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Am Freitag startete das Donaufestival mit Worldmusic-Stars wie Omar Souleyman und dem Hip-Hop-Künstler Gaika. Krems – Wenn der Mainstream die Avantgarde überholt, bekommen wir ein gewisses Grundproblem. Es stellt sich die Frage nach dem Warum. Warum stehen wir alljährlich seit Jahren nachts zu für die Wegarbeit am Morgen im Stall absurden Nachtzeiten in abgerockten niederösterreichischen Mehrzweckhallen herum? Wollen wir uns dringend von via Tittensender RTL 2 bekannten Käse-Synthie-, Autodrom- und Autotune-Vocals befeuertem Doku-Soap- und Schlurf-Hip-Hop langweilen lassen? Were gonna have a good, good time. Do you wanna have a good, good time? Yes, were gonna have a dings, a good, good time. Its good, sowieso. Es klingt, als wäre man im größten anzunehmenden Ernstfall Dieter Bohlen mit Anlauf in den Schritt gefahren und hätte danach zur Beruhigung eine Knuspertüte geraucht. Die Kunst des laut Programmheft die Gesellschaft anklagenden, einen Befreiungsschlag durch Plattitüden erreichenden Hip-Hop-Künstlers Gaika beim diesjährigen Donaufestival in Krems ist eine geringe. Er ödet mit seinen vielleicht sogar ungewollten Macho-Mikrofonposen zu schlaffer Formatradiomusik einfach an. Dabei hat sich Intendant Tomas Zierhofer-Kin letztmalig vor seinem Engagement als neuer Chef der Wiener Festwochen im Programmheft so bemüht. Ein letztes Mal wird hier mit der Macht des Proseminars im hochsubventionierten Rücken mit allen Mitteln aus dem Begriffsregister eines abgebrochenen Social-Studies- und Gender-Bender-Studiums geschöpft. Ö3 ist eine Erfindung von Slavoj Žižek. Moderiert wird das Ganze von Peter Weibel auf Betablockern. Selbst noch im letzten Teil eines verschleppten Viervierteltakts wird Dissidenz geortet. Die Musik kommt zwar aus dem Klappcomputer, der Sound ist allerdings Analogkäse. Der aus Chicago kommende Footwork-Star RP Boo schickt zur Sperrstundenzeit mit zwei hochgebitchten Tänzerinnen den Hip-Hop zur Amphetamin-Kurzzeittherapie. Irgendwelche Soul-Samples mit Mickey-Mouse-Stimmen kommen auch vor. Aber so ist das, wenn man Mofas auffrisiert und statt eines fetten Motorsounds quengelnde Fichtenmopeds bekommt. Neben den aus dem Kongo kommenden neuen Afro-Rock-Superstars Mbongwana Star um ehemalige Mitglieder der legendären Staff Benda Bilili, die afrikanische Musiken mit dem britischen gut angezerrten Hardrock der frühen 1970er-Jahre verbinden – und damit die lokalen, Rucksack tragenden Stammgäste des hiesigen Wachauer Marihuandl-Hanf-Shops restlos zum Tanzen bringen –, gehört am Ende der Nacht die Show einem Mann. Der syrische Hochzeits-, Weihnachtsfeier- und Firmenjubiläumssänger Omar Souleyman mag zwar mit seinem arabischen Scheich-Outfit und einem hinter Sonnenbrillen und Freddie-Mercury-Bart angesiedeltem, eher statischem Auftreten als Mann, der sich nichts traut, weil das ja auch peinlich wäre, nicht der größte Bringer sein. Die aufgefetteten Alleinunterhalter-Orgelsounds sorgen aber immerhin dafür, dass man das superbanale Technoset des so wie RP Boo aus Chicago kommenden, weltweit eher wegen nichts gehypten Hieroglyphic Being schnell wieder vergisst. Übliches Four-to-the-floor-Gestampfe trifft im elektrischen Regelkreis auf Melodien aus dem Takatukaland. Das Ganze wird im Programmheft als rhythmischer Kubismus und Synth-Expressionismus bezeichnet. Kuratorenprosa my ass.
8Kultur
Gewerkschaft will Kollektivvertrag auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels durchsetzen. Seattle – Beim Online-Versandhändler Amazon in Deutschland gehen die Streiks weiter. Allein in Bad Hersfeld (Hessen) seien am Donnerstag noch einmal rund 600 Mitarbeiter in den Ausstand getreten, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Mechthild Middeke. Amazon hingegen hatte zuletzt von einer abnehmenden Streikbereitschaft gesprochen. Im Leipziger Versandlager beteiligten sich nach Angaben von Verdi erneut Dutzende Beschäftigte an den Arbeitsniederlegungen, die noch bis zum Samstag fortgesetzt werden sollen. Auch an den Amazon-Standorten Rheinberg und Werne (beide Nordrhein-Westfalen) sowie Graben (Bayern) soll es noch zwei Tage lang Streiks geben. Mit den Arbeitskämpfen versucht Verdi seit 2013, für die rund 10.000 Mitarbeiter des US-Versandhandelsriesen in Deutschland einen Tarifvertrag auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels durchzusetzen. Verhandlungen darüber lehnt Amazon aber strikt ab. Das Unternehmen sieht sich als Logistiker und verweist darauf, seine Beschäftigten bereits am oberen Ende der branchenüblichen Lohnskala zu bezahlen. (APA, 25.6.2015)
3Wirtschaft
Die Anzahl der Zustell- und Transportdienste, die für ihre Leistungen auf Lastenräder zurückgreiften, steigt auch hierzulande. Wien – Einmal habe er für eine Kundin vom Elektrodiskonter eine Waschmaschine abgeholt und dann vom Möbelhändler Regale und eine Lampe. Er war mit dem Truck, einem Lastenrad für schwere Transporte, und einem Anhänger unterwegs. Die Waschmaschine war in null Komma nichts verladen, während der Nachbar an der Warenausgabe den großformatigen Flatscreen erst in seinen Mercedes-Kombi brachte, nachdem er ihn ausgepackt hatte. Das ist eine der Geschichten, die Flo Weber, einer der Gründer des Wiener Lastenradbotendienstes Heavy Pedals, aus seinem Alltag erzählen kann. Auch komme es vor, dass er oder einer seiner Kollegen zweieinhalb Meter hohe Pflanzen transportieren, die in keinen Lieferwagen passen, oder einen großen Hund zum Röntgen beim Tierarzt und zurück. Maximal 250 Kilo können mit einem solchen Schwertransportfahrrad pro Fahrt ausgeliefert werden, erklärt Weber. Wobei: theoretisch natürlich mehr, aber das sei das maximal zulässige Gesamtgewicht für mehrspurige Fahrräder. Zwei bis vier Fahrer sind pro Tag unterwegs, beliefert wird das ganze Stadtgebiet. Durchschnittlich legt ein Fahrer pro Fahrt 50 bis 60 Kilometer zurück, manchmal sind es auch 100. An einem Tag haben wir für eine Spedition knapp 900 Kilo an 40 Adressen ausgeliefert, erinnert er sich. Hauptsächlich sind es Stammkunden, die beliefert werden, etwa eine Bäckerei oder Gastronomiebetriebe. Auch mit einem Expresspaketdienst wird kooperiert. Die kommen dann mit einem Lkw zu uns, und wir übernehmen die Last-Mile-Feinverteilung. Aber natürlich bringt man auch auf Anruf das Bücherregal von A nach B. Bei Heavy Pedals wird einspurig ohne Elektromotor gefahren, mehrspurige Räder sind elektrifiziert. Auch der Musketier des Herstellers Radkutsche, ein Dreirad, ist häufig im Einsatz. Der Reparaturaufwand sei davon abhängig, wie viel verschiedene Leute mit einem Rad fahren. Wenn jede Person ein fixes Rad hat, wird besser darauf geschaut. Zum Truck der Wiener Fahrradherstellerfirma Maderna Cycle Systems (MCS) wird auch regelmäßig Feedback gegeben, das in neue Modelle einfließt und so auch für das Zustellgewerbe optimiert wird. Im Shop, den Heavy Pedals neben dem Botendienst und einer Werkstätte betreibt, ist es auch käuflich zu erwerben. Beim Zustellservice von Rita bringts richtet sich hingegen alles nach den Erfordernissen der Mittagspause. Die Kraftanstrengung konzentriert sich auf die Zeit zwischen 10 und 12 Uhr vormittags, wenn zehn bis zwölf Zusteller ausschwärmen, um mehrere Hundert Mittagsportionen, die am Vortag per Onlinebestellung eingetrudelt sind, in einem großen Teil von Wien zu verteilen. Durchschnittlich werden 25 Adressen pro Zusteller angefahren, erklärt die Gründerin Rita Huber. Besonders beliebt ist Ritas veganes Essen im ersten Bezirk. Besonders gern sind die Zusteller dabei mit den Lastenrädern von Bullitt unterwegs, erklärt Huber: Das sind schlanke, sportliche Räder mit acht Gängen. Daneben stehen noch vier mit Elektroantrieb zur Verfügung, die etwa für weitere Distanzen oder mit Anhänger für Caterings benutzt werden. Auch zwei Trucks von MCS sind dabei. Ein wirklich fetter Brummer ist aber das Foodbike. Dabei wurde gemeinsam mit einem Schlosser ein Rad umgebaut und ein Aufbau für die Radkutsche Musketier entworfen, der das Rad zum fahrbaren Marktstand macht. Auch hier wird die vorbereitete Ware fertig zubereitet, Geschirr und Speisen eingepackt, und dann fahren wir von der Küche direkt damit weg, erklärt Huber. Um es für diesen Zweck verwenden zu können, muss nicht nur die Statik des mit vielen Regalen ausgestatteten Fahrzeugs, sondern auch die Hygienerichtlinien, die das Marktamt vorgibt, eingehalten werden. Der Prototyp funktioniert gut, wir haben viel optimiert, schildert die Unternehmerin. Doch der Nächste wird noch einmal anders, kürzer und mit anderen Reifen. Je nach Gericht kann das Marktgefährt 500 bis 700 Portionen laden. Im Moment ist die Kapazität der Bioküche von Rita bringts am Limit. Es wird ein zweiter Standort gesucht, um das Zustellgebiet weiter ausdehnen zu können. Weite Strecken sind normalerweise kein Problem. Wenn aber der Akku am Alberner Hafen kaputtgeht, wie das einen Fahrer schon passiert ist, sind das die blöderen Momente einer Lieferkarriere. Nicht nur die umweltfreundliche Dienstleistung, sondern auch das Wohlergehen der Mitarbeiter selbst steht im Fokus des sozioökonomischen Projekts Michls bringts (sic!). Unterstützt vom Arbeitsmarktservice finden hier über 50-Jährige einen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben, indem sie für maximal neun Monate Einkäufe zustellen. Kooperationspartner ist die Supermarktkette Spar, zugestellt wird innerhalb des Wiener Gürtels. Das Service ermöglicht beispielsweise in der Früh noch vor der Arbeit den Einkauf auszuwählen und ihn sich am Abend zustellen zu lassen, erklärt der Projektleiter Berndt Zantler. Oder für ältere Menschen, die nicht mehr selbst einkaufen gehen. Eine Betreuungsperson kann den Einkauf von unterwegs erledigen und zustellen lassen. Der Service benutzt Elektroräder von KTM, der Lieferwagen, ein Anhänger mit hohen Fassungsvolumen, wird nachgezogen. Eine Zustellung für alles, was ein Mann auf einmal tragen kann, kostet zwei Euro, die verwendeten Kühlboxen werden gleich wieder mitgenommen. Man arbeitet am Wunschziel von 50 Zustellungen pro Tag. Einige der Herren sehen das wirklich als Berufung, sagt Zantler. Sie wollen sich weiter verwirklichen und etwas auf die Beine stellen.
3Wirtschaft
Ausblick stabil – Irland auf "A" heraufgestuft. London/Wien – Österreich behält bei Fitch sein AA+-Rating. Die US-Ratingagentur bewertet die Kreditwürdigkeit der Republik weiterhin mit der zweitbesten Bonitätsnote. Der Ausblick ist stabil, wie Fitch am Freitagabend mitteilte. Die heimische Wirtschaft dürfte in diesem und dem kommenden Jahr um durchschnittlich 1,7 Prozent wachsen, hieß es weiter. Positive Nachrichten hat Fitch indes für Irland. Dort rechnet die Ratingagentur mit einem starken Wirtschaftswachstum. Die entsprechende Bewertung sei von A- um eine Stufe auf A heraufgesetzt worden, teilte das Institut mit. Mit weiteren Änderungen ist zunächst nicht zu rechnen, den Ausblick setzte Fitch auf stabil.
3Wirtschaft
Das Zertifikat läuft maximal sechs Jahre. Der Kurs der BASF-Aktie befand sich bereits auf Talfahrt, bevor der Chemiekonzern am 24.7.15 die Halbjahreszahlen veröffentlichte. Der schwache Ölpreis und die unter den eigenen Erwartungen liegenden Wachstumsraten der weltweiten Chemieproduktion erfüllten die hoch gesteckten Erwartungen der Analysten nicht und beschleunigten die Talfahrt des Aktienkurses, der noch im April 2015 die 100 Euro-Marke vor Augen hatte, nochmals deutlich. Nachdem der Aktienkurs am Schwarzen Montag (24.8.15) sogar auf 63 Euro zurückgefallen war, erholte er sich in den darauf folgenden Tagen wieder auf 70 Euro. Wer auf dem aktuellen Niveau eine Veranlagung in die BASF-Aktie in Erwägung zieht, könnte als Alternative zum direkten Aktienkauf die Investition in ein neues LBBW-Memory Express-Zertifikat plus in Betracht ziehen, das auch bei einem nachgebenden Aktienkurs positive Rendite ermöglichen wird. Der Schlusskurs der BASF-Aktie des 25.9.15 wird als Startwert für das Zertifikat fixiert. Bei 83 Prozent des Startwertes wird die Barriere liegen. Wird der Startwert beispielsweise bei 70 Euro festgeschrieben, dann wird sich ein Nominalwert von 1.000 Euro nicht auf (1.000:70 Euro)=14,28571 Aktien beziehen. Die Anzahl der zu liefernden Aktien leitet sich bei diesem Zertifikat im Sinne der Anleger vom Stand der Barriere ab. Beim Startwert von 70 Euro wird sich die Barriere bei 58,10 Euro befinden. Daher erhalten Anleger im Fall der Aktienzuteilung am Laufzeitende für einen Nominalwert von 1.000 Euro nicht 14,28571 sondern (1.000:58,10)=17,21170 Aktien zugeteilt. Die für jede Beobachtungsperiode in Aussicht stehende Bonuszahlung beträgt 5 Prozent. Notiert die Aktie an einem der jährlichen Bewertungstage auf oder oberhalb des Startwertes, dann wird das Zertifikat inklusive der Bonuszahlung vorzeitig zurückbezahlt. Bei einem Aktienkurs zwischen der Barriere und dem Startwert wird nur der Bonus ausgeschüttet. Unterschreitet der BASF-Aktienkurs an einem der Stichtage die Barriere, dann entfällt die Bonuszahlung. Überwindet der Aktienkurs an einem der nachfolgenden Bewertungstage wieder die Barriere, dann werden auch die nicht ausbezahlten Bonuszahlungen nachbezahlt. Notiert die Aktie am finalen Bewertungstag (17.9.21) auf oder oberhalb der Barriere, so wird die Rückzahlung mit 100 Prozent des Ausgabepreises erfolgen. Andernfalls wird das Zertifikat mittels der Lieferung von 17 BASF-Aktien getilgt. Der Bruchstückanteil von 0,21170 Aktien wird in bar abgegolten. Das LBBW-BASF Memory Express-Zertifikat plus, ISIN: DE000LB05VQ1, maximale Laufzeit bis 24.9.21, kann noch bis 25.9.15 mit 1.000 Euro plus ein Prozent Ausgabeaufschlag gezeichnet werden. ZertifikateReport-Fazit: Dieses Zertifikat wird in maximal sechs Jahren bei einem bis zu 17-prozentigen Kursrückgang der BASF-Aktie einen Jahresbruttoertrag von 5 Prozent abwerfen. Der zusätzlich eingebaute Schutzmechanismus des plus-Zertifikates wird den Verlust im Falle der Aktienlieferung im Vergleich zu normalen Zertifikaten deutlich reduzieren.
3Wirtschaft
Bis ins Schlafzimmer dringt das Fernsehteam vor, um Schräges zutage zu fördern. Es ist immer das Gleiche. Messi-Wohnungen, Fetischdeko, Kettenraucher: No na lockt ATV in der Sendung So denkt Österreich (Montag, 21.20 Uhr) mit Sozialvoyeurismus. Man läutet im Gemeindebau sämtliche Türen durch und hofft, in die Lebensrealität des einen oder anderen Originals eintreten zu dürfen. Ein paar Arbeitslose, Frühpensionisten oder Schichtarbeiter werden am helllichten Tag schon zu Hause sein! Und siehe da: Ja! FKK-Fan Erwin wartet schon, auch Johann und Herta machen auf, detto Alfred und Michael. Bis ins Schlafzimmer dringt das Fernsehteam vor, um Schräges zutage zu fördern. Es ist immer das Gleiche: Puppen- und Feuerzeugsammlungen, selbstgestickte Nacktbilder und ungemachte Betten. Na und? Sosehr die Dokumentation ihr Anliegen auch in Richtung Realsatire driften lässt und die Schwenks durch die Zimmer mit extrapfiffiger Musik unterlegt – die aufgesuchten Menschen haben etwas zu sagen, und zwar mehr als die Allerweltsfragen vermuten lassen (z. B. Was ist Glück?). Alfred kennt vom Koran bis zu den Mormonen so einiges und findet: Jede Religion hat etwas Gutes und etwas Schlechtes. Johann hat zufälligerweise auch den Koran gelesen und meint, da steht das Gleiche drin wie in der Bibel. Erwin ist gläubig, aber hundertprozentig konfessionslos. In die Amtskirche hat er längst das Vertrauen verloren. Und Michael: Dem Psychotherapeuten – Quotenmann der Mittelschicht – wurde über Nacht die ärztliche Lizenz entzogen, da ihn ein Patient angeschwärzt hat. Nachdem dieser später als IS-Anhänger verurteilt wurde, darf Michael wieder praktizieren, hat aber leider keine Patienten mehr. Das gibt wiederum uns zu denken.
6Etat
Süddeutsches Traditionsunternehmen nach striktem Sparkurs wieder in der Gewinnzone. Geislingen – Der deutsche Besteck- und Kaffeemaschinenhersteller WMF, an der auch der österreichische Unternehmer Andreas Weißenbacher (BWT) Anteile hielt, wird französisch. Die für Küchengerätemarken wie Moulinex und Krups bekannte Groupe SEB aus Lyon lässt sich die Übernahme fast 1,6 Mrd. Euro kosten, wie sie am Montag mitteilte. Die Franzosen haben es vor allem auf das Geschäft von WMF mit Kaffeeautomaten für Restaurants und Bäckereien abgesehen, in dem das schwäbische Unternehmen unangefochtener Weltmarktführer ist. Auch chinesische Bieter und die schwedische Electrolux hatten Insidern zufolge um WMF gebuhlt. Der US-Finanzinvestor KKR hatte die Firma vier Jahren nach dem Einstieg wieder zum Verkauf gestellt. Für ihn entpuppte sich WMF als sehr lukratives Geschäft. WMF hat den Umsatz im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro gesteigert, der operative Gewinn (Ebitda) lag bereinigt um Sondereffekte bei 118 Mio. Euro. 2016 soll er auf 140 Mio. Euro steigen. Das Kaffee-Geschäft trägt nur 37 Prozent zum Umsatz bei, steht aber für den Löwenanteil des Gewinns. Das 1853 gegründete Traditionsunternehmen beschäftigt rund 5.700 Mitarbeiter. SEB, 1925 als Societe dEmboutissage de Bourgogne gegründet, kommt mit dem Zukauf von WMF auf 5,8 Mrd. Euro Umsatz und ein Ebitda von 651 Mio. Euro. Weil die Schwaben eine höhere Umsatzrendite erwirtschaften, rechnen die Franzosen mit einem Schub für ihren Gewinn je Aktie. Von 2020 an sei mit Einspar- und Umsatzeffekten von 40 Mio. Euro zu rechnen. Finanziert wird die Übernahme auf Kredit. SEB zahlt 1,02 Mrd. Euro und übernimmt 565 Mio. Euro Schulden von WMF. Anders als zahlreiche andere Bieter interessiert sich SEB auch für das traditionelle Geschäft von WMF mit Töpfen, Pfannen, Besteck und Kleingeräten (Schaerer, Silit) sowie für die rund 200 eigenen WMF-Läden. SEB habe hohen Respekt für dieses großartige Unternehmen, mit dem es Kultur und Werte teile, sagte Konzern-Chef Thierry de La Tour dArtaise. Erst vor einer Woche hatte SEB den westfälischen Isolierkannen-Hersteller Emsa geschluckt. KKR habe seinen Kapitaleinsatz mehr als verdreifacht, hieß es in Finanzkreisen. Als KKR 2012 bei WMF einstieg, wurde das Unternehmen erst mit 600 Mio. Euro bewertet. An die Kleinaktionäre und den schweizerischen Großaktionär CapVis zahlte KKR zusammen 470 Mio. Euro. Der zweite Großaktionär, der österreichische Unternehmer Andreas Weißenbacher (BWT), ließ sich später in Anteilen an der Holding abfinden, über die KKR die WMF hält. Er profitiert damit auch vom Weiterverkauf. Für KKR wäre der Verkauf in jedem Fall ein lukratives Geschäft. Als der Finanzinvestor 2012 einstieg, wurde WMF gerade mit rund 600 Mio. Euro bewertet. An die Kleinaktionäre und den schweizerischen Großaktionär CapVis zahlte KKR zusammen 470 Mio. Euro.
3Wirtschaft
Größte Anzahl an Sicherheitskräften in der spanischen Sportgeschichte beim Aufeinandertreffen der Rivalen aus Madrid und Barcelona. Messis Einsatz ungewiss. Fußballfest in einer Festung: Beim Clasico zwischen den spanischen Topteams Real Madrid und FC Barcelona soll ein Rekordaufgebot von Polizisten die Sicherheit im Bernabeu-Stadion gewährleisten. Es wird die größte Zahl an Sicherheitskräften im Einsatz sein, die es je bei einer Sportveranstaltung in Spanien gegeben hat, kündigte Staatssekretär Francisco Martinez an. Aber nicht allein die Angst vor möglichen Terroranschlägen macht das Schlagerspiel am Samstag zu einem Clasico der besonderen Art. Anders als bei den vorigen Aufeinandertreffen von Real und Barca konnten die Superstars Cristiano Ronaldo und Lionel Messi im Vorfeld weder mit Torrekorden noch mit sonstigen Glanzleistungen aufwarten. Im Gegenteil: Die Schlüsselspieler geben ihren Fans Rätsel auf. Messi hatte wegen einer Bänderverletzung im linken Knie knapp zwei Monate pausieren müssen. Seither arbeitete der Argentinier eisern daran, zum Clasico wieder fit zu sein. Er trainierte heimlich und abgeschirmt von der Öffentlichkeit – auch an den freien Tagen. Vor einer Woche kehrte er ins normale Mannschaftstraining zurück. Er wirkte völlig wiederhergestellt, ging in den Zweikämpfen aber noch keine Risiken ein. Bei den Katalanen ging man davon aus, dass Messi im Bernabeu-Stadion sein Comeback feiern würde. Offen schien allerdings zu sein, ob er in der Startelf stehen oder in der Schlussphase eingewechselt wird. Je länger Messi auf dem Platz steht, desto besser wird es für uns sein, sagte Kapitän Andres Iniesta. La Pulga (der Floh) kann in Madrid ein Jubiläum feiern: Vor fast genau zehn Jahren bestritt er als 18-Jähriger im Bernabeu-Stadion seinen ersten Clasico. Seither erzielte er in 30 Spielen gegen Real die Rekordzahl von 21 Treffern. Reals Fußball-Legende Alfredo di Stefano brachte es in den Duellen der Erzrivalen auf 18 Tore, Raul und Cristiano Ronaldo kamen auf je 15. Eine Art von Comeback wird am Samstag auch von Ronaldo erwartet. Dabei war der Real-Torjäger gar nicht verletzt. Er war in den vergangenen Wochen nur ein Schatten seiner selbst. Auf dem Platz wirkte der Portugiese enttäuscht und unzufrieden. Er wehrte sich auch nicht dagegen, dass in der Öffentlichkeit über einen möglichen Vereinswechsel spekuliert wurde. Der 30-jährige kann es nach Medienberichten nicht verwinden, dass Gareth Bale zum neuen Superstar der Königlichen aufgebaut werden soll. CR7 fühle sich dadurch zurückgesetzt, hieß es. Bisher allerdings konnte der Waliser, der Real eine Ablösesumme von rund 100 Millionen Euro gekostet hatte, nicht überzeugen. Auch Trainer Rafael Benitez gelang es nicht, Bale eine Schlüsselrolle zuzuordnen. Für den Coach, der im Sommer die Nachfolge von Carlo Ancelotti angetreten hatte, wird der Clasico zur ersten großen Bewährungsprobe. Eine Niederlage kann Real sich kaum leisten, denn die Madrilenen liegen drei Punkte hinter dem Tabellenführer Barca zurück. Vor wenigen Tagen war darüber spekuliert worden, ob das Topspiel angesichts der Terrorgefahr überhaupt stattfinden kann. Die Regierung betonte jedoch, es lägen keine Anhaltspunkte vor, die eine Absage rechtfertigen würden. Mehr als 2.500 Polizisten und Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste – doppelt so viele wie bei früheren Aufeinandertreffen – sollen drei Ringe um das Stadiongelände bilden. Die Fans wurden aufgefordert, keine Taschen und Rucksäcke mitzubringen. Wir werden auch die Butterbrote genau kontrollieren, kündigte die Präfektin Concepcion Dancausa an.
4Sport
Bauern fordern eine Drosselung der Produktion und kritisieren EU-Kommissar Hogan und Agrarminister scharf. Brüssel – Mit drastischen Worten hat das European Milk Board (EMB), der Verband der europäischen Milchbauern, vor den Folgen der Milchmarktkrise gewarnt. Bereits jetzt drohten in Ostdeutschland eine Vernichtung der bäuerlichen Kultur in den Dörfern und ausgeblutete ländliche Räume, sagte EMB-Präsident Romuald Schaber am Montag vor Protesten in Brüssel. Die Milchbauern fordern eine Produktionsdrosselung. Die von der EU-Kommission und von einigen Agrarministern vorgeschlagenen Maßnahmen zur Krise sind nach Ansicht des Verbandes nicht ausreichend. Die Krise ist nicht vom Himmel gefallen, sondern durch bewusste politische Entscheidungen herbeigeführt worden, sagte Schaber. Dass die EU-Kommission Geld für eine Exportoffensive bereitstellen will, lehne das EMB kategorisch ab, weil bereits zu viel Milch auf dem Markt sei. Damit würden mit staatlichen Subventionen nur der eigene Milchpreise weiter kaputt gemacht, sagte Schaber. Auch eine Anhebung der Interventionspreise, unterhalb derer die EU-Kommission Milchprodukte aufkaufen kann, halten die Milchbauern nur dann für sinnvoll, wenn gleichzeitig die Produktion begrenzt wird. Eine bloße Einlagerungsstrategie verhindere eine Markterholung. Das Geld wäre rausgeschmissen und es drohe eine Situation wir vor 1984 mit Butterbergen und Milchseen, sagte Schaber. Andere Instrumente, wie eine Absicherung der Preise durch Waren-Terminmärkte nach dem Motto Bauer an die Börse könnten bei Marktschwankungen zwar funktionieren und würden auch nicht kategorisch abgelehnt, seien aber wegen des übersättigten Marktes das falsche Mittel zur falschen Zeit. Auch Überbrückungskredite der EU würden das Problem nicht lösen. Schaber räumte aber ein, dass viele Bauern zur Rettung ihrer Höfe auf akute Finanzhilfen angewiesen seien. Das EMB fordert ein dreistufiges Marktverantwortungsprogramm, mit dem regelmäßig die Milchpreise überwacht werden. Sinkt der Marktindex um 7,5 Prozent, dann sollte eine Frühwarnung ausgesprochen und die private Lagerhaltung geöffnet werden. Sinkt der Index um 15 Prozent soll ein freiwilliger Lieferverzicht ausgeschrieben werden. Eine verpflichtende Kürzung würde nach dem Modell des EMB bei einem Absinken des Index um 25 Prozent erfolgen. Mit einem Milchpreis von 18 bis 20 Cent würden viele Bauern vor dem Bankrott stehen, sagte EMB-Vizepräsidentin Sieta van Keimpema. Wenn nicht rasch gegengesteuert werde, würden ganze Regionen in Europa bald keine Milchbauern mehr haben. Das vom EMB geforderte Marktverantwortungsprogramm ließe sich heuer leicht aus der 900 Millionen Euro schweren Superabgabe finanzieren, welche die Bauern bei Überfüllung der Quote im Vorjahr im September an die EU zahlen müssen. In Österreich liegt der Erzeuger-Milchpreis für einen Liter konventionelle Milch aktuell bei rund 30 Cent. Wir wollen einen strukturellen Wandel der Milchproduktion, forderte Erwin Schöpges von der belgischen Milcherzeuger Interessengemeinschaft. Scharfe Kritik übten die EMB-Vertreter an den zuständigen Politikern in Deutschland und in der EU. EU-Agrarkommissar Phil Hogan sei fehl am Platz, er wolle, dass Milchbauern keinen Lohn mehr für ihre Arbeit bekommen, sagte Schöpges. Der deutsche Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) blockiere, sei sich seiner Verantwortung nicht bewusst und ist dabei, die europäischen Milchbauern zu ruinieren. Sollte von dem EU-Sonderagrarministerrat kein starkes Signal ausgehen, würden die Milchbauern ihre Proteste in verschärfter Form fortsetzen. Es geht um unsere Existenz, so Schöpges. Das EMB vertritt laut Schaber Milchbauern aus 16 europäischen Ländern und zählt über 100.000 Mitglieder. Aus Österreich ist die IG Milch im Rahmen des EMB und bei den Protesten am Montag vertreten. Die Konsumenten und Bürger sieht der Verband im Gegensatz zum Agro-Business auf seiner Seite. Eine Preiserhöhung um 10 bis 15 Cent pro Liter würde die Verbraucher nur wenig mehr kosten. Dafür könnten öffentliche Subventionen eingespart werden, sagte Schöpges.
3Wirtschaft
Transporte in Unterkünfte organisiert – In Salzburg haben sich rund 1.000 Menschen zu Fuß auf den Weg Richtung Deutschland gemacht. Spielfeld/Salzburg – Im Laufe des Samstages sind laut Presseaussendung der steirischen Polizei 4.450 Menschen über die Grenzübergänge Spielfeld und Bad Radkersburg nach Österreich eingereist. Die Mehrzahl der Flüchtenden – nämlich rund 3.500 Personen – kamen über den Grenzübergang in Spielfeld in die Steiermark. In Bad Radkersburg sind am Samstag rund 950 Flüchtende angekommen. Viele der am Samstag Angekommenen sind bereits mit Bussen in Unterkünfte in unterschiedliche Bundesländer gebracht worden. Mittels Sonderzügen wurden auch mehrere Hundert Flüchtlinge nach Wels gebracht. Am späteren Abend soll ein weiterer Zug Flüchtlinge nach Oberösterreich bringen. In Bad Radkersburg warteten am Samstagabend noch 3.900 Personen. In Bad Radkersburg waren es 210. Die rund 1.000 Flüchtlinge, die sich am Samstag überraschend vom Notquartier in der Salzburger Bahnhofsgarage auf den Weg zur Grenze gemacht haben, haben für heftige Unstimmigkeiten zwischen Stadt und Polizei gesorgt. Bürgermeister Heinz Schaden hat am Abend erneut bekräftigt, dass die Flüchtlinge in der Bahnhofsgarage dezidiert von der Polizei aufgefordert wurden, zur Grenze zu gehen. Augen- und Ohrenzeugen der örtlichen Einsatzleitung und Betreuer der Dolmetscher hätten bestätigt, dass mehrere Dolmetscher instruiert wurden, die Leute zum Gehen zu bewegen, betonte Schaden in einer Aussendung. Menschen in Rollstühlen und auf Krücken wollten die Garage eigentlich nicht verlassen. Die Polizei habe dann schließlich über 1.000 Flüchtlinge durch die Stadt zur Grenze eskortiert. Das ist offensichtlich die Linie der Wiener Stäbe, sagte Schaden. Ich halte das für total kontraproduktiv. Alle unsere erfolgreichen Bemühungen werden dadurch konterkariert. Die Verantwortung und Versorgung an der Grenze obliege nunmehr der Polizei. Die Exekutive wies noch einmal darauf hin, dass sich am Vormittag zunächst rund 50 Personen vom Vorplatz des Hauptbahnhofs auf den Fußweg zur Grenze gemacht hätten, weil sie schon mehrere Tage in der Bahnhofsgarage warten mussten und mit ihrer Geduld am Ende waren. Der Aufbruch sprach sich dann aber offenbar rasend schnell herum. Kurz darauf hatte sich das Transitquartier fast völlig geleert. Um eine Massenpanik und Eskalation zu vermeiden, habe man die Garagentore geöffnet und Absperrungen und Barrieren zur Seite geräumt, betonte die Polizei. Auch Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck reagierte auf die Kritik der Stadt. Es ist absurd, der Salzburger Polizei die Fähigkeiten abzusprechen, die Situation selbstständig einzuschätzen und danach zu handeln. Was wir an dieser aktuell schwierigen Situation am wenigsten brauchen, sind absurde Verschwörungstheorien. Aller Streitereien zum Trotz: Gegen 17.00 Uhr befanden sich am Samstag rund 1.100 Menschen an der Grenze zu Deutschland, weitere 350 in der Bahnhofsgarage. Seit dem Nachmittag ist auch das Transitquartier in der ehemaligen Autobahnmeisterei Liefering wieder geöffnet. Dort wurden in den vergangenen Tagen beheizte Zelte aufgestellt, weil die Hallen wegen Baumängel an den Gebäudedecken nicht länger benutzt werden konnten.
1Panorama
Israeli bei zweiter Attacke binnen 24 Stunden verletzt. Jerusalem – Bei einer neuen Messerattacke auf einen israelischen Polizisten ist in Jerusalem am Wochenende zwei junge Palästinenser erschossen worden, bei einer zweiten Attacke binnen 24 Stunden wurde ein Israeli leicht verletzt. Die Gewalt war von einem Video jüdischer Extremisten angeheizt worden, in dem der Feuertod eines palästinensischen Kindes gefeiert wird. Die jüngste Messerattacke ereignete sich am Sonntagmorgen nahe dem zentralen Busbahnhof in West-Jerusalem, von dem Sonntags stets hunderte israelische Soldaten zu ihren Stützpunkten zurückkehren. Ein Palästinenser habe einen Soldaten leicht mit einem Küchenmesser verletzt, sei dann von einem privaten Wachmann überwältigt worden, erklärte die Polizei. Der Angreifer sei verhaftet worden. Am Samstagmorgen wollten Polizisten in der Jerusalemer Altstadt einen Verdächtigen kontrollieren. Als der Palästinenser ein Messer gezogen habe, sei er angeschossen worden und später seinen Verletzungen erlegen, teilte die Polizei mit. Am Samstagnachmittag hatten nach Polizeiangaben etwa 150 palästinensische Demonstranten entlang der Mauer der Altstadt in Ostjerusalem gegen die Praxis der israelischen Behörden protestiert, die Leichen getöteter palästinensischer Angreifer zu behalten und nicht ihren Angehörigen auszuhändigen. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschoße gegen die Demonstranten vor, als aus deren Reihen Steine geworfen wurden. Dem palästinensischen Roten Halbmond zufolge gab es etwa zwei Dutzend Verletzte. In Israel und den besetzten Palästinensergebieten ist die Lage seit Monaten stark angespannt. Seit Anfang Oktober gab es zahlreiche Messerattacken von Palästinensern auf Israelis. Bei Angriffen und Unruhen wurden seitdem laut einer Zählung einer Nachrichtenagentur 133 Palästinenser, 19 Israelis, ein US-Bürger und ein Eritreer getötet. Zahlreiche weitere Menschen wurden verletzt. Der Zorn der Palästinenser war durch ein Video angefacht worden, in dem jüdische Extremisten den Feuertod eines palästinensischen Kleinkinds feiern. In dem Video sind Gäste bei der Hochzeit eines rechtsradikalen Brautpaares zu sehen, die mit Waffen, Messern und einem Molotowcocktail tanzen und einem Foto eines im Juli bei einem Brandanschlag getöteten palästinensischen Buben Messerstiche versetzen. Das am Mittwochabend im israelischen Fernsehen gezeigte Video verbreitete sich schnell im Internet. Am Donnerstag leitete die israelische Justiz Ermittlungen dazu ein. Israelischen Medienberichten zufolge wurde der Bräutigam schon früher zu Vergehen im Zusammenhang mit jüdischem Extremismus befragt. Andere Hochzeitsgäste waren demnach Freunde oder Verwandte von Verdächtigen, die im Zusammenhang mit dem Brandanschlag auf die palästinensische Familie festgenommen worden waren. Papst Franziskus plädierte in seiner Weihnachtsansprache am Freitag für eine Wiederaufnahme der Nahost-Friedensgespräche. Israelis und Palästinenser sollten in direkten Dialog miteinander treten, sagte er. Notwendig sei eine Übereinkunft zur Überwindung des Konflikts, der schwere Auswirkungen auf die gesamte Region habe. Die Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern liegen auf Eis, seit der letzte Vermittlungsversuch von US-Außenminister John Kerry im April 2014 scheiterte.
2International
"Weniger predigen und mehr tun". Salzburg – Drei Männer, ein gemeinsamer besorgter Blick über die Dächer Salzburgs hinaus in eine unruhige Welt: Die Ordensoberen der drei franziskanischen Männerorden in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben im Refektorium des Kapuzinerklosters hoch über der Mozartstadt Platz genommen. Es ist ein klösterliches Treffen im Zeichen der aktuellen Krisen in Europa. Gottes irdische Manager müssen sich angesichts einer Welt, die mehr und mehr aus den Fugen zu geraten scheint, neu positionieren. Oder um in der Sprache der Kirche zu bleiben: Es gilt das von Papst Franziskus ausgerufe-ne Jahr der Barmherzigkeit mit konkretem Leben in den verschiedenen Orden zu füllen. Und ein Teil dieser Neuausrichtung scheint unter anderem ein langsamer, aber stetiger Abschied vom Bettelorden-Mantra Tue Gutes – aber red nicht darüber zu sein. Als Orden sehen wir die aktuelle Krise auch als Chance. Wir brauchen jetzt mehr Taten, weniger Worte – diesbezüglich müssen wir umdenken. Einfach weniger predigen, dafür mehr tun, ist Bruder Lech Siebert, Provinzial der Kapuziner Österreichs und Südtirols, überzeugt. Man könne jetzt mit der franziskanischen Flüchtlingshilfe eine neue Präsenz in der Öffentlichkeit zeigen. Derzeit tut man dies etwa mit dem aufgelassenen Kloster im oberösterreichischen Braunau, das zur Gänze der Volkshilfe für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt wird – 40 Asylwerber leben dort. In Tirol in dem kleinen Ort Grän haben 25 Menschen ein Ordenshaus bezogen. Und das Innsbrucker Kloster steht als Notunterkunft zur Verfügung. Auffallend deutliche Worte finden die Ordensoberen auch gegenüber der Politik. Es braucht ein Abrüsten der Worte. Wir sind als Brüder geschockt und betroffen von dem Terror in Paris. Aber man darf nicht überreagieren. Politiker dürfen sich nicht mitziehen lassen von der berechtigten Aufregung. Wenn Präsident Hollande verkündet, Frankreich sei im Krieg, dann trägt das wenig zu einem Sicherheitsgefühl bei, warnt Bruder Oliver Ruggenthaler, Provinzial der Franziskaner Österreichs, Südtirols und der Schweiz. In Bayern haben 30 Ordengemeinschaften einen gemeinsamen Brief an den bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer geschrieben. Mit der Bitte, er soll auf seine Sprache achten. Und von Polemisierungen und einem Generalverdacht gegen Flüchtlinge entsprechend Abstand nehmen, erläutert Bruder Bernhardin M. Seither, Provinzial der deutschsprachigen Franziskaner-Minoriten, im Standard-Gespräch.
1Panorama
Burgtheater-Uraufführung: Claus Peymann inszeniert Peter Handkes "Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte..." in kunstgewerblicher Pracht. Wien – Peter Handkes neues Stück trägt den vielleicht poetischsten, gewiss aber den unhandlichsten Titel der laufenden Spielzeit. Es heißt Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße und nennt sich obendrein ein Schauspiel in vier Jahreszeiten. In ihm leistet ein poetischer Widergänger Handkes ganze Arbeit, obwohl man ihn nicht fleißig nennen wollen wird. Er tut nichts Außergewöhnliches. Er lässt sich am Rand einer Landstraße provisorisch nieder. Vorbeikommende – acht an der Zahl, die ominösen Unschuldigen – müssen vor seinen Augen passieren und die nicht erlahmende Schmählust des fidel schwätzenden Sonderlings über sich ergehen lassen. Wir befinden uns im Wiener Burgtheater. Die nach vorne wegkippende Märchenbühne stammt von Karl-Ernst Herrmann. Sie ist blendend weiß und mächtig weit und besitzt das wunderbare Flair der 1990er-Jahre. Damals wurden Handke-Uraufführungen noch zu Staatsaffären hochstilisiert. Und siehe da, so wie damals inszeniert Claus Peymann. Der noch amtierende Leiter des Berliner Ensembles nimmt sich, trotz einiger weniger Striche, eines jeden Wortes, eines jeden Beistrichs mit treu sorgender Ehrfurcht an. Handkes Drama ist das gewiss unerzählbarste, dabei im vollkommen Vagen und Unerklärlichen angesiedelte Gegenwartsstück der Stunde. In ihm gibt sich ein sympathischer junger Märchenerzähler (Christopher Nell) gleich als mehrfacher Wiedergänger seiner selbst zu erkennen. Vor einem Vorhang aus blauer Ballonseide winkt er die verwegensten Trauminhalte zu sich heran. Er ist zunächst ICH, ein epischer Erzähler in Großbuchstaben. Er ist darüberhinaus sein eigenes Double, das sich bei Bedarf als ICH, der Dramatische, zu erkennen gibt. Als multiple Persönlichkeit ist unser Straßenvagabund grundsätzlich gut zu leiden. Er nächtigt bevorzugt auf einem Hochsitz aus Wellblech. Er ähnelt mit seinem patent wippenden Haupthaar, dem Rucksack und der schmucken Weste dem jungen Hölderlin oder irgend einem anderen Dichter der Geniezeit und trägt noch eine andere Persona mit sich herum. Bei ihr handelt es natürlich um niemand Geringeren als Handke selbst, den cholerischen Pilzesammler von Chaville (Paris). Herr ICH ist im Grunde ein Landfriedensbrecher. Indem er die Benutzung des Verkehrsweges ganz seinem eigenen Gutdünken anheimstellt, gerät er mit den sogenannten Unschuldigen, ganz gewöhnlichen Verkehrsteilnehmern, in einen – freilich glimpflich ablaufenden – Konflikt. Seine Auffassungen und Meinungen presst er durch das Nadelöhr der Handke-Sprache. In dieser, die manch eine Ähnlichkeit mit dem normalen Verkehrsdeutsch aufweist, herrscht das sanfte Gesetz der Ding-Poesie. Der Tautropfen zählt darin soviel wie die kurioseste Verwünschung. Man kennt mindestens 120 Vogelarten beim Namen. Die Landstraße reizt zur Verzückung, weil man auf ihr alle diejenigen, die einem auf ihr nun einmal entgegenkommen, so herzlich grüßen kann. Und während unser Herr Landrat sich ganz naiv an der Burgtheater-Maschinerie erfreut, am Blitz und am Donner sowie am eigenen Falsettgesang, wird einem schlagartig deutlich: Peter Handke hat sich des Theaterapparats nicht ohne Nachdruck bemächtigt und sich mit ihm ganz weit hinein in die Büsche geschlagen. Man lauscht verzückt dem von Nell vorgetragenen Poetologenlatein, dem Wort vom Epos ohne Krieg, von der geheimnisvollen anderen Zeit, als Fuchs und Hase einander offenbar noch in Augenhöhe begegneten, der Landstraßenvogelmist Blinde sehend machte, die Menschen nicht schnöde miteinander kommunizierten, sondern einander voll heißer, inbrünstiger Poesie die Meinung geigten ... Man blickt gerührt in die ferne Leere des Bühnenhorizonts. Man würde Handke furchtbar gerne in allem zustimmen. Prosaisch und seinsvergessen ist die Welt der Autobahnauffahrten, der planierten Zugangswege. Unser Dasein hat zweifellos an Würzigkeit eingebüßt, an Geschmack und Gehalt. Man entdeckt nur weit und breit kein Stück, keinen geschürzten Handlungsknoten. Da ist nichts außer dem diffusen Willen, Handkes wortgewaltige Referate in all ihrer mutwilligen Pracht aufzuhübschen und zu exekutieren. Das ist, zieht man das Vermögen aller Beteiligten in Betracht, schon ein mittleres Desaster. Es ist schon relativ Hochmittag auf der Landstraße, als unser junger Märchenerzähler endlich Besuch erhält. Als Wortführer der Unschuldigen kommt Martin Schwab des gewundenen Wegs. Den Pöbler ignoriert er komplett, angestauter Luft entledigt er sich rülpsend, das heißt hingebungsvoll. Es wittert ein schöner, archaischer Ernst um Schwab. Leider zurrt ihn die Regie sicherheitshalber gleich fest auf ein paar Klischees. Die Wortführerin (Maria Happel) trippelt und gluckst und kirrt, dass es nur so eine Art hat. Der Chor der Unschuldigen unterhält sich mit den Smartphonemodellen der Oldtimer-Generation ganz prächtig. Peymann hat überhaupt eine Unmenge hübscher Details zusammengetragen. Da unser Stück ohne Handlung praktischerweise dem Gang der Jahreszeiten folgt, findet sich ausgiebig Gelegenheit, die Schar der Landstraßen-Lästlinge vor einem Papierhorizont lieblich aufzureihen. Nichts ist notwendig in dieser Kunstgewerbeübung auf technisch hohem Niveau. Niemals geht das eine zwingend aus dem anderen hervor. Immerzu wird die Handkesche Poesie auf vermeintliche Bildwirkungen hin abgeklopft. Vollends zur wunderbaren Regina Fritsch als der großen Unbekannten von der Landstraße, einem erotischen Fabelwesen, einer archetypischen Dame in Schwarz, die dem ICH auf geheimnisvolle Weise verbunden scheint, ist Peymann herzlich wenig eingefallen. Das Stück, das keines ist, und darum heißt wie noch kein anderes vor ihm, endet versöhnlich. Dieser an sich erfreuliche Umstand erklärt sich vornehmlich dadurch, dass so etwas wie ein Stück, ein Drama, gar nicht erst in Gang gekommen ist. Der Jubel, der an alle Beteiligten reichlich ausgespendet wurde, mag durch den nostalgischen Blick zurück begünstigt worden sein. Früher wurden in Handkes Namen Einbäume zu Wasser gelassen und selige Stunden verbracht, da man nichts voneinander wusste. Jetzt wurde man an der Landstraße sitzengelassen. Kein schönes Erlebnis.
8Kultur
Bis zu zwölf Millionen Euro Zusatzkosten drohen – ORF sieht Klage gelassen entgegen. Wien – Der ORF-Zentralbetriebsrat hat eine Feststellungsklage gegen den ORF beim Obersten Gerichtshof eingebracht. Thema: Anrechnung von Dienstzeiten nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs. Für den ORF drohen nach eigenen Angaben zwölf Millionen Zusatzkosten. Verhandlungen von Management und Betriebsrat führten offenbar zu keiner Einigung. Aus der Entscheidung des EU-Gerichtshofs wird laut Betriebsrat abgeleitet: Die in den Kollektivverträgen/FBV angeführten Vordienstzeiten sind auch dann anzurechnen und für die Einstufung ins Gehaltsschema (Biennien, Triennien etc.) heranzuziehen, wenn sie vor Vollendung des 19. Lebensjahres erbracht worden sind. Der Zentralbetriebsrat des ORF konstatiert eine bizarre Mischung aus Provokation und Ignoranz beim Management. Er habe seit 2013 auf eine EU-konforme Regelung gedrängt. Das Management sei in mehreren Verhandlungsrunden nicht auf Vorschläge des Betriebsrats eingegangen und habe ein unannehmbares Alternativmodell präsentiert. Eine letzte Frist zur innerbetrieblichen Einigung hätten ORF-Chef Alexander Wrabetz und Finanzdirektor Richard Grasl ungerührt verstreichen lassen. Deshalb habe der Betriebsrat die Klage eingebracht, die auch den ORF dazu bringen soll, diskriminierende Praktiken abzustellen beziehungsweise zu beheben und das EU-Recht umzusetzen. Zentralbetriebsratschef Gerhard Moser wirft Wrabetz und Grasl stures und kurzsichtiges Verhalten vor. Es ist seit Jahrzehnten, wenn nicht überhaupt das erste Mal, der Fall, dass die Belegschaftsvertretung des ORF den Arbeitgeber klagen muss, um Rechte und Ansprüche von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchzusetzen. Die Starrköpfigkeit von Generaldirektor und Kaufmännischem Direktor ist völlig unverständlich. Die Doppelgeschäftsführung verstehe das Personal des ORF offenbar nicht als kreatives Potenzial, sondern zunehmend als Selbstbedienungsladen zur Image- und Gewinnsteigerung. Generaldirektor und Kaufmännischer Direktor haben mit ihrem Verhalten mutwillig eine jahrzehntelang im ORF geübte und gelebte sozialpartnerschaftliche Praxis ernsthaft gefährdet. Der ORF bedauert in einer Stellungnahme gegenüber dem STANDARD den Schritt des Zentralbetriebsrats. In mehreren Verhandlungen habe die ORF-Geschäftsführung dem Betriebsrat Lösungsvorschläge angeboten, die allesamt abgelehnt worden seien. Da dem ORF eine vertretbare Rechtsmeinung vorliegt, wonach die Entscheidung des EUGH nicht zwingend auf die Kollektivverträge 1996 und 2003 anzuwenden ist, waren die Forderungen des Zentralbetriebsrats, rück- wie fortwirkende zweistellige Millionenbeträge auf Verhandlungsweg zuzusagen, natürlich nicht möglich, heißt es. Und weiter: Dem ORF-Management nun Starrköpfigkeit vorzuwerfen, erscheint insofern absurd, als es der ORF-Führung in dieser Frage um Gerechtigkeit in der Entlohnungssystematik gegangen ist: vor allem jungen gegenüber besser bezahlten langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Frauen gegenüber Männern, modernen Investitionen gegenüber weiteren Verteuerungen der Strukturen. All das wäre durch die Forderungen der Belegschaftsvertreter auf Basis des EUGH-Urteil ad absurdum geführt, und damit langjährige Bemühungen, Gehaltslücken zwischen Jung und Alt bzw. Frauen und Männern zu schließen, außerdem würde diese Belastung umgekehrt den ORF wieder zu entsprechenden Einsparungsmaßnahmen zwingen. Der ORF sehe der der Entscheidung der Gerichte gelassen und mit Interesse entgegen, da diese Frage ja nicht nur den ORF, sondern auch viele andere Unternehmen betreffe. Die unverständliche Entscheidung des EUGH gefährde die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft und die damit verbundenen Arbeitsplätze erheblich.
6Etat
Frankreichs Außenminister Fabius: Neue Minister müssen sich zu Zwei-Staaten-Lösung bekennen. Jerusalem – Nach dem Auseinanderbrechen der palästinensischen Einheitsregierung will der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas die radikalislamistische Hamas offenbar nicht an einer neuen Regierung beteiligen. Nach dessen Ansicht sollen der Regierung nur Palästinenser angehören, die Israel anerkennen, erklärte Frankreichs Außenminister Laurent Fabius am Sonntag nach einem Treffen mit Abbas in Ramallah. Zudem sollen jene Palästinenser laut Abbas Gewalt ablehnen und mit den Prinzipien des (Nahost-)Quartetts übereinstimmen, führte Fabius weiter aus. Dies schließe die Hamas aus. Und das passt uns perfekt, fügte Fabius hinzu. Dem Nahost-Quartett gehören die EU, die USA, Russland und die UNO an. Es setzt sich für eine Zwei-Staaten-Lösung ein. Die palästinensische Einheitsregierung hatte am Mittwoch ihren Rücktritt eingereicht. Das Auseinanderdriften des Westjordanlands, wo Abbas Partei Fatah das Sagen hat, und des von der Hamas beherrschten Gazastreifens hatten die Krise ausgelöst. Die genau ein Jahr zuvor aus Technokraten gebildete Einheitsregierung sollte eigentlich die Gräben zwischen Hamas und Fatah überwinden, gelungen ist ihr das allerdings nicht. Im Gazastreifen konnte sie nie die Verwaltung übernehmen, weil die Hamas dort weiter die Kontrolle über die Sicherheitskräfte beanspruchte. Der Entschluss von Abbas, die Regierung grundlegend neu zu formieren, dürfte auch durch die indirekten Kontakte zwischen der Hamas und Israel ausgelöst worden sein, die unlängst bekannt wurden. Dabei geht es um eine langfristige Waffenstillstandsvereinbarung für den Gazastreifen. Vonseiten der israelischen Regierung wurden diese Angaben am Mittwoch bestätigt. Die Kontakte dienen demnach dem Versuch, die Feuerpause, mit der am 26. August vergangenen Jahres der siebenwöchige Gazakrieg beendet worden war, auf fünf bis zehn Jahre zu verlängern. Vonseiten der Palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah wird befürchtet, dass Israel einen Separatfrieden mit der Hamas anstrebt, um die Verbindungen zwischen dem Westjordanland und dem Gazastreifen weiter zu schwächen. Fabius sagte, er habe darüber mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu gesprochen. Wenn ich seine Antwort richtig verstanden habe, bedeutet das, dass es irgendwie, ich weiß nicht wie, Gespräche über den Gazastreifen und eine Verbesserung der humanitären Lage gibt, sagte der französische Chefdiplomat. Bei seinen Besuchen in Jerusalem und Ramallah warb Fabius für eine UN-Resolution, um den auf Eis liegenden Nahost-Friedensprozess wiederzubeleben. Er stieß damit bei Netanjahu allerdings auf Ablehnung. Dieser wies vor seinem Treffen mit Fabius ganz entschieden alle Versuche zurück, uns internationale Diktate aufzuzwingen. Nach dem Treffen bekräftigte Netanjahu, dass ein Frieden nur durch direkte Verhandlungen zwischen den Seiten ohne Vorbedingungen zustande kommen könne. Er wird nicht durch UN-Resolutionen zustande kommen, die von außen auferlegt werden sollen, fügte Netanjahu hinzu. Als Voraussetzung für einen Frieden nannte er die Anerkennung Israels durch die Palästinenser sowie strenge Sicherheitsvereinbarungen.
2International
Kommission will empfindliche Strafe für Suchmaschinen-Hersteller. Geht es nach der EU-Kommission erwartet Google aufgrund des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Position eine abschreckende Rekordstrafe. Konkret stößt sich die Behörde an der Produktsuche des Suchmaschinen-Herstellers. Google soll andere Online-Händler systematisch nach unten und den eigenen Google-Shopping-Dienst nach oben gereiht haben – so der Vorwurf der Kommission. Bloomberg soll nach eigenen Angaben Zugriff auf die Anklageschrift erhalten haben, in der von der Strafe die Rede ist. Google soll demnach absichtlich beziehungsweise fahrlässig die eigene Position ausgenützt haben. Das Verfahren läuft bereits seit Jahren, neben der Strafe soll der Suchmaschinen-Hersteller auch deren Geschäftsmodell bei der Google-Suche überarbeiten. In der Vergangenheit wurden bereits mehrere US-Konzerne von der EU-Wettbewerbsbehörde abgestraft: Intel musste 2009 1,06 Milliarden Euro bezahlen, bei Microsoft waren es drei Jahre später gar 2,24 Milliarden Euro. Beiden Unternehmen wurde vorgeworfen, eine marktbeherrschende Position ausgenützt zu haben. Google will angesichts der hohen Strafe noch den Kopf aus der Schlinge ziehen und hofft die EU-Kommission noch umstimmen zu können. Auch Margrethe Vestager, Kommissarin für Wettbewerb will weiterhin für Erklärungen offen sein – ein Vergleich soll nach wie vor eine Möglichkeit verbleiben.
0Web
Bald ist die Hälfte der Satellitenflotte vor Ort. Cayenne – Eine Rakete mit zwei neuen Satelliten für das europäische Navigationssystem Galileo ist von Französisch-Guyana aus ins All gestartet. Die Sojus-Rakete hob am Donnerstag kurz vor 13.00 Uhr deutscher Zeit im Weltraumbahnhof Kourou ab. An Bord waren der elfte und der zwölfte Satellit – von insgesamt 30 geplanten – für das Programm der EU und der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Mit Galileo will Europa vom amerikanischen GPS unabhängig werden. Seine Positionsdaten sollen künftig zum Beispiel von Navigationsgeräten in Autos benutzt werden. Allerdings kam das Vorhaben wegen Verzögerungen und Kostensteigerungen immer wieder in die Kritik. Die Satelliten sollten drei Stunden und 48 Minuten nach dem Start ausgesetzt werden.
7Wissenschaft
Auf steirischer Quartiersuche für minderjährige Flüchtlinge. Graz – Die Suche nach Quartieren für Flüchtlinge hat sich in der Steiermark intensiviert. Je nach Alter und familiärer Situation muss die Unterkunft verschiedene Kriterien erfüllen. Für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF), also Kinder und Jugendliche, die ohne Eltern ankamen, braucht es besonders ausgestattete Häuser. In Gebäuden wie etwa jenen der Kinderfreunde – einer Vorfeldorganisation der SPÖ – werden im Sommer Feriencamps organisiert. Oft stehen die Häuser mit Freiflächen und Spielplätzen unter dem Jahr aber leer. Wie DER STANDARD erfahren hat, werden zumindest zwei dieser Standorte in der Steiermark als Quartiere für UMF geprüft. Uns liegt hier ein Angebot vor, heißt es dazu aus dem Büro der Landesrätin für Soziales und Integration, Doris Kampus (SPÖ), jetzt prüfen die zuständigen Experten des Flüchtlingsreferats die Unterkünfte. Es ist eine lange Liste, die abgearbeitet werden muss. In der Steiermark gibt es zwei Typen von Kinderfreunde-Häusern: die, die von der Gemeinde betrieben werden, und die, die in der Verfügungsgewalt der Landesorganisation sind. Um welche Standorte es geht, will man noch nicht verraten – wohl aus Angst, im Vorfeld Unmut in einzelnen Gemeinden zu provozieren. Dabei zählen gerade Kinder zu den Flüchtlingen, denen am ehesten Hilfsbereitschaft von der Bevölkerung entgegenkommt. Alexia Getzinger (SPÖ), die am Montag als Landesschulratspräsidentin angelobt wird, ist seit 2012 Vorsitzende der steirischen Kinderfreunde. Sie sieht die Idee, die Häuser für Flüchtlinge zu öffnen, positiv, sagt sie zum STANDARD. Wir müssen aber genau schauen, welche Häuser für wie viele Kinder geeignet sind, sagt Getzinger, und ob es vielleicht auch pädagogisch sinnvoll wäre, im Sommerbetrieb die Ferienkinder mit Flüchtlingen zu vermischen, damit man sich begegnen kann. Getzinger schätzt, dass man zumindest 50 bis 60 Betten in den bestehenden Häusern zur Verfügung stellen könnte. Man müsste aber auch eine adäquate pädagogische Betreuung sicherstellen und klären, wer die Unterkünfte dann betreiben würde.
1Panorama
Die Deutschen, Nano, Universum: Amerikas Naturwunder, Indien – Gewalt im Lande Gandhis, iLove, Willkommen Österreich, Jerry Maguire. 14.45 DOKUMENTATIONSREIHEDie Deutschen (1–5/10) Fünf Folgen am Stück zur Geschichte der Deutschen: Die Dokumentarreihe spannt den Bogen von den Anfängen unter Otto dem Großen im 10. Jahrhundert bis zur Ausrufung der ersten deutschen Republik 1918. Die Teile sechs bis zehn folgen am Donnerstag ab 14.45 Uhr. Bis 18.30, 3sat 18.30 MAGAZINNano Kristina zur Mühlen präsentiert: 1) Verlorener Kampf gegen das Vergessen. 2) Der Dreck kommt nicht weg. Bis 19.00, 3sat 20.15 DOKUMENTATIONUniversum: Amerikas Naturwunder – Die Magie der Wüste In Arizona, im Südwesten der USA, liegt der Saguaro-Nationalpark, ein besonders schützenswertes Gebiet der USA. Grund dafür ist der in der Sonora-Wüste weltweit einzigartige Bestand an Kandelaberkakteen. Die dritte Folge der Universum-Reihe zeigt den Artenreichtum der einzigen subtropischen Wüste Amerikas. Bis 21.05, ORF 2 20.15 DOKUMENTATIONIndien – Gewalt im Lande Gandhis Gewalt erschüttert ganze Bereiche der indischen Gesellschaft: Man denke an das Kastenwesen, die Indifferenz gegenüber den Armen, die Selbstverständlichkeit der Kinderarbeit, die Gewalt gegen religiöse Minderheiten oder das brachiale Vorgehen von Armee und Polizei bei Protesten, obwohl die Verfassung den Bürgern das Recht dazu garantiert. Bis 21.10, Arte 20.15 FACEBOOKiLove – geloggt, geliked, geliebt (A Case of You, USA 2013, Kat Coiro) Schriftsteller Sam (Justin Long) verliebt sich in die Kellnerin (Evan Rachel Wood) seines Lieblingscafés. Um ihr Herz zu gewinnen, studiert er ihr Facebook-Profil, und gibt vor, ihr Traummann zu sein. Netter Liebesfilm, der bis in die Nebenrollen prominent besetzt ist: Busy Philipps, Sienna Miller, Peter Dinklage, Brendan Fraser und Vince Vaughn. Bis 22.10, Super RTL 21.05 MAGAZINReport Themen bei Susanne Schnabl: 1) Griechenland – Die Folgen des Neins: Alexander Sattmann und Ernst Johann Schwarz analysieren die Auswirkungen der griechischen Volksabstimmung. 2) Asyl – schwierige Herbergssuche: Das Innenministerium stellt neue Zelte auf. 3) 50+ und ohne Job: Helga Lazar und Martina Schmidt berichten über das schwierigste Kapitel der Jobkrise. 4) Urlaub im Stau: Münire Inam und Jakob Horvat über die Nervenprobe zum Ferienstart. Bis 22.00, ORF 2 22.00 TALKWillkommen Österreich Ein Rückblick auf die Highlights aus acht Jahren: von Dagmar Koller, Conchita Wurst und Niki Lauda über Marcel Hirscher, Josef Hader, Michael Mittermeier bis zu Dolly Buster, Herbert Grönemeyer und Nena. Bis 22.35, ORF 1 22.30 MAGAZINkreuz & quer: Das Christentum und die Sexualität Die zweite Folge der dreiteiligen Serie widmet sich dem Thema der sexuellen Revolution, die bereits zum Beginn der Neuzeit die westliche Gesellschaft überrollte. Zunehmend stellte die Kirche selbst den ehelichen Geschlechtsverkehr als sündig dar, im Gegensatz zu Martin Luther. Ab 23.25 Uhr geht es um Die biblischen Plagen – Finsternis über Ägypten. Bis 0.10, ORF 2 22.30 GELDJerry Maguire – Spiel des Lebens (USA 1996, Cameron Crowe) Der Sportagent Jerry (Tom Cruise) träumt vom Erfolg, kann aber den Yuppie nicht ablegen. Dorothy (Renée Zellweger) folgt ihm dabei brav auf Schritt und Tritt und kümmert sich nebenher um ihren Sohn Ray (Jonathan Lipnicki). Da bleibt nur noch zu sagen: Führ mich zum Schotter! Bis 0.40, WDR 23.10 DOKUMENTATIONGeraubte Kunst: Auf der Jagd nach verlorenen Schätzen Als größter Kunstraub der Geschichte gilt der Diebstahl der Mona Lisa von 1911. Der Italiener Vincenzo Peruggia wollte das Meisterwerk „befreien“ und in die Heimat des Künstlers bringen. Bis 23.55, ZDF Info 23.58 KILLERKalifornia (USA 1993, Dominic Sena) Eine Romantikfahrt sollte die Reise zu berühmten Serienkillerschauplätzen ohnehin nicht werden. Als sich her ausstellt, dass Brad Pitt ein ungesundes Naheverhältnis zu David Duchovnys Studienobjekten unterhält, kann Juliette Lewis ihre Zuneigung auf Dauer nicht aufrechterhalten. Nicht jugendfreie Fahrt im Riesenschlitten. Bis 2.02, Tele 5 0.10 KATHEDRALEDie Säulen der Erde (1/4) (The Pillars of the Earth, D/CAN 2010, Sergio Mimica-Gezzan) König Heinrich I. stirbt, und es entbrennt ein Streit um seine Nachfolge: Heinrichs Tochter Matilda darf als Frau den Thron nicht besteigen, daher lässt sich ihr Neffe Stephan zum König krönen. Doch Matilda hat einen Sohn, der ebenfalls Anspruch auf den Thron erhebt. Ereignisreiches Historiendrama mit Rufus Sewell als charismatischem Steinmetzen. Der zweite Teil folgt am Mittwoch. Bis 1.55, ORF 2 (Sandra Čapljak, 7.7.2015)
6Etat
Dallas schreibt Geschichte und zieht erstmals im Draft einen Inder. New York – Beim Draft der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA haben sich die Minnesota Timberwolves wie erwartet die Dienste von Top-Talent Karl-Anthony Towns gesichert, die Dallas Mavericks sorgten derweil für ein Novum und zogen mit Satnam Singh Bhamara (19) erstmals in der Geschichte des NBA-Drafts einen indischen Spieler. Zudem wählten die Texaner Shooting Guard Justin Anderson (21). Die Atlanta Hawks wählten Kelly Oubre, gaben den Point Guard aber umgehend zu den Washington Wizzards ab. Im Gegenzug erhielten die Hawks weitere Transferrechte für den nächsten Draft. Darüber hinaus kommt Tim Hardaway Jr. von den New York Knicks nach Atlanta. Center Towns (19), der als Bester seines Jahrgangs gilt, war schon im Vorfeld der alljährlichen Talentewahl als interessantester Spieler gehandelt worden. An Position zwei wählten die Los Angeles Lakers DAngelo Russel, die Philadelphia 76ers zogen den ebenfalls hoch gehandelten Jahlil Okafor. NBA-Champion Golden State Warriors zog an Position 30 Small Forward Kevon Looney. Das Team mit der schlechtesten Saisonbilanz darf beim Draft die besten Nachwuchsspieler an erster Stelle auswählen. Die genaue Reihenfolge wird ausgelost. Das System steht stark in der Kritik, da Teams ohne Aussichten auf ein Play-off-Ticket immer wieder absichtlich verlieren (Tanking), um ihre Chancen beim Draft zu vergrößern. (APA; 26.52015)
4Sport
Spannungen mit Ankara – Nato: Vorfall "unverantwortlich und extrem gefährlich". Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
2International
Folgt damit dem Wunsch vieler Nutzer. Instagram will als Plattform für Video-Inhalte attraktiver werden und wird künftig anzeigen, wie oft die Clips angesehen wurden. Damit folge man dem Wunsch der Nutzer, die sehen wollen, wie populär ihre Videos sind, erklärte der zu Facebook gehörende Foto-Dienst in einem Blogeintrag am späten Donnerstag. Facebook und Instagram konkurrieren unter anderem mit Googles YouTube, der weltgrößten Video-Plattform. Im vergangenen halben Jahr sei die Zeit, die Nutzer mit dem Anschauen von Videos auf Instagram verbringen, um mehr als 40 Prozent gestiegen, hieß es ohne nähere Details.
0Web
Mit den bestehenden Anlagen wird schon über den Bedarf hinaus produziert. Neue Projekte werden gestoppt. Peking – Angesichts des Überangebots an Strom aus Kohlekraftwerken zieht Chinas Regierung nun bei Neubauprojekten die Reißleine. In 15 Regionen wird ein Baustopp für solche Anlagen verhängt, wie die Energieaufsichtsbehörde mitteilte. In einem Magazin, das vom Staatskonzern China Southern Power Grid herausgegeben wird, wurden Details genannt. Demnach sind auch Bauprojekte in den großen Kohlerevieren der Inneren Mongolei und den Provinzen Shanxi sowie Shaanxi betroffen. Dort wird bereits mit den bestehenden Anlagen über den Bedarf hinaus produziert, da die Konjunkturabkühlung die Betreiber kalt erwischt hat. Dem Bericht zufolge sollen bis 2018 in mehr als einem Dutzend Provinzen keine neuen Kohlekraftwerke mehr genehmigt werden. Die kommunistische Führung in Peking hat angekündigt, in der mit Überkapazitäten kämpfenden Kohle- und Stahlindustrie insgesamt 1,8 Millionen Beschäftigte zu entlassen. Das entspricht 15 Prozent der Mitarbeiterzahl. In den nächsten drei bis fünf Jahren soll die Kapazität in der Kohleförderung um rund 500 Millionen Tonnen verringert werden.
3Wirtschaft
Laut dem Wirt treten Dealer in der Lerchenfelder Straße "hordenartig" auf. Neubauer Bezirkschef Blimlinger: Sind nicht untätig. Wien – Beschwerden über offenes Drogendealen an der U6 und in den Straßenzügen rund um deren Stationen sind nicht neu. Im siebenten Wiener Gemeindebezirk häuften sie sich in den vergangenen Monaten vor allem im Bereich Lerchenfelder- und Kaiserstraße, sowie stadtauswärts am Beginn der Ottakringer Thaliastraße. Dort befindet sich unter anderem auch der Josef-Strauß-Park: eine der wenigen Grünflächen in Wien-Neubau. Zuletzt schien sich die Lage, nicht zuletzt aufgrund einer Aktion scharf der Polizei, etwas beruhigt zu haben, wie auch der ORF online berichtete. Doch am Donnerstag meldete sich der Wiener Szenewirt Andreas Flatscher in einem an alle Parteien in der Bezrksvertretung sowie an etliche Medien adressierten Mail zu Wort. Der Häuserblock Lerchenfelderstraße – Kaiserstraße – Bernardgasse – Lerchenfeldergürtel habe sich zu einem regelrechten Drogen-Hotspot entwickelt. Bereits vormittags werde dort offener Drogenhandel betrieben, schreibt Flatscher. Er betreibt zwei Lokale in der Gegend. Vor allem vor einem der beiden, dem Flatscher Bistrot, sei die Lage derzeit inakzeptabel: Die Dealer, mit vorrangig afrikanischem Migrationshintergrund, treten in großen Gruppen geradezu hordenartig auf und sprechen Personen jeden Alters und Geschlechts an, um ihnen Drogen jeglicher Art anzubieten. Flatschers Kritik im STANDARD-Gespräch: Es werde tatenlos zugesehen, wie ein ganzes Grätzl sukzessive versandelt und abdriftet. Sein Appell: Machen wir das Viertel wieder zu dem, was es einst war – ein Treffpunkt für Junge und Junggebliebene, die das Angebot einer pluralistischen Restaurantszene genießen möchten. Genau dies sei auch sein Anliegen, meint dazu der Neubauer Bezirkschef Thomas Blimlinger (Grüne). Das Drogendeal-Problem im Grätzl sei schon recht heftig, sagt er zum STANDARD. In dieser Schmuddelecke des siebenten Bezirks würden manchmal sogar Mütter mit Kinder und Schüler hartnäckig angesprochen. Die Dealer hätten meist nur eine Tagesration Drogen bei sich, den Rest also woanders deponiert. Laut herrschendem Suchtgiftgesetz – das bald novelliert werden soll – verunmögliche das eine polizeiliche Verfolgung. Unrichtig, so Blimlinger, sei jedoch die von Flatscher verbreitete Mär der Untätigkeit. Vielmehr sei die Polizei seit Monaten verstärkt vor Ort. Auch gelte es, den öffentlichen Raum gerade dort durch andere Projekte und Aktivitäten zu besetzen: eine Bemühung, der der inzwischen recht schlechte Ruf der Gegend zuwiderlaufe.
1Panorama
Die großen Regulierungsprojekte dürften laut Direktorin Lautenschläger Ende 2016 abgeschlossen sein. Frankfurt – Die Furcht vieler Geldhäuser vor immer höheren Kapitalanforderungen ist aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) unbegründet. Nach der Untersuchung der Handelsbücher und der Festlegung einer risikounabhängigen Verschuldungsquote (Leverage Ratio) solle es für die Institute nicht zu weiteren Belastungen kommen, sagte EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger am Dienstag in Frankfurt. Was immer beim Basel-III-Prozess herauskommt, das Gesamtkapital-Niveau sollte auf dem heutigen Niveau bleiben. Das bedeutet aber nicht, dass es für einzelne Banken keine Veränderungen geben wird. Die strengeren Basel-III-Regeln für Banken werden in Europa schrittweise bis 2019 eingeführt. Banken müssen dabei vor allem Kapitalpolster aufbauen, um mögliche Verluste abzufedern. Die EZB ist seit gut einem Jahr für die Aufsicht der Großbanken im Euro-Raum zuständig. Nach Einschätzung von Lautenschläger werden die großen globalen Projekte in der Bankenaufsicht voraussichtlich Ende 2016 abgeschlossen werden. Sorgen in der Branche, es könnte danach eine weitere Regulierungswelle – Basel IV genannt – auf die Institute zukommen, wies sie zurück. Das ist wirklich weit entfernt und nichts, was diskutiert wird. Neben den Mindestvorschriften bekommen die größten Geldhäuser der Euro-Zone von der EZB individuelle Kapitaluntergrenzen vorgegeben. Nach der sogenannten SREP-Überprüfung in diesem Jahr sei die Mindestkernkapital-Quote der Institute im Schnitt um 0,5 Punkte auf 10,1 Prozent gestiegen, sagte Lautenschläger. Das ist kein dramatischer Anstieg. Je nach Lage der Häuser liegen die Anforderungen zwischen acht und rund 14 Prozent. Von den gut 120 direkt beaufsichtigten Instituten haben laut EZB nur rund zehn weniger Kapital als gefordert. Nach Reuters-Informationen erfüllen alle deutschen Geldhäuser die vorgegebenen Quoten.
3Wirtschaft
FPÖ bemüht nach Weichselbraun-Spitze gegen Stenzel den ORF-Publikumsrat – Für ORF "spielerisch-ironischer Grundton". Wien – Krönchen, Promis, Alles Walzer und ein Mini-Eklat – wie jedes Jahr verfolgte ein Millionenpublikum die ORF-Übertragung des Wiener Opernballs: 2,429 Millionen Zuschauer bzw. ein Drittel der TV-Bevölkerung verfolgten am Donnerstag den Opernball-Abend in ORF 2. Die Eröffnung um 21.40 Uhr sahen bis zu 1,562 Millionen, im Schnitt waren es 1,456 Millionen. Der Marktanteil betrug 54 Prozent – der STANDARD berichtete. Die heurige Opernball-Übertragung erzielte im Teletest die beste Publikums-Beurteilung seit der Erhebung dieser Daten in den 1990er-Jahren. Daran änderte auch ein Mini-Eklat um Moderatorin Mirjam Weichselbraun nichts. Einen Einspieler mit Opernball-Aufnahmen aus den 1980er-Jahren, in dem die damalige ORF-Moderatorin und heutige FPÖ-Politikerin Ursula Stenzel den Sänger Harald Serafin interviewt hatte, kommentierte Weichselbraun mit einer Spitze gegen die Ex-Kollegin: Ich frage mich, was aus der Interviewerin geworden ist. Wahrscheinlich nicht viel. Die Szene des Anstoßes – auf Youtube gestellt von FPÖ-TV Weichselbraun zog damit den Ärger der FPÖ auf sich, und die Freiheitlichen wollen die Opernball-Übertragung nun zum Thema im ORF-Publikumsrat machen. Von einer skandalösen Entgleisung sprach FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl am Freitag. Es stehe der Moderatorin eines öffentlich-rechtlichen Senders nicht zu, vor laufender Kamera und einem Millionenpublikum eine derart abfällige Bemerkung über Dritte zu machen, in diesem Fall über eine hochverdiente langjährige ZiB-Moderatorin, höchst erfolgreiche Politikerin und Landtagsabgeordnete der FPÖ Wien, meinte Kickl. Das steht in krassem Widerspruch zum öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF. Die FPÖ werde der Frage nachgehen, ob es sich um eine spontane Eingebung Weichselbrauns gehandelt habe, denn. Der Verdacht liegt nahe, dass es ein abgekartetes Spiel war und ein früheres Interview Ursula Stenzels mit Harald Serafin nur deshalb eingespielt wurde, um Weichselbraun Gelegenheit für ihre wohlvorbereitete Diffamierung zu bieten, so Kickl. Dort war man unterdessen um Beruhigung bemüht. Trademark der ORF-Moderationen beim Opernball ist ein spielerisch-ironischer Grundton, der dem gesellschaftlichen Höhepunkt des Faschings angemessen ist. Wenn dann im Laufe einer dreistündigen TV-Live-Übertragung bei aller Professionalität eine Pointe einmal nicht richtig aufgeht oder missverständlich ankommt, ist das bedauerlich und selbstverständlich nicht beabsichtigt, erklärte TV-Unterhaltungschef Edgar Böhm gegenüber der APA. Same procedure as every year hieß es unterdessen bei den Lugners. Laut dem Privatsender ATV kam es zwischen Opernball-Gottseibeiuns! Richard Lugner und Frau Cathy in der Ballnacht zum Streit. Die beiden fuhren getrennt nach Hause. Frau Lugner soll sich zu intensiv um ihren Gast Mr. Probz gekümmert haben, unschöne Streitszenen und heftige Wortgefechte waren die Folge. Ob es dieses Mal zur Scheidung reicht oder es sich nur um eine quotenbedingte Inszenierung handelt, zeigt der Sender am Freitag um 19.35 Uhr in seiner Doku-Soap Mörtel am Opernball 2016: Stress am Ball.
6Etat
Soll künftig wie bei Chrome automatisch pausiert werden – Stromsparen und bessere Performance. Adobes Flash Player hat schon einmal besser Zeiten erlebt. Was einst als Browser- und plattformübergreifendes Plugin von vielen Entwicklern begeistert aufgenommen wurden, hat längst den Ruf einer nervenden Altlast erhalten. Neben steten Sicherheitslücken ist es vor allem der Hang dazu, viel Prozessorkraft zu verbrauchen, und damit auch den Stromverbrauch von Laptops zu erhöhen, der laufend für Kritik sorgt. Oft ist dies allerdings gar nicht – nur – die Schuld von Flash selbst, all zu aufwändige grafische Elemente mit ihren Animationen halten den Rechner auf Trab. Nun will Microsoft dem einen Riegel vorschieben. Mit dem für Sommer anvisierten Windows 10 Anniversary-Update soll auch eine zentrale Änderung im Umgang mit Flash-Inhalten einhergehen, wie Microsoft in einem Blogeintrag ankündigt. Alle solchen Elemente, die nicht zentral für eine Webseite sind, sollen künftig automatisch pausiert und erst nach einem expliziten Klick der Nutzer abgespielt werden. Dies dürfte vor allem Auswirkungen auf Werbungen haben, während hingegen via Flash eingebundene Videos oder Spiele von dieser neuen Regelung unberührt bleiben. Mit dieser Änderung folgt Microsoft dem Vorbild von Google, das bei seinem Browser Chrome schon seit letztem September entsprechende Flash-Elemente automatisch pausiert. Bei Edge findet sich dieses Feature derzeit in der Testphase, Nutzer des Insider-Previews mit der Build-Nummer 14316 haben also bereits Zugriff darauf. Auch was die grundlegende Weiterentwicklung anbelangt, sind sich die großen Softwarehersteller einig. Seitenentwickler sollen sich von Flash verabschieden, und statt dessen auf moderne WebStandards setzen. Hierüber ließe sich schon jetzt das Adobe-Plugin praktisch zur Gänze ersetzen, zudem will sich Microsoft dafür einsetzen, auch die noch fehlenden Puzzlestücke offiziell zu standardisieren.
0Web
IS laut irakischer Armee aus Provinzhauptstadt Anbars vertrieben – Premier Abadi will IS 2016 aus dem Land verdrängen. Ramadi/Damaskus –Der irakische Ministerpräsident Haider al-Abadi ist nach dem Sieg gegen die radikalislamische IS-Miliz in Ramadi zu einem Überraschungsbesuch in der mehrheitlich befreiten Provinzhauptstadt von Anbar eingetroffen. Er sei am Dienstag in einem Hubschrauber auf dem Gelände der Universität am südlichen Rand der Stadt gelandet. Vorgesehen seien Treffen mit leitenden Vertretern des Militärs und der Terrorismusbekämpfung, die an der Offensive auf Ramadi beteiligt gewesen seien, hieß es. Abadi hatte am Montag die Rückeroberung Ramadis bekannt gegeben. Die Stadt war im Mai in die Hände des IS gefallen. Für die Armee ist der Sieg in Ramadi ein wichtiger und lang ersehnter Erfolg. 2016 soll nach den Worten Abadis das Jahr werden, in dem der Islamische Staat (IS) im Irak endgültig besiegt wird. Die Miliz hatte im Sommer 2014 in einer Blitzoffensive weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Sie beherrscht zudem große Gebiete im benachbarten Syrien. Die Aktion lief nicht gerade ohne Rückschläge: Mehrfach hatte die irakische Regierung die Einnahme der Stadt Ramadi angekündigt, am Montag folgte nun die Erfolgsmeldung. Das staatliche Fernsehen zeigte, wie Soldaten die Nationalflagge auf dem Regierungskomplex Ramadis hissten. Allerdings waren auch während der Übertragung im Hintergrund noch immer Explosionen und Schüsse zu hören. Der Gouverneur der Provinz Anbar, Soheib Alrawi, sagte am Abend allerdings, die Befreiung der Stadt sei noch nicht vollständig abgeschlossen. Ramadi ist befreit, sagte Brigadegeneral Yahya Rasool allerdings bereits im Staatsfernsehen. Auch Parlamentspräsident Salim al-Juburi beglückwünschte die Soldaten zur Befreiung der Stadt Ramadi vom Terrorismus. Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte in Berlin, die Rückeroberung Ramadis zeige einmal mehr, dass der IS nicht unbesiegbar ist, weder im Irak noch in Syrien. US-Außenminister John Kerry erklärte, die irakischen Truppen hätten mit gewaltigem Mut und Tapferkeit gekämpft. Das irakische Militär bekämpft den Feind mit Ausdauer, Geschick und Entschlossenheit. Ramadi sei kein isoliertes Ereignis, sondern stehe in einer Reihe mit großen Verlusten des IS im Irak und im nördlichen Syrien. Auch US-Verteidigungsminister Ashton Carter sprach von einem signifikanten Schritt vorwärts im Kampf gegen diese barbarische Gruppe. Der IS hatte die hundert Kilometer westlich von Bagdad gelegene Stadt Ramadi im Mai erobert. Anfang Dezember erkämpfte die Armee, die von Kampfflugzeugen der US-geführten internationalen Militärallianz unterstützt wird, mehrere große Stadtteile von Ramadi zurück. Am Dienstag rückte sie ins Stadtzentrum vor. Im Laufe der Woche flog die internationale Koalition nach eigenen Angaben 31 Luftangriffe auf Ramadi, um die irakischen Soldaten zu unterstützen. Die Befreiung der Stadt sei das Ergebnis von vielen Monaten harter Arbeit der irakischen Armee, der Anti-Terror-Einheit, der irakischen Luftwaffe, von örtlichen und nationalen Polizeikräften und Stammeskämpfern, sagte der Sprecher der Militärkoalition, Steve Warren. Die irakische Armee begann am Montag damit, die von den Jihadisten installierten Sprengfallen zu entschärfen. Allein in den Regierungsgebäuden und den Zufahrtsstraßen wurden nach Militärangaben 300 Bomben und Sprengsätze deponiert. Die vor den Kämpfen geflohenen Einwohner Ramadis kehrten nur langsam in die zerstörte Stadt zurück. Der IS hatte im Sommer 2014 große Teile Syriens und des Nordiraks erobert. Nach Angaben eines US-Instituts verlor die Miliz seit Jahresbeginn aber 14 Prozent seines Gebietes. Nach dem Sieg in Ramadi könne die Armee nun die Rückeroberung der Provinz Niniwe in Angriff nehmen, sagte Parlamentspräsident al-Juburi. In der dortigen Provinzhauptstadt Mossul hatte IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi vor eineinhalb Jahren sein Kalifat ausgerufen.
2International
Verfassungsgericht hatte Haft für nicht rechtens erklärt. Istanbul – Die seit drei Monaten inhaftierten türkischen Journalisten Can Dündar und Erdem Gül sind wieder frei. Die beiden hätten Freitagfrüh das Silivri-Gefängnis in Istanbul verlassen, berichteten türkische Medien. Das Verfassungsgericht hatte das Vorgehen gegen den Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet und seines Bürochefs in Ankara am Vortag für nicht rechtens erklärt. Mit zwölf gegen drei Richterstimmen hatte es entschieden, dass die Rechte auf persönliche Freiheit und Sicherheit von Dündar und Gül verletzt wurden. Der Fall hatte auch international scharfe Kritik an Präsident Recep Tayyip Erdoğan ausgelöst. Die beiden Männer wurden von ihren Familien und Kollegen vor dem Gefängnistor jubelnd empfangen. Die für Terrordelikte zuständige Staatsanwaltschaft in Istanbul wirft den Journalisten, die Ende November in U-Haft kamen, Spionage und einen Umsturzversuch gegen die Regierung vor. Sie sollen mit Berichten über Waffenlieferungen des türkischen Geheimdiensts an islamistische Rebellen in Syrien Staatsgeheimnisse verraten haben. Die Staatsanwaltschaft forderte lebenslange Haft. Die Festnahmen hatten in der Türkei und anderen Ländern Empörung ausgelöst. Der Fall gilt als Beispiel für eine zunehmende Unterdrückung der Presse unter Erdoğan. Der Europarat und mehrere Journalistenverbände kritisierten die Inhaftierungen. Dündar warf der EU vor, die Drangsalierung der türkischen Medien Türkei aus Rücksicht auf die erhoffte Zusammenarbeit mit der Türkei in der Flüchtlingsfrage totzuschweigen.
6Etat
Speed, Themenmontag: Frank Sinatra, Verhandlungssache. 18.30 MAGAZINHeute konkret Die Familie einer 98-jährigen Frau wirft deren Sachwalterin vor, schlecht für sie zu sorgen. Eine Vorsorgevollmacht kann in solchen Fällen Sicherheit schaffen. Rechtsanwältin und Sachwalterin Susanne Schwarzenbacher erklärt im Studio, wie eine solche Vollmacht funktioniert. Bis 18.51, ORF 2 20.15 RASANTSpeed (USA 1994, Jan de Bont) Damals ein großer Erfolg für Kameramann Jan De Bont im Regiestuhl: Ein Bus rast dahin und darf nicht zum Stillstand kommen, weil sonst die Bombe darin hochgeht. Keanu Reeves und Sandra Bullock kommen einander in dem Getümmel näher. Bis 22.40, Kabel eins 20.15 SCHWERPUNKTThemenmontag: Frank Sinatra Zum 100. Geburtstag des Ausnahmekünstlers Sinatra. Die Dokumentation Frank Sinatra – Amerikas goldenes Zeitalter (20.15 Uhr) erklärt die außergewöhnliche Karriere des Entertainers. Um 21.05 Uhr folgt ein Mitschnitt des Livekonzerts im New Yorker Madison Square Garden im Oktober 1974. Abschließend eine von Sinatras berühmtesten Schauspielrollen in Der Mann mit dem goldenen Arm (22.00 Uhr). Bis 0.00, ORF 3 21.00 TALKHart, aber fair: Flucht, Terror, Skandale – wie hat 2015 unser Land verändert? Rückblickende Diskussion mit folgenden Gästen: Edmund Stoiber, ehem. Bayrischer Ministerpräsident, CSU), Serdar Somuncu (Schriftsteller und Kabarettist), Claudia Roth (B90/Grüne), Herfried Münkler (Politikwissenschafter) und Christoph Schwennicke (Chefredakteur Cicero). Bis 22.15, ARD 21.10 MAGAZINThema Christoph Feuerstein präsentiert folgende Themen: 1) Kindergärten unter der Lupe – wie viel Religion darf sein? Besuche in einem islamischen, einem katholischen und einem jüdischen Kindergarten. 2) Mord in Tirol – ein Witwer kämpft gegen die Justiz. Der Ehemann eines Mordopfers will den 25 Jahre zurückliegenden Fall wieder aufrollen. 3) Flüchtlingsschicksale im Libanon. Offiziell sind 1,5 Millionen Flüchtlinge im Libanon, tatsächlich dürften es noch mehr sein. Bis 22.00, ORF 2 22.30 MAGAZINKulturmontag Themen, präsentiert von Martin Traxl: 1) Die ungleiche Gesellschaft – Wie sich soziale Konflikte durch die Flüchtlingskrise verschärfen. 2) Sexualität im Wien der Jahrhundertwende – Arthur Schnitzlers Anatol im Theater in der Josefstadt. 3) Die große Personale des österreichischen Designers Josef Frank im Wiener Mak. Bis 23.15, ORF 2 22.40 ACTIONTHRILLERVerhandlungssache (The Negotiator, USA 1999, F. Gary Gray) Samuel L. Jackson als Chicagoer Polizist und Spezialist für Verhandlungen in Sachen Geiselnahmen, der selbst zum Kidnapper wird. Kevin Spacey als ambitionierter Kollege, der ihn nun zum Gespräch bitten muss. Soll heißen: Spacey und Jackson immer nahe am Big Bang. Bis 1.30, Kabel eins 23.15 DOKUMENTATIONLegenden der Leinwand – Frank Sinatra Die Dokumentation fokussiert auf das schauspielerische Schaffen des weltweit populären Entertainers. Für seine Darstellung eines Soldaten in Verdammt in alle Ewigkeit (1953) wurde er mit dem Oscar für die beste Nebenrolle ausgezeichnet. Ebenfalls werden Sinatras Familien- und Liebesleben beleuchtet. Bis 0.00, ORF 2
6Etat
Vor "The Force" für VW und "Always #LikeAGirl". Mountain View/Wien - Google ließ die Werbebranche unter den 20 beliebtesten Youtube-Spots in den ersten zehn Jahren des Portals abstimmen - und zwar die User des Werbeblogs von Mutterkonzern Google. Das Ergebnis hat Google in diesen Tagen veröffentlicht. Die Branchenabstimmung gewann demnach Kobe vs. Messi: The Selfie Shootout von Crispin Porter + Bogusky für Turkish Airlines: Platz zwei ging in dieser Branchenabstimmung an einen unserer Allzeit-Lieblingsspots - The Force von Deutsch Los Angeles für Volkswagen: Der dritte Platz: Always #LikeAGirl von Leo Burnett, Starcom MediaVest Group: Jean-Claude Van Damme kam mit The Epic Split von Forsman & Bodenfors für Volvo Trucks auf Platz 4: Platz 5: Dove Real Beauty Sketches - Youre more beautiful than you think von Ogily Brazil/PHD/Mindshare: (red, 4.6.2015)
6Etat
Einigung auf neue Lizenzvereinbarung mit sieben Jahren Laufzeit. Der schwedische Netzwerkausrüster Ericsson und der US-amerikanische iPhone-Hersteller Apple haben ihren Patentstreit beigelegt. Beide Unternehmen haben sich auf ein neues Lizenzabkommen mit sieben Jahren Laufzeit geeinigt, wie Ericsson heute, Montag, mitteilte. Damit seien alle laufenden Patentverletzungsverfahren zwischen den Unternehmen aus dem Weg geräumt, hieß es. Zu finanziellen Details machte das Unternehmen keine Angaben. Seit Februar hatten Apple und der Weltmarktführer für die Ausrüstung von Telekommunikationsnetzen um mehr als 40 Patente und deren Nutzung gestritten. Ericsson hatte Apple in einer Klage vorgeworfen, Elemente der Mobilfunkstandards GSM und LTE sowie weitere Technologien ohne entsprechende Lizenzvereinbarung zu nutzen. Eine frühere Vereinbarung war zuvor ausgelaufen. Für Patente, die zum Grundstock technischer Standards wie GSM und LTE gehören, gelten besondere Regeln. Inhaber müssen Lizenzen dafür zu fairen Bedingungen und ohne Diskriminierung gewähren. Darüber, was ein fairer Preis ist, gibt es aber immer wieder Streit. Aus dem Geschäft mit Lizenzen und geistigem Eigentum erwartet Ericsson im laufenden Jahr insgesamt einen Umsatz zwischen 13 und 14 Mrd. schwedischen Kronen (1,4 bis 1,5 Mrd. Euro). 2014 hatten die Schweden hier 9,9 Mrd. Kronen erlöst.
0Web
Zwei Festnahmen, Hintergründe noch unklar. Istanbul – Am Eingang zum Dolmabahce-Palast in Istanbul sind am Mittwoch Schüsse gefallen. Das meldete die Nachrichtenagentur Dogan und berichtete von zwei Festnahmen. Die Verdächtigen trugen demnach automatische Waffen. Berichte über mögliche Opfer gab es vorerst zwar keine, doch berichteten Augenzeugen von Rettungswagen, die zum Tatort unterwegs waren. Auch eine Explosion soll zu hören gewesen sein, meldeten mehrere Internetmedien. Nach Angaben des Senders Al-Jazeera kamen die Wachsoldaten am Tor des Palastes unter Beschuss. Die Polizei sperrte eine Hauptverkehrsstraße, die am Palast vorbeiführt. Offizielle Angaben zu dem Vorfall lagen zunächst nicht vor. Der aus der Zeit des Osmanischen Reichs stammende Palast ist eine beliebte Touristenattraktion. Er dient auch als Amtssitz des Ministerpräsidenten in Istanbul.
2International
4:0-Erfolg der Philadelphia Flyers. Philadelphia – Michael Raffl hat am Samstag sein sechstes Tor in der laufenden NHL-Saison erzielt. Der Kärntner zeichnete beim 4:0-Heimsieg seiner Philadelphia Flyers gegen die New York Islanders in der 22. Minute für den ersten Treffer der Gastgeber verantwortlich und lieferte außerdem für das letzte Tor des Abends den Assist. (APA; 9.1.2016)
4Sport
Rund 10.000 Euro Schaden. Linz – Ein 30-jähriger oberösterreichischer Postbediensteter steht im Verdacht, über einen Zeitraum von rund vier Monaten Pakete an seinem Arbeitsplatz gestohlen zu haben. Die Beute war jedoch nicht für ihn gedacht, sondern für eine von ihm angebetete, verheiratete Frau, berichtete die Kronen Zeitung (Mittwochausgabe). Die Frau schickte ihrem Verehrer immer wieder regelrechte Bestellungslisten, etwa für einen Plattengriller, ein bestimmtes Handy oder Kerzen. Zuvor hatte der Zusteller der Frau bereits ein Auto gekauft sowie sein eigenes dem fremden Ehemann überlassen. Aufgeflogen sind die Diebstähle, nachdem es bei einer Firma wiederholt Beschwerden wegen nicht erhaltener Pakete gab. Daraufhin überprüften die Ermittler Videoaufzeichnungen und kamen so auf die Spur des Mannes. Der entstandene Schaden wird derzeit noch eruiert, soll aber bei rund 10.000 Euro liegen, sagte Christian Schmidseder vom Landeskriminalamt Oberösterreich. Der Zusteller ist geständig und wurde auf freiem Fuß angezeigt, die Frau bekam ebenfalls eine Anzeige wegen Anstiftung.
1Panorama
Polizei ermittelt wegen Verdachts auf Vernachlässigung der Aufsichtspflicht. Wien – Ein zehnjähriger Bub, der Sonntagfrüh in Wien-Favoriten aus einem Fenster gestürzt ist, hat sich am Montag auf dem Weg der Besserung befunden. Es bestehe keine Lebensgefahr mehr, sagte eine Krankenhaussprecherin, er könne demnächst auf die Normalstation verlegt werden. Gegen die Mutter wurden unterdessen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Vernachlässigung der Aufsichtspflicht aufgenommen, hieß es bei der Polizei. Eine Einvernahme war am Montag noch ausständig. Die 42-Jährige hatte angegeben, dass sie zum Zeitpunkt des Unfalls gegen 9 Uhr in der Wohnung war, der Sohn allerdings kurze Zeit allein in seinem Zimmer spielte. Er stürzte aus dem zweiten Stock und wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Spital geflogen.
1Panorama
Nächster Termin am 24. Februar mit Ex-Hypo-Vorstand Kulterer als Zeuge. Klagenfurt – Der Hypo-Untreue-Prozess gegen Ex-Flick-Anwalt Alexander Klaus am Landesgericht Klagenfurt ist am Freitag nach kurzer Zeit vertagt worden. Die Verteidigung stellte einen Antrag auf Ablehnung eines Sachverständigen, über den der Schöffensenat unter Vorsitz von Richter Oliver Kriz gesondert entscheiden wird. In dem Verfahren geht es um ein Vorzugsaktiengeschäft der Kärntner Hypo, bei dem die Zeichner der Aktien Rückkaufgarantien der Bank erhielten. Klaus soll für den der Bank entstandenen Schaden mit verantwortlich sein. Die Hypo habe der Flick-Privatstiftung, für die Klaus tätig war, rund 4,3 Mio. Euro für Geld bezahlt, das sie um 2,6 Mio. am Kapitalmarkt bekommen hätte, der Schaden für die Bank beträgt daher laut Staatsanwalt Robert Riffel 1,7 Mio. Euro. Klaus wird vorgeworfen, über interne Vorgänge in der Hypo Bescheid gewusst zu haben. Er hatte eine Put-Option formuliert, welche der Milliardärin Ingrid Flick garantierte, dass die Bank ihr Investment zurückkaufen würde, wenn sie das wollte. Der Angeklagte bekannt sich nicht schuldig. Als nächster Verhandlungstag wurde am Freitag der 24. Februar genannt. An diesem Tag soll der ehemalige Hypo-Vorstand Wolfgang Kulterer befragt werden. Kulterer hatte Klaus im Vorfeld des Prozesses belastet. Am 26. Februar sollen Ex-Hypo-Vorstand Josef Kircher und ein Notar einvernommen werden, der ebenfalls eine Rolle in dem Vorzugsaktien-Geschäft gespielt hat.
3Wirtschaft
Marlis Prinzing fordert einen Journalismus, der sich bewusst seinem Publikum zuwendet und Zweifel, Ängste und Sorgen ernst nimmt. Verlogen, unglaubwürdig, verwöhnt: So werden Journalisten heute taxiert. Sie werden alle in einen Topf geworfen, ihre Arbeit scheint wertlos, beliebig und ein Ärgernis. Das muss aufhören. Medienpublikum, Medienmanager, Medienforscher und Journalisten sägen derzeit selber an den Ästen, auf denen sie sitzen. Gewiss gibt es Journalismus, der über die Stränge schlägt oder abgehoben ist. Und es gibt zu viele Journalisten, die selbstgefällig sind, keine Fehler zugeben und sich diebisch freuen, wenn sie einen anderen in die Pfanne hauen können. Das sei nicht kleingeredet, aber ins Verhältnis gesetzt. Wir wissen, dass es Banker gibt, die in die eigene Tasche wirtschaften und zahllose Kunden ruinieren, Automobilclubs, die Ranglisten manipulierten, Unternehmer, die mit illegalen Abschalteinrichtungen Abgasnormen umgingen, Politiker, die politische Gegner ausspionierten, korrupte Fußballfunktionäre, quacksalbernde Ärzte, Winkeladvokaten. Und wir wissen das alles oft gerade, weil es eben neben schwarzen Schafen noch andere Journalisten gibt. Ende Februar wurde Spotlight mit einem Oscar ausgezeichnet: ein Film über eine Recherche, die die Missbrauchsfälle der katholischen Kirche in Boston enthüllte. Für diese Recherche gewann das Investigativteam des Boston Globe Jahre zuvor einen Pulitzerpreis. Doch nicht nur der Enthüllung von Missständen wegen müssen wir eine Lanze brechen für einen aufklärenden, verantwortungs- und werteorientierten Informationsjournalismus. Wir brauchen Medien, die uns Arenen öffnen, in denen wir um die besten Argumente ringen und diskutieren, wie wir künftig in unserer Gesellschaft leben wollen. Hören wir auf, an Ästen zu sägen, und fordern wir einen Journalismus ein, der sich bewusst seinem Publikum zuwendet, der Zweifel, Ängste und Sorgen ernst nimmt und auch konstruktiv aufzeigt, wie Probleme gelöst werden können.
6Etat
Rund 1.000 Ställe hätten bereits schließen müssen. Rom – Tausende Milchbauern aus ganz Italien haben am Samstag mit Kühen und Traktoren vor dem italienischen Hauptquartier des französischen Milchgiganten Lactalis/Parmalat unweit der lombardischen Stadt Lodi demonstriert. Sie protestierten gegen sinkende Preise, die in den vergangenen Jahren zur Schließung vieler Ställe geführt hätten. Die Demonstranten folgten einem Appell des Landwirtschaftsverbandes Coldiretti, der über die niedrigen Preise klagt, die der Großhandel für Milch bezahlt. Im vergangenen Jahr sei der Preis, den Milchbauern für einen Liter Milch bekommen, gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent auf 0,35 Euro gesunken. Mit diesen niedrigen Preisen könne man nicht einmal die Kosten für das Futter der Kühe decken. Konsumenten zahlten dagegen für einen Liter Milch hoher Qualität durchschnittlich 1,50 Euro pro Liter, klagte Coldiretti. An der Demonstration vor dem Sitz von Lactalis, dem weltweit stärksten Milchproduzenten, beteiligte sich auch der italienische Landwirtschaftsminister Maurizio Martina. Seit Beginn der Krise seien 32.000 Jobs in der Milchproduktion verloren gegangen, klagten die Demonstranten. Mit weiteren Jobverlusten sei in diesem Jahr zu rechnen. Allein seit Jahresbeginn seien bereits circa 1.000 Ställe geschlossen worden, 60 Prozent davon in Berggebieten. Das wirke sich dramatisch auf Beschäftigung, Wirtschaftswachstum, Umwelt und Qualität der Produkte aus, betonte Coldiretti. Lediglich 35.000 Ställe gebe es noch in Italien. Die Gefahr sei, dass auch diese schließen müssten, wenn der Großhandel seine Preise nicht erhöhe. Dafür wachse der Import von Milch aus dem Ausland, klagte der Agrarverband. Über 3,5 Millionen Liter Milch würden täglich aus dem Ausland importiert, die zur Produktion von italienischem Käse dienten. Italien importiere 40 Prozent der Milch und des Käses, den die Verbraucher konsumierten. Gefährdet ist ein Wirtschaftssektor, der mit einem Umsatz von 28 Milliarden Euro und fast 180.000 Beschäftigten die wichtigste Branche des italienischen Lebensmittelbereichs ist, unterstrich Coldiretti-Präsident Roberto Moncalvo.
3Wirtschaft
FPÖ-Chef Strache will Wien von "abgehobener, selbstgerechter Polit-Aristokratie" befreien – Wahlzentralen sind Wirtshäuser, Kaffeehäuser und Straßen. Wien – Zu Wahlkampfzwecken hat die FPÖ vor Jahren eine Ähnlichkeit zwischen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und dem linken Revolutionär Che Guevara herzustellen versucht. Vor der aktuellen Wien-Wahl wird auf Plakaten der Begriff Oktoberrevolution strapaziert. Der historische Kontext – die gewaltsame Machtübernahme durch die russischen kommunistischen Bolschewiki 1917 – ist den Freiheitlichen aber bekannt, Revolution steht daher unter Anführungszeichen. Es ist möglich, dass ich die Chance erhalte, Bürgermeister von Wien zu werden, sagte Strache bei der Präsentation. Auf den Plakaten ist diese Aussage in bewährter Manier in einen Reim verpackt: Wien tauscht Häupl gegen HC Strache und nimmt für Rotgrün süße Rache. Strache wolle Wien von der abgehobenen, selbstgerechten Polit-Aristokratie befreien. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sei längst pensionsreif. FPÖ-Generalsekretär und Wahlkampfleiter Herbert Kickl bezeichnete die erste von drei Plakatwellen als Frontalangriff gegen Häupl und eine inhaltsleere, abgehalfterte SPÖ. Für Strache sei Häupl ein Ankündigungsriese und Umsetzungszwerg. Dirty Campaigning, sagte Strache wenig später in der gleichen Pressekonferenz, überlasse er den Mitbewerbern. Beim durchaus kontroversen Begriff Revolution im Wahlkampfplakat – noch dazu in Verbindung mit dem Oktober – verwies Kickl auf Immanuel Kant und auf dessen Hauptwerk (Die Kritik der reinen Vernunft). Wenn nichts gelingt, muss man die Methode ändern, sagte Kickl. Das gilt auch für politische Verhältnisse. In den noch kommenden zwei Plakatserien Mitte September und Anfang Oktober würden auch Themen aus der freiheitlichen Themenvielfalt wie Asyl, Arbeitslosigkeit oder Sicherheitspolitik eine Rolle spielen. Der offizielle Wahlkampfauftakt erfolgt laut Kickl am 4. September am Viktor-Adler-Markt, gefolgt von einem Fest am 12. September im Wiener Prater, bei dem 10 Jahre HC Strache gefeiert wird. Die FPÖ habe – anders als die SPÖ oder die Grünen – keine teure Wahlzentrale, keinen sogenannten War Room, sagte Landesparteisekretär Toni Mahdalik. Unsere Wahlzentralen sind Wirtshäuser, Kaffeehäuser, Straßen und Plätze der Stadt Wien.
5Inland
Gesamtforderungen liegen bei 86.500 Euro. Der Schauspieler und Regisseur Paulus Manker ist in Konkurs, berichtete der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) am Mittwoch. Die Insolvenzursachen sind unbekannt, ebenso, ob eine Sanierung geplant ist. Laut Unterlagen des AKV sind derzeit sechs Gläubiger mit Gesamtforderungen von rund 86.500 Euro betroffen. Der AKV hält fest, dass die in der Kulturszene bekannte Produktion Alma von eigens eingerichteten Vereinen aufgeführt und veranstaltet wird.
3Wirtschaft
Uugot.it streamt Fernsehprogramm mit interaktiven Untertiteln – Crowdfunding-Kampagne gestartet. Wer eine Sprache erlernen will, sollte fremdsprachiges Fernsehprogramm mit Untertiteln ansehen. Zu diesem Ergebnis sind bereits mehrere Studien gekommen. Ein Wiener Startup will hier ansetzen und entwickelt eine App, die das Lernen beim Fernsehen erleichtern soll. Nun ist die Crowdfunding-Kampagne für Uugot.it gestartet. Bei der App, die vom Linzer Philipp Etzlinger und drei Mitarbeitern aus Italien, der Slowakei und Rumänien entwickelt wird, wird das Fernsehprogramm mit Untertiteln in der selben Sprache unterlegt. Also beispielsweise deutsche Untertitel bei einer deutschsprachigen Sendung. Bei Bedarf können einzelne Wörter direkt angeklickt werden, um die Übersetzung anzuzeigen. Dabei handelt es sich nicht um speziell für das Sprachenlernen entwickelte Sendungen. Stattdessen wir das normale TV-Programm live über die App gestreamt. Etzlinger betont im Gespräch mit dem WebStandard, dass Uugot.it kein Sprachkurs ist. Die App richtet sich an Personen, die bereits gewisse Grundkenntnisse in einer Sprache haben. Zielgruppe sind daher speziell auch Migranten. Das Verstehen von Sprache ist der erste Schritt für eine erfolgreiche Integration. Die anhaltenden Flüchtlingsströme unter anderem aus Syrien und Irak haben nicht nur dazu geführt, dass ein überaus hoher Bedarf an Deutschkursen besteht. Wir stehen auch vor der Herausforderung und der Verpflichtung, die Menschen, die zu uns kommen, in die Gesellschaft zu integrieren, erklärt das Startup. Das Lernen mit Untertiteln soll besonders motivierend und effizient sein, wie eine Untersuchung der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Wien zeigt. Dafür wurden im Auftrag der Uugot.it-Entwickler 50 wissenschaftliche Studien aus den Jahren 1981 bis 2015 ausgewertet und außerdem Interviews geführt. Viele Personen, die eine Sprache erlernen, würden das bereits aktiv mithilfe von Untertiteln tun. Die App könnte sie dabei unterstützen. Mithilfe der Crowdfunding-Kampagne über Respekt.net will man in einem ersten Schritt bis 15. Jänner 2016 knapp über 10.000 Euro einsammeln. Damit könne die Beta-Phase der App für Android starten, zunächst mit dem ORF an Bord. Die Übersetzung wird eingangs nur zwischen Deutsch und Englisch möglich sein. Wird das Ziel erreicht, sollen in weiterer Folge internationale Sender ins Boot geholt, mehr Sprachen und Features angeboten werden. Beispielsweise sollen Nutzern Lernkarten mit Vokabeln und den dazu passenden Videosequenzen anlegen können. Ab 75.000 Euro könne man eine marktfähige Version veröffentlichen, so die Entwickler. Das Fernsehprogramm über die App zu streamen sei auch rechtlich gedeckt, so der CEO, solange das Programm nur live gestreamt und nicht vom Anbieter gespeichert wird. In der Beta-Phase wird die App kostenlos zur Verfügung gestellt. Später ist auch die Monetarisierung in irgendeiner Form denkbar. So weit sei man aber noch nicht, so Etzlinger, der die App mit seinen Mitstreitern seit 2013 nebenberuflich entwickelt. Unterstützt wird das Startup vom Telekomregulator RTR und dem Bildungsministerium. Das Projekt wurde zudem für den Flüchtlings- und Migrations-Award 2015 von Respekt.net nominiert.
0Web
Ausländer sollen eine Zeitlang keine Sozialhilfeleistungen bekommen. Brüssel – Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) ist offen dafür, über Anpassungen bei der heimischen Familienbeihilfe für EU-Ausländer zu sprechen: Vorausgesetzt, der Vertrag tritt in Kraft, wenn die Briten bei der Volksabstimmung für den Verbleib in der EU stimmen, sollten wir uns zusammensetzen und darüber reden, was daraus auch für Österreich sinnvoll wäre, sagte er der Kronen Zeitung. Eine Arbeitsgruppe der zuständigen Ministerien diskutiert bereits seit einigen Wochen Möglichkeiten der Einschränkungen der Familienbeihilfe. Ergebnisse werden laut Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) im März erwartet. Die weitere Vorgangsweise nach dem britischen Deal mit der EU sei im Beschluss der Staats- und Regierungschefs ganz klar festgelegt, erklärte Kanzleramtsminister Josef Ostermayer (SPÖ) in einer Aussendung. Wenn sich Großbritannien beim Referendum am 23. Juni gegen einen Verbleib in der Union ausspricht, komme das ganze Paket nicht, betonte Ostermayer. Falle die Entscheidung positiv aus, werde die Europäische Kommission die vereinbarten Vorschläge zur Änderung des Sekundärrechts der EU vorlegen. Durch diese Vorgangsweise sei geklärt, dass Österreich genau prüfen könne, welche Schritte und Maßnahmen aus dem Paket in Österreich angewendet werden können und für welche Bereiche man die nötigen Schritte einleite, meinte Ostermayer. In den Abschlussdokumenten sei auch bereits erklärt, wie die Anpassung der Familienbeihilfe vonstattengehen würde: Mitgliedsstaaten können demnach die Höhe von Leistungen für Kinder in einen anderen Mitgliedsstaat an die dortigen Bedingungen koppeln. Zunächst könnte das nur für Neuanträge gelten, ab 2020 auch für bestehende Ansprüche. Auch Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) fordert angesichts der jüngsten Ergebnisse des EU-Gipfels auch in Österreich Anpassungen der Familienbeihilfe für EU-Ausländer. Auch sollten Ausländer für eine bestimmte Dauer keine Sozialhilfeleistungen wie die Mindestsicherung bekommen, bekräftigte Kurz über seinen Sprecher am Samstag. Zugewanderte Arbeitnehmer aus anderen EU-Staaten sollen in Großbritannien künftig erst nach vier Jahren Anspruch auf volle Sozialleistungen haben. Der EU-Gipfel hatte am Freitagabend auf Drängen Großbritanniens außerdem beschlossen, dass EU-Staaten künftig nicht mehr verpflichtet sein sollen, Kindern von EU-Ausländern den vollen Familienbeihilfensatz zu zahlen, wenn diese in den Herkunftsländern leben. Bereits im Sommer hatte Kurz seine Forderungen nach einer Anpassung der Familienbeihilfe auf das Niveau des Heimatlandes der Kinder sowie den temporären Ausschluss von ausländischen Arbeitnehmern von Sozialhilfeleistungen erhoben. Dementsprechend erfreut zeigte er sich am Samstag über die Ergebnisse des EU-Gipfels. Beides sei nun unter gewissen Voraussetzungen auch hierzulande möglich, und der Minister bleibe dabei, dass wir das auch in Österreich umsetzen sollten, betonte sein Sprecher. Das Thema soll nun in der Regierung besprochen werden. Österreich hat im Vorjahr 223 Mio. Euro Familienbeihilfe an im EU-Ausland lebende Kinder ausbezahlt, deren Eltern hierzulande arbeiten. 2013 waren es 207 Mio. Euro. Das geht aus einer Anfragebeantwortung des Finanzministeriums vom Herbst vergangenen Jahres hervor. Häufigstes Wohnsitzland der Kinder war Ungarn mit 7.744 Beziehern und ausbezahlten 72 Mio. Euro, dahinter folgten Kinder in der Slowakei, Polen, Deutschland, Slowenien und Tschechien. FPÖ-Generalsekretär und Delegationsleiter im Europaparlament, Harald Vilimsky, sieht in einer Kürzung bzw. überhaupt Streichung von Sozialleistungen für EU-Einwanderer ein geeignetes Instrument, Glücksritter und Wirtschaftsflüchtlinge von Österreich fernzuhalten. Er forderte in einer Aussendung angesichts der österreichischen Hauptlast der Migrationsströme einen saftigen rot-weiß-rot-Rabatt sowie auch andere Besserstellungen für unser Land. Andernfalls will er ein Referendum über den Austritt Österreichs aus der EU, quasi den Öxit, andenken. Kritik an der Koppelung der Familien-Zahlungen an die Lebenshaltungskosten im Ausland kommt von den NEOS: Immerhin zahlen EU-Ausländer in Großbritannien ihre Steuern und Beiträge und nicht in ihrem Herkunftsland, betonte EU-Abgeordnete Angelika Mlinar. In Großbritannien arbeitenden und zahlenden EU-Ausländern für vier Jahre Sozialleistungen zu versagen, verstößt in unzulässiger Weise gegen das Diskriminierungsverbot, einem zentralen Grundpfeiler der europäischen Rechtsordnung. Großbritannien entferne sich weiter von einem vereinten Europa, meinte NEOS-Europasprecher Rainer Hable.
2International
Im Vergleich zweier Studien zum Frieden und zum Empfinden des persönlichen Wohlergehens gibt es nur wenige Übereinstimmungen. Wien – Ist das Wohlbefinden von Menschen stärker ausgeprägt, wenn sie in friedlicheren Ländern leben? Es klingt nach einer naheliegenden Hypothese. Wenn man den Ergebnissen zweier kürzlich veröffentlichter Studien glaubt, sollte eine simple Gegenüberstellung der Listen diese Frage beantworten können. Für den Global Peace Index (GPI) definierten die Forscher des Institute for Economics and Peace 23 Indikatoren, die die Präsenz von Konflikten und Krisen in 160 Ländern der Welt messen – etwa die Gefahr terroristischer Anschläge, gewaltsame Vertreibungen, eine hohe Rate an Tötungsdelikten, politische Instabilität, Waffenimporte und Kriegshandlungen auf eigenem oder fremdem Territorium. Der am Mittwoch veröffentlichte Well Being-Index (WBI) der Unternehmen Healthways und Gallup wiederum fasst die Ergebnisse von 146.000 Interviews zur Frage nach dem Wohlbefinden der Bewohner von 145 Staaten zusammen. Fünf Elemente wurden abgefragt: die Zufriedenheit mit dem Sinn der Tätigkeiten im Alltag, mit den sozialen Beziehungen, mit dem finanziellen Umfeld, mit der Nachbarschaft beziehungsweise der Wohnumgebung und mit dem körperlichen Wohlergehen. Vor allem im vorderen Bereich der Listen zeigt der Vergleich erwartbare Überschneidungen bei der Platzierung einzelner Länder. So steht Österreich beim GPI an dritter Stelle und erreicht beim WBI mit Platz neun ebenfalls eine Spitzenposition. Auch die Schweizer (Ränge drei und vier) und die Dänen (Ränge sieben und eins) leben in sowohl von Frieden als auch von persönlichem Wohlbefinden geprägten Umfeldern. Auf den hinteren Rängen sind ebenfalls teils deutliche Überlagerungen zu erkennen. Afghanistan liegt in beiden Aufstellungen an letzter, die Demokratische Republik Kongo jeweils an fünftletzter Stelle. Ähnliche Parallelen weisen Simbabwe, die Ukraine, Ägypten und der Tschad auf. Und doch sind nicht die augenfälligen Übereinstimmungen die Norm, sondern die Differenzen in der Platzierung. Mexikaner fühlen sich wohl (Rang zehn), obwohl sie wegen der zehntausenden Toten im Krieg gegen Drogen in einem der unsichersten Länder leben (Rang 145 im GPI). Umgekehrt könnte das Wohlbefinden der Menschen in Bhutan kaum schwächer ausgeprägt sein (Rang 144 im WBI), wiewohl sie ihren Alltag im – hinter Japan – zweitfriedlichsten Staat Asiens verbringen (Rang 18 im GPI). Tendenziell zeigt sich in einem Streudiagramm, dass afrikanische Staaten (gelb) in beiden Indizes weit hinten liegen, während etwa die Bewohner zentralamerikanischer (violett) und südamerikanischer (dunkelblau) Staaten ganz unabhängig von den Friedenswerten häufig positive Antworten auf die Frage nach ihrem Wohlbefinden geben. Umgekehrt führen Bürger europäischer Staaten (grün) trotz einer relativ friedfertigen Umgebung mehrheitlich nur mittlere Werte beim Wohlergehen an. Die Länder Asiens (rot) verteilen sich ohne erkennbare Struktur nahezu über das gesamte Diagramm. Wenn die erhobenen Daten nur annähernd der Realität entsprechen, lässt sich aus der Gegenüberstellung ableiten, dass manche Menschen trotz bewaffneter Konflikte in der unmittelbaren Umgebung hohes Wohlbefinden verspüren, während anderen trotz eines relativ friedlichen Lebensalltags offenbar andere wichtige Faktoren zum Wohlergehen fehlen. Ein detaillierter Blick auf Österreich im neuen Well Being-Index zeigt: Mit den finanziellen Rahmenbedingungen sind die Bewohner im Mittel sehr zufrieden (Rang fünf hinter Norwegen, Schweden, Schweiz und den Niederlanden), in den Top 20 befindet sich Österreich auch bei den Fragen nach dem Sinn der Tätigkeiten im Alltag (Rang elf) und nach der Wohnumgebung (Rang 18). Auf Rang 29 liegen die Österreicher beim körperlichen Wohlergehen, die schlechteste Teilbewertung gab es mit Rang 47 von 145 untersuchten Ländern bei der Zufriedenheit mit den Sozialkontakten. Insgesamt ergibt das Platz neun hinter dem von zentralamerikanischen Staaten dominierten und von Panama angeführten Spitzenfeld. Details zum Abschneiden beim Global Peace Index finden Sie in diesem Artikel.
1Panorama
Cixin Liu gewinnt Preis für besten SF-Roman – Fans erteilen reaktionärer Splittergruppe eine klare Absage. Spokane – Und am Ende, da ist es nach monatelanger Aufregung fast noch eine ganz normale Hugo-Gala geworden: Samstagabend fand die Verleihung des wichtigsten Preises für Science-Fiction-Literatur statt: Ein alljährlich vergebener Fan-Preis, bei dem jeder mitstimmen kann, der sich für die World Science Fiction Convention des jeweiligen Jahres anmeldet. 5.950 Fans, so viele wie noch nie, nahmen heuer an der Abstimmung zu den Hugo Awards teil, die Zeremonienmeister David Gerrold im Anschluss aus vielerlei Gründen als historisch bezeichnete. Doch mehr dazu später, erst – Ehre, wem Ehre gebürt – die Gewinner. In der traditionell prestigeträchtigsten Kategorie gewann der chinesische Autor Cixin Liu den Hugo Award für den besten Roman. Sein The Three-Body Problem, das bislang noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde, ist der Auftaktband einer komplexen Trilogie, die mit einer Verschwörung beginnt und sich der Frage zuwendet, wie die Menschheit mit dem Wissen umgeht, dass in mittlerer Zukunft Vertreter einer überlegenen außerirdischen Zivilisation die Erde erreichen werden. The Three-Body Problem war bereits in der Endauswahl der Nebula Awards gewesen, dem von den Science Fiction and Fantasy Writers of America vergebenen Profi-Gegenstück zum Hugo. Dort musste es sich noch Jeff VanderMeers Southern Reach-Trilogie geschlagen geben – ebenso wie der Fantasy-Roman The Goblin Emperor von Sarah Monette alias Katherine Addison und Ancillary Sword, die Fortsetzung von Vorjahressiegerin Ann Leckies Weltraumsaga Ancillary Justice (Die Maschinen). Diese beiden belegten nun beim Hugo die Plätze hinter Cixin Liu. Bester Film: Guardians of the Galaxy Da weitaus mehr Menschen Science Fiction im Kino sehen als lesen, erhält die Nebenkategorie Bester Film außerhalb der Literaturwelt in der Regel die meiste Publicity. Hier gewann wie schon bei den Nebulas die Actionkomödie Guardians of the Galaxy den Preis – vor Captain America: The Winter Soldier, Edge of Tomorrow, Interstellar und dem Lego-Film. Weitere Hugos gingen an die kanadische TV-Serie Orphan Black als bestes filmisches Kurzformat, an das Superhelden-Comic Ms. Marvel von G. Willow Wilson und an den niederländischen Autor Thomas Olde Heuvelt, dessen The Day the World Turned Upside Down als beste Novellette ausgezeichnet wurde. Nicht zu vergessen eine ganze Reihe weniger prominenter Kategorien, vom besten semiprofessionellen Magazin bis zum besten Fancast: Eine vollständige Liste der Gewinner und der Nominierten finden Sie hier. Durch die Gala, die man sich wie eine charmant amateurhafte Version der Oscar-Verleihung vorstellen darf, führten die Autorin Tananarive Due im Lt.-Uhura-Kostüm und ihr älterer Kollege David Gerrold, der als Autor der legendären Tribbles-Folge seinen ganz persönlichen Star Trek-Bezug hat ... und von Donald Trump mit Blick auf dessen exzentrische Frisur seinen Tribble zurückforderte. Exotische Gäste – darunter Astronaut Kjell Lindgren, der den Roman-Sieger von Bord der ISS aus verkündete, ein Dalek aus der Serie Doctor Who und mit der Autorin Nina Horvath auch eine waschechte Österreicherin – bereicherten das Geschehen. Und sorgten für gute Stimmung, obwohl über dem Austragungsort Spokane im US-Bundesstaat Washington die Rauchwolken naher Waldbrände hingen und fast wie ein Omen wirkten. ... denn leider war heuer nichts normal. Der Gala war eine monatelange hasserfüllte Kontroverse vorausgegangen, wie es sie in der Science-Fiction-Gemeinde, die sich stets als große Familie verstanden hat, noch niemals gab. Was war geschehen? Kurz gesagt: Der aktuelle US-amerikanische Kulturkrieg hatte auf die Science Fiction übergegriffen. Jeden Frühling werden die Kandidaten für den Hugo Award präsentiert, also diejenigen, die von Fans am häufigsten nominiert wurden. Heuer allerdings wurden individuelle Nominierungen weitestgehend ausgehebelt: Zwei rechtslastige Gruppierungen von Autoren und deren Fans, die konservativen Sad Puppies und die radikaler gesinnten Rabid Puppies um den christlichen Verleger Vox Day, hatten ihre Anhänger zu einer Blockabstimmung mobilisiert. Da die Zahl an nominierenden Fans traditionell überschaubar ist und zudem in lauter individuelle Geschmäcker zerfällt, hat es auch eine kleine Gruppe leicht, sich durchzusetzen, wenn sie im Gleichschritt marschiert. Ironischerweise haben die Sad Puppies, die sich noch immer für die treibende Kraft der Aktion halten, bis heute nicht zur Kenntnis genommen, dass sie von ihren radikaleren Verbündeten instrumentalisiert wurden. Vox Day nutzte die Kampagne, um sich selbst und Produkten seines Kleinverlags multiple Nominierungen zu sichern. Das Ergebnis war ein für das Fandom schockierender Stimmzettel, der von Puppy-Nominierungen wimmelte. In einigen Kategorien standen nun sogar ausschließlich Puppy-Kandidaten zur Wahl. Als Rechtfertigung für ihr Vorgehen sprachen beide Puppy-Fraktionen von einer seit Jahren anhaltenden Verschwörung aller möglichen Leute – von Linken, Frauen, Schwulen, Akademikern, Literati usw. –, die den Hugo Award ausschließlich ihresgleichen zuschanzen würden. Was auch immer ihresgleichen in einem so heterogen zusammengesetzten Feindbild sein mag. Aus einer solchen Aktion folgt ein scheinbarer Lagerkampf – während es tatsächlich nur ein Lager gibt, das den Rest der Welt über einen Kamm schert und seine Interessen als gleich wichtig oder noch wichtiger als die aller anderen zusammen betrachtet. Es war, als würde Portugal beim Song Contest mit der Strategie antreten, sämtliche anderen Länder als Teil einer Verschwörung mit finsterer Agenda zu bezeichnen und sich zur einzigen Gegenkraft hochzustilisieren. Das funktioniert genau so lange, bis eine Abstimmung zeigt, wie klein die lautstark agitierende Minderheit tatsächlich ist. Doch nicht nur, dass sich in Internetforen bald blanker Hass ausbreitete, nachdem die Puppies Gift in eine bis dahin friedliche Community getragen hatten. Auch die Kampagne selbst machte bemerkenswerte Wandlungen durch. Ein angeblich rein literarischer Diskurs mündete rasch in klassisches Mobbing und schließlich in einen Boykottaufruf gegen den linken SF-Verlag Tor: Eine vermeintlich spontane Aktion, weil Tor sich – verständlicherweise – weigerte, eine Mitarbeiterin zu entlassen, auf die sich die Puppies eingeschossen hatten. Genau gegen diesen Verlag wollte Vox Day allerdings schon ein Jahr zuvor aus ganz anderem Grund einen Boykott initiieren. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier persönliche Rechnungen beglichen werden sollten. Und Vox Day, als Autor wie Verleger bedeutungslos, glaubt offenbar eine mit dem vielleicht wichtigsten SF-Verlag weltweit zu haben. Und einmal mehr ließen sich die Sad Puppies von ihm instrumentalisieren und von einem Zielobjekt zum nächsten manövrieren. Sie wollten angeblich die Hugos demokratisieren – und drängten die große Mehrheit der Fans ins Abseits. Sie wollten gegen eine nicht existierende ideologisch motivierte Clique antreten – und waren selbst die einzigen, die eine bildeten. Und sie wollten zeigen, was gute Science Fiction ist – und stellten einen Stimmzettel zusammen, auf dem sich mediokre Werke und einige qualitative Totalausfälle drängelten. Die Puppies hatten eine Menge Behauptungen in die Welt gesetzt und ohne Unterlass wiederholt. Keine einzige davon konnten sie belegen – und die allerletzte löste sich nun bei der Hugo-Abstimmung in heiße Luft auf: Nämlich die Fehlannahme der Puppies, dass sie für die schweigende Mehrheit der Science-Fiction-Fans sprechen würden. Die Mehrheit wurde in Anspruch genommen und die Mehrheit hat eindrucksvoll geantwortet: Nicht ein einziger Puppy-Kandidat hat einen Preis gewonnen – mit Ausnahme von Guardians of the Galaxy. Wobei jedoch vorab in nahezu allen SF-Foren Einigkeit geherrscht hatte, dass die Filmkategorien ein Sonderfall sind, weil in Hollywood – so ehrlich muss man sein – kaum jemand wissen dürfte, was die Hugo Awards überhaupt sind. Geschweige denn aktiver Teil der Puppy-Kampagne wäre. In sämtlichen literarischen Kategorien verloren die Puppy-Kandidaten bemerkenswert deutlich (die genauen Statistiken sind hier zu finden). Was auch bedeutete, dass die Fans in den Kategorien, in denen ausschließlich Puppy-Kandidaten zur Wahl standen, dafür stimmten, keinen Preis zu vergeben. Die seit jeher mögliche Option No Award wurde in den Kategorien Sachbuch, Kurzgeschichte, Novelle und bester Herausgeber (Lang- und Kurzformat) gezogen. Die in den vergangenen Monaten zum Mem gewordene Verballhornung Noah Ward wurde somit zum meistgenannten Namen des Abends. Fünfmal kein Preis verliehen: Das ist soviel wie bis dato in der ganzen über 60-jährigen Geschichte der Hugo Awards zusammen. Allerdings ist es auch weit von der nuklearen Option entfernt, vor der im Vorfeld viele – unter anderem George R. R. Martin – gewarnt hatten: Nämlich aus Zorn über die Blockabstimmung der Puppies und ihre anhaltende Hetzkampagne durchgehend mit No Award zu stimmen und so den ganzen Hugo-Jahrgang 2015 den Bach runtergehen zu lassen. Stattdessen stimmten die Fans äußerst zielgenau ab. Wirklich zufrieden kann niemand damit sein, was bei der Hugo-Kontroverse herausgekommen ist. Es konnte nur noch zwischen schlechten Optionen gewählt werden, aber davon hat sich immerhin die erträglichste durchgesetzt. Insofern können sich nun all die unterschiedlichen Fans, die von den Puppies unter pauschalisierenden Schmähbegriffen zu einem Pseudo-Lager zusammengefasst wurden, als Sieger fühlen. Als Gewinner ist aber auch Vox Day zu betrachten. Nicht weil er in bester verschwörungstheoretischer Manier für jeden denkbaren Wahlausgang schon vorab erklärt hat, warum dies seinen Sieg beweise. Sondern weil er es geschafft hat, seine Agenda dem gesamten Fandom aufzuzwingen. Monatelang wurde ausschließlich auf das reagiert, was er vorgegeben hatte. Vor allem aber ist er ein finanzieller Gewinner, weil er seinen Bekanntheitsgrad enorm erhöht hat. Menschen, die seine Ideologie nicht teilen, sind ihm ohnehin egal. Unter Geistesverwandten, die zuvor noch nie von ihm gehört hatten, hat er aber sicher neue Käufer gefunden, womit sich der Aufwand gelohnt hat. Eindeutiger Verlierer der Abstimmung sind die Sad Puppies – auch wenn sie nach dem spektakulären Verfehlen aller ihre vorab deklarierten Ziele nun eifrig versuchen, diese rückwirkend umzuschreiben. Einige ihrer Proponenten dürften sich zudem über die aktuelle Niederlage hinausgehenden, bleibenden Rufschaden zugefügt haben, indem sie die Brücken zum Rest der SF-Community abbrachen. Anders als Vox Day, bei dem gezielte Provokation und eine Politik der verbrannten Erde integraler Bestandteil des Selbstmarketings sind, sehen sich die gemäßigteren Sad Puppies nach eigenen Worten als Teil der SF-Community. Doch haben einige von ihnen im Verlauf der Kontroverse jede Mäßigung verloren. Es stellt sich die Frage, welches Standing eine Sarah Hoyt oder ein Brad R. Torgersen noch haben können – nach dem, wie sie in den vergangenen Monaten über Berufskollegen gesprochen haben. Als Verlierer werden in vielen Reaktionen auch diejenigen Autoren genannt, die es aufgrund der Blockabstimmung der Puppies nicht auf den Stimmzettel geschafft haben. Nüchtern betrachtet unterscheidet sich 2015 da aber kaum von einem normalen Jahrgang: Jedes Jahr kann nur einer gewinnen und andere würdige Kandidaten gehen damit zwangsläufig leer aus. Verlieren ist ein hartes Los, aber es ist auch der Normalzustand. Ob der Hugo Award selbst auf der Gewinner- oder Verliererseite steht, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Die Kontroverse hat zweifellos an seinem Image gekratzt, und ein mehrfaches No-Award-Ergebnis widerspricht seiner Intention, guten Science-Fiction-Werken Aufmerksamkeit zu verschaffen. Andererseits wurde damit ein Signal gesetzt, dass Kampagnen und Blockabstimmungen abgelehnt werden und die Fans sich ehrliche Gewinner wünschen. Es wurden mehrere Vorschläge eingebracht, das Nominierungsprozedere so zu verändern, dass Blockabstimmungen wie die der Puppies künftig nicht mehr möglich sind. Sollten sich diese durchsetzen, könnten sie aber frühestens 2017 wirksam werden: Die Hugos sind bei Systemänderungen schwerfällig – und zwar gewollt, weil Entschlüsse in der Hitze des Augenblicks vermieden werden sollen. Da für das nächste Jahr schon längst die nächste Puppy-Kampagne angekündigt ist, bleibt zu hoffen, dass die Fans die Lehre aus dem heurigen Desaster gezogen haben und ihre notorische Laxheit beim Nominieren ablegen, wenn Anfang 2016 die nächste Runde ansteht. Wenn die Aufregung der vergangenen Monate dazu führt, dass mehr Fans als bisher schon in der Nominierungsphase aktiv werden, hätte der Hugo letztlich tatsächlich gewonnen. Was sich die Puppies in gewohnter Verkennung der Realität fraglos auf ihre Fahnen heften würden – sollen sie. (Josefson, 23. 8. 2015)
7Wissenschaft
Chefredakteur Voigt habe drei Redakteure gekündigt, berichtet das Medienportal turi2.de. Zürich/Wien – Watson.ch kündigt Sparmaßnahmen an, berichtet das Medienportal turi2.de. Die Zahlen seien unter den Erwartungen geblieben. Chefredakteur Hansi Voigt habe drei Redakteure gekündigt, wobei zwei der offenen Stellen nicht nachbesetzt würden. Ebenso sollen Mitglieder der Geschäftsleitung und Chefredaktion auf einen Teil ihrer Löhne verzichtet haben. Ob das Portal wie geplant 2016 in Österreich starten wird ist nicht klar. Watson.ch-Gründer Voigt hat im Juni im Gespräch mit der APA erklärt, er wolle Watson.at launchen – allerdings wäre zuerst der Start in Deutschland geplant.
6Etat
Soll perfekt angepasstes Schuhwerk ermöglichen – bereits Konzept für Geschäfte. Adidas forscht an Schuhen aus dem 3D-Drucker. Gemeinsam mit dem Spezialisten Materialise hat der Sporthersteller bereits einen Prototypen namens Futurecraft 3D in Petto. Bei dem Laufschuh wurde die Zwischensohle an den Fuß des Trägers angepasst, um die Passform zu perfektionieren. Besonders bei Leistungssportlern ist dies essentiell. Adidas überlegt auch die eigenen Geschäfte mit Laufbändern ausstatten, die den Fuß vermessen. Die Daten werden dann an den 3D-Drucker weitergegeben, der die Zwischensohle herstellt. So soll in kurzer Zeit ein perfekt angepasster Schuh hergestellt werden. Konkrete Pläne gibt es allerdings noch nicht. Derzeit will Adidas noch sämtliche Möglichkeiten ausprobieren, bevor der Handel bedient werden soll. In den nächsten Monaten wollen der Sporthersteller und Materialise weitere Designs testen und der Öffentlichkeit präsentieren.
0Web
Als vor 2000 Jahren der Vesuv ausbrach, wurden auch antike Schriftrollen verschüttet. Nun zeigte sich: Sie wurden bereits mit metallischer Tinte beschrieben. Grenoble/Wien – Es war das buchstäbliche Inferno: Nachdem am 24. August des Jahres 79 unserer Zeitrechnung der Versuv zu Mittag ausgebrochen war, kollabierte in der Nacht die gigantische Eruptionssäule. Das herausgeschleuderte Material raste in Form von mehreren mehr als 100 km/h schnellen pyroklastischen Strömen durch Herculaneum. Zuletzt war das Material schon dick und zähflüssig, füllte alle Häuser aus und begrub die antike Stadt unter einer bis zu 20 Meter dicken vulkanischen Schicht. Erst Jahrhunderte später wurden die bestens konservierte Stadt und ihre Opfer wiederentdeckt. 1750 grub man die Villa dei Papiri aus und fand darin mehr als 600 völlig verkohlte Papyrusrollen. Man wusste zwar, dass diese die Werke griechischer Philosophen enthielten, doch eine Entzifferung der Rollen aus dieser einzigen erhaltenen Bibliothek der griechisch-römischen Antike schien mit oder ohne Zerstörung der Rollen völlig unmöglich. Vor etwas mehr als einem Jahr allerdings gelang Forschern um Emmanuel Brun von der European Synchrotron Radiation Facility in Grenoble das schier Unmögliche. In der französischen Großforschungsanlage können unter anderem extrem starke Röntgenstrahlen erzeugt werden. Und damit wurde es möglich, einzelne Buchstaben des griechischen Alphabets und sogar einige Wörter zu entziffern. Mit dieser Untersuchung, die im Jänner 2015 im Fachblatt Nature Communications veröffentlicht wurde, war ein erstes kleines Fenster in die Schriftgelehrsamkeit der Antike geöffnet. Seitdem hofft man auf weitere Einblicke in diese rund 2000 Jahre Rollen. Nun warten die Forscher um Emmanuel Brun im Fachmagazin PNAS mit einer weiteren überraschenden Entdeckung auf: Sie fanden heraus, dass die antiken Schreiber metallische, konkret: bleihaltige Tinte verwendeten, was bisher ausgeschlossen wurde. Zwar wusste man vom Einsatz solcher Tinte für Geheimbotschaften. Die ältesten bekannten Pergamente, auf denen mit sogenannter Eisengallustinte geschrieben worden war, stammen aber aus dem Jahr 420. Bisher stammte das meiste Wissen über die antike Schreibpraxis aus den Werken von Plinius dem Älteren, der beim Ausbruch des Vesuvs ums Leben kam. Der antike Gelehrte berichtete, dass man in der Antike nur Tuschen benützte, die aus dem Ruß von Holzöfen gemischt worden waren. Fast 2000 Jahre lang glaubte man, alles über die Herstellung jener Tusche zu wissen, mit der man in der Antike auf Papyrus schrieb, sagt Daniel Delattre, französischer Papyrologe und Koautor der Studie. Die Untersuchung am europäischen Synchrotron würde zeigen, dass man die bisherigen Erkenntnisse wohl ergänzen und korrigieren müsse. Der verblüffende Fund hat aber auch einen hohen praktischen Wert für die Entzifferung der verkohlten Papyrusrollen: Mit dem Wissen um Blei in der Tinte lassen sich die computertomografischen Untersuchungen optimieren. Und womöglich wird man auf diese Weise sogar noch unbekannte Werke der Antike entdecken.
7Wissenschaft
Trainingscamp für Flüchtlinge in Planung. München – Der FC Bayern München engagiert sich für Flüchtlinge und hat dabei auch eine Spende von einer Million Euro angekündigt. Der FC Bayern sieht es als seine gesellschaftspolitische Verantwortung, den geflohenen, notleidenden Kindern, Frauen und Männern zu helfen, sie zu unterstützen und sie in Deutschland zu begleiten, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Laut Mitteilung vom Donnerstag plant der deutsche Fußball-Meister durch seine Jugendabteilung in den kommenden Wochen ein Trainingscamp für Flüchtlinge einzurichten. Die Stadt soll dabei wesentliche organisatorische Aufgaben übernehmen. Die Kinder und Jugendlichen sollen beim FC Bayern trainieren, Deutsch lernen, mit Mahlzeiten und einer Fußballausrüstung versorgt werden. Zusätzlich will der Club eine Million Euro aus einem Freundschaftsspiel für Flüchtlingsprojekte zur Verfügung stellen. Beim Heimspiel am 12. September gegen den FC Augsburg (Alexander Manninger) werden David Alaba und Co. mit je einem deutschen Kind und einem Flüchtlingskind an der Hand einlaufen und wollen damit ein Zeichen für Integration setzen. FC-Bayern-Präsident Karl-Hopfner kündigte an, dass sich auch der FC Bayern Hilfe e.V. in der Flüchtlingshilfe engagieren wird. (APA, 3.9.2015)
4Sport
Brent um 1,3 Prozent auf 48,46 Dollar je Barrel verteuert. Singapur – Die Ölpreise haben am Montag wieder deutlich angezogen. Hintergrund ist die Einschätzung der US-Investmentbank Goldman Sachs, dass die Zeiten des Überangebots vorbei sind. Vielmehr gebe es im Mai wegen der starken Nachfrage bei gleichzeitig sinkender Produktion nicht genug des Rohstoffs, hieß es. Die richtungsweisende Nordseesorte Brent verteuerte sich daraufhin um 1,3 Prozent auf 48,46 Dollar je Barrel (159 Liter). US-Leichtöl WTI kostete zum Wochenbeginn mit 46,78 Dollar 1,2 Prozent mehr. Die Kehrtwende sei viel früher eingetreten als erwartet, hieß es in der Studie von Goldman Sachs. Die Bank änderte ihre Einschätzung des Marktes, weil in Nigeria, Venezuela, den USA und China weniger Öl gefördert wird. In Nigeria sind die Ölmengen so gering wie seit 22 Jahren nicht mehr. Hintergrund ist eine Gewaltwelle im Niger-Delta. Das OPEC-Mitglied Venezuela steckt in einer schweren Wirtschaftskrise und bekommt den niedrigen Ölpreis massiv zu spüren. Die Ölförderung ist seit Anfang des Jahres um mindestens 188.000 Barrel pro Tag (bpd) gefallen. Dem gegenüber stehen allerdings höhere Fördermengen der OPEC, was unter anderem auf die Rückkehr des Iran an den Markt nach dem Wegfall von internationalen Sanktionen zurückzuführen ist. Die OPEC pumpte im April insgesamt 32,44 Millionen Barrel pro Tag. Das sind 188.000 bpd mehr als im März und Reuters-Daten zufolge die höchste Menge seit mindestens 2008. Das verhindere einen stärkeren Anstieg der Ölpreise, hieß es.
3Wirtschaft
Politikwissenschafter Thomas Schmidinger fasst die Ereignisse sowie die momentane Lage der vertriebenen Volksgruppen zusammen. 1915 begann mit der Verhaftung und Ermordung armenischer Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Konstantinopel die systematische Vertreibung und Vernichtung von Armeniern und Assyrern durch die damalige jungtürkische Regierung des Osmanischen Reichs. Zentraler Bestandteil dieser Auslöschungspolitik waren Deportationen, etwa eineinhalb Millionen Menschen wurden ermordet. Bis heute weigert sich die Regierung in Ankara, von Völkermord zu sprechen. Eine gemeinsame Erklärung der Clubobleute aller österreichischen Parlamentsparteien, in der das Geschehene als Genozid anerkannt wird, hat 2015 zu Verstimmungen mit der Türkei geführt. Türkische Verbände organisierten daraufhin in Wien eine Großdemonstration gegen die Resolution, in Dornbirn marschierten gar die rechtsextremen Grauen Wölfe auf, um gegen einen Gedenkgottesdienst in einer Kirche zu protestieren. Die Nachkommen der Überlebenden der Massaker von 1915 fanden teilweise in Syrien und im Irak eine neue Heimat, wo sie in letzter Zeit aber erneut Vertreibungen ausgesetzt sind. Politikwissenschafter Thomas Schmidinger hat die verbliebenen armenischen und assyrischen Gemeinden im Irak, in Syrien und in der Türkei besucht. Am Dienstag fasst er im Vortrag Neue Spielräume – 100 Jahre Leugnung und Verdrängung die Ereignisse sowie die momentane Lage der Volksgruppen in den drei Ländern zusammen. Im Anschluss Diskussion.
8Kultur
Cornelia Hütter ist nicht verkopft. Vielleicht ist sie auch deshalb Österreichs schnellste Skifahrerin. Der Sieg fehlt der Steirerin noch. In Zauchensee kann sie das ändern. STANDARD: Sie waren in dieser Saison schon Zweite, zweimal Dritte und Vierte. Jetzt kommt Zauchensee. Premierensiege dürfen ja auch in der Heimat passieren. Hütter: Das würde gut passen. Am Donnerstag hat es mir im Training ein bisschen die Grenzen aufgezeigt, als ich gestürzt bin. Aber ich fahre grundsätzlich gut. Warum sollte der Sieg nicht passieren? Erzwingen kann man es aber nicht. STANDARD: Liegt Ihnen die Sprintabfahrt in zwei Läufen? Hütter: Schwer zu sagen, ich bin noch keine gefahren. Aber im Prinzip heißt es nur zweimal statt einmal runterzufahren – und ein bisschen kürzer. STANDARD: Abfahrt oder Super-G – wo rechnen Sie sich die besseren Chancen aus? Hütter: Es hat in diesem Winter in beiden Disziplinen gut funktioniert. Es war das Ziel, dass ich in der Abfahrt das zeige, was ich im Super-G in der Vorsaison schon gezeigt habe. Warum soll es nicht im Super-G und in der Abfahrt gut gehen? STANDARD: Dieser Winter ist Ihr bisher bester. Gibt es spezielle Gründe dafür? Hütter: Der Sommer war gut. In Chile haben wir super trainiert. Auch auf dem Materialsektor ist viel weitergegangen. Die vergangene Saison war zwar gut, aber deswegen bin ich nicht auf der faulen Haut gelegen. Es ist schneller vorbei, als man glaubt. Auch jetzt kann ich mir nichts mehr davon kaufen, was ich im Dezember erfahren habe. Es fängt wieder bei null an. STANDARD: Mit Lindsey Vonn haben Sie eine fast übermächtige Konkurrentin. Ist das eher motivierend oder demoralisierend? Hütter: In Lake Louise war sie definitiv eine Klasse vor uns anderen. Aber die langgezogenen Kurven dort liegen ihr einfach. In Zauchensee gibt es etwas engere Kurven. Das muss sie auch erst einmal runterbringen. Nur weil sie Lindsey Vonn ist, heißt es nicht, dass sie automatisch gewinnt. STANDARD: Schaut man sich Dinge von ihr ab? Hütter: Ja, Videos schaut man schon. In letzter Zeit haben wir oft Vonn angeschaut, weil sie oft die Schnellste war. STANDARD: Sie sind jetzt die Nummer eins im österreichischen Speedteam. Spüren Sie verstärkten Druck? Hütter: Ich will mir keinen Druck machen. Sicher werde ich oft darauf angesprochen. Aber ich versuche das nicht an mich heranzulassen. Es kann so schnell gehen, dass wieder andere vorn sind. Für mich ändert sich nichts, weil ich in den letzten Rennen die beste Österreicherin war. STANDARD: Anna Fenninger fehlt verletzungsbedingt. Wird Ihnen nun mehr Aufmerksamkeit zuteil? Hütter: Ja, es ist schon mehr. Aber das gehört auch zum Job. Ob ich jetzt mit zwei oder drei Leuten rede, macht das Kraut auch nicht fett. STANDARD: Stehen Sie gerne in der Öffentlichkeit? Hütter: Früher hat mir das überhaupt nicht getaugt. Aber da bin ich hineingewachsen. Es geht ja immer nur ums Gleiche: das Skifahren. Und das mache ich jetzt schon seit einer Weile. So richtig in die Öffentlichkeit dränge ich mich nicht. Ich bin schon froh, wenn ich meine Ruhe habe. STANDARD: Wenn ich 100 Österreicher fragen würde: Kennen Sie Cornelia Hütter?, wie viele, glauben Sie, würden Ja sagen? Hütter: Kommt darauf an, ob es Skifanatiker sind oder Antisportler. 20? 30? STANDARD: War es für Sie immer klar, dass Sie Abfahrerin werden wollen? Hütter: Eigentlich schon. Riesentorlauf taugt mir auch, aber der Slalom war nie wirklich meins. Ich bin zu Schülerzeiten auch Slalom gefahren, aber so richtig mit Herz und Seele war ich nie dabei. Ich glaube, Super-G und Abfahrt liegen mir schon besser. STANDARD: Was ist so faszinierend daran, mit 100 km/h einen Berg hinunterzufahren? Hütter: Wenn man in der Hocke drinpickt und spürt, wie der Wind an einem vorbeibraust – das ist ein cooles Gefühl. Auch das Adrenalin und der gewisse Kick, wenn man am Start steht. Man muss einen gesunden Respekt haben, aber keine Angst. Man weiß, dass man hundertprozentig riskieren muss. Aber wenn man 110 Prozent gibt, liegt man draußen. STANDARD: Der Abfahrtssport birgt auch Gefahren. Das haben Sie nicht zuletzt am Donnerstag bei ihrem Trainingssturz gemerkt. Muss man das ausblenden, wenn man am Start steht? Hütter: Ja. Wenn man daran denkt, kann man gleich mit dem Lift runterfahren. Wenn man Angst hat, wird man passiv, dann hat man schon verloren. Wenn man zu 100 Prozent von sich überzeugt ist, dann hat man die nötige Körperspannung. Dann ist es auch sicherer. STANDARD: Könnten Sie sich vorstellen, den Airbag zu tragen? Hütter: Wenn es die Möglichkeit gäbe, würde ich ihn auf jeden Fall probieren. STANDARD: Vor fünf Jahren hatten Sie nach einem Sturz im Europacup-Super-G in Lelex in der Schweiz Ihre bisher schwerste Verletzung. Sie hatten einen Innenbandriss samt Meniskus- und Knorpeleinriss im Knie. Inwiefern hat Sie die Verletzung geprägt? Hütter: Es war keine so schlimme Verletzung, aber es war trotzdem nicht so cool. Es hat mich schon sehr belastet. Ich war davor zweimal Dritte bei der Junioren-WM. Aber Verletzungen gehören einfach dazu. Es hat mir gezeigt, dass ich mich körperlich entwickeln muss, damit ich von der Muskulatur her so geschützt bin, dass nicht gleich etwas reißt oder bricht. STANDARD: Sind Sie eine verkopfte Sportlerin? Hütter: Gar nicht. Ich denke eher zu wenig nach als zu viel. STANDARD: Man sagt, aus Niederlagen lernt man am meisten. Aus welcher Niederlage haben Sie am meisten gelernt? Hütter: Es ist schwierig, eine herauszupicken. Ich bin immer Vollgas gefahren und oft in der Garage gestanden. Ich habe einfach nicht ins Ziel gebracht, was ich mir vorgenommen habe. Dann habe ich einmal probiert, schön runterzufahren, ohne Fehler. Aber das bringt auch nichts. Man muss alles geben. Sicher fällt man ein paar Mal hin, und es wirft einen zurück. Aber das braucht es auch, damit man wieder weiß, was wirklich zählt und worauf man schauen muss. STANDARD: Kann man auch aus Siegen lernen? Hütter: Sicher. Siege sind immer schön. So viele hatte ich noch nicht in meiner Karriere, also kann ich noch nicht so gut mitreden. Aber das wäre, glaube ich, schon eine coole Erfahrung.
4Sport
Österreichischer KTM-Fahrer musste auf der siebten Etappe des Rennens verletzt aufgeben. Uyuni – Auch die zweite Teilnahme von Motorrad-Pilot Matthias Walkner an der Rallye Dakar hat vorzeitig geendet. Nach seiner im Vorjahr auf der zehnten Etappe des Südamerika-Abenteuers durch eine Lebensmittelvergiftung notwendig gewordene Aufgabe, kam diesmal das Out am Samstag zu Beginn der siebenten Etappe nach einem Sturz mit seiner KTM. Walkner zog sich dabei einen Oberschenkelbruch zu. Im Gegensatz zu 2015 gewann der Salzburger beim Motorsport-Klassiker keine Etappe, die Aussichten auf eine Top-Platzierung oder sogar den Gesamtsieg waren aber bis zuletzt größer. Der 29-Jährige hatte aus seinem Debüt gelernt und war in der ersten Bewerbwoche mehrheitlich taktisch und Material schonend gefahren, erst in der zweiten Hälfte nach dem für Sonntag angesetzten Ruhetag sollte der Angriff auf die Spitze kommen. Walkner ist am Samstag als Gesamt-Dritter mit lediglich 2:50 Minuten Rückstand auf den portugiesischen Honda-Piloten Paulo Goncalves in das Rennen gegangen. Mit den Etappenplätzen drei und zwei hatte der Werkspilot an den beiden Tagen zuvor sein Potenzial bereits angedeutet. Walkner galt als aktueller Cross-Country-Weltmeister als einer der Sieganwärter. Doch die Tücken der Dakar machten ihm nun doch einen Strich durch die Rechnung. Schon am Sonntag davor war er bei einem Sturz auf einem Verbindungsteilstück noch relativ glimpflich davongekommen. Am Dreikönigstag konnte Österreichs Motorsportler des Jahres eine Kollision mit zwei Lamas gerade noch vermeiden. Am Samstag erwischte es ihn schon rund 15 km nach dem Start der von Uyuni in Bolivien nach Salta in Argentinien führenden Etappe. Der kurz danach an der Unfallstelle vorbeikommende Goncalves stoppte und meldete den Unfall per Leuchtrakete. Der Iberer blieb einige Minuten bei Walkner, fasste dadurch einen Malus von rund elf Minuten aus. Später wurden Goncalves aber 10:53 Minuten wieder gutgeschrieben. Nach der Bergung wurde Walkner mit einem Hubschrauber in das Krankenhaus von Uyuni gebracht. Dort wird er gerade durchgecheckt und geröntgt. Matthias ist bei Bewusstsein, vermeldete seine Schwester Eva Walkner, Freeride-Weltmeisterin und für die Medienarbeit ihres Bruders mitverantwortlich, nach einem Gespräch mit KTM-Team-Manager Alex Doringer.
4Sport
Stadler ist neue Chefin der Vienna Insurance Group. Es ist nicht das erste Mal, dass Elisabeth Stadler ans Ruder kommt, wenn einem österreichischen Versicherer die Felle davonschwimmen. In der Donauversicherung war das 2013 so. Die zur VIG-Gruppe gehörende, auf Sachversicherung spezialisierte Assekuranz war in schwere See geraten, Sturmtiefs aus Italien und Rumänien erforderten eine Rettungsaktion der Mutter Vienna Insurance Group (VIG). Das Donau-Management ging von Bord. Das war die Stunde der an der TU Wien promovierten Mathematikerin. Stadler führte als Generalin die altehrwürdige Donauversicherung in ruhigere Gewässer. Wenn auch ihr Aufstieg in den Führungszirkel der landläufig als Wiener Städtische bekannten VIG die Frauenquote erhöhte: Eine Quotenfrau ist sie mit Sicherheit auch an der VIG-Spitze nicht. Dafür kam der Absprung ihres Vorgängers Peter Hagen zu überraschend. Auch steht VIG-Präsident Günter Geyer nicht im Verdacht, auf Frauenquoten zu reflektieren. Als Aufsichtsratschef der Donauversicherung, der Geyer ebenfalls ist, wusste er wohl den kühlen Kopf der auf Versicherungsmathematik spezialisierten Tochter eines Nebenerwerbsweinbauers aus Langenlois zu schätzen. Ob sich Stadler vom Präsidenten, dessen Leben die zur roten Reichshälfte zählende Städtische ist, mehr dreinreden lässt als ihr Vorgänger, wird sich weisen. An Zahlen und Fakten wird freilich auch Geyer nicht vorbeikommen, und die sind für Stadler das Einzige, was zählt – und natürlich die Personen dahinter, wie sie betont. Die anhaltende Nullzinspolitik macht den Job für Assekuranzen nicht einfacher, den Lebensversicherern brechen die Erträge weg. Ausgleich verschafft sich Stadler in den Weinbergen am Südzipfel des Waldviertels, wo sie aufgewachsen ist und auch heute noch wohnt. Für diese Lebensqualität nimmt die Langenloiserin täglich lange Autofahrten nach Wien in Kauf, die sie zum Nachdenken nützt. Mit dem Weinbau hat sie nichts am Hut, beim Flaschenwaschen habe sie sich geschworen, nie einen Weinbauern zu heiraten. Es wurde ein Bauingenieur, der Stadtamtsdirektor von Langenlois. Da ihr Vater im Hauptberuf bei der Langenloiser Sparkasse arbeitete, war der Schritt zur Versicherung nicht weit. Sie dockte bei der zu Raiffeisen gehörenden Bundesländer-Versicherung (heute Uniqa) an, wo sie in den Vorstand aufstieg. Es folgten Ergo und Städtische.
3Wirtschaft
Markus Hofreither, Professor an der Universität für Bodenkultur, hält eine vollständige Umstellung in absehbarer Zeit für unrealistisch. STANDARD: Für wie effizient halten Sie die EU-Agrar-Fördersysteme? Hofreither: Natürlich ist eine Zahlung, die mehr oder weniger gießkannenartig ausgeschüttet wird, wenig zielgenau und damit potenziell ineffizient. Das wurde vor der letzten Reform auch massiv kritisiert und gefordert, Mittel aus der ersten Säule, also den Direktzahlungen, in die zweite Säule zu verschieben, wo Maßnahmen im Umwelt- und Regionalbereich finanziert werden. Passiert ist das nicht. Auch nach der Reform 2014 dominieren die Direktzahlungen mit mehr als 70 Prozent des EU-Agrarbudgets. Österreich fällt hier positiv auf, weil etwa die Hälfte des österreichischen Budgets auf die zweite Säule entfällt, wo also Programme mit gewissen Zielsetzungen gefördert werden. STANDARD: Aber viele Zahlungen auf EU-Ebene werden für bestimmte Aktivitäten ausgezahlt. Mit dem Greening müssen Förderungen ökologisch ausgerichtet werden. Hofreither: Studien zeigen, dass die Greening-Regeln den Umweltzustand kaum beeinflussen, weil die meisten Betriebe diese Kriterien schon jetzt erfüllen oder aber Ausnahmen gelten. In Österreich etwa fallen weniger als 25 Prozent der Betriebe unter das Greening. Obwohl kaum Umweltverbesserungen zu erwarten sind, leiden Betriebe unter dem damit verbundenen hohen Kontroll- und Verwaltungsaufwand. STANDARD: Welche Interessen dominieren die Agrarpolitik? Hofreither: Bei der letzten Agrarreform ging es definitiv um den Erhalt des Status quo, primär, was Umfang und Bedingungen der Direktzahlungen betrifft. Diese sind deshalb so attraktiv, weil sie direkt einkommenswirksam sind und die nationalen Budgets schonen: Sie werden zu 100 Prozent von der EU finanziert. Die Programme der zweiten Säule dagegen müssen mit nationalen Mitteln kofinanziert werden. Stark kritisiert werden die Direktzahlungen auch wegen ihrer regressiven Verteilungseffekte: Im EU-Durchschnitt entfällt die Hälfte dieser Zahlungen – etwa 20 Milliarden Euro jährlich – auf wenig mehr als fünf Prozent der größten Betriebe. STANDARD: Ist die Branche vorbildlich, was Transparenz betrifft? Hofreither: Wenn Sie damit die Transparenzdatenbank ansprechen, die seit kurzem wieder online ist, da ist die Landwirtschaft vorbildlich. Analog dazu wäre es sicher auch interessant zu sehen, wo die Milliarden von Unternehmensförderungen außerhalb der Landwirtschaft hingehen. Vielleicht wehren sich die Bauern auch deshalb so vehement gegen diese Datenbank, weil nur sie der Neidgesellschaft ausgesetzt sind. Trotzdem ist dieses Instrument eine sinnvolle Möglichkeit, auf lokaler Ebene vergleichende Einblicke in Förderstrukturen und -beträge zu erhalten. STANDARD: Kann der weltweit notwendige Schub bei der landwirtschaftlichen Produktion mit der zunehmenden biologischen Bewirtschaftung erreicht werden? Denn die Weltbevölkerung wächst. Hofreither: In der Tat entwickelt sich der Biolandbau in der EU gut, er hat sich seit 2005 verdoppelt. Dennoch wäre es unrealistisch, in absehbarer Zeit eine vollständige Umstellung auf Biolandbau zu erwarten, der vielleicht auch noch Exportüberschüsse liefert. In den Entwicklungsländern könnten oft durch einfache Know-how-Transfers deutliche Produktivitätsfortschritte in der traditionellen Landwirtschaft erzielt werden. Diese Form von regional angepasstem Biolandbau wäre risikoarm und zukunftssicher. Die bisherigen Erfahrungen mit hochtechnisierter Intensivlandwirtschaft auf durch land grabbing geschaffenen Großbetrieben in Afrika sind eher ernüchternd. Auch die auf Gentechnik setzenden Strategien haben ihre Praxistauglichkeit noch nicht bewiesen. STANDARD: Da die Agrarpolitik vergemeinschaftet, also eine reine EU-Sache ist, gibt es die vielen Förderungen trotz der Sparpakete in den Ländern noch immer. Das ist ein großer Vorteil, oder? Hofreither: Natürlich. Knappe Budgets sind ein drängendes Problem vieler Mitgliedsländer, da sind von der EU geschenkte Direktzahlungen fast ein Segen. Allerdings wird auch das EU-Budget durch die Beiträge der Mitglieder gespeist, weshalb bei der letzten Reform die Nettozahler defensiver argumentiert haben. Weil die Mitgliedstaaten Programme im Umwelt- und Regionalbereich kofinanzieren müssen, sind diese deutlich weniger beliebt. Das ist schade, weil ihre Treffgenauigkeit deutlich höher ist als etwa jene von Greening. STANDARD: Aber es hat sich doch seit der letzten Reform einiges verbessert? Hofreither: 2014 hat formale Veränderungen gebracht und auch viel politische Rhetorik. Im Grunde hat sich am Status quo und damit an den Unzulänglichkeiten nicht allzu viel verändert. Wenig treffgenauen Maßnahmen steht häufig ein hoher Verwaltungs- und Kontrollaufwand gegenüber. Ökonomisch gesehen bleiben damit große Spielräume für Effizienzsteigerungen.
3Wirtschaft
In Österreich wird etwa ein Viertel der Asylanträge von Frauen gestellt. Die Flucht nach Europa wird für sie oft als zu gefährlich eingestuft. Zainab lebt heute mit ihrem Mann und ihrer sechsjährigen Tochter in einer kleinen Zweizimmerwohnung in Wien. Hier lernt sie Deutsch und holt ihren Schulabschluss nach. Wenn die 20-Jährige vom ersten Schultag ihrer Tochter spricht, kommen ihr die Tränen. Sie selbst hat in ihrer Heimat Afghanistan nicht die Schule besuchen können, keinen Hobbys nachgehen dürfen und musste im Alter von 13 Jahren heiraten. Vor zwei Jahren trat Zainab mit ihrem damals vierjährigen Kind und ihrem Mann die Flucht an. Mein Onkel wollte, dass ich seinen Sohn heirate. Er war wütend, als es anders kam, erzählt sie. Er habe ihre Familie bedroht, ihren Mann geschlagen. Die Flucht plante ihr Schwiegervater: Schlepper brachten sie in einem Lkw in die Türkei, mit einem kleinen Boot fuhren sie über das Mittelmeer nach Griechenland, wo sie und ihre Tochter mit falschen Papieren ins Flugzeug nach Wien stiegen. Der Mann sollte nachkommen. In Traiskirchen stellte Zainab einen Asylantrag – wie 6767 Frauen im Jahr 2014. In dem Jahr kamen knapp ein Viertel der Asylanträge von Frauen. Laut Bericht des Innenministeriums wurden heuer 37.046 Asylanträge in Österreich gestellt. Nur 21,5 Prozent davon kamen von weiblichen Flüchtlingen. Flucht und Vertreibung machen vor Frauen genauso wenig halt wie vor Männern. Oft ist das Fluchtverhalten jedoch ein anderes, sagt Ruth Schöffl von der UNHCR. Das Geschlechterverhältnis in Lagern, die in Nachbarländern von Krisenregionen liegen, ist ausgeglichen. In jenen im Bekaa-Tal im an Syrien angrenzenden Libanon etwa leben derzeit mit einem Anteil von 54,7 Prozent sogar mehr Frauen als Männer. Wenn sich die Krise globalisiert, gehen aber oft nur die Männer nach Europa weiter. Die Menschen würden in ihren Heimatländern sehr genau überlegen, wer die Flucht nach Europa wagt, sagt Schöffl. Das Risiko würde für Frauen als zu hoch eingeschätzt. Oft gehen Männer, die Familie haben, vor, sagt Schöffl. Sie versuchen später, Frau und Kinder auf legalem Weg nachzuholen. Flucht passiert im Verborgenen auf irregulären Wegen. Man ist Schleppern ausgeliefert. Für Frauen würden sich daher spezielle Ausbeutungsprobleme ergeben. Sexuelle Gewalt und Gewalt gegen Frauen sind sehr verbreitet, sagt sie. Weibliche Flüchtlinge würden vor Ausgrenzung, struktureller Diskriminierung und Ausbeutung fliehen. Auf der Flucht passiert dann wieder dasselbe, sagt Evelyn Probst, Vorstandsmitglied der Beratungsorganisation Lefö. In den Fluchtgruppen würde immer wieder Gewalt auf sie ausgeübt, weil sich ihr Status als Frau nicht ändere. Es fliehen auch Männer aus diesen dominanten Strukturen, aber bei weitem nicht alle. Da Frauen oft mit kleinen Kindern reisen würden, sei die Flucht mit größeren Strapazen verbunden, sagt Schöffl. Unterschätzt wird auch, dass Frauen in vielen Ländern nicht schwimmen können, sagt sie. Da die Fluchtrouten über das Mittelmeer verlaufen, würde die Gefahr zu ertrinken für Frauen noch höher sein. In Afghanistan dürfen Frauen nicht baden, meine Tochter hat sich auf dem Boot an mich geklammert, sagt Zainab. In Traiskirchen habe ihre Tochter oft Albträume vom Wasser gehabt. Wenn Bomben auf Häuser fallen, ist das ein gesamtgesellschaftliches Problem, sagt Schöffl. Es gebe aber geschlechtsspezifische Gründe zu fliehen. Frauen würden oft vor Zwangsheirat oder Gewalt in der Familie fliehen. In vielen Ländern haben sie keine Chance, aus dieser Situation auszubrechen, sagt Probst. Frauen würden selbst dafür verantwortlich gemacht und hätten keine Netzwerke, an die sie sich wenden könnten. Zudem würde frauenspezifische Gewalt oft als Kampfmittel eingesetzt werden, sagt Probst: Wir kennen das aus dem Bosnienkrieg, als Vergewaltigung von Frauen als Kriegsstrategie eingesetzt wurde. Das passiert wieder. Die finale Entscheidung zu fliehen, würden Frauen oft wegen ihrer Töchter treffen, so Probst. Um ihnen Optionen zu geben, die sie nicht hatten. Meine Tochter will Ärztin werden, sagt Zainab.
1Panorama
Attentäterin schwer und ein Beamter leicht verletzt – Israel reagierte mit Luftangriff auf Raketenbeschuss aus Gazastreifen. Ramallah – Eine Palästinenserin hat sich in unmittelbarer Nähe mehrerer israelischer Polizisten im Westjordanland in die Luft gesprengt. Die Frau sei dabei schwer und ein Polizist leicht verletzt worden, teilte die Polizei am Sonntag mit. Die Palästinenserin sei auf einem Motorrad unterwegs gewesen und von der Polizei angehalten worden. Daraufhin habe sie Allahu Akbar (Gott ist groß) gerufen und ihren Sprengsatz gezündet. Kurz zuvor waren bei einem israelischen Luftangriff auf den Gazastreifen eine Palästinenserin und ihre dreijährige Tochter getötet worden. Ein Fünfjähriger und ein Mann wurden Krankenhausangaben zufolge verletzt. Zeugen berichteten von einer heftigen Detonation in einem Lager der radikalislamischen Hamas in Gaza-Stadt, die ein in der Nähe stehendes Haus zum Einstürzen gebracht habe. Das israelische Militär erklärte, die Luftwaffe habe zwei Ziele der Hamas angegriffen. Die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern ist zuletzt neu eskaliert. In den vergangenen zwölf Tagen wurden dabei vier Israelis und 23 Palästinenser getötet. Israels Luftwaffe hat nach Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen ein Ziel im Süden des Palästinensergebiets angegriffen. Kampfflugzeuge hätten am frühen Sonntagmorgen ein Ausbildungszentrum des bewaffneten Flügels der in dem Küstengebiet herrschenden radikalislamischen Hamas beschossen, hieß es aus palästinensischen Sicherheitskreisen. In der Einrichtung selbst sei niemand verletzt worden. Allerdings sei ein nahestehendes Haus eingestürzt. Dabei seien eine schwangere 30-Jährige und deren kleine Tochter getötet worden, hieß es von Krankenhausmitarbeitern. Bis zu vier weitere Familienmitglieder seien verletzt worden. Nach Angaben eines Sprechers der israelischen Armee reagierten die Streitkräfte mit dem Angriff auf Raketenbeschuss. Drei Raketen waren zuvor aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert worden. Wer sie abschoss, war zunächst unklar. Zwei Raketen gingen auf offenem Gelände in Israel nieder. Schäden oder Verletzte gab es nicht.
2International
Regie führt Madonna-Choreograf Vincent Patterson. Wien – Mitte der 1970er veröffentlicht, entwickelte sich Andrew Lloyd Webbers Porträt der argentinischen Diktatorengattin Eva Peron unter dem Titel Evita zum Musical-Welthit, der spätestens durch die Verfilmung mit Madonna 1996 zementiert wurde. 35 Jahre nach der deutschsprachigen Erstaufführung kehrt das Stück nun wieder nach Wien zurück – unter prominenter Regie und mit einer Wien-Debütantin. So wird für die Produktion inklusive Choreografie Vincent Patterson verantwortlich zeichnen, der bereits beim Evita-Spielfilm verpflichtet war und auch für Michael Jackson Choreografien erarbeitete. Die deutsche Schauspielerin und Sängerin Katharine Mehrling feiert mit dem Musical ihre persönliche Wien-Premiere, hat die Titelrolle allerdings bereits gesungen. An ihrer Seite als Argentiniens Präsident Juan Peron wird der in Wien bestens bekannte Thomas Borchert stehen, der bereits in Elisabeth oder Tanz der Vampire zu hören war. Hinzu kommt der Wahl-Wiener Drew Sarich, der in der neuen Produktion die Rolle des Revolutionärs Che Guevara übernimmt. Zumindest bis Sommer ist Evita ab 9. März am Spielplan des Ronachers, wobei durchaus die Option auf eine Verlängerung bestünde, unterstrich VBW-Musicalintendant Christian Struppeck – das hinge von der Auslastung ab.
8Kultur
Elias Canettis "Die Blendung" im Theater an der Gumpendorfer Straße. Wien – Elias Canettis Roman Die Blendung (1935) ist, wie der Titel schon sagt, ein großes Kabinett der Täuschungen. Die Protagonisten laufen in die offenen Messer ihrer falschen Annahmen. Herr Professor Kien (Alexander Braunshör), ein hinter Bücherwänden verschanzter, weltfremder Sinologe, verwechselt die Sorgfalt seiner Haushälterin beim Abstauben der Bücher mit der Liebe zum Gedruckten. Und ehelicht sie blöderweise. Die Nämliche, Therese Krumbholz (Petra Strasser), verkennt die Avancen eines Möbelverkäufers als Ehrerbietung, während der sich nur an ihr angeheiratetes Kapital heranmachen will. Besonders gelungen ist in Margit Mezgolichs Bühnenfassung auch die Rolle des Herrn Fischerle (toll, auch sängerisch: Elisabeth Veit), der als heimtückische, aber nicht unsympathische Unterweltsgestalt dem verblendeten Professor das restliche Geld aus der Tasche zieht. Ein Jammer, diese allseits herrschende Blindheit, zugleich aber ein Idealfall für das Theater und seine (De-)Maskierungskunst. Mezgolich, die auch Regie führt, erzählt Die Blendung als expressionistisches Illusionsspiel, in dem ein Leser (Jens Claßen) die Figuren erst zum Leben erweckt. Mit weiß gepuderten Gesichtern entern sie im Flair der 1920er-Jahre die Bühne. Hinter allerlei Türen und Türchen eines riesigen, in Düsternis gehüllten Einbaukastens (Bühne: Alexandra Burgstaller) hausen neben den Geistern des unglückseligen Bücherhaushalts auch andere Geheimnisse, die nie zum Vorschein kommen werden. In dieser magischen Realität verschwinden dicke Wälzer in Sofaritzen oder vermehren sich Figuren zu Tripleausgaben ihrer selbst. Da ist immer was los! Teil drei (Welt im Kopf) allerdings zieht sich. Hier mischt sich die an den Bühnenrand gedrängte Leserfigur zunehmend in das Spiel ein – sie kürzt ab (an dieser Stelle machen wir einen kleinen Zeitsprung) oder bekennt Verwunderung. Dass auch viele Diskussionen mit den Opfern der Verblendung nichts nützen, war erwartbar. Der Kniff hat dem Stoff aber gute Dienste erwiesen – und die Reflexion angekurbelt.
8Kultur
Die österreichische Malerin wurde 88 Jahre alt. Wien – Die malerischen Anfänge waren fauvistisch-realistisch, später arbeitete Soshana Afroyim, von chinesischer Kalligrafie inspiriert, abstrakt. Die 1927 in Wien als Susanne Schüller Geborene musste 1938 mit ihren Eltern aus Österreich fliehen. 1985 kehrte sie in ihre Heimatstadt zurück, wo sie am Mittwoch 88-jährig starb.
8Kultur
Wagner, Nibelungenlied, Rhein: Die Albertina widmet Kiefers monumentalen Formaten eine retrospektive Schau. Wien – Dass er kleckert, statt zu klotzen, kann man Anselm Kiefer nicht nachsagen. Monumentale Objektgemälde, auf denen nicht nur Farben, sondern auch Äste, Sand, Stroh, Metall, Holz wuchern, ja ausufern: Sie sind es, die den 1945 in Donaueschingen Geborenen zu einem der gefragtesten Künstler unserer Zeit machen. Und monumental sind so auch Kiefers Holzschnitte, denen die Albertina nun eine Schau widmet. Wenn Kiefer die Porträts deutscher Geistesmenschen in handlichere Druckstöcke fasste, dann, um später mehrere davon in Großformaten zusammenzuführen. Für Wege der Weltweisheit: Die Hermannsschlacht arrangierte er um ein loderndes Feuer herum etwa die Köpfe von Dichtern, Denkern, Politikern, verbunden durch eine gemalte Spirale. Eine Ehrerweisung an den Weltgeist ist die Arbeit aber nicht etwa, sondern vielmehr die kritische Aneignung von Propagandamaterial. Die Vorlagen für die Köpfe entnahm Kiefer nämlich Büchern, Zeitschriften und Lexika der Nationalsozialisten. Zudem verweist er mit der Hermannsschlacht auf den deutschen Mythos: Es handelt sich um eine kriegerische Auseinandersetzung im Jahr 9 n. Chr., in der die Germanen siegten. Der Schauplatz, der Teutoburger Wald, wurde zum Geburtsort des Germanischen. Auf der Biennale in Venedig 1980 handelte sich Kiefer mit Wege der Weltweisheit Missverständnisse ein. Man erkannte das Bild, das nun auch in der Albertina zu sehen ist, nicht als kritische Auseinandersetzung, als Demaskierung der NS-Propaganda, sondern als Fürsprache. Man übersah, wie Kiefer damals sagte, den löchrigen Boden, auf dem das Pathos bei ihm gebaut sei. Freilich kokettiert Kiefers Werk auch mit derlei Missverständnissen, die auf der Strategie des Zitats beruhen: Kiefer übernimmt ganze Versatzstücke der Geistes- und Kulturgeschichte, um ihnen in intuitiven Arrangements neue Aussagen abzuringen. Ähnlich wie die vom Künstler geschätzte Lyrikerin Ingeborg Bachmann, die sich bewusst war, immer eine schon vorbelastete Sprache sprechen zu müssen, wollte sie diese auch letztlich überschreiten. Deutlich wird das etwa in einem Zyklus über den Rhein, in dem Landschaftsbilder immer wieder mit architektonischen Abbildungen verknüpft sind. Darstellungen von Teilen des Atlantikwalls scheinen dabei über dem Wasser zu schweben, bilden als künstlich geschaffene Grenze einen Gegenpol zur natürlichen Grenze des Rheins. Immer wieder umkreist Kiefer die Frage, inwiefern Grenzen etwas bloß Fiktives sind. Trotz aller scheinbaren Vergilbtheitsromantik der Motive (durch malerische Überarbeitung verstärkt) eine zeitgemäße Frage. Zeitlos ist aber auch eine Serie, die ab 1990 entstand und zu den Highlights gehört: Kiefer beschäftigte sich darin mit Mystik und den Schriften von Robert Fludd. Der Renaissancegelehrte interessierte sich für die Analogie zwischen Mikro- und Makrokosmos, Mensch und Universum. In Kiefers minimalistischem Sternenhimmel führt eine einzelne Linie zu einem Menschen herunter. Einerseits korreliert dabei die Idee, wir seien die Membran zwischen Mikro- und Makrokosmos mit dem Thema Grenzfluss. Anderseits scheint ein Mikro-Makro-Verhältnis auch unsere Beziehung zu Kiefers monumentalen Formaten zu bestimmen.
8Kultur
Beamter muss sich vor wegen Amtsmissbrauchs verantworten. Jerusalem – Ein israelischer Polizeioffizier hat Rechtsextremisten einen Hinweis auf jüdische Frauen geliefert, die mit Arabern befreundet sind. Wegen Amtsmissbrauchs und Verletzung der Privatsphäre sei gegen den 23-jährigen Truppführer der Grenzpolizei ein Verfahren vor dem Jerusalemer Bezirksgericht eingeleitet worden, erklärte das israelische Justizministerium am Donnerstag. Die für Polizeivergehen zuständige Abteilung des Ministeriums fand demnach heraus, dass der Polizist vor 13 Monaten bei einer Routinekontrolle ein Fahrzeug anhielt, in dem zwei junge Jüdinnen und zwei arabische Freunde aus Ost-Jerusalem saßen, die aus dem Badeort Eilat zurückkehrten. Der Beschuldigte fotografierte die Insassen und ihre Ausweise mit seinem Mobiltelefon. Danach sendete er laut Anklage die Daten über den Mitteilungsdienst WhatsApp an den früheren rechtsextremistischen Knessetabgeordneten Michael Ben Ari und an Benzi Gopstein, den Gründer der rassistischen Gruppierung Lehava. Er drängte sie, etwas zu unternehmen, damit die Rassenvermischung aufhöre. Die Grenzpolizei habe keine juristische Handhabe dagegen und müsse als Quelle der Informationen geheim bleiben, fügte der Truppführer hinzu. Der Vorgang kam mit Verspätung heraus, als Gopstein wegen gewalttätiger Proteste seiner Gruppe durchsucht wurde und sich die Nachricht auf seinem Mobiltelefon fand. Der bekannte Rechtsextremist Gopstein, der im August ungestraft auch das Abbrennen christlicher Kirchen im biblischen Land Israel rechtfertigte, kommentierte dazu laut Haaretz auf Facebook: Israels Polizei sollte dem Beamten wegen seiner Sorge um unsere jüdischen Schwestern eine Verdiensturkunde aushändigen; stattdessen klagen sie ihn an. Die Polizei sollte gegen Araber vorgehen, die mit unseren Mädchen ausgehen. Die Regierung muss die Assimilierung bekämpfen.
2International
Der Befehl zum Abräumen durch Audi-Vorstand Wolfgang Ullrich an Pilot Timo Scheider sorgt in der DTM für Aufruhr. Spielberg/Hamburg – Auch am Tag danach kam die DTM nicht zur Ruhe. Zu krass war das Vorgehen von Audi-Pilot Timo Scheider gegen den Meisterschaftsführenden Pascal Wehrlein (Mercedes), zu logisch erscheint die Kausalkette zwischen dem vermeintlichen Abschussbefehl von Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich (Timo, schieb ihn raus) und der Kollision wenige Sekunden später. Als grob unsportlich bezeichnete Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz den Funkspruch: Das ist ein Verhalten, das wir von unseren Fahrern nicht tolerieren und auch nicht fordern werden. Der langjährige Mercedes-Motorsportchef und aktuelle ARD-Motorsportexperte Norbert Haug sagte auf SID-Anfrage: Das ist schlecht für unseren Sport. Ein Rennergebnis wurde verfälscht – ein Vorgang, der am Saisonende womöglich das Endergebnis beeinflussen kann. Eine Schuldfrage liegt für den Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) jedenfalls nicht vor. Nach Ansicht der Sportkommissare muss aufgrund der Telemetriedaten und der vorliegenden Videoaufnahmen davon ausgegangen werden, dass die Kollision absichtlich herbeigeführt wurde, heißt es in der Begründung für Scheiders Rennausschluss am Sonntagabend. Auf Empfehlung der Rennkommissare in Spielberg wurde zudem eine Untersuchung in die Wege geleitet. Genugtuung bei Wehrlein Das bedeutet nichts anderes, als dass Ullrich nicht – wie er beteuerte – versehentlich Funkkontakt zu Scheider hatte. Ebenso ist demnach auch die Version des zweimaligen DTM-Champions Scheider infrage zu stellen, er habe nichts registriert und sei letztlich unglücklich ins Heck von Mercedes-Pilot Robert Wickens gekracht, der in einer Kettenreaktion den sechstplatzierten Wehrlein in der letzten Runde ins Kiesbett beförderte. Wehrlein verspürte am Montag zumindest Genugtuung. Die Sportkommissare haben es nach Auswertung der Videos und Daten als ABSICHT eingestuft, schrieb der Formel-1-Testfahrer auf seiner offiziellen Facebook-Seite – um wenig später einen speziellen Gruß an Audi zu löschen und seinen Post damit zu entschärfen. Nachdem juristisch die Weichen gestellt sind, werden nun die Rufe nach Konsequenzen und einem klaren Wertekodex in der DTM laut. Es gibt im Sport viel Wichtigeres als Pokale, Trophäen, Siege und gewonnene Meisterschaften. Nämlich Stil, Respekt vor dem Gegner, Ehrlichkeit, Sportlichkeit und auch Mut und Kraft, zweiter Sieger werden zu können, sagte Haug. Motorsport ist nicht gerade ungefährlich So etwas darf es in der DTM und im gesamten Motorsport nicht geben. Durch das DMSB-Urteil darf kein Anreiz entstehen, sagte Mercedes-Teamchef Fritz und wies neben dem moralischen Aspekt auf einen weiteren Faktor hin: Man darf nicht vergessen, dass wir hier Motorsport betreiben – und der ist nicht gerade ungefährlich. Während Audi den Wertungsausschluss akzeptierte, steht Ullrich als erster Mann der Ingolstädter im Motorsport weiterhin im Fokus. Der Funkspruch hat sich für mich nicht besonders emotional angehört, sagte der frühere DTM-Star Manuel Reuter. Ullrich hatte die Äußerung auf seine Aufregung in dem fraglichen Moment zurückgeführt, sie sei allein dem Adrenalin in diesem Moment geschuldet gewesen. Er funke während eines Rennens nicht mit den Fahrern und habe auch nicht gewusst, dass der Funk offen war. Sein Ausspruch sei deshalb auf gar keinen Fall eine Anweisung an Timo gewesen. Reuter, nach seiner Rennfahrerkarriere zunächst TV-Kokommentator und mittlerweile Sprecher der Fahrergewerkschaft, hat unabhängig von dem nun anstehenden juristischen Geplänkel noch eine ganz andere Sicht der Dinge: Für die DTM ist das ohne Zweifel gut. Aber das steht auf einem anderen Blatt.
4Sport
VCÖ: "Als in Tirol das sektorale Fahrverbot in Kraft war, war der Anteil der Schiene höher". Wien – Über Österreichs Alpen donnerten im Vorjahr weit mehr Lkw als über die Schweizer Berge. Mit 6,1 Millionen Lastwagen war der Wert sechs mal so hoch wie bei den Eidgenossen, rechnet der VCÖ vor. Und während über die Schweizer Alpenpässe 67 Prozent der Güter auf der Schiene transportiert würden, seien es in Österreich nur 32 Prozent. In der Schweiz sind Lkw-Maut und Dieselbesteuerung höher und das Nachtfahrverbot deutlich strenger als in Österreich, gibt VCÖ-Experte Markus Gansterer zu bedenken. Er forderte in diesem Zusammenhang wieder die Einführung eines sektoralen Fahrverbotes in Tirol. Als in Tirol das sektorale Fahrverbot in Kraft war, war der Anteil der Schiene höher, so sein Argument.
3Wirtschaft
Der Mollner Bürgermeister hätte eigentlich gar nicht in die Stichwahl kommen dürfen, wird aber nicht zurücktreten. Molln – Der Bürgermeister der oberösterreichischen Gemeinde Molln, Fritz Reinisch (ÖVP), bleibt im Amt. Reinisch stand bei der Bürgermeister-Stichwahl am 11. Oktober eigentlich nur aufgrund eines Fehlers als Kandidat auf dem Stimmzettel. Im Kurier räumte er nun ein: Natürlich ist das nicht optimal. Bei der Bürgermeisterwahl am 27. September waren in der 3.500-Einwohner-Gemeinde drei Stimmen falsch in den Computer eingegeben worden – mit dem Ergebnis, dass der ÖVP-Kandidat Reinisch auf Platz zwei und Bürgerlisten-Kandidat Andreas Rußmann auf Platz drei gereiht wurde – womit Reinisch statt Rußmann in die Stichwahl gehen konnte und auch prompt zum Bürgermeister gewählt wurde. Reinisch hatte ursprünglich erklärt, auf das Amt zu verzichten, weil es ihm nicht zustehe – trat es dann aber doch an. Zuerst wollte er eine entsprechende Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs abwarten. Der wies die Wahlanfechtung von ÖVP, SPÖ und Bürgerliste aber zurück, weil kein Einspruch gegen das falsche Ergebnis des ersten Wahlgangs erhoben worden war. Danach wollte Reinisch mit seiner Entscheidung noch bis zur Budgeterstellung warten. Nun hat er sie getroffen: Er trete nicht zurück und wolle sechs Jahre lang Bürgermeister bleiben, sagte er dem Kurier. Und zwar aus persönlichen Gründen, nicht aus Parteiräson. Zum einen gibt es das Erkenntnis des Höchstgerichts. Zum anderen habe ich nach Bekanntwerden des Fehlers Neuwahlen angeboten. Die anderen Parteien haben sich aber dagegen entschieden, weil sie das Ergebnis der Wahlanfechtung abwarten wollten.
5Inland
Medien: Ehemaliger UNMIK-Chef Kouchner als möglicher Zeuge genannt. Prishtina – Der Ende Februar zum neuen Präsidenten des Kosovo gewählte derzeitige Außenminister Hashim Thaçi muss sich noch vor seinem Amtsantritt Anfang April mit schweren Vorwürfen auseinandersetzen. Der ehemalige Spitzenfunktionär der Kosovo-Befreiungsarmee (UÇK) dürfte sich mit einer Kriegsverbrecheranklage auseinandersetzen, spekulieren Medien in Prishtina unter Berufung auf einen westlichen Diplomaten. Genannt wird auch ein potenzieller Zeuge – der ehemalige erste Unmik-Chef Bernard Kouchner (1999 bis 2001). In der Vergangenheit hatte der französische Politiker bereits wiederholt Vorwürfe zurückgewiesen, dass er UÇK-Spitzenfunktionäre vor Bestrafung geschützt hatte. Vor dem Sondertribunal für Kriegsverbrechen von Kosovo-Albanern während des Krieges (1998 bis 2000) sollen jüngsten Ankündigungen zufolge im September erste Anklagen erhoben werden. Chefankläger David Schwendiman ließ in der Vorwoche wissen, dass Thaçi keine Immunität genießen würde. Verdacht auf Organhandel Das Kosovo-Sondertribunal soll sich unter anderem mit dem mutmaßlichen Organhandel während des Krieges befassen, dessen die Drenica-Gruppe, deren Anführer Thaçi war, verdächtigt wird. In einem dazu im Jahr 2010 angefertigten Bericht des damaligen Schweizer Europarats-Sonderermittlers Dick Marty wurde Thaçi allerdings nicht mit Organhandel in Verbindung gebracht, dafür aber einige seiner engsten Mitarbeiter. Führende kosovarische Oppositionsparteien hatten die Bemühungen Thaçis um das Präsidentenamt als Versuch gedeutet, sich vor dem Sondertribunal zu schützen. Die Opposition hat die Wahl Thaçi auch vor dem Verfassungsgericht angefochten. Eine Entscheidung steht noch aus.
2International
Prozess zwischen Apple und USA steht vor dem Aus – Neue Methode, um das Smartphone zu knacken, soll nun getestet werden. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
0Web
Bringt Mehrfensterunterstützung für Nexus 9 und Nexus 10 – Erste Testversion zum Download. Eigentlich ist es das Ziel von Remix OS Android für den Desktop-Einsatz fit zu machen. Nun fließen die dafür vorgenommenen Änderungen aber wieder in den mobilen Bereich zurück. Softwarehersteller Jide hat eine erste Version von Remix OS 2.0 für Nexus 9 und Nexus 10 veröffentlicht. Damit bekommen die beiden Tablets eine Desktop-ähnliche Oberfläche samt Mehrfensterunterstützung. Es können also mehrere Programme parallel genutzt werden, die Fenster lassen sich frei vergrößern oder verkleinern und können auch überlappend dargestellt werden. Einen Taskbar sowie einen Desktop-ähnlichen Dateimanager bietet Remix OS ebenso. Remix OS basiert auf Android 5.1.1, es lassen sich also beliebige Apps aus der Android-Welt nutzen. Zu diesem Zweck ist auf den Images für die beiden Tablets auch von Haus aus der Play Store von Google vorinstalliert. Die Testversionen von Remix OS 2.0 für Nexus 9 und Nexus 10 können von der Seite des Softwareherstellers heruntergeladen werden. Wer diese ausprobieren will, sollte gewisse Grundkenntnisse für Tools wie Fastboot und ADB mitbringen, auch wenn die Anleitung den Ablauf recht einfach erklärt. Darauf hingewiesen sei, dass die aktuellen Releases von Remix OS noch nicht den Status stabil tragen, insofern also mit diversen Problemen zu rechnen ist.
0Web
Dank 3:0-Sieg bei punktegleichen Linzern – Znojmo hält Kontakt zu Spitzenduo – Capitals besiegten VSV. Wien – Meister Red Bull Salzburg hat am Freitag ausgerechnet bei Spitzenreiter Black Wings Linz seine Negativserie beendet. Mit einem 3:0-Erfolg holte das Ratushny-Team auch die Führung vom punktgleichen Gegner zurück. Znojmo liegt nach einem 5:2 gegen Innsbruck nur einen Punkt zurück, die weiteren Verfolger Dornbirn (2:3 gegen Graz) und KAC (3:4 bei Fehervar) verloren hingegen jeweils nach Verlängerung. Auch im dritten Saisonduell der zwei aktuellen Spitzenteams Linz und Salzburg setzte sich die Auswärtsmannschaft durch. So wie nach den drei Niederlagen zu Saisonbeginn schaffte der EBEL-Champion im vierten Match nach der Länderspielpause erneut den Umschwung. Sterling (10., 46./PP) und Fahey (32.) schossen die Bullen zum Sieg. Damit scorten die Salzburger beim Leader ebenso oft wie in den jüngsten drei Matches zusammen. Linz blieb erstmals seit der 9. Runde (0:3 gegen Dornbirn) ohne Torerfolg. Znojmo feierte im zwölften Heimspiel den neunten Sieg, damit sind die Top 3 der Erste Bank Eishockey Liga zur Halbzeit des Grunddurchgang nur durch einen Punkt getrennt. Für die Tiroler gab es auch im neunten Auswärtsmatch in Folge und beim Debüt von Bishop kein Erfolgserlebnis. Ulmer sorgte in Tschechien zwar für die Führung der Haie (10.), die durch Spurgeon auch noch zum 2:2 ausglichen (27./PP). Tomas und Bartos mit seinem zweiten Treffer stellten aber innerhalb von 72 Sekunden auf 4:2 (30.) und sorgten für die Vorentscheidung. Dornbirn vermochte das Blatt nach der jüngsten Niederlage bei Schlusslicht Ljubljana nicht zu wenden und verlor auch gegen den Vorletzten Graz. Die Steirer gingen zweimal in Führung, Grenntree gelang aber mit seinem zweiten Treffer nur 54 Sekunden vor der Schlusssirene der Ausgleich. Dank de Simone (67.) feierten die 96ers aber wie schon im jüngsten Heim-Duell einen knappen Sieg, diesmal nach Verlängerung. Der KAC schlitterte in Ungarn schon in seine dritte Auswärtsniederlage in der Erste Bank Eishockey Liga in Folge und behielt den fünften Rang vor HCB Südtirol dank des einen gewonnenen Punktes und des 1:0-Sieges von Ljubljana gegen die Bozener. Fehervar kam zum 4. Sieg in Serie. Die Vienna Capitals verbesserten sich auf Platz sechs. Mit 3:1 gelang den Wienern drei Tage nach dem 0:4 in Villach in einem beiderseits offensiv geführten Match verdient die Revanche gegen den VSV (Tabellen-9.). Das Team von Neo-Coach Greg Holst blieb im vierten Match erstmals ohne Punkt. EBEL-Ergebnisse, 22. Runde
4Sport
Raschere Spielentscheidungen sollen somit ermöglicht werden. Las Vegas – In der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL stehen künftig in der Verlängerung nur noch drei Feldspieler pro Team auf dem Eis. Das Board of Governors beschloss die Regeländerung am Mittwoch in Las Vegas, um für eine schnellere Entscheidung in den Spielen zu sorgen. Bislang wurde die fünfminütige Overtime in der NHL mit vier Feldspielern auf jeder Seite ausgetragen. Laut der neuen Regel muss bei einer Strafzeit das betreffende Team keinen Spieler vom Eis nehmen, dafür erhält der Gegner einen zusätzlichen. Bei Pilotversuchen mit einem Akteur weniger in einer unteren Liga wurde dadurch die Zahl der Spiele, bei denen die Verlängerung torlos blieb, um nahezu die Hälfte reduziert. Zudem erteilten die Besitzer der 30 NHL-Klubs der Liga die Erlaubnis, Bewerbungen für eine mögliche Expansion der Liga zu prüfen. Heißester Kandidat ist Quebec City/Kanada, das seit dem Wechsel der Nordiques nach Colorado 1995 ohne Team ist. Zudem sind Seattle und Las Vegas im Gespräch, in beiden Städten war noch nie ein NHL-Team beheimatet.
4Sport
Wissenschafter haben Testpersonen eine Radioshow vorgespielt und danach einen 3-D-Atlas des menschlichen Gehirns erstellt. Das Wissen, dass das menschliche Gehirn zwei Zentren hat, die Sprache steuern, stammt aus dem 19. Jahrhundert. Demnach ist ein Areal im hinteren Schläfenlappen für das Verständnis von Sprache und ein Bereich im Stirnlappen für die Sprachproduktion zuständig. Faserstränge verbinden die Areale. Diese Beschreibung ist in ihrer Ausschließlichkeit wahrscheinlich überholt. Wissenschafter der University of California in Berkeley ist es nämlich gelungen, einen 3-D-Bildatlas eines menschlichenGehirns zu erstellen und 10.000 Wörtern in jenen Regionen zu platzieren, die beim Hören derselben aktiv werden. Auf den ersten Blick gibt es nahezu kein Areal, das nicht aktiviert wird, tatsächlich sind es immerhin 130 – verteilt über das ganze Organ: Das Gehirn erscheint als engmaschiges semantisches Netzwerk. Die Arbeit erschien in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Nature. Das Sample der Untersuchung war freilich nicht groß: Die Wissenschafter spielten nur sieben Testpersonen jeweils zweistündige Mitschnitte der in den USA kultisch verehrten Moth Radio Hour vor, einer Art Poetry Slam, der seit den 1990er-Jahren läuft. Mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) konnten sie erkennen, welche Regionen wann beim Zuhören aktiviert wurden. Zwölf Begriffsgruppen Daraufhin erstellten sie aus den 10.000 Wörtern insgesamt zwölf Gruppen von Begriffen mit ähnlichen Bedeutungen – und erkannten, dass in den Gehirnen der Probanden bei verwandten Begriffen die gleichen Regionen aktiviert wurden. Der seitliche Scheitellappen wird bei Worten aus den Bereichen Gesellschaft, Familie, Freunde aktiviert, Nervenzellen in der Nähe der Sehrinde zeigen Aktivität, wenn es -wenig überraschend – um das Sehen ging. Die Testpersonen wuchsen alle in westlichen Industrieländern auf. Sie zeigten durchaus ähnliche Ergebnisse, was auf ähnliche Lebenserfahrungen beruhen kann, aber nicht muss. Die Wissenschafter wollen daher weitere Studien mit einer größeren Stichprobe durchführen, um mögliche Unterschiede in der für Bedeutungsgruppen zuständigen Gehirnregion – vielleicht auch aufgrund unterschiedlicher Sozialisation – aufzeigen zu können. Ein Blick in die innere Gedankenwelt mag futuristisch und ziemlich beängstigend klingen. Für die Neurowissenschaften ist es nur ein weiterer Mosaikstein, um die Arbeitsweise des Gehirns, zu der noch zahlreiche Fragen offen sind, besser zu verstehen.
7Wissenschaft
Russischer Präsident: "Beim Export von Öl und Gas verzeichnen wir gefährliche Einnahmeeinbußen". Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Hedgefonds-Managerinnen erzielen laut Untersuchungen höhere Renditen als Männer. Investoren vertrauen ihr Vermögen trotzdem lieber Männern an. Wien – Anleger, die den Markt schlagen wollen, können eine einfache Regel beherzigen: Am besten ist das eigene Vermögen in Hedgefonds aufgehoben, wenn diese von Frauen gemanagt werden. Der US-Thinktank Hedge Fund Research (HFR) gibt einen Index heraus, der die Performance von frauengeführten Hedgefonds abbildet. Dieser zeigt: Frauen haben ihre männliche Konkurrenz in Einjahres-, Dreijahres- und Fünfjahresfrist klar geschlagen. Seit 2007 haben Hedgefonds mit Frauen an der Spitze eine Gesamtrendite von 59 Prozent erzielt – zwölf Prozentpunkte mehr als der repräsentative Branchenindex. Seit 2007 betrug die durchschnittliche Jahresrendite des HFR-Frauenindex 5,64 Prozent. Die 2000 größten Hedgefonds der Welt erzielten 3,75 Prozent im Jahr. Es gibt viele Studien, die belegen, dass Frauen Risiken anders einschätzen als Männer, sagt Amanda Pullinger, die dem Netzwerk von Frauen in der Hedgefonds-Branche, 100 Women in Hedge Funds, vorsteht. Frauen sind stärker an langfristigen Renditen orientiert und gehen seltener hohe Risiken ein. Sie investieren vorsichtiger, verfolgen nachhaltige Investmentstrategien, sind länger veranlagt und verarbeiten typischerweise mehr Detailinformation bei ihren Entscheidungen. Pullinger sieht darin den Grund für das überdurchschnittliche Abschneiden von Fondsmanagerinnen – und für die geringe Anzahl an Frauen im Fondsmanagement: Frauen setzen sich in männerdominierten Teams deshalb nur schwer durch. Männer sind weniger kooperativ und suchen häufig das Risiko. Die Folge: Die beiden Geschlechter können sich oft nicht auf eine Investmentstrategie einigen. Obwohl Frauen an der Spitze von Beteiligungsfirmen nicht schlechter performen als Männer, haben nur drei Prozent der weltweit 9000 Hedgefonds – die weltweit geschätzte 2,7 Billionen Dollar verwalten, davon rund vier Milliarden von österreichischen Investoren – eine weibliche Spitze. Betrachtet man sämtliche Typen von Investmentfonds, sind es gerade einmal acht Prozent. Das widerspricht der Marktlogik: Demnach sollte das verwaltete Vermögen immer zu den erfolgreichsten Beteiligungsgesellschaften fließen – also auch dorthin, wo Frauen am Ruder sind. Das ist nicht der Fall. Die von Hedgefonds-Managerinnen verwalteten Finanzvolumina haben in den vergangenen Jahren anteilsmäßig nur wenig zugenommen. Auch die Anzahl der frauengeführten Fonds stagniert. Der Markt ist ineffizient, sagt HFR-Direktor Kenneth Heinz. Es gibt so wenige Hedgefonds mit weiblicher Führung, dass Investoren oft gar nicht von ihnen wissen. Die Beratungsgruppe KPMG hat jüngst im Rahmen einer Studie Investoren gefragt, warum sie kaum bis gar nicht in von Frauen verwaltete Fonds investieren. Fast drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie gerne verstärkt in von Frauen gemanagte Hedgefonds investieren würden, dass das Angebot aber zu klein sei. Fondsmanagerinnen wiederum berichten, dass die Beschaffung von Finanzmitteln für Frauen schwerer sei als für Männer: ein Widerspruch. Der Fehler liegt in der Annahme, dass Investoren immer die größten Renditen suchen. Viele suchen vielmehr das einfachste Investment: Das Renommee und das verwaltete Finanzvolumen der Beteiligungsfirma sind oft wichtiger als die Performance. Investoren vertrauen darauf, dass die größten Fonds langfristig die verlässlichsten Renditen erzielen, sagt Heinz. Sie sehen keinen Grund, ihr Vermögen aus den großen Fonds abzuziehen und in andere, kleinere Fonds zu investieren. Die meisten von Frauen geführten Hedgefonds sind verhältnismäßig jung und klein – und deshalb für viele Investoren uninteressant. Wenn Investoren ihr Vermögen einmal Managerinnen anvertraut haben, bleiben sie diesen in der Regel aber treu: Während der Finanzkrise verloren von Frauen gemanagte Fonds nur 9,6 Prozent des verwalteten Kapitals – gegenüber 19 Prozent, die Investoren aus der gesamten Branche abzogen. Dass HFR seit einigen Jahren den weltweit einzigen Hedgefonds-Frauenindex herausgibt, hat mehrere Gründe. Einerseits sollen frauengeführte Hedgefonds größere Aufmerksamkeit bekommen. Anderseits werden dadurch neue Anlagemöglichkeiten geschaffen. Man kann direkt in den Frauenindex investieren, sagt Heinz. Die Performance des Index spricht durchaus dafür. Investoren werden auf der Suche nach den höchsten Renditen nicht mehr an frauengeführten Fonds vorbeikommen. In Österreich gibt es jedoch noch kein Finanzprodukt, das an den HFR-Frauenindex gekoppelt ist. Amanda Pullinger ist weniger optimistisch: Sie bezweifelt, dass in naher Zukunft viele große Hedgefonds von Frauen gemanagt werden. Es gibt viele junge Frauen, die das Talent hätten, große Fonds zu führen. Aber viele schlagen frühzeitig einen anderen Weg ein, weil sie das Gefühl haben, dass der Weg an die Spitze der Hedgefonds-Industrie für sie viel schwieriger ist als für Männer. Was ein Grund für den geringen Anteil von Frauen unter den Fondsmanagern ist, ist gleichzeitig mit ein Grund für deren überdurchschnittliches Abschneiden am Markt: Den Weg bis an die Spitze eines Hedgefonds gehen derzeit nur die allerbesten unter den vielen talentierten Frauen.
3Wirtschaft
Neuer Titel der Shooterserie schickt Spieler in den Kampf gegen ein Drogenkartell. Ubisoft hat im Rahmen der vergangenen Videospielmesse E3 den Taktik-Shooter Ghost Recon Wildlands vorgestellt. 14 Jahre nach dem ersten Teil Tom Clancy’s Ghost Recon wird das jüngste Werk der Serie demnächst für PC, PS4 und Xbox One erscheinen. Ein Veröffentlichungsdatum wurde noch nicht genannt. Die Geschichte des aktuellen Titels spielt in nicht allzu ferner Zukunft in Bolivien, Südamerika. Im Zentrum der Story steht der Kampf gegen das Santa-Blanca-Drogenkartell. Es ist zum größten Kokainproduzenten der Welt geworden und der Einfluss reicht bis in die lokalen Regierungskreise. Der Drogenstaat wird von Anarchie, Angst, Ungerechtigkeit und Gewalt beherrscht. Als Mitglied, oder Anführer der US-Eliteeinheit, den Ghosts, gilt es das Kartell aufzumischen und deren Allianz mit der korrupten Regierung zu brechen. Zu diesem Zweck wird man in feindliches Gebiet geschickt und durchstreift dabei unterschiedliche Dörfer und Landschaften. Der Spielverlauf ist nicht vorgegeben. In der erstmals offenen und dynamischen Welt können Missionen selbst ausgewählt werden. Spieler werden in der Lage sein die Machtverhältnisse zwischen politischen und militärischen Fraktionen zu beeinflussen. Entscheidungen sollen weitreichende Folgen für den Verlauf des Spiels haben. Die Wege der Zielerreichung obliegen ganz den Spielerinnen und Spielern. Ob Sabotage, Verhöre, Entführungen, oder Attentate: die Möglichkeiten sind vielfältig. Wofür man sich auch entscheidet, die eigene Truppe, die Feinde, aber auch die Bevölkerung wird auf diese Entscheidungen unterschiedlich reagieren und Einfluss auf den weiteren Spielverlauf üben. Um das Spielgeschehen so realitätsnah wie möglich zu gestalten, gibt es außerdem Tages- und Nachtzyklen, sowie Wettereinflüsse. Neben diversen Waffen können auch Drohnen unterschiedlich eingesetzt werden. Entweder zu Spionagezwecken, oder modifiziert mit zerstörerischer Wirkung. Fortbewegen kann man sich an Land, in der Luft und am Wasser. Dafür stehen einem beispielsweise Helikopter, Trucks, Motorräder oder Schnellboote zur Verfügung. Um den Spielfluss nicht zu unterbrechen, wird es keine geskripteten Sequenzen geben. Eine Besonderheit von Ghost Recon Wildlands ist, dass man wahlweise alleine, oder online mit bis zu drei Mitspielern ins Gefecht ziehen kann. Ziel der Entwickler sei es, keine Geschichte vorzugeben und jedem Spieler seine eigene Erfahrung zu ermöglichen.
0Web
Sieben Bilder wurden seit vergangenem Herbst in Spanien und Irland getestet. Lange wurde von Facebook-Nutzern ein Dislike-Button gefordert. Alles nur mit gefällt mir kommentieren zu können, ist vielen zu eindimensional. Im vergangenen Herbst hat das soziale Netzwerk seine Antwort auf diesen Wunsch vorgestellt. Keinen Dislike-Button, aber dafür insgesamt sieben Emojis. Die Reactions genannten Bilder wurden zunächst in Spanien und Irland getestet. Und bald sollen sie den Rest der Facebook-Welt erobern, wie Mark Zuckerberg bei der Präsentation der Quartalsergebnisse nun bekannt gab. Neben dem bekannten Daumen nimmt Facebook sechs neue Bilder dazu, die Liebe, Haha, Yay, Wow, Traurigkeit und Ärger ausdrücken. Die emotionale Bandbreite bleibt überwiegend auf der positiven Seite. Negative Gefühle bzw. Reaktionen auf ein Posting lassen sich nur mit zwei Bildern ausdrücken. Emojis etwa für Sarkasmus oder auch ein Facepalm fehlen. Für positive Gefühle bietet das Unternehmen gleich mehrere Optionen, für Ekel oder Angst hingegen keine. Das hat einen triftigen Grund, denn Facebook will seine Plattform in ein positives Licht stellen. Schon bei früheren Veranstaltungen sagte CEO Mark Zuckerberg, dass man mit Hilfe des Like-Buttons schnell seine Sympathie für etwas ausdrücken könne. Nach Gerüchten über einen echten Dislike-Button befürchteten Social-Medial-Experten, dass dieser negative Stimmungen anfachen könnte. Bei den Kommentaren hat das Unternehmen ohnehin ein massives Problem mit Hasspostings. Die neuen Reactions werden auch den Algorithmus des News Feeds beeinflussen. In einem Blogeintrag erklärte Facebook-Manager Chris Tosswill im vergangenen Herbst, dass Nutzern mehr ähnliche Postings angezeigt werden, wenn sie es mit einer der Reactions bewertet haben. Das kommt auch für Seitenbetreiber und Anzeigen zum Tragen. Für sie wären Buttons für Angst oder Ekel wohl nicht wünschenswert. Today we’re launching a pilot test of Reactions — a more expressive Like button. As you can see, it’s not a “dislike” button, though we hope it addresses the spirit of this request more broadly. We studied which comments and reactions are most commonly and universally expressed across Facebook, then worked to design an experience around them that was elegant and fun. Starting today Ireland and Spain can start loving, wow-ing, or expressing sympathy to posts on Facebook by hovering or long-pressing the Like button wherever they see it. We’ll use the feedback from this to improve the feature and hope to roll it out to everyone soon. Laut einer Studie von Swiftkey werden überwiegend fröhliche Gesichter getippt. Facebooks Auswahl ist eine Mischung daraus, was das Unternehmen als gut für sein Geschäft erachtet und welche Bilder Menschen tatsächlich am ehesten nutzen. Wann genau die neue Emojis in weiteren Ländern ankommen, hat Zuckerberg noch nicht verraten. Lediglich von bald war die Rede. Vermutlich wird es einige Zeit dauern, bis die Funktion bei allen Nutzern angelangt ist. Vorprogrammiert ist jedenfalls schon die Aufregung von Nutzern, die sich mit solchen Veränderungen nicht anfreunden können.
0Web
Für Schauspieler Manuel Rubey haben Neos-Wähler einen "Hang zum Geschleckten". Mit Parteichef Matthias Strolz spricht er über guten Populismus und überflüssige Religionen. STANDARD: Die Neos sind übermotiviert gestartet, wurden gehypt und durchlaufen einen Ernüchterungsprozess. Wie schaut der typische Neos-Wähler aus, Herr Rubey? Rubey: Wahrscheinlich so ähnlich wie wir zwei. Männlich mit äußerlich einem Hang zum Geschleckten. Ich verbinde neoliberal mit Grasser-Typen, deswegen umschiffen das die Neos auch. Rein vorurteilsmäßig kommt alles aus dem ÖVP-Dunstkreis. Strolz: Gerade in Ihrer Community gibt es viele Vorurteile gegen die Neos. Sind das jetzt wirklich Gute oder nur neoliberale Säcke? Das tut mir weh. Aber bei mir ist die Neos-Wählerin eine Frau, 36, wohnt in einer Stadt und hat zwei Kinder. Sie ist bildungsaffin, strampelt sich zwischen all den verschiedenen Aufgaben ab und kauft Bioprodukte. STANDARD: Das ist die klassische Grün-Wählerin. Strolz: Sie hat Grün gewählt, jetzt aber Neos, weil sie bei uns mehr wirtschaftliche Vernunft findet. STANDARD: Die Neos sind durch Aktionismus und Überdrehtheit aufgefallen. War das zu viel? Strolz: Ich bin schon längst nicht mehr überdreht. Wir müssen aber unsere Inhalte öffentlichkeitstauglich inszenieren, sonst kommen wir nicht vor. Meine Rede über den Überwachungsstaat haben über 600.000 Menschen auf Youtube gesehen. Ich hatte nur eine simple Überwachungskamera dabei und habe Norbert Darabos anvisiert. Das muss drin sein. STANDARD: Muss ein Politiker eine Rampensau sein, Herr Rubey? Rubey: Es ist sicher kein Nachteil. Als die Neos kamen, habe ich auf einen guten Populisten gehofft, der sich Strache entgegenstellt. Wenn man zu sehr ins Detail geht, hören die Leute nicht zu. Strolz: Populismus darf nicht nur der Rechten gehören, das halte ich für strategisch und inhaltlich falsch. Ich wäre gerne ein guter Populist. Wir sind aber auch der intellektuellen Redlichkeit verpflichtet. Die Zuspitzung ist immer eine Gratwanderung. Dem blanken Populismus darf man sich nicht hingeben. STANDARD: Wie kann man das Asylthema positiv populistisch besetzen? Strolz: Asyl braucht Menschlichkeit, auch das ist eine Zuspitzung. Rubey: Die FPÖ hat mit den Schildern den Höhepunkt an Schrecklichkeit erreicht. Der Bundespräsident wäre gefordert, zu zeigen, dass wir miteinander reden können. Es sind Menschen, die zu uns kommen. Das geht unter. Strolz: Wir haben viel gemacht, ohne mediale Inszenierung. Mir zieht es alles zusammen, einzelne Schicksale ins Scheinwerferlicht zu ziehen. Mit Leid sollte man kein politisches Geschäft machen, obwohl ich weiß, dass wir dem FPÖ-Getöse etwas Emotionales entgegensetzen müssen. Ich habe nur keine Antwort. STANDARD: Herr Rubey, Sie haben in einem Interview gesagt: Wenn ich auf Facebook Gutmenschensachen poste, verliere ich ein paar Likes. Wieso? Rubey: Gutmensch ist so ein FPÖ-Terminus. Leute, die nachdenken, werden als Gutmenschen verunglimpft. Mir ist die Thematik sehr wichtig, obwohl ich finde, dass Kulturmenschen nicht überall etwas dazu sagen müssen. Wir machen immer wieder Veranstaltungen und sammeln Spenden, aber ich würde es am liebsten nicht groß kundtun. STANDARD: Aus Angst vor negativen Reaktionen? Rubey: Nein. Das ist wichtig. Ich versuche mit jedem zu diskutieren, auch wenn es nur Millimeterarbeit ist. Es müssen ja in jedem Bekanntenkreis FPÖ-Sympathisanten sein, sonst geht sich das statistisch nicht aus. STANDARD: Was sagen Sie dann? Rubey: Ich versuche klarzumachen, dass es auch eine Chance ist. Es geht nicht um die Frage, ob wir das wollen oder nicht, die Menschen werden weiterhin kommen, und wir können das gut lösen, wenn wir uns dem gemeinsam stellen. Wenn wir verhärten, kommt der Faschismus. Dann brennt und kracht es wieder. Strolz: Es ist wichtig, Zuversicht zu geben. Wenn man es populistisch erzählen will, muss man eine einzelne Person herausnehmen und kommunikativ shoppen gehen. Das Mädchen, das zur Abkühlung durch den Wasserstrahl der Feuerwehr gelaufen ist, hat am meisten die Herzen erwärmt. STANDARD: Verstehen Sie die Ängste der Menschen? Strolz: Sie sind hin- und hergerissen. Jeder Mensch, der sagt, er habe keine negativen Reflexe, lügt. Wir haben riesige Herausforderungen, die Österreich nicht allein lösen kann. Wenn wir jeden Konfliktherd mit fünf Jahren Verspätung erkennen und keinen sinnvollen Beitrag leisten, wie in Syrien oder der Ukraine, dann können wir uns nicht beschweren, wenn die Leute kommen – tot oder lebendig. Sie werden kommen. Wir brauchen kurzfristige und langfristige Lösungen. Die sehe ich nicht. Rubey: Eine Völkerwanderung hat es immer gegeben. Die Angst rührt daher, dass viele Sicherheiten zu Bruch gehen. In unserer Elterngeneration galt noch: Wenn man sich nicht komplett deppert anstellt, wird das Leben wirtschaftlich besser. Das stimmt heute nicht mehr. Es ist einfach zu sagen, dass es an den Menschen liegt, die zu uns kommen. Das ist Bullshit. Man muss versuchen, die Ängste ernst zu nehmen, aber gleichzeitig zeigen, dass die Zusammenhänge nicht so bestehen, wie sie von rechts vermittelt werden. Strolz: Wir haben im letzten Jahr 200 Millionen für Asylwerber ausgegeben, wenn wir heuer doppelt so viele nehmen, sind es 400 Millionen. Wir geben aber für Sinnlosigkeiten Geld aus: Im Bildungsbudget fehlen uns 600 Millionen, wir bohren Löcher durch die Berge, die wir nicht brauchen, die Hypo kostet Milliarden. Asyl ist ein drängendes Problem, aber nicht das größte Österreichs. STANDARD: Es gibt in den sozialen Netzwerken teils sehr heftige Reaktionen und Hasspostings. Ist Kündigung die richtige Antwort? Strolz: Das ist okay. Die Menschen müssen sehen, dass sie Verantwortung für ihr Tun übernehmen müssen. Auch in einer anonymen Umgebung wie Facebook. Die Antworten darauf müssen klar sein. Dass diese Menschen eine zweite Chance verdienen, halte ich für ebenso wichtig. Man kann nicht zu allem sagen, dass es eh wurscht ist. Es ist eben nicht wurscht. STANDARD: Wenn ein 17-jähriger Lehrling nach einem Hassposting gekündigt wird, kann es seinen Frust auch weiter steigern. Rubey: Definitiv. Deswegen muss man ihn gezielt abholen. Gleichzeitig waren das große Unternehmen wie Spar, ÖBB oder Porsche, die Haltung zeigen müssen. Auch das ist wichtig. Strolz: Für die Betroffenen ist es hart und unangemessen, dass das medial verhandelt wird. Aber es muss an einem Fall festgemacht werden. Als Vater tuts mir schiach. Er wird einen Einschnitt in seinem Lebenslauf haben. Rubey: Als Vater muss man sich aber fragen, wie es dazu kommt. Strolz: Schön wäre es, wenn er eine zweite Chance bekäme und das auch öffentlich berichtet wird. STANDARD: Das Thema Schule ist Ihnen beiden wichtig. Herr Rubey war in einer Waldorfschule ... Strolz: ... und kann seinen Namen tanzen. Rubey: Das ist eine STANDARD-Legende, ich habe es großspurig behauptet, und im Video kam heraus, dass ich es eh nicht kann. STANDARD: Ihre Tochter geht jetzt in eine öffentliche Schule mit hohem Migrantenanteil. War es die richtige Wahl? Rubey: Das Bildungssystem insgesamt ist selten eine gute Wahl. Wir leben im 15. Bezirk. Wir wollten keine Privatschule, weil unsere Kinder viele Leute kennen, die Außenpositionen in der Gesellschaft einnehmen. Deswegen war es uns wichtig, dass die Schule einen anderen Teil der Realität abbildet. Trotz aller Schreckensgespenster funktioniert die Schule sehr gut. 70 Prozent Nichtmuttersprachler, zwei Lehrerinnen für 22 Schüler, das ist super. STANDARD: Würden Sie Ihre Töchter in eine Schule mit 70 Prozent Migrantenanteil geben, Herr Strolz? Strolz: Das kommt auf die Förderung an. Wenn es dem Zufall überlassen ist, dann habe ich damit ein Problem. Bei guter Förderung bin ich Freund einer Zweitsprache. Ich differenziere nicht zwischen Türkisch und Englisch. Es gibt keine guten Sprachen, auch Türkisch soll Maturafach sein. Rubey: Woran scheitert es, dass nichts weitergeht? Strolz: Bei Bildung und Integration müssen wir drei Jahrzehnte aufholen. Viele in der Regierung sagen, dass wir zu viel Geld für Bildung ausgeben. Das stimmt aber nicht. Wir fallen bei den Bildungsinvestitionen zurück, obwohl sie im OECD-Durchschnitt gestiegen sind. Das halte ich für einen Schwachsinn – volkswirtschaftlich und humanistisch. STANDARD: Ein Thema, das die Neos spaltet, ist Religion: Sind Sie religiös, Herr Rubey? Rubey: Nein, nicht mehr. Das Gebot der Stunde wäre, Religion zu überwinden. Jede Religion ist Verantwortungsabgabe, auch die katholische. Wenn man sieht, was geschichtlich unter dem Wappen der Religionen passiert ist, dann ist es nicht mehr aufzurechnen mit ein paar guten Beispielen. Was unter Religion ständig aufgeführt wird, macht mir Angst. Religion müsste man hinter sich lassen. Strolz: Das ist eine Utopie. Rubey: Natürlich ist es utopisch. Strolz: Wenn wir Religionen abschaffen, tauchen sie in anderem Kleid wieder auf. Ich verstehe den Gedanken, aber ich bin zwischen Pragmatismus und Spiritualität zu Hause. Der Mensch hat eine spirituelle Dimension, und die wird sich immer in Organisationen zusammenfassen, auch wenn viele Rattenfänger dabei sind. Religionsgemeinschaften sind aber wichtige gesellschaftliche Akteure. STANDARD: Wie halten Sie es mit der Religion, Herr Strolz? Strolz: Ich bin ein spiritueller Mensch. STANDARD: Ist das eine Kombination aus Religion und Esoterik? Strolz: Nein, ich habe einen Gottesbegriff für mich, den ich nicht in Worte fassen kann. Rubey: Das ist doch ein bisschen das Problem der Neos, sie sind nicht greifbar. Sie wollen immer alles mit reinpacken. Strolz: Wir wollen einen verpflichtenden, überkonfessionellen Ethik- und Religionenunterricht, das ist eine klare Haltung. Rubey: Sie lassen sich nicht festnageln. Strolz: Weil Religion Privatsache ist. Sie ist nicht Teil unseres Programms. Daher hat Niko Alm mit Nudelsieb bei uns genauso Platz wie ein katholischer Kirchgänger. (Marie-Theres Egyed, Video: Maria von Usslar, 8.8.2015)
5Inland
Behörden in Südkorea ermitteln gegen zwölf Personen – zweiter Vorfall in fünf Jahren. Fünf Jahre, nachdem die E-Sport-Szene rund um Starcraft in ihrem Kernland von einem Wettskandal erschüttert wurde, gibt es nun neue Hiobsbotschaften. Erneut sollen namhafte Spieler bekannter Teams zum Ziele des Glücksspielbetrugs in Absprachen verwickelt gewesen sein, wie MCV UK berichtet. Choi Byeon-Heon (YoDa) und Choi Jong-Hyuk (B4) des PRIME-Teams haben bereits vom koreanischen E-Sport-Verband eine lebenslange Sperre erhalten. Sie, ihr Trainer Park Wae-Sik (Gerrard) sowie neun weitere Personen bekommen es außerdem mit den Behörden zu tun. Seit 2010 kämpfen wir mit dem Rest der Branche gegen illegale Wetten, die immer noch die Grundfesten des E-Sport bedrohen, heißt es aus der KeSPA. Es sei extrem bedauerlich, dass es zu einem erneuten Vorfall gekommen sei. Laut aktuellem Ermittlungsstand soll YoDa zwischen Januar und Juni diesen Jahres vier Partien absichtlich – zwei davon aufgrund von Erpressung – verloren haben, B4 eines. Ersterer soll durch Beteiligung an den Wetten auf diesem Wege rund 23.500 Euro, Zweiterer knapp 4.000 Euro verdient haben. Die Broker, zu denen auch ein angeseher ehemaliger Profi-Spieler gehören soll, sollen zum Teil auch Verbindungen zum organisierten Verbrechen haben. Aufgeflogen ist der Wettbetrug durch anonyme Hinweisgeber. Der E-Sports-Verband hat bereits angekündigt, keine Toleranz zu zeigen, sollten weitere Spieler und Teamvertreter bei den laufenden Ermittlungen durch Verbindungen ins Wettmilieu auffallen. Wer KeSPA-Mitglied wird, willigt ein, sich behördlicher Strafverfolgung auszusetzen, wenn es um Wettbetrug geht. Einen kollateralen Effekt gibt es auch für das League of Legends-Team SBENU. Dieses unterstand ebenfalls Gerrard und wird nun interimsmäßig vom Verband selber verwaltet. Die LoL-Community hatte 2014 ebenfalls mit Wettmanipulation zu kämpfen. Nach dem Aufkommen des Verdachts gestand der beschuldigte Spieler schließlich und versuchte anschließend, sich das Leben zu nehmen.
0Web
Slash und Axl Rose im April erstmals seit 1993 zusammen auf der Bühne erwartet. Los Angeles – Guns N Roses werden im April beim Coachella-Festival in der kalifornischen Wüste ein Comeback feiern. Das teilten die Festivalorganisatoren am Montagabend mit und bestätigten damit seit Tagen kursierende Gerüchte. Auch die Band selbst veröffentlichte den Termin auf ihrer Website. Es wird erwartet, dass erstmals seit 1993 Sänger Axl Rose und Gitarrist Slash wieder gemeinsam auf der Bühne stehen. Guns N Roses feierten ihren Durchbruch 1987 mit ihrem ersten Album Appetite for Destruction. Die Platte mit Hits wie Welcome to the Jungle und Paradise City verkaufte sich allein in den USA 18 Millionen Mal. Slash verließ die Band Mitte der 90er im Streit, auch andere Gründungsmitglieder stiegen aus. 2008 erschien nach jahrelangen Verzögerungen das bisher letzte Guns-N-Roses-Album Chinese Democracy.
8Kultur
3,5 bis 5,7 Millionen Tonnen kommen allein aus Europa. Berlin – Dass Kunststoffe, die ins Meer gelangen, schwere ökologische Folgen hat, weiß man bereits seit längerer Zeit. Wieviel Plastik nun genau in die Ozean gespült werden, ist dagegen unklar. Nun warten Forscher mit neuen Zahlen auf: Bis zu 30 Millionen Tonnen Plastikmüll landen nach Auskunft des deutschen Umweltbundesamtes jährlich in den Weltmeeren. Etwa 3,5 bis 5,7 Millionen Tonnen kommen demnach allein aus Europa. Für viele Tiere bedeutet dieser Kunststoffmüll den Tod, wenn sie ihn irrtümlich fressen oder sich in ihm verfangen. Für mehr als 660 Arten sei bekannt, dass der Müll negative Folgen habe, heißt in der Studie, die im Auftrag des deutschen Bundesamtes erstellt und am Dienstag veröffentlicht wurde. Schädlich ist der Plastikmüll auch dann noch, wenn er durch Wind, Wetter und Gezeiten stark zerkleinert wurde. Mikropartikel, deren Größe kleiner als fünf Millimeter ist, können genauso wie größere Kunststoffteile zu mechanischen Verletzungen des Verdauungstraktes führen, die Verdauung behindern sowie die Nahrungsaufnahme blockieren, schreiben die Studienautoren. Zudem könnten sie giftig sein oder hormonähnlich wirken. Vom Gewicht her spiele der große Plastikmüll – vom Sackerl bis zum Fischernetz – die weitaus wichtigste Rolle auch bei den Mikropartikeln. Allein in der Europäischen Union werden nach Studienangaben zusätzlich jährlich schätzungsweise rund 3.100 Tonnen Mikroplastik in Kosmetikprodukten verarbeitet. Ihr Anteil an der Umweltbelastung sei mengenmäßig gering, aber überflüssig, heißt es in der Studie. In weitaus größerem Maße werden die kleinen Partikel in Kunststoffwachsen verwendet, die etwa zum Schutz von Früchten oder Oberflächen in der Leder-, Möbel- und Autopflege genutzt werden. Angesichts der großen Mengen an Plastikmüll raten die Experten, den Eintrag von Kunststoffen in die Umwelt generell viel drastischer zu reduzieren. Deutschland will die Vermüllung der Meere eindämmen und hat mit anderen EU-Staaten ein Forschungsprogramm mit einer Gesamtfördersumme von 7,5 Millionen Euro gestartet. Mehr als 270 Millionen Tonnen Plastik treiben nach Regierungsangaben auf den Weltmeeren – allein im Nordpazifik eine Fläche so groß wie Deutschland und Frankreich.
7Wissenschaft
Der niederländische Fußballspieler Demy de Zeeuw zeigt es in einem Video auf Facebook. Manchmal klingelt, piepst und schrillt das Smartphone ununterbrochen. Eine neue SMS, eine Facebook-Nachricht, jemand hat ein Foto auf Instagram kommentiert, eine Erinnerung für den Zahnarzttermin. Doch was der Durchschnittsuser im Alltag an Notifications bekommt ist nichts im Vergleich zu Demy de Zeeuw. Der niederländische Fußballspieler hat am Sonntag ein Video auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. Darin ist zu sehen, wie unzählbare Push-Benachrichtigungen auf einem Smartphone-Screen eintrudeln. De Zeeuw schreibt, dass das das Ergebnis sei, wenn man epische Inhalte auf der Instagram-Seite 433 poste. When you post epic content on instagram.com/433 8 million followers, this is how your pushnotification will look like.. ☕󾇗 Auf dem populären Account veröffentlicht de Zeeuw Fußball-Fotos und -Videos veröffentlicht. Zuletzt unter anderem von Lionel Messi, der zum fünften Mal zum Fußballer des Jahres gewählt wurde. Jedes der Postings erhält um die 200.000 bis über 300.000 Likes. Auch de Zeeuws Video wurde inzwischen zum viralen Hit auf Facebook mit über 98.000 Likes, über 7 Millionen Views und mehr als 45.000 Kommentaren.
0Web
Der Altkanzler im STANDARD-Interview: "Signalwirkung weit über die pannonischen Grenzen hinaus". Altkanzler Franz Vranitzky (SPÖ) geht mit der rot-blauen Koalition von Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) im Burgenland hart ins Gericht: Wenn es bei diesem Tabubruch vor allem darum ging, den Posten des Landeshauptmannes zu retten, dann hätte man dabei nicht vergessen dürfen, was das für eine Signalwirkung haben kann, sagt er im STANDARD-Interview. Unter anderem stößt sich Vranitzky daran, dass nun in Teilen der Partei sowie in der Gewerkschaft diskutiert wird, ob der Niesslsche Weg Zukunft haben könnte – obwohl sich die Strache-FPÖ einer Wortwahl bediene, die in Bezug auf Verhetzung nichts zu wünschen übrig ließe. STANDARD: Während Sie für längere Zeit im Ausland weilten, hat Landeshauptmann Niessl im Burgenland eine rot-blaue Koalition geschmiedet – entsetzt darüber? Vranitzky: Ich war jedenfalls in höchstem Maße überrascht - und nicht gerade positiv, wie Sie sich vorstellen können. Wenn es bei diesem Tabubruch vor allem darum ging, den Posten des Landeshauptmannes zu retten, dann hätte man dabei nicht vergessen dürfen, was das für eine Signalwirkung weit über die pannonischen Grenzen hinaus haben kann. STANDARD: Weil man in der SPÖ nun gespalten ist, ob die Blauen als Koalitionspartner taugen? Vranitzky: Genau, denn in Teilen der Partei sowie in der Gewerkschaft wird jetzt diskutiert, ob der Niesslsche Weg für einen selbst Zukunft haben könnte. STANDARD: Nachdem man sich fast drei Jahrzehnte lang an Ihre Doktrin gehalten hat, dass mit der FPÖ kein Staat und auch kein Bundesland zu machen ist. Ist für Sie die FPÖ unter Heinz-Christian Strache keinen Deut besser als unter Jörg Haider? Vranitzky: Für mich war ab dem Parteitag 1986 in Innsbruck, bei dem Jörg Haider die FPÖ unter gröbsten Rülpsern aus der NS-Zeit übernommen hat, klar, dass es für einen Sozialdemokraten unmöglich ist, mit einer solchen Partei eine Regierung zu bilden. Danach folgte ja dann noch das Lob für die ordentliche Beschäftigungspolitik im Dritten Reich, die Auftritte vor Mitgliedern der ehemaligen Waffen-SS, und, und, und. Zwar setzt sich das alles nicht eins zu eins bei Heinz-Christian Strache fort, aber es werden sehr wohl auch für Sozialdemokraten höchst bedenkliche Positionen bezogen. STANDARD: Etwa angesichts der vielen Flüchtlinge, die nach Österreich kommen? Vranitzky: Genau. Die FPÖ will diese Menschen, die unter unmenschlichen Bedingungen hierherkommen, einfach zurückschicken. Dazu kommt eine Wortwahl, die in Bezug auf Verhetzung nichts zu wünschen übrig lässt. Daher kann sich aus meiner Sicht ein Sozialdemokrat auch nicht mit einer Strache-FPÖ in einem Regierungsbündnis treffen – noch dazu, wo diese nun eine Rechtsaußenfraktion im EU-Parlament gebildet hat, die von der Chefin des französischen Front National angeführt wird. STANDARD: Wie kann man den erneuten Aufstieg der FPÖ stoppen – Ihnen selbst wurde einst ja auch vorgehalten, die Partei mit Ihrer Ausgrenzung groß zumachen. Vranitzky: Ich bin bis heute davon überzeugt, dass man dieser Partei genug entgegensetzen kann – und zwar eigene, überzeugende Politik. Leider hat die derzeitige Regierung bisher einige Felder offen gelassen, wo Strache ungehindert vorstoßen konnte. STANDARD: Welche konkret? Vranitzky: In fast allen Meinungsumfragen kommt zum Vorschein, dass die Koalition nicht besonders schlagkräftig wirkt. Denn seit Jahren reden wir über die Notwendigkeit einer Verwaltungs-, einer Bildungs-, einer Gesundheitsreform. Die Bürger wenden sich mittlerweile ab, weil sie glauben, da wird sowieso nichts draus. Wenn dann noch kurzfristig Probleme auftauchen, wie die vielen Asylwerber und die schlechten Arbeitsmarktprognosen, dann hat es einer mit einfachen Parolen besonders leicht. Da sagen sich nicht wenige: Na, das von dem verstehe ich wenigstens. STANDARD: Einige rote Gewerkschafter und rote Bürgermeister meinen nun, deshalb müsse man diese FPÖ in die Verantwortung nehmen, um den Leuten ihre Schwächen vor Augen zu führen. Ein Kalkül, das aufgehen könnte – oder ein hochgefährliches Ansinnen? Vranitzky: Mit diesen risikobehafteten Überlegungen kann ich gar nichts anfangen. Das hat die Ära von Schwarz-Blau unter Wolfgang Schüssel ja gezeigt, was uns das kosten kann – und da rede ich noch gar nicht davon, wie sehr uns das Hypo-Debakel bis heute belastet. Denken Sie daran, wie wir ein ganzes Jahr nach Angelobung dieser Regierung darum kämpfen mussten, dass uns das Ausland wieder demokratiepolitisch ernst nimmt. Denken Sie an all die Minister der FPÖ, die Versager gewesen sind. Und die Blauen konnten bisher weder unter Haider noch unter Strache Lösungen für gravierende Probleme anbieten. STANDARD: Hätte SPÖ-Chef Werner Faymann die umstrittene Koalition im Burgenland verhindern können – oder zumindest stärker dagegen auftreten sollen? Vranitzky: Ich will da keine Zensuren verteilen. STANDARD: Als SPÖ-Chef ist er für Sie unumstritten? Vranitzky: Sie werden sich sicher vorstellen können, dass ich hier keinesfalls eine Personaldebatte führen werde. STANDARD: Gut, aber wie hätten Sie als Kanzler gehandelt – auch auf die Entscheidungsautonomie der Bundesländer verwiesen? Vranitzky: Ich verstehe, dass sich in der SPÖ jetzt nicht monatelang mit koalitionstechnischen Debatten beschäftigen will. Sondern eher damit, wie es zu den schlechten Wahlergebnissen für die SPÖ gekommen ist, damit man die Aktivitäten neu justieren kann. Bei stärkeren Ergebnissen ist man auch in einer besseren Position in Regierungsverhandlungen. STANDARD: Angesichts der Wirtschaftsflaute und Unterbringungsprobleme von Flüchtlingen klingt das aber einfacher als es ist? Vranitzky: Das Problem ist, dass die großen Themen Europas oft nur in dümmlichen Scharmützeln über diverse Verordnungen der EU-Kommission abgehandelt werden. Dabei müssen wir derzeit mit der Wirtschaftsschwäche genauso fertigwerden wie damit, dass Teile des kriegsgebeutelten Nahen Ostens und Afrikas Europa überrennen. Da müssen auch in der Union die gemeinsamen Anstrengungen verstärkt werden – und die Bevölkerung dabei mitgenommen werden, denn ansonsten wenden sich weitere den EU-Gegnern zu. STANDARD: Doch wie können Faymann und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner eine gemeinsame Aufteilung der Asylwerber erwirken? Vranitzky: Das ist ganz harte Sisyphosarbeit, keine Frage. Aber man kann sehr wohl in der Union seine Stimme erheben, dass es so nicht weitergehen kann und darf. Der größte Denkfehler ist jedenfalls, dass die etablierten Parteien überall, wo die Rechtspopulisten die Oberhand gewinnen, deren Kampfrufe abkupfern – das ist ja auch in Frankreich so, das Italien die Bürde mit den Asylwerbern überlässt. Man jagt aber den Straches und Le Pens keine Wähler ab, indem man sich wie sie gebärdet. Wenn Mikl-Leitner versucht, Strache zu kopieren, wählen die Leute trotzdem Strache.
5Inland
Der Biologe Martin Leeb sucht nach dem genetischen Programm, das die Ausdifferenzierung von Stammzellen startet. STANDARD: Nach sechs Jahren an der University of Cambridge hat Sie der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds WWTF mit einer Förderung zurück nach Wien geholt. Haben Sie eine Rückkehr angestrebt? Leeb: Da ich zwei Kinder habe, war es schon immer das Ziel von mir und meiner Frau, langfristig in den deutschsprachigen Raum zurückzukehren. Dass es wieder Wien wurde, ist ein Glücksfall. Besonders, weil hier die embryonale Stammzellforschung – trotz des großen Forschungsverbundes am Vienna Biocenter – nicht sehr ausgeprägt ist. Zumindest noch nicht. STANDARD: Sie erforschen die Entwicklung der Stammzellen hin zu ausdifferenzierten Zellen. Was genau untersuchen Sie? Leeb: Ich will herausfinden, wie die Identität einer Zelle festgelegt wird. Was also regelt, dass eine Zelle aufhört, eine Stammzelle zu sein. Und wie entschieden wird, dass aus einer Stammzelle eine Nervenzelle oder eine Zelle der Bauchspeicheldrüse wird. Das weiß man noch nicht. Deshalb ist es auch so schwierig, gezielt gewisse Zelltypen herzustellen, zum Beispiel für die medizinische Forschung. STANDARD: Forscher züchten aber bereits künstliches Gewebe und Organe aus Stammzellen. Heißt das, dies geschieht mehr nach dem Trial-and-Error-Prinzip? Leeb: Nicht ganz. Aus der embryonalen Entwicklung weiß man ungefähr, welche Signalwege wann wirken, sodass aus einer Stammzelle eine ausdifferenzierte Zelle wird. Das versucht man, im Labor nachzuahmen. Die Signalwege schaltet man etwa über die Zugabe von Wachstumsfaktoren an. Schritt für Schritt kommt man dann zum Beispiel zu einer Nervenzelle. Das ist aber eine sehr langwierige und ineffiziente Methode. Und die gewonnene Nervenzelle verhält sich auch nicht 100-prozentig wie eine Nervenzelle im Körper. STANDARD: Was ist Ihr Ansatz? Leeb: Ich untersuche, welche Gene es braucht, damit die embryonale Stammzelle beginnt, sich auszudifferenzieren. Ich konzentriere mich dabei auf die ersten Schritte des Prozesses: Die embryonale Stammzelle kann noch jeden Zelltyp bilden. Welche Gene veranlassen sie nun, sich in Richtung Differenzierung zu entwickeln? Mit diesem Verständnis könnte man viel besser Gewebe künstlich herstellen. Aber mich interessiert vor allem die grundlegende biologische Frage: Wie wird der Mensch gemacht? Wie werden die ersten Schritte in der Embryonalentwicklung gesteuert? Das verstehen wir noch nicht. STANDARD: Welche Stammzellen nutzen Sie? Leeb: Vorerst nutze ich embryonale Mäuse-Stammzellen. Ziel ist es aber auch, einmal mit embryonalen Stammzellen vom Menschen zu arbeiten. STANDARD: Diese sind ethisch umstritten. Sehen Sie Alternativen? Leeb: Embryonale Stammzellen haben den Vorteil, dass man wirklich weiß, dass sie aus einem Embryo kommen. Die sogenannten induziert pluripotenten Stammzellen – also die reprogrammierten Körperzellen, die sich wieder in beliebiges Gewebe entwickeln können – sind keine wirkliche Alternative zur Erforschung grundlegender Differenzierungsmechanismen. Hier stellt sich immer die Frage, woher sie kommen und wie sie produziert wurden. Sie entsprechen molekular nicht zu 100 Prozent den humanen embryonalen Stammzellen. STANDARD: Sie haben in Cambridge bei dem Biologen Austin Smith im Labor gearbeitet, einem Pionier der embryonalen Stammzellforschung. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit? Leeb: Was man in einem Labor von einem Wissenschafter lernt, der aufgrund seiner Berühmtheit sehr viel unterwegs ist, ist ein enormes Maß an Eigenständigkeit. Und was ich bei ihm gesehen habe: wie man sich eine Arbeitsgruppe zusammenstellen sollte. STANDARD: In wiefern? Leeb: Man braucht Leute, die eigenständig arbeiten und gleichzeitig das Interesse haben, etwas Großes gemeinsam zu bewegen. Ellbogenmentalität gab es bei Smith nicht. Gelernt habe ich von Smith zudem eine gesunde Einstellung zur Wissenschaft: Ziel sollte nicht sein, so viel, sondern so gut wie möglich zu publizieren. Ich strebe gute Wissenschaft an – und nicht, 20 Fachartikel pro Jahr zu veröffentlichen. STANDARD: Fiel Ihnen der Abschied aus Cambridge schwer? Leeb: Der Abschied fiel mir natürlich schwer, denn ich hatte dort eine unglaublich bereichernde Zeit. Für mich war aber immer klar, dass ich mich jetzt von Smith als meinem Postdoc-Betreuer lösen muss: wissenschaftlich wie auch geografisch. Denn langfristig ist es wichtig, seine eigene wissenschaftliche Identität zu etablieren und sich von der Arbeit des großen Professors zu unterscheiden.
7Wissenschaft
Washington – Einen Tag nach Beginn des Weltklimagipfels startet in Washington eine weitere Konferenz zu einer wichtigen Zukunftsfrage. Dank der revolutionären Crispr-Cas9-Technik ist es seit kurzem einfach und billig, punktgenaue Veränderungen der DNA vorzunehmen. Ab Dienstag diskutieren deshalb Wissenschafter aus mehr als 20 Ländern darüber, wie man diese Technik beim Menschen nützen soll. LinkNature: Human-genome editing summit to sample global attitudes
7Wissenschaft
Air France und AUA geben Pilotinnen und Flugbegleiterinnen verhüllende Kleider mit, in Frankreich tobt dazu ein Streit. Paris/Wien – Mit dem Aufheben der Sanktionen gegen den Iran ist die Islamische Republik dem Rest der Welt ein Stück näher gerückt. Ein Ausdruck dieser Entwicklung ist die Wiederaufnahme des Flugverkehrs durch internationale Airlines. Doch das geschieht nicht ohne Friktionen: wegen der im Iran geltenden Kleiderordnung, die vor allem für Frauen einschränkend ist, weil sie diese bei Strafe zwingt, alle Körperteile außer Hände, Füße und Gesicht zu bedecken. Das gilt auch für Pilotinnen und Flugbegleiterinnen. Bei der französischen Fluglinie Air France, die Teheran ab 17. April wieder anfliegt, führte das zu einem Konflikt. Anlass war eine interne Mitteilung, die Mitarbeiterinnen aufforderte, sich nach der Ankunft im Iran mit Hose und langer Weste zu bekleiden sowie das zur Uniform gehörende Kopftuch über den Kopf zu ziehen. Die Anordnung schränke die persönliche Freiheit sowie die Meinungsfreiheit der Frauen inakzeptabel ein, reagierten zwei Flugarbeitergewerkschaften. Die meisten französischen Medien berichteten. Am Montag lenkte Air France ein: Alle Mitarbeiterinnen könnten – ohne berufliche Nachteile – auf andere Flüge wechseln. Das stehe auch allen Austrian-Airlines-Mitarbeiterinnen offen – doch bisher habe es keine Kopftuchproteste wegen Iran-Flügen gegeben, heißt es dazu bei der österreichischen Fluglinie AUA. Im Gegenteil: Für Flüge nach Teheran gibt es viele freiwillige Meldungen, sagt Wilhelm Baldia von der Pressestelle der Airline. Die AUA fliegt Teheran seit heurigem März 14-mal pro Woche an. Pilotinnen und Flugbegleiterinnen bekommen ein Kopftuch (Roosari) und einen schwarzen Mantel mit, die sie bei Verlassen des Flugzeugs anziehen sollen. Auch hier lege man Wert auf Einheitlichkeit, sagt Baldia. In Teheran könnten dann die Frauen eigene Kopfbedeckungen tragen. Kein europäischer Arbeitgeber habe das Recht, Mitarbeiterinnen etwas anzuordnen, das darauf hinauslaufe, Kopftuch oder Schleier tragen zu müssen, kommentiert dies Katya Andrusz von der Grundrechteagentur der EU (FRA). Aus einer Weigerung dürfe den Frauen kein Nachteil erwachsen. Denn fest stehe: Jeder Zwang zum Kopftuchtragen widerspricht den europäischen Grundrechten: der Achtung des Privatlebens, der Gedankenfreiheit und dem Diskriminierungsverbot.
1Panorama
Rund 300 Polizisten in Österreich und Deutschland gegen Drogenhandel im Einsatz. Hamburg/Wien – Wegen des Verdachts des Drogenhandels sind am Dienstag rund 300 Polizisten in Deutschland und Österreich mit einer Razzia gegen Angehörige der Rockerszene vorgegangen. Ziel seien diverse Wohnungen und Clubhäuser von Mitgliedern der Hells Angels gewesen, teilten die Staatsanwaltschaften und Polizeibehörden in Hamburg und Kiel am Mittwoch mit. Ein Verdächtiger wurde verhaftet. Hintergrund der Aktion von Dienstagfrüh waren seit August laufende Ermittlungen wegen mutmaßlicher Drogengeschäfte zwischen Mitgliedern der Hells Angels und ihrem Umfeld, die sich bis ins Ausland erstreckten. Durchsucht wurden Wohnungen und zwei Clubheime, eine Bar und eine Firma. Die Beamten verhafteten bei der Razzia den 51-jährigen mutmaßlichen Lieferanten einer Sendung von 2,45 Kilogramm Kokain, die vor etwa einem Monat bei einem aus Österreich eingereisten Hells Angel in Baden-Württemberg sichergestellt worden war. Gegen ihn hatten die Ermittler bereits im Vorfeld einen Haftbefehl bei Gericht beantragt. Zudem beschlagnahmten sie bei den Durchsuchungen zwei Kilogramm Haschisch und kleinere Mengen anderer Drogen. In Österreich wurden laut den deutschen Behörden zwei Wohnungen und ein Clubhaus durchsucht. Dabei wurden eine scharfe Schusswaffe und Munition sichergestellt. Rockerclubs wie die Hells Angels werden von der Polizei der organisierten Kriminalität zugerechnet. Sie agieren demnach häufig als kriminelle und gewaltbereite Banden, die sich im Drogenschmuggel sowie im Rotlichtmilieu betätigen.
1Panorama
Die Kandidatin war einen Tag vor der Wahl niedergestochen worden, der Genesungsprozess schritt gut voran. Köln – Rund einen Monat nach dem Messerangriff auf die neue Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat die Politikerin die Amtsgeschäfte übernommen. Am Freitagvormittag trat sie in der westdeutschen Großstadt ihren Dienst an und beantwortete Fragen von Journalisten. Ihr Genesungsprozess war nach Angaben der Stadt zuletzt gut vorangeschritten. Die parteilose Reker habe sich deshalb auch schon von zu Hause aus um einige Entscheidungen kümmern können. Die 58-Jährige war einen Tag vor der Wahl Mitte Oktober an einem Wahlkampfstand niedergestochen worden und lag vorübergehend im künstlichen Koma. Dem Angreifer werfen Ermittler fremdenfeindliche Motive vor. Reker war zuvor als Sozialdezernentin für die Flüchtlinge in Köln zuständig gewesen.
2International
Was tun, wenn eine Wahlliste mehr Mandate als Kandidaten hat? Juristische Erkundungen in gesetzlich rutschigem Gelände. Wien – Es gibt Wahlergebnisse, mit denen kann man Verfassungsjuristen eine echte Freude bereiten. Etwa, wenn eine Ein-Mann-Liste aus dem Stand sechs Mandate erringt. Franz Hochstöger, der dies bei der oberösterreichischen Gemeinderatswahl am 27. September in St. Georgen am Walde (Bezirk Perg) geschafft hat, hat damit zwar fünf Sitze zu viel, irgendwie, aber kann es in der Demokratie überhaupt ein Zuviel geben? Eben. Ich finde das schön!, freut sich Verfassungsjurist Theo Öhlinger im STANDARD-Gespräch über solche Fälle. Sie zeigen die Politikverdrossenheit der Menschen, dass sich nicht genug Menschen für Wahllisten finden, dass aber zugleich engagierte Kandidaten viel Zustimmung erhalten – und dass dies eigentlich gar nicht vorgesehen ist. Eine echte Rechtslücke also, konstatierte Verfassungsjurist Heinz Mayer. Oder: ein schönes Schlamassel. Wie also damit umgehen? Mit den überzähligen, freien, unbesetzten Mandaten? In jedem Fall ein kniffliges juristisches und demokratiepolitisches Problem. Mayer hält eine freihändige Verkleinerung um die leeren Gemeinderatssitze unter die in der oberösterreichischen Gemeindeordnung genannte Größe für nicht gesetzeskonform. Dort ist je nach Einwohnerzahl eine bestimmte Zahl an Gemeinderäten vorgegeben. Für St. Georgen am Walde wären das 25 und nicht 20. Anders ist die Rechtsposition der für Wahlen zuständigen Direktion im Amt der oberösterreichischen Landesregierung. Laut Kommunalwahlordnung können nicht mehr Mandate zugewiesen werden, als Bewerber für die Partei vorhanden sind, erklärt Direktor Michael Gugler. Die restlichen Mandate bleiben unbesetzt, und der Gemeinderat ist in der nächsten Periode kleiner. Die Grenzen wären dort zu sehen, wo die Anwesenheits- und Beschlussquoren nicht mehr erreicht werden. Es sei letztlich das Risiko der einzelnen Liste, auch für einen überraschenden Wahlerfolg genug Personal zu haben. Derzeit ist nur eine Maximalgröße von höchstens doppelt so vielen Kandidaten, wie es dann Gemeinderäte gibt, vorgesehen. Mit der Vorgabe einer Mindestzahl würde man vielleicht solche Initiativen ausschließen, warnt Gugler. Diese Auskunft, einfach einen entsprechend kleineren Gemeinderat zu bilden, bekam auch der wiedergewählte Bürgermeister von Munderfing (Bezirk Braunau). Das wäre korrekt, sei ihm in der Bezirkshauptmannschaft erklärt worden, sagt Martin Voggenberger (ÖVP) zum STANDARD. Sein Gemeinderat wird demnach mit 23 statt 25 Mandataren an den Start gehen. Wie das? Nun, die lokale FPÖ hatte zwei Kandidaten und gewann drei Mandate. Da eine blaue Kandidatin aber auf ihr Mandat verzichtet, bleiben zwei Gemeinderatssitze ungenutzt: So etwas hatten wir noch nie. Der Gemeinderat von Bad Leonfelden (Bezirk Urfahr-Umgebung) tagte übrigens in den vergangenen sechs Jahren mit 24 statt 25 Mitgliedern: Liste E.L.W.I.S hatte vier Kandidaten, aber fünf Sitze. Theo Öhlinger, dem es gefällt, wie hier die politische Realität den gesetzlichen Wahlregeln ein Schnippchen schlägt – klassische Parteien tun sich erfahrungsgemäß leichter, einen langen Wahlvorschlag personell zu besetzen –, meint jedenfalls: Hier muss der Gesetzgeber aktiv werden. Gerade für Gemeindewahlen sollte man Regelungen treffen und ein Wahlrecht schaffen, das primär auf Personen abstellt und nicht auf Parteien. Die Gemeindeebene ist dafür ein gutes Experimentierfeld. Für die vorliegenden Zu-viele-Mandate-zu-wenige-Kandidaten-Problemfälle plädiert Öhlinger vorerst für Pragmatismus: Der Gemeinderat muss jetzt einmal in der Form – um die unbesetzten Sitze verkleinert – zusammentreten, aber er sollte sich zurückhalten in seiner Tagesordnung und auf leicht verschiebbare Beschlüsse verzichten. Als juristisch sauberste Lösung wäre er eher für Neuwahlen in diesen Gemeinden. Ein Nachnominieren für ungenutzte Plätze wäre hingegen sehr problematisch. Das widerspricht dem Grundsatz der direkten, unmittelbaren Wahl. Ähnlich sieht das Werner Zögernitz, Präsident des Instituts für Parlamentarismus und Demokratiefragen: Ich kann nicht Mandatare dazuerfinden. Wenn jemand nicht auf einer Wahlliste drauf ist, dann kann er später nicht drin sein im Gemeinderat. Zögernitz sieht das Downsizing der genannten Gemeinderäte mit Personalmangel offen gesagt relativ locker, sagt er zum STANDARD: Ein Gemeinderat kann ohnehin keine Gesetze beschließen. Aber die Debatte um die unbesetzten Mandate zeige, warum es im Nationalrat so wichtig ist, dass er aus 183 Abgeordneten besteht und immer nachbesetzt werden muss, denn sonst kann eine Verfassungswidrigkeit entstehen. So widersprüchliche Dinge aber, in denen die politische Gemeinderealität nicht in den vorhandenen Gesetzen abgebildet ist, sollten Anlass sein, dass man für die Zukunft das Kommunalwahlgesetz ändert, meint der Parlamentarismusexperte: Es ist sicher vernünftig, diese Lücke rechtsstaatlich zu schließen.
5Inland
Der Streit um die Kürzung von Sozialleistungen eskaliert. Der Betriebsrat will nur nachgeben, wenn die Arbeitszeit von 38,5 auf 35 Wochenstunden verkürzt wird. Wien – Sie haben Jahre gedauert, vorige Woche sind sie gescheitert: die Verhandlungen zur Kürzung der Sozialleistungen in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Die Streichungen hat sich OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny schon bei seinem Amtsantritt 2008 vorgenommen. Ein paar Projekte haben geklappt, etwa der Verkauf der beiden OeNB-Hotels, stattdessen gab es dann Zuschüsse für Urlaube. Die Bankwohnungen (für sie hatte der Zentralbetriebsrat Einweisungsrechte) hat die OeNB vor kurzem erst verkauft – das war jedoch erst nach Einschaltung der Schlichtungsstelle beim Arbeitsgericht möglich geworden. Mit ihren jüngsten Vorschlägen haben die Arbeitgeber bei den Arbeitnehmern aber auf Granit gebissen. Das Direktorium will den Menüpreis in der OeNB-Messe (Kantine) bis 2017 in zwei Schritten von 1,40 auf 3,40 Euro erhöhen. Das sei, auch im Vergleich zu den Gebräuchen in anderen Banken, zumutbar. 2013 schoss die OeNB der Messe 1,57 Millionen Euro zu. Zweiter Knackpunkt: geringere Dotierung des Betriebsratsfonds, der in der OeNB nur vom Arbeitgeber befüllt wird. Von 800.000 Euro Zuschuss im Jahr soll jener für Urlaubsquartiere wegfallen, 2013 waren das 373.000 Euro. In Summe geht es laut OeNB um eine Million Euro an Einsparungen. Showdown am Otto-Wagner-Platz Anfang voriger Woche kam es zum Showdown im Haus am Otto-Wagner-Platz: Die Spitze des Zentralbetriebsrats unter Robert Kocmich (SPÖ) präsentierte Direktorium und Präsidium des Generalrats unter Claus Raidl seine Forderung, bei deren Erfüllung man den Einsparungsplänen zustimmen wolle. Die Notenbanker wollen die Verkürzung der Arbeitszeit von 38,5 auf 35 Wochenstunden – bei vollem Lohnausgleich. Die Überraschung war geglückt. Nowotny (SPÖ), Raidl (ÖVP) und Co sollen völlig überfahren gewesen sein. Die verbale Reaktion habe von absolut unmöglich bis völliger Schwachsinn gereicht, wird aus der Sitzung kolportiert. Der Sprecher der OeNB, Christian Gutlederer, sagt es so: Der Vorschlag des Betriebsrates kam für uns überraschend. Die OeNB lehnt das ab, weil es erhebliche Mehrkosten bedeuten würde und weil die 35-Stunden-Woche auf Ebene Regierung und Sozialpartner entschieden werden soll. Eine Vorreiterrolle der OeNB ist hier unangebracht. Man habe maßvolle Kürzungen vorgeschlagen, die Verhandlungen mit dem Betriebsrat seien leider gescheitert. Zentralbetriebsratschef Kocmich sieht es ganz anders. Wir können uns nicht entgegen allen Verträgen immer etwas wegnehmen lassen. Wir haben nun einen letzten Versuch unternommen, zu einer Lösung zu kommen. Eine Arbeitszeitverkürzung wäre daher ideal und volkswirtschaftlich gut, Arbeit ist in Europa sowieso schlecht verteilt. Die Gewerkschaft sei sowieso für die Arbeitszeitverkürzung, und die OeNB wäre das ideale Institut, um eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Tatsächlich hat der Betriebsrat die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) hinter sich. GPA-Regionalgeschäftsführerin Barbara Teiber war denn auch bei der Betriebsversammlung dabei, die am Donnerstag im OeNB-Kassensaal abgehalten wurde. Ich begrüße die Strategie des OeNB-Betriebsrats. Es ist gescheit, die Kürzung von Sozialleistungen mit einer Arbeitszeitverkürzung abzutauschen, erklärte sie auf Anfrage des STANDARD. Die Belegschaftsvertreter argumentieren ihre Forderung nach Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich (also Gehaltserhöhungen) mit steigendem Arbeitsdruck, Personalabbau, verschlechterten Dienstrechten. Vor allem im Aufsichtsbereich seien die Anforderungen enorm gestiegen, in der Öffentlichkeit werde das aber nicht wahrgenommen, die Notenbanker werden nur geprügelt (Kocmich). Laut ihm machen die Notenbanker 54.000 Überstunden im Jahr (ohne All-in-Verträge). Ignorierte Gegenvorschläge Was die Mitarbeiter kritisieren: Ihre Gegenvorschläge zur Sozialleistungsreform seien von den OeNB-Chefs ignoriert worden. Kocmich zufolge hätten sie etwa eine Arbeitszeitbilanz gefordert, die Einstellung von mehr Behinderten (die OeNB erfülle die Quote nicht) oder Rule-Books, die den Mitarbeitern eine Art Regelwerk bei Fehlleistungen an die Hand geben sollen. Der Rechnungshof hat die Sozialleistungen der OeNB (2013: fast 13 Millionen Euro) jüngst analysiert. In ihrem Bericht kritisieren die Prüfer vor allem, dass viele Zahlungen unabhängig von sozialen Kriterien fließen; etwa Subventionen zu Kinderbetreuungskosten, Familien- und Haushaltszulage, erhöhter Fahrtkostenzuschuss oder vier Stunden Zeitgutschrift an jedem 1. Juli. Wie es nun weitergeht? Die Bank wird die Zuschüsse kürzen, wiedersehen wird man einander vor der Schlichtungsstelle oder vor Gericht.
3Wirtschaft
Die ehemalige SPÖ-Abgeordnete mischt im Wahlkampf in Oberösterreich mit und wirbt in Linz für Eva Schobesberger. Die ehemalige SPÖ-Abgeordnete und Rebellin Sonja Ablinger hat nach ihrem Parteiaustritt im Juni offenbar eine neue politische Heimat gefunden. Im Wahlkampf in Oberösterreich unterstützt Ablinger als Mitglied eines Personenkomitees die grüne Linzer Bürgermeisterkandidatin Eva Schobesberger. Langer Konflikt in SPÖ Ablinger hatte nach 30 Jahren das SPÖ-Parteibuch abgegeben. Als Grund nannte sie unter anderem die Koalition mit der FPÖ im Burgenland. Ablinger hatte aber auch im parteiinternen Konflikt um das nach dem Tod von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer frei gewordene Mandat gegenüber dem Gewerkschafter Walter Schopf das Nachsehen. Die Debatte um die Frauenquote zog sich über mehrere Wochen. Scharf kritisiert wurde Ablinger damals unter anderem vom Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SP). Im März hatte dann ein Schiedsgericht der SPÖ Oberösterreich die Entscheidung der Parteigremien bestätigt, dass Schopf und nicht die damalige oberösterreichische Frauenvorsitzende Ablinger auf Prammers Mandat nachrücken soll. Ablinger hatte es mit Verweis auf die Quotenregelung beansprucht, obwohl sie hinter Schopf gereiht war. Grenze erreicht Für mich ist eine Grenze erreicht. Es geht nicht mehr, sagte Ablinger bei ihrem Rücktritt. Leicht sei der Parteiaustritt nicht, aber angesichts dessen, wohin sich die SPÖ entwickelt habe, sei er unabdingbar. Schon dass der burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) angekündigt hatte, mit der FPÖ über eine Koalition zu verhandeln, habe sie erschüttert. Kritik übte die ehemalige Abgeordnete immer wieder auch an Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) wegen seiner zurückhaltenden Reaktion.
5Inland
Offenbar versagten Bremsen – Vierjähriges Kind unter den Opfern. Mexiko-Stadt – Im Norden von Mexiko hat ein Mann die Kontrolle über seinen Lastwagen verloren und ist in eine Gruppe von Pilgern gerast. Bei dem Unglück in der Ortschaft Mazapil im Bundesstaat Zacatecas kamen mindestens 25 Menschen ums Leben, wie der örtliche Innenminister Jaime Santoyo Castro am Donnerstag im Fernsehsender Foto TV sagte. Bei dem Unfall am Mittwochabend wurden demnach mindestens 50 weitere Gläubige zum Teil schwer verletzt. Darunter sei auch ein elf Monate altes Baby, berichtete die Zeitung El Sol de Zacatecas. Helfer brachten sie in Privatautos in ein nahe gelegenes Krankenhaus. In einem auf YouTube veröffentlichten Video sind die Momente nach dem Unglück zu sehen. Tote liegen am Straßenrand, daneben kauern weinende Verletzte. Manche bluten, viele stehen unter Schock. Dutzende Anrainer und Passanten versuchen zu helfen. Im Hintergrund sind Flammen und mehrere Autowracks sichtbar. Die Gläubigen hatten an einer Feier für einen Schutzheiligen der Gemeinde teilgenommen. Vermutlich haben die Bremsen des Lastwagens versagt, wie Innenminister Santoyo Castro, sagte. Erste Berichte, dass der Fahrer nach dem Unfall geflüchtet sei, wollte er nicht bestätigen. Es könne sein, dass er sich unter den Toten oder Verletzten befinde. Der Gouverneur von Zacatecas, Miguel Alonso Reyes, kündigte Hilfe für die Opfer an.
1Panorama
Brennende Asylwerberheime, Hassparolen, meist fremdenfeindlicher Hintergrund. Berlin – Rechtsextreme Straftaten haben in Deutschland stark zugenommen. Nach vorläufigen Zahlen registrierten die Sicherheitsbehörden im vergangenen Jahr 13.846 einschlägige Delikte – das entspricht einer Steigerung um mehr als 30 Prozent im Vergleich zu 2014. Das ergibt sich aus Zahlen, die die Linke-Politikerin Petra Pau regelmäßig beim deutschen Innenministerium abfragt. Da nun auch die Angaben für Dezember vorliegen, veröffentlichte Pau am Mittwochabend die Jahresübersicht für 2015. Es handelt sich jedoch lediglich um vorläufige Zahlen, da die Polizei erfahrungsgemäß viele Fälle nachmeldet. 2014 hatten die Sicherheitsbehörden in ihrer vorläufigen Statistik 10.541 rechtsextreme Straftaten festgestellt. Auch die Gewaltbereitschaft steigt: So wurden vergangenes Jahr 921 rechtsextreme Gewalttaten (2014: 496) mit 691 Verletzten (2014: 431) registriert. Die meisten dieser Gewalttaten, insgesamt 612, waren fremdenfeindlich motiviert. Damit hat sich diese Zahl im Vergleich zu 2014 (316) fast verdoppelt. Die Zahl der Menschen, die bei diesen Übergriffen verletzt wurden, erhöhte sich auf 459 (2014: 272). Pau bezeichnete die Entwicklung als alarmierend. Die tatsächlichen Zahlen dürften überdies weitaus höher liegen: Erfahrungsgemäß verdoppeln sich die Zahlen nach der Nachmeldung der Polizeibehörden von Bund und Ländern noch einmal, sagte die Linke-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Das heißt, wir haben täglich drei bis vier rechtsextrem motivierte Gewalttaten. Dies zeige, dass der Rechtsextremismus längst wieder eine Gefahr für Leib und Leben von Menschen ist, die nicht in das menschenfeindliche Muster der Nazis passen. Dabei gehe die Gefahr keineswegs nur von organisierten Neonazis aus, sondern auch von freien Gruppen, die zunehmend gegen Flüchtlinge und deren Unterstützer mobilisierten. Die Probleme bei der Aufnahme von Flüchtlingen wirkten dabei wie ein Katalysator: Staatliche Institutionen und Zivilgesellschaft zeigen sich überfordert, und dort, wo Lücken gelassen werden, stoßen Nazis hinein und instrumentalisieren das.
2International
Erst mehrere Tage nach Unglück in Urwald gefunden. Bogota – Auf wundersame Weise haben eine junge Mutter und ihr wenige Monate altes Baby den Absturz eines Kleinflugzeugs im kolumbianischen Urwald überlebt. Die 18-jährige Nelly Murillo und ihr Sohn Yudier Moreno seien mehrere Tage nach dem Unglück im Nordwesten des Landes gefunden worden, teilten die Behörden am Mittwoch mit. Sie wurden nahe dem Wrack der Cessna 303 geborgen, die am Samstag abgestürzt war. Es ist ein Wunder, sagte Oberst Hector Carrascal, Kommandeur der Luftwaffe der Region Antioquia. Die Absturzstelle liege in einer äußerst unzugänglichen Gegend, außerdem habe es sich um einen katastrophalen Unfall gehandelt. Mutter und Kind seien per Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht worden. Die Frau sei leicht verletzt gerettet worden, das Baby offenbar unversehrt, hieß es in einer Erklärung der Luftwaffe. Der Pilot des Kleinflugzeugs war ums Leben gekommen, seine Leiche wurde im Wrack der Maschine gefunden. Das Flugzeug war am Samstag von Nuqui nach Quibdo unterwegs, als es abstürzte. Ein 24-köpfiges Helferteam wurde zur Absturzstelle entsandt. Die Unglücksursache ist unklar, die Behörden leiteten eine Untersuchung ein.
1Panorama
Einer von fünf Angeklagten im Vatileaks-2-Prozess nun unter Hausarrest. Vatikanstadt – Der einzige Gefängnisinsasse im Vatikan muss Weihnachten nicht hinter Gittern verbringen: Der spanische Geistliche Lucio Angel Vallejo Balda, einer der fünf Angeklagten im Vatileaks-2-Prozess, sei aus der Zelle der vatikanischen Gendarmerie entlassen und in eine Unterkunft im päpstlichen Staat gebracht worden, teilte der Vatikan am Mittwoch laut Kathpress mit. Dort stehe er seit Dienstag unter Hausarrest, so Sprecher Federico Lombardi. Der Sekretär der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls sitzt seit Anfang November in Untersuchungshaft im Vatikan. Er war der einzige Häftling im Vatikan. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, vertrauliche Unterlagen an zwei italienische Journalisten weitergegeben zu haben. Seit Anfang Dezember muss sich Vallejo vor einem vatikanischen Gericht verantworten. Im droht eine mehrjährige Haftstrafe.
2International
Konjunkturabkühlung in China als Ursache. Hongkong – Europas größte Bank HSBC bekommt die Konjunkturabkühlung in China zu spüren. Der Vorsteuergewinn stieg im vergangenen Jahr lediglich um ein Prozent auf 18,87 Milliarden Dollar und verfehlte damit die Erwartungen der Experten deutlich, wie das britische Geldhaus am Montag mitteilte. Im vierten Quartal fiel sogar ein Vorsteuerverlust 858 Millionen Dollar an. Das langsamere Wirtschaftswachstum in China erschwere das geschäftliche Umfeld, erklärte das traditionell stark auf Asien konzentrierte Institut. Es gehe aber weiter davon aus, dass die Volksrepublik den größten Beitrag zum weltweiten Wachstum leisten werde. Der Beitrag des Asien-Geschäfts zum Vorsteuergewinn stieg 2015 auf 83,5 Prozent.
3Wirtschaft
Lange Zeit war Wien das reichste Bundesland. Das Pro-Kopf-Einkommen sinkt laut Statistik Austria wegen des starken Bevölkerungswachstums. Wien – Wien hat nicht nur die am stärksten steigende und höchste Arbeitslosenrate in Österreich, im Bundesländer-Ranking ist die Bundeshauptstadt beim Pro-Kopf-Einkommen nun zum ersten Mal auf den vorletzten Platz gerutscht und liegt nur mehr knapp vor Kärnten. Das geht aus von der Statistik Austria veröffentlichten Zahlen hervor. Ein durchschnittlicher Wiener kam im Vorjahr auf ein Einkommen von 21.800 Euro, ein Kärntner auf 21.500 Euro. Das Niveau ist aber überall ähnlich hoch, Schlusslicht Kärnten liegt nur 800 Euro unter dem Österreichschnitt. Für die Berechnung der verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen werden sämtliche Einkommen, also etwa Nettolöhne, Pensionen, erhaltene Zinsen, zusammengezählt und durch die Bevölkerungszahl dividiert. Noch vor zehn Jahren war Wien das reichste Bundesland Österreichs. Ein bemerkenswertes Ergebnis nannte Statistik-Austria-Chef Konrad Pesendorfer den relativen Abstieg Wiens bei der Präsentation der Zahlen am Montag. Er sieht den starken Bevölkerungszuwachs und die zuletzt schwache Entwicklung der Beamtengehälter – die öffentliche Verwaltung macht ein Viertel der Wertschöpfung Wiens aus – verantwortlich. Im Vorjahr ist Wien etwa um 27.500 Menschen gewachsen, die Hälfte davon waren Studenten und nicht erwerbstätige Menschen. Gleichzeitig schwächelt die Wiener Industrie, die Wertschöpfung war dort 2014 niedriger als noch vor der Finanzkrise 2009. Im Vorjahr ist auch die Wirtschaftsleistung im Handel und im Verkehrsbereich geschrumpft. Vorarlberg ist zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen das reichste Bundesland Österreichs. Das Pro-Kopf-Einkommen ist im Vorjahr mit 3,2 Prozent stärker gewachsen als überall sonst in Österreich. Damit überholte das Bundesland mit seiner starken Industrie Niederösterreich, wo die Einkommen um einen Prozentpunkt weniger gewachsen sind. Im Schnitt kommt ein Vorarlberger auf 23.300 Euro, ein Niederösterreicher auf 23.200. Auch in Tirol sind die Einkommen pro Kopf stark gestiegen (plus 3,1 Prozent), die Dienstleistungsbranche und der Tourismus entwickeln sich gut. Die beiden westlichsten Bundesländer sind auch die einzigen, in denen derzeit die Arbeitslosigkeit leicht zurückgeht. Wien ist trotzdem das produktivste Bundesland Österreichs. Die Wirtschaftsleistung pro Einwohner betrug 2013 47.300 Euro und lag damit weiterhin deutlich über dem Österreich-Schnitt von 38.500 Euro. Das strukturschwache Burgenland kommt nur auf 26.500 Euro. Die Wertschöpfung in Wien wird durch Pendler aus Niederösterreich aufgeblasen, die in der Einkommensstatistik dann eben nicht Wien, sondern Niederösterreich zugerechnet werden. Mit der Ausnahme von Wien gilt für die Bundesländer: je stärker die Industrie, desto höher die Wertschöpfung, je wichtiger die Landwirtschaft, desto niedriger ist sie. Die Region mit der höchsten Wirtschaftsleistung pro Einwohner ist Linz-Wels vor Salzburg-Umgebung und Wien. Das niederösterreichische Weinviertel liegt mit einer Wertschöpfung von weniger als 20.000 Euro pro Kopf fast zwei Drittel hinter Linz-Wels.
3Wirtschaft
Zugverkehr von Österreich nach Deutschland ausgesetzt – Landespolizeidirektor Doskozil rechnet mit insgesamt 20.000 Flüchtlingen in Nickelsdorf bis Montagfrüh – Außenminister Kurz: Werden im Gleichklang mit Deutschland vorgehen. Berlin/Wien – Die deutsche Regierung hat die vorübergehende Einführung von Grenzkontrollen zu Österreich beschlossen. Der derzeitige Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland müsse begrenzt werden, sagte Innenminister Thomas de Maizière am Sonntag in Berlin. Der Zugverkehr zwischen Österreich und Deutschland wurde am Sonntagnachmittag über Nacht ausgesetzt. In die Gegenrichtung – also von Deutschland nach Österreich – ist der Zugverkehr nicht beeinträchtigt. Sonntagabend haben an der deutsch-österreichischen Grenze die angekündigten Grenzkontrollen begonnen. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, baute die Polizei am Abend auf der Bundesstraße 20 zwischen dem bayerischen Freilassing und dem österreichischen Salzburg Straßensperren auf. Die Straße war in beiden Richtungen nur noch ein- statt zweispurig befahrbar. Autofahrer wurden kontrolliert. Bereits kurz nach dem Beginn der Kontrollen wurde eine Gruppe von drei aus Syrien stammenden Flüchtlingen, die zu Fuß auf einem Weg neben der Straße die Grenze passieren wollten, gestoppt. Zumindest vorläufig wurden die Menschen an der Weiterreise gehindert. Die Kontrollen an der Grenze sollen nach Angaben des Bayrischen Rundfunks nicht ständig an allen Grenzübergängen durchgeführt werden, sondern sporadisch an wechselnden Orten stattfinden. Es werde Kontrollen mal an Bundesstraßen, mal an Autobahnen geben, berichtete der Sender am Sonntagabend. Die Maßnahmen würden zudem in den kommenden Tagen weiter verstärkt. Der burgenländische Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil sagte in der ZiB-Sondersendung, dass insgesamt mit 20.000 Flüchtlingen bis Montagfrüh zu rechnen sind. Doskozil sagte, der Abtransport von Flüchtlingen aus Nickelsdorf funktioniere derzeit sehr ruhig. Infolge der geplanten Sperre der ungarisch-serbischen Grenze durch Ungarn werde die Strecke über Budapest und Györ nach Österreich wohl nicht in der bisherigen Intensität genutzt werden. Dann sei davon auszugehen, dass die Flüchtlinge auf die Route via Kroatien und Slowenien sowie die Route über Bulgarien und die Slowakei ausweichen, um schließlich über Österreich nach Deutschland zu gelangen. Wenn auch Österreich an seiner Grenze zu Ungarn ad hoc restriktive Kontrollen einführte, würden aus der Sicht Doskozils tausende Flüchtlinge flächig über die grüne Grenze in die Ortschaften des Bezirks Neusiedl/See kommen und müssten dort versorgt werden. Das ist eine Situation, die wir uns nicht wünschen, sagte Doskozil. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) betonte in der ORF-Sendung Im Zentrum, dass Österreich beim Thema Flüchtlingen im Gleichklang mit Deutschland agieren werde. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) sagte, die Entscheidung über das künftige österreichische Vorgehen werde am Dienstag beim Treffen zwischen Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel fallen. Auch das Treffen der EU-Innenminister in Brüssel werde eine entscheidende Rolle spielen, sagte der Sozialminister. Auch Österreich habe das Polizeiaufkommen an der Grenze erhöht, und die Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat laut Außenminister Kurz bereits einen Assistenzeinsatz des Bundesheeres angefordert. Für einen Assistenzeinsatz brauche es allerdings einen Ministerratsbeschluss, sagte der Außenminister. Insgesamt rechnet Kurz mit rund 30.000 positiven Asylbescheiden in diesem Jahr – das sei eine Herausforderung, aber zu schaffen. Allein seit vergangener Woche reisten zumindest 60.000 Flüchtlinge aus Ungarn nach Österreich ein – die allermeisten davon sind direkt nach Deutschland weitergefahren. Am Samstag trafen 12.000 Menschen am Bahnhof München ein. Deutsche Regional- und Lokalpolitiker hatten zuletzt vor einer Überforderung im Umgang mit der Situation gewarnt. De Maizière pochte auf die Einhaltung der zuletzt umstrittenen Dublin-Asylregeln. Nach geltendem Recht ist Deutschland für den größten Teil der Schutzsuchenden nicht zuständig, sagte der Minister. Das Dublin-System schreibt vor, dass Schutzsuchende im jenem EU-Staat Asyl beantragen, in das sie bei ihrer Flucht zuerst einreisen. Zunächst war nicht klar, ob Deutschland nun Asylbewerber nach Ungarn zurückschicken wird. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) erklärte in einer ersten Reaktion nach einer Krisensitzung im Kanzleramt in Wien, es werde keine durchgehenden Grenzkontrollen an der Grenze zu Ungarn geben. Vielmehr werde man weiter stichprobenartig kontrollieren, sagte Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP). Der ungarische Regierungschef Victor Orbán begrüßte unterdessen die Einführung der Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Österreich. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sprach in Sachen der vorübergehenden Wiedereinführung von Grenzkontrollen zu Österreich davon, dass es sich dabei um ein wichtiges Signal für die ganze Welt handle. Der bayerische Innenminister Joachim Hermann (CSU) sprach davon, dass Kontrollen an Grenzen zu anderen Staaten erweitert werden könnten, sollte dies notwendig werden. Die deutsche Bundespolizei kontrolliert seit Sonntag um 17:30 mit großen Aufgebot die deutsch-österreichischen Grenze. Sie wird nach Angaben des Bundespolizeipräsidiums Potsdam auf alle verfügbaren Einheiten und Dienststellen zurückgreifen. Ziel sei es, die unkontrollierte Einreise von pass- und visumspflichtigen Bürgern aus Drittstaaten zu begrenzen. Reisende seien wie immer dazu verpflichtet, beim Überschreiten der Grenze ihren Reisepass oder Personalausweis mitzuführen. Die Einführung von Grenzkontrollen dürfte auch Thema beim Treffen der EU-Innenminister am Montag in Brüssel werden. Der deutsche Innenminister pochte am Sonntag erneut auf die Einführung eines EU-weiten Verteilsystems für Flüchtlinge – dies wollen osteuropäische Staaten wie Tschechien, die Slowakei und Polen bisher verhindern. Frankreich bekräftige am Sonntag erneut die gemeinsame Position mit Deutschland.
1Panorama
Sozialminister Rudolf Hundstorfer meint, der Insolvenzfonds solle Ansprüche gegen Pfeiffer prüfen. Lieferanten drohe ein Dominoeffekt. STANDARD: Zielpunkt ist in Konkurs, bei Schirnhofer droht ebenfalls eine Insolvenz. Wie wird sich das auf den ohnehin angespannten Arbeitsmarkt auswirken? Hundstorfer: Es ist eine Belastung. Wir haben im Moment rund 59.000 Arbeitslose im Handel. Im Einzelhandel sind es zirka 38.000 arbeitslose Personen oder solche in Schulungen. Dazu kommt, dass im Lebensmittelbereich drei Viertel Frauen sind. Positiv ist aber, dass viele einen Lehrlingsabschluss haben. STANDARD: Besonders heikel ist die Situation in Wien, wo Zielpunkt seinen Fokus hat. Hundstorfer: Bei Zielpunkt konzentriert sich die Hälfte der Mitarbeiter auf Wien. Hier gibt es zwar einen Anstieg bei der Beschäftigung im Lebensmittelhandel, allerdings liegt die Arbeitslosenquote weit über dem österreichischen Durchschnitt. Das Besondere an Wien ist, dass eine Nachfolgekonstruktion für Zielpunkt aus kartellrechtlichen Gründen schwierig wird. Es gibt aber auch Chancen. STANDARD: Das heißt, Sie rechnen nicht damit, dass die Hälfte der 2700 Zielpunkt-Mitarbeiter in Wien arbeitslos wird? Hundstorfer: Es ist davon auszugehen, dass zumindest ein gewisser Prozentsatz von anderen Unternehmen weitergeführt wird. STANDARD: Welche unterstützenden Maßnahmen setzen Sie? Hundstorfer: Für alle vier Bundesländer (Wien, Burgenland, Steiermark, Niederösterreich; Anm.) stehen Arbeitsstiftungen zur Verfügung. Generell kann man sagen, das Instrumentarium Reparaturmedizin steht voll zur Verfügung. Das Problem ist, es gibt eine Schocksituation, die jeder verarbeiten muss. STANDARD: Wie beurteilen Sie die harsche Kritik der Gewerkschaft an der Vorgangsweise von Pfeiffer? Hundstorfer: Die Kritik verstehe ich total. Dass Pfeiffer die Reißleine gezogen hat, das Problem haben wir. Dass das emotional eine Riesensauerei ist, liegt auf der Hand. Gleichzeitig hat man in der Gruppe Geld, um Grundstücke zu kaufen. Wenn man gleichzeitig andere Teile der Firma verkauft und Geld lukriert, ist es nachvollziehbar, dass jeder Emotionen entwickelt und fragt: Warum zahlt er jetzt nicht noch die 26 Millionen? STANDARD: Laut Pfeiffer, weil Zielpunkt ein Fass ohne Boden war. Hundstorfer: Ich habe keinen Einblick in die gesamte Finanzsituation der Pfeiffer-Gruppe. Wenn der Konzern jetzt aber kommt und Interesse an Standorten für die Unimarkt-Kette zeigt, kann es ihm nicht so schlecht gehen. Das passt alles nicht zusammen. Wenn hier behauptet wird, dass Filetstücke behalten werden, dann verstehe ich diese Emotion. STANDARD: Werden Sie über den Insolvenzentgeltfonds das Vorgehen unter die Lupe nehmen? Hundstorfer: Der Insolvenzentgeltfonds muss automatisch prüfen, ob es hier etwas gab. Wenn er der Meinung ist, dass da etwas war, wird er sich in der Masse regressieren. Das ist der normale Vorgang. Und natürlich werden Gewerkschaft und Arbeiterkammer sich bemühen, ihren Teil beizusteuern. STANDARD: Und die Lieferanten? Hundstorfer: Es wird einen gewissen Dominoeffekt geben. Da wäre es auch besser gewesen, hätte Pfeiffer uns früher eingebunden, damit man darauf eingestellt ist. Bei Schirnhofer wissen wir, dass das Unternehmen 30 Prozent des Umsatzes mit Zielpunkt macht. Denken Sie nur an die Gemüsebauern. Aber das hängt alles davon ab, ob und von wem die Filialen weitergeführt werden. Jeder hat seine eigene Einkaufspolitik.
3Wirtschaft
100 Tage nach dem Gipfel von Paris fehlt es weltweit und in Österreich an der Umsetzung der Ziele. Wien – 100 Tage nach dem Klimagipfel in Paris erinnert der Chef des Umweltbundesamtes (UBA), Georg Rebernig, daran, dass die hochgesteckten Ziele erst einmal umgesetzt werden müssten. Das gelte auch für Österreich. Rebernig: Die internationale Aufbruchstimmung und das Bewusstsein einer breiten Bevölkerungsschicht für weitreichende Maßnahmen waren nie größer. Dennoch ist die Erreichung der Ziele von Paris noch lange nicht gewährleistet, die Wende bei weitem nicht geschafft. Für Österreich, das sich über seine sich aus der EU-Mitgliedschaft ergebenden Verpflichtungen hinaus gerne als Pionier positioniert, ist etwa eine hundertprozentige Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien bis 2030 vorgesehen. Allerdings müsse der Verzicht auf Kohle, Öl und Gas auch in anderen Sektoren gelingen, mahnt das UBA. Die Preise für fossile Energieträger müssen schrittweise erhöht, Abgaben auf Arbeit gesenkt werden, zudem sind klimaschädliche Förderungen wie das Pendlerpauschale zu überdenken, unterstreicht Rebernig eine Forderung, die seit langem auch vom Umweltdachverband (UWD) erhoben wird. Die Umweltschützer fordern, gleichzeitig den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die Erhöhung der Sanierungsrate von Gebäuden und Intensivierung in Forschung und Entwicklung als Investitionsprogramm zur Schaffung von Beschäftigung und nachhaltigem Wirtschaftswachstum zu nützen. Rebernig will diese Anliegen in der geplanten Klima- und Energiestrategie verankert sehen. Auf globaler Ebene sei als nächster Schritt entscheidend, die Beschlüsse des Pariser Klimagipfels möglichst rasch völkerrechtlich und für alle Staaten verbindlich zu machen. Nur so wäre gewährleistet, dass die Umsetzung der Maßnahmen international überwacht werden kann. Zusätzlich ist es eine politische Voraussetzung für die Finanzierung von Maßnahmen in ärmeren Staaten durch die Industrieländer.
5Inland
Hoffnung und Kritik nach der Zeremonie: Das Abkommen zwischen den beiden Parlamenten hat viele Gegner. Tripolis/Skhirat/Kairo – Nach mehr als einem Jahr Verhandlungen und monatelangem Gezerre haben die Verhandler am Donnerstag im marokkanischen Badeort Skhirat das von der UN vermittelte Abkommen zum politischen Dialog unterzeichnet. Der Uno-Gesandte Martin Kobler sprach von einem historischen Tag. Was die Unterschriften wert sind, muss sich allerdings noch weisen. Denn nicht nur die Präsidenten der beiden rivalisierenden Parlamente in Tobruk und Tripolis, die sich am vergangenen Dienstag zum ersten Mal in Malta getroffen hatten, haben sich gegen die Zeremonie und für weitere Konsultationen ausgesprochen. Nuri Abu Sahmin, Chef der international nicht anerkannten Kammer in Tripolis, nannte die Unterzeichnung gar null und nichtig. Sie stehe außerhalb jeder Legalität. Hinter dem Abkommen stehen hingegen eine Mehrheit der Abgeordneten aus Tobruk, eine bedeutende Minderheit jener aus Tripolis sowie Vertreter aller Segmente der Gesellschaft. Die UN und die internationale Gemeinschaft hatten auf diesen Unterzeichnungsakt gedrängt, damit die Phase der Implementierung beginnen kann. Das soll nun mit einer Mehrheit geschehen, da Einstimmigkeit nicht zu erzielen war und sich bereits eine neue innerlibysche Dialoginitiative entwickelt hatte. Jeder Tag, den wir zuwarten, ist ein Erfolg für den IS, hatte Kobler am Mittwoch bei seinem Treffen mit Armeechef General Khalifa Haftar erklärt. Die Terrormiliz hatte zuletzt aus der Konfrontation in Libyen Profit geschlagen und an Gebiet gewonnen. Der erste Schritt des Abkommens war am Donnerstag die Bildung eines Präsidialrates, bestehend aus Regierungschef Fayez al-Saraj und mehreren Stellvertretern. Dabei wurden alle Regionen berücksichtigt. Innerhalb eines Monats soll dann das Kabinett dieser Regierung der Nationalen Einheit zusammengestellt werden. In weiteren Phasen, die sich über etwa zwei Jahren erstrecken werden, sind die Fertigstellung einer neuen Verfassung und die Wahl einer neuer Volkskammer geplant, um das institutionelle Chaos mit rivalisierenden Machtblöcken zu beenden, die seit über einem Jahr um Macht, Einfluss und Ressourcen kämpfen. Neben dieser politischen gibt es eine Sicherheitsschiene. Als Erstes wird ein Sicherheitskomitee für die Hauptstadt Tripolis gebildet. Denn die neue Regierung der Nationalen Einheit soll dort wieder ihren Sitz haben. Das ist notwendig, um die nationalen Ressourcen kontrollieren zu können. Allerdings streiten sich verschiedene Milizen um die Vorherrschaft in der Metropole. Zuletzt kam es in Tripolis am Mittwoch zu bewaffneten Kämpfen zwischen rivalisierenden Kräften. Das Fajr-Bündnis (Morgenröte), das heißt jene bewaffneten Kräfte, die ursprünglich hinter der Tripolis-Regierung gestanden waren, ist auseinandergebrochen. Während die Milizen aus Misrata die politische Verständigung unterstützen, sind andere Verbände dagegen und halten den Hardlinern von Abu Sahmin die Treue. Sollte es nicht schnell gelingen, auch dort einen Waffenstillstand zu erzielen, wird das Machtverteilungsabkommen toter Buchstabe bleiben. Der internationale Druck war zuletzt gewachsen: Am Wochenende haben bei einer Konferenz in Rom 17 Staaten und verschiedene internationale Organisationen die politische Einigung in Libyen eingefordert und Unterstützung zum Beispiel für die notleidende Bevölkerung in Aussicht gestellt. UN-Vermittler Kobler hatte mehrmals betont, dass der Hauptzweck der Verständigung sei, den Kampf gegen den IS zu organisieren. In diesem Bemühen stimmt er mit Armeechef General Khalifa Haftar überein, der den politischen Dialog und die Regierung der Nationalen Einheit nur dort unterstützt, wo sie sich mit seinen Zielen deckt. Der einflussreiche General forderte, dass die Armee im ganzen Land für die Sicherheit sorgen müsse – derzeit steht sie nur im Westen. Die Milizen sollten sich integrieren oder entwaffnet werden. Vor allem verlangt er dringend eine Aufhebung des UN-Waffenembargos, damit er seine Einheiten besser ausrüsten kann. Kobler erklärte ihm, dass dazu eine Regierung der Nationalen Einheit im Amt sein müsse. Diese werde sofort von der UN anerkannt und könne dann dem Sicherheitsrat einen Antrag zur Aufhebung des Embargos stellen. Kob ler unterstützt die Bildung ei ner starken Armee. Er erklärte, die Libyer müssten ihre Probleme selbst lösen und gegen den IS kämpfen. Die internationale Gemeinschaft unterstütze sie nur, wenn sie angefragt werde.
2International
Besitzerin bot vermeintlichen Fernschreiber um 12,50 Euro an. San Jose – Mitarbeiter eines britischen Museums haben auf Ebay eine Chiffriermaschine der deutschen Wehrmacht entdeckt, wie sie auch Adolf Hitler für Geheimbotschaften an seine Generäle nutzte. Eine Frau aus Essex bot den Fernschreiber, der ursprünglich über einen Verschlüsselungszusatz verfügte, um umgerechnet 12,50 Euro an, berichtete die BBC. Die Mitarbeiter des National Museum of Computing fanden die Maschine in einem Schuppen voller Müll vor. Ihre Seriennummer bestätigte, dass es sich um die Basis einer sogenannte Lorenz-Rotor-Chiffriermaschine handelt. Allerdings fehlt der Aufbau zur Verschlüsselung, die Fachleute haben daher die Öffentlichkeit um Hilfe bei der Suche gebeten. Die Lorenz-Chiffriermaschinen verfügten über zwölf Rotoren, die als drehbare Walzen angeordnet waren und ihre Stellung zueinander während der Verschlüsselung änderten. Durch die Drehung wurde für jeden Buchstaben eines Textes eine unterschiedliche Ersetzung erzeugt. Die Lorenz-Maschine ähnelt der berühmteren Enigma-Verschlüsselungsmaschine, ist jedoch deutlich größer und ließ sich deshalb nicht so leicht transportieren. Nach Angaben des Vorsitzenden des Museumsstiftungsrats, Andy Clark, wurde sie nur für strategische Botschaften höherer Wehrmachtsstellen eingesetzt.
7Wissenschaft