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Justizministerium: nach Verfassungsgerichtshof-Spruch keine legistischen Änderungen nötig. Experten vorsichtig zustimmend – Öffnung der Ehe sei umso dringender. Wien – Ab kommendem Jahr steht lesbischen und schwulen Paaren in Österreich auch die gemeinsame Adoption eines Kindes offen. So hat es der Verfassungsgerichtshof im Jänner 2015 entschieden – und hatte dem Gesetzesgeber eine Reparaturfrist bis 31. Dezember gewährt. Seither warteten Gerichte, Anwälte und Homosexuellenverbände auf einen Gesetzesänderungsvorschlag, um den Höchstgerichtsspruch umzusetzen. Doch den wird es nicht geben: Weil das Justizministerium, um das bisherige Adoptionsverbot aufzuheben, keine legistische Änderung für nötig hält. Jede Adoption werde ohnehin individuell geprüft und setze eine pflegschaftsrechtliche Genehmigung voraus, heißt es dort. Auch werde bei der Adoption Minderjähriger immer auch die Jugendwohlfahrt eingeschaltet, die die Adoption aus Sicht des Kindeswohls zu beurteilen hat. Insgesamt sei dies eine gute Regelung. Das findet auch Christian Högl, Obmann der Homosexuellen Initiative (Hosi) Wien: Das ist sehr gut. Jeder Versuch, neue Regeln zu definieren, hätte nur dazu geführt, auch neue Barrieren aufzubauen, sagte er im Gespräch mit dem STANDARD. In der Praxis, meint er, würden angesichts der nur wenigen Kinder, die in Österreich zur Adoption freigegeben werden, ohnehin weiter heterosexuelle Paare vorgereiht werden. Genau das wäre nicht im Sinne des VfGH-Spruchs, meint die Wiener Anwältin Doris Einwallner, die unter anderem den Verein Familien andersrum Österreich (Famos) berät, der sich für die Unterstützung und Vernetzung von Regenbogenfamilien einsetzt. Der Beschluss des Justizministeriums, keine neue Regelung zu planen, wirkt auf den ersten Blick sehr großzügig, sagte sie im Gespräch mit dem STANDARD. Dennoch gebe es noch näher zu untersuchende Fragen. Etwa, ob aus dem Umstand heraus, dass es allein bei der vom VfGH beschlossenen Streichung jener Gesetzesstellen bleiben soll, die lesbische und schwule Paare bisher von der Adoption ausgeschlossen haben, negative Wirkungen für adoptionswillige Frauen- oder Männerpaare zu erwarten seien. Diesbezüglich müsse man sich besonders die Bestimmungen des Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches (ABGB) anschauen, die definieren, wer im Fall einer Adoption für das Kind an Vaters und Mutters statt tritt. Auch, so Einwallner, sei in diesem Zusammenhang zu erwägen, was das weiter bestehende Heiratsverbot für Homosexuelle für Folgen habe: eine Frage, die auch für den Wiener Anwalt und Homosexuellenaktivisten Helmut Graupner zentral erscheint: Solange in Österreich die absurde Situation besteht, dass schwulen und lesbischen Paaren zwar die Adoption, aber nicht die Ehe offensteht, werden den betroffenen Kinder wichtige Rechte vorenthalten: ein gleichheitswidriger Zustand, sagt er. Vorsichtig zustimmend zu den ministeriellen Plänen äußert sich unterdessen der grüne Justizsprecher Albert Steinhauser: Wir werden das aber ebenfalls noch genauer prüfen, sagte er.
| 1Panorama
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Nicht mehr schulpflichtige Kinder haben kein Recht auf Schulbesuch – Zustimmung des Schulleiters nötig. Innsbruck – Die müssten Heilige sein, wenn ihnen da kein Blödsinn einfallen würde, sagt Andrea Haselwanter-Schneider, Klubobfrau der Liste Fritz. Die Tiroler Oppositionspartei hat kürzlich eine schriftliche Anfrage zum Thema Versorgung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen gestellt. Aus der Beantwortung geht hervor: In Tirol leben derzeit (Stand Februar) 216 junge Flüchtlinge, die allein ankamen, 123 von ihnen besuchen aktuell weder eine Schule, noch haben sie eine Lehrstelle. Darüber, ob manche in Betrieben beschäftigt sind, gebe es keine Informationen, heißt es in dem Antwortschreiben der zuständigen Landesrätin Christine Baur (Grüne). Psychologische Betreuung könne im Einzelfall in den bestehenden Einrichtungen wahrgenommen werden. Da gibt es dringenden Handlungsbedarf. Gerade die ohne Eltern zu uns geflüchteten Kinder und Jugendlichen brauchen besondere Unterstützung, sagt Haselwanter-Schneider. Schulpflichtig ist der Großteil der in Tirol lebenden unbegleiteten Minderjährigen allerdings nicht. Nur 28 der 216 jungen Flüchtlinge sind unter 14 Jahre alt – sie würden auch alle eine Pflichtschule besuchen. Nicht mehr schulpflichtige Kinder haben kein Recht auf einen Schulbesuch, heißt es in einer Stellungnahme aus dem Büro von Baur. Nur mit Zustimmung der Schulleitung könnten die Jugendlichen als außerordentliche Schüler aufgenommen werden. Darum sei man bemüht, vor allem weil alle sehr gerne in die Schule wollen. Es sei schwer zu vermitteln, dass das zum Teil aus rechtlichen Gründen so lange dauere. Derzeit gebe es sechs Übergangsklassen, in denen auf das Regelschulsystem vorbereitet wird. Das Angebot sei von den Ressourcen abhängig, die das Bildungsministerium zur Verfügung stellt. Eine gesetzliche Ausbildungspflicht für Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren ist derzeit in Begutachtung, in Kraft treten soll sie aber frühestens im Juli. Bei fast der Hälfte der in Tirol lebenden unbegleiteten Minderjährigen handelt es sich um 16- oder 17-Jährige. Die meisten sind aus Afghanistan geflohen, gefolgt von Syrien, Somalia, dem Irak und dem Iran. Fünf wurden als Staatenlose registriert. Nur 22 der insgesamt 216 unbegleiteten jungen Flüchtlinge haben bis jetzt einen positiven Asylbescheid bekommen oder sind subsidiär schutzberechtigt – alle anderen befinden sich noch im Asylverfahren.
| 5Inland
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Eine kriminalwissenschaftliche Analyse unterstützt bisherige These. London – Wissenschafter der Londoner Queen Mary Universität wollen mit Hilfe kriminalwissenschaftlicher Methoden herausgefunden haben, wer sich hinter dem berühmten Straßenkünstler Banksy verbirgt. In ihrer in der Fachzeitschrift Journal of Spatial Science veröffentlichten Studie kommen sie zu dem Schluss, dass es sich um einen gewissen Robin Gunningham aus Bristol handelt. Neuralgische Punkte abgeglichen Sein Name war 2008 erstmals von der Daily Mail mit Banksy in Verbindung gebracht worden. Für ihre Suche nutzten die Wissenschafter das sogenannte geographic profiling, eine Technik, die Kriminologen auch zum Aufspüren von Serienverbrechern anwenden: Dafür glichen sie die Standorte von 140 Banksy-Werken in London und Bristol mit gewissen neuralgischen Punkten wie Bars oder Sportplätzen in der Nähe sowie den Adressen von Banksy-Verdächtigen ab. Diesen Orten war gemein, dass sie von Gunningham aufgesucht worden waren. Auch ohne ihre Analyse wäre er überrascht, wenn es sich bei Banksy nicht um Gunningham handle, sagte einer der Wissenschafter, Steve Le Comber, dem Rundfunksender BBC. Doch sei es interessant, dass ihre Analyse die These zusätzlich unterstützt. Banksy gilt als einer der größten Meister der Street Art, seine oftmals politischen Graffiti können hunderttausende Euros wert werden. Bis heute hält der britische Künstler seine Identität hinter dem Pseudonym geheim. Zu seinen spektakulärsten jüngsten Projekten zählte im vergangenen Jahr Dismaland, ein gewollt verstörender Freizeitpark im südwestenglischen Ferienort Weston-super-Mare.
| 8Kultur
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Strafmaß insgesamt vier Jahre – verdiente über 400.000 Euro mit Videoportal. Ein 29-jähriger Filmpirat ist in London zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Zwei Jahre davon wurden nicht zur Bewährung ausgesetzt, dementsprechend muss Paul Mahoney für diesen Zeitraum auf jeden Fall ins Gefängnis. 300.000 Pfund, über 410.000 Euro, soll er laut Anklage in sechs Jahren mit einer Website verdient haben. Auf dieser bot er aktuelle Filme und Serien zum Ansehen an und erwirtschaftete dabei mit der Einblendung von Werbung Geld. 82.400 Pfund wurden bei ihm Zuhause in Bar sicher gestellt. Seine Umtriebe sollen der Filmindustrie einen geschätzten Schaden von bis zu 120 Millionen Pfund verursacht haben, berichtet der Guardian. Errechnet wurde dieser vom Richter anhand der Besucherzahlen. Innerhalb eines Beobachtungszeitraumes von sechs Monaten sollen 1,1 Millionen Aufrufe von Inhalten gemessen worden sein. Insgesamt soll es zwölf Millionen Aufrufe gegeben haben, die das Gericht mit jeweils dem Gegenwert eines Kinobesuchs oder einem DVD-Kauf in der Höhe von zehn Pfund berechnet. Der Richter betonte allerdings auch, dass der tatsächliche Schaden von dieser theoretischen Berechnung etwas abweichen dürfte. Mahoney, der sich schuldig bekannte, war vor dem Prozess vom Verband Fact (Federation Against Copyright Theft) auf Unterlassung geklagt worden. Dazu war er im Laufe der Jahre auch zwei Mal inhaftiert worden. Trotzdem stellte er den Betrieb nicht ein. Über sein Portal waren hauptsächlich Inhalte von fremden Servern abrufbar. Er betrieb allerdings auch einen eigenen Server. Das Urteil solle eine Abschreckung für alle anderen sein, die solche Verbrechen begehen, so das Gericht in der Begründung für die sofortige Haft ohne Bewährung.
| 0Web
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Entwicklung könnte weiter fortgeschritten sein als bisher angenommen. Auch wenn Apple gar nicht anwesend war, auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt fiel der Name des iPhone-Herstellers laufend. Der Grund dafür: Neben Google soll auch Apple unter dem Namen Project Titan an eigenen selbstfahrenden Autos arbeiten, eine Perspektive, die die alteingesessenen Branchenvertreter in Aufruhr zu versetzen scheint. Eine offizielle Bestätigung gibt es zu diesen Plänen bislang noch nicht. Und doch scheint die Entwicklung schon weiter gediehen zu sein als bisher angenommen. Dies legt nun zumindest ein Bericht des britischen Guardian nahe. Darin heißt es, dass sich Apple bereits Mitte August mit kalifornischen Behördenvertretern getroffen hat, um die Rahmenbedingungen für Testfahrten zu diskutieren. Die Behörde arbeitet derzeit an allgemein verbindlichen Regeln für den Einsatz von selbstfahrenden Autos im öffentlichen Verkehr. Diese hätten eigentlich bereits Anfang des Jahres fertig werden sollen, sind aber offenbar weiterhin in der Diskussion. Die daraus resultierenden Vorschriften könnten anschließend auch in den restlichen USA übernommen werden. Bisher war immer davon ausgegangen worden, dass Apple erst in der frühen Planungsphase eines entsprechenden Projekts steckt. Immerhin wurden bisher keine entsprechenden Autos gesichtet, auch sind bisher nur sehr wenige Details durchgedrungen. Allerdings in der letzten Zeit immer wieder Ingenieure aus der Automobilindustrie abgeworben. Zudem hat sich das Unternehmen Zugang zu einem ehemaligen Militärgelände verschafft, auf dem mittlerweile selbstfahrende Autos getestet werden. Auf Dauer wird Apple die sonst so geliebte Geheimhaltung aber ohnehin nicht beibehalten können. Die zahlreichen Regulatorien aber auch die Notwendigkeit öffentliche Tests durchzuführen, werden Apple dazu zwingen, schon lange vor der Marktreife Details zu Project Titan zu verraten.
| 0Web
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11,5 Millionen Dokumente zu hunderttausenden Firmen in 21 Steueroasen – Recherche zu den Daten soll weitergehen. Panama-Stadt – Die Millionen von Dokumente der Panama-Papers sollen ab dem 9. Mai komplett veröffentlicht werden. Das kündigte am Mittwoch das in Washington ansässige Internationale Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) an, das die Auswertung der 11,5 Millionen Dokumente durch rund 400 Journalisten in aller Welt organisiert hatte. Die Datenbank werde Informationen über mehr als 200.000 Firmen, Investmentgesellschaften und Stiftungen in 21 Steuerparadiesen von Hongkong bis zum US-Bundesstaat Nevada enthalten. Das Konsortium teilte zugleich mit, dass die Recherchen zu den Dokumenten weitergingen und weitere Artikel dazu in den kommenden Wochen und Monaten folgen sollten. Süddeutsche hatte sich an ICIJ gewandt Die Datensätze der Panama-Papers waren der Süddeutschen Zeitung zugespielt worden, die sich daraufhin an das ICIJ gewandt hatte, um deren weltweite Auswertung zu organisieren. Das Konsortium hatte in den vergangenen Jahren bereits die Recherchen zu den Steuervermeidungspraktiken multinationaler Konzerne in Luxemburg (Lux-Leaks) und mutmaßlichen Schwarzgeldkonten beim Schweizer Zweig der britischen Großbank HSBC (Swiss Leaks) koordiniert. In Österreich gehören der ORF und der Falter dem Rechercheverbund an. Durch die Auswertung der Panama-Papers wurde enthüllt, wie die in dem zentralamerikanischen Land angesiedelte Kanzlei Mossack Fonseca dutzenden Spitzenpolitikern, Sportstars und anderen Prominenten dabei geholfen hatte, Steuern zu umgehen. Die Enthüllungen riefen weltweit Steuerfahnder und Politiker auf den Plan.
| 6Etat
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Der E-Autopionier hat sich am Kapitalmarkt 1,4 Milliarden Euro besorgt, um den neuen günstigeren Tesla schneller auf den Markt zu bringen. New York – Der Elektroautohersteller Tesla hat Aktien im Wert von 1,4 Milliarden Dollar, umgerechnet rund 1,25 Milliarden Euro, verkauft, um sein neues Modell schneller auf den Markt zu bringen. Die große Nachfrage nach dem Modell 3 für den Massenmarkt hatte Tesla zuletzt optimistisch gestimmt. Bisher war der Konzern auf teure Elektrosportwagen wie das Modell S spezialisiert, das mehr als 80.000 Euro kostet. Nun will Tesla mit dem deutlich günstigeren Modell 3 in den Massenmarkt einsteigen. Die Reichweite des in der Basisversion 35.000 Dollar teuren Wagen soll mindestens 350 Kilometer betragen. Für das Kompaktmodell, das Ende 2017 auf den Markt kommen soll, liegen bereits mehr als 370.000 Bestellungen vor. Zunächst war von noch mehr die Rede, Tesla hat aber inzwischen mitgeteilt, dass etwa 800 Kunden ihre Bestellungen storniert haben. 4.200 hat Tesla selbst annulliert, weil dahinter doppelte Aufträge von Spekulanten vermutet wurden. Allein durch die Reservierungen, für die jeweils 1.000 Dollar fällig waren, hat Tesla bereits 373 Millionen Dollar in der Kasse. Deshalb soll die Produktion schon 2018 und damit zwei Jahre früher als geplant auf 500.00 Fahrzeuge pro Jahr steigen. Starten soll sie Ende 2017. Streit um Flügeltüren Allerdings hat die Firma aus dem Silicon Valley im vergangenen Jahr erst etwas über 50.000 Fahrzeuge ausgeliefert. Die Produktion des um mehr als ein Jahr verzögerten SUV-Modell X lief bis zuletzt auch nach Monaten noch holprig. Im laufenden Jahr sollen für die hochfliegenden Pläne 50 Prozent mehr investiert werden als geplant. Damit dürfte es mit einem Gewinn im Schlussquartal eher nichts werden. Auch den Beweis, dass Tesla auch fehlerfreie Massenproduktion kann, muss Tesla-Chef Elon Musk erst erbringen. Einige Neubesitzer des Model X hatten zuletzt über Qualitätsprobleme geklagt. Bei manchen gingen die markanten Flügeltüren nicht mehr auf, andere kritisierten die Verarbeitung. In Sachen Flügeltüren streiten Tesla und der Schweizer Zulieferer Hoerbiger Automotive Comfort Systems laut einem Bericht der deutschen Automobilwoche im September vor Gericht. Tesla wirft dem Zulieferer vor, er habe die Anforderungen an das hydraulische Antriebssystem nicht erfüllt. Hoerbiger sieht das naturgemäß anders. Tesla hatte schon im Mai 2015 die Zusammenarbeit aufgekündigt.
| 3Wirtschaft
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Frankreich pflegt sein revolutionäres Erbe. 300 Jahre nach dem Tod von Ludwig XIV. steht es ganz im Bann des absolutistischen Herrschers. Es war ein gewaltiger Leichenzug, der sich an jenem Herbstabend 1715 vor Schloss Versailles langsam in Bewegung setzte. Die 2.500 Menschen in Schwarz nahmen sich in der einbrechenden Dunkelheit bald nur noch als Silhouetten aus. 400 Arme gingen mit rauchenden Fackeln voraus, wie es das mittelalterliche Protokoll wollte. Es folgte das livrierte Schlosspersonal, dann die Pagen, die Musketiere, die Höflinge. In der Mitte die Karosse mit der sterblichen Hülle des Königs, des Sonnenkönigs; danach der Klerus, ein Kardinal, die Grands-Maîtres, Herzöge. Zu den langsamen, hohlen Schlägen einer Totentrommel, jeder so schwer wie ein Stein, bewegte sich der Zug durch die Nacht, den Bois de Boulogne, vorbei am Hügel von Montmartre, bis er am frühen Morgen bei der Kathedrale von Saint-Denis anlangte, wo die Herrscher Frankreichs seit Jahrhunderten in den Sarkophagen der Königsgruft ruhten. Der zehnstündige Trauermarsch ist einer der eindrücklichsten Teile der Ausstellung, die Schloss Versailles dem Ende von Ludwig XIV. widmet. Totenschädel umrahmen den Eingang, und zum Tambourschlag des Sensenmannes steigt man die Stufen einer Ehrentreppe empor, die der absolutistische, eigentlich absolute, Monarch selbst benutzt haben musste. Mit etwas klammem Gefühl betritt man die völlig verdunkelten Räume und verfolgt Station um Station mit, wie der 77-jährige König vom Wundbrand in seinem linken Bein zerfressen wurde und sein Leben so beschloss, wie er gelebt hatte – würdig, die strenge Etikette des Hofes wahrend. Ich werde gehen, aber der Staat wird bleiben, waren seine letzten Worte, zutreffender wohl als das Bonmot LEtat cest moi, das man ihm fälschlicherweise in den Mund gelegt hatte. Man liest Ludwigs handschriftliches Testament, man folgt den Berichten der Autopsie, der Einbalsamierung, der öffentlichen Aufbahrung und den bourbonischen Trauerregeln, die alles überleben und bis zum spanischen König Juan Carlos Anwendung finden werden. In Versailles gab es je nach Rang die kleine, die große und die Halbtrauer, für wenige in Violett, für die meisten in Schwarz – an allen Leuchtern, allen Kutschen und Pferden. Ludwigs Zeitgenosse Mathieu Marais, ein damals bekannter Jurist, berichtete allerdings von spontanen Festen und Trinkgelagen entlang der Trauerroute. Laut Marais war das einfache Volk jedenfalls nicht vom Schmerz beseelt, den der Tod eines so großen Königs eigentlich bewirken sollte. Ludwig XIV. war der größte, langlebigste aller französischen Monarchen. Er erweiterte das Territorium seines Reiches bis an den Rhein und die Pyrenäen; er baute neben Versailles und den Champs-Élysées auch den Invalidendom und die große Pariser Plätze Vendôme oder Victoires; er förderte Autoren wie Molière, Komponisten wie Lully. Aber Ludwig war auch ein Prasser, der das Volk mit seinen Steuern drangsalierte, um im Luxus schwelgen zu können. Und wenn er nicht Menuett tanzte, führte er teure Angriffskriege, die Frankreich ausbluteten und ruinierten. Missernten dezimierten die Bevölkerung in einem Jahr um zwei Millionen Menschen, ohne dass der König sein Mitgefühl zeigte. Vor seinem Tod tauchten bitterböse Pamphlete auf, und Voltaire sagte: Ohne das Plazet des Königs ist es nicht erlaubt zu denken. Da scheint es plausibel, dass die Pariser Ludwigs Tod zumindest mit Erleichterung aufnahmen. Der alte König selbst erklärte seinem gerade einmal fünfjährigen Urenkel und Nachfolger, Ludwig XV., in einem späten Anflug von Selbstkritik: Ich habe den Krieg zu sehr geliebt, imitieren Sie mich darin nicht, auch nicht in den zu hohen Ausgaben, die ich vorgenommen habe. Die gleiche Finanzpolitik, die der große Ludwig betrieben hatte, fegte 70 Jahre später das Ancien Régime mithilfe der Guillotine hinweg. Die Versailler Ausstellung zeigt Gemälde von der Schändung der Königsgräber 1793, im vierten Jahr der Revolution. Auch Ludwigs erstaunlich gut erhaltenen Überreste warfen die Sansculotten in ein Massengrab in Saint-Denis, heute noch eine der brenzligsten Zonen der Banlieue, der Bannmeile vor der Stadt. So kehrt in Frankreich der Wind der Geschichte: In der monarchischen Restauration von 1815 wurden die erlauchtesten Ahnherren wie Ludwig XIV. wieder mit größtem Pomp geehrt. Dem guillotinierten Königspaar Ludwig XVI. und Marie-Antoinette wurde sogar ein Staatsbegräbnis zuteil. Es erschallten Rufe, die Bourbonen würden so lange herrschen, wie Frankreich existiere. Das wechselhafte Schicksal der französischen Könige gibt eine Ahnung von dem inneren Widerspruch, mit dem Frankreich bis heute lebt. Es ist der vollkommene Gegensatz zwischen absoluter Monarchie und egalitärer Revolution. Dieser tiefe Bruch, der sich nach wie vor durch die französische Gesellschaft zieht, erklärt die Gewalt der politischen und sozialpartnerschaftlichen Beziehungen – zuletzt, als Air-France-Gewerkschafter den Direktoren die weißen Hemden vom Leib rissen. Die Revolution ist heute Allgemeingut der Franzosen. Sogar die Konservativen nennen sich heute unter Nicolas Sarkozy Les Républicains, das heißt Erben der Revolution. Offene Royalisten gibt es in Frankreich kaum mehr. Ludwig XIV. rührt aber auch in den republikanischen Franzosen etwas an, das sie selbst nicht erklären können. In der Versailler Ausstellung kommt es zum Ausdruck. Der ergreifende Schlag der Totentrommel, der die Ausstellung wie ein Motiv durchzieht, die schwarzen Samttapeten in den fensterlosen Gemächern und das erloschene Weiß der Königslilien wirken so tief empfunden, als würde die Nation noch heute, 300 Jahre später, um ihren König trauern. Allerdings gilt es zu präzisieren: Die Trauer gilt nicht der Person des Königs, der Gichtfüße und eine Analfistel hatte, dazu Geschlechtskrankheiten, ständig Bauchschmerzen, Blatternnarben und im linken Oberkiefer keine Zähne mehr, weshalb ihm das Wasser beim Trinken aus der Nase lief. Wenn schon Trauer, so gilt sie der symbolischen Figur des Monarchen. Louis Quatorze ist für die Franzosen in erster Linie die Verkörperung des Großen, Grandiosen, der Grandeur. Er steht für jene Idee Frankreichs, laut der die französische Nation nur im ersten Rang sich selbst ist, wie Charles de Gaulle noch im 20. Jahrhundert sagte. Der Historiker Joël Cornette weist in einem neuen Buch über den Tod des größten französischen Königs nach, dass seine Allmacht nicht nur real, sondern auch vorgestellt war: Ludwig XIV. war zweifellos der Souverän, der sich am stärksten dem Spiel der Inszenierung verschrieb. Seine Herrschaft bestand im Wesentlichen im Fabrizieren von Bildern, Symbolen, Emblemen und Allegorien. Als der Sonnenkönig 1715 starb, begann folgerichtig der langsame Niedergang der weltweit führenden Nation. Schon Ludwig hatte auf Louisiana, seine nach ihm benannte Amerikabesitzung, verzichtet; das war der Anfang vom Ende der französischen Kolonien in Nordamerika und erklärt, warum die USA und das Internet heute nicht Französisch, sondern Englisch sprechen. Danach ging es mit Frankreich nur noch bergab. In dem pyramidal organisierten Staat, den Ludwig XIV. gezimmert hatte, fehlt heute etwas, das damals selbstverständlich war: die Hierarchiespitze, das heißt, der König selbst. Ludwigs Hauptleistung war, dass er die Grundlage für den modernen, rationalen und hierarchischen Zentralstaat schuf, der Frankreich bis heute sicher durch die Jahrhunderte geleitet hat. So wie Deutschland durch die Sprache und Kultur geeint wurde, England durch den Freiheitsgedanken und den Liberalismus, hält Frankreich dank Zentralstaat zusammen. Dass es 300 Jahre später immer noch existiert und sich im globalen Konzert trotz Dauerkrise erstaunlich gut hält, darf der verblichene Ludwig für sich in Anspruch nehmen. Was er mithilfe seiner Minister wie Colbert schuf, prägte Frankreich umfassender, als man meinen würde. Das flächenmäßig größte Land Europas bleibt etatistisch und zentralistisch, bürokratisch und merkantilistisch; es pflegt den Esprit, den Gaumen und die Mätressen, es liebt das Schauspiel in allen Formen und beansprucht für seine Ideen universelle Geltung. Vor allem aber wahrt es bis heute höfische Machtstrukturen und eine sehr persönliche Auffassung von politischer Macht. Noch heute setzt sich der Staatspräsident über sein Parlament hinweg, wenn ihm der Sinn danach steht; allein bestimmt er über die Höhe der Steuern oder den Bau neuer Atomkraftwerke, allein befehligt er die Armee, die Staatsanwaltschaft und die TV-Direktoren. François Hollande mag kein Sonnenkönig sein, nur ein geringer Ersatz für die fehlende Pyramidenspitze; aber was Frankreichs Kurs in Syrien oder der Flüchtlingspolitik anbelangt, bestimmt er in Eigenregie.Der König ist tot, es lebe der Wahlmonarch.
| 2International
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Weißer Popstar Taylor Swift neun Mal nominiert. New York – In neun Kategorien hat sich US-Popsängerin Taylor Swift eine Nominierung bei den diesjährigen MTV Video Music Awards gesichert – was in der Rapper-Szene erneut eine Debatte über rassistische Diskriminierung in der Popkultur entfacht hat. Nach der Verkündung der Nominierten am Dienstag kritisierte Rapperin Nicki Minaj, sie fühle sich übergangen und deutete einen Zusammenhang mit ihrer Hautfarbe an. Die Preise für die besten Musikvideos werden am 30. August in Los Angeles vergeben. Präsentiert wird die Show von der US-Popsängerin Miley Cyrus. Mit neun Nominierungen führt die 25-jährige Swift die Nominierungsliste an. Sie überholte damit unter anderem den britischen Sänger Ed Sheeran, der in sechs Kategorien nominiert ist, sowie die US-Künstlerin Beyoncé, die in fünf Kategorien auf einen Preis hoffen kann. Alle drei Musiker sind in der Sparte Video des Jahres nominiert – Swift etwa für ihr Musikvideo zu Bad Blood aus ihrem Erfolgsalbum 1989. Darin tritt die 25-Jährige als Actionheldin auf, auch die Schauspielerin Jessica Alba, der Rapper Kendrick Lamar und Model Cindy Crawford sind zu sehen. Nicki Minaj, eine der derzeit bekanntesten weiblichen Hip-Hop-Künstlerinnen, zeigte sich verärgert über die Auswahl der Nominierten. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter äußerte sie sich enttäuscht, dass ihr Video zum Song Anaconda nicht als bestes Video des Jahres nominiert wurde. Dabei spielte sie auf ihre afroamerikanische Herkunft an: Das Video habe nach der Veröffentlichung einen neuen Rekord bei den Klicks am ersten Tag aufgestellt und die Halloween-Kostüme der Saison inspiriert. Jedes andere Mädchen wäre unter diesen Umständen nominiert worden, twitterte sie in Anspielung auf Sängerinnen weißer Hautfarbe. Wenn schwarze Frauen die Popkultur beeinflussten, werde dies selten belohnt. Minajs Video wurde allerdings für die Rubriken Bestes Video einer weiblichen Künstlerin und Bestes Hip-Hop-Video nominiert. Swift versuchte den Streit zu entschärfen und lud Minaj ein, mit ihr gemeinsam auf die Bühne zu kommen, sollte ihr Video Bad Blood gewinnen. Ich habe dich immer geliebt und unterstützt. Es sieht dir gar nicht ähnlich, uns Frauen gegeneinander auszuspielen. Vielleicht hat ja ein Mann deinen Platz weggenommen. Minaj zeigte sich über diesen Kommentar erstaunt und forderte Swift auf, sich zur Situation afroamerikanischer weiblicher Popstars zu äußern. Schon bei der Grammy-Verleihung im Februar hatte es Diskussionen um Rassismus in der Popmusik gegeben: Damals wurde die weiße australische Rapperin Iggy Azalea in vier Kategorien nominiert. Obwohl sie leer ausging, warf ihr unter anderem die Rapperin Azealia Banks vor, die afroamerikanische Kultur auszubeuten. Auch sie selbst habe einen Grammy und Video Music Award verdient, twitterte Banks am Dienstag. Aber ich werde niemals einen bekommen, denn Amerika mag keine schwarzen Frauen mit eigener Meinung.
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Barcelona-Star soll über Firmenkonstrukt abgabenschonend agiert haben. Rio de Janeiro – Barcelona-Star Neymar ist ins Visier des brasilianischen Fiskus geraten, die Steuerbehörden haben Eigentum des 23-Jährigen in Höhe von umgerechnet 40,43 Millionen Euro (188,8 Mio Real) blockiert. Neymar soll zwischen 2011 und 2013 Steuern hinterzogen haben, unter anderem bei seinem Wechsel vom FC Santos zum katalanischen Spitzenklub. Streitpunkt sind Einnahmen in Höhe von 13,6 Millionen Euro (63,6 Mio Real), die direkt der Person Neymar zuzuordnen seien, aber laut Steuerbehörden über die Firmen N&N und Neymar Sports, die auf den Namen seiner Eltern laufen, abgewickelt wurden. Neymars Eltern reagierten umgehend mit einer Stellungnahme, dass alle Einnahmen der Firmen ordnungsgemäß versteuert worden seien. Das brasilianische Recht sieht vor, dass bei erwiesener Steuerhinterziehung eine Strafe bis zu 150 Prozent der in Frage kommenden Summe ausgesprochen werden kann. Neymars Finanzimperium soll laut brasilianischer Medienberichten insgesamt 52,5 Millionen Euro (244,2 Mio Real) wert sein, von denen aber nur 4,2 Millionen Euro (19,7 Mio Real), also nur acht Prozent des Gesamtvermögens, explizit auf den Namen Neymar laufen. Auch die Tatsache, dass keine einzige Immobilie beim Privatvermögen Neymars aufgeführt wird, hat die Steuerfahnder misstrauisch gerufen. Auch die spanische Justiz ist dem Dribbelkünstler wegen geschönter Zahlungen beim Transfer zu Barcelona auf den Fersen. Aus der vom Verein anfänglich genannten Ablöse in Höhe von 57,1 Millionen Euro wurden nach Bekanntwerden verschiedener Nebenverträge bereits 82,7 Millionen Euro. (sid/red – 26.9. 2015)
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Drei Netzbetreiber wollen Einsatz proben. Googles riesige Ballons zur Internet-Versorgung entlegener Gebiete aus der Luft bekommen einen Praxistest in Indonesien. Die drei größten Netzbetreiber des Landes wollen im kommenden Jahr den landesweiten Einsatz der Loon-Ballons ausprobieren, wie der Internet-Konzern in einem Blogeintrag in der Nacht zum Donnerstag bekanntgab. Derzeit sei in Indonesien nur jeder Dritte im Internet. Die mit Antennen ausgestatteten Ballons schweben in einer Höhe von rund 20 Kilometern. Sie wurden 2011 im Innovationslabor Google X entwickelt und seit 2013 bereits in Neuseeland, Australien und Brasilien getestet – in einem kleineren Rahmen als jetzt in Indonesien. Dort dürfte es um einige hundert Ballons gehen. Google arbeitet zudem – ebenso wie Facebook – an der Internet-Versorgung mit Hilfe von Drohnen.
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Die Energiewirtschaft hat ihre Strategie bis 2030 vorgestellt. Die Produktion aus Erneuerbaren wird steigen, ebenso der Stromverbrauch. Wien – Die österreichische E-Wirtschaft hat am Donnerstag eine neue Stromstrategie bis zum Jahr 2030 vorgestellt. Ziel ist es laut dem Präsidenten von Österreichs Energie sowie Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen und mit den tausenden neuen privaten Stromproduzenten (z. B. Photovoltaik) systematisch und vernetzt zusammenzuarbeiten. Laut den EU-Zielen für das Jahr 2030 soll Österreich 40 Prozent weniger CO2-Emissionen, 27 Prozent erneuerbare Energie und 27 Prozent Effizienzsteigerung erreichen. Das könne man aber nur, wenn wir Energie neu denken, so die Generalsekretärin von Österreich Energie, Barbara Schmidt. Anzengruber ergänzte: Zwar müsse insgesamt der Energieverbrauch sinken (siehe Grafik), gleichzeitig sei bis 2030 aber mit einem Wachstum des Stromverbrauchs gegenüber 2014 um bis zu 18 Prozent zu rechnen. Der Mehrbedarf soll vor allem durch erneuerbare Energie erfüllt werden. Zusätzlich sollen Stromimporte wieder reduziert werden. Vorgeschlagen wird auch eine Umstellung des Steuersystems, durch die Investitionen in Erneuerbare gegenüber der ausländischen Konkurrenz an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen sollen. Anzengruber: Es hat keinen Sinn, Strom auf der einen Seite hoch zu besteuern und zu belasten, um ihn auf der anderen Seite wieder hoch fördern zu müssen. Das Land Niederösterreich gab indes bekannt, bereits am Ende des heurigen Jahres 100 Prozent des Strombedarfs über erneuerbare Energiequellen zu decken. 59 Prozent kämen aus Großwasserkraft, 26 Prozent aus Windkraft, neun aus Biomasse, vier aus Kleinwasserkraft und zwei aus Photovoltaik.
| 3Wirtschaft
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Stimmenkauf bei mehreren WM-Vergaben erstmals zugegeben. Zürich – Der Fußball-Weltverband schlägt juristisch zurück und verlangt im Korruptionsskandal hohe Millionen-Entschädigungen. Insgesamt richtet sich dieser bei den US-Behörden eingereichte Antrag gegen 41 frühere Fifa-Offizielle und Fußball-Funktionäre. Zudem erkennt die Fifa erstmals einen Stimmenkauf bei WM-Vergaben an. Dies teilte die Fifa am Mittwoch mit. Unter den Beschuldigten sind die ehemaligen Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner und Jeffrey Webb sowie die früheren Exekutivkomitee-Mitglieder Charles Blazer und Ricardo Teixeira. Die Fifa geht aufgrund der Ermittlungen des US-Justizministeriums und eigener Untersuchungen davon aus, dass die Beschuldigten mindestens mehrere Dutzend Millionen US-Dollar illegal via Bestechung, Schmiergeld oder anderer Korruptionsmechanismen umgeleitet haben. Der Weltverband sieht sich als Opfer, diese können nach US-Recht von Verurteilten Entschädigung verlangen. Die überführten Angeklagten haben ihre Positionen des Vertrauens, die sie bei der Fifa und anderen internationalen Fußball-Organisationen innehatten, missbraucht und haben der Fifa, ihren Mitgliedsverbänden und der Fußball-Gemeinschaft schweren und dauerhaften Schaden zugefügt, sagte Fifa-Präsident Gianni Infantino zu dem juristischen Schritt. Die Fifa will das Geld zurück, und wir sind entschlossen, es zu bekommen, egal, wie lange es dauern wird. WM 98 und 2010 gekauft In dem 22-seitigen Schreiben gibt die Fifa erstmals öffentlich an, dass es bei den Vergaben der Weltmeisterschaften 1998 und 2010 zu Stimmenkauf gekommen ist. Es sei nun offenkundig, dass mehrere Mitglieder des damaligen Fifa-Exekutivkomitees ihre Position missbraucht und ihre Stimmen bei mehreren Gelegenheiten verkauft hätten, schreibt der Weltverband. Der Schaden, der von der Habgier der Angeklagten angerichtet wurde, kann nicht übertrieben dargestellt werden, heißt es zusammenfassend. Zudem soll ein früherer Topoffizieller, der nach bezahlter Kaution bei einem New Yorker Gericht seinen extravaganten Lebensstil einfach fortgeführt hat, seine Gehälter zurückzahlen. Zusätzlich werden Schadenersatzforderungen gestellt. Ex-Offizielle, die sich bereits schuldig bekannt haben, haben laut US-Behörden schon zugestimmt, über 190 Millionen US-Dollar (rund 171 Millionen Euro) zurückzuzahlen. In dem Antrag auf ihre Forderungen an die Ex-Funktionäre stützt sich die Fifa auf fünf Hauptpunkte: - Den Schaden des Ansehens der Fifa, den die Angeklagten verursacht haben. - Gehälter, Boni, Vorteile und andere Kompensationen, die die Fifa den Angeklagten gezahlt hat, in Höhe von mindestens 28,224 Millionen US-Dollar. - Diebstahl von zehn Millionen US-Dollar durch die Angeklagten Jack Warner, Charles Blazer und ihre namentlich nicht-genannten Mitverschwörer. - Andere Gelder, die als Schmiergeld und getarnte Provisionen für Medienrechte gezahlt wurden und die durch den Wert der Marke Fifa möglich gemacht wurden. - Kosten der Fifa, darunter Anwaltskosten, die durch die Untersuchung und Verfolgung der Verbrechen der Angeklagten entstanden sind.
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Gold klettert auf den höchsten Stand seit zwölf Monaten, EZB-Vize sieht bei Negativzinsen kaum noch Spielraum nach unten. London/Frankfurt – Der Goldpreis hat nach Äußerungen EZB-Chef Mario Draghi deutlich zugelegt und am Freitag den höchsten Stand seit einem Jahr erreicht. In der Spitze mussten die Anleger für eine Feinunze (etwa 31 Gramm) an der Börse in London 1.284,64 US-Dollar (1.183,2 Euro) zahlen. Damit ist Gold so wertvoll wie zuletzt im Februar 2015. Bereits seit Jahresbeginn ist der Goldpreis auf Erholungskurs, zuletzt haben ihm laut Experten Äußerungen Draghis Auftrieb verliehen. Der deutliche Preisanstieg sei erfolgt, nachdem Draghi am Donnerstag geäußert habe, dass er weitere Zinssenkungen derzeit nicht für nötig erachte, meinen Experten der Australia & New Zealand Banking Group. Der geänderte geldpolitische Kurs wird die Goldkäufe stützen. Draghi hatte zwar ein umfassendes Paket geldpolitischer Lockerungen vorgelegt und damit den Euro zunächst geschwächt. Während der Pressekonferenz im Anschluss an die Entscheidungen stieg die Gemeinschaftswährung jedoch weit über ihr Ausgangsniveau hinaus. Im Gegenzug wurde der Dollar geschwächt. Da Gold zumeist in Dollar gehandelt wird, verbilligt sich dadurch das Edelmetall gemessen in anderen Währungen. Das steigert die globale Nachfrage und lässt dadurch den Goldpreis steigen. Indes hat die EZBnach Einschätzung ihres Vizepräsidenten Vitor Constancio bei den Strafzinsen für Banken langsam das Ende der Fahnenstange erreicht. Jede Politik stoße an Grenzen, schrieb Constancio am Freitag in einem Beitrag, der auf der Webseite der Europäischen Zentralbank (EZB) veröffentlicht wurde. Im Fall der von uns gerade genutzten Instrumente trifft dies besonders auf unsere negativen Einlagenzinsen zu. Das liege nicht nur an den Auswirkungen auf die Banken. Die Euro-Währungshüter hatten am Donnerstag unter anderem die Strafzinsen für Geldhäuser erneut verschärft, wenn diese über Nacht Geld bei ihr parken. Der sogenannte Einlagensatz wurde auf minus 0,4 Prozent von zuvor minus 0,3 Prozent gesenkt. In der deutschen Bankenbranche stehen die Strafzinsen der Notenbank schon seit längerem in der Kritik. Jede Politik stoße an Grenzen, schrieb Constancio am Freitag in einem Beitrag, der auf der Webseite der Europäischen Zentralbank (EZB) veröffentlicht wurde. Im Fall der von uns gerade genutzten Instrumente trifft dies besonders auf unsere negativen Einlagenzinsen zu. Das liege nicht nur an den Auswirkungen auf die Banken. Die Euro-Währungshüter hatten am Donnerstag unter anderem die Strafzinsen für Geldhäuser erneut verschärft, wenn diese über Nacht Geld bei ihr parken. Der sogenannte Einlagensatz wurde auf minus 0,4 Prozent von zuvor minus 0,3 Prozent gesenkt. In der deutschen Bankenbranche stehen die Strafzinsen der Notenbank schon seit längerem in der Kritik.
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Eine Klage des britischen Konkurrenten Best-Lock wurde vom Europäischen Gerichtshof zurückgewiesen. Luxemburg – Das Lego-Männchen bleibt als Marke geschützt. Das entschied das EU-Gericht am Dienstag in Luxemburg und wies damit eine Klage des britischen Konkurrenten Best-Lock zurück (Rechtssachen T-395/14 und T-396/14). Die dänische Firma Lego hatte sich die dreidimensionale Darstellung des Spielzeug-Männchens mit und ohne Noppe auf dem Kopf im Jahr 2000 europaweit schützen lassen. Best-Lock argumentierte, das Männchen erfülle aus mehreren Gründen nicht die Anforderungen für den Markenschutz. Dies sah das EU-Gericht nun anders. Das Urteil könnte noch vor dem höherrangigen Europäischen Gerichtshof (EuGH) angefochten werden.
| 3Wirtschaft
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ORF-"Report"-Moderatorin Susanne Schnabl-Wunderlich und "Falter"-Redakteurin Barbara Tóth wurden mit dem Hochner- bzw. Vorhofer-Preis ausgezeichnet. Ihre Reden im Wortlaut. Wien – Falter-Redakteurin Barbara Tóth und ORF-Report-Moderatorin Susanne Schnabl-Wunderlich sind am Montag mit zwei der renommiertesten heimischen Journalismuspreise ausgezeichnet worden. Tóth wurde mit dem Kurt-Vorhofer-Preis für Printjournalismus geehrt, Schnabl erhielt den Robert-Hochner-Preis für Fernsehen bzw. Radio. Die Preisverleihung fand in der Präsidentschaftskanzlei der Wiener Hofburg statt. Hier sind die Reden der Preisträgerinnen im Wortlaut: Susanne Schnabl-Wunderlich: Sehr geehrter Herr Bundespräsident, sehr geehrter Herr Bundeskanzler, geschätzte Kollegen und Kolleginnen, liebe Familie, Robert Hochner und die ZiB 2. So endeten regelmäßig meine mehr oder weniger langweiligen Oberstufen-Schultage in einer kleinen Kärntner Bezirksstadt. Zum Tagesausklang der Blick hinaus in die Welt und der Blick auf das, was unsere Gesellschaft maßgeblich prägt: die Politik. Und dabei, beim Zuschauen, hab ich viel gelernt bzw. beobachtet, was mir damals noch nicht so bewusst war, nämlich wie kritische Öffentlichkeit funktioniert: sachlich, faktenorientiert, unaufgeregt, auf Augenhöhe, at it’s best. Plötzlich beginnen die Gedanken im elterlichen Wohnzimmer zu kreisen, es wird diskutiert – spätabends – vor dem Fernseher. Mit Robert Hochner und seit Robert Hochner hat sich der öffentlich-rechtliche Journalismus verändert, emanzipiert. Seine journalistische Grundhaltung gilt seither als Maßstab, sich keiner Meinung gemein machen, sondern kritische Distanz allem und jedem gegenüber – ohne wenn und aber. Und dennoch sind wir seit geraumer Zeit mehr denn je mit der Frage unserer Glaubwürdigkeit konfrontiert. Die Skepsis gegenüber uns, dem was wir tun, den klassischen Medien, die ist da – befeuert von und in den sozialen Netzwerken – und sie lässt sich nicht einfach wegdiskutierten. Da formiert sich, da existiert eine kritische Öffentlichkeit. Das ist ja grundsätzlich begrüßenswert, die Deutungshoheit in einer Demokratie nicht nur einigen wenigen zu überlassen. Aber was, wenn sich diese Öffentlichkeit in einer Parallelwelt bewegt, gebaut auf dem Fundament von Gerüchten, Spekulationen, Verschwörungen, Anwürfen und Diffamierungen? So ein Weltbild ist da schnell konstruiert. Dazu braucht es keine Zeitungen, Gespräche mit anderen, Radio- Fernsehinterviews und Berichte oder schnell ein paar Fakten googeln, um sich eine Meinung zu bilden. Nein, es braucht nur einen Klick, und fertig ist das meist stromlinienförmig durch Algorithmen generierte Weltbild auf Facebook; meist eine Selbstbestätigung, das immer wiederkehrende Echo der eigenen Meinung. Schwarz-Weiß, die gegen uns, und fertig. Dabei geht es selten um die Suche nach der Wahrheit, sondern mehr um die Erregung von Aufmerksamkeit, die härteste digitale Währung. Aber das geht ans Existenzielle des Miteinanders, der Demokratie, die nun einmal auf öffentliche Räume angewiesen ist. Wir können und müssen dem nur eines entgegensetzen und anbieten: Fakten, gründliche Recherche, Sachlichkeit, Tiefe und vor allem Breite, einen allumfassenden Blick, der sich nicht von 140 Zeichen in einer Blase einengen lässt; die Nabelschau also verlassen, nicht ausschließlich Treiber und Agent von Sensationen oder gar Polit-Spins, Schwarz-Weiß-Geschichten, Gut gegen Böse sein. Ja, Journalismus braucht die Zuspitzung und starke Bilder, aber es geht dabei um Qualität, die den Dialog, die Auseinandersetzung widersprechender Ansichten, die Pluralität abbildet, fördert und garantiert. Kurzum: Es liegt an uns Journalisten, in einer globalisierten, immer komplexeren und zugleich fragmentierten Welt die Grauschattierungen zwischen Schwarz und Weiß, die vielen bunten, oft leisen Perspektiven abseits der lauten digitalen Echokammer herauszuarbeiten. Das ist fordernd, und ja, das ist anstrengend und braucht einen langen Atem. Ich will Ihnen dazu kurz aus meinem, unseren Redaktionsalltag erzählen: Es war der 15. September 2015. Seit Tagen kamen zehntausende Menschen über die österreichische Grenze, und, wie wir nunmehr neun Monate später wissen, waren es Hunderttausende, die durch Österreich reisten. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir in der Report-Redaktion nicht all umfassend – frei nach Rudolf Augstein – sagen, was ist. Wir konnten nur fragen, was ist? Und all die Fragen der Bevölkerung, getragen von Hilfsbereitschaft bis hin zu tiefster Unsicherheit, aufgreifen und nach vielen möglichen Antworten suchen. Das war die Idee Robert Wiesners und einer großartigen Redaktion: der Österreich-Report am 15. September. Während der Vorbereitungen auf diese Sendung und auch exakt ein halbes Jahr später, als wir denselben Fragen noch einmal in einer hundertminütigen Hauptabendsendung nachgingen, musste ich immer wieder an ein Zitat von Ingeborg Bachmann denken, an das Denken selbst, das noch nicht um eine Richtung besorgt ist, sondern nur eines will: Erkenntnis. Also nachfragen in alle Richtungen, ohne wenn und aber. Sachlich bitte nicht mit langweilig zu verwechseln. Natürlich soll die Aufmerksamkeit auf unserer Seite sein. Nicht vorgeben, zu wissen, was ist, wenn sich noch alles im Fluss Befindliche eben nicht klar und präzis einordnen lässt. Und vor allem dranbleiben, immer wieder nachfragen, wenn die ersten lauten Schlagzeilen längst verhallt und vergessen sind. Dafür brauchen wir – gerade im Hinblick auf die nächsten, den ORF betreffenden entscheidungsreichen Monate – die besten, die kritischsten, unabhängigsten, kreativsten und verantwortungsbewusste Köpfe. Pluralität in den Redaktionen, die braucht es mehr denn je. Mehrstimmigkeit, um die Breite der Gesellschaft abzubilden, zu garantieren. Distanz jedem und allem gegenüber. Der Unabhängigkeit stets verpflichtet. Das ist unser Geschäftsmodell, und die Währung dazu ist unsere Glaubwürdigkeit. Und es braucht mehr denn je Transparenz. Unser Job ist es zu erklären, aber auch wir sollten uns unserem Publikum erklären, warum wir etwas tun und warum eben nicht, kurzum, wie kritische Öffentlichkeit – abseits von Likes und Shitstorms – funktionieren soll und kann. Clarissa Stadler hat über ihren verstorbenen Mann Robert Hochner geschrieben: Er war ein großer Journalist, weil er kein Besserwisser, sondern ein Mehrwisser war. Und er hat bewiesen, dass man mit Wachsamkeit und Kritik der Wahrheit ein Stück näher kommt. Mehrwisser, das sollten unsere Zuseher und Zuseherinnen nach jeder Sendung sein im Vertrauen, der Wahrheit mit und durch uns ein Stück näher gekommen zu sein. In diesem Sinne sage ich Danke für diese Auszeichnung, die ich in Demut und als Ansporn entgegennehme. Und lassen sie mich bitte noch ein persönliches Dankeschön aussprechen: Danke an meine Familie, insbesondere an meine Eltern, die selbstständiges Denken und kritisches Hinterfragen – nicht nur am Küchentisch – stets forderten und förderten. Dir, lieber Nicola, weil Geschwister dafür die besten Sparringspartner sind. Vor allem dir, lieber Thomas, für deinen unverblümten, klaren, weiten Blick fernab jeder Blase. Und danke, liebe Kathi Zechner, für die Möglichkeit und das Vertrauen, den kritischen Fragen jenen Platz zu geben, den sie brauchen. Die Rede von Barbara Tóth im Wortlaut: Sehr geehrter Herr Bundespräsident, Herr Bundeskanzler, Liebe Kolleginnen und Freundinnen, Liebe Familie. Dieser Preis macht demütig und stolz. Demütig, weil ich mich einreihen darf unter vorbildliche Persönlichkeiten, darunter alleine drei Kollegen des Falters: Armin Thurnher, Florian Klenk und Sibylle Hamann. Stolz, weil ich meines Wissens nach die erste Journalistin bin, die diesen Preis bekommt und deren erste Muttersprache nicht Deutsch war. Es ist zur guten Tradition geworden, dass die Preisträgerinnen des Kurt-Vorhofer-Journalistenpreises ihre kurze Rede auch dafür nutzen, etwas Grundsätzliches zum Journalismus in Österreich zu sagen. Auch ich möchte das tun – verbunden mit einem Danke an jene Menschen, ohne die ich heute Abend hier nicht stehen würde. Denn dieser Preis zeichnet zwar mich aus, aber er gebührt mehreren. Danken möchte ich deshalb zu allererst der Redaktion des Falters, allen voran Florian Klenk und Armin Thurnher. Ich schätze meine journalistische Heimat dafür, dass sie sich als Redaktion und als Thinktank gleichermaßen versteht. Mal sehen, was die Zukunft bringt, aber in den vergangenen Jahren wäre ein Politikjournalismus unendlich lähmend gewesen, der sich nur auf das Rezensieren und Bewerten des von der Politik Angebotenen beschränkt. Im Falter konnte ich diesen kritischen und konstruktiven journalistischen Ansatz leben. Wir schauen genau hin, aber wir denken auch mit, manchmal auch vor. Das ist sehr, sehr viel wert und in Österreich alles andere als selbstverständlich. Danken möchte ich zweitens jenen Menschen, die mich in meiner Ausbildung als Historikerin geprägt haben. Oliver Rathkolb, bei dem ich meine Dissertation verfasst habe und von dem ich das Handwerk der Zeithistorikerin gelernt habe, das sich mit meiner Arbeit als politische Journalistin, wie ich meine, perfekt ergänzt. Lieber Oliver, dein Blick auf die Geschichte, das Suchen nach Kontinuitäten und Brüchen statt nach einfachen Erklärungsmustern, sind essenziell für mich. Danken möchte ich auch Karel Schwarzenberg, mit dem ich das Vergnügen hatte, im Rahmen zweier Buchprojekte viele Gespräche zu führen. Von Ihnen, Herr Schwarzenberg, lernte ich eine Großzügigkeit, eine heitere Gelassenheit gegenüber aktuellen Ereignissen. Sie prägten mich gegen eine gewisse Hysterie und einen Alarmismus, gegen diesen Kulturpessimismus im Allgemeinen, der gerade im letzten Jahr – diesem historischen Jahr mit großen Fluchtbewegungen – viele erfasst hat. Das ist logisch, große Ereignisse verunsichern, fordern heraus. Aber Aufgabe von uns Journalisten ist es nicht, auf den Erregungskurven mitzusurfen, sondern im historischen Kontext einzuordnen, und dabei eine verlässliche Stimme der Vernunft – wie die Jury es schön formuliert hat – zu bleiben. Seit kurzem gibt es ein Masterstudium Zeitgeschichte und Medien. Hätte es das 1993, als ich immatrikulierte, gegeben, ich hätte es gewählt. Und ich kann es nur jedem, der politischen Journalismus machen will, empfehlen. Lernen sie Geschichte, Herr Redakteur, dieses Zitat Bruno Kreiskys ist einfach zeitlos. Danken möchte ich als Drittes – und vorletztes – Franz Küberl und Margit Fischer. Lieber Franz, wir haben ein Jahr gemeinsam für ein Buch recherchiert und haben österreichweit Caritas-Einrichtungen besucht. Durch dich habe ich gelernt, gesellschaftspolitische Themen – immer und zuallererst – als soziale Frage zu analysieren. Ob jemand arbeitslos ist oder schlecht in der Schule, ist keine Frage der Gene, der Hautfarbe oder des Migrationshintergrunds. Es ist eine Frage unseres Bildungssystems und der Ziele, die sich eine Gesellschaft setzt. Liebe Margit, ich durfte bei deiner Biografie mitarbeiten – was du dafür getan hast, um Kindern aus nichtprivilegierten Haushalten den Zugang zur Wissenschaft zu ermöglichen, ist einfach großartig. Gäbe es mehr Menschen wie dich, wäre das für unsere Gesellschaft so wichtig. Das bringt mich zum Schluss. Mein vierter Dank geht an meine Familie. Es ist anders, wenn man in einem Haushalt aufwächst, wo jedes deutsche Wort, das man nicht kannte, von der Mama im Wörterbuch nachgeschlagen wird – und zwar immer, auch mitten beim Abendessen. Und der Papa parallel dazu in einem Taschenbuch, es hieß Sag es treffender nach Synonymen sucht. Das prägt, das sensibilisiert für Sprache und Stil. Es ist auch anders, wenn man – wie ich – eine gelernte Österreicherin im wahrsten Sinne des Wortes ist. Ich bin mit einer gewissen inneren Distanz zu diesem Land aufgewachsen, ich habe nicht alles als gegeben hingenommen und nicht nur im Zweifelsfall hinterfragt. Ich habe eine österreichische, eine tschechische, eine ungarische und eine europäische Identität. Mit vielen Bindestrichen. Eine Redaktion, die einem Raum zum Nachfragen und Denken gibt. Eine solide, zeitgeschichtliche Ausbildung als Basis, um aktuelle Politik zu beurteilen. Gelassenheit und Distanz. Die soziale Frage dabei immer im Blick zu behalten. Und die Liebe zur Sprache, eine Art Lebensliebe. Das sind die Zutaten für journalistische Exzellenz, wie ich sie ausüben darf. Nein, es ist leider nicht selbstverständlich, dass ich als Tochter eines Ungarns und einer Tschechin, die 1969 nach Österreich kamen, diesen wunderbaren Preis bekomme. Menschen mit Migrationshintergrund sind in Österreichs Medienlandschaft nach wie vor zu selten. Redaktionen spiegeln die Diversität Österreichs, das ein Einwanderungsland im Herzen Europas geworden ist, noch viel zu wenig wider. Ich hoffe, das ändert sich bald und ich kann mit meinen Texten auch einen kleinen Beitrag dazu leisten. Dann können wir alle stolz sein.
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Ebru Umar war nach Kritik an Präsident Erdogan festgenommen worden. Einem "Bild"-Fotoreporter wurde die Einreise in die Türkei verweigert. Istanbul/Den Haag – Die niederländische Journalistin Ebru Umar, die nach Kritik an Präsident Recep Tayyip Erdogan in der Türkei zur Befragung festgenommen worden war, ist wieder frei. Sie dürfe das Land aber nicht verlassen, schrieb die türkischstämmige Journalistin am Sonntag auf Twitter. Grund der Festnahme seien zwei kritische Tweets gewesen. Umar war in der Nacht auf Sonntag festgenommen worden. Nach Angaben des niederländischen Außenministeriums ist unklar, was ihr zur Last gelegt wird. Außenminister Bert Koenders begrüßte die Freilassung, betonte jedoch, dass damit das Verfahren noch nicht abgeschlossen sei. Er hatte bei seinem türkischen Amtskollegen gegen die Festnahme protestiert und erklärt, dass die Meinungsfreiheit ein hohes Gut sei. Das müsse auch ein Bewerberstaat für die EU-Mitgliedschaft respektieren. Umar betonte, dass sie von der Polizei gut behandelt worden sei. Ich will so schnell wie möglich in die Niederlande zurück, sagte sie. Wann der Landesarrest, wie sie sagte, aufgehoben werde, konnte sie nicht sagen. In der Nacht hatte die Kolumnistin selbst auf Twitter mitgeteilt, dass sie in ihrem Ferienhaus im westtürkischen Kusadasi festgenommen worden sei. Ebru hatte sich in Kolumnen in der niederländischen Tageszeitung Metro und auf Twitter häufig sehr kritisch über Erdogan geäußert. Etwa eine Stunde vor der Festnahme hatte ihr jemand auf Twitter mitgeteilt, dass er wegen ihrer Tweets die Polizei alarmiert habe. Die Bild-Zeitung berichtet unterdessen über die Behinderung eines ihrer Reporter in der Türkei. Der griechische Fotojournalist Giorgos Moutafis sei am Samstagabend auf dem Atatürk-Flughafen in Istanbul zur Rückreise nach Athen gezwungen worden, meldet die deutsche Zeitung am Sonntag. Eigentliches Ziel seiner Reise sei Libyen gewesen. Laut Bild wurde dem Reporter bei der Passkontrolle erklärt, sein Name stehe auf einer Liste von Personen, die nicht in die Türkei einreisen dürften. Die Gründe dafür seien nicht genannt worden. Auch dem deutschen Außenministerium sei nicht bekannt, auf welcher Grundlage eine Einreise in die Türkei verweigert worden ist, schrieb die Zeitung. In der vergangenen Woche wurde bereits dem ARD-Journalisten Volker Schwenck die Einreise in die Türkei verweigert. Der Leiter des ARD-Studios in Kairo wollte von Istanbul weiter in das türkisch-syrische Grenzgebiet reisen, um dort mit syrischen Flüchtlingen zu sprechen. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte dazu, Schwenck habe vor seiner Einreise keinen Antrag auf journalistische Tätigkeit gestellt. In der Türkei ist derzeit ein starker Anstieg von Prozessen gegen Kritiker des seit 2014 amtierenden und zunehmend autoritär herrschenden Erdogan zu beobachten. Derzeit laufen rund 2.000 Verfahren, viele gegen Künstler, Journalisten und Intellektuelle, aber auch gegen Privatpersonen. Die ehemalige Chefredakteurin der unter staatliche Aufsicht gestellten Zeitung Zaman sagte im März, sie werde aus Angst vor Repressalien nicht aus Belgien in die Türkei zurückkehren.
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Smer-Partei hatte bei den Wahlen Anfang des Monats die absolute Mehrheit verfehlt, einigte sich aber am Dienstag mit drei kleineren Parteien auf eine Koalition. Bratislava – Der Sozialdemokrat Robert Fico bleibt für eine dritte Amtszeit slowakischer Ministerpräsident. Seine Smer-Partei hatte bei den Wahlen Anfang des Monats die absolute Mehrheit verfehlt, einigte sich aber am Dienstag mit drei kleineren Parteien auf eine Koalition. Mit der neuen Koalition kann im Laufe der Woche die Regierungsbildung beginnen. Vor vier Jahren hatten die Sozialdemokraten noch die absolute Mehrheit gewonnen und konnten allein regieren. Nachdem Fico im Wahlkampf eindeutig Haltung gegen die europäische Flüchtlingspolitik bezogen hatte, ziehen auch rechtsgerichtete Gruppierungen ins neue Parlament ein. Fico wehrt sich vehement gegen die von der EU angestrebten Quoten zur Aufteilung von Flüchtlingen. Seine ablehnende Haltung gegenüber muslimischen Einwanderern teilen auch die meisten Oppositionsparteien. Im Juli übernimmt die Slowakei für ein halbes Jahr turnusmäßig die EU-Ratspräsidentschaft und hat damit größeren Einfluss auf die Debatten in der Union.
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Hochrangiger Ex-Diplomat Ashe soll Bestechungsgelder angenommen haben – Ban Ki-moon "schockiert". New York – Korruptionsskandal um einen früheren hochrangigen Diplomaten der Vereinten Nationen: John Ashe, bis 2014 Vorsitzender der UN-Vollversammlung und Botschafter des Karibikstaates Antigua und Barbuda, soll mehr als eine Million Dollar Bestechungsgelder angenommen haben. Der 61-Jährige sei am Dienstag in der Nähe von New York festgenommen worden, teilte die New Yorker Staatsanwaltschaft mit. Fünf andere in den Skandal verwickelte Männer wurden ebenfalls festgenommen. Ashe soll das Geld von einem chinesischen Milliardär bekommen haben. Im Gegenzug soll er sich unter anderem bereiterklärt haben, sich bei den UN für die Eröffnung eines Konferenzzentrums in der chinesischen Sonderverwaltungszone Macau einzusetzen. Außerdem soll Ashe Steuern hinterzogen haben. Ihm droht eine Gefängnisstrafe. Wenn die Anschuldigungen sich als wahr erweisen, zeigt es sich, dass das Krebsgeschwür der Korruption, das zu viele lokale und staatliche Regierungen befallen hat, auch die Vereinten Nationen infiziert hat, sagte Staatsanwalt Preet Bharara. Für Rolex-Uhren, Maßanzüge und einen privaten Basketballplatz hat John Ashe sich und seine Institution verkauft. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zeigte sich schockiert.
| 2International
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Seattle legte einen Fehlstart in die National Football League hin. Die berüchtigte Verteidigungslinie "Legion of Boom" wurde gesprengt. 39 Minuten waren in der zweiten NFL-Runde zwischen den Green Bay Packers und den Seahawks gespielt, als Seattle-Headcoach Pete Carroll neue Hoffnung schöpfte. Quarterback Russel Wilson bediente Doug Baldwin haargenau in der Endzone und brachte sein Team mit 16:13 in Führung. Carroll ballte die Fäuste und jubelte. Die meiste Zeit aber blickte er ratlos aufs Spielfeld. Am Ende verlor Seattle 17:27 und legte den schlechtesten Saisonstart seit vier Jahren hin. Es greifen noch nicht alle Zahnrädchen ineinander in der Seattle-Maschinerie. Die Ursache dafür ist in erster Linie im veränderten Kader zu suchen. Erst Ende Juli gewann Star-Quarterback Russel Wilson einen langwierigen Gehaltspoker mit der Franchise aus dem äußersten Westen des Landes. Der 26-Jährige handelte einen Vertrag für vier Jahre um 87,6 Millionen Dollar (rund 79 Millionen Euro) aus. Damit stieg er zu dem nach Aaron Rodgers bestbezahlten Spieler der Liga auf. Der Deal mit Wilson, der sich seit längerem abgezeichnet hatte, stellte die Seahawks durch den Salary Cap – der jährlichen Gehaltsobergrenze für Spieler – vor die knifflige Aufgabe ein funktionierendes Team rund um einen schwerverdienenden Spielmacher aufzubauen. Löchrige Offensive Line Bereits vor der Vertragsverlängerung mit Wilson wurde die Offensive Line neu besetzt, die den Quarterback bei eigenen Spielzügen vor Tackles beschützt. Nur zwei der fünf O-Liner stehen noch auf der gleichen Position wie im jüngsten Super Bowl gegen die Patriots. Um Tight End Jimmy Graham von den New Orleans Saints holen zu können, wurde im Tausch Center Max Unger abgegeben. Guard James Carpenter verschlug es nach New York zu den Jets. Es handelt sich um zwei Abgänge, die wohl unterschätzt wurden – zumindest konnten sie in den ersten beiden Saisonspielen nicht vollständig kompensiert werden. Ungewohnt löchrig wirkte die Offensive Line, Quarterback Wilson wurde bisher achtmal zu Boden gebracht. Auch Runningback Marshawn Lynch, in der Vorsaison mit 1306 Yards der viertbeste Läufer der Liga, fehlt es an unterstützenden Blocks, um sich Wege durch die gegnerischen Abwehrriegel zu bannen. Im Spiel gegen Green Bay machte er im Schnitt magere 2,7 Yards gut. Graham mit Integrationsproblemen Ähnlich ergeht es Jimmy Graham, der eine starke Saison 2014/15 spielte. Noch ist es dem 28-Jährigen nicht gelungen, sich nahtlos in die Mannschaft einzufügen. Trotz seiner physischen Stärke gilt Graham als technisch feinfühliger Spieler und schlechter Blocker. Seattle-Coach Pete Carroll ließ ihn bisher dennoch auf einer klassisch interpretierten Tight-End-Position mit vielen Blockaufgaben spielen. Ich denke, er ist frustriert, sagte Carroll. Er arbeitet aber hart und versucht alles, um dem Team zu helfen. In der Partie gegen Green Bay fing Graham nur einen Ball für elf Yards. Die Statistik der Seahawks-Offensive spricht Bände: Wilson nimmt in der Passing-Yards-Wertung nur den 17. Platz ein, Marshawn Lynch liegt an 18. Stelle, was erlaufene Yards betrifft. Legion of Boom wurde gesprengt Gebastelt wurde auch an der Defensive, dem Prunkstück des Super-Bowl-Champions von 2013. Die Legion of Boom, die gefürchtete letzte Verteidigungslinie, wurde gesprengt. Seattle verlängerte den Vertrag mit Cornerback Byron Maxwell nicht, Safety Kam Chancellor befand sich vor wenigen Tagen noch im Streik und feilschte um ein höheres Gehalt. Green-Bay-Quarterback Aaron Rogers entging das Fehlen Chancellors nicht: In der Mitte ihrer Verteidigung hatten sie einen wunden Punkt, auf diesen haben wir es abgesehen. Chancellor, der am Sonntag gegen Chicago sein Comeback geben dürfte, gilt nicht nur als einer der härtesten Spieler der Liga, sondern auch als Taktikfreak, der seine Gegner stundenlang analysiert. Kam fehlt uns. Nicht nur durch die Art und Weise, wie er spielt, sondern auch durch seine Rolle als Anführer, brachte es Teamkollege Michael Bennett auf den Punkt. Safety Earl Thomas verpasste einen Großteil der Vorbereitung wegen einer Schulteroperation und spielt noch nicht in Höchstform. Die Probleme der Seattle-Defensive machen sich auf der Anzeigetafel deutlich bemerkbar: Während sie in der vergangenen Spielzeit noch die wenigsten Punkte zuließ, sind es derzeit 61. Kein Grund zur Panik Trotz des schlechten Starts drücken die Seahawks auf die Panikbremse: Wir sind eine erfahrene Truppe, wir standen schon mal dort, wo wir jetzt stehen, sagte Cornerback Sherman. Auch Headcoach Carroll vesuchte zu beruhigen: Es ist ständiges Feintuning erforderlich, um auf diesem hohen Niveau zu spielen, man wird in jeder Runde gefordert. An diesem Feintuning arbeiten wir gerade. Dass wir nicht gut gestartet sind, bedeutet nicht, dass wir die Saison nicht erfolgreich beenden werden. Dass Carroll Recht behalten könnte zeigt die Vorsaison in der die Seahawks nach sechs Wochen bei drei Siegen und ebenso vielen Niederlagen standen. Am Ende scheiterten sie im Super Bowl nur knapp an New England.
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Drei mehrfach Vorbestrafte sollen bei Einbrüchen bis zu 85.000 Euro erbeutet haben. Sie gestehen die Taten, nicht aber die Schadenshöhe. Wien – Eine alte Freundin ist schuld, dass Constatin G., Cristian S. und Catalin-Razvan R. vor dem Schöffengericht unter Vorsitz von Stefan Romstorfer sitzen. Das behauptet zumindest der Erstangeklagte. Denn eigentlich sei das Trio auf dem Weg in die Niederlande gewesen, wo Freunde Arbeit versprochen haben – leider traf man zufällig die Bekannte, das Geld ging aus, und nun sind sie wegen schweren gewerbsmäßigen Diebstahls angeklagt. Alle drei – zwischen 33 und 47 Jahre alt – haben in ihrer Heimat Rumänien schon einige einschlägige Vorstrafen und saßen bereits in Haft. Geständig sind sie alle drei, wollen aber bei weitem nicht den Schaden verursacht haben, den ihnen die Staatsanwältin vorwirft. Bei G. sollen es 64.000 Euro sein, bei S. gar 85.000, bei R., der manchmal als Aufpasser agiert haben soll, immer noch 38.000. Glaubt man den Angeklagten, haben sie bei den sechs vollendeten und drei versuchten Einbrüchen in Wohnungen und Geschäfte sogar ziemliches Pech gehabt haben. Etwa in einem Wiener Fachgeschäft für E-Zigaretten. Wir haben uns drei Zigaretten zum Rauchen und ein paar Flüssigkeiten genommen. Und eine Schachtel, die haben wir aber bei einem Müllcontainer abgestellt, sagt der Erstangeklagte. Der Geschäftsinhaber behauptet allerdings, in der Schachtel seien teure Verdampfer, teilweise Sammlerstücke, gewesen, deren Einkaufspreis schon bei 30.000 Euro liegt. Ebenfalls in Wien sollen sie in einem Betrieb für Gastrobedarf nicht nur Lebensmittel gestohlen haben – was sie zugeben –, sondern auch 4.500 Euro aus einer unversperrten Handkassa. Sie bestreiten auch, bei einem dritten Coup einen Laptop mitgenommen zu haben. Das Problem des Zweitangeklagten: Er ist auch angeklagt, bereits im Jahr 2012 insgesamt 369 Paar Schuhe gestohlen und in seiner Heimat verkauft zu haben. Also entspinnt sich ein Dialog zwischen S. und Vorsitzendem Romstorfer ein Dialog. Den Laptop lassen Sie auf dem Tisch? – Was soll ich damit machen? – Verkaufen? – Wo? – Den kriegt man schon los. – Dazu muss man Deutsch sprechen. – Es ist halt auffällig, dass Sie die Schuhe verkaufen können, aber den Laptop nicht. – Mit einem Laptop auf der Straße zu gehen wäre zu auffällig gewesen – So viele Schuhe im Auto zu haben aber auch. Am Ende glaubt der Senat das nicht und verurteilt das Trio rechtskräftig zu vier beziehungsweise viereinhalb und vier Jahren Haft. Interessant dabei: die Begründung, warum der Drittangeklagte, der die Aufpasserdienste leistete, ebenso viel ausfasst wie der Erstangeklagte. Da R. bei der Polizei von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machte und sich erst vor Gericht schuldig bekannte, sei sein Geständnis quasi weniger wert, meint Romstorfer.
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Bleibt weitere zwei Jahre Moderator. Baden-Baden – Guido Cantz bleibt weitere zwei Jahre Moderator der ARD-Unterhaltungsshow Verstehen Sie Spaß?. Sein Vertrag wurde bis 2017 verlängert, sagte Cantz am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Baden-Baden. Ich bin stolz und glücklich, diese traditionsreiche Show präsentieren zu dürfen. Es ist eine Sendung, die mir großen Spaß macht und die mir viel bedeutet. Cantz moderiert die Samstagabendshow des Südwestrundfunks (SWR) mit Filmen der versteckten Kamera seit April 2010. Am 1.8.2015, 20.15 Uhr, präsentiert er in der ARD eine Best-Of-Ausgabe. In diesem Jahr wird Verstehen Sie Spaß? 35 Jahre alt. Die Sendung läuft seit 1980 und gehört damit zu den wenigen Klassikern im deutschen Fernsehen. Nach Angaben des SWR schalten im Durchschnitt pro Ausgabe knapp fünf Millionen Zuschauer ein, dies entspreche einem Marktanteil von 16 bis 17 Prozent in Deutschland. Vor Cantz hatte sieben Jahre lang Frank Elstner die Sendung präsentiert.
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Nicht nur der Ober Rudolf aus dem "Seniorenclub": Schauspieler, Regisseur und Intendant. Wien/Kobersdorf - Fernsehzuschauern, die einst den Seniorenclub mitverfolgten, ist er als Ober Rudolf aus der sonntäglichen ORF-Sendung in Erinnerung. Jetzt ist Kammerschauspieler Rudolf Buczolich, gebürtiger Burgenländer und früherer Intendant der Schlossspiele Kobersdorf, am Samstag im 82. Lebensjahr nach längerer Krankheit verstorben. Das teilte ein Familienmitglied mit. Buczolich kam am 15. Mai 1934 im nordburgenländischen Pama zur Welt und ging in Eisenstadt ins Gymnasium. In Wiener Neustadt absolvierte er die Lehrerbildungsanstalt, bevor er sich für eine künstlerische Laufbahn entschied. Buczolich besuchte das Max Reinhardt-Seminar, das er 1956 abschloss, bevor er sein erstes Engagement in Basel erhielt. Von 1966 bis 1970 trat Buczolich im Stadttheater Hannover auf, ab 1968 arbeitete er auch bei den Vereinigten Bühnen Graz, deren Ehrenmitglied er später wurde. Nach einem Engagement am Schauspielhaus Zürich von 1970 und 1977 holte ihn der damalige Burgtheaterdirektor Achim Benning ans Haus am Ring. Seine Vielseitigkeit stellte Buczolich auch als Regisseur unter Beweis. So inszenierte er unter anderem den Talisman, Liliom am Schauspielhaus Graz und My Fair Lady am Opernhaus Graz. 1988 wurde er Intendant der Schlossspiele Kobersdorf. 1990 übernahm Buczolich auch die künstlerische Leitung der Seefestspiele in Mörbisch, die er 1992 nach einem Streit um die Bestellung Herbert Prikopas als Dirigent aber wieder zurücklegte. 1997 wurde Buczolich der Berufstitel Professor verliehen, 1998 erhielt er den Burgenländischen Kulturpreis für Darstellende Kunst. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit engagiert sich der Burgenlandkroate, der auch Mitglied der kritischen Plattform Kultur wurde, für die Bewahrung seiner Muttersprache und die Wahrung von Minderheitenrechten. Er war mit der Sängerin und Schauspielerin Elisabeth Ofenböck verheiratet und Vater zweier Söhne. Seinen Lebensabend verbrachte der Schauspieler, der seine Bühnenkarriere aus gesundheitlichen Gründen beendete, hat, zurückgezogen in Wien.
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Defekt in Blockheizkraftwerk eines Hotels – Ein Gast wurde in Sauna bewusstlos. Calw – Nach dem Austreten von Kohlenmonoxid in einem Hotel im Nordschwarzwald in Deutschland sind 19 Menschen ins Krankenhaus gebracht worden. Laut Polizei atmeten 16 Menschen das geruchlose Gas ein, drei wurden ohnmächtig. Die Feuerwehr evakuierte das Hotel im Calwer Stadtteil Hirsau und durchsuchte auch ein Nachbargebäude sowie eine Tiefgarage mit Atemschutzgeräten. Die Retter befreiten dann die Zimmer mit Überdrucklüftern vom Gas. 19 Menschen kamen am Montagabend mit Vergiftungen in Kliniken, neun konnten nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden – weitere vier im Laufe der Nacht. Das Hotel sei schon wieder bewohnt, sagte ein Sprecher der Polizei in Karlsruhe. Was den Defekt in dem Blockheizkraftwerk ausgelöst hatte, war zunächst nicht bekannt. Der Notfall war den Rettungskräften gemeldet worden, als ein Hotelgast in der Sauna das Bewusstsein verlor. Daraufhin war ein Notarzt am Einsatzort eingetroffen, dessen Gaswarngerät sogleich Alarm gab.
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Deutschland feiert in Glasgow einen knappen 3:2-Auswärtssieg und ist schon fast bei der EM. Fußball-Weltmeister Deutschland hat nach einem 3:2-(2:2)-Erfolg in Schottland am Montagabend praktisch das EM-Ticket gelöst. Die DFB-Elf festigte mit 19 Punkten die Tabellenführung in Gruppe D, erster Verfolger bleibt Polen, das Gibraltar mit 8:1 abfertigte. Auch Portugal, das in Albanien erst in der 93. Minute zum 1:0 traf, ist auf bestem Wege Richtung Endrunde. Offen ist weiter die Gruppe F. Deutschlands verlässlicher Torschütze Thomas Müller war auch in Glasgow mit einem Doppelpack zur Stelle (18.,34.). Die nie aufsteckenden und sehr defensiv eingestellten Schotten konnten vor 52.000 Zuschauern aber durch ein Eigentor von Mats Hummels (28.) und einen wuchtigen 16-Meter-Schuss von James McArthur (43.) zweimal ausgleichen. Erst Ilkay Gündogan (54.) stellte den durchaus verdienten Arbeitssieg der Gäste sicher. Den Deutschen reicht damit am vorletzten Spieltag am 8. Oktober in Dublin gegen den Tabellendritten Irland schon ein Unentschieden zur endgültigen Qualifikation. Die Iren feierten mit einem 1:0 gegen Georgien einen wichtigen Drei-Punkte-Erfolg, auf Deutschland fehlen weiter vier Punkte, auf die zweitplatzierten Polen zwei. Letztere führten in Warschau durch Doppelpacks von Kamil Grosicki (8., 15.) und Robert Lewandowski (19., 29.) gegen Prügelknabe Gibraltar schon zur Pause 4:0, Arkadiusz Milik (56., 72.), Jakub Blaszczykowski (59./Elfer) und der erst 18-jährige Bartosz Kapustka (74.) verdoppelten den Halbzeitstand. Jake Gosling erzielte im Finish schließlich den Ehrentreffer der Gäste, deren Torverhältnis nun 2:46 beträgt. Die Polen schafften es als erste Mannschaft in der laufenden Quali, acht Treffer in einer Partie zu erzielen. In Gruppe I feierte Portugal mit Weltfußballer Cristiano Ronaldo einen wichtigen Sieg erst auf den letzten Drücker. In der dritten Minute der Nachspielzeit sorgte Miguel Veloso für den aus Gästesicht erlösenden Treffer zum 1:0-Erfolg in Albanien. In der Gruppe I nutzten die Portugiesen damit auch den Ausrutscher von Verfolger Dänemark, der zuvor in Armenien mit einem torlosen Remis ins Straucheln geraten war. Portugal reicht damit im nächsten Spiel am 8. Oktober bereits ein Punkt für das Ticket nach Frankreich. Ronaldo & Co. sammelten aus sechs Spielen 15 Punkte, Dänemark hat nach sieben Spielen zwölf Zähler. Albanien bleibt als Dritter nach der Niederlage bei elf Punkten – allerdings haben die Albaner wie Portugal noch zwei Spiele. Die Gruppe I ist die einzige mit fünf statt sechs Mannschaften. In Gruppe F hat Nordirland die erste EM-Teilnahme vorerst noch verpasst. Mit einem Last-Minute-Tor wahrte die Mannschaft von Trainer Michael ONeill am Montag beim 1:1 gegen Ungarn aber ihre sehr guten Chancen für die Premiere im kommenden Jahr bei der Endrunde in Frankreich. Die Nordiren haben als Erster nun 17 Punkte. Zweiter ist Rumänien (16), das nicht über ein 0:0 gegen Griechenland hinauskam. Ungarn (13) ist Dritter. Auch Finnland hat noch Chancen weiterzukommen. In Helsinki setzten sich die Gastgeber mit 1:0 gegen die Färöer durch und rangieren mit zehn Punkten bei noch zwei ausstehenden Partien auf dem vierten Rang. (APA, 7.9.2015) Ergebnisse EM-Quali, 8. Runde: Gruppe D: Polen – Gibraltar 8:1 (4:0) Warschau. Tore: Grosicki (8., 15.), Lewandowski (19., 29.), Milik (56., 72.), Blaszczykowski (59./Elfer), Kapustka (74.) bzw. Gosling (87.) Irland – Georgien 1:0 (0:0) Dublin. Tor: Walters (69.) Schottland – Deutschland 2:3 (2:2) Glasgow. Tore: Hummels (28./Eigentor), Maloney (43.) bzw. Müller (18., 34.), Gündogan (54.) Gruppe F: Rumänien – Griechenland 0:0 Bukarest. Nordirland – Ungarn 1:1 (0:0) Belfast. Tore: Lafferty (93.) bzw. Guzmics (74.). Gelb-Rot: Baird (Nordirland, 83.) Finnland – Färöer 1:0 (1:0) Helsinki. Tor: Pohjanpalo (23.) Gruppe I Armenien – Dänemark 0:0 Eriwan. Albanien – Portugal 0:1 (0:0) Elbasan. Tor: Miguel Veloso (92.)
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Hasenhüttl schreibt mit Ingolstadt Geschichte, Köln mit Stöger auf Platz vier. Köln/Ingolstadt – Die Tabellenspitze der deutschen Fußball-Bundesliga zeigt nach den Samstag-Spielen mit Titelverteidiger Bayern München, Borussia Dortmund und Vize-Meister VfL Wolfsburg das erwartete Bild. Danach allerdings folgen schon die von österreichischen Trainern betreuten Überraschungsteams: Peter Stöger und der 1. FC Köln liegen auf Platz vier, Ralph Hasenhüttl mit Aufsteiger Ingolstadt auf Rang fünf. Neuling FC Ingolstadt hat sich schon nach fünf Runden in die Bundesliga-Geschichtsbücher gesiegt. Mit dem 1:0 in Bremen gewannen die Oberbayern als erster Aufsteiger ihre ersten drei Auswärtsspiele. Die Begeisterung von Hasenhüttl war nicht zu übersehen. Da muss der kleine FC Ingolstadt kommen und hier Geschichte schreiben, schwärmte der Coach: Das ist einfach sensationell! Da sind wir sehr, sehr stolz darauf, sagte Hasenhüttl über seine Bundesliga-Minimalisten, die mit drei Toren in fünf Spielen schon zehn Punkte sammelten. Und im Radiointerview bei Bayern 1 formulierte der 48-jährige Steirer nach dem Dämpfer für Werder frech: Wer nach Europa will, muss erst am FC Ingolstadt vorbei. Alle Ingredienzien zum Erfolg da Der Trainer wies vergnügt darauf hin, dass der FC bereits eine Klasse tiefer einen Rekord aufgestellt hat mit 18 ungeschlagenen Partien in der Fremde. Angesichts der Zeit in der 2. Liga finde ich es gar nicht so überraschend, dass wir auswärts so gut spielen, sagte Hasenhüttl, der mit Torhüter Ramazan Özcan, Stürmer Lukas Hinterseer und Verteidiger Markus Suttner auch auf drei Landsleute setzt. Der Rekord-Sieg des Neulings war ein später durch einen Elfmeter von Moritz Hartmann in der zweiten Minute der Nachspielzeit. Verdient war der Erfolg dank großer Laufbereitschaft, cleverer Taktik und am Ende auch Coolness allemal. Der Aufsteiger hat eine Mannschaft, die unheimlich leidenschaftlich arbeitet, die den Plan millimetergenau verfolgt, wie der Coach es ausdrückte. Beeindruckend ist vor allem die Defensiv-Arbeit der Offensiv-Spieler. Die Bodenhaftung scheinen die Ingolstädter trotz der neuen Bestmarke nicht zu verlieren. Den Schwung wollen die Ingolstädter aber mitnehmen und am Dienstag gegen den Hamburger SV auch den ersten Heimsieg holen. Solange unser FCI-Zug rollt, werden wir möglichst viel mitnehmen und jeden Grashalm auf dem Platz bearbeiten, betonte Özcan: Wir wissen, dass wir in jedem Spiel unheimlich investieren müssen und nur so die Klasse halten können, sagte der ÖFB-Teamtorhüter. Spaß in der Kabine Stolz kann auch Peter Stöger mit dem 1. FC Köln sein. Eine Woche nach der 2:6-Abfuhr in Frankfurt zeigten die Geißböcke im Derby gegen das weiter punktelose Schlusslicht Mönchengladbach wieder ein anderes Gesicht und feierten dank eines Treffers von Anthony Modeste in der 64. Minute einen 1:0-Heimsieg. Es war ein intensives Spiel, geprägt auch von Nervosität. Wir haben trotzdem unsere Kompaktheit wieder gefunden, das Spiel nach vorne war aber nicht optimal. Der Gegner hat zwar null Punkte, ist aber nicht irgendein Gegner, sagte Stöger nach dem ersten Kölner Derby-Sieg seit zehn Jahren. Der Stimmungsboykott beider Fangruppen drückte zwar etwas auf die Atmosphäre, dennoch war Stöger natürlich zufrieden. Spaß habe ich deshalb, weil ich sehe, welche Freude die Jungs in der Kabine haben. Da wissen sie, dass sie was Wichtiges erreicht haben. Dass sie nach x-Jahren wieder einmal gegen Gladbach gewonnen haben, erklärte der Wiener. Nun soll am Dienstag auch in Berlin der erste Auswärtssieg gegen die Hertha seit November 2009 folgen.
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Durch den Gewinn der Vierschanzentournee wurde Thomas Diethart vor zwei Jahren auf einen Schlag berühmt. Der 23-jährige Skispringer spricht über Träume, Schulterklopfer und Erwartungen. Wien – Zum Jahreswechsel 2013/14 schrieb der Skispringer Thomas Diethart ein fast schon kitschiges Wintermärchen. Erst wenige Tage vor Beginn der Vierschanzentournee wurde er ins österreichische Team geholt. Ohne davor im Weltcup jemals auf dem Podium gelandet zu sein, gewann Diethart den prestigereichen Bewerb. Dadurch wurde der Niederösterreicher innerhalb weniger Tage zum Helden einer ganzen Nation. An diesen überraschenden Erfolg konnte er allerdings nie wieder anknüpfen, die vergangene Saison beendete der 23-Jährige auf dem 43. Platz. Nun wird Diethart vorerst im Continental Cup springen. STANDARD: Auffällige Ohrringe, wilde Frisur, bunte Hauben. Um Geld zu sparen haben Sie früher in Kämmerchen unter der Schanze übernachtet. Sind Sie der Punk unter den Skispringern? Thomas Diethart: Auch wenn mein Musikgeschmack ins Punkrockige geht: So würde ich das nicht sagen. Ich bin eigentlich eher der ruhige Typ, der aber auch aufdrehen und aufgeweckt sein kann. Was mein Äußeres betrifft, habe ich mich schon in der Hauptschule von den anderen unterschieden. In diesem Style fühle ich mich wohl. STANDARD: Ihre ersten Sprünge haben Sie mit zerfledderten Skiern absolviert. Zu den Bewerben sind Sie in einem Wohnwagen angereist. Mit welchen Gefühlen denken Sie an diese Zeit zurück? Diethart: Es war eine glückliche Zeit, auch wenn sie nicht immer leicht war. Für mich war es ganz normal im Auto zu übernachten, zur nächstgelegenen Schanze sind wir mindestens zwei Stunden gefahren. Für Hotels hat einfach das Geld nicht gereicht. Als wir später den Wohnwagen gekauft haben, war das total lässig. Ich war immer mit meinen Eltern unterwegs, manchmal war auch meine Schwester mit. Das war wie ein Familienurlaub, auch wenn es ab einem gewissen Alter mit den Eltern schon mal anstrengend sein konnte. STANDARD: Manchen Kindern wären solche Entbehrungen peinlich. Diethart: Das waren sie überhaupt nicht. Für meine Kollegen war es völlig normal, dass wir mit dem Wohnwagen angereist sind. Oder dass wir früher in der Schanzenhütte geschlafen haben. Mich hat nie jemand gefragt, warum wir das so machen. Das war damals einfach so. STANDARD: Wie bereiten Sie sich auf die neue Saison vor? Diethart: Meine Vorbereitung war leider durchwachsen. Sie hat vielversprechend begonnen, als die ersten Wettkämpfe gestartet sind, habe ich mich aber am Knie verletzt. Es war zwar nicht die ganz schwere Verletzung, sie war aber trotzdem nervig, weil ich nicht durchgehend trainieren konnte. Nachdem sie auskuriert ist, habe ich mir einen Bluterguss zwischen dem Schien- und dem Wadenbein zugezogen. Das ist mühsam, weil die neue Saison schon vor der Tür steht. STANDARD: Welche Ziele setzen Sie sich für den kommenden Winter? Diethart: Im Weltcup springe ich vorerst nicht. Zum Saisonbeginn werde ich im Continental Cup eingesetzt. Ich sehe das aber positiv. Ich weiß, wie schwierig der Auftakt im Weltcup sein kann. Vor dem ersten Bewerb hat man keine Möglichkeit, um Sprünge im Schnee zu trainieren, weil der erste Termin so früh angesetzt ist. Der Continental Cup beginnt wesentlich später. STANDARD: Betrachten Sie die Herabstufung in den Continental Cup nicht als Rückschritt? Diethart: Viele werden sie als Rückschritt sehen. Mir ist bewusst, dass ich mich nicht in der großen Form befinde. Stefan Kraft, Michael Hayböck, Gregor Schlierenzauer – sie springen momentan einfach besser. Im Training fahren sie vier, fünf Luken weiter unten an und kommen trotzdem gleich weit wie ich. Dadurch wird jeder Sprung zum Dämpfer, ich frage mich immer wieder, warum es nicht läuft. Die Trainer sagen zwar: Es schaut eh schon ganz toll aus. Trotzdem fehlen die Ergebnisse. Für mein Selbstvertrauen ist es einfach besser, im Continental Cup anzutreten. Dort bin ich Derjenige an dem sich die anderen messen müssen. Im Weltcup wäre jeder Sprung eine Watschn. STANDARD: Wie oft denken Sie in solchen schwierigen Zeiten an ihren Sieg in der Vierschanzentournee vor zwei Jahren zurück? Damals wurden Sie innerhalb weniger Tage zum Volkshelden. Diethart: Daran erinnere ich mich generell oft. In meinem Wohnzimmer steht der Adler, den sie mir damals überreicht haben. Den schaue ich mir immer wieder an. Auch während der Wettkämpfe versuche ich das schöne Gefühl, das ich damals hatte, in mir aufkommen zu lassen. Das pusht mich. STANDARD: Sie haben sich vermutlich tausende Male gefragt, wie dieser Sieg möglich war. Haben Sie eine Antwort gefunden? Diethart: Damals ist alles sehr schnell gegangen. Ich habe ja erst wenige Tage vor dem Beginn der Tournee erfahren, dass ich mitspringen darf. Dadurch hatte ich keine Zeit, groß nachzudenken. Ich hatte auch keine Erwartungen, keinen Druck die ganz großen Sprünge zu machen. Ich habe mich auf den Schanzentisch gesetzt und mir gesagt: Jetzt bringst du einfach ein paar Sprünge runter. Nachdem ich dann Dritter in Oberstdorf und Erster in Garmisch-Partenkirchen geworden bin, war ich total im Tunnel. Da habe ich nicht mehr viel davon mitbekommen, was um mich herum passiert ist. STANDARD: Waren Sie überhaupt nicht nervös? Diethart: Während der Bewerbe selbst nicht, da habe ich einfach den Kopf ausgeschaltet. Davor war ich aber total nervös. Meinen damaligen Trainer Alexander Pointner habe ich vor der Tournee nur aus dem Fernsehen gekannt. Ich habe überhaupt nicht gewusst, wie ich mich im Team verhalten soll. Es war eine ganz neue Situation. STANDARD: Leute, die sich nie für dich interessiert haben kommen her und klopfen dir auf die Schulter, haben Sie nach dem Tournee-Sieg gesagt. Waren solche Menschen schnell wieder weg? Diethart: Die meisten schon. Die berühmten Schulterklopfer wird es immer geben. Plötzlich sind Menschen auf mich zugekommen, die früher immer nur blöde Kommentare geschoben haben. Die haben mir dann mitten ins Gesicht gesagt: Ich habe schon immer gewusst, dass du es schaffst. Das war der Zeitpunkt, an dem ich mich umgedreht habe und gegangen bin. STANDARD: Die Realität ist derzeit wie ein Traum, ich habe Angst, dass ich aufwache, haben Sie in einem Interview gesagt. Das Gemeine an schönen Träumen ist, dass man irgendwann aufwachen muss. Wann war es bei Ihnen soweit? Diethart: Das hat bei mir länger gedauert. Erst als die Saison vorbei war, habe ich realisiert, was da eigentlich passiert ist. Im darauffolgenden Winter habe ich einen großen Fehler gemacht: Ich habe ihn zu genau durchgeplant und mir zu hohe Ziele gesetzt. Ich wollte an die Leistungen während der Tournee anschließen. Nach den ersten Sprüngen sah es aber komplett anders aus, als ich es mir vorgestellt habe. Dann beginnst du zu überlegen. Und wenn du das machst, ist es im Prinzip schon vorbei. STANDARD: Es läuft derzeit nicht nach Plan, weil Sie zu viel nachdenken? Diethart: In der vergangenen Saison war ich durch das viele Nachdenken total verkrampft. Ich wollte es mit der Brechstange probieren, mittlerweile weiß ich, dass das nicht geht. Hoffentlich bin ich jetzt gescheiter (lacht). Zu viel Nachdenken ist beim Skispringen tödlich. STANDARD: Gregor Schlierenzauer und Thomas Morgenstern haben in diesem Sport fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Ist die Erwartungshaltung an österreichische Skispringer nicht generell zu groß? Diethart: Das ist einfach so, dagegen kann man nichts machen. Es ist doch eigentlich so: Als Kind setzt man sich die ganz hohen Ziele. Man will unbedingt den Weltcup gewinnen und Olympiasieger werden. Je älter man wird, desto stärker wird einem bewusst, dass diese Ziele unrealistisch sind. Ich bemühe mich in dieser Beziehung soweit Kind zu bleiben, soweit es möglich ist. Ich betreibe den Sport ja nicht, um ein mittelmäßiger Skispringer zu sein. STANDARD: Ist die zweite Saison nach einer erfolgreichen Debüt-Saison nicht immer die schwierigste? Diethart: Das wird immer wieder behauptet. Bei mir war es dann wirklich so (lacht). Ich denke, dass die Gedanken daran immer in meinem Unterbewusstsein herumgespuckt haben. Vermutlich war das auch ein Grund, warum ich in der vergangenen Saison so verkrampft gesprungen bin. STANDARD: Eigentlich haben Sie jetzt nichts mehr zu verlieren. Diethart: Das sehe ich auch so. Ich versuche jetzt einfach im Continental Cup mein Bestes zu geben und mich wieder nach oben zu springen. Viele Medien haben mich bereits als One-Hit-Wonder abgestempelt. Das bin ich aber nicht. STANDARD: Sie haben also keine Angst, an Ihre Erfolge nicht mehr anknüpfen zu können? Diethart: Überhaupt nicht! Ich habe die Vierschanzentournee gewonnen und weiß, was ich draufhabe. Ich habe allen gezeigt, wozu ich fähig bin und brauche auch mir selbst nichts mehr zu beweisen. Für mich ist klar, dass ich das Zeug für die Spitze habe. Deshalb kämpfe ich einfach weiter.
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Gegen den US-Amerikaner Jack Sock war in der zweiten Runde nach nicht einmal einer Stunde Spielzeit Endstation. Peking – Nach dem Überraschungs-Sieg in Runde eins ist am Mittwoch die Ernüchterung gekommen: Andreas Haider-Maurer, der zum Auftakt des ATP-500-Turniers in Peking Frankreichs Star Jo-Wilfried Tsonga bezwungen hatte, war gegen Jack Sock (USA) ohne Chance auf das Viertelfinale: Österreichs Nummer zwei unterlag dem US-Amerikaner nach 59 Minuten glatt mit 3:6, 1:6. Der Sieg über den Weltranglisten-16. Tsonga war einer der größten Erfolge von Haider-Maurer gewesen, doch gegen den immer besser werdenden Sock war er auf verlorenem Posten. Gegen den erst 23-jährigen US-Boy, der im Ranking immerhin schon 30. ist, hatte AHM (ATP-64.) zuvor noch nie gespielt. Der Niederösterreicher reist nun zum ATP-1000-Turnier nach Shanghai weiter, wo er wie Dominic Thiem kommende Woche seine Generalprobe für das Erste Bank Open in Wien absolviert.
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Aktien-Rückkauf wird in mehreren Phasen über ein Jahr hinweg vollzogen. Samsung hat einen milliardenschweren Aktienrückkauf angekündigt. Anteilscheine im Wert von umgerechnet rund neun Milliarden Euro würden eingezogen, teilte der Elektronikkonzern bei der Vorstellung seiner Quartalszahlen am Donnerstag mit. Der Rückkauf werde in mehreren Phasen über ein Jahr hinweg vollzogen. Die Entscheidung sei genau das gewesen, worauf der Markt gehofft habe, sagten Analysten. Die Samsung-Aktie notierte mehr als zwei Prozent im Plus. Im abgelaufenen dritten Quartal verzeichnete der Hersteller von Galaxy-Handys und Tablets ein Plus beim Betriebsgewinn von 82 Prozent auf umgerechnet 5,94 Milliarden Euro und lag damit im Rahmen seiner eigenen Erwartungen. Die Umsätze stiegen im Jahresvergleich um 8,9 Prozent auf 41,5 Milliarden Euro. Die Gewinne der Handy-Sparte legten auf 1,92 Milliarden Euro zu, nach 1,4 Milliarden Euro vor einem Jahr. Hierzu trugen insbesondere das Galaxy Note 5 sowie Angebote im unteren Bereich bei, die in Konkurrenz zu chinesischen Herstellern stehen. Die Chip-Sparte verzeichnete einen Rekordgewinn von 2,93 Milliarden Euro. Die Schwäche des Won zum Dollar habe in den Monaten Juli bis September zu einem Gewinn in Höhe von rund 640 Millionen Euro geführt, teilte Samsung mit. Im vierten Quartal sei jedoch nicht mehr mit einem positiven Wechselkurseffekt zu rechnen.
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212 Menschen kamen 2015 bisher ums Leben – Zweitniedrigster Wert seit Bestehen der Statistik. Wien – 212 Menschen sind im ersten Halbjahr 2015 bei Verkehrsunfällen in Österreich ums Leben gekommen. Zwar handelt es sich um den zweitniedrigsten Wert seit Bestehen der Statistik im Jahr 1950, teilte das Innenministerium (BMI) am Mittwoch. Allerdings hat es einen starken Anstieg bei der Zahl der getöteten Kinder gegeben, wie auch der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) ausführte. Die niedrigste Halbjahresbilanz mit 191 Toten gab es 2013, elf Prozent weniger als in diesem Jahr. Im ersten Halbjahr 2014 kamen 238 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, 26 Opfer bzw. 10,9 Prozent mehr als 2015. Traurig ist der deutliche Anstieg von getöteten Kindern im diesjährigen ersten Halbjahr. Heuer sind bereits neun Opfer zu beklagen. Im Jahr davor starben im gleichen Zeitraum drei Kinder bei Verkehrsunfällen. Von den neun Kindern wurden laut den Zahlen des BMI fünf als Pkw-Insassen getötet, drei als Fußgänger und eines als Radfahrer. Der schwerste tödliche Unfall ereignete sich am Freitag vor Pfingsten, als in Purgstall in Niederösterreich zwei Erwachsene und drei Kinder ums Leben kamen, als das Auto von einem Zug erfasst wurde. Die Hauptunfallursachen im ersten Halbjahr sind Unachtsamkeit (51 Unfälle) und nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit (49). An dritter Stelle liegt die Vorrangverletzung (Kreuzungsunfälle), gefolgt von vorschriftswidrigem Überholen und vom Fehlverhalten von Fußgängern beim Fahrbahnüberqueren. Die meisten tödlichen Unfälle gab es in Niederösterreich (62 Opfer), gefolgt von Oberösterreich (37) und der Steiermark (32). In Tirol kamen 23 Menschen ums Leben, in Salzburg 20 und in Kärnten 17. In Wien und im Burgenland waren jeweils neun Tote zu beklagen. Die wenigsten Todesopfer gab es in Vorarlberg (3).
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Die Wiener Band stellt am Donnerstag ihr Debütalbum "Vs. Galore" im Chelsea vor. Tolle Musik unter dem Eindruck des New Yorker Postpunk und der Western eines Sergio Leone. Wien – Dass sich die Musik der New Yorker New-Wave- und Post-Punk-Ära als dauerhafte Inspiration für nachfolgende Generationen von Musikerinnen und Musikern erwiesen hat, gilt spätestens seit den Nullerjahren als abgesichert. Damals kam es zum Revival, das der Welt prächtige Musik von Bands wie LCD Soundsystem, The Rapture und anderen mehr bescherte, die sich vor ebenjener Ära verbeugten. Mit den dafür typischen, oft auf fetten Rhythmen basierenden Vorlagen bestreitet auch die Band Chick Quest ihr Debütalbum Vs. Galore. Am Donnerstag stellt sie es live im Wiener Chelsea vor. Die Band besteht aus dem in Wien lebenden US-Amerikaner Ryan White sowie Iris Rauh, Magdalena Kraev und Marcus Racz. Nun wäre es billig, würde Chick Quest auf einen Zug aufspringen wollen, der vor gut zehn Jahren abgefahren ist. Tun sie nicht. Zwar spielen sie zackigen und gut groovenden Dancerock. Der bedient sich jedoch auch bei Charakteristika, die von den Soundtracks diverser Spaghettiwestern bekannt sind. Da bläst also schon einmal jemand Wehmut durchs Horn, während der Gitarrist dem Hall Platz einräumt. Lässig auch, wenn White Deutsch singt. Wie im Lied Schatzi, in dem er mit für ihn fremder Zunge über die Liebe knödelt wie einst König Elvis, als dieser fragte, ob er denn ins Städtele hinaus müsse. Dazu schiebt das Keyboard mit lieblichen Tröpferlmelodien an. In anderen Stücken wie dem lebensnah betitelten Im Tired of Pretty Girls brüllt sich White die Stimme aus dem T-Hemd, dass man schon um seine Gesundheit fürchtet. Günstigerweise heißt ein anderes Lied Somebody Call A Doctor. Tolle Band.
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Venedig, Stonehenge und ugandischer Nationalpark akut gefährdet. Paris – Die Freiheitsstatue, Stonehenge, Venedig oder der ugandische Nationalpark Bwindi sind akut vom Klimawandel bedroht: Die Vereinten Nationen führten am Donnerstag 31 Welterbestätten auf, die durch den steigenden Meeresspiegel, Stürme, Dürren und andere Auswirkungen der Erderwärmung gefährdet sind. Demnach bekommen alle untersuchten Stätten bereits die Folgen der Klimaveränderung zu spüren. Untersucht hatten Forscher der Union of Concerned Scientists (UCS) gemeinsam mit der UN-Kulturorganisation UNESCO und dem UN-Umweltprogramm UNEP die Folgen für 31 Stätten in 29 Ländern. Darunter waren Korallenriffe, Regenwälder, Wüsten und archäologische Stätten. Klimawandel wird rasch zu einer bedeutenden Bedrohung für die Welterbestätten, erklärten die Forscher nun. Die internationale Gemeinschaft hatte sich im Dezember beim UN-Klimagipfel in Paris darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius über dem Niveau vor der Industrialisierung zu begrenzen. Dafür muss der Verbrauch von klimaschädlichen Energieträgern wie Öl und Gas deutlich reduziert werden. Laut Forschern drohen selbst bei einem Temperaturanstieg von zwei Grad schwere Folgen. So wird damit gerechnet, dass der Meeresspiegel deutlich steigt und die Häufigkeit und Schwere von Dürren, Stürmen und Überschwemmungen zunimmt. Die Ergebnisse des Berichts unterstreichen, dass es extrem wichtig ist, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen, um unser Welterbe für aktuelle und künftige Generationen zu bewahren, mahnte die Direktorin des Welterbezentrums, Mechthild Rössler.
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Neue Erkenntnisse zum Tathergang – Zugverbindungsauskunft gefunden – Selbstmord in der Nacht auf 3. Jänner. Gmunden/Salzburg/Darmstadt – Neue Erkenntnisse zum Tathergang im Fall der im Traunsee bei Gmunden entdeckten zwei Leichen hat das Landeskriminalamt OÖ am Freitag bekannt geben. So dürfte sich der Mann in der Nacht vom 2. auf den 3. Jänner ertränkt haben. Zuvor hatte er erst zwei Nächte in Gmunden und dann eine weitere in Salzburg verbracht, bevor er mit dem Zug über Attnang-Puchheim an den Traunsee zurückkehrte. Bereits in der Wohnung im deutschen Bundesland Hessen hatte der 72-Jährige seine um ein Jahr jüngere Frau erdrosselt, ihren Leichnam zerstückelt und in Koffer gepackt. Den Kopf betonierte er ein, bevor er diesen in einem Gepäckstück verstaute. Am 30. Dezember fuhr er mit einem blauen Opel Corsa an den Traunsee, wo er bis zum 1. Jänner blieb, bestätigte der Leiter des Landeskriminalamtes OÖ, Gottfried Mitterlehner. Es sei wahrscheinlich, dass er in dieser Zeit die sterblichen Überreste seiner Frau versenkte. Zu Neujahr am Vormittag dürfte er mit dem Auto nach Salzburg gefahren sein. Dort checkte er laut Ermittlungen in ein Hotel ein. Dann habe er sich nach einer Zugverbindung nach Gmunden erkundigt. Einen entsprechenden Computerausdruck fanden die Kriminalisten bei den privaten Utensilien des Pensionisten. Nachdem es keine gesicherten Hinweise auf eine weitere Übernachtung am Traunsee gebe, geht Mitterlehner davon aus, dass der Ehemann in der Nacht auf den 3. Jänner mit zwei schweren Gepäckstücken an den Händen gebunden in den See gegangen ist. Am Vormittag jenen Tages fand ein Anrainer dann den ersten Koffer mit Leichenteilen der Frau, ein Spürhund wenige Stunden später den nächsten. Am 4. Jänner stießen Cobra-Taucher dann in fünf Metern Tiefe auf den Leichnam des Mannes sowie den eingepackten Kopf der Gattin. Die Ermittlungen zum Motiv führt die Staatsanwaltschaft Darmstadt, nachdem in der Wohnung des Ehepaares der Mord begangen wurde. Am Freitag wurden laut deren Sprecherin Nina Reininger noch Bekannte und Angehörige gesucht, damit mit der Einvernahme begonnen werden kann. Die Beweggründe für die grausige Tat blieben vorerst weiter im Dunkeln. Es wurde kein Abschiedsbrief gefunden, erklärte sie.
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Lewandowski sorgt in 90. Minute für Entscheidung beim 2:1 – Gastgeber nach neun Sekunden und Alaba-Fehler in Führung. Sinsheim – Auch ein Rekord-Tor von Kevin Volland und der Auschluss von Jerome Boateng konnten Bayern München am Samstag in Hoffenheim nichts anhaben: Der deutsche Rekordmeister setzte sich trotz des Rückstands nach neun Sekunden mit 2:1 (1:1) durch. Thomas Müller (41.) und Robert Lewandowski (90.) trafen für die München, die noch nie gegen Hoffenheim (elf Siege, vier Remis) verloren haben. Die Gäste, bei denen Mario Götze für Lewandowski in der Startelf stand, fügten Hoffenheim damit im dritten Pflichtspiel der Saison die dritte Niederlage zu. Die hatten es in der Hand gehabt, der Partie einen anderen Verlauf zu geben: Nach einem Handspiel von Boateng, der dafür Gelb-Rot sah (72.), schoss Eugen Polanski den fälligen Elfer beim Stand von 1:1 an die Stange (74.). Den abprallenden Ball klärte David Alaba. Volland hatte bereits nach neun Sekunden getroffen und stellte damit den Bundesliga-Rekord für das schnellste Tor ein. Der 23 Jahre Nationalspieler profitierte von einem kapitalen Fehlpass Alabas. Nach dem Blitz-Tor sahen die 30.150 Zuschauer in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena rollende Angriffe der Bayern, die auf den schnellen Ausgleich aus waren. Den Münchnern, die wie schon in den vergangenen Wochen ohne Holger Badstuber, Javi Martinez und Franck Ribery auskommen mussten, fehlte aber zunächst die Präzision im Abschluss. Der Bayern-Wirbel flachte nach rund einer Viertelstunde ohne echte Torchance ab. Die defensiv agierenden Hoffenheimer hatten die Partie weitgehend im Griff, dem Meister fiel in dieser Phase nicht viel ein. Auch nach einer halben Stunde hatte sich die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola noch keine große Möglichkeit erarbeitet. Das änderte sich erst in der 33. Minute: Müller scheiterte per Kopf an Keeper Oliver Baumann. Zwei Minuten später traf Müller die Außenstange. Kurz darauf musste der angeschlagene Bayern-Innenverteidiger Medhi Benatia vom Platz, für ihn kam der Brasilianer Rafinha. Die Bayern drängten dennoch weiter, der Ausgleich durch Müller nach Vorarbeit des erneut bärenstarken Neuzugang Douglas Costa war verdient. Nach dem Seitenwechsel verbuchten die Gäste die erste gute Chance durch Costa nach Vorarbeit von Götze (52.). Danach passierte zunächst nicht mehr viel. Erst in der 66. Minute traf Neuzugang Arturo Vidal die Latte. Kurz darauf kam Lewandowski für Philipp Lahm (67.). Der Pole vergab zunächst eine große Chance, ehe er im Finish doch noch die Entscheidung zugunsten seines Teams herbeiführte. Schalke 04 kam zu Hause gegen Aufsteiger Darmstadt 98 nur zu einem 1:1 (0:1). Auch Vizemeister und Pokalsieger VfL Wolfsburg tat sich beim 1:1 (0:1) beim 1. FC Köln sehr schwer. Konstantin Rausch (9.) brachte die Lilien, bei denen György Garics sein Debüt gab, in Führung. Julian Draxler (47.) egalisierte für die Königsblauen. In Köln gelang Simon Zoller (30.) per Lupfer das 1:0 gegen die Wölfe, bei denen Kevin de Bruyne trotz der jüngsten Transferspekulationen um einen Wechsel zu Manchester City in der Anfangsformation der Niedersachsen stand. Nicklas Bendtner (83.) glich aus. Kurz vor Schluss bot sich De Bruyne die Riesenchance zum Sieg – die der Belgier aber leichtfertig vergab. Die Tatsache, dass Kevin in der Startformation steht zeigt, dass die ganzen Spekulationen alle zu verfrüht sind, sagte VfL-Manager Klaus Allofs bei Sky: Wir sind an einem Punkt, an dem wir nicht alles kommentieren. Bayer Leverkusen setzte sich bei Hannover 96 mit 1:0 (1:0) durch. Hakan Calhanoglu (18.) war per Freistoß Schütze des goldenen Tores für die Werkself vier Tage nach dem 0:1 im Champions-League-Play-off-Hinspiel bei Lazio Rom. Eintracht Frankfurt musste sich zu Hause gegen den FC Augsburg mit einem 1:1 (0:1) zufrieden geben. Caiuby (23.) hatte die Schwaben in Front geschossen, Marco Russ (86.) egalisierte. Im Samstagabendspiel bezwang der Hamburger SV dank der späten Treffer von Pierre-Michel Lasogga (84.) und Johan Djourou (89.) den VfB Stuttgart mit 3:2 (1:2) und wendete die dritte Pflichtspiel-Niederlage gerade noch ab. Nach dem Führungstor der lange besseren Schwaben durch Daniel Ginczek (23.) glich Ivo Ilicevic (34.) aus. Doch wiederum Ginczek (42.) erzielte das 2:1 der Gäste. Ab der 53. Minute musste der VfB nach der Gelb-Roten Karte gegen Florian Klein wegen wiederholten Foulspiels in Unterzahl spielen. Dies münzte der kampfkräftige HSV am Ende noch zum Sieg, die Gäste hatten nichts mehr zuzusetzen. Michael Gregoritsch war bei den Hamburgern bis zur 78. Minute im Einsatz und gehörte zu den Aktivposten, Martin Harnik im VfB-Dress blieb blass. Das Resümee von HSV-Trainer Bruno Labbadia: EWir wissen, dass es noch viele Dinge gibt, die wir noch besser machen müssen. Wir wollten dem Pressing vom VfB aus dem Weg gehen. Das haben wir nicht immer optimal gemacht. Ich habe der Mannschaft in der Halbzeit gesagt: Wir drehen das Ding heute noch. (sid/red – 22.8. 2015)
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Niederschlagung der Demokratiebewegung "Prager Frühling" in Fernsehdoku verteidigt – Botschafter ins Prager Außenministerium zitiert. Prag/Moskau – Tschechien hat mit heftiger Empörung auf eine russische Fernsehdoku reagiert, die den blutigen Sowjet-Einmarsch in der CSSR vom August 1968 rechtfertigt. Die Regierung in Prag zitierte den russischen Botschafter ins Außenministerium. Das teilte das Ministerium am Montag in Prag mit. Der sozialdemokratische Ressortchef Lubomir Zaoralek zeigte sich sehr verbittert und zutiefst beunruhigt. Die Dokumentation des staatlichen Senders Rossija 1 hatte die Niederschlagung der Demokratiebewegung Prager Frühling verteidigt. Es sei eine Reaktion auf Umsturzpläne der Nato und von Faschisten gewesen. Man hat auf uns mit Maschinengewehren geschossen, sagte ein ehemaliger Sowjet-Soldat in der Sendung. Tschechische Historiker sprachen von Geschichtsfälschung. Der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka erklärte entschieden: Es war eindeutig eine Okkupation gegen den Willen der damaligen tschechoslowakischen Regierung und gegen den Willen unserer Bürger. Russische Regierung und Medien dürften die Geschichte nicht verfälschen, forderte der Sozialdemokrat. Kritik kam auch aus der Slowakei. Die Ausstrahlung des Dokuments, das die historischen Wahrheiten verfälsche, schädige die traditionell guten Beziehungen zu Russland, hieß es. Bei den tagelangen Straßenkämpfen im August 1968 gab es Historikern zufolge 108 Tote und mehr als 500 Schwerverletzte. Bisher hatte sich Moskau von dem Einmarsch distanziert. Der russische Präsident Wladimir Putin räumte 2006 in Prag sogar eine moralische Verantwortung seines Landes für den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten 1968 in die Tschechoslowakei ein. Eine rechtliche Verantwortung lehnte er aber ab. Ein weiterer Grund für die Einbestellung des russischen Botschafters am Montag in Prag waren die Einreiseverbote gegen EU-Politiker. Unter den Namen auf der sogenannten Schwarzen Liste Moskaus sind auch vier Tschechen, darunter Ex-EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle sowie der Russlandkritiker und Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg. Trotz der aktuellen Spannungen wird der slowakische Regierungschef Robert Fico am Dienstag bei Kremlchef Putin erwartet. Gesprächsthemen sollen Energiepolitik und Gaslieferungen sein. Der Linkspolitiker war als einer von wenigen EU-Politikern zum Weltkriegsgedenken am 9. Mai nach Moskau gereist.
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Große Anteilnahme in sozialen Netzwerken nach Anschlägen in Belgiens Hauptstadt – "Lang lebe die Fritte". Die Anschläge in Brüssel haben eine Welle der Solidarität in den sozialen Netzwerken ausgelöst. Zehntausende Menschen bekundeten am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter unter Schlagworten wie #JeSuisBruxelles (Ich bin Brüssel) oder #PrayForBelgium (Betet für Brüssel) ihre Anteilnahme. Viele Nutzer posteten Bilder, auf denen die legendären belgischen Comic-Helden Tim und Struppi mit Tränen in den Augen um die Opfer trauerten. Lasst uns stark, geeint und menschlich bleiben, hieß es unter einer der Illustrationen. Belgien werde sich nicht in die Knie zwingen lassen, twitterte ein Brüsseler Anwalt und fügte hinzu: Lang lebe die Fritte. Pensées pour nos amis belges #JesuisBruxelles pic.twitter.com/yfVrAL0gIS Da der öffentliche Personenverkehr in Brüssel nach den Anschlägen zum Erliegen kam, boten viele Brüsseler den festsitzenden Pendlern ein Dach über dem Kopf an. Auch in mehreren europäischen Hauptstädten sollte am Abend der Opfer gedacht werden. Die Pariser Bürgermeisterin Anna Hidalgo rief zu stillen Zusammenkünften in der französischen Hauptstadt auf. Der Eiffelturm in Paris und das Brandenburger Tor in Berlin sollten am Abend in den belgischen Nationalfarben erstrahlen. Am Morgen waren durch eine Serie von Bombenanschlägen in Brüssel mehr als 30 Menschen getötet worden. Bei den Explosionen im Flughafen der belgischen Hauptstadt und in einer U-Bahnstation im Europa-Viertel wurden zudem nach offiziellen Angaben mehr als 200 Menschen verletzt.
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Windows-Nutzer der Versionen 7 und 8.1 hatten sich über automatisch ausgewählten Download des neuen Betriebssystems geärgert. Microsoft hat ein Ziel: Windows 10 soll möglichst schnell auf möglichst vielen Rechnern weltweit laufen. Dafür scheut Microsoft keine Kosten und Mühen, verteilt das Upgrade im ersten Jahr etwa kostenlos an Windows 7 und Windows 8.1-Nutzer. Für einige Kunden geht Microsoft dabei allerdings zu aggressiv vor: Sie berichten, dass das Windows 10-Upgrade automatisch geladen wird, wenn alle aktuellen Updates für Windows 7 oder Windows 8.1 ausgewählt werden. Bislang mussten Nutzer Windows 10 abseits von Patches manuell auswählen. Die Default-Option für das Upgrade sei aber ein Fehler gewesen, beruhigt Microsoft nun. Das Unternehmen entschuldigt sich bei seinen Nutzern und wird die Vorauswahl entfernen. Um Windows 10 tatsächlich zu installieren, hätten Kunden übrigens noch manuell zustimmen müssen, allerdings ärgert auch das Laden einer mehreren Gigabyte großen Datei viele. Windows 10 soll mittlerweile übrigens schon auf mehr als 100 Millionen Geräten verbreitet sein.
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Die Geldpolitik der Zentralbank hat Folgen für Verbraucher. Ein Überblick. Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) pumpt immer mehr Geld in den Markt. Zugleich brummt sie Banken höhere Strafzinsen auf, wenn die Institute Geld bei ihr parken. Damit sollen Mini-Inflation und schwächelnde Konjunktur angekurbelt werden. Zwar verlangen Banken und Sparkassen bisher von Durchschnittskunden noch kein Geld dafür, dass sie ihre Ersparnisse bei ihnen anlegen. Doch die Nebenwirkungen der EZB-Geldpolitik – milliardenschwere Wertpapierkäufe, Leitzins bei null und Strafzinsen – treffen auch Verbraucher. Ein Überblick: BESITZER VON FONDSANTEILEN: Bei Geldmarktfonds und Rentenfonds mit kurzer Laufzeit werde es bei steigenden Strafzinsen immer schwieriger, Renditen zu erzielen, heißt es etwa bei Union Investment, der Fondsgesellschaft der Genossenschaftsbanken. Im Schnitt halten die Fonds demnach drei bis fünf Prozent des Volumens liquide vor – falls Anleger Anteile zurückgeben wollen. Dieses Geld werde von einigen Banken negativ verzinst. Die negativen Zinsen entwickeln sich zunehmend zu einer Substanzbesteuerung für die Anleger, kritisiert Frank Engels, Leiter des Bereichs Rentenfondsmanagement bei Union Investment. LEBENSVERSICHERUNGEN: Sie leiden ohnehin seit geraumer Zeit unter den Niedrigzinsen und werfen immer weniger ab. Jetzt kommen noch die Negativzinsen hinzu. Von institutionellen Investoren wie Versicherungen und Pensionsfonds muss die Parkgebühr mitbezahlt werden, das können wir nicht drauflegen, sagt der geschäftsführende Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen, Gerhard Grandke. Das Problem der Lebensversicherer: Sie legen das Geld ihrer Kunden vor allem in Staatsanleihen an, die als sicher gelten. Diese werfen wegen der EZB-Geldpolitik aber kaum noch oder gar nichts mehr ab. Versicherern fällt es immer schwerer, hohe Garantieversprechen der Vergangenheit zu erwirtschaften. Die laufende Verzinsung aus Garantiezins und Überschussbeteiligung sinkt daher im Schnitt. BANKGEBÜHREN/DISPOZINSEN: Wir werden versuchen, das Thema Negativzinsen unseren Privatkunden nicht zuzumuten, sagt der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Uwe Fröhlich. Allerdings könnten Geldhäuser gezwungen sein, an der Gebührenschraube zu drehen. Jeder muss in seiner Bank überlegen, wie er über Konditionengestaltung gegen die Ertragsverluste anarbeitet, die ohne Zweifel da sind. Finanzexpertin Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband geht davon aus, dass Banken schauen, wo sie heute Geld verdienen können, weil ein Teil ihrer Einnahmen wegbricht. Aus ihrer Sicht könnte ein Zusammenhang mit den von Verbraucherschützern als überhöht kritisierten Dispozinsen bestehen. TAGESGELD, SPARBUCH & CO: Die Lieblinge vieler Sparer in Deutschland werfen schon seit geraumer Zeit kaum noch etwas ab. Generell ist die Zinspolitik für Verbraucher, die überwiegend in sichere Anlageprodukte investieren, kritisch, sagt Finanzexpertin Mohn. Die Beschlüsse der EZB werden für immer mehr Menschen in der Eurozone zu einer Belastung, kritisiert der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon die EZB-Entscheidungen. Die Negativzinswelt dehne sich weiter problematisch aus. KREDITE: Häuslbauer und andere Kreditnehmer profitieren von den Niedrigzinsen – für sie wird es günstiger. Allerdings warnte der Chef der Deutschen Bank, John Cryan, jüngst: Wenn die Zinsen negativer würden, müssten Banken höhere Zinsen für Kredite fordern.
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5:1 gegen Gijon im zweiten Spiel unter Zidane, Barca schießt Bilbao mit 6:0 aus dem Camp Nou. Madrid – Für Barcelona und Madrid läuft es derzeit wie am Schnürchen. Zinedine Zidane hat Real die Spielfreude zurückgegeben, das Team schaffte im zweiten Spiel unter dem früheren französischen Weltklassekicker den zweiten Sieg. Nach einem 5:0 gegen Deportivo La Coruna gab es am Sonntag abermals zu Hause ein 5:1 (5:0) gegen Sporting Gijon. Real hielt damit Kontakt zum Spitzenreiter Atletico Madrid, der am Sonntagabend nach einem Doppelpack des Franzosen Antoine Griezmann mühelos 3:0 bei UD Las Palmas gewann. Real könnte den vierten Sieg in fünf Ligaspielen aber teuer bezahlt haben, Karim Benzema und Gareth Bale mussten verletzt ausgetauscht werden. Benzema erlitt bei einem Zusammenprall mit James Rodriguez eine Knöchelverletzung, Bale erwischte es erneut am Oberschenkel. Der Waliser hatte in dieser Saison bereits zweimal wegen Muskelproblemen mehrere Wochen pausieren müssen. Bale hatte den Torreigen per Kopf eröffnet (7.), Cristiano Ronaldo (9., 18.) und Benzema (12., 41.) trafen jeweils im Doppelpack. Zusammen hält das Trio mittlerweile bei 45 Ligatoren, je 16 davon gehen auf das Konto von Benzema und Ronaldo. Auch der FC Barcelona bleibt Atletico auf den Fersen. Die Katalanen feierten mit einem 6:0 gegen Athletic Bilbao ihren höchsten Saisonsieg. Der Rückstand auf den Spitzenreiter beträgt bei einem Spiel weniger weiterhin zwei Punkte, Real Madrid liegt weitere zwei zurück. Lionel Messi brachte Barca mit einem Foulelfmeter auf die Siegerstraße (7.), danach traf Luis Suarez in dreifacher Ausführung (47., 68., 82.). Der Uruguayer überholte damit Benzema und Ronaldo und führt nun mit 18 Treffern die Torschützenliste an. Für die weiteren Barca-Tore sorgten Neymar (31.) und Ivan Rakitic (62.).
| 4Sport
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Die Neuausschreibung der Geräte ermöglicht bis zu 2.000 Überwachungen pro Jahr. Ob eine permanente Kontrolle per GPS kommt, hängt vom Budget ab. Wien – Die erste Ausschreibung im März 2010 war nicht gerade ein Glanzstück. Das Justizministerium hatte das Vergabeverfahren bereits gestartet, bevor das Gesetz für den elektronisch überwachten Hausarrest mittels Fußfesseln überhaupt beschlossen war. Entgegen dem Vorschlag der Bundesbeschaffung GmbH wurden nur drei statt fünf Bewerbern zugelassen. Der selbst auferlegte Zeitdruck und der eingeschränkte Wettbewerb wurden vom Rechnungshof zwei Jahre später in einem Prüfbericht scharf kritisiert. Zum Zug kam damals die Firma 3M, die mit 2,7 Millionen Euro (für drei Jahre) das teuerste Angebot abgegeben hatte. Der Vertrag läuft aber im August aus. Das Justizressort hat nun ein neues Vergabeverfahren gestartet. Aus den Ausschreibungsunterlagen, die dem STANDARD vorliegen, geht hervor, dass die Fußfessel in Zukunft noch wesentlich häufiger zum Einsatz kommen könnte. Auftragsvergabe bis Mitte Juni Der Auftraggeber behalte sich vor, das Volumen des Vertrags auf ein Gesamtvolumen von 2.000 überwachten Personen anzuheben, heißt es darin. Zur Orientierung: Im Vorjahr gab es 1.028 Straftäter mit Fußfessel, in den Jahren davor zwischen 600 und 800. Die Auftragsvergabe soll bis Mitte Juni erfolgen, der neue Vertrag soll dann unbefristet gelten. Grundsätzlich kann ein elektronisch überwachter Hausarrest immer dann genehmigt werden, wenn die noch zu verbüßende Strafzeit nicht mehr als zwölf Monate beträgt und der Verurteilte eine Beschäftigung findet, sowie eine Unterkunft im Inland hat. Nachdenken über Ausweitung Im Justizministerium denkt man aber seit längerem über eine Ausweitung nach. Der Generaldirektor des Ressorts hat sich im Herbst dafür ausgesprochen, Fußfesseln bei Haftstrafen von bis zu 18 Monaten zu genehmigen. Noch seien die Prüfungen aber nicht abgeschlossen, sagt eine Sprecherin von Minister Wolfgang Brandstetter (ÖVP). Laut Ausschreibung möchte man bei der Überwachung der Fußfesselträger künftig auch genauer hinschauen. Zum Hintergrund: Derzeit werden im Grunde nur die An- und Abwesenheitszeiten in der Unterkunft kontrolliert. Eine permanente Überwachung ist nicht möglich, weil die Fußfesseln nicht mit einem GPS-Sender ausgestattet sind. GPS-Angebot nötig Wer sich um den neuen Auftrag bewirbt, muss nun aber eine GPS-Ortung im Angebot haben. Der Aufenthaltsort müsse 24 Stunden am Tag feststellbar sein, heißt es. Das neue System muss auch mit dem europäischen Satellitennavigationssystem Galileo (das allerdings noch nicht in Betrieb ist) kompatibel sein. Ob man tatsächlich sofort mit einer permanenten Überwachung aller Fußfesselträger startet, ist aber offen. Dafür wären deutlich mehr Personal und Budget nötig. Ob man das bekomme, sei aber noch nicht ausdiskutiert, sagt die Ministersprecherin. Genauer kontrollieren will man offenbar auch, ob die Verurteilten im Hausarrest Alkohol trinken. Verlangt wird vom neuen Anbieter nämlich eine technische Möglichkeit zur Alkoholkontrolle samt biometrischem Erkennungsverfahren – es muss also feststellbar sein, dass die Alkoholkontrolle tatsächlich bei der überwachten Person vorgenommen wurde. Im Einzelfall sind solche Überprüfungen aber auch jetzt schon möglich. Die Wiener Rechtsanwaltskammer drängt bereits darauf, dass die GPS-Lösung möglichst rasch zum Einsatz kommt. Gerade bei jugendlichen Straftätern sei es mit GPS besser möglich, die Einhaltung von Auflagen – etwa das Verbot, bestimmte Orte oder Lokale zu betreten – zu überwachen, sagt Kammerexpertin Elisabeth Rech. So könne etwa verhindert werden, dass Rädelsführer einer Bande negativen Einfluss auf ehemalige Mitläufer ausüben. Warum Menschen wegsperren Aber auch bei Untreuedelikten könne die Fußfessel viel häufiger eingesetzt werden. Warum Menschen wegsperren, die keine Gefahr für die Gesellschaft darstellen, sondern Schadenersatzwiedergutmachung erarbeiten können? Derzeit sei die Fußfessel jedenfalls bei vielen Berufen nicht praktikabel, meint Rech. Im Falle einer GPS-Überwachung könnten Betroffene berufliche Termine auch ortsungebunden wahrnehmen. Der Fall Kartnig hat laut Rech die Schwachstellen des derzeitigen Vollzugs gezeigt. Wie berichtet verlor der frühere Sturm-Präsident das Recht, eine Fußfessel zu tragen, nachdem er beim Besuch eines teuren Restaurants und der Oper beobachtet wurde. Rech: In Wahrheit darf es für eine aufgeklärte, offene und reife Gesellschaft überhaupt keine Rolle spielen, ob ein Häftling während eines Ausgangs an einer Würstelbude oder im Hauben-Restaurant zu Abend ist.
| 1Panorama
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Rund 4 Millionen Erwerbslose im Juli – Minus von 8,5 Prozent. Madrid – Die Zahl der Arbeitslosen in Spanien ist auf den tiefsten Stand seit fast fünf Jahren gesunken. Wie das Madrider Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte, waren im Juli bei den Arbeitsämtern rund 4,0 Millionen Erwerbslose registriert, um 8,5 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Dies sei der größte Rückgang seit dem Beginn der Erhebungen nach der jetzigen Methode. Die Verbesserung der Lage auf dem Arbeitsmarkt konsolidiert sich nicht nur, sondern beschleunigt sich sogar, sagte Arbeitsstaatssekretär Juan Pablo Riesgo. Immer mehr Familien bekommen den wirtschaftlichen Aufschwung zu spüren. Die Statistik des Ministeriums berücksichtigt nur die registrierten Arbeitslosen. Sie nennt keine Arbeitslosenquote. Diese liegt nach Angaben des Statistik-Instituts (INE) bei 22,4 Prozent.
| 3Wirtschaft
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Favoriten mit höchster Zahl an Geringqualifizierten. Kärnten und Steiermark als Hochburgen der Lehre. Wien – Der Bildungsstand in den einzelnen Bezirken Österreichs ist höchst unterschiedlich. Bezirken wie Wien-Innere Stadt mit einem Akademikeranteil von fast 50 Prozent stehen solche mit nur sieben Prozent gegenüber (Südoststeiermark). Umgekehrt verfügt in Wien-Favoriten mehr als ein Drittel höchstens über einen Pflichtschulabschluss – in Wien-Innere Stadt und Hermagor sind es nur elf Prozent. Über ganz Österreich gerechnet verfügten 2013 laut Daten der Statistik Austria 19 Prozent der Bevölkerung zwischen 25 und 64 Jahren höchstens über einen Pflichtschulabschluss. 35 Prozent wiesen als höchste abgeschlossene Ausbildung eine Lehre auf und jeweils 15 Prozent eine berufsbildende mittlere Schule (BMS) oder eine Matura. 16 Prozent absolvierten eine Universität, Fachhochschule bzw. eine hochschulverwandte Lehranstalt (z.B. Pädagogische bzw. Sozialakademie). Die Statistik Austria listet aber auch die entsprechenden Daten für alle 95 politischen Bezirke Österreichs sowie zusätzlich jene der 23 Wiener Bezirke auf. Besonders viele Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss finden sich in den Wiener Bezirken Favoriten (34 Prozent), Brigittenau (33 Prozent) und Rudolfsheim-Fünfhaus (31 Prozent), Simmering und Meidling (je 29 Prozent). Wien als Ganzes kommt auf 24 Prozent. Auch andere städtisch geprägte Regionen wie Wels (28 Prozent), Dornbirn (27 Prozent), Wiener Neustadt (26 Prozent) oder Steyr (25 Prozent) verfügen über einen hohen Anteil an Geringqualifizierten. Bei den eher ländlich geprägten Gebieten haben etwa Schärding (25 Prozent) und Güssing (24 Prozent) viele Personen mit der Pflichtschule als höchstem Abschluss. Besonders wenig Geringqualifizierte weisen umgekehrt die Innere Stadt in Wien sowie die Bezirke Hermagor (je elf Prozent) sowie Klagenfurt Land, Villach Land, Mödling, Graz Umgebung, Urfahr Umgebung und Wien-Josefstadt (je zwölf Prozent) auf. Bei den Akademikern (inklusive hochschulverwandte Ausbildung) kommen die Wiener Bezirke Innere Stadt (47 Prozent), Josefstadt (45 Prozent), Neubau (44 Prozent) und Alsergrund (43 Prozent) auf die höchsten Werte. Insgesamt hat Wien einen Akademikeranteil von 24 Prozent. Außerhalb Wiens verfügen die Landeshauptstädte Graz (31 Prozent), Innsbruck (28 Prozent), Eisenstadt und Salzburg (je 24 Prozent) sowie der Bezirk Mödling (26 Prozent) über eine hohe Akademikerdichte. Vergleichsweise gering ist diese dagegen in der Südoststeiermark (sieben Prozent), Hartberg-Fürstenfeld, Leibnitz, Voitsberg, Gmünd, Waidhofen/Thaya und Zwettl (jeweils acht Prozent). Ein niedriger Akademikeranteil heißt aber nicht unbedingt ein generell geringes Bildungsniveau, wie der Blick auf den Bezirk Hermagor zeigt: Dort liegt etwa der Akademikeranteil bei nur elf Prozent – umgekehrt haben aber ebenfalls nur elf Prozent lediglich einen Pflichtschulabschluss als höchste Ausbildung. So sind etwa Kärnten und die Steiermark die österreichweiten Hochburgen der Lehre. In den beiden Bundesländern haben 42 bzw. 41 Prozent der Bevölkerung eine Lehre als höchsten Abschluss – in einzelnen Bezirken wie Spittal/Drau und Liezen (je 48 Prozent) erreicht dieser Wert fast die 50-Prozent-Marke. Zum Vergleich: In Wien sind es nur 23 Prozent, ähnliche Werte haben die meisten Bezirke mit hohem Akademikeranteil.
| 5Inland
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Moser für Kontrollrechte bei Parteien und gegen Bagatellgrenze bei Inseratenaufträgen. Wien – Rechnungshofpräsident Josef Moser hat am Donnerstag neuerlich echte Kontrollrechte gegenüber den Parteien gefordert. Außerdem plädierte Moser im Rechnungshofausschuss des Nationalrats für eine Nachschärfung des Medientransparenzgesetzes. Die Koalitionsparteien sagten laut Parlamentskorrespondenz Gespräche auf Ebene der Klubobleute zu. Die Unzufriedenheit Mosers mit dem 2012 beschlossenen Transparenzpaket ist nicht neu. Er stößt sich insbesondere daran, dass der Rechnungshof die Rechenschaftsberichte der Parteien prüfen muss, ohne aber in deren Finanzen Einblick nehmen zu dürfen. Bei Unklarheiten muss er sich mit Rückfragen bzw. der Beauftragung von Wirtschaftsprüfern begnügen. Sollte weiterhin Interesse an der Kontrolle der Parteibilanzen bestehen, dann sollte dies zumindest mit originären Einschau- und Prüfungsrechten verbunden werden, sagte Moser nun im Parlament. Kritik übte er auch an fehlenden Sanktionen für nicht übermittelte Rechenschaftsberichte. Und bei Parteispenden sieht Moser Umgehungsmöglichkeiten durch Splitting in kleinere Einzelbeträge. Beim Medientransparenzgesetz forderte Moser das Überdenken der Bagatellgrenze von 5.000 Euro pro Quartal und Medium: Grundsätzlich müssen öffentliche Unternehmen und Behörden ihre Inseratenaufträge offenlegen. Wird die Bagatellgrenze unterschritten, kann die Offenlegung jedoch unterbleiben. In Prüfungen zu dem Thema hat der Rechnungshof festgestellt, dass damit ein Drittel bis zur Hälfte der öffentlichen Werbemaßnahmen nicht in den entsprechenden Listen der Medienbehörde KommAustria aufscheinen. Die Opposition forderte daher Nachbesserungen beim Transparenzpaket. Die Vertreter von SPÖ und ÖVP im Ausschuss, Elmar Mayer und Hermann Gahr, zeigten sich für Änderungen offen und traten für diesbezügliche Gespräche auf der Ebene der Klubobleute ein.
| 5Inland
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Der Bachmannpreis muss sparen. Nicht an Texten, dankenswerterweise. Die Grazerin Valerie Fritsch gehört seit Donnerstag definitiv zum Kreis der Favoriten. Am Freitag sind zwei Österreicher am Start. Klagenfurt – Von harten Tagen sprach ORF-Landesdirektorin Karin Bernhard, in Anlehnung an Ingeborg Bachmanns Gedicht Die gestundete Zeit am Mittwochabend. Inmitten schlichter weißer Wände hielten sie, der Juryvorsitzende Hubert Winkels und Autor Peter Wawerzinek da ihre Reden zur Eröffnung der 39. Tage der deutschsprachigen Literatur. Denn besagte harte Tage gehen, trotz obligatorischen Brimboriums aus Dank, locker-flockigen Interviews und Applausen, auch an den Kostenträgern des Wettlesens nicht spurlos vorüber. Die gegenüber den Vorjahren spartanische Kulisse im ORF-Theater Klagenfurt ist Resultat eines dem Bachmannpreis verordneten Sparpakets, dessen Auswirkungen, soweit sichtbar, sich bisher aber verschmerzen lassen. Etwas idealistischer und romantischer kann man die ungewohnte, konzentrierte Klarheit der Ausstattung nämlich auch viel positiver argumentieren: Sein statt Schein, Fokus auf den Inhalt statt auf die Form. Dem spricht auch ein Bachmann-Zitat ins Wort, das am rechten Bühnenrand prangt: Ich weiß keine bessere Welt ... Ein weißes Stück Papier mit all seinen Möglichkeiten, was will man mehr? Vor dem Hintergrund dieser Möglichkeiten lasen am Donnerstag die ersten fünf Kandidaten aus ihren anderen Welten vor. Grottenschlecht, wie Neo-Juror Klaus Kastberger sich den ersten Text des Bewerbs gewünscht hätte, war allerdings keiner. Für ganz okay befand er stattdessen Katerina Poladjans sprachlich glatte und auch inhaltlich eher plan bleibende One-Night-Stand-/Beziehungsgeschichte Es ist weit bis Marseille. Großen Publikumsbeifall erntete dann Nora Gomringer für ihre perspektivenreiche Verstörungskomödie (Sandra Kegel) Recherche. Ein Zuhörtext at its best. Aber wie viel Hörspiel darf ein Text sein, um auch als Lesetext noch zu funktionieren? Diese Frage dominierte die anschließende Diskussion. Ein an Andeutungen und Selbstmitleid leidender innerer Monolog über den Exodus eines Schwangerschaftsfeindes (Hildegard Keller) von Saskia Henning von Lange sowie eine psychiatrische Staatsallegorie (Sandra Kegel) von Sven Recker stellten die Jury, die sich trotz oder dank ihrer Neuzugänge als gut geölter Interpretationsapparat mit Mut zu markigen Urteilen präsentierte, dann vor wenig Einigkeit. Bei Valerie Fritsch übermannte die Kritiker schließlich die Eintracht. Die Grazerin zählt jetzt definitiv zum Kreis der Favoriten. Es sei beinah unmöglich, etwas gegen den Text zu haben, fasste Juror und STANDARD-Literaturredakteur Stefan Gmünder die Stimmung in Jury und Saal zusammen. Und doch: Ab und zu ein Atemholen zwischen den Wortspektakeln, großen Bildern und oft hermetischer Artifizialität hätte die 26-Jährige ihrem Beitrag gönnen können. Eine gemeinsame thematische Tendenz ausmachen wollend, könnte man feststellen, die heutigen Texte kreisten um Möglichkeit bzw. Schwierigkeit von Familie und Paarbeziehungen. Wie es morgen weitergeht? Den Lesetag am Freitag bestreiten der Austrodeutsche Peter Truschner, die Wienerin Falkner, Tim Krohn, Monique Schwitter sowie die erst 23-jährige Welt-Feuilleton-Autorin und Berliner Schnauze Ronja von Rönne.
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Schuldspruch wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung – Mordversuch von Geschworenen knapp verneint. Wien – Weil er im vergangenen Sommer einen Landsmann am Wiener Praterstern niedergestochen und lebensgefährlich verletzt hatte, ist am Donnerstag ein Asylwerber im Straflandesgericht zu drei Jahren unbedingter Haft verurteilt worden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Verteidigerin Alexandra Cervinka nahm die Strafe an, der Staatsanwalt gab vorerst keine Erklärung ab. Der 35-Jährige hatte beim Prozessauftakt Ende Jänner die Tötungsabsicht bestritten, aber eingeräumt: Ich war blind vor Wut. Der Angeklagte war im vergangenen Juli nach Wien gekommen, wo er um Asyl ansuchte. Wenig später wurde er beim Diebstahl von Markenkleidung im Wert von 1.000 Euro erwischt. Dafür wurde er Anfang August verurteilt. Nur wenige Tage später kam es zur nun gegenständlichen Bluttat. Nachdem er in einer Moschee seine Gebete verrichtet hatte, traf der Angeklagte am Praterstern einen 27 Jahre alten algerischen Landsmann, den er im Flüchtlingslager Traiskirchen kennengelernt hatte. Der Bekannte wusste, dass der Bruder des Angeklagten diesem zum Bestreiten des Lebensunterhalts 500 Euro überwiesen hatte. Der 27-Jährige soll ihn aufgefordert haben, ihm etwas vom Geld abzugeben. Als der 35-Jährige ablehnte, habe der Bekannte ihm ins Gesicht geschlagen und eine Kette vom Hals gerissen, schilderte der Angeklagte dem Schwurgericht (Vorsitz: Georg Olschak). Da habe er mit einem Klappmesser einfach auf ihn gestochen. Ich wollte ihm Angst machen, ihn einschüchtern. Sechs Stiche kassierte der 27-Jährige, darunter zwei in die Schulter und einen ins Gesäß. Am bedrohlichsten war ein Bauchstich, der laut Gerichtsmediziner zum Tod hätte führen können, wenn Augenzeugen nicht sofort die Rettung verständigt hätten. Eine Notoperation rettete dem 27-Jährigen das Leben. Die Geschworenen verwarfen am Ende den inkriminierten Mordversuch mit dem knappest möglichen Stimmenverhältnis. Vier Laienrichter waren für die Anklage, vier dagegen. Man einigte sich schließlich mehrheitlich auf eine absichtlich schwere Körperverletzung. Bei einer Strafdrohung von einem bis zu fünf Jahren erschienen dem Gericht drei Jahre angemessen der Schuld und der Schwere der Tat.
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Kulturzeit, Im Bauch von Florenz: Der Mercato Centrale, Kopfüber in die Nacht, Thema, Kulturmontag: Lebendiger Winnetou-Kult, Operation Walküre – mit Videos. 18.30 MAGAZINHeute konkret: Zwei Jahre nach dem Hochwasser – Warum das Leben nicht weitergeht 151 Familien und ein Schicksal: Sie müssen sich bis Ende des Jahres entscheiden, ob sie ihr Zuhause – das Eferdinger Becken – verlassen und ein neues Leben anfangen möchten. Die Investition ins neue Leben können sich viele nicht leisten, die Auflagen sind – wenn sie bleiben – für viele eine Farce. Bis 18.51, ORF 2 18.30 MAGAZINNano Das Wissenschaftsmagazin beschäftigt sich mit Großspionage und Armut durch Krebs. Bis 19.00, 3sat 19.20 MAGAZINKulturzeit Tina Mendelsohn präsentiert: 1) Srebrenica – Die Schuld der Blauhelme. 2) Börne-Preis für Kaube. 3) 1. Todestag Nadine Gordimer. 4) 1. Todestag Lorin Maazel. Bis 20.00, 3sat 19.30 DOKUMENTATIONIm Bauch von Florenz: Der Mercato Centrale Bunte Farben, anregende Gerüche, lautes Feilschen von Händlern und Kunden: In Florenz, der Hauptstadt der Renaissance, wurde das Konzept des Lebensmittelmarktes geboren. Vor mehr als 1000 Jahren kamen die Bauern aus der Toskana ins Zentrum der Stadt und verkauften dort ihre Waren an die Handwerker, Kaufleute und Bankiers. Diese Tradition hat sich bis heute lebendig erhalten. Bis 20.15, Arte 20.15 SCHMUGGELKopfüber in die Nacht (Into the Night, USA 1985, John Landis) Klassischer Mittelstandsmensch (Jeff Goldblum) verlässt das sichere Heim. Da ist es um ihn geschehen: Er hilft einer von Mörderbanden gejagten Frau (Michelle Pfeiffer), sein Leben beginnt, einen Salto rückwärts zu schlagen, bei dem Gaststar David Bowie auch noch irgendwie seine Finger im Spiel hat. Bis 22.05, Arte 21.10 MAGAZINThema Christoph Feurstein präsentiert: 1) Badeunfälle – die unterschätzte Gefahr. 2) Was zusammenhält – Goldene Hochzeit mit der ersten Liebe. 3) Teddy Podgorski wird 80. 4) Brennen für den Weltrekord. 5) Machbar in Not – Wohnraum für Flüchtlinge. Bis 22.00, ORF 2 22.30 MAGAZINKulturmontag: Lebendiger Winnetou-Kult, heftiger Asylzwist Clarissa Stadler zeigt: 1) Winnetou lebt weiter! Fährtensuche bei den ewigen Fans. 2) Vom Techniküberdruss und dem Trend zum Verzicht. 3) Flüchtlinge in Not – Warum das Asylthema Österreich spaltet. 4) Ab 23.15 Uhr: Neue Dokumentation Teddy Podgorski – Eine Fernsehlegende wird 80. Bis 0.15, ORF 2 22.45 REPORTAGESpiegel TV Österreich Reporter haben verschiedene Gefängnisse und Justizvollzugsanstalten besucht und berichten über die unterschiedlichen Haftbedingungen. In San Marino gibt es nur ein einziges Gefängnis – und das hat sogar nur einen einzigen Insassen. In Kalifornien können Sträflinge durch Sterbebegleitung im Gefängnishospiz vorzeitig entlassen werden. Und in Norwegen gibt es sogar eine Luxus-Verwahranstalt. Bis 0.45, Puls 4 23.15 BOMBEOperation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat (Valkyrie, USA/D 2008, Bryan Singer) Tom Cruise als Carl von Stauffenberg, der 1944 vergeblich versuchte, Hitler zu töten. Allein diese Besetzung sorgte bereits während der Dreharbeiten für reichlich Aufregung. Der fertige Film überzeugt dennoch als solider Thriller, der trotz des bekannten Ausgangs bis zur letzten Minute fesselt. Bis 1.05, NDR 23.25 REPORTAGEDie Reportage: Badesaison in Wien In Wien strömen jedes Jahr 2,5 Millionen Menschen in die Bäder. Während sich die Gäste vergnügen, haben die Bademeister hart zu kämpfen. Die Reportage zeigt das Treiben von der Poolparty über den Urlaub in der Badekabine bis zur Aufreißzone. Bis 0.30, ATV
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Auf begrenzte Zeit, mit klaren Regeln – Darf Kollektivvertrag nicht unterlaufen. Wien – Aus Sicht von Wifo-Chef Karl Aiginger wird Arbeitsmarktpolitik immer mehr zur Bildungspolitik. Das Arbeitskräfteangebot wachse durch die Zuwanderung, oft fehle es hier aber an qualifizierten Arbeitskräften, so Aiginger im Interview mit der Presse (Samstagsausgabe). Daher würde Österreich ein Hauch von Hartz IV guttun, wenn auch nicht so flächendeckend wie in Deutschland. Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts erklärt im Zeitungsinterview weiters, dass man die meisten Flüchtlinge nur dann auf dem Arbeitsmarkt wird unterbringen, wenn sie anfangs Jobs übernehmen, die bisher nicht ausgefüllt wurden, und das zu einem geringen Stundensatz. Aiginger schweben hierbei zum Beispiel kleinere Handwerksarbeiten in privaten Haushalten oder gemeinnützige Tätigkeiten vor. In Deutschland sei mit Hartz IV ein dauerhafter zweiter Arbeitsmarkt mit Niedriglohnjobs entstanden – diesen will ich auf Dauer in Österreich nicht haben. Aber in einer Notsituation kann das richtig sein – auf begrenzte Zeit, mit klaren Regeln und Ausbildungskomponente. Und es darf die Kollektivverträge nicht unterlaufen, so der Wifo-Chef. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) hatte voriges Jahr Sympathie für das deutsche Modell gezeigt. Das Arbeitslosengeld hierzulande sei zu hoch. SPÖ, ÖGB, FPÖ und Grüne sparten daraufhin nicht mit Kritik am Vorstoß Schellings.
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Apple zieht mit eigenem Musikstreaming nach: reiches Angebot, unübersichtliche Bedienung. Mehrere Jahre nachdem Spotify und Co. den Markt für gestreamte Musik erschlossen haben, hat nun auch Apple nachgezogen. Der Konzern, der einst den Digitalvertrieb von Musik mit iTunes massentauglich gemacht hat, ist ab sofort mit Apple Music im Geschäft. Verfügbar ist der Dienst unter Windows und OS X sowie mit dem Versionsupdate 8.4 für iOS auf mobilen Endgeräten. Im Herbst soll auch ein Client für Android veröffentlicht werden. Den Konsumenten soll der Dienst durch ein reiches Vertragsportfolio mit den Labels eine große inhaltliche Breite geboten werden. Interessenten erhalten eine kostenlose, dreimonatige Testphase, ehe man zu einem gebührenpflichtigen Abo um zeh Euro pro Monat wechseln muss. Für 15 Euro steht eine Familienlizenz bereit, unter der bis zu sechs Nutzer Zugriff auf die Musik haben. Geboten werden eine Reihe von Themenradios, deren vorgefertigte Playlists, die von Musikexperten zusammengestellt werden. Flagship-Sender ist Beats 1, der rund um die Uhr von Djs in New York, Los Angeles und London bespielt wird. Er ist benannt nach der 2014 von Apple übernommenen Kopfhörermarke. Programmchef ist Zane Lowe, er gestaltete einst das BBC Radio 1. Auch Trent Reznor von den Nine Inch Nails hat als kreativer Leiter seine Hände im Spiel. Eine soziale Komponente kommt mit Apple Connect ins Spiel. Auf der Plattform, die – wie Beats 1 und (innerhalb der USA) die anderen Radios– nicht nur Apple Music-Abonnenten offen steht, präsentieren Künstler und Labels neue Werke. Sie können Songs dort kostenlos verfügbar machen, als Teil des Streamingsangebots definieren oder auch zum Kauf über iTunes anbieten. Sinn und Zweck von Connect ist es, als günstiges Marketinginstrument für Musikbranche zu dienen und Nutzern zu ermöglichen, einfach neue interessante Songs und Alben zu entdecken. Schon im Vorhinein wurde kolportiert, dass Apple die Konkurrenz mit Exklusivdeals ausstechen wolle. Ein möglicher Vorbote davon ist Taylor Swifts neues Album 1989 das abseits von Apple Music – zumindest vorerst – auf keinem anderen Streaming-Dienst abrufbar ist. Swift dementierte aber, sich exklusiv an den Apple-Dienst binden zu wollen. Auch The Chronic von Dr. Dre ist nur bei Apple Music per Stream zu hören. Der Künstler ist allerdings seit der Übernahme von Beats für Apple tätig. Mittlerweile gibt es auch schon erste Berichte zum neuen Streamingdienst, da Apple mehreren US-Medien vorab Zugriff gewährt hat. So sieht etwa Walt Mossberg bei Recode die Möglichkeit, sich Playlisten gemischt aus iTunes-Käufen und dem Streamingangebot als Stärke. Christina Warren von Mashable zeigt sich angetan vom For You-Tab unter dem Apple Music personalisierte Musikempfehlungen liefert, die sehr genau ihren Geschmack treffen würden. Beim Rolling Stone und MTV findet die allgemein große Auswahl an Musik Lob, ebenso wie die kuratierten Playlisten. Nachbesserungsbedarf gibt es aber offenbar beim Interface. Allgemein sei die Oberfläche von Apple Music unübersichtlich. Einige Funktionen sind relativ versteckt und auch nicht auf Anhieb intuitiv bedienbar. Manche Sektionen sind inhaltlich schlicht überladen. Die Bedienung benötiogt Zeit, um sie zu erlernen, so Mossberg. Und das ist nicht etwas, das man gerne tut, wenn man sich lediglich zurück lehnen und Musik hören möchte. Mit Spotify, Google Play Music, Deezer und Co. als Konkurrenten hat sich Apple schon vorab das Ziel gesetzt, nicht nur ein relevanter Player am existierenden Markt zu werden, sondern mit seinem Streaming-Angebot neue Kundschaft zu erschließen. Ob der Plan aufgeht, wird sich weisen, sobald der erste Schwall an neugierigen Nutzern am Ende der dreimonatigen Testphase angelangt ist.
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Der dampfende Eisenbahn-Bildband von Gerhard Trumler. Sie müssen wissen, gnädige Frau, gnä Herr, der Herr Fotograf war früher einmal Fahrdienstleiter, damals, als der Schienenverkehr noch via Telefonat geregelt wurde, als Gleise mit Petroleumlampen abgeschritten und kontrolliert wurden, als Weichen und Signale im Stellwerk mit mächtigen Hebeln mechanisch über oft hundert Meter lange Drahtzüge bedient wurden. In der Ferne tanzen Garben von glühenden Funken aus den Schloten der Dampflokomotiven, mächtigen schnaubenden Ungeheuern, die Schienen beginnen zu singen, dröhnend und zischend. Nicht zufällig heißt Gerhard Trumlers neues OEuvre Meine Dampfeisenbahn, zeigt es doch des Bilderpoeten erste Profession und frühe Obsession. Bewundernswert kunstvoll hat der sensible Seismograf des zu Bewahrenden, der Dokumentationsleiter der langsam aussterbenden Dinge sich bibliophil seiner Herzensangelegenheit, der Eisenbahn, angenommen. Begnadet erzählen kann er auch, der einstige Fahrdienstleiter, der Züge dirigierte, bevor er Jus studierte, bei der Flugsicherung im Himmel Weichen stellte und als Fotograf seine Bestimmung fand, Chronist der Mächtigen (wie Kreisky & Co) und Bewahrer des Schönen und Guten wurde. Wie ein Magier erweckt er die alte Welt wieder zum Leben, der ewig Neugierige, angereichert mit einem Glossar und einer Collage über das sagenhafte Tarockanien Herzmanovsky-Orlandos. Gschamster Diener, Maître Trumler, merci! (19.12.2015)
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Behörden stehen im Verdacht, ihrer Aufsichtspflicht nicht voll nachgekommen zu sein. Der Bankenskandal, die kürzlich erfolgte Rettung von vier mittelitalienischen Kleinbanken durch einen Bankenfonds und durch die Regierung, zieht weitere Kreise. Die Staatsanwaltschaft von Florenz hat nun auch Ermittlungen gegen die Bankenaufsicht Banca dItalia und gegen die Börsenaufsicht Consob eingeleitet. Die beiden Behörden stehen im Verdacht, ihrer Aufsichtspflicht nicht voll nachgekommen zu sein. Sowohl Banca dItalia wie auch Consob bestätigen, dass sie mehrere Kontrollen durchgeführt und die vier Banken, gegen deren Vorstände zum Teil ebenfalls ermittelt wird, unter Sonderverwaltung gestellt hätten. Im Kreuzfeuer der Kritik ist vor allem die Banca dellEtruria aus der Toskana. Deren zeitweiser Vizepräsident ist der Vater der gegenwärtigen Reformministerin Maria Elena Boschi. Mit ihren 34 Jahren ist die Ministerin der eigentliche Star der Regierung von Matteo Renzi. Denn die Rechtsanwältin aus Florenz ist nicht nur das jüngste und attraktivste Mitglied der Regierung. Ihr ist auch gelungen, was ihren Amtsvorgängern in den letzten zwanzig Jahren versagt geblieben ist: Sie war imstande, mehrere für Italien äußerst wichtige Reformen durchzubringen. Auf ihr Konto gehen unter anderem die Arbeitsmarktreform, das neue Wahlrecht und die Verfassungsreform. Nun soll es Maria Elena an den Kragen gehen. Die Oppositionsparteien, Movimento 5 Stelle und die populistische Lega Nord, haben einen Misstrauensantrag gegen die Ministerin angekündigt. Sie wird des Interessenkonfliktes angeklagt, da ihr Vater in den Skandal um die Kleinbank verwickelt war. Diese Bank hat Sparer davon überzeugt, Aktien und Anleihen der Bank zu erwerben. Diese sind inzwischen wertlos geworden. Ein Investor aus Civitavecchia hat deshalb Selbstmord begangen, da er seine gesamten Ersparnisse verloren hatte. Die Opposition nutzt die Situation, um die Regierung zu schwächen. Denn Renzi hatte vor kurzem durch ein Bankenrettungsdekret die vier am Rand der Pleite geratenen Kreditinstitute vor dem Konkurs bewahrt. Mittels eines Bankenfonds in Höhe von 3,5 Milliarden Euro wurden 7000 Arbeitsplätze gesichert und die Einlagen von rund einer Million Kontoinhabern im Wert von zwölf Milliarden Euro in Sicherheit gebracht.
| 3Wirtschaft
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Chefs von liberalem Nachrichtenmagazin wurden nach der Wahl festgenommen. Ankara – In der Türkei sind am Dienstag zwei regierungskritische Journalisten unter dem Vorwurf eines Putschversuchs angeklagt worden. Der Chefredakteur und der leitende Redakteur des liberalen Nachrichtenmagazins Nokta seien wegen des Vorwurfs festgenommen worden, die Regierung gewaltsam stürzen zu wollen, teilte das Magazin über Twitter mit. Hintergrund ist die Titelseite des Magazins nach der Parlamentswahl vom Sonntag. Die Aufmacherseite zeigte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan mit der Aufschrift Montag, 2. November, Beginn des türkischen Bürgerkrieges. Die Polizei hatte am Montag die Nokta-Büros in Istanbul gestürmt und die beiden Journalisten Cevheri Guven und Murat Capan festgenommen. Ein Gericht in Istanbul ordnete anschließend an, dass die jüngste Ausgabe des Blatts aus dem Handel genommen werden müsse, da die Öffentlichkeit darin zu einem Verbrechen angestachelt würde. Während des Wahlkampfes in der Türkei waren die Behörden wiederholt gegen Medien vorgegangen, die sich kritisch über Staatschef Erdogan äußerten. Vor laufender Kamera wurde etwa der Sitz des Medienkonzerns Koza-Ipek gestürmt und die Kontrolle über zwei Fernsehsender übernommen. Die Polizei setzte dabei Tränengas und Wasserwerfer ein. Bei Nokta gab es bereits im September eine Razzia wegen eines Titelblatts, das sich satirisch mit Erdogan auseinandersetzte.
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Insgesamt gab es 270 Förderanträge. Wien – Der Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) fördert 35 Forschungsprojekt mit 3,9 Millionen Euro. Einen entsprechenden Beschluss hat das Direktorium der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) gefasst. 1,46 Mio. Euro fließen in zwölf Projekte aus dem Bereich Medizinische Wissenschaften, davon 800.000 in den aktuellen Schwerpunkt Seltene Erkrankungen. 1,2 Mio. Euro gehen an zehn wirtschaftswissenschaftliche Projekte, davon 0,72 Mio. Euro in den aktuellen Schwerpunkt Growth – Where has it gone to? Where should it come from?. Für sieben sozialwissenschaftliche Projekte gibt es 660.000 Euro, für sechs geisteswissenschaftliche Vorhaben 570.000 Mio. Euro. Insgesamt gab es 270 Förderanträge. Für die Vergabesitzungen 2016 wurde für den Schwerpunkt in den Wirtschaftswissenschaften das Thema Competitiveness in Austria – stylized facts, economic analysis, challenges and policy options gewählt, in den Medizinischen Wissenschaften das Thema Organersatz und Transplantation.
| 7Wissenschaft
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Wegen erhöhter Bleiwerte wurden Produktion und Verkauf der Instantnudeln untersagt. Mumbai – Der Schweizer Lebensmittelriese Nestlé zieht gegen das in Indien verhängte Verbot seiner Maggi-Instantnudeln vor Gericht. Die Tochter Nestlé India Limited habe den Obersten Gerichtshof von Mumbai angerufen und verlange eine Überprüfung der Entscheidung der Lebensmittelaufsicht, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Die Behörde hatte Anfang Juni die Herstellung und den Verkauf der Maggi-Nudeln verboten, nachdem bei Tests in einigen Bundesstaaten erhöhte Bleiwerte gefunden worden waren. Nestlé erklärte zwar, die Nudeln seien sicher für den Verzehr, nahm das Produkt aber dennoch aus dem Handel. In der Bevölkerung hatte es starke Proteste gegeben; Nudelpackungen wurden auf offener Straße verbrannt. Das Gericht in Mumbai will beide Seiten am Donnerstag kommender Woche anhören, wie aus der Gerichtsplanung hervorgeht. Nestlé, der größte Lebensmittelkonzern der Welt, verkauft seit drei Jahrzehnten Maggi-Produkte auf dem Subkontinent und hat bei Instantnudeln einen Marktanteil von 80 Prozent. In einer Verbraucherumfrage im vergangenen Jahr zählte Maggi zu den fünf vertrauenswürdigsten Marken in Indien. Der Skandal um verunreinigte Fertignudeln hat auch in den USA die Behörden auf den Plan gerufen. Die für die Sicherheit von Lebens- und Arzneimitteln zuständige FDA habe Proben der Maggi-Fertignudeln genommen, erklärte ein Nestlé-Sprecherin am Donnerstag. Es handle sich um in Indien hergestellte Nudeln, die von Dritten importiert wurden. Nestlé selbst vertreibe Maggi-Nudeln in den USA nicht. Wir haben die Importeure ersucht, uns das Ergebnis der FDA-Tests mitzuteilen.
| 3Wirtschaft
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Polizei geht von "sehr großer Menge" aus. Finkenberg – Ein Unbekannter hat am Donnerstag in Finkenberg im Tiroler Zillertal (Bezirk Schwaz) offenbar Jauche in den Tuxbach geleitet. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, gehe man von einer sehr großen Menge aus. Die Jauche habe einen überaus penetranten Gestank und eine starke Schaumbildung verursacht. Zudem gelangte das verschmutzte Wasser laut Exekutive durch den Tuxbach auch in den Zemmbach. Der dadurch entstandene Schaden für die Fischgewässer sei derzeit noch ungewiss. Die Polizei bat um Hinweise aus der Bevölkerung.
| 1Panorama
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Begutachtungsfrist für KFG-Novelle endete am Dienstag – Handyverbot am Steuer wird strenger formuliert – KFV fordert Aufhebung des Kontrollhindernisses Anhaltung. Wien – Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) prognostiziert heuer erstmals seit Jahren wieder einen Anstieg der Verkehrstoten. Für 2015 wurden 460 Verkehrstote hochgerechnet. Im Vorjahr starben 430 Menschen auf Österreichs Straßen. Am Dienstag endete unterdessen die Begutachtungsfrist für eine Novelle zum Kraftfahrgesetz (KFG), mit der das Handyverbot am Steuer strenger formuliert wird. Im Zuge der 32. KFG-Novelle bestehe laut KFV die Chance, durch eine weitere Maßnahme die Zahl der Unfälle zu reduzieren: Durch die Aufhebung des Kontrollhindernisses der Anhaltung bei unerlaubter Handynutzung. Bisher ist es so, dass die Polizei Lenker anhalten musste, um sie zu strafen. Der KFV reichte beim Verkehrsministerium einen Vorschlag für die Novelle ein, dass auch dies geändert werden soll. Eine besonders wichtige Maßnahme wäre, der Exekutive den Vollzug bei Verkehrsdelikten zu erleichtern, sagte Othmar Thann der APA. Mit der aktuellen Regelung würden die meisten Verkehrssünder der Polizei durch die Netze gehen, sagte Armin Kaltenegger, Leiter des Rechts-Bereiches im KFV. Es müsse, wie bei allen anderen tausenden von Delikten, wie beispielsweise Lenker nicht blinken oder über eine rote Ampel fahren, doch auch so gehandhabt werden, dass die Polizei dies aufschreibt und dann automatisch eine Strafverfügung per Post versendet wird. Das KFV sieht in dieser Maßnahme auch ein großes Potenzial für die Reduktion von Unfällen. Denn laut einer Umfrage würden mindestens 20 Prozent der bisher ohne Freisprecheinrichtung am Steuer telefonierenden Lenker ihr Verhalten ändern, wenn sie von der Polizei für die Strafe nicht mehr angehalten werden müssten. Es würde zumindest jeder fünfte Lenker sein Verhalten überdenken und ändern, da das subjektive Gefühl, erwischt zu werden, ansteigen wird, betonte Thann. Befragt wurden im August österreichweit 600 Lenker. Hochgerechnet würde dies laut KFV bedeuten, dass rund 70 Millionen Telefonate ohne Freisprecheinrichtungen pro Jahr weniger stattfinden würden. Dadurch würde sich die Zahl der Ablenkungsunfälle – die im Vorjahr um 27 Prozent gestiegen sind – nachhaltig reduzieren. Wir haben errechnet, dass allein durch diese Maßnahme fast 1.000 Unfälle mit Personenschaden und neun Getötete weniger zu beklagen wären, sagte Thann. Das Österreichische Verkehrssicherheitsprogramm 2011-2020 sieht eine kontinuierliche Reduktion der Zahl der Verkehrstoten vor – bis auf 311 Menschen im Jahr 2020. Um dieses Ziel zu erreichen, sind nun mehr denn je rasche und zielgerichtete Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit in Österreich erforderlich, forderte Thann. Seit dem Jahr 2000 ist in Österreich die Zahl der Verkehrstoten kontinuierlich rückläufig, einzig 2012 gab es einen Ausreißer. Im Jahr 2013 gab es hierzulande erstmals weniger als 500 Toten, 455 Menschen starben damals auf Österreichs Straßen. Mit der KFG-Novelle wird präzisiert, dass der Gebrauch eines Handys nur zum Telefonieren mithilfe einer Freisprecheinrichtung oder als Navigationssystem erlaubt ist. Um das Handy als Navi verwenden zu dürfen, muss es laut dem geplanten Gesetzestext im Fahrzeug befestigt werden. Andere Apps oder beispielsweise SMS schreiben oder Mails abzurufen ist für den Fahrer tabu.
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Gap reagiert mit Sparmaßnahmen auf schleppende Geschäfte. San Francisco – Gap reagiert mit Sparmaßnahmen auf schleppende Geschäfte. Die Modekette kündigte am Montag an, 175 Geschäfte in Nordamerika zu schließen und dort etwa 250 Jobs zu streichen. Die Stellenkürzungen sollen vor allem Arbeitsplätze am Firmensitz in San Francisco betreffen. Diese Entscheidungen sind sehr schwierig, ließ Gap-Präsident Jeff Kirwan verlauten. In seinem letzten Jahresbericht hatte der Konzern seine Mitarbeiterzahl im März mit insgesamt 141.000 angegeben. Darin sind allerdings auch Gaps Schwestermarken wie Old Navy, Banana Republic oder Athleta enthalten. Die Firma wolle sich, heißt es in der Mitteilung vom Montag, auf die Filialen konzentrieren, in denen der Absatz gut läuft. Auch in Europa sollen einige Niederlassungen geschlossen werden. Gap kämpft mit sinkenden Verkäufen, seit fünf Quartalen geht der Umsatz zurück. Nach den Schließungen, von denen 140 im bis Jänner laufenden Geschäftsjahr geplant sind, will das Unternehmen mit 500 regulären Filialen und 300 Outlet-Stores in Nordamerika weitermachen. Ab 2016 erhofft sich Gap jährliche Einsparungen von etwa 25 Millionen Dollar (22 Millionen Euro).
| 3Wirtschaft
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Ein Reddit-User zeigt, wie sich Oculus-Spiele auf der HTC spielen lassen. Das Unternehmen reagiert mit Drohungen.. Es wurde ein Weg gefunden, wie sich exklusive Oculus-Rift-Spiele für die HTC Vive spielbar machen lassen. Ein Reddit-User mit dem Namen CrossVR veröffentlichte vor kurzer Zeit eine Anleitung, wie sich Luckys Tale und Oculus Dreamdeck auf dem Gerät des Konkurrenten nutzen lassen – zum Ärgernis von Oculus VR. Dabei scheint es gar nicht so schwierig, die Einschränkung exklusiver Oculus-Rift-Spiele zu umgehen. Die veröffentlichten Anleitungen bestehen nur aus simplen Schritten und dem Downloaden einiger Daten. Dann können die Spiele bereits plattformübergreifend genutzt werden. Zwar müsse man sie weiterhin legal erwerben, allerdings könne für das Spielen auch die HTC Vive verwendet werden. An diesem Trick scheint einiges dran zu sein. In einer Stellungsnahme gegenüber ArsTechnica reagierte Oculus nämlich erbost. Das ist ein Hack und das dulden wir nicht, heißt es darin. User müssen darauf gefasst sein, dass gehackte Spiele nicht unbegrenzt spielbar seien und durch Software-Updates verhindert werden können, äußerte das Unternehmen. Während Playstation VR vor kurzem Interesse an einer plattformübergreifenden Verwendung signalisierte und HTC Vive keine derart eingeschränkte Verbindung mit dem Steam-Store aufweist, scheinen sich bei Oculus eher andere Tendenzen zu entwickeln. Oculus-Gründer Palmer Luckey gab dabei vor kurzem HTC die Schuld an diesen Entwicklungen.
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Bei den Schlussplädoyers im Prozess gegen zehn Angeklagte geht es um die Grundsatzfrage: Ab wann unterstützt man eine Terrorgruppe wie den IS?. Wien – Bilder von Gesteinigten und abgeschlagenen Köpfen sieht man im Wiener Straflandesgericht selten. Dank Staatsanwältin Stefanie Schön ist das am Montag im Terrorprozess gegen zehn Angeklagte anders: Bei ihrem Schlussplädoyer projiziert sie solche Fotos, die auf den Mobiltelefonen einiger Angeklagter gefunden wurden, auf eine Leinwand im Großen Schwurgerichtssaal. Für die Anklägerin sind diese Dokumente eines von zahlreichen Indizien, dass die neun Männer und eine Frau, die vor dem Schöffensenat unter Vorsitz von Andreas Hautz sitzen, Unterstützer der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) sind. Alle wurden im vergangenen August festgenommen, als sie in zwei Gruppen über Ungarn beziehungsweise Italien ausreisen wollten. Nach Syrien, sagt Schön. Nicht einmal unbedingt, um zu kämpfen, gesteht sie zu. Aber sie hätten den IS auch durch Arbeit und Logistik unterstützt, ist sie überzeugt. Aus ihrer Sicht reicht das bereits für eine Verurteilung: Selbst wenn man nicht an der Front steht, werden ja Menschen benötigt, die im Hinterland den Staat am Laufen halten. Dass alle Angeklagten das im Sinn hatten, sieht sie auch durch andere Indizien belegt: Chat-Protokolle, in denen es um Training und Mujahedin geht oder darum, wer mehr Ungläubige meier machen – also töten – kann. Ungewöhnlich hohe Bargeldbeträge, die manche bei sich hatten, machen Schön ebenso stutzig. An die von der Mehrzahl der Angeklagten vorgebrachte Version, man habe nur auf Urlaub fahren wollen, glaubt sie nicht. Aus generalpräventiven Gründen fordert sie hohe Strafen: Die Ablehnung unserer Grundwerte kann nicht toleriert werden. Nur einer der Angeklagten ist im Sinne der Anklage geständig; ein damals 17-Jähriger wäre mit Bewährungshilfe und der Auflage zur Psychotherapie einverstanden, sollte er verurteilt werden. Die meisten sehen sich dagegen unschuldig. Und ihre Verteidiger haben in ihren Schlussvorträgen nicht von der Hand zu weisende Argumente. Einerseits habe man jenen, die sagen, auf einer Reise in den Urlaub gewesen zu sein, nicht nachweisen können, dass das nicht so war. Und zweitens: Selbst wenn der Senat an die Fahrt ins IS-Gebiet glaube, sei das noch nicht strafbar. Die von Schön präsentierten Bilder von Hinrichtungen seien zwar eine Schweinerei, wie es ein Verteidiger formuliert. Aber dennoch herrsche Meinungs- und Religionsfreiheit. Zehntausende Menschen würden derzeit in dem vom IS kontrollierten Gebiet in Syrien und dem Irak leben – die könnten nicht alle Terroristen sein, lautet ein Grundtenor der Verteidigungsstrategien. Wenn strenggläubige Muslime dorthin übersiedeln wollten, um sich eine Zukunft aufzubauen, könne das nicht illegal sein. Verwiesen wird allseits auf eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs: Strafbar sei erst die konkrete Zusage an jemanden, der für den IS rekrutiert. Und die habe sich bei keinem der Angeklagten nachweisen lassen – auch wenn sie mit Bekannten in Syrien gechattet hätten. Welcher Meinung sich das Gericht anschließt, wird man ab Dienstagmittag erfahren: Dann ist die Urteilsverkündung geplant.
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Vorbereitung des Ausgleichs kann 2:3-Niederlage Minnesotas in St. Louis nicht verhindern. St. Louis – Auch ein Assist von Thomas Vanek hat am Samstag (Ortszeit) die 2:3-Niederlage von Minnesota in St. Louis nicht verhindert. Das vom Steirer vorbereitete 2:2 brachte die Wild nach 0:2-Rückstand zwar noch in die Verlängerung, dort kassierte man 34 Sekunden vor dem Ende aber das entscheidende Tor. Immerhin baute Vanek seine Punkte-Serie nun auf schon sieben Spiele en suite aus. Bereits nach der regulären Spielzeit als Verlierer gingen Michael Grabner und Toronto beim Heim-0:4 gegen die Pittsburgh Penguins vom Eis. Für die Maple Leafs war es bereits die vierte Niederlage in Folge. (APA, 1.11. 2015) Ergebnisse vom Samstag: St. Louis Blues – Minnesota Wild 3:2 n.V., Toronto Maple Leafs (Grabner) – Pittsburgh Penguins 0:4, Los Angeles Kings – Nashville Predators 4:3 n.V., Edmonton Oilers – Calgary Flames 4:5, New Jersey Devils – New York Islanders 3:2 n.P., Dallas Stars – San Jose Sharks 3:5, Ottawa Senators – Detroit Red Wings 3:5, Tampa Bay Lightning – Boston Bruins 1:3, Florida Panthers – Washington Capitals 1:2 n.V., Columbus Blue Jackets – Winnipeg Jets 2:3.
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Es empfiehlt sich dieser Tage, Lanz zu ertragen, wenn es um die Aufarbeitung der Terroranschläge in Paris geht. So ausdauernd der ORF mithilfe seiner Korrespondenten in Echtzeit informiert – gegenwärtig ist Eva Twaroch in Frankreich im Dauereinsatz –, so sehr verordnet sein Programmmenü den Fans eine Diät, was Reflexionsformate anbelangt. Ist beim öffentlich-rechtlichen Nordnachbarn nahezu täglich eine Runde versammelt, um auch Aktuelles zu durchleuchten, muss hierzulande (unter der Woche) auf die Gnade eines runden Tisches gehofft werden. Unausweichlich also das Rüberrollen zum Nachbarn. Es empfiehlt sich dieser Tage sogar, Lanz zu ertragen, wenn es um die Aufarbeitung der Terroranschläge in Paris geht. Da sitzt also Literat Salman Rushdie, der weiß, was Todesangst bedeutet – neben ihm: Carla Amina Baghajati, die einst keine Muslima war. In jener Zeit aber, als Rushdie sich wegen seiner Satanischen Verse mit Überlebensfragen auseinandersetzen musste, ging Baghajati in eine Buchhandlung, um Rushdies Buch zu erwerben. Es lag jedoch in Griffnähe der Koran. Den wählte sie schließlich. Leider geraten beide erst zu Ende der Sendung ein bisschen aneinander. Rushdie, der froh ist, ohne Religion aufgewachsen zu sein, rügt freundlich: Hätten Sie besser das andere Buch gekauft! Baghajati: Man kann beide Bücher lesen. Rushdie: Klar können Sie beide lesen, eines der beiden ist ja sogar gut ... Baghajati wirkt ein bisschen gekränkt. Die Runde war zu groß, um Baghajati und Rushdie intensiv ins Gespräch zu bringen. Schade. Aber immerhin gab es eine Plattform, die sie zusammenführte. Am Mittwoch, nach 23 Uhr, also an einem Tag und zu einer Abendzeit, da früher ein Club 2 verhindert hätte, dass zu Lanz rübergerollt wird.
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Zukauf kostet nach früheren Angaben neun Milliarden Dollar. Brüssel – Der US-Rüstungsriese Lockheed Martin hat von der EU-Kommission grünes Licht für die Übernahme der Helikoptersparte Sikorsky vom Industriekonzern United Technologies bekommen. Der Zusammenschluss gefährde nicht den Wettbewerb in Europa, teilte die EU-Behörde am Freitag nach einer Prüfung des Falls mit. Die Aktivitäten beider Unternehmen überschnitten sich nicht, und die Firmen könnten Konkurrenten nicht vom Markt ausschließen. Lockheed Martin lässt sich den Zukauf nach früheren Angaben 9 Mrd. Dollar (rund 8 Mrd. Euro) kosten. Sikorsky ist einer der größten Hubschrauberbauer weltweit und für seine Black-Hawk-Helikopter bekannt. Die Übernahme soll bis Anfang 2016 abgeschlossen werden.
| 3Wirtschaft
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Finanzmärkte sind eines der dominanten Themen beim Weltwirtschaftsforum. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, nutzte die Gelegenheit, um beim Weltwirtschaftsforum in Davos an China zu appellieren. Die Regierung müsse ihre Politik besser erklären: Mehr Transparenz, mehr Kommunikation seien notwendig. Die jüngsten Entwicklungen an den Finanzmärkten seien auch eine Folge der unklaren Kommunikation über die Versuche der Staatsführung, die Konjunktur zu stabilisieren. Es führt zu Unsicherheit, wenn die Märkte nicht wissen, was die Politik macht und wie das einzuschätzen ist. Märkte mögen keine Unsicherheit, sagte Lagarde. Allen anderen riet sie: Mehr Geduld. Lagardes Ansicht, es brauche mehr Kommunikation, teilte auf dem Podium Jiang Jianqing, Vorsitzender von Chinas Industrie- und Handelsbank. Die chinesische Politik wird missverstanden. Lagarde rief China dazu auf, den Umbau der Wirtschaft und die bereits identifizierten Reformen voranzutreiben. Das sei ein massives Unterfangen. Lagarde riet der chinesischen Regierung, das niedrigere Wirtschaftswachstum im Ausmaß von etwas über sechs Prozent zu akzeptieren. Es ist faszinierend, dass die Leute sagen: Chinas Wirtschaftswachstum kollabiert. Das werde nicht der Fall sein, versicherte Fang Xinghai, Vizechef der chinesischen Regulierungsbehörde. China kann lernen. Und: Chinas Führung ist die stärkste der Welt. Diese Äußerung löste Lachsalven aus. Der Aktienmarkt sei 40 Prozent unter dem Höchststand, aber noch 30 Prozent über dem Niveau von vor eineinhalb Jahren. Die Welt sollte Chinas Beitrag mehr schätzen. Fang versicherte, China verfüge über Mittel und finanzielle Ressourcen, um eine harte Landung abzuwehren. Der Yuan müsse noch etwas gegenüber dem Dollar abwerten. Aber China wolle keine schwache Währung. China werde seine Verpflichtungen gegenüber dem Währungskorb einhalten, beteuerte Fang. Der Yuan wird ab dem 1. Oktober 2016 in den sogenannten Währungskorb des IWF aufgenommen. Eine positive Nachricht für Lagarde hatte kurz danach Griechenlands Premier Alexis Tsipras. EU-Partner hätten auf eine Rolle des IWF bei der Aufsicht über die Umsetzung der Reformen bestanden. Er akzeptiere das, sagte Tsipras bei einem Auftritt in Davos.
| 3Wirtschaft
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Er trägt seine Liebe zum Fußball nach außen: Jürgen Klopp. Es muss schiere Fassungslosigkeit gewesen sein, die Jürgen Klopp in der 91. Minute an der Seitenoutlinie erstarren ließ. Normalerweise lässt der Trainer des FC Liverpool dem aufgestauten Adrenalin im Torjubel freien Lauf. Dann fletscht er die Zähne, ballt die Faust und schnappt sich seinen Nächsten für eine innige Umarmung. Zurückhaltung in der Coaching Zone ist seine Sache nicht. Das kritisieren die einen als respektlos, das macht ihn bei den anderen zum Publikumsliebling. In einem zusehends abgebrühten Fußballbusiness liefert Klopp im Trainingsanzug oder mit Kapuzenpullover den emotionalen Gegenpart zu in sich gekehrten Krawattenträgern. Normalerweise. Am Donnerstag aber, als Dejan Lovren in der Nachspielzeit den entscheidenden Treffer zum 4:3 gegen seinen Exklub Borussia Dortmund im Viertelfinale der Europa League erzielte, als sich die Zuseher abbusselten, war der 48-jährige Deutsche ob der Wende perplex, wie paralysiert. Später sollte er von einer unfassbaren Atmosphäre sprechen. Rund 500 Partien habe er als Trainer erlebt, aber es gab vielleicht fünf Spiele dieser Art. Ich werde diese Nacht nie vergessen. Der in Stuttgart geborene Klopp war kein riesiger Kicker. In den 1990er-Jahren hielt er in 325 Spielen den damaligen Zweitligaklub Mainz 05 über Wasser. Siebenmal ging es gegen den Abstieg, stets mit Erfolg. Eine harte Schule, aber vielleicht die wichtigste für den späteren Trainer. Denn über all die taktischen Finessen der Fußballlehre hinaus impft der Vater eines Sohnes seinen Teams auch Kampfgeist ein. Klopp selbst nennt es auf Englisch gerne Passion. Und eben diese Leidenschaft lebt er vor. Im Training, bei Pressekonferenzen, am Spieltag. Die nach außen getragene Liebe zum Fußball ist sein Markenzeichen. Als einstiger TV-Experte weiß Klopp, wie man die Medien bedient, er spielt gekonnt mit seinem Image. Klopp braucht die Fans, er funktioniert im Wechselspiel mit deren Emotionen. Bei Mainz, Dortmund und Liverpool – allesamt Vereine mit großer Fankultur – fand er für seine Arbeit ideale Bedingungen vor. Mit Mainz gelang ihm der Aufstieg in die Bundesliga, mit Dortmund zweimal der Meistertitel und der Einzug ins Finale der Champions League. Ob er, der sich in Liverpool als The normal one präsentierte, auch in der Schlangengrube eines größeren Vereins bestehen könnte? Real Madrid? Manchester City? Man will es nicht herausfinden.
| 4Sport
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Immer mehr Menschen glauben dem Unfug von Pseudomedizinern und lassen ihre Kinder ganz bewusst nicht impfen. Sarah will nicht geimpft werden – so lautet der Titel eines demnächst erscheinenden Kinderbuchs, das vom deutschen Heilpraktiker und Homöopathen Andreas Bachmair verfasst wurde. Schon 2012 hat er das Buch Leben ohne Impfung veröffentlicht und betreibt außerdem die Internetseite impfschaden.info. Mit der – laut Eigenbeschreibung – wunderbaren Geschichte zum Vorlesen für alle Kinder ab sechs Jahren richtet sich Bachmair direkt gegen die seiner Meinung nach existierende Impfpropaganda. Denn: Die Entscheidung, nicht zu impfen, ist für viele nicht einfach, weil man oft auf Kritik und Gegenwind stößt. Allerdings. Und zu Recht! Denn bei der Weigerung, sich beziehungsweise seine Kinder impfen zu lassen, zeigt sich die Gefahr irrationaler und pseudowissenschaftlicher Ideologien besonders deutlich. Impfungen sind eine der größten Errungenschaften der modernen Medizin. Sie haben vermutlich mehr Menschen das Leben gerettet als alle anderen Therapien und Medikamente. Und trotzdem wird die Kritik daran in den letzten Jahren immer lauter und intensiver. Absurderweise besonders bei Menschen, die es eigentlich besser wissen sollten. Angesichts eines Anstiegs der Masernfälle in Österreich im letzten Jahr erklärten Forscher vom Department für Virologie der Medinzin-Uni Wien: Erstaunlicherweise sei gerade bei Personen mit hohem Bildungsniveau eine solche Impfskepsis abseits der Kenntnisnahme aktueller Zahlen oder eindeutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse verbreitet. Das werde auch in anderen europäischen Staaten, zum Beispiel in Deutschland, beobachtet. Die Gerüchte der Pseudomediziner In gewissem Sinne ist dieses Verhalten sogar verständlich. Gerade wenn es um die eigenen Kinder geht, möchte man für sie nur das Beste. Man will sie beschützen, und wenn Pseudomediziner Gerüchte verbreiten, in denen von den angeblichen Gefahren einer Impfung gesprochen wird, fällt es leicht sich einzureden, man würde den Kindern etwas Gutes tun, indem man sie nicht impfen lässt. Man möchte kein Risiko eingehen – vergisst aber, dass ohne Impfung ganz andere Risiken auf die Kinder warten. Das Problem der Impfungen ist ihr enormer Erfolg. Die Krankheiten, gegen die sie wirken, sind durch die jahrzehntelange Impfpraxis stark eingedämmt worden und nicht mehr im Bewusstsein der Menschen vorhanden. Bei einer Impfung sieht man nur noch den Vorgang selbst und hört alle möglichen (meist übertriebenen) Geschichten über Gefahren und Nebenwirkungen. Aber von den definitiv vorhandenen schweren Folgen der Krankheiten, gegen die die Impfung wirkt, ist vielen nichts mehr bekannt. Diese Unkenntnis führt dann zu der absurden Ideologie der Impfgegner. Und man kann nicht anders, als sie absurd zu nennen. Manche leugnen sogar die Existenz von Infektionskrankheiten: Der deutsche Biologe Stefan Lanka gelangte kürzlich zu zweifelhaftem Ruhm, als er gerichtlich zu einer Zahlung von 100.000 Euro verurteilt wurde. Diese Summe hatte Lanka 2011 als Preis für den Nachweis der Existenz von Masernviren ausgelobt. Lanka, der Bücher wie Der Masern-Betrug oder Impfen und Aids: Der Neue Holocaust geschrieben hat, ist davon überzeugt, dass Viren keine Krankheiten auslösen können und Impfungen nur eine Verschwörung von Ärzten und Pharmafirmen sind. Der Mediziner David Bardens legte ihm mehrere wissenschaftliche Fachartikel vor, die die Existenz von Masernviren belegen. Die Belohnung wollte Lanka aber trotzdem nicht auszahlen. Bardens klagte sie vor Gericht ein, bekam Recht und seinen Preis von 100.000 Euro. Auch Stefan Lanka bekam einen Preis: Am 21. Oktober wurde ihm Das Goldene Brett verliehen, ein Schmähpreis, mit dem der größte antiwissenschaftliche Unfug des Jahres ausgezeichnet wird. Fehlendes Wissen über Funktion der Impfung Krankheiten wie Masern, Mumps, Windpocken oder Kinderlähmung können zu schweren Komplikationen und unter Umständen sogar zum Tod führen. Wir wissen, wie wir diese Krankheiten bekämpfen und sogar ausrotten können. Wir wissen, was wir tun müssten, damit keiner mehr unter diesen Krankheiten leiden muss. Wir wissen es – und trotzdem tun es immer mehr Menschen nicht. Sie tun es nicht, weil sie auf Pseudomediziner oder Verschwörungstheoretiker hereinfallen, die erzählen, dass böse Ärzte die Leute mit Impfungen vergiften und krank machen wollen. Sie tun es nicht, weil sie keine Ahnung haben, wie eine Impfung funktioniert; wie Medizin funktioniert und wie die Natur funktioniert. Sie tun es, weil sie so sehr darauf bedacht sind, nur sanfte Medizin zu verwenden, dass sie dafür (unwissend) Krankheit und Tod ihrer Angehörigen und anderer Menschen in Kauf nehmen. Denn Impfen ist nicht nur eine individuelle Entscheidung! Manche Menschen – zum Beispiel sehr kleine Kinder oder alte Leute – können aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden. Sie sind auf die sogenannte Herdenimmunität angewiesen. Also darauf, dass in ihrem Umfeld genug geimpfte Menschen existieren, damit sich die Krankheit gar nicht erst verbreiten kann. Genau diese Herdenimmunität hält auch das Risiko für die Impfgegner gering. Solange sie existiert, stehen die Chancen gut, dass die ungeimpften Kinder nicht krank werden. Noch zumindest, denn je größer der Anteil der Impfverweigerer wird, desto schwächer ist die Herdenimmunität. Die Krankheiten, die man eigentlich schon überwunden dachte, tauchen mittlerweile wieder auf. Und angesichts der vielen Krankheiten, gegen die die Medizin noch nichts ausrichten kann, ist es umso tragischer, wenn eigentlich vermeidbare Krankheiten absichtlich nicht bekämpft werden. Die hohe Zahl derer, die noch an Masern erkranken, ist unseres Landes nicht würdig. Wir könnten die Masern ganz einfach ausrotten, sagte der bayrische Kinderarzt Christoph Wittermann kürzlich angesichts der auch dort steigenden Krankheitsfälle in einem Interview mit der Münchner Tageszeitung. Und während sich die Masernfälle in Deutschland und Österreich trotz Anstiegs noch in Grenzen halten, sind in der Demokratischen Republik Kongo seit Jahresbeginn schon 428 Menschen an dieser vermeidbaren Krankheit gestorben. Mehr Aufklärungsarbeit notwendig Gerade bei der Frage der Impfungen wäre mehr Aufklärung und wissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit nötig. Aufrufe und Kampagnen von Behörden und Gesundheitseinrichtungen sind zwar wichtig, werden aber immer noch viel zu oft als Einmischung des Staates in das Privatleben der Menschen missverstanden. Solange die Menschen nicht verstehen, wie Impfungen tatsächlich funktionieren; wie und gegen was sie wirken und wie sich das Risiko vorhandener Nebenwirkung in Bezug auf das Risiko einer tatsächlichen Erkrankung verhält, wird sich an der grundlegenden Einstellung wahrscheinlich nichts ändern. Die Frage nach der Bedeutung von wissenschaftlicher Öffentlichkeitsarbeit für die Gesellschaft bekommt beim Thema Impfungen eine Dringlichkeit, die man nicht ignorieren darf. Je mehr Menschen darüber Bescheid wissen, wie Wissenschaft funktioniert und welche Rolle sie in unserem Alltag spielt, desto weniger werden auf die absurden Behauptungen der Impfgegner hereinfallen. Es ist tragisch, dass der völlig legitime Wunsch, seine Kinder zu beschützen, am Ende genau zum Gegenteil führen kann. Es ist noch viel tragischer, dass so viele Menschen auf den Unsinn der selbstgerechten Impfkritiker hereinfallen. Sarah, das Mädchen, das im Buch von Andreas Bachmair nicht geimpft werden will, ist verärgert, dass sie deswegen nicht bei einem Pfadfinderausflug mitfahren kann. Wüsste sie, welche Krankheiten sie ohne die Impfung bekommen und übertragen könnte und wäre sie über deren Folgen und mögliche Komplikationen informiert, dann würde sie vielleicht von sich aus auf den Ausflug verzichten. Oder sich impfen lassen.
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Sigmar Gabriel war ein SPD-Chef, der die Basis begeisterte. Doch nun wächst die Entfremdung, viele verstehen seine Volten nicht mehr. In dieser Woche war Sigmar Gabriel endlich am Ziel – wenn auch nur für 13 Minuten. So lange dauerte am Mittwoch die Kabinettssitzung im Berliner Kanzleramt, die der SPD-Chef als Vizekanzler leiten durfte. Denn Angela Merkel erholt sich gerade in Südtirol von den Strapazen des Regierens und von Stuhlproblemen in Bayreuth. Dort war, bei der Premiere von Tristan und Isolde, ihre Sitzgelegenheit zusammengekracht. Gabriel hingegen saß für eine knappe Viertelstunde in Berlin fest auf ihrem Platz. Das möge er doch genießen, wurde sogleich gelästert – denn als Kanzler wird der SPD-Chef diesen Sessel möglicherweise niemals einnehmen können. Nicht nur, weil die SPD in Umfragen nach wie vor über magere 25,5 Prozent nicht hinauskommt, während CDU und CSU sich über Werte jenseits der 40-Prozent-Marke freuen können. Auch innerhalb der SPD rumort es unüberhörbar, Unzufriedenheit mit Gabriel macht sich breit. Vor kurzem veröffentlichte Björn Uhde, SPD-Mitglied aus Schleswig-Holstein, via Facebook einen Kommentar, der in der SPD für viel Gesprächsstoff sorgt. Hallo Sigmar, ich habe ein Problem, schreibt Uhde und bezeichnet den SPD-Chef als Mister Zickzack. Viele Ortsvereinsvorsitzende kommen gar nicht mehr dazu, SPD-Politik zu erklären, klagt er und droht: Auch ich werde mich nicht für Wahlkampfstände hergeben, wo wir wegen deines Zickzackkurses zu Recht in Grund und Boden kritisiert werden. Tatsächlich war die Politik der SPD in letzter Zeit nicht immer ganz stringent, etwa bei der umstrittenen Vorratsdatenspeicherung. Zuerst war Gabriel selbst dagegen, dann jedoch schwenkte er um und zwang Justizminister Heiko Maas (SPD), ein Gesetz vorzubereiten. Während andere SPD-Spitzenpolitiker deutlich machten, mit der Pegida-Bewegung nichts zu tun haben zu wollen, tauchte Gabriel überraschend und unabgesprochen bei einer Veranstaltung in Dresden auf, um mit Pegida-Anhängern zu sprechen. Nicht erklärbar war vielen auch sein Schwenk in der Griechenlandpolitik. Zunächst hatte Gabriel stets auch Solidarität mit Athen angemahnt. Doch als diese nach den Verhandlungen mit den Geldgebern beschlossen, ein Referendum abzuhalten, wurde sein Ton harscher. Man werde nicht die überzogenen Wahlversprechen einer zum Teil kommunistischen Regierung durch die deutschen Arbeitnehmer und ihre Familien bezahlen lassen, so Gabriel. Nicht gut kam zudem seine Reise nach Teheran an. Nicht einmal eine Woche nach Abschluss des Atomabkommens fuhr Gabriel (in seiner Eigenschaft als Wirtschaftsminister) bereits mit einer Wirtschaftsdelegation in den Iran, um dem Mullah-Regime seine Aufwartung zu machen. Tenor der Kritik: Gabriel habe sich viel zu schnell angebiedert. Dessen Konter: Er suche eben Kontakte statt Konflikte. Auch ein Strategiepapier Gabriels sorgt für heftige Debatten. Darin ist von innerer und äußerer Sicherheit die Rede, von einem patriotischen Selbstverständnis und davon, dass Steuern und Sozialabgaben nicht hoch, sondern fair sein müssten. Offensichtlich will Gabriel die SPD im Bundestagswahlkampf 2017 in der politischen Mitte positionieren. Juso-Chefin Johanna Ueckermann höhnt, da werde eher ein Bild der CDU light gezeichnet als eines der SPD. Und der linke SPD-Vize Ralf Stegner legte ein eigenes Zukunftspapier vor. In dem fordert er einen höheren Spitzensteuersatz, höhere Erbschaftssteuern und die Abschaffung des Ehegattensplittings. Der Frust der Genossen schlägt sich auch in Umfragen nieder. Laut einer Forsa-Umfrage für den Sternsind nur 50 Prozent der SPD-Mitglieder mit Gabriels Arbeit als SPD-Chef zufrieden. Bloß 35 Prozent der Befragten halten ihn für den besten Kanzlerkandidaten für die Wahl 2017. Was viele über die Kanzlerkandidatur der SPD 2017 denken, hat gerade Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) formuliert, indem er Merkel lobte: Sie macht das ganz ausgezeichnet – sie ist eine gute Kanzlerin. Und: Ob die Bezeichnung Kanzlerkandidat für den SPD-Bewerber noch richtig ist oder nicht, das werden wir sehen. Immerhin gibt es einen Trost für Gabriel: Seinen Job macht ihm keiner streitig. Es zeigt auch niemand Ambitionen für die Kanzlerkandidatur 2017. Denn der Bedarf, sehenden Auges gegen die beliebte Merkel in eine Niederlage zu gehen, ist nicht sehr ausgeprägt.
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Chinesische Bleichmittelfirma wirft schwarzen Schauspieler in Waschmaschine und lässt ihn als weißen Mann dieser wieder entsteigen. Washington/Peking – Die chinesische Waschmittelfirma Qiaobi hat zumindest eines geschafft: Mit ihrer Werbung für ein neues Bleichmittel hat sie weit über die eigenen Vertriebsgrenzen hinaus für Aufregung gesorgt. Allerdings handelt es sich nicht um jene Aufmerksamkeit, die sich die Firma gewünscht hat. Denn vor allem in den USA wird der Werbespot als die rassistischste Werbung aller Zeiten verdammt. Tatsächlich geht der Spot, der Berichten zufolge auch in chinesischen Kinos gezeigt wurde, über jene Grenzen hinaus, die schon bisher von Werbung bekannt sind, in denen Hautfarben als Code für die Wirksamkeit von Reinigungsmitteln herangezogen werden. Im Werbevideo stopft eine junge Frau einem schwarzen Mann eine Packung Bleichmittel in den Mund, um ihn anschließend in eine Waschmaschine zu stopfen. Auf dieser nimmt sie danach Platz, während die Schreie des Manne zu hören sind. Am Ende entsteigt der Waschtrommel ein Mann mit weißer Hautfarbe, der von der Frau angehimmelt wird. In Sozialen Medien wird nun auch darüber diskutiert, wieso der Film zwar in den USA mehr als eine Million Besuche auf YouTube über einen Berg an kritischen Kommentaren erfahren hat, in China aber offenbar kaum kritische Reaktionen hervorruft. User argumentieren – selbst nicht immer frei von klischeehaften Vorstellungen – mit der fehlenden Migration aus anderen Kulturkreisen und der angeblichen traditionell-kulturellen Vorliebe vieler Chinesen für besonders weiße Haut. Das ebenfalls rassistische Vorbild für den Film kommt übrigens aus Italien: Dort wird ein Colorwaschmittel in einem Werbespot angepriesen, in dem der Film in die umgekehrte Richtung abläuft. Ein weißer Mann kommt in die Waschmaschine, ein schwarzer Mann entsteigt ihr. Motto: colored is better.
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Zehn Privatpersonen und Vertreter von Kleinparteien würden gerne antreten. Wien – Nicht nur Vertreter etablierter Parteien und Ex-OGH-Präsidentin Irmgard Griss würden gerne am 8. Juli in die Hofburg einziehen. Auch einige größtenteils öffentlich unbekannte Vertreter kleinerer Bewegungen und Privatpersonen versuchen die 6.000 Unterstützungserklärungen zu sammeln, um auf dem Stimmzettel zu stehen. Zehn Sonstige haben laut neuwal.com bisher Interesse an einer Kandidatur gezeigt, zwei nicht ganz Unbekannte haben sich schon in Pressekonferenzen präsentiert: Am Freitag verkündete die Dialektautorin Elfriede Awadalla, Unterschriften zu sammeln. Sie erlangte mit dem Sieg in der Millionenshow einen gewissen Bekanntheitsgrad. Bei der Wien-Wahl 2015 kandidierte sie für Wien anders, ein Bündnis unter anderem aus KPÖ und Piraten, das 1,07 Prozent gerne im Gemeinderat gesehen hätten. Mann mit Wahlerfahrung Politisch Interessierten und EU-Gegner nicht unbekannt ist Robert Marschall, der am Donnerstag zur Pressekonferenz lud. Der Herausgeber des Stadtmagazins wien-konkret.at ist seit 2011 Chef der EU-Austrittspartei (EUAUS) – und hat schon Wahlerfahrung. Die von ihm angeführte Liste EU-Stop schnitt bei der EU-Wahl 2014 mit 2,76 Prozent überraschend gut ab, als beste unter den Kleinparteien. Bei der Nationalratswahl 2013 bekam EUAUS nur in Vorarlberg genug Unterschriften zusammen – und an den Urnen dann 510 Stimmen, also 0,01 Prozent. Bei der Wien-Wahl vorigen Oktober kandidierte EUAUS fast überall für die Bezirksvertretungen und überzeugte in Summe 3.343 Wähler (0,38 Prozent). Schon einige – bisher vergebliche – Erfahrung mit dem Unterschriftensammeln hat der pensionierte Richter Martin Wabl. Heuer nimmt er einen vierten Anlauf, gemeinsam mit den Mutbürgern. Weiters versuchen es der in Wien lebende Autor, Wirtschaftswissenschaftler, Journalist und Künstler Adrien Luxemburg, der frühere Hochsee-Kapitän, Unternehmensberater und Menschenrechtsaktivist Gustav Jobstmann aus Niederösterreich, der (laut eigener Homepage) arbeits- und parteilose Steirer Gernot Pointner, der Generalsekretär der Interessensgemeinschaft liberales Waffenrecht in Österreich Georg Zakrajsek, der Wiener Arzt Thomas Unden, die steirische Energetikerin und Kosmologin Karin Kolland sowie Thomas Reitmayer vom Österreich-Ableger der deutschen Satiretruppe Die Partei. Ihr Ziel sind 6.000 Unterstützungserklärungen Wahlberechtigter bis zum Freitag, 18. März, wenn die Wahlvorschläge eingereicht werden müssen. Für die Unterstützungserklärungen müssen die Wahlberechtigten – ab 23. Februar – persönlich aufs Gemeindeamt gehen, um bestätigen zu lassen, dass sie in der Wählerevidenz stehen.
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Der vereinbarte Richtwert für Asylverfahrenszulassungen bedingt eine Reihe völker- und menschenrechtlicher Fragen. Frage: Seit dem Asylgipfel am Mittwoch streiten SPÖ und ÖVP darüber, wie das Vereinbarte zu interpretieren ist. Laut ÖVP wurde eine Obergrenze von heuer 37.500 Asylverfahrenszulassungen in Österreich vereinbart, sodass der 37.501. Asylwerber nicht mehr zum Verfahren Zugang hätte. Wäre ein solches Vorgehen menschenrechtskonform? Antwort: Das kommt darauf an, was unter Nichtzulassung verstanden wird. Die Weigerung einer österreichischen Behörde, an einer Grenze oder im Bundesgebiet, einen Asylantrag anzunehmen, wäre ein Verstoß gegen die Genfer Flüchtlingskonvention. Zwar sagt diese nichts über Asylverfahren aus, sondern nur über das Recht von Menschen, bei Verfolgung in anderen Staaten Schutz zu erhalten. Doch aus ihr wird abgeleitet, dass Asylanträge entgegengenommen werden müssen. Kein Verstoß wäre demnach, wenn man das Asylbegehr des 37.501. Flüchtlings registriert, es aber erst nach einiger Zeit bearbeitet. Frage: Die Wartezeit sollen überzählige Asylwerber laut ÖVP-Stimmen in eigenen Zonen an der österreichischen Grenze verbringen können. Wäre das menschenrechtlich okay? Antwort: Schon – so die Betroffenen dort menschenwürdig untergebracht und nicht kaserniert werden; Letzteres wäre ein Verstoß. Dies gilt laut dem Menschenrechtsexperten Manfred Nowak auch für die EU-Hotspots – was dazu führen könne, dass viele Asylsuchende, anstatt länger zu warten, die Hotspots rasch wieder verlassen und sich Schleppern anvertrauen. Frage: Statt von einer Obergrenze spricht die SPÖ von einem Richtwert für die künftige Asylverfahrenszahl – so wie es auch in dem Papier des Asylgipfels steht. Ändert die Begriffswahl etwas? Antwort: Durchaus. Laut SPÖ-Verhandlerkreisen ist der Richtwert eine Größe, die es anzustreben gilt. Die Obergrenze hingegen wird von der ÖVP als fixe Zahl kommuniziert. Frage: Auf Regierungsseite sowie aus der FPÖ heißt es, Österreich müsse laut der EU-weit geltenden Dublin-III-Verordnung im Grunde überhaupt keine Asylanträge entgegennehmen, weil es von lauter sicheren Drittstaaten umgeben ist. Ist diese Sichtweise rechtlich haltbar? Antwort: Laut dem Verfassungsrechtsexperten Bernd Christian Funk, der eines von zwei Gutachten zu den Asylgipfel-Vorschlägen erstellen soll, ist das fraglich. Eine solche Politik wäre eine Rückkehr zu einer Vorgangsweise, die in den vergangenen Monaten aufgrund des tolerierten Flüchtlingstransits de facto außer Kraft gesetzt worden sei, sagte er dem STANDARD. Im Interesse einheitlicher Regeln im Umgang mit Asylwerbern in der EU würde eine solche strikte Dublin-III-Anwendung Österreichs wahrscheinlich zu einem Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof führen. Frage: Wie weit ist das Menschen- und damit Völkerrecht in Asylfragen eigentlich zwingend? Sanktionen gibt es de facto ja keine. Antwort: Erstens gibt es sie durchaus, etwa in Form von Sprüchen des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte. Zweitens haben sich die Staaten mit der Ratifizierung der Genfer Flüchtlingskonvention zur Befolgung derer Regeln und Folgen bereit erklärt. Menschenrechtsexperte Nowak vergleicht das mit der Straßenverkehrsordnung: Diese werde von den meisten Verkehrsteilnehmern im eigenen Interesse befolgt, nicht aus Angst vor Strafe.
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Der gefährlichste Angriffsvektor ist derzeit wohl MMS. Sicherheitslücken in Googles Betriebssystem Android sorgt für Ungemach. Anfällig ist die Multimedia-Schnittstelle Stagefright, über die Angreifer etwa mit manipulierten MMS Schadcode auf betroffene Mobilgeräte einschleusen können. Stagefright ist seit Version 2.3 (Gingerbread) Teil von Android und kommt zum Abspielen von Multimedia-Dateien zum Einsatz. Auch Apps nutzen die Schnittstelle. Mit der Stagefright Detector App können nun Nutzer prüfen, ob ihr Android-Gerät von den Lücken betroffen ist. Das Programm prüft das mobile Betriebssystem auf insgesamt sieben Sicherheitslücken ab. Programmiert wurde die App von der Securityfirma Zimperium, deren Mitarbeiter Joshua Drake die Lücken gefunden hat. Die Schachstellen können über viele Wege ausgenutzt werden. Der gefährlichste Angriffsvektor ist derzeit wohl MMS – das Programm läuft bei vielen Android-Geräten mit Systemrechten. Ist Googles eigene Hangouts-App als SMS/MMS-Default-Anwendungen definiert, muss die MMS nicht einmal betrachtet werden, da hier die Bilder vom Media Framework automatisch verarbeitet und indiziert werden. In diesem Szenario könnte also ein Angreifer eine Nachricht in der Nacht schicken, auf das Gerät einbrechen, und anschließend die MMS wieder löschen, um seine Spuren zu verwischen. Dementsprechend rät Zimperium das automatisch Abrufen von MMS abschalten, wenn der Stagefright Detector anschlägt. Nach dem Bekanntwerden der Sicherheitslücke hat Google regelmäßige Updates für seine Geräte versprochen. Das betrifft allerdings nur Googles eigene Nexus-Smartphones und Tablets. Die Nexus-Geräte sollen ab sofort monatliche Software-Aktualisierungen erhalten, kündigte Google am Mittwochabend in einem Blogeintrag an. Die Updates sollen automatisch zur Verfügung gestellt werden. Das erste davon gab es am Mittwoch Google hatte bereits ein Sicherheits-Update an die Hersteller von Android-Handys geschickt. Doch die Handybauer entscheiden selbst, ob und wann sie solche Updates an ihre Nutzer weiterleiten. Daher müssen Besitzer von Android-Handys wohl noch auf Sicherheits-Updates warten.
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Regelmäßige Treffen mit Hochegger, Telekom-Fischer und Immobilienmakler Plech – Meischberger: "Da sind sehr viele Geschäfte gemacht worden". Wien – Bei der Fortsetzung seines Prozesses am Wiener Straflandesgericht hat der angeklagte Ex-Spitzenpolitiker Walter Meischberger am Montag seiner Enttäuschung über einen Freund Luft gemacht, der zuletzt als Zeuge ausgesagt hatte – und sich dabei von Meischberger distanzierte. Dabei sei man sehr eng befreundet gewesen, was sich an regelmäßigen Treffen und Stammtischen zeige. Und diese Treffen waren durchaus prominent besetzt. Mit dabei waren Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und der Ex-Telekom-Manager Rudolf Fischer, der sich gerade mit Fußfessel im Straflandesgericht im Telekom-1-Prozess verantworten muss. Ebenfalls dabei war der Immobilienmakler Ernst Plech, eine zentrale Figur in der Causa Buwog, wo derzeit das Justizministerium über eine Anklageerhebung entscheidet. Nicht gefehlt hat auch der Lobbyist Peter Hochegger. Da sind sehr viele Geschäfte gemacht worden, sagte Meischberger vor Richter Michael Tolstiuk. Alles Namen, die in zahlreichen Korruptionscausen aufscheinen. Sämtliche Personen bestreiten Malversationen, es gilt die Unschuldsvermutung. Der Zeuge, ein Hotelmanager, war laut ersten Angaben von Meischberger der mögliche Tippgeber, dass ein Hotel in München zum Verkauf steht. Meischberger hatte für den Tipp 600.000 Euro von der Baufirma UBM bekommen, was für die Staatsanwaltschaft eine Scheinrechnung ist. Zuletzt hatte Meischberger dann gesagt, er wisse nicht mehr, wer ihm den Tipp gegeben hat. Der Zeuge war es laut Eigenangaben jedenfalls nicht. Doch heute kam es zur Wende: Von seinem Verteidiger befragt meinte Meischberger, dass der Hotelmanager möglicherweise doch der Tippgeber war. Wie eng die Freundschaft war, unterstrich die Verteidigung durch die Vorlage eines privaten Fotobuches von Meischberger, in dem beide feiernd zu sehen sind. Hintergrund der Anklage ist eine Einmietung der Finanzbehörden in ein Porr-Gebäude in Wien (Brehmstraße). Die Porr war seinerzeit die Konzernmutter der UBM. Die Staatsanwaltschaft vermutete Schmiergeldzahlungen und ermittelte auch gegen den damaligen Finanzminister Grasser. Die Ermittlungen gegen Grasser wurden eingestellt, übrig blieb die 600.000-Euro-Rechnung der damaligen Porr-Tochterfirma, für die Meischberger Erklärungsbedarf hat. Dieser gründet sich unter anderem auf ein Telefonat von Meischberger mit Plech. Dabei fragte Meischberger: Weißt du noch, was hinter der Münchner Geschichte eigentlich war? Plech hatte geantwortet: Des von der Münchner Geschichte war der 11. Bezirk, die Aussiedlung von Teilen der Finanz. Meischberger: Brehmstraße?. Plech: Brehmstraße. Zu einem anderen Projekt, der Nordbergstraße, hatte Meischberger ebenfalls Plech nach Details gefragt: Wo woar mei Leistung? – ein Satz, der zum geflügelten Wort in Korruptionsberichten wurde.
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Soll Fähigkeiten der benutzten Software veranschaulichen. Forscher der ETH Lausanne haben mit einer speziellen Software das Star Wars-Universum quantifiziert. Die Studie dürfte sich als interessant für eine Reihe wissenschaftlicher Felder erweisen, die sich mit der Analyse realer Daten beschäftigen. Eingefleischte Star Wars-Fans wissen, dass das von George Lucas geschaffene Universum weit über die sieben Filme hinaus reicht. Aber von diesen Ausmaßen dürfte der eine oder die andere doch überrascht sein: Mehr als 20.000 Charaktere in 640 Gesellschaften auf 294 Planeten haben Forschende der ETH Lausanne (EPFL) bilanziert, wie die Hochschule am Mittwoch mitteilte. Abseits der Filme entwickelten Bücher und Videospiele die Geschichte weiter, fügten weitere Episoden hinzu und vergrößerten das Star Wars-Universum zunehmend. Für ihre Studie extrahierten die Forschenden um Kirell Benzi und Pierre Vandergheynst von der EPFL Daten von Hunderten von Seiten der Star Wars-Wikipedia Wookieepedia. Von den 20.000 Charakteren, auf die die Wissenschafter dabei stießen, spielen rund 7.500 eine wichtige Rolle. Beruhigend ist auch zu wissen, dass die Guten zumindest unterm Strich in der Überzahl sind: 1.367 Jedi stehen 724 Sith gegenüber. Das Programm vermochte auch, die Herkunft der Charaktere zu bestimmen. Bei der Analyse der zehn größten Gesellschaften zeigte sich dabei ein erstaunliches Ungleichgewicht: 80 Prozent der Bevölkerung der Star Wars-Galaxie scheinen Menschen zu sein. Außerdem platzierte der Algorithmus die Charaktere auf der 36.000 Jahre umfassenden Zeitachse der Saga. Hierfür stützten sich die Forschenden auf Netzwerkanalysen: Sie bestimmten alle Verbindungen zwischen dem jeweiligen Charakter und anderen Charakteren und konnten ihn dank dieser Referenz auf der Zeitachse platzieren, auch wenn die Information in den Filmen oder Büchern fehlte. Obwohl sie sich um eine fiktive Welt dreht, ist die Studie keine reine Spielerei. Vielmehr sollte sie die Fähigkeiten des Softwarepakets demonstrieren, digitale Daten aus Online-Lexika zu extrahieren und zu analysieren. Das Programm kartiert Verbindungen in der Masse unorganisierter Daten im Internet, erklärte Hauptautor Benzi in der Mitteilung. Konfrontiert mit großen Datenmengen leistet die Software, was kein Mensch bewerkstelligen könnte: Sie sammelt Daten anhand von sehr präzisen Kriterien, stellt Verbindungen zwischen Datenpunkten her, quantifiziert und interpretiert sie und errechnet fehlende Informationen. In kürzester Zeit produziert sie daraus interaktive Grafiken. Das Softwarepaket dürfte sich als sehr wertvoll für eine Reihe von wissenschaftlichen Disziplinen erweisen. Mit der zunehmenden Digitalisierung von Dokumenten und Archiven könnte es helfen, Wissenslücken in der Geschichtsforschung oder anderen Forschungsfeldern zu schließen.
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23 Ziele in der Nacht auf Samstag bombardiert. Ankara – Türkische Kampfjets haben in der Nacht zum Samstag Stellungen der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK im Nordirak bombardiert. 23 Ziele seien beschossen worden, erklärte die türkische Armee. Darunter seien Unterkünfte und Materiallager. Auch in der südosttürkischen Provinz Sirnak seien PKK-Stellungen angegriffen worden. Die Türkei, die USA und die EU haben die PKK, die für einen eigenen Kurdenstaat kämpft, als Terrororganisation eingestuft. Seit Beginn des PKK-Aufstandes 1984 sind mehr als 40.000 Menschen getötet worden. Ein seit März 2013 andauernder Waffenstillstand mit der Türkei war im Juli zusammengebrochen.
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Die Wahrscheinlichkeit, eine veredelte ivorische Kakaobohne bereits gegessen zu haben, ist groß. Doch Kinderarbeit nimmt dort zu, Armut ist weitverbreitet. Die Hauptstraße ist zugleich die einzige Straße, die ins Dorf führt. Aber was heißt Straße? Einige Schlaglöcher entlang der Lehmpiste sind so groß, dass sie nicht umfahren werden können. An einigen Stellen droht die durch den Regenwald geschlagene Trasse nach den Regenfällen der letzten Tage wegzubrechen. Tiemokokro steht nach wenigen Kilometern Holperpiste, für die man eine Stunde benötigt, auf dem Ortsschild. Unter dem Schriftzug befindet sich eine explizite Zeichnung, sein Geschäft bitte nicht im Freien zu verrichten – was angesichts nur einer Handvoll Toiletten für die hunderten Dorfbewohner nicht umzusetzen ist. In Tiemokokro, 130 Kilometer nördlich der afrikanischen Metropole Abidjan entfernt, gibt es wie in vielen Dörfern in Côte dIvoire keinen Strom, kein fließendes Wasser. Wenn der Dorfbrunnen defekt ist, und das ist er die meiste Zeit des Jahres, gehen die Frauen mit Kübeln auf dem Kopf täglich mehrmals zu kilometerweit entfernten Wasserstellen. Als Behausungen dienen Lehmhütten, gekocht wird auf offenen Feuerstellen, gegessen wird fast täglich das Gleiche: Reis, Bananen und Suppe aus den Wurzelpflanzen Yams, Maniok und Taro. Der einzige Luxus: Eine Autobatterie, die von einem Solarpaneel auf dem Strohdach gespeist wird. Sie wird einzig für das Aufladen von Handys gebraucht. Mit dem Handy können Gelder von Familienmitgliedern aus dem Ausland erhalten oder Autobesitzer im Krankheitsnotfall angerufen werden. Am eindrücklichsten zeigt sich die Armut aber bei den Blähbäuchen der vielen fröhlichen Kinder, die mehr an Mangel- als an Unterernährung leiden. Fast alle Bewohner hier sind Kakaobauern. Sie sorgen für den Rohstoff eines Produkts, das kaum jemand im Dorf je gekostet hat: Schokolade. Die Wahrscheinlichkeit, eine veredelte ivorische Kakaobohne in Österreich probiert zu haben, ist hingegen groß: Mehr als ein Drittel der Welternte stammt aus Côte dIvoire, das Land ist mit Abstand vor dem östlichen Nachbarn Ghana der weltgrößte Kakaoanbauer. Die Schoko-Nachfrage wird wegen des wachsenden Wohlstands in Schwellenländern Asiens und Lateinamerikas größer. Das freut die verarbeitenden westlichen Konzerne wie Cargill (USA) oder Barry Callebaut (Schweiz) sowie die Multis Mars, Mondelez, Nestlé oder Ferrero. Sie kontrollieren den überwiegenden Großteil des Handels. Die Kakaobauern erhalten laut der Kampagne Make Chocolate Fair der NGO Südwind nur 6,6 Prozent des Verkaufspreises für eine Tafel Schokolade. In Côte dIvoire lebt fast jeder vierte Bewohner vom Kakaoanbau. Der Wunsch vieler Bauern in Tiemokokro ist es aber, dass ihre Kinder etwas anderes lernen. Ich hoffe, dass meine Kinder so lange als möglich in die Schule gehen können, sagt Kouadio NDri. Mit seiner Frau Suzanne Brou Affoué hat er 14 Kinder gezeugt, sieben haben nicht überlebt. Das ist hier nichts Außergewöhnliches: Frédéric NGuessan Kouassi etwa erzählt von dreizehn Kindern. Wie viel Geld er mit dem Anbau von Kakao verdient, sei relativ, sagt Kouadio NDri. Ein Kleinbauer verdiene bei guter Ernte rund 1500 Euro im Jahr: Aber wenn ich ein bisschen Geld habe, ist die afrikanische Familie groß. Das schließt Tanten, Onkeln, Nichten und Neffen mit ein. Weil dubiose Zwischenhändler oft weniger Geld als den staatlich festgesetzten Mindestpreis für Kakaobohnen bezahlt haben, sind viele Bauern im Dorf einer Fairtrade-Kooperative beigetreten. Dort wird ein Mindestpreis garantiert, zudem erhält die Kooperative Prämiengelder (200 US-Dollar pro Tonne) von Fairtrade. Ein kleiner Teil wird zusätzlich an die Bauern ausgeschüttet, der Rest für gemeinsame Projekte verwendet. In Tiemokokro konnte die zerstörte Schule wiederaufgebaut und Schulmaterialien konnten angeschafft werden. Bauern erhalten von der Kooperative neue Setzlinge, die den Ertrag in einigen Jahren steigern. Fairtrade-Kooperativen sind auch vom Weltmarktpreis unabhängiger: Im November 2015 notierte dieser bei über 3500 Dollar pro Tonne, aktuell sind es mehr als 400 Dollar weniger. Die Schule ist das wichtigste Projekt. Weit über 100 Kinder sollen hier Bildung erhalten, statt gefährliche Tätigkeiten auf den Kakaofeldern zu verrichten. Denn trotz eines Gesetzes gegen ausbeuterische Kinderarbeit, das 2015 verabschiedet wurde, ist die Entwicklung dramatisch: Laut einer aktuellen Studie der Tulane-Universität ist die Anzahl von Kindern, die in Côte dIvoire missbräuchliche Arbeit in der Kakaoproduktion leisten, um fast die Hälfte gestiegen. 72 Prozent der Kinder haben schon einmal gefährliche Arbeiten verrichtet, sagt Joseph NGuessan von der NGO Fraternité Sans Limites. Dazu zählen das Bäumefällen, das Versprühen chemischer Produkte oder das Tragen von Lasten auf dem Kopf. Wer fairtradezertifiziert sein will, muss auf den Einsatz gefährlicher Kinderarbeit verzichten. Das wird in Schulungen vermittelt und kontrolliert. In Österreich werden pro Kopf und Jahr rund neun Kilogramm Schokolade konsumiert, nur vier Prozent ist nach sozialen oder ökologischen Kriterien zertifiziert. Wobei der Kauf von Fairtrade-Schoko nicht bedeutet, dass man auch Fairtrade-Schoko isst: Aufgrund der geringen Margen wird von Konzernen nicht getrennt produziert. Durch den höheren Verkaufspreis werden aber die Prämienzahlungen an die Kooperativen unterstützt.
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Physiker um Anton Zeilinger haben Geschichte der sogenannten "delayed-choice"-Experimente zusammengefasst und neu ausgewertet. Wien – Der US-Physiker John Archibald Wheeler (1911-2008) hat die fundamentale Unbestimmtheit in der Quantenphysik mit einem großen, rauchenden Drachen verglichen. Im delayed choice genannten Gedankenexperiment fragte er sich, wann sich Photonen entscheiden, ob sie Welle oder Teilchen sind. Die Geschichte dieser delayed-choice-Versuche hat nun der Physiker Anton Zeilinger mit Kollegen ausgewertet. Eines der grundlegenden Prinzipien der Quantenphysik ist der Welle-Teilchen-Dualismus. Ein Lichtteilchen (Photon) kann sich sowohl als Teilchen, als auch als Welle verhalten. Das kann man im Doppelspaltexperiment gut sehen: Schickt man Licht durch zwei enge Spalten, so entstehen auf einem Schirm dahinter ein Muster aus hellen und dunklen Streifen. Weil sich die Photonen wie eine Welle verhalten, konnten die Lichtwellen einander in den hellen Bereichen verstärken, in den dunklen Arealen einander auslöschen oder abschwächen. Man spricht dabei auch von Interferenz, bei den Streifen von Interferenzmustern. So funktioniert das nur, wenn man nicht weiß, welchen Weg die einzelnen Photonen genommen haben – den linken oder den rechten Spalt. Platziert man Detektoren an die Spalten und schaut nach, welchen Weg die Photonen nehmen, verschwindet augenblicklich das Interferenzmuster, sie verhalten sich wie Teilchen. Diese Dualität gibt es nicht nur bei Photonen, sondern selbst bei massiven Teilchen wie Molekülen aus Dutzenden Atomen. Wellen- oder Teilchen-Dasein offenbart sich also, je nachdem, welche Eigenschaft in einem Experiment gemessen wird. Für dieses Phänomen hat Wheeler das Bild des großen, rauchenden Drachen geprägt. Von diesem sieht man nur den Schwanz in Form der Quelle der Teilchen und das Maul in Form der Messergebnisse, was dazwischen liegt, ist vom Rauch verborgen. Erst die Messung bestimmt das Phänomen. Wheeler hat in seinem berühmten Gedankenexperiment gezeigt, dass gemäß der Quantenmechanik die Entscheidung, ob das Photon Wellen- oder Teilchencharakter zeigt, sogar erst getroffen werden kann, nachdem es die Wege bereits durchlaufen hat – also eine delayed choice, eine verspätete Entscheidung. In einer später realisierten Versuchsanordnung – dem sogenannten Quantenradierer – wurde gezeigt, dass man durch eine bestimmte Form der Messung die Weginformation regelrecht ausradieren und damit im Nachhinein entscheiden kann, ob sich ein Quantenobjekt wie eine Welle oder wie ein Teilchen verhält. In zahllosen Experimenten wurden in den vergangenen Jahrzehnten diese Phänomene experimentell überprüft und der Welle-Teilchen-Dualismus untermauert. Der Wiener Experimentalphysiker Anton Zeilinger vom Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Universität Wien, Xiao-song Ma von der Nanjing University (China) und der österreichische Physiker Johannes Kofler vom Max Planck-Institut für Quantenoptik in München haben nun im Fachjournal Reviews of Modern Physics die gesamte Geschichte der delayed choice-Experimente zusammengefasst und ausgewertet. Für Zeilinger konfrontieren diese Experimente die Forscher nicht nur mit Grundsatzfragen der Quantenphysik: Sie haben auch für zukünftige innovative Anwendungen große Bedeutung, etwa in der Quantenkryptographie oder der Weiterentwicklung des Quantencomputers, so der Physiker. So haben Zeilinger und Xiao-song Ma vor einigen Jahren in einem delayed choice-Experiment mit verschränkten Photonenpaaren demonstriert, dass in der Quantenwelt Handlungen Einfluss auf vergangene Ereignisse haben können. Letztlich könnte das bedeuten, dass ein Quantencomputer an einem Problem zu rechnen beginnen kann, dessen Input erst in der Zukunft existiert.
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Migrations- und Bildungsforscherin Barbara Herzog-Punzenberger über religiöse Sektierer und soziale Segregation in privaten Bildungsstätten. STANDARD: Um die islamischen Kindergärten ist eine heftige Debatte ausgebrochen – ausgelöst durch eine Studie, die Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) bei Ednan Aslan, Professor für Islamische Religionspädagogik an der Uni Wien, in Auftrag gegeben und schon im Stadium der Vorstudie veröffentlicht hat. Es geht um Missionierungs- und Abschottungsvorwürfe gegenüber einigen islamischen Kindergärten in Wien. Was leiten Sie aus dieser Debatte ab? Herzog-Punzenberger: Österreich ist bekannt für seine religionsfreundliche Haltung im Schulwesen – es dürfen nicht nur alle anerkannten Religionsgemeinschaften Religionsunterricht in der öffentlichen Schule anbieten, sondern die Religionspädagoginnen und -pädagogen werden sogar vom Staat bezahlt. So weit, so gut. Was aber bis zum Ende des verpflichtenden Schulbesuchs eine viel grundsätzlichere Frage darstellt, ist die der Trägerschaft von Bildungseinrichtungen. Und das berührt die sehr grundsätzliche Auffassung vom Verhältnis zwischen privaten und öffentlichen Bildungseinrichtungen in der Phase der sekundären Sozialisation, also während der soziokulturellen Integration jedes Kindes und Jugendlichen in die Gesellschaft. STANDARD: Die islamischen Kindergärten stehen ja nur exemplarisch für den gesamten Sektor der privaten Einrichtungen, die es neben dem öffentlichen Angebot gibt. Herzog-Punzenberger: Ja, und dabei gilt es mindestens zwei Dimensionen zu bedenken: die Sozialisation des einzelnen Kindes und die Zusammensetzung der Kinder – und damit ihrer Familien in jeder dieser Einrichtungen. Während die primäre Sozialisation eines Kindes in der Familie stattfindet und sozusagen die Grundausstattung an emotionalen, sozialen und kognitiven Fähigkeiten erbringt, sind außerfamiliäre Institutionen für die Integration jedes Individuums in die moderne, plurale Gesellschaft verantwortlich. Das ist insofern wichtig, als es hier in Österreich, anders als in Gesellschaften, die über Verwandtschaftsclans, also die erweiterte Familie, organisiert sind, in einer demokratischen, republikanischen, wohlfahrtsstaatlichen, sozial und kulturell vielfältigen Gesellschaft, bestimmte Fähigkeiten braucht, die gerade nicht in der Familie erlernt werden können. STANDARD: Die da wären? Herzog-Punzenberger: Das sind nicht nur kognitive Kompetenzen, sondern – zunehmend wichtiger – soziale, emotionale und politische Kompetenzen. Vorbereitung auf eine faktisch immer vielfältiger werdende Welt braucht schichtmäßig, sprachlich und kulturell vielfältige Klassen und Schulen. Allerdings lernen Kinder und Jugendliche erst unter der Anleitung von kompetenten Pädagoginnen und Pädagogen in solcherart vielfältigen außerfamiliären Institutionen ihre Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit erkennen und erproben. Das Ziel dabei ist, Verantwortung für das gemeinsame Wohl und Gefühle der Selbstwirksamkeit zu entwickeln. Diese positiven Erfahrungen sind die beste Basis gegen die Verführungen von Sektiererei, Verschwörungstheorien und Radikalisierung in jede Richtung. STANDARD: Und was heißt das für die Rolle privater Bildungsträger? Herzog-Punzenberger: Bei der aktuellen Diskussion um islamische Kindergärten steht die Segregation im Sinne der Religion im Blickpunkt. Dabei gerät die Segregation nach sozialer Schicht und nach Einwanderungsgeschichte in den Hintergrund. Aber Faktum ist: Die private Trägerschaft von Kindergärten und Schulen führt in den allermeisten Fällen zu Segregation. Privatschulen verfügen über eine andere Zusammensetzung der Schülerschaft als die in denselben Bezirken liegenden öffentlichen Schulen. STANDARD: Wie sieht die Verteilung nach bestimmten Kriterien aus? Herzog-Punzenberger: Das ist statistisch leicht festzustellen. Der Anteil der Eltern, die über einen höheren Bildungsabschluss und eine höhere berufliche Position verfügen, ist in den privaten Institutionen wesentlich höher. In vielen Schulbezirken ist es auch sehr auffällig, dass der Anteil von Kindern aus zugewanderten Familien in den privaten Einrichtungen wesentlich niedriger ist, manchmal sogar bei wenigen Prozenten oder null, während der Durchschnitt der umliegenden öffentlichen Schulen über 20 oder 30 Prozent liegt. Die Zahlenverhältnisse zeigen, dass den Kindern und Jugendlichen privater Einrichtungen oftmals vorenthalten wird zu lernen, wie in sozial und kulturell vielfältigen Teams gespielt, gearbeitet und gemeinsam Ziele erreicht werden. Dies ist aber ein notwendiger Baustein, um Vorurteile abzubauen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Und, nebenbei gesagt, Charity-Aktionen können die Verantwortung für Ungleichheit höchstens überpinseln, den Alltag des Zusammenlebens und Zusammenlernens aber nicht ersetzen. STANDARD: Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie daraus für die Frage, wer für wen welche Bildungsangebote machen soll? Herzog-Punzenberger: Aufgrund der Aufgabe pädagogischer Einrichtungen, Kinder und Jugendliche in die Gesellschaft zu integrieren, steht für mich die private Trägerschaft von Bildungseinrichtungen während dieser Phase grundsätzlich infrage. Während am einen Ende Kindergärten einem religiösen Sektierertum frönen, dienen am anderen Ende Privatschulen der Reproduktion von Eliten, die von den realen gesellschaftlichen Verhältnissen von Kindheit an relativ wenig Ahnung haben. Das führt weder zur Weiterentwicklung einer demokratischen, republikanischen, wohlfahrtsstaatlichen Gesellschaft, noch stärkt es die gemeinsame Wertebasis für unser vielfältiges Österreich. Darum sollten wir die private Trägerschaft bei Kindergärten und Schulen abschaffen – oder aber unterziehen wir sie einem grundsätzlichen Wandel, der an der Wertebasis unserer Gesellschaft orientiert ist. STANDARD: Leichter gesagt als getan. Wie könnte diese Abschaffung der Privatschulen und -Kindergärten konkret realisiert werden? Herzog-Punzenberger: Dort, wo es möglich ist, würden die Einrichtungen von der öffentlichen Hand übernommen, und wo dies nicht möglich ist, muss man sich überlegen, wie die Schülerinnen und Schüler auf die öffentlichen Einrichtungen der Nachbarschaft aufgeteilt werden können. Grundsätzlich gehört jede Wohnadresse zu einem Schulsprengel, und das gilt zumindest für die ersten neun Schulstufen. Es sollte doch möglich sein, dass die Kinder aller Familien gemeinsame öffentliche Schulen besuchen. Das genaue Prozedere der Überführung müsste man im Detail gut überlegen. STANDARD: Und die Alternative grundsätzlicher Wandel – wie könnte der bewerkstelligt werden? Herzog-Punzenberger: Der grundsätzliche Wandel betrifft das Bewusstsein. Es muss den Verantwortlichen von pädagogischen Einrichtungen, den Eltern und den Pädagoginnen und Pädagogen völlig klar werden, dass Selektion und Abschottung nach Schichthintergrund für den Zusammenhalt der Gesellschaft einen Preis hat, und sie sollten sich fragen, was sie dagegen tun. Wenn die soziale Zusammensetzung der Familien stark von jener der Nachbarschaft oder des Gemeindedurchschnitts abweicht, ist die Frage, ob die öffentliche Unterstützung durch Lehrergehälter überhaupt noch gerechtfertigt ist. Die Wertebasis und ihre alltägliche Einübung muss in den pädagogischen Einrichtungen ebenso wichtig sein wie die kognitiven Ziele, denn Wissen und Intelligenz bewahren weder vor Opportunismus, Teilnahmslosigkeit oder grauenhaften Gesellschaftsentwürfen. Öffentliche Institutionen sind davon nicht ausgenommen, aber viele Standorte haben grundsätzlich schon größere Herausforderungen zu bewältigen als jene in privater Trägerschaft, nicht zuletzt wegen der Abwanderung in private Parallelinstitutionen.
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19 Tonnen Munition beschlagnahmt. Kuwait-Stadt – In Kuwait haben die Sicherheitskräfte eine dreiköpfige Terrorzelle zerschlagen und riesige Mengen Munition, Sprengstoff und Waffen beschlagnahmt. Drei kuwaitische Staatsbürger seien festgenommen worden und hätten gestanden, einer Terrorgruppe anzugehören, teilte das Innenministerium des an den Irak grenzenden Golfemirats am Donnerstag mit. Demnach wurden 19 Tonnen Munition, 144 Kilogramm Sprengstoff sowie drei Panzerabwehrraketen, 56 andere Raketen, 204 Handgranaten, Schusswaffen und diverse Zünder beschlagnahmt. Die Waffen seien in einem Bauernhof in Abdali nahe der irakischen Grenze sowie zwei weiteren Häusern in nicht genannten Orten gefunden worden. Im Juni hatte sich ein saudiarabischer Selbstmordattentäter in einer schiitischen Moschee in Kuwait-Stadt in die Luft gesprengt und 26 Menschen in den Tod gerissen. Hunderte weitere Gläubige wurden verletzt. Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu dem Angriff. 29 Verdächtige sind derzeit wegen des Anschlags in Haft. Ende Juli gaben die Behörden zudem die Zerschlagung einer fünfköpfigen IS-Zelle bekannt.
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Gericht verurteilte Täter wegen versuchten Mordes – Ausländerhass als Motiv. Hannover – Sechseinhalb Monate nach dem Brandanschlag auf ein deutsches Flüchtlingsheim in Salzhemmendorf hat das Landgericht Hannover die drei Täter wegen versuchten Mordes und versuchter schwerer Brandstiftung zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Gegen zwei Männer im Alter von 25 und 31 Jahren verhängten die Richter nach Angaben eines Gerichtssprechers Haftstrafen von acht und sieben Jahre. Eine 24-Jährige erhielt viereinhalb Jahre Gefängnis. Dem Sprecher zufolge hatten die Richter bei ihrem Urteil am Donnerstag keinen Zweifel an der rechtsradikalen Gesinnung aller drei Angeklagten. Diese seien letztlich aufgrund von Ausländerhass tätig geworden. Die Beschuldigten selbst hatten dies stets bestritten, auch wenn sie den nächtlichen Brandanschlag vom August vergangenen Jahres selbst zugaben. Nach Überzeugung des Gerichts hatte einer der beiden Männer einen zuvor eigens zu diesem Zweck gebauten Molotowcocktail durch ein Fenster eines von Flüchtlingen bewohnten Hauses in der kleinen niedersächsischen Gemeinde geworden. In der betroffenen Wohnung lebte eine Mutter aus Simbabwe mit ihren drei Kindern im Alter von vier, acht und elf Jahren. Der Bodenbelag verschmorte durch den Brandsatz, die schlafenden Bewohner blieben unverletzt. Während die Richter die zwei Männer als Haupttäter einstufte, verurteilten sie die Frau als Mittäterin. Diese hatte ihre beiden erheblich angetrunkenen Bekannten mit dem Auto zum Anschlagsziel gefahren. Trotz Trunkenheit billigte das Gericht den zwei Männern allerdings keine erhebliche Einschränkung ihrer Steuerungsfähigkeit zu. Dafür seien sie vor und nach der Tat viel zu koordiniert vorgegangen. Die rechtsextremistischen Überzeugungen der Angeklagten sah das Gericht unter anderem auch durch deren im Zuge der Ermittlungen sichergestellte Kommunikation über Dienste wie Whatsapp belegt. Demnach hatten die Männer dort unter anderem eine klar nationalsozialistisch orientierte Gruppe gegründet und sich entsprechend geäußert. Neben dem Mordmerkmal der niedrigen Beweggründe aufgrund von Rassenhass sahen die Richter auch zwei weitere Mordmerkmale erfüllt an. So wurde der Brandanschlag auf die schlafenden Opfer heimtückisch verübt, zudem wurde ein sogenanntes gemeingefährliches Tatwerkzeug benutzt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Staatsanwaltschaft und Verteidigung haben zunächst eine Woche Zeit, Revision gegen die Entscheidung einzulegen. Einen der beiden Angeklagten verurteilten die Richter aufgrund von Alkoholproblemen zusätzlich zu einer Behandlung in einer Entziehungsklinik. Er wird diese allerdings erst antreten, nachdem er zunächst einen Teil seiner Haftstrafe im Gefängnis abgesessen hat.
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Griechenland hat trotz der schweren Krise die Zahl der Arbeitslosen auf das niedrigste Niveau seit Juni 2012 gedrückt. Athen – Griechenland hat trotz der schweren Wirtschaftskrise die Zahl der Arbeitslosen auf das niedrigste Niveau seit Juni 2012 gedrückt. Nach den jüngsten verfügbaren Daten sank die Quote im Mai auf 25 Prozent, wie das Statistikamt Elstat am Donnerstag in Athen mitteilte. Im April waren es noch 25,6 Prozent gewesen. Trotz der Verbesserung ist die Quote noch immer mehr als doppelt so hoch wie in der Eurozone mit 11,1 Prozent. Die Wirtschaft in dem Ägäisland war im ersten Quartal um 0,2 Prozent geschrumpft und damit nach einer Erholungsphase im vorigen Jahr wieder in die Rezession abgerutscht. Die zur Stabilisierung des Finanzsystems Ende Juni eingeführten Kapitalverkehrskontrollen lasten nun zusätzlich auf der Wirtschaft des Landes. Börse etwas stabilisiert Etwas stabilisiert hat sich die Lage an der griechischen Börse. Der Athener Leitindex gewann am Donnerstag 3,2 Prozent, der griechische Bankenindex legte in der Spitze 13 Prozent zu. Seit Wochenbeginn hatten die Finanztitel mehr als 60 Prozent an Wert eingebüßt, der Leitindex verlor rund 19 Prozent. Die Berg-und-Tal-Fahrt dürfte wohl noch eine Weile anhalten, prognostizierte ein Börsianer. Was die Verhandlungen Griechenlands über ein drittes Rettungspaket betrifft, so ist noch vieles offen. Die deutsche Bundesregierung zweifelt einem Medienbericht zufolge an einer raschen Einigung mit Griechenland über ein solches Paket. Da eine Vereinbarung wohl nicht rechtzeitig vor dem 20. August zustande käme, rechne die Bundesregierung mit einer weiteren Brückenfinanzierung, berichtete Bild (Donnerstagausgabe) unter Berufung auf Regierungskreise. Es seien noch viele Fragen im Reformpaket ungeklärt. Starke Unterstützung Der Internationale Währungsfonds (IWF) wird nach den Worten seines schwedischen Vertreters Thomas Östros im Herbst über eine Beteiligung an einem neuen Hilfsprogramm entscheiden. Es gebe eine starke Unterstützung für eine solche Beteiligung, sagte er der schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter (Donnerstagausgabe). Es bestehe die Gefahr, dass ein neues Hilfspaket lediglich den Tag der Abrechnung hinauszögere, wenn Griechenland nicht schmerzhafte Reformen angehe. Die griechische Regierung müsse das Problem anerkennen, dies sei noch nicht der Fall. Die Europäische Kommission hatte am Freitag erklärt, der IWF beteilige sich in vollem Umfang an den Gesprächen mit den internationalen Gläubigern. Die Financial Times berichtete unter Berufung auf das Protokoll eines IWF-Vorstandstreffens, der IWF könne erst dann offiziell an den Gesprächen teilnehmen, wenn Griechenland umfassenden Reformen zugestimmt habe.
| 3Wirtschaft
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Französischer Premierminister Valls distanziert sich von Ziel Merkels. München – Der französische Premierminister Manuel Valls lehnt eine Festlegung von Kontingenten für die Verteilung von Flüchtlingen in der EU ab. Er sei nicht dafür, einen festen Verteilmechanismus einzuführen, wie ihn etwa die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel vorgeschlagen hat, sagte Valls am Samstag bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Er rief dazu auf, sich an die bereits beschlossene Umverteilung von 160.000 Flüchtlingen zu halten, von denen Frankreich 30.000 aufnehmen wolle. Merkel setzt sich dafür ein, dass langfristig Kontingente für die Verteilung von Flüchtlingen in der EU festgelegt werden. Verbunden mit einer besseren Sicherung der EU-Außengrenzen soll so der Zuzug von Flüchtlingen kontrolliert vonstattengehen. Die Europäische Union müsse die Botschaft aussenden, dass wir keine Flüchtlinge mehr aufnehmen, sagte Valls vor deutschen Journalisten in München. Wir sind nicht für einen dauerhaften Umverteilungsmechanismus, fügte der französische Premierminister hinzu. Es wird nun Zeit, das Beschlossene, Verhandelte umzusetzen: Hotspots (für die Erstregistrierung der in der EU angekommenen Flüchtlinge), Kontrolle der Außengrenzen und so weiter. Valls verwies darauf, dass Frankreich die Aufnahme von 30.000 Flüchtlingen zugesagt hat. Die EU-Staaten hatten sich auf eine Umverteilung von insgesamt 160.000 Flüchtlingen geeinigt, um Griechenland und Italien zu entlasten. Allerdings setzten die Staaten ihre Zusagen bisher so gut wie nicht um. Derzeit werde es in der EU keine Mehrheit für einen Verteilmechanismus geben, fügte Valls hinzu. Der französische Premier äußerte sich wenige Tage vor dem EU-Gipfel am 18. und 19. Februar, bei dem die Flüchtlingskrise im Zentrum stehen soll.
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Die ARD entschied sich für den umstrittenen Künstler, die Fernsehzuschauer stimmen am 18. Februar über den Song ab. Berlin – Die ARD will Xavier Naidoo zum Eurovision Song Contest schicken. Der will so schön und so gut singen wie noch nie in meinem Leben. Damit dürfen die Zuschauer bei der Show Unser Song für Xavier am 18. Februar nur noch über den Song abstimmen, mit dem Naidoo ins Rennen gehen soll. Ich hab richtig Lust auf den ESC! Dieser völkerverbindende Wettbewerb ist für mich etwas ganz Besonderes. Und klar, ich trete an, um das Ding nach Hause zu holen, wurde Naidoo auf der Seite eurovision.de zitiert. Zuerst hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung darüber berichtet. Ich will in den drei Minuten auf der Bühne zeigen, dass wir auch in Deutschland Musik mit Leidenschaft machen. Und zeigen, wofür ich stehe – für Liebe, Freiheit, Toleranz und Miteinander, sagte Naidoo. ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber sagte, Naidoo sei ein Ausnahmekünstler, der seit 20 Jahren seinen Platz im deutschen Musikleben habe. Deshalb sei er direkt nominiert worden. Wir bitten die besten Produzenten und Komponisten Deutschlands, für Xavier zu schreiben. 2015 war Deutschland mit null Punkten (wie Österreich) auf dem letzten Platz gelandet. Die ARD ändert damit ihr Konzept. Bisher gab es einen Wettbewerb, aus dem der deutsche ESC-Kandidat hervorging. Vergangenes Mal hatte Sieger Andreas Kümmert die Wahl nicht angenommen, sodass die zweitplatzierte Ann-Sophie in Österreich antrat. Naidoo hat seine Alben in Deutschland millionenfach verkauft. Mit Dieser Weg lieferte er 2006 den Hit zum Fußball-Sommermärchen. Den Musikpreis Echo bekam er sechsmal, zuletzt in diesem Jahr. Derzeit ist er mit den Söhnen Mannheims anlässlich des 20-jährigen Bandjubiläums auf Tour. Mehrfach sorgte der Mannheimer für politische Diskussionen – etwa als er am Tag der deutschen Einheit vor den rechtspopulistischen Reichsbürgern sprach, die Deutschland nicht als souveränen Staat anerkennen. 2011 hatte er im ARD-Morgenmagazin erklärt: Wir sind nicht frei. Wir sind immer noch ein besetztes Land. Der nächste Song Contest findet im Mai 2016 in Stockholm statt, nachdem der Schwede Mans Zelmerlöw dieses Jahr mit seinem Song Heroes gewonnen hat. (APA, 19.11.2015) Gegenüber der deutschen Nachrichtenagentur dpa verteidigt ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber die Entscheidung für Naidoo. Man habe gewusst, dass der Künstler polarisiere. Die Frage sei, ob alle Hassäußerungen, die es in den sozialen Netzwerken gibt, eine sachliche Grundlage haben. Xavier Naidoo stehe für Toleranz gegenüber allen Lebensentwürfen in Deutschland und habe kürzlich auch eine Resolution für die Gleichstellung der gleichgeschlechtlichen Ehe unterschrieben. Entscheidend für Schreiber sei, dass Xavier Naidoo sich auf die Idee einlässt, das Publikum entscheiden zu lassen, mit welchem Lied er nach Stockholm fahre. (red)
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Feuer mittlerweile unter Kontrolle – Die Ursache des Brands ist bisher noch unbekannt. Graz – Im Bereich des Kollerbergwegs am Plabutsch in der Steiermark ist am Mittwochnachmittag eine Waldfläche in der Größe von 10.000 Quadratmetern aus unbekannter Ursache in Brand geraten. Am Abend war der Brand laut einer Aussendung der Feuerwehr unter Kontrolle. Der Einsatz dürfte aber noch Stunden andauern. Die Grazer Berufsfeuerwehr war mit 35 Mann und acht Fahrzeugen im Einsatz. Unterstützt wurde sie von einem Hubschrauber des Innenministeriums.
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Zdravko Mamic dürfte für eine Kaution von 1,8 Millionen Euro vorerst freikommen. Zagreb – Der wegen Korruptionsverdachts festgenommene Präsident des kroatischen Fußball-Meisters Dinamo Zagreb, Zdravko Mamic, könnte nach Zahlung einer Kaution von 1,8 Millionen Euro aus der Untersuchungshaft freikommen. Dies berichtete der Fernsehsender Television HRT unter Berufung auf das zuständige Gericht. Auch beim Champions-League Spiel gegen den FC Bayern dürfe der 55-Jährige im Stadion sein. Die Ausübung seines Amts als Vereinspräsident bleibe ihm aber untersagt, zitierte der Sender das Bezirksgericht Zagreb. Auch dürfe er mit anderen Verdächtigen nicht kommunizieren, einschließlich seinem Bruder, Dinamo-Trainer Zoran Mamic. Mamic war zusammen mit mehreren anderen Verdächtigen Mitte November festgenommen worden. Ihnen wird Geldwäsche und Steuerhinterziehung zur Last gelegt.
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Rupprechter: "Erster wichtiger Schritt" – "Wir wollen nicht zurück zu einer Milch-Quotenregelung" – Minister für Normalisierung der Beziehungen EU-Russland. Brüssel – Angesichts des Preisverfalls auf dem Milchmarkt lässt die EU-Kommission einen freiwilligen Lieferverzicht der Milcherzeuger zu. Wie Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) am Montag nach Beratungen der EU-Minister in Brüssel sagte, soll diese Maßnahme mit Risikofinanzhilfen der Europäischen Investitionsbank (EIB) und des EFSI (EU-Investitionsfonds) kombiniert werden. Rupprechter will rasch mit Branchenvertretern Gespräche führen, in Österreich sei dies die Vereinigung der Milcherzeuger, wie er sagte. Gleichzeitig betonte Rupprechter, dass der freiwillige Lieferverzicht keine Quotenregelung bedeute: Wir wollen nicht zurück zu einer Milch-Quotenregelung. Die Zustimmung der EU-Kommission sei ein erster wichtiger Schritt und kartellrechtlich erforderlich, sagte Rupprechter. Wie lange ein freiwilliger Lieferverzicht anhalten könne, sei noch unklar. Rupprechter geht davon aus, dass dies bleibt, bis sich die Marktsituation deutlich verbessert. Er hält auch Gespräche der europäischen Milcherzeuger auf EU-Ebene für einen freiwilligen Lieferverzicht für möglich. In Zukunft seien aber auch Mittel aus dem EU-Agrarhaushalt notwendig, sagte Rupprechter. EU-Agrarkommissar Phil Hogan sei dazu noch nicht bereit gewesen. Zusätzlich werde der Plafond für Markteinlagerungen für Magermilchpulver und für Butter verdoppelt, sagte Rupprechter. Für den Schweinefleischsektor soll die private Lagerhalterung wieder geöffnet werden. Rupprechter sprach sich auch für eine Normalisierung der Beziehungen EU-Russland aus, angesichts der russischen Gegenmaßnahmen auf die von der EU verhängten Wirtschaftssanktionen. Rupprechter will sich persönlich bei Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) dafür einsetzen, dass der russische Landwirtschaftsminister nicht mehr auf der Sanktionenliste der EU steht. In Österreich gebe es jedenfalls bei Heu- und Biomilch eine positive Preisentwicklung, sagte Rupprechter. Agrarkommissar Phil Hogan sagte am Montag beim Treffen der Landwirtschaftsminister in Brüssel, er werde den Mitgliedsländern bald Vorschläge machen, wie sie dies umsetzen können, ohne die Prinzipien der freien Marktwirtschaft zu verletzen. Mehrere Landwirte protestierten in Brüssel gegen die niedrigen Preise.
| 3Wirtschaft
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Verkupplung über Frage-Antwort-Spiele soll Oberflächlichkeiten überwinden. Moderiert von Größen des deutschprachigen Entertainments und Talks – etwa Rudi Carrell, Rainhard Fendrich oder Jörg Pilawa – war Herzblatt 18 Jahre lang ein Fixbestandteil im deutschen und österreichischen Fernsehen. Am 23. Oktober 2005 flimmerte schließlich die bis dato letzte Folge des Verkupplungs-Formats über die Bildschirme. In der Show wählte jeweils eine Kandidatin oder ein Kandidat aus drei Interessenten. Blickdicht abgeschottet durch eine Trennwand wurden diesen mehrere Fragen gestellt, ehe sich eine Person durchsetzte und man eine gemeinsame romantische Reise antrag. Die Dating-App Candidate, entwickelt in Niederösterreich, belebt dieses Prinzip nun auf Smartphones mit Android und iOS neu. Nach der Registrierung können User selber Kataloge aus drei Fragen erstellen oder aus vorgefertigten, teils sehr pikaten Fragemöglichkeiten automatisch erzeugen lassen. Sobald drei bis fünf User des gewünschten Geschlechts diese beantwortet haben, werden die Antworten pro Frage nach Gefallen gereiht. Anhand des Rankings werden die beiden besten Bewerber in eine Finalrunde mit zwei weiteren Fragen gesteckt, ehe sich der Quizersteller für einen Mitspieler entscheidet und mit ihm oder ihr per Chat in Verbindung gesetzt wird. Dabei verzichtet Candidate absichtlich darauf, den Teilnehmern vor Abschluss des Quizzes Fotos der anderen Personen zu zeigen. Damit will man, so erklärt ein Vorstellungsvideo, Oberflächlichkeiten möglichst vermeiden und sich so von anderen Dating-Apps wie Tinder abheben. Sichtbar ist für interessierte Quizteilnehmer zuvor jeweils nur der Vorname, der Wohnort, das Alter und – sofern eingegeben – eine Selbstbeschreibung des Erstellers. Dieser wiederum erhält über die Spieler vor seiner Entscheidung keinerlei Informationen. Der Anfang Oktober gestartete Service befindet sich aktuell noch in einer frühen Phase. Derzeit ist zur Teilnahme lediglich die Installation der App notwendig. Eine Verifizierung der E-Mail-Adresse, die anderen Spielern in Form eines Icons angezeigt wird, ist optional. Marketingchef Markus Mellmann verrät im Gespräch mit dem WebStandard die nächsten Schritte. Im Laufe der nächsten Woche soll eine erste Filterfunktion verfügbar werden, die es ermöglicht, Spiele und Teilnehmer nach Sprache einzugrenzen. Spätestens Anfang Dezember, so der Plan, wird auch die Festlegung des gewünschten Alters sowie der Entfernung möglich sein – etwa um nur Kontaktsuchende aus der Umgebung zuzulassen. Weiters soll Candidate neben Deutsch und Englisch bald auch in sechs weiteren Sprachen an den Start gehen. Dazu ist auch eine Login-Möglichkeit über Facebook geplant. Die App soll allerdings auch weiterhin ohne Mitgliedschat im weltgrößten Social Network zugänglich bleiben. In seinen Grundfunktionen, wie sie aktuell bereits existieren, soll Candidate stets kostenlos bleiben. Monetarisiert werden soll die App langfristig durch Premium-Features wie etwa zusätzliche Spielmodi. Laut Mellmann konnte man feststellen, dass Nutzer, die nach einem Fragespiel miteinander im Chat landen, viel aktiver miteinander kommunizieren, als bei anderen Dating-Diensten. Großartig sei auch das Feedback, das die Teilnehmer direkt an die Entwickler liefern. Momentan gibt es rund 3.000 angemeldete Nutzer. Täglich kommen 75 bis 100 neue Anmeldungen hinzu – Tendenz steigend.
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Anheuser-Busch Inbev hat noch länger Zeit, ein verbindliches Angebot für SAB Miller vorzulegen. Brüssel/London – Die gut 92 Milliarden Euro schwere Megafusion in der Bierbranche von Weltmarktführer Anheuser-Busch Inbev und der Nummer zwei, SAB Miller, geht erneut in die Verlängerung. Wie die beiden Unternehmen am Mittwoch mitteilten, hat AB Inbev jetzt eine Woche länger und damit bis zum 4. November Zeit, ein verbindliches Angebot vorzulegen. In den vergangenen zwei Wochen habe der Branchenprimus die Bücher geprüft und Möglichkeiten für eine Finanzierung verhandelt. Nun müssten noch weitere Aspekte der Transaktion diskutiert werden. Bereits am 14. Oktober hatte die britische Fusionsaufsicht grünes Licht für eine zweiwöchige Verlängerung des Einreichens eines Angebots gegeben. Einen Tag zuvor hatten AB Inbev, zu der etwa die Marken Becks, US-Budweiser und Corona gehören, wie auch SAB Miller erklärt, sich im Prinzip auf eine Fusion verständigt zu haben. Aus den Brauereien des fusionierten Konzerns käme in etwa jedes dritte Bier, das weltweit getrunken wird.
| 3Wirtschaft
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Barometer für Verbrauchervertrauen stieg im September um drei auf 97 Punkte. Paris – Die Kauflaune der Franzosen ist so gut wie seit acht Jahren nicht mehr. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen kletterte im September um drei auf 97 Punkte, wie das Statistikamt Insee am Freitag mitteilte. Ökonomen hatten hingegen eine Stagnation erwartet. Allerdings liegt das Barometer trotz des unerwarteten Anstiegs weiter unter seinem langjährigen Durchschnittswert von 100 Punkten. Die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone kommt derzeit nicht vom Fleck. Im Frühjahr stagnierte das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das Land leidet weiterhin unter einer hohen Arbeitslosigkeit.
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Verletzt wurde niemand, die Suche nach den Tätern läuft. Verwendet wurde möglicherweise eine Gaspistole. Wien – In Wien-Liesing ist Mittwochabend ein Linienbus beschossen worden. Verdächtigt werden Jugendliche, die vom Fahrer und den 13 Fahrgästen gesehen wurden. Sie dürften den Bus verpasst haben, worauf einer der etwa 15- bis 16-Jährigen eine Faustfeuerwaffe zog und mehrere Schüsse abgab. Verletzt wurde niemand, die Suche nach den Verdächtigen läuft, berichtete die Polizei. Der Bus war kurz nach 18 Uhr unterwegs, als mehrere Kugeln die Heckscheibe durchlöcherten. Laut einem Mitarbeiter der Firma Gschwindl, die die Buslinie 60A im Auftrag der Wiener Linien betreibt, hielt der Lenker den Bus sofort an, als er die Einschüsse hörte. Zusätzlich nahm er Schreie von den Fahrgästen wahr. Es schießt jemand auf uns, soll eine Person gerufen haben. Während der Lenker die Fahrgäste beruhigte, liefen die Jugendlichen davon. Laut Polizei berichteten einige Mitfahrende, dass eine Gruppe von etwa fünf Jugendlichen dem Bus nach dem Verlassen der Station nachgelaufen war. Einer der Burschen soll dann auf den Bus geschossen haben. Die Einsatzkräfte stellten im Bus zwei 4,5 Millimeter große Metallkugeln sicher, insgesamt war die Scheibe viermal durchlöchert worden. Zur Waffe wird noch ermittelt. Angaben der Polizei zufolge könnte es sich um eine Gaspistole handeln. Konkrete Hinweise auf die Täter gibt es trotz der Personenbeschreibungen der Fahrgäste und des Lenkers derzeit nicht.
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Über 50 Menschen starben, viele weitere werden noch vermisst. Die Hintergründe sind noch völlig unklar. Peking/Tianjin – Feuerwehren und Spezialeinheiten kämpfen in Tianjin verzweifelt darum, Schwelbrände im hochgefährlichen Gift- und Chemiefrachtlager unter Kontrolle zu bringen. Am Freitagnachmittag zogen sie nach Angaben der Nachrichtenagentur China News Service einen provisorischen Damm um die 46.000 Quadratmeter große Anlage. Wettermeldungen hatten für den Abend Regen angekündigt und damit die Lage noch dramatisiert. Armeeexperten zur Bekämpfung von Chemieunfällen befürchteten, dass die giftigen Substanzen sich auflösen und die Umgebung vergiften könnten oder in fließendes Wasser geraten. Zwei Tage nach den katastrophalen Explosionen, die bis Freitag 56 Tote und mehr als 700 Verletzte forderten, konnten die Helfer noch immer nicht recht voran. Behörden warteten, um den verletzten Geschäftsführer des Ruihai-Unglücksunternehmens Zhi Feng vernehmen zu können. Er soll ihnen dringend benötigte Auskünfte geben: Welche Chemikalien lagerten zum Zeitpunkt der Detonation in seiner Logistikfirma für Gefahrengüter? Wie giftig sind sie? Welche reagieren mit Wasser? Welcher Mix konnte solche Sprengkräfte entwickeln, dass Wohnblöcke, Straßen und nach chinesischen Angaben mehr als 4.000 Importwagen zerstört wurden? 1.020 Feuerwehrleuten und mit Chemikalien vertrauten Spezialeinheiten der Armee sind die Hände gebunden, solange sie weitere Explosionen befürchten müssen. Die anfangs mitten in die Detonationen hineingeratenen Feuerwehrleute zahlten bereits einen furchtbaren Preis. 21 starben, 18 werden noch vermisst. Anders als beim 19-jährigen Zhou Ti, der Freitagmorgen mit mittelschweren Verbrennungen und Verletzungen lebend geborgen werden konnte, gibt es für sie wohl kaum noch eine Überlebenschance. Geschäftsführer Zhi Feng war zum Zeitpunkt des Brandes und der Detonationen in seinem Unternehmen. Er kam zwar mit dem Leben davon, soll aber nach Angaben der Pekinger Jugendzeitung Beijing qingnianbao mit schweren Kopfverletzungen und Verbrennungen im größten Krankenhaus Taida liegen. Er sei nicht ansprechbar und werde von der Polizei bewacht. Noch immer lagern hunderte Tonnen von Chemikalien, darunter hochgiftige Zyanide, in dem verwüsteten Lager. Der Unternehmenschef könnte künftig auch zum Kronzeugen der öffentlichen Anklage gegen ein für China typisches Problem der Vermischung von Macht, Geschäft und Korruption werden. Erregt wird in Chinas sozialen Medien seit Freitag im Netz diskutiert, ob die Sucht nach Wirtschaftswachstum wieder einmal zu einer Katastrophe geführt hat. Noch überwiegen ebenso brisante, aber sehr konkrete Fragen im Netz, die nur Zhi Feng beantworten kann. Wer hat politisch den Bau seiner 2011 gegründeten Firma genehmigt und wie viel Geld floss dabei? Wie konnte das Gefahrengutlager die besonders strenge Umweltverträglichkeitsprüfung bestehen? Wie konnte es in nur 600 bis 700 Meter Entfernung von der Wohnanlage Hafencity Nummer 3 gebaut werden, wo der Staat einen Mindestabstand von 1.000 Metern vorschreibt? Dächer, Fenster und Türen der Anlage wurden von der Wucht der Detonationen zerstört, die sogar Fahrstühle verzogen. Die von der Immobiliengesellschaft Vanke erbaute Siedlung hatte im April 2010, ein Jahr vor Ruihai, ihre Baugenehmigung erhalten und begann 2013 mit dem Wohnungsverkauf. Keiner der Bewohner hätte sich eine Eigentumswohnung gekauft, wenn bekannt geworden wäre, dass ihr Nachbar nebenan giftige Chemikalien lagert. Pekings Propaganda reagiert nervös. Im CRI-Staatsrundfunk wurden sechs Gerüchte zurückgewiesen und alle gewarnt, sie weiterzuverbreiten. Der Rundfunk nannte Beispiele unwahrer Behauptungen wie etwa, dass Tianjins Explosion die Luft in Peking belaste, mehr als 1.000 Menschen gestorben seien und die Krebsgefahr überall im Anstieg sei. Wie das chinesische Blogportal The Nanfang berichtet, hatte der staatliche Sender CCTV (China Central Television) eine Pressekonferenz zu den Vorfällen spontan unterbrochen. Nach einer kritischen Frage zu möglichen Umweltschäden schalteten die Programmverantwortlichen in den Werbeblock.
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Mastermind Casaleggio zog im Hintergrund der Fünf-Sterne-Bewegung die Fäden für Grillo. Beppe Grillo hat einmal erzählt, dass er gar nicht gewusst habe, was ein Blog überhaupt sei: Das habe ihm erst Gianroberto Casaleggio gezeigt, als dieser ihm 2005 seine Website eingerichtet habe. Der Blog des Genueser Komikers Grillo zählt seither zu den beliebtesten Internetforen Italiens und ist zugleich sein wichtigstes Kommunikationsinstrument mit seinen Anhängern. Und natürlich war der am Dienstag im Alter von 61 Jahren an einem Herzleiden verstorbene Casaleggio auch mit von der Partie, als Grillo 2009 seine Protestbewegung aus der Taufe hob. Nur vier Jahre später wurde der Movimento 5 Stelle (M5S) bei den Parlamentswahlen 2013 auf Anhieb stärkste Oppositionspartei – und heute ist die Bewegung populär wie nie zuvor: In den Umfragen nähert man sich der 30-Prozent-Marke. Bei den Kommunalwahlen in Rom von Anfang Juni gilt die 37-jährige Kandidatin Virginia Raggi als aussichtsreichste Bewerberin. Den Erfolg verdanken die Grillini nicht nur dem temperamentvollen Grillo, sondern auch dem öffentlichkeitsscheuen Casaleggio: Der esoterisch angehauchte Multimedia-Fachmann war Vordenker und Guru der Bewegung. Der Norditaliener, der mit seinen langen, grauen Locken an den einstigen deutschen Kommunarden Barden Angelo Branduardi erinnerte, war eine der obskursten Figuren in der an originellem Personal nicht armen italienischen Politik. Letztlich wusste man wenig von ihm – bekannt war eigentlich nur, dass der Vegetarier sich auf Computer verstand und dass er eine Neigung zu Verschwörungstheorien besaß. Big Data und die sozialen Medien verkörperten für Casaleggio eine Zeitenwende: Die Analyse des Nutzerverhaltens mache aus dem Internet eine Wahrsage-Maschine, mit der die Zukunft vorausgesagt werden könne. Während Grillo die Rampensau gab, schrieb Casaleggio das Nicht-Statut des M5S. Von ihm stammte auch die Methode, wie die Bewegung ihre meist völlig unbekannten Kandidatinnen und Kandidaten für die politischen Ämter auswählt: Registrierte Aktivisten geben auf Grillos Blog per Mausklick ihre Stimmen ab. Oft reichen in dieser Internetdemokratie wenige Dutzend Klicks für eine Kandidatur. Casaleggio war jeweils auch der Strippenzieher, wenn ein unbotmäßiges Mitglied aus der Bewegung ausgeschlossen werden musste – was seit den Wahlen 2013 oft vorgekommen ist. Die Macht Casaleggios war mitunter auch den Aktivisten des M5S unheimlich. Mit dem Tod des umstrittenen Gurus droht dem M5S wenige Wochen vor den Kommunalwahlen eine Führungskrise: Grillo hatte im Februar behauptet, bei der Gründung der Bewegung nur gescherzt zu haben und dass er sich in Zukunft wieder auf seine bisher sehr erfolgreiche, aber unterbrochene Komikerkarriere konzentrieren wolle – was er jetzt auch tut. Somit sieht sich die Bewegung gleich beider Überväter beraubt. Zwar haben Grillo und Casaleggio vor einigen Monaten ein neues Führungsgremium eingesetzt – in der Gestalt von fünf Abgeordneten und Senatoren – doch diese sind einander nicht alle gewogen, und es wäre keine Überraschung, wenn es unter ihnen schon bald zu einem unschönen Machtkampf käme. Vielleicht beginnen wir erst heute zu kapieren, wie wichtig die Vision und die Weitsicht von Casaleggio waren, twitterte der trauernde Grillo am Dienstag.
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Die FMA hat am Sonntag einen Schuldenschnitt über 6,4 Milliarden Euro verfügt. Zudem wurden die Zinsen gestrichen, alle Anleihen werden erst 2023 fällig. Wien – Gebannt haben alle Involvierten und Interessierten darauf gewartet, am Sonntag war es dann so weit: Österreich hat seinen ersten Haircut. Um 16 Uhr hat Heta-Abwicklerin FMA ihren Mandatsbescheid erlassen, der die Gläubigerbeteiligung (Bail-in) samt Schuldenschnitt vorsieht. Die Eckpunkte der auf Homepage der Finanzmarktaufsicht (FMA) veröffentlichten Entscheidung: Die Gläubiger müssen auf 53,98 Prozent ihrer Forderungen verzichten. Nachrangige landesbehaftete Forderungen werden zur Gänze geschnitten; sie sind 900 Millionen Euro schwer. Die Gläubiger müssen also in Summe auf 6,4 Milliarden Euro verzichten. Zudem werden die Forderungen vereinheitlicht: Die Fälligkeiten aller Anleihen werden erstreckt; die Forderungen werden Ende 2023 fällig. Davor sind freiwillige Ausschüttungen möglich, je nach Vermögenszustand der Heta und Rechtslage. Hintergrund: Schon 2017 wären sehr viele Anleihen fällig geworden. Würde die Heta sie bedienen (wenn sie das Geld dafür überhaupt hätte), würde das letzlich die Gefahr der Gläubigerungleichbehandlung bergen. Dritter Punkt im Abwicklungspaket: Gestrichen sind auch alle Zinsen ab März 2015, als die Heta zum Abwicklungsfall gemäß Bankensanierungs- und Abwicklungsgesetzes (BaSAG) wurde. Das Gesetz ist seit 2015 in Kraft. Mit dem Schuldenschnitt hat die FMA die völlige Kontrolle über die Heta bekommen. Sie übernimmt nun auch die Eigentümerrechte, die bisher die Republik ausgeübt hat. Das heißt: Die FMA übt die Stimmrechte in der Hauptversammlung aus, bestellt die Aufsichtsräte usf. Das nun verordnete Maßnahmenbündel ist der zweite Schritt für die geordnete Abwicklung. Ihr Ziel: Die Heta soll zahlungsfähig bleiben und am Ende ihrer Abwicklung soll keine Lücke bleiben, für die dann erst recht wieder der Steuerzahler bluten müsste. Der Mandatsbescheid gilt ab sofort, die Betroffenen können Rechtsmittel bei der FMA einbringen. Daraus resultierende Einzelbescheide können sie dann beim Bundesverwaltungsgericht bekämpfen. In die Abwicklung selbst können die Gläubiger also nicht eingreifen, allenfalls aber Schadenersatz gegen die Behörde geltend machen. Grund dafür: Die Abwicklung soll möglichst rasch durchgeführt werden. Rechtlich bewegt man sich auf völlig neuem Terrain, eine Klagsflut ist jedenfalls zu erwarten. Und da ist eines jetzt schon sicher: Der Haircut wird Kärnten in die Bredouille bringen. Die Gläubiger mit landesbehafteten Forderungen (rund elf Milliarden Euro) werden das Land klagen, selbiges wird wohl argumentieren, dass die Haftungen erst nach dem Ende der Heta-Abwicklung schlagend werden – also, wenn man weiß, ob und wie viel Geld übrig ist. Das hängt eben auch vom Versilberungserfolg der Heta ab. Angekündigt hat die einen Erlös von rund 6,3 Milliarden Euro, es dürfte aber in Richtung sieben Milliarden gehen. Denn der Abbau läuft angeblich besser als erwartet, laut Informationen des STANDARD hat die Gesellschaft derzeit je zwei Milliarden Euro an Forderungen an Kunden und Banken – und rund fünf Milliarden Euro in Cash. Der erste Abwicklungsschritt erfolgte am 1. März 2015: Da landete die Abwicklungsgesellschaft Heta Asset Resolution AG im BaSAG und damit unter den Fittichen der Abwicklungsbehörde FMA. Mit dem BaSAG wurde jene EU-Richtlinie umgesetzt, mit der man erreichen will, dass bei Bankpleiten nicht nur Staat und Steuerzahler zur Kasse gebeten werden, sondern auch Gläubiger. Unmittelbarer Anlass: Am 2. März 2015 wäre ein Schuldschein über 25 Mio. Euro fällig geworden, die Heta hätte nicht zahlen können. Und ein Gutachten hatte ergeben, dass erneut Abschreibungsbedarf von bis 8,7 Mrd. Euro bestehe und nach dem Heta-Abbau ein Loch von 7,6 Mrd. Euro drohe. Der Staat wollte nicht mehr einspringen, die Insolvenz sollte verhindert werden, also wurde der Notausgang BaSAG gewählt. Voraussetzung für Haircut wie gesamte Abwicklung: Die Gläubiger müssen gleichbehandelt werden und dürfen nicht schlechter aussteigen als bei einer Pleite. Allerdings ist die Überstellung der Heta ins BaSAG umstritten: Schließlich war sie seit Herbst 2014 keine Bank mehr; dass sie trotzdem unters Dach des BaSAG bugsiert werden konnte, wurde in letzter Minute der Gesetzwerdung ermöglicht. Verfahren vor dem Verfassungsgerichtshof dazu sind anhängig. Die FMA hat dann am 1. März 2015 ein Zahlungsmoratorium bis zum 31. Mai verfügt. Betroffen davon waren Schulden von mehr als elf Mrd. Euro. In dem Jahr, das seither vergangen ist, haben die Abwickler den Vermögensstand der Heta eruiert und den Abwicklungsplan erstellt. Zentrale Frage: Wie hoch muss der Schuldenschnitt ausfallen, damit nach Abwicklung keine Lücke bleibt. Diese Antwort ist nun auf dem Tisch. Die Gesamtverbindlichkeiten der Heta gibt die FMA mit 17,6 Mrd. Euro an, das Vermögen der Abbaueinheit mit 9,6 Milliarden – macht eine rechnerische Überschuldung von acht Milliarden. Wäre die Heta insolvent geworden, dann wäre die Erfüllungsquote bei 34,8 Prozent gelegen, gemäß nunmehriger Abwicklung seien es 46,02 Prozent. In absoluten Zahlen ausgedrückt brächte die Abwicklung gemäß FMA um 1,4 Mrd. Euro mehr als die Insolvenz. Und was passiert, wenn dank Schuldenschnitt am Endes des Tages Geld überbleibt? Dann wird aufgewertet, das heißt, die Überbleibsel werden unter den geschnittenen Gläubigern aufgeteilt.
| 3Wirtschaft
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Archäologie als Erlebnis: Neben Nachbau werden im MAMUZ Museum Mistelbach auch Originalfunde zu sehen sein. Mistelbach – Eine Ausstellung im MAMUZ Museum Mistelbach bietet ab 20. März eine Rekonstruktion der steinzeitlichen Anlage von Stonehenge. Gezeigt werden auch Originalfunde, die England bisher noch nie verlassen haben. Die Präsentation enthält interaktive Elemente und vermittelt dem Besucher einen Eindruck von den gewaltigen Dimensionen der Kultstätte und ihrer Umgebung. Neben der maßstabgetreuen Rekonstruktion in stimmiger Beleuchtung und Visualisierungen wird auch die Stonehenge umgebende Landschaft in ihrer Entwicklung per 3D-Modell erfahrbar gemacht. Die Steine sind der Knüller, berichtete MAMUZ-Geschäftsführer Matthias Pacher von seinem Eindruck beim Aufstellen am Areal. Stonehenge gegenübergestellt werden die – 2000 Jahre älteren – Kreisgrabenanlagen in Niederösterreich. Zu sehen ist weiters das Grab eines Bogenschützen, der mit einem Kupferdolch – dem größten bisher auf den britischen Inseln gefundenen – bestattet wurde. Das Kupfer stammt aus den österreichischen Alpen. Kurator der Ausstellung ist Wolfgang Neubauer, Leiter des Ludwig Boltzmann-Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie, der bereits bei den vergangenen Landesausstellungen in Carnuntum und am Heldenberg eingebunden war. Neubauer, Wissenschafter des Jahres 2015, ist mit dem Ludwig Boltzmann-Institut Kooperationspartner der Universität Birmingham im Hidden Landscapes Project, in dem seit 2010 eine Fläche von 14 Quadratkilometern rund um Stonehenge mit geomagnetischer Prospektion und Bodenradarmessungen untersucht wurde. Die laut Neubauer sensationellen Entdeckungen – wie etwa der drei Kilometer von Stonehenge entfernte, noch viel ältere Steinkreis bei Durrington Walls – werden nun erstmals im MAMUZ präsentiert. Der Forscher und Autor Julien Richards stand dem Ausstellungsteam mit seinem Wissen rund um die Kultanlage zur Seite.
| 7Wissenschaft
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Kelag-Preis und Publikumpreis gehen an Valerie Fritsch, Dana Grigorcea erhält 3sat-Preis. Klagenfurt – Der 39. Ingeborg-Bachmann-Preis geht an Nora Gomringer. Das wurde Sonntagvormittag im vierten Wahlgang der öffentlichern Jury-Diskussion im ORF-Theater in Klagenfurt entschieden. Die nach der in Klagenfurt geborenen Autorin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannte Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert. 2014 hatte Tex Rubinowitz den renommierten Preis gewonnen. Zehn Autorinnen und vier Autoren hatten seit Donnerstag bei den 39. Tagen der deutschsprachigen Literatur aus bisher unveröffentlichten Texten gelesen. Auf die Shortlist kamen am Sonntag außerdem die Österreicherinnen Anna Baar und Valerie Fritsch sowie Dana Grigorcea, Jürg Halter, Monique Schwitter. Aus diesem Kreis wurden die Preisträger des mit 10.000 Euro dotierte Kelag-Preises, Valerie Fritsch, und des mit 7.500 Euro dotierte 3sat-Preises, Dana Grigorcea, ermittelt. Nicht von der Jury, sondern über Internet-Voting wurde der BKS-Bank-Publikumspreis (7.000 Euro) ermittelt, der ebenfalls an Valerie Fritsch ging. Eine herbe Enttäuschung gab es für die Österreicherin Teresa Präauer, die im ersten Wahlgang um den Bachmann-Preis als einzige zwei Jury-Stimmen erhalten hatte, im neuen Wahl-Procedere damit für die folgenden Stichwahlen immer gesetzt war, und dennoch am Ende ohne Auszeichnung blieb – ein Umstand, der nicht nur die Autorin, sondern auch Jury-Vorsitzenden Hubert Winkels betrübte, der Präauer eingeladen hatte. Grigorcea würdigte die Tage in Klagenfurt als eine einmalige Chance, hier als Autor Kraft zu tanken im Kreise von Leuten, die einen ernst nehmen. Die Abstimmungen seinen jedoch ein unglaublich hartes Erlebnis gewesen. Ich bin nicht gewohnt, dass über meine Literatur abgestimmt wird. Hubert Winkels, der das sechste Mal in der Jury saß, meinte: Ich glaube, es war ein besonders gutes Jahr. Die Lautlichkeit der Sprache sei mit einem anderen Selbstbewusstsein da. Die Gesamtchoreografie spielt eine größere Rolle. Dazu zählten etwa die teilweise hervorragend gemachten Autoren-Videos, die etwa wie bei Präauer direkt mit den Texten korrespondiere. Man könnte sich die Frage stellen, wie man das miteinbezieht. Etwa mit einem Preis: Wer macht den besten Film? Die Neuzugänge in der Jury hätten sich sehr bewährt, so Winkels. Das philologisch gut abgefederte Rowdytum von Klaus Kastberger raut die Jury-Diskussion auf und belebt den Organismus. Klaus Kastberger gewann übrigens vor seinem Lieblings-Kontrahenten Juri Steiner die von literaturcafe.de ausgeschriebene Publikums-Wahl des besten Jurors.
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Die gelben Wesen sind vom Sidekick zum Superstar aufgestigen und erhalten nun ihre eigene Geschichte. Wer dem Bösen dienen will, braucht nicht zwangsläufig ebenfalls böse zu sein. Denn möglicherweise muss er bloß seiner Bestimmung folgen. Dann wird die Suche nach einem diabolischen Meister zur Herausforderung, der man vor allem als kleines Männchen gewachsen sein muss. Seit sie vor fünf Jahren in Ich – Einfach unverbesserlich dem Schurken Gru zur Seite – und immer wieder auch im Weg – standen, ist die Erfolgsgeschichte der Minions (Regie: Kyle Balda, Pierre Coffin) deshalb mit dem Schicksal verknüpft, das im Kino am Ende (fast) immer alles gut ausgehen muss. Weil die gelben Wesen aber nicht mit dem Sieg des Guten untergehen sollen und sie mittlerweile vom Sidekick zum Superstar aufgestiegen sind, haben sie nun ihre eigene Geschichte erhalten: Kevin, Stuart und Bob machen sich auf den Weg, um den ultimativen Schreckensherrn zu finden. Dass es sich bei Scarlett Overkill (im Original gesprochen von Sandra Bullock) um eine Dame handelt, macht die Sache noch interessanter – und komplizierter. Nach entsprechenden Turbulenzen und exotischen Schauplätzen landet die Mannschaft – so viel darf über ein Prequel verraten werden – dort, wo man sie einfach unverbesserlich kennengelernt hat. Ein anderes Prequel handelt vom wirklich Bösen aus dem Jenseits: In Insidious: Chapter 3, bei dem der bisherige Drehbuchautor Leigh Wannell auch die Regie übernommen hat, muss Geisterjägerin Elise (Lyn Shayne) einer jungen Frau aushelfen, die nach dem Tod ihrer Mutter von Dämonen heimgesucht wird. Außerdem starten der heimische Spielfilm Blockbuster von Vlado Priborsky, das deutsche Drama Hedi Schneider steckt fest und das französische Coming-of-Age-Drama Les Combattants mit Adèle Haenel.
| 8Kultur
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Medien vermuten Herzinfarkt – Erster Auslandsbesuch nach Wiederwahl abgesagt. Bratislava – Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico ist am Donnerstag in Bratislava in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Er werde momentan wegen akuter Gesundheitsprobleme untersucht, die man aber nicht konkretisieren wolle, teilte Ficos Sprecherin Beatrice Saboova mit. Slowakische Medien berichteten von einem Verdacht auf einen Herzinfarkt. Laut der Tageszeitung Dennik N haben Ärzte am Nationalen Institut für Herz-Kreislauf-Erkrankungen am Vormittag entschieden, dass Fico über Nacht im Krankenhaus bleiben muss. Weitere Untersuchungen seien geplant. Auch Ficos Ehefrau ist im Krankenhaus eingetroffen. Laut Medienberichten hatte der 51-Jährige Donnerstagfrüh während seines Lauftrainings auf dem Donaudamm Druck auf der Brust und Herzprobleme verspürt. In den vergangenen beiden Wochen erschien Fico nur selten in der Öffentlichkeit, meist gab er lediglich eine Stellungnahme ab, ohne Journalistenfragen zu beantworten – unüblich für den sonst redseligen Premier. Ficos für Donnerstag geplanter Staatsbesuch in Tschechien wurde abgesagt, erklärte die Sprecherin. Es sollte der erste Auslandsbesuch seit der Wiederwahl Anfang März und der Bildung seiner schon dritten Regierung sein. Auf dem Programm standen Verhandlungen dem tschechischen Regierungschef Bohuslav Sobotka und ein Empfang bei Präsident Miloš Zeman. Erst am Mittwoch hatte Fico die Regierungserklärung vorgestellt, mit der sich seine Vier-Parteien-Koalition am Montag der Vertrauensfrage im Parlament stellen wird. Die Koalition seiner Smer mit der rechtspopulistischen Slowakischen Nationalpartei, der Ungarnpartei Most-Hid und der konservativen Siet bezeichnete er dabei als historischen Kompromiss. Im Juli wird die Slowakei erstmals den EU-Ratsvorsitz übernehmen.
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Super-PACs nahmen in den vergangenen sechs Monaten fast 100 Millionen Dollar ein – Frühere Jeb-Bush-Unterstützer wechseln verstärkt zu Marco Rubio. Zwei Vorwahlen sind geschlagen, das Bewerberfeld hat sich mittlerweile verkleinert – wo aber haben sich die Millionen an Spendengeldern in den vergangenen Monaten gesammelt? Korrespondieren die Ergebnisse der Abstimmungen in New Hampshire und Iowa mit den Wahlkampfbudgets der Bewerber? Mit insgesamt mehr als 160 Millionen US-Dollar (143 Millionen Euro) liegt Hillary Clinton immer noch an erster Stelle, was das gesamte Wahlkampfbudget betrifft. Ihr mittlerweile einziger innerparteilicher Konkurrent Bernie Sanders kommt mit gut 75 Millionen Dollar auf weniger als die Hälfte. Sanders konnte sein Wahlkampfbudget im Gegensatz zu Clinton jedoch hauptsächlich aus Kleinspenden generieren (im Durchschnitt erhält er 27 Dollar) und hat keine Super-PAC-Millionen hinter sich. Im vierten Quartal des Jahres 2015 lag die Differenz in den Einnahmen zwischen Clinton und Sanders (ohne Super-PACs) nur mehr bei knapp fünf Millionen Dollar. Insgesamt nahmen die Super Political Action Committees im vergangenen halben Jahr fast 100 Millionen Dollar ein. Diese Spenden sind besonders wichtig, weil sie in unbegrenzter Höhe erfolgen können – auch wenn offiziell keine direkte Koordination mit den Bewerbern stattfinden darf. Auch Donald Trump hat keine Unterstützung durch Super-PACs und bezieht weiterhin den Großteil seiner Wahlkampfeinnahmen (65 Prozent beziehungsweise 12,6 Millionen Dollar) aus Krediten, die er bei sich selbst aufnimmt. Bei den Republikanern liegt mit mehr als 150 Millionen Dollar weiterhin Jeb Bush vorne – jedoch hatte er bereits rund 115 Millionen Dollar davon bis Juni 2015 zusammen. Im vergangenen halben Jahr beliefen sich die Einnahmen seines Super-PACs Right to Rise USA auf lediglich 15 Millionen Dollar, im Halbjahr bis Juni 2015 waren es noch mehr als 100 Millionen Dollar gewesen. In der jüngsten Vergangenheit hat es aber offenbar einen neuen Trend bei den Republikanern gegeben: Ende des vergangenen Jahres wechselten auffällig viele Spender von Jeb Bush zu Marco Rubio. Rund 120 Geldgeber, die zuvor noch an Bush gespendet hatten, haben sich im Dezember für Rubio entschieden und ihm rund 250.000 Dollar zukommen lassen, wie eine Analyse von Buzzfeed zeigt. Im Vergleich mit den Großspenden des vergangenen halben Jahres handelt es sich dabei aber um einen geringen Beitrag. Die größte Spende einer Einzelperson lag in diesem Zeitraum bei sechs Millionen Dollar und ging von Hedgefonds-Milliardär George Soros an das Clinton-nahe Super-PAC Priorities USA Action. Die größte Einzelspende betrug zehn Millionen Dollar und ging vom Versicherungskonzern C. V. Starr & Company des US-Managers Hank Greenberg an Bushs Right to Rise USA. Jeb Bush wird das im Wahlkampf wohl dennoch nichts mehr bringen, er liegt in aktuellen Umfragen weit hinter den Favoriten Trump, Rubio und Cruz zurück. (Text: Noura Maan, Grafik: Markus Hametner, 10.2.2016)
| 2International
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Seit Jahresbeginn bereits über 18.000 Menschen aus der Türkei nach Griechenland gekommen – Im Vorjahr weniger Ankünfte in Italien, mehr in Frankreich. Athen – In Mazedonien ist der Flüchtlingszustrom nach Amtsangaben kurzfristig stark zurückgegangen. In den letzten drei Tagen waren in dem Balkanland täglich nur zwischen 700 und 1.000 Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan eingetroffen, was laut dem Internetportal 24 vesti die niedrigste tägliche Zahl seit dem Beginn der Flüchtlingskrise im Vorjahr wären. In der Ägäis ist der Zustrom zu Wochenbeginn allerdings wieder angestiegen. an. In der Hafenstadt Piräus trafen am Dienstag nach Angaben der Küstenwache knapp 1.500 Flüchtlinge an Bord einer Fähre von der Insel Lesbos ein. Dorthin waren sie vom türkischen Festland gelangt. In den ersten zehn Tagen des Jahres sind nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) insgesamt 18.334 Migranten und Flüchtlinge aus der Türkei nach Griechenland gekommen. Die meisten – 10.574 – landeten demnach auf Lesbos. Ein gutes Viertel von ihnen waren Kinder, wie das UNHCR mitteilte. Der umstrittene Rasierklingenzaun, der Flüchtlinge vom Übertritt von Slowenien nach Kroatien abhalten soll, wurde indes wieder abgebaut. Dabei handelt es sich allerdings weniger um eine politische Entscheidung als um höhere Gewalt. Nachdem der Grenzfluss Kolpa den Zaun auf mehreren Stellen unter Wasser setzte, hat die slowenische Armee am Dienstag begonnen, ihn dort wegzuräumen, berichteten slowenische Medien. Der Zaun wird zunächst in den Gemeinden Metlika und Crnomelj abgebaut werden, bestätigte das slowenische Innenministerium nach Angaben des Nachrichtenportals zurnal24.si. Laut dem Ministerium soll der Stacheldraht an jenen Stellen, wo die Überflutungsgefahr am größten ist, durch einen Panelzaun ausgetauscht werden. Die lokale Bevölkerung hat Berichten zufolge von Anfang an vor Hochwassergefahr an der umzäunten Kolpa gewarnt. Durch starke Regenfälle stieg der Pegel fast fünf Meter hoch, weshalb die Gefahr bestand, dass der Rasierklingendraht von den Wassermengen ins Flussbett mitgerissen wird. Im Fluss versenkt, könnte der messerscharfe Draht besonders gefährlich für die zahlreichen Touristen werden, die im Sommer dort baden. In Italien kamen im Vorjahr 153.842 Personen an – rund 17.000 Menschen weniger als im Jahr davor. Dies teilte die katholische Stiftung Migrantes anlässlich des Welttags der Flüchtlinge am Dienstag mit. Italien versorge zurzeit 103.792 Flüchtlinge in seinen Einrichtungen. In Frankreich haben 2015 knapp 80.000 Menschen einen Asylantrag gestellt. Nach Angaben der französischen Flüchtlingsbehörde (OFPRA) stieg die Zahl der Anträge damit im Vergleich zum Jahr 2014 um 22 Prozent. Der Generaldirektor der Behörde, Pascal Brice, sagte der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag, 31,5 Prozent der Anträge seien bewilligt worden – im Jahr zuvor waren es 28 Prozent. OFPRA zufolge wurden im vergangenen Jahr 79.130 Asylanträge gestellt. Vorn lagen Anträge von Syrern (5.200) und Sudanesen (5.060) sowie von Schutzsuchenden aus dem Kosovo (4.650). Brice zufolge wurden fast alle Anträge von Syrern, nämlich 97 Prozent, bewilligt. Der Flüchtlingszustrom bleibt damit auf der obersten Krisenstufe der EU. Die EU-Kommission wies Berichte über Hindernisse seitens der Türkei, die Zahl der Flüchtlinge nach Europa einzudämmen, zurück. Der Aktionsplan der EU mit der Türkei sei eine gegenseitige Verpflichtung und entwickle sich. Allerdings räumte ein Sprecher ein, dass es bei der Flüchtlingsverteilung an Solidarität mangle. Wir sind noch nicht da, so der Sprecher. Die EU-Staaten seien gefordert, dies umzusetzen. Der Kommissionssprecher konzedierte auch Mängel bei dem Finanzierungsplan für die Türkei von drei Mrd. Euro. Er verwies darauf, dass sich alle EU-Staaten zuletzt darauf geeinigt hätten. Jedenfalls könne aus dem EU-Budget eine Summe von 500 Millionen Euro sofort bereitgestellt werden, allerdings müsse die Türkei entsprechende Projekte für die Verbesserung von Bildung und Unterbringung der im Land befindlichen Flüchtlinge vorlegen. Wir sind noch nicht dort, aber es ist in Bewegung, so der Sprecher.
| 1Panorama
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Jazenjuk will Ende für Ostsee-Gaspipeline – Positiver EU-Bericht zur Visabefreiung am 15. Dezember erwartet. Brüssel – Die Ukraine fordert die Verlängerung der von der Europäischen Union verhängten Sanktionen gegen Russland. Die Ukraine hat ihren Teil des Minsker Abkommens erfüllt und tut dies weiter, sagte Regierungschef Arseni Jazenjuk am Montag nach einem EU-Ukraine-Assoziationsrat in Brüssel. Russland müsse Minsk aber noch umsetzen. Jazenjuk sagte, Montag früh seien wieder Schüsse von russischen Milizen in der Ostukraine gefallen. Die Sanktionen der EU gegenüber Russland müssten fortgesetzt und an die vollständige Umsetzung der Minsker Waffenruhevereinbarung geknüpft werden. Jazenjuk, die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und EU-Nachbarschaftskommissar Johannes Hahn versicherten, dass das Freihandelsabkommen zwischen der EU und der Ukraine am 1. Jänner 2016 in Kraft treten wird. Die EU sei noch zu Gesprächen bereit, sagte Hahn. Er wies aber darauf hin, dass die EU 35 Millionen Euro zur Verfügung stelle, um ukrainischen Klein- und Mittelbetrieben die Anpassungen für den Zugang zum europäischen Markt zu erleichtern. Der Zugang zum EU-Markt bedeute auch Zugang zum Weltmarkt, sagte Hahn. Der ukrainische Regierungschef erwartet für den 15. Dezember einen positiven Bericht der EU-Kommission zur Visabefreiung für ukrainische Bürger bei Reisen in die EU. Hahn zeigte sich seinerseits sicher, dass der Bericht positiv ausfallen werde, wollte aber das Ergebnis nicht vorwegnehmen. Die Ukraine hat alles erfüllt, sagte Jazenjuk. Der ukrainische Regierungschef kritisierte den geplanten Ausbau der Ostsee-Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland heftig. Das Projekt Nordstream II müsse beendet werden, sagte er. Es ist nicht im Interesse der Ukraine und er Europäischen Union. Hahn sagte, für die Europäische Union sei es wichtig, dass weiter Wettbewerb herrsche. Die EU müsse überdies dafür sorgen, dass Investoren die Gesetze einhalten.
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Gefechte mit Sicherheitskräften. Kabul – Eineinhalb Monate nach der zeitweisen Eroberung der Provinzhauptstadt Kundus haben die Taliban einen nordostafghanischen Distrikt unter ihre Kontrolle gebracht. Aufständische hätten Jamgan in der Provinz Badachshan erobert, sagte der Sprecher der Provinzregierung, Nawid Frotan, am Donnerstag. Sicherheitskräfte lieferten sich Gefechte mit den Taliban. Verstärkung werde auf dem Luftweg erwartet. Es ist das zweite Mal in einem halben Jahr, dass die Taliban Jamgan unter ihre Kontrolle bringen konnten. Im Distrikt Arghandab in der südafghanischen Provinz Kandahar wurden fünf Taliban-Kämpfer und ein Soldat getötet. Aufständische hätten das Polizeihauptquartier und das Verwaltungszentrum des Distrikts angriffen, sagte Polizeisprecher Sia-ul Rahman Durani. Einer der Angreifer habe sich in die Luft gesprengt. Anschließend sei es zu einem rund 30-minütigen Feuergefecht gekommen.
| 2International
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Durch den Koreakrieg getrennte Familien dürfen sich im Oktober in einem Feriengebiet treffen. Seoul – Nach Marathonverhandlungen haben sich Nordkorea und Südkorea auf eine der raren Familienzusammenführungen geeinigt. Durch den Koreakrieg in den Jahren 1950 bis 1953 getrennte Familien dürfen sich vom 20. bis zum 26. Oktober in einem nordkoreanischen Feriengebiet am Berg Kumgang treffen, teilte das südkoreanische Vereinigungsministerium am Dienstag in Seoul mit. Jede Seite wählt dafür hundert Teilnehmer aus. Die Verhandlungen waren von den jeweiligen Rot-Kreuz-Verbänden der beiden koreanischen Staaten geführt worden. Sie hatten am Montagmorgen (Ortszeit) begonnen und waren die ganze folgende Nacht fortgesetzt worden. Die Gespräche waren vor zwei Wochen als Beitrag zur Entspannung des Verhältnisses von Nordkorea und Südkorea vereinbart worden. Der Konflikt zwischen Südkorea und dem kommunistischen Norden hatte sich zugespitzt, nachdem Anfang August bei der Explosion einer Landmine in der Grenzregion zwei Mitglieder einer südkoreanischen Patrouille schwer verletzt worden waren. Seoul machte Pjöngjang für den Vorfall verantwortlich und verlangte eine Entschuldigung. Nordkorea wiederum setzte dem Süden eine Frist, um die Beschallung mit Propaganda einzustellen, die Seoul als Vergeltung nach mehr als zehnjähriger Pause wiederaufgenommen hatte. In Marathonverhandlungen wendeten beide Seiten Ende August schließlich eine militärische Konfrontation ab. Dabei wurden auch die Verhandlungen über Familienzusammenführungen vereinbart. Während des Koreakriegs waren Millionen Menschen von ihren Angehörigen getrennt worden. Die meisten von ihnen starben ohne die Möglichkeit zu einem Wiedersehen. Auf der Warteliste für Familienzusammenführungen stehen rund 66.000 Südkoreaner, die meisten von ihnen sind schon um die 80 oder 90 Jahre alt. Die Begegnungen hatten im Jahr 2000 begonnen und sollten ursprünglich jährlich stattfinden. In den vergangenen fünf Jahren gab es aber nur noch eine Familienzusammenführung, mehrere andere wurden von Nordkorea in letzter Minute abgesagt.
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Saints-Quarterback damit Nummer vier in der NFL-Historie. New Orleans – Drew Brees hat als vierter Quarterback der NFL-Geschichte die Marke von 60.000 gepassten Yards überquert. Vor dem 36-Jährigen von den New Orleans Saints liegen Dan Marino, Brett Favre und allen voran der immer noch aktive Peyton Manning (Denver Broncos). Das 27:35 der Saints gegen die Detroit Lions am Montag verhindern konnte Brees aber nicht. Das Playoff war für den Super-Bowl-Sieger von 2009 bereits vor der Niederlage außer Reichweite. (APA, Reuters, 22.12.2015) NFL, Montag New Orleans Saints – Detroit Lions 27:35
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