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Gerhard Kurzmann übergab bei Sonderparteitag das Zepter an den Klubobmann der FPÖ-Steiermark. Bruck an der Mur/ Graz – Gerhard Kurzmann tritt mit geschwellter Brust ans Rednerpult im Brucker Kulturhaus : Wir beginnen heute ein wichtiges Kapitel in unserer Parteigeschichte: Den Kampf um einen blauen Landeshauptmann. Und dieses Kapitel soll mit seinem Nachfolger Mario Kunasek aufgeschlagen werden, sagt Kurzmann, der an diesem Samstag im obersteirischen Bruck an der Mur die Führung der steirischen FPÖ, wie angekündigt, dem 39 Jahre alten Mario Kunasek übergibt. Kunasek bekleidet seit der steirischen Landtagswahl, bei der die Blauen mit einem Stimmenplus von 16 Prozent SPÖ und ÖVP auf Augenhöhe nahekamen, die Funktion als Klubobmann seiner Partei im Landtag. Strache war mit Videobotschaft vertreten Thematisch schließen die blauen Landespolitiker beim ihrem außerordentlichen Parteitag in Bruck vor rund 600 enthusiasmierten Delegierten genau dort an, wo sie im Wahlkampf für die Landtagswahl im Mai aufgehört hatten: Beim blauen Dauerbrenner Asyl, bei polemischen Parolen gegen das Asylchaos, wie der obersteirische FPÖ-Mandatar Hannes Amesberger ins Auditorium rief. Die Asylheime würden ja wie Schwammerl aus dem Boden schießen, und das wollen wir nicht, wetterte Amesberger. Der scheidende Parteichef und jetzige Landtags-Vizepräsident Kurzmann ortet gar anarchischen Zustände an unseren Grenzen, wo eine Handvoll Poliziisten versucht, hunderte Grenzgänger aus Asien zu stoppen. FPÖ-Bundesparteiobman Heinz-Christian Strache spritzte den steirischen Parteitag und übermittelte eine Video-Botschaft. Für ihn machte Generalsekretär Harald Vilimsky bei den steirischen Blauen seine Aufwartung und zeigte sich vor dem Brucker Forum überzeugt, dass nach der rot-blauen Koalition in Burgenland nun in Oberösterreich Schwarz-Blau vor der Tür stehe. Ein Hinweis für Vilimsky , dass die Rettung des abendländischen Österreichs gesichert sei. 98,21 Prozent stimmten für Kunasek Kunasek holte sich bei der Wahl – der einzige Tagesordnungspunkt – 98,21 Prozent Zustimmung. Von den 284 stimmberechtigten Delegierten gaben 280 ihre Stimme ab. Davon wiederum stimmten 275 für Kunasek, der als einziger Kandidat angetreten war. Der Wechsel war bereits seit Mitte 2014 vorbereitet worden, damals war der in Gössendorf bei Graz lebende Kunasek noch freiheitlicher Nationalratsabgeordneter. Für den scheidenden Parteiobmann Gerhard Kurzmann – er war in der vergangene Legislaturperiode noch Verkehrslandesrat und fungiert nun als 3. Landtagspräsident – gab es lang anhaltenden Applaus. Kurzmann hatte in der für die Freiheitlichen schwierigen Zeit nach der Abspaltung des BZÖ die Partei zusammengehalten. Viele lokale Organisationen hatten sich damals aufgelöst, 2005 war die Partei aus dem Landtag geflogen und konnte erst 2010 wieder einziehen. Kurzmann verabschiedete sich nach dem fulminanten Erfolg bei der Landtagswahl im Mai – plus 16,1 auf 26,76 Prozent und damit auf zwei bis drei Prozent SPÖ und ÖVP nahegerückt – mit einer Kampfansage: Wir vollziehen einen Generationenwechsel und beginnen ganz bewusst ein neues Kapitel in unserer Parteigeschichte – mit dem Ziel eines blauen Landeshauptmannes in der Steiermark. Mit dem Berufssoldaten Kunasek hält ein deutlich offensiverer Stil in der Landtagsarbeit der Freiheitlichen Einzug. In jeder der drei bisherigen Landtagssitzungen der Legislaturperiode – bis auf die konstituierende Sitzung am 16. Juni – gab es dringliche Anfragen an bzw. Befragungen eines SPÖ- oder ÖVP-Regierungsmitglieds. Am 1. September war von den Freiheitlichen sogar eine Sondersitzung zur Asyl- und Flüchtlingsfrage beantragt worden. In dieser Sitzung kam man auf die Befragung von gleich drei schwarz-roten Regierern, was selbst angesichts der mit Dringlichen nicht geizenden Grünen und KPÖ ziemlich massiv war. Hintergrund dürfte auch sein, dass man nach dem Ende des Proporzes kein Regierungsmitgliede mehr stellt und eine Dringliche medial mehr wahrgenommen wird als die normale Landtagsarbeit. In diesem Sinne wird es auch bei der nächsten Landtagssitzung am Dienstag eine FPÖ-Dringliche Anfrage geben – LHStv. Michael Schickhofer soll sich zur Pleite der Gemeinde Hart bei Graz unter der früheren SPÖ-Führung erklären.
5Inland
Paläontologen gruben ein 11,6 Millionen Jahre altes Affenfossil aus, das unsere Vorstellung davon ändern könnte, wie der älteste Vorfahre von Menschen und Menschenaffen aussah. Barcelona/Wien – Hominini, Homininae, Hominidae, Hominoidea: Vertippen darf man sich nicht, wenn man über den Stammbaum des Menschen und seiner nächsten Verwandten schreibt. Die Wörter klingen fast gleich, legen aber präzise fest, ob wir nur über uns und die Geschwister unserer evolutionären Großfamilie reden, oder auch über Cousins zweiten und dritten Grades. Im Mittelpunkt einer aktuellen Studie im Fachmagazin Science stehen die Hominoidea, auch Menschenartige genannt. Zur Orientierung: Dieser Begriff fasst sämtliche Großen Menschenaffen (einschließlich des Menschen selbst) mit den Gibbons Südostasiens zusammen. Von den übrigen Affen hat sich diese unsere Gruppe vor etwa 25 Millionen Jahren abgetrennt. Auffälligster Unterschied ist das Fehlen eines Schwanzes, zudem sind wir deutlich größer als unsere langschwänzig gebliebene Verwandtschaft. Nur die kleinen Gibbons drücken etwas den Schnitt. Zeitlich nahe am Ursprung dieser Gruppe stand die 1933 erstbeschriebene Gattung Proconsul aus Ostafrika. Die größten unter den Proconsul-Arten konnten 50 Kilogramm auf die Waage bringen. Bis heute dienen sie Forschern gewissermaßen als Blaupause, wie die Ur-Menschenartigen wohl ausgesehen haben dürften. Aber nun hat mit Laia ein deutlich zierlicheres Geschöpf die Szene betreten. So lautet der Spitzname eines 11,6 Millionen Jahre alten Fossils, das spanische Forscher im katalonischen Vallès-Penedès-Becken ausgruben. Zu Lebzeiten des Tiers erstreckten sich hier warme, feuchte Wälder voller verschiedenster Arten von Primaten. Die kaum fünf Kilogramm schwere Laia, die die Speziesbezeichnung Pliobates cataloniae erhielt, lebte in den Bäumen und ernährte sich ganz wie ein Gibbon vorwiegend von Früchten, wie Abnutzungsmuster an den Zähnen des Fossils zeigen. Aus 70 fossilen Überresten konnten die Forscher um Studienerstautor David M. Alba den Schädel und zum Teil auch den linken Arm des Tiers rekonstruieren, was recht gute Rückschlüsse auf seine Lebensweise zulässt. Allerdings präsentierte sich Pliobates den Forschern auch als verblüffendes Mosaik aus urtümlichen und avancierten anatomischen Eigenschaften: teils Gibbon, teils Großer Menschenaffe, teils etwas, das älter ist als beide. Aus molekularbiologischen Daten wurde hochgerechnet, dass sich die extrem langarmigen Gibbons vor etwa 17 Millionen Jahren von unserer Linie der Menschenartigen abgetrennt haben müssen. Rein zeitlich kann der viel jüngere Pliobates also weder der Ur-Gibbon noch der Ur-Menschenartige sein. Aufgrund seiner verbindenden Eigenschaften glaubt Alba aber, dass sich in ihm die eigentliche Urform stärker widerspiegelt als im großen Proconsul. Der älteste Vorfahre aller Hominoidea könnte also eher einem Gibbon geähnelt haben als Riesenprimaten wie Gorillas oder Menschen. Das widerspricht der gängigen Theorie, Gibbons seien ein nachträglich geschrumpfter Ableger der Urform. Albas Hypothese ist noch zu beweisen – auf jeden Fall ist unser Stammbaum aber um einen weiteren Seitenzweig unübersichtlicher geworden. Forscher sprechen ohnehin längst von einem Stammbusch.
7Wissenschaft
Eine bemannte Mars-Mission sei für ihn sicher, sagt FFG-Chef Klaus Pseiner, derzeit Vizechef im Rat der Weltraumagentur ESA. STANDARD: Vor kurzem ist die Esa-Mission ExoMars gestartet, die Spuren von Leben auf dem Roten Planeten suchen soll. Was verbinden Sie persönlich mit solchen Missionen? Pseiner: Ich habe vor vielen Jahren an einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt mitgearbeitet, die die Optionen der Exploration von Mond und Mars verglichen hat. Damals war Österreich noch assoziiertes Mitglied der Europäischen Weltraumagentur Esa. Seither weiß ich, wie viel Aufwand hinter einer Mission wie dieser steht – unabhängig vom Stand der Technologieentwicklung. Seitdem bin ich mir auch sicher, dass ein bemannter Flug zum Mars das größte Abenteuer der Menschheit sein wird. STANDARD: Eine theoretische Frage: Würden Sie, wenn man Sie fragt, mitfliegen? Pseiner: Erstens würde man mich nie fragen, zweitens würde ich Ja sagen. STANDARD: So risikofreudig? Pseiner: Wenn man sich zu einer bemannten Mars-Mission entschließt, dann wird die so sicher sein, dass nicht viel passieren kann, weil man alle Eventualitäten vorher abgeklärt haben wird. Die Weltraumagenturen könnten sich eine Katastrophe nicht leisten. STANDARD: Wird denn ein solcher Flug jemals stattfinden? Pseiner: Es gibt zwar keine konkreten Vorbereitungen, aber viele Vorarbeiten für einen solchen Raumflug. Ich bin mir daher sicher, dass es dazu kommen wird. Nicht nächstes oder übernächstes Jahr, da muss man eher in Jahrzehnten sprechen. Eine bemannte Mars-Mission braucht abgesehen von technologischen Entwicklungen, die das Überleben gewährleisten können, eine spezifische politische Konstellation zwischen Europa, den USA, Japan und Russland. So ein Abenteuer kann man aus finanziellen, aber auch aus politischen Gründen nicht allein stemmen. Die politische Kooperation scheint derzeit nicht möglich, aber das wird wieder kommen. Weltraumforschung ist ja ein ständiges Abwägen von Wettbewerbssituation und Kooperationsbereitschaft. Je marktnäher die Forschung, desto weniger Kooperationsbereitschaft besteht – logischerweise. Je mehr Grundlagenforschung im Projekt steckt, desto mehr sucht man nach Partnern. STANDARD: Wie ist diesbezüglich das Verhältnis zur US-amerikanischen Weltraumbehörde Nasa? Pseiner: Sie ist in vielen Dingen der Maßstab und zeigt vor, wohin es gehen könnte. Die Esa schaut sich das genau an und entscheidet dann, ob man mitgehen sollte oder nicht. Zum Beispiel, was die Beschaffung von Bauteilen der Trägerraketen oder Satelliten betrifft: Hier sucht die Nasa private Partner, die Esa sieht aber noch nicht, ob das eine merkbare Qualitätsverbesserung bringt. Der Preis ist jedenfalls nicht kleiner geworden. STANDARD: Sie sind ja derzeit Vize-Vorsitzender des Esa-Rates. Sind Sie da in Entscheidungen über Kooperationen eingebunden? Pseiner: Bevor ich dazu etwas sage: Den Ratsvorsitz hat eigentlich Harald Posch bekommen – ad personam. Sicher auch weil wir trotz des relativ geringen Anteils von zwei Prozent in der Esa überproportional gut gehört werden, aber vor allem wegen seiner Leistungen. Er war in der FFG jahrelang Leiter der Weltraumagentur und ist leider vor ziemlich genau einem Jahr verstorben. In seiner Nachfolge hat man zwei Vorsitzende gewählt und mich als Vize-Vorsitzenden. Zu Ihrer Frage: Ja, der Rat ist ein großes Esa-Gremium, das einiges entscheidet. Dazu gibt es noch ein Exekutivkomitee bestehend aus mir und den beiden Vorsitzenden, das den neuen Esa-Generaldirektor Jan Wörner bei richtungsweisenden Entscheidungen unterstützt – etwa bei der Bestellung neuer Direktoren für die Esa-Abteilungen. Wir sind vergleichbar mit einem Aufsichtsratsgremium in einer Aktiengesellschaft. STANDARD: Wie aufwendig ist das? Pseiner: Sehr aufwendig, aber es lohnt sich. Wir sind von Anfang an bei Entscheidungsfindungen dabei und können Infos rasch an die österreichischen Player weitergeben, denn sie sollen sich parallel zu den geänderten Anforderungen der Esa weiterentwickeln können. STANDARD: Gibt es konkrete Ansätze? Pseiner: Ja, Wörner will die Weltraumprogramme noch näher an den Bedarf der Menschen in Europa bringen und noch schneller als bisher in Richtung Anwendung gehen. Das spiegelt ja das Engagement der österreichischen Beteiligungen an den Esa-Programmen und die Aktivitäten des Verkehrsministeriums wider. Wie kann man satellitenbasierte Erdbeobachtung noch besser nutzen, wie kann man Katastrophenschutz schneller umsetzen? STANDARD: Heißt das, dass man das öffentliche Interesse, das bei Rosetta sehr groß war, vermehrt auf Anwendungen lenken will? Pseiner: Nein, Projekte wie Rosetta werden immer großen Anklang finden und müssen Bestandteil der Esa-Programme bleiben. Das Interesse war so groß, weil es Grundlagenforschung mit einem offenen Ausgang war, weil man eingestanden hatte, dass es auch schiefgehen kann. Die Projekte, die nun schneller zu den Menschen in Europa kommen sollen, beinhalten Technologien, die selbstverständlich sein sollen. Die Weltraumtechnik muss hier als Standard betrachtet werden, genauso normal wie ein Telefonat mit dem Handy. Da muss das Medienecho nicht so groß sein wie bei Rosetta. Was wir allerdings schon vorgeschlagen haben: Man sollte Produkte, die während derartiger Missionen entwickelt wurden, besser vermarkten. Vielleicht mit einer Art Symbol mit der Info Powered by Esa.
7Wissenschaft
Die Regierungschefs der Union wollen beim Gipfel eine Wende in der Flüchtlingskrise herbeiführen. Über die Rolle der Türkei wird gestritten. So rasch wie möglich soll wenigstens die Umsiedelung von Asylwerbern aus Griechenland in andere EU-Staaten vorankommen. Die Staats- und Regierungschefs der EU wollen der gemeinsamen Migrationspolitik beim Gipfeltreffen ab Donnerstag in Brüssel einen neuen Schub zur Lösung der Flüchtlingskrise geben. Das geht aus dem Entwurf der Schlusserklärung des Europäischen Rats hervor, der dem Standard vorliegt. Die Umsiedelung aus Griechenland muss beschleunigt werden, was auch die Durchführung der notwendigen Sicherheitsüberprüfungen einschließt, heißt es in dem Papier. Die Zahl der Anträge sei derzeit bereits größer als die Zahl der angebotenen Plätze. Die Mitgliedsstaaten sollten daher zügig mehr Aufnahmeplätze für Flüchtlinge anbieten, so wie das im Rahmen der vereinbarten Verpflichtungen zugesagt wurde. Diese Passage in Punkt 2 der Erklärung ist eine der Schlüsselstellen im Konzept einer umfassenden Strategie zur innereuropäischen Lösung – ohne die Türkei. Griechenland wird dringend aufgefordert, bei den Erstaufnahmelagern (Hotspots) und beim Asylsystem Fortschritte zu machen. Die EU bietet alle nötige Hilfe an. Am Dienstag beschloss der Ministerrat ein humanitäres Nothilfebudget von 700 Millionen Euro bis 2018, 300 Millionen sollen 2016 rasch verfügbar sein, 100 Millionen davon sofort. Athen müsse aber auch alle Mittel einsetzen, um illegale Migranten in die Türkei zurückzuführen. Gleichzeitig will man jetzt schon alles tun, um mögliche Ausweichrouten – etwa über Italien – zu verhindern. Bereits im September hatten die EU-Staaten im Innenministerrat mit qualifizierter Mehrheit (gegen den Willen osteuropäischer Staaten wie Ungarn) beschlossen, das Programm zur Relokation umzusetzen. Insgesamt sollen dabei 160.000 Flüchtlinge aus Griechenland und Italien auf die anderen 26 EU-Staaten umgesiedelt werden – gemäß einem von der Kommission erstellten fairen Verteilungsschlüssel nach Landesgröße, Wirtschaftskraft und bisheriger Flüchtlingsaufnahme. Mit Stichtag Dienstag wurden bisher 937 dieser Personen umgesiedelt – aber 2015 kam fast eine Million Flüchtlinge illegal in die Union, die meisten nach Deutschland, Österreich und Schweden. EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos nützte einen Besuch im Lager Idomeni Dienstag zur Ankündigung, dass die Zahl der Umsiedelungen nach dem Gipfel signifikant erhöht werden solle: auf 6000 pro Monat. Derzeit halten sich in Griechenland rund 36.000 Asylsuchende auf. Vergangene Woche kamen 10.000 über die Ägäis ins Land. Geht es nach dem Willen der Regierungschefs, soll mit dem EU-Gipfel jetzt eine Wende eingeleitet werden, hin zu einer europäischen Lösung. Bereits vor zehn Tagen hatten sie das Ende des Durchwinkens bekräftigt. Die Balkanstaaten und Österreich führten strikte Grenzkontrollen ab der mazedonisch-griechischen Grenze ein, lassen Menschen nur noch mit gültigen Pässen und Visum passieren. Ergebnis: Vergangene Woche kamen nach Frontex-Angaben von Slowenien nur 118 Asylwerber in Österreich an, bei 1026 insgesamt. 863 Migranten kamen aus Deutschland. Mit dem Programm zum Resettlement – der direkten Umsiedelung von syrischen Flüchtlingen aus der Türkei oder aus Lagern in Jordanien und dem Libanon – hat die Umsiedelung aus Griechenland nichts zu tun. Der türkische Premierminister Ahmet Davutoglu wird auch erst am Freitag zum EU-Gipfel dazustoßen. Dann soll über den umstrittenen EU-Türkei-Plan verhandelt werden. Er sieht vor, dass alle Migranten, die über die Ägäis kommen, in Zukunft in die Türkei abgeschoben werden. Stattdessen würden für die Syrer unter ihnen andere Syrer im Verhältnis 1:1 direkt aus der Türkei in EU-Länder geholt. Die UN, der Europarat und Menschenrechtsorganisationen sehen darin einen Verstoß gegen internationales Recht, gegen Grundrechte. Ankara fordert im Gegenzug statt der von den EU-Staaten angebotenen drei Milliarden Euro doppelt so viel für humanitäre Hilfe für syrische Flüchtlinge in der Türkei, für Nahrung, Schulbildung, medizinische Versorgung. Der Plan ist unter den EU-Staaten umstritten, vor allem das Junktim mit der Visafreiheit für Türken ab 1. Juni und nach Turboverhandlungen über den EU-Beitritt. Dazu gibt es starke Widerstände von Frankreich, Zypern, auch der Osteuropäer, je nach Einzelmaßnahme. Zyperns Präsident will nicht zustimmen, bevor die Türkei sein (im Norden von türkischen Truppen besetztes) Land nicht anerkennt. Alle Augen werden beim Gipfel auf die deutsche Kanzlerin Angela Merkel gerichtet sein. Sie hatte den Türkei-Plan mit Davutoglu an den anderen Regierungschefs vorbei ausgehandelt, steht wegen ihrer Politik der offenen Grenzen unter Druck. Merkel muss sagen, dass man keine Chance mehr hat, in Deutschland Asyl zu bekommen, wenn man über illegale Routen kommt, heißt es unter Diplomaten, sie muss sich klar äußern. Merkel schloss bisher auch nach Landtagswahlen am Sonntag eine Kursänderung aus.
1Panorama
Mav-Cargo-Prozess fördert Ungereimtheiten zutage. St. Pölten – Die an Ungereimtheiten reiche Geschichte rund um den Beraterauftrag beim Kauf der ungarischen Güterbahn Mav-Cargo durch die ÖBB-Gütersparte Rail Cargo Austria (RCA) im Jahr 2007 ist seit Freitag um ein paar Widersprüche reicher. Der damals für Kaufanbot und Due Diligence zuständige RCA-Produktionsvorstand, Ferdinand Schmidt, sagte im Prozess in St. Pölten bei seiner Zeugeneinvernahme aus, er sei prinzipiell gegen den Vertrag mit der ihm unbekannten Agentur Geuronet gewesen und habe deshalb die Zustimmung verweigert. Dies aus drei Gründen: Weil er meinte, Lobbying wäre bei einer öffentlichen Ausschreibung nicht nötig, die Provision war zu hoch, und der Aufsichtsratsbeschluss für den Auftrag habe auch gefehlt. Das habe er damals, Anfang Juli, sowohl seinem – nunmehr der Untreue angeklagten – Vorstandskollegen Gustav Poschalko gesagt als auch dem (zwischenzeitlich verstorbenen) ÖBB-Holding-Präsidenten Horst Pöchhacker. Die Motive für die Weigerung könnten freilich auch andere gewesen sein. Denn grundsätzlich abgelehnt hat Schmidt Lobbying nicht. Im Gegenteil, er hatte seinerseits eine Lobbyingagentur unter Vertrag, konkret die (ihrerseits wegen Ungereimtheiten bei ungarischen Autobahnprojekten unter Druck geratene) Agentur Eurocontact. Deren Verdienstlichkeit kostete pro Monat 4.000 Euro, sie lieferte im Rennen um Mav-Cargo allerdings kaum wertvolle Infos, wie Schmidt einräumte. Zur Erinnerung: Geuronet wurde von Juli bis Ende 2007 mit monatlich 10.000 Euro honoriert zuzüglich einer Erfolgsprovision in Höhe von 6,8 Millionen Euro, die nach Kartellprüfung und Kauf im Jahr 2009 fällig wurde. Über sehr gute Informationen betreffend Höchst- und Niedrigstgebote der Konkurrenten im Budapester Tenderverfahren verfügte hingegen Poschalko, konzedierte Schmidt. Woher dessen Infos kamen, will er nicht gewusst haben, aber Poschalko sei im Ostgeschäft bestens vernetzt. Warum der Geuronet-Auftrag ohne Gremien, also widerrechtlich zustande gekommen sein soll, klärte auch Schmidt nicht auf. In der von Vorstand und Aufsichtsrat der RCA genehmigten Ausschreibung für eine Investmentbank zur Begleitung des Mav-Cargo-Kaufs war Lobbying-Kapazität ausdrücklich inkludiert. Aussage gegen Aussage steht auch hinsichtlich der Frage, ob er, Schmidt, nach Poschalkos Ausscheiden aus der RCA (stieg 2008 in die ÖBB-Holding auf) je mit Geuronet-Gesellschafter Andreas Gulya Kontakt hatte. Schmidt verneinte dies, Gulya hingegen schilderte in E-Mails Kontakttreffen. Glücklich war mit dem Geuronet-Vertrag jedenfalls auch der damalige ÖBB-Finanzchef Erich Söllinger nicht. Auch er unterschrieb den Auftrag nicht, verlangte aber eine Senkung der Provision, was erfolgte. Söllingers Ärger über den von Poschalko und dem RCA-Finanzdirektor fixierten Vertrag bekam jedenfalls der Leiter der Rechtsabteilung, Otto H., ab: Ich bin im Auto gefahren, und Söllinger ruft mich an und scheißt mich fünf Minuten zusammen.
3Wirtschaft
Der Verwendungszweck der filigranen Objekte ist unbekannt. Kopenhagen – Dänische Archäologen rätseln über einen verblüffenden Fund, der auf den ersten Blick wie eine große Portion goldene Pasta aussieht (ein Foto finden Sie hier). Rund 2.000 dünne, zu kleinen Spiralen aufgerollte Goldbänder aus der Bronzezeit sind bei Ausgrabungen auf der Insel Seeland ans Licht gekommen. Experten des Museums Westseeland und des Nationalmuseums in Kopenhagen wissen weder, wofür die bis zu drei Zentimeter langen Objekte gebraucht wurden, noch haben sie jemals etwas Vergleichbares in Dänemark gesehen. Nach Einschätzung der Archäologen stammen sie aus der Zeit zwischen 900 und 700 vor unserer Zeitrechnung, erklärte Flemming Kaul vom dänischen Nationalmuseum. Vielleicht waren die Spiralen an einer Schnur angebracht, die als kleine Fransen an einem Hut oder Sonnenschirm steckten. Vielleicht waren sie ins Haar geflochten oder auf Kleider gestickt, sagte der Forscher. Die Spiralen aus dünnem, flachen Golddraht fanden die Archäologen im Verlauf mehrerer Ausgrabungen auf nur wenigen Quadratmetern. In der Nähe waren auch bereits Armbänder und Schüsseln aus Gold gefunden worden. (APA/red, 9. 7. 2015)
7Wissenschaft
Pilot rettete sich offenbar mit Schleudersitz. Charleston (South Carolina) – Ein US-Kampfjet vom Typ F-16 ist im Staat South Carolina mit einem Kleinflugzeug kollidiert. Wie die Lokalzeitung Post and Courier am Dienstag berichtete, kamen die beiden Insassen der zweisitzigen Cessna 150 wohl ums Leben. Der Pilot des Privatflugzeugs wurde jedoch noch nicht gefunden. Dem Militär zufolge rettete sich der F-16-Pilot mit dem Schleudersitz und überlebte. Nach Angaben der Flugaufsichtsbehörde FAA ereignete sich das Unglück nördlich der Stadt Charleston. Die Zeitung Post and Courier berichtete, die Trümmer der Cessna seien durch die Wucht des Aufpralls in einem Radius von über zwölf Kilometern verteilt worden. Augenzeugen sprachen von einer Explosion und einem Feuerball am Himmel. Die Transportsicherheitsbehörde NTSB kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an. (APA/dpa. 8.7.2015)
1Panorama
Der Fotograf Aurélien Villette teilt mit den Vertretern der Romantik das Interesse an Ruinen und Fragmentarischem als Bezug zur Gegenwart. In seiner 1852 erschienenen Novelle Arria Marcella lädt Théophile Gautier die Leser ein, in den Ruinen Pompeijs den Spuren Octavians zu folgen. In dem Maß, wie juvenile Nostalgiker über die Pflaster und Steinfelder der Ruine wandeln, erwachen die Mauern, Fresken und Inschriften zu neuem Leben. Die Stadt ersteht neu, Männer und Frauen in Tuniken politisieren, diskutieren, leben und bevölkern die Stufen der Amphitheater. Der Fotograf Aurélien Villette teilt mit Gautier, Wilhelm Jensen, E. T. A. Hoffmann und anderen Vertretern der Romantik das Interesse an Ruinen und Fragmentarischem als Bezug zur Gegenwart. Architektur als Macht, als Symbol, Synonym für Emotionen und Befindlichkeiten bestimmt den philosophischen, intellektuellen Hintergrund im OEuvre des 1982 in Chesnay bei Paris geborenen Künstlers. Villettes Bilder zeigen luzide die Metamorphosen unserer schwankenden Gesellschaft. Er hinterfragt angesichts architektonischer Konstrukte Sinn, Kultur und Wertschätzungen der Vergangenheit. Transkontinental, weltweit. Der Genius Loci der Bewohner bleibt Räumen, auch wenn sie verlassen sind, erhalten. Sichtbar macht dies Aurélien Villette in seinen Serien über Reminiszenz, Verlust, Vergänglichkeit und Unendlichkeit. Auf der Suche nach des Lebens Seele. (Gregor Auenhammer, Album, 8.9.2015)
8Kultur
52-Jähriger soll 2013 einen Familienvater im deutschen Hanau mit mehreren Schüssen durch Haustür getötet haben. Spittal/Drau/Hanau – Die Polizei hat im Kärntner Bezirk Spittal einen 52-jährigen Deutschen wegen Mordverdachts verhaftet. Er soll 2013 im deutschen Hanau einen damals 53 Jahre alten Familienvater durch die Haustür erschossen haben. Die Erhebungen waren jetzt soweit fortgeschritten, dass bei ihm die mutmaßliche Tatwaffe von damals sichergestellt wurde, sagte Gottlieb Türk vom Landeskriminalamt Kärnten. Der Täter hatte am 7. September 2013 spät abends an der Haustür des Opfers geläutet. Noch bevor der Mann öffnete, schoss der Täter vier Mal durch das Fenster in der Tür. Drei Treffer waren tödlich. Schon damals geriet der nun verhaftete Deutsche ins Visier der Ermittler. Er wurde jedoch wegen Mangels an Beweisen wieder auf freien Fuß gesetzt, sagte Türk. Der Verdächtige zog sich daraufhin auf seinen Zweitwohnsitz in Oberkärnten zurück. Die Ermittlungen der deutschen Behörden gingen weiter. Mit der kürzlich in Kärnten entdeckten, mutmaßlichen Tatwaffe reichten die Beweise für einen europäischen Haftbefehl. Türk: Den haben wir nun vollzogen. Cobra-Beamte nahmen den 52-Jährigen fest. Zum Motiv für die Tat hielt sich die Polizei zunächst bedeckt.
1Panorama
In Paris haben 60 Umweltminister die große Klimakonferenz Ende November vorbereitet. Die Konzentration von Treibhausgasen sei auf einem Höchststand. In Paris endete am Dienstag ein vorbereitendes Treffen zur anstehenden Klimakonferenz (COP21) mit einem Appell des französischen Außenministers Laurent Fabius, verbindliche und finanziell ehrgeizige Ziele festzulegen. Vor 60 Umweltministern und zehn weiteren Länderdelegationen erklärte der Gastgeber, eine Einigung sei noch nicht unter Dach und Fach. Er deutete an, dass eine Übereinkunft über die finanziellen Transferzahlungen der Industriestaaten an die ärmeren, oft stärker in Mitleidenschaft gezogenen südlichen Länder möglich sei. Bindende Maßnahmen für alle hätten es hingegen schwer. Umweltschützer befürchten, dass das Abkommen von Paris mehr Absichtserklärungen als zwingende, das heißt mit Sanktionen belegte Beschlüsse enthalten werde. Offiziell wurde bei dem zweitägigen Treffen nicht über die Klimaziele verhandelt. Hinter den Kulissen feilschten die Umweltminister aber weiter um die Formulierung der zentralen Absicht, den CO2-Ausstoß auf maximal zwei Grad bis zum Jahrhundertende zu beschränken. Ein vertraulicher Draft (Projektentwurf) lässt mehrere Varianten offen: unter zwei Grad, unter 1,5 Grad, klar unter zwei Grad, unter zwei oder 1,5 Grad oder so weit wie möglich unter zwei Grad. Wie wichtig die Frage ist, verdeutlichte am Montag ein Bericht des Instituts Climate Central. Zu Bildern von teilweise überfluteten Städten wie Schanghai, New York, London oder Hongkong rechnete die US-Organisation vor, dass langfristig – in etwa 200 Jahren – mit solchen verheerenden Folgen zu rechnen sei, selbst wenn die Temperaturerhöhung nur zwei Grad betrage. Schon heute hat die Konzentration von Treibhausgasen einen neuen Höchststand erreicht, wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gleichentags angekündigt hat. Bald wären auch die sozialen Folgen einschneidend: Laut der Weltbank würde die Klimaerwärmung bis 2030 mehr als hundert Millionen Menschen zusätzlich in die extreme Armut treiben – sei es durch die Erhöhung des Meeresspiegels oder andere Phänomene. Vergangene Woche hatte das Uno-Programm für Umweltschutz (Unep) seinerseits Alarm geschlagen. Es begrüßt zwar die zahlreichen nationalen Programme, welche die CO2-Emissionen bis 2030 um immerhin sechs Gigatonnen senken dürften. Um das offizielle Ziel von zwei Grad Klimaerwärmung bis 2100 zu erreichen, müssten aber bereits bis 2025 weitere fünf Gigatonnen eingespart werden, rechnet das Unep vor. Die Uno-Experten schätzen daher, dass die heutigen Anstrengungen eher auf eine Erwärmung von drei Grad hinauslaufen würden. Diese Schwelle gilt als gefährlich für das gesamte Ökosystem des Planeten. Laut den Meteorologen der WMO ist der sogenannte Strahlungsantrieb durch Gase wie CO2, Methan (CH4) und Distickstoffmonoxid (N2O) – eine Maßeinheit für den Treibhauseffekt – zwischen 1990 und 2014 um 36 Prozent gestiegen. Die Gase stammen unter anderem aus Industrie, Landwirtschaft und Autoverkehr. Bis 2013 hatte die UN-Sonderorganisation eine Steigerung um 34 Prozent verzeichnet. Der weitaus größte Teil sei durch CO2-Ausstoß verursacht. Als Hauptursache gilt der Verbrauch fossiler Brennstoffe wie Kohle, Gas und Öl. Jedes Jahr warnen wir, dass uns die Zeit davonläuft. Wir müssen jetzt endlich handeln, um die Emissionen von Treibhausgasen einzudämmen, wenn wir noch eine Chance haben wollen, die Temperaturerhöhung der Erde in erträglichen Grenzen zu halten, appellierte WMO-Generalsekretär Michel Jarraud unter Verweis auf Messwerte der US-Wetterbehörde NOAA. Danach hat die weltweite Konzentration von CO2 im Frühjahr 2015 den Durchschnittswert von 400 ppm (parts per million, Teilchen pro Million) überschritten. Dieser Wert gilt unter Forschern als bedeutender Meilenstein auf dem Weg zu einer gefährlichen Klimaveränderung. (Stefan Brändle aus Paris; 11.11.2015)
3Wirtschaft
Erneut gab es bei der Parlamentsabstimmung viele Nein-Stimmen bei Syriza, ein Parteitag im September soll den Einfluss der Dissidenten schmälern. Er ist müde, er wirkt frustriert, und es liegt nicht nur an der späten Stunde im Parlament. Kurz vor ein Uhr morgens tritt Alexis Tsipras ans Rednerpult. Der Mann, der den Griechen das Ende der Sparvorschriften aus Europa angekündigt hat, muss nun wieder das neue, absehbar harte Kreditabkommen verteidigen, an das wir nicht glauben. Griechenlands linker Regierungschef paukt in der Nacht auf Donnerstag eine zweite Reihe von Reformgesetzen durchs Parlament in Athen. Wir haben einen schwierigen Kompromiss gewählt, um die extremsten Pläne der extremsten Kreise in Europa zu verhindern, sagt Tsipras. Er meint den Grexit. 977 Seiten lang sind die beiden Gesetzentwürfe, denen Griechenlands Parlamentarier auf Verlangen der Kreditgeber von EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds dieses Mal zustimmen müssen. Niemand im Plenum hatte die Zeit, sie zu lesen oder gar ihre Einzelheiten im Detail zu verstehen. Es geht um eine EU-Richtlinie zur Mithaftung von Kontobesitzern bei der Insolvenz ihrer Bank und eine Neufassung der Gerichtsordnung. Das Ultimatum der Kreditgeber ist längst verstrichen, als die Abgeordneten um vier Uhr früh nach langer Debatte mit der namentlichen Abstimmung beginnen. So viel Freiheit nehmen sie sich dann doch. Wie schon in der Woche zuvor sagen drei Viertel der Parlamentarier Ja zu den Reformgesetzen, doch Alexis Tsipras bleibt weiter ein Regierungschef ohne eigene Mehrheit. 36 Abgeordnete der linken Regierungspartei Syriza stimmen mit Nein oder enthalten sich; 39 waren es vergangenen Donnerstag bei den sehr viel strittigeren Steuererhöhungen und Einschnitten im Pensionssystem. Der frühere Finanzminister Yanis Varoufakis stimmte dieses Mal zumindest mit Ja – aus Solidarität mit seinem Nachfolger Euklid Tsakalotos, so sagte er. Parlamentspräsidentin Zoe Konstantopoulou blieb dafür bei ihrem Nein und stritt sich während der Debatte auch noch mit einem der Fraktionssprecher von Syriza. Ähnlich wie Varoufakis ist Konstantopoulou in Teilen der Bevölkerung mittlerweile populär, hat aber nur eine kleine Basis im Parteienbündnis von Syriza. Die Annahme der Eilgesetze war Voraussetzung für den Beginn der Verhandlungen über den dritten Hilfskredit an Griechenland. Die Gespräche sollen nun am Wochenende beginnen und nicht wie geplant am Freitag. Beide Seiten konnten sich nicht auf einen Verhandlungsort in Athen einigen. Offen ist, wie Tsipras weiterregieren will. Faktisch führt er eine Minderheitsregierung mit Billigung der proeuropäischen Opposition. Diese ist gegen Neuwahlen. Doch die Spaltung von Syriza ist für den Premier auf Dauer nicht hinnehmbar. Tsipras habe ein oder zwei Monate Zeit, um die Situation in den Griff zu bekommen, so glaubt Kostas Eleftheriou, ein Politologe an der Universität von Athen und ein Kenner der linken Parteiszene im Land. Ein Parteikongress könnte im September einberufen werden und ein neues Zentralkomitee wählen; das jetzige hat sich gegen Tsipras und ein neues Kreditabkommen gestellt. Ein Hinauswurf der Dissidenten aus Syriza sei kaum vorstellbar, erklärt Eleftheriou. Ein entsprechendes Statut in dem 2004 gegründeten Bund linker Kleinparteien gibt es nicht: Syriza war immer schon eine Partei mit hohem Demokratieanspruch. Sie funktioniert mit Mehrheits- und Minderheitsströmungen.
3Wirtschaft
Das Ensemblemitglied des Wiener Volkstheaters starb im Alter von 56 Jahren. Wien – Der Wiener Schauspieler Alexander Lhotzky, seit 2010 Ensemblemitglied am Volkstheater Wien, ist am Montag im Alter von 56 Jahren gestorben. Er habe an einer schweren und seltenen Erkrankung gelitten, hieß es am Dienstag in einer Aussendung des Hauses. Volkstheater-Intendantin Anna Badora zeigte sich überaus betroffen über seinen Tod: Bis Ende der Spielzeit 2014/15 war er in vielen Produktionen des Volkstheater zu sehen. Ich bedauere sehr, dass er während meiner Intendanz keine Gelegenheit mehr hatte, auf der Bühne sein Können zu zeigen. Alexander Lhotzky wurde 1959 als Sohn der Regisseurin und späteren Volkstheater-Direktorin Emmy Werner und des Schauspielers und Regisseurs Georg Lhotzky in Wien geboren. Nach seiner Matura am Lycee francais studierte er zunächst Theaterwissenschaft und war anschließend als Regieassistent am Theater der Courage und Produktionsassistent bzw. Aufnahmeleiter bei TV-Produktionen tätig. Er erhielt Schauspielunterricht bei Eva Zilcher und Dorothea Neff und legte 1983 seine Bühnenreifeprüfung ab. Von 1983 bis 2004 arbeitete er vor allem am Theater Gruppe 80, außerdem u.a. am Theater der Jugend, dem Theater in der Drachengasse, der Theater m.b.h., dem Soyfer-Theater, dem Fo-Theater, bei den Festspielen Reichenau und am Stadttheater Klagenfurt. Daneben war er auch für Funk und Fernsehen tätig. Zuletzt war er 2014/15 am Volkstheater u.a. in Aristophanes Vögel und Feydeaus Floh im Ohr zu sehen.
8Kultur
Mehr als 80 Gläubige bei Gedrängel in Casablanca verletzt. Rabat – Eine Maus hat in einer berühmten marokkanischen Moschee das Abendgebet während des islamischen Fastenmonats Ramadan durcheinandergewirbelt. In der Moschee Hassan II. in Casablanca erschreckte das Nagetier in der Nacht zum Mittwoch die Gläubigen so sehr, dass es zu einem schweren Gedrängel mit dutzenden Verletzten kam. 81 Menschen seien verletzt worden, vor allem Frauen, teilte die Stadtverwaltung von Casablanca am Mittwoch laut einer Meldung der Nachrichtenagentur MAP mit. Demnach erlitten viele Gläubige leichtere Verletzungen, während fünf Menschen Knochenbrüche davontrugen – darunter eine Schwangere, die einen doppelten Beinbruch erlitt. Manche der Gläubigen seien in Ohnmacht gefallen. 73 der Verletzten konnten den Angaben zufolge das Krankenhaus inzwischen wieder verlassen. Die Moschee Hassan II. in Casablanca ist zu den Abendgebeten während des Ramadan stets sehr gut besucht. Die am Meer gelegene Moschee hat einen 210 Meter hohen Turm – das höchste Minarett der Welt.
1Panorama
Vorläufig gibt es keine Sanktionen, sondern eine Frist bis Juli. Brüssel – Portugal und Spanien erhalten vorläufig keine Sanktionen wegen ihrer prekären Wirtschaftslage. Die EU-Kommission forderte in ihren länderspezifischen Empfehlungen die beiden iberischen Staaten auf, ihre übermäßigen Defizite 2016 und 2017 nachhaltig zu korrigieren. Dabei müssten auch Mitnahmeeffekte für die Reduktion der Budgets und der Schulden genützt werden. Spanien und Portugal erhalten bis Juli Zeit für die Nachbesserung. Dann werde die Kommission die Lage neu bewerten, hieß es am Mittwoch in Brüssel. Für drei Mitgliedsländer hatte die Kommission eine gute Nachrichten parat. So sollen Irland, Slowenien und Zypern aus dem Defizitverfahren entlassen werden. Damit befinden sich nur mehr sechs EU-Staaten im Verfahren wegen eines übermäßigen Haushaltsdefizits. Es sind dies Kroatien, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Portugal und Spanien. Die anderen 19 Staaten weisen kein Defizitverfahren auf. Die Brüsseler Behörde verwies am Mittwoch darauf, dass sich die Lage deutlich entspannt habe. 2011 hatten noch 24 EU-Staaten ein Defizitverfahren am Hals gehabt, unter anderem Österreich. Die Entlastung für Irland, Slowenien und Zypern bedeutet, dass diese drei Staaten ihr Budgetdefizit auf unter drei Prozent des BIP 2015 drücken konnten und die Korrektur auch eine nachhaltige sein dürfe. Deswegen werde dem EU-Finanzministerrat vorgeschlagen, sie aus dem Defizitverfahren herauszunehmen. Nicht um das laufende Defizit sondern um den kumulierten Schuldenberg geht es bei Italien. Das Land erhält bis November Zeit, um seine Budget- und Schuldenlage zu korrigieren. EU-Wirtschafts- und Steuerkommissar Pierre Moscovici erklärte, auch bei Belgien und Finnland gehe wie bei Italien die Staatsverschuldung über die im Stabilitäts- und Wachstumspakt vorgesehenen Grenze hinaus. Allerdings würden trotz dieser Entwicklung alle drei Staaten nicht die Bedingungen erfüllen, um ein Verfahren wegen eines übermäßigen Defizits einzuleiten. Italien habe bekräftigt, dass der Haushalt 2017 den Regeln entsprechen und ein Defizit von 1,8 Prozent eingehalten werde. Jetzt werde Brüssel sehr aufmerksam den italienischen Budgetentwurf überprüfen und dann eine neue Analyse im Hinblick mit der Konformität des Landes mit den Verschuldungsregeln durchführen, sagte Moscovici. Außerdem habe Italien darauf beharrt, die Flexibilität größtmöglich zu nutzen. Generell erklärte Moscovici, dass sich die Eurogruppe bei der Entwicklung der Budgetdefizite in den vergangenen Jahren deutlich erholt habe. Allerdings haben wir weniger Wind in den Segeln. Wir müssen den Motor ankurbeln, wenn wir vorankommen wollen, ansonsten können wir nur rudern und da werden wir uns schwertun, so der Kommissar. Deshalb gelte es, intelligent zu handeln, Haushaltsregeln zu beachten und auch Wachstum mit Disziplin zu gewährleisten. Ein langsameres globales Wachstum und wachsende Unsicherheiten müssten raschere Anstrengungen zur Stärkung der europäischen Wirtschaft nach sich ziehen. Der Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, erklärte, generell habe sich die Lage zwar verbessert – von einem Defizitstand von 6,1 Prozent im Jahr 2010 auf nunmehr 1,9 Prozent im laufenden Jahr, doch seien weitere Anstrengungen bei Strukturreformen, Modernisierung der Arbeit, Stärkung der Beschäftigung notwendig. Die länderspezifischen Empfehlungen der EU-Kommission sollen dazu dienen, die Wirtschaft der Europäischen Union zu stärken und Fehlentwicklungen hintanzuhalten.
3Wirtschaft
Griechischer Regierungschef spricht von Uneinigkeit zwischen EU und Währungsfonds. Athen/Brüssel – Die Regierung in Athen hat den internationalen Gläubigern die Schuld an den Verzögerungen bei den griechischen Reformen gegeben. Der Prozess sei wegen Unstimmigkeiten zwischen der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Verzug geraten, sagte Ministerpräsident Alexis Tsipras der Zeitung Avghi vom Sonntag. Dies nütze niemandem. Die griechische Regierung habe ihren Entwurf für die von den Geldgebern geforderte Rentenreform Anfang Jänner eingereicht, bis heute aber keine offizielle Antwort erhalten, klagte Tsipras. Nach einen erste Diskussion über die griechischen Reformen soll eine Delegation der Gläubiger-Institutionen nach Angaben der griechischen Regierung in den kommenden Tagen erneut nach Athen kommen. Am Donnerstag hatte IWF die griechischen Reformbemühungen scharf kritisiert. Die Regierung müsse einen glaubwürdigen Plan vorlegen, wie sie ihr sehr ehrgeiziges mittelfristiges Überschussziel erreichen will, schrieb IWF-Europachef Poul Thomsen in einem Blog-Beitrag. Athen riskiere durch zu optimistische Annahmen die Angst vor einem Grexit zu befeuern und das Investitionsklima zu verderben. Athen hatte sich mit den internationalen Gläubigern nach schwierigen Verhandlungen im Sommer auf ein drittes Hilfsprogramm mit einem Volumen von bis zu 86 Milliarden Euro verständigt. Tsipras steht wegen der verlangten Einsparungen in seinem Land massiv unter Druck. Die von ihm erhofften Verhandlungen über Schuldenerleichterungen gibt es nur, wenn die Gläubiger-Institutionen Athen die Umsetzung der verlangten Reformmaßnahmen bescheinigen.
3Wirtschaft
Der Streamingdienst kündigt an, Verstöße gegen Geoblocking zu verhindern. Ziel sind globale Rechte an Inhalten. Neue Staffeln der Netflix-Erfolgsserie House of Cards gibt es im deutschsprachigen Raum zuerst immer nur auf Sky, während US-Nutzer des Streamingdiensts weder Better Call Saul noch Fargo abrufen können: Auch Netflix, das mit dem letztwöchigen Start in 130 weiteren Ländern einen globalen Anspruch stellt, muss sich den nationalen Lizenzgeschäften beugen. Wer sich ein bisschen mit Technik auskennt und zu tricksen bereit ist, konnte bislang jedoch Länderschranken umgehen: Denn mit Unblocker-Tools kann der Zugriff aus einem anderen Land vorgetäuscht werden, wodurch österreichische Netflix-Nutzer sich beispielsweise virtuell in die USA versetzen lassen konnten. Gleichzeitig wurde dieses Angebot etwa in China genutzt, wo Netflix offiziell gar nicht erhältlich ist. Damit soll nun Schluss sein: Netflix hat in einem Blogbeitrag angekündigt, künftig scharf gegen Umgeher von Länderschranken vorzugehen. Gegenüber Variety gibt ein Firmensprecher an, eine Vielzahl von Mitteln für das Aufspüren von Proxy-Nutzern zum Einsatz zu bringen. Unser Ziel ist es, Inhalte weltweit anzubieten, so Netflix. Das etablierte System territorialer Lizenzen sei aber nicht so einfach zum Einsturz zu bringen. Deshalb werde man in der Zwischenzeit Länderschranken respektieren und einhalten. Eine Form des Umgehens von Netflix-Ländersperren wird in dem Blogposting allerdings nicht explizit erwähnt: das Verwenden eines VPN. Gegenüber Arstechnica bestätigt ein Netflix-Sprecher allerdings, dass auch gegen die Nutzung solcher Dienste vorgegangen werden soll. Perfekt könne die Blockade von VPN-Diensten aber natürlich nie sein, gesteht das Unternehmen ein. Immerhin müsse man dabei die Adressen dieser Dienste einzeln blockieren, worauf die VPN-Services einfach mit einem Wechsel auf eine andere IP reagieren könnten – ein ewiges Katz-und-Maus-Spiel also. Politisch dürfte der Deal Netflix bei seinen Verhandlungen mit Rechteinhabern nutzen, die sich oftmals über die Umgehung von Ländergrenzen beschwert haben. Diese wurde auch als Form der Piraterie bezeichnet. Allerdings stellt sich die Frage, ob Kunden das Vorgehen von Netflix wirklich respektieren oder – beim Verlust von beliebten Serien und Filmen – ihr Abo kündigen und auf Piraterie zurückgreifen.
0Web
Moskau will Weltall "erschwinglicher" machen. Moskau – Russland geht nach der Auflösung seiner langjährigen Raumfahrtbehörde Roskosmos mit neuen Strukturen in das Jubiläumsjahr 2016. Präsident Wladimir Putin hatte das Ende von Roskosmos zum 1. Jänner 2016 angeordnet, an die Stelle der Behörde tritt ein neues Staatsunternehmen. Es gibt dann keinen Beamtenapparat mehr, sondern eine Stelle, die selbst Raumschiffe bauen und Projekte umsetzen wird, sagte Vizeregierungschef Dmitri Rogosin in Moskau. Der neue Konzern unter Leitung von Igor Komarow soll alle Betriebe der Branche unter einem Dach vereinigen. Am 12. April 2016 will Russland den 55. Jahrestag des historischen Flugs von Kosmos-Pionier Juri Gagarin mit der Eröffnung eines neuen Weltraumbahnhofs feiern. Wichtigste Aufgabe von Russlands ziviler Raumfahrt sei, das Weltall erschwinglicher zu machen, hatte Rogosin vor kurzem gesagt. Die Konkurrenz tritt uns auf die Fersen. Wir wollen Starts günstiger gestalten, kündigte der für Raumfahrt zuständige Politiker an. Russland will etwa auch mit Satellitenprojekten mehr Geld verdienen. Roskosmos hatte zuletzt mitgeteilt, dass die Raumfahrtnation 2015 ihre Führungsposition bei Starts behauptet habe. Weltweit seien im vergangenen Jahr 86 Trägerraketen ins Weltall geschossen worden, hieß es. Russland belege mit 29 Starts den ersten Platz vor den USA (19).
7Wissenschaft
Der FPÖ-Funktionär hetzt weiterhin gegen Asylwerber. Als Freiheitlicher hat man es im schwarz dominierten Niederösterreich nicht einfach: Hier hat die FPÖ am längsten gebraucht, um in den Landtag zu kommen, hier hat sie 2013 sogar gegen den Trend Stimmen und Mandate verloren. Diese Schwäche versuchen FP-Landesparteichefs mit besonderer Kraftmeierei zu überspielen. In schlechter Erinnerung ist noch, als Harald Ofner 1983 dem damaligen Landeshauptmann drohte, ihn wie einen Hendldieb zu verfolgen (Ofner war damals Justizminister); in noch schlechterer der Landesparteitag 2000, auf dem Landesparteichef Ernest Windholz alte Kameraden mit dem SS-Wahlspruch Unsere Ehre ist Treue auszeichnete. In jenen Jahren wurde der aktuelle Landeschef Christian Höbart, der an der HTL Mödling zum Wirtschaftsingenieur ausgebildet wurde und dann im Management von Softwarefirmen arbeitete, politisiert. Er stellt sich, obwohl nur geschäftsführender Landesparteichef (formell führt die Partei Walter Rosenkranz), würdig in die Reihe seiner Vorgänger. Zur FPÖ ist er zur Zeit der schwarz-blauen Koalitionsregierung gestoßen, als Begründung nennt er aktiven Einsatz für meine Heimat und mein Vaterland. Die FPÖ schwächelte in jenen Tagen nicht nur im Land unter der Enns – aber im Windschatten von Heinz-Christian Strache gab es die Chance auf raschen Aufstieg. Höbart nutzte sie im Heimatbezirk Mödling und in der Gemeinde Guntramsdorf, kam 2008 in den Nationalrat, wo er zur Freude des unter Johann Gudenus auf Rechtskurs getrimmten Rings Freiheitlicher Jugend (RFJ) Jugendsprecher wurde. Als Vater zweier Kinder wetterte er gegen Drogengebrauch (den er SP-Funktionären unterstellte) und sogenannte Gangsta Rapper aus dem Ausländermilieu sowie gegen die demokratiefeindliche Gesinnung mancher moslemischer Religionslehrer. 2012 regte er die chemische Sterilisation von Pädophilen an. Kurz danach empfahl er eine Schnupperhaft als Schocktherapie für jugendliche Straftäter. Im Vorjahr schrieb er Asylwerbern in Traiskirchen ins Stammbuch (genauer: auf Facebook): Skandalöserweise wissen es diese ganzen Erd- und Höhlenmenschen nicht zu schätzen, dass sie hier bestes Essen, neue Kleidung und sonstigen Firlefanz bekommen! Das war selbst Strache zu viel. Konsequenz: wie üblich keine. Zur aktuellen Bezeichnung von Flucht als lustige Seefahrt gibt es sogar eine Solidaritätsseite auf Facebook.
5Inland
Kvasina ersetzt absente Kayode und Friesenbichler – Wolfsberger kommen mit Selbstvertrauen nach Wien. Wien/Wolfsberg – Die Austria startet im Rennen um den anvisierten Europacup-Startplatz mit beruhigendem Vorsprung ins letzte Saisonviertel der Fußball-Bundesliga. Neun Zähler liegen die Wiener als Dritter vor den Verfolgern. Fünf Punkte fehlen andererseits auf Tabellenführer Salzburg. Platz eins haben die Violetten deshalb vor dem Heimspiel gegen den WAC am Samstag (16.00 Uhr) noch nicht aus dem Auge verloren. Der Austria gingen vor dem Auftaktspiel der 28. Runde aber die Stürmer aus. Larry Kayode sitzt gegen die Kärntner eine Gelb-Sperre ab, Kevin Friesenbichler meldete sich Freitag krank. Der 19-jährige Marko Kvasina soll es im Angriff nun richten. Der WAC reiste hoffnungsvoll in die Bundeshauptstadt. Mit einem 1:1 gegen Salzburg blieben die siebentplatzierten Lavanttaler zuletzt zum sechsten Mal in Folge ungeschlagen. Austria-Trainer Thorsten Fink rang dieser Lauf Respekt ab. Es kommt eine Mannschaft, die nach dem Trainerwechsel einen anderen Charakter hat. Sie haben den Glauben an sich wieder gefunden. Wir sind auf der Hut, meinte der Deutsche. Angst habe die Austria jedoch keine. Es kommt ja nicht der FC Barcelona. Sportdirektor Franz Wohlfahrt gab die Marschroute auch im Hinblick auf die vorderen Ränge vor: Für uns zählt das Absichern des Europacup-Platzes, das wird aber noch dauern. Erst dann können wir weiterreden. Die Aussage über den Aufschwung des WAC unter Heimo Pfeifenberger wollte Fink keinesfalls als Spitze gegen dessen Vorgänger Didi Kühbauer verstanden sehen. Dass das Schlusslicht der Winterpause unter dem Salzburger aber zu Punkten gefunden hat, belegt die Statistik. In elf Runden unter Pfeifenberger sammelte Wolfsberg fünf Siege und vier Remis bei nur zwei Niederlagen. Die Austria schlug man Anfang Dezember zu Hause mit 2:0. Vom Tabellenende ins Frühjahr gestartet, beträgt der Abstand auf Schlusslicht Grödig nun sechs Zähler. Neun davon fehlen dem WAC noch auf die in der Abstiegsfrage schier magische 40-Punkte-Marke. Wir müssen also noch Punkte sammeln. Gegen die Austria wollen wir unsere tolle Serie fortsetzen. Wir haben nun das Gefühl, dass wir jeden schlagen können, sagte Pfeifenberger. Zuletzt beendeten die Wolfsberger mit einem 2:0 bei der Admira auch ihre 24 Ligaspiele andauernde Sieglosigkeit in fremden Stadien. Vor allem die Abwehr mit dem nach seiner gegen Salzburg erlittenen Sprunggelenksblessur wieder fitten Torhüter Alexander Kofler beweist sich als Prunkstück. Nur 29 Gegentore musste der WAC bisher einstecken, in vier der jüngsten sechs Spiele kassierten die Wölfe keinen Treffer. Bei der Austria muss Pfeifenberger mit Nemanja Rnic und Stephan Palla jedoch zwei verletzte Verteidiger vorgeben. Die Austria muss ihrerseits im Angriff umstellen. Der in dieser Saison bei bisher 21 Spielminuten haltende Kvasina wird Kayode und Friesenbichler vertreten. Wir haben junge Spieler, damit sie in solchen Spielen da sind, meinte Fink. Der U21-Internationale sei ein hervorragender Stürmer und bringe alles mit, um in der Bundesliga zu bestehen. (APA, 18.3.2016) FK Austria Wien – RZ Pellets WAC (Samstag, 16.00 Uhr, Wien, Generali-Arena, SR Schörgenhofer). Bisherige Saisonergebnisse: 2:0 (a), 1:0 (h), 0:2 (a). Austria: Almer – Larsen, Sikov, Rotpuller, Martschinko – Holzhauser, Grünwald – Venuto, Gorgon, Meilinger – Kvasina Ersatz: Hadzikic – Koch, Windbichler, T. Salamon, Serbest, De Paula, Kehat Es fehlen: Kayode (gesperrt), Friesenbichler (krank), Ronivaldo (Schambeinentzündung) WAC: Kofler – Berger, Sollbauer, Drescher, Zündel – Hüttenbrenner, Tschernegg – Jacobo, Silvio, Schmerböck – Ouedraogo Ersatz: Dobnik – Baldauf, Weber, Bingöl, Rabitsch, Wernitznig, Hellquist Es fehlen: Standfest (gesperrt), Rnic (Syndesmoseband-Einriss), Palla (Rückenblessur), Seidl (nach Erkrankung), Trdina (nach Kreuzbandriss)
4Sport
Die 1:2-Niederlage gegen die Schweiz hat am prinzipiell erfreulichen Zustand der österreichischen Fußballnationalmannschaft nicht viel geändert. Teamchef Marcel Koller wusste auch davor, dass bis zur EM an Kleinigkeiten groß gearbeitet werden muss. Wien – Da Marcel Koller Niederlagen entschieden ablehnt, war Österreichs Teamchef auch am Tag nach dem 1:2 gegen die Schweiz verärgert. Ein Hauch des Ärgers galt dem deutschen Schiedsrichtertrio, es hatte einem regulären Tor von Rubin Okotie die Anerkennung verweigert. Das soll keine Ausrede sein, aber ohne den Fehler hätte es anders ausgehen können. Im achten Spiel des Jahres hat es also doch noch eine Niederlage gesetzt. Der Schweizer Koller sagte: Wenn schon verlieren, dann gegen die Schweiz. In der humorlosen Statistik scheint für immer und ewig das 1:2 auf, als verantwortlicher Trainer sieht man das differenzierter: Die Leistung war gut, wir haben die Schweiz dominiert. Aber natürlich gab es Fehler, Kleinigkeiten haben nicht gepasst, wir waren nicht konkret genug, in manchen Szenen fehlte die letzte Konzentration. Andererseits könne diese Niederlage auch positive Auswirkungen haben. Man kommt zurück auf den Boden, weiß, dass nichts automatisch geht. Sorgen müsse man sich nicht machen Wir werden den Weg wieder finden, das Gebilde ist gefestigt. Gegen die Schweiz mussten vier Stammkräfte vorgegeben werden (Almer, Junuzovic, Harnik, Janko), Julian Baumgartlinger und Martin Hinteregger waren wochenlang verletzt, ihnen fehlten ein paar Prozent. Koller: Vier Stützen mögen andere Nationen ersetzen können, nicht Österreich und auch nicht die Schweiz. Koller hat die Lostöpfe für die EM studiert, seine Erkenntnis war kurz: Deftig. Es wird kein Durchmarschieren geben. Er plädiert übrigens dafür, die Zeremonie am 12. Dezember in einer abgespeckten Variante stattfinden zu lassen. Nach den Terroranschlägen von Paris würde es genügen, das im Fernsehen zu zeigen. Aus Sicherheitsüberlegungen. Warum sollten alle vor Ort sein? Der Fahrplan bis zur EM steht in groben Zügen. Zwischen 21. und 29. März finden zwei Testspiele statt, Ende Mai, also kurz vor der Eröffnung am 10. Juni, zwei weitere. Die vier Gegner sollen aus Europa kommen. Zweimal auswärts und zweimal daheim anzutreten wäre logisch. Verhandlungen laufen, Konkretes gibt es erst nach der Auslosung. Neue Spieler sind eher nicht angedacht, die Integration würde zu lange dauern. Wir wissen, welche Qualitäten die Leute haben, wir beobachten sie ja. Ob Michael Gregoritsch ein Kandidat ist? Ich will mich nicht festlegen. Generell sei es wünschenswert, dass alle bei ihren Vereinen zum Einsatz kommen und durch gute Leistungen Selbstvertrauen tanken. Innenverteidiger Aleksandar Dragovic sagte nach dem Schweiz-Spiel: Das Jahr ist trotzdem supergeil gewesen. Koller schloss sich dieser Einschätzung an. Der größte Fortschritt war, wie souverän wir auswärts aufgetreten sind. Der Teamchef hat ein simples, locker realisierbares Nahziel: Urlaub. Die Vorfreude ist groß.
4Sport
Veranschlagt sind rund 15 Milliarden Euro bis zum Jahr 2020, vorwiegend für Landwirtschafts- und Energieprojekte. Washington – Wenige Tage vor dem Beginn des UN-Klimagipfels in Paris hat die Weltbank einen Aktionsplan für den Kampf gegen die Erderwärmung in Afrika angekündigt. Für die Finanzierung des Programms veranschlagt die Weltbank 16,1 Milliarden Dollar (15,1 Milliarden Euro) bis zum Jahr 2020, wie sie am Dienstag mitteilte. Die Weltbank will über ihre Internationale Entwicklungsorganisation (IDA) 5,7 Milliarden Dollar aufbringen, den Rest der Summe sollen Entwicklungsorganisationen, Staaten und private Partner beisteuern. Der Plan sieht unter anderem die Förderung umweltfreundlicher Landwirtschaftsprojekte, Maßnahmen zum Schutz der Wälder und die Entwicklung von Solarenergie und Geothermie vor. Das Programm soll beim Weltklimagipfel COP21 vorgestellt werden, der vom 30. November bis 11. Dezember in der französischen Hauptstadt stattfindet. Die Weltbank-Experten sehen für Afrika durch den Klimawandel die Gefahr einer deutlichen Erhöhung der Lebensmittelpreise mit verheerenden Auswirkungen für die dort in extremer Armut lebenden Menschen. Vertreter aus 195 Staaten wollen in Paris ein neues weltweites Klimaabkommen zur Verringerung von Treibhausgasen aushandeln. Das Abkommen soll erstmals auch die Schwellen- und Entwicklungsländer zur Reduzierung ihres Kohlendioxidausstoßes verpflichten. Vom Jahr 2020 soll es an die Stelle des Kyoto-Protokolls über Klimaänderungen aus dem Jahr 1997 treten. Erklärtes Ziel der Weltgemeinschaft ist es, die globale Erwärmung auf zwei Grad über dem Temperaturdurchschnitt vorindustrieller Zeit zu begrenzen. Andernfalls droht ein Schmelzen der Gletscher, ein Anstieg der Meeresspiegel sowie die Zunahme von Stürmen und anderen extremen Wetterphänomenen.
1Panorama
Für kommerzielle Events auf der Festwiese tritt ein SPÖ-naher Verein als Vermieter auf. Eine Kontrolle durch den Gemeinderat gibt es nicht.. Wien – Das Wiener Donauinselfest gilt als eines der größten Open-Air-Festivals Europas. Veranstaltet wird es von der Wiener SPÖ, von 24. bis 26. Juni steigt die 33. Ausgabe. Am Donnerstag wurde das fertige Line-up präsentiert, Höhepunkte sind Konzerte von Bob Geldof & The Boomtown Rats, Dinosaur Jr., Sean Paul, Madsen sowie die heimischen Acts Seiler und Speer, Zoe und Camo & Krooked. Der Eintritt ist bekanntlich frei, was rund drei Millionen Inselbesucher an drei Tagen zu schätzen wissen. Abseits davon arbeitet die Stadt daran, die Festwiese zwischen U6 und Floridsdorfer Brücke auch für kommerzielle Veranstalter attraktiv zu machen. Von 3. bis 5. Juni findet zum zweiten Mal Rock in Vienna statt, als Headliner geigen Rammstein (Freitag), Iggy Pop (Samstag) und Iron Maiden (Sonntag). Davor fanden in diesem Jahr die Pferdeshow Palast der Pferde oder der Zirkus des Grauens statt. Im September soll nach STANDARD-Infos erstmals das Lunar Festival über die Bühne gehen – ein chinesisches Fest der Laternen, wo das Empire State Building oder der Eiffelturm als große Skulpturen nachgebaut werden sollen. Als Vermieter des Areals tritt aber nicht die Stadt Wien auf, sondern der SPÖ-nahe private Verein Freunde der Donauinsel, der 2013 gegründet wurde. Mitglieder sind Landtagspräsident Harald Kopietz (SPÖ), der Erfinder des Donauinselfestes, oder Gerald Loew, Chef der MA 45 (Wiener Gewässer). Vorsitzender des Vereins ist Sascha Kostelecky, von 2005 bis 2012 Projektleiter des Donauinselfestes. Die Donauinsel ist in diesem Jahr praktisch ausgebucht. Auch für 2017 sieht es gut aus, sagt Kostelecky. Er spricht von einem schönen Geschäftserfolg. Gewinne, die durch die Veranstaltungen lukriert werden, sollen laut Vereinszweck in die Pflege und den Erhalt der Donauinsel gesteckt werden. Das ist noch nicht geschehen. Wir sind mit den Zahlen aber im Businessplan, sagt Kostelecky. Soll heißen: Ein dem Verein gewährtes zinsloses Darlehen der Stadt in Höhe von 200.000 Euro werde bis 2017 zurückgezahlt. Subventionen gebe es keine. Mit Teilen des Darlehens wurde auch ein Büro für den Verein in einem Haus der MA 45 bezahlt. Das Haus wurde auch revitalisiert, sagte Kostelecky. Ab 2017 sollen Mehreinnahmen in die Donauinsel gesteckt werden, sagte Kostelecky dem STANDARD. Dass der Verein der Kontrolle des Gemeinderates entzogen ist, sorgte bei den Oppositionsparteien für Empörung. Laut dem Büro der für den Verein zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) wird das Geschäftsgebaren von einem unabhängigen und einem internen Wirtschaftsprüfer geprüft. Seit einer Statutenänderung könne der Verein zudem seit kurzem auch vom Stadtrechnungshof geprüft werden. Für Kritik sorgte auch, dass Kostelecky mit seiner privaten Marketing- und Eventagentur das Sponsoring für Rock in Vienna 2015 übernahm. Für die Ausgabe 2016 ist Kostelecky nicht mehr tätig. Diese Aufgabe habe er freiwillig zurückgelegt.
1Panorama
Merkel betont in großem TV-Interview: Aufnahmestopp für Flüchtlinge ist unmöglich. Der Graben zwischen der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und der CSU wird immer tiefer. Angesichts der vielen Flüchtlinge, die nach wie vor aus Österreich nach Bayern kommen, fordern Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer nun, die Grenze zu Österreich zu schließen. Laut der Bild-Zeitung will Seehofer Flüchtlinge nach Österreich zurückschieben. Das bayrische Kabinett werde Maßnahmen der Notwehr ergreifen, dazu gehören auch Zurückweisungen an der Grenze zu Österreich und unmittelbare Weiterleitung neu eintreffender Asylbewerber innerhalb Deutschlands. Sollte unser Nachbarland Österreich weiterhin das europäische Recht missachten, muss auch Deutschland prüfen, ob es Flüchtlinge nicht unmittelbar an der österreichischen Grenze zurückweist. Denn in Österreich waren die Flüchtlinge bereits sicher, erklärte Herrmann. Er verweist auf das Grundgesetz, in dem festgelegt sei, dass jemand, der aus einem sicheren Land nach Deutschland komme, keinen Anspruch auf politisches Asyl habe. Zurzeit werde dies durch die sogenannte Dublin-Regelung in der EU überlagert. Diese besagt, dass Flüchtlinge in dem Land ins Asylverfahren müssen, in dem sie die EU betreten. Da Dublin aber de facto nicht mehr gelte, müsse man eben deutsches Verfassungsrecht anwenden. Die bayerische Regierung will am Freitag in einer Krisensitzung über Maßnahmen beraten. Im Alleingang wird der Freistaat die Grenzen nicht schließen können. Denn, wie Herrmann einräumt: Das ist Bundesrecht. Im Gespräch ist die Weiterleitung von Sonderzügen mit Flüchtlingen in andere deutsche Bundesländer. Österreich wird nach Worten von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) intensiver, umfassender zu kontrollieren beginnen, wenn Bayern den Flüchtlingsstrom aus Österreich verlangsamt. Dies sagte die Innenministerin am Donnerstagabend vor Beratungen der EU-Außen- und Innenminister in Luxemburg zur Flüchtlingskrise. Merkel hingegen hat in einem vielbeachteten Interview klargemacht, dass die Grenzen nicht geschlossen werden und dass es keinen Aufnahmestopp geben werde. Eine Stunde lang stellte sie sich in lockerer und optimistischer Verfassung den Fragen von ARD-Talkerin Anne Will (Zitate unten). Erneut lautete ihr Credo: Wir schaffen das. Deutschland ist ein Land, das die Flüchtlinge freundlich empfängt. Darauf bin ich stolz. Allerdings räumte Merkel auch ein, dass Signale der Ordnung nötig seien. Sie aber habe einen Plan. Sie dämpfte jedoch Hoffnungen, die Krise könnte bald enden: Es liegt nicht in meiner Macht, wie viele Menschen nach Deutschland kommen. In Berlin wird Merkels Handeln immer öfter mit Gerhard Schröders Vorgehen im Jahr 2004/2005 verglichen. Damals setzte Schröder als Kanzler die Agenda 2010 um, und diese bescherte den Deutschen tiefe Einschnitte ins Sozialsystem (Stichwort Hartz IV). Schröder agierte dabei gegen große Teile der Bevölkerung und der SPD, die Gründung der Linken durch Oskar Lafontaine war die Folge. Doch Deutschland hatte damals eine Rekordarbeitslosigkeit und galt als kranker Mann Europas. Schröder waren die Reformen wichtiger als seine Kanzlerschaft. Denn die Wahl 2005, die er zur Vertrauensfrage über die Agenda machte, kostete ihn dann das Amt.
1Panorama
Auch Schottland Regionalregierung lässt US-Präsidentschaftsanwärter fallen – In Atlanta tauchten Hakenkreuz-Flaggen mit Bild von Milliardär auf. Washington/Edinburgh – Eine schottische Universität hat dem republikanischen US-Präsidentschaftsanwärter Donald Trump wegen seines Rufs nach einem Einreiseverbot für Muslime die Ehrendoktorwürde entzogen. Trumps Äußerungen seien mit dem Ethos und den Werten der Robert Gordon University in keiner Weise vereinbar, erklärte ein Sprecher der Hochschule der Stadt Aberdeen am Mittwoch. Die Universität im Nordosten Schottlands habe daher beschlossen, Trump den im Oktober 2010 verliehenen Ehrentitel in Betriebswirtschaftlehre abzuerkennen. Auch die schottische Regionalregierung stellte ihre Zusammenarbeit mit Trump ein. Trump sei nach seinen Äußerungen nicht länger geeignet, als Mitglied des Netzwerks GlobalScot für den Wirtschaftsstandort Schottland zu werben, erklärte ein Sprecher. Trump, dessen Mutter aus Schottland kam und der im nördlichen Landesteil des Vereinigten Königreichs mehrere Golfplätze und Hotels besitzt, hatte am Montag ein generelles Einreiseverbot für Muslime in den USA gefordert. Für Empörung sorgte er auch mit Äußerungen über angebliche No-Go-Areas in Paris und London. In Atlanta im US-Staat Georgia tauchten indes zwei Hakenkreuzplakate mit dem Antlitz des US-Präsidentschaftsbewerbers auf. Ein Polizist habe eine Nazi-Flagge an einem Brückenpfeiler entdeckt, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Ein Polizeifoto zeigt Trump auf dem Hakenkreuz mit Hitlerbärtchen. Als Fliege trägt Trump einen 100-Dollar-Schein. Die Philadelphia Daily News hatte Trump nach seiner Forderung eines kompletten USA-Einreiseverbots für Muslime bereits mit ausgestrecktem rechten Arm auf der Titelseite abgedruckt.
2International
US-Forscher untersuchten das berühmte Gebiss von Smilodon fatalis: Eckzähne wuchsen fast doppelt so schnell wie ein menschlicher Fingernagel. Washington – Bis die mächtigen Eckzähne einiger Säbelzahnkatzen vollständig ausgebildet waren, hat es ungefähr drei Jahre gedauert. Sie brachen im Vergleich zu den Zähnen heutiger Großkatzen zwar erst später durch, wuchsen dann aber umso schneller. Sie legten jeden Monat etwa sechs Millimeter an Länge zu, wie US-Forscher im Fachjournal PLOS ONE berichten. Das sei etwa doppelt so schnell wie bei heutigen Löwen. Zum Vergleich: Auch ein menschlicher Fingernagel wächst nur etwa 3,4 Millimeter im Monat. Die Wissenschafter um Aleksander Wysocki von der Clemson University (US-Staat South Carolina) untersuchten die Entwicklung des Gebisses bei der bekanntesten aller Säbelzahnkatzen-Arten, dem Säbelzahntiger Smilodon fatalis. Dazu nutzten sie eine Kombination von Isotopen-Analyse und einem speziellen Computertomographie-Verfahren. Smilodon fatalis lebte bis vor etwa 10.000 Jahren in Nord- und Südamerika. Die Tiere waren etwa so groß wie heutige Löwen oder Tiger, aber etwas kräftiger im Körperbau. Ihre vorstehenden Fangzähne erreichten eine Länge von bis zu 18 Zentimetern. Die Forscher untersuchten fossile Überreste von Individuen, die aus den Teergruben von Rancho La Brea stammten – einer außergewöhnlich reichhaltigen Fundstätte mitten im kalifornischen Los Angeles. Die Analyse ergab, dass die bleibenden Zähne der Säbelzahnkatzen im Alter von 14 bis 22 Monaten vollständig ausgebildet waren – mit Ausnahme der oberen Eckzähne. Deren Wachstum war erst nach 34 bis 41 Monaten abgeschlossen. Für Raubtiere wie Großkatzen ist ein entscheidendes Kriterium für ihre Jagdfähigkeit, wie lange es dauert, bis ihre waffenähnlichen Zähne ausgebildet sind, erläutert Zhijie Jack Tseng, einer der Autoren. Das ist äußerst wichtig, um Säbelzahn-Räuber wie Smilodon zu verstehen. Die Untersuchung zeigt weiters, dass etwa zeitgleich mit der Fertigstellung des Milchgebisses zwei wichtige Knochen im Schädel der Tiere miteinander verwachsen waren. Dies sei eine wichtige Voraussetzung dafür gewesen, Fleischstücke oder größere Beute fressen zu können, da die Kiefermuskulatur an diesen Knochen ansetzte, erläutern die Autoren. (APA/red, 4. 7. 2015)
7Wissenschaft
Netzaktivisten wollten gegen Twitter-Konten vorgehen. Mit #OPIsis und #OPPariswollten Netzaktivisten von Anonymous ihren Beitrag im Kampf gegen die islamistische Terrormiliz IS leisten. Mit einer Liste im Netz sollen zigtausende einschlägige Konten von Mitgliedern und Sympathisanten der Terrormiliz gelöscht worden sein. Doch die Aktion scheint nach hinten loszugehen und ruft auch Kritiker innerhalb von Anonymous auf den Plan. Sicherheitsexperten haben bereits zuvor gewarnt, dass das Zwischenfunken der Netzaktivisten die Ermittlungen der Geheimdienste gegen Terroristen behindern könnte. Andererseits erwischen die Aktionen der Hacker auch Unbeteiligte. So dürften zahlreiche Twitter-Konten, die von Anonymous ins Visier genommen wurden, gar nichts mit dem IS zu tun haben, wie Recherchen von Ars Technica ergeben haben. Offenbar wurden unter anderem auch arabische Accounts gelistet, die keinen terroristischen Hintergrund haben. Sowie Journalisten und Akademiker, die über den IS schreiben. Gegenüber The Daily Dot sagte ein Twitter-Mitarbeiter bereits vor einigen Tagen, dass die Angaben von Anonymous nicht korrekt seien. So hatten die Netzaktivisten behauptet, dass Twitter die von ihren erstellten Listen mit IS-Accounts genutzt habe um Konten zu sperren. Davon könne aber nicht die Rede sein. Twitter setze auf den üblichen Prozess, bei dem Nutzer Profile melden können. Diese würden dann einzeln überprüft. Für Verwirrung hat ein Account namens OpParisIntel gesorgt, der Informationen über mutmaßlich geplante Anschläge verbreitet hatte. In einer Liste wurde angebliche Anschlagszielen veröffentlicht, über die einigen Medien berichtet hatten. Gegenüber der International Business Times sagte ein FBI-Sprecher allerdings, dass es keinerlei Hinweise auf Anschläge gegen Ziele in der Liste gebe. Der Twitter-Account GroupAnon, dem 290.000 Nutzer folgen, spricht inzwischen von Ruhmhuren im Umfeld von #OPIsis. Es gehe nicht um Retweets und Follower, sondern um die Wahrheit. Der ebenfalls populäre Account YourAnonNews distanzierte sich von OpParisIntel, man habe keine Ahnung woher die Informationen stammen. Ein Problem liegt in der Natur des Netzkollektivs Anonymous selbst. Es handelt sich dabei um keine homogene, hierarchische Gruppe mit Anführer und fixen Mitgliedern. Jeder kann unter dem Deckmantel von Anonymous agieren. So gibt es eine deutschsprachige Facebook-Gruppe, die rechte Propaganda verbreitet und sich Begrifflichkeiten wie links-grün versifften Gutmensch-Mob und Lügenpresse bedient, gegen Flüchtlinge hetzt und Journalisten als Schmutzliteraten beschimpft. Typische Themen der Netzaktivisten wie der Einsatz gegen Terrorismus oder den Kampf für Datenschutz findet man hier nicht. Von einigen Tausend Likes gibt es inzwischen über 1,4 Millionen Nutzer, denen sie gefällt. Grundsätzlich gab es aber auch positive Stimmen zu der Aktion. Zwar sei sie nicht sehr nachhaltig, aber ein ganz ordentlicher Erfolg, sagte etwa der Islamwissenschafter Rüdiger Lohlker auf der Tagung des Austrian Center for Intelligence, Propaganda and Security Studies (ACIPSS) am vergangenen Freitag in Wien. Auf die Frage, welche Möglichkeiten es gebe, jihadistische Propaganda im Internet wirksam zu bekämpfen, so Lohlker: Es ist praktisch ein andauernder Wettlauf. Benötigt werde unter anderem die Präsentation eines alternativen Islams, der dem etwas entgegensetze, was die Jihadistenmiliz an Ideen aufbaue. Also ein toleranter Islam als Gegenbild zum Religionsverständnis des IS, der auf Totalitarismus, Unterdrückung von Frauen und die absolute Notwendigkeit von Gewalt setzt. Wenn sich Aktionen wie die von Anonymous auf die Twitter-Konten des IS konzentrieren, gehen sie inzwischen ohnehin etwas am Kern vorbei. Der IS hat schnell erkannt, wie man auf sozialen Medien Jugendliche erreichen kann. Potenzielle Sympathisanten werden über Facebook, Foren und Blogs rekrutiert, wo sie in Kontakt mit Terroristen treten können. Viele IS-Anhänger aus Österreich sind auf der Frage-Antwort-Plattform ask.fm aktiv. Dort tauscht man sich über das Kalifat des IS aus und redet zeitgleich über Dinge, die Teenager beschäftigen – etwa über die erste Liebe oder das Hausschuhverbot in der Schule. Dabei melden sich auffällig oft junge Frauen aus Wien zu Wort. In den letzten Monaten hat sich die Messenger-App Telegram zum Hauptkommunikationskanal gemausert. Über die kürzlich eingeführten Telegram-Kanäle können ähnlich wie bei Twitter große Mengen von Abonnenten erreicht werden. Nach den Anschlägen in Paris wurden zwar einige diese Kommunikationskanäle von der Firma hinter Telegram abgedreht, aber fast zeitgleich wurden in Windeseile neue angelegt. Es ist zwar schwieriger geworden, sie zu finden, aber sie sind noch immer da.
0Web
Unterhaltsam, aber kunstfern: Simon Stone überschreibt Ibsens "Peer Gynt" am Schauspielhaus Hamburg. Eines weiß man nach diesem erstaunlichen Theaterabend im Hamburger Schauspielhaus auf jeden Fall: auch Peer Gynt hat Richard David Precht gelesen. Und auf dessen Frage: wer bin ich, und wenn ja, wie viele?, die recht originelle Antwort parat: Ich bin drei Frauen. Mutter, Tochter, Enkelin. Das berühmt-berüchtigte Gyntsche Ich, der ausgedehnteste Egotrip des Welttheaters, ist hier eine Familie, deren Verhältnisse gerade so weit ins Lächerliche und Schlamperte gerutscht sind, dass sie haargenau ins Aufmerksamkeitsprofil von Frauenzeitschriften passen. Wie dort soll man hier von der ersten Seite, also von der ersten Szene an glauben, dass Männer dazu da sind, den Frauen scheinbar unlösbare Rätsel aufzugeben, damit diesen nur ja nicht der Gesprächsgegenstand ausgeht. Der australische Theatermacher Simon Stone, aktuell einer der hipsten Trendsetter des – nicht nur – deutschsprachigen Theaters, behauptet, er überschreibe die in die Jahre gekommenen Dramen, um sie für die Gegenwart verständlicher zu machen. Im Fall von Henrik Ibsens Peer Gynt sieht das Resultat dieser Bemühung aus, als hätte er einer durchschnittlichen Allerweltsmittelklassefamilie das Stück zu lesen gegeben und sie anschließend gebeten, Themen und Motive daraus im Bühnenbild ihrer eigenen Lebens- und Erfahrungswelt nachzuspielen. Ältere Dame von Welt Als erstes ist diesen netten, etwas langweiligen und ergo vollkommen uninteressanten Leuten aufgefallen, dass es in ihrer Familie, anders als bei Ibsen, eine Frau war, die Heim, Mann und Kind verließ und außen herum ging, ehe sie schließlich nach siebenundvierzig Jahren doch wieder zurückkam. Und so steht nun die wunderbare Schauspielerin Angela Winkler als ältere Dame von Welt vor den Leuchtstoffröhrenumrissen eines putzigen Giebelhäuschens und will einfach nicht begreifen, wie der Schauspieler Ernst Stötzner, der offenbar dort wohnt, in ihr Leben geraten sein konnte. Dabei ist der gutmütige Graubart ihr doch überaus behilflich, die dunklen Flecken ihrer Lebensgeschichte aufzuhellen. Er hat nämlich nicht nur Peer Gynt gelesen, er weiß auch Ibsens Enthüllungsdramaturgie anzuwenden. Erst mal in Gang gesetzt, läuft diese Maschine wie am Schnürchen. Und kein Mensch weiß, wie man sie wieder ausschalten kann. Und so zerrt die Rekonstruktionsmechanik nun nach und nach die gesamte Familienbande ins trübe Bühnenlicht: die im Säuglingsalter verlassene Tochter (Maria Schrader), jetzt mit Raubkunst aus Syrien bestens im lukrativen kriminellen Geschäft; einen meschuggenen Schwiegersohn, dem man die obligate Rolle des Versagers aufs Auge gedrückt hat; eine Enkelin, die in Gestalt von Gala Othero Winter mit zäher Blässe jeden Ernst des Lebens konsequent sabotiert, am Ende aber, nachdem sie den Liebhaber ihrer Mutter geheiratet und ein Kind zur Welt gebracht hat, mit ihrem Rollkoffer allein loszieht, um außen herum zu gehen. Simon Stone überschreibt oder übermalt Ibsens dramatisches Gedicht nicht, er macht es klein und handlich, damit es in seinen pragmatischen, aber eigentlich fantasie- und kunstfernen Postheroismus passt. Weil Peer Gynt für ihn eine inkommensurable Figur ist, verteilt er dessen maßloses Ich auf drei Durchschnittsleben. Die wohltemperierte Allerweltsfrau als Nachfolgerin des diskreditierten männlichen Helden – so haben sich Feministinnen die Demontage des Machos wohl nicht vorgestellt. Das Erstaunlichste an diesem durchaus unterhaltsamen Theaterabend ist allerdings, dass ein junger Mann von Anfang dreißig allen Ernstes Frauen, die Heim, Mann und Kind verlassen, weil sie was Besseres finden wollen, die krumme Geschäfte machen, sich reihenweise Liebhaber zulegen und anderen Frauen die Ehemänner ausspannen, für den sittlichen Ausnahmefall hält.
8Kultur
Mann konnte unverletzt flüchten – Cannabisplantage in Haus des Schützen entdeckt. Eidenberg – In Eidenberg (Bezirk Urfahr-Umgebung) ist am Samstagabend ein Streit zwischen zwei einheimischen Männern eskaliert. Im Zuge der Auseinandersetzung holte ein 59-Jähriger aus seinem Schlafzimmer ein Flobertgewehr und schoss zweimal auf seinen Kontrahenten. Der 44-Jährige konnte flüchten und blieb unverletzt, teilte die Polizei mit. Der 44-Jährige alarmierte die Polizei, die mit dem Einsatzkommando Cobra anrückte. Der bewaffnete Mann ließ sich widerstandslos in seinem Haus festnehmen, er hatte gerade versucht, seine Hanfaufzucht zu vernichten. Die Cannabispflanzen und das Gewehr wurden von den Beamten sichergestellt, der Mann in die Justizanstalt Linz eingeliefert. Warum die beiden Männer in Streit geraten sind, war unklar. Sie dürften alkoholisiert gewesen sein.
1Panorama
Spricht sich eindeutig gegen Begehrlichkeiten von FBI und US-Justiz aus. Apple-Mitgründer Steve Wozniak hat sich in einer Fragerunde auf Reddit eindeutig gegen den Wunsch des FBI nach einem Apple-Entsperrprogramm ausgesprochen. Ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, als das kommunistische Russland unter Stalin jeden ausspionierte, jeden durchleuchtete und dich alles ins Gefängnis bringen konnte, schrieb Wozniak. Dem hätten die USA mit ihrem Recht auf Freiheit entgegengestanden. Deshalb entscheide er sich für persönliche Freiheit. Wozniak verriet außerdem, bereits zwei Mal einen Virus programmiert zu haben. Daraufhin habe er den gesamten Source Code weggeschmissen. Wenn Apple nun gezwungen wäre, schlechteren Code zu verwenden, würden auch schlechte Menschen die Hintertüren finden. Ähnlich wie Wozniak argumentieren zahlreiche IT-Firmen, aber auch das Pentagon. US-Verteidigungsminister Ashton Carter nannte Verschlüsselung essenziell. Nächsten Dienstag geht der Streit zwischen Apple und dem FBI in die nächste Runde.
0Web
Arbeiten mit dem gewissen Knick in der Wiener Galerie Thoman. Der Zufall ist der beste Partner der Kreativität, heißt es. Auch Peter Sandbichler setzt auf den unvorhergesehen hereinschneienden Gesellen. Der Zufall heißt bei ihm aber oft Intuition. Etwa dann, wenn Sandbichler (geb. 1964 in Kufstein) kurz vor knapp noch etwas an einer Arbeit ändert. Er sei völlig abgekommen von der Fremdproduktion, denn man verliert diesen letzten Moment, erzählt er. Manche Dinge könne man einfach nicht sprachlich fassen, nicht erklären, die müsse man machen. So wie die Gussformen für seine Skulls – für die imposanten Schädel von Gepard, Gämse, Reh, Hyäne, Kuh und eine Wesenheit, die wir Kik nennen wollen, die derzeit in der Galerie Thoman in Wien – trotz ihrer surrealen Dimensionen – einen morbiden Grusel verbreiten. Die in glasfaserverstärktem Kunststoff gegossenen Tierschädel entstehen – und das ist vorstellungstechnisch beachtlich – als Negativform: Das heißt, Sandbichler setzt alltägliche Dinge aus seinem Atelier – Eimer, Deckel, Rohre, Kartonagen – so zusammen, dass im Inneren der Skull als Hohlraum entsteht. Quasi die verschärfte Variante von Pilot und Kleinem Prinz: Das ist die Kiste. Das Schaf, das du willst, steckt da drin. Und so bleibt es, bis der animalische Schädel aus seinem Versteck befreit wird, spannend. Überraschende Spuren der Trägermaterialien, Farbreste finden sich auf den tatsächlich knochenfarbenen Kunst-Krania. Statt der glatten Perfektion des Seriellen, wie sie auf seine schwarzen Module aus glänzendem Acryl zutrifft, ist Sandbichler nun Handwerklichkeit extrem wichtig. Sei es die Gipsziehtechnik, in der er Wandobjekte – Scheiben wie riesenhafter Deckenstuck – fertigt. Oder die in Japan erlernte Falttechnik Origami, die auch einer reizvollen Serie mit Tageszeitungsseiten den Namen gibt. Und dann ist da noch Sandbichlers entwaffnend-charmante Art der Kartonfaltung: Der Künstler setzt die richtigen Knicke, indem er sich auf große Schachteln setzt. Aus den derart gestauchten Kartons entstehen, ausgegossen mit einem Acyrlharz-Steinmehl-Gemisch, bestechend simple und bequeme Sitzobjekte. Entscheidend beim Knicken und Falten: Licht und Schatten werden durch Vor- und Rücksprünge zum gestaltenden, das ursprünglich Plane und die Monochromie belebenden Element. Das Highlight der aktuellen Ausstellung – jene die Akustik und Behaglichkeit im Raum beeinflussende Kassettendecke aus Karton – vereint all seine formalen Kniffe: das Knicken und Falten, die Schattenspiele, das Architektonische sowie das Modulhafte, das bei ihm inspiriert ist von Theorien Buckminster Fullers und dessen Prinzip der Tensegrity (aus tension, Spannung, und integrity, Eingliederung). Nicht zu vergessen ist die große Rolle, die das Recycling spielt. Denn Sandbichler verwertet Transportverpackungen von Fahrrädern wieder. Es reizt den Künstler, Dinge, die am Ende ihres Arbeitszyklus sind, noch einmal herauszugreifen. In der Galerie steht die Intervention allerdings am Anfang, ist eine Skulptur, die empfängt. Sie soll bleiben.
8Kultur
Schrems kritisiert "Zick-Zack"-Argumentation des sozialen Netzwerks und warnt vor Konsequenzen für Unternehmen. Für Max Schrems und seinen Kampf gegen die Datensammelwut des sozialen Netzwerkes Facebook war es eine kleine Niederlage: Das Landesgericht für Zivilsachen in Wien hatte Anfang Juli eine Sammelklage abgelehnt, die Schrems gegen Facebook initiiert hatte. Die zuständige Richterin Margot Slunsky-Jost argumentierte etwa, dass der Jurist Facebook mittlerweile auch beruflich nutze und somit nicht nur als Verbraucher gelte. Schrems hat das Urteil nun analysiert und warnt davor, dass sich Facebook mit dieser Argumentation in Europa unklagbar mache. Denn: Wenn jeder Privatnutzer, der eine Seite betreibt, nicht mehr als Verbraucher gilt, verliert dieser seinen Gerichtsstand in der EU. Er müsste also die Europa-Zentrale von Facebook in Irland nach kalifornischem Recht verklagen. Die Kalifornischen Urteile sind jedoch in Irland nicht durchsetzbar, sagt Schrems: Das Ziel ist klar ein rechtliches Nirwana, das Facebook in Europa unklagbar macht. Folgt man der Logik von Facebook, ergeben sich durch dessen Argumentation gleichzeitig enorme Konsequenzen für Unternehmen: Denn die Facebook-Seite von Unternehmen wird ja immer auch von Nutzern mit privatem Account betreut. Wenn das soziale Netzwerk nun argumentiert – wie bei Schrems – dass diese beiden Konten untrennbar verbunden seien, würde die Facebook-Seite des Unternehmens nicht dem jeweiligen Konzern, sondern dessen Mitarbeitern gehören. Die Seite von Coca Cola gehörte dann eventuell irgendeinem Praktikanten, der das erste Mal die Seite eröffnet hat, so Schrems. Die von ihm eingeleitete Datenschutz-Sammelklage, der sich zigtausende Nutzer angeschlossen hatten, wird nun jedenfalls in der nächsten Instanz weiterverhandelt. Gleichzeitig steht in wenigen Tagen eine Entscheidung in einem zweiten Rechtsstreit zwischen Schrems und Facebook an: Der Jurist hatte das soziale Netzwerk bis vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) geklagt, es geht um die Datenweitergabe an US-Geheimdienste.
0Web
Deutschland spricht von "sorgenvoller Entwicklung". Kiew – Bei erneuten heftigen Kämpfen in der Ostukraine sind nach Angaben beider Konfliktparteien zwei Menschen getötet worden. Wie ein Sprecher des ukrainischen Militärs am Freitag sagte, wurden binnen 24 Stunden bei Kämpfen mit prorussischen Aufständischen in dem Konfliktgebiet ein Soldat getötet und sechs weitere verletzt. Ein Kommandant der Rebellen sagte zudem, bei einem nächtlichen Angriff auf Gorliwka durch die Armee sei ein Zivilist ums Leben gekommen. Die Stadt unweit von Donezk wird von den Rebellen gehalten. Am Donnerstag hatte Kiew erklärt, dass die prorussischen Kämpfer in der Ostukraine den heftigsten Beschuss seit Abschluss der Waffenruhe im Februar gestartet hätten. Der Vorsitzende des Sicherheits- und Verteidigungsrats, Alexander Turtschinow, warf den Rebellen außerdem vor, einen Sturmangriff vorzubereiten. US-Außenminister John Kerry äußerte sich in einem Telefonat mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow sehr besorgt. Auch ein Sprecher des deutschen Auswärtigen Amts sprach am Freitag in Berlin von einer sorgenvollen Entwicklung in den vergangenen Tagen. Der ohnehin schwierige politische Prozess werde mit jedem Angriff noch komplizierter. Der Ministeriumssprecher rief beide Konfliktparteien dazu auf, zu der in Minsk vereinbarten Waffenruhe zurückzukehren.
2International
Isotopenanalyse könnte zu Hinterfragung einer klassischen Hypothese führen. Frankfurt – Ein langfristiger Klimatrend zu kühleren und trockeneren Verhältnissen in Afrika und damit einhergehend die Ablösung ehemaliger Waldregionen durch Savannenlandschaften: Das gilt als klassischer Auslöser dafür, warum die Ahnen des Menschen einst von den Bäumen auf den Boden gewechselt sind und in ihrem neuen Lebensraum eine einzigartige Entwicklung gestartet haben. So eindimensional muss das Ganze aber nicht abgelaufen sein, berichtet das Frankfurter Senckenberg-Forschungsinstitut. Wie Forscher des Instituts im Journal of Human Evolution berichten, habe es in der Wiege der Menschheit, dem Großen Afrikanischen Grabenbruch, immer noch große bewaldete Teile gegeben. Die damaligen Primaten hätten sich also nicht an eine neue Vegetationsform, sondern eher an verschiedene Umweltbedingungen angepasst. Im Great Rift Valley, das sich vom Mosambik im Süden etwa 6.000 Kilometer nach Norden und sogar über Afrika hinaus erstreckt, entwickelte sich die Gattung Australopithecus ebenso wie verschiedene Arten der Gattung Homo. Die Frankfurter Forscherin Tina Lüdecke hat gemeinsam mit einem internationalen Team erstmals die Umwelt der frühen Homininen im Malawi Rift – dem südlichen Abschnitt des Rift Valleys – rekonstruiert. Die Ergebnisse von Isotopenanalysen an Sedimenten sowie dem fossilen Zahnschmelz von Pflanzenfressern zeigen, dass sich die Vegetation im Untersuchungsgebiet deutlich von der Pflanzenwelt des restlichen Rift Valleys unterschied. Der nördliche Teil des Rifts hat sich seit etwa 2,5 Millionen Jahren von einer bewaldeten Fläche zu einer offenen Savannenlandschaft entwickelt – passend zu oben genannter Hypothese. In unserem Untersuchungsgebiet – dem südlichen Teil – können wir jedoch nachweisen, dass es dort schon immer eine Waldbedeckung gab, erläutert die Frankfurter Geowissenschaftlerin und fügt hinzu: Unsere Vorfahren konnten sich demnach an verschiedene Umwelt-, Klima- und Nahrungsbedingungen anpassen. Ihre evolutionäre Entwicklung war davon nicht so stark beeinflusst wie bisher vermutet. Die Vorfahren des Menschen waren viel anpassungsfähiger als gedacht, folgert Lüdecke.
7Wissenschaft
Das Abschaffen der kalten Progression würde 2019 zu einem Einnahmenausfall von 1,23 Milliarden Euro führen. Wien – Der Budgetpfad von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) steht, wie berichtet, ohnehin bereits auf tönernen Füßen. Da die Gegenfinanzierung der gerade beschlossenen Steuerreform mehr als fraglich ist, könnte Österreich im nächsten Jahr ein EU-Verfahren wegen einer erheblichen Abweichung von den eigenen Zielen winken, deponierte zuletzt der Vorsitzende des Staatsschuldenausschusses, Bernhard Felderer. Auch das Wifo äußerte bereits Zweifel, ob das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts im Jahr 2019 erreichbar ist. Mit dem Kurswechsel der ÖVP beim Thema kalte Progression wird es wohl noch deutlich schwieriger werden, den Budgetpfad einzuhalten. Der Einnahmenausfall, den Schelling am Montag mit mindestens 400 Millionen Euro pro Jahr bezifferte, dürfte nämlich mittelfristig wesentlich größer ausfallen. Anpassung ab 2017 Der Hintergrund der Debatte: Derzeit werden die Steuerstufen nicht an die Inflation angepasst. Folglich rutschen jedes Jahr Menschen in die nächsthöhere Steuerstufe, obwohl sie nicht automatisch mehr Kaufkraft haben. Diesen Effekt bezeichnet man als kalte Progression. Schelling möchte ab 2017 eine Anpassung der Steuerstufen an die Inflation, wodurch es zu Steuerausfällen kommen würde. Die Innsbrucker Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW) hat für den STANDARD simuliert, wie groß die Effekte wären. Als Basis wurde die aktuelle Inflationsprognose des Wifo genommen (1,6 Prozent für die Jahre 2016 und 2017, dann leicht steigend auf 1,8 Prozent im Jahr 2019). 375 Millionen im ersten Jahr Im ersten Jahr läge der Einnahmenausfall mit 375 Millionen Euro sogar leichter unter der Schätzung des Finanzministers. Da der Inflationseffekt aber immer auf das Vorjahr draufgerechnet werden muss, käme es bereits 2018 zu einem Steuerausfall von 780 Millionen, 2019 wären es dann bereits 1,23 Milliarden. Diese Summen müsste die Regierung also einsparen (oder durch andere Steuern kompensieren), wenn sie ihre selbst gesetzten Budgetziele noch erreichen will. Foglar fordert Vorschläge ÖGB-Chef Erich Foglar forderte Schelling daher am Dienstag via Ö1-Mittagsjournal bereits auf, Finanzierungsvorschläge vorzulegen. Die Gewerkschaft hatte sich im Vorjahr selbst für eine Kompensation der kalten Progression eingesetzt. Mit der Einschränkung: Es solle erst dann eine Anpassung geben, wenn die kumulierte Inflation der letzten Jahre fünf Prozent übersteigt. Angesichts der aktuell niedrigen Teuerungsraten würden also einige Jahre vergehen, bis es beim ÖGB-Modell zur ersten Anhebung der Steuerstufen käme. Die Steuereinnahmen in den ersten fünf Monaten des Jahres deuten jedenfalls nicht darauf hin, dass es zusätzlichen Spielraum gibt. Zwar gibt es in einigen Bereichen durchaus kräftige Anstiege, diese sind aber bereits eingeplant. Generell gibt es bisher im Vollzug für das laufende Jahr keine unerwarteten Entwicklungen, hieß es aus dem Ressort. Obere Einkommensgruppen profitieren stärker Die Auswertung der GAW zeigt auch, dass die obersten Einkommensgruppen besonders stark vom Aus der kalten Progression profitieren würden, bei den untersten zehn Prozent wäre der Effekt relativ gering. Betont werden muss freilich, dass die Hochrechnungen stark davon abhängen, ob die Inflationsprognosen tatsächlich halten. Außerdem gibt es unter Ökonomen unterschiedliche Berechnungsmethoden. So gibt es auch Modelle, die auf die realen Einkommenszuwächse und nicht auf die Inflation abstellen.
5Inland
Wissenschafter sehen "Affront" und protestieren gegen Felber als Wirtschaftstheoretiker. Wien – Mit einem Protestbrief will eine Gruppe namhafter Ökonomen dafür sorgen, dass der Ex-Attac-Aktivist Christian Felber aus einem Lehrbuch für Gymnasien gestrichen wird. In dem Buch Geospots, das für die siebte und achte Klasse vorgesehen ist, wird Felber mit seinem Entwurf einer Gemeinwohl-Ökonomie neben Ökonomiegrößen wie John Maynard Keynes oder Milton Friedman als Wirtschaftstheoretiker präsentiert. Die Ökonomen rund um den Chef des Makroökonomie-Instituts der Wirtschaftsuni Wien, Jesus Crespo Cuaresma, sammeln derzeit Unterschriften für einen Brief an Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ). Felber verfüge über keine ökonomische Ausbildung und könne keine wissenschaftlichen Publikationen vorweisen, heißt es in einem Mail an Kollegen. Dass er so prominent Platz in einem Lehrbuch findet, sei ein Affront für alle österreichischen Wirtschaftsforscher. Am Freitagvormittag haben den Brief bereits über 100 Ökonomen unterschrieben, darunter finden sich viele Forscher der Wirtschaftsuni und der Institute IHS und Wifo. Auch der ehemalige IHS-Chef Christian Keuschnigg ist dabei. Felber bezeichnet die Reaktion der Wissenschafter als sehr heftig. Dass man nur deshalb gleich das Lehrbuch aus dem Verkehr ziehen wolle, zeige, dass der größtmögliche Schmerzpunkt der Mainstream-Ökonomie getroffen worden sei, sagt er zum STANDARD. Er sei aber selbst leicht überrascht gewesen, auf einer Ebene mit Keynes, Marx oder Friedman genannt zu werden. Die Kritik der Forscher, er sei kein akademisch ausgebildeter Ökonom, sieht er fehl am Platz. Mein Verdienst ist es gerade, dass ich kein verdienter Professor im wirtschaftswissenschaftlichen Mainstream bin. Der Begründer der Ökonomie, Adam Smith, sei selbst kein Ökonom, sondern ein Moralphilosoph gewesen. Im Vorjahr habe er 131 Vorträge in 25 Ländern gehalten, zig Leute hätten ihn schon für einen Nobelpreis vorgeschlagen, auch wenn das keine ernsthafte Option sei. Felber setzt sich mit seinem Entwurf einer Gemeinwohl-Ökonomie dafür ein, wirtschaftlichen Erfolg nicht an Kennzahlen wie dem Bruttoinlandsprodukt oder der Rendite zu messen, sondern am Beitrag für das Wohlergehen aller. Schon 350 Unternehmen führen eine sogenannte Gemeinwohlbilanz, sagt Felber. Das Bildungsministerium lässt in einer Stellungnahme ausrichten, Felber sei wegen seiner Bekanntheit unter Schülern als Vertreter alternativer Wirtschaftstheorien ausgewählt worden. Er komme aber nur in der Grafik vor, nicht im Fließtext. In der nächsten Auflage des Lehrbuchs werde Felber mit dem indischen Ökonomen Amartya Sen, einem Nobelpreisträger, ersetzt. Den Anstoß für die Debatte brachte ein Artikel auf NZZ.at, der am Wochenende erschien.
3Wirtschaft
Kontrollen vor UN-Klimakonferenz wieder eingeführt. Straßburg – Seit der Wiedereinführung der Kontrollen an den französischen Grenzen ist fast tausend Menschen die Einreise nach Frankreich verwehrt worden. Die Abgewiesenen seien als mögliches Risiko für die öffentliche Ordnung und die Sicherheit eingestuft worden, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am Samstag in Straßburg. Nach den Anschlägen von Paris am 13. November hatte die Regierung die Sicherheitsmaßnahmen auch mit Blick auf die am Montag beginnende UN-Klimakonferenz verschärft. Die Grenzkontrollen dienten zum einen dem Schutz der Klimakonferenz COP21, zum anderen der Gefahrenabwehr im Zuge der seit den Anschlägen vom 13. November erhöhten Terrorgefahr in Frankreich, sagte Cazeneuve bei einem Besuch eines französisch-deutschen Grenzübergangs. Insgesamt seien fast 15.000 Polizisten, Gendarmen und Zollbeamte an den Grenzen mobilisiert, insbesondere im Norden Frankreichs. Zur offiziellen Eröffnung des Klimagipfels in Le Bourget nördlich von Paris werden am Montag fast 150 Staats- und Regierungschefs anreisen, unter ihnen Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), US-Präsident Barack Obama, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der chinesische Präsident Xi Jinping. An diesem Tag sollen zwischenzeitlich Autobahnen und die Pariser Stadtautobahn gesperrt werden, um die Konvois mit den Staats- und Regierungschefs ungehindert passieren zu lassen. Zwei geplante große Demonstrationen am Rande des Klimagipfels wurden gestrichen.
2International
Pole holt in den Pyrenäen seinen insgesamt dritten Etappensieg. An der Spitze hat thront weiterhin Froome. Cauterets – Rafal Majka hat am Mittwoch die elfte Etappe der Tour de France gewonnen. Der 25-jährige Pole aus dem Team Tinkoff-Saxo von Tourmitfavorit Alberto Contador feierte am Ende des 188 km langen Teilstücks von Pau über den 2.115 m hohen Pyrenäen-Pass Col du Tourmalet nach Cauterets einen Solosieg. Der britische Spitzenreiter Christopher Froome kam als Tages-Neunter mit 5:21 Minuten Rückstand ins Ziel. Damit liegt der Sky-Profi, der am Vortag mit seinem Solosieg beeindruckt hatte, weiter 2:52 Minuten vor dem US-Amerikaner Tejay van Garderen. Einzig der Spanier Alejandro Valverde, der mit bis zu 94 km/h den Tourmalet hinuntergerast war und dann als Achter zwei Sekunden vor Froome ins Ziel sprintete, machte von den Assen ein wenig Zeit auf den Tour-Leader gut. Contador beendete die mit sechs Bergwertungen gespickte Etappe am Hinterrad von Froome als Zehnter, während Titelverteidiger Vincenzo Nibali aus Italien als 23. weitere 50 Sekunden einbüßte und damit auf Rang elf zurückfiel. Majka, der im Vorjahr die Gesamt-Bergwertung der Tour für sich entschieden hatte und nun für den ersten Tinkoff-Erfolg in diesem Jahr sorgte, war nach 80 Kilometern mit sieben anderen Fahrern ausgerissen und dominierte dann ab dem 17,1 km langen und im Schnitt 7,3 Prozent steilen Anstieg auf den Tourmalet klar. Am Ende hatte er bei seinem insgesamt dritten Tour-Etappensieg – allesamt Solo-Triumphe – eine Minute Vorsprung auf den ersten Verfolger, den Iren Daniel Martin. Der deutsche Meister Emanuel Buchmann (+1:23 Min.) wurde Dritter. Ich mag dieses Wetter, es war aber keine leichte Etappe mit dem Tourmalet, betonte Majka, dass sein Sieg hart erkämpft war. Seine Gedanken waren auch bei seinem Teamkollegen Ivan Basso, dem er ebenso wie seiner Familie dankte. Der italienische Radstar war wenige Stunden zuvor in Mailand erfolgreich am Hoden operiert worden. Der 37-Jährige hatte nach einer Krebsdiagnose zu Wochenbeginn die Tour vorzeitig beenden müssen. Auch am Mittwoch gab es wieder mehrere Aufgaben, darunter auch Rui Costa. Der Weltmeister von 2013 im Straßenrennen sowie dreifacher Seriensieger der Tour de Suisse (2012 bis 2014) stieg zu Beginn der Fahrt auf den Tourmalet vom Rad. Der Steirer Georg Preidler war mit 21:44 Minuten Rückstand als 65. einmal mehr bester Österreicher in der Tageswertung. Am Donnerstag folgt die dritte und letzte Pyrenäen-Etappe, die über 195 km von Lannemezan auf das Plateau de Beille (1.780 m) führt. Der Schlussanstieg der höchsten Kategorie mit durchschnittlich 7,9 Prozent ist 15,8 km lang. (APA, 15.7.2015) Ergebnisse der 102. Tour de France vom Mittwoch: 11. Etappe (Pau – Cauterets/188 km): 1. Rafal Majka (POL) Tinkoff 5:02:01 Stunden – 2. Daniel Martin (IRL) Cannondale 1:00 Min. zurück – 3. Emanuel Buchmann (GER) Bora 1:23 – 4. Serge Pauwels (BEL) MTN 2:08 – 5. Thomas Vöckler (FRA) 3:34 – 6. Julien Simon (FRA) Cofidis, gleiche Zeit – 7. Bauke Mollema (NED) Trek 5:11 – 8. Alejandro Valverde (ESP) Movistar 5:19 – 9. Christopher Froome (GBR) Sky 5:21 – 10. Alberto Contador (ESP) Tinkoff – 11. Nairo Quintana (COL) Movistar 5:21. Weiter: 13. Tejay van Garderen (USA) BMC – 14. Geraint Thomas (GBR) Sky – 15. Robert Gesink (NED) Lotto NL – 17. Tony Gallopin (FRA) Lotto, alle gleiche Zeit – 21. Warren Barguil (FRA) Giant 5:53 – 23. Vincenzo Nibali (FRA) Astana 6:11 Aufgegeben u.a.: Rui Costa (POR) Lampre, Rein Taramää (EST) Astana, Dominik Nerz (GER) Bora, Johan Vansummeren (BEL) AG2R, Daniele Bennati (ITA) Tinkoff Gesamtklassement: 1. Froome 41:03:31 Stunden – 2. Van Garderen +2:52 Min. – 3. Quintana 3:09 – 4. Valverde 3:59 – 5. Thomas 4:03 – 6. Contador 4:04 – 7. Gallopin 4:33 – 8. Gesink 4:35 – 9. Barguil 6:12 – 10. Mollema 7:05 – 11. Nibali 7:47
4Sport
Sechste Staffel startete in den USA, inhaltlich mag sich vieles wiederholen: Es bleibt blutig. New York/Wien – So muss Serie sein: 15.000 Menschen jubelten im New Yorker Madison Square Garden, als vergangenen Freitag endlich, endlich die sechste Staffel von The Walking Dead anhob. Ein Spektakel, das der US-Sender AMC in perfekter Hollywood-Manier inszenierte: Zombies reichten apopkalyptisches Popcorn. Sonntagabend war dann im regulären Fernsehen der Staffelstart, und die Fans wurden nicht enttäuscht, wieder ging es an die Eingeweide. Auch in der sechsten Staffel zeigt sich das Ensemble munter und spielfreudig. Keine Rede von Serienüberdruss. Den muss man auch nicht künstlich herbeireden. Inhaltlich mag sich vieles wiederholen, ein Prequel Fear the Walking Dead tritt gewiss an der Stelle, irgendwann ist auch jedes Leben aus dem letzten Untoten ausgezutzelt. Aber in der Wiederholung liegt die Kraft: die kleine eingeschworene Gemeinde sehen manche längst im Stil der Waltons agieren, die sich tapfer gegen die Invasoren zur Wehr setzt: Nacht, Rick! Die Begeisterung gibt den Produzenten Recht: Die letzte Folge der fünften Staffel sahen 17 Millionen Menschen. Die erste Folge der ersten Staffel verfolgten noch 11,2 Millionen – es war der höchste Wert einer Serienpremiere in der Geschichte des US-Kabelfernsehens. Für die sechste Saison werden ähnliche Höchstwerte erwartet, der Buzz in sozialen Medien ist ebenso beispiellos. Die Reaktionen auf die Premiere fielen mäßig begeistert aus: Wenigstens gebe es die Hoffnung, die Serie behalte die Idee des Humanismus bei, wodurch sie funktioniere und verzichte auf allzu wiederholende dramatische Tricks, urteilte etwa der Hollywood Reporter. Auf Fox bei Sky startet die neue Saison Montag.
6Etat
Titelverteidigung geglückt. Triplepack von Luis Suárez beim 3:0 gegen Granada – Doppelpack von Ronaldo für Real und gegen A Coruña half nichts mehr. Granada – Der FC Barcelona ist zum 24. Mal spanischer Fußball-Meister. Die Katalanen setzten sich am Samstag in der letzten Runde in Granada dank dreier Tore von Luis Suarez mit 3:0 (2:0) durch. Real Madrid nützte auch ein 2:0-Sieg bei Deportivo La Coruna nichts mehr. Am Ende lagen die Madrilenen einen Punkt hinter dem Erzrivalen. Titelverteidiger Barcelona bejubelte die sechste Meisterschaft in den vergangenen acht Jahren. Lediglich 2012 und 2014 unterbrachen Real bzw. Atletico Madrid für ein Jahr die Vorherrschaft der Blau-Roten. Die beiden Madrider Clubs dürfen sich in diesem Jahr zumindest noch im Champions-League-Finale am 28. Mai in Berlin messen. In der Liga aber erfing sich Barca nach einer Schwächephase in der ersten April-Hälfte rechtzeitig. Zum Abschluss gab es fünf Siege in Serie – mit einem Torverhältnis von 24:0. Matchwinner in Granada war einmal mehr Stürmerstar Suarez, der alle drei Tore erzielte (22., 38., 86.). Mit 40 Ligatreffern krönte sich der Uruguayer auch zum Pichichi, also zum Schützenkönig. Erstmals seit Diego Forlan 2009 heißt dieser in Spanien damit nicht Lionel Messi oder Ronaldo. Ronaldo kam Suarez mit 35 Toren noch am nächsten. Der Portugiese traf in A Coruna ebenfalls in zweifacher Ausführung (7., 25.), wurde aber zur Pause ausgewechselt. Real beschloss die Saison unter Trainer Zinedine Zidane, der Anfang Jänner vom glücklosen Rafael Benitez übernommen hatte, mit zwölf Ligasiegen in Folge. Einen weiteren Ausrutscher hätte sich Barca nicht leisten dürfen. Im Gegensatz zur Champions League verteidigten die Katalanen ihren Titel in der Liga aber erfolgreich. Selbiges könnte dem Team von Trainer Luis Enrique, das im Vorjahr das Triple geholt hatte, auch noch im Cup gelingen. Nächsten Sonntag (22. Mai) greift Barca im Cupfinale gegen den FC Sevilla nach dem nationalen Double – dem zweiten in Folge. Trainer Luis Enrique würdigte nach getaner Arbeit vor allem die Moral seiner Mannschaft. Ich bin sehr glücklich. Das Team hat gezeigt, dass es Schwierigkeiten überwinden kann, erklärte der 46-Jährige. Sonderlob gab es für Luis Suarez. Es gibt auf der Welt keinen anderen Stürmer wie ihn, meinte Luis Enrique. Er ist ein unersetzbarer Spieler für uns. Dabei gehe es nicht nur um die Tore des 29-Jährigen, sondern auch um dessen Arbeitseinstellung und dessen Charakter. Das ist der Grund, warum wir ihn damals geholt haben. Suarez war im Sommer 2014 für mehr als 80 Millionen Euro aus Liverpool nach Barcelona gewechselt. Die ersten Monate musste er, nach seiner Beißattacke bei der WM in Brasilien gesperrt, untätig verbringen. Andres Iniesta darf erstmals als Kapitän die Meistertrophäe entgegennehmen. Dieser Titel fühlt sich besonders gut an, weil wir das ganze Jahr über so viel harte Arbeit hineingesteckt haben und bis zum Ende gelitten haben, erklärte der Mittelfeld-Routinier. Die Liga ist der Bewerb, der deine Konstanz das ganze Jahr über auf die Probe stellt. Es ist der Bewerb, den wir jedes Jahr gewinnen wollen. Sechsmal ist es in den vergangenen acht Anläufen gelungen.
4Sport
Team um Stephen Curry gewinnt auch die 18. Partie der Saison. Die Golden State Warriors sind in der NBA weiter die Überflieger der Liga. Der Champion baute seinen Startrekord mit einem 120:101 gegen die Sacramento Kings auf 18 Siege in 18 Spielen aus. Für die einst ruhmreichen Los Angeles Lakers geht es dagegen weiter bergab. Das 96:108 in Portland bedeutete bereits die fünfte Niederlage hintereinander. Die Dallas Mavericks beendeten hingegen ihre Mini-Krise. Beim 92:81 gegen die Denver Nuggets ließ Dallas im dritten Abschnitt lediglich fünf Punkte der Gäste zu – so wenig wie noch nie zuvor in der Club-Geschichte in einem einzigen Viertel. (APA, 29.11.2015) NBA-Ergebnisse vom Samstag: San Antonio Spurs – Atlanta Hawks 108:88, Golden State Warriors – Sacramento Kings 120:101, Washington Wizards – Toronto Raptors 82:84, Cleveland Cavaliers – Brooklyn Nets 90:88, Dallas Mavericks – Denver Nuggets 92:81, Utah Jazz – New Orleans Pelicans 101:87, Portland Trail Blazers – Los Angeles Lakers 108:96
4Sport
IOC-Nachtests überführen 31 Athleten aus 12 Ländern. Lausanne – 31 überführte Doper bei Olympia in Peking und noch 250 weitere Nachtests der Spiele aus London: Zweieinhalb Monate vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro greift das Internationale Olympische Komitee (IOC) im Kampf gegen Betrüger durch und will zusätzlich auch die massiven Dopingvorwürfe gegen Russland bei den Winterspielen 2014 in Sotschi vollständig aufklären. Das Ziel ist zu verhindern, dass Dopingbetrüger nach Rio kommen, teilte das IOC mit. Erstes Ergebnis: 31 Athleten aus sechs Sportarten und zwölf Ländern wurden in der ersten Nachtestwelle erwischt. Zunächst wurden weder Namen der Athleten noch der betroffenen Länder genannt. Insgesamt wurden 454 Proben mit neuen Analysemethoden untersucht. Der Fokus lag auf Sportlern, die noch in Rio an den Start gehen könnten. Dadurch, dass wir den Start von so vielen gedopten Athleten verhindern, zeigen wir einmal mehr unseren Willen, die Integrität der olympischen Wettbewerbe zu beschützen, sagte IOC-Präsident Thomas Bach. Die betroffenen nationalen Verbände sollen in den kommenden Tagen benachrichtigt werden. Allen überführten Sportlern droht das Aus für die Spiele in Rio. Untersuchungen zu Sotschi Und womöglich droht noch weiteren Betrügern Ungemach: In Kürze sollen die Ergebnisse weiterer 250 Nachtests von den Olympischen Spielen 2012 in London bekanntgegeben werden. Zusätzlich soll sich ein weiteres Programm explizit mit Medaillengewinnern aus Peking und London beschäftigen. Auch Proben von womöglich nachträglich dekorierten Medaillengewinnern werden erneut untersucht. Alle diese Maßnahmen sind ein bedeutender Schlag gegen die Betrüger, die wir nicht gewinnen lassen werden. Doper haben keinen Platz, sich zu verstecken, sagte Bach. Die zuletzt erhobenen Vorwürfe gegen Russland bei den Winterspielen in Sotschi nannte Bach besorgniserregend. Diese sollen nun ebenfalls untersucht werden. In Zusammenarbeit mit der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada soll das Anti-Doping-Labor in Lausanne die Proben in Sotschi auf die effizienteste und wissenschaftlich sauberste Art analysieren. Klassische Nachtests wie bei den Proben aus Peking und London sind dies allerdings nicht. Denn nach den Anschuldigungen des damaligen Leiters des Anti-Doping-Labors, Gregori Rodtschenkow, könnten solche klassischen Nachtests eventuell gar nichts nützen. Rodtschenkow hatte davon berichtet, dass er unter Mithilfe des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB angeblich mehr als 100 Dopingproben russischer Athleten in Sotschi ausgetauscht hatte. Ob davon auch die für Nachtests geeigneten B-Proben betroffen waren, erklärte er nicht. Rodtschenkow berichtete zudem von einem staatlichen Dopingsystem vor und während der Spiele in Sotschi. Dutzende russische Sportler, darunter mindestens 15 Medaillengewinner, sollen gedopt an den Start gegangen sein. Das IOC forderte die Wada am Dienstag auf, eine Untersuchung der massiven Dopingvorwürfe bei den Spielen in Sotschi einzuleiten. Gleichzeitig hielt das IOC das nationale Olympische Komitee Russlands an, vollumfassend bei den Ermittlungen zu kooperieren. Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Untersuchung werde das IOC unverzüglich handeln, hieß es.
4Sport
Laut Gewerkschaft strebt der steirische Lieferant Schirnhofer ein Sanierungsverfahren an. Wien – Die Mitarbeiter bei Zielpunkt sind fassungslos. Da ist Angst, aber vor allem ganz viel Wut da, sagt Zielpunkt-Betriebsratschefin Snjezana Brajinovic der Austria Presse Agentur. Bis zuletzt habe man ihnen vorgegaukelt, dass Pfeiffer sich auf den Einzelhandel fokussieren wollte. Wir hatten einen riesigen Sortimentsumbau. Die Mitarbeiter haben 14, 15 Stunden am Tag gearbeitet. Auch bei Lieferanten ist seit der angekündigten Zielpunkt-Insolvenz Feuer am Dach. Vor allem die österreichische Lebensmittelindustrie fürchtet eine Verschärfung der Situation. Schon in der Vergangenheit habe die Übernahme bestehender Filialen von Konsum, Meinl oder Adeg durch Handelsriesen zu hoher Marktkonzen tration geführt, sagt Oskar Wawschinek vom Fachverband der Lebensmittelindustrie auf Anfrage des STANDARD. Schirnhofer als Sanierungsfall? Für die Zielpunkt-Lieferanten ist das jetzt ein harter Schlag, so Wawschinek, weil damit potenzielle Kunden und Absatzwege wegbrechen. 200 heimische Lebensmittelhersteller mit 26.000 Mitarbeitern sind betroffen, inklusive der Gewerbebetriebe sind es 6000. Zu einem Problemfall könnte vor allem das steirische Fleischerei-Unternehmen Schirnhofer werden. Wir haben in Erfahrung gebracht, dass ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung angestrebt wird, sagt Hubert Holzapfel von der steirischen ProGe-Gewerkschaft im Kurier. Zusatz: Ob das überhaupt möglich ist, wissen wir noch nicht. Angst vor Marktkonzentration Die Angst der Lebensmittelbranche ist, dass die Marktkonzentration weitergeht. Rewe, Spar und Hofer kommen auf 85 Prozent Marktanteil. In Deutschland – so Wawschinek – liegt der Marktanteil der Top drei bei 55 Prozent. Wie es dazu kam, erklärt Sarah Fürlinger von der Bundeswett bewerbsbehörde mit historischen Gründen: Eine Wettbewerbsbehörde mit einer echten Zusammenschlusskontrolle wurde erst 2002 gegründet. 1995, als Österreich der EU beitrat, war das Wirtschaftsministerium mit solchen Fragen beschäftigt. Spar hat etwa mit seinen rund 1500 Filialen den Marktanteil in Österreich seit Mitte der 1980er-Jahre von 14 auf über 30 Prozent gesteigert. Enormer Wettbewerb Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des Handelsverbands, hält die von der Arbeiterkammer für höhere Lebensmittelpreise verantwortlich gemachte Marktkonzentration zumindest für die Konsumenten für gut: Das bedeutet enormen Wettbewerb und hohe Aktionitis. Er glaubt, dass die Konkurrenz vor allem an Standorten im innerstädtischen Bereich von Wien interessiert ist. Die Einschätzung teilt auch Wawschinek: Wir hoffen, dass die Wettbewerbsbehörde ganz genau hinschaut. Hans-Georg Kantner vom Kreditschutzverband KSV 1870 geht davon aus, dass der Insolvenzantrag von Zielpunkt am Montag, 30. November, eingereicht wird. Beim AMS-Frühwarnsystem wurden bereits 2.700 Beschäftigte vorsorglich zur Kündigung angemeldet. Ein gutes Ende nahmen hingegen die KV-Verhandlungen für Arbeiter im Handel: Sie bekommen im kommenden Jahr 1,55 Prozent mehr Lohn.
3Wirtschaft
Die Mutter fand ihre Tochter in der Früh tot auf dem Boden. Hellmonsödt – Ein elfjähriges Mädchen ist in der Nacht auf Dienstag in Hellmonsödt in Oberösterreich aus seinem Hochbett gestürzt und tödlich verletzt worden. Als die Mutter die Schülerin in der Früh wecken wollte, fand sie ihre Tochter tot auf dem Boden. Die Polizei bestätigte einen entsprechenden Bericht der Kronen Zeitung vom Mittwoch. Die Ermittler gehen davon aus, dass das Mädchen in der Nacht aus dem Bett klettern wollte und dabei aus 1,20 Metern Höhe auf den Boden gestürzt ist. Dabei erlitt es ein tödliches Schädel-Hirn-Trauma. Fremdverschulden wird ausgeschlossen, daher wurde auch auf eine Obduktion verzichtet. Die Eltern und Mitschüler der Elfjährigen wurden am Dienstag psychologisch betreut.
1Panorama
Britische Sängerin verkaufte in den USA innerhalb von drei Tagen 2,3 Millionen Exemplare. London – Die britische Sängerin Adele (27, Hello) ist mit ihrem neuen Album 25 auf Rekordkurs. In den USA hat sie innerhalb von drei Tagen 2,3 Millionen Exemplare verkauft, wie Billboard.com unter Berufung auf das Marktforschungsunternehmen Nielsen Music am Montag (Ortszeit) berichtete. Seit 1991 untersucht das Unternehmen die Musikverkäufe detailliert. Seitdem ist nur ein Album mehr als zwei Millionen Mal innerhalb einer Woche verkauft worden – No Strings Attached der Gruppe *NSYNC im Jahr 2000. Brancheninsider erwarten, dass Adele deren Rekord einstellen wird. Auch aus ihrem Heimatland Großbritannien gibt es gute Neuigkeiten für die 27-jährige Sängerin. Dort sieht es ganz danach aus, dass 25 das am schnellsten verkaufte Album überhaupt sein wird. Die Official Charts Company vermeldete am Montag 538.000 Verkäufe innerhalb der ersten drei Tage. Für Adele scheint sich auszuzahlen, dass 25 auf den populären Streamingdiensten nicht zu hören ist – es gibt das Album nur als CD oder Download. Adele folgt damit dem Vorbild von Taylor Swift, die vor einem Jahr ihr Hit-Album 1989 medienwirksam dem Streaming-Marktführer Spotify vorenthielt. Das trieb den CD-Absatz in die Höhe.
8Kultur
ÖFB-Teamspieler Arnautovic maßgeblich an Stokes erstem Saisonerfolg beteiligt. London – Manchester United hat am Samstag die Niederlage von Lokalrivale Manchester City genützt und in der englischen Fußball-Premier-League die Tabellenführung übernommen. Die Elf von Louis van Gaal besiegte Sunderland im Old Trafford mit 3:0. Neuzugang Memphis Depay (45.) und Wayne Rooney (46.) trafen unmittelbar vor und nach der Pause, Juan Mata besorgte in der Nachspielzeit den Endstand. ManUnited liegt nun mit 16 Punkten einen Zähler vor dem Stadtrivalen, der zuvor bei Tottenham Hotspur 1:4 verloren hatte. Die Citizens mussten nach dem Heim-1:2 in der Vorwoche gegen West Ham damit schon die zweite Niederlage in Folge einstecken. Nach dem optimalen Saisonstart mit zunächst fünf Siegen hintereinander ist nun offenbar Sand in das Getriebe von ManCity gekommen. Kevin de Bruyne brachte die Gäste zwar in der 25. Minute in Führung, doch schon vor der Pause konnte Eric Dier (45.) ausgleichen. Nach dem Wechsel machten jedoch Toby Alderweireld (50.), Harry Kane (61.) und Erik Lamela (79.) den Triumph der Londoner perfekt. Die Spurs haben damit in einer Partie beinahe soviele Tore erzielt wie in den sechs davor (5). Kevin Wimmer stand bei Tottenham erneut nicht im Kader. Englands Meister Chelsea kommt nicht auf Touren. Die Londoner mussten sich auswärts gegen Newcastle United mit einem 2:2 begnügen und liegen als 15. schon acht Punkte hinter dem Spitzenreiter. Immerhin holte die Truppe von Jose Mourinho einen 0:2-Rückstand auf. Nach Gegentreffern von Ayoze (42.) und Georginio Wijnaldum (60.) sorgten die Brasilianer Ramires (79.) und Willian (87.) noch für den Punktgewinn. Arsenal London fügte Leicester City beim 5:2-Auswärtserfolg die erste Saisonniederlage zu. ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs stand bei den Verlierern neuerlich nicht im Kader. Nationalteamkollege Marko Arnautovic war hingegen am ersten Saisonsieg seines Clubs Stoke City maßgeblich beteiligt. Der 26-Jährige bereitete beim 2:1-Erfolg über Bournemouth das 1:0 von Jonathan Walters (33.) mustergültig vor. Liverpool besiegte Aston Villa dank eines Doppelpacks von Daniel Sturridge mit 3:2. Der Tabellendritte West Ham kam gegen Norwich City zuhause nicht über ein 2:2 hinaus.
4Sport
Abdullah al-Zaher, der zum Tatzeitpunkt 15 Jahre alt war, soll einen Brandsatz auf Polizisten geworfen haben. Im Jahr 2015 wurden in Saudi-Arabien bisher 151 Menschen hingerichtet, im gesamten Vorjahr waren es lediglich 90 Todesurteile, die vollstreckt wurden. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisiert, dass die Höchststrafe auch für kleine Vergehen verhängt wird, was einen Verstoß gegen internationales Recht darstelle. Nun soll der schiitische Demonstrant Abdullah Hasan al-Zaher enthauptet und dann gekreuzigt werden. Das Gericht wirft ihm vor, an Protesten teilgenommen und regierungsfeindliche Slogans gerufen, einen Brandsatz besessen und auf Polizisten geworfen und zur Verschleierung von Straftaten beigetragen zu haben. Zaher wurde im März 2013, kurz vor seinem 16. Geburtstag, festgenommen. Seine Familie beteuert, er habe an der Demonstration nur teilgenommen, weil ihn ein Freund dazu eingeladen habe. Er sei mit Gewalt gezwungen worden, ein vorgefertigtes Geständnis zu unterzeichnen. Der Menschenrechtsorganisation European Saudi Organisation for Human Rights zufolge wurde ihm während seiner 20-monatigen Untersuchungshaft der Zugang zu einem Rechtsanwalt verweigert, obwohl das gesetzlich vorgeschrieben wäre. Die exzessive Anwendung der Prügel- und Todesstrafe hat zu einer Verschlechterung der Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Großbritannien geführt: Nachdem der 74-jährige Brite Karl Andree wegen Alkoholbesitzes zu 350 Peitschenhieben verurteilt worden war und der neue Labour-Chef Jeremy Corbyn sich für den zum Tatzeitpunkt 17-jährigen Demonstranten Ali Mohammed al-Nimr eingesetzt hatte, zog die britische Regierung die Bewerbung für einen mit mehr als acht Millionen Euro dotierten Auftrag zur Ausbildung saudischer Vollzugsbeamter zurück.
2International
Wirtschaftskammer-Präsident will Regionalförderung umleiten. Wien – Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl (ÖVP) will die Regionalförderung der EU nutzen, um in der Flüchtlingsbetreuung die ungleiche Lastenverteilung in der Union auszugleichen. Schicken wir die Rechnung nach Brüssel, sagte er am Sonntag in der ORF-Pressestunde. Österreich habe hier 400 Millionen Euro zu schultern. Ländern wie Ungarn und Polen sollte die Förderung entsprechend gekürzt werden. Österreich erfülle seine Pflichten, was Asyl betrifft, in vorbildlicher Weise, betonte er. Das Land könne auf Dauer aber nicht allein stehen, es drohe Überforderung. Dann ist niemandem gedient, weder einem Flüchtling, noch unseren Landsleuten. Wenn die EU die Länder schon nicht zu einer Haltung der Solidarität zwingen könne, müsse man andere Lösungen finden. Brüssel müsse hier einen Ausgleich finden, und zwar durch finanzielle Mittel. Integrieren will Leitl die Flüchtlinge durch ein zu einem Sozialjahr aufgewertetes Integrationsjahr. Sie könnten – vor allem im Bereich der Gemeinden – überall dort eingesetzt werden, wo derzeit Zivildiener tätig sind. Als zweiten Punkt nannte er die Lehre, als Drittes den Einsatz am Arbeitsmarkt überall dort, wo keine Inländer verdrängt würden. Schließlich gebe es in Österreich offiziell rund 40.000 offene Stellen – auch weil es zu wenige Anreize gebe, etwa einen weiter entfernten Arbeitsplatz anzunehmen oder weil die Sozialtransfers höher seien. Dass sich die Wirtschaft mit den Flüchtlingen billige Arbeitskräfte sichern wolle, wies er unter Verweis auf die Kollektivverträge als Unsinn zurück. In Sachen Bundespräsidentenwahl räumte Leitl Schwierigkeiten bei der ÖVP-Kandidatennominierung ein. Er selbst zeigte sich mit seinem Amt als Kammerpräsident zufrieden, denn alles ist reizvoll, was in diesem Land etwas bewegen kann. Andreas Khol, der nun nach der Absage Erwin Prölls antritt, verteidigte Leitl trotz zuletzt EU-kritischer Töne als überzeugten Europäer. Er wird wie ich fordern, dass die EU in der Flüchtlingsfrage eine aktive Rolle einnimmt, sagte der Kammerchef. Wir brauchen eine vernünftige Position zwischen Angstmachern und Schönrednern. Eine Spitze ließ Leitl gegen den SPÖ-Präsidentschaftskandidaten Rudolf Hundstorfer los, der als Sozialminister bei den hohen Arbeitslosenzahlen nur auf einen Wirtschaftsimpuls gehofft habe. Man ist nicht in der Politik, um zu hoffen, meinte Leitl. Kritik am Amt des Bundespräsidenten etwa als Grüßaugust wollte Leitl nicht gelten lassen. Dieser habe gerade in bewegten Zeiten eine stabilisierende Funktion. Um Österreich künftig im Ausland noch besser zu repräsentieren und Sympathiepunkte zu sammeln, regte er dennoch an, Reisen der Wiener Philharmoniker künftig mit Reisen des Staatsoberhaupts zu kombinieren. Man sollte weltweit ein Netz von Freunden Österreichs bilden, so der Wunsch des Wirtschaftskammerpräsidenten. Leitl kündigt an, bei einer Lohnnebenkostensenkung auch die Beiträge, die Betriebe für die Mitgliedschaft in der Wirtschaftskammer zahlen müssen, senken zu wollen. Senkt der Staat die Lohnnebenkosten um ein Prozent, dann senke ich die arbeitsabhängige Kammerumlage, das ist die Kammerumlage 2, auch um ein Prozent, sagte er. Kritik übte der WKO-Chef am Verkauf der teilstaatlichen Telekom Austria an die mexikanische America Movil, wo wir jetzt durch die Finger schauen. Dies dürfe bei dem geplanten Anteilstausch der ebenfalls teilstaatlichen OMV mit Gazprom nicht passieren. Der Eigentümer, als die Republik Österreich, müsse Lehren ziehen, aus Dingen, die nicht optimal gelaufen sind, so Leitl. Aus seiner Sicht könne sich die öffentliche Hand bei wichtigen, zukunftsbedeutenden Infrastrukturen nicht gänzlich zurücknehmen. Die Russland-Sanktionen, die die EU Mitte Dezember um weitere sechs Monate verlängert hatte, kommentierte Leitl mit einem Wort: Schade. In dem Zusammenhang verwies er auf den Atomdeal mit dem Iran. Dabei seien Kompromisse entstanden. Leitl sprach sich dafür aus, den Schwung vom Iran mitzunehmen, um mit Russland zu verhandeln. Leitl forderte von der Bundesregierung, das Instrument der vorzeitigen Abschreibung wieder einzuführen, damit würden Betriebe zu Investitionen gezwungen. Weiters wünschte er sich nach dem Klimaabkommen von Paris einen nationalen Plan. Österreich habe im Bereich der Umwelttechnologie exportstarke Unternehmen, es müsse nun um eine Vernetzung mit der Ausbildung gehen. Leitl bemängelte auch, dass langfristiges Denken hierzulande deutlich unterentwickelt sei. Mit seinem Sager Österreich ist abgesandelt sei er vor zwei Jahren ausgelacht worden, aber leider habe er Recht gehabt. Einen Unsinn nannte Leitl, dass Verwaltungsstrafen zusammengerechnet werden und sich dadurch vervielfachen. Hier gebe es Gespräche mit den zuständigen Ministerien. Als sehr, sehr liberal lobte er hingegen Österreich in Sachen Unternehmensgründungen.
5Inland
US-Präsident fordert von Xi Einhaltung der Menschenrechte – Chinas Präsident: Recht aller Staaten, "eigenen Entwicklungsweg unabhängig zu wählen". Die Regierungen in Washington und Peking wollen nach Angaben von US-Präsident Barack Obama gemeinsam gegen Cyberkriminalität vorgehen. Die Bedrohung von US-Unternehmen und Bürgern aus dem Internet müsse aufhören, sagte Obama am Freitag nach einer Unterredung mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping im Weißen Haus. Xi sagte während der gemeinsamen Pressekonferenz, Peking lehne jegliche Form von Cyberkriminalität entschieden ab und bekämpfe sie. Obama kritisierte zudem die Lage der Menschenrechte in China bei dem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten. Beide Seiten seien übereingekommen, dass ihre Regierungen keine Hackerangriffe gegen das jeweilige andere Land unterstützen oder billigen, sagte Obama im Rosengarten des Weißen Hauses. Das gelte auch für das Hacken von Handelsgeheimnissen oder anderen vertraulichen Informationen, deren Diebstahl Handelsvorteile brächte. Obama kritisierte während der Unterredung die Lage der Menschenrechte in China. Er habe offen zum Ausdruck gebracht, dass es problematisch ist, Journalisten, Anwälten, Nichtregierungsorganisationen und Gruppen der Zivilgesellschaft das Recht zu verwehren, frei zu arbeiten. Das gelte auch für die Schließung von Kirchen oder die Verwehrung gleicher Rechte für ethnische Minderheiten. Obama fuhr fort, er habe gegenüber Xi Amerikas unerschütterliche Unterstützung für Menschen- und Grundrechte einschließlich Versammlungs-, Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit bekräftigt. Xi sagte, für China seien Menschenrechte und Demokratie wichtig. Sie seien das gemeinsame Streben der Menschheit. Es sei jedoch zu berücksichtigen, dass die historischen Prozesse und Wirklichkeiten in verschiedenen Ländern unterschiedlich seien. Das Recht aller Staaten, ihren eigenen Entwicklungsweg unabhängig zu wählen, müsse respektiert werden. In der Klimapolitik dankte der US-Präsident Xi für dessen Ankündigung, in den Handel mit CO2-Zertifikaten einzusteigen, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Wenn die Führer der beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt, der größten Energieverbraucher und Produzenten von Treibhausgasen einen gemeinsamen Weg fänden, gäbe es für andere Staaten keinen Grund, dies nicht ebenfalls zu tun, sagte Obama mit Blick auf die internationale Klimakonferenz in Paris im Dezember. Zu Chinas Streitigkeiten mit Nachbarländern über Inseln im südchinesischen Meer sagte Xi, Peking nehme sein Recht auf territoriale Souveränität wahr. Die Inseln seien seit Menschengedenken chinesische Territorien. Obama sprach dagegen von einer Militarisierung der Region durch die Volksrepublik. Zur weltweiten Sorge über die wirtschaftliche Lage seines Landes sagte Xi, er sei zuversichtlich, dass China weiter ein gesundes Wirtschaftswachstum verzeichnen werde. Die Wirtschaft sei jetzt von einem schnellen zu einem langsameren Wachstum übergegangen. Auf eine von Exporten angetriebene Wirtschaft folge nun eine vom Konsum und von der Binnennachfrage angetriebene Wirtschaft. Wir nennen das die neue Normalität der chinesischen Ökonomie.
0Web
"3" legt kräftig zu: "Sind der zweitgrößte Internetanbieter des Landes". T-Mobile hat seinem Rivalen 3 einen Strich durch die Rechnung gemacht. Vor wenigen Wochen rechnete der Handynetzbetreiber noch fix damit, hinter dem Erstplatzierten A1 die neue Nummer zwei auf dem heimischen Mobilfunkmarkt zu werden. Doch T-Mobile hat im vergangenen Geschäftsjahr seine Kundenzahl auf über 4,3 Millionen gesteigert, wie das Unternehmen Ende Februar mitteilte. Maßgeblich verantwortlich für das Wachstum war der Diskonter Hot, der sich als virtueller Mobilfunker in das Netz von T-Mobile eingemietet hat und dessen Nutzer werden von T-Mobile zu seinem Kundenstamm zählt. Bei der Jahrespressekonferenz am Donnerstag wollte 3-Chef Jan Trionow daher nicht sagen, ob man die Konkurrenz überholt habe: Wir wissen es nicht. Aber es ist zweifellos ein Kopf-an-Kopf-Rennen. 3 konnte im vergangenen Jahr rund 200.000 neue Mobilfunkkunden gewinnen und zählt nun 3,8 Millionen, zählt aber seine Untermieter wie UPC und Spusu nicht dazu. Für 3 liefen die Geschäfte im vergangenen Jahr rund. Mit der Inbetriebnahme des neuen LTE-Netzes wurde 2015 die Zusammenlegung mit Orange abgeschlossen, sagte Trionow. Und diese habe sich ausgezahlt: Der Umsatz erhöhte sich auf 736 Millionen Euro (2014: 686 Millionen). Durch die Hebung von Synergien erreichte 3 2015 eine neuerliche Senkung der Fixkosten um 15 Prozent. Dadurch steigerte das Unternehmen den operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 29 Prozent von 245 auf 316 Millionen. Das Betriebsergebnis (Ebit) erhöhte sich um 48 Prozent von 170 auf 252 Millionen Euro. Viele Neukunden wurden auf dem Land gewonnen. Dort wird mobiles Internet als Ersatz für Festnetz genutzt. Mit mehr als einer Million Nutzern sei man der zweitgrößte Internetanbieter des Landes, sagte Trionow. Ergänzend betonte er, dass die durchschnittliche LTE-Geschwindigkeit bei 47 MBit/s liege – weit vor klassischen Festnetzanbietern und anderen Mobilfunkern. Das ist auch international ein Spitzenwert, sagte er. 2015 wurden knapp 25.000 Terabyte Daten verbraucht.
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Der US-Konzern soll angeblich schon bald Streamingangebote von Partnern integrieren. Videostreaming-Plattformen versuchen derzeit vor allem mit hochwertigen Eigenproduktionen und Exklusivinhalten Kunden jeweils für sich zu gewinnen. Amazon hat im Kampf gegen Netflix und Co aber offenbar noch ein Ass im Ärmel. Das Unternehmen plant offenbar bald auch Streamingdienste bekannter Fernsehsender anzubieten. Laut Bloomberg schmiedet Amazon Pläne, Nutzer Drittanbieter-Videodienste im Rahmen ihrer Prime-Mitgliedschaft abonnieren zu lassen. Dem Bericht zufolge sollen Prime-Kunden so auch auf klassische Angebote unter anderem von bekannten Film- und Fernsehkanälen zugreifen können. Zudem will das Unternehmen Pakete mit verschiedenen Inhalten schnüren. Laut mit den Plänen vertrauten Personen, soll das neue Feature bereits im Dezember starten. Informationen zu Preisen und welche Sender genau zur Verfügung stehen sollen, sind noch nicht durchgesickert. Auch ist nicht bekannt, ob das Angebot nur in den USA oder auch in weiteren Ländern starten soll. Nutzer können sowohl bei Amazon als auch bei Netflix im Abo so viele Serien und Filme sehen wie sie möchten. Im Gegensatz zu Netflix bietet Amazon auch die Möglichkeit einzelne Filme und Serienfolgen zu kaufen. Nutzer müssen also nicht unbedingt ein Abo abschließen, um etwa die Serien The Man in the High Castle oder Transparent ansehen zu können. Mit der Erweiterung des Angebots um Drittanbieter-Dienste könnte sich Amazon einen starken Vorteil gegenüber seinem Rivalen verschaffen.
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Ploss: Ausländerfeindlichkeit gefährdet Standorte. Reinhard Ploss, Chef des weltweit tätigen Technologiekonzerns Infineon, kritisiert die Bildungspolitik und die Willkommenskultur für Ausländer in Österreich. Das deutsche Unternehmen hat Standorte in Villach, Klagenfurt, Graz, Linz und Wien und beschäftigt hierzulande rund 3.300 Mitarbeiter, 100 weitere werden gerade mit Hochdruck gesucht. Nehme die Ausländerfeindlichkeit zu, würde dies auch den Standort gefährden, so Ploss vor Journalisten in Wien. Dann muss ich mir überlegen, ob ich nicht wo anders hingehe, wo ich leichter Mitarbeiter finde, gab er zu bedenken. Infineon investiert gerade 300 Mio. Euro in den Ausbau des Standortes Villach, 150 neue Jobs wurden schon geschaffen, 50 sollen noch folgen. Die Hälfte der neuen Arbeitsplätze entfiel auf Österreicher. Infineon Österreich-Chefin Sabine Herlitschka erinnerte daran, dass es auch unter den Flüchtlingen hervorragend qualifizierte Mitarbeiter gibt und die Integration am besten über einen Job funktioniert. Es sei ohnehin so, dass es Österreich erheblich an qualifizierten Fachkräften im Technikbereich fehlt. Hier hofft Herlitschka auf ein Regierungskonzept im Herbst. Ein Blick in die Statistik der TU Wien zeigt jedenfalls, dass Elektro- und Maschinentechniker dünn gesät sind. Im Wintersemester 2013/14 gab es 2.578 Studenten der Elektrotechnik, beim Maschinenbau waren es 2.022. Das sind nicht einmal gemeinsam so viele Studenten wie im Studienbereich Architektur. Und auch bei den Studienanfängern ist das Bild nicht anders: 1.125 Maturanten haben mit Architektur begonnen, aber nur 440 mit Elektrotechnik und 400 mit Maschinenbau. Zur laufenden Arbeitszeit-Diskussion meinte Herlitschka, dass flexiblere Arbeitszeiten im Interesse von Arbeitgebern und Arbeitnehmern wären. Es müssten dafür aber auch die Rahmenbedingungen passen, wie etwa eine ganztägige Kinderbetreuung. Bei Infineon Villach gibt es dies bereits. Man muss auch den Eltern Flexibilität geben, so Herlitschka. Infineon praktiziert bereits die Freizeitoption, die der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie in den Kollektivvertragsverhandlungen mit den Gewerkschaften vereinbart hat. Freizeitoption bedeutet, dass die Arbeitnehmer – Voraussetzung ist eine Betriebsvereinbarung – auf die jährliche Gehaltserhöhung im Rahmen der Kollektivertragsverhandlungen verzichten und damit mehr Freizeit bekommen. Zur Überraschung der Sozialpartner wurde das Programm nicht nur von älteren Mitarbeitern gerne genutzt, auch Jüngere schätzten die geringere Arbeitszeit. Die Gewerkschaften wollen das Thema auch bei der Herbstlohnrunde mit den Metallern wieder aufs Tapet bringen. Bisher hat sich der größte der sechs Verbände, die Maschinen- und Metallwarenindustrie, gegen diese Lösung gestemmt. Er fordert vielmehr flexiblere Arbeitszeiten, diese Gespräche stocken aber seit Jahren. Die Gewerkschaften fürchten, dass unter dem Deckmantel der Flexibilisierung Überstundenzuschläge wegfallen könnten. Die Übernahme des US-Mitbewerbers International Rectifier 2014 hat den Standort Villach gestärkt, betonte Ploss. Durch den Zukauf sei der Münchner Chiphersteller die Nummer 1 bei Halbleitern für das Strommanagement, und diese Führungsposition ist sehr essenziell. Großes Potenzial sieht er dafür im autonomen Fahren, hier sei wiederum der Infineon-Standort Linz mit seinen Chips für radarbasierende Abstandswarnsysteme dick im Geschäft . Der größte Markt dafür sei die USA, weil hier die Beschäftigten sehr lange Strecken auf Autobahnen zurücklegen, wofür dieses System bestens geeignet wäre. Ein weiteres wichtiges Thema sei das Energiesparen, auch hier sei Österreich ein wichtiger Forschungsstandort. Die Serverfarmen in den USA verbrauchen so viel Energie wie ganz Spanien, so Ploss zum Potenzial. Bei dem großen Zukunftsthema, der Industrie 4.0 (das Internet der Dinge, die intelligente Fabrik), sei Infineon führend, nicht zuletzt wegen der Standorte in Graz und Villach. Ploss lobte hier die Initiativen der österreichischen Industrie, die derzeit gerade an einer Industrie-4.0-Plattform arbeitet, angeführt von der Elektro- und Elektronikindustrie. Mitte Mai hat Infrastrukturminister Alois Stöger (SPÖ) eine mit 18 Mio. Euro dotierte Ausschreibung aus dem Programm Produktion der Zukunft für die Industrie 4.0 gestartet. Wie groß die internationale Konkurrenz ist, erklärte Ploss anhand des Beispiels China: Der dortige 5-Jahres-Plan sehe Halbleiter-Investitionen von 19 Mrd. Dollar (17 Mrd. Euro) vor. Rund 50 Prozent des Geschäftes macht Infineon inzwischen in Südostasien – die Hälfte davon entfällt auf das Reich der Mitte. Infineon reagiere auf die Herausforderung durch die Transformation von einem Komponenten- zu einem Systemanbieter. Grundsätzlich stehe die Branche unter enormen Konsolidierungsdruck. Infineon habe sich aber gut gehalten und sei zuletzt um acht Prozent gewachsen – und somit um das Doppelte des Marktes.
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Eine 54-Jährige soll ihre (ehemals) beste Freundin und eine Bekannte um 11.500 Euro betrogen habe. Sie fühlt sich verleumdet. Wien – Isolde T. ist mit den mehr oder weniger Großen des Landes auf Du und Du. Sagt sie zumindest. Bundeskanzler Werner Faymann, Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer, Finanzminister Hans Jörg Schelling, der Wiener Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, die Präsidenten der Ärzte- und Arbeiterkammer: Sie alle will die 54-Jährige gut genug kennen, um bei ihnen intervenieren zu können. Da sie das aber vielleicht doch nicht so gut kann, sitzt sie nun vor einem Schöffensenat unter Vorsitz von Claudia Zöllner und muss sich wegen gewerbsmäßigen schweren Betrugs in zwei Fällen verantworten. Einen Vorwurf, den sie sehr, sehr, wortreich leugnet. Einer guten Freundin und einer Bekannten soll die Vorbestrafte unter Vorspiegelung falscher Tatsachen insgesamt 11.500 Euro herausgelockt haben. Ein mögliches Motiv: ihre finanzielle Situation. Die aber etwas verworren ist. Einerseits hat sie 200.000 Euro Schulden. Auf der anderen Seite sagt die geschiedene Mutter dreier Minderjähriger, sie bekomme 1.450 Euro Mindestsicherung plus 650 Euro Familienbeihilfe sowie 350 Euro Alimente. Dazu besitze sie noch ein Haus in Paraguay, das 40.000 Euro wert sei. Was nach Auskunft der zuständigen Magistratsabteilung 40 illegal wäre. Das soll noch nicht alles sein: Im Keller steht angeblich ein geerbtes Bild, das man um mindestens 26.000 Euro losbekomme, außerdem die Statue einer Fruchtbarkeitsgöttin, die ebenso mehrere tausend Euro wert sein soll. Bargeld brauchte sie im Herbst 2014 dennoch. Also bat sie ihre damals beste Freundin um 5.000 Euro. Für ihren Verein, der laut Angeklagter Familien geholfen hat, der aber damals noch nicht im Vereinsregister eingetragen war. Und zunächst nur aus ihr bestand. Betrieben wurde er von T.s Gemeindewohnung aus, ihrer Freundin, Frau P., gefiel das nicht. Sie hat gesagt, das ist eine asoziale Wohnung und sie gibt mir Geld, damit ich mir was anderes suchen kann!, erzählt die Angeklagte dem Senat. Zweimal habe ihr die Freundin Geld schenken wollen, beim dritten Mal habe sie eingewilligt, 5.000 Euro als Darlehen zu nehmen, sie unterschrieb sogar einen Vertrag. Wie wollten Sie das zurückzahlen?, fragt Zöllner. Ich hatte ja schon ein Angebot für mein Bild. Aber nachher hat Frau P. mich auf Facebook schlechtgemacht, da wollte der Käufer nicht mehr. – Ich glaube, dass es auch Kunstliebhaber gibt, die Ihre Facebookseite nicht kennen. Also warum haben Sie es bisher nicht verkauft? – Die Antwort bleibt aus. Im Mai bekam sie aber nochmals 3.500 Euro, diesmal als Kaution für eine neue Sozialwohnung der Stadt. Die ihr praktisch sicher war, da sie ja Stadtrat Ludwig kannte, wie sie behauptet. Freundin P. stellte ihr jedenfalls bereits im März eine Bekannte vor, deren Kinder ein Fitnessstudio hatten, das ziemlich in den roten Zahlen war. Die Angeklagte versprach, dafür zu sorgen, dass es dort hinauskommt. Gegen eine Spende von 3.000 Euro für ihren Verein. Sie selbst schreibt in einer E-Mail von Videos, die über das Studio gemacht werden sollen, Pressearbeit Marketing und den Einsatz bei ihren Kontakten, um neue Kunden zu akquirieren. Die Videos habe ich gedreht, sagt T., ihre Verteidigerin Stella Spitzer-Härting hat sogar sechs davon gefunden, Veröffentlicht auf Youtube, qualitätsmäßig eher optimierungsfähig, wie sich der Senat überzeugt. Wackelige Aufnahmen ohne Schwenk und Schnitte sind zu sehen. Die Bekannte erzählt als Zeugin später, dass die Angeklagte bei einem Weg über den Ballhausplatz auf das Bundeskanzleramt gezeigt und gesagt hätte: Hach, da sitzt der Werner, da komme ich jederzeit ohne Termin hinein! Was auch erklärt, dass T. für die Neueröffnung des Fitnessstudios versprach: Da kommt der Faymann und der Mitterlehner, das wird einschlagen wie eine Bombe. Zur Explosion kam es übrigens nicht, ebenso wenig zu Medienberichten oder neuen Kunden. Sowohl die ehemalige beste Freundin, die nun auf einen Zwischenruf mit der Bemerkung Sagen Sie bitte nicht Du zu mir, reagiert, als auch die Bekannte wirken als Zeuginnen durchaus glaubwürdig. T. kämpft mit den Tränen und sagt: Mir glaubt man nicht, weil ich vorbestraft bin! Ihr Exmann kann als Entlastungszeuge nur bedingt zur Wahrheitsfindung beitragen, da er das meiste nur vom Hörensagen durch seine ehemalige Gattin kennt. Rund 20 Minuten braucht der Senat, um zu einem Urteil zu kommen. Das aufgrund des Darlehensvertrags und der diversen Mails recht eindeutig ausfällt: T. wird zu 15 Monaten bedingt verurteilt. Sie habe gewusst, dass sie das Geld an ihre Freundin nicht zurückzahlen könne. Und das Video für die Bekannte wäre keine 3.000 Euro wert gewesen, in dieser Qualität – sie habe also viel mehr versprochen, als sie einhalten konnte. Die Staatsanwältin gibt keine Erklärung ab, daher ist das Urteil nicht rechtskräftig.
1Panorama
62 Fahrzeuge für je 160 Passagiere auf Linien 11A, 26A und 48A im Einsatz – Derzeit längster Bus hat 18 Meter. Wien – Ab 2017 werden in Wien erstmals XL-Busse unterwegs sein. Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer bestätigte entsprechende APA-Informationen. 62 Fahrzeuge mit 20 Metern Länge werden gekauft und unter anderem auf den Linien 11A, 26A und 48A eingesetzt. Außerdem wird laut der zuständigen Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) nächstes Jahr eine dritte Linie komplett auf E-Bus-Betrieb umgestellt. In einen Riesenbus passen rund 160 Fahrgäste. Das bedeutet ein 20-Prozent-Plus bei der Kapazität im Vergleich zum derzeit längsten Modell im Wiener Netz, dem 18-Meter-Gelenkbus. Dieser ist aktuell auf diversen Linien – darunter 7A, 10A, 13A, 48A, 62A und 74A – unterwegs. Der neue, noch größere Bruder wird ebenfalls ein Gelenk in der Mitte haben, wo das Fahrzeug gewissermaßen knickbar ist. Die Haltestellen müssen dafür laut Wiener Linien nicht umgebaut werden. Zum Einsatz kommen werden die überlangen Busse vor allem auf vielfrequentierten Linien, erklärte Steinbauer. Den Anfang wird die Linie 11A im Lauf des kommenden Jahres machen, dann folgen weitere wie 26A und 48A. Wie viele Linien letztendlich auf die 62 XL-Brummer umgestellt werden, steht noch nicht fest. Fix ist nur, dass der Tausch schrittweise erfolgt, da die gesamte Flotte erst bis 2019 ausgeliefert sein wird. Der 13A wird jedenfalls nicht damit befahren werden. Hier gibt es laut Steinbauer keinen Bedarf, da man durch den Einsatz der 18-Meter-Busse erst im Vorjahr die Kapazität deutlich erhöht habe. Die 20-Meter-Modelle sind Teil der Ausschreibung für einen gut 200 Fahrzeuge umfassenden Auftrag. Er umfasst zudem 53 Normalbusse mit zwölf Metern Länge sowie 84 Gelenkbusse, die 18 Meter messen. Der Zuschlag wird gegen Ende des Jahres erfolgen. In dieser Ausschreibung inkludiert sind auch bis zu sieben Elektrobusse. Wir werden nämlich 2017 eine weitere Linie auf Strombetrieb umstellen, kündigte Öffi-Stadträtin Sima im APA-Gespräch an. Um welche Linie es sich handelt, ist noch offen. Fix ist, dass eine Route im dicht verbauten Gebiet, also eher im innerstädtischen Bereich, ausgewählt wird. Derzeit kurven in der Stadt insgesamt zwölf E-Busse auf den Linien 2A und 3A herum. Sie messen allerdings nur 7,7 Meter, die neuen Fahrzeuge werden zwölf Meter lang sein. Das gibt es bisher in ganz Europa nicht, heißt es bei den Wiener Linien. Dafür werden auch zusätzliche Ladestationen errichtet, bei denen sich die Busse über einen Stromabnehmer am Dach selbst betanken können. Dabei hatte der Rechnungshof in einem Rohbericht Mitte Februar erst die hohen Anschaffungskosten für die strombetriebenen Modelle aufgezeigt. Die City-E-Busse waren demnach um 45 Prozent teurer als vergleichbare Dieselgefährte, so die Prüfer. Nichtsdestotrotz verteidigte Sima nun die Entscheidung für eine Ausweitung der Flotte. Denn der Öko-Gedanke stehe hier im Vordergrund, man sei schließlich Umweltmusterstadt. Außerdem wolle man einen Beitrag dazu leisten, dass sich der Markt weiterentwickle und die Preise dadurch sinken, betonte die Ressortchefin. Wenn alle neuen Modelle im Lauf des Jahres 2019 ausgeliefert sein werden, besteht der gesamte Busfuhrpark aus Diesel- und Elektrofahrzeugen. Die Flüssiggasantriebe sind dann Geschichte. Dieser Typ wird bereits jetzt sukzessive ausgetauscht. Immerhin läuft die Flottenerneuerung der Wiener Linien bereits seit 2013. Damals wurden 217 Fahrzeuge beauftragt – ein Löwenanteil entfiel auf den Mercedes Citaro. Die Auslieferung dieser ersten Tranche ist inzwischen so gut wie abgeschlossen. Mit der zweiten, gut 200 Busse umfassenden Tranche ist der Fahrzeugtausch dann 2019 komplett abgeschlossen. Das Volumen beziffert man bei den Wiener Linien mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag. Zum Vergleich: Die ersten 217 Stück schlugen mit rund 60 Millionen Euro zu Buche.
1Panorama
In der Netflix-Serie "Unbreakable Kimmy Schmidt" gibt er das Großstadtdickerchen. Privat schwärmt Burgess für die völlig unlustige Gruseliade "Penny Dreadful". Paris – Eine als besonders wirksam geltende Therapiemethode für Menschen in psychischer Bedrängnis heißt Perspektivenwechsel: Dinge so zu schauen, als sähe man sie das erste Mal. Alles so schön bunt hier! Das garantiert zumindest anfangs berauschende Aha-Erlebnisse, so lange jedenfalls, bis die rosa Klarheit abflacht und ernüchtert anzuerkennen ist, dass neben dem Schönen und Guten auch reichlich Garstiges sowohl in der Welt als auch nebenan und überhaupt erst innendrin existiert. Dann heißt es stark sein. Stark wie Serienheldin Kimmy Schmidt. Die unerschütterliche Frohnatur aus der Netflix-Serie Unbreakable Kimmy Schmidt ist vor nicht allzu langer Zeit dem wortwörtlichen Untergrund einer finsteren Sekte entstiegen und von dort – Kulturklatsch! – mitten in den Höllentiegel New York geplumpst. Dort arbeitet sie sich seit einem Jahr nach der Idee von Tina Fey (Saturday Night Live, 30 Rock) und Robert Carlock (Friends) am urbanen Wahnsinn ab und leistet mit unkaputtbarem Optimismus Widerstand gegen städtische Grundpessimisten und -chauvinisten. Der Witz, der im Aufeinanderprallen von Enthusiasmus und Sarkasmus entsteht, zieht. Die absurd-komischen Abenteuer mit Ellie Kemper spielten sich auf Netflix soeben in die zweiten Saison. An ihrer Seite hat Kimmy Schmidt einen sanft-wuchtigen Mitstreiter – in der Serie heißt er Titus Andromedon, in echt Tituss Burgess. Ich liebe die Rolle!, sagt der US-Schauspieler beim Gruppeninterview in Paris. Den Typus des sensiblen Großstadtneurotikers kenne er nur allzu gut: Ich habe Freunde, die sind wie er. Der ein-s-ige Serien-Titus heißt mit bürgerlichem Namen Ronald Wilkinson und war einen Tag verheiratet. Die Eheschließung sorgte für Schweißbäche. Noch bei der Hochzeitsfeier nahm er seinen blütenweißen Mantel und wechselte mit neuem Namen das Ufer, zu sehen in der ersten von 13 neuen Folgen. Mit der Rolle hat sich der New Yorker Broadway-Künstler in null Komma nichts Kultstatus erspielt. Das sei Fey und Netflix zu verdanken, sagt er: Es ist einfach nett, mit einem Netzwerk zu arbeiten, das eine Figur wie Titus nicht als bloße Weihnachtsdekoration verwendet: Er ist der Weihnachtsbaum. Als Zuschauer zieht es Burgess zu düsteren Adressen. Zuletzt sah er Penny Dreadful von Showtime, jenes Dauerschauer erzeugende britisch-amerikanische Serienepos mit Gruselhelden von Frankenstein über Dorian Gray bis Van Helsing, in dem es von genreklassischen Vampiren, Werwölfen und anderen unheimlichen Fabelwesen nur so wimmelt. Burgess liebt Penny Dreadful, weil Schauspieler und Storylines großartig sind. Gespielt werden die Geschichten von Eva Green (James Bond), Timothy Dalton (James Bond), Josh Hartnett (Pearl Harbour) und Reeve Carney (ab Herbst als Riff Raff in der neuen Rocky Horror Picture Show). Bisher 18 Folgen aus der Produktionsschmiede von John Logan, Sam Mendes und Pippa Harris gibt es, bald noch mehr. Burgess erinnert die Serie an Into the Woods, das US-Grusical von Rob Marshall aus dem Jahr 2014, in dem Größen wie Meryl Streep, Emily Blunt und Anna Kendrick einen auf Rotkäppchen, Rapunzel und Aschenbrödel machen. Nicht unkomisch.
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Wellenförmige Muster in Materiescheibe um AU Microscopii lassen sich mit nichts vergleichen, was man bisher kennt. Ein internationales Astronomenteam hat mithilfe des Hubble-Weltraumteleskops und des Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in Chile in einem nahen Sternsystem etwas beobachtet, das sie ziemlich ratlos zurücklässt: Es scheint, als würden sich in einer Staubscheibe rund um den Stern AU Microscopii (AU Mic) Strukturen mit enormer Geschwindigkeit fortbewegen. Sind es die Folgen einer Eruption des Zentralgestirns, oder haben die wellenförmigen Muster mit einem – bisher nicht nachgewiesenen – Exoplaneten in der Materiescheibe zu tun? Möglicherweise handelt es sich auch um ein völlig unbekanntes Phänomen. AU Microscopii im südlichen Sternbild Mikroskop liegt weniger als 33 Lichtjahre von der Erde entfernt, befindet sich damit also praktisch in der kosmischen Nachbarschaft. Die den Stern umgebende große Staubscheibe ist für irdische Beobachter fast genau von der Seite zu sehen. Astronomen ist es nun gelungen, diese Materiescheibe mithilfe des erst vor kurzem am Very Large Telescope installierten Instruments Sphere detailscharf abzubilden. Außer den Sphere-Daten wurden dabei frühere Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop Hubble genutzt. Erstmals konnten auf diesem Weg nicht nur Unterstrukturen der Scheibe untersucht werden, sondern auch Muster, die sich offenbar mit der Zeit verändern. Mehr noch: Die Scheibe um AU Mic weist offensichtlich Strukturen auf, die sich äußerst schnell und wellenartige fortbewegen. Als das Instrumententeam von Sphere nach Zielobjekten für seine ersten Beobachtungen suchte, war AU Mic ein naheliegender Kandidat. Thomas Henning, Direktor des Max-Planck-Instituts für Astronomie, war an den Untersuchungen beteiligt und zeigte sich bereits von den ersten Aufnahmen beeindruckt: Gleich auf den ersten Blick haben wir detaillierte Strukturen in der Scheibe gesehen – hätten Sie mir vor ein paar Jahren gesagt, dass solche Bilder 2015 möglich wären, hätte ich Ihnen das vermutlich nicht geglaubt. Wir haben diese Strukturen dann mit Bildern verglichen, die einige Kollegen und ich 2010 und 2011 mit dem Weltraumteleskop Hubble aufgenommen hatten. Diese Vergleichsanalysen ergaben eine veritable Überraschung: Es gelang den Wissenschaftern, eine ganze Reihe von Strukturen eindeutig sowohl in den Sphere- als auch in den Hubble-Bildern zu identifizieren. Das Außergewöhnliche an den Beobachtungen war allerdings, dass sich diese Strukturen innerhalb der wenigen Jahre, die zwischen den Beobachtungen vergangen waren, deutlich vom Stern entfernt hatten. Diejenigen Strukturen, die weiter vom Stern entfernt sind, scheinen sich dabei schneller zu bewegen als die sternnäheren. Mindestens drei der Strukturen bewegen sich so schnell, dass sie der Schwereanziehung des Sterns entkommen und damit das System verlassen könnten – also mit mindestens 40.000 Kilometer pro Stunde, schätzen die Forscher. Solche hohen Geschwindigkeiten schließen aus, dass es sich um herkömmliche Scheibeneigenschaften handelt, die als Störungen hervorgerufen werden, wenn sich Objekte – etwa Exoplaneten – auf ihrer Umlaufbahn um den Stern durch das Scheibenmaterial bewegen. Etwas anderes muss dafür gesorgt haben, dass die Wellen Fahrt aufgenommen und derart hohe Geschwindigkeiten erreicht haben – und das zeigt, dass man es offenbar mit etwas wirklich Ungewöhnlichem zu tun hat. AU Mic ist ein roter Zwergstern vom Typ M1 Ve, der nur etwas mehr als halb so groß ist wie die Sonne, ein mit rund zwölf Millionen Jahren recht junger Stern im Vergleich zu den knapp fünf Milliarden Jahren unserer Sonne. Wie bei solchen jungen Sternen häufig, zeigt AU Mic starke Aktivität und produziert mit einiger Häufigkeit Eruptionen, bei denen stellares Plasma mit hoher Geschwindigkeit nach außen geschleudert wird. Die Astronomen spekulieren, dass die bewegten Strukturen in der Staubscheibe auf diese Weise zustande gekommen sind. Eine weitere durchaus reizvolle Möglichkeit ist, dass die Veränderungen in der Scheibe auf das Vorhandensein eines oder mehrerer extrasolarer Riesenplaneten in der Staubscheibe hindeuten. Eine der stellaren Eruptionen könnte etwas auf einem der Exoplaneten ausgelöst haben – falls es dort Exoplaneten gibt. Sie könnte dort gewaltsam Materie losgelöst haben, die sich jetzt durch die Scheibe bewegt, angetrieben durch die Wucht der Eruption, meint Glenn Schneider vom US-amerikanischen Steward Observatory. Insgesamt legt der überraschende Nachweis der dynamischen Strukturen in der Materiescheibe von AU Mic ein ganzes Programm zusätzlicher Beobachtungen nahe. Haben die Forscher besonders großes Glück, könnte ihnen sogar der Nachweis von Protoplaneten in der Scheibe gelingen, also von kleineren Körpern, die eifrig weitere Masse sammeln, um zu ganzen Exoplaneten heranzuwachsen. Allgemeiner sollten detaillierte Beobachtungen der Dynamik solcher Scheiben direkte Vergleiche mit der Simulation solcher Objekte ermöglichen – und könnten auch Informationen über Prozesse der Planetenentstehung liefern, die in der Scheibe ihre Spuren hinterlassen haben.
7Wissenschaft
Alles Gute zum Geburtstag, Prater! Zum Jubiläum wollen wir Ihre schönsten Pratergeschichten hören!. 250 Jahre wird er alt, der Ort, an dem der Geruch nach Langos und Zuckerwatte in der Luft liegt, das Gedudel der Fahrgeschäfte und der monotone Singsang der Budenbesitzer genauso zur Geräuschkulisse gehören wie die unregelmäßigen Kreischorgien der Achterbahnfahrer: der Wiener Wurstelprater. Zauberort der Kindheit, klassischer Familienausflugsort nach Schulschluss oder nach der Erstkommunion. Man darf davon ausgehen, dass eine Vielzahl Wiener Kinder auf den Rücken derselben müden Praterponys unter den Blicken begeistert fotografierender Eltern im Kreis getrottet sind. Als oftmals eine der größten Enttäuschungen eines Praterbesuchs in der Kindheit stellte sich eine Fahrt mit dem Riesenrad heraus. Von den Eltern als DAS Erlebnis hochgehypt, stand man eine gefühlte Stunde in der nach warmem Staub riechenden Kabine, während sich unter einem die Ansicht der Stadt im Zeitlupentempo veränderte. Was den Wurstelprater von Vergnügungsparks wie Disneyland trennt, ist seine direkt unter der Oberfläche ruhende latente Grindigkeit. Lieblich ist er wahrlich nicht, aber dafür umso erdiger, ein Park mit Ecken und Kanten, zwielichtigen Gestalten und Spielhallen, aber dennoch ein Herzensort der Wiener und auch nach vielen Jahren Pause wieder gern besucht. Welches Prater-Erlebnis ist Ihnen am stärksten in Erinnerung geblieben? Was gehört zu einem klassischen Praterbesuch für Sie dazu? Welche Fahrgeschäfte sind Ihnen die liebsten? Sind Sie auch am Tagada gesurft? Oder meiden Sie den Wurstelprater komplett und entspannen stattdessen in den weitläufigen Prater-Grünflächen? (aan, 7.4.2016)
1Panorama
Nach Druck vom rechten Flügel der Partei – Boehner leitet seit 2007 die republikanische Fraktion im Repräsentantenhaus. Nachdem er den Papst verabschiedet hatte, lachte er noch, als ihn Journalisten nach Rücktrittsgedanken fragten. Er habe den Heiligen Vater zu einer Rede vor dem Kongress bewegen können und damit alles erreicht, was er erreichen wollte, sagte John Boehner. Wie gerührt er war, konnte man sehen, als Franziskus sprach und er im Sessel des Speakers direkt hinter ihm saß, bisweilen zum Taschentuch greifend, um Tränen wegzuwischen. Dass sich der Katholik aus Ohio mit der päpstlichen Visite einen Lebenstraum erfüllte, veranlasste Reporter prompt zu der Frage, ob dies vielleicht bedeute, dass er nun seinen Hut nehme. Das war am Donnerstag, und am Freitag wurde tatsächlich wahr, worüber man zunächst nur gescherzt hatte. Er fühle sich gut, sagte er zu seinem Rücktrittsentschluss – und zu einem möglichen Nachfolger befragt, meinte er, Kevin McCarthy wäre eine exzellente Wahl. Der 50-Jährige ist Fraktionschef der Republikaner in der Kongresskammer. Ende Oktober räumt Boehner den Posten des Speakers, des Vorsitzenden des amerikanischen Repräsentantenhauses. Es ist ein Paukenschlag, aber einer mit Ansage. Denn das Eis, auf dem sich der 65-Jährige bewegte, ein Konservativer alter Schule, wurde mit der Zeit immer dünner. Immer weniger hatte er die Rebellen in der eigenen Partei unter Kontrolle. Jüngere Republikaner, mit der Tea-Party-Welle ins Parlament gekommen, halten den alten Hasen seit langem für zu kompromissbereit. Der Geist der Revolte gegen das politische Establishment, wie er die Seiteneinsteiger Donald Trump, Carly Fiorina und Ben Carson beim Kandidatenausscheid der Konservativen den Ton angeben lässt, weht auch durch die Legislative. Im Ringen um staatliche Zuschüsse für Planned Parenthood, eine Organisation, die für Frauen in Not Abtreibungen vermittelt, zeigte sich Boehner zuletzt nicht bereit, einen härteren Kurs zu fahren. Einen Shutdown, eine Teilschließung der Bundesbehörden, will er nach der Blamage des Shutdown-Herbstes 2013 nicht noch einmal riskieren. Anders die Hardliner, die eine neuerliche Machtprobe mit dem Kabinett Barack Obamas regelrecht vom Zaun zu brechen versuchen. Die Ironie der Geschichte besteht darin, dass Boehner – den Obama am Freitag als guten Mann und Patrioten würdigte – einst selbst auf der Tea-Party-Welle surfte, um es auf den Spitzenposten des Parlaments zu schaffen. Im November 2010 – die um sich greifende Angst vor einer Schuldenlawine ließ Radikalsparer im Aufwind segeln – holten sich die Republikaner die Mehrheit im Abgeordnetenhaus zurück. Boehner, der Strippenzieher aus der konservativen Mitte, war im Zenit seiner Macht angelangt, er hatte seinen Aufstieg aus einfachsten Verhältnissen gekrönt. Als Kind, eines von zwölf Geschwistern, spülte er in der Kneipe seines Vaters Geschirr. Sein Studium finanzierte er sich, indem er nachts die Fußböden einer Pharmafabrik wischte. Später machte er als Manager Karriere und wechselte von den Demokraten zu den Republikanern, weil die niedrigere Steuern versprachen. Im Sommer 2011, da stand Uncle Sam im Poker um die Schuldenobergrenze kurz vor der Bankrotterklärung, bastelte er mit Obama an einem Deal, der Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen auf zehn Jahre hinaus so kombinieren sollte, dass dem Land weitere fiskalische Gratwanderungen erspart blieben. Weit kam er nicht: Die Jungtürken der konservativen Rebellenbewegung zogen ihm die Beine so gründlich weg, dass sich Boehner nie wirklich davon erholte. (Frank Herrmann, 25.9.2015)
2International
Luxemburger droht Anzeige von Schule, Lehrer und Ministerium. Ein Schüler eines technischen Gymnasiums in Luxemburg hat den Computer eines Lehrers gehackt – und Fragen fürs Abitur auf der Foto-Plattform Instagram veröffentlicht. Es habe sich um die erste Seite der Fragen im Fach Soziologie gehandelt, sagte die Sprecherin des Ministeriums für Bildung, Myriam Bamberg, am Donnerstag. Den Hacker-Angriff habe man vor ein paar Tagen bemerkt: Daraufhin seien die Fragebögen überarbeitet worden, so dass die Schüler am Donnerstag ganz neue Examensaufgaben vorgelegt bekamen. Der Schüler habe zugegeben, auf den Computer des Lehrers illegal zugegriffen zu haben, sagte die Sprecherin. Ihm drohe nun eine Anzeige seiner Schule, des betroffenen Lehrers und des Ministeriums. Zudem könnte es eine disziplinarische Strafe geben. Der Clou bei der ganze Sache: Der Schüler schreibe sein Abi gar nicht im Fach Soziologie. Einen vergleichbaren Fall habe es in Luxemburg noch nicht gegeben, sagte Bamberg.
0Web
Insider berichten von geplantem Event nächstes Jahr. Apple soll im März 2016 eine neue Version seiner Apple Watch präsentieren. Auch ein kleineres iPhone 6c könnte bei dem Event vorgestellt werden. Das berichtet 9to5mac unter Berufung auf Apple-nahe Quellen. Zuletzt war die Watch vergangenen September leicht überarbeitet worden, Apple veröffentlichte damals neue Design-Optionen und Software-Features. Noch ist unklar, was die zweite Smartwatch von Apple auszeichnen könnte. Der Konzern soll schon länger an einer ganzen Reihe von Modifikationen arbeiten, etwa einem ausgefeilten Fitnesssystem. Mit einem kleineren iPhone könnte sich Apple hingegen den Wünschen zahlreicher Kunden beugen. Denn für jene Nutzer, die keine großen Displays bevorzugen, gibt es momentan nur wenige Alternativen unter den Smartphone-Flaggschiffen. Ein rund vier Zoll großes iPhone, das sich mit seiner technischen Ausstattung auf aktuellem Niveau befindet, würde Apples Verkäufe wohl weiter ankurbeln.
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Ausfall beim AFC-Finale – 400 Millionen-Dollar-Deal mit Football-Liga von Anfang an unter schlechtem Stern. Viel Geld hat sich Microsoft sein Engagement in der National Football League (NFL) kosten lassen: Stolze 400 Millionen Dollar soll das Unternehmen gezahlt haben, damit seine Surface-Tablets bei all den Football-Spielen der US-amerikanischen Liga zur Taktikplanung genutzt werden – und so immer gut im Blickfeld sind. Doch der Deal war von Anfang an durch Pannen gekennzeichnet. So musste Microsoft bald feststellen, dass viele Kommentatoren schlicht nicht wussten, was ein Surface eigentlich ist – und es kurzerhand iPad nannten. Microsoft zahlte also viel Geld für eine unabsichtliche Bewerbung der Konkurrenz. Solcherlei Unerfreulichkeiten hat Microsoft zwar mittlerweile dank Nachschulungen in den Griff bekommen, aktuell stellt sich aber die Frage, ob es dem Unternehmen nicht lieber wäre, seine Tablets würden als iPads bezeichnet. Ausgerechnet bei einem der wichtigsten Spiele der ganzen Saison versagten am Sonntag nämlich die Surface-Pro-3-Tablets. Zwanzig Minuten lang fielen die Geräte beim Spiel New England Patriots gegen die Denver Broncos aus – bei dem Finale der American Football Conference (AFC) und damit auch der letzten Hürde vor dem Super Bowl. Besonders unerfreulich. Es war nur eines der Teams betroffen: Die Patriots mussten vorübergehend auf die technischen Hilfsmittel verzichten. Second time this season Ive personally heard the @Microsoft tablet getting crushed during an #NFL game pic.twitter.com/Bz9vu4YRQ2 Mit den Tablets können die Teams Aufnahmen der letzten Spielzüge analysieren. Sie sind durch ein eigenes, internes Netzwerk miteinander verbunden, andere Apps finden sich auf den Geräten nicht. Nachdem die Kommentatoren von dem Problem erfuhren und dies öffentlich machten, reagierte Microsoft schnell mit einer Presseaussendung. Der Fehler sei nicht durch die Tablet-Software, sondern durch Netzwerkschwierigkeiten ausgelöst worden, heißt es darin. Man habe das Problem zudem schnell in Kooperation mit den Netzwerkpartnern beseitigen können. Da war der Schaden allerdings längst angerichtet: Über die sozialen Medien war ein veritabler Shitstorm über Microsoft hereingebrochen. Dies fügt sich nahtlos in eine Saison, in der immer wieder Spieler öffentlich die Unzuverlässigkeit der Tablets beklagt haben. Und dass die Geräte öfter mal dazu genutzt werden, um die Frustration über ein schlecht laufendes Spiel auszuleben, dürfte Microsoft auch nicht gerade jene Bilder produzieren, mit denen man das Surface Pro verbunden sehen will. (red, 25.1.2016) Before today, the two other lasting memories of the Surface with the NFL this year -- first: pic.twitter.com/UVo7yd0nLP Second: pic.twitter.com/1Z0iHDDaWK
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Vier Raumfahrer sollen in Raumkapseln von Boeing und SpaceX ins All fliegen. Miami – Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat die ersten vier Astronauten ausgewählt, die als erste Menschen überhaupt in von Privatunternehmen konstruierten Raumschiffen ins All fliegen sollen. Die Raumfahrer werden nun trainiert und auf ihre Flüge, die ab 2017 in Raumkapseln von Boeing und SpaceX stattfinden sollen, vorbereitet. Diese ausgezeichneten, erfahrenen Astronauten schlagen einen neuen Weg ein – ein Weg, der ihnen eines Tages einen Platz in den Geschichtsbüchern und Amerikanern die Landung auf dem Mars ermöglicht, teilte NASA-Chef Charles Bolden mit. Die Gruppe besteht aus drei Männern, Robert Behnken, Eric Boe und Douglas Hurley, und der Astronautin Sunita Williams. Seit dem Ende ihres Shuttle-Programms im Sommer 2011 ist die US-Raumfahrtbehörde bei Flügen ihrer Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) auf russische Sojus-Kapseln angewiesen. In Zusammenarbeit mit der US-Privatwirtschaft will die NASA diese Abhängigkeit in den kommenden zwei bis drei Jahren beenden. Vergangenen September wählte sie Boeing und SpaceX aus, eine neue Generation von Raumfähren zu entwickeln. Der Vertrag hat ein Gesamtvolumen von 6,8 Milliarden Dollar (6,2 Mrd. Euro). Boeing erhält mit 4,2 Milliarden Dollar den Löwenanteil und soll Ende 2017 die erste reguläre Mission seiner Raumkapsel CST-100 liefern. Für SpaceX, das sich mit 2,6 Milliarden Dollar begnügen muss, steht noch kein Starttermin fest. Die erfahrenste Astronautin des Quartetts ist die 49-jährige Williams, die bereits 322 Tage im All verbrachte. Der 48-jährige Hurley war Pilot von zwei Space-Shuttle-Missionen, darunter die letzte im Juli 2011. Der 50-jährige Boe und der 44-jährige Behnken können ebenfalls je zwei Space-Shuttle-Missionen vorweisen.
7Wissenschaft
Valves neuartiges Gamepad soll PC-Spiele präzise von der Couch aus zocken lassen – ein Praxistest. Dass Valve, Betreiber der PC-Spieleplattform Steam, schon länger auch mit Hardware-Produkten liebäugelt, ist kein Geheimnis. Während man aber die Steam Machines – auf den Einsatz im Wohnzimmer getrimmte Spiele-PCs – und auch die hauseigene Virtual Reality-Lösung Steam VR von anderen (mit)bauen lässt, erscheinen am 10. November die ersten komplett inhouse entwickelten Produkte: der offizielle Steam Controller und die Streamingbox Steam Link. Der GameStandard hat schon vorab den Controller unter die Lupe genommen und ist der Frage nachgegangen, ob Valves neuartiges Steuerungskonzept bei PC-Spielen ein guter Ersatz für Maus und Tastatur ist. Valve hat bei der Entwicklung des Steam Controllers viele Konzepte und Ideen ausprobiert, die meisten davon aber schlussendlich wieder verworfen. Das finale Layout erinnert durchaus an traditionelle Controller. Er hat eine ähnliche Größe wie der Xbox 360 Controller, das Design ist allerdings konkav und die Steuerungselemente liegen tiefer, als der breit ausgelegte Griffbereich. Das ist zwar anfangs gewöhnungsbedürftig, aber dadurch liegt der Controller gut in der Hand und mehr Fingerfläche liegt direkt am Gamepad auf, was gerade bei längeren Sessions durchaus entlastend wirken kann. Betrieben wird der Controller entweder kabelgebunden oder drahtlos mittels USB-Receiver und Batterien – löblicherweise alles im Lieferumgang und zu einem Gesamtpreis von 54,99€ enthalten. Die Batterien werden ähnlich wie beim Controller der Android-Konsole OUYA im Bereich der Griffe verbaut. Dadurch liegt der Schwerpunkt des Controllers seitlich und tief, die Mitte wirkt vergleichsweise leicht und hohl. Aber auch dies bemerkt man schon nach kurzer Umgewöhnung kaum mehr. Knöpfe, Bumper und Trigger sind traditionell angeordnet. Die Knöpfe sind zwar etwas klein, dafür bieten die Trigger gutes Spiel und einen kräftigen Klick zum Abschluss. Die wirklichen Alleinstellungsmerkmale des Steam Controllers sind aber die beiden Trackpads. Diese erinnern auf den ersten Blick an kreisförmige Touchpads, wobei das linke Pad eine leichte Vertiefung in Form eines Steuerkreuzes aufweist. Jedes Pad verfügt auch über mehrere deutlich spürbare Druckpunkte, wodurch auch eine Bedienung auf diese Weise möglich ist. Als wirkliches Touchpad verwendet man die Flächen dann, wenn sie als Mausersatz dienen sollen. Der deutliche Unterschied gegenüber normalen Touchpads ist das dabei gebotene haptische Feedback. Dieses zu beschreiben fällt allerdings relativ schwer. Der einzig halbwegs (übrigens auch akustisch) passende Vergleich wäre vielleicht noch die Bedienung eines Mausrads mit Rasterung: Ein spürbarer, aber nicht wirklich bremsender Widerstand, der niemals Zweifel darüber aufkommen lässt, wo sich der Finger gerade befindet. Interessant und innovativ, man möchte fast sagen: revolutionär. Bemerkenswert ist zudem, dass man die Pads – genau wie alle anderen Knöpfe, Tasten und Trigger – individuell belegen und einstellen kann und das für jedes Spiel gesondert. Linkes Pad als digitales Steuerkreuz und rechts ein extrem genaues Touchpad? Oder doch lieber beide Trackpads im Touchpad-Modus, wobei nur eines haptisches Feedback liefert? Alles kein Problem und reine Einstellungssache. Die Möglichkeiten sind damit gerade anfangs aber fast schon zu groß. Zum Glück gibt es offizielle und/oder von der Community erzeugte Vorlagen, die man als Grundlage nutzen kann. Theorie bleibt aber immer Theorie und darum wurde der Controller natürlich auch einem ausgiebigen Praxistest mit den unterschiedlichsten Genres unterzogen: Wenig verblüffend bietet der Steam Controller im Zusammenspiel mit Genres, die ohnehin oft auch mit einem Controller gespielt werden, keine großen Überraschungen. Er verhält sich schlicht wie ein ganz normaler Controller. Ähnlich wie Einzelspieler-Rollenspiele können auch MMORPGs durchaus gut mit dem Steam Controller gespielt werden, einige Vorarbeit bei der Zuweisung der oft zahlreichen Befehle vorausgesetzt. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings jegliche Art von Text-Chat. Zwar bietet ein OnScreen-Keyboard eine durchaus intuitive Eingabemöglichkeit, die mit ein wenig Übung sicher auch ganz ordentlich von der Hand gehen kann, ein Manko bleibt allerdings: Das Keyboard verdeckt während der Eingabe große Teile des Bildschirms und das kann gerade bei Raids, PvP-Schlachten und ähnlichen Situationen schnell zum Problem werden. Bei Simulationen aller Art und vor allem rundenbasierten Strategietiteln zeigten sich erstmals die klaren Vorteile des Steam Controllers. Auch ohne echte Maus kann der Mauscursor extrem präzise bewegt und positioniert werden. Selbst kleine Knöpfe können problemlos angeklickt und feine Muster gezeichnet werden. Etwas anders verhielt es sich bei Titeln, die auch schnellere und trotzdem präzise Reaktionen nötig machen. Besonders bei Echtzeitstrategietiteln ist wohl noch einige Eingewöhnung und Feinjustierung der Einstellungen nötig, bevor man erfolgreich Gegenangriffe zurückschlagen und komplexe Manöver durchführen kann. In keinem Genre wird die Diskussion Maus & Tastatur vs. Gamepad wohl erbitterter geführt, als im Shooter-Genre. Wirklich neutrale Vergleiche fallen schwer, denn kaum jemand wechselt je das Lager, wenn er erst einmal eine Präferenz gefunden hat und auch die meisten Spielehersteller trennen PC- und Konsolenspieler besonders bei Multiplayer-Titeln streng voneinander. Die sehr genau bedienbaren Trackpads und das einstellbare haptische Feedback bieten auf jeden Fall eine deutlich spürbare Verbesserung, wenn es um die Genauigkeit geht. Hektische und schnelle Reaktionen sind aber eine ganz andere Geschichte und ähnlich wie bei den Strategietiteln konnte der Controller hier noch nicht ganz überzeugen, auch wenn das mögliche Verbesserungspotenzial durch Übung deutlich bemerkbar ist. Spekulativ werden die Erfahrungen hier von Spieler zu Spieler trotzdem extrem unterschiedlich sein. Ist der Steam Controller ein vollwertiger oder kompletter Ersatz für Maus und Tastatur? Nein, auf keinen Fall. Aber er kommt der Sache in vielen Situationen zumindest nahe und ist die bislang mit Abstand beste Alternative, trotz nicht zu unterschätzender Lernkurve bei der Eingewöhnung und Konfiguration. Eigentlich alle Genres, die traditionell eher mit Maus und Tastatur gespielt werden (sollten), profitieren von den Vorzügen des neuen Controllers. Einzig im Bereich der Shooter und anderer Titel, bei denen es neben Genauigkeit auch auf Schnelligkeit ankommt, steht ein abschließendes Urteil noch aus. Auch als normaler Controller muss er den direkten Vergleich mit dem Mitbewerb nicht scheuen. Handling, Verarbeitung usw. sind gut und durch seine vielen Einstellungsmöglichkeiten bietet er sogar von Haus aus schon mehr, als die oft deutlich teurere Konkurrenz.
0Web
RB-Trainer Garcia "sehr, sehr zufrieden" mit dem Kader. Salzburg – Die Verantwortlichen von Red Bull Salzburg betrachten den geplatzten Wechsel des Israeli Munas Dabbur kurz vor Transferschluss nicht als Katastrophe. Grasshoppers Zürich hätte den Stürmer nur gegen eine unmoralische Summe abgegeben, sagte Bullen-Sportchef Christoph Freund am Mittwoch. Aber da spielen wir nicht mit und werden auch in Zukunft nicht mitspielen. Auf die konkreten Zahlen eingehen wollte Freund nicht. Zuletzt waren zumindest sechs Millionen Euro als Ablöseforderung kolportiert worden. Das sportliche Gesamtpaket hätte definitiv gestimmt, sagte Freund auf einer Pressekonferenz am Mittwoch über den 23-Jährigen, den man schon längere Zeit im Auge gehabt habe. Wir haben ihn vorher schon gekannt, Oscar Garcia war schon mal sein Trainer. Aber bei einem Transfer im Winter ist es oft sehr, sehr schwierig, dass man eine Einigung erzielt mit allen Parteien. Letztlich habe der Grasshoppers-Aufsichtsrat ganz klar entschieden, dass man den Spieler für die von Salzburg gebotene Summe nicht ziehen lasse. Es ist halt nur ein bisschen hinausgezögert worden. Im Endeffekt ist die Entscheidung sehr spät gefallen, merkte Freund etwas kritisch an. Aber ich glaube, das ist auch teilweise nachvollziehbar. Sie sind Zweiter in der Schweiz, wo der zweite Platz auch noch für die Champions-League-Qualifikation berechtigt. Sie hätten einen der wichtigsten Spieler kurzfristig abgegeben. Darstellungen, dass Neo-Coach Garcia unbedingt noch personelle Verstärkung gefordert habe, widersprach der sportliche Leiter. Der Trainer ist sehr, sehr zufrieden mit dem Kader. Natürlich diskutiert man über den einen oder anderen Spieler. Aber da waren wir uns von Anfang an einig, dass wir nur wen dazuholen, wenn uns das kurzfristig weiterhilft und stärker macht. Das hat es jetzt am Markt nicht gegeben. Garcia hatte Dabbur während seiner Zeit als Trainer von Maccabi Tel Aviv bis Februar 2014 unter seinen Fittichen. Auch Freund sieht den Kader gut gerüstet für die Titelverteidigung. Der Abgang Martin Hintereggers zu Borussia Mönchengladbach reiße keine sonderlich große Lücke in die Innenverteidigung. Natürlich haben wir Qualität verloren, aber da sind wir richtig gut aufgestellt, sagte Freund und verwies auf Paulo Miranda, Duje Caleta-Car, Asger Sörensen, der erstmals nach langer Zeit voll fit ist, Dayot Upamecano und den neuen Brasilianer Bernardo. Da machen wir uns überhaupt keine Sorgen. Die Frühjahrssaison beginnt für Salzburg am Sonntag bei Admira Wacker Mödling.
4Sport
Vier Bezirke haben sich zusammengetan, um die Heizungen aus den Gastgärten zu verbannen. Wien – Nach der Inneren Stadt ziehen jetzt weitere Wiener Bezirke gegen die Beheizung von Schanigärten ins Feld. Die Heizschwammerln, die auch bei einer Ausweitung der Gastgartenöffnungszeiten auf das ganze Jahr ein wohligwarmes Sitzen im Freien ermöglichen sollen, werden über die Parteigrenzen hinweg abgelehnt. Rot, Schwarz und Grün haben sich zusammen getan, um die Heizungen aus ihren Bezirken zu verbannen. Konkret sind es die Bezirksvorsteher von Neubau, Thomas Blimlinger (Grüne), der Josefstadt, Veronika Mickel-Göttfert (ÖVP), und vom Alsergrund, Martina Malyar (SPÖ), die ihre Schanigärten heizfrei halten wollen. Mickel-Göttfert erklärte am Dienstag, dass allein in den drei Bezirken rund 500 Schanigärten liegen würden. Würden diese in den kalten Monaten beheizt, würde sich der Energieverbrauch jährlich mit jenem von 750 Haushalten decken. Dies könne Mickel-Göttfert aus Gründen des Umweltschutzes nicht unterstützen. Insgesamt sprechen sich damit nun bereits vier Bezirke gegen die Vorschläge von Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) aus. Sie präsentierte vier Varianten zur Lockerung der Winterschließung von Schanigärten – jede davon würde die Außenheizungen zumindestens erlauben. In unserem Bezirk kann ich mir das nicht vorstellen. Am Alsergrund wollen wir nicht die Luft heizen, sagte Malyar. Auch, dass die Heizschwammerln an höhere Abgaben gekoppelt wären, würde nichts nützen. Dafür sehe ich keinen Grund, sagte Malyar. Dies sei in Zeiten des Klimawandels nicht zeitgemäß. Die Gäste ihrer Bezirks-Gastgärten sollen sich lieber mit Decken und einem heißen Getränk aufwärmen. In der Arktis, bei den Inuits, gibt es ja auch keine Heizschwammerln. Blimlinger sagte, man solle sich auf die Klimaziele der Pariser Klimakonferenz konzentrieren. Ein Außenbetrieb ohne Heizung wäre ein kleiner Beitrag dazu. Unter den verschiedenen Varianten – das Aufstellen von Stehtischen, von Tischen und Sesseln vor einem Lokal, die Kürzung der Wintersperre von drei auf zwei Monate, oder die ganzjährige Öffnungsmöglichkeit für Gastgärten – haben die Bezirke unterschiedliche Präferenzen. Mickel-Göttfert will eine Mischung. So vielfältig die Gastonomie ist, so vielfältig sollten auch dieLösungen sein. Blimlinger tendiert für die zweite Variante: Wirte sollen Tische und Stühle während der Wintermonate an der Hausmauer aufgestellen können – mit einer Breite von maximal einem Meter. Im Neunten ist noch keine Entscheidung gefallen. Malyar tendiert in dieselbe Richtung wie Blimlinger. Allerdings könnte sie sich auch die am engsten geregelte Möglichkeit vorstellen: Einzelne Tische, die ohne Sitzmöglichkeit vor dem Lokal stehen. Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sagte hingegen, er sei prinzipiell offen für Heizschwammerl. Gasbetriebene Wärmequellen lehnt er aber ab. Die Arbeiterkammer steht einer mögliche Winteröffnung der Wiener Schanigärten ablehnend gegenüber. Diese bedeute, dass es keine Saisonpause für die Anrainer gebe und eine enorme Energieverschwendung durch Heizpilze zu erwarten sei, warnte der Leiter der AK-Abteilung Kommunalpolitik, Thomas Ritt. Er forderte, den Wildwuchs in Sachen Gastgärten generell einzudämmen. Wien braucht seine Schanigärten. Aber Wien braucht auch eine klare und für alle Beteiligten faire Regelung, wie viele Tische am Gehsteig auch für die Nicht-Gäste und Anwohnerinnen und Anwohner zumutbar sind, befand Ritt. Schanigärten würden derzeit schon bei geringer Auslastung wild im Stadtgebiet wuchern. Dabei werde im wachsenden Wien der Platz auch für andere Zwecke gebraucht, also etwa für nichtkommerzielle Ruhezonen, Parkflächen oder einfach freie Gehsteige. Bei den Schanigärten sei die Grenze der Belastbarkeit erreicht: Bis 23 Uhr am Abend muss genug sein. Er sprach sich für klare Regeln aus, wo und wie viele Schanigärten Wien brauche. Dabei sei es auch sinnvoll, über den Preis eine faire Regulierung zu erreichen. Der öffentliche Raum werde zu günstig angeboten, kritisierte der AK-Vertreter. So koste etwa ein Quadratmeter am Graben 7,50 Euro. In Zürich lägen die Preise in vergleichbaren Lagen bei fast 62 Euro. Die Stadt ist Lebensraum und muss es auch bleiben, so Ritt: Wien muss deshalb darauf achten, dass die Wienerinnen und Wiener auch im Sommer mit ihren Schanigärten leben können. Die AK setze sich deshalb dafür ein, die Schanigarten-Saison zwischen März und November zu belassen und auch die Tages-Öffnungszeiten nicht weiter auszuweiten, hieß es.
1Panorama
2:0 dringend notwendiger Erfolg für Londoner – Spektakuläres 4:4 zwischen Leverkusen und Roma. London – Bayern München hat in seinem 13. Pflichtspiel der Saison die erste Niederlage kassiert, seine Tabellenführung in der Champions League aber dennoch erfolgreich verteidigt. Das Team von Trainer Pep Guardiola musste sich am Dienstagabend in seinem dritten Gruppenspiel beim FC Arsenal mit 0:2 (0:0) geschlagen geben. Den Londonern gelang damit nach zwei Niederlagen zum Auftakt das dringend notwendige Erfolgserlebnis. Der Franzose Olivier Giroud (77.) nach einem schweren Patzer von Bayern-Tormann Manuel Neuer, sowie Mesut Özil (90.+4) erzielten die Treffer für Arsenal. Neuer hatte die Münchner allerdings in Halbzeit eins mit mehreren Glanzparaden vor einem früheren Rückstand bewahrt. Wie David Alaba bei den Bayern spielte auch Aleksandar Dragovic bei Dynamo Kiew in der Innenverteidigung durch. Die Ukrainer erreichten zu Hause gegen Chelsea ein torloses Remis. Einen Kopfball von Theo Walcott aus kurzer Distanz entschärfte Manuel Neuer noch mit einer Glanzparade (33.). Nach Seitenwechsel, als die Münchner die Partie eigentlich im Griff hatten, segelte der Startorhüter aber an einer Freistoßflanke von Santi Cazorla vorbei. Der drei Minuten davor eingewechselte Giroud stolperte den Ball per Kopf ins Tor (77.). Die Bayern, mit neun Siegen in neun Ligaspielen in die Saison gestartet, dominierten zwar auch in London den Ballbesitz (73 Prozent!), Arsenal wurde mit schnellen Gegenstößen aber mehrmals gefährlich. Über weite Strecken jedoch präsentierte sich das Team von Arsene Wenger überraschend defensiv, überließ den Gästen weitgehend die Initiative. Für die Entscheidung sorgte Özil in der Nachspielzeit nach Querpass von Hector Bellerin. Alaba hatte den Ball in der Vorwärtsbewegung an den Spanier verloren (94.). Die Bayern kassierten die erste Niederlage nach davor zwölf Pflichtspielsiegen in Serie seit dem im Elfmeterschießen verlorenen Supercup gegen Wolfsburg Anfang August. Olympiakos Piräus gewann das Parallelspiel bei Dinamo Zagbreb 1:0 und hält wie die Münchner bei sechs Punkten. Dynamo Kiew blieb auch im dritten Gruppenspiel ungeschlagen – und das gegen den englischen Meister. Chelsea ging vor der Pause verschwenderisch mit seinen Chancen um. Die Londoner trafen zweimal Aluminium, nach Seitenwechsel fanden aber auch die Ukraine besser in die Partie. Die Tabellenführung in Gruppe G übernahm der FC Porto mit einem 2:0 gegen Maccabi Tel Aviv. Mit dem 18-jährigen Mittelfeldspieler Ruben Neves schickten die Portugiesen den jüngsten Kapitän der Champions-League-Geschichte auf den Platz. Tel Aviv ist weiter punktelos. In Gruppe E erfüllte der FC Barcelona mit einem 2:0 bei Bate Borisow seine Pflicht. Matchwinner für die weiter ohne den verletzten Superstar Lionel Messi antretenden Katalanen war der Kroate Ivan Rakitic, der beide Tore erzielte (48., 65.). Neymar leistete jeweils die Vorarbeit. Eine völlig verrückte Partie gab es in Leverkusen zu sehen. Die Gastgeber verspielten gegen die AS Roma eine 2:0-Führung durch einen Doppelpack von Chicharito (4./Elfer, 19.), lagen bereits 2:4 zurück, holten am Ende aber noch ein 4:4. Der Ex-Salzburger Kevin Kampl mit einem Traumtor von der Strafraumgrenze ins Kreuzeck (84.) und Admir Mehmedi (86.) machten es möglich. Für die Römer trafen Daniele de Rossi (30., 38.), Miralem Pjanic (55.) und Iago Falque (74.). Vor dem Achtelfinaleinzug steht Zenit St. Petersburg. Die Russen gewannen mit 3:1 gegen Olympique Lyon auch ihr drittes Spiel in Gruppe H und sind souveräner Tabellenführer. Gute Karten hat auch Valencia nach einem mühsamen 2:1 gegen den Champions-League-Debütanten KAA Gent. (APA, red, 20.10. 2015) Gruppe E: Bate Borisow – FC Barcelona 0:2 (0:0) Tore: Rakitic (48., 65.) Bayer 04 Leverkusen – AS Roma 4:4 (2:2) Tore: Chicharito (4./Elfer, 19.), Kampl (84.), Mehmedi (86.) bzw. De Rossi (30., 38.), Pjanic (54.), Falque (73.) Gruppe F: Arsenal – Bayern München 2:0 (0:0) Tore: Giroud (77.), Özil (94.). Dinamo Zagreb – Olympiakos Piräus 0:1 (0:0) Tor: Ideye (79.) Gruppe G: FC Porto – Maccabi Tel Aviv 2:0 (2:0) Tore: Aboubakar (38.), Brahimi (41.) Dynamo Kiew – Chelsea 0:0 Gruppe H: Zenit St. Petersburg – Olympique Lyon 3:1 (1:0) Tore: Dsjuba (2.), Hulk (56.), Danny (83.) bzw. Lacazette (49.) Valencia – KAA Gent 2:1 (1:1) Tore: Fegouli (15.), Mitrovic (72./Eigentor) bzw. Foket (40.)
4Sport
Justizministerium hat Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen fehlenden Anfangsverdachts abgewiesen. FPÖ weist Vorwürfe zurück. Wien – Die FPÖ muss sich mitten im Wiener Landtagswahlkampf mit Korruptionsanschuldigungen herumschlagen. Generalsekretär Herbert Kickl wird Verstrickung in illegale Parteienfinanzierung vorgeworfen. Er soll über die FPÖ-nahe Werbeagentur Ideenschmiede Geld aus Aufträgen des Landes Kärnten an die Partei zurücküberwiesen haben, berichtet die Wochenzeitung Falter. Der Bericht beruft sich auf Dokumente, die die Korruptionsstaatsanwaltschaft bei einer Razzia in einem der Agentur zurechenbaren Gebäude entdeckt haben soll. Aus den Akten sei ersichtlich, dass Kickl heimlicher Hälfte-Eigentümer der Agentur gewesen sei. Der Geschäftsführer soll als Treuhänder Firmenanteile und Grundstücke gehalten haben, damit Kickl nicht öffentlich aufscheint. Mutmaßliche Kickbacks Die Involvierung des FPÖ-Generalsekretärs in die Geschäfte der Agentur soll bis in jene Jahre, als Jörg Haider und die Freiheitlichen das Land regierten, zurückgehen, schreibt der Falter unter Berufung auf Akten aus dem noch laufenden Ermittlungsverfahren. Die wiederholt zur Anwendung gekommene Vorgehensweise soll demnach folgende gewesen sein: Die Agentur legte Rechnungen an das Land Kärnten, denen nur teilweise eine Leistung gegenüberstand. Von den Honoraren – beglichen mit Steuergeld – soll ein Prozentsatz weiterverteilt worden sein. In Verträgen ist laut dem Artikel von 20 Prozent die Rede. Der Falter will ausdrücklich keinerlei strafrechtliche Vorwürfe erheben, da es sich um ein laufendes Verfahren handle. Nachdem die Korruptionsstaatsanwaltschaft nach der Razzia auf die Dokumente aufmerksam geworden war, wurden Erhebungen wegen des Verdachts der Bestechung und der Untreue eingeleitet. Weisung des Justizministeriums Ein Auslieferungsbegehren der Korruptionsstaatsanwaltschaft – aufgrund seiner Tätigkeit als Nationalratsabgeordneter genießt Kickl parlamentarische Immunität – blieb jedoch erfolglos. Mittels einer im Vorjahr erfolgten Weisung lehnte Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) das Begehren ab, weil kein Anfangsverdacht gegen Kickl bestand. Stattdessen wurden weitere Erhebungen zur Sachverhaltsverbreiterung angeordnet. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft bestätigte laufende Erhebungen, ob ausreichend Verdachtsmomente gegen Kickl vorliegen oder nicht. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Werbeagentur sagte der Wochenzeitung außerdem, dass auch FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache 70.000 Euro im Koffer überbracht worden seien. Strache weist diese Vorwürfe entschieden zurück. Der FPÖ-Obmann beteuerte am Dienstag, dass er von den Vorwürfen rund um seinen Generalsekretär erst am Montag erfahren habe, und wollte die Angelegenheit nicht weiter kommentieren. Nur so viel: Er gehe davon aus, dass sich Kickl stets korrekt verhalten habe. FPÖ weist Vorwürfe zurück Kickl selbst wies die Anschuldigungen in einer Aussendung zurück und spricht von einer Rufmordkampagne. Die Wochenzeitung zitiere selektiv aus vertraulichen Ermittlungsakten und konstruiere falsche Zusammenhänge und unhaltbare Schlussfolgerungen, hieß es darin. Weder er noch Strache würden von der zuständigen Staatsanwaltschaft als Beschuldigter geführt, betonte Kickl. Ich wurde lediglich im Dezember letzten Jahres in dieser Sache als Zeuge einvernommen und habe gegenüber der Staatsanwaltschaft auf alle Fragen ausführlich geantwortet. H.-C. Strache wurde nicht einmal als Zeuge einvernommen, so der FPÖ-Generalsekretär. Andere Parteien äußerten nach Bekanntwerden der Anschuldigungen Kritik und Empörung. So orteten Vertreter von SPÖ, Grünen und Neos einen weiteren von mehreren Skandalen in der Geschichte der FPÖ.
5Inland
Dem US-Konzern mangelt es an Zucker, er will sich nun auf Light-Produkte und Wasser konzentrieren. San Francisco – In Venezuela ist die Produktion von Coca-Cola wegen Zuckerknappheit gestoppt worden. Die Lieferanten hätten den Konzern informiert, dass aufgrund fehlender Rohstoffe die Zuckerherstellung derzeit ruhe, sagte Unternehmenssprecherin Kerry Tressler. Entsprechend könne auch das Getränk nicht produziert werden. Coca-Cola werde sich in Venezuela nun auf seine Light-Produkte und Wasser konzentrieren, sagte Tressler. Man sei mit Zulieferern und Regierungsbehörden im Gespräch, um Maßnahmen zur Lösung der Situation zu ergreifen. Venezuela steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert für dieses Jahr eine extreme Inflation von 720 Prozent. 2015 schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt um 5,7 Prozent, dieses Jahr soll das Minus 6,2 Prozent betragen. Das Land leidet außerdem unter der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren. Der Bevölkerung fehlt es an Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten und Strom. Auch andere ausländische Unternehmen mussten ihre Produktion bereits zurückfahren, etwa der US-Lebensmittelkonzern Kraft Heinz. Die Lage in dem Land mit den größten Ölreserven der Welt ist wegen eines erbitterten Konflikts zwischen dem linken Präsidenten Nicolás Maduro und dem von der Opposition dominierten Parlament explosiv. Maduro hat den Ausnahmezustand vor kurzem um 60 Tage verlängert. Die Opposition wirft ihm vor, eine Diktatur vorzubereiten. Maduro selbst sieht sich von Feinden umzingelt und behauptet, in Venezuela sei eine US-Invasion im Gange. Er sieht vor allem den gefallenen Ölpreis als Ursache für den Notstand.
3Wirtschaft
Mit ihrem neuen Roman "Unterleuten" schafft die deutsche Schriftstellerin ein Bild gestriger und heutiger Zustände – im Großen und im Kleinen. Seelenheil, Groß Väter, Wassersuppe, Beutel – so heißen Dörfer im neuen Werk von Juli Zeh. Ein solcher Ort in Brandenburg, 100 Kilometer von Berlin entfernt, verleiht diesem groß angelegten Zeitroman Mikrokosmos sowie Titel: Unterleuten, auch als Unter Leuten zu verstehen. Dass dieses Landleben im Sommer 2010, als in einer anderen Ecke Deutschlands bei der Loveparade 19 Menschen erdrückt wurden, keineswegs die von ein paar Stadtflüchtlingen gesuchte Idylle bietet, tritt vom ersten Satz an plastisch vor Augen: Das Tier hat uns in der Hand. Das ist noch schlimmer als Hitze und Gestank, sagt eine junge Mutter. Weder Wald noch seltene Vogelarten stehen naturschön im Vordergrund, sondern soziale Konflikte, die seit DDR-Zeiten und Wende schwelen. Ihnen entspricht die wenig freundliche Umgebung. Wie früher im Österreichischen bei Hans Lebert (Die Wolfshaut, 1960) scheint ein Deckel auf der Landschaft zu lasten. Der deutsche Wald, ein Identitätsort seit der Romantik, hat wenig Romantisches an sich; hier spielen sich Verletzungen und Tod ab: Niemand ging zum Spaß in den Wald, steht zu Beginn eines Kapitels. Anders als jüngst etwa Sasa Stanisic oder Judith Zander macht Juli Zeh aus der Konstellation und der Darstellung des Dörflichen eine weitreichende Weltbetrachtung, einen Gesellschaftsroman mit einer bestechenden Vielfalt literarischer Tonlagen, voller Esprit und Tragik, Ironie und Drastik. In Unterleuten wirken hintergründige Verhältnisse, die 200 Einwohner sind durch ihre Geschichte des Beziehungshandels und der Händel mit- oder gegeneinander verbunden. Offen traten die Gegensätze zur Wende hervor, im Übergang von Kollektivismus zu Kapitalismus. Nun eskaliert die Lage, als in der Nähe ein Windpark errichtet werden soll, zehn riesige Räder, die dem Grundbesitzer viel Geld bringen werden. Mit den Leuten, die ins Dorf kommen, geht der Roman weit übers Dorf hinaus. Die beiden zugezogenen Paare – ein dem Virtuellen zugetaner Computerspielefreak und eine durch Beratungsliteratur selbstbewusste Pferdeflüsterin, ein Soziologe und seine frühere Studentin – müssen bald feststellen, dass sie in ein Paralleluniversum eingetreten sind. Fast alles beherrscht Gombrowski aus der früheren Gutsherrenfamilie, er führt die Agrarfirma, an der ganz Unterleuten hängt. Sein scharfer Gegenspieler ist der alte Kron, ein Ostalgiker, der wegen einer alten Verletzung an der Krücke geht. Dessen Ausfälle gegen aktuelle Weltzustände zeigen Juli Zeh auf dem Höhepunkt ihrer ironischen Sprachkunst. Kron bezieht überregionale Zeitungen: Früher hatte er die Blätter als Reportagen aus dem Herzen des Feindes gelesen, heute las er sie als Satiremagazine, sein bequemer Sessel stand auf der Meta-Ebene. Um die beiden lebenslangen Feinde gruppiert Zeh ein breites, differenziert geschildertes Personal, sodass bei der Lektüre der Eindruck ersteht, man kenne das ganze Dorf. Sie erzählt abwechselnd aus einem Dutzend Perspektiven, in den Kapitelüberschriften mit dem Familiennamen der jeweiligen Figur bezeichnet. Dadurch bringt sie die Charaktere so nahe, dass die Einzelnen sich in ihrer inneren Logik erklären, während ihre unguten Seiten in der Außensicht der anderen zutage treten. Ein Wechsel der Perspektive vermag zudem vorzuführen, welch abwegige Interpretation Situationen mitunter finden. Der Streit dreht sich nicht nur um erneuerbare Energie gegen Naturschutz, sondern um Macht gegen Ohnmacht, Alt gegen Neu, Mann gegen Frau, Stadt gegen Land. Im Engen gedeihen Paranoia, Gerücht, Verschwörungstheorie umso mehr, als man glaubt, die Zusammenhänge überschauen zu können. Je nach Betrachtungsweise ist das Dorf Gefängnis oder Freiheit. Das Wort Heimat hingegen findet selten Verwendung, in den Text ist es vorsichtig eingeführt: Aber Unterleuten sah aus wie etwas, das man Heimat nennen konnte, denkt der Reiche aus Ingolstadt, der in einer Laune Land ersteigert. So erhält der Roman seine Spannung auf allen Ebenen, den privaten und den gesellschaftlichen. Soziologisch interessant ist der scharfe Blick auf Beziehungsfäden, literarisch die – das Oberthema Mensch und Tier anspielende – feine Motivik. Und gegen Schluss die Einsicht, dass jeder Mensch ein eigenes Universum bewohnt. Offenbar hat man neuerdings in Deutschland den Antiheimatroman wiederentdeckt: auffallend das Interesse für abgeschiedene, kaum bedachte Gegenden. Alles Uckermark? In den Magazinen, die mit ihrem ahistorischen Hochglanz reißend Absatz finden, versetzen sich Stadtbürger aufs Land, um sich gegen die Krise ins vorgeblich Übersichtliche, Ruhige, Gesunde zu flüchten. Bei Juli Zeh treffen sie auf Historie. Mit Unterleuten schafft sie ein Bild gestriger und heutiger Zustände im Großen und im Kleinen, berührende und schreckliche Schicksale, eine Erzählung über Moral, Gemeinwohl und Eigeninteressen – ein Lesevergnügen.
8Kultur
Von Graz nach Tokio führten Parissa Haghirian ihre Studien der BWL und Sinologie. Heute hat sie dort eine Professur für Internationales Management – und kehrt nur bisweilen gern nach Österreich zurück. Sie ist die einzige österreichische Professorin im Bereich Internationales Management in Japan und eine von nur drei westlichen Frauen in diesem Bereich: Was hat die 1970 in Graz Geborene nach Tokio geführt? Sie wollte ursprünglich nur Sprachen studieren, geworden ist es eine Kombination aus Japanisch und BWL. Der Japanbezug war früh da, schon als Studentin hat sie vier Jahre in Asien gelebt, zwischen 20 und 27 für verschiedene japanische Firmen gearbeitet. An der WU in Wien hat sie 2003 ihren PhD zu Communicating Corporate Knowledge within European-Japanese Multinational Corporations abgeschlossen – und war ihrer Zeit voraus: Die Kombination aus Geisteswissenschaften und BWL, das ging damals gar nicht. Die Arbeitsbedingungen an der WU waren eine Katastrophe, bei meiner Dissertation konnte ich beide Ansätze nicht verbinden. Da musste nach Vorschrift geforscht werden. Also folgte sie einem Ruf als Assistenzprofessorin nach Fukuoka in Südjapan, als erste Frau und erste Ausländerin an der Fakultät. Da waren lauter Opis im Kollegium, aber die waren sehr lieb zu mir, erzählt sie lachend. 2006 konnte sie dann nach Tokio wechseln, interkulturelles Management begann da gerade en vogue zu werden. Auf einmal war das ideal, was ich studiert hatte, ich hatte einen eigenen Zugang, weil BWL allein nicht abdecken kann, was da gefordert ist. Es folgten ganz klassisch Assistant- und Associate-Professur, seit April dieses Jahres hat sie eine volle Professur an der Sophia-Universität in Tokio. Ich war die Letzte, die auf Lebenszeit angestellt wurde, erzählt sie. In Japan ist man entweder angestellt, dann ermöglicht einem das auch eine gute Planbarkeit der akademischen Laufbahn, oder es gibt gar keine Regeln. Ist man erst einmal in dem System drinnen, ist die Universität sehr unterstützend. Die Universität als Arbeitgeber begrüße den Austausch mit Firmen: Man wird nicht behindert, solange man den Lehrauftrag gut erfüllt. Von der WU kommend, hat mir das viel Antrieb gegeben. Über 700 Unis gebe es in Japan, rund 100 bis 250 Bewerberinnen kämen auf eine Professorenstelle an ihrer Uni. Die Sophia University ist unter den Top drei der privaten Universitäten, erklärt sie. Rund 22.000 Studenten machen die Aufnahmeprüfung, aber nur 1200 bekommen einen Platz. Ein Studienjahr inklusive Platz im Wohnheim koste an der Privatuni umgerechnet rund 10.000 Euro, aber es gebe ein gutes Stipendiensystem, die staatlichen Unis seien billiger. Japanische Unis seien extrem bürokratisch, aber auch extrem demokratisch: Der größte Unterschied zu Österreich ist die Grundeinstellung, dass der Einzelne nie gescheiter ist als alle anderen. Das führt zu einem völlig anderen Führungsstil. Alle dürfen sich einbringen, aber auch alle müssen mitreden, erklärt sie. Das führe manchmal zu längeren Diskussionsprozessen. Bei uns an der Uni geht es schneller, da sind die Hälfte an der Fakultät Ausländer, sagt sie lachend. Dem interkulturellen Management habe sie sich erst langsam angenähert: Ich wollte das Thema wirklich nicht machen, erklärt sie. Parissa ist ein persischer Name, ihr Vater kommt aus dem Iran. Ich bin immer wieder auf meine interkulturellen Wurzeln angesprochen worden und wollte mich nicht damit befassen. Aber manche Themen holen einen halt ein. An der WU ist mir noch gesagt worden: Das wird sich erledigen, heute spricht eh schon jeder Englisch. Aber da haben sie sich getäuscht, sagt sie. Heute unterrichtet sie im Executive-Training-Programm der Europäischen Union, das europäische Manager für Japan vorbereitet. Es braucht schon eine wissenschaftliche Basis, um solche Dinge wertfrei zu bearbeiten, ist sie überzeugt. An einer österreichischen Universität zu arbeiten kann sie sich nicht mehr vorstellen. Aber: So weit wegzuziehen hört sich schon leichter an, als es ist, sagt sie. Ich habe mich jahrelang gemartert – bleibe ich dort oder nicht? Heute hat sie einen Zweitwohnsitz in Wien und kommt vier- bis fünfmal im Jahr nach Europa. Für mich hat sich das gut entwickelt, zieht sie Resümee: Jetzt haben wir fast 40 Prozent Frauen an der Fakultät, aber es war schon hart, für mich gab es keine Role-Models. Im Jahr der Nuklearkatastrophe von Fukushima, 2011, war sie gerade freigestellt und hatte eine Gastprofessur in München – trotzdem entschloss sie sich danach, nach Tokio zurückzukehren. Auf einmal nicht mehr im ‚Feld‘ zu forschen hat mich wahnsinnig gestört, erklärt sie. Also lebt sie mit der Gefahr, genauso wie mit den Erdbeben: Man gewöhnt sich daran. Schlimm ist es nur, wenn ich gerade unterrichte und die Verantwortung für die Studenten habe, das ist schon eine Belastung. Trotzdem überwiegt die Begeisterung: Mit ersten Juni ist in Japan gerade ein neuer Corporate-Governance-Kodex erlassen worden, der vorsieht, dass jeweils zwei unabhängige externe Direktoren in Aufsichtsräten vertreten sein müssen – Frauen bevorzugt. Er soll den japanischen Unternehmen neue Impulse geben. Das wird spannend zu beforschen.
5Inland
Zwei Möglichkeiten können zum Erfolg verhelfen – Rollout hat noch immer nicht alle Nutzer erreicht. Am 29. Juli hat Microsoft offiziell den Startschuss für die nächste Generation seines Windows-Betriebssystems gegeben. Nutzer von Windows 7 und 8 können innerhalb eines Jahres kostenlos auf die neue Version upgraden, 14 Millionen Installationen sollen bereits am ersten Tag aktualisiert worden sein. Doch noch immer haben einige Nutzer noch keinen Zugang zur neuen Version und werden von Windows Update mit einer Wartemeldung vertröstet. Für sie gibt es zwei Tricks, wie sich der Prozess manuell einleiten lässt. Die erste Variante erfordert etwas Handarbeit vom Nutzer. Zuerst muss der Ordner C:\Windows\SoftwareDistribution\Download geleert werden. Er dient als Zwischenlager für den Windows Update-Dienst, eine Entfernung der dort vorhandenen Ordner und Dateien ist ungefährlich für das System. Anschließend muss die Eingabeaufforderung mit Admin-Rechten geöffnet werden. Hier gilt es, den Befehl wuauclt.exe /updatenow auszuführen. Manche User empfehlen, kurz davor in Windows Update einen Suchvorgang zu starten. Dies sollte aber nicht notwendig sein, da das Kommando ohnehin Windows Update dazu zwingt, die aktuellsten verfügbaren Updates herunter zu laden. Im Idealfall startet daraufhin der Download und im Anschluss daran der Aktualisierungsvorgang. Bei manchen allerdings bleibt die Wartemeldung bestehen oder der Download funktioniert nicht. Aber auch für diesen Fall gibt es Abhilfe. Microsoft bietet selbst eine App (Media Creation Tool) an, mit dem der Download manuell durchgeführt werden kann. Es ist allerdings darauf zu achten, das Werkzeug in der passenden Sprachversion zu verwenden. Andernfalls kann Windows 10 eventuell nur unter Beibehaltung der Eigenen Dateien neu installiert und keine normale Aktualisierung durchgeführt werden. Die heruntergeladene Datei kann auf Wunsch ins ISO-Format konvertiert werden. Dazu bietet das Werkzeug direkt die Option, das System auf einen USB-Stick aufzuspielen. Dieser sollte zumindest eine Kapazität von vier GB aufweisen und wird bei diesem Vorgang formatiert. Auch über diesen kann Windows 10 dann installiert werden.
0Web
Wiener verlieren im Heimspiel gegen den Tabellenletzten mit 0:2, es war der erste Erfolg für die Salzburger seit Dezember. Wien – Fußball-Bundesliga-Schlusslicht SV Grödig hat am Samstag mit einem 2:0 (0:0) bei der Wiener Austria den ersten Frühjahrssieg gefeiert. Ein Gastgeschenk von Raphael Holzhauser leitete die Niederlage des nun schon seit vier Runden sieglosen Tabellendritten ein. Treffer von Benjamin Sulimani (58.) und Reagy Ofosu (90.) brachten Grödig nach elf sieglosen Partien (davon 9 Niederlagen) einen Dreier. In der Tabelle liegen die Salzburger aber auch nach dem zweiten Auswärtssieg der Saison weiter sechs Punkte hinter dem Vorletzten Ried, der einen 1:0-Heimsieg gegen Mattersburg feierte. Die Austria geht nun mit schon drei torlosen Meisterschaftsspielen ins Wiener Derby am kommenden Sonntag gegen den Erzrivalen SK Rapid. Danach wartet am 20. April mit dem Cup-Halbfinale beim Titelverteidiger Red Bull Salzburg gleich das nächste schwere Match auf das Team von Thorsten Fink. Ohne Gorgon Die Austria, bei der erstmals in dieser Saison Toptorschütze Alexander Gorgon grippebedingt nicht in der Startformation stand, bestimmte von Beginn weg eine knappe Stunde das Duell der beiden bisher schlechtesten Teams der Rückrunde. Doch trotz klarer Überlegenheit und zahlreicher hochkarätiger Möglichkeiten wollte sich erneut kein Torerfolg einstellen. So landete ein Holzhauser-Freistoß aus 18 Metern an der Lattenoberkante (5.). Und Meilinger (18./nach Kayode-Fersler), Grünwald (19./von der Strafraumgrenze), der Ex-Grödiger Venuto (24./nach Alleingang), Sikov (30./Kopfball nach Eckball) sowie abermals Holzhauser per Freistoß (31./aus rund 30 Metern) scheiterten allesamt an Tormann Swete. Dazu schlugen noch ein von Grödig-Verteidiger Strauss abgefälschter Koch-Schuss (38.) und eine Grünwald-Granate (43.) knapp neben der Stange ein. Die von Grödig-Trainer Peter Schöttel im Vergleich zur jüngsten 1:3-Heimniederlage gegen Sturm Graz gleich an sechs Positionen veränderte Startelf kam dagegen mit ihrer ganz auf Konter ausgerichteten Taktik nur zu einer Torchance in Hälfte eins. Kurz vor dem Pausenpfiff stürmte Ofosu nach gewonnenem Zweikampf gegen Sikov über links aufs Austria-Tor, schoss den Ball aber knapp am langen Eck vorbei (45.). Schnitzer von Holzhauser Die zweite Hälfte begann so wie die erste – mit einer Riesenchance der Austria. Swete zeichnete sich aber auch bei einem Kehat-Kopfball nach Corner aus (47.). Doch ein schwerer Abwehr-Schnitzer von Raphael Holzhauser, der am Fünfer den Ball an Rasner verlor, leitete die überraschende Gäste-Führung in der 58. Minute ein. Dabei landete Sikovs Rettungsversuch genau bei Sulimani, der aus kurzer Distanz einnetzte. Danach war die Austria kurzzeitig vollkommen von der Rolle, denn nur eine Minute später hatte Ofosu das 2:0 auf dem Fuß, das Austria-Schlussmann Almer verhinderte (59.). Und in Minute 61 gab es Elferreklamationen der Grödiger, die ein Handspiel von Martschinko im Strafraum gesehen haben wollten. Danach erfingen sich die Gastgeber zwar, ohne aber in der Folge weitere zwingende Torchancen herauszuspielen. Im Finish schlugen dann die Grödiger erneut zu: Nach Vorarbeit von Joker Wallner, der sich gegen den orientierungslos wirkenden Austira-Verteidiger Rotpuller durchsetzte, traf Ofosu zum Endstand und seinem ersten Bundesligator. (APA, 9.4.2016) Fußball-Bundesliga (30. Runde): FK Austria Wien – SV Grödig 0:2 (0:0)Wien, Generali-Arena, 6.313 Zuschauer, SR Drachta Tore: 0:1 (58.) B. Sulimani0:2 (90.) Ofosu Austria: Almer – Koch (81. De Paula), Sikov, Rotpuller, Martschinko – Holzhauser (77. Prokop), Grünwald – Venuto, Kehat (77. Kvasina), Meilinger – Kayode Grödig: Swete – Itter, Strauss, Pichler, Strobl – T. Kainz, Djuric (70. Denner), Völkl, Rasner – B. Sulimani (81. Wallner), Ofosu (92. Baumgartner) Gelbe Karten: Kayode bzw. Strobl, Ofosu
4Sport
Die Krise in Griechenland stellt die europäische Integration infrage, sagt Forscher Markus Kaim. STANDARD: In der öffentlichen Diskussion um die Zukunft Griechenlands überwiegen derzeit wirtschaftliche Aspekte. Welche Rolle spielen jedoch geopolitische Überlegungen bei den Verhandlungen? Kaim: Ich halte den Ausdruck Geopolitik, der Einzug in die öffentliche Debatte gefunden hat, in diesem Fall für unzutreffend. Vielmehr geht es um verschiedene Konfliktebenen. Im Moment haben wir einen finanzpolitischen Konflikt, der sich ausweiten könnte. STANDARD: In welche Richtung könnte sich der Konflikt konkret ausweiten? Kaim: Der wirtschaftspolitische Konflikt könnte sich zu einem integrationspolitischen Konflikt in der Europäischen Union ausweiten, wenn er das nicht bereits ist. Und dieser könnte zu einem außen- und sicherheitspolitischen Konflikt führen. STANDARD: Können Sie das genauer erklären? Kaim: Die Grundannahme des Integrationsprozesses der letzten sechzig Jahre ist, dass er sich weiterhin bruchlos vollziehen wird in Richtung einer immer enger verknüpften Europäischen Union. Die Griechenland-Krise hat die nach wie vor existierenden Bruchlinien – Stichworte Austeritätspolitik und Souveränitätsrechte – wieder zutage gefördert. STANDARD: Was bedeutet diese Debatte in Bezug auf die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der Union? Kaim: Es zeigt vor allem, dass die EU kein selbstverständliches Erfolgsmodell mehr ist. Der Integrationsprozess schien noch vor zehn Jahren eine immerwährende Erfolgsgeschichte zu sein, und Europa war im Frieden mit sich selbst. Vor diesem Hintergrund konnte sich die EU nach außen wenden. Heute bieten etwa Russland und China ganz offensiv konkurrierende politische Ordnungsmodelle an. STANDARD: Welches Interesse haben die USA am Ausgang der Verhandlungen mit Griechenland? Kaim: Ich glaube, dass es Washington egal ist, welcher Modus Operandi mit Griechenland gefunden wird: mit oder ohne Referendum, mit oder ohne Schuldenschnitt. Wichtig ist ihnen der Erfolg des Integrationsprozesses der Europäischen Union an sich, weil Washington heute großes Interesse an einem starken und einigen Europa hat, etwa in der Ukraine-Krise. STANDARD: Würde im Falle eines Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone oder gar aus der EU auch die Nato nervös, die etwa eine große Militärbasis auf Kreta betreibt? Kaim: Ich sehe keinen direkten Zusammenhang zwischen der griechischen Finanzkrise und der Verteidigungspolitik Athens. Zwar mögen vielleicht die finanziellen und politischen Handlungsspielräume geringer werden, aber selbst wenn Griechenland aus der Eurozone ausscheidet, wird dies nicht zwingend zur Folge haben, dass sich Athen sicherheitspolitisch neu orientiert. STANDARD: Sie haben kurz die Ukraine angesprochen. Wie gestaltet sich das Spannungsverhältnis zwischen der EU, Russland und Griechenland? Kaim: Die Ursorge der Europäer, dass die Griechen ihre Vetomacht im Rahmen der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik geltend machen würden – Stichwort Sanktionen gegen Russland –, hat sich nicht manifestiert. Die Griechen haben der Verlängerung der Sanktionen zugestimmt. Das Erpressungspotenzial hat sich nicht entwickelt, und die Griechen sind in dieser Hinsicht solidarischer, als wir gemeinhin glauben. STANDARD: Alexis Tsipras hat Russlands Präsident Wladimir Putin besucht. Kaim: Es gibt zwar Akteure innerhalb Griechenlands, die mit der Idee einer Sonderbeziehung zu Russland spielen. Das wird bei politischen Debatten innerhalb der EU natürlich instrumentalisiert. Ich sehe jedoch keinen Mehrwert einer griechischen Politik, die sich von Europa entfernt und eine Annäherung an Russland sucht. Denn eine Grundgleichung bleibt bei allem Zwist weiterhin bestehen: Die EU potenziert den Einfluss Griechenlands in der Welt. STANDARD: Neben Italien und Spanien gilt Griechenland für viele Flüchtlinge als Tor nach Europa. Stärkt das die Verhandlungsposition Griechenlands? Kaim: Mein Eindruck ist, dass die Griechen mit dem Flüchtlingsthema spielen und versuchen, Druck aufzubauen. Generell glaube ich, dass das Drohpotenzial aber auch an Grenzen stößt. STANDARD: Vor welchen Herausforderungen steht ein möglicherweise instabiles Griechenland im Hinblick auf seine Nachbarn? Kaim: Ich sehe nur Verlierer auf der europäischen Seite. Die EU wird ein Verlierer sein wegen ihrer geschwächten außenpolitischen Handlungsfähigkeit. Griechenland definitiv auch. Ein Verlassen der EU halte ich aber ohnedies für total unwahrscheinlich. Eine abgestufte Mitgliedschaft Griechenlands wäre eine Option, wie bei Polen oder Dänemark. Bei diesen denken wir nicht darüber nach, ob es destabilisierend wirken würde. Eine Renationalisierung der griechischen Außen- und Sicherheitspolitik könnte aber durchaus ungeahnte Konsequenzen haben, wenn man sich vorstellt, dass sich beispielsweise der Konflikt mit der Türkei neu entfacht.
2International
Folgt auf Podgorschek, der nach Oberösterreich wechselt. Wien/Klagenfurt – Gernot Darmann ist wie erwartet ab dem heutigen Mittwoch Fraktionsführer der Freiheitlichen im Hypo-Untersuchungsausschuss. Darmann bestätigte gegenüber der APA eine entsprechende Entscheidung im Klub. Der Kärntner folgt Elmar Podgorschek, der Landesrat in Oberösterreich wird. Darmann galt als logische Wahl für Podgorscheks Nachfolge. Er werde als Fraktionsführer weiterhin versuchen, dass sich die Freiheitlichen sachlich und federführend in die Ausschuss-Arbeit einbringen, sagte Darmann zur APA. Unabhängig vom bevorstehenden Winter werden sich Rot und Schwarz warm anziehen müssen, wenn sie versuchen, die Ausschuss-Arbeit zu blockieren. Nun würden im Ausschuss nämlich die wesentlichen Phasen starten, die Verstaatlichung ohne Not und die Jahre danach, in denen die ÖVP-Finanzminister geschlafen haben. Politische Erfahrung in Kärnten gesammelt Die Frage, ob er denn froh sei, dass sich die Untersuchung der Kärntner Zeit dem Ende zuneige, zumal er ja auch in der Landespolitik aktiv war, wies Darmann zurück: Er kenne den einen oder anderen Politiker von damals, aber was in der ersten Untersuchungsphase herausgekommen sei, sei vielmehr der desaströse Zustand der Bankenaufsicht auf staatlicher Seite, betonte Darmann. Dementsprechend sieht sich der Freiheitliche sehr wohl als Aufklärer: Ich habe ganz klar in den letzten Monaten vorgelebt, dass ich nichts zugedeckt habe. Ganz im Gegenteil sei es an SPÖ und ÖVP gelegen, dass es über 20 Anträge gebraucht habe, bis der U-Ausschuss eingesetzt war. Der 40-jährige Darmann war zwischen 2006 und 2008 Landesparteisekretär der Freiheitlichen in Kärnten, danach zwischen 2009 und 2013 Landtagsabgeordneter, wobei er 2012/2013 auch als Klubobmann fungierte. Neues Mitglied im vierköpfigen FPÖ-Team im U-Ausschuss ist der Kärntner Erwin Angerer. Christian Hafenecker wird Darmanns Stellvertreter. (APA, 21.10.2016)
5Inland
"Wer wird Präsident?": Wenn die Pflicht, antworten zu müssen, einem den ruhigen Abend stört. Nicht nur, dass Puls 4 dem ORF mit seinen Vorwahlsendungen zur Bundespräsidentenwahl Konkurrenz machen will. Dass alle Kandidaten der Einladung des Privaten folgen, könnte dem ehemaligen Platzhirsch Sorgen machen. Allerdings zeigte die Elefantenrunde auch, dass Politdiskussion nicht so leicht ist (gleich wie einen Live-Stream hinzukriegen). Das Moderatorenduo Corinna Milborn/Thomas Mohr war kaum mehr als Stichwortgeber. Man verteilte Taferl: Ja oder Nein sollten alle im ersten Schritt ihre Positionen kundtun. Welch Umstand, dass ausgerechnet Baumeister Richard Lugner zu Bedenken gab, so einfach sei es nicht getan! Nur Norbert Hofer hatte damit wenig Probleme. Für ihn ist die Welt ja auch entweder Daham oder Islam. Bei einem Seherrat der 500 sammelte er damit jedenfalls Sympathie und hatte zuletzt die meisten (26 Prozent) hinter sich. Zu denken gab das den Mitstreitern wenig, es stünden noch drei Wochen Wahlkampf bevor. Die größte Freude an den Umfragen schien Puls 4 selbst zu haben. Gleich wie an den eingeblendeten Postings und einer tiefschürfend-investigativen Angehörigenbefragung, die der angesichts abgelutschter Themen (Regierung absetzen? Strache angeloben?) wenig erquicklichen Runde wiederholt nichts Substanzielles beigaben. Gute Figur machte die dann bei Frauenrechten in Fahrt gekommene Irmgard Griss. Das mit dem Lächeln kriegte sie auch hin! Besser als Alexander Van der Bellen, dem die Pflicht, antworten zu müssen, wohl den ruhigen Abend gestört hat. Rudolf Hundstorfer sagte wenig und schien fast froh darüber. Andreas Khol warf sich keine Spur von altersmüde in den Ring. Und Lugner? Der bringt die gelernten Verfassungsartikel respektabel aus dem Munde, wenn man ihn ausreden lässt. So kann eine lasche Moderation auch ihr Gutes haben. Puls 4 meldet großes Zuschauerinteresse: 372.900 sahen zu, das entspricht einem Marktanteil von 14,3 Prozent.
6Etat
Ungebundene Delegierte stellen sich hinter Trump. Damit hat er 1.238 Delegierte sicher, einen mehr als notwendig. Washington – Die Kandidatur für die US-Präsidentschaft ist ihm nicht mehr zu nehmen: Der Immobilienmilliardär Donald Trump hat die Delegiertenzahl beisammen, die er für seine Nominierung beim Parteitag der Republikaner im Juli benötigt. Dies bestätigte er selbst am Donnerstag und zeigte sich geehrt. Mehrere US-Medien hatten zuvor berichtet, dass der Rechtspopulist die absolute Mehrheit von mindestens 1.237 Delegiertenstimmen erreicht habe. Faktisch stand seine Kandidatur schon seit Anfang Mai fest, nachdem seine letzten beiden parteiinternen Rivalen aus dem Rennen ausgestiegen waren. Das von ihm nun erreichte Quorum ist insofern lediglich eine zusätzliche Bestätigung, dass ihm die Kandidatur sicher ist. Bei einer Pressekonferenz im Bundesstaat North Dakota war Trump von 15 Delegierten umgeben, die ihm zuletzt seine Unterstützung zugesagt hatten. Dabei handelte es sich um ungebundene Delegierte. Diese Gruppe von Delegierten ist beim Parteitag im Juli nicht an den Ausgang der Vorwahlen in ihrem jeweiligen Staat gebunden, sondern kann frei über den Kandidaten entscheiden. Die gewachsene Zustimmung aus den Reihen der Ungebundenen hievte den Geschäftsmann nun schon vor den nächsten anstehenden Vorwahlen über die Schwelle für seine Nominierung. Die Leute hinter mir haben uns über die Hürde gehoben, sagte Trump unter Verweis auf die ungebundenen Delegierten, die ihn bei dem Auftritt in der Stadt Bismarck umringten. Unter ihnen waren mehrere frühere Unterstützer des Senators Ted Cruz, der ebenso wie der Gouverneur von Ohio, John Kasich, zu Beginn des Monats das Handtuch geworfen hatte. In den Vorwahlen der Republikaner, die noch bis zum 7. Juni andauern, hat Trump seither keine Konkurrenten mehr. Nach Angaben des Fernsehsenders CNN hat Trump inzwischen genau 1.237 Delegierte zusammen, die Nachrichtenagentur AP sah ihn bei 1.238, ABC News bei 1.239. Seine Rivalin im Kampf um das Weiße Haus wird aller Voraussicht nach die frühere Außenministerin Hillary Clinton. Sie steht kurz davor, sich die absolute Mehrheit der Parteitagsdelegierten der Demokraten zu sichern, muss sich aber in den verbleibenden Vorwahlen voraussichtlich weiterhin mit ihrem parteiinternen Konkurrenten Bernie Sanders auseinandersetzen. Bei den Demokraten werden 2.383 Delegierte für die Nominierung gebraucht. Clinton hat nach Zählung von CNN bereits 2.304 zusammen. Eingerechnet sind auch hier ungebundene Delegierte, die bei den Demokraten Superdelegierte heißen und von denen es bei ihnen wesentlich mehr gibt als bei den Republikanern. Die Vorwahlen der Demokraten laufen noch bis zum 14. Juni. Weder Republikaner noch Demokraten veröffentlichen im Vorfeld der Parteitage eigene Angaben zur Verteilung der Delegiertenzahlen. Die US-Medien erstellen dazu ihre eigenen Zählungen.
2International
Die Tourismusbranche übt sich in Optimismus. Tiroler Verbände ersehnen Schneefall, Wien gilt trotz Terrorwarnung als ausgebucht. Wien – Der anhaltende Schneemangel macht Touristiker nervös. Noch ließen sich die Nächtigungsrückgänge nicht beziffern, aber sie seien vor allem in niederen Lagen wie dem Tiroler Unterland evident. Am ehesten Gletschergebiete wie Ziller- und Stubaital könnten ihre Auslastung halten. Dass der grüne Start noch wettgemacht werden kann, glauben Tiroler Fremdenverkehrsverbände nicht, denn Ostern ist Ende März und die Wintersaison eine kurze. Wir wissen, dass ab Sonntag der Schnee kommt, versprüht die Chefin der Hoteliervereinigung, Michaela Reitterer, Optimismus. Nächtigungsrückgänge seien unbestreitbar, aber die Erträge in einer kurzen Wintersaison tendenziell höher, weil sich die Saison nicht bis in den April hinein zu den Osterferien hinschleppe. Auch der Direktor des Tourismusverbands St. Anton am Arlberg kehrt das Positive heraus: Immerhin regnet es nicht, sagt Martin Ebster zum STANDARD. Noch sei nicht fix, dass es bei den Dezember-Nächtigungen ein Minus gegeben habe, Zahlen gibt es erst Mitte Jänner. Abgerechnet wird am Schluss, sagt Ebster mit Verweis auf das Vorjahr, wo mangels Schnee im Dezember ein Desaster prognostiziert worden war. Herausgekommen ist ein leichtes Plus im Jänner und ein Riesenerfolg im Februar und März. Aktuell seien die Hotels gut gebucht, 130 Kilometer Piste offen und 17.000 Gäste in der Region. Michael Brandl von der Tirol Werbung ersehnt nach dem traditionell gut gebuchten Weihnachtsgeschäft einen Wintereinbruch, um auch Kurzentschlossene aus dem Nahraum zum Schifahren zu motivieren. Sorgen wie diese sind dem Wien-Tourismus trotz Terror-Warnungen fremd. Wien gilt als ausgebucht – obwohl die Zahl der Hotelbetten seit dem Vorjahr um rund 3500 gestiegen ist. Auch höhere Preise scheinen durchsetzbar, die Umsätze stiegen bis Oktober um 16 Prozent, die Nächtigungen um 6,3 Prozent.
3Wirtschaft
Ein DJ-Innovator aus den Neunzigern bespielt am Samstag die Pratersauna. Goldie wusste sich stets auch abseits der Musik zu inszenieren. Wien – Mitte der Neunzigerjahre galt Goldie für eine kurze Zeit als einer der lässigsten Vögel des internationalen Musikgeschäfts. Das Album Timeless (1995) ebnete dem Drum n Bass den Weg in die britischen Albumcharts. Clifford Joseph Price, so Goldies bürgerlicher Name, gab mit äußerster Sicherheit den exotischen Charismatiker aus den Untiefen der Londoner Klublandschaft. Seine metallen schimmernden Beißerchen rundeten das Bild des wilden Kreativen, dessen Spielplatz die urbane Brache ist, stimmig ab. Doch wenn schon Imagebildung, dann richtig. In Sachen Partnerwahl wurde ebenso reichlich Klischeepflege betrieben: Goldie und Björk als außerirdisches Traumpaar der Popkultur. Überhaupt ist der Mann, um den es nach der Jahrtausendwende musikalisch tendenziell ruhiger wurde, in erster Linie ein Vermarktungsgenie. Als Mr. Bull glänzte er im Bond-Streifen Die Welt ist nicht genug. Als ein britisches Unternehmen vor wenigen Jahren um den Ankauf von Zahn- und Schmuckgold warb, streckte er neben Kollegen wie MC Hammer das Gebiss werbewirksam in die Kamera. Der Mann hat Humor. Morgen, Samstag, ist Goldie als DJ in der Wiener Pratersauna zu Gast.
8Kultur
Wird 50 Euro unter dem offiziellen Preis verkauft – Ab dem 17.12. im Angebot. In Partnerschaft mit Huawei hat Google heuer eines der besten Smartphones des Jahres abgeliefert: Das Nexus 6P erhielt in Test beinahe durchgängig Bestnoten. Allerdings musste sich Google auch einiges an Kritik für seine Preispolitik gefallen lassen. Immerhin ist das 6P in Europa im Vergleich zu den US empfindlich teurer. Mit einem neuen Angebot schmilzt dieser Abstand aber nun ein Stück. Der Diskonter Hofer nimmt das Nexus 6P ab dem 17.12 in sein Angebot auf. Verfügbar ist hier lediglich die kleinste Version mit 32 GB Speicherplatz und zwar zu einem Preis von 599 Euro. Zum Vergleich: Im Google Store kostet das Smartphone derzeit 649 Euro. Auch bei anderen österreichischen Händlern ist der Preis des 6P bisher kaum gesunken. Zum Vergleich: In den USA wird das neue Google-Smartphone bereits um 499 US-Dollar verkauft. Zum aktuellen Dollarkurs plus lokale Steuern (Preise in den USA werden immer ohne Steuer angegeben, Anm.) würde das Nexus 6P in etwa 550 Euro ergeben. Hatte Hofer in der Vergangenheit vor allem auf besonders kostengünstige Smartphones gesetzt, will man nun offenbar auch das Premium-Segment abdecken, in dem das Nexus 6P angesiedelt ist. Schon vor einiger Zeit wurde Apples iPhone 5S ins Angebot aufgenommen. Mit Hot betreibt Hofer zudem einen eigenen Mobilfunker, der in den letzten Monaten die alteingesessenen Mitbewerber mit niedrigen Preisen gehörig unter Druck gebracht hat. (red, 9.12.015)
0Web
Der US-Musiker versteckt sich nicht nur hinter einer eventuell wahren Biografie. Mit fliegenden Wechseln zwischen stampfendem Blues, elegantem Soul und geschmeidigem R 'n' B bleibt er auch musikalisch aufregend. Nun gastiert er in Wien. Wien – Nichts ist langweiliger als die Vorhersehbarkeit. Deshalb ziziert Willis Earl Beal bei seinen Auftritten auch gern Bob Dylan: I accept chaos. Im not sure whether it accepts me. Das Chaos gibt dabei möglicherweise nur einen interessanten Wegbegleiter in der Biografie des aus der South Side of Chicago stammenden Do-it-yourself-Künstlers mit einer starken Abneigung gegen formale Zwänge und ökonomische Stringenz. Als Willis Earl Beal 2012 beim renommierten Independent-Label XL Recordings sein offizielles Debüt Acousmatic Sorcery veröffentlichte, hatte der heutige Thirtysomething schon mehrere CDs im Eigenverlag produziert. Er hinterließ diese – wie auch gekritzelte Flyer – gern auf zufällig ausgewählten öffentlichen Plätzen. Darauf war seine Telefonnummer geschrieben. Interessierte Hörer konnten ihn anrufen und nach Hause für Wohnzimmer- und Küchenkonzerte einladen. Zuvor wurde er krankheitsbedingt aus der Army entlassen, hatte Drogenprobleme, ließ sich als Obdachloser durch die US-Südstaaten treiben und verdiente sein Geld als A-cappella-Sänger auf der Straße. Außerdem hatte er sich (erfolglos) als Kandidat bei The X Factor beworben, einer bis 2012 ungemein erfolgreichen US-Musik-Castingshow – wenn es denn wahr ist. Zur Not aber zählt in diesem Geschäft die Fiktion ohnehin mehr als das Faktische. Die Stimme, dies ist die einzige Konstante auf seinen während der letzten fünf Jahre erschienenen sieben Alben, ist dabei definitiv das erstaunlichste künstlerische Alleinstellungsmerkmal des Willis Earl Beal. Eindeutig am klassischen Gospel geschult, kann Beal dabei auf die grummeligen Schrottplatzsongs, angetäuschten Field-Songs und das Kunst-Hobotum eines Tom Waits ebenso verweisen, wie er rau und kehlig auch steinalten und knorrigen Countryblues mit elegantem Sixties-Soul kombiniert. Der Mann macht alles selbst. Und alles wird Musik. Die Anfänge mit Acousmatic Sorcery wurden noch mit Raummikrofon, verzerrter, sehr rudimentär gespielter Akustikgitarre und einem Perkussionsarsenal bestritten, bei dem man sich nicht entscheiden kann, ob hier ein dilettantisch programmierter Drumcomputer zum Einsatz kommt – oder es sich doch nur um misshandelte Kochtöpfe handelt. Außerdem dräuten zu diesem Zeitpunkt auch noch sehr oft der sensible Indierock aus der Regionalliga und alte irrsinnige und völlig entfesselte One-Man-Band-Rock-n-Roller wie Hasil Adkins. Ein Jahr später allerdings hatte sich Willis Earl Beal, der nun nicht mehr bei seiner Großmutter in Chicago lebte, sondern angeblich ins Bobo-Paradies Portland umgezogen war (oder dies noch vorhatte), schon zu einem seriösen Soul- und Bluessänger mit semiprofessionellem Equipment gemausert. Das Album Nobody Knows von 2013 wird allgemein als seine beste Arbeit angesehen. Die slicke Produktion, die auch ein hübsches Duett namens Coming Through mit der ähnlich verpeilten US-Indie-Sängerin Cat Power bietet, brachte ihm trotz Zugänglichkeit, gediegener Arrangements und einiger schmissiger Soul-Songs kein Glück. Es folgte ein Rosenkrieg mit seinem Label, schließlich auch ein musikalischer Wechsel, mit dem niemand rechnen konnte. Noctunes aus dem Vorjahr präsentiert Willis Earl Beal nun als schmusigen R-n-B-Künstler mit edlen elektronischen Klangflächen und einer mehr als eindeutigen Einladung zu Longdrink-Schlürfereien und Coffee-Lounge-Geschmeidigkeit. All das könnte nun natürlich am Wochenende bei seinem Österreichdebüt in Wien noch einmal auf den Kopf gestellt werden. Beal hat als Begleitband dem Vernehmen nach sein iPhone engagiert. Man spricht allerdings von einer das Publikum beherrschenden, starken Bühnenpersönlichkeit. Sie duldet keinen Applaus und Widerspruch. Spannend.
8Kultur
Flüchtlinge saßen fest – Slowenien öffnete am Montag wieder die Grenzen, schon jetzt sind die Unterkünfte überfüllt. Ljubljana/Zagreb – Slowenien steht angesichts der Verlagerung der Flüchtlingsroute durch das Land zunehmend unter Druck. Die Flüchtlingsunterkünfte des kleinen EU-Landes waren am Dienstag völlig überfüllt. In der Früh befanden sich knapp 3.700 Menschen in den Aufnahmeeinrichtungen, die meisten davon im Nordosten des Landes. Weitere rund 4.700 wurden noch in den Aufnahmezentren an der Grenze zu Serbien versorgt. Unterdessen schickt Kroatien weiter unangemeldet neue Flüchtlinge an die slowenische Grenze. Alleine an dem kleinen Grenzübergang Rigonce im Südosten des Landes kamen Dienstagfrüh rund 2.000 neue Flüchtlinge an, hieß es aus der Polizeibehörde in Novo mesto. Am Grenzübergang warteten sie auf die Einreise, hieß es. In Rigonce waren bereits am Montag rund 3.000 Flüchtlinge von Kroatien aus angekommen. Slowenien ließ am Montagnachmittag wieder alle Flüchtlinge aus Kroatien einreisen. Das Land hatte zuvor darauf reagiert, dass Österreich die Einreise von Flüchtlingen aus dem südlichen Nachbarland auf maximal 1500 Menschen pro Tag begrenzt, und beschränkte daher die Einreise von Flüchtlingen aus Kroatien auf 2500 pro Tag. Die Regierung in Ljubljana betont seit Tagen, dass die Aufnahmekapazitäten des Landes mit 10.000 Personen beschränkt seien. Dazu kommen Engpässe bei der Polizei und den Registrierungen. Ein großer Teil der Flüchtlingsarbeit wird in Slowenien – genauso wie in Österreich – von freiwilligen Helfern gemacht. Kroatien wiederum akzeptierte die Aufnahmebeschränkung Sloweniens nicht und schickte Flüchtlinge weiter an die Grenze. Dort saßen diese fest. Die slowenische Innenministerin Vesna Györkös Znidar erklärte ihrem kroatischen Amtskollegen Ranko Ostojic, dass dieses Verhalten inakzeptabel wäre, vor allem weil wir wissen, dass die Flüchtlinge ihre Reise nicht weiterführen können. Znidar erklärte, dass Kroatien die slowenischen Appelle nicht beantworte. Dies könne für Slowenien ein großes Problem werden, weil man die Anzahl der Flüchtlinge nicht vorhersehen könne. Slowenien kann nicht die Endstation werden, weil wir nicht mit einer unbegrenzten Zahl von Leuten umgehen können. Der kroatische Premier Zoran Milanovic betonte, dass er jeden Tag mit seinem slowenischen Amtskollegen Miro Cerar in Kontakt sei und den Vorwurf von Znidar nicht verstehen könne. Über die Haltung Österreichs, nur 1500 Flüchtlinge aus Slowenien einreisen zu lassen, sagte Milanovic zu der Zeitung Novi List, dass die Flüchtlinge ohnehin nach Österreich hereinkommen würden, weil es keine Barriere gäbe. Also ist das keine Frage von Freiwilligkeit. Das kroatische Flüchtlingslager in Opatovac ist überfüllt. Die allerletzte Möglichkeit für Kroatien sei es, an der Grenze nach Serbien eine Mauer zu bauen, so der Premier. Die kroatische Regierung, die sich im Wahlkampf befindet, schlägt immer wieder nationalistische Töne gegenüber Serbien und Ungarn an. Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic von der konservativen HDZ meinte am Montag, dass 80 Prozent der Menschen, die Kroatien passieren würden, Wirtschaftsflüchtlinge seien. Auch Kroatien will nun doch tausende Flüchtlinge aus Serbien einreisen lassen, nachdem die Einreise zunächst eingeschränkt worden war. Flüchtlinge in Serbien skandierten am Montag: Öffnet das Tor! Öffnet das Tor! Die Beziehungen zwischen Kroatien und Serbien sind aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Vergangenheit angespannt.
1Panorama
Der Präsidentenwahlkampf schien auch nach der Wahl weiterzugehen. Schließlich wurde es ein Abend der angespannten Ratlosigkeit: Bei den FPÖ-Granden, die zunächst (mit Österreich-Taferln bewaffnet) den Namen der Republik annähernd fehlerfrei herausbrüllten, wurde es stiller. Siegeserwartung wich der Zukunftssorge, Norbert Hofer suchte den seinen die Möglichkeit einer Niederlage nahezubringen. Alexander Van der Bellen hingegen wirkte überrascht, seine Aufholarbeit bis zum Patt erledigt zu haben. Es wurde aber auch ein Abend, an dem Im Zentrum ein entfesselter Apologet der FPÖ zu entdecken war. Norbert Steger – einst durch Jörg Haider vom Parteithron katapultiert – schien den bissigen Herbert Kickl in sich entdeckt zu haben. Steger beanspruchte dreifache Redezeit, da er sich von drei Kontrahenten umgeben sah. Franz Fischler (einst ÖVP-Minister), Monika Langthaler (einst Grüne) und selbst der SPÖler Karl Blecha, der schon einiges erlebt hat, kamen aus dem Kopfschütteln nicht wirklich heraus. Klar ließ sie Steger im Notfall ausreden. Übermächtig schien aber sein Drang, FPÖ und Hofer zu besingen, wobei seine Werbearien auf Lebenserfahrung fußten: Menschen, die aus einer Gegend kommen, wo man Wein trinkt, sind keine Extremisten, schnurrte Steger, um danach offensiv einer gelassenen Diskussion über Grundsätzliches im Wege zu sein. Fischler nannte dies – recht verärgert – Kampfrhetorik, und Langthaler gab es schließlich auf, von Steger eine ernsthafte Antwort auf punktgenaue Fragen zu erwarten. Es schien der Präsidentschaftswahlkampf also auch nach der Wahl weiterzugehen; nach und nach verschwand das Thema des Abends, das Patt, auf Nimmerwiedersehen. Seltsam.
6Etat
Laut "Kurier" handelt es sich um Gesuchten aus Gambia – Ermittlungen wegen Mordes, Todesumstände aber weiter unklar. Wien – Im Fall um den ungeklärten Tod eines 25-jährigen Au-pair-Mädchens in Wien ist am Freitag in der Schweiz ein Tatverdächtiger festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft Wien bestätigte einen entsprechenden Onlinebericht des Kurier. Gegen den Mann werde wegen Verdachts des Mordes ermittelt, sagte Behördensprecherin Nina Bussek. Der Verdächtige soll nach Österreich ausgeliefert werden. Der Festgenommene werde aufgrund bisheriger Ermittlungsergebnisse als Tatverdächtiger geführt, sagte Bussek. Details zu dem Beschuldigten gab die Sprecherin nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft werde beim Gericht beantragen, eine Auslieferung in die Wege zu leiten. Laut Kurier handelt es sich um einen Gambier, der in einer Asylunterkunft gefasst wurde. Medien hatten zuletzt berichtet, dass die 25-Jährige einem Mann aus Gambia Unterschlupf gewährt haben soll, um ihn vor der Abschiebung zu bewahren. Die tote US-Studentin war am Abend des 26. Jänner halb nackt in ihrer Ein-Zimmer-Wohnung in Wien-Wieden gefunden worden. Die Frau lag mit dem Gesicht nach unten auf einer Matratze auf dem Boden, daneben befanden sich Blutspuren. In der spärlich eingerichteten Wohnung waren alle Glühbirnen durchgebrannt, überall standen Kerzen herum. Die Obduktion ergab Tod durch Ersticken, wie es dazu kam, war laut Bussek am Freitag weiter unklar. Fremdverschulden könne nicht ausgeschlossen werden, hatte die Polizei zunächst mitgeteilt. Ein gerichtsmedizinisches Gutachten samt toxikologischem Befund wird mehrere Wochen bis zu seiner Fertigstellung in Anspruch nehmen.
1Panorama
Demokratische Präsidentschaftsanwärterin fordert konkrete Pläne von Trump ein. Hillary Clinton steht an einem Pult vor den chromglänzenden Tanks einer Mikrobrauerei – Jackie Os Brewery in Athens, Ohio – und erzählt von ihrer Reise quer durchs Coal Country, durch die Kohleregion der Appalachen mit ihrem Malocherstolz, ihrem Lokalpatriotismus, ihrer mancherorts bitteren Armut. Ich habe Leute getroffen, die zu Recht Dank erwarten dafür, dass sie, ihre Eltern und Großeltern dieses Land aufgebaut haben, sagt sie. Über Generationen habe die Kohle der Appalachen die Lichter angehen lassen, die Fließbänder am Laufen gehalten. Dieses Kapitel sei nicht einfach nur ein Stück Geschichte, vielmehr stehe das ganze Land in der Schuld der heute so arg gebeutelten Kohlekumpel. Weshalb es ihnen in der Strukturkrise zu helfen habe – mit Steuergeld, Bildungsprogrammen, einer besseren Infrastruktur. Ich habe verstanden Es ist der Tag, an dem Donald Trump die Kandidatur der Republikaner fürs Weiße Haus gewinnt. Es ist der Tag, an dem praktisch feststeht, wer im Herbst das Finale ums Weiße Haus bestreitet: Eine frühere First Lady, Senatorin und Außenministerin wird gegen einem Immobilienmagnaten antreten, der noch nie ein Wahlamt innehatte. Auch wenn sich Clintons überaus hartnäckiger Rivale Bernie Sanders noch nicht geschlagen gibt: An ihrem Sieg im parteiinternen Wettlauf gibt es eigentlich keine Zweifel mehr. Clinton jedenfalls ist mit ihren Gedanken längst beim Finale, ihr Gegner heißt nunmehr Trump. Ihr Auftritt in Jackie Os Brewery deutet an, mit welchen Waffen sie ihn zu schlagen gedenkt. Ich habe verstanden, signalisiert sie den frustrierten Malochern, von denen viele in dem Milliardär aus New York ihren neuen Helden gefunden haben, der auf sämtliche Regeln der politischen Korrektheit pfeift und dem sie gerade deshalb zutrauen, den Status quo aufzumischen. Trump gibt der Enttäuschung der wirtschaftlich Abgehängten eine schrille, aggressive, bisweilen vulgäre Stimme. Clinton versucht, die Vergessenen zurück auf ihre Seite zu ziehen. Trumpsche Arithmetik Ich weiß: So viele Politiker haben so viele Versprechen gegeben, die dann nicht gehalten wurden. Bei mir wird das anders sein, beteuert sie in Athens. Sie fordert Trump auf, endlich konkret darzulegen, wie er praktisch durchsetzen wolle, was er in großen Sprüchen verkünde. Eine Mauer an der Grenze zu Mexiko bauen und die Mexikaner dafür bezahlen lassen? Wie soll das gehen? Oder: die Trumpsche Arithmetik. So hat der Tycoon behauptet, der Fiskus könne jährlich 300 Milliarden Dollar sparen, wenn man Medicare, dem steuerfinanzierten Gesundheitsprogramm für Senioren, nur gestatte, mit den Pharmakonzernen härter über Medikamentenpreise zu verhandeln. In Wahrheit gibt Medicare bloß 78 Milliarden Dollar (68 Mrd. Euro) pro Jahr für Arzneimittel aus. Es ist nur eine von vielen Ungereimtheiten im Kompendium ihres Gegners, auf die Clinton noch des Öfteren zurückkommen wird.
2International
Diplomaten in New York beschimpften einander. New York – Bei einer Debatte im UN-Sicherheitsrat in New York ist es am Montag zum Eklat zwischen dem Vertreter Israels und seinem palästinensischen Kollegen gekommen. Der israelische UN-Botschafter Danny Danon forderte den Palästinenser Riyad Mansour auf, Angriffe von Palästinensern auf Israelis zu verurteilen. Schande über euch für die Glorifizierung des Terrorismus, rief Danon. Darauf entgegnete Mansour: Schande über euch für das Töten palästinensischer Kinder. Obwohl vom Sitzungspräsidenten zur Ordnung gerufen, hörten beide nicht auf und beschimpften einander über die offenen Mikrofone weiter. In der Debatte ging es um eine geplante UN-Resolution, mit der die Palästinenser einen Stopp des israelischen Siedlungsbaus in den Palästinensergebieten erreichen wollen. Der Entwurf wird von mehreren arabischen Staaten verhandelt und liegt dem Sicherheitsrat noch nicht offiziell vor. Die USA hatten 2011 gegen einen ähnlichen Entwurf ihr Veto eingelegt.
2International
Internationale Bürgermeister-Konferenz in Wien: Warnung vor mafiosen Schlepperstrukturen. Wien – Wenn die Türkei nicht die Flucht über die Ägäis stoppt, gleichzeitig aber von Österreich und vom Balkan abgewiesene Flüchtlinge zurückströmen (Domino-Effekt), wird die Situation in Griechenland dramatisch. Die Kooperation der Türkei ist der Schlüssel, sowohl was den Stopp der Schlepper betrifft, wie die Rücknahme von Bootsflüchtlingen, die die Türkei bisher verweigert. Das zeigt sich in Gesprächen mit griechischen Inselbürgermeistern bei der großen Wiener N-O-W-Konferenz, die auf Initiative von André Heller Bürgermeister von Jordanien bis Traiskirchen zusammenbrachte. Allerdings sind die Griechen extrem skeptisch, was den Kooperationswillen von Erdogans Türkei betrifft. Der einzige Weg, den Strom zu verringern, ist die Menschen wieder in die Türkei zurückzuschicken. Aber die Türkei wird sie nicht zurücknehmen, wenn die EU nicht viel mehr Druck ausübt, sagt Emmanouil Vournos, der Bürgermeister von Chios. Lesbos, Chios, Kos – drei griechische Ferieninseln vor der türkischen Küste, die seit August 2015 hunderttausende Flüchtlinge aus der Türkei aufgenommen (und weitergeschickt) haben. Über Lesbos allein sind bisher 550.000 Menschen nach Mitteleuropa weitergereist. In Kos gab es Spitzen von 12.000 Bootsflüchtlingen pro Tag. Kos hat 17.000 Einwohner und liegt nur ein paar Kilometer vom türkischen Ferienort Bodrum entfernt. Die Schlauchboote kommen sogar jetzt noch an – und Menschen ertrinken weiter. Bei der winzigen Insel Kalolimnos starben zuletzt dutzende Menschen. Kalolimnos liegt zwischen Bodrum und Kos, Touristen bekannt durch die große griechische Flagge, die dort auf die Felsen gemalt ist. Griechenland kann seine Seegrenze nicht so einfach abriegeln, so wie das viele in Europa glauben, sagt Giorgios Kyriotsis, der Bürgermeister von Kos.. Und: Es gibt keinen Stopp der Fluchtbewegung aus der Türkei. Aber hat nicht die EU mit der Türkei ein Abkommen geschlossen – drei Milliarden Euro gegen türkische Maßnahmen ? Lefteris Papagiannakis, der Chef der Athener Flüchtlingsbehörde, macht ein skeptisches Gesicht: In der Woche nach der Verkündigung des Abkommens kamen wirklich keine Flüchtlinge mehr, aber dann ging es weiter wie bisher. Kenner der Situation in der Türkei sprechen von mafiosen Strukturen, die sich entlang der Küste gebildet haben. Die Schlepper bringen am hellichten Tag Schlauchboote mit dutzenden Insassen zu Wasser, die türkischen Behörden schauen überwiegend weg. Abgesehen von Korruption auf lokaler Ebene – auch Präsident Erdogan habe ein Interesse, die Flüchtlingsfrage als Hebel gegen die Europäer in der Hand zu behalten.Europa hat Erdogan den Schlüssel in die Hand gegeben, das war ein Fehler, sagt Papagiannakis. Der Bürgermeister von Lesbos, Spyros Gallinos fordert vehement : Das Verbrechen der Schlepperei muss beendet werden. Auch das geht natürlich auch nur mittels Kooperation der Türkei.
1Panorama
Die Schweizer Tennislegende muss sich dem aufstrebenden Österreicher im Foro Italico geschlagen geben. Olympia lässt Thiem aus. Rom – Die gute Nachricht: Dominic Thiem spielt weiter in Rom. Die schlechte Nachricht: Dominic Thiem spielt nicht in Rio. Ich spiele nicht bei Olympia, erklärte Thiem auf der offiziellen Pressekonferenz nach dem Achtelfinalmatch beim ATP-Masters-1000-Turnier in Rom. Für seinen Verzicht, der nicht komplett überraschend kommt, gebe es viele Gründe. Er wollte diese vorerst nicht ausführen. Für seinen Erfolg gegen den großen Roger Federer im Achtelfinale von Rom gab es auch viele Gründe: 75:63 Punkte, 2:1 Breaks, 13:34 unerzwungene Fehler. Mit 7:6 (4), 6:4 setzte sich der Niederösterreicher, 22 Jahre alt, Weltranglistenposition 15, gegen den Schweizer, 34 Jahre alt, Weltranglistenposition zwei, durch. Es war keine Sensation, aber einen Federer zu schlagen, das ist natürlich schon etwas. Thiem hatte am Donnerstag zum zweiten Mal gegen den 17-fachen Gewinner von Grand-Slam-Turnieren gespielt, zum ersten Mal gewonnen. Also sagte Österreichs Nummer eins: Ich bin sehr glücklich, im Viertelfinale zu stehen. Ebendort trifft Thiem heute auf Kei Nishikori, 26 Jahre alt, Weltranglistenposition sechs. Die bisher einzige Begegnung mit dem Japaner verlor der Österreicher im Vorjahr in Halle auf Rasen (6:7, 5:7). Er ist ein sehr solider Spieler, macht wenige Fehler und viel Druck. Das wird bestimmt sehr schwer. Einfach war auch das Match gegen Federer nicht. Thiem: Es war alles andere als ein einfaches Match. Federer war nicht 100-prozentig fit, entschied erst kurz vor der Partie, dass er überhaupt antreten würde. Thiem: Er hat aber trotzdem noch immer extrem gut gespielt. Federer war angeschlagen Federer hatte seit einer Ende Jänner erlittenen Meniskus-Blessur und -Operation vor der Partie gegen Thiem nur vier Matches bestritten, Rom ist seit damals sein erst zweites Turnier nach Monte Carlo, wo der Schweizer Mitte April im Viertelfinale an Jo-Wilfried Tsonga scheiterte. Zudem leidet der Basler aktuell an Rückenproblemen, die ihn vor allem beim Aufschlag beeinträchtigen. Thiem: Ich habe versucht, dass ich meine Leistung bringe und ihn viel bewege wegen seiner körperlichen Probleme. Es war sicher einfacher für mich, dass er nicht voll serviert hat, dadurch habe ich mehr Zeit beim Return gehabt. Thiem steht zum zweiten Mal im Viertelfinale eines Masters-1000-Turniers. Im Halbfinale war er noch nie. Das wäre schon etwas. Bei Olympischen Spielen war er auch noch nie. Thiem belässt es vorerst dabei. Über die Gründe will er vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt berichten, aber nicht heute. Während Federer sich in Rio seinen großen Traum vom Einzel-Olympiasieg doch noch erfüllen will, wird Thiem bei dem ebenfalls auf Hartplatz stattfindenden Turnier in Los Cabos (Mexiko, 8. bis 14. August) antreten. Thiem hätte die Olympia-Teilnahme über seine Weltranglistenplatzierung sicher gehabt. Die gute Nachricht: Im Tennis zählen die Grand-Slam-Turniere auch ziemlich viel. Jenes in Paris beginnt am 22. Mai. Aber vorerst ist Rom.
4Sport
Man einigte sich auf Grundsätze zur Bekämpfung illegaler Migration. Ein Beschluss steht aus. Der nächste Gipfel ist geplant. Wenn EU-Gipfel zu Ende gehen, beginnt für jeden der 28 Staats- und Regierungschefs die wichtigste Nachspielzeit, die für ihr politisches Gewicht entscheidend ist. Das Erreichte muss öffentlich gewürdigt werden, in Pressekonferenzen mitten in der Nacht, nach einem Tauziehen bis zur Erschöpfung. Sprecher und Berater werden vorgeschickt, die den Spin vorgeben, die gewünschte Interpretation über das Geschehen aufbereiten sollen. Es geht oft nur um Nuancen. So war das im Prinzip auch beim Sondertreffen am Montag mit dem türkischen Premierminister Ahmet Davutoglu. Dabei wurde über einen gemeinsamen Aktionsplan zur Entspannung der Flüchtlingskrise gerungen. Anstatt eines relativ kurzen Gipfels, bei dem ein in mehreren Wochen vorbereitetes Gesamtpaket inklusive EU-interner Maßnahmen beschlossen werden sollte, lief der Tag in Brüssel ziemlich aus dem Ruder. Die Türkei hatte anstatt zugesagter drei Milliarden Euro an EU-Hilfe für die 2,7 Millionen syrischen Flüchtlinge im Land bis 2018 das Doppelte verlangt. Ankara wollte eine bisher erst vage für Jahresende vorgesehene Visafreiheit für türkische Staatsbürger bei Einreisen in die EU schon in drei Monaten realisiert haben: am 1. Juni. Und vor allem pochte Davutoglu darauf, dass der zugesagte Neustart der EU-Beitrittsverhandlungen gleich mit fünf neuen Kapiteln (statt zwei) und sofort erfolgen müsse – ein No-Go für das geteilte EU-Mitglied Zypern, das im Norden von türkischen Truppen besetzt ist. Im Gegenzug zeigte sich die türkische Regierung bereit, ausnahmslos alle illegalen Migranten, die in der Ägäis per Boot nach Griechenland flüchten, nach einem noch zu vereinbarenden Rückführungsabkommen zurückzunehmen. Die Syrer unter ihnen kämen in Flüchtlingslager der Türkei. Andere syrische Flüchtlinge dürften statt ihnen in einem legalen Verfahren mit der Überstellung in ein EU-Land rechnen. Dieser Umtausch im Verhältnis eins zu eins ist wegen Rechtsbedenken umstritten. Kein Wunder also, dass auch die Regierungschefs bei ihrem Treffen mit Davutoglu keinen (einstimmigen) Beschluss fassten, sondern sich lediglich auf die Prinzipien der Vorschläge aus Ankara einigten, die in den Schlusserklärungen angeführt sind. Nächste Woche wird es den nächsten EU-Gipfel geben, wieder mit Davutoglu. Aber wie verkauft man ein solches Noch-nicht-Ergebnis den Bürgern? Die Poleposition nahm in der Nacht auf Dienstag sofort nach Sitzungsende das Team von Kommissionschef Jean-Claude Juncker ein: Das ist ein Durchbruch, wurde gegen ein Uhr früh kommuniziert. Juncker selbst war vorsichtiger. Er räumte ein, dass noch einige legistische Anpassungen nötig wären. Das werde in den kommenden zehn Tagen erfolgen. Aber alles sei machbar, eine bahnbrechende Wende, die Beendigung der illegalen Migration nach Europa und legale Übersiedlung insbesondere von syrischen Flüchtlingen seien am Ende möglich. Frankreichs Präsident François Hollande begrüßte, dass man im Grundsatz einig sei, aber von einer Entscheidung insbesondere bei der Visa-Liberalisierung für Türken sei man weit weg: 72 Kriterien seien erst noch zu erfüllen. Sehr zufrieden, weil man einen qualitativen Schritt weitergekommen sei, zeigte sich dafür die deutsche Kanzlerin Angela Merkel. Sie hob hervor, wie wichtig es sei, dass bei einer Realisierung der Pläne das Geschäft der Schlepper zunichtegemacht werde. Es sei das Ziel, dass Flüchtlinge nicht mehr in die Boote steigen. Die Nato sei dabei behilflich, die EU-Außengrenze werde nun Zug um Zug besser geschützt. Merkel hatte – neben Davutoglu – den Hauptanteil daran, dass die Kooperation mit der Türkei diese Richtung einschlug. Sie hatte sich mit dem türkischen Ministerpräsidenten in der Nacht vor dem Gipfel getroffen und wohl das neue Konzept erarbeitet. Einige Regierungschefs, und auch Ratspräsident Donald Tusk, zeigten sich überrascht, als sie mit neuen Forderungen konfrontiert wurden. Aber niemand erhob einen prinzipiellen Einwand dagegen, da sich alle beim gemeinsamen Ziel, den illegalen Flüchtlingsstrom zu beenden, einig sein können. Ob es in zehn Tagen gelingen kann, alle Details und Haken in den Plänen zu klären und aufzulösen, wird man sehen. Hocherfreut zeigte sich der türkische Premier. Er betonte, dass die Türkei die Maßnahmen als ein Gesamtpaket sähen. Die angebotene Hilfe bei Flüchtlingen sei nicht zu trennen von Beitrittsverhandlungen und Visafreiheit. Angesprochen auf die Polizeiaktion gegen eine Oppositionszeitung, pries er überschwänglich die Vielfalt der Medien in seinem Land. Die Regierung werde von Zeitungen ausgiebig kritisiert, so Davutoglu. Sein Land fühle sich der Meinungsfreiheit verpflichtet. Juncker und Tusk standen daneben – und sagten dazu kein Wort.
1Panorama
Lkw hatte Meteoriten mit einem Gesamtgewicht von 1,5 Tonnen geladen - Vier Verdächtige in Haft. Buenos Aires - Die argentinische Polizei machte am Samstag bei einer Fahrzeugkontrolle eine unerwartete Entdeckung: Im Laderaum fanden die Beamten 215 gesteinsähnlicher Brocken, die sich später als Meteoriten mit einem Gesamtgewicht von 1,5 Tonnen entpuppen sollten. Woher die kosmischen Festkörper stammen, ist laut den Ermittler noch nicht eindeutig geklärt - dass sie illegal beschafft wurden, gilt allerdings als wahrscheinlich. Der verdächtige Lkw wurde 32 Kilometer vom sogenannten Campo del Cielo (Feld des Himmels) entfernt angehalten - dabei handelt es sich um ein bekanntes Meteoriten-Einschlaggebiet. Das größte Fragment des Campo-del-Cielo-Meteoriten wurde 1980 geborgen, mit mehr als 37 Tonnen Gewicht ist El Chaco das schwerste, das je in Argentinien entdeckt wurde, und nach dem Hoba-Meteoriten von Namibia der zweitschwerste Meteorit weltweit. Die Fahrzeuginsassen - drei Argentinier und ein Paraguayer - wurden wegen Diebstahlverdachts festgenommen. Die konfiszierten Meteoriten werden nun von Experten begutachtet.
7Wissenschaft
Martin Hinteregger und Stefan Ilsanker werden am Sonntag gemeinsam versuchen, die Russen vom Tor fernzuhalten. Im Alltag sind sie fortan getrennt. Wien – Ein rein fiktives Gespräch zwischen Martin Hinteregger und seinem Enkelkind, nennen wir es der Einfachheit halber auch Martin. Die Szene spielt sich irgendwann in 35 oder mehr Jahren ab. In Salzburg, der Romantik wegen unterm Christbaum, der im Wohnzimmer eines schmucken Hauses steht. Draußen schneit es, drinnen duftet die Weihnachtsgans. Wie es damals war, als Fußballer, als Innenverteidiger, will der kleine, neugierige Martin wissen. Und der Opa holt wirklich nur kurz aus: Ich habe 25 Titel mit Red Bull Salzburg gewonnen, bin leider sehr oft nicht in die Gruppenphase der Champions League gekommen. Aber ich habe mich immer wohlgefühlt. Der fiktive Opa ist tatsächlich erst 22 Jahre alt. Er hat sich bis 2019 an Red Bull Salzburg gebunden, ist ein Nesthocker, kein Wandervogel. Hinteregger bereitet sich in Wien auf das vom Serben Milorad Mazic zu pfeifende Qualispiel am Sonntag in Moskau gegen Russland vor. Er ist bei Teamchef Marcel Koller in der Innenverteidigung gesetzt. Mit Aleksandar Dragovic bildet er ein nicht leicht überwindbares Duo. Dragovic wird in halb Europa angeblich und auch tatsächlich gehandelt, Hinteregger sagt hingegen: Ich fühle mich wohl in Salzburg, man vertraut mir hier, ich habe einen Stammplatz, außerdem spiele ich regelmäßig international. Und mir geht es um Titel. Sein Spezi Stefan Ilsanker ist in Salzburg auch nicht unglücklich gewesen. Ihm reichen zwei Doublegewinne hintereinander, der 26-jährige Mittelfeldspieler hat einen Schlussstrich gezogen. Er wechselte zum Partnerklub Leipzig in die zweit deutsche Liga. Ich will noch etwas Anderes erleben, Neues kennenlernen, mich entwickeln. Wäre Red Bull Salzburg in einem anderen Land, in einer anderen Liga beschäftigt, wäre ich geblieben. Ich blicke auf eine schöne Zeit zurück. Ilsanker war einst an Mattersburg verliehen. Trainer Roger Schmidt hat mich dann auf ein neues Niveau gehoben. Leipzig biete ein perfektes Gesamtpaket, der Aufstieg genieße Priorität: Wenn Herr Mateschitz etwas will, erreicht er es auch. Ich will meinen Beitrag leisten. Die Anfeindungen von Fans anderer Klubs in Deutschland gegen Red Bull seien einfach nur deppert. Hinteregger hätte auch nach Leipzig wechseln können, wollte aber nicht. Zumindest jetzt nicht. Der Vorstand von Salzburg hat mir versicherte, auch für die nächste Saison eine Champions-League-reife Mannschaft zusammenzustellen. Auf eine Ausstiegsklausel wurde verzichtet. Aber mir legt man keine Steine in den Weg. Sebastian Prödl und Kevin Wimmer, Konkurrenten im Nationalteam, sind nach England übersiedelt, zu Watford und Tottenham. Hinteregger ist überzeugt, den Anschluss nicht zu verpassen. In England gibt es Vereine, die nicht besser als zum Beispiel Rapid sind. Die österreichische Liga sei unterschätzt. Rapid, Austria, Sturm und wir werden um den Titel spielen. Vielleicht wäre ein anderes Format, ein Playoff um die Meisterschaft besser. Ilsanker sagt, er sei neugierig. In Moskau könnte er den verletzten David Alaba im zentralen Mittelfeld ersetzen. Am 15. November 2014, beim 1:0-Sieg im Happel-Stadion gegen die Russen, hat er diese Aufgabe souverän gelöst. Ein paar Tage später war er beim 1:2 gegen Brasilien dabei. Eine unglaublich geile Woche, zwei Spiele, fast 100.000 Zuschauer. Ilsanker hat in der Vorbereitung alles gegeben. Er hoffe, dass ich Herrn Koller überzeugt habe. Was er in Moskau erwartet? Das ganze Stadion wird gegen uns sein, doch wir sind so ein verschworener Haufen, dass wir auch dort bestehen können. Hinteregger sagt: Es geht darum, einen weiteren Schritt zu machen. Hinteregger hat acht Länderspiele in den Beinen, Ilsanker sieben. Beide verdienen gutes Geld. Erstgenannter wird in seiner Karriere vermutlich mehr Pokale sammeln. Der andere weiß das. Beide haben ein Ziel: Die EM. Opa Hinteregger könnte dann dem kleinen, fiktiven Martin erzählen: Ich war 2016 in Frankreich. Tatsächlich wird Hinteregger am Sonntag im Moskau kicken. Er ist auf der sicheren Seite. Ilsanker glaubt an einen Einsatz. Man soll sich einer Sache nie sicher sein.
4Sport
Forscher untersuchten den Mageninhalt von Walen: Die Ursache der jüngsten Strandungen dürfte die Wetterlage gewesen sein. Kiel – Seit Anfang des Jahres sind nach Angaben der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer rund 30 junge Pottwale in der südlichen Nordsee verendet, darunter alleine 13 an der schleswig-holsteinischen Küste. Aber auch an den Küsten Niedersachsens, der Niederlande, Großbritanniens und Frankreichs verendeten Pottwale. Unterwasserlärm, Sonarexperimente und Parasitenerkrankungen sind Faktoren, die am häufigsten für Massenstrandungen von Walen verantwortlich gemacht werden – und oft genug sind sie es auch. Diesmal war jedoch laut einer deutschen Untersuchung indirekt das Wetter schuld. Pottwale findet man in allen Meeren – dauerhaft können sie jedoch nur dort leben, wo es tief genug ist. Denn Pottwale tauchen nach ihrer Beute – hauptsächlich Tintenfische – und stoßen dabei in Tiefen von einigen hundert Metern, manchmal sogar zwei Kilometern und noch mehr vor. Die Nordsee bietet ihnen keine idealen Bedingungen, in der Regel umschwimmen Pottwale sie auf ihren Wanderungen und ziehen westlich von Großbritannien weiter. Dass heuer relativ viele Pottwale in der Nordsee auftauchten und dort teilweise auch ihr Ende fanden, dürfte am Wetter gelegen haben, vermuten Kieler Meeresforscher. Sie untersuchten den Mageninhalt von 13 an der Nordseeküste verendeten Pottwalen. Dabei fanden sie unter anderem 110.490 Tintenfisch-Schnäbel. Der einem Papageienschnabel ähnliche Beißapparat der Kopffüßer besteht aus unverdaulichem Horn und ist das einzige, was von dem Weichtier übrig bleibt. Der Meeresbiologe Uwe Piatkowski vermutet, dass die heftigen Stürme, die im Jänner im Nordostatlantik herrschten, die Tiere in die Nordsee getrieben haben. Und die Wale folgten ihrer Lieblingsnahrung. Diese Stürme haben Wassermassen nach Süden getrieben und damit unter Umständen auch die Beute der Tiere – die Kalmare, sagte Piatkowski vom Kieler Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung. Als die Pottwale den Tintenfischen hinterherschwammen, gerieten sie in den flachen Gewässern der Nordsee in eine ernste und für viele letztlich tödliche Lage.
7Wissenschaft
Klaus Froese wechselt per 1. September in den Vorstand der Lufthansa Passage. Wien – Wieder Führungswechsel bei der AUA: Klaus Froese, Chef für das operative Fluggeschäft, wechselt per 1. September in den Vorstand der Lufthansa Passage und folgt dort Kay Kratky, der neuer AUA-Vorstandschef wird. Die Nachfolgeregelung bei der Austrian Airlines wird in den nächsten Wochen noch bekanntgegeben. Gleichzeitig wechselt Germanwings-Chef Thomas Winkelmann ebenfalls zur Lufthansa.
3Wirtschaft
Fischer lädt seinen Nachfolger Van der Bellen in die Hofburg. Dass der Neue überlegt, eigene Befugnisse streichen zu lassen, freut fast alle Parteien. Verfassungsjurist Öhlinger warnt allerdings davor. Die Inspektion seines neuen Arbeitsplatzes dauerte rund eine Stunde: Alexander Van der Bellen war Dienstagmittag von seinem Vorgänger, Präsident Heinz Fischer, in der Hofburg empfangen worden. Zu reden gab und gibt es einiges, etwa über die ersten Aufgaben und Termine. Van der Bellen zeigte sich auch ein wenig erleichtert, dass er bis zur Angelobung noch durchatmen kann. Dass der neue Präsident eigene Mitarbeiter mitnimmt, war zu erwarten. Fischer will dennoch für Kontinuität sorgen, damit sich niemand allein gelassen fühle. Bissl hab ich noch Zeit, sagte er. Für seine letzten Wochen im Amt will er gut überlegen, was er sagen wird: Der Anfang ist gemacht, und es war ein guter Anfang. In einem anderen Belang scheint es keinen guten Anfang gegeben zu haben – zumindest aus Sicht von Verfassungsjurist Theo Öhlinger. Er warnt davor, die Verfassung übereilt zu ändern, nur weil ein Kandidat im Wahlkampf angekündigt hatte, die Regierung entlassen zu wollen. Genau diesen Vorschlag hat Van der Bellen erneut gemacht – eine Art Konvent solle über die Kompetenzen des Präsidenten diskutieren. Die – theoretische – Möglichkeit, in seiner Funktion das Parlament ausschalten zu können, irritiert ihn. Das sei eine Kompetenz für eine Krisensituation, hält Öhlinger fest. Einmal – 1933 – hätte sie bereits angewendet werden sollen, doch der damalige Bundespräsident Wilhelm Miklas habe aus Angst vor Kanzler Engelbert Dollfuß die Regierung nicht entlassen. Dadurch konnte Dollfuß das Parlament auflösen. Das war die Schwäche des Präsidenten, nicht die der Verfassung, sagt Öhlinger im STANDARD-Gespräch. Der frühere Verwaltungsgerichtshofpräsident Clemens Jabloner, auf den sich Van der Bellen beruft, weist zurück, eine Abschaffung des Notfallparagrafen gefordert zu haben. Man könne auch zur Verfassung von 1920 zurückkehren, das soll aber wohlüberlegt sein, sagt er. In fast allen Parteien stößt Van der Bellen mit seinem Vorstoß auf offene Ohren. So finden die Grünen seinen Input wichtig, wie Verfassungssprecher Albert Steinhauser sagt. Es sei richtig, darüber zu diskutieren, ob das Parlament gegenüber den theoretischen Rechten des Bundespräsidenten gestärkt gehört. Für ÖVP-Verfassungssprecher Wolfgang Gerstl ist die Frage der Kompetenz des Staatsoberhauptes nur eine von vielen. Bei ihm steht die gesamte Verfassung zur Disposition. Ich glaube, sie ist in die Jahre gekommen, sagt er zum STANDARD. Die Herausforderungen seien heute völlig andere, generell gehöre über die Kompetenzen und die Kontrollmechanismen neu verhandelt. Gerstl würde daher eine Wiederbelebung eines Konvents begrüßen. Sein Ziel: eine neue Verfassung 2020. Nikolaus Scherak, Neos, widerspricht: Für ihn ist Van der Bellens Vorschlag nicht durchdacht. Die Machtbalance zwischen Präsident, Nationalrat und Regierung ergebe für ihn Sinn. Das Staatsoberhaupt sei ja nicht allmächtig. Der pinke Verfassungssprecher warnt davor, die Kompetenzen leichtfertig abzugeben. Die Regierungsspitze signalisiert Offenheit für eine Reform, bleibt aber vage. Man solle in vielen Bereichen der Demokratiereform Nachdenkprozesse einleiten, sagt Kanzler Christian Kern. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner will sich an einer Debatte beteiligen, sie aber nicht anstoßen. Das stehe Rot und Schwarz, deren Kandidaten nicht einmal in die Stichwahl gekommen sind, nicht zu.
5Inland
Managerin Larson-Green: "Wir gehen dahin, wo unsere Kunden sind". Kapituliert Microsoft schließlich doch vor den geringen Marktanteilen von Windowsphone und steigt bei seinen eigenen Smartphones auf Googles Android um? Das wollte eine hochrangige Mitarbeiterin zumindest nicht ausschließen. Bei einem Australien-Besuch antwortete Managerin Julia Larson-Green auf die Frage, ob Microsoft ein Android-Smartphone bringe: Wir gehen dorthin, wo unsere Kunden sind. So hörte man das bislang nicht aus dem Microsoft-Hauptquartier, auch wenn es laut Winfuture schon länger Gerüchte über eine Annäherung an Android gab. Mittlerweile sind eine Vielzahl von Microsoft-Apps auch für die mobilen Betriebssysteme der Konkurrenz verfügbar, etwa Office. Eine große Überraschung wäre ein Android-Smartphone von Microsoft dennoch. Allerdings muss die Firma mobil wachsen, um mit den Rivalen mitzuhalten. Die geringe Verbreitung von Windowsphone blockiert hier einiges. Denn bei eigenen Android-Geräten würde Microsoft wohl die Kommunikation zwischen Googles Android und Windows 10 verbessern – was wiederum Windows 10 für viele Nutzer attraktiv machen könnte.
0Web
Vor allem die Strafmaßnahmen der EU gegen Russland bringen Österreichs Politik in die Bredouille. Wien – Wenn es um die Russland-Sanktionen geht, dann steckt Österreichs Politik in einem Dilemma. Sie muss sich an die gemeinsame Linie der EU halten, will aber auch auf die Klagen der heimischen Unternehmer hören. Das russische Importverbot von gewissen Lebensmitteln trifft zum Beispiel Bauern, die in der ÖVP traditionell viel zu sagen haben. So hat Russland im August 2014 unter anderem den Import von Äpfeln verboten. In Summe sind im selben Jahr die österreichischen Agrarexporte gleich um 50 Millionen Euro eingebrochen. Das waren gerade einmal 1,5 Prozent der gesamten Exporte nach Russland in diesem Jahr. Die heimische Wirtschaft bringt das nicht ins Wanken, sie verkauft im Jahr Güter und Dienstleistungen im Wert von weit über 100 Milliarden Euro ins Ausland. Einzelne Unternehmer sind aber stark betroffen und schreien auf. Auch die OMV, das gemessen am Umsatz größte Unternehmen Österreichs, sorgt mit seinen engen Geschäftsbeziehungen mit Russland für Kopfweh bei Politikern. Das führt dann dazu, dass ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner bei einem Besuch in Moskau davon spricht, Brüssel habe die guten wirtschaftlichen Beziehungen Österreichs mit Sanktionen verdorben. Obwohl die Maßnahmen von der österreichischen Regierung mitbeschlossen wurden. Die Maßnahmen betreffen etwa auch Maschinen für den Ölsektor. Aber nicht nur die Sanktionen plagen heimische Unternehmer. Viel gewichtiger ist die russische Wirtschaftskrise, die von den Sanktionen verschärft, aber ursprünglich durch den Einbruch der Ölpreise verursacht wurde. Die Ar beitslosigkeit und die Inflation im Land sind stark gestiegen. Die Menschen können sich immer weniger leisten, der Handel mit Russland ist deshalb im Vorjahr um fast 40 Prozent eingebrochen. Russland war vor der Rezession der elftwichtigste Handelspartner Österreichs. Nun liegt das Land auf Platz 15. Nummer eins bleibt Deutschland. Mit dem Land handelt Österreich mittlerweile zwanzigmal so viel wie mit Russland. Zum Vergleich: Bevor die Geschäfte mit russischen Firmen eingebrochen sind, war es nur elfmal so viel.
2International
EU, Neutralität und Islam: Die FPÖ bekam von der Präsidentschaftsanwärterin nicht immer eindeutige Antworten. Wien – Heinz-Christian Strache (FPÖ) kann auch Feminismus: Es sei wünschenswert, dass erstmals eine Frau Staatsoberhaupt wird, sagte der Parteichef. Deshalb zeige sich die FPÖ offen, bei der Präsidentenwahl eine parteiunabhängige Kandidatin zu unterstützen. Eine ebensolche, die ehemalige Höchstrichterin Irmgard Griss, stellte sich am Dienstag einem Hearing des freiheitlichen Führungspersonals. Straches Vorgabe – aktiver Präsident, kein Staatsnotar – versucht die 69-Jährige gleich zur Eröffnung einzulösen. Die Waffe des Präsidenten sei das Wort, sagt Griss. Sie werde keine Probleme auf die Seite schieben, sondern Diskussionen einfordern, auf dass gemeinsame Lösungen gefunden würden – denn: Die Gräben werden tiefer, man unterscheidet zwischen Gut und Böse. Ob sie die FPÖ als Täter oder Opfer dieser Polarisierung sieht, lässt Griss freilich offen – wie so manch andere Frage, die sich an diesem Nachmittag stellt. Das gilt gerade für ein Schlüsselthema, bei dem Strache so intensiv wie suggestiv nachbohrt: Steht Griss für jene zentralistische und dramatisch gescheiterte EU, die den Nationalstaat entsorgen wolle? Die Antwort der Kandidatin lässt Spielraum. Zusammenarbeit auf europäischer Ebene sei nötig, sagt sie: Das heißt aber nicht, dass Kompetenzen, die besser beim Nationalstaat angesiedelt sind, nach Brüssel wandern sollen. Die Mitgliedstaaten müssten sich mehr in Europa einbringen, sagt Griss auch und hängt – schon fast Politikerin – eine Geschichte fürs Herz an. Weihnachten sei das, was wir daraus machen, habe sie unlängst ein Kind sagen hören. Genau das gelte für Europa. Ähnlich konkret fällt ihr Statement zur Neutralität aus: Die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik habe dieses Prinzip nicht obsolet gemacht – sie wolle aber eine Diskussion darüber, was Neutralität heute noch bedeute. Was sie von dem Satz Der Islam gehört zu Österreich halte, will ein Mandatar wissen. Ich kann damit wenig anfangen und weiß auch nicht, was gemeint ist, sagt Griss – aber: Muslime, die unsere unverhandelbaren Werte leben, gehörten sehr wohl zu Österreich. Versucht Griss da einen Spagat zwischen der eigenen Haltung und Positionen der FPÖ, deren Hilfe sie im Wahlkampf gut brauchen kann? Ein paar Mal bürstet Griss dann doch gegen den blauen Strich: Sie hält die Sanktionen gegen Russland für richtig, spricht sich für Doppelstaatsbürgerschaften ebenso aus wie für das Adoptionsrecht für Homosexuelle. Die FPÖ will im Jänner entscheiden, ob sie Griss unterstützt, die ÖVP hingegen hat sich diesbezüglich bereits deklariert: Parteichef Reinhold Mitterlehner erteilte der Exrichterin eine eindeutige Absage.
5Inland
Tochterfirma des Autobauers heißt bereits "Alphabet". BMW ist von den Plänen der Internetkonzerns Google überrascht worden, eine Holding namens Alphabet zu gründen und untersucht eine mögliche Verletzung eigener Markenrechte. Das teilte eine Sprecherin auf Anfrage von Spiegel Online mit. Ein Tochterunternehmen des Münchner Autobauers firmiert unter dem Namen Alphabet. Es gelte nun zu prüfen, ob es markenrechtliche Implikationen gebe, sagte die BMW-Sprecherin. Allerdings handele es sich um einen Routinevorgang, betonte sie. Grundsätzlich fühle BMW sich durch Googles Alphabet-Pläne in seiner eigenen Namenswahl bestätigt. Tatsächlich dürften die Markenrechte von BMW kaum von der neuen Google-Holding betroffen sein. Entscheidend dafür sei die Frage, ob aus Kundensicht eine Verwechslungsgefahr bestehe oder nicht, erklärt Markenrechtsexperte Leif Klare von der spezialisierten Kieler Kanzlei Prehm & Klare. Das scheint sehr unwahrscheinlich: Die BMW-Tochterfirma Alphabet bietet Dienstleistungen für die Fuhrparks anderer Unternehmen, während Google Alphabet als reine Dachgesellschaft bezeichnet. Produkte oder Dienstleistungen unter diesem Namen sollen nicht vertrieben werden.
0Web
Der gebürtige Villacher Andreas Matthä folgt interimistisch auf den neuen Kanzler Christian Kern. Die Übersiedlung in die oberste Etage im ÖBB-Turm auf dem Wiener Hauptbahnhof hat Andreas Matthä am Wochenende erledigt. Es wird wohl ein Standortwechsel von Dauer. Denn wäre der langjährige Chef des für Bahnbau und -betrieb zuständigen Teilkonzerns ÖBB-Infrastruktur tatsächlich nur für sechs Wochen als Interimschef des ÖBB-Konzerns vorgesehen, wie ÖBB-Präsidentin Brigitte Ederer versichert und der Holding-Aufsichtsrat am Dienstag beschloss, könnte Matthä die Staatsbahn auch von seinem Büro am Wiener Praterstern aus führen. Schließlich liegen zwischen den Standorten nur vier Schnellbahnstationen. Ungeachtet der angelaufenen Ausschreibung für den Top-Job: Dass an deren Ende nicht Matthä als Nachfolger von Neo-Bundeskanzler Christian Kern stehen wird, gilt in Bahn- wie Regierungskreisen als denkunmöglich. Schließlich hat der 1962 in Villach Geborene und im Waldviertel Aufgewachsene eine Bahn-Laufbahn in den Genen, er entstammt quasi Eisenbahn-Hochadel. Brückenbau Anders als sein Vater im Kraftwagendienst des Bundes baute der Sohn auf Beton. Der Bauingenieur – die HTL (Abteilung Tiefbau), absolvierte er bereits in Wien – heuerte 1982 in der ÖBB-Bauleitung Wien an, zuständig für Brücken und Tiefbau. Die Betriebswirtschaft holte er nebenberuflich an der Fachhochschule nach. Brückenbau sollte Matthäs Markenzeichen werden, nicht nur fachlich in der Generaldirektion Brückenbau, sondern vor allem bei der Bahnreform 2004, als die für Hochleistungsstrecken und Schulden zuständige HL-AG, Brennereisenbahn und ÖBB-Planung zur ÖBB-Infrastruktur-Bau-AG fusioniert wurden. Baukostenüberschreitung Das schürte intern Rivalitäten – und beim Steuerzahler Ängste vor Baukostenüberschreitungen. Mit striktem Kostenmanagement brachten Matthä als Planungs-, Controlling- und Finanzchef und sein damaliger Chef und Mentor, Thomas Türinger, die Rahmenpläne auf Vordermann. Als 2009 zu viel Sand in Form von Baustellen im Getriebe war, Bahnbau und Netzbetrieb wieder fusioniert wurden, war Matthä mit seiner allseits gepriesenen Handschlagqualität gefragt. Privat wird dem seit 32 Jahren verheirateten Vater einer erwachsenen Tochter auch nach Westbahnausbau, Hauptbahnhof, Semmering-, Koralm- und Brennertunnel wenig Zeit für Reisen – bevorzugt nach Italien – und Lesen bleiben. Die Liberalisierung setzt dem ÖBB-Güterverkehr zu, dort braucht es Power.
3Wirtschaft
In den Industriestaaten stagniert die Globalisierung, gemessen an Ikea- und McDonald's-Filialen ist Österreich das globalisierteste Land der Welt. Wien – Wie viel Globalisierung Mensch und Planet vertragen, ist noch nicht abschließend geklärt. Dass das Globalisierungstempo zwischen 1990 und 2008 weltweit rasant gestiegen ist, ist bekannt. In diesem Zeitraum stiegen etwa die internationalen Güter- und Kapitalflüsse durch multilaterale Liberalisierungsschritte stärker als die gesamtwirtschaftliche Produktion. Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat diesen Prozess gestoppt, sagt Florian Hälg, Außenwirtschaftsexperte bei der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich. Seit 2008 stagniert der Grad der Verflechtung. Hälg misst im sogenannten Globalisierungsindex anhand ökonomischer, sozialer und politischer Kategorien die Verbreitung und Ausdehnung der Internationalisierung. Der neue Index zu 2013 zeigt, dass ein gewisser Stillstand eingetreten ist. Der Grad der Globalisierung hat im Vergleich zum Jahr davor nur unwesentlich zugenommen, sagt Hälg. Dass aufgrund der politisch und ökonomisch instabilen Zeiten ein Rückschritt zu erwarten ist, glaubt Hälg nicht: Vielleicht verläuft die Entwicklung etwas langsamer. Industriestaaten stagnieren Grob gesagt stagniert die Globalisierung in den Industriestaaten weiterhin. Gestiegen ist der Index allerdings in Osteuropa, im asiatischen und pazifischen Raum. Österreich bleibt nach den neuesten Erhebungen auf Platz vier. Das am stärksten globalisierte Land der Welt sind die Niederlande, knapp gefolgt von Irland und Belgien. Die ersten vier Plätze sind damit unverändert gegenüber Erhebung im Jahr davor. Wobei die vier Länder laut Hälg so knapp beieinanderliegen, dass die Unterschiede kaum wahrnehmbar sind. Die Schweiz rückte zwei Plätze vor und liegt damit auf Rang fünf, einen Platz vor Singapur, das einen Rang einbüßte. Auf Platz sieben folgt Dänemark, das einen Platz nach vorne rückte, vor Schweden, das um zwei Plätze zurückfiel. Die großen Volkswirtschaften der Welt liegen im Ranking weit hinten, was sich daraus erklärt, dass sie es sich aufgrund ihrer schieren Marktgröße erlauben können, sich weniger stark über die Grenzen hinaus zu orientieren. Die USA, die größte Volkswirtschaft der Welt, belegen Platz 34 (minus 1), China liegt auf Platz 73 (–1), Japan auf Platz 48 (+3) und Deutschland auf Platz 27 (–3). Viel Ikea und McDonald’s in Österreich Sieht man sich die einzelnen Kategorien genauer an – die ökonomische, soziale und politische Dimension –, ist der Spitzenreiter im Teilindex der ökonomischen Globalisierung 2013 Singapur vor Irland und Luxemburg. Gemessen werden die Stärke grenzüberschreitender Handels-, Investitions- und Einkommensströme in Relation zum Bruttoinlandprodukt und zum anderen der Einfluss von Handels- und Kapitalverkehrsbeschränkungen. Im weitesten Sinne um wirtschaftlichen und kulturellen Austausch geht es in der Kategorie soziale Dimension. Erfasst werden grenzüberschreitende Informationsflüsse wie Internet, Fernsehen und Zeitungen, aber auch die kulturelle Nähe zum globalen Mainstream anhand der Anzahl von McDonalds- und Ikea-Filialen oder die Exporte und Importe von Büchern in Relation zum BIP. Auch Touristenströme und die Größe der ausländischen Wohnbevölkerung finden sich hier wieder. 2013 stieg die soziale Globalisierung etwas stärker als in den Vorjahren. In dieser Kategorie belegen Österreich, Singapur und die Schweiz die ersten drei Plätze. Politisches Gewicht Bei der politischen Integration liegt Österreich auf Platz vier. Gemessen an der geringen Größe des Landes ein beachtlicher Platz, signalisiert er doch auch eine gewisse politische Bedeutung, wie KOF-Forscher Hälg anmerkt. Sie bemisst sich an Kategorien wie Anzahl ausländischer Botschaften in einem Land, Zahl internationaler Organisationen, denen das Land angehört, Zahl der UN-Friedensmissionen, an denen das Land teilnahm, und Anzahl bilateraler und multilateraler Verträge, die seit 1945 abgeschlossen wurden. Italien liegt hier vor Frankreich an der Spitze, Belgien auf Platz drei.
3Wirtschaft
Heuer drei Legionäre aus Österreich in der Champions League dabei, Alaba kämpft um Titel – Mit Astana, Gladbach und Gent drei Debütanten. Wien – Mit den üblichen Verdächtigen als Titelkandidaten startet am Dienstagabend die 24. Ausgabe der Champions League in die neue Saison. Der FC Barcelona wird dabei erneut versuchen, als erster Club in der Geschichte der Fußball-Königsklasse im Mai 2016 im Finale im Mailänder San Siro die Titelverteidigung zu schaffen. Österreich ist heuer mit drei Legionären in der Eliteliga vertreten. Während Aleksandar Dragovic und der derzeit verletzte Martin Stranzl mit Dynamo Kiew bzw. Mönchengladbach gute Figur machen wollen, sind die Ziele von David Alaba höher angesetzt. Der FC Bayern gilt als einer der schärfsten Herausforderer von Barcelona. Real Madrid unter Neo-Trainer Rafael Benitez sowie die englischen Spitzenclubs aus Manchester und London werden ebenfalls hoch gehandelt. Die Ambitionen auf Europas Fußball-Thron will auch Paris St. Germain untermauern. Geldregen noch intensiver Finanziell spielt die Champions League weiter in einer anderen Liga. Bis 2018 schüttet die UEFA insgesamt Prämien von 1,257 Milliarden Euro aus. Alle 32 Starter können fix mit 12 Millionen Euro Antrittsprämie kalkulieren und damit 3,4 mehr als in der Vorsaison. Jeder Sieg in den sechs Gruppenspielen bringt weitere 1,5 Millionen, jedes Remis 500.000 Euro. Dazu kommen Einnahmen aus dem Marktpool und Ticketverkauf. Nicht verwunderlich ist deshalb, dass die Creme de la Creme des europäischen Vereinsfußballs auch dieses Jahr fast gänzlich unter sich bleibt. Barcelona, Real, der FC Porto und Manchester United gehen zum insgesamt 20. Mal an den Start. Die Bayern sind zum 19. Mal dabei. Die drei Premierengäste sind Gladbach, KAA Gent sowie der FC Astana als erster kasachischer Teilnehmer. Der Auftaktschlager findet in Manchester statt. City empfängt mit Juventus Turin (20.45 Uhr/live SRF zwei) den miserabel in die Saison gestarteten Finalisten der Vorsaison. Bei den national noch sieglosen Italienern fehlt außerdem Nationalspieler Claudio Marchisio aufgrund einer Adduktorenverletzung. City hält nach fünf Ligarunden hingegen bei fünf Siegen und 11:0 Toren. City mit breiter Brust Wir hatten eine hervorragende Vorbereitung und sind großartig in die Premier League gestartet. Ich denke, mit uns ist diese Saison zu rechnen, betonte der vor der Partie angeschlagene City-Stürmer Sergio Aguero. Bei Juventus forderte Trainer Massimiliano Allegri Geduld mit seinem nach den Abgängen von Andrea Pirlo, Carlos Tevez und Arturo Vidal im Sommer veränderten Team ein: Wir müssen weiter positiv denken. Wir wussten, dass diese Saison schwieriger wird. Im Parallelspiel der Gruppe D trifft Europa-League-Sieger FC Sevilla auf Gladbach. Kapitän Stranzl fehlt den nach vier Runden punktlos am Tabellenende der Bundesliga stehenden Deutschen nach einem Augenhöhlenbruch noch mehrere Wochen. Für die Borussia-Verantwortlichen scheint die Liga aktuell ohnedies wichtiger als der Europacup. Wenn ich die Wahl hätte, wären mir drei Punkte nächsten Samstag in Köln lieber als in Sevilla, meinte Sportdirektor Max Eberl. Während Barcelona erst Mittwoch in Rom im Einsatz ist, bekommt es Real zum Start zu Hause mit Schachtar Donezk zu tun. Rapids Play-off-Bezwinger wird sich auf einen vor Selbstvertrauen strotzenden Cristiano Ronaldo einstellen können. Der Portugiese traf am Wochenende fünfmal und wird auch im Duell der Torjäger mit Lionel Messi vorlegen wollen. In der ewigen Torschützenliste der Champions League halten die beiden Superstars bei je 77 Treffern. Benitez zählt auf Ronaldo Ich hoffe, dass er so weitermacht. Zu seinem Nutzen und dem des Teams, sagte Trainer Rafael Benitez über Ronaldo. Der Nachfolger von Carlo Ancelotti ortete bei den Madrilenen noch viel Potenzial: Wir können noch stärker spielen, und das sage ich ohne jede Eitelkeit, erklärte er nach dem 6:0 gegen Espanyol. In Paris steht indes Zlatan Ibrahimovic im Scheinwerferlicht. Der PSG-Star trifft auf seinen ehemaligen Jugendverein Malmö FF, den er als 20-Jähriger Richtung Ajax Amsterdam verließ. Als nun 33-Jähriger will der in Malmö geborene Ibrahimovic Frankreichs Meister zur möglichen Champions-League-Trophäe schießen. Manchester United gastiert zum Auftakt in Eindhoven. Die im Play-off gegen Brügge souveränen Engländer wollen nach ihrer einjährigen Zwangspause mit einem vollen Erfolg in die Königsklasse zurückkehren. Die Generalprobe dafür glückte mit einem 3:1 gegen Liverpool. Beim PSV sitzt mit Phillip Cocu ein ehemaliger Schützling von United-Coach Louis van Gaal am Trainersessel. Im zweiten Spiel der Gruppe B trifft Wolfsburg auf ZSKA Moskau. Den wenigsten Flair weist indes die Gruppe C vor. Die vom kasachischen Staatsfonds Samruk-Kazyna finanzierte Mannschaft aus Astana trifft bei ihrem CL-Debüt in Lissabon auf Benfica. Bei der Anreise hatten die Gäste 6.000 Kilometer Luftlinie hinter sich zu bringen. Galatasaray und Atletico Madrid kämpfen in dieser Gruppe ebenfalls um den Aufstieg in die K.o.-Phase.
4Sport
Zum Auftakt einer Reihe von Prozessen gegen mutmaßliche Jihadisten stand ein gebürtiger Bosnier vor dem Grazer Richter. Er habe der IS-Miliz beitreten wollen, sagt die Anklage. Dieser hält sich für unschuldig. Graz – Damit die Sache für den Angeklagten klar sei: Wenn Sie zwei Meter laufen, fallen Sie, warnt der Richter und blickt auf die schwer bewaffneten, vermummten Polizisten, die den Beschuldigten umringen. Er solle erst gar nicht überlegen, einen Fluchtversuch zu starten, bedeutet ihm der Vorsitzende. Dann nickt er den Beamten zu, die dem U-Häftling schließlich langsam die Handschellen lösen. Es herrscht an diesem Dienstag, dem Auftakt einer Reihe von Verfahren gegen mutmaßliche Jihadisten, eine angespannte Atmosphäre im alten Schwurgerichtssaal des Grazer Straflandesgerichts. Links und rechts im Raum und auf der Galerie sind Spezialeinheiten mit Sturmmützen postiert, vor dem Gerichtsgebäude stehen Posten mit Sturmgewehren und schusssicheren Westen. Paris zeigt Wirkung. Gerichtskiebitze bleiben heute weitgehend fern, Journalisten und Gäste müssen durch zwei Sicherheitschecks. Der Gerichtsaal wurde noch einmal mit Spürhunden auf Sprengstoff untersucht, ehe der Angeklagte den Saal unter Bewachung weiterer dreier Beamter, die Sturmhauben tragen, betritt. Seine Stimme ist sanft, der Bart sehr lang. Er trägt eine graue weite Trainingshose mit grauem Sweater. Der gebürtige Bosnier habe der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als Kämpfer beitreten und zudem einen Bekannten dorthin vermitteln wollen, wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor. Fürs Strafgesetz: Der 50 Jahre alte gelernte Elektriker wird des Verbrechens der terroristischen Vereinigung und der kriminellen Organisation beschuldigt. Er erklärt sich für nicht schuldig. Sein Verteidiger präzisiert gleich eingangs: Es reicht nicht, eine kleine Spur zum Angeklagten zu haben, um ihm alle Gräueltaten des IS anzuhängen. Es sei richtig, dass sich sein Mandant für den Krieg in Syrien interessiert und sich auch Material beschafft habe, aber konkrete Verbindungen habe es nicht gegeben, nur Bekanntschaften. Der Staatsanwalt sieht das anders: Der Angeklagte sei Mitglied einer extremistischen Gruppierung gewesen, sozialisiert in radikalen Vereinen in Graz, mit guten Kontakten etwa zum Chefideologen der Szene, der Ende Februar auf der Anklagebank sitzen wird. Der Staatsanwalt nutzt die Gelegenheit, um grundsätzlich vor den extremistischen Strömungen, die längst hier sind, zu warnen. Die IS-Ideologie, der auch alle Angeklagten, die hier in den nächsten Wochen noch vor Gericht stehen werden, anhängten, sei eine typisch faschistische Ideologie mit Führerkult. Es geht hier um eine radikale Ablehnung der Demokratie. Die einzige Rechtsordnung, die akzeptiert wird, ist die Scharia, sagt der Ankläger. Der Richter geht die Sache mit Bedacht an und lenkt den Angeklagten gesprächstherapeutisch zu den heiklen Stationen seines Lebens, in denen er, wie er selbst beteuert, erleuchtet wurde. Aufgewachsen in der kommunistischen Tito-Zeit in Bosnien, sei er lange Zeit atheistisch geblieben. Als der Krieg ausbrach, sei er nach Graz geflüchtet. In Österreich kam er nie wirklich an, er las plötzlich die Bibel, dockte bei den Zeugen Jehovas an, bis er im Deutschkurs neue Freunde fand. Und den Zugang zum Islam. Der Wendepunkt sei mit der Pilgerfahrt nach Mekka gekommen. Am Ende stand der Versuch, in Syrien als IS-Kämpfer zu leben, sagt die Staatsanwaltschaft. Danach hatte ihn seine Frau aus der Wohnung geschmissen. Er war ihr zu radikal geworden.
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