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Neue Regelungen für Notsituationen wie vorübergehende Inhaftierung notwendig. Wien – Geheimdienst-Experte Siegfried Beer von der Universität Graz spricht sich dafür aus, dass das geplante Staatsschutzgesetz mit erweiterten Befugnissen für die Ermittler so schnell wie möglich umgesetzt wird. Darüber hinaus brauche es Regelungen für Notsituationen, etwa die Möglichkeit, potenzielle Terroristen vorübergehend zu inhaftieren, sagte Beer. Das vorgelegte Staatsschutzgesetz, das seit eineinhalb Jahren diskutiert wurde, beinhalte das, was die Ermittler wollten, erklärte Beer, der auch Mitglied eines Beratungsgremiums des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung war. Wenn uns so etwas passiert wie in Paris, dann ist das nicht genug, aber sollte Österreich weiterhin Glück haben und höchstens kleinere Sachen passieren, kommen wir mit dem aus. Vertrauenspersonen (V-Leute) sei zwar ein schlechtes Wort, räumte Beer ein. Sie seien jedoch – vorsichtig eingesetzt – ein sinnvolles Instrument für die Ermittler und eine zusätzliche Befugnis, die man ihnen unbedingt gestatten sollte. Wie soll ein österreichischer Staatsschützer in eine religiöse Gruppierung eindringen, wenn er nicht selbst Muslim ist oder in der Gemeinschaft integriert ist?, nennt der Experte ein Beispiel. Die V-Leute seien nicht von vornherein als Kriminelle zu sehen. Auch handle es sich bei den Staatsschützern um fähige Leute: Die nehmen sicherlich nicht den nächstbesten, der sagt, ich kann Ihnen helfen. Außerdem sei ja Kontrolle durch den Rechtsschutzbeauftragten gegeben. Hier könnte sich der Leiter des Zentrums für Geheimdienststudien (ACIPSS) an der Uni Graz durchaus noch Änderungen vorstellen, wie sie teils von der Opposition gewünscht werden: Von mir aus könnte der Rechtsschutzbeauftragte auch vom Parlament bestellt werden – ich bin dafür, wenn sich das Parlament dann mehr mitverantwortlich fühlt für den Sicherheitsbereich, meinte Beer. Mit dem neuen Staatsschutzgesetz ist es aus Beers Sicht aber nicht getan, es müsse etwa möglich sein, in ausgesprochenen Notsituationen auch auf Kontrollabsicherungen zu verzichten. Derzeit hätte die Regierung zum Beispiel laut Bundesverfassung keine Möglichkeit, den Notstand auszurufen und die Kontrolle bei Ermittlungsmaßnahmen auszuschalten, um schnell reagieren zu können. Es brauche daher Regelungen, bei Anschlägen alle potenziellen Terroristen vorübergehend zur Einvernahme festzunehmen. Überhaupt solle die Regierung die gesamte Sicherheitsstruktur weiter denken, empfahl Beer. Das BVT sollte demnach ein ziviler Nachrichtendienst sein, damit es sich von der polizeilichen Arbeit und Kontrolle etwas lösen könne. Dafür sollte man das BVT und die militärischen Nachrichtendienste bei einem Koordinator im Bundeskanzleramt bündeln, auch damit das Krisenbewusstsein in der Regierungsspitze steigt.
5Inland
Präsident Rivlin interveniert bei der Regierung. Jerusalem – Der Entschädigungsfonds für Opfer von Terroranschlägen in Israel hat den Antrag einer katholischen Pilgerstätte zurückgewiesen, den bei einem Brandanschlag jüdischer Extremisten entstandenen Millionenschaden zu erstatten. Wir können die Summe nicht erstatten, weil wir gesetzlich gehalten sind, nur Terroropfer im Rahmen des israelisch-palästinensischen Konflikts oder von Kriegsfolgen zu entschädigen. Dies erklärte die Sprecherin des Fonds, Idit Lev-Serahia, am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP. Bei dem Anschlag auf die Brotvermehrungskirche gehe es aber um religiös motivierte Täter, sagte sie. Die mit berühmten Bodenmosaiken ausgestattete Kirche im deutschen Benediktinerpriorat Tabgha am See Genezareth gilt gläubigen Christen als der Ort, an dem Jesus Christus bei der Speisung der Fünftausend fünf Brotlaibe und zwei Fische unendlich vermehrte. Bei dem Anschlag war Mitte Juni das Atrium der Kirche ausgebrannt, zwei Menschen erlitten Rauchvergiftungen. Weil auch die Infrastruktur der Pilgerstätte stark geschädigt wurde, erwartet die Kirche Kosten von mehr als einer Million Euro, um die Schäden zu beseitigen. Der Inlandsgeheimdienst Schin Bet ermittelte eine Gruppe von israelischen Rechtsextremisten als Täter, die seit zwei Jahren vermehrt Anschläge auf christliche Bauten und auf palästinensische Privathäuser in Israel und im besetzten Westjordanland verübte. Zwei nationalreligiöse Juden Anfang 20 wurden inzwischen wegen des Anschlags in Tabgha unter Anklage gestellt. Die Täter hatten an der Pilgerstätte hebräische Parolen gegen Heiden und Götzendiener hinterlassen. Wir hoffen jedoch, dass eine finanzielle Regelung auf anderem Wege gefunden werden kann, sei es über das Tourismusministerium oder das Amt des Ministerpräsidenten, sagte die Fonds-Sprecherin. Als der Ablehnungsbescheid diese Woche den Benediktinern schriftlich mitgeteilt wurde, wendeten sich diese an Israels Staatschef Reuven Rivlin, wie dessen Sprecher bestätigte. Rivlin hatte Tabgha vor zwei Wochen besichtigt, unmittelbar bevor er eine Reise zum Vatikan antrat. Dabei hatte er den Mönchen seine Unterstützung im Bemühen um Entschädigung zugesagt. Der Bürochef des Präsidenten hat inzwischen mit dem Sekretär des Regierungskabinetts gesprochen, sagte der Präsidentensprecher am Donnerstag. Dieser habe versichert, dass eine Lösung gefunden werde.
2International
Potenziell Millionen Nutzer gefährdet, Sicherheitsforscher sehen Beleg für Schwächen des Werbenetzwerks. Ein sogenannter Erpressungstrojaner ist auf so vielbesuchten Webseiten wie NYT.com, BBC.co.uk und den Internetauftritten von AOL und der US-Footballiga NFL aufgetaucht. Offenbar wurden Schwächen der benutzten Werbenetzwerke penetriert. Mit einem Klick auf die Anzeigen installierten Nutzer dann eine Ransomware, die Daten verschlüsselt und nur nach Lösegeldzahlung wieder freigibt. Daher stammt auch der Name Erpressungstrojaner, mit dem diese Angriffe belegt werden. Laut Guardian soll ein möglicher Infektionsweg über Microsofts ehemaligen Flash-Konkurrenten Silverlight laufen, der seit 2013 nicht mehr aktualisiert wird. Gemeinsam gehen die Besucherzahlen der betroffenen Seiten in die Milliardenhöhe, wobei Nutzer die Seiten natürlich mehrmals ansurfen können und diese Zahl daher mit Vorsicht zu bewerten ist. Der Angriff liefert Befürwortern von Ad-Blockern neue Munition. Nutzer dieser Dienste argumentieren schon länger, dass die Unterdrückung von Werbeanzeigen nicht nur aus Komfort-, sondern auch aus Sicherheitszwecken erfolge. Tatsächlich gilt etwa Flash als sehr unsicher.
0Web
Flechten, Moose und Cyanobakterien produzieren große Mengen an Lachgas. Wissenschaft haben eine bisher unerkannte Quelle für klimaschädliche Gase ausgemacht: Flechten, Moose und Cyanobakterien geben offenbar große Mengen des Treibhausgases Lachgas (N2O) und geringe Mengen Methan (CH4) an die Atmosphäre ab. Wie die Untersuchungen der Forscher von den Universitäten Gießen und Heidelberg und des Max-Planck-Instituts für Chemie ergaben, sind kryptogame Schichten, wie der flächige Bewuchs aus Flechten, Moosen, Cyanobakterien und weiteren Mikroorganismen wissenschaftlich genannt wird, für vier bis neun Prozent des aus natürlichen Quellen stammenden N2O verantwortlich. Wir wollten zwei Dinge herausfinden: Erstens, ob kryptogame Schichten überhaupt N2O und CH4 abgeben. Und zweitens, wie sich die klimatischen Bedingungen auf die Emissionswerte auswirken, erläutert Katharina Lenhart von der Justus-Liebig-Universität Gießen, die Ziele der Studie. Dazu untersuchten die Wissenschafter 68 Proben unterschiedlicher Flechten und Moose aus verschiedenen Klimaregionen. Sie erfassten die Treibhausgasemissionen der Organismen bei verschiedenen Temperaturen, Wassergehalten, Lichtbedingungen und Stickstoffdüngegaben, um so die Auswirkung der Umweltbedingungen auf die Freisetzung der Klimagase zu ermitteln. Die Methanemissionen von kryptogamen Schichten sind gemessen am globalen Rahmen zwar zu vernachlässigen. Bemerkenswert sind jedoch die hohen Freisetzungsraten für Lachgas, so Bettina Weber vom Max-Planck-Institut für Chemie. Generell konnten wir zeigen, dass die N2O und CH4 Emissionen ab einer Temperatur von 20 Grad Celsius stark zunehmen, ergänzt sie. Deshalb vermuten die Wissenschafter, dass die von Flechten, Cyanobakterien und Moosen stammenden Methan- und Lachgasemissionen im Zuge der globalen Erwärmung ansteigen könnten. Dies könnte vor allem in Wäldern der gemäßigten Breiten von größerer Bedeutung sein, wo kryptogame Schichten eine der Hauptquellen für Lachgasemissionen darstellen. In manchen Tundren, Steppen und Wüstenregionen sind sie vermutlich sogar die ausschließliche Quelle. In einem nächsten Schritt werden die Wissenschafter ihre im Labor gefundenen Ergebnisse in Feldstudien überprüfen und weitere Organismen in die Untersuchungen einschließen.
7Wissenschaft
"Müsste dringend ganz anders gelöst werden" – Geld für "Haus der Geschichte" nicht gut angelegt. Wien – Die Organisation der Uni-Gebäude über die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) sei ökonomisch und politisch ein Blödsinn, sagt Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie der bildenden Künste, im APA-Interview. Derzeit zahlen die Unis Miete an die BIG – mit Geld, das sie vom Wissenschaftsministerium bekommen. Die BIG führt das Geld wieder ans Wirtschaftsministerium ab. Von diesem Kreislauf profitieren letztlich nur die Banken, sagt Blimlinger. Die Frage der Gebäude müsste dringend ganz anders gelöst werden. Blimlinger kritisiert auch an den Leistungsvereinbarungen zwischen Unis und Ministerium. Die Vorbereitungen und Verhandlungen dafür würden ein ganzes Jahr laufen, eine Basarsituation, die für beide Seiten entwürdigend ist und bei der wahnsinnig viel Zeit draufgeht. Drittmittel seien außerdem für Kunstuniversitäten viel schwieriger zu bekommen als für wissenschaftliche Universitäten. Jene 111 Millionen Euro, die Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) für das erst zu bauende Haus der Geschichte veranschlagt, sieht Blimlinger nicht gut angelegt – sie sitzt selbst in der Steuerungsgruppe für das Projekt. Der Bau würde sich auch mit dieser Summe nicht ausgehen. Es habe außerdem nie eine Community aus Museumsleuten, Historikerinnen und Historikern gegeben, die gesagt hat: Super, machen wir ein Haus der Geschichte! Geschichte müsse heute kleinteilig und zielgruppenorientiert vermittelt werden. Auch das Haus der Zukunft, das nach aktuellen Plänen ans Haus der Geschichte angehängt werden soll, lehnt Blimlinger ab: Es kann gar nichts. Die elf Millionen Euro, die nach Ostermayers Plänen beim Weltmuseum eingespart werden, sollten laut Blimlinger lieber in bestehende Heimat- und Bezirksmuseen sowie in die Begrünung des Heldenplatzes investiert werden. Vom Ausmaß der Unterwanderung der Akademie der bildenden Künste durch Nationalsozialsten vor 1938 war Blimlinger überrascht. Man habe immer gewusst, dass die Akademie keine Hochburg von Modernität und Progressivität war. Aber dass es derartig viele illegale Nazis gegeben hat, dass man aufgrund der Nürnberger Gesetze de facto niemanden als jüdisch entlassen musste, weil man schon vorher niemanden hineingelassen hat – das hat mich schon überrascht.
5Inland
Weltmeister verlässt Bayern München und heuert bei Englands Rekord-Champion an. München/Manchester – Der Transfer von Bastian Schweinsteiger von Bayern München zu Manchester United ist beschlossene Sache. Das bestätigte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge am Samstag kurz vor der offiziellen Mannschaftspräsentation in München in einer Pressekonferenz. Lediglich juristische Details seien noch zu klären und der Medizincheck zu absolvieren. Damit geht bei den Bayern eine Ära zu Ende. Schweinsteiger war 17 Jahre bei den Münchnern tätig. Mit den Bayern gewann er achtmal den deutschen Meistertitel und 2013 endlich auch die Champions League. Er will einfach diese neue Erfahrung machen, sagte Rummenigge. Wir haben versucht, ihn zu überzeugen, bei Bayern München zu bleiben. Ich bedauere das ein Stück, auch wenn ich dafür Verständnis habe. Er war ein extrem verdienter Spieler. Medienberichten zufolge soll Schweinsteiger bei United einen mit mehr als zehn Millionen Euro jährlich dotierten Dreijahresvertrag erhalten, das entspräche seinem bisherigen Salär. Die Ablösesumme für den 30-Jährigen dürfte im Bereich von 18 bis 20 Millionen Euro liegen. Schweinsteiger hatte bei den Bayern, zu denen er im Juli 1998 als Nachwuchsspieler gekommen war, noch einen bis Juni 2016 laufenden Vertrag. Als Rummenigge den 70.000 Bayern-Fans in der Münchner Arena den Abschied des Mittelfeldstrategen verkündete, erntete er gellende Pfiffe. Viele Anhänger waren sauer, manche wütend über den Abschied ihres Idols. Die Entscheidung fiel bei einem diskreten, sehr seriösen und sehr ehrlichen Gespräch (Rummenigge) am Freitag nach Schweinsteigers Rückkehr aus dem Urlaub. Der Vize-Kapitän habe dort seinen Wunsch geäußert, zu United zu wechseln, danach sei der Deal umgehend über die Bühne gebracht worden – ohne Beteiligung von Trainer Pep Guardiola, wie Rummenigge betonte. Schweinsteiger hatte zuletzt immer wieder mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Unter Guardiola kam der bis dahin als Führungsspieler völlig Unumstrittene nicht mehr wie gewünscht zentral im Mittelfeld zum Einsatz, sondern immer wieder auch auf der Seite. Dass er wegen unseres Trainers gegangen wäre, muss ich ins Reich der Fabel verweisen. Die zwei haben ein völlig intaktes Verhältnis, so Rummenigge. Guardiola hatte zuletzt zwar erklärt, er plane für die neue Saison mit Schweinsteiger. Der Coach unterstrich aber auch: Nur er kann über seine Zukunft entscheiden, nicht Pep. Spieler mit dieser großen Karriere und dieser großen Qualität können nur selbst entscheiden. Schweinsteiger entschied sich für Manchester United, den englischen Rekordmeister anstelle des deutschen. Der frühere Bayern-Trainer Louis van Gaal hält große Stücke auf Schweinsteiger. Unter der Ägide des Niederländers kam United in der abgelaufenen Saison aber nicht über Rang vier hinaus und verpasste dadurch die direkte Qualifikation für die Champions League. Bereits am Montag fliegen die Red Devils zu einem Trainingslager in die USA. Schweinsteiger soll da bereits an Bord sein. Und van Gaal shopt weiter. Wenige Stunde nach Schweinsteiger holte er auch den italienischen Teamspieler Matteo Darmian vom FC Torino. Der 25-jährige Verteidiger erhielt einen Vierjahresvertrag, laut Medienberichten soll die Ablösesumme rund 18 Millionen Euro betragen haben. Darmian, der vorzugsweise rechts in der Viererkette spielt, war im Vorjahr WM-Teilnehmer mit Italien und hat bisher 13 Länderspiele absolviert. (APA/red – 11.7. 2015)
4Sport
Außen- und Verteidigungsminister beraten Sicherheits- und Anti-Terror-Maßnahmen. Da draußen ist Krieg. Wir können also nicht nur Papiere verfassen. Wir müssen endlich handeln – so fasste die niederländische Verteidigungsministerin Jeanine Hennis-Plasschaert Freitag die Beratungen der Außen- und Verteidigungsminister der EU in Amsterdam zusammen. Aber genau daran mangelt es. Meldungen über eine gravierende Verschärfung der Kampfhandlungen um Aleppo in Syrien und Geheimdienstinformationen zum Erstarken der Jihadisten des Islamischen Staates (IS) in Libyen belasteten die Aussprache über eine erweiterte Sicherheitskooperation. Die Bekämpfung der Terrorgefahr gehört dazu. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der von einer Reise aus dem Mittleren Osten zur Runde stieß, betonte in düsteren Worten, wie wichtig eine konstruktive Beteiligung des Iran und Saudi-Arabiens am Syrien-Friedensprozess wäre. Der wurde in Genf gerade auf Ende Februar verschoben. Ohne diese beiden Schlüsselländer sei eine Beilegung des Konflikts nicht möglich. Im Hintergrund der Gespräche war die Migrations- und Flüchtlingskrise definitiv das Hauptthema, sagte Außenminister Sebastian Kurz. Sicherheitsexperten der Union befürchten, dass sich bei weiterer Eskalation in Syrien die Flüchtlingsbewegung nach Europa nochmals erhöht, unabhängig davon, ob es gelingt, die derzeitige Hauptroute über den Balkan zu entschärfen. Die Hoffnung der Europäer ist daher nun darauf gerichtet, dass in Libyen nach monatelanger Ungewissheit bald eine neue Einheitsregierung in die Gänge kommt, was aber fraglich ist. Dann will die EU mit ihr – und nur auf ihren Wunsch hin – polizeiliche und militärische Maßnahmen ausweiten, erklärte EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. Derzeit ist die Operation Sophia zur Flüchtlingshilfe auf das Mittelmeer begrenzt und reicht nicht in libysche Hoheitsgewässer. In Zukunft könnten Training für Polizei und Militär zum Aufbau einer Armee in Libyen, die Grenzsicherung bzw. der Häfen und Maßnahmen zur Bekämpfung der Islamisten im Land selbst dazukommen – alles mit UN-Billigung. Die EU wie auch die Nato bereiten sich darauf konkret vor: Die Nato steht bereit, eine neue Einheitsregierung in Libyen zu unterstützen, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Amsterdam. 22 von 28 EU-Ländern sind Mitglieder der nordatlantischen Allianz und waren (mit einigen Ausnahmen) auch beim Kriegseinsatz gegen das Regime von Muammar al-Gaddafi im Frühjahr 2011 beteiligt. In Libyen sollen sich bis zu 5.000 IS-Kämpfer aufhalten. Sie sollen tief ins Schlepperwesen verstrickt sein, ein Millionengeschäft mit Flüchtlingen. Das Land beginne, ein Rückzugs- und Operationsgebiet des IS zu sein, besonders in der Hafenstadt Sirte, warnte die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.
2International
Die "Millionenshow"-Gewinnerin El Awadalla, eine "richtige Linke", und der pensionierte Richter Martin Wabl wollen antreten. Wien/Fürstenfeld – Martin Wabl ist aus der Versenkung aufgetaucht, irgendjemand habe ihm erzählt, dass er in der Zeitung gestanden ist. Kann sein, dass er nach den vielen Festtagen etwas überfeiert gewesen sei, sein Handy hatte er auch nicht eingeschaltet, sein Mitarbeiter sei auf Urlaub gewesen, die Homepage nicht aktuell. Aber jetzt sei er wieder da, meldete sich Wabl beim STANDARD, und es gelte nach wie vor: Jawohl, er möchte bei der Bundespräsidentenwahl als Kandidat antreten. Dreimal ist der pensionierte Richter aus der Steiermark an der Hürde von 6000 Unterstützungserklärungen bereits gescheitert, aber man lernt dazu, er habe ein gutes Netzwerk aufgebaut und bemühe sich rechtzeitig um ausgefüllte Formulare, auch wenn die Eintragungsfrist erst am 23. Februar beginne. Und vielleicht ist ihm auch sein Bruder, der ehemalige Grünen-Nationalratsabgeordnete Andreas Wabl, behilflich – sie seien jedenfalls in gutem Kontakt. Budget habe Wabl keines, aber viele Leute, denen er schon geholfen habe. 6000 Unterstützungserklärungen seien gar nicht so leicht zu sammeln, aber er sei voll im Einsatz und unterwegs bei Veranstaltungen. Seine Themen seien gerechter Lohn und gerechte Pensionen, im Übrigen freue sich der 71-Jährige schon sehr auf die Fernsehdiskussionen. Auch El (vormals Elfriede) Awadalla will als Bundespräsidentin kandidieren. Die 59-jährige Dialektautorin kam 2005 zu größerer Bekanntheit, als sie bei der Millionenshow eine Million Euro gewann. Seither unterstütze sie verschiedene linke Projekte und Parteien. Zuletzt kandidierte sie für die Liste Wien Andas bei den Wiener Gemeinderatswahlen im November 2015. Dass ich eine richtige Linke bin, ist sicher ein Alleinstellungsmerkmal, das mir nutzen wird, sagt Awadalla im Gespräch mit dem Standard. Vor allem durch ihr Engagement im Sozialbereich will sie sich von den anderen Kandidaten abheben. Awadalla tritt für ein bedingungsloses Grundeinkommen von 1500 Euro für alle, also auch Flüchtlinge, ein. Ihre Kampagne soll im Laufe der nächsten Woche auch in den sozialen Netzwerken lanciert werden. Dass sie an den 6000 Unterschriften scheitern könnte, glaubt Awadalla nicht. Wien Andas hat für die Gemeinderatswahlen allein in Wien 4500 Unterschriften sammeln können, sagt sie. Da halte ich es schon für wahrscheinlich, die 6000 zu schaffen.
5Inland
SPÖ setzt auf Youtube-G'spür, Grüne lassen Hai sprechen – FPÖ verlässt sich auf Zugpferd Strache – ÖVP-Neuzugänge mit Videos, NEOS whatsappen. Der Wahlkampf geht online: Schon lange hat sich in den Parteien herumgesprochen, dass Facebook und Co. meinungsbildender sein können als so manches Plakat. Dementsprechend vielfältig sind die Social-Media-Strategien der Parteien. Während sich manche auf bekannte Zugpferde und Kanäle verlassen, whatsappen andere sogar mit ihren Unterstützern. Die SPÖ hat für den Wahlkampf ein dreiköpfiges Social-Media-Team engagiert: Dieses bespielt – praktisch laufend – die großen Netzwerke Facebook und Twitter mit tagespolitischen Themen. Die Wiener SPÖ gefällt immerhin knapp 18.500 Menschen, auf Twitter folgen rund 3.000 Personen. Wir haben das im Vergleich zu früher irrsinnig professionalisiert, betonte ein Sprecher auf APA-Anfrage. Aber auch andere Kanäle werden für den roten Wahlkampf genutzt. Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler bemüht sich mit Politik mit Gspür für Blitzgneisser auf Youtube vor allem um die junge Seherschaft. Eine der ersten Folgen – inklusive Starbucks-Becher und gewöhnungsbedürftig rasanter Schnitttechnik – Was sagen die Jungen, oida? hat inzwischen mehr als 50.000 Views. Auch die Partei selbst ist videomäßig aktiv und postet derzeit Echte Wiener Geschichten, in denen etwa TV-Physiker Werner Gruber erzählt, wie er obdachlos wurde. Fotos zu allen Veranstaltungen gibt es auf Flickr. Weniger großer Beliebtheit erfreut sich der rote Instagram-Account, wo man an der 200-Abonnenten-Grenze schrammt. Einzelne Gemeinderäte bzw. Stadträte sind außerdem in den sozialen Netzwerken aktiv, auf Instagram sorgt etwa der Account von Renate Brauner – in Anspielung auf die liebste Form der Begrüßung der Vizebürgermeisterin beihalloechen getauft – für das eine oder andere Schmunzeln. Grundsätzlich gebe es keine Social-Media-Richtlinien für Funktionäre, so der Sprecher. Allerdings nutze man eine App, über die alle Mitarbeiter über das Themensetting der Partei informiert werden. Der kleine Regierungspartner ist sowohl auf Twitter als auch auf Facebook ebenfalls sehr aktiv: Die Grünen Wien verzeichnen mehr als 10.000 Likes und rund 6.800 Follower. Gepostet und getwittert wird fast im Stundentakt – zu tagesaktuellen Themen, aber auch zur Wahlkampfkampagne. So kursiert seit neuestem etwa ein Video, in dem sich ein Hai über das Miethai-Plakat der Grünen beschwert. Auch Spitzenkandidatin Maria Vassilakou gefällt fast 10.000 Menschen. Zwei bis drei Personen kümmern sich bei den Grünen um Social-Media-Agenden, die in diesem Fall auch die Betreuung des Instagram-, Flickr- und Youtube-Accounts umfasst. Dort finden sich u.a. Videos zur Eröffnung der Mariahilfer Straße oder dem ersten Freiluftsupermarkt. Bei den twitternden grünen Gemeinderäten setzt die Partei laut einer Sprecherin auf Eigenverantwortung – übergreifende Social-Media-Vorgaben gibt es nicht. Der freiheitliche Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache ist mit knapp 250.000 Gefällt-mir-Angaben mit Abstand der Facebook-Spitzenreiter. Darauf setzt die FPÖ auch im Wahlkampf: Statt eine eigene Seite für die Landespartei zu betreiben, spielt man alle Inhalte über die Fanpages von Strache und Klubobmann Johann Gudenus. Seit neuestem gibt es auch die Möglichkeit, Pressekonferenzen oder Veranstaltungen per Live-Stream zu verfolgen. Zu Spitzenzeiten schauten etwa 10.000 User gleichzeitig beim Wahlkampfauftakt am Viktor-Adler-Markt zu, wie es aus dem blauen Klub hieß. Mit der Pressekonferenz mit Ursula Stenzel erreichte die FPÖ insgesamt 21.000 Menschen. Auf Twitter wird ebenfalls auf Strache gebaut: 7.400 User folgen der blauen Spitze. Die meisten Tweets sind allerdings Verweise auf Facebook-Einträge. Auf Youtube sind die Freiheitlichen vor allem durch FPÖ-TV vertreten. Auf Instagram verzichtet man völlig. Das blaue Social-Media-Team besteht ebenfalls aus mehreren Mitarbeitern – alleine für die Wartung der Facebook-Profile und der Userkommentare brauche es mehr als eine Person. Die ÖVP bespielt ebenfalls alle großen Social-Media-Kanäle: Auf Facebook gibt es sowohl die Landespartei (knapp 2.800 Likes), als auch Spitzenkandidaten Manfred Juraczka (über 12.000 Gefällt-mir-Angaben). Auf Twitter folgen den Wiener Schwarzen mehr als 2.600 Menschen, durch besondere Aktivität zeichnet sich dort vorrangig Landesparteigeschäftsführer Alfred Hoch aus, der seine Tweets immer wieder gerne mit oha einleitet. Das Social-Media-Kernteam der ÖVP besteht laut Angaben der Partei aus zwei Personen. Sie werden sich mit dem Wahlkampfauftakt auch wieder verstärkt um Instagram und Youtube kümmern. Dort sollen vor allem Stimmungsvideos für die Schwarzen Werbung machen. Auch einzelne Gemeinderatskandidaten nutzen soziale Netzwerke: So sorgte etwa Listenneuzugang Caroline Hungerländer mit selbst fabrizierten Videos u.a. zum Thema gendergerechte Sprache für kurze Aufregung in der Twitterblase. Mangels großem Wahlkampfbudget setzen die NEOS besonders auf Social Media: Auf Facebook, wo sich momentan alles um den Wahlkampf dreht, hat man mehr als 5.000 Fans um sich geschart, mehr als 11.000 Menschen gefällt Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger. Auf Twitter gibt es keine eigenen Account der Landesgruppe – hier setzt man gänzlich auf die pinke Spitzenkandidatin, der mehr als 3.000 Menschen folgen. Sie hat auch einen Blog. Instagram wird mit Fotos gefüttert, die derzeit knapp 250 Menschen automatisch zu sehen bekommen. Ungewöhnlich ist außerdem das pinke Whatsapp-Service: Wer dieses abonniert, wird täglich mit den neuesten Bildern, Infos und Videos zur NEOS-Kampagne versorgt. Die Social-Media-Arbeit, die von einer Person mit Unterstützung ehrenamtlicher Helfer bestritten wird, ist auf die allgemeine Kampagne abgestimmt.
0Web
Der Berg ruft, Tod nach Ritual, Kottan ermittelt: Kansas City, Die vier Söhne der Katie Elder, Columbo – mit Videos. 18.30 MAGAZINHeute konkret: Wie verhält man sich richtig, wenn die Wohnung brennt? Flüchten ist naheliegend, aber auch bei etwaiger Evakuierung durch die Feuerwehr ist einiges zu beachten. Bis 18.51, ORF 2 20.15 ABENTEUERFILMDer Berg ruft (D 1938, Luis Trenker) Das Matterhorn-Epos macht den Auftakt zum Bergwelten Kino, das bis Ende August immer freitags auf dem Programm steht. Luis Trenker führte nicht nur Regie, sondern schlüpfte auch in die Rolle des italienischen Bergsteigers Jean-Antoine Carrel, der 1865 als Erster das Matterhorn erklomm. Bis 22.05, Servus TV 20.15 GENRETod nach Ritual (Rituels Meurtriers, F 2011, Olivier Guignard) Verkohlt, verstümmelt und misshandelt: Die Leichen dreier Freimaurer werden in Paris gefunden. Gleichzeitig möchte in New York der US-Konzern Identity Net Corp das französische Unternehmen Net Surf kaufen. Zwei Sachverhalte, die in einer Geschichte münden. Kommissarin Clara (Florence Loiret Caille) und ihr Kollege Bastien (Eric Elmosnino) ermitteln in einem Dickicht aus politischen und wirtschaftlichen Verstrickungen. Bis 21.35, Arte 21.50 INSPEKTOR GIBTS KANKottan ermittelt: Kansas City (Ö 1982, Peter Patzak) Jimmy Tamek (Hanno Pöschl) ist ein Speedway-Narr. Im Kurvenrausch verliert er nicht nur Rennen, sondern auch seine Frau an Herbert Maroltinger, dem Speedway-Meister des letzten Jahres. Beim nächsten Bewerb stirbt der Rivale nach einem mysteriösen Unfall. Der Verdacht fällt auf Jimmy und Kottan (Lukas Resetarits) ermittelt. Bis 22.55, ORF 3 22.05 WESTERNKLASSIKERDie vier Söhne der Katie Elder (The Sons of Katie Elder, USA 1965, Henry Hathaway) Wo John Wayne und Dean Martin auftauchen, ist Zoff nicht weit. Als Katie Elder stirbt, kommen ihre Söhne zur Beerdigung nach Texas zurück, um ihre Revolver zu ziehen. Bis 0.25, Servus TV 22.40 DOKUMENTATIONUniversum History: Katharina die Große – Die Mutter Russlands 21 Männer als Liebhaber, und schon wird man als Nymphomanin tituliert: Katharina die Große und Zarin von Russland auf ihre Bettgeschichten zu reduzieren wird der Herrscherin bei weitem nicht gerecht. 34 Jahre lang leitete sie das russische Reich, reformierte die Bildung, gab dem Land eine Verwaltung und vergrößerte das Territorium mit Kriegen. Auf den Spuren einer Frau, die als 14-jährige deutsche Prinzessin nach Russland zog, um ab 1762 als Kaiserin zu amtieren. Bis 23.30, ORF 2 23.00 MAGAZINAspekte Die Themen: 1) Brotfrucht global – Social Gardening gegen Hungersnöte. 2) Lust am Töten. Was Breivik, IS und Co vereint. 3) Inside Iran – Jafar Panahis neuer Film Taxi Teheran. 4) Live auf der Bühne: Akkordeonvirtuose Vincent Peirani. 5) Museumslotto: Porzellanmuseum Meißen. Bis 23.45, ZDF 23.25 MAGAZINKurzschluss Die Filmemacherin und Musikerin Janna Ji Wonders spricht über Liebe, Musik und ihren ersten Liebesfilm I Remember. 2) Vicky Krieps spielt Helene, eine der beiden Protagonistinnen, in Lena Knauss neuem Liebesfilm M wie Martha. Bis 0.45, Arte 23.30 INSPEKTORColumbo: Stirb für mich (Candidate for Crime, USA 1973, Boris Sagal) Im Kampf um den Senatorenposten lässt Nelson Haywards (Jackie Cooper) Wahlkampfmanager Harry Stone (Jackie Cooper) verlauten, dass die Mafia Hayward ermorden will. Um seine Bekanntheit weiter zu steigern, ermordet Hayward seinen Manager und tarnt die Tat als Anschlag auf sich. Columbo (Peter Falk) schnüffelt im Schlachtfeld der Politik. Bis 1.00, ORF 2
6Etat
36 Prozent für die SPÖ, 35 für die FPÖ: So knapp sieht die jüngste Wahlumfrage den Abstand beider Großparteien. Wien – In der letzten Wien-Umfrage vor der Landtagswahl zeigt sich, dass die FPÖ bis auf einen Prozentpunkt zur SPÖ aufgeschlossen hat – die Hochrechnung der Sonntagsfrage zeigt, dass die FPÖ gegenüber dem Wahlergebnis von 2010 rund neun Prozentpunkte zulegen könnte, während der SPÖ ein Verlust von rund acht Prozentpunkten droht. Daher könnte die SPÖ mit rund 36 Prozent der Stimmen rechnen, die FPÖ mit rund 35, was angesichts der Mobilisierungsbemühungen der zum Duell antretenden Parteien das Ergebnis offen lässt. Die Datenlage lässt nicht zu, eine Woche vor der Wahl einen Wahlsieger auszurufen, sagt David Pfarrhofer vom Linzer Market-Institut, das für den STANDARD in dieser Woche die Umfrage durchgeführt hat. Was aber auffällt, ist die hohe Deklarationsbereitschaft der Befragten – schon in der sogenannten Sonntagsfrage 1 nach der Wahlpräferenz geben nur 21 Prozent an, unentschlossen zu sein oder nicht wählen zu wollen. Wahlbeteiligung könnte steigen Es gibt gerade auch nach der Oberösterreich-Wahl die Vermutung, dass die Wiener diesmal stärker von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen werden. Zuletzt lag die Wahlbeteiligung ja nur bei knapp 68 Prozent, sagt Pfarrhofer. Allerdings war das nicht der Tiefpunkt, sondern bereits ein Anstieg gegenüber 2005 (knapp 61 Prozent) – wenn die Leute das Gefühl bekommen, dass es um etwas geht, dann sind sie eher bereit, auch wählen zu gehen, sagt der Meinungsforscher. Auf die konkrete Frage Wie sicher sind Sie, dass Sie am 11. Oktober zur Wahl gehen? sagen 89 Prozent der Männer und 83 Prozent der Frauen, dass sie das sicher vorhätten. 36 Prozent für Häupl bei Bürgermeisterfrage Viel größer als in der Sonntagsfrage (und den Rohdaten dazu) ist der Abstand der Kandidaten in der Bürgermeisterfrage. 36 Prozent sagen, dass sie Häupl als Bürgermeister direkt wählen würden – und von den Unentschlossenen kämen dann noch einmal sechs Prozent dazu. Heinz-Christian Strache würde aber nur etwa jeder vierte Wahlberechtigte zum Bürgermeister wählen. Pfarrhofer: Es gibt doch etliche FPÖ-Anhänger, die zwar ziemlich entschlossen sind, die Freiheit lichen zu wählen – die aber gar nicht wollen, dass Strache Bürgermeister wird. Häupl hat nicht nur seine eigenen Parteiwähler wesentlich geschlossener hinter sich – auch ein hoher Anteil von Grünen- und ÖVP-Wählern kann sich einfach Häupl im Bürgermeisteramt besser vorstellen als den eigenen Spitzenkandidaten. Der STANDARD ließ auch fragen, welche Parteien die Wiener Landesregierung bilden sollen. Hier zeigt sich, dass das aktuelle Regierungsmodell Rot-Grün die höchste Zustimmung findet. Derzeit sprechen sich 26 Prozent dafür aus, im Juli waren es nur 21. Es ist klar die erste Präferenz der deklarieren Grün-Wähler, findet aber auch bei etwa jedem zweiten SPÖ-Wähler Zustimmung.
5Inland
EU lässt Sanktionen gegen Iran bis 13. Juli ausgesetzt, Delegationen haben angeblich Zimmer bis 17. Juli reserviert. Wien – Bei den Atomverhandlungen zwischen den Weltmächten und dem Iran in Wien sieht US-Außenminister John Kerry weiter Bewegung. Ich denke, dass wir einige offene Fragen gelöst haben und Fortschritte machen, sagte Kerry am Freitag in Wien. Die Atmosphäre sei sehr konstruktiv. Es seien aber noch zwei sehr komplizierte Punkte ungelöst, sagte Kerry, ohne diese zu nennen. Die Minister würden am Samstag wieder zusammenkommen, um auszuloten, ob sich die letzten verbleibenden Hürden überwinden ließen, sagte der britische Außenminister Philip Hammond am Freitag in Wien. Wir machen Fortschritte, aber es geht quälend langsam voran, erklärte Hammond. Auf Arbeitsebene würden die Verhandlungen in den kommenden zwölf Stunden weitergehen. In US-Regierungskreisen hieß es, das Grundsatzabkommen mit dem Iran sei bis Montag verlängert worden, um mehr Zeit für die Gespräche zu schaffen. Die Europäische Union lässt aus dem selben Grund einen Teil ihrer Sanktionen gegen den Iran bis zum 13. Juli ausgesetzt. Inoffiziell hieß es, die Verhandlungen in Wien könnten noch bis 17. Juli dauern. Laut Insidern wurden zumindest bis zu diesem Zeitpunkt die Hotelzimmer der Verhandlungsdelegationen reserviert. Es sieht so aus, als würden wir das Wochenende in Wien verbringen, sagte der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif. Eigentlich wollten die Politiker bis zum (heutigen) Freitag einen Abschluss erzielen. Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte, er hoffe auf eine rasche Einigung. Danach sollten alle Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden, forderte er. Die Sanktionsfrage gehört nach Angaben aus Verhandlungskreisen zu den letzten Problemen, die gelöst werden müssen. Besonders umstritten ist die Aufhebung des Waffenembargos gegen den Iran. US-Außenminister John Kerry hatte am Donnerstag gewarnt, die USA seien zu einem Abbruch der Verhandlungen bereit, wenn man sich nicht zu schwierigen Entscheidungen durchringen könne. Wir können nicht ewig warten. Zugleich sprach er von echten Fortschritten. Ein wichtiger Berater des geistlichen Oberhauptes des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, kritisierte Kerry dafür scharf. Seine Bemerkungen seien Teil der psychologischen Kriegsführung des Landes gegen die Islamische Republik, sagte Ali Akbar Velayati nach einem Bericht der halbamtlichen Nachrichtenagentur Tasnim. Die Grenzen der iranischen Führung müssten respektiert werden. Diese hatte Khamenei im Juni genannt: Einen längerfristigen Stopp des Atomprogrammes und Kontrollen militärischer Anlagen wird es demnach nicht geben.
2International
Holzinger: Verbot der Beihilfe zum Selbstmord überschreitet nicht den Spielraum des Gesetzgebers – Vereinsproponenten gehen zum EGMR. Wien – Die Gründung des Sterbehilfe-Vereines Letzte Hilfe – Verein für ein selbstbestimmtes Sterben wurde zu Recht untersagt, hat der Verfassungsgerichtshof (VfGH) entschieden. Beihilfe zum Selbstmord unter Strafsanktion zu stellen, liege im Spielraum des Gesetzgebers, sagte VfGH-Präsident Gerhart Holzinger am Dienstag in einer Pressekonferenz. Die Vereinsvertreter wollen sich nun an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrecht (EGMR) wenden. Betrieben hatte die Gründung des ersten österreichischen Sterbehilfe-Vereines die Initiative Religion ist Privatsache rund um den im Vorjahr verstorbenen Physiker Heinz Oberhummer. 2014 hatte die Polizeidirektion Wien den Antrag auf Vereinsgründung abgelehnt und in der Folge das Verwaltungsgericht Wien das Verbot bestätigt. Auch der Gang zum Höchstgericht half nichts: Die Untersagung des Vereines unter Berufung auf das Verbot der Sterbehilfe ist nicht verfassungswidrig, konstatierten die Verfassungsrichter. Vereinszweck teilweise gesetzwidrig Denn der Vereinszweck war zumindest teilweise gesetzwidrig – ging es doch darum, den Mitgliedern, die an einer unheilbaren schweren Krankheit leiden, Hilfe zum Selbstmord zu leisten. Paragraf 78 Strafgesetzbuch verbietet aber die Mitwirkung am Selbstmord. Ob dies verfassungskonform ist, war sehr schwierig zu beurteilen, erläuterte Holzinger. Denn es standen einander zwei grundrechtliche Positionen gegenüber: Auf der einen Seite stehe das Recht auf Leben, das auch in der Menschenrechtskonvention verankert sei und den Staat verpflichte, nicht nur selbst alles zu unterlassen, was in das Recht auf Leben eingreift, sondern den Staat auch verpflichtet, das Recht auf Leben dadurch zu gewährleisten, dass er im Besonderen strafrechtliche Regelungen erlässt, die verhindern sollen, dass Private jemanden anderen in seinem Recht auf Leben beeinträchtigen. Auf der anderen Seite stehe das Recht auf Privatsphäre, also auf die private Disposition über die eigene Person. Letztlich hat der VfGH dem Gesetzgeber attestiert, dass er seinen rechtspolitischen Gestaltungsspielraum nicht überschritten hat. Die Letzte Hilfe-Proponenten waren davon zutiefst enttäuscht, wie es in einer Aussendung hieß. Damit habe der VfGH das Diskussionsverbot besiegelt. Der Beschwerdeführer und Sprecher der Initiative Religion ist Privatsache, Eytan Reif, sieht im VfGH-Erkenntnis allerdings keinen Schlussstrich unter das Bestreben, den assistierten Suizid in Österreich zuzulassen. Er will sich nun an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wenden, weil die Vereins- und Religionsfreiheit sowie das Recht auf Achtung der Privatsphäre verletzt seien.
5Inland
Weil der Künstler nicht einverstanden ist, zieht Kulturstadtrat Mailath-Pokorny seine Vorgabe, bei Demos Tretgitter um das Denkmal aufzustellen, zurück. Wien – Kommando retour in Sachen Deserteursdenkmal, hieß es am Montag vonseiten des Wiener Kulturstadtrats Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Er hatte am Samstag im STANDARD angekündigt, dass künftig bei allen Demonstrationen auf dem Ballhausplatz Tretgitter rund um das Denkmal für die Opfer des NS-Regimes aufgestellt werden. Darauf habe er sich mit dem Wiener Polizeipräsidenten Gerhard Pürstl geeinigt. Hintergrund: Nach einer Demonstration von Rechten im vergangenen November war Protest laut geworden, weil diese das begehbare Denkmal zum Rednerpult umfunktioniert und damit zweckentfremdet hatten. Mailath-Pokorny sagt nun gegenüber dem STANDARD, man werde sich mit dem Künstler Olaf Nicolai und dem Personenkomitee des Deserteursdenkmals noch einmal zusammensetzen, um eine Regelung für künftige Demos zu erarbeiten. Man wolle eine gemeinsame Vorgehensweise finden. Nicolai, deutscher Bildhauer und Gestalter des Denkmals, bekräftigte dem STANDARD gegenüber am Sonntag per Mail sein Nein zu Absperrungen. Bereits unmittelbar nach der Rechten-Demo vergangenen November habe er dies allen Beteiligten mitgeteilt. Sollte man infolge der Diskussionen zu dem Ergebnis kommen, dass eine Betretbarkeit des Denkmals eingeschränkt werden soll oder nicht mehr gewährleistet werden kann und dies dann tatsächlich umgesetzt werden sollte, dann muss man meine künstlerische Arbeit als Ganzes beseitigen, mailte er. Denn: Ohne die offene Möglichkeit, das Denkmal zu betreten, ist dieses Denkmal nicht mehr meine Arbeit, auch nicht mehr die von der Jury ausgewählte. Unterstützt wird Nicolai von Wolfgang Zinggl, dem Kultursprecher der Grünen. Durch die geplante Umzäunung würde die Arbeit des Künstlers zu einem plumpen Betonkreuz mit drei Stufen verharmlost. Die Skulptur sei von der Jury nicht allein ausgewählt worden, um Passanten an die Verfolgung von Menschen mit Zivilcourage durch die NS-Militärjustiz zu erinnern. Vielmehr fordere sie diese Zivilcourage auch heute laufend heraus. Jetzt stelle sich etwa die Frage, ob die Wiener Behörden mit dieser Herausforderung fertigwerden. Auch Nicolai selbst sieht die Diskussion derzeit im Fluss. Er könne sich nicht vorstellen, dass ein Abtragen von den Verantwortlichen wirklich gewollt wird. Er selbst sei von den Behörden bisher nicht kontaktiert worden. Die Polizei ist laut Mailath-Pokorny nun angehalten, bis zum Gespräch mit Nicolai keine Tretgitter mehr aufzustellen – weil nicht alle damit einverstanden sind. Zumindest einmal wurden aber bereits Tretgitter angebracht, nämlich bei einer Demonstration anlässlich des Asylgipfels in Wien am 20. Jänner. Ob es das einzige Mal war, konnte die Polizei auf Anfrage nicht bestätigen. Man werde sich in Zukunft jedenfalls an die Vereinbarung halten – wie immer sie aussehen wird. (Irene Brickner, Rosa Winkler-Hermaden, 16.2.2016)
1Panorama
Ex-SPÖ-Landesrätin und Abteilungsleiterin belasteten Glücksspielkonzern vor Gericht – Unternehmen dementiert. Wien/Gumpoldskirchen – In einem Zivilverfahren des Glücksspielkonzerns Novomatic gegen einen früheren Geschäftspartner sind Ungereimtheiten um die niederösterreichische, an Novomatic ergangene Automatenkonzession aus dem Jahr 2005 aufgekommen. Die ehemalige SPÖ-Landesrätin Christa Kranzl sowie die zuständige Abteilungsleiterin belasteten den Konzern als Zeuginnen, schreibt profil. Der Konzern dementiert. Kranzl sagte dem Bericht zufolge am 9. November 2015 vor Gericht aus, dass ihr der frühere Novomatic-Chef Franz Wohlfahrt in einem Telefonat im September 2005 Vorteile in Aussicht gestellt habe – unter der Voraussetzung, dass ein kurz zuvor erlassener umstrittener Bescheid des Landes Niederösterreich zur Aufstellung von bis zu 2.500 Glücksspielautomaten nicht aufgehoben werde. Wohlfahrt habe in dem Telefongespräch gesagt, dass er Wert darauf legt, dass so wie der Bescheid ist, so alles bleibt. Er hat gemeint, dass das für mich nicht mein Nachteil sein würde. Ich habe allerdings nichts erhalten und auch nichts genommen und auch nichts bekommen von ihm. Über Befragen, ob mir von ihm etwas in Aussicht gestellt wurde, gebe ich an, dass er wörtlich gesagt hat: Es möge auch nicht mein Nachteil sein, zitiert das Nachrichtenmagazin profil aus dem Gerichtsprotokoll. Auf nochmalige Nachfrage des Anwalts des von Novomatic Beklagten, ob ich diese Aussage des Dr. Wohlfahrt dahingehend verstanden habe, dass mir ein Vorteil in Aussicht gestellt wurde, gebe ich an: Ja. Novomatic-Anwalt Peter Zöchbauer wies das gegenüber dem Magazin zurück. Herr Dr. Franz Wohlfahrt hat Frau Christa Kranzl weder wörtlich noch sinngemäß einen Vorteil in Aussicht gestellt. Die Äußerung der Zeugin seien unzutreffend. Mit dem Bescheid war damals auch die Innenrevision des Landes Niederösterreich befasst, schreibt profil weiters. Die Prüfer kamen dem Bericht zufolge zum Schluss, dass die Rolle eines involvierten Sachbearbeiters, der heute selbstständiger Sachverständiger für Glücksspiel ist, zu hinterfragen sei. Das Amt der Landesregierung, genauer: die Kranzl unterstellte Abteilung für Polizei- und Veranstaltungsangelegenheiten, hatte am 8. August 2005 einer Novomatic-Tochter den Betrieb von bis zu 2.500 Glücksspielautomaten im Bundesland für zehn Jahre genehmigt. Der Bescheid erging dem Bericht zufolge nur zwei Monate, nachdem der Konzern einen Antrag gestellt hatte. In Niederösterreich gab es damals keine gesetzliche Grundlage für das sogenannte kleine Glücksspiel. Diese wurde erst 2006 geschaffen. Der Bescheid basierte noch auf dem Veranstaltungsgesetz. Kranzl, eine Gegnerin des Automatenzockens, sowie die zuständige Abteilungsleiterin waren laut profil nicht informiert, weil sie damals unabhängig voneinander auf Urlaub waren. Die Abteilungsleiterin sagte vor Gericht am 9. April 2015 als Zeugin aus, dass ein derartiger Bescheid vor Unterfertigung mit ihr besprochen hätte werde müssen. Das sei nicht geschehen. Sie hätte den Bewilligungsbescheid nicht erlassen, gab sie laut profil zu Protokoll. Kranzl dazu bei ihrer ersten Vernehmung dem Bericht zufolge: Es sei offensichtlich gewesen, dass die Angelegenheit vor ihr und der Abteilungsleiterin geheim gehalten werden sollte, und man hat bewusst auf unseren Urlaub gewartet, um den Bescheid erlassen zu können. Die Beamten erklärten ihr Vorgehen laut profil intern mit einem Routinefall. Die Innenrevisoren sahen das anders: Die Rechtfertigungen der eigenen Leute seien unglaubwürdig, der gesamte Amtsvorgang lasse Vermutungen offen. Ein Sachbearbeiter wurde daraufhin versetzt, ein anderer pensioniert, so das Magazin. Kranzl hatte laut Gerichtsprotokoll keinen konkreten Hinweis oder Beweis für Bestechungen. Nachdem Kranzl und die Abteilungsleiterin von dem Bescheid erfahren hatten, verfügten sie dessen Aufhebung – mit Hinweis auf einen Zustellmangel. Novomatic rief deswegen den Verwaltungsgerichtshof (VwGH) an und obsiegte. Laut Höchstgericht wurde der Bescheid rechtmäßig zugestellt. Der Anruf des Ex-Novomatic-Chefs Wohlfahrt bei Kranzl erfolgte laut profil kurz vor der – letztendlich nicht erfolgreichen – Aufhebung des Bescheids. Kranzl dazu vor Gericht: Es hat offensichtlich Informationsflüsse im Umfeld der Mitarbeiter gegeben. In dem Zivilverfahren am Wiener Handelsgericht (HG) prozessiert Novomatic gegen den früheren Geschäftspartner Thomas Sochowsky, der umgekehrt seit Jahren im Namen von Spielsüchtigen gegen Novomatic vorgeht.
3Wirtschaft
Regierungspartei erreicht nur 40,7 Prozent der Stimmen, säkulare CHP mit 25 Prozent zweitstärkste Kraft. Ankara – Das Ziel eines Präsidialsystems ist für den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan mit der Parlamentswahl in weite Ferne gerückt: Nach mehr als zwölf Jahren Alleinregierung verlor seine islamisch-konservative Partei AKP am Sonntag die absolute Mehrheit. Laut offiziellem Ergebnis rutschte die AKP auf 40,7 Prozent der Stimmen ab und muss damit eine Koalition bilden. Die Kurdenpartei HDP schaffte es mit 13 Prozent ins Parlament. Der Sitzanteil der AKP im neuen Parlament liegt nach Auszählung von 99,9 Prozent der Stimmen bei 258. Das sind 18 Mandate weniger, als zur Fortsetzung der Alleinregierung nötig gewesen wären. Bei der Wahl im Jahr 2011 hatte die AKP fast 50 Prozent der Stimmen und 328 Mandate erreicht. Die Kurdenpartei HDP schaffte nun den Sprung über die Zehn-Prozent-Hürde und darf 79 Abgeordnete ins Parlament in Ankara schicken. Die säkulare CHP wurde mit 25 Prozent und 132 Sitzen zweitstärkste Kraft, die rechtsgerichtete MHP wird im neuen Parlament mit knapp 16,5 Prozent und 81 Abgeordneten vertreten sein. Die Wahlbeteiligung lag bei 86 Prozent. Eine Regierungsbildung wird nun schwierig. Die AKP ist erstmals auf einen Koalitionspartner angewiesen. Beobachter sahen die MHP als wahrscheinlichsten Partner an. Der hochrangige AKP-Politiker Burhan Kuzu sagte, baldige Neuwahlen seien unausweichlich. Laut der Verfassung kann der Staatspräsident neue Wahlen anordnen, wenn keine neue Regierung zustande kommt. In seiner ersten Pressekonferenz am Wahlabend schloss HDP-Co-Vorsitzender Selahattin Demirtas aus, dass seine Partei eine Koalition mit der AKP eingehen werde. Wir werden uns an unsere Wahlversprechen halten, sagte Demirtas Sonntagabend bei einer Pressekonferenz im Istanbuler Stadtteil Beyoglu. Wir haben versprochen, keine Koalition mit der AKP einzugehen, daran werden wir uns halten, betonte Demirtas. Das Volk habe Erdoğan gezeigt, dass es kein Präsidialsystem wolle. Das türkische Parlament hat insgesamt 550 Sitze. Um die von Erdoğan angestrebte Verfassungsänderung für ein Präsidialsystem im Alleingang durchführen zu können, hätte die AKP die Stimmen von 367 Abgeordneten gebraucht, also eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Für die Ausrufung eines Referendums hätte eine 60-Prozent-Mehrheit von 330 Stimmen genügt. Laut den Wahlanalysen von CNN-Türk und anderen Fernsehsendern profitierte die HDP vor allem von Wählern, die Erdoğans Präsidialpläne ablehnten. Bereits im Vorfeld war spekuliert worden, dass der HDP bei der Wahl eine Schlüsselrolle zukommen könnte. Die HDP vertritt die kurdische Minderheit in der Türkei und ist außerdem zum Sammelbecken all jener geworden, die unzufrieden mit der Regierung der AKP sind. Zudem verlor die AKP im kurdischen Südosten der Türkei erheblich an Boden. Beobachter machten dafür unter anderem die Tatsache verantwortlich, dass sich die AKP-Regierung im vergangenen Jahr geweigert hatte, der kurdischen Stadt Kobanê im Norden Syriens im Kampf gegen die Jihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS) zu helfen. Das Ergebnis ist eine Niederlage für Erdoğan, der die HDP im Wahlkampf scharf angegriffen hatte, obwohl der Präsident nach der Verfassung zur Neutralität verpflichtet ist. Die HDP war mit dem Ziel in den Wahlkampf gezogen, Erdoğans Präsidialsystem zu verhindern, und hatte vor einer Diktatur gewarnt. Weder die AKP noch Erdoğan haben erklärt, wie ein Präsidialsystem aussehen sollte. Bisher ist der Ministerpräsident Regierungschef. Die Parlamentswahl ist die erste seit dem Amtsantritt von Präsident Erdoğan im vergangenen August. Erdoğan war davor Ministerpräsident. Im südtürkischen Diyarbakir haben die Menschen den erstmaligen Einzug der HDP ins Parlament gefeiert. Tausende Menschen versammelten sich am Sonntagabend in der Kurdenmetropole, tanzten und feuerten Feuerwerkskörper ab. Die HDP-Anhänger waren euphorisch angesichts des Erfolgs ihrer Partei: Ich glaube, dass heute die Diktatur endet und die Demokratie beginnt, sagte der 38-jährige Ferid Kanzary. Die 53-jährige Pervin Ayle sagte: Ich bin sehr glücklich. Das gibt mir Hoffnung für die Zukunft. Das Wahlkampfende war von schwerer Gewalt überschattet worden. Bei einem Sprengstoffanschlag auf eine HDP-Veranstaltung in der Kurden-Metropole Diyarbakir wurden am Freitagabend nach Angaben von Polizei und Ärzten mindestens drei Menschen getötet und 220 verletzt. Ministerpräsident und AKP-Chef Ahmet Davutoğlu sagte nach seiner Stimmabgabe laut DHA, ein Verdächtiger sei festgenommen worden. Der Hintergrund der Tat blieb weiter unklar. Im Wahlkampf war die HDP immer wieder zum Ziel von Anschlägen und Übergriffen geworden. Nach Angaben des Innenministeriums schützten am Sonntag mehr als 400.000 Sicherheitskräfte die Wahl. Zehntausende Wahlbeobachter waren im Einsatz. 56,6 Millionen Türken waren zur Wahl aufgerufen: 53,7 Millionen in der Türkei und 2,9 Millionen im Ausland. Bis Ende Mai konnten Auslandstürken in türkischen Botschaften und Konsulaten wählen. Anders als in der Türkei hat die AKP bei den Türken in Österreich eine absolute Mehrheit gewonnen. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu von Sonntag stimmten rund 64 Prozent der in Österreich lebenden wahlberechtigten Türken für die AKP. Die HDP bekam rund 14 Prozent. In Deutschland stimmten 53 Prozent für die AKP. Die HDP kam auf 18,7 Prozent. Drittstärkste Kraft wurde die CHP mit 15,8 Prozent. Die meisten in der Schweiz lebenden türkischen Wahlberechtigten stimmten nach Angaben von Anadolu für die HDP (rund 49 Prozent), gefolgt von der AKP (rund 24 Prozent). Fast die Hälfte der rund 2,9 Millionen Türken, die im Ausland ihre Stimme abgeben durften, lebt in Deutschland. Nach Angaben von Anadolu lag deren Wahlbeteiligung bei rund 44 Prozent. (APA, 8.6.2015)
2International
Bub aus den Komoren hatte Pass seines französischen Cousins. Moroni/Paris – Mehr als zehn Tage ist ein achtjähriger Bub aus den Komoren, der alleine und mit dem Pass seines Cousins nach Frankreich einreisen wollte, am Pariser Flughafen Charles de Gaulle festgehalten worden. Am Freitag erlaubte die französische Justiz dem Buben schließlich nach Angaben einer Hilfsorganisation, in Frankreich zu bleiben. Die unglaubliche Geschichte hatte am 21. März begonnen: Der Achtjährige kam an Bord eines Air-France-Flugzeugs mit dem französischen Pass seines Cousins am Hauptstadtflughafen an. Nach Angaben einer Hilfsorganisation kann sich seine Mutter nicht mehr um ihn kümmern. Er sollte deswegen bei seiner in Frankreich lebenden Verwandtschaft unterkommen. Kapitän verweigerte Rückflug In Empfang nehmen wollte ihn seine Tante, die sich am Flughafen als seine Mutter ausgab, aber aufflog. Der Bub wurde daraufhin im Wartebereich des Flughafens festgehalten, um seinen Rückflug zu seiner Mutter auf der zwischen Madagaskar und dem afrikanischen Kontinent gelegenen Inselgruppe zu organisieren. Am Freitag sollte er schließlich zurückgeflogen werden. Im Flugzeug habe der Bub aber getobt und geweint, und der Flugkapitän hat sich geweigert, ihn mitzunehmen, verlautete aus Flughafenkreisen. Ein Richter nahm sich schließlich des Falls an und erlaubte dem Buben, in Frankreich zu bleiben. Die Staatsanwaltschaft musste aber noch entscheiden, ob er in die Obhut des Sozialamts oder zu seinen Verwandten kommt. (1.4.2016, APA, AFP)
1Panorama
Der Vorarlberger Landeshauptmann hält ein Modell "zwischen Grundversorgung und Mindestsicherung" für sinnvoll. Bregenz – Der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) tritt dafür ein, über ein neues Unterstützungsmodell für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte nachzudenken. Ich bin dafür, dass wir offen diskutieren, ob wir nicht zwischen Grundversorgung und Mindestsicherung ein System bauen müssen, sagte Wallner am Mittwoch im Ö1-Morgenjournal. Der Vorarlberger Landeshauptmann zielt damit auf eine Möglichkeit einer geringeren Unterstützung für Flüchtlinge ab, als dies die Mindestsicherung vorsieht. Wallner bekannte sich auch zu einer stufenweisen Kürzung der Mindestsicherung, im Fall dass ein Asylberechtigter die Integration verweigere. Damit zeigte sich der Vorarlberger ÖVP-Chef auch aufgeschlossen gegenüber einer Regelung, wie sie die oberösterreichische Landesregierung erst kürzlich beschlossen hat. Wallner zweifelte allerdings daran, dass ein Bundesland überhaupt in der Lage ist, das eigenständig umzusetzen. In punkto Deckelung der Mindestsicherung müsse man den Betrag sowie die Modalitäten der Einführung freilich erst genauer diskutieren sowie darüber reden, wen eine eventuelle Deckelung betreffe, grundsätzlich sei er aber für eine entsprechende Regelung, wie sie ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka am Dienstag gefordert hat, betonte Wallner.
5Inland
Der erfolgreichste deutsche Konzern wird bereits in vierter Generation von der mächtigen, aber medienscheuen Wirtschaftsdynastie Quandt geführt. Ökologie wird zur Ökonomie des 21. Jahrhunderts. Wem würde man eine solche Aussage zuschreiben? Dieselbe Person investiert seit einiger Zeit schwerpunktmäßig in Unternehmen, die sich mit dem Erhalt der lebenswichtigen Ressource Wasser beschäftigen. Ihr Name: Susanne Klatten. Sie und ihr Bruder Stefan Quandt verfügen seit dem Tod ihrer Mutter Johanna Quandt Anfang August 2015 gemeinsam über 46,6 Prozent der Stammaktien des deutschen Autoherstellers BMW. Marktwert im Frühjahr 2015: 31 Milliarden Euro. Der Publizist Rüdiger Jungbluth hat seine 2002 erschiene Familienbiografie überarbeitet und stellt nun die vierte Generation der Dynastie in den Fokus, allen voran die BMW-Großaktionäre Susanne Klatten und Stefan Quandt, die beiden Kinder aus der dritten Ehe Herbert Quandts. Der Industrielle, der 1954 mit seinem Halbbruder Harald ein Firmenkonglomerat im Wert von damals 55,5 Millionen D-Mark erbte, verhinderte, dass das industrielle Nationalheiligentum der Bayern 1959 nicht in die Hände der Daimler Benz fiel. Jungbluth hatte für sein Buch Gelegenheit, mit den öffentlichkeitsscheuen BMW-Erben zu sprechen. Susanne Klatten gibt darin auch Privates preis. Der Liebesbetrug durch einen vermeintlichen Liebhaber und der aufsehenerregende Prozess gegen den Mann ist allerdings kein Thema. Dafür erhält der Leser Einblicke in Wirken und Denken der Geschwister. Zugleich zeichnet der Autor den wirtschaftlichen Aufstieg einer Familie nach, ohne moralische Fragen auszusparen. Bis zu der Ausstrahlung des NDR-Films Das Schweigen der Quandts 2007 wollten sich diese nicht damit auseinandersetzen, dass Großvater Günther Quandt (er war in zweiter Ehe mit Magda Ritschel, der späteren Frau des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels verheiratet), mit nahezu allen Mitteln versucht hat, seinen Reichtum und seine wirtschaftliche Macht in der Hitler-Diktatur zu vergrößern.
3Wirtschaft
Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Demonstranten. Santiago de Chile – Am 42. Jahrestag des Staatsstreichs der Militärjunta haben sich Polizisten und Demonstranten in Chile gewalttätige Auseinandersetzungen geliefert. Dabei wurden in der Nacht auf Samstag drei Menschen verletzt, wie der Gouverneur des Hauptstadtdistrikts, Claudio Orrego, sagte. Medienberichten zufolge wurde ein Beamter ins Bein geschossen. Zudem steckten Demonstranten zwei Autos und einen Bus in Brand. Die Ausschreitungen seien weniger heftig gewesen als in den vergangenen Jahren, sagte Orrego. Präsidentin Michelle Bachelet gedachte anlässlich des Jahrestags jener, die mit ihrem Leben die Demokratie verteidigt haben. Am 11. September 1973 putschte General Augusto Pinochet gegen die demokratisch gewählte, sozialistische Regierung von Präsident Salvador Allende. Während seiner Diktatur bis 1990 folterten und töteten die Militärs zahlreiche politische Gegner.
2International
Palästinenser erschossen, zweiter Verdächtiger festgenommen. Jerusalem – Bei einer neuen Messerattacke auf israelische Soldaten ist am Montag ein mutmaßlicher palästinensischer Attentäter erschossen worden. Der Vorfall habe sich am Jalame-Übergang zwischen Israel und dem Westjordanland ereignet, teilte die Armee mit. Soldaten hätten sich zwei Verdächtigen an einer Tankstelle neben dem Kontrollpunkt genähert. Einer von ihnen habe daraufhin versucht, einen der Soldaten mit einem Messer anzugreifen. Daraufhin habe die Truppe das Feuer auf ihn eröffnet. Der zweite Verdächtige sei festgenommen worden. Es sei der dritte Vorfall an dem Übergang zur Palästinenserstadt Jenin in den vergangenen Wochen, hieß es in einer Mitteilung des Militärs. Seit Anfang Oktober sind bei palästinensischen Messerattacken und Konfrontationen zehn Israelis und mehr als 70 Palästinenser getötet worden. Die meisten der getöteten Palästinenser waren Attentäter, die bei ihren Anschlägen von israelischen Sicherheitskräften oder Zivilisten erschossen wurden. Der Rest kam bei Ausschreitungen im Westjordanland, in Ostjerusalem und an der Grenze zum Gazastreifen ums Leben. Als ein Auslöser der neuen Gewalteskalation gilt der Streit um die Besuchs- und Gebetsrechte auf dem Tempelberg in Jerusalem, der Muslimen und Juden heilig ist.
2International
Seniorenrat wegen Ausschlusses von Ausgleichszulagenbeziehern von der Negativsteuer auf der Palme. Wien – Die Steuerreform wird zusehends von negativer Begleitmusik übertönt. Nach dem Wirbel um das Bankgeheimnis und die diversen Belastungen im Rahmen der Gegenfinanzierung steigt nun der Seniorenrat auf die Barrikaden. Wenn das so kommt, wie es jetzt im Gesetzesentwurf steht, gehen wir demonstrieren, sagt Andreas Khol. Der Chef des VP-Seniorenbunds ist auf der Palme, weil die Mindestpensionisten nicht in den Genuss der Negativsteuer von 110 Euro kommen sollen. Das trifft die Ärmsten, verweist Khol im Gespräch mit dem STANDARD auf mehr als 220.000 Personen, die über die Ausgleichszulage auf eine Art Mindestpension von 873 Euro im Monat kommen. Der SP-Pensionistenverband teile die Kritik vollinhaltlich. Überdies wird bemängelt, dass die Pensionisten im Unterschied zu den Aktiven nicht vom Vorziehen der Negativsteuer auf das Jahr 2015, das dann die Auszahlung der Gutschrift im Folgejahr bringt, profitieren sollen. Die Pensionisten müssen somit auf 2017 warten. Im Finanzministerium wird der geplante Ausschluss der Ausgleichszulagenbezieher von der Negativsteuer damit begründet, dass diese Gruppe bereits eine staatliche Zusatzleistung in Anspruch nehme. Daher schien eine weitere Begünstigung nicht zielführend, erläutert eine Sprecherin von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP). Allerdings sehe man sich nun die Stellungnahmen im Rahmen der Begutachtung an, die Freitagnacht endet. Zeit für Veränderungen gebe es dann noch ausreichend im Rahmen der parlamentarischen Behandlung. Die will auch Khol nutzen und hat bereits Gespräche mit den Fraktionen gestartet. Wir hoffen auf einen Initiativantrag. In Relation zum gesamten Volumen der Steuerreform von fünf Milliarden Euro könnten die untersten Einkommenbezieher der Gesellschaft nicht wegen Mehrausgaben von 25 Millionen Euro leer ausgehen, so sein Argument. Sollten alle Stricke reißen und auch Protestaktionen nichts nützen, kündigt Khol schon einmal rechtliche Schritte gegen die geplante Regelung an. Der Verfassungsjurist will bis zum Europäischen Gerichtshof ziehen: Die Vorgangsweise sei eklatant europarechtswidrig, weil sie überwiegend Frauen trifft. Er verweist dabei auf eine Entscheidung des EuGH aus dem Jahr 2008, als eine außerordentliche Pensionsanpassung aufgehoben wurde, die in weit stärkerem Ausmaß männlichen Beziehern zugute gekommen war.
3Wirtschaft
Zeitungen mögen vom Fotografieren absehen. Wien – Dienstag ab 14.20 Uhr überträgt der ORF live vom Wiener Zentralfriedhof von der Beerdigung des langjährigen ORF-Generals Gerd Bacher. Dienstagvormittag übermittelte der Zeitungsverband eine kurzfristige Bitte der ORF-Generaldirektion an die Chefredaktionen der Mitgliedsmedien, vom Einsatz eigener Fotografen Abstand zu nehmen. Aus Rücksicht auf die trauernde Familie, so zitierte der Zeitungsverband, ersuche das Büro des Generaldirektors die Zeitungen, auf das Fotomaterial der APA zurückzugreifen. DER STANDARD wird sich an die Bitte aus der ORF-Generaldirektion halten. Auch wenn eine Liveübertragung im Fernsehen, selbst wenn sie der ORF organisiert, potenziell zumindest so persönliche Bilder von einer Beerdigung liefert wie Zeitungsfotografen – deren Präsenz ORF-Teams übrigens erfahrungsgemäß bei jeder Liveübertragung nervös machen.
6Etat
Opposition spricht von unverhältnismäßigem Plus – Deutliche Verbesserung für Ortschefs von Kleinstgemeinden. Salzburg – Die Bürgermeister aller Salzburger Gemeinden mit Ausnahme der Landeshauptstadt bekommen eine kräftige Gehaltserhöhung. Der Landtag wird am Mittwoch gegen die Stimmen der Opposition einem zehnprozentigen Plus bei den Bezügen zustimmen. Die Regelung gilt rückwirkend mit 1. Juli und verfolgt den Zweck, das Bürgermeisteramt durch einen finanziellen Anreiz attraktiver zu gestalten. Besonders profitieren von der Änderung die Ortschefs kleiner Gemeinden unter 1.000 Einwohnern. Sie werden allesamt auf die nächsthöhere Gehaltsstufe (1.001 bis 2.000 Einwohner) gehoben und erhalten gegenüber ihrem bisherigen Gehalt mit einem Schlag um rund 1.260 Euro monatlich mehr. Modifiziert wird mit der Gesetzesänderung auch die sogenannte Vertretungsregelung: Vizebürgermeistern steht der volle Bezug eines Bürgermeisters erst ab dem 15. Tag und nicht wie bisher bereits ab dem 8. Tag einer ununterbrochenen Vertretung zu. Salzburg im Spitzenfeld Für das Land Salzburg fällt durch die Erhöhung keine zusätzliche Belastung an. Die Mehrkosten in der Höhe von rund 1,3 Millionen Euro sind von den Gemeinden selbst zu tragen. Zuletzt wurden die Bürgermeistergehälter in Salzburg im Juli 2014 um rund 2,4 Prozent erhöht und zu Jahresanfang 2015 noch einmal um 1,7 Prozent angehoben. Laut einer Vergleichstabelle des österreichischen Gemeindebunds aus 2014 lagen die Bürgermeisterentschädigungen in Salzburg im Bundesländervergleich schon vor der aktuellen Erhöhung im Spitzenfeld. Während das Bezügeplus heute von den Regierungsparteien ÖVP, Grüne und Team Stronach beschlossen wird, trägt die Opposition die Gesetzesänderung nicht mit: Eine zehnprozentige Erhöhung ist im Vergleich zu anderen Berufsbranchen unverhältnismäßig hoch, sagte Gerd Brand, SPÖ-Gemeindesprecher im Landtag und selbst Bürgermeister der Lungauer Kleingemeinde Sankt Margarethen, zur APA. Er fordert vielmehr eine bessere arbeits- und sozialrechtliche Absicherung für Ortschefs. So gebe es nach wie vor kein Recht auf Mutterschutz, Karenz oder Pflegefreistellung und Mängel im Bereich der Arbeitslosenversicherung. Soziale Absicherung Die Regierung nahm dazu schon knapp im Begutachtungsverfahren Stellung: Die Bürgermeister bekämen mit mehr Geld auch mehr Möglichkeiten zu Eigenmaßnahmen in Richtung sozialer Absicherung. Die Schnell-Freiheitlichen – ihr Klub firmiert im Landtag noch immer unter dem Namen FPÖ – werden heute wie die SPÖ gegen die Erhöhung stimmen. Das ist keine Ansage. In allen Bereichen müssen die Menschen sparen, eine Erhöhung in dieser Zeit und in dieser Höhe ist einfach nicht gerechtfertigt, sagte Klubobmann Karl Schnell zur APA. Die Abgeordneten im Landtag haben sich etwa seit vielen Jahren keine Gehaltserhöhung mehr zugestanden.
5Inland
Heftige Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen. Khartum/Darfur – Die Uno hat Alarm wegen der verzweifelten Lage zehntausender Flüchtlinge in der westsudanesischen Krisenregion Darfur geschlagen. Die humanitäre Situation sei schrecklich, den Menschen fehle es praktisch an allem, sagte die Uno-Koordinatorin für humanitäre Angelegenheiten, Marta Ruedas, am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Mitte Jänner waren in der Region Jebel Marra heftige Kämpfe zwischen Regierungstruppen von Präsident Omar al-Bashir und Rebellen einer Untergruppe der Sudanesischen Befreiungsarmee (SLA) ausgebrochen. Dabei setzt die Armee auch die Luftwaffe und die Artillerie ein. Ruedas konnte keine Angaben zur Zahl der Binnenflüchtlinge machen, weil die Region schwer zugänglich sei. Die Uno-Behörde für die Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) erklärte, es seien angeblich rund 38.000 Menschen in den Staat Norddarfur geflohen. In Darfur kämpfen seit 2003 Rebellengruppen gegen die sudanesische Armee und regierungstreue arabische Reitermilizen. In dem Konflikt wurden nach Schätzungen der Vereinten Nationen seitdem mindestens 300.000 Menschen getötet. Gegen Präsident Omar al-Bashir liegt beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag ein Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermords in Darfur vor.
2International
Tier soll möglicherweise getötet werden. Los Angeles – Nach der tödlichen Attacke eines Grizzlybären auf einen US-Wanderer im Yellowstone-Nationalpark ist eine Bärin gefangen worden. Sollte das Tier für den Angriff verantwortlich sein, werde es getötet, teilten die US-Nationalparks auf ihrer Internetseite mit. Wir nehmen solch eine Entscheidung nicht auf die leichte Schulter, erklärte Dan Wenk vom Yellowstone-Nationalpark. Es müsse aber stets ein Gleichgewicht zwischen dem Artenschutz im Park und der Sicherheit der Besucher herrschen. Die Leiche des Mannes war am Freitag gefunden worden. Bei dem Opfer handelt es sich der Erklärung der Nationalparks zufolge um einen 63-jährigen erfahrenen Wanderer aus Billings im US-Staat Montana. Er arbeitete für ein Unternehmen, das drei Kliniken in dem Nationalpark im nördlichen Staat Wyoming betreibt. Ersten Erkenntnissen zufolge waren bei dem Vorfall ein ausgewachsenes Grizzly-Weibchen und mindestens ein Jungtier anwesend und möglicherweise beteiligt. Die Leiche des Mannes war teilweise aufgefressen. Nach dem Angriff wurden Bärenfallen in dem Nationalpark aufgestellt.
1Panorama
Erster Start mit drei Satelliten am Mittwoch. Wostotschny – Mit dem problemlosen Aufstellen der Rakete hat Russland die letzten Vorbereitungen zur Inbetriebnahme seines neuen Weltraumbahnhofs Wostotschny eingeleitet. Vor dem geplanten Start an diesem Mittwoch werde die Sojus-2.1a nun noch mit rund 300 Tonnen Treibstoff betankt, berichtete das russische Fernsehen am Sonntag. Für den mit Spannung erwarteten ersten Start um 4.01 Uhr MESZ nahe der chinesischen Grenze sagten Moskauer Meteorologen günstige Bedingungen voraus. An dem Kosmodrom rund 8.000 Kilometer östlich der Hauptstadt hat Russland etwa sechs Jahre lang gebaut. Der Kreml hat noch nicht bekanntgegeben, ob Präsident Wladimir Putin zur Premiere anreist. Er hatte Wostotschny zur Chefsache erklärt. Russland will sich mit Wostotschny unabhängig machen vom Weltraumbahnhof Baikonur, der seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 in der Republik Kasachstan liegt. Moskau hat das Areal noch bis 2050 für jährlich etwa 100 Millionen Euro gepachtet. Von Baikonur aus startete Juri Gagarin 1961 zum ersten Flug eines Menschen ins All. Begleitet von Sicherheitskräften hatte ein Transportzug die Sojus am Samstag in Wostotschny von der Montagehalle zu der wenige Kilometer entfernten Rampe transportiert. Arbeiter richteten die Rakete dort auf und schoben den mobilen Serviceturm heran. Alles läuft planmäßig, sagte Russlands Raumfahrtchef Igor Komarow. Bei dem historisch ersten Start sollen drei Satelliten ins All gebracht werden. Ein bemannter Flug ist erst in einigen Jahren geplant. Experten würden die Sojus nun vorbereiten und unter anderem noch einmal die Raketenoberstufe vom Typ Wolga prüfen, hieß es. Sie ist für die Beschleunigung nach dem Start mitentscheidend. Dem russischen Staatsfernsehen zufolge hat die Raumfahrtbehörde Roskosmos vorübergehend Experten von Baikonur nach Wostotschny versetzt. Die erfahrenen Spezialisten sollen sicherstellen, dass der weltweit beachtete erste Start vom modernen Weltraumbahnhof gelingt.
7Wissenschaft
Vor allem das Bundeskriminalamt steigerte Einsatz des Ortungsmittels massiv. Deutsche Behörden setzen immer mehr auf die sogenannte Stille SMS. Dabei handelt es sich um ein Werkzeug zur Ortung von Mobiltelefonen. Nutzer erhalten eine Kurznachricht, die sie selbst aber nicht sehen. Dadurch wird ihr Telefon quasi aktiviert, Behörden können dann den Standort abfangen. Laut einer parlamentarischen Anfrage im deutschen Bundestag versandte das Bundeskriminalamt allein im zweiten Halbjahr 2015 rund 117.000 Stille SMS, was eine fünffache Steigerung im Vergleich zu den vorhergegangenen sechs Monaten darstellt. Der deutsche Verfassungsschutz nutzte die Methode 142.000 Mal. Unbekannt bleibt, wie oft Zoll, BND und Militärischer Abschirmdienst (MAD) Stille SMS versandten. Das kritisiert der Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko (Linke) scharf. Er fordert, dass Nutzer zumindest über den Einsatz Stiller SMS informiert werden. Außerdem bekrittelt er, dass die Behörden durch die Methode selbst Informationen erzeugten, also nicht einfach nur Daten auslesen. In Österreich sollen Stille SMS nicht zum Einsatz kommen, gab Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) in einer Anfragebeantwortung bekannt.
0Web
Geteilte Kurznachricht unterstellt einem SVP-Politiker laut Staatsanwaltschaft Nähe zum Nationalsozialismus. Zürich – Carlos Hanimann, ein Schweizer Journalist der Wochenzeitung, muss sich wegen einem Retweet auf dem Mikroblogportal Twitter vor Gericht verantworten. Am 13. Juli 2012 hatte Hanimann eine Kurznachricht des Users KueddeR – der vornehmlich anonym twittert – geteilt. Darin wurde der SVP-Kantonsrat Hermann Lei als Hermann Dölf Lei bezeichnet. Nun muss sich Hanimann vor dem Bezirksgericht Zürich wegen Verleumdung verantworten, berichtet NZZ am Sonntag. Die Staatsanwaltschaft erläutert in ihrer Anklageschrift, dass der Einschub Dölf suggeriere, dass Lei mit Adolf Hitler und dessen nationalsozialistischem Gedankengut sympathisiere. Die Staatsanwaltschaft beantragt, Hanimann mit einer Geldstrafe zu bestrafen. Der Journalist müsste im Fall einer Verurteilung rund 5500 Franken (5022 Euro) für seinen Retweet bezahlen.
6Etat
Das Festival in Linz widmet sich von 10. bis 20.3. nicht nur Bildergeschichten, sondern auch "verwandten" Kunstformen. Auch bei der siebten Auflage des Nextcomic-Festivals (10. bis 20. März) in Linz wird sich nicht alles nur um Bildergeschichten drehen, sondern auch um verwandte Kunstformen wie (Character-)Design, Architektur, Film, Animation, Intermedialität und Musik. Letzteres etwa bei verschiedenen Nightlines: Am Eröffnungstag wird die Schau des Berliner Illustrators und Zeichners Till Hafenbreak in der Stadtwerkstatt von Chill Il elektronisch beschallt. Die Portugiesin Rita Braga, Grenzgängerin zwischen Musik und Comiczeichnung, präsentiert am Freitag in der Kapu ihre Songs. Ebenfalls am Freitag gastiert Tommi Musturi im Stifterhaus. Der finnische Zeichner, Illustrator und Performancekünstler zeigt Originalseiten seines vielfältigen Schaffens – etwa aus Das Handbuch der Hoffnung (Avant-Verlag, 2015): Die Bildgeschichte beweist Musturis Meisterschaft in der Variation von Tempo und Raum. Die mit der Tschernobyl-Katastrophe einsetzende Handlung zeichnet sich vor allem durch das Fehlen von Action aus; fast alles spielt sich im Kopf der Leser und Betrachter ab. Wie Aki Kaurismäki in seinen Filmen braucht Musturi auch nicht viele Worte, um die existenzielle Krise und die wirren Träume seines Protagonisten zu schildern. Heuer geht auch erstmals die Fachmesse Comic Con in Oberösterreich über die Bühne (19. und 20. 3.). In der Steyrermühler Außenstelle des Nextcomic präsentiert der aus Kroatien stammende Künstler Merko Zubak mit Paper Toys eine utopische Stadt aus Papier und Karton sowie eine Videoinstallation. Im Röda stellt Andreas Haslauer verstörende Schockbilder aus, passend dazu lärmt sein Lo-Fi-Noise-Punkduo Se Mustard Terrorists.
8Kultur
Kanzler: Deutschland soll Tagesquote festlegen und Durchreise-Zertifikate ausstellen – EU-Fonds für Flüchtlinge wie bei Bankenrettung schaffen. Wien – Bundeskanzler Werner Faymann hat Berlin zur direkten Aufnahme von Flüchtlingen aus Griechenland und den Nachbarstaaten Syriens aufgefordert. Man dürfe Österreich nicht zum Warteraum Deutschlands machen, sagte Faymann dem Kurier (Mittwoch-Ausgabe). Dagegen wehren wir uns massiv. Nach Vorstellung Faymanns soll die deutsche Regierung eine Tagesquote festlegen und Flüchtlingen in Griechenland, der Türkei oder Jordanien Durchreise-Zertifikate ausstellen. Mit diesen soll sichergestellt werden, dass ankommende Flüchtlinge auch tatsächlich nach Deutschland einreisen können. Es sei nicht länger tragbar, dass täglich mehrere Tausend Menschen durchgewunken werden, andererseits lässt uns Deutschland wissen, dass es heute nur 1.000 oder 2.000 oder einen ins Land lässt, wird der Kanzler im Kurier zitiert. Eine Sprecherin des Kanzlers stellte auf Anfrage der APA klar, dass Österreich – wenn Deutschland dem Vorschlag zustimme – nur noch Flüchtlinge einreisen ließe, die entweder in Österreich Asyl beantragen wollen oder ein solches Durchreise-Zertifikat der deutschen Behörden besitzen. Weiters spricht sich Faymann laut Kurier für einen EU-Fonds für Flüchtlinge in Europa aus, ähnlich wie jenem für die Bankenrettung. Verwendet werden sollte dieses Geld für den Außengrenzenschutz in Griechenland – und um Kosten für Asylwerber abzudecken.
1Panorama
Wiener FPÖ-Chef entschuldigt sich nach Vorwurf der Bildmanipulation, "Kurier"-Fotograf zieht Klage zurück. Wien – Was im Zusammenhang mit Flüchtlingen begann, endet auch mit Flüchtlingen: Johann Gudenus, Klubobmann der Wiener FPÖ, spendet an die Flüchtlingshilfe des Wiener Roten Kreuzes. Nicht weil er plötzlich sein soziales Gewissen entdeckt hat, sondern um die juristische Auseinandersetzung mit Kurier-Fotograf Jürg Christandl zu beenden. Christandl hatte Gudenus zuvor auf Unterlassung, Widerruf der ehrenrührigen und kreditschädigenden Behauptungen und auf Veröffentlichung des Widerrufs geklagt. Gudenus hatte in einem Puls-4-Interview von einer gestellten Aufnahme gesprochen und behauptet, dass Kinder für Fotos missbraucht würden. Stein des Anstoßes war – wie mehrfach berichtet – eine Aufnahme Christandls Anfang Juni beim FPÖ-Protest vor dem Aslyquartier in Wien-Landstraße. Zu sehen sind ein Flüchtlingskind und zwei erwachsene Flüchtlinge vor FPÖ-Anhängern, die Schilder mit der Aufschrift Nein zum Asylantenheim hochhalten. FPÖ begrüßt geflüchtete Kinder in Erdberg. pic.twitter.com/lmceQwMbYP Gudenus hat sich nun am Freitag auf seiner Facebook-Seite entschuldigt. Er schreibt: Eine genaue Überprüfung des Sachverhaltes hat nunmehr ergeben, dass diese Unterstellung unwahr ist, und ziehe ich diese hiemit mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück. Im Gespräch mit dem STANDARD bestätigt Christandl, dass die Sache somit juristisch vom Tisch sei. Gudenus habe der Flüchtlingshilfe des Wiener Roten Kreuzes 2.500 Euro gespendet. Es ging mir einfach um die Wiederherstellung meines Rufs, sagt Christandl, persönlich wollte ich kein Geld von Gudenus. Richtigstellung von Gudenus bezüglich meines Flüchtlingsfotos. #fpö pic.twitter.com/L8jDQ44JEp Laut Christandls Rechtsanwältin Margot Rest wurden alle Forderungen erfüllt. Gudenus habe widerrufen, gespendet und die Anwaltskosten übernommen, sagt Rest dem STANDARD. Das Geld für die Flüchtlinge komme von Gudenus persönlich und nicht aus der Klubkassa der Partei, versichert die FPÖ Wien auf STANDARD-Anfrage. Von der Causa Gudenus unberührt ist die Klage gegen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Er hatte ebenfalls von einer inszenierten Aufnahme gesprochen – etwa bei Im Zentrum oder in der ZiB 2. Zum Zeitpunkt des FPÖ-Protests seien nämlich gar keine Flüchtlingskinder anwesend gewesen, behauptete auch er. Die Privatklage Christandls lautet auf Unterlassung und Widerruf der ehrenrührigen und kreditschädigenden Behauptungen. Der Fall ist noch nicht entschieden.
6Etat
Nachdem DM beim Verfassungsgericht einen Antrag eingereicht hat, wollen auch andere Unternehmen rezeptfreie Medikamente verkaufen. Wien – Wie die Drogeriekette DM wollen auch andere große österreichische Handelsunternehmen rezeptfreie Medikamente verkaufen dürfen. Der Handelsverband, der rund 100 Firmen vertritt, begrüßt den Gang von DM zum Verfassungsgerichtshof, warnt aber vor einer weiteren Ungleichbehandlung: Keinesfalls solle der Medikamentenverkauf auf Drogisten beschränkt werden. DM hat am Montag einen Individualantrag beim Verfassungsgericht eingereicht. Die Drogeriekette will rezeptfreie Arzneien deutlich billiger anbieten als in Apotheken. Derzeit ist das nicht erlaubt, lediglich österreichische Apotheken dürfen solche Arzneimittel vertreiben, seit 2015 auch online. Der Verfassungsrechtler Heinz Mayer hält das für verfassungswidrig und hat für DM ein entsprechendes Gutachten erstellt. Daneben können sich Österreicher auch über deutsche Versandapotheken rezeptfreie Medikamente bestellen, oft sind sie dort deutlich günstiger. Der österreichische Markt mit rezeptfreien Arzneimitteln ist knapp 300 Millionen Euro schwer. Ein Stück von diesem Kuchen wollen nun auch Supermärkte und Co. haben. Eine mögliche rechtliche Ungleichbehandlung muss, im Sinne eines gerechten Marktes, geprüft werden, erklärte Handelsverbandsgeschäftsführer Rainer Will am Mittwoch. Wir müssen nicht weit reisen, um zu sehen, wie es funktionieren kann. In Italien stehen Konsumenten neben den klassischen Apotheken sogenannte Parafarmacie und Supermärkte für den Kauf von rezeptfreien Medikamenten zur Verfügung. DM – übrigens kein Mitglied des Handelsverbands, wie es auf APA-Anfrage hieß – habe schon jetzt in Deutschland, Ungarn und Kroatien rezeptfreie Medikamente im Sortiment, die in Österreich nicht verkauft werden dürfen.
3Wirtschaft
Eine Diskussion auf Quora gibt Einblick in den Alltag bei Zuckerbergs sozialem Netzwerk. Facebook gilt gemeinhin als einer der besten Arbeitgeber im Silicon Valley – ein Titel, um den auch Google und Apple rittern. Doch nicht allen Angestellten behagt die spezielle Atmosphäre, die bei den IT-Giganten vorherrscht. Unbedingter Arbeitseinsatz, hoher Druck und eine eigene Kultur, die vermeintliche Offenheit fördern soll: Nicht für jeden ein optimales Umfeld. Auch wenn die Bezahlung stimmt – allein Praktikanten sollen mehrere tausend Dollar monatlich erhalten; beschweren sich zahlreiche Facebook-Mitarbeiter nun auf Quora über ihr Arbeitsumfeld. Die Kritik sei wohl nicht repräsentativ, erklärt Business Insider, ein spannender Einblick aber allemal. Alle diese Beschwerden dürften wohl kein Einzelfall sein. Es gibt auch wütende Apple-Mitarbeiter, die ihrem Ärger mit Blogeinträgen Luft machen. Microsoft soll vor allem unter dem ehemaligen Chef Steve Ballmer horrend gewesen sein. Natürlich ist auch nicht zu erwarten, dass das Arbeiten in großen Konzernen anderer Branchen ein Zuckerschlecken ist: Investmentbanken hatten zuletzt etwa die Order ausgegeben, Praktikanten doch mindestens einen freien Tag pro Monat zu gönnen.
0Web
Republikanischer US-Präsidentschaftsbewerber ist am 7. November Gastgeber der NBC-Show. New York – Der republikanische US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump moderiert eine Ausgabe der US-Comedysendung Saturday Night Live. Trump werde die Sendung am 7. November – also fast auf den Tag genau ein Jahr vor der US-Präsidentschaftswahl – moderieren, teilten die Veranstalter am Dienstag in New York mit. Die Show beim Sender NBC, die immer von wechselnden Stars moderiert wird, gilt in den USA als Kult. Dutzende Prominente wie Justin Bieber, Steve Martin, Paul McCartney oder Bill Murray traten dort schon auf. Zuletzt war Trump 2004 Gastgeber der Show. Nachdem sich der Milliardär im Sommer abfällig über Latinos geäußert hatte, beendete der TV-Sender NBC die Zusammenarbeit mit ihm eigentlich und kündigte an, die von Trump produzierten Wahlen zur Miss USA und Miss Universe nicht mehr auszustrahlen. Bei der Show The Apprentice hat Arnold Schwarzenegger Trump ersetzt.
6Etat
Die Bettelverbotszone wird auf die gesamte Innenstadt ausgeweitet. Zudem engagiert die Stadt einen privaten Wachdienst, der die Bettler vertreiben soll. Salzburg – SPÖ, ÖVP und FPÖ wollen die Bettler und Bettlerinnen aus Salzburg vertreiben. Am Mittwoch wird der Gemeinderat die Ausweitung der Bettelverbotszonen auf de facto den gesamten Innenstadtbereich abnicken. Im Stadtsenat wurde die Verschärfung bereits am Montag beschlossen. Basis der Maßnahme ist das Landessicherheitsgesetz. Dieses ermächtigt die Kommunen, mittels Durchführungsverordnung Zonen auszuweisen, in denen auch das stille Betteln verboten ist. Aggressives Betteln oder das Betteln mit Kindern ist ohnehin untersagt. Das Bettelverbot an allen lukrativen Plätzen ist freilich nicht die einzige Maßnahme, mit der SPÖ, ÖVP und FPÖ die Notreisenden aus der Stadt verbannen wollen. Laut Amtsbericht soll ein privater Sicherheitsdienst engagiert werden, der die Menschen aus ihren notdürftigen Lagern unter einigen Brücken verjagen soll. Rund 55.000 Euro von Juni bis zum Jahresende: Auf ein Jahr gerechnet, kostet der Wachdienst die Kommune knapp 110.000 Euro. Zum Vergleich: Für die soziale Betreuung der Armutsmigranten sind 37.000 Euro pro Jahr vorgesehen. Politisch treibende Kraft der restriktiven Maßnahmen ist Vizebürgermeister Harald Preuner (ÖVP). Er argumentiert vor allem mit Beschwerden der Geschäftsleute, die sich gestört fühlen. Wobei gar nicht klar ist, wie viele Menschen in Salzburg mit dem Pappbecher vor sich auf der Straße sitzen. Nach den von Preuner veröffentlichten Zahlen dürften es zwischen 80 und 90 sein. Knapp 50 weitere Bettler werden in der Zählung als Transitbettler ausgewiesen. Neos und Bürgerliste wenden sich gegen die neuen Sperrzonen. Bürgerlistenklubobmann Helmut Hüttinger glaubt, dass diese einer verfassungsrechtlichen Überprüfung nicht standhalten würden. Der Verfassungsgerichtshof habe ja Betteln als anerkanntes Grundrecht definiert. Die insgesamt 26 Bettler in der linken Altstadt und im Kaiviertel stellten keinen derartigen Missstand dar, dass die Ausweitung der Zonen gerechtfertigt sei, argumentiert Hüttinger. Die Neos wiederum bezweifeln die von Preuner vorgelegten Zahlen. Diese seien frisiert worden, um die Law-and-Order-Politik durchzuboxen. Durch die Restriktionen würde nur eine Verdrängung erfolgen. Ähnlich argumentiert auch die Caritas. Aufgrund der riesigen Notlage in den Herkunftsregionen – die meisten Bettler in Salzburg sind Roma aus Rumänien – werde man noch auf Jahrzehnte mit bettelnden Menschen konfrontiert sein, sagt Caritas-Direktor Johannes Dines. Der Salzburger Caritas-Chef fordert eine Arbeitsgruppe aus Politik, Verwaltung, Polizei und NGOs, die soziale Lösungen erarbeiten solle, um ein gedeihliches Zusammenleben im öffentlichen Raum zu ermöglichen. Für die Betroffenen selbst ist Salzburg jedenfalls schon jetzt ein hartes Pflaster. Vergangenes Jahr habe es 47 Anzeigen wegen Missachtung der schon jetzt bestehenden Bettelverbote gegeben, berichtet Alina Kugler vom RomaVerein Phurdo. Insgesamt seien von den Bettelnden 4700 Euro gefordert worden. Die Strafen seien freilich meist in Ersatzfreiheitsstrafen umgewandelt worden, weil die Menschen naturgemäß nicht zahlen könnten. Kugler berichtet aber auch von massiven Übergriffen. Unter anderem würden auch regelmäßig Hunde auf die Bettler gehetzt werden. Die derart Attackierten würden aus Angst aber immer vor einer Anzeige bei der Polizei zurückschrecken.
1Panorama
Jahrelang lernen Südkoreas Schüler für die Uni-Aufnahmetests. Der Druck führt oft zum Suizid. Am Donnerstagmorgen stehen über tausend Polizeieskorten an Seouls U-Bahn-Höfen in Bereitschaft, die Militärübungen werden vorübergehend ausgesetzt und der Flugverkehr eingestellt. Auch die Börse öffnet heute eine Stunde später, genau wie die meisten Büros der Zehn-Millionen-Metropole – damit die Angestellten die U-Bahnen für die Oberschüler freihalten. Wenn Südkoreas Jugend zum Uni-Eingangstest antritt, der Quintessenz des konfuzianischen Bildungshungers, dann kommt ein Land auf der Überholspur für einen Vormittag zum Stillstand. Beim Suneung entscheidet sich heute das Schicksal für über 630.000 junge Südkoreaner, denn die Uni-Wahl bestimmt wie in kaum einem anderen Land das soziale Ansehen, die Berufs- und auch die Heiratschancen. Seitdem ich eingeschult wurde, war mein ganzes Leben auf diesen einen Tag ausgerichtet, sagt der 20-jährige Im Jae-woo. Der Terminkalender des Oberschülers hätte den jedes Firmenvorstands in den Schatten gestellt: Um 6.30 Uhr klingelte der Wecker, eine Stunde später fing der Schulunterricht an. Nach dem Abendessen hockten die Schüler bis 23 Uhr unter eiserner Aufsicht der Lehrer über ihren Büchern, bis danach noch die Schulaufgaben warteten. Zu Hause bin ich meist sofort ins Bett gefallen, erinnert sich Im. Wie Hochleistungssportler haben sich die Schüler ausschließlich auf die Schule konzentriert. Dabei ging es nicht darum, fürs Leben zu lernen – sondern für die Prüfung, sagt ein Deutschlehrer, der über zwei Jahre in Seoul unterrichtet hat. Noch in den 1960er-Jahren war Südkorea das sechstärmste Land der Welt, heute zählt es zu den zehn größten Handelsmächten überhaupt. Bei dem Wirtschaftsaufschwung musste Südkorea fast gänzlich ohne natürliche Ressourcen auskommen. Also konzentrierte sich der Tigerstaat auf die Bildung der Bevölkerung. Die bestand noch vor 60 Jahren zu großen Teilen aus Analphabeten. Mittlerweile gibt es in keinem Land der Welt mehr Uni-Absolventen, und auch beim Pisa-Test sind Südkoreas Schüler Weltmeister. Sogar US-Präsident Obama lobte einst, wie sich koreanische Eltern um die Bildung ihrer Kinder sorgen – doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Wer es auf eine der drei Top-Universitäten des Landes schafft, hat soziales Ansehen und eine Festanstellung bei den großen Mischkonzernen wie Samsung oder Hyundai so gut wie sicher. Die restlichen 98 Prozent werden auf einen Arbeitsmarkt geworfen, der der Jugend so wenig Arbeitsplätze bieten kann wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Wer zu lange auf Jobsuche ist, wird gnadenlos von Personalabteilungen ausgesiebt, und in der konformistischen Gesellschaft Südkoreas sind zweite Chancen rar gesät. Das weiß auch Schüler Im Jae-woo. Als er damals seine 155 Prüfungsantworten um genau 15.52 Uhr abgab, lautete sein erster Gedanke: Zumindest ist es jetzt vorbei. Dabei ging es da erst richtig los. Mit meinen Noten hätte mich höchstens eine mittelmäßige Uni genommen, sagt er. Die Eltern bestanden darauf, dass er ein zweites Mal am Suneung teilnimmt. Für umgerechnet 2000 Euro im Monat schickten sie ihn zu Privattutoren und Nachhilfeinstituten. Für mich war das eine sehr schwierige Zeit, sagt Im. Ich wollte ja auch mal Zeit für andere Dinge haben als nur das ständige Auswendiglernen für den Test. Als einzigem aller OECD-Länder ist Suizid in Südkorea die häufigste Todesursache unter Teenagern. Ebenso führt das Land Jahr für Jahr die Liste der unglücklichsten Jugendlichen an – als Hauptgrund wird in Umfragen stets der schulische Leistungsdruck genannt. Im April sind zwei 16-Jährige in der Stadt Daejeon in den Tod gesprungen. Auf ihrem Abschiedsbrief stand geschrieben: Wir hassen Schule. Schüler Im Jae-woo sagt heute rückblickend über seine Schulzeit: Dieses System hat mich so frustriert, dass ich beinahe aufgegeben hätte. Auch wenn seine Prüfungsergebnisse beim zweiten Suneung noch schlechter ausfielen, hat er dennoch seine Zuversicht wiedergefunden: Heute bin ich mir sicher, dass es nicht nur diesen einen Weg gibt zum Erfolg und für ein glückliches Leben. Beim Jogye-Tempel in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul wurden eigene Plätze für jene Eltern eingerichtet, die für den Erfolg ihrer Kinder bei den Uni-Aufnahmetests beten wollen.
1Panorama
Surface Pro gibt die Richtung für die Branche vor – Und doch könnte Microsoft am Schluss der Verlierer sein. Schnippische Bemerkungen über die Konkurrenz haben einen entscheidenden Haken: Es könnte sich später einmal jemand daran erinnern. Als Apple-Chef Tim Cook im Jahr 2012 das erste Surface Pro von Microsoft zu Gesicht bekam, hatte er lediglich Spott für dieses über: Man kann einen Toaster und eine Kühlschrank kombinieren, aber das ist wohl nicht für alle etwas. Drei Jahre später folgte die komplette Kehrtwende: Mit dem iPad Pro hat Apple ein neues Tablet vorgestellt, dass dem Surface Pro konzeptionell zum Verwechseln ähnlich ist. Doch es ist nicht nur Apple, das dem Vorbild von Microsoft folgt. Erst vergangene Woche hat Google mit dem Pixel C ebenfalls ein neues Gerät vorgestellt, das mit der Mischung aus Tablet und Arbeitsgerät verdächtig an das Surface Pro erinnert. Stellt sich die Frage, warum denn eigentlich alle plötzlich Microsoft kopieren. Denn auch wenn das Surface Pro relativ gesehen ein Erfolg ist, bleibt es doch bisher ein Nischenprodukt. Die ganz großen Absatzzahlen werden weiterhin in anderen Sparten generiert. Die Antwort liefert ein Blick auf den PC-Markt, wie Business Insider in einem aktuellen Artikel analysiert. Alleine dieses Jahr sollen die weltweiten PC-Verkäufe um 8,7 Prozent sinken, prognostizieren die Marktforscher von IDC. Das Surface Pro mag hingegen zwar weiterhin in einer Nische stecken, aber eben in einer die stark wächst. Zudem sehen Apple, Google und Microsoft allesamt in dieser Sparte die Anfänge für eine Nachfolge der PC-Welt. Das Smartphone ist längst der bestimmende Computer unserer Zeit, und setzt damit auch die Erwartungen an andere Geräte. Dies können aber klassische Desktop-Rechner nicht erfüllen: Programme sind hier meist wesentlich komplizierter zu nutzen, die Aktualisierung mühsamer, die Wartung aufwändiger. Mit der neuen Gerätegeneration wollen die Hersteller nun diese Lücke schließen: Ob Surface Pro, iPad Pro oder Pixel C – alle sollen sie komplexere Anwendungen anziehen, als sie bisher auf Tablets zu finden sind. Vollständig wird man den klassischen PC-Markt zwar damit sicher nicht abgraben können, aber für eine steigende Zahl der Nutzer könnte so ein Gerät als Arbeitsrechner ausreichen. Dass gerade Microsoft hier die Richtung vorgibt, hat vor allem mit einem zu tun: Als das erste Surface Pro auf den Markt kam, hatte der Windows-Hersteller eigentlich nichts mehr zu verlieren. Der Smartphone-Markt war eigentlich schon verloren, dass der PC-Markt nicht mehr wachsen wird, war auch längst klar. Eine perfekte Situation also, um einfach etwas auszuprobieren – und in diesem Fall mit Erfolg. Und doch könnte schlussendlich erst Recht Microsoft als Verlierer dastehen: Einerseits weil man im PC-Markt am meisten zu verlieren hat, jeder verstärkte Trend zu neuen Geräteklassen also direkt am Bestandsgeschäft knabbert. Aber auch, weil Google – und vor allem Apple – im mobilen Bereich wesentlich besser aufgestellt sind. Ihre beiden App-Plattformen sind stärker als jene von Microsoft, sowohl was die Zahl der verfügbaren Apps als auch der Entwickler und Nutzer anbelangt. Wenn die beiden Branchengrößen hier voll auf die neue Kategorie setzen, könnte es mit dem Vorsprung von Microsoft schnell wieder vorbei sein. So schnell will sich Microsoft aber natürlich nicht geschlagen geben. Mit dem Surface Pro 4 soll bereits am Dienstagabend die neueste Generation des Microsoft-Hybrids vorgestellt werden.
0Web
Österreicherduell in zweiter englischer Liga mit Djuricin und Kerschbaumer gewonnen. London – Atdhe Nuhiu hat am Samstag das Österreicherduell in der zweithöchsten englischen Liga für sich entschieden. Der Ex-Rapidler erzielte beim 2:1-Sieg seines Klubs Sheffield Wednesday beim FC Brentford aus einem Elfmeter in der 37. Minute das 1:0. Bei den Hausherren spielte Marco Djuricin durch, Konstantin Kerschbaumer wurde in der 41. Minute ausgetauscht, nachdem Verteidiger James Tarkowski für sein Elferfoul an Nuhiu Rot gesehen hatte. Das Siegestor für Wednesday fiel erst in der 90. Minute, Alan Judge hatte in der 77. für Brentford ausgeglichen. Wednesday ist derzeit Elfter, Brentford liegt an der 19. Stelle.
4Sport
Generalversammlung verabschiedete entsprechende Resolution. New York – Die Wahl des nächsten Generalsekretärs der Vereinten Nationen soll offener und transparenter werden. Künftig sollen beispielsweise alle UNO-Mitgliedsstaaten nach Kandidaten für den Posten gefragt werden, heißt es in einer am Freitag in New York verabschiedeten Resolution der Generalversammlung. Bisher haben die fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats – China, Frankreich, Großbritannien, Russland und die Vereinigten Staaten – einen Kandidaten ausgesucht, der dann von der Generalversammlung bestätigt wurde. Ausdrücklich erwünscht seien auch weibliche Bewerber für den seit Gründung der UNO vor 70 Jahren ausschließlich mit Männern besetzten Posten, hieß es weiter. Die Kampagne 1 für 7 Milliarden begrüßte die Neustrukturierung als wichtige Abkehr von einem geheimen und nicht mehr zeitgemäßen Prozess. Nicht in der Resolution enthalten ist der Vorschlag, dass der Generalsekretär nur eine Amtszeit an der Spitze der Vereinten Nationen stehen darf. Das hatte die Kampagne vorgeschlagen, um Wahlkampfversprechen des Amtsinhabers für eine zweite Amtszeit zu verhindern. Amtsinhaber ist derzeit der Südkoreaner Ban Ki-moon.
2International
Irans oberster Führer: "Wer sagt, Zukunft liegt in Verhandlungen, ist ahnungslos oder ein Verräter". Dubai/Teheran – Irans oberster geistlicher und politischer Führer Ayatollah Ali Khamenei setzt für die Entwicklung des Iran in erster Linie auf militärische Stärke und nicht Diplomatie. Diejenigen, die sagen, die Zukunft liegt in Verhandlungen, nicht in Raketen, sind entweder ahnungslos oder Verräter, wurde Khamenei am Mittwoch auf seiner Website zitiert. Sollte der Iran Verhandlungen anstreben, aber keine Macht zur Verteidigung haben, würde er bei selbst Bedrohungen durch schwache Staaten nachgeben müssen. Zuvor hatten mehrere westliche Staaten die jüngsten iranischen Raketentests in einem Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki-moon verurteilt. Ex-Präsident Akbar Hashemi Rafsanjani, der de facto die moderateren politischen Kräfte anführt, hatte vergangene Woche zudem auf Twitter erklärt: Die Zukunft liegt im Dialog, nicht Raketen. Khamenei hat bei allen Staatsangelegenheiten das letzte Wort. Im vergangenen Jahr unterstützte er das Atomabkommen, das einen Schlussstrich unter den jahrelangen Streit zog. Seitdem hat er aber dazu aufgerufen, von einer weiteren Annäherung an die USA und deren Verbündete abzusehen und die militärische und wirtschaftliche Stärke des Iran zu bewahren. Mit seinen Äußerungen vom Mittwoch stärkt er den strengkonservativen Revolutionsgarden den Rücken, die jüngst Raketen testeten.
2International
Jedes Jahr fordern die von den Behörden drangsalierten "Mütter" Peking zur Neubewertung des 4. Juni auf. Sie lassen nicht locker, inzwischen seit 20 Jahren. Wider das Vergessen der Verbrechen! – Der beherzte Aufruf nimmt Bezug auf das 70. Gedenkjahr des Sieges über den Faschismus und der Kapitulation Japans und kommt aus der chinesischen Hauptstadt. Doch darf er dort nicht veröffentlicht werden. Die Verfasser und Unterzeichner eines am 1. Juni ins Internet gestellten Offenen Briefes an Chinas Führung sind 129 Frauen und Männer im Rentenalter. Fast alle leben in Peking. Ihre Telefone werden in diesen Tagen von der Polizei abgehört. Einige der Alten dürfen ihr Haus nicht verlassen. Sie nennen sich die Mütter des Tiananmen, obwohl auch Väter darunter sind, und haben seit 20 Jahren ein gemeinsames Anliegen. Sie wollen nicht zulassen, dass die Geschehnisse des 4. Juni 1989 vergessen werden. Damals räumten Soldaten auf Befehl der Pekinger Führung den von Studenten besetzten Platz des Himmlischen Friedens. Auf dem Weg dorthin schossen sie entlang ihrer Marschroute wahllos auf Passanten. Die Kinder der Mütter starben in der Nacht auf den 4. Juni, wurden Opfer eines Massakers, das unter dem Namen Tiananmen noch heute weltbekannt ist. Doch in China gibt es kein größeres Tabuthema. Die Partei lässt jede Erinnerung im Keim tilgen. Unter Parteichef Xi Jinping und seiner neuen Normalität sei das noch stärker der Fall, heißt es in dem chinesischen Schreiben. Die nach 1989 geborene Jugend Chinas könne weder aus Büchern, Zeitschriften noch aus dem Internet etwas über den 4. Juni erfahren. Die Pekinger Führung habe die eigene Geschichte zum weißen Blatt gemacht. Darin zeige sich ihre Doppelmoral. 70 Jahre nach dem Ende des Krieges verlange sie von Japans Politikern tätige Reue und Vergangenheitsbewältigung. Premier Li Keqiang habe auf dem Volkskongress im März gesagt: Ein Staatsführer darf sich nicht nur auf die Erfolge seiner Vorgänger berufen, sondern muss auch die historische Verantwortung für deren Verbrechen übernehmen. Li hätte nur Regierungschef Shinzo Abe gemeint und sich nicht eingeschlossen. Zwar stimmen die Mütter des Tiananmen der Kritik zu, dass sich Abe nicht aus der Verantwortung für Japans monströse Verbrechen flüchten dürfe. Nach der gleichen Logik müssten dann aber auch Pekings heutige Führer für alle Verbrechen die Verantwortung übernehmen, die ihre Vorgänger anrichteten. Im Brief werden die Verfolgungskampagnen genannt, in denen in der Volksrepublik Millionen Menschen totgeschlagen oder in den Selbstmord getrieben wurden, von der Bodenreform, dem Großen Sprung nach Vorn und der Hungerkatastrophe, von der Kulturrevolution 1966 bis 1976 bis zum Massaker des 4. Juni. Die mutigen Bürgerrechtler, die solche Briefe schreiben, begehen 2015 ein Jubiläum, bei denen ihnen nicht zum Feiern zumute ist. Vor genau 20 Jahren entstand die Angehörigen-Initiative, die inzwischen zum Kandidaten für den Friedensnobelpreis geworden ist. Ab 2000 gab sie sich den Namen Mütter des Tiananmen als Sammlungsbewegung für die Hinterbliebenen der Opfer des Militäreinsatzes 1989. Ihre Gründerin wurde die heute 79-jährige ehemalige Philosophiedozentin an der Volksuniversität Peking, Ding Zilin. Ihr 17 Jahre alter Sohn starb in der Nacht auf den 4. Juni in Peking. Ding wird derzeit in ihrer Wohnung, wo sie für die Asche ihre Sohnes einen Gedenkaltar gebaut hat, wieder einmal rund um die Uhr von Behörden bewacht, die ihr jeden Kontakt zur Außenwelt verwehren, bis das heikle Datum 4. Juni vorbeigegangen ist. Trotz Einschüchterungen schlossen sich den Tiananmen-Müttern 150 Angehörige an. Jahr um Jahr schrieben sie Briefe an Partei, Regierung und Parlament, forderten Rehabilitierung und riefen zum Dialog auf. Sie nennen den 4. Juni keinen Fehler der Partei, wie es Verharmloser im Ausland gerne tun, sondern ein Verbrechen am Volk. Sie fordern Peking im jüngsten Brief auf, eine neue Untersuchung anzustrengen, die Namenslisten und Zahlen aller Getöteten zu veröffentlichen, die Angehörigen über die Einzelfälle aufzuklären, für Entschädigung zu sorgen und die Täter zur Verantwortung zu ziehen. Zwei Gruppen haben das unterschrieben. Neben den 129 heute lebenden Angehörigen sind stellvertretend weitere 37 Gründungsmitglieder aus der Initiative aufgeführt, die inzwischen gestorben sind. Viele der Mütter hatten auf die Amtsübernahme von Staats- und Parteichef Xi Jinping Hoffnungen für einen neuen Anfang und Dialog gesetzt. Doch schon in seinem ersten Amtsjahr erkannten sie ihren Irrtum. Im offenen Brief im Juni 2013 hieß es, dass viele plötzlich enttäuscht und deprimiert sind. Was bei Xi erkennbar sei, sind Riesenschritte zurück in die maoistische Orthodoxie. Heute schreiben sie, dass ihre Überwachung intensiver wurde. Früher hörte die Polizei nur ihre Telefonate ab. Seit Anfang 2015 installierten sie bei manchen Angehörigen heimlich Abhöranlagen in den Wohnungen. Wie viele Menschen in der Nacht auf den 4. Juni starben ist bis heute ein Staatgeheimnis geblieben. Die Mütter konnten 203 Todesfälle dokumentieren mit Namen des Getöteten, dem Ort und wie er starb. Ding Zilin schätzte einst die Zahl der nur in der Nacht auf den 4. Juni um Leben gekommenen Personen auf über 1.000. Sie veröffentlichte in Hongkong dazu auch das Buch Suche nach den Opfern des 4. Juni mit Biografien von 186 der Getöteten.
2International
Softwareaktualisierung und Verbesserungen am Kernel – Akualisierter DRM-Code. Mit einer neuen Version melden sich die Entwickler des FreeBSD-Projekts: FreeBSD 10.2 versteht sich als zweite Aktualisierung des Anfang 2014 veröffentlichten FreeBSD 10.0 und bringt entsprechend vor allem eine erneuerte Softwareausstattung. Dazu gehören etwa OpenSSL 1.01p, Sendmail 8.15.2 und Resolvconf 3.7.0. Parallel dazu hat der BSD Kernel einige Veränderungen erfahren. So entspricht der enthaltene DRM-Code nun jenem des Linux-Kernel 3.18.3, womit es möglich wird mehrere X-Server-Instanzen parallel zu betreiben. Zudem ist die Reduktion der Taktfrequenz für ACPI und P4TCC nun von Haus aus deaktiviert. Der GNOME-Desktop wurde auf die Version 3.14.2 aktualisiert, KDE ist in der Ausgabe 4.14.3 enthalten. Und das Dateisystem ZFS soll nun gleichzeitig schneller als auch zuverlässiger seine Arbeit verrichten. FreeBSD 10.2 ist wie gewohnt für zahlreiche unterschiedliche Prozessorarchitekturen erhältlich. Neben 32- und 64-Bit x86 gehören dazu IA64, PowerPC, PowerPC64, Sparc64 und ARMv6.
0Web
Windows nur am Desktop sehr stark – Im Mobilen Bereich bestimmen IOS und Android. Handfeste Statistiken zur Verbreitung einzelner Betriebssysteme in Österreich sind eher selten zu finden. Einige Anhaltspunkte können die Leser und Leserinnen von derStandard.at geben, die weiterhin mehrheitlich (63,5 Prozent) mit ihrem Desktop-Rechner die Seite besuchen. Smartphone oder Tablet nutzen 36.6 Prozent. Bei den Zahlen handelt es sich um Unique Clients der letzten zwei Wochen, also der Anzahl von Geräten (Clients), von denen auf eine Website zugegriffen wurde. Laut der österreichischen Webanalyse (ÖWA) haben im September 4.839.576 Unique Clients aus Österreich auf die Angebote von derStandard.at zugegriffen. Die Mehrheit nutzt am Desktop Windows (82 Prozent), gefolgt von Apples OS X (13,1 Prozent) und Linux (4,5 Prozent). Der Rest teilt sich auf verschiedene Systeme wie ChromeOS oder Unix-Versionen auf. Die Verteilung der Desktop-Betriebssysteme scheint hingegen mittlerweile recht festgefahren, hier hat sich in den letzten Jahren also kaum etwas getan. Deutlich mehr Dynamik gibt es bei mobilen Betriebssystemen: Hier kommen mittlerweile 52.5 Prozent aller Zugriffe von iOS-Geräten. Gefolgt von Android mit 45.4 Prozent. Das Apple-System hat in den letzten Monaten deutlich an Fahrt gewonnen und konnte Android wieder einholen. Windows Phone spielt hingegen nur eine sehr geringe Rolle und zeichnet lediglich für 1,5 Prozent aller Zugriffe verantwortlich. Mit einem BlackBerry surfen immerhin noch 0,6 Prozent der Leser.
0Web
Australische Experten identifizierten Stück aus der Triebwerksverkleidung sowie ein Bruchstück aus der Innenverkleidung einer Flugzeugtür. Saint-Denis/Kuala Lumpur/Canberra – Zwei im März vor Südafrika und Mauritius gefundene Trümmerteile gehören nach einer Expertenanalyse fast mit Sicherheit zu dem 2014 verschollenen Malaysia-Airlines-Flugzeug. Es handle sich um ein Stück aus der Triebwerksverkleidung sowie ein Bruchstück aus der Innenverkleidung einer Flugzeugtür, teilte die australische Transportsicherheitsbehörde am Donnerstag mit. Flug MH370 war vor gut zwei Jahren auf dem Weg von Malaysia nach China mit 239 Menschen an Bord vom Radar verschwunden. Das Wrack wird im Indischen Ozean vermutet. Die Behörde hatte bereits im April zwei in Mosambik angespülte Teile mit ziemlicher Sicherheit als MH370-Trümmerstücke identifiziert. Ein erstes Bruchstück des Wracks hatte ein französisches Labor im vergangenen Jahr als Flügelklappe von MH370 identifiziert.
1Panorama
21-Jähriger ist vor Bundesgericht in 33 Punkten angeklagt. Charleston (South Carolina) – Der mutmaßliche Todesschütze von Charleston, der im Juni in einer Kirche in den USA neun Afroamerikaner getötet haben soll, will sich nach Angaben seines Anwalts schuldig bekennen. Der 21-jährige Dylann Roof ist vor einem Bundesgericht in 33 Punkten unter anderem wegen eines Hassverbrechens, der Verletzung religiöser Rechte und Verstößen gegen Waffengesetze angeklagt. Im Falle eines Schuldspruches drohen ihm lebenslange Haft oder die Todesstrafe. Roof war zuvor zudem bereits bei einem Gericht des US-Staates South Carolina wegen neunfachen Mordes und dreifachen versuchten Mordes angeklagt worden. Roof antwortete einsilbig auf die Fragen des Bundesrichters, als er am Freitag in Handschellen und gestreifter Sträflingsuniform vor Gericht erschien, wie die Zeitung Post and Courier berichtete. Bis zu seinem Schuldbekenntnis wollen seine Verteidiger aber abwarten, ob die Staatsanwaltschaft für Roof die Todesstrafe fordert. Sowohl das US-Bundesrecht als auch South Carolina sehen die Todesstrafe vor. Vermutlich wird Roof zunächst im Bundesverfahren der Prozess gemacht.
1Panorama
Über 100 Teilnehmer bei Protestzug gegen schleppendes Behörden-Vorgehen – Protestcamp im Stadtpark seit 30. September. Graz – In Graz haben am Samstagnachmittag über 100 Flüchtlinge und Unterstützer für eine raschere Abwicklung ihrer Asylverfahren und für eine schnelle Nachholung ihrer Familien demonstriert. Der Demonstrationszug bewegte sich nach einer kurzen Auftaktveranstaltung am Jakominiplatz durch die Herrengasse. Warten auf die Behörden Die Flüchtlinge und ihre Unterstützer trugen Transparente mit auf englisch, deutsch und arabisch geschriebenen Botschaften Asyl ist Menschenrecht, Kein Mensch ist illegal oder Unsere Familien können nicht mehr warten. Flüchtlinge hielten auch beim Sammelpunkt zwischen dem ehemaligen Corti-Schuhhaus und den Marktständen am Jakominiplatz zwei kurze Reden, eine auf Englisch und eine auf Deutsch. Der Tenor: Einige der Schutzsuchenden würden schon sechs Monate bis eineinhalb Jahre auf ihr Interview bei den Behörden warten, das lange Ausharren sei sinnlos. Gegen 15.30 Uhr bewegte sich der Demozug dann durch die Herrengasse, der Straßenbahnverkehr war rund eine halbe Stunde eingestellt. Einige der Teilnehmer harren seit 30. September in einem kleinen Protestcamp vor der alten Landespolizeidirektion im Stadtpark aus, um unter dem Motto Every minute counts – our families are in danger ihre Verfahren zu beschleunigen, bzw. zu den Interviews zu kommen, die mit über die Zulassung des Asylantrags entscheiden.
1Panorama
Die Einfuhren verringern sich um ein Fünftel. Das schürt Zweifel an der Stärke der chinesischen Binnenkonjunktur. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Gewerkschaft: "Frechheit" – Vor allem Wien und Vorarlberg betroffen. Wien/Bregenz – Aufgrund von Lehrermangel unterrichten schon seit längerem kurz vor dem Abschluss stehende Studenten der Pädagogischen Hochschulen (PH) mit Sondervertrag an den Pflichtschulen. Diese könnten nun um die ab heuer mögliche Option ins neue Dienstrecht umfallen, berichten die Vorarlberger Nachrichten (Mittwoch-Ausgabe). Im Bildungsministerium versucht man eine Lösung zu finden, hieß es auf APA-Anfrage. Das Problem bestehe vor allem in den von einem Lehrermangel betroffenen Bundesländern Wien und Vorarlberg, so der Vorsitzende der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Paul Kimberger, gegenüber der APA. In den anderen Bundesländern gebe es dagegen nur Einzelfälle. Er schließt nicht aus, dass deshalb Stellen unbesetzt bleiben. Noch keine Lehrer und doch nicht neu Das neue Dienstrecht, das aufgrund der höheren Anfangsgehälter primär für Pflichtschullehrer attraktiv ist, gilt eigentlich erst ab 2019/20. Bis dahin haben neu eintretende Junglehrer aber die Möglichkeit, (unwiderruflich) zwischen altem und neuem Dienstrecht zu wählen. Das gilt aber nicht für die eigentlich noch nicht als Lehrer geltenden PH-Studenten – sie können einerseits jetzt nicht das neue Recht wählen (weil sie noch keine vollen Lehrer sind) und andererseits nicht nach Abschluss ihres Studium ins neue wechseln (weil sie dann nicht mehr neu in den Schuldienst eintreten). Ihnen bleibt nur das alte Dienstrecht. Das ist eine Frechheit, so Kimberger. Während der Dienstrechts-Verhandlungen habe es die fixe Zusage gegeben, dass alle Pädagogen optieren dürfen. Dementsprechend habe man auch über diese Möglichkeit informiert. Im Bildungsministerium habe man allerdings vor kurzem die Rechtsmeinung geändert. Ich halte das für verantwortungslos, das gehört schleunigst geändert. Nicht ausschließen Kritik übt auch die Vorarlberger Schullandesrätin Bernadette Mennel (ÖVP) in den VN: Dass noch nicht fertig ausgebildete Lehrer einen Sondervertrag mit geringerer Entlohnung erhalten, geht in Ordnung. Aber man kann diese jungen Menschen doch nicht vom attraktiveren neuen Dienstrecht ausschließen. Und das für immer! Im ungünstigsten Fall führe die derzeitige Vorgehensweise zu einem Mangel an Pädagogen, so Kimberger. Die PH-Studenten würden sich dann nämlich überlegen, ob sie nicht zuerst fertigstudieren und erst dann an die Schulen kommen. Dann könnten sie nämlich das neue Dienstrecht wählen. Gespräche über generelle Genehmigungen Im Bildungsministerium weist man in Sachen Lehrerdienstrecht darauf hin, dass die Anstellung von Lehrern grundsätzlich erst nach Abschluss der Ausbildung erfolgen soll – unabhängig vom Dienstrecht. Man sei aber bereits in Gesprächen mit dem Bundeskanzleramt, um generelle Genehmigungen für den Abschluss von Sonderverträgen zu bekommen, hieß es auf APA-Anfrage. Das derzeit geltende Dienstrecht enthält die Möglichkeit, ungeprüfte Lehrkräfte in einer niedrigeren Entlohnungsstufe anzustellen. Daneben gibt es bei akutem Lehrermangel generell die Möglichkeit, auch bei Nichterfüllung der Anstellungsvoraussetzungen einen Sondervertrag abzuschließen. Das neue Dienstrecht biete hingegen für die nach den alten Ausbildungsvorschriften Studierenden keine Möglichkeit der Anstellung außerhalb eines Sondervertrages. Sollte ein Land für das neue Dienstrecht einen Sondervertrag abschließen wollen, müsste es ans Bildungsministerium herantreten, das wiederum die Zustimmung des Bundeskanzleramts dafür einholen muss. Unabhängig davon sei man aber bereits im Gespräch mit dem Kanzleramt, generelle Genehmigungen für bestimmte Personengruppen zu erhalten.
5Inland
Zwölfjährige wegen geplanter Messerattacke auf Siedler in Haft. Jerusalem/Ramallah – Israels Militärjustiz hat die jüngste jemals festgehaltene palästinensische Gefangene aus der Haft entlassen. Die zwölfjährige Dima al-Wawi sei am Sonntag am Grenzübergang Tulkarem im Norden des Westjordanlands den palästinensischen Behörden übergeben worden, berichtete ein AFP-Fotograf. Von dort sei sie zu ihrer Familie nahe Hebron im Süden des besetzten Palästinensergebiets gebracht worden. Nach Angaben ihre Rechtsanwalts war al-Wawi die jüngste Palästinenserin, die jemals ins Gefängnis musste. Am 9. Februar war das Mädchen in seiner Schuluniform am Eingang zu einer jüdischen Siedlung mit einem Messer aufgegriffen worden. In einem Strafverfahren vor einem Militärgericht kam es zu einer Verständigung, bei der die Zwölfjährige zugab, dass sie einen Mordanschlag habe begehen wollen. Sie erhielt eine Strafe von vier Monaten Gefängnis. Auf Antrag ihrer Verteidiger kam das Kind nun nach Verbüßen der halben Strafzeit frei. Nach israelischem Militärrecht, das in den seit bald 50 Jahren besetzten Gebieten für die palästinensische Bevölkerung gilt, beginnt die Strafmündigkeit im Alter von zwölf Jahren. Das ist laut dem Kinderhilfswerk Unicef in demokratischen Staaten einmalig. Im Verlauf einer zumeist mit Stichwaffen, seltener mit Schusswaffen oder Autos verübten Anschlagswelle wurden seit Oktober 28 Israelis, vier Ausländer und 201 Palästinenser, zumeist Attentäter, getötet. Insbesondere infolge dieser jüngsten Gewaltwelle sitzen nach Angaben der israelischen Strafvollzugsbehörde derzeit 438 palästinensische Minderjährige in Haft. Von ihnen sind rund hundert jünger als 16 Jahre.
2International
Handelsriese möchte 20 Frachtflugzeuge des Typs Boeing 767 leasen. Amazon will einem Medienbericht zufolge eine eigene Frachtflugzeugflotte aufbauen. Der amerikanische Internet-Handelsriese wolle 20 Frachtflugzeuge des Typs Boeing 767 leasen, berichtete die Seattle Times am Freitag unter Berufung auf mit den Plänen vertraute Personen. Damit wolle der Konzern bereits Ende Jänner mit der neuen Dienstleistung an den Start gehen. Der Konzern habe auch Gespräche mit mehreren Cargoflugzeugbetreibern, darunter der Air Transport Service Group, Atlas Air und Kalitta Air, geführt. Der weltgrößte Online-Händler wolle mit der Flotte Verspätungen von Logistikfirmen vermeiden, die bei dem enormen Versandvolumen in der Vergangenheit nicht mehr hinterhergekommen seien. Amazon und Boeing wollten sich nicht dazu äußern.
0Web
Die Chefredaktion übernimmt Kurt Guggenbichler. Brunnenthal – Am Donnerstag startet in Oberösterreich mit Wochenblick eine neue Wochenzeitung. Chefredakteur ist Kurt Guggenbichler. Neue Zeiten brauchen eine neue Zeitung. Wir wollen dem Leser eine ehrliche und kritische Berichterstattung anbieten. Das können wir, im Gegensatz zu vielen anderen Zeitungen, weil wir nicht auf Inserate angewiesen sind, sagt er zum Projekt. Der 24-seitige Wochenblick wird in den ersten Wochen kostenlos in Linz und Wels an Passanten verteilt. Auch werden unterschiedliche Regionen Oberösterreichs per Post beliefert. Inhaltlich stehen Heimat-Themen und Leserberichte stehen im Vordergrund, heißt es in einer Aussendung. Menschen sollen aktiv an der Berichterstattung teilnehmen können. Guggenbichler war 25 Jahre lang bei den Oberösterreichischen Nachrichten tätig.
6Etat
Trotz schlechter Verhältnisse weniger tödliche Unfälle. Jahrelange Aufklärungs- und Präventionsarbeit zeigt laut Experten Wirkung. Innsbruck/Wien – Die Zahl der tödlichen Skiunfälle und Lawinentoten in Österreichs Bergen ist in der Wintersaison 2015/16 deutlich zurückgegangen. Waren in der Saison davor noch insgesamt 27 Lawinentote zu verzeichnen, kamen heuer trotz der schlechten Verhältnisse bisher 13 Menschen ums Leben, sagte Karl Gabl, Präsident des Kuratoriums für Alpine Sicherheit, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Auch die Anzahl der tödlich Verunfallten auf den Pisten und Skirouten ist von 34 in der Saison 2014/15 auf 29 in dieser Saison zurückgegangen. Insgesamt habe es rund 700 Verunfallte weniger gegeben, erklärte Gabl. Die Experten führten dies jedoch nicht auf den anfangs zögerlich verlaufenden Winter oder weniger Wintertouristen zurück, sondern vielmehr zeige die jahrelange Aufklärungs- und Präventionsarbeit Wirkung. Die in schneearmen Wintern nicht vom Schnee bedeckten Pistenränder würden normalerweise eine hohe Gefahr darstellen. Dies sei in der heurigen Saison jedoch kein Problem gewesen, meinte Norbert Zobl, Leiter der Alpinpolizei. Auch bei den Skiunfällen mit Fahrerflucht verzeichnen wir heuer einen sehr guten Wert gegenüber dem langjährigen Mittel, erklärte Zobl. Trotzdem sei noch immer bei rund 20 Prozent der Unfälle Fahrerflucht ein Thema. Einen Rückgang um 22 Prozent verzeichnete man österreichweit auch bei den tödlich verunglückten Personen im alpinen Raum. Waren in der Saison 2014/15 noch insgesamt 130 Todesopfer zu beklagen, lag die Zahl heuer bei 102 Personen. Die Haupttodesursache beim Skifahren sei mit 48 Prozent nach wie vor das Herz- Kreislaufversagen. 28 Prozent würden bei einem Sturz zu Tode kommen, 17 Prozent weil sie gegen ein Hindernis prallen und nur sieben Prozent wegen einer Kollision mit einem anderen Skifahrer. Trotz eines hundsgemeinen Winters mit sehr tückischen Verhältnissen habe es in der Saison 2015/16 auch in Tirol deutlich weniger Lawinentote gegeben, sprach Zobl das Altschneeproblem an, das beinahe den gesamten Winter vorherrschte. Das Altschneeproblem begleitet uns mittlerweile seit fast drei Saisonen, weil im Frühwinter wenig Schnee gefallen ist, erklärte der Alpinpolizist. Sollte dies auch in den kommenden Wintern so bleiben, werde man sich mit dem Problem auseinandersetzten müssen. Besonders wichtig sei jedenfalls immer eine richtige Tourenplanung, führte der Geschäftsführer der Bergrettung Tirol, Peter Veider, aus. Viele schauen, wo bereits Spuren im Schnee sind, und gehen diesen dann einfach nach, sagte Veider. Dies sei aber keinesfalls eine ausreichende Tourenplanung. Die Präventionsarbeit diesbezüglich habe bei den Einheimischen bereits gefruchtet, die Ausländer zu erreichen sei jedoch schwierig, fügte Veider hinzu. Sieben der acht Lawinentoten in Tirol kamen in der Saison 2015/16 aus dem Ausland.
1Panorama
Mussorgskis Musikdrama in einer Inszenierung von Yannis Kokkos. Wien – Sie haben es alle nicht einfach. Xenia, die Tochter des Zaren Boris, leidet, weil ihr Bräutigam verstorben ist. Xenias Amme leidet, weil Xenia leidet. Der Mönch Pimen leidet, weil er zum einen alt ist und zum anderen zu viel weiß. Der Gottesnarr leidet stellvertretend für die orthodoxe Seele, aber auch deshalb, weil ihm die Kinder eine Kopeke abgeluchst haben. Das russische Volk leidet, weil das russische Volk im Prinzip immer leidet. Und Boris Godunow leidet, weil ihm der Geist des ermordeten Zarewitschs die Seelenruhe raubt. Ja, es wird quasi pausenlos gelitten in Modest Mussorgskis Oper Boris Godunow, deshalb passt es auch gut, dass die Wiener Staatsoper nach unterschiedlichen Werkversionen seit April 2012 die knapp zweieinhalbstündige Urfassung der Oper im Repertoire hat – pausenlos, versteht sich. Yannis Kokkos hat deren sieben Bilder in Szene gesetzt, zwischen einer grau-schwarzen, abstrakten Kulissenlandschaft sieht man reichlich bedrücktes Volk in gegenwartsnahem Gewand und viel hochintensives Agieren der solistischen Kräfte. René Pape gibt den zermürbten Zaren, komplett abgerockt steht er am Ende da in seinem knittrigen, bodenlangen Goldmantel, mit wirrem, schulterlangem Fetthaar und irrem, gehetztem Blick: großartig. Der Deutsche singt eindrucksvoll mächtig, leicht spröde nur in den oberen Regionen. Wie er zieht auch Kurt Rydl als Pimen im letzten Bild noch einmal alle Register darstellerischen und gesanglichen Könnens. Da wird man wieder wach. Nein, das wurde man schon im dritten Bild, als die zwei Aktivposten Ryan Speedo Green und Benedikt Kobel als Warlaam und Missail wieder Leben in die Bude der Schenkenwirtin (geschäftig: Aura Twarowska) brachten. Belebend später auch der runde, gleißende Sopran von Aida Garifullina (als Xenia) und der helle Tenor von Norbert Ernst als Schuiskij – in den oberen Regionen. Wohlklingend Clemens Unterreiners Schtschelkalow, leichtgewichtig Pavel Kolgatins Gottesnarr. Mit Feingefühl, Umsicht und präzisen Handkantenschlägen führte Marko Letonja das mehr als solide Staatsopernorchester durch das düstre Werk. Freundlicher, und doch ermatteter Beifall am Ende.
8Kultur
Neugeborenes offenbar erst wenige Stunden alt. New York – In einer Weihnachtskrippe in New York hat ein Wachmann ein ausgesetztes Neugeborenes entdeckt. Der vermutlich erst vier bis fünf Stunden alte Bub wurde in der Holy Child Jesus Kirche im Stadtteil Queens gefunden, wie die Zeitung New York Times berichtete. Die Nabelschnur war nicht sauber durchtrennt. Dem Baby gehe es aber gesundheitlich gut. Es werde in einem Krankenhaus versorgt. Auf Bildern einer Überwachungskamera war nach Polizeiangaben zu sehen, wie eine Frau ein in ein Tuch gewickeltes Baby in die Kirche trägt. Dann verlässt sie die Kirche wieder. Ihre Identität ist nach Angaben des 28-jährigen Pfarrers Ryan Heanue unklar.
1Panorama
Kind erlitt schwere Verletzungen – Zustand des Buben, der in Tirol aus Fenster stürzte, ist stabil. Wien/Telfs – Ein einjähriges Mädchen ist in Klagenfurt aus dem vierten Stock eines Wohnhauses gefallen. Das Kleinkind erlitt dabei schwere Verletzungen und wurde nach notärztlicher Erstversorgung in das Klinikum Klagenfurt gebracht. Der Unfall ereignete sich bereits Mittwochnachmittag. Die Mutter war laut Aussendung der Polizei zum Unfallzeitpunkt alleine mit dem Kind in der Wohnung. Die Ermittlungen zur Unfallursache sind derzeit im Gange. Die Mutter wurde vom Kriseninterventionsteam betreut. Das einjährige Mädchen ist nach Auskunft der Polizei aus 14 Metern Höhe auf eine Grünfläche gestürzt. Nach vorläufigem Stand der Ermittlungen dürfte die Mutter das Fenster zum Lüften der Wohnung im Klagenfurter Stadtteil Waidmannsdorf geöffnet haben. In einem unbeobachteten Moment sei das Kind auf die Fensterbank gekrabbelt. Es erlitt beim Sturz lebensgefährliche Verletzungen. Nach dem Sturz eines 18 Monate alten Buben aus dem viertem Stock eines Mehrparteienhauses in Telfs in Tirol (Bezirk Innsbruck-Land), war der Zustand des Buben nach Angaben des Krankenhauses von Mittwochabend vorerst stabil. Dies teilte die Polizei am Donnerstag mit. Neue Ermittlungsergebnisse zum genauen Unfallhergang gebe es jedoch noch nicht. Die Mutter steht noch unter Schock und konnte deshalb noch nicht vernommen werden, meinte eine Polizistin. Auch weitere Zeugen des Unfalls wurden noch nicht einvernommen. Neue Ermittlungsergebnisse werde es deshalb frühestens morgen, Donnerstag, geben, fügte die Beamtin hinzu. Der 18 Monate alt Bub war Mittwoch früh bei dem Sturz aus dem Fenster lebensgefährlich verletzt worden. Laut Polizei dürfte das Kind auf das Fensterbrett geklettert sein und selbstständig das Fenster geöffnet haben, als die 28-jährige Mutter das Kinderzimmer gegen 8.30 Uhr für einen kurzen Moment verlassen hatte. Obwohl sich an der Außenseite des Fensters drei Quersprossen zur Absicherung befanden, stürzte der Kleine auf den darunter liegenden Asphalt. Die Fallhöhe soll über zehn Meter betragen haben.
1Panorama
Wie leben jene Menschen, die die Flucht über das Mittelmeer überleben? Sie arbeiten etwa als Erntehelfer in Süditalien. Volle Boote, erschöpfte Menschen, Schiffskatastrophen: Diese Bilder dominieren die öffentliche Wahrnehmung über die Flüchtlinge im Mittelmeer. Doch was passiert mit den Menschen, denen die Flucht gelingt? Die Ethnologin Diana Reiners von der Universität Innsbruck wollte mehr darüber erfahren. Gemeinsam mit dem Innsbrucker Kulturanthropologen Gilles Reckinger erforscht sie seit 2010 die Lebensbedingungen afrikanischer Migranten in Italien. Von 2009 bis 2011 haben die zwei Wissenschafter bereits eine Studie in Lampedusa durchgeführt, aus der Reckingers Buch Lampedusa, Begegnungen am Rande Europas hervorging. Die meisten männlichen Flüchtlinge werden in den Süden verlegt, berichtet Reiners. Die Männer leben dort unter menschenunwürdigen Bedingungen und arbeiten um einen Hungerlohn auf Obst- und Gemüseplantagen. STANDARD: Sie begannen Ihre Erforschung der Lebensweise der männlichen Erntehelfer 2012. Was wartet auf die Menschen auf dem Festland? Reiners: Es findet eine gender- und arbeitsmarktspezifische Selektion statt. Die Männer arbeiten auf Gemüse- und Obstplantagen im Süden Italiens. Frauen kommen eher in norditalienische Flüchtlingslager. In den großen Städten gibt es für sie Arbeitsplätze in der Reinigung oder Altenpflege. Und viele Frauen landen auch in der Prostitution. STANDARD: Aus Ihrer Forschung ging die Wanderausstellung Bitter Oranges hervor. Wie ist die Arbeit auf den Orangenplantagen? Reiners: Die Orangenernte ist harte Arbeit. In Rosarno ist es im Winter sehr feucht. Viele können sich kein Regengewand leisten und sind den ganzen Tag durchnässt. Das Gewand trocknet in der Nacht nicht. STANDARD: Unter welchen Bedingungen leben die Männer? Reiners: Sie leben in Slums außerhalb der Dörfer. Das italienische System der Flüchtlingsaufnahme hat zu wenig Kapazitäten. Es gibt nur 13 Zentren in ganz Italien. Von Oktober 2013 bis Oktober 2014 sind im Zuge von Mare Nostrum 170.000 Menschen angekommen. Das war bislang die größte Zahl an Geretteten. Die Leute werden schnell weggeschickt. STANDARD: Wie viele Plätze in Flüchtlingsheimen gibt es konkret? Reiners: Laut Migrationsbericht Italiens für 2014 gibt es nur 3:000 Plätze in Flüchtlingsheimen in Italien. Bis 2016 sollen die Plätze auf 20.000 ausgebaut werden. STANDARD: Welchen Aufenthaltsstatus haben die Menschen? Reiners: Es gibt drei Gruppen: Erstens gibt es Asylwerbende, die während des Verfahrens keine Unterkunft, Verpflegung und kein Geld bekommen. Dann gibt es anerkannte Flüchtlinge. Die dritte Gruppe sind sogenannte Illegalisierte, die im Asylverfahren abgewiesen wurden. Italien schiebt nur rund die Hälfte davon tatsächlich ab. STANDARD: Es gab Berichte über rassistische Übergriffe in Dörfern wie Rosarno. Was haben Sie erfahren? Reiners: 2010 gab es in Rosarno einen Aufstand der Erntearbeiter gegen ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen. Das endete in einem Pogrom, rund 2:000 Arbeiter wurden von den Einheimischen vertrieben, derStandard.at berichtete. Die Folge war, dass die Lokalpolitik sich entschlossen hat, die stillgelegten Fabriken abzureißen. Davor haben die Migranten darin – unter unvorstellbaren hygienischen Bedingungen – gelebt. STANDARD: Die Arbeitslosigkeit in der Region ist hoch. Aber geht es in dem Konflikt tatsächlich um Arbeitsplätze? Reiners: Der saisonale Markt der Orangenernte wird schon seit 20 Jahren nicht mehr von Einheimischen getragen, da sie nicht mehr für eine derart geringe Bezahlung arbeiten. Die Tagelöhner werden nach Kisten bezahlt: Sie bekommen rund 50 Cent für eine 22 Kilogramm schwere Kiste. Realistisch ist es, an einem Tag bis zu 50 Kisten zu füllen. Damit verdienen sie 25 Euro. Aber für den Transport muss man an einen sogenannten Capo noch fünf Euro pro Tag bezahlen. Die Männer stehen jeden Morgen am Arbeitsstrich und warten, ob sie mitgenommen werden. Niemand verdient mehr als 330 Euro im Monat, weil es einfach nicht jeden Tag die Möglichkeit zur Arbeit gibt. STANDARD: Wer sind diese Capos? Reiners: Die Capos sind meist aufgestiegene Migranten. Die Bauern sparen sich dadurch den direkten Kontakt mit den Arbeitern und überlassen den Capos alles: von der Auswahl der Arbeiter bis zur Lohnauszahlung. Dadurch entsteht oft ein sehr subjektives System. Es kommt auch vor, dass Lohn geraubt wird. STANDARD: Woher kamen die Flüchtlinge, die Sie auf den Orangenplantagen angetroffen haben? Reiners: Die Männer in Rosarno sind eigentlich allesamt in Libyen Gastarbeiter gewesen. Sie kamen aus Ländern der Südsahara aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen in nordafrikanische Staaten. Dort haben sie als Gastarbeiter ihren Unterhalt verdient: mit Verträgen, Wohnungen und geregeltem Leben. Als die Bombardierung angefangen hat, haben oft ihre Arbeitgeber die Überfahrt gezahlt, damit sie sich in Sicherheit bringen können. Die wohlhabenderen Libyer haben sich auf andere Art gerettet. STANDARD: Sie haben die Zeltstädte außerhalb der Dörfer angesprochen. Gibt es eine Infrastruktur? Reiners: Die Leute haben nach dem Pogrom und dem Abriss der stillgelegten Fabriken wieder kommen müssen, weil es zwischen November und Februar keine andere Arbeit gibt als die Orangenernte. Es gab jedoch keine Unterkunftsmöglichkeit mehr. Es wurde mit einem Notstandsbudget ein kleines Containerdorf errichtet, das nur 200 Personen Platz bietet. Es liegt fünf Kilometer außerhalb der Stadt, um rassistische Übergriffe durch die Bevölkerung zu vermeiden. Die Zeltstadt, in der wir hauptsächlich geforscht haben, besteht aus 64 blauen Katastrophenschutzzelten. Weil die Kapazitäten nicht ausreichen, haben sich dazwischen und daneben Slums entwickelt. STANDARD: Gibt es Strom und sanitäre Anlagen? Reiners: Es war eine Stromversorgung vorgesehen. Nachdem das Budget erschöpft war, wurden sie aber nicht angeschlossen. Für 500 Menschen gibt es vier Sanitärcontainer mit fließendem Wasser. STANDARD: Wie kann man sich unter solchen Bedingungen seine Zuversicht bewahren? Reiners: Es hat sich eine Ökonomie der Not herausgebildet. Manche verkaufen warmes Wasser, das den ganzen Tag über Feuer erwärmt wurde. Es gibt eine Handyladestation, einen Friseur. Alle versuchen, ihr schmales Einkommen irgendwie aufzubessern. Dadurch entsteht auch eine strukturelle Solidarität. Die Männer sorgen zudem für extreme Sauberkeit und Hygiene. Obwohl es seit Jahren keine Müllabfuhr gibt, riecht es nicht nach Abfällen. Sie werden am Rande des Zeltlagers gesammelt. Auch in den Zelten ist es aufgeräumt. Die Männer gehen mit den wenigen Dingen, die sie besitzen, sorgsam um. Keiner dieser Männer hat jemals unter solchen Bedingungen leben müssen. STANDARD: Was wäre notwendig, um die Ausbeutungskette zu durchbrechen? Reiners: Es stehen große Getränkekonzerne dahinter, dass der Marktpreis für ein Kilogramm Orangen auf 16 Cent bleibt. Die Bauern sind also nicht die einzig Schuldigen. Die Logik der Gewinnmaximierung ist das Problem, sie schafft an den unteren Rändern des Arbeitsmarktes solche desaströsen Verhältnisse. Wir Konsumenten müssen sensibilisiert werden, wie unsere Lebensmittel hergestellt werden. Dann müssen die Migranten vielleicht irgendwann nicht mehr so leben.
1Panorama
Unter dem Motto "Wir sind Österreich" präsentiert das Linzfest bis Montag heimische, dabei international schmeckende Feinkost von der Wiener Tschuschenkapelle über Russkaja bis Clara Luzia. Linz – Zentrales Thema der heurigen Ausgabe des dreitägigen Linzfests ist der Einfluss von Einwanderern aus verschiedenen Teilen der Welt auf die heimische Kultur. Unter dem Motto Wir sind Österreich werden Sounds und kulinarische Schmankerln mit ausländischen Wurzeln präsentiert, die unsere Kultur prägen und beeinflussen. Am Montag beweist das etwa die Wiener Tschuschenkapelle: Integration ist für deren Bandleader, den Wiener Kroaten Slavko Ninic, kein Fremdwort. Schließlich praktiziert er mit Musikerkollegen die Verständigung zwischen verschiedenen Kulturen auf spielerische Art bereits seit 1989. Gern stehen ihre Konzerte unter dem Motto Mir san net nur mir. Was als österreichisch-türkisch-jugoslawisches Trio bei einem Geburtstagsfest begann, ist heute mit wechselnden Besetzungen ein Musterbeispiel für Weltmusik: Balkanesisch-Orientalisches, Rembetiko, Zigeunerjazz, Wienerlieder. Und wenn das Quintett ein balkanesisches Volkslied wie O Marijana spielt, erinnert das stark an burgenländische oder Oberkrainer Heimatklänge. Heute, Samstag, zeigt schon die Wiener Combo Russkaja, wo der Tanzbär steppt. Nämlich auf der Donaupark-Bühne, auf der die Auszuck-Animateure von Willkommen Österreich im Ska-Sputnik-Schock die Tanzrakete zünden werden. Titel des aktuellen Albums: Peace, Love & Russian Roll. Davor demonstrieren Clara Luzia und die Resisters geballte Frauenpower: Erstere macht auf dem fünften Album, We Are Fish, auch Rock mit lauten und verzerrten Gitarren. 2015 erschien die per Crowdfunding finanzierte Nachfolgeplatte Heres To Nemesis. Die Resisters hießen früher Sawoff Shotgun, mit dem neuen Namen betont das Electropop-/New-Wave-Frauentrio mit spanisch-australischen Wurzeln die Begriffe Schwestern und Widerstand – den gegen politische Diskriminierung. Seit 2009 sind Chili & The Whalekillers eine Manifestation österreichisch-isländischer Freundschaft: Mit dem Abmurksen von Meeressäugern hat das Quintett, dessen Mitglieder aus Salzburg und Reykjavík stammen, aber nichts zu tun. Ihre stilistische Vielseitigkeit beweisen die Indiepopper auf bislang fünf Alben – zuletzt erschien Words On Tuesday (2016) – und am Pfingstsonntag auf der Donaupark-Bühne. Freier Eintritt bei allen Konzerten! (Gerhard Dorfi, 13.5.2016)
8Kultur
Will Entwicklungen zum "Kernbestandteil" der eigenen Multiplattform-Strategie machen – Kaufpreis angeblich bei rund 500 Millionen Dollar. Der Redmonder IT-Riese Microsoft verfolgt unter Satya Nadella das Ziel, sich als plattform-agnostischer Serviceanbieter zu platzieren. Nun hat man den nächsten Schritt dazu gesetzt und die Softwarefirma Xamarin übernommen. Die beiden Unternehmen arbeiten schon seit einiger Zeit zusammen. Xamarin entwickelt Tools, die es Entwicklern erleichtern, Programme in Microsofts Programmiersprache C# (C Sharp) nicht nur für Windows, sondern auch für andere Desktop- und Mobilplattformen umzusetzen. Bei Wired wertet man den Kauf als klares Signal dafür, dass Microsoft es mit der Cross-Plattform-Strategie sehr ernst meint. Dazu passt auch die Geschichte des Neuzugangs unter das eigene Dach. Das Team, das Hinter Xamarin steht, hat einst Ximian gegründet und einen quelloffenen Klon von Microsofts .NET-Framework entwickelt, dank dem Entwickler C# auch auf Linux und anderen Systemen abseits von Windows verwenden konnte. Ximian wurde 2003 von Novell übernommen, das seinerseits 2011 von Attachmate geschluckt wurde. Eine Folge der Übernahme war die vollständige Entlassung des Ximian-Teams, das daraufhin Xamarin gründete. Unter diesem Namen entwickelte man neue Werkzeuge für die Entwicklung für Mobilgeräte und unterstützte auch Mono weiter. Beobachter äußerten angesichts der Microsoft-Übernahme die Sorge, dass die Redmonder primär an den Mitarbeitern von Xamarin interessiert sein und deren Produkte die Einstellung drohen könnte. Das sei definitiv nicht der Fall, hält dem Scott Guthrie, Vizechef der Cloud- und Enterprise-Abteilung, entgegen. Im Gegenteil: Man wolle die bisherigen Entwicklungen zu einem Kernbestandteil der eigenen Strategie machen. Bereits 2012, noch unter Nadellas Vorgänger Steve Ballmer, hat Microsoft damit begonnen, Linux in seiner Azure-Cloud zu unterstützen. 2014 begann man damit, den Quellcode des .NET-Frameworks zu öffnen. 2015 veröffentlichte man eine kostenlose Version der Entwicklungsumgebung Vision, die neben Windows auch unter Linux und OS X läuft. Auch im Mobilgeschäft erschließt man andere Plattformen. In Zusammenarbeit mit Cyanogen Inc. wird etwa die Sprachassistentin Siri mittlerweile in Android-Systeme integriert. Auch Office und andere Apps gibt es für Googles Betriebssystem, ebenso wie auf Apples iOS. Microsoft und Xamarin haben zum Deal keine Details bekannt gegeben. Laut dem Wall Street Journal, das sich auf einen Insider beruft, bewegt sich der Kaufpreis zwischen 400 und 500 Millionen Dollar. Die Übernahme war schon länger erwartet worden, erste Gerüchte kursierten bereits vor zwei Jahren.
0Web
Hoschülerschaft sieht keine großen Fortschritte. Wien – Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) übt Kritik an der vom Wissenschaftsministerium geplanten Novelle zum Studienförderungsgesetz. Diese bringe zwar einige kosmetische Verbesserungen, große Probleme bleiben allerdings ungelöst, hieß es in einer Aussendung. Die Begutachtungsfrist für den Gesetzesentwurf läuft heute, Freitag, aus. Unter anderem sollen Studienbeihilfe-Bezieher im Alter von über 27 Jahren künftig einen monatlichen Zuschlag in der Höhe von 30 Euro erhalten. Zusätzlich profitieren sollen jene Beihilfenbezieher in dieser Altersgruppe, die noch bei ihren Eltern wohnen. Sie würden in den Genuss der sogenannten erhöhten Studienbeihilfe kommen – dies ist derzeit nur jenen Studenten vorbehalten, die als auswärtige Studenten am Studienort wohnen. Erhöht werden auch die Studienabschluss-Stipendien: Der Mindestbetrag steigt von 500 auf 700 Euro monatlich, der Höchstbetrag von 1.090 auf 1.200 Euro. Darüber hinaus werden die Stipendien von der Privatwirtschafts- in die Hoheitsverwaltung übertragen – künftig gibt es also einen Rechtsanspruch darauf. Außerdem soll die Rückzahlung von Studienbeihilfen wegen mangelnden Studienerfolges großzügiger gehandhabt werden. Das Ableisten eines Freiwilligen Sozialen Jahres wird beihilfenrechtlich dem Präsenz-und Zivildienst gleichgestellt. All diese Maßnahmen lösen laut ÖH aber nicht das Grundproblem bei der Studienbeihilfe: Trotz steigender Studentenzahlen sinkt die Zahl der Beihilfenbezieher. Grund sei die fehlende Inflationsanpassung bei den Einkommensgrenzen.
5Inland
Haslauer, Platter und Wallner: Übergabe von Grundstücken für Betriebe und Familien muss "leistbar bleiben". Wien/Salzburg/Innsbruck - Die ÖVP-Landeshauptleute aus Salzburg, Tirol und Vorarlberg haben am Sonntag erneut auf Nachbesserungen bei der Steuerreform gedrängt. In einer gemeinsamen Aussendung verlangten die Landeschefs Wilfried Haslauer, Günther Platter und Markus Wallner unter anderem, dass die Übergabe von Grundstücken für Betriebe und Familien auch in Westösterreich leistbar bleiben müsse. Konkreter Handlungsbedarf bestehe besonders in den Bereichen der Grunderwerbssteuer, der Abschreibungen und der Mehrwertsteuer, untermauerten die Landeshauptleute ihre schon zuvor geäußerten Forderungen. Sie wiesen erneut darauf hin, dass man diese Wünsche in den aktuellen Stellungnahmen zum Steuerreform-Entwurf auch noch einmal deutlich gemacht habe. Wir fordern mit Nachdruck ein, dass die in diesen Punkten zugesagten Verbesserungen nun klar in einen haltbaren rechtlichen Rahmen gegossen werden und nicht etwa durch allfällige andere Bestimmungen konterkariert werden, hieß es in der Aussendung am Sonntag. Nachschärfungen bei Mehrwertsteuer gefordert Bei der geplanten Anhebung der Grunderwerbssteuer gehe man davon aus, dass, wie zugesagt, der Immobilienpreisspiegel als Grundlage für die Grunderwerbssteuer heran genommen wird (mit einem 30%-igen Abschlag), so die VP-Landeschefs. Im betrieblichen Bereich wollen Haslauer, Platter und Wallner, dass es zwei Optionen gibt: Entweder einen Freibetrag in Höhe von 900.000 Euro und dann ein Stufenmodell oder die Begrenzung mit 0,5 Prozent des Verkehrswertes. Zudem fordern die Landeshauptleute, dass bei unentgeltlichen Liegenschaftsübertragungen mitübernommene Lasten nicht mit dem Höchststeuersatz zu belasten sind. Dies gelte sinngemäß auch für den Privatbereich im Zusammenhang mit der Übernahme von Wohnrechten, hieß es in der Aussendung. Bei den geplanten Anhebungen der Mehrwertsteuer von zehn auf 13 Prozent in bestimmten Bereichen fordern die Landeschefs vor allem beim Beherbergungsbereich Nachschärfungen. Es müsse die Zusage eingehalten werden, einen bestimmten Anteil des Zimmerpreises (etwa im Bereich Halb- oder Vollpension) auf den Bereich Verpflegung, der mit nur zehn Prozent Steuer belastet wird, anzurechnen. Eine Klarstellung in der entsprechenden Richtlinie fordern die Landeshauptleute außerdem hinsichtlich der neuen Abschreibungsregeln, die in Zukunft vorsehen, dass jene beweglichen Gegenstände, die bisher als unbeweglich behandelt wurden, künftig nach der betriebsüblichen Nutzungsdauer abgeschrieben werden können (etwa sanitäre Einrichtungen, Bäder, Bodenbeläge). Grüne kritisieren Entwurf zum Bankgeheimnis Die Grünen sind indes mit dem nun vorliegenden Regierungs-Entwurf zum Bankgeheimnis noch nicht zufrieden. Konkret geht ihnen der Rechtsschutz zu wenig weit, wie Bundessprecherin Eva Glawischnig am Sonntag zur APA sagte. Am Montagvormittag gibt es neuerlich Gespräche zwischen Regierungsvertretern und den Grünen. Glawischnig pocht auf der von ihrer Fraktion geforderten Einrichtung eines Senates beim Bundesfinanzgerichtes anstatt des von der Regierung vorgesehenen Rechtsschutzbeauftragten. Der Rechtsschutz sei der Knackpunkt hinsichtlich einer Zustimmung der Grünen, sagte die Parteichefin; im aktuellen Regierungs-Entwurf gehe dieser nicht weit genug. Die Regierung braucht für ihr Vorhaben der Lockerung des Bankgeheimnisses bekanntlich eine Zwei-Drittel-Mehrheit und damit das Ja einer der beiden großen Oppositionsparteien Grüne oder FPÖ - letztere hat ja bereits eine Zustimmung ausgeschlossen. Der Entwurf, den die Grünen bereits Freitagmittag - noch vor Ende der Begutachtungsfrist, wie Glawischnig anmerkte - erhalten haben, sieht ein Vier-Augen-Prinzip und die Einrichtung eines Rechtsschutzbeauftragten vor. Kritisch sehen die Grünen vor allem, dass der Rechtsschutzbeauftragte die Kontenöffnung nicht im Vorfeld bewilligen muss, sondern nur ins Verfahren eingebunden ist. Wir bleiben bei unserem Vorschlag, einen eigenen Senat beim Bundesfinanzgericht einzurichten, dieser sollte vorab - wie bei gerichtlichen Strafverfahren - über das Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen und die Verhältnismäßigkeit der Einsichtnahme in einem Schnellverfahren entscheiden, wiederholte die Grünen-Chefin ihre Forderung. Es sei auch bedauerlich, dass zahlreiche sehr ernst zu nehmende Anmerkungen aus den Stellungnahmen im Begutachtungsprozess nicht in die Adaptierung des Entwurfes Eingang gefunden hätten. Wir werden Sorge dafür tragen, dass die Anregungen nicht verloren gehen, der Entwurf hat offensichtlich das Begutachtungsende nicht abgewartet, sagte Glawischnig.
3Wirtschaft
Für Nexus-Geräte – Dazu noch andere schwere Probleme mit aktuellem Patch Day bereinigt. Im Trubel um die Veröffentlichung von Android 6.0 geht es beinahe schon unter: Mit der neuen Version werden auch Sicherheitslücken geschlossen – und zwar in beeindruckendem Ausmaß: Alleine im viel diskutierten Media Framework Stagefright bereinigt Google 28 kritische Probleme. Kritisch bedeutet in diesem Fall, dass Angreifer von außen Code einschmuggeln und mit den Rechten des Media-Frameworks zur Ausführung bringen können. Die aktuelle Häufung ergibt sich daraus, dass nach den ersten Berichten über Stagefright-Probleme offenbar sowohl extern als auch intern bei Google zahlreiche Sicherheitsforscher das Media-Framework genauer unter die Lupe genommen haben. Die dabei gefundenen Bugs verteilen sich den auch jeweils genau zur Hälfte auf diese beiden Gruppen. Doch mit den Stagefright-Fixes ist es noch nicht getan: Das aktuelle Update bereinigt nämlich noch vier weitere kritische Sicherheitslücken in diversen Bibliotheken, die zur Medienwiedergabe genutzt werden. Darunter auch jenen Bug in der libutils, der vor kurzem bekannt wurde, und der mittels manipulierter MP3/MP4-Dateien ausgenutzt werden kann. Dazu kommen dann noch fünf Sicherheitslücken, die Google mit Gefährdungsgrad hoch versieht, drei moderate und ein niedrig eingestuftes Problem. All diese werden bei den aktuell noch unterstützten Geräten von Googles Nexus-Reihe mit dem Update auf Android 6.0 bereinigt. Eine Ausnahme bilden Nexus 4 und Nexus 10: Diese bekommen zwar keine Aktualisierung auf Marshmallow, erhalten die erwähnten Fixes aber per Update für Android 5.1.1. Da Google bei Sicherheitsaktualisierungen die Android-Version nicht verändert, hat man sich etwas anderes einfallen lassen, um den aktuellen Status der einzelnen Geräte zu kennzeichnen. In den Systeminformationen findet sich nun ein zusätzlicher Eintrag für den Android Security Patch Level. Mit dem jetzigen Update steht dieser auf 1. Oktober 2015. Und einmal mehr heißt es am Ende eines solchen Artikels: Mit dem aktuellen Update werden nur die Geräte von Google selbst geschützt. Wann – und ob – andere Hersteller nachziehen, ist weitgehend unbekannt. Zwar versprechen auch Samsung und LG mittlerweile monatliche Sicherheitsupdates, bisher scheint dieser Mechanismus aber noch nicht wirklich zuverlässig ins Laufen gekommen zu sein.
0Web
Abschaltung beginnt im Frühjahr 2016 – Branche informiert Kunden im Internet und mit Werbespot – Betroffene brauchen entweder geeigneten Fernseher oder Zusatzbox. Die Kabelnetzbetreiber drehen 2016 das analoge Empfangssignal komplett ab. Für alle Betroffenen bleiben die Schirme dann schwarz. Damit das so gut wie nicht vorkommt, wird der Fachverband der Telekom- und Rundfunkunternehmen in der Wirtschaftskammer (WKO) voraussichtlich nächste Woche eine Info-Webseite einrichten, auch ein TV-Spot ist geplant. Die Abschaltung soll im Frühjahr 2016 beginnen. Wie viele Österreicherinnen und Österreicher nach wie vor über analoges Kabel fernsehen, ist schwer zu sagen. Laut RTR waren es Ende 2011 noch 70 Prozent der Kabelhaushalte, 2014 noch rund ein Drittel. Gemäß Teletest empfingen Ende 2014 rund 12 Prozent aller österreichischen TV-Seher ihre Programme via analogem Kabel. Auf Basis von rund drei Millionen österreichischen Fernsehhaushalten wären es einige Hunderttausend. Beim Wiener Kabelnetzbetreiber UPC gibt es mit UPC Mini ein Produkt, das derzeit sowohl analoges als auch digitales Signal bietet. Wie da das Verhältnis ist, weiß UPC nur aus Umfragen. Die firmeninternen Schätzungen werden aber nicht bekannt geben. Es ist anzunehmen, dass viele, vor allem langjährige Kabelkunden, nicht wissen, dass sie noch analog fernsehen. Für sie fielen bei UPC in ganz Wien schon 2014 acht Sender weg, darunter Arte und CNN. Nun werden sie 2016 – sofern sie weiter fernsehen wollen – zum Umstieg gezwungen. Analoges Kabelfernsehen gilt seit längerem als Auslaufmodell, dennoch ging die Digitalisierung im Gegensatz und Antenne und Satellit langsamer vonstatten. Fernsehen über Satellit und Antenne wird bereits seit 2013 nicht mehr analog, sondern ausschließlich digital ausgestrahlt. Antennenfernsehen erlebt unter dem neuen, digitalen Standard DVB-T2 eine Renaissance. Die ORF-Sendetechniktochter ORS, an der auch Raiffeisen beteiligt ist, bietet mit simpliTV ein Konkurrenzangebot zu Kabel und Satellit. UPC, Österreichs größter Kabelbetreiber, empfiehlt seinen betroffenen Kunden, bereits jetzt auf digital umzusteigen. Die Kunden würden aber ohnehin rechtzeitig über die weitere Vorgehensweise informiert. Jene Sender, die in Zukunft analog nicht mehr verfügbar sein werden, stehen weiterhin digital und unverschlüsselt zur Verfügung, erklärte eine UPC-Sprecherin der APA. Wir stehen mit den Hausverwaltungen direkt in Kontakt, die wiederum die Bewohner informieren, auch wenn sie nicht UPC-Kunden sind. Aus Sicht der Kabelnetzbetreiber bietet die Umstellung Vorteile. Man könne mehr TV-Kanäle in besserer Qualität anbieten, außerdem würden Kapazitäten für mehr HD-Programme und schnelleres Internet frei. Einen Nachteil gibt es aber: Für den Digital-Empfang ist entweder ein geeigneter Fernseher mit eingebautem DVB-C-Tuner oder eine zusätzliche Box notwendig.
0Web
Verdächtige sollen in direktem Kontakt mit Führung in Syrien gestanden sein. Madrid – Die spanische Polizei hat zwei mutmaßliche Mitglieder der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) festgenommen. Wie das Madrider Innenministerium am Dienstag mitteilte, verhafteten die Sicherheitskräfte einen 32-Jährigen in Mataró bei Barcelona und eine 19-Jährige in Pájara auf der Kanaren-Insel Fuerteventura. Die aus Marokko stammenden Verdächtigen hätten in direktem Kontakt zu den IS-Anführern in Syrien gestanden und seien in der Lage gewesen, Anschläge zu verüben. Sie hätten über das Internet Propagandamaterial des IS verbreitet, Morddrohungen in Frankreich und Spanien verschickt und einer hoch qualifizierten Zelle zur Anwerbung von Jihadisten angehört. Die Festnahmen deuteten darauf hin, dass die Terrormiliz ihre Strategie geändert habe, betonte das Innenministerium. Die neuen IS-Kämpfer müssen nicht mehr nach Syrien oder in den Irak reisen, um dort ausgebildet zu werden. Die Ausbildung erfolgt in dem Land, in dem die neuen Jihadisten wohnen. In Spanien wurden seit Anfang dieses Jahres etwa 100 mutmaßliche Islamisten festgenommen.
2International
Disziplinarrechtliche Konsequenzen für Mitarbeiter – Kärntner Polizist wollte "Schlepper an die Wand stellen". Insgesamt sieben Verfahren wurden in den vergangenen zwei Jahren gegen österreichische Polizisten und Mitarbeiter des Bundesheers wegen Hasspostings eingeleitet. Das geht aus Stellungnahmen der zuständigen Ministerien hervor, die DER STANDARD eingeholt hatte. So wurden im Verteidigungsministerium seit 2013 fünf Fälle bei der Disziplinarbehörde geprüft, dabei kam es zu vier Anzeigen. Die Verfahren seien noch offen, so ein Pressesprecher des Ministeriums. Aber: Es gibt keine Toleranz gegenüber diesen Vergehen, heißt es. Im schlimmsten Fall könnte Hetzern eine Entlassung drohen. Auch im Innenministerium kam es zu Vorfällen: Drei Disziplinarverfahren wurden in den vergangenen zwei Jahren wegen hetzerischer Kommentare auf Facebook und anderen sozialen Medien eingeleitet. Die Website Stoppt die Rechten, die von der Grünen Bildungswerkstatt mitfinanziert wird, hatte etwa den Fall eines Kärntner Polizisten aufgedeckt, der zur Selbstbewaffnung aufgerufen hatte. In mehreren Kommentaren hatte der Polizist weiters gefordert, Schlepper und Kinderschänder an die Wand zu stellen. Außerdem wollte der Polizist bei Demos von linken Aktivisten Blei statt Gummigeschoße einsetzen. Österreichische Behörden zeigen ebenso wie viele andere Arbeitgeber eine Nulltoleranzpolitik gegenüber Hetzern. In den vergangenen Monaten war es unter anderem beim Roten Kreuz, bei Porsche und der Supermarktkette Spar zu Entlassungen gekommen. Arbeitsrechtlich dürften diese in Ordnung gehen, da Hasspostings dem Ansehen des Arbeitsgebers schaden.
0Web
Russische Firmen dürften unter bestimmten Bedingungen Nuklear-Ausrüstung in den Iran ausführen. Moskau – Gut vier Monate nach der Einigung im Atomstreit mit dem Iran lockert Russland ein Exportverbot für sensible Technologien in die Islamische Republik. Russische Firmen dürften unter bestimmten Bedingungen Nuklear-Ausrüstung in den Iran ausführen sowie das Land in seinem Atomprogramm finanziell und technisch unterstützen, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Erlass von Präsident Wladimir Putin. Nach jahrelangen Verhandlungen hatten sich die fünf UN-Vetomächte Russland, USA, China, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschland Mitte Juli mit der Regierung in Teheran auf eine Beschränkung des Atomprogramms geeinigt. Im Gegenzug sollen die Sanktionen gegen den Iran schrittweise aufgehoben werden. Putin traf am Montag zu einem Besuch im Iran ein. Der iranische Botschafter in Moskau gab am Montag laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Tasnim zudem bekannt, dass Russland mit der Auslieferung des S-300-Raketenabwehrsystems begonnen habe. Die Erlaubnis für Geschäfte mit der iranischen Atomindustrie bezieht sich dem Dekret zufolge auf die Modernisierung des Schwerwasser-Reaktors Arak, auf Umbauten in der Uran-Anreicherungsanlage Fordow sowie auf den Import von Roh-Uran und den Export der angereichertem Form des radioaktiven Stoffs. Die Uran-Anreicherung stand im Mittelpunkt des jahrelangen Atomstreits, in dem der Iran verdächtigt wurde, unter dem Deckmantel der zivilen Nuklearnutzung Atomwaffen zu entwickeln. Der Iran bestreitet das. Uran kann je nach Anreicherungsgrad als Brennstoff für Atomkraftwerke oder aber für den Bau von Kernwaffen genutzt werden.
2International
Soll das Aufnehmen von Screenshots erleichtern, ideal für Video-Tutorials. Microsoft will mit einem neuen Screenshot-Programm namens Snip für das unkomplizierte Aufnehmen von Bildschirmfotos sorgen. Nun wurde eine Beta-Version des Programms veröffentlicht. Bildschirmaufnahmen kann mit wenigen Klicks ein Audio-Kommentar hinzugefügt werden, außerdem kann man über Fotos zeichnen und sie mit Anmerkungen versehen. Die bearbeiteten Screenshots werden lokal gespeichert, können aber auch mit Audio als mp4-Datei auf Microsofts Servern hochgeladen und dann in Websites eingebettet werden. Microsoft Snip ist ein kleiner Baustein im Bemühen des Unternehmens, Produktivität in den Vordergrund zu stellen. Arbeitsabläufe sollen durch Snip massiv erleichtert werden. Wie TheVerge anmerkt, gibt es zwar eine ganze Reihe an Screenshot-Programmen für Windows, die meisten seien aber nicht kostenfrei.
0Web
Bündnis soll Konservativen Passos Coelho aus dem Amt drängen. Lissabon – Die Tage der Mitte-Rechts-Regierung in Portugal könnten gezählt sein: Die Sozialisten wollen aus den Linksparteien ein Regierungsbündnis schmieden und Ministerpräsident Passos Coelho so aus dem Amt drängen. Ein solches Bündnis galt bisher als ausgeschlossen. Gut eine Woche nach den Parlamentswahlen in Portugal haben die Sozialisten (PS) den Versuch gestartet, mit einem breiten Linksbündnis die Regierungsmacht zu übernehmen. Der PS-Parteichef Antonio Costa begann Verhandlungen mit anderen Linksparteien im Parlament, um die Mitte-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Pedro Passos Coelho abzulösen. Bis zum Ende der Woche werde man sehen, ob die Grundlage für eine gemeinsame Regierung der Linken vorhanden sei, sagte Costa am Montagabend nach einem Treffen mit Staatspräsident Anibal Cavaco Silva in Lissabon. Der PS-Parteichef hatte zuvor Gespräche mit der Sprecherin des marxistischen Linksblocks (BE), Catarina Martins, geführt. Es habe dabei eine Annäherung in einer Reihe von Punkten gegeben, berichtete er. Die BE-Sprecherin betonte: Nun wird klar, dass die Regierung von Passos Coelho am Ende ist. Das Mitte-Rechts-Bündnis namens Portugal a Frente (PaF/Portugal voran) von Passos Coelho war aus der Wahl am 4. Oktober erneut als stärkste Kraft hervorgegangen, hatte aber die absolute Mehrheit verloren. Die linken Oppositionsparteien PS und BE sowie das von den Kommunisten geführte Bündnis CDU errangen zusammen mehr als die Hälfte der Sitze. Costa kündigte an, in den kommenden Tagen solle in Verhandlungen mit dem Linksblock geprüft werden, ob die noch bestehenden Differenzen überbrückt und die Grundlagen für eine stabile Regierung geschaffen werden könnten. Die Kommunisten hatten sich zuvor bereiterklärt, ein linkes Regierungsbündnis zu unterstützen. Staatspräsident Anibal Cavaco Silva hatte Passos Coelho in der vorigen Woche mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt. Ein Gespräch des amtierenden Regierungschefs mit dem bisherigen Oppositionsführer Costa blieb jedoch ohne Ergebnis. Ein Regierungsbündnis der drei linken Parteien galt bisher vor allem aufgrund großer Differenzen in der Finanzpolitik als praktisch ausgeschlossen. Der Linksblock und die Kommunisten lehnen die Sparauflagen der europäischen Institutionen grundsätzlich ab. Die Sozialisten treten dagegen nur für eine Modifikation der Sparpolitik ein.
2International
Jungtiere konnten alle gerettet werden – Brennender Reifen verursachte Feuer. Graz – Drei Dutzend junge Stiere haben Freitagfrüh für Aufregung auf der A9, der Pyhrnautobahn, gesorgt. Ein Transporter hatte im Bosrucktunnel zu brennen begonnen und schaffte es gerade noch auf den Pannenstreifen vor dem Portal. Bevor die Feuerwehr löschen konnte, musste sie einen Teil der Tiere vom Anhänger holen, berichtete die Asfinag. Der Tiertransporter war gegen 4.30 Uhr auf der A9 von Deutschland in Richtung Graz unterwegs, als mitten im Tunnel ein Reifen zu brennen begann. Der Fahrer blieb nicht stehen, sondern lenkte das rauchende Fahrzeug noch bis zum Pannenstreifen am Südportal, bevor er anhielt. Die Stiere mussten vor dem Löschen teilweise vom Fahrzeug heruntergeholt und auf der Autobahn geparkt werden. Die Stiere waren alle unverletzt und sind brav stehen geblieben, berichtete Asfinag-Autobahnmeister Werner Gaisberger. 35 Helfer der Feuerwehr konnten den Brand bald unter Kontrolle bringen. Die Lösch- und Aufräumarbeiten dauerten mehr als vier Stunden.
1Panorama
Regierungschef Winfried Kretschmann freut sich über Platz ein, CDU und SPD lecken nach herben Verlusten ihre Wunden. Stuttgart/Berlin – Umfragen sind zunächst ja nur Momentaufnahmen. So hatte der einzige und erste grüne Ministerpräsident von Deutschland – nämlich Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg – in den letzten Wochen vor der Wahl reagiert, wenn er auf die guten Umfragewerte seiner grünen Partei angesprochen wurde. Nur nicht unbescheiden sein und im letzten Moment die Show vermasseln schien sein Motto zu lauten. Es hat sich ausgezahlt. Laut ersten Hochrechnungen wurden die Grünen am Sonntag in Baden-Württemberg – und somit überhaupt in einem deutschen Bundesland – die stärkste Kraft. Die Baden-Württemberger haben noch einmal Geschichte geschrieben, freute sich Kretsch mann bei der Wahlparty und erneuerte gleich seinen Führungsanspruch: Ich sehe in diesem Wählervotum den Auftrag, erneut die Landesregierung zu bilden und den Ministerpräsidenten zu stellen. Schon bei der letzten Wahl, im Jahr 2011, hatten sie stark zulegen können. Dies lag damals am Fukushima-Effekt, vier Tage vor der Wahl hatte sich der Super-GAU im japanischen Atomkraftwerk ereignet. Stärkste Kraft war – mit einigen Verlusten – die CDU geblieben, doch Kretschmann konnte mit seinen Grünen und der SPD die erste grün-rote Landesregierung in Deutschland bilden und schickte die Südwest-CDU nach 58 Jahren in die Opposition. Somit musste die CDU die Landtagswahl 2016 zum ersten Mal in ihrer Geschichte in Baden-Württemberg aus der Opposition heraus machen, und dies endete mit einem Misserfolg. Die Partei mit ihrem Spitzenkandidaten Guido Wolf sackte tief ab. Natürlich kann uns dieses Wahlergebnis nicht zufriedenstellen. Das ist ein Ergebnis, das die CDU Baden-Württemberg nicht kennt, kommentierte er enttäuscht den Wahlausgang. So wie die rheinland-pfälzische CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner hatte sich auch Wolf im Wahlkampf von der Asylpolitik von Kanzlerin Merkel distanziert und dem A2-Plan von Klöckner angeschlossen, in dem Tageskontingente und Registrierzentren in der Nähe der deutsch-österreichischen Grenze gefordert werden. Zumindest eines freut die CDU. Kretschmann kann nicht mit seinem grün-roten Wunschbündnis weiterregieren, dafür reicht es nicht, da die SPD so eklatant verloren hat. Die Sozialdemokraten, die zwar das Wirtschafts- und das Finanzministerium führten, sanken auf 13 Prozent und liegen damit nur knapp vor der erstmals angetretenen AfD. Die FDP ist wieder im Landtag vertreten. Es würde für Grün-Schwarz reichen, aber ein Bündnis mit den Grünen will Wolf nur eingehen, wenn er selbst Ministerpräsident werden kann. Kretschmann könnte aber auch noch zum bisherigen Koalitionspartner SPD die FDP ins Boot holen und eine etwas neue Form der Ampelkoalition bilden.
2International
Ein 20-Jähriger ist vor Gericht, da er aus nichtigem Grund einem Gegner viermal auf den Kopf gesprungen sein soll. Er gibt nur Prügel und Tritte zu. Wien – Haben Sie eine Erklärung, warum Sie so ausgerastet sind?, will Beate Matschnig, Vorsitzende des Geschworenengerichts, vom Erstangeklagten Klaudio K. wissen. Keine Ahnung, lautet die Antwort des 20-Jährigen, der sich gemeinsam mit seinem Stiefvater wegen Mordversuchs verantworten muss. Haben Sie Probleme gehabt?, bohrt Matschnig nach. Ja. – Womit? – Dem Leben. Wie es weitergehen soll. Am Abend des 17. Mai führte das Leben K. und das 37 Jahre alte Opfer Franz F. in Wien-Ottakring zusammen. Für F. endete das mit Brüchen mehrerer Gesichtsknochen, neun Tagen im Spital und sechs Wochen Flüssignahrung. Staatsanwältin Tanja Pree wirft K. vor, seinen Kontrahenten mit Faustschlägen und Tritten malträtiert zu haben und ihm schließlich viermal auf den Kopf gesprungen zu sein. Die Attacke gibt der Twen grundsätzlich zu, die Sprünge auf den Kopf bestreitet er aber. Ich bin 90 Kilo schwer. Wenn ich ihm auf den Kopf gesprungen wäre, wäre er tot, argumentiert der Erstangeklagte. Auch sein Verteidiger Markus Tschank beteuert: Er wollte dem Opfer eine ganz schwere Lektion erteilen, aber er hatte keine Tötungsabsicht. K. macht nicht unbedingt den besten Eindruck. Auf der Anklagebank verschränkt er immer wieder die Arme vor der Brust und schaut böse, bei der Befragung durch den Senat lacht er gelegentlich. Das hat er auch bei der Untersuchung durch die psychiatrische Sachverständige Gabriele Wörgötter immer wieder gemacht. Und damals gesagt: Wenn man es hundertmal erzählen muss, wird es komisch. Findet Matschnig nicht: Es ist noch immer nicht komisch. Begonnen hat der Vorfall in der U-Bahn-Station Ottakring. K. und sein Stiefvater Roman S. waren am Nachmittag samt dem zweijährigen Halbbruder an einer Tankstelle. Wir haben jeder eine Flasche Wein getrunken, sagt der Erstangeklagte. Stunden später, gegen 19.15 Uhr, sei man in der Station gewesen, das Kleinkind habe geweint. Plötzlich sei das Opfer gekommen und habe Ich bin ein 37-Jähriger und will meine Ruhe gesagt. Und: Ich nehme ihm die Zunge heraus, wenn er nicht ruhig ist, behauptet der 20-Jährige. Anschließend habe sich der Unbekannte entfernt. Und warum gehen Sie ihm dann nach?, interessiert die Vorsitzende. Ich wollte, dass er sich entschuldigt. Laut Anklage hat er F. in der Nähe der Station zunächst von hinten angegriffen und über einen niedrigen Zaun gestoßen, ehe Prügel und Tritte folgten. Das Stoßen bestreitet er: Ich attackiere Menschen nicht von hinten, stellt er kategorisch fest. Außerdem habe auch F. ihn angreifen wollen. Auf dessen Kopf sei er – anders, als mehrere Zeugen behaupten – definitiv nicht gesprungen. Woher die massiven Verletzungen stammen? Vielleicht von den Fäusten. Es kann auch sein, dass ich ihn mit den Tritten ein-, zweimal am Kopf erwischt habe. Sein Stiefvater habe lediglich zwei Watschen beigesteuert – es steht allerdings auch ein Tritt in den Nacken im Raum. Der Auftritt des medizinischen Sachverständigen Christian Reiter sorgt dann für eine Überraschung. Denn er schließt aus, dass die Verletzungen durch Sprünge auf den Kopf verursacht wurden. Nur bei einer Verletzung findet er Spuren, die von einem Tritt herrühren könnten. Prinzipiell könne auch schon ein Kopftritt tödlich sein, im konkreten Fall sei es aber zu keinen lebensgefährlichen Verletzungen gekommen. Die psychiatrische Expertin Wörgötter referiert, dass K. bei der Untersuchung unwillig und widersprüchlich gewesen sei und teils gelogen habe. Er sei eine unreife Persönlichkeit und möchte gerne stark und wichtig sein. Möglicherweise habe er dem Stiefvater etwas beweisen wollen. Zurechnungsfähig sei der Erstangeklagte aber, auch für eine Einweisung reicht es nicht. Eine Abartigkeit kann – ich betone – noch nicht festgestellt werden. Aber eine Therapie ist unbedingt notwendig, sagt sie über den wegen Diebstahls Vorbestraften. Der Auftritt des Opfers ist kurz: Er kann sich an die Tat selbst nicht mehr erinnern. Er schildert, dass ihm die beiden Männer in der U-Bahn-Station beim Aufzug aufgefallen seien, als sie etwas gedeutet hätten. Auf dem Bahnsteig habe ihn der Erstangeklagte dann auf Slowakisch angesprochen, er selbst habe gesagt, er spreche nur Deutsch, und sei gegangen. Haben Sie ein Kind gesehen?, fragt Matschnig. Ja, da war ein Kinderwagen, aber das Kind war ruhig. Die Zeuginnen und Zeugen bleiben bei ihrer Darstellung, ein Wega-Beamter demonstriert sogar die Sprünge auf den Kopf. Am späten Nachmittag verkündet Richterin Matschnig das Urteil: Der 20-Jährige wird wegen Mordversuchs zu vier Jahren und zehn Monaten Freiheitsstrafe verurteilt, sein Stiefvater, der ebenfalls zugeschlagen hat, wird wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Die Urteile sind rechtskräftig. Beide Männer wurden im Sommer in Leoben bereits wegen gewerbsmäßigen Diebstahls zu acht beziehungsweise zehn Monaten Haft verurteilt. Deshalb verhängt das Gericht nun Zusatzstrafen, die für den 20-Jährigen insgesamt 5,5 Jahre und für seinen Stiefvater insgesamt 3,5 Jahre Freiheitsentzug bedeuten. Dem Opfer wird ein Privatbeteiligtenbeitrag von 7.590 Euro zugesprochen.
1Panorama
Das 317. Wiener Derby war von der Ausgangsposition her ein Match der Gezeichneten. Es endete mit Rapids Heilung. Tomi schoss das Tor zum hochverdienten Erfolg. Ein Wiener Derby ist manchmal zweckgebunden, es dient der Therapie. Rapid und die Austria kränkeln, die einen machen angeblich nur eine Ergebniskrise durch (Rapid), die anderen (Austria) treffen und treffen nicht ins Tor. Und zwar tatsächlich seit drei Partien. Titelverteidiger Red Bull Salzburg hat, ohne zu überzeugen, die beiden nicht nur in Wien populären Vereine in der Meisterschaft abgehängt. Die 317. Derby-Auflage am Sonntagnachmittag vor 26.200 Zuschauern im Happel-Stadion war an Spannung also überbietbar, gerade diese Form von Nebensächlichkeit machte den Reiz aus. Rapids Trainer Zoran Barisic nominierte den Spanier Tomi als Sturmspitze, was wiederum Matej Jelic gekränkt haben dürfte. Kollege Thorsten Fink setzte auf Kevin Friesenbichler, das mag einen nostalgischen Grund gehabt haben. Friesenbichler erzielte im Herbst kurz vor Schluss das Siegestor zum 2:1. Olarenwaju Kayode war Austrias Jelic. Auswärts hat übrigens Rapid zweimal glatt gewonnen (5:2, 3:0). Die Grünweißen begannen forsch, schließlich sind sie Zweiter, während die Violetten als Dritte Sturm Graz im Nacken spüren. Kapitän Steffen Hofmann, der 35-Jährige wurde vor Anpfiff für sein 501. Pflichtspiel geehrt (das 500. fand in Wolfsberg statt, kein passender Partyplatz), versuchte mit Steil- und Wechselpässen die Sache zu beschleunigen, Löcher in das System der Austria zu bohren. Das gelang phasenweise, der flinke Linksaußen Florian Kainz wirbelte, vollierte an Robert Almers Tor vorbei (16.). 21. Minute: Steffen Hofmann schießt nach Zuspiel von Kainz relativ knapp drüber. 44. Minute: Stefan Schwab trifft das Außennetz. Schiedsrichter Harald Lechner war bemüht, nur das Notwendigste zu pfeifen, er wollte dem Spiel der Gezeichneten den Fluss, der mitunter zum Bach geriet, nicht nehmen. Fazit der ersten Hälfte: Rapid bestimmend, ballsicherer und gefährlicher, die Austria harmlos. An der Charakteristik änderte sich wenig, Rapid agierte, drängte, hatte Pech. 50. Minute: Verteidiger Stephan Auer schlenzt den Ball an die Latte. 54. Minute, historische Szene, erste Chance der Austria: Richard Strebinger wehrt Marco Meilingers Schuss kurz ab, Roi Kehat macht aus dem Abpraller genau nichts. Kehat geht, Kayode kommt. 58. Minute: Rapid erzielt das längst fällige 1:0. Auf billige Weise. Alexander Grünwald versucht einen Abschlag aus dem Strafraum, er schießt allerdings Louis Schaub an, der Ball landet bei Tomi, der ihn durch Almers Beine über die Linie schiebt. Die Hütteldorfer ließen nichts mehr anbrennen, haben sich selbst therapiert. Der Rückstand auf Salzburg beträgt weiter sechs Zähler, der Vorsprung auf die Austria wurde auf acht ausgebaut. Immerhin hat Patient Austria noch eine Titelchance. Sie gastiert am Mittwoch in Salzburg, das Halbfinale des Cups steht an. Klingt nach Krankenhausaufenthalt. (Christian Hackl, 17.4.2016) SK Rapid Wien – FK Austria Wien 1:0 (0:0) Ernst-Happel-Stadion, 26.200 Zuschauer, SR Lechner Tor: 1:0 (58.) Tomi Rapid: Strebinger – Pavelic, Dibon, M. Hofmann, Auer – Grahovac, Schwab – Schaub (77. Schobesberger), S. Hofmann (87. Nutz), F. Kainz – Tomi (70. Jelic) Austria: Almer – F. Koch, Sikov, Rotpuller, Martschinko – Holzhauser, A. Grünwald – Gorgon (70. Venuto), Kehat (57. Kayode), Meilinger (87. Serbest) – Friesenbichler Gelbe Karten: keine
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Das bisher beste Virtual-Reality-System ist ein erster Schritt zum Holodeck. Der Weg dorthin ist aber hürdenreich. Der Traum davon, eines Tages in die virtuelle Realität zu reisen, ist so alt, wie Science-Fiction-Romane selbst. Nach verfrühten Gehversuchen in den 1980er-Jahren ist die Technik nun endlich tatsächlich fortgeschritten genug, um dieses Hirngespinst zu realisieren. Eines der ersten kommerziell verfügbaren VR-Systeme, das neben einer Reihe weiterer Lösungen 2016 am Markt erhältlich ist, nennt sich Vive – ein Gemeinschaftsprodukt von Elektronikunternehmen HTC und Softwarehersteller und Technologiepartner Valve. Diese Kombinantion aus Headset und Bewegungssteuerung ist derzeit das kompromissloseste Produkt seiner Art und ermöglicht es, Spiele und andere digitale Inhalte so zu erleben, als wäre man selbst in ihnen. Fiktive Welten, Kreationen aus Nullen und Einsen, verlassen dadurch scheinbar die physischen Grenzen von TV- und Monitorrändern und werden zu Orten, die man aufsuchen kann. Eine Illusion, die digitale Medien ungleich realer, greifbarer macht, und den Grundstein für eine Zukunft legt, in der man mit Hilfe von ein wenig Technologie fast alles erleben und überall sein kann, ohne einen Schritt vor die Tür zu setzen. Die Vive ist ein Ticket dahin, der Weg zum Holodeck oder der Matrix ist aber auch in diesem Fall noch von jeder Menge Hürden verstellt. Der Preis von 899 Euro, die aktuell schlechte Verfügbarkeit und ein leistungsstarker, nicht weniger teurer PC als technische Voraussetzung sind drei dieser Hindernisse. Um das entscheidende Gefühl der Präsenz zu gewährleisten, also die Empfindung sich physisch in einem virtuellen Raum zu befinden, setzt Vive auf ein ausgeklügeltes, aber nicht unkompliziertes System. Im Headset sind zwei Screens verbaut, die mittels vorgeschalteten Linsen ein ca. 110 Grad umspannendes Bild erzeugen. Sensoren greifen die Kopfbewegungen ab und erlauben es damit, sich 360 Grad in der virtuellen Welt umzusehen. Das Bild ist nicht gestochen scharf und man erkennt den Rand der Brille noch deutlich, doch es reicht, um schon in wenigen Sekunden in der Fantasie zu versinken und die technischen Limitierungen zu vergessen. Der Tragekomfort der Brille könnte noch klar höher sein, nach längeren Sessions zeichnet sich die Maske im Gesicht ab und hinterlässt vorübergehend Rötungen. Und besonders das schwere Kabel an der Hinterseite stört, aber dazu später mehr. Hervorragend ist dafür das Nutzungsgefühl. In unseren Tests mit mehreren Personen wurde keinem der Probanden schlecht. In der Regel sorgt VR immer dann für ein mulmiges Gefühl, wenn man Bewegungen macht, die man noch nicht kennt. Damit ist die Fortbewegung in VR genauso wie in echt ein Lernprozess. Damit einem die Technik keinen Strich durch die Rechnung macht und man aufgrund schwankender Bildraten seinen Mageninhalt entleert, müssen sich Anwender wie Entwickler an genaue Hardwarevorgaben halten. Im Test gab es diesbezüglich keine Probleme, solange kein anderes Programm die Leistung beeinträchtigte. Der Ton kommt über konventionelle Klinke-Kopfhörer, wird aber per Software so aufbereitet, dass sich die Quelle genau orten lässt. Die Hände werden in VR durch zwei eigens geschaffene Bewegungscontroller simuliert. Abzüge für Zeigefinger, Drucktasten für Handballen und die restlichen Finger sowie Vibrationsfeedback machen die Interaktion intuitiv. Über Trackpads für die Daumen können auch Scroll- und Dreh-Mechaniken abgebildet werden. Die Controller sind hochwertig verarbeitet, an der Ergonomie könnte aber noch ein wenig gefeilt werden. Verstärkt wird die Realitätsflucht mittels eines Roomscale getauften Erfassungssystem, das die Bewegungen des Anwenders scannt. Zwei diagonal im Raum platzierte Laser-Emitter erzeugen ein für das menschliche Auge nicht sichtbares Gitter, das von zahlreichen Sensoren auf der Brille und den Controllern erkannt und zur Positionserfassung im realen wie virtuellen Raum genutzt wird. Man kann auch im Sitzen oder Stehen spielen, doch mittels Roomscale kann man die fiktive Welt in Bewegung erleben, was die Illusion je nach Inhalt ungleich glaubwürdiger macht. So kann man sich etwa an Deck eines versunkenen Schiffes nach exotischen Fischen umsehen, oder im Kampf gegen schießende Drohnen ein wenig wie Neo den Projektilen ausweichen. Dass man dabei von Außen betrachtet etwas dämlich aussieht, lässt sich nicht verhindern, dafür wird aber mittels einmaliger Kalibrierung und einer Kamera im Headset verhindert, dass man unabsichtlich gegen reale Wände läuft. Kommt man dem Spielfeldrand zu nahe, taucht ein Gitter vor den Augen des Anwenders auf und zusätzlich kann die Umgebung dank Kamera als Videobild oder – noch etwas cooler – schemenhaft dreidimensional angezeigt werden. Von den aktuell verfügbaren Demos, Spielen und Anwendungen nutzen bereits dutzende Inhalte das System. Der Haken daran: Man benötigt recht viel Platz dafür. Mindestens 1,5 mal 2 Meter Freifläche setzt der Hersteller voraus, doch in der Praxis bewehren sich 2,5 mal 2,5 Meter wesentlich besser, um nicht ständig an die Grenzen zu stoßen. Und erste Spiele empfehlen bereits noch mehr Raum zum Spielen. Der Abstand der beiden Emitter soll aber nicht mehr als 5 Meter betragen. Da nicht jeder künftige VR-Anwender über so viel Platz verfügt, und zu viel Bewegung sowieso zu anstrengend für die Wohlstandsgesellschaft ist, bedienen sich Entwickler abseits dessen weiterer Tricks, um sich virtuell fortbewegen zu können. Beispielsweise kann man mit dem Controller auf eine Stelle zielen und sich per Kopfdruck dort hinbeamen. Und viele andere Erfahrungen wie Bogenschießen oder ein Musikspiel, bei dem man mit Schildern in der Hand im Rhythmus Beats abwehren muss, sind für den Stand ausgerichtet. In einem Raumschiff oder Auto wird man wiederum so oder so hinter das Steuer gesetzt. Für das Gefühl der Präsenz entscheidend ist, dass sich das Setting realitätsnah anfühlt. Die Controller fungieren hier als großartige Werkzeuge, um Interaktionen intuitiv zu gestalten. Ein Schwert wird nicht mit einem Joystick geschwungen, sondern mit dem Arm. Um eine Tontaube ins Visier zu nehmen, bewegt man kein Fadenkreuz mit der Maus, sondern richtet seine Hand aufs Ziel und schießt. Um genauer zu sein, kann man sogar über Kimme und Korn ins Schwarze blicken. Wie in der Realität fasst man auch in VR ganz viel mit den Händen an, führt Gegenstände zu sich heran und denkt schon bald nicht mehr darüber nach, ob man mit digitalen Bällen jonglieren kann oder sich Messer werfen lassen und, ob man vorbei schwebenden Quallen einen Stupser verpassen kann. In VR muss man niemanden erklären, wie er Minigolf zu spielen hat. Er setzt an und schlägt die Kugel ins Loch. Man tut es einfach und es fühlt sich erschreckend natürlich und präzise an. Dieses Maß an Realismus bildet den Grundstein dafür, dass man in VR Dinge erleben kann, von denen man in Wirklichkeit nur träumt. In einer interaktiven Geschichtsdoku wird man zu Neil Armstrong und kann die erste Mondlandung vom Start der Rakete bis zu den ersten großen Schritten auf dem fernen Himmelskörper selbst nacherleben. Im schwarzen Nichts von der Erde davon fliegend, werden einem mehr denn je die Dimensionen des Weltraums klar und auch, wie winzig man selbst ist. Raumschiffe, Meteoriten, unter Wasser vorbeiziehende Wale und selbst statische Gebäude bei einem virtuellen Tripp nach Rom wirken in VR eindrucksvoller, als in jedem Film oder auf jedem Bild, weil man durch seine eigene Präsenz den ultimativen Bezugspunkt hat. Einen Riesen vor sich zu haben und hinauf zu blicken, erinnert daran, wie man als Kind zu ersten Mal vor einem Wolkenkratzer stand. Auf einem virtuellen Berg stehend spürt man zwar noch nicht den kalten Wind im Gesicht, aber man hört ihn und blickt man die Abgrund herab, werden bei Höhenangst auch ein bisschen die Knie weich. Das erstaunliche daran ist, dass die Illusion selbst bei rudimentärerer Grafik aufrecht bleibt. Während moderne, traditionelle Videospiele dem Fotorealismus hinterherjagen, nimmt man in VR selbst Blockmännchen und Comicstile als authentisch wahr. Relation und Interaktion sind sorgen für die Immersion. Tatsächlich wirken in VR kleinste Effekte, die man in Filmen oder Spielen mittlerweile als selbstverständlich betrachtet, so viel intensiver, dass sich Entwickler derzeit noch bewusst mit der Reizüberflutung zurückhalten. Mit Displays vor den Augen, Kopfhörern im Ohr und dem Gefühl im Bauch, Teil dieser Fiktion zu sein, ist man dem Erlebnis vollkommen ausgeliefert. Ist die Umgebung interessant, beeindrucken selbst weitgehend passive Spaziergänge. Funkenflüge bringen einen wie reale Feuerwerke zum Staunen und allein in einem virtuellen Schlafzimmer aufzuwachen und die Schritte eines unbekannten Eindringlings im Haus zu hören, kann einem virtuell den Schrecken seines realen Lebens bereiten. Vielleicht gerade weil in dieser frühen Phase der virtuellen Realität noch alles so neu und intensiv wirkt, verzeiht man den aktuell verfügbaren Angeboten der Spiel- und Softwarehersteller, dass die meisten der dutzenden Inhalte zu teils gesalzenen Preisen noch einen starken Democharakter haben. Von rund 30 getesteten Werken, sind diese besonders in Erinnerung geblieben: Also kostenlose Sammlung veranschaulicht Valves The Lab exzellent, welche Einsatzmöglichkeiten es gibt. Bogenschießen oder ein riesiges Katapult demonstrieren typische, intuitive Interaktionen mit den Controllern als virtuelle Hände. Der exzellent funktionierende Highscore-Shooter Space Pirate Trainer (14,99 Euro) bietet derzeit eine einzige Umgebung und immer gleiche Gegnerwellen, zeigt aber dafür auf, wie viel besser Schießspiele in VR zu steuern sind als mit Gamepad oder einer Maus. Für nur 99 Cent kann man sich in The Visitor wiederum einen kleinen Herzinfarkt holen. Die Demo beweist effektiv, dass Horror in VR neue, nervenzerreißende Sphären erschließt. In der Werkstatt pfuschen und in der Küche Eier herumwerfen, ohne nachher aufräumen zu müssen, darf man in Job Simulator (27,99 Euro). Ziemlich spaßige Angelegenheit. Wer sich gerne im Rhythmus zur Musik bewegt, wehrt in Audioshield (19,99) Beats mit Schilden ab. Eine Kreuzung aus Tron und Guitar Hero, die süchtig macht. Songs werden über Soundcloud eingespielt, zwei Stages und drei Schwierigkeitsgrade stehen vorerst bereit. Zu den Spielen, die bereits so ein bisschen in die Zukunft der VR-Games blicken, gehört definitiv Budget Cuts. In der kostenlosen Demo infiltriert man ein Labor und macht sich dafür so ziemlich jede Interaktionsmöglichkeit zu nutze, die man sich vorstellen kann. Man durchsucht Schränke nach Schlüsseln, teleportiert sich an Gegnern vorbei und knockt Roboter mit Wurfmessern aus. Vielseitig hervorragend, hoffentlich, wird ein vollständiges Spiel daraus. An diese Vorreiterschaft hängt sich auch Out of Ammo (14,99 Euro) dran. Darin wird man zum Dirigenten einer kleinen Armee und muss mit den Händen eines Gottes Soldaten in einem Stützpunkt platzieren, um Gegnerwellen abzuwehren. Gleichzeitig kann man im Koordinationsstress selbst in die Rolle der Soldaten schlüpfen und Rambo spielen. Clever fordernd. Spiele sind als das interaktivste aller Medien der klare Showcase für VR, die Möglichkeiten von VR bereichern aber weit mehr Anwendungen und Sparten. So versuchen sich Entwickler bereits ziemlich überzeugend an VR-Filmen, dokumentarischen und nicht fiktiven Inhalten sowie an kreativen Programmen. 360-Grad-Filme, die das Umschauen in Szenen erlauben, sind die einfachste dieser Ideen und inspirieren derzeit Hollywood und Dokumentarfilmer genauso wie die Pornoindustrie. Bei letzterer Branche mangelt es im Hinblick auf die Vive allerdings noch an Support und guten Skripts, hört man. Im erotikarmen Test stachen daher diese Werke heraus: Ebenfalls in The Lab (kostenlos) zeigt eine Reisestation auf, wie virtueller Tourismus einmal aussehen könnte und ein VR-Sonnensystem, in dem man alle Planeten und die Sonne maßstabsgetreu anfassen kann, verdeutlicht, welches Potenzial VR für Unterrichtszwecke mit sich bringt. Wer in seinem Leben noch nicht in die Tiefen des Ozeans tauchen konnte, aber auch einmal Fische, Schildkröten und farbenfrohe Korallen aus nächster Nähe betrachten möchte, wird mit TheBlu (9,99 Euro) drei kurze aber große Unterseefreuden haben. Ein meditatives, beeindruckendes Erlebnis. Mit Tilt Brush (27,99 Euro) stellt Google ein hervorragendes VR-Mal- und Modellierprogramm bereit, mit dem man im Raum zeichnen und gestalten kann. Die Führung des Controllers als Pinsel klappt so intuitiv wie präzise und hat schon einige eindrucksvolle Skulpturen hervorgebracht. Apollo 11 VR (14,99 Euro) ist ein Dokumentarprojekt, das noch zukunftsweisend sein könnte. Darin erlebt man die Berichterstattung über die erste Mondlandung in den Schuhen eines Bürgers in den 60er-Jahren ebenso, wie den Raumflug und die finale Landung in der Rolle der Astronauten. Ein Erlebnis der völlig anderen, fast schon spirituellen Art ist Irrational Exuberance: Prologue (kostenlose Demo). Darin erwacht man mitten im Weltall und lässt einen Meteoritenschauer über sich ergehen. Eine visuell wie akustisch hypnotisierende Erfahrung. Aufregend an dieser VR-Geburtsstunde ist, dass mit jeder Woche neue spannende Werke erscheinen und die Messlatte praktisch im Stundentakt höher gelegt wird. Es erinnert ein wenig an die Gehversuche des Mobile-App-Marktes, als der Pioniergeist noch dominierte und das Feld für heute unerlässliche, aber auch viele überflüssige Anwendungen bereitet wurde. Dass sich VR noch in den Kinderschuhen befindet, wird aber vor allem dann klar, wenn man die Brille wieder abnimmt, weil ein Spiel abgestürzt ist oder doch nachkalibriert werden muss. Schon die Einrichtung der Vive ist in Anbetracht eines Massenmarktprodukts problematisch. Der vorausgesetzte PC muss mit Windows laufen und genaue Spezifikationsvorgaben erfüllen. Die zentrale Plattform bildet der PC-Spieledienst Steam, über den auch sämtliche Inhalte angeboten werden. Valve bietet hier einen Leistungstest an, der das eigene System auf Tauglichkeit prüft. Achtung: dabei kommt es auch auf die Anschlüsse an. Will man etwa nicht nur die Brille über HDMI anschließen, sondern auch den PC-Monitor, benötigt man eine Grafikkarte mit zwei HDMI-Ausgängen oder einen Adapter auf eine andere Schnittstelle. Die Installation und erstmalige Kalibrierung der Vive wird mittels einer gut verständlichen interaktiven Anleitung vorgenommen. Problemquellen gibt es aber viele – die bereits angesprochene Raumanforderung ist eine davon. Weiters sollten die Laser-Emitter fest an die Wand montiert werden, da selbst eine unabsichtliche Verrückung durch Erschütterungen eine Neukalibrierung erfordern könnte. Hinzu kommt, dass jeder der Emitter an den Strom angeschlossen werden muss, das kurze beiliegende Kabel zum Netzteil macht die Montage nicht einfacher. Die Controller integrieren einen Akku, der genügend Energie für mehrere Tage liefert. Zum Laden müssen sie an einzelne Netzteile oder andere Stromquellen mit USB-Ausgang angeschlossen werden. Und da die sie über eine eigene Firmware verfügen, müssen sie bei einem Update auch per Kabel an den PC angeschlossen werden. Den größten, wortwörtlichen Stolperstein stellt jedoch das dicke und schwere Kabel dar, das vom Headset ausgeht und über eine kleine Verteilerbox an den Strom und per USB und HDMI (oder DP) am PC angeschlossen wird. Gerade weil Vive eine Raumerfassung ermöglicht, stört dieses Ziehen am Hinterkopf. Bei einer maximalen Spielfelddiagonale von 5 Metern wirkt zudem das Kabel zu kurz bemessen. Für die alltägliche Nutzung muss man jedenfalls unbedingt bedenken, wo letztendlich der PC stehen soll. Neben diesen Hardware-Hürden und der generellen Platzfrage könnte zudem die softwareseitige Nutzung einfacher sein. Nicht immer liegt dabei die Schuld an den Herstellern. Steam VR ist zwar beispielsweise eine solide Plattform zur Auswahl und zum Start von VR-Inhalten, immer wieder muss man allerdings die Brille absetzen und auf den Desktop zurückkehren, weil ein Spiel abstürzt, sich die Windows-Firewall meldet oder (selten) ein Controller nicht erkannt wird oder Mätzchen macht. Dann muss man Steam VR neu starten und im schlimmsten Fall die Kalibrierung nochmals durchführen. Das Interface lässt sich ebenso noch stark simplifizieren. Um VR-Inhalte etwa auf dem PC-Monitor zu spiegeln und den Ton auch für Zuseher auszugeben, muss man in den Einstellungsmenüs die jeweiligen Ausgabequellen selbst anwählen. Viel Glück dabei, wenn ihr PC vier verschiedene kryptisch beschriebene Audioquellen anbietet. In der Testzeit gab es immer wieder einmal ein kleineres Problem, was sehr oft daran lag, dass die Spiele und Anwendung noch Vorversionen oder Demos waren. Das ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist es toll, dass die Plattform für viele spannende Projekte offen ist und so auch experimentellere Erfahrungen verfügbar sind, andererseits fühlen sich einige Erlebnisse damit wie Aufgaben für Tüftler an. Valve wäre auf alle Fälle gut damit beraten, das Portfolio hinsichtlich der technischen Umsetzung noch etwas strenger zu kuratieren und die Nutzung von Steam VR stark zu simplifizieren. Der große Widerspruch im Produkt Vive liegt darin, dass es Videospiele und digitale Inhalte auf eine Art und Weise begreifbar macht, die intuitiver und plastischer ist, als jede elektronische Medienform zuvor, und gleichzeitig ein Setup erfordert, das in der Komplexität herkömmlicher Computersysteme feststeckt. Der Preis ist hoch, aber das größte Hindernis auf HTCs und Valves Weg zur Medienrevolution ist der simple Umstand, dass man die Vive nicht einfach anstecken und benutzen kann. Vermutlich werden konsolenbasierte Systeme wie das kommende PlayStation VR und – wenn die Hardware einmal leistungsstark genug ist – mobile VR-Lösungen wir Gear VR hier Abhilfe schaffen. Richtig abheben wird dieses neue und wirklich bahnbrechende Medium jedenfalls erst dann, wenn es nicht nur erschwinglich für die Massen ist, sondern vor der eigentlichen Anwendung keine umfassende Erklärung und Einrichtung mehr benötigt. Bis dahin stellt HTC Vive aber dennoch einen absolut eindrucksvollen Beweis dafür dar, dass man virtuelle Welten so erleben kann, als wären sie real. So mächtig ist die Täuschung unserer audiovisuellen und haptischen Sinne. Wie schnell sich diese aufregenden neuen Möglichkeiten entwickeln werden, wird zu großen Teilen von der Neugier zahlungswilliger Enthusiasten und der Zuversicht von Softwarepionieren abhängen. Vielleicht wird es Jahre dauern, bis VR für uns so selbstverständlich erscheint, wie TV und das Internet. Für jemanden, der es in dieser Qualität ausprobiert hat, ist jedoch klar: es gibt keinen Weg zurück. (Zsolt Wilhelm, 1.5.2016) HTC Vive unterstützt Windows-PC und nutzt die Plattform Steam. UVP: 899 Euro.
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Neuer Streamingdienst von Apple überzeugt mit gutem Angebot und toller Musikauswahl, kränkelt jedoch an Bugs. Anfang Juni hat Apple auf seiner Entwicklerkonferenz den neuen Streamingdienst Apple Music als One More Thing enthüllt. Wirklich überraschend kam die Vorstellung aber nicht. Bereits seit Monaten galt es inoffiziell als bestätigt, dass Apple an einer Spotify-Alternative arbeitet und damit sein etwas angestaubtes Musikbusiness modernisieren möchte. Am 30. Juni gab es schließlich den Startschuss für Apple Music, die anfängliche Euphorie ist bei einigen Nutzern aber schnell wieder verflogen. Der WebStandard hat einen Blick auf den neuen Streamingdienst geworfen. Apple Music ist mehr als On-Demand-Streaming, Apple umfasst mit dem Begriff eine Reihe an Musikdiensten. Über das soziale Netzwerk Connect können Künstler in Kontakt mit ihren Fans treten, mit den Apple-Music-Radiosendern gibt es eine Reihe an Genre-Playlisten und mit Beats 1 sogar einen klassischen, moderierten Radiosender. Und dann wäre da natürlich noch die menschliche Komponente. Apple hebt hervor, dass eine passende Musikauswahl nicht nur von Software-Algorithmen getroffen werden kann. Der Konzern setzt deshalb stark auf betreute Wiedergabelisten und Musikempfehlungen. Die notwendigen Infos für Empfehlungen holt sich Apple Music direkt beim Abschluss eines Abos. Der Nutzer wird nach seinen Präferenzen befragt und gibt in einem hübschen und sehr dynamischen User-Interface seine Lieblingsgenres und -bands an. Auch die Zusammenstellung der bisherigen iTunes-Mediathek, die mit der iCloud-Musikmediathek in die Wolke wandert, dürfte wohl eine Rolle spielen. In der Für mich-Sektion in Apple Music gibt es fortan personalisierte Empfehlungen, die durch Verwendung des Dienstes und Favorisieren von Bands, Alben und Songs noch passender und genauer werden sollen. Wie sich im WebStandard-Test gezeigt hat, funktionieren diese Empfehlungen auch tatsächlich. Sie führten sogar zu einem richtigen Aha-Erlebnis. Apple Music empfahl das kürzlich erschienene Album einer ehemaligen Lieblingsband des Autors – einer Band, von der er eigentlich dachte sie hätten sich aufgelöst. Woher die Empfehlung genau kam, lässt sich nicht nachvollziehen – weder wurde die Band als Favorit angegeben, noch auf Connect geliket. Womöglich hat sich Apple Music die Info aus der iTunes-Mediathek gezogen. Das Interesse an Apple Music war aber spätestens nach dieser Erfahrung geweckt. Zu Apple Music gehört auch Connect, nach dem gescheiterten Ping der zweite Versuch von Apple an einem sozialen Musiknetzwerk. Künstler können über Connect Statuseinträge, Musik, Bilder und Videos posten und damit in Kontakt zu ihren Fans treten. Diese können ihren Lieblingskünstlern wiederum folgen, sehen alle Einträge in einem Newsfeed und können sie kommentieren, liken und sharen. Der Dienst hinterlässt zwar einen ganz netten Eindruck, wirft aber gleichzeitig die Frage auf, ob neben Facebook, Twitter und Co. noch ein weiterer Nachrichtenstream überhaupt notwendig ist. Zudem hat Connect ein paar merkwürdige Eigenheiten: Einträge ließen sich vereinzelt aus unerfindlichen Gründen nicht abspielen, weder auf dem iPad noch unter iTunes am Mac. Ebenso nicht nachvollziehbar war, dass wir in Connect plötzlich irgendwelchen Künstlern folgten, ohne das jemals angeklickt zu haben. Deren Statuseinträge wurden im Newsfeed sogar angezeigt, nachdem wir sie aus der Liste gelöscht hatten. Diese Probleme schmälern das Interesse an Connect enorm und man muss sie wohl unter den Kinderkrankheiten eines neuen Dienstes verbuchen, von denen es bei Apple Music leider noch ein paar weitere gibt. Neben den Problemen mit Connect tauchten bei unserem Test noch ein paar weitere Probleme auf, vor allem bei der Nutzung von Apple Music am iPad. Die Musik-App konfrontierte uns häufig mit enormen Lade- und Wartezeiten, die sehr oft in einem Absturz der App endeten. Auch unter iTunes am Mac würde der Navigation durch Apple Music noch ein kleiner Geschwindigkeitsschub gut tun. Ärgerlich sind auch Probleme mit der iCloud-Musikmediathek, dem iTunes Match von Apple Music. Mehrere Nutzer berichten, dass diese Funktion für Chaos in ihren Mediatheken sorgt und Cover wild durcheinander würfelt. Bei unserem Test konnten wir ebenfalls Probleme mit der iCloud-Musikmediathek, mit der die iTunes-Bibliothek synchronisiert wird, nachvollziehen. Songs eines Albums aus Apple Music wurden nur vereinzelt der Wolke hinzugefügt. Dies hatte zur Folge, dass eine Wiedergabeliste mit den betroffenen Liedern nicht mit der Cloud synchronisiert werden konnte und damit auf anderen Geräten nicht zur Verfügung stand. Erst nach einer manuellen Auswahl, die Titel der iCloud hinzuzufügen, klappte die Synchronisierung wie gewünscht. Über solche und ähnliche Probleme gibt es zahlreiche Meldungen im Internet. Ärgerlich ist zudem, dass aus der iCloud-Musikmediathek heruntergeladene Songs mit einem Kopierschutz versehen sind. Bei der aus Apple Music heruntergeladenen Musik ist das noch selbstverständlich – immerhin könnte man sich sonst alle gewünschten Alben laden und danach das Abonnement wieder kündigen. Jedoch werden selbst Lieder, die von einer CD gerippt worden sind, mit einem Kopierschutz versehen. Man synchronisiert also DRM-freie Versionen mit der iCloud, kann die Songs aber nur mit DRM-Schutz wieder herunterladen. Als Backup ist die iCloud-Musikmediathek damit nicht geeignet. Für gewöhnlich werden Software und Dienste von Apple ja aufgrund ihrer einfachen und intuitiven Bedienung geschätzt. Auf den Musikbereich trifft das nicht zu. iTunes gilt bereits seit Jahren als eines der umfangreichsten Softwareprodukte von Apple und ist bei vielen Nutzern als zu überladen verschrien. Apple Music fügt dem Programm nun noch mehr Funktionen, noch mehr Menüs und noch mehr Einstellungen hinzu. Die Probleme zeigen zudem, dass so manches eben nicht einfach so funktioniert und man sich erstmal um Problemlösungen kümmern muss. Damit nicht genug, wird auch die Musik-App unter iOS 8.4 zum Hub für lokale, gestreamte und in der iCloud verfügbare Musik und in der Übersichtlichkeit und Komplexität damit fast schon zum zweiten iTunes. Welche Musik nun wirklich aus meiner Mediathek und welche von Apple Music stammt, ist nur noch in Untermenüs ersichtlich. Alles wird zusammengewürfelt und im Bereich Meine Musik angezeigt – keine sehr passende Bezeichnung für Musik, an der man nur Streamingrechte besitze und die man für das Autoradio nicht auf CD brennen kann. Apple Music bietet wie bereits angesprochen aber mehr als nur On-Demand-Streaming, allen voran sei hier der Radiosender Beats 1 genannt. Es erscheint dabei etwas amüsant, dass Apple seinen modernen Streamingdienst gerade mit einem im Prinzip klassischen Radiosender von der Konkurrenz abheben will. Aber das Konzept könnte aufgehen. Die Moderatoren sind gut aufgelegt, die Musikauswahl interessant und modern und mit Künstlern wie Eminem oder Ed Sheeran konnte man bereits in den ersten On-Air-Tagen beliebte Stars für Exklusivinterviews gewinnen. Apples Versprechen, mit Beats 1 den ersten, weltweit empfangbaren 24/7-Radiosender gestartet zu haben, müssen aber ein wenig relativiert werden. Beats 1 ist zwar always on, live ist das Programm aber nicht rund um die Uhr. Die Shows wiederholen sich im Tagesverlauf, was natürlich auch in gewisser Weise der Zeitverschiebung geschuldet sein könnte – Beats 1 wird immerhin in über 100 Ländern ausgestrahlt. Die Zeitverschiebung ist dann auch der Grund, weshalb die Anmoderationen manchmal etwas merkwürdig anmuten – wenn etwa Mitten in der Nacht eine Sendung für heute Abend angekündigt wird. Apple Music ist seit 30. Juni für iOS 8.4, iTunes 12.2 (Windows 7 bzw. OS X 10.7.5 und neuer) und die Apple Watch verfügbar. Im Herbst soll neben der Unterstützung für den Apple TV auch eine App für Android erscheinen – die erste von Apple selbstentwickelte App für das Google-Betriebssystem. Das Gesamtpaket von Apple Music kostet 9,99 Euro pro Monat, das an die iCloud-Familienfreigabe geknüpfte Familienabo kostet 14,99 Euro. Die ersten drei Monate des Abos sind kostenlos, erst anschließend wird die erste Monatszahlung fällig. Ohne Abonnement ist der Zugang sehr eingeschränkt: Nutzer haben dann nur Zugriff auf Connect und Beats 1. Apple liefert mit Apple Music ein gutes Gesamtpaket ab. Die Musikauswahl ist ansprechend, der Dienst ist gut in das Apple-Ökosystem integriert und mit betreuten Wiedergabelisten und dem Radiosender Beats 1 kann sich Apple Music zumindest bedingt von Spotify absetzen. Killer-Kriterium für Apple Music ist ganz klar die geringe Einstiegshürde. Beim ersten Start der Musik-App in iOS 8.4 wird der neue Dienst beworben, nach wenigen Klicks ist das Abo auch schon abgeschlossen und man hat innerhalb von Sekunden Zugriff auf zig Millionen an Songs. Der ausgedehnte Testzeitraum von drei Monaten trägt sein übriges dazu bei. Ob das die Masse an Spotify-Nutzern zum Umstieg bewegen wird, darf zumindest angezweifelt werden. Diese Frage stellt sich genau genommen aber gar nicht, da Apple nicht darauf angewiesen ist. Spotify verfügt zwar über anschauliche 20 Millionen Premium-Abonnenten, die Zahl von knapp 900 Millionen registrierten iTunes-Accounts verdeutlicht aber das enorme Potential dieses Marktes. Apple muss sich keine Gedanken machen, Spotify zu schlagen oder ein besseres Angebot zu liefern – Apple muss seine eigenen Kunden vom Musikstreaming überzeugen. Und da sind drei Monate Gratisnutzung ein großes Zuckerl. Ausruhen darf sich Apple in den nächsten Wochen aber nicht. In manchen Bereichen kränkelt der Dienst noch, auch dem User-Interface würde eine Vereinfachung gut tun. Vielleicht hätte Apple sich mit der Veröffentlichung von Apple Music doch noch ein paar Monate mehr Zeit lassen sollen. Der Ersteindruck zählt ja bekanntlich. Andererseits hat Apple durch den Testzeitraum drei Monate Zeit, seine Kunden von dem Angebot zu überzeugen – oder bei ihnen eine Abhängigkeit zu erzeugen. Bis Ende September die ersten Probeabos auslaufen, sollte Apple also nachgebessert haben. Der Countdown läuft.
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Der neue Präsident des Fußballweltverbandes Fifa heißt Gianni Infantino. Der Schweizer setzte sich beim außerordentlichen Kongress in Zürich im zweiten Wahlgang mit 115:88-Stimmen gegen den favorisierten Scheich Salman bin Ibrahim al-Khalifa durch. Zürich – Die Zürcher Präsidentenwahl wurde wie erwartet zu einer nervenzerfetzenden Angelegenheit, sie zog sich über gut fünf Stunden. Erst verzichtete der Südafrikaner Tokyo Sexwale auf sein Antreten, dann endete die erste Runde mit einem 88:85 für Gianni Infantino gegen Scheich Salman bin Ibrahim al-Khalifa. Der erste zweite Durchgang seit 1974 musste entscheiden. Und um genau 18 Uhr war die Überraschung perfekt. Infantino (45), der europäische Ersatzkandidat für Michel Platini, setzte sich mit 115:88-Stimmen gegen den Kandidaten aus Bahrain durch. Auch mit der Stimme des österreichischen Fußballbundes, im Finale abgegeben von Horst Lumper, dem Präsidenten des Vorarlberger Verbandes. ÖFB-Chef Leo Windtner und sein General Alfred Ludwig waren nach dem ersten Wahlgang abgereist.Den Ausschlag für Infantino gaben die Stimmen der Zählkandidaten Prinz Ali bin Al Hussein (27) und Jérôme Champagne (7). die fast zur Gänze dem Europäer zugute kamen. Der Sieger war zunächst emotional überwältigt, versprach dann aber, ein Präsident für alle 209 Mitgliedsverbände zu sein. Gemeinsam werden wir den Ruf der Fifa und die Achtung vor der Fifa wieder herstellen. Wir werden mit Hingabe arbeiten. Stunden vorher hatte der Fußballweltverband einen ersten Schritt Richtung Neuanfang gesetzt. Die Fifa will sich im Kampf gegen Korruption und Betrug neu erfinden – einen Langzeitherrscher wie Ex-Präsident Joseph S. Blatter (79) wird es nicht mehr geben. Dafür war der Außerordentliche Kongress in Zürich allerdings auch die letzte Chance. Schließlich verfolgt nicht nur die Politik die Vorgänge genau. Auch einflussreiche Sponsoren sowie die Justizbehörden aus der Schweiz und den USA hatten den Neuanfang gefordert. Und die Flut an Skandalen geht auch ordentlich ins Geld. Die Fifa hat 2015 erstmals seit langer Zeit wieder Verluste geschrieben. Die konkreten Zahlen werden erst beim ordentlichen Kongress Mitte Mai in Mexiko vorgelegt, es soll aber um einen zweistelligen Millionenbetrag gehen. In der Haushaltsperiode von 2011 bis 2014 hatte die Beherrschung des Fußballs noch einen fetten Gewinn in Höhe von mehr als 313 Millionen Euro abgeworfen. Kein Wunder also, dass am Freitag 179 von 201 gültigen Stimmen (89 Prozent) für ein Reformpakt abgegeben wurden. Unter anderem Gewaltenteilung, mehr Transparenz und Integrität sowie eine Frauenquote werden nun in die Fifa-Statuten implementiert. Die Veränderungen treten 60 Tage nach dem Kongress in Kraft. Durch die wegweisende Entscheidung wird nun die Macht vom zuvor allmächtigen Exekutivkomitee, das in eine Art Aufsichtsrat mit mehr Mitgliedern (36 statt 24, darunter mindestens sechs Frauen) umgewandelt wird, zum Generalsekretariat wandern. Dort wird künftig das operative Geschäft mit den Milliardendeals abgewickelt. Der neue Rat, Fifa-Council genannt, ist hingegen nur noch für die politische Richtung verantwortlich. Der neue und eher repräsentative Präsident ist dadurch nicht mehr der rechtliche Vertreter des Weltverbandes und auch nicht mehr zeichnungsberechtigt. Allerdings lauert da der erste Fallstrick. Der neue und nunmehr sehr einflussreiche Generalsekretär wird künftig zwar nicht mehr vom Präsidenten ernannt und entlassen. Der neue Boss schlägt aber weiterhin einen Kandidaten vor, der vom Council abgesegnet wird. Mit dem Nachfolger des Deutschen Markus Kattner, der die Verwaltung derzeit übergangsweise führt, steht und fällt deshalb der Neustart. Im neuen Rat wird zudem noch weiter der Großteil der Funktionäre sitzen, die in den vergangenen Jahren die Krise zu verantworten hatten.
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Österreichische Archäologinnen untersuchen erstmals die damalige Rollenverteilung und soziale Bedeutung der Mutterschaft. Wien – Die Bilder wirken geradezu idyllisch: adrette Hütten am Rande eines Waldes, Felder und Wiesen. Männer pflügen oder bringen gerade Jagdbeute heim, während die Frauen am Feuer sitzen, Getreide mahlen und weben. Neben ihnen spielen die Kinder. Solche Vorstellungen prähistorischen Lebens haben sich über Generationen in den Köpfen festgesetzt, eingeprägt durch Buchillustrationen, Museen und Filme. Bei unseren Vorfahren herrschten eben noch klare Verhältnisse – glaubt man. Konservative Stimmen berufen sich gerne auf diese angeblich natürliche Rollenverteilung. Frauen gleich fürsorgliche Mütter, Männer als Ernährer. Doch war es wirklich so? Die frühen Bewohner Mitteleuropas hinterließen keine Schriftstücke, die ersten sie betreffenden Zeugnisse wurden von Griechen und Römern niedergeschrieben. Und die interessierten sich nicht unbedingt für die Details der Sozialstruktur von keltischen oder germanischen Stämmen. Die einzigen möglichen Hinweise müssen somit in der Erde gesucht werden. Arbeit für Archäologen. Es mag wie eine unmögliche Aufgabe anmuten, das Sozialgefüge von Gemeinschaften, die lange vor Christi Geburt lebten, anhand von Gräbern und Siedlungsresten zu enträtseln. Katharina Rebay-Salisbury macht genau das. Die am Institut für Orientalische und Europäische Archäologie (Orea) in Wien tätige Forscherin hat dabei vor allem den Stellenwert der Mutterschaft im Blick. Hatten Frauen mit Kindern einen anderen gesellschaftlichen Rang als Kinderlose, und gab es alternative Lebensentwürfe? Seit gut einem Jahr geht Rebay-Salisbury diesen Fragen zusammen mit ihrer Kollegin Doris Pany-Kucera im Rahmen eines vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekts nach. Das weltweit bisher einzigartige Unterfangen erfordert einen multidisziplinären Ansatz. Ohne naturwissenschaftliche Unterstützung käme das Orea-Team nicht weit. Der Status einer Beerdigten lässt sich mitunter an Grabbau und -beigaben ablesen. Kostbarer Schmuck ist der wohl gängigste Beleg. In Österreich gibt es diesbezüglich einige schöne Beispiele aus der Bronzezeit, darunter die letzten Ruhestätten der reichen Frauen von Franzhausen in Niederösterreich. Nicht selten jedoch haben die Archäologen das Nachsehen. Diese Grabfelder sind sehr oft von Beraubungen betroffen, berichtet Rebay-Salisbury. Man findet regelmäßig grüne Verfärbungen an den Knochen – ein Hinweis auf verschwundenen Bronzeschmuck. Manchmal kam es offenbar zu gewollten Unterbrechungen der Totenruhe nach relativ kurzer Zeit. Skelettteile wurden herausgenommen und in anderen Gräbern erneut bestattet. Das, meint Rebay-Salisbury, deutet vermutlich auf Beziehungen zwischen den Verstorbenen hin. Wir haben zahlreiche Bestattungen, bei denen Frauen mit Kindern begraben wurden, sagt die Archäologin. Manchmal geschah dies auch bei Männern. Das muss aber nicht heißen, dass sie die Eltern waren. Mittels Erbgutvergleichen können Blutsverwandtschaften inzwischen auch nach tausenden Jahren noch nachvollzogen werden. Die Orea-Forscher arbeiten dabei mit dem Gerichtsmediziner Walther Parson von der Medizinischen Universität Innsbruck zusammen, einem international anerkannten Experten für DNA-Analysen. Wie viele Schwangerschaften eine Frau im Lauf ihres Lebens gehabt hat, lässt sich eventuell durch genaue Untersuchung ihrer Zahnwurzeln ermitteln. Dort werden stetig mikroskopisch dünne Schichten Zement abgelagert, ähnlich den Jahresringen eines Baumes, wie die Forscher im American Journal of Physical Anthropology zeigen. Schwangerschaftsbedingte physiologische Veränderungen hinterlassen erkennbare – und zählbare – Abweichungen in der Ringstruktur. Ein weiterer Ansatz beruht auf dem Nachweis von Belastungsspuren an Beckenknochen. Diese Methode ist unter Fachleuten jedoch umstritten. In den Gräberfeldern fällt den Wissenschaftern noch etwas anderes auf: Oft fehlen Schwangere und Kleinkinder. Häufig finden wir die Babys in den Siedlungen, sagt Rebay-Salisbury. Im Ramsautal zum Beispiel wurden sie unter Türschwellen begraben. Vielleicht dachte man, die Kinder könnten so leichter wiedergeboren werden. Den Eltern half dieser Glauben womöglich, die Verlusterfahrung besser zu bewältigen. Verstorbene schwangere Frauen indes dürften früher bei Ausgrabungen oft nicht als solche erkannt worden sein. Fötenknochen sind mitunter winzig und leicht zu übersehen. Oder sie wurden mit Tierknochen verwechselt. Katharina Rebay-Salisbury weist jedoch noch auf eine andere mögliche Erklärung hin: Die Ungeborenen könnten den Toten entnommen worden sein. Diese Praxis war in mediterranen Kulturkreisen nicht unüblich und findet sogar im Talmud Erwähnung, erklärt die Forscherin. Interessante Einblicke in das Rollenverhältnis der Geschlechter sowie den Umgang mit Kindern bieten die eisenzeitlichen Funde von Hallstatt. Die dortigen Salzbergwerke waren schon lange vor Beginn unserer Zeitrechnung in Betrieb. Es arbeiteten nicht nur Männer unter Tage. Beim Untersuchen von Skeletten aus dem nahe gelegenen Gräberfeld stieß Pany-Kucera auf stark ausgeprägte Muskelansätze an den Knochen und typische Abnutzungserscheinungen der Gelenke – bei den weiblichen Bestatteten. Die Frauen haben eher die schwere Schlepparbeit gemacht, berichtet Rebay-Salisbury. So viel zur Vorstellung von der häuslichen Mutter, Hüterin von Herd und Kindern. Sogar Babys wurden mit ins Bergwerk gebracht, sagt Rebay-Salisbury. Und schon wenige Jahre nach der Stillzeit begann der Ernst des Lebens. Die sterblichen Überreste von Kindern auf dem besagten Friedhof zeigen ebenfalls schon Spuren von Schwerstarbeit, inklusive leichter Schädeltraumata. Offenbar mussten alle schuften, Mann und Frau, Jung und Alt.
7Wissenschaft
Neuer Transparenzreport veröffentlicht – Über die Hälfte der Informationsanträge kam aus den USA. Die Behörden sind deutlich neugieriger geworden, wenn es um Informationen von Twitter-Nutzern geht. Der Anstieg um die Hälfte ist der größte, den der Kurznachrichtendienst bisher erlebte. Die Zahl der Behördenanfragen nach Nutzerdaten beim Kurznachrichtendienst Twitter ist binnen sechs Monaten um gut 50 Prozent hochgeschossen. Über die Hälfte der insgesamt 4363 Informationsanträge kam im ersten Halbjahr aus den USA. Davon wurden 80 Prozent erfüllt, wie Twitter in dem aktuellen Transparenzbericht am späten Dienstag mitteilte. Im weltweiten Schnitt lag diese Quote bei 58 Prozent. In 442 Fällen wurde Twitter per Gerichtsbeschluss aufgefordert, Inhalte zu entfernen. Davon kamen 408 Anträge aus der Türkei. Die Firma aus San Francisco erweiterte ihre halbjährlichen Berichte um Zahlen zu Löschanträgen wegen Urheberrechtsverletzungen. Es gab dazu knapp 14.700 Anfragen, von denen zwei Drittel erfüllt wurden. Der zu Twitter gehörende Livestreaming-Dienst Periscope bekam binnen drei Monaten nach dem Start knapp 1400 Forderungen von Rechteinhabern, Videos zu entfernen. Periscope wurde unter anderem bei Sport-Events wie einem offiziell nur im Pay-TV gezeigten Boxkampf von Nutzern für nicht erlaubte Übertragungen genutzt. In rund 12.900 Anträgen sahen Marken ihre Rechte verletzt – Twitter reagierte aber nur in sieben Prozent der Fälle.
0Web
Forscher der Universität von Tokio demonstrieren eine neue, ultradünne E-Haut. Die Smartwatch der Zukunft könnte eine Folie sein, die man sich auf den Arm klebt. Forscher der Universität von Tokio haben eine hauchdünne elektronische Haut entwickelt, die jede Körperstelle in ein Display verwandeln kann. Das an Frischhaltefolie erinnernde Material ist lediglich drei Mikrometer dick. Laut New Scientist handelt es sich dabei um die bisher dünnste E-Haut. Sie kann dank ihrer Flexibilität auf jeder Körperstelle aufgetragen werden, ohne bei Bewegung Schaden zu nehmen. In Verbindung mit entsprechenden Sensoren könnte die E-Haut beispielsweise die Herzfrequenz oder die Sauerstoffkonzentration im Blut einer Person anzeigen. Das macht den Einsatz bei Patienten in einem Krankenhaus oder auch bei Sportlern denkbar. Die Forscher sehen aber noch mehr Gebiete, auf denen ihre Entwicklung genutzt werden könnte. So könnte ein Arbeiter beispielsweise Baupläne oder Diagramme auf seinem Arm anzeigen, ohne dabei bei der Arbeit eingeschränkt zu werden. Bis dahin ist aber noch einige Forschungsarbeit notwendig. Denn bisher kann die E-Haut nur einen einzigen Buchstaben oder eine Ziffer anzeigen. Nun arbeiten die Wissenschaftler daran, mehr Zeichen unterzubringen, um mehr Informationen darstellen zu können.
0Web
Hintergrund sind die Facebook-Postings des Autors nach Anschlägen in Paris. Hamburg – Der gekündigte Welt-Kolumnist Matthias Matussek will mit einer Kündigungsschutzklage gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber, den Axel-Springer-Verlag, vor Gericht ziehen. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung. Wie berichtet sorgte ein Facebook-Posting von Matussek nach den Anschlägen in Paris für Wirbel. Matussek schrieb: Ich schätze mal, der Terror von Paris wird auch unsere Debatten über offene Grenzen und eine Viertelmillion unregistrierter junger islamischer Männer im Lande in eine ganz neue frische Richtung bewegen.. Versehen war das Posting mit einem Smiley. Welt-Chefredakteur Jan-Eric Peters nannte den Beitrag durchgeknallt. Danach war der Konflikt weiter eskaliert, am 17. November hat sich die Welt von Autor Matussek getrennt.
6Etat
Der Beststellerautor starb an der Nacht auf Montag 67-jährig an Krebs. Wien – Im Jahr 2003, von den Fällen des Kommissars Kurt Wallander war gerade der neunte erschienen, wurde Henning Mankell die Ehre einer Besprechung durch den slowenischen Allesdeuter Slavoj Zizek zuteil. Darin ging es um nicht weniger als um das Schicksal des Kriminalromans im Zeitalter der Globalisierung. Dass das südschwedische Kaff Ystad zu einem Wallfahrtsort für Belesene werden konnte, liegt daran, dass wir umso stärker an besonderen Orten interessiert sind, als die allgemeinen Rahmenbedingungen sich immer stärker vereinheitlichen. Ein besonderer Ort kann gerade dadurch besonders sein, dass er eigentlich ganz und gar gewöhnlich ist. Aber gut, irgendwas ist immer. Die erste Geschichte, die Henning Mankell sich über Kurt Wallander und Ystad ausdachte, handelte von zwei alten Leuten, die im tiefen Winter auf ihrem Bauernhof umgebracht werden. Der Fall wird heikel, weil es um Ausländer, Ausländer geht. Mörder ohne Gesicht (1991) heißt das Buch. Wallander erhält darin Gelegenheit, sich zwischen Weltschmerz und Anstand in ein Gleichgewicht zu bringen, zu dem ihn sein gewichtiger Körper nicht ideal disponiert. Er wird mit seinen Widersprüchen auch zu einer perfekten Verkörperung der skandinavischen Wohlfahrtsgesellschaften, in denen ein Verbrechen besonders schwer wiegt, weil es im Grunde ein hochintegriertes Modell des Zusammenlebens widerruft. Das wird in der globalisierten Welt, in der alles auf alles abgebildet werden kann, intensiv wahrgenommen, und Henning Mankell wurde zu einem der Aushängeschilder des skandinavischen Crime-Booms (Nordic Noir). Seine Respektsbekundungen für große Vorgänger wie das Duo Sjöwall/Wahlöö wurden dabei nicht immer entgolten. Die mit seinem weltweiten Erfolg einhergehenden Möglichkeiten in der intellektuellen Öffentlichkeit nahm Mankell bereitwillig wahr. Schließlich kamen seine Krimis aus einem Engagement, für das er, nachdem er 1968 in Paris den revolutionären Mai nur knapp wegen Heimreise versäumt hatte, vor allem am Theater eine Wirkungsstätte gefunden hatte. Seine lebensprägende Erfahrung der Begegnung mit dem südostafrikanischen Land Mosambik hatte er da schon gemacht. In den frühen Siebzigerjahren kam er zum ersten Mal nach Afrika. 1985 nahm er die Einladung an, sich am Aufbau des Teatro Avenida zu beteiligen, das bis 1974 der portugiesischen Kolonialelite als Treffpunkt gedient hatte, und das nun von einem afrikanischen Ensemble bespielt werden sollte. Mankell blieb über all die Jahre der Ehrenintendant des Avenida und führte auch gelegentlich Regie. Sein Leben teilte er seither zwischen Schweden und Mosambik auf. Von seinen insgesamt rund 40 Büchern sind die Wallander-Titel, die in deutscher Sprache beim Wiener Zsolnay-Verlag erscheinen, die bekanntesten. Drum herum entstand auch eine ganze multimediale Industrie. Vier Darsteller, darunter der shakespeareerprobte Kenneth Branagh, konkurrieren um die Ehre, der bessere Wallander-Darsteller zu sein. Die Zeit seit seiner Krebsdiagnose vor einem Jahr nützte er zu einem Buch über diese Erfahrungen: Treibsand. Was es heißt, ein Mensch zu sein ist nun sein Vermächtnis, wie auch viele Stellungnahmen über den Zustand der Welt, wie sie sich eben nur ein Autor erlauben konnte, dessen Blick auf die Provinz wahrlich und aus eigener Anschauung global war. In der Nacht auf Montag ist Henning Mankell seiner Krankheit erlegen. Er wurde 67 Jahre alt.
8Kultur
Deutsche Telekom aktualisiert Update-Liste – einige Modelle noch ohne Termin. Besitzer von einigen Lumia-Smartphones mit Windows Phone 8.1 dürfen sich freuen. Wie es aussieht, sollen einige Geräte schon in Kürze ein Update auf Windows 10 Mobile bekommen. Entsprechende Angaben finden sich auf der Homepage der Deutschen Telekom, nachdem Microsoft selbst schon vor einiger Zeit Aktualisierungen für Anfang 2016 versprochen hatte. Die Liste, deren Informationsstand mit dem 4. Jänner datiert wird, enthält sieben Modelle, wobei das Lumia 950 bereits mit Windows 10 läuft und lediglich eine Aktualisierung auf den Build 10.1.10586.29 erhält. Die Microsoft Lumias 535, 640 LTE und 640 XL LTE sowie die noch mit Nokia gebrandeten Modelle 930, 635 und 830 sollen im Laufe des Monats ebenfalls den Sprung auf diese Ausgabe machen. Der Roll-out soll innerhalb der nächsten zwei Wochen in Schüben erfolgen, fasst Heise zusammen. Unklar ist allerdings, ob auch Besitzer von Geräten ohne Providerbindung bereits in diesem Zeitraum versorgt werden. Dazu kann der Updatetermin bei anderen Providern und in anderen Märkten abweichen. Klar ist damit allerdings, dass Seitens Microsoft die Aktualisierung prinzipiell fertig gestellt ist. Auch für die Lumia-Smartphones 435, 532, 540 und 735 dürfte es ein Update auf Windows 10 Mobile geben, hierzu gibt es aber noch keine bekannten Termine.
0Web
50 Mitarbeiter durch Explosionen während Betriebsferien verletzt. Toyota/Osaka – Nach den verheerenden Explosionen in einem Gefahrgutlager im chinesischen Tianjin hat der japanische Autobauer Toyota seine Produktion dort vorerst gestoppt. Auch eine Fertigungsstraße rund 70 Kilometer von Tianjin entfernt sei bis mindestens einschließlich Mittwoch stillgelegt worden, da sie auf Teile aus Tianjin angewiesen sei, teilte Toyota am Montag mit. Zum Zeitpunkt des Unglücks am vergangenen Mittwoch waren Betriebsferien bei Toyota in Tianjin. Die Produktion sollte an diesem Montag wieder anlaufen. Nun sei sie wegen der Evakuierung der Umgebung gestoppt worden, erklärte Toyota. Toyota beschäftigt 12.000 Arbeiter in Tianjin. Viele von ihnen wohnen in der Nähe des Unglücksortes, 50 davon erlitten durch das Unglück nach Angaben des Autobauers Verletzungen. Einige Arbeiter leben in Wohnungen, die der Autobauer bereitstellt. Toyota produziert in Tianjin jährlich 440.000 Fahrzeuge, also etwa die Hälfte der in China vom Band laufenden Autos. Auch der japanische Elektronikkonzern Panasonic ließ die Arbeiten in seiner Fabrik in Tianjin ruhen. Am Montag werde dort wegen Sicherheitsüberprüfungen nicht gearbeitet, sagte eine Sprecherin. Es gebe kleine Schäden wie zerbrochene Fenster. Ob die Arbeiten am Dienstag wieder aufgenommen werden könnten, sei noch nicht entschieden. Bei den Explosionen in einem Gefahrgutlager mit hochgiftigen Chemikalien in Tianjin waren mindestens 112 Menschen getötet und mehr als 700 Menschen verletzt worden. In der betroffenen Industriezone am Rand der 15-Millionen-Einwohner-Metropole befinden sich eine Reihe von Autofabriken, Ölraffinerien und andere Produktionsstätten.
3Wirtschaft
Dem 2:0 gegen Bosnien folgte ein 2:0 gegen die Ukraine – Gegen Deutschland um Gruppensieg. Baku – Österreichs U-17-Fußball-Auswahl hat am Sonntag vorzeitig das Viertelfinale der EM in Aserbaidschan erreicht. Dem 2:0-Auftaktsieg über Bosnien ließ die Elf von Coach Andreas Heraf drei Tage später ein 2:0 (2:0) über die Ukraine folgen und ist damit nicht mehr von den ersten beiden Plätzen zu verdrängen. Am Mittwoch (17.15 Uhr MESZ) kann das ÖFB-Team gegen Deutschland den Sieg in Gruppe B holen. Gegen die Ukraine ging Österreich in Baku durch Romano Schmid schon in der siebenten Minute in Führung, Kapitän Valentino Müller fixierte noch vor der Pause nach einem von Schmid ausgeführten Eckball den Endstand (21.). Österreich präsentierte sich wie im Spiel gegen Bosnien taktisch sehr clever und diszipliniert. Die ÖFB-Elf verzeichnete viele Ballgewinne durch aggressives Pressing und zwang die Gegner immer wieder zu Fehlern. In der zweiten Halbzeit verwaltete die ÖFB-Auswahl den Vorsprung souverän. Der Viertelfinal-Gegner der Heraf-Elf wird in der Gruppe A aus dem Quartett Portugal, Belgien, Schottland und Aserbaidschan ermittelt. (APA, 8.5.2016) U17-EM in Aserbaidschan vom Sonntag – Gruppe B: Österreich – Ukraine 2:0 (2:0)Baku, Tore: Schmid (7.), Müller (21.) Österreich: Ozegovic – Malicsek, Meisl, Maresic, Burgstaller – Müller, Schmid, Wagnes – Sittsam (74. Mathis), Arase (69. Meister), Baumgartner (56. Fitz)
4Sport
Strategie gegen Jihadisten soll diskutiert werden. Rom – Italien wird Mitte Jänner ein Gipfeltreffen der Vertreter jener Staaten beherbergen, die den Islamischen Staat (IS) bekämpfen. Dies kündigte Italiens Außenminister Paolo Gentiloni am Montag an. Bei dem Gipfel in Rom solle über eine effiziente Anti-IS-Strategie diskutiert werden, sagte Gentiloni. Man darf dabei nicht automatisch davon ausgehen, dass tausende Soldaten die Krise auf dem Boden lösen, sagte Gentiloni. Italiens Premier Matteo Renzi hatte am Sonntag angekündigt, dass sich sein Land nicht aktiv an einem breiten Bündnis im Kampf gegen den IS beteiligen werde. Wir müssen die Terroristen besiegen. Das, was wir nicht brauchen, ist jedoch eine Mehrzahl vereinzelter Reaktionen ohne strategischen Blick. Wir können uns alles erlauben, nur nicht ein zweites Libyen, sagte Renzi. Vergangene Woche hatte Gentiloni für den 13. Dezember eine große internationale Konferenz zu Libyen in Rom angekündigt. Ziel sei es, die totale Zerrüttung des Landes und den Vorstoß der IS-Kämpfer zu stoppen, sagte Gentiloni nach Medienangaben am Donnerstag. Nach Angaben des Ministers müsse man im Fall Libyens die Wien-Methode anwenden, die bei den Verhandlungen über Syrien zu positiven Resultaten geführt habe.
2International
Mütter nach Entbindung trotz Hitze ohne Unterkunft – Bürgermeister: "Letztklassig". Laut einem Bericht des Ö1-Morgenjournals müssen in Traiskirchen Mütter kurz nach der Entbindung trotz Hitzewelle mit ihren neugeborenen Babys in Wohnwagen und Autobussen schlafen. Die Erwachsenen schlafen auf dem Gelände der Sicherheitsakademie (Siak) in zwölf Bussen und auf der Erde, heißt es im Bericht. Das Innenministerium reagierte auf den Bericht und wird diese noch am Mittwoch durch insgesamt 70 Zelte ersetzen, hieß es gegenüber der APA. Bewohner klagen weiterhin über unzureichende Toiletten- und Duschanlagen und über das Essen. Es gebe jeden Tag Brot, Sardinen und ein bisschen Milch, wird eine Frau aus dem Kongo zitiert. Ich mag die Österreicher, die sind sehr nett. Aber die Regierung scheint viele Probleme zu haben, so die Aussage eines Flüchtlings in dem am Mittwoch gesendeten Beitrag. Der Traiskirchener Bürgermeister Andreas Babler bezeichnete es im Ö1-Interview als letztklassig, wie Menschen hier leben müssten. Das hat sich eine Republik wie Österreich nicht verdient. In den Bussen habe es teilweise 60 Grad, dazu komme eine Luftfeuchtigkeit, die nicht auszuhalten sei. Dabei gäbe es auch Alternativen zu den Notquartieren, so Babler: In unmittelbarer Umgebung des Lagers stünden Landeseinrichtungen frei, die man sofort aufsperren könnte, um Flüchtlinge unterzubringen. Zum Vorwurf, es handle sich teilweise um Wirtschaftsflüchtlinge, sagt Babler: Die EU habe in jenen Regionen, wo die Menschen herkommen, aus wirtschaftlichen Interessen Kriege geführt, deren Folgen nun Menschen zwingen würden, ihr Land zu verlassen. Der Welthandel müsse solidarischer werden, fordert Babler, nur so löse man die Krisen, die diese Fluchtbewegungen verursachten. Auch der Alt-Bürgermeister von Traiskirchen, Fritz Knotzer, der selbst Mitglied der niederösterreichischen Landesregierung war, hat am Mittwoch auf Versäumnisse der Landesverantwortlichen im Flüchtlingsbereich hingewiesen. Er zürnte dabei seinem Parteikollegen SPÖ-Landesrat Maurice Androsch. Ich schäme mich für solche Sozialdemokraten. Wenn der für die Unterbringung von Asylwebern zuständige Landesrat bei jeder Gelegenheit betont, dass Niederösterreich mit 117 Prozent die Aufteilungsquote erfüllt, rechnet er auch die circa 2.000 Menschen, vielfach Frauen mit Kindern und Minderjährige dazu, die derzeit obdachlos sind und unter schlimmen hygienischen Zuständen leiden, betonte Knotzer in einer Aussendung der Stadtgemeinde. Androschs Aufgabe wäre es, diese Flüchtlinge rasch und unbürokratisch in leer stehenden Objekten wie zum Beispiel in dem ehemaligen Altersheim in Baden-Pfaffstätten oder im Kriegsopferheim im Helenental unterzubringen. Auch das UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR hatte die Busse wegen der Hitze und der langen Verweildauer beanstandet. Amnesty International kündigte an, kommenden Freitag einen Bericht über die Situation in Traiskirchen veröffentlichen zu wollen. Vertreter der NGO besuchten das Flüchtlingslager vergangenen Donnerstag. Derzeit befinden sich 3.600 Menschen in Traiskirchen, eingeschlossen jenen Asylwerbern, die neben dem Erstaufnahmezentrum auf dem Siak-Gelände untergebracht sind. Seit dem Aufnahmestopp vorvergangene Woche sank damit die Belegungszahl um rund tausend Personen. Dass diese Flüchtlinge in Bussen festgehalten würden, wie der STANDARD am Dienstag berichtete, wies ein Sprecher des Innenministeriums gegenüber der APA am Mittwoch als schlicht falsch zurück. Es würde sich vielmehr um ein Angebot angesichts der Obdachlosigkeit der Menschen in Traiskirchen handeln. Insgesamt habe Österreich seit Jahresbeginn 2.549 Personen ohne Asylanspruch nach Italien zurückgebracht, berichtete die Tageszeitung La Stampa am Mittwoch. Die österreichischen Behörden hingegen verfügen über andere Zahlen. Demnach seien 3.137 Personen (aus dem Amtsbereich der Landespolizeidirektion Tirol) nach Italien zurückgeschoben worden. In diesen Fällen erfolgte zuvor das Ersuchen an und die Zustimmung von Italien, hieß es auf APA-Anfrage. Bei derartigen Fällen handelt es sich um Personen, die unter die Regeln des bilateralen Vertrages zwischen Italien und Österreich fallen – und nicht um Fälle, die durch die sogenannte Dublin-Verordnung geregelt werden. Die Richtlinie sieht vor, dass jenes Land für die Flüchtlinge zuständig ist, wo sie erstmals europäischen Boden betreten. Stellen die Schutzsuchenden anderswo in Europa einen Asylantrag können sie von dort in das erste EU-Land zurückgeschoben werden. Darüber, wieviele Flüchtlinge auf Basis der Dublin-Verordnung von Österreich nach Italien zurückgeschoben wurden, hat das Innenministerium nach eigenen Angaben keine Daten. Österreich zähle mit der Schweiz und Frankreich zu den europäischen Ländern, die am strengsten mit der Abschiebung von Migranten umgehen, schreibt La Stampa.
1Panorama
Highway Patrol fing kleinen Hund ein. San Francisco – Hunde-Alarm auf der Bay Bridge in San Francisco: Polizisten der Highway Patrol haben einen Chihuahua auf der mehrspurigen Brücke nach einer wilden Verfolgungsjagd eingefangen. Er war klein, aber sehr schnell, sagte Autobahnpolizist Vu Williams am Montag nach der Rettungsaktion. Mehr als fünf Minuten lang sei der schwarze Chihuahua vor den Beamten hergerannt. Sie hätten erst die Fahrbahn gesperrt und dann die Jagd aufgenommen. Officer Williams filmte am Steuer seines Dienstwagens mit, wie ein Kollege auf dem Motorrad dem Hündchen folgte. Am Ende habe er selbst den Hund überholt, seinen Wagen gestoppt und ihn mit einer Jacke eingefangen, erzählte Williams. Nach der Hochgeschwindigkeits-Verfolgungsjagd sei der Flüchtige in Gewahrsam genommen worden, schrieb die Autobahnpolizei am Montag auf Facebook und stellte ein kurzes Video von dem ungewöhnlichen Einsatz dazu. Der Vorfall ereignete sich am Sonntag auf der gewöhnlich stark befahrenen Bay Bridge, die die Städte Oakland und San Francisco verbindet. Der herrenlose Hund erhielt den Namen Ponch. Das örtliche Tierheim sucht nun den Besitzer des Vierbeiners. Wie der Hund auf die Brücke gelangte, ist nicht bekannt.
1Panorama
Panthers bezwingen Cardinals mit 49:15 und stehen ebenso im Endspiel wie die Denver Broncos nach einem 20:18 über die Patriots. Denver – Die Denver Broncos und die Carolina Panthers spielen am 7. Februar (8. Februar, 0.30 MEZ, live Puls 4) im kalifornischen Santa Clara um die 50. Super Bowl der National Football League. Die Broncos feierten am Sonntag im Halbfinale einen 20:18-Heimsieg über Titelverteidiger New England Patriots, anschließend fertigte Carolina vor eigenem Publikum die Arizona Cardinals 49:15 ab. Im Duell der besten Mannschaften der American Football Conference (AFC) führte Denver zur Pause nach zwei Touchdowns von Tight End Owen Daniels 17:9. Die Entscheidung fiel zwölf Sekunden vor Schluss, als New England nach einem Touchdown von Rob Gronkowski bei einem 18:20-Rückstand den anschließenden Zwei-Punkte-Versuch nicht verwertete und so die Verlängerung verpasste. Im 17. Aufeinandertreffen von Peyton Manning und Tom Brady setzte sich Denvers Quarterback zum sechsten Mal durch. Manning gelangen zwei Touchdown-Pässe. Brady erzielte mit seinen Pässen zwar einen Raumgewinn von 310 Yards, allerdings unterliefen dem 38-Jährigen auch zwei Interceptions. Dieser Sieg war irgendwie so wie die gesamte Saison – nicht leicht. Aber es ist ein süßer Sieg an einem schönen Tag, sagte Manning. Denver steht damit zum achten Mal in der Super Bowl und könnte nach 1998 und 1999 den dritten Titel holen. Manning gelang es als erstem Quarterback der NFL-Geschichte, zwei Teams zweimal ins Endspiel zu führen. 2007 hatte er mit den Indianapolis Colts gewonnen, 2010 (Colts) und 2014 (Denver) jeweils verloren. Er könnte mit dem zweiten Titelgewinn den schlechtesten Grunddurchgang seiner Karriere vergessen machen. Erst Anfang des Monats war der 39-Jährige nach einer siebenwöchigen Pause wegen einer Fußverletzung zurückgekommen. Ich habe immer nur von Woche zu Woche geschaut und versucht, geduldig zu bleiben, sagte Manning, der Quarterback mit den meisten Yards und den meisten Touchdown-Pässen der NFL-Geschichte. Nun ist er auch der älteste Spielmacher, der ein Team in die Super Bowl geführt hat. Bisher war das John Elway, der aktuelle General Manager von Denver, der die Broncos 1999 als 38-Jähriger zum Triumph geführt hatte und danach zurückgetreten war. Obwohl er nicht mehr die Wucht vergangener Jahre in seinem rechten Wurfarm hat, bediente Manning zweimal in der ersten Hälfte mustergültig Daniels für zwei Touchdowns und vermied gravierende Fehler. Bei den Gästen vergab Stephen Gostkowski erstmals seit 2006 und nach 523 erfolgreichen Extrapunkt-Kicks in Serie im Anschluss an einen Touchdown wieder einen Field-Goal-Versuch und somit einen wichtigen Punkt – was sich später rächen sollte. Aufseiten der Gastgeber dominierte einmal mehr die Defensive. Vor allem DeMarcus Ware und Von Miller drangen immer wieder zu Brady durch und hinderten ihn daran, präzise zu passen. Denver hat die gesamte Saison über eine hervorragende Defensive gehabt. Es war schwer für uns, in unseren Rhythmus zu kommen und Punkte zu erzielen, resümierte Brady. So spannend das erste Halbfinale verlief, so einseitig war das zweite um den Titel in der National Football Conference (NFC). Angeführt vom überragenden Quarterback Cam Newton führte Carolina die Gäste phasenweise vor. Der 26-Jährige gilt nach einer überragenden Saison als Favorit auf die MVP-Auszeichnung für den wertvollsten Spieler der Saison. Was soll ich über Cam sagen? Das ist seine Welt. Er ist der MVP. Ich nenne ihn Obama. Ich bin einfach nur froh, dass er in meinem Team spielt. Er macht erstaunliche Dinge, lobte Panthers-Routinier Charles Johnson. Gegen Arizona zeigte Newton einmal mehr seine Fähigkeiten, bereitete zwei Touchdowns vor und trug den Ball zweimal selbst in die Endzone. Ich will kein Lob, das war ein Teamsieg. Unser Weg ist noch nicht zu Ende, sagte Newton. Der 1,96 Meter große Modellathlet ist eine Art Gegenentwurf zu Manning: ein athletischer Quarterback moderner Prägung, der nicht nur als Werfer, sondern auch als Läufer gefährlich ist. Neben Newton überragte Carolinas Defensive, die vier Würfe von Cardinals-Quarterback Carson Palmer abfing und zwei weitere Male in Ballbesitz kam, als sie Palmer zu Boden riss. Die Panthers, die in dieser Saison erst ein Spiel verloren haben, stehen zum zweiten Mal nach der Niederlage 2004 (29:32 gegen die Patriots) in der Super Bowl und gelten bei den Buchmachern als Favoriten. (APA, 25.1.2016) AFC: Denver Broncos – New England Patriots 20:18 NFC: Carolina Panthers – Arizona Cardinals 49:15 Super Bowl 50 am 7. Februar in Santa Clara: Carolina Panthers – Denver Broncos
4Sport
Zwist in Döblinger ÖVP-Fraktion – Beschluss im Rathaus noch vor dem Sommer. Wien – Es brodelt in Wien-Döbling. Seit 37 Jahren in ÖVP-Hand, und mit Bezirksvorsteher Adolf Tiller an der Spitze, sorgt dort der Streit um die Zukunft des Casino Zögernitz nun auch für Unstimmigkeiten innerhalb von Tillers Fraktion. Als im Jänner die Umwidmung der Biedermeierresidenz im Bezirksparlament auf der Tagesordnung stand, wurde hitzig debattiert. Mit 23 zu 22 Stimmen wurde die Umwidmung knapp durchgewinkt. Die Bezirksfraktionen der SPÖ und Grünen stimmten dafür, FPÖ und Neos dagegen. Die ÖVP war sich nicht einig. Tiller, der sich für das Projekt starkmacht (Die Sanierung ist uns das Wichtigste auf der Welt), wurde von nur vier der 16 ÖVP-Mandatare unterstützt. Zehn Bezirks-ÖVPler stimmten dagegen. Die Projektgegner befürchten, dass der Eigentümer, Immobilieninvestor Hermann Rauter, sich nicht an sein Versprechen halten wird, das Casino zu sanieren und öffentlich zugänglich zu machen. Tiller versucht zu beschwichtigen: Döbling habe nur unter Bedingungen zugestimmt. Konkret wurde im Bezirk darüber entschieden, ob die Stellungnahme zum Bauprojekt in der jetzigen Form an den Gemeinderat übermittelt werden sollte. Darin wird die Stadt etwa ersucht, zeitgleich zur Widmung einen städtebaulichen Vertrag mit dem Investor abzuschließen – um die Sanierung rechtlich abzusichern. Freilich hat der Bezirk nur Mitspracherecht. Die Entscheidung liegt bei der Stadt. Und die Baugegner zweifeln daran, ob sie die Bezirksforderungen erfüllen wird. Tiller dazu: Dann haben sie mit uns im Bezirk einen furchtbaren Krieg bei der Bauverhandlung. Inhaber Rauter hat für diesen Fall vorgesorgt: Er habe eine Mediation mit den Bürgern beauftragt, die in Kürze starten soll. Aus seiner Sicht ist eine rechtliche Absicherung gar nicht mehr notwendig. Denn die Finanzierung für das 23-Millionen-Euro-Projekt sei bereits fix und fertig unterschrieben. Rauter plant, das 1837 erbaute und denkmalgeschützte Casino – in dem einst Johann Strauß Sohn und Vater konzertierten – zu sanieren, damit es wie ursprünglich als Veranstaltungssaal, Hotel, Restaurant und Tonstudio genutzt werden kann. Die Umwidmung soll ihm erlauben, zwei Bauten mit 48 Eigentumswohnungen sowie eine Parkgarage zu errichten. Aus dem Büro der zuständigen Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) heißt es, man werde die gesammelten Stellungnahmen – auch jene der Bürger – in den Flächenwidmungsplan einarbeiten. Der Beschluss im Gemeinderatsausschuss soll noch vor dem Sommer fallen.
1Panorama
Frauen feuerten auf eintreffende Anti-Terror-Einheit – Stadtviertel gilt als Hochburg der kurdischen PKK. Istanbul – Bei einer Schießerei mit der Polizei sind einem Medienbericht zufolge in der türkischen Metropole Istanbul zwei Terroristinnen getötet worden. Wie die Nachrichtenagentur Dogan am Dienstag berichtete, ging eine Anti-Terror-Einheit der Polizei in der Nacht in dem belebten Bezirk Gaziosmanpasa gegen ein Versteck von Extremisten vor. Zwei Frauen in einer Wohnung schossen demnach auf die Polizisten, die ihrerseits das Feuer erwiderten. Bei der Schießerei wurden dem Bericht zufolge die beiden Frauen getötet und vier Beamte leicht verletzt. Zur Identität der Getöteten wurden keine Angaben gemacht. Das Istanbuler Viertel gilt als Hochburg der Anhänger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Die Behörden vermuten, dass dort auch militanten Kämpfern Schutz gewährt wird. Dem Bericht zufolge gehörten die Frauen zu einer Zelle, die für eine Bombenexplosion in der Nähe einer U-Bahnstation in Istanbul Anfang Dezember verantwortlich sein soll. Dabei waren mehrere Menschen verletzt worden, doch hatte sich keine Gruppe zu der Tat bekannt. Die türkische Regierung geht derzeit im Südosten des Landes in einer Großoffensive gegen die PKK vor. Seit Mitte vergangener Woche wurden mindestens 115 mutmaßliche PKK-Kämpfer getötet. Auch mehrere Zivilisten und Soldaten starben bei den Einsätzen.
2International
Kommissar Kotzbrocken (Ernst Stötzner) hat nicht mit Muttis furienhafter Hartnäckigkeit gerechnet. Matis? Matis ... Matis! Jedes Mal einen Euro, wenn Maria (Natalia Wörner) flehend, ängstlich oder entsetzt nach ihrem Sohn ruft – und man käme finanziell bald an Bill Gates heran. Aber wir wollen diesbezüglich nicht so kleinlich sein. Denn die alleinerziehende Mutter hat es am Montag um 20.15 Uhr im ZDF-Krimi Die Mutter des Mörders nicht so leicht. Ihr 20-jähriger Sohn Matis (Lucas Reiber) ist geistig behindert und steht im Verdacht, das attraktive, blonde, langbeinige und hochnäsige Nachbarsgör aus der Luxusvilla von nebenan erschlagen zu haben. Die Beweise sind erdrückend, ein Geständnis gibt es auch bald. Doch Kommissar Kotzbrocken (Ernst Stötzner) hat nicht mit Muttis furienhafter Hartnäckigkeit gerechnet. Matis? Matis ... Niemals. Sie weiß, dass ihr Sohn unschuldig ist, und das wird sie beweisen. Und wie sie das tut! Allmächtiger ... Ein so hanebüchenes Drehbuch hat kein(e) Schauspieler(in) verdient – und auch kein Zuseher. Ein erfahrener und altgedienter Kommissar, der die Behinderung des Jungen bei Verhören einfach ignoriert. Ein geistig zurückgebliebener Mordverdächtiger, der keinen Rechtsbeistand hat. Daneben ermittelt die heilige Mutter Maria so plump, dass kurzerhand das eine oder andere Leben auf der Strecke bleibt. Ein Lichtblick nebst der schauspielerischen Leistung von Lucas Reiber ist immerhin der Psychiater (Sylvester Groth), der Matis begutachtet. Ein Rätsel aber bleibt Axel Prahl, der den Busfahrer für die behinderten Kinder so rumpelstilzchenhaft übertrieben gibt, dass sich der Verdacht aufdrängt: Es hat ihn einfach nicht gefreut, weil sein Pathologe Professor Karl-Friedrich Boerne diesmal nicht dabei war.
6Etat
An der Grenze in Spielfeld wird die Situation zunehmend dramatischer. Hunderte Flüchtlinge machen sich auf eigene Faust auf den Weg, Landeshauptmann Schützenhöfer spricht von einem "Chaos ". Spielfeld/Graz/Wien – Es ist nun das eingetreten, was Polizei- und Einsatzkräfte vor Ort an der steirisch-slowenischen Grenze seit Tagen befürchten: Der immer stärker werdende Zuzug von Flüchtlingen aus Slowenien ist kaum noch zu organisieren. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) spricht bereits von einem Chaos. Donnerstagnachmittag waren in Spielfeld rund 3000 Flüchtlinge vor Ort in Betreuung, für die Abend- und Nachtstunden rechnete Polizeisprecher Fritz Grundnig mit einem weiteren Zustrom von 6000 bis 10.000 Flüchtlingen. Wenn der Weitertransport mit Bussen nicht optimal funktioniere, wird es eng, sagte Grundnig im Standard-Gespräch. Am Nachmittag wurde am Grenzübergang zu den zwei bestehenden Zelten zwar noch ein drittes aufgebaut, in Summe könnten aber nur 1200 Flüchtlinge versorgt werden. Dass tags zuvor rund 500 Flüchtlinge die Nacht in der Kälte im Freien verbracht hatten, habe nichts mit Kapazitätsmangel zu tun, sagte Grundig. Es wäre in den Zelten noch genügend Platz gewesen, aber viele wollten draußen auf dem Parkplatz warten, damit sie keine Busabfahrt versäumen. In den Morgenstunden machten sich abermals hunderte Flüchtlinge auf eigene Faust auf in Richtung Graz. Viele wollten mitziehen, der Ansturm im Notquartier wurde derart massiv, dass die Polizei die Absperrungen aufmachte, um keine Verletzungen und Tumulte zu riskieren, hieß es. Es gibt nach wie vor das Gerücht unter Flüchtlingen, Deutschland sei bereits sehr nahe. Einige kehrten aber ins Quartier zurück, um dort auf Busse zu warten. Betreuer berichten, dass die Flüchtlinge so rasch wie möglich nach Deutschland wollten, da der Winter naht und viele Angst hätten, dass Deutschland die Grenzen zumache. Jeder will noch schnell reinkommen, sagt ein Exekutivbeamter. Hunderte – niemand wusste wie viele genau, da die Situation außer Kontrolle geriet – machten sich jedenfalls zu Fuß auf der Landstraße, der Autobahn und auf den Geleisen auf den Weg. Etliche organisierten sich Taxis. Die ÖBB musste einen Schienenersatzverkehr zwischen Maribor und Leibniz einrichten. Kärnten hat in der Zwischenzeit, wie Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) im Standard-Gespräch erklärte, per Zug 500 Flüchtlinge direkt aus Slowenien übernommen. Wir werden versuchen, so viele zu übernehmen, wie wir können, sagte Kaiser. Die Polizei war versucht, die Lage im steirischen Grenzgebiet zu kalmieren, zumal der Leibnitzer Bürgermeister von einer sehr besorgten Bevölkerung sprach. Es handelt sich um keine Schwerverbrecher. Uns liegen auch keine Meldungen von Ladendiebstählen vor, sagte Polizeisprecher Grundnig. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) hatte zuvor von Geschäftsleuten berichtet, die aus Angst vor Plünderungen zugesperrt hätten. Schützenhöfer versetzte das Bundesland am Donnerstag quasi in Alarmzustand. Er warnte im ORF-Steiermark: So geht es nicht weiter. Der Staat hat die Kernaufgabe, die Grenzen für seine Bürger schützen, und das tut er momentan nicht. Die Menschen haben berechtigt Angst. Man sei der Lage nicht mehr Herr. Er forderte einen verstärkten Polizei- und Bundesheereinsatz an der Grenze Das Chaos müsse aufhören, alles andere würde zu einer Explosion führen. Innenministerium Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) versprach, die Polizeieinheiten auf 700 Beamte aufzustocken. Bundesweit will sie ab 2016 für die Polizei 1500 bis 2000 neue Planstellen für die Polizei. Im Kanzleramt reagiert man offen: Wir haben in Personalfragen schon bisher stets Unterstützung geleistet, entsprechend dem aktuellen Bedarf, erklärte Staatssekretärin Sonja Steßl (SPÖ). (Walter Müller, 23.10.2015)
1Panorama
Band hatte mit "Da, da, da" einen Welthit. Berlin – Peter Behrens, Trommler der während der Neuen Deutschen Welle erfolgreichen Band Trio, ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 68 Jahren in einem Krankenhaus in Wilhelmshaven an multiplem Organversagen, wie die Bild-Zeitung unter Berufung auf seine Tochter berichtete. Auch sein letzter musikalischer Kompagnon Ecki Schrader bestätigte auf der Facebook-Seite des Duos Peter Behrens feat. Ecki S. den Tod. Behrens hatte nach dem Ende von Trio 1986 erfolglose Versuche einer Solokarriere gestartet. Er machte wiederholt durch Alkohol- und Drogenprobleme Schlagzeilen und galt als ein Beispiel für einen gescheiterten Star. Das mit Trio verdiente Geld hatte er ausgegeben und lange von Sozialhilfe gelebt. Mit Ecki Schrader tourte er in letzter Zeit immer wieder durch Clubs in Norddeutschland und spielte dabei Trio-Lieder. Während der Neuen Deutschen Welle sorgte Behrens vor allem durch die Trio-Auftritte in der ZDF-Hitparade für Aufsehen. Der ausgebildete Clown trat stets im weißen T-Shirt mit roten Hosenträgern auf und verzog während der Auftritte keine Miene. Trio hatten 1982 mit Da, da, da einen Welthit. Das Lied schaffte es in Deutschland zwar hinter Nicoles Ein bisschen Frieden nur auf Platz zwei der Charts, weltweit verkaufte es sich aber etwa 13 Millionen Mal und stand auch in Brasilien und Kanada auf Platz eins. Später wurde das Lied in Coverversionen immer wieder zu Werbezwecken eingesetzt, etwa von Pepsi 2006 während der Fußball-WM in einer außer in Deutschland weltweit laufenden Kampagne. Weitere Hits von Trio waren Anna – Lassmichrein Lassmichraus, Herz ist Trumpf, Bum Bum und Turaluraluralu. Nach einem Streit um die weitere musikalische Ausrichtung löste sich die durch ihren Minimalismus bekannt gewordene Band 1986 auf. Von den drei Musikern lebt jetzt nur noch Sänger Stephan Remmler. Gitarrist Gert Kralle Krawinkel war 2014 gestorben.
8Kultur
US-Sender HBO heizt auf Twitter die Spekulationen um die sechste Staffel an. Etwas muss man sich noch gedulden, bis Game of Thrones wieder über den Bildschirm flimmert. Am 24. April startet die sechste Staffel – parallel zum US-Start – bei Sky auf Abruf. Nun hat der US-Sender HBO neue Teaser auf Twitter veröffentlicht. Die kurzen Clips sind den Häusern Lannister, Targaryen und Stark gewidmet und zeigen jeweils das Banner der Familien. Dazu sind aus dem Off Stimmen zu hören – der High Sparrow bei Haus Lannister, eine düstere Männerstimme bei Haus Targaryen und Ramsay Bolton im Stark-Clip. Wer den offiziellen Game of Thrones-Account auf Twitter mit den Hashtags #HouseStark, #HouseLannister oder #HouseTargaryen anschreibt, erhält eine automatische Antwort mit dem jeweiligen Clip. “Together we can overthrow an empire.” #GoTSeason6 premieres 4.24.16 #GameofThrones https://t.co/YAV9Uo3S3W “Queen of nothing.” #GoTSeason6 premieres 4.24.16 #GameofThrones https://t.co/TeSFwowwTy Winterfell is mine. #GoTSeason6 premieres 4.24.16 #GameofThrones https://t.co/UCA8qF0I65 Die Kurzvideos lassen viel Interpretationsspielraum, wie es in der sechsten Staffel weitergehen könnte. Zuvor hat HBO bereits mit einem Plakat mit Jon Snow für Aufregung gesorgt, mit dem einige Fans so nicht gerechnet hatten.
0Web
Browser-Erweiterungen und Apps helfen, dass der Seriengenuss ungetrübt bleibt. Am 14. Juni ging die fünfte Staffel der populären Fernsehserie Game of Thrones zu Ende. Das Web hat sich für Fans, die die letzte Folge noch nicht gesehen haben, somit in ein Minenfeld verwandelt. Twitter, Facebook und Medien wimmeln nur so vor Hinweisen auf die Handlung. Doch es gibt Methoden, wie man den Spoilern entkommt. Für Nutzer des Chrome-Browsers bietet sich die Erweiterung Silencer an. Basierend auf Schlagwörtern können entsprechende Postings auf Twitter und Facebook ausgeblendet werden. Praktisch: mit sogenannten Mute Packs kann man verschiedene Serien auswählen, um gleich mehrere Begriffe und Namen zu unterdrücken. Ähnlich funktioniert auch die Chrome-Erweiterung Spoiler Alert. Hier kann man auch ein bestimmtes Datum setzen oder einzelne Freunde blockieren. Im Fall eines Spoilers wird der entsprechende Eintrag – etwa auch auf Websites wie Wikipedia - mit einem Warnhinweis überblendet. Allerdings ist dafür eine Registrierung erforderlich. Für iOS, Android und Chrome gibt es die App Spoiler Shield, mit der man sich vor Spoiler zu über 50 Serien und Sportereignissen auf Twitter und Facebook schützen kann. In mehreren Twitter-Apps wie etwa TweetDeck gibt es die Möglichkeit bestimmte Wörter oder Nutzer direkt in den Einstellungen zu blockieren. Speziell für Facebook gibt es die Chrome- und Firefox-Erweiterung Facebook Purity, mit der generell nervige Inhalte wie Postings bestimmter Games ausgeblendet werden können. Mit CommentBlocker für Firefox kann man unerwünschte Spoiler auch in den Kommentaren auf besuchten Websites blockieren. (Birgit Riegler, 15.6.2015) Wie blockieren Sie Spoiler im Internet? Posten Sie weitere Apps und Browser-Erweiterungen oder verraten Sie uns Ihren Trick!
0Web
Antikörper hemmt Wirkung von Interleukin-6, wie Versuche mit Mäusen zeigen konnten. Wien/Graz/Kiel – Der Systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine relativ häufige Autoimmunerkrankungen, bei der durch eine fehlgeleitete Abwehrreaktion Antikörper gegen Bestandteile menschlicher Zellen gebildet werden. In Österreich sind rund 4.000 Menschen von der Krankheit betroffen, deren erste Anzeichen oft auf der Haut sichtbar werden. Internationale Wissenschafter, darunter auch Forscher aus Graz und Wien, haben jetzt an Mäusen die Wirksamkeit eines neuen Therapieprinzips bewiesen: die Hemmung der Wirkung des Immunbotenstoffs Interleukin-6 (IL-6). Bei dieser Erkrankungen kann eine Vielzahl von Organen in Mitleidenschaft gezogen werden, wobei die Haut und die Nieren am häufigsten betroffen sind. Die bisherige Therapie der Erkrankungen bestand im wesentlichen aus lebenslanger Immunsuppression, die zum Teil deutliche Nebenwirkungen aufweist, erklärte Lukas Kenner vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien und des AKH. Er arbeitet auch am Department für Labortierpathologie an der VetMedUni und forscht am Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung. Unbehandelt kann die Erkrankung zu schweren Komplikationen bis hin zum Tod führen. Bisher bestand die medikamentöse Therapie in einer Art Stufenleiter vor allem aus nichtsteroidalen Antirheumatika, Malariamitteln (Chloroquin), Kortison sowie aus Immunsuppressiva wie Azathioprin, Cyclosporin A etc. Ohne entsprechende formelle Zulassung blieb bisher die Verwendung von monoklonalen Antikörpern wie Belimumab, Rituximab oder von bei schwerer chronischer Polyarthritis eingesetztem Tocilizumab. Es besteht jedenfalls starker Bedarf nach neuen und spezifischen Therapien gegen die SLE. Bereits 2009 konnten Kenner und seine Arbeitsgruppe in Studien an Mausmodellen beweisen, dass der Erkrankung ein Defekt im JunB-Gen von Hautzellen (Keratinozyten) zugrunde liegt. Bei den Versuchen wurde damals in transgenen Mäusen das JunB-Gen in der Haut ausgeschaltet. Daraufhin zeigte sich eine unterschiedliche Wirkung in der Haut bzw. im Gesamtorganismus. Während in der Haut die Produktion von Interleukin-6 sank, kam es zu einer sehr hohen IL-6 Konzentration im Gesamtorganismus (systemisch), was zum Auftritt eines SLE-ähnlichen Krankheitsbildes und binnen kurzer Zeit zum Tod der Tiere führte. Jetzt haben die Wissenschafter ihre Studien weitergeführt und in Experimental Dermatology publiziert. Dabei ging es darum, mit neuen Arzneimitteln die Bindung von IL-6 an seinen Rezeptor (IL-6R alpha) zu blockieren. Während bei rheumatischer Arthritis der Nachweis der Wirkung einer solchen Strategie schon vor Jahren erfolgt ist, gab es bisher noch keine Daten zu solchen Therapien bei Systemischen Lupus erythematodes (SLE). Der Forschergruppe um Kenner gelang mit Kollegen aus Graz, Deutschland und Japan nun erstmals der experimentelle Nachweis, dass eine Blockade von IL-6 auch bei SLE im Tiermodell einen signifikanten Heilungseffekt haben kann. Dabei wurde der Antikörper MR16-1 bei den SLE-Mäusen verwendet. Er besetzt den Rezeptor für Interleukin-6 und verhindert so dessen entzündungsfördernde Wirkung. Bei den Tieren kam es zu einer signifikanten Besserung der Hautsymptome, allerdings hatte die Behandlung offenbar keinen Einfluss auf die Nierenkomplikationen im Rahmen der Autoimmunerkrankung. Erstautor Peter Birner vom Klinischen Institut für Pathologie in Wien sagte dazu: Die Blockade von IL-6 Rezeptor alpha könnten eine neuartige und nebenwirkungsarme Therapieoption für SLE- Patienten mit primärem Befall der Haut darstellen. Dies würde einen großen Fortschritt bei der Therapie dieser schweren chronischen Erkrankung bedeuten.
7Wissenschaft
Setting solle laut Hersteller die Probleme der damaligen Zeit widerspiegeln. Das dritte Kapitel der Gangsterspielserie Mafia versetzt Spieler in die 1960er-Jahre nach New Orleans und in eine brutale Welt zwischen Bandenkriegen und Polizeibrutalität. Um das Setting glaubhaft zu machen, wollen die Entwickler auch vor realen Konflikten der damaligen Zeit nicht zurückschrecken. Ein Aspekt, der spürbar sein werde, ist der gelebte Rassismus auf den Straßen der Stadt. In einem Interview in der jüngsten Ausgabe des Branchenmagazins GameInformer erklären die Entwickler, dass Protagonist Lincoln Clay von unterschiedlichsten Seiten Unterdrückung erfahren wird – auch von Seiten der Polizei. Die Polizei im Spiel wird definitiv die damalige Zeit widerspiegeln, sagt Autor William Harms. Das ist das Jahr 1968 im tiefen Süden; die Cops werden dir wie ein Hammer auf dich hereinbrechen, ergänzt Design-Director Matthias Worch. Laut Kreativdirektor Haden Blackman solle die Situation zum Denken anregen. Wir versuchen nicht zu sensationalisieren. Aber diese Kunstform ist aufwühlend. Jede gute Kunst regt dich zum Denken an und prägt sich ein. Wenn wir in einer Weise zum Denken anregen können, ohne zu provokant zu sein, dann haben wir unseren Job gut gemacht, denke ich. Dass die Eltern des Protagonisten Lincoln Clay unterschiedlicher Herkunft sind, obwohl das Spiel so einen starken Fokus auf die damaligen negativen Erfahrungen afroamerikanischer Menschen im Süden der USA legt, sei auf die Story zurückzuführen. Lincoln soll als Charakter portraitiert werden, der als Kriegsheimkehrer nirgendwo so richtig dazu gehört und überall zwischen die Fronten gerät. Mafia 3 wird aktuell für Windows-PC, PS4 und Xbox One entwickelt und soll kommendes Jahr auf den Markt kommen. Im August gab es die ersten Einblicke in das Spiel.
0Web
Fehler bei Versand von Informationsmails, Unternehmen tue es "sehr, sehr leid". Die Wiener Linien haben am Mittwochnachmittag einen Fehler gemacht, wie ein Unternehmenssprecher es formuliert: Ein Infomail zur Wien mobil-Karte wurde offen an hunderte Empfänger versandt, wodurch jeder Adressat die E-Mail-Adresse anderer Nutzer einsehen konnte. Dabei handelt es sich sowohl um Pseudonyme als auch um Mail-Adressen, die sich an Klarnamen der Nutzer orientieren. Die Wiener Linien kündigen an, sich demnächst bei ihren Nutzern zu entschuldigen. Ähnliche Datenpannen waren in den vergangenen Monaten bereits dem AMS, das hunderte arbeitslose Frauen outete, und der Datenschutzbehörde selbst passiert. In Bayern hatte ein derartiger Fall bereits zu einer Schadenersatzklage geführt, das betroffene Unternehmen hatte Bußgeld überweisen müssen.
0Web
Trend geht zu SIM only Tarifen, seit Mobilfunker Handys verteuerten. Nach T-Mobile nun auch 3. Der Mobilfunker verkauft nun alle Handys ohne SIM-Lock. Damit reagiert man den Trend, das in Österreich verstärkt SIM only Tarife in Kombination mit entsperrten Handys von Kunden genutzt werden. Tatsächlich verkaufen heimische Mobilfunker weniger Smartphones, als in den Jahren zuvor, nachdem sie deren Stützung radikal reduziert haben. In der Presseaussendung betont 3, dass auch teure Geräte wie iPhone6 und Galaxy S6 edge ohne Zwangsbindung verkauft werden.
0Web
Mehr Eingriffe ohne Klinikaufenthalt – Österreich international dennoch unter Durchschnitt. Wien – Es gibt wohl nur sehr wenige Menschen, die gerne länger im Krankenhaus bleiben als sie unbedingt müssen. Die nun veröffentlichte Entlassungsstatistik heimischer Spitäler ist also grundsätzlich eine erfreuliche Nachricht: Die Zahl der Krankenhausaufenthalte ohne Übernachtung steigt – und das deutlich. In den vergangenen fünf Jahren gab es hier ein Plus von fast dreißig Prozent. Noch stärker ist die Zunahme an tagesklinischen Operationen – also jenen Eingriffen, die ohne nächtlichen Spitalsaufenthalt auskommen. Werden Patienten doch stationär aufgenommen, dürfen sie in der Regel früher wieder nach Hause: Ein durchschnittlicher Klinikaufenthalt dauerte im Jahr 2004 noch etwas mehr als sieben, im Jahr 2014 nur noch 6,5 Tage. Für Patienten ist das auch deshalb positiv, weil sie so vor Krankenhausinfektionen geschützt werden. Spitäler sind für Kranke schließlich ein gefährlicher Ort, sagt Patientenanwalt Gerald Bachinger. Er fügt allerdings an: Hier ist noch viel Luft nach oben. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern haben wir immer noch ein enorm krankenhauslastiges System. Erhebungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung geben ihm recht: Im OECD-Vergleich liegt Österreich bei bestimmten tagesklinischen Operationen bis heute weit unter dem Durchschnitt. Mandeloperationen – zum Beispiel – werden in Österreich nie ambulant durchgeführt, in vielen anderen Ländern ist das hingegen längst die Norm. Die österreichische Gesundheitspolitik setzt seit Jahren auf das Mantra ambulant statt stationär. Auch deshalb, weil der Staat dadurch Kosten spart. In Niederösterreich zeigte sich: Bei gewissen Erkrankungen ist es sogar günstiger, ein Team regelmäßig zum Kranken nach Hause zu schicken, als ihn im Spital zu versorgen – seit einigen Jahren bietet das Landesklinikum St. Pölten diesen Service nämlich für Dialysepatienten an. Was in der Spitalsstatistik der Statistik Austria auch erfasst wird: In den vergangenen Jahren hat sowohl die Zahl der Krankenanstalten wie auch die der in den Spitälern tätigen Ärzte und Pfleger deutlich zugenommen. Aufholbedarf ortet Bachinger aber vor allem für die Zeit nach der Entlassung: Die Patientenübergabe von Krankenhaus an Hausarzt funktioniert oft gar nicht gut.
5Inland
Jugendlicher bekannte sich zu Cyberangriff. Der US-Geheimdienstkoordinator James Clapper hat eingestehen müssen, dass seine Onlinekonten gehackt worden sind. Wir haben Kenntnis von dieser Angelegenheit. Wir haben die zuständigen Behörden informiert, sagte sein Sprecher Brian Hale am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Laut der Nachrichtenseite Motherboard bekannte sich ein Jugendlicher zu dem Hackerangriff auf Clappers Internet- und Telefonkonto. Laut dem Bericht gelang es dem Hacker, Anrufe an Clappers Nummer zur propalästinensischen Bewegung Free Palestine Movement umzuleiten. Auch sei es ihm gelungen, in ein Yahoo-Konto von Clappers Ehefrau einzudringen. Der Hacker mit dem Pseudonym Cracka gehört demnach einer Gruppe an, die bereits in einen Cyberangriff auf das private Email-Konto des CIA-Direktors John Brennan verwickelt war. Brennan hatte empört auf den Angriff und Medienberichte darüber reagiert.
0Web