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Wirtschaftliche Auswirkungen des Konflikts auch bei Nachbarn enorm. Washington – Die Weltbank hat die Verluste durch den auch für die Wirtschaft verheerenden Bürgerkrieg in Syrien auf 35 Milliarden Dollar (31,4 Milliarden Euro) beziffert. Der Bürgerkrieg habe Syrien, die Türkei, den Libanon, Jordanien, den Irak und Ägypten geschätzte 35 Milliarden Dollar an wirtschaftlicher Entwicklung gekostet, erklärte die Weltbank in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Nahost-Quartalsbericht. Für die Schätzung seien Preise von 2007 zugrunde gelegt worden. Alle Nachbarstaaten Syriens seien wegen des Konflikts einem enormen Haushaltsdruck ausgesetzt, heißt es in dem Bericht, der auch auf die finanzielle Belastung durch die hohe Zahl von Flüchtlingen hinweist, die in den Aufnahmeländern zumeist arbeitslos seien. In Syrien gibt es seit Beginn des Bürgerkriegs vor fünf Jahren 13 Millionen Binnenvertriebene, weitere vier Millionen halten sich in angrenzenden Staaten auf. 260.000 Menschen wurden nach UN-Schätzungen in dem Konflikt getötet.
2International
Der erste Teil des EU-Markenrechtspakets ist seit kurzem in Kraft. Es sieht einige inhaltliche Neuerungen und Klarstellungen vor. Wien – Mit der in der ganzen EU Schutz bietenden Gemeinschaftsmarke wurde 1994 ein von der Wirtschaft stark nachgefragtes Schutzrecht geschaffen. Ihre Rechtsgrundlage blieb über zwanzig Jahre nahezu unverändert, während das Geschäftsleben einen massiven Wandel durchlebte. Sowohl das Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt als auch der EuGH waren zudem in großem Ausmaß klarstellend, konkretisierend und rechtsfortbildend tätig. Der aus diesen Entwicklungen resultierende Bedarf an einer umfassenden Reform ist nun im neuen EU-Markenrechtspaket gemündet. Sein erster Teil, die Unionsmarkenverordnung (EU) 2015/2424, trat am 23. März in Kraft. · Update der Begrifflichkeiten Entsprechend der neuen Bezeichnungen auf EU-Ebene wurde die bisherige Gemeinschafts- auf Unionsmarke umbenannt. Auch das für Unionsmarken zuständige Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt erhält einen neuen Namen und heißt nun Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (European Union Intellectual Property Office – EUIPO). · Entfall der grafischen Darstellbarkeit Eine bemerkenswerte inhaltliche Änderung betrifft die Markendefinition: Das Erfordernis der grafischen Darstellbarkeit des Kennzeichens wurde gestrichen. Es reicht nunmehr aus, wenn das Zeichen unter Verwendung allgemein zugänglicher Technologien erfassbar ist. Damit werden Klangmarken durch eine hörbare MP3-Datei wesentlich stärkerer greifbar als beim bisherigen indirekten Schutz über eine Notenschrift oder ein Sonagramm. Da diese Neuerung wesentliche Änderungen des Markenregisters erfordert, tritt die neue Markendefinition erst im Oktober 2017 in Kraft. Allerdings kann bei der Anmeldung einer Sound-Unionsmarke bereits jetzt zusätzlich zur grafischen Abbildung eine MP3-Datei hochgeladen werden. · Stärkung der Markenrechte im Kampf gegen Produktpiraterie Auch zur effektiveren Bekämpfung von Produktpiraterie gibt es (umstrittene) Neuerungen: Nunmehr kann der Inhaber einer Unionsmarke die Einfuhr, Durchfuhr oder Lagerung rechtsverletzender Waren auch dann verhindern, wenn diese nicht dazu bestimmt sind, in der EU in Verkehr gebracht zu werden. Damit ist auch der Transit von kennzeichenverletzenden Waren angreifbar. Diese Bestimmung steht in klarem Gegensatz zur bisherigen Judikatur des EuGH, wonach der bloße Transit nicht in die Rechte des Markeninhabers eingreift (EuGH C-446/09, 495/09, Philips/Nokia) und erweitert daher die Rechte der Markeninhaber wesentlich. Weiters hat der Inhaber einer Unionsmarke nunmehr das Recht, bestimmte Vorbereitungshandlungen (etwa das Besitzen oder Anbringen eines Zeichens auf der Verpackung oder auf Etiketten) zu untersagen, wenn die Gefahr besteht, dass diese Kennzeichnungsmittel in markenverletzender Weise benutzt werden. · Kollision mit Namen Das Recht der eigenen Namensführung gegenüber einem Markenrecht wurde in der Unionsmarkenverordnung eingeschränkt: Zwar kann der Markeninhaber einer natürlichen Person nicht untersagen, ihren eigenen Namen im geschäftlichen Verkehr zu benutzen – auch wenn sie etwa Peter McDonald heißt. Dies gilt allerdings nicht für Firmenbezeichnungen einer juristischen Person, auch wenn sie nach dem Namen des Gesellschafters benannt sind. Eine McDonald GmbH mit dem Gesellschafter Peter McDonald wird daher – unabhängig von der Berühmtheit der Marke des Franchiseunternehmens – markenrechtswidrig sein. Auch diese Neuerung steht in bewusster Abkehr zur bisherigen Rechtsprechung, wonach das bloße Führen einer mit einer Marke gleichlautende Firma grundsätzlich zulässig ist (EuGH C-17/06, Céline). · Gebührenänderung Ein weiterer zentraler Punkt der Reform ist die Neuregelung der beim EUIPO zu entrichtenden Gebühren. Nach dem neuen System werden Anmeldungen für nur eine Klasse billiger (850 statt 900 Euro), für zwei Klassen bleiben die Kosten unverändert, und für drei oder mehr Klassen verteuern sie sich (ab 1050 statt ab 900 Euro). Damit sollen bewusst schlanke Anmeldungen attraktiver werden, um so eine bedarfsorientiertere Klassenauswahl zu fördern und überschießende Markenanmeldungen zu vermeiden. Dies dient nicht zuletzt der Verfahrensbeschleunigung und der Entschlackung des Registers bzw. Freihaltung des immer knapper werdenden Namensraums. Die parallel zur Verordnung erlassene Markenrichtlinie (EU) 2015/2436 enthält im Interesse der weiteren Harmonisierung der nationalen Rechtsordnungen mit dem Unionsmarkensystem im Wesentlichen dieselben Neuerungen. Diese sind von den Mitgliedstaaten bis Jänner 2019 umzusetzen, wobei insbesondere bei den Markenregistern durch den Entfall der grafischen Darstellbarkeit Anpassungsbedarf besteht. Das EUIPO hat angekündigt, mit den nationalen Markenämtern bei der möglichst einheitlichen technischen Umsetzung zusammenzuarbeiten.
3Wirtschaft
Interpol-Generalsekretär: Insgesamt 25.000 Kämpfer bei Extremisten in Syrien und Irak aktiv. Madrid – Interpol hat 5.800 ausländische Kämpfer identifiziert, die sich den Jihadisten im Irak und in Syrien angeschlossen haben. Sie seien aus etwa 50 Ländern eingereist, sagte Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock am Mittwoch bei einer Anti-Terror-Konferenz in Sevilla. Insgesamt seien 25.000 Kämpfer in den Reihen der Jihadistenorganisation Islamischer Staat und anderer extremistischer Gruppen aktiv. Der IS hatte sich zu der Anschlagsserie in Paris bekannt, bei der am Freitag 129 Menschen getötet wurden. Mehrere Angreifer – französische und belgische Staatsbürger – sollen zuvor in Syrien gewesen sein. Stock forderte als Reaktion auf die steigende Bedrohung eine engere Zusammenarbeit der Länder mit Interpol. Informationen sind die Basis der Polizeiarbeit. Die Informationen müssen deswegen mit Interpol geteilt werden. In Sevilla sind am Mittwoch Experten aus der ganzen Welt zu einer dreitägigen Konferenz über den Kampf gegen den Terrorismus zusammengekommen.
2International
Die ÖVP erhöht den Druck auf die SPÖ: Sozialleistungen für Ausländer, ob Mindestsicherung oder Familienbeihilfe, müssten gekürzt werden. Wien – Die ÖVP lässt nicht locker. Ob Mindestsicherung oder Familienbeihilfe, die ÖVP möchte Sozialleistungen für Ausländer kürzen, seien es anerkannte Flüchtlinge, die ein Recht auf den Bezug der Mindestsicherung haben, seien es ausländische Staatsbürger, die in Österreich leben und arbeiten und ein Recht auf den Bezug der Familienbeihilfe für ihre im Heimatland verbliebenen Kinder haben. Diese Anliegen hat sich Außenminister Sebastian Kurz auf seine tagespolitische Agenda geschrieben, die Speerspitze im Kampf gegen diesen vermeintlichen Sozialbetrug ist aber ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka. Am Mittwoch fragte Lopatka: In welcher Welt leben Sie, Herr Minister? Gemeint ist Sozialminister Alois Stöger, der Dienstagabend eine Verhandlungsrunde mit den Soziallandesräten zur Mindestsicherung hinter sich brachte. Die von der ÖVP so nachdrücklich geforderte Deckelung der Mindestsicherung auf 1500 Euro pro Monat sei jedenfalls vom Tisch, hieß es nach dem Treffen aus dem Sozialministerium. Eine Kürzung nur für Flüchtlinge oder subsidiär Schutzberechtigte werde nicht kommen. Ein von der Bundesregierung in Auftrag gegebenes Gutachten zu dem Thema liegt allerdings noch gar nicht vor. Für Stöger ist aber vorab schon klar, dass Asylberechtigte grundsätzlich mit Österreichern gleichbehandelt werden müssen. Er kann sich aber vorstellen, dass es in diesem Bereich schärfere Sanktionen geben könne, auch als Mussbestimmung. Bei der Anpassung der Familienbeihilfe für im Ausland lebende Kinder, die den Staat im Vorjahr 223 Millionen Euro gekostet hat, auf das dortige Leistungsniveau will sich Stöger noch nicht festlegen. Die ÖVP hat dies längst getan. Stöger muss sich offenbar erst in sein Sozialressort einarbeiten, sagt Lopatka. Länder wie Deutschland, Schweden und Dänemark haben aufgrund des Massenansturms von Migranten hier schon die Notbremse bei den Sozialleistungen gezogen. Österreich muss diesen Weg auch einschlagen. Dass eine Deckelung der Mindestsicherung vom Tisch sei, will der ÖVP-Klubobmann nicht akzeptieren. Wir sagen das Gegenteil. Es geht um eine richtige politische Entscheidung. Offenbar betreibt die Wiener SPÖ gemeinsam mit Sozialminister Stöger Realitätsverweigerung. Bei der geforderten Anpassung der Familienbeihilfe hält Lopatka Stöger die Zahlen vor und will das Argument nicht gelten lassen, dass Eltern aus Skandinavien und Großbritannien bei der Familienbeihilfe für EU-Ausländer dann mehr erhalten müssten. Lopatka: Von 24.000 Beziehern sind keine 100 aus Skandinavien. Unser Problem sind Länder wie Ungarn, Slowenien oder die Slowakische Republik, wo wir die Hälfte aller Bezieher haben. 2014 wurde für 24.498 im Ausland lebende Kinder die österreichische Familienbeihilfe ausbezahlt. Lopatka rechnet vor: Aus Großbritannien bezogen 21 Kinder Familienbeihilfe, aus Schweden fünf Kinder, aus der Slowakei hingegen 5102 Kinder, aus Slowenien 2247 Kinder, aus Ungarn 7744, aus Tschechien 1864 und aus Polen 2845 Kinder. Lopatka: Es steht also in keinem Verhältnis, wie viele Familienbeihilfebezieher es aus Skandinavien und Großbritannien und aus den restlichen Ländern gibt. Minister Stöger, der dieses Thema für die SPÖ verhandelt, verweist darauf, dass die zuständige Familienministerin Sophie Karmasin die grundlegenden Zahlen noch schuldig geblieben und die Arbeitsgruppe längst nicht fertig sei. Da war Reinhold Lopatka aber längst schon weitergeritten und hielt Bundeskanzler Werner Faymann im Parlament ein großes Taferl mit einer nicht erledigten Checkliste vor.
5Inland
Weitere Verbesserungen am App Launcher samt Queransicht für Smartphones – Neue Einstellungsmöglichkeiten. Ein Blick in den Zeitplan für die Entwicklung von Android M offenbart: Für Ende Juni / Anfang Juli hat Google die Veröffentlichung einer neuen Testversion geplant. Diesen Zeitraum hat man zwar bis zum Ende ausgekostet, jetzt ist es aber so weit: Die Developer Preview 2 steht zum Download. Der STANDARD hat die neue Version natürlich gleich installiert und siehe da – neben Bugfixes und kleineren API-Änderungen bringt sie auch noch einmal so manche funktionelle Veränderung: So wurde etwa der Google Now Launcher in einigen Punkten überarbeitet. Im Vergleich zur ersten Preview verschwinden in der App-Übersicht die zur Sortierung gedachten Buchstaben, wodurch alles deutlich aufgeräumter wirkt – und deutlich mehr Apps auf den ersten Blick zu sehen sind. Zudem hebt sich die Suchbox nun vom restlichen App Drawer ab. In den Einstellungen zum Launcher findet sich ein Punkt, den viele User schon seit längerem eingefordert haben: Endlich lässt sich – optional – der Homescreen auch am Smartphone in einer Queransicht nutzen. Einiges hat sich bei den Systemeinstellungen getan: Der in der letzten Preview noch versteckte Memory Manager hat nun einen eigenen Eintrag erhalten. Dort wird dann nicht nur über den gesamten Speicherverbrauch sondern auch über den durchschnittlichen RAM-Hunger jeder einzelnen App in einem gewissen Zeitraum – von Haus aus den letzten drei Stunden – informiert. Nett ist dabei auch, dass bei komplexeren Apps angezeigt wird, welche Bestandteile wie viel Speicher brauchen – und wie oft dies der Fall ist. Der in den versteckten Entwicklereinstellungen aktivierbare Systems UI Tuner hat einige neue Tricks beigebracht bekommen: So kann nun bei der Akku-Anzeige in der Statuszeile eine Prozentzahl dargestellt werden. Auch können einzelne Icons im Statusbereich auf Wunsch ganz ausgeblendet werden. Die Storage-Einstellungen wurden grafisch leicht umgestaltet und liefern jetzt auch Infos über per USB angehängte externe Geräte. Dabei ist ein Eintrag namens Explore hinzugekommen, der für den gerade gewählten Datenspeicher einen einfachen Dateimanager aufruft. Apropos USB: Von Haus aus ist diese Verbindung auf Nur aufladen gestellt, wer auf den Datenspreicher zugreifen will, muss dies explizit umstellen. Was hingegen weiter fehlt ist das auf der Google I/O vorgezeigte Google Now on Tap mit dem Kontextinformationen zu gerade im Vordergrund befindlichen Inhalten abgerufen werden können. Hier will man sich wohl noch etwas für die fertige Version vorbehalten. Dazu kommen noch kleinere Anpassungen am neuen Berechtigungsmodell für Android M und an einigen Programmierschnittstellen. So kennt das Media API nun eine neue Methode um herauszufinden, ob ein Gerät ein Mikrofon aufweist. Die Android M Developer Preview 2 wurde einmal mehr für Nexus 5, 6, 9 und Nexus Player als Factory Image veröffentlicht. Geräte, die bereits die erste Preview installiert haben, sollen in den kommenden Tagen automatisch ein Update erhalten. Jenes für das Nexus 6 wurde bereits aufgespürt und lässt sich entsprechend auch manuell per adb sideolad installieren. Der aktuelle Zeitplan sieht eine weitere Preview-Version für Ende Juli vor, der dann bereits die fertige Version folgen soll. Für diese will man sich bisher auf keinen fixen Zeitpunkt festlegen, zur I/O hieß es von Seiten Googles gegenüber dem STANDARD, noch, dass Ende August / Anfang September anvisiert wird. Ob man diesen Zeitpunkt auch einhalten kann, muss sich freilich erst zeigen.
0Web
Renée und Ana wünschen sich Nachwuchs. Seit Februar 2015 ist das für lesbische Paare auch in Österreich möglich. Der Weg zum Kind ist trotzdem kein leichter. Spender Inaki ist 170 cm groß und wiegt 63 Kilogramm. Sein Bart ist schwarz, der Körper athletisch. Gesichtsform oval, Hautton olive, Lippen voll. Und: Er ähnelt dem Schauspieler Bruce Lee. Hier klicken für Fotos von Bruce Lee, ermuntert die weltgrößte Samenbank Cryos all jene, die auf dem Weg der künstlichen Befruchtung zur erhofften Elternschaft gelangen wollen. Inaki heißt in Wahrheit nicht Inaki, so viel Anonymität muss sein. Darüber hinaus gibt er mit Kindheitsfotos, Familienstammbaum, Schrift- und Hörproben sowie Antworten auf Fragen wie Welche Werte zählen für dich? Einblick und gleichzeitig Ausblick auf die Optionen, die sein Erbmaterial der potenziellen Nachkommenschaft eröffnet. Auch die 39-jährige Renée heißt nicht Renée, will für diesen Artikel aber lieber einen anderen Namen annehmen. Seit Jahren wälzt die Wienerin Gedanken über die Gründung einer Familie, die zusätzlich zu Partnerin Ana auch Kinder umfasst. Bis dato ein schier unmögliches Unterfangen in Österreich, wo das sogenannte Fortpflanzungsmedizingesetz erst seit Februar 2015 auch gleichgeschlechtlichen Paaren den Zugang zu künstlicher Befruchtung gewährt – übrigens erst nach höchstgerichtlichem Druck. Aber auch heute, rund ein Jahr nach Beschlussfassung der Neuregelung im Parlament, steht das Paar vor einer Reihe offener Fragen. Eine der wichtigsten: Wie finden wir den passenden Spender? Renée lebt hier mit Ana in eingetragener Partnerschaft, in den USA, beiden viele Jahre Wahlheimat, sind die beiden verheiratet. Aufgrund des interkulturellen Backgrounds der Beziehung sucht man einen zumindest halbasiatischen Spender. Und hier, so empfinden es die beiden, ist laut österreichischem Gesetz auch schon wieder Schluss mit der Wahlfreiheit. Auswahlkriterien, wie sie Cryos oder die European Sperm Bank bereitwillig zur Verfügung stellen, können hierzulande nur oberflächlich definiert werden. Eine zentrale Samenbank gibt es nicht, jede Klinik, an der eine In-vitro-Fertilisation oder Insemination durchgeführt wird, muss auf ihren eigenen, überschaubaren Spenderkreis zurückgreifen. Bettina Stadlbacher vom Kinderwunschzentrum im Goldenen Kreuz in Wien ist Renée und Ana bei der Spendersuche behilflich, ein Job, der durch die Neuerungen im Gesetz noch mehr an emotionaler Verantwortung gewonnen hat. Es sind Stadlbacher und ein Team biomedizinischer Analytikerinnen, die letztlich entscheiden, welcher Spender zu welchem Empfängerpaar (alleinstehende Frauen sind nach wie vor von der künstlichen Befruchtung ausgeschlossen) passt. Wie bei jedem Paar wird dieser anhand bestimmter Merkmale wie Augenfarbe, Haarfarbe, Blutgruppe, Größe, Gewicht, Beruf, Interessen und Ausbildung selektiert. Stadlbacher: Vor der Gesetzesnovelle habe ich nicht so engen Kontakt zu den Paaren gehabt. Heterosexuelle Paare wollten nicht so viele Informationen über den Spender. Bei lesbischen Paaren sei das anders. Aktuell hat das Kinderwunschzentrum rund 40 aktive Samenspender, allerdings: kein einziger mit asiatischen Wurzeln. Das Werbeverbot macht es uns schwer, neue Spender zu rekrutieren, sagt Stadlbacher. Auch im persönlichen Kontakt versuchten Renée und Ana bereits einen Spender aufzustellen. Das Problem: Einer wollte aktiver Vater sein, ein anderer sprang nach anfänglicher Begeisterung doch wieder ab, berichtet Renée. Bleibt der Weg über internationale Megasamenbanken? Jein. Einerseits hegt das Paar hier ethische Bedenken, weil etwa Cryos auch an Private liefert, das Risiko zahlreicher Halbgeschwister für den eigenen Nachwuchs unüberschaubar werde. Auch habe man keine Garantie, dass ein Kind nach vollendetem 18. Lebensjahr Kontakt zum Spender aufnehmen kann, wie von Cryos versprochen. Zudem: Rechtlich sieht man sich im Goldenen Kreuz die Hände gebunden: Wir können nicht auf Cryos zugreifen, denn wir müssen jeden Spender persönlich aufklären, sagt Heinz Strohmer, Leiter des Kinderwunschzentrums und ärztlicher Kontakt des Paares. Renées Option: Samen trotzdem bestellen, die gesamte Vorbereitung in Österreich absolvieren und für die Implantation selbst in die Partnerklinik nach Bukarest ausweichen. Ein Nachteil von vielen: Das kostet – zusätzlich. Zugang zum IVF-Fonds haben gesunde lesbische Paare nicht. Und dann das: Am 25.12. berichtet der Kurier von der Geburt des ersten In-vitro-Babys lesbischer Eltern. Den Samen bestellten die Tirolerinnen von Cryos. Renée ist verunsichert. Schon bisher empfindet sie die Erfüllung ihres sehnlichsten Wunsches wie ein wissenschaftliches Projekt, das man allein umsetzt. Mit dem Wissen über den Tiroler Weg sei wieder alles anders. Weil Renée und Ana aber im Jänner ihren ersten Versuch starten wollen, haben sie jetzt via Inserat ein letztes Mal in Österreich gesucht. Über 20 Männer haben sich gemeldet, jetzt sind sie dabei, die ersten potenziellen Spender zu treffen.
5Inland
Golden State gewinnt erstes Finalspiel gegen Cleveland mit 108:100 und legt in der Serie einmal vor. Oakland (Kalifornien) - Die Golden State Warriors sind nach dem ersten Tag der best of seven-Serie im NBA-Finale gegen die Cleveland Cavaliers mit 1:0 in Front gegangen. Die Hausherren besiegten das Team aus Ohio am Donnerstag in der Verlängerung mit 108:100 und sind auch im zweiten Duell am Sonntag Gastgeber. Auch ein herausragender LeBron James konnte mit 44 Punkten die Niederlage nicht abwenden. Und trotz seiner bisher besten Leistung in einem Finalspiel überhaupt sparte James nicht mit Selbstkritik. Wir müssen alle besser sein, mich eingeschlossen, sagte James, der einen Dreipunkte-Wurf 3,6 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit nicht verwerten konnte. Ich finde nicht, dass ich großartig war. Ich muss bessere Dinge machen, um uns offensiv präziser zu machen und ich muss mehr kommunizieren, erklärte der Superstar, der zum fünften Mal en suite im NBA-Finale steht. Die Freude war an diesem Tag aufseiten der Kalifornier und 19.596 Zuschauern. Wir haben sie in der Verlängerung zu einigen schweren Würfen gezwungen und in der Offensive die ganze Breite des Spielfeldes genutzt, den Ball gut bewegt. Sie haben nur zwei Punkte erzielt, eine riesige Leistung von uns, lobte Stephen Curry. Der wertvollste Spieler der Vorrunde (MVP) war mit 26 Zählern erfolgreichster Schütze der Gastgeber. Trotz des gelungenen Starts sprach Curry davon, dass noch eine lange Serie bevorstehe. Das beste Vorrunden-Team Golden State steht erstmals seit 40 Jahren im Finale. Mindestens ebenso schmerzlich wie die Niederlage war für die Cavs der Verlust von Kyrie Irving. Der Allstar hatte sich in der Verlängerung am zuvor bereits entzündeten linken Knie erneut verletzt und verließ die Arena auf Krücken. Ich habe einige Schmerzen und bin ein wenig besorgt, sagte Irving und vergrub sein Gesicht in einem Handtuch. Ob der zweitwichtigste Spieler seinem Team in der nächsten Partie am Sonntag zur Verfügung steht, scheint mehr als fraglich. (APA, 5.6.2015) NBA-Finale (best of seven) - 1. Spiel in Oakland: Golden State Warriors - Cleveland Cavaliers 108:100 n.V. Stand in Serie: 1:0. Nächstes Spiel am Sonntag erneut in Oakland.
4Sport
In der tropischen Landwirtschaft sind Fledermäuse bei der Schädlingsbekämpfung mitunter sogar effektiver als Vögel. Göttingen/Wien – Die Bedeutung von Vögeln und Fledermäusen bei der Dezimierung von Schädlingen in tropischen Ländern wurde bisher unterschätzt. Ihre Leistung als Schädlingsbekämpfer habe einen hohen wirtschaftlichen Nutzen, berichtet ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Universität Wien im Fachjournal Biological Review. Gerade in den Tropen bedroht die rasant wachsende und intensive Landnutzung viele Lebensräume, Arten und Ressourcen. Natürliche Dienstleistungen von Vögeln und Fledermäusen bieten eine Möglichkeit, solche bedrohten Lebensräume nachhaltiger und dennoch gewinnbringend zu bewirtschaften, sagt Bea Maas vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien. Vögel und Fledermäuse sind bisher nicht gleich gut untersucht und werden in ihrer Bedeutung für die Landnutzung oftmals unterschätzt. Als Beispiel nennt Maas die Insel Sulawesi, die den größten indonesischen Kakaoproduzenten darstellt: Vögel und Fledermäuse sichern hier 30 Prozent der Ernte, das entspricht pro Jahr und Hektar durchschnittlich 730 Dollar (670 Euro). Hochgerechnet auf ganz Indonesien betrage die Ökosystem-Dienstleistung der Tiere damit mehr als eine Milliarde Dollar pro Jahr. Untersucht wurden vor allem Baumplantagen mit Obst, Kaffee oder Kakao, und zwar mittels sogenannter Ausschlussstudien. Zumeist werden dabei gleich große Bereiche einer Plantage mit Netzen abgedeckt, die nur Insekten das Eindringen ermöglichen. Dabei gibt es einen Käfig, der nachts offen und tagsüber geschlossen ist, also nur die Schädlingsdezimierung durch die nachtaktiven Fledermäuse zulässt. Ein zweiter Bereich ist nur tagsüber geöffnet, um die Auswirkungen der Vogeljagd auf Schädlinge zu untersuchen, ein dritter rund um die Uhr geschlossen, um zu sehen, ob es additive Effekte gibt, so Maas. Schließlich gibt es noch einen nicht manipulierten Bereich, um die natürliche Situation zu dokumentieren. Es zeigte sich in den verschiedenen Studien, dass die Effekte von Fledermäusen bisher stark unterschätzt wurden, diese würden jene von Vögeln sogar überragen, so die Forscherin. Bei in den indonesischen Kakaoplantagen sei etwa der Effekt der Fledermäuse drei mal so hoch wie jener der Vögel, es gebe hier aber regional sehr unterschiedliche Ergebnisse. Bei den Vögeln hatte die Umformung von Wald zur Agrarlandschaft einen deutlichen Rückgang der Artenzahl zur Folge. Durch gezieltes Management könnte man die Ökosystem-Dienstleistungen der Vögel und Fledermäuse und damit den Ertrag sicher noch steigern, so die Ökologin. Dazu müssten die Tiere interessante Nahrungsressourcen in der Plantage finden. Auch eine höhere Diversität und Dichte von Schattenbäumen in Agroforst-Plantagen sowie Nistgelegenheiten wären hilfreich.
7Wissenschaft
Linker Rapper Fyssas von Goldene-Morgenröte-Sympathisant erstochen. Athen – Die Mutter des linken Rappers Pavlos Fyssas, der vor zwei Jahren von einem Anhänger der griechischen Neonazi-Partei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) erstochen wurde, hat vor der Wahl der rechtsextremen Partei gewarnt. Jeder Wähler der Partei werde zum Mordkomplizen, sagte Magda Fyssas der Wochenzeitung To Vima vom Samstag. Die Mitglieder der Partei seien Reptilien, die Partei insgesamt eine Nazi-Organisation, die Hitlers Programm folgt. Sie werden nicht aufhören, ich hoffe nur, dass kein anderes Kind den Preis zahlt, sagte Fyssas. Der 34-jährige Pavlos Fyssas war am 17. September 2013 vor einer Bar von einem Chrysi-Avgi-Anhänger erstochen worden. Seine Familie wirft der Parteiführung vor, den Mord angeordnet zu haben. Die Tat schockierte das Land und führte zur Festnahme zahlreicher Parteimitglieder, darunter etlicher Parlamentsabgeordneter. Die offen antisemitische und fremdenfeindliche Partei war in den 80er-Jahren gegründet worden, führte jedoch lange Zeit ein politisches Schattendasein. Die Wut über Einwanderung und Sparmaßnahmen katapultierte sie im Jahr 2012 aber ins Parlament. Damals wurde die Partei drittstärkste Kraft und erhielt 18 Mandate. Trotz der Empörung in der Öffentlichkeit über ihre Politik und ihre gewaltsamen Anhänger könnte Chrysi Avgi bei der Parlamentswahl am Sonntag mit sechs Prozent der Stimmen erneut auf dem dritten Platz landen.
2International
Ähnliche Zahlen auch 2016 erwartet – Bisher kamen 521.000 Schutzsuchende auf diesem Weg nach Europa. Genf – Angesichts des hohen Andrangs an Schutzsuchenden hat das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR seine Jahresprognose für 2015 nach oben korrigiert. Für 2015 rechnet die Organisation nun damit, dass insgesamt 700.000 Menschen das Mittelmeer überqueren, wie aus einer der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Aufstellung hervorgeht. Vergangenes Monat war UNHCR noch von 400.000 Flüchtlingen ausgegangen. Auch für 2016 rechnet die Organisation vorerst mit 700.000 Schutzsuchenden, merkt jedoch an, dass die Zahlen noch steigen könnten. Es ist möglich, dass es 2016 noch mehr Ankünfte geben wird, vorerst gehen wir aber von ähnlichen Zahlen wie 2015 aus, zitierte Reuters aus dem Papier. Angesichts bereits existierender Schätzungen zu Flüchtlingszahlen sind die korrigierten Prognosen jedoch keine Überraschung. So ging alleine Deutschland bisher schon von bis zu einer Million Schutzsuchenden aus. Laut aktueller Zahlen des UNHCR kamen bis Ende September zudem bereits 521.000 Menschen über das Mittelmeer nach Italien oder Griechenland.
1Panorama
Gelder fehlten und Unterstützer waren enttäuscht. Washington – Als erster der bisher 17 republikanischen Präsidentschaftsbewerber zieht sich der frühere Gouverneur von Texas, Rick Perry, aus dem US-Präsidentschaftswahlkampf zurück. Wir haben ein überwältigendes Kandidatenfeld, vielleicht das beste seit einer Generation. Deshalb trete ich zur Seite, ich weiß, dass unsere Partei in guten Händen ist, erklärte Perry am Freitag in einer Mitteilung. So lange man der Basis gut zuhöre, werde es auch dem Konservatismus gut gehen. Perrys Kampagne war in jüngster Zeit denkbar schlecht gelaufen, ihm fehlten massiv finanzielle Mittel, enttäuschte Unterstützer hatten sich abgewandt. Zuletzt hatte Perry angeblich die Zahlungen an Mitarbeiter seiner Kampagne in einigen Bundesstaaten eingestellt. In den Umfragen der vergangenen Wochen, die bei den Republikanern allesamt deutlich vom Immobilienmogul Donald Trump angeführt werden, spielte Perry keine Rolle mehr. Perry war auch im Wahlkampf 2012 angetreten, damals war er über eine Serie von Ausrutschern gestolpert. Das republikanisch Bewerberfeld ist eines der größten seit vielen Jahren. Parteistrategen befürchten seit längerem, dass sich die Kandidaten gegenseitig marginalisieren und die große Zahl den parteiinternen Wahlkampf deutlich erschwert. Lange hatte Floridas Ex-Gouverneur Jeb Bush wie der wahrscheinlichste Kandidat seiner Partei ausgesehen, doch in diesem Sommer – lange, bevor die Vorwahlen überhaupt begonnen haben – wirbelt Trump alles durcheinander. Der nächste US-Präsident wird im November 2016 gewählt.
2International
In der Nacht auf Dienstag hat es geklappt: Sentinel-1B hob vom Weltraumbahnhof Kourou ab. Kourou/Darmstadt – Nach mehrmaliger Startverschiebung hat die Europäische Weltraumorganisation ESA den Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-1B nun endlich ins All geschickt. Er hob in der Nacht auf Dienstag an Bord einer Sojus-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ab. Der 2,3 Tonnen schwere Satellit ist Teil des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Das Programm verfolgt das Ziel, den Zustand der Erde kontinuierlich zu erfassen und Fernerkundungsdaten über Ozeane, Landflächen, Atmosphäre und Klimawandel zu sammeln. Sentinel-1B ergänzt als den bereits gestarteten baugleichen Satellit Sentinel-1A, mit dem Copernicus im April 2014 startete. Bereits im All befinden sich zudem Sentinel-2A und Sentinel-3A. Im Laufe des Jahres sollen noch zwei weitere Satelliten starten, der vorerst letzte Start ist für 2020 geplant. Der Start von Sentinel-1B war ursprünglich für Freitagabend angesetzt gewesen. Er musste aber wegen zu starken Windes abgesagt werden – wie auch der zunächst für Samstag geplante Ersatztermin. Auch am Sonntag wurde der Countdown abgeblasen, nachdem es bei der Rakete technische Probleme gegeben hatte.
7Wissenschaft
Die Arbeitslosigkeit unter Menschen mit Handicaps ist explodiert. Behindertenanwalt Erwin Buchinger stellt den Kündigungsschutz infrage. Wien – Sie sind in der Arbeitswelt ganz unten in der Hierarchie. Menschen mit Behinderung fallen als Erste aus dem System, verschärft sich die Lage auf dem Jobmarkt. In Österreich stehen sie derzeit mehr denn je auf dem Abstellgleis. 2007 hatte einer von sieben Arbeitslosen gesundheitliche Beeinträchtigungen. Mittlerweile betrifft dies jeden Fünften. Die Arbeitslosigkeit unter Behinderten explodierte zugleich um 130 Prozent – und damit im Vergleich zu nicht beeinträchtigten Menschen um mehr als das Vierfache. Mit einem Achselzucken habe das die Politik bisher zur Kenntnis genommen, sagt Erwin Buchinger, Behindertenanwalt des Sozialministeriums. Als gescheitert bezeichnet er die 2011 erfolgte Lockerung des Kündigungsschutzes, die den Zugang von Menschen mit Handicap zum Arbeitsmarkt hätte erleichtern sollen. Seit Jahrzehnten dient der besondere Schutz für Behinderte als wichtigstes Argument der Wirtschaft für ihre Vorbehalte gegen sie. Auch wenn es in der Praxis kaum zu Verfahren im Zuge einer Kündigung kommt und gut 90 Prozent im Sinne der Arbeitgeber enden. Trotz des aufgeweichten Schutzes erfüllen derzeit nur 22 Prozent von 18.000 Betrieben in Österreich ihre Pflicht, pro 25 Arbeitnehmer einen Behinderten einzustellen. Der Rest kauft sich frei, mit 252 bis 374 Euro im Monat. Ein Klacks für große Konzerne, die in der Sache meist weniger Engagement zeigen als kleine und mittlere Betriebe. Auch die öffentliche Hand lässt als Vorbild aus; etliche staatsnahe Konzerne und Ministerien halten die Vorgaben nicht ein. Buchinger drängt daher auf eine Verdoppelung der Ausgleichstaxe, die zweckgebunden der Integration Behinderter dient. Ich vertraue darauf, dass Unternehmer rechnen können. Die Strafen sollten dem durchschnittlichen Kollektivvertragsgehalt angepasst sein, raten Sozialrechtsexperten. Was den Kündigungsschutz betrifft, zeigt sich der frühere Sozialminister Buchinger auch dem völligen Wegfall nicht abgeneigt. Vorausgesetzt, andere Instrumente, die Behinderte in der Arbeitswelt integrieren, griffen. Was aber derzeit nicht der Fall sei. In jedem Fall will Buchinger ei- nen Entgeltanspruch über der Geringfügigkeitsgrenze in geschützten Werkstätten. Bisher erhalten dort 24.000 Menschen oft nur ein Taschengeld von monatlich 50, 60 Euro. Das AMS soll Behinderte als eigene Zielgruppe definieren und der Zugang zum regulären Ar- beitsmarkt erleichtert werden. In der Privatwirtschaft brauche es mehr Einstellungsbeihilfen, im Bundesdienst die Aussetzung des Einstellungsstopps für Menschen mit Handicaps. Und bei behinderten Jugendlichen dürfe die Ausbildungspflicht nicht, wie in einem aktuellen Gesetzesentwurf vorgesehen, ruhen. Die Kosten des Pakets: rund 150 Millionen Euro. In der Wirtschaftskammer gibt man die Schuld an der ausgeuferten Arbeitslosigkeit unter Behinderten bürokratischen Änderungen auf Förderebene: Für Betriebe habe sich vieles verkompliziert, sagt Sozialpolitikexpertin Pia-Maria Rosner. Dass höhere Strafen was bringen, bezweifelt sie. Auch wenn sich Unternehmen primär die völlige Abschaffung des Kündigungsschutzes, der nach vier Jahren wirksam wird, wünschten – wichtiger sei es, sie besser zu informieren und zu sensibilisieren. Gregor Demblin hat die Plattform Career Moves mitbegründet, die Behinderte auf dem Weg in die Arbeitswelt unterstützt. Auch er drängt seit Jahren auf das Ende des Kündigungsschutzes, wofür ich immer wieder geprügelt wurde. Das Problem sei nicht der Schutz an sich, sondern Vorurteile, die mit ihm verknüpft seien, sagt er. Viele Arbeitgeber haben Bilder im Kopf, von Rollstühlen, Blindenstöcken und schlechterer Leistung. Daran änderten auch Studien nichts, die zeigten, dass Behinderte im Schnitt weniger Krankenstände verbuchten als Menschen ohne offizielle Handicaps. 95 Prozent der Beeinträchtigungen seien nicht sichtbar, sagt Demblin. Abgesehen davon, seien Betriebe ohnehin mit Mitarbeitern konfrontiert, die darunter litten, es aber oft zu verbergen versuchten. Zwei Prozent der Belegschaft seien betroffen. Keiner schaut hin oder wagt es auszusprechen. (Verena Kainrath, 3.3.2016)
3Wirtschaft
Ehemaliger Vorstandsvorsitzender sagte zur Zahlung der Telekom an Mensdorff-Pouilly aus. Wien – Im Tetron-Prozess gegen den Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly und den ehemaligen Telekom-Vorstand Rudolf Fischer war am Montag der Ex-Vorstandsvorsitzende der TA, Boris Nemsic, als Zeuge geladen. Von den Zahlungen an Mensdorff habe er erst aus den Medien erfahren, sagte Nemsic. Er war im Amt, als der Vertrag zwischen Mensdorff-Pouilly und der Telekom abgeschlossen wurde, der dem Lobbyisten 1,1 Millionen Euro sicherte. Die Staatsanwaltschaft hat keine Gegenleistungen für das Geld gefunden und Fischer und Mensdorff-Pouilly deshalb wegen Untreue und Beitragstäterschaft zur Untreue angeklagt. Die beiden Angeklagten bestreiten die Vorwürfe und geben an, dass Mensdorff-Pouilly für das Geld Beratungen rund um das Konsortium Tetron sowie über mögliche Akquirierungen in Südosteuropa geleistet hat. Nemsic sagte im Zeugenstand aus, dass er keine Wahrnehmungen zur Zahlung an Alfons Mensdorff-Pouilly gehabt habe. Kronzeuge und Ex-Telekom-Vorstand Gernot Schieszler hatte am Donnerstag ausgesagt, dass er Nemsic von einer offenen Rechnung an Mensdorff-Pouilly informiert habe. Er hat den Kopf geschüttelt und ist weggegangen, sagte Schieszler. Er könne sich daran nicht erinnern, sagte Nemsic. Er könne auch nichts von der Zahlung an Mensdorff-Pouilly gewusst haben, weil er damals an keiner operativen Entscheidung beteiligt gewesen war, da er kurz darauf aus dem Unternehmen ausschied. Zu der Tatsache, dass Mensdorff-Pouilly erst Jahre nach seinen Beratungen rund um Tetron und Südosteuropa von der Telekom bezahlt wurde, sagte Nemsic, dass es durchaus üblich sei, Berater erst später zu bezahlen, wenn die Informationen nützlich gewesen seien. Ein Investmentbanker hat 90 Prozent Leerlauf. Zu möglichen Unternehmensübernahmen in Osteuropa sagte Nemsic, dass die Telekom vor allem im Mobilbereich ausbauen wollte und nicht im Festnetzbereich. Das war die Strategie. Es sei aber durchaus möglich, dass man sich im Festnetzbereich nach Unternehmen umgeschaut habe, die man übernehmen könnte. Zukäufe im Festnetzgeschäft seien aber nicht spruchreif geworden. Es wurde meinen Erinnerungen nach nie eine konkrete Sache in den Aufsichtsrat gebracht, so Nemsic. Er selbst habe keine Beratung zu Osteuropa gebraucht, weil er viele Kontakte dorthin habe und die Sprache spreche. Es sei aber normal, dass man sich von Leuten beraten lässt, die Kontakte und Netzwerke in dem Land haben. Keiner ist so gescheit, dass er alles alleine machen kann. Die Möglichkeit, dass sich Fischer von Nemsic über Osteuropa beraten ließ, schloss der Zeuge durch seine Berichte über die Konkurrenzsituation innerhalb der Telekom aus. Wenn Fischer ihn angesprochen hätte, hätte er ihm das Projekt sofort abgedreht, berichtete Nemsic.
5Inland
Derzeit keine Pläne zur Erschließung neuer Märkte. Mit Investitionen von rund 180 Mio. Euro will der deutsche Online-Modehändler Zalando in diesem Jahr sein Geschäft ausbauen. Ziel sei es, sich von einem Verkaufskanal zu einem Komplettanbieter für Hersteller, Spediteure, Werbeagenturen und Endkunden der Modebranche weiterzuentwickeln, sagte Vorstandsmitglied Rubin Ritter am Freitag vor Journalisten in Berlin. So sollen etwa Modemarken auf der Zalando-Plattform ihren eigenen Internet-Auftritt gestalten können. Produzenten und Versandfirmen, aber auch Stylisten und Kunden können über die Plattform miteinander in Kontakt treten. Geld wolle Zalando dabei über Gebühren verdienen, die die Plattform-Nutzer zahlen müssten, sagte Ritter. Wir möchten auch stationäre Einzelhändler an uns binden, aber nicht selbst größer in den Straßenverkauf einsteigen. Das ist nicht unser Geschäft, ergänzte Vorstandsmitglied David Schneider. In Frankfurt und Berlin betreibt Zalando Outlet-Geschäfte. Sie sollen die Ausnahme bleiben. Eine Expansion auf andere Kontinente ist vorerst nicht geplant. Es gebe keine Pläne für eine Erschließung neuer Märkte, sagte Vorstandsmitglied Robert Gentz am Freitag in Berlin. Dies hänge vor allem mit den existierenden Lagern zusammen. Die Zahl der Länder, die von dort beliefert werden könnten, sei begrenzt. Für die Zukunft wollte Gentz allerdings nicht ausschließen, dass Zalando sein Glück auch außerhalb Europas sucht. Derzeit beliefert das Unternehmen 18 Millionen Kunden in 15 europäischen Staaten. Die Logistikzentren befinden sich überwiegend in Deutschland. Erst kürzlich wurde ein Lager in Italien eröffnet. Im laufenden Jahr will Zalando um bis zu 25 Prozent wachsen und kräftig investieren. Ziel ist es, in der Zukunft einen Anteil von fünf Prozent am europäischen Modemarkt zu haben. Derzeit kommt der Konzern mit mehr als 10.000 Mitarbeitern erst auf rund ein Prozent.
0Web
Für die Republikaner steigt nun Jeb Bush in den Ring, Ex-Gouverneur von Florida und Bruder von Ex-Präsident George W.. Jeb!, steht auf den Postern im Saal, rubinrot auf weißem Grund. Wüsste man nicht, wer da am Pult mit der Aufschrift Jeb2016.com redet, ein Ex-Gouverneur Floridas namens John Ellis Bush, kurz Jeb genannt, man könnte denken, es handle sich um einen dieser Fußballer aus Brasilien, die sich ab einem gewissen Bekanntheitsgrad nennen wie Künstler. Dabei steht der Name Bush nicht nur für eine Familie, sondern für eine politische Dynastie, die zwei Präsidenten hervorbrachte, darunter einen der umstrittensten der jüngeren amerikanischen Geschichte. Wir werden Washington, dieser statischen Hauptstadt unseres dynamischen Landes, das Geschäft nehmen, anderen Probleme zu machen, sagt der Kandidat. Es ist ein Standardsatz, wie ihn fast jeder Republikaner vorträgt. Dass sich Jeb Bush das Miami Dade College aussucht, um seine Kandidatur fürs Weiße Haus zu verkünden, soll Symbolwirkung haben. Mit 170.000 Studenten ist Miami Dade nicht nur die größte Universität der USA, es ist auch die Hochschule mit dem höchsten Anteil an ethnischen Minderheiten, die im Übrigen in absehbarer Zeit die Mehrheit bilden werden. Neun von zehn Studenten sind Hispanics oder Afroamerikaner, was nicht nur am Anspruch Miamis liegt, die Exilmetropole Kubas und Drehscheibe der Karibik zu sein, sondern auch an vergleichsweise niedrigen Studiengebühren. Bush also illustriert allein schon mit der Optik, was er anders zu machen gedenkt als Mitt Romney, der 2012 gescheiterte Spitzenmann der Republikaner. Die Konservativen, weiß er, können kein Präsidentenvotum gewinnen, wenn sie sich in erster Linie als Partei weißer Amerikaner verstehen, de facto weißer, älterer Männer, wie sie den Kern der Tea-Party-Bewegung bilden. Bleiben sie auf Distanz zu den Hispanics, der am schnellsten wachsenden Wählergruppe, wird es wohl nichts mit der Rückkehr ins Oval Office. Ergo gibt Bush, zunächst einmal, den Anti-Romney. Der Geschäftsmann aus Boston stieß die Latinos mit kalten Sprüchen gegen illegale Einwanderer derart vor den Kopf, dass sie sich, obwohl von den Familienwerten her oft eher konservativ, zu 71 Prozent für Barack Obama entschieden. Bush will sie zum Seitenwechsel bewegen, auch deshalb erzählt er bei jeder Gelegenheit von der Rebellion gegen den eigenen Clan. Er war noch ein Teenager, als er 1970 auf einer Studienreise nach Mexiko die 16-jährige Columba Gallo kennenlernte, die Tochter eines Kellners. Er heiratete sie, studierte Lateinamerikanistik in Texas, nicht Jura in Harvard oder Yale, wie es der Plan der Eltern vorgesehen hatte. Nachdem Columba drei Kinder zur Welt gebracht hatte, soll sein Vater schon mal herablassend von den kleinen Braunen gesprochen haben. So gut sich die Biografie eignet, um bei den Hispanics Sympathiepunkte zu sammeln: Erst einmal muss Bush den republikanischen Vorwahlmarathon überstehen. In einem Feld, das bis zum Sommer noch auf 15 Bewerber anwachsen könnte. In einer nach rechts gerückten Partei, deren Basis Politikern des Establishments, Leuten wie ihm, gern mit Tea-Party-Verve zeigt, was eine Harke ist. Seit Bush zum letzten Mal zu einer Wahl antrat, 2002, um als Gouverneur Floridas im Amt bestätigt zu werden, sind Amerikas ideologische Gräben noch breiter geworden. Zumindest in der Vorrunde erwartet das Stammpublikum der Grand Old Party stramm konservative Hymnen, keine pragmatischen Töne, auch nicht zur Einwanderungspolitik. Und George W. Bush will es so schnell wie möglich vergessen, schon deshalb, weil er den Krieg im Irak mit der Kreditkarte bezahlte, weil er die Staatsausgaben ausufern ließ und Billionenschulden anhäufte – und damit gegen die reine Lehre vom schlanken Staatswesen verstieß. Nur: Ohne das engmaschige Netzwerk seiner Familie könnte Jeb nie die Spenden sammeln, die er für die wahrscheinlich teuerste Kampagne aller Zeiten braucht. Selbst wenn er wollte, einen Bruch könnte er gar nicht riskieren. Es ist ein Grund, warum er einen fast qualvollen verbalen Slalomlauf hinlegte, bevor er schließlich – nicht wirklich überzeugend – erklärte, er wäre nicht im Irak einmarschiert. Auf Reisen in Europa warb er damit, eher für die umsichtige, Koalitionen bevorzugende Art seines Vaters zu stehen, nicht für die burschikose, Alleingängen zuneigende seines Bruders. In Amerika interessiert so etwas derzeit nur am Rande. Wichtiger ist die Frage, ob sich die Republik mit einem Bush III im Oval Office nicht allzu weit von ihrem anti-dynastischen Gründungscredo entfernt.
2International
Maskierte stürmten Zeltlager - Mehrere Regierungskritiker festgenommen. Kiew - Dutzende Maskierte haben im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt Kiew ein neues Protestlager mit Zelten von Regierungsgegnern gestürmt und mit Gewalt geräumt. Ein Teil der etwa 30 Demonstranten auf dem Maidan - dem Unabhängigkeitsplatz - sei festgenommen worden, berichteten Medien am Montag. Die Protestierenden hatten am Vorabend das Zeltlager aufgebaut und unter anderem den Rücktritt von Präsident Petro Poroschenko und Regierungschef Arseni Jazenjuk gefordert. Sie verlangten die Rücknahme von Energiepreiserhöhungen sowie einen Inflationsausgleich für Pensionen und Mindestlöhne. In Kiew kommt es immer wieder zu Protesten vor allem mit sozialen Forderungen. Die prowestliche Führung, die nach gewaltsamen Massenprotesten auf dem Maidan im vergangenen Jahr an die Macht gekommen war, wirft den Demonstranten vor, von russischen Geheimdiensten gesteuert und bezahlt zu sein. Auf Flugblättern war von einem Maidan 3.0 die Rede - nach den beiden prowestlichen Massenprotesten 2004/2005 und 2013/2014.
2International
Täter erbeuten über elf Millionen Euro aus 1.400 Automaten – binnen zwei Stunden. Ein Bankomaten-Hack in Japan sorgt in der Sicherheitsbranche für Staunen: Offenbar wurde innerhalb von zwei Stunden Geld aus rund 1.400 Automaten abgehoben, dabei wurde Schaden in der Höhe von umgerechnet elf Millionen Euro verursacht. Die Täter sollen dabei laut Winfuture gefälschte Kreditkarten benutzt haben, deren Informationen dem Hack einer südafrikanischen Bank entstammen. Mit diesen Kreditkarten wurde das Tagesmaximum von 800 Euro abgehoben. Hunderte Täter müssen von Geldautomat zu Geldautomat gezogen sein, um das zu erreichen. Die Abhebungen fanden in 16 von 47 Präfekturen statt, also quer über Japan verteilt. Die Polizei geht nun Hinweisen nach, von denen es überraschend wenige gibt. Denn trotz der vielen Täter gab es im Vorfeld keine Informationen dazu.
0Web
US-Technologieriesen horten insgesamt eine halbe Billion Dollar und stecken sie in Anleihen. Wer in den USA eine große Unternehmensanleihe platzieren will sollte nicht nur an der Wall Street die Werbetrommel rühren, sondern auch einen Abstecher nach Reno einplanen. In der Casinostadt in Nevada haben nämlich die Kapitalmanagement-Einheiten von Apple und Oracle ihren Sitz - und diese spielen an den Anleihenmärkten mittlerweile eine ähnlich gewichtige Rolle wie große Fondsanbieter. Insgesamt haben die zehn größten US-Technologiefirmen ihre liquiden Mittel seit 2008 auf über eine halbe Billion US-Dollar verdreifacht, die nach Veranlagung gieren. Laut Insidern kaufen einzelne US-Technologiegrößen bei Neuemissionen von Unternehmensanleihen mit guter Bonität und bis zu drei Jahren Laufzeit gleich ein Fünftel am Stück. Als Großabnehmer, welche die Papiere in der Regel bis Laufzeitende halten, sind Apple & Co. bei Emittenten sehr beliebt. Damit stehen sie im direkten Wettbewerb mit Fondsgrößen wie Pimco, Blackrock oder Vanguard. Auch diese bieten bei Platzierungen im großen Stil mit, da bei Emissionen ein Abschlag gegenüber den Marktpreisen gewährt wird. Viel von dem riesigen Geldreserven der US-Technologieriesen sind im Ausland geparkt und können nicht direkt in die USA zurückgeholt werden, ohne Rückführungssteuern bezahlen zu müssen. Um eine Versteuerung zu umgehen, werden die liquiden Mittel in Unternehmensanleihen investiert. Bei Apple waren es laut Bloomberg-Daten Ende März etwa fast 90 Prozent der insgesamt 193,5 Milliarden Dollar an Barreserven, die bei ausländischen Töchtern in der Bilanz stehen. Am Markt für Unternehmensanleihen wird jedoch befürchtet, dass die hohe Nachfrage der US-Technologiefirmen abreißen könnte. Ein Auslöser könnten Steuernachlässe für die Heimführung der Barreserven sein. Dem Vernehmen nach bemühen sich diese seit Jahren im Kongress um derartige Sonderregelungen. Auch im Fall eines deutlichen Renditeanstiegs wird befürchtet, dass sich die Techies aus Unternehmensanleihen zurückziehen und stattdessen US-Staatsanleihen zuwenden könnten.
3Wirtschaft
Lizenztransfer für Pferdewetten an Lotterie- und Sportwetten-Monopolisten. Athen – Griechenland hat die erste Privatisierung unter der neuen linksgerichteten Regierung abgeschlossen. Das Parlament genehmigte am Mittwoch den Transfer der Lizenz für Pferdewetten an den Lotterie- und Sportwetten-Monopolisten OPAP. Die Abgeordneten mussten dazu die Abwicklung des staatlichen Unternehmens Odie absegnen, das zuvor die Lizenz hielt. Insgesamt dauerte das Verfahren damit sechs Monate. Die Privatisierungen gehören zu den Auflagen, die Griechenland im Gegenzug für internationale Hilfen erfüllen muss. Ursprünglich wurde ein Volumen von insgesamt 50 Milliarden Euro angepeilt. Erzielt wurden seit 2011 jedoch 3,5 Milliarden Euro. Die neue Regierung ist seit Jänner im Amt und wurde am 20. September wiedergewählt.
3Wirtschaft
Auch Beschränkungen für Patentanwälte und Tierärzte in Mahnbrief beanstandet. Brüssel – Die EU-Kommission hat Österreich wegen Hürden für eine Reihe von freien Berufen gerügt, darunter Architekten und Ingenieure. Die EU-Kommission richtete in dieser Angelegenheit am Donnerstag einen zweiten Mahnbrief an Österreich. Sollte Österreich die Bedenken der Kommission nicht binnen zwei Monaten zerstreuen, kann diese den Fall vor den EU-Gerichtshof bringen. Die Kritik der EU-Kommission betrifft Anforderungen an den Sitz von Patentanwaltsgesellschaften, übermäßige Anforderungen an die Beteiligung am Gesellschaftsvermögen für Gesellschaften von Ziviltechnikern (Architekten, Zivilingenieure und Ingenieurskonsultenten), Patentanwälten und Tierärzten, sowie Beschränkungen multidisziplinärer Tätigkeiten für Gesellschaften von Ziviltechnikern und Patentanwälten, wie die EU-Behörde mitteilte. Neben Österreich erhielten auch Zypern, Deutschland und Polen eine Rüge der EU-Kommission. Die nationalen Vorschriften dieser Länder beinhalten nach Angaben der EU-Behörde unverhältnismäßige und nicht gerechtfertigte Hindernisse im Bereich der freiberuflichen Dienstleistungen. Die Auflagen würden der EU-Dienstleistungsrichtlinie zuwiderlaufen.
3Wirtschaft
Rainer Seele wagt neuen Anlauf für Deal mit Gazprom. Wien/Moskau – Der neue Vorstandschef Rainer Seele will beim Wiener Öl- und Gaskonzern OMV einen Deal an Land ziehen, der ihm beim deutschen Konkurrenten Wintershall nicht geglückt ist: die Ausbeutung von Teilen einer Lagerstätte in Sibirien – die zu den weltweit größten Öl- und Gasfeldern gehört – gemeinsam mit dem russischen Energiegiganten Gazprom. Die Chancen in den riesigen rohstoffreichen Weiten Russlands in die Produktion einzusteigen, stuft Seele inzwischen ungeachtet der andauernden Spannungen mit dem Westen wegen der Ukraine-Krise als gut ein, wie er in einem Video-Blog zu seinem Amtsantritt sagte. Der neue Mann an der Spitze von Österreichs größtem Industriekonzern will keine Zeit verlieren. Schon bevor er Anfang Juli auf dem Chefsessel Platz nahm, erklärte OMV, künftig mit Gazprom zusammenarbeiten zu wollen. Unterzeichnet wurde die Absichtserklärung formal noch von OMV-Vorstand Manfred Leitner. Die Fäden im Hintergrund zog aber bereits Seele. Konkret geht es um eine Minderheits-Beteiligung an Teilen des Öl- und Gasfeldes Urengoy – exakt jenes Gebiet in der Nähe des Polarkreises, an dem eigentlich Wintershall, Seeles bisheriger Arbeitgeber, einen weiteren Anteil erhalten sollte. Der geplante Milliardendeal zwischen den Deutschen und dem russischen Gasriesen war im Dezember wegen der Ukraine-Krise geplatzt. Wintershall hätte ein Viertel der Lagerstätte erhalten und im Gegenzug das deutsche Gashandels- und Gasspeichergeschäft abgegeben sollen. Kritiker in Deutschland befürchteten damals, dass sich durch das Geschäft die Abhängigkeit von Russland bei der Gasversorgung noch vergrößern könnte. Seele hat in seiner Zeit bei Wintershall eng mit Gazprom zusammengearbeitet. Er weiß wie es in Russland läuft. Ohne staatlichen Partner geht gar nichts, sagt ein Insider, der den neuen OMV-Chef gut kennt. Wintershall und Gazprom vereinbarten bereits vor vielen Jahren eine Zusammenarbeit bei der Öl- und Gas-Förderung in Russland. Mit dem deutsch-russischen Joint Venture Achimgaz fördert Wintershall bereits in einem anderen Teil der Urengoy-Lagerstätte in Sibirien. Aber auch für OMV sind Geschäfte mit Gazprom kein völliges Neuland. Österreich war einst der erste westliche Staat, der langfristige Energie-Lieferverträge mit Russland bekam. In den 1990er-Jahren hatte OMV zuletzt versucht, dort Fuß zu fassen. Auch aus der jüngst geplanten Zusammenarbeit der beiden Konzerne bei der Gas-Pipeline South Stream wurde nichts. Russland stoppte die Bauarbeiten für die Pipeline, die die Ukraine umgangen hätte. Die Verhandlungen zwischen OMV und Gazprom sind nach Darstellung eines Gazprom-Insider noch im Anfangsstadium. Im Falle einer Einigung soll das Geschäft – so wie beim geplatzten Wintershall-Gazprom-Deal – über einen Anteilstausch abgewickelt werden. Welche Anteile OMV hergeben würde, ließ der Konzern bis dato offen.
3Wirtschaft
Christian Kern hat am Dienstag erste Einblicke in seine Kanzlerschaft gegeben. Mit der ÖVP will er eine Trendwende schaffen – und mit keiner Partei regieren, "die hetzt. Punkt!". So perfekt wie sein Anzug sitzen auch seine Sätze: Nach einem hektischen Pfingstwochenende mit aufreibender Personalsuche tritt Christian Kern am Dienstag um 14.27 Uhr, soeben vom rund 70-köpfigen roten Vorstand mit nur einer Gegenstimme gewählt, erstmals als designierter Kanzler und einziger Kandidat für die Wahl des SPÖ-Chefs am Parteitag im Juni an die Öffentlichkeit. Das erste Wort im Blitzlichtgewitter von Kern, gerade noch Boss der ÖBB, aber von vielen Genossen in den vergangenen Tagen fast schon wie ihr neuer Messias gefeiert, ist ein simples Hallo! Doch zunächst heißt es weiterwarten, denn: Vor Kerns erster Rede gibt Wiens Bürgermeister Michael Häupl, der in Gesprächen mit sämtlichen SPÖ-Granden als Königskoordinator fungierte, eine Erklärung ab. Ich glaube, das ist ein ganz großartiges Ergebnis, sagt er über Kerns Kür – und er werde den neuen SPÖ-Vorsitzenden bis zum Parteitag am 25. Juni, mit großer Loyalität begleiten. Danach gelte es die im November geplante Zusammenkunft vorzubereiten – und da werde sich die SPÖ ihrer Programmatik, ihrer Organisationsreform und dem großen Fragezeichen widmen, wie man wieder kampffähig werde. Endlich ist Kern an der Reihe. Schon nach wenigen Minuten ist klar: Dieser Mann verzichtet anders als sein abgetretener Vorgänger Werner Faymann auf elendslange Wortkaskaden, auf komplizierte Schachtelsätze, die mitunter semantisch im Nirwana enden. Kern formuliert klar, ohne Umschweife und ohne irgendwelche Missverständnisse aufkommen zu lassen. Er sei ein frischgebackener Politiker, sagt er, der in den letzten 72 Stunden einen Schnellsiedekurs in politischen Ritualen hinter sich habe. Dazu verspricht er neben einer neuen Rhetorik einen neuen Stil und eine neue Politik in der Koalition. In der ORF-ZiB 2 erweiterte er diese Kritik auf die Politik generell – und meinte damit auch die Opposition. Es brauche eine mehr faktengestützte, mit Analysen arbeitende Politik. Wie er es als SPÖ-Chef mit der FPÖ halten werde? Für Koalitionen gelte es einen Kriterienkatalog zu erarbeiten, der die Bedingungen für Pakte festschreiben soll. Kern halte es mit der Doktrin von SPÖ-Exkanzler Franz Vranitzky: Wir arbeiten nicht mit Parteien zusammen, die gegen Menschen hetzen. Punkt! In der ZiB 2 sagte Kern, dass es angesichts der Einstellungen Straches und Vilimskys noch ein langer Weg sei, bis wir uns denkmöglicherweise zusammenfinden können. Auf Bundesebene seien die Freiheitlichen derzeit kein Koalitionspartner. Die SPÖ wolle so stark werden, dass sie den Führungsanspruch stellen und sich den Regierungspartner aussuchen könne, so Kern am Abend. Der ÖVP will Kern unsere Hand zur Zusammenarbeit ausstrecken – sonst verschwinden die Großparteien von der Bildfläche – und wahrscheinlich zu Recht. Angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit, nach sechs Jahren von Reallohnverlusten für die Arbeitnehmer und in der Globalisierung und Technologisierung, die ganze Bevölkerungsschichten zu deklassieren droht, will der Exmanager nicht bloß bis 2018 regieren, sondern mit seinem Koalitionspartner Reinhold Mitterlehner (ÖVP) endlich einen Plan für Österreich bis 2025 erstellen, um das Land wieder auf die Überholspur zu bringen. Bei den Bedingungen, die der Vizekanzler und ÖVP-Chef für eine bessere Zusammenarbeit skizziert hat, um nicht ein rot-schwarzes Weiterwurschteln zu praktizieren, kann der neue Regierungschef absolut mit – vor allem, wenn es darum gehe, den Wirtschaftsstandort zu stärken. Kern spricht hier von einem New Deal. Warum er sich mitten in diesen Krisenzeiten den Job antut: weil er etwas für das Land tun wolle, so Kern, denn würde die Inhaltslosigkeit der vergangenen Monate so weiterbetrieben wie bisher, mit einer Politik der Machtversessenheit und Zukunftsvergessenheit, würde es nur noch wenige Monate bis zum Aufprall dauern. Ein deutscher Sender will sogleich wissen, wie Kern die Flüchtlingsmisere zu handhaben gedenke. Der Kanzler in spe, der nach diesem Termin zu Staatsoberhaupt Heinz Fischer zur Angelobung schreitet: Im Vorjahr galt es mit der Haltung der Menschlichkeit und auch mithilfe der ÖBB Zehntausende Asylwerber rasch an die Grenze zu Deutschland zu bringen. Wenn wir das nicht getan hätten, wären die Flüchtlinge zu Fuß und wohl entlang der Bahngleise gegangen, und eine Million Österreicher wären nicht zu ihren Arbeitsplätzen und in die Schulen gelangt, erklärt Kern. Jetzt aber gelte es neben der Menschlichkeit auch dafür zu sorgen, dass im Land die subjektive Sicherheit und Ordnung gewahrt blieben – mit größten Augenmaß und angemessener Rhetorik. In der ZiB 2 wurde Kern dann konkreter: Er stehe zu dem Plan, bei Erreichen des Richtwerts von 37.500 Asylanträgen im heurigen Jahr eine Notverordnung in Kraft treten zu lassen. Die einzige Gegenstimme im rund 70-köpfigen roten Vorstand für Kern stammte von Oberösterreichs Juso-Chefin Fiona Kaiser. My congratulations to Christian Kern on his appointment as Federal Chancellor of Austria: https://t.co/ApyZs4fTLb pic.twitter.com/TZ8vl61Clp Glückwünsche an Kern gab es am Dienstag auch von EU-Ratspräsident Donald Tusk. In einem Brief betonte Tusk die Bedeutung gemeinsamer europäischer Lösungen für die Einheit der EU.
5Inland
Vermögen der Wikimedia-Stiftung wächst von Jahr zu Jahr, Community fühlt sich ignoriert. Es ist jedes Jahr das gleiche Spiel. Pünktlich vor Weihnachten ruft die Online-Enzyklopädie Wikipedia ihre Besucher auf, dem Projekt doch etwas Geld zu spenden. Für diese entsteht mitunter der Eindruck, es gelte den Betreiber, die Wikimedia-Stiftung, vor drohenden finanziellen Turbulenzen zu bewahren. Wer sich zu einer Gabe entschließt, spendet im Schnitt 15 Dollar, wie man im Blogpost zum Kick-off der diesjährigen Kampagne erklärt. 25 Millionen Dollar will man insgesamt auf diesem Wege einnehmen. Doch, so berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ), der Schein trügt. Seit Jahren operiert Wikimedia mit vollen Kassen und verzeichnet wachsendes Vermögen. Seit 2008 ist dieses von weniger als zehn Millionen auf mittlerweile 78 Millionen Dollar angewachsen. Das sorgt zunehmend für Konflikte. Denn aus der Community der unzähligen Autoren, die in ihrer Freizeit unentgeltlich das Wissensangebot hegen und pflegen, kommt schon länger Kritik. Doch auf diese wird nicht genügend reagiert, bemängelt Pete Forsyth, der als Berater für Wikimedia tätig ist. Er ortet gegenüber der SZ eine immer tiefer werdende Kluft zwischen der Stiftung und den Wikipedia-Schreibern. Bei der Wikimedia wehrt man sich gegen derlei Kritik. Die Organisation sei ohne entsprechenden finanziellen Aufwand nicht zu erhalten. Und man horte auch kein Geld um des Geldes Willen. Vielmehr müsse man für einen Polster sorgen, sollte man mit ungeplanten Kosten konfrontiert werden oder sollten Einnahmen wegfallen. Eine Strategie, die nicht nur kommerzielle Unternehmen anwenden, sondern auch solche im Nonprofit-Bereich. Die winterliche Spendenaktion sei ein gewichtiger Posten im Jahresbudget für alle der insgesamt zwölf Wikimedia-Projekte. Neben der Wikipedia gibt es da etwa das Mediawiki-Projekt zur Pflege der offenen Enzyklopädie-Software, das Wörterbuch Wiktionary, das Medienarchiv Wikimedia Commons und auch weniger bekannte Unterfangen wie die wissenschaftliche Enzyklopädie Wikispecies. Auch in Deutschland, wo der lokale Zweig der Wikimedia-Stiftung im Gegensatz zu vielen anderen Ländern seine Banner selbst gestalten kann, wird zur Festsaison gesammelt. Wie hoch das Spendenziel ist, wird über das Jahresbudget errechnet. 2011 waren es 3,9 Millionen Euro, mittlerweile sind es 8,6 Millionen, wovon ein Drittel an die Mutterorganisation überwiesen wird. Hier nimmt man die Besorgnis der Community ebenfalls gelassen. Die Wortwahl des Spendenbanners habe man nach Kritik geändert. Dass es bei hohem Geldaufkommen auch vermehrte Kritik gibt, sei bei einer Bewegung wie der Wikipedia nicht vermeidbar.
0Web
Extrmisten erbeuteten Waffen und Fahrzeuge. Damaskus – Truppen des syrischen Al-Kaida-Ablegers Al-Nusra-Front haben in der Nacht auf Sonntag Stellungen der von den USA unterstützten Rebellen der Division 13 im Raum Idlib erobert. Dabei seien Dutzende Rebellen umgekommen oder gefangen genommen worden, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Al-Nusra-Kämpfer haben demnach vom Westen bereitgestellte Waffen erobert, darunter Panzerabwehrraketen und gepanzerte Fahrzeuge. Die Al-Nusra-Front ist wie die Terrormiliz Islamischer Staat von der vereinbarten Waffenruhe in Syrien ausgenommen.
2International
Texte durch Roboter-Journalisten automatisch generiert – Je mehr Rohdaten, desto besser. Die meisten Sportberichte werden nach Ansicht von Experten schon bald von Roboterjournalisten geschrieben. Drei von vier Fußballtexten auf den Internetseiten deutscher Regionalzeitungen seien in zwei Jahren voraussichtlich automatisch generiert, sagte Philipp Renger vom Softwareanbieter AX Semantics am Mittwoch beim Digitalkongress Newscamp 16 in Augsburg. Durch die Automatisierung wird die Zahl der Spielberichte sprunghaft steigen. Dies betreffe alle unteren Ligen, bei denen kein Redakteur vor Ort sei. Für die Zeitungen ergäben sich daraus große Chancen. Wenn ein Redakteur vor Ort ist, wird er immer mehr berichten können als eine Maschine, räumte der Geschäftsführer des Technologiedienstleisters Retresco, Johannes Sommer, ein. Je mehr Rohdaten es gebe, desto besser könne ein Computer innerhalb kürzester Zeit einen Bericht schreiben, der direkt nach Spielende online gehen könne. Auch für Wahlberichte, Börsen- und Wetternachrichten könnten automatisch erzeugte Texte die Arbeit der Journalisten deutlich entlasten. Wichtig sei dabei Transparenz, mahnte Sommer: Automatisch generierte Texte sollten gekennzeichnet sein. Das wird in deutschen Redaktionen bisher nicht gemacht. Noch bis Donnerstag werden beim Newscamp 16 neue Strategien für den digitalen Umbruch von Verlagen vorgestellt.
0Web
Der Videostreaming-Dienst verfehlte eigene Prognose bei Kundenzuwächsen deutlich. Der Online-Videodienst Netflix (House of Cards) hat Anleger mit schwächer als erwartet ausgefallenem Kundenwachstum in den USA enttäuscht. Im dritten Quartal steigerte das Unternehmen die Abonnentenzahl im Heimatmarkt um 880.000 und blieb damit deutlich hinter der eigenen Prognose von 1,15 Millionen zurück. Zwar zeigt der am Mittwoch veröffentlichte Finanzbericht, dass Netflix dank ungebrochen starkem Kundenansturm im Ausland weltweit 3,62 Millionen neue Nutzer gewinnen und die Erwartungen damit übertreffen konnte. Insgesamt hat das Unternehmen jetzt über 69 Millionen Abonnenten, bis Ende des Jahres sollen es 74 Millionen sein. Doch Investoren reagierten trotzdem negativ – die Aktie stürzte nachbörslich zunächst um über sieben Prozent ab. Wegen hoher Produktions- und Expansionskosten ging der Gewinn von Juli bis September verglichen mit dem Vorjahreswert von 59,3 auf 29,4 Millionen Dollar (25,6 Mio. Euro) zurück. Der Umsatz stieg zuletzt von 1,41 auf 1,74 Milliarden Dollar. Netflix expandiert derzeit nach Spanien, Italien und Portugal. Das Unternehmen ist bereits in über 50 Ländern vertreten und will bis Ende 2016 komplett global aufgestellt sein. Zuletzt hatte Netflix die Eigenproduktion Narcos gestartet, eine zehnteilige Serie über den Aufstieg des kolumbianischen Drogenbaron Pablo Escobar.
0Web
Vielseitiger Tiroler war als Journalist, Spielervermittler und mehr als 30 Jahre als Scout tätig. Fieberbrunn/Innsbruck – Die österreichische Fußball-Familie trauert um Nick Neururer. Der Tiroler ist am Mittwoch im Alter von 63 Jahren verstorben. Das bestätigte der ÖFB am Donnerstag auf seiner Website. Neururer war bis zuletzt Mitglied des Scouting-Teams von ÖFB-Teamchef Marcel Koller. In dieser Rolle hätte der vielseitige Fußball-Fachmann ursprünglich noch an diesem Wochenende kommende Gegner beobachten sollen. Neururer galt als besonderer Experte für den afrikanischen Fußball. Der frühere Sportjournalist fungierte auch als Spielervermittler. Zudem war er mehr als 30 Jahre als Scout für verschiedene Vereine und Verbände tätig. Beim ÖFB waren es mehr als zehn Jahre. Den Zweitligisten Wacker Innsbruck unterstützte Neururer von 2014 bis 2015 als Sportbeirat. Die unerwartete Todesnachricht traf auch den nationalen Verband schwer. Wir haben nicht nur einen exzellenten Experten verloren, sondern auch einen sehr guten Freund, erklärte ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner in einer Stellungnahme, in der er den Angehörigen sein Mitgefühl ausdrückte. Nick Neururer war für den ÖFB mehr als ein Jahrzehnt als Scout für die unterschiedlichsten Bereiche tätig – für den Nachwuchs ebenso wie für das Nationalteam. Auch in Innsbruck hat der gebürtige Fieberbrunner Spuren hinterlassen. Wir werden nie vergessen, mit welcher Selbstlosigkeit er sich gerade im letzten Jahr für den FC Wacker Innsbruck eingesetzt hat, sagte Wacker-Präsident Josef Gunsch. Neben seiner Unterstützung für die sportliche Abteilung und uns als Vorstand war es sein unermüdlicher Einsatz, dem wir vieles zu verdanken haben. Neururer wird kommenden Mittwoch in Fieberbrunn beigesetzt.
4Sport
Die Innenministerin "möchte dir zuschauen", sagt der kreativ platzierte Banner – Ministerium fordert Entfernung. Die österreichische Piratenpartei hat einen öffentlichkeitswirksamen Coup gelandet: Besucher des Pornoportals youporn.com werden künftig mit einem Konterfei von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) begrüßt. Johanna möchte dir zuschauen!, ist auf dem Banner zu lesen. Das Rätsel löst sich bald als Warnung vor dem Überwachungsstaat auf. Die Piratenpartei macht momentan gegen das Staatsschutzgesetz mobil, das Ermittlern weitreichende Befugnisse erlaubt. So soll der Verfassungsschutz erheblich Rechte bei der Internetüberwachung von Verdächtigen erhalten – ohne richterlichen Beschluss. Mit der Werbung auf Youporn wollen die Piraten Nutzer an einem peinlichen Ort treffen, dessen Besuch man vielleicht nicht publik machen würde. Insbesondere in Momenten, in denen uns Privatsphäre besonders wichtig ist, möchten wir lieber nicht erinnert werden, dass die Staatsgewalt ganz genau wissen will, was wir da gerade machen, sagt Claus-Peter Wiesinger, Spitzenkandidat der Piraten in Linz. Tatsächlich ist eine der vorherrschenden Argumentationen von Überwachungsbefürwortern, dass sich nur jene, die etwas zu verbergen hätten, vor mehr Spionage fürchten müssten. Diese Denkweise wird von Bürgerrechtlern heftig bestritten. Man baut ja auch Türen in Badezimmer und Toiletten, erinnerte beispielsweise der Journalist Glenn Greenwald vor einem Jahr im STANDARD. Tatsächlich gibt es durch die Snowden-Dokumente auch Belege dafür, dass die NSA gezielt pornografische Vorlieben von Nutzern ausgespäht hat. Damit sollten islamistische Hassprediger unter Druck gesetzt werden, berichtete Greenwald. Snowden selbst erzählt in Interviews mehrfach, dass NSA-Mitarbeiter untereinander abgefangene Nacktbilder von einfachen Nutzern austauschten. So wurden etwa Webcam-Übertragungen auf Yahoo abgefangen. Inzwischen hat auch das Innenministerium Stellung bezogen. Per E-Mail hat man die Piraten ersucht, die Werbung zurückzuziehen. Es gibt keine Zustimmung zur Verwendung des Personenbildnisses oder der persönlichen Daten der Innenministerin für die Wahlwerbung Ihrer Partei, heißt es in dem Schreiben. Die Piraten hatten vorab sogar versucht, eine Genehmigung zu erhalten, die Banner aber noch vor Einlangen einer Antwort geschalten. Diese trudelte schließlich doch noch ein. Vorweg die gute Nachricht: Ich darf Ihnen versichern, dass nicht geplant ist, Ihnen bei Ihren besonderen Aktivitäten zuzuschauen, so die Replik. Des Weiteren darf ich Sie ersuchen, von der Verwendung ihres kreativen Sujets Abstand zu nehmen. (fsc, APA, 22.9.2015)
0Web
Zu seinem Werk ist noch nicht das letzte Wort gesagt, die letzte Analyse nicht geschrieben worden. Von einer aktuellen und in Arbeit befindlichen Publikationen. Es gibt Künstler, über die wohl nie das letzte Wort geschrieben und kaum ein Jahr ohne neue Publikation vergehen wird, in der ihnen nicht wenigstens ein Kapitel gewidmet ist. Je bekannter, desto größer scheint der Bedarf, lautet die simple Kalkulation der Verlage. Gemessen am Gehalt ist das Qualitätsgefälle enorm, wiewohl auch Souvenirprodukte in Museumsshops als Einstiegsdroge ihre Berechtigung haben. Für Versierte spielen Ausstellungskataloge und Fachbücher, die sich bestimmten Aspekten rund um das Schaffen des Künstlers widmen, die relevantere Rolle. Das Wichtigste ist und bleibt jedoch das Werkverzeichnis, jene wissenschaftliche Grundlage, an der sich die Fachwelt orientiert und nächste Generationen von Kunsthistorikern anknüpfen. Das ist bei Egon Schiele nicht anders als bei anderen international renommierten Künstlern. Auch zu seinem Werk ist noch nicht das letzte Wort gesagt, die letzte Analyse geschrieben worden. Sei es von Institutionen, die nennenswerte Bestände ihr Eigen nennen und dieses Zugpferd über Ausstellungen immer wieder in den Mittelpunkt stellen (v. a. Leopold-Museum), sei es von Kunsthistorikern neutraler Provenienz. Letzterer Kategorie gehört nach dem Rücktritt als museologischer Direktor im Leopold-Museum (Oktober 2013) nun auch Tobias Natter an. Er arbeitet derzeit im Auftrag des Taschen-Verlags an einem Verzeichnis der Ölgemälde, das im Herbst 2016 erscheinen wird. Jane Kallir, Autorin des Werkverzeichnisses (Egon Schiele – the complete works, 1990, u. a. Verlag Thames & Hudson), hatte zuvor abgewinkt, wie sie auf Anfrage bestätigt. Dem Vernehmen nach seien die Vertragsbedingungen rechtlich schlicht nicht akzeptabel gewesen. Natter stützt sich wiederum auf den Erfolg des Gustav Klimt gewidmeten Vorläufers, der zeitgleich in vier Sprachen erschien. Gleiches ist also für Schiele geplant, ein Monsterformat, für das Coffee-Tables erst leergeräumt werden müssten, so sie dem Gewicht standhalten. Inhaltlich wird jedenfalls Kallirs bisherige Arbeit aufgegriffen und um für die Forschung bedeutende Details (Korrespondenz, Ausstellungsvita, zeitgenössische Kritiken) ergänzt. Im Zuge der systematischen Durchforstung und Auswertung der Quellen fand Tobias Natter auch Hinweise auf fünf Gemälde, die in der bisherigen Fachliteratur (auch bei Rudolf Leopold 1972) nicht berücksichtigt wurden. Fünf Werke, deren Existenz nachweisbar, deren Verbleib jedoch teils unbekannt ist. Zu den engagierten Autoren an der Schiele-Front gehört auch Christian Bauer, der nach diversen Stationen im Kunstbetrieb (u. a. St. Pöltener Landesmuseum, Kunstmeile Krems) zwischendurch an die Forschungsfront zurückkehrte, das Schiele-Geburtshaus in Tulln konzipierte und 2013 eine Publikation veröffentlichte, die Licht in die frühen Schaffens- und Lebensjahre brachte (Egon Schiele – Der Anfang, Hirmer-Verlag). Vor kurzem erschien der Folgeband (Fast ein ganzes Leben, Hirmer-Verlag), der bislang wenig bekannte Aspekte der von mehreren Autoren bearbeiteten Einflüsse versammelt: aus der Beschäftigung mit Röntgenbildern etwa oder aus der Zeit der Akademie (Hermann Hellers Ausdruckslehre), jener Orte und Landschaften, die als Motive sein OEuvre bevölkern (Krems, Stein, Mühling), oder auch seines privaten Umfelds, konkret ein sehr erhellendes Kapitel (von Wolfgang Krug) zur Familie Koller (Broncia und ihre Tochter Sylvia). Ob ihm in seiner Position als künstlerischer Leiter des Kunstmuseums des Landes Niederösterreich in Krems Zeit für weitere Publikationen bleibt, kann Bauer nicht zweifelsfrei beantworten. Aber es gebe da noch hochinteressante Aspekte, etwa das Schaffen und die Person von Schieles zeitweiligem Ateliergenossen Erwin Osen. Er war wie Schieles Schwager Anton Peschka sowohl Künstler als auch Epigone und spielt deshalb eine Rolle bei Fälschungen. Ein Bereich, der auf dem internationalen Kunstmarkt zum unbeliebten Teil des Alltags gehört. Und dessen plant sich Elisabeth Leopold, respektive das 2011 gegründete Schiele Dokumentationszentrum im Leopold-Museum, anzunehmen. Ja, es ist ein Buch der Fälschungen geplant, mehr will die 89-Jährige zu diesem Projekt, das teils über Anzeigenschaltungen (gegen einen Förderungsbeitrag von 40.000 Euro) finanziert wird, vorerst nicht sagen. Nur so viel, Material sei aus mehr als 40 Jahren Sammeltätigkeit ausreichend vorhanden, konkret auch Fotoaufnahmen von Werken, die ihr verstorbener Mann als Fälschungen deklarierte. Die Veröffentlichung solcher Dokumente ist sogar legitim, es sei denn, es wären Urheberrechte des jeweiligen Fotografen zu berücksichtigen. Der Sinn und Zweck einer solchen Publikation ist für Jane Kallir, deren Expertise die international einzig anerkannte ist, nicht nachvollziehbar. Sie entlarvt jährlich an die 40 Fälschungen, dieser Markt ist ein Fass ohne Boden und kaum sei ein solches Buch veröffentlicht, sei es schon nicht mehr aktuell. Davon abgesehen könnte es mit der Sammlercommunity Probleme geben. In den USA haben sich Besitzer von Kunstwerken, die als Fälschungen bezeichnet werden, in den letzten Jahren zu wehren begonnen. Denn diese Art des Downgradings ist selbstredend auch mit einem massiven Wertverlust verbunden.
8Kultur
Kanzler Faymann will mit Ungarns Premier Klartext reden, Vizekanzler Mitterlehner fand deutliche Worte zur "Panikmache" der FPÖ. Wien – Auf Viktor Orbán ist Werner Faymann derzeit nicht gut zu sprechen. Gesetze sind einzuhalten, richtete der Kanzler seinem ungarischen Amtskollegen am Dienstag bei der früh am Morgen angesetzten Regierungssitzung im Parlament aus. Am Montag waren 3.650 aus Ungarn kommende Flüchtlinge am Wiener Westbahnhof eingetroffen, auch am Dienstag hielt der Zustrom an. Man werde die Sache genau untersuchen und eine klare Sprache gegen Ungarn finden, kündigte Faymann an. Nur weil die Dublin-Verordnung (sie regelt, dass jenes EU-Land zuständig ist, in dem Flüchtlinge zuerst EU-Boden betreten) schlecht funktioniere, könne Budapest das Abkommen nicht komplett aussetzen. Faymann will auch bilaterale Gespräche mit Tschechien und der Slowakei führen, um seiner Forderung nach europäischen Quoten Nachdruck zu verleihen. Hierzulande aber werden die rot-schwarzen Regierungsspitzen demnächst mit dem neuen Flüchtlingskoordinator Christian Konrad in Klausur gehen. Dabei sollen angesichts der vielen Schutzsuchenden die Themen Wohnen, Arbeit und Integration behandelt werden. Für Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) wird es auch darum gehen, Flüchtlinge als Chance und nicht als Bedrohung zu sehen. Viele seien gut qualifiziert, betonte der Wirtschaftsminister. Gleich nach dem Ministerrat nahmen die Koalitionäre auf der Regierungsbank im Nationalrat Platz, um auch bei der Sondersitzung zum anstehenden Durchgriffsrecht des Bundes zur Unterbringung von Flüchtlingen (mitunter gegen den Willen der Länder und Gemeinden) rigorose Töne anzuschlagen – allerdings in Richtung FPÖ. Davor rief Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) das Hohe Haus angesichts der Tragödie mit 71 toten Asylwerbern im Burgenland zu Menschlichkeit und Solidarität sowie zu einer Gedenkminute auf – doch die andächtige Stimmung sollte nicht allzu lange währen. Angesichts des Gesetzes, das SPÖ und ÖVP am 23. September mit den Grünen in den Verfassungsrang hieven wollen und dem auch die Neos zustimmen werden, hielt Faymann in seiner Rede vor den Abgeordneten fest: Österreich wird eine Entscheidung zu treffen haben, ob wir Kriegsflüchtlinge, die um ihr Leben laufen, mit Stacheldraht oder mit menschlichen, ordentlichen Quartieren empfangen. Auch Mitterlehner sprach sich vehement für Solidarität mit den Flüchtlingen aus. Dass die vom Bund geplante Quote beim Schaffen von Quartieren zu hoch sei, stellte er in Richtung von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in Abdrede. Wovor fürchten Sie sich? 1,5 Prozent sind zumutbar! Etwas anderes zu behaupten sei eine Beleidigung unserer humanitären Tradition. Dazu geißelte Mitterlehner Ausdrücke wie Wirtschaftsflüchtlinge und Asylbetrug, die von den Blauen gern verwendet werden. Wir reden hier nicht über Material, wir reden über Menschen! Davon unbeeindruckt polterte Strache angesichts der Massenzuwanderung: Ich sehe keinen Chef und keine Lösung in dieser Sache. Ich sehe einen Koordinator – wofür brauchen wir Sie noch Herr Kanzler, Herr Vizekanzler? Dass die Koalition die Unterbringungsproblematik durch eine Entmachtung der Länder und Gemeinden lösen wolle, sei Anlass zur Sorge, deswegen werde er, Strache, einen Antrag auf eine Volksabstimmung darüber einbringen. Und überhaupt seien nicht alle, die kommen, Menschen im Sinne der Genfer Konvention, deswegen brauche es lückenlose Kontrollen an den Grenzen mithilfe des Heeres. Die grüne Chefin Eva Glawischnig hielt dazu fest: Wir wollen Menschenleben schützen und nicht Grenzen! Die FPÖ wolle in den Gemeinden ja sogar die Unterbringung von unbegleiteten Kindern verhindern, doch das Durchgriffsrecht werde auch zu einer Normalisierung der Situation beitragen. Dazu kündigte Glawischnig an, den Vorschlag der Regierung zu unterstützen, EU-Förderungen mit einer gerechten Flüchtlingsverteilung zu verknüpfen. Trotz Zustimmung zum Durchgriffsrecht forderte Neos-Boss Matthias Strolz von Faymann und Mitterlehner auffallend aggressiv einen Nationalen Aktionsplan zum Flüchtlingsdrama ein. Das Sterben von Asylwerbern heute im Straßengraben sei nur der Anfang gewesen, morgen lägen die Menschen womöglich schon in unseren Vorgärten.
5Inland
2:1-Sieg gegen Paderborn – Löwen mit 14 Punkten nur Vorletzter. Nürnberg – Der 1. FC Nürnberg hat sich am Freitag im Aufstiegsrennen der zweiten deutschen Fußball-Bundesliga vorerst auf den Relegationsplatz verbessert. Die Nürnberger setzten sich mit Georg Margreitter, Alessandro Schöpf und Guido Burgstaller (bis zur 90.) zum Hinrundenabschluss gegen den SC Paderborn 2:1 durch und sind nun schon sieben Partien ungeschlagen. Den Ehrentreffer Paderborns erzielte der erst kurz zuvor eingewechselte Kevin Stöger mit einem Linksschuss aus 20 Metern in der Schlussphase (89.). Für den 22-jährigen Oberösterreicher war es der erste Saisontreffer. Niklas Hoheneder spielte bei der Truppe von Coach Stefan Effenberg, die nach dem Bundesligaabstieg als 16. eine Etage tiefer wieder um den Klassenerhalt kämpfen muss, durch. Noch schlechter schaut es für 1860 München aus. Die Löwen legten mit 14 Punkten in 17 Spielen ihre schlechteste Hinrunde in der zweiten Liga hin. Nur Duisburg liegt noch hinter dem Traditionsclub. Rubin Okotie und der nach 63 Minuten ausgewechselte Michael Liendl konnten die 0:1-Heimpleite gegen den FSV Frankfurt nicht verhindern. Bei den zehntplatzierten Frankfurtern spielte Lukas Gugganig durch. Das Duell des Vierten SV Sandhausen mit dem Siebenten Greuther Fürth endete 1:1. Robert Zulj bereitete Fürths Führung durch Goran Sukalo (33.), der Marco Knaller bezwang, vor. Bei Sandhausens Ausgleich von Aziz Bouhaddouz (56.) war mit Stefan Kulovits ein weiterer Österreicher an der Entstehung eines Tores beteiligt.
4Sport
Auch zweites Opfer eines Messerangriffs vom Dienstag ist über 80 Jahre alt. Jerusalem – Bei einem Messerangriff in Jerusalem ist eine 86 Jahre alte Holocaust-Überlebende verletzt worden. Dies bestätigte am Mittwoch eine Sprecherin des Krankenhauses Shaarei Zedek in Jerusalem. Die Frau werde auf der Intensivstation behandelt. In der Klinik liege auch das zweite Opfer des Angriffs vom Dienstag, eine 82-Jährige. Die Frauen waren in einer Gruppe auf einer Promenade im Ostteil Jerusalems unterwegs, als zwei mutmaßlich palästinensische Vermummte mit Messern auf sie einstachen. Die Täter konnten nach Polizeiangaben in ein arabisches Viertel flüchten. Man suche weiter nach ihnen, sagte Polizeisprecher Mickey Rosenfeld am Mittwoch. Die Holocaust-Überlebende habe drei Stichverletzungen am Rücken erlitten, schwebe jedoch nicht in Lebensgefahr, sagte die Krankenhaussprecherin. Die Frau lebe in einer Einrichtung für betreutes Wohnen der Jewish Agency, die für Einwanderung nach Israel zuständig ist, bestätigte der Sprecher Avi Mayer. Seit Oktober vergangenen Jahres kommt es immer wieder zu palästinensischen Angriffen auf Israelis. Dabei sind bisher 31 Israelis getötet worden, 381 wurden teils schwer verletzt. Mehr als 200 Palästinenser kamen ums Leben, die meisten bei ihren eigenen Attacken. Als Auslöser galt ein Streit um den Tempelberg in Jerusalem, inzwischen hat die Gewalt aber eine Eigendynamik entwickelt. Israels Verteidigungsminister Moshe Yaalon hat derweil die Hamas am Mittwoch vor Attacken aus dem Gazastreifen gewarnt, den die islamistische Palästinenserbewegung kontrolliert. Erst vor einer Woche haben wir Versuche der Hamas und anderer Terrorgruppen erlebt, unser Leben zu bedrohen und unsere Soldaten zu schädigen, sagte Yaalon bei einer Zeremonie zum israelischen Tag der Gefallenen und Anschlagsopfer auf einem Soldatenfriedhof in Tel Aviv. Vergangene Woche hatte es nach dem Fund zweier Angriffstunnel, die nach Israel führten, vier Tage lang Feuergefechte gegeben, bei denen aus dem Gazastreifen Raketen und Mörsergranaten abgefeuert wurden, worauf die israelischen Streitkräfte mit Luftangriffen und Panzerbeschuss reagierten. Wir werden auf alle, die sich mit uns anlegen, mit eiserner Faust reagieren, wo auch immer sie sich befinden, sagte Yaalon. Dem Gedenktag schließt sich am Donnerstag der israelische Unabhängigkeitstag an, an dem die Proklamation des Staates Israel vor 68 Jahren gefeiert wird. Aus diesem Anlass demonstriert zudem an mehreren Orten die arabische Minderheit in Israel für ihre Rechte. Am Sonntag, dem palästinensischen Tag der Nakba (Katastrophe) findet eine große Protestkundgebung in Ramallah im besetzten Westjordanland statt.
2International
Team von Zoran Barisic fightet sich nach einem Rückstand gegen Viktoria Pilsen zurück und gewinnt auch seine dritte Partie in der Europa League. Wien – Rapid und Viktoria Pilsen sind einander nicht unähnlich. Behaupten zumindest die Trainer, Zoran Barisic und Karel Krejci. Rein theoretisch schaut das so aus: organisierte Defensive, schnelles Umschaltspiel, flinke Flügel und eine gewisse Stärke bei Standardsituationen. Thanos Petsos ist rechtzeitig fit geworden, er wurde vermisst, sein Fehlen könnte zu der einen oder anderen Peinlichkeit in der Meisterschaft beigetragen haben. Pilsen ist übrigens nicht nach Wien gekommen, um stur zu verteidigen, nein, der tschechische Meister wollte im Happel-Stadion schönen Fußball zeigen. Eine weitere Gemeinsamkeit, auch Barisic lehnt Hässliches strikt ab. Rapid begann vor 39.400 Zuschauern (beeindruckende Zahl) ambitioniert. Die linke Seite, bestehend aus Stefan Stangl und Florian Kainz, wirbelte, Außenverteidiger Stangl prüfte Pilsens Tormann Matus Kozacik (10.). Zwei Minuten später der Schock: Dem Führungstreffer der Gäste ist wohl ein Foul an Stangl vorausgegangen. Aber englische Schiedsrichter, Craig Pawson ist einer, pfeifen nicht jeden Schubser. Viktoria kann in der Tat schnell umschalten. David Limbersky zu Jan Kovarik, dessen Flanke verwertet Michal Duris zum 0:1. Rapid erstarrte nicht, erhöhte das Tempo, wurde kreativer. 34. Minute: Eckball, Louis Schaub wählt die kurze Variante, Kainz sieht im Zentrum seinen Kapitän Steffen Hofmann, der zieht aus 18 Metern ab, sein Flachschuss wird leicht abgefälscht – 1:1. Die Pilsener fuhren danach Konter, Jan Novota rettete vor Duris, die Partie der nicht unähnlichen Mannschaften hatte ein äußerst passables Niveau erreicht. Rapid wurde möglicherweise ein Elfer vorenthalten, aber englische Schiedsrichter pfeifen nicht jedes Händchen. 53. Minute: 2:1 für Rapid. Stefan Schwab flankt, Mario Pavelic übernimmt direkt, von Schaubs Brust fliegt der Ball ins Netz. Allerdings ist er im Abseits gestanden. Englische Schiedsrichter und die dazugehörigen Assistenten sind eigen. Viktoria drängte. 66. Minute: Petsos an sich missglückte Flanke findet den Weg auf wundersame Weise zum 3:1 ins Tor. Jubel. 76. Minute: Patrik Horosovsky verkürzt auf 2:3. Abpfiff. Rapid besitzt eben die Gabe, Außergewöhnliches zu leisten. Bereits am 5. November gibt es ein Wiedersehen in Pilsen. In der anderen Partie der Gruppe E setzte sich Villarreal gegen Dinamo Minsk mit 4:0 durch, diese beiden Teams hatten keine einzige Gemeinsamkeit. Rapid bleibt mit dem Maximum von neun Punkten Tabellenführer in Europa. Wir haben gegen eine richtig gute Mannschaft gespielt, sagte Hofmann. Neun Punkte nach drei Spielen, wir sind überglücklich. Am Sonntag lädt Rapid als Tabellendritter von Österreich die Austria zum Derby. (Christian Hackl, 22.10.2015) Gruppe E: SK Rapid Wien – Viktoria Pilsen 3:2 (1:1)Ernst-Happel-Stadion, 39.400 Zuschauer, SR Craig Pawson (ENG) Torfolge: 0:1 (12.) Duris, 1:1 (34.) S. Hofmann, 2:1 (52.) Schaub, 3:1 (68.) Petso, 3:2 (76.) Hrosovsky Rapid: Novota – Pavelic, Dibon, M. Hofmann, Stangl – Schwab, Petsos – Schaub (80. Huspek), S. Hofmann (62. Grahovac), F. Kainz – Prosenik (68. Jelic) Pilsen: Kozacik – Rajtoral, Baranek, Hejda, Limbersky – Vanek (80. Holenda), Hrosovsky – Kopic (58. Petrzela), Horava (58. Kolar), Kovarik – Duris Gelbe Karten: Dibon bzw. Kovarik
4Sport
Menschen & Mächte: Der 1. Mai, Oktoskop: Edge Becs, Monty Python – Der Sinn des Lebens, Im Zentrum, The Wolf of Wall Street, Hubert von Goisern: Brenna tuat's schon lang. 11.05 DOKUMENTATIONMenschen & Mächte: Der 1. Mai – Ein Feiertag macht Geschichte Eine Dokumentation über den illegalen Kampftag der Arbeiterbewegung Ende des 19. Jahrhunderts bis hin zum Staatsfeiertag mit Volksfestcharakter. Ein Film von Robert Gokl. Bis 12.00, ORF 2 12.00 MAGAZINHohes Haus Patricia Pawlicki präsentiert: 1) Recht und Ordnung: Im Studio diskutiert Patricia Pawlicki mit Wolfgang Gerstl von der ÖVP und Alev Korun von den Grünen. 2) Hoher Besuch: Zu Gast: Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon, der eine lange Beziehung zu Wien hat. 3) Schock und Smoke: Warnhinweis und Schockbilder. Bis 12.30, ORF 2 12.00 DISKUSSIONInternationaler Frühschoppen: Die Stunde der Populisten – Europa driftet nach rechts Was bedeutet der Erfolg der Rechtspopulisten für Europa? Was macht den Reiz der Populisten aus? Versagen die etablierten Parteien? Darüber diskutiert Gastgeber Michael Hirz mit Journalisten aus fünf Ländern. Aus Österreich ist Standard-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid dabei. Bis 13.00, Phoenix 13.30 MAGAZINHeimat, fremde Heimat Silvana Meixner präsentiert: 1) Garten der Begegnung. 2) bockwerk als Ausweg aus dem tristen Alltag. 3) Weitblicke mit dem Unternehmer Heini Staudinger. Bis 14.00, ORF 2 16.45 MAGAZINMetropolis 1) Metropolenreport Rom. 2) Li Edelkoort. 3) Kugelbauten von Antti Lovag. 4) Faada Freddy. 5) Wolfgang Bauer: Die geraubten Mädchen – Boko Haram und der Terror im Herzen Afrikas. 6) Nuit Debout. Bis 17.30, Arte 20.00 THEMENABENDOktoskop: Edge Becs (AT 2013, Harald Huto) Drahdiwaberl-Chef Stefan Weber trifft Falco an der Ecke Drahdiwaberlgasse/Falcogasse. Billy Wilder holt Marilyn Monroe am Heldenplatz ab, und die Kaiserin saust mit Rollerblades über die Donaubrücke. Um 21.35 folgt das Making-of zum Film, der die Grenzen von Raum und Zeit verschwinden lässt. Bis 23.35, Okto 20.15 KOTZEREIMonty Python – Der Sinn des Lebens (GB 1982, Terry Jones, Terry Gilliam) Der Kinofilm macht ein schlichtes menschliches Leben zum Zentrum aggressiven Humors. Zum Zerreißen schräge Gags mit dem kotzenden Lokalgast als unappetitlichem Höhepunkt. Bis 22.25, Tele 5 22.00 DISKUSSIONIm Zentrum: SPÖ vor der Zerreißprobe – Was nun? Zu Gast bei Ingrid Thurnher: Hans Niessl (Landeshauptmann Burgenland, stellvertretender SPÖ-Bundesparteivorsitzender), Michael Schickhofer (Landeshauptmann-Stellvertreter Steiermark, SPÖ), Julia Herr (Vorsitzende der Sozialistischen Jugend), Josef Cap (stellvertretender SPÖ-Klubobmann), Franz Löschnak (ehemaliger Vize-Bundesparteivorsitzender und Innenminister, SPÖ) und Anton Pelinka (Politikwissenschafter). Bis 23.05, ORF 2 22.15 SPEKULANTENThe Wolf of Wall Street (USA 2013, Martin Scorsese) Für 22 Monate ging Banker Belfort (Leonardo DiCaprio) ins Gefängnis. Zuvor hatte er, der in den 90er-Jahren zum Inbegriff des betrügerischen Finanzakrobaten geworden war, ein Sex-und-Drogen-Leben auf Kosten anderer geführt. Sehenswert! Nicht nur wegen Di Caprio. Bis 1.10, SRF 2 23.05 DOKUMENTARFILMHubert von Goisern: Brenna tuats schon lang Hubert von Goisern macht Weltmusik und bleibt dennoch seiner Heimat innig verbunden. Sein Werdegang ist voller Brüche und Widersprüche. Der Film ist die Dokumentation seiner Lebensgeschichte – eines Amalgams zwischen den Welten und Kulturen. Bis 0.35, ORF 2
6Etat
Warum die US-Republikaner nach rechts gerückt sind und welche Parallelen es zu Europa gibt, erklärt Politologe Cas Mudde. STANDARD: In einem Ihrer Tweets schreiben Sie: Die US-Republikaner haben Trump erschaffen. Wie meinen Sie das? Mudde: Das überwiegende Narrativ in den USA und besonders bei den Konservativen lautet, Trump habe die Republikaner in Geiselhaft genommen. Ich habe mit dem Tweet auf einen Artikel Bezug genommen, der sagte: Die Grand Old Party (GOP) teilt nun dieselben Werte wie Trump. Meiner Meinung nach hatte die Parteibasis der Republikaner, die in den Vorwahlen abstimmt, diese Werte längst übernommen. Die GOP war in der vergangenen Dekade unglaublich opportunistisch und versuchte autoritäre, islamophobe und fremdenfeindliche Stimmungen aufzugreifen. Daran war natürlich das Parteiestablishment beteiligt. So wurde zuerst die Tea Party geschaffen, auf deren Erfolgswelle dann Leute wie Ted Cruz in den US-Kongress gespült wurden. Nun ist der Geist aus der Flasche. Der erste Geist war die Tea Party – und nun ist es Trump. STANDARD: Ist den Republikanern diese Entwicklung entglitten? Was war der Grund dafür, diesen Weg einzuschlagen? Mudde: Es hat viel mit dem System der Vorwahlen in den USA zu tun, die in vielen Bundesstaaten entscheidender als die landesweiten Wahlen sind. Dort wählt überwiegend der harte Kern der jeweiligen Partei. Bei den Republikanern sind diese Wähler eher rechts. Um dort also Stimmen zu bekommen, muss ein Kandidat während der Vorwahlen eher rechts punkten – und auch seine Politik danach ausrichten. Seit den 1970er-Jahren verfolgen die Republikaner außerdem ihre sogenannte Southern Strategy. Damit sollen Weiße in den südlichen Bundesstaaten angesprochen werden. Die Wähler in dieser Region waren lange Zeit für die Segregation, aber auch für die Demokratische Partei. Die Republikaner warben um diese Stimmen mit einer entschieden fremdenfeindlichen Kampagne, die sich vor allem gegen Schwarze richtete. Seit kurzem sind aber auch Hispanics und Muslime Gegner der Republikaner. Die Idee basiert darauf, so viele der weißen Stimmen zu bekommen wie möglich. Das geht natürlich nur auf Kosten der Stimmen der Hispanics und der Schwarzen. STANDARD: Ist das eine langfristig kluge Strategie? Hispanics werden als Wählergruppe immer zahl- und damit auch einflussreicher. Kann es sich eine Massenpartei leisten, auf diese Stimmen zu verzichten? Mudde: Nein, kann sie nicht. In gewissen Bundesstaaten haben die Republikaner diese Strategie auch schon verworfen, beispielsweise in Texas. Dieser Bundesstaat hat viele Politiker – George W. Bush war dafür ein gutes Beispiel –, die pro Hispanics agieren, weil sie wissen, dass ohne sie keine Wahl zu gewinnen ist. Das derzeitige Problem ist, dass zum einen Hispanics nicht oft zur Wahl gehen und sie zum anderen traditionell eher die Demokraten unterstützen. Wenn sich die Republikaner nun auf die Hispanics zubewegen, verärgern sie vielleicht weiße, fremdenfeindliche Wählergruppen. Bisher war die GOP nicht in der Lage, beide Wählergruppen zufriedenzustellen. STANDARD: Die republikanische Parteielite wollte Trump offenbar nicht als Präsidentschaftskandidaten. Das konnte ihn allerdings auch nicht verhindern. Mudde: Trump ist das Symptom, nicht das Problem. Ted Cruz war auch ein weit rechts stehender Kandidat. Die Republikaner müssen sich eingestehen, dass ein großer Anteil ihrer Basis für diese weit rechts stehenden Kandidaten stimmt. Wenn sie das nicht akzeptieren und Trump als singuläres Ereignis betrachten, wird dasselbe erneut passieren. STANDARD: Die Attraktivität der politischen Ränder steigt – in den USA und in Europa. Woran liegt das? Mudde: Genauso wie in Europa hat das auch in den USA mit dem Angebot des politischen Mainstreams zu tun. In Europa haben die Sozialdemokraten seit mehr als 20 Jahren kein überzeugendes Narrativ mehr. Aber auch die Konservativen haben ihre Geschichtserzählung verloren. Im Fall von Griechenland haben die Konservativen gewonnen und die Sparmaßnahmen durchgesetzt. Aber es wurde nicht als positive Geschichte erzählt, sondern als Zwang. Dasselbe gilt für das Thema Integration in Europa. Es gibt kein positives Migrationsnarrativ. Nun heißt es, wenn wir das nicht so machen, wie wir es machen, wird es nur schlimmer. Die politische Rechte dominiert auf diese Weise den Diskurs. Die Massenparteien nehmen diese Rhetorik auf und setzen ihr nichts entgegen. STANDARD: Sehen Sie eine Chance, dass dieses positive Narrativ wieder in die Politik zurückkehrt? Mudde: Nein. Ich bin diesbezüglich sehr pessimistisch. Es gibt keinen positiven Kern, aus dem sich ein neues Narrativ entwickeln kann. Die Sozialdemokratie stirbt vor unseren Augen.
2International
Ohne einen Screenshot oder ein Gameplay-Video gezeigt zu haben. Das Action-adventure Bloodstained: Ritual of the Night ist das bislang erfolgreichste Videospielprojekt der Crowdfunding-Plattform Kickstarter. 18 Stunden vor Ende der Kampagne nahmen die Hersteller bereits mehr als 4,6 Millionen Dollar ein und übertrafen damit den bisherigen Spitzenreiter, das Rollenspiel Torment: Tides of Numenera, das im April 2014 4,18 Mio. Dollar lukrieren konnte. Interessant an Bloodstained ist, dass es bei einem ursprünglichen Finanzierungsziel von 500.000 Dollar gänzlich ohne tatsächliche Spielaufnahmen oder Screenshots beworben wurde. Fans vertrauten ihr Geld den Herstellern wohl großteils aufgrund deren Reputation an. Hinter dem Projekt steht unter anderem der langjährige Castlevania-Produzent Koji Igarashi. Erst vor wenigen Tagen gab es einen kurzen Einblick in einen Prototyp des Games (siehe zweites Video). Erscheinen wird Bloodstained nicht vor 2017 und wird auf Basis der Unreal Engine 4 für PC, PS4, XBO, Wii U und PS Vita umgesetzt.
0Web
Hofer bringt eigenes Telefon und Google stellt "Cardboard Plastic" und "Mic Drop" für Gmail vor. Wie die Tradition des Aprilscherzes wirklich entstanden ist, gilt als nicht gesichert. Klar ist hingegen, dass sich kaum ein Unternehmen den jährlichen Spaß entgehen lassen will. Deshalb ist auch 2016 ein ganzes Feuerwerk an Scherzen zu erwarten. Im vergangenen Jahr sorgte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache für Schlagzeilen, nachdem er einen Scherz (Der Schnitzelpanier droht ein EU-Verbot) für bare Münze nahm. Microsoft stellte ein MS-DOS-Handy vor und die ersten Selfie-Schuhe wurden der Weltöffentlichkeit präsentiert. 2010 vermeldete derStandard.at, dass sein Angebot kostenpflichtig wird. Fixstarter bei Aprilscherzen ist seit Jahren Google. Auch dieses Jahr liefert das Unternehmen mit dem Cardboard Plastic einen amüsanten Beitrag ab, der genau genommen auch als ein Seitenhieb auf den aktuellen Virtual-Reality-Hype verstanden werden kann. Wie gewohnt liefert Google aber auch den einen oder anderen Scherz, der eigentlich eher ein Easter Egg ist. Geht es dabei doch um Neuerungen, die tatsächlich nutzbar sind. So lässt sich nun bei Google Photos mittels Emojis nach passenden Bildern suchen. Keine ungeteilte Begeisterung löste hingegen eine Änderung an Gmail für den 1. April aus. So gab es kurzfristig einen neuen Send and Mic Drop-Knopf. Dieser sei dazu gedacht, lange Mail-Diskussionen ultimativ zu beenden, versprach Google. Dazu wurde automatisch ein animiertes GIF mit einer passenden Animation angehängt. Das wäre zwar manchmal ein durchaus sinnvolles Feature, allerdings ersetzte es den Send and Archive-Knopf. Dadurch scheinen so manche Nutzer des Services die Scherzfunktion unabsichtlich genutzt zu haben – und zwar in einem ganz und gar nicht amüsant gemeinten Kontext. Dies sorgte nicht nur für einige Aufregung, Google hat nach zahlreichen Beschwerden seinen Scherz mittlerweile wieder rückgängig gemacht. Wer heute die mobile Google-Maps-App aufruft, kann einen Tag lang Funky Town besuchen, und dort dem Maskottchen Pegman beim Tanzen zusehen. Und bei Inbox wird die Smart-Reply-Funktion, die automatisch passende Antwortmöglichkeiten auf eingehende Mails vorschlägt, um Emoji-Optionen erweitert. Auch dies funktioniert tatsächlich. Und dann wäre da noch ein Google-Video, in dem man eine ganz eigene String-Theory entwickelt (Achtung: Katzenhasser besser fernbleiben) Der Lebensmittel-Diskonter Hofer mischt mit einem Retro-Phone mit. Bei den Wiener Linien widmet man sich bisher wenig beachteten Gefahren: Ab heute gebe es Helmpflicht und Radarkontrollen auf Rolltreppen, heißt es. Ob die Verkehrsbetriebe auch wagen, diese Maßnahme tatsächlich zu exekutieren, muss sich freilich erst zeigen. Ab heute Helmpflicht auf Rolltreppen. Radarkontrollen gegen Temposünder soll Rolltreppenfahren sicherer gestalten! pic.twitter.com/AddbiW3FHX Samsung Österreich stellte schwebenden Hover 360° Speaker vor. Bei Sony stellt man das Proton Pack vor – das weltweit erste Geräte zum Fangen von Geistern, wie man betont. Hardwarehersteller Razer hat für einen Tag sein Angebot erweitert, und zwar um einen Toaster, der Gamer zweifellos ansprechen wird: Den Breadwinner. Auch bei Thinkgeek widmet man sich dem Thema Virtual Reality, hier in Form des VR Sensory Immersion Generator. Dieser soll die virtuelle Erfahrung auf eine neue Ebene heben, indem er die Nutzer mit zusätzlichen Eindrücken versorgt, sie also etwa anspritzt oder Gerüche absondert. Bei Duolingo gibt man ein Versprechen ab, von dem wohl schon viele geträumt haben – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Dank eines speziellen Kissens soll der Spracherwerb nämlich im Schlaf gehen. Die größte Pornoplattform Pornhub versetzte erwartungsfreudigen Besuchern hingegen einen Schock: Die Seite verwandelte sich kurzfristig in Cornhub, widmet sich also dem Mais (englisch Corn). Zu sehen gab es dann etwa, wie Maiskörner zum ersten Mal poppen oder ein Maiskolben gebuttert wird. Die Universität Wien hat indes eine Dating-Plattform für eigene Mitarbeiter angekündigt. Sie soll unter dem Namen u:date firmieren: Seit heute online: u:date, die Datingplattform für MitarbeiterInnen der Uni Wien https://t.co/aWi3Bt9yQ5 #uniview pic.twitter.com/P5BFqgHo02 Sehr meta gibt sich der österreichische Mobilfunkanbieter T-Mobile: Er kündigt kurzerhand einen Netzfilter gegen die Zeitverschwendung durch Aprilscherze an. Die ESA meldet Problem mit einer Kamera. H&M stellte seine Mark Zuckerberg-Kollektion vor. Mithilfe Um die Übersicht zu behalten, bittet der WebStandard um Mithilfe: Posten Sie im Forum oder auf unserer Facebook-Seite Ihren Lieblingsscherz. Bereits jetzt vielen Dank für die zahlreichen Hinweise.
0Web
Vor seinem Untergang befand sich das Schiff des britischen Entdeckers bereits in seiner zweiten Karriere als "Lord Sandwich 2". New York – Wissenschafter haben möglicherweise das Wrack der Endeavour des berühmten britischen Entdeckers James Cook geortet: Das Rhode Island Projekt für Meeresarchäologie (RIMAP) teilte auf seiner Website mit, in der Bucht von Newport im US-Bundesstaat Rhode Island seien neun Stellen identifiziert worden, an denen sich Reste von 13 Schiffen befänden, die während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges in den Tagen vor der Schlacht von Rhode Island versenkt worden waren. An einer Stelle sei ein Beiboot der 1778 gesunkenen Lord Sandwich 2 gefunden worden – so lautete der letzte Name des Schiffs, das ursprünglich Earl of Pembroke geheißen hatte, ehe es als Endeavour in die Geschichte einging. In der Nähe des Beibootes lägen insgesamt fünf Wracks, und das Projekt für Meeresarchäologie vermute, dass die Endeavour darunter sei. Bevor die Untersuchungen fortgesetzt werden könnten, solle aber Geld für den Bau eines Hangars gesammelt werden, um die Fundobjekte zu lagern, hieß es von RIMAP. Mit der Endeavour hatte James Cook von 1768 bis 1771 seine erste Entdeckungsreise unternommen und den südwestlichen Pazifik erforscht. 1770 erreichte Cook mit ihr Australien – zwar nicht als erster Europäer, doch war sein Eintreffen das folgenreichste. Anders als bei den sporadischen Besuchen holländischer Seefahrer führte Cooks Ankunft dazu, dass Australien bald darauf dauerhaft von Europäern besiedelt wurde. Die Endeavour wurde nach ihrer Rückkehr aus dem Pazifik verkauft und in Lord Sandwich 2 umbenannt. Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg setzte sie das britische Empire als Truppentransporter und Gefängnisschiff ein, ehe sie 1778 versenkt wurde: Nicht von den Revolutionären, sondern von den Briten selbst, um zusammen mit anderen Schiffen eine heranrückende französische Flotte zu blockieren.
7Wissenschaft
Der "Speaker" ist protokollarisch nach Präsident und Vizepräsident die Nummer drei im Staat. Washington – Der republikanische Kongressabgeordnete Paul Ryan ist neuer Chef des US-Repräsentantenhauses. Die Abgeordneten wählten den 45-jährigen Abgeordneten aus Wisconsin am Donnerstag mit überwältigender Mehrheit zu ihrem neuen Speaker. Ryan tritt die Nachfolge von John Boehner an, der nach vier turbulenten Jahren an der Spitze des Repräsentantenhauses im vergangenen Monat unter dem Druck des erzkonservativen Flügels seiner republikanischen Partei seinen Rücktritt angekündigt hatte. Ryan gewann mit 236 von 247 Stimmen gegen seinen Konkurrenten Daniel Webster. Der Chef des US-Repräsentantenhauses ist protokollarisch nach Präsident und Vizepräsident die Nummer drei im Staat. Als Hüter der Gesetzgebungsagenda in der Kongresskammer kann er Debatten ansetzen und Gesetze zur Abstimmung freigeben. Ryan hatte lange gezögert, nach der Rücktrittserklärung des bisherigen Vorsitzenden Boehner seinen Hut in den Ring zu werfen. Die Republikaner-Fraktion ist schwer kontrollierbar, insbesondere eine Gruppe von 40 erzkonservativen Abgeordneten rebellierte immer wieder gegen die Parteiführung.
2International
"Phosphor mit gelblicher Färbung". Beirut/Amman – Im Kampf um die syrische Stadt Aleppo erhebt die Kurden-Miliz YPG schwere Vorwürfe gegen Islamisten und andere Rebellen. Diese Gruppen hätten überwiegend kurdische Wohngebiete mit chemischen Stoffen angegriffen, erklärte das YPG-Kommando am Dienstag. Es könnte sich um Phosphor mit einer gelblichen Färbung gehandelt haben. Die Kurden-Miliz kämpft seit Wochen um die Vorherrschaft an einer Front nahe Aleppo. Beim Beschuss eines Wohnviertels der Stadt im Norden des Landes starben am Sonntag den Kurden zufolge mehrere Menschen. Im Kampf gegen die Extremistenmiliz Islamischen Staat (IS) ist die YPG ein zentraler Verbündeter sowohl der USA als auch Russlands. Viele Aufständische betrachten die Gruppe aber auch als Alliierte von Präsident Bashar al-Assad, was die YPG entschieden zurückweist. Die Lage im syrischen Bürgerkrieg ist durch vielschichtige Allianzen und Rivalitäten der Konfliktparteien und ihrer Unterstützer sehr verworren. Seit gut einer Woche gilt eine Waffenruhe, die aber brüchig ist. Davon ausgenommen sind Kämpfe gegen radikale Islamisten. Die nächste Runde der Friedensverhandlungen wurde verschoben.
2International
Polizeipräsident: Einsatz von Gewalt war notwendig, Flüchtlinge hätten mit Gesten provoziert. Wien/Chemnitz – Wie mehrfach täglich in deutschen Gemeinden ist am Donnerstagabend auch im sächsichen Clausnitz ein Bus mit Flüchtlingen angekommen, um die Passagiere vor einer Asylunterkunft abzusetzen. Anders als in den meisten Fällen wurde diese Fahrt aber von einer wütenden Menge von Asylgegnern abgefangen. Wie ein am Freitag hochgeladenes Video zeigt, umzingelten dutzende Menschen das Fahrzeug mit der LED-Anzeige Reisegenuss, versuchten die unter Polizeischutz aussteigenden Personen davon abzuhalten und riefen aufgebracht: Wir sind das Volk! In dem 33-sekündigen Video ist zu sehen, wie ein Jugendlicher unter Tränen den Bus verlässt, eine Frau mit Kopftuch reagiert schimpfend durch die Frontscheibe. Die Polizei hat den Vorfall laut Spiegel online bestätigt und ermittelt wegen des Verdachts auf einen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz. Rund hundert Personen haben demnach den Weg zur neuen Asylunterkunft in dem kleinen Ort an der tschechischen Grenze blockiert, die Einfahrt soll mit drei Fahrzeugen versperrt worden sein. Die Blockade dauerte laut Polizei über eine Stunde. Knapp 30 Polizisten, darunter auch Beamte der Bundespolizei, waren im Einsatz. Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten. Ob weitere Straftaten vorliegen, wird demnach geprüft. Am Abend tauchte eine zweite Videosequenz auf, die der anderen vorauszugehen scheint und den Einsatz der Polizei zeigt. Zu sehen ist, wie Polizisten Menschen offensichtlich mit Zwang aus dem Bus holen und in ein Haus bringen. Ein Beamter setzt dazu bei einem wohl halbwüchsigen Buben einen Klammergriff ein, während draußen die Menge johlt. Längeres Video, was den Umgang der Polizei Sachsen mit den veränsgtigten Flüchtlingen zeigt. #kaltland #clausnitz pic.twitter.com/LOIFgwpVrt Anschließend ist zu sehen, wie ein anderer Bub freiwillig, aber weinend den Bus in Richtung des Hauses verlässt. Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) reagierte prompt: Ich habe mir das Video angesehen. Die Bilder sprechen ihre Sprache. Das Ministerium werde den Einsatz der Polizeidirektion Chemnitz mit allen Beteiligten umgehend auswerten: Erst dann können wir Konsequenzen ziehen. Ulbig verurteilte die Blockade. Anstatt wenigstens den Versuch zu unternehmen, sich in die Situation der Flüchtlinge zu versetzen, blockieren einige Leute mit plumpen Parolen den Weg von schutzsuchenden Männern, Frauen und Kindern, sagte er laut deutschen Medien. Nach der Polizeiführung verteidigte am Samstagabend auch die Polizeigewerkschaft das umstrittene Vorgehen der Beamten am Freitag. Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass die Kollegen richtig gehandelt haben, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Rainer Wendt am Samstag der Huffington Post. Es habe Gefahr für Leib und Leben der Flüchtlinge bestanden, weshalb eine Räumung des Busses alternativlos gewesen sei. Der Bursche, der von den Polizisten aus dem Bus gezerrt worden sei, habe zuvor die herumstehende Menge massiv provoziert. Er hat den rechten Demonstranten vor dem Fahrzeug mehrfach den Stinkefinger gezeigt und zudem mit seiner Hand am Hals das Kopf-ab-Zeichen gemacht, sagte Wendt. Der Beamte habe um die Sicherheit aller Flüchtlinge und der Polizisten gefürchtet. Die Polizei hat ihren Einsatz verteidigt. Der Chemnitzer Polizeipräsident Uwe Reißmann sagte am Samstag, bei drei Flüchtlingen sei der Einsatz von einfachem unmittelbaren Zwang notwendig gewesen. Er betonte, Flüchtlinge hätten aus dem Bus heraus mit Gesten wie dem Stinkefinger die davorstehenden Demonstranten provoziert. Gegen ihn liege wegen der beleidigenden Geste eine Anzeige vor. Deswegen seien drei Flüchtlinge von der Polizei gewaltsam aus dem Bus geholt worden. Dies sei absolut notwendig und verhältnismäßig gewesen. Aus meiner Sicht gibt es für das Vorgehen der Polizei keinerlei Konsequenzen, so der Polizeipräsident. Zugleich räumte er ein, dass die Polizei am Probleme hatte, der Situation in dem kleinen Erzgebirgsort Herr zu werden. Anfangs war nur eine Polizeistreife vor Ort. Aus heutiger Sicht war das eine Fehleinschätzung, sagte Reißmann. Ein Beamter habe den Demonstranten einen Platzverweis samt Konsequenzen angedroht und dafür nur Gelächter geerntet. Für eine Räumung habe die Kraft gefehlt, sagte der Polizeipräsident. Die Polizei Sachsen reagierte auch in den sozialen Medien auf die Kritik: Wir als Polizei müssen die Neutralität in unseren Einsätzen wahren, hieß es in einem Facebook-Posting. .@PolizeiSachsen auf Facebook zur Blockade der Asylunterkunft in #Clausnitz pic.twitter.com/lhzJ4yfyTa Der Bürgermeister von Rechenberg-Bienenmühle, Michael Funke (parteilos), sagte der Freien Presse, er schäme sich für das Geschehene. Zugleich nahm er aber die Demonstranten in Schutz. Der Großteil der Menge sei nicht auf Krawall gebürstet gewesen. Auch habe der Protest sich nicht gegen die Flüchtlinge gerichtet: Es ging um die große Politik und nicht um die Menschen an sich. Das Video wurde ursprünglich von den Administratoren einer inzwischen gelöschten Facebook-Seite namens Döbeln wehrt sich – Deine Stimme gegen Überfremdung geteilt, ehe es der deutsche Fernsehmoderator Jan Böhmermann auf Social-Media-Kanälen mit dem Titel Vom besorgten Bürger über den Angstmob zum Hassmob erneut veröffentlichte. Das ZDF berichtete, der Leiter der Unterkunft gehöre der rechtspopulistischen AfD an. Auf Anrufe und Rückrufbitten der Presseagentur dpa reagierte der Mann nicht. Die AfD weist ihn im Internet aber als Mitorganisator von Parteiveranstaltungen aus. Nach Angaben des Polizeipräsidenten hatte der Bürgermeister des Ortes die Einwohner über die Ankunft der Flüchtlinge informiert. Der Bursche aus dem Internetvideo ist nach eigenen Angaben 14 Jahre alt und stammt aus Tripoli im Libanon. Er ist mit seinem Bruder und seinem Vater seit drei Monaten in Deutschland und war zunächst in Dresden untergebracht, wie er der dpa sagte. Der Bruder ist auf dem Video zu sehen, wie er freiwillig, aber weinend den Bus verlässt. Die 20 Flüchtlinge, die sich im Bus befanden, berichteten der dpa am Samstag, dass die Polizei auch einer Frau die Arme auf den Rücken gedreht und sie zwangsweise aus dem Bus geholt habe. Am Samstagabend versammelten sich in Clausnitz rund 100 Menschen zu einer Solidaritätskundgebung für Flüchtlinge. Auf Transparenten forderten die Demonstranten eine sichere und menschenwürdige Unterbringung von Geflüchteten. Nach Angaben der Polizei verlief die Demonstration friedlich. Es gibt keinerlei Störungen, sagte ein Polizeisprecher in ChemnitzPolit. Es ist nicht das erste Mal, dass in Sachsen ankommende Flüchtlinge mit Protest empfangen wurden. Die bisher schwersten Ausschreitungen gab es im vergangenen August in Heidenau, als Rechtsradikale eine neue Unterkunft in einem Baumarkt belagerten und die Polizei mit Pyrotechnik und Wurfgeschoßen attackierten. Zuvor war es bereits bei der Errichtung eines Zeltlagers in Dresden zu Krawallen von Neonazis gekommen. Vorfälle gab es auch in Freiberg und Meerane. Am Freitag wurde Haftbefehl gegen zwei 16 und 26 Jahre alte Männer erlassen, die am Vorabend einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft im ostsächsischen Löbau verübt haben sollen. Verletzt wurde niemand. Die von den mutmaßlichen Tätern gegen das Heim geworfenen Brandflaschen waren verloschen, ohne großen Schaden anzurichten. (APA, dpa, mcmt, 20.2.2016)
1Panorama
Als Gegenleistung Freilassung von verschleppten tunesischen Konsulatsmitarbeitern erwartet. Tunis/Tripolis – Tunesien hat signalisiert, dass es einen inhaftierten Islamistenführer an sein Nachbarland Libyen ausliefern will. Die international nicht anerkannte Islamisten-Regierung in Tripolis habe einen entsprechenden Antrag auf Übergabe des Gefangenen Walid Kalib gestellt, teilt das Außenministerium am Donnerstag mit. Zum Zeitpunkt der Auslieferung machte das Ministerium keine Angaben. Lokalen Medien zufolge würde als Gegenleistung die Freilassung von verschleppten tunesischen Konsulatsmitarbeitern erwartet. Vergangene Woche hatten bewaffnete libysche Milizen das tunesische Konsulat in Tripolis gestürmt und die Mitarbeiter entführt. Es wurde vermutet, dass die Kämpfer mit der Aktion Kalib freipressen wollten, der im Mai von tunesischen Behörden festgenommenen worden war. Die libysche Regierung in Tripolis wird von Islamisten geführt und ist international nicht anerkannt – im Gegensatz zu der konkurrierenden weltlich orientierten Regierung im östlichen Tobruk. Zudem sind die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und Al-Kaida in dem Land aktiv.
2International
Glatter 128:103-Erfolg der Warriors gegen die Phoenix Suns. Oakland (Kalifornien) – Die Golden State Warriors haben sich nach ihrer ersten Saisonniederlage in der NBA bestens erholt gezeigt. Der Champion setzte sich am Mittwoch in Oakland gegen die Phoenix Suns klar mit 128:103 durch und feierte damit den 29. Sieg in Folge in der heimischen Oracle Arena. Klay Thompson kam auf 43 Punkte für die Warriors, sein Teamkollege Stephen Curry verbuchte 25 Zähler. Für Golden State war es der 25. Sieg im 26. Saisonspiel. Erst am vergangenen Samstag hatten Curry und Co. in Milwaukee die erste Niederlage der laufenden Meisterschaft kassiert. (APA; 17.12.2015) Ergebnisse vom Mittwoch: Indiana Pacers – Dallas Mavericks 107:81Orlando Magic – Charlotte Hornets 113:98 Brooklyn Nets – Miami Heat 98:104Detroit Pistons – Boston Celtics 119:116New York Knicks – Minnesota Timberwolves 107:102Atlanta Hawks – Philadelphia 76ers 127:106Chicago Bulls – Memphis Grizzlies 98:85Oklahoma City Thunder – Portland Trail Blazers 106:90San Antonio Spurs – Washington Wizards 114:95Utah Jazz – New Orleans Pelicans 94:104Golden State Warriors – Phoenix Suns 128:103Los Angeles Clippers – Milwaukee Bucks 103:90
4Sport
Laut Sprecher der Schwedischen Akademie. Stockholm – Der diesjährige Preisträger des Nobelpreises für Literatur wird nicht in dieser Woche bekanntgegeben. Das sagte der Sprecher der Schwedischen Akademie am Montag in Stockholm. Wer die prestigeträchtige Auszeichnung bekommt, verkündet die Akademie jedes Jahr an einem Donnerstag in der ersten Oktoberhälfte. Wann genau das ist, verrät die Jury aber erst am Montag in der Woche der Bekanntgabe. In der Regel fällt der Termin in die Woche, in der auch die Nobelpreisträger für Medizin, Chemie, Physik und Frieden bekanntgegeben werden – das wäre die kommende Woche. Im vergangenen Jahr wurde der französische Schriftsteller Patrick Modiano mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
8Kultur
Den heimischen Kapitalmarkt sieht Finanzminister Hans Jörg Schelling zwar als stabil an. Dennoch gebe es einige Hausaufgaben zu erledigen. Wien – Im internationalen Vergleich sei der heimische Kapitalmarkt zwar nur ein kleines Rädchen, aber eines, dem Investoren vertrauen. Dennoch merke man stark, dass hierzulande eine große Risikoscheu herrsche. So fasst Finanzminister Hans Jörg Schelling die Lage des österreichischen Finanzmarkts zusammen. Denn weder etabliere sich eine nennenswerte Risikokapitalszene, Unternehmen wagten sich nicht an die Börse, und Sparer horteten ihr Geld lieber am Sparbuch, als dieses zu investieren. Um zumindest die Kreditklemme zu lockern, soll eine Mittelstandsfinanzierungsgesellschaft etabliert werden. Hier spieße es sich aber an Details, weil Beihilfen EU-rechtlich streng geregelt sind, sagte Schelling Donnerstagabend vor Finanzjournalisten. Nicht recht vom Fleck kommt die Regierung auch bei der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge. Das alte Modell liegt nach der Ausstoppung vieler Verträge quasi auf Eis. Eine diesbezügliche Evaluierungsphase ist laut Schelling erst teilweise fertig. Zudem sei es mit dem Koalitionspartner schwierig, risikoreichere Modelle zu etablieren. Daher richtete Schelling einen Appell an die Finanzbranche, hier neue Modelle zu überlegen. Hausaufgaben sieht Schelling derzeit aber vor allem bei den Banken. Diese müssten ihre Profitabilitätskrise lösen. Neue Anbieter und Online-Services würde das Kerngeschäft der Institute bedrohen. Selbst wenn die Bankenabgabe fallen würde, hieße das laut Schelling nicht, dass die Häuser wieder profitabel wären. Hier gehöre angesetzt, damit auch die Sicherheit im Sektor erhöht wird, fasst Schelling zusammen.
3Wirtschaft
Im Vergleich zum Vorjahr wurden dreimal so viele Anträge gestellt. Die größten Flüchtlingsgruppen sind Afghanen und Syrer. Wien – Das Innenministerium hat jetzt die vorläufigen Asylzahlen für das vergangene Jahr vorgelegt. Diesen zufolge wurden rund 90.000 Ansuchen gestellt – und damit um gut 200 Prozent mehr als im Jahr davor, als 28.000 Anträge abgegeben wurden. Zum Vergleich: Zur Zeit der Ungarnkrise in den Jahren 1956 und 1957 waren 170.000 Flüchtlinge nach Österreich gekommen. Laut dem Uno-Flüchtlingshochkommissariat sei ein Großteil davon in die USA und nach Kanada emigriert, 18.000 seien in Österreich geblieben. Und doch ist es schon lange Zeit her, dass auch nur annähernd so viele Flüchtlinge wie letztes Jahr nach Österreich kamen. Im Jahr 2010 wurden beispielsweise gerade einmal 11.012 Anträge gezählt. Die größte Flüchtlingsgruppe waren über das ganze Jahr gerechnet die Afghanen mit 25.202 Anträgen. Knapp dahinter folgen mit 25.064 Ansuchen die Syrer. Schon deutlich darunter auf Platz drei liegen die Iraker mit 13.528 Anträgen. Alle anderen Gruppen haben weit weniger als 10.000 Ansuchen abgegeben. In der Frage der Umverteilung hat Österreich die EU-Kommission um einen zwölfmonatigen Aufschub bei der Aufnahme von Flüchtlingen aus Griechenland und Italien gebeten. Das erklärte die Brüsseler Behörde am Dienstag und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht auf nzz.at. Man sei dabei, das Ansuchen Österreichs zu prüfen, sagte ein Sprecher. Österreich hat sich zur Aufnahme von 1.953 Flüchtlingen (1.491 über Griechenland, 462 über Italien eingereist) im Rahmen der EU-Umverteilung (Relocation) verpflichtet, bisher aber keine freien Plätze gemeldet. In Österreich gebe es ohnehin eine Unterbringungskrise, sagte Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck. Die EU hatte im September gegen den Widerstand Ungarns, Tschechiens, Rumäniens und der Slowakei die Umverteilung von Flüchtlingen auf alle EU-Staaten beschlossen. Bisher haben nach Angaben der Kommission (Stand: 11. Jänner) 17 Länder insgesamt 4.237 Plätze für diese Schutzsuchenden geschaffen. Elf Staaten haben dies verabsäumt. Österreich ist einer davon. In der Debatte über die Zahlen kommt es nun wieder zu Knirschen im Koalitionsgebälk. Die ÖVP nimmt Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) ins Visier – er müsse sich mit seiner deutschen Amtskollegin Angela Merkel über die zurückgeschickten Flüchtlinge auseinandersetzen, sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Dienstag vor dem Ministerrat. Wenn wir schon über Pullfaktoren reden, dann müssen wir über Rückführungen reden, konterte allerdings Faymann und nahm damit einmal mehr schwarze Minister in die Pflicht, schließlich sei Mikl-Leitner zuständig und solle nach Ansicht der SPÖ auch Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) Rückübernahmeabkommen verhandeln. Die bestehenden seien oft nicht ausreichend, kritisierte Faymann. Nach Ansicht der ÖVP wiederum ist das Transitabkommen zwischen Österreich und Deutschland – im Herbst des Vorjahres hatte Deutschland ja beschlossen, die Grenzen für Flüchtlinge zu öffnen, und Österreich war gefolgt – null und nichtig. Und von der EU sei auch nichts zu erwarten, zeigte sich Mitterlehner zutiefst verärgert darüber, dass auf europäischer Ebene nichts weitergehe. Die Nationalstaaten seien auf sich allein gestellt und müssten eben nationale Maßnahmen ergreifen – an diesem Punkt sei Deutschland nun angelangt. Angesichts der Tatsache, dass der nördliche Nachbar nun im Schnitt 200 Flüchtlinge täglich nach Österreich zurückschickt, müsse sich Faymann mit Merkel zusammensetzen und die weitere Vorgangsweise besprechen, so Mikl-Leitner. Ihr Wunschergebnis: Es braucht hier eine Absage an die grenzenlose Willkommenskultur. Ganz ähnlich hatte es bereits zuvor ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka in einer wenig freundlichen Aussendung Richtung SPÖ formuliert. Österreich müsse generell dichter machen, sagte er zudem vor der Regierungssitzung. Sein SPÖ-Gegenüber Andreas Schieder quittierte das mit dem Wunsch nach Sacharbeit und weniger Polemik aus den schwarzen Reihen. Faymann will offenbar auf schärfere Kontrollen an den Grenzen setzen. Wenn man mehr kontrolliert, kommt man auf mehr drauf, lautet seine Devise. Wenn etwa jemand nicht glaubhaft machen kann, warum er ins Land kommen möchte, werde man ihn auch nicht hereinlassen. Er habe ein Gutachten bei Außen-, Innen- und Verteidigungsministerium in Auftrag gegeben, um zu klären, was an der Grenze rechtlich alles möglich ist. Man nehme solche Vorstöße gerne auf, meinte Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP). Die ÖVP bleibt aber grundsätzlich bei ihrer Linie, dass Österreich schlicht zu attraktiv ist, was die Sozialleistungen betrifft. Die Innenministerin drängte auf eine klare Obergrenze bei der Asylaufnahme. Klare Zahlen nannte sie aber nicht. Man werde das Thema bei dem Treffen mit den Ländern am 20. Jänner genau erörtern. Mikl-Leitner wich am Dienstag ein wenig von der sonst üblichen Trennung in der Diskussion zwischen Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen ab. Viele Kriegsflüchtlinge würden gezielt nach Österreich kommen, weil es ihnen hier besonders gut gehe, anstatt in Kroatien oder Slowenien Asyl zu beantragen. Das Dublin-Abkommen müsse wieder strikt eingehalten werden, forderte die Innenministerin. Auf entsprechend wenig Gegenliebe stieß in der ÖVP Faymanns Wunsch nach einer frühen Trennung der Flüchtlinge, die aus wirtschaftlichen Gründen kommen. Wenn Hunderte an der Grenze stehen, sei das wohl kaum machbar, meinte Lopatka. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) erachtet aufgrund des kläglichen Versagens der Europäischen Union nationale Maßnahmen als notwendig. Österreich drohe sonst aufgrund der restriktiven Flüchtlingspolitik der Nachbarstaaten in eine Sandwichstellung zu geraten, sagte Platter am Dienstag bei der Pressekonferenz nach der Klausur der Landesregierung in Imst. Der Definierung einer nationalen Obergrenze wollte Platter indes nicht das Wort reden. Diese werde sich durch die notwendigen harten Maßnahmen ohnehin ergeben, sagte der Landeshauptmann der APA. Angesichts der Tatsache, dass Nachbarstaaten wie etwa Ungarn die Grenzen dichtmachen und auch aus Deutschland mittlerweile hunderte Flüchtlinge täglich nach Österreich zurückgeschickt würden, sei die Republik gezwungen, nationale Maßnahmen zu ergreifen. Der Flüchtlingskoordinator der Regierung, Christian Konrad, ist gegen die von der ÖVP geforderte Obergrenze für Asylwerber. Wenn Asylwerber kommen, die wir nicht unterbringen, dann müssen wir diese Kapazitäten eben schaffen, so Konrad in den Salzburger Nachrichten. Wie er in der Tiroler Tageszeitung und den Vorarlberger Nachrichten ergänzt, schweben ihm 50.000 Plätze in Low-cost-Quartieren vor. Es könne nicht sein, dass wir ab einer bestimmten Grenze keine Asylbewerber mehr aufnehmen, betont der VP-nahe frühere Raiffeisen-Manager angesichts des Vorschlags seiner Partei, die Asylwerberzahl zu begrenzen. Integrationsunwilligen könne man Sozialleistungen kürzen, Wirtschaftsflüchtlinge abschieben, so Konrad: Aber Asylberechtigte, da haben wir eine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, uns derer anzunehmen. Auch wenn sie einmal – Pardon – neben das Klo scheißen. Vorarlbergs Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler (ÖVP) will kriminelle Asylwerber grundsätzlich aus dem Land bringen. Wer ein Strafregister hat, darf kein Asyl bekommen, forderte Schwärzler am Dienstag in einem Pressegespräch. Dafür werde er sich bei der Bundesregierung einsetzen. Wie seine Haltung umgesetzt werden könnte, war aber noch unklar. Das werde man mit Experten erarbeiten müssen.
1Panorama
Seit Oktober sind 3.300 schulpflichtige Kinder im System angekommen. Die Gewerkschaft will mehr Unterstützungspersonal. Auch im vergangenen Semester sind neue Flüchtlingskinder an Österreichs Schulen gekommen. Zwischen 1. Oktober und 7. Jänner ist ihre Zahl an den Pflichtschulen um rund 3.300 auf 8.500 gestiegen. Insgesamt besuchen 540.000 Schüler eine Pflichtschule, die Flüchtlingskinder machen also 1,6 Prozent aus. Ein Resultat der steigenden Zahl schulpflichtiger Kinder sind höhere Ausgaben. Laut einer parlamentarischen Anfragebeantwortung rechnet Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) für 2016 mit 64 Millionen Euro Mehrkosten wegen zusätzlicher Lehrerstellen. Insgesamt 75 Millionen Euro zusätzlich gibt es aus dem Integrationstopf, dessen Aufteilung die Regierung am Dienstag im Ministerrat beschlossen hat. Das Bildungsministerium bekommt nach eigenen Angaben 24 Millionen. Fließen soll das Geld unter anderem in 180 bis 200 neue Stellen für Sprachförderung und in 80 Stellen für mobile Einsatzteams aus Sozialarbeitern und Psychologen. Diese Maßnahmen tragen wesentlich dazu bei, die knapp 9.000 Flüchtlingskinder gut in Schule und Gesellschaft zu integrieren und die Lehrer zu entlasten und zu unterstützen, sagt Heinisch-Hosek zum STANDARD. Für die niederösterreichische Bildungslandesrätin Barbara Schwarz (ÖVP) ist das nicht genug. Ihr Bundesland hat mit 2.138 die meisten schulpflichtigen Flüchtlingskinder aufgenommen. Die angekündigten Maßnahmen würden dem System Schule sicher guttun, jedoch finanzieren wir in Niederösterreich bereits jetzt über 80 zusätzliche Planstellen, deren Kosten zum Großteil das Bundesland tragen muss, sagt Schwarz zum STANDARD. Sie wünscht sich von der Ministerin ein koordiniertes Vorgehen mit den Bundesländern. Eine Gesamtstrategie fordert auch Pflichtschulgewerkschafter Paul Kimberger (FCG). Für das zusätzliche Geld sei er dankbar, aber wir sehen jetzt schon, dass die Lehrer ausgehen. Es sei notwendig, das Unterstützungspersonal von Schulpsychologen und Sozialarbeitern in Österreich internationalen Standards anzugleichen. Auch in Deutschland ist Bildung für Flüchtlingskinder eine Herausforderung für die Bundesländer. Der Mehrbedarf an Lehrern ist hier bereits beziffert: Man geht von 20.000 zusätzlichen Stellen aus. Anders als in Österreich werden Flüchtlinge in speziellen Förderklassen und nicht in Kursen unterrichtet. Von diesen Willkommensklassen gibt es mittlerweile mehr als 8.200 in ganz Deutschland. Dort werden zunächst jene Kinder in kleineren Gruppen auf den Regelunterricht vorbereitet, die keine Deutschkenntnisse haben und/oder die lateinische Schrift nicht beherrschen. Derzeit sind rund 200.000 Kinder in solchen Willkommensklassen untergebracht. Sie sollen nach einem Jahr an derselben Schule in die Regelklassen wechseln können. Der OECD-Bildungsexperte Andreas Schleicher hält derartige Willkommensklassen auf Dauer jedoch für keine gute Lösung. Er kritisiert, dass die Kinder die deutsche Sprache nicht schnell genug erlernen, weil sie zu viel unter sich blieben und zu wenig Kontakt zu deutschsprachigen Schülern haben.
5Inland
Bis zu 1,116 Millionen sahen am Freitag im ORF den traditionellen Klassik-Auftakt – Weiniger Zuseher als im Vorjahr. Wien – Die Wiener Philharmoniker und der ORF konnten sich am Neujahrstag über ein Millionenpublikum freuen – auch wenn es etwas weniger Zuseher waren als im Vorjahr. Die 58. ORF-Übertragung des Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker erreichte am 1. Jänner bis zu 1,116 Millionen Interessierte (Spitzenwert des zweiten Teils) und erzielte 55 Prozent Marktanteil. Durchschnittlich sahen den zweiten Teil des Neujahrskonzerts 1,039 Millionen. Den von Ernst A. Grandits und Georg Riha (Ko-Regie und Produktion) gestalteten ORF-Film Zauberhaftes Salzburg – 200 Jahre bei Österreich sahen in der Konzertpause durchschnittlich 901.000 bei 55 Prozent Marktanteil. Den erste Konzertteil hatten wohl einige verschlafen, durchschnittlich 759.000 Zuseher bei 51 Prozent Marktanteil waren dabei. Die durchschnittliche Reichweite des gesamten Konzerts, das 75-jähriges Jubiläum feierte und heuer von mehr als 90 Ländern rund um den Globus übernommen wurde, lag bei 960.000 und 54 Prozent Marktanteil. Im Vorjahr betrug die durchschnittliche Reichweite des gesamten Konzerts 1,012 Millionen – bei einem Marktanteil von 57 Prozent.
6Etat
Während bei der AUA-Mutter wieder gestreikt wird, geht die Lufthansa-Antwort auf Ryanair und Co, Eurowings an der Start. Die AUA könnte Strecken abgeben. Wien – Karl Ulrich Garnadt ist eigentlich nach Wien gereist, um Eurowings vorzustellen. Was in Wien beginnen wird, ist Teil der strategischen Neuausrichtung der Lufthansa-Gruppe, sagte der bei der AUA-Mutter Lufthansa für den neuen Billigflieger Eurowings zuständige Vorstand. An der Frage, wie man im Konzern angesichts verhärteter Fronten im Tarifstreik – nach den Piloten liegt der Konzern nun mit den Flugbegleitern im Clinch – mit der Situation umgehen werde, kommt Garnadt aber nicht vorbei. Der Knackpunkt sei derzeit, so der 58-jährige Lufthanseat, dass man dem Verhandlungspartner, der Gewerkschaft Ufo, attraktive Bedingungen für die Altersvorsorge der Flugbegleiter vorgelegt habe, die die Gewerkschaft auch für zukünftige Mitarbeiter sichern wolle. Für den Konzern sei dies keine Option, stellt Garnadt klar, dass es ein weiteres Entgegenkommen nicht geben werde: Mir fehlt das Verständnis und jede Fantasie, was wir jetzt noch auf den Tisch legen könnten. Politik der Unberechenbarkeit Ufo setzt indes auf eine Politik der Unberechenbarkeit. Mit der Information, wo genau gestreikt wird, ging man erst in letzter Minute an die Öffentlichkeit. Die Piloten, die die Lufthansa seit Frühjahr 2014 wiederholt bestreikten, hatten ihre Arbeitsniederlegungen 24 Stunden im Voraus angekündigt – die Fluggesellschaft konnte sich entsprechend vorbereiten. In einigen Fällen liefen die Ausstände ins Leere, da sich genug Ersatzpiloten fanden. Am Freitag musste die AUA-Mutter dann 290 Flüge, darunter 23 Interkontinentalverbindungen, streichen. Doch auch die Lufthansa hat nach den dreizehn Streiks, die der Konzern seit Anfang 2014 durchzustehen hatte, dazugelernt. Reisende können rasch und unkompliziert umbuchen, wenn es eng wird, springen die Töchter ein – die AUA ist mittlerweile nicht nur jene Tochter mit den konzernweit günstigsten Gehältern, sondern auch eine verlässlichen Aushilfskraft. Wobei der Chef der Austrian Airlines, Kay Kratky, einräumt, dass man dabei durchaus an Grenzen stoße: Wie in der Vergangenheit will die AUA wieder mit größeren Flugzeugen auf den Strecken nach München und Frankfurt aushelfen. Dass das vollumfänglich gelingt, sei nicht gewiss: Die Art und Weise, wie hier Streik betrieben wird, stellt uns vor enorme Herausforderungen, so Kratky. Während also in Deutschland erbittert gerungen wird, geht es am Freitag in Wien um den Billigflieger Eurowings. Kratky wie Garnadt werben einmal mehr um Sympathie für das Projekt. Die Eurowings Europe mit Sitz in Wien soll bis Ende 2017 bereits 20 Flugzeuge umfassen. 120 Piloten und 240 Flugbegleiter würden 2016 gebraucht. In Wien werden aber nur zwei Flieger stationiert. Wir wollen Eurowings als paneuropäische Airline positionieren, sagte Garnadt. Billigfluglinien wie Ryanair oder EasyJet hätten zu dieser Entwicklung gezwungen. Flugbetrieb Ende März Die Eurowings Europe, im Firmenbuch als EWAT GmbH eingetragen, soll ihren Flugbetrieb erst Ende März aufnehmen. Bis dahin fliegen ab Wien Flieger der bereits bestehenden Schwestergesellschaft Eurowings Düsseldorf. Zum Sommerflugplan 2016 geht der Flugbetrieb dann auf Eurowings Europe über, so Garnadt. Der Erstflug von Eurowings in Wien ist für den kommenden Montag geplant. Derzeit wird für Eurowings Europe Personal gesucht. Die Tarifbedingungen würden im Wesentlichen jenen der AUA ähneln, bemühen sich die Manager vor allem vom scheidenden Betriebsratschef Karl Minhard wiederholt geäußerte Bedenken, die neue Eurowings-Crew sei um etliches schlechtergestellt, zu zerstreuen. Details könne man noch nicht nennen, weil wir haben ja noch kein Personal, sagt Dieter Watzak-Helmer. Der AUA-Kapitän wird mit dem früheren Strategievorstand der australischen Qantas-Billigtochter Jetstar, Max Kownatzki, die Geschäfte von Eurowings Europe führen. Dass – wie von der Gewerkschaft Vida beklagt – noch kein Gesprächstermin zustande gekommen sei, verdanke sich einem fehlgeleiteten Brief. Auch zur Angst, die Billigairline könnte AUA, Swiss und Lufthansa das Wasser abgraben, hat man eine klare Meinung: Das Herz des Konzerns bleiben die Premium-Marken, sagt Garnadt und ortet diesbezüglich einen konzernweiten Schulterschluss. AUA-Chef Kratky hält die Frage Ist das die Konkurrenz im eigenen Haus? für geklärt: Die Etablierung einer neuen Airline in Wien sei ein Bekenntnis zum Standort. Austrian Airlines selbst könnte aber künftig Strecken an Eurowings abgeben, wenn wir glauben, dass die Kollegen von Eurowings das besser können. Die AUA könnte so Flieger für andere Destinationen wie etwa Teheran freischaufeln. Parallelstrecken Vorerst fliegen sowohl Eurowings als auch die AUA von Wien nach Barcelona. Auch London findet sich im Streckennetz beider Marken, allerdings fliegt die AUA den Drehkreuzflughafen Heathrow an, Eurowings hingegen den Billigairport Stansted. Weitere Ziele von Eurowings ab Wien sind Bastia auf Korsika, Mallorca, Valencia, Alicante in Spanien und Faro in Portugal. Vereinzelt will man künftig auch via Preisaktionen Flüge um rund 20 Euro anbieten. Eurowings-Langstrecken sind ab Wien nicht geplant. Ab Köln fliegt Sun Express unter dem Namen Eurowings zu Fernzielen wie Kuba. Die Tarife sind auch bei Eurowings in drei Kategorien – von Basic- bis Komforttarif – gestaffelt. Den Unterschied zur AUA, die ja auch einen Lighttarif – also den Basistarif mit Handgepäck – anbietet, erklärt AUA-Chef Kratky mit der Möglichkeit, durch teurere Tarife ein besseres Produkt erwerben zu können.
3Wirtschaft
Brief von BP, Total, Shell, Statoil, BG Group und Eni unterzeichnet. Paris/London/La Defense - Sechs große Öl- und Gaskonzerne haben mit Blick auf die Verhandlungen über einen neuen Welt-Klimavertrag ein globales Preissystem für CO2-Emissionen gefordert. Wenn der Ausstoß von CO2 Geld kostet, sei dies ein Anreiz für die Nutzung von Erdgas statt Kohle, mehr Energieeffizienz und Investitionen zur Vermeidung des Treibhausgases, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Brief. Das Schreiben ist unterzeichnet von BP, Total, Shell, Statoil, BG Group und Eni. Die Unternehmen versicherten, sie seien bereit, ihren Teil zum Kampf gegen den Klimawandel beizutragen. Dafür sei aber ein klarer und verlässlicher Politik-Rahmen nötig.
3Wirtschaft
Die von China angestoßene Entwicklungsbank für Asien soll bereits Mitte Jänner starten. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Kaum war die Pressekonferenz in Wien zu Ende, da brachen auf den iranischen Straßen schon frenetische Hupkonzerte aus. Ausnahmsweise sogar mit offizieller Genehmigung des Innenministeriums – und das im Monat Ramadan. So etwas ließen sich die Iraner freilich nicht zweimal sagen. Gefasster gab sich standesgemäß Staatspräsident Hassan Rohani. Er begrüßte in einer Ansprache das Wiener Abkommen und äußerte die Hoffnung, dass somit der Weg für eine zukünftige Zusammenarbeit geebnet sei. Der Iran habe große Hürden überwunden, aber beide Seiten stünden letztlich als Sieger da: Man habe das gemeinsame Ziel erreicht. Rohani ging dann auf die Präsidentenwahl ein, die er vor zwei Jahren gewonnen hatte: Damals hätten sich die Menschen für den Fortschritt entschieden. Er, Rohani, habe bei seiner Vereidigung betont, dass die Welt nur dann mit dem Iran zusammenarbeiten könne, wenn man ihn als gleichwertigen Partner anerkenne. Rohani unterstrich auch die Verdienste seiner Regierung darum, die Wirtschaft in Schwung zu bringen und bedankte sich für die Geduld aller Staatsbürger. Der Iran habe seine erklärten Ziele erreicht; unter anderem würden die Sanktionen fallengelassen, und die zivile Nutzung des Atomprogramms werde anerkannt. Der Iran werde alle Verträge einhalten, Rohani warnte aber auch: Die Regierung werde mit Entschiedenheit gegen jede Art von Verleumdung vorgehen. Die Nachbarn des Iran bat der Präsident um bessere Zusammenarbeit. Noch am Dienstagabend wollte Ayatollah Ali Khamenei, der religiöse Führer des Landes, die Regierung empfangen. Es war zu erwarten, dass er sich in der Folge ausführlich zum Abkommen äußert.
2International
Die Finanzmärkte halten einen Zinsschritt im nächsten Monat jedoch für wenig wahrscheinlich. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
EU-Richtlinie steht nationaler österreichischer Regelung nicht entgegen. Luxemburg – Die Nichtanrechnung von Vordienstzeiten vor dem 18. Lebensjahr für die Beamtenpension ist laut dem Schlussantrag des EuGH-Generalanwalts nicht EU-rechtswidrig. Die nationale Regelung bei einem Pensionssystem für Beamte gewährleiste die einheitliche Festsetzung einer Altersgrenze für die Mitgliedschaft und einer Altersgrenze für den Bezug der Pension im Rahmen des Systems. Konkret handelt es sich um ein Vorabersuchen des österreichischen Verwaltungsgerichtshofs (VwGH) an den EuGH. Ein pensionierter österreichischer Beamter hatte zuvor geklagt, dass die Lehr- und Vertragsbedienstetenzeiten, die er vor Vollendung des 18. Lebensjahres beim Bund absolviert hatte, bei der Berechnung seiner Beamtenpension nicht als Ruhegenussvordienstzeiten angerechnet wurden. Vielmehr waren ihm die entsprechenden Beiträge zur Pensionsversicherung nach seiner Übernahme ins öffentlich-rechtliche Dienstverhältnis erstattet worden.
5Inland
Geliebt, gehasst, besungen und beschimpft: Wer die Schönheiten Salzburgs entdecken will, muss den Festspielbezirk verlassen. Die blaue Stunde, zwischen Tag und Nacht flirrende Traumbilder, die Stadt in Mythen versunken, verwoben zu einem Gedicht von Georg Trakl. In der Stille tun sich eines Engels blaue Mohnaugen auf. Im Winter klirrt eisblau die Schneeluft, sommers schlabbert die Hitze als bläulicher Dunst über den Türmen und Kuppeln. Durchscheinend Trakls spinstige Farben, Hyazinth und Herbstgold, Purpur, glühendes Schwarz, Nachtgrün, dunkle Träume des Dichters über dem schönen Schein dieser Stadt. Geliebt, gehasst, besungen und beschimpft, auf romanischen Grundfesten gebaut, großzügig barockisiert, in gotische Spitzen gehüllt, manieristisch übersteigert, mit Sehenswürdigkeiten übersät und von den Stadtbergen Mönchs-, Kapuziner- und Nonnberg malerisch umkesselt, steckt Salzburg voll atemberaubender Schönheiten und aufgemotzter Klischees, voll abgelutschter Stimmungsbilder und faszinierender Details. Diese Bonmotschachtel für Festspielintrigen, die schon so manchen Intendanten in die Flucht geschlagen haben, ist prall gefüllt mit dunken Geheimnissen und hellen Freuden. Die Gästebücher der Hotels und Restaurants lesen sich wie Auszüge aus internationalen Klatschspalten. Die Festspiele sind der Umweg, das Bazar der Zweck, notierte Anton Kuh ins Gästebuch nämlichen Cafés, dort, wo die Häuser entlang der Salzach hinaus in den ebenen Norden fließen. Längst dehnt sich die Hauptsaison – Festspielzeit! Zeit der hochdekorierten Herren und juwelenbehängten Damen! Zeit der illustren Cocktailpartys! – in alle Jahresrichtungen aus. Schon ist das Adventsingen nicht mehr fern, mit Turmblasen und Krippenausstellungen und mit dem romantischen Christkindlmarkt auf dem Domplatz, bald folgt die Mozartwoche rund um den Geburtstag des Wunderknaben Ende Jänner, fast übergangslos wachsen die Osterfestspiele mit den Pfingstfestspielen zusammen. Das Festspielfieber breitet sich wie ein kreativer Flächenbrand aus, längst sind auch die umliegenden Seen davon erfasst, jeder See hat sein Kulturprogramm. Auch viele Festspielkünstler logieren lieber an Seeufern als in dieser Panorama-City, wo sich kurzbehoste Tages- und geldschwere Kulturtouristen sicher gern aus dem Weg gehen würden. Salzburg ist immer ein bisschen zu schön herausgeputzt, ein wenig zu ordentlich, eine überdimensionierte, etwas zu süße Mozartkugel (die echte aus Pistazienmarzipan, hellem und dunklem Nougat und Bitterschokolade wurde angeblich bei der Weltausstellung in Paris mit einer Goldmedaille ausgezeichnet), ein mitunter heißluftig aufgeblasenes Nockerl; eine Provinzstadt mit Weltstadtallüren, wo nachts selbst zur Hochsaison recht früh die Gehsteige hochgeklappt werden. Dann allerdings, im Schatten der duster aufragenden Felswände, entfaltet die Stadt ihre ganze, melancholisch-herbe Prächtigkeit. Fürsterzbischöfe, pralle Lebenslust, puritanische Keuschheit, romantische, verbotene Affären, architektonische Großmannssucht und baukünstlerische Vollendung – nichts, wovon Salzburg nicht im Übermaße hätte. Salzpurch, wie die Stadt in ersten urkundlichen Erwähnungen hieß, ist hineingekuschelt zwischen Fluss und Berg. Und die Festung Hohensalzburg setzt diesem Schnittpunkt alter Handelswege die Krone auf. Bizarre Felsformationen wachsen mitten ins schöne, historische Herz. Plätze münden in Plätzen, sind Relikte herrschaftlicher Allmachtsfantasien. Reihenweise hatte Fürsterzbischof Wolf Dietrich im 16. Jahrhundert in stadtplanerischer Gigantonomie sechzig Bürgerhäuser niederreißen lassen, zur Verwirklichung seines Traums: seine Residenzstadt in ein kleines Rom des Nordens zu verwandeln. Nicht ganz von der Hand zu weisen, immerhin gehörte Salzburg, als es noch Iuvavum hieß, zum römischen Imperium und war die erste Stadt nördlich der Alpen mit dem Recht zur Selbstverwaltung. Nur einen halben Quadratkilometer ist die Innenstadt groß, ein halber Quadratkilometer für zehn ausladende Plätze, verbunden durch Durchhäuser, dieser Salzburger Erfindung zur Besucherverwirrung. Und gesäumt von Souvenirständen, Augenfallen für Touristen. Salzburg speit aus allen steinernen Löchern, aus Pferdemäulern und Frauenmündern. Wasserrauschen liegt über der Stadt der 79 Brunnen, der 36 Kirchen, fünf Klöster und der vier Theater – aus Hecken geschnitten, aus Fels gehauen, aus Stein gebaut und eins für Marionetten -, der Pferdeschwemmen und Zwergleingärten, der Museen, Lust- und Wasserschlösser. Und, natürlich, der Festspiele. Zur Festspielzeit ähnelt Salzburg einem Druckkochtopf, durch die Fußgängerzonen wabert eine Melange aus Touristenschweiß und Pferdeäpfelduft. Am Schubert-Gedächtnishaus in der Judengasse, wo Franz Schubert 1825 im Hause der Familie Pauernfeind residierte, laufen die meisten Menschen achtlos vorbei. Salzburg ist und bleibt Mozarts Stadt. Rund eine halbe Million Menschen wälzen sich jährlich durch die Zimmerchen im Hause Getreidegasse 9, wo das kleine Wunderkind dereinst herumtollte und auf Zielscheiben schoss. Im Festspielhaus gastieren Weltstars, Dirigenten, Sänger, Regisseure, Schauspieler: die Besten der Besten. Vor dem Festspielhaus tummeln sich Touristen, alter Adel, neues Geld. Die einen wollen sehen, die anderen gesehen werden. Und die dazwischen würden doch auch gern erkannt werden, wenn sie unerkannt flanieren. Und die Salzburger selbst? Viele flüchten aufs Land und überlassen ihre Wohnungen für gutes Geld der Festspielklientel. Ein einträgliches Geschäft in einer Stadt, in der selbst handtuchwinzige Kammern, deren Charme sich auf abgeschlagene Fliesen in der Dusche beschränkt, nicht unter hundert Euro zu haben sind. Doch dann trifft man überraschenderweise doch auch auf Einheimische, man muss dafür nur Salzburgs Festspielereien hinter sich lassen. In der Steingasse etwa, die eng ist wie ein Luftschacht, wo Bäume und Büsche aus den Klofenstern wachsen. Lohnend ist der Aufstieg auf den Nonnberg. Das Nonnenkloster der Benediktinerinnen ist das weltweit älteste christliche Frauenkloster. Wenn zur Vesperzeit die Schwestern meditieren, ihre Psalmen und Lieder singen und summen, dann ist all die Festspieleitelkeit wahrlich weit, weit weg. Zum Innehalten schön ist auch der idyllische, von schmalen, hohen Häusern umkränzte Sebastiansfriedhof in der steinseitigen Linzergasse. Da liegt der Gastgeber Johann Pichler begraben: Zwei Hände ragen links und rechts aus der Gedächtnistafel, mit abgebrochenen Daumen und der Patina von 175 Jahren unter den Nägeln. Auch das Wolf-Dietrich-Mausoleum befindet sich hier. Schließlich hatte der Fürsterzbischof den Friedhof 1595 nach dem Vorbild eines italienischen Campo Santo errichten lassen. Unter Arkaden erinnert eine Gedächtnisstätte an Philippus Theophrastus Paracelsus, der durch die Alchemie einen so großen Ruhm in der Welt erworben hat ... der berühmte Doktor der Medizin, welcher auch die schrecklichsten Wunden, Lepra, Podagra und Wassersucht und andere unheilbar scheinende Krankheiten durch seine wunderbare Kunst heilte. Und es brachte ihm auch Ehre ein, daß er sein Hab und Gut unter den Armen verteilen ließ. Im Jahr 1541 am 24. 9., vertauschte er das Leben mit dem Tod. Salzburg hat übrigens schon eine Art, seine Lieben zu würdigen. Clemens Holzmeister, nach dessen Plänen das neue Festspielhaus erbaut wurde, wird mit einer Stiege und galligem Humor – mehr Holz als Meister – geehrt, Herbert von Karajan immerhin mit einem ganzen Platz. Die Humboldtterrasse auf dem Mönchsberg, so wird gern erzählt, sei früher die Selbstmordterrasse gewesen. Praktischerweise seien die Lebensmüden geradewegs ins Bürgerspital gestürzt. Heute ist hier das Puppenmuseum untergebracht. Meine Heimatstadt ist in Wirklichkeit eine Todeskrankheit, in welche ihre Bewohner hineingeboren und hineingezogen werden, und gehen sie nicht im entscheidenden Zeitpunkt weg, machen sie direkt oder indirekt früher oder später unter allen diesen entsetzlichen Umständen entweder urplötzlich Selbstmord oder gehen direkt oder indirekt langsam und elendig auf diesem im Grunde durch und durch menschenfeindlichen architektonisch-erzbischöflich-stumpfsinnig-nationalsozialistisch-kathol ischen Todesboden zugrunde, schrieb Thomas Bernhard in Die Ursache – eine Andeutung. Hunderte Male am Tag düst der Mönchsberglift in 30 Sekunden hinauf zum Museum der Moderne und zum Restaurant 32. Auf dessen Terrasse serviert man besonders luxuriöse Fernsicht zum Lunch. Purer Luxus ist auch die Aussicht von der Festung Hohensalzburg. Und wer weiß, wo, kann in der Ferne das Henkerhäuschen ausmachen. Dort lebte, als man in Salzburg Delinquenten, Mördern und missliebigen Mitmenschen noch den Kopf abzuschlagen oder in die Schlinge zu stecken pflegte, der Henker. Von hoch oben nach ganz unten, von der Festung in ein betörendes Höhlensystem, die in die Festungsfelsen gehauenen Katakomben des Petersfriedhofs. Freigelegt wurden die Katakomben durch einen Bergsturz. Hohe Stufen führen in die erste Katakombe, im 4. Jahrhundert wurden hier heimlich Messen gefeiert. Mauernischen dienten als Sitzgelegenheiten. Für Ungetaufte gab es kleine Plätzchen vor der Kapelle. Ich bin immer traurig, wenn ich glücklich bin! Ist das nicht merkwürdig!, schrieb Trakl in einem Brief an seine älteste Schwester Mizzi. Salzburg-Besucher kennen diese Ambivalenz. Um an den Anfang zu kommen, muss man bis ans Ende gehen. Um den Dichter zu verstehen, sagte Goethe, müsse man dessen Land bereisen. Um Trakls Farben zu verstehen, das Blau und Violett, Hyazinth und Herbstgold, muss man also wohl immer wieder nach Salzburg reisen und den Mönchsberg besteigen, wo im Schatten herbstlicher Ulmen der verfallene Pfad hinabsinkt.
8Kultur
Johannes Newrkla, Franz Merlicek, Lukas Grossebner und Peter Mayer sind Gesellschafter. Wien – Kolportiert wurde es schon länger, jetzt ist auch amtlich, welche Kreativphalanx hier ihre Kräfte bündelt: Franz Merlicek, Johannes Newrkla, Lukas Grossebner und Peter Mayer gründen die Agentur Merlicek-Grossebner. Darauf weist horizont.at mit Verweis auf das Wirtschaftsblatt hin. In der Styria-Zeitung gibt es eine Rubrik, die Neu im Geschäft heißt und in der regelmäßig Unternehmensgründungen veröffentlicht werden. Aus einem Eintrag vom 12. Juni geht hervor, dass in Wien die Agentur Merlicek-Grossebner mit Sitz in der Kirchengasse gegründet wurde. Als Geschäftsführer und Gesellschafter fungiert Johannes Newrkla, Gründer der Werbeagentur Bluetango und lange bei Demner, Merlicek & Bergmann. Franz Merlicek ist Gesellschafter der neuen Agentur. Er verließ Demner, Merlicek & Bergmann nach dem Streit zwischen seiner Frau Rosa Haider-Merlicek und Mariusz Demner über die Ausrichtung der Agentur. Ebenfalls an Bord sind Lukas Grossebner, zuletzt Executive Creative Director bei Heimat, Berlin und zuvor bei DDB Tribal Wien, und Peter Mayer, der von DDB Tribal Wien kommt.
6Etat
Die US-amerikanische Musikerin und Autorin musste innerhalb zweier Jahre mehrere schmerzhafte Verluste hinnehmen. In ihrem spielerischen Film "Heart of a Dog" greifen Erinnerung und politische Reflexion ineinander. Wien – Die vorderen Plätze im Abspann von Laurie Andersons Heart of a Dog gehören den Hunden: ihrem geliebten Rat-Terrier Lolabelle (und seinen diversen Doubles), einem Schäferhund, einem Pudel. Dass sie unter der Bezeichnung performers aufgeführt werden, gehört zum Konzept: Als frei assoziierende Erzählung über Verlusterfahrungen, Erinnerung, staatliche Überwachung und buddhistische Lehre steht Heart of a Dog der Performancekunst ebenso nah wie dem Essayfilm. Das Instrument dieser Aufführung ist dabei Andersons hyperpräsente Stimme; sie ist es, die dem Film erst seine Form verleiht und selbst die steilsten Gedankensprünge zusammenhält. Es ist keine Erzählerstimme, eher ein mitunter recht exzentrisch modulierter Sprechsingsang, eindringlich, ein wenig ironisch, ein wenig mit dem beschwörenden Gestus einer spirituellen Heilkur vorgetragen. Dagegen sind die von eigenen Kompositionen untermalten Bilder oftmals nur ein unkonturiertes Rauschen: Unschärfen, Farbflächen, Texturen, verfremdete Super-8-Home-Movies, Überwachungskameragepixel. Die Musikerin, Schriftstellerin, Malerin und Performancekünstlerin Laurie Anderson verlor im Zeitraum von zwei Jahren ihren Hund, ihre Mutter und ihren Mann Lou Reed. Heart of a Dog ist ein entgrenztes Stück Trauerarbeit, das von diesen so verschiedenen Abschieden erzählt. Dabei geht der Film weit über den Rahmen eines Totenlieds hinaus. Gleich am Anfang erinnert sich die Künstlerin zu einer animierten Sequenz an einen Traum, in dem sie Lolabelle gebiert, nachdem ihr der ausgewachsene Hund auf ihren Wunsch hin in den Bauch eingenäht wurde. Der Scheidungshund ist das narrative und symbolische Zentrum des Films, um den sich der Gedankenfluss konzentrisch anordnet. Als Lolabelle erblindete, begann ihr kreatives Leben. Sie lernte Klavierspielen, abstrakte Malerei, außerdem produzierte sie kleine Skulpturen aus Plastillin, die sich – so Andersons Gedankendrifterei – auch als Snackschalen oder Hundepantoffeln eignen würden. Ähnlich anderen Filmen der jüngeren Zeit (etwa Pietro Marcellos Bella e perduta) öffnet sich auch Heart of a Dog für posthumanistische Perspektiven. So begibt sich die Kamera buchstäblich auf Augenhöhe mit dem Tier und schnüffelt in der Subjektiven auf Bodenebene durchs New Yorker West Village. Beweglich sind nicht nur die Grenzen zwischen Mensch und Tier, sondern auch jene zwischen persönlicher Erinnerung und politischer Reflexion. Anderson registriert mit Besorgnis die steigende Präsenz der Sicherheitskräfte und Informationsdienste nach dem 11. September. Mit Wittgenstein im Gepäck sinniert sie über die Wirkungsmacht von Sprache und den Home-Security-Slogan If you see something, say something. Sie wirft einen Blick auf das Utah Data Center der NSA und vergleicht den gigantischen Gebäudekomplex mit den ägyptischen Pyramiden. Sie zitiert das Tibetische Totenbuch, Kierkegaard und David Foster Wallace – Every love story is a ghost story. Man muss gewiss nicht jeder von Andersons Wendungen folgen. Aber immer wenn einem der Duktus ihrer kleinen spirituellen Lehrstunde zu massiv wird (Leave behind agression, leave behind passion), schlägt Anderson einen sanft humorvollen Ton an. Vor allem in ihren Kindheitserinnerungen zeigt sich die Filmemacherin als eine mitreißende Geschichtenerzählerin, die jeden Anflug von Getragenheit mit einer scharfsinnigen Bemerkung unterwandert. Nicht zuletzt lebt Heart of a Dog von den Leerstellen in und zwischen den Geschichten: Erst das letzte Bild im Film zeigt Lou Reed mit Lolabelle im Arm – Turning time around. Yes, that is what love is.
8Kultur
Ausschreibung in den nächsten Wochen – Auftragsvolumen 570 Millionen Euro. Wien – Im Laufe der nächsten Wochen schreiben die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) die Beschaffung von 200 neuen Güterverkehrslokomotiven aus, berichtet das Wirtschaftsmagazin trend in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe. Das Auftragsvolumen betrage in Summe 570 Millionen Euro. Damit werde der Plan von ÖBB-Chef Christian Kern umgesetzt, im Güterverkehr international zu wachsen. Schon seit Oktober werden Sondierungsgespräche mit potenziellen Unternehmen geführt, erläuterte ÖBB-Sprecherin Sonja Horner im trend laut Aussendung des Magazins. Wegen des großen Interesses werde erwartet, dass sich alle großen Anbieter beteiligen werden. Anfang 2016 werde der Rahmenvertrag über insgesamt 200 Stück konkret ausgeschrieben, der Zuschlag soll bis Mitte des Jahres 2016 erfolgen. 2016 ist ein Erstabruf von 35 Loks geplant, deren Lieferung in den Jahren 2017/2018 erwartet wird. Das Auftragsvolumen für die ersten 35 Zugmaschinen beläuft sich auf über 100 Millionen Euro, für die 200 Loks in Summe auf rund 570 Millionen Euro.
3Wirtschaft
Zeitungen: USB-Stick mit Kontakten zu Terrorverdächtigen wurde zudem nicht untersucht. Brüssel – Von schweren Untersuchungsmängeln der Antiterror-Behörden in Belgien gegen den nun nach Frankreich überstellten Terroristen Salah Abdeslam berichteten am Donnerstag Brüsseler Medien. So sei ein USB-Stick, der Abdeslam gehörte und Kontakte zu anderen Terrorverdächtigen enthielt, niemals analysiert worden. Bereits im Februar 2015 sei der USB-Stick sichergestellt worden. Außerdem sei ein Mobiltelefon, das Abdeslam gehörte, offenbar von den Ermittlern verlegt worden, berichteten der flämische Sender VTM und die Zeitung DH. Schließlich seien zwei weitere Mobiltelefone von Abdeslam nicht untersucht worden, obwohl die Staatsanwaltschaft verlangte, die darauf befindlichen Anrufe zu verfolgen. Frankreich ermittelt Unterdessen geht die französische Staatsanwaltschaft wegen Beteiligung an terroristischen Taten und Mord gegen den mutmaßlichen Islamisten Abdeslam vor. Dem 26-Jährigen wird die Beteiligung an den Pariser Attentaten vom 13. November mit 130 Todesopfern vorgeworfen. Er hat sich aus Sicht der Ermittler einer terroristischen Vereinigung angeschlossen, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Paris mitteilte. Abdeslam wurde nach einem Termin vor dem Ermittlungsrichter inhaftiert. Ob er auch an der Vorbereitung der Brüsseler Anschläge vom März beteiligt war, ist unklar. Er war am Mittwoch in der Früh von Belgien an Frankreich ausgeliefert worden und sitzt nun in Isolationshaft. Nach Angaben seines Anwalts Frank Berton wurde Abdeslam in Fleury-Mérogis südlich von Paris eingesperrt. Berton kündigte an, sein Mandant solle am 20. Mai vernommen werden.
2International
Das Theater Dschungel Wien führt – mit starker Fee – zu "Peter Pan" ins Nimmerland. Wien – Einem des Fliegens mächtigen Abenteurer in ein unbekanntes Land folgen, wo man immer Kind bleiben kann: Davon lässt sich gut erzählen. James Matthew Barrie hat die Geschichte vom Nicht-Erwachsenwerden-Wollen 1902 erstmals veröffentlicht. Von Peter Pan gibt es seither mehr als ein Dutzend Verfilmungen und unzählige Übersetzungen (u. a. von Erich Kästner). Am bekanntesten wurde über die Jahre ebenjener Abschnitt, in dem Peter in einem Londoner Kinderzimmer auf Wendy trifft und mit ihr ins Nimmerland aufbricht, wo sie die Mutterrolle der verlorenen Buben einnimmt. Im Dschungel Wien trägt Peter Pan (Sven Kaschte) erstaunlicherweise Vollbart und ist nicht mehr der Allerjüngste – eine von vielen herausfordernden Ideen Julia Burgers, deren Inszenierung für die Verzaubertheit des fiktiven Traumlandes und seiner Bewohner schöne szenische Übersetzungen bereithält. Wendy (Mira Tscherne) fliegt an einem Akrobatikseil durch die Lüfte. Mit Lichterketten wird das Nimmerland angeknipst, ein Klappmaulkrokodilskopf schleicht durch die nebelverhangene, dicke Piratenluft. Vor allem treibt Steffi Jöris (als misslaunige Fee Glöckchen sowie als Captain-Hook-Assistent) das Spiel voran. Mit stimmlicher wie akrobatischer Präzision (manche Darsteller sprechen zu verhuscht) schafft sie stets Konzentration in dieser nicht immer geschickt getakteten Inszenierung: Dramatische Momente werden zu kurz gehalten, verdichtete Stimmungen an Action verschenkt (das Hook-Gestampfe). Dabei haben Julia Burger und Julia Perschon eine schöne Textfassung erstellt, die literarischen Esprit ausstrahlt, ohne altmodisch zu wirken. Bevor am Schluss die Rosenblütenbomben platzen, kämpfen Captain Hook (Maartje Pasman) und Peter miteinander. Geht einer zu Boden, so kommentiert ein sechsjähriger Zuseher das im nach innen gekehrten Flüsterton als ein urschönes Foul. Es wäre zudem noch schön gewesen, hätte dieser Peter Pan neben dem Mutterkult auch ein wenig Vaterkult eingeführt.
8Kultur
Die ständige Verfügbarkeit durch Smartphones sowie All-in-Verträge haben laut AK für die Arbeitnehmer durchaus unerfreuliche Folgen. Wien – Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen zusehends: Mehr als jeder dritte (35 Prozent) Beschäftigte in Österreich arbeitet bereits in der Freizeit, fast jeder Fünfte (18 Prozent) im Urlaub. 17 Prozent können sogar im Krankenstand nicht abschalten, ergab eine Befragung im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich (AK OÖ). Schlecht abschalten im doppelten Sinn können insbesondere Lehrer, Trainer oder andere Beschäftigte im Unterrichtswesen, Banker und Versicherungsangestellte sowie Personen in der Baubranche. Als Gründe, die Arbeit mit nach Hause zu nehmen, wurden in erster Linie Ich mache es gerne sowie Das Erfüllen des Arbeitspensums in der Arbeitszeit war nicht möglich genannt. Beschäftigte in Wien nehmen ihre Arbeit deutlich häufiger mit heim als jene in der Steiermark, Kärnten oder im Burgenland. Smartphone und All-in-Verträge Neben der steigenden Smartphone-Nutzung verstärkten vor allem immer mehr All-in-Verträge diesen Trend, sagte AK-OÖ-Präsident Johann Kalliauer am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Wien. Ende 2015 hatte fast jeder fünfte Befragte (24 Prozent) einen All-in-Vertrag. Hochgerechnet sind das über 800.000 Menschen in Österreich, so Reinhard Raml vom Forschungsinstitut Ifes. Bei der letzten Befragung im Jahr 2013 seien es erst 18 Prozent gewesen. Kalliauer bezeichnete All-in-Verträge heute als Etikettenschwindel, wo man bei genauerem Nachrechnen oft bemerke, dass man eigentlich weniger verdiene, als man sollte. Einen Schritt Richtung mehr Transparenz brachte eine Änderung im Arbeitsrecht. Seit 1. Jänner 2016 muss das Bruttogehalt für die Normalarbeitszeit im Arbeitsvertrag beziehungsweise am Dienstzettel ausgewiesen werden. Die Sache mit dem All-in-Vertrag Ursprünglich für Führungskräfte eingeführt, hätten inzwischen nämlich keineswegs nur Beschäftigte in höheren Positionen einen All-in-Vertrag. Unter einfachen Angestellten und Hilfsarbeitern habe bereits jeder Fünfte so einen Pauschalvertrag. Unter leitenden Angestellten sind es bis zu 45 Prozent. Insgesamt sind eher jüngere als ältere Beschäftigte, mehr Männer als Frauen betroffen. Die Wirtschaftskammer sieht das naturgemäß etwas anders und verwies in einer Aussendung auf in Summe 38 zur Verfügung stehende arbeitsfreie Tage im Jahr, womit Österreich EU-weit im Spitzenfeld liege. Hinzu komme, dass laut einer Imas-Umfrage bereits während 25 Prozent der bezahlten Arbeitszeit wegen Urlaubs- und Feiertagen, Krankenständen, Arztbesuchen, Behördengängen und Internetsurfen nicht produktiv gearbeitet werde. Es ist richtig, dass heutzutage Arbeit und Freizeit immer mehr ineinanderfließen, wobei das aber in beide Richtungen stattfindet, meinte der Präsident der Wirtschaftskammer Oberösterreich, Rudolf Trauner. All-in-Verträge könnten jedenfalls nicht das große Problem sein. Sie ermöglichten Beschäftigten einen hohen Pauschallohn und würden auch dann gebühren, wenn keine oder weniger Überstunden geleistet werden. Junge immer unzufriedener Ein schlechtes Bild lieferte heute übrigens der Arbeitsklima-Index, den die AK seit Jahren erstellt und der die Einschätzung der heimischen Arbeitnehmer bezüglich Arbeit, Betrieb, Erwartungen untersucht. Im Fokus waren diesmal junge Beschäftigte bis 26 Jahre. Das Ergebnis: Die Zufriedenheit mit dem Job, Chef, der Arbeitszeitregelung, den Gestaltungsmöglichkeiten sowie den Mitbestimmungsmöglichkeiten ist im Vergleich zu 2014 stark zurückgegangen. Immer mehr befinden sich in atypischen Beschäftigungsformen, sprich arbeiten befristet, geringfügig oder Teilzeit. Aufstiegschancen sehen die Jungen kaum – dieser Wert ist seit dem Jahr 2008 rückläufig.
3Wirtschaft
Eine ganze Myriade an Szenarien könnte den Staat in die Bredouille bringen. Ob Reaktorunfall, Hochwasser oder Terror: Die Regierung will vorbereitet sein. Wien – Katastrophen hat Österreich in den vergangenen Jahren ohne Zweifel miterlebt: etwa 1999 in Galtür, als 38 Menschen von einer großen Lawine getötet wurden. Auch zwei Jahrhunderthochwasser binnen zehn Jahren – 2005 und 2013 – kosteten Menschenleben und verursachten Sachschäden in Milliardenhöhe. Doch die schwere Katastrophe, als die Wissenschafter Ereignisse mit mehr als 100 Toten bezeichnen, blieb in Österreich zuletzt aus. Wer sich gern Untergangsszenarien ausmalt, braucht allerdings auch hierzulande nicht viel Fantasie: So sind im unmittelbaren Grenzgebiet mehrere Atomkraftwerke in Betrieb, gleichzeitig herrscht in ganz Europa die Angst vor Terroranschlägen. Ein Blick in die Geschichtsbücher liefert mehr Inspiration: Vor rund 770 Jahren forderte ein Erdbeben in Kärnten wohl tausende Tote, gleichzeitig wütete die Pest. Zwei solche Ereignisse – ein Erdbeben und eine Pandemie – werden von der Bundesregierung zurzeit auch als Szenarien mit den drastischsten Auswirkungen auf den Staat gesehen. Möglich werden solche Rankings durch das Verfahren der gesamtstaatlichen Risikoanalyse, die im europäischen Raum durch Großbritannien etabliert worden ist. Dabei kommen unterschiedliche wissenschaftliche Methoden zum Einsatz, um die Wahrscheinlichkeit von Katastrophen abschätzen zu können. Das Problem dabei: Das System Österreich wird immer dichter. Unterschiedliche Teilsysteme stehen miteinander in enger Verbindung, die Einführung von smarten Komponenten wie einem intelligenten Stromnetz verkompliziert die Risikobewertung weiter. Denn dadurch wird die Kontingenz im System erhöht: So könnte ein Staudamm mit Cyberangriffen durch Terroristen attackiert werden, der Anschlag löst ein Hochwasser aus, das wiederum die Energieversorgung lahmlegt. Es ist also nötig, einzelne Gefahrenanalysen aus Katastrophenschutz, Schutz kritischer Infrastrukturen und Cybersicherheit zusammenzuführen. Das will das Projekt Gerian (Gesamtstaatliche Risiko-Analyse), das im Austrian Institute of Technology in Klagenfurt seit 2013 entwickelt wird. Es wird im Kiras-Programm für Sicherheitsforschung des Verkehrsministeriums gefördert. Die direkten Auswirkungen auf einzelne kritische Infrastrukturen sind für viele Bedrohungen bekannt, so Projektleiter Stefan Schauer, wechselseitige Abhängigkeiten und Kaskadeneffekte werden jedoch oft nur vereinzelt betrachtet und können schwer abgeschätzt werden. Dennoch müssen Einsatzkräfte und Behörden für den Super-GAU vorbereitet werden. In der Katastrophenforschung wurden deshalb eine Reihe von Methoden erprobt, um die Anfälligkeit komplexer Systeme zu beurteilen und Szenarien nach Wahrscheinlichkeit und Auswirkungen bewerten zu können. Internationale Normen finden sich etwa im ISO-Standard 31010, der eine Reihe von Best-Practice-Beispielen auflistet. Ein probates Mittel dafür ist laut Schauer die sogenannte Delphi-Methode, die nicht ganz ohne Ironie auf das antike Orakel anspielt. Sie funktioniert folgendermaßen: Experten aus unterschiedlichen Bereichen erhalten eine Liste mit Fragen oder Thesen. Diese bewerten sie schriftlich und anonym. Anschließend werden die Antworten wieder der gesamten Gruppe vorgelegt und unter Einbeziehung der ersten Ergebnisse weitere Bewertungen durchgeführt. Ebenso wichtig ist laut Schauer die Szenarioanalyse: Nach einer umfassenden Analyse des Ist-Stands werden künftige Entwicklungen im Untersuchungsgegenstand überlegt. Dann werden eine Vielzahl von möglichen Faktoren zueinander in Beziehung gesetzt und Vernetzungen identifiziert. Schließlich erfolgt die Bildung von Szenarien und die Erarbeitung von Präventions- und Reaktionsstrategien. Eine Methode, die ebenso mühsam und aufwendig ist, wie sie klingt. Doch solange keine magische Kristallkugel den Blick in die Zukunft erlaubt, bleiben komplexe Berechnungsmodelle alternativlos. Vor allem, da im Katastrophenschutz gilt, dass jeder für Prävention ausgegebene Euro mehrere Euro Schaden spart. Bis Ende 2017 soll eine umfassende Bewertung der staatlichen Risikomanagementfähigkeiten erfolgen. Dabei soll auch überprüft werden, wie gut die einzelnen Akteure – also Bundes- wie Landesbehörden, Wirtschaft wie Militär – aufeinander eingespielt sind. Vorgaben dazu kommen auch von der EU-Kommission, die gesamtstaatliche Risikoanalysen für einzelne Mitgliedsstaaten langsam vereinheitlichen will. Denn dass Katastrophen vor Ländergrenzen keinen Halt machen, zeigten etwa die vergangenen Hochwasser.
7Wissenschaft
Kosmetische Chirurgie und Countrymusic: Niemand überzeugt in beidem so wie Dolly Parton. Die wilde Gretl aus dem Unterholz von Tennessee wurde zum globalen Countrymusic-Superstar. Am Dienstag wird sie 70 Jahre alt. Howdy, Dolly!. Wien – Wenn nun wieder alle über den sich beständig erhöhenden Anteil von Fremdstoffen und Ersatzteilen in ihrem Körper schreiben, ist das niemandem so egal wie Dolly Parton selbst. Es gibt wenige, die mit größerem Selbstverständnis über ihren Körper als Work in Progress sprechen als sie. Waren es früher Perücken und Schminke, entdeckte sie später die Möglichkeiten von Dr. Nip und Dr. Tuck. Berühmt geworden ist ihr Satz: You have no idea how much it costs to look so cheap. Zumindest der ist hundert Prozent Dolly Parton. Die heute ihren 70. Geburtstag feiernde Country- und Popsängerin ist auch für ihre Schlagfertigkeit berühmt. Geboren wurde Dolly Rebecca Parton am 19. Jänner 1946 in Locust Ridge, Sevier County, Tennessee, in ärmliche Verhältnisse. Als viertes von zwölf Kindern beschreibt sie ihre Kindheit als dreckig, arm, aber glücklich. Viele ihrer Lieder beziehen sich auf diese Zeit. Mit sieben begann sie Gitarre zu spielen. Songs schreibt sie seit damals ununterbrochen. Bevor ich eine Unterhose finde, entdecke ich einen Zettel mit einem Lied darauf, sagte sie einmal. Mit zehn trat Parton erstmals im Fernsehen, mit 13 in der Grand Ole Opry in Nashville auf, dem Herzen und Prüfstein des Fachs. Heute gilt sie als größter weiblicher Countrystar – und keine ihrer Kolleginnen ist so selfmade wie sie. 1964 zog sie nach Nashville und traf Porter Wagoner, der sie protegierte und in seine TV-Show nahm: The Porter Wagoner Show, eine Art Musiccountrystadl für Hinterwäldler mit TV-Geräten. Und davon gab und gibt es einige. Parton wurde an Wagoners Seite ein Star. 13 Alben nahmen die beiden auf, bevor sich Parton Mitte der 1970er emanzipierte. Ihr ihm gewidmetes Trennungslied I Will Always Love You war ein Hit. Als Elvis Presley ihn covern wollte und sein Manager die Rechte dafür verlangte, winkte Parton ab. Eine weise Entscheidung: Whitney Houston gelang damit ein Welthit, der Parton ein Vermögen einbrachte – wie Jolene, das ebenfalls hundertfach gecovert wurde. Das schrille Energiebündel erkannte früh, dass das Musikbusiness aus Musik und Geschäft besteht. Und sie interessierte sich für beides. Das war mit ein Grund, warum Porter Wagoner hinter sich ließ. Sie wollte ein Superstar werden. Und zwar nicht bloß in einem Fach, sondern im globalen Pop. Um das zu schaffen, verwässerte sie ihre Countrymusik, machte sie gefälliger für den Mainstream. Der globale Erfolg gelang ihr 1980 mit der Titelmusik des Films 9 To 5, in dem sie eine Hauptrolle spielte. Dann gabs kein Halten mehr. Ihrem Motto Why aim for thousands when you can get millions folgend, entfernte sie sich weiter vom Country, und landete mit Kenny Rogers und dem Schmalzfass Islands in the Stream einen weiteren Welthit. Dazu passten niveauadäquate Ausflüge ins Schauspielfach wie mit Das schönste Freudenhaus in Texas, in dem sie an der Seite von Burt Reynolds als Puffmutter Miss Mona die Röcke, die Stimmung und mehr hochhielt. Damals wurde auch ihr ein Hanky Panky mit Reynolds nachgesagt, obwohl Parton seit 1966 mit dem Straßenbaumeister Carl Thomas Dean verheiratet ist. Der ist allerdings ein Mann im Schatten, der sich kaum an ihrer Seite zeigt, weshalb es Mutmaßungen gibt, Partons lebenslange Freundin Judy Ogle spiele eigentlich die erste Fidel in ihrem Liebesleben. Ein Gerücht, das die Patentante des Popgörs Miley Cyrus bis heute als Tratsch abtut. Musikalisch hat sich Parton Ende der 1980er kurz erfangen. 1987 veröffentlichte sie mit Linda Ronstadt und Emmylou Harris ein lapidar Trio genanntes Album, das mit einer Version von To Know Him Is To Love Him von den Teddy Bears glänzte. Aber im Wesentlichen tut sie einfach, was sie will. Mehr Platin, als in Form millionenfach verkaufter Alben an ihren Wänden hängt, hat Parton nicht einmal in ihrem Haar. Mit ihrem Vergnügungspark Dollywood finanziert sie die von ihr gegründete Imagination Library – ein Projekt, das früh die Lesebegeisterung von Kindern wecken soll. Weit über 15 Millionen Bücher wurden bisher gratis verteilt. Darin sieht Parton die Chance, sich aus eigener Kraft leichter nach oben kämpfen zu können, so wie es der Schulabbrecherin Dolly gelungen ist. Ihre eigenen Träume haben sich weitgehend erfüllt. Doch damit sind nicht alle Sorgen vom Tisch. Sie hofft, sagte sie einmal, dass sie nicht ungeschminkt sterbe. Und wenn doch, dass Carl da sei und sie bis zum Eintreffen der Rettung aufgeputzt habe. So viel Konsequenz muss sein.
8Kultur
Fragwürdiger Beitrag auf Website sorgt für Aufregung in sozialen Netzwerken. Salzburg – Der Freiheitliche Akademikerverband Salzburg hat am Mittwoch mit einem fragwürdigen Beitrag auf seiner Website für Aufregung in sozialen Netzwerken gesorgt. In dem Text mit dem Titel Phasenplan für eine nachhaltige Rückwanderungspolitik werden Arbeitslager für Ausweislose und Abzuschiebende vorgeschlagen, und es ist von Millionen Negern die Rede, die nach Europa drängen. Millionen Neger wollen selbst aus Afrika weg, nach Europa, wo alles hier gratis und ohne Arbeit zu erhalten ist. Sie flüchten vor sich selbst, sie bringen ihr Unwissen, ihr Analphabetentum, ihren Haß (sic!) und Streit unter sich und ihren Haß auf uns Weiße nach Europa mit und Europa wird spätestens in 50 Jahren im Chaos und Sumpf enden, wie wir es heute in Südafrika sehen, heiß es auf der Website. Weiters spricht sich der Freiheitliche Akademikerverband in dem Schreiben für die Errichtung von Arbeitslagern aus. Abzuschiebende haben keinen Anspruch auf Sozialhilfe und sind bis zu ihrer faktischen Abschiebung in Arbeitslagern unterzubringen. Auch Ausweislose seien in ein Arbeitslager zu verbringen, bis sich die entsprechenden Zuständigkeiten geklärt haben und eine Abschiebung möglich ist. Der Phasenplan für eine nachhaltige Rückwanderungspolitik des Freiheitlichen Akademikerverbandes Salzburg hat am Mittwoch empörte Reaktionen hervorgerufen. Auch die Salzburger FPÖ distanzierte sich davon. Weder der Inhalt, geschweige denn die Wortwahl des sogenannten Phasenplans decken sich mit der Parteilinie der Freiheitlichen, sagte Landesparteichef Andreas Schöppl. Der Freiheitliche Akademikerverband Salzburg ist bekanntermaßen keine Vorfeldorganisation der Freiheitlichen. Allein deshalb schon können dessen Aussagen nicht einfach der FPÖ zugeordnet werden, erklärte Schöppl in einer Aussendung. Der Bund sozialdemokratischer AkademikerInnen, Intellektueller und KünstlerInnen (BSA) bezeichnete die Aussage des Freiheitlichen Akademikerverbandes, Asylsuchende in Arbeitslagern unterbringen zu wollen, als rassistisch und ewiggestrig. Diese Aussage ist nicht nur rassistisch und hetzerisch, sondern eine Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus und daher schlicht untragbar. Rassismus, Hetze und Rechtsextremismus haben keinen Platz in unserer Gesellschaft. Der BSA spricht sich für einen wertschätzenden und solidarischen Umgang mit Asylsuchenden aus und wird sich daher auch selbst sinnvoll entsprechend unseren Kompetenzen einbringen, um Flüchtlinge zu unterstützen, betonte BSA-Präsident Andreas Mailath-Pokorny. Ins selbe Horn stieß ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel. Er nannte die Aussagen zum Umgang mit Flüchtlingen eine unfassbare Entgleisung. Statt sich mit konstruktiven Vorschlägen in die aktuelle Debatte einzubringen, kommen aus den Reihen der FPÖ nur menschenverachtende Hetzparolen, die rein der Problemverstärkung dienen. Sie schüren mit ihrem Gedankengut von vorgestern Missgunst und Hass gegenüber Menschen. Das ist nicht nur widerlich, sondern trägt auch rein gar nichts zu irgendwelchen Lösungen bei. Rassismus, Hass und Hetze darf in unserer Gesellschaft kein Platz geboten werden. Blümel sagte, er erwarte sich von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache eine klare Distanzierung und generell einen lösungs- und zukunftsorientierten Umgang mit den Herausforderungen. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Gerhard Schmid zeigt sich entsetzt über die menschenverachtenden Entgleisungen, die der Freiheitliche Akademikerverband Salzburg auf seiner Website veröffentlicht hat. Mit der verwendeten Diktion – Stichwort Arbeitslager – werde ein Menschenbild vermittelt, das an dunkelste Zeiten erinnere. Die FPÖ und ihren Parteivorsitzenden Strache fordert Schmid auf, zu den vom Freiheitlichen Akademikerverband Salzburg getätigten Äußerungen Stellung zu beziehen. Rassismus und Hetze dürften keine Wählermagnete sein: Statt populistische Parolen zu skandieren, täte die FPÖ gut daran, zur Abwechslung einmal konstruktive Lösungen anzubieten.
5Inland
Innenministerin Mikl-Leitner sagte bei der Demo Unterstützung zu, Donaustadts Bezirkschef Nevrivy war ebenfalls unter den Rednern. Wien – Eine bundesländerübergreifende Allianz von SPÖ, ÖVP und Bürgerinitiativen hat am Dienstagvormittag vor dem Bundeskanzleramt am Ballhausplatz für den Bau des umstrittenen Lobautunnels demonstriert. Ernst Nevrivy (SPÖ), Bezirksvorsteher des großen Wiener Flächenbezirks Donaustadt, sprach sich bei der Kundgebung genauso für den Bau aus wie zahlreiche Vertreter der Stadt-ÖVP, darunter Klubchef Manfred Juraczka, Landesgeschäftsführer Markus Wölbitsch und Gemeinderätin Elisabeth Olischar. Auch einige Bürgermeister aus den vom Verkehr betroffenen Regionen Niederösterreichs wie der Gänserndorfer Ortschef Rene Lobner (ÖVP) verlangten eine Umsetzung des Schnellstraßenprojekts S1 zwischen Schwechat und Süßenbrunn samt dem Tunnel durch das Naturschutzgebiet. Auch die schnelle Umsetzung der Marchfeld-Schnellstraße (S8) zwischen Deutsch-Wagram und Gänserndorf/Obersiebenbrunn wurde gefordert. Dieser Ausbau ist freilich an den S1-Ausbau gekoppelt. Auf ihrem Weg zur Sitzung des Ministerrats schaute auch Noch-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) vorbei und sagte ihre volle Unterstützung für das Begehr der Demonstranten zu. Bundeskanzler Werner Faymann und Verkehrsminister Gerald Klug (beide SPÖ) statteten den rund 200 Demonstranten keinen Besuch ab. Vielleicht steckt Faymann im Marchfeld noch im Stau, sagte der Gänserndorfer Ortschef Lobner ins Mikrofon. Die Kritik der Demonstranten richtete sich auch an die rot-grüne Wiener Stadtregierung. Der Bau des Millionenprojekts ist für die SPÖ Wien und die Asfinag unabdingbar. Die Grünen fordern hingegen als Alternative eine Verlängerung der Donauuferautobahn (A22) und eine sechste Donaubrücke zum Knoten Schwechat. Der Bau des Lobautunnels gilt als eines der größten Streitthemen zwischen Rot und Grün in Wien. Die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou bezeichnete den Bau kurz nach Vertragsunterzeichnung von Rot-Grün II als de facto abgesagt. Derzeit prüft das Bundesverwaltungsgericht in zweiter Instanz das Projekt Lobau-Schnellstraße. Es forderte von der Asfinag zahlreiche Nachreichungen an, etwa mehr Daten für die geologische und hydrogeologische Planung. Die Behebung der Mängel sollte bis 15. April erfolgen. Eine Verlängerung der Frist ist aber möglich. Auch beim SPÖ-Landesparteitag am Samstag in Wien ist der Lobautunnel Thema. So sprechen sich zwei Anträge, die von der Bezirksorganisation Favoriten und der Gewerkschaft eingebracht werden, für den Lobautunnel aus. Die SPÖ Favoriten fordert als besonders betroffener Bezirk von Wien nach Beendigung der Planung – seit 20 Jahren wird um den Lobautunnel gestritten – den ehestmöglichen Baustart des Projekts unter Berücksichtigung der Errichtung einer sechsten Donauquerung in Form des umweltfreundlichen Lobautunnels, heißt es da. Die Antragskommission empfiehlt den Delegierten die Annahme des Antrags.
1Panorama
Österreichs Fußballerinnen haben gute Chancen, sich erstmals für die EM zu qualifizieren. Zunächst wartet Kasachstan. Shymkent/Wien – 2017, Europameisterschaft, Niederlande: Da wollen Österreichs Fußball-Nationalspielerinnen unbedingt hin. Knapp dran an der Qualifikation für ein Großereignis war das ÖFB-Team zuletzt schon zweimal. Aber jetzt ist die Ausgangslage eine andere, eine bessere. Die Quali wäre keine Überraschung mehr, sie wird fast schon erwartet. Erstens hat sich Österreich in den vergangenen Jahren konsequent verbessert. Zweitens, und das ist der entscheidendere Vorteil, spielen in den Niederlanden erstmals 16 Teams um den Titel. 2013, als Deutschland in Schweden den Titel holte, waren es noch zwölf. Österreich liegt in der Weltrangliste als 16.-bestes europäisches Team auf Position 27. Also, die Papierform spricht für das ÖFB-Team. Die Auslosung auch. Norwegen (Weltranglisten-Zehnter) ist Favorit in der Gruppe 8, dann kommt – so die Papierform – schon Österreich. Wales (37.), Israel (57.) und Kasachstan (72.) liegen im Fifa-Ranking hinter dem ÖFB-Team. Veranstalter Niederlande, die acht Gruppenersten und die sechs besten Gruppenzweiten sind fix bei der EM. Die beiden übrigen Zweiten spielen noch um ein verbleibendes Ticket. Das Ziel ist die Quali, sagt Teamchef Dominik Thalhammer. Auf Platz zwei will er sich nicht verlassen. Vielleicht könne man auch gegen die Norwegerinnen überraschen. Zunächst aber geht es am Donnerstag (11 Uhr) auswärts (in Shymkent) gegen Kasachstan – ohne die verletzten Legionärinnen Lisa Makas und Verena Aschauer. Thalhammer: Kein angenehmer Auftaktgegner. Die richtig Kleinen gebe es auch im Frauenfußball nicht mehr. Und gegen eine Fünfer-Abwehrkette müsse man erst einmal durchkommen. Wir brauchen viel Geduld, müssen auf die Chancen warten, sagt Thalhammer. In der jüngsten WM-Qualifikation nahmen die Österreicherinnen die Hürde Kasachstan zweimal erfolgreich (3:0 auswärts, 5:1 daheim). Nach Kasachstan ist Wales. Die Britinnen gastieren am Dienstag in St. Pölten. Thalhammer: Ein ganz anderes Spiel. Sie agieren aktiv und pflegen den britischen Stil. Was das Spiel der Österreicherinnen betrifft, ist Thalhammer an ständiger Weiterentwicklung interessiert. Es gibt viel zu tun, aber viel sei auch schon weitergegangen. Thalhammer: Eine Knochenarbeit. Seit dem Sommer sind 13 ÖFB-Kickerinnen in Deutschland engagiert. Es zeugt davon, dass die Spielerinnen Qualität haben, sagt Thalhammer. Qualität braucht es auch in der EM-Quali und zunächst gegen Kasachstan. Wir schauen von Spiel zu Spiel, sagt der Trainer. Das Ziel ist klar.
4Sport
PiS: "Unsere Unterstützung ist nicht bedingungslos". Warschau – In Polen ist eine Debatte über eine Unterstützung für eine zweite Amtszeit von EU-Ratspräsident Donald Tusk entbrannt. Außenminister Witold Waszczykowski schränkte am Montagabend allerdings ein: Es ist noch zu früh dafür. Aber natürlich erklären wir immer Unterstützung für Polen, die sich um hohe internationale Posten bemühen. Bisher galt Tusk, der seit Dezember 2014 EU-Ratspräsident ist, als rotes Tuch für die regierenden Nationalkonservativen der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS). Nach seiner zweieinhalbjährigen Amtszeit kann sich Tusk für eine Wiederwahl bewerben. Unsere Unterstützung ist nicht bedingungslos, hatte zuvor der PiS-Europaabgeordnete Ryszard Czarnecki im Interview des nationalkatholischen Nachrichtenportals Fronda.pl angekündigt. Donald Tusk muss in Brüssel gemäß der polnischen Staatsraison und im nationalen Interesse Polens vorgehen. Wir geben ihm keinen Blankoscheck. Fraktionssprecherin Beata Mazurek sagte, Tusk könne auf Unterstützung zählen, wenn er Polen nicht schade. Die PiS-Regierung steht nach umstrittenen Gesetzesreformen zu Medien und Justiz in der Kritik. Die EU-Kommission leitete im Jänner ein Prüfverfahren zur Rechtsstaatlichkeit in Polen ein.
2International
Regulierung nach Zwischenfall an Amtssitz von Regierungschef Abe. Japan will den Einsatz von privaten Drohnen stark regulieren und damit einschränken. Ein am Dienstag von der Regierung veröffentlichter Regelungsentwurf sieht vor, Drohnenflüge über Wohngebieten und während der Nacht zu untersagen. Ende April hatte ein Fall für Aufsehen gesorgt, in dem ein inzwischen festgenommener Mann eine leicht radioaktive Drohne auf das Dach des Amtssitzes von Ministerpräsident Shinzo Abe gesteuert hatte. Der geplanten Neuregelung zufolge sollen die kleinen Fluggeräte künftig in der Nähe von Wohngebieten und Flugplätzen nur noch von Nutzern eingesetzt werden dürfen, die vorher umfassende Sicherheitsvorkehrungen treffen. Jeder, der eine Drohne abheben lassen möchte, soll zudem vorher eine Genehmigung zum Führen der Geräte beantragen müssen. Der Einsatz der unbemannten Fluggeräte stieg in den vergangenen Jahren weltweit rasant. Japans Regierung erkennt den Nutzen von Drohnen, etwa in der Landwirtschaft oder bei der Luftaufklärung nach Unglücken, prinzipiell an und möchte daher einen flexiblen Einsatz der Geräte ermöglichen. Bis Ende August wird die Verabschiedung eines Gesetzes zu dem Thema erwartet. Der festgenommene Mann, der Medienberichten zufolge radioaktiven Sand aus Fukushima an der Drohne auf Abes Amtssitz befestigt haben will, ist nicht der einzige, der wegen eines Drohneneinsatzes Probleme mit der Justiz bekam. Im vergangenen Monat nahm die Polizei zudem einen 15-Jährigen fest, der im Internet angekündigt hatte, eine Drohne über ein belebtes Fest in Tokio fliegen zu lassen. Der Jugendliche war bereits zuvor mehrfach wegen Flugübungen in der Nähe beliebter Sehenswürdigkeiten verwarnt worden.
0Web
Team von Rupert Marko trifft bei Endrunde auf Gastgeber Deutschland, Italien und Portugal. Wien – Österreichs U19-Nationalteam trifft bei der EM-Endrunde auf Gastgeber Deutschland, Italien und Portugal. Das ergab die Auslosung am Dienstag in Stuttgart. Die Mannschaft von Trainer Rupert Marko (Jahrgang 1997) hatte sich als Gruppensieger der Eliterunde qualifiziert, als dritte österreichische U19 in Folge Das ist ein fantastisches Los mit tollen Gegnern, die alle schon einen Titel geholt haben, wurde Marko zitiert. Man freue sich besonders auf das Match gegen die Deutschen in einem vollen Stadion. Deutschland gehört bei jedem Turnier zu den Titelfavoriten. In dieser Gruppe hat jede Begegnung Endspielcharakter. Es ist für die Entwicklung der Spieler sehr wichtig, Spiele auf einem so hohen Level bestreiten zu können sagte Sportdirektor Willi Ruttensteiner. Österreich trifft zum Auftakt am 11. Juli in Großaspach auf Portugal. Im zweiten Gruppenspiel geht es am 14. Juli in Reutlingen gegen Portugal. Am letzten Spieltag der Gruppenphase (17. Juli) kommt es ebenfalls in Reutlingen zum Aufeinandertreffen mit Deutschland. In der Gruppe B treffen Kroatien, die Niederlande, Frankreich und England aufeinander. Die beiden bestplatzierten jeder Gruppe ziehen ins Halbfinale ein. Ein Platz dort ist gleichbedeutend mit der Qualifikation für die U20-WM 2017 in Südkorea. Der Sieger des Playoffs zwischen den beiden Gruppendritten sichert sich ebenfalls ein WM-Ticket.
4Sport
Zwei Jahre teilbedingt für Manager, der im Auftrag eines Geschäftspartners gehandelt haben will – Jurist mit Pistole bedroht. Wien – Mit einer milden Strafe ist am Dienstag im Straflandesgericht ein Manager davongekommen, der am 10. Februar 2015 in Mafia-Manier einen Wiener Anwalt in seiner Kanzlei überfallen hatte. Ein Schöffensenat verhängte über den 50-Jährigen wegen schwerer Nötigung zwei Jahre Haft, davon 23 Monate bedingt. Dem mit dem Tode bedrohten Anwalt wurde ein Schadenersatz von 500 Euro zugesprochen. Da der international tätige Manager den unbedingt ausgesprochenen Strafteil von einem Monat bereits verbüßt hat – er befand sich sechs Wochen in U-Haft, was ihm auf die Strafe anzurechnen war -, muss er nicht wieder ins Gefängnis. Staatsanwalt Markus Berghammer legte allerdings Berufung gegen die Strafhöhe ein. Das Urteil ist daher nicht rechtskräftig. Der Manager hatte eine geladene Pistole gegen die Brust des Juristen gerichtet und gesagt, er habe den Auftrag, ihn zu töten. Er habe auf Bitte eines Geschäftspartners gehandelt, erklärte er dem Gericht. Der in der Immobilienbranche tätige Mann hatte 2014 einen Makler kennengelernt, mit dem er ein Erfolg versprechendes Liegenschaftsprojekt betrieb. Die beiden verstanden sich auch auf privater Ebene. Es habe sich ein sehr vertrauensvolles Verhältnis entwickelt, schilderte der 50-Jährige. Schließlich habe ihm der 54-Jährige von seinen Problemen mit einem Anwalt berichtet, mit dem er gemeinsam ein Immobilien-Geschäft in Wien-Donaustadt im Laufen hatte. Kurz vor dem Verkauf der betreffenden Immobilie habe der Anwalt jedoch diesen aus nicht nachvollziehbaren Gründen torpediert, woraus ein Schaden von über 600.000 Euro entstanden sei, so die Darstellung des Managers. Seinen Angaben zufolge ließ sich der 50-Jährige in weiterer Folge darauf ein, dem 54-Jährigen aus der Patsche zu helfen, der von besagtem Anwalt mit Klagen und Schadenersatzforderungen zugedeckt worden war, weil dieser sich wiederum vom Makler betrogen fühlte. Er habe befürchtet, aus seinem im Werden befindlichen Geschäft mit dem Makler werde nichts, wenn der Anwalt diesem weiter zusetze, erläuterte der 50-Jährige. Also marschierte er eines Abends in die Kanzlei des Juristen und legte dort ein Verhalten an den Tag, wie man es aus Mafia-Filmen kennt: Er schüchterte den Anwalt mittels gezückter Pistole ein, und als dieser in Todesangst nach einem Ausweg suchte, ließ er sich eine Vermögensaufstellung vorlegen und verlangte zunächst 400.00 Euro, die er angesichts der finanziellen Lage des Opfers auf 100.000 reduzierte. Zudem musste der mit Kabelbindern gefesselte Anwalt einen vorgefertigten Generalvergleich unterschreiben, mit dem er von sämtlichen Anzeigen und Forderungen gegen den Immobilienmakler Abstand nahm. Als der Anwalt einen Fluchtversuch unternahm, schlug ihm der Manager den Waffengriff gegen die Schläfe, worauf der Jurist blutend und benommen zu Boden stürzte. Bevor er ging, holte der Täter noch eine Gartenschere hervor und meinte zu seinem Opfer, er werde ihm nun einen Finger abzwicken, damit er nicht auf die Geldübergabe vergesse. Tatsächlich näherte er sich mit der Schere den Händen des Anwalts an – allerdings nur, um diesen am Ende von seinen Fesseln zu befreien. Bei der geplanten Übergabe der 100.000 Euro, die drei Tage später in einem bekannten Kaffeehaus über die Bühne gehen sollten, klickten für den Manager die Handschellen. Der Anwalt hatte die Polizei eingeschaltet. Der von Verteidiger Nikolaus Rast vertretene Manager legte ein umfassendes Geständnis ab: Es war exakt so, wie es in der Anklage steht. Die ganze Situation sei verrückt gewesen, aber er sei davon ausgegangen, dass der befreundete Makler zumindest ein moralisches Recht auf das Geld hatte. Dass sich der von ihm massiv Bedrohte an die Polizei wenden könnte, war mir nicht von vornherein klar. Der Makler habe ihm ein Erfolgshonorar von zehn bis 25 Prozent versprochen, falls er den Anwalt dazu bringe, sämtliche Forderungen fallen zu lassen: Mir ist es aber vielmehr um das Geschäft gegangen, das ich selbst finalisieren wollte. Insofern habe er sich in einer Stresssituation befunden. Ein Geständnis legte auch eine intime Freundin des 50-Jährigen ab, die sich als Beitragstäterin zu verantworten hatte. Sie hatte sich unter falschem Namen – sie gab sich als ungarische Adelige aus – einen Termin bei dem Anwalt geben lassen und den Manager in die Kanzlei gebracht, wobei sie wusste, was dieser im Schilde führte. Ich habe die Waffe gesehen, die er zur Argumentationsunterstützung mit hatte, räumte die 53-Jährige ein. Bevor ihr Bekannter davon Gebrauch machte, verließ sie mit der Ausrede, sie habe Unterlagen im Auto vergessen, die Räumlichkeiten des Anwalts. Dafür wurde sie rechtskräftig zu acht Monaten bedingt verurteilt. Nicht schuldig bekannte sich demgegenüber der angebliche Auftraggeber des Ganzen, dem Staatsanwalt Markus Berghammer neben Anstiftung zur Erpressung schweren Betrug und Untreue zu Lasten des Anwalts vorwarf. Die inkriminierten Vermögensdelikte wischte der Immobilienmakler vom Tisch, indem er über den Anwalt, der seiner Zeugenladung aus unerfindlichen Gründen nicht nachkam, herzog: Der Typ ist verhaltensauffällig. Das ist ein Maniac. Nicht er habe im Rahmen des gemeinsamen Immobilienprojekts Beträge abgezweigt und für sich verwendet, sondern der Anwalt habe Geld zum Fenster rausgeworfen und außerordentlichen Schaden angerichtet. Immer mehr redete sich der Makler in Rage, bezeichnete den Anwalt als Rotzpipn, den man mit rechtsstaatlichen Urteilen in die Ecke stellen muss, wo er hingehört. Die Erpressung wiesen der 54-Jährige und sein Verteidiger Ernst Schillhammer ebenso vehement zurück. Diese Behauptung sei falsch, er habe dem Manager auch nicht – wie dieser zu Protokoll gegeben hatte – die Pistole beschafft. Der Mitangeklagte habe zwar von seinen Problemen mit dem Anwalt gewusst und daraufhin nach einem Freedom to operate gesucht: Seine Rechtsabteilung hätte das einer juristischen Lösung zuführen sollen. Weshalb der 50-Jährige stattdessen gewalttätig wurde, sei ihm ein Rätsel, meinte der Makler auf Befragen des Richters: Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil ich nicht in seinem Kopf wohne. Da hinsichtlich des Maklers ergänzende Beweisaufnahmen nötig waren und vor allem die Zeugenbefragung des Anwalts unumgänglich ist, wurde das Verfahren gegen den 54-Jährigen formell ausgeschieden. Am 8. März wird weiterverhandelt. (APA)
1Panorama
Aufregung um vemeintliche Möglichkeit, Passwörter und PINs zu ändern – eine Spurensuche. Gerade in den vergangenen Wochen ist die Diskussion über den behördlichen Zugriff auf Smartphones wieder neu aufgeflammt. Vor allem die Frage, in welchen Ausmaß die Hersteller dabei behilflich sind – oder dies überhaupt können – spielt dabei eine entscheidende Rolle. Der New Yorker Bezirksstaatsanwalt Cyrus Vance hat dabei nun einen Bericht veröffentlicht, der für einige Aufregung in Teilen der Tech-Presse sorgt: Google könne praktisch alle Android-Geräte aus der Ferne entsperren, heißt es in so manchen Schlagzeilen. Das Problem dabei: Dies stimmt so einfach nicht, wie Android-Sicherheitschef Adrian Ludwig in einem Posting auf Google+ herausstreicht. Android kenne keinerlei Möglichkeit Geräte, die mit einem PIN, Passwort oder Fingerabdruck geschützt sind, von außen zu entsperren. Einzige Ausnahme bilden jene Geräte, die eine Mustersperre aufweisen. Hier habe man lange eine Recovery-Option angeboten, diese wurde aber mit Android 5.0 aus Sicherheitsüberlegungen gestrichen. Freilich gäbe es – wie übrigens seit langem bekannt – theoretisch noch einen anderen Weg, von außen auf ein Android-Gerät zuzugreifen: den Android Device Manager. Dieser ist eigentlich dazu gedacht, den Nutzer beim Aufspüren verloren gegangener Geräte zu helfen und im Fall des Falles die darauf befindlichen Daten zu löschen. Eine zeitlang war es darüber aber auch möglich einen neuen PIN für ein bereits geschütztes Gerät festzulegen, so man Zugang zum zugehörigen Google-Account hatte. Aber auch diese Funktionalität wurde vor geraumer Zeit aus Sicherheitsbedenken gestrichen, und zwar bei sämtlichen im Umlauf befindlichen Geräten. Ist die entsprechende Funktionalität doch Teil der Google Play Services, die unabhängig von der jeweiligen Androidversion aktualisiert wird. Bliebe natürlich die Möglichkeit, dass Google eine solche Funktionalität nachträglich über ein Update wieder einführt. Dies wäre sicherlich theoretisch machbar, allerdings keine Google-Besonderheit. Jeder Betriebssystemhersteller kann prinzipiell über Updates Funktionen nach Belieben nachreichen und verändern, ob dies unbemerkt – und ohne Kritik – bliebe ist dabei allerdings eine ganz andere Frage. Allerdings geht die gesamte Diskussion über den vermeintlichen Fernzugriff ohnehin prinzipiell am Thema vorbei. Behörden werden nämlich kaum bei Google zur Entsperrung anklopfen, wenn sie ohnehin selbst auf die Daten zugreifen können. Und dies ist bei allen Geräten, die nicht verschlüsselt wurden, kein sonderliches Problem. Immerhin kann man bei diesen direkt auf den Datenspeicher zugreifen, und die darauf enthaltenen Informationen mit gängigen Tools kopieren. Ist das Gerät hingegen verschlüsselt, wird beim Boot vor dem PIN noch das Verschlüsselungspasswort abgefragt – das Ändern eines PINs würde also keinen Zugriff bringen, selbst wenn Google solch ein Feature zur Verfügung hätte. Wer seine lokalen Daten effektiv vor Dritten schützen will, kommt also um eine Verschlüsselung des Geräts ohnehin nicht herum – wie seit langem bekannt ist. Von Haus aus ist diese bei den allermeisten Android-Smartphones deaktiviert, da die Hersteller negative Schlagzeilen durch Performance-Einbußen befürchten, hier müssen auf Datensicherheit bedachte Nutzer also selbst die entsprechende Option aktivieren. Erst mit Android 6.0 ist diese nun zumindest für High-End-Geräte verpflichtend, bei Android 5.0 hatten sich die Dritthersteller noch erfolgreich gegen solch eine Vorschrift gewehrt. (Andreas Proschofsky, 25.11.2015)
0Web
Welche Nationen dürfen warum bei den Untersuchungen helfen. Stürzt ein Zivilflugzeug ab, dann gibt es klare internationale Richtlinien, welche staatlichen Einrichtungen an der Untersuchung der Unfallursache mitwirken dürfen. Festgeschrieben sind diese Leitlinien im Chicagoer Abkommen über die internationale Zivilluftfahrt aus dem Jahr 1944, das von 191 Staaten weltweit ratifiziert wurde. Darin festgeschrieben ist, dass eine Stelle die Ermittlungen leitet, und das ist immer die Behörde jenes Landes, in dem sich der Absturz ereignet hat – im Fall des Absturzes über dem Sinai also Ägypten. Außerdem ist jenes Land berechtigt, an den Untersuchungen mitzuwirken, dessen Nationalität eine signifikante Zahl der Opfer hatte – im jetzigen Fall also Russland, das auch aufgrund der russischen Fluglinie Kogalymavia an den Untersuchungen beteiligt ist. Einen umfassenderen Zugang zu den Ermittlungsarbeiten erhält jene Nation, in der das Flugzeug registriert war – diesmal Irland, da die Maschine von dort an Kogalymavia geleast worden war. Auch dürfen Ermittler jenes Staates mitarbeiten, in dem das Flugzeug gebaut wurde – in diesem Fall handelt es sich um Frankreich, wo der Airbus zusammengesetzt wird. Die USA dürfen Ermittler entsenden, weil die Triebwerke der abgestürzten Maschine aus den Vereinigten Staaten stammen. In dem Chicagoer Abkommen ist zudem festgelegt, dass die Ermittler so bald wie möglich einen Abschlussbericht vorlegen müssen. Geht das nicht, so muss spätestens am Jahrestag des Unglücks ein Zwischenbericht veröffentlicht werden. So geschehen nach dem Absturz von Flug MH370, wobei die Unfallursache noch immer nicht geklärt ist und die Maschine mit den Opfern nicht gefunden werden konnte.
2International
28 Tote und dutzende Verletzte nach Anschlag auf Militärkonvoi in Ankara, sechs Tote bei weiterem Anschlag in der Südosttürkei. Ankara – Der schwere Anschlag in der türkischen Hauptstadt Ankara ist nach Angaben von Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu von einem Kurden aus Syrien verübt worden. Die syrische Kurdenmiliz Volksverteidigungseinheiten (YPG) habe das Attentat zusammen mit der türkischen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) ausgeführt, sagte Davutoğlu am Donnerstag. Neun Personen seien in Zusammenhang mit dem Anschlag festgenommen worden. Syrische Kurden dementieren Der Chef der wichtigsten syrischen Kurdenpartei, der Partei der Demokratischen Union (PYD), hat am Donnerstag die Verantwortung seiner Partei für den Anschlag auf einen Militärkonvoi in Ankara bestritten, bei dem Mittwochabend 28 Menschen ums Leben gekommen waren. Die von der türkischen Regierung geäußerten Beschuldigungen zielten klar darauf ab, in Syrien eine Intervention zu versuchen. Die YPG, die von der Türkei verantwortlich gemacht wird, ist der bewaffnete Arm der PYD. Neuer Anschlag Zudem wurde am Donnerstag ein Militärkonvoi im Südosten der Türkei von einer Explosion erschüttert. Mindestens sechs Menschen seien getötet worden, hieß es aus Sicherheitskreisen. Die Explosion ereignete sich demnach auf der Straße zwischen der Kurdenmetropole Diyarbakır und dem Bezirk Lice. Der Südosten der Türkei ist Schauplatz heftiger Auseinandersetzungen zwischen der Armee und Kurden. 28 Tote in Ankara Bei dem Anschlag in Ankara wurden am Mittwochabend mindestens 28 Menschen getötet und 61 verletzt, sagte der stellvertretende Ministerpräsident Numan Kurtulmuş. Es handle sich um einen Angriff auf die gesamte Nation. Seit dem bislang blutigsten Anschlag in der Türkei, bei dem im Oktober bei einer prokurdischen Friedensdemonstration in Ankara 103 Menschen getötet worden waren, gilt im Land die höchste Terrorwarnstufe. Davutoğlu sagte nach dem Anschlag seine Teilnahme an Gesprächen über die Flüchtlingskrise in Brüssel ab. Er wollte am Donnerstag mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und dem griechischen Premier Alexis Tsipras sprechen. Außerdem sollte er die Staats- und Regierungschefs der Koalition der Willigen treffen. Auch dieser Minigipfel, der in der österreichischen EU-Vertretung stattfinden sollte, wurde laut STANDARD-Informationen abgesagt. Der Anschlag wurde international verurteilt. Bundeskanzler Werner Faymann zeigte sich erschüttert. Merkel erklärte: Die Bundesregierung verurteilt diesen neuerlichen terroristischen Akt auf das Schärfste. Auch Frankreichs Präsident François Hollande verurteilte das schändliche Attentat und versicherte der Türkei seine Unterstützung. Auch die iranische Regierung sprach der Türkei ihr Mitgefühl aus. Dieser Anschlag hat erneut bewiesen, wie wichtig und notwendig der gemeinsame Kampf gegen die Terroristen ist, sagte der iranische Außenministeriumssprecher Jaber Ansbari. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilte den Anschlag. Er hoffe, dass die Verantwortlichen rasch zur Rechenschaft gezogen würden, sagte Ban am Mittwochabend. In dieser tragischen Zeit stehen die Vereinten Nationen den Menschen und der Regierung der Türkei solidarisch zur Seite. Präsident Recep Tayyip Erdoğan berief ein Sicherheitstreffen ein und sagte eine Reise nach Aserbaidschan ab. Er kündigte an, den Kampf gegen den Terror noch entschlossener weiterzuführen. Die Türkei wird nicht zögern, von ihrem Recht auf Selbstverteidigung jederzeit, überall und unter allen Umständen Gebrauch zu machen, erklärte Erdoğan. Die Regierung verhängte aus Gründen der nationalen Sicherheit eine Nachrichtensperre über den Anschlag, die aber nicht offizielle Verlautbarungen betrifft. Die prokurdische Oppositionspartei HDP, der Erdoğan eine Nähe zur PKK vorwirft, verurteilte den Anschlag am Mittwochabend. Zu der Explosion kam es im Regierungsviertel Çankaya vor dem Hauptquartier der Luftwaffe in der Nähe des Parlaments. Ziel des Anschlags waren nach Armeeangaben Fahrzeuge, die Militärangehörige transportierten. Auf Fotos vom Anschlagsort waren ausgebrannte Busse zu sehen. Die Bombe sei explodiert, als die Fahrzeuge gegen 18.30 Uhr (17.30 MEZ) bei einer Ampel hielten, teilte die Armee mit. Sie bestätigte, dass Soldaten unter den Opfern sind, machte aber keine Angaben zu deren Anzahl. Nach Angaben des Provinzgouverneurs explodierte eine Autobombe. Türkische Sicherheitskräfte sind in den vergangenen Monaten vor allem in der Südosttürkei Ziel von PKK-Anschlägen geworden. Im September starben bei einem PKK-Anschlag in dem kurdischen Dorf Dağlıca 16 Soldaten. Die Armee geht seit Mitte Dezember mit einer Offensive gegen PKK-Kämpfer im überwiegend von Kurden bewohnten Südosten der Türkei vor. In mehrere Bezirken gelten Ausgangssperren, zuletzt weitete die Armee ihren Einsatz auf die Stadt Idil aus, wo es in der Nacht auf Mittwoch schwere Gefechte gab. Ein mehr als zwei Jahre anhaltender Waffenstillstand zwischen PKK und Regierung war im Juli gescheitert, seither eskaliert der Konflikt. In der Vergangenheit kam es jedoch auch immer wieder zu Anschlägen, die nicht von der PKK verübt wurden, sondern der Terrormiliz Islamischer Staat oder linksterroristischen Gruppen angelastet wurden. Im vergangenen Monat riss ein Selbstmordattentäter in Istanbul elf deutsche Touristen in den Tod, die Regierung machte den IS dafür verantwortlich.
2International
Steirischer Herbst: Das Theater im Bahnhof bringt "Black Moonshine" zur Uraufführung. Vordernberg – Die obersteirische Marktgemeinde Vordernberg hadert mit der Abwanderung der Bevölkerung – ein Phänomen des postindustriellen Zeitalters. Das ehemalige Zentrum für Roheisenerzeugung nahe den Eisenerzer Alpen zählte früher zu den reichsten Gemeinden des Landes. Heute sind lediglich zwei Gasthöfe übrig geblieben. Zeit für das Theater im Bahnhof, eine künstlerische Bestandsaufnahme vorzunehmen: Black Moonshine. Die Essenz der Freiheit. Wenn der Schlecker geht, kommen die Künstler. Wie wahr. In den Barbarasälen (die heilige Barbara ist Schutzpatronin der Bergleute), einem die Patina der letzten Jahrzehnte stolz präsentierenden Veranstaltungszentrum mit grüner Ganzjahresdekoration, markieren zwei Schauspielerinnen und zwei Schauspieler (Eva Maria Hofer, Gabriela Hiti, Rupert M. Lehofer, Jacob Banigan) das wenig aufregende Leben im Ort. Teile des Stücktextes gehen dabei auf Recherchematerial bzw. Originalzitate zurück. Zwetschken werden für einen Kuchen entkernt, Kugelschreiber für den Nebenverdienst zusammengeschraubt. 10.000 sind es, damit das bei vier Cent pro Stück auch eine schöne Summe abwirft. Manchmal kommt die Raiffeisenbank auf Rädern in den Ort. Eine Soundkünstlerin schwirrt durch die Straßen und labt sich an den Tönen, die das beschauliche Leben bietet. Auf ihre Vorliebe für schwarzafrikanische Männer kommt sie gleich zu sprechen, und begibt sich deshalb immer wieder zu dem an der Ortseinfahrt befindlichen Anhaltezentrum, in dem sich mutmaßlich Menschen dunkler Hautfarbe befinden. Auch drei Syrer spazieren durch die projizierte Landschaft. Diese Künstlerfigur darf man als selbstkritische Implementierung der Theatermacher deuten. Schließlich könnte es als überheblich missverstanden werden, den Einwohnern mit einer Interpretation deren Lebens nahezutreten. Was aber passiert in Black Moon- shine? Eine mysteriöse Frau mit Rollkoffer (Lynne Ann Williams) entsteigt einem Mercedes. Sie bleibt im Stück bezeichnenderweise nur auf der Leinwand präsent, kommt gewissermaßen nie ganz in der Realität des Gemeindelebens an. In der Garage von Stoney (eigentlich Toni), Inhaber einer Tankstelle ohne Zapfsäule, eröffnet sie eine Schnapsbrennerei und bringt mit ihrer selbstbewussten Art das soziale Gefüge ins Wanken. Es gibt nicht die eine Geschichte von Vordernberg. Und so ergibt auch das in Gemeinschaftsarbeit entstandene, vieles vor Ort aufgreifende und gut verarbeitende Stück (weiters: Ed. Hauswirth, Helmut Köpping, Johanna Hierzegger, Markus Klengel) keine runde Erzählung. Vielmehr stellen recherchierte, aber doch fiktive Momente eines Dorflebens den Blick auf ein Dasein in strukturschwacher Zone scharf. Das Zusammenbauen von 10.000 Kugelschreibern bringt übrigens 400 Euro ein.
8Kultur
1801 – Der französisch-österreichische Friedensvertrag von Luneville leitet das Ende des Heiligen Römischen Reiches ein, das – wie schon 1797 vereinbart – das gesamte linke Rheinufer an Frankreich abtreten muss. Die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches erfolgt 1806, nachdem Kaiser Franz II. (I.) 1804 das österreichische Erbkaisertum errichtet hat. 1901 – In Stockholm beginnen die ersten Nordischen Spiele, Vorläufer der Olympischen Winterspiele. 1921 – In der Verfilmung von Shakespeares Hamlet (Uraufführung 9.2.) spielt erstmals eine Frau, Asta Nielsen, die Hauptrolle. Der Titelheldin ist kein Erfolg beschieden, ihr pagenartig geschnittenes Haar löst jedoch eine Modewelle in Deutschland aus. 1931 – Neu-Delhi wird offiziell zur Hauptstadt Indiens erklärt. 1936 – Der Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, wendet sich nach der Verhaftung katholischer Jugendlicher öffentlich gegen die Verfolgung, der sich die Kirche unter dem Naziregime ausgesetzt sieht. 1941 – Die nach Frankreich geflüchteten deutschen sozialdemokratischen Politiker Rudolf Hilferding und Rudolf Breitscheid werden der Gestapo übergeben. 1946 – In der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands beginnt der Gründungskongress des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. 1956 – Zum ersten Mal nach 1945 wird in der Wiener Staatsoper wieder der Opernball veranstaltet. 1971 – Bei einem Erdbeben bei Los Angeles kommen 64 Menschen ums Leben. 1976 – Im Bürgerkrieg in Angola, das 1975 von Portugal in die Unabhängigkeit entlassen wurde, erobert die regierende MPLA von Präsident Agostinho Neto das Hauptquartier der UNITA-Rebellen von Jonas Savimbi in Huambo. 1981 – Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Jozef Pinkowski tritt General Wojciech Jaruzelski an die Spitze der polnischen Regierung. 1991 – In einem Referendum in Litauen sprechen sich 90,5 Prozent für die Unabhängigkeit der baltischen Sowjetrepublik aus. 2001 – Die USA und die EU können sich auf einer Konferenz des UNO-Umweltprogramms (UNEP) in Nairobi nicht auf einen Weg zur Reduzierung der Treibhausgase einigen. 2006 – Gerhard Berger gibt ein Comeback in der Formel 1. Der Tiroler steigt als Gesellschafter beim zweiten Red-Bull-Team Scuderia Toro Rosso ein, indem er 50 Prozent der Anteile des ehemaligen Minardi-Rennstalls erwirbt. Geburtstage: Rudolf Walter Leonhardt, dt. Publizist (1921-2003) Garret Fitzgerald, irischer Politiker (1926-2011) Thomas Bernhard, öst. Schriftsteller (1931-1989) Robert Morris, US-Künstler (1931- ) Josef Masopust, tschech. Fußballspieler (1931-2015) Imanuel Geiss, dt. Historiker (1931-2012) Todestage: Fjodor M. Dostojewski, russ. Schriftsteller (1821-1881) Telemaco Signorini, ital. Maler (1834-1901) Leonard Steckel, dt. Schauspieler (1901-1971) Herma Bauma, öst. Leichtathletin und Handballerin (1915-2003) Mercer Ellington, US-Jazzmusiker (1919-1996) Bill Haley, US-Rockmusiker (1925-1981) James Cleveland, US-Sänger u. Komponist (1931-1991) (APA, 9.2.2016)
7Wissenschaft
"Man stellt mich und Michel Platini als Lügner hin". Zürich – Fifa-Präsident Joseph Blatter hat nach seiner Sperre durch die Ethikkommission des Weltfußballverbands am Montag fast eine Stunde über seine Verbannung aus dem Fußball für acht Jahre gesprochen. Er kündigte einen Einspruch an und ließ kein gutes Haar an dem Urteil. Die Fragen an den Schweizer zu seiner Sperre im Rahmen einer Pressekonferenz: Frage: Was sagen Sie zu dem Urteil der Fifa-Ethikkommission, Sie und Uefa-Chef Michel Platini für acht Jahre zu sperren? Blatter: Das ist eine Schande. Man stellt mich und Michel Platini als Lügner hin. Das geht nicht. Nicht nach 40 Jahren. Das ist respektlos, auch gegenüber der Justiz. Da stimmt etwas nicht im System. Frage: Werden Sie die Sperre akzeptieren? Blatter: Ich werde Einspruch beim Fifa-Berufungskomitee und beim Internationalen Sportgerichtshof CAS einlegen. Ich hoffe, Michel wird das Gleiche tun. Vielleicht bringe ich den Fall auch vor ein ziviles Schweizer Gericht. Ich werde kämpfen, für mich, für die Fifa. Frage: Sehen Sie sich als unschuldig an? Blatter: Ich habe nie mit Geld betrogen. Zu sagen, dies wäre ein guter Tag für die Fifa, ein guter Tag für den Fußball, wäre daher völlig falsch. Frage: Warum nehmen Sie das Urteil nicht zum Anlass, die Verantwortung zu übernehmen? Blatter: Ich habe die Verantwortung übernommen und mein Mandat schon Anfang Juni zur Verfügung gestellt. Ich bin der scheidende Präsident, nicht der zu wählende. Man muss mich aber nicht mit solchen Dingen suspendieren. So kann ich meine Arbeit nicht machen. Frage: Wie ist es Ihnen seit der Suspendierung vor drei Monaten ergangen? Blatter: Ich hatte einen Zusammenbruch. Wenn ich nicht solch hervorragende medizinische Hilfe bekommen hätte, wären wir heute nicht hier. Das sind wir nur dank der Ärzte und meines starken Herzens. Ich habe aber nie meinen Verstand verloren. Jetzt geht es mir wieder besser. Frage: Glauben Sie, dass die Ermittlungen der US-Behörden Einfluss auf das Urteil hatten? Blatter: Ich glaube nicht, dass die Ethikkommission Absprachen mit US-Behörden hat. Ich weiß aber auch nicht, ob man die Wahl von Platini zum neuen Präsidenten verhindern oder dem jetzigen Präsidenten einen Fußtritt verpassen wollte. Frage: Hoffen Sie trotz der Verbannung für acht Jahre immer noch auf ein Comeback beim Wahlkongress am 26. Februar 2016? Blatter: Am Morgen war ich traurig, jetzt bin ich kämpferisch. Es ist noch nicht zu Ende. Ich komme wieder.
4Sport
Propagandabild zeigt Deutsches Kanzleramt in Flammen – Auch Flughafen Köln-Bonn in Drohvideo zu sehen. Berlin – Die Islamistengruppe IS hat ihre Anhänger zu Anschlägen in Deutschland nach dem Vorbild der Brüsseler Attentate aufgerufen. Auf Propagandagrafiken, die nach Angaben der auf die Beobachtung extremistischer Gruppen spezialisierten US-Firma Site am Mittwoch über den Kurznachrichtendienst Twitter verbreitet wurden, wird unter anderem der Köln-Bonner Flughafen gezeigt. Was deine Brüder in Belgien schaffen, schaffst du auch!, heißt es auf der Grafik, die auch einen in Kampfmontur etwas abseits des Gebäudes stehenden Angreifer zeigt. Ein weiteres Propagandabild zeigt das Kanzleramt in Flammen. Deutschland ist ein Schlachtfeld, lautet die Inschrift dazu. Insgesamt wurden Site zufolge fünf Bilder mit Aufrufen zu Anschlägen veröffentlicht. Alle tragen das Logo des IS-Medienablegers Furat Media. Zusammen mit den Bildern wurden Site zufolge auch arabische Übersetzungen der Bildinschriften per Twitter verbreitet. Das Bundeskriminalamt (BKA) wertet die Attentatsdrohungen der Extremistenmiliz aus, sagte eine Sprecherin am Donnerstagvormitag. Das Video sei bekannt. Klar ist, dass Deutschland im Fadenkreuz des internationalen Terrorismus steht und dass Anschläge passieren können. Das neue Video ändere aber nichts an der gegenwärtigen Gefahrenbewertung. Bei den Selbstmord-Anschlägen am Dienstag voriger Woche im Brüsseler Flughafen und in der U-Bahn wurden nach Angaben der belgischen Regierung 38 Menschen einschließlich der drei Attentäter getötet. Deutschland ist nach Angaben der Sicherheitsbehörden als Anschlagsziel im Visier von Islamisten. Nach den Brüsseler Attentaten hatte Bundesinnenminister Thomas de Maiziére vergangene Woche erklärt, gegenwärtig längen keine Hinweise auf bevorstehende Anschläge in Deutschland vor. Die Lage ist angespannt, erklärte er jedoch.
2International
"Österreicher wählen eben so, wie sie es vom Schnitzel kennen: möglichst flach und schön braun": Tiroler Student zeigte ZDF-Sendung an. Wien – Die Ergebnisse der Bundespräsidentenwahl und die 35,5 Prozent, die FPÖ-Kandidat Norbert Hofer an dem Wochenende erreichte, lösten in Deutschland und Österreich Diskussionen aus. Auf der Facebook-Seite der ZDF-Heute-Show wurde dazu am Montag nach der Wahl ein Bild veröffentlicht, das ein Schnitzel in Form eines Hakenkreuzes zeigt. Dazu der Text: Österreicher wählen eben so, wie sie es vom Schnitzel kennen: möglichst flach und schön braun. Es seien bereits zwei Strafanzeigen bezüglich des Postings bei der Staatsanwaltschaft Mainz eingetroffen – eine aus Österreich, die andere aus Deutschland, berichtet die Hannoversche Allgemeine. Die Anzeige aus Österreich stammt laut Tiroler Tageszeitung von einem Tiroler Jus-Studenten (ehemaliges FPÖ-Mitglied). Er beziehe sich auf den Paragrafen 103 des Strafgesetzbuchs: Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hatte zuvor angekündigt, Paragraf 103 erst 2018 abzuschaffen.
6Etat
Einkaufsgemeinschaft investiert 1,8 Millionen Euro pro Jahr beim Rekordmeister – Gegen die Firma wird wegen Verdachts auf Pyramidenspiel ermittelt. Wien – Die internationale Einkaufsgemeinschaft Lyoness und Österreichs Fußball-Rekordmeister SK Rapid Wien werden in den kommenden fünf Jahren miteinander kooperieren. Lyoness investiert in diese Partnerschaft 1,8 Millionen Euro pro Saison und erhält dafür ein umfangreiches Kommunikationspaket bei den Hütteldorfern, wie der aktuelle Vizemeister und Lyoness am Montagabend in Wien bekanntgaben. Das Gegenmodell zum Oligarchen-Verein Rapid-Präsident Michael Krammer sprach von einem sehr erfreulichen Tag. Rapid ist das Gegenmodell zum Oligarchen-Verein, Rapid ist der Mitglieder-Verein, betonte Krammer, dass Lyoness mit seinen fünf Millionen Mitgliedern in 46 Ländern auf allen Kontinenten als Hauptsponsor perfekt zum Community-Club passe. Deutlich erkennbar wird die Kooperation künftig auf der Rückseite der Rapid-Trikots sein. Kapitän Steffen Hofmann wird das Logo von Lyoness bei nationalen Spielen in der Meisterschaft und im Cup auch als Brustsponsor auf seinem Trikot präsentieren. Zudem werde es ab Herbst eine eigene Lyoness Cashback Card für Mitglieder des SK Rapid geben. Damit setzen wir unsere Wachstumsstrategie fort und können mit dieser tollen Partnerschaft das wirtschaftliche Fundament für sportliche Erfolge erweitern, betonte Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek, der sich wie Krammer bei Club-Manager Werner Kuhn bedankte. Der 61-Jährige sei über Monate hinweg federführend tätig gewesen, damit dieses Riesenprojekt abgeschlossen werden konnte. Zufälligkeiten auf der Zeitleiste Die Entscheidung, diese langfristige Partnerschaft mit dem SK Rapid einzugehen, wurde nicht zuletzt dadurch gestärkt, dass wir dieselben Werte teilen: Gemeinschaft, und Offenheit, erklärte Andreas Werner, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Lyoness Group AG die Kooperation mit den Hütteldorfern. Werner wird bei der nächsten Sitzung auch in das Kuratorium des SK Rapid Wien kooptiert. Dass am Lyoness-Stammsitz in Graz 80 Planstellen abgebaut werden, habe laut Werner nichts mit der am Montagabend unterzeichneten Kooperationsvereinbarung mit Rapid zu tun. Das hat sich nur zufällig auf der Zeitleiste getroffen, erklärte der Aufsichtsrats-Vorsitzende. Lyoness ist bereits seit vier Jahren Hauptsponsor der österreichischen Golf Open in Atzenbrugg (NÖ). Dieses Engagement ziele auf den internationalen Markt ab, durch die Kooperation mit Rapid wolle man nun auf nationaler Ebene eine stärkere Marktpräsenz erreichen. Ermittlungen und Verfahren Gegen die Rabattfirma Lyoness ermittelt seit 2012 die Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wegen Verdachts auf Pyramidenspiel. Auf der Zivilrechtsebene läuft weiters ein vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) angestrengtes Verfahren wegen gesetzwidriger Klauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Lyoness. In erster Instanz hat das Handelsgericht (HG) Wien 61 AGB-Klauseln als gesetzeswidrig deklariert, die Einkaufsgemeinschaft hat Berufung eingelegt, ein rechtskräftiges Urteil ist erst 2016 zu erwarten.
4Sport
Französisches Start-up digitalisiert bedrohte Monumente. Mit dreidimensionalen Modellen historischer Stätten will ein französisches Start-up zum Erhalt des kulturelle Erbes Syriens beitragen. Die ersten virtuellen Ansichten seien von Dienstag an im Netz verfügbar, teilte das Unternehmen Iconem am Montag mit. Das Projekt Syrian Heritage sei in Zusammenarbeit mit einheimischen Archäologen und der syrischen Antikenbehörde entstanden. Das Projekt ermögliche es, das kulturelle Erbe zu bewahren und einen unwiederbringlichen Verlust für die Menschheit zu verhindern, sagte der Direktor der syrischen Altertümerverwaltung, Maamun Abdulkarim. Iconem wurde im Jahr 2013 von dem auf Archäologie spezialisierten Architekten Yves Ubelmann und dem Piloten Philippe Barthelemy gegründet. Für die Aufnahmen setzten die Experten mit Kameras ausgestattete Drohnen ein. Die Einzelaufnahmen wurden zu einem präzisen dreidimensionalen Modell zusammengefügt. Neben Fotos, Karten und Videos stehen auch interaktive Ansichten zur Verfügung. Besucher der Website können sich so unter anderem ein Bild machen von der Kreuzfahrerfestung Krak des Chevaliers, der im 16. Jahrhundert errichteten Zitadelle von Damaskus sowie von Palästen und traditionellen Wohnhäusern aus der Zeit der Osmanen. Bis Ende Mai soll das Projekt abgeschlossen sein. Die Experten von Iconem digitalisierten auch die Sammlungen wichtiger syrischer Museen. Im syrischen Bürgerkrieg wurden zahlreiche Monumente beschädigt oder geplündert. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) eroberte unter anderem die Welterbestätte Palmyra und zerstörte dort den Baaltempel sowie weitere Bauwerke als Teil einer Kampagne gegen vorislamische Monumente. Auch Experten der britischen Universität Oxford und der US-Hochschule Harvard arbeiten derzeit in einem Gemeinschaftsprojekt an virtuellen Nachbildungen wichtiger syrischer Kulturstätten. Dabei sollen auch Museumsmitarbeiter und Freiwillige vor Ort mithelfen, denen 5.000 3D-Kameras zur Verfügung gestellt werden. Im April sollen außerdem Repliken eines 200 Jahre alten Tempelbogens aus Palmyra auf dem Londoner Trafalgar Square und auf dem Times Square in New York ausgestellt werden.
0Web
In den 80ern lieferten sie kämpferische Gassenhauer, am Montag gastieren sie in Wien. Wien – Ungünstige sozialpolitische Bedingungen zeitigen oft große Kunst. Zumindest war das einmal so. Zum Beispiel in den 1980ern in England während des Regimes der Margaret Thatcher, der Eisernen Lady. Unter ihr blutete die stolze britische Arbeiterklasse und die Mittelschicht verlor zusehends den Kampf um den Klassenerhalt. Goldene Zeiten für die Popmusik. Die britische Band The Godfathers schrieb eine der Hymnen dieser Epoche. Es war das pessimistisch-realistische Birth School Work Death. Die Biografie eines Arbeiters auf vier Worte eingedampft, ein Klassiker. Vorgetragen wurden dieser und andere Songs mit einem bestechenden Instinkt für Gassenhauer. Kommenden Montag gastieren die Godfathers im Chelsea. Ein Wiederauferstehungsfest im Zeichen des RocknRoll. Hervorgegangen war die Formation um die Coyne-Brüder Chris und Peter aus der Asche der Sid Presley Experience. Schon unter diesem referenzreichen Signum galt sie als heißes Eisen im Feuer des damaligen britischen Independentrock, aber erst nach der Umbenennung in The Godfathers hob die Band ab. Majorvertrag und Hits wie If I Only Had Time, I Want Everything oder Love Is Dead machten die Band für ein paar Jahre zur beständigen Größe. Kühle schwarze Anzüge und die mitreißenden No-Bullshit-Liveshows als gleichberechtigtes Kollektiv besorgten den Rest des guten Rufs. Auf dem Leonard Cohen zuzwinkernden zweiten Album More Songs About Love and Hate trugen sie für Songs wie Walking Talking Johnny Cash Blues Cowboystiefel zum Anzug. Die Riffs schnalzten sexy, die Godfathers waren heiß. Die Erfolge in den USA und Europa waren dabei aber bald größer als zu Hause, was der Band dauerhaft nicht gut bekam. Zu schwächer werdenden Alben verschwand sie in den frühen 90er-Jahren nach und nach. In den Nullerjahren tauchten die Godfathers nach brotlosen Nebenprojekten in Originalbesetzung plötzlich wieder auf und tourten, vornehmlich mit dem Material der ersten drei, vier Alben. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert, und das ist gut so. Ihr Programm aus satt rockenden, schnörkellosen Songs besteht mühelos den Test der Zeit. Thatcher mag Geschichte sein, Birth School Work Death klingt heute noch so frisch wie am ersten Tag.
8Kultur
Junge Erwachsene rutschen seltener in problematischen Drogengebrauch. Weniger Opioidkonsum, mehr Anzeigen wegen Cannabis. Wien – Die Zahl der Menschen mit problematischem Drogenkonsum samt Opioiden geht in Österreich zurück. Auch die Zahl der Drogentoten ist 2014 gesunken. Während immer weniger Anzeigen wegen Heroin und Opiaten erfolgen, steigt ihre Zahl wegen Cannabis. Das sind die Kerndaten aus dem Epidemiologiebericht Drogen und dem Österreichischen Drogenbericht 2015, die am Mittwoch präsentiert wurden. Das Positive ist, dass immer weniger Leute in den Opioidkonsum einsteigen. Bei den drogenbezogenen Todesfällen sehen wir seit 2006 einen Rückgang, sagte Martin Busch von der Gesundheit Österreich GmbH, die einmal im Jahr im Auftrag des Gesundheitsministeriums die vorhanden Daten über die Drogenproblematik zusammenfasst und analysiert. Insgesamt dürften im Jahr 2013 in Österreich zwischen 28.000 und 29.000 Menschen risikoreichen Opioidkonsum, vor allem Heroin zum Injizieren, gehabt haben. Ihre Zahl war von etwas unter 20.000 im Jahr 1999 bis 2009 auf 33.000 gestiegen, danach aber wieder gefallen. Das ist vor allem auf den Rückgang bei den 15- bis 24-Jährigen zurückzuführen. 1999 hatten rund 4.500 Jugendliche und junge Erwachsene gefährlichen Opioidkonsum gehabt. Ihre Zahl hatte 2004 mit rund 10.000 stark zugenommen. Mittlerweile sind es um die 4.000. Ebenfalls zurückgegangen ist die Zahl der mit Drogenkonsum in Verbindung stehenden Todesfälle. 2011 waren es 201 Todesfälle, 2012 dann 161. Im Jahr 2013 wurden 138 Todesopfer registriert, 2014 waren es schließlich 122. Der Anstieg des Durchschnittsalters der Verstorbenen von 30 Jahren im Jahr 2012 auf 34,8 Jahre im Jahr 2014 unterstreicht den Alterungsprozess dieser Gruppe von Drogenkranken. Einen wesentlichen Anteil an der positiven Entwicklung dürften die Behandlungs- und Drogensubstitutionsprogramme haben. Zwei Drittel der Menschen mit problematischem Drogenkonsum sind in Behandlung, 60 Prozent in Substitutionstherapie, sagte Bundesdrogenkoordinatorin Johanna Schopper. Die Zahl der Patienten in Substitutionstherapie ist im Jahr 2014 auf 17.272 gestiegen und hat sich damit seit 2005 fast verdreifacht. Laut Marion Weigl von der Gesundheit Österreich GmbH zeigt sich allerdings eine Sättigungstendenz, die Zahl der Substitutionspatienten erhöht sich nur noch langsam (2013: 16.989). Die Anzeigenstatistik der Exekutive zeigt ein dem Trend beim Drogenkonsum gegenläufiges Bild. 2014 wurden 30.250 Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz erstattet. Während zwischen 2005 und 2014 die Zahl der Anzeigen wegen Heroin und Opiaten von knapp 5.000 auf etwa 1.500 fiel, stieg die Zahl der Anzeigen wegen Cannabis von 17.000 im Jahr 2012 auf 25.309 im vergangenen Jahr. 30 bis 40 Prozent der Österreicher haben zumindest einmal im Leben Cannabis verwendet, innerhalb eines Jahres tun das aber nur etwa vier Prozent. Sorgen macht den Experten die Hepatitis C, die genauso wie HIV über Spritzentausch übertragen wird. Wir sehen einen sehr hohen Anteil von Drogenkonsumenten mit Hepatitis C, so Weigl. Aus manchen Betreuungseinrichtungen gibt es Zahlen von bis 75 Prozent Infizierten unter den Behandelten wegen problematischen Drogenkonsums (Opioide zum Injizieren). Spritzentauschprogramme existierten vor allem in Ballungszentren, deutlich weniger im ländlichen Bereich. Ein Problempunkt seien auch die Gefängnisse. Dort gibt es in Österreich kein Spritzentauschangebot, intravenösen Suchtgiftkonsum aber offenbar sehr wohl.
1Panorama
Niederösterreich schließt sich Bedenken der Wirtschaft an und erklärt Debatte für beendet. Wien – Die Grünen haben am Mittwoch einen letzten Anlauf in Richtung einer flächendeckenden Lkw-Maut auf den Landes- und Gemeindestraßen gestartet. Die Einführung wäre sinnvoll, beteuerte Verkehrsreferent Georg Willi in einer Pressekonferenz. Kommen wird die neue Gebühr für Lkws über 3,5 Tonnen aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Das Land Niederösterreich hat sich nun offiziell gegen derartige Pläne entschieden, wie das Büro von Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav (ÖVP) dem STANDARD sagte. Die Vorgangsweise sei mit Landeshauptmann Erwin Pröll und Verkehrslandesrat Karl Wilfing akkordiert. Auf andere Parteien ist die ÖVP in Niederösterreich nicht angewiesen, sie regiert mit absoluter Mehrheit. Formal zuständig sind die Wirtschaftsreferenten dafür nicht, sondern die Verkehrsreferenten der neun Bundesländer, die sich am 29. April wieder versammeln. Sie hatten sich im Vorjahr darauf verständigt, die Einführung einer flächendeckenden Maut zu prüfen. Ein Gutachten kam, wie berichtet, zum Schluss, dass eine solche Ländermaut machbar wäre und pro Jahr 577 Millionen Euro an Einnahmen brächte. Klar war aber, dass diese Pläne nur umgesetzt werden können, wenn alle Länder mitmachen. Bedenken hatten zuletzt auch die Landeshauptleute von Tirol, Vorarlberg und Salzburg, Günther Platter, Markus Wallner und Wilfried Haslauer (alle ÖVP), angemeldet. In der Sitzung der Wirtschaftslandesräte will Bohuslav am Donnerstag einen Beschluss gegen die Maut herbeiführen. Die Nachteile würden die Vorteile einfach überwiegen, sagt ihr Sprecher. Offen ist nun, woher das für Bau und Sanierung von Landesstraßen dringend gesuchte Geld kommen soll. Auch bei der ebenfalls im Herbst beschlossenen Ausweitung der Öffi-Angebote hängen die Länder damit in der Luft. Im Vorfeld des Treffens der Landesfinanzreferenten am 15. April (es geht um den Finanzausgleich) kursiert als Alternative ein zweckgebundener Aufschlag auf die Mineralölsteuer (MöSt). Auf dessen Einführung müssten sich Länder und Finanzministerium im Zuge des Finanzausgleichs, der parallel verhandelt wird, einigen. Ihn müssten freilich alle Kfz-Halter zahlen, auch Pkw-Fahrer.
3Wirtschaft
Anonymer Anrufer drohte mit Sprengkörper – 200 Gäste mussten Disco vorübergehend verlassen, Polizei gab schließlich Entwarnung. Linz – Aufregung hat in der Nacht auf Sonntag in einem Nachtlokal im Linzer Stadtteil Bindermichl-Keferfeld geherrscht: Nach einer Bombendrohung durch einen anonymen Anrufer gegen 23.00 Uhr räumte die Polizei die Disco. Rund 200 Gäste mussten die Räumlichkeiten verlassen. Nachdem ein sachkundiger Beamter und ein Sprengmittelspürhund nichts gefunden hatten, wurde um 0.50 Uhr Entwarnung gegeben. Ein unbekannter Mann hatte beim Lokalbetreiber angerufen und mit einer Bombe gedroht. Die Art und Weise des Anrufes ließ den Lokalchef aber vermuten, dass es sich nur um eine leere Drohung handelt. Um völlig sicher zu gehen, dass sich kein Sprengkörper in dem Lokal befindet, wurde es durchsucht. Am Sonntagvormittag gab es laut Polizei noch keine Spur zu dem anonymen Anrufer.
1Panorama
Anfällige RC4-Verschlüsselung per HTTPS wird nun nicht mehr unterstützt. Die Mozilla Foundation hat Version 44 ihres offenen Browsers Firefox freigegeben. Das aktualisierte Surftool steht für Windows, Linux, OS X und Android zur Verfügung und bringt einige Neuerungen mit. So drehen die Entwickler etwa an der Sicherheitsschraube. Er baut nun keine HTTPS-Verbindungen mehr auf, wenn diese über RC4 verschlüsselt werden sollen. Der auch ARC4 genannte Krypto-Algorhitmus wurde 1987 entwickelt und hat im Laufe der Zeit breite Unterstützung erfahren. Mittlerweile sind jedoch einige Anfälligkeiten entdeckt worden, die es ermöglichen, diese Verschlüsselung relativ schnell zu knacken. Soll der Browser eine RC4-gesicherte Verbindung nutzen, so erscheint nun ein Warnhinweis, der dem User über den unsicheren Kommunikationsweg informiert. Der Benutzer hat allerdings die Möglichkeit, die Warnung zu ignorieren. Die Änderung betrifft sowohl die mobile Fassung von Firefox, als auch die Desktop-Ausgaben, erklärt Venturebeat. Letztere Versionen rüsten nun die Unterstützung von Push-Benachrichtigungen für Webseiten nach. Damit zieht man mit Google Chrome gleich, der dieses Feature bereits seit neun Monaten besitzt. Social Networks wie Facebook, aber auch Wetterseiten und andere Dienste können auf diese Weise den Nutzer schnell über neue Informationen und Inhalte in Kenntnis setzen, sofern dieser die Auslieferung der Notifications für ihr Angebot zulässt. Um mit der Funktion nicht die Privatsphäre der User zu gefährden, erhält jede Website nur einen anonymisierten Identifier für den Push-Versand. Die Inhalte der Nachrichten werden außerdem verschlüsselt, die notwendigen Keys dazu besitzt nur der Browser. Für Entwickler bringt Firefox 44 neue Werkzeuge. Der Page Inspoector kann nun eine Vorschau für Animationen geben und ermöglicht die Visualisierung alternativer Pfade. Auch für Änderungen am CSS-Designsheet gibt es nun ein Tool, das eine Livevorschau auf der Seite erlaubt. Erleichtert wird dies zusätzlich durch Vermessungswerkzeuge und eine virtuelle Pipette zur Farbwahl von existierenden Elementen. Zu den anderen Änderungen, die vollständig im Changelog nachgelesen werden können, gehören die Einführung von Brotli-Komprimierung für HTTPS-Verbindungen und striktere Validierung für Webfonts. Unter Android beherrscht Firefox nun das Ausdrucken über die Cloud. Nutzer können nun zum Start außerdem direkt eine bestimmte Website aufrufen. Wer bereits Firefox nutzt, erhält das Update automatisch über die Aktualisierungsfunktion des Browsers oder Googe Play. Der manuelle Download der Desktop-Ausgaben ist wie gehabt über die Mozilla-Server möglich.
0Web
Macri: "Es wird uns besser gehen" – Unterstützung für KMU angekündigt. Buenos Aires – Angesichts von hoher Inflation und Massenentlassungen in Argentinien hat Präsident Mauricio Macri um Unterstützung für seinen Reformkurs geworben. Ich weiß sehr gut, dass der Weg manchmal schwer ist. Aber es wird uns besser gehen. Habt Vertrauen, schrieb der konservative Staatschef am Sonntag in einem Gastbeitrag für die Zeitung El Liberal. Macri kündigte Unterstützung für kleine und mittlere Betriebe an, etwa in Form von Steuererleichterungen. Private Beratungsfirmen rechnen für das laufende Jahr mit einer Preissteigerung um etwa 40 Prozent. Vor allem steigende Kosten für öffentliche Dienstleistungen befeuerten zuletzt die Inflation. Seit Macris Amtsantritt im Dezember verloren nach Gewerkschaftsangaben über 130.000 Menschen ihre Arbeit. Macri will mit einem liberalen Kurs die argentinische Wirtschaft wieder ankurbeln.
2International
Feuer und Verkehrsunfall mit einer verletzten Person auf der Donauuferautobahn. Langenzersdorf – In der Nacht auf Mittwoch sind zwei Fahrzeuge auf der Donauuferautobahn (A22) bei Langenzersdorf (Bezirk Korneuburg) nach einer Kollision ausgebrannt. Beide Kfz waren mit der Leitschiene verkeilt, berichtete die FF Langenzersdorf. Bei den Löscharbeiten stand auch die Berufsfeuerwehr Wien im Einsatz. Kaum eingerückt, wurde die FF zu einem Unfall mit einer verletzten Person auf der A22 alarmiert. Zwei Klein-Lkw waren zusammengestoßen. Die Feuerwehrmitglieder befreiten die verletzte Person aus ihrem Fahrzeug und leisteten Erste Hilfe, bis die Rettungskräfte eintrafen. Nach rund drei Stunden waren die beiden Einsätze beendet.
1Panorama
Nutzer sollen mit Pause in wenigen Minuten Stress abbauen, versprechen die Entwickler. Die Entwickler des populären Spiels Monument Valley haben eine neue App veröffentlicht. Pause soll Nutzer dazu anregen, einmal Arbeit oder Alltag beiseite zu legen. Das will sie damit erreichen, indem man einfach nur mit dem Finger auf dem Bildschirm herumfährt. Das Entwicklerstudio Ustwo hat die App gemeinsam mit dem User Experience-Designer Peng Cheng nach Prinzipien des Tai Chi entworfen. Nutzer sollen sich mithilfe der App besser konzentrieren können und Stress innerhalb von Minuten abbauen, versprechen die Macher. Smartphones seien zwar selbst ein Stressauslöser, sie könnten aber auch beim Entspannen helfen, sagt Peng zum Magazin Wired. Bewegt man den Finger auf dem Touchscreen wächst um die Fingerspitze ein wabernder Farbkreis. Ist man zu schnell, gibt es eine kleine Ermahnung. Lässt man los, zeigt die App, wie lange man pausiert hat. Viel mehr passiert nicht. Das Ganze ist optisch ansprechend gestaltet, im Hintergrund tönt eine sanfte Hintergrundmelodie. Von Haus aus ertönt nach 10 Minuten eine Glocke, die signalisiert: genug entspannt. In den Einstellungen können Nutzer den Zeitraum auch verkürzen oder verlängern. Nichts zu tun als auf das Display zu starren und möglichst langsam mit dem Finger darauf herumzufahren, ist tatsächlich eine Herausforderung. Wem es im Alltag zunehmend schwer fällt, abzuschalten oder einfach mal die Seele baumeln zu lassen, findet mit der App vielleicht eine brauchbare Unterstützung. Ab und zu zehn Minuten aus dem Fenster zu sehen hat aber vermutlich einen ähnlichen Effekt (sofern man nicht an einer fünfspurigen Straße wohnt). Und kostet nichts. Pause ist um 1,99 Euro für iPhone und iPad erhältlich.
0Web
Der 73-Jährige Eigentümer bezeichnete sich als "leidenschaftlichen Waffensammler". Die Polizei hat ihn angezeigt. Wien – Bei einer Wohnungsräumung in Wien-Ottakring sind am Freitag rund eine Tonne Munition, Waffen und Zubehör sowie Schwarzpulver entdeckt worden. Der 73 Jahre alte Eigentümer, nach eigenen Angaben ein leidenschaftlicher Waffensammler, wurde angezeigt. Das gab die Polizei am Samstag bekannt. Der 73-Jährige lebte nicht selbst in der Wohnung in der Gablenzgasse, sondern habe die Räumlichkeiten ausschließlich als Lager benutzt, sagte Polizeisprecher Thomas Keiblinger. In der Wohnung wurden nach Angaben der Polizei 950 Kilo Munition, vier Faustfeuerwaffen, fünf Kilo Schwarzpulver, 27 Kilo Treibmittel, mehrere verbotene Waffen sowie diverses Kriegsmaterial sichergestellt. Zu den verbotenen Waffen zählten laut Keiblinger ein als Gehstock getarnter Degen und ein Schalldämpfer. Als Kriegsmaterial gelten den Angaben zufolge Werfergranaten und Munition für vollautomatische Waffen, die der 73-Jährige ebenfalls in der Wohnung gelagert hatte. Der Polizei sagte der Mann, dass er seit den 70er-Jahren Waffen und Zubehör sammle. 2011 seien ihm seine waffenrechtlichen Dokumente abgenommen worden, erläuterte Keiblinger. Auf den Senior dürfte eine lange Reihe an Anzeigen zukommen – wegen illegalen Waffenbesitzes, Verstößen gegen das Kriegsmaterialgesetz und der illegalen Lagerung, die sowieso ein Wahnsinn gewesen sei, wie ein Beamter sagte. Hier wird geprüft, ob eine Gemeingefährdung oder eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit vorliegt, sagte Keiblinger. Die Räumung der Wohnung erfolgte den Angaben zufolge im Auftrag der städtischen Hausverwaltung Wiener Wohnen und hätte von einem Subunternehmen der Magistratsabteilung 48 durchgeführt werden sollen. Nach dem Fund der ersten beiden Säcke mit Munition übernahm die Exekutive, nämlich Streifenbeamte und Entschärfungsdienst. Da die Situation zuerst unklar war, wurde auch das Einsatzkommando Cobra beigezogen.
1Panorama
Weltweit 41 Millionen Mal verkauft. Stockholm/Frankfurt – Gillis Lundgren, der Erfinder des Billy-Regals, ist gestorben. Das bestätigte eine Sprecherin von Ikea Deutschland am Montagabend. Wie die schwedische Zeitung Aftonbladet berichtete, verstarb der 86-jährige Designer bereits am 25. Februar. Wir kannten Gillis als einen Mann voller Ideen, sagte Konzernsprecherin Malin Sennevall der Zeitung. Er sei es auch gewesen, der auf die Idee kam, die Möbel in flache Pakete zu verpacken. Gillis habe 1953 als vierter Mitarbeiter angefangen und zahlreiche Klassiker für den Möbelkonzern entworfen. 1979 sei das von ihm kreierte Bücherregal Billy in den Verkauf gegangen. Innerhalb von 30 Jahren (2009) wurde es weltweit 41 Millionen Mal verkauft.
3Wirtschaft
Nächste große Release für August geplant – Neue Möglichkeiten für Watchfaces. Google setzt für sein Smartwatch-Betriebssystem Android Wear weiter auf relativ kurze Entwicklungszyklen. Nur wenige Monate nach der letzten großen Aktualisierung steht nun offenbar bereits wieder ein größeres Update an, berichtet Phandroid. So sollen Watchfaces künftig unterschiedliche Darstellungsmodi bieten können, durch die mittels eines einfachen Antippen des Bildschirms gewechselt werden kann. Damit könnte etwa ein auf Fitness ausgerichtetes Watchface in einer zweiten oder dritten Ansicht zusätzliche Details bieten. Andere Watchfaces könnten wiederum ganz unterschiedliche Schwerpunkt zusammenführen. Diese Neuerung bedingt auch eine Änderung an der Kernfunktionalität von Android Wear: Ruft doch ein Tippen auf das Watchface bisher den App Launcher auf, dieser ist künftig dann nur mehr über eine Wischgeste nach links erreichbar. Die zweite große Neuerung von der das Blog zu berichten weiß: Künftig sollen direkt zwischen zwei Smartwatches Informationen ausgetauscht werden können. Dadurch wird es also möglich, sich gegenseitig Emojis, Sticker oder einfache Nachrichten zu schicken. Phandroid fügt hierzu allerdings eine erheblich Einschränkung an: Dieses Feature sei derzeit auf ein einzelnes Watchface beschränkt. Allerdings seien die diesbezüglichen Informationen nicht mehr sonderlich neu, also könnte sich dies zwischenzeitlich auch schon geändert haben. Mit der kommenden Softwareversion soll übrigens auch die LG G Watch R endlich die versprochene WLAN-Unterstützung bekommen. Andere Smartwatches mit der nötigen Hardwareausstattung wurden in dieser Hinsicht schon mit dem letzten Update bedient. Ursprünglich sei eine Veröffentlichung der neuen Android-Wear-Version schon für Ende Juli anvisiert worden. Mittlerweile sei dieser Termin aber auf August verschoben worden, heißt es. Wann die Version dann für einzelne Geräte zur Verfügung steht, ist natürlich eine ganz andere Frage. Beim letzten Update sind hier zum Teil mehrere Wochen vergangen.
0Web
In Krems verlässt man auch am zweiten Wochenende nur selten die üblichen Schaltkreise. Ein paar heiße Drähte waren dennoch dabei. Krems – Recht sang- und klanglos ging am Samstag das letzte Donaufestival unter der künstlerischen Leitung von Tomas Zierhofer-Kin zu Ende. Der 47-Jährige übernimmt ab 2017 die Intendanz der Wiener Festwochen, in Krems folgt ihm der Journalist und Kurator Thomas Edlinger nach. Ein Wechsel zur richtigen Zeit, denn dem Kremser Avantgarde-Festival, ab 2005 von Zierhofer-Kin erfolgreich neu positioniert und zur Blüte gebracht, schien nach Höhepunkten in den Jahren 2009 (Fake Reality) und 2010 (Failed Revolutions) zuletzt ein wenig die kreative Luft auszugehen. Bands sind teuer. Die gestiegene Aufmerksamkeit für Sounds aus dem Laptop erklärt sich daher wohl etwas profaner, als die Rede vom Club als diskursivem gesellschaftlichem Schlachtfeld unserer Zeit (Zierhofer) glauben machen will. Das Motto Niemand hat euch eingeladen, gemünzt auf die Aussage eines vielleicht bald schon gewesenen Bundeskanzlers, erschloss sich dem Publikum vor allem im performativen Bereich: So zeigten Ryan Mitchell und seine Gruppe Saint Genet in einem emotionalen, musikalisch erhebend inszenierten Stück, Bilder von der Erosion des Humanen. Einen in viele Richtungen deutbaren Blick auf das Phänomen des Denunziantentums ermöglichte die Kunstinspektion Donau. Im Kaffeehaus Posten bezogen, nahmen die Performer Julius Deutschbauer, David Jagerhofer und Barbara Ungepflegt hunderte Anzeigen entgegen und gingen jedem (berechtigten bis absurden) Sachverhalt mit kriminalistischem Eifer nach. Die Haus- und Hof-Performer von God’s Entertainment konfrontierten das Publikum im zweiten Teil ihres Stücks zur Flüchtlingskrise mit einem Autoritarismus-Test: Bitte erheben Sie sich für die österreichische Bundeshymne!, wiederholte die vor einer Grenzmauer stehende Festrednerin minutenlang. Was also tun? Dem Druck der Masse nachgeben oder das Stück qua individueller Prinzipien hinauszögern? Erschreckend schnell kippte das Publikum in die Tendenz sich zu fügen. Nur Wenigen war am Ausloten der eigenen Widerspenstigkeit mehr gelegen als am reibungslosen Ablauf eines Flüchtlingsdramas. Streckbank für Autoaggressive Musikalisch stand der Donnerstag ganz im Zeichen von Noise-Genreschmelzen. Beim Projekt Good Sad Happy Bad der britischen Filmmusikproduzentin Mica Levi ist der Name Programm: aufgezogene Synths, die sagen Scotty, beamen treffen sich mit Courtney Barnett auf Rohypnol. Unmotiviert dahingerotzte Parolen verschwimmen zu leisen Anklängen an vor sich hingesummte Kinderlieder, tri tra trallala, der Grunge, der ist noch immer da: Arte Povera mit scheißdrauf-Jogginghose. Schön. Nichts für schwache Herzen oder für den nervösen Montag nach einem flüssigen Wochenende war Manuel Knapp. Wie schon beim Elektrikerkollegen Evian Christ eine Woche zuvor, hat auch hier die Frontalpredigt mit der Apple-Monstranz einmal Pause. Ohren und Augen werden vom hinter einer Nebelwand verschwundenen DJ per atomarem Rundumschlag über die Belastungsgrenze gebracht. Eine akustische Streckbank für Autoaggressive, die Terminator Salvation lieber heute als morgen erleben wollen. Cut Hands lieferten mit geistreichen Visuals einen Stepptanz beim Hufschmied zwischen Afrobeat und Industrial-Knattern. Die atonalen Krachproduzenten Wolf Eyes hingegen muss man sich vorstellen wie Oasis nach ihrer Strafverbannung auf den Zwergplaneten Pluto. Die Schönheit des Scheiterns Der Freitag gehörte, neben starkem New Yorker Hip-Hop-Wumms von Le1f gegen Homophobie und Rassismus, vor allem dem unscheinbaren Afterhour-Duo Easter: Man hört Stine Omar Midtsæter beim Gedichtaufsagen zum 11 Uhr morgens-Stampfer in Slow-mo. Sie spricht über Mushrooms, Soja und Alienbabies mit der Ruhe eines Navigationsgeräts und macht sogar a capella weiter, als sich wieder einmal das Soundsystem verabschiedet. Die Schönheit des Scheiterns – wunderbare, weil völlig fertige Darbietung. Tim Heckers Ambient am ausverkauften Techno-Samstag erzählte minder virtuos vom Wegdösen am Strand und Aufwachen im Glockenturm. Bei der Liveversion des Produzenten Pantha du Prince sitzen zwei Protagonisten am Synthesizer und einer am Schlagzeug. Sie tragen silbern funkelnde Masken oder lichtbündelnde Spiegel vorm Gesicht und geben ihrem Schauspiel den Anschein eines heidnischen Kultrituals. Akustisch tauchen unter viel Klimbim immer wieder tanzbare Beats auf, die durch die vorangegangenen Störelemente umso lustvoller in die Hüften fahren. DJ Koze stellte die extra wegen ihm Angereisten mit einem soliden Club-Set mit fetten Drops, irgendwo zwischen Arschtritt und G’nackwatschn, zufrieden. Nach einer gesalzenen Kastrationsandrohung der feministischen Klitclique und entbehrlichem Schmonzes von Gelatin durfte der gefeierte Berghain-Haudrauf Rødhåd die Abschlussparty geben. Ein Wunsch für 2017? Mehr Instrumente, weniger Rechner.
8Kultur
Ungarn baut Stacheldrahtzaun an slowensicher Grenze wieder ab – Erneut tausende Übertritte an kroatisch-ungarischer Grenze. Budapest/Zagreb – Serbiens Premier Aleksandar Vucic hat Behauptungen zurückgewiesen, Flüchtlinge wieder gezielt an die ungarische Grenze zu schicken.Wir haben keinen Korridor Richtung Ungarn geöffnet, zitierte die ungarische Nachrichtenagentur MTI am Freitagabend eine Aussage Vucics im kroatischen Staatsfernsehen. Die Menschen würden in Presevo und Belgrad ankommen und selbst entscheiden, welchen Weg sie nehmen. Vucic reagierte damit auf Aussagen des kroatischen Innenministers Ranko Ostojic. Dieser hatte am späten Nachmittag erklärt, die Grenzübergänge Bajakovo und Tovarnik wieder für Autos mit serbischen Kennzeichnen zu öffnen. Grund, sei der Umstand, dass Serbien nun wieder Flüchtlinge an den Grenzübergang Horgos bei Ungarn schicke und der damit verbundene geringere Druck an der kroatischen Grenze, argumentierte Ostojic im kroatischen Staatsfernsehen. Die Route hat sich geändert, betonte Ostojic nach Angaben der kroatischen Nachrichtenagentur HINA. Die neue Route führe wieder über den ungarisch-serbischen Grenzübergang Horgos/Röszke, fügte er hinzu. Täglich einige tausend Einreisende nach Ungarn Sollte Ungarn tatsächlich den Grenzübergang in Röszke wieder geöffnet haben, wäre dies überraschend. Erst vor knapp zwei Wochen hatte das Land seine Südgrenze zu Serbien de facto für Flüchtlinge dicht gemacht. Schutzsuchende können in speziellen Transitzonen zwar weiterhin um Asyl ansuchen, allerdings nur, wenn sie nicht über Serbien und Mazedonien eingereist sind, weil Ungarn diese als sichere Drittländer sieht. Auf illegalen Grenzübertritt stehen seither zudem bis zu fünf Jahre Haft, die grüne Grenze hat Ungarn mit einem Eisenzaun abgeriegelt. Dennoch erlaubte Ungarn zuletzt Tausenden Flüchtlingen täglich die Einreise über die kroatische Grenze. 7.895 Migranten kamen am Freitag über die kroatisch-ungarische, einige Hundert über die serbisch-ungarische Grenze. Für die Flüchtenden ist Ungarn jedoch lediglich Transitland auf dem Weg nach Österreich und weiter nach Deutschland. Ungarn hat unterdessen am Freitag begonnen, den am Tag zuvor aufgestellten Stacheldrahtzaun an der Grenze zu Slowenien und somit innerhalb des Schengenraums wieder abzubauen. Der Staatssekretär des slowenischen Innenministeriums, Bostjan Sefic, reagierte darauf bei einer Pressekonferenz in Ljubljana mit den Worten: Das ist ein gutes Zeichen. Für die nächsten Tage sei ein Treffen der Innenminister beider Länder geplant, sagte Sefic. Nach Angaben der ungarischen Seite sei es zu einem Missverständnis gekommen, erklärte der slowenische Außenminister Karl Erjavec, nachdem die slowenische Botschafterin Ksenija Skrilec am Freitag mit dem ungarischen Innenminister Sandor Pinter zusammengetroffen war. Der Minister habe sich für das Missverständnis entschuldigt und angekündigt, dass Ungarn den Zaun wieder abbauen werde. Mobile Barrieren Laut dem slowenischen Außenministerium wird Ungarn an den ehemaligen Grenzübergängen zu Slowenien möglicherweise einige mobile Barrieren beibehalten. Diese würden für den Fall, dass Ungarn wieder Grenzkontrollen einführe, zur Regelung des Verkehrs dienen. Wie die lokalen Medien berichteten, hatten ungarische Soldaten am Freitag tatsächlich begonnen, den ausgelegten Stacheldraht wieder zu beseitigen. In der Früh hatten sie die Auslegung des Zauns noch fortgesetzt. Die erste Information aus Ungarn, die der slowenische Außenminister noch am Donnerstagabend in einem Telefongespräch mit seinem ungarischen Amtskollegen Peter Szijjarto bekam, lautete, dass es sich um einen provisorischen Zaun handle. Die Maßnahme sei laut seinen Angaben präventiv, weil Ungarn wieder einen Anstieg bei der Anzahl an neu eintreffenden Flüchtlingen befürchte, sagte Erjavec nach dem Gespräch. In die Angelegenheit schaltete sich auch die EU-Kommission ein, die sich am Freitag noch um Klärung der Fakten bemühte.
1Panorama
Außenminister warnt vor Verlust von Arbeitsplätzen. Buenos Aires – Argentinien hat Vorbehalte gegen das angedachte Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur. Außenminister Héctor Timerman betonte am Donnerstag (Ortszeit) bei einem Besuch in Brasilien, dass so ein Abkommen nichts nütze, wenn Arbeitsplätze in Südamerika verloren gingen. Für Argentinien steht an erster Stelle, dass das Abkommen dem Mercosur Vorteile bringen muss (...), vor allem muss es der Entwicklung unserer Länder dienen und Arbeitsplätze schaffen, sagte Timerman nach Angaben der Zeitung O Globo. (APA, 28.8.2015)
3Wirtschaft
Costa Rica war Vorreiter bei Strom aus Sonne, Wind und Wasser in Zentralamerika, Honduras, Nicaragua und andere Länder folgten. Tegucigalpa/Puebla – El Cruce bei Santa Ana liegt eine halbe Stunde außerhalb von Honduras Hauptstadt auf 1400 Meter Höhe. Dort leben 250 Nachfahren der Lenca-Ureinwohner von Landwirtschaft und Viehzucht. Es ist frisch und windig. Deshalb wurde 2012 dort die größte Windkraftanlage Mittelamerikas eingeweiht – 54 Windräder mit einer Leistung von 120 Megawatt (MW). Hersteller ist Globeleq Mesoamerica, eine Firma aus Costa Rica. Die Region hat sich in aller Stille zum Champion der nachhaltigen Energien gemausert: Honduras gewinnt rund 55 Prozent seiner Energie aus alternativen Quellen, Guatemala 60 Prozent, El Salvador 50 Prozent. CO2-Neutralität als Ziel Vorreiter war Costa Rica. Das entwickeltste Land der Region hat schon 2009 verkündet, bis zum Jahr 2021 CO2-neutral zu sein, also nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre zu blasen, als die Natur aufnehmen kann. Obwohl das ehrgeizige Ziel vermutlich nicht erreicht wird, wurden in den vergangenen Jahren die Kapazitäten für Sonnen-, Wasser- und Windenergie, Biomasse und geothermische Anlagen ausgebaut. Mittlerweile stammen 88 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen, der Großteil aus Wasserkraftwerken. Heuer konnte nach Angaben des Elektrizitätsinstituts (ICE) 94 Tage lang der gesamte Energiebedarf des mittelamerikanischen Landes aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Darüber können sich auch die Verbraucher freuen: Die Tarife wurden im Schnitt um zwölf Prozent gesenkt. Wegen seines tropischen Klimas mit heftigen Regenfällen und starker Sonneneinstrahlung, die doppelt so hoch ist wie in Deutschland, ist Mittelamerika geradezu prädestiniert für erneuerbare Energien, sagt der Energieexperte Adam James von der Studiengruppe GTM Research. Er erwartet, dass in den kommenden fünf Jahren allein in der Photovoltaik zusätzliche 2300 MW installiert werden. Auch eines der ärmsten Länder der Region, Nicaragua, setzt auf alternative Energien, die inzwischen 54 Prozent des Bedarfs decken. Ganz freiwillig war die Entwicklung allerdings nicht. Früher hing Mittelamerika am Erdöltropf und produzierte den Großteil seiner Energie in thermischen Heizkraftwerken, die mit Diesel arbeiteten. Die hohen Erdölpreise des vergangenen Jahrzehnts hätten die wirtschaftlich schwachen Länder in den Ruin getrieben und machten gleichzeitig den Umstieg auf erneuerbare Energien lukrativ. El Niño bringt Dürre Ganz ohne Wermutstropfen geht das allerdings nicht: Da die Wasserkraft den Löwenanteil trägt, ist das Modell anfällig. So sorgt das Klimaphänomen El Niño derzeit für eine anhaltende Dürre und beeinträchtigt die Leistung der Turbinen der Stauwerke. Und die Regierungen sind nicht gerade zimperlich bei der Installation der neuen Energieträger, deshalb wächst der Widerstand. In El Cruce beispielsweise versprach die Baufirma den Bauern Straßen und Landtitel – und übte gleichzeitig Druck aus. Mir haben sie gedroht, dass ich weggejagt werde, wenn ich nicht unterschreibe, weil ich ja keinen Landtitel habe, erzählt Lourdes Vásquez. Ihr Haus steht knapp 200 Meter von einem der Windräder entfernt. Nachts kann sie wegen des Knarzens oft nicht schlafen. Als die Windräder versenkt wurden, zitterte der Boden, und die Wände ihres Ziegel-Lehm-Hauses bröckelten. Die Bagger zerpflügten den frisch ausgesäten Acker ihrer Nachbarn, auf dem Fußballplatz der Gemeinde wurde die Umspannstation errichtet. Bekommen nur Brosamen Die umgerechnet 780 Euro Jahresmiete, die sie für die Verpachtung ihres Terrains bekommt, wiegen für die 41-Jährige die Nachteile nicht auf. Wir bekommen nur Brosamen, schimpft sie. Nicht einmal der Strom sei billiger geworden, weder Arbeitsplätze noch Stipendien für die Jugendlichen gebe es. Die Firma erklärte, dafür sei der Staat zuständig.
3Wirtschaft
Premier Davutoglu möchte "von Angesicht zu Angesicht reden". Ankara/Moskau – Nach den jüngsten Vorwürfen des russischen Präsidenten Wladimir Putin hat die türkische Regierung erneut um Entspannung in der eskalierenden Krise geworben. Lasst uns unsere Angelegenheit angehen, indem wir von Angesicht zu Angesicht reden, sagte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu an die Adresse Putins. Aber lasst uns keine Kampagnen gegeneinander führen, die an die Zeit des Kalten Krieges erinnern. Der türkische Regierungschef hielt sich am Freitag zu einem Besuch in Aserbaidschans Hauptstadt Baku auf. Davutoglu sagte, die Türkei hege nicht einmal das geringste negative Gefühl gegenüber dem russischen Volk. Türken und Russen sind zwei große Völker, die die Geschichte Europas und Asiens geprägt haben. Davutoglu betonte erneut, dass sich die Türkei für den Abschuss des russischen Kampfjets in der vergangenen Woche nicht, wie von Moskau verlangt, entschuldigen werde. Wir entschuldigen uns nicht dafür, unsere Grenzen zu schützen. Davutoglu wies erneut die russische Anschuldigung zurück, die türkische Regierung unterstütze die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und billige den grenzüberschreitenden Ölschmuggel. Er frage sich, warum die Regierung in Moskau solche Anschuldigungen erst seit dem Abschuss des Flugzeuges erhebe.
2International
Geschoß stammt laut Armee aus dem von der Hamas beherrschten Küstenstreifen – Keine Berichte über Verletzte. Jerusalem/Gaza – Aus dem Gazastreifen ist nach israelischen Angaben eine Rakete Richtung Südisrael abgefeuert worden. In Sikim, Karmia, Netiw HaAsara und Yad Mordechai hätten am Dienstagabend Sirenen geheult, teilte die Armee bei Twitter mit. Deren Sprecher Peter Lerner zufolge gab es keine Berichte über Verletzte. Er schrieb, der Raketenwerfer sei anschließend von der Armee in einem Luftangriff zerstört worden. Beschuss aus dem Gazastreifen auf Israel hatte zuletzt zugenommen. Zu den jüngsten Angriffen bekannte sich eine radikale Gruppe, die mit der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) sympathisiert. Die im Gazastreifen herrschende Hamas war zuletzt hart gegen die Salafistenorganisation vorgegangen. Die Angriffe nährten die Sorge vor einer erneuten größeren Konfrontation zwischen Israel und den Palästinensern im Gazastreifen. Israel und die Palästinenser hatten nach dem Gaza-Krieg Ende August eine unbefristete Waffenruhe verkündet. In dem 50-tägigen Krieg waren rund 2200 Palästinenser und mehr als 70 Israelis getötet worden.
2International
Gabriele Faber-Wiener, neue Vorsitzende des PR-Ethikrats, will Verstöße von Unternehmen und Medien künftig nicht nur auf-, sondern auch anzeigen. STANDARD: Haben durch die Digitalisierung ethische Vergehen zugekommen? Faber-Wiener: Die Verlockung ist größer. Auch der ökonomische Druck auf Medien wird größer. Man versucht derzeit, möglichst alles in Zahlen zu messen. In Unternehmen und PR-Agenturen herrscht bei digitalen Medien zudem oft noch zu wenig Unrechtsbewusstsein. Für die vielen neuen Formen und Kanäle haben wir oft auch noch keine ausreichenden rechtlichen Regelungen. Zuerst braucht es den Diskurs, dann erst kommt das Gesetz. Das heißt, überall dort, wo es keine Gesetze gibt, ist Ethik umso notwendiger. STANDARD: Finden in Boulevardmedien mehr ethische Vergehen statt als in Qualitätsmedien? Faber-Wiener: Das kann man nicht genau zuordnen. Die Bandbreite reicht von plumpen Koppelungsgeschäften bis hin zu Medienkooperationen, die nicht eindeutig gekennzeichnet sind. Das hängt auch damit zusammen, dass nicht in allen Medien Chefredaktion und Geschäftsführung getrennt sind. Damit ist das Dilemma vorprogrammiert. STANDARD: Nicht nur Auftraggeber, auch Medien lassen unethisches Verhalten zu. Faber-Wiener: Umso wichtiger ist – auch durch die digitale Entwicklung – auch in Zukunft Journalismus, der unabhängig ist. Es geht für alle Beteiligten letztlich darum, Motive offenzulegen. Tue ich das nicht, bleibe ich angreifbar. Ethisch problematisches Verhalten unterminiert die Glaubwürdigkeit. Warum soll ich als Kunde für ein Medium bezahlen, wenn ich merke, dass es alles bezahlte Schleichwerbung ist? STANDARD: Warum weisen zum Beispiel Medien nicht immer aus, wenn Reisen bezahlt wurden? Faber-Wiener: Es ist bis auf wenige Ausnahmen in Österreich Branchenusus, es nicht zu machen. Und es ist eine Frage des Mutes. Aber es auszuweisen würde auch für Medien Glaubwürdigkeit bringen, denn Ethik schafft ja auch klare und erkennbare Positionen. STANDARD: Der PR-Ethikrat kann keine Sanktionen verhängen. Es wird immer wieder der Vorwurf der Zahnlosigkeit laut. Faber-Wiener: So zahnlos sind wir nicht. Wir sind kein Gericht, unsere Macht ist die Öffentlichkeit. Wenn wir Stellungnahmen einfordern, bewegt das sogar sehr viel in einem Unternehmen. Auftraggeber reden sich oft auf das Medium aus, das stimmt zwar rechtlich. Aber ein Auftraggeber hat genauso die Verantwortung, zu schauen, ob eine Maßnahme ethisch korrekt ist. Wir wollen künftig auch Fälle anzeigen und vor Behörden bringen, STANDARD: Das ist neu. Faber-Wiener: Ja. Wenn eindeutig ist, dass ein rechtlicher Verstoß vorliegt, muss man das auch ganz klar rechtlich ahnden. Momentan gibt es drei Fälle, bei denen wir schauen, wie die Behörden reagieren. Es handelt sich hier um klare Paragraf-26-Fälle, also die nichtkorrekte Kennzeichnung von Werbung. STANDARD: Worauf wollen Sie sich in Ihrer Amtszeit konzentrieren? Faber-Wiener: Unser Auftrag bleibt bestehen: das Aufzeigen von Verstößen. Wir sind ein Selbstkontrollorgan. Wir wollen aber noch mehr präventiv arbeiten. Die Macht und die Kommunikatoren haben sich massiv verändert, von Organisationen hin zu Einzelpersonen. Für wen soll zum Beispiel der Paragraf 26 künftig gelten? Sollten Blogger auch darunterfallen? Das sind Fragen, mit denen wir uns beschäftigen. Wir kooperieren hier auch international. STANDARD: Sie kündigen eine stärkere Zusammenarbeit mit Organisationen wie Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung an. Faber-Wiener: Dadurch haben wir eine breitere Wirkung, auch bei deren Mitgliedern. Außerdem wollen wird uns noch besser mit dem Presserat vernetzen, arbeiten mit dem Werberat enger zusammen. Und wir wollen Zugang zu öffentlichen Mitteln, wie sie der Werbe- und Presserat seit langem erhalten.
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Gespräche in Wien vor der Deadline am 7. Juli – Weitere Verschiebung aber möglich. Wien – 13 Jahre dauert der Atomkonflikt mit dem Iran, 13 Tage waren bis heute, Dienstag, für die jüngste Gesprächsrunde in Wien anberaumt. Bis zu diesem Datum sollte die schon einmal verlängerte Frist für eine Einigung laufen, die sich die Teams der fünf UN-Vetomächte und Deutschland (5+1) und des Iran gesetzt hatten. Doch ob diese Frist halten würde, schien am Montag zunehmend ungewiss. Ein Deal bis zur Deadline am 7. Juli ist zeitlich fast nicht möglich, sagte etwa am Vormittag ein iranischer Verhandler. Ein Außenministertreffen der 5+1 (UN-Vetomächte plus Deutschland) am Montagabend mit dem Iran hat weiter keinen Durchbruch gebracht. Es gebe weiterhin ernsthafte Differenzen erklärte eine iranische Quelle gegenüber der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA. Tagsüber hieß es noch, man sei sich zwar über die allermeisten Punkte des rund 80 Seiten langen Vertragspapiers einig. An jenen wenigen Fragen, in denen es bisher keine Einigung gegeben habe, spieße es sich aber hartnäckig. Auch die große Runde aller Außenminister habe in dieser Hinsicht kaum Fortschritte erzielt. Am späten Montagabend traten sie allerdings zu einer neuen Beratungsrunde zusammen – dabei sollte es auch um den Zeitplan gehen, hieß es aus Diplomatenkreisen. Noch immer keine Lösung schien es zuvor etwa in der Frage zu geben, wie die Sanktionen wieder in Kraft treten können, sollte sich der Iran nicht an das Abkommen halten – auch, wenn man sich offenbar vergangene Woche deutlich nähergekommen ist. Die Agentur Reuters meldete zudem am Montagnachmittag, dass auch die Debatte darüber noch anhalte, was mit den bestehenden Sanktionen passieren soll, die sich nicht direkt gegen das Atomprogramm des Iran richten – etwa jene gegen das iranische Raketenprogramm. Mögliche neue Deadline, so hieß es, sei der 9. Juli, der schon vor Beginn der Gespräche als wirkliche Deadline genannt wurde. Hintergrund: Der US-Kongress hatte im April ein Gesetz beschlossen, das den Abgeordneten eine Begutachtungszeit von 30 Tagen für ein Abkommen zusichert, bevor die Sanktionen aufgehoben werden können. Nach 9. Juli verlängert sich diese Zeit wegen der Kongresssommerpause auf 60 Tage. Das würde Gegnern Zeit geben, Widerstand zu organisieren. Der Iran fordert ein sofortiges Ende der Strafmaßnahmen nach Inkrafttreten einer Vereinbarung, zeigt sich offenbar in der Frage der Deadline aber flexibel. Man wolle sich lieber ein paar Tage mehr Zeit nehmen, so ein Verhandler. Eine neue Verhandlungsrunde zu späterer Zeit könne hingegen nicht im Interesse der Beteiligten liegen. Dass es bei den Gesprächen festgefahrene Fronten gebe, verneinten Verhandler aller Seiten aber vehement. Es habe auch am Montag wieder neue Bewegung gegeben, sagte Chinas Außenminister Wang am Nachmittag.
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