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Beispiel Karl-Marx-Hof 2010: SPÖ 54, FPÖ 33 Prozent – ÖVP, Grüne und diesmal wohl auch Neos haben wenig zu melden. Wien – Er gilt, auch wenn er schon mehr als 80 Jahre auf dem Buckel hat, noch immer als Prestigebau des Roten Wien: Im riesigen Gemeindebau Karl-Marx-Hof in Wien-Döbling leben in 1.272 Wohnungen rund 3.000 Menschen. Für die Errungenschaft des sozialen Wohnbaus zeigten sich die Mieter im 1,1 Kilometer langen Gebäude der Wiener SPÖ bis zuletzt dankbar: Eine detaillierte Auswertung des STANDARD ergab, dass bei der Gemeinderatswahl 2010 die Mieter im Karl-Marx-Hof überwiegend die Sozialdemokratie wählten. In den vier Wahlsprengeln, in die Wahlberechtigte des Karl-Marx-Hofes, aber auch Bewohner einiger benachbarter Gebäude fallen, erreichte die SPÖ mit 53,9 Prozent die absolute Mehrheit. Wienweit schafften die Roten 44,3 Prozent. Die Schlussfolgerung, dass die SPÖ ihr Gesamtergebnis in Wien vor allem dem signifikant besseren Abschneiden im Gemeindebau verdankte, ist zulässig: Laut einer Umfrage von 2010 haben 57 Prozent der Gemeindebaubewohner ihre Stimme der SPÖ gegeben. 500.000 Menschen leben in Wien im Gemeindebau. Eine gmahte Wiesn ist der Gemeindebau für die SPÖ freilich nicht mehr: Auch die FPÖ schnitt vor fünf Jahren bei den Bewohnern der städtischen Sozialbauten überdurchschnittlich stark ab. Eine Umfrage im Jahr 2010 unter Wählern in Wiener Gemeindebauten ergab 29 Prozent für die FPÖ. In den vier Wahlsprengeln des Karl-Marx-Hofs erreichten die Freiheitlichen damals 33,3 Prozent. Das ist weit mehr als das wienweit erzielte Ergebnis von 25,8 Prozent. ÖVP, Grüne und diesmal auch die Neos haben im Gemeindebau hingegen wenig zu melden. Das Match zwischen Rot und Blau dürfte bei der Wahl am 11. Oktober erst recht im Gemeindebau alles überlagern. Die große Frage wird sein, ob die SPÖ ihre prognostizierten Verluste in den einst uneingeschränkt roten Hochburgen in einem verkraftbaren Ausmaß halten kann. Vertreter der FPÖ sehen das blaue Potenzial im Gemeindebau und wettern gegen Überfremdung. Die Wichtigkeit des Gemeindebaus mit 220.000 Wohnungen in Wien spiegelt sich auch in den Wahlprogrammen wider. Die FPÖ fordert Integration und Deutschkenntnisse als Voraussetzung für die Wohnungsvergabe im Gemeindebau. Zudem sollen echte Wiener bevorzugt werden. Dieser Forderung kam Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) quasi nach: Seit 1. Juli 2015 werden Wiener bei der Vergabe von Sozialwohnungen bevorzugt. Sie werden neun Monate vorgereiht, wenn sie seit 15 Jahren in Wien gemeldet sind. Bevor sich Drittstaatsangehörige für eine Sozialwohnung bewerben können, müssen sie nachweisen, dass sie zwei Jahre in Wien und drei Jahre in anderen EU-Staaten hauptgemeldet waren. In der bisher wohl expansivsten Phase seiner Geschichte wächst Wien aktuell jährlich um etwa 25.000 Einwohner. Die SPÖ kündigte bis 2020 den Bau von 2.000 Gemeindewohnungen an. Pro Jahr will man 10.000 Wohnungen, darunter 8.000 geförderte, errichten, um den Bedürfnissen des Wachstums gerecht zu werden. Der FPÖ ist das zu wenig: Sie will jährlich 15.000 Sozialwohnungen bauen. Die Grünen treten für den Bau von 1.000 Gemeindewohnungen im Jahr ein. Eine geförderte Startwohnung mit 40 Quadratmetern soll – analog zum Öffi-Jahresticket – samt Betriebskosten 365 Euro Miete pro Monat kosten. Die ÖVP will Einkommensveränderungen bei den Gemeindebaumieten berücksichtigt sehen: Wer mehr verdient, soll mehr zahlen. Zudem sollen Mietkaufangebote leistbares Eigentum im geförderten Wohnbau ermöglichen. Auch die Neos treten für einen regelmäßigen Gehalts-Check im Sozialbau ein. Der Einzug junger Menschen in den Gemeindebau soll erleichtert, die Einkommensgrenze gesenkt werden. Letzteres fordern auch die Grünen. Die Liste Wien Anders hat im Wahlkampf einen Schwerpunkt auf leistbares Wohnen gesetzt und fordert etwa eine Leerstandsabgabe sowie die Entkopplung der Mieten im Gemeindebau von der Inflation.
5Inland
China setzt sich gegen kostengünstigere und vom ÖOC favorisierte Bewerbung aus Kasachstan durch. Peking damit erste Stadt, die Sommer- und Winterspiele organisiert. Kuala Lumpur –Peking ist die erste Stadt der Welt, in der nach olympischen Sommer- auch Winterspiele ausgetragen werden. Auf der 128. Session des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am Freitag in Kuala Lumpur setzte sich Chinas Metropole bei der Wahl für 2022 denkbar knapp mit 44:40 bei einer Enthaltung gegen Almaty durch. Damit wird Asien nach 2018 in Pyeongchang (Südkorea/Winter) und 2020 in Tokio (Sommer) dreimal in Folge Schauplatz Olympischer Spiele sein. Die Peking-Spiele sollen von 4. bis 20. Februar 2022 in Szene gehen. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping dankte dem IOC für das Vertrauen. Es ist das Bestreben von 1,3 Milliarden Chinesen, fantastische, außergewöhnliche und ausgezeichnete Winterspiele zu präsentieren, schrieb Xi Jinping laut amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua in einem Brief an IOC-Präsident Thomas Bach. China werde alle seine Verpflichtungen gegenüber dem IOC einhalten, versicherte der Präsident, der eine neue Phase in der Entwicklung des olympischen Wintersports und der Verbreitung des olympischen Geistes erwartet. Kostenfragen Wir gratulieren China zur Austragung der Spiele 2022. Es war am Ende eine denkbar knappe Entscheidung. Wenn man alpine und nordische Kriterien heranzieht, dann hätte aus unserer Sicht vieles für Almaty gesprochen, noch dazu wenn bedenkt, dass praktisch alle Sportstätten schon existieren, meinte der in Kuala Lumpur anwesende ÖOC-Präsident Karl Stoss. Logistisch werden die Winterspiele in Peking aufgrund der weiten Wege zur großen Herausforderung, sagte Generalsekretär Peter Mennel. Dazu kommt die Kostenfrage – drei Spiele hintereinander in Asien, das wird die Budgets der europäischen Komitees stark belasten. Die Niederlage des Außenseiters aus Kasachstan, der sich schon vergeblich um die Spiele 2014 beworben hatte, ist auch ein Dämpfer für die Reformbestrebungen des IOC und seiner Agenda 2020. Den 85 IOC-Mitgliedern fehlte bei ihrer Wahl der Mut, einem kleinen Land die großen Spiele zu geben. Stattdessen gingen sie mit dem Votum für die Hauptstadt des Reichs der Mitte auf Nummer sicher. Goldene Gelegenheit verpasst Peking hatte 2008 die Sommer-Edition mit großem Aufwand perfekt organisiert. Außerdem steht China für politische und wirtschaftliche Stabilität. Wir geben alle Garantien, die erforderlich sind, versicherte Vizeministerpräsidentin Liu Yandong. Almaty half der starke Bewerbungsendspurt, ein überzeugendes, athletenfreundliches Konzept und eine fulminante finale Präsentation in Malaysias Hauptstadt nicht, um die benachbarte Sportgroßmacht noch auszustechen. Wir sind eine goldene Gelegenheit zu zeigen, dass kleine Länder erfolgreiche Winterspiele organisieren können, hatte Kasachstans Ministerpräsident Karim Massimow vergeblich appelliert. Die am Fuße des Thien-Than angesiedelte kasachische Millionenstadt hatte mit Low-Budget-Spielen und kurzen Wegen geworben. Bis 2017 sollten 80 Prozent aller Sportstätten unabhängig von Winter-Olympia fertig sein, alle Wettkampfstätten wären im Radius von nur 30 Kilometern vom Olympischen Dorf entfernt gewesen. Außerdem konnte Almaty etwas in die Waagschale werfen, woran es dem Rivalen mangelt: Schnee! Das Winterspiele-Konzept von Peking ist dagegen nicht nur auf viel Kunstschnee aufgebaut, sondern steht auch sonst im erheblichen Kontrast zu Almaty. Die alpinen Ski-Wettbewerbe, Bob, Rodeln und Skeleton sollen in dem zwischen Peking und Zhangjiakou gelegenen Yanqing stattfinden. Die Hälfte der rund 100 Olympiasiege wird in den Bergen im rund 190 Straßen-Kilometer entfernten Zhangjiakou (Luftlinie 160) vergeben. Ein Hochgeschwindigkeitszug soll die Fahrtzeit dorthin auf 70 Minuten verkürzen, die nach Yanqing auf rund 20 Minuten. Yanqing ist Luftlinie 70 Kilometer von Peking entfernt, auf der Straße 85. Die neue Bahnverbindung wird ebenso Milliarden Euro kosten wie der Ausbau des Skigebiets von Yanqing – Sotschis verschwenderische Spiele von 2014 lassen grüßen. Dafür werden in Peking für die Hälfte der Eissportarten Bauten von den Sommerspielen 2008 genutzt. Aus dem Water-Cube, einst die olympische Schwimmarena, soll der Ice-Cube für Eishockey werden. Außerdem werden im berühmten Vogelnest-Stadion die Eröffnungs- und Schlussfeiern zelebriert werden.
4Sport
Auch zahlreiche Kinderporno-Fotos und -Videos auf PC gefunden – Urteil ist nicht rechtskräftig. Linz – Ein 41-Jähriger, der unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs eines Babys angeklagt war, hat in einem Schöffenprozess am Dienstag im Landesgericht Linz elf Jahre Haft ausgefasst. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Aufgeflogen ist der Rumäne durch einen Hinweis des Betreibers eines sozialen Netzwerkes in den USA. Dieser entdeckte die einschlägigen Dateien, nahm sie vom Netz und informierte das Bundeskriminalamt. Die Staatsanwaltschaft warf dem Rumänen vor, er habe in seiner Heimat in einem Hotel gegen Geld die einjährige Tochter einer Prostituierten in deren Beisein mehrfach missbraucht. Außerdem habe er davon pornografische Videos und Fotos angefertigt. Auch in seiner Wohnung in Linz soll er Fotos von einem nicht identifizierten ungarischen Bettlerkind gemacht haben. Ihm wird weiters vorgeworfen, die Aufnahmen im Internet verbreitet zu haben. Zudem soll er zahlreich kinderpornografisches Material heruntergeladen haben. Der Angeklagte zeigte sich in dem Prozess, der weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt wurde, nur teilweise geständig. Er habe keinen sexuellen Verkehr mit dem Baby gehabt, sondern nur sich selbst befriedigt. Die Anfertigung der Aufnahmen gab er teilweise zu. Die Aufnahmen des Bettlerkindes würden aber nicht von ihm stammen. Diese hätten dessen Geschwister mit seiner Kamera gemacht, als er mit der Mutter im Keller gewesen sei. Die auf seinem Computer sichergestellten einschlägigen Dateien hätten sich schon dort befunden, als er ihn gekauft habe. Der Staatsanwalt widersprach, mit den Aufnahmen, auf denen der Angeklagte zum Teil zu sehen ist, habe dieser selbst die besten Beweise für seine Schuld geliefert. Er bezeichnete die Handlungen des 41-Jährigen als abstoßend, ekelerregend, schockierend. Gegen den Angeklagten sei noch ein weiteres einschlägiges Verfahren anhängig, die mutmaßlichen Opfer aber nicht identifiziert. Der Angeklagte legte Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung ein. Auch der Staatsanwalt berief, weil ihm die Strafe zu gering war. Der Strafrahmen für das Delikt beträgt fünf bis 15 Jahre.
1Panorama
Studieren in New York ist aus vielen Gründen aufregend. Dass die Columbia-Universität einen hochmodernen Scanner besitzt, macht das Ganze noch attraktiver. Das Abendessen – wenn man es denn so nennen darf – war bereits abgeräumt. Die Crew würde in Kürze das Licht löschen, um bei der Landung in ein paar Stunden wenigstens den Eindruck einer Nachtruhe zu hinterlassen, und tief unter uns befanden sich vielleicht ein paar Zipfel von Island und ansonsten nur das weite Nichts des Atlantischen Ozeans. Ich lehnte den Kopf in meinen Sitz, versuchte irgendwie Beine, Rücken und die viel zu kleine Decke zu sortieren und schloss die Augen. Es war November 2010, und ich saß in einem Flugzeug von New York nach Berlin. Möglicherweise war ich verheult, definitiv hatte ich einen Kloß im Hals. Nein, ich wollte bitte auf keinen Fall nach Hause: nicht in den grauen Berliner Winter, nicht meine Diplomarbeit schreiben und mir auch nicht einen neuen Job suchen. Ich wollte weiter nachts statt tags leben, Kaffee trinken und mein weniges Geld für Bier in Bars und Sandwiches in dem Frühstückscafé um die Ecke des schäbigen Hostels in Brooklyn ausgeben; ich wollte staunen, staunen, staunen über diese Stadt, in der alles so vertraut und doch so vieles neu und fremd war, sie verstehen oder halt auch nicht, Englisch reden und ein zweites Date mit dem Hostelrezeptionisten. Das alles schien mit jedem Kilometer Rückflug in unerträgliche Ferne zu rücken, und so tat jeder dieser Kilometer, die mich von dem einen Kontinent entfernten und dem anderen näherten, weh. Ja, schon klar: die normale Ich-war-in-einem-höchst-magischen-Urlaub-und-Alltag-ist-halt-einfach-zum-Kotzen-Reaktion. Wer kennt das nicht. In unserer kosmopolitischen Billigflieger-Jetsetter-Welt ein alter Hut. Aus heutiger Sicht allerdings möchte ich kühn behaupten, dass ich irgendwann zwischen diesem Moment und dem heutigen Tag, da ich mich in Babyschrittmanier dem Anfang vom Ende meiner Doktorarbeit nähere, nicht nur zu einer transatlantischen Forscherin zwischen Berlin und New York wurde, sondern zu einer Akademikerin im deutschen Wissenschaftsbetrieb, und dass die Sehnsucht nach dieser Stadt, nach der Freiheit des Alleineseins, nach dem ach so Vertrauten und doch Neuen und Aufregenden, nach dem distanzierten, manchmal irritierten, aber höchst liebevollen Blick auf das Fremde, nach Happy-Hour-Bier und, ja, auch nach ersten und zweiten Dates dabei vielleicht nicht die wichtigste, aber doch eine sehr entscheidende Rolle gespielt hat. In den folgenden Jahren würde ich noch das eine oder andere Mal melancholisch über dem Atlantik daherfliegen, und weder On-Board-Dosenbier noch die Aussicht auf die baldige Rückkehr nach New York oder manchmal auch die Heimkehr nach Berlin konnten mich in diesen Momenten über den Verlust des jeweils anderen Lebens hinwegtrösten. Die Fakten: Ich habe an der Technischen Universität Berlin Landschaftsplanung mit Schwerpunkt städtische Freiraumplanung und -gestaltung studiert. Und während die meisten meiner Studienkollegen ihre Passion im Zeichnen, Entwerfen und Bauen sahen, interessierte ich mich in erster Linie für urbanistische Zusammenhänge und Transformationen: Gestaltung und Umnutzung von Industrie- und Bahnbrachen, Zwischennutzung, internationale Stadtentwicklungsgeschichte und -theorie, soziokulturelle Perspektiven auf das Zusammenleben in der Stadt sowie vor allem Veränderungsprozesse im und um den öffentlichen Stadtraum weckten stets meine Neugier. In New York konnte ich 2010 beobachten, dass sich der öffentliche Straßenraum verändert hatte: Bei meinem ersten Besuch auf dem Times Square stand ich nicht in dem vielgesehenen Verkehrschaos, sondern höchstselbst und auf meinen eigenen zwei Beinen mitten auf der Straße, umgeben von tausenden Menschen sowie Tischen, Stühlen und überdimensionalen Topfpflanzen, die den Broadway zwischen 42. und 47. Straße in eine Fußgängerzone verwandelt hatten. Wie kam diese Veränderung zustande? Und warum? Und welche Auswirkungen hatte sie auf den Stadtraum? Die Stadtpolitik? Nachdem ich meine Rückreise-Depression überwunden hatte, schrieb ich über das Wie dieser Transformation meine Diplomarbeit und schreibe bis heute über die dazu notwendigen politischen Prozesse in vergleichender Perspektive mit Berlin meine Doktorarbeit. In Städten der ganzen Welt hat das Paradigma des nachhaltigen Verkehrs innerstädtische Straßenräume verändert, Fahrrad- und Fußgängerverkehr in seiner Bedeutung hervorgehoben und stadtpolitische Prozesse transformiert, und während die Idee global gesehen ähnlicher nicht sein könnte, sind die lokalen Akteurs- und Entscheidungsprozesse dennoch unterschiedlich und prägend für die jeweilige Stadt. Um dem Ganzen auf den Grund zu gehen, führte ich in New York, und natürlich auch in Berlin, Interviews mit Repräsentanten der Stadt- und Verkehrsverwaltung, kartierte Fahrradwege und gebaute Projekte, verbrachte Tage auf Recherche in der New York Public Library und der Bibliothek der Columbia-Universität, die nicht nur mit der Tatsache beeindruckte, dass sie Scanner besitzt, die nicht nur Bild-, sondern auch Text-PDFs produzieren können. So lernte ich diese Stadt aus einer Perspektive kennen, die langsam, aber sicher Forschung und Gefühl, das Wissen über die Stadt und die Liebe zu ihr miteinander verwob. Immer, wenn ich nach Berlin zurückflog, flog etwas von dieser Stadt mit. Nicht nur meine eigene Sehnsucht wurde zu einem stetigen Begleiter, sondern auch und vor allem die Daten meiner Feldforschung, die in der Ferne ausgewertet werden wollten. Mein Herz und mein Kopf blieben tief in New York verankert, während die Stadt – so könnte man meinen – mich vergaß. Doch als ich das letzte Mal vor gut eineinhalb Jahren in New York war und mich nach sechs Monaten Abwesenheit an den Tresen des Thirsty Scholar – meiner Lieblingskneipe im East Village, und das nicht nur wegen des Namens – setzte und ein Bier bestellte, begrüßte mich der Barkeeper mit strahlendem Gesicht und fragte: Where have you been? Ich fiel vor Staunen fast von meinem Barhocker. In einer Acht-Millionen-Einwohner-Stadt, über 6.000 Kilometer von meinem Wohnort entfernt, erinnerte man sich an mich – ich war zu Hause.
5Inland
Die kroatische Regierung hat eine Zwangsumwandlung durchgeboxt, die Frankenkreditnehmer entlastet. Zagreb – Das ist so ähnlich wie ein Zuchtprogramm für Kamillen am Nordpol, wetterte jüngst der Ökonom Ivan Lovrinović über das Wirtschaftsprogramm der konservativen HDZ. Am Sonntag wählen die Kroaten ein neues Parlament, und mit den Wirtschaftsthemen Bankenpolitik und Frankenkredite werden Stimmen gemacht. Lovrinović unterstützt die Partei Most (Brücke), die laut Umfragen an dritter Stelle liegt und zum Königsmacher zwischen den regierenden Sozialdemokraten und der HDZ werden könnte. Lovrinović ist so etwas wie der Robin Hood der Kreditnehmer. Seit 30. September gilt ein Gesetz zur Zwangsumwandlung von Franken- in Euro-Kredite. Doch Lovrinović geht das noch nicht weit genug, er will eine Umwandlung in Kuna-Kredite, um das Zinsänderungsrisiko zu minimieren. Dabei kostet bereits die jetzige Zwangsumwandlung den Banken viel Geld – laut Berechnungen der EZB 1,1 Milliarden Euro. Insgesamt wurden in Kroatien Frankenkredite um drei Milliarden Euro von etwa 55.000 Personen aufgenommen. Drei Banken haben bereits geklagt. Der Hintergrund: Durch die Aufwertung des Franken in den vergangenen Jahren stiegen die Zinsen für die Frankenkredit-Nehmer, die diese für Wohnungen brauchten, massiv an. Viele Kroaten gerieten in Not, manche wurden enteignet. Finanzminister Boris Lalovac, der selbst einen Frankenkredit laufen hat, will die Umwandlung um jeden Preis verteidigen und kündigte bereits eine Bankensteuer an. Kritiker sagen, dass von der Umwandlung eher wohlhabende Kroaten profitieren würden und die Regierung Wahlkampfgeschenke austeilen würde. Die Banken argumentieren, dass die Umwandlung EU-Recht widersprechen würde. Nach dem neuen Gesetz gilt eine neue Zinsrate, die jener Euro-Zinsrate entspricht, die zu dem Zeitpunkt des Abschlusses des Kredits gegolten hatte. In bestimmten Fällen sind Banken sogar verpflichtet, Raten zurückzuzahlen. Die Banken müssen nun innerhalb von 45 Tagen nach dem 30. September den Kreditnehmern Berechnungen zukommen lassen, und diese müssen innerhalb von 30 Tagen zustimmen. Der kroatische Ökonom Vladimir Cavrak kritisiert die Zwangsumwandlung als populistisch und als Präzedenzfall, der zu einem Stolperstein für die Zukunft werden kann. Er argumentiert, dass die Bürger, die Frankenkredite aufgenommen haben, nicht gleich behandelt würden wie andere, die dies nicht taten. Dies führe zu Ungerechtigkeit. Cavrak vermisst eine ernsthafte Auseinandersetzung der Parteien mit Wirtschaftsthemen, obwohl Kroatien tiefgreifende Strukturprobleme habe. Das Defizitverfahren der EU-Kommission, das seit Jahren läuft, sei bei der Wahl etwa gar kein Thema. Dabei muss Kroatien bis 2016 das Budget wieder in Ordnung bringen. Das bedeutet, dass unmittelbar nach der Wahl eine drastische Auseinandersetzung mit der Realität und unpopuläre Maßnahmen folgen werden, prognostiziert er. Erstmals dürfte die kroatische Wirtschaft nach sechs Jahren Rezession heuer leicht wachsen (0,4 Prozent des BIP). Doch dies reicht laut Cavrak nicht aus, um die Verschuldung zu bremsen.
3Wirtschaft
Über 400.000 Menschen haben im ersten Halbjahr in den Mitgliedstaaten der EU um Asyl angesucht. Frage: Wie viele Menschen kamen heuer mit dem Ziel Asyl in die EU und nach Österreich? Antwort: Laut Eurostat haben im ersten Halbjahr 2015 etwa 401.000 Personen Asyl in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union beantragt. 172.000 Personen haben ihr Gesuch in Deutschland eingebracht, an zweiter Stelle folgt Ungarn mit 67.000 Anträgen. In Österreich wurde im ersten Halbjahr 28.000 Mal Asyl beantragt, dazu kamen laut den bisher noch unveröffentlichten Rohdaten, die das Innenministerium dem STANDARD zur Verfügung stellte, im Juli weitere 8.500 Anträge. Frage: Wie viele davon waren tatsächlich Flüchtlinge? Antwort: Generell wird nach Kriterien der Genfer Flüchtlingskonvention entschieden, ob jemand asylberechtigter Flüchtling ist oder nicht. Etwa vier von zehn Antragstellern wurde heuer in Österreich ein solcher Asylgrund anerkannt. Dazu kommen rund zehn bis 15 Prozent, die als bedroht aber nicht als verfolgt gelten und so als subsidiär Schutzberechtigte befristet im Land bleiben dürfen. Alle anderen gelten als illegale Migranten und dürfen laut geltendem Gesetz nicht bleiben. Frage: Aus welchen Herkunftsländern kommen die meisten Asylwerber nach Österreich? Antwort: Laut Innenministerium stammen aktuell drei Viertel der Asylantragsteller aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Die höchsten Chancen auf eine positive Erledigung haben Syrer mit knapp 80 Prozent. Frage: Wollen die meisten der Flüchtlinge, die Österreich erst einmal erreicht haben, auch hier bleiben? Antwort: Diese Frage ist schwierig zu beantworten. Nachdem aber fast jeder zweite Asylantrag in der EU an eine deutsche Behörde gerichtet wird, fungiert Österreich wohl öfter als Transit- denn als Zielland. Vorvergangene Woche gab es einen Fall, bei dem 86 geschleppte Personen in einem Lkw bei St. Pölten aufgegriffen wurden. 84 nannten als Ziel Deutschland, nur zwei gaben an, in Österreich bleiben zu wollen. Frage: Wenn Flüchtlinge in Österreich aufgegriffen werden, müssen sie dann auch hier Asyl beantragen? Antwort: Nein. Ein Asylantrag ist ein individuelles Recht, erklärt Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck. Stellt eine Person ohne Aufenthaltstitel keinen Antrag in Österreich, muss sie in jenes Land zurück, aus dem sie eingereist ist. Doch selbst von den in Österreich in Grundversorgung befindlichen Asylwerbern ziehen 20 Prozent weiter, so der Innenministeriumssprecher. (Michael Matzenberger & Christa Minkin, 18.8.2015)
1Panorama
Berichte über US-Luftngriffe zur Unterstützung der Kurden. Damaskus – Die syrische Kurden-Miliz YPG hat nach Angaben von Beobachtern am Freitag die letzte IS-Hochburg in der nordostsyrischen Provinz Hasaka erobert. Seit Mittwoch habe es heftige Kämpfe um die Stadt Al-Shadadi gegeben, bei denen die YPG auch von anderen Milizen unterstützt worden sei, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte weiter. Zudem hätten massive Luftangriffe der US-geführten internationalen Koalition gegen den IS den Vormarsch der Kurden-Miliz begleitet. Der IS hatte Al-Shadadi vor zwei Jahren erobert.
2International
Zweite Wochenhälfte wieder mit Temperaturen jenseits der 30 Grad. Wien – Die Abkühlung war nur eine vorübergehende. Laut Prognose der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gilt es in den kommenden Tagen zwar noch eine Kaltfront zu durchtauchen, dann meldet sich aber der Sommer zurück. Für die zweite Wochenhälfte sind wieder Temperaturen über 30 Grad angesagt. Die Details: Am Montag überwiegt nördlich des Alpenhauptkammes in den Landesteilen östlich von Salzburg sowie generell am Alpenostrand und im Grazer Becken meist sonniges und trockenes Wetter. Nur vereinzelt zieren ein paar dichtere Wolken den Himmel, die jedoch harmlos bleiben. Im Westen und Süden wechseln kurze sonnige Phasen mit deutlich mehr Wolken. Während es in Osttirol bereits am Vormittag häufig regnet, setzt der Regen sonst erst im Laufe des Nachmittags ein. Der Wind weht schwach bis mäßig, am Alpenostrand und an der föhnigen Alpennordseite lebhaft bis kräftig aus Ost bis Südwest. Die Frühtemperaturen liegen zwischen neun und 18 Grad, die Nachmittagstemperaturen zwischen 23 und 32 Grad, im Südwesten bleibt es kühler mit 18 bis 22 Grad. Am Dienstag hängen bis Mittag im ganzen Land dichte Wolken am Himmel, aus denen häufig Regenschauer niedergehen. Den meisten Niederschlag gibt es südlich des Alpenhauptkammes. In der Folge beginnt jedoch die Wolkendecke aufzulockern und die sonnigen Abschnitte nehmen zu. Am längsten trüb mit Schauern bleibt es in Osttirol und Kärnten. Der Wind kommt schwach bis mäßig, im Osten anfangs lebhaft aus West bis Nord. Die Tiefsttemperaturen betragen elf bis 19 Grad, die Tageshöchsttemperaturen 18 bis 25 Grad. Am Mittwoch startet der Tag stellenweise mit etwas Nebel. Tagsüber scheint aber verbreitet die Sonne und es ziehen meist nur hohe, dünne Schleierwolken über den Himmel. Stärkere Quellwolkenbildung gibt es nur entlang des Alpenhauptkammes und im Südwesten. Hier sind lokale Regenschauer nicht auszuschließen. Der Wind weht generell nur schwach. Die Frühwerte liegen bei acht bis 15 Grad, sie steigen tagsüber auf 21 bis 28 Grad. Viel Sonne sollte es am Donnerstag geben. Zwar ziehen von Westen her im Tagesverlauf einige hohe, dünne Wolkenfelder auf. Diese können den sonnigen Eindruck aber nicht trüben. Der Wind weht schwach bis mäßig aus Südost bis Süd. Von zehn bis Grad in der Früh steigen die Temperaturen auf 26 bis 31 Grad. Auch am Freitag scheint die Sonne in weiten Teilen des Landes nahezu ungetrübt, Quellwolken gibt es nur wenige über dem Alpenhauptkamm. In der Osthälfte ziehen zeitweise noch ein paar hohe Schleierwolken über den Himmel. Der Wind weht schwach bis mäßig aus Südost bis Süd. Die Frühtemperaturen liegen bei elf bis 18 Grad, die Höchsttemperaturen bei 26 bis 33 Grad.
1Panorama
Manche Frauen in Bosnien lassen sich Hymen rekonstruieren. Sie hatten bereits seit zwei Jahren Spaß miteinander. Aber er wollte sie einfach nicht heiraten. Da fuhr sie von Bosnien-Herzegowina nach Belgrad und ließ sich von Doktor Dušan Protić das Jungfernhäutchen rekonstruieren. Dann ging sie zu ihrem Freund und sagte: Und jetzt gibt es erst wieder Sex, nachdem wir geheiratet haben! Der Gynäkologe Protić macht seit 40 Jahren Hymenrekonstruktionen, früher sei eher nach Unfällen oder Vergewaltigungen danach gefragt worden, berichtet er. Heute verlören Mädchen ihre Jungfräulichkeit auf Exkursionen, oder sie wollten eine Hymen rekonstruktion, nachdem sie von der ersten Liebe enttäuscht worden waren. Viele Patientinnen erzählten, dass die Schwiegermutter fordere, dass sie vor der Hochzeit zur Überprüfung des Jungfernhäutchens zum Gynäkologen gehen. Protićs Patientinnen sind aus allen Religionsgruppen und zwischen 18 und 30 Jahren alt, die älteste war 39. Sie kommen vom gesamten Balkan, aber auch aus Österreich und Deutschland. Die Operation dauere höchstens eine Stunde. Protić hat eine ganze Sammlung von Fotos, die ihm Patientinnen von ihren blutbefleckten Bettlaken nach der Hochzeitsnacht geschickt haben. Es ist wohl der irrationalste medizinische Eingriff überhaupt – denn die läppische anatomische Veränderung soll eine mythische Vorstellung beweisen, die das Gegenteil der Realität darstellt. Die Schwindelei, die bis zu 3000 Euro kosten kann, dient allein dazu, patriarchale Wünsche zu befriedigen. In Bosnien-Herzegowina werden Frauen, die in streng muslimische Familien einheiraten, viermal vor der Hochzeit gefragt, ob sie Jungfrauen seien. Oft geht es eigentlich darum, dass der Mann sichergehen will, dass er der erste Sexualpartner ist. Der Jungfräulichkeitskult vor der Ehe hatte ursprünglich damit zu tun, dass die Männer sicher sein wollten, dass die Kinder von ihnen stammen. Die Jungfräulichkeit wurde in Europa aber durch das Christentum zum wichtigen Identitätskriterium, erklärt die Kulturhistorikerin Anke Bernau, es ging darum, dass der Staat und die Familie nicht so wichtig sein sollten wie der Glaube. Dies war die Grundlage für den Zölibat der Priester und Nonnen. Ab dem frühen Mittelalter war die Jungfräulichkeit bei Frauen ein Zeichen von Zugehörigkeit zu einer höheren Schicht. In den USA ist Jungfräulichkeit vor der Ehe nach wie vor wichtig. Im Islam geht man ohnehin davon aus, dass man jungfräulich in die Ehe geht. Außerehelicher Geschlechtsverkehr kann mit 80 Hieben bestraft werden – Voraussetzung für diese Strafe sind aber vier Augenzeugen, die es natürlich nie gibt. Im säkularen Bosnien-Herzegowina sieht die Islamische Glaubensgemeinschaft außerehelichen Sex zwar als Sünde an, Bestrafungen überlässt man aber ohnehin ganz dem Staat. Verina Wild vom Institut für Biomedizinische Ethik in Zürich betont, dass es immer ein Machtmittel war, die Jungfräulichkeit so hoch zu hängen. Heute sei die Genitalchirurgie aber ein riesiger Markt, mit der Hymenrekonstruktion würde auch in Westeuropa viel Geld gemacht. Unter Medizinern werde trotzdem nicht viel dar über debattiert. Es sei sehr wichtig, dass Gynäkologen Frauen, die Angst davor haben, als Nichtjungfrauen gebrandmarkt zu werden, Alternativen zur Hymenrekonstruktion aufzeigen. Niemand kann sehen, ob jemand tatsächlich eine Jungfrau ist, und ein Mann kann das beim Sex gar nicht merken, so Wild. Außerdem kann man ja das Blut auch anders auf das Laken zaubern. Tricks dafür gebe es bereits seit dem Mittelalter. Abgesehen davon bluten viele Frauen bei der Defloration ohnehin nicht. Die Sorge, dass ihr genau das passieren würde, brachte eine junge Frau aus dem erzkonservativen südserbischen Sandžak zu Doktor Protić. Sie bat – obwohl sie noch nie Sex hatte – um ein gestrafftes Hymen, das bei der Defloration bluten sollte. Der traurige Hintergrund: Ihre Schwester war in der Hochzeitsnacht vor den Gästen bloßgestellt worden, weil sie nicht geblutet hatte. Sie wurde von ih rem Schwager wieder in die Herkunftsfamilie zurückgebracht.
2International
"Pressefreiheit ist Recht und Haft ohne Anklage Unrecht". Der US-amerikanische Bürgerrechtler Jesse Jackson hat Wikileaks-Gründer Julian Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London besucht. Die beiden unterhielten sich mehr als eine Stunde lang in der diplomatischen Vertretung, in der Assange sich seit mehr als drei Jahren vor den Strafverfolgungsbehörden versteckt. Nach dem Treffen am Freitag sagte Jackson nach Angaben der Nachrichtenagentur PA: 800 Jahre nach der Magna Carta ist Pressefreiheit Recht und Haft ohne Anklage Unrecht. Die schwedische Staatsanwaltschaft will Assange wegen Vergewaltigungsvorwürfen befragen. Dieser hat seine Unschuld erklärt, befürchtet aber, dass Schweden ihn an die USA ausliefert und ihm dort wegen der Enthüllungen seiner Online-Plattform Wikileaks der Prozess gemacht wird. Zuletzt waren Vorwürfe der sexuellen Belästigung, Nötigung und des sexuellen Missbrauchs gegen Assange in Schweden verjährt. Der Vorwurf der Vergewaltigung verjährt jedoch erst 2020. Eine Befragung in der Botschaft in London ist bisher gescheitert.
0Web
Seit 2014 sollen 19 Menschen in Indien beim Selfie-schießen ums Leben gekommen sein. Selfies eigenen sich als schönes Urlaubsandenken, mit denen man seinen Freunden und Bekannten zeigen kann, was man auf Reisen alles erlebt hat. Manche Smartphone-Besitzer neigen dabei allerdings zur Übertreibung oder unterschätzen die Gefährlichkeit bestimmter Orte. Die Folge waren bereits einige Todesfälle. Die Behörden der indischen Metropole Mumbai wollen nun Maßnahmen ergreifen. Areale, die die Polizei als riskant einstuft, werden künftig zu No-Selfie-Zonen erklärt. Unter anderem geht es dabei auch um Teile der Steilküste, die nicht durch Geländer gesichert sind. Auch wer diese nur betritt, ohne Fotos zu machen, soll eine Strafe von 1.200 Rupien (umgerechnet derzeit 15,91 Euro) zahlen müssen. Erst diesen Monat ist ein 18-Jähriger verunglückt, als er versucht hat, ein Selfie auf einem Felsen in der Nähe eines Damms aufzunehmen. Von diesem ist er ins Wasser gestürzt und gemeinsam mit einer anderen Person, die ihn retten wollte, ertrunken. Im Jänner soll eine 18-jährige Frau an anderer Stelle ebenfalls infolge eines Selfie-Versuchs ertrunken sein, berichtet CNN. Es ist ein neues Problem für uns, erklärt ein Polizeisprecher gegenüber dem Sender. Wir wollen Leute davon abhalten, gefährliche Plätze aufzusuchen, damit solche Unglücke nicht mehr passieren. Das Unternehmen Priceonomics hat weltweit seit 2014 eine Zahl von 49 Todesfällen ermittelt, die auf Selfies zurückzuführen sein sollen. 19 der Unfälle haben sich in Indien ereignet. Das Posten von Selbstaufnahmen ist dabei auch in Indien längst in der Gesellschaft angekommen. Selbst Spitzenpolitiker wie Premier Narendra Modi posten regelmäßig solche Bilder.
0Web
Zu warmes Wasser – Schäden für Fischer in Millionenhöhe. Rom – In der Toskana herrscht Alarmstufe Rot wegen eines Fischsterbens im Tyrrhenischen Meer. Tausende von Fischkadavern schwammen in der Lagune der renommierten Ortschaft Orbetello im Herzen der exklusiven toskanischen Bade-Halbinsel Monte Argentario. 200 Tonnen Fische und Aale seien in drei Tagen gestorben, berichteten italienische Medien. Die Fischer klagen über Schaden in Höhe von zehn Millionen Euro. Für das Fischsterben wird die hohe Wassertemperatur in der Lagune verantwortlich gemacht, die in den letzten Tagen ein Rekordhoch von 34 Grad erreicht hat. Das seien zurzeit die höchsten Temperaturen im gesamten Mittelmeerraum, hieß es. Fischer versuchten, kühles Wasser in die Lagune zu pumpen, doch die Maßnahme genügte nicht, um das Fischsterben zu stoppen. Tonnen von Fischkadavern mussten weggeräumt werden. Die Sorge ist, dass die verwesenen Kadavern zu einem hygienischen Notstand am Höhepunkt der touristischen Saison führen könnte. Der Bürgermeister von Orbetello forderte Maßnahmen zur Unterstützung der betroffenen Fischer. Nicht allein die Toskana ist vom Fischersterben belastet. Verluste von bis zu 40 Prozent wurden bei der Zucht von Meeresfrüchten in den norditalienischen Regionen Venetien, Friaul und Emilia Romagna gemeldet, berichtete der Landwirtschaftsverband Coldiretti. Auch in diesem Fall seien die hohen Wassertemperaturen für das Sterben der Meeresfrüchte verantwortlich.
1Panorama
Support für Emojis, neue Menüicons und bessere Kompatibilität zu anderen Office-Programmen. Die freie Office-Suite LibreOffice, die sich einst vom OpenOffice-Projekt abgespalten hat, ist seit kurzem in der finalen Version 5 frei gegeben worden. Oberflächlich hat sich wenig geändert, die Entwickler haben sich auf viele kleinere Erweiterungen und Änderungen konzentriert. Erweitert wurde etwa die Kompatibilität zu Bürosoftware von Apple. Wer auf dem Mac mit Numbers und Pages arbeitet, kann diese Dateien nun auch in LibreOffice importieren. Mit Dokumenten von Keynote und Microsofts Office-Lösungen können Writer und Co. nun besser umgehen, fasst Heise zusammen. Die automatische Textkorrektur erhält ebenfalls neue Fähigkeiten, darunter die Anzeige von Emojis über den zwischen zwei Doppelpunkten eingefassten Namen des jeweiligen Icons. Für Formatvorlagen werden nun Vorschauen eingeblendet, die Bearbeitungsmöglichkeiten beim Einbetten von Bildern wurden erweitern und umfassen nun auch die Möglichkeit, eine Grafik zuzuschneiden. Für die Oberfläche gibt es mit Breeze ein neues Symbol-Set. Während das grundsätzliche Layout der Menüs beibehalten wurde, soll die Umgestaltung einiger Dialogelemente für mehr Übersicht sorgen. Für Windows-Nutzer bietet die Document Foundation nun ebenfalls eine 64-Bit-Version von LibreOffice an, die bei Bedarf mehr Arbeitsspeicher als bisher belegen kann und performanter laufen soll. Die stabile Ausgabe von Version 5.0 richtet sich derweil an Privatnutzer. Für den beruflichen Einsatz empfehlen die Entwickler wie üblich, zumindest den ersten Bugfix-Release abzuwarten, mit dem Anfang Oktober zu rechnen ist.
0Web
Linzer siegen im Nachtragsspiel 2:0 und machen Boden auf Ligaspitze gut. Wien – Der LASK hat am Dienstagabend das Nachtragsspiel der 15. Runde der Ersten Liga gegen Austria Salzburg klar mit 2:0 (0:0) gewonnen. Das Geschehen spielte sich in Wien Floridsdorf ab, wo die Salzburger nach langem hin und her ein Ausweichquartier für Risikospiele gefunden haben. Geburtstagskind Fabiano (52. Minute), der 30 Jahre alt wurde, und Nikola Dovedan (85./Elfmeter) nach Foul am starken Katari Abdulla erzielten die Treffer für die Linzer, die in den letzten drei Auswärtsspielen nur einen Zähler holen konnten. Mit dem zehnten Saisonsieg schob sich der Aufstiegskandidat an Liefering vorbei auf Platz drei. Auf Spitzenreiter Wacker Innsbruck fehlen den Linzern nun vier Zähler, auf SKN St. Pölten zwei. Die in argen Finanznöten befindlichen Salzburger blieben Vorletzter und werden damit auch auf einem Abstiegsrang überwintern. Die Situation ist kritisch und sehr ernst, betonte Gerhard Stöger, der sportliche Leiter von Austria Salzburg zur ungewissen Zukunft des Klubs. Am Mittwoch soll eine offizielle Erklärung zur Lage folgen. Trainer Jörn Andersen: Wir versuchen, das von uns fernzuhalten. Es ist schwierig, sich auf das Sportliche zu fokussieren. 1,2 Millionen soll der Schuldenstand beim Aufsteiger betragen. Wir arbeiten an der Rettung. Durch den Umbau in Maxglan haben wir 75% oder sogar mehr Prozent Mehrkosten, die so nicht budgetiert waren, so Stöger weiter bei Sky Sport Austria. Die Lizenz für das nächste Jahr hängt am seidenen Faden: Wir hatten in den vergangenen neun Jahren viele Höhen und Tiefen. Aktuell sind wir ziemlich tief, aber es wird wieder nach oben gehen. In einem auch von starken Polizeikräften gefüllten Stadion begannen die Linzer etwas nervös, übernahmen aber nach kurzer Anlaufzeit das Kommando. Standen die volkommen harmlosen Salzburger, die in einer 3-5-2-Formation aufgekreuzt waren, in der ersten Halbzeit zumindest defensiv kompakt, spielte sich der LASK nach der Pause immer mehr Chancen heraus. Die Austria blieb dagegen offensiv völlig harmlos. Die Linzer trafen neben den Toren durch Ranftl auch noch die Stange (74.). Das Resümee von Linz-Coach Oliver Glasner: Beim 0:4 Liefering waren wir überfordert, das hat an der Mannschaft genagt. Heute war das ein anderes Spiel, nach der Anfangsphase haben wir die Kontrolle übernommen. Der Auftritt war sehr souverän. Es freut mich riesig für Fabiano. (red, 24.11. 2015) Ergebnisse, 15. Runde: Austria Salzburg – LASK Linz 0:2 (0:0) Wien, FAC-Platz, 1000. SR Heiß. Tore: Fabiano (52.), Dovedan (85./Foulelfer)
4Sport
Lediglich am Montag kann es nördlich der Alpen etwas regnen. Wien – Ruhepause für Winterjacken und Wollmützen: In dieser Woche ist österreichweit mit traumhaftem, äußerst mildem Wetter zu rechnen, teilte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien zu ihrer Prognose für die nächsten Tage mit. Bilderbuch-Herbsttage seien zu erwarten. Bereits der Sonntag war zu warm für die Jahreszeit und brachte bisweilen Rekordtemperaturen. In der oststeirischen Stadt Fürstenfeld wurden 24,4 Grad registriert, die höchste Temperatur, die dort jemals im November gemessen wurde. Neue November-Rekorde verzeichneten unter anderem auch Bad Gleichenberg (Steiermark) mit 22,7 Grad, Neusiedl am See (Burgenland) mit 22,5 und Döllach (Kärnten) mit 20,1 Grad, hieß es am Montag in einer Aussendung der ZAMG. Der österreichweite Novemberrekord war am Sonntag allerdings nicht in Gefahr. Er liegt bei 26,6 Grad und wurde am 2. November 1968 in Schlins (Vorarlberg) gemessen. Auflebender Westwind im Norden und Osten vertreibt am Montag die Nebelfelder oft rasch und vorübergehend ist es sehr sonnig. Im Tagesverlauf erreichen allerdings von Nordwesten her einige dichte Wolken das Land. Vor allem vom Tiroler Unterland bis ins westliche Niederösterreich kann es zu Regenschauern kommen. Generell wetterbegünstigt ist der Süden, dort ziehen höchstens einzelne harmlose Wolkenfelder durch. Der Wind bläst mäßig, in exponierten Lagen und auf den Bergen auch lebhaft bis kräftig aus West bis Nordwest, nur im Süden ist es schwach windig. Frühtemperaturen ein bis neun Grad, Tageshöchsttemperaturen zwölf bis 20 Grad. Im Westen und Süden startet der Dienstag vor allem im Bodenseeraum sowie in Beckenlagen mit etwas Nebel und Hochnebel. Tagsüber setzt sich hier allerdings sehr sonniges Wetter durch. Im Norden und Osten hingegen scheint zwar auch häufig die Sonne, hier ziehen aber auch ein paar Wolkenfelder durch. Der Wind bläst zwischen Oberösterreich und dem nördlichen Burgenland recht lebhaft, auf den Bergen auch kräftig aus West, sonst ist es meist nur schwach windig. Frühtemperaturen je nach Wind zwei bis 13 Grad, Tageshöchsttemperaturen 14 bis 20 Grad. Nördlich des Alpenhauptkammes sowie im Osten ist es am Mittwoch zeitweise veränderlich bewölkt, insgesamt überwiegt nach Auflösung morgendlicher Nebelfelder im Süden sonniges, vielfach auch wolkenloses Wetter. Der Westwind bleibt vor allem am Alpenostrand und im Donauraum lebhaft. Frühtemperaturen je nach Wind ein bis elf Grad, Tageshöchsttemperaturen überdurchschnittlich mild, mit 13 bis 20 Grad. Mit anhaltendem Hochdruckeinfluss im Ostalpenraum halten sich am Donnerstag während der Morgenstunden regional Nebel und Hochnebel. Tagsüber überwiegt aber dann meist der Sonnenschein mit nur harmlosen, hohen Wolkenfasern. Der Westwind frischt im Donauraum und am Alpenostrand mäßig bis lebhaft auf. Frühtemperaturen null bis acht Grad, Tageshöchsttemperaturen 14 bis 18 Grad. Der Hochdruckeinfluss schwächt sich am Freitag leicht ab. Es bleibt aber insgesamt sonnig und in allen Höhen zu mild. Über den alpinen Becken und dem östlichen Flachland steigt jedoch die Neigung zu beständigem Hochnebel an. Schwach windig. Frühtemperaturen null bis sieben Grad, Tageshöchsttemperaturen je nach Nebel neun bis 19 Grad. Wann nun der Winter nach Österreich kommen wird, lässt sich wissenschaftlich nicht seriös beantworten. Und auch der Bauernkalender mit dem 11. November als Lostag scheitert an dieser Frage. Bringt St. Martin Sonnenschein, tritt ein harter Winter ein, lautet die Regel, die ZAMG-Meteorologen nun mit den Daten der vergangenen 50 Jahre verglichen haben. Ihr Fazit: Die Trefferquote ist relativ bescheiden. Für Innsbruck stimmte die Martini-Regel nur in 39 Prozent aller Jahre, in Wien in 50 Prozent der geprüften Jahre. Zum Vergleich: Mit dem Werfen einer Münze wäre die Erfolgsquote ebenfalls 50 Prozent, betonten die Meteorologen. Eine Spur besser als reiner Zufall ist die Martini-Regel in Klagenfurt (Trefferquote 61 Prozent) und Salzburg (Trefferquote 67 Prozent). Die aktuelle Wettersituation habe einige Besonderheiten, wenngleich stabile Hochdruck-Wetterlagen über Mitteleuropa im Herbst in vielen Jahren vorkommen, erläuterte die ZAMG. Ungewöhnlich ist, dass diese stabile Wetterlage mit rund drei Wochen sehr lange hält. Noch ungewöhnlicher ist, dass es selbst in den typischen Nebelregionen sonnig ist. Denn die Luft ist extrem trocken, sagte Alexander Podesser vom Meteorologieinstitut über das derzeitige Hoch Ulrike, das unmittelbar Hoch Quinta ablöste. In einigen Regionen Österreichs bringt dieser November bereits im ersten Monatsdrittel so viele Sonnenstunden wie durchschnittlich im gesamten Monat. So erreichen zum Beispiel bereits diese Woche Wien, Retz, Langenlebarn (beide Niederösterreich) und Aigen im Ennstal (Steiermark) so viele Sonnenstunden wie im langjährigen Mittel im gesamten November. Der Grund für die wenigen Nebeltage ist die ungewöhnlich trockene Luft. In den letzten Tagen strömte subtropische Luft nach Mitteleuropa, erklärte Podesser. Sie wurde zeitweise über den derzeit sehr warmen osteuropäischen Kontinent herumgeführt, bevor sie Österreich erreichte, und trocknet am Weg über das Festland ab. Eine ähnlich lange anhaltende Hochdrucklage zu dieser Jahreszeit gab es nach Angaben der ZAMG das letzte Mal 1978. Damals hielt sich am 27. Oktober 29 Tage ein Hoch über Mitteleuropa. Sonnig war es aber fast nur im Gebirge. In den Niederungen dominierten Nebelfelder. Im Grazer Becken zum Beispiel gab es vom 3. bis 11. November 1978 die bisher längste Hochnebelperiode ohne Unterbrechung.
1Panorama
Mehr Autos als Toyota verkauft. Wolfsburg – Volkswagen war in den ersten sechs Monaten gemessen an den Verkaufszahlen trotz der eigenen Absatzschwäche weltweit der größte Autohersteller. Europas Nummer eins überholte im ersten Halbjahr beim Absatz den japanischen Konkurrenten Toyota. Die Japaner verkauften bis Ende Juni 5,022 Millionen Fahrzeuge der Marken Toyota, Daihatsu und Hino, wie der Konzern am Dienstag in Tokio mitteilte. Dies war ein Rückgang von 1,5 Prozent. Bei Volkswagen mit seinen zwölf Marken waren die Verkäufe im ersten Halbjahr um 0,5 Prozent auf 5,04 Millionen Fahrzeuge zurückgegangen, wie VW vor einigen Tagen mitgeteilt hatte. Beim US-Konzern General Motors, der Nummer drei weltweit, stagnierte der Absatz bei 4,8 Millionen Autos.
3Wirtschaft
Wer zum frühesten Zeitpunkt in Pension geht, verliert bis zu 25 Prozent, sagt PVA-General Pinggera. Wien – Die Pensionsversicherungsanstalt will die Österreicher motivieren, später in den Ruhestand zu wechseln. Daher hat sie rund 200.000 Schreiben an jene Personen ausgeschickt, die rund fünf Jahre vor der Möglichkeit zur Frühpension stehen, berichtete das Ö1-Morgenjournal am Montag. In den Briefen wird den Betroffenen vorgerechnet, wie viel mehr Pension sie erhalten würden, wenn sie länger arbeiten. Es gehe darum, das Bewusstsein zu schärfen, dass längeres Arbeiten Sinn mache, sagte PVA-Generaldirektor Winfried Pinggera. Immerhin verliere man 20 bis 25 Prozent an Pension im Vergleich zum regulären Antritt, wenn man zum frühestmöglichen Zeitpunkt in den Ruhestand gehe.
5Inland
Voten über einzelne Artikel von Vereinbarung stehen aber noch an. Teheran – Das iranische Parlament hat Medienberichten zufolge dem Atomabkommen mit den Großmächten im Grundsatz zugestimmt. Im Parlament in Teheran stimmten demnach am Sonntag 139 Abgeordnete für die Vereinbarung vom Juli. 100 Parlamentarier stimmten dagegen, zwölf enthielten sich. Etwa 40 Abgeordnete blieben der Sitzung fern. Nach Angaben des Parlamentspräsidenten Ali Larijani verabschiedete das Parlament das Atomabkommen damit grundsätzlich, weitere Voten über die einzelnen Artikel der Vereinbarung sollen aber folgen. Laut den Medienberichten verlief die Sitzung turbulent. Der konservative Abgeordnete Alireza Zakani forderte grundlegende Änderungen am Gesetzestext. Dieser nutze den USA mehr als dem Iran. Die fünf UN-Vetomächte und Deutschland hatten sich Mitte Juli mit dem Iran auf ein Abkommen geeinigt, das dem Land die zivile Nutzung der Atomtechnologie erlauben, es zugleich aber am Bau von Atombomben hindern soll. Teheran verpflichtete sich zu tiefgreifenden Einschnitten bei der Urananreicherung und akzeptierte Kontrollen im Gegenzug für eine Aufhebung der Sanktionen. Diese machen der iranischen Wirtschaft seit Jahren massiv zu schaffen.
2International
Weiterer Hinweis auf Zusammenhang mit deutlich zu kleinem Kopf. Rio de Janeiro – Brasilianische Forscher haben das Zika-Virus in Gehirnen von Neugeborenen lokalisiert und damit ein weiteres Element zum Zusammenhang zwischen dem Erreger und einer gefährlichen Fehlbildung des Kopfes erbracht. Die Ärztin Lucia Noronha von der Brasilianischen Gesellschaft für Pathologie sagte der Nachrichtenagentur AFP am Montag, das Virus sei im Hirngewebe nachgewiesen worden. Es sei aber noch nicht klar, wie der Erreger wirke. Das Zika-Virus verursache Schäden im Gehirn, und das bestätige die Annahme eines Zusammenhangs zur Mikrozephalie, bei der der Kopf eine vergleichsweise geringe Größe aufweist. Noronha sagte, ihr Team an der Universität PUC Parana habe Gewebeproben von der Stiftung Oswaldo Cruz erhalten. Es seien dieselben Proben, die Wissenschafter der US-Gesundheitsbehörde CDC bekommen hätten. Diese kamen laut Noronha zum selben Ergebnis: die Präsenz von Zika im Fötushirn. Brasilien ist mit geschätzten 1,5 Millionen Fällen das von der Zika-Epidemie am stärksten betroffene Land. Das von der Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) übertragene Virus grassiert derzeit in Süd- und Mittelamerika. Nach Angaben der brasilianischen Behörden sind seit Oktober mehr als 4.000 Babys mit Verdacht auf Mikrozephalie auf die Welt gekommen, 462 Fälle sind bisher bestätigt. Der Kopf dieser Kinder ist deutlich zu klein und die Gefahr groß, dass sie geistig behindert sind oder unter neurologischen Schäden leiden werden.
1Panorama
Günther Klum verlangt 741,94 Euro Schadenersatz für Schäden an seinem Audi A8. Bergisch Gladbach/Köln – Günther Klum, Vater des deutschen Models Heidi und Fahrer einer Luxuslimousine, hat wegen eines Schlaglochs seine Heimatstadt Bergisch Gladbach geklagt. Eine Sprecherin des Kölner Landgerichts bestätigte am Mittwoch einen Bericht der Bild-Zeitung, wonach Klum nach einem Unfall 741,94 Euro Schadenersatz fordert. Laut dem Blatt war Klum im Juni 2015 mit seinem Wagen in ein zehn Zentimeter tiefes Schlagloch gefahren. Dabei sei ihm unter anderem ein Reifen kaputt gegangen. Die Reparaturkosten wolle er nun von der Stadt zurückhaben. Der Gerichtstermin am Dienstag war dem Bericht zufolge schon nach wenigen Minuten vorbei. Das Gericht habe Klum erklärt, dass bei einem asphaltierten Feldweg eine Kontrolle alle drei Monate ausreiche – und dass man eben aufpassen müsse. Ein Urteil wird Mitte Februar erwartet. Mir geht es nicht um das Geld für den kaputten Reifen und die verzogene Spur. Aber stellen Sie sich bitte vor, nicht ich wäre mit meinem großen Audi A8 und ganz langsam dort hineingeraten, sondern ein ungeübter, junger Motorradfahrer in vollem Tempo, zitiert die Bild-Zeitung Klum. Die Stadt müsse für sichere Straßen Sorge tragen. Wenn wir verlieren sollten, gehe ich in Berufung.
1Panorama
Entwickler sprechen zudem über dedizierte Server und Mikrotransaktionen. Electronic Arts startet am Donnerstag den öffentlichen Beta-Test zu Star Wars Battlefront und hat im Vorfeld einige frische Informationen zu dem Spiel herausgegeben. So bestätigten die Entwickler, dass die Multiplayer-Schlachten sowohl bei der PC- als auch den Konsolen-Versionen auf dedizierten Servern abgehalten werden. Überdies versicherte Hersteller DICE, dass es keine Möglichkeit für Mikrotransaktionen etwa zum Erwerb neuer Spielgegenstände geben wird. Unterdessen haben diverse Seiten und Youtuber bereits erste Videos von den Mehrspieler- und Coop-Missionen der kommenden Beta veröffentlicht. Darin zu sehen sind erstmals auch die Duelle zwischen Helden wie Luke Skywalker und Darth Vader. Bestätigt wurde, dass jeder Spieler einer Fraktion in die Rolle dieser Helden schlüpfen kann. Diese sind fraktionsabhängig. Luke Skywalker kann im Spiel daher nicht plötzlich auf die dunkle Seite der Macht wechseln. Zum Helden wird man, indem man eine zufällig im Spiel platzierte Münze einsammelt und diese ohne zu sterben und vor Ablauf eines Countdowns einlöst. Diese Mechanismen sollen garantieren, dass mehrere Spieler im Zuge eines Matches die Chance haben, einen der ikonischen Charaktere zu steuern. Erfüllt man diese Anforderungen, kehrt man nach einer kurzen Sequenz als Held auf das Schlachtfeld zurück und kann so übermächtig mit Lichtschwert und Telekinese auf die gegnerischen Soldaten losgehen. Dadurch kann man mächtig Schaden anrichten, allerdings ist der Aktionszeitraum begrenzt und man ist auch nicht unverwundbar. Stößt man auf einen gegnerischen Helden, stehen die Chancen auf ein vorzeitiges Ableben noch besser. Wie fair diese Heldenmechanik ist, wird sich wohl im Laufe der Beta zeigen. Den ersten Eindrücken nach zu urteilen, sieht DICE damit offenbar eine Art Booster-System vor, das vor allem unterlegene Parteien wieder zurück ins Spiel bringen könnte.
0Web
Ähnlich wie das Freihandelsabkommen Nafta, könnte TTIP Gewerkschaften unterminieren, sagt Celeste Drake. STANDARD: US-Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders hat kürzlich die Vorwahlen in Michigan gewonnen, wo die Autostadt Detroit mit hoher Arbeitslosigkeit kämpft. Welche Rolle spielt der Freihandel im Wahlkampf? Drake: Ich glaube, das Thema hat einen riesigen Einfluss. Den Leuten wurde gesagt, unter Nafta würde es zwar zu Arbeitsplatzverlusten kommen, aber hauptsächlich, dass sie bessere Jobs und Gehälter bekommen würden, weil so freier Handel funktioniere. Aber die Produktionsanlagen in Detroit wurden geschlossen, und es kam nichts nach. Nafta hat dazu beigetragen. Die Präsidentschaftskandidaten wissen, dass sie mit Ablehnung gegenüber Freihandelsabkommen Wähler gewinnen können, auch wenn Demokraten und Republikaner verschiedene Gründe haben, dagegen zu sein. Alle wollen von der wirtschaftlichen Unsicherheit profitieren, die die Menschen spüren. STANDARD: Überwiegen die Vorteile von Freihandelsabkommen gegenüber den Arbeitsplatzverlusten? Drake: Theoretisch könnten sie das. Ich glaube aber nicht, dass sie das tun. Es bedarf regulierender Maßnahmen, damit Arbeitnehmer von dem Wohlstand, den sie schaffen, partizipieren können. Das nordamerikanische Freihandelsabkommen sieht solche nicht vor. TTIP übrigens auch nicht. STANDARD: Welche Maßnahmen wären das? Drake: Starke Vorschriften in Bezug auf Arbeitnehmersicherheit. Es muss garantiert werden, dass Mitarbeiter nicht entlassen werden, wenn sie sich gewerkschaftlich organisieren. So können sie mehr sozialen Schutz ausverhandeln, damit sie, falls sie ihren Job verlieren, nicht sofort auch ihre Familien nicht mehr ernähren können oder ihr Haus verlieren. Im Gegensatz zu Europa existiert dieser Schutz in den USA kaum, umso weniger im Nafta-Vertragsstaat Mexiko. Entgegen allen Versprechungen führte Nafta zu einer Erosion der Rechte von Arbeitnehmern in Kanada und den USA, die jetzt mit mexikanischen Arbeitern konkurrieren müssen. In Verhandlungen können Firmen einen Standortwechsel nach Mexiko als Druckmittel gegen ihre Mitarbeiter einsetzen. Firmen haben zweifellos stark von Nafta profitiert, aber sie teilen ihre Gewinne nicht. STANDARD: Glauben Sie, dass TTIP einen ähnlichen Effekt haben wird? Drake: Ja. Was ist der Sinn dieser Vereinbarungen? Ich glaube nicht, dass es ein Zufall oder Fehler ist, dass Nafta Gewerkschaften in den USA und Kanada unterminiert hat. Das wurde so konzipiert. Wenn TTIP auf denselben Prinzipien wie Nafta basiert, und danach sieht es aus, werden die Auswirkungen sehr ähnlich sein. In diesem Fall wird die Drohung einer Übersiedlung in die USA dafür genutzt werden, europäische Arbeitnehmer unter Druck zu setzen. STANDARD: Laut der Europäischen Kommission werden europäische Standards durch TTIP geschützt. Wieso gibt es dennoch Bedenken? Drake: Weil die Verhandlungen hinter verschlossenen Türen geführt werden. Es stimmt, das Abkommen wird keine Passage enthalten, in der steht, dass europäische Standards herabgesetzt werden. Aber wenn das über allem stehende Ziel freier Handel ist, dann heißt das auch, dass nicht ein höherer Lebensstandard oder Umweltschutz die höchsten Ziele sind. STANDARD: Warum glauben Sie, sind die Verhandlung zu Freihandelsabkommen geheim? Drake: Um fair zu sein: Ich glaube, zum Teil aus Tradition. Aber in einer Demokratie im 21. Jahrhundert sollte das nicht so sein. Wenn die verhandelnden Parteien fürchten, dass der Inhalt ihrer Verhandlungen so kontroversiell und toxisch ist, dass die Menschen Widerstand leisten würden, sollte ihnen das zu denken geben. Unternehmen sind frustriert, weil Demokratie ihnen oft im Weg steht. Die Geheimhaltung der Verhandlung erlaubt ihnen, kritische Regelungen durchzusetzen und sich der öffentlichen Debatte mit den Bürgern zu entziehen. Es gibt ein Sprichwort, das gut beschreibt, was vor sich geht: Sitzt man nicht bei Tisch, steht man auf der Speisekarte.
3Wirtschaft
Oscar Garcia (Salzburg-Trainer): Für diese Leistung gebührt der Mannschaft ein Oscar, es war ein sehr gutes Spiel meiner Mannschaft. Es war das erwartet schwierige Spiel gegen eine gute Wiener Austria, die phasenweise gezeigt hat, warum sie auswärts die beste Mannschaft ist. Keita hat bis zu seiner Auswechslung gezeigt, was er kann, hat sich die zwei Tore verdient. Soriano hat hervorragend für die Mannschaft gearbeitet, aber grundsätzlich spreche ich nicht gerne über einzelne Spieler, denn alle Spieler sind wichtig, und da haben heute einige aufgezeigt. Für mich ist es auch wichtig, wenn Spieler Zweikämpfe und Eins-zu-Eins-Situationen gewinnen. Thorsten Fink (Austria-Trainer): Es waren sehr intensive 90 Minuten, ein hervorragendes Spiel von Red Bull Salzburg. Wir wollten das Spiel eigentlich bestimmen und taktisch andere Sachen machen. Es war auch nicht einfach, von hinten herauszuspielen. Positiv ist, dass meine Mannschaft zurückgekommen ist, aber wenn hier nicht jeder Spieler 100 Prozent bringt, ist es schwer zu bestehen. Diese Niederlage ist zwar bitter, kann man aber kassieren, vor allem wenn man zwei solche individuelle Fehler macht. Unser Ziel ist es jetzt, den dritten Platz abzusichern. Rapid – Grödig (3:2) Zoran Barisic (Rapid-Trainer): Nach dem Spiel gegen Valencia war es nicht einfach für uns, noch dazu, nach dem wir rasch das 0:1 bekommen haben. Wir haben aber bald zurückgeschlagen, immer versucht, nach vorne zu spielen. Im letzten Spieldrittel hat es aber für uns nicht so wie erhofft geklappt, wir konnten uns nur selten durchsetzen. Nach dem 1:2 hat die Mannschaft eine bemerkenswerte Moral und Charakter gezeigt und bis zuletzt an den Sieg gelaubt. Es war natürlich glücklich, dass wir gewonnen haben, trotzdem war es ein verdienter Sieg. Peter Schöttel (Grödig-Trainer): Ich habe erwartet, dass der Gegner viel Ballbesitz haben wird. Rapid war auch sehr dominant, wir haben aber nicht viele Chancen zugelassen. In der zweiten Hälfte waren wir besser als vorher, hatten auch einige Konter, die erfolgsversprechend waren. Nach dem 2:1 haben wir doch gehofft, zumindest einen Punkt mitnehmen zu können. Ein Punkt wäre für die Moral super gewesen, ein Sieg wäre ein Märchen gewesen. Leider sind wir für unseren Kampf und unsere Leidenschaft unbelohnt geblieben. Das 2:3 hat mich sehr verärgert, weil ein Foul von Dibon an Schütz nicht geahndet wurde. Wir fühlen uns benachteiligt. Paul Gludovatz (Ried-Trainer): Wir haben den angestrebten Punkt nicht erreicht. Unser Spiel war nicht so torträchtig, aber ein X wäre drinnen gewesen. Es ist natürlich schwer, als schwächeres Team dem Tempofußball von Sturm Paroli zu bieten. Ich habe mitten in der zweiten Hälfte etwas gespürt, was mir den Beruf verdirbt, nämlich Benachteiligung, die uns die Niederlage brachte. Wir haben in der zweiten Hälfte gegen 12 oder 13 gespielt, weil beide Assistenten hätten die Fouls gegen Kreuzer und Filipovic vor dem Tor anzeigen müssen. Schon vorher habe ich gespürt, dass es bei mindestens drei Situationen ein Ungleichgewicht gab. Franco Foda (Sturm-Graz-Trainer): Ich bin froh, dass wir das Spiel gewonnen haben. Die erste Hälfte war ausgeglichen, über 90 Minuten hatten wir die besseren Torchancen. Es war von beiden Mannschaften kein gutes Spiel, es gab viele lange und zweite Bälle. Zum Tor: Ich habe im Spiel die Situation verfolgt, der Ball wurde in die Tiefe auf Gruber gespielt, in der Mitte gab es den Zweikampf Kienast gegen Filipovic und mein erster Eindruck war Foul. Ich habe erwartet, dass der Schiedsrichter pfeift. Ich bin für gerechten Fußball, das hätte er pfeifen können, aber vor einigen Monaten haben wir hier in Ried durch ein Abseitstor in der 88. Minute verloren. Ich kann also den Ärger von Paul nachvollziehen. Roman Kienast (Sturm-Graz-Torschütze): Ich habe versucht, mich zu lösen und den Rieder berührt, der deshalb aus der Balance gekommen ist. Das Foul kann man geben. Es war Glück für uns, wir haben lange auf den Sieg gewartet. Damir Canadi (Altach-Trainer): Es war ein sehr, sehr gutes Spiel meiner Mannschaft, auf das man definitiv aufbauen kann. Das einzige, was wir uns vorwerfen müssen ist, dass wir die Chancen nicht genützt haben. Das Tor zum 1:1 möchte ich mir auch noch einmal in Ruhe ansehen. Uns wurde auch ein klarer Elfmeter vorenthalten. Das Ergebnis ist bitter, weil wir mit einem Sieg den Anschluss geschafft hätten. Ernst Baumeister (Admira-Trainer): Der Sieg war sehr glücklich, Altach war die bessere Mannschaft und hat klare Chancen liegen gelassen. Wir waren vor allem in der ersten Halbzeit gar nicht im Spiel, Gott sei Dank hat uns unser Torhüter im Spiel gehalten. In der zweiten Halbzeit haben wir Moral gezeigt, man hat gemerkt, dass wir zumindest einen Punkt mitnehmen wollten. Nach dem 1:1 war es eine offene Partie. Ivica Vastic (Mattersburg-Trainer): Wir haben damit gerechnet, dass es eine schwierige Partie wird. Wir mussten viel Geduld aufbringen, weil der WAC auf Konter gespielt und hinten dicht gemacht hat. Meine Mannschaft hat hohen Aufwand betrieben, Gott sei Dank ist sie am Schluss mit dem Elfmeter belohnt worden. Es war eine unklare Situation, aber man kann den Elfmeter geben. Die Mannschaft hat Moral gezeigt, viele Chancen herausgespielt. Beide Mannschaften haben viel Engagement bewiesen, deshalb ist die Punkteteilung für mich gerecht. Heimo Pfeifenberger (WAC-Trainer): Wir sind gut in die Partie gestartet. Mich hat es sehr gefreut, dass Seidl ein Tor geschossen hat, weil er sich sehr gut zurückgekämpft und im Training gezeigt hat, dass er das Zeug hat für die Startaufstellung. In der ersten Hälfte waren wir besser, offensiv und defensiv. In der zweiten Hälfte hat Mattersburg sehr viel Druck gemacht, wir haben unsere Angriffe leider nicht mehr so konsequent fertiggespielt wie in der ersten Hälfte. Der Elfmeter war nicht gerecht, ich habe auch im Fernsehen kein Vergehen gesehen. Alles in allem war es ein gerechtes Unentschieden.
4Sport
Der Mann, der Khamenei sagt, was dieser denkt. Feigheit kann man ihm nicht nachsagen, dem Chefredakteur und Leitartikler der iranischen Hardliner-Postille Keyhan, des Organs der iranischen Atomdealgegner: Hossein Shariatmadari ignoriert alle Warnungen, die die iranische Medienaufsichtsbehörde Anfang August gegen jene Zeitungen – auch Keyhan – losließ, die der iranischen Regierung nichts weniger als Verrat an den Prinzipien der Islamischen Republik vorwerfen. Shariatmadari schreibt weiterhin gegen das Abkommen, das einerseits das iranische Atomprogramm auf Jahre beschränken, aber andererseits dem Iran eine Aufhebung der Wirtschaftssanktionen bringen soll. Für seinen Leitartikel am Samstag ließ sich Shariatmadari etwas Besonderes einfallen: Er analysierte die Rede, die der religiöse Führer Ali Khamenei nach Abschluss des Atomdeals gehalten hatte, und kam zum Schluss, dass Khamenei im Grunde gegen das Abkommen sei. Weshalb das iranische Parlament dem – unausgesprochenen – Wunsch Khameneis entsprechen und dagegen stimmen solle. Fürwahr ein rabulistisches Kunstwerk: Khamenei wird ja nicht müde zu betonen, dass der Atomdeal keine Auswirkungen auf die sonstige iranische Politik haben wird. Und da das – meint Shariatmadari – unmöglich ist, ist Khamenei eigentlich gegen das Abkommen. Ist doch klar. Hossein Shariatmadari (66) hat teuer für die Revolution bezahlt, deren Pfeiler, wie die Feindschaft zu den USA, er heute in Gefahr sieht. Während der Schah-Zeit wurde er verhaftet, schwerstens gefoltert und zu lebenslanger Haft verurteilt. Sein Medizinstudium konnte er nicht abschließen. 1979 kam die Befreiung – und der Aufstieg Khomeinis, zu dessen Gefolgschaft Shariatmadari schon zuvor gehört hatte. Diesem System, wie er es versteht, hat er sein Leben verschrieben, dafür wird er von den sogenannten Prinzipalisten bewundert – und von den Moderaten und Reformern gefürchtet und gehasst. Die Polarisierung durch die Präsidentschaft Mahmud Ahmadi-Nejads beziehungsweise dessen umstrittene Wiederwahl 2009 machte er mit wahrer Wonne mit: Den Herausforderer Ahmadi-Nejads, Mir-Hossein Mussavi, beschuldigte er der finstersten Verbrechen. Als er im Dezember 2014 an der Universität Teheran einen Vortrag halten wollte, wurde er als Lügner niedergebrüllt. Wenige Fans hat er auch auf der arabischen Seite des Persischen Golfs, seitdem er iranische Ansprüche auf Bahrain anmeldete.
2International
Zwei filmische Annährungen an den Klimawandel: Luc Jacquets Antarktis-Doku "Zwischen Himmel und Eis" sowie Avi Lewis' und Naomi Kleins "This Changes Everything", der Widerstandspraktiken vorstellt. Angesichts der Filmbilder der ersten wissenschaftlichen Expedition, die Claude Lorius als junger französischer Geologe in die Antarktis unternahm, fühlt man sich an die Tagebuchnotizen von Robert Scott erinnert. Denn so amateurhaft die historischen Aufnahmen von 1955, die Lorius und andere Teilnehmer bei ihrer täglichen Arbeit im Eis zeigen, heute auch wirken, ist an ihnen die generalstabsmäßige Vorbereitung jedes Handgriffs zu erkennen. Im Gegensatz zu Scott, der 1912 beim Versuch, als erster Mensch den Südpol zu erreichen, auf dramatische Weise ums Leben kam, war das Heimkommen für Lorius kein Problem. Seine Faszination für die Antarktis ging indes so weit, dass er für Jahrzehnte immer wieder zurückkehren sollte. In Zwischen Himmel und Eis des oscarprämierten französischen Dokumentarfilmemachers Luc Jacquet (Die Reise der Pinguine) taucht Lorius wie ein Prophet auf, dessen Erkenntnisse die Welt heute höchstens zur Kenntnis nimmt. Aus dem Geologen wurde einer der populärsten Glaziologen und Klimaforscher, der sich mithilfe der von ihm entwickelten Eisbohrungen einen Namen machte: Aufgrund der im antarktischen Eis eingeschlossenen Luftbläschen konnte Lorius hunderttausende Jahre Klimageschichte nachzeichnen – und beweisen, dass die Erderwärmung menschliche Ursachen hat und unumkehrbar ist. Zwischen Himmel und Eis versteht sich als Porträt, funktioniert aber als Lehrfilm, der sich auf sein historisches Material verlässt. Die chronologisch montierten Archivaufnahmen von Lorius Expeditionen, die eine wissenschaftliche Karriere nachzeichnen, lässt Jacquet lebendig aus dem Off kommentieren (in der deutschen Fassung: Max Moor), während in aktuellen Aufnahmen der heute 83-jährige Forscher über Schneefelder wandert und nachdenklich aufs Südpolarmeer blickt. Es sind Momente später Ruhe, die der Umtriebigkeit früherer Jahre gegenüberstehen. Doch dem Alltag im ewigen Eis gewinnt Jacquet – anders als Werner Herzog in Begegnungen am Ende der Welt – erstaunlich wenig Interesse ab, zu sehr steht das Außergewöhnliche der Expeditionen im Vordergrund: Jacquet zeichnet Lorius als einsamen Rufer, der der Politik nur die Grundlagen für Entscheidungen liefern konnte – und bekräftigt mit seinem Film ein Ohnmachtsgefühl angesichts globaler Zerstörung. Perspektivenwechsel: Sie habe Filme über den Klimawechsel immer gehasst, sagt Naomi Klein. Sie sind langweilig, arbeiten mit Mutmaßungen, und immer gibt es Eisbären zu sehen. In dem Dokumentarfilm This Changes Everything, den sie gemeinsam mit ihrem Mann Avi Lewis realisiert hat, will sie es anders machen. Klein argumentiert wie in ihrem gleichnamigen Bestseller, dass nicht wir, nicht die menschliche Lebensweise per se an der Klimamisere schuld seien, sondern der Kapitalismus und damit eine Elite von Unternehmern, die Ressourcen hemmungslos ausbeutet. Als Reaktion darauf bieten Lewis und sie eine Art Instruktionsfilm, der über den Erdball verstreute Graswurzelbewegungen porträtiert, die erfolgreich – oder öffentlichkeitswirksam – gegen Umweltsünder aktiv wurden. In Kanada, ihrer Heimat, behandelt Klein den Raubbau an den Athabasca-Ölsanden, der Eingeborenen die Lebensgrundlage entzieht, in Indien einen Kraftwerksboom, der von der Bevölkerung zumindest zeitweise gestoppt werden konnte, in Griechenland ein Goldminenprojekt, gegen das sich seit Jahren Widerstand richtet, das aber wichtige Devisen ins bankrotte Land bringen würde. Klein hat ihre Beispiele gut gewählt, sie spiegeln in ihren jeweiligen Dimensionen den maßlosen Zugriff auf die Natur, der ohne große Rücksicht auf Folgeschäden agiert, treffend wider. Wie vergleichbare Dokumentationen über politische Handlunsgweisen leidet This Changes Everything allerdings auch an dem Umstand, dass sich unmittelbare Betroffenheit nicht einfach übersetzen lässt. Damit der persönliche Kampf überschlägt in Aktivismus, benötigte es etwas mehr als die Anschauung – einen Teil der Empörung.
8Kultur
Durch Biografien bekannt geworden, in denen er realen Personen fiktive Erlebnisse zudichtete. Brühl – Der Schriftsteller Dieter Kühn ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 80 Jahren, wie seine Familie am Sonntag bestätigte. Kühn lebte zuletzt in Brühl bei Köln. Kühn wurde bekannt durch Biografien, in denen er realen Personen fiktive Erlebnisse zudichtete. So stellte er dem Komponisten Beethoven einen afrikanischen Sklaven zur Seite oder dachte sich aus, was passiert wäre, hätte Adolf Hitler 1939 das Attentat in München nicht überlebt. Große Anerkennung wurde Kühn für seine Übersetzungen aus dem mittelalterlichen Deutsch zuteil. Gerühmt wurde auch seine Biografie des spätmittelalterlichen Dichters Oswald von Wolkenstein: Ich, Wolkenstein. Kühn wurde am 1. Februar 1935 in Köln geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend aber in Bayern. Dorthin war die Mutter mit ihm im Krieg wegen der Bombenangriffe gezogen. Später kam die Familie nach Düren bei Aachen. Kühn studierte in Freiburg, München und Bonn und promovierte mit einer Arbeit über Robert Musils Mann ohne Eigenschaften. Er erhielt viele Auszeichnungen, im vergangenen Jahr ehrte ihn das Land Rheinland-Pfalz mit der Carl-Zuckmayer-Medaille für sein Lebenswerk.
8Kultur
VfB schlägt Braunschweig in der Verlängerung, Dortmund fertigt Augsburg ab, Liendl und Okotie verlieren gegen Bochum. Stuttgart/Nürnberg – Der krisengeschüttelte VfB Stuttgart hat sich am Mittwoch ins Viertelfinale des deutschen Cups gezittert. Ohne die verletzten Florian Klein und Martin Harnik rangen die Schwaben im Viertelfinale den Zweitligisten Eintracht Braunschweig mit 3:2 nach Verlängerung nieder. Den entscheidenden Treffer erzielte Toni Sunjic in der 118. Minute per Kopf nach einem Eckball. Nach 90 Minuten war es 1:1 gestanden. Stuttgarts Alexandru Maxim vergab einen Elfmeter (36.). In der Verlängerung gelang dem Ex-Altacher Orhan Ademi noch der zwischenzeitliche Ausgleich für Braunschweig (110.), am Ende jubelten aber die Stuttgarter über ihren ersten Sieg unter Neo-Trainer Jürgen Kramny. In der Liga ist der Tabellenletzte seit fünf Spielen sieglos. Im Viertelfinale steht auch Hertha BSC Berlin. Die Berliner setzten sich beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg mit 2:0 durch. Guido Burgstaller wurde für eine engagierte Leistung bei den Gastgebern nicht belohnt. Auch U21-Nationalspieler Alessandro Schöpf spielte in der Offensive durch. Favoriten weiter Borussia Dortmund besiegte den FC Augsburg auswärts mit 2:0. Die Tore für den Finalisten der vergangenen Saison erzielten Pierre-Emerick Aubameyang (61.) und Henrich Mchitarjan (66.), Ersatztorhüter Alexander Manninger saß bei Augsburg auf der Bank. Das Aus kam auch für Rubin Okotie und Michael Liendl mit 1860 München. Die Münchner mussten sich im Duell zweier Zweitligisten zu Hause dem VfL Bochum mit 0:2 geschlagen geben. Okotie bleib im Angriff wirkungslos, Spielmacher Liendl wurde in der 76. Minute beim Stand von 0:2 eingewechselt.
4Sport
Neuauflage des Prozesses wegen Kursmanipulationen bei der Telekom Austria. Wien – Für die Neuauflage des Prozesses in der Causa Kursmanipulationen der Telekom Austria (TA) im Februar 2004 hat sich Johann Wanovits aufmunitioniert. Der Broker, der dem damaligen TA-Management dienstbar war bei der Kurspflege und sohin bei der Erreichung eines Bonus-Programms für rund 95 TA-Führungskräfte, hat WU-Professor Stefan Pichler engagiert. Er kommt auf 74 Seiten zu dem Schluss, dass der Kurs der TA-Aktie damals eindeutig gewollt und gezielt nach unten gedrückt wurde, unter die für das Stock-option-Programm maßgebliche Schwelle von 11,70 Euro. Die Verkaufsorders kamen von der Deutschen Bank (die sich ihrerseits eines stillgelegten Fonds bediente). Und: Der für das Employee Stock Option Program (ESOP) der TA maßgebliche Durchschnittsschlusskurs im Zeitraum 20. bis 26. Februar 2004 wäre ohne gezielte Angriffe bei 11,712 Euro geblieben, sofern der Kurs von Dritten nicht nach unten manipuliert und von Broker Wanovits mittels Ankäufen nicht sofort wieder nach oben getrieben worden wäre, so die zentrale Aussage des Gutachtens. Wäre. Hätte. Die vom Obersten Gerichtshof (OGH) angeordnete Neuauflage des Hauptverfahrens ist sozusagen Wanovits letzte Chance, die Hintergründe des aufsehenerregenden Kurssprungs in den letzten drei Minuten des maßgeblichen Handelstags aufzuklären und somit einer Haftstrafe zu entgehen. In erster Instanz hatte er, wie berichtet, fünf Jahre Haft ausgefasst. Ob und wie Richter Wolfgang Ertl die neuen Fakten würdigt, bleibt abzuwarten. Fakt ist, sie stehen im Widerspruch zu den Aussagen der Finanzmarktaufsicht FMA, die den Vorgang damals von Amts wegen prüfte. Kursdrücken sei damals nicht erkennbar gewesen, wohl aber ungewöhnlich große Ordervolumina von Wanovits Brokerhaus Euroinvest, hatte die Prüferin im ersten Prozess zu Protokoll gegeben. Da Kursmanipulation damals nicht strafbar war, blieb der mysteriöse Vorgang ohne Folgen, die TA zahlte ihren Führungskräften rund 9,8 Millionen Euro an Erfolgsprämien. Letzteres allerdings unter dem von Kernaktionär ÖIAG erzwungenen Vorbehalt einer Rückzahlung im Fall des Nachweises von Unregelmäßigkeiten. Dass Verbotenes Crossing, also Kauf- und Verkaufsorders von ein- und demselben Händler (um den Kurs zu blockieren, also stabil zu halten), untersuchte die FMA damals ebenso wenig, wie sie Trader be- oder widersprüchliche Auskünfte ausländischer Depotbanken an die deutsche Aufsicht Bafin hinterfragte. Nicht untersucht wurde im ersten Verfahren die Rolle von Merrill Lynch. Die Investmentbank hatte den TA-Börsengang im Jahr 2000 begleitet und in ihren Büchern TA-Aktien – und von niedrigen Kursen profitiert. In diesem Sinne argumentierte auch der frühere TA-Vorstand Rudolf Fischer bei seiner Einvernahme. Er hatte seinerzeit die Hälfte der Wanovits zugesagten Erfolgsprovision für die Abwehr des Angriffs auf die TA-Aktie frei gegeben und das für die zweite halbe Million ersonnene Scheingeschäft gebilligt. Das war ein Fehler, reäumte Fischer, der die 2013 vom Erstgericht verhängte dreijährige Haftstrafe (wegen Untreue) bekämpft, ein. Die halbe Million Euro hat er ebenso zurückgezahlt wie seine Prämie. Zur Untermauerung versicherte Fischer mehrfach, dass der damalige TA-Vorstand für die Führungskräfte 2004 sogar ein alternatives Bonusprogramm aufgelegt hätte, falls das ursprüngliche nicht funktioniert hätte. Denn die Mitarbeiter hätten für die Restrukturierung hart gearbeitet und wären ohne Stock Options (für die sie selbst TA-Aktien kaufen mussten) entsprechend demotiviert gewesen. Der dreiköpfige Vorstand – angeklagt ist auch Ex-Finanzchef Stefano Colombo, während Ex-Chef Heinz Sundt 2013 frei gesprochen worden war – wäre in dem Fall aber leer ausgegangen. Wiewohl bereits im Pensionsalter muss Fischer jetzt wieder regelmäßig einer Erwerbsarbeit nachgehen. Sonst hätte er keine Fußfessel bekommen. Er büßt wegen illegaler Parteienfinanzierung sechs Monate ab.
3Wirtschaft
Bringt Support für aktuelle Nvidia-Chips und Performance-Verbesserungen bei Radeon-GPUs. Die Grafikbibliothek Mesa nimmt eine zentrale Rolle bei der Grafikdarstellung unter Linux ein. Mit Mesa 11.2 wurde nun eine neue Generation der Software veröffentlicht, die einige Verbesserungen mit sich bringt. So gibt es erstmals 3D-Support für die zweite Generation der Maxwell-Grafikchips von Nvidia. Diese greift auf die erst vor einigen Wochen von Nvidia veröffentlichte, proprietäre Firmware für diese Geräte zurück. Damit sich all dies nutzen lässt, braucht es aber natürlich auch noch eine neue Version des Nouveau-Treibers, die Teil von Linux 4.6 werden soll. Zu den weiteren Neuerungen gehören Performance-Verbesserungen für moderne Radeon-Chips von AMD. Mittels eines Shader Cache wird verhindert, dass die gleichen Shader-Programme immer wieder neu kompiliert werden müssen, was zum Ruckeln bei Spielen führen kann. Der Intel-Treiber unterstützt erstmals OpenGL ES 3.1 vollständig. Mesa 11.2 steht in Form des Sources Codes zur Verfügung, und sollte schon bald in die Entwicklungszweige zahlreicher Linux-Distributionen einfließen. Weitere Informationen finden sich in der offiziellen Release-Ankündigung.
0Web
Die heimische Hotellerie meldete sinkende Preise um fünf Prozent im Vergleich zum Vormonat. Wien – In Salzburg kostet eine Hotelübernachtung 127 Euro (September: 141 Euro, minus zehn Prozent). Die österreichische Hotellerie meldet sinkende Preise um fünf Prozent im Vergleich zum Vormonat (September: 140 Euro, Oktober: 133 Euro). Dies geht aus dem Trivago-Hotelpreis-Index (tHPI) hervor, den Trivago monatlich veröffentlicht. Im Oktober bezahlen Hotelgäste in österreichischen Städten deutlich weniger als einen Monat zuvor. Die Hotellerie in Salzburg berechnet für eine Übernachtung in einem Standarddoppelzimmer 127 Euro (September: 141 Euro, minus zehn Prozent). In Bregenz (September: 137 Euro, Oktober: 124 Euro) und Wien (September: 149 Euro, Oktober: 135 Euro) sinken die Preise für eine Übernachtung um neun Prozent und in Dornbirn um sechs Prozent (September: 128 Euro, Oktober: 120 Euro). In ganz Österreich verzeichnet die Hotellerie niedrigere Preise als im Vormonat (September: 140 Euro, Oktober: 133 Euro, minus fünf Prozent). Fallende Hotelpreise an der Côte d´Azur Die Hotellerie an der Côte d´Azur meldet ebenfalls sinkende Preise für den Herbstmonat Oktober. Gäste bezahlen in Saint-Tropez für eine Übernachtung in einem Standarddoppelzimmer 28 Prozent weniger als einen Monat zuvor (September: 360 Euro, Oktober: 261 Euro). In Grasse zahlen Gäste 18 Prozent weniger (September: 124 Euro, Oktober: 102 Euro), in Cannes sind es zwölf Prozent weniger (September: 161 Euro, Oktober: 141 Euro). Städtereisen im Oktober günstig Reisende zahlen in europäischen Städten wie Nizza (126 Euro) weniger für eine Übernachtung in einem Standarddoppelzimmer als im Vormonat (September: 161 Euro, minus 22 Prozent). In Edinburgh kostet eine Übernachtung im Oktober 153 Euro und somit zwanzig Prozent weniger als im September (191 Euro). In Monaco (September: 369 Euro, Oktober: 316 Euro) und Amsterdam (September: 213 Euro, Oktober: 185 Euro) berechnen Hoteliers 14 Prozent weniger als im Vormonat. Der Hotelpreis-Index (tHPI) bildet die Übernachtungspreise von den auf Trivago am häufigsten abgefragten europäischen Städten ab. Berechnet werden die durchschnittlichen Preise für Standarddoppelzimmer. Basis sind die über den Hotelpreisvergleich monatlich generierten 80 Millionen Anfragen nach Hotelübernachtungspreisen. Trivago speicherte im Vormonat die Anfragen, die Reisende für den folgenden Monat machen. Insofern gibt der tHPI zum Zeitpunkt der Veröffentlichung die Übernachtungspreise des jeweiligen Monats wider. Der tHPI repräsentiert die Hotelpreise auf dem Onlinehotelmarkt: Der Index wird anhand der Übernachtungspreise von mehr als 250 Onlinereisebüros und Hotelketten ermittelt. (cr. 5.10.2015)
3Wirtschaft
Bei einem Drittel der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge traut die Asylbehörde den Angaben nicht. Heuer haben bereits mehr als 6.000 Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Familien in Österreich ankamen, einen Asylantrag gestellt. Das hat auch in den Foren des STANDARD eine Diskussion über möglichen Missbrauch ausgelöst. Die Behörden ordnen in vielen Fällen eine Überprüfung des angegebenen Alters an, oft kommt es dann zu einer Volljährigkeitsfeststellung. Ein Faktencheck zum Umgang mit diesen jungen Menschen. Frage: Wie viele sogenannte unbegleitete Minderjährige haben heuer in Österreich um Asyl angesucht? Antwort: Laut Zahlen des Innenministeriums haben bis Ende September 6.175 Kinder und Jugendliche, die ohne Begleitung kamen, um Asyl angesucht. Gegenüber 2014, als 2.260 Minderjährige Personen Anträge gestellt haben, ist das eine gewaltige Steigerung. Mit einem Anteil von 89 Prozent ist der Großteil dieser unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge zwischen 14 und 18 Jahre alt. 380 Antragsteller sind jünger als 14 Jahre. Frage: Sind tatsächlich alle Antragsteller minderjährig, oder gibt es Zweifel an deren Angaben? Antwort: Die Behörden zweifeln ganz massiv an den Angaben der Antragsteller und geben regelmäßig Gutachten in Auftrag, mit denen das wahre Alter der Antragsteller ermittelt werden soll. Allein heuer wurden 2.195 Gutachten in Auftrag gegeben, also bei mehr als einem Drittel der Antragsteller. Laut Innenministerium wurde in 48 Prozent dieser Fälle die Volljährigkeit festgestellt, haben die Angaben aus Sicht der Behörde also nicht gestimmt. Frage: War das in den vergangenen Jahren auch schon so? Antwort: Das Innenministerium führt eine Statistik über die Feststellung der Volljährigkeit, in den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Antragsteller von 488 im Jahr 2006 stetig gestiegen, der Prozentsatz derjeniger, bei denen amtsseitig die Volljährigkeit festgestellt wurde, schwankte in den Jahren zwischen acht und 26 Prozent. Frage: Wie wird die Volljährigkeit festgestellt? Antwort: Wenn der zuständige Referent beim Bundesamt für Asyl und Fremdenwesen Zweifel an den Angaben oder an der Richtigkeit der vorgelegten Dokumente hat, kann er eine Altersfeststellung in Auftrag geben. Es gibt eine sogenannte kleine Altersfeststellung, das ist eine Röntgenuntersuchung der Handwurzel, mithilfe derer kontrolliert wird, ob die Wachstumsfugen bereits geschlossen sind. Bleiben Zweifel, kann eine große Altersfeststellung in Auftrag gegeben werden. Diese kann eine Computertomografie des Schlüsselbeins, die Erstellung eines Zahnstatus sowie eine Körperbeschau, in der die Körperbehaarung und die Geschlechtsteile begutachtet werden, umfassen. Frage: Wie verlässlich ist diese Altersfeststellung? Antwort: Kritiker halten sie nicht für wissenschaftlich exakt und verweisen auf eine Schwankungsbreite von zwei Jahren. Außerdem gebe es unterschiedliche Ergebnisse je nachdem, ob diese Gutachten in Wien, Graz oder Linz erstellt werden. Kritisiert werden auch die hohen Kosten: Ein umfassendes Gutachten kostet etwa 1.000 Euro pro Person. Allein heuer beliefen sich die Kosten auf eine Million Euro im ersten Halbjahr. Frage: Was macht es für einen Unterschied, ob ein Asylwerber minderjährig oder volljährig ist? Antwort: Ein Minderjähriger, dem Asylstatus oder subsidiärer Schutz zugestanden wird, hat das Recht auf Familienzusammenführung, er kann also seine Eltern und Geschwister nachholen. Das soll übrigens geändert werden und künftig erst Jahre nach Zuerkennung des Asylstatus möglich werden. Außerdem bietet die Minderjährigkeit einen gewissen Schutz vor Abschiebung – das Dublin-Abkommen, wonach in jenes EU-Land abgeschoben werden kann, in das der Flüchtling zuerst eingereist ist, wird in diesen Fällen kaum angewandt. Minderjährige Asylwerber werden außerdem anders untergebracht als volljährige. Minderjährige sollten in Wohngruppen mit intensiverer Betreuung untergebracht werden. Frage: In wie vielen Fällen holen Minderjährigen, denen der Asylstatus zuerkannt wird, tatsächlich ihre Familie nach? Antwort: Laut Angaben des Innenministeriums und der Asylkoordination dürfte das bei etwa zehn Prozent der Fall sein, dann in erster Linie die Mutter und weitere Geschwister. Warum das nur in so wenigen Fällen geschieht, liegt nach Angaben der Asylkoordination an drei Gründen: Die Verfahren dauern zu lange und es ergibt sich daher die Volljährigkeit, die Eltern haben ihrerseits keine oder keine glaubwürdigen Dokumente (die Behörden ordnen in vielen Fällen auch DNA-Tests an) oder es sind schlicht die Kosten für die Reise zu hoch. Frage: Wo werden minderjährige Asylwerber untergebracht? Antwort: Alle Bundesländer erfüllen die Quoten, zu denen sie sich selbst verpflichtet haben, nicht. Mit Ausnahme von Niederösterreich, was allerdings Interpretationssache ist. Rechnet man diejenigen minderjährigen Asylwerber, die in Niederösterreich von Einrichtungen des Bundes untergebracht sind und vom Bund auch finanziell versorgt werden, heraus, erfüllt Niederösterreich die Quote nicht, da ergibt sich eine Diskrepanz von 300 Personen. Nimmt man die Bundesbetreuung hinzu, was im Falle Traiskirchens massiv zu Buche schlägt, hat Niederösterreich einen Ist-Stand von 2.264 minderjährigen Flüchtlingen gegenüber einem Soll von 936. Im Flüchtlingslager Traiskirchen halten sich derzeit mehr als 1.200 minderjährige Asylwerber auf, wenigstens 50 davon sind unter 14-Jährige. Frage: Woher kommen die minderjährigen Asylwerber? Antwort: In den meisten Fällen aus Afghanistan. Heuer waren bereits 65 Prozent der unbegleiteten minderjährigen Asylwerber aus Afghanistan, 15 Prozent aus Syrien. Die Gesamtzahl der Flüchtlinge aus Afghanistan steigt übrigens insgesamt stark an, nach aktuellen Angaben aus dem Innenministerium haben die Afghanen die Syrer im November in der Statistik überholt, 5.700 Asylanträge wurden von afghanischen Staatsbürgern, 3.700 von syrischen gestellt.
1Panorama
Die Deutschen stimmen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt auch über die Asylpolitik ab. Das ist neu und lässt darauf schließen, dass sich die SPD vorsorglich auf einen desaströsen Wahlsonntag einstellt. Am Montag nach den Wahlen wird es diesmal keine traditionelle Post-Elektions-Pressekonferenz des Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel (SPD) im Berliner Willy-Brandt-Haus geben. Die drei SPD-Spitzenkandidaten bekommen nur ihre Blumensträuße und werden kurze Statements abgeben. Fragen sind unerwünscht. Denn diese könnten ziemlich ungemütlich werden. In Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg steht die SPD wohl vor einem Debakel. In beiden Bundesländern drohen massive Verluste, im Ostland Sachsen-Anhalt liegen die Sozialdemokraten sogar hinter der rechten Alternative für Deutschland (AfD), in Baden-Württemberg auch nicht so enorm weit von ihr weg. Mildern könnte das Desaster ein Sieg von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) in Rheinland-Pfalz. Wochenlang war die SPD-Spitzenkandidatin, die derzeit mit den Grünen regiert, weit hinter CDU-Oppositionschefin und CDU-Bundesvizechefin Julia Klöckner gelegen. Doch dann schmolz der Vorsprung der CDU-Frau und Merkel-Vertrauten jede Woche ein bisschen mehr dahin. Denn Klöckner war im Wahlkampf auf Distanz zu Merkel gegangen und hatte einen eigenen Plan A2 zur Asylpolitik vorgelegt. Dieser sieht zwar keine fixen Obergrenzen bei der Aufnahme neuer Flüchtlinge vor, aber Tageskontingente, die Merkel jedoch ablehnt. Zuletzt waren Dreyer und Klöckner Kopf an Kopf gelegen, kurz vor der Wahl hatte Dreyer in Umfragen sogar die Nase vorn. Egal, wie das Rennen zwischen den beiden Frauen nun ausgeht: Auch Klöckner bekommt am Montag den obligatorischen Blumenstrauß in Berlin. Und Merkel wird persönlich in einer Pressekonferenz Rede und Antwort stehen. Sie zeigte sich vor den Wahlen am Sonntag noch einmal zuversichtlich, dass sich die AfD nicht dauerhaft in Deutschland etablieren können werde. Derzeit hätten viele Menschen den Eindruck, dass wir die Probleme, die diese große Flüchtlingsbewegung mit sich bringt, noch nicht gelöst haben, sagte sie in einem Interview mit derBerliner Zeitung. Dies sei in der Eurokrise ähnlich gewesen. Aber, so Merkel: Nachdem sichtbar wurde, dass Europa die richtigen Maßnahmen ergriffen hatte, sank die Zustimmung zur AfD wieder. Zunächst aber wird die AfD am Sonntag hohe Gewinne einfahren, vor allem in Sachsen-Anhalt. Da dort auch die Linke viele Stimmen bekommen wird, sah es in Umfragen eine Zeitlang so aus, als könnte es nach der Wahl nicht einmal mehr für die amtierende CDU-SPD-Regierung unter Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU) reichen. Doch zuletzt gab es wieder eine rechnerische Mehrheit für dieses Bündnis, wenn auch eine sehr knappe. Merkel rief die Deutschen am Freitag dazu auf, freundlich und offen auf Flüchtlinge zuzugehen, ihnen aber auch klarzumachen, dass es darum gehe, die Regeln unseres Zusammenlebens zu beachten, unsere Werte zu respektieren und selbstverständlich nach unseren Gesetzen zu leben. Dazu gehörten die Gleichberechtigung von Frau und Mann sowie Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Diese von Merkel geforderte Freundlichkeit hat der Spitzenkandidat der CDU in Baden-Württemberg, Guido Wolf, eher nicht so betont. Er ist auch einer, der sich von Merkel absetzte und gemeinsam mit Julia Klöckner für Tageskontingente eintrat. Für die CDU Baden-Württemberg war dieser Wahlkampf eine Premiere. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte musste sie ihn aus der Opposition heraus führen. In der Stuttgarter Staatskanzlei sitzt ja der erste und einzige grüne Ministerpräsident Deutschlands: Winfried Kretschmann. Dieser erlebte mit seiner Partei in der Schlussphase des Wahlkampfes noch ein Umfragewunder: Die Grünen liegen auf Platz eins, sie habe die CDU um einiges hinter sich gelassen. Das ist zum Großteil der Person und Persönlichkeit von Kretschmann zu verdanken – diesem bedächtigen und konservativen Grünen. Er hat im Wahlkampf einfach nichts falsch gemacht, sagt Andrea Römmele, Politologin an der Hertie School of Governance in Berlin. Bescheidenes Auftreten, gepaart mit Unterstützung für MerkelsFlüchtlingskurs dürfte sich am Sonntag auszahlen. Allerdings schwächelt sein roter Koalitionspartner so eklatant, dass unklar ist, ob die Neuauflage von Grün-Rot gelingt. Kretschmann wäre auch für Schwarz-Grün offen, aber das lehnt die CDU ab. Wenn schon ein solches Bündnis, dann will sie den Ministerpräsidenten stellen. So erklärte CDU-Mann Wolf kurz vor der Wahl: Die CDU kämpft bis zum Wahltag dafür, dass nichts gegen sie geht. Über Koalitionen reden wir am Tag nach der Wahl.
2International
Konzernzentrale soll "schlanker aufgestellt" werden. Mannheim – Der kriselnde Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger will auch mit dem Abbau von Jobs pro Jahr rund 100 Millionen Euro sparen. Die Konzernzentrale in Mannheim wird schlanker aufgestellt und neu ausgerichtet, teilte das Unternehmen am Montagabend mit. Auch der Bereich Industrial sei betroffen. Wie viele Stellen gestrichen werden sollen, wurde zunächst nicht bekannt. Die Verhandlungen liefen, sagte ein Unternehmenssprecher. Zugleich seien Millioneninvestitionen in einheitliche und leistungsfähige IT-Systeme geplant, die noch vom Aufsichtsrat genehmigt werden müssen. Finanzvorstand Axel Salzmann betonte in der Mitteilung: Durch kluge Investitionen in die Zukunft und schlankere Kostenstrukturen steigern wir die Leistungskraft unseres Geschäftsmodells und stellen Bilfinger wettbewerbsfähiger auf. Im vergangenen Jahr musste der Konzern unter anderem wegen gekappter Investitionen in der Öl- und Gasindustrie im Zuge des Ölpreisverfalls einen Rekordverlust von fast einer halben Milliarde Euro verzeichnen und strich die Dividende. Ende April trat überraschend Vorstandschef Per Utnegaard zurück. Als Nachfolger soll der Linde-Manager Thomas Blades den Konzern wieder in ruhigeres Fahrwasser führen.
3Wirtschaft
Im Südosten der Türkei geht die Offensive der Sicherheitskräfte gegen die PKK in die zweite Woche. Ankara/Bagdad – Sieben Tage die Woche und rund um die Uhr werden die Ärzte dieses Mal Dienst tun, hatte der türkische Gesundheitsminister zu Beginn der Militäroffensive angekündigt. Mehmet Müezzinoğlu wagte sogar eine Einschätzung des Kriegs in den kurdischen Städten: 80 Prozent der Militäroperationen gegen die Untergrundarmee PKK seien bereits erfolgreich gewesen. Für Güler Yamalak, eine 32-jährige Mutter in der umkämpften Stadt Çizre, stellt sich das anders dar. Die schwangere Frau erlitt vergangenen Sonntag einen Bauchschuss. Die Nachbarn sagen, die türkischen Sicherheitskräfte hätten auf der Straße um sich gefeuert. Güler Yamalak liegt nun auf der Intensivstation. Ihr Baby hat sie verloren. Der Städtekrieg im Südosten der Türkei geht in seine zweite Woche, und mittlerweile räumte der Gesundheitsminister der konservativ-islamischen Regierung einen Personalmangel in den Krankenhäusern ein. Die PKK sei daran schuld, weil sie Ärzte und Krankenpfleger angreife. Die Guerillaarmee, die in der Türkei wie in der EU offiziell als Terrororganisation gelistet ist, sei auch verantwortlich für die Flucht der Zivilbevölkerung im Südosten, erklärte Premier Ahmet Davutoğlu. Doch das ist dann auch nur die halbe Wahrheit. Auf Bildern aus Sur etwa, dem Innenstadtbezirk von Diyarbakir, die von der türkischen Armee selbst veröffentlicht worden sind, sieht man Soldaten, verschanzt hinter Sandsäcken am Fenster eines Klassenzimmers, das Gewehr im Anschlag; oder ganze Gassen mit zu Ruinen geschossenen Häusern. 87 tote Terroristen und 649 Hausdurchsuchungen meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Montagmittag aus Çizre und Silopi, den zwei mehrheitlich kurdischen Städten, auf die sich die Kämpfe gegen mutmaßliche Mitglieder der PKK konzentrierten. In einer dritten Stadt, in Nusaybin, direkt an der Grenze zu Syrien, weiteten die Behörden die Ausgangssperren auf weitere Stadtbezirke aus. Anwohner versorgten sich noch rasch am frühen Morgen mit Proviant. Der Kampf gegen die PKK werde so lange dauern, wie er eben brauche, sagen Regierungs- und Staatschef täglich den Türken. Die Wahlen im vergangenen November haben sie damit mit großer Mehrheit gewonnen. Eine Umkehr erwarten politische Beobachter deshalb auf absehbare Zeit nicht. Während Abdullah Öcalan, der inhaftierte PKK-Gründer, schweigt, hat seine Untergrundarmee ihr Angebot zur Waffenruhe vom vergangenen November angesichts der Offensive gegen die Kurdenstädte nicht mehr wiederholt. Noch im März hatten Staat und PKK über eine Lösung der Kurdenfrage verhandelt. Während der Krieg in den Städten, wo sich die PKK verschanzt, weitergeht, musste Ankara im Irak eine schwere Niederlage einstecken. Ein diplomatisches Fiasko nannte die Oppositionszeitung Cumhuriyet den von den USA erzwungenen Abzug des türkischen Kontingents bei Mosul. Erwartungen auf eine rasche Normalisierung mit Israel zum Ausgleich dämpfte der Sprecher der Regierungspartei. Nichts sei bisher unterzeichnet, sagte Ömer Çelik.
2International
Facebook-Gründer ließ Tochter impfen, in mehr als 72.000 Kommentaren wird dazu diskutiert. Arztbesuch – Zeit für Impfungen: Mit diesen recht harmlosen Worten veröffentlichte Mark Zuckerberg vor wenigen Tagen ein Foto von sich und seiner Tochter Max. Dass das Posting viele Kommentare und Likes bekommen würde, war klar. Doch die negativen Folgen dürften für den Facebook-CEO nicht absehbar gewesen sein. Er entfachte damit eine Debatte zwischen Impfbefürwortern und Impfgegnern. Das Posting hat seit 8. Jänner mehr als 3,1 Millionen Likes und über 72.000 Kommentare erhalten. Zahlreiche Nutzer sehen Zuckerbergs Befürwortung von Impfungen als positives Zeichen und Vorbild. Schon im vergangenen Frühjahr sorgte ein ähnliches Posting des Facebook-Gründers für Aufregung, als er das Buch On Immunity empfahl, das sich mit Impfungen auseinandersetzt. Die Forschung ist eindeutig: Impfungen funktionieren und sich wichtig für die Gesundheit eines jeden in unserer Gesellschaft, schrieb Zuckerberg damals. Doctors visit -- time for vaccines! Umgekehrt hat das Posting aber auch viele Kritiker auf den Plan gerufen, die vor den angeblichen Gefahren durch Impfungen warnen. Gegner behaupten, dass Impfungen unter anderem zu Autismus führen können. Wissenschaftliche Grundlagen dafür gibt es keine. Nicht nur in den USA wird seit Jahren eine Debatte darüber geführt, ob Kinder gegen die typischen Kinderkrankenheiten geimpft werden sollten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt, dass die Impfraten gegen die Masern nicht hoch genug sind, um die Krankheit auszurotten.
0Web
Sachverhaltsdarstellung an Fernmeldebehörde vermutet unerlaubte Werbung und damit Verstoß gegen Telekommunikationsgesetz – Neos: Gesetz eingehalten. Ein Massen-SMS der Neos am Wiener Wahlsonntag beschäftigt nun die Fernmeldebehörde. Mit Unterstützung der Grünen hat nämlich eine Empfängerin um Klärung ersucht, ob damit gegen das Telekommunikationsgesetz verstoßen wurde. Die Neos betonen, sie hätten sich ans Gesetz gehalten. Heute ist Wahltag in Wien! Nütze deine Stimme und entscheide in welche Richtung Wien in Zukunft gehen soll. Beate Meinl-Reisinger, lautete der Text der Nachricht, die am 11. Oktober auf zahlreichen Handys eintrudelte. Kritik, dass es sich dabei um unerlaubte Massenwerbung handle, hielten die Pinken entgegen: Meinl-Reisinger werbe ja nicht für ihre Partei, sondern informiere lediglich darüber, dass die Urnen offenstünden. Information statt Werbung also, so die Neos-Argumentation. In einer der APA vorliegenden Sachverhaltsdarstellung an die Fernmeldebehörde vertritt nun eine Adressatin der Kurznachricht die Ansicht, dass nach den Buchstaben des Telekommunikationsgesetzes (TKG) sehr wohl verbotene Direktwerbung im Spiel war. Außerdem ist sie der Meinung, dass mit dem massenweisen Versenden jedenfalls gegen das Gesetz verstoßen wurde, was eine Verwaltungsübertretung wäre. Denn laut dem dortigen Paragraf 107 sind Massen-SMS an mehr als 50 Empfänger verboten, wenn diese nicht zuvor erlaubt haben, solcherart kontaktiert zu werden. Und schließlich ersucht die Betroffene die Behörde noch zu klären, wie viele SMS denn jetzt wirklich versendet wurden. Die Antwort lieferten die Neos Wien auf Anfrage: Die Botschaft sei an insgesamt ca. 10.000 Nummern geschickt worden, sagte der ehemalige Wahlkampfleiter Peter Puller. Erworben hat man die Telefonnummern von der Post, und zwar als Ergänzung zu bereits bestehenden Datensätzen. Grundsätzlich waren die alle schon in unserer Datenbank, betonte Puller, und zwar auch mit dem Einverständnis, weitere Informationen von uns zu erhalten. Dabei habe es sich etwa um Newsletter-Bezieher, Besucher von Neos-Veranstaltungen, so sie Kontaktdaten hinterließen, oder auch Unterstützer der Aufbegehren-Aktion gehandelt. So gesehen, habe man diese Personen mitnichten ohne Zustimmung kontaktiert, betonte Puller. Allerdings: Von der Post wurden mehr Telefonnummern gekauft, nämlich insgesamt 27.000. Für die Aktion habe man dann nur jene verwendet, die laut Gesetz geeignet waren. Puller räumt aber ein, es könnten in Einzelfällen einzelne durchgerutscht sein. Die Grünen unterstützen die Beschwerdeführerin bei ihrem Gang zur Fernmeldebehörde. Nicht, weil man den Neos etwas Schlechtes wolle, betonte Justizsprecher Albert Steinhauser. Vielmehr erhofft er sich von diesem kleinen Musterverfahren eine Klärung, was denn nun alles unter verbotene Direktwerbung vor allem im Politikbereich fällt und wie es sich mit der 50-Personen-Grenze genau verhält. Diese Fragen der Grenzziehung sollten beantwortet werden, um Konsumenten auch im Sinne des TKG vor Werbebelästigung zu schützen.
0Web
Entwickler gegeben Einblick in bislang umfassendsten Story-Modus der Serie. Die Einzelspielerkampagne von Call of Duty: Black Ops 3 wird deutlich umfassender ausfallen, als es bei vorangegangenen Teilen der Shooter-Serie der Fall war. Wie die englischsprachige Medien berichten würden Spieler 14 bis 15 Stunden benötigen, um die Story von Anfang bis zum Ende durchzuspielen. Eine weitere Besonderheit: Die Struktur der Kampagne ist gänzlich offen gestaltet. So könne man Missionen und deren Reihenfolge frei wählen und sogar von Beginn an zum Ende der Geschichte springen. Den Entwicklern von Treyarch scheint es ein großes Anliegen gewesen zu sein, mit dem linearen Aufbau der Vorgänger zu brechen. Die ausbaubaren Fähigkeiten und Upgrades können nach Belieben eingesetzt werden. Dies trifft ebenso auf die Option zu, die Kampagne kooperativ mit bis zu drei anderen Spielern in Angriff zu nehmen. Im Coop-Modus gibt es keinerlei Einschränkungen hinsichtlich des Ranges der Spieler. So dürfen auch Waffen frei getauscht werden. Allerdings werde bei all dieser Freiheit darauf geachtet, dass es nicht zu Balancing-Problemen kommt und Spieler nicht übermächtig sind. Um Spielern einen Anreiz zu geben, die Kampagne öfter zu bestreiten, werde es jede Menge freischaltbare Inhalte geben. Genaueres dazu wurde jedoch noch nicht verraten. Ein Besonderes Augenmerk wurde diesmal auch auf den Zombie-Modus gelegt. Dieser sei ebenfalls größer als je zuvor ausgefallen und inkludiert neben größeren Karten auch ein komplettes Upgradesystem und freischaltbare Boni. Erscheinen wird Call of Duty: Black Ops 3 am 6. November für PC, PS4 und Xbox One. Die Versionen für PS3 und X360 kommen zeitgleich auf den Markt, werden allerdings nicht über die Kampagne verfügen.
0Web
Medienminister betonte Bedeutung der Pressefreiheit und kündigte "nötige Weichenstellungen" an, um Medien international zu stärken. Wien – Anlässlich des 70. Jahrestages der Ausrufung der Pressefreiheit in Österreich betonte Medienminister Josef Ostermayer (SPÖ) die Bedeutung freier Medien für die Demokratie. Eine funktionierende Demokratie ist ohne kritische Öffentlichkeit nicht denkbar, sagte Ostermayer. Medienpolitisch kündigte der Minister Weichenstellungen an: etwa im Bereich des Leistungsschutzrechts und einer Reform der Presseförderung. Der Fokus müsse hier auf die Sicherung von Vielfalt und Qualität gelegt werden. Wir müssen insbesondere auch danach trachten, die Online-Mediensowie die TV- und Radio-Schienen von Medienhäusern stärker in einem Gesamtkonzept zu berücksichtigen. Gespräche dazu seien in Gang. Derzeit kommen die jährlich 8,9 Millionen Euro Presseförderung hauptsächlich gedruckten Tages- und Wochenzeitungen zugute (Presseförderung 2015: Wie sie verteilt ist), sie wurde 2014 um zwei Millionen Euro gekürzt. Unter dem Titel Qualitätsförderung und Zukunftssicherung gab es außerdem Zuschüsse etwa zu den Kosten für Ausbildung, Auslandskorrespondenten und Leseförderung.
6Etat
Französischer Telefonanbieter weist Boykott-Vorwurf zurück. Nach massiver Kritik an seinem Rückzug aus der Telekommunikationsbranche in Israel hat der französische Anbieter Orange sich bemüht, die Wogen zu glätten. Wir ziehen uns sich nicht aus Israel zurück, sagte Vize-Konzernchef Pierre Louette am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Orange werde in dem Land weiterhin ein Forschungszentrum unterhalten sowie das Tochterunternehmen Viaccess-Orca, das Dienste für Online-Medien anbietet. Louette sagte weiter, dass man nicht versuchen sollte, eine Affäre aus einer einfachen Frage des Unternehmensrechts zu machen. Orange-Chef Stephane Richard hatte am Mittwoch in Kairo angekündigt, dass Orange seinen Lizenzvertrag mit dem israelischen Telekommunikationsanbieter Partner auslaufen lassen werde. Partner darf bisher die Marke Orange nutzen und bietet auch Dienste in jüdischen Siedlungsgebieten im Westjordanland und in Ost-Jerusalem an, deren Besetzung durch Israel international nicht anerkannt wird. Die Ankündigung des französischen Konzerns, an dem der französische Staat mit 25 Prozent beteiligt ist, wurde in Israel als politisch motiviert gewertet. Regierungschef Benjamin Netanyahu forderte die Regierung in Paris in einer Erklärung auf, öffentlich die unglücklichen Äußerungen und Handlungen eines Unternehmens zurückzuweisen, an dem sie beteiligt ist. Orange wende sich gegen ein Land, das die Menschenrechte respektiere und sich Bedrohungen seiner Sicherheit gegenüber sehe. Netanyahu kritisierte, Israel sei das Opfer von systematischen Verurteilungen und Boykottversuchen. Wir werden dieses absurde Drama nicht verzeihen, erklärte der rechtsgerichtete Regierungschef. Zuvor hatte der israelische Botschafter in Paris vom französischen Staat Erklärungen für die Entscheidung von Orange gefordert. Der designierte Partner-Chef Isaac Benbenisti warf Orange vor, dem bedeutenden Druck der Pro-Palästinenser nachgegeben zu haben. Mehrere Nichtregierungsorganisationen hatten Orange im Mai aufgefordert, sich als Konsequenz aus der teils umstrittenen Siedlungspolitik - gemäß dem Völkerrecht ist die Besiedlung militärisch eroberter Gebiete illegal - aus Israel zurückzuziehen. Orange will nach eigenen Angaben den Lizenzvertrag mit Partner strikt einhalten. Er läuft noch bis 2025. In einer Konzernmitteilung hieß es, die Zusammenarbeit werde beendet, weil Orange in allen Ländern, in denen es nicht als Anbieter aktiv ist, die Kontrolle über seine Marke zurückerlangen wolle. Die Kooperation mit Partner sei die letzte dieser Art.
0Web
Boulevard-Blatt berichtet über Syrer, der angeblich in Österreich Asyl haben wollte, aber nach Deutschland weitergeschickt wurde. Wien – Der raue Ton zwischen Wien und Deutschland wird von der deutschen Boulevard-Zeitung Bild zusätzlich befeuert. Das Blatt berichtete am Mittwoch online unter der Schlagzeile So trickst uns Österreich aus über einen Syrer, der angeblich in Österreich Asyl haben wollte, aber nach Deutschland weitergeschickt wurde. Die oberösterreichische Polizei wies das zurück. Der Asylwerber Namens Mohamad soll trotz eines Zettels, auf dem I want have Asyl Austria stand, von den Österreichern dazu angehalten worden sein, weiter in Richtung deutscher Grenze zu gehen, dort würde er nach Wien kommen, schreibt die Bild. Solche Vorfälle passieren laut der Zeitung ständig. Die oberösterreichische Polizei wies das auf APA-Anfrage als kompletten Schwachsinn zurück. Diese Geschichte verfüge über keinerlei Wahrheitsgehalt. Menschen, die in Österreich Asyl beantragen, werden im Land behalten. Das würden die Zahlen belegen. Sieben bis acht Prozent der Migranten, die in Österreich einreisen, stellen hier einen Asylantrag. Das seien 500 pro Tag. Österreich nehme damit mehr Asylwerber als Deutschland auf.
6Etat
Gift des Insekts prinzipiell ungefährlich – Bei Allergikern reagiert körpereigenes Immunsystems auf das Toxin. Wien – Das ungeliebte Insekt Wespe, insbesondere die beiden Arten Deutsche Wespe (Vespula germanica) und Gemeine Wespe (Vespula vulgaris), zeigen sich heuer besonders häufig. Der Grund liegt im milden Winter, der besonders viele Königinnen überleben ließ, weiß Biologin Dominique Zimmermann, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Naturhistorischen Museum. Das Gift der Tiere ist für den Menschen prinzipiell nur im Falle einer Allergie gefährlich, da dadurch das körpereigene Immunsystem auf das Toxin der Wespe reagiert. Grundsätzlich ist stoische Ruhe das beste Verhalten, dass man gegenüber den Insekten aus der Gattung der Hautflügler zeigen sollte. Wer die Wespe wegzublasen versucht, alarmiert das Tier, da dieses dann auf den CO2-Gehalt in der Atemluft reagiert, so Zimmermann. Sie mit den Händen wegzuschlagen ist ebenfalls nicht empfehlenswert, denn die Wespe sticht erst bei Bedrohung. In der Wespensaison, die im August und September ihren Höhepunkt erreicht, sollte man Getränke vorsichtshalber abdecken. Mit Süßem ernähren sich die Insekten selbst, greifen sie aber etwa zum Prosciutto, dann ist dieser für den Nachwuchs bestimmt, erklärte die Biologin die beiden Vorlieben für Zuckerhaltiges und Fleisch. Auch wenn die Wespen erst jetzt langsam immer häufiger auftauchen, ihre Saison beginnt bereits im Frühjahr im Mai, wenn die Königinnen nach gelungener Überwinterung ihren Staat gründen. Den ersten Nachwuchs ziehen sie noch selbst auf, dann übernehmen dies die Arbeiterinnen und die Königin konzentriert sich auf das Legen von Eiern. Die Arbeitsteilung ist bei den Wespen aber nicht so ausgeprägt wie bei den Honigbienen, sondern wird nach Bedarf geregelt, so Zimmermann. Im Laufe der Saison kann dann die Population eines Nests von 1.000 bis 10.000 Tier ansteigen. Das Nest selbst, das aus papierartigen Holzfasern besteht, kann Ausmaße von bis zu über zwei Metern annehmen. Bereits im Spätsommer, wenn die Energieressourcen des Wespenstaats groß genug sind, werden in diesem geschlechtsreife Tiere produziert, mit dem Resultat, dass neue Jungköniginnen entstehen, die sich ihrerseits dann in Ritzen oder Spalten verstecken, ehe die Tiere im nächsten Jahr die Nachfolge antreten und einen neuen Staat gründen. Wer daher am Ende der Wespensaison ein leeres Nest findet, braucht sich keine Sorgen zu machen, denn diese werden nicht wieder bezogen, so Zimmermann. Und wenn Wespen uns auch oft lästig erscheinen, sie haben die Menschheit, zumindest im Mittelalter, inspiriert. Zu dieser Zeit stellte man Papier noch aus alten Lumpen her. Die Fähigkeit, dies aus Holz alleine zu bewerkstelligen, konnte man damals noch nur bei den Insekten beobachten, so die Biologin.
1Panorama
Der Sozialminister will die Wohnsitzpflicht für Flüchtlinge nicht mit einer Decklung der Mindestsicherung verknüpfen. Wien – Das erste Kompromissangebot der ÖVP beim strittigen Thema Mindestsicherung dürfte noch keine Einigung mit der SPÖ bringen. ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner erklärte am Wochenende am Rande des Wiener ÖVP-Landesparteitages, er könne sich die von Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) angedachte Wohnsitzpflicht für Flüchtlinge vorstellen, wenn die SPÖ gleichzeitig der Forderung nach einer Deckelung bei der Mindestsicherung zustimme. Zuvor war diese Variante von ÖVP-Präsidentschaftskandidat Andreas Khol vorgebracht worden. Wie berichtet hatte Stöger eine Wohnsitzpflicht für Flüchtlinge vorgeschlagen, um eine allzu starke Konzentration auf die Städte – allen voran Wiens – zu vermeiden. Derzeit leben nach Berechnungen des Sozialministeriums 88 Prozent der Flüchtlinge nach dem Asylverfahren in Städten mit mehr als 30.000 Einwohnern. Arbeitsmarkt vorrangig Anspruch auf Mindestsicherung bestünde bei einer Residenzpflicht also nur dann, wenn man im zugewiesenen Bezirk bleibt. Vorrangig gehe es um eine bessere Koordinierung in den Bereichen Arbeitsmarkt und Integration, heißt es im Stöger-Büro. Daher sei das keine Frage des Abtausches mit der Deckelung der Mindestsicherung (die ÖVP hatte 1.500 Euro pro Monat vorgeschlagen). Diese lehne man weiter ab, weil sie zu einer Benachteiligung von Familien mit zwei oder mehr Kindern führen würde. Zudem sei die Einführung eines Deckels auch verfassungswidrig, verweist man auf eine Einschätzung des Verfassungsdienstes im Kanzleramt. Im Gutachten des Instituts für Arbeits- und Sozialrecht der Uni Wien, das für die Regierung angefertigt wurde, wurde ein Deckel freilich als grundsätzlich zulässig bezeichnet, sofern der Höchstbetrag das Mindestniveau sichert. Grüne wollen VfGH-Prüfung Über die Reform der Mindestsicherung wird am 25. April offiziell weiter verhandelt. Dann treffen sich die Landessozialreferenten wieder mit Stöger. Der aktuelle Bund-Länder-Vertrag läuft Endes des Jahres aus. Zuletzt war bereits Oberösterreich mit eigenen Vorschlägen vorgeprescht. Dort will die schwarz-blaue Landesregierung die Mindestsicherung für Flüchtlinge von 914 Euro auf 520 Euro kürzen. Gegen diese Vorhaben machen die Grünen mobil. Sie kündigten am Sonntag an, im Nationalrat einen Antrag auf ein Gesetzprüfungsverfahren beim Verfassungsgerichtshof einbringen zu wollen. Der Vorschlag der Oberösterreicher sei mit Sicherheit rechtlich nicht zulässig, so Grünen-Chefin Eva Glawischnig. Die oberösterreichische ÖVP wiederum sieht sich in ihrem Vorhaben durch eine Umfrage bestätigt. Laut einer Befragung des Institut M & R – Marktforschung und Regionalumfragen seien 60 Prozent für die Kürzungen.
5Inland
Abgeschlagen beim Wachstum, mehr Arbeitslose: Die EU-Frühjahrsprognose sieht für Österreich keine Entspannung. Brüssel – Die EU-Kommission ist in ihrer Frühjahrsprognose für Österreich für die Jahre 2016 und 2017 weniger optimistisch als zuletzt. Für heuer wird nun ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent erwartet, für 2017 von 1,6 Prozent. Der anhaltende Zustrom von Flüchtlingen unterstütze den privaten und öffentlichen Konsum sowie im Laufe der Zeit das Arbeitskräfteangebot, erklärte die EU-Behörde am Dienstag. Durch den Zuzug von Flüchtlingen wächst zudem das Angebot an Arbeitskräften. Das Arbeitskräfteangebot wird wahrscheinlich auch durch Reformen unterstützt, die eine größere Beteiligung von Frauen und ein höheres effektives Pensionsantrittsalter anregen. Dieser Anstieg im Arbeitskräfteangebot kann von der österreichischen Wirtschaft im Prognosezeitraum nicht voll absorbiert werden, schätzt die EU-Kommission. Somit werde sich damit auch die Arbeitslosigkeit weiter von einer Quote von 5,7 Prozent im Jahr 2015 auf 5,9 Prozent und 6,1 Prozent im Jahr 2016 bzw. 2017 erhöhen. Positive Auswirkungen sieht die Kommission auch durch die Steuerreform, die das verfügbare Nettoeinkommen der Haushalte erhöht und so den privaten Konsum pusht. Der private Konsum sollte auch durch die staatlichen Ausgaben für Flüchtlinge unterstützt werden, heißt es. 2016 wird das Wachstum von der steigenden Binnennachfrage getragen. Der Baubranche kommen die wachsende Bevölkerung, einschließlich des Zustroms von Migranten, zugute. Was den Arbeitsmarkt betrifft, so weist Österreich 2016 bei der Arbeitslosenrate laut EU-Frühjahrsprognose die zweitschlechteste Entwicklung der 28 EU-Staaten auf. In 23 Ländern sinken die Quoten, in drei bleiben sie gleich, nur in Österreich (von 5,7 Prozent 2015 auf 5,9 Prozent 2016) und Estland (von 6,2 auf 6,5) gibt es höhere Zahlen. Tschechien hat demnach mit 4,5 Prozent die niedrigste Arbeitslosenrate zu erwarten, gefolgt von Deutschland (4,6), Großbritannien (5,0), Malta (5,1) und Österreich auf Rang fünf. Die höchsten Quoten werden für Griechenland (24,7) und Spanien (20,0) erwartet. Auch 2017 kann sich Österreich nicht erholen, es wird ein weiterer Anstieg auf 6,1 Prozent erwartet – und auch dann gibt es nur drei Staaten mit steigenden Quoten: Deutschland (von 4,6 Prozent 2016 auf 4,7 Prozent 2017), Estland (von 6,5 auf 7,7) und Österreich. In zwei Ländern bleibt die Arbeitslosenrate unverändert, in 23 sinkt sie weiter. Das zeigt sich auch im Gesamtbild. In der Eurozone soll die Arbeitslosigkeit von 10,9 Prozent 2015 auf 10,3 Prozent 2016 und 9,9 Prozent 2017 sinken, in der gesamten EU von 9,4 über 8,9 auf 8,5 Prozent. Österreichs Inflation soll mit 0,9 Prozent die dritthöchste in der EU sein. Höher liegen nur Belgien (1,7) und Malta (1,4). Durchschnittlich soll die Inflation in der EU heuer 0,3 Prozent und in der Eurozone 0,2 Prozent betragen. In acht EU-Ländern wird es demnach 2016 einen Preisverfall geben: Bulgarien und Zypern (minus 0,7), Kroatien und Rumänien (0,6), Griechenland (0,3), Slowenien (0,2), Luxemburg und Slowakei (0,1). 2017 soll sich die Inflation deutlich erhöhen. Für die Eurozone wird ein Anstieg auf 1,4 Prozent und für die EU auf 1,5 Prozent erwartet. Österreichs Inflation soll dann 1,7 Prozent betragen, der achthöchste Wert in der EU. Spitzenreiter wird dann Estland mit 2,9 Prozent sein. BIP-Wachstum nur auf Rang 21 Beim Wirtschaftswachstum liegt Österreich nur mehr auf Rang 21. 2016 kann Österreich lediglich ein BIP-Plus von 1,5 Prozent erwarten. Das liegt nicht nur unter dem Durchschnitt der EU (1,8), sondern auch unter jenem der Eurozone (1,6). Die besten Prognosen gibt es für Irland mit 4,9 Prozent. Alle EU-Staaten können mit einem Wachstum rechnen, ausgenommen Griechenland (minus 0,3). Ein Wirtschaftswachstum von mehr als zwei Prozent können neben Irland noch Rumänien (4,2), Malta (4,1), Polen (3,7), Schweden (3,4), Luxemburg (3,3), Slowakei (3,2 Prozent), Lettland und Litauen (2,8), Spanien (2,6), Ungarn (2,5) und Tschechien (2,1) erwarten.
3Wirtschaft
Seeleute schrieben Hilferuf mit Palmwedel – von US-Militärflugzeug entdeckt. Los Angeles – Drei Tage nach ihrem Verschwinden sind drei Männer von einer einsamen Insel im Pazifik gerettet worden. Die Männer hätten mit Palmwedeln und Rettungswesten das Wort Help auf den Boden geschrieben und seien deshalb von der Besatzung eines in Japan stationierten US-Militärflugzeuges entdeckt worden, teilte die US-Armee am Samstag mit. Die Rettung erfolgte am Donnerstag, drei Tage, nachdem die Männer mit ihrem kleinen Boot als vermisst gemeldet worden waren. Die Besatzung des Flugzeugs informierte die Angehörigen der Vermissten und eine Rettungsstation auf der Insel Guam, woraufhin ein kleines Boot die Männer einsammelte und auf das Atoll Pulap in Mikronesien brachte, wie die US-Küstenwache mitteilte. Das Flugzeug und mehrere Frachtschiffe hatten zuvor 17 Stunden lang in einem Umkreis von 280 Kilometern nach den Männern gesucht.
1Panorama
Am Montag wurde Insolvenz angemeldet. Georg Pfeiffer wies Vorwürfe zurück, er wolle von der Zielpunkt-Pleite profitieren. Wien – Die Lebensmittelkette Zielpunkt hat am Montagvormittag die Eröffnung eines Konkursverfahrens beim Handelsgericht Wien beantragt. Laut Kreditschutzverband (KSV) belaufen sich die Passiva auf 237 Millionen Euro und die Aktiva auf 33,5 Millionen Euro. Die Passiva setzen sich wie folgt zusammen: Lieferanten schuldet Zielpunkt 38,3 Millionen, Unternehmen aus der Pfeiffer-Gruppe 33,9 Millionen. Dazu kommen weitere Verbindlichkeiten aus dem Personalabbau in Höhe von 56 Millionen Euro und aus der Auflösung von langfristigen Verträgen (Mieten) von 97 Millionen Euro, zusätzlich noch Gutscheine und sonstige Verbindlichkeiten. Bankkredite wurden im Insolvenzantrag nicht angeführt. Von der Insolvenz sind 2.700 Mitarbeiter betroffen. Zielpunkt erzielte im Geschäftsjahr 2014/15 einen Umsatz von 438 Millionen Euro, der Verlust belief sich zuletzt auf rund zwölf Millionen. Die 229 Filialen verteilen sich auf Wien (126), Niederösterreich (53), das Burgenland (23) und die Steiermark (27). Für einzelne Filialen soll es bereits Gespräche mit anderen Lebensmittelketten geben. Zielpunkt soll nun geschlossen und liquidiert werden – zum Masseverwalter wurde Georg Freimüller bestellt. Nach STANDARD-Informationen dürfte in weiterer Folge auch Zielpunkt-Zulieferer Schirnhofer am Montag Insolvenz anmelden. Noch am Wochenende hatte es heftige Diskussionen gegeben, ob bei dem – zumindest außerhalb der Branche – überraschend gekommenen Schritt alles mit rechten Dingen zugegangen ist. (Siehe dazu auch die Analyse Zielpunkt, eine ganz normale Pleite.) Die Gewerkschaft hatte sogar mit rechtlichen Schritten gedroht. Georg Pfeiffer, Chef des Zielpunkt-Eigentümers Pfeiffer-Gruppe, zu dem auch die Unimarkt-Kette gehört, wies in der ORF-Sendung Im Zentrum Sonntagabend alle Vorwürfe zurück, er wolle von der Zielpunkt-Insolvenz profitieren. Darunter auch jenen, dass er an der Übernahme attraktiver Standorte interessiert sei. Pfeiffer als nationaler Anbieter im Lebensmitteleinzelhandel ist Geschichte, sagte Pfeiffer. Dabei solle es bleiben. Beim Immobiliendeal, der erst wenige Wochen vor der Insolvenz stattfand und vor allem die Gewerkschaft heftig irritiert, habe die Pfeiffer Handels GmbH den Kauf der Immobilien, in denen Zielpunkt eingemietet ist, von der Tengelmann-Gruppe eingefädelt. Damit habe man die Mieten für Zielpunkt senken wollen. Die 68 im Paket enthaltenen Immobilien seien von unterdurchschnittlicher Qualität, bei 30 werde man nur schwer oder gar nicht Nachmieter finden. Die wenigen guten Standorte befinden sich laut Pfeiffer in Wien, und eine Expansion dorthin sei für Unimarkt definitiv auszuschließen. GPA erwägt Klage Pfeiffer verwahrte sich auch gegen den Vorwurf, die Insolvenz absichtlich Ende November vor der Auszahlung des Weihnachtsgelds eingeleitet zu haben: So etwas kann man nicht timen. Für Zielpunkt habe es im November aufgrund unerwartet schlechter Umsätze keine Fortführungsperspektive mehr gegeben. GPA-Chef Wolfgang Katzian warf Pfeiffer erneut vor, nicht einmal versucht zu haben, gemeinsam mit der Gewerkschaft eine Alternative zu suchen. Für Katzian ist es nun aber wichtiger, Arbeitsplätze zu erhalten, als eine weitere Konzentration im Wiener Einzelhandel zu verhindern. Wenn die zwei Großen – Spar und Billa – künftig 67 statt 66 Prozent Marktanteil hätten, ist mir das wurscht, wenn tausend Leute Arbeit kriegen, so Katzian. Der GPA-Chef glaubt Pfeiffer nicht, dass dieser erst vor zwei oder drei Wochen erkannt habe, dass Zielpunkt nicht fortgeführt werden kann. Er behält sich rechtliche Schritte vor. Für eine Klage einen Beweis vorzulegen wird aber nicht leicht, wie Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) in der Kronen Zeitung vom Montag festhielt: Man muss nachweisen, ob hier eine bewusste Schädigung herbeigeführt worden ist, und das ist das Problem an der Sache.
3Wirtschaft
Scharfe Kritik an Gegnern aus Nahrungsmittelindustrie. Wien – Schade ums Papier. Josef Domschitz, Vizegeschäftsführer des Verbands der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, hält die in einer aktuellen Studie prognostizierten Folgen von TTIP auf Österreich für nicht nachvollziehbar. Von weniger Jobs und unwesentlich mehr Wertschöpfung ist in Untersuchungen des Instituts für Höhere Studien rund ums Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU die Rede. Spar-Chef Gerhard Drexel warnte vor einer Flut an mit Hormonen und Chemie versehenen und gentechnisch veränderten Lebensmitteln aus den Staaten nach Österreich. Er verstehe nicht, wie man sich, ohne dass es Verhandlungsergebnisse gebe, derart gegen TTIP wehren könne, sagt Domschitz im Gespräch mit dem STANDARD. Österreichs Agrar- und Nahrungsmittelbranche geht ohne Exporte den Bach hinunter. Die USA seien der drittgrößte Lebensmittelmarkt der Welt. Und jeder bessere Zugang dorthin helfe dabei, Arbeitsplätze in Österreich abzusichern. Derzeit sei man in den USA mit aufwendiger Registrierung, Zertifizierung und hohen Zöllen konfrontiert. US-Fleischexporte seien Österreich gänzlich verwehrt. Er finde in der Studie im Übrigen keine Hinweise, ergänzt Domschitz, ob es mit TTIP zu einer totalen Öffnung der Märkte käme – mit einem Wegfall aller Handelshemmnisse und dem Abbau von Qualitäts- und Hygienestandards. TTIP für eine Strukturveränderung verantwortlich zu machen, die seit Jahren im Gange sei, hält er für fahrlässig. So gingen in Österreich in Lebensmittelindustrie und -gewerbe von 2010 bis 2014 knapp 100 Betriebe verloren. Zeitgleich büßte die Biobranche 1245 Unternehmen, der gesamte Agrarbereich gut 7000 ein. Im selben Zeitraum bauten Spar, Rewe und Hofer ihre Marktmacht von weniger als 80 auf mehr als 85 Prozent aus, rechnet Domschitz vor. Die Verluste seien nur dank höherer Exporte minimiert worden. Dass mit TTIP billiges US-Fleisch Österreich überrollt, bezweifelt er: Für sensible Produkte würden stets Kontingente verhandelt.
3Wirtschaft
Polizei geht derzeit von Mord aus – Opfer war polizeibekannt – Motiv noch unklar. Klagenfurt – Ein 47 Jahre alter Klagenfurter ist in der Nacht auf Samstag vor seinem Wohnhaus im Klagenfurter Stadtteil Waidmannsdorf erschossen worden. Die Bluttat ereignete sich knapp nach 2.00 Uhr früh, das Motiv war vorerst noch völlig unklar. Das Opfer war polizeibekannt, wie der Leiter des Landeskriminalamtes, Gottlieb Türk erklärte. Wie viele Projektile den Mann getroffen haben, stand zu Mittag noch nicht fest. Nachbarn in dem Mehrparteienhaus berichteten von zumindest vier Schüssen, die gefallen seien. Die Aussagen der Ohrenzeugen sind aber nicht alle gleich. Über den Täter gab es vorerst keine Erkenntnisse, die Polizei geht aber davon aus, dass der 47-Jährige dem Täter um diese Uhrzeit wohl nicht zufällig über den Weg gelaufen war. Ob der Täter ihm aufgelauert hatte oder ein Treffen vereinbart worden war, stand nicht fest. Nach einem Ortsaugenschein in der Früh begannen die Kriminalisten damit, das Umfeld des Opfers zu durchleuchten. Davon erhofft man sich Aufschlüsse über das Motiv der Tat. Wir können derzeit gar nichts ausschließen, sagte Türk. Zu Gerüchten, wonach es bereits im Frühjahr einen Zwischenfall gegeben habe – damals soll auf das Auto des nun Getöteten geschossen worden sein – könne er derzeit gar nichts sagen.
1Panorama
Italien löst sich langsam aus der dreijährigen Rezession, sowohl Verbraucher als auch Firmen gehen gut gestimmt in den Herbst. Rom – Italiens Unternehmen und Verbraucher gehen mit großer Zuversicht in den Herbst. Sowohl die Stimmung der Firmenchefs als auch die Kauflaune verbesserten sich im September unerwartet deutlich, wie das Statistikamt Istat am Montag mitteilte. Der Geschäftsklimaindex für die gesamte Wirtschaft stieg um 2,3 auf 106,2 Punkte. Das Barometer allein für die Industrie kletterte um 1,5 auf 104,2 Zähler und damit auf den höchsten Stand seit vier Jahren, während Ökonomen hier nur mit einem leichten Anstieg gerechnet hatten. Die Kauflaune der Verbraucher erreichte mit 112,7 Punkten sogar das höchste Niveau seit 13 Jahren, nach 109,3 Zählern im August. Italien löst sich langsam aus der dreijährigen Rezession. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone wuchs zuletzt zwei Quartale in Folge. Im Frühjahr kletterte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,3 Prozent im Vergleich zum Jahresanfang. Die EU-Kommission sagt Italien für 2015 ein Plus von 0,6 Prozent voraus.
3Wirtschaft
Vienna verlängert Untermietvertrag nicht mehr – Vikings-Manager Neugebauer: "Mittelprächtige Katastrophe". Wien – American-Football-Rekordmeister Vienna Vikings ist auf der Suche nach einer neuen Heimstätte. Manager Alfred Neugebauer bestätigte am Mittwoch einen Bericht von football-austria.com, wonach Fußball-Regionalligist First Vienna FC den Untermietvertrag der Vikings auf der Hohen Warte nicht verlängert hat. Ein existenzielles Problem Das ist eine mittelprächtige Katastrophe und auch ein existenzielles Problem, sagte Neugebauer. Seit 20 Jahren spielten die Vikings im Sportstadion in Wien-Döbling. Die Vienna begründete die Entscheidung mit mehr Schonung für das Spielfeld. Österreichs ältester Fußballverein strebt diese Saison den Aufstieg in die Erste Liga an. Auch Rugby soll laut Neugebauer auf der Hohen Warte künftig nicht mehr gespielt werden. Für 2016 steht der 13-fache Football-Meister und achtfache Eurobowl-Champion nun plötzlich ohne Spielort da. Nun laufen Gespräche mit der Stadt Wien. Im Moment sind wir ratlos, betonte Neugebauer mit Blick auf die fehlenden Optionen. Im Raum steht auch eine Übersiedelung nach St. Pölten, die im Footballzentrum Ravelinstraße im elften Wiener Gemeindebezirk trainierenden Vikings wollen jedoch unbedingt in Wien bleiben. Sportstadtrat will Lösung finden Sportstadtrat Christian Oxonitsch zeigte sich über die angebliche Kündigung des Untermietvertrages überrascht. So wie in den letzten Jahren arbeiten wir auch momentan wieder an einer Lösung, damit die Vikings auf der Hohen Warte bleiben können. Das liegt absolut im Interesse der Stadt, erklärte Oxonitsch in einer Aussendung. Von der Vienna sei die Stadt Wien nicht über die Kündigung informiert worden. Laut Oxonitsch wird nun ein Termin mit allen Beteiligten vereinbart: Hier ist das letzte Wort mit Sicherheit noch nicht gesprochen.
4Sport
Gang und Gesang: Die Gedichte in "stromern" reden nicht, sie tun etwas. Sie porträtieren nicht Clochards, Galgenstricke oder Tagediebe, sie stromern selbst – und leisten poetischen Widerstand. Ein Entkommen gibt es nicht. Auch terzinen haben keinen rückwartsgang, beendet Christoph W. Bauer eines seiner neuen Gedichte, das aus lauter Terzinen besteht und durch die Wahl dieser lyrischen Form doch rückwärts geht. Aber natürlich haben Terzinen – die Dreizeiler der Divina Commedia Dantes sind das Muster – einen unaufhaltsamen Sog nach vorn. Was gesagt wird, holt nur kurz Anlauf im Reim des vorletzten Verses, um selber den Stab gleich dem nächsten weiterzugeben und so fort. Bauer liebt alte Formen und man würde am besten gar nicht von Gedichten reden, sondern von carmina wie in der Antike: Lieder, Gesänge. Rhythmus und Reim bringen sie zum suggestiven Wohlklang, selbst wenn sie von den Disharmonien unserer Zeit geprägt sind. Das von Bauer meisterhaft eingesetzte Mittel des (interpunktionslosen) Enjambements, des Übersprungs von einer Verszeile auf die nächste, verfugt das ineinander, was wir sonst nur als auseinanderbrechend wahrnehmen. Es bringt in den Strom der Gedichte aber auch Turbulenzen: Es zwingt zum Rückwärtslesen, um zu verstehen, was vorwärts gemeint ist. Und plötzlich springt aus einzelnen Versen, isoliert aus ihrem Kontext, auch völlig unvorhergesehener Sinn oder Unsinn heraus – eine Farbe mehr in Bauers farbigen Gedichten. Bauers Gesang ist tatsächlich immer ausdrucksstark, mag er nun angriffig, lustvoll, frech daherkommen oder in der (mit charmantem Understatement gemimten) Rolle des Glücklosen, Erfolglosen, Rastlosen: soll doch sollen die anderen / ausser acht lassen will ich mich / vor meiner unleserlichen schrift // nichts mehr gefällt mir muss / mich auf den weg machen / andere sprache anderes land. Das, was sie umtreibt, verwandeln Bauers Verse stets in etwas Leichtes. Aber mag dann das Leben mit all seinen Unwägbarkeiten und Zufällen auch als Spiel erscheinen, so ist es doch nicht ohne Konsequenz und formt sich zu einem irreversiblen Lebenslauf. Die vier Abteilungen des Bandes stromern zusammengenommen können durchaus verstanden werden als ein Entwicklungs-Roman in Gedichten: Herkunft, Kindheit und Jugend prägen den ersten Teil, Lehr-, Wander- und Flegeljahre den zweiten und dritten, freie Ausübung der Meisterschaft den vierten. Über alle Teile hinweg bleibt sich aber eines gleich: die Ruhelosigkeit. Da ist zunächst das Ausbrechen aus römisch-katholischer, grün-brauner Kärnter Provinzialität (zwischen Schilaufen, Kiffen, Catull und Bukoswki), dann das Ausschnüffeln verheißungsvollerer Gegenden (mit, im Paris-Kapitel vor allem, verwirrenden Ernüchterungen), und schließlich das Ankommen in einer heimatlosen Heimat: schenk ein arthur meinetwegen absinth / und hernach ein loblied auf die laterne, endet eines der letzten Gedichte des Bandes. Das Gesöff, das da aus- und eingeschenkt wird, ist aber nicht bloß Absinth, sondern reine Poesie. Dem Sänger unter der Laterne gehört ja nichts mehr außer seinem Lied. Wie die Strophenformen will auch Bauers lyrisches Ich auf und davon – und kehrt doch immer zurück: war lange nicht mehr hier und / doch nie fort..., heißt es bei der Ankunft in Paris. Absolute Trennungen gibt es keine. Diese romantische Grundstimmung bildet wohl auch den Boden für den politischen Widerstand, den diese Gedichte leisten: die geschichte meines landes der dome / führt über die totenbücher von auschwitz. Nicht immer muss es so dramatisch sein, aber selbst auf den Boulevards von Paris gibt es kein Entkommen: paris arg unbeschwert als wäre ich / verliebt soll mir nichts schlimmeres / zustossen denke ich noch da / pufft mich von hinten einer an / ich begreife sofort ein landsmann. Weder Liebe noch Leben werden in Bauers Paris wie einst zum Fest. Die Stadt der Künstler und Dichter ist da wie ein Zitat, abblätterndes Kolorit. Und von Paul Nizon, dem Dichterfreund, ist bloß ein Gelächter zu vernehmen. Dennoch: Nizons existentielle Poetik, das am Schreiben Gehen, wie er es nennt, liegt auch Bauers lyrischem Schaffen zugrunde. Es geht ihm nicht um die genauste Betrachtung der Wirklichkeit, nicht um die Sekunde der wahren Empfindung und schon gar nicht um metaphysische Durchdringung des Daseins. Bauers Gedichte reden nicht, sie tun etwas. Sie porträtieren nicht Stromer, Clochards, Galgenstricke, Tagediebe. Sie stromern selber. Sie vagabundieren, schlagen Haken, nehmen sich dies und das heraus, lassen es wieder liegen. Sie haben kein Ziel außerhalb ihrer selbst. Ihrer Lust genügt das Verlangen. Ihr Schwermut verweigert sich der Therapie. Vielleicht lindern sie den Schmerz, aber unempfindlich sind sie nie. Wenn sie zupacken, ironisch, zynisch, sarkastisch, dann nicht um Beute zu machen, sondern weil sie Bewegung brauchen. Dass sie dabei auch überborden – durch Pathos, Metaphern, Reimseligkeit, Bonmots – kann und wird man ihnen fast immer verzeihen. Integraler Bestandteil von Bauers Gedichten sind die Ahnen: Archilochos, Homer, Ovid, Catull, Horaz, Archipoeta, Villon, Erasmus, Heine, Beckett. Nicht dass er ihnen eine Galerie errichtete. Es geht Bauer vielmehr um eine produktive Zusammenarbeit. Die kann auch diskret sein: Ein einziges vivamus etwa genügt, um Catull als Mitautor eines Gedichts ins Spiel zu bringen. Bauer ist einer der Wenigen, für die die (nicht bloß klassische) Antike ein selbstverständliches Lebensmittel ist. Er ist ein poeta doctus gewiss, aber man muss darunter auch den Narren im humanistisch aufklärerischen Sinn verstehen. Und einen von Günter Eichs Narren auf verlorenem Posten. So kann man sich denn auch Bauers Gang und Gesang gut vorstellen: wie in schuhen denen ich entwachsen bin.
8Kultur
Forscher bestimmten Alter von Tektiten aus verschiedenen Erdteilen und entdeckten Überraschendes. Heidelberg – Vor rund 790.000 Jahren sind auf der Erde offenbar gleich mehrere Asteroiden oder Kometen eingeschlagen – mit globalen Folgen. Das berichten Geowissenschafter der Universität Heidelberg im Fachblatt Geochimica et Cosmochimica Acta nach Sedimentanalysen rund um den Globus. Durch die Einschläge wurden demnach Staub und Gase in hohe Atmosphäre-Schichten geschleudert, wodurch die globale Sonneneinstrahlung zurückging und sich die Erde abkühlte. Den kosmischen Einschlägen auf die Spur kamen die Wissenschafter durch die Untersuchung sogenannter Tektite oder Gesteinsgläsern aus verschiedenen Erdteilen. Diese Gesteinsgläser entstanden bei Einschlägen, bei denen irdisches Material geschmolzen und teilweise tausende Kilometer weit fortgeschleudert wurde. Analysen zeigten, dass die Proben aus Asien, Australien, Kanada und Zentralamerika ein fast identisches Alter aufweisen, sich aber chemisch zum Teil deutlich unterscheiden. Dies deutet auf separate Einschläge hin, die aber etwa zur gleichen Zeit stattgefunden haben müssen. Datierungen zufolge muss es also vor rund 790.000 Jahren mehrere kosmische Einschläge gegeben haben. Zusätzlich zu den Ereignissen im asiatisch-australischen und im zentralamerikanischen Raum entstand durch einen kleineren Einschlag etwa zeitgleich der Darwin-Krater in Tasmanien. Die Verteilung der Tektite und die Größe des Streufeldes deuten darauf hin, dass der einschlagende Körper mindestens einen Kilometer groß war und bei seinem Einschlag innerhalb von Sekunden die ungeheure Energiemenge von etwa einer Million Megatonnen TNT freisetzte, sagt Winfried Schwarz, Erstautor der Studie. Die Einschläge hatten den Forschern zufolge gravierende Auswirkungen: Lokal gab es demnach Feuer und Erdbeben im Umkreis hunderter Kilometer um die Einschlagsorte, bei einem Einschlag in den Ozean außerdem hunderte Meter hohe Tsunamis. Auf globaler Ebene wurden Staub und Gase in hohe Schichten der Atmosphäre ausgeworfen, was zu einer Beeinträchtigung der Sonneneinstrahlung und entsprechenden Abkühlungseffekten führte. Zudem wurde die Biomasseproduktion beeinträchtigt. Allerdings zogen die Einschläge kein Massenaussterben nach sich – im Gegensatz zu dem Asteroideneinschlag von rund 65 Millionen Jahren, der maßgeblich zum Aussterben der Dinosaurier beitrug.
7Wissenschaft
Günther Lachmann soll sich der rechtspopulistischer Partei als Berater angeboten haben. Berlin – Die Tageszeitung Die Welt trennt sich von ihrem Redakteur Günther Lachmann. Das bestätigte Chefredakteur Stefan Aust am Samstagabend der Deutschen Presse-Agentur. Hintergrund der Entscheidung sind Vorwürfe, Lachmann habe sich der AfD als Berater angeboten. Aust sprach von einem groben Verstoß gegen journalistische Grundsätze. Lachmann bestätigte der dpa ebenfalls die Trennung, wollte aber auf Anfrage keine weitere Stellungnahme abgeben. Die Affäre ins Rollen gebracht hatte der nordrhein-westfälische AfD-Vorsitzende Marcus Pretzell. Auf Facebook behauptete er Ende Jänner: Herr Lachmann wollte zwar die AfD mit Frauke Petry und Jörg Meuthen beraten, aber er wollte seinen Job als Journalist bei Die Welt nicht aufgeben und dort weiter verantwortlich sein für die Berichterstattung über die AfD. Nach Angaben Austs wies Lachmann die Beschuldigungen zunächst zurück und gab zudem eine Eidesstattliche Versicherung ab. Damit wollten wir auch deutlich machen, dass wir die Vorwürfe vollständig aufgeklärt haben wollen, sagte der Chefredakteur. Am Samstag habe der Redakteur dann aber die Echtheit mehrerer Mails an die AfD bestätigt. Aus den Mails geht klar hervor, dass Lachmann der AfD eine Art Konzeptvorschlag für eine Neuausrichtung der Partei geschrieben hat, sagte Aust. Das sei mit einer journalistischen Tätigkeit für die Welt nicht zu vereinbaren.
6Etat
Der Netflix-Index misst die durchschnittliche Verbindungsqualität von Nutzern – A1 hat sich verdoppelt. Der neue Netflix-Geschwindigkeitsindex weist den zwei größten Internetprovidern A1 und UPC ein deutliches Plus im Vergleich zum Vormonat aus. Der Videostreaming-Dienst misst, wie schnell seine Kunden den Service nutzen können. Es handelt sich also um keine repräsentative Studie, allerdings liefert die Statistik gute Indizien für die allgemeine Leistungsfähigkeit der Netze. A1 verdoppelte sich beinahe: Statt 1,66 Mb/s konnten sich Nutzer im Schnitt mit 3,12 Mb/s verbinden. Auch für UPC springt ein Plus heraus, von 2,78 Mb/s auf 3,14 Mb/s. Mit großem Abstand voran sind weiterhin kabelplus und Liwest, beide kamen im Februar auf 4,36 Mb/s. Damit holt Österreich auch europaweit auf. Bedeuteten die hiesigen Werte in den vergangenen Monaten noch den Rang als EU-Schlusslicht, überholten österreichische Netflix-Kunden nun andere Nutzer in Italien und Irland. A1 soll sich laut Futurezone entschlossen haben, am OpenConnect-Programm von Netflix teilzunehmen. Der Videostreamer stellt den Providern dafür Equipment zur schnelleren Verbreitung der Inhalte zur Verfügung.
0Web
Prüftool: "Manche Seiten auf google.com enthalten derzeit betrügerische Inhalte" – Problem teilweise behoben. Dass von Googles Website Malware-Bedrohung ausgeht, dürfte für Internetnutzer eine eher überraschende Neuigkeit sein. Diese Feststellung kam allerdings von Google selber, formuliert von jenem Mechanismus, der Internetseiten auf ihre grundsätzliche Sicherheit prüft. Via der Safe Browsing Site Status-Datenbank lässt sich abfragen, ob und warum eine Seite von Google als gefährlich eingestuft wird. Kürzlich war auf diesem Wege auch eine Warnung vor google.com zu finden, die als teilweise gefährlich bewertet wurde, dokumentiert Boing Boing. Manche Seiten auf google.com enthalten derzeit betrügerische Inhalte, heißt es als Zusammenfassung. In den Details zu diesem Urteil wurde unter anderem vor der möglichen Verbreitung von Malware gewarnt. Dabei wurde auf Adressen auf Google Groups und Googles Blogplattform Blogspot verwiesen. Das Problem hat Google mittlerweile teilweise behoben. Google-Domains selber werden nun wieder als nicht gefährlich ausgewiesen, die Warnungen vor den Blogspot- und Groups-Seiten ist aber aktuell noch aufrecht. Wer länderspezifische Domains der Suchmaschine überprüft, kann aber noch den einen oder anderen kuriosen Fund machen. Prüft man etwa die britische Domain google.co.uk, so wird diese zwar als sicher ausgewiesen, das Tool liefert allerdings den Hinweis, dass Einige Seiten dieser Website zur gefährlichen Website google.com weiterleiten würden.
0Web
Serbien ist empört: Kroatien feiert zwanzigstes Unabhängigkeitsjubiläum und lädt Nato-Mitglieder ein – USA, Großbritannien, Deutschland sagen ab. Seit zwei Jahrzehnten läuten am 5. August in Serbien die Trauerglocken, während in Kroatien der Tag des Sieges gefeiert wird, die Rückeroberung der von Serben besetzten Territorien, die endgültige Befreiung von der serbischen Okkupation. An diesem Tag drangen 1995 kroatische Truppen im Rahmen der Militäroperation Oluja (Sturm) in die serbische Hochburg Knin ein. Für Kroaten ist es eine berechtigte Aktion mit glorreichem Ergebnis gewesen, der Höhepunkt des Freiheitskampfes, für Serben ein Kriegsverbrechen, ethnische Säuberung mit Vorbedacht, die die Tötung von rund 2.000 und die Vertreibung von über 200.000 Serben zur Folge hatte. Die Standpunkte sind unversöhnlich. Jedes Jahr kühlen so Anfang August die Beziehungen zwischen Belgrad und Zagreb massiv ab. Dieses Jahr sind die gegenseitigen Vorwürfe und Schuldzuweisungen noch lauter, die unterschiedliche Deutung der gemeinsamen Geschichte kommt besonders krass zum Ausdruck: Zum zwanzigsten Jahrestag der Befreiung will nämlich die kroatische Regierung neben der zentralen Feier am 5. August in Knin am Tag davor eine Militärparade in Zagreb organisieren, Nato-Mitglieder wurden eingeladen an der Parade teilzunehmen. Belgrad reagierte empört. Die Teilnahme an der kroatischen Militärparade, die die ethnische Säuberung der Serben glorifiziert, werde Serbien als einen antiserbischen Akt betrachten, erklärte der serbische Außenminister Ivica Dačić. Aus welchen Gründen auch immer, sagten tatsächlich die USA, Großbritannien, Deutschland, aber auch Slowenien, Ungarn oder Rumänien ihre Teilnahme ab. Und der ewige Streit zwischen Belgrad und Zagreb über Henker und Opfer, Helden und Kriegsverbrecher nahm einen neuen Lauf. Nun herrscht in Kroatien tiefe Bestürzung. Sieg der serbischen Diplomatie und Jubiläums-Siegesfeier im Schatten der diplomatischen Niederlage titelte die kroatische Presse. Unsere Diplomatie hat eine schmerzhafte Niederlage gegen die Aggression der serbischen Außenpolitik erlitten, schreibt die kroatische Zeitung Večernji list. In Belgrad beobachtet man mit Genugtuung den Streit in Kroatien, wer denn schuld an dem Fiasko sei, die Berichterstattung kroatischer Medien über den angeblichen außenpolitischen Einfluss Serbiens, das der Westen nicht verärgern wolle, um es nicht in die russische Umarmung zu treiben. Während die meisten Medien auf beiden Seiten Salz in unverheilte Kriegswunden streuen, stellen nur wenige mit Bedauern fest, wie weit entfernt die Region von einer Versöhnung ist. Das zeigt sich angesichts der zwanzigsten Jubiläumsfeier der Befreiung in Kroatien ebenso wie bei der zwanzigsten Gedenkfeier des Völkermordes in Srebrenica vor zwei Wochen.
2International
Die Raffeisen Bank International erzielte 2015 mit 383 Millionen Euro einen höheren Jahresüberschuss als gedacht. Wien – Vom Verlust-Szenario hatte sich die RBI ja schon im Herbst verabschiedet. Jetzt ist aber klar, dass die Raffeisen Bank International (RBI) 2015 mit 383 Mio. Euro nach vorläufigen Angaben mehr Konzern-Jahresüberschuss eingefahren hat als zuletzt angenommen. Grund sei vor allem die mit 1,266 Mrd. Euro um 28 Prozent geringere Nettodotierung zu Kreditrisikovorsorgen, teilte die RBI Montagabend mit. Die Aktien der RBI haben am Dienstag im Frühhandel an der Wiener Börse mit deutlichen Kursgewinnen reagiert. Die Titel kletterten kurz nach Sitzungsbeginn um 9,59 Prozent nach oben auf 12,40 Euro. Auf Basis der vorläufigen Zahlen betrugen die Risikogewichteten Aktiva (RWA) zu Jahresende 2015 rund 63 Mrd. Euro – nach 69 Mrd. Ende 2014. Damit lag die von Basel III geforderte Kernkapitalquote CET1 Ratio (Common Equity Tier 1 Ratio) fully loaded Ende 2015 bei rund 11,5 Prozent, nach 10,0 Prozent Ende 2014. Für 2014 hatte die RBI ursprünglich einen Konzern-Jahresverlust von 493 Mio. Euro gemeldet, der der Ad-hoc-Mitteilung zufolge nachträglich auf ein Minus von 617 Mio. Euro angepasst wurde. Der Jahresüberschuss betrug 2015 vorläufig 434 Mio. Euro, nach berichteten 463 Mio. Euro Minus bzw. angepasst 587 Mio. Euro Verlust 2014. Vor Steuern machte der Jahresüberschuss 2015 vorläufig 696 Mio. Euro aus; für 2014 waren zunächst 23 Mio. Euro Überschuss vor Steuern vermeldet worden, die wurden nun nachträglich auf 105 Mio. Euro Verlust angepasst. Die Anpassung resultiert dem Institut zufolge daraus, dass die RBI von der Österreichischen Prüfstelle für Rechnungslegung einer regulären Prüfung nach § 2 Abs. 1 Z 2 RL-KG (Rechnungslegungs-Kontrollgesetz) unterzogen wurde. Die RBI erwarte, dass das vorläufige Prüfungsergebnis in den nächsten Monaten per Bescheid bestätigt wird, heißt es. Gegenstand der Prüfung waren der RBI-Konzernabschluss 2014 sowie der RBI-Halbjahres-Finanzbericht 2015. Die Verschiebung von Aufwendungen von 124,1 Mio. Euro führte zu einer Anpassung des Konzernfehlbetrags 2014 auf EUR 616,8 Mio. Euro, heißt es. Dadurch seien diese Aufwendungen nicht im Konzernergebnis 2015 enthalten. Der Gesamtbetrag von 124,1 Mio. Euro setzt sich laut RBI aus zwei Faktoren zusammen: 93,4 Mio. Euro Aufwand für die Wertminderung des Firmenwerts der Raiffeisen Polbank und 34,1 Mio. Euro Aufwand für Nettodotierungen zu Kreditrisikovorsorgen, der weiters in einem latenten Steuerertrag von 3,4 Mio. Euro resultierte. Die Auswirkung auf die regulatorischen Kapitalquoten aus dieser Anpassung sei vernachlässigbar, so die RBI.
3Wirtschaft
Bad Ischler Bar führt Wochenendeintritt ein, angeblich wegen Belästigungsvorfällen – Polizei: "Fantasiegeschichte". Der rund 14.000 Einwohner zählende Ort Bad Ischl, bekannt für sein Kurangebot und als ehemalige Sommerresidenz von Kaiser Franz-Josef I., nimmt schon seit rund drei Jahren Flüchtlinge auf. Bislang verlief das Zusammenleben, so entnimmt man der Berichterstattung, weitgehend friktionsfrei. Nun sorgt das Lokal Charly‘s im Zentrum der Stadt für Aufregung. Wir sind wieder asylantenfrei, verkündete man auf Facebook. Die Einträge wurden auch auf der eigenen Homepage und per Twitter verbreitet, da die Facebook-Postings dort durchgeschalten werden. Um dieses Problem zu stoppen werde nun an Wochenenden ein Eintritt von zwei Euro eingehoben, Gäste erhielten als Gegenleistung dafür ein kleines Freigetränk. Der Eintrag auf der Seite, die sonst nur geringe Nutzeraktivität verzeichnet, sorgte für Entrüstung. Besucher gaben sich geschockt und bezichtigten die Betreiber des Lokals des Rassismus. Etwas später reagierte man. Das ursprüngliche Posting – das mittlerweile in Form von Screenshots kursiert – wurde entfernt und durch eine vagere Formulierung ersetzt. Aufgrund vermehrter Zwischenfälle mit gewissen Gruppierungen würde der Eintritt eingeführt, so die neue Nachricht. Dazu kündigte man an, dass künftig ein Security-Mitarbeiter an der Eingangstür stehen werde. Auch dieser Eintrag führte zu Aufregung. Mehrheitlich sah sich die Charly‘s-Eigentümerin Karin Siebrecht-Janisch mit weiterer Kritik konfrontiert, einige Nutzer spendeten jedoch auch Beifall für die Maßnahme. Siebrecht-Janisch erklärte, es gehe nicht um Ausländer, bin ja selber mit einem verheiratet, sondern um die Flüchtlinge im Ort. Ihr Sohn habe zudem aufgrund des Ursprungspostings Bedrohungen erhalten. In Folgeeinträgen bemängelte sie zudem, dass man in Österreich seine Meinung trotz Meinungsfreiheit nicht kund tun dürfe. Einige Facebooknutzer haben angekündigt, das Lokal künftig zu boykottieren. Das Lokalverbot für Asylwerber begründet die Inhaberin mit angeblichen sexuellen Übergriffen. Sie berichtet gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten von 25 bis 30 jungen Männern, die Besucherinnen und Kellnerinnen belästigen und anderen Gästen Getränke entwenden würden. Das Posting zum asylantenfreien Lokal betrachte sie aber mittlerweile als ungeschickt formuliert. Die Angaben der Wirtin werden jedoch angezweifelt. Bei einem Besuch in der Flüchtlingsunterkunft gemeinsam mit Sozialstadträtin Ines Schiller (SPÖ) soll Siebrecht-Janisch niemanden aus der fraglichen Besuchergruppe dort erkannt haben. Auch die örtliche Polizei konnte auf Anfrage der Bezirksrundschau keine Vorfälle bestätigen. Wir haben noch keine Anzeige – und normalerweise wird so etwas angezeigt, sagt man dort und geht davon aus, dass die Anschuldigungen eine von den Kölner Vorkommnissen inspirierte Fantasiegeschichte seien. Siebrecht-Janisch dementiert und will Übergriffe schon vor der Silvesternacht im Lokal selbst gesehen haben. Auf Facebook bezichtigt sie auch Stadträtin Schiller, nicht die Wahrheit über die Gegenüberstellung zu sagen. In der Presse hat Siebrecht-Janisch nunmehr bekannt gegeben, der Nachtgastronomie ohnehin den Rücken kehren zu wollen. Sie sei bereits seit einem halben Jahr auf der Suche nach einem Käufer für das Charlys. Drei Bewohner von Bad Ischl erklärten gegenüber dem WebStandard, bereits Vorkommnisse in Zusammenhang mit dem Lokal bemerkt zu haben. Berichtet wird übereinstimmend von Schlägereien, von einer Involvierung von Asylwerbern ist ihnen nichts bekannt. Bei Bürgermeister Hannes Heide (SPÖ), der laut OÖN ebenfalls die Schilderungen anzweifelt, stößt das Vorgehen der Lokalbetreiber auf wenig Gegenliebe. Heide hat in Sachen Flüchtlingen und Gerüchte eine Vorgeschichte vorzuweisen. Als im Herbst die Behauptung kursierte, einem Asylwerber wäre von Caritas-Mitarbeitern bei einem örtlichen Elektrogeschäft ein teures Smartphone gekauft worden, konfrontierte er die Urheberin des Gerüchts sowie Mitarbeiter des Shops. Das Resultat: Die Geschichte entpuppte sich als frei erfunden. Die Betreiber des Charly‘s haben sich mittlerweile erneut zu Wort gemeldet. Im jüngsten Facebook-Eintrag heißt es: Ausländer nach wie vor herzlich willkommen, nur handgreifliche Flüchtlinge (Asylwerber) unerwünscht! (Georg Pichler, 13.01.2015)
0Web
Kein "klassischer Wahlkampf" aus der Parteizentrale geplant, offizielle Kür am Freitag. Wien – Es ist wohl kein Zufall, dass SPÖ-Chef Werner Faymann den Sozialminister am Montag ganz besonders zur Neujahrstagung des SPÖ-Parlamentsklubs begrüßte. Dass Rudolf Hundstorfer für die Sozialdemokraten für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren wird, gilt als ausgemachte Sache – und im Unterschied zu Erwin Pröll, dem Doch-nicht-Kandidaten der ÖVP, leistet Hundstorfer zumindest öffentlich keinen Widerstand gegen die Idee. Gegenüber der APA betonte er am Montag gar, bisher nicht Nein gesagt zu haben. Offiziell kürt die Partei ihren Kandidaten erst am Freitag. Doch im Hintergrund ist die SPÖ schon mit Vorbereitungen für einen Hundstorfer-Wahlkampf beschäftigt. Der wird jedenfalls nicht wie ein klassischer Wahlkampf von der Parteizentrale aus geführt, sondern von einem externen Team, wie Parteisprecher Matthias Euler-Rolle sagt. Dieses Team wird sich der Minister selbst zusammenstellen und von der Partei Support aus der zweiten Reihe erhalten, bestätigt SP-Geschäftsführer Gerhard Schmid dem STANDARD. Ein Personenkomitee wird dafür gerade aufgebaut. Das gelte freilich für jeden Kandidaten – Schmid möchte den Gremien nicht vorgreifen. Hundstorfer selbst lässt sich das Pläneschmieden nicht anmerken und tritt vor den nach Wien angereisten roten Klub- und Regierungsmitgliedern, Landeshauptleuten und Bürgermeistern aus den Bundesländern ausschließlich als Sozialminister auf, schwingt keine präsidialen Allgemeinreden. Auch gegenüber der APA verweigerte er – scherzhaft – sämtliche Aussagen. Offen für Hundstorfer sprach sich der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl aus. Er gehe davon aus, dass Hundstorfer als Präsidentschaftskandidat nominiert werde, sagte Niessl. Er hat meine volle Unterstützung, er hat die Unterstützung der burgenländischen Sozialdemokratie, und ich denke, dass er sehr gute Chancen haben wird. Bedeckt bezüglich seiner eigenen politischen Zukunft hielt sich Verkehrsminister Alois Stöger. Kolportiert wird, dass er Hundstorfer im Fall einer Kandidatur als Sozialminister beerben könnte. Tritt Hundstorfer an – und führt den Wahlkampf wie allgemein erwartet nicht parallel zum Ministerjob –, würde das in der roten Hälfte der Bundesregierung jedenfalls das Personalkarussell in Bewegung bringen. Die nötige Umbildung dürfte genauso wie der Präsidentschaftskandidat in den Parteigremien am Freitag beschlossen werden. SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder gab sich im Ö1-Mittagsjournal am Montag gelassen darüber, dass die ÖVP Andreas Khol in den Wahlkampf schickt. Ein Kandidat, den er unterstütze, sollte nicht für Schwarz-Blau stehen, meinte er. Es handle sich aber nicht um eine Lager- oder Parteien-, sondern eine Persönlichkeitswahl. Da gehe es auch darum, dass man schon in den eigenen Reihen erste Wahl sei, immerhin solle man ja auch erster Mann oder erste Frau im Staat sein, verkniff sich Schieder einen Seitenhieb nicht: Khol war für die ÖVP die zweite oder dritte Wahl, das ist das, was ich mitgekriegt habe die letzten Tage – aber das ist nicht mein Problem, ich bin zum Glück nicht ÖVP-Funktionär.
5Inland
Deutschland ist für die ÖVP ein Vorbild: Der Potsdamer Weber ist seit 14 Jahren arbeitslos und lebt seit zehn Jahren von Hartz IV. Selbst Jürgen Weber weiß, dass die Demo nicht unbedingt der Renner wird. Die Sonne knallt auf den Asphalt der Potsdamer Innenstadt, einer der Mitorganisatoren hat einen Kreislaufzusammenbruch erlitten, die Bürgerinnen der brandenburgischen Landeshauptstadt wollen um 18 Uhr nur noch Eis essen oder in einen der vielen schönen Seen springen. Aber es nutzt ja nix. Montag ist. Und Montag ist Protesttag. Immer schon gewesen, schon bevor Hartz IV in Deutschland am 1. Jänner 2005 eingeführt wurde. Das waren noch Zeiten damals. Millionen Deutsche gingen auf die Straße, um gegen die einschneidenden Sozialreformen der rot-grünen Regierung von Kanzler Gerhard Schröder zu protestieren. Mehr als zehn Jahre später ist die Zahl der Demonstranten in Potsdam recht überschaubar. Gerade mal zehn sind gekommen. Na ja, das ist schon okay, sagt Weber, haben wir uns wenigstens wieder einmal getroffen. Die Demos sind ja nicht mehr ganz so wichtig. Heute läuft der Protest über das Internet. Natürlich hat auch Webers Verein eine Website. www.hartz-4-betroffene.com heißt sie, und der 52-Jährige pflegt sie akribisch. Es gibt kein Gesetz, keine Ausnahme davon, keine Vorschrift, die er nicht kennt. Er selbst lebt seit Inkrafttreten der Reform von Hartz IV. Lange Suche In der DDR und auch später, im wiedervereinigten Deutschland, hatte Weber viele Jobs. Er war Bautischler, Zimmermann, Vulkaniseur, Köhler, und zuletzt arbeitete er im Potsdamer Recyclinghof. Doch dann erkrankte er, seither ist er zu 30 Prozent behindert. 2001 kam die Kündigung. Und dann kam nichts mehr. Klar hab ich mich beworben, ich wollte ja arbeiten, aber keiner wollte mich nehmen, sagt er. Zunächst erhielt er Arbeitslosengeld, doch mit Inkrafttreten der Hartz-Reformen rutschte Weber in den Keller, wie er es selbst formuliert. Das Geld ist knapp kalkuliert (siehe Infobox), der alleinstehende und kinderlose Weber muss auf vieles verzichten. Meistens ist er zu Hause, weil das Bier in der Kneipe würde gleich wieder ein Loch ins schmale Budget reißen. Besucht er manchmal Freunde? Oder sie ihn? Fehlanzeige. Denn: Da sollte man doch wenigstens mal einen Kuchen mitbringen. Aber das ist nicht drin. Er schüttelt den Kopf und sagt mit fester Stimme: Freunde kann ich mir nicht mehr leisten. Man merkt, dass er diesen Satz schon oft ausgesprochen hat. Seinen Alltag beschreibt er so: Der Arzt sagt, er solle sich gesund ernähren. Aber das kostet. Wissen Sie, wie teuer Obst und Gemüse geworden sind? Also ist er ein Experte in Sachen Sonderangebote. Denn: Wenn die Gurken billiger sind, dann kann ich auch eine zweite kaufen. Lebensmittelspenden Auch in Potsdam gibt es – wie in vielen deutschen Städten – die Tafel, die Lebensmittelspenden an Bedürftige verteilt. Weber könnte dort etwas holen. Niemals!, sagt er und ist entrüstet. Zur Tafel nämlich hat er eine eigene Theorie: Die wurde geschaffen, um die Menschen klein und in Abhängigkeit zu halten. Tatsächlich decken bei den mehr als 900 deutschen Tafeln Zehntausende zumindest ihren Grundbedarf an Nahrung. Wat meinen Se, wat los wär, wenn die nix mehr zu fressen hätten?, fragt er nun in schönstem Berlinerisch. Sie würden ruck, zuck auf die Straße gehen und für Rambazamba sorgen. Aber das will der Staat ja nicht. Abhängigkeit Es ist diese Abhängigkeit von der staatlichen Obrigkeit, die ihn – nebst dem wenigen Geld – so wütend macht: Millionen Menschen werden absichtlich kleingehalten und müssen um jeden Cent extra betteln. Auch dagegen kämpft Weber mit seinem Verein an. Bei den Sozialgerichten ist sein Name nicht unbekannt. Da war zum Beispiel die Sache mit der Arbeitsverweigerung. Irgendwann wurde ihm die Kürzung der staatlichen Leistung angedroht, wenn er nicht einen Ein-Euro-Job annehme – zum Wohle der Gemeinschaft, die ihn ja auch finanziert. Viele Klagen Weber sollte mit einigen anderen in einem Potsdamer Naturschutzgebiet saubermachen und Wege reparieren. Kein Problem, hätte er ja auch gemacht. Aber: Es gab dort keine Toilette. Sich in der Natur zu erleichtern fand er würdelos. Er verweigerte den Job, Hartz IV wurde ihm gekürzt. Weber zog vor Gericht und gewann. An die zwanzig Verfahren hat er gegen den Staat schon geführt, die meisten erfolgreich. Man muss sich wehren. Und wenn ich das mache, profitieren ja auch andere davon, sagt er. Er selbst hat auch genaue Vorstellungen, wie er das System ändern würde: Wir brauchen ein bedingungsloses Grundeinkommen für jeden Menschen. Er hat es auch schon einmal durchgerechnet und kommt auf 1080 Euro im Monat. Dann müssten die Menschen nicht mehr so auf der Stelle treten und würden auch wieder kreativer werden. Denn nichts lähme einen Menschen so wie Armut und Perspektivlosigkeit. Vielleicht geht er doch noch mal irgendwann in die Politik. Für die Linken zu kandidieren kann sich Weber vorstellen. Dann würde er für das Grundeinkommen kämpfen. Das wäre in seinen Augen eine echte Reform. Denn ansonsten bedeutet Reform in Deutschland ja immer, dass es für die Betroffenen schlechter wird.
3Wirtschaft
Van Gaal-Truppe verliert 1:2 bei Aufsteiger Bournemouth – ManCity mit 2:1-Erfolg gegen Swansea vorerst Tabellenführer. London – Manchester United hat wenige Tage nach dem Aus in der Champions League in Wolfsburg auch in der englischen Premier League eine bittere Niederlage hinnehmen müssen. Beim Abstiegskandidaten AFC Bournemouth verlor das Team von Coach Louis van Gaal am Samstag mit 1:2 (1:1). Vor 11.334 Zuschauern traf Junior Stanislas in der zweiten Minute mit einer direkt verwandelten Ecke zum 1:0 für den Aufsteiger. Nach dem Ausgleich durch Marouane Fellaini (26.) erzielte Ex-ManU-Spieler Joshua King in der 54. Minute das 2:1 für die Gastgeber, die eine Woche zuvor Chelsea 1:0 bezwungen hatten. Mit 29 Punkten bleibt Rekordmeister Manchester United aber vorerst auf Platz vier, drei Punkte hinter dem Stadtrivalen City. Manchester City ist am Samstag in der englischen Fußball-Premier-League zumindest vorläufig auf Platz eins geklettert. Der Vizemeister gewann daheim gegen Swansea dank Treffern von Wilfried Bony (26.) und Yaya Toure (92.) beziehungsweise Bafetimbi Gomis (90.) mit 2:1 und holte damit das Sensationsteam Leicester City aufgrund der besseren Tordifferenz von der Tabellenspitze. Der Club von Christian Fuchs empfängt am Montag Meister Chelsea. Marko Arnautovic erreichte mit Stoke City auswärts gegen West Ham ein 0:0.
4Sport
Ex-Minister fühlte sich von Facebook-Posting in seiner Ehre gekränkt und klagte wegen übler Nachrede. Salzburg – Ex-Innenminister Ernst Strasser ist am Dienstag mit seiner Berufung gegen das Urteil für den Salzburger Partnervermittler Peter Treichl vor dem Oberlandesgericht Linz gescheitert. Strasser klagte Treichl wegen übler Nachrede, weil dieser ihn auf Facebook als Betrüger bezeichnet hatte. In erster Instanz wurde Treichl freigesprochen, wogegen Strassers Anwalt Michael Wukoschitz Berufung anmeldete. Das Oberlandesgericht Linz bestätigte den Freispruch aber. Hintergrund der Privatklage des Ex-Ministers war ein Posting, das Treichl am 14. Jänner auf Facebook veröffentlichte. Darin behauptete Treichl, dass Strassers Lebensgefährtin, ihm Know-how und Kunden gestohlen sowie Geld unterschlagen habe. Abschließend schrieb Treichl: Strasser und sei Freindin ... Gleich und gleich gesellt sich gern ... hot scho sein Grund warum er sitzen muss ... für mich persönlich sans beide Betrüger. Strasser, der derzeit mit einer Fußfessel eine dreijährige Haftstrafe wegen Bestechlichkeit verbüßt, fühlte sich in seiner Ehre gekränkt und wollte Schadenersatz. Einzelrichter Aleksandar Vincetic sprach Treichl in erster Instanz am 9. Juli frei mit der Begründung, Treichl habe mit dem Posting ein Werturteil und keine Tatsachenbehauptung ausgesprochen. Dieser Rechtsmeinung schloss sich am Dienstag auch das OLG Linz an und leistete der Berufung nicht Folge.
5Inland
Vor allem die Bestellung von Norbert Darabos stößt weiter auf Kritik. Niessl: "Darabos ist ein möglicher Nachfolger". Eisenstadt – Das Bild der Einmütigkeit, das die burgenländische SPÖ sich gerne macht von sich selber, hat spätestens seit der Regierungsbildung im Sommer ein paar Unmutstrübungen hinnehmen müssen. Das liegt nicht nur am Zusammengehen mit den Blauen, sondern auch an Personalien. Landeshauptmann Hans Niessl muss sich diesbezüglich vor allem aus dem Mittelburgenland einiges anhören. Immer noch sind viele Oberpullendorfer Genossen und Genossinnen schwer verärgert darüber, dass ihr Spitzenkandidat, der langjährige Soziallandesrat Peter Rezar, Norbert Darabos Platz machen würde. Möglicher Nachfolger Ob er denn – so wurde der rote Landeschef unlängst auf einer Bezirksausschusssitzung fast peinlich befragt – von Bundeskanzler Faymann gezwungen wurde, den glücklosen Bundesgeschäftsführer ins Burgenland zu holen, damit die Bundespartei zur rot-blauen Koalition schweigt. Oder sei das gar die Strafe dafür gewesen, dass Rezar Faymann harsch kritisierte ob seiner Performance? Niessl, so ein Sitzungsteilnehmer, habe nicht nur bei dieser Frage recht unwirsch reagiert. Von niemandem lasse er sich wen aufs Aug drücken. Darabos sei ein möglicher Niessl-Nachfolger. Man müsse an die Zukunft denken. Drei Fragen sollen es gewesen sein, welche die Aufmüpfigen ihrem Chef gestellt haben. Symbolisch genug: Ebenso viele hat Josef Cap 1982 dem amtierenden Landeshauptmann Theodor Kery gestellt. Und Kery, den Cap damals ziemlich ramponierte, stammte aus dem Bezirk. Es war eine unüberhörbare Anspielung. Mich, sagte ein älterer Sitzungsteilnehmer zum STANDARD, erinnert der Niessl immer mehr an Kery in seiner Endphase. Ungeduldig, ein wenig selbstherrlich, kritikmüde. Hans Niessl sieht das etwas anders. In fünf von sieben Bezirken habe er sich den Ausschüssen schon gestellt. Insgesamt ist die Stimmung sehr gut. Gerade in der Sozialdemokratie ist uns bewusst, dass Diskussionen innerhalb der Gremien sehr wichtig sind. Freilich führt nicht jede Frage zu Diskussionen. Die dritte aus Oberpullendorf zum Beispiel. Die burgenländische SPÖ habe Ende Mai das schlechteste Wahlergebnis seit 1949 erzielt. Nach einem auf den Spitzenkandidaten zugeschnittenen Wahlkampf. In Niessls Heimatbezirk Neusiedl gab es die schwerste Schlappe. Warum also sei er als Hauptverantwortlicher dafür nicht zurückgetreten? Aus Eisenstädter Sicht ist das keine Frage: Ohne Niessl wär alles noch viel schlimmer. Außerdem geht es wieder bergauf: Mit Stand vergangener Woche gebe es mehr Parteieintritte als -austritte.
5Inland
Protonenstrahlen ermöglichen bis zu einer Milliarde Kollisionen pro Sekunde. Bern - Mittlerweile läuft er nach seiner Aufrüstung, die 27 Monate lang dauerte, bereits wieder seit einigen Wochen. Doch erst seit Mittwochfrüh wird am Large Hadron Collider (LHC) wieder richtig Physik betrieben, sprich: Es werden Daten gesammelt und ausgewertet. Nach mehr als zwei Jahren kollidieren am CERN wieder die Protonen - und sie tun es erstmals mit der noch nie dagewesenen Energie von 13 Tera-Elektronenvolt (TeV). Der LHC werde nun während drei Jahren rund um die Uhr laufen, teilte das Teilchenforschungsinstitut CERN bei Genf mit. Damit können die Experimente nun wieder Daten sammeln, um neuen physikalischen Phänomenen auf die Spur zu kommen - die womöglich noch spannender sind als die Entdeckung des Higgs-Bosons im Jahr 2012. Um 10.40 Uhr am Mittwoch verkündeten die Betreiber des Large Hadron Colliders (LHC) stabile Protonenstrahlen. Dies war das Signal, dass nun wieder experimentelle Daten gesammelt werden können - erstmals bei einer Beschleunigungsenergie von 13 TeV, fast dem Doppelten dessen, was beim letzten Durchlauf aufgewandt wurde. Die Protonenstrahlen bestehen aus Protonenbündeln, die mit annähernder Lichtgeschwindigkeit durch den 27 Kilometer langen LHC-Tunnel rasen. Am Mittwoch war der LHC mit sechs solchen Bündeln gefüllt, die jedes an die 100 Milliarden Protonen enthielten. Diese Rate soll fortlaufend auf 2.808 Bündel erhöht werden, was es dem LHC erlaubt, bis zu einer Milliarde Kollisionen pro Sekunde zu produzieren. Es ist Zeit für neue Physik, schwärmte CERN-Generaldirektor Rolf Heuer in der Mitteilung. Der erste Durchlauf, der zum Nachweis des Higgs-Bosons geführt hat, sei dagegen nur der Beginn der Reise gewesen. Das Higgs-Boson war das letzte noch nicht entdeckte Puzzlestück im Standardmodell der Teilchenphysik, der Theorie, die sämtliche sichtbare Materie des Universums und ihre Wechselwirkungen erklärt. Lasst uns sehen, was uns die nun fließenden Daten über das Funktionieren unseres Universums erzählen werden, sagte Heuer. Mit dem nun gestarteten zweiten Durchlauf wollen die Physiker das Standardmodell weiter erforschen - und vor allem nach Physik suchen, die darüber hinaus geht. Unter anderem hoffen die Forscher das so wichtige Ungleichgewicht zwischen Materie und Antimaterie zu verstehen. Wäre es nicht dazu gekommen, würden wir gar nicht existieren: Denn eigentlich sollten beim Urknall genau gleich viel Materie wie Antimaterie entstanden sein, die einander beim Zusammentreffen auslöschen hätten müssen. Und natürlich ist auch die immer noch nicht enträtselte Dunkle Materie im Fokus, die laut dem Standardmodell der Kosmologie ein Viertel der Masse bzw. Energiedichte des Universums ausmachen soll: Eine Hypothese, für die es bislang nur indirekte Belege gibt.
7Wissenschaft
ÖVP-Minister Schelling: "Bei Konventionsflüchtlingen und solchen, die um ihr Leben fürchten, kann man keine Obergrenze ansetzen". Eisenstadt – In der Debatte über Obergrenzen für Asylanträge scheinen sich die Regierungsparteien weiterhin auch intern nicht einig zu sein: Der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) stimmt mit Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) überein, dass 90.000 oder 100.000 zu hoch sind, wie er dem ORF Burgenland sagte. Die ÖVP trommelt seit Tagen medial eine Debatte über Obergrenzen, Details, wie das in der Praxis aussehen soll, blieb sie bisher schuldig. Parteichef und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner sprach aus Kapazitätsgründen von 90.000 bis 100.000 Menschen, Parteifreund Haslauer hält das für zu viel. Rückendeckung bekommt Haslauer nun ausgerechnet vom roten Landeschef Niessl, dessen Partei bisher gegen die Diskussion aufgetreten ist. Man müsse aber zwischen Kriegsflüchtlingen und Wirtschaftsmigranten unterscheiden, betonte Niessl einmal mehr. Bei Kriegsflüchtlingen soll es keine Grenze geben, aber natürlich können nicht alle Wirtschaftsflüchtlinge nach Schweden, Österreich oder Deutschland kommen. Die Aufnahmeverfahren müssten an der Schengen-Außengrenze durchgeführt werden, und da müssen auch die Kriegsflüchtlinge auf alle 28 EU-Länder aufgeteilt werden. Dann stelle sich auch das Problem nicht, denn von den 100.000, die nach Österreich gekommen seien, seien vergangenes Jahr vielleicht 30.000 bis 40.000 Kriegsflüchtlinge gewesen. In der ÖVP wiederum äußert sich Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) eher zurückhaltend: Bei Konventionsflüchtlingen und solchen, die um ihr Leben fürchten, kann man keine Obergrenze ansetzen, betonte er in der Tiroler Tageszeitung vom Montag. Bei anderen muss man aber sagen, irgendwann ist das Limit erreicht. Mit dem Zustrom, den Österreich 2015 hatte, sei man nahe dran. Es gehe nicht darum zu sagen, 80.000 oder 100.000 oder 120.000 Flüchtlinge. Entscheidend werde sein, die Kapazitätsgrenze auf ganz Europa umzulegen. Ich habe kein Verständnis mehr, dass die Last auf ganz wenigen Ländern ruht, nur weil die extrem attraktiv sind. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) kann einer Obergrenze für Asylanträge in Österreich nichts abgewinnen. Einfach eine Zahl zu nennen, greife zu kurz, erklärte er auf Anfrage der APA: Die Flüchtlingskrise muss endlich als gesamteuropäische Herausforderung erkannt und behandelt werden. Es liege vielmehr an der EU, Kapazitätsgrenzen für Europa zu definieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Unter anderem führte Platter eine effiziente Sicherung der EU-Außengrenzen und die Errichtung von Hotspots ins Treffen. Die Asylverfahren müssen in Hotspots an der Außengrenze abgewickelt werden, damit jene, für die kein Asylgrund besteht, erst gar nicht nach Europa einreisen, argumentierte Tirols Landeschef. Zudem brauche es eine Unterscheidung zwischen echten Kriegsflüchtlingen und jenen, die aus rein wirtschaftlichen Motiven ihre Heimat verlassen. Die Bundesspitze der SPÖ-wollte sich am Montag nicht zu Obergrenzen äußern und verwies lediglich auf eine Aussendung des Kärntner Landeshauptmanns Peter Kaiser, der auch stellvertretender Parteichef ist. Kaiser hatte die Obergrenzendebatte am Sonntag als realitätsfern bezeichnet. In der Wiener SPÖ wird die Diskussion mit großer Skepsis mitverfolgt. Denn es könne keine Höchstgrenze für Menschlichkeit geben, wie der rote Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler am Montag im APA-Gespräch befand. Die Obergrenzendebatte ist eine Beruhigungspille für die Bevölkerung, kritisierte er entsprechende Vorstöße. Denen, die flüchten, muss man helfen, zeigte er sich überzeugt. Dies sei eine große Herausforderung nicht nur für Österreich, sondern für ganz Europa. Hier gibt es laut Niedermühlbichler durchaus noch Handlungsbedarf. Noch seien die Lasten zwischen den einzelnen Staaten nicht gerecht verteilt. Theoretisch kann man zwar Höchstgrenzen haben wollen, die Frage ist aber, wie das funktionieren soll, zweifelte der rote Parteimanager an einer Umsetzung: Das ist nicht machbar. Die Leute stehen ja an der Grenze. Man müsse sich um die Betroffenen kümmern – wenn man nicht in Kauf nehmen wolle, dass etwa Kinder in der Kälte erfrieren. In der Diskussion werde den Menschen vorgegaukelt, dass es einfache Lösungen gebe.
1Panorama
Der amerikanische Fast-Food-Konzern hat sich Medienberichten zufolge um eine Lizenz beworben. Oak Brook (Illinois) – Der US-amerikanische Fast-Food-Konzern McDonalds plant nach der Atom-Einigung, Filialen im Iran zu eröffnen. Wie die Nachrichtenagentur Tasnim am Sonntag berichtete, soll sich McDonalds um eine Lizenz im Iran beworben haben. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. McDonalds ist bei Iranern sehr beliebt und gilt bei Auslandbesuchen meist als erste Station. Schon während der Präsidentschaft des reformorientierten Mohammed Chatami Ende der 1990er Jahre plante das Land die Eröffnung der ersten McDonalds-Filiale in Nordteheran. Dagegen gab es damals aber heftige Proteste der Hardliner im Iran, die in McDonalds das Symbol des Imperialismus und amerikanischen Kapitalismus sahen. Präsident Chatami und seine Regierung mussten das Projekt daraufhin auf Eis legen. Statt McDonalds wurde auf dem gleichen Gelände ein ähnliches Fast-Food Restaurant mit dem Namen Superstar eröffnet. Das Essen dort hatte jedoch wenig mit dem des US-Konzerns zu tun.
3Wirtschaft
Star der New England Patriots steht dem Super-Bowl-Sieger schon zum Saisonauftakt zur Verfügung. New York – Starquarterback Tom Brady steht Super-Bowl-Sieger New England Patriots beim Saisonstart der National Football League (NFL) doch zur Verfügung. Richter Richard Berman hob die Vier-Spiele-Sperre für den 37-Jährigen am Donnerstag überraschend auf. Vorausgegangen waren siebenmonatige ergebnislose Gespräche zwischen der NFL und der Spielergewerkschaft im Deflategate. Im Playoff-Halbfinale im Jänner gegen die Indianapolis Colts hatten elf der zwölf Patriots-Bälle in der ersten Halbzeit weniger Luft als zugelassen, obwohl sie vorher von den Schiedsrichtern überprüft und für gut befunden worden waren. Die Patriots wurden in der Folge zu einer Strafe in Höhe von einer Million Dollar verurteilt. Nach einer NFL-Untersuchung wurde auch Brady suspendiert, weil er von der Aktion gewusst haben soll. Der Richter argumentierte nun, man hätte Brady über eine drohende Strafe vorher informieren müssen.
4Sport
Einige sehen in der Milchfabrik in Drucat die Zukunft der französischen Landwirtschaft – viele aber eher einen Verstoß gegen französische Esskultur. Wenigstens etwas haben diese Kühe: Zeit, sich gegenseitig zu beäugen. Ein heimlich geschossenes Bild zeigt 60 gescheckte Rindvieher, die im Kreis stehen und warten, dass die Melkschläuche ihre Euter leeren. 794 Milchkühe sind täglich abzufertigen. Das sind zwar weniger als tausend, doch in Frankreich spricht man nur noch von der ferme des mille vaches, dem Hof der 1.000 Kühe. Der riesige, 234 Meter lange Hangar, der von außen eher einer Fabrik als einem Bauernhof gleicht, befindet sich im nordfranzösischen Drucat an der Somme-Mündung. Für die Öffentlichkeit ist er nicht zugänglich; Journalistenanfragen – auch vom STANDARD – werden seit Monaten abschlägig beantwortet. Dabei ist in Frankreich kein Bauernhof so riesig und so bekannt wie dieser. Aber keiner ist auch so umstritten. Denn Frankreich ist nicht nur das flächenmäßig größte Agrarland der EU, sondern stolz auf seine Ess- und Lebenskultur, die traditionell auf einer natürlichen, erdverbundenen Landwirtschaft beruht. Der Initiator dieser Kuhfarm, der Bauunternehmer Michel Ramery, ließ sich von Deutschland inspirieren, wo es bereits solche Gehöfte gibt. Sie tragen dazu bei, dass Deutschland heute mehr Milch als Frankreich herstellt, auch wenn die französische Agrarproduktion insgesamt noch größer als die deutsche ist. Ramery packte 2011 ein paar Dutzend Agrarfunktionäre und Lokalpolitiker in ein Flugzeug nach Hamburg und besichtigte mit ihnen zwei Großbetriebe für 1.000 Kühe. Nach seiner Rückkehr lancierte er sein Projekt. Bald nahm es Gestalt an. Und bald wurde es zu einem Politikum ersten Grades. Zuerst protestierten lokale Umweltschützer gegen die geplante Milchfabrik, dann folgten die Tierschützerin Brigitte Bardot und die Confédération Paysanne, die drittgrößte Bauerngewerkschaft des Landes. Meinungsumfragen ergaben eine klare Mehrheit der Franzosen gegen die ferme des mille vaches. Ramery erhielt aber die Baubewilligung und nahm den Betrieb in Drucat im September 2014 auf. Im Winter wurde es ruhig um das umstrittene Gehöft. Doch dann veröffentlichte die Ökoplattform Reporterre Luftbilder von verendeten Kühen, die aufgedunsen vor dem Hangar in Drucat herumlagen. Vor einem Monat berichtete ein entlassener Arbeiter über Praktiken, die man aus der EU verschwunden geglaubt hatte, wie die Zeitschrift LObs meinte: Die Kühe seien erschöpft, abgemagert und schmutzig; mehr als die Hälfte würden wegen ungepflegter Hufe hinken. Die Tröge würden nur alle zwei Wochen gereinigt, kranke Tiere ohne Beiziehung eines Veterinärs euthanasiert. Der Verantwortliche des Hofes, Michel Welter, musste einräumen, dass die Kuhsterblichkeit in Drucat anfänglich höher als anderswo gewesen sei; Zahlen veröffentlicht er aber nicht. Dafür wurde bekannt, dass er die behördliche Zulassung für 500 Kühe klar überschritten hatte. Das sei nur passiert, weil er die Kuhherde eines verstorbenen Züchters übernommen habe, bevor er die administrativen Genehmigungen habe einholen können, redete sich Welter heraus. Die Präfektur des Departements Somme hat den Besitzer des Megahofs Anfang Juli aufgefordert, die Herde auf 500 Tiere zu reduzieren. Das verlangt auch Landwirtschaftsminister Stéphane Le Foll. Er schwankt aber wie die gesamte Regierung, welche Haltung er gegenüber dem für Frankreich so neuartigen Betriebsmodell einnehmen soll. Rentable Großbetriebe gelten als mögliche Antwort auf die dramatische Krise der französischen Kleinbauern. Welter meint, nicht einmal sein Riesenbetrieb werde noch wettbewerbsfähig sein, wenn er ihn auf 500 Kühe abbauen müsse. Bald werden die Franzosen nur noch deutsche Milch trinken, warnt er. Dann wird es zu spät sein, unsere Landwirtschaft zu retten. Die linke Confédération Paysanne setzt dagegen auf die Konsumenten: Ob in Deutschland oder Frankreich – die Leute sind bereit, etwas mehr zu zahlen, um Tierfabriken zu verhindern, meint ein Sprecher der Gewerkschaft zum STANDARD. Der öffentliche Druck hat bereits gewirkt: Genossenschaftlich organisierte Supermarktketten wie Système-U haben beschlossen, keine Milch mehr vom Hof der 1.000 Kühe zu beziehen. Auch die Kooperative Agrial in der Normandie verzichtet für die Herstellung ihrer Käse, Cremes und Joghurts auf die an sich billigere Milch. Aber der Preis ist nicht das einzige Argument im Land des Savoir-vivre.
1Panorama
20 von 21 Gouverneuren gewannen ohne Stichwahl – Opposition verliert und klagt über EInschränkungen. Erfolgreicher Stimmungstest für Russlands Regierung ein Jahr vor der Dumawahl: Von den 21 Gouverneuren, über die am Sonntag abgestimmt wurde, muss nur das Oberhaupt der Region Irkutsk Sergej Jeroschtschenko in eine Stichwahl. Der Kandidat der Kremlpartei Einiges Russland verpasste die Mehrheit im ersten Wahlgang mit 49,6 Prozent denkbar knapp. Besser lief es für seinen Parteikollegen Leonid Markelow, der es auf 50,8 Prozent schaffte, obwohl er bei einem Wahlkampfauftritt unzufriedenen Bürgern damit drohte, die einzige asphaltierte Straße des Dorfs umzupflügen, weil er sich schlecht empfangen fühlte. Das im Internet verbreitete Video des Auftritts sorgte für Schlagzeilen und Missmut, aber nicht für die Abwahl Markelows. Geradezu sozialistische Ergebnisse fuhren hingegen der seit 1997 regierende Gouverneur von Kemerowo Aman Tulejew und der Präsident der Teilrepublik Tatarstan Rustam Minnichanow ein. Bei einer Wahlbeteiligung von jeweils 92 Prozent erreichte der erste 96,7 Prozent Zustimmungswerte, der zweite rund 94 Prozent. Das in der Duma etablierte Vierparteiensystem blieb bei den Wahlen zu den Regionalparlamenten weitgehend stabil. Einiges Russland ist dabei die führende Kraft, die Kommunisten erzielten leichte Zugewinne, die nationa listische LDPR und Gerechtes Russland errangen ebenfalls ihre Mandate. Eine Chance, diese Konstellation in der nächsten Duma zu ändern, haben die Nationalisten von der Heimat-Partei des Vizepremiers Dmitri Rogosin. Die liberale Oppositionspartei Parnas, deren Kandidatur nur in der Region Kostroma zugelassen wurde, scheiterte hingegen deutlich an der Fünf-Prozent-Hürde. Die Partei klagte über zahlreiche Behinderungen. So wurde der Wahlkampfmanager der Partei Andrej Piwowarow verhaftet. Am Wahltag konfiszierte die Polizei dann bei der Opposition eine größere Geldsumme, die als Kaution dienen sollte.
2International
"Signifikante Ausweitung der privaten Mittel" bei Forschung nötig – Zweiprozentige Hochschulquote derzeit weit entfernt. Wien – Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) mahnt weitere Anstrengungen zur Erreichung einer Forschungsquote von 3,76 Prozent bis 2020 sowie einer Hochschulquote von zwei Prozent des BIP ein. Für die Erreichung des Forschungsziels brauche es eine signifikante Ausweitung der privaten Mittel, heißt es in einer Aussendung. Auch an den Hochschulen gebe es Potenzial für mehr private Finanzierung. Die Regierung hat sich in diversen Strategiepapieren das Ziel gesetzt, bis 2020 die Forschungsquote auf 3,76 Prozent zu steigern – ein Drittel der dafür nötigen Mittel sollen dabei von der öffentlichen Hand getragen werden. Im Regierungsprogramm enthalten ist außerdem das Ziel, für Hochschulen zwei Prozent des BIP aufzuwenden (ohne Aufteilung auf öffentliche und private Mittel). Derzeit liegt die Forschungsquote praktisch genau bei drei Prozent und damit im europäischen Spitzenfeld, allerdings unter den Werten von Dänemark, Finnland und Schweden. 2015 wurden insgesamt 10,1 Mrd. Euro für Forschung ausgegeben – um 2020 auf 3,76 Prozent des BIP zu kommen, müsste dieser Wert laut einer Wifo-Vorausschätzung auf knapp 15 Mrd. Euro anwachsen. Unter Annahme einer gleichmäßigen jährlichen Steigerung der Mittel wie seit 2011 liegt die öffentliche Forschungsfinanzierung derzeit auf Zielkurs, so das Wifo. Die private Finanzierung bleibt jedoch hinter den für eine Zielerreichung notwendigen Mitteln zurück. Die Ursachen dafür lägen in einer Kombination aus dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld und der auf Branchen mit mittlerer bis mittelhoher Forschungsintensität konzentrierten Wirtschaftsstruktur. Die Hochschulquote Österreichs beträgt derzeit knapp 1,5 Prozent und liegt damit über jener von Deutschland und der Schweiz, allerdings weit hinter den USA und Südkorea und auch hinter den skandinavischen Ländern. Bezieht man in diese Betrachtung die (in Österreich vergleichsweise hohen) Studentenzahlen mit ein, ist der Abstand zu den Spitzenländern aber größer als im Forschungsbereich. In Österreich werden die Hochschulausgaben zu fast 95 Prozent (OECD: 69 Prozent) von der öffentlichen Hand getragen, liegen aber trotz Steigerung in den vergangenen Jahren unter dem Niveau, das für eine Zielerreichung im Jahr 2020 nötig wäre – die dann geplanten Ausgaben von fast acht Mrd. Euro würden eine Ausweitung von rund 3,1 Mrd. Euro oder 69 Prozent gegenüber 2014 bedeuten. Um den bisher erfolgreichen Pfad fortzusetzen, müssten die entsprechenden Mittel im neuen Bundesfinanzrahmen 2017-2020 budgetiert werden, so das Wifo. Gleichzeitig sei auf die Hebelwirkung der Aufwendungen auf die private Finanzierung zu achten. Potenzial zur Steigerung der Effizienz der Mittelverwendung im Forschungsbereich sieht das Wifo in verstärkter Evaluierung und Umschichtung zu jenen Instrumenten mit dem größten Effekt. Nachholbedarf gegenüber der vorgegebenen Strategie ortet das Wifo beim Ausbau der im Wettbewerb (also etwa über den Wissenschaftsfonds FWF) vergebenen Finanzierung der Grundlagenforschung. Diese trage besonders zur Qualitätssteigerung an Hochschulen bei: Derzeit ist jedoch keine Zunahme der kompetitiven Förderung von Grundlagenforschung zu beobachten.
5Inland
Ermittlung wegen Verhetzung nach Retweet eines islamfeindlichen Artikels. Wien – Die Staatsanwaltschaft Steyr hat beim Nationalrat die Auslieferung des FP-Abgeordneten Gerhard Deimek beantragt. Gegen den Oberösterreicher wird wegen Verhetzung ermittelt, weil er via Twitter einen islamfeindlichen Beitrag des Deutschen Akif Pirincci verbreitet hatte. Das Auslieferungsbegehren liegt der APA vor. Der Immunitätsausschuss dürfte im März darüber entscheiden. Die Anzeige gegen Deimek stammt vom Grünen Abgeordneten Harald Walser. Er kritisierte den Tweet Deimeks vom 10. Jänner als exemplarisches Beispiel dafür, dass bei der FPÖ in den sozialen Netzwerken alle Dämme gebrochen sind. Deimek hatte am 10. Jänner eine Twitter-Nachricht weitergeleitet, die wiederum auf einen islamfeindlichen Blogbeitrag des deutsch-türkischen Autors Pirincci verweist, in dem unter dem Titel Die Freigabe des deutschen Fickviehs von dauergeilen Barbaren die Rede ist, vor denen keine Deutsche mit einer Vagina mehr sicher ist, egal wie alt. Der FP-Abgeordnete schrieb dazu: Sollten alle lesen, die auch in 50 Jahren noch Österreicher sein wollen. Und nicht Wegbereiter der Araber. Deimek selbst gab dazu keine Stellungnahme ab. Die FPÖ zeigte sich über die Anzeige empört: Den Retweet eines Retweets als Grundlage für eine Anzeige wegen Verhetzung nehmen, ist an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten. Die Staatsanwaltschaft Steyr hat jedenfalls ein Ermittlungsverfahren wegen Verhetzung (§283 Abs. 1 und 4 StGB) eingeleitet und ein Auslieferungsbegehren an den Nationalrat geschickt. Tatsächlich weise der Beitrag (gemeint: Pirinccis Aussagen, Anm.) stark ausländerfeindliche Formulierungen und Theorien auf, heißt es in der Mitteilung ans Parlament. Unter dem Titel Verhetzung strafbar macht sich seit 1. Jänner nicht nur, wer gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen hetzt, sondern auch, wer derartige Aussagen in gutheißender oder rechtfertigender Weise verbreitet. Für Deimek gilt die Unschuldsvermutung. Wann sich der Immunitätsausschuss mit der Causa beschäftigt, steht noch nicht fest – es gibt noch keinen Termin, sagte Ausschuss-Obfrau Beatrix Karl (ÖVP) zur APA. Kommende Woche wäre wohl zu kurzfristig, Karl geht eher von einem Termin im März aus, was ebenso noch fristgerecht wäre.
5Inland
Mehr als 9.000 russische Soldaten sollen im Einsatz sein - OSZE will Beobachterzahl im Donbass verdoppeln. Kiew - Mehr als 40.000 prorussische Rebellen kämpfen nach Angaben Kiews gegen die Regierungstruppen im Osten der Ukraine. Das Waffenarsenal der Separatisten, die über fast 560 Panzer verfügten, entspreche einer Armee eines mittelgroßen europäischen Staates, sagte Verteidigungsminister Stepan Poltorak am Montag in Kiew. Seinen Angaben zufolge sind unter den 42.500 Kämpfern etwa 9.500 russische Soldaten. In dem Konflikt in der Ostukraine wurden seit April 2014 bereits mehr als 6.400 Menschen getötet. Ein im Februar im Minsk unterzeichnetes Friedensabkommen konnte die Gewalt bisher lang nicht beenden. Die Ukraine und der Westen werfen Russland vor, die Separatisten in der Ostukraine militärisch zu unterstützen. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hatte Moskau bereits in der vergangenen Woche beschuldigt, mehr als 9.000 Armeeangehörige in der Ostukraine stationiert zu haben. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) will angesichts der andauernden Gewalt die Zahl ihrer Beobachter auf 1.000 verdoppeln, sagte der Vizechef der OSZE-Beobachtermission, Alexander Hug, am Montag nach Angaben der Agentur Unian in Kiew. Bisher habe keine Seite des Konflikts Listen über die von der Frontlinie entfernten Waffen vorgelegt, sagte Hug. Der Mitte Februar in Minsk (Weißrussland) vereinbarte Friedensplan sieht neben einer Waffenruhe auch den Abzug schweren militärischen Geräts vor. In der Ostukraine sind mindestens sieben Regierungssoldaten ums Leben gekommen, als ihr Fahrzeug auf eine Mine fuhr. Das teilte ein Armeesprecher am Montag örtlichen Medien zufolge in Kiew mit. Die Militärs seien im Raum Donezk unterwegs gewesen, um Munition zu Stellungen der ukrainischen Armee zu bringen, hieß es. Ihr Lkw fuhr vermutlich auf eine Panzerabwehrmine der prorussischen Separatisten.
2International
Der Start zweier Satelliten wurde außerplanmäßig eingeschoben, Ende des Jahres sollen bereits 18 Satelliten im All sein. Paris – Europa schickt in diesem Jahr mehr Satelliten für sein geplantes Navigationssystem Galileo ins All als ursprünglich geplant. Die EU-Kommission habe einen zusätzlichen Start von zwei Satelliten angesetzt, teilte der Raketenbetreiber Arianespace am Donnerstag in Evry bei Paris mit. Sie sollen im Mai mit einer russischen Sojus-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana abheben. Einige Monate später ist bereits ein Start einer Ariane-5-Rakete mit vier Galileo-Satelliten an Bord angesetzt. Damit wären Ende des Jahres 18 Satelliten im Orbit, letztlich sollen es insgesamt 30 sein. Mit Galileo will Europa unabhängig vom amerikanischen System GPS werden. Seine Positionsdaten sollen künftig zum Beispiel von Navigationsgeräten in Fahrzeugen benutzt werden. Allerdings hatte sich das milliardenschwere EU-Prestigeprojekt immer wieder verzögert. Galileo ist das erste von der EU und der Europäischen Weltraumorganisation ESA gemeinsam durchgeführte Projekt.
7Wissenschaft
Blog-Posting nachträglich verändert – Verwirrung rund um widersprüchliche Aussagen. Das Microsoftsche Verwirrspiel rund um die Updates auf Windows 10 scheint kein Ende zu nehmen. Aktuellste Volte: die nachträgliche Änderung eines Blog-Eintrags, der bei manchen Nutzern für – offenbar verfrühte – Freude gesorgt hatte. Hatte Microsoft doch in diesem verlautbart, dass sämtliche Nutzer, die eine Preview-Version von Windows 10 nutzen, auf die finale Version des Betriebssystems aktualisieren können – und diese dann aktiviert bleibt. Ein Microsoft-Manager hatte dies auf Twitter sogar noch explizit bestätigt. The Verge hatte daraufhin berichtet, dass auf diesem Weg auch bestehende XP- und Vista-Nutzer zu ihrem Gratis-Windows-10 kommen können. Daraus wird nun aber nichts. Mittlerweile hat Microsoft nämlich – ohne die konkreten Änderungen zu kennzeichnen – entscheidende Passagen des Blog-Postings modifiziert. Demnach gilt das Angebot nur für jene, die schon bisher eine offiziell autorisierte Version von Windows 7 oder Windows 8.1 nutzen. Bei Arstechnica spekuliert man, dass dieser Trick bei der finalen Version trotzdem funktionieren könnte – immerhin würde beim finalen Upgrade wohl einfach der Preview-Key weiterverwendet. Die Präzisierung könnte insofern vor allem dazu gedacht sein, um zu verhindern, dass Unternehmen auf diesem Weg ihre System kostenlos auf Windows 10 aktualisieren. Dazu passt auch, dass Gabriel Aul von Microsoft auf Twitter ungeachtet der Änderung des Blog-Entrags weiter versichert, dass alle Tester eine vollständig aktivierte Windows-10-Version erhalten. Dies hat US-Medien dazu veranlasst, zu spekulieren, dass Microsoft auf diese reichlich wirre Weise eine Trennlinie zwischen Aktivierung und Lizenzierung aufziehen will. Eine valide Lizenz würde man auf diesem Weg also nicht erhalten, womit Firmen ausgeschlossen wären. @ZacB_ @joebelfiore Yes, as long as running a prerelease build connected with registered MSA: http://t.co/vlaGyfwzbr Bei all dem gilt abzuwarten, ob es sich Microsoft bis zur für Ende Juli vorgesehenen Freigabe der finalen Version nicht noch einmal überlegt.
0Web
Seit zwei Wochen rücken die Enthüllungen zahlreiche Politiker, Sportler, Unternehmer und Funktionäre in ein schiefes Licht. Manche treten zurück, die meisten versuchen die Affäre auszusitzen: Vor zwei Wochen hat ein Netzwerk aus 400 Journalisten seine Enthüllungen über diverse Steuer- und Geldwäsche gestartet. In dieser Aufstellung finden sich die markantesten Ereignisse seit Bekanntwerden des Datenlecks: Die Tabelle ist nur eine Annäherung an die Gesamtheit aller Entwicklungen. Weil sich das Netzwerk über 80 Länder spannt können nicht alle Geschehnisse gelistet werden. Beispielhaft sind dieses markanten Ereignisse in sieben veschiedenen Staaten: Die größten innenpolitischen Zerwürfnisse lösten die Panama Papers in Island aus, wo Ministerpräsident Sigmundur Davíð Gunnlaugsson über die Rechercheergebnisse stolperte. Er war 2007 bis 2009 Miteigentümer einer Briefkastenfirma, die während der auf der Insel besonders turbulenten Finanzkrise zu den Gläubigern gestrandeter Banken wie Landesbanki und Kaupthing Bank zählte. Der spanische Industrieminister tritt zurück, nachdem bekannt wurde, dass er gemeinsam mit seinem Bruder als Geschäftsführer einer Offshore-Firma agiert habe. Argentiniens Präsident Mauricio Macri dementiert die Angaben über seine Beteiligung an zwei Offshore-Firmen, die Antikorruptionsbehörde springt ihm zu Hilfe und betont, dass die Gründung von Briefkastenfirmen keine Straftat darstelle. Ermittlungen wurden dennoch gegen Macri eingeleitet. Als besonders unglücklich gilt die Reaktion von David Cameron auf das Bekanntwerden von Offshore-Verstrickungen. Erst nach einer viertägigen Schrecksekunde räumte der britische Premier ein, an einer Briefkastenfirma seines verstorbenen Vaters beteiligt gewesen zu sein. Allerdings habe er nie Steuern hinterzogen, betonte der Regierungschef. Zur Untermauerung seiner Unschuld hat Cameron seine Steuerakte veröffentlicht. China unterdrückt Veröffentlichungen zu den Panama Papers: Die Suchmaschine Baidu, das chinesische Google-Äquivalent, zensiert alle Einträge zur Causa. Doch damit nicht genug: Ein Bürgerrechtsanwalt wurde gar verhaftet. Ge Yongxi hatte zuvor eine Montage veröffentlicht, in der Präsident Xi Jinping und die ehemaligen Staatslenker Jiang Zemin und Deng Xiaoping im Wasser pritscheln, das den Panamakanal symbolisieren soll. Auch das Wort Schwager fällt – der Verwandte des Staatsoberhauptes kommt ebenso in den Papers vor wie zahlreiche andere Parteikader der Volksrepublik. Auch in Russland dürfte es keinerlei Konsequenzen geben. Putin hat Berichte, laut denen Vertraute gut zwei Milliarden Dollar steuerschonend verbracht hätten, als Desinformation abgetan. Sein Jugendfreund und Cellist Sergej Roldugin hat indes zugegeben, an Offshore-Geschäften beteiligt gewesen zu sein. Er sagt, dass er damit russische Musik fördern hätte wollen. Auf internationaler Ebene wird an der Beseitigung von Schlupflöchern beim Datenaustausch über ausländische Bankguthaben gearbeitet. Und auch Konzernen soll die Steuervermeidung erschwert werden. Das wurde zumindest – wieder einmal angekündigt.
3Wirtschaft
65 Prozent rechnen nicht mit wirtschaftlichem Aufschwung im heurigen Jahr. Linz – Nur jeder zweite österreichische Wahlberechtigte sieht der nahen Zukunft mit Optimismus und Zuversicht entgegen, vor allem die Wähler der FPÖ und die politisch nicht deklarierten Befragten neigen stark zur Aussage, dass sie eher skeptisch und pessimistisch gestimmt seien. Das geht aus der vor zwei Wochen durchgeführten Market-Umfrage für den STANDARD hervor. Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: Wir haben diese Frage immer wieder zum Jahreswechsel gestellt, seit den 1990er Jahren ist uns nicht mehr so viel Pessimismus entgegengeschlagen. Im Jahrzehnt 1999 bis 2010 gab es immer eine Mehrheit zwischen 66 und 77 Prozent, die optimistisch gestimmt war. Extrem pessimistisch sind auch die Erwartungen, was das Jahr 2016 bringen wird – und das, obwohl die Aussagen, zu denen die Befragten Zustimmung oder Ablehnung äußern konnten, generell positiv formuliert waren. Wir haben nicht gefragt: Fürchten Sie, dass es zu einem Terroranschlag kommen wird oder Fürchten Sie, dass es mehr Kriege auf der Welt geben wird, erklärt Pfarrhofer. Stattdessen haben wir ausdrücklich gefragt, ob die Steuerreform die Befragten und ihre Familie entlasten würden, erklärt der Sozialforscher. Das Ergebnis ist aber kaum anders als in einer Umfrage aus dem Frühjahr: Damals – kurz vor Beschluss der Steuerreform auf Regierungsebene – wurde den Befragten als Antwortoption vorgeben, dass es für sie und ihre Familie Belastungen, Entlastungen oder keinen persönlichen Effekt geben würde. Je ein Viertel meinten damals, dass es für sie Verbesserungen beziehungsweise Verschlechterungen geben würde – rund die Hälfte der Befragten erwartete keine Änderungen. Ein Dreivierteljahr der Diskussion hat da wenig geändert. Jetzt sagen eben 29 Prozent, dass die Steuerreform sie und ihre Familie entlasten würde – die große Mehrheit meint, das sei nicht der Fall, erläutert Pfarrhofer. Am ehesten seien Anhänger der SPÖ, die die Vorzüge der Reform auf allen ihren Kommunikationskanälen getrommelt hat, positiv gestimmt. Auffallend stark sind die Sorgen bezüglich Terrorismus. 60 Prozent sehen ihn als kaum ein Thema für Österreich. Aber: Vier von zehn Wahlberechtigten sagen, dass es nicht gelingen werde, 2016 Terroranschläge in Österreich zu verhindern. In früheren Umfragen – vor den Attentaten von Paris – konnte Market eine stetig sinkende Sorge vor Terror feststellen. Die Anhänger der Regierungsparteien sind übrigens deutlich zuversichtlicher als andere, dass Terroranschläge ausbleiben werden. Ganz weit oben auf der Liste der Sorgen – beziehungsweise weit unten auf der Grafik, die das jeweilige Thema positiv interpretiert – ist die Umverteilungsfrage. Der STANDARD ließ die Aussage testen die Kluft zwischen Reichen und Armen wird kleiner werden. Dem konnten nur sechs Prozent zustimmen – 94 Prozent gehen davon aus, dass das im Jahr 2016 nicht eintreten wird. In früheren Umfragen hatte Market mit anderer Fragestellung ein ganz ähnliches Ergebnis bekommen: Vor zwei Jahren machten sich 44 Prozent sehr große Sorgen und 44 Prozent etwas Sorgen, dass die Kluft zwischen Arm und Reich weiter auseinandergehen werde. Das geht einher mit großem Wirtschaftspessimismus: Nur 35 Prozent rechnen, dass es im eben begonnenen Jahr wirtschaftlich aufwärts gehen werde. Männer und höher gebildete Befragte sind eher positiv gestimmt – auch hier sind es wieder die FPÖ-Anhänger und die politisch nicht gebundenen Befragten, die besonderen Pessimismus äußern. Nur 14 Prozent meinen, dass es den Gewerkschaften im heurigen Jahr gelingen werde, höhere Lohn- und Gehaltsabschlüsse als bisher durchzusetzen.
5Inland
Bruder des deutschen Bundesliga-Profis Jonathan Schmid soll zunächst für die U17 auflaufen. Auf der Suche nach neuen Talenten ist der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) in Freiburg fündig geworden. Der französischstämmige Anthony Schmid, U17-Stürmer des SC Freiburg, soll nach einem Bericht von sportnet.at künftig für das ÖFB-Nachwuchsteam auf Torejagd gehen. Der 17-jährige Bruder des Hoffenheimer Bundesliga-Profis Jonathan Schmid ist bereits in Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft. Die vom ÖFB ebenfalls vorangetriebene Einbürgerung von Jonathan Schmid war an den rechtlichen Rahmenbedingungen gescheitert und wurde ad acta gelegt. Anthony Schmid erzielte als Mittelstürmer bei den B-Junioren Freiburgs vier Treffer in 16 Spielen. Er wurde bereits von ÖFB-U17-Teamchef Andreas Heraf einberufen und darf auf Einsätze in den kommenden Freundschaftsspielen hoffen.
4Sport
Anpassung der Verrechnungspreise im Konzern und Überprüfung der Unternehmensstrukturen. London – Die von den führenden Industrie- und Schwellenländern entwickelten strengeren Besteuerungsregeln für transnationale Konzerne zwingen die Unternehmen schon vor ihrer Umsetzung zu Änderungen. In einer am Dienstag veröffentlichten Reuters-Umfrage unter 180 Unternehmen in 35 Ländern gaben 59 Prozent an, ihre Strukturen bereits an die Vorgaben anzupassen. Die Finanzminister der G20-Länder wollen den von der Industrieländerorganisation OECD erarbeiteten Aktionsplan gegen legale Steuertricks der Konzerne am Mittwoch in der peruanischen Hauptstadt Lima verabschieden. Bis die 15 Maßnahmen alle in Kraft getreten sind, dürften aber noch einige Jahre vergehen. Der Aktionsplan soll grenzüberschreitende Steuergestaltungen so eingrenzen, dass die Unternehmen wenigstens einmal auf ihre Gewinne im üblichen Rahmen Steuern zahlen. Damit reagieren die G20 auf die wachsende Zahl von Berichten über Unternehmen, die Unterschiede in den nationalen Steuersystemen ausnutzen, um ihre Gewinne vor dem Fiskus zu verschleiern. Der G20-Initiative haben sich bisher 62 Staaten weltweit angeschlossen. Mehr als 55 Prozent der Befragten gaben an, sie würden ihre Verrechnungspreise anpassen, zu denen sich die Konzernteile gegenseitig Leistungen in Rechnung stellen. Zwei Drittel gaben an, sie überprüften ihre jetzigen Unternehmensstrukturen. Der Aktionsplan sieht unter anderem vor, dass die Konzerne den Finanzbehörden in den Ländern, in denen sie tätig sind, einen standardisierten Überblick über ihre regionalen Umsätze, Gewinne und Steuerzahlungen geben müssen. Die OECD schätzt, dass durch die Steuertricks der Konzerne Staatskassen weltweit bis zu 240 Milliarden Dollar (213,6 Milliarden Euro) im Jahr verlorengehen – das wären zehn Prozent aller von Unternehmen gezahlten Körperschaftssteuern.
3Wirtschaft
Netzwerk schmuggelte seit mindestens vier Jahren mehrere tausend Personen. Weitere Festnahmen in Österreich bereits im April. Wien – Eine international agierende Schlepperbande hat nach Angaben von Europol seit mindestens vier Jahren mehrere tausend Menschen auf der Balkanroute nach Österreich und in weitere EU-Staaten geschmuggelt. Im Rahmen der Operation Mahmoud wurden am Mittwoch in mehreren Ländern Haftbefehle akkordiert umgesetzt, zwei davon in Wien. Der Hauptorganisator und somit ein Kopf der kriminellen Organisation sei in Großbritannien verhaftet worden, berichtete Europol. Bei den in Wien in Polizeigewahrsam genommenen Verdächtigen handelt es sich laut Bundeskriminalamt um eine staatenlose Person aus Palästina und einen Syrer. Sie sollen der mittleren Führungsebene der Gruppe angehören, sagte Behördensprecherin Silvia Strasser. Bereits im April wurden im Rahmen der Operation zwei Syrer, zwei Personen aus Palästina und ein Algerier in Österreich festgenommen, insgesamt liegt die Zahl der in Österreich Festgenommenen damit bei sieben.
1Panorama
Darstellung in "Laser-Qualität", neue Schriftart, originalgetreue Seitendarstellung – Vorbestellung gestartet. Online-Händler Amazon erneuert seinen E-Reader Kindle Paperwhite. Das neue Modell soll vor allem mit einem verbesserten Bildschirm und zahlreichen softwareseitigen Verbesserungen punkten. Dazu hat das Unternehmen eine neue Schriftart entwickelt, die auf dem Gerät vorinstalliert ist. Mit 300 PPI erreicht der neue Paperwhite nun jene Auflösung die zuvor schon der deutlich teurere Kindle Voyage bot. Amazon selbst spricht von Laser-Qualität. Die Akku-Laufzeit soll unter dieser Änderung nicht leiden. Wie gehabt verfügt der Reader über eine regelbare Hintergrundbeleuchtung. Hohes Augenmerkt legt der Konzern auf sein neues Schriftsatzsystem. Dieses soll dafür bürgen, dass elektronische Bücher künftig so dargestellt werden, wie es der Autor auch in der Print-Ausgabe eines Werkes vorsieht. Elemente wie Kapitälchen zur Einleitung neuer Abschnitte oder übersichtliche Trennungen bei Aufzählungen sollen auch erhalten bleiben, wenn der Nutzer die Schriftgröße ändert. Viele Leser konsumieren ihre Bücher laut Amazon auf dem E-Reader in größerer Schrift, als sie die analoge Ausgabe bietet. Durch intelligente Silbentrennung, Erkennung von benachbarten Buchstabenpaaren und andere Verbesserungen soll es so auch nicht mehr zu unansehnlichen Leerräumen im Text kommen. Eine halbe Million Bücher aus dem Amazon-Angebot sollen auf diese Weise besser dargestellt werden. An viele moderne Bücher aus Papier angelehnt ist die eigens entwickelte Schriftart Bookerly. Sie soll das Lesen durch leichteres und zierlicheres Design erleichtern. Eine Vorschau stellt Amazon auf seiner Homepage zur Verfügung. Weiter dabei sind diverse Softwarefunktionen, darunter die Möglichkeit, sich schnell Übersetzungen und Definitionen von Wörtern anzeigen lassen zu können. Via X-Ray lassen sich Handlung, Charaktere, Schauplätze und andere Bestandteile eines Werkes analysieren und Nachschlagen. Neu dabei ist hier eine Zeitleistenansicht, die es ermöglichen soll, sich bisher Geschehenes flott in Erinnerung zu rufen. Time to Read gibt wiederum an, wie lange man noch etwa lesen muss, um das Ende des aktuellen Kapitels zu erreichen. Per Whispersync und Amazons eigenem Clouddienst werden eigene Werke über mehrere Geräte hinweg verfügbar gemacht. Erstmals erlaubt es Amazon auch, zwei Amazon-Konten zur Einrichtung einer Familienbibliothek auf einem Gerät zu verknüpfen. Mit der FreeTime-Funktion, die unter anderem das Setzen von Lesezielen erlaubt, sollen Eltern das ihre Kinder besser zum Lesen motivieren können. Eine Kindersicherung verhindert dabei den Zugriff auf andere Inhalte und Funktionen. Wie die bisherigen Modelle erscheint der neue Kindle Paperwhite in einer WLAN und 3G-Fassung für 119 bzw. 179 Euro. Wer auf die Anzeige von Empfehlungen von Amazon am Sperrbildschirm verzichten will, muss 20 Euro mehr bezahlen. Der Reader unterstützt Amazons eigene Buchformate AZW3 und AZW sowie TXT- und PDF-Dateien sowie ungeschützte Werke als MOBI und PRC. HTML-, DOC-, DOCX-Dateien und gängige Bildformate setzen eine Konvertierung voraus. Mit EPUB-Büchern versteht sich das Gerät nicht. Die Vorbestellung ist über Amazons Onlineshop bereits möglich. Die Auslieferung soll am 30. Juni starten.
0Web
Mit über 100.000 Zuschauern täglich wächst ein Niederösterreicher zum Youtube-Star heran. Rafael ist ein Star. Wenn er in Wien herumspaziert, wird er erkannt und von Fans um Autogramme gefragt, auf der heurigen GameCity Vienna stellten sich hunderte Fans teils stundenlang für ein Foto mit ihm an. Kein Wunder, schließlich ist sein Gesicht täglich zu sehen – auf Youtube folgen dem jungen Niederösterreicher 325.000 Abonnenten, jeden Tag schauen im Durchschnitt über 100.000 Fans seine Videos. Unter dem Namen Venicraft ist der 18-Jährige ein Youtube-Star, der weit über Österreichs Grenzen im ganzen deutschen Sprachraum bekannt ist; 70 Prozent seiner Abonnenten stammen aus Deutschland. Seinen vollen Namen will Rafael trotzdem lieber nicht in der Zeitung sehen, und auch seinen genauen Wohnort, von dem er täglich zur Schule nach Wien, an eine HTL für Netzwerktechnik, pendelt, mag er lieber nicht nennen. Dafür zeigt Rafael seinen Fans in seinen Videos ganz von sich aus viel von seiner Welt. Der Löwenanteil seiner Videos – wie schon sein Youtube-Alias Venicraft verrät – gehört dem weltweiten Phänomen Minecraft; ein Drittel aller weltweit auf Youtube zum Thema Spiele hochgeladenen Videos entfällt auf die populäre Sandbox-Simulation. In den meisten seiner Filme ist Rafael gemeinsam mit wechselnden Mitspielern in der Klötzchenwelt unterwegs, obwohl er in unregelmäßigen Abständen auch andere Spiele , etwa Counter-Strike oder League of Legends zeigt. Rafael selbst ist in diesen Let’s Plays, mit denen er schon 2011 begonnen hat, nur im kleinen Insert oben beim Spielen zu sehen, doch seit einiger Zeit gewährt er auch in wöchentlichen Videos weitere Einblicke in sein Leben. So filmt er sich beim Weg zur Schule, spricht direkt in die Kamera, zeigt Bilder aus seinem Alltag oder von Auftritten auf Games-Events. Ja, es ist ein Job, sagt Rafael beim Interview in einem Wiener Café und lacht. Mein Tagesablauf besteht aus Schule, Heimfahren und Weiterarbeiten. Denn der erfolgreichste Gaming-Youtuber Österreichs zu sein, bedeutet vor allem eines: viel Arbeit und Disziplin. Vier bis fünf Stunden täglich opfert der 18-Jährige, der in diesem Schuljahr maturieren wird, seinem Videokanal. Die Aufnahme der Spielszenen ist dabei das Kürzeste. Der Rest entfällt auf Schnitt und Nachbearbeitung. Arbeitsplatz ist dabei – noch – das Kinderzimmer im Elternhaus, wo ein Gaming-PC, drei Monitore und ein professionelles Studiomikrofon die Grundausstattung bilden. Inklusive Kameras habe ich schon einen etwa fünfstelligen Betrag in die Ausrüstung investiert – aber Studio würde ich nicht dazu sagen. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich habe mich so in der Welt gefunden, meint der junge Niederösterreicher. Youtube bezahlt seine Content-Ersteller mit Beteiligung an den Werbeeinnahmen, und die ganz großen Let’sPlay-Stars wie PewDiePie oder, im deutschen Sprachraum, Gronkh und Sarazar sind dank Zusehern in Millionenzahl tatsächliche Großverdiener am Games-Hype im Netz. Kann man auch hierzulande davon leben? Dass man mit diesen Werbeeinnahmen viel verdient, ist ein Mythos. Werbung auf Youtube wird ums 18-Fache schlechter bezahlt als jene im Fernsehen, und schwankt auch saisonal stark. Für 1000 Views gibt es einen, zwei Euro. Nur davon kann man auch in meiner Größe nicht leben, stellt Rafael klar. Was aber noch dazukommt, sind bezahlte Kooperationen. Und seit kurzem biete ich ja auch Merchandise an – T-Shirts, Taschen -, aber das ist eher ein Taschengeld nebenbei. Natürlich fallen dann für mich als selbstständiger Einzelunternehmer auch noch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge weg. Wie viel Rafael genau mit seiner Arbeit verdient, will er aber lieber nicht verraten. Der direkte Kontakt zu den Fans und Abonnenten spielt für Rafael wie für alle Youtube-Personalities eine große Rolle. Ich lese wirklich jeden Kommentar und antworte auch. Und das nicht nur auf der Videoplattform, sondern auch in anderen sozialen Netzwerken, etwa auf Twitter oder beim Fragenportal ask.fm. Sagenhafte 20.000 Antworten hat Rafael auf seiner Seite dort seinen Fragestellern bereits gegeben. Es macht einfach Spaß, mit der Community zu kommunizieren. Diese Kommunikation ist zwar aufwendig, aber sehr wichtig, und dank Smartphone kann ich eigentlich jederzeit mit meinen Fans in Kontakt treten. Dass diese enge, fast intime Verbindung mit einer großen Zahl an meist jugendlichen Zusehern auch für Firmen interessant ist, hat in den letzten Jahren auch zunehmend ein Problem aufgeworfen: Wenn Werbekunden erfolgreiche Youtuber dafür bezahlen, gegenüber ihrem Publikum bestimmte Produkte zu bewerben, verschwimmt die Grenze zwischen Content und Werbung. Klar, man macht irgendwie auch PR oder Marketing. Aber eine Grauzone gibt es dabei eigentlich nicht: Wenn man für eine Empfehlung bezahlt wird, muss man das kennzeichnen – alles andere ist sogar gesetzwidrig. Ich persönlich gehe solche bezahlten Kooperationen nur mit Firmen ein, wenn ich selbst auch wirklich hinter dem Produkt stehen kann. Ich will meine Authentizität nicht verkaufen. Auch weitergehende Vereinbarungen, wie sie etwa Ubisoft vor einiger Zeit mit den deutschen Stars Gronkh und Sarazar abgeschlossen hat, sieht Rafael als unproblematisch an. Zum Start von Far Cry 4 hatte der Spielekonzern letztes Jahr die Publikumslieblinge nach Nepal auf Reisen geschickt. Solange für die Zuschauer ein cooles, unterhaltsames Produkt entsteht und es klar gekennzeichnet wird, ist das legitim. Schon längst kümmern sich spezialisierte Agenturen um die bestmögliche Vermarktung ihrer meist jungen Youtube-Stars; auch Rafael hat einen Vertrag mit Endemol Beyond abgeschlossen. Diese Agenturen kümmern sich um weitergehende Kooperationen oder verschaffen ihren Klienten Auftritte auf Messen. Aktuell hat Rafael sogar mit einem großen österreichischen Telekom-Unternehmen gemeinsam einen Werbespot für dessen Facebook-Auftritt gedreht – Geld war aber hier nicht die Hauptmotivation. Ich hatte bei dem Spot alle Freiheiten, was Setting, Skript und Kamera betrifft, es gab nur ungefähre Richtlinien. Das war eine tolle Erfahrung für mich. Wie geht es weiter? Zuerst einmal kommt die Matura, danach möchte ich einmal ein Jahr lang versuchen, von meinen Videos zu leben, meint Rafael. Ich lasse es auf mich zukommen, es verändert sich ja vieles rasant. Ein Jahr auf Youtube, das ist so viel wie sieben Jahre in der richtigen Arbeitswelt. Und wenn es einmal keinen Spaß mehr macht, mache ich etwas anderes. Das Netzwerken dürfte ja kein Problem sein.
0Web
Der Bundesverband Digitale Wirtschaft ließ die Adblocker-Rate für Deutschland erheben und kommt auf über 20 Prozent – "Erheblicher Schaden für Digitale Wirtschaft". Wien/Düsseldorf – Teilen der Nutzerschaft fehle immer noch das Bewusstsein für die Bedeutung von Werbung für die Refinanzierung kostenfreier Angebote im Internet. Mit diesen Worten kommentiert der Deutsche Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) in einer Aussendung die Adblocker-Rate von 21,49 Prozent. Der Verband ließ über seine Mitgliedermedien erheben, wie viele User deutscher Onlinemedien einen Adblocker installiert haben und damit Werbung auf Webseiten blockieren. Wie bereits oben erwähnt: Jeder Fünfte killt Onlinewerbung. Mit dem Resultat, dass Webangeboten Werbeeinnahmen in Millionenhöhe entgehen. Hier entsteht also ein erheblicher Schaden für die Digitale Wirtschaft, der in letzter Konsequenz das konsensuale Ziel eines freien Internets für alle gefährdet, kritisiert Oliver von Wersch, Gruner+Jahr und stellvertretender Vorsitzender Online-Vermarkterkreis, via Aussendung. 2014 betrugen in Deutschland die Investitionen in Onlinewerbung quer über alle Kanäle 5,4 Milliarden Euro. Diese Zahl ist das Ergebnis einer Studie des Internet Advertising Bureau (IAB). Eingerechnet sind sowohl Spendings für Displaywerbung als auch Suchmaschinenmarketing. In Deutschland liefern sich gerade Medienhäuser wie Zeit Online oder Handelsblatt einen Rechtsstreit mit Eyeo, Herausgeber des Adblockers AdBlock Plus. Verlage argumentieren, dass Eyeos Geschäftsmodell gegen Kartellgesetze verstoße und Urheberrechte verletze. Eyeos setzt Anbieter von Werbung gegen Geld auf eine weiße Liste. AdBlock Plus blendet die Anzeigen dann nicht aus. Einen Etappensieg konnte Eyeo bereits vor Gericht feiern, Medien wie Axel Springer kündigten aber weitere juristische Schritte an. Um die Abhängigkeit von Werbung zu reduzieren, bietet in Deutschland beispielsweise das Technologieportal golem.de eine werbefreie Version der Seite an. Bei technikaffinen Usern ist die Adblocker-Rate noch um einiges höher. Im Jänner, drei Monate nach der Einführung, kam golem.de auf 1.600 Digitalabos. DerStandard.at, ebenfalls werbefinanziert und kostenfrei nutzbar, ruft seine Userinnen und User seit vergangenem Herbst dazu auf, entweder den Adblocker zur deaktivieren oder alternativ ein FairUse-Abo zu erwerben. Wollen Leser nicht auf einen Adblocker verzichten, dann können sie das FairUse1-Abo um 12 Euro pro Monat abschließen. Kombiniert mit einem Print-, Kompakt- oder E-Paper-Abos sind es 6 Euro monatlich. Das FairUse2-Abo mit mit reduzierter Werbung (ohne Animation, Ton, Videos, Overlays und kein Flash) kostet 10 Euro pro Monat bzw. kombiniert mit einem anderen Abo schlägt es mit 4 Euro zu Buche.
6Etat
Mit einem Erneuerungsprozess will die Vorarlberger SPÖ ihren Sinkflug auffangen. Es wird am "Visionspapier 2020–2030" gearbeitet. Bregenz – Bei der Landtagswahl 2014 passierte, was Michael Ritsch und Genossen zwar prognostiziert haben, parteiintern aber nicht für realistisch gehalten wurde: Die SPÖ schnitt noch schlechter ab als 2009, fiel von mageren zehn auf 8,8 Prozent. Aus den angepeilten 20.000 Stimmen wurden nicht einmal 15.000. Die Grünen wurden mit 17 Prozent fast doppelt so stark, die Neos kamen mit 6,9 Prozent als Neustarter den etablierten Roten bedrohlich nahe. Die SPÖ Vorarlberg ließ das Ergebnis von Günther Ogris (Sora) analysieren. Landesgeschäftsführer Reinhold Einwallner: Verloren haben wir weniger an die anderen Parteien als an die Nichtwähler. Erneut hätte sich die Aktivierungsschwäche der SPÖ gezeigt. Mit drei Landtagsmandaten schaffte die SPÖ gerade noch die Klubstärke. Michael Ritsch blieb Klubobmann und Parteivorsitzender, für die große Rochade fehlte das Personal. Ritsch hatte versucht, das Ruder mit einer unkonventionellen Wahlkampagne herumzureißen, ließ Gartenzwerge im ganzen Land als Werbeträger verteilen. Die unfreiwillig komische Kampagne löste auch parteiintern Kritik aus. Oft gehört beim Parteitag 2014: Man muss sich nicht kleiner machen, als man eh schon ist. Visionen zur Wahl 2019 Bis Herbst 2017, zwei Jahre vor der nächsten Landtagswahl, ein Jahr vor der Nationalratswahl, will man sich neu aufstellen. Organisatorisch und inhaltlich. Erarbeitet soll das Visionspapier 2020–2030 in acht Arbeitsgruppen werden. Der Prozess laufe parallel zur Erneuerung der Bundespartei, sagt Reinhold Einwallner. Man schaue zur Ideenfindung auch in die Nachbarländer, nicht nur nach Österreich. Die Visionsgruppen sind Ergebnis einer breiten Umfrage unter Mitgliedern und parteifreien Kandidatinnen und Kandidaten. 1.800 wurden befragt, rund 16 Prozent haben geantwortet. Nun soll an den am häufigsten genannten Themen – Organisation, Personalentwicklung, Wohnen, Soziales, Arbeit, Gesundheit, Sicherheit – gearbeitet werden. Die Cheffrage wurde und wird nicht gestellt. Zuerst Inhalte, dann Personen, lautet Michael Ritschs Credo.
5Inland
Laut dem Gutachten von Verwaltungsrechtler Hauer müsste Häupl den FPÖ-Politiker schicken, wenn er sich vertreten lassen will. Wien – Wer vertritt Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) im Verhinderungsfall als erstes – FPÖ-Vizebürgermeister Johann Gudenus oder die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou? Aufgrund des unklaren rechtlichen Rahmens gab es nach der Wien-Wahl über die Reihenfolge der Vertretung Debatten. Ein von den Blauen beauftragtes Gutachten kommt nun zum Schluss: Der erste Vize Häupls muss Gudenus sein. Das siebenseitige Schreiben, das der APA vorliegt, wurde vom Linzer Verwaltungsrechtler Andreas Hauer erstellt. Dieser kommt nach diversen Erörterungen zum eindeutigen Schluss: Der Wiener Bürgermeister Dr. Michael Häupl wird ... im Verhinderungsfall durch Vizebürgermeister Mag. Johann Gudenus und – wenn auch dieser verhindert ist – durch Mag. Maria Vassilakou vertreten. Zum Hintergrund: Die FPÖ stellt mit Gudenus in dieser Legislaturperiode erstmals einen Vizebürgermeister, obwohl die Blauen nicht in Regierungsfunktion sind. Möglich ist das, weil die Stadtverfassung vorschreibt, dass einer Fraktion dieser Posten automatisch zusteht, wenn sie mehr als ein Drittel der 100 Mandate innehat. Die Freiheitlichen schafften beim Wiener Urnengang im Oktober 34 Mandate. Der andere Vizeposten wäre der SPÖ als stärkste Fraktion zugestanden. Für diesen Fall hätte die Stadtverfassung klar den SPÖ-Vertreter als ersten Vize Häupls gesehen. Gehören die Vizebürgermeister verschiedenen Parteien an, dann wird der Bürgermeister von jenem Vizebürgermeister vertreten, der der stärksten Partei des Gemeinderates angehört. Ist auch dieser verhindert, so wird der Bürgermeister von dem anderen Vizebürgermeister vertreten, heißt es dazu in Paragraf 94, Absatz 2 der Stadtverfassung. Die komplizierte Ausgangslage ergibt sich allerdings daraus, dass die SPÖ ihren Vizeposten freiwillig den Grünen und damit Vassilakou überlassen hat. Die Vorgangsweise für diesen Fall – also dass keiner der beiden Stellvertreter der stärksten Partei angehört – ist im Gesetz nicht ausdrücklich vorgesehen und stelle damit eine Lücke im Regelungssystem dar, hält Hauer fest. Der Gutachter argumentiert, dass diese Lücke nun in Analogie zur sachnächsten Regelung – also zum vorhin zitierten Paragraf 94, Absatz 2, der Stadtverfassung – zu füllen sei. Dieser beruhe auf den Prinzipien, dass unter anderem auf die Stärke der Parteien des Gemeinderates abzustellen sei und eine Reihenfolge nach der Stärke der verschiedenen Parteien des Gemeinderates vorzunehmen sei. Damit liegt ... nahe, dass auch in dem Fall, in welchem keiner der beiden Vizebürgermeister der stärksten Partei des Gemeinderates angehört, nach der Parteiangehörigkeit und nach der (relativen) Stärke der Parteien zu reihen ist, interpretiert der Uniprofessor. Das entspreche auch dem Gedanken demokratischer Repräsentation: Der Bürgermeister soll zunächst durch jenen Vizebürgermeister vertreten werden, der ... den stärkeren Rückhalt im Wahlvolk hat. Nach dieser Logik sieht die Vertretungsreihenfolge Gudenus vor Vassilakou. Denn die FPÖ verfügt derzeit über 34 Mandate, die Grünen über lediglich zehn. Der eventuelle Einwand, Vassilakou sei ja auf Vorschlag der SPÖ und damit doch von der stimmenstärksten Partei zur Vize gewählt worden, verfange nicht, meint Hauer. Denn die Stadtverfassung stelle klar auf die Angehörigkeit zu Parteien ab und nicht auf Vorschlagsverhältnisse. FPÖ-Klubchef Dominik Nepp freut sich wenig überraschend über das Ergebnis des beauftragten Gutachtens. Man werde Häupl mit dem Gutachten konfrontieren, wenn er das nächste Mal einen anderen Vertreter schickt und damit die Stadtverfassung bricht, kündigte er an. Im politischen Tagesgeschäft ist es Usus, dass Häupl Vertreter der Regierungsparteien schickt, wenn er selbst einen Termin nicht wahrnehmen kann. Zuletzt gab es jedoch auch hier eine Ausnahme. Die Angelobung des neuen City-Bezirksvorstehers Markus Figl (ÖVP) wurde auf Bitte des Stadtchefs vom nicht amtsführenden VP-Stadtrat Gernot Blümel vorgenommen. Der Wunsch der Blauen, dass Gudenus dies tun darf, wurde von Häupl nicht gebilligt.
5Inland
Zu Jahresbeginn stammte fast jeder dritte Asylantrag in Österreich von Bürgern des Kosovo. Innerhalb weniger Monate verließ rund jeder dreißigste Bewohner des Balkanstaats seine Heimat. Doch so abrupt die Auswanderungswelle begann, so rasch verebbte sie wieder. Për arsye ekonomike nuk ka azil në Austri, verkündeten die roten, fettgedruckten Großbuchstaben. Sie waren Teil ganzseitiger Inserate in kosovarischen Zeitungen, gebucht vom österreichischen Innenministerium, und belehrten Ausreisewillige aus dem Balkanstaat schon in der Schlagzeile: Aus wirtschaftlichen Gründen kein Asyl in Österreich. Der Anlass für die unorthodoxe Maßnahme im diesjährigen Februar ließ sich einfach an der österreichischen Asylstatistik ablesen: Hatten bis Mitte 2014 monatlich je nur ein paar Dutzend der 1,8 Millionen Staatsbürger des Kosovo um internationalen Schutz in Österreich angesucht, so begann gegen Ende des Jahres der große Exodus. Knapp 200 Asylansuchen von Kosovaren registrierten die österreichischen Behörden pro Monat im Herbst, im Winter stieg die Zahl auf mehr als 1.000 an. Das entsprach 29,5 Prozent aller Asylanträge. Erst dahinter reihten sich die Flüchtlinge aus den Krisengebieten Syrien, Afghanistan und Irak ein. Das Hauptmotiv für die Auswanderungsbereitschaft wird nach einem kurzen Blick auf die wirtschaftlichen Kennzahlen des Kosovo klar: Die Arbeitslosenrate beträgt laut dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) über 35 Prozent, unter den 15- bis 24-Jährigen sind sogar mehr als 60 Prozent ohne Job. Das nominelle Bruttoinlandsprodukt liegt bei rund 3.600 US-Dollar pro Kopf und wird in Europa nur von Moldau und der umkämpften Ukraine unterboten. Die Aussichten auf ein Leben in Wohlstand gehen realistisch betrachtet gegen null. Auch das faktisch nicht vorhandene Sozialsystem sowie die unzureichende Gesundheitsversorgung haben viele Menschen veranlasst, das Land zu verlassen, sagt Eva Michlits, Österreichs Erste Botschaftssekretärin in der kosovarischen Hauptstadt Prishtina. Die Infrastruktur lag freilich schon vor der 2008 deklarierten und nicht unumstrittenen Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien brach. 109 der 193 UN-Mitgliedstaaten erkennen die Souveränität der Republik Kosovo heute an, dazu zählt auch Österreich. Das Vertrauen in die politische Führung ist allerdings auch im Kosovo nicht sehr ausgeprägt, und diese Unzufriedenheit scheint die schon vorhandene Abwanderungsbereitschaft weiter angetrieben zu haben. Bei der jüngsten Parlamentswahl, einem vorgezogenen Urnengang im Juni 2014, gaben nur 42,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen ab. Nahezu alle Parteien hatten im Kern mit dem Kampf gegen Arbeitslosigkeit und Korruption geworben. Laut den Ergebnissen trauten die Wähler das offenbar allen Kandidaten gleich – oder gleich wenig – zu. Die vier stärksten Parteien behielten ihre Rangfolge bei und bewegten sich maximal um 1,7 Prozentpunkte. Die politische Landschaft blieb nahezu unverändert. Es folgten Monate des Sondierens und Taktierens, ehe Hashim Thaçi, der langjährige Regierungschef und Vorsitzende der gemäßigt linken Demokratischen Partei des Kosovo (PDK), einen Deal mit Isa Mustafa einging: Obwohl die Demokratische Liga des Kosovo (LDK) unter seinem Vorsitz nur zweitstärkste Partei wurde, sollte Mustafa die Position des Premier übernehmen und den Staffelstab 2016, nach der Hälfte der Legislaturperiode, an seinen nunmehrigen Stellvertreter Thaçi zurückgeben. Dass sich an den politischen Akteuren nichts geändert hat und das Land nach wie vor mit Korruption zu kämpfen hat, hat die Menschen ebenfalls entmutigt, sagt Michlits. Die Korruption soll große Teile des Sicherheitsapparats und des Justizsystems befallen haben, sehr zur Freude der organisierten Kriminalität. Im Kosovo Progress Report vom vergangenen Oktober äußern die EU-Beobachter weiterhin ernsthafte Bedenken gegenüber der Unabhängigkeit, Verantwortlichkeit, Überparteilichkeit und Effizienz von Richtern und Staatsanwälten. Die Unzufriedenheit mit der Günstlingswirtschaft, gepaart mit ethnischen Spannungen, die Jahrzehnte und Jahrhunderte zurückreichen (siehe Infobox), entlud sich schließlich Anfang des Jahres in den schlimmsten Unruhen im Kosovo seit 2008. Bei Protesten gegen die Regierung in Prishtina warfen Demonstranten Steine und Molotowcocktails auf Polizisten, die mit Tränengas und Wasserwerfern antworteten. Der latente Mangel an politischen und wirtschaftlichen Perspektiven wurde in diesen Tagen manifest. Zehntausende Kosovaren sahen den Zeitpunkt gekommen, um ein neues Leben im Norden zu beginnen. Angespornt wurden sie von Schleppern und deren gezielt gestreuten Gerüchten über großzügige Aufnahmebedingungen in Deutschland, wie es in einer Analyse des Schweizer Staatssekretariats für Migration heißt. Die Arbeit der Schlepper läuft hochprofessionell ab, sagt Alexander Marakovits vom österreichischen Innenministerium: Sie treten in sozialen Netzwerken wie Reisebüros auf. Wer mit der EU-Rechtslage nicht vertraut ist, kann sich durchaus täuschen lassen. Das begehrteste Ziel war Österreich nicht. Während zwischen Dezember 2014 und Februar 2015 hierzulande schon 2.800 Kosovaren für Höchstwerte sorgten, kamen im selben Zeitraum 30.000 ihrer Landsleute über Serbien nach Ungarn und stellten dort Asylanträge. Weitere 23.000 reisten im ersten Quartal 2015 durch Österreich und suchten in Deutschland um Asyl an. Im März betrug dort der Anteil der Kosovaren an allen Antragstellern sogar 37 Prozent. Über genaue Zahlen verfügen die Behörden im Kosovo nicht. Man schätzt, dass in den Monaten des Exodus rund 60.000 Menschen ihre Heimat in Richtung Mitteleuropa verließen. Das wäre jeder dreißigste Bürger des Landes. Doch so abrupt die Zahl der Migranten im Winter anstieg, so rasch und stark fiel sie im Frühling wieder. Im März bearbeiteten die österreichischen Behörden nur mehr 118 Anträge von Staatsangehörigen des Kosovo; im Mai waren es 50. Der Schnitt vor der Auswanderungswelle war wieder erreicht. In Deutschland sank die Zahl mit etwas Verzögerung auf unter 2.000 und damit ebenfalls auf einen Bruchteil des ersten Quartals. Was aber war der Grund für den Rückgang der Zahlen? Michlits und Marakovits sind sich einig, dass er zum großen Teil mit dem Besuch von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) im Februar in Prishtina und der während dieses Zeitraumes stattfindenden massiven Medienkampagne zu erklären ist. Die Inserate führten zur Aufklärung der Kosovaren, dass ein Schutz im Rahmen des Asylverfahrens in Österreich aussichtslos ist, sagt Michlits. Neben der PR-Kampagne haben wohl auch die bi- und multilateralen Exekutivmaßnahmen der Zielländer Wirkung gezeigt. Deutschland schickte Polizeieinheiten zur Grenzsicherung an die ungarisch-serbische Grenze und beschloss, Asylanträge von Kosovaren innerhalb von 14 Tagen abzuschließen. Mikl-Leitner zog nach und entsandte ebenfalls 15 Polizisten mit Wärmebildkameras nach Serbien. Zu Hause ordnete sie sogar ein Zehn-Tages-Schnellverfahren an, um über den Asylstatus von Kosovaren zu entscheiden und sie gegebenenfalls zurück in ihre Heimat zu bringen. Da Österreich den Kosovo als sicheres Herkunftsland einstuft, bedeutet gegebenenfalls, dass das fast immer der Fall ist: Während 2014 über alle Nationen hinweg durchschnittlich 39 Prozent der Asylanträge positiv erledigt wurden, liegt die Anerkennungsquote bei Personen mit kosovarischer Staatsbürgerschaft traditionell um ein Prozent oder sogar darunter. Geprüft werde natürlich jeder Einzelfall, sagt Marakovits. Im Zweiwochenrhythmus starteten also ab Februar Flugzeuge des Frontex-Charterrückführungsprojekts in Österreich mit dem Ziel Kosovo und Passagieren mit abgelehnten Asylbescheiden in Händen. Ein Teil der Betroffenen ging auch freiwillig zurück, 850 Menschen waren das seit Jahresbeginn. Nicht die besten Bedingungen zum Leben Im Kosovo selbst ist man ebenso bedacht, die bereits emigrierten Personen zurückzuholen. Die Regierung im Kosovo habe die österreichischen Bestrebungen stark mitgetragen, meint Marakovits. Der kosovarische Innenminister Skënder Hyseni sagte Mitte Februar: Ich möchte betonen, dass ich will, dass dies schnellstmöglich passiert. Wir alle wissen, dass der Kosovo nicht die besten Bedingungen zum Leben bietet, gestand Hyseni ein. Man wolle den eigenen Bürgern trotzdem die Illusion von Asyl im Ausland nehmen. Weil immer klar gewesen sei, dass die große Mehrheit keinen Status bekommt und zurückgeschickt wird. Diese Faktoren dürften die prinzipielle Bereitschaft vieler Kosovaren zur Auswanderung nicht maßgeblich beschränkt haben. Sehr wohl aber ihre Entschlossenheit, die Pläne auch in die Tat umzusetzen. Womöglich genügt ein simpler neuer Trigger, um den Wanderungsstrom wieder in Gang zu setzen. Auch wenn Vizepremier Thaçi fest davon überzeugt ist: Es wird keine Welle dieser Art mehr geben.
1Panorama
41 von 48 getesteten Webshops setzten die Button-Beschriftung korrekt um, bei manchen hapert es noch an der Übersichtlichkeit. Wien – Lob gibt es von der AK für Online-Shops bei der Umsetzung der neuen Regeln für Informationen und Bestätigungen beim kostenpflichtigen Bestellen – Stichwort Button-Lösung. 41 von 48 getesteten Webshops hätten die Bestellknopf-Beschriftung korrekt umgesetzt. Die Button-Lösung passt im Großen und Ganzen, so die AK. In puncto Übersichtlichkeit könnten sich einige Anbieter aber mehr anstrengen. Vor rund einem Jahr sei die EU-Verbraucherrechte-Richtlinie umgesetzt worden, die den Anbietern bestimmte Informationen und Bestätigungen vorschreibe, um Konsumenten den Überblick über den Bestellvorgang zu erleichtern, so AK-Konsumentenschützerin Daniela Zimmer am Montag in einer Pressemitteilung. Die Button-Lösung sei vor allem deswegen eingeführt worden, um auf Internetabzocker zu reagieren, die mit Jetzt anmelden-Buttons auf vermeintlichen Gratisseiten die Kosten verschleiern wollten, so die Arbeiterkammer (AK). Kostenpflichtig zahlen Online-Anbieter müssten sich nun bestätigen lassen, dass den Konsumenten die mit der Bestellung verbundene Zahlungspflicht bewusst ist. Durch das Anklicken eines Bestellknopfs mit der Aufschrift kostenpflichtig bestellen, jetzt zahlen oder einer ähnlichen eindeutigen Formulierung sei der Kunde an seine kostenpflichtige Bestellung gebunden. Formulierungen wie bestellen oder Bestellung abschicken reichten nicht. Zudem müssten die Anbieter die User unmittelbar vor der Vertragserklärung hervorgehoben auf den Gesamtpreis und die wesentlichen Eigenschaften der Ware oder Dienstleistung hinweisen. Für den AK-Test wurden vom Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation 48 Webshops exemplarisch unter die Lupe genommen, darunter auch die zehn umsatzstärksten Shops. Davon hätten 41 Webshops die Button-Beschriftung korrekt umgesetzt. Sieben hätten Button-Aufschriften wie Bestellung abschließen, Bestellung abschicken oder jetzt verbindlich buchen verwendet. Das sei nicht gesetzeskonform – ein eindeutiger Hinweis auf die Zahlungspflicht habe gefehlt. Intransparent sei, dass einzelne Shops den Bestell-Button im Bestellablauf mehrfach eingebaut hätten und Kunden rätselten, wann die Bestellung verbindlich wird. Pflichtinformationen nicht kompakt genug Neben der Button-Lösung müssen User vor Vertragsabschluss auch klar und deutlich auf gewisse Pflichtinformationen wie etwa den Preis hingewiesen werden. Rund um den Bestell-Button seien die Pflichtinformationen nicht kompakt genug. In Sachen Übersichtlichkeit können sich einige Anbieter mehr anstrengen, heißt es in der heutigen Pressemitteilung. Auch hinsichtlich der Positionierung der Informationen müssten die Anbieter einiges beachten: Diese dürfen beispielsweise nicht unterhalb des Bestell-Buttons stehen, links oder Mouse-over-Anzeigen reichen auch nicht aus. Und auch zu umfassende Angaben widersprächen der Richtlinie, denn Konsumenten sollen das Wesentliche rund um ihren Vertrag vor Abgabe der Bestellung zentral und leicht erfassen. Die Umsetzung der Vorgaben bezüglich der Pflichtinformation sei in der Praxis schwierig, ebenso die Bewertung, so Zimmer. Unter Berücksichtigung des Leitfadens der EU-Kommission, von Fachliteratur und Judikatur hätten nur drei der untersuchten Seiten die Vorgaben optimal umgesetzt. Hier müssten die Online-Anbieter noch nachbessern, verlangt Zimmer. Die Konsumenten sollen die Pflichtinfos nicht irgendwo zusammensuchen müssen, sondern rund um den Bestell-Button kompakt angezeigt bekommen.
3Wirtschaft
Staaten können festlegen ob sie Nutzung zwischen 13 oder 16 Jahren erlauben. Bei dem am Dienstag vereinbarten Kompromiss zur Neuregelung des EU-Datenschutzes konnte man sich nicht auf das von der EU vorgeschlagene Mindestalter von 13 Jahren einigen. Einige Staaten forderten die Anhebung auf 16 Jahre. Die Verordnung sieht nun vor, dass Mitgliedsländer selbst entscheiden können, ob sie das Mindestalter zwischen 13 oder 16 ansetzen. Die Altersfrage war heftig umstritten. Viele Kinder haben Profile bei den Onlinediensten auch schon vor dem Mindestalter von 13 Jahren, das für die Anbieter nach US-Vorschriften gilt. Kritiker warnten, dass Kindern und Jugendlichen eine legale Nutzung der Plattformen erschwert würde, wenn bis zum Alter von 16 Jahren die Zustimmung der Eltern erforderlich wäre. Lobbyisten von US-Technologiefirmen seien in letzter Minute noch in die Offensive gegangen, um die Vorschläge zu entschärfen, schrieb die Financial Times. Nach Informationen von Politico.eu war das Europaparlament für 13 als Mindestalter, aber einige Länder hätten sich für 16 Jahre stark gemacht. Vertreter von EU-Kommission, Europaparlament und EU-Staaten hatten sich am Abend auf einen Kompromiss zur Datenschutzreform geeinigt. Die neue Verordnung dürfte voraussichtlich 2018 in Kraft treten.
0Web
Kommission wende bestehende Regeln nicht konsequent genug an. Brüssel – Der Europäische Rechnungshof hat die Defizitkontrollen in der EU als lax und widersprüchlich kritisiert und damit einen Streit mit der EU-Kommission entfacht. Die Kommission wende die bestehenden Regeln nicht konsequent an, erklärte der zuständige Prüfer Milan Martin Cvikl am Dienstag in Brüssel. Zudem sei das Verfahren intransparent. Die Brüsseler Behörde wies das zurück. Die Kontrollen sind entscheidend für die Einhaltung der Stabilitätsregeln im gemeinsamen Währungsraum und der EU insgesamt. Die sogenannten Maastricht-Kriterien schreiben den EU-Staaten vor, dass die staatliche Neuverschuldung drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nicht überschreiten darf. Die Gesamt-Staatsschulden müssen auf 60 Prozent des BIP begrenzt werden. Mehr Strenge gefordert Die EU-Kommission müsse bei der Anwendung der Regeln strenger vorgehen, sagte Cvikl weiter. Sie hat keine ausreichenden Kenntnisse des Geschehens vor Ort und wendet die Vorschriften nicht einheitlich an. Die Behörde müsse von den EU-Staaten mehr belastbare Daten sammeln und sich zudem mehr auf Strukturreformen konzentrieren, die letztlich eine Einhaltung der Defizitkriterien erleichterten. Die Rechnungsprüfer bescheinigten der EU-Kommission jedoch, in den vergangenen Jahren bereits einige Fortschritte erzielt zu haben. In den vergangenen Jahren haben etliche EU-Staaten die Defizitregeln gebrochen, einige fast schon routinemäßig. Am Dienstag kündigte etwa Spanien an, das vereinbarte Ziel erneut zu verfehlen. Die Neuverschuldung werde 2016 voraussichtlich bei 3,6 Prozent des BIP liegen, hieß es von der Regierung in Madrid. Theoretisch hohe Strafen Hält ein Land die Kriterien nicht ein, sind innerhalb der Eurozone theoretisch hohe Strafen möglich. In der Praxis wurden diese bisher jedoch noch nie verhängt. Die EU-Kommission setzt vielmehr auf politischen Druck und Überzeugungsarbeit. Hohe Staatsschulden in einigen Staaten, etwa auch in Griechenland, hatten die Eurozone in den vergangenen Jahren an den Rand des Zusammenbruchs geführt. Derzeit führt Brüssel gegen neun EU-Länder Verfahren wegen übermäßiger Neuverschuldung. Kritik an Prüfern Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte, die Behörde nehme die Arbeit der Rechnungsprüfer sehr ernst. Allerdings spiegle deren veröffentlichte Pressemitteilung nicht angemessen den Inhalt des gesamten Berichts wider. Dieser bescheinige etwa, dass das Defizitverfahren in der EU in den vergangenen Jahren notwendige Veränderungen erfahren habe. Kritik an Mitteilungen anderer EU-Institutionen ist in Brüssel unüblich. Der Rechnungshof überprüfte, wie die EU-Kommission zwischen 2008 und 2015 in Haushalts-Defizitverfahren gegen sechs EU-Staaten agiert hatte. Betroffen waren Deutschland, Frankreich, Italien, Malta, Tschechien und Zypern.
3Wirtschaft
Franziskus: Gesellschaft "trunken von Konsum und Vergnügung, von Überfluss und Luxus". Rom/Vatikanstadt – Papst Franziskus hat zu Weihnachten die moderne Konsumgesellschaft kritisiert. Bei der Christmette im Petersdom am Heiligen Abend erinnerte er daran, dass Jesus in einem Stall in großer Armut geboren worden sei. Dieses Kind lehrt uns, was wirklich wesentlich ist in unserem Leben, sagte Franziskus. In einer Gesellschaft, die oft trunken ist von Konsum und Vergnügung, von Überfluss und Luxus, von Augenschein und Eigenliebe, ruft er uns zu einem nüchtern-besonnenen, das heißt einfachen, ausgewogenen und gradlinigen Verhalten auf, das fähig ist, das Wesentliche zu erfassen und zu leben, sagte der Papst. In einer Kultur der Gleichgültigkeit solle der Lebensstil der Christen erfüllt sein von Erbarmen, Einfühlungsvermögen, Mitleid und Barmherzigkeit. Nach christlichem Glauben ist mit der Geburt Jesu Gott Mensch geworden. Das Datum ist nicht bekannt, doch wird der Tag seit der Spätantike am 25. Dezember gefeiert. Dieses Weihnachten fällt in ein außerordentliches Heiliges Jahr, das von Franziskus ausgerufene Jubiläum der Barmherzigkeit. Am 8. Dezember hatte der Papst die Heilige Pforte des Petersdoms geöffnet und darüber hinaus dazu aufgerufen, in allen Kathedralen der Welt heilige Türen zu öffnen. Wegen Terrorgefahr galten beim Zugang zum Petersdom verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. Auf dem Petersplatz erstrahlte der 25 Meter hohe Weihnachtsbaum, den die bayerischen Gemeinden Hirschau, Schnaittenbach und Freudenberg gestiftet hatten. Daneben stand eine Krippe mit 24 lebensgroßen Figuren aus der norditalienischen Provinz Trient. Am Mittwoch war bekanntgeworden, dass der Papst 2016 mit dem Karlspreis ausgezeichnet wird. In einer Zeit, in der viele Menschen in Europa Orientierung suchten, sende er eine Botschaft der Hoffnung und der Ermutigung aus, hatte das Karlspreisdirektorium in seiner Begründung mitgeteilt.
2International
Die Rugbywelt erweist sich als Mehrklassengesellschaft. Mit Uruguay muss sich eine Truppe unerfahrener Amateure in einer Gruppe behaupten, die einem Haifischbecken gleicht. Der am Wochenende vom Stapel gelassene World Cup 2015 gilt Experten als der bisher ausgeglichenste, letzthin äußerte sich auch der walisische Teamchef Warren Gatland in diese Richtung. Das mag einerseits stimmen, ist andererseits aber – wie so vieles – relativ. Tatsächlich schwebt derzeit kein Team in einer entrückten Sphäre, selbst Neuseelands All Blacks, die Titelverteidiger, erscheinen menschlich. Mit ihnen bilden die wiedererstarkten Australier, Südafrika und Gastgeber England die Gruppe jener Teams, denen die besten Chancen eingeräumt werden, am Ende einer sechswöchigen Tortur Hand an den Webb-Ellis-Pokal zu legen. Doch was kommt danach im insgesamt 20 Mannschaften umfassenden Teilnehmerfeld? Wie groß das Leistungsgefälle immer noch ist, veranschaulicht in geradezu brutaler Verdichtung ein Blick auf die Vorrundengruppe A. Dort geben sich England, Australien und Wales eine beinharte, so noch nicht dagewesene Ausscheidung um zwei Viertelfinalplätze. Ein Großer wird früh auf der Strecke bleiben, eine dramaschwangere Konstellation, die des Langen und Breiten im öffentlichen Diskurs abgehandelt wird. Bereits der Nebensächlichkeit anheimfällt, dass mit Fidschi auch der mit viel Talent gesegnete Pazifik-Champion im Haifischbecken mitschwimmt. Fast gar nicht mehr erwähnt wird die Nummer fünf: Uruguay. Die Südamerikaner, die eine ganz überwiegend aus Amateuren gebildete Auswahl an den Start bringen, gelten als reine Punktelieferanten. Nur vier Spieler des 31-Mann-Kaders betreiben ihren Sport bei kleineren französischen und italienischen Klubs in professionellem Umfeld. In der strengen, nach unterschiedlichen Leistungsstufen geordneten Hierarchie der Rugbywelt, wird Uruguay vom Dachverband World Rugby der zehn Nationen umfassenden zweithöchsten zugeordnet. Das ist nicht nichts – und doch eine entscheidende Differenz, begründet durch strukturelle Defizite. Macht, Geld und Expertise konzentrieren sich in jenen Verbänden, die bereits das höchste Niveau repräsentieren – die ebenfalls zehn Vertreter zählende Kategorie der Tier One Nations. Vergleichsmöglichkeiten mit diesem exklusiven Klub gibt es abseits der WM so gut wie nie, nachholende Entwicklung scheint alleine deshalb fast unmöglich. Uruguay etwa ist, seit es vor 67 Jahren die internationale Bühne betreten hat, erst gegen die Hälfte der acht ältesten Mitglieder des Weltverbandes, die sogenannten Founding Unions, überhaupt angetreten. Der Spitzname des Teams nimmt da beinahe schon Treppenwitzcharakter an: die Kiebitze. Entsprechend niederschmetternd fielen die Resultate aus dieser Handvoll Matches mit der Elite aus: 3:134 gegen Südafrika (2005) und 13:111 gegen England (2003). Die Niederlage gegen Schottland (1999) blieb mit 12:43 immerhin ebenso im Rahmen wie das 9:54 am vergangenen Sonntag in Cardiff gegen Wales. Nun warten bis 10. Oktober zwei weitere dieser Kaliber – eine beispiellose Herausforderung, bei der die Nummer 19 der Weltrangliste keinerlei Schonung zu erwarten hat. Die nach zum Teil monatelangen Trainingslagern bestens präparierten Gegner werden Vollgas geben, schließlich könnte am Ende die Punktedifferenz den Ausschlag über Wohl und Weh in der Gruppe geben. Die Uruguayer jedoch, zum dritten Mal für eine Endrunde qualifiziert, nehmen ihr Los in untadeligem Sportsgeist an. Für uns ist das eine Gruppe der Hoffnung, sagt Coach Pablo Lemoine. Und er meint sowohl den Wettkampf als auch das Rampenlicht. Eine einzigartige Gelegenheit biete sich hier, man habe vor, sie zu genießen. Schließlich werden die Kiebitze danach vier Jahren wieder im Verborgenen zwitschern. Dass der Weltverband die Verringerung der Diskrepanz hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit als eine seiner Prioritäten formuliert, dürfte wenig ändern. 34 Millionen Pfund hat World Rugby nach eigenen Angaben seit der letzten WM in die untere Hälfte des Feldes investiert. In dessen obere jedoch floss allein durch Kompensationen für den aufgrund der Teilnahme am Turnier erlittenen Verdienstentgang mehr als das Doppelte dieser Summe.
4Sport
Zwischen Flucht, Beautyblog und Familiengeheimnis. Würde man nicht wissen, dass die junge Aktivistin, Journalistin und Jugoslawienerin Olja Alvir bereits unzählige beherzte Artikel verfasst hat, unter anderem über die Selbstexotisierung neuerer migrantischer Literatur – die Klappentexte zu ihrem Romandebüt Kein Meer führten einen in die Irre. Dort will der Verlag mit der USP von postjugoslawischem Familienschicksal und den Intimzonenenthaarungsreflexionen einer Bloggerin locken. Titoland bzw. Wilder Balkan, Feuchtgebiete und medialer Zeitgeist in marktgeiler Berechnung gekreuzt? Von wegen: Kein Meer leistet mehr und anderes, es führt durch die Erlebnisse und Gedanken der Lara Voljic, die wie die Autorin als Kind vor dem Krieg in Bosnien nach Österreich geflüchtet war. Wie Zopfgebäck ist der Roman aus drei Strängen geflochten: den Erlebnissen einer jungen Frau in Wien vor einem Migrationshintergrund, auf den nur spärlich Scheinwerferlicht fällt, ihrem Beautyblog mit dem bezeichnenden Titel beautywithaknife.tumblr.com und einer jugoslawischen Familiengeschichte, in die ein unschönes Geheimnis schliert. Bloggerin Voljic enthüllt ein interessantes Zeitbild anhand des zugerichteten Körpers, das sie gleichermaßen dokumentiert, kritisiert und affirmiert. In dieser Hinsicht ist sie eine Anti-Roche, denn propagierte Charlotte Roche kathartisch ein Zurück zur Natur, zum fröhlich stinkenden deutschen Biokörper, lässt Lara Voljic den Widerspruch zwischen den zivilisatorischen Aspekten der Körpertechniken (Hygiene) und ihren repressiven (Makellosigkeit) offen und dadurch mehr Raum, sich diesem geistig zu stellen. In ihrem scharfsinnigen und mitunter witzigen Buch widersteht Alvir sowohl der auktorialen Anklage als auch dem Psychologisieren; die Behandlung von Ritzwunden gehört hier etwa zum unprätentiösen Mädchenalltag. Narzisstische und Borderlinestörungen sind nun mal Konsequenz einer Gesellschaft, die eben so ist, wie sie ist. Sie individuell wegzutherapieren hieße, ihnen nicht an die gesellschaftliche Wurzel zu fassen und der Erzählerin ihr Brenn- und Vergrößerungsglas zu klauen, mit dem sie uns jene ja zeigt und mitunter ansengt. Das zerrissene Ich will sich nicht bedauern, es leimt sich nur provisorisch zu einer ganzen Person, um die Rissstellen ihrer Umgebung besser nennen zu können, reift dadurch aber zur Persönlichkeit. Zu diesem ebenso abgeklärten wie fragilen Ethos passt auch, dass Alvir/Voljic sich nie zum Opfer machen ließen. Folglich werden die freimütig exponierten Neurosen nie kausal mit dem Kriegsschicksal verknüpft. Eher widerwillig, passiv nimmt die Protagonistin die Fährte auf, die ihr Ungereimtheiten in der Familienerzählung über den Tod von Onkel Drago legen. Kein Sherlock Holmes ist sie, bloß jemand, der bei seinen Urlauben in der Heimat der Eltern, die als Illusion eigener Heimat fungiert, nicht von dunklen Überraschungen belästigt werden will; doch irgendwann gibt es kein Entkommen, und Olja Alvir beschert ihrem Buch, dessen Lesern und denen, die es auf jeden Fall werden sollten, ein sehr unerwartetes, verstörendes Ende.
8Kultur
Mehrstündige Messe in Erinnerung an Auferstehung Christi – Am Karfreitag Schlafsäcke an Obdachlose verteilt. Vatikanstadt – Papst Franziskus begeht am heutigen Samstag die Feier der Osternacht im Petersdom in Rom. Zur mehrstündigen Zeremonie, die an die Auferstehung Jesu erinnert, werden Tausende Pilger erwartet. Mit der Weihe des Feuers für die Osterkerze wird der Heilige Vater in der Vorhalle des Petersdoms die festliche Liturgie zur Auferstehung Christi beginnen. Den Höhepunkt erreichen die Osterfeierlichkeiten am Sonntag mit einer festlichen Ostermesse auf dem Petersplatz. Anschließend verkündet der Papst die traditionelle Osterbotschaft und spendet den Segen Urbi et Orbi (der Stadt Rom und dem Erdkreis). Im Vatikan liefen am Samstag die Vorbereitungen für die Osterfeiern mit Papst Franziskus: Seit der Früh dekorierten etwa zwei Dutzend Floristen aus den Niederlanden den Petersplatz für die Ostermesse. Insgesamt 42.000 Blumen und Gartenpflanzen sollen die Stufen vor der vatikanischen Basilika am Sonntag in ein frühlingshaftes Farbenmeer verwandeln. Die Blumen sind das traditionelle Geschenk niederländischer Blumenzüchter. Am Freitagabend betete Franziskus mit Zehntausenden den traditionellen Kreuzweg am Kolosseum. Das Holzkreuz trug der Papst nicht selbst. Die Meditationen für die 14 Stationen des Kreuzwegs wurden in diesem Jahr vom italienischen Kardinal Gualtiero Bassetti, Erzbischof von Perugia, verfasst. Zugleich kritisierte Franziskus die Unentschlossenheit und Gefühllosigkeit Europas angesichts der Flüchtlingskrise. Dadurch seien das Mittelmeer und die Ägäis zu immer voller werdenden Friedhöfen geworden. In seinem Gebet verurteilte der Papst dabei auch die Schließung der Grenzen angesichts des Flüchtlingsandrangs. Während des Kreuzwegs hatte Franziskus Schlafsäcke und kleine Geschenke an Obdachlose in Rom verteilen lassen. Der Päpstliche Almosenmeister Konrad Krajewski sei gemeinsam mit Freiwilligen und anderen Obdachlosen durch die Straßen der Stadt gezogen und habe die Pakete an auf der Straße schlafende Menschen ausgegeben, teilte der Vatikan am Samstag mit. Es habe sich dabei um eine Aufmerksamkeit des Papstes in spiritueller Einheit mit dem Kreuzweg am Kolosseum gehandelt, bei dem Franziskus gemeinsam mit Zehntausenden Gläubigen das Leiden Christi nachempfunden hatte. Die Helfer machten bei ihrem Kreuzweg in der Stadt nach Angaben des Vatikans an etwa 100 Stationen Halt und waren bis nach Mitternacht unterwegs. Papst Franziskus ist für sein Engagement für Obdachlose bekannt. Er hat für die Menschen, die auf den Straßen rund um den Vatikan leben, bereits eine Unterkunft, Toiletten und Duschen in der Nähe des Petersplatzes und einen Friseur eingerichtet. Zudem lässt der 79-Jährige immer wieder Schlafsäcke, Geschenke und andere Aufmerksamkeiten an Roms Obdachlose verteilen.
2International
Die Fundstelle in Südengland ist Unesco-Weltkulturerbe, neolithische Ikone und das archäologische Monument schlechthin. Auch für Archäologen ist die Arbeit dort streng reglementiert. Als wir an einem Februartag um 5.30 Uhr mit unserem Bodenradar Mira 1 über einen Feldweg auf Stonehenge zufahren, bin ich leicht angespannt. Die Erlaubnis dafür, als erstes Team den Bereich innerhalb des Steinkreises mit motorisierten geophysikalischen Messgeräten zu untersuchen, haben wir erst am Tag davor von der Denkmalschutzbehörde Historic England erhalten und eigentlich schon gar nicht mehr damit gerechnet. Es ist stockdunkel, und mir ist eiskalt – die Temperaturen sind mit minus fünf Grad Celsius ungewöhnlich niedrig für Südengland. Aber der Reihe nach. Vergangenen Herbst fragt mich mein Kollege Klaus Löcker, ob ich im Februar Zeit für drei Wochen Prospektion in Stonehenge hätte. Sicher, antworte ich betont lässig, setze mich wieder an meinen Schreibtisch und grinse den restlichen Tag vor mich hin. In Stonehenge zu arbeiten, ist für Archäologen ein bisschen so wie als österreichischer Fußballnationalspieler zur EM-Endrunde zu fahren. Nicht, dass Archäologen auf anderen Fundstellen nicht ebenso Bedeutendes leisten, aber Stonehenge ist nun mal Stonehenge: Unesco-Weltkulturerbe, neolithische Ikone, vor allem aber für viele das archäologische Monument schlechthin. Darum ist auch alles, was mit Stonehenge zu tun hat, streng reglementiert, um diesen besonderen Ort der Menschheitsgeschichte möglichst ungestört zu erhalten. Dazu gehört eine absolute Flugverbotszone ebenso wie die durchgehende Bewachung des Geländes und geordnete Besucherströme. Doch nicht nur der Steinkreis selbst steht unter Denkmalschutz, auch die archäologische Landschaft, die ihn umgibt und mit ihr zahlreiche bekannte Monumente, unter anderem Cursus und Avenue, Avebury, Woodhenge und natürlich das Superhenge Durrington Walls. Zerstörende archäologische Untersuchungen wie etwa Ausgrabungen dürfen in diesem Gebiet nur sehr beschränkt durchgeführt werden, und auch nur dann, wenn der zu erwartende Informationsgewinn den Eingriff in den Boden rechtfertigt. Wir Archäologen stecken hier natürlich in einem Dilemma, denn gerade für die Erforschung der Urgeschichte sind wir im Allgemeinen auf nicht-schriftliche Quellen, sprich Bodendenkmäler, angewiesen. Um trotz dieser Einschränkungen mehr über die archäologische Landschaft um Stonehenge zu erfahren, wurde 2010 das Stonehenge Hidden Landscape Project unter Führung der Universität Birmingham und dem Ludwig Boltzmann Institut ArchPro gestartet. Ziel des Projektes war die großflächige Prospektion der archäologischen Landschaft um Stonehenge mittels zerstörungsfreier Methoden der Geophysik und der Fernerkundung. In den vergangenen sechs Jahren wurden in sieben Kampagnen insgesamt 9,3 Quadratkilometer Magnetik- und 2,4 Quadratkilometer Bodenradardaten gemessen, kartiert und durch Spezialisten wie meinen Kollegen Mario Wallner archäologisch interpretiert. Die Ergebnisse sprechen für sich: 15 neu entdeckte Fundstellen und eine bislang unerreichte Fülle an Details zu den bereits bekannten Monumenten in der Landschaft um Stonehenge. Wie so oft haben sich durch dieses Projekt aber auch jede Menge neuer Fragestellungen ergeben. Die Prospektionskampagne im Februar 2016 konzentriert sich deshalb auf ganz spezielle Areale – unter anderem in Durrington Walls –, die nochmals genauer und mit komplementären Techniken untersucht werden sollen. Zu diesem Zweck bringen wir unsere beiden hochauflösenden Bodenradarmessgeräte Mira 1 und Mira 2 nach Stonehenge, und zusätzlich das etwas geländegängigere und schnellere Spidar. Die ersten Tage nach unserer Ankunft sind ausgefüllt mit dem Aufbau der Satellitennavigation, dem Entladen und Zusammenbauen der Messgeräte und dem Inspizieren der zu untersuchenden Flächen. Sobald alles läuft, beginnt die eigentliche Feldarbeit. Wir sitzen abwechselnd für einige Stunden in beziehungsweise auf unseren Messgeräten und fahren die vorgegebenen Messflächen ab. Das klingt eintönig, kann aber durchaus spannend werden, wenn die Vorabprozessierung der Daten interessante Ergebnisse liefert, aber auch, wenn unsere Messgeräte andere Dinge tun, als sie eigentlich sollten, oder Bodenbeschaffenheit und Witterung extrem werden. Ich für meinen Teil freue mich über die Abwechslung, die die Feldarbeit vom Arbeitsalltag vor dem Computer mit sich bringt und genieße die spektakuläre Aussicht auf Stonehenge. Mit dem Messen allein ist es allerdings nicht getan. Klaus Löcker, der die geophysikalische Prospektion in Stonehenge leitet, kümmert sich um Logistik, Infrastruktur, hält Kontakt mit den Farmern der betroffenen Felder und mit Historic England und bringt widerspenstige Messgeräte wieder zum Laufen. Er achtet aber auch auf unser leibliches Wohl, kocht und führt uns an einigen Abenden mit Begeisterung in die englische Pub-Kultur ein. Während die Prospektion voranschreitet, warten wir gespannt, ob wir die Erlaubnis für Messungen unmittelbar im und um den Steinkreis erhalten. Und tatsächlich, an einem unserer letzten Tage gibt Historic England grünes Licht. Wir bekommen ein Zeitfenster von drei Stunden zwischen 5 und 8 Uhr morgens zugewiesen, bevor das Monument für die Touristen geöffnet wird. Es ist immer noch dunkel, als wir am Steinkreis ankommen und ein Wächter uns den Zaun der angrenzenden Weide öffnet. Ich lenke das Bodenradar vorsichtig über gefrorene Maulwurfshügel und sehe dann zum ersten Mal schemenhaft die Trilithen, die sieben Meter hoch vor mir aufragen. Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, welche Leistung die prähistorischen Gesellschaften vollbracht haben müssen, um dieses Monument zu errichten. Sobald die Satellitennavigation steht, beginnen wir mit der Prospektion. Das Rangieren mit dem Bodenradar innerhalb des Steinkreises erfordert volle Konzentration, noch dazu schirmen die Steine das GPS-Signal ab und machen die zentimetergenaue Positionierung des Messgeräts zum Geduldspiel. Während wir arbeiten, verfliegt die Zeit und langsam klettert die Sonne über den Horizont und an den Steinen hoch. Mario Wallner wechselt mich am Radar ab und ich habe noch ein paar Minuten, um die Morgenstimmung an diesem einzigartigen Ort zu genießen. Um Punkt acht Uhr bittet der Wächter uns freundlich, den Steinkreis zu verlassen. Wir machen noch schnell ein Foto mit unserem Bodenradar vor dem Steinkreis und nehmen den Hinterausgang über die Schafweide, während die ersten Touristen bereits auf das Monument zuströmen. Ich friere erbärmlich, zum Teil, weil die Aufregung vorbei ist, zum Teil, weil die Müdigkeit mich einholt. Unser Tag ist allerdings noch lange nicht vorüber, nach einem ausgiebigen englischen Frühstück besteigen wir wieder unsere Messgeräte und messen bei eisigem Wind noch bis fünf Uhr nachmittags. Die Messung im Steinkreis war sicherlich der Höhepunkt unserer diesjährigen Kampagne. Und trotzdem stellt er nur einen kleinen Teil im archäologischen Puzzle der Landschaft um Stonehenge dar. Einige der Ergebnisse unserer langjährigen Untersuchungen können bereits in der Ausstellung Stonehenge – Verborgene Landschaft im Mamuz-Museum Mistelbach besichtigt werden. Und sie zeigen sehr deutlich, welch wichtige Rolle die großflächige Prospektion spielt, wenn es darum geht, das Bild der Landschaft um Stonehenge zu verdichten.
7Wissenschaft
Parlament wird mit Stellungnahmen geflutet, zahlreiche Memes und sogar Hip-Hop-Songs im Umlauf. Einem beträchtlichen Anteil österreichischer Trafikanten, Raucher und Dampfer schmeckt das geplante Tabakgesetz ganz und gar nicht. Die unterschiedlichen Interessengruppen attackieren die Pläne der Bundesregierung nun mit einer Onlinekampagne. Mit dem Tabak-Shitstorm soll eine Überarbeitung des Gesetzes erzwungen werden. Zur Mobilisierung werden Memes und ältere Hip-Hop-Songs über E-Zigaretten verwendet. Trafikanten stört etwa, dass Kautabak verboten wird, Schockbilder auf Zigarettenpackungen kommen und der Versandhandel mit Tabakwaren eingeschränkt werden soll. Motiviert von Interessenvertretern, bombardieren Trafikanten nun das österreichische Parlament mit individuellen Stellungnahmen, die gemeinhin Branchenverbände übernehmen. Nahezu täglich erscheinen dutzende neue Statements, die sich – vor allem angesichts des parlamentarischen Kontexts – durch ihre Schärfe auszeichnen. So bezeichnet eine Bürgerin die Pläne der Bundesregierung als so verlogen, so richtig zum Kotzen. Ein anderer Bürger beschwert sich mit folgenden Worten: Ich bin 65 Jahre, rauche seit meinem 14 Lebensjahr, habe 97 Prozent Lungenkapazität und bin kerngesund. Man sollte mal die Gesetze überdenken, die von der Politik gemacht werden und nicht vom Volk gebilligt. Auch über das geplante Rauchverbot in der Gastronomie, das 2018 Realität wird, regen sich zahlreiche Bürger auf. Wollt ihr amerikanische Verhältnisse … Futteraufnahme in einer ungemütlichen Fast-Food-Bude?, fragt eine Bürgerin. Eine Wirtin schreibt, dass sie zwei Mitarbeiter (beide Raucher) hat und durch das Gesetz in meiner EIGENEN Hütte nicht mehr rauchen!!!!!! dürfe. Das sei die größte Frechheit, was es gibt, so die Wirtin weiter. Auch die Dampfer, also Nutzer von E-Zigaretten, sind unglücklich. Denn laut Gesetz sollen E-Zigaretten künftig mit Tabakprodukten gleichgestellt werden, was Regulierungen betrifft. Für sie gelten Rauchverbote dann ebenso, außerdem wird der Internethandel mit E-Zigaretten und Zubehören verboten. Eine Änderung dieser Bestimmungen war von einer EU-Richtlinie ausgelöst worden, die Mitgliedstaaten bis Mai 2016 umsetzen müssen. Dampfer hatten schon länger gegen die EU-Politik in Bezug auf E-Zigaretten protestiert. So war es europaweit zu mehreren Demonstrationen gekommen. Online ist die Dampfer-Community eng vernetzt, auch international. Der Österreichische Dampferclub ist hierzulande eine der größten einschlägigen Anlaufstellen. Er bietet seinen Nutzern Memes an, die diese im Netz verbreiten sollen. Außerdem kursieren sogar Rapsongs, in denen gegen Brüssel gewettert wird und E-Zigaretten gepriesen werden. Auch der Dampferclub fordert Unterstützer auf, Stellungnahmen an das österreichische Parlament zu schicken. Mehrere Nutzer schildern etwa, wie sie durch E-Zigaretten – die laut Gesundheitsexperten zwar schädlich, aber weniger fatal als Zigaretten sind – vom Rauchen weggekommen sind. Dampf rettet Leben! Dampfen – Sag Ja zur Freiheit, schreibt eine Nutzerin. Sie verabschiedet sich mit dampfenden Grüßen.
0Web
Hänsel und Gretel: Hexenjäger, Sin City, Männer, die auf Ziegen starren, Der Tod ritt dienstags, Constantine. 20.15 MÄRCHENADAPTIONHänsel und Gretel: Hexenjäger (Hansel & Gretel: Witchhunter, USA/D 2013, Tommy Wirkola) Bestenfalls als Vorgeschichte diente dem Drehbuch das Märchen der Gebrüder Grimm: Vor 15 Jahren konnten sich die Waisenkinder Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel Gemma Arterton) aus den Fängen einer gefährlichen Hexe befreien. Weil ihnen seither Flüche und dunkle Zaubersprüche nichts anhaben können, sind die beiden in der Zwischenzeit zu legendären Hexenjägern herangewachsen. Bis 22.00, ATV 20.15 DOKUMENTATIONSteep – Steil am Limit Die Dokumentation behandelt die Frage nach Abschätzung der Sicherheit und nach dem Umgang mit der Todesgefahr bei der Steilabfahrt. Protagonist Douglas Coombs, häufig als der größte Steilabfahrer aller Zeiten bezeichnet, kam wenige Tage nach Abschluss der Dreh arbeiten bei einer Abfahrt ums Leben. Bis 22.00, Servus TV 20.15 SCHRIFTSTELLERDie Jungfrau auf dem Dach (USA/D 1953, Otto Preminger) Schwerpunktabend zum oftmals verfilmten Werk von Schriftsteller Carl Zuckmayer. Patty (Johanna Matz), eine unverdorbene Bühnenelevin, lernt auf dem Empire-State-Building den in Frauensachen erfahrenen und erfolgreichen Architekten Donald kennen. Um 22.00 Uhr Der Hauptmann von Köpenick aus dem Jahr 1956, von Regisseur Helmut Käutner. Ohne Papiere keine Arbeit und ohne Arbeit keine Papiere. Der Schuster Wilhelm Voigt (Rühmann) bewegt sich in einem Teufelskreis – bis er sich in Uniform schmeißt und damit die Bürokratie austrickst. Bis 23.35, ORF 3 22.00 COMICVERFILMUNGSin City (Frank Miller’s Sin City, USA 2005, Robert Rodriguez) Im Stile des Film noir versucht der Polizist Hartigan (Bruce Willis) in der verruchten Stadt Sin City für etwas Gerechtigkeit zu sorgen. Drei Bücher und eine Kurzgeschichte aus der gleichnamigen Comic-Reihe verarbeitet Regisseur Rodriguez zu einer verschachtelten Story. Bis 0.30, ATV 22.00 RIVALENDer Tod ritt dienstags (I giorni dell’ira, I/D 1967, Tonino Valerii) Nachdem Revolverheld Talby (Lee Van Cleef) zu Scotts (Giuliano Gemma) Verteidigung einen Mann erschießt, entwickelt sich zwischen beiden eine Freundschaft. Unter der Anleitung seines neuen Freundes wird aus Scott ein brutaler Bandit. Als Talby erkennt, dass Scott zum besseren Schützen wird als er selbst, beschließt er, seinen Partner aus dem Weg zu räumen. Packende Darstellung der Hauptrollen. Bis 0.10, Servus TV 22.35 ESOTERISCHMänner, die auf Ziegen starren (The Men who stare at Goats, USA/UK 2009, Grant Heslov) Hippie-Fantasien treffen auf die Armee und werden zum wirren Durcheinander. Bobs (Ewan McGregor) Ehefrau verlässt ihn für seinen Chefredakteur. Um es sich selbst zu beweisen und ihr zu imponieren, reist er kurz entschlossen in den Irak. Als Kriegsberichterstatter kommt er nicht weit. Stattdessen trifft er zufällig den verschroben wirkenden Ex-Soldaten Lyn Cassady (George Clooney). Dieser behauptet, eine Art Jedi-Ritter zu sein. Bis 0.01, 3sat 22.40 DOKUMENTATIONUniversum History: Rebellion gegen Rom (2/2) – Die Schlacht im Teutoburger Wald Die römischen Legionen waren das Kämpfen in schwerem Gelände, vor allem im Wald, nicht gewohnt. Arminius kannte diese Schwäche der römmischen Soldaten. Nachdem er die zerstrittenen germanischen Stämme hinter sich vereint hatte, gelang es ihm, im Dickicht des Waldes drei Legionen annähernd komplett zu vernichten. Bis 23.25, ORF 2 23.00 MAGAZINAspekte Katty Salié und Jo Schück mit folgenden Themen: 1) Raus aus dem Schatten – Wittenberg widmet sich Lucas Cranach dem Jüngern. 2) „Syrian Metal is War“ – Syrischer Filmemacher auf der Flucht 3) Wer sagt hier ich? – Eine Kulturgeschichte des (Werbe-)Gesichts. Im Studio zu Gast ist Schauspielerin und Autorin Adriana Altaras. Bis 23.45, ZDF 23.20 MAGAZINKurzschluss: Auf der Suche nach dem Ich 1) Regisseur Neil Triffett über seine Identitäts-Dramödie Emo – Das Musical. 2) Die australische Produzentin Sam Jennings über Neil Triffetts Kurzfilm und die Identitätssuche von Jugendlichen im Schmelztiegel Highschool. 3) Die schwedische Filmemacherin Lovisa Sirén über ihren Film Pussy Have the Power und das Genderthema in der schwedischen Kreativszene. Bis 0.50, Arte 22.35 TEUFELConstantine (USA 2004, Francis Lawrence) John Constantine (Keanu Reeves) sieht seit seiner Kindheit Dämonen, Engel und allerlei andere nichtirdische Wesen. Irgendwann wird ihm dies alles zu viel und er versucht, sich selbst umzubringen. Als Selbstmörder wandert er in die Hölle. Technisch top inszeniert. Bis 1.00, ProSieben
6Etat
Seit der Einführung der Champions League konnte noch kein Team den Titel verteigen, der FC Barcelona fügte sich nahtlos ein. Wien – Der Titelverteidiger-Fluch in der Champions League hat auch in dieser Saison wieder sein Opfer gefordert: Vorjahressieger FC Barcelona musste sich im Viertelfinale Atletico Madrid (2:1, 0:2) geschlagen geben und schaffte es damit zum vierten Mal nicht, seinen Titel zu verteidigen. Seit der Einführung der Champions League in der Saison 1992/93 konnte keine Mannschaft den Titel zweimal hintereinander gewinnen. Prominentestes Opfer ist neben Barca Real Madrid, das ebenfalls viermal (1998, 2000, 2002, 2014) an der Titelverteidigung scheiterte. Besonders hart traf es den FC Chelsea, der nach dem Titelgewinn 2012 in der darauffolgenden Saison bereits in der Gruppenphase ausschied. Der Fluch setzte allerdings erst mit der Einführung der Champions League 1992 ein. Den Europapokal der Landesmeister konnten von 1955 bis 1992 mehrere Mannschaften mehrmals hintereinander gewinnen. Real Madrid holte sich den Pokal fünfmal in Folge, Bayern München und Ajax Amsterdam gewannen dreimal hintereinander. Barca-Coach enttäuscht und traurig Die Mannschaft wollte den Titel verteidigen, die Fans wollten ihn auch, es hat aber nicht sein sollen. Wir sind natürlich enttäuscht und traurig, sagte Barca-Coach Luis Enrique nach der 0:2-Niederlage am Mittwoch im Estadio Vicente Calderon. Atletico sorgte dafür, dass die Katalanen zum zweiten Mal in den vergangenen drei Jahren schon im Viertelfinale die Segel streichen mussten. Wir hatten im Spiel die Kontrolle, ohne viel Gefahr zu erzeugen. Ich muss Atletico gratulieren, sie waren besser als wir, sagte Enrique – trotz einer Fehlentscheidung von Schiedsrichter Nicola Rizzoli in der Nachspielzeit, als der Italiener bei einem Gabi-Handspiel nur auf Freistoß und nicht auf Elfmeter entschied. Mit einem Treffer hätte sich Barca zumindest in die Verlängerung gerettet. Es war ein klarer Elfmeter, ärgerte sich Sergio Busquets. Barca hat damit nur eines der vergangenen fünf Pflichtspiele gewonnen, drei der letzten vier Partien gingen verloren. Das Ende der Serie von 39 ungeschlagenen Spielen bis zum Derby gegen Real am 2. April (1:2) scheint also seine Spuren hinterlassen zu haben. Es ist augenscheinlich, dass wir in ein Loch gefallen sind, meinte Enrique. Wir sind nicht in Topform, uns fehlt die Effizienz, vor allem wenn man in Betracht zieht, auf welchem Niveau wir heuer schon gespielt haben. (sid, APA, 14.4.2016) Die Champions-League-Sieger und ihre Platzierung in der darauffolgenden Saison: 1992/93: Olympique Marseille, im Folgejahr nicht dabei1993/94: AC Mailand, Finalniederlage1994/95: Ajax Amsterdam, Finalniederlage1995/96: Juventus Turin, Finalniederlage1996/97: Borussia Dortmund, Halbfinal-Aus1997/98: Real Madrid, Viertelfinal-Aus1998/99: Manchester United, Viertelfinal-Aus1999/00: Real Madrid, Halbfinal-Aus2000/01: FC Bayern München, Viertelfinal-Aus2001/02: Real Madrid, Halbfinal-Aus2002/03: AC Mailand, Viertelfinal-Aus2003/04: FC Porto, Achtelfinal-Aus2004/05: FC Liverpool, Achtelfinal-Aus2005/06: FC Barcelona, Achtelfinal-Aus2006/07: AC Mailand, Achtelfinal-Aus2007/08: Manchester United, Halbfinal-Aus2008/09: FC Barcelona, Halbfinal-Aus2009/10: Inter Mailand, Viertelfinal-Aus2010/11: FC Barcelona, Halbfinal-Aus2011/12: FC Chelsea, Aus in der Gruppenphase2012/13: FC Bayern München, Halbfinal-Aus2013/14: Real Madrid, Halbfinale-Aus2014/15: FC Barcelona, Viertelfinal-Aus
4Sport
Der Fußball ist bekanntlich eine Gelddruckmaschine. Dass ausgerechnet der beste Kicker, Lionel Messi, unter Verdacht steht, passt ins Bild. Der argentinische Barcelona-Stürmer Lionel Messi lässt nichts anbrennen. Das beweisen die Panama-Papiere. Am 13. Juni 2013, nur einen Tag nachdem bekannt wurde, dass die spanischen Steuerbehörden gegen ihn und seinen Vater Jorge Horácio Messi wegen Hinterziehung von mehr als vier Millionen Euro aus Werbeeinnahmen und Vermarktung der Bildrechte ermitteln, kauften die beiden das Unternehmen Mega Star Enterprise Inc. in Panama. Das Geschäft wickelte das uruguayische Anwaltsbüro Abreu, Abreu & Ferres ab. Mega Star war ein Jahr zuvor von einem anderen Anwaltsbüro gegründet worden. Vermittler zwischen beiden waren die Anwälte von Mossack Fonseca, die anschließend auch die benötigten Strohmänner suchten, hinter denen die Messis ihr Guthaben verstecken – fünf an der Zahl. Dass das Ganze dennoch aufflog, liegt an einem Brief, der von Vater und Sohn unterzeichnet wurde und in dem die beiden erklären, für alle Kosten der Firma und der Strohmänner aufzukommen, unterschrieben mit königsblauer Tinte. Der Brief wurde am Montag auf dem Nachrichtenportal El Confidencial, das zusammen mit dem Privatfernsehsender La Sexta den Skandal in Spanien erstveröffentlichte, als Faksimile gezeigt. Als weiterer Beweis, dass hinter Mega Star Lionel Messi und Vater stecken, dienen die Aktien der Scheinfirma. Bis 2015 konnten sie auf den Träger ausgestellt werden. Dann änderte Panama das Gesetz. Seither müssen sie einen Namen tragen. Laut den journalistischen Untersuchungen sind sie auf den Vater ausgestellt, allerdings ohne den Nachnamen Messi. Messi bestreitet die Vorwürfe. Das Umfeld des 28-Jährigen teilte der spanischen Sportpresse mit, dass Messi und Vater prüfen würden, inwieweit sie gegen die Süddeutsche Zeitung und die anderen Medien gerichtlich vorgehen können. Mega Star ersetzte ein breites Geflecht aus Scheinfirmen in Uruguay, Belize, der Schweiz und in Großbritannien, das den Messis bis zu den Ermittlungen in Spanien diente, um Einnahmen am Fiskus vorbeizuschleusen. Der Prozess beginnt nach Ende der Champions League im Mai. Insgesamt drohen Messi, der angibt, sein Vater habe alles ohne sein Wissen eingefädelt, 22 Monate Haft und vier Millionen Euro Bußgeld. Ins Gefängnis muss er wohl kaum, denn in Spanien werden Haftstrafen unter zwei Jahren üblicherweise zur Bewährung ausgesetzt, und die Geldstrafe dürfte wenig schmerzen. Denn Messi war 2015 laut dem alljährlichen Ranking der französischen Sportseite France Football mit 65 Millionen Euro auch der Weltfußballer in Sachen Einnahmen. Es sind nicht die einzigen Verdachtsmomente gegen Messi. Die spanische Polizei untersucht, ob der fünffache Weltfußballer bei Spielen, die der FC Barcelona zu seinen Ehren austrug, Gelder der lateinamerikanischen Drogenmafia gewaschen hat. In den Papieren aus Panama tauchen weitere Persönlichkeiten aus der Fußballwelt auf. Der ehemalige Real-Madrid-Profi Iván Zamorano soll ebenso Geld in Panama geparkt haben wie der vor sechs Monaten wegen ominöser Einnahmen in Höhe von 1,8 Millionen Euro suspendierte Uefa-Präsident Michel Platini. Auch er soll laut den Recherchen im Jahr 2007 eine Firma in Panama gegründet haben. Platinis Anwälte teilten der Nachrichtenagentur AFP mit, dass ihr Mandant seine gesamten finanziellen Einkünfte und Besitzverhältnisse den Schweizer Behörden an seinem Wohnsitz zugänglich gemacht habe. Auch ein Mitglied der Fifa-Ethikkommission, Juan Pedro Damiani, soll in den Papieren aus Panama auftauchen. Der uruguayische Anwalt soll Kontakte zu den unter Hausarrest stehenden argentinischen TV-Rechtehändlern Hugo und Mariano Jinkis gepflegt haben. Außerdem ermittelt die Fifa aufgrund mutmaßlicher Geschäftsverbindungen zwischen Damiani und dem im Korruptionsskandal geständigen Uruguayer Eugenio Figueredo. Bestechungsgelder sollen innerhalb der Fifa über Offshore-Konten geflossen sein.
3Wirtschaft
20 Zivilklagen mit Forderungen zwischen 30.000 und 150.000 Euro liegen bisher vor. Duisburg - Rund fünf Jahre nach der Loveparade-Katastrophe in Duisburg mit 21 Toten und mehr als 500 Verletzten ist der Start erster Zivilprozesse in Sicht. Es wird voraussichtlich in diesem Jahr in mehreren Zivilprozessen Termine geben, sagte der Sprecher des Landgerichts Duisburg, Bernhard Kuchler, am Freitag. Eine Entscheidung darüber sei aber noch nicht gefallen. Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins Focus soll das erste Verfahren im September oder Oktober beginnen. Insgesamt liegen dem Gericht bisher 20 Zivilklagen vor. Sie richten sich gegen die Stadt Duisburg, den Veranstalter Lopavent, dessen Geschäftsführer sowie das Land Nordrhein-Westfalen. Die meisten Kläger führten an, dass sie im Gedränge bei der Veranstaltung am 24. Juli 2010 eine posttraumatische Belastungsstörung erlitten hätten, sagte Kuchler. Die Schmerzensgeldforderungen lägen zwischen 30.000 und 150.000 Euro. Weiter offen ist, ob und wann es zum Strafprozess kommt. Das Gericht wartet noch auf ein nachgebessertes Gutachten. Es soll bis Ende Juni Vorliegen. Das Landgericht prüft seit Februar 2014 die Zulassung der Anklage wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung. Beschuldigt sind insgesamt zehn Mitarbeiter der Stadt und des Veranstalters.
1Panorama
Wegfall von UVP für Aufüstung auf 380 kV: "Erosion von Umweltstandards". Wien – Regierung und Sozialpartner haben zur Ankurbelung der Investitionen einen bereits öfters genannten Punkt vereinbart, der Umweltorganisationen sauer aufstößt: Um aufwändige Verfahren zu vermeiden, sollen Aufrüstungen von Stromleitungen von 220 kV auf 380 kV ohne Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden können. Das beschleunige die Umsetzung der in diesem Bereich geplanten Vorhaben, heißt es im Gipfel-Papier. Mit Investitionen im Volumen von 700 Millionen Euro könnten demnach 2500 Arbeitsplätze im Jahr geschafft werden. Konkret in der Pipeline sind u. a. die Netze von Zell am Ziller (Zilltertal) nach Westtirol und von Obersielach (Kärnten) nach Lienz. Beide Projekte sind Teil europaweit prioritärer Energievorhaben und sollen die Leitungen nach Italien bzw. Deutschland verbessern. Weitere Vorhaben dürften folgen, sie hängen aber von den Plänen der jeweiligen Stromgesellschaften ab. Erosion versus Impuls Was die Regierung als Konjunkturimpuls darstellt, stellt für den Umweltdachverband eine Erosion von Umweltstandards dar, wie deren Geschäftsführer Michael Proschek-Hauptmann erklärt. Stimmt nicht, verlautet aus dem Wirtschaftsministerium und verweist auf den Text der Vereinbarung. Dort heißt es: Upgrades bestehender Trassen sollen von der generellen UVP-Pflicht ausgenommen werden, wenn es zu keiner Verschlechterung für die Anrainer kommt. Dies wird nötigenfalls in einer UVP-Novelle bis spätestens Mitte 2016 klargestellt. Soll heißen: Bei den Aufrüstungen bleiben Masten und Trassen gleich, es werden nur die Leitungen und deren Befestigungen adaptiert. Das lässt Proschek-Hauptmann nicht gelten. Wenn Anrainer keine Verschlechterungen zu erwarten hätten, werde es auch keine Probleme mit der UVP geben, meint er. Das wird es massiven Widerstand geben. Der Umweltschützer ist auch deshalb alarmiert, weil laufend Umweltstandards unterlaufen würden. Als Beispiel nennt er das jüngste Vorhaben Salzburgs, ein Drittel der Naturschutzverfahren einzusparen. Davon betroffen sollen auch zahlreiche Energieprojekte sein. Energieinfrastrukturbehörde Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, der für Energie zuständig ist, hat erst zu Jahresbeginn mit einem Vorhaben aufhorchen lassen: Eine neue Energieinfrastrukturbehörde soll laut Entwurf über die Genehmigung von Projekten mit EU-weiter Bedeutung entscheiden, wenn die UVP schon zu lange dauert. Ländervertreter und Umweltministerium sprachen daraufhin von verfassungswidrigen Eingriffen in die Kompetenzbestimmungen. Das Vorhaben steckt immer noch im Parlament fest.
3Wirtschaft
Attacke auf Badeort Grand-Bassam, sechs Angreifer getötet. Yamoussoukro/Abidjan – Schwerbewaffnete haben in Cote dIvoire (Elfenbeinküste) am Sonntag drei Hotels und einen Strand des bei Touristen beliebten Badeorts Grand-Bassam angegriffen und 22 Menschen getötet, darunter mindestens einen Franzosen und einen Deutschen. Augenzeugen berichteten, die Angreifer hätten Allahu Akbar (Gott ist groß) gerufen. 14 Zivilisten und zwei Soldaten seien von den Terroristen getötet worden, sagte Präsident Alassane Ouattara am Abend. Nach seinen Angaben wurden auch sechs Angreifer getötet. Zu dem Anschlag bekannte sich Al-Kaida im Islamischen Maghreb, ein Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida, teilte das auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen Site mit. Der Augenzeuge Braman Kinda berichtete, wie mehrere schwerbewaffnete Angreifer zunächst auf dem Strand das Feuer auf Badegäste eröffneten. Wir waren am Strand, wir haben Schüsse gehört und Menschen weglaufen gesehen, und uns ist klargeworden, dass das ein Angriff ist, berichtete Kinda. Offenbar setzten die vermummten Männer anschließend ihre Angriffe auf die angrenzenden Hotels im französischen Viertel des Orts fort. Ein libanesischer Gast des Hotels LEtoile du Sud sah nach eigenen Angaben einen Angreifer mit einer Kalaschnikow und einem Gürtel mit Granaten. Andere berichteten, wie Gäste aus den Hotels in Sicherheit gebracht wurden. Ein Polizist sagte später einer Agentur, die Fahndung nach den Angreifern laufe noch, doch seien die Hotels gesichert. Die Armee riegelte die Umgebung ab. Der rund 40 Kilometer östlich der früheren Hauptstadt Abidjan gelegene Ferienort Grand-Bassam war während der französischen Herrschaft die wichtigste Stadt der Kolonie. Die 80.000-Einwohner-Stadt mit ihren eleganten historischen Fassaden gehört zum Weltkulturerbe und ist auch bei Ausländern beliebt. Bei den Anschlägen sind nach Angaben aus dem Außenministerium keine Österreicher unter den Todesopfern. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier bestätigte indes, dass eine deutsche Staatsangehörige ums Leben gekommen ist. Er verurteilte die Tat auf das Schärfste. Im Kampf gegen den Terror müsse die internationale Gemeinschaft zusammenhalten. Zur Identität der getöteten Bundesbürgerin machte das Auswärtige Amt keine Angaben. Die Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Berufung auf einen Mitarbeiter des Goethe-Institutes in Abidjan, der anonym bleiben wollte, dass es sich bei der Deutschen um die Leiterin des Goethe-Instituts in Cote dIvoire handelt. Auch ein Franzose, ein Kameruner sowie eine Person aus Burkina Faso wurden bei dem Terrorakt getötet, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete. In den vergangenen Monaten waren bei islamistischen Angriffen auf Luxushotels in den Nachbarländern Mali und Burkina Faso Dutzende Menschen getötet worden. Zu den Anschlägen in der malischen Hauptstadt Bamako im November und in Ouagadougou im Jänner bekannte sich ebenfalls Al-Kaida im Islamischen Maghreb. In Bamako töteten die Angreifer 20 Menschen, in Ouagadougou gab es 30 Todesopfer. Ende Juni hatte ein IS-Angreifer in Tunesien vor einem Strandhotel bei Sousse 38 ausländische Touristen getötet, darunter zwei Deutsche. Experten warnten damals, islamistische Angriffe könnten auch Cote dIvoire und den Senegal treffen.
2International
Darunter 89 Zivilisten – Regierungstruppen rücken mithilfe der russischen Luftwaffe auf Großstadt vor. Beirut – Bei der Offensive der syrischen Armee in der Provinz Aleppo sind nach Angaben von Aktivisten bereits mehr als 500 Menschen getötet worden. Unter den Opfern seien 274 syrische Rebellen und ausländische Jihadisten sowie 89 Zivilisten, darunter 23 Kinder, teilte die oppositionsnahe syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch mit. Die Regierungstruppen hatten ihre Offensive mit Unterstützung der russischen Luftwaffe am 1. Februar begonnen. Die syrische Regierungsarmee war in den vergangenen Tagen mit Unterstützung durch russische Luftangriffe bis zur bisherigen Rebellenhochburg Aleppo vorgedrungen. Zehntausende Menschen flohen an die Grenze zur Türkei. Die Angaben der den Rebellen nahestehenden Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien sind von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen.
2International