter anderem in Griechenland begonnen, und die Balkanstaaten hätten dies übernommen. Das geht vor allem zulasten Deutschlands, sagte de Maiziere. Wie schon Bundeskanzlerin Angela Merkel machte der CDU-Politiker deutlich, Deutschland werde Griechenland keine gestrandeten Flüchtlinge abnehmen. Angesichts der Hilfe, die andere Staaten geleistet haben, erscheint das für Griechenland nicht unzumutbar, sagte de Maiziere. Nach den Dublin-Regeln müssten Asylverfahren ohnehin in dem EU-Staat stattfinden, in dem die Flüchtlinge ankämen. Gleichwohl sei Griechenland in einer schwierigen Lage. Der Minister verwies auf ein Hilfspaket der EU-Kommission im Umfang von 700 Millionen Euro, mit dem auch Griechenland geholfen werden solle. Deutschland werde Athen etwa mit dem Einsatz des Technischen Hilfswerks helfen. De Maiziere forderte die Türkei vor den für Montag geplanten Gesprächen mit der EU auf, aus Griechenland kommende Migranten wieder zurückzunehmen. Die EU werde aber auch die Türkei entlasten müssen und ihr Flüchtlingskontingente abnehmen.
1Panorama
Heiko Heinisch über das Problem mit dem Islam, paternalistische Linke und Mobbing gegen Mädchen ohne Kopftuch. STANDARD: Sie haben in einem Artikel für das Magazin The European geschrieben: Wir haben ein Problem mit dem Islam. Wir alle, die wir in freien und offenen Gesellschaften leben wollen, unabhängig von unserer Religion oder Weltanschauung. Was ist das Problem? Heiko Heinisch: In den islamischen Gesellschaften beobachten wir seit knapp 40 Jahren einen Vormarsch islamistischer Kräfte, die eine Umgestaltung der Gesellschaft nach islamischen Kriterien, also so etwas wie einen islamischen Staat, durchsetzen wollen. Den Startschuss gab die Revolution im Iran, die auch auf die mehrheitlich sunnitischen Länder wirkte. Vor allem Saudi-Arabien finanziert weltweit islamistische Propaganda, aber auch Katar und die Türkei unter Erdogan propagieren einen politisierten Islam, der sich in den letzten Jahrzehnten zum Mainstream entwickelt hat. Das färbt selbstverständlich auch auf die islamischen Verbände in Europa ab, die überwiegend ebenfalls einen politisierten Islam repräsentieren – das ist unser Problem. STANDARD: Was ist dagegen zu tun? Heinisch: Zunächst sollte man dem Islamismus genauso begegnen wie anderen radikalen politischen Ideologien und ihn nicht unter dem Oberbegriff Religion quasi unter den Schutz der Religionsfreiheit stellen. Man muss klar sagen, ja, Religionsfreiheit besteht, Gläubige können bei uns ihre Religion frei ausleben, aber der Ideologie und den damit verknüpften politischen Ansprüchen müssen wir etwas entgegenstellen und gleichzeitig die Kräfte stärken, die für liberalere Ausprägungen der Religion eintreten. STANDARD: Sie haben mit Nina Scholz das Buch Europa, Menschenrechte und Islam – ein Kulturkampf? verfasst. Ist es ein Kulturkampf? Heinisch: Ja, ein Kulturkampf, der auch in Europa ausgetragen wird, aber eben kein Kampf zwischen dem Westen und dem Islam, sondern ein Kampf zwischen denen, die für freie Gesellschaften und die Werte der Aufklärung eintreten, und jenen, die totalitäre Systeme wollen, ob, wie die Islamisten, unter religiösem Vorzeichen oder unter nationalem, wie die diversen rechtspopulistischen Parteien, die ebenfalls keine freie Gesellschaft zum Ziel haben. STANDARD: Sind der Islam und Demokratie vereinbar? Heinisch: Das halte ich prinzipiell für genauso möglich wie beim Christentum. Es gibt diesen Irrglauben, der Islam habe keine Aufklärung durchgemacht. Das Christentum hat auch keine Aufklärung durchgemacht, sondern die europäischen Gesellschaften. Auf diesem Weg wurden die kirchlichen Autoritäten quasi gezwungen, das nachzuvollziehen. So gesehen brauchen die islamischen Gesellschaften eine Aufklärung und nicht der Islam. STANDARD: Wer soll die islamischen Gesellschaften aufklären? Heinisch: Liberale Denker und Gruppen, die es auch in der islamischen Welt gibt, die aber zurzeit leider auf recht verlorenem Posten stehen. Umso wichtiger ist es, diesen Kräften in Europa mehr Freiraum zu schaffen, weil sie nur hier die Freiheit finden, um ihre Theorien ausbreiten und diskutieren zu können. Stattdessen passiert dann häufig das, was dem Algerier Kamel Daoud in Frankreich gerade passiert ist: Er muss sich von linken Intellektuellen einen Shitstorm gefallen lassen, weil er seine eigene Gesellschaft kritisiert hat. STANDARD: Würden Sie sagen, linke Intellektuelle in Europa haben in der Auseinandersetzung mit dem Islam ein blindes Auge und wollen bestimmte Dinge nicht sehen? Heinisch: Große Teile der Linken, ja. Die sehen nur die unterdrückte Minderheit vor sich und nicht einzelne freie Bürger, und sie glauben immer, sie müssen diese Gruppe beschützen. Das ist ein paternalistischer Blick auf die anderen. Sie erklären sich zur Schutzmacht der Muslime in Europa und verteidigen dabei zum Teil eben auch Gruppen und Ideologien, die ihnen ansonsten sehr fernstehen müssten, was ihnen aber offensichtlich nicht mehr auffällt. STANDARD: Was leiten Sie vor diesem Hintergrund ab für den Umgang mit den Flüchtlingen? Heinisch: Wir müssen vieles anders machen als in den letzten 50 Jahren. Da herrschte in ganz Europa – in einigen Staaten mehr, in anderen weniger – so etwas wie Laissez-faire. Zwar wurde die multikulturelle Gesellschaft bejubelt, aber man hatte kein wirkliches Interesse an den anderen, man hat sie nicht wirklich als Mitglieder der Gesellschaft betrachtet. In Belgien etwa leben viele Einwanderer in ihrem Stadtviertel und konnten dort weitgehend tun, was sie wollten. Die lassen uns in Ruhe, wir sie. Dahinter verbirgt sich ein Denken in Kollektiven: Wir und Die. Wir müssen anfangen, uns alle als eine Gesellschaft zu begreifen und Probleme in bestimmten Gruppen als gesamtgesellschaftliche Probleme wahrnehmen. STANDARD: Was dürfen oder müssen wir Flüchtlingen abverlangen? Heinisch: Wir müssen ihnen sagen, was bei uns möglich ist und was nicht. Wir müssen ihnen unsere Gesellschaft erklären und die Werte vermitteln, auf denen sie basiert – und ihnen dabei auch immer mitvermitteln, welche Vorteile sie selbst davon haben, etwa dass sie hier Sachen machen können, für die sie wahrscheinlich in ihrer Heimat verfolgt worden wären. STANDARD: Also ihnen auch vermitteln, dass sie auf bestimmte Dinge, die sie aus ihrer Heimat oder Religion mitbringen, verzichten müssen, wenn sie hier leben wollen? Heinisch: Ja, das müssen wir. Es gibt Dinge, die sie hier so nicht leben können wie in ihrer Heimat. STANDARD: Zum Beispiel? Heinisch: Das fängt an bei den sogenannten arrangierten Ehen, die zum Großteil Zwangsehen sind. In Europa hat eine junge Frau das Recht, nicht zu heiraten, wenn sie nicht will, und sie hat das Recht, ihren Partner auszusuchen, und zwar unabhängig davon, ob sie in eine muslimische Familie geboren wurde oder in eine andere. An diesem Punkt spießen sich einem Kollektiv zugestandene Rechte mit den individuellen Freiheitsrechten: Wenn ich dem Kollektiv arrangierte Ehen zugestehe, dann entziehe ich den Mitgliedern dieses Kollektivs Freiheitsrechte. STANDARD: Apropos Werte. Die Regierung setzt auf achtstündige Wertekurse. Genügt das? Heinisch: Das ist ein Einstieg. Es sollte aber ein dauerhaftes Projekt für jeden Flüchtling sein. Mir stellt sich etwa die Frage, warum die Deutschkurse nicht dazu genutzt werden, gleichzeitig Werte und das Leben in unserer Gesellschaft zu vermitteln? Noch besser wäre ein System wie in Kanada, wo Neueinwanderer einen Integrationslotsen bekommen, der ihnen das alltägliche Leben erklärt. Da gehts oft um Kleinigkeiten, etwa wie löse ich ein Ticket am Fahrscheinautomaten? Aber auch um Hilfe bei der Arbeitsplatzsuche, beim Spracherwerb und eben auch um das Vermitteln des Rechts- und Wertesystems. Über ein Jahr hinweg werden die Neueinwanderer in die Gesellschaft eingeführt. STANDARD: Sie schreiben auch über das Kopftuch: Wie stehen Sie dazu? Heinisch: Prinzipiell hat eine Frau natürlich ein Recht, ein Kopftuch zu tragen, so wie sie das Recht hat, sich einen Irokesenschnitt zu schneiden. Ich halte allerdings nichts davon zu sagen, das Kopftuch sei nur ein Modeaccessoire oder bloßes religiöses Symbol. Es wird von politischen islamischen Organisationen als politisches Symbol benutzt. Bei Kindern in der Schule und noch mehr im Kindergarten habe ich ein ernsthaftes Problem damit, denn ich kenne mittlerweile nicht nur aus Berlin, sondern auch aus Wien Beispiele, dass es muslimischen Mädchen an manchen Schulen schon fast nicht mehr möglich ist, ohne Kopftuch zu kommen, weil sie dann gemobbt werden. Da müssen wir eine Grenze ziehen und die schützen, die zum Kopftuch gezwungen werden, eventuell auch dadurch, dass wir in gewissen Räumen die anderen dazu zwingen, kein Kopftuch zu tragen. STANDARD: Würden Sie im Kindergarten und in der Volksschule also für ein Kopftuchverbot plädieren? Heinisch: Ja. Die Schule sollte ein kopftuchfreier Raum sein. Zumindest für die Schülerinnen würde ich aus einem einfachen Grund für ein Verbot eintreten: Es mag sehr viele Mädchen geben, die freiwillig ein Kopftuch tragen, aber es gibt wahrscheinlich mehr, die es nicht freiwillig tragen. Von denen hören wir nur weniger, weil sie in den Medien nicht vorkommen, schlicht und einfach weil ein Mädchen, das zum Kopftuchtragen gezwungen wird, einer Zeitung kaum ein Interview geben kann. Um diese Mädchen zu schützen, gibt es nur eine Möglichkeit: kein Kopftuch in der Schule. Dann haben Mädchen die Möglichkeit, das Leben auch einmal ohne Kopftuch wahrzunehmen – zumindest in diesem geschützten Raum.
5Inland
Brasiliens Präsidentin hat die Abstimmung über die Abwendung eines Amtsenthebungsverfahrens verloren. Das weiße Gebäude des brasilianischen Kongresses leuchtet schon von weitem. Es steht am Ende der sogenannten Monumentalachse, einer der zentralen Straßen in der Hauptstadt Brasília. Die herausgehobene Lage soll die Macht des Parlaments verdeutlichen. Auf der Rasenfläche vor dem Gebäude fanden schon hunderte Demonstrationen statt. Doch dieses Mal ist das Gelände gesperrt. Die verfeindeten Lager der Gegner und Befürworter einer Amtsenthebung von Präsidentin Dilma Rousseff trennen mehrere hundert Meter – und ein zwei Meter hoher Metallzaun. Wie konnte es nur so weit kommen?, ist darauf zu lesen. Der Zaun steht auch für die tiefe Spaltung der brasilianischen Gesellschaft. In einem Mammutverfahren beriet das Abgeordnetenhaus ab Freitag über den Sturz der Staatschefin. Am Sonntagabend (Ortszeit) fand dann die entscheidende Abstimmung statt. Ausgelassene Karnevalsstimmung herrscht bei den zehntausenden Demonstranten gegen Rousseff. Bei jeder einzelnen Stimmabgabe gegen die Präsidentin bricht lautstarker Jubel aus. Wir sind hier, um die Demokratie zu verteidigen, rufen hingegen auf der anderen Seite Gewerkschafter und Mitglieder von sozialen Bewegungen in die Mikrofone der aufgebauten Kameras. Sie campieren hier seit Tagen in Zelten und hoffen noch auf ein Wunder. Die Stimmung außerhalb wie innerhalb des Kongresses ist generell angespannt und wird von Tumulten begleitet. Im Abgeordnetenhaus muss die schließlich mehr als fünfstündige namentliche Abstimmung mehrfach unterbrochen werden. Oppositionsabgeordnete haben sich die brasilianische Flagge umgebunden, werfen Konfetti in die Luft und rufen Dilma raus!. Mit jeder Stimme schwindet die Hoffnung der Regierungskoalition. Am Ende haben 367 Abgeordnete mit Ja, 137 mit Nein votiert – eine Zweidrittelmehrheit also. Jetzt muss noch der Senat entscheiden. Da dort nur die einfache Mehrheit notwendig ist, gilt das Votum als sicher. Laut Verfassung wird Rousseff dann bis zu 180 Tage – die Zeit der Ermittlungen – vom Amt suspendiert. Die Macht übernimmt Vizepräsident Michel Temer von der rechtsliberalen PMDB, einer von Rousseffs größten Widersachern. Was genau Brasilien in den nächsten Wochen erwartet, ist ungewiss. Sicher ist aber, dass weder Temer noch eine aus Vertrauten zusammengezimmerte Interimsregierung das Land aus der politischen Sackgasse führen kann. Die PMDB gilt als Inbegriff politischer Dekadenz. Seit mehr als 30 Jahren ist sie in verschiedenen Regierungskoalitionen an der Macht und versorgt sich und ihre Freunde mit Posten und Privilegien. Vorschläge zur Überwindung der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten waren von Temer bisher noch nicht zu hören. Die Herren seien nur mit Waffengewalt aus der Regierung zu entfernen, lästerte jüngst der Kolumnist Elio Gaspari in seinem Blog. João Pedro Stédile, Ikone der sozialen Bewegungen, mobilisiert bereits die Massen gegen eine neue Regierung und ruft zum Generalstreik auf. Wir werden die Produktion, den Verkehr und den öffentlichen Dienst zum Stillstand bringen! Die Bourgeoisie wird keinen Frieden bekommen! Schon einmal, vor 24 Jahren, wurde gegen den damaligen Präsidenten Fernando Collor de Mello ein Impeachment angestrengt. Am Ende trat er zurück – was Rousseff aber für sich kategorisch ausschließt. Ich werde bis zur letzten Minute kämpfen, kündigte die ehemalige Guerillera an. In den Stunden des Untergangs wurde ihr Vorgänger Luiz Inácio Lula da Silva zum engsten Verbündeten. Seit Wochen versuchte er, unsichere Abgeordnete mit Posten und Versprechungen zu ködern – doch beide haben die Wechselstimmung im Land offenbar zu lang ignoriert. Mit dem Abgang von Rousseff verliert nicht nur die Linksbewegung in Lateinamerika an Einfluss. Auch die Hoffnung, Brasilien könnte zum Sprachrohr der Schwellenländer werden, muss vorerst begraben werden. Bis 2013 galt Brasilien als aufstrebende Supermacht. Innerhalb von zehn Jahren wuchs die Wirtschaftsleistung um 64 Prozent, die Armut wurde halbiert. Es seien genau diese Menschen, die sich jetzt ihrer Zukunft beraubt sehen, meint der Soziologe Renato Meirelles: Die wirkliche Krise ist eine Vertrauenskrise. Die Mehrheit der Brasilianer sieht kein Licht am Endes des Tunnels, weder mit der Regierung noch mit der Opposition. Auf die Frage, wer das Land aus der Krise führen kann, hätten rund 90 Prozent keine Ahnung. Der einzige Name, der genannt wird, ist Papst Franziskus, sagt Meirelles. Aber der ist Argentinier.
2International
Offizieller Start von A1 Now noch heuer: 3.000 Filme und Serien, 40 TV-Sender und Aufnahmefunktion. Die Telekom Austria macht mit ihrem angekündigten Streamingdienst Ernst. Diese Woche hat der Telekomkonzern den Betatest von A1 Now begonnen, 1.000 ausgewählte User sollen den Dienst einen Monat lang testen. Auf Netflix und Co. kommt damit in Österreich demnächst neue Konkurrenz zu. A1 Now soll aber keine reine Online-Videothek sein, sondern auch 40 TV-Sender im Stream übers Internet anbieten. A1 Now soll über Apps und den Internetbrowser am PC abrufbar sein. Vorerst gibt es Apps für Android und das Apple-Betriebssystem iOS. Die Telekom plant, über A1 Now bis Jahresende rund 3.000 Filme und Serienerfolge anzubieten. Herzstück des A1-Angebots ist ein sogenannter Cloud Recorder. Dieser zeichnet das gesamte TV-Programm eine Woche lang auf. Nutzer können so verpasste Sendungen bis zu sieben Tage lang nachholen. Persönliche Aufnahmen im Umfang von zehn Stunden sollen drei Monate lang gespeichert werden. Der Cloud Recorder von A1 Now erinnert an die Recall-Funktion des Schweizer TV-Streaminganbieters Zattoo, dessen Angebot in Österreich aber nicht verfügbar ist. A1 Now soll den Plänen zufolge das bestehende Fernsehangebot A1 TV nicht ersetzen. A1 Now sei ein Over-The-Top-Streamingdienst und könne von allen Österreichern unabhängig vom Netzbetreiber angemeldet werden, erklärte die Telekom zum Start des Betatests. Der genaue Starttermin sowie Preise sind noch nicht bekannt. Konkurrent UPC kündigte im STANDARD-Interview einen Netflix-ähnlichen Dienst für Österreich für die erste Hälfte 2016 an – möglicherweise in Kooperation mit Netflix. (APA, red, 19.8. 2015)
0Web
US-Präsident will gegen Hacker vorgehen: "Müssen mindestens so stark sein wie Angreifer". Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
2International
WM-Leader souverän, Weltmeister mit Problemen, Ricciardo starker Zweiter, Räikkönen Dritter. Shanghai – Mit einer überragenden letzten Runde hat sich WM-Leader Nico Rosberg am Samstag im Qualifying für den Formel-1-Grand-Prix von China in Shanghai an die Spitze gesetzt. Der Deutsche startet am Sonntag mit seinem Mercedes von der Poleposition, hinter ihm geht überraschend Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo ins Rennen. Lewis Hamilton schied bereits in Q1 aus, auch für Ferrari setzte es einen Dämpfer, der aber moderat ausfiel. Somit gibt es in Shanghai ein Qualifying-Ergebnis mit Seltenheitswert. Erstmals seit dem Singapur-Grand-Prix im vergangenen September stehen die beiden Mercedes nicht gemeinsam in der ersten Startreihe. Hamilton konnte aufgrund eines Problems mit dem System zur Energie-Rückgewinnung (ERS) keine gezeitete Runde drehen und kam erstmals seit 27 Rennen nicht in die entscheidende dritte Phase des Qualifyings. Der dreifache Weltmeister, der in China schon viermal gewonnen hat, wird das Rennen am Sonntag (8.00 Uhr MESZ, live ORF eins, RTL und Sky) von der letzten Startreihe aus in Angriff nehmen. Mehr erwartet hatte man sich auch bei Ferrari, zumal die Scuderia in zwei von drei Freien Trainings Bestzeit markiert hatte. Im Qualifying mussten sich Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel aber mit den Plätzen drei bzw. vier begnügen. In der dritten Reihe lauern Williams-Fahrer Valtteri Bottas sowie Daniil Kwjat im zweiten Red Bull. Ich habe auch heute wieder eine gute Runde erwischt, da musste schon alles passen, meinte Rosberg, der die bisherigen zwei Saisonrennen in Australien und Bahrain gewonnen hatte. Ferrari war schon sehr nahe dran an dem Wochenende. Natürlich, der große Kampf hat jetzt nicht stattgefunden, daher bin ich nicht euphorisch. Aber es ist der beste Startplatz für morgen. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff lobte seinen Schützling: Der Nico hat am Ende eine rausgezaubert, die war unschlagbar. Für Rosberg war es die 23. Poleposition in seiner Karriere und die erste in dieser Saison. Würde er auch in Shanghai triumphieren, wäre es sein sechster Sieg in Serie. In der WM-Wertung liegt er 17 Punkte vor seinem Teamkollegen Hamilton, dessen Rückversetzung um fünf Plätze wegen eines Getriebewechsels nun nicht schlagend wird. Der zweite große Gewinner des Tages war Red-Bull-Hoffnungsträger Ricciardo, der am Ende eine halbe Sekunde hinter Rosberg blieb, sich aber vor dem Ferrari-Duo behauptete. Wir haben in Q2 ein bisschen mehr Speed gefunden. Ich bin mir nicht sicher, wo der hergekommen ist. Zweiter ist ziemlich stark. Wir haben das nicht erwartet, sagte der Australier. Zuletzt war ein Red-Bull-Bolide am 20. September 2015 in Singapur in der ersten Reihe gestanden. Auch damals war Ricciardo nach dem Qualifying Zweiter. Ich bin wirklich geschockt. Sich hier in der ersten Reihe zu qualifizieren, ist eine unglaubliche Leistung, jubelte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Wir sind überrascht, aber natürlich überglücklich, meinte auch Motorsport-Konsulent Helmut Marko, der sich zusätzlich über die starke Performance der beiden Toro Rosso freute. Carlos Sainz Jr. belegte vor Max Verstappen Rang acht. Im Rennen sind wir normalerweise stärker, eigentlich sollten wir morgen ein Podium schaffen, meinte Marko voller Optimismus. Das dritte Freie Training am Samstagvormittag hatte angesichts von heftigem Regen unter erschwerten Bedingungen stattgefunden. Im Qualifiyng, das erstmals in diesem Jahr wieder nach dem alten Modus ausgetragen wurde, präsentierte sich die Strecke aber weitgehend trocken. Zum Verhängnis wurde Manor-Pilot Pascal Wehrlein allerdings eine nasse Stelle unter der Unterführung auf der Start-Ziel-Geraden. Darunter versteckte sich nämlich eine Bodenwelle, weshalb der Formel-1-Debütant aus Deutschland von der Strecke flog. Im Anschluss daran wurde die erste Session für rund 20 Minuten unterbrochen. Die Crew von Hamilton konnte den technischen Defekt an seinem Boliden nicht rechtzeitig beheben. Der Brite kehrte ohne gültige Rundenzeit wieder an die Box zurück. Es ist natürlich unglücklich, aber für uns sind diese Dinge ein Test. Ich kann daraus lernen, sagte Hamilton. Für das Rennen gab er sich dennoch zuversichtlich: Das Auto ist schnell. Hoffentlich bekommen sie das bis morgen hin.
4Sport
Michael Häupl möchte den Wienern ein FPÖ-Experiment ersparen, Vassilakou will der SPÖ "Feuer unter dem Hintern" machen. Wien – Die alten Austropop-Hadern der Live-Band waren gerade erst verklungen, da gab es im vollen Festzelt vor der SPÖ-Parteizentrale in der Löwelstraße nur noch zwei bestimmende Themen: Flüchtlinge sowie die FPÖ mit Heinz-Christian Strache. Bürgermeister Michael Häupl wiederholte bei der Abschlussveranstaltung der Sozialdemokraten vor der Wien-Wahl am Sonntag die vom FPÖ-Spitzenkandidaten geäußerte Überzeugung, wonach Krieg kein Asylgrund sei. Häupl zeigte sich über diese Aussage fast dankbar: Das ist am treffsichersten auf den Punkt gebracht, was uns unterscheidet. Häupl attestierte Strache Herz-, Seelen- und Charakterlosigkeit und schwor die Anhänger ein, bis zum Sonntagabend um jeden Wähler zu kämpfen. Der Verantwortung für Flüchtlinge komme Wien weiterhin nach, die Herausforderung werde man gemeinsam bewältigen. Ein Zitat der deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gelte in dieser Sache auch für den roten Häupl: Wir schaffen das. Das Experiment einer Regierungsbeteiligung der FPÖ wolle Häupl den Wienern ersparen – und sprach damit Unentschlossene und auch wechselwillige SPÖ-Wähler an. Vermutungen, wonach mit anderen Wiener SPÖ-Vertretern an den Schalthebeln Rot-Blau möglich wäre, stellte Häupl entschieden in Abrede. Es hängt nicht am Michi Häupl alleine. Die Wiener Sozialdemokraten wollen mit einer Truppe, wie sie die Wiener Freiheitlichen darstellen, keine Regierungszusammenarbeit. Bei der grünen Abschlusskundgebung waren sich die beiden Aushängeschilder der Partei am Freitag nicht ganz einig: Eva Glawischnig, die Chefin der Bundes-Grünen, will beim Auftakt zum Abtakt des Wahlkampfes schon in einige müde Gesichter geblickt haben. Die Wiener Spitzenkandidatin und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou resümierte hingeben beim Blick in die versammelte Menge von Funktionären und Sympathisanten: Es schaut so aus, als würden wir heute in den Wahlkampf starten. Tatsächlich steht für die Grünen einiges auf dem Spiel. Die prognostizierten Verluste der SPÖ und Zugewinne der FPÖ könnten viele noch unentschlossene Wähler dazu bringen, für Rot oder Blau zu votieren. Davor warnte Glawischnig auf dem als Bar genutzten Dachgeschoß eines Wiener Hotels eindringlich. Man solle sich nicht von einem Duell aus taktischen Gründen in die Irre leiten lassen. Nur mit den Grünen gebe es die Fortsetzung eines Projekts, das die Stadt belebt hat. Für Vassilakou selbst geht es bei der Wien-Wahl am Sonntag auch um das politische Überleben. 12,6 Prozent erreichten die Grünen bei der Wahl 2010. Bei einem Minus hat sie angekündigt, zurückzutreten. Selbst innerhalb der Partei zeigten sich Vertraute von der riskanten Ansage entsetzt. Denn mittlerweile – und mit dem Hintergrund der Flüchtlingsthematik und der Zuspitzung des rot-blauen Duells – sehen Umfragen die Grünen stagnieren. An das ausgerufene Wahlziel, das beste Ergebnis aller bisherigen Zeiten in Wien zu erreichen, glauben nicht einmal mehr die parteiinternen Optimisten. 2005 schafften die Grünen 14,6 Prozent. Den selbst gemachten Druck lässt sich Vassilakou nach außen aber nicht anmerken. Für sie hat Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) die Wahl trotz Verlusten bereits gewonnen, prophezeite sie. Wer die Fortsetzung von Rot-Grün wolle, müsse die Grünen, und nur die Grünen wählen. Denn Häupl neige dazu, sich zurückzulehnen, die SPÖ werde selbstsicher bleiben, aber orientierungsloser werden. Es brauche daher die Grünen, die dieser SPÖ und diesem Bürgermeister Feuer unter dem Hintern macht, sagte Vassilakou. Das machen wir, das mache ich. Aber selbst eine erneute rot-grüne Koalition ist laut Wahlbeobachtern bei großen freiheitlichen Zugewinnen noch nicht ganz abgesichert. Die als potenzieller dritter Partner in einer farbenprächtigen Koalition (Rot-Grün-Pink, Rot-Schwarz-Pink) ins Spiel gebrachten Neos müssen um ihren Einzug in den Gemeinderat laut Umfragen aber noch kämpfen. Am Freitag feierten sie am Nachmittag ih ren Wahlkampfabschluss auf dem Schwedenplatz, wo mehr pinke Luftballons als Leute zu sehen waren. Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger versprach, dass es keinen Bürgermeister Strache geben werde: Wenn wir drinnen sind, geht sich das nicht aus. Sie sei überzeugt, dass die Zeitungen am Montag ziemlich blau, aber auch pink sein werden. Lob habe sie in den letzten Tagen für ihren Auftritt in der TV-Elefantenrunde geerntet: Viele Menschen haben mich angesprochen und gesagt, wie gut es sei, dass jemand aufzeigt, wie korrupt die Stadt sei. FPÖ-Parteichef Strache legte nach dem Wahlkampfabschluss am Donnerstagabend am Freitag mit einer Pressekonferenz nach. Er hoffte auf ein Drittel der 100 Sitze im Landtag, womit die Freiheitlichen Verfassungsänderungen blockieren könnten. Neos vermuten SPÖ hinter Diesmal den Häupl-Inseraten Nach dem gefakten Büro-Inserat der ÖVP inklusive Handynummer von Neos-Parteichef Matthias Strolz haben die Pinken am Freitag die nächsten Einschaltungen ins Visier genommen. Konkret geht es um Anzeigen der Privatinitiative Strache verhindern, die – ob des angeblich drohenden Sieges der FPÖ – zum taktischen Wählen der SPÖ aufruft. Die Neos vermuten die SPÖ hinter der Aktion, diese dementiert. Wir vermuten, dass die SPÖ direkt dahinter steckt, sagte die Wiener Neos-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger in einer Pressekonferenz. Sollte dies so sein, handle es sich um Steuergeld und müsse offengelegt werden. Abgesehen davon wäre die Message, diesmal halt doch den Häupl zu wählen, eine Bankrotterklärung der Roten. Denn damit kommuniziere man, dass es offenbar keinen Grund mehr gebe, die Sozialdemokraten zu wählen – außer der geschürten Angst vor FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache. Aufwachen mit Strache Die Guerilla-Inserate waren am Mittwoch erstmals aufgetaucht und sind mit den jeweiligen Parteifarben unterlegt. Ich find es toll, dass es neue Parteien wie die Neos gibt und würde sie am Sonntag auch wählen. Aber bevor ich in einer Stadt aufwache, in der Strache die Nummer 1 ist, wähle ich lieber den Häupl, wird etwa ein Konrad G., 41, Architekt, 1180 Wien in weißen Lettern auf pinkem Hintergrund zitiert. Ähnliche Aussagen adressieren auch die Grün- oder Nicht-Wähler. In der Wiener SPÖ beteuert man, mit den Anzeigen nichts zu tun zu haben. Mir ist nichts bekannt, dass das von uns kommt. Wir rätseln selbst, so Kommunikationschef Hannes Uhl zur APA. Man kenne auch die Initiative nicht. Sollte tatsächlich eine Privatinitiative dahinter stecken, dann will ich wissen, wer das ist, pochte Meinl-Reisinger auf Offenlegung. Denn derlei Konstruktionen eigneten sich auch zum Verstecken von Parteigeldern beziehungsweise zur Umgehung der Wahlkampfkostenbegrenzung. Laut Berechnungen der Neos beläuft sich das bisherige Volumen der kritisierten Inserate auf rund 100.000 Euro.
5Inland
Mann lehnte sich gegen Autotür und fiel auf Straße – Leicht verletzt. München – Während der Fahrt hat eine Autofahrerin in München ihren Ehemann aus dem Wagen verloren. Wie die Polizei am Montag mitteilte, war der 28-Jährige am Vortag vom Beifahrersitz auf die Straße gefallen, weil er sich gegen die Autotür lehnte und diese sich aus zunächst ungeklärten Gründen öffnete. Der Mann wurde nur leicht verletzt, aber ambulant in einem Krankenhaus behandelt. Er war nach Polizeiangaben nicht anschnallt, weil sich der Gurt in der Tür verklemmt hatte. Der Mann hatte deswegen an einer roten Ampel die Tür geöffnet und den Gurt gelöst. Kurz nachdem seine 30 Jahre alte Frau wieder losgefahren war, passierte das Missgeschick.
1Panorama
Die Burg zeigt in Carlo Goldonis Komödie ein konkurrenzloses Ensemble am Werk. Wien – Der Diener zweier Herren ist das Paradestück des Komödienreformers Carlo Goldoni. Die abgenutzten Typen der Commedia dellarte schwirren nur noch wie Geister durch die Szene, Zitate aus einer verklungenen Epoche. Die neue Zeit gehört Gestalten wie Truffaldino (Markus Meyer). Dessen Arbeitsmoral ist wahrhaft modern. Er verdingt sich im schönen Venedig bei zwei verschiedenen Brötchengebern als Lohnsklave, um wenigstens ein einziges Mal zu essen zu bekommen. Not, so lernt man im Burgtheater, macht nicht bloß erfinderisch. Sie zwingt zu physischem Totaleinsatz. Christian Stückls Inszenierung hat die Übersiedlung von Recklinghausen nach Wien heil an Knochen und Konzept überstanden. Sie passt in die laufende Spielzeit wie der Parmesan auf die Pasta. Sie gefällt sich schrecklich gut in ihrer etwas selbstverliebten Derbheit. Sie bietet phasenweise aber auch grandiosen Spaß. Und dann ist da Meyers Truffaldino. Der schuftet in seinem braunen Dreiteiler als die etwas ölige Variante des Charlie-Chaplin-Tramps. Ein staubverkrustetes Café (Bühne: Stefan Hageneier) bildet das venezianische Ambiente. Herrn Pantalones (Peter Simonischek) Tochter soll gerade verehelicht werden. Das Gegenüber ist in Gestalt des Dottore (Johann Adam Oest) die perfekte Verkörperung sämtlicher bürokratischer Sekundärtugenden: Schusseligkeit, Bereitschaft zur moralischen Entrüstung, der Besitz des Zweiten Latinums. In diese Lagune der Korruption verschlägt es zwei Turiner auf der Flucht. Die holde Beatrice (Andrea Wenzl) trägt die Maske des eigenen Bruders. Ihr Liebhaber (Sebastian Wendelin) muss wiederum den tödlichen Anschlag auf den Schwager in spe mit Schnapsorgien sühnen. Sie alle sind kurios Versprengte, die voneinander nichts wissen. Die Pistolen sitzen allzu locker im Hosenbund, die Koffer rutschen, ein Hauch von Hysterie und sozialer Abstiegsangst liegt über dem exakt zwei Mal errichteten und im Kreis gedrehten Café. Truffaldino bleibt nichts anderes übrig. Er muss charmieren und scharwenzeln und kolossale Menüs auftischen, ein Schmachtauge immer auf das Kindermädchen Smeraldina (Mavie Hörbiger) gerichtet, das als vermeintlich keusche Anstandshexe so etwas wie den Glutkern der Aufführung bildet. Simonischek bringt eine wüste Zahnprothese sehr schön zur Geltung. Was Stückls Inszenierung leider zur Gänze entbehrt, ist die leicht schäbige Anmut des Südens, das gleißende Licht Giorgio Strehlers, in dem der Spaß vom Willen zur Erkenntnis durchkreuzt wird. Unterm Strich kann man mit diesem Goldoni aus dem Geist der Depression ganz gut leben. Er zeigt ein konkurrenzloses Ensemble am Werk. Nächstes Jahr dürfen es dann auch wieder Antikenstücke und andere Bedeutsamkeiten sein.
8Kultur
EU-Kommission: Staaten müssen Schengen-System respektieren – Italiens Premier droht mit Ausstellung temporärer Visa. Brüssel/Wien – Im Vorfeld des EU-Innenministertreffens zur Asylproblematik am Dienstag in Luxemburg mehren sich die Rufe nach einer Wiedereinführung von Grenzkontrollen innerhalb der EU. EU-Außenkommissar Dimitris Avramopoulos hat deshalb die Innenminister Frankreichs, Deutschlands und Italiens zu einer Unterredung am Rande der Beratungen gebeten, wie die EU-Kommission am Montag mitteilte. Uns liegen Berichte vor, wonach es Kontrollen an der französischen, österreichischen und Schweizer Grenze geben soll, sagte eine Sprecherin der Brüssler Behörde. Man stehe in Kontakt mit allen betroffenen Staaten, um herauszufinden, wie die Situation vor Ort ist. Die Kommission erinnere jedoch daran, dass die Mitgliedsstaaten den Schengen-Grenzkodex sowie den europäischen Asylkodex zu respektieren hätten. Zuletzt hatte Frankreich die Kontrollen am italienischen Grenzübergang Ventimiglia wiedereingeführt, auch die deutschen Bundesländer Sachsen und Bayern wollten die Kontrollen wieder verstärken, stießen jedoch auf Widerstand vonseiten der deutschen Regierung. Am Sonntag erst hatte der Polizeichef der friaulischen Stadt Udine, Claudio Cracovia, erklärt, die Grenzübergänge nach Österreich und Slowenien vermehrt zu überwachen. Allgemein versuchen die EU-Staaten im Vorfeld der Beratungen am Dienstag den Druck zu erhöhen: Die österreichische Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) erklärte am Freitag keine neuen Asylverfahren mehr durchführen zu wollen. Italiens Premier Matteo Renzi drohte am Montag, temporäre Schengenvisa ausstellen und Schiffen mit Flüchtlingen an Bord nicht länger erlauben zu wollen, in italienischen Häfen vor Anker zu gehen, sollten sich die Innenminister nicht auf eine fairere Aufteilung von Flüchtlingen einigen. Die EU-Kommission hat eine vorübergehende Verteilung von in Italien und Griechenland ankommenden Flüchtlingen nach einer fixen und verbindlichen Quote vorgeschlagen. Viele EU-Staaten wollen sich jedoch lediglich auf einen freiwilligen Verteilungsschlüssel einlassen. Die Vergangenheit hat gezeigt, wie gut freiwillige Systeme funktionieren, sagte eine Kommissionssprecherin dazu am Montag. Daher sind wir für ein verpflichtendes System. Österreichs Innenministerin Mikl-Leitner hat sich zuletzt unter bestimmten Bedingungen für solch eine Quotenregelung ausgesprochen.
1Panorama
Finanzminister: Bürden des Zwangsaustausches können nicht komplett an Banken übertragen werden. Luxemburg/Wien – Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) erwartet beim Ecofin heute in Luxemburg einen Bericht von EZB und EU-Kommission zu dem in Kroatien geplanten Zwangsumtausch von Frankenkrediten in Euro. Vor Beginn des EU-Finanzministerrats am Dienstag bekräftigte Schelling, es kann nicht sein, dass die Bürden komplett den Banken übertragen werden. Dies hätten auch EZB und EU-Kommission bereits so zur Kenntnis genommen. Ich gehe davon aus, dass die heute einen umfangreichen Bericht zu Kroatien vorlegen werden, erklärte Schelling. Bei ähnlichen Vorgangsweisen von Polen sei die Situation völlig anders gewesen. Polen hat sich bisher sehr korrekt verhalten. Auch durch Interventionen von EZB und Kommission, und Polen hat das Gesetz vorerst nicht im Parlament besprochen. In Kroatien ist das völlig anders, die haben das beschlossen, so der Finanzminister. Ich habe von Anfang an gesagt, das ist zu bekämpfen. Der in Kroatien geplante Zwangsumtausch von Franken-Krediten in Euro wird nach letzter Einschätzung der kroatischen Notenbank rund 8 Mrd. Kuna (1,06 Mrd. Euro) kosten. Das ist höher als die ursprünglichen Schätzungen, als man noch von 5,5 bis 6 Mrd. Kuna (730 bis 790 Mio. Euro) ausging. Von der bevorstehenden Zwangskonvertierung sind auch kroatische Töchter großer österreichischer Banken betroffen, die Erste, Hypo Group Alpe Adria und Raiffeisenbank. In einem ersten Rechtsgutachten vor zwei Wochen hatte die EZB Kroatien wegen der Umwandlung von Fremdwährungskrediten bereits gewarnt. In Kroatien haben rund 60.000 Hausbesitzer in Schweizer Währung ausgegebene Darlehen im Volumen von rund 3,5 Mrd. Euro aufgenommen. Sie wollten damit von den niedrigen Zinsen profitieren. Wegen der Aufwertung der Schweizer Währung sind die Kredite jedoch für manche Kreditnehmer unerschwinglich geworden.
3Wirtschaft
Ein Aufreger zu viel: Wolfsburg-Stürmer nach Party-Nacht in Berlin vor Länderspielen gegen England und Italien suspendiert. Wolfsburg – Deutschlands Fußball-Nationalteam-Trainer Joachim Löw hat auf die jüngsten Eskapaden von Max Kruse reagiert und den Stürmer aus dem Aufgebot der Fußball-Nationalmannschaft für die Länderspiele am Samstag in Berlin gegen England (20.45 Uhr ZDF) und drei Tage später in München gegen Italien gestrichen. Schon vergangene Woche habe ich Max Kruse klar gesagt, was ich von ihm erwarte, sowohl auf als auch neben dem Platz. Ich möchte Spieler, die sich auf den Fußball und die EM konzentrieren, auch zwischen den Spielen. Der Vorfall am zurückliegenden Wochenende widerspricht meinen Erwartungen. Max hat sich zum wiederholten Male unprofessionell verhalten. Das akzeptiere ich nicht, sagte Löw. Die Suspendierung betrifft zunächst die beiden bevorstehenden Länderspiele – doch eine Teilnahme Kruses an der EM in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) scheint ausgeschlossen. Die Europameisterschaft im Sommer wirft ihre Schatten voraus, dort haben wir mit der Nationalmannschaft große Ziele. Wir brauchen Spieler, die fokussiert und konzentriert und sich auch ihrer Vorbildrolle bewusst sind, sagte Löw. Ein Aufreger zu viel Kruse hatte sich am Samstagabend in Berlin am Rande der Feier seines 28. Geburtstags eine Auseinandersetzung mit einer Journalistin der Bild-Zeitung geliefert, die Bilder von ihm gemacht hatte. Laut Bild wurde der Angreifer von seinem Verein zum zweiten Mal binnen einer Woche zu einer Geldstrafe verurteilt. Natürlich war ich irgendwann genervt und habe dann vielleicht etwas unpassend reagiert, wird Kruse zitiert. Der ehemalige Gladbacher soll der Journalistin das Handy aus der Hand genommen und die betreffenden Bilder gelöscht haben. Wolfsburgs Manager Klaus Allofs kritisierte das Verhalten des Angreifers energisch. Wir haben von den Vorkommnissen erfahren, uns mit Max zusammengesetzt und mit ihm nochmal über die Gesamtsituation gesprochen. Dabei haben wir ihm klar gemacht, welches Auftreten wir in der Öffentlichkeit von unseren Spielern erwarten, sagte Allofs. Bereits vor einer Woche war Kruse vom VfL wegen eines nächtlichen Ausflugs nach Berlin und dessen Begleitumständen zu einer saftigen Geldstrafe von 25.000 Euro verdonnert worden. Der 14-malige DFB-Teamspieler soll am 18. Oktober 2015 in den frühen Morgenstunden bei einem Berlin-Besuch 75.000 Euro in einem Taxi liegen gelassen haben.
4Sport
In Unterhalts und Pflegschaftssachen soll "streitwertunabhängige Fixgebühr" kommen. Wien – Das Justizministerium senkt einige Gerichtsgebühren. Konkret soll das Einlegen von Rechtsmitteln in Unterhalts-, Exekutions- oder Insolvenzverfahren günstiger werden. Auch die Kosten für Firmenbuch-Abfragen werden niedriger, und außerdem dürfen dort künftig sogenannte diakritische Zeichen verwendet werden. Die entsprechende Gerichtsgebührennovelle soll am Mittwoch in Begutachtung gehen. Unterhaltsrekurse werde günstiger In Unterhalts und Pflegschaftssachen ist eine streitwertunabhängige Fixgebühr für Verfahren in zweiter und dritter Instanz geplant, heißt es in der Medieninformation des Justizministeriums. Ein Rekurs gegen eine Unterhaltsentscheidung werde so nie mehr als 27,40 Euro kosten. Für Minderjährige wird er weiterhin völlig gratis sein. Ebenfalls zu einem Fixtarif werden laut der Novelle bei bestimmten Insolvenzsachen die Verfahren in zweiter und dritter Instanz vergebührt (maximal 846 Euro). Bei Exekutionsverfahren wird statt des gesamten Anspruchs, der durchgesetzt werden soll, das meist niedrigere Rechtsmittelinteresse verwendet. Hintergrund der Neuregelung ist ein Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs aus dem Vorjahr. Wertschätzung für Volksgruppen Firmenbuch-Abfragen werden gemäß einer EU-Richtlinie billiger, die Suche im Firmenbuch nach Firmen, Veränderungen oder Urkunden etwa wird kostenfrei. Und Gebietskörperschaften können künftig jegliche Firmenbuch-Abfrage gratis durchführen. Auf den ersten Blick wenig spektakulär erscheint die Möglichkeit, dass im Firmenbuch diakritische Zeichen ermöglicht werden. Dabei handelt es sich kleine Striche oder Zeichen (Häkchen, Kreise etc.) an bzw. über Buchstaben – etwa der Hatschek in slawischen Sprachen oder das A mit Ringerl im Skandinavischen. Dass diese künftig im Firmenbuch verwendet werden dürfen, sei ein deutlicher Ausdruck der Wertschätzung gegenüber den Volksgruppen in Österreich, heißt es im Justizministerium. Zudem trage man der Internationalisierung der Wirtschaft Rechnung. Wer seinen Firmenbuch-Eintrag nachträglich mit einem Hatschek versehen will, muss dafür übrigens keine Gebühr zahlen. Weitere kleinere Änderungen bzw. Klarstellungen bringt die Gerichtsgebührennovelle bei Grundbucheintragungen und im Berufsrecht der Rechtsanwälte. Die Begutachtungsfrist läuft bis 11. November, der Beschluss im Nationalrat ist für Dezember geplant, und mit 2016 soll die Novelle in Kraft treten.
5Inland
Archäologen fanden in Siedlungsresten am See Genezareth Wildvarianten verschiedener Getreidesorten. Ramat Gan – Der Ackerbau als Alternative zur Jäger-und-Sammler-Lebensweise startete seinen Siegeszug um die Welt in der Jungsteinzeit vor etwa 12.000 Jahren im Nahen Osten. Die ersten, zaghaften Anfänge der Landwirtschaft reichen allerdings viel weiter in die Zeit zurück: Israelische Forscher berichten nun in einer Studie im Fachjournal Plos One von Funden am See Genezareth, die belegen, dass der Mensch bereits vor rund 23.000 Jahren mit dem Anbau von Nahrungspflanzen experimentierte. Den Ursprung der Landwirtschaft als weitgehende Ernährungsgrundlage legen Wissenschafter nach aktuellen Erkenntnissen rund 10.000 Jahre vor Beginn der Zeitrechnung. Damals wurden Jäger und Sammler im Gebiet des fruchtbaren Halbmondes, das sich in einem Bogen vom östlichen Mittelmeer bis zum Persischen Golf erstreckt, allmählich sesshaft und begannen mit dem Anbau von Pflanzen. Wie die Forscher um Ehud Weiss von der Bar Ilan University in Ramat-Gan (Israel) nun berichten, erprobten Menschen in der Siedlung Ohalo II am See Genezareth schon gut 11.000 Jahre früher die Kultivierung von Getreide. Ohalo II war vor etwa 23.000 Jahren besiedelt, wurde später aber überflutet. Die Siedlung wurde 1989 entdeckt, als der Wasserspiegel des Sees nach massiver Wasserentnahme und einigen Dürre-Jahren dramatisch gesunken war. Dabei kamen etliche Hütten zutage, mit pflanzlichen und tierischen Überresten, Werkzeugen, Perlen und Holzobjekten. Diese Reste waren sehr gut erhalten, da sie unter den Sedimenten des Sees vor äußeren Einflüssen geschützt waren. Unter den Pflanzen fanden die Forscher Wildvarianten verschiedener Getreidesorten, wie Hafer, Gerste oder Emmer. Die Pflanzen wurden geerntet und die Körner verarbeitet, wie Spuren an Steinklingen und an einem Mahlstein belegen. Ein überdurchschnittlich hoher Anteil dieser Getreidepflanzen wies Veränderungen an der Ähre auf, die die Forscher auf längerfristige Kultivierung zurückführen. Die Wissenschafter vermuten allerdings, dass das Experiment Ackerbau in der Region zunächst wieder eingestellt wurde. Besonders aufschlussreich sei der Fund von Pflanzen, die mit der Anlage von landwirtschaftlichen Flächen auftauchen, weil sie sich gut an ein Leben in der vom Menschen gestalteten Umwelt angepasst haben. Zumeist stören solche Pflanzen den Anbau und werden als Unkräuter bezeichnet. Die Forscher sprechen bei ihrem Fund von Proto-Unkräutern, von denen sie 13 verschiedene Arten fanden. Möglicherweise hätten die Menschen einige dieser Pflanzen zum Verzehr gesammelt, da sie zum Teil essbare Teile besäßen. Bereits vor der Entstehung eines voll entwickelten Landbaus hatten Menschen grundlegende Kenntnisse von Landwirtschaft und, noch bedeutsamer, sie handelten vorausschauend und planten, erläuterte Weiss. Die gegenwärtigen Ergebnisse von diesem Standort, in der Wiege der Zivilisation gelegen, belegen, dass unsere Vorfahren schlauer und geschickter waren, als wir angenommen haben. Obwohl sich die eigentliche Landwirtschaft erst sehr viel später entwickelte, hatte der Versuch schon begonnen. Wie landwirtschaftliche Kulturtechniken vor etwa 12.000 Jahren ihren Durchbruch erlebten und immer weiter verfeinert wurden, hatten Archäologen um Simone Riehl von der Universität Tübingen 2013 im Fachjournal Science beschrieben. Sie hatten im Iran am Rande des Fruchtbaren Halbmonds Pflanzenreste aus einer mindestens 2.200 Jahre langen Siedlungsepoche entdeckt. Die Funde zeigten, wie die Menschen vor gut 11.700 Jahren mit einer rudimentären Landwirtschaft begannen, dann im Laufe der Jahrhunderte immer professionellere Anbaumethoden entwickelten und die Pflanzen nach ihren Bedürfnissen züchteten.
7Wissenschaft
Klausur der rot-grünen Stadtregierung: Vassilakou sperrt sich nicht gegen Sach- statt Geldleistungen für Flüchtlinge. Wien – Das Flüchtlingsthema bewegt die Wiener Stadtregierung. Am Montag zogen sich die roten Stadträtinnen und Stadträte samt Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und der grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou im Rathaus zu einer Klausur zurück. Im Mittelpunkt der Gespräche standen das Thema Flüchtlinge sowie die damit verbundene Diskussion um die Mindestsicherung. Wie berichtet, kann sich die SPÖ durchaus vorstellen, bei der Mindestsicherung Geldleistungen in Sachleistungen umzuwandeln. So könnte die Stadt zum Beispiel Flüchtlingen ein Wohnquartier zuweisen – und die Kosten dafür von der bisherigen Geldleistung abziehen. Aus dem Umfeld von Vassilakou war am Montag zu hören, dass sich die Vizebürgermeisterin nicht grundsätzlich dagegen sperren würde, wie dem STANDARD mitgeteilt wurde. Es kommt aber darauf an, welcher konkrete Vorschlag am Ende des Tages auf dem Tisch liegt. Offizielle Statements der Spitzen von SPÖ und Grünen gab es nicht. Kürzungen bei der Mindestsicherung soll es laut Rot und Grün jedenfalls keine geben. Bei dieser Frage zeigten sich Häupl und Vassilakou schon im Vorfeld der Tagung auf einer Linie. Das Vorhaben von Schwarz-Blau in Oberösterreich, die Mindestsicherung für Flüchtlinge zu kürzen, wurde ebenfalls von beiden kritisiert. Bei der Klausur dürfte auch darüber gesprochen werden, mit welcher Strategie man in Wien gegen den oberösterreichischen Plan auftreten werde. Auch das Einsetzen von rechtlichen Mitteln könnte diskutiert werden. Wien müsse bei der Frage der Bewältigung der Flüchtlingsbewegungen eine andere Position haben, und diese auch kommunizieren, hieß es. Themen wie Integration oder sozialer Wohnbau müssten in den Vordergrund gestellt werden. Von den Grünen ist zu hören, dass sich Wien mehr in Opposition zum Vorgehen der Bundesregierung, die eine schärfere Asylgesetzgebung plant, stellen sollte. Auch das massive Bevölkerungswachstum war Gesprächsinhalt bei der Klausur. Sie war bis in die Abendstunden angesetzt.
1Panorama
Am Dienstag wurde Präsident des Presseclubs ermordet. Manila – Auf den Philippinen ist zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ein Journalist erschossen worden. Teodoro Escanilla habe sich für die Menschenrechte engagiert und kritisch über Übergriffe des Militärs berichtet, sagten Mitarbeiter am Donnerstag. Unbekannte waren am Mittwochabend in das Haus Excanillas in Barcelona rund 370 südöstlich der Hauptstadt Manila eingebrochen und hatten das Feuer auf ihn eröffnet. Am Dienstag war der Präsident eines Presseclubs in Tagum City im Süden, Gregorio Ybanez, erschossen worden. Nur in Syrien wurden nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten 2014 mehr Journalisten ermordet als auf den Philippinen.
6Etat
Die Mitte wird in den USA durch die steigende Ungleichheit ausgehöhlt: Ober- und Unterschicht wachsen stark an. Wien – Die Mittelschicht gehört in den USA seit dem Frühjahr dieses Jahres zu den Minderheiten. In den vergangenen 40 Jahren ist die Konzentration der Einkommen in den USA stark gestiegen, sowohl die Oberschicht als auch die Unterschicht sind gewachsen, während die Mittelschicht dabei ausgehöhlt wurde. 1971 gehörten ihr noch 61 Prozent der Erwachsenen in den USA an, im Frühjahr 2015 waren es erstmals etwas unter 50 Prozent, wie eine Analyse von Pew Research, einem US-amerikanischen Forschungsinstitut, zeigt. In der Mittelschicht befinden sich demnach 120,8 Millionen erwachsene US-Amerikaner, in Ober- und Unterschicht zusammen mittlerweile 121,3 Millionen. Die Unterschicht, dazu zählt man laut Pew-Research-Definition mit einem Einkommen nach Steuern und Transfers, das weniger als zwei Drittel des Medians ausmacht, ist von 25 Prozent auf 29 Prozent der Erwachsenen angewachsen. Die Oberschicht, sie kommt auf ein Einkommen von mindestens dem Zweifachen des Medians, von 14 auf 21 Prozent. Die Oberschicht ist also deutlich stärker gewachsen als die Unterschicht. Die meiste Bewegung findet aber ganz oben und ganz unten statt: Der Anteil der US-Amerikaner mit einem Einkommen, das dreimal so hoch ist wie das des Medians, ist von vier auf neun Prozent gestiegen und damit fast für das gesamte Wachstum der Oberschicht verantwortlich. Der Anteil der US-Amerikaner mit weniger als der Hälfte des Einkommens des Medians ist von 16 Prozent auf 20 Prozent gestiegen. Dabei ist das mittlere Einkommen in allen Gruppen gestiegen. Der typische Amerikaner in der Oberschicht hat heute ein Einkommen, das 47 Prozent höher ist als noch 1970, in der Mittelschicht beträgt der Anstieg 34 Prozent und in der Unterschicht 28 Prozent. Zuletzt ist die Mittelschicht aber nicht nur relativ geschrumpft, sondern hatte auch mit absoluten Einkommenseinbußen zu kämpfen. Zwischen 2000 und 2014 ist das mittlere Einkommen der Mittelschicht um vier Prozent gefallen.
3Wirtschaft
Astrid Heine forscht in Sachen Musiktherapie bei Wachkomapatienten. Stille Nacht, heilige Nacht, O du Fröhliche, Feliz Navidad. Weihnachtslieder rütteln auf, sagt Astrid Heine. Mit ihnen verbinde jeder und jede etwas, eine Emotion, ein Erlebnis. Deswegen spielt die 28-Jährige derlei Lieder diese Tage gern für ihre Zuhörer: Wachkomapatienten. Heine, geboren in Graz, ist Musiktherapeutin und beforschte für ihre Masterarbeit die Wirkung ihrer Therapie auf Menschen im Wachkoma. Interessiert habe sie schon immer die Kombination zwischen Musik, Gesundheit und Mensch, sagt Heine, die berufsbegleitend am Department Health Sciences an der Fachhochschule Internationales Management Center (IMC) in Krems studierte. Zum Forschungsprojekt sei sie eher zufällig gekommen: Das Landesklinikum Hochegg wollte eine Pilotstudie durchführen, mein Studiengangsleiter hat mich gefragt, ob ich mich als Forschungsassistentin beteiligen möchte, sagt Heine. Die Untersuchung hatte einen neurowissenschaftlichen Fokus. Diese Fragestellung war neu. Es gab schon Arbeiten dazu, wie Therapeuten Veränderungen im Verhalten von Patienten wahrnehmen – aber kaum darüber, was sich in der Physiologie, im Gehirn, tut. Beschränkt hat sich das Forscherteam auf die Untersuchung dreier Hirnareale: Frontalhirn, Hippocampus und Kleinhirn. Sie verglichen zwei Patientengruppen miteinander. Die eine hatte fünf Wochen lang Musiktherapie, die andere nicht. Die Ergebnisse zeigten deutliche Veränderungen bei der Gruppe mit Musiktherapie, sowohl in den Gehirnscans als auch in ihrem Verhalten, das die Wissenschafter mittels Mikrovideoanalyse studierten: Die Hirnaktivität ist in den untersuchten Arealen stark gestiegen. Die Patienten erschienen während der Musiktherapie deutlich wacher, ihre Atmung verlangsamte sich, und ihre Körperspannung nahm ab. Eine ihrer Patientinnen habe sogar tief geseufzt, sagt Heine. Ein anderer hat die Augen weiter aufgerissen, so als wollte er sehen, was rund um ihn passiert. Was die Musiktherapeutin für Patienten spielt? Im Prinzip alles, sagt Heine, auch Rock oder Pop. Es wird dann halt nicht so gespielt wie auf einer CD oder im Radio, sondern angepasst an den Patienten. Zum Beispiel werde ich mal leiser, mal lauter und warte seine Reaktion ab. Besonders starke Regungen würde aber Musik auslösen, die Patienten gern gehört hatten. Einer war etwa in Irland auf Urlaub und hat dort gern Harfenmusik gehört. Das habe ich für ihn gespielt. Bei einer anderen Patientin kamen Volkslieder zum Einsatz. Einige ihrer Familienmitglieder waren in der Blasmusik und haben auch zu Hause viel musiziert. Über diese individuellen Präferenzen könne es gelingen, die Menschen direkt mit der Musik anzusprechen, tiefe Emotionen bei ihnen auszulösen. Emotionen sind auch das, was die stärkste Reaktion erzeugt. Sie werden wiederum häufig durch Erinnerungen hervorgerufen. Und an Weihnachten, daran habe jeder irgendeine Erinnerung, sagt die Musiktherapeutin. Für ihre Masterarbeit erhielt sie den Würdigungspreis des Wissenschaftsministeriums. Künftig will Heine, die gerade mit ihrem ersten Kind schwanger ist, erforschen, wie Musik Neugeborenen den Start ins Leben erleichtern kann.
7Wissenschaft
Offenbar schwerwiegender Bug in Google Domains, nach einer Minute wurde der Kauf storniert. Ein ehemaliger Google-Mitarbeiter konnte vergangene Woche seinen Augen kaum trauen: Als er spätnachts verschiedene Domains überprüfte, bemerkte er, dass mit google.com die vielleicht wertvollste Adresse der Welt zum Verkauf stand. Sanmay Ved schlug zu – und konnte die Domain sogar um lediglich zwölf Dollar erwerben. Ich dachte, es war ein Fehler, aber ich konnte die Transaktion durchführen, sagte Ved zu Business Insider. Nach dem Kauf der Domain konnte Ved sogar E-Mails des Google-Sicherheitsteams einsehen, die an den Domaininhaber übermittelt wurden. Das dokumentierte er mit Screenshots, anschließend alarmierte er seinen ehemaligen Arbeitgeber, den er wegen eines Studiums verlassen hatte. Nach einer Minute erhielt Ved allerdings die Nachricht, dass der Erwerb von google.com leider doch nicht möglich sei, da die Adresse reserviert sei. Die zwölf Dollar wurden ihm zurücküberwiesen. Unklar bleibt, ob es sich um einen Bug bei Google Domains handelt oder ob Google möglicherweise vergessen hat, den Vertrag für seine wichtigste Adresse zu erneuern. Microsoft verlor 2003 etwa hotmail.co.uk. Für Ved ist die Geschichte jedenfalls eine witzige Anekdote. Ich bin der Mann, der google.com besessen hat, zumindest für eine Minute.
0Web
Allerdings hat Karow (Mark Waschke) noch etwas anderes zu erledigen, er sucht immer noch auf eigene Faust den Mörder seines Polizistenkollegen. Opfer tot, Kommissare ermitteln, legen dabei menschliche Abgründe und auch ein wenig eigenes Privatleben frei, Täter gefunden, Abspann. So funktioniert der Tatort seit Jahrzehnten, und man hat sich ganz gut daran gewöhnt. Am morgigen Sonntag aber, wenn die beiden Berliner Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) zum zweiten Mal ermitteln, läuft es so nicht ab. Natürlich, eine Leiche gibt es, eine recht grauselige noch dazu. Sie wird bei Abrissarbeiten in einem Säurefass gefunden, die Folge heißt dementsprechend Ätzend. In besserem Zustand als das Opfer ist der Herzschrittmacher desselben, und so meinen Rubin und Karow die Identität des Getöteten schnell feststellen zu können. Doch Überraschung: Unter seinem Namen finden sie das putz muntere Oberhaupt einer iranischen Flüchtlingsfamilie, die unauffällig, rechtschaffen, aber illegal in Berlin lebt. Die Tätersuche ist ziemlich unspannend, dafür entschädigen die neuen Ermittler und ein Berlin-Bild, das recht authentisch rüberkommt. Allerdings hat Karow noch etwas anderes zu erledigen, er sucht immer noch auf eigene Faust den Mörder seines Polizistenkollegen. Das ist ja nichts grundsätzlich Schlechtes, aber eine echte Überforderung für den Zuseher, wenn er den ersten Fall der beiden Das Muli nicht gesehen oder wieder vergessen hat – immerhin liegt die Erstausstrahlung acht Monate zurück. Zusätzlich braucht Rubins chaotisches Privatleben Zeit und Raum, es ist also alles ein bisserl viel. Der Mörder wird hier natürlich nicht verraten, eines aber doch: Karows Geschichte endet auch am morgigen Sonntag noch nicht. Also gut aufpassen! (Birgit Baumann, 14.11.2015)
6Etat
Sowohl die Präsidentschaftskandidaten von SPÖ und ÖVP als auch die Parteispitzen Werner Faymann und Reinhold Mitterlehner haben schwache Umfragewerte. Linz – Könnte der Bundeskanzler direkt gewählt werden, bekäme FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mehr Stimmen als Amtsinhaber Werner Faymann: Strache käme (wie schon im Dezember) auf 22 Prozent der Stimmen, Faymann auf 18 und ÖVP-Chef Vizekanzler Reinhold Mitterlehner läge etwa gleichauf mit Faymann mit 17 Prozent. Vor etwas mehr als einem Jahr, im Februar 2015, war Mitterlehner von einem doppelt so großen Anteil der Befragten ins Kanzleramt gewünscht worden. Danach ging es stetig bergab, bis zu einem Tiefpunkt im Dezember 2015 mit nur je zwölf Prozent für Faymann und Mitterlehner. Nun ist das alles Theorie, der Bundeskanzler wird ja nicht direkt gewählt. Direkt gewählt wird allerdings der Bundespräsident – und da sieht es in der aktuellen Market-Umfrage für den Standard (400 Wahlberechtigte wurden in der Vorwoche befragt, die Fragen sind in der Grafik dokumentiert) für die Kandidaten der Koalition derzeit auch nicht rosig aus. Ex-Sozialminister Rudolf Hundstorfer kommt in dieser Umfrage auf neun Prozent, ein weiteres Prozent der Befragten sagt auf Nachfrage (die jenen gestellt wird, die sich bei der Frage nach ihrer Präferenz unentschlossen gezeigt haben), dass Hundstorfer am ehesten infrage käme. Auf ähnlichem Niveau sind die Werte für den ÖVP-Kandidaten Andreas Khol: Sieben Prozent der Befragten würden aus heutiger Sicht Khol wählen, auch er gewinnt in der Nachfrage einen Prozentpunkt dazu. Das ist ein ähnliches Niveau, wie es auch Richard Lugner erreicht. Market-Institutsleiter David Pfarrhofer sagt dazu: Man darf daraus nicht schließen, dass Khol und Lugner gleich schlechte Chancen haben, die Wahl zu gewinnen. Der Wahlkampf ist noch gar nicht richtig angelaufen, und man darf die Wahlkampfmaschinen von SPÖ und ÖVP nicht unterschätzen: Da werden noch viele angesprochen werden, die jetzt unentschlossen sind oder einen anderen Kandidaten bevorzugen. Auch die FPÖ wird sich im Vergleich mit den anderen Parteien schwertun, für Norbert Hofer zu mobilisieren – für die Frau Griss gilt das noch viel mehr. Die ehemalige OGH-Präsidentin Griss hat am Wochenende ihre erste Österreich-Tour in Tirol (mit Unterstützung der ÖVP-Abspalter Fritz Dinkhauser und Elisabeth Zanon) abgeschlossen. In der Market-Umfrage erreicht die Selfmade-Kandidatin 15 Prozent (keine weiteren Prozente in der Nachfrage) – das ist ähnlich gut wie der in den Rohdaten führende Grün-Kandidat Alexander Van der Bellen (17 plus 1) und der vor allem in der Nachfrage starke FPÖ-Kandidat Hofer (14 plus 4). Ob Hofer davon profitieren kann, dass die FPÖ bei der Sonntagsfrage zur Nationalratswahl (mit hochgerechneten 32 Prozent) deutlich besser in der Wählergunst liegt als die SPÖ (23 Prozent) und die ÖVP (22 Prozent)? Pfarrhofer ist da vorsichtig: Die Stärke der FPÖ ist nicht zuletzt eine Stärke der Person Strache. Strache hat in der Kanzlerfrage mehr Zulauf als Hofer in der Präsidentenfrage. Es ist schwer zu sagen, ob Hofer der FPÖ nutzt und umgekehrt – sicher ist nur, dass Van der Bellens Popularität bisher nicht auf die Grünen abfärbt – da ergibt die Hochrechnung ein Stagnieren bei 14 Prozent und neun Prozent für Eva Glawischnig in der Kanzlerfrage. Ich würde im Moment noch keine Wetten abschließen, wer letztlich in die Stichwahl kommen wird und welcher Partei der Wahlausgang letztlich nutzen wird. DER STANDARD wollte wissen, welche Kandidaten (bei möglichen Mehrfachnennungen) denn überhaupt für wählbar gehalten werden – auch dieses Ergebnis ist in der Grafik klar abzulesen: Van der Bellen (30 Prozent), Hofer (28) und Griss (26) liegen auf ähnlichem Niveau. Hundstorfer und Khol liegen mit 20 beziehungsweise 19 Prozent klar dahinter, und den Baumeister Lugner halten überhaupt nur zwölf Prozent für allenfalls wählbar. Nur etwa drei Prozent können sich derzeit vorstellen, einen anderen Kandidaten zu wählen als die immer wieder Genannten. Allerdings: Laut einem Bericht der APA hatte bis Sonntag noch keine Bewerberin und kein Bewerber die nötigen Unterschriften für eine Kandidatur beisammen. Die Bewerber der Nationalratsparteien wissen demnach nicht, wie viel Unterschriften sie bisher haben. Irmgard Griss hat gut die Hälfte, Elfriede Awadalla etwas weniger – und Richard Lugner hält es für möglich, diesmal zu scheitern. 1998 hatte Lugner die Kandidatur mit 8279 Unterschriften locker geschafft. Schwer tun sich die Steirer: Gernot Pointner hat leider bis dato noch viel zu wenige Unterschriften beisammen. Die Energetikerin Karin Kolland ortet großes Interesse an ihrer Kandidatur, nannte aber keine Zahl. Der pensionierte Richter Martin Wabl fürchtet schon jetzt, auch in seinem vierten Anlauf an den 6000 Unterstützungserklärungen zu scheitern.
5Inland
Betreiber sozialer Medien haben die Möglichkeit, aktiv in die Meinungsbildung einzugreifen. Wie nutzen Sie Facebook in Wahlkampfzeiten?. Hat Facebook eine Verantwortung, Donald Trump als Präsidenten zu verhindern? Wenn es nach den Angestellten des sozialen Netzwerks ginge, vielleicht ja – sie stellten Firmenchef Mark Zuckerberg jedenfalls diese Frage, wie Gizmodo berichtet. Damit wird erneut offenbar, wozu Facebook tatsächlich die Macht hätte: Durch die Manipulation des Feed-Algorithmus kann gesteuert werden, welche Inhalte die User sehen, und somit auch, welche Themen in ihrem Newsfeed und in ihrer Wahrnehmung vermehrt vorkommen. Trump hier zu benachteiligen hätte nach Ansicht der Facebook-Mitarbeiter wohl Auswirkungen auf seine Chancen, der republikanische Präsidentschaftskandidat in den anstehenden US-Wahlen zu werden. Dass schon einmal rund 700.000 User unfreiwillig Teil eines Experiments von Facebook waren, mit dem Emotionen gesteuert werden sollten, ist kein Geheimnis mehr. Auch dass viele User durch ihr eigenes Like-Verhalten in sogenannte inhaltliche Filter-Bubbles manövriert werden und nur noch passende Inhalte angezeigt bekommen, wird stark diskutiert. Vor der Bundespräsidentschaftswahl ist das Thema umso interessanter: Wie beziehen Sie Ihre Informationen über die Wahl? Lesen Sie hauptsächlich Posts von Bekannten mit ähnlicher politischer Meinung oder suchen Sie bewusst die Diskussion mit Andersdenkenden? Liken Sie alle Seiten der Kandidaten oder nur jene, die Sie ohnehin inhaltlich präferieren? Lesen Sie Kommentare in den Foren oder blenden Sie diese im Wahlkampf bewusst aus? Haben Sie das Gefühl, durch Ihren Facebook-Newsfeed einseitig informiert zu sein? Diskutieren Sie im Forum.
5Inland
"Making a Murderer" rollt einen Mordfall aus 2005 neu auf und lässt Zuseher wütend zurück – Hobbykriminalisten formieren sich. Wien – Irgendwann stirbt die Hoffnung, dass jemand sagt: Reingelegt, alles nur Fiktion!, denn was Netflix mit Making a Murderer serviert, ist nicht nur eine exzellent gemachte Dokumentation, sondern verdammt schwere Kost. Sie liegt lange im Magen und lässt Zuseher ratlos zurück, wer der Mörder einer 25-jährigen Fotografin ist. Im Mittelpunkt steht der jetzt 53-jährige Steven Avery aus der kleinen Gemeinde Manitowoc im US-Bundesstaat Wisconsin. Die Geschichte in Kurzform, ohne zu viel von der Handlung vorwegzunehmen: 1985 wurde Avery wegen Vergewaltigung verurteilt. Zu Unrecht, wie sich erst 2003, also 18 Jahre nach der Tat, dank eines DNA-Tests herausstellte. Der Fall sorgte landesweit für Empörung und war Anlass für eine Gesetzesinitiative, die Averys Namen trug. Doch der vermeintliche Held fällt wieder. Just als er 2005 eine Entschädigung erhalten sollte, verschwindet eine Frau. Ihre letzte Spur führt zu Averys Schrottplatz. Das Opfer, Teresa Halbach, sollte dort Fotos machen. Avery beteuert seine Unschuld, landet aber wieder vor Gericht, wo er zum Teil auf jene Polizisten trifft, die 1985 die Pannen zu verantworten hatten. Seit der neuerlichen Festnahme 2005 sind die Filmemacher Laura Ricciardi und Moira Demos mit der Kamera dabei. Sie haben aus fast 700 Stunden Material zehn Stunden destilliert, um daraus für Netflix zehn Episoden herauszuschälen. Die Folgen bestehen aus Archivaufnahmen vor Gericht, aufgezeichneten Gesprächen aus Gefängnissen, Interviews mit Averys Angehörigen und seinen Anwälten. Im Schlepptau der Prozesse: Journalisten, für die Privatsphäre ein Fremdwort scheint und die sich wie Hyänen auf die Betroffenen stürzen. Für den Betrachter bedeutet das ein ständiges Oszillieren zwischen Ekel vor der Sensationsgier und Spannung, wie die Geschichte weitergeht. Es sind Averys Verteidiger, die das Geschehen diktieren. Sie versuchen Medien zu instrumentalisieren, um Stimmung für ihren Mandanten zu machen. Die Perspektive ist einseitig, weil Ankläger und Angehörige des Mordopfers aus verständlichen Gründen seltener vor die Kamera treten. Irritierend an dem Fall sind nicht nur viele Fragen, die zum Mord selbst offenbleiben, sondern auch das Agieren der Polizei. So wird etwa Averys Neffe zum Verhör aus der Schule geholt. Der damals 16-jährige Brendan Dassey ist die zweite Hauptfigur. Mit äußerst fragwürdigen Methoden bekommen die Ermittler ein Geständnis des geistig zurückgebliebenen Schülers, dass auch er in den Mord involviert gewesen sei. Sogar sein eigener Pflichtverteidiger arbeitet gegen ihn. Auch hier bleiben viele Fragen offen. Making a Murderer ist nach dem Podcast Serial und der HBO-Serie The Jinx rund um den Geschäftsmann Robert Durst das nächste Format aus dem True-Crime-Genre, bei dem reale Verbrechen rekonstruiert werden. Die Folge ist eine Art öffentliche Mördersuche mit ethisch bedenklichen Zügen. Den Filmemachern wird vorgeworfen, Indizien für Averys Schuld nicht dokumentiert zu haben. Und die Angehörigen des Opfers werden zehn Jahre nach der Tat noch einmal mit dem Verbrechen konfrontiert. Unverpixelt und namentlich, was zur Folge hat, dass vor allem die Ermittler einem Mob ausgesetzt sind. Auf Social-Media-Kanälen formierten sich nach der Ausstrahlung im Dezember bereits tausende Hobbykriminalisten, die eine Wiederaufnahme des Verfahrens verlangen, denn Making a Murderer lässt bei vielen das Vertrauen in das US-Justizystem erodieren. Zwei Petitionen zur Freilassung wurden bereits von einer halben Million Menschen unterzeichnet. (Oliver Mark, 9.1.2016) Trailer: Making a Murderer
6Etat
Grüne unterstützen Verein personell und finanziell. Wien – Die Grünen werden den Verein, der Alexander Van der Bellens Bundespräsidenten-Wahlkampf organisiert, finanziell und personell unterstützen. Diese Spende werde transparent gemacht, kündigte Bundessprecherin Eva Glawischnig am Freitagabend in der ZiB2 an. Dass der frühere Parteichef als unabhängiger Kandidat ins Rennen geht, ist für sie nur logisch. Merkmal des Amts des Bundespräsidenten sei es, dass er über den Parteien stehe. Insofern sei es nur logisch, dass Van der Bellen unabhängig und nicht als Grünen-Kandidat antritt, so Glawischnig. Sie würde sich dies auch von anderen Kandidaten wünschen. Die Kandidatur sei keine Entscheidung eines Parteigremiums, sondern eine sehr persönliche, betonte die Parteichefin weiters. Die Kandidatur Van der Bellens könne jedenfalls Aussicht auf Erfolg haben, zeigte sich Glawischnig überzeugt. Sie werde ihn im Wahlkampf auch unterstützen.
5Inland
15.000 Stellenangebote für Wien. Das deutsche Karriere-Netzwerk Xing hat in Österreich nach Eigenangaben über 730.000 Mitglieder, ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zwei von fünf Zugriffen kommen von unterwegs. Die meisten Zugriffe über mobile Endgeräte erfolgen mit iOS (69 Prozent), gefolgt von Android (26 Prozent) und Windows (3 Prozent). Für Wien gebe es 15.000 Stellenangebote, so Xing am Donnerstag. Im deutschsprachigen Raum hat der Umsatz in dritten Quartal 2015 um 17 Prozent auf 30,5 Mio. Euro zugelegt. Sämtliche Geschäftsbereiche hätten zu diesem Wachstum beigetragen, so Xing. Das Kerngeschäft mit kostenpflichtigen Mitgliedschaften wurde gegenüber dem Vorjahr um 18 Prozent auf 18,5 Mio. Euro gesteigert. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank im dritten Quartal von 9,9 auf 9,3 Mio. Euro, das Konzernergebnis gab von 5,4 auf 4,6 Mio. Euro nach. Grund hierfür sei, dass der Launch des XING Stellenmarktes durch eine reichweitenstarke Werbekampagne begleitet wurde, während im Vergleichszeitraum keine TV-Spots ausgestrahlt wurden. Insgesamt konnte Xing in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres rund 34.000 neue zahlende Mitglieder gewinnen. Das ist ein Anstieg von mehr als 30 Prozent, so die Onlineplattform. Inklusive der nicht kostenpflichtigen Angebote habe Xing per Ende September dieses Jahres 9,2 Millionen Mitglieder im deutschsprachigen Raum.
0Web
Hilfsorganisationen bekommen das meiste Lob – Innenministerium wird besser bewertet als die Länder. Linz/Wien – Die Österreicher finden mehrheitlich, dass die Politik schlecht mit dem Asylthema umgeht. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Market-Instituts. Das beste Zeugnis wird in diesem Zusammenhang Hilfsorganisationen ausgestellt. Die meisten Negativ-Nennungen verbuchen FPÖ und EU. In der Bevölkerung zeigt sich große Hilfsbereitschaft und wenig Angst, dass die Flüchtlinge Jobs wegschnappen könnten. Die Linzer Meinungsforscher haben von 24. bis 29. Juni 505 Über-16-Jährige online interviewt. Nur zwei Prozent fanden, dass Österreich sehr gut mit den wachsenden Flüchtlingszahlen umgeht, 17 Prozent entschieden sich für gut und 29 Prozent für mittelmäßig. 35 Prozent bezeichneten die Praxis als schlecht, 17 Prozent als ganz schlecht. Jüngere sind in dabei kritischer als Ältere, im Süden und Osten ist man deutlich unzufriedener als im Westen des Landes. Die Befragten sollten den Umgang diverser Akteure mit dem Thema mittels Schulnoten bewerten. Mehrheitlich positiv fiel das Zeugnis nur für die Hilfsorganisationen aus: 20 Prozent gaben ihnen ein Sehr gut, 33 Prozent ein Gut. Die Nächstbesten sind die Kirche und die Bevölkerung. Die Leistung der Gemeinden wird höher eingeschätzt als die des Innenministeriums, dessen Noten immer noch besser sind als jene der Länder. Unter den Parteien sind die Grünen Klassenbester. Die FPÖ erntet zwar mit Abstand die meisten Vierer und Fünfer, aber auch mehr Einser und Zweier als SPÖ und ÖVP. Die Koalitionspartner liegen in der Wertung nahe beieinander, die Sozialdemokraten mussten allerdings öfter einen Fleck einstecken als die Volkspartei. Die Bevölkerung ist offenbar hin- und hergerissen zwischen Hilfsbereitschaft und der Ansicht, dass man ohnehin schon genug getan habe: 77 Prozent finden, man solle in den Fluchtländern besser informieren, dass es kaum Chancen auf Asyl gebe. 70 Prozent stehen auf dem Standpunkt, dass Österreich die moralische Pflicht habe zu helfen, wenn jemand in seiner Heimat verfolgt wird. Fast gleich viele – 69 Prozent – denken allerdings auch, dass jetzt einmal andere EU-Länder dran sein sollten. Verstärkte Grenzkontrollen würden 59 Prozent befürworten. 39 Prozent stört es, wenn Flüchtlinge in ihrer unmittelbaren Umgebung untergebracht sind. Angst, dass die Asylwerber ihnen den Arbeitsplatz wegnehmen könnten, haben hingegen nur 24 Prozent. Europaweit betrachtet geht Ungarn nach Ansicht der Befragten am schlechtesten mit der Situation um, auch Griechenland und Großbritannien sind den Österreichern negativ aufgefallen. Eher gut schneiden Italien und Deutschland ab.
1Panorama
Externe Dienstleister bieten "Bonitätsprüfungen" nach dubiosen Methoden – mit Daten zu Millionen Österreichern. Laurenz ist 23 Jahre alt, Student und lebt allein in einer Wohnung im neunten Wiener Gemeindebezirk. Bislang ist er keine Rechnung säumig geblieben. Diese Eigenschaften reichen, um ihm bei einer sogenannten Bonitätsprüfung einen hervorragenden Wert zu bescheren. Laurenz könnte sich einen teuren Fernseher besorgen und ihn per Ratenzahlung abstottern – oder im Internet für hunderte Euro Kleidung bestellen. Bei anderen ist das nicht so. Ein fiktives Beispiel: Amira, ebenfalls 23 Jahre alt. Ihr Kontostand ist zwar genauso hoch wie der von Laurenz, allerdings ist sie in letzter Zeit oft umgezogen. Außerdem hat sie online Babykleidung bestellt – was auf eine Schwangerschaft und damit also finanzielle Belastungen hindeuten könnte. Deshalb erhält sie kein grünes Licht für eine Ratenzahlung – denn ihr Score ist nur passabel. Dieser Wert gibt die vermeintliche Wahrscheinlichkeit an, mit der Personen oder Unternehmen ihre Kredite zurückzahlen können. Auch Spitzenpolitiker zittern vor ihnen: wenn etwa große Ratingagenturen wie Moodys berechnen, ob der österreichische Staat noch in die Kategorie AAA oder ins schlechtere AA fällt. Doch in der Wirtschaft sind solche Berechnungen nichts Neues. Privatpersonen kamen hingegen in den vergangenen Jahrzehnten nur äußerst selten mit ihnen in Kontakt. Da wurde höchstens beim geplanten Bau eines Eigenheims überlegt, ob es angesichts Jobaussichten, Familienplanung und wirtschaftlicher Gesamtsituation ratsam wäre, sich zur jahrzehntelangen Abzahlung einer Hypothek zu verpflichten. Viele Bankberater rühmten sich dann auch noch, die Persönlichkeit ihrer Klienten akkurat einschätzen zu können. Kein Wunder, dass in Werbekampagnen von Geldinstituten noch heute das Vertrauen öfter als andere Wörter auftaucht. Doch diese Zeiten sind vorbei: Mittlerweile regiert das Misstrauen. Selbst bei Kleinstbeträgen schalten Händler externe Dienstleister zur Bonitätsprüfung ihrer potenziellen Kunden ein. Allein in Österreich soll es laut Brancheninsidern pro Jahr dutzende Millionen Abfragen geben. Dafür verantwortlich sind natürlich auch neue Bezahlmöglichkeiten: Im Onlinehandel können Kunden per Lastschrift oder Kreditkarte bezahlen, außerdem locken Verkäufer mit Ratenzahlungen. Neue Smartphones werden etwa durch den Abschluss eines Mobilfunkvertrags über mehrere Monate hinweg abbezahlt. Ein Zahlungsausfall würde da natürlich schmerzen und soll bestmöglich ausgeschlossen werden. Durch dubiose Berechnungsmethoden und falsche Daten werden aber auch unbescholtene Bürger plötzlich für kreditunfähig erklärt. Mehrere Firmen haben sich in den vergangenen Jahren als externe Dienstleister auf Bonitätsprüfungen spezialisiert. Darunter beispielsweise CRIF oder Bisnode WiData. Gut ist ihr Ruf nicht. Hans Zeger, Obmann der Arge Daten, reagiert offenkundig genervt, spricht man ihn auf diese Unternehmen an. Was gibt es da zu sagen, das ist eine einzige Schmuddelbranche, sagt Zeger, der zahlreiche Skandale bei Bonitätsüberprüfern dokumentiert hat. Auch die Arbeiterkammer Wien ist besorgt. In einer groß angelegten Studie prangerte sie vergangenes Jahr die Praktiken der Bonitätsprüfer an. Dabei schweben zwei brisante Verdachtsmomente über der Branche: Erstens sollen sachfremde Daten in die Berechnung einfließen, was das Ergebnis verfälschen kann. Zweitens ist nicht klar, ob die Informationen auf legalem Weg bezogen worden sind. Zurück zu Laurenz, der im echten Leben anders heißt: Bisnode WiData hat ihm aufgrund seines Namens, seiner Adresse und seines Alters einen exzellenten Score berechnet. Das weiß Laurenz, weil er die Firma zur Herausgabe der über ihn gesammelten Daten aufgefordert hat. Aber reichen diese drei Merkmale – Name, Alter, Adresse – wirklich, um grünes Licht für Kredite zu geben? Bisnode bestreitet das. Scoreberechnungen beruhen auf einer Vielzahl von Elementen, heißt es auf Anfrage des STANDARD. Bei soziodemografischen Daten würde jedenfalls eine Vielzahl unterschiedlicher Elemente einfließen. Das passiert durch intransparente Algorithmen, die als Geschäftsgeheimnis gelten. Unklar bleibt dennoch, ob eine Amira aus dem fünfzehnten Bezirk oder ein Andreas aus Favoriten ähnlich gut wie Laurenz abgeschnitten hätten. Selbst wenn manche Namen – böse gesagt – auf ein bestimmtes Lebensumfeld hinweisen, wäre die Nutzung dieses Merkmals jedenfalls diskriminierend gegenüber dem jeweiligen Individuum, sagt Daniela Zimmer von der Arbeiterkammer Wien. Bisnode bestreitet solche Praktiken vehement und gibt an, nur handfeste und belegbare Fakten zu verwenden, um Ausfallswahrscheinlichkeiten zu berechnen. Prinzipiell sei laut Arbeiterkammer auch nichts dagegen einzuwenden, sogenannte schwarze Listen anzulegen, in denen Personen gesammelt werden, die ihre Rechnungen nicht bezahlen. In der Gewerbeordnung würden Wirtschaftsauskunfteien für Privatpersonen aber kaum reguliert, moniert Daniela Zimmer. Sie fordert daher, dass Bonitätsprüfungen erst ab einem bestimmten Betrag eingeholt werden dürfen, um die Inflation der Abfragen einzudämmen. Denn das Risiko eines Zahlungsausfalls gehöre zum Beruf des Händlers dazu – und wer sich im Netz für 15 Euro ein T-Shirt bestellt, sollte sich damit nicht zu Spekulationen über seine Finanzlage verpflichten. Außerdem sollen nur sachlich begründbare Schlüsse aus den Daten gezogen werden dürfen. So berichteten Branchenexperten, dass oftmalige Umzüge den Score einer Person verschlechtern – denn diese könnten ja so oft umziehen, um ihre Rechnungsadresse zu verschleiern. Eine infame Unterstellung, die sachlich kaum begründbar ist. Ein anderes Beispiel: In Deutschland wurde unlängst publik, dass die Bonität von Privatpersonen leidet, wenn sich diese bei verschiedenen Bankinstituten über Kredite informieren – und sei es nur, um die unterschiedlichen Angebote miteinander vergleichen zu können. Aber auch im Bereich der Datenbeschaffung sollen Bonitätsprüfer immer skrupelloser vorgehen. So vermutete etwa der Verein für Konsumenteninformationen (VKI) unlängst im Ö1-Magazin Digital Leben, dass die Wirtschaftsauskunftei CRIF Daten illegitimerweise aus dem zentralen Melderegister abgesaugt habe. Für Aufsehen sorgte vor einigen Jahren die DeltaVista, die Justizbeamte bestochen hatte, um Exekutionseinträge einsehen zu können. Mehr als zwei Millionen Datensätze wurden von 23 Beamten illegal weiterverkauft. Die Datenschutzbehörde bestätigt auf Anfrage des STANDARD, dass Beschwerden gegen Wirtschaftsauskunfteien nichts Ungewöhnliches seien. Ständig würden neue Fälle überprüft werden. Das Thema dürfte in Zukunft allerdings noch drängender werden. Schon jetzt heißt es hinter vorgehaltener Hand, dass Wirtschaftsauskunfteien auch soziale Netzwerke wie Facebook und Co durchkämmen, um Daten für Kreditberechnungen zu ergattern. Dann könnte das Urlaubsfoto vom Kasinobesuch plötzlich dazu führen, dass der Möbelhändler die Ratenzahlung für die neue Wohnzimmereinrichtung ablehnt. Für Daniela Zimmer von der AK Wien wäre hier die rote Linie überschritten: Diese Daten müssen tabu bleiben. Es bestehe die Gefahr einer Überwachungsmaschinerie, in der Schattendateien von jedem Österreicher angelegt würden. Tatsächlich wirbt etwa die Bisnode WiData auf ihrer Website damit, Finanzprofile zu über sieben Millionen Privatpersonen in Österreich anzubieten. Die Politik scheint sich dem Thema allerdings nur im Schneckentempo anzunehmen. Zwar wurde im Koalitionsabkommen das Thema Scoring sogar erwähnt, umgesetzt wurde bislang allerdings nichts. Die Nachfrage nach konkreten Plänen der Regierung gestaltet sich zur Tour de Force: Im Sozialministerium, das auch für Konsumentenschutz zuständig ist, verweist man etwa auf die Gewerbeordnung, die das Wirtschaftsministerium regelt. Dort heißt es, zuständig sei das Bundeskanzleramt, denn die Regelung solle im Datenschutzgesetz getroffen werden. Anruf im Bundeskanzleramt: Man müsse die Materie prüfen. Zehn Tage später kommt die Antwort, dass der Verfassungsdienst das Datenschutzgesetz doch nicht für das richtige Instrument halte. Passen würde eher die Gewerbeordnung. Man merkt: SPÖ- und ÖVP-geführte Ministerien spielen sich den Ball also gegenseitig zu. Das sieht auch der grüne Abgeordnete Albert Steinhauser so: Dass Handlungsbedarf besteht, sollte bekannt sein. Offensichtlich wollen ÖVP und SPÖ aber nichts an den Missständen ändern. Die Grünen fordern eine ganze Reihe an Reformen (Anfragen an andere Oppositionsparteien blieben unbeantwortet): Es soll klar festgelegt werden, welche Art von Daten und Quellen verwendet werden dürfen. Außerdem müssen Daten mit Quellenangaben versehen werden und Löschungsfristen festgelegt werden. Für Steinhauser agieren die Ratingagenturen der kleinen Leute in einem kaum regulierten Raum. Dabei berührt das massiv die Privatsphäre der Betroffenen und hat ganz konkrete negative Auswirkungen auf das Alltagsleben, sagt Steinhauser. Bislang heißt es in der Gewerbeordnung nur, dass die Erteilung von Auskünften über private Verhältnisse, die mit der Kreditwürdigkeit in keinem Zusammenhang stehen, verboten seien. Dass politische Regelungen der technologischen Realität hinterherhinken, ist nichts Neues. Doch im Bereich der Bonitätsüberprüfungen drängt die Zeit. Große IT-Konzerne wie Facebook oder Google arbeiten mit Hochdruck daran, in klassische Segmente von Bezahldiensten einzubrechen. So können sich Facebook-Nutzer gegenseitig Geld überweisen, während Google bei Suchergebnissen einen Bezahlknopf integriert. Dass die Unternehmen ihren Datenschatz nutzen, um selbst Bonitätsüberprüfungen anzubieten, wäre da nur naheliegend – und ein massiver Einbruch in die Privatsphäre der Nutzer. Für Aufsehen sorgte vergangene Woche etwa ein von Apple eingereichtes Patent: Der IT-Konzern stellte darin ein System vor, das Werbeanzeigen automatisch dem Kontostand der Nutzer anpasst. Das Patent wurde zwar noch nicht genehmigt, liefert aber einen schaurigen Einblick in die schöne neue Welt der Finanzdaten im Netz. Wohin diese Entwicklung führen könnte, hat der Autor Gary Shteyngart schon 2010 in seinem vielbeachteten Roman Super Sad True Love Story illustriert. In Shteyngarts dystopischer Vision prangt über dem Kopf jedes Menschen ein Zeichen, das dessen Bonität angibt – dank Datenbrillen für alle sichtbar. Laufend werden die Berechnungen aktualisiert. Als Freund, Mitarbeiter oder Partner begehrenswert ist nur, wer hellgrün leuchtet. Das Buch zeige, was mit Menschen passiert, wenn die Gesellschaft ihre Mitglieder primär über Kredit-Scores definiert, schrieb die New York Times in einer Rezension. So viel sei verraten: nichts Gutes.
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Service: Jobwechsel in der Kommunikationsbranche im Überblick. Hier liefert derStandard.at/Etat Jobwechsel in der Kommunikationsbranche im Überblick. Grob sortiert nach Kalenderwochen, in denen die Infos einlangten. Quellen: Presse- und eigene Infos, andere Branchendienste wie Horizont.at und medianet.at. Wenn Sie Infos für uns haben, bitte ein Mail an [email protected] schicken. Woche 15 / 2017 Woche 14 / 2017 Woche 13 / 2017 Woche 12 / 2017 Woche 9 / 2017 Woche 8 / 2017 Woche 7 / 2017 Spannende neue Aufgaben voraus: ich mach ab Februar die Nachrichten auf @kurierat. Ich freu mich auch. https://t.co/0zC6EsrXe3 Woche 2 / 2017 Freu mich: Die ausgezeichnete Journalistin Münire Inam vom #ORFreport moderiert (alternierend mit Martina Rupp) ab 23.1. heute konkret! Wie es im kommenden Jahr weitergeht, lasse ich euch bald wissen. Es warten spannende neue Herausforderungen. Woche 45 / 2016 Stefan Huber wechselt von Media in Progress zu content garden technologies und übernimmt den Ausbau der Content Management Unit. Mich interessieren vor allem die Möglichkeiten, die sich aus der Kombination von Content und Technologie ergeben, sagt er. Woche 43 / 2016 Woche 41 / 2016 Woche 38 / 2016 Woche 37 / 2016 Woche 33 / 2016 Woche 31 / 2016 Woche 30 / 2016 Krone-Anzeigenvermarktung: Thomas Kreuzer leitet die Branchenvermarktung Special Account, Thomas Grojer übernimmt die Regionalleitung Wien und Stammausgabe. Sie folgen in ihren neuen Funktionen Friedrich Dungl nach, der als Geschäftsführer in das Niederösterreichische Pressehaus wechselt. Woche 18 /2016 Vielen Dank! Ich verspreche auch, nicht über die Alpenrepublik und das Schnitzelland zu schreiben. https://t.co/zqj0HXZ7dD Andreas Csar wechselt vom Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) als Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zur Stelle des Pressesprechers bei ecoplus (Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreichs). Woche 11 / 2016 Woche 6 / 2016 Woche 5 / 2016 Woche 4 / 2016 Die ÖBB holen Sven Pusswald von der OMV als Leiter der Konzernkommunikation & Public Affairs.
6Etat
Linzer bezwingen Wiener Neustadt 2:1 und übernehmen dank besserer Tordifferenz Tabellenführung vor SKN. St. Pölten/Pasching/Innsbruck – Der Titelkampf in der Ersten Liga bleibt völlig offen. Während der LASK und Wacker Innsbruck am Freitag mit Siegen ihre Pflicht erfüllten, musste sich der SKN St. Pölten gegen Liefering mit 1:2 geschlagen geben. Die Oberösterreicher setzten sich gegen Wiener Neustadt 2:1 durch, die Tiroler besiegten den FAC mit 3:0. Der LASK übernimmt damit dank der besseren Tordifferenz die Tabellenführung vor dem punktegleichen SKN (beide 59 Zähler), Innsbruck folgt als Dritter mit vier Punkten Rückstand. Zu Ende ging die Auswärtsserie des Sechsten Kapfenberg nach vier Siegen hintereinander. Beim Fünften Austria Lustenau mussten sich die Obersteirer mit einem 2:2 begnügen. Die Negativserie von Austria Klagenfurt ging dagegen weiter, der Achte kassierte mit dem 0:2 gegen Fix-Absteiger Austria Salzburg die neunte Niederlage in Serie. In St. Pölten blieb der SKN in einer ereignisarmen ersten Hälfte vieles schuldig. Die bis zum Strafraum immer wieder gut kombinierenden Lieferinger hätten eigentlich in Führung gehen müssen, eine Fehlentscheidung von Schiedsichter Oliver Drachta verhinderte aber das 0:1. Massaya Okugawa rutschte in ein Joao-Pedro-Zuspiel und schupfte den Ball einwandfrei über Keeper Christoph Riegler ins Netz. Der Referee jedoch sah in der folgenden harmlosen Kollision ein Foul und erkannte den Treffer nicht an. Gleich nach der Pause übernahmen die Lieferinger das Kommando und gingen verdient in Führung. Dimitri Oberlin spielte quer auf Berisha, der keine Mühe hatte zu vollenden (53.). Kurz zuvor hatte Michael Huber bei einem Abschluss Oberlins auf der Linie gerettet (50.). Der Gegentreffer war wie ein Weckruf für die Niederösterreicher, die nun endlich Dampf machten waren. Segovia traf aus nächster Nähe auf unerklärliche Weise das leere Tor nicht (57.), fand danach bei einem Kopfball in Liefering-Tormann Carlos seinen Meister (59.). Chance Nummer drei ließ sich der St.Pölten-Topscorer nicht mehr entgehen, er verwertete einen selbst herausgeholten, Foulelfmeter nach sanftem Ärmelzupfen zum 1:1 (68.). Danach sahen die 2.240 Zuschauer eine offene Partie, in der alles möglich schien. David Stec ließ eine Konterchance ungenützt (79.), Liefering blieb damit im Spiel und belohnte sich auch noch. Aus leicht abseitsverdächtiger Position vollendete Luan nach einer einstudierten Freistoßvariante. Danach sah St. Pöltens Mark Prettenthaler nach rüder Attacke von hinten an Berisha noch Rot, der Torschütze wurde verletzt vom Platz getragen. Ein bitteres Ende eines gelungenen Auftritts des 17-Jährigen. Nach drei Siegen in Folge sowie sechs Heimerfolgen en suite hatte es für das Team von Coach Karl Daxbacher wieder eine Niederlage gesetzt. Der LASK stellte mit Heimsieg Nummer acht in Folge den eigenen Klub-Rekord in der zweithöchsten Spielklasse aus den Jahren 1979 und 1993 ein. Den Grundstein dafür legte die Truppe von Coach Oliver Glasner schon in der Anfangsphase. Fabiano verwertete schon nach 1:55 Minuten einen Imbongo-Lochpass zum 1:0 (2.). Christopher Drazan, der später verletzt ausschied, erhöhte kurze Zeit später mit einem überlegten Schuss ins Eck (14.). Die Wiener Neustädter gaben sich beim Trainerdebüt von Rene Wagner aber nicht auf und kamen durch einen Kopfball von Marvin Egho zum Anschlusstreffer (27.). Dass es auch in der Folge spannend blieb, hatten die Gäste Domenik Schierl zu verdanken, der einen schwach geschossenen Foulelfmeter von Fabiano parierte (40.). Da sich Abwehrchef Remo Mally danach verletzte, musste Co-Trainer Andreas Schicker in die Partie. Der am 1. Mai als Sportdirektor zu Sturm Graz wechselnde Günter Kreissl half deshalb auf der Bank noch einmal als Assistent aus. Die Gäste hielten auch nach Gelb-Rot für Andreas Pfingstner (69.) gut dagegen, blieben aber zum vierten Mal in Folge sieglos. Die ohne den erkrankten Rene Gartler angetretenen Linzer durften sich im vierten direkten Saisonduell über den ersten Sieg freuen und vermieden einen neuerlichen Umfaller nach dem jüngsten 2:2 beim FAC. Wacker Innsbruck startete gegen den Tabellenletzten nervös, fing sich aber und sorgte für eine frühe Vorentscheidung. Nach Pichlmann-Zuspiel an der Mittellinie zog Florian Jamnig auf das Tor der Wiener zu und schloss mustergültig ab (21.). Zwei Minuten später machte Christoph Freitag den Doppelschlag perfekt, vollendete nach einem Säumel-Freistoß. Die Tiroler verwalteten in der Folge vor allem das Ergebnis, das 3:0 fiel trotzdem. Thomas Pichlmann zeigte einmal mehr seine Klasse, traf zum schon 19. Mal (62.). Wenn der Liga-Toptorschütze trifft, haben die Tiroler damit weiter nicht verloren, dabei zwölf Siege und zwei Unentschieden geholt. Keinen Sieger gab es im Duell Lustenau gegen Kapfenberg. Jodel Dossou brachte die Vorarlberger verdient in Führung (8.), den Gästen gelang durch Jorge Elias (34.) und Florian Flecker (56.) aber vorerst die Wende. Zum fünften Auswärtssieg 2016 reichte es aber nicht, da Trainersohn Seifedin Chabbi in der Nachspielzeit noch einköpfelte (92.) und Lustenaus ungeschlagene Serie damit auf fünf Partien ausbaute. Klagenfurt bot gegen Salzburg zwar eine durchaus ansehnliche Vorstellung, Tore erzielten im Wörtherseestadion aber nur die Gäste. Uros Palibrk traf entgegen dem Spielverlauf per Kopf zum 0:1 (30.), als die Kärntner alles auf eine Karte setzten, machte Felipe Dorta nach einem Konter alles klar (94.). Die Klagenfurter sind damit gegen kein Team in der Liga mehr ungeschlagen. Für die Salzburger war es der erste Sieg nach drei Niederlagen en suite. (APA, red, 22.4. 2016) SC Austria Lustenau – Kapfenberger SV 2:2 (1:1) Lustenau, Reichshofstadion, SR Jäger. Tore: Dossou (8.), Chabbi (92.) bzw. Jorge Elias (33.), Flecker (56.) LASK Linz – SC Wr. Neustadt 2:1 (2:1) Pasching, Waldstadion, SR Trattnig. Tore: Fabiano (2.), Drazan (14.) bzw. Egho (27.). Gelb-Rote Karte: Pfingstner (69./Handspiel/Wr. Neustadt). Wacker Innsbruck – FAC 3:0 (2:0) Innsbruck, Tivoli Stadion Tirol, SR Kollegger. Tore: Jamnig (21.), Freitag (23.), Pichlmann (62.) Austria Klagenfurt – Austria Salzburg 0:2 (0:1) Klagenfurt, Wörthersee-Stadion, SR Ciochirca. Tore: Palibrk (30.), Dorta (94.) SKN St. Pölten – FC Liefering 1:2 (0:1) St. Pölten, NV-Arena, SR Drachta. Tore: Segovia (68./Foulelfmeter) bzw. M. Berisha (53.), Luan (93.)
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Causa PIP: TÜV Rheinland erfüllte laut französischem Gericht die Kontrollpflichten und muss die im erstinstanzlichen Urteil aufgetragene Millionenzahlung nicht leisten. Aix-en-Provence/Wien – Der TÜV Rheinland ist im Skandal um minderwertige Brustimplantate der französischen Firma PIP erfolgreich gegen eine Verurteilung zu Schadenersatz vorgegangen. Das Berufungsgericht der südfranzösischen Stadt Aix-en-Provence kassierte am Donnerstag ein Urteil der ersten Instanz, das den TÜV zur Zahlung von Millionen Euro an betroffene Frauen verurteilt hatte. Der Skandal um die französische Firma Poly Implant Prothese (PIP) war 2010 bekannt geworden: PIP hatte seine Brustimplantate statt mit Spezial-Silikon mit billigerem Industriesilikon befüllt, die Polster reißen leichter und können Entzündungen auslösen. Weltweit wurden zehntausenden Frauen PIP-Implantate eingesetzt. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) vertritt aktuell die Interessen von 69 Frauen aus Österreich. In Deutschland sind Schätzungen zufolge rund 6.000 Frauen betroffen. Der TÜV hatte das Herstellungsverfahren bei PIP zertifiziert, nicht aber die Silikonkissen selbst kontrolliert. Im November 2013 verurteilte das Handelsgericht der südfranzösischen Stadt Toulon das Unternehmen zur Zahlung von Schadenersatz an 1.700 betroffene Frauen und an mehrere Händler. Das Gericht hielt dem TÜV vor, gegen seine Kontroll- und Aufsichtspflichten verstoßen zu haben. Der TÜV, der sich selbst als Opfer des PIP-Betrugs sieht, legte Berufung ein – und bekam nun Recht. Das Berufungsgericht von Aix-en-Provence erklärte in seinem Urteil, der TÜV Rheinland und seine Frankreich-Tochter hätten ihre Verpflichtungen als Zertifizierungs-Organe respektiert. Sie hätten keinen Fehler begangen, für den sie haftbar gemacht werden könnten. Nach dem erstinstanzlichen Urteil hatte der TÜV bereits vorläufig Schadenersatz zahlen müssen – bis zur Klärung der Ansprüche durch Gutachten jeweils 3.000 Euro plus 400 Euro für Rechtsauslagen für jede Frau – insgesamt eine Summe von rund 5,8 Millionen Euro. Der TÜV könnte dieses Geld nun zurückverlangen. Aus technischer Sicht müssen die Personen (die betroffenen Frauen) dieses Geld zurückzahlen, verlautete aus dem Umfeld des Unternehmens. Bisher wurde aber noch keine Entscheidung über eine Forderung nach Rückzahlung getroffen. TÜV-Anwältin Cecile Derycke begrüßte das Berufungsurteil vom Donnerstag. Das Handelsgericht von Toulon sei das einzige Gericht überhaupt gewesen, das in der PIP-Affäre gegen den TÜV entschieden habe. Es ist der zweite Rückschlag für betroffene Frauen in jüngster Zeit. Erst im Juni war bekannt geworden, dass ein französisches Gericht 32 Klagen des VKI gegen den Versicherer des Herstellers, die französische Allianz, abgewiesen hat. Im Fall der 37 weiteren Frauen ist die erste Verhandlung im Herbst in Paris vorgesehen. In Deutschland haben Gerichte eine Reihe von Schadenersatzklagen gegen den TÜV zurückgewiesen, eine Klage ging bis vor den Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe. Anfang April legte der BGH diese dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) vor. Die Luxemburger Richter sollen klären, wie umfangreich die Prüfpflichten bei der Zertifizierung von Medizinprodukten sind.
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Salzburger überrascht Konkurrenz nur fünf Tage nach seinem schweren Sturz in Kitzbühel, verzeichnete jedoch einen Torfehler. Der Rest des ÖSV-Teams fuhr hinterher. Garmisch-Partenkirchen – Nur fünf Tage nach seinem schweren Sturz in der Abfahrt von Kitzbühel und der erlittenen Knochenprellung im linken Knie hat Hannes Reichelt am Donnerstag im ersten Training für die samstägige Weltcup-Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen Bestzeit aufgestellt. Der Salzburger verwies – allerdings mit einem Torfehler – die Norweger Kjetil Jansrud (+0,60) und Aleksander Aamodt Kilde (0,67) auf die weiteren Plätze. Nach einem ersten Schneetraining am Mittwoch in Seefeld hatte sich Reichelt zum Antreten in Garmisch-Partenkirchen entschieden und überzeugte gleich beim ersten Testlauf auf der Kandahar. Es ist wichtig, dass ich gefahren bin, für das Aufarbeiten eines Sturzes ist es besser, wenn das früh passiert. Die Bestzeit dazu ist der Hammer, sagte der 36-Jährige, der aber zugab, keine allzugute Nacht gehabt zu haben. Ich bin im Traum auf der Streif gestürzt und oft aufgewacht, es war nicht ganz leicht. Umso erfreulicher war die Trainingsleistung, der Torfehler fiel dabei nicht sehr ins Gewicht. Auch wenn ich ein Tor ausgelassen habe und mir das vielleicht eine Sekunde gebracht hat, wäre ich auch nur vier Zehntel hinter der Bestzeit. Der Torfehler passierte vor dem Flachstück, Reichelt konnte dadurch etwas mehr Schwung mitnehmen. Aus jetziger Sicht und wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, erklärte Reichelt, werde er die Abfahrt am Samstag in Angriff nehmen. Es ist schön, wenn man nur fünf Tage nach so einem Sturz im Ziel abschwingt und keine Schmerzen hat. Wegen der Entzündungen nimmt der Super-G-Weltmeister ein leichtes Schmerzmittel. Anerkennung gab es auch von Jansrud: Egal ob Torfehler oder nicht. Ich ziehe den Hut vor Hannes. Dass er so schnell wieder zurückkommt und auch so unglaublich schnell ist, ist überhaupt ein Wahnsinn. Glück hatte der Österreicher Mario Karelly, der bei einem Sprung einen Sturz vermeiden konnte. Als Einziger der 66 Teilnehmer war der Kanadier Tyler Werry gestürzt, nach ersten Informationen blieb er unverletzt. Gefahren wird heuer zum Großteil auf der Damenstrecke, die Grundpräparierung ist gut, jedoch setzen Plusgrade im zweistelligen Bereich der Piste zu. Am Freitag soll es zudem regnen. Zur Markierung verwendet wurde – auch nach den Erkenntnissen der Streif-Abfahrt – eine neue fluoreszierende Farbe (hellblau-türkis), damit sollen u.a. Wellen besser sichtbar sein. Zurück in den Farbtopf, da sieht man nichts, da hätte man auch Weiß nehmen können, sagte etwa Otmar Striedinger. Allerdings schien Donnerstag die Sonne, bei schlechter Sicht sollte die Mischung besser zu sehen sein. (APA, 28.1.2016) Erstes Abfahrts-Training: 1. Hannes Reichelt (AUT) 1:57,06 Minuten * 2. Kjetil Jansrud (NOR) +0,60 Sek. 3. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 0,67 4. Valentin Giraud Moine (FRA) 0,69 5. Adrien Theaux (FRA) 0,99 6. ex aequo Andreas Sander (GER) und Maxence Muzaton (FRA) 1,10 8. Christoph Innerhofer (ITA) 1,12 9. Benjamin Thomsen (CAN) 1,18 10. Andrew Weibrecht (USA) 1,19 *Weiter: 25. Otmar Striedinger (AUT) 2,09 * 31. Romed Baumann (AUT) 2,37 32. Klaus Kröll (AUT) 2,38 37. Frederic Berthold (AUT) 2,62 43. Christian Walder (AUT) 3,06 50. Daniel Hemetsberger (AUT) 3,50 * 55. Mario Karelly (AUT) 3,81 56. Johannes Kröll (AUT) 3,91 64. Vincent Kriechmayr (AUT) 9,52 * Patrick Schweiger (AUT) wurde wegen eines vorhergegangenen Sturzes abgewunken. * = Torfehler
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Burgenlands Landeshauptmann tritt auch für eine "klare Trennung von Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen" ein. Wien – Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) bleibt beim Thema Flüchtlinge hart und fordert nun seinen eigenen Parteichef, Bundeskanzler Werner Faymann, heraus: Es ist ein Kurswechsel der SPÖ in der Asylpolitik notwendig, sagte er in der Kronen Zeitung (Dienstagausgabe). Zudem sprach er sich für eine klare Trennung von Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen aus. Eine Flüchtlingspolitik, die den Grundsatz hat, dass jetzt eh der Winter kommt und damit weniger Flüchtlinge, halte ich für verantwortungslos und nicht vorausschauend, meinte Niessl in Richtung seiner Bundespartei. Auch die aktuellen Entwicklungen in Europa würden für einen Kurswechsel sprechen, Schweden mache die Grenzen dicht, Deutschland fordere massiv europäische Kontingente. Wir können doch nicht glauben, dass wir jedes Jahr 100.000 Flüchtlinge aufnehmen und in weiterer Folge die Integration zu 100 Prozent und ohne Probleme funktionieren wird, ließ der Landespolitiker der Regierung weiter via Krone ausrichten. Er argumentierte mit hoher Arbeitslosigkeit und zu wenig Wohnraum. Unverständnis über den Widerstand von Burgenlands Landeshauptmann gegen eine geplante Containersiedlung für Flüchtlinge in Bruckneudorf kommt aus der SPÖ-Regierungsfraktion. Ordnung und Menschlichkeit sind die Eckpunkte unseres Handelns, richtete Kanzleramtsminister Josef Ostermayer seinem Parteikollegen am Montag via Aussendung aus. Ostermayer hielt fest, dass die Bundesregierung in den vergangenen Wochen und Monaten sowohl auf nationaler wie auch auf europäischer Ebene eine Reihe von Maßnahmen gesetzt habe, um zu nachhaltigen Lösungen im Flüchtlings- und Asylbereich zu kommen. Österreichisches Asylrecht sei in vielen Punkten europäischer Maßstab, betonte er. An den Grenzen werde nach dem polizeilichen Prinzip der Verhältnismäßigkeit kontrolliert, und erst vor wenigen Tagen habe man sich in der Koalition zu baulichen Maßnahmen in Spielfeld bekannt.
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Playtogethernow. So heißt eine Initiative mit dreißig Helfern, die Flüchtlinge in einer Schule in Stadlau zum Fußballspielen bringt. Bei einem Verein in Hetzendorf kämpft derweil ein junger Syrer um sein Leiberl und seinen Traum. Von der integrativen Macht des Sports. Wien – Da sind ein paar ordentliche Fahrer auf dem Parkettboden, die können nur von schwarzen Schuhsohlen stammen, dabei ist hier das Fußballspielen mit Schuhen, die eine schwarze Sohle haben, ausdrücklich verboten, das kann doch bitte nicht sein. Der Schulwart der Business Academy Donaustadt, kurz HAK Polgarstraße, ist nicht der erste und wird nicht der letzte Schulwart sein, der sich ein bisserl aufpudeln muss. Jedenfalls ziehen jetzt besser alle die Schuhe aus, heute spielen wir bloßfüßig. Nächstes Mal schauen wir weiter. In der Polgarstraße in Wien-Stadlau wird seit drei Wochen gemeinsam mit Flüchtlingen gekickt, jeden Donnerstag, jeden Freitag, jeweils von 19 bis 21 Uhr. Playtogethernow – Fußball mit Flüchtlingen, so nennt sich das. Seit Jahren gab es in der HAK-Sporthalle einen fixen Termin, eine zwanglose Runde, in der Väter mit ihren Söhnen spielten. Dann hatten Joe und Roland die Idee, man könnte sich doch einbringen und etwas Sinnvolles für Flüchtlinge tun. Andere waren flott dabei, man nahm Kontakt zu connect.erdberg auf, wo die Stadt Wien mehr als 250 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht hat. Ohne große Planung ging es los. An einem Freitagnachmittag fuhren drei Helfer gemeinsam mit zwanzig Flüchtlingen von Erdberg nach Stadlau, U3 und U1 und 26A. Unterhalten hat man sich vor allem mit Händen und Füßen, nur beim Kicken selbst gab es so gut wie keine Verständigungsprobleme. Dass einer schon Deutsch spricht, ist die Ausnahme, sagt Joe. Einige können Englisch. Aber alle sind Fußball-sozialisiert. Und alle können kicken, einige wirklich gut. Die Saalgröße lässt ein Spiel fünf gegen fünf zu, zu Beginn werden vier bis sechs Teams gebildet, und die, die gerade pausieren, sitzen oben auf der Sprossenwand und schauen zu. Eine Partie dauert acht Minuten, das Schiedsrichterpfeiferl wird nach jedem Spiel weitergegeben, Pfiffe sind aber selten, gleich zu Beginn wird das Motto ausgerufen: Fairplay, boys! Don’t play too hard. Ayse muss lachen. Die junge Wienerin, deren Eltern aus der Türkei nach Wien kamen und die zweisprachig auswuchs, spielt zwar selbst nicht Fußball, hilft aber mit. Die meisten kickenden Flüchtlinge hier stammen aus Afghanistan, einige von ihnen sprechen leidlich Türkisch. Jetzt weinst du gleich, ruft einer, als sich alle auf Schulwart-Geheiß die Schuhe ausziehen, in Ayses Richtung. Gleich wird es hier gewaltig stinken. Ayse ist über Manuel dazugekommen, beide besuchen die Tourismusschule Modul in Wien-Döbling. Manuel hat der Klasse von der Fußball-Initiative für Flüchtlinge berichtet, neben Ayse haben sich auch Max und Patrick sofort gemeldet. Julian, ein Biologiestudent, und Daniel, ein Hauptschullehrer, sind über Freunde dazugekommen, Gregor ist auf Facebook auf die Initiative gestoßen und hat einfach vorbeigeschaut. Die Gruppe der playtogethernow-Helfer umfasst mittlerweile dreißig Personen, die sich via What’s App koordinieren. Die Organisatoren Joe, von Beruf Psychotherapeut, und Roland, ein Computerfachmann, denken schon weiter. Mag sein, sie rufen irgendwann auch ein Sportangebot für Frauen ins Leben, vielleicht eine Volleyballgruppe. Mag sein, dass dann auch Ayse mitspielt. Mit den Kickern unterhält sie sich lieber. Esmat, genannt Hessi, ist der mit dem besten Englisch. Ich bin Sänger, sagt er. Rap und Hip- Hop. Daheim, in Kabul, sei er auf Konzerten vor mehreren tausend Fans aufgetreten. Seine Texte waren teils anti-Taliban, teils anti-Government, deshalb habe ihn seine Familie weggeschickt. Ich bin jetzt nicht mehr in Lebensgefahr, sagt der 17-Jährige, aber meine Familie werde ich wahrscheinlich nie wiedersehen. Meine Mutter ist zu krank, um die Reise durchzustehen. Hessi selbst war einen Monat lang unterwegs, ist über den Iran, die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien und Ungarn nach Österreich gekommen, die Passage vom türkischen Festland auf die griechische Insel Lesbos war besonders dramatisch. 14 Menschen in einem winzigen Schlauchboot. Seit kurzem besucht Hessi in Wien eine Handelsakademie, er will sehr bald sehr gut Deutsch sprechen, das ist das Wichtigste. Und er will weiterhin in der Polgarstraße kicken. Ich hab auch in Kabul regelmäßig gekickt, nur zum Spaß, so wie hier. Ich liebe diese Initiative, ich bin unendlich dankbar dafür. Auch BWH Lokomotive Janecka Hörndlwald hat als Initiative begonnen, doch die Initiative ist längst ein Verein. Der lange Klubname entstand, als die vor zwanzig Jahren gegründete Lok vor drei Jahren mit Blau-Weiß Hetzendorf fusionierte und auch ins USZ Hetzendorf übersiedelte. Janecka, ein Juwelier, ist Hauptsponsor, einige sehr lokale Geldgeber kommen noch dazu, ein Installateur, eine Fahrschule, eine Bank, ein Sportportal, ein Vorstadtbeisl. Der Platz in der Hervicusgasse ist klein, an zwei Seiten des Spielfelds steht nur wenige Meter hinter der Outlinie ein hoher Zaun. Spielfeld und Zaun, hier macht das tatsächlich Sinn. BWH Lok Hörndlwald ist kein wirklich großer Verein, 1. Klasse A in Wien, siebente Leistungsstufe also, reiner Amateursport. Doch auf die Nachwuchsarbeit wird besonders viel Wert gelegt, neben der Kampf- und einer Hobbymannschaft gibt es neun Nachwuchsteams, der Klub hat 250 Mitglieder und beschäftigt elf Trainer. Vier der 250 Mitglieder sind Syrer, einer von ihnen kickt seit heuer in der Kampfmannschaft. Bhnan Youssef, genannt Benny, stammt aus Qamishli, einer 200.000-Einwohner-Stadt im syrischen Norden. Er ist 22 Jahre alt und seit eineinhalb Jahren in Österreich, zuvor hatte er ein halbes Jahr in Beirut verbracht. Sein Onkel Aboud, der seit vierzig Jahren in Wien lebt und zwei Geschäfte für Hochzeitsmode führt, hat ihn hergeholt, die syrisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Wien half und zahlte mit. Benny, der aramäischer Christ ist, wurde mit den nötigen Papieren und einem Flugticket ausgestattet, seine Reise war vergleichsweise sehr billig und sehr sicher. Ich hatte Glück, sagt Benny. Onkel Aboud lebt im 13. Bezirk, er hat Benny zum Fußballverein nach Hetzendorf gebracht. Daheim in Qamishli spielte Benny für den Al-Jihad Club in der zweiten syrischen Liga. Wir wären aufgestiegen, aber dann hat der Krieg begonnen. Benny hätte zur Armee einrücken müssen, wollte aber nicht auf die eigenen Leute schießen. Mit dem Fußball hatte er nicht viel verdient, aber sein Auslangen gefunden. Fußball war mein Leben, Fußball ist mein Leben. Sein Deutsch ist nicht perfekt, aber gut, Benny sagt, das Verstehen sei schwieriger als das Reden. Er hat etliche Deutschkurse hinter sich. Leider sind die Pausen zwischen den einzelnen Kursen relativ lange. Beim Verein ist er recht gut integriert, mit drei, vier Spielern versteht er sich besser. Der Trainer ist manchmal unzufrieden, wenn Benny zu offensiv agiert, sich nicht hundertprozentig an die taktischen Vorgaben hält. Ich will immer nach vorne spielen. Sein Traum ist es, weiter nach oben zu kommen, Schritt für Schritt. Von hier gleich zu Rapid, das ist nicht realistisch. Aber ich traue mir schon zu, professionell zu spielen. Und wenn es nicht klappt? Dann kann ich vielleicht im Sozialbereich arbeiten. Oder in einer Bank. Vorerst lernt er Deutsch, vorerst kickt er. Dreimal pro Woche wird trainiert, am Wochenende ist Match. Wir sind ein kleiner Verein, sagt Johannes Dobretsberger, der Obmann von BWH Lok Hörndlwald. Wir geben den Spielern Zeit zu wachsen. Aber in der Kampfmannschaft geht es natürlich schon um Leistung. Dem Sport ganz generell und insbesondere dem Fußball, davon ist Dobretsberger überzeugt, komme in der Integration große Bedeutung zu, fast jeder dritte Spieler habe Migrationshintergrund. In Hetzendorf bilden österreichische, türkische, serbische, kroatische, nigerianische und eben syrische Wurzeln einen gemeinsamen Strang. Dobretsberger: Es gibt Konflikte. Aber über allem steht die Regel, dass wir uns mit Fairness und Respekt begegnen, auf und neben dem Spielfeld. Und daran halten sich fast immer fast alle. Religion ist kaum ein Thema. Bei den diversen Festivitäten des Vereins, beim Oktoberfest, beim Punschfest oder beim Sommerfest, sieht man die muslimischen Vereinsmitglieder halt eher nicht mit Bierglas in der Hand. Ist ja auch kein Schaden, sagt Dobretsberger. Im österreichischen Sport spielten Migranten lange Zeit kaum eine Rolle. Mag sein, auch das ist ein Grund dafür, dass sich Österreichs Fußball erst in jüngerer Vergangenheit derrappelte. In den sozialen Medien kursieren Nationalteamfotos, auf denen nur jene Spieler zu sehen sind, die keinen Migrationshintergrund haben. Da sind manchmal drei, manchmal vier Spieler zu sehen. Auch Migration hat das ÖFB-Team in die Top 10 der Welt und zur EM-Endrunde 2016 gebracht, siehe Alaba, Junuzovic, Dragovic, Arnautovic, Okotie, Garics. Da nimmt es Wunder, dass sich der organisierte Fußball nicht schon in groß angelegten, Öffentlichkeits-wirksamen Aktionen um Flüchtlinge kümmert. Ihnen Angebote macht, Talente fördert. Die Vereine sind da schneller gewesen, viele kleine Vereine wie BWH Lok Hörndlwald, aber auch große Vereine wie Rapid oder die Austria, die Flüchtlinge zu Spielen einladen oder Trainings organisieren. Das Sportministerium immerhin bittet seit 2012 interessierte TrainerInnen und FunktionärInnen zu Workshops mit dem Titel Interkulturelle Kompetenz im Sport. In der vor fünf Jahren gegründeten ARGE Integration reden auch die drei Dachverbände ASKÖ, Union und ASVÖ sowie die BSO (Bundes Sport Organisation) mit, siehe www.sportintegration.at. Seit 2008 wird der mit 15.000 Euro dotierte Integrationspreis Sport an innovative Projekte vergeben. Fußball ist anders. Im Fußball gibt es private Initiativen, playtogethernow in der Polgarstraße ist eine davon, Kicken ohne Grenzen am Platz des FC Ankerbrot in Favoriten eine andere. Der Fußballbund (ÖFB) sieht zu, wie seine Stars ihre Solidarität mit den Flüchtlingen bekunden, und übt sich in Zurückhaltung. Mag sein, Johannes Dobretsberger kann erklären, warum dem so ist. Der BWH-Lok-Hörndlwald-Obmann, der auch Vizepräsident des Wiener Fußballverbands ist, sagt: Die Initiative kommt von den Vereinen. Niemand will von oben bevormundet werden. Bevormundung wäre kontraproduktiv. Integration auf den Wiener Fußballplätzen wird gelebt, nicht erst seit heute. Auch am anderen Ende der Stadt, in der Polgarstraße, wollen sie ja selbst etwas bewirken, etwas auf die Beine stellen. Ein wenig Unterstützung da und dort wäre aber durchaus willkommen. Zum Beispiel gehen die Fahrscheine für dreißig Flüchtlinge, die zweimal die Woche vom dritten in den 20. Bezirk und wieder retour fahren, bald einmal ins Geld. Die jungen playtogethernow-Helfer wundern sich darüber, dass Flüchtlinge in anderen Städten umsonst Öffi fahren können, in Wien aber nicht. Die dunklen Sohlen sind das geringste Problem. Schon beim nächsten Training in der Polgarstraße tauchen alle mit geeignetem Schuhwerk auf. Fairplay, boys, ruft Manuel und pfeift die erste Partie an.
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Unternehmen folgt damit dem Beispiel des größeren Konkurrenten Hewlett-Packard. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
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U-Ausschuss: Finanzministerium schrieb Bank gesund. Wien – Im Hypo-U-Ausschuss ist es am Donnerstag erneut um die Notenbank-Analyse gegangen, in der die Bank ein Jahr vor ihrer Notverstaatlichung als not distressed eingestuft wurde. Ausgesagt hat Karin Turner-Hrdlicka, die damals, im Herbst 2008, die Abteilung Bankenanalyse mit aufgebaut hat und heute Chefin der Hauptabteilung Europäische Großbankenaufsicht ist. Ihr damaliger Vorgesetzter, Johannes Turner, leitet die OeNB-Statistik; die beiden haben jüngst geheiratet. Turner sagte am Mittwoch aus. Ende 2009 war die Notenbankerin auch bei Besprechungen im Finanzministerium dabei. Laut ihrem Protokoll war Finanzminister Josef Pröll noch zwei Tage vor der Verstaatlichung gegen selbige: Die Komplettübernahme der Hypo ist für den Bund derzeit keine Option, heißt es im Protokoll. OeNB-Chef Ewald Nowotny habe damals eine Lastenteilung Österreich-Bayern im Verhältnis 40 zu 60 in den Raum gestellt. Im Übrigen erlaubte die Befragung Einblicke in die Aufsichtswelt nach der Lehman-Pleite 2008. Das Bankenhilfspaket war gerade geschnürt, die Hypo der erste praktische Anwendungsfall fürs Partizipationskapital, schilderte Turner-Hrdlicka. Genau vier Tage war Zeit für die Erarbeitung der Stellungnahme für das Finanzministerium. Die Wortfindungsfrage (Wer kam auf not distressed, obwohl es nur sound oder distressed gab?) beschäftigte den Ausschuss erneut stundenlang. Die Notenbankerin blieb bei der Darstellung, dass diese beiden Begrifflichkeiten nicht passten; wie ihre Kollegen verglich sie es mit schwarz oder weiß. Und: Das not distressed war keine Umgehungshandlung, sondern eine verbale Beurteilung. Werner Kogler von den Grünen thematisierte dann die Sitzung im Finanzministerium vom 19. Dezember 2008, in der aus der nicht notleidenden Hypo eine gesunde geworden sei. Erst auf Nachfragen räumte die Aufseherin (Ich hatte damals Grippe) ein, dass das eine Entscheidung des Finanzministeriums war. Neos-Mandatar Christoph Vavrik brachte das Wunder vom 19. Dezember (Kogler) so auf den Punkt: Frau Doktor, Sie und Ihr Team sind leider missbraucht worden. Danach war Philip Reading dran, Chef der OeNB-Hauptabteilung Finanzmarktstabilität und Bankenprüfung. Auch er erinnerte sich nicht, wer im Ministerium vorgeschlagen hatte, die Hypo als sound zu behandeln.
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Zuletzt fünf Zu-Null-Siege in Folge für Tabellenführer – Tottenham erst Montag bei Stoke im Einsatz. Leicester – Als Leicester City zuletzt zu Hause auf West Ham United traf, war die Lage für die Foxes trist. Am 4. April des Vorjahres stand der Verein scheinbar aussichtslos am Tabellenende der Premier League. Einem 2:1 gegen die Nordlondoner folgten im Saisonfinish noch fünf weitere Siege. Leicester schaffte den Klassenerhalt – und steht ein Jahr später vor dem historischen ersten Titelgewinn. Am Sonntag empfängt der Verein des österreichischen Teamkapitäns Christian Fuchs West Ham erneut im heimischen King Power Stadium. Fünf Runden vor Saisonende fehlen den Hausherren noch drei volle Erfolge, um die Meisterschaft zu fixieren. Der erste Verfolger Tottenham, der sieben Zähler Rückstand aufweist, tritt erst am Montag auswärts bei Stoke City an. Marko Arnautovic steht Stoke nach seiner Knieblessur wieder zur Verfügung. In den vergangenen Spielen zeigte Leicester kein Nervenflattern. Fünfmal in Folge kassierte die Sensationself von Trainer Claudio Ranieri nun schon keinen Gegentreffer – und vorne trifft der 21-fache Saisontorschütze Jamie Vardy weiter konstant. Ranieri stellte sich dennoch auf schreckliche Spiele ein: Noch ist nichts entschieden. Tottenham gibt nicht auf und wir müssen konzentriert bleiben, betonte der Italiener. West Ham rang Arsenal zuletzt immerhin ein 3:3 ab und beendete damit die Titelhoffnungen des Tabellendritten. Die Hammers kämpfen als Sechste ihrerseits auch noch um einen Europacup-Startplatz. Im FA-Cup-Halbfinale unterlag West Ham am Mittwoch zu Hause gegen Manchester United mit 1:2. Arsenal will zumindest den Rückstand auf Erzrivale Tottenham mit einem Sieg gegen Crystal Palace nicht größer werden lassen. Bei den Spurs sitzt Kevin Wimmer wieder auf der Bank, nachdem der belgische Innenverteidiger Jan Vertonghen seine Verletzungspause beendet hat. (APA; 15.4.2016)
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Katholische Kirche begeht Weltfriedenstag – Franziskus: "Hoffnung auf eine bessere Welt nicht fallen lassen". Vatikanstadt – Papst Franziskus hat in seiner Neujahrspredigt dazu ermuntert, 2016 die Gleichgültigkeit zu überwinden, die jede Form von Solidarität verhindere. Er rief daher am Freitag im Petersdom zur Überwindung der falschen Neutralität auf. Der Papst befasste sich in seiner Neujahrespredigt auch mit der Flüchtlingsfrage. Millionen von Menschen seien auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Verfolgung. Sie setzen ihr Leben aufs Spiel, damit ihre fundamentalen Rechte respektiert werden, so Franziskus in seiner Predigt. Manchmal fragen wir uns, wie ist es möglich, dass die Arroganz des Stärksten den Schwächeren demütigt?, fragte der Papst. Bis wann wird die menschliche Boshaftigkeit auf der Erde Gewalt und Hass verbreiten und unschuldige Lebensopfer erfordern? Papst Franziskus hat am Freitag zugleich in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag zu Neujahr alle Menschen guten Willens aufgerufen, trotz Kriege und terroristischer Aktionen mit ihren tragischen Folgen die Hoffnung auf eine bessere Welt nicht fallen zu lassen. Als Thema für den Weltfriedenstag, den die katholische Kirche am 1. Jänner begeht, wählte Franziskus den Titel Überwinde die Gleichgültigkeit und erringe den Frieden. Der Papst kritisierte in der Botschaft die fortschreitende Globalisierung der Teilnahmslosigkeit gegenüber dem Leid anderer. Diese nehme im privaten, gesellschaftlichen und staatlichen Bereich besorgniserregend zu. Diese Entwicklung bedrohe den Frieden in der Welt. Ihr müsse eine Kultur der Solidarität und der Barmherzigkeit entgegengesetzt werden. Der Weltfriedenstag wurde von Papst Paul VI. 1968 ins Leben gerufen. Seither wenden sich die Oberhäupter der römisch-katholischen Kirche zu Jahresbeginn mit einer Friedensbotschaft an die Repräsentanten der Staaten und an die Menschen guten Willens in aller Welt. Seine Botschaft zum Weltfriedenstag veröffentlichte Franziskus bereits Mitte Dezember. Darin betonte Jorge Mario Bergoglio, die gewaltsamen Konflikte hätten das vergangene Jahr von Anfang an bis zu seinem Ende charakterisiert und sich in zahlreichen Regionen der Welt so vervielfältigt, dass sie die Züge dessen angenommen haben, was man einen Dritten Weltkrieg in Raten nennen könnte. Und dennoch riefen manche Ereignisse dazu auf, die Hoffnung auf die Fähigkeit des Menschen, mit Gottes Gnade das Böse zu überwinden, nicht zu verlieren, sagte der Papst.
2International
Globalisierung geht durch den Magen. Westlicher Käse erobert nun auch China. In Peking gibt es den ersten diplomierten Käsemacher. Auf Pekings ältestem privaten Lebensmittelmarkt Sanyuanli, der unweit des Diplomatenviertels liegt, offerieren mehr als 150 Stände alles, was chinesische Hausfrauen oder ausländische Gourmets mögen. Seit kurzem versteckt sich unter der Gilde der Sojabohnen-Händler ein neuer Anbieter. Lachend zeigt eine der Marktfrauen auf einen benachbarten Laden. Dort kriegt ihr choudoufu nach guoji-Art: ausländischen stinkenden Sojabohnenkäse. Dank der netten Standinhaberin Lisa habe sie die Spezialität schon ausprobiert: Schmeckt ganz gut, aber ist viel zu teuer. Die Verkäuferin deutet dabei auf den Stand Nummer 134, über dem als Markenzeichen das französische Wort für Käsemacher steht: Le Fromager de Pékin. Das O sieht wie ein angeschnittener Camembert aus und das A wie ein ziselierter Eiffelturm. Sie meint auch die US-Amerikanerin Lisa Minder, die seit 20 Jahren in Peking lebt und die einzige Ausländerin ist, die auf einem einheimischen Markt Fuß gefasst hat. Seit ihrer Heirat mit Liu Yang, dem ersten Chinesen mit einem französischen Diplom als Fromager, ist auch Lisa Expertin für Edelkäse geworden, handgemacht in China. Ihr Mann stellt zwei Dutzend Sorten in seiner 30 Kilometer am nördlichen Stadtrand Pekings entfernten Käserei her. Er hat 2015 für seine Camemberts zwei internationale Goldmedaillen gewonnen und zwei Auszeichnungen im World Cheese Book erhalten. Prämiert wurden sein Beijing Red-Käse, dessen Rinde in Wein eingelegt wird, und sein drei Monate gereifter Bergkäse Tomme de Beijing, dessen Rezeptur er auf Korsika lernte. Seine Kuh- und Ziegenmilch bezieht Liu aus Bauernhöfen in den Bergen um Peking und am Rande der innermongolischen Steppen, dort können Ziegen oder Kühe frei weiden. Wasser und Luft werden überprüft. Das hat sich herumgesprochen. Nach den großen Melaminskandalen mit gepanschter Milch misstrauen Mittelschichtbürger allen chinesischen Milchprodukten. Doch am Stand von Lisa stehen sie Schlange. Ihr Angebot mit zwei Dutzend Sorten reicht von Camembert, Brie bis zu Buchette, Pyramide und Roquefort. Mütter mit Schulkindern kaufen Frischkäse und Topfen. Wir sind seit dem Frühsommer hier, sagt Lisa, anfangs kamen nur Ausländer, inzwischen sind 60 Prozent unserer Kunden Chinesen. Verkaufsschlager ist ein cremiger, Peking Grau genannter, Camembert, den es auch getrüffelt gibt. Fünf bis acht Euro kosten die Stücke, die 120 bis 200 Gramm schwer sind. Mozzarella gibt es ab 100 Gramm für drei Euro. Stammkunden kaufen nach den Spezialnamen: Peking grau oder rot. Einer der Käse heißt Peking blau, wegen seines Edelschimmels. Vor 20 Jahren hätten sich seine Landsleute vor der verfaulten Milch geekelt, sagt Liu, zumal die meisten an einer genetisch bedingten Unverträglichkeit der Laktose in der Milch leiden. Doch diese trete bei fermentierten Produkten wie Käse nicht hervor. Wir brauchen ihn also nicht entsprechend zu bearbeiten. Der 42-Jährige versteht sich als Bahnbrecher für die Popularisierung des Käses in China. Käse setze die Zäsur in der kulinarischen Revolution seit Öffnung der Volksrepublik. Liu: Er erobert sich die letzte große Bastion seiner Konsumverweigerer. Wir überschreiten die letzte Grenze unserer Aneignung westlicher Esskultur. Für die neuen Käseliebhaber hat der Volksmund als Wortspiel den Begriff Zhishi-Fenzi geprägt, eine lautklangähnliche Übersetzung des englischen Wortes für Cheese. In gleicher Aussprache, aber anderer Schreibweise bedeutet der Begriff eigentlich Intellektuelle. Seinen Durchbruch verdankt der Käse schließlich Millionen zurückgekehrter Auslandsstudenten, die die Delikatesse nicht mehr missen wollen. Die große Masse der Verbraucher gewöhnte sich an ihn nach dem Siegeszug der Pizzerien und Fastfood-Burger. Zur neuen Verbrauchergruppe wurde die Generation der Einzelkinder, die mit Joghurt aufwuchsen, und die gesundheitsbewussten Rentner. Sie hoffen, dank kalziumreicher Milchprodukte, länger gesund zu bleiben. Die Zeiten des Fremdelns mit Käse sind vorbei. Den Beweis dafür liefern die Fälscher. Anfang Dezember gewannen Schweizer Kläger ihren Markenstreit gegen einen Lebensmittelkonzern in Ostchinas Qingdao. Der hatte seine Milchprodukte unter dem geklauten Namen Appenzell angemeldet. Die Eidgenossen setzten den Schutz für Appenzeller Käse vor Chinas Gerichten durch. Lange Zeit offerierten Supermärkte Käse neben Milch und Joghurt nur in Form von Scheibletten oder Streichkäse. Inzwischen beherrschen französische Konzerne wie Bongrain oder La vache qui rit als Marktführer das China-Geschäft. Lebensmitteldiskonter in Stadtteilen mit hohem Ausländeranteil boten schon vor zehn Jahren eine importierte Riesenauswahl mit 200 Sorten Frischkäse an. Auch das Online-Angebot für Käseprodukte auf den Webseiten von Alibabas Taobao blüht. Die Nachfrage in der Volksrepublik steigt jährlich um mehr als 30 Prozent. 2014 wurden 70.000 Tonnen Käseprodukte verbraucht, dreieinhalb Mal so viel wie 2009. Das war das Jahr, als Liu seine Käserei in Peking eröffnete. Vom Auslandsstudium in Frankreich 2001 bis 2007 hatte er drei Abschlüsse mitgebracht, darunter zwei MBA in Betriebsmanagment und Internationalem Handel. Wirklich wichtig war ihm nur sein drittes Zeugnis von der Fachhochschule in Bastia auf Korsika. Er war dort der erste Ausländer, der ein Käsemacher-Diplom erwarb. Liu wurde nur widerstrebend aufgenommen, weil ihn die lokal bekannten korsischen Brüder Cesari empfahlen. Als er auf der Insel studierte, wohnte er in einem kleinen Bergdorf, wo die Brüder Ziegenkäse in einer kleinen Manufaktur herstellten. Als sie dem neugierigen Chinesen ein Stück Brie zum Kosten gaben, war es um mich geschehen. So einen Geschmack hatte ich noch nie erlebt. Der praktisch begabte Liu bat die Brüder, bei ihnen lernen zu dürfen. Er rührte Milch, füllte Formen ab und wurde vier Monate ihr Geselle. Seine Eltern, Ärzte in Peking, waren entsetzt. Sie machten mir keine Vorwürfe, aber ich sah ihren Mienen an, was sie wirklich dachten. Ein Jahr experimentierte Liu zu Hause. Er arbeitete abends an seinen Käsen, tagsüber verdingte er sich als Dolmetscher für das französische Fernsehen während der Olympischen Sommerspiele 2008. Zur ersten Verkostung seines Camembert lud er im November in Peking wohnende Franzosen ein. Die nannten meinen Käse authentisch. Zwei Monate später organisierte er eine weitere Käseprobe, diesmal unter 50 Ausländern. Ich erhielt 50 Bestellungen. Im Mai eröffnete Liu seine erste kleine Käserei. Inzwischen hat er eine 200 Quadratmeter große Manufaktur mit Reifekeller. Mit sechs Mitarbeitern kann er zwei Dutzend Käsesorten und davon 500 Kilo im Monat herstellen. Liu verkauft online, auf wöchentlichen Ökomärkten und beliefert auch eine Handvoll Fünfsternehotels. Liu brauchte lange, um alle Genehmigungen der Behörden zu erhalten. Bis heute bekam er das Prüfsiegel S nicht: die Erlaubnis nur für große Lebensmittelhersteller, um an den Großhandel und in Supermärkten verkaufen zu dürfen. Im Sanyuanli, wo ein halbes Dutzend Stände importierten Käse verkauft, ist der Neuankömmling Le Fromager de Pékin ein Geheimtipp. Eigentlich riecht sein Käse gar nicht schlecht, brummt ein Verkäufer. Wenn wir in der Provinz Hubei choudoufu machen, stinkt die ganze Straße danach.
1Panorama
Fünftel aller Server laufen weiter mit veralteter Version – Support Mitte Juli endgültig ausgelaufen. Es ist quasi das Windows XP der Server-Welt: Mitte Juli ist der Support für Windows Server 2003 endgültig ausgelaufen. Ab sofort gibt es also selbst bei kritischen Sicherheitslücken keinerlei Updates mehr von Seiten Microsofts. Bei Unternehmen scheint die dadurch entstehende, akute Gefährdung bislang aber noch nicht angekommen zu sein. Laut den aktuellen Zahlen von Netcraft werden derzeit noch immer rund 175 Millionen Webseiten über Windows Server 2003 ausgeliefert. Das entspricht einem Fünftel des gesamten Webs, wodurch eine riesige Angriffsfläche für Malware aller Art geboten wird, wie Netcraft warnt. Die Zahl der unter Windows Server 2003 laufenden Server ist derzeit mit rund 600.000 zwar nur mehr halb so groß wie zum Höhepunkt Mitte 2011, eine rasche Abwärtsbewegung ist allerdings nicht festzustellen. Besonders unerfreulich sei, dass selbst Seiten, die eigentlich besonders hohen Sicherheitsanforderungen genügen sollten, weiterhin auf die veraltete Version setzten. Darunter einige Banken wie ING Direct aber auch das Sicherheitsunternehmen Panda Security. Es sei nur eine Frage der Zeit bis die nächste kritische Sicherheitslücke in der Software entdeckt werde, die aber dann eben nicht mehr von Microsoft geschlossen werde, warnt Netcraft. Die aktuelle Situation ist insofern ein potentielles Sicherheitsdesaster in Vorbereitung. Unternehmen sollten insofern so schnell wie möglich auf eine neuere Version des Betriebssystems umsteigen.
0Web
Ethnische Minderheiten protestierten gegen neue Verfassung. Kathmandu – Nepalesische Polizisten sind am Montag gewaltsam gegen Gegner der neuen Verfassung vorgegangen, die seit Ende September einen Grenzübergang nach Indien blockierten. Shiva Patel, Generalsekretär der nepalesischen Sadbhawana-Partei und Mitveranstalter der Blockadeaktion, sagte einer Nachrichtenagentur, die Polizei habe Zelte niedergebrannt und Schlagstöcke gegen die Demonstranten eingesetzt. Etwa 15 von ihnen erlitten demnach Verletzungen. Weitere fünf wurden festgenommen, als sie sich weigerten, die Blockade abzubrechen. Patel kündigte weitere Proteste an. Über die Grenzübergänge nach Indien kommen Treibstoff und Nahrungsmittel nach Nepal. Wegen der Blockade in Birgunj, 90 Kilometer südlich der Hauptstadt Kathmandu, und an anderen Grenzübergängen war zuletzt an den Tankstellen der Treibstoff knapp geworden. Ein ranghoher nepalesischer Zollbeamter teilte mit, nach dem Polizeieinsatz seien nun mehr als hundert leere indische Lastwagen, die wegen der Grenzblockade in Nepal festsaßen, nach Indien unterwegs. Aus Indien seien aber noch keine Lastwagen über die Grenze gefahren. Minderheiten fühlen sich bedroht Die im September in Kraft getretene Verfassung sieht die Aufteilung des Himalaya-Staats in sieben Provinzen vor. Vor allem die ethnischen Minderheiten der Tharu und Madhesi im Süden des Landes fühlen sich dadurch ausgegrenzt. Sie befürchten, durch den neuen Zuschnitt der Provinzen künftig noch weiter an den Rand gedrängt und nicht angemessen politisch repräsentiert zu werden. Auch Indien ist mit der neuen Verfassung unzufrieden. Die Regierung in Kathmandu hatte dem Nachbarland vorgeworfen, die Demonstranten an der Grenze zu unterstützen und damit eine inoffizielle Blockade zu verhängen. Indien wies die Vorwürfe strikt zurück. Nepal leidet noch immer massiv unter den Folgen eines heftigen Erdbebens im April, bei dem fast 8.900 Menschen ums Leben kamen. Zudem sorgte die Verfassungsreform über viele Wochen für Spannungen und Gewalt. Bei gewaltsamen Ausschreitungen wurden mehr als 40 Menschen getötet.
2International
18-jährige Simone Biles gewinnt als erste Frau drei Mehrkampf-Titel in Serie. Glasgow – Die US-Amerikanerin Simone Biles hat am Donnerstagabend bei der WM in Glasgow Turngeschichte geschrieben. Die 18-jährige Texanerin schaffte es als erste Frau, drei Mehrkampf-Titel in Serie zu gewinnen. Trotz eines Fast-Sturzes am Schwebebalken erreichte Biles 60,399 Punkte und setzte sich damit vor ihrer Landsfrau Gabrielle Douglas (59,316), der Mehrkampf-Olympiasiegerin von London 2012, durch. Biles zog mit dem neuerlichen Weltmeistertitel mit der Russin Swetlana Chorkina gleich, die zuvor als einzige dreimal WM-Gold im Mehrkampf geholt hatte. Nach ihrer insgesamt achten WM-Goldmedaille fehlt Biles nur noch ein Titel, um in der ewigen Bestenliste zu Chorkina aufzuschließen. Sowohl im Sprung, als auch am Boden und am Balken startet Biles am Wochenende als Beste der Qualifikation in den Endkampf. (APA/Si, 29.10.2015) Turn-WM in Glasgow – Frauen-Mehrkampf: 1. Simone Biles (USA) 60,399 Punkte (Sprung 15,833, Stufenbarren 14,900, Schwebebalken 14,400, Boden 15,266) – 2. Gabrielle Douglas (USA) 59,316 (15,300, 15,033, 14,400, 14,583) – 3. Larisa Iordache (ROU) 59,107 (15,066, 14,800, 14,766, 14,475)
4Sport
Versteckte Passage in offizieller Preview-Seite gibt Hinweis – Beta-Programm für User ebenfalls geplant. Vor einigen Wochen hat Google das Android-Beta-Programm vorgestellt. Interessierte Entwickler können in diesem Rahmen Vorabversionen kommender Android-Versionen testen, aktuell werden dabei frühe Preview-Releases von Android N ausgeliefert. Dieses Angebot kennt allerdings eine entscheidende Einschränkung, werden dabei doch nur Geräte unterstützt, bei denen Google selbst für die Update-Versorgung zuständig ist. Neben einigen Nexus-Modellen ist das das Tablet Pixel C sowie ein Android-One-Smartphone. Nun gibt es aber einen Hinweis darauf, dass sich das bald ändern könnte – und dieser kommt von Google selbst, wie ein Nutzer auf Reddit aufgespürt hat. Auf der offiziellen Android-N-Preview-Seite findet sich nämlich eine versteckte Passage, in der nicht nur von der künftigen Unterstützung zusätzlicher Geräte die Rede ist, Google spricht explizit auch von Geräten seiner OEM-Partner. Um welche Smartphones oder Tablets es hierbei geht, wird ebenso wenig verraten wie eine Liste der teilnehmenden Hersteller. Auch bleibt unklar, ob die betreffenden Nutzer dann ein unverändertes Android bekommen oder gleich eines, das mit den üblichen, herstellerspezifischen Anpassungen verändert wurde. Eine zweites interessantes Detail: Google plant offensichtlich noch ein zweites Beta-Programm. Während die aktuellen Preview-Releases ganz auf Entwickler ausgerichtet sind, soll ein zweiter Testkanal für interessierte Nutzer geschaffen werden. Auch hierzu gibt es bisher keine Details, es ist aber wohl davon auszugehen, dass die User-Beta erst begonnen werden soll, wenn die Vorabversionen gewisse Mindestanforderungen an die Stabilität erfüllen. Derzeit plant Google etwa, dass mit der Preview 4 im Juni die Schnittstellen für Android N stabil sein sollen, ab dann dürfen auch Entwickler speziell für N optimierte Apps in den Play Store hochladen. Dies scheint ein geeigneter Zeitpunkt, um interessierte User in das Testprogramm einzubinden. Bei all dem gilt es zu beachten: Auch wenn sich der Text auf einer offiziellen Webseite von Google bestätigt, so ist er doch dort nur versteckt platziert. Eine offizielle Bestätigung des Unternehmens ist dies also nicht. Insofern gilt es abzuwarten wann – und ob – diese folgt.
0Web
Sprachförderung wird über alle Parteien hinweg als Mittel zur Integration gesehen. Andere Wahlkampfideen für die Bildungsreformen können kaum umgesetzt werden. Wien – Aus einer hölzernen Schatzkiste holt Johanna Wlcek einen kleinen Apfel, ein weißes Puppenleiberl, ein rotes Modellauto und eine Lokomotive aus Holz. Was ist das?, fragt sie und hält den Apfel in die Höhe. Ein Apfel, brüllen fünf Kinder gleichzeitig. Die Sprachförderin sitzt mit zwei Mädchen und drei Buben im Kreis am Boden. Wlcek kommt dreimal in der Woche in den Kindergarten in der Arnethgasse im 16. Bezirk und spielt mit jenen Kindern, bei denen ein Förderbedarf festgestellt wurde. Heute geht es um Überbegriffe für Wortgruppen. Was kann man mit einem Apfel machen?, fragt Wlcek. Ihn essen, antwortet ein fünfjähriges Mädchen. Die Kindergartenpädagogin holt eine Karte hervor, auf der neun verschiedene Lebensmittel abgebildet sind. Das alles ist Essen, erklärt sie. Das Puppenleiberl gehört zur Kleidung, das Auto ist ein Fahrzeug und die Holzlokomotive gehört zu den Spielsachen. In den Wahlprogrammen der Wiener Parteien wird hinsichtlich der Bildungspolitik Sprachförderung oft als Schlüssel zur Integration genannt. Die FPÖ verspricht Deutsch vor Schule in Form von eigenen Klassen, auch die ÖVP ist für solche Vorbereitungsklassen. Die Grünen setzen den Fokus auf die Kindergärten und fordern Sprachförderung auch in der Erstsprache, zudem versprechen sie die Garantie für einen Kindergartenplatz ab dem zweiten Lebensjahr. Die Neos fordern einen flexiblen Betreuungsschlüssel im Kindergarten, um Defizite in der Sprache früh abbauen zu können. Die SPÖ will Kinder ab dem vierten Lebensjahr in deren Spracherwerb fördern. Schon jetzt ist bundesweit das letzte Kindergartenjahr für Fünf- und Sechsjährige verpflichtend. Ob jene Kinder, die eine Förderung brauchen, eine solche auch bekommen, hängt auch von ihrem Glück ab. Derzeit sind nur 130 Sprachförderer in den 350 Wiener Kindergartengruppen tätig. Wenn in einer Gruppe nur ein Kind Förderbedarf hat, bekommt es keine Extrasprachförderung zugeteilt, dies ist erst ab drei Kindern der Fall. Die Stadt Wien hat allerdings eine Verdopplung des Personals für die Sprachförderung bis nächstes Jahr angekündigt. Möglich ist dies durch 15 Millionen, die der Bund bis zum Kindergartenjahr 2017/18 zuschießt, Wien zahlt noch 7,5 Millionen dazu. Hier ist auch die Crux aller bildungspolitischen Vorhaben auf Wiener Ebene: Meistens sind die Länder vom Bund abhängig. Viele der Forderungen der im Wahlkampf stehenden Wiener Parteien können diese im Gemeinderat jedenfalls nicht umsetzen. Die ÖVP etwa fordert den Erhalt und den Ausbau der Gymnasien. Dafür ist die Unterrichtsministerin zuständig. Die ebenfalls von der Volkspartei geforderte Förderung von Brennpunktschulen könnte die Stadt aber übernehmen. Die FPÖ fordert in ihrem Wahlprogramm ebenfalls den Erhalt der Gymnasien und individuelle Abschlussprüfungen statt der Zentralmatura, beides liegt in der Verantwortung des Bundes. Eine Verschlankung des Wiener Stadtschulrats ließe sich aber umsetzen. Die Grünen wollen tausend Lehrer mehr an Wiens Pflichtschulen, auch hier muss erst einmal die Unterrichtsministerin Geld lockermachen. Wie die ÖVP fordern auch die Grünen mehr Geld für Brennpunktschulen. Im Gegensatz zur Volkspartei steht die Forderung nach einer gemeinsamen Schule für alle Kinder zwischen sechs und 14 Jahren. Die Schulen entfesseln wollen die Neos. Demnach sollen die Schulen autonom werden, was – schon wieder – nicht Sache der Länder ist. Die auf Wien zugeschnittene Forderung: 120 Millionen Euro, die nach der Vorstellung der Partei etwa durch die Halbierung der Parteienförderung und weniger Eigenwerbung für die Stadt gewonnen werden, sollen in zusätzliches Personal an Schulen fließen. Ganz oben auf der Liste der Neos steht das Ende des Einflusses der Parteien auf die Schulen. Diese Forderung findet sich bei jeder Partei, außer bei den Roten. Die SPÖ verspricht einen Kindergartenplatz für jedes Kind, 50 bis 70 zusätzliche Kindergartengruppen pro Jahr und den Ausbau der Ganztagsschule. Zudem sollen im Bildungssystem die Talente und das glückliche Leben des Kindes im Vordergrund stehen und nicht egoistisches Profitdenken.
5Inland
Umwelt des Nationalparks soll sich von Schäden erholen. Die weißen Sandstrände der thailändischen Insel Koh Tachai werden auf unbestimmte Zeit für Reisende gesperrt sein. Das berichtet die Bangkok Post und beruft sich dabei auf Behördeninformationen. Zwar sind seit Montag alle Meeresnationalparks des südostasiatischen Landes wegen des Monsuns gesperrt, doch wird Koh Tachai auch nach der Aufhebung dieser Sperre am 15. Oktober nicht wieder öffentlich zugänglich sein. Die thailändischen Behörden wollen damit der Umwelt Zeit geben, um sich von den negativen Auswirkungen des starken Tourismus zu erholen. Besonders betroffen von diesen sei der Similan-Nationalpark, so Tunya Netithammakul, der Direktor der nationalen Umweltschutzbehörde. Die Schließung von Koh Tachai für Touristen ist Teil eines Masterplans zum Schutz der Tier- und Pflanzenwelt im Andamanischen Meer. Koh Tachai ist ein Naturgebiet und keine touristische Attraktion, sagt Tunya: Ein Strand auf der Insel kann bis zu 70 Personen Platz bieten, aber manchmal tummeln sich dort mehr als 1.000 Menschen. Deshalb hat sich der Zustand der Insel so schnell verschlechtert. Wenn wir Koh Tachai jetzt nicht schließen, werden wir es für immer verlieren. Obwohl die Warnung drei Monate vor dem tatsächlichen Einreisestopp ergeht, warnt Tunya Touristen vor Reisebüros, die weiterhin Trips auf die Insel anbieten. Am Sonntag sollen es noch 14 Agenturen gewesen sein.
1Panorama
1,6 Milliarden Euro veranschlagt – "Warum sollten nicht einfach die Leute das Problem lösen?". Griechenland, lange hauptsächlich als Wiege der Demokratie und beliebte Urlaubsdestination bekannt, dominiert seit Monaten die mediale Berichterstattung. Das Land kämpft mit einer enormen wirtschaftlichen Rezession und zunehmend prekären Zuständen, während die Regierung rund um Premier Alexis Tsipras im Clinch mit der EU über die Bedingungen für weitere finanzielle Unterstützungen liegt. Jüngster Streitpunkt: ein geplantes Referendum, in dem Tsipras die Bedingungen der Union den griechischen Bürgern zur Abstimmung vorlegen will. Der Londoner Thom Feeney ist vom europapolitischen Hickhack mittlerweile angewidert und schlägt eine alternative Lösung vor. Er will Griechenland per Online-Crowdfunding retten. All dieses Gezittere rund um Griechenland wird schon langweilig. Europäische Minister, die ihre Muskeln spielen lassen, und ihr Getue darum, ob sie den Griechen nun helfen oder nicht – warum lassen wir es nicht einfach die Leute lösen?, schreibt er einleitend zu seiner Finanzierungskampagne auf der Plattform Indiegogo. 1,6 Milliarden Euro – das entspricht der Höhe der Kreditrate, die Griechenland eigentlich im Juli an den Internationalen Währungsfonds zurückzahlen müsste – sollen dort zusammenkommen. Für einen kompletten Bailout reicht das natürlich bei weitem nicht, das Geld soll aber verwendet werden, um dem Land wieder mehr Spielraum zu gewähren, um die Talfahrt zu stoppen. Feeneys Rechnung ist einfach gehalten. Die EU hat über 500 Millionen Einwohner, argumentiert er. Wenn jeder davon etwas mehr als drei Euro beisteuert, wäre dieser Betrag schon erreicht. Das entspricht in London dem Gegenwert eines halben Pint Bier oder eines Salats mit Feta und Oliven. Damit will er verdeutlichen: Eine Spende dieser Größe wäre kein allzu großer Verzicht. Als Vergleichswert dienen weitere Belohnungen für die Spender, sollte die Kampagne ihr nicht ganz ernst gemeintes Ziel erreichen. Für zehn Euro gibt es eine Flasche Ouzo, für 25 Euro den einst schon von Udo Jürgens besungenen griechischen Wein. 5.000 Euro werden für einen einwöchigen Zwei-Personen-Urlaub in Athen veranschlagt. Wer eine Million Euro beisteuert, darf sich ganz besonders des Dankes vieler EU-Bürger und der Griechen im Speziellen sicher wähnen. Dem Aufruf gefolgt sind bislang rund 1.200 Nutzer, die über 16.000 Euro beigesteuert haben. Da für das Erreichen des Spendenziels nur ein Zeitraum von einer Woche vorgesehen ist, könnte es mit der Rettung Griechenlands über die Schwarmfinanzierung allerdings eng werden.
0Web
Wer einen guten Job sucht, wechselt den Vornamen. In den vergangenen zehn Jahren haben das mehr als 1,5 Millionen getan. Es gibt wenig bis gar nichts, was Südkoreas Jugend im Kampf um eine Stelle auf dem heiß umkämpften Arbeitsmarkt auslassen würde: Das schulische Wettrüsten nimmt bereits in den Kindergärten astronomische Ausmaße an, und für Absolventen eines Universitätsstudiums gibt es eigene Nachhilfeinstitute, in denen die Kunst des persönlichen Vorstellungsessays gelehrt wird. Wer sich nicht allein auf akademische Leistungen verlassen möchte, hilft zusätzlich ein wenig mit Schönheitsoperationen nach. Doch für eine stetig wachsende Gruppe an Südkoreanern gilt mittlerweile vor allem ein Credo: Nomen est omen – der Name ist ein Zeichen. Laut aktuellen Zahlen des Obersten Gerichtshofes haben allein in den vergangenen zehn Jahren mehr als 1,5 Millionen Südkoreaner ihren Vornamen geändert. In der Hauptstadt Seoul gehen jeden Tag etwa 30 solcher Anträge ein. Als Begründung für diesen Schritt werde bei mehr als einem Drittel von ihnen die schwierige Suche nach einem Job angeführt. Bei der Suche nach einem vielversprechenden Namen, um dem beruflichen Glück näher zu kommen, wird nichts dem Zufall überlassen. Die meisten Südkoreaner suchen im Zuge der Namensfindung eines der kleinen Zelte der Wahrsager und Schamanen auf, die sich an den Gehsteigen belebter Einkaufsstraßen finden lassen. Viele der dortigen Besucher sind aber auch frisch geschieden und erhoffen sich einen neuen Lebenspartner, andere sind einfach mit dem Stand ihres Bankkontos unzufrieden und wollen ihn gehörig aufbessern. Noch immer gibt es rund 55.000 praktizierende schamanistische Priester im Land – mehr als die Geistlichen aller restlichen Religionen zusammen. In einer repräsentativen Umfrage von 2012 gaben mehr als zwei Drittel aller Befragten an, sie hätten sich in diesem Jahr bereits von Wahrsagern ihr Schicksal vorhersagen lassen. Bis in die 1970er-Jahre sollen auch welche bei Vorstellungsgesprächen des südkoreanischen Konzerns Samsung mit anwesend gewesen sein. Jahrtausendelang wurde auf der koreanischen Halbinsel ein abergläubischer Schamanismus praktiziert. Das Bemühen dutzender Herrscher, diesen aus den Köpfen der Leute zu bekommen, ist bis heute nicht geglückt. Selbst den rasanten Wirtschaftsaufschwung hat der koreanische Schamanismus überdauert. Seine Grundannahme ist, dass alle Dinge auf der Welt eine Seele besitzen. Koreanische Namen können dabei die Geister der vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft innehaben – und wenn die Geister sich nicht vertragen, dann wird dem Träger ein Wechsel angeraten. Die Jugend des Landes hat dabei aber oft auch ganz profane Gründe: In der kollektivistischen Gesellschaft Südkoreas sind vor allem konventionelle Namen beliebt, nur wenige wollen aus der Reihe fallen. Als zum Beispiel das Land im Jahr 2010 von einem Serienmörder heimgesucht wurde, wollten hunderte Südkoreaner nicht mehr länger an ihren Namensvetter erinnert werden und stellten einen entsprechenden Antrag. Erst im Jahr 2005 wurde die Gesetzgebung gelockert, um die Namensgebung in Südkorea zu vereinfachen. Seither akzeptieren die Behörden praktisch jede Anfrage – solange kein Verdacht besteht, dass jemand mit seinen neuen Personalien vor der Rechtsprechung zu fliehen versucht. Im Schnitt registrieren die südkoreanischen Gerichte bis zu 160.000 Anträge pro Jahr. Laut Aussagen von Flüchtlingen ist es in Nordkorea vor allem der Staat, der die Namensänderungen anordnet. Wer etwa einen japanisch klingenden Vornamen besitzt – Japan ist das Land der einstigen Kolonialherren Koreas -, wird nicht selten dazu gedrängt, diesen aufzugeben. Vor allem aber ist es verboten, denselben Vor- und Nachnamen der herrschenden Kim-Familie zu haben.
1Panorama
Bestätigung durch Staatsanwaltschaft - Von belgischen Grünen und Pilz ins Rollen gebracht. Die belgische Staatsanwaltschaft hat Vorermittlungen in der Affäre um mutmaßliche Spähaktivitäten des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND) eingeleitet. Die Polizei sei mit einer Voruntersuchung beauftragt worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Sonntag. Nach Informationen der Zeitung De Tijd wurden die Ermittlungen bereits am Freitag eingeleitet. Ziel sei es, sich ein genaues Bild der möglichen Verstöße zu machen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur AFP. Medienberichten zufolge half der BND dem US-Geheimdienst NSA jahrelang dabei, Behörden, Unternehmen und andere Ziele in Europa auszuspähen. Die Regierung in Brüssel hatte bereits Ende Mai Untersuchungen wegen der mutmaßlichen Spähaktivitäten eingeleitet. Telekommunikationsminister Alexander De Croo erklärte damals, falls der deutsche Auslandsgeheimdienst tatsächlich die Online-Kommunikation in Belgien in großem Maße ausgespäht haben sollte, müsse die Bundesregierung sich dazu erklären. Die belgischen Grünen und der österreichische Grünen-Abgeordnete Peter Pilz hatten die Affäre in Belgien ins Rollen gebracht. Ihren Angaben zufolge hat der BND auf NSA-Geheiß den Internetverkehr in Dutzenden Kabelverbindungen in Europa überwacht. Pilz tourte in den vergangenen Wochen durch europäische Hauptstädte, um Aufklärung in der Spähaffäre zu fordern. Er hat bereits Pressekonferenzen in Wien, Berlin, Luxemburg, Bern, Brüssel in Paris abgehalten. In Belgien hatte die Regierung in Folge bereits Ende Mai die Telekommunikationsbehörden sowie den Staatsschutz beauftragt, die Vorwürfe zu prüfen.
0Web
Insgesamt 400.000 Euro erbeutet – Beschuldigter legte Lebensbeichte ab. Seyring/St. Pölten – Ein Einzeltäter hat seit Februar 2008 neun Banküberfälle in Niederösterreich verübt. Nach seinem jüngsten Coup am Donnerstag vergangener Woche, dem dritten in Seyring (Bezirk Wien-Umgebung), wurde der 35-jährige Wiener gefasst, teilte die Polizei am Mittwoch in einer Pressekonferenz in St. Pölten mit. Franz Polzer, Chef des Landeskriminalamtes NÖ, bezifferte die Höhe der Beute mit 400.000 Euro. Vier Überfälle hatte der Beschuldigte 2008 verübt, ein Tat 2012, drei weitere Coups 2014. Die Festnahme des Beschuldigten erfolgte am vergangenen Donnerstag nur etwa 15 Minuten nach dem dritten Coup in Seyring. Das dortige Geldinstitut, das er auch am vergangenen Donnerstag heimsuchte, hatte der Wiener schon vor siebeneinhalb beziehungsweise eineinhalb Jahren beraubt. Die Tatwaffe und Kleidung, Maskierung sowie die Beute wurden sichergestellt, sagte LKA-Chef Franz Polzer. Bei den Einvernahmen legte der 35-Jährige aus Wien-Donaustadt eine Lebensbeichte ab. Die Fahndung war nach Hinweisen auf das Fluchtauto, einen Kleinwagen, den der Verdächtige aus der Verlassenschaft seiner Mutter übernommen und stets verwendet hatte, erfolgreich. Bei seinem jüngsten Coup war der Wiener mit einem Messer bewaffnet. Die Kleidung hatte der Mann bei seiner Festnahme bereits gewechselt, wie in allen anderen Fällen zuvor auch, berichtete Polzer. Der Kriminalist sprach von Präzision, mit der die Coups im nordöstlichen Niederösterreich verübt worden seien. Der Beschuldigte habe verschiedenes Gewand, unterschiedliche Maskierung und auch wechselnde Waffen verwendet. Zu Letzteren zählten Softgun, Messer, Tränengasspray, Schraubenzieher und Teleskopschlagstock. Seine Pause von 2008 bis 20012 habe der Mann damit begründet, dass er es sich gut gehen habe lassen und zwischenzeitlich auch beruflich Fuß gefasst habe. Laut Josef Deutsch von der LKA-Raubgruppe ist der Verdächtige gelernter Elektriker. Mit der Beute hat der Wiener nach eigenen Angaben auch ausgedehnte Fernreisen unternommen, ebenso allein, wie er in der Donaustadt gewohnt hatte. Es handle sich um einen außergewöhnlichen Fall, sagte Polzer in der Pressekonferenz. Er verwies dabei auf die Menge der Überfälle auf Banken. Bei den Coups sei zwar niemand verletzt, Angestellte und Kunden seien jedoch teilweise mit dem Umbringen bedroht worden. Die Opfer hätten sich auch auf den Boden legen oder hinknien müssen, bevor der Räuber die Flucht ergriff. Die Tatorte: Landespolizeidirektor Franz Prucher zeigte sich am Mittwoch nicht nur über die Festnahme des Serienbankräubers, der in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert wurde, erfreut. Er wies auch darauf hin, dass 2015 im Bundesland alle bisher verübten Überfälle auf Geldinstitute geklärt seien. Es stehe 8:0 für die Polizei.
1Panorama
Dominanz führt bei den Menschenaffen zu einem veränderten Erscheinungsbild – und erhöht den Fortpflanzungserfolg beträchtlich. München – Anders als bei den meisten Säugetieren gibt es bei männlichen Orang-Utans zwei unterschiedliche Erscheinungstypen: Einige entwickeln in ihren Gesichtern Backenwülste, andere nicht. Beide morphologischen Typen zeugen Nachkommen – die Frage stellt sich damit, welchen Vorteil es bringt, solche Wülste samt Kehlsack auszubilden, die auch mit einem größeren Körper und dominantem Verhalten – kurz gesagt: einem höheren Energieaufwand – verbunden sind. Dominante Männchen haben einen höheren Kalorienverbrauch, sind aufgrund ihrer Größe in ihrer Bewegung eingeschränkt und können bei Auseinandersetzungen mit dominanten Männchen benachbarter Gruppen sogar getötet werden, sagt Graham L. Banes vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Warum also sollte ein Männchen Backenwülste entwickeln, wenn es auch ohne sie Nachwuchs zeugen kann? Ein Forscherteam unter der Leitung von Banes und seiner Kollegin Linda Vigilant ist dieser Frage nachgegangen. Sie fanden heraus, dass die weniger Energieaufwand betreibenden Männchen sich zwar tatsächlich ebenfalls fortpflanzen können – aber lange nicht so oft wie ihre imposanteren Artgenossen. Die Forscher untersuchten im Speziellen den Fortpflanzungserfolg von Kusasi, einem ehemaligen dominanten Männchen in Camp Leakey im Tanjung Puting Nationalpark in Indonesien. Für den Vergleich mit der Fortpflanzungsrate nicht dominanter Männchen sammelten die Forscher Kotproben und führten Vaterschaftstests durch. Acht Jahre lang folgten die Forscher den Orang-Utans des Nationalparks mehrere Monate am Stück von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Anschließend untersuchten die Forscher das in den Kotproben enthaltene Erbgut und identifizierten so 39 bekannte Tiere, darunter 12 Männchen. Vigilant: Anschließend verglichen wir Kusasis Fortpflanzungserfolg mit dem von Männchen ohne Backenwülste und stellten fest: zehn von 14 Orang-Utans, die in einem Zeitraum von mehr als zehn Jahren gezeugt wurden, waren Söhne und Töchter von Kusasi. Die Ergebnisse zeigen also, dass Kusasi als dominantes Männchen sehr viel mehr Nachkommen gezeugt hat als alle anderen Männchen. Dazu beigetragen haben möglicherweise seine Backenwülste, die auf weibliche Orang-Utans anziehend wirken. Wie erwartet hatten aber auch Männchen ohne Backenwülste einen gewissen Fortpflanzungserfolg. Interessant ist hier aber das Timing, sagt Banes. Andere Männchen zeugten Nachkommen in der Zeit unmittelbar vor oder gegen Ende von Kusasis Dominanzperiode, als die hierarchischen Verhältnisse im Gebiet unklar waren. Daraus folgern die Autoren, dass die Herausbildung von Backenwülsten eine bewährte evolutionäre Strategie ist: Der Fortpflanzungserfolg von dominanten Männchen mit Backenwülsten ist wesentlich höher als der von anderen Männchen. Für jene heißt es abwarten, bis sie in Zeiten unsicherer Rangverhältnisse ebenfalls zum Zuge kommen können. (red, 4. 9. 2015)
7Wissenschaft
Am Weltwirtschaftsforum in Davos bespricht Facebooks COO Strategien gegen Hassrede im Netz. Löschen, blockieren, niedrig reihen: Keine dieser Lösungen ist für Facebook-Managerin Sheryl Sandberg die optimale Reaktion auf Hasspostings. Vielmehr empfiehlt sie, hetzerische Kommentare mit einer Like-Attacke zu überfluten. Die sogenannte Gegenrede ist Herzstück von Facebooks Kampagne gegen Hasspostings. Nutzer sollen andere, die sich gegen Hetze wenden, mit vielen Gefällt Mir-Angaben markieren und so zeigen, dass positive Meldungen besser als Hass funktionieren. Diese Strategie klingt ziemlich nach ‚Kumbaya‘, kommentiert Re:code hämisch. Facebook werde den Newsfeed nicht ändern, um Hasspostings verschwinden zu lassen. Inhalte sollen erst gelöscht werden, wenn sie von anderen Nutzern markiert worden sind. Facebook war von einigen Regierungen wegen des Umgangs mit Hasspostings kritisiert worden. Unter anderem deshalb gibt es nun ein neues Team in Berlin, das sich um das Löschen von Hetze im deutschsprachigen Raum kümmern soll.
0Web
Tabellensechster will weiter Boden gutmachen – Grazer gegen Salzburger vier Spiele ohne Niederlage – Kienast vor 200. Partie, Wallner vor 350. Einsatz. Grödig/Graz – Zwei Siege, kein Gegentor. Sturm Graz ist in der Fußball-Bundesliga nach einer kleinen Schwächephase wieder auf dem richtigen Weg. Im Auswärtsspiel in Grödig am Samstag zum Auftakt der elften Runde wollen die Schützlinge von Coach Franco Foda den positiven Trend fortsetzen. Sturm ist gegen die Grödiger vier Spiele ohne Niederlage, nur im jüngsten Duell am 2. August (1:1) gab es dabei keinen Sieg. Sturm ließ einem 2:0-Sieg gegen die Austria zuletzt einen 1:0-Erfolg bei Admira Wacker Mödling folgen. Fußball lebt nicht von der Vergangenheit, wir müssen uns morgen neu beweisen, weiß Foda. Dem Sechsten fehlen jedenfalls nur mehr drei Punkte auf den zweitplatzierten Titelverteidiger Salzburg. In den letzten zwei Spielen war trotz der Siege nicht alles perfekt. Wir waren in allen Mannschaftsteilen kompakt und haben in der Defensive gleich Stabilität gefunden, die Passqualität und die Besetzung in der box müssen wir aber noch verbessern, analysierte der Deutsche. Untermauert wird das durch die bisherige Torbilanz. Die Grazer sind mit nur zehn Gegentoren zwar Ligaspitzenreiter, haben dafür aber in den ersten zehn Saisonspielen erst zwölfmal getroffen. Nur Altach (11), Ried (8) und der WAC (5) haben bisher noch weniger Tore erzielt. Fakt ist, dass wir sehr viele Torchancen herausgespielt und zu wenig Tore erzielt haben. Wir müssen noch konzentrierter und klarer im Abschluss sein, forderte Foda. Daneben dürfe man den Gegner nicht unterschätzen. Grödig ist eine Mannschaft, die gepflegten Fußball spielt und vorne Spieler hat, die im Dribbling gut sind, strich Sturms Trainer die Vorzüge der Salzburger hervor. Am Ergebnis solle sich das aber nicht bemerkbar machen. Wir werden alles unternehmen, um dieses Spiel zu gewinnen, erklärte Foda, der auf Tanju Kayhan (Oberschenkelprobleme) verzichten muss. Die Grödiger haben die drei Punkte genauso im Visier. In den jüngsten drei Partien gab es für die Schöttel-Truppe keinen Sieg und nur beim Heim-1:1 gegen Mattersburg einen Punktgewinn. Die vier Punkte Differenz auf Schlusslicht WAC sind für den Achten nicht wirklich beruhigend. Sturm hat einen sehr großen Kader und zuletzt wieder einiges an Selbstvertrauen getankt. Selbstverständlich wollen wir aber im heimischen Stadion auf Sieg spielen und die drei Punkte hierbehalten, gab Peter Schöttel die Marschroute vor. Hoffnung macht der Blick auf das 1:1 in der UPC-Arena im ersten Saisonduell. Wir haben der Mannschaft das Video aus dieser Begegnung einige Male vorgespielt, damit sie sich all die positiven Dinge daraus einprägt. Wir waren in der zweiten Hälfte dem Sieg sogar weitaus näher als die Grazer, erinnerte der 48-jährige Wiener. Sein Team hat bisher 16 Mal getroffen, dafür aber mit 20 Gegentreffern deutlich mehr als die Grazer erhalten. Auf beiden Seiten sollen Stürmer-Routiniers den Ausschlag geben. Sturms 31-jähriger Roman Kienast steht vor seinem 200. Bundesligaspiel, hat diese Saison aber erst einmal getroffen. Aufseiten der Grödiger wird Roman Wallner zum bereits 350. Mal im Oberhaus einlaufen. Der 33-Jährige hält bei drei Saisontoren. Sturm scheint ihm als Gegner zu liegen, 16 Mal hat der Steirer gegen die Grazer bereits getroffen und damit so oft wie gegen keinen anderen Bundesligaclub. (APA, 2.10.2015) SV Grödig – SK Sturm Graz (Samstag 16.00 Uhr, Grödig, DAS.GOLDBERG Stadion, SR Schörgenhofer). Bisheriges Saisonergebnis: 1:1 (a). Ergebnisse 2014/15: 2:1 (h), 0:1 (a), 0:2 (h), 1:2 (a) Grödig: Schlager – T. Kainz, Strauss, Maak, Strobl – Brauer, Rasner – Venuto, Djuric, Denner – R. Wallner Ersatz: Swete/Strasser – Pichler, Itter, B. Sulimani, Kerschbaum, Schütz, Gschweidl, Goiginger Es fehlt: D. Baumgartner (Kreuzbandriss) Fraglich: Swete (Knöchelverletzung), Derflinger, Völkl (beide Muskelverletzung) Sturm: Esser – Potzmann, Madl, Spendlhofer, Klem – Kamavuaka, Hadzic – Schick/Dobras, Avdijaj, Gruber – Kienast Ersatz: Gratzei – Ehrenreich, Schoissengeyr, Offenbacher, Horvath, Edomwonyi, Tadic Es fehlen: M. Stankovic, Rosenberger, Scharifi (alle rekonvaleszent), Kayhan (Oberschenkelprobleme), Lovric (gesperrt), Lykogiannis, Piesinger (beide bei Amateuren im Einsatz) Fraglich: Schick (Oberschenkelprobleme)
4Sport
Petition bringt Klitschko-Bezwinger in Rage, er soll von der Nominierungsliste für den BBC Sports Personality of the Year Award gestrichen werden. London – Tyson Fury könnte seinen Sensationssieg über Wladimir Klitschko genießen, stattdessen teilt der britische Schwergewichtsweltmeister, der seinen ukrainischen Kontrahenten am 28. November in Düsseldorf klar nach Punkten entthront hatte, weiter aus. Diesmal hat sich Fury verbal die Sportelite seines Landes, allen voran Formel-1-Champion Lewis Hamilton und Tennisstar Andy Murray, vorgenommen. Was braucht man denn an Persönlichkeit, um ein Auto hundertmal um einen Kurs zu fahren oder einen Ball hin- und herzuschlagen? Nicht wirklich viel, oder?, frug der 27-Jährige in einem Videointerview aus seiner Sicht rein rhetorisch. In Rage hatte den erzkonservativen Katholiken, der regelmäßig durch sexistische und homophobe Sprüche auffällt, eine Petition von mehr als 80.000 Landsleuten gebracht, die Furys Streichung von der Nominierungsliste für den BBC Sports Personality of the Year Award fordern. Hamilton und Murray, der Großbritanniens Team kürzlich zum ersten Triumph im Daviscup seit 79 Jahren geführt hatte, stehen an der Spitze der Liste. Ich weiß zu einer Million Prozent, dass ich mehr Persönlichkeit in der Spitze meines kleinen Fingers habe als sämtliche Nominierten zusammen, sagte Fury. Seiner Nichtwahl baute er vor: Ich kann ehrlich sagen, dass ich nicht interessiert bin, den BBC-Award zu gewinnen. Als Tyson Fury noch ein Boxer unter vielen war, blieben seine sexistischen und homophoben Ausfälle weitgehend unbeachtet. Seit der 2,06 Meter hohe Mann aus Manchester allerdings als Weltmeister im Schwergewicht geführt wird, hagelt es Kritik. Die steckt er weniger leicht weg als die meisten Schläge im Boxring.
4Sport
Türkischer Ministerpräsident: "Nicht vergessen, dass die Türkei, als alle Staaten Sanktionen gegen Russland verhängten, dies nicht tat". Belgrad/Ankara – Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu hat seinen aktuellen Besuch in Belgrad auch zu Kritik an den Wirtschaftssanktionen Moskaus genutzt. Unsere russische Freunde sollen nicht vergessen, dass die Türkei, als alle Staaten Sanktionen gegen Russland verhängten, dies nicht tat, sagte Davutoğlu. Russen, die sich über die Sanktionen gegen sie beschwerten, führen diese nun gegen uns ein. Nach dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeuges durch die türkischen Streitkräfte im Grenzgebiet zu Syrien hatte Moskau im November umfangreiche Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei verhängt. Serbien wird als wichtigster Verbündeter Moskaus auf dem Balkan angesehen. Dass sich der Besuch Davutoğlus in Belgrad auf die Beziehungen Serbiens zu Moskau negativ auswirken könnte, glauben serbische Behörden allerdings nicht. Wir sind Freunde der Russischen Föderation und der Türkei, und das wird so bleiben, versicherte der serbische Premier Aleksandar Vučić. Der Besuch Davutoğlus war vor allem der Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den zwei Staaten gewidmet. Das Handelsvolumen ist heuer laut Amtsangaben um 20 Prozent erhöht worden. Ein geplantes Treffen von Davutoğlu, Vučić und dem bosnischen Premier Denis Zvizdić in Novi Pazar, dem Verwaltungszentrum des südwestserbischen Sandschaks, wurde wegen schlechter Witterungsverhältnisse vom Programm gestrichen. Im Sandschak lebt die Mehrheit der in Serbien ansässigen Muslime.
2International
Eine Familie am Stadtrand der serbischen Stadt Subotica hilft Flüchtlingen, die sich durch den Wald in Richtung Grenze durchschlagen. Bei kräftigem Sonnenschein und leichtem Wind fährt Dávid mit seinem Minivan durch die Straßen Suboticas. Sein Ziel ist eine alte, verlassene Ziegelfabrik. Obwohl er täglich diesen Ort besucht, kennt ihn von den Anwesenden hier fast niemand. Kaum steigt er aus seinem Auto aus, fängt er mit einer Geländebegehung an. Ganz vorne, beim Eingang, in 15 Minuten, sagt er zu jeder Gruppe, die ihm auf seinem Weg begegnet. Sein Weg durch den Dschungel, wie das Gelände rund um die Ziegelfabrik genannt wird, ist keine einfache Aufgabe. Das Terrain gleicht rudimentär einem Mistplatz. Plastikflaschen, Konserven, weggeschmissene Kleidungsstücke, schimmelige Essensreste und Knochen zahlreicher Tiere häufen sich. Einsame Hundefamilien leisten den Gästen auf dem Gelände Gesellschaft. Versteckt zwischen Bäumen und selbstgebastelten Hütten, bilden Menschen kleinere und größere Grüppchen. Die meisten stammen aus Afghanistan und Pakistan. Es hat sich unter den Flüchtlingen herumgesprochen, dass sie hier am Stadtrand von Subotica niemand belästigt und sie von uns Essen und Medikamente kriegen, sagt Dávid. Für die meisten Flüchtlinge ist die alte Ziegelfabrik der letzte Rastplatz, bevor sie den Versuch starten, illegal die ungarische Grenze zu passieren. Noch einmal ausruhen und die letzten Kräfte mobilisieren. Zahlreiche Gerüchte kursieren unter den sichtlich angespannten Flüchtlingen. Ihre Gefühle wechseln zwischen Hoffnung und Angst, Gewissheit und Skepsis. Vieles haben sie über die ungarische Exekutive gehört. Keiner weiß, was davon stimmt. Der Zweifel ist ihr ewiger Begleiter. Bald soll ein Zaun an der grünen Grenze zu Ungarn die illegale Einwanderung in die Europäische Union eindämmen. Die Errichtung hat vergangene Woche begonnen und soll bis Ende November beendet sein. Dann soll der Zaun 175 Kilometer lang sein. Die Flüchtlinge reagieren bereits auf den Bau: Immer seltener wird gerastet, immer schneller Richtung Ungarn gewandert. Manche lassen sich aber gar nicht beunruhigen. Ein Zaun kann uns nicht aufhalten, sagt Omar. Während unserer Flucht sind wir schon über verschiedene Zäune gekommen, zeigt sich auch sein Freund Faisal selbstsicher. In der Bevölkerung von Subotica nimmt die Angst hingegen zu. Die hier lebenden Menschen fürchten, dass der Grenzzaun einen Flüchtlingsstau auslösen könnte. Am Stadtrand waren die Flüchtlinge für die Einwohner bisher fast nicht bemerkbar. Auch die Regierung der 150.000-Einwohner-Stadt nahm von dem Treiben bislang kaum Notiz. Seit wenigen Tagen ist eine durchgehende Versorgung mit sauberem Trinkwasser für die Flüchtlinge an dem Ort garantiert. Wir haben die Wasserqualität im Brunnen bei der Fabrik testen lassen. Dabei hat sich herausgestellt, dass das Wasser gesundheitsschädliche Bakterien enthält , erzählt Tibor Varga, Mitarbeiter der christlichen Osteuropamission. Daraufhin verordnete der Bürgermeister die Aufstellung von zwei Zisternen, sagt er weiter. Varga sammelt seit Jahren Spenden für die hier ankommenden Flüchtlinge. Viele nennen ihn deswegen den guten Menschen von Subotica. Während sein Sohn Dávid den Dschungel-Rundgang macht, schreibt jemand mit dem Finger auf das staubige Fenster des Lieferwagens den Satz My life is empty without my family (Ohne meine Familie ist mein Leben leer). Worte, die wohl zahlreichen Flüchtlingen aus der Seele sprechen. Stellt euch in einer Reihe an, sagt Dávid ein weiteres Mal zu den um ihn versammelten Flüchtlingen. Es dauert ein paar chaotische Sekunden, dann stehen alle in einer Reihe. Nun kann es losgehen. Von wackeligen Tischen wird ihnen das Essen ausgeteilt. Dank Spenden einer Bäckerei bekommt jede Person zwei Stück Brot und vier Eier. Das ist die tägliche Ration. Während einige sich ein zweites Mal anstellen, schaffen es andere gar nicht, an der Essensausgabe teilzunehmen. Ahmad, ein Bub mit schwarzem Haar, denkt an seinen Freund Aman, der es nicht zum Van schafft. Die rund 6000 Kilometer von Pakistan bis nach Subotica haben ihre Spuren hinterlassen. Er kann sein Bein aus Schmerz kaum bewegen und bräuchte dringend einen Arzt. Dennoch will auch er bald den Grenzübertritt wagen. (Balázs Cseko, Sinisa Puktalovic aus Subotica, 20.7.2015)
1Panorama
Die Galerie Steinek versammelt feministisch motivierte Arbeiten von vier internationalen Künstlerinnen. Gäbe es einen Preis für Wiener Galerien, die sich mit feministischen Themen befassen, die Galerie Steinek hätte ihn längst erhalten: Zum einen gibt es dort ein Bemühen um eine gleichberechtigte Vertretung und Präsentation von Künstlerinnen (u. a. Dorothy Iannone, Ilse Haider, Carol Rama); zum anderen werden in regelmäßigen Abständen jene Themen verhandelt, um die sich die feministische Debatte seit den 1960er-Jahren dreht. In der aktuellen Präsentation vivace (frz. für lebendig, ausdauernd) wurden einmal mehr vier Künstlerinnen versammelt, die sich auf sehr kritische, selbstbewusste, aber auch ironische Weise mit Körper, Identität und Sexualität beschäftigen. Neben Arbeiten der Wienerin Renate Bertlmann, der deutschen Künstlerin Gloria Friedmann und der in Prag geborenen Jana Sterbak zeigt man etwa auch Werke von Natalia LL, die in Polen zu den Ikonen der feministischen Kunst zählt. Durchaus vergleichbar mit Valie Export irritierte auch sie das Publikum mit ihren Aktionen. In der Ausstellung wird etwa ihre Fotoarbeit Post Consumer Art präsentiert: eine Porträtserie von 1975, in der die 1937 geborene Künstlerin mit halboffenem Mund den Gesichtsausdruck einer Frau bei einem Blowjob imitiert. Unerhört wirkt die Darstellung aber nicht nur wegen des pornografisch anmutenden Sujets; mutig war vor allem die darin angelegte Zweideutigkeit: Einerseits stellt sie weibliches Begehren aus, andererseits formuliert sie Kritik an konsumistischer Pornokultur. Von Natalia LL, die bis heute ungebrochen aktiv ist, ist überdies eine Farbfotoserie aus den späten 1970ern zu sehen. In Animal Art, einer performativ angelegten Reihe, liegt die Künstlerin in Pelze gehüllt auf einem Sofa. Einmal mehr geht es ihr hier um weibliche Sexualität, damit verbundene Assoziationen sowie den (reiferen) weiblichen Körper. Dass dieser gesellschaftlichen Zurichtungen unterliegt, ist auch in Distraction (1992) von Jana Sterbak (geb. 1955) Thema. In einer Vitrine liegen ein Unterhemd, auf dem Brusthaare zu sehen sind, sowie ein wie eine Zwangsjacke geschnittenes Herrenjackett. Die Objekte waren Utensilien einer Performance, in der es ebenso um Rollenzuschreibungen wie um geschlechtsspezifische Normierungen ging. Während Sterbak die 1990er-Jahre repräsentiert, stimmt Gloria Friedmann (geb. 1950) auf die 1980er-Jahre ein. Von ihr ist eine Serie von später in poppigen 80er-Farben nachkolorierten Schwarz-Weiß-Fotos zu sehen. Fernseher und Requisiten wie Vorhänge oder Hula-Hoop-Reifen sind Teil ihrer grandiosen Selbstinszenierungen, in denen es um das Vermessen des eigenen nackten Körpers, aber auch um die Herstellung eines weiblichen Erfahrungsraums geht. Seit mehr als 40 Jahren ist auch Renate Bertlmann (geb. 1943) mit all diesen Themen befasst. Bislang leider etwas unterbeleuchtet (die Sammlung Verbund widmet ihr 2016 jedoch eine Retrospektive), ist die scharfe Kritikerin der patriarchalen Gesellschaft nun allerdings in der Schau The World Goes Pop in der Tate Modern vertreten – eine tolle Auszeichnung. In Wien ist neben älteren Zeichnungen ihre Kaktus-Installation (1999) zu sehen. Mit Dildos besetzt, ist diese zwar sehr plakativ, aber hinsichtlich des Phallozentrismus schlichtweg unmissverständlich.
8Kultur
Neuronaler Schaltkreis aktiviert genau die richtige Anzahl an Zellen – Sind es zu viele, kann die Speicherung gestört werden. Genf – Die Fähigkeit unseres Gehirns, Erinnerungen zu speichern und abzurufen, ist immer noch nicht bis ins letzte Detail geklärt. Nun haben Wissenschafter der Universität Genf neue Aspekte dieser komplexen Mechanismen enthüllt: Die Forscher haben an Mäusen herausgefunden, wie das Gehirn genau die richtigen Nervenzellen aktiviert – und zwar keine zu viel. Das Netzwerk von Zellen, das eine Erinnerung speichert, bezeichnen Hirnforscher als Engramm. Wie genau eine Erinnerung einem bestimmten Ensemble von Nervenzellen zugeordnet wird, ist eines der Rätsel, mit denen sich Gedächtnisforscher beschäftigen. Die Schweizer Wissenschafter entdeckten bei ihren Versuchen mit Mäusen einen Schaltkreis aus Nervenzellen, der die Größe eines Engramms kontrolliert, wie die Hochschule in Genf am Donnerstag mitteilte. Ihre Ergebnisse erscheinen im Fachjournal Neuron. Das Ensemble aus Zellen, das einer Erinnerung entspricht, formiert sich beim Abspeichern. Es wird gefestigt, indem genau die richtige Anzahl von Zellen aktiviert wird. Sind dabei zu viele aktiv, kann die Speicherung von Informationen gestört sein. Indem die Wissenschafter gezielt Zellen im Hippocampus von Mäusen aktivierten, konnten sie zeigen, wie die Nervenzellen eines Engramms die umliegenden Neurone lahmlegen, und zwar indem sie unterdrückende Zellen aktivieren. Dadurch wird die Größe des Engramms und somit auch die Stabilität der Erinnerung kontrolliert. Die Untersuchung habe ergeben, dass eine Erinnerung umso besser behalten werde, je größer das Engramm sei, erklärte der Studienleiter Pablo Mendez in der Mitteilung. Das gilt aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Ist dieser überschritten, funktioniert die Erinnerung nicht mehr. Als nächstes möchten die Forschenden entschlüsseln, wie Erinnerungen genau funktionieren, also welche Zellen an welcher Erinnerung beteiligt sind und welche Neurone tatsächlich eine Erinnerung verschlüsseln.
7Wissenschaft
Gerichte kippten unter anderem das Kombinationsverbot von Gutscheinen. Betroffen ist auch Air Berlin. Schwechat/Wien/Berlin – Die Bedingungen für Fluggutscheine von AUA und Air Berlin sind bzw. waren teilweise gesetzwidrig: Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) klagte im Auftrag des Sozialministeriums zahlreiche Klauseln, beispielsweise, dass Kunden nicht mehrere Gutscheine innerhalb einer Buchung kombinieren können. Auch ein Ausschluss der Barauszahlung von Restguthaben ist teils unzulässig. In zwei Verbandsklagen im Auftrag des Sozialministeriums entschieden nun das Oberlandesgericht Wien bzw. der Oberste Gerichtshof (OGH), dass diese und weitere Klauseln gesetzwidrig sind, teilte der VKI am Dienstag mit. Bei der AUA habe das OLG Wien entschieden, dass unter anderem das Kombinationsverbot von Gutscheinen gesetzeswidrig sei, so der VKI. Kritik geübt habe das Gericht auch daran, dass Fluggutscheine nur für bestimmte Flüge eingelöst werden konnten, der Weiterverkauf der Gutscheine untersagt wurde oder bei Missbrauchsverdacht eine Sperre des Gutscheines in Aussicht gestellt wurde. Die AUA habe schon während des laufenden Verfahrens die Gutscheinbedingungen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen geändert, hieß es aus dem Unternehmen am Dienstag zur APA. Sie sollten jetzt den Wünschen des VKI entsprechen. Unzulässig ist auch die Klausel zum Kombinationsverbot von Fluggutscheinen bei Air Berlin, entschied das OLG Wien. Die Airline legte dagegen keine Revision ein. Dafür ging die Frage nach dem Ausschluss einer Barauszahlung des Restguthabens eines Fluggutscheines zum OGH. Dieser wertete diese Klausel als gröblich benachteiligend, wenn dem Verbraucher Gutscheine in Stückelungen von 10 Euro, 20 Euro, 30 Euro, 50 Euro, 100 Euro und 200 Euro angeboten werden und ihm gleichzeitig verboten wird, pro Buchung einer Flugleistung mehrere Gutscheine auf einmal einzulösen. Weiters hätten die Gerichte jene Klauseln gekippt, die besagten, dass bei Flugstornierungen oder bei einer Sperre des Gutscheins keine Rückerstattung des Flugpreises erfolgen soll. Besonders erfreulich ist, dass der OGH in dieser Konstellation das Verbot einer Barauszahlung von Restguthaben als gesetzwidrig erkannt hat, so VKI-Experte Joachim Kogelmann in der Pressemitteilung.
3Wirtschaft
Am Dienstag entscheidet der Verwaltungsgericht Wien über die Vergaben auf der Strecke Amstetten-Wien. Wien – Vor dem am Dienstag Nachmittag erwarteten Spruch des Verwaltungsgerichts Wien zu den vom Verkehrsverbund Ostregion (VOR) nicht fristgerecht eingereichten Änderungen im Pendlerfahrplan 2016 liegen die Nerven blank. Beim VOR, weil drei Wochen vor dem Winterfahrplan am 13. Dezember nicht klar ist, ob die derzeit fünf ÖBB-Rex200-Zugpaare Wien-Amstetten wie geplant durch täglich bis zu elf Regionalschnellzugpaare Wien-St. Pölten ersetzt werden dürfen. Westbahn wiederum fürchtet, dass das Gericht diesem geplanten, (aber zu spät veröffentlichten) Einsatz zusätzlicher Rex200-Züge zustimmt und ihr so Konkurrenz im Regionalzugsegment erwächst. Die zur Hälfte im Eigentum der Haselsteiner Familien Privatstiftung stehende Westbahn sorgt mit neuen Tarifen für die Fahrplanumstellung am dritten Adventsonntag vor. Westbahn-Züge halten künftig am Bahnhof Tullnerfeld auf der Strecke St. Pölten über Wien-Hütteldorf nach Westbahnhof. Damit biete man ein attraktives Reiseangebot ohne Subventionen mit Steuergeld, sagt Westbahn-Chef Erich Forster, der mit neuen Zeitkarten die des VOR um zehn- bis 15 Prozent unterbietet. Eine Westbahn-Jahreskarte Amstetten-Wien kostet 1379 Euro, also um 219 Euro weniger als die des VOR. Wien-St. Pölten ist mit 1139 Euro um 26 Euro billiger, Amstetten-Tullnerfeld (1349 Euro) 167 Euro unter VOR-Tarif. Die Wiener Jahreskarte (Zone 100) ist in beiden Tarifen nicht inkludiert. Populistisches Rosinenpicken nennt VOR das Westbahn-Angebot, der teurer sei und solidarisch Verkehrslinien auch in wenig frequentierte Regionen anbiete. Hintergrund der Änderungen: Der Hauptbahnhof geht am 13. Dezember in Vollbetrieb, und der ÖBB-Personenverkehr dirigiert seine Schnellzüge (IC, ICE, RJ) über Lainzertunnel und Meidling zum Hauptbahnhof. Der Wiener Westbahnhof, erst vor wenigen Jahren zu einem Shoppingcenter mit Gleisanschluss ausgebaut, wird zum Regionalbahnhof degradiert. Tausende Fahrgäste müssen mit Änderungen bei ihren angestammten Zugverbindungen rechnen, Schnellzüge fallen weg, Umsteigen in Wien-Hütteldorf in die U4 geht nur noch aus ÖBB-Regionalzügen oder von der Westbahn. Klassische Schnellzüge ab Westbahnhof nach Linz und Salzburg bietet nur mehr Westbahn an. Füllen sollen die Lücke zusätzliche ÖBB-Pendlerzüge Rex200 nach St. Pölten zum Stundentakt mit Mittagslücke. Er ist in Schwebe – auch weil die täglich elf neuen Rex200-Zugpaare in St. Pölten als Zubringer zum Railjet nach Salzburg und Innsbruck fungieren. Positive Netzeffekte wie diese wecken Zweifel an der behaupteten Kostenneutralität. Auch deshalb braucht es eine Entscheidung des Gerichts. Grundsätzlich darf der bis 2019 laufende Verkehrsdienstvertrag geändert werden, auch in Direktvergabe, aber: All das ist ein Jahr vorher öffentlich anzukündigen. Letzteres hat VOR unterlassen, Westbahn klagte.
3Wirtschaft
Neue Kampagne für die Winterzeit. Wien – Die Agentur Lowe GGK konzipierte die neue Weihnachtskampagne für die Österreichischen Lotterien. Die Promotion wird ab sofort mittels Anzeige, Hörfunk, TV, POS in den Annahmestellen und online eingesetzt. (red, 1.12.2015) Auftraggeber: Österreichische Lotterien | Marketing: Elisabeth Römer-Russwurm, Monika Reider, Theresa Dorfmaier, Elisabeth Totschnig | Agentur: Lowe GGK Werbeagentur GmbH | Geschäftsführung:Rudi Kobza, Michael Kapfer | Executive Creative Director: Dieter Pivrnec | Beratung: Christof Benzer, Tatiana Löffler | CD: Andreas Eisenwagen | Text: Andreas Eisenwagen | Grafik: Sabine Steinacher | Filmproduktion: Vienna Paint/Andreas Fitzner | Tonstudio: MG Sound
6Etat
25 Prozent aller befragten Amerikaner und 42 Prozent der Republikaner aber dafür – Größte Terrorangst seit 9/11. Washington – Eine Mehrheit der US-Bürger lehnt laut einer Umfrage die Forderung des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers Donald Trump nach einem vorübergehenden Einreiseverbot für Muslime ab. Laut der am Donnerstag veröffentlichten Erhebung für das Wall Street Journal (WSJ) und den Sender NBC sind 57 Prozent der befragten US-Bürger dagegen, Muslime vorerst nicht mehr ins Land zu lassen. 25 Prozent schlossen sich dagegen Trumps Forderung an. Unter den Republikanern unterstützen 42 Prozent das geforderte Einreiseverbot, nur 36 Prozent sind dagegen. Die Umfrage ergab zudem, dass 59 Prozent der befragten US-Bürger eine positive Meinung von Muslimen haben, 29 Prozent sehen Muslime negativ. Den Angaben zufolge haben sich diese Prozentsätze seit dem Jahr 2002 kaum verändert. Eine Online-Umfrage für Bloomberg kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Eine weitere Umfrage des Instituts Rasmussen Reports, das den Republikanern nahesteht, ergab allerdings das entgegengesetzte Bild. Demnach sind 46 Prozent aller US-Wähler dafür, Muslimen die Einreise zu verweigern, bis Terrorverdächtige besser als bisher erkannt werden können. 40 Prozent waren dagegen. Allerdings sprachen sich 59 Prozent der Befragten dafür aus, grundsätzlich alle Einreisenden gleich zu behandeln. Für beide Umfragen wurden zwischen dem 8. und 9. Dezember je 1.000 Personen befragt, für die Fragen nach Trumps Vorschlägen geben NBC und WSJ aber nur eine Zahl von knapp 500 Befragten an. NBC/WSJ fragten explizit nach Trumps Vorschlägen, während Rasmussen nach einem vorübergehenden Einreiseverbot fragte, ohne Trump beim Namen zu nennen. Trump hatte am Montag ein vorübergehendes Einreiseverbot für Muslime gefordert und damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Der Geschäftsmann verwies auf Umfragen, die in breiten Teilen der muslimischen Bevölkerung einen großen Hass auf Amerikaner feststellten. Daraufhin forderten hunderttausende Briten in einer Onlinepetition ein Einreiseverbot für Trump in Großbritannien. Eine schottische Universität entzog Trump die Ehrendoktorwürde. In Israel regte sich Protest gegen einen Ende Dezember geplanten Besuch des Präsidentschaftsbewerbers, und eine in Dubai ansässige Handelskette beschloss einen Boykott von Produkten des Trump-Imperiums. Das Weiße Haus sprach von Äußerungen, die den Werten des Landes zuwiderliefen. Auch Trumps Rivalen im Kampf um die republikanische Präsidentschaftskandidatur wiesen dessen Ansinnen zurück. Die aufgeheizte Stimmung spiegelt sich auch in einer anderen Umfrage wider: Laut einer Erhebung von New York Times und CBS News ist die Angst vor einem Terroranschlag in den USA derzeit so hoch wie seit den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington nicht mehr. 44 Prozent der Befragten gaben an, ein Terroranschlag in den kommenden Monaten sei ihrer Anschicht nach sehr wahrscheinlich. Zuletzt hatte eine ähnliche Anzahl der Befragten im Oktober 2001 so auf diese Frage geantwortet. 70 Prozent der Befragten hielten die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für eine große Bedrohung für das Land. Auf die Frage, welchem Präsidentschaftsbewerber sie am meisten zutrauten, das Terrorproblem in den Griff zu bekommen, nannten 40 Prozent Trump, 35 Prozent sprachen sich für die Demokratin Hillary Clinton aus. Mit dem Umgang des US-Präsidenten Barack Obama mit dem Terrorproblem waren 57 Prozent der Befragten unzufrieden.
2International
Der Nationalrat hielt im vergangenen Jahr 54 Sitzungen ab. Nur wenige Gesetzesvorlagen wurden einstimmig beschlossen. Wien – 113 Gesetze in 312,5 Stunden und 54 Sitzungen, sechs Sonder- und 171 Ausschusssitzungen, 4.194 schriftliche Anfragen an die Regierung, neun davon Dringliche, drei Dringliche Anträge, 48 Sitzungen des Hypo-U- Ausschusses – das ist die Nationalrats-Bilanz 2015 in Zahlen. An Themen ragen Griechenlandkrise, Bürgerkrieg in Syrien samt Flüchtlingsstrom sowie der islamistische Terror hervor. Das Parlament blickt auf ein bewegtes und arbeitsames Jahr zurück, 2015 werde als besonders schwieriges Jahr erinnerlich bleiben, resümiert Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) in der am Montag veröffentlichten Jahresrückschau des Nationalrats. Relativ gering war 2015 die Zahl der einstimmig beschlossenen Vorlagen: Nur 30 Mal – bei 113 Gesetzen – stimmten alle sechs Fraktionen zu. Die Debatten verliefen oft recht hitzig, 36 Ordnungsrufe wurden erteilt. Beschäftigt haben die Abgeordneten auch zwei Enquetekommissionen, zur Würde am Ende des Lebens sowie zur Stärkung der Demokratie in Österreich. Im Besucherzentrum wurde am 1. April der millionsten Besucher empfangen und das Angebot an politische Bildung für Jugendliche wurde um das Lehrlingsforum erweitert.
5Inland
Parteichefin Petry entschuldigte sich – Gauland kann sich an Äußerung angeblich nicht erinnern, Zeitung verweist auf Aufnahme. Der stellvertretende Vorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), Alexander Gauland, hat sich abschätzig über den dunkelhäutigen deutschen Fußball-Nationalspieler Jérome Boateng geäußert. Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut, aber wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Nach harter Kritik an Gauland entschuldigte sich AfD-Chefin Frauke Petry für den Eindruck, der entstanden ist. Gauland verteidigte sich, er habe in einem vertraulichen Hintergrundgespräch mit der Zeitung nur die Einstellung mancher Menschen beschrieben. Dem widersprach die FAS. Herr Gauland stufte nur den Teil des Gesprächs, in dem er sich über AfD-Führungspolitiker äußerte, als Hintergrund ein und bat, daraus nicht zu zitieren, heißt es in einer Erklärung der Redaktion. Der deutsche Justizminister Heiko Maas nannte Gaulands Äußerung schlicht rassistisch. Boateng hat eine deutsche Mutter und einen ghanaischen Vater. Vergangene Woche hatten sich bereits Anhänger der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung in sozialen Netzwerken abschätzig über ihn geäußert. Anlass war eine Aktion des Kinderschokolade-Herstellers Ferrero, der anlässlich der Fußball-EM Verpackungen mit Kinderbildern deutscher Nationalspieler bedruckte. Herr Gauland kann sich nicht erinnern, ob er diese Äußerung getätigt hat, sagte Petry der Bild-Zeitung. Ich entschuldige mich unabhängig davon bei Herrn Boateng für den Eindruck, der entstanden ist. Gauland erklärte am Sonntag: Ich habe nie, wie die FAS insinuiert, Herrn Boateng beleidigt. Ich kenne ihn nicht und käme daher auch nicht auf die Idee, ihn als Persönlichkeit abzuwerten. Er habe sich in dem Hintergrundgespräch mit der Zeitung an keiner Stelle über Herrn Boateng geäußert, dessen gelungene Integration und christliches Glaubensbekenntnis mir aus Berichten über ihn bekannt ist. Die Zeitung verwies hingegen darauf, dass zwei ihrer Berliner Korrespondenten die entsprechende Aussage aufgezeichnet hätten. Am Abend räumte Gauland in der ARD ein, Boatengs Name möge gefallen sein. Boateng selbst reagierte gelassen. Er könne darüber nur lächeln, es sei traurig, dass so etwas heute noch vorkommt, sagte er am Sonntagabend in der ARD nach dem deutschen Testspiel gegen die Slowakei. Ich glaube, heute waren auch genug positive Antworten im Stadion. Ich habe ein paar Plakate gesehen. Im Stadion in Augsburg hatte es Sympathiebekundungen für Boateng gegeben. Ich hätte Jerome Boateng sehr viel lieber in der Nachbarschaft als Alexander Gauland, sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt der Funke-Mediengruppe. Maas nannte Gaulands Äußerung niveaulos und inakzeptabel: Wer so redet wie Gauland, entlarvt sich selbst – und zwar nicht nur als schlechter Nachbar, schrieb er auf Facebook. Die Aussagen sind schlicht rassistisch und menschenverachtend. SPD-Chef Sigmar Gabriel sagte, viele empörten sich über Gaulands Bemerkung als fremdenfeindlich: Boateng ist aber kein Fremder, sondern Deutscher. Das zeige, dass Gauland nicht nur gegen Fremde, sondern auch gegen das Gute an Deutschland sei: Modernität, Weltoffenheit und Liberalität. Gabriel zog daraus den Schluss: Gaulands AfD ist auch deutschfeindlich. Innen- und Sportminister Thomas de Maizière sagte der Bild, anders als die AfD setze Boateng mit seinem vielfältigen sozialen Engagement neben dem Platz wichtige Impulse für den Zusammenhalt Deutschlands: Jeder Deutsche kann sich glücklich schätzen, solche Leute zu haben, als Teamgefährte, deutscher Staatsbürger und als Nachbar. Der Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), Reinhard Grindel, nannte es in der FAS einfach geschmacklos, die Popularität Boatengs und der Nationalmannschaft für politische Parolen zu missbrauchen. Millionen Menschen liebten die Mannschaft, weil sie so ist, wie sie ist. Boateng sei ein herausragender Spieler und ein wunderbarer Mensch, der sich gesellschaftlich stark engagiere und für viele Jugendliche ein Vorbild sei. Der Manager der Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff, sagte der Zeitung: Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir mit solchen Aussagen konfrontiert werden. Sie bedürfen keiner weiteren Kommentierung, die Personen diskreditieren sich von alleine.
2International
Beamter des Verfassungsschutzes soll im November 2011 Anordnung zum Schreddern von Unterlagen über NSU und V-Leute angeordnet haben. München – Nebenkläger im Prozess gegen mutmaßliche deutsche Rechtsterroristen haben umfangreiche Beweisaufnahmen zur Vernichtung von Akten im Inlandsnachrichtendienst beantragt. So soll der Beamte des Verfassungsschutzes mit dem Decknamen Lothar Lingen als Zeuge vernommen werden. Er soll wenige Tage nach dem Auffliegen der drei Mitglieder des Nationalsozialistischen Untergrunds am 4. November 2011 angeordnet haben, Unterlagen über den NSU und zahlreiche V-Leute zu schreddern. Damit habe sich der Beamte rechtswidrig verhalten, sagte Rechtsanwältin Antonia von der Behrens in ihrer Antragsbegründung in München am Montag. Neonazi-Sänger erschien nicht Der einzige für Montag geladene Zeuge, der Sänger einer früheren Neonazi-Band aus dem ostdeutschen Thüringen, war wie schon zu früheren Terminen nicht erschienen. Er habe ein ärztliches Attest vorgelegt, sagte der Vorsitzende Richter Manfred Götzl am Vormittag. Aus den Akten geht hervor, dass der Mann mit der Hauptangeklagten Beate Zschäpe und ihren beiden Gesinnungsgenossen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt befreundet war. Zschäpe muss sich als einzige Überlebende des Trios für alle Verbrechen des Nationalsozialistischen Untergrunds verantworten, darunter als mutmaßliche Mittäterin für die zehn Morde, die die Anklage der Terrorgruppe vorwirft. Der NSU-Prozess läuft seit mehr als zwei Jahren. Bisher gab es 222 Verhandlungstage. Die Kosten belaufen sich nach Schätzungen auf bisher 33 Millionen Euro. Zschäpe muss sich als mutmaßliche Mittäterin für sämtliche Taten verantworten, die die Anklage dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) vorwirft. Darunter sind zehn überwiegend rassistisch motivierte Morde. Die 40-Jährige hatte ihren Anwälten einen Bruch des Vertrauensverhältnisses und den Verrat von internen Informationen vorgeworfen. Das wiesen die Verteidiger stets zurück. Zschäpe scheiterte zuletzt bereits zum dritten Mal mit ihrem Ansinnen, einen oder alle ihrer ursprünglichen Verteidiger loszuwerden. Auch eine Strafanzeige gegen die drei Anwälte wegen einer angeblichen Verletzung der anwaltlichen Verschwiegenheitspflicht verlief im Sande: Die Staatsanwaltschaft München sah kein strafbares Verhalten und lehnte Ermittlungen ab.
2International
Im Rahmen von Ermittlungen zu millionenschwerer Geldwäsche. Buenos Aires – Ein Staatsanwalt hat nach übereinstimmenden Medienberichten in Argentinien einen Anklageantrag wegen Geldwäsche gegen die ehemalige Staatschefin Cristina Fernandez de Kirchner eingereicht. Nach der Aussage eines Angeklagten in Ermittlungen zu millionenschwerer Geldwäsche habe die Staatsanwaltschaft die Einbeziehung Kirchners gefordert, berichtete am Samstag die staatliche Nachrichtenagentur Telam. Ein inhaftierter Geldgeber hatte nach Angaben des Nachrichtenportals Infobae am Freitag vor Gericht erklärt, er sei aktiv an einem Korruptionsnetz beteiligt gewesen, in dem Gelder aus staatlichen Bauaufträgen auf Konten in Belize, der Schweiz, Belgien und Spanien überwiesen worden seien. Der Geldgeber sagte Medienberichten zufolge, sein Auftraggeber, ein mitangeklagter Bauunternehmer mit enger Beziehung zu dem 2011 gestorbenen Ex-Präsidenten Nestor Kirchner (2003-2007) und seiner Ehefrau und Nachfolgerin Cristina Kirchner (2007-2015), habe ihm wiederholt über die Verwicklung der beiden Staatschefs in Geldwäschegeschäfte erzählt. Anklageanträge der Staatsanwaltschaft müssen nach argentinischem Recht von dem zuständigen Richter bestätigt werden, um Ermittlungen gegen die Betroffenen aufzunehmen. Der zuständige Staatsanwalt Guillermo Marijuan will laut Telam auch gegen den langjährigen Infrastruktur-Minister Kirchners, Julio De Vido, ermitteln.
2International
Bekenntnis zur zweiten Liebe seines Lebens. Harris Wofford war ein 65-jähriger gut vernetzter Anwalt, früherer Rektor des angesehenen Bryn Mawr College, demokratischer Parteifunktionär im US-Bundesstaat Pennsylvania und Bürgerrechtsaktivist, als er im Herbst 1991 plötzlich ins Scheinwerferlicht der nationalen Öffentlichkeit trat. Nach dem Unfalltod eines Senators trat er für die Demokraten als krasser Außenseiter gegen Dick Thurnburgh, Justizminister unter Ronald Reagan und George Bush Sr., an, holte einen massiven Rückstand in den Meinungsumfragen auf und siegte im November klar. Sein Erfolg war ein Zeichen der Unzufriedenheit mit der Bush-Regierung und ein Vorbote für Bill Clintons Wahlsieg 1992 – zumal auch Wofford von den späteren Präsidentenberatern James Carville und Paul Begala beraten wurde. Aber schon im November 1994 verlor Wofford seinen Senatssitz gegen den erzkonservativen Rick Santorum in der ersten republikanischen Welle gegen Bill und Hillary Clinton. Der dreifache Vater übernahm die Leitung eines nationalen Freiwilligenprogramms, engagierte sich im Kampf gegen Malaria und unterrichtete an einer Universität. 1996 starb seine Ehefrau Clare Lindgren nach 48 Jahren Ehe. Wofford, der einst als erster Weißer an der schwarzen Howard University studierte und John F. Kennedy beim Aufbau des Peace Corps geholfen hatte, lernte 2005 den Senator Barack Obama kennen, freundete sich mit ihm an und stellte ihn vor, als Obama im Vorwahlkampf im März 2008 seine berühmte Rede über Rassenbeziehungen hielt. Nun, mit 90, wird Wofford erneut zur gesellschaftspolitischen Symbolfigur, und diesmal in eigener Sache. In der New York Times gab er bekannt, dass er vor 15 Jahren am Strand in Florida die zweite Liebe seines Lebens gefunden hat, den um 50 Jahre jüngeren Matthew Charlton, und ihn am 30. April heiraten werde. Drei Jahre lang hatte er gebraucht, um seinen Kindern von der Beziehung zu erzählen, und nun wolle er sich öffentlich dazu bekennen. Für Wofford ist es die vielleicht wichtigste politische Botschaft seines Lebens, denn die vom US-Höchstgericht legalisierte gleichgeschlechtliche Ehe ist immer noch umstritten. Man könne eine Frau genauso wie einen Mann lieben, und er wolle sich nicht nach dem Geschlecht der von ihm Geliebten definieren. Es ist wohl sein letzter Akt, der im Gedächtnis der Nation mehr in Erinnerung bleiben wird als alles andere, was er in seinem langen Leben geleistet hat. (Eric Frey, 25.4.2016)
1Panorama
Ingrid Thurnher diskutiert mit Johannes Hahn, Gergely Pröhle, Michel Reimon und Melissa Fleming. Wien – Thema der ersten Im Zentrum-Diskussion nach der Sommerpause sind die Flüchtling: Es sieht so aus, als wären alle Dämme der europäischen Flüchtlingspolitik gebrochen. Erst lässt Ungarn tausende Flüchtlinge ungehindert ausreisen, um sie dann plötzlich in Lager abzuschieben. Österreich hält sie zunächst nicht von ihrem Traumziel Deutschland zurück, um an anderer Stelle gleichzeitig drastische Grenz-Kontrollen einzuführen. All das verstärkt den Eindruck der völligen Plan- und Ratlosigkeit. Die Grenzen Europas – Wohin mit den Flüchtlingen?, fragt Ingrid Thurnher ihre Gäste ab 22 Uhr in ORF 2 bei Im Zentrum Spezial: Nutzen Sie dieses Forum, um sich mit anderen Zuseherinnen und Zusehern und Leserinnen und Lesern vor, während und nach der Sendung auszutauschen.
6Etat
Anzeigen sollen sechs Sekunden dauern – Start im Mai. Googles Videoplattform YouTube führt ein neues Format für Werbeeinspielungen ein: Sechs Sekunden lange Anzeigenclips, die ein Nutzer nicht unterbrechen kann. Diese seien speziell für die Nutzung auf mobilen Geräten ausgerichtet, erklärte Google in einem Blogeintrag am Dienstag. Aktuell setzt der Konzern für das Geschäft bei YouTube auf das sogenannte TrueView-Format, bei dem bis zu 45 Sekunden lange Werbeclips von den Nutzern nach fünf Sekunden weggeklickt werden können. Die neuen kurzen Anzeigen sollen im Mai eingeführt werden.
0Web
Rettung brachte vier Männer mit leichten Rauchgasvergiftungen ins Spital. Wien - Wegen eines brennenden Fahrzeugs auf dem Areal einer Tankstelle ist die Wiener Berufsfeuerwehr am frühen Mittwochnachmittag gleich mit zwei Löschbereitschaften ausgerückt und die Berufsrettung mit dem Katastrophenzug. Ein größeres Unglück wurde verhindert, es gab einige Leichtverletzte und beträchtlichen Sachschaden. Das betroffene Fahrzeug gehört nach Angaben der Feuerwehr einem Unternehmen, das Sanierungsarbeiten am Kanalsystem der Tankstelle in der Breitenfurter Straße durchführte. Wodurch das Feuer entstand, war laut Feuerwehrsprecher Christian Feiler zunächst noch unklar. Zwei Männer zogen sich seinen Angaben zufolge bei Löschversuchen Hautrötungen zu und sengten sich die Haare an. Laut Berufsrettung haben insgesamt vier Personen Rauchgasvergiftungen erlitten. Die Feuerwehr war mit 63 Kräften und 15 Fahrzeugen ausgerückt. Der Brand wurde unter Atemschutz mit einer Löschleitung sowie einem Schaumrohr bekämpft und hat nicht auf die Tankanlage übergegriffen. Während der Löscharbeiten hat es mehrfach geknallt: wegen Autoreifen und Treibstoffkanistern, die geborsten sind.
1Panorama
Fettner, Poppinger, Kofler qualifizieren sich für Mittwoch-Konkurrenz. Trondheim – Österreichs Skisprung-Team wird am Mittwoch (17.00 Uhr) beim Weltcupbewerb in Trondheim mit allen fünf angereisten Adlern vertreten sein. Manuel Fettner (130,0 m) belegte am Dienstag in der Qualifikation Rang elf, Manuel Poppinger (128,0) wurde 15. und Andreas Kofler (123,0) kam als 24. unter die Top 40. Die qualifiziert gewesenen Stefan Kraft und Michael Hayböck verzichteten auf ein Antreten. Weitester der Qualifikation und auch Bester der Ausscheidung war Daiki Ito mit 135,5 m. Von den Vorqualifizierten sprangen allerdings der slowenische Weltcup-Leader Peter Prevc (142,0), der Norweger Johann Andre Forfang (140,0) und der japanische Altmeister Noriaki Kasai (137,0) weiter. Im Training war Kraft auf 137,0 und 136,0 m gekommen, Hayböck auf 134,5 und 132,0 m. Kraft war damit im ersten Durchgang der Weiteste, im zweiten war es der Deutsche Severin Freund mit 137,5 m.
4Sport
Künftiger Präsident will zur Verbrechensbekämpfung Scharfschützen gegen mutmaßliche Kriminelle einsetzen. Davao – Die Wiedereinführung der Todesstrafe, Schießbefehle für Sicherheitskräfte und der Einsatz von Scharfschützen gegen mutmaßliche Verbrecher: Wenige Tage nach seinem Wahlsieg hat der künftige Präsident der Philippinen, Rodrigo Duterte, seine Pläne für einen gnadenlosen Kampf gegen die Kriminalität konkretisiert. Diejenigen, die mein Land töten, werden getötet. So einfach. Kein Kompromiss. Keine Entschuldigungen, sagte er am Montag in Davao. Die Todesstrafe ist auf den Philippinen vor zehn Jahren abgeschafft worden. Sobald er am 30. Juni den Amtseid abgelegt habe, werde er vom Kongress ihre Wiedereinführung verlangen, und zwar für eine ganze Reihe von Verbrechen: Drogenhandel, Vergewaltigung, Mord, Raub, Entführungen zur Lösegelderpressung, sagte der 71-Jährige vor Journalisten. Er ziehe eine Vollstreckung durch Hängen einem Erschießungskommando vor, weil er keine Kugeln verschwenden wolle, sagte Duterte weiter. Wer für zwei Kapitalverbrechen verurteilt werde, solle gleich zwei Mal gehängt werden: Nach dem ersten Hängen wird es eine weitere Zeremonie für das zweite Mal geben, bis der Kopf vollständig vom Körper abgetrennt ist. Ich mag das, weil ich wahnsinnig bin. Duterte hatte im Wahlkampf einen unerbittlichen Feldzug gegen die Kriminalität angekündigt, binnen drei bis sechs Monaten wolle er für Recht und Ordnung sorgen. Mit seiner Ansage, er werde Zehntausende Verbrecher töten, gewann er die Wahl am 9. Mai mit großem Vorsprung. Der scheidende Präsident Benigno Aquino, der nicht mehr antreten durfte, hatte vor einer Rückkehr in die düsteren Zeiten der Diktatur gewarnt, konnte sich aber kein Gehör verschaffen. Auch der Vorwurf von Menschenrechtsgruppen, in seiner Zeit als Bürgermeister von Davao habe Duterte auf Todesschwadronen gesetzt, die mehr als 1.000 Menschen getötet hätten, darunter Kinder und Kleinkriminelle, konnte ihm nichts anhaben. Den Sicherheitskräften will Duterte nun einen pauschalen Schießbefehl auf Mitglieder des Organisierten Verbrechens und Verdächtige, die sich ihrer Festnahme entziehen, erteilen. Und ich brauche Militäroffiziere, die Scharfschützen sind und aus Hinterhalten schießen. Es stimmt. Wenn ihr kämpft, werde ich einen Heckenschützen haben, der auf euch schießt, warnte er an Kriminelle. Wer die Leben unserer Kinder zerstört, wird zerstört werden. Auf den ersten Pressekonferenzen seit seinem Wahltriumph bekräftigte Duterte auch seine Pläne für ein nächtliches Alkoholverbot und ein nächtliches Ausgehverbot für unbegleitete Minderjährige. Ab 02.00 Uhr in der Nacht soll Alkohol in der Öffentlichkeit verboten werden. Für Restaurants und Hotels soll ein Rauchverbot eingeführt werden. Und Eltern, die ihre Kinder nachts wiederholt unbegleitet auf die Straßen lassen, will Duterte wegen Vernachlässigung ins Gefängnis stecken. Für Schlagzeilen hatte Duterte im Wahlkampf auch gesorgt, als er Papst Franziskus als Hurensohn bezeichnete – und das im einzigen mehrheitlich katholischen Land Asiens. Nach seiner Wahl kündigte er an, sich persönlich bei Franziskus zu entschuldigen. Am Sonntag sagte er, er habe dem Papst einen Entschuldigungsbrief geschickt. Das reicht. Dem Anführer des kommunistischen Aufstands auf den Philippinen, Jose Maria Sison, streckte Duterte hingegen die Hand entgegen. Der Gründer der Kommunistischen Partei ist seit 1987 im Exil und hatte kürzlich angekündigt, er wolle zurückkehren. Er ist willkommen. Ich würde gerne mit ihm über die Beendigung der Rebellion sprechen, sagte Duterte. Er könne sich sogar vorstellen, Kommunisten in sein Kabinett zu berufen.
2International
Von drei auf fünf Mandate für Schüttners Liste – gegen zweimal eines. Wien – Die bürgerliche Betriebsratsvorsitzende in der Kaufmännischen ORF-Direktion konnte ihre Mehrheit bei der Wahl am Dienstag deutlich ausbauen: Marianne Schüttners Liste legte nach STANDARD-Infos von drei auf fünf Mandate zu, zwei weitere Listen kommen nun auf je ein Mandat. Schütttners Liste Gemeinsam stark erhielt 158 Stimmen, also rund 64 Prozent und nun fünf Mandate. Die Liste Unabhängige KD (für kaufmännische Direktion) kam auf 47 Stimmen und ein Mandat, die Alternative Liste auf 40 Stimmen und ebenfalls ein Mandat. Vorige Woche steigerte die Liste von Gudrun Stindl bei den Radio-Betriebsratswahlen ihre Mandate deutlich von zwei auf fünf, sie überholte damit den bisherigen Radio-Betriebsratsvorsitzenden Gerhard Moser. Moser steht auch dem Zentralbetriebsrat des gesamten ORF vor, Anfang 2012 wurde er mit Unterstützung der stärkeren Sozialdemokraten von Technik-Betriebsratschef und Zentralbetriebsratsvize Gerhard Berti wiedergewählt. Die Kaufmännische Direktion ist ein relativ kleiner Betriebsratsbereich, der keine gröberen Verschiebungen im Zentralbetriebsrat bewirken dürfte. Die größten, hier meist spielentscheidenden Betriebsratsbereiche sind Technik und Fernsehen. Anfang 2016 bestellen Betriebsräte nach einem Wahlmännersystem mit nach Bereichsgröße unterschiedlichen Stimmgewichten den nächsten Zentralbetriebsrat; erst danach wählt üblicherweise die TV-Direktion ihre Personalvertreter neu. Die Unabhängigen, Mosers Fraktion, gewannen 2012 kurz nach der Zentralbetriebsratswahl unter Führung von Christiana Jankovics bei den Wahlen in der Fernsehdirektion deutlich dazu: Jankovics hat mit sechs Mandaten die stärkste Liste dort, vor den Sozialdemokraten mit fünf.
6Etat
Verteidigungsminister Carter: Modernisierung von Atomwaffen und Investitionen in neue Technologien. Simi Valley – Mit einer Anpassung ihrer Truppenstationierungen wollen die USA nach Angaben von Verteidigungsminister Ashton Carter Russland verstärkt militärisch abschrecken. Die USA modernisieren ihr Atomwaffenarsenal investieren in neue Technologien wie etwa Drohnen und neue Langstrecken-Kampfflieger oder Systeme für elektronische Kriegsführung, so Carter am Samstag. Wir passen unsere operationalen Stellungen und Kontingentpläne an, da wir – selbstständig und mit Verbündeten – daran arbeiten, Russlands Aggression abzuschrecken und dazu beizutragen, die Anfälligkeit unserer Verbündeten und Partner zu verringern, sagte Carter bei einem verteidigungspolitischen Forum in der Ronald Reagan Presidential Library im kalifornischen Simi Valley. Sein Land überarbeite seine Abschreckungs- und Verteidigungsstrategie angesichts des veränderten russischen Verhaltens, sagte Carter. Auch auf anderen Feldern seien die USA aktiv. Dazu gehörten Informationskampagnen, um sicherzustellen, dass die Wahrheit durchdringt, sowie gezielte Sanktionen gegen Russland. Die Beziehungen zwischen Washington und Moskau sind derzeit angespannt, insbesondere wegen der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland im März vergangenen Jahres sowie des Konflikts in der Ostukraine.
2International
Verlage müssen dort sein, wo die User sind. Der Verlagsgründer und Blogger Johnny Haeusler prognostiziert die Zukunft. Salzburg/Wien – Facebook eröffnet neue Möglichkeiten zur Verbreitung journalistischer Beiträge. Die Veröffentlichung vollständiger Artikel, Bildergalerien und Videos direkt auf Facebook stellt den klassischen Journalismus vor eine Reihe von Herausforderungen, bietet aber auch die Chance, sich neu zu definieren. Das Projekt Instant-Articles ermöglicht den Verlagen, ihre Medieninhalte künftig in der mobilen Facebook-App direkt zu veröffentlichen, ohne die User auf externe Quellen der Nachrichten und Medien-Webseiten weiterzuleiten. Speziell für mobile Geräte hat Facebook eine neue Art der Onlineberichterstattung entwickelt. Dieses Projekt soll die Berichterstattung im Online-Journalismus vereinfachen und beschleunigen. Neben der zusätzlichen Reichweite über Facebook bietet das Netzwerk den Verlagen durch attraktive Vermarktungsmöglichkeiten auch eine wirtschaftliche Perspektive. Die Verlage erhalten Zugriff auf Nutzerdaten ihrer User und können analysieren, welche Beiträge besonders gefragt sind und welche Inhalte auf weniger Resonanz stoßen. Über Facebook kann eine Redaktion Rezipienten erreichen, die vorher mit der Zeitung nicht in Kontakt gekommen sind und potenziell sowohl Reichweiten als auch Werbeeinnahmen erhöhen. Am Projekt Instant-Articles nehmen aktuell neun internationale Medienhäuser teil, darunter „Bild“ und „Spiegel Online“ sowie die „New York Times“. Die österreichischen Verlage beäugen die direkte Veröffentlichung der Medieninhalte auf Facebook skeptisch. Gerlinde Hinterleitner, Online-Managerin beim STANDARD kann sich nicht vorstellen, „dass Medien, die bei Verstand sind, Usern noch mehr Grund geben wollen, Facebook überhaupt nicht mehr zu verlassen“ (Kleine Zeitung 13. 5. 2015). Soziale Netzwerke als Gatekeeper Soziale Netzwerke setzen neue Rahmenbedingungen für die Informationsverbreitung und Meinungsbildung. Über die Einbettung der „Instant Articles“ könnte die Bindung der Verlage an den Facebook Traffic noch erheblich zunehmen. Gleichzeitig unterwerfen sich User und Medienhäuser den Bedingungen von Facebook. Soziale Netzwerke haben sich als neue Gatekeeper für die Verbreitung der Nachrichten und Meinungen in der Gesellschaft etabliert. Ihre Rahmenbedingungen legen Grenzen, Formen und Inhalte der Kommunikation fest. So bestimmt ein Facebook-Algorithmus, der Edge-Rank, welche Nachrichten ein Facebook-Nutzer über seinen News-Feed zu sehen bekommt. Edge-Rank prüft die Postings von Facebook-Nutzern anhand verschiedener Faktoren auf ihre Relevanz für die befreundeten Nutzer, also jene, die den Facebook-Account „geliked“ haben (siehe dazu die Studie von Machill/Beiler/Krüger 2013: 50). Die technische Struktur von Facebook wirkt sich also direkt auf die Informationsverbreitung und Meinungsbildung aus. Eine weitere technikbasierte Einschränkung des Informations- und Meinungsflusses ist der Quellcode. Wenn Facebook-Nutzer auf mobilen Endgeräten Verlinkungen zu anderen Internetangeboten folgen wollen, werden sie nicht mehr auf die entsprechende Webseite geführt, vielmehr wird der Medieninhalt innerhalb der Plattform von Facebook wiedergegeben. Mit Hilfe des Quellcodes bindet Facebook die Nutzer an die eigene Plattform (vgl. Machill/Beiler/Krüger 2013: 52). Es sind die Gesetze der Aufmerksamkeitsökonomie: Je länger man sich auf Facebook aufhält, desto mehr Angebote stellen sich ein. And the winner is: Facebook Facebook entwickelt sich dadurch nicht nur zu einer zunehmend attraktiveren Werbeplattform, sondern auch zu einem Nachrichtenportal. Gemäß Julian Reichelt, Chefredakteur von „Bild.de“ ist „Instant Articles ein Experiment, bei dem die Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen sind. Langfristig könnte „Instant Articles“ zu einem Bedeutungsverlust für die Verlage führen und je mehr Medienhäuser an „Instant Articles“ teilnehmen, desto größer wird der Druck, auch dabei zu sein. Sicher ist nur eines: Der größte Gewinner heißt Facebook. (Von Ksenia Churkina und Josef Trappel für die Forschungsgruppe Medienwandel, 19.6.2015)
6Etat
Physik in Echtzeit berechnet – Action-Titel erscheint 2016 für Xbox One. Bis die auf der E3 angekündigte, actiongeladene Fortsetzung Crackdown 3 auf den Markt kommt, müssen sich Fans der Reihe noch etwas gedulden. Auf der Gamescom in Köln gewährten die Hersteller aber vorab mit einer Pre-Alpha-Version erste Einblicke in das zerstörerische Gameplay. Dank Cloud-Computing soll man in dem Xbox-One-Titel eine komplette Stadt in Echtzeit in Schutt und Asche zerlegen können. Durch physikalische Berechnungen können Brücken zerstört werden, oder man sieht einem Wolkenkratzer dabei zu, wie er langsam zu Fall gebracht wird. Für die Umsetzung dieses Konzepts nutzen die Entwickler die Cloud-Anbindung der Xbox One. Laut dem Trailer lässt sich die Leistung der Konsole durch Auslagerung der Rechenprozesse auf externe Server um ein 20-Faches steigern. Die in Echtzeit und physikalisch berechnete Spielwelt wird deshalb in mehrere Zonen unterteilt. Davon wird jede separat von der Cloud berechnet und abgespeichert. Neben enormen Speicherkapazitäten erfordert dies vor allem auch eine schnelle Internetverbindung, um Zeitverzögerungen zu vermeiden beziehungsweise um sie auf ein Minimum zu beschränken. Aufgrund dieser Anforderungen ist die Möglichkeit zur vollkommenen Zerstörung bisher auf den Destruction-Sandbox-Modus beschränkt. Dieser Multiplayermodus enthält keine Missionen und wird sich bezüglich der Story auch in der finalen Version von anderen unterscheiden. Nähere Details dazu sind bisher noch nicht bekannt. Der eigentliche Story-Modus des Open-World-Titels kann in einer Einzelkampagne oder im Koop-Modus durchgespielt werden. Als Agent muss man sich in einer futuristischen Metropole gegen zahlreiche Gangster behaupten. Um der Zerstörungswut freien Lauf zu lassen, stehen dafür zahlreiche Waffen und transformierbare Vehikel zur Verfügung. Die Waffen wurden für die gezeigte Pre-Alpha-Version übrigens modifiziert, um das Zerstörungspotenzial zu demonstrieren, wie Eurogamer berichtet. Wie diese in der Endversion schließlich aussehen werden und ob die Stadt auch jenseits des Multiplayermodus in ihre Kleinteile zerlegt werden kann, bleibt wohl noch bis zum Release 2016 abzuwarten. Ein genaues Datum gibt es bisher nicht.
0Web
Hiobsbotschaft: Auswirkungen eines Trainingsunfalls im Sommer zwingen den 28-jährigen Salzburger von der Piste. Skirennläufer Joachim Puchner muss seine Saison aufgrund einer Knieblessur frühzeitig beenden. Das gab der Österreichische Ski-Verband (ÖSV) am Dienstag bekannt. Auf ärztlichen Rat sei der 28-jährige Abfahrts-Europacupsieger zu einer mehrmonatigen Pause gezwungen. Der Salzburger laboriert seit einem Trainingsunfall Ende Juni auf einer Slackline an einer Patellarsehnenverletzung im rechten Bein. Das ist sehr bitter und ein massiver Rückschlag für mich. Diese Nachricht habe ich erst verdauen müssen. In der jetzigen Situation ist es schwer abzuschätzen, wie lange diese Pause dauert. In den nächsten Wochen habe ich noch mehrere Untersuchungen, erst dann kann ich mir Gedanken über den Zeitpunkt meiner Rückkehr machen, zitierte der ÖSV Puchner.
4Sport
Hope Solo fiel vor der Fußball-WM in Kanada unrühmlich auf. Während des Turniers brillierte sie. Vancouver – Eines muss man Hope Solo lassen. Sie ist eine großartige Torfrau. Den Beweis lieferte die US-Amerikanerin nicht zuletzt, aber gerade auch bei der WM in Kanada. Am Sonntag, in Europa ist es schon Montag (1 Uhr), wird im BC Place Stadium zu Vancouver finalisiert: USA gegen Japan. Das ist mit das Beste, was der Frauenfußball zu bieten hat. Und ist es die Neuauflage des Endspiels der letzten WM, 2011 in Deutschland. Damals wurde Japan erstmals Weltmeister. Die USA, mit Hope Solo im Tor, mussten sich im Elfmeterschießen geschlagen geben. Seither ist viel passiert im Leben der 31-jährigen Solo: abseits des Sportlichen nicht viel Ruhmreiches. Auf intime Geständnisse, Streit mit ihrem Ehemann und Nacktfotos folgte im Vorjahr ein handfester Skandal. Kurzzeitig landete Solo nach einem Familienstreit sogar im Gefängnis. Der Vorwurf: häusliche Gewalt. Ein halbes Jahr später wurde das Verfahren eingestellt. Vor WM-Beginn veröffentlichte ESPN aber brisante Details, nach denen die dreimalige Olympiasiegerin Hauptaggressor der Auseinandersetzung mit ihrer Halbschwester und deren Sohn gewesen sein soll. Der US-Verband und Nationaltrainerin Jill Ellis hielten Solo lange die Stange. Erst als ihr Ehemann während eines Trainingslagers mit Solo auf dem Beifahrersitz wegen Trunkenheit am Steuer eines US-Teamvans Anfang des Jahres festgenommen wurde, wurde die Torhüterin für 30 Tage gesperrt. Solos Image bröckelte gehörig, sie verlor sogar Sponsoren. Vor der WM wurde diskutiert, ob man sie überhaupt spielen lassen könne. Man ließ sie. Die Diskussion ist praktisch verstummt. In sechs Partien auf dem Weg ins Finale kassierte Solo nur ein Tor, jenes beim 1:3 zum Auftakt gegen Australien. Mittlerweile ist sie seit 513 Minuten ohne Gegentreffer. Und im Endspiel treffen die US-Amerikanerinnen nicht gerade auf die geballte Offensivkraft. Die technisch starken Japanerinnen gewannen drei ihrer sechs WM-Spiele mit 1:0 und jede Partie mit nur einem Tor Unterschied. Ein Favorit ist im Spiel des Weltranglisten-Zweiten (USA) gegen den Vierten nicht wirklich auszumachen. Japans Coach Norio Sasaki sagte nach dem glücklichen 2:1 im Halbfinale gegen England, das durch ein Eigentor in der Nachspielzeit entschieden wurde, dass der größte Druck nun von seinem Team abgefallen sei: Viele Spielerinnen wollten so sehr in dieses Endspiel, dass es ihre Mentalität beeinflusst hat. Aber dieser Druck ist jetzt weg. Freilich gehen die Japanerinnen nicht ins Spiel, um zu verlieren. Die US-Amerikanerinnen sowieso nicht. Ich bin nicht hier, um das Finale zu spielen, ich bin hier, um es zu gewinnen, sagte Kapitänin Carli Lloyd. Abby Wambach sieht das ähnlich. Die 35-jährige Starspielerin und Weltrekordtorjägerin (183 Länderspieltore) hat praktisch alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt – aber nicht den WM-Titel. Ihr geschundener Körper hält bei dieser auf Kunstrasen gespielten WM nicht mehr 90 Minuten am Stück durch. Aber dem Turnier ordnete sie alles unter. Zugunsten der Vorbereitung verzichtete sie auf Spiele für ihren Klub Western New York Flash in der US-Meisterschaft. Sie will den Pokal. Den Pokal wollte auch Deutschland, aber der zweimalige Weltmeister scheiterte im Halbfinale. Es bleibt das unbeliebte Spiel um Platz drei – gegen England am Samstag in Edmonton. Verteidigerin Tabea Kemme: Wir wollen diese Medaille haben.
4Sport
Chagall bis Malewitsch in der Albertina: von Zeiten des leidenschaftlichen Aufbruchs bis zum Beginn der Stalin-Diktatur. Wien – Schock ist wohl doch ein zu wirkmächtiges Wort, aber die Gegensätze lässt man zum Auftakt der Ausstellung Chagall bis Malewitsch doch sehr laut aneinanderknallen: Die Albertina präsentiert die kurze Epoche der russischen Avantgarden, um diese künstlerische Vorhut dann an den rückwärtsgewandten Stil des Sozialistischen Realismus krachen zu lassen wie den Karren an die Wand. Definitiver Endpunkt ist 1932, als mit dem Schließen der Künstlervereinigungen auch die Verfolgung von Künstlern begann. Ein ideologisch-stilistischer Crash also, den man im ersten von elf Sälen Gemäldekante an Gemäldekante (alle anderen Gattungen hat man ausgeklammert) präsentiert: Bildpaare aus ein und derselben Hand verdeutlichen die Klüfte zwischen zaristischer und revolutionärer und schließlich stalinistischer Zeit. Iwan Kljun und Wladimir Lebedew sind etwa zwei der Künstler, die ihren Stil in den Dienst des Ideals gestellt haben, ja die Erneuerung der Gesellschaft mit der Kunst vorantreiben wollten, um ihn dann später gänzlich der staatlichen Macht zu opfern: Das ästhetisch Zukunftsgewandte vermählt sich stilistisch wieder mit der Vergangenheit. Bei Lebedew wird aus einer in kubistische Formen aufgelösten Wäscherin von 1922 ein verträumtes Aktmodell, das 1935 den bereits fünfzig Jahre alten Impressionismus eines Renoir wachküsst. Bei Kljun trifft eine suprematistische, die Perspektive verhöhnende Komposition von 1915 auf ein Stillleben, das den einstigen Kampf gegen die Schwerkraft aufgegeben hat. Die Schau hat also im besten Sinne die Siebenmeilenstiefel an, bugsiert uns Saal für Saal von einer Ismus-Avantgarde zur nächsten – ein Neben- und Gegeneinander der um Aufmerksamkeit und den Auftraggeber Staat konkurrierenden Stile: Neoprimitivismus, Rayonismus, Kubofutorismus, die dem Suprematismus vorausgehen, aber auch die faszinierende analytische Gegenständlichkeit eines Pawel Filonow, dessen Motive aus einer Art Splitterornamentik zu bestehen scheinen, Konstruktivismus, Agitprop und Supronaturalismus. Dazu kurze, aber intensive Kapitel zu Malewitsch, – der mit dem Schwarzen Quadrat einen Nullpunkt in der Malerei setzte, die Kunst vom Gewicht der Dinge zu befreien suchte – zu Kandinsky und zu Chagall. Insbesondere der dem erinnernden Erzähler gewidmete Raum ist unglaublich intensiv, trumpft mit Leihgaben aus Bern, Basel, Amsterdam auf. Hauptleihgeber der Schau ist jedoch das Staatliche Russische Museum in St. Petersburg. Dass so ein schneller Spaziergang durch die russische Malereigeschichte überaus emotional ist, dafür sorgen die Eigenarten des Mediums: Farben und Texturen, Strichdynamiken und Motive kitzeln unsere Befindlichkeiten. Allerdings passiert das hier auch auf der Ebene der historischen Faktenvermittlung: Zum Ende der Zarendynastie, zur Ära Lenin und zum Beginn des Stalinismus wurden drei kurze Videos produziert. Inhaltlich beschränken sie sich auf wenige Headlines, den Rest erledigen Filmsequenzen – und Musik! Freilich, Filmmusik hat die Aufgabe, die Seele zu massieren, aber diese Vierminüter sind keine Monumentalepen, weder Panzerkreuzer Potemkin noch Ben Hur – und auch nicht History mit Guido Knopp. In die mit romantisch-unbeschwerten Klängen unterlegten Bilder spielender Zarenkinder mischen sich daher mehr und mehr tiefe Bläser, weil: Es dräut ihnen ein grausames Schicksal. Mal tönt es staatstragend, mal ahmen die Instrumente das Stakkato industriellen Fortschritts oder auch unruhiger Zeiten nach. Oder man stört die mit Klavier untermalte Aufschwungsidylle unter Stalin mit der singenden Säge, weil trügerisch und so. Enzyklopädische Dichte? Gerne. Aber populistische Ergriffenheitsmelodik? Geht gar nicht. Gegen akustische Untergriffigkeiten helfen nur Ohrstöpsel.
8Kultur
Nicht nur auf politischer Ebene, auch die ökonomischen Einschätzungen über eine Abspaltung Kataloniens von Spanien divergieren extrem. Kataloniens Sezessionisten lassen sich offenbar durch nichts einschüchtern – weder von den harschen Warnungen zu Euro- und EU-Austritt seitens der Madrider Zentralregierung und der EU-Kommission noch vor jener zu eingeschränktem Bargeldverkehr (Corralito), den Spaniens Nationalbankdirektor Luis Maria Linde im Falle einer Abspaltung prophezeite, dann aber nur wenige Tage später als doch unwahrscheinlich revidierte. Spaniens Unternehmerbundpräsident Juan Rosell (CEOE) warnte ebenso wie Handelskammerchef José Luis Bonet im Falle einer souveränen Republik Katalonien vor höherer Arbeitslosigkeit und niedrigerem Lebensstandard . All das – und selbst der in den Raum gestellte Stopp der Pensionszahlungen oder auch die Abwanderungsdrohungen von Großbanken wie Caixabank (Hauptaktionär der Erste Bank) oder der Banco Sabadell – lässt die Nationalisten kalt. Die Ungewissheit über die Zukunft der abtrünnigen Region im Nordosten Spaniens schürt vielmehr unter den katalanischen Unternehmern Nervosität. Mehr als tausend Klein- und Mittelbetriebe sind bis August dieses Jahres bereits abgewandert, sagte Kataloniens Unternehmerbundchef Josep Bou, der eine Wahlempfehlung für prospanische Listen abgab. Einzelne Analysten, wie etwa von Barclays, erwarten ein hohes Risiko für einen Zahlungsausfall (Default) der von Spanien getragenen katalonischen Schuldenlast im Falle einer Unabhängigkeit; und bereits einen deutlichen Anstieg der spanischen Risikospreads auf etwa 200 Basispunkte im Falle eines Sieges des Bündnisses für die Unabhängigkeit Junts pel Si (JPS) am Sonntag. Anleger sind wegen der politischen Risiken besorgt, unterstrich auch David Kerr, Geschäftsführer der internationalen Wirtschaftskanzlei Bird&Bird im Interview mit der Wirtschaftszeitung Expansión. Noch weiter ging die Royal Bank of Scotland: Sie riet zum Verkauf von Banco-Santander-Aktien, wegen des Katalonien-Risikos. Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos (Partido Popular) suchte daher zuletzt Investoren zu beruhigen und tourte eigens dafür nach New York und London. Auf der anderen Seite beharren Kataloniens Unabhängigkeitsbefürworter darauf, dass sich ein souveräner Staat zu einer Art Schweiz des Südens oder Dänemark des Mittelmeerraumes mausern würde, wie der Politikwissenschafter und JPS-Kandidat Antoni Comín sagte. Freilich würde alles besser werden: Den Euro könnte man ohnehin weiterverwenden, wie etwa Andorra oder Monaco. Brüssel würde es auch nicht wagen, die mehrheitlich proeuropäisch eingestellten Katalanen aus der Union zu werfen, wie Präsident Artur Mas und JPS-Spitzenkandidat Raül Romeva gebetsmühlenartig wiederholen. Unbestrittenermaßen hat Katalonien Gewicht: Etwa 200 Milliarden Euro, knapp ein Fünftel des spanischen Bruttoinlandsproduktes, werden hier von etwa 7,5 Millionen Einwohnern erwirtschaftet. Das Pro-Kopf-Einkommen liegt mit fast 27.000 Euro jährlich ebenso deutlich über dem landesweiten Durchschnitt von 22.780 Euro. Beim Tourismus, dem Wachstumsmotor per se, ist Katalonien die treibende Kraft: Mehr als 16,8 Millionen Reisende besuchten 2014 die Region (Spanien: rund 65 Millionen) – auch dank Barcelonas Städte-, Kultur- und Kongresstouristen abseits der Massen an Sonnenhungrigen. Die starke Industrie – unter anderem mit dem Seat-Werk in Martorell mit mehr 15.000 Angestellten sowie mit 45.000 weiteren in Zulieferbetrieben Beschäftigten oder die Textilindustrie (etwa das Label Mango) – sorgte zudem für knapp ein Viertel der gesamtspanischen Exporte 2014 mit einem Volumen von mehr als 60 Milliarden Euro. Es war nicht zuletzt der faschistische Ex-Diktator Francisco Franco, der wichtige Industriezentren nach Katalonien und ins Baskenland verlegen ließ.
2International
Feuerpause auch in Latakia – Sechs Zivilisten bei Angriff auf IS-Gebiet getötet. Beirut/Aleppo – Die Waffenruhe in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo ist nach russischen Angaben um 72 Stunden verlängert worden. Es gehe darum, eine weitere Verschärfung der Situation in dem Bürgerkriegsland nicht zuzulassen, teilte am Freitagabend das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die Frist laufe von diesem Samstag um 00.01 Uhr an, hieß es. Die Feuerpause gilt jedoch nicht für Einsätze gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) und die radikale Al-Nusra-Front, syrischer Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag meldete, sind bei einem Luftangriff auf ein Gebiet unter Kontrolle des IS im Norden Syriens mindestens sechs Zivilisten ums Leben gekommen. Die meisten Opfer bei der Bombardierung nördlich der Stadt Aleppo seien Frauen und Kinder. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte ging davon aus, dass Flugzeuge der US-geführten internationalen Koalition für den Angriff verantwortlich sind. In der zwischen Regime und Rebellen geteilten Stadt Aleppo selbst herrschte am Samstag gespannte Ruhe, wie die Menschenrechtsbeobachter und Einwohner meldeten. Der Aktivist Mahmoud al-Shami berichtete der Deutschen Presse-Agentur, es seien keine Flugzeuge zu hören gewesen. Russland und die USA hatten sich zunächst auf eine erste Feuerpause in Aleppo für 48 Stunden geeinigt. Moskau ist ein enger Partner des Regimes in Damaskus. Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge wurde auch eine Waffenruhe in Latakia um 72 Stunden verlängert. Bereits am Vortag sind bei erbitterten Kämpfen um ein strategisch wichtiges Dorf unweit von Aleppo Oppositionsangaben zufolge 73 Menschen getötet worden. Den Aufständischen sei es gelungen, Khan Touman wieder unter ihre Kontrolle zu bringen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag mit. Die Kämpfer, darunter die mit Al-Kaida verbündete Nusra-Front, hätten ihre Offensive gegen Regierungseinheiten in dem Dorf bereits am Donnerstag eingeleitet. Khan Touman liegt in der Nähe der wichtigen Fernverkehrsstraße zwischen Damaskus und Aleppo.
2International
Über eine Jugend ohne Perspektiven, die Reservearmee der Universitätsabgänger und eine Taiwanesin, die sich selbst geheiratet hat. Die einzige Unerschrockenheit, die die meine ist, habe ich mir nicht persönlich erfochten, sie ist meiner Generation als Privileg zugefallen. Als ich die Oberstufe des Gymnasiums besuchte, in den frühen Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts, verließen einige Schüler, die mit dem Lernen oder den Lehrern nicht zurande kamen, die Schule, doch jeder von ihnen befand sich nach wenigen Wochen in einer beruflichen Ausbildung, die es lohnte. Jene, die nach dem Abschluss der Matura nicht studieren wollten, suchten Arbeit bei der Post, der Bank, im Reisebüro, als stünde ihnen dort nicht bloß eine bescheidene Karriere bevor, sondern geradezu die Welt selber offen. Diejenigen, die das Studium aufgaben, gingen in die freie Wirtschaft und wurden wohlhabend, solche, die es abschlossen, wurden Beamte und verdienten weniger, um das aber mussten sie nicht bangen. Selbst die Mutlosen brauchten sich nicht auf die Schleimspur zu begeben, um irgendwo als Angestellte unterzukriechen, sondern konnten überlegen, wofür sie sich wirklich interessierten, war doch immer etwas zu finden, mit dem sich die Existenz bestreiten ließ. Die Hochkonjunktur, in der sich die Wirtschaft befand, und die Vollbeschäftigung, die der Staat verfocht, ließen einen Sozialcharakter reifen, der sich nicht in alles fügen wollte und begriff, dass es sich nicht lohnt, allezeit zu kuschen. Während die linken Studenten, denen ich mich sogleich zugesellte, verbissen behaupteten, es müssten die Widersprüche sich verschärfen, die Armen ärmer, die Not größer werden, damit der Unmut zu Widerstand und dieser revolutionär werde, erwies die Wirklichkeit, skandalös wenig an der Theorie interessiert, vor unseren Augen und mit uns als Protagonisten gerade das Gegenteil: Ausgerechnet wir, denen es besser als den Generationen davor und, wie jetzt zu sehen ist, danach ging, standen dem verächtlich so genannten System kritischer gegenüber als die vor und die nach uns. Nicht soziale Unsicherheit hat eine selbstbewusste Generation hervorgebracht, sondern die Vollbeschäftigung. In der Ära der Vollbeschäftigung wusste jeder, dass er sich zur Not schon irgendwie werde durchschlagen können. Die Heutigen hingegen wissen, dass sie sich trotz all ihrer Zusatzausbildungen und Praktika womöglich ein Leben lang nur immer so durchschlagen werden. Für meine Generation war es wahrlich nicht schwer, keine Zukunftsangst zu haben. Umso verwerflicher, dass wir heute jenen ihre Ängstlichkeit vorwerfen, denen wir keine Zukunft hinterließen, wie wir selbst sie vorgefunden haben. (Ja, das kann man wirklich: eine Zukunft hinterlassen. Man kann das, was erst kommen wird, sogar in besserem oder schlechterem Zustand hinterlassen.) Die sich radikal der Wirklichkeit verweigernden Studenten von damals entdecken heute als Rebellen nahe der Pension ihre falschen Theorien von einst und verlieben sich gleich wieder in sie. Darum ärgern sie sich, dass die Jungen von heute, über die die soziale Unsicherheit verhängt ist, sich schuldhafterweise nicht zu Revolutionären läutern, sondern, jeder für sich und gegen alle, um nichts als einen lumpigen Job kämpfen. Jetzt tadeln wir, die wir in unserer Jugend vielfältige Wahl hatten, die Jungen wechselweise als ängstlich, selbstbezogen, verzagt oder aber als oberflächlich, unterhaltungssüchtig, gedankenlos. Was diesen jedenfalls vorgeworfen wird, gleich, ob sie sich kleinmütig fügen, ausgelassen ihr Leben genießen oder vermeintlich theoriefrei revoltieren: dass sie der Gesellschaft nicht jenen Prozess machen, den wir der unseren gemacht zu haben meinen. Allerdings ist die Gesellschaft, gegen die sie antreten sollen, die unsere, und was sie zu verwerfen hätten, das wären wir selbst. * Jene, die nach uns kommen, finden keine Zukunft vor, wie wir sie hatten. Dass sie uns das vorwerfen, ist zu verstehen. Seltsam aber ist, dass sie sich ihre Zukunft überhaupt nach dem Maß der unseren entwerfen und allenfalls darüber klagen, dass ihnen verwehrt wird, was uns wie von selbst zugefallen ist. Dass Kinder nicht so leben wollen wie ihre Eltern und für eng, falsch, nichtig, feig, spießig, ungerecht, borniert halten, wonach diese strebten, ist bisher nämlich eine Konstante des Generationenwechsels gewesen, seitdem sich die bürgerliche Gesellschaft entfaltet hatte. Nun aber sehen wir befremdet auf eine Jugend, die es gerne hätte, wie wir es hatten. Dass die Jungen nicht mehr anders leben wollen als die Alten, hat mit einem Prozess zu tun, der die Gesellschaft gerade fundamental verändert: Der Kapitalismus ist dazu übergegangen, seinen historischen Kompagnon, das Bürgertum, zu beseitigen. Eine von vielen fatalen Folgen, die das zeitigt: dass der urbürgerliche Konflikt, die Erneuerung der Gesellschaft durch den regelmäßig wiederkehrenden Aufstand der Kinder gegen die Eltern, in sich zusammenbricht. Ihm fehlt gleich alles drei, die persönliche Motivation, die soziale Notwendigkeit, die historische Chance. * Über ein paar Generationen stimmte, was gepredigt wurde: dass Wissen Macht sei und sich zu bilden, Wissen zu erwerben, gar ein Studium abzuschließen sich endlich auch lohnen werde. Nicht nur weil Wissen befreiende und beglückende Erfahrungen ermöglichte, sondern auch im trivialen materiellen Sinne. Wer mit Diplom und Zeugnis nachweisen konnte, die Leiter der Bildungsinstanzen hinaufgeklettert und glücklich ziemlich weit oben angelangt zu sein, hatte den Anspruch auf eine berufliche Stellung erworben, die gut bezahlt war, und darauf, als Stütze der bürgerlichen Gesellschaft geachtet zu werden. Je weniger die alte Gleichung noch stimmt, umso brachialer wird sie dem Publikum eingehämmert, als gälte es die Gehirne zu waschen, bis sie von der schmutzigen Realität gar nichts mehr mitbekommen. Gibt es in Europa mittlerweile nicht Millionen von Arbeitslosen, die ein Universitätsdiplom in der Tasche haben, aber ihren Eltern noch immer auf dieser liegen müssen? Unbeeindruckt verlangen Politiker und Bildungsexperten, dass die Jungen durch Ausbildungen gejagt werden, die nichts gelten, und sich auf Abschlüsse dressieren lassen, mit denen sie sich dann um unentlohnte Praktika bewerben dürfen. Das Versprechen des Staates, der Mittelstand werde seine Stellung von Generation zu Generation behaupten können, wenn er seine Kinder nur dazu bringt, nicht aus Eigenem dieser Tradition abzusagen, sondern sich von den Bildungsinstitutionen formen zu lassen und sich in den Staat zu integrieren, wird heute millionenfach gebrochen; die Propaganda läuft trotzdem weiter, als wäre nicht sie, sondern die Realität irreal. Der Kapitalismus speit die Kinder des Bürgertums, die ihm dargeboten werden, wieder aus, doch die Bildungspolitik führt ihm unaufhörlich weitere, stets größer werdende Massen an gut ausgebildetem und mit dem Gütesiegel von Gymnasien und Universitäten versehenem Menschenmaterial zu, das er sich einverleiben kann und bei Bedarf wieder ausspeien wird. * Eine Reservearmee: Diplomierte Abgänger der Universitäten, mit denen sich der Lohn drücken, die sichere Anstellung für überholt erklären, die Ausbildung als Waffe gegen die Ausgebildeten wenden lässt. * Die umfassende Akademisierung der Gesellschaft führt Teile der akademischen Jugend ins Prekariat und erschafft langfristig ein eigenes Lumpenprekariat. Was gerade in den Ländern Nordafrikas geschieht, dass die gut ausgebildeten jungen Leute, die nicht als Ingenieure oder Beamte wirken können, sondern als Taxifahrer und vazierende Blumenhändler ihr Überleben fristen müssen, wütend aufbegehren und sich die Straße erobern, diese Revolte kann eines Tages auch in Europa aufflammen. Was Europa vor der brennenden Revolte schützt? Dass die Wohnungsnot nicht wie in den arabischen Staaten zum sexuellen Triebstau führt, der nach Entladung drängt. In Ägypten oder Tunesien wird eine ganze Generation nicht nur um das Recht betrogen, ihre Existenz mit ihr angemessener Arbeit zu bestreiten, sondern auch darum, ihre Sexualität auszuleben, weil an eine eigene Wohnung oder Familiengründung nicht zu denken ist. Die europäischen Jungakademiker hingegen, die nach dem Studium aus dem Studentenheim in die Wohnungen ihrer Eltern zurückkehren müssen, dürfen, was sexuelle Aktivitäten betrifft, mit deren Verständnis rechnen. Dass die Freundin oder der Freund im Haus übernachtet, das gilt für selbstverständlich. Hierbei erweist es sich als Vorteil, dass die Intimität längst abgeschafft ist und die intimen Dinge ihren intimen Charakter eingebüßt haben. * Wenn im österreichischen Fernsehen eine neue Jugendsendung angekündigt wird, sehe ich mir immer die erste Folge an, schließlich hat meine katholische Kindheit eine unaustilgbare Wundergläubigkeit in mich gepflanzt, sodass ich nie überrascht wäre, wenn es viel besser käme, als ich es befürchten zu müssen glaubte. Diese Zuversicht ist eine geradezu vegetative Eigenheit meines Charakters, gegen die weder schlechte Erfahrung noch kritische Gesinnung etwas vermögen. Die neue Jugendsendung heißt direkt und wird von einer jungen Frau mit automatenhaftem Frohsinn moderiert. Zwei Beiträge haben sie und ihre Mitarbeiter vorbereitet. Zuerst einen langen Bericht, der Unerhörtes aufdeckt, einen Skandal, wie ihn nur junge Redakteure öffentlich zu machen den Mut haben: Mit versteckter Kamera und erfundenen Wehwehchen haben sie die Ordinationen verschiedener Ärzte aufgesucht, um sich für ihre fiktiven Arbeitgeber eine Krankschreibung über ein paar Tage zu ergaunern. Sie täuschen heftige Magen- und Darmverstimmungen vor, klagen über depressive Erschöpfungszustände, beschreiben undefinierbare Schmerzen – und, man will es kaum glauben: Fast die Hälfte der Ärzte, die es eher mit ihren jungen Patienten als deren alten Chefs halten wollten, sind auf die erfundenen Krankenberichte hereingefallen und haben die Simulanten mit Attesten ausgestattet, die es ihnen erlaubten, zwei, drei Tage krankzufeiern. Ein Zittern der Empörung läuft über den schlanken Körper der Moderatorin, fast fürchte ich, sie würde gleich in Schreie der Entrüstung ausbrechen, dabei müsste sie ihre Agenten der Gesundheitspolizei nur öfter zum Einsatz aussenden, dann würde der Jugend das Simulieren schon vergehen! Der zweite Beitrag scheint dem ersten zu widersprechen, doch fügt er sich mit ihm zu einem autoritären Programm, das die neue Jugendsendung pädagogisch erst so wertvoll macht. Tabulos berichten die Redakteure im Spitzeldienst jetzt nicht über Gesunde, die sich aufs Krankenbett legen, sondern über Besserungswillige, die sich auf die Liegen der Tantrasex-Therapeuten werfen. Ein paar erotische Esoteriker oder esoterische Erotiker bieten neuerdings Seminare für Gruppen und Nachhilfestunden für Einzelne an, in denen die tantrische Erweiterung der Sexualität gelehrt wird, eine Übung, zu der vor allem ätherische Öle und viel Schmalz aus der Musikkonserve benötigt werden. Wenn es um das Soziale geht, wünscht sich die Moderatorin mehr Kontrolle. Wenn es um Lifestyle geht, mehr marktgängige Freiheit. Wichtig ist, dass der Jugend, damit sie brav bleibe, beides verpasst wird – die autoritäre Kontrolle bei der Arbeit und das Versprechen sexuellen Wohlbefindens in der Freizeit. Vielleicht irre ich mich, wenn ich hier Lüge und Betrug am Werke sehe? Vielleicht lügt die nette Moderatorin gar nicht, sondern glaubt, was sie verficht, so dass sie den Betrug nicht mehr als solchen erkennen kann, weil er mit ihr und sie mit ihm identisch geworden ist? Spräche das sie und ihre strebsamen Mitarbeiter frei, die ihren Altersgenossen Detektive hinterherhetzen möchten, egal, ob es sie des Tachinierens bei der Arbeit oder bei der tantrischen Verbesserung ihres Sex zu überführen gilt? Bei beidem nämlich sollten sie gefälligst mehr Leidenschaft zeigen, in der Arbeit und in der Freizeit, beim Abbauen der Hirne und beim Zuschleifen der Körper, denn beides erst macht aus, was den vorbildlichen Untertan auszeichnet: dass er zufrieden ist. * Liebesgeschichten (1) Chen Wie Yi wollte kein Single mehr sein und hat sich deswegen selber geheiratet. Die 30-jährige Büroangestellte, eine aparte Frau mit rotbraun gefärbtem Haar und der verständlichen Sehnsucht, ihr Glück in einer dauerhaften Liebesbeziehung gesichert zu wissen, hat in Taipeh den Bund fürs Leben geschlossen. Wir müssen uns selbst lieben, um andere lieben zu können, hat sie über Facebook verlautbart und sich anschließend in einer öffentlichen Zeremonie geehelicht. Sie trug dabei ein weißes Brautkleid, der Ehering, durch den sie ihren zarten Finger schob, wurde ihr von der stolzen Mutter gereicht, den Brautstrauß stifteten Freunde, und das Gelöbnis, stets treu zu bleiben, gab sie sich selbst. Es ist gewiss schwerer, diesen Schwur nicht zu brechen als jenen, der bei der überkommenen Form von Eheschließung abgestattet wird und der sich nur auf die Treue einem anderen Menschen, zwar einem geliebten und nahen, aber eben doch einem anderen gegenüber bezieht, nicht auf die allumfassende Treue eines Menschen zu sich selbst. Ob Chen Wie Yi glücklich wird in ihrer Ehe? Es ist ihr zu wünschen, doch der Anfechtungen, deren sie sich zu erwehren haben wird, gibt es viele. Was, wenn ihre Liebe nach und nach erkaltet, öde Routine den Alltag beherrscht oder sie sich gar, gottbehüte, betrügt mit fremden Wünschen, unbekanntem Begehren? Gesetzt den Fall, sie wird sich untreu, wen wird sie dann um Vergebung bitten, und wer wird ihr verzeihen? Wird sie vor den Scheidungsrichter und in einen hässlichen Rosenkrieg mit sich treten, um die Obsorge für ihre behüteten und geliebten Marotten, die kleinen Lieblinge unter ihren Neurosen zu erlangen? Oder wird sie nach der Scheidung von sich zu einem vernünftigen Miteinander mit sich finden, kurz: Könnte es sein, dass an die Stelle der leidenschaftlichen Liebe später eine abgeklärte Freundschaft tritt? Vom Gelingen der taiwanesischen Ehe hängt vielleicht nicht viel weniger ab als die Zukunft der Zivilisation – und damit auch: ihre Vergangenheit. Wenn die Einpersonenehe gelingt, was werden künftige Generationen dann von der barbarischen Vorzeit halten, als man zur Ehe noch zwei Personen benötigte? Von weiteren Personen, die zum Gelingen oder Misslingen der Ehe gehörten wie Kindern oder Geliebten ganz zu schweigen.
8Kultur
Bald ein neues Aufnahmelager in ehemaliger Lagerhalle in Slavonski Brod. Zagreb – Kroatien bereitet ein winterfestes Transitzentrum für Flüchtlinge vor. Das neue Aufnahmezentrum, das in einer ehemaligen Lagerhalle in einer Industriezone in Slavonski Brod an der Grenze mit Bosnien-Herzegowina entsteht, soll demnächst das Zeltlager in Opatovac ersetzen, bestätigte das kroatische Innenministerium laut Medienberichten vom Dienstag. Seit Mitte September werden die Flüchtlinge, die auf ihren Weg Richtung Mitteleuropa durch Kroatien kommen, in dem Zeltlager an der Grenze mit Serbien versorgt und dann binnen Stunden weiter an die ungarische Grenze gebracht. Angesichts der sinkenden Temperaturen sind die Zelte nicht mehr ausreichend. Es kommen Winterverhältnisse auf uns zu. Im Sinne eines humanen Umgangs mit diesen Menschen müssen wir Maßnahmen ergreifen, damit sie nicht frieren, auch wenn sie nur zwischen drei oder sechs Stunden auf den Weitertransport warten, sagte der Innenminister Ranko Ostojic am Montagabend gegenüber kroatischen Privatsender RTL. Das Gebäude in Slavonski Brod, das dem Energieunternehmen INA gehört, ist laut dem Innenminister für die Winterverhältnisse besser geeignet und hat außerdem einen direkten Bahnanschluss, was den Transport erleichtern soll. Die Flüchtlinge werden künftig direkt vom Bahnhof in Tovarnik an der kroatisch-serbischen Grenze in das rund 130 Kilometer entfernte Slavonski Brod gebracht. Das Zentrum soll ähnlich wie das bisherige Zeltlager in Opatovac funktionieren: Die Flüchtlinge werden dort registriert und versorgt und wieder mit dem Zug weiter an die ungarische Grenze transportiert. Das neue Zentrum in Slavonski Brod soll bis zu 5.000 Flüchtlinge aufnehmen können. Damit machen wir einen weiteren Schritt, nämlich dass sie in diesen paar Stunden, die sie bei uns verbringen, nicht frieren müssen und wir die Leben von Babys und Kindern nicht gefährden, sagte der Innenminister. In Kroatien kommen seit Mitte September, als das Land zur Transitroute wurde, täglich mehrere tausend Flüchtlinge an. Bisher sind mehr als 168.000 Menschen gezählt worden, teilte das Innenministerium am Dienstag mit. Am gestrigen Montag gab es mehr als 7.300 Neuankünfte, am heutigen Dienstag bis 9.00 Uhr kamen weitere 2.200 Flüchtlinge an. Im Nachbarland Serbien scheint sich indes eine neue Flüchtlingsroute zu etablieren, die über Bulgarien und die serbische Grenzstadt Dimitrovgrad führt. Dort wurden am Montag nach Angaben der Lokalbehörden rund 400 Neuankömmlinge registriert. Noch vor einigen Wochen waren es täglich nur 50. Im südserbischen Presevo ging die Flüchtlingszahl unterdessen ein bisschen zurück.
1Panorama
Billigstbieterprinzip "hundertprozentig altersdiskriminierend" – Novelle am 3. Dezember im Verfassungsausschuss. Wien – ÖBB-Konzernbetriebsratschef und vida-Gewerkschafter Roman Hebenstreit fordert das Bestbieterprinzip für alle Auftragsvergaben der öffentlichen Hand. Mit dem Billigstbieterprinzip bei öffentlichen Aufträgen würden die politischen Ziele des Staates wie längere Beschäftigung Älterer und Lehrlingsausbildung konterkariert, so der Bahngewerkschafter im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur. Ein Vorstoß im Parlament zur Verankerung des Bestbieterprinzips zumindest in der Bauwirtschaft war am 9. November überraschenderweise vorläufig gescheitert. Das Land Tirol hatte im Verfassungsausschuss Einspruch erhoben, weil es sich zu wenig eingebunden sah. Das Thema wird nun nächste Woche erneut im Nationalrat behandelt: Im Verfassungsausschuss soll am 3. Dezember ein neuer Anlauf gemacht werden. Am 9./10. Dezember könnte die Reform des Vergaberechts im Plenum beschlossen werden. Beim Billigstbieterprinzip kommt der billigste Anbieter zum Zug, ohne Rücksicht auf sonstige Umstände. Beim Bestbieterprinzip hingegen würde die Einhaltung vorgegebener Kriterien bewertet, wie etwa die Beschäftigung von Arbeitnehmern über 55 Jahren, Lehrlingsausbildung, Einhaltung der Arbeitnehmerrechte oder auch Umweltkriterien. Das Billigstbieterprinzip ist hundertprozentig altersdiskriminierend, empört sich Hebenstreit. Der Gewerkschafter fordert das Bestbieterprinzip bei allen öffentlichen Aufträgen, insbesondere im öffentlichen Verkehr. Für die Bundesbahnen sei dies ein wichtiges Anliegen: In den ÖBB seien in drei Jahren rund 11.000 Beschäftigte über 55 Jahre. Wenn der Staat einerseits längere Beschäftigung propagiere, und andererseits Aufträge an den billigsten Anbieter vergebe, lüge er sich selber in die Tasche, gibt Hebenstreit zu bedenken. Wenn durch den Wettbewerbsdruck bei öffentlichen Aufträgen ein Unternehmen ältere Mitarbeiter abbaue, belaste das – neben den menschlichen und sozialen Problemen – den Staat auch finanziell enorm, weil er die Unterstützung der Arbeitslosen und eine frühere Pensionierung finanzieren müsse. Das Volumen der öffentlichen Aufträge in Österreich umfasst laut OECD 43 Milliarden Euro (2013). Mit diesem Hebel, der über 13 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsprodukt umfasse, könne der Staat zur Verwirklichung seiner eigenen Ziele beitragen. Wer stets dazu auffordere, dass länger gearbeitet werde, müsse dafür auch die geeigneten Bedingungen schaffen, appelliert Hebenstreit. Immerhin hätten die neuen Landesregierungen im Burgenland (SPÖ-FPÖ) und in Wien (SPÖ-Grüne) ein Bekenntnis zum Bestbieterprinzip in ihren Regierungsabkommen verankert.
3Wirtschaft
32-Jähriger legte bei Prozess in München umfangreiches Geständnis ab. München/Washington/Moskau – Ein wegen Landesverrats angeklagter früherer Mitarbeiter des deutschen Auslandsgeheimdienstes BND hat ein umfangreiches Geständnis abgelegt und Bedauern über seine Spitzeldienste für die USA geäußert. Zu allererst möchte ich sagen, dass mir mein Handeln leidtut, sagte der 32-jährige Markus R. am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht München. Er wolle versuchen, zur Aufklärung des Falls beizutragen, kündigte der Bürokaufmann zu Beginn seines ausführlichen Geständnisses an. Geld sei nicht sein ausschlaggebendes Motiv gewesen, sagte R., der in bescheidenen Verhältnissen in München lebte. Getrieben hätten ihn vielmehr die Unzufriedenheit mit seiner eintönigen Tätigkeit in der Verwaltung des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Pullach und Abenteuerlust. Markus R. ist unter anderem wegen Landesverrats und Bestechlichkeit in besonders schweren Fällen angeklagt. Ihm droht im äußersten Fall eine lebenslange Freiheitsstrafe. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, er habe von 2008 bis 2014 Hunderte vertrauliche Dokumente des BND an den US-Geheimdienst CIA geliefert und dafür mindestens 95.000 Euro bekommen. Kurz vor seiner Festnahme im Sommer 2014 soll R. auch dem russischen Geheimdienst SWR Unterlagen zugespielt haben. Der Fall hat das Verhältnis zwischen den USA und Deutschland zusätzlich belastet, das bereits wegen der Aktivität des US-Geheimdienstes NSA (National Security Agency) getrübt war. Der 32-Jährige räumte am Mittwoch detailliert ein, über die Jahre hinweg rund 300 bis 350 Dokumente an die CIA weitergegeben zu haben. Darunter sei auch eine umfangreiche Personaldatenbank gewesen – diese soll Decknamen und echte Identitäten deutscher Agenten im Ausland enthalten haben. Der Mann war im Juli 2014 festgenommen worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
2International
Verdienst deutlich unter Schnitt. Berlin – Jeder zehnte Beschäftigte in der deutschen Metallindustrie ist laut einem Bericht der Tageszeitung Die Welt ein Zeitarbeiter. Das gehe aus einer Antwort des Arbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linkspartei hervor, berichtete die Zeitung am Montag. Demnach sind in den Metallberufen 11,2 Prozent der Beschäftigten Zeitarbeiter. Damit sei der Anteil in der Branche mehr als viermal so hoch wie in der Gesamtwirtschaft (2,6 Prozent). Ähnlich hoch sei der Anteil nur noch in der Berufsgruppe Verkehr und Logistik mit 10,9 Prozent. Zeitarbeiter in diesen Branchen verdienten im Schnitt nur rund 58 Prozent des Durchschnitts der anderen Arbeitnehmer – seien allerdings auch oft nur als Hilfskraft eingesetzt, schreibt die Welt unter Berufung auf Angaben des Ministeriums. Gerade in Branchen, wo gute Gewinne gemacht werden, wird Leiharbeit strategisch als Alternative zu regulärer Arbeit eingesetzt, um die Löhne zu drücken und die Arbeitnehmerrechte zu schleifen, sagte Linke-Fraktionsvize Klaus Ernst. Extrem sei das in der Autobranche, aber auch bei der Post, wie der aktuelle Tarifkonflikt zeige. Ernst forderte, den Einsatz von Leiharbeit auf maximal drei Monate zu begrenzen. Schon ab dem ersten Tag müsse gleich bezahlt werden. Die deutsche Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) plant ein Gesetz zur Regelung der Zeitarbeit. Dabei beabsichtigt sie, die Höchstüberlassungsdauer auf 18 Monate zu begrenzen. Nach neun Monaten sollen die Zeitarbeiter den gleichen Lohn wie die Stammbelegschaft bekommen.
3Wirtschaft
Nahe Neulengbach befindet sich eine Abhörstation des Bundesheers. Anrainer berichten über zehn unterirdische Stockwerke. Ein Lokalaugenschein.. Eine unscheinbare Abfahrt führt auf den kleinen Hügel im Wienerwald. Wochenendhäuser säumen den Weg, dazwischen blühen Wiesen in bunten Farben. Ein idyllischer Ort, wären da nicht die riesigen weißen Masten, die durch eine Vielzahl von Schleifen miteinander verbunden sind. Ein bizarres Objekt in der naturbelassenen Landschaft, das an ein Spinnennetz erinnert. Wer sich der Anlage über die Zufahrtsstraße nähert, um mehr über die ominösen Masten zu erfahren, stößt bald auf angsteinflößende Warnschilder: Das Betreten des eingezäunten Gebiets sei strengstens verboten, scharfe Munition würde bei Eindringlingen zum Einsatz kommen. Fotografieren oder das Anfertigen von Zeichnungen sei streng verboten. Eine Videokamera registriert jeden Neugierigen, hinter dem Zaun ist ein Hundezwinger samt zähnefletschendem Rottweiler. Die Geheimniskrämerei überrascht nicht: Bei der Anlage am Kohlreithberg nahe Neulengbach handelt es sich um einen Lauschposten des Heeresnachrichtenamts (HNaA), das für das Bundesheer Auslandsaufklärung betreibt. Doch dass das Bundesheer hier spioniert, hat sich schon lange herumgesprochen. Prominenter als Neulengbach (die Anlage liegt geografisch eigentlich in Maria-Anzbach) ist nur die Königswarte nahe Hainburg. Während Wanderer die Satellitenschüsseln dort sogar über einen Aufsichtsturm, der unmittelbar neben dem Objekt liegt, unter die Lupe nehmen können, stehen die Zeichen in Neulengbach auf Abschottung. Dabei halten sich Gerüchte, dass besonders in Neulengbach elektronische Aufklärung betrieben wird. Schon 2003 schrieb der Kurier- und ORF-Journalist Kurt Tozzer über die Station Neulengbach: Es gilt zwar als streng geheim, doch sickerte durch, dass die Fernmeldeaufklärer über Geräte verfügen sollen, mit denen man aus den internationalen Richtfunkstrecken der Telefonnetze Nachrichten auffangen kann. Und zwar nicht nur Telefongespräche, sondern auch Daten des E-Mail-Verkehrs. Zehn Jahre später erhielten diese Spekulationen durch die Snowden-Enthüllungen neue Brisanz. Noch immer ist nicht geklärt, wie eng das österreichische Bundesheer mit der NSA kooperiert. Fakt ist, dass die US-Dienste Österreich Informationen bei Auslandseinsätzen österreichischer Soldaten liefern. Was im Gegenzug Richtung USA wandert, wissen nicht einmal Nationalratsabgeordnete. Neulengbach dürfte einer der Schlüsselorte für diese Frage sein. Der Aufdecker Duncan Campbell, der für das EU-Parlament Ende der 1990er-Jahre über das globale US-Spionagenetz Echelon recherchierte, reagiert auf die Frage nach der Königswarte mit Verwunderung: In Neulengbach passiert der Großteil. Dort muss man nachsehen. Seit 1976 gilt der Kohlreithberg per Verordnung als Sperrgebiet. Ein Anrainer, der in unmittelbarer Nähe zum Objekt wohnt, habe damals mehrfach nach Sinn und Zweck dieser Anlage gefragt. Mir wurde gesagt, dass das Heer hier Taxilenker in Bratislava abhören kann, erzählt der Anwohner. Tatsächlich belegen Dokumente, dass Neulengbach gemeinsam mit der Königswarte und Stationen in Oberösterreich und Salzburg Teil einer Nato-Peilkette war, die von Norddeutschland bis Italien gen Osten lauschte. Dieses Aufgabengebiet dürfte sich nach dem Lüften des Eisernen Vorhangs geändert haben. Die erkennbare Antenneninstallation liefert aber keine Anhaltspunkte: Vom STANDARD befragte Experten erkennen darin eine Vorrichtung für militärische Funksprüche. Zivile Kommunikation dürfte damit nicht abgehört werden. Doch das wahre Mysterium dürfte sich unter der Erde befinden. Vor rund 30 Jahren begannen rege Bau- und Grabungstätigkeiten, berichtet der erwähnte Anrainer weiter. Während auf der Oberfläche ein Haus in der Größe eines Bauernhofs steht, geht es nach unten mindestens zehn Stockwerke in die Tiefe. Im Ort hat man sich mittlerweile an die ominöse Nachbarschaft gewöhnt. Der grüne Gemeinderat Lothar Rehse berichtet, dass über das Objekt nicht gesprochen wird: Frage man nach dem Bundesheerposten, steht in den Augen dieses typisch österreichische falsche Frage – weiter bitte!. Tatsächlich gibt der Amtsleiter der Bürgermeisterin (ÖVP) an, im Alltag keine Nachteile zu sehen – im Gegenteil: Einige unserer Mitbürger haben dort einen Arbeitsplatz. Anwohner arbeiten etwa in der Bewachungsmannschaft oder in der Hundestaffel, normalerweise schützen vier bis fünf Mann das Objekt. Da stehen komplizierte elektronische Geräte herum, berichten diese. Gleichzeitig hört man, dass sich in den vergangenen 20 Jahren nicht viel verändert habe. Beschwerden über den Lärm von der nahegelegenen Autobahn seien hingegen ein Gesprächsthema, so der Grünpolitiker Rehse. Von dubiosen weißen Masten lässt man sich im Wienerwald also nicht stören.
0Web
Nationalratsabgeordneter, der Flüchtlinge als "Höhlenmenschen" bezeichnete, amüsiert sich über Flucht auf Booten. Wien – Nach Susanne Winter macht ein weiterer Nationalratsabgeordneter der FPÖ mit einem Facebook-Posting auf sich aufmerksam. Am Sonntag hat Christian Höbart ein Video geteilt, das Flüchtlinge zeigt, die einander bei der Flucht auf einem Schlauchboot filmen und dabei Freude und Erleichterung zeigen. Kommentiert hat Höbart das Video mit einer Strophe eines Kinderlieds: Eine Seefahrt, die ist lustig / Eine Seefahrt, die ist schön / Denn da kann man fremde Länder / Und noch manches andre sehn / Hol-la-hi, hol-la-h / Hol-la-hi-a hi-a hi-a, hol-la-ho (siehe Screenshot). Vor fast genau einem Jahr hatte Höbart, der auch geschäftsführender Landesparteiobmann der FPÖ Niederösterreich ist, mit einem rassistischen Ausritt gegen Asylwerber auf sich aufmerksam gemacht. In der Facebook-Gruppe Traiskirchen bezeichnete Höbart Asylwerber, die in Traiskirchen demonstriert hatten, als Erd- und Höhlenmenschen. Später bezeichnete Höbart, der im Zivilberuf Ankündigungsunternehmer ist, sein Posting als möglicherweise etwas überzeichnet. Er hatte bereits im Juli 2014 Ähnliches gepostet und sich über die Zuwanderung von kulturfernen und ungebildeten Höhlenmenschen und Ziegenhirten (zugespitzt formuliert, aber Ihr wisst, was und wen ich damit meine!) beklagt.
5Inland
Vor wenigen Monaten wollte die Wienerin ihre Karriere beenden, dann wechselte sie den Trainer, schwamm das Olympia-Limit, erstaunte sich damit selbst. Der Spaß ist zurück, die Laufbahn verlängert. Kasan/Wien – Markus Rogan, Mirna Jukic, Dinko Jukic, Maxim Podoprigora, Fabienne Nadarajah. Österreich brachte in den vergangenen Jahren viele erfolgreiche Schwimmer und Schwimmerinnen hervor. Birgit Koschischek war Teil dieses erfolgreichen Teams. Eine Medaille bei internationalen Wettkämpfen schaffte sie aber nie. Ihr bestes Ergebnis: Platz fünf über 100 m Delfin bei der Kurzbahn-EM 2012 in Chartres. Nach den Rücktritten von Rogan, Mirna Jukic, Podoprigora und der Auszeit Dinko Jukics infolge seiner Querelen mit dem Verband, steht Österreichs Schwimmteam nicht mehr ganz so gut da. In Lisa Zaiser (20), EM-Dritte über 200 m Lagen in Berlin 2014, hat es aber wieder eine große Hoffnungsträgerin. Und Koschischek? Ist auch noch dabei. Dass die Wienerin stets im Hintergrund ihrer Teamkollegen stand, störte sie nie. Ich war nie jemand, der sich ins Rampenlicht gedrängt hat, sagt sie. Ich mache das für mich. Im Februar hatte sie eigentlich genug vom Schwimmsport, wollte ihre Karriere beenden. Der Wechsel nach Graz zu Startrainer Dirk Lange hatte sich für Koschischek nicht ausgezahlt. Es hat zwischenmenschlich nicht mehr gepasst. Ich musste die Reißleine ziehen. Die 28-Jährige ging Anfang des Jahres zurück nach Wien zu ihrem ehemaligen Trainer Walter Bär. Abtrainieren hätte sie sowieso müssen. Also schwamm Koschischek weiter, weniger Umfänge. Täglich morgens zwei Stunden im Wiener Stadthallenbad. Und plötzlich lief es wieder richtig gut. Koschischek, Studentin der Sportwissenschaften, trat Mitte Juli bei der Universiade in Gwangju (Südkorea) an. Die 50 m Kraul schaffte sie im Vorlauf in 25,20 Sekunden. Damit knackte sie, als vierte österreichische Schwimmerin, das Limit für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Im Finale, die Bestätigung: 25,17 Sekunden. Nur die Medaille verfehlte sie als Vierte knapp. Ihre Leistungen überraschten sie selbst. Das Karriereende war vorerst vom Tisch. Das nächste Großereignis steht an: die WM in Kasan. Die Schwimmbewerbe steigen ab Sonntag. Koschischek startet über 50 und 100 m Kraul. Ich will meine Leistung abrufen. Ein Semifinaleinzug würde mich freuen. Über ihre ursprüngliche Lieblingsstrecke 100 m Delfin tritt sie in Russland nicht an. Bei Lange sei sie kaum Delfin geschwommen. In Graz fühlte sie sich nicht gut betreut. Wir haben alles intensiv gemacht. Wir hatten keine Trainingssteuerung. Jetzt achtet sie mehr auf die Regeneration. Auf ihre Finanzen muss Koschischek auch achten. Wichtige Einnahmequellen sind ihr abhandengekommen. Koschischek wird nicht mehr im Rahmen des Förderprogramms des Sportministeriums Team Rot-Weiß-Rot, und auch nicht mehr von der Sporthilfe unterstützt. Sie hat noch ihren Sponsor Ströck und die Unterstützung des Bundesheeres. Koschischek: Mir ist die Hälfte weggefallen. Der finanziell klamme Verband kann da kaum aushelfen. Auch Extraleistungen wie Trainingslager gäbe es nicht. Koschischek: Das war aber früher auch nicht besser. Die Verbandsquerelen verfolgt sie aus den Medien, belasten sie nicht. Koschischek konzentriert sich auf ihr Studium und aufs Schwimmen. Sie hat den Spaß wiedergefunden. Ich mag es meinen Körper einem gewissen Limit auszusetzen. Und was ist mit einer Medaille? Koschischek lacht. Darüber denke ich gar nicht nach. Es ist schwierig.
4Sport
Rot-Schwarz-Grün ändert dafür die Landesverfassung und bekennt sich zu kultureller Vielfalt und Zweisprachigkeit. Klagenfurt – Mit einer grundlegenden Änderung der Landesverfassung will sich die rot-schwarz-grüne Regierung in Kärnten jetzt auch formal von der Haider-Ära verabschieden. Als eines der letzten Bundesländer wird Kärnten das Proporzsystem abschaffen und auf freie Koalitionen nach den Wahlen umstellen. Nur Niederösterreich und Oberösterreich bleiben noch bei der alten Proporzregelung, die jeder Partei ab einem gewissen Wahlergebnis einen Sitz in der Landesregierung zusichert. Weiterer Kernpunkt der neuen Kärntner Verfassung, die am Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt wird: Die Politiker legen gesetzlich ein klares Bekenntnis zur kulturellen Vielfalt und Zweisprachigkeit ab. Parallel mit dem Proporzende, das am 29. Oktober im Landtag debattiert und 2016 beschlossen wird, sollen in Kärnten die Minderheitenrechte wesentlich gestärkt werden. Hier haben sich in den Verhandlungen offensichtlich die kleineren Partei durchgesetzt. Der Vorsitz des Kontrollausschusses steht künftig automatisch der stimmenstärksten Oppositionspartei zu. Ebenso werden die Klubs der Opposition besser ausgestattet. Außerdem soll die Rolle des Landtags als Volksvertretung ausgebaut werden. So kann der Landtag künftig Volksbefragungen anordnen. Zudem sind nur noch 7.500 Unterschriften notwendig, damit ein Volksbegehren im Landtag behandelt werden muss. Ideologisches Herzstück der neuen Landesverfassung ist zweifelsohne – nach Jahren des tiefen Zwists um die Zweisprachigkeit – das Bekenntnis zur kulturellen Vielfalt. Das Land Kärnten bekennt sich, so heißt es, zu seiner gewachsenen sprachlichen und kulturellen Vielfalt. Sprache und Kultur, Traditionen und kulturelles Erbe sind zu achten, zu sichern und zu fördern. Die Fürsorge des Landes und der Gemeinden gilt den deutsch- und slowenischsprachigen Landsleuten gleichermaßen. Das rot-schwarz-grüne Übereinkommen wird im Präsentationstext zur neuen Verfassung zweisprachig formuliert: Dieses Bekenntnis ist ein wichtiger Akt mit hoher Symbolik und von historischer Bedeutung. Gemeinsam in die Zukunft! Skupno v prihodnost! (Walter Müller, 22.10.2015)
5Inland
Lumia Storyteller und Co. nicht mehr im Store verfügbar – Teil der Funktionen soll in Windows 10 einfließen. Microsoft räumt weiter rund um seine Mobilfunkbestrebungen auf: Wie das Unternehmen in einem Blog-Eintrag ankündigt, werden eine ganze Reihe von Lumia Apps für Windows Phone 8.1 eingestellt. Konkret betroffen sind Lumia Storyteller, Lumia Beamer, Photobeamer, und Lumia Refocus – alles Foto-Apps, die einst von Nokia für die eigenen Mobiltelefone entwickelt wurden. Die erwähnten Programme sind ab sofort nicht mehr über den Microsoft Store erhältlich, mit 30. Oktober werden dann auch die zugehörigen Online-Services deaktiviert. Entsprechend empfiehlt Microsoft seinen Usern auch, die mit Lumia Storyteller erstellten Daten zeitgerecht herunterzuladen. Zusätzlich verkündet man das Aus für Lumia Panorama und Video Uploader. Diese werden zwar auf den bestehenden Geräten weiter funktionieren, werden aber ab sofort keinerlei Updates oder Support mehr erhalten. Ein Teil der von den Apps abgedeckten Funktionalität soll in die mobile Variante von Windows 10 einfließen, konkrete Details nennt Microsoft allerdings nicht. Mit der aktuellen Ankündigung verabschiedet sich Microsoft nicht zuletzt von einigen der letzten eigenen Apps, die man exklusiv für Windows (Phone) entwickelt hat. Der größte Teil der anderen Programme wurden mittlerweile auch für Android oder iOS portiert.
0Web
Das Holocaustdrama von László Nemes, mit einem Oscar für den besten fremdsprachigen Film bedacht, ist eine Zumutung. Wien – Zum Empörendsten am Holocaust zählt, dass die Opfer zu Handlangern ihrer eigenen Vernichtung gemacht wurden. Die Erfindung und Aufstellung der Sonderkommandos ist das dämonischste Verbrechen des Nationalsozialismus gewesen, schreibt Primo Levi. Genau davon handelt Son of Saul, und doch lässt er der Empörung ebenso wenig Raum wie der Trauer. Letzteres ist ein besonderes Paradox, da der Film ja vorführt, wie richtige Trauerarbeit auszusehen hat. Wir schaufeln ein Grab in den Lüften, heißt es in Paul Celans Gedicht Todesfuge. Saul hingegen versucht mit aller Kraft, seinem Sohn ein Grab in der Erde zu schaufeln. Ob dieser tatsächlich sein Sohn ist, bleibt dabei offen. Umso leichter lässt sich der nackte Körper, den Saul aus der Gaskammer zieht und später an sich nimmt, als Stellvertreter für die anderen, unbestatteten Toten verstehen. Saul Ausländer ist Mitglied eines der todgeweihten Son- derkommandos in Auschwitz-Birkenau. So bedeutungsschwer wie sein Name ist auch, was er tun wird. Es ist der 7. Oktober 1944, ein Schabbat. Während die anderen Mitglieder inmitten der Vernichtungsarbeit ihren verzweifelten Aufstand vorbereiten, versucht Saul, den Leichnam des Buben zunächst vor dem Seziertisch und dann vor der Einäscherung zu retten. Aus unerfindlichen Gründen glaubt er, dafür auch noch einen Rabbi zu brauchen. Ein Kaddisch zu sprechen, wie es ihm andere anraten, würde den Film ja seiner narrativen Motivation berauben, Saul auf eine zweitägige Reise durch die Hölle auf Erden zu schicken, auf der er von einem Sonderkommando ins nächste wechselt, sodass sich für die Zuschauer trotz verengter Perspektive Schritt für Schritt das volle Panorama des Grauens entfaltet. Saul ist überall. Er führt die ankommenden Juden in den Tod, er räumt und reinigt die Gaskammer von den Leichen, vom Blut und von Exkrementen, verbrennt die Toten, schaufelt die Asche in den Fluss. Er ist sogar dabei, als die einzigen vier unmittelbaren Fotos vom Massenmord in den Vernichtungslagern aufgenommen werden, die bis heute aufgetaucht sind. Jene Bilder trotz allem, über die Georges Didi-Huberman sein gleichnamiges Buch geschrieben hat. Saul ist der fiktive Dritte im Bunde, der die anderen beiden und ihren Fotoapparat vor der Entdeckung durch die SS bewahrt. Die Kamera folgt Saul auf Schritt und Tritt, aus einer Nähe, die sein Gesicht ins Zentrum und den Rest des Geschehens mit wenigen Ausnahmen an die unscharfen Zonen am Bildrand rückt. Auf der Tonspur bleibt hingegen nichts der Vorstellungskraft überlassen. Diese hyperrealistische Mischung aus Abstraktion und Konkretion ist jedoch nicht jene Verbindung von Bildern und Tönen, die Jean-Luc Godard zufolge ein progressives Kino auszeichnet. Umso weniger, als die ungewohnte Form die allzu konventionelle Dramaturgie des Films unterstützt, die Saul zum tragischen Helden macht. Die akribisch recherchierten und rekonstruierten Details täuschen darüber hinweg, wie wenig plausibel der Plot des Films ist und wie unwahrscheinlich die Verknüpfung der einzeln betrachtet so wahrscheinlichen Szenen. Giorgio Agamben hat es für unmöglich gehalten, nach Auschwitz in der Ethik weiterhin das tragische Paradigma zu verwenden. Doch Saul ist der moderne Bruder der antiken Antigone. Sein Wunsch nach einer Bestattung der Toten ist als menschlicher Akt schlechthin verständlich, diesen einen Toten zu bestatten grenzt jedoch an Irrsinn. Du hast die Lebenden für die Toten verraten, sagt ein anderes Mitglied des Sonderkommandos zu Saul. Der Film legitimiert diesen Verrat. Nach der Rettung der Lebenden in Schindlers List geht es nun um jene der Toten – der Holocaust wird zur spirituellen Erfahrung. Son of Saul ist eine Zumutung. Nicht weil er sein Publikum einer Serie extremer Bilder und Töne des Grauens aussetzt. Das tun andere Filme auch, und das ist das Mindeste, das man aus sicherer Distanz aushalten muss. Umso mehr, wenn nach 107 Minuten alles vorbei ist. Hinzusehen und hinzuhören sind wir den Opfern schuldig, die das Grauen erlebt und nur in den wenigsten Fällen überlebt haben. Nein, dieser Film ist eine Zumutung, weil er sein Publikum dazu nötigt, ein Urteil zu fällen, auf das es kein Recht hat. Niemand sei dazu berechtigt, über die Mitglieder der Sonderkommandos Gericht zu sitzen, schreibt Levi, weder jemand, der die Erfahrung des Lagers durchgemacht hat, geschweige denn jemand, der eine solche Erfahrung nicht durchgemacht hat. Doch hier ist es fast unmöglich, kein moralisches Urteil zu fällen. Identifiziert man sich mit Saul, setzt man die anderen Mitglieder des Sonderkommandos automatisch ins Unrecht. Will man deren Handlungen und Unterlassungen auch nur im Ansatz verstehen, kommt man nicht umhin, Saul zu verurteilen und damit zugleich die Reste von Humanität zu verwerfen, denen diese – wenn überhaupt – nur noch in ihrem Herzen jenen Platz einräumen können, der in ihrem Tun fehlt. Bleibt die Möglichkeit, das Dilemma und mit ihm die ganze Geschichte als Fiktion abzutun. Und das ist so ziemlich das Schlechteste, das ein Film über den Holocaust bewirken kann.
8Kultur
App gibt nun je nach Inhalt der Mail passende Zeitvorschläge zum Verschieben. Es ist zweifellos eine der nützlichsten Funktionen von Googles alternativem Gmail-Client Inbox: Nachrichten lassen sich auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, an dem sie automatisch wieder im Posteingang landen. Mit einem aktuellen Update baut Google dieses Feature nun weiter aus: Seit kurzem gibt es bei jedem Snooze-Vorgang eine intelligente Option. Je nach Kontext des Mails soll hier ein passender Zeitpunkt für das Wiederauftauchen der Nachricht angeboten werden. Bei Flugtickets ist das etwa dann der Tag vor dem Abflug, bei Paket am Tag der Lieferung. Dabei handelt es sich also um die Zusammenführung der automatischen Aufarbeitung der Inhalte von Mails und der Snooze-Funktion. Bisher bot die Snooze-Funktion lediglich fixe Zeitpunkte zur Schnellauswahl. Zusätzlich kann aber auch ein individueller Zeitpunkt – oder Ort – gewählt werden. Vor kurzem hat Google Inbox übrigens noch ein zweites, kleines Feature hinzugefügt. Wer sich selbst ein Mail schreiben will, dem wird nun angeraten sich stattdessen einen Reminder zu setzen.
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