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Die Angeklagten im Telekom-Prozess rechtfertigten die Kursmanipulationen mit der Abwehr von Kursangriffen. Erfolgsprämien zahlte man trotz Ungereimtheiten. Wien – Endgültige Klarheit über die Abläufe bei der Überweisung von insgesamt 9,8 Millionen Euro an den vierköpfigen Vorstand der Telekom Austria (TA) und 95 Führungskräfte soll Franz Nigl bringen. Der frühere TA-Personalchef, der später zur ÖBB wechselte und nun bei der Post werkt, wird am 12. Mai als letzter Zeuge im neuerlichen Prozess rund um die TA-Kursmanipulationen befragt. Nigls Aussage kann insofern maßgeblich sein, als es nicht nur der Staatsanwaltschaft darum geht, zu klären, ob die Überweisung der Erfolgsprämien aus dem seit dem Jahr 2000 laufenden Erfolgsprämienmodell automatisch erfolgte, oder eigens angeordnet werden musste. Der Oberste Gerichtshof (OGH) hatte bemängelt, dass das Erstgericht nicht geprüft hatte, ob die Auszahlung der Erfolgsprämien an den Vorstand mithilfe betrügerischer Handlungen erwirkt worden war, und ob der Vorstand seinerseits bei der Prämienzahlung an die TA-Führungskräfte wissentlich Befugnisse missbrauchte (Untreue). Die Causa Kursmanipulationen im Februar 2004 wird am Wiener Straflandesgericht nicht neu verhandelt, diesbezüglich wurden die Urteile wegen Untreue gegen zwei ehemalige TA-Vorstandsdirektoren, einen Prokuristen und den dienstbaren Broker nicht aufgehoben. Allerdings könnte sich das Strafmaß ändern. Lange Verfahrensdauer gilt gemeinhin als Milderungsgrund. Ex-Festnetz-Vorstand Rudolf Fischer hatte im Frühjahr 2013 drei Jahre Haft ausgefasst, Ex-Finanzchef Stefano Colombo 3,5 Jahre und Banker Johann Wanovits fünf, während der teilgeständige Prokurist drei Jahre bekam, davon eines unbedingt. Geheuer war der mysteriöse Kurssprung in den letzten Sekunden des letzten für das Employee-Stock-Option-Programm (Esop) maßgeblichen Börsenhandelstages auch dem damaligen TA-Aufsichtsratspräsidenten und ÖIAG-Chef Peter Michaelis nicht. Weil die Finanzmarktaufsicht FMA prüfte, blockierte er nicht nur die Auszahlung an den Vorstand, sondern gab auch der TA-Führung zu verstehen, dass Prämien der Führungskräfte zurückzuhalten waren, schilderte er bei seiner Zeugenaussage am Donnerstag. Als die FMA keinen rauchenden Colt fand – Beweise für Kursbildung in rechtswidriger Weise wären ein solcher gewesen, ersetzte er den Auszahlungsstopp durch einen Vorbehalt im Fall allfälliger Malversationen. Kursangriffe, auf deren Abwehr sich die Angeklagten im Prozess wortreich beriefen, seien nicht klar ersichtlich gewesen, gab Michaelis zu Protokoll. Der TA-Generaldirektor habe den Kurssprung beispielsweise auch auf Änderungen im Morgan Stanley Caital Index (MSCI) zurückgeführt. Dass die FMA die über die Deutsche Bank agierenden Angreifer nicht ausforschte, wurmt insbesondere Broker Wanovits. Er wurde zwar vom Vorwurf der Kursmanipulation exkulpiert (war damals noch nicht strafbar), handelte sich mit der von der TA-Führung und dem Kronzeugen angezettelten Aktienorder aber existenzielle Probleme ein. Sein Institut Euroinvest überschritt die Großveranlagungsgrenze (25 Prozent des Eigenkapitals) und wurde dafür von der FMA bestraft. Mögliche Kursgewinne konnte er nicht realisieren, weil er die auf Pump und eigenes Risiko gekauften TA-Papiere nach zwei Tagen wieder verkaufen musste. Womit eine mögliche Erklärung vorliegt, warum Wanovits die TA im Boot haben wollte und (mündlich) eine Million Euro Honorar vereinbart hatte. Die stotterte die TA in Form von Barzahlungen in Papiersackerl (690.000 Euro) und Honoraren für Scheinaufträge ab. Ein Riesenfehler, wie Wanovits beteuerte. Die Causa hat mein Leben zerstört. Ursprünglich habe er mit der TA eine Geschäftsbeziehung aufbauen, Finanzdienstleistungen für die Telekom erbringen wollen, wurde Wanovits nicht müde, zu betonen. Das sei nach der FMA-Untersuchung aber nicht mehr erwünscht gewesen. Eingeladen, ins Sackerl zu greifen und sich zu bedienen, wie behauptet, habe er weder den Kronzeugen noch den Prokuristen. Das schwöre ich bei meinem Augenlicht.
3Wirtschaft
Die Polizei ermittelt nach den Vorfällen im Audimax der Uni Wien wegen Körperverletzung, Störung einer Versammlung und Sachbeschädigung. Nachdem die rechtsextremen Identitären am Donnerstagabend eine Aufführung des Elfriede-Jelinek-Stücks Die Schutzbefohlenen, deren Besetzung zum Großteil aus Flüchtlingen besteht, im Audimax der Universität Wien gestört haben, ermittelt der Verfassungsschutz. Das erfuhr DER STANDARD von einem Sprecher der Wiener Polizei. Die Polizei ermittle gegen acht unbekannte Täter wegen Körperverletzung – unter anderem wegen eines Faustschlags ins Gesicht – sowie gegen vier namentlich bekannte und vier unbekannte Tatverdächtige wegen Störung einer Versammlung, sagt Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Zudem liege eine Anzeige wegen Sachbeschädigung vor. Eine Besucherin des Stücks, eine Geflüchtete aus Syrien, befinde sich noch in Spitalsbehandlung, sagte die Regisseurin der Aufführung, Tina Leisch, zum STANDARD. Drei der vier namentlich bekannten Tatverdächtigen seien bei einer Sofortfahndung mit Beteiligung der Wega in der Alser Straße festgehalten worden, so der Polizeisprecher. Die Auswertung eines Videos und Einvernahmen der Opfer könnten zur Ausforschung weiterer Namen führen. Während der Aufführung der mit dem Nestroy-Preis ausgezeichneten Produktion des Kollektivs Die Schweigende Mehrheit hatten 20 bis 30 Identitäre die Bühne gestürmt, Kunstblut verspritzt, ein Transparent entrollt und Flugblätter mit dem Titel Multikulti tötet! ins Publikum geworfen. Die Hochschülerschaft der Uni Wien berichtet zudem in einer Aussendung von Schlägen gegen Besucher des Stücks. Die Identitären, die sich noch am selben Abend in sozialen Medien mit der Aktion brüsteten, dementieren das. Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) verurteilte die Aktion am Freitag. Die gestrige Störaktion an der Universität Wien ist schockierend und reiht sich leider in eine Reihe von Übergriffen dieser Gruppe ein, die zutiefst abzulehnen sind, erklärte Ostermayer. Die verfassungsrechtlich verankerte Freiheit der Kunst und die Meinungsfreiheit sind genauso wie der Schutz von Minderheiten in einer aufgeklärten Demokratie unantastbar. Wer sich hier dagegenstellt, ist ein Feind der Freiheit, der Kunst und der Werte der Aufklärung, auf denen Europa fußt. Als Reaktion wird die Stadt Wien das Ensemble der Schutzbefohlenen zu einer Aufführung im Rathaus einladen. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) sprächen die Einladung gemeinsam aus, hieß es in einer Aussendung Vassilakous am Freitag. Man setze damit ein klares Zeichen gegen Hetze und Ausgrenzung. Regisseurin Tina Leisch zeigt sich perplex von dem Angriff. In dem Stück geht es ja gerade darum, interkulturelle Konflikte zu verhandeln – wir sagen eben nicht: Flüchtlinge sind da, alles super, so Leisch. Für einige der Darsteller sei der Angriff schockierend gewesen, zwei von ihnen hätten sich danach nicht mehr auf die Bühne getraut. Nach der Unterbrechung wurde die Vorführung in Anwesenheit der Polizei fortgesetzt. Der Obmann der Identitären, Alexander Markovics, droht indes in einer Aussendung mit weiteren Aktionen: Wir werden dafür sorgen, dass es kein friedliches Hinterland mehr für die Multikultis geben wird.
5Inland
Das Donaudelta ist von Überdüngung, Überfischung und Verschmutzung bedroht – geahndet werden Umweltsünden aber selten. Wenn das der Heilige Georg – der Drachentöter und Namenspatron des Südarms – sehen würde: eine monotone Wasserautobahn, auf der ein Schnellboot vorbeibraust, in deren Fahrrinne Plastikflaschen und Getränkedosen dümpeln, wo am Ufer wild gezeltet wird und wider die behördliche Ordnung Lagerfeuer kokeln. Dazu haben Hotelboote eingangs des Georgskanals festgemacht, ein paar Bootsminuten von Tulcea entfernt, dem Tor zum Donaudelta. Da, ein Autobahnschild: noch 37 Kilometer zum Schwarzen Meer. Hinter der nächsten Kurve schon ist alles anders. Vom Arm des Drachentöters geht es links ab ins Labyrinth der Seen, Nebenarme, Auwälder, Riedzonen und Seerosenteppiche. Das Schilfrohr ragt wandhoch aus dem Wasser. Libellen tanzen, Moskitos schwirren. Hier staksen Seidenreiher, da Weißstörche, später werden die Frösche zur Freilichtoper bitten, links und rechts alles grün, ein europäischer Amazonas. Über den Bäumen kreisen die ersten Rosapelikane mit ihren Vorratsschnäbeln. Fischer mit Ruderbooten inspizieren ihre Reusen. Auf dem Wasser zeigt sich eine Kormorankolonie, auf dem Festland Rehe, dann in 30 Meter Entfernung auf dem Uzlina-See mehr als hundert Pelikane. Rund 2500 Paare Rosapelikane nisten im Delta – die Hälfte des europäischen Bestands. Der Donau wirres Ende: eine Schatzkammer für Ornithologen. 331 Arten kommen im Delta vor, 174 davon brüten dort. Dazu gesellen sich Schakale, Wildkatzen, Wölfe, Fischotter sowie der rare Europäische Nerz. Das Delta der Donau, die größte Schilfzone weltweit, achtmal so groß wie der Bodensee, Unesco-Weltnaturerbe, ist ein Puzzle aus Biotopen, Röhrichtzonen, Seen, Lagunen, Flussarmen und Kanälen über Auwälder, Trockenwälder und Feuchtwiesen bis hin zu steppenartigen Dünen und Strombänken. 82 Prozent der 5800 Quadratkilometer des Deltas liegen in Rumänien, der Rest gehört der Ukraine. Der nördliche 120 Kilometer lange Chilia-Arm bildet die Grenze. Der mittlere Arm wurde vertieft und begradigt und verkürzte sich so von 92 auf 64 Kilometer. Heute ist der Sulina-Arm eine schnurgerade Wasserschnellstraße. Murighiol, 40 Kilometer südöstlich von Tulcea: Wie es sich in Europas grünem Hinterhof lebt, studiert man bei George Valcu in dem 1400-Seelen-Dorf am urwüchsigen Georgsarm im Süden des Deltas. Durch den Garten seiner Pension watscheln zwei Pekingenten, einst zum Verzehr angeschafft, bis Gäste eindringlich um Schonung baten. Jetzt kacken sie jeden Tag unter den Frühstückstisch, seufzt der korpulente 40-Jährige. Auf dem Mittagstisch der Familie Valcu steht noch Ciorba de peste – Fischsuppe. Den Wels hat am Vortag ein Nachbar gestiftet. Valcu hat seine Pension vom Staat zertifizieren lassen, während andere im Dorf es vorziehen, schwarz zu vermieten. 2009 hat der rührige Vater zweier Kinder die Pension 2 Sturioni, zu Deutsch Zwei Störe, eröffnet. Zuvor war er mal Barmann, mal Kellner, dann in Amsterdam Möbelrestaurator. Als das zweite Kind zur Welt kam, war es Zeit, nach Murighiol heimzukehren. Die Dorfökonomie speist sich aus dem Geld der Urlauber, einem Schuss Improvisation und Gesetzlosigkeit und den Dividenden der Natur. Die Minze für den Tee kommt aus dem Garten, der auch das Gemüse liefert, Fisch ist immer da. Pro Tag und Familie dürfe er vier Kilo angeln, holst du sieben Kilo heraus, sagt auch keiner etwas, erzählt er. Oder die Leute kennen den Kontrolleur. Der Umweltschutz stehe leider nicht sehr hoch im Kurs, erzählt Valcu. Die Leute werfen ihren Müll in den Fluss, Naturschutzorganisationen sammeln ihn wieder auf. Einmal habe er erlebt, wie jemand beim Autoölwechsel die schwarze Brühe ins Erdreich ablaufen ließ. Noch nie sei ihm zu Ohren gekommen, dass jemand wegen einer Umweltsauerei bestraft worden sei. Schilf- und Sumpflandschaft des Ortes wurden unter Staatspräsident Nicolae Ceausescu trockengelegt, um Ackerland zu schaffen. Ein Fünftel des Deltas wurde so zerstört. Die Bauern des Dorfes verloren ihren Wasserzugang, die Böden wurden Ackerwüsten. Die Frage, ob es unter Ceausescu besser war, beantwortet Valcu trotzdem wie aus der Pistole geschossen: Absolut. Der alte Ostblock-Refrain: Damals habe jeder Arbeit gehabt. Heute sei die Korruption unerträglich. Im globalen Vergleich der Antikorruptionsaktivisten von Transparency International lag Rumänien 2015 auf Platz 58, hinter Ghana, vor Oman und Lesotho. Die Menschen in den Dörfern des Donaudeltas leben heute von Fischfang, dem Ernten von Schilf für Reetdächer, ein wenig Landwirtschaft, manche vom Tourismus. 1970 lebten fast 22.000 Menschen in den 25 Siedlungen des rumänischen Deltas, heute sind es noch 15.000. Es blieben vor allem die Alten. 1990, nach dem Sturz Ceausescus, war es aus mit der Industrialisierung des aquatischen Paradieses. Die neue Regierung erklärte den rumänischen Teil des Deltas zum Biosphärenreservat. 1998 zog die Ukraine mit ihrem Deltaanteil nach, aber Verschmutzung, Überdüngung und Überfischung setzen dem Delta noch immer zu. Am Ende des Donaulaufs japsen die Fische nach Sauerstoff. Dazu kommt Schlamm aus den Karpaten, eine Folge der Abholzung dort, ein wilder Kapitalismus lässt aus den Bergen grüßen.
1Panorama
Sticht mit Mut zu ungewöhnlichem Design und frischen Softwarekonzepten aus der Masse heraus. Es passiert nur selten, dass ein neues Smartphone in der Redaktion eintrifft, das wirklich aus der Masse heraussticht. Scheint es doch fast so, als hätten sich die großen Hersteller mittlerweile allesamt auf eine gemeinsame Design-Linie geeinigt. Um so erfrischender ist es, wenn dann einmal ein Smartphone auftaucht, das aus dieser Uniformität ausbricht – vor allem, wenn es von einem Newcomer kommt, der noch dazu mit frischen Softwareideen aufwarten kann. Robin heißt das erste Smartphone von Nextbit, das all dies vermag. Das Unternehmen selbst ist zwar ein Neuling in der Branche, die dahinterstehenden Personen sind es nicht. Die beiden Gründer haben zuvor mehrere Jahre lang für Google an Android gearbeitet. Für die Gestaltung der Hardware konnte mit Scott Croyle jener Designer gewonnen werden, der das erste HTC One entworfen hat, und damit ausgerechnet jenen Stil entscheidend mitgeprägt hat, der aktuell in der Smartphone-Welt vorherrscht – und den er angesichts seiner Omnipräsenz mittlerweile als langweilig bezeichnet. Aus der Smartphone-Herde herauszustechen soll das Nextbit Robin also – und das tut es tatsächlich von der ersten Sekunde an. Dies zeigt sich bereits an der nett gestalteten Verpackung, die an ein langgestrecktes Buch erinnert. Die Liebe zum Detail demonstriert man damit, dass sogar der mitgelieferte Stift zum Öffnen des SIM-Karten Slots in Form einer Wolke individuell gestaltet wurde. Beim Smartphone selbst setzt Nextbit auf klare Linien und kantige Formen statt den gewohnten Rundungen. Die zwei Lautsprecher an der Vorderseite werden zudem nicht wie gewohnt versteckt sondern in einer Art Retro-Look gezielt betont. Auch die Lautstärkeknöpfe fallen mit ihrem abgerundeten Stil sofort auf. Besonders deutlich zeigt sich die Design-Linie bei der in einer Kombination aus Mint und Weiß gehaltenen Variante des Geräts. Wer es weniger auffällig haben will, kann aber auch zu einer schwarzen Ausführung greifen. Um das klarzustellen: All das zu den Äußerlichkeiten Gesagte fällt fraglos in den Bereich des persönlichen Geschmacks, und der gewählte Stil wird längst nicht allen zusagen. Aber alleine dafür, dass Nextbit hier etwas neues ausprobiert, ist dem Unternehmen Respekt zu zollen. Auch bei der Materialwahl bewegt sich das Robin jenseits des Mainstreams. Statt der üblichen Mischung aus Glas und Metall greift das Unternehmen lieber bewusst zu Kunststoff. Das mögen so manche potentielle Käufer als weniger hochwertig empfinden, bedeutet aber auch, dass die Beschädigungsgefahr wesentlich geringer ist. Ein Vorteil dieses Materials, der zunehmend in Vergessen geraten zu sein scheint. Zudem bietet das Robin einen sehr guten Griff, was von vielen anderen aktuellen Smartphones nicht gerade behauptet werden kann. Leichte Abzüge gibt es für die von Nextbit verwendeten Knöpfe: Zwar sehen die runden Buttons für die Lautstärke durchaus gut aus, mit ihrer glatten Oberfläche sind sie aber nicht sonderlich gut zu ertasten. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist, dass der Einschaltknopf leicht in das Gehäuse versenkt wurde. Dafür ist er mit einem Fingerabdrucksensor kombiniert, über den sich das Smartphone nicht nur entsperren lässt, es können auch über Android Pay Kaufvorgänge autorisiert werden. Den Fingerabdrucksensor an diese Stelle zu positionieren, ist an sich eine hervorragende Wahl, immerhin ist er damit sehr einfach zu erreichen. Allerdings hat diese Entscheidung auch einen gewissen Nachteil: Im Test war die Erkennungsrate des Fingerabdrucks merklich niedriger als bei anderen aktuellen Smartphones. Dies dürfte daran liegen, dass der Sensor schlicht schmaler ist als bei einem aktuellen Nexus-Gerät oder auch einem iPhone, die auf ein rundes Design setzen. Die Alltagsnutzung erschwert aber noch eine zweite Eigenheit des Geräts: Der Fingerabdrucksensor ist nämlich erst aktiv, wenn der betreffende Knopf gleichzeitig gedrückt wird, was gerade durch das abgesenkte Design etwas gewöhnungsbedürftig ist. Andere Geräte entsperren bereits automatisch, wenn der Sensor nur berührt wird, dies wäre auch hier von Vorteil gewesen. Das Nextbit Robin ist mit 7 Millimeter relativ dünn, mit 150 Gramm gehört es auch nicht gerade zu den Schwergewichten der Branche. Die weiteren Abmessungen entsprechen mit 149 x 72 Millimeter in etwa dem, was von einem Smartphone mit einem 5,2-Zoll-Bildschirm zu erwarten ist. Apropos: Beim Display handelt es sich um ein IPS LCD mit einer Auflösung von 1.080 x 1.920 Pixel, dessen Bildqualität durchaus als gut klassifiziert werden kann. Dass man nicht ganz mit der Darstellungsqualität aktueller Spitzengeräte mithalten kann, liegt unter anderem daran, dass das Panel nicht optimal kalibriert ist. Vor Beschädigung wird der Bildschirm durch Gorilla Glass 4 geschützt. Für die nötige Power soll ein Snapdragon 808 sorgen, und damit der selbe Prozessor, der unter anderem im Nexus 5X und im LG G4 zu finden ist. Beim Nextbit Robin sind ihm 3 GB RAM zur Seite gestellt – und damit 1 GB mehr als bei Googles Smartphone. Benchmarks liefern wenig überraschend ziemlich genau die von diesem Chip zu erwartenden Ergebnisse. Mit 1.235 (Single Core) und 3.578 (Multi-Core) Punkten bei Geekbench liefert das Robin durchaus gute Werte, mit aktuellen Top-Prozessoren wie dem Exynos 8990 im Galaxy S7 (2133 / 6457 Punkte) kann man damit natürlich aber nicht mehr mithalten. Beim Grafikbenchmark von 3DMark ist dieser Unterschied sogar noch etwas deutlicher pronouncierter, 1.190 Punkte erzielt das Robin hier, Samsungs aktuelles Top-Smartphone kommt fast auf das Doppelte. Bei all dem muss aber einmal mehr die endenwollende Aussagekraft von Benchmark-Werten betont werden. Immerhin ist es zwar fraglos schön für die Hersteller, wenn ihre Geräte bei Tests an der Spitze der Benchmark-Liste stehen, für die breite Masse der Nutzer ist aber jenseits wirklich anspruchsvoller 3D-Spiele kaum mehr ein Unterschied erkennbar – zumindest wenn der Hersteller nicht grob bei der Software patzt. Und da das beim Robin glücklicherweise nicht der Fall, erweist sich das Gerät in der Alltagsnutzung als äußerst flink. Mit Dauerbelastung geht das Nextbit Robin in etwa so um wie alle anderen aktuellen Smartphones: Die Performance gibt mit der Zeit etwas nach. Dies zeigt sich vor allem bei intensiver 3D-Belastung, auch wenn dieser Effekt beim verbauten Prozessor nicht übermäßig stark ausgeprägt ist. Nach dem fünften Durchlauf von 3DMark sinkt der Benchmark-Wert um rund 10 Prozent ab. Das Gerät wird dabei merklich wärmer, wirklich unangenehm ist dies aber nicht, und dank der Materialienwahl bleibt die Hitzeentwicklung auch lokal klar begrenzt. Die rückseitige Kamera ist mit einem 13-Megapixel-Sensor ausgestattet, für flotte Aufnahmen soll ein Phase Detection Autofocus sorgen. Die damit erzielbaren Ergebnisse liegen aber eher im durchschnittlichen Bereich, vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen kann das Robin nicht mit der direkten Konkurrenz wie dem Nexus 5X mithalten. Dazu kommt, dass die Kamerasoftware zwar einige interessante Optionen wie die manuelle Anpassung der ISO-Werte bietet, aber generell sehr lange braucht, um Aufnahmen zu tätigen. Auch beim Fokussieren sind die meisten Konkurrenten mittlerweile wesentlich flotter. All dies heißt nicht, dass die Kamera schlecht wäre, vor allem bei Tageslicht lassen sich mit dem Smartphone von Nextbit durchaus ansehnliche Aufnahmen machen. Aber die Konkurrenz ist eben schon die eine oder andere Generation weiter. Für die Selfie-Bedürfnisse der Nutzer gibt es natürlich auch noch eine 5-Megapixel-Frontkamera, die ebenfalls eher durchschnittliche Aufnahmen macht. Was so manchem potentiellen Käufer sauer aufstoßen könnte: Der Akku des Robin ist nicht nur fest verbaut, mit 2.680 mAh ist seine Ladekapazität auch nicht sonderlich groß ausgefallen. Im Akkutest von PCMark führt dies zu einem Ergebnis von eher schwachen 5:49 Stunden, womit es – angesichts der sehr ähnlichen Hardware-Eckddaten durchaus überraschend – klar hinter Googles Nexus 5X (7:14 Stunden) liegt. Dank Quick Charge 2.0 ist das Gerät zumindest recht flott aufgeladen, nach 1:32 Stunden war es im Test so weit. Etwas verblüffend ist die Entscheidung kein entsprechendes Ladegerät sondern lediglich das notwendige Kabel mitzuliefern, hier müssen die Nutzer also zu einem vorhandenen Ladekopf greifen oder einen neuen kaufen. Für den Anschluss nach außen wird eine USB-C-Schnittstelle verwendet. Die zwei Lautsprecher liefern – für ein Smartphone – durchaus ansprechenden Stereo-Sound, auch am der Klang via Kopfhörer und der Gesprächsqualität gibt es nichts auszusetzen. Die Internetanbindung erfolgt via WLAN 802.11a/b/g/n/ac oder LTE, wobei alle für Österreich relevanten Bänder unterstützt werden. Bluetooth 4.0 wird ebenfalls unterstützt. Ein erfreuliches Extra ist die Benachrichtigungs-LED, wenn auch deren Position nicht gerade optimal gewählt wurde. Befindet sie sich doch neben dem USB-C-Anschluss an der Unterseite des Smartphones, wodurch sie leicht übersehen werden kann. Zudem ist die Darstellung auf weiß begrenzt, andere Farben lassen sich auch über die gewohnten Tools wie Lightflow nicht aktivieren. In Softwarefragen verfolgt Nextbit eine ähnliche Strategie wie Motorola: Ein Kernsystem, das sich recht eng an die Vorlage von Google hält, und auf deren Basis spezifische Veränderungen vorgenommen werden. Im Fall des Robin bedeutet dies vor allem eines: Die Anbindung an den eigenen Cloud-Service. Dieser soll die internen 32 GB des Smartphones ergänzen, und dafür sorgen, dass sich die Nutzer nie wieder Sorgen um den freien Speicherplatz auf ihrem Smartphone machen müssen. Und das geht so: Alle installierten Apps (samt ihrer Einstellungen) und Bilder werden regelmäßig mit dem Cloud-Speicher von Nextbit synchronisiert. Wird lokal der Platz eng, werden automatisch die am wenigsten benutzten Apps vom Gerät gelöscht, was dadurch symbolisiert wird, dass ihr Icon grau erscheint. Wollen die Nutzer das betreffende Programm dann doch wieder nutzen, reicht ein Touch darauf und es wird automatisch heruntergeladen und eingerichtet. Bei einer flotten WLAN-Verbindung ist das in wenigen Sekunden erledigt. Bei Fotos sieht die Platzoptimierung so aus, dass lokal nur mehr eine Version in Bildschirmauflösung behalten wird, während die volle Aufnahme bei Bedarf nachgeladen wird. Videos werden in diesem Konzept derzeit noch nicht unterstützt, dies soll aber mit einem späteren Update folgen. Dieser regelmäßige Synchronisationsvorgang wird immer dann vorgenommen, wenn das Gerät in einem WLAN ist, gerade am Strom hängt und nicht aktiv genutzt wird. Signalisiert wird er durch vier kleine LEDs, die auf der Rückseite unter einem Wolken-Logo angebracht sind. Einzelne Apps können von dem Lösch-Automatismus ausgenommen werden, in dem sie fix angepinnt werden. Dies kann über eine Wischbewegung nach unten vom Icon der betreffenden App vorgenommen werden. All dies funktioniert im Test zwar reibungslos, und doch tauchen schnell Zweifel an der prinzipiellen Sinnhaftigkeit dieses Konzepts auf. Selbst wenn man davon ausgehen würde, dass die Nutzer immer superschnelles Internet zu Verfügung haben – was in der Realität wohl nur selten der Fall ist – ist im Endeffekt ein Gerät mit einem größeren lokalen Speicher oder einer MicroSD-Karte trotzdem klar im Vorteil. Zumal die Behauptung des Herstellers vom unlimitierten Cloud-Speicher in der Realität 100 GB bedeutet – in Kombination mit den lokalen 32 GB sind das dann auch nicht viel mehr als jene 128 GB mit denen mittlerweile so manche Smartphones verkauft werden. Klar ist ein Gerät mit so großem Speicherplatz auch erheblich teurer, aber dann bliebe noch immer die Variante ein Smartphone mit MicroSD-Slot zu kaufen, das sich recht billig erweitern lässt. So verlockend die Idee, dass sich die User nie wieder um das Aufräumen von Apps und Fotos kümmern müssen, auch sein mag, in der Praxis wirkt dies zumindest derzeit wie ein Gimmick mit begrenzter Sinnhaftigkeit. Auf Basis von Android 6.0 liefert Nextbit eine erfreulich schlanke Softwareausstattung: Die gewohnten Google-Apps werden von wenigen Eigenentwicklungen – Kamera, Galerie und die Smart Storage-Software – flankiert. Dazu kommen dann noch diverse Anpassungen am Look (Theme, Navigationsknöpfe) sowie ein eigener Launcher. Leider ist letzterer nicht sonderlich gut gelungen, nimmt er doch neben der Unterstützung für den Cloud-Service auch einige Änderungen vor, die gerade im Kontext des betreffenden Geräts wenig sinnvoll erscheinen. Einen klassischen App-Drawer gibt es nicht, stattdessen landen die App-Icons von Haus aus einfach alle direkt am Home Screen, was bei einer hohen Anzahl von installierten Programmen rasch unübersichtlich wird. Eine Kombination mit Widgets ist ebenfalls nicht möglich, diese werden gesammelt in einer Spezialansicht dargestellt, die mittels einer Pinch-Geste erreicht werden kann. Dies erinnert eher an Lösungen wie Apples OS X Dashboard als an gewohnte Android-Konzepte. Wem all dies nicht behagt, dem bleibt zumindest der Trost, dass sich der Launcher problemlos gegen eine der vielen im Play Store verfügbaren Lösungen austauschen lässt. Lediglich das Anpinnen von Apps geht dann nicht mehr, der Kern der Smart Storage-Funktionalität bleibt aber erhalten. Etwas überraschend ist zudem, dass Nextbit offenbar an den DPI-Einstellungen des Geräts geschraubt hat. Dies hat zur Folge, dass im Vergleich zum Nexus 5X mit gleicher Bildschirmgröße und -auflösung alle Elemente etwas größer wirken, umgekehrt aber natürlich die Informationsdichte sinkt. Für potentielle Käufer ebenfalls wichtig zu wissen: Einen Multi-User-Modus gibt es beim Robin im Vergleich zu den meisten anderen Android-Smartphones nicht. Positiv fällt auf, dass die lokalen Daten beim Robin bereits von Haus aus allesamt verschlüsselt sind. Zudem bietet das Gerät – ähnlich wie die Smartphones von OnePlus – eine eigene Partition auf der nützliche Tools zu finden sind, darunter etwa Android File Transfer für OS X und der passende USB-Treiber für Windows. Eine fixe Bootloader-Sperre gibt es ebenso wenig wie einen SIM-Lock, zudem hat der Hersteller durchblicken lassen, dass man künftig auch Factory Images – ähnlich wie Google bei seiner Nexus-Reihe – anbieten könnte. Damit würde sich das Robin dann auch bestens für jene empfehlen, die gerne selbst an der Smartphone-Software herumbasteln. Wie es mit der Update-Situation aussieht, lässt sich derzeit noch schwer abschätzen, ist Nextbit doch neu in diesem Geschäft. Zwar hat man versprochen, rasch neue Versionen liefern zu wollen, dem widerspricht allerdings, dass aktuell der Sicherheits-Patch-Level des Nextbit Robin noch auf dem Stand 1. Jänner 2016 steht – hier sind zwischenzeitlich zwei sicherheitsrelevante Aktualisierungen ausgelassen worden. Das nächste größere Update verspricht der Hersteller noch für April, bleibt abzuwarten, ob man sich dann dem monatlichen Rhythmus von Google anschließt. Die Aktualisierung soll unter anderem Performance-Verbesserungen bringen, in welchem Ausmaß diese sich schlussendlich bemerkbar machen, lässt sich vorab natürlich noch nicht einschätzen. Das Nextbit Robin wird derzeit ausschließlich über den Shop des Herstellers zu einem Preis von 399 US-Dollar verkauft. Samt Steuer und Liefergebühren ergibt sich daraus ein realer Preis von rund 450 Euro für interessierte Käufer in Europa. Nextbit liefert mit dem Robin ein starkes Debüt am Smartphone-Markt ab. Vor allem das aus der Masse hervorstechende Design gefällt, auch die schlanke Softwareausstattung muss positiv verbucht werden. Kamera und Akku-Laufzeit könnten zwar besser sein, aber für diese Preisregion ist die Hardware durchaus in Ordnung. Das Cloud-Konzept hingegen ist zwar durchaus interessant, kann bislang aber keinen überzeugenden Grund liefern, warum es der Nutzung einer Micro-SD-Karte vorzuziehen sein soll. Glücklicherweise ist das Robin aber auch jenseits des Cloud-Speichers ein wirklich interessantes Gerät. Bleibt zu hoffen, dass es sich gut verkauft, immerhin braucht es dringend Hersteller wie Nextbit, die aus dem Smartphone-Einheitsbrei positiv herausstechen.
0Web
Online-Verzeichnis Insecam macht Geräte einfach zugänglich – Suchmaschine Shodan will für Öffentlichkeit sorgen. Webcams sind praktisch. Sie ermöglichen Videotelefonie, die Aufnahme von Vlogs für Youtube und Co und lassen sich auch als Video-Babyfon oder Überwachungskamera verwenden. In puncto Sicherheit gibt es bei einigen Herstellern jedoch Aufholbedarf, wie anhand teils massiver Lücken in den vergangenen Jahren mehrfach aufgezeigt wurde. Trotzdem scheint sich nicht all zu viel geändert zu haben. Nach wie vor verbinden sich zig tausend der Geräte regelmäßig ins Internet, ohne dabei ausreichend vor Fernzugriff geschützt zu sein. Dabei ist es für Außenstehende gar nicht so schwierig, einen Blick in fremde Schlafzimmer oder andere private Räumlichkeiten zu erhalten. Zwei Plattformen im Netz sorgen dafür, dass der Zugriff nur wenige Klicks entfernt ist. Die erste stammt aus Russland und heißt Insecam, schreibt die Zeit. Angeboten werden nicht nur Fotoupdates, sondern sogar Videostreams. Das hat in der Vergangenheit bereits für einige Aufregung um das nach eigenen Angaben größte globale Webcam-Verzeichnis gesorgt. Die Betreiber versprachen daraufhin, Kameras auszufiltern, die Bilder aus Privatbereichen liefern. Wer sich kurz durch das nach Ländern und Aufstellungsumfeld sortierte Angebot klickt, wird aber schnell feststellen, dass die Kontrollmechanismen längst nicht lückenlos funktionieren. Denn neben Überwachungskameras aus Geschäften oder Agrarbetrieben finden sich dort auch Privateinfahrten und auch die eine oder andere Räumlichkeit, die offenbar zu einer privaten Wohnung gehört. Viele der angesteuerten Kameras stammen vom Hersteller Foscam. Während ein Teil davon wohl mit Absicht frei abrufbar ist, dürften andere ohne Wissen der Betreiber aus dem Netz zugänglich sein. Zuletzt waren Anfang 2014 gröbere Sicherheitsprobleme rund um Produkte des Herstellers bekannt geworden. Abseits von Lücken werden Webcams aber auch oft mit problematischen Standard-Einstellungen ausgeliefert. Die Suchmaschine Shodan beherrscht seit kurzem ebenfalls das Aufspüren von ungesicherten Webcams. Ist das jeweilige Gerät schlecht konfiguriert oder mit Sicherheitsmängeln behaftet, lässt sich theoretisch sogar die Steuerung übernehmen. Die Seite an sich dient eigentlich zum Aufspüren von vernetzten Geräten aller Art und existiert seit 2009. Sicherheitsexperte konnten über den Service bereits erfolgreich nutzen, um industrielle Steuersysteme zu finden, die nicht ausreichend abgesichert waren. Der Betreiber John Matherly hält fest, dass die Suchmaschine ein Beitrag zur Debatte rund um Privatsphäre und Sicherheit im Internet of Things-Zeitalter sein solle. Wer Böses im Sinne hat, benötige Shodan dafür nicht. Der Name des Services, so erläutert Gulli, leitet sich übrigens aus dem Videospiel System Shock ab, in dem ein gleichnamiges Computersystem das Ziel verfolgt, die Menschheit zu vernichten. Dass es hier Nachholbedarf gibt, bestätigt gegenüber der Zeit auch ein Experte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Er bemängelt, dass Hersteller bei der Entwicklung von Geräten vorrangig auf den Preis achten würden und dafür Sicherheit vernachlässigten. Gleichzeitig mangele es aber auch den Nutzern an Kenntnis und Bewusstsein. Oft seien sie sich etwa nicht im Klaren, dass ihre Produkte nicht hunderprozentig sicher seien und man regelmäßig Firmwareupdates einspielen sollte. Dazu fehle es auch an Wissen darüber, wie man sie am besten konfiguriert.
0Web
Ermunterung, Lob und klare Bildungsziele – das zeichnet laut Wilfried Smidt gute Kindergartenbetreuung aus. STANDARD: In der Bildungsdebatte ist immer vom lebenslangen Lernen die Rede – welche Etappe unserer Bildungsbiografie ist aus Ihrer Sicht die wichtigste? Smidt: Aus meiner Sicht sind die ersten Lebensjahre ganz besonders wichtig, weil in diesem Alter elementare Grundlagen für die weitere Bildungsbiografie gelegt werden. Das gilt sowohl für die Familie als auch für Kindergärten oder Kinderkrippen. Studien zeigen, dass insbesondere die Qualität der Erziehung, Bildung und Betreuung wichtig ist für den späteren Bildungserfolg der Kinder. STANDARD: Die Forschung bestätigt den alten Satz Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr? Smidt: In Ansätzen schon. Die ersten Jahre markieren eine entscheidende Weichenstellung. Natürlich kann man später Rückstände durch entsprechende Förderung aufholen, aber es ist viel schwieriger. STANDARD: Wodurch zeichnet sich gute pädagogische Betreuung aus? Smidt: Was den Kindergarten betrifft, gab es in Österreich einen wichtigen Schritt: 2009 wurde ein bundesländerübergreifender Bildungsrahmenplan eingeführt. Dieser Plan sieht Bildungsziele beispielsweise in den Bereichen Mathematik, Sprache und Naturwissenschaft vor. Und er bestimmt auch die Rollen des pädagogischen Personals näher. STANDARD: Inwiefern? Smidt: Es geht darum, dass die Pädagogen und Pädagoginnen die Kinder aktiv bei ihren Bildungsprozessen unterstützen. STANDARD: Nun gibt es auch pädagogische Konzepte, die stark auf die Autonomie und die natürliche Neugierde der Kinder setzen. Ist das ein Widerspruch zu diesen Empfehlungen? Smidt: Nein, keineswegs. Es geht nicht darum, alles vorwegzunehmen oder den Kindern alles zu oktroyieren. Sondern darum, das Interesse des Kindes zu wecken – zum Beispiel indem man dialogisch mit ihm liest. So wie ich den Bildungsrahmenplan lese, sind die Bildungsziele als Empfehlungen zu verstehen. Wie der Plan tatsächlich umgesetzt wird, wurde allerdings meines Wissens bisher noch nicht in größerem Umfang untersucht. STANDARD: Montessori-Pädagogik wäre mit dem Plan kompatibel? Smidt: Ja, durchaus. STANDARD: Wie beurteilen Sie die pädagogische Ausbildung insgesamt in Österreich? Smidt: Es fällt auf, dass das pädagogische Personal im europäischen Vergleich formal eher niedrig qualifiziert ist. Die Ausbildung an den Bildungsanstalten für Kindergartenpädagogik beginnt auch relativ früh, nämlich mit 14 Jahren. Mir ist eine ältere Studie aus dem Jahr 2000 bekannt, der zufolge ein großer Teil der ausgebildeten Kindergärtnerinnen gar nicht in den erlernten Beruf einmündet. Allerdings sind mir keine Studien bekannt, die die Kompetenzen des pädagogischen Personals genauer untersucht hätten. Dazu gibt es keine gesicherten Befunde. STANDARD: Und die Bezahlung? Smidt: Sie ist im Vergleich zu Lehrerinnen und Lehrern in Volksschulen relativ niedrig. STANDARD: Sollte die Ausbildung auf Hochschulniveau angehoben werden? Smidt: Ich würde empfehlen, zunächst zu untersuchen, wie leistungsfähig die Ausbildung überhaupt ist. Eine Akademisierung muss noch keine Verbesserung bringen, es kommt auch hier auf die Ausbildungsqualität und auf die persönlichen Voraussetzungen der Studierenden an. STANDARD: In welchen Ländern funktioniert die Frühbildung sehr gut? Smidt: Auch diese Frage lässt sich nicht einfach beantworten. Eventuell kann man die Niederlande als positives Beispiel nennen. Dort gibt es eine verpflichtende Basisschule für Kinder ab vier Jahren, die elementarpädagogische und primarpädagogische Konzepte integriert und Übergänge vom Elementar- in den Primarbereich erleichtert. In Österreich gibt es hingegen traditionell eine deutliche Trennung zwischen dem Elementar- und dem Primarbereich. STANDARD: Kommen wir nochmals zurück zur Familie. Was macht aus Ihrer Sicht eine gute Mutter oder einen guten Vater aus? Smidt: Hier gelten ähnliche Maßstäbe wie für den außerfamilialen Bereich. Kinder brauchen Freiraum, die Angebote sollten entwicklungsangemessen sein. STANDARD: Das bedeutet konkret? Smidt: Man sollte Kinder ermuntern, sich für etwas zu interessieren, sie loben, wenn sie sich einbringen, und auf ihre Fragen eingehen. Eltern sollten Begriffe, die sie verwenden, auch erklären: Vorlesen ist zum Beispiel gut, aber noch besser wäre es, mit dem Kind auch über die Bilder zu reden, die man gemeinsam in einem Buch betrachtet. Und natürlich brauchen Kinder emotionale Zuwendung. Eine vertrauensvolle Beziehung zu den Eltern ist ungemein wichtig. STANDARD: Kann man Kinder überfördern? Smidt: Wenn Eltern den Alltag ihrer Kinder mit Bildungsangeboten überladen, kann das kontraproduktiv sein. Vor allem dann, wenn sie nicht den Bedürfnissen der Kinder entsprechen.
7Wissenschaft
Five hundred meter Aperture Spherical Telescope soll im September in Betrieb gehen. Peking – Damit das größte Radioteleskop der Welt seine Arbeit ungestört aufnehmen kann, werden in Südchina nun mehr als 9.100 Menschen umgesiedelt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag berichtete, müssten Anrainer in der Provinz Guizhou ein Gebiet fünf Kilometern um das Teleskop verlassen, damit es zu keinen elektromagnetischen Störungen beim Betrieb kommt. Mit einem Schüssel-Durchmesser von 500 Metern wird das Five hundred meter Aperture Spherical Telescope (FAST) das bisher größte Radioteleskop, das berühmte Arecibo-Observatorium in Puerto Rico, um 200 Meter übertreffen. Durch die Radiodaten erhoffen sich Wissenschafter neue Erkenntnisse über das Universum. Zudem soll das neue Teleskop das internationale Seti-Projekt bei der Suche nach außerirdischem Leben unterstützen. Das Teleskop, dessen Bau vor fünf Jahren begann, soll laut Planung Ende September in Betrieb genommen werden. Nach Angaben von chinesischen Staatsmedien werden die betroffenen Anrainer in neue Wohnungen umgesiedelt und erhalten eine Entschädigung von 12.000 Yuan (1.651 Euro). Menschenrechtsorganisationen kritisierten in der Vergangenheit immer wieder, dass es bei Zwangsumsiedlungen in Chinas ländlichen Regionen oft zum Einsatz von Gewalt komme und Entschädigungszahlungen zu gering ausfielen.
7Wissenschaft
Bis zu 9.000 Teilnehmer – Pegida-Gründer wegen Volksverhetzung angeklagt. Dresden – Die fremdenfeindliche Pegida-Bewegung hat in der ostdeutschen Stadt Dresden erneut tausende Anhänger mobilisiert. Nach einer ersten Auszählung von Studenten der Technischen Universität Dresden nahmen am Montag bis zu 9.000 Menschen an dem Abendspaziergang der Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes teil. In der Vorwoche waren demnach rund 7.500 Menschen gekommen. Pegida macht seit dem vergangenen Herbst mit Demonstrationen in Dresden und anderen deutschen Städten von sich reden. Ein Polizeisprecher sagte Dienstagfrüh, bei der Veranstaltung habe es keine Störungen gegeben. Es habe während des Aufzugs lediglich verbale Auseinandersetzungen zwischen einigen Pegida-Anhängern und Teilnehmern einer weiteren Kundgebung gegeben. Zu den Teilnehmerzahlen machte die Polizei keine Angaben. Anklage gegen Bachmann Pegida-Gründer Lutz Bachmann sieht sich mit einer Anklage wegen Volksverhetzung konfrontiert. Grundlage sind die im Jänner aufgetauchten Facebook-Postings aus dem Herbst 2014, in denen Bachmann Ausländer als Viehzeug, Gelumpe und Dreckspack bezeichnet hatte. Nach Angaben der Dresdner Staatsanwaltschaft soll Bachmann damit in Kauf genommen haben, den öffentlichen Frieden zu stören. Bachmann äußerte sich am Montag kurz zu der Anklage und sagte, sich nicht mundtot machen zu lassen.
2International
Die Zeichen stehen wieder auf Nicht-Einigung: Nach einer Telefonkonferenz der Euro-Finanzminister hielt Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem am Mittwoch fest, dass er nur wenig Chancen auf Fortschritt sehe. Vor dem Referendum am Sonntag werde es keine weiteren Gespräche der Eurogruppe geben, sagte der slowakische Finanzminister Peter Kazimir laut Reuters. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hält unterdessen an der geplanten Volksabstimmung über den Spar- und Reformkurs fest – und bleibt auch bei seiner Empfehlung an die Griechen, mit Nein zu stimmen. Ein Nein bedeutet keinen Bruch mit Europa, sagte Tsipras am Mittwoch im griechischen Staatsfernsehen. Die griechische Regierung wolle nach dem Referendum mit den Geldgebern neue Verhandlungen führen. Zuvor war spekuliert worden, die griechische Regierung könnte das für Sonntag geplante Referendum möglicherweise zur Disposition stellen. Tsipras hatte sich in einem neuen Brief an die Geldgeber bereit erklärt, die vorrangigen Bedingungen der Gläubiger grundsätzlich zu erfüllen. Zu den früher gestellten Bedingungen der Europartner zählte allerdings auch die Aufforderung an Tsipras, er möge den Griechen ein Ja zu neuen Spar- und Reformplänen empfehlen. (red, 1.7.2015)
3Wirtschaft
AGI muss mehr als 100.000 Euro zahlen, das Urteil ist nicht rechtskräftig. Wiener Neustadt – Im Verfahren eines Privatmannes gegen die Novomatic AG, deren Tochter Austrian Gaming Industries (AGI) GmbH und Unternehmensgründer Johann Graf hat das Landesgericht Wiener Neustadt der Klage teilweise stattgegeben. AGI wurde nicht rechtskräftig zur Zahlung von 107.420 Euro samt Zinsen seit Oktober 2012 verurteilt. Der Glücksspielkonzern hat angekündigt, in die Berufung zu gehen. Thomas Sochowsky, Initiator von automaten-klage.at, hatte auf die Rückzahlung von 138.350 Euro geklagt. Eine Summe, die nicht er selbst an Glücksspielautomaten verloren hatte. Sochowsky fordert das Geld für einen anderen Spieler ein, von dem er sich die Einsätze zum Inkasso abtreten hat lassen. Das ist juristisch möglich. Es handle sich um ein bahnbrechendes Urteil, hielt der Kläger am Dienstag in einer Aussendung fest. Novomatic-Anwalt Peter Zöchbauer teilt mit, die Entscheidung werde damit begründet, dass die gegenständlichen und nicht mehr seit 01.01.2015 gemäß dem Wiener Veranstaltungsgesetz von der Beklagten betriebenen Glücksspielautomaten mit ihren Spielen und Spielvarianten, die übrigens über das Genehmigungs- und Vergnügungssteuerverfahren freilich in Kenntnis des Wiener Magistrats angeboten wurden, nicht behördlich bewilligt gewesen wären. Dies sei umso verwunderlicher, als diese Entscheidung in diametralem Widerspruch zu einer Entscheidung des gleichen Gerichts sowie des Handelsgerichts Wien – ebenfalls in Zusammenhang mit in Wien bis zum 31.12.2014 angebotenen Spielen – steht. Darüber hinaus hat laut Zöchbauer auch das Oberlandesgericht Wien in zwei Entscheidungen rechtskräftig festgehalten, dass die vorliegenden Konzessionen der Stadt Wien auch die angebotenen Spiele und Spielvarianten mitumfassen und diese daher behördlich bewilligt waren. Nicht zuletzt habe sogar der Oberste Gerichtshof festgestellt, dass sämtliche von AGI hergestellten und von Konzernunternehmen angebotenen und betriebenen Glücksspielautomaten mit ihren Spielen sowie Spielprogrammen – insbesondere auch die kritisierten Spielvarianten wie Action Games, Würfelsymbolspiele, Automatikstarttaste und Gambling-Funktionen – rechtmäßig sind, da diese behördlich genehmigt wurden. Hält das Urteil, müsse der Novomatic-Konzern mit einer Lawine an Spielerklagen rechnen, betonte Sochowsky. Schon jetzt hätten mehr als zehn von ihm beratene Spieler Klagen eingereicht.
3Wirtschaft
Physiker untersuchten das Explosionsverhalten von Luftballons systematisch und entdeckten erstaunliche Regelmäßigkeiten. Paris/Wien – Im Labor von Sébastien Moulinet und Mokhtar Adda-Bedia an der Universität Paris Diderot dürfte es einige Zeitlang recht lustig und auch recht laut zugegangen sein. Die beiden Physiker wollten nämlich das Geheimnis lösen, wie Luftballons wirklich zerplatzen – und von welchen Faktoren das Explosionsverhalten abhängt. Angeregt wurde Moulinet durch Fotos eines platzenden Ballons, die mit einer Hochgeschwindigkeitskamera aufgenommen worden waren. Sie zeigten nicht nur einen Riss in der Ballonhaut, sondern ein regelmäßiges Muster an Rissen. Doch warum reißen die meisten Luftballons nur an einer Stelle, sodass meist ein Gummifetzen bleibt? Die beiden Forscher gingen diesem Rätsel mittels Experimenten auf den Grund. Und die Ergebnisse waren interessant genug, dass sie im renommierten Fachmagazin Physical Review Letters veröffentlicht wurden – nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil die neuen Erkenntnisse der Materialforschung helfen könnten, Reißprozesse anderer Materialien besser zu verstehen. Ihre Versuchsanordnung sah vor, dass eine dünne Gummimembran über ein Gasventil gespannt und von diesem aufgeblasen wird. Über dem sich aufblähenden Luftballon wurde eine scharfe Klinge befestigt – und zwar in verschiedenen Abständen. Damit konnten die Forscher überprüfen, wie der Ballon unter unterschiedlichen Druckverhältnissen platze – jeweils aufgenommen von einer Hochgeschwindigkeitskamera mit bis zu 60.000 Bildern pro Sekunde. Das erstaunliche Resultat bei den Forschungen mit Knalleffekt: Luftballons platzen ausschließlich auf zwei Arten: Entweder wird die Gummihaut nur durch einen großen Riss zerstört, was zu einem Fetzen führt, der übrig bleibt. Oder der ursprüngliche Riss verzweigt sich mit einer Geschwindigkeit von rund 570 Metern pro Sekunde in weitere, meist regelmäßige Risse. Übrig bleibt eine Ballonleiche in Form vieler kleiner Fetzen. Welche Alternative das Ende des Luftballons besiegelt, schien auf den ersten Blick vom Luftdruck innerhalb der Hülle abzuhängen: Bei geringem Druck bildet sich nur ein großer Riss. Bei einem voll aufgeblasenen Ballon mit entsprechend straff gespannter Gummihaut hingegen breitet sich der einzelne Riss nicht schnell genug aus, um die Spannungen abzubauen: Er ist instabil und beginnt sich baumartig zu verzweigen. Weitere Experimente zeigten dann freilich, dass es nicht der Druck im Inneren des Ballons ist, sondern die Spannung der Gummihaut. Dementsprechend kommt es auch auf die Dicke der Gummihaut und die Biegung des Materials an, ob das Reißverhalten komplex wird oder nicht.
7Wissenschaft
Erster Sieg auf prestigeträchtiger US-Dew-Tour – ÖSV-Doppelsieg beim Snowboard-Cross im Montafon. Breckenridge (Colorado)/Montafon/Carezza – WM-Silbermedaillengewinnerin Anna Gasser hat am Samstag den Snowboard-Slopestyle-Bewerb auf der prestigeträchtigen US-Dew-Tour in Breckenridge gewonnen. Die 24-jährige Kärntnerin bekam für ihren Finalrun 91,20 Punkte, auf den weiteren Plätzen landeten die Kanadierin Spencer OBrien (86,60) und die US-Amerikanerin Hailey Langland (85,60). Im ersten Run war ich vor allem auf Sicherheit bedacht. Ich hätte mir nicht gedacht, dass mich dieser Run auf Platz eins bringen würde, aber die Judges haben mich für die exakte Ausführung belohnt. Ich kann es noch gar nicht glauben. Es waren so viele gute Mädels hier mit dabei. Es ist ein super Feeling, dass ich mich gegen so starke Fahrerinnen durchsetzen konnte, sagte Gasser nach ihrem ersten Sieg auf der Dew-Tour. Die Lokalmatadoren Alessandro Hämmerle und Markus Schairer haben im Montafon für einen ÖSV-Doppelsieg im Snowboard-Cross-Weltcup gesorgt. Für den 22-jährigen Hämmerle war es der zweite Weltcupsieg seiner Karriere nach Sotschi 2013. Bei den Damen landete Susanne Moll bei ihrem Karriere-Abschieds-Wochenende an der achten Stelle. Der Sieg ging an die Französin Nelly Moenne Loccoz. Österreichs Raceboarder haben beim Weltcup-Auftakt in Carezza im Parallel-Riesentorlauf einen Podestplatz verpasst. Andreas Prommegger kam diesem nahe, der Salzburger musste sich aber im kleinen Finale dem Schweizer Nevin Galmarini geschlagen geben und wurde Vierter. Bei den Damen wurde Marion Kreiner Sechste, Slalom-Olympiasiegerin Julia Dujmovits landete auf Rang neun. Die Siege bei der ersten Weltcupstation in Italien gingen an die tschechische Slalom-Weltmeisterin Ester Ledecka sowie den Bulgaren Radoslaw Jankow, der im Finale Weltmeister Andrej Sobolew (RUS) bezwang. Weitere Top-Zehn-Platzierungen aus österreichischer Sicht gab es durch Ina Meschik (7.) bei den Damen sowie Alexander Payer (8.) und Benjamin Karl (9.) bei den Herren.
4Sport
Bürgerforum: Flüchtlinge, Meister des Todes, La dolce vita – Das süße Leben, Der Pornograph, Auf der Suche nach Mr. Goodbar. 18.30 MAGAZINKonkret: Multivitaminprodukte um 9000 Euro Nahrungsergänzungsmittel, die wundersame Heilung oder Wohlbefinden versprechen: Es gab immer schon Menschen, die solche Heilmittelchen an vorwiegend ältere Kunden verscherbeln. Nun informieren Konsumentenschützer. Ein Bericht von Onka Takats. Bis 18.51, ORF 2 20.15 DISKUSSIONBürgerforum: Flüchtlinge – kein Ende in Sicht? Mit Peter Resetarits und dem Publikum diskutieren Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP), Heinz-Christian Strache (FPÖ), Eva Glawischnig (Grüne), Matthias Strolz (Neos) und Robert Lugar (Team Stronach). Bis 22.20, ORF 1 20.15 DOKUMENTATIONWie viel Islam verträgt Deutschland? In Deutschland werden in 35 Jahren geschätzt sieben Millionen Muslime leben. Das Land steht damit vor großen sozialen Veränderungen. Bis 21.00, ORF 2 20.15 THEMENSCHWERPUNKTKlimapolitik: Wann, wenn nicht jetzt? Im Dezember versammeln sich die Mitglieder der Vereinten Nationen in Paris, um bei der UN-Klimakonferenz über die Zukunft der Erde zu verhandeln. Zum ersten Mal nehmen am Klimagipfel nicht nur Politiker, sondern auch Wissenschafter teil. Um 21.50 Uhr folgt in Klima ein Interview mit Jean-François Julliard, dem französischen Journalisten und Generalsekretär von Greenpeace France. In Klimagötter (22 Uhr) geht es um Versuche von amerikanischen und sowjetischen Militärs während des Kalten Krieges, das Klima gezielt zu manipulieren. Mit Bio in die Zukunft ist um 23.30 Uhr der biologischen Landwirtschaft gewidmet. Bis 0.20, Arte 20.15 WAFFENMeister des Todes (D 2014, Daniel Harrich) Ein junger Mitarbeiter (Hanno Koffler) eines Waffenherstellers realisiert, wie sein Arbeitgeber illegal Waffen nach Mexiko schleust. Nachdem er Zeuge der Brutalität des mexikanischen Drogenkriegs wird, möchte er auspacken – doch das wird zur Gefahr für seine Familie. Bis 21.45, 3sat 21.50 KLASSIKERLa dolce vita – Das süße Leben (I/F 1960, Federico Fellini) Regiemeister Federico Fellini nimmt die Hautevolee im Rom der 1950er-Jahre aufs Korn. Im Mittelpunkt steht Klatschreporter Marcello (Marcello Mastroianni) und seine exzessive Interpretation von Leben. Bis 0.40, ORF 3 22.00 TALKWillkommen Österreich Zu Gast bei Grissemann & Stermann sind Opernsängerin Angelika Kirchschlager sowie Burgschauspieler und Autor Joachim Meyerhoff. Bis 22.55, ORF 1 22.30 SCHULDENDer Pornograph (Le pornographe, F 2001, Bertrand Bonello) Nach einer Pause von 20 Jahren kehrt Pornoregisseur Jacques (Jean-Pierre Léaud) in sein Metier zurück, um Schulden zu tilgen. Doch in all den Jahren hat sich vieles verändert. Nicht mehr gefragt ist sein künstlerischer Ansatz, es dominiert die Devise BP (Billiger Porno). Bei den Dreharbeiten taucht auch noch sein radikal konservativer Sohn Joseph (Jérémie Renier) auf, der seine Arbeit verachtet. Bis 0.15, ZDF Kultur 22.40 PSYCHODRAMAAuf der Suche nach Mr. Goodbar (Looking for Mr. Goodbar, USA_1977, Richard Brooks) Während sie tagsüber ihrem Beruf als Lehrerin für gehörlose Kinder nachgeht, streift Theresa (Diane Keaton) nachts durch die Straßen, um ihre bürgerlichen Ketten abzulegen. Ihre Suche nach Sex und harten Drogen führt sie in die Bar mit dem originellen Namen Mr. Goodbar. Bei einer Tour lernt sie den jungen Gangster Tony (Richard Gere) kennen. Bis 1.15, Servus TV 22.55 MAGAZINkreuz & quer: Fleischlos die Welt retten – Vera goes Veggie Neues Terrain für Talkerin Vera Russwurm: Ihre Dokumentation zeigt die ethische und moralische Motivation hinter dem Verzicht auf Fleisch und andere tierische Produkte. Um 23.40 Uhr folgt Die Akte Klima. Naturschützer und Filmemacher Ulrich Eichelmann entlarvt Umweltsünden, die im Namen des Klimaschutzes begangen werden. Bis 0.25, ORF 2
6Etat
Verordnung soll in zwei Wochen vorliegen – Bis 31. März 2016 keine Strafen für säumige Betriebe. Wien – Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) befürchtet bei der Registrierkassenpflicht keinen Einnahmenentfall durch die späteren Strafen. Im ersten Quartal 2016 sollen Betriebe nur beraten werden, für die darauffolgenden drei Monate sind die Firmen gefordert, eine Begründung zu nennen, für den Fall, dass sie keine Registrierkasse besitzen. Die Verordnung soll in zwei Wochen vorliegen. In den ersten drei Monaten des Jahres 2016 (bis 31. März) soll beim Umrüsten auf die Registrierkassen Straffreiheit gewährt werden. In einem zweiten Schritt bis 30. Juni 2016 müsse der betroffene Betrieb eine nachvollziehbare Begründung liefern, warum die Umstellung noch nicht erfolgt sei – etwa bei einem Lieferengpass. Wird eine Begründung vorgelegt, sei keine Strafe vorgesehen, hieß es aus Schellings Büro. Der Finanzminister erklärte am Dienstag vor dem Ministerrat gegenüber Journalisten, er rechne selbstverständlich mit den kalkulierten Einnahmen, denn die Frist für die Einführung werde nicht verändert und bleibe bei 1. Jänner 2016. Wir werden nicht gleich mit der Strafe auf die Betriebe zukommen. Das ist, glaube ich, ein fairer Vorgang, so Schelling. Er forderte allerdings von den Unternehmen und der Wirtschaftskammer eine Art freiwillige Selbstverpflichtung ein. Diese müssten dafür Sorge tragen, dass keine Kassen ausgeliefert werden, die 2017 den Anforderungen nicht entsprechen. Diese Anforderungen seien den Herstellern von Kassen und Software bereits bekannt, so der Minister.
5Inland
Wer auf Niavaranis Seite mit Hetze auffällt, unterstützt somit indirekt Flüchtlingshilfe. Der österreichische Kabarettist Michael Niavarani will Hetzern ein Schnippchen schlagen: Für jeden negativen Kommentar auf Niavaranis Facebook-Seite wird dieser fünf Euro an Organisationen zur Flüchtlingshilfe überweisen. Das haben auf Facebook innerhalb weniger Stunden bereits über 30.000 Menschen mit Gefällt Mir markiert, der Status wurde tausende Male geteilt. Für alle, die hier gegen Flüchtlinge posten. Mit jedem negativen Post unterstützt ihr ab jetzt die Flüchtlingshilfe....... Befürchtungen, dass Niavarani dadurch pleite werden könnte, zerstreut der Kabarettist übrigens in den Kommentaren. Die Idee, Hassposter mit Spenden zu ärgern, hatte übrigens bereits vor rund zehn Tagen die Heute Show. Jeder Euro hilft einem Flüchtling und ärgert einen Rechten. Mehr geht nicht. #heuteshow #Fluechtlinge pic.twitter.com/RKdZXHqdFX Niavarani entkräftet in seiner Statusmeldung übrigens gleich auch eines der gängigen Argumentationsmuster fremdenfeindlicher Kreise: Nämlich dass sich jene, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren, nicht genug um österreichische Arme kümmern würden. Ach ja und für österreichische Obdachlose haben wir im GLOBE vor ein paar Monaten ein Benefiz gespielt und einige Tausend Euro an die VINZI Rast überwiesen, so Niavarani. Am Montagnachmittag gab Niavarani bekannt, gemeinsam mit Georg Hoanzl mehr als 11.000 Euro an Diakonie, Caritas UNHCR und VinziRast gespendet zu haben. Damit das Positive das Negative überwiege, hätten die beiden auch positive Postings miteinbezogen, schreibt der Kabarettist.
0Web
Ukrsotsbank belastete das Bank-Austria-Konzernergebnis im ersten Halbjahr mit 202 Millionen Euro. Nun ist ein neues Kostensenkungsprogramm im Anrollen. Wien – In der Präsentationsunterlagen über die Halbjahreszahlen der Bank Austria (BA) kommt die ukrainische Tochterbank nur mehr unter dem Titel Sondereffekte vor. Mit 202 Millionen Euro belastete die Ukrsotsbank den für das Ostgeschäft zuständigen Wiener Ableger des Mailänder Finanzkonzerns Unicredit. Geht es nach BA-Chef Willibald Cernko und seinem aus Mailand entsandten Finanzvorstand Mirko Bianchi, soll dies die letzte Belastung durch Ukrsotsbank sein: Als Asset hold for sale steht sie zum Verkauf und wir sind guter Dinge, dass wir zu einem Abschluss kommen können. Man sei in ernsthaften Gesprächen mit Interessenten, sagte Unicredit-Chef Federico Ghizzoni in Mailand. Mehr könne man derzeit nicht sagen, man führe Verhandlungen. Höhere Vorsorgen für faule Kredite waren im ersten Halbjahr auch in anderen Märkten in Ost- und Südosteuropa notwendig. Allen voran im Russland-Geschäft seien die Deckungsquoten im zweiten Quartal erhöht worden, detto in Tschechien, Kroatien und Rumänien. Insgesamt beziffert das Bankmanagement den Kreditrisikoaufwand mit 391 Millionen Euro. In Österreich hingegen habe er aufgrund hoher Rückführungen ins Plus gedreht. 37 Prozent weniger Gewinn In Summe drückten diese Maßnahmen den Gewinn der BA im ersten Halbjahr um gut 37 Prozent auf 489 Millionen Euro; davon 346 Mio. Euro aus der Ost-Division. Ein solides Ergebnis trotz rekordtiefen Zinsniveaus, sagt Cernko. Rechnete man Sondereffekte wie die Ukraine heraus, stieg das Konzernergebnis gegenüber dem Vorjahreshalbjahr um 32 Prozent oder 119 Millionen Euro. Zu diesen gehören 63 Mio. Euro an Erfolgsbeteiligung, die BA aus dem Verkauf ihrer Investmentbank CAIB an die Mutter Unicredit lukriert hatte. Weitere 72 Mio. hatten im Vorjahr Immobilienverkäufe eingespielt. Sie fehlen heuer nicht nur, es waren auch noch 44 Mio. Euro mehr an Bankenabgaben und Systemsicherungsbeiträgen (u. a. Einlagensicherung) abzuliefern als 2014. Stichwort Bankenabgaben, das Reizthema heimischer Banker schlechthin. Mit 175 Millionen Euro in der BA-Gruppe – ein Plus von 33 Prozent – sieht Cernko die Schmerzgrenze überschritten. Das sei ein Allzeithoch an Kostenbelastungen. Im gesamten Sektor beliefen sich die Belastungen bereits auf 2,9 Milliarden Euro – Geld, das den Instituten dringend fehle. Das belaste die Attraktivität Österreichs als Headquarter für das Ostgeschäft – womit der Bogen zum Bank-der-Regionen-Vertrag gespannt ist. Dieses mehrfach überarbeitete (und ebenso oft infrage gestellte) 2016 auslaufende Vertragswerk regelt die Zuständigkeit für das Ostgeschäft des Unicredit-Konzerns. Zittern um Vormachtsstellung Laut Branchenkennern muss die BA-Zentrale in Wien um diese Vormachtstellung erneut zittern. Zumal die Mutter in Mailand laut Financial Times eine aggressive Reorganisation der Unicredit-Einheiten plant. BA und ihre Münchner Schwester HVB müssten sich auf weitere Kostensenkungen gefasst machen, heißt es. Cernko sieht das sehr pragmatisch: Kostenanpassungen sind immer Thema bei uns. Wir sind Teil der Gruppe und arbeiten aktiv mit Experten an dem Programm. Es sei aber nicht so, dass aus Mailand ein Brief mit Anweisungen käme, die zu exekutieren seien. Was die Zuständigkeit für das Ostgeschäft betrifft, unterscheide er zwischen Vertrag und gelebter Praxis. Wichtig sei, dass die Funktionen in Wien bleiben. Zum Verhältnis zur Konzernzentrale sagt er nur so viel: Die Bank Austria habe acht Jahre keine Dividende ausgeschüttet und zwei Milliarden Euro bekommen. Und: Wir bauen gerade eine neue Zentrale. Einen Abzug aus Russland erwägt die BA-Führung nicht: Die russische Tochter liefere trotz schwacher Konjunktur, rückläufigen Geschäfts und Russland-Sanktionen substanzielle Gewinne in Höhe von 155 Mio. Euro (vor Steuern). Bei einem Kreditexposure von 14 Milliarden Euro gebe es einen Depositüberhang, zwei Milliarden sind in Österreich veranlagt.
3Wirtschaft
"Flüchtlingswelle" suggeriert Bedrohung, "Asylwerber" klingt nach Bittsteller, "Schwarzafrikaner" nach Kolonialzeit: Die Ausländerdebatte dreht sich auch um die Wortwahl. Nötige Sensibilisierung oder Tugendterror?. Wien – Die Schlagzeile klang nach Unheil und Bedrohung: Flüchtlinge, Aussiedler, Asylanten – Ansturm der Armen prangte in fetten Lettern auf der Titelseite, illustriert mit einem belagerten, fast vollen Boot. Panikmache eines reißerischen Boulevardblattes? Irrtum. Es war der hochseriöse Spiegel, der sein Cover mit dieser Headline zierte. Zur Ehrenrettung des deutschen Magazins sei angemerkt: Die Ausgabe ist 24 Jahre alt. Damals stand Asylant, einst ein harmloser Ausdruck, erst auf halbem Weg zum Schimpfwort. Unzählige Debatten über Asylantenschwemme und Scheinasylanten später ist der Begriff heute so stigmatisiert, dass ihn Medien und Politiker des Mainstreams in Österreich und Deutschland kaum mehr verwenden. Allenfalls die FPÖ wettert noch gegen die Asylanten, was Alexander Pollak für gezieltes Kalkül hält. Das Wort unterscheide ja auch nicht, ob jemand Anspruch auf Asyl habe oder nicht, sagt der Sprecher von SOS Mitmensch: Damit lässt sich Neid gegen alle schüren. Metamorphose des Ausländers Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache, schrieb der Philosoph Ludwig Wittgenstein, und diese ist in keiner anderen Debatte so volatil wie in jener über Flüchtlinge, Zuwanderer und Integration. Vom Gastarbeiter, der – wie das Wort suggeriert – (hoffentlich) bald wieder verschwindet, bis zum Menschen mit Migrationshintergrund hat der landläufige Ausländer eine komplizierte Metamorphose durchgemacht – was selbst über das rechte Lager hinaus bisweilen auf Unverständnis und Ärger über semantischen Tugendterror stößt. Die Sprachdebatten wirken manchmal lächerlich, räumt Pollak ein, doch um Political Correctness geht es dabei nicht, sondern um Respekt und Präzision. Dieser Anspruch stoße in der Praxis jedoch auf ein Problem, sagt Martin Haase, Sprachwissenschafter an der Universität Bamberg und Mitbetreiber eines Neusprech-Blogs: Es gibt oft keine völlig neutralen Begriffe. Haase verweist auf die gängigen Alternativen zum verpönten Asylanten: Die Bezeichnungen Asylwerber (Österreich) und Asylbewerber (Deutschland) unterstellten, dass Asyl etwas wäre, um das man sich wie um einen Job bewerben müsse; tatsächlich handelt es sich aber um ein Grundrecht, das nicht von Gutdünken abhängt (siehe Lexikon unten). Selbst Flüchtling erregt in den Ohren mancher Sprachwächter Anstoß, habe doch das Gros der Wörter mit der Endung -ling einen negativen Beiklang. Spitzfindigkeiten musste sich Simon Inou oft vorhalten lassen bei seinem Feldzug gegen das – wie er sagt – M-Wort. Sauer aufgestoßen war dem aus Kamerun stammenden Journalisten eine süße Diskriminierung: Der hierzulande ins Hemd gesteckte Mohr ist für ihn nichts anderes als ein rassistisches Stereotyp, das für den versklavten Afrikaner steht. Der Mohr im Hemd sei mittlerweile von mancher Speisekarte verschwunden, erzählt Inou. Das Vorarlberger Mohrenbräu mit dem wulstlippigen Afrokopf als Logo gibt es hingegen immer noch. Erfolgreicher war, wenn auch nach jahrzehntelangem Kampf, die Kampagne gegen den Neger, heute Unwort schlechthin. Allerdings lehnt die Mehrheit der afrikanischen Community auch die verbreitete Alternative Schwarzafrikaner ab – nicht nur weil der Begriff in der Kolonialzeit wurzelt. Googeln Sie das Wort einmal, empfiehlt Inou, Sie werden es zu einem Gutteil in Zusammenhang mit Kriminalität finden. Als Ersatz nennt Inou Afroösterreicher oder schlicht Schwarze. Schwieriger ist da schon die Bezeichnung des Gebietes: Subsahara-Afrika klingt sperrig und ist ebenfalls nicht unumstritten. Militärische Metaphern Grenzt das nicht an Wortklauberei? Was bringt die mühsame Suche nach dem korrekten Ausdruck? Wir haben die Welt ja nicht vor uns und kleben ihr Etiketten auf, gibt Martin Wengeler, Professor für germanistische Linguistik an der Uni Trier, zu bedenken: Vielmehr wird mit Sprache Wirklichkeit konstruiert. Die Wahl der Worte beeinflusst unser Denken. Wenn Medien in der Asyldebatte etwa von Flut oder Wellen berichteten, sei es kein Wunder, wenn Flüchtlinge vor allem als Bedrohung und Chaosstifter wahrgenommen würden. Das Gleiche gelte für militärische Metaphern wie Ansturm – ein Begriff, der auch in Artikeln des STANDARD auftaucht und in der Redaktion selbst heißumstritten ist. Dass da eine selbsternannte Sprachpolizei Zustände beschönige, wenn nicht sogar Zensur ausübe, lässt Wengeler nicht gelten. Es sei ja schon ein Running Gag, dass jene, die ständig Sprechverbote beklagten, ihre Überzeugungen in Talkshows am lautesten herausschrien. Niemand hindere sie daran, sagt der Linguist: Umgekehrt lasse ich mir aber auch nicht verbieten, eine menschenfreundliche, nichtdiskriminierende Sprache zu verwenden.(Gerald John, 13.11.2015)
5Inland
Fahrbare Solarzellen und wassersparendes Gießen: Wien Energie will neues Gerät an Bauern verpachten. Wien – 4500 landwirtschaftliche Betriebe zählt Wien Energie in und um Wien zu ihren Kunden. Ihnen soll bald ein neues Produkt angeboten werden: eine mobile Photovoltaikanlage, also Solarzellen auf Rädern, die an das Bewässerungssystem auf dem Feld angeschlossen werden können. Man wolle die Landwirtschaft – wo Strom aus Sonnenenergie bisher kaum eingesetzt wird – vom Diesel wegbringen, sagt Gudrun Senk von Wien Energie. Statt mit fossilem Treibstoff sollen die Bauern ihre Wasserpumpen mit lärm- und emissionsfreier Solarkraft betreiben. Das sei auch besser für den Boden, denn derzeit werde beim Hantieren mit der Dieselpumpe immer wieder Treibstoff verschüttet. Die Anlage wurde vom österreichischen Unternehmen First Level Solar GmbH entwickelt. Sie kombiniert unter dem Markennamen Sundrops die transportierbaren Sonnenzellen mit bis zu drei Kilowatt Leistung mit einer Batterie und Tröpfchenbewässerung; eine Methode, die als wassersparend und ertragssteigernd gilt. Das Wasser wird aus zwischen den Pflanzenreihen verlegten Schläuchen abgegeben, kann also weder verdunsten noch vom Wind vertragen werden. Dass die Blätter nicht nass werden, bedeutet weniger Stress für die Pflanze und beugt Pilzbefall vor. Bis zu 15 Hektar können mit der mobilen Solaranlage gegossen werden. Sundrops kostet je nach Modell 20.000 bis 30.000 Euro. Die Anschaffung wird von der österreichischen Landwirtschaftskammer mit 40 Prozent gefördert. Die Wartungskosten sind minimal. Zum Vergleich: Ein konventionelles Dieselaggregat ist um rund 15.000 Euro zu haben. Die Investitionskosten würden bei dem von Wien Energie angedachten Produkt wegfallen. 2016 – noch vor der Gießsaison – soll ein Pacht- oder Mietmodell auf den Markt kommen. Es soll auch den Transport und das Verlegen der Bewässerungsschläuche umfassen. Viele Bauern würden bezweifeln, dass eine mit Sonnenenergie betriebene Wasserpumpe die nötige Leistung erbringe. Es sei aber auch eine Frage der Gewohnheit: Bauern identifizieren sich nicht mit Solarkraft, sagt Michael Hütteneder, auf dessen 3,5 Hektar Biomaisfeld bei Guntramsdorf Wien Energie das solarbetriebene Gießen derzeit testet. Es sei ein erster Schritt zum Umstieg der Landwirte auf Erneuerbare, sagt Senk. Wenn die fahrbaren Photovoltaikzellen auf dem Feld gerade nicht benötigt werden, kann der Landwirt sie in den Garten stellen und den Strom im Haushalt nutzen. Bei Freiluftfesten seien sie auch schon im Einsatz gewesen.
1Panorama
Cloud-Speicher legte besonderen Fokus auf Sicherheit – im November werden alle Daten gelöscht. Der Schweizer Anbieter LaCie stellt seinen Online-Speicherdienst Wuala ein. Das hat das Unternehmen auf seiner Website mitgeteilt. Der Cloud-Speicher war als sicherer, europäischer Konkurrent zu Dropbox und Co gefeiert worden. Nun müssen Nutzer bis Mitte November ihren Online-Abstellplatz räumen, sonst werden alle Daten gelöscht. Einen Grund für die Einstellung nennt LaCie nicht. Bereits seit 17. August gibt es keine Vertragsverlängerungen mehr und Kunden können keinen weiteren Speicherplatz erwerben. Ab 30. September werden alle noch aktiven Kunden auf Read-only-Modus umgestellt. Ab dann kann man keine Dateien mehr hochladen oder ändern. Am 15. November wird der Dienst komplett eingestellt. Danach haben Nutzer keinen Zugriff mehr auf ihre Inhalte – alle restlichen Dateien werden unwiederbringlich gelöscht. Eventuelle Rückerstattungen von bereits bezahlten Abos werden laut LaCie automatisch abgewickelt und in den kommenden Wochen ausbezahlt. Bei Monats- oder inaktiven -Abos gibt es keine Rückerstattung. LaCie empfiehlt Kunden ihre Daten an Tresorit zu übertragen, der ebenfalls einen von Ende-zu-Ende verschlüsselten Online-Speicher für Unternehmen und Privatanwender anbietet. Dafür haben die Unternehmen eine Kooperation geschlossen, mit der bisherigen Wuala-Kunden ein Rabatt gewährt wird. Nähere Informationen finden sich auf der Website von Tresorit. Alternativ wird auch der Anbieter SecureSafe empfohlen, der ebenfalls aus der Schweiz kommt. Das Speicher war ursprünglich von der ETH Zürich entwickelt worden und wurde 2009 von LaCie übernommen, einer Tochter vom Speichermedienhersteller Seagate.
0Web
SKN feierte 2:0-Arbeitssieg über FAC – Torfestival am Tivoli endete 3:3 – Salzburg gewinnt endlich in Kapfenberg. Innsbruck – SKN St. Pölten hat den Abstand zu Spitzenreiter Wacker Innsbruck verkürzt. Die zweitplatzierten Niederösterreicher besiegten in der 18. Runde der Fußball-Erste-Liga zuhause Schlusslicht FAC mit 2:0 und profitierten von einem 3:3-Heimremis der Tiroler gegen Bundesliga-Absteiger Wiener Neustadt. Wacker führt die Tabelle zur Saison-Halbzeit nun mit zwei Punkten vor der Elf von Karl Daxbacher an. Der Tabellenfünfte Austria Lustenau spielte gegen Austria Klagenfurt über beinahe die gesamte Spielzeit in numerischer Überlegenheit und feierte einen nie gefährdeten 3:0-Erfolg. Ebenso siegreich blieb Austria Salzburg in Kapfenberg. Der neuntplatzierte Aufsteiger gewann mit 3:2. In Innsbruck sah Wiener-Neustadt-Angreifer Daniel Maderner lange Zeit wie der gefeierte Held aus. Mit einem verwandelten Freistoß besorgte er in der 66. Minute den zwischenzeitlichen 2:1-Führungstreffer seiner Mannschaft. Nachdem eine Freistoßflanke von Alexander Riemann an Freund und Feind vorbei zum 2:2 ins Tor segelte, war Maderner nach einem Fehler von Innsbruck-Routinier Jürgen Säumel wieder zur Stelle (75.). Säumels Eingriffe Doch drei Minuten vor dem Ende machte Säumel seinen Fehler wieder gut und sicherte den Innsbruckern per Kopf zumindest noch einen Punkt. Zuvor hatten Innsbruck-Goalgetter Thomas Pichlmann (25.) und David Harrer (63.) getroffen. Die bereits in den Vorwochen stark aufspielenden Niederösterreicher holten nach der Derby-Pleite zuletzt gegen St. Pölten wieder einen Punkt. SKN St. Pölten schlichen sich mit einem hart erkämpften und glanzlosen 2:0-Erfolg über Schlusslicht FAC neuerlich näher an Wacker Innsbruck heran. Die zuhause mit ihrer Form kämpfenden Niederösterreicher feierten den vierten Heimsieg im neunten Spiel. Die Truppe von Karl Daxbacher hatte zu Beginn etwas mehr vom Spiel, danach entwickelte sich eine ausgeglichene Partie mit wenigen hochkarätigen Chancen. Dann scheiterte SKN-Offensivmann Manuel Hartl aus vier Metern an FAC-Goalie Armin Gremsl und setzte auch den Nachschuss am Tor vorbei (51.). In der 69. Minute knallte Andreas Dober den Ball nach einem flach ausgeführten Eckball zum entscheidenden 1:0 in die Maschen. In der Schlussminute gelang David Stec nach schöner Schibany-Vorarbeit das 2:0. Salzburg wie Phönix aus... Im Lustenauer Reichshofstadion spielten die Gäste ab der achten Minute nur mehr zu zehnt. Verteidiger Manuel Wallner hatte gegen den durchbrechenden Seifedin Chabbi die Notbremse gezogen. Julian Wießmeier war beim anschließenden Elfmeter auch im zweiten Versuch erfolgreich, nachdem der erste wiederholt werden hatte müssen (9.). Chabbi (29.) und Alexander Aschauer nach einem Fehler von Klagenfurt-Goalie Filip Dmitrovic (38.) lenkten die Partie mit ihren Toren noch vor der Pause in klare Bahnen. In der zweiten Hälfte spielten die Vorarlberger die Partie locker nach Hause. Die Kärntner blieben nach der 0:2-Niederlage gegen den LASK in Runde vier erst zum zweiten Mal in dieser Saison ohne eigenen Torerfolg. Inmitten unruhiger Zeiten um Vorstand und Finanzproblemen feierte Austria Salzburg einen 3:2-Auswärtserfolg beim Kapfenberger SV. Ein Doppelschlag durch Ibrahim Bingöl (27.), der aus 20 Metern ins Kreuzeck traf, und Leonhard Kaufmann (30.) brachte die gut in die Partie gestarteten Salzburger mit 2:0 in Führung. Rasch nach dem Seitenwechsel verkürzte Marco Perchtold auf 1:2, nachdem bei einem Eckball die Zuordnung in der Salzburger Defensive nicht gepasst hatte. In der 69. Minute schloss Kaufmann nach neuerlicher Kombination mit Ernst Öbster zum 3:1 ab. Weil aber Perchtold fünf Minuten vor dem Ende neuerlich nach einem Eckball traf, musste der Vorletzte bis zuletzt um seinen vierten Saison-Sieg zittern. (APA, 20.11.2015) Ergebnisse Erste Liga, 18. Runde
4Sport
Konkurrent für Microsoft-Gerät mit größerem Sichtfeld und niedrigerem Preis – Entwicklerversion vorbestellbar. Als Microsoft vor einem Jahr die Augmented-Reality-Brille Hololens präsentierte, sorgte man für großes Staunen bei Beobachtern. Denn während schon länger über eine mögliche VR-Brille für die Xbox spekuliert wurde, hatte man dieses Projekt erfolgreich geheim gehalten. Mittlerweile hat Hololens einige Fortschritte und für neugierige Entwickler vorbestellbar gebracht. Mit Meta 2 liefert das Silicon Valley-Start-up Metavision nun allerdings eine Kampfansage. Man verspricht eine AR-Brille, die Hololens in vielen Belangen ausstechen dürfte und zumindest in der Developer-Version deutlich günstiger ist. In einem Werbespot für den neuen Prototypen spart das Unternehmen nicht mit hochtrabenden Ankündigungen. Meta 2 bringt integrierte Positionserfassung und einen Sensor für Handtracking mit, womit man die Interaktion mit virtuellen Gegenständen erlauben will, ohne dass der Nutzer zahlreiche vorgefertigte Gesten auswendig lernen muss. Auf einem hochauflösenden Display soll eine der fortgeschrittensten optischen Engines für starke Immersion sorgen. Dazu ist liegt das Hologramm-Sichtfeld des Gerätes mit 90 Grad in der Diagonalen deutlich höher, als aktuell von Hololens geboten wird. Tester schätzten dieses bei der Microsoft-Brille auf 30 bis 40 Grad. Meta 2 mache die Welt zum Desktop, Augmented Reality bedeute nichts Geringeres als eine neue Ära des Personal Computing. Die Spezifikationsliste liest sich auch dementsprechend eindrucksvoll. Das Display der Brille soll eine Auflösung von 2.560 x 1.440 (QHD) bieten. Die Frontkamera arbeitet mit 720p-Auflösung. Auch ein mit vier kleinen Lautsprechern arbeitendes Soundsystem ist demnach integriert. Das Unternehmen für Meta 2 hat nun die Vorbestellungen geöffnet. Während Microsoft für die Entwicklerversion von Hololens 3.000 Dollar verlangt, präsentiert sich dieses Gerät mit 949 Dollar geradezu als Schnäppchen. Die Auslieferung soll im dritten Quartal beginnen. Und Metavision scheint auch zu liefern. So hat Techcrunch kürzlich einen Hands-on-Bericht publiziert, der das langfristige Potenzial des Geräts und ähnlicher Augmented-Reality-Devices zwar kritisch sieht, sich aber sehr positiv zur bisherigen Umsetzung der Brille äußert. Die erste Generation von Meta war teilweise per Crowdfunding finanziert worden. Im Juni 2013 steuerten Interessenten rund 195.000 Dollar zur Verwirklichung der ersten Entwickler-Ausgabe bei, die schließlich im Januar 2015 ausgeliefert wurde. Mittlerweile hat das Unternehmen einige Investoren gewonnen und konnte Meta 2 bislang ohne monetärer Hilfe aus der Userschaft entwickeln.
0Web
Tor und Assist bei Erfolg von Philadelphia gegen Buffalo – Niederlagen für Vanek und Grabner. Philadelphia/Saint Paul (Minnesota)/Edmonton – Michael Raffl war am Donnerstag in der National Hockey League (NHL) einer der auffälligsten Akteure der Philadelphia Flyers beim 5:1-Heimsieg gegen die Buffalo Sabres. Der Kärntner Eishockey-Stürmer verbuchte ein Tor und einen Assist und wurde zum zweitbesten Spieler der Partie gewählt. Niederlagen setzte es für Thomas Vanek (Minnesota Wild) und Michael Grabner (Toronto Maple Leafs). Die Flyers entschieden das Duell mit den Sabres durch vier Tore im Mitteldrittel. Raffl bereitete dabei das 2:0 durch Brayden Schenn (23.) mit einem dynamischen Vorstoß vor und erzielte das 4:0 (36.) selbst. Er hält nun bei sieben Toren und sieben Assists. Minnesota Wild verlor mit Vanek gegen die Washington Capitals, das punktbeste Team der Liga, mit 3:4. Der russische Superstar Alexander Owetschkin brachte die Capitals mit einem Hattrick zwischen der 23. und 35. Minute mit 3:1 in Führung und schloss mit 34 Saisontreffern zu Patrick Kane an der Spitze der Torschützenliste auf. Vanek leistete die Vorarbeit zum 3:4 vier Sekunden vor der Schlusssirene. Minnesota kassierte die siebente Niederlage in Serie und hat nur eines der jüngsten 13 Spiele gewonnen. Auf die Play-off-Ränge fehlen Wild dennoch nur zwei Punkte. Grabner und die Toronto Maple Leafs haben das Duell der beiden schwächsten Mannschaften der Liga in Edmonton verloren. Die Maple Leafs unterlagen mit 2:5 und sind nun neues Schlusslicht. Jordan Eberle mit seinem ersten NHL-Hattrick und Connor McDavid mit fünf Scorerpunkten (zwei Tore, drei Assists) waren die herausragenden Spieler der Partie. (APA, 12.2.2016) Ergebnisse vom Donnerstag: Philadelphia Flyers (1 Tor, 1 Assist M. Raffl) – Buffalo Sabres 5:1Minnesota Wild (1 Assist Vanek) – Washington Capitals 3:4Edmonton Oilers – Toronto Maple Leafs (mit Grabner) 5:2New York Islanders – Los Angeles Kings 5:2Columbus Blue Jackets – Anaheim Ducks 4:3 n.P.Ottawa Senators – Colorado Avalanche 3:4Winnipeg Jets – Boston Bruins 2:6Chicago Blackhawks – Dallas Stars 2:4San Jose Sharks – Calgary Flames 5:6 n.P.
4Sport
Die Bank verkauft ihre Brasilien-Aktivitäten für über fünf Milliarden Euro an Banco Bradesco. Hongkong/Sao Paolo – Die britische Großbank HSBC zieht sich aus einem der wichtigsten Zukunftsmärkte zurück und verkauft ihr jahrelang dümpelndes Brasilien-Geschäft für 5,2 Milliarden Dollar an Banco Bradesco. Bis Juni 2016 soll die Transaktion abgeschlossen sein, wie Europas größte Bank am Montag mitteilte. Die enorme Spekulationsfreude der Chinesen sorgte unterdessen für einen überraschend kräftigen Gewinnanstieg des Konzerns im ersten Halbjahr. Das Ergebnis vor Steuern legte bis Ende Juni um zehn Prozent auf 13,6 Milliarden Dollar zu. Analysten hatten im Schnitt mit 12,5 Milliarden Dollar gerechnet. HSBC habe vom Kaufrausch privater Anleger an der Börse in Hongkong zu Beginn des Jahres profitiert, teilte die Bank mit. Allerdings könnten die Turbulenzen an den chinesischen Märkten der letzten Wochen den Ausblick für das restliche Geschäftsjahr eintrüben. Die Bank habe von dem Auftrieb profitiert, bevor sich der Markt gedreht habe, sagte Ian Gordon von Investec Securities in London. Ich würde das Ergebnis nicht auf das dritte Quartal und darüber hinaus hochrechnen.
3Wirtschaft
Bremer nach 4:3-Erfolg im Viertelfinale, junger Österreicher Grillitsch auffällig – Handwerkende Bayern 1:0 gegen Darmstadt. Mönchengladbach – Werder Bremen steht nach einem überraschenden 4:3 (0:1) bei Borussia Mönchengladbach erstmals seit sechst Jahren wieder im Viertelfinale des DFB-Pokals. Für Gladbach war es nach dem Aus im Europapokal und der 0:5-Schlappe bei Bayer Leverkusen der dritte herbe Rückschlag innerhalb einer Woche. Janek Sternberg (51.), Jannik Vestergaard (58.), Claudio Pizarro (75.) und Anthony Ujah (78.) trafen für Bremen, das sich den Sieg nach dem Seitenwechsel mit Mut und Leidenschaft verdiente. Der Österreicher Florian Grillitsch bereitete zwei Tore der Gäste vor, während Zlatko Junzovic wegen einer Verletzung fehlte. Für die personell stark angeschlagenen Borussia waren Lars Stindl (32.) und Branimir Hrgota (73./90.+3) erfolgreich. Die 53.106 Zuschauer im Borussia-Park sahen von Beginn an eine äußerst intensive Partie. Gladbach hatte mehr Ballbesitz, gefährlicher war aber Werder: Der sechsmalige Pokalsieger konterte geschickt und hatte innerhalb weniger Sekunden bei Chancen von Claudio Pizarro, Theodor Gebre Selassie (10.) und Clemens Fritz (11.) gleich dreimal Pech. Dann hatte Gladbach nach einem Alleingang von Raffael (14.) die Führung auf dem Fuß. Der Brasilianer scheiterte jedoch an Keeper Felix Wiedwald. Dieser folgte dann nach einer halben Stunde: Thorgan Hazard spielte im Strafraum geschickt für Stindl auf, der aus 16 Metern in rechte Eck traf. Nach der Pause ging es Schlag auf Schlag. Zunächst traf Sternberg mit einem präzisen Flachschuss zum Ausgleich, wenig später ging auf der Gegenseite ein Schuss von Hazard an die Innenstange (57.). Fast im Gegenzug drückte Vestergaard den Ball nach einem auf einen Grillitsch-Freistoß folgenden Durcheinander zur Werder-Führung über die Linie. Anschließend lieferten sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch. Gerade als Gladbach durch Hrgotas Ausgleich wieder Hoffnung geschöpft hatte, sorgten Pizarro und Ujah für die Entscheidung zugunsten der Bremer. Auch bei letzterem hatte Grillitsch seinen Anteil. Zäh verlief der Dienstagabend in München, wo sich die Bayern durch einen herrlichen Weitschuss von Xabi Alonso (40.) mit 1:0 gegen Darmstadt 98 und György Garics durchsetzten. Der Rekordsieger zeigte sich diesmal wenig inspiriert, wenn auch gegen den sehr defensiv eingestellten Gegner doch klar überlegen. Mit David Alaba, Franck Ribéry, Arjen Robben, Douglas Costa, Juan Bernat, Medhi Benatia und Mario Götze fehlte Trainer Pep Guardiola mehr als eine halbe Elf. Darmstadt hielt sich im Rahmen seiner Möglichkeiten wacker. In der Defensive machten die Gäste ihre Sache nach anfänglichen großen Schwierigkeiten gut, ließen gegen den etwas müde wirkenden FC Bayern nur ab und zu Chancen wie jene von Thomas Müller (52.) zu. Keeper Christian Mathenia parierte in der 81. Minute einen schönen Fallrückzieher von Kingsley Coman, war ansonsten aber über weite Strecken beschäftigungslos. Bayer Leverkusen erarbeitete sich beim Viertligisten Unterhaching (Nicolas Hinterseer ab 80.) nach Rückstand noch ein 3:1 (1:1). Erstmals in der Vereinsgeschichte steht Zweitligist Heidenheim im Viertelfinale, beim Drittligisten Erzgebirge Aue setzte man sich mit 2:0 (0:0) durch.
4Sport
Intime Missverständnisse, mehr Spuren des Bösen, das Typische am Wiener Schnitzel und der beste Film aller Zeiten. 20.15 KRIMISpuren des Bösen: Liebe (Ö/D 2015, Andreas Prochaska) Ein neuer Fall mit dem nachdenklichen Ermittler Richard Brock. Wieder einmal wird eine junge Frau ermordet. Ein Mann ist geständig, er war es aber nicht. Der Polizeipsychologe wird auf eigene Faust aktiv und stößt einmal mehr an seine Grenzen. Bis 21.50, ORF 2 20.15 MAGAZINTerra Mater: Der Strauß – Zum Laufen geboren Zwei Straußenpaare müssen den richtigen Zeitpunkt für Nachwuchs wählen. Überleben werden nur jene Jungen, die knapp vor Beginn der Regenzeit zur Welt kommen. Bis 21.15, Servus TV 20.15 WARTEZIMMERTerminal (The Terminal, USA 2004, Steven Spielberg) Krakozhia, das fiktive osteuropäische Land, aus dem Viktor (Tom Hanks) stammt, ist nicht mehr existent. Für den Reisenden ist ein US-Flughafen die Endstation, er bezieht dort Quartier, um fortan durch die kühlen Hallen des weitläufigen Flughafenkomplexes zu menscheln. Bis 22.45, Kabel eins 21.55 GESPRÄCHSciencetalk: Norbert Bischofberger Der Biochemiker entwickelte das Grippemedikament Tamiflu und wird seither Bill Gates der Pharmabranche genannt. Im Gespräch mit Barbara Stöckl. Bis 22.30, ORF 3 22.25 EXPERIMENTIntimacy (F 2000, Patrice Ché reau) Ein Mann, eine Frau, ein Experiment: Patrice Chéreau lässt Kerry Fox und Mark Rylance die rein körperliche Beziehung proben. Das Zusammentreffen wird von Gefühlen, Missverständnissen und Forderungen belastet. Bis 0.20, 3sat 22.30 MAGAZINMenschen & Mächte: Unser Schnitzel Peter Liska schaut unter die Panier: Streifzug durch Wirtshäuser, Imbissbuden, Großküchen, Ernährungsinstitute, Arztpraxen, Bauernhöfe, Schlachthäuser und das ORF-Archiv. Bis 23.30, ORF 2 22.45 MAGAZINMenschen bei Maischberger: Sozialstaat unter Druck – Kosten uns die Flüchtlinge zu viel? Gäste: Wolfgang Grupp (Unternehmer), Roland Tichy (Publizist), Leni Breymaier (Ver.di), Edeltraud Sack (Tafel-Leiterin), Bernd Raffelhüschen (Wirtschaftswissenschafter), Marcel Fratzscher (Wirtschaftswissenschafter), Alireza Faghihzadeh (Flüchtling und Lehrling). Bis 0.00, ARD 23.10 KRIEGSVERBRECHENSturm (D/DK/NL 2009, Hans-Christian Schmid) Hannah Maynard (Kerry Fox) ist Anklägerin beim Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag. Es gelingt ihr, eine in Berlin lebende Bosnierin zu überzeugen, gegen einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher auszusagen. Bis 0.45, BR 23.25 DOKUMENTARFILMDas Golddorf – Asyl im Heimatidyll (D 2015, Carolin Genreith) Die Filmemacherin Carolin Genreith besucht während eines Dreivierteljahres immer wieder den Ort Bergen im Chiemgau und begleitet zwei Flüchtlinge, die dort untergebracht wurden und die sich mit einem neuen Leben und einer neuen Umgebung arrangieren müssen. Über Parallelwelten in einem bayerischen Mikrokosmos im Schatten der Berge. Bis 0.40, SWR 23.30 REPORTAGEWeltjournal +: Tückisches Gift – Machen Unkrautvernichter krank? Recherche des investigativen Journalisten Andreas Rummel. Seine Reise führt durch Europa und bis Lateinamerika, auf der Spur des Unkrautvernichters Glyphosat, der seit 40 Jahren Lebensmittel, Wasser und Luft bedroht. Bis 0.20, ORF 2 1.25 IM RAUSCHDorfpunks (D 2009, Lars Jessen) Verfilmung von Rocko Scha mo nis Erinnerungen an die wilden 1980er-Jahre mit allerlei verbotenen Substanzen, unter anderem spielt Haarfestiger eine tragende Rolle. Bis 3.00, Eins Festival 1.30 MEISTERWERKCitizen Kane (USA 1940, Orson Welles) In dutzenden Umfragen zum besten Film aller Zeiten gewählt, hat Orson Welles’ glanzvolles Debüt die Jahre seit seinem Entstehen bestens überdauert. Von Puristen des USGenre-Kinos wird dem Film gelegentlich sein Manierismus, seine Uneinheitlichkeit vorgeworfen – doch sind es gerade diese Attribute, die ihn zur Sensation im Filmgeschehen der frühen 1940er-Jahre machten. Die Filmbiografie des Zeitungsmagnaten besteht aus wilden Brüchen, radikal wechselnden Erzählperspektiven und einer Reihe filmischer Stilmittel, die damals als unerhört galten. Bis 3.25, Servus TV
6Etat
Ex-Basel-Trainer wird Nachfolger von Vincenzo Montella. Florenz – Der bisherige Trainer des Schweizer Fußball-Meisters FC Basel, Paulo Sousa, wird neuer Coach beim AC Fiorentina. Ein Übereinkommen mit dem Portugiesen sei erzielt worden, teilte der italienische Erstligist am Sonntag mit. Sousa folgt beim Vierten der abgelaufenen Serie-A-Saison Vincenzo Montella nach, der den Club Anfang des Monats verlassen hatte. Beim Schweizer Serienmeister übernahm der 49-jährige Zürcher Urs Fischer bereits am Donnerstag das Traineramt.
4Sport
"Der Spiegel": Wenn Italien seinen Verpflichtungen nicht nachkommt. Berlin/Wien – Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel setzt in der Flüchtlingsfrage auf Hilfe aus Wien – indem Österreich seine Grenze zum Brenner dichtmache. Das berichtet das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel in seiner jüngsten Ausgabe, die am Samstag erschien. Bei einem Treffen der Fraktionschefs aus Bund und Ländern der deutschen Unionsparteien CDU und CSU am vergangenen Sonntag in Berlin wurde Merkel gefragt, was geschehen solle, falls eine große Zahl von Flüchtlingen über Italien nach Europa einreisen würde. Sie antwortete, dann sei Rom dafür zuständig, die Menschen unterzubringen und zu registrieren. Auf die Nachfrage des bayerischen CSU-Landtagsfraktionschefs Thomas Kreutzer, was passiere, wenn die italienische Regierung dieser Verpflichtung nicht nachkommen könne oder wolle und sich wieder Hunderttausende auf den Weg nach Deutschland machten, sagte Merkel: Dann macht Österreich den Brenner dicht. Mehrere Teilnehmer der Sitzung zeigten sich hinterher verwundert über die Aussage, weil die Kanzlerin eine Schließung der deutschen Grenze ablehnt und die Regierung in Wien dafür kritisiert hat, dass sie die Grenze teilweise geschlossen und eine Obergrenze für Flüchtlinge eingeführt habe.
1Panorama
Nach umstrittener Besetzung des Radio-Wirtschaftschefs. Wien – Ein ORF-Schiedsgericht unter der Leitung des früheren ORF-Generalintendanten Otto Oberhammer hat die Anhörungsrechte der ORF-Redakteursvertreter bei Personalentscheidungen präzisiert. Hintergrund des Verfahrens war die Bestellung Rupert Klugers zum Radio-Wirtschaftschef. Der ORF-Redakteursrat hatte wegen der Causa erstmals seit Bestehen des ORF-Redakteursstatuts 1976 ein Schiedsgericht einberufen. Kluger wurde von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz im Sommer entgegen dem Vorschlag der betroffenen Redakteursversammlung ohne vorherige Anhörung des Redakteursrats besetzt. Vom zuständigen Radiodirektor Karl Amon gab es damals keinen Vorschlag für die Besetzung des Radio-Wirtschaftsressorts. Der Redakteursrat vermutete hinter der Entscheidung für Kluger, der zuvor Chef vom Dienst bei Ö3 war, einen Wunsch der ÖVP und sah durch das Vorgehen seine Mitwirkungsrechte missachtet. Zugleich ortete man einen Bruch des Redakteursstatuts und forderte die Einberufung des Schiedsgerichts. Dieses Schiedsgericht, dem neben Oberhammer auch der frühere Redakteursratsvorsitzende Fritz Wendl für den Redakteursrat und Wrabetz-Büroleiter Michael Wimmer für das Unternehmen angehörten, kam nun in Übereinstimmung mit den Streitparteien zur Ansicht, dass das ORF-Redakteursstatut bezüglich der Mitwirkungsrechte der ORF Journalisten an personellen Entscheidungen im Laufe der Jahre und während dieser Zeit mehrfach erfolgter Gesetzesänderungen einigen Anpassungsbedarf hat, wie es in der Entscheidung des Gerichts heißt. Und dieser Umstand eröffnet Spielräume für unterschiedliche Interpretationen. Zur Klärung dieser Spielräume hat das Schiedsgericht in seinem Schiedsspruch eine Präzisierung vorgenommen: Betreffend die Mitwirkung der Gremien der Redakteure an personellen Entscheidungen wird festgestellt, dass vor solchen Entscheidungen des Generaldirektors über die Bestellung von im § 5 Abs 3 des Redakteursstatuts genannten Leitungsfunktionen gemäß dieser Bestimmung anzuhören ist: 1. durch den zuständigen Direktor oder Landesdirektor der Redakteursausschuss bzw. die betroffene Redakteursversammlung nach rechtzeitiger Bekanntgabe der Ausschreibung und des Ausschreibungsergebnisses und 2. durch den Generaldirektor der Redakteursrat im Fall, dass einem Besetzungsvorschlag des betroffenen Gremiums nicht Rechnung getragen werden soll, unabhängig davon, ob der Direktor oder Landesdirektor einen Vorschlag erstattet (einen Besetzungsantrag gestellt) hat. Damit ist klargestellt, dass die Redakteursvertreter künftig in ähnlichen Fällen wie der Bestellung Kluger vom Generaldirektor anzuhören sind.
6Etat
Drei Grazer Brüder kaufen mit einer Investorengruppe das Traditionsunternehmen, punkten wollen sie mit Qualität. Wien – Der größte heimische Textilkonzern, Palmers, ist wieder in österreichischem Eigentum. Die Brüder Marc, Tino und Luca Wieser erwarben am Dienstag mit Unterstützung einer österreichischen Investorengruppe um Gernot Friedhuber 100 Prozent des Unternehmens. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, in einem Kurier-Bericht vom Sommer war von acht bis zehn Millionen Euro die Rede. 300 Filialen Zuletzt waren Investmentfonds wie der deutsche Quadriga Eigentümer von Palmers. Der Wäschekonzern hat den Angaben zufolge 300 Filialen und 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 550 in Österreich. Verkaufsgerüchte hatte es in der Vergangenheit immer wieder gegeben, zuletzt im Sommer. Der langjährige Platzhirsch suchte jahrelang vergeblich nach Investoren. Über Jahre hinweg soll die Preisvorstellung der Eigentümer zu hoch gewesen sein, erzählte man in der Branche. Stunts und Start-ups Die Wieser-Brüder stammen aus Graz und haben mit der MTM Textilhandel GmbH unter anderem Flagship-Stores und Standortkonzepte für Marken wie Benetton und Nike umgesetzt, hieß es in der Aussendung vom Mittwoch. Friedhuber wiederum erlangte vor allem als Organisator der World Stunt Awards im Auftrag von Red Bull Bekanntheit. Daneben gründete und finanzierte er Start-ups. Die neuen Eigentümer erklären die Stärkung der Marke in Österreich und einen deutlich stärkeren internationalen Auftritt zum Ziel. Dafür habe man ein erfahrenes internationales Managementteam und einen international besetzten Aufsichtsrat bestellt. Management-Umbau Als erster Schritt werden das Management und der Aufsichtsrat umgekrempelt. Marc und Tino Wieser ziehen in den Vorstand ein, der bisherige Alleinvorstand Wolfgang Neussner bleibt an Bord. In den Aufsichtsrat berufen wurden der Steuerberater Christian Zwach, der Anwalt Christian Nordberg und der frühere Benetton- und Geox-Chef Fabrizio De Nardis. Die Brüder wollen vor allem auf Qualität setzen. Man sehe ein großes Potenzial in den Marken Palmers und p2 Bodywear, so Marc Wieser. Palmers ist ein österreichisches Juwel, das seine Strahlkraft auf globales Niveau bringen wird, kündigte er an. Ausgebaut werden soll auch der Onlinehandel. Blick in die Vergangenheit Unternehmensgründer war Ludwig Palmers, der 1914 in Innsbruck mit einem Wäschegeschäft startete. 1936 folgte die erste Palmers-Verkaufsstelle, die von einem Franchisenehmer geführt wurde. Der Startschuss zur Expansion mit vorerst 45 Palmers-Geschäften fiel nach dem Zweiten Weltkrieg. Ludwig Palmers Sohn Walter gelang es in der Folge, österreichweit ein Netz an grünen Palmers-Filialen aufzubauen. Zuletzt kämpfte Palmers mit den Nachwehen der Pleite der französischen Palmers-Tochter Lejaby im Jahr 2011. Der 2008 erworbene Dessoushersteller entpuppte sich als Sanierungsfall, die Restrukturierung kam in den vergangenen zwei Jahren aber voran. Nach Gewinnen 2014 und 2015 ist das Eigenkapital wieder im grünen Bereich. Auch die Aktien und die Markenrechte sind nicht mehr an die Erste Bank verpfändet. Palmers hat heuer zudem die Kosmetiksparte P2 um kolportierte 30 Millionen Euro an die französische Maesa Group verkauft. Im Geschäftsjahr 2014/15 (bis 31. Jänner) schrieb Palmers einen Nettogewinn von 3,5 Millionen Euro nach 10,6 Millionen im Jahr davor. Wegen interner Abläufe und saisonaler Kollektionen verschob Palmers heuer den Bilanzstichtag auf den 31. Juli. Im Rumpfgeschäftsjahr Jänner bis Juli 2015 weist die Konzernholding einen Überschuss von 17,2 Millionen Euro aus.
3Wirtschaft
Obmann Reinhold Mitterlehner kündigt neues "Fitnessprogramm" für das Land an. Wien – Nach den Zerwürfnissen in der Koalition, aber auch mit den eigenen Landeshauptleuten rund um den Asylgipfel und die Bildungsreformkommission war die ÖVP am Montag nach ihrer ersten Vorstandssitzung mit abgeschlankter Besetzung um Geschlossenheit bemüht. Die Regierung hat da und dort Schwierigkeiten, gab ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner klipp und klar zu. Nicht zuletzt wegen der anstehenden Landtagswahlen in Wien und Oberösterreich kündigte er für die kommenden Monate aber an, mit neuen Strategien das schwarze Profil zu schärfen – und, gesagt, getan, goss sein Generalsekretär Gernot Blümel gleich bei einem altbekannten Reizthema mit der SPÖ neues Öl ins Feuer. Im Zuge des sogenannten Evolutionsprozesses, wie die bürgerliche Erneuerungsbewegung genannt wird, fragt die ÖVP nun ihre Mitglieder, die sich beim letzten Parteitag im Frühjahr mehr Partizipation gewünscht haben, regelmäßig via App zu diversen Themen ab. Die Premiere erfolgte mit dem Hinterfragen der Mindestsicherung, konkret ob nach dem eingeleiteten härteren Kampf gegen Steuerbetrüger nun auch strengere Regeln und Kontrolle dieser Sozialleistung angebracht wären. Die nicht wirklich überraschende Antwort: Unter insgesamt 1.475 Votings stimmten 88,7 Prozent mit Ja. Vage blieb die Parteispitze allerdings in der Frage, was sie aus diesem Ergebnis ableitet. ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner: Es geht nicht darum, jemandem, der das braucht, etwas wegzunehmen. Aber man solle schon darstellen, wer etwas nicht brauche, und das werde man sehr fein machen. Die erneute ÖVP-Kritik an der Mindestsicherung blieb nicht lange unwidersprochen. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) teilte dem Koalitionspartner am Abend mit, sie müsse sich nicht sorgen, dass diese es Tausenden ermögliche, in der sozialen Hängematte zu liegen, heißt es in einer Aussendung. Immerhin werde kaum eine andere öffentliche Transferleistung so genau kontrolliert. Rund ein Drittel aller Erstanträge werde abgelehnt. Ebenfalls Thema bei der Vorstandssitzung was die derzeit wohl brennendste Frage, nämlich die Unterbringung von Flüchtlingen. Dazu will Mitterlehner im Vorstand nun eine starke Kooperationsbereitschaft der Länder festgestellt haben. Prioritär sei es nun auch für die ÖVP-geführten Länder, die zugesagten 6.500 Plätze bis Ende Juli aufzutreiben. Dazu hielt Mitterlehner fest, dass bisher nur das rote Wien und das schwarze Niederösterreich ihre Quoten erfüllt haben – kein Wort davon, dass Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) unlängst wutentbrannt den Asylgipfel verlassen hat und dass Niederösterreich ohne das rote Traiskirchen, das die Hauptlast an Flüchtlingen trägt, nicht einmal auf 70 Prozent der anvisierten Quote käme. Trotz alledem will sich die ÖVP ein moderneres Image verpassen – und dazu hat sie ihren Thinktank, die Politische Akademie, neu besetzt: Der neue Vorstand besteht aus Außenminister Sebastian Kurz, der EU-Abgeordneten Elisabeth Köstinger, der niederösterreichischen Landtagsabgeordneten Bettina Rausch sowie Staatssekretär Harald Mahrer. Der ÖVP-Obmann selbst will Österreich ein Fitnessprogramm verpassen: Dabei geht es um Impulse für die Wirtschaft, den Bereich Wissensgesellschaft und – siehe oben – eine bürgerliche Sozialpolitik.
5Inland
Der SC Wiener Neustadt hat sich vom großen österreichischen Fußball verabschiedet. Die Gefahr, überhaupt von der Bildfläche zu verschwinden, ist zumindest nicht gering - obwohl sich die Verantwortlichen stets redlich bemüht haben. Wiener Neustadt - Am Tag danach wurden in Wiener Neustadt in erster Linie Sitzungen abgehalten. Es wurden dabei kaum Tränen vergossen, keine Antidepressiva verabreicht, denn so überraschend ist der Abstieg aus der tipico Bundesliga ja nicht gewesen. Wir waren einfach zu schlecht, haben bereits an einem Plan B gearbeitet, sagte Manager Alexander Gruber dem Standard. Die Aufarbeitung wird sich noch ein Weilchen ziehen. Fix ist, dass in Wiener Neustadt weiterhin Fußball gespielt wird. Sechs Saisonen haben die Niederösterreicher das Oberhaus geschmückt. Aufgefallen sind sie selten. Es gelang trotz Bemühungen nicht, sich zu positionieren, eine Identität zu entwickeln. Der 34-jährige Gruber war über den gesamten Zeitraum, Epoche wäre eine Übertreibung, in leitender Funktion tätig. Der Fanzuspruch war immer gering, ich habe mir oft die Sinnfrage gestellt. Aber die Arbeit im Verein war und ist schön. Gruber war damit beschäftigt, das nötige Kleingeld aufzutreiben, er kam sich mitunter als Bittsteller vor. Es gab kaum Unterstützung durch die Politik. Bis 2009 hatte sich Frank Stronach halbherzig engagiert, damals betrug das Budget zehn Millionen Euro. Im Nachhinein war es eine Geldverschwendung. Viele Worte über Stronach zu verlieren, so Gruber, mache jetzt und generell wenig Sinn. Wir hatten zuletzt ein Budget von 4,2 Millionen. In den sechs Jahren haben wir die Lizenz immer in erster Instanz erhalten. Wir sind schuldenfrei, haben Rücklagen, das war schon sehr okay. Fakt sei aber, dass wir schlussendlich nicht erfolgreich waren. Das haben wir auch der Mannschaft gesagt. Brav trainieren ist zu wenig. Andere Absteiger schwadronieren vom sofortigen Wiederaufstieg, in diesem Fall sagt Gruber: Wir müssen uns in der Ersten Liga etablieren. Die Gefahr, durchgereicht zu werden, ist groß. Das Budget wird halbiert, der Kader umgebaut, immerhin bleiben die meisten Sponsoren erhalten. Natürlich zu reduzierten Bedingungen. Zwei Drittel der TV-Gelder sind weg, Aufsteiger Mattersburg hat quasi übernommen. Die nur ein paar Kilometer Luftlinie entfernten Burgenländer budgetieren übrigens mit acht Millionen. Wäre Gruber ein schlechter Mensch, würde ihn der Neid fressen. Die haben bessere Voraussetzungen, das ist zu akzeptieren. Wiener Neustadt dürfte nur ein Intermezzo im österreichischen Fußball gewesen sein. Wobei es durchaus Erfolge geben hat. Peter Stöger etablierte sich als wirklich guter Trainer, er wurde später mit der Austria Meister, wird nun in Köln gefeiert. Peter Schöttel war auch da, um später von Rapid gefeuert zu werden. Kicker wie Guido Burgstaller oder Alexander Grünwald haben sich in Wiener Neustadt entwickelt. Gruber: Wir wollten immer österreichischen Spielern eine Bühne geben. Leider konnten wir sie nicht binden. Der Abstieg birgt auch Einsparungspotenzial. Das Flutlicht muss nun nicht aufgehellt werden, die Tribünen dürfen bleiben, wie sie sind - renovierungsbedürftig. Ob Trainer Helgi Kolvidsson weitertut, wird sich weisen, sein Vertrag ist ausgelaufen. Sportmanager Günter Kreissl und auch Gruber warten ab. Es ist halt die Frage, ob man mit 50 Prozent weniger leben kann. Gescheitert sind wir alle gemeinsam.
4Sport
Kurz laufende Anleihen mit und ohne Sicherheitspuffer. Wer ziemlich genau vor einem Jahr in die Siemens-Aktie investiert hat und die Aktie noch immer hält, konnte bislang keinen Kursgewinn für sich verbuchen. Mit einem Minus von einem Prozent halten sich allerdings auch die Verluste in Grenzen. Mit einem Jahrestiefststand im Bereich von 78 Euro und einem Jahreshöchststand von 106 Euro strapazierte der Kursverlauf der Siemens-Aktie in den vergangenen 12 Monaten allerdings mit beträchtlichen Kursschwankungen die Nerven der Anleger. Wer dem Aktienkurs innerhalb des nächsten Jahres einen halbwegs stabilen Kursverlauf zutraut und das Steigerungspotenzial der von Experten als gut bewerteten Aktie als nicht all zu hoch ansieht, könnte die neuen von der Erste Group angebotenen Aktienanleihen mit und ohne Schutz für ein Investment ins Auge fassen. 8,20% Zinsen ohne Schutz: Wenn die Siemens-Aktie am 15.12.16 auf oder oberhalb des am 17.12.15 fixierten Ausübungspreises notiert, dann wird die Anleihe, ISIN: AT0000A1HE27, mit ihrem Nennwert von 100 Prozent und einem 8,20-prozentigen Kupon zurückbezahlt. Notiert die Aktie am 15.12.16 unterhalb des Ausübungspreises, dann wird die Tilgung der Anleihe mittels der Lieferung einer am 17.12.15 ermittelten Anzahl von Siemens-Aktien erfolgen. 6,20% Zinsen mit 20% Schutz: Auch bei der 6,20% Protect Aktienanleihe auf die Siemens-Aktie, ISIN: AT0000A1HE35, wird der Zinskupon am Laufzeitende unabhängig vom Kursverlauf der Aktie an die Anleger ausgeschüttet. Unter der Voraussetzung, dass der Siemens-Kurs innerhalb des gesamten Beobachtungszeitraumes (17.12.15 bis 15.12.16) permanent oberhalb der bei 80 Prozent des Startwertes liegenden Barriere verbleibt, wird die Anleihe am Laufzeitende mit ihrem Nennwert von 100 Prozent zurückbezahlt. Fällt der Aktienkurs während des Beobachtungszeitraumes unter die Barriere, dann wird die Anleihe am Laufzeitende – außer, die Aktie notiert dann wieder oberhalb des Startwertes – mittels der Aktienlieferung getilgt. 4,20% Zinsen mit 20% Schutz: Die 4,20% Protect Pro Aktienanleihe auf die Siemens-Aktie, ISIN: AT0000A1HE43, wird mit 100 Prozent zurückbezahlt, wenn die Aktie am Bewertungstag (15.12.16) auf oder oberhalb der bei 80 Prozent des Ausübungspreises angebrachten Barriere notiert. Andernfalls erfolgt auch die Tilgung dieser Anleihe mittels der Aktienzuteilung. Alle drei Anleihen können derzeit ab einem Anlagebetrag von 3.000 Euro in einer Stückelung von 1.000 Euro mit 100,50 Prozent gezeichnet werden. ZertifikateReport-Fazit: Mit diesen drei unterschiedlich ausgestatteten Aktienanleihen werden Anleger bei einem halbwegs stabilen Kursverlauf der Siemens-Aktie innerhalb des nächsten Jahres Brutto-Renditechancen von 4,20 bis 8,20 Prozent vorfinden. Bei der Protect-Anleihe mit permanent aktivierter Barriere hätte sich der Siemens-Kurs im Rückblick der vergangenen 12 Monate der Barriere bedenklich angenähert.
3Wirtschaft
Die Schulden der vier Restaurants liegen bei knapp zwei Millionen Euro, unter ihnen ist auch das Steaklokal Frank's. Wien – Am Montag und Dienstag sind Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung über vier Restaurants des Wiener Restaurantbetreibers Klaus Piber eröffnet worden, wie die Gläubigerschutzverbände AKV Europa und KSV 1870 mitteilten. Es geht um die Lokale Yohm, Mercado, Franks und Xo-Noodles. Letzteres wird nicht fortgeführt. Als Grund für die Pleiten wird Umsatzrückgang durch die Hitzewelle heuer im Sommer angegeben. Insgesamt gibt es Passiva von 1,96 Millionen Euro. Allein eine Million entfalle laut Aussendung des KSV 1870 auf die Betreibergesellschaft des Steaklokals Franks (A.E.A. Gastronomie Betriebs GmbH) in der Wiener Innenstadt, 710.000 Euro auf die Betreibergesellschaft des Yohm (E.A.G. GastronomiebetriebsgmbH). Von der Insolvenz bei Franks sind 35 Dienstnehmer betroffen, das Vermögen besteht laut Insolvenzantrag im Wesentlichen aus dem Warenlager und der Geschäftsausstattung. Eine Sanierung ist geplant, den Gläubigern wird 20 Prozent Quote geboten. Bei der Mercado-Gesellschaft C.U.G. Gastronomie BetriebsgmbH, die neben Piber einen 49-Prozent-Eigentümer hat, geht es um 120.000 Euro, beim Xo-Noodles-Betreiber (XOG Gastronomie BetriebsgmbH.) um 130.000 Euro. Hier verlieren auch sechs Dienstnehmer ihren Job, da der Betrieb mangels Kostendeckung nicht weitergeführt wird. Insgesamt sind samt 90 Dienstnehmern laut KSV 1870 rund 220 Gläubiger betroffen.
3Wirtschaft
Obelisken mit Zeichnungen? Strahlenkatzen? Mit welchen Botschaften künftige Generationen vor Atommüll gewarnt werden können, beschäftigt die Atomsemiotik. Wien – Der Dialog zwischen den Generationen fällt nicht immer leicht. Wie aber verständigt man sich dann erst mit Menschen, die in vielen tausend Jahren den Planeten bewohnen werden? Diese Frage stellt sich auch die Atomsemiotik: In diesem Bereich der Wissenschaft der Zeichensysteme überlegen Forscher, mit welchen Methoden man spätere Kulturen an Endlagerstandorten vor radioaktiven Abfällen warnen kann. Auch in 100.000 Jahren wird dieses Material seine Gefahr nicht eingebüßt haben. Was sich dagegen mit Sicherheit verändert haben wird, ist der Mensch und seine Sprache. Deshalb ist davon auszugehen, dass spätere Generationen auch heute übliche Warnhinweise nicht mehr als solche verstehen können. Warum gerade Zeichenwissenschafter helfen können, in ferner Zukunft die Bedrohung, die von radioaktivem Material ausgeht, zu kommunizieren, erklärt Christian Trautsch von der Arbeitsstelle für Semiotik an der Technischen Universität Berlin: Die Semiotik kann insofern im Rahmen der Atommüllproblematik hilfreich sein, da sie eine Vielzahl von Theorien für die Klärung kommunikationstheoretischer Schwierigkeiten bereitstellt. Die Kultur, die Sprache und auch der Mensch wandeln sich schließlich – vor allem über einen derartig langen Zeitraum. Genauso wie uns archäologische Artefakte heute noch Rätsel aufgeben und ein Neandertaler nicht in der Lage wäre, mit uns zu sprechen, werden auch die Menschen von morgen in dem uns heute bekannten Nuklearsymbol vielleicht etwas völlig anderes sehen. Um auf die Gefahren des Durchbrechens der Atommüll-Schutzbarrieren hinzuweisen, wird man nicht umhinkommen, sich mit semiotischen Begriffen und mit den zu verwendenden Zeichentypen auseinanderzusetzen und deren konkrete Realisierbarkeit zu prüfen, erklärt Trautsch und betont: Mitteilungen an eine ferne Zukunft müssten in der Lage sein, kodierte und dekodierbare Botschaften an antizipierte Adressaten zu richten. Wie das zu bewerkstelligen ist, darüber zerbrechen sich Zeichenwissenschafter seit mehr als drei Jahrzehnten den Kopf: Als Begründer der Disziplin gilt Thomas Sebeok, Semiotiker an der Universität Bloomington, der 1981 von der US-Regierung zum Leiter der Human Interference Task Force ernannt wurde. Sebeok wurde damit die Aufgabe zugeteilt, in einem Ausschuss aus Anthropologen, Geologen, Ingenieuren und Physikern eine Methode zu entwickeln, mit der Erdbewohner in der Zukunft vor den Gefahren der Endlager gewarnt werden sollten. Der Vorschlag des Arbeitskreises: Auf diesen Standorten sollten große Obelisken angeordnet werden – verziert mit Warnhinweisen in den sechs Uno-Sprachen und Zeichnungen von den Folgen atomarer Verseuchung. Seinerzeit wurde diese Idee nicht sonderlich ernst genommen – wie das ganze Fachgebiet lange Zeit insgesamt. Die Vorschläge der Wissenschafter waren schließlich häufig sehr bizarr. Das zeigte auch eine Umfrage, die der Vorreiter der Disziplin im deutschsprachigen Raum, der Semiotikprofessor Roland Posner von der TU Berlin, 1984 durchführte: Der Mediziner und Science-Fiction-Autor Stanislaw Lem wollte die Warnung durch einen mathematischen Code, der auf lebendem Trägermaterial transportiert werden sollte, weitergeben. Die Linguisten Françoise Bastide und Paolo Fabbri schlugen die Züchtung von Strahlenkatzen vor, deren Fell sich in der Nähe von Atomabfällen verfärbt, während der Sozialwissenschafter Philipp Sonntag darüber nachdachte, Atomdatensätze auf einem künstlichen Mond im All zu speichern. Sebeok selbst steuerte sein Konzept von der Atompriesterschaft bei – ein elitärer Zirkel, der das Wissen um die Gefahr über die Generationen rituell weitergibt. Er bezeichnete den Vorschlag später als Fehler, da er damit dazu beigetragen habe, die junge Disziplin früh der Lächerlichkeit preiszugeben. Inzwischen bewegt sich auf dem lange Zeit als akademische Obskurität abgetanen Feld jedoch wieder etwas: So wird die derzeitige Einrichtung eines Endlagers in Schweden auch von zwei Archäologen der Linné-Universität in Kalmar betreut, die sich über die Kommunikation mit der Nachwelt Gedanken machen. In Frankreich wiederum arbeitet für die zuständige Endlagerbehörde ein Arbeitskreis von rund zwanzig Wissenschaftern bezüglich dieser Thematik, mit der sich vor einigen Jahren ebenso eine Studie des Instituts für nachhaltige Abfallwirtschaft in Zürich auseinandersetzte. Und auch Sebeoks einst belächelter Vorschlag eines Monuments zur Strahlenwarnung wird bald Wirklichkeit: Am Endlager für Abfälle aus der amerikanischen Atomwaffenproduktion in New Mexico soll sein Konzept in weiterentwickelter Form umgesetzt werden: Wenn dieser Standort 2033 versiegelt wird, werden 32 sieben Meter hohe Monolithen das Gelände abstecken – mit einem Informationszentrum über die atomare Gefahr in der Mitte.
7Wissenschaft
Im Tiergarten Schönbrunn in Wien sind Luchs-Zwillinge zur Welt gekommen. Jetzt lockt die Mutter die Jungtiere für erste Ausflüge aus ihrer Hütte ins Freie Das Weibchen hat seinen Nachwuchs im Freien zur Welt gebracht, aber dann in die nicht einsehbare Hütte getragen. Dort hat die Luchs-Mutter ihre beiden Jungtiere die letzten zwei Wochen aufgezogen, berichtete Zoodirektorin Dagmar Schratter am Mittwoch in einer Aussendung. Bei der Geburt waren die Kleinen rund 300 Gramm schwer und blind. Nach etwa zwölf Tagen haben sie die Augen geöffnet. Erst drei Mal habe es bei den Luchsen bisher Nachwuchs gegeben, hieß es in der Aussendung. Die letzte Nachzucht liegt bereits neun Jahre zurück. Das letzte Jungtier, ein Männchen, lebte bis Februar 2015 gemeinsam mit seinem Vater im Tiergarten. Dann gab es im Rahmen des Europäischen Zuchtbuches einen Austausch. Die beiden Männchen wurden an den ungarischen Zoo Szeged abgegeben, wo sie sich wohlfühlen. Wir haben Mitte März ein Pärchen bekommen. Bei den beiden muss es sofort gefunkt haben, meinte Schratter. In Österreich galt der Luchs im Jahr 1892 als ausgerottet. Erst in den vergangenen Jahrzehnten wurden Tiere aus Zoos und Wildparks angesiedelt, einige wanderten aus Nachbarländern ein. Daher ist diese Wildkatze in heimischen Wäldern wieder vereinzelt anzutreffen. Der Luchs ist EU-weit streng geschützt. Schratter: Trotz dieser Schutzmaßnahmen ist sein Vorkommen in allen Alpenländern gering und die wenigen Populationen sind meist isoliert. Daher zählt der Luchs hierzulande nach wie vor zu den seltensten Säugetieren, deren nachhaltiger Bestand keineswegs gesichert ist.
1Panorama
Gruppe soll Anschlag in Moskau geplant haben. Moskau – Russische Sicherheitskräfte haben mehrere Menschen festgenommen, die einen Anschlag auf das öffentliche Verkehrssystem in Moskau geplant haben sollen. Wie der Inlandsgeheimdienst FSB am Montag weiter mitteilte, absolvierten einige von der Festgenommenen Trainingsprogramme in Ausbildungslagern der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien. Alle Terrorverdächtigen seien Russen. Zwei Verdächtige gaben demnach bei ihrer Vernehmung die Anschlagspläne zu. Bei einer Razzia am Sonntag im Zentrum der russischen Hauptstadt waren in der Wohnung eines der Männer Medienberichten zufolge vier Kilogramm Sprengstoff und selbst angefertigte Bomben gefunden worden. Mehr als 120 Menschen wurden demnach in Sicherheit gebracht, während Experten den Sprengstoff unschädlich machten. Die Zahl der Festgenommenen gab der FSB mit mindestens drei an. Sie kehrten demnach lange vor dem Beginn der russischen Luftangriffe in Syrien am 30. September nach Russland zurück. Sie hielten sich in der am Sonntag durchsuchten Wohnung auf, in der regelmäßig zwischen sechs und elf Menschen lebten. Der staatliche Fernsehsender Rossiya zeigte Aufnahmen von der Razzia. Zu sehen waren Polizisten, die Säcke mit Beweismaterial sowie eine Waschmaschine wegtrugen. Von ihr hieß es, sie habe als Versteck dienen können. Nach Angaben russischer Behörden kämpfen etwa 2.000 Russen aufseiten der Jihadisten in Syrien. Im Juni hatte eine im Nordkaukasus kämpfende bewaffnete islamistische Gruppe in einem Video dem Islamischen Staat Gefolgschaft geschworen. Die Gruppe bekannte sich in den vergangenen Jahren zu einer Reihe tödlicher Angriffe, darunter den Anschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo im Jänner 2011, bei dem 37 Menschen getötet wurden.
2International
Deutsche Kanzlerin drängt auf schnelle Regelung beim Datenaustausch der EU mit den USA. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
0Web
Friedrich Dungl "ab Sommer" neben Lydia Gepp im Amt – Martin Gebhart alleiniger NÖN-Chefredakteur. St. Pölten – Das Niederösterreichische Pressehaus in St. Pölten wird künftig von zwei Geschäftsführern geleitet. Nach Angaben des Unternehmens vom Freitag wird ab dem Sommer Friedrich Dungl neben Lydia Gepp im Amt sein. Martin Gebhart bleibt alleiniger NÖN-Chefredakteur. Gepp wird nach Angaben aus dem Pressehaus weiterhin für alle kaufmännischen Bereiche und die Druckerei verantwortlich sein. Dungl soll die Leitung des Zeitungsverlages und alle Vertriebsagenden übernehmen. Für ihn als begeisterten Niederösterreicher sei das Pressehaus immer der mediale Leitbetrieb in der Region, wie natürlich auch im Burgenland, gewesen, sagte Dungl. Man habe einen profunden Kenner der österreichischen Medienlandschaft und einen umsetzungsstarken und engagierten Geschäftsführer gewonnen, stellte Aufsichtsratsvorsitzender Johann Hörndl fest. Der 1967 in Wien geborene Dungl war zuletzt seit 2011 für die Kronen Zeitung Regionalleiter Wien und Stamm und Branchenleiter Öffentliche Institutionen. Ab 1990 war er bereits einmal bei der Mediaprint beschäftigt. Ab 1992 war er im Österreichischen Agrarverlag tätig, übernahm dort zuerst die Anzeigen- und später die Verlagsleitung des Zeitschriftenverlages. Ab 1999 wurde er Geschäftsführer der neu gegründeten Österreichischen Bauernzeitung. 2002 wechselte er als Geschäftsführer der Bezirksjournale, der Fundgrube, des Rieder Magazins und der Vogel Medien zurück zur Mediaprint.
6Etat
Genomweite Assoziationsstudie offenbart eine, wenn auch bescheidene, genetische Komponente für den Zeitpunkt des ersten Geschlechtsverkehrs. Cambridge/Wien – Wann Mädchen und Buben in die Pubertät kommen, wird zum einen von den Genen gesteuert, aber auch von der Umwelt mitbestimmt. Anders ist es nicht erklärbar, dass sich der Beginn der Pubertät stark verschob – von 18 Jahren 1880 auf etwa 12,5 Jahre 1980. Noch stärker von Umweltfaktoren (wie Gruppendruck, Religion oder Onlinepornos) geprägt ist das Alter beim ersten Sex. Zurzeit liegt es im Schnitt bei rund 16 Jahren. Doch bedeutet das umgekehrt, dass es für den Zeitpunkt des ersten Mals gar keine genetischen Faktoren gibt, die mitspielen? Eine Forschergruppe um Ken Ong und John Perry (Uni Cambridge) wollte es genau wissen und ist dieser Frage in einer aufwendigen Studie nachgegangen. Das internationale Team führte eine genomweite Assoziationsstudie unter 125.000 Briten durch und fand 38 Genvarianten, die mit dem Alter beim ersten Sex zu tun haben, wie sie im Fachblatt Nature Genetics schreiben. Damit nicht genug, haben sie die Ergebnisse anhand der Genome von 240.000 Isländern und 20.000 US-Amerikanerinnen bestätigt. Unter dem Strich dürften sowohl das Alter beim ersten Sex wie auch das beim ersten Kind eine – wenn auch bescheidene – genetische Komponente haben. Einige der entdeckten Genvarianten liegen bei Genabschnitten, die mit Risikoverhalten, wechselhafter Stimmung und Hirnentwicklung assoziiert werden.
7Wissenschaft
Wearables für Tiere: Smartbell statt traditioneller Kuhglocke. Das Internet der Dinge soll Bedürfnisse erkennen, wenn sie noch gar nicht ausgesprochen sind. Dahinter steckt die Idee, alles mit Sensoren auszustatten. Diese sollen miteinander kommunizieren und Daten speichern. Man denkt dabei meist an vernetzte Kühlschränke, Zahnbürsten oder Wearables wie Activity Tracker und Smartwatches für Menschen. Das britische Startup Smartbell hingegen ist schon bei Kühen angekommen. Sensoren, die an den Beinen der Tiere befestigt werden, sollen Bauern dabei helfen, nicht nur Schritte zu zählen oder den Standort der Tiere zu lokalisieren, sondern auch deren Gesundheitszustand im Auge zu behalten. Yes. You heard it right. The #InternetOfCows is now a thing courtesy of @smartbellio pic.twitter.com/vf3ECcAa5j Das Startup aus Cambridge ist bei weitem nicht das einzige Unternehmen, das diesen Markt entdeckt hat. Unter dem Motto Cow Intelligence bietet etwa SCR aus Israel Halsbänder für Kühe an, Fujitsu stattet die Wiederkäuer mit dem Gyuho-Schrittzähler aus. Traditionelle Kuhglocken braucht man dank Internet der Kühe wohl nur mehr im Brauchtum. Der Bauer von heute nützt neben der Mistgabel auch eine App am Smartphone oder Tablet.
0Web
Deutschland schlug sich im Frühjahr trotz der Streikwelle besser als Frankreich, das Plus liegt bei 0,4 Prozent. Berlin – Die deutsche Wirtschaft hat im zweiten Quartal dank boomender Exporte etwas an Schwung gewonnen. Das Bruttoinlandsprodukt legte von April bis Juni um 0,4 Prozent zum Vorquartal zu, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in einer ersten Schätzung mit. Von Reuters befragte Ökonomen hatten im Schnitt allerdings mit 0,5 Prozent gerechnet, nachdem es zu Jahresbeginn 0,3 Prozent waren. Positive Impulse kamen hauptsächlich vom Außenhandel. Begünstigt vom schwachen Euro stiegen nach vorläufigen Berechnungen die Exporte sehr viel stärker als die Importe, erklärten die Statistiker. Auch die privaten Konsumausgaben und die Konsumausgaben des Staates entwickelten sich weiter positiv. Wegen Rekordbeschäftigung, steigender Löhne und niedriger Inflation sitzt das Geld bei den Verbrauchern locker. Gebremst wurde das Wachstum dagegen durch schwache Bruttoinvestitionen. Insbesondere in Bauten wurde weniger investiert als im ersten Quartal, hieß es. Wegen des milden Winters wurden viele Bauarbeiten schon zu Jahresbeginn abgeschlossen. Wachstum auf breiter Basis Das Wachstum ist nicht gerade rasend, aber es steht auf breiter Basis, sagte Nordea-Ökonom Holger Sandte. Solange die Konjunktur in Europa lahmt und das Wachstum in den Schwellenländern nachlässt, ist nicht mehr drin. Das sieht Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe ähnlich. Der Aufschwung in Deutschland ist weiter intakt, und er wird sich weiter fortsetzen, sagte er. Die aktuelle Dynamik ist jetzt allerdings das Höchste der Gefühle. Grund dafür sei die lahmende Weltwirtschaft. Die Bundesregierung erwartet für dieses und nächstes Jahr ein Wachstum von jeweils 1,8 Prozent. 2014 waren es 1,6 Prozent. Deutschland schlug sich im Frühjahr trotz der Streikwelle mit Arbeitskämpfen bei Unternehmen wie der Deutschen Bahn, der Deutschen Post, der Lufthansa sowie in Kitas besser als Frankreich. Dort stagnierte das Wachstum im Frühjahr überraschend, nachdem es zu Jahresbeginn noch ein Plus von 0,7 Prozent gegeben hatte. Griechenland meldete dagegen ein kräftiges Wachstum von 0,8 Prozent, wozu auch eine gute Tourismussaison beigetragen haben dürfte. Deutschland schlug sich verglichen mit den anderen beiden großen Volkswirtschaften der Währungsunion gut. In Frankreich stagnierte die Wirtschaftsleistung, da die Verbraucher weniger konsumierten und die Unternehmen nur vorsichtig investieren. In Italien schwächte sich das Wachstum auf 0,2 Prozent ab, da die Industrie stagnierte. Ausgerechnet das krisengeplagte Griechenland hängte die großen Drei ab: Es schaffte ein Plus von 0,8 Prozent, wozu wohl eine starke Urlaubssaison beitrug. In Spanien legte das Bruttoinlandsprodukt sogar um 1,0 Prozent zu. Gedämpfte Aussichten Die Aussichten bleiben gedämpft. Die Aufwärtsbewegung ist schleppend, denn in wichtigen Ländern wie Frankreich und Italien bremst die Korrektur frühere Übertreibungen weiterhin, sagte Commerzbank-Analyst Ralph Solveen. Da sich hieran vorerst kaum etwas ändern wird, dürfte der Knoten bei der Konjunktur im Euro-Raum auch in den kommenden Quartalen nicht platzen. Die EU-Kommission erwartet 2015 ein Wachstum von 1,5 Prozent. Für Deutschland soll es zu 1,9 Prozent reichen.
3Wirtschaft
Vier Studierende sollen auf dem Weg zu ihrem Auto mit Schlagstöcken attackiert worden sein. Polizei nahm zwei Männer fest, zwei Frauen wurden verletzt. Graz – Nach dem offiziellen Ende zweier Kundgebungen vor der Kirchnerkaserne am Sonntagnachmittag in Graz soll es zu einem schweren Zwischenfall unweit der Kaserne in der Eduard-Keil-Gasse gekommen sein. Zuvor hatten Mitglieder der rechtsextremen Gruppe Identitäre Österreich, einige von ihnen aus Wien, Anrainer und Funktionäre der Grazer FPÖ sowie der Landtagspräsident Gerhard Kurzmann (FPÖ) gegen die Eröffnung eines Asylzentrums in der Kirchnerkaserne demonstriert. Die Offensive gegen Rechts rief zur Gegendemonstration auf – DER STANDARD berichtete. Während der Kundgebungen, die in Sichtweite voneinander stattfanden, kam es zu keinen Zusammenstößen – auch dank eines Großaufgebots von Polizisten. Doch nach Ende der Demos, um etwa 15.20 Uhr, sollen vier junge Studierende aus Wien attackiert worden sein, die zuvor bei der antirassistischen Kundgebung der Offensive gegen Rechts, die auch von den Jungen Grünen unterstützt wurde, gewesen waren. Zwei Männer, die dem Umkreis der Identitären Bewegung zugerechnet werden, wurden in der Folge von der Polizei festgenommen. Sie und fünf weitere Männer sollen die zwei jungen Männer und zwei Frauen, die auf dem Rückweg zu ihrem in einer Seitengasse geparkten Auto waren, überfallen haben. Ein weiterer mutmaßlicher Angreifer ist laut den vier mutmaßlichen Opfern ebenfalls – aufgrund von Facebook-Einträgen und öffentlichen Auftritte – den Identitären zuzurechnen. Zwei der vier Studierenden aus Wien erzählten am Montagvormittag dem STANDARD, wie sie den Angriff erlebt haben: Wir sind kurz vor 15 Uhr, als beide Kundgebungen aufgelöst wurden, von der Kaserne weggegangen, um zu unserem Auto zu gehen. Das haben wir extra weit weg geparkt, weil die Organisatoren der Gegendemo im Vorfeld in sozialen Netzwerken gewarnt haben, berichtet einer der beiden, ein 26-Jähriger. Wir sind in die Raiffeisenstraße eingebogen und dann in die Eduard-Keil-Gasse gegangen. In der eher ruhigen Gegend, fernab der Innenstadt, seien ihnen plötzlich wie aus dem Nichts von hinten sieben Männer nachgelaufen, so der junge Mann weiter. Sie schrien Génération identitaire und gingen mit ausziehbaren Schlagstöcken auf uns los. Einer hatte einen Gürtel, den schleuderte er und versuchte uns mit der Eisenschnalle zu treffen. Man habe sich so gut wie möglich zu wehren versucht. Der 26-jährige Student glaubt: Die haben uns aufgelauert, einer von ihnen ist während der Kundgebung immer wieder durch unsere Reihen marschiert, hat sich unsere Gesichter eingeprägt, und ein anderer hat uns auch fotografiert. Auch mit einem Teleskopschlagstock, einem sogenannten Totschläger, habe man auf die vier eingeschlagen, so heftig, dass ein Teil abgebrochen ist, so der Student. Dieser Teil konnte später von der Polizei sichergestellt werden. Ein anderer Mann hatte einen Mundschutz vor die Zähne geklemmt, wie ihn Boxer tragen, was auch auf den Fotos deutlich erkennbar ist. So etwas nimmt man doch nicht zu einer normalen Demo mit, sagt der 26-Jährige. Er und seine Freunde waren am Montag in Betreuung durch den Weißen Ring. Auch vor den jungen Frauen soll die Gewalt der Angreifer nicht haltgemacht haben. Einer der beiden später festgenommenen Männer habe auch sie geschlagen, das habe ich mit den Händen abzuwehren versucht, erzählt eine 22-jährige Studentin dem STANDARD. Die Frau schaffte es, den Überfall teilweise mit ihrer Kamera zu dokumentieren, weshalb einige Angreifer identifiziert werden konnten. Sie nehme an, auch wegen ihrer Kamera sei einer der beiden später festgenommenen Männer gezielt auf sie losgegangen: Er hat mir beide Hände um den Hals gelegt und mich gewürgt, erzählt die Frau. Das war ein organisierter, geplanter Überfall, sagt der 26-Jährige, der auf eine Radikalisierung hinweist. Die überfallen jetzt einfach Leute, weil sie einen Rückenwind haben. Aber wir werden uns nicht einschüchtern lassen. Der Albtraum hatte für die vier Wiener und Wienerinnen ein Ende, als sie versuchten, vorbeifahrende Autos auf ihre Notlage aufmerksam zu machen. Ein Passant habe dann den Polizeinotruf abgegeben. Die Polizei war schnell da und freundlich zu uns, sagt die junge Frau, ein Auto ist gleich unseren Angreifern nachgefahren, ein zweites kam dann und kümmerte sich um uns. Zwei der Angreifer wurden danach auf demselben Revier festgehalten, auf dem sie und ihre Freunde ihre Aussagen machten, so die junge Frau. Auch ihre Verletzungen und die der zweiten, 25-jährigen Frau, Hämatome und Abschürfungen, wurden dokumentiert. Auch der grüne Nationalratsabgeordnete Albert Steinhauser warnt nach dem Überfall vor der Gefährlichkeit der Identitären: Die Identitären tarnen sich gerne als weichgespülte rechte Aktionsgruppe. Der ORF hat sie deshalb sogar als Bürgerinitiative zum Bürgerforum eingeladen. Das ist zu Recht kritisiert worden, sagt Steinhauser. Vorfälle wie diese zeigen das tatsächliche Gewalt- und Bedrohungspotenzial dieser rechtsextremen Gruppe und ihrer Stiefelabteilungen. Die Polizei bestätigte den Vorfall am Montag. Dass es dazu am Sonntag keine Aussendung gab, sondern nur eine, in der es hieß, es sei zu keinerlei Zwischenfällen gekommen, begründet Polizeisprecher Leo Josefus so: Der Vorfall wurde von zwei Streifen betreut, und beide haben keine Meldung gemacht. Jeder hat gedacht, der andere macht eine. Die Anzeige, die über Notruf einging, lautete auf Raufhandel. Zwei Männer konnten jedenfalls sofort festgenommen und einvernommen werden, auch das bestätigt der Polizeisprecher. In den Ermittlungen stehe man aber noch am Beginn. Nur so viel könne er sagen: Die Erhebungen laufen auf schwere Körperverletzung. Zur strafrechtlichen Erklärung: Wenn sie in Verabredung geschehen ist, wird auch eine leichte Körperverletzung automatisch zu einer schweren. Die beiden Festgenommenen, 21 und 26 Jahre alt, verweigerten bei der Vernehmung jegliche Angaben, so die Polizei. Einer habe eine leichte Kopfverletzung aufgewiesen, deren Ursprung aber unbekannt sei. Nach weiteren, bisher unbekannten Verdächtigen werde gesucht, hieß es später in einer Polizeiaussendung. Ein Abschlussbericht wird der Staatsanwaltschaft Graz übergeben werden, diese wird die Tat dann strafrechtlich beurteilen, so Josefus. Kurz nach Bekanntwerden des Vorfalls über den STANDARD verschickte die Identitäre Bewegung Österreich eine Presseaussendung, wonach Linksextreme zu den Wohnadressen führender Mitglieder vorgedrungen seien und an deren privaten Wohnungstüren Drohbotschaften hinterlassen hätten. Zudem sei es zu Sachbeschädigungen gekommen, die nicht näher beschrieben werden. Auch von einem Vorfall nach der Kundgebung in Graz ist in der Aussendung die Rede. Allerdings beschreiben ihn die Identitären als Zusammenstoß mit linksextremen Provokateuren. Wobei die Identitären selbst offenbar nicht ganz ganz sicher sind, wie viele sie während der Auseinandersetzung waren. Rund fünf, heißt es in der Aussendung. Dabei sei einer ihrer Aktivisten verletzt worden. Er erlitt dabei eine Platzwunde am Hinterkopf und Prellungen. In beiden Fällen sei Anzeige erstattet worden, heißt es in der Aussendung, in der Patrick Lenart, der Leiter des steirischen Flügels der Identitären, zitiert wird. Letztere Anzeigen waren der Polizei laut Josefus allerdings am Montag auf Nachfrage des STANDARD noch nicht bekannt. Ob weitere Verletzungsanzeigen einlangen, werden wir in den nächsten Tagen sehen, so Josefus.
1Panorama
Vorerst kein Termin für zweite Verhandlungsrunde – UNO sieht Hilfsbedarf von 1,4 Milliarden Euro. Genf – Die Genfer Friedensgespräche für den Jemen sind nach Angaben des Außenministers der jemenitischen Exil-Regierung, Riad Yassin, ergebnislos zu Ende gegangen. Seine Delegation sei voller Hoffnung zu den Gesprächen unter UN-Vermittlung angereist, sagte Yassin am Freitag vor Journalisten in Genf. Die Delegation der Houthi-Rebellen habe es jedoch leider nicht ermöglicht, bei den Gesprächen echte Fortschritte zu erzielen. Die Bemühungen um eine Verhandlungslösung sollten aber fortgesetzt werden, selbst wenn es kein Datum für weitere Gespräche gebe. Der UN-Sondergesandte Ismail Ould Cheikh Ahmed äußerte sich optimistisch, dass eine Vereinbarung über einen Waffenstillstand schon bald erreicht werden kann. Prinzipiell sähen beide Seiten die Notwendigkeit. Die Tür für weitere Gespräche sei offen. Er hoffe, dass eine Waffenruhe noch vor einer weiteren Runde erreicht werde, sagte Ould Cheikh Ahmed. In dem blutigen Konflikt zwischen den vom Iran unterstützten schiitischen Rebellen und den Kräften, die loyal zu dem nach Saudi-Arabien geflüchteten Präsidenten Abd Rabbu Mansour Hadi stehen, sind bereits mehr als 2600 Menschen getötet worden. Die UNO erhöhte inzwischen die Schätzung für den Hilfsbedarf auf 1,6 Milliarden Dollar (gut 1,4 Milliarden Euro). Inzwischen seien vier Fünftel der Gesamtbevölkerung von 21 Millionen Menschen auf Hilfe von außen angewiesen, sagte der Sprecher des UN-Büros für die Koordinierung der humanitären Hilfe (Ocha), Jens Laerke, in Genf. Millionen Menschen hätten kein sauberes Wasser und erhielten keine Gesundheitsversorgung. Inzwischen breiteten sich Krankheiten wie das Dengue-Fieber und Malaria aus.
2International
Mikl-Leitner ordnete Lkw-Kontrollen an – Kilometerlange Staus – Katastrophe mit 71 Toten: Verdächtige offenbar amtsbekannt. Seit Sonntagabend muss an den Grenzen in der Ostregion mit längeren Wartezeiten, ähnlich wie damals vor der Schengener Reisefreiheit, gerechnet werden. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat angeordnet, dass größere Fahrzeuge mit möglichen Verstecken für Geschleppte von der Exekutive angehalten und kontrolliert werden. Fünf Schlepper seien bisher festgenommen worden. Insgesamt wurden mehr als 200 Flüchtlinge aufgegriffen, sagte Konrad Kogler, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien. Dass das dichtere Netz an Kontrollen die Nachfrage der Flüchtlinge erhöhen könnte und Schleppungen dadurch teurer, aber nicht sicherer werden, bejahte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Daher braucht es Anlaufstellen in Italien und in Griechenland, denn nur so kann man der Schlepperei die Geschäftsgrundlage entziehen, sagte Mikl-Leitner. Die Schwerpunktaktion entlang den Flüchtlingsrouten soll jedenfalls auf unbestimmte Zeit weitergehen. Auf ungarischer Seite bildete sich am Montag beim Grenzübergang Nickelsdorf/Hegyeshalom ein bis zu 50 Kilometer langer Stau. Bei Klingenbach/Sopron standen die Fahrzeuge sechs Kilometer weit, bei Deutschkreutz/Kópháza vier Kilometer. Die Polizei bitte um Geduld und rate zu erhöhter Aufmerksamkeit. Beginnend mit der Aktion haben wir 54 Beamte ständig im Einsatz, die diese Kontrollen rund um die Uhr durchführen werden, sagte Polizeisprecher Helmut Marban. In der Nacht auf Montag wurden über zehn Flüchtlinge in einem Pkw gefunden. Die Flüchtlinge wurden mit den Worten Ihr seid in Sicherheit, Ihr seid in Österreich auf Englisch begrüßt, der Lenker wurde festgenommen. Eine Frau gab an, aus Aleppo in Syrien zu kommen und nach Deutschland zu wollen. Wurden zu Beginn erst einmal zwei verdächtige Kastenwägen angehalten, sollten im weiteren Verlauf auch Pkws kontrolliert werden. Was hier passiert, sind verkehrspolizeiliche und sicherheitspolizeiliche Kontrollen. Es werden hier keine Grenzkontrollen durchgeführt, stellte Marban klar. Jüngste Polizeimeldungen hatten befürchten lassen, dass sich eine Flüchtlingskatastrophe wie auf der Ostautobahn bei Parndorf mit 71 Toten jederzeit wiederholen könnte. Immer wieder stoppte die Polizei Schlepperfahrzeuge mit dutzenden Flüchtlingen im Laderaum. In Oberösterreich dürften drei syrische Kinder nur knapp vor dem Verdursten gerettet worden sein. In einem Kleintransporter, der in der Nähe von Braunau angehalten worden war, befanden sich außer den Kindern 17 Erwachsene. Sie waren ohne Wasser und Nahrung mehr als 20 Stunden unterwegs und bereits benommen und stark dehydriert, sagte Polizeisprecher David Furtner. Am Sonntag konnten die Flüchtlinge das Spital verlassen. Die neuen Kontrollen sollen auch an internationalen Hauptverkehrswegen durchgeführt werden. Die grenznahen Kontroll-Hotspots seien mit den bayrischen, ungarischen und slowakischen Behörden akkordiert, hieß es im Innenministerium. Man sei sich bewusst, dass es zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen und zu Staus kommen werde, doch um Menschenleben zu retten und die Schlepperkriminalität wirksam zu bekämpfen, müssten temporäre Verkehrsbehinderungen in Kauf genommen werden. Angesichts der Flüchtlingskrise geht auch die deutsche Polizei verstärkt gegen Schlepperbanden vor. Zwischen Jahresbeginn und Ende Juli wurden bei Kontrollen im grenznahen Bereich und in Zügen insgesamt 1.785 mutmaßliche Schlepper festgenommen, berichtete die Bild-Zeitung am Montag. Dies seien rund 83 Prozent der im Gesamtjahr 2014 Festgenommenen. Im vergangenen Jahr hatte die deutsche Polizei dem Bericht zufolge insgesamt 2.149 Schlepper gefasst. Im Kampf gegen die Schlepperkriminalität wollen Bayern und Österreich enger zusammenarbeiten. Dazu nimmt am Dienstag in Passau eine länderübergreifende Polizeistelle ihren Dienst auf, wie das bayerische Innenministerium am Montag in München mitteilte. Ein Verbindungsbeamter des Bundeskriminalamts wird dort mitarbeiten, sagte dessen Sprecher Mario Hejl. Verbindungsbeamte aus Österreich im Bereich der Schlepperkriminalität sind etwa bereits in Serbien und in Griechenland tätig. Die Gemeinsame Informationssammel- und Auswertestelle Schleusungskriminalität werde insgesamt noch mit mindestens einem Experten vom bayerischen Landeskriminalamt, von der Bundespolizei und vom Polizeipräsidium Niederbayern besetzt sein. Bei den Ermittlungen zu den 71 erstickten Flüchtlingen wurden inzwischen fünf Verdächtige in Ungarn festgenommen. Es handelt sich um vier bulgarische und einen afghanischen Staatsbürger. Zwei der vier Männer sind offenbar amtsbekannt. Sie sollen bereits vor dem Fall im Burgenland wegen des Verdachts auf Schlepperei in das Visier der Polizei geraten sein, schreibt das Internetportal Nol.hu am Montag. Sie befinden sich in der südungarischen Stadt Kecskemét, wo der Schlepper-Lkw zugelassen wurde, in Untersuchungshaft. Diese ist jedoch noch nicht rechtskräftig, da die Verdächtigen Berufung einlegten. Laut dem ungarischen Nachrichtenportal wird gegen die fünf Verdächtigen nicht wegen Mordverdachts, sondern wegen organisierten Menschenschmuggel ermittelt. Dafür könnte in Ungarn eine Strafe von zwei bis 16 Jahren verhängt werden. Zwar gebe es noch keinen diesbezüglichen Beschluss, doch würden die Behörden die in Ungarn verhafteten Verdächtigten mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb kürzester Zeit an Österreich ausliefern, schrieb Nol.hu. Wie die Nachrichtenagentur BTA berichtete, ermittelt auch die bulgarische Sicherheitsbehörde SANS in diesem Fall. Das Internetportal Index.hu berichtete am Sonntag, dass ein ungarischer Lkw-Fahrer am Mittwochvormittag beobachtet habe, wie die Schlepper den Tod der Flüchtlinge entdeckt hätten und panisch in einem Begleitfahrzeug davongefahren seien. Die gerichtsmedizinische Obduktion der Leichen wird im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital durchgeführt und soll bis Mittwoch abgeschlossen sein. Fast alle Toten sind noch nicht identifiziert, es wurde nur wenige Dokumente gefunden, für einen DNA-Abgleich fehlen Referenzproben. Die Polizei versucht unter anderem über Mobiltelefone der Opfer, deren Angehörige oder Bekannte ausfindig zu machen. Auch die Hotline 059 133 10 3333, an die sich Auskunftgeber wenden können, ist nach wie vor mit Dolmetschern besetzt. Offen ist noch, welche Strafverfolgungsbehörde zuständig ist. Sowohl die Staatsanwaltschaft im ungarischen Komitat Bács-Kiskun als auch in Eisenstadt haben Anspruch angemeldet. Es gibt keinen Streit, die Zuständigkeit muss einfach geklärt werden, hieß es am Sonntag in Eisenstadt. Die Ermittlungen erforderten ein Zusammenführen der Erkenntnisse der ungarischen und bulgarischen Behörden – auch ein Bewegungsprofil des Lkw gehöre dazu. Da es sich um ein noch laufendes Verfahren handelt, werden neue Informationen aber nur dann an die Medien weitergegeben, wenn dies die Ermittlungen nicht behindert. Denn die bisher Festgenommenen seien ja nur auf der untersten Ebene der Schlepperkriminalität zu sehen. Man wolle auch an die Hintermänner, sagte Generaldirektor Kogler am Montag. Es sei nach den bisherigen Ermittlungen nicht auszuschließen, dass der Lkw auf einem anderen Parkplatz gestanden sei, bevor er auf dem Pannenstreifen entdeckt wurde. In Österreich muss jedenfalls geklärt werden, wie das Polizeifoto von den Toten im Lkw in die Kronen Zeitung kam. Das Bundesamt für Korruptionsbekämpfung ermittelt, ob möglicherweise Amtsmissbrauch vorliegt. Die Veröffentlichung selbst hat für zahlreiche Beschwerden beim Presserat gesorgt. Nach der Tragödie in Österreich und erneut 200 Toten im Mittelmeer hat Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon einen Flüchtlingsgipfel in New York am 30. September einberufen. Auf EU-Ebene findet am 14. September ein Sondertreffen der europäischen Innenminister statt, um über die Flüchtlingskrise zu beraten. FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache will nach dem Vorbild Ungarns Grenzzäune errichten. Natürlich ist es auch abseits von Grenzübergängen notwendig, das Land mit Zäunen zu schützen, sagte Strache in einem Interview für die Montagsausgabe der Oberösterreichischen Nachrichten. Den Vorschlag von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), den Flüchtlingen einen legalen Fluchtweg nach Europa zu ermöglichen, lehnt der FPÖ-Chef ab. Wir können nicht sagen, die Völkerwanderung wird legalisiert.
1Panorama
Plagiatsjäger werfen Verteidigungsministerin Regelverstöße in medizinischer Doktorarbeit vor. Berlin – Plagiatsjäger werfen der deutschen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (56) Regelverstöße in deren medizinischer Doktorarbeit vor. Die 1990 erschienene Arbeit zur Frauenheilkunde enthalte zahlreiche wörtliche und sinngemäße Textübernahmen, die nicht als solche kenntlich gemacht sind, heißt es auf der Internetseite VroniPlag Wiki, wo Nutzer ihre Erkenntnisse zusammentragen. Bisher seien auf 27 der insgesamt 62 Textseiten Plagiatsfundstellen dokumentiert. Die Medizinische Hochschule Hannover überprüft auf Wunsch der Ministerin die Arbeit. Erste interne Ergebnisse werden für die nächsten Tage erwartet. Von der Leyen wehrte sich gegen die Kritik. Den Vorwurf des Plagiats kann ich zurückweisen, sagte die CDU-Vizevorsitzende den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montag). Sie habe Ende August von den Aktivitäten im Netz erfahren. Noch am selben Tag habe sie die Hochschule gebeten, die Dissertation durch eine fachkundige und neutrale Ombudsstelle überprüfen zu lassen. Über die Vorwürfe hatte zuerst Spiegel Online berichtet. Ein Sprecher der Hochschule sagte, dass die Ombudsperson die Arbeit den gültigen Verfahrensregeln zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis (GWP) gemäß prüfe. Mit dem vertraulichen Bericht über die Ergebnisse der Vorprüfung an die Hochschulleitung ist in den nächsten Tagen zu rechnen, kündigte er an. Danach sei mit der Einleitung einer förmlichen Untersuchung durch die GWP-Kommission zu rechnen. Von der Leyen sagte weiter: Es ist nicht neu, dass Aktivisten im Internet versuchen, Zweifel an Dissertationen von Politikern zu streuen. Tatsächlich haben Plagiatsvorwürfe schon mehrere Spitzenpolitiker in Bedrängnis gebracht – bis hin zum Rücktritt. Deutschlands Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) musste 2011 sein Amt niederlegen, nachdem ihm die Universität Bayreuth den Doktortitel aberkannt hatte. 2013 trat Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) nach dem Entzug ihres Titels durch die Uni Düsseldorf zurück. Plagiatsvorwürfe gab es auch gegen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). Die Uni Gießen stellte in seinem Fall 2013 weder wissenschaftliches Fehlverhalten noch Täuschungsabsicht fest. Aus den Auswertungen auf VroniPlag Wiki zu von der Leyens Arbeit geht hervor, dass drei der beanstandeten Seiten zwischen 50 und 75 Prozent Plagiatstext enthalten und fünf Seiten mehr als 75 Prozent. Der Jusprofessor Gerhard Dannemann von der Berliner Humboldt-Universität, der seit Jahren bei VroniPlag mitarbeitet, sagte Spiegel Online, die Arbeit sei eher ein mittelschwerer als ein schwerer Fall. Problematisch finde er allerdings die 23 gefundenen Fehlverweise – also Hinweise auf Quellen, in denen der zitierte Inhalt gar nicht zu finden sei. Das ist im medizinischen Bereich besonders gefährlich. Von der Leyen promovierte im Bereich Frauenheilkunde. Der Titel der Arbeit lautet: C-reaktives Protein als diagnostischer Parameter zur Erfassung eines Amnioninfektionssyndroms bei vorzeitigem Blasensprung und therapeutischem Entspannungsbad in der Geburtsvorbereitung. Die Grünen-Politikerin Agnieszka Brugger forderte sofortige Aufklärung. Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit, sagte sie der Mitteldeutschen Zeitung (Montag). Ihr Fraktionskollege Kai Gehring wies darauf hin, dass von der Leyen als Verteidigungsministerin auch oberste Dienstherrin der Bundeswehr-Universitäten sei. Daraus erwächst eine ganz besondere Verantwortung.
2International
Kanadier argumentiert, dass er nur Lieder abgespielt hat - Handheld mit Telefoniefunktion verboten. Eigentlich sollten Smartwatches ihren Trägern im Alltag die Hände freihalten. Auch beim Autofahren. Ein Mann in Kanada bekam nun allerdings einen Strafzettel, da er während des Fahrens seine Apple Watch genutzt hat. Wie CTV News Montreal berichtet, ist es in Quebec verboten, während der Fahrt ein Handheld-Gerät zu benutzen, mit dem man auch Telefonieren kann. Die Apple Watch bietet solche Funktionen. Der Beschuldigte argumentiert, dass er damit allerdings nicht telefoniert, sondern den Musikplayer bedient habe. Die Watch werde auch nicht in der Hand gehalten, sondern sei eben eine Uhr und daher seiner Meinung nach von der Verordnung ausgenommen. Er will nun Einspruch gegen die Strafe in Höhe von 120 kanadischen Dollar (umgerechnet rund 90 Euro) einlegen. In Österreich ist das Telefonieren im Auto während der Fahrt seit 1999 ohne Freisprecheinrichtung verboten. Bei den mobilen Freisprechanlagen muss das Mobiltelefon mittels Verbindungskabel oder auch schnurlos mit einem Kopfhörer (oder Ohrhörer) verbunden sein, wobei ein etwaiges Kabel nicht durch das Blickfeld des Fahrers geführt werden darf, heißt es im Kraftfahrgesetz. Wearables werden hier noch nicht erwähnt. Wer hierzulande beim Telefonieren mit dem Handy angehalten wird, musst vor Ort 50 Euro bezahlen. Der ÖAMTC warnt allerdings, dass auch eine Freisprecheinrichtung kein Freibrief ist. Hier gelten dieselben Prinzipien wie für das Telefongespräch mit Kabel. Wer abgelenkt ist und Fehler macht, kann rechtlich zur Verantwortung gezogen werden, erklärt ein Jurist auf der Seite des Clubs. Nach dem Gesetz sind nämlich alle Nebentätigkeiten am Steuer verboten, die den Lenker in seiner Aufmerksamkeit beeinträchtigen. Ob ein am Handgelenk getragenes Gerät mit Telefoniefunktion nun als Freisprecheinrichtung oder Handy gilt, dürfte die Gerichte bei zunehmender Verbreitung nun öfter beschäftigen. Wer sich davon ablenken lässt, muss aber wohl mit Strafen rechnen.
0Web
Die angeblich von Flugzeugen in der Atmosphäre verteilten Chemtrails zählen zu den beliebtesten Verschwörungstheorien.. Chemtrails haben sich in den letzten Jahren zu einer der beliebtesten und populärsten Verschwörungstheorien entwickelt. Unser Himmel würde vergiftet, so die Chemtrail-Fans: Überall auf der Welt würden Flugzeuge verschiedenste Giftstoffe in der Atmosphäre ausbringen. Darüber, warum das passiert und vor allem, wer dafür verantwortlich ist, sind sich allerdings auch die Anhänger der Verschwörungstheorie nicht ganz einig. Aber genau das macht die Sache mit den Chemtrails ja so populär. Jeder kann sich seinen Lieblingsfeind als Verursacher vorstellen. Umweltschützer beschweren sich über den chemischen Eingriff in die Luft. Friedensaktivisten sehen die angebliche Manipulation der Atmosphäre als Teil eines globalen und geheimen Wetterkrieges zwischen den Großmächten der Welt. Linke Antiamerikanisten haben die USA als Macht hinter den Chemtrails identifiziert, die damit das Weltklima verändern, die Menschen mit Krankheiten infizieren oder gar heimlich impfen wollen. Rechte Antisemiten wärmen ihre uralten Thesen einer geheimen jüdischen Weltregierung wieder auf, die nun eben mittels Chemtrails in das Schicksal der Menschen eingreift, und mit der Ausbringung von Giftstoffen die Bevölkerung reduzieren oder aber zumindest ihr Bewusstsein manipulieren will. Auf den einschlägigen Internetseiten, wie beispielsweise der deutschen Bürgerinitiative Sauberer Himmel, findet man eine lange Liste von angeblich an der Verschwörung beteiligten Organisationen, die von Geheimdiensten, Banken und Bilderbergen bis hin zu UNO, NATO und NASA reicht. Bei der Organisation Sauberer Himmel über Österreich bleibt man dagegen vage und spricht nur von den Feinden der Menschheit, die einen Krieg gegen die Mehrheit der irdischen Bevölkerung führt. Unabhängig von Zweck oder Urhebern der Chemtrails sind sich die Verschwörungstheoretiker aber auf jeden Fall bei einer Sache einig: Man muss nur zum Himmel sehen um die Wahrheit zu erkennen! Die weißen Streifen, die hinter vielen dort fliegenden Flugzeugen erscheinen, können auf keinen Fall natürlich sein. Sie würden sich ganz anders verhalten als die normalen Kondensstreifen. Und vor allem: Früher gab es so etwas nicht! Das weiß man zum Beispiel beim Weather Modification Journal im Internet: In meiner Kindheit war dieser dunkelblaue Himmel noch ganz normal, besonders an warmen Sommertagen. Der Himmel war blau und Wolken hatten grundsätzlich rundliche Formen. Heute sind sie eben auch viereckig und rechteckig. Sie fangen an, wo gesprüht wird, so entstehen die geraden Linien der Kunst-Wolken. Diese künstliche graue tiefhängende Chemiedecke, die den ganzen Himmel zuzieht, gibt es erst seit wenigen Jahren (seit 2012). Und seit circa einem Jahr etwa haben wir diesen ewigen Hochnebel, der sich erst zu Mittag auflöst, welcher ebenfalls künstlich erzeugt ist. Das sind meines Erachtens militärische Experimente zur Abwehr modernster Waffentechnologien. Es sind aber nicht nur irgendwelche Leute in obskuren Ecken des Internets, die sich Sorgen über eine geheime Manipulation unseres Himmels machen. Der FPÖ-Politiker Norbert Hofer, heute immerhin Dritter Nationalratspräsident, ist in einer parlamentarischen Anfrage vom 6. September 2013 ebenfalls der Meinung, die Wolken am Himmel wären nicht normal, und hat dafür sogar eine (vorgeblich) wissenschaftliche Begründung parat: Die in der Umgangssprache als Chemtrails bezeichneten künstlichen Schlieren am Himmel, die an Sprühtagen deutlich zu beobachten und von den normalen Kondensstreifen ganz klar zu unterscheiden sind, bestehen hauptsächlich aus einem Gemisch von Aluminiumpulver und dem wassersuchenden Bariumsalz. Zusammen bilden sie ein elektrisches Feld. Ein Polymer-Gemisch dient als Trägersubstanz und gewährleistet die Bindung des Bariums und Aluminiumpulvers in der Luft. (...) Nach den Sprühtagen sinkt in der Regel die Temperatur und der Himmel bleibt für einige Tage ungewöhnlich trübe. In dieser Zeit bleibt es meistens regenfrei. Vielleicht wäre es gut gewesen, sich hier zuerst mit echten Wissenschaftern zu beraten, die Herrn Hofer dann erklären hätten können, dass man kein elektrisches Feld erzeugen kann, indem man irgendwelche elektrisch neutralen Substanzen in den Himmel sprüht. Man hätte auch einfach mal die Meteorologen fragen können. Die hätten Herrn Hofer dann vielleicht die Grundlagen der Wolkenbildung nahegebracht, und ihm dargelegt, dass die hinter den Flugzeugen entstehen Schlieren sich genauso verhalten, wie Wolken das eben tun, und sich je nach Wetterlage schnell auflösen, oder eben auch lange bestehen bleiben. Dass der Himmel heute nicht mehr oder weniger blau als früher ist, und, dass zwar das Ausmaß des Flugverkehrs zugenommen hat, Kondensstreifen aber immer noch Kondensstreifen und damit ganz normale Wolken sind. Aber wissenschaftliche Fakten und rationale Erklärungen helfen bei Verschwörungstheorien meist nicht viel. Die Diskussion wird emotional geführt und endet oft aggressiv. Der deutsche Wetterexperte Jörg Kachelmann lieferte sich beispielsweise einen längeren Rechtsstreit mit den Chemtrailanhängern, da er sie in einem Interview als Neonazis und Verrückte bezeichnete, was ihm ein Gericht dann aber unter Verweis auf die Meinungsfreiheit schließlich erlaubte. Zumindest in Deutschland hat Kachelmann damit wohl nicht ganz Unrecht: Hier ist es die rechtsextreme NPD, die das Thema immer wieder in den Landesparlamenten behandelt sehen will, in denen sie vertreten ist. Unter anderem, so der mittlerweile verstorbene NPD-Abgeordnete Winfried Petzold, weil dadurch die nationale Souveränität Deutschlands bedroht werde. Der große Erfolg der Chemtrail-Verschwörung ist wohl der geschickten Vermischung von Alltag und Bedrohung zu verdanken. Etwas so normales wie das Wetter wird zur Grundlage einer großen Gefahr für jeden Einzelnen erhoben. Dazu kommt die Ausnutzung des allgemeinen Unbehagens der Menschen gegen die da oben, das sich dank der Vagheit bezüglich der Urheber der Verschwörung wunderbar gegen den jeweiligen Lieblingsfeind richten lässt. Dank der Chemtrails kann man die Verantwortung für so gut wie jedes Problem auf so gut wie jeden abwälzen. Das kann am Ende dann auch so richtig obskur werden (bzw. noch obskurer als es die ganze Sache sowieso schon ist). Bei Recherchen zum Thema bin ich auf erstaunlich viele Kommentare und Videos gestoßen, die sich mit einer Verbindung zwischen Chemtrails und Rauchverboten beschäftigen. Denn, so die Vertreter dieser ganz speziellen Verschwörungstheorie, Rauchen ist in Wahrheit gar nicht gesundheitsschädlich. Das Nikotin würde einen Schutzfilm über der Lunge bilden, die sie unter anderem vor den mittels Chemtrails ausgebrachten Giftstoffen schützt. Dass Regierungen überall auf der Welt Rauchverbote erlassen und sich bemühen, möglichst viele Menschen zu Nichtrauchern zu machen, sei nur eine weitere Folge der großen globalen Verschwörung. Erst wenn wirklich alle das Rauchen aufgegeben haben, könnten die Chemtrails ihre volle Wirkung entfalten. Raucher sind in diesem Weltbild also regelrechte Widerstandskämpfer gegen die geheime Weltregierung, die unsere Gesundheit aus düsteren Motiven beeinflussen möchte. Und irgendwie scheinen auch die elektronischen Zigaretten in der ganzen Sache mit drin zu stecken. Ob die nun allerdings ebenfalls vor bösen Chemtrailgiften schützen oder aber ein weiteres perfides Experiment der Anti-Raucher/Chemtrail-Verschwörung sind, in dem die Menschen die Rolle der Flugzeuge einnehmen und nun selbst giftige Chemiewolken in die Luft pusten: Darüber ist man sich noch nicht ganz einig. Es ist auf jeden Fall alles sehr verwirrend. Aber vielleicht war ich in letzter Zeit auch einfach nur zu oft an der frischen Luft und SIE haben mittlerweile auch mein Bewusstsein erfolgreich beeinflusst...
7Wissenschaft
Albanien, Wales und Georgien Gegner bei Turnier in Tiflis. Wien – Österreichs U19-Team hat nach eineinhalb Jahren Testlauf die erste Bewährungsprobe zu meistern. Ab Donnerstag geht es für den ÖFB-Nachwuchs (Jahrgang 1997) in Tiflis in der ersten Qualifikationsphase der EM-Endrunde 2016 um den Aufstieg in die Eliterunde. Gegner sind Albanien, Wales und Gastgeber Georgien. Zum Auftakt wartet auf das Team von Trainer Rupert Marko Albanien (10.00 Uhr MESZ). Weiter geht es gegen Wales am Samstag (10.00) und am Dienstag gegen Georgien (11.00). Der Einzug in die Eliterunde scheint Pflicht. Aus den 13 Pools der Vorqualifikation steigen je zwei Teams plus der beste Dritte auf. Die Eliterunde wird mit den erst dann einsteigenden Topteams in sieben Turnieren im Frühjahr ausgetragen. Nur die Gruppensieger qualifizieren sich für die EM 2016 in Deutschland. Seit Anfang 2014 feilte Marko an Kader und Mannschaft. In dieser Phase waren einzig Freundschaftsspiele zu absolvieren, zuletzt gelang gegen die Schweiz ein 1:0-Auswärtserfolg. Unser Ziel war es, den Kader für die EM-Quali auf breitere Beine zu stellen. Alle Spieler haben eine faire Chance erhalten, sich zu präsentieren, sagte Marko. Bekannteste Namen im Aufgebot sind Salzburgs Konrad Laimer oder der ebenfalls bereits in der Bundesliga spielende Admiraner Philipp Malicsek. Mit Fabian Gmeiner, Stefan Peric (beide Stuttgart), Arnel Jakupovic (Middlesbrough), Stefan Posch (Hoffenheim) und Petar Pavlovic (St. Gallen) stehen fünf Legionäre im 18-Mann-Kader.
4Sport
Interne Splittergruppe der MHP will langjährigen Parteichef Bahceli stürzen und wieder vermehrt junge Wähler ansprechen. Ankara – In der ultra-rechten türkischen Partei MHP tobt ein Richtungskampf: Die Polizei hinderte am Sonntag eine Splittergruppe der Partei daran, in Ankara einen umstrittenen außerordentlichen Parteikongress abzuhalten. Dies sei angeblich auf Anordnung des Gouverneurs der Hauptstadt geschehen, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu. Gegner des langjährigen MHP-Chefs Devlet Bahceli wurden von Barrikaden und Wasserwerfern daran gehindert, sich in einem Hotel in Ankara zu treffen, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Die Gruppe der parteiinternen Dissidenten möchte den 68-Jährigen nach schweren Wahlverlusten stürzen. Bahceli geht gerichtlich gegen seine Gegner vor, um so einen Parteikongress zu verhindern. Die MHP ist die viertgrößte Partei des Landes. Im November übersprangen die Ultrarechten nur knapp die 10-Prozent-Hürde für den Einzug ins Parlament – sie verloren die Hälfte ihrer bis dahin 80 Sitze. MHP-Chef Bahceli, der die Partei seit 19 Jahren führt, will erst 2018 den nächsten Parteikongress einberufen und offenbar bis dahin an der Spitze bleiben. Seine parteiinternen Gegner wollen den Kampf nicht aufgeben. Niemand sollte sich die Hände reiben, erklärten sie am Sonntag. Die Basis und nicht der Chef werde das letzte Wort haben. Die Parteirebellen um Ex-Innenministerin Meral Aksener sehen in einem Führungswechsel die Chance, wieder mehr junge Wähler aus dem national-konservativen Milieu zu gewinnen, die zur Regierungspartei von Präsident Recep Tayyip Erdogan gewechselt sind. Der Machtkampf in der MHP könnte sich auch im Fall von Neuwahlen auf die Mehrheitsverhältnisse im Parlament auswirken. Die regierende AKP strebt ein Referendum über eine Verfassungsänderung an, es fehlt ihr dafür aber derzeit die notwendige Mehrheit.
2International
Zumeist Verteidiger der Krim-Annexion betroffen. Kiew – Im Propagandakrieg mit Moskau hat die Ukraine dutzende Bücher russischer Journalisten und Schriftsteller verboten, die nach offizieller Darstellung den Faschismus propagieren und die Ukraine demütigen und erniedrigen. Das auch für den Zoll zuständige Finanzamt teilte am Mittwoch mit, der Verkauf von 38 Werken von Autoren wie Eduard Limonow, dem Gründer der in Russland verbotenen rechtsextremen Nationalbolschewiken, und dem Journalisten Sergej Dorenko sei ab sofort verboten. Der Antrag zur Beschlagnahmung der Bücher wurde demnach im Juli von staatlichen Medienkomitee gestellt. Die Behöde wirft den Autoren vor, zu ethnischen und religiösen Konflikten anzustacheln und die territoriale Integrität der Ukraine zu bedrohen. Die Organisation hatte zuvor bereits die Ausstrahlung russischer Fernsehserien und Filme verboten, weil sie angeblich die ukrainische Geschichte falsch darstellen. Die meisten der nun betroffenen Autoren hatten im vergangenen Jahr öffentlich die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland verteidigt. Einige von ihnen warfen der proeuropäischen Führung in Kiew zudem vor, Neonazis zu sein. Die Beziehungen Russlands und der Ukraine sind seit dem Sturz des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch im Februar 2014 auf einem Tiefpunkt. Kiew wirft Moskau vor, nach der Annexion der Krim die prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine mit Waffen und Kämpfern zu unterstützen. Die beiden Staaten liefern sich seit Monaten einen heftigen Propagandakrieg, um die eigene Bevölkerung und die internationale Öffentlichkeit für die eigene Position zu gewinnen. Beide Länder verschärften die Zensur und verhinderten Auftritte von Künstlern aus dem Nachbarland.
2International
Regierung will ausländischen Einfluss auf israelische Politik unterbinden. Jerusalem – Israel hat Kritik am geplanten Transparenz-Gesetz für Nichtregierungsorganisationen zurückgewiesen. Das israelische Justizministerium will Gruppierungen im Parlament ausweisen, die finanzielle Unterstützung aus dem Ausland erhalten. Mitglieder der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag hatten Ministerpräsident Benjamin Netanyahu gebeten, das Gesetz zu stoppen, wie die Nachrichtenseite Haaretz berichtete. Ausländischen Einfluss unterbinden Justizministerin Ayelet Shaked von der Siedlerpartei Das Jüdische Haus verteidigte vor ihrem Deutschlandbesuch am Sonntag das Gesetz in einem Brief. Eine solche Regelung sei notwendig. Die Regierung will damit nach eigener Aussage ausländischen Einfluss auf die israelische Politik unterbinden. Ein Sprecher des Vorsitzenden der Parlamentariergruppe, Volker Beck (Grüne), bestätigte am Freitag den Eingang des Briefes. Israels einflussreichste Bürgerrechtsorganisation ACRI kritisierte das geplante Gesetz als harten Schlag gegen die Demokratie, das Recht auf freie Meinungsäußerung und Menschenrechte, wie sie auf ihrer Internetseite schreibt.
2International
Die EU-Kommission erlaubt den Mitgliedsstaaten seit heuer, in Sachen Anbauverbote für gentechnisch verändertes Saatgut selbst zu entscheiden. Wien – Gentechnik in der Landwirtschaft ist in Österreich eine Materie, bei der man als Politiker nur gewinnen kann. Wenn man lautstark ablehnt, kann man sich sicher sein, beim Wahlvolk Zuspruch zu erhalten. Deshalb bemühen sich alle, möglichst schnell von der Opt-out-Möglichkeit Gebrauch zu machen, die die EU-Kommission im Jänner in Sachen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen (GVO) ausgesprochen hat. Opt-out: Das heißt, dass es einem Mitgliedsstaat erlaubt ist, bei einer EU-weiten Sache nicht mitzumachen. In Österreich, wo bisher ein rechtlich wackeliges Selbstbestimmungsrecht für Saatgut die GVO-Freiheit auf den Äckern regelte, ist eine Art Wettlauf im Gange: Wer hat die ersten Gentechnik- Verbotsgesetze? Auf Landesebene ging der Sieg an die Niederösterreicher, die mit der Begründung, Anbau sei Landessache, die EU-Richtlinie bereits umgesetzt haben. Allerdings fehlerhaft, wie Greenpeace-Expertin Dagmar Urban kritisiert. Die EU gibt nämlich Begründungen vor, weshalb man Gentechnik außen vor lassen kann, darunter sogenannte sozioökonomische Gründe. Diese Angabe, sagt Urban, wurde aber im NÖ-Gesetz vergessen. Solche Schnellschüsse schwächten die Sache insgesamt, meint der grüne Agrarabgeordnete Wolfgang Pirklhuber: Das wird wahnsinnig kompliziert. Im Kärntner Landtag wurde deshalb in der Vorwoche einstimmig beschlossen, darauf hinzuwirken, dass bei sämtlichen GVO-Verboten nur ein Bundesministerium die Federführung hat. Kärnten Diese Kärntner Einsicht ist in anderen Ländern nicht zu finden. Es läuft in die Richtung, dass sich das jeder einzeln selber machen will, erläutert Urban. Zwar habe es den Vorschlag gegeben, dass die Länder auf einen Teil ihrer Kompetenzen in der Anbaufrage verzichten. Und zwar zugunsten eines einheitlichen nationalen GVO-Verbotsgesetzes. Aber im Rahmen der derzeit laufenden Verhandlungen zum Finanzausgleich seien die Bundesländer übereingekommen, dem Bund sicherheitshalber kein Stückchen Terrain zu überlassen. Ausscheren Sowieso sind es auf Bundesebene zwei Ministerien, die sich die Materie teilen. Da ist das ÖVP-geführte Landwirtschaftsministerium sowie das von einer SPÖ-Ministerin geleitete Gesundheitsressort. Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter hat das Gentechnik-Anbauverbots-Rahmengesetz bereits im Ministerrat durchgebracht. Dieses ist allerdings so gehalten, dass es für die Verbote erst wieder Landesgesetze geben muss. Dadurch, so die Kritik, gebe es die theoretische Möglichkeit, dass ein Bundesland aus der einheitlichen Verbotslinie irgendwann ausschert und das GVO-Verbot absetzt. Auch das Gesundheitsministerium bastelt an diesbezüglichen neuen Gesetzen. Denn laut EU-Kommission kann ein EU-Mitglied schon beim Zulassungsverfahren ein Verbot für sein Land aussprechen. Da wiederum ist das Gesundheitsministerium zuständig.
3Wirtschaft
Verträge gekündigt, Investitionen verschoben: Gazproms ambitioniertes Pipelineprojekt Turkstream kommt nicht voran. Experten zweifeln nun an der Realisierung. Moskau hat den Bau des ersten Strangs von Turkstream auf Eis gelegt. Die mit der Abwicklung des Projekts beauftragte Gazprom-Tochter South Stream Transport hat den Vertrag mit dem italienischen Pipelineverleger Saipem in der vergangenen Woche annulliert. Diese Entscheidung wurde getroffen, da über viele arbeitstechnische und kommerzielle Fragen bei der Realisierung des Projekts Turkstream keine Einigung zu erzielen war , heißt es in einer Pressemitteilung Gazproms. Saipem entgeht damit ein Auftrag über 2,2 Milliarden Dollar. (1,97 Milliarden Euro) Gazprom muss wegen Vertragsbruchs eine Strafe von 300 Millionen Dollar zahlen. Immerhin steht das Spezialschiff Castoro Sei schon seit einem halben Jahr beschäftigungslos im Schwarzen Meer. Gazprom betonte, dass dies nicht das Ende der geplanten Trasse bedeute. In Kürze würden Verhandlungen mit anderen potenziellen Pipelineverlegern aufgenommen, teilte das Unternehmen mit. Auch Russlands Energieminister Alexander Nowak bezeichnete das Ausscheiden Saipems als technische Frage, die keine Auswirkung auf die Realisierung von Turkstream haben werde. Allerdings handelt es sich dem Vernehmen nach nicht um ein Problem zwischen den beiden Unternehmen. Gazprom konnte es sich nur nicht leisten, die teure Leerlaufzeit der Spezialschiffe zu bezahlen, während die Verhandlungen über die Pipeline bugsieren. Nach wie vor gibt es Unstimmigkeiten zwischen Moskau und Ankara über den Preis. Gazprom weigert sich, der Türkei den laut Medienberichten geforderten Rabatt von mehr als zehn Prozent einzuräumen. Zudem ist unklar, an wen das Gas – 63 Milliarden Kubikmeter, die zum größten Teil auf den Balkan und nach Italien gehen sollten – geliefert werden soll, wenn der Widerstand aus Brüssel weiter anhält. Die Türkei und das willige Griechenland sind als Abnehmer zu wenig. Mazedonien stellte sich Ende Mai quer, machte ein Einverständnis der EU-Kommission zur Voraussetzung für die Teilnahme am Bau. Dort war schon das Vorgängerprojekt Southstream auf wenig Gegenliebe gestoßen. Moskaus brüsker Abbruch der Verhandlungen und die Präsentation von Turkstream als Umgehungsvariante haben die Sympathie für das Projekt in Brüssel nicht gestärkt. Vor dem Hintergrund hat Gazprom schon Anfang Juli die begonnene Erweiterung der für die Pipeline nötigen Zuleitungen auf russischem Territorium eingestellt. Zuletzt hatte Moskau den Gastransit über die Ukraine nach 2019 nicht mehr kategorisch ausgeschlossen. Experten bezweifeln daher inzwischen die Realisierung der Pipeline: Rustam Tankajew, Energieexperte des russischen Öl- und Gasverbands, nennt die Wirtschaftlichkeit des Projekts unter den derzeitigen Umständen, dem Widerstand des Westens und angesichts der bevorstehenden Wiederaufnahme iranischer Lieferungen fraglich. Laut Michail Krutichin, Partner der Consultingagentur Rusenergy, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Turkstream das Schicksal von Southstream ereilt.
3Wirtschaft
Der Spieltheoretiker wurde im Juli 70 Jahre alt und wird nun mit einem zweitägigen Symposium geehrt. Als Mathematiker hätte man ja eigentlich alle Voraussetzungen, mobil zu sein. Man braucht für die Arbeit nur Papier, Bleistift und natürlich sein Hirn zum Nachdenken, scherzt Karl Sigmund über seinen Berufsstand. Wirklich ausgekostet hat das der Mann mit dem markanten Schnurrbart aber nur in ganz jungen Jahren. Da war er etwa am Institut des Hautes Études Scientifiques (IHES) in der Nähe von Paris und an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Mit doch verhältnismäßig jungen 29 Jahren wurde er ordentlicher Professor für Mathematik an der Universität Wien – und blieb der Alma Mater bis heute treu. Damit war es vorbei mit der Mobilität der Mathematik, könnte man meinen. Die Berufung war ein absoluter Glücksfall, sagt er heute. Ein zweiter Glücksfall geht übrigens auf das gleiche Jahr zurück: Sigmund heiratete die Historikerin und Autorin Anna Sigmund. Über sie und den gemeinsamen Sohn Willi sagte er nur: Wirklich außergewöhnliche Menschen. So verwurzelt er in all diesen Jahren in Wien auch war: Sigmund blieb geistig äußerst beweglich. Eine Eigenschaft, die von seiner Wissenschaft natürlich gefördert wird, weil viele Methoden und Formeln mehrere Anwendungsmöglichkeiten finden. Das hat mich immer fasziniert: Die Mathematik ist ein Mehrzweckwerkzeug, resümiert er. Und so kam es, dass er sich nach eingehender Beschäftigung mit einem Thema, das manch einen Leser in von Fragezeichen erfülltes Staunen versetzen dürfte, einem neuen, in den 1970er-Jahren geradezu revolutionären Bereich zuwandte: Nach der Ergodentheorie, der Mathematik der statistischen Mechanik, wie Sigmund es erklärt, kam die Biomathematik. Warum der so plötzliche Wechsel des Schwerpunkts innerhalb des Fachs? Sigmund: Wenn ich mich zu lange mit etwas Bestimmtem beschäftige, dann fällt mir irgendwann einmal nichts Neues mehr ein. Beispiel Evolutionstheorie Natürlich gab es auch andere Einflüsse: Der theoretische Chemiker Peter Schuster, später Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), hatte interessante, für mich damals völlig neue Fragestellungen aufgeworfen. Und musste Sigmund wohl nicht lange überreden, sich ebendiesen zu widmen. Das war damals eine Sensation, diese Fächer zu verknüpfen. Und bis heute wundern sich viele Menschen, was Biologie und Mathematik miteinander zu tun haben. Dabei würden schon ganz einfache Beispiele aus Charles Darwins Evolutionstheorie beweisen, dass das sehr wohl auf Fakten beruht, sagt Sigmund. Je schneller sich ein Verhalten kopieren lässt, desto häufiger wird es, erklärt er. Eine Schlüssellektüre gab es auch: Das egoistische Gen von Richard Dawkins, obwohl die Mathematik darin nur am Rand ein Thema ist. Damit erschloss sich Sigmund ein ganz neues Feld, das damals international erst im Entstehen war: die evolutionäre Spieltheorie. Die Frage, ob in einer Tierart ein Konflikt eskaliert oder nicht, ließ sich doch tatsächlich durch mathematische Modelle beschreiben. Eine Gedankenwelt, die unter anderem in den Arbeiten des theoretischen Biologen John Maynard Smith (1920-2004) ihren Ausgangspunkt hatte, fand in Sigmund einen neugierigen und begeisterten Anhänger. Bei Null angefangen Das Wissen darüber eignete er sich freilich ausschließlich durch die Teilnahme an Kongressen oder die Lektüre von Büchern an, denn in Österreich spielte die Spieltheorie in den 1970er- und 1980er-Jahren keine große Rolle. Da waren vereinzelt Arbeiten an der Universität Wien oder am Institut für Höhere Studien (IHS), aber so etwas wie eine Schule der Spieltheorie gab es damals nicht. Und das, obwohl der gebürtige Österreicher Oskar Morgenstern gemeinsam mit John von Neumann als ihr Begründer gilt. Ein für die österreichische Nachkriegszeit fast schon typisches Versäumnis: Morgenstern flüchtete 1938 vor den Nazis. Damit wurden die grundlegenden Werke in seiner neuen Heimat, den USA, publiziert und wurden in den Wirtschaftswissenschaften übernommen. Sigmund: Es ging – verkürzt gesprochen – um Formeln für menschliches Verhalten. Um Interessenkonflikte. Und unter welchen Bedingungen man sich für Konflikt oder Kooperation entscheiden soll. Indirekte Reziprozität Erst später kamen dann die Anwendung im Tierreich und die Bedeutung für evolutionstheoretische Überlegungen. Welche Rolle spielt die Kooperation dabei? Ein Spieler kratzt einen Mitspieler. Dieser kratzt einen weiteren. In der Sprache der Spieltheoretiker nennt man das indirekte Reziprozität. In diesem Zusammenhang seien noch viele Fragen offen, sagt Sigmund. Weggefährten und Schüler bezeichnen Karl Sigmund als einen der wichtigsten Vertreter dieser Theorie – und als einen der Mitbegründer einer Schule, die mittlerweile einige Mathematiker hervorgebracht hat, die an international renommierten Universitäten auf dieser Basis arbeiten: zum Beispiel Martin Nowak und Christian Hilbe, beide an der Harvard University. Sigmund selbst wehrt derlei Beschreibungen entschieden ab. Peter Schuster und der Mathematiker Josef Hofbauer hätten auch so begonnen, sich damit auseinanderzusetzen. Kurze Pause. Sagen wir so: Ich war dabei. Er sei mit seinen Arbeiten höchstens auf Hügeln gewesen, auf den großen Bergen waren andere, sagt er. Wer? John Nash zum Beispiel, der heuer bei einem Autounfall verstorbene Mathematiker, oder Kurt Gödel, der große Logiker, über den Sigmund schon eine umfassende Ausstellung gestaltete. Es wäre Anmaßung, mich dazuzustellen. Aber man kann die Gipfel auch von unten bewundern. Was für Sigmund immer sehr wichtig war: die Eins-zu-eins-Beziehung zu Kollegen. Die hatte auch eine ganz starke emotionale Komponente. Zum Beispiel zu Martin Nowak, der heute ein Freund ist, auf den er bei einem ersten Vortrag über das Gefangenendilemma, einen Klassiker der Spieltheorie, aufmerksam wurde. Da war im Publikum unter den Studenten ein Kopf, der zu leuchten begann, das war Martin. Wenig später besiegte der Student den Professor mehrfach bei einem Brettspiel. Sigmund: Von da an wusste ich, dass ich mit ihm arbeiten will. Eine Kooperation entstand, aus der zahlreiche von großen Journals wie Nature publizierte Papers hervorgingen. Glückliche Zufälle Dass man sich damals fand und dass Sigmund diese Arbeiten meist mit jungen Mathematikern schrieb, mit denen er gedanklich auf einer Wellenlänge war, bezeichnet er als glücklichen Zufall. Und ergänzt mit einem Augenzwinkern: Dank ihrer musste ich mich nie mit Computerprogrammen beschäftigen, die heute in der Spieltheorie aber ein wichtiges Werkzeug sind. Zu einer zweiten Methode der Erkenntnisgewinnung fand Sigmund allerdings noch weniger Zugang. Ich habe an Experimenten teilgenommen, sogar eines geleitet, aber mein Weg war eher das theoretische Gerüst dazu. Eine Gedankenwelt, für die man eben nur Papier und Bleistift braucht. Sigmund ist also Hochschullehrer und Spieltheoretiker. Da gibt es aber noch einen dritten Beruf, den er seit Jahren verfolgt, den des Wissenschaftshistorikers. Das habe ihn schon als Schüler fasziniert, als er vorerst einmal vor allem für Geometrie eine Leidenschaft einwickelte. Und ich war vermutlich noch keine 20, als ich beschloss, irgendwann einmal ein Buch über den Wiener Kreis, die philosophische Denkschule der 1920er-Jahre, zu schreiben. Heuer ist es schließlich bei Springer herausgekommen:Sie nannten sich Der Wiener Kreis. Die gleichzeitig gemeinsam mit Friedrich Stadler gestaltete Ausstellung zum Thema läuft noch bis 31. Oktober im Hauptgebäude der Universität Wien. Hang zur Philosophie Geistesgrößen wie Moritz Schlick oder Gödel, auch Mitglied des Wiener Kreises, haben es Sigmund eben angetan. Wahrscheinlich hat das auch eine gewisse Logik, denn die Spieltheorie hat eine starke philosophische Komponente. Ein Thema ist dabei häufig: Moral. Und ich habe auch einen Hang zur Philosophie. Das ist für mich eine wichtige Ergänzung. Sigmund wird weiterhin der Uni Wien verbunden bleiben. Am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) ist er ja schon seit 1984 nebenbei aktiv. Immer freitags, weswegen ihn die Wissenschafter in Laxenburg nach dem Vorbild von Daniel Dafoes Robinson Crusoe The Man Friday nannten. Eine nächste Idee für ein Projekt zur Wissenschaftsgeschichte gibt es bereits: Sigmund will einen Dokumentarfilm über Albert Einsteins Spuren in Wien drehen. Und ansonsten nicht daran denken, mit der Mathematik aufzuhören. Das ist ja keine Arbeit, sondern eine Leidenschaft. Nachsatz mit einem Lächeln: Solange ich nicht gaga bin, werde ich natürlich nicht aufhören nachzudenken.
7Wissenschaft
Wieder Anrufe von angeblichen Support-Mitarbeitern, die bei Beseitigung von Viren helfen wollen. Der Trick ist längst bekannt. Kriminelle geben sich am Telefon als Mitarbeiter des Microsoft-Supports aus und gaukeln Nutzern vor, dass ihr Computer Fehlermeldungen schicke oder von Viren befallen sei. Vor allem technisch wenig versierte Nutzer laufen Gefahr, auf die Betrüger hereinzufallen. Nun scheinen die Kriminellen das Update auf Windows 10 zum Anlass genommen zu haben, ihre Masche neu aufzuwärmen. Ein WebStandard-Leser berichtet von so einem Anruf. Eine Englisch sprechende, angebliche Microsoft-Mitarbeiterin teilte ihm mit, dass man von seinem PC nach der Aktivierung von Windows 10 Meldungen über Schadsoftware erhalten habe. Per Telefon wolle man ihm nun schrittweise dabei helfen, den Schädling zu deinstallieren. Vermutlich wäre das Ergebnis dieser Hilfe gewesen, dass der Nutzer den Betrüger Zugriff auf seinen Bildschirminhalt geben hätte sollen. Oft wird dann die Zahlung eines geringen Betrags mittels Kreditkarte für die Leistung gefordert. Gibt ein Nutzer seine Daten bekannt, wird der Betrag jedoch auf eine höhere Summe geändert. Bevor es soweit kommen konnte, brach der WebStandard-Leser das Gespräch jedoch ab. Die Verbraucherzentrale Thüringen warnte bereits Anfang des Jahres vor einer neuen Welle von Betrugsanrufen mit dem Microsoft-Trick. Nun dürften die Kriminellen ausnutzen, dass in den vergangenen Tagen viele Nutzer auf Windows 10 aktualisiert haben. Damit könnten sie ihre Glaubwürdigkeit untermauern, indem sie Nutzern vorgaukeln, von dem Update auf ihrem PC zu wissen. Tatsächlich erfolgen derartige Anrufe aber auf gut Glück. Nutzer werden eindringlich davor gewarnt, bei solchen Anrufen persönliche Daten preiszugeben und auf die Hilfe einzugehen. Am besten verhält man sich wie der WebStandard-Leser: einfach auflegen. Bei Microsoft Österreich war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.
0Web
Für Städter, hat man ihm gesagt, sei seine Musik nichts. Das sollte so nicht stimmen. Am Ende seiner Mountain-Man-Tournee gastierte Andreas Gabalier in der Wiener Stadthalle. Eine Großveranstaltung im Zeichen des Kleinkarierten. Wien – Im Foyer der Wiener Stadthalle dominiert das Kleinkarierte. Vornehmlich in den Farben Rot und Weiß. Was anderswo unter Plastik über den Tisch gespannt ist, trägt man hier als Hemd oder Bluse. Die Dirndldichte erreicht Wiesenniveau, stattliche und weniger stattliche Mannsbilder haben sich in krachlederne Gala geschmissen. Bleiche Waden in Bodenähe, rote Köpfe in den höheren Lagen. Es herrschen Durst und eine gewisse Aufregung. Stellenweise entlädt sie sich in kurzen Sprechchören: Andee! Andee! Die Stimmung ist eins A. Bier, Brezen, klass, schnell zum Verkaufstand, wo es noch mehr Kleinkariertes zu erwerben gibt. Sonnenbrillen, Zuckerldosen, Halstücher, Kühe und Rehe im Kuscheltierformat, und, und, und. Weltliche Zerstreuung Verantwortlich für diesen Almauftrieb inmitten der Stadt ist Andreas Gabalier. Der Mountain Man aus dem bergfernen Grazer Becken beendete am Samstag seine Mountain-Man-Tournee in der ausverkauften Stadthalle. Das Publikum des selbsternannten Volksrock’n’Rollers reicht dabei von Volksschülern bis zu Omas und Opas mit Opernglas. Sogar eine Nonne gab sich samt Gabalier-Sonnenbrille der weltlichen Zerstreuung hin. Immerhin wird ja in einem Lied sogar gebeichtet, vergelt‘s Gott. Dann kommt Gabalier, der Andee. Mit dem übersteuerten Willkommensrocker We Salute You eröffnet der 31-Jährige die Show. Er grinst, sein Blick durchmisst die Weiten der Halle, alles voll, er nickt zufrieden, super. Das Grinsen wird breiter, sein Gesicht bietet diesbezüglich viel Raum. Rund und xund und leiwand drauf, wie Steffi Werger sagt. Die Haare sind seitlich kurz geschnitten, oben trägt er etwas wie eine Tolle. So könnte Dave Gahan von Depeche Mode heute aussehen, wenn ihm das Heroin nicht so gut geschmeckt hätte. Gerechter Schweiß Auf dem Steg ins Publikum beginnt er bald zu schwitzen. Die Nahaufnahmen, die per Videowall in den Saal übertragen werden, schmeicheln ihm nicht wirklich. Für die Fans ist es ehrliche Arbeit, gerechter Schweiß. Sein Gang ist so breit, als wäre er von Graz mit dem Fahrrad angereist. Seine Muskeln aufgepumpt, die Achseln ein bisserl verweichlicht ausrasiert, ansonsten steht er mit seiner kurzen Lederhose da wie ein Bauer im Fitnessstudio. Statt Gewichten stemmt er heute eine Zweieinhalbstundenshow. Die Herzen fliegen ihm zu wie später die Busenhalter. Er wirkt professionell gerührt, freut sich, dass er ihn Wien die größte Hütte füllt, obwohl ihm das niemand zugetraut hat. Für die Städter, habe man ihm gesagt, sei seine Musik nix, aber er, der kleine Steirabua, wie er sich selbst nennt, hat es allen gezeigt. Glaube kann Mountains versetzen, heißt es. Am leichtesten dort, wo es keine gibt. Heiliger Boden Gabalier kniet nieder, nennt den Boden heilig und küsst ihn. Der Saal tobt. Der Andee is a Bursch. Er schwitzt und rennt durch Lieder wie Sweet Little Rehlein, Verliebt, verliebt oder Bergbauernbuam. Übertriebene Eleganz kann man ihm nicht nachsagen. Wenn er mitten am Laufsteg in die Hocke geht, weiß man nicht, ob harter Stuhl oder Atemnot ihn plagen. Kredenzt wird das Programm mit der Dynamik eines Zeltfests. Das suggeriert eine Begegnung auf Augenhöhe, ist eine Mischung aus Durchhalteparolen und Animation: Hoch den Popo, die Arme sowieso. Andreas Gabalier ist der zurzeit wohl erfolgreichste heimische Musiker. 2009 erschien sein Debütalbum Da komm‘ ich her. Dem folgten Herzwerk, Volks-Rock’n’Roller, Home Sweet Home und heuer Mountain Man. Sie machten ihn zu einem neuen Star im Universum des Musikantenstadls und dem sich nie lichtenden Carmen Nebel. Gerade war er zu Gast bei Helene Fischers Weihnachtsshow in Berlin. Wo er ist, ist oben, egal, wie tief es gerade ist. Streitbare Figur Denn Gabalier gilt als streitbare Figur. Kontroversen um manche seiner Aussagen scheint er zu genießen, selbst wenn die Umstände peinlich sind. Zuletzt erregte er sich über eine Wahlkampfdiskussion und warf dem ORF via Facebook-Eintrag fehlende Objektivität vor. Als der Kommentar gelöscht wurde, sah er sich als Opfer der Facebook-Zensur. Tatsächlich hatte ihn lediglich seine Plattenfirma vor sich selbst geschützt. Eine andere mediale Reizung provozierte er durch eine Aussage bezüglich seiner Ängste, Heterosexuelle könnten hierzulande ins gesellschaftliche Hintertreffen geraten. Das war bei der Amadeus-Verleihung. Ein noch größeres Bäuerchen entfuhr ihm mit seinem Insistieren auf Beibehaltung des alten Textes der Bundeshymne, die zwar den großen Söhnen huldigt, nicht aber den Töchtern des Landes. Die Hymne thematisiert er auch in der Wiener Stadthalle. Er untermauert seine Haltung und erntet dafür den stärksten Applaus des ganzen Abends. Lieber ein Steirabua mit Ecken und Kanten als einer ohne eigene Meinung, wie er es sich selbstsicher diagnostiziert. Diese trotzige Schlichtheit gebiert einen ranzigen Stolz. Man kennt das vom Patriotismus. Auch den hat Andreas Gabalier brav verinnerlicht, wie längliche Zwischenansagen verdeutlichen. Die volle Härte Musikalisch fährt er mehrgleisig. Da gibt es die forschen Landler, deren Anlassigkeit mit dem Frontalcharme des Sängers konvenieren. Dann gibt es progressiv-rustikale Rock’n’Roll-Kopien und schließlich den Dialektschlager, die volle Härte. Dort menschelt es, da zieht er die Augenbrauen zusammen, da wird der Oma gedacht und eine heile Welt beschworen, die es nicht gibt. Diese Lieder sind mit dicken Fingern ins Grammelschmalz geschrieben, dargeboten mit dem Dackelblick eines Erbschleichers. Genötigter RocknRoll Die Nötigung des Rock’n’Roll ist der perfideste Kunstgriff Gabaliers. Gilt dieser doch bis heute als Werkzeug zur Überwindung provinzieller Enge, lässt er diese mittels Rock’n’Roll nun hochleben. Siehe auch Helene Fischers Einverleibung von HipHop-Charakteristika ins Schlagerfach. Ob Gabalier sich dessen bewusst ist, weiß man nicht. Es ist also im besten Falle Nichtwissen, im schlimmsten Heuchelei. Aber damit belastet sich sein Publikum nicht. Am Ende des Abends empfängt er mit der erlösenden Erschöpfung des Eroberers den Zuspruch seiner Fans. Minutenlang. Kleinkariert in voller Größe.
8Kultur
Studie: Fast die Hälfte der US-Bürger bezieht News aus dem Netzwerk. Menlo Park/Washington – Facebook ist für nahezu die Hälfte der US-Bürger im Erwachsenenalter inzwischen eine wesentliche Quelle für Nachrichten. Wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des US-Instituts Pew hervorgeht, beziehen 66 Prozent der erwachsenen Facebook-Nutzer auch Nachrichteninhalte aus dem sozialen Netzwerk. Da Facebook wiederum rund zwei Drittel sämtlicher US-Bürger im Erwachsenenalter erreiche, bedeute dies, dass das Netzwerk insgesamt 44 Prozent mit Nachrichten beliefere. Das Unternehmen steht derzeit wegen des Zuschnitts seines Nachrichtenangebots in den USA wie berichtet in der Kritik. Ausgelöst worden war die Debatte durch einen Bericht des Nachrichtenportals Gizmodo, wonach Facebook seine Rubrik Nachrichtentrends (Trending Topics) zu Ungunsten konservativer Politiker und Inhalte manipuliert haben soll. Daraufhin schaltete sich der republikanische Senator John Thune ein und verlangte von dem Unternehmen Aufklärung. In der vergangenen Woche teilte Facebook dann mit, eine interne Untersuchung habe keinerlei Hinweise auf systematische Nachrichten-Manipulationen ergeben. Einzelne oder unbeabsichtigte Verstöße gegen die Facebook-Richtlinien könnten allerdings nicht ausgeschlossen werden. Daher sollten die Richtlinien klarer formuliert und die für die Auswahl Verantwortlichen stärker kontrolliert werden, kündigte der Leiter der Facebook-Rechtsabteilung, Colin Stretch, an. Laut der Studie des Pew Research Center hat generell die Nutzung von Online-Netzwerken als Nachrichtenquelle in den vergangenen Jahren in den USA stark zugenommen. Demnach beziehen 62 Prozent der Erwachsenen Nachrichteninhalte von Facebook, Twitter, Reddit oder anderen Netzwerken, vor vier Jahren waren es noch 49 Prozent. Es gibt allerdings Unterschiede im Nutzerverhalten zwischen den verschiedenen Netzwerken, wenn es um Nachrichten geht. Laut der Pew-Studie stoßen die Nutzer von Facebook wie auch die von Instagram oder YouTube häufiger eher durch Zufall auf die Nachrichten-Inhalte, während sie online mit anderen Dingen beschäftigt sind. Unter den Nutzern von LinkedIn, Reddit und Twitter sind dagegen häufiger solche, die gezielt nach Nachrichten suchen.
6Etat
Starkes Schlussquartal – Mitarbeiterzahl in Österreich weiterhin rückläufig. Die teilstaatliche Telekom Austria hat 2015 einen Jahresüberschuss von 392,8 Mio. Euro eingefahren – nach minus 185,4 Mio. Euro im Jahr zuvor. Erstmals gelang es die 25 Millionen-Kunden-Marke zu durchbrechen. Die Festnetzanschlüsse stiegen um 23,7 Prozent auf 3.368.300 und die Kundenanzahl im Mobilfunk um 3,5 Prozent auf 20.710.800. Der Ausblick für das heurige Jahr ist stabil, die Dividende soll wieder bei 5 Cent je Aktie liegen und der Umsatz um rund ein Prozent zulegen, teilte der börsenotierte Konzern Dienstagabend in einer Aussendung mit. Über dem Jahresverlauf 2015 ist das Geschäft der Telekom zusehends besser gelaufen, im letzten Quartal drehte der Jahresüberschuss von minus 48,9 auf plus 84,3 Mio. Euro. Im Gesamtjahr 2015 hatte die Telekom Austria Group einen Umsatz von 4,03 Mrd. erzielt, was einem Zuwachs von 0,2 Prozent entspricht. Das Betriebsergebnis (Ebit) drehte von minus 3 Mio. auf plus 574 Mio. Euro. Auch beim Cash Flow aus der laufenden Geschäftstätigkeit gab es einen Zuwachs: Er erhöhte sich um 19 Prozent auf 1,07 Mrd. Euro. Die Nettoverschuldung blieb mit 2,68 Mrd. Euro auf dem Vorjahresniveau. Die Zahl der Mitarbeiter des Gesamtkonzerns – inklusive der südosteuropäischen Töchter – erhöhte sich um 8,8 Prozent auf 17.673 Beschäftigte. In Österreich gab es hingegen einen Rückgang von 1,4 Prozent auf 8.512 Personen. Dabei wurde auch von der Österreich-Tochter A1 ein schönes Ergebnis eingefahren. Der Umsatz legte um 2,2 Prozent auf 2,53 Mrd. Euro zu, das Betriebsergebnis stieg um 166 Prozent auf 418,1 Mio. Euro. Weiterhin rückläufig ist der Umsatz pro Mobilfunkkunden hierzulande. Er reduzierte sich um 4,3 Prozent. In den anderen Ländern der Telekom war das Geschäft durchmischt. In Kroatien gab das Betriebsergebnis um 17,5 Prozent nach, während es beim Sorgenkind Weißrussland ein Plus von 5,4 Prozent gab. Genaueres will die Telekom am Mittwochvormittag bei der Jahresbilanzpressekonferenz bekannt geben. Auf Telekom-Chef Alejandro Plater kommen wohl zahlreiche Fragen zu. Der mexikanische Mehrheitseigentümer America Movil muss seinen Anteil von derzeit 60 auf 50 Prozent reduzieren, was angesichts des niedrigen Telekom-Kurses den Aktienverkauf für die Mexikaner zu einem Verlustgeschäft macht. Die Telekom-Aktie hatte im Vorjahr um 6,42 Prozent nachgegeben und stand zum Jahresende nur noch bei 4,67 Euro – der Ausgabekurs im Jahr 2000 lag bei 9 Euro. Der Staat ist an der Telekom mit 28,4 Prozent beteiligt.
0Web
China vor Syrien und Iran auf Ranking von Freedim House. Peking – Die Unterdrückung der Internetfreiheit ist in keinem Land der Erde so schlimm wie in China. Noch vor Syrien und dem Iran führt das Reich der Mitte die diesjährige Liste der Länder an, die Nutzer wegen kritischer Kommentare verfolgen und Inhalte zensieren, wie die amerikanische Organisation Freedom House am Mittwoch berichtete. Die Internetzensur, unter der nach Umfragen auch die Hälfte der deutschen Firmen in China leidet, ist voraussichtlich ein Thema beim Besuch von Kanzlerin Angela Merkel am Donnerstag in Peking. Chinesen litten unter der Verfolgung von Gerüchten sowie Regeln zur Identifikation von Nutzern und Störungen von Tunnelverbindungen, mit denen Sperren im Internet umgangen werden können. Die Probleme seien nicht neu, doch hätten sie sich verschärft, heißt es. Demnach sind Google und seine Dienste in China weitgehend blockiert. Menschenrechtsverteidiger würden wegen Äußerungen im Internet inhaftiert. Prominentes Beispiel sei der Bürgerrechtsanwalt Pu Zhiqiang, der sich in Verbindung mit 28 Beiträgen in sozialen Medien wegen Streitsucht vor Gericht verantworten müsse. Auch sei die 71-Jährige Journalistin Gao Yu, die für die Deutsche Welle gearbeitet hatte, zu sieben Jahren Haft verurteilt worden, weil sie Staatsgeheimnisse an eine ausländische Webseite gegeben haben soll. Dabei handelte es sich offenbar um ein Parteidokument, in dem zum Kampf gegen westliche Ideen aufgerufen wurde. Chinas Zensur habe auch verstärkt Online-Kommentare zu den prodemokratische Demonstrationen in Hongkong oder der Berg- und Talfahrt der chinesischen Börsen unterdrückt.
6Etat
88 Prozent der Einnahmen kommen von den 300.000 Kirchenbeitragszahlern – Bauaufwand rund 5,5 Millionen Euro. Salzburg – Der Diözesankirchenrat hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig das rund 50 Millionen Euro hohe, ausgeglichene Budget der Erzdiözese Salzburg für das Jahr 2016 genehmigt. Demnach kommen 88 Prozent der Einnahmen von den 300.000 Kirchenbeitragszahlern, die laut Erzdiözese die Seelsorge und Erhaltung der kirchlichen Gebäude in den 210 Pfarrgemeinden sichern. Der Kirchenbeitrag ist Grundpfeiler für die Finanzierung des Diözesanbudgets. Für die solidarische Unterstützung der Gläubigen möchte ich mich ganz herzlich bedanken, erklärte Finanzkammerdirektor Josef Lidicky in einer Aussendung der Erzdiözese von heute, Dienstag. Eckpfeiler des Gesamtbudgets sind die Personal-, Sach- und Baukosten. Die Personalkosten betragen rund 28 Millionen Euro und machen damit 55 Prozent des Haushaltes aus. Von diesem Betrag werden rund 750 Mitarbeiter, davon sind 239 Priester und 120 hauptamtliche Laien in der Seelsorge, bezahlt. Der Bauaufwand der Erzdiözese im kommenden Jahr beträgt rund 5,5 Millionen Euro. Von den 174 Bauansuchen aus Pfarren und diözesanen Einrichtungen können immerhin 126 Vorhaben mit Zuschüssen unterstützt werden, erklärte Lidicky. So seien Finanzmittel für Kirchen-Renovierungen in Fusch an der Glocknerstraße, Salzburg-Herrnau, Salzburg-Imbergkirche, Filialkirche Arnsdorf sowie in Abtenau und Böckstein vorgesehen. Umfangreiche Renovierungen in Mariapfarr, Obertrum und St. Martin im Lungau werden im kommenden Jahr abgeschlossen. Ebenso ist die letzte Etappe der Dachsanierung am Salzburger Dom eingeplant. Zudem werden auch einige Pfarrhöfe und Pfarrheime saniert. Weiters ist die Ausfinanzierung des Pfarrzentrums Salzburg-Aigen für 2016 gesichert. Die Erzdiözese unterstützt außerdem die Sanierung der Modeschule Hallein und den Bau der Home-Mission-Base im Haus Luise der Loretto-Gemeinschaft. Im Tiroler Teil der Erzdiözese sind im Jahr 2016 Finanzmittel für die Turm- und Dachsanierung der Kirchen in Kelchsau und Hopfgarten, die Ausfinanzierung der Renovierung der Kapuzinerkirche Kitzbühel, sowie die Pfarrhofsanierungen in Auffach und Oberndorf in Tirol vorgesehen. Ein großes Projekt ist die Gesamtrenovierung der Dekanatspfarrkirche Zell am Ziller.
5Inland
Eine US-Anwaltskanzlei sucht betroffene Nutzer, die sich der Klage anschließen. Gegen Apple wurde eine neue Sammelklage eingebracht. Die Anwaltskanzlei Pfau Cochran Vertetis Amala (PCVA) aus Seattle geht gegen Error 53 vor, über den sich in letzter Zeit zahlreiche Nutzer beklagen. Nachdem ein iPhone 6 oder 6 Plus von einem nicht offiziellen Apple-Store repariert wurde, kann es dazu kommen, dass das Gerät nicht mehr funktioniert. Der Fehler tritt wie zuvor berichtet auf, wenn bei der Reparatur des Homebuttons nicht nach der offiziell von Apple vorgesehenen Prozedur vorgegangen wird. Apple hat das Vorgehen in einem Statement erklärt: Ein Sicherheitscheck sorge dafür, dass der Fingerabdrucksensor nicht gegen einen schädlichen fremden Sensor ausgetauscht wird. Nach dem Austausch müsse der neue Sensor mit der Sicherheitshardware des Geräts abgeglichen werden. Beim letzten iOS-Update wurde geprüft, ob sich in den iPhones noch offizielle Komponenten befinden. Ist das nicht der Fall, wird das iPhone gesperrt. Genau das ist offenbar bei Tausenden Nutzern passiert. Die Anwälte halten Apples Erklärung des Fehlers durch die Sicherheitsprüfung dagegen, dass die Geräte der betroffenen Nutzer vor dem Update noch normal funktioniert haben. Zuvor hat die inoffizielle Hardware also keine Probleme bereitet, erst nach dem Update funktionieren die iPhones nicht mehr. Zuvor wurde schon vermutet, dass Apple Nutzer einfach nur zwingen will, nur Original-Komponenten bei der Reparatur zu verwenden. Damit könnte sich das Unternehmen wettbewerbsrechtliche Probleme einhandeln. Auch wird kritisiert, dass Apple nicht auf die Konsequenzen hinweist, wenn das Smartphone nicht von offiziellen Partnern repariert wird. Erschwerend komme hinzu, dass das Unternehmen Kunden rät, sich ein neues Gerät zu kaufen, nachdem Error 53 aufgetaucht ist und keine andere Hilfe anbietet. Die Kanzlei fordert für die Kläger neue iPhones und einen Schadenersatz in Höhe von über 5 Millionen US-Dollar, wie MacRumors berichtet. Außerdem soll Apple seine Vorgehensweise ändern. Die Anwälte suchen nun nach geschädigten iPhone-Nutzern, die sich an der Sammelklage beteiligen.
0Web
Laut der Beobachtungsstelle Ares hat die Gaddafi-nahe 32. Brigade Glock-Pistolen benutzt. Die Sicherheitslage in Libyen ist heikel: Staatliche Institutionen haben längst ihre Kontrollmacht verloren, verfeindete Milizen kämpfen um Territorium. Dazu kommt die Bedrohung durch die Terrororganisation Islamischer Staat, die sich im Raum Sirte ausbreitet. Damit herrschen in Libyen auch ideale Bedingungen für florierenden Waffenhandel. Besorgte Bürger und Geschäftsleute bewaffnen sich als Schutzmaßnahme, gleichzeitig fördern Zusammenstöße verfeindeter Gruppen die Zirkulation von Waffen – darunter auch österreichischer Modelle. Die Beobachtungsstelle Armament Research Services (Ares) hat nun einen Bericht über den Online-Waffenhandel in Libyen vorgelegt. Zwar finden nach wie vor direkte Verkäufe statt, eine Vielzahl von Transaktionen hat sich jedoch in die Online-Sphäre verlagert. Dort versammeln sich potenzielle Käufer in geheimen Gruppen, die bis zu 14.000 Mitglieder haben. Ares hat sich Zutritt in diese Gruppen verschafft und für diesen spezifischen Bericht zwischen November 2014 und November 2015 über 1.300 Angebote verschiedener Waffen analysiert. Die Organisation sammelt zusätzlich Informationen zu anderen Waffenverkäufen und speichert diese in einer eigenen Datenbank, die zigtausende Einträge umfasst. Der Großteil der leichten Waffen (etwa Granatwerfer) stammt aus Belgien und Russland, bei den Kurzwaffen (etwa Pistolen) spielt außerdem Italien eine große Rolle. Doch auch österreichische Modelle tauchen in den libyschen Facebook-Gruppen auf: Insgesamt konnten die Ares-Forscher fünfzehn Glock-Pistolen identifizieren, darunter die Glock 17 und die Glock 19 sowie Glock-17T-Trainings-Modelle. Bei der Untersuchung, deren Länderbericht zu Österreich dem STANDARD exklusiv vorliegt, handelt es sich jedoch nur um einen kleinen Einblick in den Online-Waffenhandel in Libyen. Es ist zu befürchten, dass weitaus mehr Waffen kursieren. Laut Ares-Co-Director und Berichterstatter Nic Jenzen-Jones zeigen einige der Glock-Pistolen das Logo der 32. Brigade, die von Khamis al-Gaddafi – dem jüngsten Sohn des ehemaligen Diktators Muammar – bis 2011 geführt worden war. Die 32. Brigade soll an Menschenrechtsverletzungen und Gräueltaten beteiligt gewesen sein. Nach Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 hatten Nato-Streitkräfte auch deshalb das Hauptquartier der Brigade nahe Tripolis attackiert. Nach der Auflösung der Brigade könnten die Glock-Pistolen auf den Schwarzmarkt gelangt sein. Außerdem sollen ungefähr hundert Pistolen von US-Truppen, 70 von einer durch die EU geleiteten Grenzassistenzmission gestohlen worden sein. Der Preis für eine Glock-Pistole liegt in Libyen zwischen 3.300 und 5.100 US-Dollar (2.900 bis 4.500 Euro), was laut Ares weit über den kommerziellen Preis in Europa und den USA hinausgeht. Auch im Irak und im Jemen werden immer wieder Glock-Pistolen angeboten, die US-Regierung hatte damit irakische Polizisten ausgerüstet. Der Kärntner Waffenhersteller war zu keiner Stellungnahme bereit. Ebenso wenig konnte vom Wirtschaftsministerium in Erfahrung gebracht werden, das für Exportgenehmigungen zuständig ist. Der Export von Waffen in Krisenregionen ist prinzipiell verboten. Auch in Länder, deren Regierungen Menschenrechtsverletzungen begehen, darf nicht geliefert werden. Doch noch 2010 schlossen österreichische Hersteller mit Libyen Verträge im Wert von rund 100.000 Euro ab. Um welchen Konzern es sich dabei handelt, bleibt geheim, da nur die Höhe der Verträge veröffentlicht wird.
0Web
Bereits seit 2014 ist in Oberösterreich aggressives Betteln sowie jenes mit Kindern untersagt. Linz – Das sektorale Bettelverbot in der Linzer Innenstadt soll am 2. Mai in Kraft treten. Außer der Landstraße und ihren Seitengassen wird es auch für die Märkte, rund um den Hauptbahnhof und auf öffentlichen Plätzen und in Parks gelten. Die entsprechende Verordnung, die am 21. April in den Gemeinderat kommt, wurde am Dienstag in einer Pressekonferenz präsentiert. Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) rechnet damit, dass die Verordnung mit den Stimmen seiner Partei, der FPÖ und der ÖVP mehrheitlich verabschiedet wird. Nach einem Vorstoß der ÖVP Linz, nicht mehr überall und jederzeit in der Innenstadt betteln zu dürfen, hatte er im März diese Anregung aufgegriffen. Seit Jahresbeginn hätten sich die Beschwerden von Geschäftsleuten und Passanten beim Bürgerservice der Stadt gehäuft. Auch die Polizei registrierte im Jänner und Februar eine Zunahme der Anzeigen wegen verbotener Bettelei. So gab es in jenen beiden Monaten 110 Anzeigen, im ganzen Jahr 2015 waren es 492. Seit 2014 ist in Oberösterreich das organisierte und aggressive Betteln sowie jenes mit Kindern laut Polizeistrafgesetz untersagt. Entsprechend der sich herauskristallisierten Hotspots ist nun geplant, in der Fußgängerzone von Montag bis Samstag von 8.00 Uhr bis 19.00 Uhr Betteln generell zu untersagen. Am Hauptbahnhof gilt dies täglich von 6.30 Uhr bis 23.00 Uhr und auf den Märkten zu den Marktzeiten. Im kommenden Amtsblatt der Stadt werden die Sperrzonen ausgewiesen. Damit wird in jenen Gebieten künftig zu den vorgegebenen Zeiten auch das stille Betteln verboten sein. Das ist der Preis, den wir für die Zuspitzung der Lage zahlen, meinte Luger. Der stellvertretende oberösterreichische Landespolizeidirektor Erwin Fuchs sieht in dem sektoralen Bettelverbot Vor- und Nachteile. Gesetzesverstöße seien leichter exekutierbar, da nicht mehr nachgewiesen werden muss, ob jemand aggressiv vorgegangen ist oder einer kriminellen Vereinigung angehört. Andererseits setze er keine zu großen Erwartungen in die Effizienz der Verordnung, da aufgrund der Größe der Sperrzone eine Überwachung nicht flächendeckend möglich sei. Zudem rechnet Fuchs auch mit einer Verdrängung der Szene in andere Stadtgebiete. FPÖ-Vizebürgermeister Detlef Wimmer will, dass deshalb künftig auch anlassbezogen der Ordnungsdienst der Stadt in Zivil kontrolliert. Das fordert auch die ÖVP. Vizebürgermeister Bernhard Baier kritisierte, dass die aktuellen Verbotszonen zu eng gefasst seien, er würde sie noch um weitere Bereiche in der Innenstadt ausdehnen. Die Linzer Grünen bemängeln hingegen in einer Aussendung die Riesenzone, damit würde das Argument der besseren Überwachbarkeit ad absurdum geführt. Statt einem weiteren Verbot brauche die Stadt dringend eine sozialpolitische Offensive. Luger versicherte, dass es flankierend zu dem sektoralen Bettelverbot auch Sozialmaßnahmen geben werde. So sollen sich etwa Streetworker vermehrt um Roma-Gruppen kümmern. Die Bettellobby Oberösterreich hat die Einführung eines sektoralen Bettelverbots in Linz als Armutszeugnis kritisiert: Die Leidtragenden der Maßnahme seien vor allem jene Bettler, die sich an die Regeln halten. Zudem sei damit zu rechnen, dass es zu einer Verdrängung in andere Stadtgebiete kommen werde. Die Stadt Linz agiert sehr kurzsichtig, so Thomas Diesenreiter von der Bettellobby.
1Panorama
Burlington – Mit Parasiten befallene Hummeln fliegen gezielt Blüten an, deren Nektar natürliche Antiparasitika enthält. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie im Fachblatt Ecology, die acht der natürlich in Nektar vorkommenden Stoffe an mit Darmparasiten infizierten Hummeln testete. (rede) AbstractEcology: Nectar chemistry mediates the behavior of parasitized bees: consequences for plant fitness York – In Zukunft könnten durch Explosionsrückstände kontaminierte Landstriche mittels genetisch modifizierter Pflanzen saniert werden. Eine in Science veröffentlichte Studie belegt, dass Pflanzen, denen das Schlüsselenzym MDHAR6 fehlt, immun gegen die zellschädigende Wirkung von TNT sind und somit zu dessen Abbau beitragen können. (rede, 4.9.2015) AbstractScience: Monodehydroascorbate reductase mediates TNT toxicity in plants
7Wissenschaft
Die russische Dopingaffäre legt Erschreckendes über Wladimir Putins mörderische Herrschaft offen. Das wirklich Erschreckende an der neuen russischen Doping-Affäre ist nicht, dass bei Olympischen Spielen 2014 in Sotchi offenbar massenhaft gedopt wurde, dass daran höchste staatliche russische Stellen beteiligt waren, und dass dieser Massenbetrug, den Experten gar nicht für möglich gehalten haben, erst zwei Jahre später auffliegt. Wirklich erschreckend sind zwei Dinge daran: Die ganze Riesenmanipulation diente nach der glaubwürdigen Beschreibung des in die USA geflüchteten ehemaligen Direktors des Moskauer Antidopinglabors, Grigori Rodtschenkow, um die Eitelkeit eines Mannes zu befriedigen. Nachdem Wladimir Putin 50 Milliarden Euro für seine Spiele ausgegeben hat- Geld, dass das Land in seiner jetzigen Finanzkrise bitter benötigen würde – wollte er auch endlich wieder eine Medaillenwertung gewinnen, koste es, was es wolle. Und als die Dopingaffäre heuer aufzufliegen drohte, ließ Putin die Mitwisser ganz offensichtlich reihenweise ermorden. Eine andere Erklärung für den plötzlichen Tod der beiden früheren Chefs der Anti-Dopingagentur, Nikita Kamajew und Wjatscheslaw Sinew, gibt es nicht. Dass Rodtschenkow noch lebt, um die Geschichte zu erzählen, liegt nur daran, dass er rechtzeitig geflohen und nun von den US-Behörden geschützt wird. Russland, eines der größten und mächtigsten Staaten der Welt, wird von einem Gangsterboss regiert, der über Leichen geht – im wahrsten Sinn des Wortes. Natürlich gibt es keine Beweise für Putins Verantwortung. Ein Mann wie er hinterlässt keine Spuren – genauso wenig wie beim Polonium-Mord an Alexander Litwinenko in London, an der Erschießung von Oppositionsführer Boris Nemzow vor dem Moskauer Kreml, und an unzähligen anderen Morden von Menschen, die sich Putins Zorn eingeheimst hatten. Putin ist kein Massenmörder wie einst Josef Stalin. Wahrscheinlich ist er nicht so paranoid wie der sowjetische Diktator es war, und außerdem haben sich die Zeiten geändert. Aber ein Menschenleben ist in Putins Russland weniger Wert als die Wünsche und Begehrlichkeiten des allmächtigen Kremlherren. Putin ist auch kein fanatischer Ideologe, der einen neuen Menschen oder die Weltherrschaft anstrebt. Es geht ihm auch nicht um irgendwelche echten oder angeblichen nationale Interessen. Er will nur das bekommen, was er gerade will und duldet weder Widerstand noch Widerspruch oder gar eine peinliche Niederlage. Und er will sich bereichen, vermutlich wie kein anderer Herrscher in der Welt. Droht etwas dieser Art, wird ins Nachbarland einmarschiert oder ein Mordbefehl gegeben. Das ist die Kultur der Mafia und des Gangstertums. Zum Glück lässt sich Europa von diesem Mann nicht einschüchtern, wie man etwa beim Sieg der ukrainischen Sängerin Jamala beim European Song Contest mit ihrem politisch aufgeladenen Song 1944 gesehen hat. Es wird spannend sein zu sehen, ob sich Putin für diese Niederlage revanchiert, etwa in dem er seine ostukrainischen Separatisten den Waffenstillstand wieder einmal brechen lässt. Aber angesichts der Verbrechermentalität der russischen Führung sollten sich einige in Österreich überleben, ob es eine gute Idee ist, Moskau zu hofieren, wie es der scheidende Bundespräsident, der Wirtschaftsminister und die OMV getan haben. Aber vielleicht haben wir in einer Woche ein neues Staatsoberhaupt, dessen Parteichef für Putin meist nur bewundernde Worte findet. Auch das ist erschreckend.
3Wirtschaft
Hohes Wachstum bei geringeren Risiken: Investieren in Megatrends kann Aktienanleger wie Anleiheninvestoren gleichermaßen verzücken. Frankfurt/Wien – Ein Königreich für eine Glaskugel. Bekanntlich wird an der Börse die Zukunft gehandelt, wie eine oft strapazierte Anlegerweisheit besagt. Schwierig wird dies dadurch, auch zutreffende Voraussagen treffen zu müssen- womit in der Praxis selbst Investmentprofis ihre liebe Not haben. Allerdings stehen bei der Prognosefindung Hilfsmittel zur Verfügung, welche die Treffergenauigkeit auch für Privatanleger entscheidend erhöhen können. Konkret geht es um sogenannte Megatrends, also beispielsweise um die zunehmende Überalterung in den Industriestaaten oder die Erderwärmung, deren langfristige Ergebnisse bereits aus heutiger Sicht abzuschätzen sind. Jedes Unternehmen, das solche Entwicklungen mit Dienstleistungen oder Produkten ausfüllen kann, wird langfristig überdurchschnittlich wachsen, beschreibt Walter Liebe, Anlagespezialist der Fondsgesellschaft Pictet, die Idee hinter Veranlagungen in Megatrends. Genau solche Unternehmen stellen schließlich den Traum aller Anleger dar – egal, ob sie wie Aktieninvestoren auf zukünftig deutlich höhere Gewinne hoffen, oder wie Besitzer von Unternehmensanleihen davon abhängig sind, dass die Emittenten Zins und Rückzahlung auch zeitgerecht leisten. Allerdings gilt es diese langfristigen Megatrends richtig auszumachen, um nicht einer kurzfristigen Modeerscheinung hinterherzujagen, die sich nur allzu bald als Strohfeuer entpuppt. Megatrends sind große – soziale, ökonomische, politische oder technologische – Veränderungen. Sie beeinflussen Unternehmen, die Volkswirtschaft, die Gesellschaft, Kultur und das Leben jedes Einzelnen, beschreibt Liebe dieses Phänomen. Dazu müssen aus seiner Sicht drei Charakteristika erfüllt werden: Der Zeithorizont der Entwicklung sollte sich über mindestens zehn bis 15 Jahre erstrecken. Der Trend sollte zudem eine breite Wirkung erzielen, also einen großen Teil der Menschheit betreffen, sowie einen großen Effekt nach sich ziehen. Der nächste Schritt besteht darin, diese Trends mit jenen Unternehmen abzudecken, die von der zugrunde liegenden Entwicklung auch entsprechend profitieren. Dabei kann es auch zu sich widersprechenden Folgerungen kommen, welche berücksichtigt werden sollten. Ein Beispiel: Auf den ersten Blick sollten etwa Hersteller von Klimaanlagen von der Erderwärmung profitieren. Jedoch gelten diese Geräte wegen des hohen Energieverbrauchs und des Ausstoßes an Treibhausgasen als klimaschädlich. Zudem sollten sich Investoren stets vergegenwärtigen, dass auch Megatrends keine Einbahnstraße darstellen, es also innerhalb einer langfristigen Entwicklung auch zu Auf- und Abschwüngen kommt. Alle Anlagethemen haben unterschiedliche Zyklen, die nicht synchron verlaufen, erklärt Liebe. Es ist wahnsinnig schwer zu timen, wann welches Thema läuft. Änderungen erfolgen mitunter sehr abrupt und heftig, führt der Pictet-Experte weiter aus. Um diese Schwankungsfreudigkeit zumindest etwas abfedern zu können, legt Liebe Anlegern folgendes Vorgehen ans Herz: Einerseits die Veranlagungen über mehrere Megatrends streuen – sollte sich der eine in einem zyklischen Tief befinden, so wird dies durch andere kompensiert oder zumindest etwas geglättet. Zudem benötigen Investoren einen zeitlich entsprechend weiten Anlagehorizont, um von langfristigen Megatrends auch in vollem Umfang profitieren zu können. Drei bis fünf Jahre sind laut Liebe die absolute Untergrenze. Neben den Schwankungen müssen Anleger in der Regel einen weiteren Preis bezahlen, nämlich tendenziell geringere Dividenden. Dies sollte à la longue aber durch Gewinn- und damit auch Kurssteigerungen überkompensiert werden. Denn in diesem Fall kommt eine weitere Börsenweisheit zum Tragen: The Trend ist your Friend.
3Wirtschaft
42 Milliarden Nachrichten pro Tag – Doppelt so viele wie global SMS verschickt werden. Der zu Facebook gehörige Kurzmitteilungsdienst WhatsApp hat die Marke von einer Milliarde Nutzern geknackt. Mitgründer und Chef Jan Koum teilte das in der Nacht zum Dienstag auf dem eigenen Firmenblog mit. Aktuell würden über WhatsApp 42 Milliarden Nachrichten pro Tag übermittelt, hieß es von Koum weiter. Das ist mehr als das doppelte Volumen der täglich weltweit verschickten SMS, dieser Wert liegt bei 20 Milliarden. Außerdem versenden die Nutzer täglich 1,6 Milliarden Fotos und 250 Millionen Videos. Internet-basierte Kurzmitteilungsdienste haben mit dem Vormarsch von Smartphones und schneller mobiler Datennetze für viele Nutzer die klassische SMS abgelöst. WhatsApp erreichte als erstes dieser Angebote die Marke von einer Milliarde Kunden. Facebook hatte WhatsApp 2014 für insgesamt gut 22 Milliarden Dollar (20,15 Milliarden Euro) übernommen. Damals hatte die SMS-Alternative erst gut 450 Millionen Nutzer. Das soziale Netzwerk sicherte zu, dass WhatsApp auch unter dem neuen Konzerndach weitgehend eigenständig agieren kann und die Nutzerdaten getrennt bleiben.
0Web
Marketingagentur traf sich mit hunderten HP-Mitarbeitern, Konzept wurde 2011 auf Eis gelegt. Viel Applaus hatte es Anfang des Monats für HPs neues Logo gegeben, das der IT-Konzern in seiner Premium-Produktlinie verwenden wird. Vier Striche abstrahieren die altbekannte Buchstabenkombination und sorgen so für ein zukunftsgerichtetes Redesign. Doch obwohl das Logo frisch wirkt, ist es eigentlich schon leicht angegraut – verbrachte es doch mehr als fünf Jahre in der Schublade. Bereits 2008 beauftragte HP die britische Consultingfirma Moving Brands damit, dem gesamten Konzern ein neues Gesicht zu verpassen. Die Kreativköpfe aus London begannen daraufhin, mit hunderten Mitarbeitern von HP zu sprechen, um den Geist des Unternehmens aufzusaugen. Gleichzeitig beauftragte HP – wie bei Großkonzernen üblich – mehrere andere externe Agenturen damit, Ratschläge für eine neue Corporate Identity zu liefern. Ich mag keinen Bullshit erzählen: Es ist hart und sehr, sehr schwierig, sagte Moving-Brands-Chef Mat Heinl zu The Verge über das Ausbalancieren unternehmensinterner Vorstellungen. HP produziert jährlich mehr als 100 Millionen Geräte von bis zu 47.000 unterschiedlichen Modellen. Ein neues Logo muss all dies in Betracht ziehen; außerdem darf dessen Anbringung auf den Geräten nicht übermäßig teuer sein. Die einzelnen Ideen von Moving Brands wurden deshalb zahlreichen Variationen unterworfen, insgesamt sollen hunderttausende Beispiele entstanden sein – und dann wurde das Projekt trotz der Fertigstellung gekippt. Denn HP bekam den dritten CEO innerhalb weniger Jahre. Nach Mark Hurd und Leo Apotheker übernahm Meg Whitman das Logo, alle drei hatten unterschiedliche Vorstellungen gehabt. Wegen der turbulenten Interna wollte HP ein Redesign verschieben. Erst nach der vor kurzem abgeschlossenen Aufsplittung in ein HP für Konsumenten und eines für kommerzielle Unternehmen konnte der Prozess wieder aufgenommen werden. Jetzt ist eine Variation der von Moving Brands vorgeschlagenen Motive erstmals erschienen. Nach den Reaktionen im Netz zu beurteilen, hat sich das Warten ausgezahlt.
0Web
Eine Pensionistin hat auf Facebook zu einem Artikel über Traiskirchen über Waffenkauf und Notwehr geschrieben. Sie eiert herum. Wien – Richter Stefan Apostol will die Verhandlung schon vertagen, um die Angeklagte von der Polizei vorführen zu lassen, als Eva S. keuchend kommt. Entschuldigung, es war so viel Verkehr, bittet die 61-Jährige um Verzeihung. Die ihr Apostol gewährt und den Prozess wegen Verhetzung startet. Es geht um den 7. August, als die Pensionistin im Internet aktiv geworden ist. Genauer, auf der Facebookseite der Kronen Zeitung. Dort wurde über den Besuch von Amnesty International im Flüchtlingslager Traiskirchen berichtet. Die Diskussion darüber war vom Niveau her eher im Marianengraben angesiedelt. Also sehr, sehr tief unten. Frau S. geriet offenbar virtuell mit einem Mann in Streit. Der hat mich beschimpft und Missgeburt genannt!, beschwert sich die Angeklagte. Die allerdings nicht nachgab und dem Kontrahenten derb unterstellte, Nachkomme einer Prostituierten zu sein. Das wäre noch wenig problematisch gewesen. Vor Gericht bringt sie ihr zweites Posting: Waffen kaufen, Gsindl entfernen, Notwehr, formulierte sie ihre Meinung zu Flüchtlingen. Grundsätzlich erklärt sie sich für schuldig, eiert dann aber trotzdem gehörig herum. So versucht sie zunächst zu erklären, dass das inkriminierte Posting gar nicht von ihr stamme. Ich habe im Internet nachgeschaut. Da gibt es Creenshorts, beginnt sie zur Verwirrung der Schriftführerin. Screenshots, bessert Apostol aus. Um gleich darauf eine erstaunliche Sache zu hören: Die Creenshorts kann man gratis herunterladen und dann kann jeder in einem fremden Namen posten. Der Richter macht sie allerdings darauf aufmerksam, dass beide Postings von ihrem Account unmittelbar hintereinander erfolgten. Die Angeklagte versucht es nochmals: Ich bin selber einmal im Monat in Traiskirchen. Aber da gibt es auch Leute, die mit den Sachen Fußball spielen! Das nicht rechtskräftige Urteil: 700 Euro Geldstrafe. Eine Diversion sei aus generalpräventiven Gründen nicht möglich, sagt Apostol. Auf Facebook ist Frau S. übrigens nicht mehr.
1Panorama
Der aus Österreich stammende Physiker Gerald Holton erzählt, wie er vor Nazis flüchtete und warum er viel über Einstein publizierte. STANDARD: Sie haben viel über Albert Einstein geschrieben, auch über die Allgemeine Relativitätstheorie, die vor genau hundert Jahren publiziert wurde. Was fasziniert Sie an dieser Theorie? Gerald Holton: Diese Beschreibung der Wechselwirkung zwischen Materie einerseits sowie Raum und Zeit andererseits ist eine absolut wundervolle Zusammenführung von drei Bestandteilen der Physik! Jeder, der ein Handy in der Jackentasche hat, trägt damit auch eine Anwendung der Allgemeinen Relativitätstheorie mit sich herum: das Global Positioning System. STANDARD: Und wie kamen Sie zur Aufgabe, darüber zu schreiben? Holton: Philipp Frank, Physiker und Philosoph aus Wien, war Einsteins Nachfolger an der Deutschen Universität Prag. Nachdem er diese Hochschule 1938 verlassen musste, ging er nach Harvard und baute unter anderem eine kleine Gruppe im Bereich Wissenschaftsgeschichte auf, die später auf 200 Mitglieder anwuchs. Er brauchte einen Assistenten für die Lehre, ich bewarb mich. Wir wurden Freunde. Als Einstein 1955 starb, sagte er mir, ich sollte in einer Gedenkfeier eine Rede darüber halten, wie es zur Relativitätstheorie kam. Ich suchte Material – da war aber nichts. STANDARD: Hielten Sie den Vortrag? Holton: Ich sagte Frank, dass ich keine Rede halten könne. Er sagte mir, ich sollte Einsteins Sekretärin Helen Dukas in Princeton besuchen, die seit dem Ende der 1920er-Jahre bei ihm war. Ich traf sie in einer Art Safe mit 40.000 Dokumenten, die in einer gigantischen Unordnung waren. Nur sie hätte gewusst, wonach man suchen sollte. Ich habe dann zwei Jahre lang mitgeholfen, dieses Archiv zu ordnen, und habe alles gelesen. Da war zum Beispiel eine Arbeit, in der er die Möglichkeit beschrieb, von einem Dach herunterzufallen – diverse Dinge würden aus seinen Hosentaschen herausfallen und genauso wie er runterfallen. Das war der Moment, in dem er wusste, dass Gravitation und Beschleunigung dasselbe sein mussten. Das hat er oft getan: Dinge zusammenführen, die man nicht unbedingt als zusammengehörend erkennen musste. STANDARD: Haben Sie selbst nicht ähnlich gedacht? Sie waren ja Physiker und Wissenschaftshistoriker, das hat ja wohl auf den ersten Blick auch nicht viel miteinander zu tun. Holton: Es stimmt schon. Ich machte Hochdruckphysik und war Historiker, ich hatte zwei Fächer, zwei Professuren, auf die ich mich aufteilte – ich habe sie aber, so gut es ging, miteinander verknüpft. Bis heute gelingt mir das. STANDARD: Sie haben in Harvard studiert und leben dort seit langem – wie viele Wissenschafter, die vor den Nazis flüchteten. Warum dort? Holton: Boston ist ein guter Ort zum Leben. Hier gibt es viele Colleges und Universitäten, nicht nur Harvard und das MIT oder die Northeastern University. Die ersten dort ankommenden Flüchtlinge trafen sich eine Zeitlang regelmäßig. Der Philosoph Willard Quine schrieb dazu in seinen Memoiren: Das war der Wiener Kreis im Exil. Ein Irrtum: Er hätte der Wiener Kreis der Flüchtlinge schreiben müssen. Exilanten wollen aus meiner Sicht zurück. Die Menschen, die damals kamen, wollten das nicht. STANDARD: Wann konnten Sie Nazideutschland verlassen? Holton: Ich und meine Frau Nina waren in einer zweiten Flüchtlingsbewegung dabei – als Kinder. 1,6 Millionen Kinder, fast alle jüdisch wie wir, wurden damals verfolgt. Nur sieben Prozent, etwa 100.000, davon konnten flüchten. Die anderen verstarben. Ich kam über England in die USA. Viele landeten in New York, mit wenig Gepäck, ohne ihre Eltern. Viele von ihnen sahen Mutter und Vater nie wieder. Die USA waren damals wirtschaftlich angeschlagen. Und die flüchtigen Kinder wurden als Last bezeichnet, als Gefahr für die Gesellschaft. Ich frage mich, warum es doch einige von ihnen geschafft haben. Da waren spätere Nobelpreisträger darunter. STANDARD: Sie haben wohl nie daran gedacht zurückzukehren? Holton: Meine Frau und ich kommen gern nach Österreich. Wir haben aber hier einen schönen Platz zum Leben. Und wir haben schlimme Erinnerungen an die Nazizeit. Ich habe als Kind, als die Nazis in Österreich einmarschierten, gesehen, wie ein Arzt, der bei den Geburten aller Babys im Umkreis dabei war, von einer kreischenden Meute gezwungen wurde, die Straße sauber zu machen. Warum sollte ich nach Österreich? Ich habe hier außerdem angenehme Professuren erhalten, und niemand in Österreich hat mich jemals gefragt, ob ich zurückkommen wollte. STANDARD: Wie waren Ihre Eindrücke, als Sie in Österreich waren? Holton: Ich war ein paar Mal nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich. Als die Menschen meine Geschichte hörten, sagten einige aus der älteren Generation: Sie haben uns in Stich gelassen, Sie haben sich in Sicherheit gebracht, als die ganze Tragödie begann, als Bomben auf unsere Städte fielen. Das mussten Sie in den USA nicht erleben – wir dagegen waren die ersten Opfer der Nazis. Ich habe gesehen, wie die Leute gejubelt haben, als Hitler nach Österreich kam. Ein tragischer Moment. Hitler soll überrascht gewesen sein, wie einfach das ging – ein Land ohne Truppeneinsatz zu annektieren. Er wurde ermutigt, weiterzumachen. Der Mythos vom ersten Opfer kam übrigens von Otto von Habsburg. Er hat die Siegermächte überredet, das niederzuschreiben. Er dachte wohl, dass er so nach dem Krieg leichter den Thron als Herrscher besteigen würde.
7Wissenschaft
Ikea Schweiz lässt den Literaturkritiker im neuen Katalog blättern: "Mehr Bilder als Personen". Wien – Was fehlte dem Buch, wenn es ein schöngeistiger Roman wäre?, fragt Hellmuth Karasek. Seine Antwort: Alles. Als einer der einflussreichsten Literaturkritiker im deutschsprachigen Raum hat Karasek schon viele Bücher rezensiert. Ein Novum ist der Ikea-Katalog. Mit 220 Millionen gedruckten Exemplaren hat der Katalog eine Auflage, von der andere nur träumen können. Besprochen wurde er noch nie. Ikea Schweiz wollte das ändern und hat den Literaturkritiker für eine Werbekampagne engagiert, angeblich ohne inhaltliche Vorgaben zu machen. Karasek habe den Katalog nach seinem Gutdünken und nach den gleichen Maßgaben rezensiert, wie er das bei anderen Werken der Belletristik zu tun pflegt, heißt es. Das Ergebnis ist ein knapp fünfminütiger Clip, der am Freitag online gestellt wurde. Kreiert hat ihn die Agentur Wirz aus Zürich. Und so kommen aus Karaseks Munde schöne Sätze wie: Es erzählt viel, ist aber vollgemüllt. Es ist ein möblierter Roman. Und: Die Personen müssen sich zwischen die Möbel drängen. Sie kommen selten zu Wort. Sie reden kaum zusammenhängend. Am Ende fällt sein Urteil milde aus, auch wenn anspruchsvolle Literatur anders aussehe: Aber es wäre genauso gut, wenn man ein Buch mit Postleitzahlen nach fehlenden Personen absuchen würde. Dass sich das 81-jährige ehemalige Mitglied des Literarischen Quartetts von Ikea als Werbefigur vor den Karren spannen lässt, sorgt nicht nur für Begeisterung ob des PR-Coups und Karaseks Selbstironie, sondern vereinzelt auch für Kritik. Die ersten Reaktionen reichen von genial bis peinlich.
6Etat
"So klingt jüdische Weltverschwörung light", meinte dazu der "Falter" und suchte nach den Verschwörern. Genetisch hatte der Falter recht, als er in Bezug auf Mölzers, Vater Andreas und Sohn Wendelin, schrieb, der Pferdeapfel fällt nicht weit vom Pferd. Als Abstammungsnachweis der hippologischen Fäkalie führte das Blatt an, der Vater habe seinerzeit die Europäische Union als Negerkonglomerat bezeichnet, der Sohn hätte dessen reinrassigen Galopp in einer Auseinandersetzung mit dem Judentum eines gewissen Raphael Sternfeld nachvoltigiert. Ohne zwischen Pferd und Pferdeapfel eine Blut-Hirn-Schranke – oder besser Darm-Hirn-Schranke? – aufrichten zu wollen, muss festgestellt werden, dass dem Blatt der Abstammungsnachweis zumindest in rein formaler Hinsicht misslungen ist. Heißt es doch im Falter: Nun hat Sohnemann Wendelin nachgelegt. Raphael Sternfeld ist Jude, schrieb der FPÖ-Abgeordnete über einen Berater des Kanzlers in Zur Zeit. Tatsächlich ist aber der redaktionelle Vorrat an Antisemitismusexperten bei Zur Zeit wesentlich größer, als ein Falter-Redakteur sich das in seiner Gutmenschlichkeit träumen lässt. Auf dem Gebiet des Antisemitismus kann dort vermutlich jeder Mitarbeiter einspringen, sollten das Pferd oder sein Apfel anderweitig hochgeistig beschäftigt sein. Und just so war es in diesem Fall. Es war ein E. K.-L., der sich unter dem Rubrikentitel Satire am Wesen von Raphael Sternfeld abarbeitete, ohne dass klar wurde, warum dieses Objekt und was an ihm satirisch verwertbar sein sollte. Es muss natürlich jedem Zur Zeit-Leser rasend komisch vorkommen, wenn sich über jemanden sagen lässt: Sternfeld kommt aus der Döblinger Cottage, hat das französische Lyzeum in Wien absolviert, dann das Studium der Politikwissenschaft. Dabei sollte der frivole Erwerb fremdsprachlicher Kenntnisse doch eher als ein skandalöser Fall von linguistischer Umvolkung in der Umgebung des Kanzlers angeprangert denn leichthin als Satire abgetan werden. Nicht Wendelin Mölzer, sondern E. K.-L. warf Sternfeld die Aussage vor, Faymann stehe immer auf der richtigen Seite. Satirisch verwertbar an einem Kanzlerberater wäre vielleicht die gegenteilige Erkenntnis. So ist auch die Frage des Satirikers denkbar unsatirisch: Ist es Kalkül, damit man auf der Stufenleiter der Karriere weiter nach oben kommt? Oder ist es bloßes Kriechertum? Wer wird schon jemanden beraten, von dem er glaubt, er stehe immer auf der falschen Seite? Kickl vielleicht, heimlich, und auf der Stufenleiter der Karriere hat es ihm sicher nicht geschadet. Satirisches Potenzial läge eventuell darin, dass Faymann gar nicht so selten auf der richtigen Seite steht, nur selten fest genug, wenn die ÖVP etwas anderes will. Aber darum geht es E. K.-L. nicht, endlich kommt er doch zum satirischen Höhepunkt, indem er Sternfeld eine große Zukunft prophezeit. Reiht er sich doch nahtlos in die Gilde jüdischer Oberschichtler, die sich dem von Links-Intellektuellen seit jeher als dumpf eingeschätzten Proletariat als weise Führer aufdrängten. Die jüdischen Oberschichtler, die er dann aufzählt – Otto Bauer, Robert Danneberg, Hugo Breitner, Julius Tandler – waren weder je Kanzlerberater noch Schüler eines französischen Lyzeums, sie waren Hassobjekte der Nazis in den 1920er- und 1930er-Jahren, und an diese schöne Vergangenheit wird man doch noch erinnern dürfen. In diese Gilde nahtlos wieder jemanden einzureihen – wenn das nicht Satire ist! So klingt jüdische Weltverschwörung light, meinte dazu der Falter und suchte nach den Verschwörern. Die FPÖ warf Susanne Winter wegen Antisemitismus aus der Partei. Verkappte Antisemiten wie Mölzer dürfen hingegen bleiben. Soweit das den Pferdeapfel betrifft, wäre der satirische Anlass zu wenig für einen Hinauswurf. Was aber Wendelin Mölzer als Chefredakteur von Zur Zeit betrifft, der solche Formen von unverkapptem Antisemitismus, nur weil als Satire ausgegeben, zulässt, wäre ein Hinauswurf gerechtfertigt, schon aus Gründen der Genderge rechtigkeit. Er könnte ja als wilder Abgeordneter neben Susanne Winter sitzen. Ob er neben dem als Herausgeber von Zur Zeit tätigen Pferd Chefredakteur bleibt, ist auch schon egal, rückt doch in dem Blatt sofort ein neuer Satiriker nach, wenn einer verschwinden sollte. Als solcher darf dort etwa auch der Schriftleiter der Aula auftreten, der seiner satirischen Ader freien Lauf lässt, indem er Flüchtlinge als Zivilokkupanten beschreibt. Da fallen Satire und Patriotismus zusammen.
6Etat
Einige Streitigkeiten müssen ruhend gestellt werden, soll der Anleihenrückkauf klappen. Dafür könnte der Deal für die Gläubiger besser ausgehen als gedacht. Wien – Am 1. November ist es zu spät. Spätestens am 31. Oktober muss der von Bund, Land Kärnten und einem Teil der Heta-Gläubiger angepeilte Anleihenrückkauf durchs Land Kärnten abgewickelt sein – sonst heißt es für die Mitspieler in Österreichs teuerster Mensch-ärgere-Dich-nicht-Veranstaltung: zurück an den Start. Das erschließt sich aus dem Memorandum of Understanding (MoU), das Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) für den Bund und einer der Gläubigervertreter, Friedrich Munsberg, am Mittwoch als Erste unterzeichnet haben. Laut Unterschriftsfassung des 11-seitigen Papiers (ohne Anlagen) ist der Zeitplan eng: Am Donnerstag wurde eine Arbeitsgruppe etabliert, die offene Fragen klären soll; Mitte Juni muss der erste Entwurf zum Rückkaufoffert stehen, im Juli bekommen die MoU-Gläubiger (also jene, die die Absichtserklärung unterschreiben) Einsicht in die Entwürfe. Ab August wird es laut dem Papier dann ernsthaft ernst: Da müssen die Gläubiger ihre verbindlichen Zusagen für die Annahme des Anbots geben – das geschieht per Unterschrift unter das Support Undertaking. Kommt da nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit zustande, wird das Offert gleich gar nicht gemacht. Andernfalls wird es spätestens am 5. September veröffentlicht, samt den Details zu jener unverzinsten Anleihe des Kärntner-Ausgleichszahlungsfonds (KAF), für die der Bund haften wird. Spätestens am 31. Oktober muss die ganze Rückkaufangelegenheit dann erledigt und der Zerobond emittiert sein. Das Damoklesschwert der von Heta-Gläubigern angestrengten Gerichtsverfahren (in Frankfurt gehen Heta-Prozesse am 3. und 9. Juni weiter) soll so entschärft werden: Wer das MoU unterschreibt, muss binnen zehn Tagen, jedenfalls aber rechtzeitig vor der nächsten Verhandlung Ruhen des Verfahrens vereinbaren. Hier gilt die Bad Bank der Hypo Real Estate, FMS, als Stolperstein. Sie will die Klagen angeblich vorantreiben. Die Gläubiger wiederum, die beim Verfassungsgerichtshof Individualanträge zur Gesetzesprüfung eingebracht haben (es geht um die Anwendbarkeit des Bankenabwicklungs- und Sanierungsgesetzes, BaSAG, auf die Nicht-Bank Heta), sollen Schritte ... setzen, die eine Bearbeitung der Anträge ... bis zum 31. Oktober soweit möglich vermeiden, heißt es im MoU. Jene Gläubiger, die ihre Heta- in KAF-Anleihen tauschen (13,5 Jahre Laufzeit bzw. 54 Jahre bei nachrangigen Anleihen), könnten übrigens besser davonkommen, als bisher gedacht. Nach ersten Kalkulationen gehen Analysten davon aus, dass das Angebot von Bund und Kärnten über der bisher genannten 90 Prozent Forderungserfüllung liege. Im MoU werde betreffend Nullkuponanleihe eine für Österreichs Bonität zu hohe Verzinsung unterstellt, die sich an der Höhe des Interbanken-Satzes orientiere. Deshalb stiegen die Gläubiger besser, faktisch mit mindestens 92 Prozent, aus, heißt es. Streitigkeiten über die verbindliche Erklärung der Gläubiger müssen übrigens in Deutschland ausgefochten werden: Das Vertragswerk unterliegt deutschem Recht, allfällige Prozesse können nur in Frankfurt geführt werden. Die Nullkuponanleihe wird hingegen nach britischem Recht begeben. Damit wollen sich Gläubiger vor nachträglichen Eingriffen des KAF bzw. des Bundes schützen. Ähnliche Varianten kennt man von der Umschuldung Griechenlands. Während die Annahme des Angebots durch die Vorranggläubiger als wahrscheinlich gilt, müssen die Nachranginvestoren noch überzeugt werden. Sie erhalten ja lediglich 45 Prozent ihrer Forderungen zurück. Allerdings ist das Volumen dieser Gattung viel kleiner, und das spezifische Quorum mit 25 Prozent nicht allzu hoch. Hier könnte sich ein angeblicher Deal Schellings mit der Weltbank als nützlich erweisen. Das Institut hält 156 Mio. Euro an Heta-Bonds. Schelling hat die Zahlungen an die Weltbank kürzlich um 160 Mio. Euro über neun Jahre erhöht. Wenige glauben an einen Zufall.
3Wirtschaft
Parlament hob Immunität von Staatsoberhaupt Otto Perez nach Korruptionsvorwürfen auf. Guatemala-Stadt – Wegen der Korruptionsermittlungen gegen den guatemaltekischen Präsidenten Otto Perez darf der Staatschef das Land nicht verlassen. Das habe ein Richter angeordnet, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Dienstagabend mit. Damit solle verhindert werden, dass sich der Präsident ins Ausland absetzt. Wenige Stunden zuvor hatte das Parlament die Immunität von Perez aufgehoben und damit den Weg für eine Strafverfolgung des Präsidenten freigemacht. Nach Einschätzung der Ermittler stand Perez an der Spitze des Korruptionsringes La Linea, der im Zollwesen hohe Beträge unterschlagen haben soll. Die frühere Vizepräsidentin Roxana Baldetti sitzt wegen des Falls bereits in Untersuchungshaft.
2International
Bei noch tieferen Zinsen will der Erste-Group-Chef die Millionen von "ein paar lustigen deutschen Milliardären" nicht. Wien – Bankomatgebühren lösen die Probleme der Banken sicher nicht, sagte Erste-Group-Chef Andreas Treichl in einem Interview mit der Kleinen Zeitung und der Neuen Vorarlberger Tageszeitung am Wochenende. Die Einführung von Bankomatgebühren werde die Ertragskraft der österreichischen Banken nicht evident ändern. Die Erste Bank und die Sparkassen in Österreich hatten vor kurzem bestätigt, dass sie an die Einführung von Bankomatgebühren denken. Ich beschäftige mich mit dem Thema gar nicht, sagte Treichl nun im Interview. Eine Abschaffung der Bankensteuer brächte wesentlich mehr. Er sei zuversichtlich, dass die Bankensteuer bald fallen werde. Treichl sprach sich neuerlich gegen Negativzinsen für Sparer aus. Nein, mach ich nicht. Wenn die Zinsen noch weiter runtergehen und ein paar lustige deutsche Milliardäre das ausnützen und 500 Millionen bei uns anlegen wollen, sagen wir halt Nein. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) lädt in die Diskussion um Bankomatgebühren die Banken für Montagvormittag zu einem Bankomatgipfel. Schelling will vorschlagen, dass die Banken vorerst für Abhebungen an Automaten nichts verrechnen und in Zukunft die Kosten in ihren Kontopaketen berücksichtigen. Wer die Bank nur online nutzt und kaum Bargeld braucht, könnte dann ein Paket ohne oder mit wenigen Abhebungen nehmen, wer sich voll auf die Bankomatkarte verlässt, hätte ein anderes Paket – ähnlich wie es beim Handy verschiedene Paketlösungen gibt.
3Wirtschaft
Fast jede zweite Republikanerin würde Trump nicht unterstützen. Washington – Der Bewerber für die republikanische Kandidatur bei der US-Präsidentschaftswahl, Donald Trump, hat ein Problem mit der weiblichen Wählerschaft: Laut Umfragen zeigen viele Frauen dem Rechtspopulisten die kalte Schulter. Während 40 Prozent der männlichen Republikaner sagen, sie würden Trump nicht unterstützen, sind dies bei den weiblichen Republikanern sogar 47 Prozent. Gemäß der von der Washington Post zitierten Umfrage des Wall Street Journals ist also fast jede zweite Republikanerin Trump gegenüber negativ eingestellt. Betrachtet man die gesamte Bevölkerung, ist der umstrittene Multimilliardär bei Frauen noch unbeliebter: Laut einer NBC-Umfrage sehen 70 Prozent der Frauen Trump negativ, in einer CNN-Umfrage lehnten sogar 73 Prozent der Frauen Trump ab. Seit November hat Trump bei den amerikanischen Frauen zehn Prozentpunkte an Zustimmung verloren und liegt nun nur mehr bei mageren 23 Prozent. Trump hatte im Wahlkampf immer wieder Bemerkungen über Frauen gemacht, die als sexistisch und frauenfeindlich aufgefasst wurden. Er neige dazu, Frauen auf ihr Äußeres zu reduzieren und dieses dann im typischen Macho-Stil zu bewerten, heißt es in einem Artikel der Washington Post. Zuletzt hatte er sich über das Aussehen der Ehefrau seines Konkurrenten Ted Cruz, lustig gemacht. Er hatte ein verzerrtes Foto der Investmentmanagerin Heidi Cruz mit seiner eigenen Frau Melania Trump, ein Ex-Model, verglichen und seinen herablassenden Kommentar an über sieben Millionen Anhänger auf Twitter weitergegeben. Ich kämpfe auch deswegen so hart gegen ihn, weil ich ihn für das Klischee eines sexistischen frauenverachtenden Schweins halte, sagte die republikanische Parteistrategin Katie Packer, die die Anti-Trump-Bewegung Our Principles leitet. Trump würde der republikanischen Partei massiv schaden, meinte Packer gegenüber der Washington Post.
2International
Standort in Seebarn am Wagram soll auch für interessierte Laien geöffnet sein. Seebarn/Wien – Die im Frühjahr gegründete Österreichische Vogelwarte bekommt eine Außenstelle im niederösterreichischen Seebarn am Wagram. Neben der Abwicklung lokaler Forschungsprojekte sollen dort künftig vor allem Interessierte Laien mit der ornithologischen Arbeit vertraut gemacht, erklärte der Leiter der Vogelwarte, Leonida Fusani anlässlich der Eröffnung am Donnerstag. Der Hauptsitz der Warte ist am Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Wien-Ottakring angesiedelt. Deren zentrale Aufgabe ist es, die Beringungen mittels farbkodierter Metall- oder Plastikringe von Zugvögeln auf nationaler Ebene zu koordinieren und Fundmeldungen durch internationalen Datenaustausch zu dokumentieren. Mit der Einrichtung der Institution bekam Österreich als letztes europäisches Land eine solche Vogelwarte. Von der im ehemaligen Schulgebäude von Seebarn untergebrachten neuen Außenstelle ausgehend sollen nun vor allem lokale Projekte in Niederösterreich abgewickelt werden, erklärte Fusani, der seit September 2014 Professor für Physiologie mit Schwerpunkt Ornithologie an der Vetmeduni und der Uni Wien ist. Dort wird auch unsere Ausbildungsstelle sein, wo wir die neue Generation von Beringern und ehrenamtlichen Mitarbeitern trainieren, denn dafür haben wir dort die perfekte räumliche Situation, erklärte der Ornitologe. Viele Aspekte der Vogelkunde – vor allem die Beringung und das Melden von Funden – seien typische Beispiele für Citizen Science. Neben wissenschaftlichen und Bildungszwecken soll der Standort in Niederösterreich generell für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Im Erdgeschoß soll es eine kleine Ausstellung geben, in der die Wissenschafter ihre Arbeit vorstellen. Außerdem schwebt Fusani eine Nutzung von Seminarräumen für Events und Informationsveranstaltungen für Laien vor. Was die wissenschaftliche Arbeit betrifft, befinde man sich an der relativ jungen Vogelwarte noch in der Aufbauphase. Ein wichtiger Punkt sei die Etablierung des bundesweiten Zugvogel-Monitorings. Da in Österreich bereits etwa 100 Beringer aktiv sind, gehe es hier in erster Linie um strukturelle Verbesserungen. Außerdem wollen sich die Forscher mit der Zählung von Brutvögeln an neuralgischen Orten beschäftigen. Aus Informationen darüber, welche Arten in welcher Zahl dort brüten, würden sich wichtige Rückschlüsse auf die Veränderungen der verschiedenen Populationen und damit auf äußere Einflüsse, etwa durch den Klimawandel, ziehen lassen.
7Wissenschaft
Verfahrensbeginn unklar. Sydney/Hollywood – Der Streit um die Hunde von US-Schauspieler Johnny Depp (52) und seiner Frau Amber Heard (29) soll im nächsten Jahr in Australien vor Gericht kommen. Wann das Verfahren wegen Verstoßes gegen die Quarantänegesetze beginnt, sei wegen der Belastung des Gerichts noch unklar, sagte Richterin Joan White bei einer Anhörung in Southport an der Ostküste nach Medienberichten von Montag. Heard wolle sich dann selbst persönlich vor Gericht verteidigen, sagte ihr Anwalt nach Angaben der Zeitung Courier Mail. Ihr drohen bei einem Schuldspruch bis zu zehn Jahre Haft und eine hohe Geldstrafe. Die Medien gehen davon aus, dass auch Johnny Depp als Zeuge kommt. Heard ist als Halterin der Terrier Pistol und Boo angeklagt, die Tiere im Frühjahr ohne Lizenz im Privatjet nach Australien gebracht zu haben. Sie schaffte die Hunde nach der Drohung der Behörden, sie einzuschläfern, wieder außer Landes. Australien hat strikte Gesetze zum Schutz seiner einzigartigen Flora und Fauna. Damit soll verhindert werden, dass dort nicht vorkommende Keime und Bakterien eingeschleppt werden und heimische Tiere und Pflanzen bedrohen.
1Panorama
Der Streit über den Kurs in der Flüchtlingskrise eskaliert, die Aufnahmelager in Griechenland sind voll. Athen/Wien – Nach der von Österreich initiierten Blockade der Flüchtlingsroute über den Balkan kommt es in Griechenland zu chaotischen Szenen. Mehr als 20.000 Menschen aus Syrien, dem Irak und anderen Flüchtlingsländern sitzen zwischen Athen und der griechisch-mazedonischen Grenze fest. Die Polizei stoppte bis zum Mittag rund 40 Autobusse auf der Fahrt in den Norden. Flüchtlinge versuchten den Weg zu Fuß auf der Autobahn fortzusetzen. Im neuen Auffanglager in Diavata, einem Dorf im Westen Thessalonikis, wo an die 2.000 Menschen untergebracht waren, rissen die Insassen die Zäune nieder und flüchteten. Die Lage ist völlig außer Kontrolle, sagte der Bürgermeister von Thessaloniki, Yiannis Boutaris, der Zeuge des Ausbruchs wurde. Mazedonien gab am Donnerstag bekannt, nur noch 100 Flüchtlinge pro Tag einreisen zu lassen. Die mazedonischen Grenzschützer hatten zuletzt nur mehr syrische und irakische Staatsbürger durchgelassen. Angehörige anderer Nationen gelten nun pauschal als Wirtschaftsflüchtlinge. Knapp 3.000 Menschen harrten dort auf griechischer Seite aus. Im Hafen von Piräus trafen Donnerstagfrüh weitere 1.350 Flüchtlinge ein, denen die Überfahrt von der türkischen Küste auf eine der griechischen Inseln gelungen war. Mit Ausnahme von Diavata sind sämtliche Auffanglager auf dem griechischen Festland, auch in der Hauptstadt Athen, überfüllt. Einige hundert Neuankömmlinge kampierten am Donnerstag auf dem Victoria-Platz in der Athener Innenstadt. Die Mehrzahl von ihnen waren Afghanen. Ein junger Marokkaner gab an, er wolle zu seinem Vater nach Italien. Dass die Grenze nach Mazedonien für ihn geschlossen ist, schreckt ihn nicht ab. Es gebe andere Möglichkeiten um die Grenzpolizei herum, sagte er. Schlepper würden 700 bis 800 Euro für den Weg nach Serbien verlangen. Ich schaffe das, versicherte der junge Mann. Ein griechischer Regierungssprecher bekräftigte die Blockadedrohung, die Premier Alexis Tsipras am Mittwochabend im Parlament Österreich und den anderen EU-Staaten gegenüber ausgesprochen hatte. Solange es keine Garantie gebe, dass das vereinbarte Programm zur Verteilung syrischer Flüchtlinge innerhalb der EU umgesetzt würde, werde Griechenland politischen Entscheidungen der Union nicht zustimmen, erklärte der Sprecher dem STANDARD.
1Panorama
Smartphones, SIM-Karten und Ladegeräte wurden zu unerlässlichen Hilfsmitteln. Der Flüchtling von heute ruft die Daheimgebliebenen über Skype an. Wenn er einen Freund auf dem Weg verliert, kontaktiert er ihn via WhatsApp. Moderne Kommunikationsmittel und soziale Netzwerke ebnen den Weg für jeden, der die Flucht nach Europa antritt. In früheren Zeiten mussten Flüchtlinge nach dem Weg fragen, auf den Kompass schauen oder sich am Stand der Sonne orientieren. Der moderne Flüchtling fragt dagegen, wenn er in einem neuen Land ankommt, nur noch: Wo gibts hier SIM-Karten? Selbst die Ärmsten der Armen haben auf ihrem beschwerlichen Weg nach Westeuropa alle ein Smartphone und einen Zusatz-Akku dabei. Allerdings benutzen viele von ihnen preiswerte Geräte, die von den Herstellern als abgespeckte Version speziell für den arabischen Markt entwickelt wurden. Für die gefährliche Überfahrt von der Türkei nach Griechenland wickeln die Flüchtlinge das Telefon oft in Plastikfolie ein – für den Fall, dass ihr Schlauchboot kentern sollte. Rebwar Maao, ein junger Kurde aus dem syrischen Grenzort Ras al Ain, sieht müde und ziemlich abgerissen aus, als er vor dem Ostbahnhof in Budapest eintrifft. Einen Teil der Strecke von der serbischen Grenze haben er und seine vier Weggefährten zu Fuß zurückgelegt. Geschlafen haben sie im Wald. In der rechten Hosentasche seiner engen Jeans steckt ein Handy. In der linken Tasche hat er ein Ladegerät. Das reicht, um das Telefon dreimal voll aufzuladen, sagt Maao. Das Handy ist für Maao das wichtigste Hilfsmittel auf seiner Reise, die – wenn alles nach Plan läuft – in der deutschen Stadt Hannover enden soll. Mit der kostenlosen Kartensoftware und der Ortung per GPS finden die Asylbewerber den Weg nach Deutschland. Über geschlossene Facebook- und WhatsApp-Gruppen stellen die Flüchtlinge den Kontakt zu lokalen Menschenschmugglern her, die sie für viel Geld mit Lastwagen, Booten oder zu Fuß über die nächste Grenze bringen. Außerdem verfolgen sie per Smartphone die Nachrichten. Wo ist ein Schlupfloch geschlossen worden? Wo ist das Risiko am größten, von der ungarischen Polizei geschnappt und registriert zu werden? Einige syrische Flüchtlinge haben auch die App Gherbetna (Unser Heimweh) heruntergeladen, die ihnen nicht nur praktische Informationen liefert, sondern auch die Möglichkeit bietet, andere Flüchtlinge zu orten, die sich in der näheren Umgebung befinden. Wir haben in jedem Land etwa 20 Euro für eine Prepaid-Karte ausgegeben, sagt Maao. Die Karte, mit der man im Internet surfen und telefonieren kann, ist ihm so wichtig, dass er erst einmal zu einem Handygeschäft läuft – noch bevor er sich einen Fahrschein für den Zug zur österreichischen Grenze kauft. Wie wichtig Handys und Internet für die Flüchtlinge sind, haben auch ungarische Helfer erkannt. In Budapest hat eine Gruppe von Greenpeace-Aktivisten das Refugees Internet eingerichtet. Information und die Kommunikation mit Freunden und Verwandten sind für die Menschen hier am allerwichtigsten, sagt Flora Hevesi, Sprecherin von Greenpeace Ungarn. In kürzester Zeit haben hier über 100 Flüchtlinge ihre Handys aufgeladen oder das Internet benutzt. Vorerst werden die Aktivisten in der ungarischen Hauptstadt bleiben, sagt Hevesi. Aber wenn sie woanders gebraucht werden, ziehen sie auch weiter – etwa zu dem Erstaufnahmelager Röszke an der ungarisch-serbischen Grenze. Auf Gleis 8, wo die Züge nach Westen abfahren, sitzt an diesem sonnigen Mittag eine Gruppe junger Männer. Die Syrer sind Angehörige der drusischen Minderheit. Sie gehören nicht zu den Regimegegnern. Trotzdem wollten sie weg – weil es wegen des Krieges keine Jobs mehr gibt und das Leben teuer geworden ist. Mit Luftangriffen mussten sie in ihren Dörfern und Stadtvierteln zwar nicht rechnen. Dafür schlugen gelegentlich Granaten von Rebellen und sunnitischen Terrormilizen ein. Wir haben jetzt alle leere Akkus, sagt einer von ihnen. Mit meiner Familie in Syrien habe ich seit fünf Tagen nicht mehr Kontakt gehabt. Wenn er in Österreich angekommen ist, will er sich eine neue SIM-Karte besorgen. In Serbien, erzählt er, habe ihm ein Straßenhändler für viel Geld eine gefälschte Handykarte verkauft.
0Web
Fünf-Punkte-Papier – Bekämpfung des Schlepperwesens im Mittelpunkt – Appell statt Klage an die EU-Kommission. Wien – Die Regierung hat sich vor dem Ministerrat am Dienstag auf eine gemeinsame Position zur europäischen Asylpolitik geeinigt. Die Positionen werden die Grundlage für die Gespräche im Rahmen der Westbalkan-Konferenz am Donnerstag sein. Im Mittelpunkt dieser Gespräche soll die Bekämpfung des Schlepperwesens stehen, teilte die Regierung in einer Aussendung am Montag mit. Die gemeinsame Positionen gehen auf die von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) bereits beim Asylgipfel vorgelegten Punkte sowie auf die Ansätze von Außenminister Sebastian Kurz, Innenministerin Johanna Mikl-Leitner und Justizminister Wolfgang Brandstetter (alle ÖVP) zurück. Insgesamt hat die Regierung fünf Punkte verfasst. So soll das Schlepperwesen verstärkt bekämpft werden. In Österreich soll eine verschärfte Schlepper-Strafbestimmung gemeinsam mit der Verfassungsbestimmung zum Durchgriffsrecht beschlossen werden. Dadurch soll es möglich sein, Schlepper nicht erst in U-Haft zu nehmen, wenn gewerbsmäßig zehn Personen unter Gefährdung ihres Lebens ins Land gebracht wurden, sondern bereits ab drei Personen. Aus der ursprünglich angedrohten Klage gegen Dublin III wird nun ein Appell an die EU-Kommission. Diese wird von der österreichischen Bundesregierung ersucht, die Evaluierung von Dublin III, die für 2016 vorgesehen ist, vorzuziehen. Damit solle gewährleistet werden, dass eine verpflichtende Asylquote umgesetzt werden kann. Nach dem Vorschlag der EU-Kommission muss eine gemeinsame, solidarische und faire Aufteilung der Flüchtlinge unter allen EU-Staaten erfolgen. Alle EU-Staaten müssen Verantwortung übernehmen. Die Europäische Union muss jene Länder unterstützen, die ihre Quote bisher nicht erfüllen, so die Regierung. Weiters solle sich jedes Land verpflichten, die Fingerprints von Asylwerbern gewissenhaft aufzunehmen. Ebenso müsse ein gemeinsamer Grenzschutz der EU-Außengrenzen sichergestellt werden und die EU gegen die Gründe von Flucht und Vertreibung vorgehen, um die Flüchtlingsströme bereits in der Region, in der sie entstehen, zu mindern. Die Bundesregierung will sich schließlich mit ganzer Kraft und gemeinsam mit ihren europäischen Partnern und der Europäischen Kommission für ein nachhaltiges Gesamtkonzept im Bereich der EU-Asylpolitik einsetzen.
1Panorama
Wiener Westbalkankonferenz sei "Schande" – Androhung im Parlament am Mittwoch. Athen – Griechenland will in der Europäischen Union solange politische Beschlüsse blockieren, bis die vereinbarte gleichmäßigere Verteilung von Flüchtlingen auf die Mitgliedstaaten in die Tat umgesetzt wird. Dies sagte der linke Regierungschef Alexis Tsipras am Mittwoch im Parlament in Athen. Griechenland fordere die sofortige Einhaltung der Vereinbarungen zur Flüchtlingspolitik, sagte er weiter. Athen werde nicht akzeptieren, dass es Staaten gebe, die einerseits keinen einzigen Migranten aufnehmen, aber andererseits Zäune bauten. Ein Regierungssprecher in Athen konnte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zunächst nicht sagen, ob sich Tsipras Blockadedrohung nur auf Fragen der Flüchtlingspolitik bezieht oder auf sämtliche EU-Politikbereiche. Tsipras nannte es zudem eine Schande, dass Österreich und Länder des Westbalkans am Mittwoch in Wien eine Konferenz zur Asylpolitik abgehalten haben – außerhalb des EU-Rahmens und ohne griechische Beteiligung. Zuvor hatte sich Tsipras telefonisch bei der deutschen Kanzlerin Angela Merkel über die Teilschließung der Balkanroute beschwert, die zu einem Rückstau tausender Migranten in Griechenland führt.
1Panorama
Das Duo war ursprünglich als einmaliges Feiertags-Event angedacht gewesen. Berlin – Nora Tschirner und Christian Ulmen machen als Tatort-Kommissare in Weimar weiter. Die dritte Tatort-Folge Siegfried und Roy soll im ersten Quartal 2016 gezeigt werden. Das Duo war bisher zweimal ermittelnd in Dorn und Lessing zu sehen, aber ursprünglich als einmaliges Feiertags-Event angedacht gewesen. Nach dem Aus für den Erfurter Tatort in diesem Jahr seien sie nun aber zum einzigen und dauerhaften Thüringen-Tatort geworden. Auch wenn der Eventcharakter weg sei: Sie bleiben ein Event, sagte die Intendantin des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Karola Wille, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
6Etat
Sechs Monate vertändelt, sechs Tage verhandelt: Die griechische Regierung schnürt mit den Gläubigern ein neues Kreditpaket. Athen/Brüssel – Morgens um drei im Hilton war alles klar. Nach der dritten Nachtsitzung in Folge einigten sich die griechische Links-rechts-Koalition von Alexis Tsipras und die Institutionen, wie die Gläubiger im politischen Neusprech heißen, in Athen auf den nächsten großen Rettungskredit für das Land. Platon Tinos zählt zu jenen, die sich nur die Augen reiben. Unsere Regierung hat sechs Monate gebraucht, um nichts zu entscheiden. Und dann klären sie alles innerhalb von sechs Tagen. Es ist verblüffend, stellt der Politikprofessor und Pensionsspezialist mit einiger Ironie fest. Sparmaßnahmen vermieden Mehr Austerität ist weniger Austerität, argumentierte die dialektisch geschulte linksgerichtete Regierungspartei Syriza am Dienstag. Das heißt, jener Teil der Partei, der Premier Tsipras bei seiner Kehrtwende gegenüber den Kreditgebern folgt. Die Haushaltsvorgaben für dieses und die nächsten drei Jahre seien so stark nach unten korrigiert worden – insgesamt um elf Prozent der Wirtschaftsleistung, so wird ein ungenannter Regierungsmitarbeiter zitiert –, dass Griechenland Sparmaßnahmen in der Höhe von 20 Milliarden Euro vermieden hätte. Tatsächlich sind die Vertreter der Kreditgeber von EU, Europäischer Zentralbank, Europäischem Finanzierungsmechanismus und Internationalem Währungsfonds den Griechen nochmals deutlich entgegengekommen. Für den geplanten Hilfskredit in der Höhe von 85 Milliarden Euro darf der griechische Staat in diesem Jahr ein Primärdefizit von 0,25 Prozent des BIP erreichen (siehe Grafik), statt, wie noch im Juni diskutiert, ein Prozent Primärüberschuss; damit ist die Haushaltszahl vor Leistung des Schuldendiensts gemeint. 2016 sollen 0,5 Prozent Überschuss erwirtschaftet werden, in den Folgejahren 1,75 und 3,5 Prozent. Ende Juni, als die Regierung Tsipras die Kreditverhandlungen abbrach und ein Referendum ansetzte, hatten sich die Gläubiger und Athen auf zwei Prozent für 2016 und drei Prozent für 2017 verständigt. Neue Rechnung Die Höhe des Primärüberschusses legt fest, wie viel die Regierung an Steuern einnehmen und öffentlichen Ausgaben einsparen muss. Dann aber kamen die drei Wochen dauernde Bankenschließung und die Beschleunigung der Rezession. Panos Tsakloglou, ein Ökonomieprofessor und früherer Chef des Wirtschaftsberatergremiums im Finanzministerium unter der Regierung des konservativen Premiers Antonis Samaras bis zum Jänner 2015, macht deshalb eine ganz andere Rechnung auf. Drei Prozent Wachstum waren für dieses Jahr eigentlich erwartet worden, erinnert Tsakloglou. Stattdessen könnten es nun drei Prozent minus werden, also sechs Prozent Differenz der Wirtschaftsleistung; macht rund elf verschleuderte Milliarden Euro. Der Abschluss der Kreditvereinbarung ist sicherlich wünschenswert, sagt Tsakloglou, aber es ist wirklich ein Elend, wenn Sie sich anschauen, wo wir in Griechenland vor einem Jahr standen. Was wir mit sechs Monaten Varoufakis an Vermögen zerstört haben, wird ein Lehrbeispiel für die Finanzwissenschaft sein. Tsipras entließ seinen neomarxistischen Finanzminister Yanis Varoufakis Anfang Juli, am Tag nach dem Referendum, das eigentlich eine deutliche Ablehnung der Kreditbedingungen erbracht hatte, die von den Gläubigern präsentiert worden waren. Er habe nun ein stärkeres Verhandlungsmandat, hatte Tsipras anschließend erklärt. Eine Woche später kapitulierte er in einer Nachtsitzung in Brüssel mit den Staats- und Regierungschefs der Eurozone. Parlamentsabstimmung Die Grundsatzeinigung über das dritte Kreditabkommen nach 2010 und 2012 soll insgesamt 35 Reformmaßnahmen umfassen, zu deren Umsetzung sich die Regierung verpflichtete. Darunter fallen neben diversen Steuer- und Abgabenerhöhungen auch Deregulierungen im Energiesektor, gegen die sich Syriza gewehrt hatte. Bereits am Donnerstag soll das Parlament über das Abkommen abstimmen. Dabei wird erwartet, dass ein Teil der linken Regierungsfraktion erneut gegen ihren Premier stimmen wird. Mit der ersten Kreditrate sollen die griechischen Banken mit zehn Milliarden Euro einmal mehr rekapitalisiert werden. Offen war am Dienstag noch der Fonds für Privatisierungen, den Berlin will.
3Wirtschaft
Grüner Sicherheitssprecher hält Grundwehrdiener für Grenzeinsatz "vollkommen ungeeignet" und Bundesheer-Einsatz in Griechenland für "Schnapsidee". Wien – Gerade eineinhalb Wochen im Amt, muss sich der neue Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) schon harsche Kritik vom Grünen Sicherheitssprecher Peter Pilz anhören: Grundwehrdiener wären für einen Flüchtlingseinsatz an der Grenze völlig ungeeignet, die Überlegung, das Bundesheer nach Griechenland zu schicken, sei eine Schnapsidee, schimpfte Pilz am Freitag bei einer Pressekonferenz. Überhaupt ist Pilz mit der Performance der Regierung in der Flüchtlingskrise alles andere als zufrieden: Wie ein Blick auf die Daten des World Food Programme zeige, habe Deutschland heuer schon fast 120 Millionen US-Dollar locker gemacht, aber Österreich null – immer dasselbe. Hilfe vor Ort sei das wichtigste, betonte Pilz, und das System der jordanischen staatlichen Flüchtlingshilfe sei längst an den Kapazitätsgrenzen angelangt. Tausende versuchten, nach Europa zu kommen, weil sie vor Hunger flüchten. Flaschen und Pfand Die Flaschen in der Bundesregierung wüssten das seit Jahren, Ansagen, man müsse vor Ort helfen, seien aber leeres Geschwätz, wetterte Pilz. Die Regierung sollte dem WFP zumindest 27 Cent überweisen, findet der Grüne Abgeordnete: Das ist das Flaschenpfand für Kurz, das Flaschenpfand für Doskozil und das Flaschenpfand für Mikl-Leitner. Neben Außenminister Sebastian Kurz und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (beide ÖVP) schoss er sich besonders auf den neuen Chef des Bundesheers ein: Eine temporäre Verlängerung des Grundwehrdienstes zur Bewältigung der Flüchtlingskrise hält Pilz für Quatsch. Es sei überhaupt völlig sinnlos, Grundwehrdiener an die Grenze zu stellen, lernten diese doch ohnehin nur Kloputzen, Erdäpfelschälen und Offiziere bedienen. Im Bundesheer heißt es, dass es sich um Planungsvarianten handle, die aus heutiger Sicht nicht notwendig sind, da man den Einsatz auch mit Berufssoldaten noch aufstocken könnte. Nationaler Sicherheitsrat Auch Doskozils Überlegung, Bundesheer-Angehörige zur Sicherung der EU-Außengrenze nach Griechenland schicken, findet bei Pilz keinen Anklang. Ich halte das alles für groben populistischen Unfug, weshalb er den Nationalen Sicherheitsrat einberufen lassen werde, erklärte der Abgeordnete. Dort will er auch angebliche österreichische Waffenlieferungen in Kriegsgebiete thematisieren. Weiteres Thema werde ein vernünftiger Grenzschutz sein, wo sich Pilz eine ordentliche Registrierung der Ankömmlinge inklusive Fingerabdrücken wünscht. Die Kritik des Grünen Sicherheitssprechers reichte auch über die Landesgrenzen hinaus: Er sei dafür, auch beim Budget der EU anzusetzen, um Österreich zu entlasten. Man müsse Warschau und Budapest klarmachen, dass es nicht in Stein gemeißelt sei, dass sie Budget aus unserem Steuergeld bekommen und wir alle Flüchtlinge.
5Inland
Dutzende Menschen waren nach Kentern ihres Boots vermisst. Lesbos – Bei einem schweren Bootsunglück in der Ägäis sind mindestens 37 Menschen ums Leben gekommen, vor allem Frauen und Kinder. 75 Menschen konnten nach Angaben der türkischen Küstenwache gerettet werden, nachdem ihr Boot am Samstagmorgen beim Versuch der Überfahrt von der türkischen Provinz Canakkale zur griechischen Insel Lesbos kenterte. Unter den Opfern waren zwei Säuglinge. Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP befand sich an dem Küstenabschnitt nahe der türkischen Stadt Ayvacik, als dort die Leichen von etwa 20 Opfern des Unglücks lagen. Darunter war ein Baby, dessen Gesicht von einer Mütze bedeckt war. Ein Schnuller lag ganz in der Nähe. Zu sehen war auch ein zweites Baby, das tot aus dem Meer geborgen worden war. Sowohl unter den Opfern als auch unter den Überlebenden bildeten Frauen und Kinder die Mehrheit. Wir sind so traurig, sagte ein Überlebender unter Tränen. Mindestens 20 unserer Freunde gelten als vermisst. Die meisten der Flüchtlinge kommen aus Syrien und Afghanistan, einige aus Burma. Das gekenterte Boot lag 50 Meter vor der türkischen Küste. Rettungswesten und persönliche Habseligkeiten der Ertrunkenen lagen am Strand. Trotz des Winterwetters begeben sich immer noch jede Woche tausende Menschen auf die gefährliche Überfahrt in Richtung Europäische Union. Erst am Donnerstag waren 24 Flüchtlinge beim Untergang ihres Boots vor der griechischen Insel Samos umgekommen, am Mittwoch ertranken sieben Menschen. In der vergangenen Woche kamen in dem Gebiet 45 Flüchtlinge bei drei Schiffsunglücken ums Leben. Nach UN-Angaben kamen seit Beginn des Jahres mehr als 44.000 Flüchtlinge nach Griechenland, mehr als 200 Menschen starben bei der Überfahrt oder gelten als vermisst. Nach Erhebungen des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) stammen 84 Prozent der 44.000 Eingetroffenen aus Konfliktgebieten. Die Türkei hat wegen des Bürgerkriegs in Syrien nach eigenen Angaben rund 2,2 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Hinzu kommen 300.000 Iraker. 2015 entwickelte sich eine starke Wanderungsbewegung aus der Türkei Richtung Nord- und Westeuropa.
1Panorama
1990 begann die Arbeit an den Standards, die die Kommunikationswelt grundlegend verändern sollten. Der Datenaustausch zu Hause oder die Verbindung von Computer. Handy, Tablet und Co. ins Internet wäre ohne dieser Technologie heute kaum vorstellbar. Drathlosnetzwerke, kurz Wi-Fi oder WLAN, sind eine wichtige Grundlage moderner Kommunikation. Seit 1990 arbeiten Forscher daran, Geräte miteinander drahtlos zu vernetzen und diese Verbindungen immer leistungsstärker zu gestalten. Die WLAN-Technologie wird heuer also ein Vierteljahrhundert alt, wie Heise berichtet. Nach sieben Jahren Forschung und Entwicklung ist es 1997 so weit, des bis heute zentralen IEEE-Standard 802.11 wird publiziert. Über das 2,4-GHz-Band können die Forscher unter Laborbedingungen Informationen mit zwei Megabit pro Sekunde ohne Kabel hin und her schicken. Von WLANs in fast jedem Haushalt ist man freilich noch weit entfernt, beginnt sich doch erst das Internet als solches gerade erst als Medium für die Massen zu etablieren. 1999 gelingt es bereits, elf Megabit zu übertragen. Der Standard 802.11b ist jener, der zuerst eine nennenswerte Verbreitung findet. Geräte mit integrierten Plattformen, die Modem, Router und WLAN-Funktion vereinen, gibt es da aber noch nicht. Wer ein Drahtlosnetzwerk möchte, musste sich die Hardware einzeln besorgen und in Kombination zum Laufen bringen. Im gleichen Jahr gründeten Unternehmen wie Nokia, Cisco und Co. die Wireless Ethernet Compatibiliy Alliance (WECA), um gemeinsame Standards sicher zu stellen. Heute kennt man den Verband unter dem Namen Wi-Fi Alliance. 2002 brachte die IEEE die Weiterentwicklung 802.11g an den Start. Hier wurden auf 2,4 GHz unter Bestbedingungen 54 Megabit pro Sekunde gefunkt. Drahtlosnetzwerke begannen langsam, in den Alltag einzusickern. Viele Routerhersteller statteten ihre Geräte nunmehr auch mit WLAN-Funktion aus und auch zahlreiche Notebooks müssen nicht mehr mit einem zusätzlichen Steckmodul beglückt werden, um ohne Kabel auf die Datenautobahn zu gelangen. 2003 gesellte sich der Sicherheitsstandard WPA als Nachfolger des recht unsicheren WEP hinzu. Verzichteten Nutzer lange darauf, ihre Netze mit Passwörtern abzusichern, ist diese Absicherungsmaßnahme bald Usus in der Standardkonfiguration neuer Router. Die verbesserte Variante WPA2, die bis heute genutzt wird, folgt bereits im Jahr danach. Den nächsten Meilenstein erreicht die WLAN-Technologie schließlich mit 802.11n anno 2009. Möglich sind damit theoretisch bis zu 600 Mbit/s, sowohl auf 2,4 und fünf GHz. Die meisten Consumer-Geräte verfügen allerdings nur über zwei Antennen und erreichen folglich maximal 300 Mbit/s. Weil WLANs in immer mehr Haushalte einziehen und der n-Standard schnell Einzug hält, ergeben sich in Ballungsräumen erste Probleme mit Frequenzüberlagerungen. Kabelnetzwerke sind im Heimbereich mittlerweile eine Minderheit. Die Gigabit-Schwelle durchbricht 2013 schließlich 802.11ac. Mit diesem Standard sind unter Bestbedingungen bis zu 1,3 Gbit/s transportierbar. Die Adoption verläuft nochmals schneller, als bei seinen Vorgängern. Nicht nur viele Netzwerkkarten und Router unterstützen ihn mittlerweile, auch zahlreiche Smartphones und andere Mobilgeräte funken auf seiner Basis. Ausgereizt ist diese Spezifikation derweil noch nicht – dank neuer Codierung sollen in Zukunft Bruttodatenraten von bis zu 6,9 Gigabit pro Sekunde möglich sein.
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Das heimische Wirtschaftswachstum soll im kommenden Jahr deutlich nach oben klettern. Wien – Die OECD hat die bisher höchste Prognose für das österreichische Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr abgegeben. Das Wachstum soll 1,7 Prozent betragen, wie die Industrieländer-Denkfabrik in ihrem neuen Wirtschaftsausblick angibt. Die Treiber dahinter sind ein Plus bei den Exporten, der von der Steuerreform angeschobene Konsum und die niedrigen Zinsen. Der IWF geht in seiner April-Prognose von 1,6 Prozent aus, die EU-Kommission im Mai nur von 1,5 Prozent. Österreich liegt damit weiterhin unter dem Schnitt der Eurozone, für die die OECD ein Wachstum von 2,1 Prozent im kommenden Jahr voraussagt. Die OECD hebt in dem Bericht auch die heimischen Investitionen hervor, die zwar leicht zurückgehen würden, aber trotzdem deutlich höher als in anderen Euroländern seien. Das liege vor allem am Bau von Wohnhäusern und Infrastruktur. Investitionen von Unternehmen gingen allerdings zurück, auch wenn der Anteil der Gelder, die in geistiges Eigentum fließen, merklich gestiegen sei. Heuer entwickelt sich die österreichische Wirtschaft sehr schwach. Die OECD rechnet mit einem Wachstum von 0,6 Prozent (Eurozone: 1,4 Prozent). Im vergangenen Wirtschaftsausblick vom November 2014 rechnete die OECD noch mit 0,9 Prozent für Österreich. Obwohl die Wirtschaft nicht in Fahrt komme und die Arbeitslosigkeit steige, sei die Inflation höher als in anderen Euroländern, so die OECD. Das ist auch ein Grund dafür, dass die Realeinkommen noch immer niedriger sind als vor der Finanzkrise 2008. Würde Österreich seinen Dienstleistungssektor deregulieren, fielen die Preissteigerungen wohl niedriger aus, schreibt die OECD. Die Produktivität sei zuletzt gefallen, was der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Landes schade und Exportanteile koste. Dabei könnte ein Wandel der internationalen Wertschöpfungskette auch eine Rolle spielen. Üblicherweise hängt das österreichische Wachstum stark mit dem deutschen zusammen. Die deutsche Wirtschaftsleistung soll heuer aber schon um 1,8 Prozent zulegen, österreichische Unternehmen profitieren kaum. Das globale Wirtschaftswachstum sollte sich im Lauf des Jahres stärken und im Schnitt 3,1 Prozent betragen, schreibt die OECD. Der Ausblick für heuer wurde jedoch leicht nach unten korrigiert. Die Eurozone liegt mit prognostizierten 1,4 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt. Im ersten Quartal sei das Wachstum so niedrig gewesen wie seit Beginn der Krise nicht mehr, schreibt OECD-Chefökonomin Catherine Mann in der Einleitung des Berichts. Dabei handle es sich aller Voraussicht nach aber um eine vorübergehende Schwäche. Trotzdem seien Investitionen weiterhin schwach, genauso wie die Entwicklung der Produktivität. Im nächsten Jahr wird die weltweite Wirtschaftsleistung dann um 3,8 Prozent steigen, prognostiziert die OECD. Auch die Exporte sollen wieder anziehen.
3Wirtschaft
Da kenn i mi aus, da bin i halt z' Haus. Wien, Wien, nur du allein! Teilen Sie hier jede Woche Ihre Assoziationen und Geschichten zu einem neuen Begriff. Wien, die Stadt der Friedhöfe und Kaffeehäuser, das lebende Museum. Die Stadt, in der man beim Bummeln von Fake-Mozarts auf Konzerte eingeladen wird, Rolltreppeneröffnungen hunderte Partygäste anziehen, in der es Werbekampagnen gibt, die das Wort Gackerl auf Sackerl reimen, in der die U-Bahn-Verrückten eine Legende sind, Melange und Spritzer bestellt werden, die Stadt der Käsekrainer und Würstelstände, in der Hügel stolz zu Bergen hochstilisiert werden und die zwar über keinen Meeresstrand, aber doch über eine eigene Insel verfügt. Wer in Wien lebt, kennt sie, die vielen Eigenheiten der Stadt an der Donau, und hat viele davon lieben und einige sicher auch hassen gelernt. Wöchentlich stellen wir einen Begriff in den Raum, den wir mit Wien verbinden, und freuen uns auf Ihre Assoziationen und persönlichen Geschichten und Erlebnisse zu diesem Wort. Er ist der klassische Rettungsanker der Wiener. Eine Bastion im Getümmel der Großstadt. Wenn nichts mehr geht, dann geht immer noch ein Würstel. Frankfurter, Käsekrainer, Bosna, die Finessen der Wurstzubereitung sind endlos. Genauso sind die Zustände und Uhrzeiten unterschiedlichster Natur, zu denen man ein gepflegtes Würstel verspeist. Die besten Geschichten schreibt das Leben um drei Uhr früh am Würstelstand. Wir wollen Ihre hören und sind gespannt auf alles, was Ihnen rund um den Urwiener Würstelstand einfällt.
1Panorama
Haft wegen Vorwurf der "Unruhestiftung" wegen Unterstützung der Hongkonger Demokratie-Proteste. Peking – Die chinesische Journalistin und Zeit-Mitarbeiterin Zhang Miao ist freigelassen worden. Nach neun Monaten in Haft wurde die 40-Jährige am Donnerstagabend in Peking auf freien Fuß gesetzt, wie Diplomaten am Freitag berichteten. Die Behörden hätten sich entschieden, keine Anklage zu erheben, berichtete die Zeit unter Hinweis auf ihren Anwalt. Ihr war Unruhestiftung vorgeworfen worden. Zhang Miao war im Oktober in Peking auf dem Weg zu einer Dichterlesung zur Unterstützung der prodemokratischen Proteste in Hongkong festgenommen worden. Die deutsche Botschaft begrüßte die Freilassung. Wir sind erleichtert, dass es endlich zur Haftentlassung gekommen ist, hieß es in einer Mitteilung. Die Regierung habe sich wiederholt und auf verschiedenen Ebenen für ihre Freilassung eingesetzt. Nach ihre Festnahme war auch die Zeit-Korrespondentin Angela Köckritz, mit der Zhang Miao zusammengearbeitet hatte, mehrmals von der Polizei verhört und mit Konsequenzen bedroht worden. In einem aufsehenerregenden Artikel dokumentierte die deutsche Journalistin, die China inzwischen verlassen hat, im Jänner die Vorfälle. In China waren im vergangenen Herbst landesweit Dutzende von Aktivisten wegen Sympathiekundgebungen für die Forderung der Hongkonger nach freien Wahlen festgenommen worden.
6Etat
Jede Art der Kommunikation zwischen Häftlingen und Außenwelt unterbunden. San Salvador – Angesichts der jüngsten Gewaltwelle in El Salvador hat die Regierung des mittelamerikanischen Landes für sieben Gefängnisse den Notstand erklärt. In den kommenden zwei Wochen werde jede Art der Kommunikation zwischen den Häftlingen und der Außenwelt unterbunden und Familienbesuch gestrichen, teilte Justizminister Mauricio Landaverde am Dienstag mit. Soldaten würden den Außenbereich der Haftanstalten bewachen, hieß es weiter. Rund 300 führende Gangmitglieder wurden in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt. Die Jugendbanden – so genannte Maras – erhalten ihre Befehle häufig von ihren inhaftierten Chefs. Mit 104 Morden je 100.000 Einwohner ist El Salvador das gefährlichste Land weltweit außerhalb von Kriegsgebieten. Zuletzt war in El Salvador über die Verhängung des Ausnahmezustandes diskutiert worden. Für Mittwoch wurde erwartet, dass die Regierung dem Kongress ein erstes Maßnahmenpaket vorlegen würde.
1Panorama
"Homeland", "The Wire" oder "The Americans" – überall wird überwacht, aber jedes Mal anders. Willkommen zur siebten Ausgabe von Serienreif und gleichzeitig einer Art Special. Anlass ist die Schwerpunktausgabe des STANDARD zum Thema Die überwachten Bürger, die am Samstag erscheint. Wir reden also diesmal darüber, was Überwachung in Serien sein kann, ob sich dort die Realität widerspiegelt oder überzeichnet wird und fragen uns, warum Datensammeln eigentlich immer positiv dargestellt wird. *** Doris Priesching: Was mir zum Thema spontan einfällt, ist The Wire, erste Staffel. Wie sie dieses Büro aufgebaut haben und sich systematisch Zugang zu sämtlichen Kanälen verschafft haben – in der Genauigkeit war das bisher noch nicht zu sehen. Die Abgehörten reagierten umgekehrt genauso professionell. Diese genau abgestimmte Handy-Tauscherei und dieses Hase-Igel-Spiel, wer ist jetzt wem um eine Nasenlänge voraus – also ich denke, man könnte bis heute viel lernen von The Wire. Michaela Kampl: The Wire kann mir sowieso die Welt erklären. Bei der Überwachung fand ich spannend, dass das so low key war. Ich hab die Serie, zumindest die erste Staffel, erst so zehn Jahre nach der Ausstrahlung gesehen. Zwischen The Wire-Serienstart und jetzt hat sich auf dem Überwachungsgebiet viel getan. Das mit den Pagern und dem Code war richtig klassische Detektivarbeit. Da wurde nicht einfach ein Handy angezapft oder Kameras versteckt. Diese technischen Möglichkeiten hatten McNulty und Bunk noch nicht und Handys hatte sowieso kaum wer. Also mussten Pager zugeordnet und Nummerncodes geknackt werden. Aber auch im Fernsehn spiegelt sich der technische Fortschritt wider. Das nächste Überwachungslevel für mich war dann Homeland, die erste Staffel, wo jede Bewegung von Brody aufgezeichnet wird. Und ohne dass Carrie wie McNulty vorher lange irgendwelche Staatsanwälte beknien musste. Überwachung wird in den beiden Serien anders gezeigt. Einmal als Katz-und-Maus-Spiel in The Wire mit einer Art Gleichberechtigung zwischen Verfolgern und Verfolgten, und in Homeland als Totalität, die für den Überwachten aber unsichtbar bleibt. Julia Meyer: Diese Totalität hat dann ja auch die Konsequenz, dass ich mich ja oft leise gefreut habe, wenn die CIA trotz allem Brody nicht durchschauen kann. Beispielsweise dann, wenn Brody heimlich in der Garage betet. Wenn dieses ganze extrem ausgeklügelte System, das den Menschen und sein Umfeld so gnadenlos ins Visier nimmt, fehlbar ist. Natürlich ist auch der brüchige und ja tendenziell sympathische Charakter Brodys Grund für diese heimliche Freude. Bei The Wire hab ich übrigens hauptsächlich die Bilder genossen. Teilweise minutenlang nix verstanden. Doris Priesching: Der Vorteil von Homeland war ja, dass man verstand, was gesprochen wurde. The Wire in OF – was für Helden. Schummrig wird es einem allerdings schon, wenn man so sieht, was alles möglich ist. Oder ist das eh alles nicht wahr? Daniela Rom: Ich kann mit einem anderen Gegensatzpaar aufwarten: The Americans und The Good Wife. Einmal ganz abgesehen davon, dass ich The Americans für das Genialste halte, was ich seit langem gesehen habe, wird uns da sehr schön die noch oldere school von Überwachung gezeigt, nämlich die im Kalten Krieg. Das russische Spion-Paar sitzt da nicht selten stundenlang im Auto herum, oder lässt mithilfe liebeskranker Damen oder Herren selbst das Büro des FBI verwanzen. Überwachung ist hier halt nur ein Teil des Agenten-Werkzeugkastens. In The Good Wife hingegen gibt es einen über mehrere folgen gespannten Erzählstrang, der sich klar mit der ganzen aktuellen NSA-Kiste auseinandersetzt. Im Endeffekt kommt Alicia drauf, dass über die zweite oder dritte Ecke nicht nur sie, sondern auch die Anwaltskanzlei überwacht wird. Dann kriegt sie auch immer wieder die drei NSA-Buben zu sehen, die den ganzen Tag Telefongesprächen lauschen, und sich dann auch ihre Gedanken machen, zum Bespiel, ob es denn eine Liebelei zwischen Alicia und Will gibt. Doris Priesching: Ich weiß nicht, ob ich das hier sagen darf: Aber von The Good Wife habe ich eine Staffel geschafft, und The Americans steht immer noch auf meiner Liste. Ist mir jetzt so rausgerutscht. Also schwindle ich mich jetzt einfach hinauf auf die Metaebene. Interessant ist doch schon, dass das Abhören in Serien so gut wie immer gut und gerecht ist, weil die Überwachten ja immer eine Gefahr für die Gesellschaft sind. Das Orwellsche wird stillschweigend akzeptiert. Die Achse des Bösen muss ausgelöscht werden. Im US-Fernsehen ist man sich da einig. Ich erinnere an 24, wo der Agent lange im Sinne der Gerechtigkeit wüten durfte, ehe irgendwann jemand doch bemerkte, dass das eigentlich Folter ist. Daniela Rom: Du darfst alles sagen. Und ich bleib mal bei The Americans – gerade da ist für mich dieses uramerikanische Ding, wir sind die Guten und die anderen die Bösen und wir haben immer Recht, aufgehoben: Die Russen sind zwar auch hier die Bösen, aber die Amis kommen auch nicht sonderlich gut weg. Aber zurück zum Thema Überwachung. Michaela Kampl: Generell scheint in aktuellen Serien oft die Unschuldsvermutung umgedreht zu werden. Wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten. Ausnahmen gibt es aber auch. Oder gab es zumindest. In einzelnen Akte X-Folgen, meine ich mich zu erinnern, tauchen NSA-Agenten auf und wissen immer was, das Mulder längst ahnt, sagen aber nix, haben schlechte Anzüge und unsympathisch sind sie auch. Aber Akte X ist schon ein Weilchen her. Vielleicht hat sich da auch die Darstellung von Überwachung geändert. Hier sei kurz erwähnt, dass ich Gillian Anderson für die beste, schönste und gescheiteste aller Fernsehdetektivinnen halte. Auch in The Fall sehr gut. Offtopicschwärmerei Ende. Aktuell fällt mir grad keine Serie ein, die Überwachung problematisiert. Person of Interest vielleicht. Aber da muss ich zugeben, noch keine Sekunde davon gesehen zu haben. Julia Meyer: Einen ein bisschen anderen Aspekt in puncto überwachte Bürger bringen sämtliche Serien um forensische Kriminalistik à la CSI ins Spiel. Da gibt es ja selten den Oberbösen, der über Staffeln hinweg gejagt wird, sondern im Normalfall halbwegs abgeschlossene Fälle pro Folge. Logisch ist, dass in einer Krimiserie das Ansammeln, die Auswertung und die Aufbereitung von Daten einen großen Teil der Handlung darstellt. Was das Ganze aber von bis jetzt genannten Serien unterscheidet, ist – meiner Meinung nach –, dass die Methoden wirklich nie hinterfragt oder reflektiert werden. Informationen über Bürger zu haben ist per se gut. Erneut gilt hier: Wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten, aber deutlich radikaler. Je mehr Information, desto besser. Gut und böse sind in diesen Bruckheimer-Produktionen dämlich einfach verteilt. Zudem werden die Informationen, wie zum Beispiel bei CSI Miami, visuell derart wuchtig dargestellt, dass sie eine spezielle Ästhetik, sprich Schönheit entwickeln. Michaela Kampl: Es ist zu einem großen Teil auch die Populärkultur, die unsere visuelle Vorstellung von Überwachung formt. Ja, wir kennen Videokameras im öffentlichen Raum, aber wie das genau auf der anderen Seite des Schirms ausschaut, weiß ich eher aus Homeland als aus eigener Erfahrung. Ich glaub, ich kann das eher wegstreichen. Aus eigener Erfahrung weiß ich nur, wie U-Bahn-Überwachungsbildschirme ausschauen. Daniela Rom: Spannend wird es, wenn bei dem Thema Überwachung gezeigt wird, dass auch alle gesammelten Daten entweder falsch interpretiert werden können oder die Interpretation zwar stimmt, aber dennoch nicht zum Mörder führt. Noch einmal zu The Good Wife: Da wird am Schluss des Erzählstranges der Chef der NSA-Abteilung reingelegt, indem Anrufe von Menschen mit arabisch klingenden Namen wegen eines vermeintlich zu verkaufenden Autos bei ihm in Scharen anrufen – und er ein Problem kriegt. Das hat mich zwar sehr amüsiert, auf der anderen Seite ist es aber schon irre, was aus irgendwelchen Metadaten herausgelesen werden kann. Julia Meyer: DIE Serie zur Datenverarbeitung ist da ja vielleicht Person of Interest. Leider macht sie meiner Meinung nach zu wenig daraus. Die Grundidee ist spannend, dann ist es aber eigentlich eine ziemlich oberflächliche Sache. Die Maschine, die die Daten für zukünftig geplante Verbrechen sammelt und auswertet, wird genau gar nicht erklärt. Und auch nicht hinterfragt. Dass sich der Erfinder Gedanken darüber macht, was relevante und irrelevante Verbrechen sind und ob nicht auch die unwichtigen, also die nicht staatsgefährdenden Morde relevant sind, mag ja noch interessant sein. Dann entwickelt sich aber aus der Entscheidung, sich der unwichtigen Fälle anzunehmen, eine ziemlich plumpe Rächergechichte. Die sich auch stur in jeder Folge wiederholt. Es ist damit nicht sonderlich weit weg von den CSI-Geschichten und die Metaebene bricht eigentlich weg. Deswegen hab ich auch schnell wieder aufgehört das Ganze zu schauen. Wer weiß, vielleicht habe ich deswegen einen Umschwung verpasst. Wissen Sie es, werte Userinnen und User? (Michaela Kampl, Julia Meyer, Doris Priesching, Daniela Rom, 26.6.2015)
6Etat
Ehrenprofessor mit Glück im Spiel. Ein etwas beleibter älterer Herr mit gepflegtem Dreitagesbart, der das Doppelkinn etwas kaschiert, die Hand an der leicht heruntergeschobenen Brille, über die seine blauen Augen unter buschigen Brauen einen strengen Blick werfen – wie ein Buchhalter, dem man kein X für ein U vormachen kann. So wirkt Johann Graf auf einem der wenigen von ihm veröffentlichten Fotos. Und nicht wie ein Mann, der in jungen Jahren seinen Beruf an den Haken hängte und zu einem der reichsten Männer Österreichs avancierte. Der Einstieg seines Glücksspielkonzerns Novomatic in die Casinos Austria AG dürfte dem 69-Jährigen nicht nur unternehmerisch eine Genugtuung sein. Angesichts der rasanten Ostexpansion nach der Wende ließ der langjährige Casinos-Chef Leo Wallner immer wieder unterschwellig Zweifel an der Seriosität des Rivalen anbringen. Graf führt wie viele seiner Mitmilliardäre ein äußerst zurückgezogenes Leben. Reiche Menschen werden nicht gern angeschnorrt, wollen wie jeder um ihrer selbst willen geliebt werden. Wenn man aber in einer Branche sein Vermögen verdient, die Glück in Form von Geld verspricht, aber Pechvögel auch tief ins finanzielle Unglück stürzen kann, hat man nicht nur Freunde. Ein schlechtes Gewissen habe er nicht, zitierte ihn das Magazin Trend. Ein Weinbauer habe ja auch keine Gewissensbisse, nur weil er Wein mache. Für andere ist er Vorzeigeunternehmer mit Tellerwäscher-Romantik: aufgewachsen bei den Großeltern in einer Zimmer-Küche-Wohnung mit Klo auf dem Gang in Wien-Döbling. Die Eltern schufteten in ihrer Fleischhauerei in Perchtoldsdorf. Auch wenn er es mit 23 Jahren zum jüngsten Fleischhauermeister Österreichs brachte, Borstenvieh und Schweinespeck waren nicht sein Lebenszweck. Mit 50.000 Schilling (3600 Euro) Startkapital begann er mit einem Bekannten, Flipperautomaten zu importieren: ein Geschäft, aus dem 1980 die Novomatic hervorgegangen ist. Nicht nur als Geschäftsmann zeigte er ein glückliches Händchen. Die Politik ist bei Novomatic auf allen Ebenen an Bord. EU-Kommissar und Exwissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) kommt aus dem Novomatic-Stall in Gumpoldskirchen, Exinnenminister Karl Schlögl (SPÖ) dockte nach der Politkarriere dort an. 2003 wurde dem Vater dreier Söhne von Bundespräsident Thomas Klestil (ÖVP) der Ehrentitel Professor verliehen. So nennen ihn seither seine Mitarbeiter. (Karin Tzschentke, 28.7.2015)
3Wirtschaft
Angriff, als Pensionistin nach Hause kam – Kein erkennbares Motiv. Wien – Ein 46-jähriger Mann hat am Dienstagnachmittag in Wien-Favoriten seine Mutter mit einem Messer attackiert und schwer verletzt. Laut Polizei verübte er die Tat, als die Mutter nach Hause kam und die Tür zur gemeinsamen Wohnung in der Inzersdorfer Straße aufsperrte. Laut Polizeisprecherin Michaela Rossmann drängte er die 81-Jährige ins Stiegenhaus zurück und verletzte sie im Halsbereich schwer. Die Pensionistin wurde am Mittwoch im Krankenhaus einvernommen. Demnach kam sie gegen 15.00 Uhr nach Hause und sperrte die Tür auf. Ihr 46-jähriger Sohn befand sich im vorderen Bereich und hatte ein Messer in der Hand. Er stürzte sich ohne Vorwarnung auf seine Mutter. Im Stiegenhaus ging die 81-Jährige zu Boden und rief um Hilfe. Ein Nachbar im Haus hörte die Schreie und fand die Frau auf dem Boden. Er alarmierte die Rettungskräfte. Die Polizei nahm den 46-Jährigen in der Wohnung fest. Er konnte bisher aufgrund seines Gesundheitszustandes nicht einvernommen werden und machte nur unklare Angaben. Das Motiv blieb damit im Dunkeln. Der Mann lebte seit seiner Geburt bei seiner Mutter. Die Frau befand sich am Mittwoch noch im Krankenhaus. Sie schwebte aber nicht in Lebensgefahr.
1Panorama
Unsicherheit nach Ablehnung von Gläubiger-Sparvorschlägen in Referendum belastete Handel. Wien – Die Wiener Börse hat am Montag nach dem Referendum in Griechenland im tiefroten Bereich geschlossen. Der ATX fiel 59,18 Punkte oder 2,43 Prozent auf 2.374,06 Einheiten. Damit lag die tatsächliche Entwicklung des Leitindex rund 27 Punkte unter der heutigen Händlerprognose im APA-Konsensus von 2.401,00 Punkten. Zum Vergleich die wichtigsten Börsenindizes um 17.30 Uhr: Dow Jones/New York -0,26 Prozent, DAX/Frankfurt -1,42 Prozent, FTSE/London -0,72 Prozent und CAC-40/Paris -1,95 Prozent. Noch immer ist unklar, wie es mit Griechenland weitergeht. Am Vortag hatte die griechische Bevölkerung in einem Referendum die Sparvorschläge der Gläubiger mit klarer Mehrheit abgelehnt. Am morgigen Sondertreffen der Staats- und Regierungschefs des Euroraums soll der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras nun neue Vorschläge vorlegen. Darauf verständigte er sich mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zudem hatte der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis am Montag in der Früh überraschend seinen Rücktritt erklärt. Von Beobachtern wurde dies als Zugeständnis von Tsipras an die Gläubiger interpretiert. Neuer Finanzminister wird der bisherige stellvertretende Außenminister Euklid Tsakalotos, wie kurz vor Handelsschluss bekannt wurde. Tsakalotos war zuletzt Chefunterhändler in den Verhandlungen mit den Gläubigern. Noch ausständig ist eine offizielle Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) über die Notfallkredite (ELA) für die griechischen Banken, die derzeit bei rund 90 Mrd. Euro eingefroren sind. Damit die Banken wieder öffnen können, wäre eine Ausweitung nötig. Eine solche ist Analysten zufolge aber unwahrscheinlich. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP berät die Notenbank ab 18 Uhr über die weitere Vorgehensweise. Bei den Einzelwerten gehörten die beiden Bankwerte im ATX zu den größten Verlierern. Die Papiere der Raiffeisen Bank International (RBI) gaben um 3,62 Prozent auf 12,64 Euro nach, Anteilsscheine der Erste Group fielen um 3,50 Prozent auf 24,98 Euro. Damit folgten sie dem schwachen europäischen Branchentrend. Ein optisch noch deutlicheres Minus stand nur bei den Aktien der voestalpine zu Buche, die allerdings mit Dividendenabschlag gehandelt wurden und daher um 5,10 Prozent tiefer bei 35,76 Euro schlossen. In der Gewinnzone notierten hingegen die Titel der Buwog, die mit einem Plus von 0,25 Prozent bei 17,83 Euro aus dem Handel gingen. Die Analysten der Erste Group haben in einer neuen Studie ihre Anlageempfehlung Accumulate sowie das Kursziel von 21,0 Euro für die Aktie bestätigt. Allerdings rechnen sie mit geringeren Mieteinnahmen als bisher.
3Wirtschaft
Multimillionär bekennt sich wegen illegalen Waffenbesitzes schuldig – Hatte bei TV-Dreharbeiten beiläufig ein Mordgeständnis abgelegt. Los Angeles – Der Mordprozess gegen den New Yorker Immobilienerben Robert Durst ist nach einem Schuldeingeständnis in einem anderen Verfahren nähergerückt. Der 71-jährige Multimillionär, der in den USA im Mittelpunkt eines bizarren Kriminalfalls steht, bekannte sich am Mittwoch in New Orleans des unerlaubten Waffenbesitzes schuldig, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Durst wartet in der Stadt im Bundesstaat Louisiana auf seine Überstellung nach Los Angeles, wo er sich wegen Mordvorwürfen vor Gericht verantworten soll. Die Staatsanwaltschaft wirft Durst vor, seine enge Freundin Susan Berman im Dezember 2000 in Los Angeles erschossen zu haben. Im März vergangenen Jahres hatte der Multimillionär bei Dreharbeiten zu einer Fernsehdokumentation über sein Leben wohl unbeabsichtigt ein Mordgeständnis abgelegt. Der 71-Jährige murmelte vor sich hin, er habe alle getötet – offenbar ohne zu wissen, dass das drahtlose Ansteckmikrofon noch eingeschaltet war. Berman starb ausgerechnet am Tag, bevor die Polizei sie zum mysteriösen Verschwinden von Dursts Ehefrau im Jahr 1982 befragen wollte. Auch bei der verschollenen Gattin haben die Behörden den exzentrischen Multimillionär im Verdacht. Durst versteckte sich 2001 vor den Ermittlungen in der texanischen Küstenstadt Galveston, verkleidete sich als Frau und gab sich als stumm aus. Als er in eine Auseinandersetzung mit einem Nachbarn geriet, erschoss er den Mann und zerstückelte die Leiche. Zwei Jahre später wurde er in diesem Fall überraschend wegen Notwehr freigesprochen. Die Geschworenen glaubten seiner Darstellung, er habe den Nachbarn versehentlich erschossen, als sie um eine Waffe gerungen hätten. Durst war im April wegen der Vorwürfe im Fall Berman in New Orleans festgenommen worden. Weil bei ihm im Hotelzimmer ein Revolver und Marihuana gefunden wurden, leitete die Justiz in der Südstaatenmetropole aber noch ein eigenes Verfahren wegen unerlaubten Waffenbesitzes gegen ihn ein. Dursts Anwälte verlangen, dass der Mordprozess möglichst bald beginnt – um die Vorwürfe gegen ihren Mandaten zu entkräften.
1Panorama
Außenminister appelliert an UNO-Sicherheitsrat britischen Entwurf nicht anzunehmen. Belgrad/New York – Der Entwurf einer britischen UNO-Resolution zum Massaker in Srebrenica sorgt weiterhin für Aufregung in Belgrad. Der serbische Außenminister Ivica Dacic warnte laut der serbischen Tageszeitung Vecernje novosti vom Mittwoch nun vor einer unabsehbaren und langfristig negativen Auswirkung dieser Erklärung auf den Stabilisierungsprozess in der Region. Dacic forderte demnach die Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats in einem Schreiben dazu auf, die Resolution nicht anzunehmen. Der Minister verwies zudem darauf, dass sich der Westbalkan mit neuen Herausforderungen und Bedrohungen bei dem Thema Sicherheit auseinandersetzen müsse, auf die die führenden Politiker Serbiens neue Antworten finden müssten. Die serbische Regierung hatte sich bereits vor einer Woche in einem Brief an die ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats gegen die geplante Resolution ausgesprochen. Am 7. Juli, vier Tage vor dem 20. Jahrestag des Srebrenica-Massakers, will sich der Sicherheitsrat zum britischen Erklärungsentwurf äußern. Belgrad favorisiert russischen Vorschlag Russland unterbreitete dem Sicherheitsrat unterdessen einen Gegenvorschlag zum britischen Entwurf, der in Belgrad als ausgewogener betrachtet wird. Die von London entworfene Resolution wird hingegen als einseitig wahrgenommen, da sie lediglich auf die Opfer des Srebrenica-Massakers verweist und die Opfer anderer Kriegsverbrechen, die während der Balkan-Kriegen begangen wurden, außer Acht lässt. Zahlreiche hochrangige Politiker und Ex-Politiker von Serbien und Bosnien-Herzegowina übten in den vergangenen Wochen heftige Kritik an dem britischen Resolutionsentwurf. Der bosnisch-herzegowinische Außenminister Igor Crnadak, ein Serbe, warnte Mitte Juni etwa vor einer Spaltung, die diese Erklärung in seinem Land verursachen würde. Es gelte, allen, die in Srebrenica ums Leben gekommen seien, Ehre zu erweisen, erklärte er. Der serbische Außenminister Ivica Dacic kritisierte etwa, dass an Dutzenden Stellen von Völkermord die Rede sei, Versöhnung aber kaum in dem britischen Resolutionsentwurf vorkomme. Nach der Einnahme der ostbosnischen UNO-Schutzzone Srebrenica durch bosnisch-serbische Truppen im Juli 1995 wurden rund 8.000 bosniakische Bewohner in der Umgebung der Stadt brutal ermordet. Ihre Leichen wurden später in etlichen Massengräbern gefunden. Nach zahlreichen Opfern des Massakers wird noch gesucht. Srebrenica liegt im heutigen Bosnien-Herzegowina. Der Internationale Gerichtshof hatte 2007 jenes Massaker als Völkermord qualifiziert, ebenso das UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) in mehreren Urteilen gegen ehemalige bosnisch-serbische Militärs. Die Urteile für die zwei Hauptverantwortlichen, den ehemaligen Präsidenten der Republika Srpska, Radovan Karadzic, und den ehemaligen Generalstabschef Ratko Mladic, stehen noch aus.
2International
Zweidrittelmehrheit im Bundesrat könnte zum Stolperstein werden – Aktuelle Zahlen zu Länderquoten erst am Montag. Wien – Verfassungsexperten halten die geplante Kompetenzverschiebung zur Schaffung neuer Asylunterkünfte für unproblematisch. Theo Öhlinger, Heinz Mayer und Bernd-Christian Funk meinen unisono: Mit der Bestimmung wird zwar ins Baurecht und damit in eine klassische Landeskompetenz eingegriffen. Die Änderung ist aber – soweit absehbar – maßhaltend und sachlich begründet. Stolpersteine bei der Umsetzung dürfte es keine geben, sofern eine Zweidrittelmehrheit zustande kommt. Mayer, Öhlinger und Funk halten Widerstand im Bundesrat für möglich. Falls mit dem Gesetz Länderkompetenzen beschnitten werden, bedarf es auch dort, genau wie im Nationalrat, einer Zweidrittelmehrheit. Laut Funk ist eine Verweigerungshaltung aber politisch schwer argumentierbar. Das Instrument der Ersatzvornahme, mit dem der Bund in Zukunft Aufgaben der Länder beziehungsweise der Gemeinden übernehmen kann, wird laut den Experten äußerst selten angewendet. Frist vorbei, Erfüllung offen Die geltenden Länderquoten werden von den geplanten Asylquoten auf Gemeindeebene übrigens nicht berührt und sind nach wie vor aufrecht. Am Freitag ist jene Frist abgelaufen, auf die man sich beim Asylgipfel am 24. Juni geeinigt hatte. 6.500 Betreuungsplätze hätten die Bundesländer insgesamt neu schaffen sollen. Ob diese Verpflichtung eingehalten wurde, wollte das Innenministerium am Freitag nicht mitteilen. Es gebe im Laufe des Tages in einzelnen Ländern viele Übernahmen, wodurch sich noch einiges ändern könnte, begründete ein Sprecher die Vorgehensweise. Einzig aus Vorarlberg drang die Kunde, die mit dem Bund vereinbarte Asylquote werde zu 100 Prozent erfüllt. Im westlichsten Bundesland wurde für Freitagabend das Eintreffen von knapp 130 zusätzlichen Flüchtlingen erwartet. Die aktuellen Zahlen für alle Bundesländer will das Innenministerium nun am Montag präsentieren, so der Sprecher.
1Panorama
Vertretung im September 2011 nach Erstürmung durch Demonstranten geschlossen – Diplomatische Beziehungen formell nicht unterbrochen. Kairo/Jerusalem – Vier Jahre nach der Schließung hat Israel seine Botschaft in der ägyptischen Hauptstadt Kairo wieder geöffnet. Im Beisein des Generaldirektors des israelischen Außenministeriums, Dore Gold, sowie ägyptischer Vertreter wurde an dem Gebäude in Kairo die Fahne Israels gehisst, wie das israelische Außenministerium am Mittwoch mitteilte. Wir arbeiten zusammen (mit Ägypten) für Sicherheit und Wohlstand im Nahen Osten, wurde Gold in der Mitteilung zitiert. Israels Botschaft in Kairo war im September 2011 geschlossen worden, nachdem Demonstranten die Büros der Vertretung gestürmt hatten. Nach der Revolution im Februar desselben Jahres hatte es immer wieder auch anti-israelische Ausschreitungen gegeben. Formell abgebrochen wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Kairo aber nie. Ägypten und Jordanien sind die einzigen arabischen Länder, zu denen Israel diplomatische Beziehungen unterhält.
2International
99 Briefe und Postkarten zwischen dem österreichischen Autor und seinem Übersetzer Alzir Hella erreichten in Paris den Mindestpreis nicht. Paris/Wien – Die bisher unveröffentlichte Korrespondenz zwischen Stefan Zweig und seinem französischen Übersetzer Alzir Hella hat am Dienstag bei einer Versteigerung in Paris keinen Käufer gefunden. Das zuvor auch in Wien gezeigte Konvolut besteht aus den 99 Briefen und Postkarten, welche die beiden Literaten zwischen 1928 und 1939 ausgetauscht haben. Der Schätzwert lag bei bis zu 60.000 Euro. Der geforderte Mindestpreis sei jedoch nicht erreicht worden, hieß es aus dem Auktionshaus Artcurial.
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