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US-Amerikanerin wurde an der Hüfte operiert – Ziel ist Olympia 2018 in Südkorea. Vail/Park City (Utah) – US-Skirennfahrerin Julia Mancuso fällt die gesamte Saison aus. Die 31-jährige Riesentorlauf-Olympiasiegerin von Turin 2006 wurde am Mittwoch in Vail an der Hüfte operiert, die Reha soll konservativ erfolgen. Hätte ich mit Gewalt weiter gemacht, wäre das ein Rückschlag für mein wirkliches Ziel Pyeongchang, so Mancuso, die Olympia 2018 ins Visier nimmt. Ende März 2016 will sie wieder auf Skiern stehen.
4Sport
Präsident Mauricio Macri gedenkt des Krieges mit Großbritannien 1982 und stellt Ansprüche. Buenos Aires – Am Jahrestag des Falklandkrieges hat Argentiniens Präsident Mauricio Macri den Anspruch seines Landes auf die Inselgruppe im Südatlantik unterstrichen. Diese Inseln, mit denen wir so viele Erinnerungen verbinden, gehören uns, schrieb der Staatschef am Samstag in einer Mitteilung auf Facebook. Wir werden zurückkehren und dazu die Macht des Dialogs, der Wahrheit und der Gerechtigkeit nutzen. Zuvor legte Macri Blumen am Kriegerdenkmal in Buenos Aires nieder. Argentinien, damals unter einer Militärdiktatur, hatte am 2. April 1982 eine Invasion auf den Falklandinseln (Malvinas) gestartet, die seit 1833 unter britischer Verwaltung stehen. In dem gut zwei Monate langen Krieg kamen 649 Argentinier, 255 Briten und drei Inselbewohner ums Leben. Vor wenigen Tagen hatte eine UN-Kommission die Hoheitsgewässer Argentiniens über die Falklandinseln hinaus erweitert. Die argentinische Regierung feierte die Entscheidung als entscheidenden Sieg in dem seit Jahrzehnten andauernden Territorialstreit mit Großbritannien um die Inselgruppe. Diese Entscheidung bekräftige die Souveränitätsrechte des südamerikanischen Landes über die Falklandinseln, einer politisch, wirtschaftlich und strategisch wichtigen Zone, sagte Außenministerin Susana Malcorra. Die britische Regierung erklärte, das Urteil der UN-Kommission sei nicht bindend. 2013 hatten sich die Bewohner der Inselgruppe mit überwältigender Mehrheit für einen Verbleib bei Großbritannien ausgesprochen. Nach der Wahl des liberalen Macri hoffte man in London eigentlich auf eine moderatere Falkland-Politik in Argentinien. Die linkspopulistische Ex-Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner hatte mit dem emotionalen Thema immer wieder Stimmung gemacht. Neu entdeckte Öl- und Gasvorkommen vor den Inseln hatten den Konflikt zusätzlich befeuert.
2International
Die Regierung hofft, dass die IT- und Kommunikationsindustrie in zwei Jahren schon zehn Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht. Derzeit sind es drei Prozent. Nairobi – In Kenia schießen Hightech-Unternehmen aus dem Boden, die Regierung will das Land zu einem neuen Silicon Valley machen. Aber vielen Jungunternehmern fehlt das Geld. In einem Großraumbüro in Nairobi sitzen Dutzende junge Kenianer über ihre Laptops gebeugt, zur Ablenkung steht Tischfußball bereit. Viele von ihnen arbeiten an neuen Apps fürs Smartphone – sie sollen bei der Haussuche helfen oder Rettungsdienste alarmieren. Schon mehr als 16.000 virtuelle Mitglieder sind über die Hightech-Brutstätte iHub organisiert. Wie jedes andere Entwicklungsland müssen wir viele Probleme lösen. Da gibt es viele Möglichkeiten für Start-up-Unternehmen, sagt Sheilah Birgen. Sie betreut den Pivot East-Talentwettbewerb, an dem jedes Jahr Hunderte neue Hightech-Unternehmen teilnehmen. Nach dem Erfolg des mobilen Geldübermittlungssystems Mpesa und der Ushahidi-App, die bei den Aufständen nach den Wahlen von 2007 die Krisenherde anzeigte, hat das ostafrikanische Land in den vergangenen fünf Jahren immer mehr Neugründungen erlebt. Jetzt will es Südafrika als führendem Technologieland des Kontinents Konkurrenz machen. In Anlehnung an das Silicon Valley im US-Staat Kalifornien reden einige von einem Silicon Savannah. Die kenianische Regierung hofft, dass die Informations- und Kommunikationstechnologie bis 2017 zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt. Derzeit sind es rund drei Prozent. Das iHub ist mithilfe internationaler Unternehmen wie Google und Oracle eingerichtet worden und bietet Software-Entwicklern kostenloses Internet und einen Treffpunkt zum Brainstorming. Seit ein Glasfaserkabel unter dem Meeresboden 2009 das Hochgeschwindigkeitsinternet nach Kenia brachte, hat das Land viele bekannte Investoren der Technikwelt angezogen. IBM eröffnete sein erstes Forschungszentrum in Nairobi mit Zuschüssen der Regierung. Die führenden Universitäten der Hauptstadt haben Technologielabore, und die Regierung will 1,3 Millionen Laptops für Schulen bereitstellen. Zudem plant sie, jedes Jahr 50 neue Start-ups zu finanzieren und ausländische Investoren mit Steuervergünstigungen anzulocken. Gleichzeitig investiert das Land umgerechnet 13 Milliarden Euro in das Vorzeigeprojekt Konza Techno City, eine hochtechnisierte Stadt, die in der Nähe von Nairobi entstehen und zehntausende Arbeitsplätze schaffen soll. Im iHub will Awil Osman (24) eine Webseite namens Sumuni (Fünf Cent) einrichten, über die man alles leihen kann, was man nur selten braucht, wie etwa Bohrer, Zelte oder sogar Räumlichkeiten. Manchmal versucht man, ein Problem für sich selbst zu lösen und merkt dabei, dass alle anderen dasselbe Problem haben, sagt Osman. Seine Idee entstand bei dem Versuch, einen Staubsauger auszuleihen. Zum Erfolg der Start-Ups tragen auch Unternehmen wie Nailab bei, das jedes Jahr eine Reihe von Neugründungen mit Geld, Räumen und technischer Betreuung unterstützt und dafür im Gegenzug einen zehnprozentigen Kapitalanteil erhält. Sein Mitbegründer Joshua Mutua (23) hat die App Kejahunt entwickelt, die seit Jänner über 1.800 Häuser und Wohnungen an Niedrigverdiener vermittelt hat. Kejahunt ist inzwischen so gefragt, dass Mutua den Dienst nun auch in anderen Städten wie Mombasa und Kisumu anbieten will. Aber ihm fehlen die dafür nötigen 46.000 Euro. In einem Entwicklungsland, in dem Hightech noch relativ neu ist, könne man die Investoren an einer Hand abzählen, sagt Mutua. Eine Erfolgsgeschichte ist auch das Start-up-Unternehmen Totohealth. Als Produkt des Technologiezentrums m:lab hilft der SMS-Dienst jungen und werdenden Müttern bei Gesundheitsfragen. Finanziert wird er von den regionalen Behörden und von Nichtregierungsorganisationen. Außerdem können die Mütter über den Dienst Windeln und Sterilisierungszubehör für Babysachen kaufen – Dinge, die auf dem Land nur schwer zu bekommen sind. Die meisten Start-ups sind für Risikokapitalanleger zu klein. Wer Existenzgründer unterstützt, wolle dagegen schnelle und garantierte Profite für sein Geld, erklärt Harry Hare, der Manager von Demo Africa, das Start-ups mit Investoren in Kontakt bringt. Die meisten Unternehmen müssten sich aber noch immer über ihre Nutzer finanzieren, beklagt App-Erfinder Mutua.
3Wirtschaft
Polizisten fanden Leichen bei Routinecheck. Oklahoma City (Oklahoma) – Ein 20-Jähriger soll in der US-Stadt Oklahoma seine eigenen Großeltern erschossen und geköpft haben. In dem Haus ist auch eine Kinderbetreuung untergebracht. Der Sender CNN berichtete am Mittwoch, die Polizei habe in der angrenzenden Garage drei kleine Kinder zusammengekauert gefunden, sie waren unverletzt. Die Beamten waren zu einem Routinecheck in dem Haus und fanden dort die Leichen der 59 Jahre alten Frau und ihres 78 Jahre alten Mannes. Der Verdächtige habe sich in der Nähe aufgehalten und sei festgenommen worden. Er wird sich wegen Mordes verantworten müssen.
1Panorama
Soll im Rahmen der Eröffnung der Worldwide Developers Conference präsentiert werden. Seit Jahren kursieren immer wieder Gerüchte, dass Apple an einem eigenen Musik-Streaming-Service arbeitet. Nun wird es aber ernst: Noch im Verlauf des Montag wird Apple den offiziellen Startschuss für sein diesbezügliches Angebot geben. Dies bestätigt nun einer, der es wissen muss: Doug Morris, Chef von Sony Music. Die Vorstellung soll dabei - wie erwartet - im Rahmen der Keynote zur Worldwide Developers Conference des Unternehmens vorgenommen werden. Ob Apple sonderlich glücklich damit ist, dass einer der zentralen Partner schon vorab eine neue Produktvorstellung ausplaudert sei dahin gestellt. Die Aussagen von Morris erfolgten jedenfalls am Sonntag im Rahmen eines öffentlichen Interviews auf der Musikmesse Midem in Cannes. Details zu dem Angebot nannte Morris dabei laut Venturebeat zwar noch nicht, diese sind in den letzten Wochen aber ohnehin nach und nach durchgedrungen. So soll der Streaming-Service monatlich 9,99 US-Dollar kosten, und damit auf dem Niveau der Konkurrenz liegen. Abheben will man sich vor allem durch von populären DJs und Musikern kuratierte Song-Zusammenstellungen. Auf die Frage, was Apple noch neues zu dieser Sparte beitragen - immerhin gibt es mittlerweile zahlreiche solcher Angebote - verweist Morris vor allem auf einen Faktor: Geld. Der iPhone-Hersteller habe 178 Milliarden Dollar auf der Bank, also werde man den eigenen Service auch entsprechend bewerben können, was wiederum positive Auswirkungen auf die gesamte Branche haben könnte. (red, 8.6.2015)
0Web
Retrospektive zum Tier im Film im Filmmuseum – Hurch-Nachfolge wird 2017 ausgeschrieben. Wien – Die heurige Viennale, die am 22. Oktober in ihre 53. Ausgabe startet, wird tierisch – was den thematischen Schwerpunkt anbelangt. So ist die Retrospektive den Tieren im Film gewidmet. Als Hollywoodstargast ist Hitchcocks Star Tippi Hedren (Die Vögel) anlässlich ihrer Hommage geladen. Und auch das heurige Sujet verweist auf die Fauna – ziert doch ein fossiler Krokodilschädel die Plakate. Hedren, die heute engagierte Tierschützerin ist, wird also zu einer Gala nach Wien kommen, kündigte Viennale-Direktor Hans Hurch am Freitag bei einem ersten Programmausblick an. Als weiterer möglicher Stargast ist Winona Ryder im Gespräch, die mit dem Film Experimenter von Michael Almereyda vertreten ist. Neben Hedren ist auch dem argentinischen Regisseur Raoul Perrone ein Tribute gewidmet. Und schließlich wird auch der heuer mit 106 Jahren verstorbene Manoel de Oliveira gewürdigt, wenn sein portugiesischer Kollege Pedro Costa eine persönliche Auswahl an Werken präsentiert. Einen Ausblick gibt es auf das Werk des jungen uruguayischen Filmemachers Federico Veiroj, dem Hurch eine große Karriere prognostiziert. Die Tierretrospektive Animals – Eine kleine Zoologie des Kinos im Filmmuseum versammelt Werke der Filmgeschichte von Clash Of The Wolves aus 1925 über Peter Greenaways A Zed & Two Noughts aus 1985 bis zu Lucien Castaing-Taylors und Verena Paravels Leviathan aus 2012. Die Retrospektive dauert von 16. Oktober bis 30. November und damit traditionell deutlich länger als die Viennale selbst, die von 22. Oktober bis 5. November läuft. Ansonsten gelte auch für die heurige Ausgabe, dass sich Spiel- und Dokumentarfilme in etwa die Waage hielten, unterstrich Hurch. Er gehe dabei nicht mit einem konkreten roten Faden an die Programmierung: Dann sieht man aber doch manche Dinge, die sich aus dem großen Ganzen ergeben. So würden sich im Programm einerseits zahlreiche Filme mit der Kultur der Afroamerikaner beschäftigen, was in Zeiten der aufkeimenden Konflikte in der US-amerikanischen Gesellschaft Relevanz gewinne. Andererseits thematisiere sich das Kino wieder selbst auf der Leinwand. Das gelte etwa für den Dokumentarfilm The Thoughts That Once We Had von Tom Andersen. Daneben lässt sich eine verstärkte Präsenz des chinesischen Kinos feststellen und Woody Allens neues Werk Irrational Man entdecken. Und Valley of Love mit Gerard Depardieu und Isabelle Huppert bringt die zwei Altstars des französischen Kinos zusammen. Das österreichische Filmschaffen vertritt etwa die Vor-Ort-Reportage Lampedusa im Winter von Jakob Brossmann, während das Hybridwerk aus Spiel- und Dokumentarfilm Aus dem Nichts von Angela Summereder Weltpremiere feiert. Keine Veränderungen gibt es bei den Wirkungsstätten des Festivals: Das Gartenbaukino bleibt Hauptspielort, der vom Stadtkino im Künstlerhaus und der Urania flankiert wird. Hinzu kommen das Filmmuseum als Kooperationspartner bei der Retrospektive und das sanierte Metro-Kinokulturhaus, dessen offizieller Start nun schon Monate überfällig ist. Das Metrokino wird Anfang Oktober endgültig eröffnet, zeigte sich Hurch jedoch zuversichtlich. Es habe vielleicht auch etwas an seinem Druck im Vorjahr gelegen, dass hier zu früh Erwartungen geweckt wurden, da man angesichts der Schließung des Stadtkinos am Schwarzenbergplatz eine Spielstätte benötigt habe: Ich habe damals den Leiter des Metrokinos sehr gedrängt, das Kino halb-provisorisch zu eröffnen zu einem Zeitpunkt, an dem es eigentlich noch nicht zu eröffnen gewesen wäre. Nun sei die Anlage aber fertig renoviert worden und werde in der ersten Oktoberwoche mit einer Ausstellung zum frühen Kino eröffnet, was ein schönes Asset für die Zeit der Viennale-Bespielung darstelle. Am schönsten für ihn persönlich sei dabei, dass nach jetzigem Stand Viennale-Präsident Eric Pleskow nach drei Jahren gesundheitlicher Probleme erstmals wieder das Festival besuchen könne und den nach ihm benannten Kinosaal im Metrokino eröffnen wolle. Für ihn selbst sei mit der Verlängerung als Direktor um zwei Jahre bis Ende 2018 dann aber definitiv Schluss, unterstrich Hurch. So werde es Mitte 2017 die Ausschreibung für seine Nachfolge geben. Mit 2018 ist meine Arbeit wirklich zu Ende, so Hurch, der dem Festival seit 1997 vorsteht. Auch sei die Idee zur neuerlichen Verlängerung nicht von ihm gekommen, sondern einstimmig vom Kuratorium sowie dem Kulturamt der Stadt Wien gewünscht worden. Für die verbleibenden drei Jahre wälze er noch verschiedene Ideen. Eine davon sei etwa, für jedes Jahr eine zweite Person gewissermaßen als Paten zu finden, die an der Gestaltung mitwirke. Er denke hier etwa an den Maler Peter Doig, die Sängerin Patti Smith und den Philosophen Slavoj Zizek. Das werde sich bis 2016 zeigen.
8Kultur
Tarifvielfalt wie beim Telefonieren: Das könnte sich mit digitalen Zählern bei Strom wiederholen, auf Kosten der Übersichtlichkeit. Das will der Regulator verhindern. Wien – Ein spezielles Angebot, wenn man den Geschirrspüler oder die Waschmaschine mitten in der Nacht einschaltet, ein anderes, teureres, wenn man Strom zu jeder Zeit unbeschränkt aus der Steckdose saugt; ein drittes, viertes oder vielleicht fünftes, wo es möglicherweise sogar Gutschriften gibt, wenn man zu bestimmten Zeiten möglichst viel Strom konsumiert oder bei anderer Gelegenheit ganz auf Strom verzichtet. Solche oder ähnliche Angebote könnten österreichischen Haushalten schon bald ins Haus flattern. Möglich macht diese Tarifvielfalt eine neue Generation von Stromzählern, die auch als Smart Meter bezeichnet wird. Diese intelligenten Stromzähler, von denen in Österreich bereits 450.000 Stück verbaut sind und die Schritt für Schritt die alten, mechanisch betriebenen ganz ersetzen sollen, ermöglichen eine sekundengenaue Aufzeichnung der Stromverbräuche. Sie öffnen damit die Tür für individuell abgestimmte Produkte und Tarife. In der Regulierungsbehörde E-Control, die seit 25. April von Wolfgang Urbantschitsch und Andreas Eigenbauer geleitet wird, sieht man den Point of no Return überschritten. Trotz anfänglicher Bedenken und Bremsmanöver einzelner Energieversorger sei die Branche nun gewillt, die gesetzlichen Vorgaben umzusetzen. Auch wenn der Fahrplan von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, der eine flächendeckende Installierung digitaler Zähler bis 2019 vorsieht, angesichts der fortgeschrittenen Zeit wahrscheinlich verfehlt wird – wichtig ist, dass es jetzt den erklärten Willen aller gibt, das umzusetzen, sagte der langjährige Chefjurist der E-Control. Zum Nachfolger von Urbantschitsch als Leiter der Rechtsabteilung wurde Markus Helmreich bestellt. Der 40-Jährige ist seit 2008 im Energiebereich tätig. Von 2011 bis 2013 war er Leiter der Stabsstelle Rechtsmittelverfahren der E-Control. Zuletzt war Helmreich stellvertretender Abteilungsleiter der Rechtsabteilung. Urbantschitsch hat von Walter Boltz, der mit Martin Graf die E-Control zuletzt geleitet hat, den Posten in der europäischen Regulierungsbehörde ACER übernommen. Welche genauen Aufgaben er und welche der frühere Energiebeauftragte der Stadt Wien, Eigenbauer, in der E-Control übernehmen wird, sei noch zu entscheiden. Derzeit mache man alles gemeinsam. Urbantschitsch will jedenfalls das seine dazu beitragen, dass sich die Konsumenten im Tarifdschungel nicht verirren. Wir werden den Tarifkalkulator dahingehend umbauen, dass wir uns anschauen, was die Kundenpräferenzen sind. Für eine bestimmte Konsumgewohnheit soll dann das jeweils günstigste Angebot dargestellt werden, sagte Urbantschitsch. Spielwiese für Stromfirmen Die Stromfirmen sollen eine Spielwiese bekommen. Innovationen gehen nicht von der Politik aus, auch nicht von uns, sagte Urbantschitsch. Wir können das durch entsprechende Rahmenbedingungen unterstützen. Vorstellbar seien Regulierungsferien für Netzbetreiber. Ich denke an eine Ortschaft, wo die Netztarife zeitlich begrenzt nicht gelten, wo Stromnetzbetreiber mit anderen innovativen Firmen in Ruhe etwas ausprobieren können, sagte der Energieregulator.
3Wirtschaft
Ist es für uns aufgeklärte Menschen heutzutage noch möglich, unbeschwert glücklich zu sein? Trotz des Zustandes unserer Welt? Und wenn ja, sind wir dann nicht ignorante Egoisten?. Für den englischen Philosophen John Stuart Mill war die Sache eindeutig: Es ist besser, ein unglücklicher Mensch zu sein als ein glückliches Schwein. Besser, ein unzufriedener Sokrates als ein zufriedener Narr. Verdammt, denken nun nicht wenige von uns, gerne hätten wir doch von beiden etwas: sokratische Schläue und närrische Glückseligkeit. Das ergäbe ein rares Amalgam. Dem Hörensagen nach entsteht es bei Erleuchtung, alle heiligen Zeiten einmal. Nachgewiesenermaßen und wiederholt hingegen dank Literatur. König Lears weiser Hofnarr etwa, der erkannte irgendwann, vermutlich als er noch nicht Hofnarr, sondern ausschließlich sokratisch klug war, dass der Welt mit Ernsthaftigkeit nicht beizukommen ist; und Narretei um- so mehr ein Glück, je ernster die Lage. Für diese traurig-schöne, ach was: Für diese grotesk-humorvolle Weitsicht war dem Hofnarren gewiss auch Shakespeare dankbar. Nun sind die meisten von uns aber nicht in der privilegierten Situation, erleuchtet oder Hofnarr zu sein. Wie also umgehen mit unserer Hyperinformiertheit über Krieg, Terror, Hunger, Klimakatastrophen? Wie als Mensch seine Leichtigkeit und Lebenslust nicht verlieren angesichts der live und life erlebten Schicksalsschläge und Ungerechtigkeiten? Verdrängen. Das ist für gewöhnlich der erste Reflex. Geradezu enthusiastisch unterstützt uns dabei samt ihrem Güter- und Serviceangebot die Wirtschaft. Sie strapaziert unsere Laune nicht nur, wills auch wieder gutmachen. Mitunter ist das gar nicht einfach. Muss sie deshalb immer lauter und brachialer werden, unsere spaßige Unterhaltung, um das Böse der Welt zu übertönen, um uns auch garantiert wegzubeamen für ein paar selbstvergessene Glücksmomente? Ein weithin beliebtes Elixier zur Verdrängung, aber auch zur kurzweiligen Glücks- und Erkenntnisfindung, pries schon Homer: Alkohol. Er ist, sagte er sinngemäß, die Lösung aller Probleme – und deren Ursache. Homer Simpson übrigens, nicht der altgriechische Dichter Homer, Schöpfer von Ilias und Odyssee. Verdrängen plus ein wenig Engagement. Das ist nicht bloß ein Reflex, sondern beinahe schon eine Taktik zu nennen. Denn welcher Mensch, der sich in den Spiegel schauen möchte, schafft es schon auf Dauer, bloß wie unbeteiligt zuzusehen dem Wahnsinn der Welt (der tagtäglich auch von uns genährt wird, mehr oder weniger, was wir allerdings angenehm selten bemerken, denn glücklicherweise sind die anderen niemals wir. Und keine Sorge, dabei belassen wir es auch in diesem Text). Es verlangt uns mitunter danach, dem Aberwitz von Alltag und Welt etwas entgegenzusetzen. Eine Spende hie und da tut schon not, durchaus zweckdienlich ist die eine oder andere Mitmenschlichkeit. Dumm nur, dass die eigene Mutter-Teresa-Kraft erfahrungsgemäß ein jähes Ablaufdatum hat – und sich die Wirklichkeit von Symbolismus allein nicht sonderlich beeindruckt zeigt. Buchstäblich mir nichts, dir nichts ist die uns schiefgeratene Welt also nicht geradezurücken. Virtuell aber sind spektakuläre Erfolge möglich. So kommt es, dass im täglichen Leben viele zwar längst auf taub und offline gestellt haben, online aber durchaus mitmachen beim Weltverbessern – Konservative wie Alternative, Rechte wie Linke, jeder nach seiner Fasson und Wortschatzvorliebe, Blogs und Facebook sei Dank. Das Phänomen hat Macht. Es bewirkt, dass heute alle, ja selbst die Bösen, zu den Guten gehören wollen. Umso mehr, seit man davon via Mausklick so zuverlässig erfährt, landauf, landab. Tatsächlich scheint beinahe jeder in der sogenannten zivilisierten Welt zumindest den Wunsch, den ehrlichen Wunsch zu haben, wenn schon nicht die Schneid und Ausdauer, zur Besserung der Zustände beizutragen. Es ist, als hätten wir alle miteinander (auch die bösen anderen) erkannt, dass es nun wirklich reicht, dass das ertragbare Limit an Gleichgültigkeit gegenüber unserem Planeten und zwischen uns untereinander überschritten ist. Früher konnten und durften wir womöglich noch die Augen verschließen. Doch seit die Welt zum Dorf geworden ist, nicht mehr. Wer weiß, ist gezwungen zu handeln. Eine Maxime, wie geschaffen für unsere Zeit. Vor gut 2000 Jahren hatte man es da noch einfacher, Herrgott ja, da konnte man noch Karriere machen, wenn man sich aus der Welt nahm. Eremiten: Sie galten als weise, Ratsuchende pilgerten zu ihnen in die Eremitage, in eine Höhle, ein Fass. Oder Säulenheilige: hockten in drei oder noch mehr Metern Höhe auf den Kapitellen ihrer Säulen und schauten buchstäblich von oben herab dem Leben zu, wiegten nachdenklich ihre Köpfe, schüttelten sie zuweilen ob des allzu menschlichen Schauspiels, das da unten in Dreck und Staub vor sich ging. Meist waren es Mönche, und dank ihrer erbaulich hohen Stellung dem Leben und jeder Verantwortung entrückt. Bei Wind und Wetter und sengender Sonne lebte es sich auf so einer Säulen¬ober¬fläche gewiss nicht wie im Penthouse, aber fern der Erde und nahe dem Himmel ließ es sich – und das war ja die Intention – wortwörtlich gelassen, also in Ruhe gelassen, gottgefällig weise und heiter sein: jeder irdischen Schwäche enthoben und unbehelligt von den Niederungen des Menschseins. Was vor hunderten von Jahren vorwiegend bei Geistlichen in Kleinasien trendy war, ist es nun bei uns Weltlichen: Viele, die sichs einrichten können, nehmen Reißaus. (Manche nur übers Wochenende per Sport-Utility- Vehicle.) Wenden sich ab von der Hektik der Welt, pfeifen, kurzweilig oder nachhaltig, auf die Segnungen der Moderne, steigen aus, ziehen aufs Land, hinter die sieben Berge, melden ihre Flatscreens ab, die ganz Verwegenen sogar ihre smarten Phones, sind Flüchtlinge vor der großen Wirklichkeit und gründen sich ihre eigene kleine. Auch eine Möglichkeit. Die großen Helden unserer Zeit aber sind andere. Jene Menschen, die nicht minder den Weltschmerz (©Jean Paul) spüren und ihn auch nicht minder verfluchen. Die sich aber entschlossen haben – oder gar nicht anders können, als – sich ungeschützt und immer wieder gegen ihn zu stellen. Sie machen im Kleinen gut, was im Großen kaputtgemacht wurde: Flüchtlingen helfen sie, nach wie vor. Helfen hilft allen, sagen sie. Gegen Ungerechtigkeiten stehen sie auf, eine Selbstverständlichkeit ist es ihnen. Griesgrämische Nörgler bringen sie mit einem freundlichen Schmunzeln dazu, unversehens aus ihrem isolierten Grau zu plumpsen, und sei es nur für einen Augenblick. Für Demokratie und Freiheit engagieren sie sich, dem Terror zum Trotz. Ernsthaft sind sie, doch nicht allzu ernst, sie wissen, das wäre lächerlich. Es sind jene unter uns, die die Legende vom Menschsein wahr werden lassen, vom gleichsam vernünftigen, empathischen und humorbegabten Wesen. Sie beweisen, dass scheußliche oder traurige Umstände nicht zwangsläufig scheußliches oder trauriges menschliches Verhalten zur Folge haben müssen. Oder wie der deutsche Theologe Lothar Zenetti sinngemäß schrieb: Wo alles dunkel ist, machen sie Licht. Wenn alle zweifeln, glauben sie. Was keiner anfängt, das führen sie aus. Im Waldviertel freilich sagt es der Volksmund prosaischer: Wo eine Mauer ist, da ist ein Weg. Dass hinter jener Mauer noch und noch und noch eine Mauer wartet und der Weg stets aufs Neue aussichtslos erscheint, ist ihnen, den Helden und sokratisch weisen Narren unserer Zeit, nur einen Lacher wert. Sie machen, was gemacht werden muss, weil sie Lust dazu haben, tun es, weil dabei viel herausspringt: Sinn und Freude. Damit verändern sie womöglich nicht immer die große Zukunft, doch gewiss die Gegenwart. Was kann es Größeres geben dieser Tage? (Thomas Sautner, 24.12.2015)
8Kultur
Rabmer-Koller: Geringe Sozialversicherungserfahrung kein Nachteil. Wien – Die künftige Vorsitzende im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Ulrike Rabmer-Koller, sieht ihre neue Funktion als sehr große Aufgabe und ist sich der Herausforderung bewusst. Sie will das Gesundheitssystem zukunftsfähig halten und laufend weiterentwickeln. Ansetzen müssen man dabei in allen Bereichen. Details will sie aber erst nach ihrer Wahl im Dezember nennen. Ihre geringen Erfahrungen im Bereich der Sozialversicherungen sieht die künftige Hauptverbands-Chefin nicht als Nachteil. Es handle sich dabei um eine Managementfunktion, und sie bringe jahrelange Erfahrung als Managerin, Unternehmerin und Interessensvertreterin mit, betonte Rabmer-Koller im Gespräch mit der APA. Da sie aktuell keine Funktion in einem Sozialversicherungsträger hat, muss sie vor der Wahl in den Vorstand des Hauptverbandes erst ein Mandat in der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) übernehmen. Rabmer-Koller verwies aber darauf, dass sie vor einigen Jahren bereits eine Funktion in der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) innehatte. Sehr wichtig ist Rabmer-Koller eine gute Zusammenarbeit mit der Arbeitnehmerseite. Bei den großen Herausforderungen könne man nur gemeinsam zu guten und raschen Lösungen kommen. Deshalb will sie auch schon bald Gespräche mit den Sozialpartnern aufnehmen und sich bei allen Stakeholdern vorstellen. Rabmer-Koller ist am Mittwoch einstimmig vom Präsidium des ÖVP-Wirtschaftbundes für die Nachfolge des in die ÖVP-Zentrale gewechselten Peter McDonald designiert worden. Als erste Frau an die Spitze des Hauptverbandes soll die bisherige Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer dann am 15. Dezember gewählt werden. Formal wird sie von der Trägerkonferenz in den zwölfköpfigen Verbandsvorstand nominiert und dort dann zur Vorsitzenden gewählt.
5Inland
1:3-Niederlage in der Steiermark – Lankowitz hätte 2013 bereits beinahe Salzburg eliminiert – WAC feiert 6:0-Sieg. Maria Lankowitz – Am Sonntag hat es in der ersten Runde des ÖFB-Cups auch noch den ersten Fußball-Zweitligisten erwischt. Austria Lustenau musste sich beim steirischen Landesligisten FC Lankowitz mit 1:3 (0:0) geschlagen geben. Bis dahin war Bundesligist SV Grödig als einziger Proficlub an einem Amateurteam gescheitert – mit 0:1 am Samstag bei Union Gurten (OÖ). Auch für die Lustenauer begann die Saison alles andere als nach Plan. Der Cup-Finalist von 2011 diktierte zwar das Spielgeschehen, geriet beim Viertligisten aber durch Tore von Dominik Nöst (50.) und Daniel Brauneis (64.) mit 0:2 in Rückstand. Mehr als der Anschlusstreffer des später ausgeschlossenen Daniel Sobkova (75.) gelang den Vorarlbergern nicht mehr. Stattdessen verwertete der frühere Erste-Liga-Stürmer Brauneis in der Nachspielzeit einen Elfmeter zum Endstand (95.). Sobkova hatte wegen Torraubs Rot gesehen. Zuvor war bereits ein Teamkollege Emanuel Sakic mit Gelb-Rot vom Platz gestellt worden (85.). In der Liga starten die Lustenauer am Freitag zu Hause gegen Bundesliga-Absteiger Wr. Neustadt. Der FC Lankowitz ist im Cup kein Unbekannter. 2013 hätten die Steirer – damals noch Fünftligist – in der zweiten Runde beinahe den damaligen Vizemeister Red Bull Salzburg zu Fall gebracht. Der große Favorit setzte sich damals aber nach einem 1:1 noch im Elfmeterschießen durch. Ohne Schnörkel Der WAC hat sich am Sonntag zum Abschluss der Runde keine Blöße gegeben. Der Europacup-Starter setzte sich beim Kärntner Landesligisten ASKÖ Köttmannsdorf sicher mit 6:0 (3:0) durch. Peter Zulj (17., 85.) und Peter Tschernegg (28., 73.) trafen jeweils im Doppelpack. Zudem waren Dario Baldauf (26.) und Manuel Seidl (74.) für den klar überlegenen Bundesligisten erfolgreich. Den Wolfsbergern, nach Rot für Peter Pucker (41.) mit einem Mann mehr, glückte damit auch die Generalprobe für das Rückspiel der zweiten Quali-Runde zur Europa League am Donnerstag in Klagenfurt gegen Schachtjor Soligorsk. In Weißrussland hatten sich die Kärntner vergangene Woche mit 1:0 durchgesetzt. Im Falle eines Aufstieges würde in der dritten Runde der deutsche Spitzenclub Borussia Dortmund auf das Team von Trainer Dietmar Kühbauer warten. Die zweite Runde wird am 2. August (12.15 Uhr) im Rahmen der Beach-Volleyball-EM in Klagenfurt ausgelost. Spieltermine sind der 22./23. September. (APA, 19.7.2015) Ergebnisse des ÖFB-Samsung-Cups vom Sonntag – 1. Runde: FC Lankowitz (Landesliga Steiermark) – SC Austria Lustenau 3:1 (0:0). Tore: Nöst (50.), Brauneis (64., 95./Elfer) bzw. Sobkova (75.). Rote Karte: Sobkoba (Lustenau/94.). Gelb-Rote Karte: Sakic (Lustenau/85.) SVG Reichenau (Regionalliga West) – SK Austria Klagenfurt 1:4 (0:2). Tore: Gstrein (70.) bzw. Falk (18.), Zachhuber (36.), Koch (68.), Rep (90./Elfmeter) Annabichler SV (Regionalliga Mitte) – FC Stadlau (Regionalliga Ost) 1:4 (0:2) ASKÖ Köttmannsdorf (Kärntner Liga) – Wolfsberger AC 0:6 (0:3) Tore: P. Zulj (17., 85.), Baldauf (26.), Tschernegg (28., 73.), Seidl (74.). Rote Karte: Pucker (Köttmannsdorf/41.)
4Sport
30:19-Erfolg in Maria Enzersdorf festigt Tabellenführung. Maria Enzersdorf – Österreichs Handballmänner bleiben in der Qualifikation für die WM 2017 makellos. Am Samstag feierte die von Personalsorgen geplagte Truppe von Patrekur Johannesson drei Tage nach dem 40:27-Kantersieg in Triest neuerlichen einen klaren 30:19-(15:9)-Erfolg über Italien. Rot-Weiß-Rot holte sich damit eine weitere Moralinjektion für die vorentscheidende Auswärtspartie in Rumänien am Donnerstag. Mit vier Siegen aus ebenso vielen Spielen verteidigte Österreich die Führung in Gruppe 2 mit nunmehr acht Punkten vor Rumänien (4), das erst am Sonntag auf das punktlose Schlusslicht Finnland traf. Das folgende Duell mit Rumänien in Baia Mare am Donnerstag (17.00 Uhr MEZ/live ORF Sport +) dürfte für die junge rot-weiß-rote Truppe freilich zu einem wesentlich härteren Spiel werden. Der knappe 27:24-Heimsieg im Herbst könnte sich jedenfalls noch als Bumerang erweisen, zählt am Ende bei Punktegleichheit doch der direkte Vergleich. Voll fokussierte Mannschaft Am Samstag präsentierte sich Österreich jedenfalls voll fokussiert auf die Italiener und fand noch schneller ins Spiel als in Triest. Von Plus-2 in der elften Minute arbeitete man sich bis zur 20. Minute auf 12:5 nach vor und brachte schließlich einen Sechs-Tore-Vorsprung in die Pause. Italien hatte dem dynamischen Spiel der ÖHB-Truppe nichts entgegenzusetzen, die junge Garde um Nikola Bilyk wurde in der Offensive kaum vor Probleme gestellt und ließ auch in der Defensive wenig zu. Zudem war Goalie Thomas Bauer, in Abwesenheit des erst in drei Tagen zum Team stoßenden Routiniers Nikola Marinovic Nummer eins, mit insgesamt zehn Paraden alleine in der ersten Hälfte ein sicherer Rückhalt. An der klaren Überlegenheit der Hausherren änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nichts. Das Fehlen u.a. der Routiniers Viktor Szilagyi, Maximilian Hermann, Romas Kirveliavicius und Robert Weber konnte problemlos kompensiert werden. Nach anfänglichen leichten Problemen rollte der ÖHB-Express auch mit zahlreichen Bankspielern über die hilflosen Italiener. Einen Neun-Tore-Vorsprung nach gut 45 Minuten ließ sich Österreich nicht mehr nehmen. Das abschließende ÖHB-Heimspiel gegen die Finnen steigt am 17. Jänner wieder in der Südstadt. Der Gruppensieger ist für das Play-off im Juni qualifiziert, dort allerdings wartet abhängig vom Ausgang der EM im Jänner in jedem Fall ein starker Gegner. (APA, 9.1.2015) Ergebnis der WM-Vorqualifikation im Handball der Männer am Samstag in Maria Enzersdorf (BSFZ Südstadt) – Gruppe 2/4. Runde: Österreich – Italien 30:19 (15:9) ÖHB-Torschützen: Santos 8, Bilyk, Wagner je 4, Frimmel 3, A. Hermann, Zivkovic, Zeiner, Kandolf je 2, Frühstück, Bozovic, Klopcic je 1 Tabelle: 1. Österreich (4/8) 2. Rumänien (3/4) 3. Italien (4/2) 4. Finnland (3/0)
4Sport
Die Euphorie ist gerade bei österreichischen Unternehmen groß. Aber die Sanktionen gegen den Iran werden nur schrittweise gelockert. Wien – Die Tinte unter dem Wiener Atomabkommen mit dem Iran war noch nicht trocken, da wurden bereits die ersten Botschaften wiedereröffnet, hochkarätige Wirtschaftsdelegationen losgeschickt und Konferenzen mit Investoren abgehalten. Und kaum in einem anderen Land war die Euphorie über das voraussichtliche Ende der Wirtschaftssanktionen so groß wie in Österreich, dessen Staatsoberhaupt Heinz Fischer heute, Montag, mit einer großen Wirtschaftsdelegation in Teheran eintrifft. Die Begeisterung wirkt allerdings etwas voreilig. Das Abkommen tritt Ende Oktober in Kraft – die erforderliche Resolution des UN-Sicherheitsrats ist bereits am 20. Juli ergangen. Nachdem US-Präsident Barack Obama die notwendigen Stimmen im Kongress hat, um eine Blockade zu verhindern, dürften anschließend auch die Sanktionen der USA ausgesetzt werden. Doch dann beginnt erst die entscheidende Phase: Der Iran muss erste, zentrale Schritte zum Rückbau seines Nuklearprogramms umsetzen. In der Vergangenheit hat sich der Iran bei ähnlichen Versprechen zwar teilweise als unsicherer Kantonist erwiesen, den nunmehrigen Verpflichtungen hat er aber zugestimmt. Angesichts der großen Anstrengungen, die in die Vorbereitungen für das Abkommen gesteckt wurden, ist daher zu erwarten, dass die zum Schiedsrichter auserkorene Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) rund um den Jahreswechsel grünes Licht gibt. Erst mit dem Tag, an dem die IAEA bestätigt, dass der Iran seinen Verpflichtungen nachgekommen ist (Implementation Day), kommt es zur Aufhebung (Uno und EU) bzw. Aussetzung (USA) erster Sanktionen. Die Behörden von EU und USA stecken jedenfalls bereits mitten in den Vorbereitungen auf diesen ersten Meilenstein. Diese ersten Änderungen betreffen insbesondere die Aufhebung nicht unmittelbar proliferationsbezogener Wirtschafts- und Finanzsanktionen und die Streichung von Unternehmen und Personen insbesondere aus dem Energie- und Finanzsektor von der Sanktionsliste. Dabei handelt es sich um den Großteil aller derzeit geltenden Sanktionen. Im Fall der USA handelt es sich aber vor allem um extraterritoriale Sanktionen, für US-Unternehmen bleibt also weiterhin jeder Iran-Handel verboten (mit Ausnahme ziviler Luftfahrzeuge). Diese Verbote gelten derzeit auch für ausländische Töchter von US-Unternehmen, für die aber Ausnahmegenehmigungen in Aussicht gestellt werden. Die wichtigste Erleichterung, die mit dem Implementation Day (voraussichtlich im ersten Quartal 2016) in Kraft treten wird, betrifft den Finanzmarkt: Iranische Banken werden nach Streichung von den Sanktionslisten in das Interbanken-Kommunikationssystem Swift zurückkehren können. Damit ist ein reibungsloser Zahlungsverkehr gewährleistet. Spätestens nach acht Jahren (2023) oder nach Testat der Atomenergiebehörde (das dem bisherigen iranischen Atomprogramm eine rein friedliche Ausrichtung bescheinigt) erfolgt am Transition Day die Aufhebung der verbliebenen europäischen proliferationsbezogenen Sanktionen. Nach zwei weiteren Jahren (also ab 2025) sollen auch die verbliebenen UN-Sanktionen aufgehoben werden (Termination Day). Als gebrannte Kinder haben die Verhandlungspartner aber in den Vertrag einen Snap-back-Mechanismus eingebaut: Er ermöglicht ein kurzfristiges Wiederaufleben auch bereits aufgehobener Sanktionen, sollte der Iran gegen grundlegende Verpflichtungen aus dem Abkommen verstoßen. Mit dem voraussichtlich zu Beginn des nächsten Jahres stattfindenden Wegfall des Großteils der Sanktionen wird die Aufnahme von Geschäftsbeziehungen mit dem Iran für viele Unternehmen erleichtert. Bis zum vollständigen Wegfall der Sanktionen sollte jedoch behutsam vorgegangen und eine laufende Überprüfung von (potenziellen) Geschäftsbeziehungen vorgenommen werden. Die im Abkommen vorgesehenen Merkblätter und öffentlichen Verlautbarungen werden jedenfalls nur teilweise Abhilfe schaffen. Bis zuletzt bleiben beispielsweise die EU-Sanktionen wegen Menschenrechtsverletzungen aufrecht. Diese erfassen auch Produkte und Software, die im Telekommunikationsbereich eingesetzt und zur Überwachung des Internets oder persönlicher Kommunikation verwendet werden können.
3Wirtschaft
Rettungskräfte suchen weiter nach Unglücksopfern. Lahore – Zwei Tage nach dem Einsturz einer Fabrik im pakistanischen Lahore sind mittlerweile 23 Todesopfer geborgen worden. Mehr als hundert Menschen seien lebend aus den Trümmern des Gebäudes geholt worden, teilten die Behörden am Freitag mit. Es werde weiter nach Überlebenden gesucht, die Hoffnung schwinde jedoch. Die Fabrik für Plastiksackerl im Industriegebiet von Lahore war am Mittwochabend eingestürzt. Unklar war, wie viele Menschen sich zum Unglückszeitpunkt in dem Gebäude aufhielten. Die Behörden gingen von bis zu 200 Menschen aus. Die meisten Arbeiter waren Überlebenden zufolge zwischen 14 und 25 Jahre alt, einige aber auch jünger. Unterstützt von Spezialisten der Armee arbeiteten sich die Bergungsteams vorsichtig durch die Trümmer. Dort waren immer wieder Stimmen von Verschütteten zu hören. Laut dem 22-jährigen Arbeiter Mohammad Navid schliefen zudem Dutzende Kollegen in einem Teil des Gebäudes, zu dem die Teams noch gar nicht vorgedrungen waren. Angehörige der Vermissten versuchten verzweifelt, zu dem Gebäude zu gelangen, wurden aber von Sicherheitskräften zurückgehalten. Wenige Tage vor dem Einsturz der Fabrik waren Pakistan und Afghanistan von einem schweren Erdbeben erschüttert worden, bei dem knapp 400 Menschen getötet wurden. Die Behörden von Lahore gehen nun Vorwürfen nach, dass der Besitzer weiter produzieren und zudem ein weiteres Stockwerk bauen ließ, obwohl das Gebäude bei dem Beben beschädigt worden war. Viele Gebäude in Pakistan weisen Baumängel auf, immer wieder kommt es deshalb zu schweren Unglücken. Im vergangenen Jahr starben beim Einsturz einer Moschee in Lahore 24 Menschen. Im September 2012 kamen bei einem Brand in einer Textilfabrik in Karachi 255 Menschen ums Leben. Die Besitzer wurden wegen Mordes angeklagt, doch der Prozess gegen sie hat bis heute nicht begonnen.
1Panorama
25.000 Eintrittskarten für Elizabeths 90. Geburtstag kosteten umgerechnet 70 bis 276 Euro. London – In weniger als drei Stunden sind am Dienstag alle rund 25.000 Eintrittskarten für die Feierlichkeiten zum 90. Geburtstag der Queen im kommenden Mai verkauft worden. Die Tickets gingen zu Preisen zwischen 55 und 195 Pfund (70 bis 276 Euro) weg, wie der Buckingham-Palast mitteilte. Die Einnahmen sollen an wohltätige Organisationen gehen. Die Eintrittskarten erlauben es den Besitzern, bei den Geburtstagsparaden für die britische Königin Elizabeth II. mit etwa 900 Pferden sowie 1.500 Tänzern, Musikern, Schauspielern und anderen Künstlern aus aller Welt zuzusehen. An den Umzügen beteiligen sich unter anderem rund 100 Dudelsack-Spieler. Die Paraden finden vom 12. bis 15. Mai allabendlich auf dem Gelände von Schloss Windsor statt, der Wochenendresidenz der Queen rund 40 Kilometer außerhalb von London. An allen Abenden werden Mitglieder des britischen Königshauses zugegen sein. Elizabeth II. will am letzten Abend an dem Spektakel teilnehmen, das dann live im Fernsehen übertragen wird. Die Eintrittskarten für den Abschlussabend waren als erste ausverkauft. Die Queen wurde am 21. April 1926 geboren, ihr Geburtstag wird in der Hoffnung auf besseres Wetter aber öffentlich traditionell erst im Mai gefeiert. Im Februar 1952 bestieg Elizabeth mit 25 Jahren den britischen Thron. Im September dieses Jahres wurde sie damit die am längsten regierende britische Monarchin.
1Panorama
Der Gottseibeiuns aller Waffenliebhaber will ein Sturmgewehr erstehen, scheitert aber an den Lieferengpässen. Wien – Peter Pilz ist wild entschlossen: Ein Sturmgewehr will sich der grüne Gottseibeiuns aller Waffenliebhaber kaufen – und erst im allerletzten Moment kneifen. Mit dem STANDARD im Schlepptau betritt er ein Wiener Traditionsunternehmen in einem schicken Multikulti-Bezirk. Überall in dem kleinen, dunklen Geschäft stehen und hängen Büchsen, Flinten, Knarren, vorbildlich verwahrt in versperrbaren Glasvitrinen. Wir interessieren uns für das AUG-Z, sagt der Abgeordnete bestimmt im Insiderjargon – und meint damit die halbautomatische Variante des Gewehrs des Bundesheeres für den zivilen Gebrauch. Doch Pilz fliegt schon an der Budel auf. Denn der Ladenbesitzer, gerade mit einem Burschen beschäftigt, der sich zwei Luftdruckgewehre zulegen will, schaut nur kurz auf – und beim Anblick des berüchtigten Grünen huscht sofort ein erkennendes Lächeln über sein Gesicht. Passt gar net zu Ihnen, sagt er trocken – und wuchtet trotzdem einen langen Karton auf den Verkaufstisch. Da drinnen liegt das gewünschte 3,6 Kilogramm schwere, metallene Ungetüm um 2380 Euro – doch der Waffenhändler muss Pilz leider enttäuschen. Denn die Lieferzeit für so ein Trum der Firma Steyr Mannlicher beträgt seit einem Dreivierteljahr zwei, drei Monate. Wegen eines großen Behördenauftrags, weiß der Geschäftsinhaber. Und für ihn gäbe es seitdem nur homöopathische Dosen von drei, vier Stück. Damit ist Pilz Mission zumindest für diesen Tag gescheitert. Denn die Aktion sollte zeigen, dass halbautomatische Langwaffen mit großen Magazinen, die die EU-Kommission seit den Terroranschlägen in Paris gern verbieten möchte, auch hierzulande mit Waffenbesitzkarte recht leicht erhältlich sind. Im Parlament sträubt sich eine breite Allianz aus ÖVP, FPÖ, dem Team Stronach und den Neos gegen strengere Auflagen aus Brüssel, weil sie den gut organisierten Jägern und Sportschützen nicht den Spaß an ihrer harmlosen Leidenschaft verderben will. Und so sieht man das auch in dem kleinen Waffengeschäft. Eine solche Reaktion auf die Terroristen dieser Welt hält hier auch die Kundschaft für überschießend – noch dazu, wo die Attentäter in Frankreich mit illegal erstandenen Kalaschnikows in der Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo und in der Konzerthalle Bataclan in die Menge geballert – und dort ein Blutbad mit insgesamt 101 Toten angerichtet haben. Vorher schon, 2011, ermordete der rechtsextreme Norweger Anders Breivik mit einer Ruger 77 Menschen auf der Insel Utøya. Deswegen gleich EU-weit den Verkauf und Erwerb fast aller halbautomatischen Langwaffen zu verbieten, qualifiziert der Wiener Verkäufer als ähnliche Groteske wie den Plan der Europäischen Zentralbank, den 500-Euro-Schein abzuschaffen, auch um Terroristen ihre millionenschweren Geschäfte zu verpfuschen. Ähnlich sieht das der EU-Abgeordnete Harald Vilimsky von der FPÖ, zwar nicht mit im Geschäft, aber stolzer Besitzer von zwei Faustfeuerwaffen und einer Langwaffe, die er nicht näher spezifizieren will. Es ist ja nicht so, dass die von der Exekutive ständig streng überprüften Sportschützen in die Stadien reinrennen, um dort etwas anzurichten, sagt Vilimsky. Und: Er wäre der Erste, der sich bei einer Zunahme solcher Fälle für strengere Gesetze rund um den Waffenkauf einsetzen würde. Doch die EU-Grenzschutzagentur Frontex habe erst unlängst vorgerechnet, dass allein in Bosnien rund 800.000 Waffen in illegalem Besitz sind – um dieses gefährliche Potenzial möge sich die Union bitteschön doch zuallererst kümmern, meint der FPÖ-Mann. Der Sicherheitsbericht des Bundeskriminalamtes verzeichnete für 2014 exakt 1212 Delikte, die hierzulande mit Schusswaffen angerichtet wurden. Die Auflistung der Vergehen reicht von Mord über schwere Körperverletzung bis hin zu Freiheitsentzug und schwerer Nötigung. Aber freilich lauter Einzelfälle. Karl-Heinz Grundböck vom Innenministerium erklärt dazu: Die Statistik unterscheidet beim Waffengebrauch nicht zwischen legalem und illegalem Besitz – und obwohl die Kriminalitätsrate insgesamt sinkt und 2015 auf einem Tiefstand seit mehr als zehn Jahren angelangt ist, steigt jetzt offenbar die Furcht vor Kriminalität in der Bevölkerung. Angesichts von Terrorgefahr und Flüchtlingskrise erwägen laut jüngsten Umfragen derzeit bereits vierzehn Prozent der Österreicher den Kauf einer Waffe, um sich selbst zu schützen – zuletzt bekannte sich Robert Lugar vom Team Stronach zu diesem Ansinnen. Wir sehen diese Tendenz skeptisch, sagt Grundböck. Der Händler versichert aber, dass er nahezu all seine Kunden gut kenne – und wenn schräge oder seltsame Typen hereinkämen, um sich eine Waffe zu besorgen, dann komplementiere er die schleunigst hinaus. Halbautomaten wie das AR15 vom deutschen Hersteller Schmeisser seien derzeit gar nicht lieferbar, erzählt er – weil wegen der Drohungen der EU die Nachfrage derart gestiegen sei. Die meisten Bestellungen kämen aber aus Frankreich, weil dort die Bürger das Vertrauen in die staatlichen Stellen verloren hätten. Für die Jägerschaft kann Pilz dem Unternehmer Entwarnung geben, denn: Ich hab kein Problem mit Jägern – und ein komplettes Verbot für Halbautomaten ist unwahrscheinlich. Es wird daher eher welche mit weniger Feuerkraft und kleinerer Magazingröße geben, sagt er. Der Abschied fällt beinahe herzlich aus. Ich darf Sie beim Wort nehmen!, sagt der Verkäufer erleichtert. Denn Pilz habe offenbar nichts gegen den Waffenbesitz an sich, sondern bloß etwas gegen bestimmte Gattungen. Gleich ums Eck biegt der Grüne bei einem Italiener ein. Statt Sturmgewehr ersteht Pilz dort ein Sackerl – voll angefüllt mit frisch importierten Zitronen.
5Inland
Vorstoß angekündigt, Alleingang statt gesamteuropäischer Lösung wieder im Gespräch. Die Diskussion über die Vorratsdatenspeicherung erlebt eine Renaissance: Nachdem gerade erst Deutschland eine neue Fassung der umstrittenen Massenüberwachung beschlossen hat, könnte nun auch in Österreich wieder eine entsprechende Regelung anstehen. In einem Interview mit dem Ö1-Morgenjournal kündigte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Mittwoch jedenfalls einen neuen Vorstoß für die Vorratsdatenspeicherung an. Die Argumentation hat sich dabei kaum geändert: Es gehe um den Kampf gegen Terrorismus und die Verhinderung schwerster Kriminalität, betonte Mikl-Leitner. Man müsse die Instrumentarien anpassen, da man sich in einem neuen Zeitalter befinde. Die 2014 vom Verfassungsgerichtshof gekippte Version der Vorratsdatenspeicherung kam allerdings hauptsächlich gegen Diebe, Drogenhändler und Stalker zum Einsatz. Bislang hatte es aus dem Innenministerium immer geheißen, dass man auf eine gesamteuropäische Regelung warten wolle. Nun will man angesichts der deutschen Entscheidung aber auch einen Alleingang nicht mehr ausschließen. Abzuwarten bleibt allerdings, ob das ÖVP-geführte Innenministerium auch den Koalitionspartner SPÖ von einer neuen Vorratsdatenspeicherung überreden kann. Immerhin hatte sich dieser bisher strikt gegen eine Neuauflage der von Datenschützern massiv abgelehnten Regelung gestellt. Als erster Schritt werde die deutsche Regelung aktuell bereits im Justizministerium geprüft, heißt es von Mikl-Leitner. Kritik an den Äußerungen der Innenministerin kommt vom Justizsprecher der Grünen, Albert Steinhauser. In einer Aussendung lehnt er eine neue Datenspeicheurng ab. In Wirklichkeit geht es ihr nur darum, Handy- und Internetdaten aller Österreicher zu speichern, unabhängig davon, ob sie sich etwas zu Schulden kommen haben lassen oder nicht, meint Steinhauser. Die Innenministerin ignoriere völlig, dass die Vorratsdatenspeicherung keine Präventivmaßnahme im Kampf gegen Terror ist und auch zur Klärung schwerster Verbrechen faktisch keinen Beitrag geleistet hat. Die Aktivisten von AKVorrat erinnern in einer Aussendung daran, dass der Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo nicht verhindert werden konnte, obwohl Frankreich Vorratsdaten zwölf Monate speichert. Und auch sonst konnten Behörden nicht nachweisen, dass Massenüberwachung tatsächlich wirksam bei der Verhinderung oder Bekämpfung von Verbrechen war.
0Web
Polizei sucht nach Drahtziehern – Stimmungsmache mit Fakes weitet sich aus. Nicht gefahndete Überfälle, Weihnachtsfeiern die heuer ausfallen und sogar Übergriffe – um gegen Flüchtlinge Stimmung zu machen, werden immer öfter Falschmeldungen und Gerüchte im Netz verbreitet. Auch abseits des Internets wird mit Fälschungen gehetzt, zuletzt in der deutschen Kleinstadt Bützow in Mecklenburg-Vorpommern. Dort wurde von mehreren unbekannten Personen Flugzettel verteilt, die als 100 Euro-Einkaufsgutschein für Lidl-, Penny- und Aldi-Märkte deklariert waren. Wie mimikama.at berichtet, waren diese an Flüchtlinge adressiert, die den Gutschein zu einer bestimmten Zeit einlösen können. Der Flugzettel war durchaus glaubwürdig gelayoutet und mit mehreren Logos versehen, darunter die Symbole von Pro Asyl, der Evangelischen Kirche in Deutschland und des Flüchtlingsrates Mecklenburg-Vorpommern. Um den Tag der Vielfalt und Toleranz zu feiern wolle man die neuen Mitbürger mit einem Einkaufsgutschein herzlich willkommen heißen – so war es auf dem Flugzettel ausgewiesen. Die Polizei sucht nun nach den Drahtziehern dieser Aktion. Offenbar wurden die Flugzettel ausschließlich in der deutschen Kleinstadt Bützow verteilt. Dass es wichtig ist, derartige Fälschungen öffentlich zu widerlegen, veranschaulichte erst kürzlich eine Satiremeldung über Flüchtlinge. In einem Videoclip des NDR erzählte eine junge Frau, dass auf Facebook das Gerücht verbreitet wurde, dass eine Fünfjährige lebendig von einem Flüchtling gegessen wurde. Problematisch wird es dann, wenn Nutzer nicht mehr zwischen Fakes oder Satire und der Realität unterscheiden können.
0Web
Der Ruf nach einer Wiener Tourismuszone zieht einen tiefen Graben durch den Handel. Ein Lokalaugenschein. Wien – Alfred Liebentritt und Markus Bauer trennen wenige Häuserblocks. Setzt sich die Wirtschaftskammer in Wien mit ihren Plänen durch, dann darf der eine künftig, was seinem Kollegen ums Eck verwehrt ist: Sonntags offenhalten. Beide sind Trafikanten, der eine innerhalb der Mariahilfer Straße, der andere knapp außerhalb. Wie Wiens Innenstadt und das Grätzel rund um Schönbrunn könnte die Straße Einkaufen an sieben Tage die Woche ermöglichen. So sehen es zumindest Entwürfe der Kammer zu neuen Tourismuszonen in der Bundeshauptstadt vor. Doch Liebentritt und Bauer lassen durch ihr Geschäft keine gesetzliche Grenze ziehen. Alle zwei sind sich einig: Eine Sonntagsöffnung bringe keinem was. Was immer die Politik da vorhabe: Weder werde der eine aufsperren, noch der andere ihm was neidig sein. Schon jetzt würden die längeren Öffnungszeiten abends kaum von Kunden genutzt, erzählt Liebentritt. Touristen kämen ohnehin nur wenige vorbei. Sonntags sei die Straße wie ausgestorben, sagt Bauer, der regelmäßig seine Zigarettenautomaten auffüllt. Sicher sei es rund um den Stephansdom anders – außerhalb des Zentrums aber könne sich für kleine Händler eine Sieben-Tage-Woche nie rechnen. Dafür seien die Lohnzuschläge zu hoch und Handelsspannen zu niedrig. Im Endeffekt würde das der Konsument zahlen müssen, resümiert Liebentritt. Auch eine Kosmetikerin, ein Lederwarenhändler und ein Elektroanbieter, die ihre Geschäfte nur ei- nen Katzensprung außerhalb der für die mögliche Sonntagsöffnung auserkorenen Zonen führen, verspüren kein Bedauern: Niemand schaffe es, auf Dauer 70 Stunden im Laden zu stehen, so der Tenor. Die Frage, ob längere Öffnungszeiten nicht mehr Touristen und Jobs bringen, löst Kopfschütteln aus: Das klinge ja alles schön und gut. Letztlich aber könnten sich das nur große Ketten leisten. Die holen sich dann dafür billige Studenten und setzen sie unter Druck. Im Schnitt alle sechs Monate flammt die Debatte um die Sonntagsöffnung neu auf. War es bisher neben wenigen Einkaufscenterbetreibern und Politikern vor allem die Tourismuswirtschaft, die sich für liberalere Handhabung starkmachte, wagte heuer erstmals die Wiener Wirtschaftskammer einen Vorstoß. Ihr Gegner, die Gewerkschaft, könne sich aber entspannt zurücklehnen, wird intern gespöttelt. Für genug Widerstand sorgten allein schon die eigenen Reihen. Ihn wundere, dass ernsthaft diskutiert werde, bei einer Sonntagsöffnung willkürliche Grenzen zu ziehen und einzelne Straßenzüge zu privilegieren, sagt Thomas Heidenhofer, Chef der Einkaufscenter SCS und Donauzentrum. Er kündigt massiven Widerstand an. Zumal sein Konzern eben erst gut 300 Millionen Euro investiert habe. Heidenhofer will kein Vorreiter bei der Sonntagsöffnung sein – er ist überzeugt, dass von 300 Händlern nur zehn sofort freiwillig aufsperren würden. Er hält dennoch vier bis sechs offene Sonntage im Jahr für alle Händler für sinnvoll. Das wäre ein Kompromiss. Alles andere ist ein Nullsummenspiel. Doch so wie es die Wirtschaftskammer jetzt vorsehe, riskiere sie, dass vor allem in der Mariahilfer Straße kleine Geschäfte unter die Räder kommen, warnt er. Wir würden mehr Stromkosten zahlen, als wir an zusätzlichen Umsätzen erzielen könnten, vermutet ein Mitarbeiter eines jungen Erotikladens in einer Seitenstraße, der zumindest einen Ruhetag in der Woche nicht missen will. Als ich jung war, da wurde um kürzere Arbeitszeiten gekämpft – heute ist es umgekehrt, sinniert die betagte Chefin eines kleinen Parfümeriegeschäfts. Sie verstehe ja den Wunsch nach Einkaufen am Sonntag, auch ihre Schwester aus der Hotelbranche sei dafür. Aber wirtschaftlich gesehen rechne es sich einfach nicht. Und das gelte auch für ihre Innenstadtfiliale. Ein bisserl was würde der offene Sonntag sicher einspielen, sagt die Verkäuferin eines Schokoladespezialisten. Aber das fehlt uns dann halt an anderen Wochentagen. Um die höheren Kosten am Sonntag zu kompensieren, seien die Spannen in ihrer Branche einfach zu klein, glaubt auch sie. 140 Millionen Euro zusätzliche Umsätze und 600 bis 800 Jobs: So viel würde eine Wiener Tourismuszone bringen – und das sei es wert, darüber professionell zu diskutieren, ist Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des Handelsverbands und des Shoppincenterverbands überzeugt. Er hält es für klüger, den Testlauf auf den Ersten Bezirk in Wien zu konzentrieren – auf freiwilliger Basis. Quer über Österreich sollten zugleich sechs bis acht offene Sonntage für alle frei gegeben werden. Denn die Tankstellen und das Internet schliefen nicht. Einkaufscenterbesitzer Richard Lugner, unermüdlich und laut in seinem Ruf nach mehr Liberalisierung, bezweifelt im Übrigen, dass Bewegung in die Sache kommt. Wie er aus sicheren Quellen wisse, sagt er, zeichne sich keine Einigung der Sozialpartner ab. Die Gewerkschaft stimmt da nie zu.
3Wirtschaft
Der "Everykey" wird momentan mittels Indiegogo-Kampagne finanziert. Antiviren-Pionier, Präsidentschaftskandidat, Verdächtiger in einem Mordfall: John McAfees Vita ist alles andere als unspektakulär. Jetzt will der 70-jährige IT-Entrepreneur allerdings ein weiteres Kapitel aufschlagen, das potenziell das Nutzungsverhalten von Millionen Menschen weltweit umkrempeln könnte: John McAfee will das Passwort abschaffen. Der nun wieder in den USA ansässige Weltenbummler unterstützt ein Projekt namens Everykey, das momentan auf Indiegogo um Unterstützung wirbt. Everykey besteht aus einem Gerät, das USB-Sticks ähnelt, und einer Art Fitnessband. Beide Teile entsperren zusammen Geräte, Websites oder physische Schlösser. Sobald der Träger des Armbandes sich zu weit entfernt, wird der Zugang wieder blockiert. Dabei sollen Verschlüsselungsmechanismen zum Einsatz kommen, die von ihrem Sicherheitsniveau militärischen Lösungen ähneln. Geht eine Komponente verloren, kann der Zugang insgesamt gesperrt werden. Die Firma hat momentan fast 60.000 Dollar vorfinanziert bekommen, die sie zu früheren 120.000 Dollar addieren kann. Wie Time berichtet, ging das Projekt aus einer studentischen Forschungsgruppe hervor. Der zuständige Professor war von den Ergebnissen seiner Studenten so begeistert, dass er die Gründung einer Firma vorschlug und als erster Investor auftrat. Mit McAfee dürfte dem Projekt nun neue Aufmerksamkeit beschieden sein. Angesichts der Tatsache, dass das beliebteste Passwort nach wie vor auch das dümmste ist (123456), ist das Projekt wohl keine schlechte Idee.
0Web
ÖEHV-Stürmer wird zu den Maple Leafs transferiert, im Gegenzug wechseln gleich fünf Spieler zu den Islanders. Toronto – Einen Tag vor dem Beginn des Vorbereitungscamps für die am 7. Oktober beginnende Saison der National Hockey League hat Michael Grabner die Koffer packen müssen. Der österreichische Teamstürmer wurde am Donnerstag von den New York Islanders zu den Toronto Maple Leafs transferiert. Grabner stürmt nun für den wertvollsten Eishockey-Club der Welt unter dem bestbezahlten Trainer der NHL. Der Transfer des 27-Jährigen kam nicht ganz unerwartet. Grabner hatte verletzungsbedingt eine schlechte Saison. Der Villacher hatte sich unmittelbar vor der vergangenen Saison einer Leistenoperation unterziehen müssen, kämpfte danach mit Adduktorenproblemen und kam wegen vier Verletzungspausen nur zu 34 Spielen und 8 Toren für die Islanders. Zudem steht der pfeilschnelle Flügel vor seiner letzten Saison seines Fünfjahresvertrags, der gesamt mit 15 Millionen US-Dollar dotiert ist. Nach dieser Saison wäre Grabner daher ablösefrei gewesen, nun erhielten die Islanders gleich fünf Spieler für den Österreicher, der ein Jahresgehalt von fünf Millionen Dollar kassiert und für den Salaray Cap (Gehaltsobergrenze für die Vereine) mit drei Millionen Dollar zu Buche steht. Danke an die NY Islanders für die letzten fünf Jahre und an die Fans für ihre Unterstützung. Auf zu einem neuen Kapitel, twitterte Grabner zum Abschied. Er ist nun bei einem Glamour-Klub gelandet, der seine glorreichen Zeiten aber schon länger hinter sich hat. Die Maple Leafs haben 13-mal den Stanley Cup gewonnen und sind damit die Nummer zwei hinter den Montreal Canadiens. Der bisher letzte Triumph liegt allerdings schon 48 Jahre zurück. Seit 2004 war der Klub nur einmal im Playoff, in der vergangenen Saison waren die Maple Leafs das viertschlechteste Team der Liga, dennoch sind sie laut Forbes-Liste mit 1,3 Milliarden Dollar der wertvollste Eishockey-Klub der Welt. Heuer will die Mannschaft aus der größten Stadt Kanadas wieder zurück ins Playoff. Möglich machen soll das Startrainer Mike Babcock. Der 52-jährige Kanadier hatte in den vergangenen zehn Saisonen die Detroit Red Wings betreut und diese 2008 zum Gewinn des Stanley Cups geführt. Toronto lockte Babcock aber mit einem Achtjahresvertrag und 50 Millionen US-Dollar (45 Millionen Euro) und machte ihn damit zum mit Abstand teuersten Trainer. Am 1. Juli transferierten die Maple Leafs ihren Stürmerstar Phil Kessel nach Pittsburgh zu den Penguins. Die Maple Leafs hoffen, dass Grabner an die starken Saisonen bei den Islanders anknüpfen kann. Der Villacher hatte in der Saison 2009/10 für die Vancouver Canucks in der NHL debütiert, nach einem kurzen Engagement bei den Florida Panthers über den Sommer 2010 landete der bei den Islanders, für die er in seiner ersten Saison gleich 34 Treffer erzielte. Er war damit bester Torschütze seines Clubs und aller Rookies der Liga. In den folgenden Saisonen erreichte er mit 20, 16 und zwölf Toren aber nicht mehr diese Ausbeute. Bei den Olympischen Spielen in Sotschi 2014 war er allerdings mit fünf Treffern bester Torschütze des Turniers.
4Sport
Auch UNHCR wirbt für rasche Übergangslösungen. Wien/Traiskirchen – Die Bundesbetreuungsstelle Traiskirchen steht vor einem Aufnahmestopp. Ab kommender Woche dürften in die vollkommen überfüllte Einrichtung in der niederösterreichischen Gemeinde keine neuen Asylwerber mehr aufgenommen werden. Angesichts der unhaltbaren Zustände mit hunderten Obdachlosen auf dem Gelände wird das Innenressort aller Voraussicht nach neue Notquartiere schaffen. Offiziell haben die Länder noch bis Ende des Monats, also bis Samstag, Zeit, genügend Unterkünfte zu schaffen, um eine Entlastung Traiskirchens zu ermöglichen. Immerhin beherbergt die örtliche Aufnahmestelle, die für rund 1.800 Personen ausgelegt ist, mittlerweile etwa 4.500 Flüchtlinge. Doch es gilt als höchst unwahrscheinlich, dass bereits in den kommenden Tagen genug Unterkünfte seitens der Länder angeboten werden, um zu einer echten Entspannung der Lage beizutragen. Druck kommt derweil von Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP), der gestern in der ZiB 2 kundtat, eine gesundheitspolizeiliche Untersuchung in Traiskirchen angeordnet zu haben. Denn es gebe die latente Gefahr von Epidemien und Seuchen. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) wiederum kündigte gestern in der ZiB 1 an, Traiskirchen als Anlaufstelle zu stoppen, wenn die Bundesländer bis zum 31. Juli keine tragfähigen Konzepte auf den Tisch legen. Da auch die bereits in Betrieb befindlichen Verteilerquartiere in den Ländern voll sind, müssen wohl seitens des Bunds neue Kapazitäten geschaffen werden. Aus dem Innenministerium hieß es auf Anfrage, dass man an der Bereitstellung von notdürftigen Quartieren arbeite. Auf Details will man sich vorerst nicht einlassen. Als möglich gilt beispielsweise, dass wie beim umstrittenen Quartier in Spital am Semmering im Vorjahr jetzt wieder größere, allenfalls leerstehende Hotels angemietet werden, um dort größere Flüchtlingsgruppen unterbringen zu können. Auch weitere Zeltstädte sind nicht auszuschließen. Eher unwahrscheinlich sind Container-Lösungen, da hier in den meisten Bundesländern die Zustimmung der Gemeinden notwendig wäre. Mit dem sich anbahnenden Aufnahmestopp in Traiskirchen würde das Innenministerium einem Appell des UN-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR entsprechen. Die Situation sei untragbar, gefährlich und menschenunwürdig, meinte Christoph Pinter, Leiter von UNHCR Österreich, anlässlich eines Besuchs in Traiskirchen. Es brauche äußerst rasch kurzfristige Übergangslösungen, um die Obdachlosigkeit zu beenden. Das UNHCR geht davon aus, dass aufgrund der weltweiten Krisen die Zahlen der Asylsuchenden global und auch in Europa auf hohem Niveau bleiben werden: Wir schlagen vor, eine Taskforce zu gründen, um eine mittel- und langfristige Strategie im Asylbereich zu erarbeiten. Vordringlich erscheint Pinter dabei auch eine Erhöhung der Tagsätze für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, um adäquate Betreuungsplätze für sie zu finden. Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) hat am Mittwoch gefordert, anlässlich der ungelösten Asylthematik in Österreich und der Europäischen Union schnellstmöglich einen Fünf-Punkte-Plan umzusetzen. Außerdem sei ein Assistenzeinsatz des österreichischen Bundesheeres zur Unterstützung der vielfältigen Aufgaben der Polizei für ihn durchaus denkbar. Die Errichtung eines Erstaufnahmezentrums an der EU-Schengenaußengrenze sei unumgänglich. Wenn der Asylstatus vergeben wird, müssen die Flüchtlinge gemäß einer europäischen Quote auf alle EU-Länder aufgeteilt werden, betonte Niessl. Und es müsse eine Asylobergrenze definiert werden, forderte er. Im Burgenland betrage diese ca. ein Prozent der Bevölkerung. Nur so könne ein gemeinsames Zusammenleben ohne gröbere Konflikte vonstattengehen. Die Asylthematik wieder in komplette Bundeskompetenz zu geben ist ein Vorschlag, den man ohne Tabus diskutieren sollte, meinte der Landeshauptmann. Ich fordere bereits seit längerer Zeit Grenzkontrollen zur stärkeren Bekämpfung von internationalen Schlepperbanden. Dieser Forderung hätte man schon längst nachkommen müssen. Zudem ist ein gezielter Ausbau der Schleierfahndung dringend vonnöten. Dieser Punkt kann nur in Verbindung mit einer Personalaufstockung der Exekutive effektiv umgesetzt werden, so Niessl. Aus den anderen Bundesländern kommt ebenfalls der Wunsch, die Zahl der Flüchtlinge, die nach Österreich dürfen, insgesamt zu begrenzen. Außerdem wird einem zeitlich befristeten Asylstatus das Wort geredet. Nicht nur Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) forderte solches am Mittwoch, auch seine Kärntner Parteifreunde äußerten sich in diesem Sinn. Haslauer will einen Punkt, an dem es genug ist mit Hilfesuchenden in Österreich, definiert haben, schrieben die Salzburger Nachrichten am Mittwoch. Die Bevölkerung frage sich: Wie viele noch?, und das müsse die Regierung rasch beantworten. Erstens: Wie viele Flüchtlinge nimmt Österreich insgesamt auf? Zweitens: Was ist mit dem Konzept von befristetem Asyl? Und drittens: Was ist der Plan auf europäischer Ebene?, so Haslauer in der Zeitung. Die Kärntner ÖVP sprach sich am Mittwoch via Aussendung ebenfalls für Asyl-Obergrenzen aus. Landesparteiobmann Christian Benger bezeichnete Österreich als Sozialschlaraffenland und meinte: Wir brauchen eine klare Obergrenze, denn alles werden wir einfach nicht verkraften können. Die Frage Wie viele denn noch? stehe täglich im Raum. Es sei zu hinterfragen, dass anerkannte Flüchtlinge Zugang zu Sozialleistungen bekommen. Daher brauche es ein Konzept für zeitlich befristetes Asyl.
1Panorama
Von Waldarbeitern im Bezirk Oberpullendorf gefunden – Bei der Leiche lagen auch ein Rucksack und eine Armbanduhr. Lockenhaus – Im Bezirk Oberpullendorf bemühen sich Ermittler, die Identität einer bereits skelettierten Leiche zu klären. Waldarbeiter hatten die sterblichen Überreste am Dienstag in einem Bachbett bei Hammerteich gefunden. Mittlerweile wird ein möglicher Zusammenhang mit einem Abgängigkeitsfall aus dem Vorjahr untersucht, ein DNA-Test soll dabei Aufschluss bringen. Die Skelettteile wurden in einem ziemlich unwegsamem Gelände gefunden. Auch ein Rucksack und Kleidungsstücke wurden entdeckt, ebenso eine relativ modere Armbanduhr. Auf der Uhr war noch die Winterzeit eingestellt, so Polizeisprecher Gerald Koller am Mittwoch. Um festzustellen, um wen es sich bei dem Leichenfund handelt, hat die Staatsanwaltschaft eine Obduktion angeordnet. Auch Vermisstenanzeigen wurden überprüft. Dabei stieß man auf einen Fall aus dem Mai 2014: Seit damals gilt im Bezirk Oberpullendorf ein 63-jähriger Mann als vermisst. Die sterblichen Überreste wurden in die Aufbahrungshalle von Lockenhaus gebracht. Die weitere Untersuchung soll in der Gerichtsmedizin erfolgen. Anhand einer DNA-Analyse wird man versuchen, die Identität zu klären, sagte Koller.
1Panorama
Kampfmaßnahmen sollen Montag fortgesetzt werden. Athen – Aus Protest gegen geplante Pensionskürzungen und Steuererhöhungen haben griechische Landwirte am Freitag vorübergehend mehrere wichtige Straßenverbindungen mit ihren Traktoren gesperrt. Unter anderem wurde der Verkehr auf der Achse behindert, die Westgriechenland mit der Türkei verbindet. Auch die Autobahn Athen-Thessaloniki wurde an mehreren Stellen blockiert. Das ist die letzte Warnung. Wir machen heute die Straße für zwei Stunden zu, sagte ein aufgebrachter Bauer im Staatsfernsehen. Ab Montag wollten viele Bauern die Straßen ständig blockieren. Am 4. Februar soll es zu landesweiten Streiks auch im staatlichen Bereich kommen. Die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras muss die Pensionsreform umsetzen. Sie ist Voraussetzung für weitere Finanzhilfen. Geplant sind unter anderem Kürzungen aller neuen Renten um durchschnittlich 15 Prozent. Zudem sollen die Steuern für Bauern deutlich erhöht werden. Die Pensionsreform muss noch von den Gläubigern genehmigt werden und anschließend vom Parlament in Athen gebilligt werden. Tsipras hat aber nur eine knappe Mehrheit von 153 Abgeordneten im Parlament mit 300 Sitzen.
3Wirtschaft
37-Jähriger erlag schweren Kopfverletzungen und entfacht neue Sicherheitsdebatte in der Welt der dröhnenden Motoren. Long Pond – Wenige Wochen nach Jules Bianchi trauert die Motorsportwelt um einen weiteren früheren Formel-1-Piloten. Der Brite Justin Wilson starb am Montag an den schweren Kopfverletzungen, die er sich am Tag zuvor bei einem Rennen der amerikanischen Indycar-Serie zugezogen hatte. Der 37-Jährige war in Long Pond (Pennsylvania) von Trümmerteilen getroffen worden. Wilson absolvierte 2003 für Jaguar und Minardi eine Saison in der Formel 1. Danach wechselte er über das nordamerikanische Champ Car ins Indycar. Wilson hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Justin war ein liebender Vater und hingebungsvoller Ehemann ebenso wie ein stark wetteifernder Rennfahrer, der bei seinen Kollegen Respekt genoss, hieß es in einer Stellungnahme seiner Familie. Die Motorsport-Welt ist schon wieder zum Stillstand gekommen. Erst vor sechs Wochen war der Franzose Bianchi an den Folgen eines im Oktober 2014 beim Formel-1-Grand-Prix von Japan erlittenen Unfalls gestorben. Geschlossenes Cockpit? Wie Bianchi erlag auch Wilson schweren Kopfverletzungen. Der Brite wurde in der 179. von insgesamt 200 Runden von Trümmerteilen des vor ihm fahrenden Wagens von Sage Karam am Kopf getroffen. Der US-Amerikaner war mit hoher Geschwindigkeit in die Streckenmauer des Pocono Raceway gekracht, dabei löste sich das Teil. Auf dem Vier-Kilometer-Kurs in Pennsylvania erreichen die Boliden Geschwindigkeiten von mehr als 320 km/h. Das ist ein monumental trauriger Tag für Indycar und die gesamte Motorsport-Familie, sagte Mark Miles, Geschäftsführer des Indycar-Besitzers Hulman & Co. Nach dem tödlichen Unfall wurden erneut höhere Sicherheitsstandards in der Serie gefordert. Auch der Wunsch nach einer geschlossenen Kuppel über dem Fahrer erhielt neue Nahrung. Diese Autos mit offenem Cockpit sind von Natur aus gefährlich, sagte Wilsons US-Teamkollege Ryan Hunter-Reay von Andretti Autosport. Der Kopf ist exponiert. Das wäre 2009 beinahe bereits dem Formel-1-Piloten Felipe Massa zum Verhängnis geworden. Der Brasilianer wurde im GP von Ungarn von einer vom Auto seines Landsmannes Rubens Barrichello weggebrochenen Feder am Kopf getroffen, lag einige Tage im Koma, erholte sich aber vollständig.
4Sport
Vorerst dürfen Nutzer in Großbritannien und Kalifornien kurze Videos als Profilbilder verwenden. Facebook hat in einem Blogbeitrag angekündigt, künftig kurze Videosequenzen als Profilbilder zu erlauben. Das soziale Netzwerk reagiert damit auf die wiedersteigende Beliebtheit von animierten GIFs, die dank Twitter und Formaten wie Buzzfeed eine Renaissance erleben. Nutzer in Kalifornien und Großbritannien können künftig einen wenige Sekunden langen Videoclip als Profilbild einsetzen, Voraussetzung ist die iOS-App von Facebook. Ob und wann andere Nutzer (in mehr Ländern, auf Android) folgen können, ist noch unklar. Die Einführung der animierten Profilbilder ist offenbar ein Testlauf. Laut Guardian können die Bilder auch nur für einen bestimmten Zeitraum aktiviert werden. Außerdem gab es einige leichte Änderungen im Layout der Mobilversion.
0Web
Der österreichische Musiker war mit seiner Live-Band in der STANDARD-Redaktion zu Gast. Obwohl Christoph Jarmer mit seinem Projekt Estebans bereits vor mehreren Jahren startete, sind das Jahr 2015 und der Release seines dritten Studioalbums etwas Besonderes und Neues für ihn. Vor allem die Trennung von seiner Band Garish brachte viele Veränderungen für den Musiker mit sich, die auch das neue Werk Overthrown beeinflussten (Präsentation am 25. November in Wiener TAG). Für den STANDARD-Player spielten Jarmer und seine Kollegen drei der neuen Songs. Song #1: Blame Song #2: Portrait Song #3: Beast (Jasmin Al-Kattib, Gerald Zagler, Lukas Friesenbichler, Maria von Usslar, 30.10.2015)
8Kultur
Noch hat man sich nicht auf die nächsten Reformschritte geeinigt. Jetzt wird erst mal Pause gemacht, die IWF-Frühjahrstagung steht an. Athen – Die Einigung zwischen Griechenland und seinen internationalen Geldgebern auf ein Reformpaket lässt weiter auf sich warten. Die Gespräche wurden am frühen Dienstagmorgen unterbrochen, wie Finanzminister Euklid Tsakalotos vor Journalisten sagte. Nach der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington sollen sie am kommenden Montag in Athen fortgesetzt werden. Man sei sich einig, dass Fortschritte erzielt worden seien. Ziel sei es, bis zum 22. April eine Übereinkunft zu erzielen. Eine mit den Gesprächen vertraute Person sagte allerdings, die meisten Fragen seien noch nicht geklärt. Von einer positiven Beurteilung der Reformfortschritte durch Vertreter der EU-Kommission, des IWF und der Europäischen Zentralbank hängt ab, ob Griechenland weiteres Geld aus dem bis zu 86 Milliarden Euro umfassenden Topf ausgezahlt wird. Ein positiver Abschluss der Prüfungen ist auch Voraussetzung für Gespräche über mögliche Schuldenerleichterungen. Davon wiederum hängt ab, ob sich der IWF an aktuellen Hilfen beteiligt. Griechenland kommt mit der geplanten Bahnprivatisierung indessen allmählich voran. Ein erstes Angebot für den Bahnbetreiber Trainose liege vor, es komme von der italienischen Staatsbahn, sagte der Chef des Privatisierungsagentur HRADF, Stergios Pitsiorlas, der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag. Er erwarte, dass auch die russische Bahn RZD und der griechische Baukonzern GEK-Terna ihr Interesse anmelden, entweder in einem Joint Venture oder eigenständig. Auch mit Interesse aus China sei zu rechnen. Die Frist für vorläufige Offerten endet am Freitag, bis zum 31. Mai müssen dann bindende Angebote abgegeben werden. Die Privatisierungen sind Teil der Auflagen für die internationalen Finanzhilfen, die Griechenland aus der Schuldenkrise helfen sollen. Bisher hinkt der Staat bei den Zielen aber weit hinterher.
3Wirtschaft
Grazer saisonübergreifend sieben Heimspiele ohne Sieg – Foda: "Jeder Spieler weiß, worum es geht" – Wiener gegen Sturm schon sechs Partien erfolglos. Graz/Wien – Der SK Sturm wird seinem Ruf als Heimmacht seit Monaten nicht gerecht. Nach saisonübergreifend sieben Auftritten in der UPC-Arena warten die Grazer auf einen Sieg. Zum Abschluss des ersten Meisterschaftsviertels gastiert am Samstag (16.00 Uhr) die Austria in Liebenau. Die Wiener haben ihrerseits in Graz in den jüngsten acht Spielen nur einen Erfolg geholt, sind gegen Sturm sechs Spiele sieglos. Nach acht Runden der laufenden Saison nimmt die Austria jedoch mit zwei Siegen und zwei Unentschieden Platz eins in der Auswärtstabelle ein. Sturm ist in der Heimtabelle Neunter – und nach drei Niederlagen in Folge insgesamt im Tief. Die Austria liegt hingegen auf Rang drei in Schlagdistanz zu Tabellenführer Admira und dem Zweiten Rapid, die sich am Sonntag duellieren. Mit einem Dreier beim Siebenten in Graz würden die Violetten zumindest einen Tag von der Spitze lachen. Wir sind in einer schwierigen Situation. Wir haben diese Woche aber sehr gut trainiert. Jeder Spieler weiß, worum es geht, meinte Franco Foda am Tag vor der Partie. Die Marschroute für morgen sind drei Punkte, war für Sturms Coach deshalb klar. Der noch auf sein erstes Saisontor wartende Stürmer Roman Kienast hoffte ebenfalls: Jedes Erfolgserlebnis ist in unserer Situation wichtig. 9.500 Karten waren bis Freitag verkauft. Die Heimfans sind auf ihre Mannschaft aber nicht gut zu sprechen. Bis Minute 19:09 will die Nordkurve stimmungstechnisch zurückhaltend bleiben. Foda erklärte, die berechtigte Kritik der Anhängerschaft zu verstehen. Dennoch: Gerade in schwierigen Situationen sollte man uns unterstützen und Rückhalt geben. Immerhin kann Sturm auf das nach dem 0:2 in Mattersburg angeschlagene Trio Wilson Kamavuaka, Marvin Potzmann und Lukas Spendlhofer zählen. Nicht dabei ist weiter Simon Piesinger sowie Martin Ehrenreich (krank) und Kristijan Dobras (Zerrung). Trotz der Minikrise als sehr gut bezeichnete Foda das Klima innerhalb des Teams. Es entscheiden oft Kleinigkeiten. Austria Wien ist eine gute Mannschaft, spielerisch sehr gut. Wichtig wird aber sein, wie wir auftreten, meinte der Deutsche. Im Lager des Gegners will man den ersten Sieg in Liebenau seit 21. September 2013, also fast genau zwei Jahren, landen. Trainer Thorsten Fink stellte sich aber auf heftige Gegenwehr ein. Sturm ist sicher besser, als es im Moment dasteht, meinte der Foda-Landsmann. Fink war dennoch bewusst, dass sich Sturm in keiner einfachen, eher unruhigen Situation befinde. In erster Linie will aber auch die Austria auf sich selbst schauen. Beim 1:1 gegen Ried in der Vorwoche klappte es spielerisch nicht nach Wunsch. Fink widmete dem Spielaufbau deshalb im Training mehr Aufmerksamkeit. Defensiv müssen wir sauber arbeiten, und in Ballbesitz unser Spiel vielleicht um ein, zwei Elemente erweitern. Dann sehe ich ganz gute Möglichkeiten in Graz, meinte Fink, der alle Stammkräfte zur Verfügung hat. Bei der Austria steht Keeper Robert Almer vor seinem 50. Auftritt in der Bundesliga. Bei Sturm wird sein Nationalteamkollege Michael Madl seinen 200. Liga-Einsatz absolvieren. Für beide Mannschaften geht es Dienstag und Mittwoch im ÖFB-Cup weiter. Sturm tritt bei Regionalligist Seekirchen an, die Austria beim in der OÖ-Liga engagierten FC Wels. (APA, 18.9.2015) SK Sturm Graz – FK Austria Wien (Samstag, 16.00 Uhr, Graz, UPC-Arena, SR Drachta). Saisonergebnisse 2014/15: 1:1 (h), 3:0 (a), 2:1 (h), 0:0 (a) Sturm: Esser – Potzmann, Madl, Spendlhofer, Klem – Kamavuaka, Hadzic – Schick, Avdijaj, Gruber – Tadic Ersatz: Gratzei – Kayhan, Offenbacher, Horvath, Lovric, Edomwonyi, Kienast Es fehlen: Ehrenreich (krank), Dobras (Zerrung), Piesinger (Fußverletzung), Lykogiannis (im Aufbautraining), M. Stankovic, Rosenberger, Schnaderbeck (alle rekonvaleszent) Austria: Almer – De Paula, Windbichler, Rotpuller, Martschinko – Vukojevic, Holzhauser – Gorgon, Grünwald, Kayode – Friesenbichler Ersatz: Hadzikic – Koch, Sikov, T. Salamon, Serbest, Meilinger, Kehat, Zulechner Es fehlen: Ronivaldo (Schambeinentzündung), Larsen (bei Amateuren)
4Sport
Auftritt am 9.5. in die Wiener Stadthalle – Vorverkauf startet am Freitag. Wien – Die britische Rockband Muse gastiert am 9. Mai 2016 in der Wiener Stadthalle. Die Band spielt laut dem Veranstalter auf einer 360-Grad-Bühne inmitten der Konzerthalle. Passend zum aktuellen Album Drones sollen während der Show auch kleine Kameradrohnen in die Luft steigen. Zuletzt gastierte die Band um Frontmann Matthew Bellamy im Juni bei Rock in Vienna auf der Donauinsel. Der Vorverkauf für die Stadthallen-Show startet am Freitag, 18. September.
8Kultur
Sportlerinnen verdienen weniger als Sportler und kommen weniger in den Medien vor. Und wenn, dann wird häufig ihr Aussehen thematisiert. Aber selbst schuld, wenn sie sich wie Models präsentieren. Oder?. Serena Williams muss einem nicht wirklich leidtun. Seit Jahren ist sie die dominierende Tennisspielerin. Aber die Topverdienerin im Weltsport ist ihre Konkurrentin Maria Scharapowa. Zumindest war es die Russin bis zu ihrem Dopingvergehen. Gegen Scharapowa hat Williams seit 2004 nicht mehr verloren. Den Großteil ihres Einkommens lukrierte Scharapowa aus Werbeeinnahmen. Blondes Haar, lange Beine – ein Äußeres, das sich verkaufen lässt. Scharapowa lag in der 2015 veröffentlichten Forbes-Rangliste der bestverdienenden Sportler und Sportlerinnen auf Position 26, Williams belegte Platz 47. Die beiden sind die einzigen Frauen in den Top-100. Dass es sich um Tennisspielerinnen handelt, ist kein Zufall. In der Sportart lässt es sich für die Besten gut verdienen. Seit 2007 ist das Preisgeld bei allen vier Grand-Slam-Turnieren für Männer und Frauen gleich hoch. Auch in einigen anderen Sportarten wurden die Prämien angeglichen, wie in einer BBC-Studie 2014 festgestellt wurde. Allerdings vor allem in Sportarten (Ausnahme Tennis), in denen grundsätzlich nicht das ganz große Geld verdient wird. Die geringeren Verdienstmöglichkeiten sind eine gravierende, aber bei weitem nicht die einzige Benachteiligung, der Profisportlerinnen im Vergleich zu den Männern ausgesetzt sind. Es ist fast wie ein Teufelskreis. Frauenevents werden häufig zu schlechteren Fernsehzeiten gezeigt, haben dadurch weniger Publikum, weniger Möglichkeiten, Sponsoren zu lukrieren bzw. zu präsentieren. Zwar werden mittlerweile fast alle Sportarten von Männern und Frauen betrieben. Populäre Sportarten wie Fußball, Eishockey oder Boxen werden allerdings nach wie vor als Männersportarten definiert. Hier ist die Diskrepanz in Sachen Verdienst und Medienpräsenz besonders augenscheinlich. Um auf Akzeptanz zu stoßen, würden Protagonistinnen aus männlich dominierten Sportarten, verstärkt ihre Weiblichkeit betonen, wie die Wissenschaftlerin Sylvia Nagel bereits 1999 festhielt. Ein Beispiel dafür – wenn auch eher fremdbestimmt: der Werbesport eines Elektronikhändlers für die Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland. Zu sehen sind DFB-Spielerinnen, die zunächst kicken und sich dann Lippenstift, Puder und Wimperntusche auftragen. Die Botschaft: Die schönste WM aller Zeiten. Sportlerinnen sind generell viel weniger in den Medien präsent als Sportler, wie in mehreren Studien nachgewiesen wurde. Es ist doch ein Skandal, dass in der Tagespresse nur 15 Prozent der Berichte über Sportevents und -leistungen von Sportlerinnen sind, sagt Ilse Hartmann-Tews von der Deutschen Sporthochschule Köln. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Bettina Rulofs forscht die Sportsoziologin seit Jahren zu dem Thema. Aber nicht nur an der Quantität hapert’s, auch an der Qualität. Zwar werden Sportlerinnen nicht mehr so häufig wie früher verniedlicht (Goldmädel, Turnküken, Rennmieze), aber die Sexualisierung spielt nach wie vor eine große Rolle. Die redaktionelle Darstellung von Sportlerinnen erfolgt zunehmend in erotischen Posen, ihr Aussehen und ihre attraktive Ausstrahlung werden zur wichtigsten Bildaussage, während die erzielte Leistung in den Hintergrund rückt, schreiben Daniela Schaaf und Jörg-Uwe Nieland von der Sporthochschule Köln in ihrem 2011 herausgegebenen Buch Die Sexualisierung des Sports in den Medien. Die sexualisierte Darstellung beschränkt sich nicht auf Fotos, auch in der Sprache werden in Medien äußere Aspekte von Sportlerinnen hervorgehoben. Jasmin Ouschan kennt sich damit aus. Die Billardspielerin wird etwa hübsche Kärntnerin oder attraktive Blondine genannt. Die 30-Jährige sieht es als Kompliment, wenn sie als attraktiv wahrgenommen wird. Aber, sagt sie dem Standard, ich möchte nicht auf mein Aussehen reduziert werden. Gelegentlich macht die 30-Jährige Fotoshootings. Allerdings setzt sie Grenzen. Ich wurde schon einmal gefragt, ob ich mich auf den Billardtisch lege. So etwas mache ich nicht. Wie Maria Scharapowa (Tennis-Pin-up) lukriert auch die derzeit verletzte Skirennfahrerin, Lindsey Vonn, einen großen Teil ihres Verdienstes über Werbeeinnahmen. Vonn weiß sich in Szene zu setzen. Nach Skirennen lächelt sie perfekt geschminkt in die Kameras, sie macht Fotoshootings für Magazine und erscheint auf Veranstaltungen schon einmal im hautengen Minikleid. Die Google-Bildersuche nach Lindsey Vonn lässt kaum darauf schließen, dass es sich bei der US-Amerikanerin um eine Skifahrerin handelt. Und in die sportliche Berichterstattung mischt sich schon einmal ein Vonn-Foto im Abendkleid. Also, wenn sich die attraktiven Blondinen als solche darstellen, sind sie dann selbst schuld, wenn mehr über ihr Aussehen, als über ihre sportliche Leistung berichtet wird? Profi-Sportlerinnen sind sehr jung und kennen sich in der kommerzialisierten Sport-Medien-Wirtschafts-Allianz nicht aus, sagt Daniela Schaaf dem Standard. Sie vertrauen daher ihren Managern und Trainern, die sie oftmals zu solchen Foto-Shoots drängen. Den Preis für die Kommerzialisierung ihres sportlichen Erfolgs würden allerdings nur die Sportlerinnen zahlen. Dabei können die errungenen Titel in Vergessenheit geraten, während die Nacktaufnahmen im ewigen Gedächtnis der medialen Öffentlichkeit bleiben. Aber nicht nur Sportlerinnen und Medien setzen auf das Potenzial der weiblichen Seite des Sports. Auch Sportverbände versuchen so mehr Interesse zu lukrieren. Beispiel Beachvolleyball: Bis 2012 wurde die Breite der Bikinihöschen mit maximal sieben Zentimetern reglementiert. Beispiel Fußball: Der damalige Fifa-Präsident Joseph Blatter schlug 2004 vor, dass Fußballerinnen engere Kleidung tragen sollten. Sex sells. Beachvolleyball wird gern geschaut. Sexy Sportfotos werden gern geklickt. Was aber, wenn Sportlerinnen keine Models sein wollen, weil sie Schönheitsidealen angeblich nicht entsprechen? Beispiel Marion Bartoli. Nachdem die französische Tennisspielerin 2013 Wimbledon gewann, verstieg sich ein BBC-Kommentator zu der Äußerung: Ich frage mich, ob ihr Vater zu ihr gesagt hat, als sie 12, 13, 14 Jahre alt war: Du wirst nie eine Schönheit sein. Du wirst keine Scharapowa, du wirst nie 1,80 groß sein, du wirst nie lange Beine haben, also musst du das kompensieren. Eine Sexismusdebatte war entflammt. Der BBC-Kommentator entschuldigte sich. Bartolis Antwort: Habe ich davon geträumt, einen Model-Vertrag zu bekommen? Nein, tut mir leid. Habe ich davon geträumt, Wimbledon zu gewinnen? Ja, absolut.
4Sport
Neues Polizeigesetz beschlossen – Erlaubt auch Ausspionieren von Ärzten, Journalisten und Anwälten. Das polnische Parlament hat am Freitag ein Polizeigesetz beschlossen, das die elektronische Überwachung und Datenerfassung ausweitet. Ein Vertreter der liberal-konservativen Opposition kritisierte, das Gesetz greife zu weit in die Privatsphäre der Bürger ein. Mehrere Änderungsanträge der Opposition wurden abgelehnt, die das Gesetz abmildern und unter anderem Ärzten, Journalisten und Anwälten den Schutz von Berufsgeheimnissen garantieren sollten. Nach dem neuen Gesetz sind lediglich Beichtgeheimnisse und Gespräche mit Verteidigern für Ermittler nicht verwertbar. Die Nationalkonservativen der PiS haben im Parlament die absolute Mehrheit. Für das Gesetz stimmten 234 Abgeordnete bei 213 Gegenstimmen und drei Enthaltungen. Der Senat, die zweite Kammer des Parlaments, muss dem Gesetz noch zustimmen, ebenso der Präsident. Die Regierung ist mit der Reform des Verfassungsgerichts und einem neuen Mediengesetz, das ihr die Besetzung von Führungspositionen in den öffentlich-rechtlichen Medien ermöglicht, in der EU in die Kritik geraten. Die EU-Kommission hatte vor wenigen Tagen die Einleitung eines Prüfverfahrens beschlossen, dass die Rechtsstaatlichkeit der umstrittenen Reformen feststellen soll.
0Web
Apple widersetzt sich angeordneter Entschlüsselung. CIA-Chef John Brennan hat sich im Streit mit Apple über einen Zugang zum iPhone des Attentäters von San Bernardino hinter die Bundespolizei FBI gestellt. Dem US-Radiosender NPR sagte Brennan am Mittwoch, das FBI sei eindeutig im Recht, wenn es im Zuge von Ermittlungen erfahren wolle, was in dem Smartphone stecke. Es dürfe keinen Ort geben, wo Terroristen oder Kriminelle oder Leute, die das Gesetz brechen wollen, vollkommen straffrei ausgingen. Apple widersetzt sich einer gerichtlichen Anordnung, dem FBI bei der Entschlüsselung des Handys des San-Bernardino-Attentäters Sayed Farook zu helfen. Der kalifornische Konzern beruft sich dabei unter anderem auf den Schutz der Privatsphäre von Smartphone-Nutzern. Unterstützt wird Apple von Facebook-Chef Mark Zuckerberg und Firmen wie Google, Yahoo, Mozilla und Twitter. Bei dem islamistischen Anschlag im kalifornischen San Bernardino hatten Farook und seine Frau im vergangenen Dezember 14 Menschen erschossen, ehe die Polizei sie bei einem Schusswechsel tötete. Den Ermittlern ist es bisher nicht gelungen, die Sperre von Farooks iPhone auszuhebeln. Der Fall hat in den USA zu einer neuen Debatte über Verschlüsselung und Sicherheit geführt.
0Web
Statt dessen Fokus auf eigene Geräte – Gute Kooperation mit Google, die aber auch zeitintensiv sei. Bereits drei Mal ist LG als Hersteller eines Nexus-Smartphones für Google zum Zug gekommen. Einen direkten Nachfolger für das aktuelle Nexus 5X soll es allerdings nicht mehr geben, wie CNET berichtet. Heuer werde es kein Nexus-Smartphone aus eigener Produktion geben, betont ein Firmensprecher am Rande des Mobile World Congress. Statt dessen wolle man sich ganz auf die eigene Marke konzentrieren. Dies bedeute allerdings nicht, dass man mit der Nexus-Kooperation unzufrieden sei. Ganz im Gegenteil sei man sogar äußerst glücklich über die Zusammenarbeit mit Google im Rahmen des Nexus-Programms. Informationen dazu, wie gut sich das Nexus 5X verkauft, wollte man allerdings nicht liefern. Vor einigen Wochen waren Berichte aufgetaucht, nach denen Google eine deutlich stärkere Kontrolle über das Nexus-Programm übernehmen will als in früheren Jahren. Aus der bisherigen Kooperation könnte demnach eine recht einseitige Zusammenarbeit werden, bei der Google sämtliche Hardwaredetails vorgibt, und der jeweilige Partner nur mehr produziert. Wen sich Google heuer als Nexus-Partner auserkoren hat, ist dabei bislang unbekannt. Zuletzt war zwar in der Gerüchteküche immer wieder der Name HTC zu hören, eine Bestätigung ist dies allerdings nicht. Parallel dazu verspricht LG auch einen groben Fehler des Vorjahres wieder gut zu machen. Die LG Watch Urbane LTE 2nd Edition, die wegen Hardwareproblemen bereits nach wenigen Tagen aus dem Verkauf zurückgezogen wurde, soll in der zweiten Jahreshälfte 2016 ein Comeback geben.
0Web
US-Geschäftsmann Siamak Namazi wurde im Oktober in Teheran verhaftet – Auch zwei reformorientierte Journalisten festgenommen. Washington – Im Iran ist Medienberichten zufolge ein US-Bürger iranischer Herkunft festgenommen worden. Der Geschäftsmann Siamak Namazi, der die iranische und die US-Staatsbürgerschaft hat, sei im Verlauf des Monats Oktober während eines Besuchs in Teheran inhaftiert worden, berichtete die Washington Post laut Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf einen Freund der Familie. Israelischen Medienberichten vom Montag zufolge forderten US-Abgeordnete deshalb verschärfte Sanktionen gegen Teheran. Im Iran sitzen nun bereits vier US-Bürger iranischer Herkunft in Haft. Unter ihnen ist der Washington Post-Korrespondent Jason Rezaian, der seit Juli 2014 in Teheran unter dem Vorwurf der Spionage in Haft sitzt. Zudem sind der frühere US-Soldat Amir Hekmati wegen Spionage und der christliche Konvertit Saeed Abedini wegen der Bildung eines Bibel-Studienkreises inhaftiert. Die Nachricht von der Inhaftierung Namazis war publik geworden kurz nachdem US-Außenminister John Kerry vorige Woche in Wien mit seinem iranischen Kollegen Mohammad Javad Zarif zu Gesprächen über eine politische Lösung des Syrien-Konflikts zusammengekommen war. Indes sind offenbar zwei reformorientierte Journalisten festgenommen worden. Wie die Nachrichtenagentur Ilna am Dienstag berichtete, handelt es sich um die Reporter Issa Saharchis und Ehsan Masandarani. In dem Bericht wurden keine näheren Angaben zum Zeitpunkt und zu den Gründen der Festnahme gemacht. Saharchis hatte in den vergangenen Monaten in Interviews mit ausländischen Medien wiederholt Kritik am geistlichen Oberhaupt Ali Khamenei und ranghohen Mitgliedern der iranischen Regierung geäußert. 2013 war er nach einer dreijährigen Haftstrafe entlassen worden, zu der er wegen Beleidigung Khameneis und regierungsfeindlicher Propaganda verurteilt worden war. Masandari leitet die reformorientierte Tageszeitung Farhichtegan und war 2009 während der Proteste gegen die Wiederwahl des damaligen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad inhaftiert worden.
2International
Der deutsche Südasienforscher Felix Heiduk hält die indonesische Demokratie für stabil genug, um gegen jihadistischen Terror anzukommen. Der Anschlag in der indonesischen Hauptstadt Jakarta hat die Aufmerksamkeit des Westens auf den südostasiatischen Inselstaat gelenkt, der Heimat von 250 Millionen Menschen ist und die zahlenmäßig größte muslimische Bevölkerung der Erde beherbergt. Felix Heiduk, Südasienexperte bei der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), gibt Einblicke in ein Land, das als Musterbeispiel für die erfolgreiche Demokratisierung einer islamisch geprägten Gesellschaft gilt. STANDARD: Indonesien gilt als Bastion eines moderaten Islam, seit einigen Jahren scheint das Land mit der zahlenmäßig größten muslimischen Bevölkerung konservativer zu werden. Woran liegt das? Heiduk: Seit mehreren hundert Jahren ist der religiöse Mainstream eher moderat, es gibt aber schon seit einigen Jahrzehnten Minderheitenpositionen mit entsprechender Ideologie, die auf einen streng islamisch geprägten Staat abzielen. Ab den frühen 80er-Jahren hat das autoritäre Suharto-Regime versucht, den Islam als Herrschafts- und Legitimationsinstrument zu nutzen. Wie auch in anderen Ländern wurde zudem in Indonesien ab den späten 70er-Jahren die konservative Ideologie der saudi-arabischen Wahhabiten über religiöse Schriften, Predigten und Stipendien importiert. Nach 9/11 lässt sich auch bei moderaten Teilen der Bevölkerung eine zunehmende Perzeption eines Kampfes der Kulturen feststellen, bei dem die Kontrahenten Islam und Westen heißen. Vor allem in urbanen Zentren hat die Islamisierung außerdem auch bei der aufstrebenden Mittelschicht angedockt, die auf der Suche nach ideologischer Orientierung ist. Es gibt aber keinerlei direkten kausalen Zusammenhang zwischen dieser konservativer werdenden Gesellschaft und der Ausübung islamistischer Militanz. STANDARD: Neben den Philippinen ist Indonesien die einzige große Demokratie in der Region. Wie stabil ist sie? Heiduk: Natürlich funktioniert die indonesische Demokratie alles andere als perfekt, in puncto Minderheitenschutz und interreligiöser Dialog etwa wurde in den vergangenen Jahren von der Regierung viel verabsäumt. Umfragen geben aber seit langem keinerlei Hinweise darauf, dass in der Bevölkerung der Wunsch nach dem Ende der Demokratie besteht. Die indonesische Demokratie wird durch Anschläge wie jenen in Jakarta sicherlich nicht unterminiert werden. STANDARD: Aus dem 250-Millionen-Einwohner-Land sind höchstens 700 Kämpfer für die Terrormiliz Islamischer Staat in den Kampf gezogen, weniger als aus viel kleineren europäischen Ländern wie Frankreich. Wie kommt das? Heiduk: Einerseits ist Indonesien ein sehr viel ärmeres und geografisch entfernteres Land als die Staaten Europas, andererseits sind die Verbindungen in den Nahen Osten weit nicht so stark. Mich hat eigentlich eher verwundert, dass überhaupt Indonesier für den IS kämpfen, weil sich der militante Islamismus bis jetzt meist in lokalen Gruppen manifestiert hat. Der IS hat es vermocht, transnational ideologische und praktische Anreize zu schaffen, dass Indonesier in so weit entfernte Regionen reisen, um zu kämpfen. Zuletzt war das in Afghanistan in den 80er-Jahren der Fall, wo es auch Indonesier aufseiten der islamischen Mujaheddin gab. Der Unterschied zu damals ist, dass viele der in jüngster Vergangenheit ausgereisten indonesischen Jihadisten ihre Familien mitgenommen haben. Zudem pflanzt sich die Spaltung der Jihadistenszene im Nahen Osten auch in Indonesien fort, der kleinere Teil der Ausgereisten kämpft für die Al-Kaida-nahe Nusra-Front, der größere Teil für den IS. STANDARD: Welche lokalen Terrorgruppen sind denn in Indonesien aktiv? Heiduk: Die bekannteste ist Jemaah Islamiyah, die seit etwa 2000 spektakuläre Bombenanschläge, vor allem jene auf die Nachtklubs in Bali im Oktober 2002, durchgeführt hat. Gegründet wurde die Gruppe unter anderem von Afghanistan-Rückkehrern, die über ein Netzwerk auch in Malaysia und den Philippinen verfügten. Infolge massiver staatlicher Repression und interner Auseinandersetzungen wurde die Gruppe nach 2002 stark geschwächt. Ehemalige Mitglieder haben danach die Gruppe Mujahidin Indonesia Timur gegründet, die vor allem in ihrer Hochburg Sulawesi staatliche Sicherheitskräfte angreift und in Propagandavideos mit dem Sturm auf den Präsidentenpalast in Jakarta droht. STANDARD: Wie hat die indonesische Regierung auf die Anschläge von Bali reagiert? Heiduk: Die Regierung war aufgrund der innenpolitischen Situation sehr darauf bedacht, nicht den Anschein zu erwecken, sie trage den US-geführten Krieg gegen den Terror nach Indonesien. Gleichzeitig wurde nach den Bali-Anschlägen eine Anti-Terror-Spezialeinheit der Polizei gegründet, um die Netzwerke zu zerschlagen. Bei diesen Einsätzen wurden eine ganze Reihe von Mitgliedern der Jemaah Islamiyah getötet oder verhaftet, die Drahtzieher der Attentate wurden zum Tod verurteilt und hingerichtet. Weniger effizient waren die Behörden hinsichtlich der Deradikalisierung der Inhaftierten. Obwohl die Regierung ihr Programm als große Innovation feierte, zeitigte es nur wenig Erfolge. Viele der aus der Haft Entlassenen schlossen sich erneut lokalen Terrorgruppen an – oder reisten ungehindert nach Syrien aus. STANDARD: Wie geht man mit religiösen oder ethnischen Minderheiten um? Heiduk: Indonesiens Verfassung ist keine islamische Verfassung und garantiert die Religionsfreiheit. Die Staatsideologie Pancasila schreibt den Glauben an einen nicht näher spezifizierten Gott in der Verfassung fest. In der Realität wird dieses Bild etwas brüchig. Zum einen gibt es eine ganze Reihe von sogenannten islamischen Sekten, zum Beispiel Ahmadiyya, die von radikalen Islamisten massiv bedroht werden. In einigen Teilen Indonesien gilt diese Bedrohung auch für die christliche Minderheit, die sich in einigen Fällen mit gewaltsamen Protesten gegen das Abhalten von Gottesdiensten oder den Neubau von Kirchen konfrontiert sah. Weiter kompliziert wird diese Situation durch die sehr ambivalente Haltung der Regierung, die sich des Themas Religionsfreiheit nicht wirklich annimmt und Verstöße gegen das Recht auf freie Religionsausübung kaum ahndet.
2International
Website bleibt zur Spurensuche vorerst offline. Eine ungewöhnliche heftige Cyberattacke auf die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hat in der Nacht auf Mittwoch mehrere Server lahmgelegt, die den externen Datenaustausch regeln. IT-Experten untersuchen nun die Systeme auf Spuren der Angreifer. Die internen Systeme und wesentliche Teile der Anwendungen für das staatliche Krisen- und Katastrophenschutzmanagement waren nicht gefährdet. Die Website der ZAMG wird aber während der Spurensicherung aus Sicherheitsgründen offline bleiben.
0Web
Neue Aufnahmen zeigen Ermordung mehrerer afghanischer Dorfältester mittels Sprengstoff durch Schergen der Terrormiliz. Kabul – Die radikalislamischen Taliban haben Videoaufnahmen der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), auf denen mutmaßlich die Ermordung mehrerer afghanischer Gefangener zu sehen ist, als entsetzlich verurteilt. Die Taliban erklärten am Dienstag, bei den Hingerichteten handle es sich um zivile Stammesälteste und Dorfbewohner, die brutal von ihren Entführern getötet würden. Dieses Vergehen und andere brutale Aktionen einiger unverantwortlicher ignoranter Individuen unter dem Deckmantel des Islams könnten nicht toleriert werden. Das mehr als vier Minuten lange Video war am Sonntag in jihadistischen Internetforen aufgetaucht. Zu sehen sind mehrere gefesselte Menschen, denen zudem die Augen verbunden sind. Sie werden als Abtrünnige bezeichnet, die Verbindungen zu den Taliban oder zur afghanischen Regierung hätten, und in die Luft gesprengt. Die Äußerungen in dem Video sind auf Arabisch und auf Paschtu, eine der Landessprachen in Afghanistan. Das Video ist symbolisch für die zunehmende Rivalität zwischen dem IS und den Taliban, denen während ihrer Herrschaft in Afghanistan auch eine zutiefst brutale Führung vorgeworfen worden war. Zuletzt hatte es mehrere Übertritte von Taliban-Kämpfern zu der Jihadistenmiliz gegeben. Nach dem offiziell verkündeten Tod von Taliban-Chef Mullah Omar verweigerten außerdem zahlreiche ranghohe Kämpfer seinem Nachfolger Mullah Mohammed Akhtar Mansour die Gefolgschaft.
2International
Personalaufstockung bei Betriebsprüfern und in Finanzämtern hat derzeit Vorrang. Wien – Kampf gegen Sozialdumping, Jagd auf Pfuscher, härtere Vorgangsweise gegen Betrüger: Die Liste der Forderungen ist lang, wenn es um mehr und intensivere Kontrollen geht. Die Politik hat sich die Aufstockung des Personals in diesen Bereichen längst auf ihre Fahnen geheftet. Einiges wird umgesetzt, andere Vorstellungen bleiben Wunschdenken: Ein neues Amt für die Bekämpfung von Steuerbetrug, wie es noch in der Regierungsvereinbarung verankert war, wird es beispielsweise nicht spielen. Dafür bekommen die bestehenden Behörden immerhin 500 zusätzliche Planstellen bis 2018, kündigte das zuständige Finanzministerium schon vor etwas mehr als einem Jahr an. Und die Aufstockung läuft nach Plan, wie es aus dem Ministerium auf STANDARD-Nachfrage heißt. Eine erste Welle ist größtenteils beendet. Demnach sind seit Mitte 2015 rund 150 Planstellen ausgeschrieben worden. Der Besetzungsprozess sei noch im Gange, so ein Ministeriumssprecher. Es habe sehr viele Bewerber gegeben. Sie durchlaufen eine mehrjährige Ausbildung an der Bundesfinanzakademie in Wien. Der Schwerpunkt der personellen Zuwächse liegt im operativen Bereich, also bei Betriebsprüfern, Finanzämtern und der Steuerfahndung. Eine andere Baustelle ist die Finanzpolizei, die derzeit mit 500 Personen besetzt ist. Der rote Arbeiterkammerpräsident Rudolf Kaske forderte unlängst eine Verdopplung auf 1000 Stellen. Damit soll u. a. Sozialdumping von ausländischen Unternehmen, die nach Österreich hereinarbeiten effektiver verhindert werden. Falscher Ansatz Für Herbert Bayer, schwarzer Vorsitzender der Gewerkschaft der Finanzbeamten, der falsche Ansatz für eine Personaloffensive: Priorität müsse der fiskalische Erfolg haben, also ein möglichst hoher Beitrag zur Gegenfinanzierung der Steuerreform. Und da sei mit der Aufstockung im operativen Bereich wie der laufenden, also bei Betriebsprüfern und Finanzämtern, mehr zu holen. Der Rechnungshof hat unlängst darauf hingewiesen, dass die staatlichen Steuerprüfer ihre Lohnkosten gleich in mehrfacher Höhe wieder hereinbringen: Ein Großbetriebsprüfer bringt dem Fiskus demnach das 14- bis 30-Fache seiner Lohnsumme pro Jahr. Auch Bayer bestätigt, dass die personelle Aufstockung planmäßig läuft. Die 500 zusätzlichen Finanzbeamten werden demnach relativ gleichmäßig verteilt bis 2018 eingestellt. Zusätzlich hat Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) im Vorjahr 100 Beamte zeitlich befristet aus der Pension zurückgeholt, die nun bei Betriebsprüfungen unterstützend tätig sind. Allerdings: In den Jahren davor sind sowohl bei den Finanzämtern als auch bei den Betriebsprüfern mehrere hundert Stellen abgebaut worden.
3Wirtschaft
Die Antwort: Nach beiden wurde diese Woche eine neuentdeckte Krebsart benannt. Berlin – Zugegeben, es wirkt manchmal etwas skurril, wenn Prominente unverhofft zum Namenspatron einer Tierart werden. Und wenn das betreffende Tier auch noch klischeehaften Zuschreibungen von schön oder edel widerspricht, dann scheint es sogar eine zweifelhafte Ehre zu sein. Aber für diejenigen Biologen, die eine solche Ehrung vergeben, ist es auch wirklich als solche gemeint. Andere Mittel stehen ihnen aufgrund ihres Forschungsgebiets eben nicht zur Verfügung. In zwei aktuellen Fällen geht es um Krebstiere: So wurde Edward Snowden nun zum Namenspatron einer Flusskrebsart. Und die Forscher um Christian Lukhaup von der Berliner Humboldt-Universität lassen keinen Zweifel daran, dass es ihnen mit ihrer Würdigung des amerikanischen Freiheitskämpfers ernst ist. Der farbenprächtige Krebs ist im zu Indonesien gehörenden Westneuguinea zuhause – und genau genommen kein völlig Unbekannter. Seit langem werden dort Flusskrebse verschiedener Arten in großer Zahl gefangen und als Aquarientiere bis nach Europa und Nordamerika exportiert. Sonderlich genau wird dabei nicht geschaut: So konnte erst Lukhaups Team einen Teil der Exportkrebse als Angehörige einer bislang noch nicht bestimmten Spezies identifizieren. Wesentlich kleiner ist das Tier, das von nun an Elton Johns Namen trägt. Leucothoe eltoni gehört zu den Flohkrebsen (Amphipoda), die im Schnitt ein paar Millimeter bis maximal zwei Zentimeter groß werden. James Thomas vom Halmos College of Natural Sciences and Oceanography stieß bei einem Tauchgang in indonesischen Gewässern auf das winzige Tier. Weil Thomas einerseits bei Laborarbeiten gerne Elton John hört und sich zudem durch den Körperfortsatz des Tiers an die Schuhe erinnert fühlte, die Elton John in der Verfilmung von Tommy trug, stand die Namenswahl bald fest. In diesem Fall ist es allerdings tatsächlich eine leicht zweifelhafte Ehrung: Leucothoe eltoni lebt im Körperinneren wirbelloser Tiere wie Schwämme oder Manteltiere und es ist unklar, ob er eher ein Symbiont oder ein Parasit ist. Zudem haben in der Zwischenzeit Biologen aus Honolulu gemeldet, dass die von Thomas identifizierte Art in hawaiianischen Gewässern aufgetaucht ist – vermutlich ist sie dort als blinder Passagier von Wirtstieren angekommen. Elton Johns tierisches Patenkind ist also auch noch ein Bioinvasor. (red, 30. 8. 2015)
7Wissenschaft
Konzern arbeitet dafür mit der OpenSSH-Community zusammen. Die Secure Shell (SSH) ist seit Jahren für zahlreiche Linux- und Unix-Admins das Tool ihrer Wahl, wenn sie Systeme aus der Ferne zu administrieren und Daten verschlüsselt zu kopieren. Als Standard hat sich die freie Softwarelösung OpenSSH etabliert. Microsoft macht das Werkzeug nun zu einem Teil von Windows und der Powershell. Damit müssen Windows-User nicht mehr auf alternative Software wie Putty zurückgreifen, wenn sie verschlüsselte Verbindungen zu entfernten Rechner aufbauen müssen oder wollen. Laut einem Bericht von Ars Technica arbeitet Microsoft mit der OpenSSH-Community bei der Entwicklung der Windows-Version des Programms zusammen.
0Web
Vertrag über Bau von vier 1200-Megawatt-Reaktoren in Kairo unterzeichnet. Kairo/Moskau – Ägypten hat offiziell sein erstes Kernkraftwerk bei Russland in Auftrag gegeben. Der Vertrag über den Bau von vier 1200-Megawatt-Reaktoren wurde am Donnerstag in Kairo unterzeichnet, wie die russische Agentur Interfax meldete. Es sei das größte gemeinsame Projekt seit dem Nil-Staudamm von Assuan, bei dem in den 1960er-Jahren die Sowjetunion geholfen hatte. Dies sagte Sergej Kirijenko, Leiter des russischen Atomkonzerns Rosatom. Das Kraftwerk solle in den nächsten zwölf Jahren bei El Dabaa am Mittelmeer gebaut werden. Zu den Kosten wurden keine Angaben gemacht. Der ägyptische Staatschef Abdel Fattah al-Sisi hatte das Geschäft bei einem Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Kairo im Februar vereinbart.
2International
Erste Vorschauen zeigen Spielmechanik und tatsächliches Spielareal. Mit The Division veröffentlicht Ubisoft im März einen von Fans sehnlichst erwarteten neuen Rollenspiel-Shooter. Im Zuge eines kürzlich abgehaltenen Preview-Events gab der Hersteller frische Einblicke ins Spiel, das den Aussagen der ersten Tester nach stark an Activisions Bestseller Destiny erinnert. Gleichzeitig gibt es nun die ersten Hinweise, wie groß die tatsächliche Spielwelt im virtuellen New York sein wird. Der Vergleich mit Destiny rührt von einer gemeinsamen Gameplay-Mechanik: Rollenspiel typisch können Charaktere sukzessive hochgelevelt und ihre Waffen ausgebaut werden. Gegner werden ebenso zunehmend stärker. Abgebildet wird das durch steigende Treffer- und Rüstungspunkte. Schießt man auf einen Gegner, blinken bei jedem Treffer Zahlen auf, die zeigen, wie viel Schaden man verursacht hat. Es ist ein bei Rollenspielen etabliertes System, das den persönlichen Spielfortschritt widerspiegelt und Anreiz verschafft, immer mehr Stunden zu investieren und seinen Helden aufzubauen. Bei der Community traf die Umsetzung sowohl auf Zustimmung als auch auf etwas Kritik. Denn während man in anderen Genrewerken gegen Aliens, Monster oder Maschinen kämpft und man hier sich noch irgendwie einreden kann, dass eine Fantasiegestalt zehn Schüsse in den Kopf wegsteckt, sind die Gegner in The Division allesamt menschlich. Viel Lob gibt es in den Vorschauen für die zahlreichen einsetzbaren Gadgets und dafür, dass man The Division sowohl alleine oder online kooperativ spielen kann und in so genannten Dark Zones auch gegen andere menschliche Spieler antreten kann. Sehr positiv falle zudem der hohe Detailreichtum der Spielwelt auf. Wie durch Videos von der Spielkarte bekannt wurde, umfasst das Areal zum Start zwar nur Midtown Manhattan von New York, dafür wurde dieser Stadtteil im Maßstab 1:1 umgesetzt – inklusive zahlreicher Innenbereiche. Ob Ubisoft die Spielwelt künftig ausweiten wird, bleibt offen. Denkbar wäre es nicht nur in Anbetracht des dynamischen Online-Spielkonkepts sondern auch, weil in einigen Trailern zuvor bereits andere Viertel wie Brooklyn gezeigt wurden. Erscheinen wird The Division am 8. März für Windows-PC, PS4 und XBO.
0Web
Gemeinsame technologische Basis für beide Betriebssysteme – Erste Testversion kommendes Jahr. Seit Sundar Pichai vor einigen Jahren neben Chrome (OS) auch die Verantwortung für Android erhalten hat, halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass Google die beiden Betriebssysteme verschmelzen könnte. Mittlerweile zum Google-Boss avanciert, scheint Pichai diese Vision nun tatsächlich in die Tat umsetzen zu wollen, dies berichtet zumindest das Wall Street Journal. Google arbeite bereits seit zwei Jahren an der Kombination der beiden Betriebssysteme, heißt es in dem Bericht in Berufung auf zwei mit der Angelegenheit betraute Quellen. Laut den aktuellen Plänen soll das gemeinsame Betriebssystem 2017 fertiggestellt werden, eine erste Testversion soll es kommendes Jahr zu sehen geben – hierfür würde sich die üblicherweise Mitte des Jahres abgehaltene I/O-Konferenz anbieten. Die vom Wall Street Journal und anderen Medien daraus gezogene Interpretation, dass Google damit das Ende von Chrome OS einläutet, will das Unternehmen allerdings so nicht stehenlassen. So meldete sich rasch Android/Chrome-Chef Hiroshi Lockheimer auf Twitter mit einer Entgegnung zu Wort: Man stehe voll und ganz hinter Chrome OS und den darauf basierenden Chromebooks. There’s a ton of momentum for Chromebooks and we are very committed to Chrome OS. I just bought two for my kids for schoolwork! Eine vollständig Einstellung von Chrome OS wäre aber auch aus anderen Gründen überraschend: Denn auch wenn die Chromebooks bisher global gesehen laut IDC nur drei Prozent sämtliche Laptop-Verkäufe ausmachen, so ist man damit doch in einzelnen Nischen äußerst erfolgreich. So wird etwa der US-Bildungsmarkt von Chromebooks dominiert, und auch bei Unternehmen wachsen die Absätze der Chrome-OS-Laptops derzeit stark. Wahrscheinlicher ist insofern, dass Google schlicht eine einheitliche technologische Basis schafft. Also ein gemeinsames Betriebssystem, auf dessen Grundlage dann unterschiedliche Formfaktoren bedient werden. Ein solcher Schritt hätte mehrere Vorteile: Einerseits erspart man sich so einiges an Doppelläufigkeiten in der Betriebssystementwicklung, zudem könnte man dies aber auch nutzen, um die Stärken der jeweiligen Systeme zu kombinieren. Interessant könnte insofern vor allem auch sein, wie sich dieser Schritt auf die Android-Welt auswirkt. Denn während Android notorisch von einer mangelhaften Update-Situation geplagt ist, werden Chromebooks unabhängig vom jeweiligen Hardwarehersteller alle sechs Wochen auf den neuesten Stand gebracht. Wie dies mit dem Drang von Samsung und Co. nach tiefen Eingriffen in das Betriebssystem zusammenpassen könnte, muss sich freilich erst zeigen. Schon in den vergangen Jahren hat Google einige Maßnahmen zur Vereinheitlichung von Android und Chrome OS vollzogen. So lassen sich mittlerweile Android-Apps zum Teil auch unter Chrome-OS nutzen. Für ein gemeinsames System wäre dann eine vollständige Kompatibilität zu erwarten. Laut dem Bericht des Wall Street Journals soll denn auch künftig der Play Store sowohl mobile Geräte als auch Laptops und Desktops mit Apps versorgen. Aber auch sonst sind bei genauer Betrachtung schon jetzt die ersten Vorboten einer Verschmelzung der Systeme zu erkennen. Sowohl bei der auf dem Streaming-Stick Chromecast genutzten Software als vor allem auch beim neuen Google-Betriebssystem für das Internet der Dinge, Brillo, handelt es sich aus technischer Sicht um eine Mischung aus Android- und Chrome-OS-Komponenten. Und aus Hardwaresicht verweist wiederum das vor kurzem vorgestellte Pixel C in eine gemeinsame Zukunft. Handelt es sich doch dabei um das erste Gerät Googles, das mit Android ausgestattet ist, bei dem aber die Tastatureingabe eine wichtige Rolle spielt.
0Web
56 Jungunternehmer wollen in acht Sendungen Investoren für ihre Idee begeistern – Immer dienstags um 20.15 Uhr auf Puls 4. Wien – Die Puls 4 Start-Up-Show 2 Minuten 2 Millionen geht am 8. März um 20.15 Uhr in die dritte Runde. 56 Jungunternehmer bekommen in acht Sendungen die Chance in zwei Minuten sechs Investoren für ihre Idee zu gewinnen. Hans Peter Haselsteiner, Winzer Leo Hillinger, Marie-Helene Ametsreiter (SpeedInvest), Michael Altrichter (Business Angel of the Year 2014), Müsliriegelproduzent Heinrich Prokop und Daniel Zech (SevenVentures Austria) sind als Investoren dabei.
6Etat
Rohöl sei seit Jahresanfang um 19 Prozent billiger geworden, Sprit nur um drei Prozent, kritisiert der ÖAMTC. Wien – Der ÖAMTC kritisiert, dass die Preise für Sprit deutlich langsamer zurückgehen als für Rohöl. Während OPEC-Öl seit Jahresanfang um 19 Prozent billiger geworden sei, sei der Treibstoff – ohne Steuern – nur um rund drei Prozent günstiger geworden, schreibt der Autofahrerklub in einer Aussendung am Mittwoch. Die Mineralölwirtschaft verweist darauf, dass Rohöl nur einen Teil der Benzinkosten ausmacht. Rohöl müsse erst kostenintensiv zu Benzin und Diesel verarbeitet werden, auch die Kosten für Forschung und Vertrieb schwankten nicht mit dem Rohölpreis, meint der Verband der Mineralölwirtschaft (FMVI). Auch ein schwacher Euro könne dazu führen, dass in Dollar berechnete fallende Rohölpreise in Österreich nicht durchschlagen. Genaue Zahlen für den Anteil des Rohöls an den Gesamtkosten für Treibstoff werden aber nicht bekannt gegeben. An der Zapfsäule – also inklusive Steuern, auch der unveränderlichen Mineralölsteuer – zahlen die Österreicher im Schnitt nur 1,5 Cent je Liter weniger als Ende 2015 oder 75 Cent für einen 50-Liter-Tank, rechnet der ÖAMTC vor und meint: Die günstigeren Rohölpreise kommen damit noch nicht bei den Konsumenten an. Die Konsumenten sollten gezielt die günstigsten Tankstellen in der eigenen Umgebung ansteuern. Tiefstpreise liegen derzeit für Diesel bei rund 20 Tankstellen unter 0,90 Euro und für Superbenzin bei 0,999 Euro – an einer Tankstelle in ganz Österreich.
3Wirtschaft
Die Verteidigungsministerin soll in ihrer Dissertation gegen Zitierregeln verstoßen haben, sie weist den Vorwurf zurück. Berlin – Auch die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist unter Plagiatsverdacht geraten. Sie soll Teile ihrer 1990 erstellten Doktorarbeit über Diagnosen von Krankheiten vor der Geburt abgeschrieben haben. Das behauptet die Internetplattform Vroniplag. Man habe 37 Textpassagen festgestellt, die gegen wissenschaftlich anerkannte und auch in der damals maßgeblichen Promotionsordnung geregelte Zitierregeln verstoßen, sagt Gerhard Dannemann von der Humboldt-Universität Berlin. Den Vorwurf des Plagiats kann ich zurückweisen, reagiert von der Leyen auf die Vorwürfe. Sie habe Ende August von der Überprüfung durch Vroniplag erfahren und daraufhin selbst die Medizinische Hochschule in Hannover, wo sie promoviert hat, um eine Überprüfung der Dissertation gebeten. Enthüllungen der Plattform haben bereits zwei deutsche Regierungsmitglieder den Job gekostet: den ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Ex-Bildungsministerin Annette Schavan (CDU). Guttenberg hatte Jus studiert, Schavan Erziehungswissenschaften.
2International
Vater und zwei Kleinkinder tot – Weibliche Leiche in der Nähe entdeckt. Neuenburg – Im Schweizer Kanton Neuenburg hat sich am Freitag vermutlich ein Familiendrama ereignet. Am Fuße des Felsenkessels Creux du Van wurden die Leichen eines Mannes und seiner beiden Kleinkinder gefunden. In der Nähe fand die Polizei zudem die Leiche einer Frau, die aber offenbar nichts mit den drei anderen Opfern zu tun hat. Die Suche war Freitagfrüh eingeleitet worden, nachdem jemand aus dem Umfeld der Familie die Polizei alarmiert hatte. Die Person zeigte sich beunruhigt, weil sie von einem Familienmitglied eine SMS bekommen hatte. Darin war die Rede, dass sich der Vater mit Selbstmordabsichten und in Begleitung seiner beiden Kinder zum Creux du Van begeben habe. Bei der Suche fand die Polizei zuerst per Zufall die Leiche einer 45-jährigen Frau. Der Ort, an dem die Tote gefunden wurde, befindet sich mehrere 100 Meter vom Fundort der anderen Leichen entfernt. Kurze Zeit später fand die Polizei die Leiche des 45-jährigen Mannes und diejenigen seiner zwei Kinder im Alter von zwei und drei Jahren. Der Mann habe einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem er auf das Sorgerecht seiner Kinder anspiele, sagten Vertreter der Kantonspolizei am Freitagabend. (APA/sda, 14.8.2015)
1Panorama
500-Euro-Schein als Reserve – Deutscher Professor Mann: Vorbereitung auf Negativzinsen. Wien – Das Hayek-Institut kämpft gegen jeden Ansatz zu einem Bargeldverbot und hat sich dazu Unterstützung aus Deutschland geholt. Der Münchner Ökonom und Buchautor (Bargeldverbot) Gerald Mann nahm einen Vortrag in Wien zum Anlass, gegen das Verbot von Bargeld zu argumentieren. Eine Abschaffung würde die Einführung negativer Zinsen vorbereiten. Bargeld ganz aufzugeben wird derzeit nur von einzelnen Ökonomen diskutiert, räumt Mann ein, nicht von Politikern, aber man könne nie wissen, ob die Politik nicht in einer neuerlichen Krise darauf aufspringen würde. Negative Zinsen für die Konsumenten wären nur möglich, wenn es kein Bargeld mehr gibt, da sonst die Menschen ihre Ersparnisse rasch aus der Bank abziehen würden, argumentieren Mann und Barbara Kolm, Präsidentin des wirtschaftsliberalen Hayek-Instituts, im Gespräch mit der APA. Bei negativen Zinsen würden die Menschen zwar rasch ihr Geld ausgeben und damit die Konjunktur ankurbeln, aber die Sparkultur würde zerstört, warnt Mann. Weiters erwartet Mann als nächsten Schritt nach dem Bargeldverbot eine Beschränkung oder das Verbot des Goldhandels. Irgendwann wird eine Rezession kommen, vielleicht schon nächstes Jahr, so Mann, und dann drohten solche drastische Einschnitte in die Wirtschaft. Ein wichtiges wirtschaftsliberales Argument gegen die Abschaffung ist auch der Verlust an persönlicher Freiheit, wenn jede Transaktion nachvollziehbar ist. Auch der 500-Euro-Schein, dessen Abschaffung die EZB mit dem Argument erwägt, er würde vor allem dem Schwarzgeld-Transfer und der Terror-Finanzierung dienen, hat für normale Bürger seinen Wert, sagen Mann und Kolm. So hätten 2012 zahlreiche deutsche Sparer angesichts der damaligen Griechenland-Krise große Beträge abgehoben – ohne 500er wäre dies kaum zu bewältigen gewesen. Dazu komme, dass es jedem unbenommen bleiben sollte, sein Hotel im Urlaub bar zu zahlen, auch mit einem großen Schein. Mann weist auch darauf hin, dass in den USA der 10.000 Dollar Schein (9.012,26 Euro) weiter gültig ist, auch wenn keine neuen ausgegeben werden. Wolle man Terrorismus bekämpfen, dann müsste man auch den 500er wieder einziehen und nicht nur aufhören, neue Scheine auszugeben.
3Wirtschaft
Ruf nach Reform des deutschen Auslandsgeheimdienstes. Berlin – Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht! Ihren zum geflügelten Wort gewordenen Satz aus dem Jahr 2013 würde die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel heute so wohl nicht wiederholen – oder zumindest adaptieren. Denn Ausspähen unter Freunden, das ist offenbar auch in Deutschland möglich. Mehrere deutsche Medien berichten, der BND habe in anderen EU-Staaten nicht nur auf Bitten der NSA gespäht, sondern auch mit eigenen Spähbegriffen. Der Vorgang war am Mittwochabend im Parlamentarischen Kontrollgremium (PKG), das über die Aufsicht der Geheimdienste zuständig ist, Thema. An der Sitzung nahm auch BND-Chef Gerhard Schindler teil, der vor einigen Monaten schon wegen der Hilfsdienste für die USA schwer unter Druck geraten war. Der Sender RBB Inforadio berichtete, der BND habe möglicherweise bis zum Herbst 2013 unzulässige Suchbegriffe verwendet. Nach Informationen von Spiegel Online soll der BND Botschaften sowie andere Behörden von EU-Ländern und weiteren Partnerstaaten ausgespäht haben. Darunter seien auch französische und US-amerikanische Ziele gewesen. Die Frage, die im Raum steht, ist, ob die verwendeten Suchbegriffe auch vom Auftragsprofil des BND gedeckt waren, sagt der stellvertretende Vorsitzende des NSA-Untersuchungsausschusses im Bundestag, Clemens Binninger (CDU). Zum Auftragsprofil des BND gehört zwar ein Land wie Afghanistan, EU-Länder und die USA aber zählen nicht dazu. Die Abgeordneten wollen nun eine Taskforce einsetzen. Diese soll Mitarbeiter in Pullach und Berlin befragen, Akten durchforsten und sich die Selektoren vorlegen lassen. So soll klar werden, wer entschieden hat, welche Suchbegriffe zu verwenden. Der deutsche Justizminister Heiko Maas (SPD) fordert strengere Regeln bei der Fernmeldeaufklärung und erklärt in der Rheinischen Post: Wir müssen sicherstellen, dass diese Regeln auch durchgesetzt werden. Das Parlament müsse mehr Befugnisse und die ausreichenden Mittel für die Kontrolle des BND erhalten. Rechtsstaat und Grundrechte enden nicht an Deutschlands Grenzen, so Maas. Der Grünen-Geheimdienstexperte Hans-Christian Ströbele kritisiert, dass das Kanzleramt den BND nicht im Griff habe. Zu Merkels Satz vom Ausspähen sagte er: Während sie diesen Satz gesagt hat, müssen sich die Damen und Herren beim BND ja auf die Schenkel geklopft und gefragt haben: Was erzählt die denn da? (bau, 15.10.2015)
2International
Vertrag ungültig, ÖFB-Teamspieler wäre nach Streit mit Bundesligist ablösefrei – Ausstiegsklausel im Zentrum des Rechtsstreits. Mattersburg – Ohne Karim Onisiwo ist der SV Mattersburg in die Vorbereitung auf die Frühjahresmeisterschaft der Bundesliga gestartet. Der ÖFB-Teamspieler fehlte am Montag, er hat seinen Vertrag laut Informationen des Pay-TV-Senders Sky aufgelöst. Onisiwo, der im Sommer 2014 von Austria Salzburg zu den Burgenländern gewechselt war. könnte den Verein damit ablösefrei verlassen. Seit Wochen hielten sich Wechselgerüchte um den 23-Jährigen. Salzburg, Rapid und die Austria wurden mit dem Wiener in Verbindung gebracht. Dazu soll es auch aus dem Ausland Interessenten geben. Die ungewisse Vertragslage sorgte aber überall für Rätselraten. So soll Mattersburg beim Ziehen einer Option bis 2017 das Gehalt des Topangreifers nicht entsprechend aufgebessert haben. Ob der Vertrag überhaupt gültig ist, war Streitthema – bis jetzt. Das Arbeits- und Sozialgericht Wien hat den Arbeitsvertrag zwischen Mattersburg und Onisiwo mit 30. Juni 2015 für ungültig erklärt. Das Urteil sei vor kurzem zugestellt worden, bestätigte Onisiwos Berater Günter Starzinger. Der Angreifer, der im November erstmals ins ÖFB-Team berufen wurde und bei der Heimniederlage gegen die Schweiz (1:2) sein Debüt gab, könnte Mattersburg damit sofort verlassen. Der SV Mattersburg will gegen das Urteil berufen. Es ist eine Frage der Rechtswirksamkeit. Wir werden in Berufung gehen, kündigte Sportdirektor Franz Lederer gegenüber dem ORF Burgenland an. Genauer wollte er sich mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. Der Vereinigung der Fußballer (VdF) begrüßte hingegen das Urteil. Geschäftsführer Rudolf Novotny sah darin auch einen Schritt zu mehr Fairness bei Vertragsabschlüssen, wie am Dienstag in einer VdF-Aussendung betont wurde. Die gängige Praxis mit Optionen in Spielverträgen sei nun infrage gestellt. Bisher war es meist so: War der Spieler schlecht, wurde die Option vom Verein nicht gezogen. War der Spieler gut, wurde sie gezogen, aber meist nur mit einer geringen Aufbesserung des Gehalts. Bisher waren die Vereine im Vorteil, jetzt hat sich die Lage der Spieler verbessert, wurde Novotny zitiert. Als Folge des Gerichtsurteils kann sich die VdF eine Abänderung des Kollektivvertrags für Profi-Fußballer vorstellen. Sollten die bisherigen Optionen ihre Gültigkeit verlieren, dann müsste der Kollektivvertrag sofort adaptiert werden. Das ginge allerdings nur mit der Mitarbeit der Bundesliga, die Wert darauf legt, dass Österreichs Liga eine Ausbildungsliga ist und bleibt, hieß es in der Aussendung. Laut Novotny entzündete sich der Streit zwischen Mattersburg und Onisiwo an einer Ausstiegsklausel. Demnach wurde vereinbart, dass der Offensivspieler den Club im Sommer 2015 für eine festgeschriebene Ablöse von 500.000 Euro verlassen kann. Als ein englischer Zweitligist bereit war, diese Summe zu zahlen, legte sich Mattersburg quer und bestritt die Gültigkeit der Klausel, woraufhin Onisiwo Klage einreichte und – schließlich erfolgreich – die Auflösung des Vertrags per 30. Juni 2015 forderte.
4Sport
Viele kennen nur Krieg, sind kaum gebildet, haben ein schwieriges Verhältnis zu Frauen. Bis sie Fuß fassen, vergehen oft Jahre. Der Afghane ist mit seinem kurzen Vortrag fertig, da stürmen die Flüchtlinge auf ihn los. Umkreisen ihn, ziehen an seiner Hand, tippen ihm leicht auf die Schulter. Shokat Ali Walizadeh, dunkles Haar, schwarzes Hemd, immer am Lächeln, ist für die afghanischen Flüchtlinge in diesem Asylheim in Bruck an der Leitha so etwas wie ein Rettungsanker. Endlich jemand, der sie versteht. Der erklärt, wieso das Verfahren so lange dauert, es bei Syrern schneller geht. Und wie das alles so ist, hier in Österreich. Walizadeh, 26 Jahre, gelernter Zahntechniker, seit acht Jahren in Österreich, ist ein Beispiel dafür, dass die Integration der vielen Flüchtlinge funktionieren kann. Er tourt ehrenamtlich durchs Land, erklärt Österreich, den Westen, die Demokratie, verteilt Bücher zum Deutschlernen. Dass die Flüchtlinge ohne ihn aber oft auf verlorenem Posten stehen, legt nahe, dass es so, wie es jetzt ist, nicht funktioniert. Dabei finden sich unter den Afghanen viele Menschen, denen man sich besonders intensiv widmen müsste. Allgemein sind sie im Vorjahr etwas untergegangen, viel war von Syrern die Rede. Dabei haben die Afghanen die meisten Asylanträge gestellt. Die Voraussetzungen für eine gelungene Integration sind bei ihnen aber schwieriger. In Afghanistan können zwei Drittel der Menschen nicht lesen und schreiben. Bei den jungen Männern ist es etwas besser, etwa einer von drei ist Analphabet. Viele sind traumatisiert, haben im Krieg und auf der Flucht Schlimmes erlebt. Dazu kommt, dass ihre Zukunft in Österreich ungewiss ist. Jeder zweite Afghane, der durch das Asylverfahren ist, weiß nicht, ob er in ein oder zwei Jahren noch in Österreich sein wird. So lässt sich nur schwer ein Leben aufbauen. Denn nur knapp die Hälfte bekommt Asyl, gilt also als persönlich verfolgt. Der Rest darf befristet für ein Jahr dableiben oder müsste abgeschoben werden. Weil Afghanistan aber keine Menschen zurücknimmt, bleiben auf absehbare Zeit alle in Österreich. Die meisten Afghanen in Österreich sind junge Männer. Aber lässt sich ein 16-jähriger Afghane, der noch nie in seinem Leben eine Schule von innen gesehen hat, integrieren? Der STANDARD hat bei einer Vielzahl von Experten nachgefragt. Einhellige Antwort: Ja! Aber nur mit enormem Aufwand. Und: Es ist keine Zeit zu verlieren. In zwei bis drei Jahren bekommt man einen Analphabeten so hin, dass er den Alltag auf Deutsch bewältigen kann, sagt Ruth Wodak. Zuerst müsse man ihm seine Muttersprache beibringen, dann langsam Deutsch, so die Sprachwissenschafterin. Zu Beginn brauche es aber viele Dolmetscher, zu wenige würden derzeit eingesetzt, sagt Wodak, die im Expertenrat für Integration von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) sitzt. Thomas Lang, Sozialarbeiter bei der Caritas, schildert den klassischen Weg für einen afghanischen Mann so: Zuerst muss er Deutsch lernen. Ein Jahr braucht er dann für das Nachholen der Pflichtschule, 1,5 Jahre für eine Ausbildung. Dann geht es ab in Praktika und Projekte. Bis die einen Job haben, kann das fünf Jahre dauern, sagt er. Davor haben sie aber oft schon zwei Jahre im Asylverfahren verbracht. Um die Integrationsaussichten zu beurteilen, lohnt auch ein Blick in die Vergangenheit. Denn anders als die Syrer kommen schon seit Jahren Afghanen nach Österreich. So waren 2010 etwa 8000 Personen im Land gemeldet (Anfang 2016 waren es 35.000). Es gibt keine Studien, man kann sich aber mit Zahlen annähern. Derzeit gehen in Österreich 3.800 Afghanen einer Arbeit nach, die bei der Krankenkasse gemeldet ist. Sie arbeiten in Küchen, als Kellner, im Verkauf. Etwa 3.000 sind arbeitslos, zusätzlich 2.000 in AMS-Schulungen. 2015 haben in Wien, wo etwa die Hälfte der Afghanen leben, knapp 4.300 Mindestsicherung bezogen. Für Österreich kann man also von einer doppelt so hohen Zahl ausgehen. Wer länger da ist, hat also durchaus eine Chance auf einen Job. Zunächst landen aber viele im Sozialsystem. Was die Integration derzeit aber zusätzlich erschwert, ist das Image der Afghanen. Zuletzt haben ein paar schwarze Schafe die ganze Gruppe in ein schiefes Licht gerückt, wie in der Community beklagt wird. Beim Praterstern in Wien wurde eine 21-jährige Studentin mutmaßlich von drei afghanischen Asylwerbern vergewaltigt. Es kam auch bereits zu Messerstechereien mit Tschetschenen. Aber werden Afghanen besonders oft straffällig? Etwa 2.500 afghanische Asylwerber wurden im Vorjahr einer Straftat verdächtigt, meistens sind es Raub, Körperverletzungen, die im eigenen Milieu stattfinden, und Drogendelikte. Einer von zehn wurde also angezeigt, was etwa im Durchschnitt der Asylwerber liegt. Wegen mangelnder Perspektiven und Beschäftigung werden sie relativ häufig straffällig. 16 afghanische Asylwerber wurden im Vorjahr einer Vergewaltigung verdächtigt. Hier scheren sie deutlich aus, auch wenn sie nur einen Bruchteil der 700 Verdächtigen ausmachen (zwei Drittel sind Österreicher). Viel zu oft sitzen Flüchtlinge nur herum, haben nichts zu tun und werden auch nicht unterstützt, sagt Shokat Ali Walizadeh, der Zahntechniker. Experten fordern Deutschkurse ab dem ersten Tag, in Wien ist das schon geplant. Es brauche Beschäftigung, Sport, Projekte, mehr Therapeuten, Firmen, die Leuten eine Chance geben. Walizadeh fährt weiter durch das Land, tut alles. Allein wird er es aber nicht schaffen.
3Wirtschaft
Naomi Novik gewinnt den Preis für den besten Roman, "Mad Max: Fury Road" als bester Film ausgezeichnet. Chicago – Genrebezogen vielfältig, geschlechtsbezogen nicht: So sieht in aller Kürze die Bilanz der heurigen Nebula Awards aus, der von den professionellen Science-Fiction- und Fantasy-Autoren Nordamerikas vergebenen Preise für SFF-Literatur. Die auf einer Gala in Chicago ausgezeichneten Werke verteilen sich auf die Genres Fantasy, Space Opera, Dystopie und Horror, haben aber alle etwas gemeinsam: Sie stammen durch die Bank von Schriftstellerinnen. Den Preis für den besten Roman erhielt eine auch deutschsprachigen Lesern wohlbekannte Autorin: Seit mittlerweile zehn Jahren schreibt die New Yorkerin Naomi Novik an ihrem Alternate-History-Zyklus Temeraire (auf Deutsch Die Feuerreiter Seiner Majestät) über die Napoleonischen Kriege auf einer Erde mit Drachen. Der neunte und letzte Band dieser Reihe soll noch heuer erscheinen. Ihr Siegerroman Uprooted gehört jedoch nicht zu diesem Zyklus. Der Fantasyroman erzählt die Geschichte eines Dorfes, das unter dem Schutz eines Magiers steht, der als Bezahlung ganz nach Drachenart alle paar Jahre eine junge Frau verlangt – allerdings nicht, um sie zu fressen, sondern um sie in seinen Dienst zu stellen. Hauptfigur ist das Schmuddelkind Agnieszka, auf das zur allgemeinen Überraschung diesmal die Wahl des Magiers fällt. Ebenfalls in der Romankategorie nominiert waren einige beachtliche Werke: etwa Lawrence M. Schoens Barsk: The Elephants’ Graveyard, in dem die Galaxis von anthropomorphisierten Tieren besiedelt wurde, während die Menschheit längst verschwunden ist. Oder Ken Lius einmal nicht pseudoeuropäische Fantasy-Saga The Grace of Kings, N. K. Jemisins The Fifth Season, der Start einer Reihe über einen Planeten mit apokalyptischen Jahreszeitenwechseln, und Charles E. Gannons Raising Caine, der jüngste Band aus einer Reihe, die vom Konflikt der Menschheit mit diversen Spezies von Außerirdischen handelt. Nach dem faszinierenden Ancillary Justice (Die Maschinen) und dem langweiligen Ancillary Sword (Die Mission) hat Ann Leckie ihre Trilogie vom Weltraumimperium der Radch 2015 mit Ancillary Mercy abgeschlossen. Dieser Roman ging aber ebenso leer aus wie Fran Wildes Updraft, ein Young-Adult-Abenteuer aus einer originell konstruierten Fantasywelt über den Wolken, in der Menschen mit selbstgebastelten Flügeln zwischen Türmen aus Knochen durch den Himmel pflügen. Dafür erhielt Updraft den Andre Norton Award für den besten YA-Roman; die Rechte für die Übersetzung ins Deutsche hat sich bereits der Verlag Droemer Knaur gesichert. Als beste Novelle wurde Binti von Nnedi Okorafor ausgezeichnet, die Geschichte einer jungen Afrikanerin, die zu einer extraterrestrischen Universität aufbricht und auf dem Flug dorthin allerhand Abenteuer erlebt. Ganz nach Okorafor-Art sprudelt die Erzählung vor ungewöhnlichen Ideen nur so über, ganz nach Okorafor-Art lässt die US-Autorin nigerianischer Herkunft aber auch die Hälfte davon unterwegs liegen – leider. Noch kürzer als eine Novelle ist eine Novellette. Hie gewann Our Lady of the Open Road der US-amerikanischen Autorin und Musikerin Sarah Pinsker, ein im Geiste des Punk geschriebenes Tourtagebuch aus einer nahen dystopischen Zukunft. Die Novellette ist ursprünglich in Asimov’s erschienen und kann hier im Volltext gelesen werden. Den Preis für die beste Kurzgeschichte schließlich erhielt Alyssa Wong, ebenfalls aus den USA, für ihre Horrorgeschichte Hungry Daughters of Starving Mothers – auch diese ist im Volltext frei erhältlich. Zusammen mit den eigentlichen Nebulas wird alljährlich auch der Ray Bradbury Award für den besten Science-Fiction-Film vergeben. Unter den drei erwartbaren Favoriten Star Wars: The Force Awakens, The Martian und Mad Max: Fury Road hat sich George Millers Fortsetzung des postapokalyptischen Mad Max-Franchises durchgesetzt. Ebenfalls im Rennen waren Ex Machina, Inside Out (Alles steht Kopf) und die Serie Jessica Jones. Dass die Autoren-Organisation heuer sämtliche Nebulas Frauen zuerkannt hat, kann ein Zufall sein, vielleicht aber auch eine Reaktion auf die unappetitlichen Aspekte der Puppygate-Diskussion rund um die Hugo Awards im vergangenen Jahr: Im Zuge der hasserfüllten Kontroverse zwischen traditionell und progressiv ausgerichteten Fans hatten sich einige selbsternannte Wahrer der alten Werte in die unausgegorene Vorstellung verstiegen, dass in Werken von und mit Frauen oder Homosexuellen automatisch die Botschaft wichtiger sei als der Inhalt. Puppygate indes findet heuer eine Fortsetzung, wie die im April veröffentlichte Liste der Nominierungen für die von Fans vergebenen Hugo Awards zeigte. Und es bestätigte sich dabei, was sich schon im Vorjahr abgezeichnet hatte: Die sich gemäßigt-konservativ gebenden Sad Puppies, die sich selbst für die zentralen Akteure der versuchten Hugo-Neuausrichtung hielten, waren nur Mittel zum Zweck für die erzreaktionäre Gruppierung der Rabid Puppies um den fundamentalchristlichen Kleinverleger Vox Day. Nachdem die Sad Puppies heuer nicht wie 2015 auf eine Blocknominierung, sondern auf eine transparentere und damit ehrlichere Strategie gesetzt hatten, fanden sie sich nun im selben Boot wie der Rest der Fan-Welt wieder: Der Großteil ihrer vorgeschlagenen Nominierungen fiel unter den Tisch, weil Vox Day bei der alten Taktik blieb und mit Unterstützung von Internet-Trollen aus dem Gamergate-Umfeld den Stimmzettel einmal mehr zu weiten Teilen okkupierte. In einigen Kategorien – etwa bei den Romanen – ist die Auswahl heuer besser als im Vorjahr, weil sich mehr Fans denn je an den Nominierungen beteiligt haben. Andere – allen voran die Sparte Sekundärliteratur, die ausschließlich mit Produkten Vox Days besetzt ist – enthalten ausnahmslos Müll. Dass die genreinterne Kontroverse heuer trotzdem noch nicht den Grad an Heftigkeit erreicht hat wie im Vorjahr, dürfte daran liegen, dass etwas in der Art befürchtet worden war – zumindest von den meisten Fans, während die Sad Puppies erst einmal die Überraschung verdauen müssen, wie klein ihr Einfluss tatsächlich ist, wenn sie nach den Regeln spielen. Einige Autoren haben sich im vergangenen Jahr zwar zu extrem positioniert, um für die Gegenseite jemals wieder akzeptabel zu sein – aber vielleicht ist der gemeinsame Feind ja nun der Kitt, der den Riss durch die SF-Gemeinde schneller kitten wird als gedacht. Der Fortgang der Ereignisse dürfte klar gezeichnet sein: Auch heuer wird in einigen Kategorien wieder kein Preis vergeben werden, weil keiner der Kandidaten preiswürdig ist. Danach werden – nun garantiert – die bereits ausgearbeiteten Modifizierungen am Nominierungsmodus beschlossen werden, die ein drittes Puppygate-Debakel verhindern sollen. Und nach zwei teilweise verlorenen Jahren kann der Hugo Award dann hoffentlich endlich wieder in die Normalität zurückkehren.
7Wissenschaft
Soldaten nahmen fünf Menschen fest. Ramallah – Israelische Soldaten haben einen Palästinenser bei einem Einsatz in einem Flüchtlingslager im Westjordanland getötet. Der 20-Jährige wurde bei dem Vorfall am Dienstag am Stadtrand von Bethlehem erschossen, wie medizinische Kreise und palästinensische Medien berichteten. Eine große Anzahl Soldaten hatte demnach am frühen Morgen das Lager betreten, um Aktivisten festzunehmen. Anrainer hätten die Soldaten mit Steinen und Flaschen beworfen. Die Armee habe daraufhin Tränengas eingesetzt und geschossen. Dabei sei der Mann getötet worden. Die israelische Armee sagte, ein Palästinenser habe die Truppen angegriffen und sei erschossen worden. Die Soldaten nahmen fünf Menschen fest, wie Bewohner des Lagers berichteten. Seit Beginn einer neuen Gewaltwelle Anfang Oktober wurden insgesamt 117 Palästinenser getötet. Nach israelischen Angaben kamen die meisten bei Angriffen auf Israelis um. Andere starben bei Zusammenstößen mit dem Militär. Im selben Zeitraum wurden 18 Israelis getötet.
2International
US-Verteidigungsminister nach Iran-Deal in Nahost. Am Beginn einer Art Beschwichtigungsmission traf US-Verteidigungsminister Ashton Carter am Montag in Jerusalem ein, wo er mit Israels Premier Benjamin Netanjahu zusammentreffen sollte, dem wohl lautstärksten Gegner des Nukleardeals mit dem Iran. Carter will danach mit Saudi-Arabien und Jordanien zwei weitere beunruhigte Verbündete besuchen. Während im US-Kongress noch über den Iran-Deal gestritten wird, beginnt die Region schon, sich auf die Folgen einzustellen. Die Situation ändert sich täglich, wir müssen unsere Strategie anpassen, sagte Israels Verteidigungsminister Moshe Yaalon. Israel ist der Grundstein der US-Strategie im Nahen Osten, versicherte Carter, wir wissen, was unsere Interessen sind, und ein Grundsatz der USA ist unsere Freundschaft und unser Bündnis mit Israel. Netanjahu war nicht müde geworden, gegen das schlechte Abkommen zu wettern. Insbesondere wies er darauf hin, dass Irans oberster Führer, Ali Khamenei, nach dem Abschluss in Wien erklärt habe, der Iran werde an seiner antiamerikanischen und antiisraelischen Politik nichts ändern. In Israel glaubt zwar niemand daran, dass der US-Kongress das Abkommen tatsächlich noch torpedieren könnte; man will aber offenbar den Gegnern noch Munition für ein möglichst starkes Ablehnungssignal an Präsident Barack Obama liefern. Auf Andeutungen, wonach die USA Israel mit einer Art Entschädigungspaket umwerben wolle, reagierte man zunächst abweisend. Es sei nicht denkbar, dass wir nach so vielen Jahren, in denen wir vor der Gefahr gewarnt haben, jetzt einfach die Fahne einholen und sagen: Okay, gebt uns eine Entschädigung, meinte Vizeaußenministerin Zipi Hotovely, man kann nicht über Entschädigung sprechen, wenn es um eine existenzielle Angelegenheit geht. Wie viele Stimmen aus der Opposition warf Ex-Außenministerin Zipi Livni dem Premier vor, er habe einen Fehler gemacht, als er während der Verhandlungen öffentliche Reden an die Republikaner gehalten habe, statt einen Dialog mit der Obama-Administration zu führen. Am Inhalt des Abkommens könne man nichts mehr ändern, aber Israel müsse nun eine ganz neue Vereinbarung mit den USA anstreben, sagte Livni. Die Uno machte indes den Weg zur Aufhebung ihrer Sanktionen gegen den Iran formell frei. Der Sicherheitsrat stimmte am Montag in New York einstimmig für die Abschaffung der Strafmaßnahmen, die im Falle eines Verstoßes gegen das Abkommen aber wieder verhängt werden können.
2International
Zusätzlich 1.000 Anrufe bei der Serviceline. Wien – Rund 1.300 Personen haben am Mittwoch, dem ersten Tag der Elektronischen Gesundheitsakte (Elga), auf das Webportal gesundheit.gv.at zugegriffen, auf dem die Versicherten ihre abgespeicherten Befunde einsehen oder sich abmelden können. Zusätzlich wurden rund 1.000 Anrufen bei der Elga-Serviceline 0501244411 registriert. Diese Bilanz zog der Hauptverband der Sozialversicherungsträger am Donnerstag. Der stellvertretende Generaldirektor im Hauptverband, Volker Schörghofer, betonte in einer Aussendung, wie wichtig es sei, dass Patienten jetzt in ihre persönlichen Befunde und Medikationslisten Einsicht nehmen können. Es liegt jetzt an uns, durch eine problemlose österreichweite Einführung das Vertrauen, das die überwiegende Mehrheit der Menschen in die Elga hat, zu erhalten.
5Inland
Geht ein Franz Ferdinand durch San Franciso und sucht einen Zahnarzt. Was wie ein Witz begann, mündete in das Projekt FFS. So nennen sich Franz Ferdinand und die Sparks für die Dauer eines gemeinsamen Albums. Ein Gipfeltreffen. Wien - Alte Ehepaare vermögen uns zu rühren. Sie versinnbildlichen ein erfülltes Leben, enge Bande, das gemeinsame Durch-dick-und-dünn-Gehen. Das erlebte Versprechen des Füreinander-da-Sein in guten wie in schlechten Zeiten als rare Ausnahme der Wirklichkeit. Daneben sind alte Ehepaare natürlich oft schrullig, sich lange sehr nahe sein hinterlässt Spuren. Schrullig ist das Ehepaar Mael schon ewig. Bereits als Ron und Russell Mael noch sehr jung und unfrisiert waren, verlieh man ihnen das schöne englische Prädikat quirky. Das steht für skurril und Artverwandtes. Gemeinsam musizieren die ehemaligen Kunststudenten aus Los Angeles seit den späten 1960er-Jahren, und nach diversen Orientierungsversuchen nannten sich die beiden schließlich Sparks. Das war die Kurzform eines Vorschlags, der, in Anlehnung an die wesensverwandten Marx Brothers, Sparks Brothers lautete. Denn, und das kommt erschwerend hinzu, das Ehepaar Sparks besteht aus zwei Brüdern. Als Sparks schrieben Ron und Russell Mael ab 1974 Musikgeschichte. Damals haben sie das Album Kimono My House veröffentlicht, auf dem sich der eifersüchtige Ich markiere mein Territorium-Klassiker This Town Aint Big Enough For Both Of Us befindet. 40 Jahre später haben sie ihre Enkelkinder auf den Schoß genommen und mit ihnen ein Album produziert. Für einen Titel war man zu aufgewühlt oder zu faul, die Zusammenarbeit läuft unter dem Signum FFS. Das S steht für Sparks, FF für Franz Ferdinand. Die seit den frühen Nullerjahren forsch den Rock tanzenden und den Dance rockenden Schotten stehen bei den Maels künstlerisch gewissermaßen in der Schuld. Sie sind Verehrer der Sparks, was man ihrer Musik unschwer anhört. Umgekehrt zählen die Maels zu den frühesten Fans von Franz und Ferdl. Nun hatten beide Bands diese Zusammenarbeit nicht direkt auf ihrer Agenda stehen. Ja, der erste Song, den die Sparks Franz Ferdinand zur gefälligen Bearbeitung vorlegten, hieß wenig erbaulich Collaborations Dont Work. Franz Ferdinand betrachteten das weise als Bringschuld der Sparks - siehe Prädikat quirky - und konterten im Liedtext damit, keine Kollaborateure, sondern Partisanen zu sein. Das Vertrauen war her- und adäquater Humor unter Beweis gestellt. Begegnet waren die Bands einander in San Francisco. Alex Kapranos lief auf der Suche nach einem Zahnarzt durch die Straßen, als jemand rief: Alex, is that you? Er war es. Die Sparks waren ebenfalls in der Stadt, erkannten Kapranos trotz Zahnlücke und luden Franz Ferdinand zu ihrem Konzert ein. Danach traf man sich, dinierte, eines ergab das andere. Vergangenen Februar baten die Sparks Kapranos in Los Angeles erstmals auf die Bühne. Im Rahmen einer Jubiläumsshow zum 40-jährigen Erscheinen von Kimono My House sang Kapranos ein Lied mit der Familie Mael. Und sie verkündeten der Welt, dass es ein gemeinsames Album geben würde. Dieses erscheint am Freitag und bildet beide auf der Höhe ihrer Kunst ab. Ja nachgerade symbiotisch wirken die zwölf Songs des Gespanns. Titel wie Johnny Delusional, Call Girl oder The Power Couple ergeben perfekte Popsongs, die ein reiches Erbe in sich tragen. Vor allem jenes der Sparks, ohne das Zutun von Franz Ferdinand zu schmälern. Doch die Sparks haben erheblich mehr stilistische Haken geschlagen. Vom Glamrock zum Kammer-Pop, von New Wave zum Synthie-Pop. Dabei blieb die klassische Rockbesetzung zugunsten eines Duos auf der Strecke, das über die Jahre zu einer der originellsten Marken des Pop wurde. Als seltsames Paar nahmen sie Alben mit Giorgio Moroder auf, produzierten akustisches Gold wie Beat The Clock, das Freudsche Angst In My Pants oder, in den im Haushalt Sparks nicht so rühmlichen 1980ern, das opulente Change. Dabei blieben sie nicht nur optisch unverkennbar, ihr verdrehter Humor ist ein Fels in ihrer Kunst, penetriert von Russell Maels Falsettgesang. Der ist im Alter von nunmehr 66 Jahren nicht mehr ganz so durchdringend, nicht mehr ganz so männlichkeitsbedrohend. Um ein akustisches Signum zu setzen, reicht es aber allemal. Wenn zusätzlich die Streicher Stakkati spielen - wie in Collaborations Dont Work -, darf man getrost von Hausmarke sprechen. Das Virile, Zackige des New Wave haben nicht nur Franz Ferdinand wieder en vogue gemacht, hier findet es sich genauso im lyrisch irrlichternden So Deso Ne wieder, für das Russell Mael einen Schnapper aus dem Heliumballon genommen hat, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Ron Mael, der seit den 1970ern einen historisch belasteten Oberlippenbart unter der Nase trägt, drückt derweil stoisch Drama aus den Tasten. Während Russell bis heute modische Zugeständnisse macht, ist Ron ein Charakter aus dem Zeitloch. Eine Mischung aus Mafiabuchhalter und Lateinlehrer, den man sich bei keinem Ballspiel vorstellen kann, außer dem einsamen. Nach einem Ideen-Pingpong via Internet haben sich die Maels und Franz Ferdinand für drei Wochen ins Studio begeben. Die Resultate als FFS erlauben Rückschlüsse auf eine gute Zeit, klingen weder zwangsreferenziell noch aufgesetzt modern. Beide Bands bräuchten einander nicht, doch tut die Umarmung beiden gut. FFS ist ein tolles Popalbum. Ein wenig zugespitzter dürfte es stellenweise sein, aber vielleicht ist man da von den Sparks einfach zu verwöhnt.
8Kultur
Satiremagazin "Moony" gegen Wahlkampagne der Mutterpartei. Das sitzt: Mit einem Satiremagazin rebellieren die Jungen Grünen gegen ihre Mutterpartei. Moony nennt sich das Heft im Bravo-Stil, mit dem der aktuelle grüne Wahlkampf in Wien und Oberösterreich kräftig aufs Korn genommen wird – Poster zum Herausnehmen inklusive: Das Heft spielt auf das Eva-Magazin der Mutterpartei an, das potenzielle junge Grün-Wähler ansprechen will. Auch bittere Kritik an den Wahlplakaten der Grünen findet sich darin: Auch Selbstkritik fehlt nicht. Aus dem Inserate-Teil des Magazins: Man wolle mit dem Magazin Erstwähler für konsequente Inhaltslosigkeit begeistern, schreibt die Jugendorganisation in einer Aussendung. Das Heft ist nach der Sprecherin der Jungen Grünen Wien, Moony Akpuma, benannt. Damit wollen die Jungen Grünen dem Personenkult ihrer Mutterpartei um nichts nachstehen, heißt es.
5Inland
Wird Anfang kommenden Jahres zum "empfohlenen Update" – Aktualisierung für "Piraten" wird einfacher. Seit dem offiziellen Launch von Windows 10 hat sich Microsoft darauf konzentriert, die neue Version an all jene Windows-7- und Windows-8-Nutzer liefern, die sich bereits vorab für das Update angemeldet haben. Dies dürfte sich nun bald ändern, wie das Unternehmen in einem Blogeintrag mitteilt. So soll Windows 10 schon bald als optionales Update in der Liste der normalen Windows Updates aufscheinen. Mit Anfang des kommenden Jahres wird dann der nächste Schritt vollzogen: Windows 10 soll zu diesem Zeitpunkt zum empfohlenen Update werden. Dieser Schritt hat dabei nicht bloß Symbolkraft. Werden doch empfohlene Updates auf entsprechend konfigurierten Systemen automatisch heruntergeladen. Im konkreten Fall soll dann auch der Installer selbsttätig gestartet werden, zum eigentlichen Vollzug des Upgrades wird aber natürlich sehr wohl die Interaktion der Nutzer benötigt. Zudem will sich Microsoft aber auch gezielt an jene wenden, die nicht-genuine Versionen von Windows im Einsatz haben. Künftig soll beim Versuch eine solche Variante des Betriebssystems zu aktualisieren, direkt der Kauf im Windows Store angeboten werden.
0Web
44-jähriger Boxer will Reformen fortführen. Kiew – Star-Boxer Vitali Klitschko tritt noch einmal bei der Bürgermeister-Wahl in Kiew an: Das 44-jährige Oberhaupt der ukrainischen Hauptstadt gab am Montag offiziell seine erneute Kandidatur bekannt. Er wolle die Reformen weiterführen, die begonnen worden seien, hob Klitschko in einer Erklärung hervor. Der einstige Box-Weltmeister im Schwergewicht war im Mai 2014 zum Bürgermeister von Kiew gewählt worden. Allerdings könnte seine Wiederwahl angesichts einer Bilanz, die in der Drei-Millionen-Einwohner-Stadt bisher niemanden beeindruckt, nicht so reibungslos über die Bühne gehen. In Kiew wird Ende Oktober gewählt. Klitschko gehörte zu den Anführern der proeuropäischen Massenproteste, die im Sturz des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch gipfelten. Der frühere Profiboxer hatte zunächst für das Präsidentenamt kandidiert, sich dann aber hinter den Milliardär Petro Poroschenko gestellt.
2International
Vorgehen sei "inakzeptabel" und könnte "Konsequenzen für das Ansehen" Frankreichs haben. Le Havre – Frankreichs Staatschef François Hollande hat die gewaltsamen Übergriffe von Air-France-Mitarbeitern auf Spitzenmanager der französischen Fluggesellschaft scharf kritisiert. Der Sozialist bezeichnete die Angriffe am Dienstag bei einem Besuch in Nordfrankreich als inakzeptabel und warnte, sie drohten Konsequenzen für das Ansehen Frankreichs zu haben. Im Streit um einen neuen Sparplan bei Air France hatten aufbrachte Mitarbeiter am Montag ein Treffen von Konzernleitung und Betriebsrat in Paris gestürmt. In dem Tumult wurden der Air-France-Personalchef Xavier Broseta und der Langstrecken-Verantwortliche Pierre Plissonnier attackiert. Die Bilder, wie die beiden Spitzenmanager mit zerrissenen Hemden über einen Zaun klettern mussten, um sich in Sicherheit zu bringen, gingen um die Welt. Französische Medien sahen das Image Frankreichs – unter anderem als Wirtschaftsstandort – durch den Vorfall stark beschädigt. Konflikte zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern werden in Frankreich immer wieder mit harten Bandagen ausgetragen. Umstrukturierungen von Unternehmen gelten als sehr schwierig. Die Air-France-Leitung hatte den Gewerkschaften vor den Tumulten einen neuen Sparplan vorgestellt, durch den bei der kriselnden Fluggesellschaft 2.900 Stellen gefährdet sind. Premierminister Manuel Valls, der die Gewalt bereits am Montag verurteilt hatte, wurde am Dienstag am Air-France-Sitz erwartet.
3Wirtschaft
Verhaftungen erfolgten in Katalonien. Madrid – Die spanische Polizei hat drei mutmaßliche Unterstützter der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) festgenommen. Die Festnahmen seien am Freitag in Katalonien im Nordosten des Landes erfolgt, teilte das Madrider Innenministerium am Samstag mit. Zwei Männern im Alter von 42 und 32 Jahren sei in Barcelona das Handwerk gelegt worden. Sie hätten die Ideologie des IS verbreitet und über soziale Netzwerke vor allem junge Frauen angeworben. Die beiden stammten aus Tanger in Marokko und hätten in Barcelona zusammen gelebt. Außerdem sei in der Stadt Granollers rund 30 Kilometer nordöstlich von Barcelona eine 24-jährige Frau festgenommen worden. Die junge Spanierin habe vorgehabt, sich im Syrienkrieg dem IS anzuschließen. Seit Jahresbeginn wurden in Spanien nach offiziellen Angaben 68 mutmaßliche Unterstützer des IS festgenommen. Mehr Festnahmen (95) hatte es zuletzt in Spanien nur 2005 gegeben – nach den von Islamisten verübten Anschlägen vom 11. März 2004 auf mehrere Madrider Züge, bei denen 191 Menschen starben.
2International
Nur 14,1 Prozent von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Anteil bei Städtern in Österreich dagegen mit 28,3 Prozent am vierthöchsten. Brüssel/Wien – Wer auf dem Land lebt, hat es gut: Nur jeder siebente Bewohner von Österreichs ländlichen Gebieten ist von Armut bedroht – das ist EU-weit der niedrigste Wert. Dieser statistische Befund kontrastiert scharf mit der Beobachtung der beiden letzten Wahlgänge, dass gerade Personen, die sich besonders von der gesellschaftlichen Entwicklung bedroht sehen, freiheitlich wählen. Tatsächlich sind die wenig armutsgefährdeten Landstriche auch jene, in denen zuletzt FPÖ-Kandidat Norbert Hofer große Mehrheiten einfahren konnte – gleichzeitig besagt die in der Vorwoche veröffentlichte Wahlforschung von Fritz Plasser und Franz Sommer, dass mangelndes Vertrauen in die Politik sowie soziale und finanzielle Abstiegsängste die Wahlentscheidung bei der Bundespräsidenten-Stichwahl geprägt haben. Gerade die relativ erfolgreiche Regionalpolitik – das Regionalmanagement sowie diverse Förderungsprogramme greifen vor allem in als strukturschwach geltenden Gebieten – dürfte aber für das gute Abschneiden des ländlichen Raumes verantwortlich sein. Eine am Montag von der europäischen Statistikagentur Eurostat veröffentliche Untersuchung besagt: Nirgendwo in der Europäischen Union sind der ländliche Raum und seine Bewohner so wenig von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht wie gerade in Österreich. Mit 14,1 Prozent weist die Landbevölkerung der Alpenrepublik den geringsten Anteil auf. Der EU-Durchschnitt liegt hier bei 27,1 Prozent, Spitzenreiter ist Bulgarien mit 51,4 Prozent. Überhaupt ist in Österreich das Verhältnis von Stadt und Land anders als im EU-Schnitt: Hierzulande ist die soziale Sicherheit auf dem Land höher ausgeprägt als in den Städten – EU-weit dominiert das gegenteilige Muster. Anders als im EU-Ausland sind Städter in Österreich mit 28,3 Prozent weit mehr von Armut bedroht. Das ist der vierthöchste Anteil in diesem Bereich in der EU, wo der Durchschnitt bei 24,4 Prozent liegt. Höhere Quoten als Österreich weist nur die Stadtbevölkerung in Griechenland (34,1 Prozent), Bulgarien (30,0 Prozent) und Belgien (28,6 Prozent) auf. Am geringsten sind Städter in Tschechien von Armut bedroht (13,9 Prozent). Bei kleineren Städten und Vororten ist Österreich mit einer Quote von 16,9 Prozent nur in vergleichsweise geringem Ausmaß von Armut bedroht. Noch niedrigere und damit bessere Werte weisen nur Dänemark (14,5 Prozent), Tschechien und Schweden (je 15,4 Prozent) auf. Griechenland liegt am anderen Ende mit 32,9 Prozent in diesem Bereich am höchsten. Der EU-Durchschnitt beträgt 22,2 Prozent. Eurostat hat festgestellt, dass es einen engen Zusammenhang zwischen der Armutsgefährdung und der Beschäftigung gibt. Die Daten korrelieren mit jenen der Beschäftigungsquote in Städten, kleineren Städten/Vororten sowie ländlichen Gebieten. Österreich liegt bei der Beschäftigungsrate in ländlichen Gebieten mit 77,6 Prozent an vierter Stelle und damit deutlich über dem EU-Durchschnitt von 69,8 Prozent. Besser liegen Schweden (81,9 Prozent), die Niederlande (79,6 Prozent) und Großbritannien (79,4 Prozent). Schlusslicht bei der Beschäftigungsquote auf dem Land ist Bulgarien mit 56,7 Prozent. In den Städten kommt Österreich dagegen nur auf 68,9 Prozent Beschäftigungsquote der 20- bis 64-Jährigen und damit auf Rang 18. Der EU-Durchschnitt ist mit 70,0 Prozent höher. Am höchsten liegt der Wert mit 79,8 Prozent in Schweden, am niedrigsten mit 53,0 Prozent in Griechenland. In kleineren Städten und Vororten weist Österreich eine Beschäftigungsrate von 75,3 Prozent auf und liegt damit über dem EU-Durchschnitt von 70,2 Prozent. Wiederum liegt Schweden mit 80,1 Prozent vorn, und Griechenland ist hier mit 54,5 Prozent Letzter.
1Panorama
Paramount will Rechte an der Star-Trek-Sprache durchsetzen. Wer hat Klingonisch erfunden – mit dieser Frage beschäftigt sich derzeit ein Gericht in den USA. Das Filmstudio Paramount Pictures möchte sich die sich Urheberrechte für die Sprache sichern. Demgegenüber steht eine Gruppe mit dem Namen Language Creation Society, die dafür eintritt, dass Sprache jenen gehören sollte, die diese sprechen. Um dies zu untermauern hat der Anwalt Marc Randazza im Namen von Language Creation Society einen Unterstützerbrief eingereicht, der mit einigen klingonischen Weisheiten, Zitaten von Jeffrey Lebowski und klingonischer Literatur angereichert wurde. Der Brief ist öffentlich verfügbar. Die rechtliche Auseinandersetzung hat einen Hintergrund. Paramount und CBS haben Macher eines Fanfilms verklagt, weil erstere eine Urheberrechtsverletzung gesehen haben wollen. Die Produzenten des Fanclips Axanar waren einigermaßen überrascht als sie von der Klage erfahren haben. Nun geht es auch um die Sprache Klingonisch, die der Wissenschaftler Marc Okrand im Jahr 1984 im Auftrag von Paramount erfunden haben soll. Der Anwalt Randazza findet trotzdem, dass die Sprache von der Community weiterentwickelt und gepflegt wurde, wodurch dieser auch die Rechte an der Sprache zustehen. Es gebe außerdem mindestens einen Fall, in dem ein Kind Klinonisch als Muttersprache gelernt habe. Randazza argumentiert weiters, dass Paramount nur Phrasen für Star Trek entwickeln ließ. Okrand veröffentlichte erst 1985 ein klingonisches Wörterbuch, das eigentlich als Scherz gedacht war. Das Buch wurde allerdings 250.000 Mal verkauft. Seitdem gab es bereits zwei weitere Bücher, in denen unter anderem auch die Grammatik der klingonischen Sprache behandelt wird.
0Web
Es war ein aufregender Abend beim Duell zwischen den Bohemians und Sparta. Er atmete den Duft vergangener Zeiten. Prag – Sparta schien die Bohemians mit Haut und Haaren zum Frühstück verspeisen zu wollen. Und das, obwohl es schon früher Abend war am Sonntag, beim 129. Derby der Prager Lokalrivalen. Überraschen konnte das nicht unbedingt, denn mit Sparta war der regierende Vizemeister im Stadion Ďolíček der Bohemians zu Gast. Die Blau-Gelb-Roten liegen in der Synot-Liga auf Platz zwei, was für den Rekordmeister trotzdem eine Enttäuschung darstellt. Die Grün-Weißen dagegen haben als Elfter noch Kontakt zu den Abstiegsrängen. Das Ďolíček also. Seit 1932 spielen die Bohemians dort, der Name wurde von einem noch älteren Platz quasi transferiert und beschreibt dessen topografische Eigenschaft: die kleine Mulde. Oder, wenn man will: das Gruberl. Dorthin, in den Stadteil Vršovice, gondelt man passenderweise mit einem Bahnderl, der Tramway Nummer 7, Haltestelle Bohemians. Es ist ein altvaterischer Fußballplatz, der den Geist des letzten Jahrhunderts atmet. Nach diversen Um- und Rückbauten passen heute noch rund 7.000 Menschen hinein. Neben einer verwegen steilen Haupttribüne gibt es hinter einem Goal die Stahlrohrheimat für den harten Kern und auf der Gegengeraden ein paar Reihen zur rechten und schlechten Behausung des Auswärtsanhangs. Die Bohemians standen immer im Schatten der großen zwei, Sparta und Slavia. Kellner Jakub aus dem Kurzfrist-Stammlokal des STANDARD auf der Kleinseite erklärt: Der neutrale Prager Fußballinteressierte kann sich am ehesten für die Grün-Weißen erwärmen. Gegründet 1905 als AFK Vršovice, sollte eine Tournee nach Australien die Identität des Klubs bis heute prägen. Die Einladung dazu war 1927 eigentlich an die tschechoslowakische Nationalmannschaft ergangen, welche die unwägbare Reise ans andere Ende der Welt jedoch nicht antreten wollte. Die abenteuerlustigen Herren aus Vršovice meldeten sich freiwillig, warum auch immer. 14 Feldspieler und zwei geliehene Goalies schifften sich in Neapel ein, um ein gutes Monat später wieder Land zu betreten. 20 Matches, 15 davon siegreich, bestritten die Prager. Frühe Public Relations, und wohl auch, um es den Gastgebern einfacher zu machen – wer kann Vršovice schon unfallfrei herausbringen –, firmierten die Touristen unter dem Markennamen Bohemians. Das Känguru im Klubwappen geht auf zwei lebendige Beuteltiere zurück, die den Pragern vom Gouverneur Queenslands bei der Ankunft verehrt wurden. Die Exemplare waren für den tschechoslowakischen Staatspräsidenten Masaryk bestimmt, welcher sie sich aber dann doch nicht in den Vorgarten stellte, sondern diskret an den Prager Tiergarten weiterreichte. Die Bohemians brachten die meiste Zeit als Mittelständler in der ersten Liga zu. 1983 passierte eine Meisterschaft, es sollte bis dato der einzige Titel bleiben. Am Ende jenes Jahrzehnts begann es dann ernsthaft zu kriseln. Eine Insolvenz im Jahr 2005 bedrohte die Existenz des Vereins, ein Namensstreit führte dazu, dass eine Zeitlang gar zwei Bohemians existierten. Eine schwejkeske Situation. Ganz anders Sparta. Der 33-fache Meister beherrschte im Duett mit Slavia quasi seit jeher die ballesterische Szene in Tschechien (und davor in der Tschechoslowakei). Ausnahme waren die 1960er-Jahre, als den Traditionsvereinen der vom Regime protegierte Armeesportklub Dukla vorübergehend den Rang ablief. Železná Sparta, die Eisernen, nannte man hochachtungsvoll jenes Team, das zwischen 1919 und 1925 in 58 Partien nur einmal verlor. Dreimal triumphierte man im Mitropacup (1927, 1935, 1964), heuer endete Spartas bemerkenswerter Lauf in der Europa League erst vor wenigen Tagen im Viertelfinale gegen ein glänzendes Villarreal. Davor hatte man sich immerhin Lazio Rom auf die Abschussliste geschrieben. Die Derby-Bilanz ist eindeutig, 68 Siegen Spartas (Kadermarktwert laut transfermarkt.de 28 Millionen Euro) stehen gerade 32 der Bohemians (Kadermarktwert sechs Millionen) gegenüber. Zurück also zum Frühstück. Mit feiner Klinge dominierte der Gast das Geschehen von Beginn an in erdrückender Weise. Die Bohemians grätschten, rutschten, blockten immerhin aufopferungsvoll mit allen zulässigen Körperteilen. Man wusste nicht recht, wie es zugegangen war, dass die Heimischen plötzlich führten. Tomáš Čížek, ein gefinkelter Mittelfeldspieler, hatte ein Solo-Start-up in die Wege geleitet, der Uruguayer Rafael Acosta eingebaut. Die Mulde bebte. Ein paar Reihen vor dem STANDARD wird auch Antonín Panenka erfreut gewesen sein. Der Herr Präsident passt in seiner bodenständigen Bescheidenheit bestens zu den familiären Bohemians. Verblüffend auch, dass Sparta über eine halbe Stunde brauchte, um auszugleichen (David Lafata, 35.). Eine erste Halbzeit wie eine schiefe Ebene war das. Der Unterlass machte die Gedanken schweifen. Froh muss man sein um jeden Fußballplatz wie das Gruberl. Hier ist die Entwicklung noch nicht unwiederbringlich in Richtung Sportbusiness fortgeschritten, hier sitzen die Leute nach dem Match noch auf Holzbankerln bei der Bratwurst, deren Dünste einem auf dem Gelände ohnehin von überallher entgegenwehen. Das Eintauchen in das Lokalkolorit, mit dem im Ďolíček jede Pore der verlebten Mauern gesättigt scheint, es gelingt mühelos. Eine Arena würde zu den Bohemians nicht passen – und passt ja eigentlich zu keinem Fußballverein so richtig. Modelle für einen Neubau gibt es, doch es ist nicht vorstellbar, wie die Prager einen solchen stemmen sollten. Vielleicht ist das noch ein Glück. Nach der Pause wurde alles noch besser. Die Bohemians machten jetzt mit. Beide Mannschaften waren grundsätzlich einer spielerischen Lösung verpflichtet, nur eben in unterschiedlicher, ja konträrer Ausprägung. Sparta als ballbesitzorientierte Elf, die Bohemians auf den blitzschnellen Konter setzend, das passte hervorragend zusammen. Die Souveränität des Favoriten welkte dahin angesichts der robusten Zweikampfführung nunmehr hellwacher Gegner. Mag sein, eine Traineransprache hat hier ihren Beitrag geleistet. Womit der nächste Rapid-Bezug ansteht: Roman Pivarník betreut die Bohemians, von 1994 bis 1997 absolvierte er 59 Spiele in Hütteldorf, gewann Pokal und Meisterschaft. Der Mittelfeldmann war Teil jener Mannschaft, die 1996 das Endspiel des Europapokals der Pokalsieger erreichte. Wille und Engagement verschafften seinen Bohemians jetzt Vorteile, ein Abstauber des Verteidigers Michal Smid (50.) zum 2:1 war die Konsequenz dieser Entwicklung. Das aggressive, maximal verschlankte Direktspiel der Grün-Weißen schmeckte den Spartanern nicht. Das Frühstück hatte begonnen, sich zu wehren. Herrliche Stimmung im Ďolíček, geradezu heißblütig ging es her. Beeindruckend, wie laut ein paar Tausend werden können, wenn sie denn wollen. Klokani do toho, Hoppauf, Kängurus! Die Bohemians vergaben zwei Sitzer, eine Stunde war vorbei. Und da man die bekommt, welche man nicht schießt, glich Bořek Dočkal, Spartas rechter Flügel, zum zweiten Mal aus (63.). Des Messers Schneide glänzte nun, und da die Stimmung ein flatterhaftes Ding ist, gab sie sich dem explosiven Moment hin. Etwas, das verdammt nach tschechischen schwarzen Säuen klang, brach aus der aufgeladenen Menge hervor. Ein einsamer Bierbecher segelte nach umstrittenen Entscheidungen gegen die Klokani. Das Geschehen steuerte unzweifelhaft auf den Siedepunkt zu: Čížek, der bevorzugt im Verbund mit dem hochveranlagten, jedoch der Fallsucht nicht ganz abholden Kolumbianer Jhon Edison Mosquera Rebolledo formidabel Dampf machte, finalisierte einen weiteren Blitzkonter mit einem Stangentreffer. Noch in der Schlussminute verplemperten die Kängurus ein Riesending. Frust, mehr Becher, einer davon in irrationaler Weise unter das Tribünendach abhebend. Ein armer Einbeiniger etwas weiter davor bedankte sich lautstark über den auf ihn niedergehenden süffigen Regen. Schluss. Drei Punkte wären den Bohemians sicher zupassgekommen. Trotzdem feierten die Anhänger ihre Kängurus ausführlich. Sparta hingegen wird heuer wohl wie schon im Vorjahr Viktoria Pilsen den Vortritt lassen müssen, elf Punkte fehlen bereits auf den Tabellenführer. DER STANDARD jedenfalls hat eine Bombenpartie erlebt. Da gibt es nichts.
4Sport
US-Polizei: Täter war offenbar militanter Regierungsgegner. Washington – Nach den tödlichen Schüssen in einem Kino im US-Staat Louisiana hat die Polizei weitere Ermittlungsdetails bekanntgegeben. Der 59-jährige Schütze John H. habe sich die Tatwaffe auf legalem Weg beschafft, sagte der örtliche Polizeichef Jim Craft am Freitag. Die Ermittler werteten außerdem die Online-Aktivitäten des Täter aus. Demnach war H. ein Gegner des US-Regierung, der sich mit Verschwörungstheorien beschäftigte und Sympathien für die Nazis hegte. Nach Angaben des Southern Poverty Law Centers, das rechtsradikale Gruppen in den USA beobachtet, schrieb er dutzende Beiträge auf extremistischen Websites. Dadurch ergebe sich das Bild eines politisch unzufriedenen und wütendes Mannes. Zudem habe er antisemitische und homophobe Ansichten vertreten. H., der zwei Menschen erschoss und neun weitere verletzte, hat nach Polizeiangaben seit langem an schweren psychischen Störungen gelitten. Dennoch konnte er in einem Pfandhaus im vergangenen Jahr völlig legal die halbautomatische Waffe kaufen. Der 59-Jährige hatte am Donnerstagabend in einem mit mehr als hundert Zuschauern gefüllten Kinosaal in der Stadt Lafayette das Feuer eröffnet und zwei Frauen getötet. Anschließend erschoss er sich selbst. Sein Motiv ist nach wie vor unklar. Die Tat weckt Erinnerungen an einen Amoklauf im US-Staat Colorado im Juli 2012. Damals waren während einer Batman-Filmpremiere in der Stadt Aurora zwölf Menschen getötet und 70 weitere verletzt worden. Der 27-Jährige Täter wurde vor einer Woche wegen Mordes schuldig gesprochen. Ihm droht die Todesstrafe. Die Schießerei in Louisiana stellt erneut die Waffengesetze in den USA in Frage, nach denen jeder Bürger eine Waffe tragen darf. Nur wenige Stunden vor den Ereignissen hatte sich Präsident Barack Obama in einem Interview frustriert darüber gezeigt, dass ihm eine Verschärfung des Waffenrechts bisher nicht gelungen sei. (AFP, 25.7.2015)
1Panorama
Bilder des Android-Smartphones offenbaren auch kleinere Designänderungen. Mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und kontinuierlicher Weiterentwicklung der Hardware hat sich Motorolas Moto G-Reihe erfolgreich am Mittelklasse-Markt etabliert. Dementsprechend herrscht jedes Jahr Vorfreude auf die jeweils nächste Generation – doch Motorola gibt sich offiziell gerne wortkarg, bis das Smartphone tatsächlich erscheint. Zuletzt waren aus der Gerüchteküche erste Angaben zur mittlerweile vierten Ausgabe des Moto G zu hören. Laut diesen soll das Handy erstmals einen Fingerabdrucksensor mitbringen. Nun sind Fotos aufgetaucht, die diese Information untermauern. Ins Netz gelangt sind die Bilder über die französische Seite Nowhere Else, die schon in der Vergangenheit den einen oder anderen authentischen Leak veröffentlicht hat. Die beiden Aufnahmen zeigen ein Smartphone in der üblichen Designsprache von Motorola, jedoch mit kleineren Änderungen. So sitzt unter dem Display nun ein quadratischer Sensor für die Entsperrung per Fingerabdruck. Unklar ist, ob dieser auch als Home-Button arbeitet, wie es etwa beim iPhone oder Samsungs Galaxy S7 der Fall ist. Da Motorola bisher beim vorinstallierten Android-System auf Onscreen-Navigationsbuttons setzt, dürfte dies unwahrscheinlich sein. Änderungen gibt es offenbar auch bei der Oberflächentextur und beim Kamera-Modul. Über diesem finden sich nun zwei zusätzliche Sensoren, die möglicherweise auf den Einsatz eines Phase Detection-Autofokus hindeuten. Der LED-Blitz ist dafür unter die Linse gewandert. Die Fotos sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Motorola hat den Leak nicht bestätigt, zudem dürfte es sich – so die Aufnahmen authentisch sind – um ein Vorserienmodell handeln, sodass sich das finale Design noch ändern kann. Die letzte Generation des Handys wurde Ende Juli 2015 veröffentlicht.
0Web
"Schülerinnen" zu Oralsex gezwungen – Verteidigung: Mandant habe den Frauen helfen wollen. Aarau – Ein 64-jähriger Meditationslehrer ist im Kanton Aargau in der Schweiz wegen mehrfacher sexueller Nötigung und Ausnützung einer Notlage zu einer Freiheitsstrafe von neun Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Von den strafbaren Handlungen waren mehrere Frauen betroffen. Die Staatsanwaltschaft hatte bei dem Prozess am Bezirksgericht Zurzach zwölf Jahre Haft gefordert. Der Verteidiger hatte auf Freispruch plädiert mit der Begründung, sein Mandant habe den Frauen nur helfen wollen. Zusätzlich zu den neun Jahren und neun Monaten muss der Mann eine Freiheitsstrafe von 21 Monaten absitzen, die ihm vom Obergericht des Kantons Solothurn im April 2009 für ähnliche Delikte bedingt auferlegt worden war. Die Staatsanwaltschaft warf dem Beschuldigten vor, drei Frauen zum Teil über mehrere Jahre sexuell genötigt zu haben. Unter anderem soll er die Frauen, die seine Schülerinnen waren und seiner Meditationsgruppe angehörten, regelmäßig zum Oralsex gezwungen haben. Eine der drei Betroffenen soll er dazu genötigt und angestiftet haben, gegenüber der Strafuntersuchungsbehörde falsche Aussagen zu machen.
1Panorama
Kerninfrastruktur soll in den kommenden Monaten vollständig auf Google-Rechner migriert werden. Google kann sich über einen großen Fang für seine Cloud-Plattform freuen. In einem Blogeintrag kündigt der Musikstreamingservice Spotify an, dass die gesamte Kerninfrastruktur des Unternehmens zu Google zieht. Als entscheidenden Grund für diese Entscheidung verweist Spotify vor allem auf die umfangreichen Analysetools, die Google seinen Kunden anbiete. Damit hebe man sich von anderen Cloud-Hosting-Anbietern ab. Bisher hatte Spotify seine Infrastruktur klassisch selbst gehostet, und hierzu Platz in Rechenzentren rund um die Welt eingekauft. Mit der Weiterentwicklung von Cloud-Plattformen wie jener von Google seien die Vorteil des Selbst-Hostings allerdings zunehmend dahingeschmolzen. Zudem gewinne man mit dieser Umstellung an Flexibilität. Die Migration der Spotify-Systeme soll in den kommenden 18 Monaten schrittweise vorgenommen werden. Das Unternehmen will in seinem Technikblog laufend über den Fortschritt seiner Bemühungen berichten. Erst vor kurzem hatte Netflix den Abschluss seiner Umsiedlung in die Amazon-Cloud verkündet. Der Messaging-Service Snapchat läuft hingegen schon seit seinen frühen Tagen ebenfalls vollständig bei Google.
0Web
Werk des 61-jährigen Autors steht seit den frühen 1980ern singulär in der deutschsprachigen Literaturlandschaft. Darmstadt – Manchmal sind die Herrschaften der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, die in Darmstadt jährlich über der Entscheidung brüten, an wen der Büchnerpreis verliehen werden soll, für Überraschungen gut. So auch dieses Jahr, in dem sie die wohl begehrteste Auszeichnung des deutschen Literaturbetriebs (50.000 Euro) an Rainald Goetz (61) verleihen. Die Gefahr der Eingemeindung und Verharmlosung besteht bei diesem Autor, auch wenn er mittlerweile den Anzug der Kapuzenjacke vorzieht, eher nicht. Vielmehr wird mit dieser Entscheidung der Fokus auf ein Werk gelegt, das seit den frühen 1980ern singulär in der deutschsprachigen Literaturlandschaft steht. Jeder, der schreibt, tritt an unter diesem einen strengen Gesetz: Ist das die Welt? Ist das richtig? Ist das wichtig? Ist das brauchbar im Kampf?, schrieb Goetz 1984 im Spex. Ein Jahr zuvor hatte er in Irre (es ist mit Johann Holtrop sein einziger Roman im engeren Sinn) einen Psychiatrieassistenzarzt an der erschreckenden Wirklichkeit in einer ultimativ betexteten Welt verzweifeln lassen. Immer wieder legt Goetz seither die Nahtstellen zwischen Erfahrung, auch körperlicher, und Text frei, was stets die Frage aufwirft: Wie schreiben? Er beantworte diese Frage schon früh mit den beiden Texten Ich lese, wie um mein Leben (1978) und Ich muss mein Leben schreiben (1983), die auch den Versuch thematisieren, einem universellen Anpassungszwang durch Lektüre und Schreiben, oft in Form obsessiver Lebensmitschriften, zu widerstehen. Goetz aus Theatertexten, Essays, Hörstücken und tagebuchartigen Aufzeichnungen wie Abfall für alle (1999) bestehendes Werk ist vielschichtig, doch auch von Kontinuitäten geprägt. Denn ob er nun einen Bericht (loslabern, 2008) oder eine disparate Materialsammlung (1989 in Festung, 1993), eine Erzählung wie Rave (1998) oder einen Roman über die Abnützungskämpfe in deutschen Machtzentralen (Johann Holtrop, 2012) schreibt, immer ist Goetz ein scharfer Beobachter seiner selbst und zugleich ein dem Treiben ausgesetzter Chronist des zumeist hauptstädtischen Musik-, Medien-, Kunst- und Kulturlebens.
8Kultur
Nach 96:92-Heimsieg wandert die Serie nach Florida. Toronto – In der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA haben die Toronto Raptors am Donnerstag die Halbfinalserie der Eastern Conference gegen die Miami Heat ausgeglichen. Der 96:92-Heimsieg nach Verlängerung bedeutete das 1:1 in der best-of-seven-Serie. Erfolgreichster Werfer der Gastgeber war Flügelspieler DeMarre Carroll mit 21 Punkten. Im letzten Viertel musste Toronto einen Rückstand von sieben Punkten aufholen, ehe die Kanadier in der Verlängerung das bessere Ende für sich hatten. Es war hässlich. Wir wussten, dass es ein Kampf werden würde, sagte Toronto-Guard DeMar DeRozan. Aber solange wir gewinnen, ist es egal wie wir spielen. (APA, 6.5.2016) NBA-Play-off-Ergebnis vom Donnerstag – Conference-Halbfinale (best of seven): Eastern Conference: Toronto Raptors – Miami Heat 96:92 n.V. Stand in der Serie: 1:1
4Sport
"Nosso Jogo" prangert Menschenrechtsverletzungen an, Spitzensportler springen bei. Wien – Der Olympiaplatz liegt in der Nähe, auch zur Laufbahn im Wiener Leichtathletikzentrum ist es nur ein Katzensprung. Also hatte die Initiative Nosso Jogo, um auf Menschenrechtsverletzungen vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro hinzuweisen, ins Lokal des Rugbyvereins Donau Wien im Prater geladen. Auf der Laufbahn wieselten Kinder der Volksschule Kenyongasse gemeinsam mit der Kanutin Ana Roxana Lehaci, der Leichtathletin Jennifer Wendt, dem Rugbyspieler Johannes Dachler und dem Segler Andreas Hanakamp, um die Aktion Menschenrechte sind olympisch – ich bin dabei zu initiieren. Dafür werden – natürlich nicht jeweils solo, sondern in Summe – 10.000 Kilometer abgespult, circa die Distanz zwischen Wien und Rio. Nosso Jogo heißt Unser Spiel und ist, wenn man so will, ein frommer Wunsch. In Rio, das auch Schauplatz der Fußball-WM 2014 war, wurden seit 2009 mehr als 70.000 Menschen zwangsübersiedelt, ganze Viertel verschwanden, gegen Demonstranten ging die Polizei gewaltsam vor. Julia Bustamante Silva, Menschenrechtsaktivistin aus Rio, berichtete in Wien: Es gibt schon laut offiziellen Angaben täglich einen Toten durch Polizeigewalt. Außerdem sind viele Menschen einfach verschwunden. Julia Bustamante Silva nennt Rio eine seit jeher geteilte Stadt, geteilt in Arm und Reich. Die Trennung werde durch Olympia noch markanter. Sehr wenige bereichern sich auf Kosten sehr vieler. Das Olympiabudget samt Infrastrukturmaßnahmen wie dem Bau einer Metro-Linie, deren rechtzeitige Fertigstellung nicht gesichert ist, liegt bei 38,7 Milliarden Reais (neun Milliarden Euro). Gespart wird dafür im Gesundheitswesen und in der Bildung, sagt Bustamante Silva. Schulen sperren zu. Das spüren alle Menschen. Die Initiative Nosso Jogo versammelt mehr als 150 Organisationen. Per Petition wird IOC-Präsident Thomas Bach aufgefordert, er möge sich dafür einsetzen, dass Menschenrechtsverletzungen in Rio gestoppt werden. Bemerkenswert ist das Engagement von Lehaci, die im Kajak-Zweier mit Viktoria Schwarz zur erweiterten Weltspitze zählt. Die 25-jährige Oberösterreicherin will ein Zeichen setzen. Ich finde es traurig, dass es in Rio so viele Menschenrechtsverletzungen gibt. Wir wollen zeigen, dass wir hinter den Menschen dort stehen. Hanakamp, der 1996 und 2004 olympisch gesegelt ist, schließt sich an. Olympia ist der Traum jedes Sportlers. Es ist erschütternd, zu sehen, wie dieser Traum gleichzeitig für andere zum Albtraum werden kann.
4Sport
Neue Bewerbe bei Winterspielen 2018 in Pyeongchang: Big-Air-Bewerb für Snowboarder, Eisschnelllauf-Massenstart, Curling-Mixed und alpiner Ski-Team-Bewerb neu - Kein Snowboard-Parallelslalom in Südkorea. Lausanne - Bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang wird es neue Bewerbe im Snowboard, alpinen Skilauf, Eisschnelllauf und Curling geben. Dies entschied das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am Montag in Lausanne. Im Snowboard bestreiten die Freestyler künftig auch eine Big-Air-Konkurrenz, im Eisschnelllauf wird es zusätzlich einen Massenstart geben, im Curling starten Mixed-Teams und im alpinen Bereich wird das Programm um den Team-Bewerb erweitert. Der Snowboard-Parallelslalom wird dagegen aus dem olympischen Programm gestrichen. Neue Disziplinen und Bewerbe können bis drei Jahre vor den nächsten Spielen hinzugefügt oder aus dem Programm genommen werden. Die Veränderungen reflektieren die Evolution des Programms von Olympischen Winterspielen und sollen mit für den Erfolg der nächsten Ausgabe der Spiele sorgen, hieß es in einer IOC-Erklärung.
4Sport
Oberster Gerichtshof erhöht Entschädigung, "um einer unerwünschten Bagatellisierung von Diskriminierungen entgegenzuwirken". Wien – Der Oberste Gerichtshof (OGH) hat einer jungen Steirerin Schadenersatz zugesprochen, die ihre Lehrstelle als Einzelhandelskauffrau verlor, nachdem sie dem Arbeitgeber ihre Schwangerschaft bekannt gegeben hatte. Der Geschäftsführer des Unternehmens hatte das Lehrverhältnis mit den Worten Jetzt haben wir zwei Schwangere und zwei Behinderte während der dreimonatigen Probezeit aufgelöst. Die Betroffene reichte daraufhin eine Klage ein, weil die Auflösung ihrer Ansicht nach geschlechtsdiskriminierend war. Sie begehrte neben der ihr entgangenen Lehrlingsentschädigung zusätzlich Schadenersatz für die durch die Diskriminierung erlittene persönliche Beeinträchtigung. Das Erst- und das Berufungsgericht gaben der 17-Jährigen grundsätzlich recht und sprachen ihr den Verdienstentgang sowie 1.000 Euro für den immateriellen Schaden aufgrund des Verstoßes gegen das Gleichbehandlungsgesetz zu. Mit der vor kurzem publizierten Entscheidung 9 Ob A87/15g erhöhte der OGH als Revisionsgericht den Betrag für die erlittene persönliche Beeinträchtigung auf 1.700 Euro, um aus präventiven Gründen einer unerwünschten Bagatellisierung von Diskriminierungen im Zusammenhang mit dem Arbeitsverhältnis entgegenzuwirken. Gerade einer mit der Schwangerschaft einer Dienstnehmerin begründeten Diskriminierung komme besonderes Gewicht zu, erläutert der OGH unter Verweis auf die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs. Die Diskriminierung sei zudem plötzlich und unvorhersehbar gekommen – bei dem Entlassungsgespräch begann die 17-Jährige zu weinen und musste mehrfach den Raum verlassen. Der Geschäftsführer habe demgegenüber den Eindruck bestärkt, die gesetzlich geschützte Position einer Schwangeren nicht zu akzeptieren und die Schwangerschaft einer Arbeitnehmerin als Unglücksfall des Arbeitgebers wahrzunehmen, so der OGH. Damit habe er erheblich zur erlittenen persönlichen Beeinträchtigung der Klägerin beigetragen.
1Panorama
Eine Kerngruppe von Staaten droht jenen mit Streichung von EU-Mitteln, die sich der Verantwortung entziehen. Martin Schulz ist als Präsident des Europäischen Parlaments bei EU-Gipfeln nur als Gast dabei. Ihm kommt daher bei Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedstaaten eine neutrale Beobachterrolle zu. Umso bemerkenswerter war die Antwort, die der deutsche Sozialdemokrat Donnerstag am Rande des Treffens der Staats- und Regierungschefs in Brüssel gab, als er gefragt wurde, wie es um die EU stehe. Ich bin seit 1974 in der Politik, sagte Schulz, aber ich kann mich nicht an ein so schlimmes Jahr erinnern wie 2015. Die Spaltung Europas ist unübersehbar. Es gibt ein Auseinanderdriften der Staaten wie nie zuvor. Sein Befund dürfte von dem herrühren, was er zu Mittag bei einem Sondergipfel von elf Regierungschefs einer Koalition der Willigen erlebt hatte. Wie berichtet, wurde das Treffen von Bundeskanzler Werner Faymann in der Ständigen Vertretung Österreichs ausgerichtet. Teilnehmer waren Deutschland, Frankreich, die drei Beneluxstaaten, Schweden, Finnland, Griechenland, zu denen sich in letzter Minute die Premierminister von Slowenien und Portugal gesellten. Es war also eine mächtige Gruppe von EU-Ländern versammelt, die als Nettozahler das EU-Budget dominieren, von denen einige wenige aber auch massiv vom Zustrom an Flüchtlingen betroffen sind. Gemeinsam mit dem türkischen Premierminister Ahmet Davutoglu wurde in zwei Stunden intensiven Gesprächs ein umfangreiches Arbeitsprogramm erörtert. Dies soll in den kommenden Wochen dazu führen, dass wir die illegale Migration stärker und deutlicher reduzieren, wie die deutsche Kanzlerin Angela Merkel betonte. Man wolle Mechanismen, um Flüchtlinge legal aufzunehmen, auf freiwilliger Basis. Jeder ist dazu eingeladen. Die Koalition wäre sogar bereit, einige hunderttausend Flüchtlinge, vor allem Syrer, aufzunehmen, wenn die Türkei den illegalen Zustrom stoppt. Eine erste Tranche könnten 50.000 Flüchtlinge sein, die direkt nach Europa gebracht werden. Davutoglu kündigte umfangreiche Maßnahmen an. So wird die Türkei ab 8. Jänner eine Visumpflicht für Syrer einführen, um den Zuzug via Ägypten und Libanon mit gefälschten Pässen einzudämmen. Flüchtlinge sollen aber weiter ins Land kommen können. Faymann strich in seinem Resümee heraus, wie groß der Ärger sei, dass vor allem die osteuropäischen EU-Staaten sich an der Aufteilung der Flüchtlinge nicht beteiligen wollen. Er drohte damit, dass dies finanzielle Konsequenzen haben könnte: Wer unter dem Strich mehr Geld aus dem EU-Budget erhält, als er einzahlt, sollte sich bei der fairen Verteilung der Flüchtlinge nicht einfach wegducken. Daher würden er und andere den Druck weiter erhöhen, auch wenn es um finanzielle Fragen, um den EU-Finanzrahmen und die Evaluierung geht. Eine solche steht 2016 an. Solidarität ist keine Einbahnstraße, so Faymann. Er kündigte an, dass die von Merkel initiierte Gruppe der Willigen weiter existieren werde. Vor dem nächsten EU-Gipfel am 18. Februar wird es auf Einladung des Niederländers Mark Rutte wieder ein Treffen geben, bei dem mit Davutoglu weiterverhandelt werden soll. Denkbar wäre zum Beispiel, dass die der Türkei von der EU zugesagten drei Milliarden Euro zu einem Großteil aus dem EU-Budget kommen (bisher sind 500 Millionen Euro geplant) – was zulasten der ärmeren Länder ginge, die aus dem EU-Budget mehr profitieren. Faymanns Erklärungen wurden bei den Osteuropäern als Kampfansage verstanden. Der tschechische Europastaatssekretär Tomás Prouza empörte sich, dass wir noch immer Dinge ohne juristische Basis besprechen. Ungarns Premier Viktor Orbán sprach von Erpressung bestimmter linker Regierungen. Auch Kommissionschef Jean-Claude Juncker sprach sich gegen Drohungen aus. Es wäre ihm lieber, wenn die Gespräche zu Flüchtlingspolitik und Türkei im Kreis der 28 stattfänden. Beim regulären EU-Gipfel am Abend wurden keine Beschlüsse gefasst, die Pläne der Kommission zur Stärkung der Außengrenzen durch eine ausgebaute Küsten- und Grenzwache aber begrüßt. Tschechien weigert sich wie die Slowakei und Ungarn, die ihnen zugeteilte Quote von Flüchtlingen zu erfüllen. Wie neueste Zahlen zeigen, funktioniert das System nicht: von geplant 160.000 Flüchtlingen wurden bisher nur 184 von Griechenland oder Italien in andere EU-Staaten gebracht. Nur 3000 Plätze sind zugesagt. Von elf geplanten Aufnahme- Hotspots gibt es zwei.
1Panorama
"Pograpschen"-Paragraf kommt doch, aber in konkretisierter Form. Wien - Jegliche intensive und entwürdigende sexuelle Belästigung wird strafbar. Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) haben sich über eine Neuformulierung des ursprünglich in der StGB-Reform enthaltenen, aber nach Begutachtungskritik entfernten Paragrafen geeinigt. Am Dienstag will Brandstetter den StGB-Reform-Entwurf dem Ministerrat vorlegen. Klar und deutlich eingeschränkt... Am genauen Wortlaut des - salopp formuliert - Pograpschen-Paragrafen wird noch gearbeitet. Die geplante Neuregelung werde aber jedenfalls mit dem aus dem Begutachtungsentwurf zu Recht gestrichenen, viel zu unklaren Tatbestand nichts mehr zu tun haben, betonte Brandstetter gegenüber der APA. Der Tatbestand werde klar und deutlich auf die wirklich strafwürdigen Fälle eingeschränkt. Brandstetter ist überzeugt, dass wir jetzt eine gute Lösung haben. Frauenministerin Heinisch-Hosek ist erfreut über die grundsätzliche Einigung: Wir haben uns darauf verständigt, dass es eine Ausweitung des Schutzes vor sexueller Belästigung geben soll. Das ist ein wichtiger Schritt, der klarstellt, dass sexuelle Belästigung kein Kavaliersdelikt und gesellschaftlich nicht erwünscht ist. Auch im Bezug auf den Paragrafen zur sexuellen Selbstbestimmung liege ein Übereinkommen im Sinne der Frauen am Tisch. Das Gesamtpaket der StGB-Novelle liege jetzt zur abschließenden Koordinierung vor, es werde aber nicht an den Paragrafen zur sexuellen Belästigung und Selbstbestimmung scheitern, zeigte sich Heinisch-Hosek in einer Stellungnahme gegenüber der APA zuversichtlich. ...statt nach Art und Intensität vergleichbar... Im Begutachtungsentwurf war eine Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten vorgesehen für eine geschlechtliche oder eine nach Art und Intensität einer solchen vergleichbare, der sexuellen Sphäre im weiteren Sinn zugehörige körperliche Handlung an ihr oder durch eine geschlechtliche Handlung vor ihr unter Umständen, unter denen dies geeignet ist, berechtigtes Ärgernis zu erregen, belästigt. Dass Brandstetter auf eine solche Regelung verzichten und stattdessen eine Lösung im Verwaltungsstrafrecht ventilierte, rief viel Kritik vor allem von Frauen-Organisationen hervor. Für Freitagnachmittag hat der Österreichische Frauenring am Wiener Europaplatz zur Aktion Grapscher sind Täter eingeladen. ÖVP-Justizsprecherin Michaela Steinacker hätte es begrüßt, sexuelle Belästigung im Verwaltungsstrafrecht zu regeln und dort mit Geldstrafe zu bedrohen. Mit einer viel engeren und deutlicheren Formulierung im StGB könnte sie aber leben. SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim ist zufrieden mit der jetzigen Lösung. Er begrüßt im besonderen auch, dass die sexuelle Selbstbestimmung als Rechtsgut gestärkt wird.
5Inland
Der Grund: Ältere Java-Varianten wurden bisher schlicht ignoriert. Die US-Aufsichtsbehörde FTC (Federal Trade Commission) hat sich Oracle zur Brust genommen. Das Unternehmen muss künftig beim Verfahren beim Stopfen von Sicherheitslücken in der Software Java nachbessern. Die FTC hatte angeprangert, dass bei Sicherheits-Updates von Java jeweils nur die aktuellste Version ausgetauscht worden sei. Ältere Varianten seien dabei schlicht ignoriert worden und weiter auf den Geräten der Nutzer geblieben. Oracle habe den Kunden dadurch ein falsches Gefühl von Sicherheit gegeben, kritisierte die FTC (Federal Trade Commission), die in den USA unter anderem Verbraucherrechte schützen soll. Laut dem am späten Montag bekanntgegebenen Vergleich wird Oracle künftig beim Update-Prozess seine Kunden darauf hinweisen, wenn diese riskante ältere Java-Versionen installiert haben, und ihnen die Möglichkeit geben, diese zu deinstallieren. Java-Schwachstellen sind in den vergangenen Jahren bei zahlreichen Hacker-Angriffen ausgenutzt worden sein.
0Web
Rapid wurde nach dem 0:1 gegen Schachtar im Playoff-Hinspiel der Champions League von den siegreichen Ukrainern gelobt. Wien – Rapid hat noch nicht fertig. Die Mannschaft ist nach dem 0:1 gegen Schachtar Donezk nicht kollektiver Depression verfallen, man erfreute sich daran, einer nahezu hervorragenden Mannschaft Paroli geboten zu haben. Wie sagte Innenverteidiger Mario Sonnleitner so schön: Wir sind nicht weit weg, wir müssen in Lemberg alles raushauen, was in unseren Körpern steckt. Es gibt freilich Gründe dafür, den Aufstieg in die Gruppenphase der Champions Legaue zu verpassen, sich mit der auch netten Europa League begnügen zu müssen. Da wäre die Abgeklärtheit der Ukrainer, die in der Defensive wenig zugelassen haben, offensiv sind sie sowieso eine Augenweide. Naivität, wie sie Ajax im Heimspiel an die Nacht gelegt hat (3:2 für Rapid), ist auszuschließen. Schachtar weist ein Durchschnittalter von 28 Jahren auf, die Niederländer waren im Vergleich ein Kindergarten (20,5). Trainer Zoran Barisic erkannte messerscharf, dass sich die Ausgangslage verschlechtert hat. Wir waren davor Außenseiter, sind es nach dem 0:1 erst recht. Hätten wir ein 1:1 erreicht, hätte sich wenig geändert. Mathematisch betrachtet ist alles sogar einfacher geworden. Wir müssen am Dienstag auswärts gewinnen, das ist alternativlos. Das Komplizierte daran ist, dass du gegen so ein Team das Glück auf deiner Seite haben musst. Wobei Barisic die Niederlage in Wien nicht auf den Faktor Pech reduzierte. Siege im Fußball sind verdient. Gestreute Rosen Die Ukrainer streuten Rapid Rosen, Trainer Mircea Lucescu, ein 70-jähriger Rumäne, sang ungefragt eine Lobeshymne: Man hat gesehen, dass es kein Zufall ist, dass Rapid die österreichische Meisterschaft anführt und 46.400 Zuschauer ins Stadion kommen. Die Mannschaft ist sehr gut, es kann noch alles passieren. Die beiden Brasilianer Taison und Marlos, die 2012 als Angestellte von Metalist Charkiw gegen Rapid in der Europa League gekickt haben, zeigten sich erstaunt. Taison: Dieser Klub ist in vielerlei Hinsicht stärker geworden. Vor allem die taktische Leistung war fantastisch. Sie haben zwar keine großen Namen, aber im modernen Fußball braucht man nicht unbedingt Stars, um erfolgreich zu sein. Wir haben nur den ersten Schritt gemacht. Torschütze Marlos: Es war weit schwieriger als gegen Fenerbahce. Der in einem Kopfballduell mit Srdjan Grahovac verletzte Taras Stepanenko konnte am Donnerstag den Heimflug antreten. Er musste ins Spital gebracht, die Kopfwunde mit sieben Stichen genäht werden. Unmittelbar nach dem Zusammenprall hatte er kein Gefühl im linken Arm, es ist Stunden später zurückgekehrt. Marlos: Das Match war sehr umkämpft. Es gab blutenden Kopfwunden, weil die Spieler auf beiden Seiten alles gegeben haben. Barisic hat darauf verzichtet, über durchaus vorhandene Defizite zu referieren. In der letzten halben Stunde war keine Chancen kreiert worden, bisweilen mangelte es an Präzision, der Ball zirkulierte nur phasenweise. Kapitän Steffen Hofmann blieb positiv, die Zuversicht kennt keine Alternative. In Amsterdam haben wir aus jedem Schuss ein Tor gemacht. Wir müssen an uns glauben. Barisic: Wir sind noch nicht fertig.
4Sport
Die Provokationen von Nordkoreas Diktator nehmen zu. Chinas Experten sorgen sich, dass aus dem Bluff Ernst wird. Peking – Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un spielt nach seiner Drohung, Atomwaffen gegen Südkorea und die USA im Erstschlag einzusetzen, falls Anzeichen einer konkreten Bedrohung des Nordens erkennbar seien, nun seine letzte Trumpfkarte aus. Am Mittwoch behauptete er, kleine Atomsprengköpfe in Massenproduktion herstellen zu können. In einem von der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA gemeldeten Treffen mit Atom- und Raketenwissenschaftern gratulierte er den Technikern, die Atomsprengköpfe so verkleinert zu haben, dass sie auf Langstreckenraketen montiert werden können. Wir wissen nicht, ob er das wirklich kann oder nur damit angibt, sagte Zhang Liangui, einer der führenden chinesischen Nordkorea-Experten, einem Journalisten. Kim wolle die USA, die gemeinsam mit Südkorea großangelegte Militärmanöver vor der Küste begonnen haben, abschrecken und auch erschrecken. Doch genau das könnte bei den Verbündeten den gegenteiligen Effekt bewirken – die Atomwaffenbedrohung nämlich jetzt zu lösen, bevor es zu spät ist. Kim liefere ihnen sogar noch den Vorwand dafür, sagte der Strategieforscher an der Parteihochschule in Peking. Die Lage wird immer gefährlicher, dass etwas passiert. Ich glaube, dass es noch innerhalb des Jahres 2016 zum großen Wandel in Nordkorea kommen wird. China ändere Politik China, das bisher die einzige für Nordkorea eintretende Schutzmacht und dessen größter wirtschaftlicher Unterstützer war, sei dabei, seine Politik zu ändern, sagte Zhang. Das habe Außenminister Wang Yi auf seiner Pressekonferenz am Dienstag in einem Schwenk angedeutet, der vielen Beobachtern entging: China setze zwar immer noch auf die von Nordkorea 2009 aufgekündigten und völlig unrealistisch gewordenen Sechsparteiengespräche für eine Atomwaffenabrüstung. Doch man halte sich erstmals andere Möglichkeiten offen, ohne Nordkorea mehr einzubeziehen. China nimmt eine offene Haltung zu Dreier-, Vierer- oder Fünfergesprächen ein, wenn sie helfen, das Problem der Koreanischen Halbinsel an den Verhandlungstisch zurückzubringen, sagte Wang. China spüre, dass es sich trotz Unterstützung der UN-Sanktionen mit seiner widersprüchlichen Haltung selbst der Mitsprache beraubt. Es wolle Nordkorea atomar entwaffnen, sei aber nicht bereit, dafür wirklichen Druck auszuüben. Die USA, Südkorea und Japan würden Gegenaktionen immer öfter untereinander absprechen, ohne China zu konsultieren. Selbst Russland bemühe sich um eine internationale Mitarbeit an der Lösung und könnte China als wichtige Kraft ersetzen. Pulverdampf liegt in der Luft Doch China scheint umzudenken. Wang umschrieb auf der Pressekonferenz mit einem Sprichwort die Sorge angesichts der explosiven Lage: Schwerter werden gezogen, die Bogen sind gespannt. Pulverdampf liegt in der Luft. Es würde zur Katastrophe für alle Seiten werden, falls die Kontrolle darüber verlorengehe. Wang warnte aber auch Nordkorea und die USA: China werde nicht untätig zuschauen, wenn Nordkoreas Stabilität grundlegend zerstört und Chinas Sicherheitsinteressen ohne Anlass verletzt würden. Nach Ansicht des Nordkorea-Forschers Zhang können auch die neuen UN-Sanktionen das Machtzentrum Kims nicht wirklich bedrohen – ihnen fehle die Möglichkeiten zu Gewaltanwendung, wenn die Sanktionen ihr Ziel verfehlen, Nordkorea an den Verhandlungstisch zurückzubekommen und vom Ausbau seines Atomwaffenarsenals abzubringen. Kim fühle sich daher sicher. Nordkoreas Propaganda verspottet die UN-Beschlüsse als Flohstiche. Doch der Diktator habe sich bei der Reaktion Südkoreas verrechnet, sagt Zhang. Präsidentin Park Geun-hye hat vor angekündigt, die sich ständig verschärfende Bedrohung nicht mehr hinzunehmen. Die Gefahr muss eher früher als später entschärft werden. Südkorea hat daher nicht nur seine letzten beiden direkten Wirtschaftsverbindungen mit dem Norden gekappt – das Wirtschaftssondergebiet Kaesong und die trilaterale Grenzentwicklungszone zwischen Russland, Nord- und Südkorea –, sondern auch einschneidende Maßnahmen zur Isolierung Nordkoreas beschlossen: 300.000 Soldaten beteiligen sich an den derzeitigen Manövern mit den USA. Der Süden drohte der Führung des Nordens, jede Provokation mit zehnfacher Vergeltung zu beantworten. Die Gefahr von Fehleinschätzungen auf beiden Seiten, die zu militärischen Kettenreaktionen führen könnten, sei hoch, warnt Zhang, gerade während der Zeit der Manöver.
2International
Monika Rathgeber drohen wegen schweren Betrugs bis zu zehn Jahre Haft. Salzburg – Mehr als drei Jahre nach Auffliegen des Salzburger Finanzskandals startet am Donnerstag der erste Strafprozess. Die ehemalige Budgetreferatsleiterin, Monika Rathgeber, muss sich wegen schweren Betrugs und Urkundenfälschung verantworten. Die Anklage beinhaltet zwei Vorwürfe, die nur am Rande mit den Spekulationsverlusten in Verbindung stehen. Zum einen soll Rathgeber Schadensmeldungen an den Katastrophenfonds des Bundes zwischen 2009 bis 2012 falsch abgerechnet haben. In hunderten Fällen habe sie Schadensfälle fingiert, abgeändert oder ergänzt. So wurden laut Anklage rund zwölf Millionen Euro unrechtmäßig an Gemeinden und das Land Salzburg ausbezahlt. Rathgeber selbst habe sich dabei nicht bereichert. Im zweiten Anklagepunkt wird Rathgeber vorgeworfen, zwischen 2008 und 2012 bei 96 Bestätigungen für Zins- und Währungsswaps die Unterschrift ihres Kollegen gefälscht zu haben. Bei einer Verurteilung drohen der Exreferentin bis zu zehn Jahre, mindestens aber ein Jahr Haft. Für Donnerstag und Freitag ist zunächst die Einvernahme der Angeklagten geplant. Den Vorsitz des Schöffensenats hat Richter Günther Nocker. Eine Woche vor dem Prozess hat Monika Rathgeber noch ihren Verteidiger ausgetauscht. Herbert Hübel, der sie seit Ausbruch des Finanzskandals im Dezember 2012 vertritt, wurde die Vollmacht entzogen. Er spricht von Meinungsverschiedenheiten in der Verteidigungsstrategie. Statt Hübel kommt nun der Strafverteidiger Kurt Jelinek zum Zug. Dieser erste Strafprozess ist aber nur ein kleiner Teilaspekt der juristischen Aufarbeitung des Finanzskandals. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt noch im Hauptvorwurf der Untreue mit möglichen Verlusten für das Land in der Höhe von 350 Millionen Euro. Zudem im Fall der Übertragung von negativen Derivaten von der Stadt auf das Land und im Finanzstrafverfahren, das nach der Selbstanzeige des Landes wegen Steuerschulden von 52 Millionen Euro eingeleitet wurde. Eingestellt wurden die Ermittlungen bereits im Vorwurf, Rathgeber habe Finanzbeiratsprotokolle gefälscht und zum umstrittenen Notverkauf von 255 Derivatgeschäften, die im Herbst 2012 panikartig aufgelöst wurden. Beim Fire Sale wurden der damalige Finanzlandesrat David Brenner (SPÖ), der ehemalige Leiter der Finanzabteilung und ein weiterer Mitarbeiter als Beschuldigte geführt. Einen Prozess hat Rathgeber bereits verloren. Im April 2013 klagte sie auf Wiedereinstellung beim Arbeitsgericht. Laut Gericht wurde sie zu Recht entlassen.
5Inland
Tausende Menschen versammeln sich zu einer Demonstration gegen die industrielle Produktion von Lebensmitteln, auch Befürworter melden sich zu Wort. Berlin – Angeführt von 130 Traktoren haben sich am Samstag mehrere tausend Menschen in Berlin zu einer Demonstration gegen die industrielle Produktion von Lebensmitteln versammelt. Der Protest stand unter dem Motto Wir haben es satt. Die Teilnehmer waren teilweise mit Tierkostümen verkleidet und trugen Plakate gegen Massentierhaltung, Gentechnik und das Freihandelsabkommen TTIP. Sie trafen sich gegen Mittag zunächst am zentral gelegenen Potsdamer Platz und wollten von dort zum Kanzleramt weiterziehen. Die Wir haben es satt-Demonstration wird organisiert von einem Bündnis aus Umwelt- und Entwicklungshilfe-Organisationen wie dem BUND und Brot für die Welt sowie landwirtschaftlichen Erzeugerverbänden und den Globalisierungskritikern von Attac. Auch die Grünen und die Linke unterstützten den Demonstrations-Aufruf. Die Veranstaltung anlässlich der Internationalen Grünen Woche in Berlin findet das sechste Jahr in Folge statt. Die Veranstalter rechneten nach eigenen Angaben mit mehreren zehntausend Teilnehmern. Angemeldet waren 20.000 Demonstranten. Bereits am Vormittag versammelten sich nach Polizeiangaben 500 Menschen vor dem Berliner Hauptbahnhof, um unter dem Motto Wir machen Euch satt für eine moderne Produktion von Lebensmitteln einzutreten. Die Landwirte warben mit dem Slogan Redet mit uns statt über uns für einen Dialog mit der Agrar-Industrie. Sie warfen den Organisatoren der Wir habe es satt-Demonstration ideologische Voreingenommenheit sowie Diffamierung landwirtschaftlicher Unternehmen und ihrer Betreiber vor.
3Wirtschaft
Wenn Video mit Zustimmung des Rechteinhabers hochgeladen wurden, ist Framing erlaubt. Wer YouTube-Videos auf seiner Website einbettet, begeht dadurch keinen Urheberrechtsverstoß: Das entschied der deutsche Bundesgerichtshof am Donnerstag. Voraussetzung ist aber, dass das Video aus einer legitimen Quelle stammt, also vom Rechteinhaber auf YouTube oder anderen Videoplattformen hochgeladen wurde. Das Urteil wurde durch einen Streit zwischen zwei Herstellern von Wasserfiltern hervorgerufen: Eine Firma hatte auf ihrer Website ein Video eingebettet, das von der Konkurrenz produziert worden war. Diese hatte daraufhin zu juristischen Mitteln gegriffen. Doch solange das Video vom Rechteinhaber selbst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden ist, verstößt Einbetten nicht gegen das Urheberrecht, so der Bundesgerichtshof. Laut Heise sei der Fall allerdings noch nicht erledigt, da der Kläger nun behauptet, das Video nicht selbst auf YouTube hochgeladen zu haben. Für Nutzer bringt der Spruch aber jedenfalls mehr Rechtssicherheit im Bezug auf das Einbinden von Inhalten.
0Web
Weißes Haus reagiert auf Online-Petition, mehr als 167.000 Menschen hatten Begnadigung gefordert. Washington – Die US-Regierung hat eine Begnadigung des Geheimdienst-Enthüllers Edward Snowden erneut abgelehnt. Eine von mehr als 167.000 Menschen unterzeichnete Petition, die Gnade für Snowden fordert, beschied das Weiße Haus am Dienstag negativ. Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter habe vertrauliche Informationen gestohlen und die Sicherheit der Vereinigten Staaten aufs Spiel gesetzt, schrieb Lisa Monaco, Anti-Terror-Beraterin von Präsident Barack Obama, in ihrer Antwort. Über das Schicksal Snowdens müsse ein Geschworenengericht in den USA entscheiden. Snowden war über das Beratungsunternehmen Booz Allen Hamilton als externer Computerexperte für die NSA tätig gewesen und konnte sich so vertrauliche Informationen über die Spähprogramme von den Servern des US-Geheimdienstes herunterladen. Ende Mai 2013 setzte er sich nach Hongkong ab, wo er die Unterlagen dann Anfang Juni 2013 den Medien zuspielte. Die Enthüllungen brachten einen massiven Überwachungsapparat ans Licht: Die NSA späht demnach nicht nur im großen Stil die Telefon- und Internetkommunikation von Menschen in aller Welt aus, sondern nahm über mehrere Jahre auch Spitzenpolitiker befreundeter Staaten, wie die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, ins Visier. Snowden hält sich an einem geheimen Ort in Russland auf, das ihm politisches Asyl gewährt hat. Die US-Justiz sucht den 32-Jährigen mit einem internationalen Haftbefehl und wirft ihm unter anderem Spionage vor. Snowden läuft vor den Folgen seines Handelns davon und versteckt sich mit dem Schutz eines autoritären Regimes, erklärte Monaco. In der auf der Website des Weißen Hauses gestarteten Petition wurde Snowden dagegen als Nationalheld bezeichnet, den Obama umgehend begnadigen sollte.
2International
One und der Nachfolger Orange verschwanden – Beim ehemaligen Staatsbetrieb Telekom Austria hat mittlerweile der mexikanische Milliardär Carlos Slim das Sagen. Am 10. August 2005 wurde die Marktbereinigung im Mobilfunk-Preisparadies Österreich mit dem Verkauf von Telering an T-Mobile eingeläutet. Der erwartete Preisanstieg blieb aus, die Rolle des Preisbrechers übernahm 3. Doch als 3 schließlich den Mitbewerber Orange übernahm, schien es mit dem Preiskampf vorbei zu sein – bis der Diskonter Hofer mit HoT der Branche wieder einheizte. Im folgenden eine Chronologie der vergangenen zehn Jahre Mobilfunk in Österreich: August 2005: T-Mobile Austria kauft Telering um 1,3 Mrd. Euro und schließt mit 3 Millionen Kunden zu Marktführer Telekom Austria mit 3,3 Millionen auf. T-Mobile Austria-Chef Georg Pölzl – nunmehr Boss der Österreichischen Post – spricht von einem Angriff auf die Marktführerschaft und kündigt einen Mitarbeiterabbau an. Verkäufer von Telering ist der US-Konzern Western Wireless. Juni 2007: Der drittgrößte österreichische Mobilfunkbetreiber One (zuvor Connect Austria) erhält einen neuen Eigentümer. Die France Telekom-Mobilfunktochter Orange und der ungarische Finanzinvestor Mid Europa Partners haben sich in einem Versteigerungsverfahren gegen die niederländische KPN durchgesetzt. Der Kaufpreis beträgt 1,4 Mrd. Euro. Juni 2007: Der US-Computerkonzern Apple bringt das iPhone auf den Markt und revolutioniert die Handybranche. Dank des Kult-Handys kommt es zum schon lange angekündigten Durchbruch bei der mobilen Datennutzung. In Österreich ist T-Mobile der erste, der den Verkaufsschlager – fast ein Jahr nach dem Startschuss in den USA – auf den Markt bringt. Februar 2012: Der viertgrößte Netzanbieter 3 kauft den drittgrößten Betreiber Orange für 1,3 Mrd. Euro. Gleichzeitig gibt 3 die Orange-Tochter Yesss! für 390 Mio. Euro an die Telekom Austria ab. Juni 2012: Der mexikanische Milliardär Carlos Slim kauft mit seiner America Movil 21 Prozent an der Telekom Austria. Verkäufer ist der umtriebige österreichische Industrielle Ronny Pecik. Slim gehört zu den reichsten Menschen der Welt. Die Österreicher halten über die Staatsholding ÖIAG (nunmehr ÖBIB) weiterhin 28,4 Prozent an dem ehemaligen staatlichen Monopolisten. Februar 2014: Johannes Gungl wird neuer Chef der Regulierungsbehörde RTR, er folgt auf Georg Serentschy. Gungl war fünf Jahre Chefjurist beim mittlerweile nicht mehr am Markt vertretenen Mobilfunkanbieter Orange. Juli 2014: America Movil hält bei der Telekom endgültig das Zepter in der Hand. Die Mexikaner haben ihren Anteil von 27,2 auf 51 Prozent erhöht. Den Syndikatsvertrag der Mexikaner mit der Telekom kennt nicht einmal Telekom-Chef Hannes Ametsreiter. Er verlässt mit 31. Juli 2015 den Konzern in Richtung Vodafone Deutschland, um dort auf dem Chefsessel Platz zu nehmen. November 2014: Die ÖIAG stemmt gemeinsam mit America Movil eine Kapitalerhöhung von 891 Mio. Euro. Der ÖIAG-Anteil liegt bei 287 Mio. Euro. Jänner 2015: Der ehemalige Telering-Chef und nunmehrige Rapid-Präsident Michael Krammer steigt bei dem Diskonter Hofer mit der Mobilfunkmarke HoT ein. Der darniederliegende Preiskampf nimmt daraufhin wieder Fahrt auf. 30. Juli 2015: Die letzten verbliebenen 12 Telering-Shops werden geschlossen. T-Mobile führt künftig nur noch Zwei-Marken-Geschäfte, also T-Mobile-Shops mit eigenen Telering-Bereichen.
0Web
Deutscher Außenminister sieht "Sieg der Diplomatie" – Kanzlerin Merkel mahnt zu rascher Umsetzung. Berlin – Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat das Atomabkommen mit dem Iran als historisch gewürdigt und hofft auf positive Effekte auch im Bürgerkriegsland Syrien. Die Vereinbarung mit Teheran nach mehr als zwölf Jahren sei ein Sieg der Diplomatie über Krisen, Konflikte und Gewalt, sagte der SPD-Politiker am Dienstag in den ARD-Tagesthemen. Zur scharfen Kritik aus Israel sagte er, die Regierung sollte sich das Abkommen genauer anschauen und nicht mit sehr grobschlächtiger Kritik gegenüber diesem Abkommen verfahren. Er betonte, die Vereinbarung baue gerade nicht auf gegenseitigem Vertrauen auf, denn das sei über die Jahre verloren gegangen. Grundlage ist jetzt nicht das Vertrauen, sondern Grundlage ist Transparenz und Kontrolle. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte eine rasche Umsetzung des Abkommens zur Beilegung des Atomstreits mit dem Iran. Ich appelliere an alle Seiten, zu einer zügigen Umsetzung beizutragen, erklärte Merkel am Dienstagabend in Berlin. Damit besteht die realistische Chance, einen der schwierigsten internationalen Konflikte auf diplomatischem Weg zu überwinden. Bei der Umsetzung müssten sich alle Beteiligten an den vereinbarten Zeitplan halten. Merkel wertete das Abkommen als wichtigen Erfolg beharrlicher Politik und internationaler Diplomatie. Wir wollen Iran den Besitz von Atomwaffen unmöglich machen, erklärte sie weiter. Das wäre für die Sicherheitslage in der gesamten Region und darüber hinaus ein wesentlicher Gewinn. Mit dem Verhandlungsergebnis von Wien sei die internationale Gemeinschaft diesem Ziel sehr viel näher gekommen. Die fünf UN-Vetomächte, Deutschland und der Iran hatten Dienstag früh in Wien jahrelange Verhandlungen über ein Atomabkommen abgeschlossen. Die Regierung in Teheran verpflichtet sich unter anderem zu Begrenzungen bei der Urananreicherung und akzeptiert internationale Kontrollen. Im Gegenzug sollen die Sanktionen der Weltgemeinschaft gegen den Iran schrittweise gelockert werden.
2International
Verdächtiger stellte am Samstag Attentat nach. Bangkok – Rund eineinhalb Monate nach dem schweren Bombenanschlag in Bangkok hat die thailändische Polizei bestätigt, dass es sich bei einem der beiden festgenommenen Ausländer um den mutmaßlichen Täter handelt. Weitere Auswertungen der Aufnahmen von einer Überwachungskamera, Aussagen von Augenzeugen und sein eigenes Geständnis hätten bestätigt, dass der Festgenommene tatsächlich der Mann im gelben T-Shirt sei, der laut den Aufzeichnungen kurz vor dem Anschlag einen Rucksack am Erawan-Schrein deponiert habe, sagte Polizeisprecher Prawut Thavornsiri am Samstag. Zuletzt hatten die Behörden noch erklärt, es sei wenig wahrscheinlich, dass einer der beiden festgenommenen Ausländer der Täter sei. Bei dem Anschlag auf den Erawan-Schrein waren am 17. August 20 Menschen getötet und 120 weitere verletzt worden. Die meisten der Opfer kamen aus China. Das Motiv für die Tat ist bis heute unklar, doch im September hatten die thailändischen Behörden erstmals von einer möglichen Verbindung mit der muslimischen Minderheit der Uiguren in China gesprochen. Großes Medieninteresse Die Polizei gab den Namen des Festgenommenen mit Adem Karadag an, seine Nationalität nannte sie nicht. Der Name ist aber türkisch. Er muss sich laut dem Polizeisprecher nun unter anderem wegen Mordes verantworten. Karadags Anwalt Chuchart Kanphai sagte der Nachrichtenagentur AFP, er glaube nicht an ein Geständnis seines Mandanten. Dieser sei erst vier Tage nach dem Anschlag nach Thailand eingereist. Der Anwalt beklagte, dass er seit einigen Tagen keinen Zugang mehr zu seinem Mandanten habe. Dessen wahren Namen gab er mit Bilal Mohammed an. Dutzende thailändische und ausländische Medienvertreter waren am Eriwan-Schrein vor Ort, wo der Verdächtige entsprechend dem regulären Ermittlungsverfahren die ihm vorgeworfene Tat nachstellte. Insgesamt hatte ein thailändisches Gericht Haftbefehle für 17 weitere Verdächtige ausgestellt.
2International
Kriegswerkzeug, Energielieferant, Krebsbehandlung: In keine andere Technik sind so ambivalente Erwartungen gesetzt worden wie in die Atomenergie. Bis in die 1930er-Jahre war die Atomphysik eine wissenschaftliche Disziplin wie jede andere, weder von deren Ergebnissen noch den Auswirkungen wurde außerhalb der Labore besondere Notiz genommen. Mit dem Nachweis der Kernspaltung im Dezember 1938 durch die deutschen Chemiker Otto Hahn und Fritz Straßmann am Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin änderte sich das radikal: Die Entdeckung verwandelte die zuvor unpolitisch agierende Physik mit einem Schlag in ein Instrument der Kriegsführung. Angetrieben von den Befürchtungen, die Deutschen könnte die Kernspaltung nutzen, um eine Atombombe zu konstruieren, wurden in den USA zwischen 1942 und 1946 im Rahmen des Manhattan Project unter der wissenschaftlichen Leitung des Physikers J. Robert Oppenheimer Atomwaffen entwickelt. Vom Kriegsinstrument... Im August 1945 kam es schließlich zu den ersten und bislang einzigen kriegerischen Einsätzen von Atombomben: Durch den Abwurf zweier Bomben über Hiroshima und Nagasaki starben 126.000 Menschen sofort, zigtausende an den Folgen. In einem Interview 1965 blickte Oppenheimer in Anlehnung an die hinduistische Schrift Bhagavad Gita zurück: Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten. Der Atomwaffeneinsatz setzte eine breite gesellschaftliche Diskussion nicht nur über den Einsatz der Waffen, sondern auch über die gesellschaftliche Verantwortung von Wissenschaft insgesamt in Gang, sagt Armin Grunwald, Leiter des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag und Professor für Technikphilosophie am Karlsruher Institut für Technologie. Die Frage der Verantwortung hat zunächst die Physiker betroffen, hat sich aber verbreitert und betrifft mittlerweile jede Form der Technologieentwicklung, sagt Grunwald. Die Atombombe markiert somit gewissermaßen den Moment, in dem wissenschaftliche Experimente die geschlossenen Räume der Labore verlassen haben und die Gesellschaft selbst zum Labor geworden ist, sagt der an der Uni Klagenfurt tätige Wissenschaftsforscher Arno Bammé. Doch wer hat die Verantwortung für die Folgen der Forschung zu tragen – die Wissenschafter selbst oder die gesamte Gesellschaft? Diese Frage zieht sich bis heute durch Debatten zum Ausstieg aus der Atomenergie, ebenso wie zur Gentechnik und scheidet die Geister. Grunwald spricht sich dafür aus, den Wissenschaftern selbst die Verantwortung für ihre Arbeit zu übertragen: Unsere Gesellschaften funktionieren nur mit Arbeitsteilung, man muss darauf vertrauen können, dass die anderen ihre Arbeit gut machen. ... zur Krebstherapie Anders sieht das der deutsche Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer: Wenn man fragt, was die Folgen der Wissenschaft sind, dann ist das meiner Ansicht nach die Geschichte der zivilisierten Menschheit – und dafür ist die Wissenschaft nicht allein verantwortlich, sondern die gesamte Gesellschaft. Er zitiert aus Friedrich Dürrenmatts Stück Die Physiker: Was alle angeht, müssen alle entscheiden. Gleichzeitig räumt Fischer ein, dass große Teile der Gesellschaft gar nicht ausreichend informiert sind, um überhaupt in der Lage zu sein, Entscheidungen über Atomenergie oder Gentechnik treffen zu können. Die Entscheidung, was erforscht werden darf, wird zusätzlich durch den trivialen Umstand erschwert, dass es keine Technologie gibt, die per se nur gut oder ausschließlich böse ist. Gerade in der Atomenergie wird diese Ambivalenz auf besondere Weise deutlich: So wurde gegen Ende des Manhattan Project bei den Nukleartests auf dem Bikini-Atoll neben der militärischen auch medizinische Forschung im Bereich der Strahlentherapie betrieben. Bis heute kommt sie zum Einsatz, um unterschiedliche Krankheiten zu behandeln, meist zur Bekämpfung bösartiger Tumore. Das sollte aber nicht die einzige zivile Nutzung der Atomenergie bleiben: Neben Radionuklidbatterien und Heizelementen kommen radioaktive Stoffe bei der Energieversorgung in der Raumfahrt und zur archäologischen Altersbestimmung bei der C14-Methode zum Einsatz. Doch ihre am meisten verbreitete Anwendung findet die Atomenergie in Kernkraftwerken. Der X-10 Graphite Reactor in Oak Ridge, Tennessee, war 1948 der erste Nuklearreaktor, der Strom erzeugte. Das erste Atomkraftwerk, das Elektrizität fürs Stromnetz lieferte, nahm 1954 in Obninsk in der damaligen Sowjetunion seinen Betrieb auf. Innerhalb eines Jahrzehnts wurde die Atomphysik so von der vielkritisierten Kriegstechnologie zum Hoffnungsträger für die Lösung künftiger Energieprobleme. Der Komplexität der Anlagen geschuldet kam es immer wieder zu Zwischenfällen, mal zu kleinen, mal zu größeren wie in Three Mile Island 1979, Tschernobyl 1986 oder Fukushima 2011. Und wieder mussten sich die Physiker den Vorwurf gefallen lassen, die Risiken ihrer Arbeit unterschätzt zu haben. In der Geschichte der Atomenergie ist das Vertrauen immer wieder zerstört worden, sagt Grunwald, das ist sehr schwer wiederaufzubauen. Bruchteile von Sekunden... Die ablehnende Haltung großer Teile der Bevölkerung gegenüber der Atomenergie sieht er nicht nur in den Risiken der Technologie selbst begründet, sondern vor allem auch in der Art und Weise, wie die Technik umgesetzt wurde – nämlich von oben herab und ohne davor offen über die Risiken zu sprechen. Im Gegensatz dazu sei gerade das bei der Nanotechnologie gut gelungen und die Ablehnung sei entsprechend geringer. Grunwald ist davon überzeugt, dass durch den Dialog zwischen Forschern und Bevölkerung die Wissenschaft ein Stück weit gesellschaftlich und ethisch verantwortlicher wird. Aus diesem Grund begrüßt er auch die Initiative Responsible Research and Innovation des österreichischen Wissenschaftsministeriums, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu forcieren. Offene Kommunikation hält Grunwald nicht nur für notwendig, wenn es um die Risiken der Atomenergie geht, sondern auch bezüglich ihrer Alternativen. Der breite gesellschaftliche Konsens für die Energiewende nach Fukushima sei heute vergessen. Grunwald kritisiert das naive Verständnis, dass die Verbraucher von der Wende nichts bemerken würden oder nichts bemerken dürften. Es muss klar gesagt werden, dass die Energiewende etwas kostet und auch etwas kosten darf. ... bis Trilliarden von Jahren Die breit geführte Debatte über die Nutzung von Atomenergie ist umso notwendiger, als es keine andere Technologie gibt, die derart einschneidende Folgen für die Menschheit und den Planeten hat. Das zentrale Material von Atomwaffen oder Kernenergie sind radioaktive Substanzen, die instabile Atomkerne haben. Wenn die Kerne zerfallen, wird Energie freigesetzt, die durch ionisierende Strahlung ausgesendet wird. Charakteristisch für radioaktive Stoffe ist die Halbwertszeit – jene Zeitspanne, nach der die Hälfte des Materials zerfallen ist. Diese kann im Bereich von Bruchteilen von Sekunden bis hin zu Trillionen Jahren liegen. So steht die Atomenergie nicht zuletzt dafür, welche Auswirkungen der Mensch auf den Planeten hat – und zwar in einem Ausmaß, das rechtfertigt, den Menschen selbst als geologischen Faktor anzuerkennen, wie Geologen zuletzt im Fachblatt Science gefordert haben. Bezeichnenderweise wollen sie den Beginn dieses sogenannten Anthropozäns gerade mit den 1950er-Jahren datieren. Sie argumentieren, dass die Radionuklide, die durch die damals beginnenden Atombombentests verursacht wurden, brauchbare Marker wären, um global den Zeitpunkt anzuzeigen, mit dem das Erdzeitalter des Menschen begonnen hat. STANDARD: Wie wurde die Atomkraft zum Ausgangspunkt für gesellschaftliche Debatten? Bogner: Die Geschichte des Streits um die Atomkraft ist deshalb so eindrucksvoll, weil sich damit die Strukturen sozialer Konflikte fundamental wandelten. Ab den 1970ern taucht ein neuer Konflikttyp auf, bei dem Technik und Wissenschaft selbst zum Streitgegenstand werden. Der Nachkriegskonsens, dass wissenschaftliche und soziale Entwicklung miteinander einhergehen, wird erschüttert. Habermas kritisierte noch 1968, dass es keinen offenen Willensbildungsprozess gebe, sondern dass die Politik durch technische Sachzwänge ferngesteuert sei. STANDARD: Wie sah der Konflikt um die Atomkraft vor Tschernobyl aus? Bogner: Zunächst standen nicht die Sicherheitsbedenken im Vordergrund. Stattdessen herrschte die Angst vor, dass eine Technologie entsteht, die durch den Staat geschützt werden muss, was zu einer Einschränkung elementarer Bürgerrechte führen könnte. Auf der Rückseite der Atomkraft könnte sich ein Überwachungsstaat entwickeln, der die Demokratie gefährde, so die Befürchtung. STANDARD: Wie wurde Atomkraft zum politischen Thema? Bogner: Erste Initiativen in den frühen 1970ern wurden an mangelnder Transparenz, ungenügender bürgergesellschaftlicher Mitbestimmung und an Standortentscheidungen festgemacht. Zudem wurde eine Verschmelzung staatlicher und industrieller Interessen kritisiert. In der linksalternativen Bewegung war vom militärisch-industriellen Komplex die Rede. Die Antiatombewegung entsteht als Teil der größeren Ökologie bewegung und wird zum Schrittmacher für viele Veränderungen in der Politik. Es entstehen NGOs wie Greenpeace, Global 2000 und schließlich Europas Grünparteien. Was ändert sich mit dem Super-GAU von Tschernobyl? Bogner: Die Debatte um Sicherheit und Beherrschbarkeit der Technologie verschärft sich. Mit dem Fokus auf Risiken wird eine ganz neue Tonlage eingeübt. Mögliche Unfälle, die Endlagerproblematik und radioaktive Emissionen während des Normalbetriebs stehen im Mittelpunkt der Debatte. Man fühlt sich als Gesellschaft neuen Gefahren durch Großtechnologien ausgesetzt. Schon in den 1980er-Jahren kommt auch die Biotechnologie dazu. Der Sozio loge Ulrich Beck landet im Jahr des Super-GAUs einen Bestseller mit seiner Zeitdiagnose der Risikogesellschaft. Er glaubte, dass die Erfahrung von Katastrophen und Umweltzerstörung das Geschäftsmodell der modernen Gesellschaft infrage stellt. Was bedeutet die Katastrophe für die Wissenschaft? Bogner: Die Debatte um die Risiken der Technik brachte neue Forschungsfelder auf den Weg. Die interdisziplinäre Risikoforschung entsteht, die Technikfolgenabschätzung nimmt Fahrt auf. Es entstehen neue Fächer wie die Sozialökologie. Man könnte sagen, die Wissenschaft profitiert von der Technisierung und ihrer gesellschaftlichen Problematisierung. Die längste Zeit ging es ihr darum, Natur und Gesellschaft zu entschlüsseln. Jetzt operiert sie immer stärker an selbstgemachten Problemen. Wie verändert sich die Relation zwischen Wissenschaft und Politik? Bogner: Man benötigt wissenschaftliche Expertise, um abstrakte Risiken real werden zu lassen und somit politisierbar zu machen. Aus der Ökologiebewegung von damals entstehen viele wissenschaftliche Institutionen, die heute noch bestehen. Der Expertenkonsens über Technik ist Geschichte. Heute wissen wir es: Zu jedem Gutachten gibt es Gegengutachten. Man holt eine zweite Meinung ein. Da haben wir alle – etwa als Patienten – auch stark an Souveränität gewonnen. In Autos kommen mehr Menschen um als durch Atomkraftwerke. Wie wählt man aus, welche Technologie riskant ist? Bogner: Die Risikoforschung sagt, dass eine Reihe von Parametern eine Rolle spielt. Wir akzeptieren Risiken, wenn wir glauben, wir können sie beherrschen. Wir akzeptieren sie, wenn wir sie freiwillig eingehen. Wir lehnen Technologien mit hohem Katastrophenpotenzial ab. 1920 sind die Autos rot beflaggt, weil die mit Höllentempo durch die Straßen brausen – mit 30 km/h. Heute gehen wir davon aus, dass wir sie beherrschen und im Aufrüstungswettbewerb auf den Autobahnen bestehen. Nach Fukushima haben die USA und Frankreich ähnlich argumentiert. Der Standpunkt war: Wir können die Technik unter Kontrolle halten, wenn wir Sicherheitsstandards optimieren. Andere haben weitergemacht wie bisher. Deutschland hat Fukushima hingegen als Möglichkeit für den Ausstieg genutzt. Es scheint, dass ein Atomausstieg nur durch Katastrophen oder eine Verdrängung durch neue Technologien möglich wäre. Oder sehen Sie einen dritten Weg? Bogner: In den 70ern demonstrierten Leute zwar, ohne dass sie Katastrophen vor Augen hatten. Dennoch sind Tschernobyl und Fukushima zu den Schrittmachern für Bewusstwerdung und politisches Handeln geworden. Und es stimmt, dass wir auf Innovationen abonniert sind, genauso wie auf Wirtschaftswachstum. Es gibt keinen institutionellen Raum, um über Exnovationen, also die Zurücknahme einer technischen Entwicklung, zu diskutieren. Derartige Debatten beginnen gerade.
7Wissenschaft
Wien – Werner Faymann ist Geschichte. Der Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzende zog am Montag einen Schlussstrich unter eine jahrzehntelange Karriere in der SPÖ. Zuletzt stand die Partei vor allem wegen des Asylkurses und ihres Verhältnisses zur FPÖ unter internem Druck. Eine Chronologie: 10. März – (Noch) ungewohnter Gegenwind weht Faymann bei der Tagung des Wiener SPÖ-Rathausklubs entgegen. Seine Rede wird von Protesten begleitet, denn die jungen Aktivisten stoßen sich nicht zuletzt an den von der SPÖ mitgetragenen Plänen für eine Flüchtlings-Obergrenze. 30. März – Die Regierung macht ernst mit ihren Plänen für ein schärferes Asylrecht, nachdem das zuvor in Auftrag gegebene Gutachten zu Obergrenzen vorliegt. April – Im Vorfeld des Wiener SPÖ-Parteitags gehen die Wogen bei den Hauptstadt-Roten hoch. Auch hier ist der Asylkurs der Knackpunkt. 14. April – SPÖ-Jugend- und -Vorfeldorganisationen demonstrieren gegen das Asyl-Gesetz. 16. April – Am Parteitag der SPÖ Wien verlassen Hunderte Mitglieder – mit einem #team haltung-Button – den Saal, als Faymann zu seiner Rede anhebt. Der große Aufstand aber bleibt aus, der Flüchtlings-Leitantrag wird einstimmig beschlossen. 24. April – Bei der Bundespräsidentenwahl verfehlt der SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer mit 11,3 Prozent klar die Stichwahl. Noch am selben Abend fordert die frühere SPÖ-Staatssekretärin Brigitte Ederer Faymanns Ablöse. 25. April – Die SPÖ beruft kurzfristig ihr Präsidium ein. Ohne Konsequenzen für den Parteichef: Er sei fürs Arbeiten gewählt, sagt Faymann danach. Der Kärntner Landes-Obmann Peter Kaiser tritt für die Vorverlegung des im November geplanten SPÖ-Parteitags mit der regulär nächsten Vorsitz-Wahl ein – und setzt sich damit nicht durch. 29. April – Auf Drängen vor allem der Parteijugend wird der Parteivorstand um zwei Wochen vom 17. auf den auf 9. Mai vorverlegt. 30. April – ÖGB-Präsident Erich Foglar fordert, die SPÖ müsse ihr Verhältnis zur FPÖ überdenken. Faymann kündigt in Reaktion eine Strategiegruppe in der Partei an. 1. Mai – Rathausplatz: Faymann wird bei seiner Rede zum Tag der Arbeit von zahlreichen Genossen ausgebuht und -gepfiffen. Dem gegenüber stehen gut organisierte Werner, der Kurs stimmt-Taferln. 2. Mai – Nach dem 1.-Mai-Debakel treten die Wiener SPÖ-Gremien zusammen. Häupl übernimmt die Koordinierung der weiteren Vorgehensweise in der Partei. In der Folge zeigen sich sowohl Länder-Obmänner als auch rote Gewerkschafter durchaus gespalten. Vorarlbergs SPÖ-Chef Michael Ritsch plädiert für Neuwahlen, sein Salzburger Kollege Walter Steidl will personelle Erneuerung. Hans Niessl (Burgenland) dagegen lässt das Mantra Positionen vor Personen hören. 6. Mai – Häupl und Niessl treffen sich, um die weitere Vorgangsweise zu besprechen. Zugleich wird bekannt, dass Faymann am Montag vor dem SPÖ-Vorstand mit seinen Bundesländer-Kollegen zusammentreffen wird – und dass es ein gemeinsames Mittagessen beim Bundespräsidenten geben wird, bei dessen Einladung Faymanns treuer Gefährte, Kanzleramtsminister Josef Ostermayer, eine maßgebliche Rolle gespielt haben soll. Über das Wochenende vor dem 9. Mai dreht sich der mediale Wind: Faymann könnte doch noch einmal den Machterhalt schaffen, so der Spin, der sich durchsetzt. 9. Mai - In einem kurzfristig anberaumten Statement gibt Faymann bekannt: Er ziehe sich aus allen Funktionen zurück, mit sofortiger Wirkung. Der starke Rückhalt innerhalb der Partei für seinen Kurs sei verloren gegangen, begründete er seinen Schritt. Häupl wird Interimschef der Partei, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) wird mit der Führung der Regierungsgeschäfte beauftragt.
5Inland
Test ergab: Angaben über Reststückzahlen stimmen nicht – Abmahnung für Zalando. Wer im Internet ein Hotelzimmer buchen will, muss manchmal starke Nerven haben. Denn auf vielen Onlineseiten wird ziemlich Druck gemacht. Nur noch zwei Zimmer verfügbar, heißt es dann zum Beispiel auf dem Reiseportal über die ins Auge gefasste Unterkunft. Und vielleicht auch noch: Es sehen sich gerade acht Personen dieses Hotel an. Auch wer im Netz auf Textilien-Shopping-Tour geht, dem geht es nicht unbedingt besser. Er liest vielleicht die Warnung: Nur noch drei Artikel verfügbar. Die Versuchung ist groß, schnell zuzuschlagen. Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU sieht solche Warnungen eher nüchtern. Das ist einer der ältesten Marketingtricks der Welt. Sobald eine Knappheit suggeriert wird, kaufen die Kunden eher. Allzu ernst muss man dies tatsächlich nicht immer nehmen. Das zeigten jetzt Stichproben des NDR-Wirtschafts- und Verbrauchermagazins Markt sowie von NDR Info. Zahlreiche Artikel, die beim Versandhändler Zalando mit dem Hinweis 3 Artikel verfügbar ausgewiesen waren, konnte das NDR-Team noch fünf- oder sogar zehnmal bestellen. Zalando bestreitet dies auf Nachfrage auch gar nicht. Eine Sprecherin erklärte der Deutschen Presse-Agentur: Wenn auf der Internetseite angegeben worden sei, dass es nur noch einen oder zwei Artikel gebe, sei dies korrekt gewesen. Mit der Angabe drei Artikel verfügbar habe Zalando dagegen dem Kunden lediglich deutlich machen wollen, dass nur noch eine geringe Stückzahl vorhanden sei und er bei Interesse besser nicht allzu lange mit der Bestellung warten dürfe. Schließlich riefen oft Kunden an, die sich beklagten, wenn ein Artikel ausverkauft sei. Der Wettbewerbsverband hat Zalando indes eine Abmahnung geschickt – wegen Irreführung des Verbrauchers. Wir denken, dass eine solche Praxis den Verbraucher zu einer vorschnellen Kaufentscheidung veranlassen kann, meinte Rechtsanwältin Sennur Pekpak. Zalando hat nach eigenen Angaben die Daten auf der Website inzwischen korrigiert. Mittlerweile laute der Hinweis: Mehr als 3 Artikel verfügbar. Auch bei Hotelportalen sollten sich die Kunden vor Panikkäufen hüten. Denn wenn etwa signalisiert wird, es sei nur noch ein Zimmer verfügbar, heißt dies erst einmal nur, dass das Kontingent dieses Reiseportals fast erschöpft ist. Bei anderen Reiseportalen oder beim Hotel selbst können durchaus noch Zimmer zu haben sein. Und der Hinweis, dass sich gerade so und so viele andere Personen das Hotel ansehen, könne erst recht ignoriert werden, meint der Marketingexperte Thorsten Henning-Thurau von der Universität Münster. Schließlich sei die Wahrscheinlichkeit gering, dass die anderen genau das gleiche Zimmer zum gleichen Zeitpunkt suchen. Ein NDR-Test zeigte zudem, dass auch diese Angaben nicht unbedingt verlässlich sind. Henning-Thurau hält das Vorgehen vieler Onlineanbieter zwar für nachvollziehbar – aber auch für riskant. Das ist kein Ansatz, mit dem man langfristige Geschäftsbeziehungen aufbaut. Denn das sogenannte Hard-Selling sorge beim Verbraucher für Stress und negative Emotionen. Das kennt man aus alten Verkäuferschulungen. Mit kundenorientiertem Marketing hat das nichts zu tun. Kollege Fassnacht rät Verbrauchern zur Gelassenheit im Umgang mit den marktschreierischen Warnungen: Als Käufer sollte man cool bleiben und sich nicht nervös machen lassen. Es gibt ja viele Modeanbieter und viele Reiseportale.
0Web
Welche Bücher befinden sich aktuell auf Ihrer Leseliste? Wo lesen Sie gerne, und wem folgen Sie bei Buchempfehlungen?. Vergangene Woche haben wir den Community-Buchklub ins Leben gerufen. Drei Bücher standen für die erste Runde zur Auswahl. Ernest Hemingways Der alte Mann und das Meer hat das Rennen gemacht, und so wird am 15. Oktober über diese Novelle gesprochen. Noch handelt es sich um ein Experiment, aber wir sind schon gespannt wie ein Pfitschipfeil. Bevor der Buchklub startet, wollen wir noch einmal wissen: Womit haben Sie sich in den letzten Wochen beschäftigt? Welche Werke, Artikel und Blogs erscheinen Ihnen empfehlenswert oder diskussionswürdig? Bei welchem Buch kommen Sie einfach nicht voran, welches haben Sie verschlungen? Wann lesen Sie gerne, haben Sie einen Lieblingsort zum Lesen? Wir freuen uns über zahlreiche Postings. Und nicht vergessen, wir sehen uns in zwei Wochen wieder zur ersten Ausgabe des Community-Buchklubs. Bis dahin wünschen wir schöne Lesestunden! (kub, 1.10.2015)
8Kultur
Skrupellose Abzock-Praktiken stehen immer mehr unter Kritik, etwa das automatische Anklicken von Abonnements. Düstere Muster: So bezeichnet der IT-Experte Harry Brignull die Vorgehensweise diverser Webseiten, die Nutzer in den Erwerb von Abos oder Zusatzprodukten tricksen. Mit der gleichnamigen Initiative Dark Patterns hat Brignull dem weltweiten Betrug an Usern den Kampf angesagt. Er sammelt dort jene Angebote, die Kunden in die Irre führen und damit finanziellen Schaden anrichten. Dabei handelt es sich jedoch oft um Praktiken, die zumindest in einigen Teilen der USA und Europas legal sind – oder von denen Europäer, die in den USA einkaufen, betroffen sind. Ein Beispiel ist etwa das automatische Hinzufügen von Zusatzprodukten oder Abos, das der Nutzer selbst deaktivieren muss. In die Kritik geriet hier etwa RyanAir, das automatisch Reiseversicherung zur Flugbuchung addierte. Noch verheerender ist, wenn sich Nutzer unabsichtlich für ein Abonnement eines Services anmelden. In den USA sorgte die Seite JustFab für Aufsehen, die Nutzern günstigere Preise bei einer VIP Mitgliedschaft versprach – und nur im Kleingedruckten erwähnte, dass diese fünfzig Dollar monatlich kostet. Eine andere Methodik, die Brignull heftig kritisiert, ist etwa der Friend Spam. Dabei werden von einem Nutzeraccount aus sämtliche Kontakte automatisiert angeschrieben, um sie etwa ebenfalls zur Anmeldung auf der Webseite zu animieren. Besonders LinkedIn stach mit dieser Praxis hervor – und musste dafür sogar Millionenbeträge Entschädigung zahlen, nachdem sich mehrere Nutzer zu einer Sammelklage zusammengeschlossen hatten. Nicht immer müssen solche Angebote schlecht sein. Wenn der Kunde davon profitiert und transparent über seine Möglichkeiten informiert wird, könnten derartige Praktiken durchaus ihre Daseinsberechtigung haben. Aber: Wenn das Unternehmen mehr gewinnt als der Kunde, würde ich es bösartiges Design nennen, so der User-Experience-Experte Chris Nodder zur New York Times. Da die Geschäftsmodelle ein schlechtes Licht auf die gesamte Branche werfen, haben sich nun mehrere Initiativen aus den Bereichen User Experience, aber auch Werbung gebildet, die gegen diese Methoden vorgehen wollen. Auch die EU hat ihre Regeln für derartige Geschäftspraktiken geschärft. Für Nutzer lautet die Devise dennoch, bei Kaufabschlüssen immer aufmerksam zu sein – auch wenn das Durchlesen mehrerer Seiten an Geschäftsbedingungen äußerst mühsam ist.
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Elektroden ermitteln Fingerposition auf Handrücken – soll Bedienung vereinfachen. Forscher der Carnegie Mellon University haben ein neues Verfahren entwickelt, mit dem sich künftig Smartwatches und andere Wearables besser steuern lassen könnten. Das Team der Future Interfaces Group will den Handrücken zu einer Art erweitertem Display machen, damit der Nutzer nicht ausschließlich auf den verhältnismäßig kleinen Bildschirm vieler smarter Uhren angewiesen ist. Das Verfahren, Skintrack setzt derzeit auf einen signalgebenden Ring, den der Nutzer am Finger trägt, sowie ein mit Sensoren ausgestattetes Uhrband. Durch die Erfassung der Signalunterschiede beim Berühren der Haut mit dem Finger, ist schließlich die Uhr in der Lage, seine aktuelle Position zu bestimmen und auch Bewegung zu erfassen. Dies soll auch durch normale Kleidung hindurch funktionieren. Damit lassen sich viele Bediengesten auslagern – etwa das Scrollen und Wischen durch Menüs oder das Aufzeichnen eines Buchstaben, um eine bestimmte App zu starten. Ebenso könnte man nach diesem Prinzip oft genutzte Apps vom Display der Uhr auf den Arm ziehen, um sie künftig durch das Berühren der entsprechenden Stelle schneller zu starten. Das System hat laut den Forschern mehrere Vorteile mehrere Vorteile. So würden ohnehin viele Menschen bereits Uhren und Ringe tragen, sodass hier keine Umgewöhnung nötig ist. Dazu nutzt das System normale Radiowellen, von denen keine Gesundheitsgefährdung ausgeht. Ein Video zeigt einen mit Skintrack ausgestatteten Prototypen und mögliche Anwendungen. Was mit der Technologie nun geschehen wird, ist unklar. Vorerst, so The Verge, gibt es keine Kommerzialisierungspläne. Dazu experimentieren auch große Unternehmen wie Google schon länger mit alternativen Eingabemöglichkeiten.
0Web
Noch zahlreiche Hürden – Dilma Rousseff seit langem unter Druck. Brasilia – Das brasilianische Parlament hat den Prozess zur Einleitung eines Amtsenthebungsverfahrens gegen Präsidentin Dilma Rousseff gestartet. Das teilte der Vorsitzende der Abgeordnetenkammer, Eduardo Cunha, am Mittwoch mit. Der Erzfeind Rousseffs nahm den entsprechenden Antrag der konservativen Opposition wegen des Vorwurfs geschönter Budgets in den Jahren 2014 und 2015 an. Damit beginnt ein langes und komplexes Verfahren, das mehrere Hürden nehmen muss, bevor es im eigentlichen Amtsenthebungsverfahren zu einer Abstimmung über Rousseffs Amtsverbleib kommen kann. Die konservative Opposition wirft Rousseff vor, das Budget unter anderem im Wahljahr 2014 geschönt zu haben. Ein Gericht erklärte das Budget im Oktober wegen zahlreicher Unregelmäßigkeiten für illegal. Bei der Präsidentenstichwahl im Oktober 2014 war Rousseff mit drei Prozentpunkten Vorsprung auf ihren Herausforderer Aécio Neves im Amt bestätigt worden. Rousseff steht seit längerem unter Druck, ihre Zustimmungswerte sind unter zehn Prozent gesunken. Im Oktober entschied der Oberste Wahlgerichtshof TSE, gegen Rousseff wegen Korruptionsverdachts zu ermitteln. Geprüft werden soll, ob Rousseff ihren Wahlkampf 2014 illegal mit Spenden von Zulieferern des Energiekonzerns Petrobras finanziert hat. Auch gegen ihren Erzfeind Cunha gibt es Korruptionsvorwürfe im Zusammenhang mit Petrobras.
2International
Finanzielle Turbulenzen hatten den Nokia-Nachfolger durcheinandergewirbelt. Der aus Nokia hervorgegangene Hersteller Jolla hat angekündigt, dass einige Vorbesteller des Jolla-Tablets nun Geräte erhalten werden. Gleichzeitig wird das Projekt aber eingestampft, sodass nicht alle Kunden bedient werden können. Für die leer ausgegangenen Kunden wolle Jolla eine Lösung finden, berichtet Heise unter Berufung auf den Jolla-Blog. Die Tablets waren ab November 2014 über ein Crowdfunding-Verfahren vorfinanziert worden. Die dadurch erlangten Einnahmen hatten das Finanzierungsziel weit überschritten. Doch offenbar hatte es Produktionsschwierigkeiten oder Probleme anderer Natur gegeben – denn die Auslieferung verzögerte sich immer weiter, bis schließlich nicht einmal mehr alle Vorbesteller das Gerät erhielten. Was die Turbulenzen für die Zukunft von Jolla bedeuten, bleibt momentan unklar. Das Unternehmen wolle die Lizenzierung des Betriebssystems Sailfish OS fortsetzen, hieß es. Ob ein neues Tablet folgt oder die Kunden später ihr vorbestelltes Gerät – oder ihr Geld zurück – erhalten, wurde nicht beantwortet.
0Web
Wegen Gehirnerschütterung und Folgen auf Schadenersatz in unbekannter Höhe. New York – Kanadas Damentennis-Star Eugenie Bouchard hat den US-Verband (USTA) auf Schadenersatz verklagt, nachdem sie bei den US Open in einer dunklen Kabine auf nassem Boden ausgerutscht war. Bei dem Missgeschick erlitt Bouchard unter anderem eine Gehirnerschütterung, musste für das Achtelfinale absagen und zuletzt beim Turnier in Peking gegen die Deutsche Andrea Petkovic wegen Schwindelgefühlen aufgeben. Bouchard macht in der Klageschrift, die ihre Anwälte am Mittwoch (Ortszeit) bei einem Gericht im New Yorker Bezirk Brooklyn einreichten, finanzielle Einbußen und Schadenersatzforderungen in unbekannter Höhe geltend. Zudem habe sie in der Weltrangliste wegen des Zwischenfalls am 4. September mindestens 13 Plätze eingebüßt, erklärte die einstige Nummer fünf der Welt. Die 21-Jährige, derzeit nur auf Rang 39 geführt, macht dafür die angebliche Nachlässigkeit des US-Tennis-Verbandes beim Grand-Slam-Turnier in New York verantwortlich. Ein USTA-Sprecher wollte die Klage nicht kommentieren. (APA; 15.10.2015)
4Sport
Bewohner der Region beteten für fast 19.000 Opfer. Fukushima – Mit einer Schweigeminute hat Japan am Freitag der Opfer der von einem Erdbeben ausgelösten Tsunami- und Atomkatastrophe von Fukushima vor fünf Jahren gedacht. Kaiser Akihito und Regierungschef Shinzo Abe nahmen an einer Zeremonie in Tokio teil und beugten um 14.46 Uhr ihre Köpfe. Abe treibt trotz der Angst seiner Landsleute vor der Atomkraft den Neustart des Atomkraftprogramms mit Hochdruck voran. Das Beben und der folgende Tsunami am 11. März 2011 kosteten 18.500 Menschen das Leben. Im Atomkraftwerk Fukushima an der Ostküste waren die Kühlsysteme ausgefallen, woraufhin mehrere Reaktorkerne schmolzen. Es war die schwerste Atomkatastrophe seit Tschernobyl 1986 mit weltweiten Konsequenzen, sie führte auch zur Energiewende in Deutschland. In Japan leben noch zehntausende Menschen in provisorischen Unterkünften. Ich fühle Schmerz in meinem Herzen, wenn ich an diejenigen denke, die noch nicht heimkehren konnten, sagte Akihito beim Gedenken im Nationaltheater Tokios. Ich hoffe, die Gesellschaft wird sich an uns erinnern: dass das Leben der Umgesiedelten noch sehr schwierig ist, auch finanziell, sagte Kazuko Nihei, die mit ihren Töchtern vor den Strahlen geflohen war, bei einer Gedenkveranstaltung in einem Park in der Hauptstadt. Durch die Atomkatastrophe drohen der japanischen Bevölkerung nach Einschätzung von Nichtregierungsorganisationen in Zukunft rund 10.000 neue Krebsfälle. Wie die Organisationen PSR und IPPNW kürzlich in einem Bericht erklärten, werden die Folgen das Land noch jahrelang plagen. Das dürfe von den Anhängern der Atomenergie nicht unter den Teppich gekehrt werden. Der deutsche Strahlenbiologe Edmund Lengfelder warf der japanischen Regierung am Freitag vor, die Bevölkerung über die Strahlenbelastung bewusst falsch informiert zu haben. Auch Tokio sei belastet gewesen, sagte er dem Deutschlandradio Kultur. In Wien protestierten Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace ab 6.46 Uhr Ortszeit, genau fünf Jahre nach der Katastrophe, vor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). Greenpeace kritisierte, dass die japanische Regierung und die IAEA die Folgen von Fukushima bewusst verharmlosen würden. Die Umweltschutzorganisation forderte von Japan den kompletten Rückzug aus der Atomkraft und eine Energiewende. Die japanische Regierung und die IAEA spielen die Konsequenzen von Fukushima bewusst herunter, sagte Adam Pawloff, Energiesprecher von Greenpeace in Österreich. Doch in Wahrheit dauert die Katastrophe bis heute an. Dennoch plane die Regierung die Rücksiedlung der Bewohner, die sie so einem erhöhten Strahlenrisiko aussetzen werde. Ungewiss sei überdies, wo die neun Millionen Kubikmeter Atommüll, die bei den Aufräumarbeiten angefallen seien, gelagert würden. Der radioaktive Müll stapele sich an mehr als 50.000 Standorten, erklärte die Organisation. Dessen ungeachtet will Ministerpräsident Abe an der Atomenergie festhalten. Unser ressourcenarmes Land kann nicht ohne Atomkraft auskommen, um die Stabilität der Energieversorgung sicherzustellen, hatte er am Donnerstag bekräftigt. Auch das ökonomisch Sinnvolle sowie die Frage des Klimawandels müssten beachtet werden. Greenpeace hielt dem am Freitag entgegen, Japan sei aufgrund seiner geografischen Bedingungen besonders gut für Wind- und Wasserkraft geeignet. Nach der Katastrophe waren zunächst sämtliche Reaktoren in Japan abgeschaltet worden, um sie verschärften Sicherheitsvorgaben anzupassen. Die Betreiberfirmen und Abe dringen seit langem darauf, die Reaktoren wieder hochzufahren. Am Mittwoch hatte ein Gericht die Abschaltung von zwei seit dem Unglück wieder hochgefahrenen Reaktoren angeordnet, da sie nicht den verschärften Sicherheitsregeln entsprächen. Es war ein Dämpfer für Tokios Ambitionen.
1Panorama
Eine Studie im Auftrag des Familienministeriums zeigt, dass Partnerschaftlichkeit für Österreicher wichtig ist. Im Engagement für Gleichstellung und Chancengleichheit erhält Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) Unterstützung von Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP). Diese will unter anderem mit einer Kampagne den Geschlechterstereotypen den Kampf ansagen. Dass Männer in Karenz als Weicheier und berufstätige Frauen oft als Karrieristinnen dargestellt werden, will Karmasin nicht länger akzeptieren. Die vorherrschenden Stereotype seien unseres Landes nicht würdig, denn sie würden Optionen verhindern. Eingeschränkte Optionen würden etwa sichtbar, wenn man den Frauenanteil in Top-Führungspositionen betrachte. Dieser liegt derzeit bei sechs Prozent. Ebenso kritisierte Karmasin, dass für gleiche Leistungen Frauen oft weniger verdienen als Männer. Wunsch nach Partnerschaftlichkeit Die Ergebnisse einer Market-Studie im Auftrag des Familienministeriums – befragt wurden im Monat Juli 1.000 Frauen und Männer zwischen 16 und 60 Jahren – präsentierte Karmasin im Rahmen eines Hintergrundgesprächs als Beleg dafür, dass die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher mit den gängigen Geschlechterstereotypen nichts mehr am Hut haben wollen. So stimmten 83 Prozent der Frauen und 82 Prozent der Männer der Aussage zu, dass Frauen und Männer zum Haushaltseinkommen beitragen sollen. 77 Prozent der Frauen und 74 Prozent der Männer gaben an, dass das Familienleben darunter leidet, wenn sich Männer zu sehr auf die Arbeit konzentrieren. Ebenso gaben drei Viertel der befragten Frauen und Männer an, es sei gut, wenn beide Elternteile abwechselnd in Karenz gehen und zu Hause bleiben. Und 95 Prozent der Frauen sowie 94 Prozent der Männer stimmten zu, dass Männer genauso für die Kindererziehung verantwortlich sind wie Frauen. Frauen am Herd Zugleich unterstützte ein Drittel der Befragten das alte Rollenbild. Der Aussage Die Aufgabe des Mannes ist es, Geld zu verdienen, die der Frau, sich um den Haushalt und Familie zu kümmern stimmten 30 Prozent der Frauen und 28 Prozent der Männer zu. Nur rund ein Drittel der Befragten bezeichnete diese Aussage als sehr falsch. Karmasin betonte jedoch, dass Anhänger des traditionellen Rollenbildes genauso zu würdigen seien. Jeder Einzelne soll sein Lebensmodell so leben, wie er will, sagte die Ministerin. Partnerschaftliche Teilung Ein Blick in die Statistik zeigt, dass die Wünsche der Befragten nach Partnerschaftlichkeit in der Kinderbetreuung und die gelebte Praxis noch weit auseinanderklaffen. Vor allem Mütter beziehen das Kinderbetreuungsgeld. So waren es laut Statistik Austria im Jahr 2013 insgesamt 125.272 Frauen und nur 5.577 Männer, die diese Leistung zur Gänze in Anspruch nahmen. Laut dem aktuellen Wiedereinstiegsmonitoring der Arbeiterkammer unterbrachen zehn Prozent der Männer ihre Erwerbstätigkeit in partnerschaftlicher Teilung – das heißt, sie bestritten die Karenz gemeinsam mit der Mutter. Wobei mit durchschnittlich drei Monaten der Betreuungsanteil des Mannes wesentlich geringer ausfiel. Partnerbonus in Verhandlung Neben der Kampagne gegen Stereotype will Karmasin geschlechtersensible Pädagogik im Kindergarten vorantreiben. Ein entsprechendes Projekt, in dessen Rahmen Kindergartenpädagogen nachgeschult werden, soll Einschränkungen aufgrund des Geschlechts bereits im Kindergarten verhindern. Karmasin versprach außerdem, die Kinderbetreuung zu verbessern und die Familienfreundlichkeit in Unternehmen zu forcieren. Lenkungseffekte verspricht sich die Familienministerin außerdem vom derzeit mit dem Regierungspartner in Verhandlung stehenden Partnerbonus für Paare, die sich die Kinderbetreuung aufteilen.
5Inland
Lederer warnte: "WAC wurde bisher unter Wert geschlagen" – Kärntner auswärts 15 Spiele sieglos – P. Zulj bzw. Ouedraogo gegen Ex-Club besonders motiviert. Maria Enzersdorf/Wolfsberg – Nach der ersten Saisonniederlage in der Fußball-Bundesliga hat Sensationsteam Admira Wacker Mödling die Rückkehr auf die Siegerstraße im Visier. Dank 14 Punkten aus sieben Spielen und Tabellenplatz drei müssen die Südstädter im Heimspiel gegen den WAC am Samstag (18.30 Uhr) mit der Favoritenrolle leben. Die Kärntner stehen nach einem schwachen Start mit nur vier Punkten schon stark unter Druck. Der ungeschlagene Lauf der Admira ging vor der Länderspielpause mit einer unglücklichen 0:1-Niederlage gegen die Wiener Austria zu Ende. Die Leistung war voll in Ordnung. Die Niederlage hat keine Spuren hinterlassen, sagte Admira-Trainer Oliver Lederer. Das wurde auch in einem Testspiel gegen Grashoppers Zürich am 4. September deutlich. Das entschieden die Admiraner in der Schweiz mit 2:1 für sich. Es war wichtig, gleich wieder auf die Erfolgsstraße zurückzukehren, und das wollen wir jetzt auch in der Liga, gab Lederer die Marschroute vor. In Maria Enzersdorf kommt es zu einem brisanten Duell, haben die beiden Teams doch erst kürzlich einen Spielertausch vollzogen. Issiaka Ouedraogo stürmt mittlerweile für die Kärntner, Peter Zulj ist dafür in der Admira-Offensive eine neue Alternative. Peter Zulj wird zeigen wollen, dass er dort unter Wert geschlagen wurde. Das lässt man als Trainer in seine Überlegungen einfließen. Aber es gibt auch immer die Gefahr, dass Spieler dann vielleicht zu viel wollen, es übertreiben, sagte Lederer. Der 37-Jährige erwartete auf der anderen Seite einen topmotivierten Ouedraogo, aber nicht nur den. Sie werden uns in den 90 Minuten alles abverlangen, weiß Lederer. Die aktuelle Tabellensituation der Gäste sei nicht aussagekräftig. Sie wurden bisher unter Wert geschlagen, betonte der Admira-Coach. Und Cheftrainer Ernst Baumeister ergänzte: Ein angeschlagener Gegner, der mit dem Rücken zur Wand steht, ist immer gefährlich. Personell steht neben dem langzeitverletzten Toni Vastic auch der gesperrte Thomas Ebner nicht zur Verfügung. Abwehrchef Christoph Schößwendter dürfte trotz Leistenproblemen zum Einsatz kommen. Den Kärntnern kam die Länderspielpause gelegen, die zuletzt angeschlagenen Manuel Seidl und Manuel Weber sind wieder fit, zudem ist der zurückgekehrte Ex-Abwehrchef Nemanja Rnic eine neue Option. Es war toll, erstmals konnten wir in dieser Saison mit so vielen Spielern trainieren, freute sich WAC-Trainer Dietmar Kühbauer in der Kleine Zeitung über den erhöhten Konkurrenzkampf im Team. Der muss auch schleunigst Erfolg mit sich bringen, liegen die Kärntner doch nur aufgrund des besseren Torverhältnisses nicht an der letzten Stelle. Vor einem Jahr hatten Joachim Standfest, der vor seinem 450. Ligaspiel steht, und Co. nach sieben Runden noch 18 Punkte auf dem Konto gehabt und sich am Ende für den Europacup qualifiziert. Es wäre schlimm, wenn wir nicht an unseren Fehlern gearbeitet hätten. Außerdem haben wir versucht, unser Spiel zu verbessern, sagte Kühbauer. In einem Test gegen den Erste-Liga-Club Wiener Neustadt gab es nur ein 2:2-Remis. Überwinden müssen die Wolfsberger ihre Auswärtsmisere, seit dem 2:0 bei der Austria am 4. Oktober 2014 gab es in 15 Spielen keinen Sieg und auch nur drei Unentschieden. Hoffnung macht der Kühbauer-Truppe dafür, dass sie drei der jüngsten vier direkten Duelle mit der Admira gewinnen konnte. (APA, 11.9.2015) Technische Daten und mögliche Aufstellungen: FC Admira Wacker Mödling – WAC (Maria Enzersdorf, BSFZ-Arena, Samstag, 18.30 Uhr, SR Weinberger). Saisonergebnisse 2014/15: 1:4 (h), 1:2 (a), 2:1 (h), 0:2 (a) Admira: Siebenhandl – Zwierschitz, Schößwendter/Neuhold, Wostry, Wessely – Lackner – Sax, Blutsch, P. Zulj, Bajrami – Starkl Ersatz: Kuttin – Malicsek, D. Toth, R. Schicker, Grozurek, Knasmüllner, Maier, Spiridonovic, Egho Es fehlen: Ebner (gesperrt), Vastic (Kreuzbandriss) Fraglich: Schößwendter (angeschlagen) WAC: A. Kofler – Standfest, Sollbauer, Rnic, Palla – M. Weber, Tschernegg – Zündel, Seidl, Ouedraogo – Hellquist Ersatz: Dobnik – Drescher, Baldauf, Kobleder, Berger, Putsche, Wernitznig, Jacobo, Silvio, Schmerböck Es fehlen: Trdina (Kreuzbandriss), Hüttenbrenner (nach Grippe-Erkrankung)
4Sport
Reaktion auf Urteil gegen Verfolgen von Surfverhalten. Facebook will in Belgien Internetnutzer ohne eigenes Profil in seinem sozialen Netzwerk blockieren, nachdem ein belgisches Gericht dem Unternehmen das Aufzeichnen von deren Surfverhalten untersagt hat. Dies gelte, sobald der Beschluss beim Unternehmen eintreffe, was noch für diese Woche erwartet werde, teilte das US-Unternehmen am Mittwochabend mit. Internetnutzer müssten sich dann ein eigenes Facebook-Konto einrichten. Anderenfalls könnten sie nicht mehr auf die bisher öffentlich zugänglichen Inhalte zugreifen, erklärte Facebook. Bisher können Internetnutzer in Belgien und anderswo auch ohne Facebook-Profil auf einen Teil der Seiten zugreifen. Sie können beispielsweise die öffentlichen Auftritte von Prominenten, Politikern, Sportvereinen oder bestimmten Unternehmen ansehen, ohne Mitglied bei Facebook zu sein. Anfang November hatte ein belgisches Gericht geurteilt, dass Facebook bei Nutzern ohne Profil das sogenannte Tracking – also Verfolgen von Spuren – durch ein spezielles Programm namens datr-Cookie stoppen müsse. Die belgische Datenschutzbehörde hatte dies angestrebt. Facebook hingegen meint, der datr-Cookie sei für den Schutz der eingetragenen Nutzer gegen Hacker nötig. Grundsätzlich will Facebook den Gerichtsentscheid anfechten, sich in der Zwischenzeit aber daran halten. Sonst drohen dem Unternehmen Strafzahlungen von bis zu 250.000 Euro täglich.
0Web
Vizepräsidentin der EU-Kommission fordert mehr Teamarbeit und kritisiert Finanzminister der EU. Alpbach – Ich hoffe, dass wir in der Zukunft viel härter gegen solche kriminellen Akte vorgehen. Entsetzt und entschlossen zeigte sich Kristalina Georgiewa, Vizepräsidentin der EU-Kommission, am Rande des Forums Alpbach angesichts von 71 toten Flüchtlingen, die in einem Lkw in Burgenland gefunden wurden. Im Gespräch mit dem STANDARD und der Tiroler Tageszeitung versuchte die Politikerin die Gründe der Flüchtlingskrise, wie sie meint, ein Tsunami, der sich langsam fortbewegt zu analysieren: Man sei derzeit nicht mit einem Konflikt, sondern mit einer Vielzahl von Konflikten konfrontiert. Allein im vergangenen Jahr seien es 400 gewesen. Europa habe Probleme, sich mit mehr als einer Krise gleichzeitig zu beschäftigen. Georgiewa forderte mehr Teamarbeit und kritisierte die Finanzminister der EU, die angesichts eines Budgetentwurfs mit deutlich mehr Ausgaben für Migration versuchten, das Geld zu bewachen, das von der EU zurück an die Mitgliedstaaten fließt. Sie glaubt nicht, dass der Flüchtlingsstrom rasch endet. Es gebe 60 Millionen Vertriebene, wenn nur zehn Prozent kämen, wäre das auch noch viel. Die EU müsse den Mitgliedstaaten helfen, diese Menschen zu integrieren. Man müsse entschlossen den Dialog suchen.
2International
Was bringt der Handelspakt? EU-Chefverhandler Ignacio Garcia Bercero gibt Antworten. STANDARD: Wie weit sind die Verhandlungen zum Freihandelsabkommen TTIP mit den USA gediehen, können Sie sagen: Wir sind zu einem Drittel oder zur Hälfte fertig? Ignacio Garcia Bercero: Ich will keine Prozentsätze nennen. Aber lassen Sie mich einen Einblick in den Ablauf geben. Vereinbart wurde, dass jeder Verhandlungspartner für jedes TTIP-Kapitel seinen Vorschlag auf den Tisch legt. Dann vergleichen wir die Texte und versuchen uns mit den USA auf eine Variante zu einigen. Bei vielen Kapiteln haben beide Seiten ihre Pläne präsentiert. Aber wir verhandeln über mehr als 20 Wirtschaftssektoren. Bei einigen Kapiteln liegen noch keine Vorschläge am Tisch. STANDARD: Bei welchen? Bercero: Beim Investitionsschutz. Die EU hat entschieden, zuerst interne Konsultationen abzuhalten, weshalb das strittige Thema seit einem Jahr auf Eis liegt. Diese sind nun vorbei, und wir wollen bis Ende des Jahres die Verhandlungen dazu starten. In neun Sektoren, etwa in der Automobil-, Pharma-, oder Maschinenbauindustrie, führen außerdem nicht Handelsexperten, sondern Regulatoren die Gespräche. Die Aufseher sehen sich an, wo Regeln harmonisiert werden können, zum Beispiel bei Pkw-Zulassungen. Erst wenn es hier konkrete Ergebnisse gibt – und so weit sind wir noch nicht -, werden diese Vorschläge in den TTIP-Text eingearbeitet. STANDARD: Gibt es schon Kapitel, die fertig sind? Bercero: Nein. Es gibt welche, wo nur mehr kleine Differenzen bestehen: etwa bei jenem über Klein- und Mittelbetriebe. In den meisten Fällen unterscheiden sich unsere Vorschläge aber signifikant von jenen der USA. Aber beide Seiten wollen rasch vorankommen. Wir glauben, dass wir die Gespräche bis zum Ende der Amtszeit von Präsident Barack Obama, also bis Ende 2016, abschließen können. STANDARD: Was sind die heikelsten Themen für die EU-Verhandler? Bercero: Die höchste Sensibilität liegt im Agrarsektor, bei Fleischprodukten. Ich rede nicht von Chlorhühnern, wo wir immer gesagt haben, dass es diese in Europa nicht geben wird. Aber es gibt Bereiche, in denen die USA wettbewerbsfähiger sind. Deshalb werden wir bei unseren Zugeständnissen an die USA vorsichtig sein. Ja, wir müssen auch hier welche machen, Handelsabkommen sind keine Einbahnstraßen. Aber wir streben eine Lösung wie mit Kanada an. Bis zu einer bestimmten Menge sollen die USA zollfrei Agrarprodukte nach Europa exportieren können, darüber hinaus fallen Zölle an. Bei Rindern und Schweinen wurde genau das mit Kanada vereinbart. STANDARD: Die größten Gewinne erwartet sich die EU bei Autoexporten. Dabei heben die USA kaum Zölle auf Pkws aus Europa ein. Sind ihre Erwartungen nicht überzogen? Bercero: Autos sind das perfekte Beispiel dafür, dass für Europa sehr viel davon abhängt, wie weit wir bei der Harmonisierung der Regeln kommen. Für Pkws betragen Importzölle in Europa rund zehn, in den USA nur 2,5 Prozent. Wenn wir nur Zölle abschaffen, ist die Wirkung von TTIP begrenzt. Wobei die US-Zölle in den meisten Sektoren höher sind. Deshalb gehen wir offensiv vor. Wir haben den USA vorgeschlagen, außerhalb des Agrarsektors alle Zölle abzuschaffen, vorausgesetzt, die Vereinigten Staaten tun das auch. STANDARD: Studien zeigen, dass durch TTIP der Handel mit den USA steigt, der Warenverkehr in der EU aber zurückgeht. Begibt sich Europa nicht in eine gefährliche Abhängigkeit zu den USA? Bercero: TTIP wird zu einer stärkeren wirtschaftlichen Verflechtung mit den USA führen. Aber das wird nicht die engen Bindungen in der EU schwächen. Wir leben in einer globalisierten Welt, wo es logisch ist, dass die EU-Länder zunehmend Außenhandel mit Ländern außerhalb Europas treiben. Die große internationale Veränderung betrifft in dieser Hinsicht nicht die USA, sondern China, das immer wichtiger wird. STANDARD: Die EU hat ihre Pläne für reformierte Investitionsgerichte vorgelegt. Die einzige Reaktion aus den USA kam von der Handelskammer, die den Vorschlag ablehnt. Bercero: Zuerst zu den guten Nachrichten. Im EU-Parlament haben alle wichtigen Fraktionen klargemacht, dass sie den Reformvorschlag der Kommission unterstützen. Dieselben positiven Rückmeldungen erhalten wir von den Regierungen der Mitgliedsländer. Noch haben wir den Amerikanern unseren Vorschlag nicht offiziell übermittelt, die US-Administration wird erst danach Stellung nehmen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt beeindruckt mich diese Kritik also nicht besonders. STANDARD: Kritiker sagen, selbst wenn man in TTIP eine gute Lösung findet, wird das nicht helfen. Denn US-Firmen könnten für ihre Klagen das Freihandelsabkommen der EU mit Kanada nutzen. Bercero: Das Modell, das wir den USA vorschlagen, bringt prozessual fundamentale Verbesserungen. So sind Berufungsverfahren vorgesehen, wenn Konzerne Staaten klagen. Die Streitparteien können die Schiedsrichter auch nicht mehr selbst aussuchen, es wird fix zugeteilte Richter geben. Inhaltlich droht aber auch vom Abkommen mit Kanada keine Gefahr. Das Recht der Länder, Gesetze zu erlassen, etwa für Umweltschutz, wurde auch hier klar fixiert. STANDARD: In den USA gilt, dass eine chemische Substanz nur verboten werden kann, wenn deren Gefährlichkeit bewiesen ist. Nicht mal Asbest ist verboten. In Europa müssen Firmen belegen, dass Produkte sicher sind. Muss Europa seine Standards aufgeben? Bercero: Die Regeln in Europa sind hier viel strikter, und weder die USA noch wir Europäer werden unsere unterschiedlichen Positionen aufgeben. Die USA haben dem auch schon zugestimmt, die Ergebnisse im Chemiesektor werden in dieser Hinsicht also sehr bescheiden ausfallen. Trotzdem ist eine engere Kooperation möglich, die Aufseher könnten mehr Informationen austauschen. Darüber wird diskutiert. STANDARD: Sie planen, ein Aufsichtsgremium zu schaffen, in dem Regulatoren aus der EU und den USA sitzen: Sichern sich die Amerikaner über diesen Weg Einfluss? Bercero: Jede Entscheidung in der EU wird weiterhin auf Basis der hier geltenden Regeln getroffen werden. Nur weil die USA die Möglichkeit bekommen, ihre Meinung zu sagen und Vorhaben zu kommentieren, bedeutet das doch nicht, dass nicht die zuständigen EU-Behörden entscheiden.
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