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Doppelte Obergrenze: Zahl der Asylanträge und der Grenzübertritte "bis auf Weiteres" gedeckelt – Österreich lässt maximal 3.200 Flüchtlinge pro Tag über Grenze. Wien – Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat am Mittwoch die angekündigten Tageskontingente für Flüchtlinge festgelegt. Wie die Ministerin der APA mitteilte, sollen täglich maximal 80 Asylanträge an der Südgrenze angenommen werden. Außerdem werden maximal 3.200 Personen durchgelassen, die um internationalen Schutz in einem Nachbarstaat ansuchen wollen. Diese doppelte Obergrenze soll bis auf Weiteres gelten und über den Tag verteilt stundenweise abgearbeitet werden. Wird einer der beiden Grenzwerte erreicht, werden die Grenzübertritte vorübergehend gestoppt. Die Ministerin betonte, diesbezüglich seit längerem mit ihrer slowenischen Amtskollegin in Kontakt zu stehen. Es ist wichtig, dass jedes Land entlang der Balkanroute an seiner Grenze restriktiver vorgeht, so die Ministerin. Die Zusammenarbeit mit Slowenien sei vorbildlich. Die neuen Tageskontingente sollen ab Freitag wirksam werden. Ein Rückstau auf slowenischer Seite und damit auch Drucksituationen an der Grenze können laut Mikl-Leitner nicht ausgeschlossen werden. Einmal mehr verteidigte die Innenministerin das österreichische Vorgehen. Österreich zählt zu den am stärksten belasteten EU-Mitgliedsstaaten und stößt an die Grenzen seiner Belastbarkeit, so Mikl-Leitner. Es ist eine Frage der Vernunft, die eigenen Grenzen zu sichern, solange es keine europäische Lösung gibt. Es gelte, die Sicherheit, Ordnung und die Lebensqualität in Österreich für unsere Bürger aufrechtzuerhalten. Asylantragszahlen wie im vergangenen Jahr könne Österreich nicht noch einmal verkraften. Bisher gab es heuer durchschnittlich mehr als 200 Asylanträge täglich, die täglichen Obergrenzen würden also eine deutliche Reduktion bedeuten. Allerdings hieß es am Mittwoch im Innenministerium dazu, dass die Obergrenze von 80 Anträgen nur an der Grenze gelte, Inlandsanträge aber weiterhin möglich seien. Das Tageskontingent sei also ein Schritt, dem noch weitere folgen werden. Dass die Regierung weiterhin 3.200 Flüchtlinge täglich in Richtung Deutschland durchlassen möchte, wurde in informierten Kreisen damit begründet, dass man bei dieser Anzahl keine Probleme bei der Übernahme durch Deutschland erwarte.
1Panorama
Grünen-Abgeordneter Pilz vermutet Rechtsbruch bei Kriegsmaterialexport und Einrichtung des Abdullah-Zentrum als Gegenleistung. Wien – Nachdem der deutsche Spiegel von einer in Österreich hergestellten Splittergranate berichtet hat, die in Saudi-Arabien aufgetaucht ist, musste das Innenressort in Wien die Genehmigung eines fragwürdigen Exports Richtung Riad einräumen: Im Jahr 2010 hat die Republik die Lieferung von 9.000 Splittergranaten an die Saudis freigegeben, nachdem 2009 ein entsprechendes Ansuchen gestellt worden war. Konkret waren die Geschoße für das Innenministerium des Königreichs bestimmt, in dem es um die Menschenrechte nicht zum Besten bestellt ist. Auf APA-Anfrage erklärte Karl-Heinz Grundböck vom Innenressort, dass der Export in Absprache mit dem Außen- und dem Verteidigungsressort erfolgt sei. Gemäß dem heimischen Kriegsmaterialiengesetz muss das Innenressort das Außenamt bei solchen Angelegenheiten einbinden, das Verteidigungsministerium anhören – in der Praxis prüft Letzteres aber vor allem, ob die Waffen gegen österreichische Soldaten im Ausland eingesetzt werden könnten. Der Waffenhandel mit kriegsführenden Staaten und in Länder, in denen exportiertes Kriegsmaterial zur Unterdrückung von Menschenrechten verwendet werden kann, ist Österreich als Neutraler generell verboten. Schon 2009 berichtete Amnesty International von 69 Hinrichtungen und zahlreichen Auspeitschungen. Im Detail stammt die in Saudi-Arabien aufgefundene Splittergranate von einer österreichischen Tochterfirma des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall. Im Jahr 2014 sollen Sondereinheiten des Königreichs diese bei einem Einsatz gegen eine Protestbewegung bei sich getragen haben, so der Spiegel. Für den Grünen Peter Pilz sind für den Export der frühere Außenminister Michael Spindelegger und Ex-Innenministerin Maria Fekter (beide ÖVP) verantwortlich, was er im Innenausschuss am Dienstag auf die Tagesordnung setzen will. Dazu vermutet Pilz, dass die Einrichtung des Abdullah-Zentrums in Wien als Gegenleistung erfolgt sei: Das Ganze war keine rechtliche, sondern offenbar eine politische Entscheidung, mit der man dem Regime einen Gefallen tun wollte. Das stinkt nach einem Geschäft. Pilz Recherchen decken sich mit Grundböcks Angaben, dass nach 2010 kein derartiger Export nach Saudi-Arabien mehr erfolgt ist. Im Mai 2012 wie im Jänner 2014, als Riad gern weitere 3.000 beziehungsweise 9.000 Stück Granaten geordert hätte, habe das Innenressort die Ausfuhr verboten beziehungsweise schon das Vorverfahren abgedreht, so der Grüne. Fekter, mittlerweile Abgeordnete und ÖVP-Kultursprecherin, lässt dem STANDARD ausrichten, dass der Export ein Verwaltungsverfahren des Innenressorts war, das ohne ihre Einflussnahme gesetzeskonform abgewickelt wurde. Auch Spindelegger, jetzt Generaldirektor des in Wien ansässigen Internationalen Zentrums für die Entwicklung von Migrationspolitik, weist über einen Sprecher politischen Tauschhandel zurück. Ende 2010 hat er per Ministerratsvortrag seinen Regierungskollegen erstmals die Idee des Abdullah-Zentrums präsentiert, 2011 wurde die umstrittene Dialogstätte dann eröffnet.
2International
Nachfolger gesucht für Helmut Reitze gesucht. Frankfurt – Der Intendant des Hessischen Rundfunks (hr), Helmut Reitze, legt aus gesundheitlichen Gründen sein Amt nieder. Das teilte der hr am Freitag in Frankfurt/Main nach einer Sitzung des Rundfunkrats mit. Der 63-Jährige werde noch bis Anfang nächsten Jahres im Amt bleiben, bis der Rundfunkrat über die Nachfolge entschieden habe, hieß es weiter. Reitze ist seit 2003 Intendant des Hessischen Rundfunks. Seit einiger Zeit spüre ich, dass meine Energie nicht mehr ausreicht, um mit voller Kraft mein Amt als Intendant auszufüllen, sagte Reitze am Freitag. Reitze war am 18. Oktober 2002 mit dem hauchdünnen Vorsprung von nur einer Stimme vom hr-Rundfunkrat gewählt worden. Der gebürtige Nordhesse war der erste Journalist auf dem Chefsessel des hr, der sechstgrößten ARD-Anstalt. Trotz sorgsamen Wirtschaftens war es Reitzes Vorgänger, Klaus Berg, nicht gelungen, einen ausgeglichenen Haushalt zu hinterlassen. In seiner fast 13-jährigen Amtszeit hat Reitze den hr mit mehreren Sparrunden finanziell konsolidiert und zahlreiche Programmreformen angestoßen, teilte der hr mit. Das hr-fernsehen konnte während seiner Amtszeit durch eine strikte Ausrichtung auf Hessen seine Einschaltquoten erheblich steigern.
6Etat
Widerstand gegen Stromrationierung – Opposition begann mit Unterschriftensammlung für Referendum gegen Präsidenten. Caracas – Bei Protesten gegen die Stromrationierung in Venezuela sind am Mittwoch rund hundert Menschen festgenommen worden. Schauplatz der Proteste war die zweitgrößte Stadt Maracaibo, wo es nach Angaben der Behörden zu gewaltsamen Ausschreitungen kam. Mehr als 95 Menschen wurden wegen Vandalismus festgenommen, teilte der örtliche Sicherheitschef Biagio Parisi im Internetdienst Twitter mit. Gouverneur Francisco Arias Cardenas sprach von Protesten in 18 Stadtteilen der Hauptstadt des Bundesstaates Zulia. 73 Geschäfte seien attackiert worden. Die Proteste und Plünderungen folgten einem Plan zur Destabilisierung des Landes, sagte der Regierungschef von Zulia. Am Dienstag hatte die Regierung von Präsident Nicolas Maduro weitere Maßnahmen angeordnet, um die schwere Energiekrise in den Griff zu bekommen. Demnach sollen alle Beschäftigten des öffentlichen Dienstes vorerst nur noch montags und dienstags arbeiten. Schulen sollen künftig freitags geschlossen bleiben. Beamte haben frei Seit Anfang April sind bereits für die rund zwei Millionen Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes alle Freitage bis Anfang Juni arbeitsfreie Tage, ihre Arbeitszeit beträgt nur noch sechs Stunden. Zudem wird in zehn von 24 Bundesstaaten täglich der Strom für mehrere Stunden abgestellt. Die Maßnahmen sollen dem wirtschaftlich schwer angeschlagenen Land dabei helfen, Strom zu sparen. Nach Angaben der Regierung reichen angesichts einer durch das Wetterphänomen El Nino ausgelösten extremen Dürre die Wasserreserven in den 18 Talsperren des Landes für die Energieerzeugung kaum noch aus. Kritiker machen dagegen Missmanagement der sozialistischen Regierung dafür verantwortlich. Am Mittwoch begann die Opposition mit einer Unterschriftensammlung für ein Referendum über eine Amtsenthebung von Maduro. Die Opposition hat im Parlament zwar die Mehrheit, muss aber für ein Referendum über eine Amtsenthebung in einem ersten Schritt die Unterschriften von einem Prozent der wahlberechtigten Bürger, also von knapp 200.000 Menschen, sammeln. In einem zweiten Schritt müsste die Opposition sogar vier Millionen Unterschriften zusammenbekommen.
2International
Falke hat ein schlechtes Gewissen, weil er den Afrikaner zuvor bei der Verhaftung verdroschen hat. Das ist ja mal was Neues. Es ist – im echten Leben – Oktober. Und am Sonntag um 20.15 Uhr ermitteln die Tatort-Bundespolizisten Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) ebenfalls im Herbst und nicht, wie so oft, in ganz anderer Jahreszeit. Der 3. Oktober, Tag der Deutschen Einheit, liegt zwar schon ein paar Tage zurück, muss aber im neuen Tatort Verbrannt noch einmal als Aufhänger herhalten, denn es geht um Heimat und ums Dazugehören. Einer afrikanischer Asylbewerber wird verdächtigt, mit falschen Pässen zu handeln, und daher eine Nacht in Polizeigewahrsam genommen. Doch zur Vernehmung des Unschuldigen (wie sich herausstellt) kommt es nicht mehr, da er in der Zelle verbrennt. Falke hat ein schlechtes Gewissen, weil er den Afrikaner zuvor bei der Verhaftung verdroschen hat. Also ermitteln er und Lorenz kurzerhand drauflos, was schon recht merkwürdig ist. Absehbar hingegen ist, was sie aufdecken: Die Polizei hat Dreck am Stecken, hält aber zusammen, bis das schwächste Glied dann doch auspackt. Weil das alles recht trist ist, findet der Herbst farblich nicht nur in der Natur seinen Niederschlag, sondern auch in diversen deprimierend hässlichen braungrauen Räumen der Polizeiwache. Das sorgt für Stimmung, aber nicht für Spannung. Für Lorenz ist es der letzte Fall. Sie steigt aus, weil sie dem Druck im Polizeidienst nicht gewachsen ist. Bevor Falke weitermacht, müsste allerdings angesichts der Dresche für den Verdächtigen und einer späteren völlig misslungenen Verhaftung mal gefragt werden, ob sein Fall nicht doch langsam einer für die interne Ermittlung als einer für den TV-Zuseher ist.
6Etat
Zwei Gruppen von Flüchtlingen durchqueren Fluss an der Grenze – Mazedonien will Menschen nach Griechenland zurückbringen – Athen sieht organisierte Flugblattaktion. Idomeni – Hunderte Migranten aus einem Notlager nahe dem griechischen Ort Idomeni haben am Montag die Grenze zu Mazedonien überquert. Dort wurden sie nach einem mehrstündigen Fußmarsch nach Angaben der Polizei festgenommen. Die mazedonische Armee hat hunderte Flüchtlinge gestoppt. Die Soldaten schritten am Montag in der Nähe von Gevgelija ein und nahmen die Schutzsuchenden fest. Die Gruppe von rund 700 Flüchtlingen werde abgeschoben, gab das Innenministerium am späten Nachmittag bekannt. Ein Reuters-Fotograf schätzte die Zahl der nach Mazedonien gelangten Personen auf rund 2000. Die griechische Regierung geht mittlerweile von einer organisierten Aktion aus, in Idomeni wurden Flugblätter verteilt. Die Menschen, darunter zahlreiche Kinder, durchquerten nach einem längeren Marsch über schlammige Wege auf griechischer Seite einen Fluss. Danach wanderten sie entlang der Grenzanlagen bis zu dem Punkt, wo der Zaun endet. Zwei Gruppen machten sich nacheinander auf den Weg. Am frühen Morgen hatte die mazedonische Polizei nach eigenen Angaben die Leichen von zwei Männern und einer Frau gefunden, die offenbar versucht hatten, den nach starken Regenfällen angeschwollenen Fluss zu durchqueren. Im Lager Idomeni sitzen mindestens 12.000 Menschen nach der Schließung der Balkanroute fest, darunter viele Frauen und Kinder. Sie kampieren dort seit Tagen bei Regen und Kälte in Zelten im Schlamm und hoffen, doch noch nach Norden weiterziehen zu können. Die Flüchtlingskrise ist zentrales Thema beim EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag. Die Staats- und Regierungschefs der EU wollen einem Entwurf zufolge alternative Wege von illegal einreisenden Migranten nach Europa verhindern. Neben der Mittelmeer-Route von Libyen nach Süditalien rückt für die EU auch die bulgarische Grenze stärker in den Fokus. Mit der Türkei wollen die EU-Staaten bei ihrem Treffen endgültig gemeinsame Schritte zur Grenzsicherung beschließen. Für die deutsche Regierung betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel, sie werde auch weiterhin eine europäische Lösung anstreben. Unbestritten profitiere Deutschland zwar von der Schließung der Balkanroute, weil weit weniger Flüchtlinge einreisten. Eine nachhaltige Lösung sei dies aber nicht, wenn man sich die Lage an der griechisch-mazedonischen Grenze anschaue. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat der mazedonischen Regierung explizit für ihr Verhalten in der Flüchtlingskrise gedankt. Mazedonien hat bisher mehr zur Stabilität Europas beigetragen, als so manches EU-Mitgliedsland, übte Mikl-Leitner am Montagabend auch indirekt Kritik an Griechenland. Verantwortlich für diese dramatischen Szenen sind jene, die bei den Menschen im Camp Idomeni nach wie vor falsche Erwartungen wecken, erklärte Mikl-Leitner. Den Flüchtlingen riet sie in Griechenland zu bleiben: Wer es gut mit den Menschen im Camp meint, sollte sie darin bestärken, die bereitgestellten warmen, festen Quartiere in Griechenland anzunehmen und sich versorgen zu lassen, so die Innenministerin. Stattdessen wird vereinzelt nach wie vor signalisiert, man könne sich auf eigene Faust auf den Weg in sein Wunschzielland machen. Das ist verantwortungslos und aufs Schärfste zu verurteilen. Der Flüchtlings-Exodus aus Griechenland nach Mazedonien ist nach Ansicht Athens organisiert worden. Wir haben in unseren Händen Flugblätter, die zeigen, das das (Exodus) eine organisierte Aktion war, erklärte am späten Montagabend der Sprecher des Krisenstabes für die Flüchtlingskrise, Giorgos Kyritsis, in Athen. Wer hinter der Aktion gesteckt habe, war zunächst unklar. Zudem gebe es auch andere Flyer, die die Migranten falsch informieren und sie auffordern, nicht in andere Lager ins Landesinnere zu gehen. Sie sollten nicht in Busse steigen, weil die Regierung in Athen plane, sie zurück in die Türkei zu bringen, hieße es darin, sagte Kyritsis weiter. Wir fordern die Migranten und Flüchtlinge auf, den griechischen Behörden zu vertrauen und es zu akzeptieren, in andere Lager gebracht zu werden. Die Lage im Flüchtlingslager Idomeni sei absolut aussichtslos, erklärte der Sprecher des Krisenstabes weiter.
1Panorama
Die menschliche Muttermilch ist mit mehr als 200 verschiedenen Zuckermolekülen die komplexeste Muttermilch aller Säugetiere. Zürich/Wien – Vor gut einem Jahr machte ein skurriler Trend bei Bodybuildern auch medial die Runde: Um Muskeln wachsen zu lassen, war plötzlich Muttermilch die angesagte Nahrungsergänzung. Bei Medizinern sorgte die Praxis für Kopfschütteln, auch deshalb, weil Muttermilch ein rares Gut ist: Ein Liter kostet in Österreich rund 70 Euro. Wie wichtig die kostbare Emulsion für Babys ist, zeigen die Schweizer Forscher Thierry Hennet und Lubor Borsig (Uni Zürich) in einem Überblicksartikel für das Fachblatt Trends in Biochemical Sciences. Eine der wichtigsten Erkenntnisse: Mit mehr als 200 verschiedenen Zuckermolekülen besitzen Menschen die komplexeste Muttermilch aller Säugetiere. In den ersten Tagen nach der Geburt diene die Muttermilch freilich weniger dazu, die Ernährung des Babys sicherzustellen. Stattdessen dürften die zahlreichen Zuckermoleküle gezielt die Besiedelung des bis dahin keimfreien Darms der Neugeborenen mit Bakterien anregen. Babys haben keine Maschinerie, um diese Zucker zu verdauen, die eigentlich für die Bakterien sind, so Hennet, der den Darm mit einem Saatboden vergleicht und die Muttermilch mit Dünger. Im Verlauf der Stillzeit ändert sich dann die Zusammensetzung der Zuckermoleküle in der Muttermilch. Damit verändert sich auch die Zusammensetzung des Mikrobioms. Die Bedeutung dieser Bakteriengemeinschaft im Darm wurde erst in den letzten Jahren so richtig klar: Sie ist nicht nur für die Darmgesundheit mitverantwortlich, sondern beeinflusst auch den Stoffwechsel und damit die Entstehung von Übergewicht oder Asthma. Zudem unterstützt Muttermilch die Entwicklung des kindlichen Immunsystems: Direkt nach der Geburt enthält sie einen besonders hohen Anteil an bioaktiven Proteinen, etwa Antikörper, Cytokine, Defensine oder Lactoferrin. Dieser Mix bremst das Wachstum von Krankheitserregern, bis das kindliche Immunsystem ab etwa einem Monat nach und nach selbst die Abwehr von Krankheitserregern übernimmt. Die Zahl der mütterlichen Antikörper in der Milch sinkt dann drastisch um etwa 90 Prozent. Seitdem es Milchersatznahrung gibt, sind das Stillen und Muttermilch Gegenstand ideologischer Auseinandersetzungen geworden: Trotz der überwiegend positiven Effekte der Muttermilch wachsen Babys auch ohne sie völlig gesund auf. Die Frage, wie lange gestillt werden soll, beantworten die Forscher salomonisch: Wir glauben, Familien sollten diese Entscheidung treffen, nicht Wissenschafter.
7Wissenschaft
Verónika Mendoza in Umfragen nur noch knapp hinter Keiko Fujimori. Lima – Zwei Tage vor der Präsidentenwahl in Peru liegen einer aktuellen Ipsos-Umfrage zufolge zwei Kandidatinnen Kopf an Kopf. Es wird erwartet, dass in der ersten Runde kein Kandidat die erforderlichen 50 Prozent der Stimmen erreicht. Die Entscheidung fällt in diesem Fall in einer zweiten Wahlrunde, die im Juni stattfinden soll. Wenn sie bei einer Stichwahl gegeneinander antreten müssten, käme Keiko Fujimori, die Tochter des inhaftierten Ex-Diktators Alberto Fujimori, demnach auf 43 Prozent der Stimmen, die Linkskandidatin Verónika Mendoza auf 42. Die Differenz liegt somit unter der statistischen Schwankungsbreite von 2,3 Prozent. Der ehemalige Premierminister und Weltbank-Mitarbeiter Pedro Pablo Kuczynski, der in bisherigen Umfragen auf Platz zwei hinter Fujimori lag, hätte den Meinungsforschern zufolge gute Chancen, eine mögliche Stichwahl gegen die Diktatorentochter zu gewinnen: laut Ipsos würde er im direkten Duell einen Vorsprung von sieben Prozentpunkten erreichen. Fujimori erklärte bei ihrem Wahlkampfabschluss in der Hauptstadt Lima, sie werde im Falle eines Erfolgs frontal gegen Kriminalität und die schlechte Sicherheitslage in dem südamerikanischen Land kämpfen. Mendoza wiederholte ihre Forderung nach einer neuen Verfassung, um Bodenschätze unter staatliche Kontrolle zu stellen. Kuczynski erklärte, er werde die Vergabe von Krediten erleichtern, drei Millionen Arbeitsplätze schaffen und höhere Haftstrafen für Kriminelle durchsetzen durchsetzen. Seine politischen Gegner bezeichnete er als Schlangen, die uns schlechte Ideen verkaufen wollen.
2International
Der Verfassungsgerichtshof bestätigt die Verfassungsmäßigkeit der Bagatellsteuer. Wien – Der Verfassungsgerichtshof hat auf Antrag des Bundesfinanzgerichts das Schaumweinsteuergesetz auf seine Verfassungsmäßigkeit geprüft. Am Freitag hat der Gerichtshof die Verfassungsmäßigkeit der Bagatellsteuer bestätigt. Das Bundesfinanzgericht hatte die im Vorjahr wiedereingeführte Sektsteuer für verfassungswidrig eingestuft und dem Verfassungsgerichtshof empfohlen, die Steuer aufzuheben. Das Finanzgericht war der Ansicht, dass es nicht angemessen und verhältnismäßig ist, eine spezielle Steuer auf Schaumwein einzuheben und etwa Prosecco und Frizzante davon unberührt zu lassen. Damit liege ein Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz und ein unzulässiger Eingriff in die Erwerbsfreiheit vor Sekthersteller Schlumberger zeigt sich enttschäuscht: Dieses Urteil ist zwar nicht verständlich, aber in einem Rechtsstaat zu akzeptieren. Dies ändert aber nichts an der Fehlwirkung dieses Schaumweinsteuergesetzes zu Lasten der heimischen Betriebe kommentiert Eduard Kranebitter aus dem Hause Schlumberger in einer Aussendung. (red, 17.7.2015)
3Wirtschaft
Nationale IMEI-Sperre angestrebt.
0Web
Wahl eines neuen Parteivorsitzenden am Freitag: Ex-Premier warnt vor Jeremy Corbyn. London – Der frühere britische Premierminister Tony Blair hat vor der Wahl eines neuen Labour-Vorsitzenden an alle Stimmberechtigten appelliert, nicht auf den Parteilinken Jeremy Corbyn zu setzen. Andernfalls drohe den britischen Sozialdemokraten die Vernichtung, schrieb Blair am Donnerstag im Guardian. Nie zuvor sei Labour in so tödlicher Gefahr geschwebt, beschwor Blair die Parteimitglieder, Gewerkschafter und Anhänger, die von Freitag an den Nachfolger des zurückgetretenen Wahlverlierers Ed Miliband bestimmen. Das Ergebnis wird am 12. September bekanntgegeben. Corbyn biete nichts Neues, sondern kehre zurück zu erfolglosen Forderungen aus der Zeit der Klassenkämpfe in den 80er-Jahren. Der 66-Jährige konkurriert mit drei weiteren Kandidaten um den Posten des Labour-Chefs und hat in den vergangenen Wochen immer wieder Schlagzeilen gemacht, weil er unter anderem für Verstaatlichungen und die Abschaffung der britischen Atomwaffen eintritt. Nachdem Corbyn lange als chancenlos gegolten hat, liegt er in Umfragen und bei den Buchmachern inzwischen vorne. Die Wahl des neuen Parteichefs ist umstritten, da sich erstmals auch außerparteiliche Unterstützer anmelden konnten, um mitzuwählen. Viele Labour-Mitglieder befürchten eine Unterwanderung durch extreme Linke und Parteigegner.
2International
Ab Mitte September im TV, Print, Online, Out-Of-Home und am POS. Wiener Neudorf – Die Berliner Agentur Heimat übernahm die Entwicklung der Herbstkampagne von Hornbach. Dabei blieben sie ihrem Stil und der Diktion treu. Die Kampagne Es gibt immer was zu tun. wird ab Mitte September im TV, Print, Online, Out-Of-Home und am POS eingesetzt. Agentur: HEIMAT, Berlin | Produktion: Trigger Happy Productions GmbH | Regie: Pep Bosch | Kamera: Paco Femenia | Online: Digital Straik, Hamburg (red, 18.9.2015)
6Etat
Hillary Clinton kritisiert Militärakademie wegen Konföderierten-Flagge. Washington – Acht Kadetten einer US-Militärakademie sind vom Dienst suspendiert worden, weil sie in Ku-Klux-Klan-Verkleidung für Fotos posiert hatten. Die Kadetten seien beurlaubt und hätten die Akademie am Freitag in der Früh verlassen, sagte eine Sprecherin der privaten Militärakademie The Citadel im Bundesstaat South Carolina. Die Militärschüler hatten in weißen Gewändern und mit Kopfkissenbezügen mit Löchern für die Augen über dem Gesicht für Fotos posiert. Die Verkleidung erinnerte stark an die Gewänder des rassistischen Ku Klux Klan. Der Leiter der Militärschule verurteilte die im Internet veröffentlichten Bilder als verletzend und verstörend und ordnete eine Untersuchung an. Ersten Erkenntnissen zufolge hätten die Kadetten in der Verkleidung im Rahmen eines Sketches Weihnachtslieder vorgetragen, sagte Schulleiter John Rosa. Dennoch verstießen die Bilder gegen grundlegende Werte der Akademie. Die Affäre lenkte die Aufmerksamkeit auf eine andere umstrittene Praxis in der Militärakademie. In einer Kapelle auf dem Campus wird eine Flagge der Konföderierten aufbewahrt. Diese war während des Unabhängigkeitskrieges die Fahne der Südstaaten, wird von vielen US-Bürgern heute jedoch als Symbol des Rassismus abgelehnt. Symbole des Hasses tragen nur zum Hass bei. Es ist an der Zeit, die Flagge der Konföderierten über The Citadel zu senken, schrieb die demokratische US-Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton am Freitag im Online-Kurzmitteilungsdienst Twitter. Eine Sprecherin der Militärakademie betonte, die Fahne gehöre zu einer Sammlung historischer Flaggen und könne nur auf Beschluss des Parlaments von South Carolina abgenommen werden.
1Panorama
Serbe spielte sich im Eiltempo zu seinem fünften Titel beim Masters-1000-Turnier in Kalifornien. Indian Wells (Kalifornien) – Der Serbe Novak Djokovic hat das Masters-1000-Tennisturnier in Indian Wells am Sonntag topgesetzt zum dritten Mal in Folge bzw. zum gesamt fünften Mal gewonnen. Der Weltranglisten-Erste siegte im Endspiel gegen den Kanadier Milos Raonic (Nr. 12) in 78 Minuten 6:2,6:0 und zog mit seinem 27. Erfolg auf dieser höchsten Turnierebene unter den Grand Slams mit Rekordgewinner Rafael Nadal (ESP) gleich. Djokovic ist nun Rekordgewinner bei diesem Turnier. 2015 gewann er drei Grand-Slam-Turniere und sechs Masters-1000-Turniere. 2016 hat er auf die gleiche Art und Weise begonnen. Auf den Triumph bei den Australian Open im Jänner folgte in der kalifornischen Oase auch gleich wieder ein voller Erfolg beim ersten Turnier der zweithöchsten Kategorie. Aber auch Raonic fand trotz der in 78 Minuten fixierten Niederlage in der Turniergeschichte seinen Platz, und zwar als erster Kanadier in einem Endspiel. Die Hoffnungen der Konkurrenten, Djokovic Erfolgsmaschinerie könnte ins Stocken geraten sein, erhielten in Indian Wells einen Dämpfer. Vor drei Wochen hatte der 28-Jährige in Dubai das Viertelfinale gegen Feliciano Lopez (ESP) wegen einer Augeninfektion aufgeben müssen. Am Finalwochenende in Indian Wells stellte er aber unter Beweis, dass seine Verfassung und die mentale Stärke nicht gelitten haben. Seit der Aufgabe-Niederlage gegen Lopez steigerte sich Djokovic wieder von Spiel zu Spiel. In Indian Wells bekamen das innerhalb von 24 Stunden Nadal und Raonic zu spüren. Der 29-jährige Spanier hatte am Samstag für einen Moment lang das Gefühl, dass ich so gut spiele, wie man überhaupt nur spielen kann (Zitat Nadal). Dennoch setzte sich nach 119 Minuten Djokovic 7:6(5),6:2 durch. Und am Sonntag im Finale dauerte es fast eine halbe Stunde, bis der Außenseiter ein erstes Game gewann. Raonic überholte durch den Finaleinzug Dominic Thiem in der Weltrangliste, der Niederösterreicher wird am Montag auf Rang 14 aufscheinen. Im Race der Jahreswertung, liegt Djokovic vor Raonic, dem Schotten Andy Murray und Thiem voran.
4Sport
Golden State gewinnt auch gegen Memphis und könnte die legendären Bulls einholen. Memphis (Tennessee) – Den Golden State Warriors fehlt nur noch ein Saisonsieg zur Einstellung des NBA-Rekordes. Der Titelverteidiger rang die Memphis Grizzlies am Samstag auswärts mit 100:99 nieder und hält bei 71 Erfolgen. Die Bestmarke der legendären Chicago Bulls mit Basketball-Superstar Michael Jordan aus der Saison 1995/96 steht bei 72 Siegen in 82 Spielen. Zwei Partien haben die Warriors noch ausständig – am Sonntag im großen Schlager bei ihrem ersten Verfolger, den zu Hause noch ungeschlagenen San Antonio Spurs, und am Mittwoch zu Hause erneut gegen Memphis. Die vergangenen 33 Spiele in San Antonio hat Golden State allesamt verloren. Schon bei den ersatzgeschwächten Grizzlies taten sich die Warriors überraschend schwer. Sechs Minuten vor Schluss lag der Meister noch 80:90 zurück, ehe angeführt von Draymond Green die Wende gelang. Der vielseitige Forward erzielte 23 Punkte und elf Rebounds, darunter den entscheidenden Korb eine Minute vor Schluss. Ich will, dass mich die Leute als einen Sieger in Erinnerung behalten, sagte Green. In den abschließenden beiden Spielen der regulären Saison hat sein Team die Chance, Geschichte zu schreiben. (APA, 10.4.2016) NBA-Ergebnisse vom Samstag: Atlanta Hawks – Boston Celtics 118:107, New Orleans Pelicans – Phoenix Suns 100:121, Memphis Grizzlies – Golden State Warriors 99:100, Chicago Bulls – Cleveland Cavaliers 105:102, Portland Trail Blazers – Minnesota Timberwolves 105:106, Sacramento Kings – Oklahoma City Thunder 114:112
4Sport
Arzt und vier Begleiter festgenommen. Bogotá – Mit mehr als 200 Kilogramm Kokain in einem Krankenwagen sind ein Arzt und vier Begleiter in Kolumbien festgenommen worden. Der Chirurg sei zugleich Stadtratskandidat in Puerto Caicedo in der südlichen Region Putumayo, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Bei den Begleitern habe es sich um eine Krankenschwester, einen Krankenhaustechniker sowie um einen Patienten gehandelt – einen angeblichen Kranken, wie die Polizei durchblicken ließ. Zudem sei auch der Ambulanz-Fahrer festgenommen worden. Der Krankenwagen sei auf einer Straße an der Atlantikküste in der Region von Cimitarra gestoppt worden. Hinter einem falschen Zwischendach entdeckten die Ermittler demnach 214 Kilogramm der Droge. Das Kokain sollte in den Hafen von Cartagena gebracht werden. Die Polizisten hätten wegen der langen Fahrt des Krankenwagens aus dem Süden Verdacht geschöpft. Kolumbien ist neben Peru der größte Kokain-Produzent der Welt.
1Panorama
28-Jähriger durfte wegen fehlender Behandlungsgrundlage gehen. Berlin – Der 28-Jährige aus Hamburg, der in Berlin eine junge Frau vor eine U-Bahn gestoßen haben soll, wurde nur einen Tag vor der Tat aus der Psychiatrie entlassen. Das geht aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Hamburger FDP hervor, über die das Magazin Focus berichtete. Die FDP bestätigte am Sonntag die Angaben. Demnach war der in Hamburg aufgewachsene Mann vom 1. bis 18. Jänner freiwillig in einer psychiatrischen Klinik in Hamburg. Von dort sei er wegen fehlender Behandlungsgrundlage und fehlender akuter Eigen- oder Fremdgefährdung entlassen worden. Am Tag danach stieß er in Berlin eine 20-jährige Maturantin, die er nicht kannte, vor einen U-Bahn-Zug in den Tod. Die junge Frau wurde überrollt. Der 28-Jährige kam in Berlin in eine psychiatrische Klinik. Laut Staatsanwaltschaft soll er an einer schizophrenen Erkrankung leiden.
1Panorama
15. Juni, 22:00 Uhr: Der GameStandard zeigt die Übertragung live - Posten Sie mit. Posten Sie mit und sagen Sie uns Ihre Meinung zu den Neuvorstellungen!
0Web
Nach VW droht dem nächsten Großkonzern ein Skandal: Der Energieverbrauch bei Flat-TVs soll in der Praxis höher sein. Seoul/Brüssel – Nach VW droht dem nächsten großen Konzern ein Manipulationsskandal: Samsung soll bei Tests zur Energieeffizienz von Flat-TVs getrickst haben. Der südkoreanische Konzern dürfte ähnlich vorgegangen sein wie der Autobauer aus Wolfsburg. Die Software der Flat-TVs soll die in der Branche üblichen Testvideos erkennen und daraufhin den Energieverbrauch senken, indem die Helligkeit reduziert wird. Das wurde laut der britischen Zeitung Guardian bei bisher unveröffentlichten Tests der von der EU geförderten Marktüberwachungsgruppe Complian TV festgestellt. Samsung hält sich an die Buchstaben, aber nicht den Geist des Gesetzes, sagte Rudolf Heinz, der verantwortliche Projektmanager von Complian TVs Testlabor. Die EU-Kommission will die Vorwürfe untersuchen. Samsung dementiert die Vorwürfe und weist vor allem den Vergleich mit dem VW-Skandal zurück. Das lässt sich nicht vergleichen. Das ist keine Einstellung, die sich nur im Testbetrieb aktiviert. Im Gegenteil, Motion Light aktiviert und senkt automatisch den Energieverbrauch, wenn Videobilder erkannt werden, sagte ein Unternehmenssprecher. Neben Complian TV haben sich auch andere Verbraucherschutzorganisationen bei der EU-Kommission beschwert, dabei aber stets die Namen der betroffenen Hersteller zurückgehalten. Die schwedische Energieagentur SEA hat sich per Brief an die EU-Kommission gewandt. Unser Testlabor hat einige Fernseher entdeckt, die eindeutig den Standardfilm (IEC) für Tests erkennen. Diese Geräte haben daraufhin die Helligkeit sofort angepasst, um den Energieverbrauch zu senken. Diese Methode hebelt die Überwachung des Marktes aus und sollte von der Kommission angesprochen werden, heißt es darin. Bereits vor drei Jahren wies Großbritannien die EU-Kommission auf mögliche Manipulation hin. Auch in den USA wird derzeit wegen einer ungewöhnlichen Anomalie bei Flat-TVs eines Herstellers ermittelt, der Name des Herstellers wurde allerdings nie genannt. Für die Vergabe der Energieeffizienzlabels in Europa sind die staatlichen Mitglieder des Complian-TV-Projekts verantwortlich, darunter auch die österreichische Energieagentur.
3Wirtschaft
Junge Flüchtlinge hätten "viel zu viel Freizeit" und sollten früh mit einer Lehre beginnen können, sagt der Flüchtlingsbeauftragte. Wien – Christian Konrad, Flüchtlingsbeauftragter der Bundesregierung, drängt darauf, jungen Asylwerbern eine Lehre zu ermöglichen. Unbegleitete Minderjährige, die weder Schule noch Berufsausbildung besuchen, seien ein wachsendes Problem, sagte er am Samstag in Kurier und ORF-Radio: Sie hätten viel zu viel Freizeit, weil sie schlicht nicht arbeiten dürften. Zumindest junge Menschen, die realistische Aussichten auf Asyl haben, sollten schon vor ihrer Anerkennung als Flüchtling eine Lehre beginnen können, so Konrad. Es sei unmöglich, wenn die jungen Leute ein Jahr warten müssen. Es brauche rasche Gesetzesänderungen. Der Arbeitsmarkt für Flüchtlinge war ja vergangene Woche Thema eines Gipfels von Regierung und Sozialpartnern. Um die dort deponierten Vorschläge zu bewerten, will sich die Regierung sechs Wochen Zeit lassen – zu lange nach Ansicht Konrads. Er verweist überdies auf Deutschland, wo mithilfe großer Konzerne eine regelrechte Lehrstellenoffensive gelungen sei.
5Inland
Beim Kommunistischen Parteitag wird ein Wechsel an der Spitze des Landes erwartet. Havanna – Kubas Präsident Raul Castro hat eine Schocktherapie zur wirtschaftlichen Sanierung des Landes ausgeschlossen. Die neoliberalen Formeln, die eine beschleunigte Privatisierung des Staatsvermögens und der sozialen Dienstleistungen in der Bildung, der Gesundheit und Sozialversicherung verheißen, werden im kubanischen Sozialismus niemals Anwendung finden, sagte Castro am Samstag in Havanna. Schocktherapien würden häufig zum Nachteil der Ärmsten angewendet, erklärte der 84-jährige Präsident vor den Delegierten und 3.500 geladenen Gästen des 7. Parteikongresses. In Kuba könne es nur langsame Reformen geben, damit die gut elf Millionen Einwohner geschützt würden. Das Prinzip, niemanden schutzlos zu lassen, werde die Geschwindigkeit bei der Erneuerung des kubanischen Wirtschaftsmodells vorgeben, fügte der Präsident hinzu. Nicht gefährdet werde der Sozialismus durch die Arbeit in Kooperativen. Der Partei-Kongress tagt hinter verschlossenen Türen. Castros Rede wurde allerdings im Fernsehen übertragen. Die Beratungen dauern bis zum Dienstag. Vorgesehen ist auch die Neuwahl des Zentralkomitees der KP, das bisher 116 Mitglieder zählte, und das Politbüros mit 14 Mitgliedern. Aus der künftigen Zusammensetzung dürften sich Rückschlüsse über die künftige politische Orientierung ziehen lassen. Generationenwechsel 1.000 Delegierte aus dem ganzen Land beraten über die Fortsetzung der marktwirtschaftlichen Reformen in dem sozialistischen Karibikstaat und über einen geplanten Generationswechsel an der Spitze des Landes. Der Kongress der Kommunistischen Partei gilt als wichtigste politische Versammlung im Einparteiensystem Kubas. Der Parteitag kommt mitten im politischen Frühling mit dem langjährigen ideologischen Erzrivalen USA zusammen. Erwartet wird, dass die veraltete kommunistische Nomenklatura um Raúl Castro den Wechsel an der Spitze des Landes endgültig einleitet. Castro hat bereits angekündigt, dass er nach Ablauf seiner zweiten Amtszeit im Februar 2018 die Macht abgeben will. Beim letztem Parteitag im April 2011 war offiziell ein Programm für eine vorsichtige Wirtschaftsöffnung beschlossen worden. Erwartet wird, dass die Delegierten nun den Ende 2014 eingeleiteten Annäherungskurs an die USA unterstützen. Mit relevanter Kritik an der Linie der Partei- und Staatsführung wird dagegen nicht gerechnet.
2International
Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl gab in der Schlussphase des Präsidentschaftswahlkampfes dem Freiheitlichen Werbe-TV ein Interview – dieses wurde aber plötzlich offline genommen. Ein Frühstückstisch in Pinkafeld, eine Radiomoderatorin und ein Klavier, das im Hintergrund spielt: anlässlich der Ö3-Radiosendung Frühstück bei mir mit Claudia Stöckl mit dem FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer produzierte und veröffentlichte die FPÖ auf der Facebookseite Hofers dazu ein eigenes Werbevideo. Mittlerweile wurde der Beitrag auf der Facebookseite des FPÖ-Politikers jedoch kommentarlos gelöscht. Der Grund dafür könnte der Auftritt der ORF-Moderatorin gewesen sein, die FPÖ-TV ein Interview für das Wahlkampfvideo gab. Es war doch überraschend locker. Ich habe mir gedacht, in den letzten Zügen des Wahlkampfes wird es doch viel angespannter sein und ich hab auch alles fragen dürfen, sagte darin Claudia Stöckl im Garten von Norbert Hofer im burgenländischen Pinkafeld. Was mich besonders gefreut hat – ich hatte zwar keinen Lügendetektor – er hat zum Schluss gesagt, er hat ganz sicher kein einziges Mal gelogen. Und wir werden sehen wie das die Hörer auffassen, sagte die Ö3-Moderatorin ins weiß-blaue FPÖ-TV-Mikro. Nachdem das Video zunächst auch auf der Facebookseite von FP-Chef Heinz-Christian Strache geteilt wurde, ist es von dort ebenfalls verschwunden. Dem STANDARD liegt eine Kopie des Videos vor. Die Veröffentlichung des Videos durch die FPÖ fällt in die heiße Phase des Präsidentschaftswahlkampfes, der nächsten Sonntag endet. Das Interview der ORF-Mitarbeiterin kam der FPÖ dabei vermutlich gelegen, dem ORF wohl nicht. Im Verhaltenskodex für journalistisch tätige ORF-Mitarbeiter heißt es unter dem Punkt Unabhängigkeit von (partei)politischen Interessen: Unvereinbar mit der Unabhängigkeit sind: – Ausübung politischer Funktion oder Kandidatur dafür. – Aktives Wahlengagement. Als solches wären u.a. aufzufassen: Mitwirkung an Veranstaltungen wahlwerbender Parteien und nahestehender Organisationen oder Mitwirkung an Wahlwerbung aller Art. Der ORF war am Sonntag für eine Stellungnahme vorerst nicht zu erreichen.
6Etat
Bis zu 50.000 Plätze werden derzeit für Asylwerber gebraucht. Die Fertigteilhausbranche wittert Aufträge. Wien – Das Thema wird nicht einfacher, eher im Gegenteil, sagte Christian Konrad, aber im Wesentlichen klappt es. Konrad, Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, sprach am Mittwoch auf Einladung der Arge Eigenheim über die Wohnbauoffensive 2016; was er meinte, war freilich die Flüchtlingssituation. Zwar habe er beobachtet, dass die überschwängliche Willkommenskultur zuletzt abgeflaut sei, doch Österreich müsse sich die Flüchtlinge leisten, wie viele auch noch kommen, sagte der frühere Raiffeisen-Generalanwalt im Wiener Haus der Industrie. Rund 443.000 Transitflüchtlinge haben seit Anfang September Österreichs Grenzen überschritten, mit den 19.500 davon, die im Land haften geblieben sind, gebe es derzeit laut Konrad Wohnraumbedarf für 40.000 bis 50.000 Menschen. Vorerst seien temporäre Low-Cost-Unterkünfte für Asylwerber nötig, später auch längerfristige Wohnmöglichkeiten für Antragsteller mit positivem Bescheid. Eine ordentliche Wohnsituation ist ein wesentlicher Faktor für die Integration, mindestens so wichtig wie der Spracherwerb, sagte Konrad. Ich glaube, die Gesellschaft ist stark genug, so ein Thema positiv zu erledigen. Wer will, der kann. Doch das Thema solle nicht nur erledigt werden, es könne auch Profit bringen, sagte der Ex-Banker. Er erkenne Impulse für die Wirtschaft, vor allem für die Bauwirtschaft. Wir brauchen jede Wohnung, mahnte Konrad und rief Eigentümer dazu auf, leerstehende Objekte auf den Markt zu bringen. Dabei sei vor allem die Zusammenarbeit mit NGOs nötig, deren Vermittlung Mietern wie Vermietern zugutekomme. Die Flüchtlingshilfe der Diakonie übernehme etwa für ihre Klienten die Abwicklung und Bezahlung der Miete. Zahlungsausfälle seien damit faktisch auszuschließen, sagte Diakonie-Sprecherin Petra Struber. Umgekehrt sollen auch Asylwerber, die die Diakonie bis zu 24 Monate betreut, und später Asylberechtigte vor Betrug geschützt werden. Derzeit gibt es Fälle, in denen monatlich 350 Euro für eine Matratze verlangt werden, so Struber. Die Organisation suche aktuell für Asylwerber nach Startwohnungen für eine bis zehn Personen um maximal sieben Euro pro Quadratmeter und gleich große Finalwohnungen für Asylberechtigte um höchstens zehn Euro pro Quadratmeter. Mit dem derzeitigen Leerstand allein werde der Bedarf an Wohnraum aber nicht zu decken sein, sagte Konrad. Neue Wohnbauvorhaben seien erforderlich, und dafür böten sich Fertigteilmodelle an. Diese Empfehlung nahm Christian Murhammer, Geschäftsführer des österreichischen Fertighausverbands, bereitwillig an. Seine Branche sei vorbereitet, gleichzeitig flexible und nachhaltige Projekte zu realisieren; nicht nach Not aussehende Notunterkünfte könnten später in reguläre Wohnungen, Studenten- oder Seniorenheime umgebaut werden. Aus einem rund tausend Quadratmeter großen Quartier mit 144 Betten könnten etwa später 16 Wohnungen werden, Errichtungskosten: 595.000 Euro. Finanziert werden sollen solche Projekte unter Mithilfe der geplanten Wohnbauinvestitionsbank WBIB, über die bis zu 700 Millionen Euro an Krediten bei der Europäischen Investitionsbank (EIB) abgerufen werden können. Hinter vorgehaltener Hand spukt auch die Idee einer Flüchtlingsanleihe herum: So könnten auch Bürger in Bauprojekte investieren und von der Rendite profitieren.
1Panorama
Neue Statistik: Insgesamt stieg Bezieherzahl im Vorjahr um 12,8 Prozent auf 180.646 – bei Flüchtlingen Anstieg um 44 Prozent. Wien – Die Zahl der Mindestsicherungsbezieher hat in Wien im Vorjahr wie erwartet einen neuen Rekordwert erreicht. Exakt 180.646 Menschen (plus 12,8 Prozent) waren laut einer am Mittwoch von Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) veröffentlichten Statistik auf diese Sozialleistung angewiesen. Vor dem Hintergrund der Flüchtlingsdiskussion wurde auch aufgeschlüsselt, wie sich die Zahl der Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten in der Mindestsicherung entwickelt hat. Insgesamt handelte es sich bei 17,4 Prozent der Bezieher um Flüchtlinge – 25.730 waren Asylberechtigte, 5.775 subsidiär Schutzberechtigte. Für beide Gruppen zusammengefasst bedeutet das einen Anstieg um 44,3 Prozent gegenüber dem Jahr 2014. Da viele im Vorjahr eingeleitete Asylverfahren noch nicht beendet wurden, ist heuer mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. Im Schnitt 311 Euro pro Person Laut dem Wehsely-Büro lag die durchschnittliche Bezugshöhe pro Person im Vorjahr bei 311 Euro monatlich, pro Bezieherhaushalt waren es im Schnitt 557,05 Euro. Wie passt das mit den Mindestsätzen zusammen (für Alleinstehende gibt es aktuell 837,76 Euro, für Paare 1.256 Euro)? 77,4 Prozent der Betroffenen sind sogenannte Ergänzungsleistungsbezieher. Sie leben also nicht ausschließlich von der Mindestsicherung, sondern haben ein geringes Erwerbseinkommen, beziehen Arbeitslosengeld, Notstandshilfe oder haben andere Einkunftarten, die nicht ausreichen, um über die Runden zu kommen. Detaillierte Daten von allen Bundesländern gibt es für das Vorjahr noch nicht, in der Bundeshauptstadt ist aber traditionell mehr als die Hälfte aller Mindestsicherungsbezieher beheimatet. Wie der STANDARD zuletzt berichtete, sind die Gesamtkosten aller neun Länder im Vorjahr um knapp 16 Prozent auf knapp 870 Millionen Euro gestiegen. Schwierige Verhandlungen Auf politischer Ebene wird gerade über einen neuen Bund-Länder-Vertrag zur Mindestsicherung verhandelt. Die meisten Länder wären sich mit Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) weitgehend einig. Allerdings gibt es von der Bundes-ÖVP noch immer den Wunsch nach einer Deckelung der Mindestsicherung bei 1.500 Euro. Diese Grenze kann derzeit bei mehr als zwei Kindern überschritten werden. Stöger schlug zuletzt als Alternative vor, die Kinderzuschläge ab dem siebenten Kind zu senken. Für Lopatka und ÖVP-Sozialsprecher August Wöginger reicht das nicht, sie sprechen von einem finanziellen Placebo. Auch vom ÖVP-Wunsch nach einer reduzierten Mindestsicherung für Asylberechtigte findet sich in den Stöger-Vorschlägen nichts. Rote und grüne Soziallandesräte Was das Ganze noch komplizierter macht: Die Soziallandesräte werden fast durchwegs von SPÖ und Grünen gestellt, die ÖVP ist nur mit Niederösterreichs Landesrätin Barbara Schwarz vertreten. In ihrem Büro wollte man sich am Mittwoch noch nicht festlegen, ob man den jüngsten Vorschlägen Stögers zustimmen kann. Besonders kurios ist die Situation in Oberösterreich. Dort drängt die schwarz-blaue Regierung vehement auf Verschärfungen, die Verhandlungen führt aber SPÖ-Soziallandesrat Reinhold Entholzer, der wegen des Proporzsystems in der Regierung vertreten ist. Inhaltlich sei man aber auf einer Linie mit Lopatka, beteuert der schwarze Landtagsklub in Oberösterreich. Sollte Entholzer also einem Kompromiss zustimmen, der der ÖVP-Linie widerspreche, werde der Bund-Länder-Vertrag nicht von der Landesregierung und vom Landtag angenommen, heißt es. Vorpreschen Oberösterreich will auch unabhängig vom Ausgang der Verhandlungen mit den anderen Ländern das eigene Modell beschließen – und zwar bereits im Juni oder Juli. Dieses sieht wie berichtet vor, dass Asylberechtigte nur 520 Euro (155 Euro davon sind an Integrationsauflagen gebunden) statt der bisher üblichen 914 Euro (Oberösterreich hat höhere Sätze als andere Bundesländer) bekommen sollen.
5Inland
Das Buch "Die neue Macht der Öffentlichkeit" stellt die Frage nach dem Verhältnis zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung. Wien – Die im Moment viel diskutierte Sorge um die Qualität im Journalismus steht in unmittelbarem Zusammenhang mit einem ebenso eifrig besprochenen Bedeutungsverlust der gesamten Zunft. Inhalte nachrichtlicher Natur strömen aus allen Kanälen, ob sie glaubhaft sind, entscheidet der/die UserIn, bestenfalls stützt er/sie sich auf Mehrheitsverhältnisse: Als glaubwürdig wird interpretiert, wer oder was die meisten Likes hat. Gar manchem scheint angesichts dessen Endzeitstimmung zu befallen. Journalisten als Lieferanten verlässlicher Information wirken innerhalb solcher Deutungsmacht wie Relikte aus einer anderen Zeit. Das Bild vom Gatekeeper, der die Schleuse wartet und Nachrichten nach seinem Berufsverständnis durchfließen lässt, die wiederum auf eine homogen geordnete Öffentlichkeit treffen, ist in diesem Denkkonzept nicht weniger antiquiert. Die Frage nach dem Verhältnis zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung stellt das Buch Die neue Macht der Öffentlichkeit. Der Kampf um die Meinungsmacht in Österreich, herausgegeben von Rudi Klausnitzer, Marcin Kotlowski und Markus Pöllhuber, erschienen im Cadmos Verlag. In dem 192 Seiten starken Band geben namhafte Persönlichkeiten der Branche Antworten – und diese sind zumindest nicht ausschließlich pessimistischer Natur. Die Öffentlichkeit ist im Wandel mit gravierenden Folgen für den Journalismus, diagnostiziert Rainer Esser, Geschäftsführer der Zeit. Medien müssten damit umgehen lernen, denn die zusätzlichen Kanäle seien eine große Chance für uns. Journalismus habe an Ausdrucksmöglichkeiten und Darstellungsformen gewonnen, argumentiert Esser. Den Eros der klassischen Medien, beschwört News-Chef Horst Pirker, wenngleich er ihr morbide Blässe einräumt. Jetzt werden die Mauern geschleift, die Tore verlieren ihre Funktion, beschreibt fjum-Geschäftsführerin Daniela Kraus den derzeitigen Zustand an der Nachrichtenschleuse. Die neuen Gatekeeper seien Apple, Google, Facebook Twitter, LinkedIn, Instagram, Pinterest, Tumblr, Flickr etc., schreibt Pirker. Die Meinungsmacht der Medienkonzerne im Sinken sieht STANDARD-Vorstand Alexander Mitteräcker. Er wartet langfristig, dass gewisse globale Player, die nicht journalistischen Ursprungs sind, einen Großteil des Marktes dominieren werden. Der hohe Stellenwert von Onlinemedien werde auch in Zukunft erhalten bleiben. Besonders interessant, findet Mitteräcker, wie mögliche Synergien mit klassischen Medien aussehen könnten. Rahmenbedingungen dazu stellt Medienminister Josef Ostermayer in Aussicht: Ich werde die Anstrengungen verstärken, noch in dieser Legislaturperiode einen Entwurf- für ein Medien-Gesetzespaket vorzulegen. Die Qualität des Journalisten hat viel mit deren eigenem Hintergrund zu tun, schreibt RTR-Chef Alfred Grinschgl. Ein Qualitätsurteil ließe sich nur über einzelne Vertreter des Berufsstands abgeben, aber nicht über den Journalismus selbst. Die Frage Was bedeutet das für die Demokratie?, stellt Profil-Chefredakteur Christian Rainer, und beantwortet sie selbst: In Wahrheit gibt es sehr, sehr mächtige Menschen und ihre Maschinen, die in meinen Augen eine relativ große Bedrohung für die Demokratie, damit für die Gesellschaft sein könnten. Ein Schlupfloch, wie Medien dieser Bedrohung entgehen könnten, schlägt Co-Herausgeber Marcin Kotlowski, und Geschäftsführer der WH Medien, vor: Der Veränderung können wir mit Instrumenten begegnen, die sich seit Jahrzehnten menschlicher Organisation nicht verändert haben: ein Ziel definieren und Menschen dafür begeistern, an einem Strang ziehen, Motivation und Offenheit zulassen, Früchte ernten und zum Wohl aller einsetzen.
6Etat
Nach ORF-Innenpolitik-Chef Hans Bürger im Vorjahr übernimmt 2016 die "Report"-Moderatorin. Wien – Susanne Schnabl moderiert die ORF-Sommergespräche 2016. Die Sommergespräche mit den Vorsitzenden der Parlamentsparteien zählen seit 1981 zum journalistischen Sommerritual und werden jeweils zwischen Ende Juli und Anfang September ausgestrahlt. Nach ORF-Innenpolitik-Chef Hans Bürger im Vorjahr übernimmt heuer die Moderatorin des ORF-Innenpolitik-Magazins Report die Gesprächsführung. Schnabl habe gemeinsam mit dem Report-Team unter der Leitung von Robert Wiesner in den vergangenen Monaten das Format zu Topquoten geführt und im neuen, erfolgreichen Sonderformat Der große Österreich-Report ihr Sensorium für die wichtigen Themen des Landes bewiesen, begründete der ORF seine Auswahl. Der Fokus der diesjährigen Sommergespräche werde deshalb auch auf diesen großen Themen und Herausforderungen für Österreich sowie aktuellen politischen Entwicklungen liegen, hieß es aus dem Sender.
6Etat
Von "Leisure Suit Larry" bis "GTA": Sex gibt es auch in Games - ein Überblick über eine alltägliche und doch verpönte Sache. Sex ist ein integraler Bestandteil vieler Beziehungen, dennoch fällt gerade in Spielen der Umgang damit oft hochgradig verschämt aus. Die Sims verkriechen sich zum gemeinsamen WooHoo unter ihren Bettdecken, zaghaft inszenierte Sexszenen in Sci-Fi-Szenarien gelten als skandalös. Warum bloß? Die meisten Menschen haben zeit ihres Lebens immer wieder mal Sex. Sex ist überall präsent: auf Litfaßsäulen, Leinwänden und Youtube, in Musikvideos und Kunstmuseen, in Popsongs und Buchläden und natürlich im Fernsehen, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Wirft man allerdings einen Blick auf die Videospielhistorie, fällt schnell auf, dass Sex darin eine allenfalls untergeordnete Rolle spielt und, wenn überhaupt, im Rahmen von Skandalen thematisiert wird. Dabei hält er schon früh Einzug in das Medium. Als Pionier des digitalen Geschlechtsverkehrs gilt das 1981 veröffentlichte Softporn Adventure der Firma Sierra On-Line, bekannt auch wegen seines Covers, für das Entwicklerkoryphäe Roberta Williams mit zwei ihrer Kolleginnen nackt in einen Whirlpool steigt. Wenngleich relativ bieder, ist das Spiel zu diesem Zeitpunkt ein Novum. Ein glückloser Mann begibt sich darin auf die Suche nach einer Partnerin, mit der er den Beischlaf vollziehen kann – ein Plot, der später auch als Blaupause für die berühmte Leisure Suit Larry-Reihe herhält. Das allererste Mal zieht dessen Protagonist Larry Laffer 1987 aus, um seine Jungfräulichkeit zu verlieren. Das Spiel mit dem mäßig attraktiven Schwerenöter im weißen Polyesteranzug bietet damals einen zwar oberflächlichen, aber immerhin humorvollen Zugang zum Thema Sexualität, der aufgrund seiner Leichtigkeit auch verklemmtere Menschen anspricht. Ihm folgt eine Reihe von Spielen der immer gleichen Machart. Die Hauptrolle ist in der Regel einem heterosexuellen Mann vorbehalten, bedient werden daher auch die mutmaßlichen Vorlieben der entsprechenden Zielgruppe: Schlanke, großbusige Grazien räkeln sich leichtbekleidet vor den Augen des Helden, die meisten von ihnen sind stark geschminkt und tragen hochhackige Schuhe. Vor allem der C64 etabliert sich schnell als Tummelplatz für entsprechende Inhalte: Unter ihnen findet sich auch ein Titel aus Deutschland, der zwei minderjährigen Jungs die zweifelhafte Ehre verschafft, ein Spiel programmiert zu haben, das in den Giftschrank der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften Einzug hält. Analog zu den virtuellen Sportereignissen, die es parodieren soll, präsentiert sich Sex Games als klassisches Rüttelspiel, dem wohl mehr Joysticks denn zarte Gemüter zum Opfer fallen. Dargestellt wird die Penetration als variantenloses Stochern, der Frau bleibt hier lediglich die passive Rolle. Abweichungen von letzterem Prinzip gab und gibt es vergleichsweise wenige. Einerseits wohl, weil das Medium immer noch als Männerdomäne wahrgenommen wird, andererseits, weil bis heute oft behauptet wird, Pornografie sei Männersache und für Frauen uninteressant. Die überschaubaren Ausnahmen bestätigen die Regel und sind nicht mehr als Randnotizen, so auch Koeis Night Life, das 1982 ein sehr progressives Verständnis von Sex demonstriert. Der spielbare Beziehungsratgeber enthält neben zahlreichen, schlicht bebilderten Sextipps auch einen Kalender, mit dem der weibliche Zyklus festgehalten und der Eisprung bestimmt werden kann. Generell zeichnet sich in Japan bereits früh ein offenerer Umgang mit zumindest einer abstrahierten Darstellung von Sexualität in den Medien ab, der zunächst die Manga-Kultur und später auch das Videospiel prägt. Mit den sogenannten Eroge (Erotic games) entsteht ein eigener Wirtschaftszweig, der die gesamte Genre-Bandbreite in sich vereint. So unterschiedlich die Spiele selbst auch sind – gemeinsam ist ihnen ein erotischer oder sogar pornografischer Schwerpunkt, der sich vor allem auf einer visuellen und narrativen Ebene zeigt. Letzteres gilt insbesondere für die bis heute populären Dating-Sims, in denen der Geschlechtsakt oft als Ziel präsentiert wird, das aber nur durch sorgsam aufgebaute Beziehungen zu den jeweiligen Charakteren erreicht werden kann. Allerdings wird diese positive Innovation von rückständigen Rollenbildern überschattet: Die Frauen bleiben hier meist passiv, warten auf die Initiative des Protagonisten und reagieren auf seine Avancen, anstatt selbst den ersten Schritt zu wagen. In den USA wird dieses Prinzip Mitte der 80er-Jahre auf die Spitze getrieben und mit MacPlaymate einer der ersten Vertreter der beliebten Poke the Doll-Spiele vorgestellt. Darin gilt es, eine oder mehrere Frauen durch die Nutzung verschiedener Sexspielzeuge oder simulierter Hände sexuell zu befriedigen und schließlich zum Höhepunkt zu bringen. Der Geschlechtsakt beschränkt sich auf das ungeschickte Befummeln eines hakelig animierten 2D-Körpers, der Orgasmus wird als ein, im wahrsten Sinne, spielend leicht erreichbarer Zustand präsentiert. Körperliche Nähe fehlt vollständig. Voyeuristische Tendenzen nehmen immer mehr zu und mit ihnen die Einbindung nackter Körper in Kontexte, die mit Sex eigentlich wenig zu tun haben. Dem Prinzip sex sells folgend, werden damals nicht nur altbekannte und uninspirierte Spielmechaniken in Reizwäsche gewickelt, sondern auch Titel ohne explizite sexuelle Bezüge offensiv mit nackter Haut beworben. Wem beim Genuss von Tetris und Puzzle Bobble die Libido zu kurz kommt, kann sich nun an den Bubble Bath Babes erfreuen, statt Solitaire Samantha Fox Strip Poker spielen, und in Gals Panic Bilder schüchtern dreinblickender Japanerinnen freipuzzeln. Die Inspiration für Werbeannoncen wiederum scheint den unfreiwillig komisch-erotischen Heimcomputeranzeigen in Garagen zusammengestanzter Technikmagazine zu entspringen: Spiele und Konsolen werden mit an Betten gefesselten, aufreizend posierenden und mal mehr, mal weniger spärlich bekleideten Frauen beworben. Paradoxerweise wird derweil immer deutlicher, dass explizit sexuelle Inhalte nicht erwünscht sind. Die Konsolenhersteller, allen voran Nintendo und Sega, führen strenge Qualitätskontrollen ein, die vielfach in Zensur münden. Nacktheit ist verpönt, wenn sie nicht in erster Linie dazu dient, ein Produkt zu vermarkten. So wird sichergestellt, dass die Lust zwar geweckt, aber niemals befriedigt wird. Seither, so scheint es, hat sich nicht viel geändert. Allerorten sind, ungeachtet der anhaltenden Diskussionen über die Rolle der Frau im Spiel, üppige Damen zu sehen, die nicht selten explizit als erotische Stimuli konzipiert werden. Serien wie Duke Nukem oder God of War stellen ihren drastischen Gewaltdarbietungen eine inszenierte Sexualität gegenüber, die hochgradig pubertär und oberflächlich wirkt. Dass die Kamera Kratos‘ Blutrausch en détail einfängt, bei jeder der abrupt einsetzenden Sexszenen jedoch verschämt auf im Rhythmus des Geschlechtsaktes wackelnde Haushaltsgegenstände schwenkt, verdeutlicht ein moralisches Ungleichgewicht, das Gewalt toleriert und Sex ablehnt. Besonders deutlich wird dies im Jahr 2005, als ein Niederländer einige ungenutzte Zeilen Programmcode in GTA: San Andreas offenlegt und mit seiner Hot Coffee-Mod ein Minispiel freischaltet. Im regulären Spielverlauf nicht zugänglich, zeigt es den Protagonisten und seine Freundin beim Sex: Beide sind bekleidet, bewegen sich ungeschickt und wiederholen in einer Endlosschleife wenige Dirty-Talk-Phrasen, die kaum einem Menschen die Schamesröte ins Gesicht treiben würden – zumindest niemandem, der ab und an den Fernseher einschaltet. Nichts daran ist pornografisch, kein sekundäres und erst recht kein primäres Geschlechtsorgan ist zu sehen. Doch allein die Möglichkeit, per Tastendruck Einfluss auf das ekstatische Geschehen nehmen zu können, erhitzt die Gemüter derartig, dass sich später selbst Hillary Clinton zu dem Skandal äußert. GTA: San Andreas darf erst wieder frei verkauft werden, nachdem die Codefragmente aus dem Spiel getilgt sind. Sex mit Prostituierten und der gewaltsame Umgang mit ihnen ist weiterhin möglich, ein offen sexueller Kontakt zur eigenen Partnerin dagegen nicht mehr. Was für die meisten Menschen alltäglich ist, bleibt hier weiter hinter dicken Wänden verborgen: Nichts ist zu sehen von Cunnilingus, Fellatio, Koitus und Ejakulation. Der Sexakt wird lediglich angedeutet – durch Geräusche. Auch Biowares Mass Effect, vielfach gelobt für seinen vergleichsweise einfühlsamen Umgang mit Romantik und die Möglichkeit, gleichgeschlechtliche Beziehungen sowie Partnerschaften mit Außerirdischen einzugehen, wird scharf kritisiert. Der US-amerikanische Sender FOX News stuft den Titel als schädlich für die Jugend ein, dabei zeigt das Spiel erst nach vielen Stunden Sexzenen, in denen nicht mehr zu sehen ist als nackte Rücken und angedeutete Brüste. Dass solche Reaktionen zuverlässig immer dann auftreten, wenn Sexualität in ein explizit positives Licht gerückt wird, lässt auf eine Furcht schließen, die in vielen Gesellschaften fest verankert ist und im Spiel besonders deutlich hervortritt. Denn die für das Medium charakteristische Interaktivität ermöglicht eine Identifikation mit dem Gezeigten, die dem passiveren Konsum etwa eines Films nicht zu eigen ist. Und erst recht nicht erwünscht, weil Spiele immer noch vielfach als Kinderkram gelten, der entsprechend konzipiert gehört. Sexuelle Instinkte werden als bedrohlich wahrgenommen, nackte Körper durch ihre automatische Gleichsetzung mit Erotik tabuisiert. Diese sexuelle Verspannung manifestiert sich dann in Pixelbalken über den schlaksigen Leibern duschender Sims. Die tägliche Körperpflege wird im Computerspiel zu einem erotischen Akt hochstilisiert und der Geschlechtsverkehr zugleich auf eine Weise präsentiert, die selbst Grundschülern infantil vorkommen würde. Das ist umso problematischer in Zeiten, in denen zentralisierten Distributionsplattformen eine immer wichtigere Rolle bei der Vermarktung zukommt und der Zugang zu einzelnen Titeln rigide eingegrenzt werden kann. Spiele wie Seduce Me und zuletzt auch die homoerotische Dating-Simulation Coming Out On Top werden etwa auf Steam keinem größeren Publikum zugänglich gemacht, drastische Darstellungen von Gewalt hingegen durchaus. Einerseits deshalb, andererseits aufgrund der Schwierigkeit, eine so komplexe Angelegenheit wie Sex in eine einfache Spielmechanik zu übertragen, überrascht der Mangel an spannenden Titeln mit einem entsprechenden Schwerpunkt nicht. Pornospiele existieren zwar, bilden allerdings ihre eigene, kleine Nische in der Branche und visualisieren ein ebenso eng gefasstes Interessensspektrum. Die Poke The Doll-Spiele mögen sich grafisch weiterentwickelt haben, spielmechanisch sind sie immer noch das Äquivalent einer siebtklassigen Pornoproduktion vom Videotheken-Grabbeltisch. In den letzten 30 Jahren hat sich in dieser Hinsicht kaum etwas getan. Glücklicherweise zeichnet sich dennoch eine positive Entwicklung ab. Coming Out On Top wird wohl nie jene Verkaufszahlen erreichen, die ihm Steam ermöglicht hätte, genießt aber derzeit viel Zuspruch – gerade auch von homosexuellen Männern, die nach eigener Aussage durch das Spiel zu einer positiveren Selbstwahrnehmung gelangt sind. Überhaupt hat sich die Indie-Szene als sexuelle Spielwiese etabliert und ermöglicht nicht nur einen unaufgeregteren Umgang mit Sex, sondern vor allem Einblicke in seine unterschiedlichen Facetten. Menschen wie Merrit Kopas (Consensual Torture Simulator), Robert Yang (Hurt Me Plenty) und Anna Anthropy (Encyclopedia Fuckme, Triad) zeichnen ein Bild von Sexualität, das mit der allgegenwärtigen Hochglanzerotik nichts mehr zu tun hat und stattdessen als regenbogenfarbenes Patchworkgemälde daherkommt. Die Entwickler_innen wenden sich vielfach wieder von den technischen Neuerungen der letzten Jahre ab, um simpel strukturierte, aber durch den sich bietenden Raum für Fantasie umso anregendere Erlebnisse zu ermöglichen. Nicht ohne Grund haben auch Cybersex und Sexting nach wie vor Hochkonjunktur: Ausgefeilte Grafiken mögen schön anzusehen sein, stellen jedoch eine Einschränkung dar. Bestimmte Schönheitsideale werden bedient, Sexpraktiken auf eine spezifische Weise dargestellt. Textbasierter Sex weist daher ein ungeheures Potenzial auf, erotisch zu stimulieren, denn er ist extrem zugänglich und vielfältig interpretierbar. Während die sexuelle Revolution im verklemmten Triple-A-Kirchenchor noch auf sich warten lässt, werden daher auch weiterhin unermüdlich MMORPG-Chats gekapert und immer mehr hocherotische Twine-Spiele veröffentlicht, die über die brancheninterne Prüderie hinwegtrösten. Denn Wünsche und Sehnsüchte lassen sich nicht einfach zensieren, sondern werden immer wieder ein Schlupfloch finden. Und das Schöne ist: Aus vielen dieser simplen Spiele dringt mehr Liebe zum Medium und zum menschlichen Körper als jemals zuvor. (Nina Kiel, Text aus WASD #7 für DER STANDARD, 7.6.2015)
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NBA-Star mit 25 Punkten Topscorer im Endspiel gegen Litauen – Bronze an Titelverteidiger Frankreich. Lille – Spaniens Basketballer um NBA-Superstar Pau Gasol sind zum dritten Mal Europameister. Im Finale feierte der Favorit einen eindrucksvollen 80:63 (41:33)-Sieg über Litauen, das sich zum zweiten Mal nacheinander mit Silber zufrieden geben musste. Spanien kehrte nach den Titelgewinnen von 2009 und 2011 vor den Augen von König Felipe auf den europäischen Thron zurück. Gasol, Topscorer und wertvollster Spieler (MVP) des Turniers, drückte auch dem Finale seinen Stempel auf. Die Litauer bekamen den 35-Jährigen von den Chicago Bulls selten in den Griff, am Ende standen 25 Punkte und zwölf Rebounds in der Statistik. Als bester Werfer der Litauer, zuletzt 2003 nach einem Sieg über Spanien Europameister, kamen Mantas Kalnietis und Renaldas Seibutis auf jeweils 13 Punkte. Der Erfolg der Spanier ist keine Überraschung, allerdings war das erfahrene Team schwach in die EuroBasket gestartet. Nach Niederlagen gegen Serbien und Italien hatte der Titelkandidat in der Gruppenphase in Berlin erst durch den Sieg im letzten Spiel gegen Deutschland (77:76) die Finalrunde erreicht. Im Stile eines Spitzenteams steigerten sich die Spanier von Spiel zu Spiel. Das gewachsene Selbstbewusstein war im Finale spürbar. Die Mannschaft von Erfolgstrainer Sergio Scariolo, der zur EM nach drei Jahren Pause auf seinen Posten zurückgekehrt war, dominierte die Litauer in der Anfangsphase. Schnell stand es im Stade Pierre Mauroy 15:4, die Spanier verteidigten konzentriert, erzwangen viele Ballverluste und trafen sicher. Gasol machte schon im ersten Viertel acht Punkte, Litauen kam überhaupt nicht ins Spiel. Ganz anders die Spanier. Das Kollektiv funktionierte wie bei den Siegen in der K.o.-Runde gegen Polen, Griechenland und Titelverteidiger Frankreich. Erst zum Ende der ersten Hälfte änderte sich etwas das Bild, Litauen steigerte sich, Jonas Maciulis hielt den Rückstand durch einen Dreier mit der Pausensirene einstellig. Litauen schaffte es im zweiten Durchgang nicht, näher heranzukommen – ganz im Gegenteil. Die wachen Spanier bauten ihren Vorsprung mit aller Routine wieder aus. Frühzeitig waren die überforderten Balten geschlagen. Spaniens Triumph hat viel mit dem Namen Scariolo zu tun. Unter dem Italiener haben die Iberer alle EM-Titel geholt, dazu Silber bei Olympia 2012 in London. Unter Nachfolger Juan Antonio Orenga scheiterte das Team bei der EM 2013 im Halbfinale und bei der Heim-WM 2014 im Viertelfinale – jeweils an Frankreich. Diesmal lief es andersherum. Der Gastgeber um NBA-Star Tony Parker holte am Sonntag zumindest Bronze, im Spiel um Platz drei setzte sich die Equipe 81:68 (37:32) gegen Vizeweltmeister Serbien durch. Franzosen und Serben müssen im kommenden Juli bei einem vorolympischen Turnier um einen Platz bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro kämpfen, die Litauer und Spanier haben sich mit dem Finaleinzug direkt für Brasilien qualifiziert. Für Gasol wird nach Brasilien mit ziemlicher Sicherheit Schluss sein. Der Olympiasieg ist der einzige Titel, der dem zweimaligen NBA-Champion in seiner Sammlung noch fehlt.
4Sport
Bei der Sharing Economy geht es ums Benutzen statt um Besitz – eine Entwicklung, die sukzessive ihren Kinderschuhen entwächst. Wien – Teilen statt besitzen ist in kurzen Worten die Devise eines Trends, der sich seit 2008, ausgehend von den USA, um den Globus verbreitet. Gemeint ist damit: Gebrauchsgüter werden nicht mehr nur gekauft und genutzt, sondern gemeinsam gekauft und gemeinsam benutzt oder verliehen. Dafür haben sich die Begriffe Share Economy oder auch Sharing Economy etabliert; im Deutschen sagt man auch gerne Kokonsum, eine Abkürzung zusammengesetzt aus den Worten kollaborativer Konsum. Unternehmen aus dem Bereich, der von vielen als weitere Revolution auf dem Tech-Sektor angesehen wird, haben einen zum Teil sagenhaften Aufschwung erfahren. Sharing Economy gehört zu den zehn Ideen, die die Welt von morgen verändern, ließ das Time-Magazin verlauten – auch, weil nicht mehr das Besitzen, sondern das Benutzen im Vordergrund steht. Weil Verzicht auf Besitz aber auch Verzicht auf Konsum bedeutete, wird die Sharing Economy auch als Konkurrent etablierter Unternehmen gesehen. Wer ermöglicht, dass kein zusätzliches Auto gekauft werden muss, weil geteilt wird, ist automatisch der Feind der Autoindustrie. Der Umstand, dass Airbus mit Uber an einem Modell zum Teilen von Hubschraubern arbeitet, zeigt, wie mächtig der Trend ist. Oft in der Garage geboren, werden manche Start-ups erwachsen und könnten bald den Weg etablierter Konzerne gehen – mit entsprechender Kapitalstruktur, die ein Börsengang mit sich bringt. Ein klares Zeichen, dass die Sharing Economy erwachsen wird. Uber zum Beispiel muss man heute niemandem mehr erklären, die Idee treibt Taxifahrer in aller Welt auf die Barrikaden. Für Anleger ist das allerdings noch kein Deal – das Unternehmen mit einem kolportierten Wert von 60 Milliarden US-Dollar finanziert sich ausschließlich über Privatinvestoren. Noch, denn ein Börsengang könnte schon heuer erfolgen. Ein Hype wie bei Facebook ist zu erwarten. Ähnlich ist es bei Airbnb, das regelmäßig für heftige Adrenalinschübe bei der Chefin der Wiener Hoteliersvereinigung sorgt. Privat Zimmer zu vermieten ist eine harte Konkurrenz für konzessionierte Betriebe. Und ein boomendes Geschäft: Die Plattform taxierte sich im Vorjahr auf 24 Milliarden US-Dollar; finanziert wird es ausschließlich von Privaten. Aber auch hier wird wie bei Uber über einen Börsengang gemunkelt. Eine in weiten Kreisen unbekannte, aber erfolgreiche Plattform ist WeFarm, wo Bauern Fragen aus dem Bereich Landwirtschaft stellen können. Geteilt wird hier also Spezialwissen. Das Projekt wurde 2014 in London gegründet und von einer Charity-Organisation, der Cafe Direct Producers Foundation, finanziert. 43.000 Kleinbauern sind dem Netzwerk angeschlossen; das weltweite Potenzial liegt bei fast einer halben Milliarde. Inzwischen verdient man mit Werbung, Datenverkauf und speziellen Services Geld – ein Börsengang in den nächsten Jahren ist nicht ausgeschlossen. Börsenplatzierungen sind aber nur ein Zeichen, dass die Share Economy erwachsen wird – ein anderes ist eine Straffung des Marktes, die vor allem in den USA sichtbar wird: Viele Anbieter verschwinden, meist überlebt gerade einmal die Hälfte aller Betrieb die ersten Jahre. Manche Segmente sind dicht besetzt: So buhlen allein in San Francisco drei Anbieter um die Gunst von Autobesitzern, deren Wagen parken zu dürfen. Jene, die bleiben, schlucken die Kleineren. So hat in den USA die Mitfahr-Community Blablacar, in Europa mit vier Millionen Fahrten die Nummer eins, den Mitbewerber Carpooling.org übernommen; das auch hierzulande bekannte Online-Reiseportal Expedia holte sich HomeAway. Expedia ist schon an der Börse und dort knapp 16,5 Milliarden Dollar wert. Die Aktie hat in zehn Jahren um knapp 500 Prozent zugelegt.
3Wirtschaft
Wien - Zu mehreren Verkehrsunfällen kam es am Wochenende in Österreich, die zum Teil Schwerverletzte forderten. Zwei 18-jährige Frauen sind Samstagfrüh im Bezirk Vöcklabruck von einem Auto gestreift und verletzt worden. Eine Schülerin wurde vom Außenspiegel des Wagens erfasst, der zweiten fuhr das Auto über den Fuß. Der Lenker flüchtete. Die Polizei hat einen 49-jährigen Landwirt als Fahrer ausgeforscht und angezeigt. Der Mann gab an, nichts bemerkt zu haben, so die Polizei in einer Presseaussendung am Sonntag. Ebenfalls Fahrerflucht beging ein Autolenker, der am Samstag bei Mureck (Bezirk Südoststeiermark) ein Motorrad gerammt hatte. Der Biker erlitt dabei schwere Verletzungen, seine Beifahrerin wurde ebenfalls verletzt. Der Motorradfahrer überholte gerade ein Auto, das nach rechts zu einer Tankstelle abbiegen wollte. Gleichzeitig fuhr ein 59 Jahre alter Autofahrer aus der Tankstelle in die Bundesstraße ein. Er dürfte nach Angaben der Polizei das Motorrad übersehen haben und stieß seitlich gegen die Maschine, die gegen ein weiteres Auto geschleudert wurde. Der Motorradfahrer wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Unfallkrankenhaus nach Graz geflogen, seine Beifahrerin mit einem Rettungsauto ins Landeskrankenhaus Wagna gebracht. Ein Motorradunfall in Lurnfeld (Bezirk Spittal/Drau) hat am Sonntag drei Schwer- und einen Leichtverletzten gefordert. Ein 47 Jahre alter Biker aus der Steiermark war nach Angaben der Polizei auf das Motorrad seines Zwillingsbruders aufgefahren. Die Brüder waren mit einer Gruppe von Motorradfahrern unterwegs. Vor dem Einbiegen von einer Landes- in die Drautal-Bundesstraße (B100) dürfte der Unfallverursache unaufmerksam gewesen sein und prallte gegen das Bike seines Bruders. Er, seine 52 Jahre alte Beifahrerin und die 46-jährige Beifahrerin seines Bruders erlitten dabei schwere Verletzungen. Ein anderer Motorradfahrer kam mit leichten Verletzungen davon. Wegen einer toten Katze hat eine 19-Jährige im Flachgau Sonntagmittag ihr Auto verrissen. Die Frau verlor dabei die Herrschaft über den Wagen. Sie kam ins Schleudern und landete im Straßengraben. Sowohl die Lenkerin als auch eine gleichaltrige Beifahrerin wurden verletzt. Ihr Fahrgast musste sogar mit Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen ins Spital geflogen werden, berichtete die Polizei. Die 19-Jährige war von Göming kommend in Richtung Nußdorf unterwegs. In einer unübersichtlichen Linkskurve lag die tote Katze. Das Fahrzeug landete auf der Beifahrerseite im Graben. Die beiden 19-Jährigen konnten noch selbst herausklettern. Der Rettungshubschrauber Christophorus 6 flog die Beifahrerin ins Landeskrankenhaus Salzburg. Die Lenkerin wurde von der Rettung ins gleiche Spital transportiert. Ein 22-Jähriger hat am Samstagabend in Wildenau (Bezirk Braunau am Inn) in Oberösterreich volltrunken einen schweren Verkehrsunfall verursacht. Der junge Mann hatte den Vorrang missachtet und rammte den Wagen einer 24-Jährigen. Die Frau als auch der Unfalllenker wurden bei dem Crash verletzt. Ein Alkotest bei dem Mann ergab einen Wert von 2,14 Promille, berichtete die Polizei Pressestelle. Ein ebenfalls betrunkener 19-Jähriger hat in der Nacht auf Sonntag in Puch bei Hallein in Salzburg mit seinem Wagen eine Straßenlaterne frontal gerammt. Der Lenker blieb unverletzt, am Wagen entstand Totalschaden. Ein Alkotest ergab fast 1,7 Promille. Die Lenkberechtigung wurde dem Führerschein-Neuling an Ort und Stelle abgenommen, gab die Polizei in einer Aussendung bekannt. Nur wenige Stunden zuvor ereignete sich auf der Hinterseer Landesstraße ein anderer schwerer Alko-Unfall. Ein 61-jähriger Deutscher fuhr in Richtung Hof bei Salzburg (Bezirk Salzburg-Umgebung). Er kam mit dem Fahrzeug ins Schleudern und landete in einer Wiese, wo sich der Wagen überschlug. Der Lenker blieb bei seinem Ausritt unverletzt, der Wagen hat nur noch Schrottwert. Ein durchgeführter Alkotest ergab einen Wert von einem Promille. Der Führerschein wurde ihm ebenfalls abgenommen. Bereits am Samstag hat ein 15-Jähriger hat in Bad Ischl (Bezirk Gmunden) einen 72-jährigen Radfahrer mit seinem Moped gerammt. Anstatt zu helfen, montierte er sein Kennzeichen ab und fuhr davon. Passanten alarmierten die Exekutive. Diese leitete eine Fahndung ein. Nach einer Stunde meldete sich der Schüler reumütig am Posten, teilte die Polizei in einer Presseaussendung mit. Der 15-jährige Ischler war gemeinsam mit einem Freund unterwegs. Er wollte den 72-jährigen E-Bike-Fahrer aus Salzburg in einer unübersichtlichen Linkskurve überholen. Wegen eines entgegenkommenden Radfahrers musste er eine Vollbremsung einleiten und stieß gegen den Hinterreifen des E-Bikes. Der 15-Jährige und der 72-Jährige stürzten und wurden verletzt. Im Grazer Stadtteil Puntigam ist am Samstag ein zehn Jahre alter Bub zwischen geparkten Autos auf die Straße gelaufen. Er lief direkt vor ein fahrendes Auto, wurde niedergestoßen und schwer verletzt. Der Bub war aus einer Grundstückseinfahrt auf die Straße gelaufen, die er überqueren wollte. Neben der Fahrbahn waren einige Autos parallel zur Straße abgestellt. Ein 57 Jahre alter Grazer sah das Kind im letzten Moment und machte laut Polizei noch eine Vollbremsung. Er schaffte es aber nicht mehr, das Auto zum Stillstand zu bringen, der Bub wurde erfasst und zu Boden geschleudert. Der Zehnjährige wurde mit der Rettung in die Kinderklinik Graz eingeliefert.
1Panorama
Sohn der Bayern-Legende spielte für Saarbrücken in der Bundesliga und betreute lange den Münchner Nachwuchs. München – Franz Beckenbauer trauert um seinen Sohn Stephan, der in der Nacht zum Samstag nach langer schwerer Krankheit im Alter von 46 Jahren verstarb. Das gaben die Familie Beckenbauer und Rekordmeister Bayern München in einer gemeinsamen Erklärung bekannt. Stephan Beckenbauer war langjähriger und sehr erfolgreicher Jugendtrainer des FC Bayern und hinterlässt eine Frau und drei Söhne. Er hatte 2012 die Leitung der U 17 bei den Bayern abgegeben und sollte danach die Talentsichtung bei den Allerjüngsten übernehmen. Beckenbauer lief in der Bundesliga für den 1. FC Saarbrücken, zwölf Bundesliga- und zwölf Zweitligaspiele (ein Tor), auf und spielte unter anderem auch für 1860 München und die Bayern-Amateure. Der Viertligist aus dem Saarland schrieb bei Facebook: Mit unseren Gedanken sind wir bei seiner Familie und seinen Freunden. Betroffen reagierte auch David Alaba: Stephan Beckenbauer war als Trainer und Freund sehr wichtig für meine Entwicklung beim FC Bayern München. Die Nachricht über seinen frühen Tod hat mich sehr getroffen. In tiefer Trauer gilt meine Anteilnahme seiner Familie. R.I.P.
4Sport
Netz amüsiert sich über peinlichen Screenshot-Fail, Fall zeigt die Tücken der Bildschirmaufnahme. Eigentlich sind die Regeln für das Screenshot publizieren einfach: Wer eine Bildschirmaufnahme postet, sollte überprüfen, was denn auf dem Foto tatsächlich sichtbar ist. Nicht gemacht hat das offenbar der Bürgermeister der deutschen Stadt Quickborn (20.000 Einwohner), Thomas Köppl. Er veröffentlicht in einer Facebook-Diskussion mit Nutzern ein Bildschirmfoto eines Wikipedia-Eintrages über das Grundgesetz, den er in der Diskussion präsentieren wollte. Doch das Problem: Schnell entdeckten andere Nutzer, dass auf Köppls Foto noch andere Tabs geöffnet waren – auf denen Pornoseiten abgerufen wurden. Steht der Bürgermeister von Quickborn auf Klick-Porn, fragt die deutsche Bild-Zeitung, in den Tabs sind beispielsweise Filme wie Deutsche Schlampe wird bestraft sichtbar. Der Wikipedia-Text, den Köppl publizierte, handelt von der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Wenig später wird der Eintrag gelöscht, Köppel schreibt laut Bild: Man soll nicht alles posten, was man so bekommt. Wie Chip recherchiert, stimmte allerdings der am Bild gezeigte Mobilfunker mit dem Urlaubsort von Köppel überein. Mittlerweile hat der Bürgermeister bestätigt, die Seiten besucht zu haben. Gegenüber der Bild-Zeitung gibt er an, Männer hätten sich im Skilift über BDSM-Praktiken unterhalten. Daraufhin habe er wissen wollen, worum es da gehe und das gegooglet. (red, 19.2.2016)
0Web
BIP-Plus von einem Prozent im zweiten Quartal. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Oberösterreichs FP-Landeschef Manfred Haimbuchner fordert von Landeshauptmann und ÖVP-Chef Josef Pühringer Verhandlungen auf Augenhöhe. Eine Koalition kann sein, muss aber nicht. Auch kein Drama. Der Proporz im Land lässt sowieso alle mitspielen. Wien – Im Wahlkampf war FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Dauergast in Oberösterreich. Am Dienstag – nach dem traditionellen blauen Montag nach Wahlen – verlegte der FP-Landeschef Manfred Haimbuchner seinen ersten Auftritt nach der Landtagswahl am Sonntag, bei der die Freiheitlichen ihren Stimmenanteil verdoppelt haben, auf den nächsten blauen Angriffsplatz nach Wien. Nach einer zwanzigminütigen Wahlexegese durch Strache, der darauf pochte, dass die FPÖ nicht nur das Flüchtlingsthema (moderne Völkerwanderung) abgeschöpft habe (bei der Steiermark-Wahl im Mai gab es noch keine Flüchtlingsproblematik), richtete Haimbuchner Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) aus, dass er Gespräche auf Augenhöhe erwarte. Zumal er sich an der Nachwahlrhetorik der Schwarzen stößt: Landeshauptmann Pühringer und die ÖVP sind nicht Opfer bei dieser Wahl, sondern Täter. Für ihn gelte: Es wird keine Koalition um jeden Preis geben. Und Haimbuchner fügte die realpolitische Anmerkung dazu: Man braucht auch nicht unbedingt eine Koalition. Man braucht ein Arbeitsübereinkommen. In Oberösterreich regiert nämlich noch immer der Proporz, und damit sind die Blauen mit drei Landesräten automatisch im Spiel. Konkrete Ressortforderungen wollte der FP-Landeschef noch nicht verraten, die Stoßrichtung deutete er aber doch recht klar an. Er will eine klare Aufgabenverteilung in Oberösterreich. Heißt konkret: nur noch ein Gemeinderessort (jetzt gibt es ein schwarzes und ein rotes) und ein Infrastrukturressort, in dem Individual- und Schienenverkehr zusammengefasst sind. Die schwarz-grüne Energiewende muss sofort revidiert werden, und angesichts von 169 Millionen Euro Kulturbudget werde man sich fragen müssen: Ja, können wir uns das leisten? Dann hat Haimbuchner auch noch den Eindruck, dass die anderen Politiker im Land in einem Paralleluniversum leben. Und Parallelgesellschaften anderer Art kennt er auch – plus Gegenmittel: Die FPÖ hat klare Vorstellungen, was Integration anlangt. Leitmotiv: Wir leben hier eben in Österreich und nicht in der Türkei oder in Tschetschenien. Das Landeswahlergebnis interpretierte der FP-Landeschef sowohl als Abwahl von Schwarz-Grün als auch als Abrechnung mit Rot-Schwarz. Damit meinte er die Bundesregierung, denn, so Haimbuchner süffisant zu den Journalisten: Dass Faymann und Mitterlehner regieren, das glauben ja nicht einmal Sie. Die Landeshauptleute regieren doch. Kanzler Werner Faymann wurde von Strache übrigens konsequent und natürlich mit Absicht im Doppelpack mit dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl genannt, mal als Blockierachse Faymann/Häupl, dann wieder als Faymann-Häupl-SPÖ, die es am 11. Oktober abzuwählen gelte. Pühringer legte der FPÖ-Chef zwei Möglichkeiten der Verantwortungsübernahme nahe: Modell Niessl oder Modell Voves. Der burgenländische SP-Landeschef macht nun mit der FPÖ Rot-Blau und habe so die Lehren gezogen. Der steirische Landeshauptmann wählte die Option Rücktritt.
5Inland
Österreich ist im Tischfußball eine Macht. Auch bei den Frauen, die international reüssieren. Am Wochenende bleibt man unter sich, in Graz geht es um Meistertitel. Doch 2016 lockt Las Vegas. Graz/Wien – Sie trainieren viermal pro Woche jeweils drei bis vier Stunden lang. Sie besprechen mögliche Passwege und Deckungsvarianten, betreiben Video-Studium. Susanne Suvajac und Sophie Jobstmann aus Wien zählen zu Österreichs besten Tischfußballerinnen, zu den besten Tischfußballerinnen der Welt. Das eine bedingt das andere, schließlich ist Österreich im Wuzzeln eine Macht, nicht nur bei den Männern, sondern seit jeher auch bei den Frauen. Suvajac (34) kurbelt – wohlgemerkt ohne durchzudrehen, denn das Durchdrehen ist verboten – seit fast fünfzehn Jahren, ein Schulkollege hat sie seinerzeit mitgenommen. Am Anfang hab ich nur zugesehen, dann hab ich’s auch versucht. Und dann hat es zum ersten Mal richtig geknallt, als der Ball dort gelandet ist, wo er hingehört. Das erste Tor, und ich wollte mehr. Bald war sie richtig gut, hat sie auch den meisten Burschen eingeschenkt, an blöde Sprüche kann sie sich kaum erinnern. Es gibt halt viel mehr Männer, die wuzzeln, fast zehnmal so viele wie Frauen. Bei uns ist die Konkurrenz schon kleiner. Am Wochenende steigen in Graz, im Brauhaus Puntigam, die Staatsmeisterschaften, am Samstag (9.30 Uhr) wird Einzel, am Sonntag (ab 10.30 Uhr) Doppel gespielt. Ziel von Suvajac/Jobstmann ist der Finaleinzug, einiges hängt natürlich von der Auslosung ab. Zu erwarten ist, dass sich die Wienerinnen mit den Steirerinnen Marina Tabakovic und Karen Scheuer sowie Verena Rohrer und Melissa Mosser matchen. Sie alle sind Vereinskolleginnen bei TFC Hotshots in Graz, trainieren oft miteinander, treten auch international gemeinsam an. Im Vorjahr haben die Hotshots gar die europäische Champions League gewonnen, heuer hatten sie erst im Finale gegen die Bears Berlin das Nachsehen. Was den Einzelbewerb angeht, wäre ein Duell zwischen Rohrer und Tabakovic keine Überraschung. Bei der WM heuer in Turin, wo Suvajac/Jobstmann im Doppel die Silbermedaille holten, gewann Tabakovic solo Gold. Wir Österreicherinnen, sagt Suvajac, sind wirklich stark. Die größte Konkurrenz kommt aus Deutschland, der Schweiz, aus Belgien, Frankreich und Luxemburg. Eher selten trifft man die US-Amerikanerinnen, das hat auch, aber nicht nur mit der Distanz zu tun. Es gibt verschiedene Tischfußball-Tischmarken. Die ÖsterreicherInnen zum Beispiel sind auf dem Garlando-Tisch daheim, der amerikanische Tisch ist der Tornado, Deutschland wiederum spielt mehrheitlich auf Leonhart oder Ullrich, Frankreich auf Bonzini. Und jeder Tisch ist anders, jeder hat seine Eigenheiten. Bei der WM in Turin standen Tische aller Marken da. Und wenn eine Österreicherin gegen eine Deutsche antrat, so wurde der erste Satz auf dem Garlando-Tisch gespielt, der zweite auf Leonhart, der dritte wieder auf Garlando und so weiter. In einem fünften, entscheidenden Durchgang wechselte man nach jedem zweiten Tor den Tisch. Die österreichische Meisterschaft in Graz wird vergleichsweise einfach, dort stehen Garlando-Tische und aus. Die 34-jährige Suvajac ist Key Account Managerin bei tv media, die sieben Jahre jüngere Jobstmann ist Kindergartenpädagogin. Suvajac spielt hinten, Jobstmann vorne, sie bilden seit zweieinhalb Jahren ein Team, gelten als überlegtes, taktisch versiertes Gespann, besprechen viel, bleiben meistens ruhig. Es gibt auch andere, wirklich aggressive Spielerinnen, sagt Suvajac, die dir nach einem Tor richtig ins Gesicht brüllen. Das Wuzzeln ist für alle ein Hobby. Spielerinnen und Spieler tragen die Reisekosten großteils selbst, bei einer WM schießt der Tischfußballbund (TFBÖ) etwas zu, Größenordnung fünfzig bis hundert Euro. Nächstes Jahr im März reisen die Österreicherinnen zu einem Riesenturnier nach Las Vegas, Hall of Fame Classic heißt das Event, die Vorfreude ist jetzt schon groß. Uns taugt es, dass wir herumkommen, sagt Suvajac. Man lernt viele coole und sehr unterschiedliche Leute kennen, die Szene ist bunt gemischt. Und mit allen teilt man eine gemeinsame Leidenschaft. Eine Leidenschaft, in der es um Passwege und um Deckungsvarianten geht. Und um den Knall, wenn der Ball dort landet, wo er hingehört.
4Sport
Mehr Flüge zwischen Österreich und Deutschland, dafür schlechtere Auslastung – Billigflieger Eurowings im Ostermonat am vollsten. Wien/Schwechat/Frankfurt – Die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines hat im März 819.000 Passagiere befördert – ein Plus von 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Auch im ersten Quartal, von Jänner bis März, gab es einen Zuwachs von 3,7 Prozent auf mehr als zwei Millionen Fluggäste. Die Flieger waren aber schwächer ausgelastet. Grund für den Anstieg der Passagierzahl war der Ausbau des Nachbarschaftsverkehrs zwischen Österreich und Deutschland, den die AUA kürzlich von der deutschen Konzernmutter übernommen hat. Ursprünglich wäre geplant gewesen, dass die neue Konzern-Billigschiene Eurowings mit AUA-Personal fliegt, was sich aber rechtlich als schwierig herausgestellt hatte. Im März 2016 hat sich die Zahl der AUA-Flüge um 4,7 Prozent erhöht. Die Auslastung der Flugzeuge, der sogenannte Sitzladefaktor, hat sich aber um 2,3 Prozentpunkte auf 73,3 Prozent verschlechtert. Im gesamten ersten Quartal 2016 ging die Auslastung um 2 Prozentpunkte auf 71,2 Prozent zurück. Bei den Schwester-Airlines im Lufthansa-Konzern waren die Flugzeuge besser besetzt. In der gesamten Lufthansa-Gruppe betrug die Auslastung 76,5 Prozent (-1 Prozentpunkt). Am vollsten waren die Eurowings-Flieger (77,8 Prozent, +4,6 Prozentpunkte). Die Passagierzahl im Konzern stieg im Ostermonat März um 4 Prozent auf 8,4 Millionen, davon entfielen 4,9 Millionen auf die Lufthansa Passage, knapp 1,4 Millionen auf die Schweizer Swiss und 1,3 Millionen auf Eurowings. Die AUA ist somit, gemessen an der Passagierzahl, die kleinste Airline im Konzern, wie aus am Montag veröffentlichten Zahlen hervorgeht.
3Wirtschaft
Posting "stammt sicher nicht von uns. Das hat wer hinaufgestellt, das kommt immer wieder vor". Graz - Auf Facebook kursiert eine Fotomontage, die syrische Kriegsflüchtlinge verunglimpft, wie die Kleine Zeitung-Online am Dienstagnachmittag berichtete. Ein Südsteirer soll das Bild ins Netz gestellt haben, von der FPÖ des Stadtbezirks Graz-Liebenau wurde es am 23. Mai, acht Tage vor der Landtagswahl, geteilt. Der Grazer Stadtrat und Stadtparteichef Mario Eustacchio distanzierte sich von der Aktion. Das Foto zeigt vier Männer mit Handyfotos ihrer Kinder und einem kleinen Plakat mit dem Text Wir machen uns Sorgen um unsere Kinder im Krieg in Syrien. In dem Posting wurde das Foto mit dem Text: Ach... Sorgen macht ihr euch um eure Kinder? Dann hab ich nur mal eine Frage... Warum seid ihr feigen Dreckschweine denn ohne sie abgehauen? kommentiert. Dem Screenshot von Kleine-Online zufolge wurde das Posting über den Facebook-Account FPÖ Graz-Liebenau geteilt. Dem Medium zufolge sagte der stellvertretende Bezirksvorsteher der FPÖ in Graz-Liebenau, das Posting stammt sicher nicht von uns. Das hat wer hinaufgestellt, das kommt immer wieder vor. Günter Wagner, Obmann der FPÖ in Liebenau, betont, er habe dieses Foto sicher nicht geteilt. Auch habe er die Facebook-Seite der Partei nicht immer im Auge. Stadtrat Mario Eustacchio unterstrich, er sei nicht für jedes Posting verantwortlich. Dieses Posting sei keinesfalls die Meinung der FPÖ. FPÖ-Bezirkstruppe sorgt für Eklat http://t.co/8yo0o5fwpW pic.twitter.com/CnXOO7VIIe Auf der Facebook-Seite scheint das Bild nicht mehr auf. Über den - nicht sehr aktiven - Account wurden zuletzt Inhalte der FPÖ Steiermark geteilt, u.a. auch ein Danke-Posting von Landtagswahl-Spitzenkandidat Mario Kunasek, aber auch Inhalte von unzensuriert.at und eine Asyl-Zeichnung, geteilt von einer niederösterreichischen FPÖ-Funktionärin. Auch ein Youtube-Video über den steirischen Spitzenkandidaten des Team Stronach, Josef Kaltenegger, ist hier verlinkt.
6Etat
Stabylizr kam bereits bei Dreharbeiten zum Einsatz und soll mittels Kickstarter-Kampagne produziert werden. Ein Wiener Startup hat nach eigenen Angaben den kleinsten Kamerastabilisator für Action-Kameras entwickelt. Stabylizr soll sich automatisch an das jeweilige Kameramodell anpassen und schwimmfähig sein. Obwohl es bis dato nur Prototypen gibt, ist die Nachfrage enorm, so das Unternehmen. Die Produktion soll wie im Startup-Bereich mittlerweile üblich über Crowdfunding finanziert werden. Die Idee hatte der Kärntner Wolfgang Fallmann 2014 als er seine Actionkamera bei Aufnahmen von Wakeboard-Stunts in einem Fluss verloren hatte. Den ersten Prototypen habe der studierte Maschinenbauer aus einem Fahrradgriff, einer Blumentopfhalterung, einem Klodeckel mit Deckeldämpfung und Inline-Skates gebaut. Bei Steadycams handelt es sich um eine Halterung für Kameras, die es erlaubt, dass sich der Filmende frei bewegt. Dank der Konstruktion werden ruckartige Bewegungen der Person nicht auf die Kamera übertragen und es entsteht ein verwacklungsfreies Bild. Stabylizer wird sich vor allem an Filmemacher im Action- und Sportbereich richten und ist mit Modellen des Herstellers GoPro kompatibel. Die Entwicklung von Stabylizer ist so weit fortgeschritten, dass ein Prototyp bereits bei Dreharbeiten zum ORF/Arte-Film Hotel Sacher zum Einsatz gekommen ist. Nun wollen Fallmann und seine Kollegin Miriam Boubachta das Produkt auf den Markt bringen. Im kommenden Februar startet die Kickstarter-Kampagne. Die Mini-Steadycam soll 150 Euro kosten, wie Trending Topics berichtet und wurde bereits zum Patent angemeldet.
0Web
"Unmöglich" Friedensprozess fortzusetzen – Nato-Sondertreffen zur Türkei von Anschlag überschattet. Ankara – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den Friedensprozess mit den Kurden aufgekündigt. Es sei unmöglich, diesen Weg mit denjenigen fortzusetzen, die die nationale Einheit gefährdeten, sagte der Staatschef am Dienstag vor Journalisten in Ankara. Er forderte das Parlament auf, die Immunität von Politikern mit Verbindungen zu terroristischen Gruppen aufzuheben. Außerdem erklärte er, dass eine Sicherheitszone in Nordsyrien den Weg für die Rückkehr von 1,7 Millionen in der Türkei lebenden syrischen Flüchtlingen ermöglichen könne. Von der Nato erwartet Erdoğan Unterstützung für seinen Anti-Terror-Kampf. Die Türkei fliegt seit einigen Tagen Luftangriffe gegen Stellungen der jihadistischen Organisation Islamischer Staat (IS) in Syrien und der in dem Land verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak. Anlass sind mehrere tödliche Anschläge im von Kurden bewohnten Südosten der Türkei, für die der IS und die verbotene Arbeiterpartei PKK verantwortlich gemacht werden. Auf Antrag der Türkei kamen am Dienstag in Brüssel die Botschafter der 28 Nato-Staaten zusammen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sicherte der Türkei angesichts der Bedrohung durch den IS die starke Solidarität des Bündnisses zu. Terrorismus in jeglicher Form kann nicht toleriert oder gerechtfertigt werden, sagte der Nato-Generalsekretär. Die Türkei hat nicht um zusätzliche militärische Nato-Präsenz in der Türkei gebeten, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nach dem Sondertreffen. Er verwies dabei darauf, dass die Türkei über sehr fähige Streitkräfte verfüge. Das ist die zweitgrößte Armee in der Allianz, erklärte Stoltenberg. Ankara hat Beratungen nach Artikel 4 des Nato-Vertrags verlangt. Dieser Artikel sieht Konsultationen vor, wenn ein Nato-Mitglied meint, dass die Unversehrtheit des eigenen Territoriums, die politische Unabhängigkeit oder die eigene Sicherheit bedroht ist. Anlass für das Treffen ist nach Nato-Angaben der Ernst der Lage in der Türkei nach den Terrorangriffen der vergangenen Tage. Dabei sind Dutzende zu Tode gekommen. Es gab auch Gefechte mit IS-Kämpfern an der syrisch-türkischen Grenze. Die türkischen Luftschläge im Irak und in Syrien haben zunächst keinen Einfluss auf den Einsatz der deutschen Bundeswehr im Süden der Türkei. Die Aufgabe der deutschen Patriot-Raketenabwehrstaffeln dort sei es, die Region um die Stadt Kahramanmaraş vor Angriffen aus Syrien zu schützen, sagte Deutschlands Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am Montagabend bei einem Besuch in Mali. Diese Aufgabe bleibt bestehen. Die Soldaten seien auch weit genug vom Zielort der Luftangriffe entfernt. Die Türkei sollte sich endlich für eine einheitliche Strategie entscheiden und nicht gleichzeitig den Islamischen Staat und dessen Gegner bekämpfen, sagte der deutsche Politiker Elmar Brok (CDU), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Europaparlament, der Welt. Er forderte eine diplomatische Offensive von EU, USA und der Türkei im Nahen Osten, um die Kämpfe zu beenden. Die Türkei war zuletzt Rückzugsort und Transferland von Kämpfern des Islamischen Staats, sagte Brok. Die türkische Regierung müsse erkennen, dass der IS ihr Hauptfeind sei. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) hat zugleich die Fortsetzung des Friedensprozesses in der Türkei mit den Kurden gefordert. Auf Twitter sagte Kurz, die jüngsten Terroranschläge in der Türkei seien inakzeptabel. Die Anstrengungen Ankaras im Kampf gegen den IS seien wichtig. Aber der Friedensprozess mit den Kurden muss fortgesetzt werden, betonte der Außenminister. Recent terrorist attacks in #Turkey unacceptable; Turkeys efforts to fight ISIL important. But Need to continue peace process with #Kurds. Nach einem Anschlag in der osttürkischen Provinz Mus erlag ein Mitglied der türkischen Gendarmerie seinen schweren Verletzungen. Terroristen hätten das Auto des Mannes am Montagabend beschossen, berichtete die Nachrichtenagentur DHA unter Berufung auf den Provinzgouverneur. Im Wagen hätten sich auch die Ehefrau und die Tochter des Opfers befunden. Die Frau sei leicht verletzt worden. Die Familie sei auf dem Rückweg von einem Besuch bei Freunden gewesen. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Ebenfalls im Osten der Türkei ist eine Gaspipeline durch eine Explosion beschädigt worden. Die Explosion in der Grenzprovinz Agri habe in der Nacht auf Dienstag ein Feuer an der Pipeline aus dem Nachbarland Iran ausgelöst, teilte Energieminister Taner Yıldız mit. Der Brand habe aber schnell gelöscht werden können. Nach einer Reparatur könne wieder Gas durch die Pipeline fließen. In türkischen Medienberichten war von Sabotage die Rede, für die die PKK verantwortlich gemacht wurde. Zunächst bekannte sich jedoch niemand zu dem Vorfall. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zeigte sich indes besorgt über die türkischen Luftangriffe auf die PKK. Er hofft auf eine sofortige Rückkehr zu konstruktivem Dialog, so dass eine friedliche Lösung gefunden werden könne, wie er in einer Mitteilung der Vereinten Nationen in New York am Montag erklärte. Der UN-Generalsekretär rief alle Beteiligten dazu auf, nicht zurückzukehren zu einem tödlichen Konflikt, der den Menschen in der Türkei in der Vergangenheit schon so viel Leid zugefügt hat.
2International
Die Blauen sind zuversichtlich, dass sie erstmals Bezirksvorsteher stellen werden. Das Ergebnis der Oberösterreich-Wahl bringt den Freiheitlichen auch Rückenwind für die Wien-Wahl im Oktober. In der Bundeshauptstadt wollen sie vor allem traditionelle SPÖ-Hochburgen einnehmen. In den wichtigen, großen Flächenbezirken rechnet sich die FPÖ gute Chancen auf die Bezirksvorstehung aus. Der Wiener FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache zeigte sich in den vergangenen Wochen wiederholt siegessicher. Man könne auf Landtagsebene in Wien die stärkste Kraft werden und damit die SPÖ erstmals in der Zweiten Republik von Platz eins verdrängen, meinten die Freiheitlichen. Möglich, sagen Politologen und Meinungsforscher. Bei der Wahl im Jahr 2010 büßte die SPÖ 4,8 Prozentpunkte ein und erreichte nur 44,3 Prozent, die FPÖ legte um fast elf Prozentpunkte auf 25,8 Prozent zu. Allerdings erreichte sie keinen Bezirksvorsteher. Um die SPÖ von Platz eins zu drängen, muss die FPÖ in den bevölkerungsreichen und ehemals tiefroten Flächenbezirken, in denen viele Landtagsmandate zu holen sind, gewinnen. Vor fünf Jahren lag die FPÖ auf Landtagsebene bereits in 14 von 23 Bezirken an zweiter Stelle – fast ausschließlich in Bezirken außerhalb des Gürtels. Mit 35,50 Prozent waren die Blauen in Simmering am erfolgreichsten. In Favoriten, Floridsdorf und der Donaustadt knackten sie ebenfalls die 30-Prozent-Marke. Diese Bezirke waren seit jeher rot, die SPÖ musste dort allerdings Verluste einstecken. In Simmering büßte sie 11,8 Prozentpunkte ein, in Favoriten 8,9, in Floridsdorf 10,6 und in der Donaustadt 9,1. Auf der Ebene der Bezirksvertretung, die ebenso am 11. Oktober gewählt wird, unterscheiden sich die Ergebnisse der Parteien zum Teil stark von den Landtagsresultaten. Aktuell sind 17 der 23 Bezirksvorsteher rot. Das will die FPÖ heuer ändern – und rechnet sich große Chancen aus. Erstmals sollen einige Stadtteile blau umgefärbt werden. Strache hatte unlängst die Bezirke Simmering, Floridsdorf, Donaustadt und Liesing als blaue Kernziele genannt. Die Sozialdemokraten müssen vor allem um ihre Hochburg Simmering zittern. Zwar lagen 2010 noch rund 15 Prozentpunkte zwischen Rot mit 49,2 Prozent und Blau mit 34,2 Prozent, allerdings stand vor der SPÖ ein Minus von 11,5 Prozentpunkten, vor der FPÖ indes ein Plus von 16,05 Prozentpunkten. Hält dieser Trend nur einigermaßen an, ist den Blauen der Bezirkschef in Simmering sicher. Ähnliches gilt für Floridsdorf, wo die Sozialdemokraten trotz Verlusts von 12,4 Prozentpunkten ebenfalls 15 Prozentpunkte vor dem Hauptkonkurrenten FPÖ lagen, der 13,9 Prozentpunkte zulegte. In der Donaustadt und Liesing betrug der Abstand mit 17,7 und 18,6 Prozentpunkten zwar etwas mehr, allerdings stehen auch hier die Vorzeichen auf rote Verluste und blaue Zugewinne. Fraglich ist auch, wie sich der Wechsel Ursula Stenzels von der ÖVP zur FPÖ auswirken wird. Die Innere Stadt galt immer als schwarze Hochburg. Die FPÖ landete dort 2010 mit 10,3 Prozent nur auf dem vierten Platz und verbuchte damit eines ihrer schlechtesten Bezirkswahlresultate. Dass Strache Stenzel ins Boot geholt hat, könnte einige Stimmen zu der Bezirksvorsteherin im Ersten wandern lassen.
5Inland
Dynamisch-humorvolle Manga-Adaption von Takashi Yamazaki. Wenn man ausziehen muss, um der eigenen Mutter den Kopf abzusäbeln, dann ist nicht mehr abzustreiten, dass sich ein paar Konstanten gründlich verschoben haben. So geschieht es im bisher beschaulichen Schülerleben Shinichi Izumis (Shota Sometani). Zu seiner Entschuldigung kann immerhin angeführt werden, dass der recht drastische Akt adoleszenter Abnabelung mit einer Invasion außerirdischer Killerparasiten in Zusammenhang steht. Kiseiju, die Geschichte Shinichis, basiert auf Hitoshi Iwaakis äußerst populären Manga, welcher auch bereits für eine Anime-Serie adaptiert wurde. Takashi Yamazaki, Regisseur japanischer Blockbuster und Spezialist für visuelle Effekte, hat daraus zwei vollgepackte Realfilme gezimmert, deren erster, bei der Viennale zu sehende Teil die Entwicklung seines Protagonisten vom Durchschnittssohn zum Mutantenschächter nachzeichnet. Der große Kampf gegen die Invasoren bleibt zwar noch ausgespart, doch Parasyte: Part 1, so der internationale Verleihtitel, kann auch alleine überzeugen. Der Auftakt kann als eine Art Body-Snatcher-Comedy beschrieben. Rätselhafte Kleintiere – Ohrwürmern nicht unähnlich – nisten sich dabei in Menschenhirnen ein, um ihre Wirte in formenwandelnde Kannibalen zu verwandeln. Ein Schmarotzer hat es auch auf Shinichi abgesehen, schafft es jedoch nur, mit dessen rechten Unterarm zu verschmelzen. Migi nennt sich das nüchterne Wesen, das die Hand des Schülers nun nach Belieben kontrolliert, Finger wahlweise in Stielaugen oder Klingen verwandelt. Man einigt sich auf eine symbiotische Beziehung, die sich bald gegen Migis mörderische Artgenossen beweisen muss. Während die beiden in jeder Hinsicht mehr und mehr zusammenwachsen, wird der Tonfall zunehmend ernster: von den Aliens kontrollierte Menschen infiltrieren alle Ebenen der Gesellschaft, und in Shinichis Schule droht ein Gemetzel. Um den ganzen Plot in zwei Spielfilmen unterzubringen, muss das Tempo hochgehalten, müssen einige Feinheiten der Vorlage geopfert werden. Fragen nach dem Wert von Leben, dem Leib-Seele-Problem oder der Pubertät können maximal angerissen werden, die Figurenzeichnung bleibt mitunter oberflächlicher als in Iwaakis Manga. Fans der ersten Stunde mag das sauer aufstoßen, in Summe bleibt Kiseiju aber noch immer ein rasantes Vergnügen mit wohldosiertem Witz, Action und halbierten Schulmädchen.
8Kultur
Mythisch-spirituelle, oft erotisch verbrämte Motive hielt Fuchs in altmeisterlicher Maltechnik fest. Wien – Seine Karriere begann mit einem Rauswurf. Wenn sie das machen wollen, dann gehen sie doch lieber einen Stock höher zum Herrn Gütersloh, so soll Robin Christian Andersen seine jungen Studenten, neben Ernst Fuchs auch Arik Brauer, Anton Lehmden und Wolfgang Hutter, aus seiner Klasse komplimentiert haben. Die schematisch-technische Dressur schlug Fuchs in die Flucht. Womöglich weil er sich, 1930 als einziges Kind eines Altwarenhändlers in Wien geboren, schon früh als Zeichner hervorgetan hatte. Bereits vor seinem Studium an der Akademie der bildenden Künste (1946–1950) hatte er sich an expressiven, gotischen Christusdarstellungen und den Menschenbildern der Renaissance geschult, sich den akkuraten Strich der Alten Meister angeeignet. Ein schicksalhafter Rausschmiss, denn Albert Paris Güterslohs legendäres Turm-Atelier – und freilich auch der Wiener Art Club – gelten als Keimzelle der Wiener Schule des Phantastischen Realismus und Fuchs als ihr Hauptvertreter. Früh war man von dessen zeichnerischer Akribie begeistert (1949 hatte er seine erste Soloschau in Paris, wo er bis 1962 auch lebte). Fuchs verknüpfte Zitate aus dem christlichen Formen- und Motivrepertoire mit dem Kreaturenhaften von Brueghel und Bosch. Der Gekreuzigte als Skelett mit Bischofsmütze in einer wimmelbildartigen Komposition, flankiert von einer an eine Venus von Botticelli erinnernden Barbusigen, rundherum Soldaten, Affen, tierische Fratzen: Schädelstätte lautet der Titel dieser Zeichnung von 1950. Auch den Horror vacui erbte Fuchs von den Ahnen, wollte wie sie das Bild von Rand zu Rand füllen. Die Kraft der Leerstellen ist in der westlichen Kunstgeschichte eine moderne Errungenschaft. Dem Verweben von christlichen Erzählungen mit jüdischer Symbolik, die er mystisch-spirituell mit Motiven wie Einhorn, Ei, Sonne, Wasser, Mond, Drachen oder Schlangen würzte, blieb Fuchs sein Leben lang treu. Mit dem kommerziellen Erfolg ab den 1960er-Jahren wich die Feinmalerei allerdings allmählich schnelleren Strichen. Auch schien alles mehr und mehr in esoterische Knall- und Regenbogenfarben getaucht und mit immer schwülstigerer Vollbusigkeit durchsetzt. Verzuckert, sich selbst wiederholend, anachronistisch, kunstgewerblich, so die Kritik der sich irgendwann desinteressiert abwendenden Kunstwelt. Das größere Interesse galt seinem früheren Werk; so konzentrierte sich auch das Belvedere 2008 auf die ersten 20 Jahre der Phantastischen Realisten. Laut Kunsthistoriker Wieland Schmied, stets größter Fürsprecher der Gruppe, verstanden sie es, das Schreckliche (des Surrealismus, Anm.) mit dem Gemütlichen (des Österreichischen, Anm.) zu verbinden. Über Fuchs schrieb er einmal, er habe gar keine neuen Themen erfinden wollen, sondern ähnlich wie die Mönche in byzantinischen Ikonen möglichst getreu das einmal erschienene überlieferte Bild des Heiligen wiedergeben, damit das Urbild aufs Neue sichtbar werde. Fuchs intensive Auseinandersetzung mit der Bibel, seiner zentralen Inspirationsquelle, begründet sich auch biografisch: Um ihn vor den Anfeindungen der Nationalsozialisten zu schützen, ließen die Eltern (der Vater war jüdischer Herkunft) den Zwölfjährigen taufen. Fuchs, der auch als Architekt, Bühnenbildner, Autor und Interpret mystisch inspirierter Musik von sich reden machte und in der von Otto Wagner erbauten Villa in Wien Hütteldorf ein eigenes Museum unterhielt, wo er auch lebte, war dreimal verheiratet und Vater von sechzehn Kindern. Seine Muse Uta Saabel wollte er noch dieses Jahr heiraten, es war ihm nicht mehr vergönnt. Am Montag starb Ernst Fuchs 85-jährig in Wien.
8Kultur
Bei 4:5-Niederlage in Winnipeg. Winnipeg – Thomas Vanek hat einen Tag nach dem 3:0-Heimsieg von Minnesota Wild gegen Anaheim und seinem vierten Saisontreffer in der NHL sein Scorerkonto weiter aufgestockt. Am Sonntag unterlagen der ÖEHV-Stürmer und sein Team allerdings bei den Winnipeg Jets nach 1:5-Rückstand mit 4:5, Vanek leistete den Assist zum 3:5. (APA, 26.10.2015) NHL-Ergebnisse: Winnipeg Jets – Minnesota Wild (mit Vanek/1 Assist) 5:4, New York Rangers – Calgary Flames 4:1, Edmonton Oilers – Los Angeles Kings 2:3
4Sport
Die britische Wissenschafterin Lydia Wilson hat im Irak zum Tode verurteilte IS-Kämpfer interviewt. Mit Kämpfern des Islamischen Staats (IS) über die Motive ihrer Taten zu sprechen ist kein leichtes Unterfangen. Die britische Wissenschafterin Lydia Wilson hat im Irak drei zum Tode verurteilte Vertreter einer lokalen IS-Gruppe interviewt. Das Ziel: Die Forscherin wollte mehr über die Psychologie der Terroristen wissen. Da das Sample sehr klein war, hat Wilson keinen wissenschaftlichen Text über die Tiefeninterviews verfasst, sondern in dem US-Magazin The Nation über ihre Erfahrungen berichtet. Im Gespräch mit dem STANDARD erzählt sie, wieso der Islam nicht der wichtigste Beweggrund für die Befragten war, sich am Kampf des IS zu beteiligen, warum der IS so stark rekrutiert und was seinen Kampf von jenem von Al-Kaida unterscheidet. STANDARD: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Interviews mit zum Tode verurteilten IS-Terroristen zu machen? Wilson: Ich untersuche seit vielen Jahren Konflikte aus anthropologischer und psychologischer Sicht. Ich mache sehr viel Feldforschung, bei der ich mit internationalen Kollegen aus verschiedenen Disziplinen zusammenarbeite. Unsere Hauptfragen sind, wann, wie und warum Menschen wie eben auch die Kämpfer des Islamischen Staates ihr wertvollstes Gut, ihr Leben, hergeben. STANDARD: Wie haben Sie Ihre Interviewpartner gefunden? Wilson: Ich bin vor fünf Jahren zum ersten Mal in den Irak gekommen, wo ich zunächst Kämpfer der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) interviewte. Danach war ich längere Zeit im Libanon und kehrte 2013 wieder in den Irak zurück, als dort der Islamische Staat begann, sich als solcher zu bezeichnen, und es sehr heftige Kämpfe gab. Die Kontakte zu Kurden und irakischen Sicherheitskräften waren schnell hergestellt. IS-Kämpfer für meine Interviews zu finden war ungleich schwieriger. Ich hatte es auch vorgezogen, meinen Kopf zwischen den Schultern zu behalten. Viele IS-Kämpfer wurden außerdem im Kampf getötet. Vonseiten der Kurden hörten wir, dass Festnahmen auch nicht erwünscht waren, weil viele verletzte IS-Kämpfer eine versteckte Sprengladung am Körper hatten. Es wurden also nicht sehr viele von ihnen gefangen genommen. Mit denen, die gefasst wurden, wurde auch nicht zimperlich umgegangen, wie wir hörten. Ein Peschmerga erzählte uns, wie fünf IS-Kämpfer gefangen genommen und nach kurzer Befragung durch Kopfschuss hingerichtet worden seien. Im März 2015 erfuhr ich, dass in Kirkuk die kurdische Polizei Aktionen gegen den IS durchführte, bei denen Kämpfer auch festgenommen wurden. Über einen lokalen Polizeichef wurde mir und meinem Kollegen erlaubt, die Interviews zu machen. Wir fuhren dann nach Kirkuk, wo die Festgenommenen vom Gefängnis zur Polizeistation gebracht wurden. In Handschellen, begleitet von vielen Polizisten. STANDARD: Wer waren die IS-Kämpfer? Wilson: Es handelte sich um drei sunnitisch-arabische Iraker, 21, 26 und 27 Jahre alt. Sie waren Teil einer lokalen Terrorzelle. Einer kam direkt aus Kirkuk, die anderen beiden zogen in ihrer Kindheit hierher. Der jüngste war Analphabet, die anderen hatten drei und sechs Jahre lang die Grundschule besucht. STANDARD: Wofür wurden sie verurteilt? Wilson: Sie waren für viele Autobombenanschläge in Kirkuk verantwortlich, bei denen es eine sehr hohe Opferzahl gab. Sie haben die Bomben auf Marktplätzen gezündet, um möglichst viele Menschen zu töten. Einer von ihnen war auch an der Ermordung eines Polizisten beteiligt. STANDARD: Haben Sie mitbekommen, wie viele IS-Kämpfer in irakischen Gefängnissen waren? Wilson: Nur sehr wenige werden lebendig gefasst. Viele sprengen sich in die Luft, bevor sie festgenommen werden, auch um den Schaden zu maximieren. Wenn sie gefasst werden, werden sie im Irak nach dem Terrorgesetz verurteilt, was in den meisten Fällen die Todesstrafe bedeutet. STANDARD: Alle drei Befragten wurden zum Tode verurteilt? Wilson: Zwei schon, einer bekam 15 Jahre Gefängnis. STANDARD: Was haben Sie die Gefangenen gefragt? Wilson: Wir haben einen psychologischen Test mit ihnen gemacht, den wir auch schon in anderen Ländern durchgeführt haben. Damit wollten wir herausfinden, was ihre wirklich wichtigsten Werte sind, die ihnen heilig sind. Wir testeten auch, wie sie ihre eigene Gruppe der arabischen Sunniten wahrnehmen im Vergleich zu anderen, die ihr Leben bestimmt haben. Wir haben von ihnen nicht erwartet, dass sie uns erzählen, dass sie die größten Fans des IS sind oder die größten Hasser der USA. Hier hätten sie sicher vorbereitete Antworten für uns gehabt. Wir haben sie eher mit ungewöhnlichen Fragen konfrontiert, die sie vielleicht noch nie zuvor in ihrem Leben gefragt wurden. Ihnen über diesen psychologischen Ansatz zu begegnen war ein guter Weg, damit sie sich uns öffneten und mehr von sich herausließen. STANDARD: Welche Antworten kamen da? Wilson: Wir hatten ihnen zur Einstimmung Karten gezeigt, auf denen mehrere Bodybuilder zu sehen waren, vom ganz schwachen bis zum stärksten. Darauf war auch die Flagge des IS. Wir fragten sie nach ihrer Einschätzung der Stärke des IS. Der Jüngste zeigte auf das Bild mit dem schwächsten Mann, wohl um so zu tun, als ob er kein Unterstützer des Islamischen Staates sei. Dann legten wir ihnen die Bilder mit einer kurdischen Fahne vor: Hier zeigte er auf den zweitstärksten. Bei den irakischen Sicherheitskräften zeigte er auf das mittlere, der Iran wurde ein wenig schwächer bewertet, und die USA wurden als die Stärksten eingeschätzt. STANDARD: Was waren Ihre wesentlichen Erkenntnisse? Warum kämpfen diese jungen Leute für den IS? Wilson: Bei den Gesprächen hat sich gezeigt, dass die Befragten zum Großteil nicht wirklich die extremen Ansichten vertraten, die von der IS-Propaganda verbreitet werden. Sie wussten nicht einmal die Hälfte davon. Sie kannten beispielsweise nicht die Geschichte und die Hintergründe des Kalifats. Sie wussten auch nichts über den Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi, ihren vermeintlichen Anführer. Sie sagten zwar, dass sie unter der Scharia leben wollten, wussten aber auf Nachfrage nicht, wie ein solches Leben im Detail aussehen sollte. Sie reagierten sehr verwirrt und konnten auch nicht wirklich erklären, was der Jihad für sie bedeutete. STANDARD: Sie waren also nicht wirklich mit dem Islam vertraut? Wilson: All diese Begriffe, die der IS sehr oft verwendet und die von außen als starker ideologischer Rahmen angesehen werden, wurden von diesen jungen Kämpfern zum Großteil einfach nicht verstanden. Das heißt nicht, dass sie sich dem Islam nicht verpflichtet fühlten, das taten sie sehr wohl. Auf die Frage, was Islam für ihn bedeutet, sagte einer: Mein Leben. Der Islam spielte für sie also schon eine Rolle, aber nicht in der extremen Form, wie es die Führer des Islamischen Staates verlangen. Hier ging es nicht darum, in den Himmel, in das Paradies zu kommen. STANDARD: Was hat sie dann angetrieben? Wilson: Sehr viel klarer war, dass diese Kämpfer überzeugt waren, für ihr Land, für ihre Familie und ihre Würde zu kämpfen. Allen gemeinsam war ein tiefer Hass auf die USA und ihre eigene Regierung im Irak. Sie fühlten sich sehr diskriminiert und in ihrer politischen Vertretung nicht repräsentiert. Seit Al-Kaida im Irak ausgelöscht wurde, gab es niemanden, der ihnen anbot, für sie zu kämpfen. Bis der IS kam. Der IS gab ihnen die Gelegenheit, ihre Identität zu verteidigen und stolz darauf zu sein, Sunnit zu sein. Es ging ihnen aber auch um profanere Gründe wie Geld. Einer von ihnen stammte aus einer Familie mit 17 Geschwistern. Er gab an, aufgrund einer Rückenverletzung arbeitsunfähig geworden zu sein. Das Geld, das ihm der IS bot, war also sehr willkommen. Es gab aber auch dieses verbindende Element des Hasses auf die USA. Aber nicht im ideologischen Sinn des IS, wie er beispielsweise über Social Media verbreitet wird. Hier ging es sehr viel mehr um persönliche Erfahrungen. Aus Sicht der Befragten wurde ihnen von den Amerikanern ihre Kindheit und Jugend weggenommen, und somit konnten sie auch kein normales Leben führen. Einer der Verurteilten sagte zu uns: Sie haben Saddam beseitigt, aber auch unsere Sicherheit. Ich war kein Anhänger Saddams, weil wir unter ihm Hunger litten, aber wir hatten zumindest keinen Krieg. Als die Amerikaner kamen, hat der Bürgerkrieg begonnen. STANDARD: Also ist einer der Hauptgründe der lokalen Kämpfer die Rache an den USA? Wilson: Nicht wirklich Rache, weil die Amerikaner auch nicht mehr vor Ort sind. Es geht eher darum, dass sie glauben, dass sie von den Amerikanern und den Schiiten ihrer sunnitischen Identität beraubt wurden. Unter der US-Besatzung wurden sehr viele Sunniten inhaftiert. Ihre Kinder wuchsen vaterlos, ohne Identifikationsfigur auf. STANDARD: Was fühlten Sie, als Sie die Terroristen interviewten? Wilson: Das Gefühl, das ich am stärksten empfand, war Traurigkeit. Ich saß sehr jungen Männern gegenüber, die wie junge Buben aussahen, die in großen Schwierigkeiten steckten. Sie waren sehr dünn. Sie kamen in das Zimmer und richteten ihre Augen konstant auf den Boden. Sie machten sich so klein wie nur möglich. Als sie dann während des Gesprächs mehr aufmachten, hatten sie ganz normale minimale Bedürfnisse. Sie wollten ihre Kinder und ihre Familien sehen. Wenn sie über ihre Beteiligung am Kampf und ihre Zeit im Gefängnis sprachen, zeigten sie normale menschliche Reaktionen. STANDARD: Können Sie ein Beispiel nennen? Wilson: Der 26-Jährige war verheiratet und hatte zwei Kinder, einen Sohn namens Rasuul und eine Tochter namens Rusil. Wir legten ihm Karten vor, mit denen wir testeten, wie sehr er sich einer bestimmten Gruppe nahefühlte. Darauf waren Kreise gezeichnet, die auf einer Karte sehr weit voneinander entfernt waren, und solche, die mehr und mehr überlappend waren. Bei der Frage nach seiner Verbindung zum IS zeigte er auf die Karte mit der geringsten Verknüpfung. Er hatte uns vorher auch schon erzählt, dass das Leben unter dem Islamischen Staat die Hölle gewesen sei und er nur kämpfte, weil er von ihnen terrorisiert worden sei. Diese Antwort hatte er aber schon in den Befragungen der Polizei gegeben, sie war also eher erwartbar. Was für ihn unerwartet kam, waren die Fragen nach seiner Familie, nach dem Irak und dem Islam. Ohne lange nachzudenken, zeigte er bei Familie sofort auf die Karten mit den überlappenden Kreisen. Er sagte: Mein größter Wunsch ist, bei meiner Familie, meinen Kindern zu sein. Bei Irak und Islam wählte er die aus, wo es nur eine teilweise Überschneidung gab. STANDARD: Gibt es Ihrer Erfahrung nach einen Unterschied zwischen irakischen IS-Kämpfern und denen aus dem Ausland? Wilson: Ja, da gibt es einen riesigen Unterschied. Und man kann auch die ausländischen Kämpfer nicht einfach in einen Topf werfen. Ich würde sagen, dass die meisten von ihnen nicht dieselben Gründe haben wie die irakischen Kämpfer, denen es um ihr eigenes Land geht. Die IS-Kämpfer aus dem Ausland teilen grundsätzlich sehr viel stärker die IS-Ideologie, aber auch nicht immer. Hier liegt auch der große Unterschied zu Al-Kaida. Diese hat bei der Aufnahme neuer Mitglieder ein ideologisches Training verlangt, ehe ihnen erlaubt wurde, sich am Kampf zu beteiligen. Man musste diesen ideologischen Background mitbringen. Der IS verlangt das überhaupt nicht. Er verlangt zunächst nur die ultimative Identifikation. Hier erfolgt die Indoktrinierung erst, wenn man schon am Kampf beteiligt ist. Das ist der große Unterschied, der bedeutet, dass der IS eine viel größere Zahl an Menschen anspricht. Wir sehen unter den ausländischen Kämpfern viele unterschiedliche Gründe, sich dem IS anzuschließen. Vor allem unter den Frauen gibt es vermehrt die Motivation, die dekadente westliche Gesellschaft zu verlassen und sich einer Bewegung anzuschließen, die sie als spirituell reiner empfinden. Dann gibt es jene, die die extreme Auslegung des Islam anspricht, und jene, denen das Abenteuer oder der Ruhm eines Krieges eine Identität und Gemeinschaft bietet, die sie in der westlichen Gesellschaft nicht finden, weil sie hier vielleicht auch mit Islamophobie konfrontiert sind. Es gibt also eine sehr große Bandbreite an Gründen. STANDARD: Was erhoffen Sie sich durch Ihre Interviews? Wilson: Meine Kollegen und ich versuchen mit den Gesprächen noch viel mehr darüber herauszufinden, wer diese Menschen sind, die sich dem IS anschließen, und warum sie tun, was sie tun. Wir wollen den Leuten, die die Macht haben, hier für Veränderung zu sorgen, eine Grundlage geben, um viel besser einordnen zu können, warum es zu gewissen Handlungsweisen kommt. In den Medien und von Politikern werden IS-Kämpfer als das namenlose, gesichtslose Böse beschrieben. Aber diese Pauschalisierung trifft nicht den Kern der Sache. Menschen haben Namen und Gesichter. Jeder Mensch hat eine Geschichte. Manche von ihnen mögen sehr böse sein. Um im Kampf gegen den Islamischen Staat Lösungen zu finden, müssen wir jedoch analysieren, wie sie zu diesen Bestien geworden sind. Ich hoffe, dass ich mit meiner Arbeit einen Beitrag zur Schwächung des IS leisten kann.
2International
Zuletzt kämpfte Twitter mit sinkenden Nutzerzahlen und tiefroten Bilanzen. Nachrichten, Streitereien, Tratsch, Shitstorms aller Art oder Informationen über die Befindlichkeit der Katze. Inzwischen gibt es kaum ein Ereignis, das nicht auch bei Twitter, samt dazugehörigem Hashtag und auf maximal 140 Zeichen beschränkt, stattfindet. Für Journalisten, Politiker und Prominente sämtlicher Kategorien ist Twitter beinahe schon lebenswichtig geworden. Sie können sich direkt an ihr Publikum wenden. Begonnen hat alles vor zehn Jahren, zufällig, nebenbei. Das Start-up Odeo in San Francisco wollte eigentlich einen Audiodienst für das Netz entwickeln. Dabei schlug der Entwickler Jack Dorsey vor, kurze Statusmeldungen an alle Teammitglieder per SMS zu senden, damit jeder weiß, woran die anderen arbeiten. Durchbruch 2007 In zwei Wochen entstand ein Prototyp. Just setting up my twttr, lautete die erste Mitteilung von Dorsey am 21. März 2006. Der einflussreiche Blog Tech Crunch entdeckte den Dienst drei Monate später. Auf der Tech-Konferenz SXSW Interactive in Texas gelang Twitter dann 2007 der Durchbruch, einen Monat später wurde die Firma Twitter Inc. gegründet. Seit 2009 findet man twittern im Duden. Kurzmitteilungen machten in der zehnjährigen Geschichte auch Schlagzeilen. So etwa die jenes Programmierers, der die Notwasserung eines Passagierflugzeuges mitten in New York (Es ist ein Flugzeug im Hudson) meldete, oder die des Studenten in Pakistan, der über die Tötung von Osama Bin Laden durch US-Militärs (Ein Hubschrauber fliegt über Abottabad) berichtete. Arabischer Frühling Die Anfänge des Arabischen Frühlings wurden auf Twitter von hunderttausenden Menschen dokumentiert. Nach dem Anschlag auf die Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo in Paris drückten Nutzer ihre Solidarität mit dem Hashtag #JeSuisCharlie aus. Doch zu seinem ersten runden Geburtstag hat Twitter wenig zu feiern. Zuletzt ging erstmals die Zahl der Nutzer leicht zurück, Quartal für Quartal stehen tiefrote Zahlen in der Bilanz, und die Aktie hängt im Kurskeller deutlich unter dem Ausgabepreis des Börsengangs von 2013 fest. Jack Dorsey soll es richten. In seiner zweiten Runde als Twitter-Chef muss er zeigen, dass er mit Onlinewerbung ein profitables Geschäft aufbauen kann. Dabei darf er aber nicht die rund 320 Millionen Nutzer vergraulen. Schon gar nicht die Spitze der Twitter-Promis, wie die Popstars Katy Perry (84,5 Millionen Follower), Justin Bieber (77,2 Millionen) und Taylor Swift (72,9 Millionen).
0Web
Rund 3,4 Millionen Dollar werden für den Flug der ersten "Sextronauten" benötigt. Porno-Hersteller haben wohl schon fast alle Lokalitäten durch: Ein gallisches Dorf gegen Sexfilme bildet bislang allerdings der Weltraum, zurückzuführen ist das auf hohe Produktionskosten. Deshalb hofft Pornhub auf die Hilfe von Nutzern: Mit einer Indiegogo-Kampagne sollen 3,4 Millionen Dollar gesammelt werden, um den ersten Sexfilm im All zu finanzieren. Wie Gizmodo berichtet, soll ein privater Raumfahrtkonzern mit dem Flug beauftragt worden sein. Der Film würde bei vollständiger Finanzierung durch die Crowd in der zweiten Jahreshälfte 2016 gedreht werden. Lediglich zwei Sextronauten will man nach oben schicken, dazu eine Crew, die sich um besondere Lichtverhältnisse und spektakuläre Aufnahmen des schwerelosen Geschlechtsverkehrs kümmert. Als Belohnung kriegen Spender je nach Höhe ihres Einsatzes einige Goodies, sollte der Film finanziert werden: Für einen Dollar übermittelt Pornhub ein Zertifikat, hundert Dollar ist ein Goodie-Bag wert. Fünftausend Dollar ermöglichen ein Mittagessen mit einem der zwei Darsteller, für zehntausend Dollar darf man sogar an der Premieren-Party des Weltall-Pornos teilnehmen. Wer 150.000 Dollar beisteuert, bekommt sogar einen Weltraumanzug und Unterwäsche von einem der zwei Sextronauten zugesandt. Fair sei laut Gizmodo, dass Pornhub bei Nicht-Erreichen des Finanzierungsziels alle Beträge an die Nutzer zurückzahlen wird. Nach wenigen Stunden hält die Kampagne bei 6.000 Dollar, bis zum Ziel ist es also noch ein weiter weg. Die Darsteller Eva Lovia und Johnny Sins machen sich jedenfalls schon jetzt bereit.
0Web
Kostenlose Angebote für Entwicklungsländer inspirieren Nutzer zu neuer Art des Filesharings. Facebook und Wikipedia haben Initiativen gestartet, um Nutzern in Entwicklungsländern kostenlosen Internetzugang zu ermöglichen. Dieser Zugang schließt allerdings nicht das komplette Web, sondern nur bestimmte Angebote ein. Nutzer in Angola haben nun einen Weg gefunden, wie sie die Programme für Filesharing einsetzen können. Facebooks Initiative Internet.org bietet das Programm Free Basics mittlerweile in 37 Ländern an. Nutzer haben damit Zugriff auf verschiedene Dienste und Website. Die Wikimedia Foundation hat mit Wikipedia Zero ein ähnliches Projekt in mittlerweile 64 Länden gestartet. In Zusammenarbeit mit Telekomprovidern erhalten Nutzer über ihre Handys kostenlosen Zugang zu der Website. An den Initiativen gibt es massive Kritik. Ärmere Nutzer hätten damit nur Zugriff auf bestimmte Seiten, das widerspreche dem Prinzip der Netzneutralität, wird argumentiert. In Indien wurde Free Basics daher verboten. Nun zeigt sich allerdings, dass Nutzer auch die geschlossenen Angebote auf kreative, wenngleich illegale Art und Weise für sich nutzen. Wie Vice berichtet, verstecken Nutzer aus Angola Dateien kopierter Filmen, Musik oder Games in Wikipedia-Artikeln und verlinken darauf in geschlossenen Facebook-Gruppen. So können sie auch auch große Files kostenlos hoch- und herunterladen. Das verstößt natürlich gegen die Nutzungsbedingungen von Wikipedia. Beim Betreiber der Online-Enzyklopädie, der Wikimedia Foundation, ist das Problem bekannt. Eine Lösung, wie man dagegen vorgehen kann, hat man jedoch noch nicht gefunden. Ein Einschränkung des Angebots oder sogar eine Blockade für Nutzer aus Angola soll es nicht geben.
0Web
Liu holt entscheidenden Punkt zum 3:2 gegen Russland – Deutschland out. Kuala Lumpur – Österreichs Tischtennis-Damen stehen bei der Team-WM in Malaysia im Achtelfinale. Liu Jia und Co. sicherten sich den Aufstieg aus der Gruppe am Mittwoch mit einem harterkämpften 3:2 gegen Russland. Die russische Nummer eins Polina Michailowa war zwar nicht zu schlagen, aus den übrigen Partien steuerten Liu Jia, Sofia Polcanova und Li Qiangbing aber je einen Sieg bei. Polcanova war wie zuletzt bereits gegen Südkorea (1:3) als Nummer eins gesetzt. Den entscheidenden letzten Punkt holte Ex-Europameisterin Liu trotz Satzrückstandes mit einem 3:1-Sieg gegen Maria Dolgich. Im vierten Durchgang wehrte die 34-jährige Oberösterreicherin einen Satzball ab. Ich war im letzten Spiel extrem nervös, vom ersten bis zum letzten Ballwechsel, sagte Liu. Zu Beginn habe ich richtig gezittert und dadurch sehr vorsichtig gespielt. Erst als ich ein bisschen mehr Risiko nahm, ist es besser gelaufen. Als wegweisend entpuppte sich ein 3:1-Sieg von Li gegen die leicht favorisierte Jana Noskowa. In den Parallelspielen holte sich Hongkong mit einem 3:1 gegen Südkorea den Gruppensieg und damit ein Freilos in der ersten K.o.-Runde. Die Koreanerinnen und die Österreicherinnen zogen ins Achtelfinale ein. Nächster Gegner ist am Donnerstag (3 Uhr) die Niederlande. Im Falle eines Sieges wartet China. Österreichs Herren sind am Mittwoch im abschließenden Gruppenspiel gegen Topfavorit China wie erwartet chancenlos gewesen. Robert Gardos, Stefan Fegerl und Chen Weixing unterlagen dem mit den Nummer 1, 3 und 4 der Weltrangliste angetretenen Titelverteidiger mit 0:3. Für den einzigen Satzgewinn sorgte Fegerl gegen Olympiasieger Zhang Jike. Gardos hatte gegen den Weltranglisten-Ersten Ma Long im dritten Durchgang einen Satzball, unterlag aber 0:3. Chen war gegen den Weltranglisten-Dritten Xu Xin ohne Chance. Ihr Achtelfinal-Ticket haben die Österreicher dennoch bereits in der Tasche. Am Donnerstag (9.30 Uhr) geht es gegen Hongkong. Möglicher Viertelfinalgegner wäre Japan. Mit Deutschland ist der Zweite der drei vergangenen Team-Weltmeisterschaften 2014, 2012 und 2010 bereits in der Gruppenphase gescheitert. Rekord-Europameister Timo Boll musste wegen einer Verkühlung auch zum Abschluss gegen Schweden (3:2) passen. Die Deutschen hätten einen 3:0-Sieg zum Aufstieg benötigt. (APA, 2.3.2016) Damen – Gruppe D, 5. Runde: Österreich – Russland 3:2 Liu Jia – Polina Michailowa 1:3 (-5,9,-5,-4) Sofia Polcanova – Maria Dolgich 3:0 (6,6,10) Li Qiangbing – Jana Noskowa 3:1 (-9,13,4,10) Polcanova – Michailowa 0:3 (-6,-7,-7) Liu – Dolgich 3:1 (-9,9,6,10) Weitere Ergebnisse:Hongkong – Südkorea 3:1USA – Schweden 3:0 Gruppen-Endstand (alle 5 Spiele): Hongkong 10 Punkte, Südkorea 9, Österreich 8, Russland 7, USA 6 und Schweden 5 Herren – Gruppe A, 5. Runde: Österreich – China 0:3 Robert Gardos – Ma Long 0:3 (-4,-7,-13) Stefan Fegerl – Zhang Jike 1:3 (8,-5,-5,-10) Chen Weixing – Xu Xin 0:3 (-1,-5,-5) Weitere Ergebnisse: Nordkorea – Tschechien 3:2Taiwan – Griechenland 3:1 Gruppen-Endstand (alle 5 Spiele): China 10 Pkt. vor Nordkorea 9, Österreich 8, Tschechien 7, Taiwan 6 und Griechenland 5 Modus: Gruppensieger vorzeitig im Viertelfinale, Zweiter und Dritter in der Zwischenrunde (Achtelfinale) Achtelfinale: Damen: China (Freilos) Niederlande – Österreich Taiwan – Ukraine Hongkong (Freilos) Singapur (Freilos)Nordkorea – Rumänien Südkorea – Deutschland Japan (Freilos) Herren: China (Freilos)Schweden – Kroatien Nordkorea – Portugal Südkorea (Freilos)Japan (Freilos)Hongkong – Österreich Polen – England Frankreich (Freilos)
4Sport
Wurde Gustav Klimts "Apfelbaum II" 2001 an die falschen Erben restituiert? Seit Monaten sind Provenienzforscher um eine Klärung bemüht. Trotz akribischer Recherche, fand sich kein Beweis und bleiben nur Indizien. Wenn Wodan, Erhalter des Lebens und Lichtes, das Rad der Sonne, das Jul, wieder den Kreisen des Frühlings entgegenbewegte, erinnerte ein Zeitungsbericht am 24. Dezember 1942, feierten die germanischen Menschen das Fest der Wintersonnenwende. Durch die Verschmelzung mit der durch Jahrtausende wirksamen Kraft alten Ahnenglaubens, sei Weihnachten schließlich das deutscheste aller Feste im Jahreskreis geworden. Das Fest deutscher Lichtsehnsucht konnte das traditionell christliche Weihnachtsfest nicht verdrängen. Die textlich manipulierten Lieder gab es eher bei offiziellen Feiern als im familiären Kreis zu hören. In der 1942 adaptierten Versionen von Stille Nacht war aus dem trauten hochheiligen Paar der strahlende Lichterbaum und aus Christ, in deiner Geburt nun werdet Lichtsucher all! geworden. Wie Gustav Ucicky, der mit dem NS-Propagandafilm Heimkehr (1941) am Zenit seiner Karriere als Filmregisseur angelangt war, das Weihnachtsfest zelebrierte, ist nicht überliefert. Gesichert ist aber, welches Präsent er von seiner damaligen zweiten Ehefrau Ingeborg bekam: Gustav Klimts Gemälde Schloss Kammer III (1910), eine fantastische Ergänzung für die Sammlung des unehelichen Sohns des Künstlers. Ucickys Frau hatte das Werk für 6000 Reichsmark von Erich Führer erworben. Der mit der Liquidation der Sammlung Bloch-Bauer beauftragte Rechtsanwalt hatte das 1936 vom Zuckerindustriellen der Österreichischen Galerie gewidmete Bild gegen zwei andere (Adele Bloch-Bauer I, Apfelbaum I) eingetauscht. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg forderte das Museum Ucicky zur Rückgabe auf. Er verweigerte, erst eine drohende Rückstellungsklage führte 1949 zu einem Vergleich: Das Museum überließ ihm das Bild auf Lebensdauer. Ergänzend verpflichtete sich der Regisseur, drei weitere Klimt-Bilder aus seinem Besitz als Schenkung auf den Todesfall der Österreichischen Galerie zu widmen. Nach Ucickys Tod 1961 gelangten diese in den Bestand. Dazu gehörte Apfelbaum II (1916), jenes Gemälde, das, wie im Juli bekannt wurde, 2001 womöglich an die falsche Erbenfamilie restituiert wurde: an die Nachfahren von Nora Stiasny (geb. Zuckerkandl) statt an jene von August Lederer. Dafür sprechen Indizien, die zwar bekannt waren, denen man jedoch eventuell zu wenig Bedeutung beimaß. Ergänzend: Klimt malte dieses Motiv nach 1900 mehrmals, in der Fachliteratur gelten neben gegenständlicher Version noch der Goldene Apfelbaum (1903, Slg. Lederer, 1945 auf Schloss Immendorf verbrannt) und Apfelbaum I (1912, Slg. Bloch-Bauer, Belvedere, 2006 restituiert) als gesichert. Aber auch Elisabeth Bachofen-Echt, Tochter von August und Szerena Lederer, besaß ein gleichartiges Motiv, wie die ihrer Vermögensanmeldung vom Juni 1938 beigelegte Schätzliste belegt. Auf diese Information stieß Belvedere-Provenienzforscherin Monika Mayer im Februar 2001, also nachdem der Beirat im Oktober 2000 die Rückgabe empfohlen hatte. Sie informierte sowohl ihren Vorgesetzten (Gerbert Frodl) als auch den Leiter der Kommission für Provenienzforschung (Ernst Bacher). Mayers Empfehlung zusätzlicher Recherchen wurde in den Wind geschlagen. Nun ist man seit Monaten mit ergänzenden Recherchen beschäftigt, die trotz akribischer Überprüfung bisher kaum Nennenswertes zutage förderten. Zusätzlich zur Provenienzforschung, erklärt Eva Blimlinger, werden auch andere Experten einbezogen, um möglichst viele Sichtweisen und Informationen zu generieren, die dem Beirat in einem Ergänzungsdossier vorgelegt werden. Laut der wissenschaftlichen Koordinatorin des Beirates könne das noch Monate dauern, denn, anders als bei der damaligen Entscheidung wolle man nicht unter Zeitdruck geraten und, soweit es geht, Unklarheiten ausschließen. Genauer analysierte man jetzt auch eine Beilage aus dem Stiasny-Dossier. Ein Bericht von 1939, in dem sich die Beschreibung eines Restaurators von Stiasnys Apfelbaum findet. Diese passt, wie Klimt-Experte Alfred Weidinger (Stv. Direktor Belvedere) auf Standard-Anfrage jetzt bestätigt, in den genannten Details definitiv nicht zu dem 2001 restituierten Bild. Weiters ist in diesem Bericht Ucickys Reaktion auf die Besichtigung des Werkes im Atelier des Restaurators erwähnt. Demnach handle es sich bestenfalls um eine unfertige Vorstudie und habe er, der 1500 Reichsmark in Aussicht gestellt hatte, sogleich auf den Kauf verzichtet, auch für weniger wollte er es nicht haben. Ob er später doch dieses oder ein anderes Apfelbaum-Bild erwarb? Man weiß es (noch) nicht. Der Einzige, der die Antwort liefern könnte, wäre Ucicky selbst. Die von seiner dritten Ehefrau gegründete Klimt-Foundation kann hier auch nur beitragen, worüber sie dem Vernehmen nach noch verfügt. Das erhaltene Aktenmaterial sei spärlich und datiere hauptsächlich aus der Nachkriegszeit. Aus dem Umfeld des Rückstellungsvergleichs fand sich ein Schreiben zu erwähntem Ankauf von Schloss Kammer III. Mit einem interessanten Detail: Den Tipp, dass Erich Führer Klimt-Bilder zum Verkauf offeriere, hatte Ucickys Ehefrau von einer Freundin erhalten, konkret von Baronin Bachofen-Echt, geb. Baronin Lederer. Von ihr weiß man, dass sie ihren Lebensunterhalt damals teils mit dem Verkauf von Kunstwerken bestritt. Der Rest bleibt Spekulation: Ob sie Gustav Ucicky ihren Apfelbaum verkaufte? Es könnte erklären, warum ihr Bruder Erich Lederer nach dem Krieg nie Ansprüche auf das Bild erhoben hatte.
8Kultur
Anna Bergmanns Strindberg-Inszenierung am Theater in der Josefstadt hat Hitpotenzial. Das Drama um die fatale Liaison einer hohen Tochter mit dem Diener umspannt hier mehrere Epochen und fasziniert in seiner hybriden Formgebung. Wien – Das Theater in der Josefstadt ist in Fahrt. Nachdem der liebestolle Patriarch Clausen aus Gerhart Hauptmanns Vor Sonnenuntergang im September die Saisontür mit Bravour aufgestoßen hat, legt nun Regisseurin Anna Bergmann mit einer noch entflammteren Heldin nach. Es knistert im Gebälk, wenn August Strindbergs Fräulein Julie (1888) die Schmauchspuren ihres hitzig kurzen Lebens durch den 90-minütigen Abend zieht. Julie ist das Kind unglücklicher Eltern. Eine Tochter aus adeligem Haus, deren (bürgerliche) Mutter zeitlebens unter dem Joch des Gatten darbte und die ihrem Spross umso heftiger einbläute, nur ja nie von einem Mann abhängig zu werden. Vom Herrn Vater wurde Julie hingegen zum Sohn erkoren und ohne viel Federlesens in die Gepflogenheiten der Jagd und des häuslichen Schlachtens eingeführt. Wäre Fräulein Julie ein Jahrhundert später entstanden, so hätte sich das versehrte junge Frauenzimmer auch in die Indie-Musik flüchten und finstere Lieder über das Existieren zum Besten geben können. Das tut Sona MacDonald in der Titelrolle auch, schwindelerregend betörend (à la Soap & Skin), aber nicht nur das. Die Inszenierung Bergmanns schießt wie ein akkurat gespitzter Pfeil aus dem 19. Jahrhundert in die Gegenwart. Das in einer Mittsommernacht kulminierende Dilemma der hohen Tochter umfasst folgenden Tatbestand: Julie gibt sich beim Fest unstandesgemäß leutselig, tanzt mit dem Forstgehilfen und dient sich schließlich dem gebildeten und stattlichen Diener Jean (Florian Teichtmeister) an. Bergmann weitet diese heftige Verbindung zu einer kühlen, sadomasochistischen Liaison und folgt damit einer zeitgenössischen Lesart, wonach sich Julia als Frau offenbar als wertlos empfindet und sich zu Selbstverletzungen zwingt, sich also bestraft für ihr unzureichendes, aussichtsloses Dasein. Die noch in historischen Kostümen (toll: Lane Schäfer) und nach Stummfilmmanier formstreng vollführten Avancen streifen in wenigen technischen Schachzügen (Bühne: Katharina Faltner) die Sepiafarben der Vergangenheit allmählich ab und gehören unversehens in die Jetztzeit. In der Liebesnacht kommt ein Tutu aus dem Sternenhimmel gefahren und stülpt sich über das glückselige Mädchen, das mit Sona MacDonald eine famos vielschichtige Interpretin hat, die mit hoher, mal tiefer Stimme, mit perückenlosem Kopf oder mit wallender Milva-Mähne ihre komplexen Befindlichkeiten äußert. Hier geht es nicht um das tiefe Ausloten von Empfindungen, sehr wohl aber um die Mechanik der Gefühle, die schmerzhafte Rechnung, dass die Liebe (oder was man dafür hält) keine Erlösung verheißt. Die Inszenierung zeigt die Äußerlichkeiten eines gefangenen Lebens, lässt deswegen aber nicht kalt. Sie verblüfft mit Witz (etwa einer hochneurotischen Sexszene), Verwandlungsfähigkeit – und Metaphysik. Denn Bergmann hat genau gelesen und viele Spielräume aufgetan, die in diesem naturalistischen Trauerspiel stecken: Das einzige, der armen Julie herzlich und ohne unangenehme Absichten zugetane Wesen ist ihr kleiner Zeisig. In der Josefstadt ist dieser Vogel zu einer Nebelkrähe vergrößert, der in einer zweiten Version außerhalb des Käfigs als Todesvogel existiert – in Gestalt des Sängers Jan Plewka. Ist es Zeit für Gefühle, so stimmen er und MacDonald in schmerzhaft schöne Duette ein (Musik: Hannes Gwisdek), oder sie schwingen gemeinsam auf einer Schaukel. Es wird in diesen Momenten vollkommen egal, welches Zeitalter ablesbar ist. Auch Florian Teichtmeister gelingt eine die Jahrhunderte mühelos auf sich vereinende Dienerfigur; er zitiert die akkurate Verbeugung im Herr-Knecht-Verhältnis genauso prächtig wie die Geste eines Untergebenen, der samt verdrücktem Lächeln in Wahrheit die Oberhand behält. Bea Brocks als Köchin Kristine mit Vampirkontaktlinsen, die eigentliche Verlobte des Dieners, emanzipiert sich vom erdfarbenen Dienstboten aus Breughel-Gemälden zu einem selbstbewussten Zofengeschöpf mit Mordplan, eine von der Regie imaginierte Handlungsmöglichkeit. Dieses Fräulein Julie hat Hitpotenzial. Dass das Theater sich aber vorab für die Darstellung sexueller Handlungen entschuldigt, wirkt eigentümlich.
8Kultur
Digitalversion von berühmtem Gemälde reagiert auf Betrachter – Von französischen Forschern entwickelt – Einsatz als Amulett denkbar. Ihr Lächeln ist unergründlich und geheimnisvoll, ihr Blick scheint den Betrachter zu verfolgen – und plötzlich blinzelt die Mona Lisa tatsächlich und ihre Mundwinkel ziehen sich noch ein bisschen mehr nach oben. Wirkte die echte Mona Lisa, gemalt im 16. Jahrhundert vom Universalgenie Leonardo da Vinci, schon erstaunlich lebendig, so haben französische Forscher sie nun endgültig zum Leben erweckt. Sie erschufen eine animierte Digitalversion des berühmten Gemäldes – eine mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Mona Lisa, die auf ihren Betrachter reagiert. Heute verfügen wir über die Möglichkeiten, diese Persönlichkeit zum Leben zu erwecken – mit zusammengesetzten Bildern, mit künstlicher Intelligenz und mit vernetzten Objekten, so Florent Aziosmanoff, der seit Jahren in der digitalen Kunstszene aktiv ist und hinter der animierten Mona Lisa steht. Aziosmanoff glaubt daher auch nicht, eine andere Mona Lisa erschaffen zu haben. Vielmehr sieht er sich in der Tradition des großen Renaissance-Meisters da Vinci. Fast ein Jahr lang arbeiteten rund 40 Spezialisten des Instituts für das Internet und das Multimediale in La Defense an der Stadtgrenze zu Paris daran, die gemalte Mona Lisa in eine Dame in 3D zu verwandeln, ihr künstliche Intelligenz einzuhauchen und so etwas wie eine Persönlichkeit zu geben. Wir haben ein beinahe psychologisches Persönlichkeitsprofil erstellt, sagt Institutsleiter Jean-Claude Heudin. Das wurde dann in eine Reihe von Parametern umgewandelt, die in das künstliche Neuronennetz eingespeist wurden, um einen emotionalen Metabolismus zu simulieren. Über dem digitalen Gemälde angebrachte Sensoren, wie sie auch bei bestimmten Spielkonsolen verwendet werden, erfassen die Bewegungen der Betrachter vor dem Objekt – die Mona Lisa interpretiert dann das Verhalten des Betrachters und reagiert entsprechend, je nach ihrer Laune. Wenn sich jemand angenehm und positiv verhält, verstärkt die Mona Lisa ihr Lächeln und wird freundlicher, erklärt Aziosmanoff. Aber wenn die Leute unruhig sind, dann läuft es nicht so gut – sie haben nicht verstanden, dass es darum geht, in einem ruhigeren Kontakt zu sein, und dann reagiert die Mona Lisa ein bisschen sauer. Und so wird ihr Lächeln manchmal stärker, manchmal verschwindet es. Sie bewegt ihre Augen und senkt oder hebt ihren Kopf. Das Living Jaconda (Lebende Mona Lisa) genannte Projekt ist aber nicht nur eine Spielerei von Kunstliebhabern. Institutsleiter Heudin hofft auf wissenschaftliche Erkenntnisse: Eines der künftigen Ziele ist es, eine emotionale Entwicklung zu haben, die aus den Erfahrungen, den vergangenen Interaktionen des Systems herrührt. Die digitale Mona Lisa soll aber auch zu Geld gemacht werden. So ließ Aziosmanoff vom Schmuckhersteller Mathon eine Amulett-Fassung entwerfen, die um den Hals getragen werden kann. Künftige Käufer sollen sich die Mini-Version der digitalen Mona Lisa auch zu Hause auf eine Halterung in Form eines Gemäldes stellen können. Die Idee ist, sie nicht zu Hause in eine Schublade zu stecken, sondern sie auszustellen, erklärt Aziosmanoff. Mit einem Tamagotchi – jenem in den 1990er-Jahren weitverbreiteten virtuellen Haustier aus Japan, das gefüttert und gestreichelt werden musste – habe seine Mona Lisa aber nichts zu tun, betont der Projektleiter. Seine Mona Lisa habe ihre Unabhängigkeit und ihre Feinsinnigkeit.
0Web
Auswertung des Sozialministeriums: 31.488 Pensionisten liegen über 5.000 Euro. Wien – Das österreichische Pensionssystem ist, zumindest gesamthaft betrachtet, ein teures. Die OECD hat erst vergangene Woche darauf hingewiesen, dass die Österreicher früh in Pension gehen und dadurch lange im Ruhestand sind. Die Bruttoersatzrate, also der Pensionsbezug in Relation zum letzten Arbeitseinkommen, liegt bei 78,1 Prozent, was Platz drei hinter Spanien und den Niederlanden bedeutet. Bei näherer Betrachtung zeigt sich aber auch, dass es eine große Spannweite bei den heimischen Pensionen gibt. Aktuelle Zahlen dazu liefert das Sozialministerium in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage des Teams Stronach. 251.746 Pensionen bei maximal 143 Euro Von den insgesamt 2,39 Millionen Pensionisten im Jahr 2013 (aktuellere Zahlen liegen nicht vor) bekamen immerhin 251.746 Personen maximal 143 Euro brutto im Monat. Bei fast 900.000 Menschen liegt die Pension unter 858 Euro monatlich (14-mal im Jahr). Am anderen Ende der Skala gibt es aber auch 31.488 Pensionisten, die mehr als 5.000 Euro im Monat lukrierten. Die Zahlen basieren auf der Lohnsteuerstatistik. Sie beinhalten also nicht nur die gesetzliche Pensionsversicherung, sondern auch Einnahmen aus betrieblichen und privaten Zusatzpensionen. Die Pensionen der öffentlich Bediensteten sind ebenfalls enthalten. Die genaue Verteilung zeigt diese Grafik: Zur Orientierung: Die Ausgleichszulage – sie soll Pensionisten ein Mindesteinkommen sichern – lag im Jahr 2013 bei 838 Euro (mittlerweile sind es 872 Euro). Wessen Einkommen unter dieser Grenze liegt, der kann grundsätzliche eine Aufstockung auf den Ausgleichszulagenrichtsatz beantragen. 230.000 Ausgleichszulagenbezieher Berücksichtigt werden dabei aber auch andere Einkünfte (etwa aus Vermietung oder Landwirtschaft) sowie das Partnereinkommen. Tatsächlich bekamen daher zuletzt nur knapp 230.000 Personen eine Ausgleichszulage. Fasst man die Pensionen in drei Gruppen zusammen, zeigt sich, dass die Mehrheit von 54 Prozent im Bereich zwischen 858 und 2.857 Euro liegt, wobei es deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Immerhin acht Prozent aller Pensionisten – das sind 199.031 Personen – kommen auf ein Einkommen von über 2.857 Euro. Auch hier ein Vergleich: Die ASVG-Höchstpension lag im Jahr 2013 bei 3.035 Euro. Die allermeisten dieser Gruppe beziehen also eine Zusatzpension oder waren im öffentlichen Dienst beschäftigt, für den es die ASVG-Grenze früher nicht gab. Die Verteilung hat sich über die Jahre nicht dramatisch verschoben. Im Jahr 2006 bekamen 38 Prozent der Pensionisten maximal 714 Euro (das war damals knapp über der Ausgleichszulage). Sieben Prozent kamen auf mehr als 2.501 Euro, was der damaligen ASVG-Höchstpension entsprach. In absoluten Zahlen ist in diesem Zeitraum aber natürlich die Zahl der Pensionisten stark gestiegen – um immerhin 225.000 seit dem Jahr 2006.
5Inland
Kurse der Kinder- und Jugendanwaltschaft sollen richtiges Einschreiten vermitteln – Kein spezieller Fokus auf Flüchtlinge. Wien – Nicht zuletzt wegen des Vergewaltigungsfalls im Theresienbad Ende 2015 wollen die Wiener Freibäder heuer in Kooperation mit der Polizei einen stärkeren Fokus auf das Thema Sicherheit legen. Teil des Konzepts ist die Schulung von Mitarbeitern, sagte Bädersprecher Martin Kotinsky auf APA-Anfrage. Dadurch sollen verdächtige Verhaltensmuster schneller erkannt und sexuelle Übergriffe vermieden werden. Die Schulungen werden federführend von der Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft (KJA) und unter Beteiligung eines Polizeivertreters abgehalten und sind kürzlich angelaufen. Es geht vor allem um Prävention, sagte Peter Wanke, der die Kurse bei der KJA organisiert, im APA-Gespräch. In Form von dreistündigen Einheiten will man möglichst viele Beschäftigten – von der Chefetage bis zum Bademeister – für das Thema sensibilisieren. Das Schwimmbad ist ein Eldorado für Menschen mit pädosexuellen Neigungen, erklärte Wanke. Denn Kinder bewegten sich dort oft ohne Aufsicht, seien ausgelassener und deshalb zugänglicher für Kontakte mit Fremden und es gebe mehr Nischenplätze als an anderen Orten – etwa Umkleidekabinen, Duschen oder Büsche. Wie wollen vermitteln, wie man rechtzeitig erkennt, dass hier etwas komisch ist, verwies Wanke auf Tricks und Manipulationstechniken von Tätern. Denn vor Übergriffen würden Opfer oft einmal in ein Gespräch verwickelt, auf ein Eis eingeladen und erst dann beispielsweise an unbeobachtete Stellen gelockt. Es gehe darum, möglichst bald richtig und sachgemäß einzuschreiten. Um dies zu können, wird den Bädermitarbeitern auch erklärt, was man unter sexueller Gewalt überhaupt versteht. Denn dabei handelt es sich keinesfalls nur um Vergewaltigung, betonte Wanke. Wenn Burschen Mädchen ohne deren Willen ins Becken zerren oder auf den Hintern greifen, seien das zu ahndende Übertretungen. Wichtig ist, möglichst am Beginn einzuschreiten, so der Experte. Denn damit verhindere man Schlimmeres und signalisiere potenziellen Tätern und Betroffenen gleichermaßen, dass das Personal aufmerksam ist und interveniert. Einen speziellen Fokus auf das Thema Asylwerber legen die Kursveranstalter nicht. Ich sehe keine Notwendigkeit, Kinder in besonderem Maße vor Flüchtlingen zu schützen, sagte Wanke. Die Schulungen laufen jedenfalls noch bis Ende April. Die Schulungen sind Teil des Gesamtsicherheitskonzepts, das die Bäder derzeit gemeinsam mit der Polizei erarbeiten. Einige angedachte Maßnahmen sind noch in Prüfung, meinte Sprecher Kotinsky. Das Maßnahmenpaket soll dann spätestens in der letzten April-Woche fertig sein und präsentiert werden. Schließlich werden die Sommerbäder – je nach Wetterlage – zwischen 28. April und 2. Mai aufsperren. Über die Beschäftigung privater Securitys, wie sie seit neuestem im Wiener U-Bahn-Netz eingesetzt werden, habe man zwar nachgedacht. Nach derzeitigem Stand werde man aber darauf eher verzichten. Für erhöhte Polizeipräsenz in den Bädern sorgt dafür schon seit längerem, dass Beamte mit Rettungsschwimmerausbildung kostenlosen Eintritt in diese erhalten. Ihren Dienstausweis geben sie dabei ab, um im Fall des Falles vom Bäderpersonal ausgerufen werden zu können. Der Einsatzbereich geht dabei von Erster Hilfe bis hin zum Dingfestmachen von Taschendieben.
1Panorama
Kirchner-Anhänger kritisieren Kurswechsel von Präsident Macri und fordern Lohnerhöhung. Buenos Aires – Eine Woche nach dem Amtsantritt des konservativen Präsidenten Mauricio Macri haben zehntausende Argentinier gegen dessen Politik demonstriert. Unter den Demonstranten in Buenos Aires waren am Donnerstag auch der unterlegene Präsidentschaftskandidat Daniel Scioli und mehrere Minister der früheren Präsidentin Cristina Kirchner. Scioli sagte angesichts der Ernennung zweier neuer Verfassungsrichter durch Macri, er wolle mit seiner Teilnahme die Bedeutung der Achtung institutioneller Abläufe für die Richterernennung unterstreichen. Die Ernennung der beiden Richter per Dekret war am Montag auf derart massive Kritik gestoßen, dass Macri sie auf kommendes Jahr verschob. Protestiert wurde auch gegen ein Mediengesetz, das die Vergabe von Radio- und Fernesehlizenzen neu regeln soll. Die Demonstranten forderten auch eine Erhöhung der Löhne, nachdem die Landeswährung Peso gegenüber dem Dollar 30 Prozent an Wert verloren hatte. Grund sind die Freigabe des Wechselkurses und die Aufhebung der Beschränkungen, denen das Währungssystem seit vier Jahren unterlag. Macri will damit die lahmende Wirtschaft in Schwung bringen und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes stärken. Kirchner hatte nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten dürfen. Der von ihr unterstützte Kandidat Scioli verlor mit 49 Prozent knapp die Stichwahl gegen Macri. Damit endete die zwölfjährige Regierungszeit der linken Peronistischen Partei. Der neue wirtschaftsliberale Staatschef leitete umgehend einen Kurswechsel ein. Neben der Freigabe des Währungskurses schaffte er auch die Steuern auf den Export von Getreide ab. Ein Demonstrant namens Nicolas sagte, er sei kein Kirchner-Anhänger, doch wolle er die Errungenschaften der letzten Jahre gegen den Neoliberalismus verteidigen.
2International
Prüfer empfehlen, Teamteaching zu reduzieren – Ministerin verweist auf Autonomie. Für einen Schüler in der AHS-Unterstufe gibt das Bildungsministerium durchschnittlich 4800 Euro aus. Ein Hauptschüler hat im Schuljahr 2013/14 rund 6700 Euro gekostet, an der Neuen Mittelschule (NMS) sind es 7500 Euro. Der Rechnungshof fordert nun in einem Bericht vom Mittwoch eine Kostensenkung. Eine erste Evaluierung der Neuen Mittelschule im März 2015 hat gezeigt, dass der neue Schultyp weder die erhofften Leistungsverbesserungen noch mehr Chancengleichheit bringt. Auf diese Studie bezieht sich der Rechnungshof, wenn er angesichts der Forschungsergebnisse empfiehlt, weniger Geld in die NMS fließen zu lassen. Konkret schlagen die Prüfer vor, nur mehr vier statt sechs Teamteaching-Stunden für die Neue Mittelschule zu finanzieren. Diese Unterrichtseinheiten, in denen zwei Lehrer in der Klasse stehen, verursachten 97 Prozent der Zusatzkosten für den neuen Schultyp. Gelobt wird das Bildungsministerium dafür, dass die Sachkosten an den Neuen Mittelschulen gesenkt wurden. Aus dem Büro von Bildungsministerin Heinisch-Hosek (SPÖ) heißt es zum STANDARD dazu, dass die sechs Zusatzstunden nicht nur für Teamteaching zur Verfügung stünden, sondern auch für umfassende pädagogische Fördermaßnahmen. Die Schulen könnten diese autonom einsetzen. Kritik übt der Rechnungshof an den Maßnahmen für Schüler mit Migrationshintergrund. Die Tatsache, dass für die Finanzierung der Sprachförderung das Integrationsministerium zuständig sei, führe zu einer weiteren Kompetenzzersplitterung. Zwar seien seit der letzten Prüfung im Jahr 2013 die Empfehlungen des Rechnungshofs teilweise umgesetzt worden, messbare Zielvorgaben für die Förderung von Schülern mit Migrationshintergrund gebe es aber immer noch nicht. Im Bildungsministerium verweist man darauf, dass die Ziele sehr wohl im Lehrplan festgelegt seien und dass die Lehrkräfte diese dokumentierten. Als mangelhaft bezeichnet der Rechnungshof in seinem Bericht die Zielvorgaben für das Österreichische Zentrum für Begabtenförderung, das von Bildungs- und Wissenschaftsministerium finanziert wird. Das Bildungsministerium soll überprüfen, ob es die Aufgaben des Zentrums selbst übernehmen kann. Davon abgesehen fehle überhaupt eine Strategie zur generellen Ausgestaltung der Begabungsförderung in Österreich. Wie in all seinen Berichten zum Schulsystem fordert der Rechnungshof auch im aktuellen eine Vereinheitlichung der Kompetenzen im Schulsystem. Derzeit ist der Bund für höhere Schulen zuständig, während Pflichtschulen in die Verantwortung der Länder fallen.
5Inland
An einem Tag über ein Drittel seines Börsenwerts verloren. New York – Der Internet-Radiodienst Pandora hat nach Enttäuschung von Investoren über frische Quartalszahlen an einem Tag über ein Drittel seines Börsenwerts verloren. Pandora verbuchte im vergangenen Vierteljahr einen Verlust von fast 86 Millionen Dollar (77,59 Mio. Euro). Ein Jahr zuvor hatte das Minus nur gut zwei Millionen Dollar betragen. Zudem sank die Zahl der aktiven Nutzer binnen drei Monaten von 79,4 auf 78,1 Millionen. Die Ergebnisse des bisher nur in den USA aktiven Pioniers des Geschäftsmodells waren am Markt mit Spannung erwartet worden, denn es war das erste Quartal mit der Konkurrenz des neuen Dienstes Apple Music, zu dem auch ein Internet-Radio gehört. Die Pandora-Aktie fiel bis zum Handelsschluss in New York am Freitag um rund 36 Prozent auf 12,35 Dollar.
3Wirtschaft
Knapp 20 Prozent des russischen Ölkonzerns stehen zum Verkauf. Moskau – Die Privatisierungspläne für Russlands größten Ölkonzern Rosneft stoßen in China auf Aufmerksamkeit. Die China National Petroleum Corp (CNPC) meldete am Donnerstag ihr Interesse an. Es sei eine Arbeitsgruppe für Gespräche mit der russischen Regierung eingesetzt worden, sagte ein CNPC-Topmanager in Moskau. Russland will einen Anteil von 19,5 Prozent von Rosneft verkaufen. Das Paket wird mit rund 8,8 Mrd. Euro bewertet. Rosneft ist gemessen an der Produktion der weltweit größte börsennotierte Ölkonzern. BP ist schon mit 19,75 Prozent an dem Unternehmen beteiligt.
3Wirtschaft
Salzburg, Villach, Dornbirn und Linz und gewinnen auch ihre zweite Partie im Viertelfinale. Salzburg, Villach, Dornbirn und Linz haben im Viertelfinale der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) nachgelegt und sind in der Best of seven-Serie mit 2:0 in Führung gegangen. Salzburg siegte am Sonntag bei Rekordmeister KAC 3:2, Dornbirn fertigte zu Hause Znojmo 5:0 ab, der VSV bezwang zu Hause die Vienna Capitals 4:1 und die Black Wings Linz feierten gegen HCB Südtirol einen 4:3-Heimsieg. Salzburg, das auch die vorangegangenen fünf Saisonduelle mit dem KAC gewonnen hatte, verzeichnete in der Klagenfurter Stadthalle einen Traumstart, entschied die Partie aber erst elf Sekunden vor Schluss für sich, als Matthias Trattnig zum 3:2-Endstand traf. Trattnig brachte die Bullen schon nach 39 Sekunden in Führung, 44 Sekunden später erhöhte Konstantin Komarek im Powerplay mit einem genialen Tor auf 2:0. Der Virus-geplagte KAC, der auf die erkrankten Thomas Pöck und Thomas Koch sowie auch Trainer Alexander Mellitzer verzichten musste, fand aber nach einer fünfminütigen Schockstarre ins Spiel und erarbeitete sich auch einige Chancen. Die verantwortlichen Co-Trainer Kirk Fury und Ryan Foster durften kurz vor der ersten Pause auch den verdienten Anschlusstreffer durch Manuel Geier bejubeln. Im Mitteldrittel war der KAC optisch überlegen, konnte daraus aber kein Kapital schlagen. Nachdem 48 Sekunden vor Ende des zweiten Drittels eine dritte Strafe gegen die Klagenfurter ausgesprochen wurde, äußerten die Fans mit Becherwürfen ihren Unmut, weshalb das Drittel vorzeitig beendet wurde. Doch der KAC schloss im Schlussabschnitt an das gute Mitteldrittel an, beherrschte das Spiel und kam durch Jonas Nordqvist zum hoch verdienten Ausgleich (58.). Als die 4.300 Fans schon mit einer Verlängerung rechneten, schlug Trattnig aber ein zweites Mal zu. Der zweite Kärntner Klub ist dagegen auf halbem Weg ins Halbfinale. Der VSV, der vor zwei Jahren schon einmal als Außenseiter die Vienna Capitals im Viertelfinale eliminiert hat (4:1), führt gegen den Vizemeister mit 2:0-Siegen. Die Wiener hatten durch Andreas Nödl an seinem 29. Geburtstag nach 30 Sekunden eine Riesenchance auf eine schnelle Führung, doch danach zog der VSV zehn Minuten lang ein Feuerwerk ab. Belohnt wurde die starke Phase mit dem Führungstreffer von Peter Robin Weihager (4.). Als die Villacher zwei Überzahl-Spiele nicht nützen konnten, riss aber zunächst der Faden im Spiel der Adler. Die Caps wurden stärker, doch Chancen blieben auf beiden Seiten Mangelware. Villach konnte in dieser Phase fünf Überzahl-Spiele nicht nützen, Dustin Johner erhöhte aber mit einem Kabinettstückchen auf 2:0 (36.). Im Schlussdrittels übernahm Villach wieder klar das Kommando und traf im siebenten Versuch endlich auch im Powerplay. Eric Hunter sorgte mit dem 3:0 für die Vorentscheidung (44.). Der Dornbirner EC erspielte sich eine große Chance, erstmals in der Klubgeschichte ins Halbfinale einzuziehen. Gegen Znojmo, im Grunddurchgang auf Platz zwei, ebnete Kyle Greentree in der 6. Minute den Weg zum klaren Heimsieg. Marek Zagrapan (27.) und Jonathan DAversa (29.) erhöhten mit einem Doppelschlag innerhalb von 102 Sekunden auf 3:0, danach kamen die Vorarlberger nicht mehr in Bedrängnis. Die Black Wings Linz haben sich ebenfalls eine gute Basis gelegt, um zum fünften Mal in Folge das Halbfinale zu erreichen. Bozen machte in Linz in einer packenden Partie, in der schon in der Startminute sieben Spieler auf die Strafbank mussten, zunächst zweimal einen Rückstand wett, ehe Marc-Andre Dorion (29.) und Mario Altmann (34.) schon im Mitteldrittel für die Wende zugunsten der Oberösterreicher sorgten. In der Schlussphase hatten die Linzer um den Erfolg aber noch intensiv zu kämpfen, sie überstanden aber ein Zwei-Mann-Unterzahlspiel ohne Schaden. (APA, 28.2.2016) KAC – Red Bull Salzburg 2:3 (1:2, 0:0, 1:1)Klagenfurt, 4.296 Zuschauer. Tore: M. Geier (20./PP), Nordqvist (58.) bzw. Trattnig (1., 60.), Komarek (2./PP). Strafminuten: 14 plus 10 Disziplinar Hundertpfund bzw. 14. Stand in der Serie: 0:2 VSV – UPC Vienna Capitals 4:1 (1:0, 1:0, 2:1) Villach, 4.325 Zuschauer. Tore: Weihager (4.), Johner (36.), Hunter (44./PP), Schofield (58.) bzw. Cuma (60.). Strafminuten: 8 bzw. 20. Stand in der Serie: 2:0 Dornbirner EC – HC Znojmo 5:0 (1:0, 3:0, 1:0)Dornbirn, 4.300 Zuschauer. Tore: Greentree (6.), Zagrapan (27./PP), DAversa (29.), MacKenzie (38.), Häußle (46.). Strafminuten: 6 bzw. 12. Stand in der Serie: 2:0 Liwest Black Wings Linz – HCB Südtirol 4:3 (2:1, 2:2, 0:0)Linz, 4.865 Zuschauer. Tore: Kozek (5./PP), Göhringer (15.), Dorion (29.), Altmann (34.) bzw. Vause (10.), Reid (21.), DiCasmirro (25.). Strafminuten: 18 plus 10 Disziplinar Moderer und David bzw. 14. Stand in der Serie: 2:0
4Sport
Innsbrucker mussten nach komfortabler Führung gegen Prag bis zur Schlusssekunde um den Erfolg bangen. Innsbruck – Die Raiders Tirol stehen als erstes Team im Finale der heimischen American Football League, in dem es am 11. Juli in Klagenfurt um die Austrian Bowl XXXI geht. Die Innsbrucker feierten am Samstagabend einen 48:46-(28:17)-Sieg über die Prag Black Panthers. Finalgegner ist wohl Titelverteidiger Vienna Vikings, der am Sonntag (15.00 Uhr) als klarer Favorit den Lokalrivalen Danube Dragons empfängt. Die Raiders lagen nach dem Startviertel 7:14 zurück, schafften aber mit einem 21:3 im zweiten Abschnitt die Wende und führten nach dem dritten bereits 42:17. Und etwas mehr als sechs Minuten vor dem Spielende lagen die Tiroler immer noch extrem komfortabel 48:24 in Front. Danach begingen die Gastgeber aber katastrophale Fehler und mussten so noch bis zur Schlusssekunde zittern, in der eine Two-Point Conversion der tschechischen Gäste zum Ausgleich missglückte. (APA, 4.7.2015) Austrian Football League (AFL): 1. Halbfinale in Innsbruck:Swarco Raiders Tirol – Prag Black Panthers 48:46 (28:17). 2. Halbfinale am Sonntag (15.00 Uhr) auf der Hohen Warte in Wien:Vienna Vikings – Danube Dragons.
4Sport
Russischer Präsident: Regime in Ankara "verräterisch" – Kritik an Einmischung in Konflikte von außen. Moskau – Der russische Präsident Wladimir Putin hat der türkischen Führung in scharfen Worten erneut die Unterstützung von Terroristen vorgeworfen. Wir wissen, wer jetzt in der Türkei den Terroristen hilft, sich zu bereichern, indem das gestohlene Erdöl verkauft wird, sagte Putin am Donnerstag in seiner Rede an die Nation. Das türkische Volk sei fleißig, aber das Regime in Ankara sei verräterisch. Die türkische Führung werde den Abschuss des russischen Kampfjets noch bedauern, erklärte Putin. Vielleicht weiß nur Allah, warum sie das gemacht haben. Allah beschloss, die regierende Clique in der Türkei zu bestrafen, und hat sie um den Verstand gebracht. Putin warnte außerdem vor der Terrorgefahr aus Syrien. Zu Beginn seiner Rede erinnerte er an die vielen Anschläge, die Russland in den vergangenen Jahren getroffen hätten. Eine besondere Gefahr geht heute von den Kämpfern aus, die sich in Syrien angesammelt haben, sagte er vor etwa 1.000 Amts- und Würdenträgern im Kreml. Die Einmischung von außen habe in Ländern wie Syrien und dem Irak Chaos geschaffen. Die russischen Streitkräfte in Syrien kämpften dagegen mit Zustimmung von Präsident Bashar al-Assad und seien erfolgreich gegen den Terror. Davutoglu: Lügen der sowjetischen Propagandamaschinerie Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu bezeichnete die Anschuldigungen in Bezug auf die Verwicklung der Türkei in den Syrien-Krieg als Lügen der sowjetischen Propagandamaschinerie. Niemand schenkt den Lügen der sowjetischen Propagandamaschinerie Beachtung, sagte Davutoglu nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu. Die sowjetischen Charaktereigenschaften Russlands, die von den Sowjets übriggeblieben sind und von denen wir dachten, sie hätten sie in den letzten 20 bis 25 Jahren nach dem Kalten Krieg vergessen, kommen nach und nach ans Tageslicht. Der russische Außenminister Sergej Lawrow will am Donnerstag mit seinem türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu zusammenkommen. Das Gespräch solle am Rande eines Treffens der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Belgrad stattfinden. Es ist das erste hochrangige bilaterale Treffen seit dem Flugzeugabschuss.
2International
Forscher rekonstruierten ozeanischen Sauerstoffgehalt vor 1,4 Milliarden Jahren und stießen auf eine offene Frage. Kopenhagen – Etwa 600 Millionen Jahre bis ins Zeitalter des Ediacariums muss man zurückgehen, um zu den ersten Tieren zu gelangen. Davor dürfte die Erde zum einen einfacheren Organismen wie Bakterien, zum anderen aber auch bereits früher entstandenen Lebewesen mit Zellkern (Eukaryoten) wie etwa Pflanzen vorbehalten gewesen sein. Warum die Tiere deutlich länger gebraucht haben, dafür wurde bislang zumeist der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre beziehungsweise der Ozeane verantwortlich gemacht. Zu den Definitionsmerkmalen dessen, was ein Tier ausmacht, gehört die Sauerstoffatmung. Deshalb wurde angenommen, dass es im Zeitraum vor dem Aufkommen der ersten Tiere einen letzten entscheidenden Anstieg des Sauerstoffgehalts gegeben haben müsse – lange nach der sogenannten Großen Sauerstoffkatastrophe vor etwa 2,4 Milliarden Jahren, als sich die dritte und bis heute bestehende Erdatmosphäre herauszubilden begann. Eine aktuelle im Fachmagazin PNAS erschienene Studie zweifelt diese Vermutung nun aber an. Dänische und chinesische Forscher untersuchten nämlich Sedimentproben, die aus der Xiamaling-Formation in China stammen und ein Alter von 1,4 Milliarden Jahren haben. Aus den enthaltenen organischen Molekülen konnten sie ableiten, dass es in den Tiefen des damaligen Ozeans einen Sauerstoffgehalt von mindestens vier Prozent der heutigen Konzentration gegeben haben muss. Das klingt nach nicht viel – aber es gibt auch heute Tiere, die mit einem solchen Wert und sogar mit noch weniger zurechtkommen: Unter anderem Schwämme, die als ältester aller Tierstämme gelten, wie eine andere Studie vor kurzem ergab. Die Sauerstoffkonzentration hätte also auch damals schon gereicht, 800 Millionen Jahre bevor die Tiere tatsächlich auftauchten. Warum sich dies dennoch verzögerte, bleibt damit vorerst rätselhaft.
7Wissenschaft
Deutschland will nicht mehr syrische Flüchtlinge aufnehmen, sondern laut Dublin-Verordnung in andere EU-Länder zurückschicken. Frage: Was ändert sich für syrische Flüchtlinge in Deutschland? Antwort: Deutschland wendet schon seit Ende Oktober wieder das sogenannte Dublin-Verfahren für Syrer an. Dieses besagt, dass jener EU-Staat für das Asylverfahren eines Flüchtlings zuständig ist, in dem dieser zum ersten Mal EU-Territorium betreten hat. Diese Praxis war Ende August von der deutschen Bundesregierung ausgesetzt worden. Frage: Wohin werden die Flüchtlinge zurückgeschickt? Antwort: In alle Staaten, die das Dublin-Abkommen unterzeichnet haben – mit Ausnahme von Griechenland. Hier bleibt Berlin bei der bisherigen Praxis, da Griechenland bei der Erstregistrierung nach wie vor überfordert ist. Es gibt auch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes aus 2013, wonach nicht nach Griechenland abgeschoben werden darf. Diese Menschen dürfen also in Deutschland bleiben. Frage: Schickt Berlin künftig pauschal alle Syrer zurück? Antwort: Nein. Ein Sprecher von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) erklärte am Mittwoch, man könne keine Zahlen nennen. Es werde jeder Einzelfall geprüft. Wenn jemandem etwa die Reise nicht zuzumuten sei, könne er in Deutschland bleiben. Frage: Warum erfolgt die Änderung gerade jetzt? Antwort: Die deutsche Regierung bemühte sich am Mittwoch, die Entscheidung herunterzuspielen – gemäß dem Motto: Wir wenden einfach nur EU-Recht an. Doch dahinter steckt eine politische Botschaft, die den hohen Flüchtlingszahlen geschuldet ist, und diese lautet: Deutschland nimmt nicht mehr jeden Flüchtling auf. Frage: Herrscht wieder Frieden in der deutschen Koalition? Antwort: Nein. Das Innenministerium hat den Koalitionspartner SPD nicht über die Änderung der Regeln informiert, dieser las davon in der Zeitung und ist sauer. Was nicht geht, ist die Nullkommunikation des Bundesinnenministers, sagt SPD-Vizechef Thorsten Schäfer-Gümbel. Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) war nach Angaben ihrer Sprecherin nicht informiert. Frage: Welche Auswirkungen hat die Entscheidung auf Österreich? Antwort: Wenn ein Asylbewerber, der bereits in Österreich registriert wurde und dort ein Verfahren laufen hat, nach Deutschland weiterreist, wird er zurückgeschickt. Flüchtlinge, die unregistriert aus Österreich einreisen, können in Deutschland bleiben. Allerdings betont der Innenminister, er erwarte, dass jetzt auch andere Staaten (wieder) EU-Recht anwenden, dass Flüchtlinge also im Land des Ersteintritts registriert und nicht bloß nach Deutschland durchgewunken werden. Frage: Wie hat Österreich auf die Entscheidung Deutschlands reagiert? Antwort: Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hat diesen Schritt ausdrücklich begrüßt. Das wäre das Signal, auf das wir die letzten Wochen gewartet haben – der Wendepunkt von der grenzenlosen Willkommenskultur zurück zu einer Kultur der Vernunft und des Augenmaßes, sagte sie direkt nach Bekanntwerden der Entscheidung am Dienstagabend. Ich habe immer davor gewarnt, dass das ersatzlose Streichen Dublins zu einer Verschärfung der Schieflage in Europa führt. Genau damit hat Europa jetzt zu kämpfen. Es ist gut, dass jetzt auch Deutschland wieder gänzlich zum Dublin-System zurückkehren will, so die Innenministerin. Frage: Das Dublin-Verfahren steht ungeachtet des deutschen Schwenks weiter in der Kritik. Wieso genau? Antwort: Das 1990 in die Welt gesetzte Regelwerk hat zu einer europäischen Schieflage geführt, weil besonders in Zeiten massiver Flüchtlingsbewegungen die EU-Staaten mit Außengrenzen stark davon betroffen und durch die hohe Zahl von Ankommenden oft überfordert sind. Speziell betrifft das Italien und Griechenland, die am Anfang beliebter Flüchtlingsrouten stehen. Frage: Wie will die EU die stark belasteten Länder unterstützen? Antwort: Nach langen Verhandlungen wurde beschlossen, 160.000 in Italien und Griechenland angekommene Flüchtlinge auf andere EU-Staaten umzuverteilen. Bei der Umsetzung hakt es aber noch ziemlich, bisher wurden erst 105 Schutzsuchende aus Italien und 30 Flüchtlinge aus Griechenland nach Finnland, Schweden und Luxemburg umgesiedelt. Frage: Welche Alternative gibt es zum Dublin-Verfahren? Antwort: Auf dem Tisch liegt der Vorschlag, die Flüchtlinge nach einem permanenten Verteilungsschlüssel auf sämtliche EU-Staaten zu verteilen, der sich nach Kriterien wie Bevölkerungszahl oder Bruttoinlandsprodukt der einzelnen Länder berechnet. Das ist es auch, was die EU-Kommission seit Monaten umsetzen will. Allerdings fehlt dafür nach wie vor die notwendige Mehrheit. Strikt dagegen sind vor allem die Länder im Osten Europas.
1Panorama
Probleme mit Seismographen aus Frankreich – Lander sollte innere Struktur des Planeten und geologische Prozesse erforschen. Washington – Eigentlich hätte die prestigeträchtige Mars-Mission InSight der NASA bereits diesere Tage starten sollen, doch daraus wird nun nichts. Die US-Raumfahrtbehörde hat den Beginn des Projektes um zwei Jahre verschoben, voraussichtlicher Starttermin ist nun der 5. Mai 2018. Ursache für den Aufschub ist ein Problem mit einem von der französischen Weltraumbehörde CNES bereitgestellten Seismographen, der mit dem Lander zum Roten Planeten fliegen sollte. Versuche, ein Leck an der Vakuumdichtung des Geräts zu reparieren, waren bereits im vergangenen Dezember fehlgeschlagen. Vor drei Monaten war angesichts enger Budgetgrenzen überhaupt unklar gewesen, ob die Mission nicht gänzlich aufgegeben werden sollte. Das gänzliche Aus konnte aber zumindest vorerst abgewendet werden. InSight (Interior Exploration using Seismic Investigations, Geodesy and Heat Transport) sollte auf der Marsoberfläche die Entwicklung des Planeten erforschen und herausfinden, ob sein Kern fest ist oder flüssig wie bei der Erde. Dazu sollte der Lander unter anderem seismische Aktivitäten messen und Tiefenbohrungen vornehmen. red, APA, 9.3.2016)
7Wissenschaft
Für die Hütteldorfer brachten die letzten Spiele ausschließlich Rückschläge. Auch in Ried gelang dem Team von Zoran Barisic kein Treffer. Drei Spiele, ein Punkt, kein Torerfolg: Fußball-Rekordmeister Rapid ist ausgerechnet mitten im Bundesliga-Titelkampf in ein Tief gerutscht. Beim 0:1 in Ried war zwar eine Steigerung gegenüber dem 0:4-Debakel gegen Admira Wacker Mödling zu erkennen, Punkte gab es für die Hütteldorfer aber wieder keine. Der 33. Meistertitel der Klubgeschichte kann nun nicht mehr aus eigener Kraft fixiert werden. Der Rückstand auf Tabellenführer Red Bull Salzburg wuchs in der 28. Runde auf vier Punkte an. Nach der Länderspielpause kommt es am 3. April im Ernst-Happel-Stadion zum großen Schlager. Die Wiener stehen aufgrund der jüngsten Ausrutscher mit dem Rücken zur Wand, die dritte Niederlage im vierten Saisonduell mit dem zuletzt ebenfalls alles andere als souveränen Titelverteidiger würde wohl alle Meisterträume beenden und auch den Vizemeistertitel in Gefahr bringen. Der auch schwächelnde Lokalrivale Austria lauert drei Punkte dahinter. Wenn man drei Spiele nicht gewinnt und kein Tor schießt, ist das alles andere als gut, sprach der erst in den Schlussminuten eingewechselte Rapid-Kapitän Steffen Hofmann Klartext. Anstelle von angepeilten neun Punkten in den Duellen mit Altach (0:0), der Admira und Ried gab es nur einen Zähler. Die Wiener sind zum zweiten Mal diese Saison drei Spiele sieglos, zwischen der 11. und 13. Runde hatte es gegen Salzburg, den WAC und die Austria drei 1:2-Niederlagen gesetzt. Seit dem Treffer von Florian Kainz in der 87. Minute beim 3:0 gegen Mattersburg am 2. März gab es keinen Rapid-Torerfolg mehr. Die mangelnde Effizienz war auch der Hauptgrund für die Niederlage im Innviertel. Matej Jelic hätte die Partie entscheiden müssen, zeigte aber wie in Altach Schwächen im Abschluss, ließ vier Möglichkeiten (14., 42., 49., 77.) ungenützt. Nach vier Toren in den ersten vier Frühjahrsspielen hatte man den Eindruck, dass dem Beric-Nachfolger endlich der Knopf aufgegangen sei, nun hat der Kroate aber schon vier Spiele nicht mehr getroffen. Wir haben das Spiel kontrolliert und auch genug Torchancen gehabt, aber im Abschluss zu oft die falsche Entscheidung getroffen, analysierte Rapid-Trainer Zoran Barisic. Symptomatisch dafür war eine Aktion in der 49. Minute, bei der Jelic nach einer Stangl-Hereingabe über den Ball stieg, anstelle selbst abzuschließen. Ried hat mit Mann und Maus verteidigt, für uns waren Torchancen da, es ist bitter, dass wir nicht getroffen haben, sagte Innenverteidiger Christopher Dibon. Die Wiener versuchten trotzdem das Positive hervorzuheben. Das Spiel gegen die Admira ist passiert, die Niederlage haben wir verdient, heute war es nicht so. Man hat gesehen, dass nicht immer die bessere Mannschaft gewinnt. Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, sie hat alles probiert, resümierte Barisic. Die schon zehnte Niederlage im 28. Saisonspiel setzte es trotzdem. Öfter hat Rapid zuletzt in der Saison 2012/13 (elfmal), die als Dritter beendet wurde, verloren. In den jüngsten beiden Saisonen gingen sieben (2014/15) sowie acht (2013/14) Spiele verloren, jeweils gab es Platz zwei.
4Sport
Die Sondersitzung zur Abschaffung des Bankgeheimnisses mündet in eine turbulente Debatte im Nationalrat. Wien - Zurückhaltend und diplomatisch erklären, warum die Finanz künftig mehr Möglichkeiten bekommen soll, um Steuerbetrüger zu jagen: Das dürfte der Plan von Finanzminister Hans Jörg Schelling am Montag anlässlich der Sondersitzung des Nationalrates gewesen sein. Neos und Team Stronach hatten die Sitzung wegen der geplanten Abschaffung des Bankgeheimnisses im kommenden Jahr beantragt. Die beiden Parteien und auch die FPÖ trommeln seit Wochen, dass Österreich auf dem Weg zum Überwachungsstaat sei. Viel Emotion war also garantiert. Doch der Plan des ins Parlament eingeladenen Schellings, die Diskussion zu versachlichen, ging zumindest zu Beginn gründlich schief. Kurz nach Auftakt der Debatte attestierte der Minister Neos-Chef Matthias Strolz, unter Verfolgungswahn zu leiden, woraufhin mehrere Abgeordnete mit empörten Zwischenrufen begannen. Als Parlamentspräsidentin Doris Bures dem verdutzten Finanzminister erklärte, dass die Aufregung entsteht, weil er Strolz persönlich attackiert habe, entschuldigte sich Schelling - die Gemüter konnten eine Verschnaufpause einlegen. Strolz hatte zuvor in seiner gewohnt energetischen Art SPÖ und ÖVP vorgeworfen, den gläsernen Bürger schaffen zu wollen. Wenn es nach den Wünschen der Koalition geht, soll eine Kamera in jedem Wohnzimmer stehen, so der Neos-Chef. Dabei führte er aus, dass die Menschen gerade in Österreich schnell erpressbar werden können. Er selbst habe nach seiner Ankündigung, mit den Neos bei den Wahlen anzutreten, einen bereits zugesagten Bankkredit nicht bekommen. Strolz berichtete auch, dass angeblich bei mehreren Neos-Kandidaten Steuerprüfungen plötzlich durchgeführt wurden. Auch er selbst sei Ziel von Nachforschungen gewesen und sitze nur deshalb im Nationalrat, weil er nie eine Putzfrau oder ein Kindermädchen schwarz bezahlt habe. Kurzum: Die Einschau von Konten dürfe künftig nur mit richterlicher Genehmigung erfolgen. Nur kurze Zeit später legte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nach. Strolz habe recht, in Österreich hätten SPÖ und ÖVP ein Klima des Mobbings und Stalkings gegenüber alternativen Parteien geschaffen. Strache spannte den Bogen weit: Er warnte vor einer Überwachung im Stil des US-Geheimdienstes NSA in Österreich, um schließlich die Grünen ins Visier zu nehmen. Sie müssten sich nun entscheiden, ob sie erneut den Steigbügelhalter für die Koalition spielen wollen oder auf Rechtsstaatlichkeit drängen. Zuvor hatte Strolz schon gesagt, dass den Grünen und besonders dem NSA-Kritiker Peter Pilz ein Lackmustest bevorstehe, ob sie nun wirklich gegen den Überwachungsstaat seien. Die Regierung kann das Bankgeheimnis nur mit Zweidrittelmehrheit aufweichen, braucht also die Grünen. Parteichefin Eva Glawischnig betonte, dass ihre Partei grundsätzlich bereit sei, den verschärften Kampf gegen Steuerbetrug mitzutragen, man aber auf einige Nachbesserungen bestehe. Finanzminister Schelling deutete dann an, dass er auf die Grünen zugehen will. Aktuell sieht der Gesetzesentwurf der Regierung vor, dass Finanzbeamte künftig in Konten sehen können, wenn sie Bedenken gegen die Richtigkeit einer Steuerklärung haben. Die Finanz will die Einschau ohne Bescheid, also nur mit einem Antrag an die Bank durchführen können. Die Grünen wollen dagegen eine Sonderkammer beim Bundesfinanzgericht einrichten. Schelling sagte im Parlament erstmals, dass ein Ombudsmann oder eine richterliche Stelle künftig überprüfen soll, ob eine Kontoeinschau rechtmäßig ist. Man ist also zu Änderungen im Gesetz bereit. Richter gesucht Ob die richterliche Prüfung stattfindet, bevor die Finanz in ein Sparbuch blickt oder erst danach, wollte Schelling nicht präzisieren. Dies sei Gegenstand der Gespräche mit den Grünen, wie auch deren Abgeordneter Bruno Rossmann dem STANDARD bestätigte. Die Grünen verhandelten Montagvormittag neuerlich mit den Koalitionsparteien. Deutlich wurde im Nationalrat, dass auch innerhalb der Koalition noch Gesprächsbedarf besteht. Während SPÖ-Abgeordnete die Kontoöffnungen verteidigten, waren ÖVP-Parlamentarier zurückhaltend oder kritisch. Klubobmann Reinhold Lopatka umging das Problem noch, indem er weniger über Kontoöffnungen sprach, dafür aber umso mehr die geplanten Steuerentlastungen 2016 lobte. Lopatka hatte die Pläne des Finanzministeriums zuvor als zu weitgehend bezeichnet und dafür eine Rüge von ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner erhalten. Trotzdem kritisierte der ÖVP-Abgeordnete und Raiffeisen-Mann Jakob Auer die Vorschläge der Koalition erneut. Er forderte sogar einen Richterbeschluss, um auf das Kontenregister zugreifen zu können, obwohl in diesem nur Namen von Kontoinhabern gespeichert werden sollen.
3Wirtschaft
Suchmannschaften fanden Wrack- und Leichenteile im Meer – Absturzursache weiterhin unklar. Kairo/Paris/Athen – Kurz vor dem dem Absturz des ägyptischen Flugzeugs über dem Mittelmeer am Donnerstag hat es an Bord einen Rauchalarm gegeben. Der Rauch sei aus dem Toilettenbereich im vorderen Teil der Maschine gemeldet worden, sagte eine Sprecherin der zivilen französischen Luftfahrtsicherheitsbehörde BEA am Samstag. Dieser befindet sich bei Maschinen dieses Typs in direkter Nähe des Cockpits. Vor dem Absturz seien entsprechende Signale des ACARS-Systems des Flugzeugs gesendet worden, hieß es von BEA. Ein Rückschluss auf die Ursache des Unfalls sei damit aber nicht möglich. Dazu müssten zunächst die Flugschreiber gefunden und die Daten ausgewertet werden. Das Expertennetzwerk Aviation Herald veröffentlichte einen Auszug des Datenfunksystems ACARS, das automatisch Nachrichten zwischen Verkehrsflugzeugen und Bodenstationen übermittelt. Diese deuten auf ein plötzlich auftretendes Ereignis im rechten vorderen Bereich des Flugzeugs hin. Innerhalb kurzer Zeit seien auch Sensoren an Fenstern auf der rechten Seite, unter anderem im Cockpit, aktiviert worden. Eine Minute nach dem Rauchalarm bei der Toilette registrierte das System außerdem Rauch an der Bordelektronik, die sich unter dem Cockpit befindet. Die Daten lassen darauf schließen, dass der Störfall im Inneren des Flugzeuges auftrat. Als letzte Nachricht schickte das ACARS-System einen Hinweis auf den Ausfall eines Steuerungssystems. Das geschah um 2.29 Uhr Ortszeit – Momente, bevor der Flug MS804 vom Radar verschwand. Laut Ägyptens Militär wurden am Freitag erste Wrackteile des Airbus gefunden. Die Marine habe die Trümmer 290 Kilometer nördlich der Stadt Alexandria ausgemacht, teilte das Militär am Freitag mit. Egypt Air bestätigte den Fund auf Twitter. The Egyptian Armed Forces have informed EGYPTAIR that they have found first debris from the missing aircraft operating flight MS804 #MS804 Schiffe der Marine sind derzeit auf der Suche nach dem Flugschreiber, der Aufschlüsse über die weiterhin unbekannte Absturzursache geben soll. Bereits mit dem ersten Tageslicht waren griechische Flugzeuge in Kreta gestartet. Auch eine griechische Fregatte nahm an der Aktion teil, meldete das griechische Radio. Zunächst gab es keine Hinweise auf Überlebende. Die ägyptischen Behörden hätten darüber informiert, dass südlich von der Stelle, an der das Signal des Flugzeugs verlorengegangen war, auch Objekte aus der Kabine entdeckt wurden, sagte der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos am Freitag. Demnach soll sich darunter auch ein Leichenteil befunden haben. Kammenos betonte im TV-Sender ERT: Der Krisenstab Ägyptens hat uns über die Bergung eines Körperteils, eines oder zweier Sitze und einiger Kofferteile informiert. Er fügte hinzu: Wir haben nichts gefunden. Die Leitung hat Ägypten. Am Donnerstag hatten Behörden und Fluggesellschaft widersprüchliche Aussagen zum angeblichen Fund von Wrackteilen gemacht. Die entdeckten Gegenstände sind nicht Teile unseres Flugzeugs, korrigierte der Vizepräsident der Fluglinie, Ahmed Adel, am Abend gegenüber CNN frühere Angaben seines Unternehmens. Was gefunden wurde, ist ein Stück Holz und Materialien, die nicht von einem Flugzeug stammen, sagte Behördenchef Athanasios Binis der Nachrichtenagentur AFP. Zuvor hatte Griechenland Berichte aus Ägypten dementiert, wonach Wrackteile nahe der Insel Karpathos geortet wurden. Demnach hieß es auch, dass griechische Helfer die Suche auf Wunsch der Ägypter abgebrochen hätten. Die Maschine mit 56 Passagieren – vorwiegend Ägypter und Franzosen, Österreicher waren nicht an Bord – und zehn Crewmitgliedern war in der Nacht auf Donnerstag über dem Mittelmeer von den Radarschirmen verschwunden. Das Flugzeug war etwa zehn bis fünfzehn Seemeilen im ägyptischen Luftraum in einer Höhe von 37.000 Fuß (knapp 11.300 Meter) ins Trudeln geraten, berichtete Kammenos. Dann machte es eine Drehung von 90 Grad nach links und danach eine andere Drehung von 360 Grad nach rechts und fiel auf eine Höhe von 15.000 Fuß. Sein Radarbild verschwand auf einer Höhe von 10.000 Fuß. Einen Notruf setzten die Piloten nicht mehr ab. Bei einer genauen Analyse des Vorfalls sei die Wahrscheinlichkeit eines Terroranschlags höher als die eines technischen Versagens zu veranschlagen, sagte Ägyptens Luftfahrtminister Sherif Fathy. Er warnte aber zugleich vor voreiligen Schlussfolgerungen. Auch der französische Außenministers Jean-Marc Ayrault sagte am Freitag, die Ursache sei nach wie vor unklar. Es gebe weiterhin überhaupt keinen Hinweis auf die Umstände des Unglücks, sagte er im Fernsehsender France 2. Weiterhin würden alle Hypothesen zu dem Absturz untersucht, keine davon habe Vorrang. Die USA gaben sich ebenfalls zurückhaltend: Bisher haben wir niemanden, der sich dazu bekannt hat, oder Beweise, dass es eine absichtliche Tat war, sagte der Direktor der US-Bundespolizei FBI, James Comey. Bisher würden keine Erkenntnisse darauf hindeuten, dass es an Bord eine Explosion gegeben habe, sagte eine Pentagon-Sprecherin über entsprechende Spekulationen. Ein Flugzeug gerät ins Trudeln, wenn der Auftrieb an einer Tragfläche abreißt. Das Flugzeug dreht sich dann unter schnellem Höhenverlust immer wilder um die eigenen Achse. Für das Trudeln kann es verschiedene Gründe geben – dass es kein Notsignal gab, spricht aber für ein plötzliches Ereignis wie eine Explosion. Sowohl in Ägypten als auch in Frankreich nahmen die Staatsanwaltschaften Ermittlungen auf. In den vergangenen Monaten hat es bereits mehrere Zwischenfälle mit Flugzeugen aus Ägypten gegeben. Ende März hatte ein Mann mit einer Bombenattrappe eine Egypt-Air-Maschine nach Zypern entführt. Ende Oktober war ein russischer Ferienflieger über der Sinai-Halbinsel abgestürzt, nachdem an Bord eine Bombe explodiert war. Zu der Tat, bei der 224 Menschen starben, bekannte sich die Jihadistengruppe Islamischer Staat. Luftfahrtminister Fathy gab bekannt, im aktuellen Fall bereits eine Untersuchungskommission eingesetzt zu haben. Vorsitzender wird Kapitän Ayman el-Moqadem, in dem Ausschuss sitzt laut Egypt Air auch ein Flugzeughersteller.
1Panorama
Zentraler Bestandteil von Browser Edge soll im Jänner 2016 per Github erhältlich sein. Microsofts Verhältnis zu freier Software hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert: Hatte Ex-Boss Steve Ballmer Linux im Jahr 2001 noch wörtlich als Krebsgeschwür bezeichnet, hat Microsoft gerade in den letzten Jahre die Vorzüge freier Softwarelizenzen entdeckt. Nichts könnte diesen Wandel besser unterstreichen als eine aktuelle Ankündigung. Im Rahmen der JSConf hat Microsoft die Freigabe weiter Teile seiner Javascript-Engine Chakra als Open Source bekanntgegeben. ChakraCore soll Anfang 2016 auf GitHub erhältlich sein. Die gewählte MIT-Lizenz soll dabei garantieren, dass Dritte die Software nach Belieben für eigene Projekte einsetzen können – also auch proprietäre Unterfangen. Chakra ist ein wichtiger Teil des Browsers Edge, und schneidet gegen die Konkurrenz von Apple und Google sowohl bei Performance als auch Standardkompatibilität sehr gut ab. Besonders stolz ist Microsoft auf die breite Unterstützung des aktuellen Ecmascript 2015-Standards. Mit der Freigabe von ChakraCore hofft Microsoft unter anderem auf Beiträge der Community, um die Engine weiter zu verbessern. Das zentrale Interesse liegt aber anderswo: Längst haben Javascript-Engines nämlich auch jenseits des Browsers einen wichtigen Einsatzort gefunden – und zwar am Server. So wird etwa Googles V8 als Basis der verbreiteten Javascript-Plattform Node.js eingesetzt. Wenig überraschend hat Microsoft auch gleich eine Version von Node.js entwickelt, die statt der Lösung der Konkurrenz ChakraCore einsetzt. Die Unterschiede zwischen dem vollen Chakra, wie es bei Microsoft Edge ausgeliefert wird, und ChakraCore liegen vor allem in der Verbindung mit anderen Browserkomponenten. Es fehlen also jene Bestandteile, über die Chakra an die Rendering Engine angebunden ist. Zudem bekommt ChakraCore eigene Diagnose-APIs, da die bisher genutzten Schnittstellen Windows-spezifisch sind.
0Web
80 bis 90 Menschen vorübergehend evakuiert – Kriegsgerät entschärft. Melk – In Melk ist am frühen Mittwochnachmittag eine 50-Kilogramm-Fliegerbombe entdeckt worden. Ehe der Entminungsdienst das Kriegsgerät entschärfte, mussten 80 bis 90 Menschen vorübergehend evakuiert werden, teilte die Landespolizeidirektion Niederösterreich mit. Der Fundort sei im Nahbereich der Polizeiinspektion Melk gelegen. Die Evakuierungsmaßnahmen wurden nach etwa 90 Minuten wieder aufgehoben. Der Fund war der dritte einer Fliegerbombe in Niederösterreich binnen acht Tagen. Am vergangenen Mittwoch war in St. Pölten ein 100 Kilo schweres Kriegsgerät entdeckt worden, am Montag in Amstetten ein 500 Kilo schweres.
1Panorama
"The Daily Dot": "Viele enttäuscht von der lachhaften Art und Weise, wie VR porträtiert wird". Das Internet kennt keine Gnade. Vor allem nicht, wenn es um schlechte Photoshop-Montagen geht. Dies zu spüren bekamen in den vergangenen Tagen die Redakteure des Magazins Time sowie dessen Cover-Star Palmer Luckey. Dieser ziert das Titelblatt der aktuellen Ausgabe zum Thema Virtual Reality mit einer engelhaften Pose vor dem Hintergrund einer idyllischen Strandaufnahme. In dem dazugehörigen Artikel ergründen die Journalisten des Magazins, weshalb VR Spaß macht und, weshalb es die Welt verändern wird. Ob beabsichtigt oder nicht: Es dauerte nicht lange, bis das Cover auf Blogportalen und in sozialen Medien die Runde machte und zur Vorlage teils witziger und kreativer Memes wurde. Nicht nur private Personen, auch Branchenleute, Medien wie The Daily Dot und Spielhersteller wie Square Enix hatten ihren Spaß an Luckeys Pose. Got 2 copies for no particular reason :D pic.twitter.com/N6kXXAp4Ux Während die Herausgeber des Time Magazine mit einer Sammlung einiger der besten Memes bewiesen, dass man über sich selbst lachen kann, sorgten das Cover und zumindest die Einleitung des Artikels an anderer Stelle für ernste Kritik. Denn sowohl bildlich als auch im Text wird der 22-jährige Oculus VR-Mitbegründer nicht gerade vorteilhaft porträtiert: The Daily Dot sieht darin eine Verunglimpfung sowohl Luckeys als auch des neuen Mediums VR. Viele Leute sind enttäuscht von der lachhaften Art und Weise, wie VR auf dem Cover und im Artikel porträtiert wird, schreibt die Seite. Danke, Time, für die Propagierung eines überholten Stereotyps eines Silicon-Valley-Nerds. Für die britische Videospielseite Eurogamer, die das Cover ebenfalls als peinlich für Virtual Reality, Oculus und Palmer Luckey erachtet, spiegele der verpatzte Photoshop allerdings auch eines der Probleme von VR wider. Mit der Schaffung eines der schlechtesten Photoshops des Jahres, hat Time auch unbeabsichtigt eines der großen Probleme von Virtual Reality auf den Kopf getroffen: Es wird niemals cool sein, so Autor Wesley Yin-Poole. Eine Aussage, mit der die populäre Gaming-Seite für viele LeserInnen allerdings über das Ziel hinausschießt. Sollte sich VR nur deshalb nicht durchsetzen, weil Menschen sich mehr Gedanken darüber machen, wie sie beim VR-Erlebnis aussehen als über den Spaß an dem Medium selbst, wäre das ein trauriges Zeichen für die Oberflächlichkeit unserer Spezies, so der Tenor der Kommentare im Eurogamer-Forum.
0Web
Zwei Autobomben gezündet – Armee zieht sich zurück. Bagdad – Die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat die Großstadt Baidschi im Nordirak mit Selbstmordattentätern angegriffen und die Regierungstruppen aus dem Zentrum verdrängt. Die Islamisten hätten am Samstagabend zwei Autobomben gezündet, berichteten zwei Armeeoffiziere am Sonntag. Dann habe es stundenlange Gefechte mit den Streitkräften und schiitischen Milizionären gegeben. Demnach beherrscht der IS drei Stadtteile und bekommt weiteren Nachschub. In Baidschi steht die größte Raffinerie des Landes. Der IS hatte die Stadt bei seinem schnellen Vormarsch im vergangenen Jahr erobert. Seitdem gibt es dort immer wieder Kämpfe. Auch in anderen Landesteilen kam es am Wochenende wieder zu Gewalt. In der vom IS beherrschten Stadt Ramadi im Westirak wurden beim Einschlag von zwei Raketen mindestens 18 Menschen getötet. Es habe sich um Unschuldige gehandelt, die sich nach dem täglichen Fasten im Ramadan zu einem traditionellen Spiel versammelt hätten, berichteten Zeugen. In Bagdad explodierten mehrere Sprengsätze. Dabei kamen mindestens 14 Menschen ums Leben. (Reuters, 5.7.2015)
2International
Bei dem Unfall gab es keine Verletzten, ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet. Vöcklabruck/Wien – Die oberösterreichische Westbahnstrecke ist nach der Entgleisung eines Zugs zwischen den Bahnhöfen Attnang-Puchheim und Vöcklabruck seit dem Vormittag und voraussichtlich bis Mitternacht unterbrochen. Das teilten die ÖBB in einer Presseaussendung am Mittwoch mit. Verletzt wurde bei dem Unglück niemand. Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet und es wird mit erheblichen Verspätungen gerechnet. Der Unfall passierte im Bahnhof Vöcklabruck. Dort ist ein Regionalzug auf der Fahrt von Attnang-Puchheim in Richtung Kammer-Schörfling auf der Einfahrtweiche entgleist. Mehrere Achsen standen danach neben den Schienen und beide Gleise der Westbahnstrecke mussten gesperrt werden. Verletzte gab es keine, weil in der Garnitur keine Fahrgäste waren und auch der Lokführer nicht zu Schaden kam. Die Unfallursache war Mittwochvormittag noch unbekannt. Die ÖBB schickten einen firmeneigenen Hilfszug los, um die Gleise wieder freizumachen. Weil die Schieneninfrastruktur stark in Mitleidenschaft gezogen worden sei, rechneten die ÖBB damit, dass die Weststrecke voraussichtlich den ganzen Tag gesperrt bleiben werde. Eine genaue Prognose werde allerdings erst nach Begutachtung der Lage möglich sein. Der Mittwoch gilt als großer Reisetag. Deswegen ging es vorrangig darum, ausreichend Busse für einen Schienenersatzverkehr zu organisieren. Für die Zeit der Unterbrechung fahren sie für den Fernverkehr zwischen Attnang-Puchheim und Vöcklabruck, für den Nahverkehr zwischen Timelkam und Attnang-Puchheim. Parallel dazu sollen ab 12.00 Uhr die Fernverkehrszüge von Wien Hauptbahnhof nach Innsbruck sowie weiter in die Schweiz über Linz, Selzthal, Bischofshofen und Salzburg umgeleitet werden. Die Fernverkehrszüge von Wien nach Salzburg und München werden über Passau geführt. Die ÖBB machten aber darauf aufmerksam, dass wegen der Unterbrechung mit deutlich längeren Reisezeiten zu rechnen sei.
1Panorama
Tote und lebende Kühe auf der Fahrbahn – Ursache vermutlich Reifenplatzer. Göttlesbrunn/Fischamend/Kufstein – Auf der Ostautobahn (A4) bei Göttlesbrunn im Bezirk Bruck/Leitha ist in der Nacht auf Donnerstag ein Viehtransporter verunglückt. Der 52-jährige Fahrer des Lkws aus Kufstein kam nach Polizeiangaben ums Leben. Das mit etwa 50 Rindern beladene Schwerfahrzeug war auf der Richtungsfahrbahn Ungarn gegen das Portal einer Grünbrücke geprallt. Zahlreiche Rinder verendeten bei der Karambolage. Die A4 blieb im Abschnitt Göttlesbrunn–Fischamend in beiden Fahrtrichtungen stundenlang gesperrt. Der Verkehr wurde über die B9 und B10 umgeleitet. Statiker prüften laut ORF-Radio Ö3 die Stabilität des beschädigten Tunnelportals. Nach Feuerwehrangaben war das Schwerfahrzeug gegen die Mittelleitschiene gekracht, den Fahrbahnteiler etwa 150 Meter entlanggeschlittert und schließlich am mittleren Betonpfeiler einer Grünbrücke zerschellt. Der Anprall war so heftig, dass die Fahrerkabine in Kopfhöhe des Lenkers abgerissen wurde. Der Mann am Steuer war auf der Stelle tot. Keine Überlebenschance hatten der Feuerwehr zufolge auch zahlreiche Kühe und Kälber. Einige der Tiere wurden aus dem aufgerissenen und gekippten Sattelaufleger auf die Fahrbahn geschleudert und verendeten an Ort und Stelle. Andere wiederum rannten auf der Autobahn umher und mussten eingefangen werden, berichtete Feuerwehrsprecher Franz Resperger. Laut ÖAMTC wurden Kadaver zum Teil mit Kränen geborgen. 15 der insgesamt 50 Tiere hätten getötet werden müssen. Dazu sei auch ein Tierarzt beigezogen worden. Etwa 20 Rinder überlebten den Unfall, 15 starben an Ort und Stelle. Ein Reifenplatzer gilt nach Polizeiangaben als mutmaßliche Ursache. Die Spurenlage zeige einen Reifenplatzer links vorne, sagte Willy Konrath von der Landesverkehrsabteilung NÖ der Polizei. Zudem habe ein Zeuge bestätigt, dass das Schwerfahrzeug mit Kufsteiner Kennzeichen plötzlich zu schlingern begonnen habe, gegen die linke Leitschiene und letztlich gegen das Portal einer Grünbrücke geprallt sei. Das Bauwerk sei nach dem Crash von Statikern begutachtet und für in Ordnung befunden worden. Offen war vorerst noch die Auswertung des Fahrtenschreibers, sagte Konrath weiter. Das Schwerfahrzeug selbst wurde für eine technische Begutachtung durch einen Sachverständigen sichergestellt.
1Panorama
Die mögliche Kandidatin für die Bundespräsidentenwahl stellte sich am Montag den Neos vor. Wien – Die Neos-Räumlichkeiten in der Wiener Neubaugasse waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Irmgard Griss stellte sich am Montagabend Neos-Mitgliedern und -Sympathisanten, um Einblick zu geben, wie sie das Amt des Bundespräsidenten (sie spricht bewusst nicht von Bundespräsidentin) anlegen würde. Wie berichtet hat die frühere Präsidentin des Obersten Gerichtshofs ihr Interesse an einer Kandidatur 2016 bekundet – vorausgesetzt es gelingt, via Crowdfunding ausreichend Mittel für einen Wahlkampf aufzustellen – ich bin da aber ganz optimistisch. Da wird schon was zusammenkommen, sagte Griss. Die Domain irmgardgriss.at ging am Montag online. Entscheidung am 17. Dezember Neos-Parteichef Matthias Strolz kündigte an, am 17. Dezember im Rahmen eines erweiterten Parteivorstandes entscheiden zu wollen, ob es von den Pinken eine Wahlempfehlung geben wird. Wobei Griss offenbar ohnehin kein großes Interesse an allzu offizieller Unterstützung hat. Ich werbe nicht darum – das gelte sowohl für die Neos als auch für die FPÖ, die ebenfalls Sympathien für eine Griss-Kandidatur erkennen ließ. Aber man kann niemandem den Mund verbieten. Die erste Frage aus dem rund 100 Köpfe zählenden Auditorium war dann auch gleich, ob sie einen Kanzler Heinz-Christian Strache angeloben würde. Griss holte etwas aus und verwies – wie mehrfach im Laufe des Abends – auf die Verfassung. Demnach stehe es dem Bundespräsidenten zwar theoretisch frei, wen er oder sie als Kanzler angelobe, allerdings brauche ein Kanzler auch das Vertrauen des Parlaments. Wie sie dieses Dilemma lösen würde: Sollte sie tatsächlich vor die Gewissensfrage gestellt sein, jemanden angeloben zu müssen, den sie für nicht geeignet halte, würde sie das Amt zurücklegen, erklärte Griss. Gegen verhetzende Sprache auftreten Den Namen Strache nahm sie dabei kein einziges Mal explizit in den Mund. Und schnell fügte sie auch hinzu, sie würde zu überzeugen versuchen, dass keine verhetzende Sprache in der Politik verwendet wird. Es ist die Aufgabe des Bundespräsidenten, dagegen aufzutreten. Keine klare Antwort kam von der 69-Jährigen zur Frage, ob sie sich für Asyl für Edward Snowden ausgesprochen hätte. Sie verwies zunächst darauf, dass der Bundespräsident nicht über Asylanträge entscheide. Mehreren Nachfragen, wie sie grundsätzlich zu der Frage stehe, wich sie aus. Diskussionen einmahnen Zuvor hatte sie freilich wiederholt betont, sie würde als Bundespräsident auch Diskussionen einmahnen – etwa wenn es mehr Engagement in der Europadiskussion benötige (ich bin eine begeisterte Europäerin). Sich selbst bezeichnete Griss zwar als katholisch geprägt, betonte aber auch, dass Religion keinesfalls das Verhalten im öffentlichen Raum bestimmen dürfe – eine für die Neos nicht unwichtige Botschaft. Aktiver als Fischer Wesentlich aktiver als Heinz Fischer würde sie nach eigenen Worten auftreten, wenn der Nationalrat verfassungswidrige Gesetze beschließen würde. Nach gängiger Rechtsansicht prüft der Bundespräsident nur, ob ein Gesetz verfassungskonform beschlossen wurde, nicht aber dessen Inhalt. Griss zu dieser Frage: Wenn es eine klare Verfassungswidrigkeit gibt, hat der Bundespräsident das Recht und die Pflicht, darauf hinzuweisen. Am Ende des rund 90-minütigen Auftritts gab es tosenden Applaus von den Zuhörern. Strolz hatte schon zuvor im Gespräch mit dem STANDARD klare Präferenzen für Griss erkennen lassen. Zwischen ihm und ihr habe es schon mehrere ausführliche Treffen gegeben. Wir haben uns schon sehr gut kennengelernt. Der Eindruck war sehr positiv. Und: Das kann durchaus was werden. FPÖ-Unterstützung kein Problem für Neos Zu diskutieren werde aber noch sein, in welchem Härtegrad unsere Unterstützung ausfallen soll. Falls es auch von der FPÖ eine Wahlempfehlung geben sollte, wäre das für die Neos kein Problem. Wir treffen unsere Entscheidung unabhängig von anderen Parteien. Sie lernt schnell Nachdem Griss bisher keine politischen Ämter innehatte, sei für Strolz wichtig gewesen, zu sehen, wie schnell sie lernt. Und ich muss sagen: Das ist beeindruckend. Schließlich ist das politische Parkett glatt. In ersten Umfragen (Gallup für Österreich) schnitt Griss zuletzt jedenfalls sehr gut ab. Sie läge mit 35 Prozent demnach knapp vor dem grünen Wunschkandidaten Alexander Van der Bellen und sogar deutlich vor Erwin Pröll (ÖVP) und Rudolf Hundstorfer (SPÖ). OGM-Chef Wolfgang Bachmayer hält Umfragen aber für fragwürdig, solange die Kandidaten nicht feststehen. Jede Umfrage geht anders aus, wenn andere Kandidatenkombinationen abgefragt werden. Wenig bekannt Was die Daten ebenfalls relativiert: Griss verfügt noch über relativ niedrige Bekanntheitswerte. Beim APA/OGM-Vertrauensindex kam sie zwar auf einen sehr guten Saldo – 29 Prozent haben Vertrauen zu ihr, nur fünf Prozent haben keines. Das heißt aber laut Bachmayer auch: Fast zwei Drittel kennen Griss noch nicht oder haben keine Meinung zu ihr. Zum Vergleich: Zu Hundstorfer haben nur 13 Prozent keine Meinung, bei Pröll sind es 17 und bei Van der Bellen 21 Prozent. Bis alle Kandidaten feststehen, wird aber wohl noch etwas Zeit vergehen. Der SPÖ-Vorstand ist für den 15. Jänner angesetzt. Ganz überzeugt soll Hundstorfer nicht mehr sein – aber wenn er will, ist er unser Kandidat, sagt ein Parteikenner. Die ÖVP will sich erst aus der Deckung wagen, wenn die Roten sich festgelegt haben. Und auch die Grünen werden wahrscheinlich heuer keine Entscheidung mehr treffen, wie Parteichefin Eva Glawischnig zuletzt deponierte.
5Inland
Am Hauptbahnhof - Von deutschen Zielfahndern. Düsseldorf/Wien – Zweieinhalb Wochen nach der Bluttat in Wien-Donaustadt, bei der ein älteres Ehepaar erschlagen worden ist, wurde am Montag in Düsseldorf der Tatverdächtige geschnappt. Der 29-Jährige wurde gegen 11.00 Uhr am Hauptbahnhof von Zielfahndern des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen festgenommen, berichtete das Bundeskriminalamt in Wien. Am Mittwoch hatte die Exekutive die Identifizierung des Verdächtigen bekannt gegeben und ein Foto des Mannes veröffentlicht. Die Zielfahndungseinheit im Bundeskriminalamt übernahm die internationale Fahndung, über das Europäische Zielfahndungsnetzwerk ENFAST wurden die Partner aktiviert, sechs internationale Zielfahndungseinheiten beteiligten sich. Der Pole soll am 21. Mai das Ehepaar in der Böckingstraße im Donaustädter Bezirksteil Aspern getötet haben. Die Leichen wurden vom 54-jährigen Sohn entdeckt. Laut Obduktion starben beide durch massive Gewalteinwirkung durch Stiche und Schläge. Das Haus des Paares war teilweise durchwühlt worden. Der 29-Jährige war mit dem Auto der Toten, einem Opel Zafira, geflüchtet. Drei Tage nach der Tat wurde der Wagen in Raasdorf (Bezirk Gänserndorf) sichergestellt. Dort hatte der 29-Jährige auch mit einer zuvor entwendeten Bankomatkarte der Getöteten bei einem Bankomat Geld behoben. Dabei wurde er von der Überwachungskamera gefilmt. Damit und mittels DNA-Spuren konnten die Ermittler den 29-Jährigen identifizieren. Der 29-Jährige verwendete mehrere Mobiltelefone, darunter ein polnisches, das in Deutschland registriert wurde. Weiters war er unter falschen Namen auf Facebook tätig, blieb so mit seinen Freunden in Kontakt. Wieder einmal hat sich das Europäische Zielfahndungsnetzwerk ENFAST in einer vorzeigbaren Weise bewährt, sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Der Festgenommene steht auch in Zusammenhang mit zumindest einer weiteren Bluttat in einem anderen Land unter Mordverdacht. In den Niederlanden ist er polizeibekannt, seine DNA befindet sich auch dort in der Datenbank.
1Panorama
Der ehemalige IWF-Chef hat in einem Zuhältereiprozess einen Freispruch erwirkt. Nein, Dominique Strauss-Kahn musste nicht wissen, dass die Frauen seiner Sexpartys Prostituierte waren. Mit diesem Argument hat ein Gericht in der nordfranzösischen Metropole Lille den 66-jährigen Spitzenpolitiker von der Anklage der schweren Zuhälterei freigesprochen. Ein Dutzend Mitangeklagte, darunter Unternehmer, Sexklubbetreiber und Polizisten, teilen sein Schicksal; nur ein Hotelmanager erhielt ein Jahr bedingt wegen Zuhälterei. DSK, wie er in Frankreich nur genannt wird, meinte im Gerichtssaal zu seiner Tochter: Tout ça pour ça (all das – für nichts), um anzufügen: welche Zerstörung! Das Urteil stellte keine Überraschung mehr dar, da der Staatsanwalt im Februar selbst auf Freispruch plädiert hatte. Strauss-Kahn entgeht damit zum dritten Mal einer Verurteilung. Am meisten Aufsehen hatte 2011 die Verhaftung in New York erregt: Die Zimmerfrau Nafissatou Diallo beschuldigte den damaligen Vorsteher des Internationalen Währungsfonds (IWF) der Vergewaltigung. Ein Strafgericht stellte das Verfahren ein, während Diallo offenbar mit einer millionenschweren Entschädigung von einer Zivilklage abgehalten wurde, wie es das US-Recht zulässt. Nach dieser Affäre hatte auch die Journalistin Tristane Banon in Paris Vergewaltigungsklage gegen DSK eingereicht. Das Pariser Gericht stellte aber nur eine sexuelle Aggression fest, die acht Jahre nach der Tat verjährt sei. Im Prozess von Lille räumte Strauss-Kahn die freizügigen Soireen vor 2011 ein, bestritt aber den Tatbestand der Zuhälterei. Dieser setzt im französischen Recht eine vorsätzliche Ausnützung oder Ausbeutung der Prostituierten voraus. Der sozialistische Exminister, heute Finanzberater Serbiens und Südsudans, will aber nicht gewusst haben, dass es sich um käuflichen Sex handelte. Sehr detailliert widmete sich die öffentliche Gerichtsverhandlung den Praktiken bei den Sexpartys in Lille, Paris und sogar am IWF-Sitz Washington. Ein Callgirl namens Mounia berichtete, Strauss-Kahn habe sich an ihr brutal vergangen; sie habe sich aber nicht gewehrt, da sie das mit seinem Sekundanten vereinbarte Salär nicht verlieren wollte. Ich weinte, was ihm nicht verborgen blieb. Sein Lächeln traf mich, er schien all das sehr zu schätzen, meinte die Prostituierte weiter. DSK schilderte selbst sehr nüchtern die ungewöhnlichen Sexpraktiken, wie er sagte; erst zum Schluss des Prozesses ärgerte er sich, dass das Gericht intime Details wissen wolle, die nichts zu tun hätten mit der Kernfrage, ob die Frauen Prostituierte waren oder nicht. Seine Anwälte erklärten, allein die öffentliche Auslage dieser Details gleiche einer Bestrafung. Seine letzten Getreuen kritisierten, dass er an den medialen Pranger einer voyeuristischen Nation komme, nachdem DSK schon seine Mandate, sein Geld und seine Frau verloren habe. Schließlich hätten in Paris auch Staatspräsidenten ihre Machtposition für ein ähnlich frivoles Privatleben ausgenützt, ohne dass jemand etwas dabei gefunden habe. DSK überschritt aber mehr als andere die Grenze zwischen Libertinage und Prostitution. In einer SMS schrieb er einem Mitangeklagten: Willst du mit mir und mit Material nach Madrid kommen, um eine herrlich kokette Bar kennenzulernen? Zudem haben sich die Zeiten auch in Frankreich geändert. Am Prozess in Lille beteiligte sich auch ein Antiprostitutionsverein, der berichtete, dass einige dieser angeblichen Luxusdirnen aus zerrütteten Verhältnissen stammten und aus purer Geldnot handelten. Der Zufall wollte es, dass die französische Nationalversammlung am Freitag über ein Gesetz beriet, das die Prostituierten besser schützen – und dafür die Freier mit 1500 Euro büßen lassen – will. Die große Frage eines politischen Comebacks von DSK stellt sich fürs Erste nicht: Zu groß ist der Imageschaden aus all diesen Affären, auch wenn diese ohne jede Verurteilung geendet haben. Laut einer schon einige Monate alten Umfrage meinen immerhin vier Fünftel der Franzosen, Strauss-Kahn hätte sich im Élysée besser geschlagen als François Hollande, der die Präsidentschaft dank der Sofitel-Affäre in gewisser Weise geerbt hatte. Strauss-Kahn zeigte sich unlängst noch am Arm seiner neuen Gefährtin beim Tennisturnier in Roland-Garros. Der 66-Jährige wirkt gealtert, aber geistig fit – auch wenn er in einer undurchsichtigen Investmentaffäre unlängst seinen Geschäftspartner durch Suizid verloren hatte. Sollten Hollande und sein Premier Manuel Valls bis zu den nächsten Wahlen 2017 weiterhin eine schlecht Figur machen, werden die Pariser Medien den Namen Strauss-Kahn rasch wieder ins Spiel bringen, und sei es nur, um neue Schlagzeilen zu produzieren. Und dafür ist das Kürzel DSK weiterhin gut.
1Panorama
Die Reform brachte nicht nur Entlastung, sondern auch eine Fülle an Gesetzen und Regeln. Sie erhöhen den Aufwand und werden als "wirtschaftsfremd" kritisiert. Wien – Die Steuerreform mit neuen Einkommenstarifen und Entlastungen entfaltet konjunkturbelebende Wirkungen – aber sie hat auch Schattenseiten. Bei den Unternehmern ging der Schuss sozusagen nach hinten los. Viele Betriebsinhaber beklagen neben Verschlechterungen weitere Belastungen durch neue Auflagen und gesetzliche Bestimmungen. Mit 32 Prozent hält knapp ein Drittel der Befragten die Steuerreform schlicht für wirtschaftsfeindlich. Das geht aus einer Umfrage des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV) hervor. Am wenigsten schmeckt den Betrieben demnach die Erhöhung der Kapitalertragsteuer für Gewinnausschüttungen. Die KeSt.-Erhöhung betrifft Unternehmen aller Größenordnungen, besonders in die Pflicht genommen fühlen sich allerdings Kleinbetriebe (83 Prozent). Auf Platz zwei der unangenehmsten Nebenwirkungen der Steuerreform rangiert die Herabsetzung der Abschreibungsdauer für Betriebsräumlichkeiten. Von der Afa-Neuerung sehen sich rund zwei Drittel der Betriebe in Österreich betroffen. Hinzu kommen neue Berechnungsgrundlagen wie die Erhöhung des Grundanteils bei Gebäuden und die Verlängerung der Verteilungsfrist für Gebäudeinstandsetzungskosten. Allein in Hotellerie und Gastronomie verursachten die Afa-Änderungen rund 150 Millionen Euro an Zusatzbelastungen, beklagt die Branche unter Verweis auf einschlägige Berechnungen des auf Klein- und Mittelbetriebe (KMU) spezialisierten Instituts KMU Forschung Austria. Nicht als Stimmungsaufheller wirkt vor diesem Hintergrund die Mehrwertsteuererhöhung von zehn auf 13 Prozent im Gast- und Beherbergungsgewerbe. Ex aequo mit den Afa-Änderungen in der Liste der größten Ärgernisse der Steuerreform rangiert die Abschaffung des Bildungsfreibetrags. Sie wird von 67 Prozent der befragten Unternehmen kritisiert, sie trifft laut KSV die Erwerbstätigen großer Betriebe stärker als jene in Kleinbetrieben. Kompliziere Sauer stößt den Betrieben erwartungsgemäß auch die Änderung beim Sachbezug für privat genutzte Firmenwagen auf. Denn seit Jahresanfang ist die Berechnung komplizierter, der zu versteuernde Aufschlag hängt von den CO2-Emissionen des Firmenwagens ab. Er beträgt 1,5 Prozent (maximal 720 Euro) der Anschaffungskosten, sofern der Emissionsgrenzwert im Jahr der Anschaffung eingehalten wird. Wird der CO2-Emissions-Grenzwert im Jahr der Anschaffung jedoch überschritten, ist für die gesamte Dauer der Nutzung ein monatlicher Zuschlag von zwei Prozent (maximal 960 Euro) anzusetzen. Als Dauerbrenner unter den als wirtschaftsfeindlich kritisierten Regelungen gilt auch die Arbeitszeit. Mehr als die Hälfte der Befragten drängen auf Flexibilisierung, wobei Mittel- und Großbetriebe mit der aktuellen Gesetzeslage zurande kommen, also noch ausreichend Spielraum sehen. Kleinst- und Kleinbetriebe hingegen, die keine Betriebsvereinbarungen für Sonderregelungen schließen können, wünschen sich verstärkt neue Lösungen.
3Wirtschaft
Vatikan soll im September über Finanzskandal entscheiden. Berlin/Vatikanstadt – Das deutsche Bistum Limburg verlangt in der Finanzaffäre um den früheren Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst laut einem Bericht Schadenersatz in Millionenhöhe. Der vom Papst eingesetzte Administrator Manfred Grothe hat im Vatikan mehrfach die Forderung nach materieller Wiedergutmachung vorgebracht. Jetzt muss der Papst entscheiden, sagte Bistumssprecher Stephan Schnelle der Bild-Zeitung. Mit einer Entscheidung im Vatikan wird nach Angaben der Zeitung im September gerechnet. Insgesamt geht es Bild zufolge um 3,9 Millionen Euro, die das Bistum im Zusammenhang mit der Kostenexplosion beim Bau der Bischofsresidenz abschreiben musste. Ob Tebartz-van Elst für den Verlust alleine verantwortlich sei, solle ein kirchenrechtlicher Prozess klären. Die Kosten für das Bauprojekt beliefen sich am Ende auf mehr als 31 Millionen Euro. Eine kircheninterne Prüfung der Baukosten zeigte schwere Fehler auf. Ende März vergangenen Jahres hatte Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des bereits seit Oktober 2013 als Bischof suspendierten Tebartz-van Elst angenommen.
1Panorama
Beleidigungen auf Facebook oder Veröffentlichen peinlicher Fotos gelten nun als Straftatbestand. Wer im Internet Lügen über andere Personen auf Facebook verbreitet oder jemanden über WhatsApp beschimpft, dem drohen seit 1. Jänner 2016 harte Strafen. War Cybermobbing bislang nur zum Teil und über andere Paragrafen wie Anti-Stalking oder üble Nachrede strafrechtlich erfasst, gilt es in Österreich ab sofort als eigener Straftatbestand. Dafür wurde im Strafgesetzbuch der neue Paragraph 107c Fortgesetzte Belästigung im Wege einer Telekommunikation oder eines Computersystems geschaffen. Belangt werden kann nun wer im Wege einer Telekommunikation oder unter Verwendung eines Computersystems in einer Weise, die geeignet ist, eine Person in ihrer Lebensführung unzumutbar zu beeinträchtigen, eine längere Zeit hindurch fortgesetzt 1. eine Person für eine größere Zahl von Menschen wahrnehmbar an der Ehre verletzt oder 2. Tatsachen oder Bildaufnahmen des höchstpersönlichen Lebensbereiches einer Person ohne deren Zustimmung für eine größere Zahl von Menschen wahrnehmbar macht. Dabei gelten nicht nur verbale Beleidigungen als Mobbing. Die Initiative Safer Internet erklärt den neuen Tatbestand ausführlich auf ihrer Website. Auch das Veröffentlichen von peinlichen oder intimen Fotos auf Websites oder Blogs oder der Ausschluss aus WhatsApp-Gruppen oder Computerspiel-Teams kann als Cybermobbing gelten. Ein einmaliger verbaler Ausrutscher per SMS wird nicht geahndet. Passiert das absichtliche Beleidigen oder Belästigen im Internet bzw. per Handy aber über einen längeren Zeitraum hinweg, drohen nun Konsequenzen. Anders ist es beim Veröffentlichen von Nacktfotos ohne Zustimmung der abgebildeten Person. Hier reicht auch ein einziges Foto aus, das nach Aufforderung über einen längeren Zeitraum nicht gelöscht wird, für eine Anzeige. Dabei müssen die Inhalte von zehn oder mehr Personen gesehen werden. Bei einer Verurteilung drohen eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 720 Tagessätzen. Bei besonders drastischen Konsequenzen kann der Strafrahmen allerdings auch höher ausfallen. Sollte das Mobbing zum Suizid oder Suizidversuch der betroffenen Person führen, drohen dem Täter bis zu drei Jahre Haft. Da es sich beim Cybermobbing um ein Offizialdelikt handelt, muss es auch dann strafrechtlich verfolgt werden, auch wenn die betroffene Person selbst keine Anzeige machen will. Sollten Polizisten also beispielsweise im Rahmen einer Schulung von solchen Vorfällen hören, müssen sie Anzeige erstatten, erklärt man bei Safer Internet. Da Cybermobbing oft auch in der Schule vorkommt, können auch Eltern zum Handkuss kommen. Sind die Täter jünger als 14 Jahre können die Eltern schadenersatzpflichtig werden, sofern sie ihre Aufsichtspflicht verletzt haben. Die Experten raten Eltern nicht sofort jeden Streit unter Kindern oder Jugendlichen zur Anzeige zu bringen. Streitigkeiten unter Kindern und Jugendlichen entstehen oft rasch und lösen sich genauso schnell auch wieder auf. (Cyber-)Mobbing hingegen findet immer über einen längeren Zeitraum hinweg statt. Dennoch sei ein frühes Einschreiten ratsam, um zu verhindern, dass aus einem einzelnen Streit ein Mobbingfall wird. Weitere Tipps finden Eltern und betroffene auf der Website der Initiative. Justizminister Wolfgang Brandstetter will auf zusätzliche Aufklärung setzen. Zusammen mit Facebook könnte man Videos produzieren, die sich speziell an Jugendliche richten und über die Konsequenzen aufklären, sagte er dem Ö1 Morgenjournal. Auf europäischer Ebene hat der Europarat die No-Hate-Alliance geschaffen, die gegen Online-Hasspostings auftritt. Und auch im Kulturbereich will man sich stärker des Themas annehmen. Im Wiener Ronacher startet im Schuljahr 2016/2017 das Musical Das Netz. Komponist Christian Kolonovits hat es gemeinsam mit der Wiener Polizei geschrieben und richtet sich an Schüler zwischen zehn und 16 Jahre. Das Motto des Stücks lautet: Prävention durch Emotion.
0Web
Sabine Bendiek war zuvor General Manager bei EMC. Mit Sabine Bendiek (49) wird erstmals eine Frau an der Spitze von Microsoft Deutschland mit über 2.700 Mitarbeitern und mehr als 31.500 Partner-Unternehmen stehen. Bendiek war zuvor General Manager beim Speicher-Spezialisten EMC. Sie übernimmt ihre neue Aufgabe Anfang 2016, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Sie folgt dem Österreicher Alexander Stüger, der den Posten übernommen hatte, nachdem der bisherige Microsoft-Deutschland-Chef Christian Illek im Frühjahr zur Deutschen Telekom zurückgekehrt war. Als Area Vice President berichtet Bendiek direkt an Jean-Philippe Courtois, President Microsoft International. Vor EMC war sie auch bei McKinsey, Booz Allen und Siemens Nixdorf Information Systems beschäftigt.
0Web
Leise rieseln die Ausgaben für das kommende Fest. Die Geschichte einer Entfremdung zwischen Konsumenten und einer Branche. Seid doch nicht altmodisch: Senta Berger, Hannelore Elsner und Christiane Hörbiger tun es. Zumindest, wenn man der Werbebotschaft des deutschen Onlineriesen Zalando glaubt. Schick gewandet verkünden die drei Diven im feudalen Ambiente, dass Onlineshopping sie glücklich macht. Der Fernsehspot hat größere Bedeutung, als es auf den ersten Blick scheint. Zalando ist eine hocheffiziente Verkaufsmaschine. Noch während die Werbung läuft, wird exakt registriert, wie sich das Filmchen in den Hirnen der Konsumenten einnistet und was diese dann auf der Homepage tun. Die Deutschen stecken viel Geld in dieses Konzept. Der 2008 gegründete Konzern wächst rasant, ist in 15 Ländern Europas aktiv und zählt 9000 Beschäftigte. In Eferding geben es drei gestandene Modehändlerinnen billiger. Nicht nur, weil Eferding ein kleines Bezirksstädtchen in Oberösterreich ist. Barbara Wögerbauer, Ursula Domberger und Claudia Stadler haben keine Investoren hinter sich, die teure Werbung finanzieren. Gemeinsam mit den Stadtmarketing-Leuten blasen sie dennoch direkt zum Angriff und posieren für einen Spot im Regionalfernsehen selbst vor der Kamera. Das Setting erinnert in manchen Sequenzen verdammt an die Zalando-Kampagne. Gewollt, wie die Damen mit Humor und Kampfgeist in Regionalmedien bekunden. Ihre Botschaft: Kauft doch bei uns im Geschäft. Auch bei Rainer Trefelik in Wien stößt die Zalando-Werbung auf wenig Gegenliebe: Gefällt mir gar nicht, brummt der Spartenobmann des Wiener Handels. Es sind nicht die erstmals extra für den österreichischen Markt produzierten Plakate und Fernsehspots selbst, die ihm die Stirnfalten aufziehen: Was in Wien und Eferding für Aufsehen sorgt, ist nichts weniger als der Ausdruck einer Revolution, die jeden beschäftigt, der heute Handel betreibt. Schlagkräftige Onlineriesen drängen mit Macht in angestammte Reviere und naschen bei den Handelsumsätzen mehr oder weniger kräftig mit. Trefelik ist dabei als Chef von Popp & Kretschmer noch gut dran. Sein Haus vis-à-vis der Wiener Oper führt Roben und Accessoires in jener Preisklasse, die wohl gut zur Einkommenshöhe von Zalandos Promi-Testimonials passen würden. Entsprechender Service und Chichi inklusive. Gute Lage, guter Name, Luxus, Geschick und Tüchtigkeit: keine schlechten Voraussetzungen für gute Geschäfte. Doch Trefelik ist auch Vertreter von 12.000 stationären Geschäften. Nicht alle sind in solch einer glücklichen Lage. Die Konsumenten waren schon einmal besser gelaunt, außerdem geben sie ihr Geld schon lange auch für Reisen, Bildung und Gesundheit aus. Was die Handelsbetriebe sich aber überall wünschen, sind gute Geschäfte. Dazu müssten die Menschen allerdings kommen. Es nützt nichts zu sagen, so ein liebes Geschäft. Wenn niemand dort einkauft, ist es nicht mehr da, sagt Trefelik. Er kann auch viele gute Gründe in ihrem Namen aufzählen, warum sich der Besuch lohnt – etwa jetzt zu Weihnachten. Nicht nur, weil man Weihnachtssterne und Lametta wieder aus den Schachteln geholt und die Lichterketten montiert hat. Man habe etwas, was der Onlinehandel nicht bieten könne, ist Trefelik überzeugt: Charme und die bessere Beratung. Und die Menschen wollen Waren fühlen und angreifen. Dass Trefelik mit all dem recht hat, ist nicht so sicher: So manche Zahlen sprechen eine andere Sprache. Die österreichische Post wird heuer 80 Millionen Pakete ausliefern, um gut fünf Millionen mehr als 2014. Die Menschen kaufen also immer lieber online ein. Weiß die Branche nicht, was ihre Kunden – die doch im Branchenjargon die Könige sind – wollen? So ist es tatsächlich, sagt Gerrit Heinemann. Er ist Wissenschafter und hat davor lange selbst in verschiedenen Kaufhäusern führende Positionen bekleidet. Heinemann kennt die Branche in- und auswendig, erforscht er doch die Wünsche der Kunden und wie die Anbieter darauf reagieren (siehe Interview). Die Digitalisierung habe zu einer Entfremdung zwischen Kunden und Handel geführt, ist Heinemann überzeugt. So mancher würde heute seine Geschäfte führen wie in der Steinzeit. Und während Händler durchaus davon überzeugt sind, dass jetzt nicht falsch sein kann, was die letzten 40 Jahre gut war, sind die Kunden weiter. Viele Betriebe haben nicht einmal so einfache Dinge wie ein Warenwirtschaftssystem, geschweige denn einen Onlineshop. Aber ihre Kunden nutzen inzwischen das Smartphone, um einzukaufen. Am liebsten werden Bücher online gekauft, gefolgt von Elektronik. Derzeit ist jener Anteil, der im Inland via Internet erwirtschaftet wird, mit 4,4 Prozent gering. Zum Vergleich: In Großbritannien liegt er bei rund 15 Prozent. Geht es nach einer Studie von Berater McKinsey, könnte Österreich in zehn Jahren ebenfalls dieses Niveau erreichen. Noch wird die Hälfte des heimischen Onlinehandels von ausländischen Unternehmen bedient – allen voran Amazon. Allein der Branchenprimus schöpft laut deutschem ECC-Institut rund 40 Prozent des Gesamtumsatzes ab. Universal und Zalando folgen mit Respektabstand. Womit klar ist: Der Onlinehandel ist ein Match der Großen. Einer der Gründe dafür ist die Zögerlichkeit vieler Kleiner. Weil es mühsam ist, sagt Heinemann. Er ortet eine Mischung aus Ignoranz und Unwissenheit. In der heimischen Branche wird viel herumgerechnet, wie viel via Internet wirklich verdient wird – verknüpft mit der Frage, ob es sich denn auszahle, da wirklich zu investieren. Und während die Köpfe rauchen und die Rechenstifte gezückt werden, sind es unglücklicherweise die Konsumenten, die auf der Strecke bleiben. Noch nie sei die Lücke zwischen den Kundenerwartungen und dem, was der Handel bereit sei zu geben oder zunächst einmal zu sehen, so groß gewesen wie jetzt, sagt Heinemann. Mit anderen Worten: Man redet aneinander vorbei. Tatsächlich braucht man sich nur im Bekanntenkreis umzuhören. Jeder hat da Fragen, Klagen und Anmerkungen. Eine kleine Auswahl: Oft trifft man auf gequälte Mitarbeiter, die deutlich signalisieren, dass sie einen manweiß-schon-wohin wünschen. Je größer das Einkaufszentrum, desto höher die Chance, ewig und unberaten inmitten all der Waren herumzustehen. Oder man ersteht online den Flachbildschirm, den man gerne an der dafür vorgesehenen Warenausgabe abholen möchte, um dann dort festzustellen, dass man doch ins überfüllte Einkaufszentrum muss. Das alles klingt nach großen Shoppingflächen, die der moderne Mensch mehr oder weniger notgedrungen ansteuert, weil er seine Einkäufe gerne in Bausch und Bogen an einem Tag erledigt. Warum dann nicht zum kleinen Geschäft abseits der Massen, um das gesuchte Weihnachtsgeschenk in Ruhe zu erstehen? Ja, aber woher soll man wissen, was zu haben ist, wenn man mangels professionellen Internetauftritts nicht stöbern kann? Gerade, dass die Kunden oft einen Informationsvorsprung haben, wolle die Branche vor allem im stationären Bereich vielfach nicht wahrhaben, sagt Heinemann. Passt es in den Kram, kommen sie trotzdem ins Geschäft. Was wollen sie dann dort? Jemanden, der auch Wünsche erfüllt, die ein wenig vom Durchschnitt abweichen. Jemanden, der sagen kann, ob sich die Investition in das teurere Gerät lohnt. Für das Nullachtfünfzehn-T-Shirt, das man überall zu Schleuderpreisen bekommt, bezahlen er und sie nicht 20 Prozent mehr – nur, damit kleine Geschäfte nicht aussterben. Haben wir nicht, machen wir nicht, ist auch kein gutes Verkaufsargument. In endlosen Schlangen stehen, obwohl man seine Bluse ohnedies selbst gefunden und probiert hat, will man auch nicht. Die Kunst liege darin, das Beste aus allen Welten miteinander zu verbinden, sagt Heinemann. Es gebe viele Möglichkeiten zu punkten. Man müsse sich nur ein wenig in der Welt umsehen. In Großbritannien ist etwa gang und gäbe, vor Ort im Onlineshop einzukaufen und nach Hause oder in die nächstgelegene Filiale liefern zu lassen, wenn die Ware im Geschäft nicht lagernd ist. An der Kassa ist auch Selbstbedienung angesagt. Bei echtem Beratungsbedarf gibt es dafür Personal, das echt gut drauf ist. Kunden zahlen extra dafür. Cityhändler tun sich bei der Lieferung mit Fahrradboten zusammen und bringen den Anzug nach Hause. Manches davon ist komplizierter einzurichten, manches einfach. Alles kommt den Kunden zugute. So etwas kann nicht nur ein Amazon, sagt Heinemann. Warum das in unseren Breiten höchstens ansatzweise klappt? Viele Händler stecken den Kopf in den Sand. Dabei könnten das Match um die Kunden nicht nur die Riesen gewinnen. Nicht wenige Buchhändler sind online inzwischen so gut oder sogar besser als Amazon. Auch im dazugehörenden Geschäft ist alles bestens. Wer wirklich auf seine Kunden schaut, macht das nämlich überall. Einiges spricht dafür, dass da in vielen Branchen noch viel Luft nach oben ist. Zalando etwa schaffte es bei einer Umfrage des ECC-Instituts nach der Zufriedenheit mit dem Webshop nicht unter die Top Ten. Gekauft wird trotzdem. Das kann nur heißen, dass der Kunde sich noch gerne abholen lässt – auch vom Fachhändler, so dieser die Bedürfnisse erkennt. Und selbstverständlich muss man zeigen, was man kann – das Eferdinger Trio zeigt vor, wie das geht. Nestlé hat in Japan übrigens Roboter Pepper in den Verkauf geschickt. Der schaut bei blöden Arbeiten nicht einmal grantig drein. Der Kunde ist dort nicht König, sondern Gott. Ihre Vorstellung vom guten Umgang mit ihm beschreiben Japaner mit dem Wort Omotenashi – heißt in etwa: Kunden aus tiefstem Herzen und selbstlos glücklich machen. Während Pepper brav Dienst nach Vorschrift macht, ist für Omotenashi Zeit und Platz: Solche Fürsorge kommt wohl weltweit bei Kunden an. Und wenn es nur darum geht, ohne großes Gewese ein spezielles Radio von Mattersburg nach Wien zu schicken.
3Wirtschaft
Muttonen: Außenminister soll seine Vorschläge in EU-Außenministerrat einbringen. Wien – Die SPÖ will von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) mehr Taten sehen: Sich auf die Rolle als Besserwisser und Kommentator zu beschränken, löst keine Probleme, sagte die außenpolitische Sprecherin Christine Muttonen am Freitag laut Aussendung. Wenn Kurz medial nun täglich neue Vorschläge bringt, hat er diese sicher längst auch im EU-Außenministerrat eingebracht. Das wäre jedenfalls seine Aufgabe. Kurz habe als Außen- und Integrationsminister eigentlich genug zu tun, meinte Muttonen in Reaktion auf Äußerungen des ÖVP-Ministers zum Thema EU-Grenzschutz. Er sollte sich auf internationaler Ebene einbringen, rasch daran arbeiten, damit in Österreich mehr Mittel zur Krisenbekämpfung und Entwicklung zur Verfügung stehen und die dringend notwendigen Integrationsmaßnahmen wie Deutschkurse und Qualifizierungsprogramme in Österreich umsetzen, forderte sie. Kurz hatte gefordert, dass Europa die EU-Außengrenzen eigenständig schützen müsse und sich dabei nicht in die Abhängigkeit anderer begeben sollte. Er kritisierte den Deal zwischen der EU und der Türkei als scheinheilig und erachtet Grenzzäune als wirksam. Die Frage ist, will man es tun oder nicht, meinte Kurz.
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Jugendliche Flüchtlinge warteten vor Bahnhofstoilette auf Frau, "um Sex zu haben". Wien – Die drei afghanischen jugendlichen Flüchtlinge, die in der Nacht auf den 22. April am Praterstern eine 21-jährige Studentin vergewaltigt haben sollen, haben ihr Opfer gezielt vor der Toiletten-Anlage im Bahnhofsbereich abgepasst. Das geht aus der polizeilichen Einvernahme eines Verdächtigen hervor, der sich dabei geständig gezeigt hat. Der Jüngste des Trios – ein 16-Jähriger – gab nach seiner Festnahme an, sie hätten gewartet, bis ein Mädchen auf das WC geht, um mit diesem dann Sex zu haben. Als die junge Frau die Toilette aufsuchte, folgten ihr die Burschen, und der 16-Jährige öffnete mit einer Münze die Kabinentür. Die Studentin beschimpfte ihn, es gelang ihr auch, die Tür zunächst wieder zu verriegeln, worauf laut Protokoll der Älteste der Afghanen – ein 17-Jähriger – die Münze an sich nahm. Er machte damit wieder die Tür auf und übernahm den wörtlichen Angaben des 16-Jährigen zufolge das Kommando. Das Opfer wehrte sich heftig und trat auch nach den Tätern. Die 21-Jährige konnte sich zumindest mit einem der Täter auf Englisch verständigen. Wie sie in ihrer Zeugenbefragung erklärte, habe sie diesen angebettelt, dass er aufhören soll, worauf ihr dieser antwortete, sie solle sich nicht wehren, dann wird alles gut sein und schnell vorbei sein. Weil sie das nicht tat, habe man ihren Kopf ganz hefig und mehrmals sehr wuchtig auf die Kloschüssel geschlagen, gab die Studentin in ihrer polizeilichen Einvernahme zu Protokoll. Die Verdächtigen befinden sich vorerst bis 9. Mai in U-Haft. Dann findet die nächste Haftprüfung statt. Verteidiger Martin Mahrer hat unterdessen die anwaltliche Vertretung eines der beiden 16-Jährigen übernommen. Wie von der APA in Erfahrung zu bringen war, wurden mittlerweile alle drei von der Justizanstalt Wien-Justizanstalt in andere Justizanstalten verlegt.
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Opposition wirft Regierung in Rom Interessenskonflikte vor. Rom – Gleich zwei Misstrauensabstimmungen hat der italienische Premier Matteo Renzi am Dienstagabend im Senat überstanden. Die Misstrauensanträge waren von Oppositionsparteien nach dem Rücktritt der Industrieministerin Federica Guidi wegen des Vorwurfs der Interessenskonflikten vor drei Wochen eingereicht worden. Vorgelegt wurden die Misstrauensanträge von der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung, sowie von der rechtskonservativen Forza Italia um Ex-Premier Silvio Berlusconi gemeinsam mit der ausländerfeindlichen Lega Nord. Damit hofften die Oppositionskräfte, den Rücktritt von Premier Renzi zu bewirken. Renzi verfügt im Senat jedoch über eine solide Mehrheit. Die Oppositionsparteien werfen Premier Renzi Verstrickungen in einflussreiche Wirtschaftslobbys vor. Die oppositionellen Senatoren beziehen sich dabei auf eine laufende Untersuchung der Staatsanwaltschaft der Stadt Potenza zu Ölfeldern in der süditalienischen Region Basilikata, die zum Rücktritt der Industrieministerin geführt hatte. Die Ministerin, gegen die keine Justizermittlungen laufen, soll ihren Lebensgefährten über eine damals noch nicht bekannt gemachte Gesetzesänderung informiert haben, von der der sizilianische Unternehmer geschäftlich zu profitieren hoffte. Der Unternehmer, Gianluca Gemelli, ist eine Schlüsselfigur in der Untersuchung, die zur Festnahme von 37 Personen, darunter mehreren Mitarbeitern des Ölkonzerns ENI, geführt hatte. Ursprünglich ging es in der Untersuchung um illegale Giftmüllentsorgung in der Ölindustrie in Basilikata.
2International
Bundespräsident: Alles sollten sich "gemeinsam bemühen". Wien – Bundespräsident Heinz Fischer ortet beim Thema Asyl generell zu wenig Solidarität. Es ist zu wenig Solidarität vorhanden, und es soll nicht einer auf den anderen mit dem Finger zeigen, sondern es sollen sich alle gemeinsam bemühen, sagte der Präsident am Mittwochabend gegenüber der ORF-Zeit im Bild. Das ist kein parteipolitisches Thema. Ich verurteile es scharf, wenn versucht wird, daraus parteipolitisches Kapital in irgendeiner Weise zu schlagen, weil das geschieht ja letztlich auf dem Rücken von Flüchtlingen und Flüchtlingskindern und Flüchtlingsfamilien, sagte Fischer. Sowohl Europa als auch Österreich seien in dieser Frage gefordert.
1Panorama
Im seit Jahren schwelenden Kollektivvertragsstreit fordern die Beschäftigten Regelungen, wie sie im deutschen Handel üblich sind. Berlin/Seattle – Im Endspurt des Weihnachtsgeschäfts will die deutsche Gewerkschaft Verdi mit erneuten Streiks den Druck auf den US-Internethändler Amazon erhöhen. Mitarbeiter in sechs der insgesamt neun Verteilzentren in Deutschland beteiligten sich an dem Ausstand, wie die Gewerkschaft heute, Montag, mitteilte. In vier der Zentren soll bis zum 24. Dezember gestreikt werden, in den beiden anderen Zentren etwas kürzer. Amazon erklärte, dass die Auslieferungen nicht beeinträchtigt würden. Es gibt überhaupt keine Auswirkungen auf unsere Lieferungszusagen für die Kunden, sagte eine Sprecherin des US-amerikanischen Konzerns. Der Großteil des Personals würde arbeiten. Zudem nutze Amazon ein Netzwerk von 29 Verteilzentren in ganz Europa. Der Kollektivvertragskonflikt dauert bereits seit Mai 2013. Verdi fordert für die Mitarbeiter in den deutschen Amazon-Versandzentren tarifliche Regelungen, wie sie im Einzel- und Versandhandel üblich sind. Amazon nimmt indes Vereinbarungen der Logistikbranche als Maßstab, in der weniger bezahlt wird. Deutschland ist für Amazon nach den USA der zweitgrößte Markt mit 10.000 Angestellten in den Warenlagern und mehr als 10.000 Saisonarbeitern. Die Gewerkschaft rechnet bei der neuen Streikrunde mit einer Beteiligung in der Größenordnung der vergangenen Runde, als Hunderte Mitarbeiter in verschiedenen Zentren die Arbeit niederlegten.
3Wirtschaft
portdirekor Müller: "Eine Frage des Kopfes" – Grödig-Coach Schöttel hegt vor Duell mit Ex-Club "keine großen Gefühle". Wien – Für Tabellenführer Rapid gilt es am Samstag in der Fußball-Bundesliga die Pflichtaufgabe SV Grödig zu erfüllen. Zwischen den Duellen um die Champions League mit Schachtar Donezk plant Rapid-Trainer Zoran Barisic einigen Stammkräften eine Pause zu gönnen. Die Salzburger hoffen hingegen auf grün-weiße Konzentrationsschwächen und wollen Sorglosigkeiten im Defensivbereich abstellen. Größer könnte der Unterschied kaum sein. Drei Tage nach dem 0:1 gegen die Champions-League-erprobte Truppe aus Donezk empfangen die Wiener mit dem von Rapid-Ikone Peter Schöttel gecoachten SV Grödig den – zumindest an Anhängern gemessen – kleinsten Oberhausklub des Landes. Während Rapid-Sportdirektor Andreas Müller auch deshalb von einer Frage des Kopfes sprach, erwartet Barisic einen couragierten Auftritt seiner Elf. Wir haben Leistung zu bringen für Rapid, egal in welchem Spiel. Ich will unbedingten Siegeswillen sehen, erklärte Barisic. Neben dem Charaktertest steht gleichzeitig eine Chance für die Spieler an. Weniger für die Europacup-Fighter, denn für einige Ergänzungsspieler. Es ist möglich, dass einige zuschauen werden, meinte Barisic ohne weiter ins Detail zu gehen. Die in der Sommerpause aus Grödig gekommenen Philipp Huspek und Stefan Nutz dürften gegen ihren Ex-Club – Es hat sich so dort so gut wie alles verändert (Huspek) – aber ebenso zu Einsatzminuten kommen wie der nach seinem Brutalo-Foul gegen Ajax Amsterdam international gesperrte Stefan Schwab. Den Spagat zwischen Rotation und dem Wahren des Spielflusses will Rapid abermals erfolgreich bewältigen. Dies klappte zwischen den Spielen gegen Ajax Amsterdam mit einem 2:1-Auswärtssieg bei Meister Red Bull Salzburg nach Wunsch, gegen den WAC (2:1) bemerkte Müller aber doch große Probleme in der ersten Halbzeit. Ich gehe davon aus, dass sich die Mannschaft daran erinnert, sagte Müller. Gegen die Salzburger geht es neben der Verteidigung der Tabellenführung auch um die Fortsetzung einer Serie: Saisonübergreifend ist Rapid seit 17 Bundesligaspielen ungeschlagen. Barisic langjähriger Mitspieler und Trainerkollege Schöttel bestreitet sein erstes Gastspiel bei Rapid seit seiner dortigen Beurlaubung am 17. April 2013. Nach einer über zweijährigen Pause und einem Engagement als TV-Experte ging es für den Hütteldorfer Rekordspieler nach Grödig. Eine gefühlsbetonte Rückkehr wird es nicht geben. In erster Linie wird es eine schwierige Aufgabe für uns als SV Grödig. Ansonsten habe ich nicht die ganz großen Gefühle. Es ist ja gar nicht selten, dass man in der Meisterschaft gegen Rapid spielt, erklärte Schöttel. Gerade jetzt, zwischen Rapids Hin- und Rückspiel im CL-Play-off hofft der 48-Jährige auf mögliche Konzentrationsschwächen des Gegners. Es ist auch schwierig, wenn es um die Champions League geht und man noch dazu alle Chancen hat, dazwischen gegen Grödig zu spielen, sagte Schöttel. Seinem Ex-Club attestierte er, sich beim 0:1 gegen die Ukrainer sehr gut verkauft zu haben. Auch wenn ich Donezk wesentlich stärker eingeschätzt hätte, Rapid hat das richtig gespielt und leidenschaftlich dagegengehalten. Grödig ist bei den 2015 im Happel-Stadion in der Bundesliga noch ungeschlagenen Rapidlern krasser Außenseiter. Im Happel-Stadion sind die Salzburger überhaupt noch punkt- und torlos. Wir spielen gegen die derzeit beste Mannschaft Österreichs. Aber wir wollen unangenehm und lästig sein und natürlich etwas mitnehmen, erklärte Schöttel. Im bisherigen Saisonverlauf ging Grödig in vier von fünf Partien in Führung, die schlussendliche Punkteausbeute fiel mit fünf Zählern aber mager aus. Schöttel forderte daher mehr Ernsthaftigkeit in der Defensive. Wir verhalten uns nach einer Führung einfach zu leichtsinnig. Wir müssen lernen, eine Führung mit allem was wir haben zu verteidigen, sagte der Ex-Nationalverteidiger. Es gelte die Sorglosigkeit im Defensivbereich abzustellen: Denn sonst werden wir von Rapid erdrückt. Im Zuge des Spiels kommt es zu einem Tag der Abonnenten. Jeder Rapid-Abonnent kann zwei Freunde gratis mit ins Stadion nehmen. Bis Freitagmittag waren 15.000 Karten verkauft. Den momentanen Rapid-Erfolgslauf führt Kenner Schöttel auf mehrere Punkte zurück: Die Realisierung des jahrelang versprochenen Stadionprojekts sei der erste Faktor. Zudem ist es gelungen, dass alle wieder an einem Strang ziehen, das Umfeld für sportlich gute Leistungen ist wieder gegeben, meinte Schöttel, und ergänzte: Man hat ein außerordentlich gutes Händchen bei den Transfers gehabt, sie haben alle durchwegs eingeschlagen. Zuletzt korreliere die momentane Vormachtstellung in der Bundesliga auch mit der Schwäche des Dauerrivalen aus Salzburg. Rapid ist jetzt genau im richtigen Moment in Topverfassung. Zu einer Zeit, in der es scheint, dass sich der Fokus bei Red Bull endgültig nach Leipzig verschoben hat, erklärte Schöttel. (APA, 21.8.2015) SK Rapid Wien – SV Grödig (Samstag, 16.00 Uhr, Wien, Ernst Happel Stadion, SR Heiß). Saisonergebnisse 2014/15: 2:0 (h), 1:3 (a), 4:0 (h), 2:0 (a). Rapid: Novota – Pavelic, Sonnleitner, Dibon, Auer – Schwab, Petsos – Huspek, Alar, Schobesberger – Prosenik Ersatz: Strebinger – M. Hofmann, Schimpelsberger, Schaub, Nutz, Grahovac, S. Hofmann, Beric Es fehlen: Stangl (Muskelfaserriss), Schrammel, Kuen (beide Kreuzbandriss) Grödig: Schlager – Itter, Maak, Pichler, Strobl – Brauer, Rasner – Venuto, Kerschbaum, Schütz – R. Wallner Ersatz: Swete – Denner, Djuric, Völkl, Goiginger, Gschweidl, B. Sulimani Es fehlen: Strauss (gesperrt), Baumgartner (Kreuzbandriss)
4Sport
FPÖ kritisiert Ausgaben für Web-Auftritte und fordert Nutzung von Synergieeffekten. Wien – Die Kosten für die Ministeriums-Websites unterscheiden sich erheblich. Sowohl bei der Erstellung als auch bei der Betreuung gibt es enorme Schwankungen, ergaben die Beantwortungen einer Serie von parlamentarischen Anfragen der FPÖ. Der freiheitliche Abgeordnete Hermann Brückl forderte am Donnerstag gegenüber der APA, vermehrt Synergieeffekte zu nutzen. Mehr als 4 Millionen Euro sind von den Ressorts in den vergangenen Jahren für Web-Auftritte ausgegeben worden. Obwohl alle Ministerien Disziplin bei der Beantwortung der Anfragen an den Tag gelegt haben, ist ein direkter Vergleich sehr schwierig. So sticht das Landwirtschaftsministerium laut FPÖ mit rund 2,5 Millionen an Kosten für seine Website in den vergangenen drei Jahren zwar deutlich heraus. Rund 14.500 Euro hat hingegen das Verteidigungsministerium laut eigenen Angaben im selben Zeitraum für den Web-Auftritt ausgegeben. Keine einheitliche Handhabung Unterschiedliche Handhabung gibt es auch bei den Aufträgen für die Website-Wartung: Während viele Ressorts externe Firmen für Erstellung und Wartung heranzogen haben, erstellte etwa das Innenministerium seinen Auftritt vollständig intern, wie aus der Anfragebeantwortung hervorgeht. Zusätzliche Kosten fallen in mehreren Ministerien auch für diverse Service-Websites an. So betreut das Landwirtschaftsministerium als Spitzenreiter auch den Web-Auftritt des Familienministeriums sowie zahlreiche Service-Websites und etwa Statistik-Tools. Grund zur Kritik findet die FPÖ dennoch. Die externen Kosten für die Webauftritte der Ministerien müssen dringend gesenkt werden, fordert der Abgeordnete Brückl. Gerade angesichts eines Rekord-Defizits müsse die Regierung alle Sparmöglichkeiten nutzen, denn: Es ist nicht zielführend, wenn jedes Ministerium sein eigenes Süppchen kocht.
5Inland
Östereich siegte in Podgorica zuerst gegen 12, dann gegen zehn Mann. Die Siegermentalität beeindruckte, nach schwacher erster Halbzeit zeigte sich die neue spielerische Qualität. Podgorica – Österreichs Fußball-Teamspieler bleiben auch nach dem 3:2-Auswärtssieg in der EM-Qualifikation gegen Montenegro weiter euphorisiert. Dass man sich nach einer durchwachsenen Leistung in der ersten Hälfte deutlich steigerte und noch einen Erfolg einfuhr, sei ein weiterer Beweis für die Qualität der Mannschaft, lautete der Tenor nach der Partie in Podgorica. Kapitän Christian Fuchs etwa hatte trotz zweimaligen Rückstands nie Zweifel daran, die drei Punkte einzufahren. Auch nach dem 1:2 hat es sich so angefühlt, dass wir noch gewinnen, da kann kommen, was will, erklärt der Linksverteidiger. Fest steht jedenfalls eines: Eine durchschnittliche Leistung einer guten europäischen Mannschaft reicht mittlerweile nicht mehr, um Österreich zu schlagen. Auch weil man sich mit taktischen Fehlern nicht mehr selbst schlägt, konditionell Topniveau erreicht hat. Und weil man sich von Montenegro nicht provozieren ließ. Hans Krankl, schau her Das Selbstvertrauen innerhalb der ÖFB-Auswahl ist mittlerweile so groß, dass selbst unglückliche Gegentore und falsche Schiedsrichter-Entscheidungen ein Spiel nicht mehr kippen. Das erste Tor war ein klares Hands, kritisierte Fuchs und ärgerte sich auch über das zweite Tor der Gastgeber, bei dem der im Abseits stehende Mirko Vucinic Goalie Robert Almer wohl etwas die Sicht nahm. All dies änderte aber nichts daran, dass die Österreicher noch die Wende schafften und damit nach neun EM-Qualifikations-Partien bei acht Siegen und einem Unentschieden halten – von allen europäischen Auswahlen ist nur England mit neun Erfolgen besser. Der italienische Schiedsrichter Daniele Orsato fiel mit einigen interessanten Entscheidungen auf. Dazu zählte wohl auch das aberkannte Tor von Zlatko Junuzovic. Darüber habe ich mich sehr geärgert. Das darf einem Schiedsrichter auf diesem Niveau nicht passieren, meint der Werder-Bremen-Legionär. Keine Suderei mehr Für den quirligen Martin Harnik war der erste Montenegro-Treffer möglicherweise doch regulär. Ich tu mir schwer, Schiedsrichter zu kritisieren, sie haben einen schweren Job. Es waren definitiv unglückliche Entscheidungen dabei, die hätten wir früher vielleicht noch als Ausreden verwendet. Die Schwächephase vor der Pause begründete der Stuttgart-Legionär nicht mit der bereits realisierten EM-Teilnahme. Das hatte nichts damit zu tun, beteuert Harnik und führte die Mängel eher auf die glitschigen Bodenverhältnisse zurück. Wir waren unglücklich, aber nicht unverdient in Rückstand, hatten unglaublich viele Fehler im Spielaufbau, aber dann hat man unsere Gewinnermentalität gesehen. Zwei Rückstände noch zu drehen, hat imponiert. Das ist ein klares Zeichen, dass wir eine komplettere Mannschaft sind, als wir es je waren, sagte Harnik. Unglaubliche Bilanz Zum Bilanzlesen empfiehlt sich die Wolfgang Ambrossche Hintergrund-Musik Zwickts mi. Es war der siebente Auswärtssieg en suite, der achten Pflichtspiel-Sieg in Folge und das zehnte Bewerbsmatch nacheinander ohne Niederlage. Außerdem wurde in den jüngsten 18 Länderspielen immer zumindest ein Tor erzielt. Allerdings gerieten diese Serien gegen die Montenegriner in Gefahr – vor allem deshalb, weil David Alaba und Co. in der ersten Hälfte keine berauschende Leistung boten. Da haben wir schlecht gespielt, hatten viele Abspiel- und Flüchtigkeitsfehler und haben defensiv und offensiv schlecht gearbeitet, erklärte Teamchef Marcel Koller. In der Pause fand der Schweizer dann offensichtlich die richtigen Worte. Ich habe die Spieler gefragt, ob sie so weiterspielen wollen. Ob es einen Grund gibt, warum wir auf einmal etwas anderes spielen als in der bisherigen Quali. Belgien muss nicht sein Koller verzichtete bei seiner Kabinenpredigt darauf, allzu sehr auf den Putz zu hauen. Ich hätte laut werden oder den einen oder anderen zurechtweisen können. Aber ich bin ruhig und bestimmt geblieben, weil ich wusste, dass wir zwar nicht gut gespielt haben, aber auch nicht völlig von der Rolle waren. Das Team ist stark weil es einen starken Trainer hat. Und wenn das in Zukunft auch so bleiben soll (mit Hinblick auf die nächste WM), dann wird es wohl ohne ein Millionen-Offert für den Schweizer nicht gehen. Das muss dieser Mann dem österreichischen Fußball aber wert sein. Als Lohn für den großen Siegeswillen wird das ÖFB-Team bei der EM-Gruppenauslosung aus Topf zwei gezogen, sofern es im Heimspiel am Montag gegen Liechtenstein zu einem Sieg reicht. Nach derzeitigem Stand ist dadurch etwa Belgien als Gruppengegner ausgeschlossen.
4Sport
VW räumt auch bei CO2-Werten und beim Verbrauch falsche Angaben ein. 98.000 Benziner sind betroffen. Den Steuerschaden soll der Konzern zahlen. Sigmar Gabriel, SPD-Chef, Wirtschaftsminister und Vizekanzler in Deutschland, gilt in Berlin eher als Sonnyboy denn als Griesgram. Und so schaffte er es am Mittwoch, der neuen Dimension des VW-Skandals noch eine positive Seite abzugewinnen: Das ist ein Beweis dafür, dass sie es ernst nehmen. Gabriel bezog sich damit auf die VW-Hiobsbotschaft, die am Abend zuvor bekannt geworden war. Bei Europas größtem Autokonzern gibt es auch beim Kohlendioxid-Ausstoß Unregelmäßigkeiten, die tatsächlichen Werte liegen höher als angegeben. Rund 800.000 Fahrzeuge könnten davon betroffen sein – Dieselfahrzeuge und erstmals auch 98.000 Benziner, deren Spritverbrauch höher liegt, als die Kfz-Halter bisher angenommen haben. Diesmal kamen die schlechten Nachrichten nicht aus den USA. Dort hatte die Umweltbehörde EPA ja im September Alarm geschlagen und aufgedeckt, dass VW bei Abgastests mit Softwarehilfe die Ergebnisse für Dieselmotoren manipuliert hatte. Eines Außenstehenden bedurfte es diesmal nicht, die Tricksereien beim CO2-Ausstoß hat VW selbst eingeräumt. Betroffen sind nach Konzernangaben Autos der Typen Polo, Golf und Passat, und zwar auch Fahrzeuge mit Blue-Motion-Technologie, die VW als besonders verbrauchs- und emissionsarm bewirbt. Bei der VW-Tochter Audi handelt es sich um A1- und A3-Modelle, bei Škoda um den Octavia und bei Seat um den Leon und den Ibiza. Auf die Unregelmäßigkeiten ist man in Wolfsburg bei internen Überprüfungen gestoßen – woraus Vizekanzler Gabriel eben schlussfolgert, dass man es dort mit der Aufklärung sehr ernst nimmt. Die Politik ist alarmiert. Sie bangt nicht nur um ein Wirtschaftsflaggschiff, dessen Aktienkurs erneut massiv – zeitweise um elf Prozent – einbrach, sondern auch um die Zulieferindustrie und die Marke Made in Germany. VW hatte für die Aufarbeitung des Skandals um Abgasmanipulationen bereits 6,5 Milliarden Euro rückgestellt. Jetzt kommen zwei Milliarden Euro dazu. Die Strafe folgt auf den Fuß: Die US-Ratingagentur Moodys hat VW für langfristige Verbindlichkeiten von A2 auf A3 herabgestuft und droht mit einer weiteren Senkung der Bonitätsnote. Es könnte auch bei der Steuer teuer werden. In Deutschland hängt die Höhe der Kfz-Steuer für Pkws mit Erstzulassungsdatum ab 1. Juli 2009 auch am CO2-Ausstoß. Durch die Manipulationen dürften Kfz-Steuern für Autos aus dem VW-Konzern zu niedrig angesetzt worden sein. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) warnte das VW-Management am Mittwoch und erklärte, er sehe VW in der Pflicht. Von den 800.000 Kfz seien rund 200.000 in Deutschland auf der Straße. Etwaige Mehrkosten, die jetzt bei der Kfz-Steuer aufkommen könnten, dürften nicht auf die Autokäufer abgewälzt werden. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verlangt vollständige Aufklärung. Man muss erwarten, dass Aussagen, die Verbrauchern gemacht werden, auch eingehalten werden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Man erwartet in Berlin, dass die Strukturen bei VW so verändert werden, dass derartige Vorfälle nicht mehr passieren können. Für Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach ist es kaum vorstellbar, dass nur einfache Angestellte und Softwareprogrammierer von den Manipulationen gewusst haben. In den USA muss VW zudem 91.800 Fahrzeuge wegen Problemen an der Nockenwelle zurückrufen. Betroffen sind unter anderem Benziner vom Typ Jetta, Passat, Beetle und Golf der Modelljahre 2015 und 2016. Und Audi stoppte den Verkauf weiterer Dieselautos in den USA: Es handelt sich um Fahrzeuge der Reihen A8, A7, A6, Q7 und Q5 – alle mit dem von der US-Umweltbehörde angezweifelten Drei-Liter-TDI-Motor. (Birgit Baumann aus Berlin, 4.11.2015)
3Wirtschaft
Exkanzler Wolfgang Schüssel wurde seinem medialen Beinamen "Schweigekanzler" im U-Ausschuss nicht gerecht. Tilo Berlin hat auch noch als Vorstandschef der Hypo Geld in die Bank gesteckt. Er empfahl der Republik, sich Geld von den Bayern zurückzuholen.. Wien – Eines einte die beiden Auskunftspersonen, die am Mittwoch vor dem parlamentarischen Hypo-U-Ausschuss ausgesagt haben. Exkanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) und Exbankchef und Investor Tilo Berlin schlängelten sich bei ihrer Ankunft an den vielen, vielen vor dem Budgetsaal wartenden Medienvertretern vorbei. Während Schüssel im Ausschusslokal selbst nolens volens ein Blitzlichtgewitter über sich ergehen ließ, lehnte Berlin die Ablichtung ab: Es gibt genug Fotos von mir. Exkanzler Schüssel hatte sich zuvor selbstsicher wie immer gezeigt. Manchmal ein wenig genervt (Für Sie Herr Doktor Schüssel, schulte er Team-Stronach-Mandatar Robert Lugar um), manchmal staatstragend (Hören Sie, ich war 2006 EU-Präsident. Ich weiß gar nicht, wo ich da genau herumgekurvt bin in der Weltgeschichte), manchmal aber auch auf dünnem Eis unterwegs. So beim Thema Einstieg der BayernLB in die damalige Kärntner Landesbank. Anlässlich der Frage Lugars, warum Schüssel 2006 bei der wankenden Bawag medienwirksam ein Sparbuch eröffnete, aber nicht bei der Hypo, kam der Exkanzler auf die Bayern zu reden. Die hätten damals schon großes Interesse gezeigt, die Hypo zu kaufen. In den folgenden Stunden kamen die Abgeordneten immer wieder auf dieses Thema zurück. Denn tatsächlich sind die Bayern erst Mitte 2007 mehrheitlich in die Hypo eingestiegen; die (hochgeheimen) Verhandlungen mit den Kärntnern sollen frühestens ab Anfang 2007 geführt worden sein, wird allseits beteuert. Von Bedeutung ist das vor allem auch wegen des Einstiegs der Investorengruppe Tilo Berlin ab Dezember 2006. Auch ihre Proponenten beteuern, vom Einstieg der Bayern, bei dem sie einen riesigen Schnitt machten, vorerst nicht gewusst zu haben. Immer wieder also wurde Schüssel nach Details für seine Information gefragt, immer weniger sagte er dazu. Alle möglichen Bayern, die immer wieder vorbeigekommen sind hätten ihr Interesse deponiert. Wer genau? Daran könne er sich nicht mehr erinnern. Der Exkanzler selbst hat sich mit dem Thema Hypo in seiner Ära offenbar nicht intensiv auseinandergesetzt. Er habe zwar 2006 beim (mittlerweile berühmten) Spaziergang mit den damaligen FMA-Chefs Heinrich Traumüller und Kurt Pribil mit selbigen auch über die Hypo geredet – dass die davon sprachen, dass die Hypo wie ein Sportflugzeug ohne Radar im Nebel unterwegs war, bestätigte er aber nicht. Die FMA-Chefs hätten gemeint, sie hätten alles unter Kontrolle – und sie haben mit dem Absetzungsverfahren gegen den Bankvorstand auch richtig reagiert, meinte Schüssel. Der im übrigen nicht müde wurde, die Aufsicht, die in seiner und Karl-Heinz Grassers Ära reformiert wurde, zu verteidigen. Nicht, dass sie heiligzusprechen ist, da sind schon Fehler passiert, aber man könne sie nicht so hinstellen, als sei sie zum Krenreiben. Für ihn stünden in erster Linie immer die Wirtschaftsprüfer und der Aufsichtsrat in der Verantwortung. Tilo Berlin kam mit seinem Bruder, Anwalt Malte Berlin, ins Parlament. Er zeigte sich auskunftsfreudig, sofern vom Geschäfts- oder Bankgeheimnis entbunden, oder er sich wegen eines laufenden Finanzstrafverfahrens der Aussage entschlug. Das war der Fall, als Neos-Mandatar Rainer Hable Berlin vorhielt, dass den 70 Investoren der dritten Tranche (da war der Bayern-Einstieg schon bekannt) ein Geschenk gemacht wurde. Hable ließ es nicht dabei bewenden – und landete einen Treffer. Erst meinte Berlin, er selbst oder eine seiner Firmen sei bei dem Investment nicht mehr dabei gewesen. Nach Vorlage eines Aktes korrigierte er sich:_2,5 Mio. Euro habe eine Firma, an der er beteiligt war, in Genussscheine gesteckt. Laut Hable war der Vermögensverwalter gar mit 18 Mio. Euro in der dritten Tranche investiert, was Berlin bestritt. Dann ging der frühere Hypo-Chef in die Offensive. Er selbst sei bei dem Investment betrogen worden, weil die Hypo-Bilanzen falsch gewesen seien. Und:_Die Bayern hätten sich das erste Staatsgeld Ende 2008 erschlichen, damals sei der Rückzug aus der Hypo längst festgestanden. Anzeigen zu diesem Vorfall und betreffend die Verstaatlichung der Kärntner Bank ein Jahr später bei der Staatsanwaltschaft hätten aber kaum Folgen gezeitigt. Letzterer Sachverhalt sei mangels Anfangsverdachts gleich in den Müll gewandert. Berlins Tipp an die Regierung:_Die 900 Millionen Euro Partizipationskapital müsste man von den Bayern zurückfordern. Fehler bei sich vermag der Finanzmann hingegen nicht zu entdecken.
3Wirtschaft
Siegfried Nagl ist gegen Anzeigen und kritisiert Neuerungen im Suchtmittelgesetz als "bürokratischen Mehraufwand ohne Nutzen". Graz – Uns rufen täglich Leute an und fragen, ob das jetzt verboten oder erlaubt ist, sagt der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Seit Jahren werde in den Grazer Parks immer öfter offen mit Cannabis und Marihuana gehandelt – für Beobachter wie Eltern, die mit ihren Kindern am Spielplatz sind, praktisch ohne Konsequenzen. Zuletzt habe ein Dealer sogar am helllichten Tag im Stadtpark seine Waage ausgepackt, als ob er am Bauernmarkt auf dem Kaiser-Josef-Platz wäre. Der Unmut Nagls richtet sich nicht gegen die Polizei, die in Person von Kripooberst Werner Jud bei der Pressekonferenz an Nagls Seite war, sondern gegen den Gesetzgeber. Am 1. September tritt nämlich das neue Suchmittelgesetz als Teil einer größeren Strafrechtsnovelle in Kraft. Künftig sollen beim Aufgreifen von Dealern und Konsumenten die Kommunen direkt über gesundheitsbezogene Maßnahmen entscheiden. Nicht wie bisher über das Einschalten der Staatsanwaltschaft. Hier befürchte Nagl für die Kommunen mehr bürokratischen Aufwand, ohne, dass sich etwas verbessert. Zudem seien viele Fragen ungeklärt: etwa welche Befugnisse die Gesundheitsämter genau haben werden. Oder wer für die Vernichtung der sichergestellten Suchtmittel künftig zuständig sein wird, wie Werner Jud ergänzte. 2014 stellte die Polizei 80 Kilogramm in der Stadt sicher, heuer schon 40. Heroin sei dagegen – anders als vor mehr als zehn Jahren– kein Thema mehr. In Graz gab es 2014 von insgesamt 872 Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz 714 wegen Cannabis. Davon wurden 236 an das Gesundheitsamt weitergeleitet, was zu 126 Gutachten führte. 110 Personen erschienen nämlich einfach nicht. Nagl fordert, dass Weitergabe und Besitz von Cannabis und Marihuana unter Volljährigen künftig ausschließlich mit einer Verwaltungsstrafe zu ahnden sei. Ungefähr 100 Euro, das tut dem Dealer weh, so Nagl, und ein bisschen Geld käme auch herein. Es könne nicht sein, dass ein unter 16-Jähriger beim Zigarettenrauchen abgestraft würde und bei Cannabis nicht. Stellungnahme konnte man vor der Gesetzesänderung nicht abgeben, ärgert sich der Stadtchef: Die Bundesebene ist oft so weit weg von dem, was die Menschen bewegt, dass es einen manchmal erschreckt. Abgeordneten, auch jenen der ÖVP, rät er, eine Woche bei der Polizei oder dem Gesundheitsamt Dienst zu machen. Eine Freigabe von Cannabis und Marihuana kommt für Nagl aber nicht infrage. Dabei gibt ihm der Arzt Klaus Gstirner Schützenhilfe, der mit suchtkranken Häftlingen arbeitet: Ich wundere mich, dass wir Anti-Rauch-Kampagnen machen, aber Cannabis so verharmlosen. Kritik zu Nagls Vorschlag kam von der grünen Gesundheitsstadträtin Lisa Rücker, die zwar einräumte: Die ÖVP denkt nach, wie der Umgang mit Cannabis aus behördlicher Sicht unverkrampfter und ressourcenorientierter erfolgen könnte, das ist gut. Das Aber folgte jedoch postwendend, denn Rücker ist überzeugt: Allein die Vermutung, durch eine Verwaltungsstrafe würde sich am Schwarzmarkt etwas ändern, halte ich jedoch für realitätsfremd. Sie plädiert weiterhin für die Freigabe, weil die Erfahrung in anderen Ländern damit positiv sei. Niemand behauptet, dass der Konsum von Cannabis, Alkohol oder Nikotin gesund ist, aber wir wissen mittlerweile, dass seine Kriminalisierung mehr Nachteile als Nutzen mit sich bringt, resümiert Rücker in einer Aussendung. Die Grazer Piraten stoßen ins selbe Horn: Statt die Verbotshauptstadt weiter auszubauen, sollten wir uns lieber ein Beispiel an Ländern wie Portugal, den Niederlanden, Tschechien oder sogar einigen Bundesstaaten der USA nehmen, in denen die Entkriminalisierung erfolgreich umgesetzt wurde, meint Piraten-Gemeinderat Philip Pacanda.
1Panorama
Die Tests verletzen UN-Resolutionen und bedrohen die regionale und internationale Sicherheit, heißt es. New York – Der UN-Sicherheitsrat hat am Freitag die jüngsten nordkoreanischen Raketentests verurteilt. Die 15-Mitglieder des Rats seien tief besorgt über die Starts, hieß es in einer Erklärung. Diese verletzten UN-Resolutionen und bedrohten die regionale und internationale Sicherheit. Nordkorea hatte nach südkoreanischen und US-Angaben vom Freitag eine ballistische Rakete getestet. Seit 2006 sind UN-Sanktionen gegen das Land in Kraft. Sie wurden in diesem Monat als Reaktion auf neue Atom- und Raketentests weiter verschärft. Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un hat erklärt, sein Land müsse in der Lage sein, einen atomaren Erstschlag auszuführen.
2International
Location-Hopping am Wochenende in Wien. So sehr wie an diesem Wochenende steppt der Bär in Wien das ganze Jahr nicht. Am Freitag geht mit dem Nightride das von den Wiener Linien abgehaltene Location-Hopping durch rund 50 Nachtlokale bei freiem Eintritt – sofern man sich online registriert hat – über die Bühne. Mit dabei sind u. v. a. Celeste, Pratersauna, Volksgarten, Roxy, U4, aber auch Läden wie das Elektro Gönner. Dass hier die Kommune die Finger im Spiel hat, beweisen Partymottos wie die Spritzwein Sessions im Sass und die DJ-Bim an der Ringstraße. Ebendiese ist tags darauf ab dem frühen Nachtmittag Schauplatz der ebenso längst institutionalisierten Streetparade, die den Erhalt einer lebendigen Wiener Jugendclubkultur zum Ziel hat und dafür die Wiener Clubcharta 2030 definierte – da hört man zwischen den Beats auch den Amtsschimmel durchwiehern. Ab 19.00 tanzt der Tross am Rathausplatz jedenfalls das Finale, parallel eröffnet auf dem Dach der Hauptbibliothek das Erste Wiener Heimorgelorchester den Gürtel Nightwalk. Zwischen Urban-Loritz-Platz und Ottakringer Straße tun sich Gürtellokale zusammen und feiern mit Live- und DJ-Einlagen heimischer Künstler. Harte Gitarren mit Hella Comet vor dem Rhiz und Indiepop von Mile Me Deaf vor dem Chelsea.
8Kultur
Trotz Störungszone am Mittwoch teilweise Temperaturen von über zehn Grad. Wien – Trotz einer Störungszone am Mittwoch ist in Österreich weiterhin kein Winterwetter in Sicht. Unter Tags klettern die Temperaturen wieder deutlich über die Null-Grad-Grenze, mitunter sogar auf über zehn Grad, prognostizierten die Experten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auf der Wiener Hohen Warte am Sonntag. In den Niederungen im Osten und Südosten, im nördlichen Alpenvorland sowie in südlichen Beckenlagen und am Bodensee halten sich am Montag Nebel und Hochnebel wieder recht hartnäckig. Ganz im Norden können auch einzelne harmlose Wolken durchziehen. Überall sonst scheint die Sonne hingegen oft ungestört. Der Wind weht meist nur schwach. Frühwerte reichen von minus vier bis fünf Grad, die Höchsttemperaturen je nach Sonne von vier bis zwölf Grad. Am Dienstag halten sich über den Niederungen des Nordens, Ostens und Südostens sowie am Bodensee Nebel und Hochnebel oft hartnäckig und stellenweise den ganzen Tag über. Auch abseits des Nebels ist es nicht mehr ungetrübt sonnig. Im Tagesverlauf ziehen von Südwesten her einige hohe und mittelhohe Schichtwolken durch. Der Wind weht schwach, am Alpenostrand auch mäßig aus Südost bis Süd. Die Frühwerte liegen bei minus fünf bis drei Grad, die Höchstwerte bei drei bis elf Grad. Mittwoch: Eine Störungszone zieht heran und bringt dem Westen kompakte Bewölkung und dazu zeitweise Niederschläge entlang der Alpennordseite. Die Schneefallgrenze liegt meist zwischen 1.200 und 1.500 Metern. Im Norden und Osten halten sich weiterhin verbreitet hartnäckige Nebel- und Hochnebelfelder, die später von mehrschichtiger Bewölkung abgelöst werden. Trüb bleibt es auch in den Becken im Süden sowie im Südosten. In höheren Lagen scheint hier aber noch bis in den Nachmittag hinein die Sonne. Der Wind weht im Süden oft schwach, sonst mäßig bis auflebend um Nordwest. Frühtemperaturen sind bei minus vier bis vier Grad, die Tageshöchsttemperaturen bei vier bis zehn Grad. Am Donnerstag kann es anfangs ein paar Restwolken im Südosten geben. Ganztägig trüb ist es vor allem wieder am Bodensee und in den Becken im Süden. Überall sonst lösen sich die Nebel- und Hochnebelfelder meist bis Mittag auf, dann überwiegt der Sonnenschein. Im Westen ist es auf den Bergen den ganzen Tag über strahlend sonnig. Der Wind weht tagsüber eher schwach aus unterschiedlichen Richtungen. Die Frühtemperaturen erreichen minus sechs bis vier Grad, Höchstwerte drei bis zehn Grad. In den Niederungen ist es am Freitag verbreitet trüb durch Nebel und Hochnebel, die sich oft den ganzen Tag über halten. Abseits der Nebelgebiete und auf den Bergen überwiegt hingegen der Sonnenschein. Der Wind weht nur schwach aus Südost bis Südwest. Frühtemperaturen liegen minus sechs bis vier Grad, die Tageshöchsttemperaturen bei zwei bis zehn Grad mit den höchsten Werten im leicht föhnigen Westen.
1Panorama
Regierung hält am Dienstag erste Sitzung zur Asylmisere ab. Taskforce regelt Heereseinsatz. Wien – Angesichts der seit Monaten anhaltenden Unterbringungsmisere tritt am Dienstag nach dem Ministerrat erstmals die neue Asyl-Taskforce der Regierung zusammen. Dabei soll auch die Unterstützungsleistung des Bundesheers fixiert werden – konkret wird das Militär bei Unterbringung, Transport, Logistik und Verpflegung von Flüchtlingen einbezogen. Da es sich formalrechtlich jedoch nicht um einen Assistenzeinsatz handelt, muss das Innenressort die Kosten für die von den Soldaten für Flüchtlinge erbrachten Leistungen refundieren. Faymann, Mitterlehner und Co wollen laut Kurier Koordinatoren bestellen, die bei der Quartiersuche helfen und mit Ländern und Gemeinden in Dialog treten. Mitterlehner wünscht sich Ex-Raiffeisen-General Christian Konrad für die Position, wie er im ORF-Sommergespräch bekanntgab. Mit Faymann sei der Vorschlag, der allerdings noch nicht im Ministerrat am Dienstag beschlossen wird, abgestimmt. Konrad sei ein ausgewiesener und erfahrener Manager, der mit den Betroffenen auf Augenhöhe spreche, sagte Mitterlehner am Montagabend. Als Anforderung für die Aufgabe galt eine hohe Management- und Sozialkompetenz. Caritas-Präsident Michael Landau geht davon aus, dass Konrad seine ausgewiesenen Managementqualitäten in seine neue Aufgabe einbringen wird. Die Dinge kommen in die Gänge, zeigte sich Landau in der ZiB 24 verhalten optimistisch. Die erste Aufgabe des früheren Raiffeisen-Generalanwalts werde sein, die Obdachlosigkeit in Traiskirchen zu beenden, erklärte Landau. Es gebe durchaus eine Reihe von Quartieren für diejenigen Flüchtlinge, die derzeit im Freien nächtigen müssen, meinte der Caritas-Präsident, sie würden aber durch bürokratische Hürden blockiert. Eine Managementfrage sei es auch, die durchaus vorhandene Hilfsbereitschaft der Bevölkerung zu kanalisieren, meinte Landau. Hier sei Konrad erfahren – er, Landau, traue ihm zu, das Gespräch sowohl mit den Hilfsorganisationen als auch mit den Landeshauptleuten und Bürgermeistern zu suchen. Ebenfalls geeinigt hat sich die Koalition auf ein Papier zum internationalen Vorgehen. Unter anderem ist darin aus der ursprünglich angedrohten Klage gegen Dublin III ein Appell an die EU-Kommission geworden, das Abkommen doch rascher als geplant zu evaluieren.
1Panorama
Eine Honorarabrechnung über 130.000 Euro bringt Christian Leyroutz in Untreueverdacht. Klagenfurt – Der Kärntner FPÖ-Klubobmann im Landtag, Christian Leyroutz, ist ins Visier der Justiz geraten. Dabei geht es um eine Honorarabrechnung von Leyroutz, der den Klagenfurter Stadtwerken für Beratertätigkeit 130.000 Euro verrechnet hat. Die Staatsanwaltschaft hat am Freitag von Amts wegen ein Verfahren eingeleitet, erklärte Staatsanwältin Tina Frimmel-Hesse am Montag. Das Verfahren wurde aufgrund von Medienberichten eingeleitet, vorerst gegen unbekannte Täter, und zwar wegen des Verdachts der Untreue. Leyroutz hat 2012 in Summe 130.000 Euro für Verhandlungen über den Rückkauf von Anteilen an der Tochtergesellschaft Energie Klagenfurt vom Verbund erhalten. Er war damals Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke und stellte zwei Teilrechnungen über je 65.000 Euro. Leyroutz wies die Vorwürfe zurück, er habe alles korrekt angeführt und abgerechnet. Das bestätige auch ein Revisionsbericht sowie der ursprüngliche Wirtschaftsprüfer. Auf dem Leistungsverzeichnis von Leyroutz finden sich Einträge wie Verhandlung am 25. April 2012 mit Dr. Sereinig (Therme Loipersdorf) um 20.056,70 Euro. Wie die Kleine Zeitung in ihrer Montag-Ausgabe berichtet, sieht Johann Sereinig, stellvertretender Verbund-Vorstandsvorsitzender, den Termin mit Leyroutz völlig anders. In seiner Stellungnahme heißt es: Am 25. April 2012 kam es an der Raststation Loipersdorf zu einem kurzen Kaffee-Meeting. Dr. Sereinig war auf dem Weg zur jährlichen Verbund-Management-Tagung im Hotel Loipersdorf. Überhaupt habe es sich bei den von Leyroutz angeführten Verhandlungen in Wahrheit um kurze Vorbesprechungstermine gehandelt. Der Anteilsverkauf wurde vom Verbund über die eigene Rechtsabteilung abgewickelt, als Pendant auf Käuferseite fungierte Rechtsanwalt Martin Wiedenbauer, zitiert die Kleine Zeitung aus einer schriftlichen Stellungnahme der Verbund AG. Wiedenbauer bekam für seine Arbeit von den Stadtwerken rund 25.000 Euro.
5Inland
Österreich wächst weiterhin langsamer als die Eurozone, Entspannung am Arbeitsmarkt ist damit weit und breit nicht in Sicht. Wien/Athen – In Österreich bleibt mittelfristig vieles wie es ist. Aus ökonomischer Sicht kein Grund zum Jubeln, wie Helmut Hofer, Experte am Institut für Höhere Studien (IHS) lapidar konstatiert. In der neuen mittelfristigen Konjunkturprognose von 2015 bis 2019 sieht das IHS für Österreich ein Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr voraus. In der Eurozone soll es im Vergleichszeitraum bei immerhin 1,8 Prozent liegen. Verglichen mit der Mittelfrist-Progrnose aus dem Vorjahr wurde damit die Erwartung für Österreich noch einmal gestutzt – und zwar um einen Viertelprozentpunkt. Einen kleinen Lichtblick gibt es aber doch. Mit den 1,6 Prozent fällt das Wachstum immerhin um rund 0,4 Prozentpunkte stärker aus, als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Die Beschleunigung erfolgt nach Einschätzung des IHS schrittweise – auf einen Turbo wartet Österreich vergeblich: Ausgehend von 0,7 Prozent und 1,8 Prozent in den Jahren 2015 und 2015 erwartet das IHS für den restlichen Prognosezeitraum bis 2019 jeweils Wachstumsraten von gut 1,75 Prozent. 2017 werden wir wohl an der Zwei-Prozent-Marke kratzen, hofft Hofer. Keine Entspannung am Arbeitsmarkt Für den Arbeitsmarkt bedeutet dieser Ausblick keine Entspannung: Er bleibt ein großes Problemfeld, so Hofer. Das Beschäftigungswachstum verortet er bei einem Prozent. Weil aber weiterhin mehr Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt strömen als neue Jobs entstehen, bleibt auch die Arbeitslosigkeit hoch, und das über Jahre. Optimistisch gerechnet – also vorausgesetzt die die Konjunktur beschleunigt sich im prognostizierten Ausmaß – geht die Quote im Jahr 2019 nur auf 8,75 Prozent zurück. Nächstes Jahr rechnet das IHS gar mit 9,1 Prozent. Für Österreich hält der IHS-Forscher nun – wie andere auch – ein Offensivprogramm zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes für angesagt. Es liege viel am Tisch, werde viel diskutiert, aber hierzulande dauert alles zu lange. Die Steuerreform sei der erste Schritt gewesen. Insgesamt hält Hofer nun aber mehr Flexibilität für notwendig vielleicht auch bei der Arbeitszeit, wenn auch eine generelle Arbeitszeitverkürzung nicht besonders sinnvoll sei – vor allem nicht mit vollem Lohnausgleich, denn das mache den Faktor Arbeit teurer. Und ein Bündel an weiteren Schritten – mehr oder weniger bekannt. Stärkung der Grundlagenforschung, Senkung der Lohnnebenkosten, Ausbau der frühkindlichen Förderung. Viele der Arbeitslosen hätten nur einen Pflichtschulabschluss. Das ist wie vor zwanzig Jahren – erschreckend. Chinas Wachstum geht zurück Der IHS-Prognose liegt die Annahme einer moderaten Belebung der Weltkonjunktur zugrunde. Das IHS geht hier davon aus, dass das Wachstum im Gegensatz zur jüngeren Vergangenheit im Prognosezeitraum von den Industriestaaten getragen wird. Die Dynamik in den Schwellenländern werde sich hingegen abschwächen. Die US-Wirtschaft befinde sich weiter auf einem stabilen Wachstumspfad und sollte im Prognosezeitraum ein Durchschnittswachstum von 2,5 Prozent erreichen. In China dürfte sich die Tendenz zur Verlangsamung des Wachstums fortsetzen – auf ein Plus von rund 6,25 Prozent. Das IHS geht beim Rohölpreis von im Schnitt 70 US-Dollar je Barrel aus. Hinsichtlich des Euro-Dollar-Wechselkurses wird ein Wert von 1,10 unterstellt. Mit der Länge des Prognosezeitraums steigen die Prognoseunsicherheiten. Die Weltwirtschaft bleibe anfällig für Störungen durch geopolitische Entwicklungen und Turbulenzen an den Finanzmärkten. Eine Verschärfung der politischen Krisen wie zwischen der Ukraine und Russland, im Irak oder Syrien könnte die Entwicklung des Welthandels bremsen und wohl auch zu einer Erhöhung der Energiepreise führen. Die konjunkturellen Auswirkungen eines Staatsbankrotts Griechenlands auf die übrigen Euroländer werden wegen institutioneller Reformen wie der Bankenunion eher gering eingeschätzt. Allerdings würde ein Ausscheiden Griechenlands aus der Währungsunion die Unsicherheiten auf den Finanzmärkten erhöhen und könnte die Erholung in den Peripheriestaaten der Eurozone wegen höherer Risikoaufschläge belasten.
3Wirtschaft
Zahlungsausfall Griechenlands formal festgestellt, aber zunächst ohne Konsequenzen. Wien/Athen – Der Eurorettungsfonds EFSF/ESM wird vorerst nicht von der Möglichkeit Gebrauch machen, seine Milliardenkredite an Griechenland sofort zurückfordern. Der Verwaltungsrat bewertete die jüngst ausgebliebene Überweisung einer Kreditrate an den Internationalen Währungsfonds (IWF) am Freitag aber als offiziellen Fall von Zahlungsausfall. Auf mögliche scharfe Sanktionen wie die sofortige Rückforderung aller Verbindlichkeiten wurde allerdings verzichtet. Die Situation werde kontinuierlich beobachtet, hieß es. Dieser Zahlungsausfall gibt Anlass zu großer Sorge, kommentierte der Präsident des Euro-Rettungsschirms Klaus Regling. Griechenland breche damit seine Verpflichtungen und riskiere ernsthafte Konsequenzen für Wirtschaft und Bevölkerung. Der EFSF könnte der aktuellen Mitteilung zufolge theoretisch Gelder in Höhe von insgesamt knapp 145 Milliarden Euro sofort zurückfordern. Wie weiter verfahren wird, soll später in enger Abstimmung mit den Euro-Staaten, der EU-Kommission und dem IWF entschieden werden. Die seit Tagen geschlossenen Banken in Griechenland sollen nach Worten des griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis am Dienstag wieder aufmachen. Der Politiker machte dies am Freitag aber von einer Einigung mit den Gläubigern abhängig. Der griechische Finanzminister hat seine politische Zukunft mit dem Ergebnis des Referendums verbunden: Stimmten die Griechen für die Sparmaßnahmen, will Varoufakis zurücktreten – und mit ihm womöglich die gesamte Regierung. Griechenland befindet sich seit Tagen im Ausnahmezustand, die Banken sind größtenteils geschlossen und Hamsterkäufe nehmen zu. Die internationalen Geldgeber wollen erst nach dem Referendum wieder mit der Regierung in Athen verhandeln. Bei einem Nein der Griechen zu den Sparauflagen würden sich die Perspektiven für die griechischen Banken verschlechtern, wurde am Freitag vonseiten der Europäischen Zentralbank erklärt. Die EZB beobachtet die Entwicklung mit Argusaugen: Wir müssen die Aussichten für eine Einigung mit Griechenland und seinen Gläubigern bewerten, sagte deren Vizepräsident Vítor Constancio am Freitag. Die europäischen Währungshüter spielen in der Krise eine entscheidende Rolle, weil das griechische Bankensystem nur noch dank Nothilfen der Zentralbank funktioniert. Eine Ablehnung der bisherigen Vorschläge der Gläubiger durch die Wähler würde nach Constancios Worten zudem eine Einigung mit den Gläubigern schwieriger machen. Varoufakis indes erwartet auch bei einem Nein beim Referendum am Sonntag eine Einigung mit den Gläubigern. Ein Abkommen sei bereits mehr oder weniger fertig, sagte er dem irischen Radiosender RTE Radio Freitagfrüh. Während dieser Woche habe Griechenland noch neue Vorschläge von Europa bekommen. Sollten die Vorschläge der Gläubiger am Sonntag von den Wählern abgelehnt werden, dann könne die Regierung eine Schuldenerleichterung erreichen, so Varoufakis. Hier habe es die größte Differenz mit den Gläubigern gegeben. Die griechischen Schulden seien nicht tragfähig. Die Aussage des Internationalen Währungsfonds (IWF), dass Griechenland eine Schuldenerleichterung brauche, bezeichnete er als Musik in meinen Ohren. Die griechischen Banken sind laut Varoufakis nicht insolvent. Sie würden wieder öffnen, falls es eine Einigung gebe. Dies dürfte seinen Worten zufolge am Dienstag geschehen. Im Land wird wegen der Beschränkungen im Zahlungsverkehr unterdessen das Kleingeld knapp. Jeder wolle mit 20-Euro-Scheinen vom Geldautomaten zahlen, sagt eine Gemüsehändlerin im Athener Vorort Piräus. Aber auch diese Banknoten werden knapp. Deswegen sinkt das Limit von 60 Euro am Tag am Geldautomaten in vielen Fällen auf 50 Euro.
3Wirtschaft
Die reichsten Haushalte nahmen von 2000 bis 2014 um fast 40 Prozent mehr ein, die ärmsten um nur um sechs Prozent. Frankfurt – Die Einkommensschere in Deutschland geht einer Studie zufolge immer weiter auseinander. So erhöhten sich die Einkommen der wohlhabendsten Haushalte zwischen 2000 und 2014 um knapp 40 Prozent, wie aus einer Studie der staatlichen Förderbank KfW hervorgeht. Am unteren Ende stieg das verfügbare Einkommen hingegen um lediglich sechs Prozent und damit langsamer als die Verbraucherpreise. Halte der Trend an, könnte ein Teil der Bevölkerung vom wachsenden Wohlstand abgekoppelt werden, warnte Studienautor Martin Müller. Zuvor hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung darüber berichtet. Insgesamt erhöhte sich in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren das verfügbare Einkommen aus Arbeit, Vermögen und Sozialleistungen je Einwohner preisbereinigt (real) um neun Prozent – im Schnitt lag es je Einwohner 2014 bei 20.900 Euro. Das durchschnittliche Haushaltsbudget eines Singles, der von Hartz-IV lebt, betrug rund 9.000 Euro. Ein wichtiger Grund für das Auseinandertriften sind der Studie zufolge ungleiche Bildungschancen für Kinder und Jugendliche aus Haushalten mit niedrigen Einkommen. Sollten alle sozialen Schichten die gleiche Chance auf wachsenden Wohlstand haben, müssten Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten für Kinder aus diesen Familien weiter verbessert werden, heißt es in der Studie. Dies würde auch jungen Zuwanderern bei der Integration in den Arbeitsmarkt helfen. Im EU-Vergleich liegt Deutschland beim Einkommensunterschied im Durchschnitt. Am größten ist die Ungleichheit den Angaben zufolge in Spanien, Griechenland und Italien. Am geringsten ist sie in Tschechien und in Slowenien. Österreich kommt in dem KfW-Ranking nicht vor.
3Wirtschaft
Christian Böhler weist die Vorwürfe seiner Ex-Chefs zurück. Er habe nur eigene Mails an seine "private" Neos-Adresse weitergeleitet. Wien – Die Aufregung im Hypo-U-Ausschuss dreht sich um den vormaligen Chefforensiker der Hypo, Christian Böhler. Die Bank hat ihn nicht von seinen Verschwiegenheitspflichten entbunden und beruft sich dabei auf drei Punkte: auf das (unterbrochene) arbeitsgerichtliche Verfahren, in dem Böhler seine Entlassung im November 2014 bekämpft; auf eine Einstweilige Verfügung gegen Äußerungen des Ex-Mitarbeiters gegenüber der Bank; sowie auf Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Böhler. Als Begründung für die Entlassung nannte die Bank die rechtswidrige Übermittlung höchst vertraulicher Daten der Heta an einen E-Mail-Account Böhlers bei den Neos, sie führt 29 Mails ins Treffen. Böhler ist stellvertretender Landessprecher der Partei in der Steiermark. Die Neos haben immer wieder vertrauliche Hypo-Dokumente an die Öffentlichkeit gebracht. Zudem ist es bei der Bank nicht rasend gut angekommen, dass Böhler im Jänner 2014 eine eigene Sicherheitsgesellschaft gegründet hat, die CM International Tracing. An ihr ist er mit dem Anwalt Markus Gronbach zur Hälfte beteiligt, Böhler führt das Unternehmen. Gronbach ist auch mit fünf Prozent an der Sicherheitsagentur Reuter GmbH in Lamprechtshausen in Salzburg beteiligt – sie hat im Auftrag der Heta Nachforschungen zu wirtschaftlichen Aktivitäten von Ex-Bankchef Wolfgang Kulterer durchgeführt. Der Zwischenbericht, der dem STANDARD vorliegt, stammt vom 9. Juli 2014, einer Zeit also, in der Böhler noch für die Heta aktiv war. Eine schiefe Optik kann der Forensiker darin nicht erkennen, sein nunmehriger Geschäftspartner Gronbach sei ja nur mit fünf Prozent an Reuter beteiligt, weil er der Rechtsanwalt der Gesellschaft ist, sagt er dem STANDARD. Er selbst habe erst nach der Beauftragung von Reuter eine Firma mit Gronbach gegründet, es sei um einen bestimmten Auftrag gegangen. Davon habe er den Heta-Vorstand informiert, der habe auch zugestimmt. Auch die Sache mit den Mails an seinen Neos-Mailaccount sieht Böhler ganz anders als sein Ex-Arbeitgeber. Ende des Sommers 2014, er sei gerade auf Urlaub gewesen, habe die Bank ihn freigestellt und ihm den Zugang zur Bank abgedreht. Ich habe mir daraufhin über meinen Blackberry die letzten Mails an meinen privaten Account bei den Neos geschickt, es sei dabei nur um Dinge wie seinen Schriftverkehr mit dem Bankvorstand gegangen. Das Verfahren gegen Böhler läuft bei der Staatsanwaltschaft Graz, angezeigt hat ihn die Hypo. Ermittelt wird wegen des Verdachts der Nötigung, der Erpressung, des Verrats von Staatsgeheimnissen und der Datenverwendung in Gewinn- beziehungsweise Schädigungsabsicht sowie des Bruchs des Amtsgeheimnisses. Böhler weist all diese Vorwürfe zurück, es gilt die Unschuldsvermutung. Anfang Juli wird er einen Termin bei der Staatsanwaltschaft wahrnehmen.
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