text
stringlengths
25
22.1k
label
class label
9 classes
489.721 Wahlberechtigte – Keine Wahl in Innsbruck. Innsbruck – In 277 der 279 Tiroler Gemeinden wurden am Sonntag die Weichen neu gestellt: 489.721 Wahlberechtigte entscheiden nicht nur über die Zusammensetzung der Ortsparlamente, sondern wählen auch den Bürgermeister direkt. Falls kein Kandidat im ersten Anlauf eine absolute Mehrheit schafft, erfolgt 14 Tage später (13. März) eine Bürgermeisterstichwahl. Für die Tiroler Volkspartei, die derzeit 234 Bürgermeister stellt, gilt es, ihre Vormachtstellung auf Gemeindeebene zu behaupten. Die SPÖ verteidigt 25 Bürgermeistersitze, die FPÖ einen. Die Grünen wollen die Anzahl ihrer Gemeinderäte von derzeit 43 auf 65 steigern. Um 17 Uhr schlossen die letzten Wahllokale ihre Pforten. Gesamtergebnis wird es keines geben, da die Wahlbehörde keines berechnet. Die Landeshauptstadt Innsbruck wählt traditionell zu einem anderen Termin, planmäßig wieder im Jahr 2018. Und nicht dabei ist am Sonntag auch Gramais, weil sich dort niemand zur Wahl stellte.
5Inland
EU-weit ist jeder Zehnte, der wieder ins Erwerbsleben einsteigt, selbstständig tätig. Wien – Dutzende unbeantwortete Bewerbungsschreiben, erfolglose Vorstellungsgespräche: Der Weg zu einem Job ist für die meisten Arbeitssuchenden eine Ochsentour. Immerhin jeder zehnte Arbeitslose in der Europäischen Union, der wieder ins Erwerbsleben eintritt, macht es anders – und sich selbstständig. Das geht aus einem gemeinsamen Bericht der Industriestaatenorganisation OECD und der Europäischen Kommission hervor, in dem Gründungsförderungen für besonders unterstützenswerte Bevölkerungsgruppen in den EU-Ländern verglichen werden. In Österreich erfüllt diesen Zweck das Unternehmensgründungsprogramm des AMS. Es bietet arbeitslosen Personen, die sich selbstständig machen wollen, Unterstützung bei der Gründung. Das Programm umfasst unter anderem eine Unternehmensberatung, fachliche Weiterbildung und eine finanzielle Absicherung während der Teilnahme am Programm. Im Vorjahr nahmen 8763 Personen das Angebot in Anspruch. Die Ausgaben für Beratungsleistungen beliefen sich auf 5,5 Millionen Euro. Für 5412 Gründer wurden zusätzlich 12,8 Millionen Euro an Gründungsbeihilfe ausbezahlt. Laut der Studie stiegen 2013, dem letzten Jahr der vorliegenden Daten, 2,2 Prozent der arbeitslos Gemeldeten als Selbstständige wieder in die Erwerbstätigkeit ein. Im EU-Durchschnitt waren es mit 2,7 Prozent etwas mehr. Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass über alle Mitgliedsländer hinweg gesehen zu geringe Mittel in Anreizprogramme zur Unternehmensgründung fließen. Zu den besonders förderwürdigen Gruppen gehören demnach neben Arbeitssuchenden auch Frauen, junge Menschen bis 25, ältere Beschäftigte ab 50 Jahren und Migranten. Bei Zugehörigen all dieser Gruppen bestehe ein erhebliches Interesse an der Selbstständigkeit, sie alle seien aber gesellschaftlicher oder finanzieller Benachteiligung ausgesetzt. Unternehmensgründungen sowie selbstständige Tätigkeiten von besonders förderwürdigen Bevölkerungsgruppen werden deshalb als inklusives Unternehmertum bezeichnet. 2013 stammten etwa 22,7 Millionen selbstständig Erwerbstätige in den Ländern der EU aus den genannten Bevölkerungsgruppen. Das sind 75 Prozent aller Selbstständigen. Laut OECD beschäftigen sie nahezu genauso häufig mindestens einen Arbeitnehmer wie die Gesamtheit aller Unternehmer (27 Prozent gegenüber 29 Prozent). Trotzdem sind die Erfolgsaussichten unterschiedlich. So zeigt sich etwa, dass in allen EU-Ländern die Wachstumsraten der von Frauen geführten Unternehmen unter denen der von Männern geführten liegen. Weitere Muster, die sowohl für Österreich als auch für den EU-Durchschnitt gelten: Frauen weisen eine geringere Selbstständigenquote als Männer auf, unter 25-Jährige eine wesentlich niedrigere als über 50-Jährige. In allen Kategorien liegt die Quote hierzulande um mehrere Prozentpunkte unter dem EU-Schnitt. Über die Struktur der Selbstständigkeit gibt die Studie übrigens keinen Aufschluss. Kritiker bemängeln regelmäßig, dass besonders ökonomisch Schwächere unfreiwillig in die Selbstständigkeit gedrängt werden. Geringe Löhne und fehlende soziale Absicherung sind keine Seltenheit. Eine Untersuchung der ASB Schuldnerberatung aus dem Vorjahr zeigt ein weiteres Problem auf: Nicht nur die Zahl jener Menschen, die aus der Arbeitslosigkeit heraus den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben, ist in den vergangenen 20 Jahren deutlich gestiegen. Damit einher geht auch ein wachsender Anteil jener, die nach dem Scheitern ihrer unternehmerischen Tätigkeit wieder in die Arbeitslosigkeit zurückfallen – und das meist mit einem schweren Schuldenrucksack.
3Wirtschaft
ARD will für die Jahre 2017 bis 2020 offenbar so viel Geld für Sportübertragungen ausgeben wie nie zuvor. Köln – ARD und ZDF bemühen sich um eine Sublizenz für die Übertragungsrechte der Olympischen Spiele von 2018 bis 2024. Rechteinhaber ist seit Ende Juni Discovery Communications, die Muttergesellschaft des Spartensenders Eurosports. Discovery zahlt dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) für sämtliche TV- und Multiplattform-Übertragungsrechte für die vier Olympischen Spiele 1,3 Milliarden Euro. Ich kann bestätigen, dass das ZDF gemeinsam mit der ARD in Gespräche mit Discovery/Eurosport eintreten wird, um die Möglichkeit einer Sublizensierung von TV-Rechten an den Olympischen Spielen ab 2018 zu diskutieren, teilte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz dem Sport-Informations-Dienst (SID) mit und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der Bild-Zeitung. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky stellte fest: Die Gespräche mit den Rechtehaltern der Olympischen Spiele 2018-2024 stehen noch an. Zu Inhalten oder Umfang einer möglichen Sublizensierung können wir uns daher momentan noch nicht äußern. Die ARD will – laut Bild – im kommenden Haushalt für die Jahre 2017 bis 2020 offenbar so viel Geld für Sportübertragungen ausgeben wie nie zuvor. Demnach beantragt die ARD 1,163 Milliarden Euro, das wären 66 Millionen Euro mehr als im laufenden Vier-Jahres-Haushalt. Mit diesem Geld will sich das Erste nicht nur um Olympia und die weitere Austrahlung der Sportschau bemühen, sondern hat als weiteres Großprojekt auch den Wiedereinstieg in die Übertragungen von den Qualifikationsspielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für die EM 2020 und WM 2022 ins Visier genommen. Man prüfe, so Axel Balkausky, generell programmlich attraktive Sportrechte. Dazu gehören natürlich auch die Qualifikationsspiele einer Fußball-EM. Derzeit hält der Kölner Sender RTL die Rechte an den Ausscheidungsspielen zur EM 2016 und WM 2018 und erreichte bei den Zuschauerzahlen zuletzt zweistellige Millionen-Werte. Die Spiele des Weltmeisters sind aber nicht nur für die ARD ein lohnendes Objekt. Das ZDF meldet ebenfalls Interesse an. Auch die Übertragungsrechte an den Quali-Spielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ab 2018 sind für das ZDF ein Thema, bestätigte Gruschwitz dem SID. ARD und ZDF besitzen die TV-Rechte an der EM-Endrunde 2016 in Frankreich und der WM-Endrunde 2018 in Russland.
6Etat
Mitarbeiter überreichten Eigentümervertretern Petition gegen Personalabbau. Wien – Mehrere hundert APA-Mitarbeiter haben laut dem Betriebsrat eine Resolution unterschrieben, die am Mittwoch den Eigentümervertretern übergeben wurde. Inhalt ist ein deutlicher Protest gegen den geplanten Personalabbau (DER STANDARD berichtete) und für eine Gleichstellung der Mitarbeiter von APA-Tochterunternehmen bei automatischen Gehaltsanpassungen. Ich lehne erneute Personalkürzungen oder gar Kündigungen, wie sie derzeit insbesondere in der Redaktion geplant sind, ab und unterstütze die Forderung nach einer verpflichtenden Weitergabe der jährlichen Ist-Erhöhung der Gehälter für alle MitarbeiterInnen der APA-Gruppe, heißt es in der Resolution. Sie wurde den Teilnehmern von Aufsichtsrats- und Vorstandssitzung von denen der zeitgleich stattfindenden Betriebsversammlung übergeben. Hauptkritikpunkt der Belegschaft ist, dass Sparmaßnahmen angekündigt würden, obwohl die APA seit Jahren Gewinne schreibe. Die als Genossenschaft organisierte Agentur gehört zu 45 Prozent dem ORF, den Rest teilen sich 13 Tageszeitungen. Ihnen wirft der Betriebsrat vor, Gewinne einzustreifen und gleichzeitig Sparprogramme zu verordnen. Peter Kropsch, Vorsitzender der APA-Geschäftsführung, versteht die Aufregung nicht vollends. Die APA sei ein gewinnorientiertes Unternehmen, das auch in Zukunft stabil aufgestellt sein müsse, sagt er zum STANDARD. Der Betriebsrat glaubt, dass man die Kosten einfach unbegrenzt weiterlaufen lassen kann, so Kropsch. Für 2016 steige das Personalbudget sogar, allerdings würden automatische Gehaltserhöhungen die Kosten für den einzelnen Mitarbeiter steigen lassen. Ob die APA die Qualität auch mit weniger Mitarbeitern aufrechterhalten könne? Na klar, sagt Kropsch – unter vergleichbaren Agenturen in Europa sei man am breitesten aufgestellt, da habe ich keine Angst. Persönlich habe er außerdem nur eine geringe Beteiligung an der Betriebsversammlung wahrgenommen.
6Etat
Herausforderungen nur gemeinsam zu lösen. Eigentlich sollte sich die Medienkonferenz M100 Sanssouci am Donnerstag mit der Neuordnung der Welt 70 Jahre nach dem Potsdamer Abkommen auseinandersetzen. Aber die aktuelle Flüchtlingssituation war bei dem Colloquium, an dem Chefredakteure, Politiker und Historiker teilnahmen, ein zentrales Thema. Außenminister Frank-Walter Steinmeier nutzte die Gelegenheit, um Humanität und europäische Solidarität bei der Verteilung der Flüchtlinge einzufordern. Es kann nicht sein, dass nur eine Handvoll Länder Flüchtlinge aufnehmen. Asyl ist nicht nur ein deutsches Grundrecht. Auch in Syrien selbst müsse man eine Lösung finden nach fünf Jahren Bürgerkrieg: Wir haben eine hohe moralische Verpflichtung. Zuvor hatte bereits der langjährige deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher mehr Solidarität eingemahnt. Es müsse Respekt für die Würde des Menschen geben. Der 88-Jährige, der sich von einer Krankheit erholt und per Video zugeschaltet war, nannte die Migrationsfrage eine der drängendsten Herausforderungen für unsere Gesellschaften. Er verlangte einen energischen Neustart der EU – nicht irgendwann, sondern jetzt. Stärkere Einbindung Russlands Auffällig war, dass Genscher, der von 1974 bis 1992 Außenminister war, mehrfach für eine stärkere Einbindung Russlands eintrat. Die europäischen und globalen Herausforderungen könnten nur gemeinsam gelöst werden, sicher nicht ohne oder gar gegen Russland. Genscher nannte Russland den wichtigsten Partner in Europa. Er rief die Nato auf, den grob vernachlässigten Konsultationsmechanismus mit Russland zu nutzen. Jamie Shea, stellvertretender Nato-Generalsekretär, ging in seiner Rede nicht direkt darauf ein. Er betonte, dass es Russlands Entscheidung sei, wenn es nicht zum Westen gehören wolle. Aber Moskau dürfe nicht Nachbarstaaten davon abhalten. Die Annexion der Krim sei nicht etwas, was man als lokale Schwierigkeit betrachten könne. Es gehe auch nicht nur um die Ukraine. Wir stehen vor einer Bedrohung nicht nur für Europa, sondern für die liberale Ordnung, sagte Shea. Wenn man von Wien aus nach Westen schaut, dann kann man optimistisch sein. Wenn man von Wien aus nach Osten blickt, dann schaut es viel düsterer aus als noch vor 18 Monaten. Nach Angaben Sheas, der als Nato-Sprecher während des Jugoslawienkriegs fungierte, werden global die Schocksituationen häufiger. Er sprach von 200 wesentlichen Vorfällen pro Monat – von Syrien bis zur Sahelzone. Shea sieht auf Europäer neue Herausforderungen zukommen, weil die Amerikaner nicht mehr bereit seien, eine so große Rolle im Sicherheitsbereich zu spielen wie zur Zeit des Kalten Krieges. Sind die Europäer bereit, diese Last zu tragen?, fragte Shea. Am Abend wurde die Redaktion des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo mit dem M100-Medienpreis für Verdienste um die Pressefreiheit und Demokratie ausgezeichnet. Chefredakteur Gérard Biard pochte auf das Recht, auch Religionen zu verspotten. Das hat nichts mit Blasphemie zu tun.
2International
Russische Hersteller sollen Zeitfenster zur Produktionssteigerung nutzen. Moskau – Im Sanktionsstreit mit dem Westen will Russland nicht unbegrenzt Lebensmittel aus der EU und den USA verbieten. Das russische Importverbot sei zwar kürzlich um ein Jahr verlängert worden, doch wird es nicht ewig gelten, sagte Regierungschef Dmitri Medwedew bei einem Treffen mit Regierungsvertretern am Dienstag in Krasnodar im Süden des Landes. Daher sollten russische Hersteller das Zeitfenster nutzen, um ihre Produktion zu stärken. Russland will mit dem Embargo einen geschützten Raum für seinen eigenen Agrarsektor schaffen und so dafür sorgen, dass langfristig überwiegend heimische Waren in den Supermärkten angeboten werden. Es ist klar, dass der Import nicht vollständig ersetzt werden kann, sagte Medwedew der Agentur Interfax zufolge. Bei einigen Waren werde der Prozess viele Jahre dauern. Der stellvertretende Ministerpräsident Arkadi Dworkowitsch kündigte indes am Dienstag nach einer Meldung der Agentur RIA an, dass weitere Länder mit einem Einfuhrverbot belegt werden sollten. Der Vizeregierungschef sagte, dies betreffe Länder, die die von der EU gegen Russland verhängten Sanktionen unterstützten. Weitere Details nannte er nicht. Russische Hersteller beklagen inzwischen jedoch massive Probleme durch steigenden Preisdruck und wegen der schrumpfenden Kaufkraft der Konsumenten im Zuge der allgemeinen Wirtschaftskrise. Das russische Embargo ist eine Reaktion auf Sanktionen des Westens wegen der Ukraine-Krise. Zuletzt hatte der russische Präsident Wladimir Putin angeordnet, dennoch ins Land geschmuggelte Westware zu vernichten. Dieser Erlass wird im eigenen Land scharf kritisiert.
3Wirtschaft
Vor Oscar-Gala am 28. Februar. Das Wüsten-Actionspektakel Mad Max schlägt den Oscar-Favoriten The Revenant klar – zumindest bei den Google-Suchanfragen im Vorfeld der Gala, die in der Nacht auf Montag in Los Angeles über die Bühne geht. Österreich schert hier allerdings aus, wie der Internetkonzern am Donnerstag bekannt gab. Weltweit liegt Mad Max: Fury Road bei den acht Filmen der Kategorie Bester Film auf Platz 1. In Österreich hatte hingegen The Revenant zum Kinostart am 6. Jänner den höchsten Anstieg in den Suchanfragen, womit er Mad Max auf Platz 2 verwies. Noch klarer ist die Sache bei der Frage der besten Hauptdarsteller. Bei den Männern wurde Leonardo DiCaprio liegt hier weltweit und in Österreich unangefochten an der Spitze, in Österreich gefolgt von The Danish Girl-Hauptdarsteller Eddie Redmayne, wohingegen weltweit der ebenfalls nominierte Matt Damon (Der Marsianer) gefragter ist. Bei den Damen scheint überraschend und entgegen der Erwartung der meisten Oscar-Auguren Jennifer Lawrence (Joy) unschlagbar. Sie deklassierte laut Google in den Suchanfragen die Konkurrenz wie Brie Larson oder Cate Blanchett geradezu.
0Web
Sieben Resolutionen sollen, sofern der Iran sich an die Vereinbarungen hält, aufgehoben werden. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
2International
Agrarkredit an insolvent gewordenen ukrainischen Konzern mit Garantie von Briefkastenfirma auf Virgin Islands. Wien/Kiew – In den sogenannten Panama-Papers taucht auch die börsennotierte österreichischen Erste Group mit einem Offshore-Kreditgeschäft mit einem insolvent gewordenen ukrainischen Agrarkonzern auf. Die Bank prozessiert um diese Kreditmillionen. Wie der Falter in seiner neuen Ausgabe berichtet, hat die Erste im November 2013 dem ukrainischen Agrarkonzern Mriya einen Kredit in der Höhe von 30 Mio. Euro gewährt. Die Bank habe den Kunden gekannt, sie habe gewusst, wofür das Geld benötigt wurde – ausgezahlt worden sei allerdings nicht direkt an Mriya, sondern an eine Schweizer Gesellschaft. Als Sicherheit habe der Bank die Haftung des Mriya-Eigentümers, einer Briefkastengesellschaft namens HF Assets Management Ltd. (HF) auf den British Virgin Islands, gereicht, wie das Magazin unter Berufung auf die Panama Papers schreibt. Wenig später wurde der ukrainische Agrarkonzern Mriya zahlungsunfähig. Die Erste stellte den Kredit fällig und hat eine Anwaltskanzlei auf den British Virgin Islands eingeschaltet. Seit Oktober 2014 kämpfe die österreichische Bank vor einem Gericht in Tortola darum, die 30 Mio. Euro zurückzubekommen, so der Bericht. In der Bank in Wien selbst berief man sich am Mittwoch auf Nachfrage auf das Bankgeheimnis. Ein mit der Sachlage befasster Anwalt bestätigte gegenüber der APA das laufende Gerichtsverfahren. Bei dem Kredit habe es sich um eine Ernte-Vorfinanzierung an den größten ukrainischen Agrarkonzern gehandelt, und danach sei eine Garantie von der HF nicht bedient worden. Bei dem Geschäft habe es sich um keine Back-to-back-Finanzierung gehandelt, so der Jurist.
3Wirtschaft
Verteidigungsminister: Balkan-Region besonders gefährdet was "Tendenzen der Radikalisierung" und Terror betrifft – Jolevski: Terror nicht an ethnischen Linien festmachen. Skopje/Wien – Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat am Donnerstag bei einem Besuch in Mazedonien davor gewarnt, angesichts der Herausforderungen der Flüchtlingskrise vor den Gefahren des Terrorismus die Augen zu verschließen. Laut Geheimdienstkreisen gab es aus dem Balkanland durchaus Bedrohungen, auch gegen Österreich. Doskozil erklärte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem mazedonischen Amtskollegen Zoran Jolevski in Skopje, dass die Balkan-Region besonders gefährdet sei, was Tendenzen der Radikalisierung und Terror betreffe. Wir sind uns einig, dass wir nicht wegschauen dürfen, sagte er. Deswegen gebe es eine intensive Zusammenarbeit zwischen den Geheimdiensten. Jolevski betonte nur allgemein, dass das Thema Terror alle Staaten betreffe und nicht an ethnischen Linien festzumachen sei. Politische Beobachter verweisen auf die Nähe Mazedoniens zum Kosovo und zu Bosnien, woher konkrete Gefahr drohe. Bedrohungen gebe es gegen internationale Einrichtungen wie etwa Botschaften in Mazedonien sowie auch gegen Staaten, etwa weil Jihadisten Terrorzellen in den Ländern unterstützen wollten. Österreich sei wie Deutschland und die USA besonders betroffen. Diese drei Länder seien die wichtigsten internationalen Akteure in der Region. Bisher sei aber alles abgewehrt worden, hieß es in informierten Kreisen. Die beiden Verteidigungsminister besuchten in Skopje Spezialeinsatzkräfte, die eine Übung zur Abwehr von Terrorangriffen vorführten. Die Soldaten zeigten Waffen und Ausrüstung, die dafür zum Einsatz kommen kann. Doskozil überreichte Jolevski 15 Nachtsichtgeräte, wovon eines in der Neuanschaffung rund 10.000 Euro kostet. Der Mazedonier bedankte sich für die Spende. Mit diesen Geräten werden wir die mazedonische Grenze, und gleichzeitig die europäische Grenze, besser schützen können, sagte er. Doskozil seinerseits bedankte sich für die Rolle, die Mazedonien in den letzten Wochen in der Flüchtlingskrise eingenommen hat. Das Land habe eine führende Rolle bei der Grenzsicherung eingenommen und Österreich und Deutschland sehr, sehr geholfen. Mazedonien verweigert seit dem Schließen der sogenannten Balkan-Route Flüchtlingen ohne gültige Dokumente die Einreise. Im griechischen Flüchtlingslager Idomeni an der Grenze zu Mazedonien sitzen nun rund 11.000 Menschen fest, die ursprünglich nach Mitteleuropa weiterreisen wollten. Dass die griechische Regierung dieses Lager schließen will, begrüßt Jolevski. Es sei gut, wenn die Migranten aus Idomeni an Orte verteilt würden, wo sie bessere Bedingungen vorfänden. Eine Eskalation an der Grenze erwartet er nicht. Ich bin überzeugt, dass die griechischen Behörden das gut hinbekommen werden, sagte er. Jolevski erklärte auch, dass sich durch die Flüchtlingskrise die Kontakte Mazedoniens zu Griechenland verstärkt hätten. Die beiden Länder stecken seit der Unabhängigkeit der ex-jugoslawischen Republik 1991 in einem Streit um den Namen Mazedonien. Athen sperrt sich unter Verweis auf die fast gleichnamige griechische Provinz und der Furcht vor Gebietsansprüchen gegen einen EU- und Nato-Beitritt Mazedoniens.
1Panorama
Mittlerweile können sich die Gefährten Fakten merken und Unterhaltungen führen. Wenn es um neue Technologien geht, ist die Sexbranche immer vorne dabei: Unter den ersten DVDs waren Pornos, das Videostreaming über das Netz etablierte sich auch dank Erotikseiten. Dasselbe gilt nun für den Bereich der Virtual Reality, von dem sich Pornohersteller einen neuen Boom erhoffen. Doch auch auf künstliche Intelligenz hat die Sexbranche ein Auge geworfen. Denn sogenannte Sexpuppen – die für manche Nutzer weit mehr als Sexspielzeuge sind – sollen künftig smarter werden. So verspricht die Firma True Companion, dass sich ihre Roxxxy-Puppe mit Nutzern über Fußball, Aktienkurse und andere Themen unterhalten kann. Die kluge Sexpuppe kann fünf verschiedene Persönlichkeiten annehmen, die dann unterschiedlich auf Avancen des menschlichen Gegenübers reagieren. Da gibt es etwa die frigide Farrah, die als schüchtern beschrieben wird. Oder die junge Yoko, die darauf wartet, dass ihr etwas beigebracht wird. So bittet Farrah ihre Besitzer eher, mit ihr Händchen zu halten; während andere Varianten sexuell eindeutigere Wünsche haben. Der schärfste Konkurrent von True Companions Roxxxy ist Matt McMullen. Er hat mit seiner Real Doll bereits vergangenen Sommer für Aufsehen gesorgt, als er eine erste Version der smarten Sexpuppe öffentlich vorstellte. Im Unterschied zu Roxxxy sieht die Real Doll lebensecht aus, bis Jahresende sollen Interaktionen mit ihr über die Cloud ablaufen – aus Datenschutzperspektive ein Albtraum. Wir wollen ein Wesen entwickeln, mit dem man sich gerne unterhalten will und bei dem man gespannt darauf wartet, was es als nächstes sagt, erklärt McMullen der Süddeutschen Zeitung. Am wichtigsten sei allerdings, dass sie Dirty Talk beherrsche. Die Zielgruppe für Sexpuppen wächst, da auch die soziale Akzeptanz für derartige Gefährten steigt – zumindest in Schwellenländern wie China, wo sich tausende junge Männer aufgrund sozialer Praktiken wie der Mitgift keine Ehefrau leisten können. Ein Beispiel für westliche Nutzer ist beispielsweise David Mills, der von Vanity Fair porträtiert worden ist. Er hat zwei unglückliche Ehen hinter sich und gibt an, zwar Frauen, aber Menschen an sich nicht zu mögen. Die Sexpuppe sei kompatibel mit seiner zurückgezogenen Lebensweise. Real Doll gibt an, dass beispielsweise auch Menschen mit Persönlichkeitsstörungen auf die Sexpuppe zurückgreifen. Schon 2006 prophezeite der Forscher Henrik Christensen, der in Stockholm forscht und dem European Robotics Network am Royal Institute of Technology vorsteht, dass Menschen in den nächsten fünf Jahren Sex mit Robotern haben werden. Zehn Jahre später steht eine massenhafte Verbreitung der Sexpuppen allerdings noch nicht bevor. Tatsächlich regt sich Widerstand gegen die Gefährtinnen. Kritiker befürchten, dass dadurch ein verheerendes Frauenbild verbreitet wird. Die Forscherin Kathleen Richardson hat eine Kampagne gegen Sexroboter ins Leben gerufen. Wie diese Roboter aussehen werden, welche Rollen sie spielen – das ist sehr verstörend, sagte Richardson zur BBC. Die Sexpuppen würden Klischees am Leben halten und vor allem das Bild vermitteln, dass Beziehungen vor allem auf Sex beruhen. (fsc, 2.3.2016)
0Web
Muslimische Kindergärten sind stark religiös geprägt, so ein Zwischenergebnis. Kurz will mehr Kontrollen. Wien – Eine vom Integrationsministerium in Auftrag gegebene Untersuchung zu islamischen Kindergärten und -gruppen in Wien zeigt ein eher ernüchterndes Bild. Bei den Trägern werden teils extremistische Gruppen als Hintermänner vermutet, die Erziehung ist stark religiös geprägt und erfolgt nicht immer auf Deutsch. Interreligiöser Dialog findet de facto nicht statt. Erstellt wurde das Papier vom Institut für islamische Studien der Universtität Wien unter der Leitung von Ednan Aslan. Dieser betont in den – der APA vorliegenden – Zwischenergebnissen der Untersuchung, dass man eigentlich nur von einer Vor-Studie sprechen könne. Um tatsächlich Rückschlüsse für Verbesserungen in den über 150 islamischen Kindergärten und 450 Kindergruppen ziehen zu können, würde es eine auf drei Jahre ausgelegte Studie benötigen. Dennoch präsentiert der Experte aus den Untersuchungen des letzten halben Jahres bereits erste Tendenzen. Unter anderem wurden die Motive angesehen, wieso Eltern ihre Kinder in die religiösen Einrichtungen geben. Wenig überraschend handelt es sich um überwiegend sehr konservative Familien, die sich für die islamischen Einrichtungen entscheiden. Sie erhoffen sich durch die Erzieherinnen islamische Vorbilder. Weiteres Motiv ist der Schutz der Kinder vor dem moralischen Einfluss der Mehrheitsgesellschaft. Kritisch im Bereich der Pädagoginnen wird angemerkt, dass unterschiedliche Kenntnisse der deutschen Sprache vorlägen. Zudem ist in keiner einzigen der untersuchten Kindereinrichtungen ein Mann engagiert. In einer Ausschreibung werden Frauen mit Kopftuch zur Bewerbung motiviert und ihre Vorbildrolle hervorgehoben. Zwar vermerkt die Vorstudie, dass es durchaus Bemühungen gebe, ein normaler Kindergarten zu sein, allerdings wird neben dem offiziellen Angebot in fast allen untersuchten Einrichtungen mit einem gesonderten in der Regel in der Muttersprache verfassten Curriculum gearbeitet, das von einem in den Koranschulen kaum zu unterscheiden sei. Unterschiedlich ist der Gebrauch der deutschen Sprache. Teilweise ist die Muttersprache gar nicht erlaubt, aber teilweise fast ausschließlich in Verwendung. Dies kommt wohl auch daher, dass die meisten Gruppen aus homogenen ethnischen und nationalen Gruppen bestehen. Besonders kritisch wird der Bereich der religiösen Erziehung betrachtet, wo traditionelle Bilder dominierten. Kinder würden mit einem veralteten Sündenverständnis eingeschüchtert. Selbstständiges Denken und Handeln sei verpönt. Wird die Erwartungshaltung der Eltern in religiöser Sicht nicht erfüllt, werden die Kinder abgemeldet. Schwer durchschaubar ist laut den Studienautoren, wer genau hinter den Betreibern der Einrichtungen steckt. Bei einzelnen könnte es aber Verbindungen zur radikalen Organisationen geben. Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) fordert nun, vor der Vergabe der Lizenzen für die Kindergärten eine besondere Untersuchung der Trägervereine vorzunehmen. Die Studienautoren raten hier der Stadt, auf externe Unterstützung zurückzugreifen. Zudem plädiert Kurz für eine Erhebung der Anzahl islamischer Kindergärten mittels Register sowie für verstärkte unangekündigte Kontrollen. Schließlich verlangt er eine bessere Ausbildung der Pädagoginnen. Nötig sei es, die Politik des Wegschauens zu beenden, hin zu mehr Ehrlichkeit: Weg von einer Laissez-faire-Politik hin zu einem klaren Abverlangen unsrer Werte und Bekenntnis zu unserer Lebensweise, sagt der Minister in einer schriftlichen Stellungnahme.
5Inland
ÖFB-Legionär sorgt im Weser-Stadion für den 4:1-Endstand – Bayern und Dortmund trennen sich 0:0 – Schalke siegt mit Schöpf gegen Köln. Köln – Tabellenschlusslicht Hannover 96 hat das Abstiegsduell bei Werder Bremen verloren, womit der Rückstand auf die Hanseaten auf zehn Punkte angewachsen ist. Die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf, der an seine langjährige Wirkungsstätte zurückkehrte, verlor 1:4 (1:2) im Weser-Stadion. In Bremen schossen Fin Bartels (18.) und Oldie Claudio Pizarro (26.) einen 2:0-Vorsprung heraus. Für den 37-jährigen Peruaner Pizarro war es das 100. Bundesliga-Tor für die Werderaner. Kenan Karaman (45.) verkürzte für die Hannoveraner. Auf Vorarbeit von Pizarro stellte Theodor Gebre Selassie (56.) den alten Zwei-Tore-Abstand wieder her. ÖFB-Teamspieler Zlatko Junuzovic (67.) sorgte für den Endstand. Auch Florian Grillitsch spielte durch. Gegen Bayern gesperrt Nach seiner fünften Verwarnung in dieser Saison ist Junuzovic genauso wie sein Teamkollege Clemens Fritz nach der zehnten Gelben Karte am kommenden Samstag gegen Tabellenführer Bayern München gesperrt. Junuzovic holte sich die Sperre absichtlich – um eine Sperre zu einem späteren Zeitpunkt in aussichtsreicheren Spielen zu verhindern. Es war abgesprochen, das gebe ich zu, gestand Junuzovic gegenüber Sky Sport. Der Mittelfeldspieler wurde in der 85. Minute wegen Zeitschindens verwarnt. Es ist besser, ich mache es so, als wenn ich jemandem absichtlich wehtue, sagte Junuzovic. Bayern vs. Dortmund 0:0 Bayern München hat einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum vierten Meistertitel in Serie gemacht. Durch ein 0:0 in einem hochklassigen Topspiel bei Verfolger Borussia Dortmund wahrte der Spitzenreiter am Samstag seinen Fünf-Punkte-Vorsprung. Hohes Tempo, viele Chancen, aber keine Tore brachte das sehenswerte Spitzenspiel. Die Bayern, für die ÖFB-Teamspieler David Alaba in der Innenverteidigung durchspielte, wehrten den Angriff des Dauerrivalen aus Dortmund ab, verpassten aber ihrerseits eine Vorentscheidung im Titelkampf. Schalke schlägt Köln Schalke 04 konnte im Westschlager beim 1. FC Köln durch das 3:1 (2:1) drei Punkte einfahren und verbesserte sich auf Rang vier. Für Schalke trafen Klaas-Jan Huntelaar (2., Elfmeter) und Max Meyer (24.). Leonardo Bittencourt (33.) konnte zwischenzeitlich verkürzen. Der eingewechselte Franco Di Santo (76.) traf zum Endstand. ÖFB-Legionär Alessandro Schöpf spielte bei Schalke bis zur 61. Minute, Philipp Hosiner wurde bei Köln in der 71. Minute eingewechselt. Ingolstadt remisiert Tief im Tabellenkeller rangiert Eintracht Frankfurt nach dem 1:1 (0:1) gegen den FC Ingolstadt. Ramazan Özcan und Markus Suttner spielten bei den Schnanzern durch, Lukas Hinterseer saß – wie Heinz Lindner bei den Frankfurtern – auf der Bank. Ingolstadts Pascal Groß sah wegen wiederholten Foulspiels (69.) die Gelb-Rote Karte. Im Kampf um das internationale Geschäft feierte der VfL Wolfsburg durch ein 2:1 (2:1) gegen Borussia Mönchengladbach einen weiteren Sieg. In Wolfsburg sorgten Julian Draxler (15.) und der Ex-Gladbacher Max Kruse (17.) per Doppelschlag für einen 2:0-Vorsprung der Wölfe. Raffael (23.) verkürzte für die Gladbacher. Martin Hinteregger spielte bei den Verlierern durch. Stuttgart siegt Der Tabellenvorletzte 1899 Hoffenheim konnte nicht punkten und unterlag beim VfB Stuttgart 1:5 (0:2). Florian Klein wurde in der 46. Minute eingewechselt, Martin Harnik sah von der Bank aus zu. Den VfB brachten Georg Niedermeier (6./51.), Lukas Rupp (42.) Filip Kostic (78.) und Timo Werner (83.) auf die Siegerstraße. Hoffenheim kam durch Andrej Kramaric (73.) zum Ehrentreffer. Triplepack von Ja-Cheol Koo Bayer Leverkusen verhinderte in letzter Sekunde eine weitere Pleite und rettete noch ein 3:3 (0:2) beim FC Augsburg. Der Südkoreaner Ja-Cheol Koo war dreifacher Torschütze des FCA (5./44./58.), Nationalspieler Karim Bellarabi (60.), Paul Verhaegh (80., Eigentor) und Hakan Calhanoglu (90.+3, Handelfmeter) schossen die Bayer-Treffer. Augsburgs Jeffrey Gouweleeuw sah wegen Handspiels (90.+2) die Rote Karte.
4Sport
Pipeline soll russisches Gas über die Türkei bringen.. Wien - Der Mineralölkonzern OMV arbeitet einem Zeitungsbericht zufolge an einer neuen Nabucco. Statt Gas aus dem kaspischen Raum soll die Pipeline russisches Gas über die Türkei bringen. Chefverhandler sei der frühere Geschäftsführer des Nabucco-Konsortiums Reinhard Mitschek, berichtet die Presse am Freitag, die sich sich auf drei verschiedene Quellen aus dem OMV-Umfeld beruft.
3Wirtschaft
Die Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim im Musikverein. Wien – Auch im Musikverein gehts wieder los. Theophil Hansens klassizistische Schmuckschatulle beherbergt nicht nur Österreichs prestigeträchtigsten Konzertsaal. Die Eigentümerin, die Gesellschaft der Musikfreunde, ist auch eine potente Konzertveranstalterin und bietet in dieser Saison rund 60 Abozyklen an. Den Auftakt zur Konzertseligkeit in Gold machte ein Gastspiel der Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Daniel Barenboim am Sonntagmittag, mit Martha Argerich als Solistin von Beethovens B-Dur-Klavierkonzert op. 19. Das Frühwerk verendet interpretatorisch ja gern im seichten Bassin dezenten Geplätschers. Nicht so bei den zwei Altmeistern Barenboim und Argerich: Schon die tänzerische Elastizität, die Frische, die Lebendigkeit, mit der Barenboim und die Staatskapelle den Kopfsatz eröffneten, war wundervoll. Argerich spielte klar, pointiert, mit jenem Zug ins Herbe, Harte, Bissige, der ihr als Interpretin charakteristisch ist. Von ihrem rauchgrauen Haar umweht, unternahm die 74-Jährige immer wieder Rückzüge in Resorts der Traumverlorenheit – etwa im Epilog des Adagios. Mit Witz und trockenen, wieselflinken Läufen wurde dem Finalsatz begegnet. Zum Herzstück des Konzerts wurde die Zugabe: Nachdem das Notenpult und eine zweite Klavierbank gebracht worden waren, spielten Barenboim und Argerich vierhändig – Schuberts Rondo D 951. Rührend, mit welcher Innigkeit, Zartheit und Genauigkeit die zwei Ausnahmekünstler aus Buenos Aires musizierten. Nach der Pause wurde jene Kulturprominenz des Landes, die nicht beim zeitgleichen Konzert der Wiener Philharmoniker im Konzerthaus war, von Edward Elgars opulenter erster Symphonie überrollt – einem wuchtigen Werk, das bei seiner Uraufführung 1908 so gefeiert wurde, weil es seiner Zeit nicht voraus, sondern eher etwas hinterher war. Das Privileg aller mittleren Kunst. Barenboim und die Berliner schonten sich hierbei nicht.
8Kultur
Landeshauptmann Günther Platter hat wilde Jahre hinter sich: In seiner Jugend war er Teil einer Psychedelic-Rockband. Heute zieht er musizierend durchs Land – und steckt damit Kollegen an. Der Rockstar steckt sichtlich noch immer in ihm: Günther an der Gitarre, das Spielbein wippt lässig im Takt, zum Refrain reckt er einen Arm in die Höhe – die Menge tobt. Selbst Andrä, der sich schon auf sämtlichen europäischen Bühnen bewährt hat, geht neben ihm unter. Günther ist der Mann am Mikrofon. Während der instrumentalen Einlage lächelt er verschmitzt. Er weiß, das Publikum liebt ihn. Die meisten werden es schon vermutet haben: Es geht um Tirols Landeshauptmann. Die beschriebene Szene hat sich im Mai am Zillertaler Gauder-Fest ereignet. Gemeinsam mit Landsmann und Umweltminister Andrä Rupprechter performte Günther Platter dort den alpinen Evergreen Dem Land Tirol die Treue. In seiner Heimat ist der Landeschef für seine musikalische Ader bekannt. Ein Fest, auf dem Platter nicht die Gitarre zückt, war keines. Tirols erster Mann überzeugt allerdings nicht nur mit klangvollen Einlagen, sondern immer wieder auch Kollegen zum gemeinsamen Konzertieren. Neben Rupprechter ist der ehemalige Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (seines Zeichens begnadeter Trompeter) ein beliebter Tourbegleiter. Als heimatverbundenen Troubadour kann Platter aber nur abtun, wer über dessen wilde Jahre nicht informiert ist. Anfang der Siebziger war der adoleszente Günther Teil einer Rockband, die dem Genre Psychedelic zugeordnet wird. Satisfaction of the Night nannte sich die vierköpfige Truppe, der auch der spätere Tiroler Kapellmeister und Komponist Hermann Delago (der Vater von Manu Delago) angehörte. Im Repertoire hatten die Jungs unter anderem einige Nummern von Pink Floyd – womit sie die Jugend des Oberlandes zum Kreischen gebracht, jedoch ihre Eltern in die Verzweiflung getrieben haben sollen. (Dieser Link führt Sie zu mehr Bandfotos und einer Coverversion von The Nile Song, Platter singend und an der Gitarre, live 1972.) So richtig unzivilisiert war die Gruppe aber wohl nicht: Wir wurden als harte Band bezeichnet, dabei waren wir eigentlich ganz brave Buben, die im Dorfcafé Kuchen gegessen und Erdbeermilch getrunken haben, schreibt Delago auf seiner Homepage. Auch Drogen sollen trotz Post-Hippie-Ära keine im Spiel gewesen sein. Vor nicht allzu langer Zeit ließ Platter seiner alten Leidenschaft noch einmal öffentlich freien Lauf. Gemeinsam mit Tirols zweitbeliebtester Rockröhre und Song-Contest-Fail Nadine Beiler bot er im Jahr 2011 für Tirol heute-Zuseher Proud Mary von Ike und Tina Turner dar. Schwarz-Grün rockt, sagte Platter vor rund eineinhalb Jahren in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung – vielleicht im Wissen, dass er das im Notfall auch allein tut.
5Inland
Laut Scotland Yard kein Zusammenhang mit Anschlägen in Paris. London – Die britische Polizei hat am Mittwoch in Luton bei London vier Terror-Verdächtige festgenommen. Den etwa 30-jährigen Männern werde vorgeworfen, in die Planung von Terrorakten und deren Anstiftung verwickelt zu sein. Beamte von Scotland Yard hätten zudem mehrere Wohnungen in Luton durchsucht. Wie Scotland Yard weiter mitteilte, stehen die Ermittlungen in keinem Zusammenhang mit den Terroranschlägen in Paris.
2International
Mehr als drei Millionen Euro Straßenverkaufswert. Wien/Teheran – Bei einer Routinekontrolle eines Lastwagens in Wien-Leopoldstadt ist die Polizei am Donnerstagabend auf 34 Kilogramm Heroin und Opium gestoßen. Auf dem aus dem Iran kommenden Lkw wurden Waschmaschinen, Geschirrspüler und weitere Haushaltsgeräte transportiert. Spürhunde entdeckten aber auch die Drogen im Straßenverkaufswert von mindestens drei Millionen Euro. Der iranische Fahrer ist in Haft. Suchtgiftermittler des Landeskriminalamtes Wien und Beamte der Polizeidiensthundeeinheit führten in der Seitenhafenstraße Lenker- und Fahrzeugkontrollen durch. Der Lkw wurde kurz nach 18.00 Uhr überprüft. Die Suchtmittelspürhunde Iceman und Inya führten die Polizisten zu den Verstecken in dem Fahrzeug. Der 40-Tonner wurde daraufhin zur weiteren Untersuchung in die Meidlinger Kaserne gebracht. Es handle sich um einen großen Drogenfund, sagte Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Das sichergestellte Suchtmittel werde üblicherweise vor dem Verkauf zumindest noch auf die doppelte Menge gestreckt. Dadurch ergebe sich der Wert von mehr als drei Millionen Euro. Der 44-jährige Lenker schwieg bisher in den Einvernahmen. Die Ermittler sichteten am Freitag noch die Frachtpapiere der fabrikneuen Haushaltsgeräte. Dadurch sollte die Herkunft sowie der Zielort der Ladung herausgefunden werden.
1Panorama
Nach dem neuerlichen Scheitern einer Einigung auf ein neues Reformpaket für Griechenland in der Eurogruppe gibt es einen Notgipfel der EU-Chefs. Eine Einigung ist nach wie vor möglich. Aber die Sache ist dringlich, sagte Jeroen Dijsselbloem Donnerstagabend in Luxemburg. Kurz davor war ein weiterer Versuch der Finanzminister der Eurozone gescheitert, mit ihrem Kollegen Yanis Varoufakis einen Kompromiss zum abgeänderten Reformpaket im Schuldenstreit mit Griechenland zu schnüren. Dieser hatte der Eurogruppe die Ideen seiner Regierung vorgetragen, wie er sagte, und zeigte sich enttäuscht, weil seiner Meinung nach die Kluft zu den Wünschen der Geldgeber viel geringer sei als behauptet. Der Eurogruppenchef hingegen sagte, eine Einigung sei nicht in Sicht. Er war sichtlich bemüht, seine Enttäuschung darüber, dass es seit zwei Wochen keine Fortschritte gegeben hat, zu verbergen und den Eindruck zu zerstreuen, eine Pleite Griechenlands sei kaum mehr zu verhindern. Dijsselbloem räumte aber ein, dass jetzt innerhalb nur weniger Tage alle Entscheidungen fallen müssen, um das zu verhindern. Es werde nötig sein, das Hilfsprogramm über den 30. Juni hinaus, die letzte Frist, zu verlängern, weil es sich nicht mehr ausgehen könne, ein Reformpaket gemeinsam zu beschließen, durch die nationalen Parlamente zu bringen und auch die offenen Kredite im Volumen von 7,2 Milliarden Euro auszuzahlen. Am Montag werden sich die neunzehn Staats- und Regierungschefs der Eurozone zu einem Sondergipfel in Brüssel treffen. Was sie dabei konkret unternehmen könnten, schien nach der Eurogruppe in Luxemburg völlig offen. Dijsselbloem erklärte, es sei möglich, dass die Eurofinanzminister sich davor noch einmal treffen. Voraussetzung dafür wäre, dass die griechische Regierung mit den Experten der drei Institutionen, der früheren Troika, doch noch auf einen grünen Zweig komme. Die Eurogruppe habe ein starkes Signal an Varoufakis gegeben, diese letzte Chance beim Schopf zu packen, so Dijsselbloem. Auf jeden Fall müsse sich eine Strukturreform in Griechenland so umsetzen lassen, dass auch fiskalpolitisch eine nachhaltige Lösung erreicht werden kann. Sie dürfe nicht nur im Sinne der Linksregierung in Athen sein, sondern müsse auch die Notwendigkeiten und die Glaubwürdigkeit der Eurozone berücksichtigen. Mit dem Scheitern einer Lösung ist das eingetreten, was Regierungsvertreter bereits im Vorfeld erwartet hatten. Da der für eine formelle Entscheidung der Finanzminister nötige Expertenbericht nicht vorlag, der die Schuldentragfähigkeit eines griechischen Programms bestätigt, war ein Duchbruch auch nicht zu erwarten. Dennoch war zu Beginn der Sitzung etwas Hoffnung aufgekeimt, als Varoufakis bei seiner Ankunft ankündigte, neue Vorschläge auf den Tisch zu legen. Nach Auskunft von Sitzungsteilnehmern sei das aber nicht der Fall gewesen. Der griechische Finanzminister hatte vor allem seine bisherige Forderung nach einem Schuldenschnitt erneuert, den die Europartner ablehnen. Der Druck auf Griechenland nimmt nicht nur auf den Märkten zu. Allein seit Montag haben griechische Sparer zwei Milliarden Euro von den Banken abgehoben; eine Bankenpanik droht, ein Zusammenbruch, ausgerechnet zu Beginn der Tourismushochsaison. IWF-Chefin Christine Lagarde betonte in Luxemburg, dass ihre Organisation keinesfalls einen weiteren Schuldenaufschub gewähren könne. Bis Ende Juni muss Athen 1,6 Milliarden Euro an den IWF überweisen. Das macht die Sache für die Regierungschefs nicht einfacher. Kanzlerin Angela Merkel hat bei einer Erklärung vor dem Bundestag in Berlin jedoch betont, dass sie eine gütliche Einigung mit Athen wolle, um Griechenland im Euro zu halten.
3Wirtschaft
Strafexpeditionen der Armee in die Kurdenstädte haben den Widerstand nur angeheizt: Das Militär setzt zur Großoffensive an, 200.000 sind geflüchtet. Ankara – Als der türkische Regierungschef vor zwei Jahren den Flughafen in der ärmlichen Grenzprovinz Sirnak eröffnete, tief im mehrheitlich kurdischen Südosten des Landes, da sprach er vom Friedensprozess, von Demokratie und seiner Entschlossenheit, zu einer Lösung der Kurdenfrage zu kommen. Am Mittwoch flog am zweiten Tag in Folge keine Maschine der Turkish Airlines mehr nach Sirnak: Am Boden rollen die Panzer, in den Städten der Region ist faktisch Krieg. Stadtviertel um Stadtviertel, Straße für Straße werde von den Terroristen gesäubert, verkündete Ahmet Davutoglu im türkischen Fernsehen. Der Regierungschef gibt nun mehrmals in der Woche Interviews. Einmal geht es um Russlands Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei, das andere Mal um die türkischen Soldaten im Irak, die Bagdad angeblich nicht haben wollte; dann wieder um den Neubeginn in den Beitrittsverhandlungen mit der EU und das visafreie Reisen der Türken. Der Bürgerkrieg im Südosten des Landes aber ist ein Szenario, das nun rasch Konturen gewinnt. Seit dem Sommer verhängen Provinzgouverneure und Armee immer wieder tagelange Ausgangssperren in den kurdischen Städten. Kommandos der Gendarmerie, die der türkischen Armee zugeordnet ist, und Sondereinheiten der Polizei durchkämmen dann Straßen und feuern auf Wassertanks und Stromanlagen, während sich die Bevölkerung in Wohnungen und Kellern verbirgt. Das Ziel der türkischen Sicherheitskräfte sind bewaffnete Jugendliche, die mit der kurdischen Untergrundarmee PKK sympathisieren oder deren Jugendbewegung YDG-H angehören. Doch vier Monate Strafexpeditionen in die Städte scheinen die jungen Kurden und die PKK bloß bereiter zur Gewalt gemacht zu haben. Eine Textnachricht des türkischen Bildungsministeriums in Ankara am vergangenen Wochenende war als Signal für den Beginn einer großen Militäroffensive verstanden worden. Tausende von Lehrern waren angewiesen worden, nach Hause zu fahren; wie in anderen zentralistisch verwalteten Staaten werden Lehrkräfte in der Türkei auf Zeit in verschiedene Landesteile abgeordnet. Über die Schüler und über die Gefahren, denen diese mutmaßlich ausgesetzt sind, wurde hingegen nichts verlautbart. Autobusse in Cizre, Sirnak, Nusaybin und vielen anderen Städten im Südosten sind seither ausgebucht, berichten Reisende. Türkische Medien veröffentlichten am Mittwoch Zahlen von Flüchtlingen aus den Kurdengebieten, die zeigen, welches Ausmaß Terror und Militäroperationen angenommen haben: 200.000 Menschen sollen es nach Angaben der regierungskritischen Tageszeitung Zaman seit dem Sommer sein; 300.000 meldete gar das Regierungsblatt Sabah. 30.000 Bewohner hätten demnach allein Silopi an der türkisch-irakischen Grenze verlassen; ebenso viele Sur, einen Innenstadtbezirk von Diyarbakir, wo Ende November der kurdische Bürgerrechtler und Präsident der Anwältekammer Tahir Elci nach einer Presseerklärung auf der Straße erschossen worden war – vermutlich getroffen von einer Polizeikugel, wie ein neues Video nahelegt. Seit den 1990er-Jahren, als die Armee im Kampf gegen die PKK kurdische Dörfer niederbrannte und Jitem, eine Geheimabteilung der Gendarmerie, aktiv war, gab es keine solchen Fluchtbewegungen mehr. Der Krieg im Südosten ist auch für die türkischen Journalisten spürbar: Ein Strafgericht in Gaziantep ordnete die Konfiszierung von Büchern des renommierten Publizisten Hasan Cemal an, eines Enkels des Jungtürken-Generals Cemal Pascha. Bücher von Hasan Cemal wie die von Tugçe Tatari, einer anderen Journalistin, waren bei mutmaßlichen PKK-Sympathisanten gefunden worden.
2International
Zum Abschluss der Runde setzen sich die Bullen durch zwei späte Tore gegen Sturm mit 3:1 durch. Soriano trifft doppelt. Salzburg – Martin Hinteregger rief sich bei seiner Rückkehr in Salzburgs Stammformation gleich nachdrücklich in Erinnerung. Beim ersten Corner für sein Team räumte der wuchtige Verteidiger im Kopfballduell in Michael Madl und Anel Hadzic gleich zwei Gegenspieler aus dem Weg. Die zuletzt manifest gewordenen Irritationen zwischen ihm und der sportlichen Leitung scheinen fürs Erste kalmiert, eine Freigabe für den 23-Jährigen noch in der Winterpause scheint möglich. Wie flott es am Sonntag in Siezenheim losging belegte ein direkt auf diese Szene folgender Vorstoß der Gäste auf der rechten Seite. Thorsten Schick produzierte eine eigentlich mehr als brauchbare Flanke auf Roman Kienast, der jedoch verweigerten einen Abschluss. Über Umwege fand der Ball seinen Weg zu Hadzic, dessen Schuss hielt Tormann Alexander Walke. Die Grazer legten es proaktiv an, versuchten, die Salzburger früh am Spielaufbau zu hindern. In der Tat hatten diese mit dem massierten Fünfer-Mittelfeld Sturms so ihre Probleme, welches seinerseits offensive Akzente setzte. Sascha Horvath verzog nach einem Slalomlauf Wilson Kamavuakas aus aussichtsreicher Position (12.). Die Zweikampfführung der Grazer funktionierte prächtig und ganz auf dem Boden des Regulariums Salzburgs Spiel lief wie gewohnt über Taktgeber Naby Keita und in der 21. Minute lief es ruck zuck: Doppelpass mit Valon Berisha, Jonatan Soriano, ausgehungert von zuvor zwei Partien ohne Torerfolg, übernahm – langes Eck, Tor. Sturms Anfangsphase lag in Trümmern, Salzburg kam in kurzer Folge zu zwei weiteren Abschlüssen (Schuss Keita, Heber Soriano). Nach einer halben Stunde setzte Schneetreiben ein, und Hinteregger grätscht mehr als robust auf Höhe der Mittellinie gegen Schick. Der eidgenössische Referee Alain Bieri reagiert mit einer Gelben Karte halbwegs angemessen. Die Begegnung hatte unterdessen an Dynamik eingebüßt: Salzburg kontrollierte, Sturms Initiativpotential schien erschöpft. Grazens Keeper Michael Esser bekam vor dem Pausentau noch Arbeit, einen Schuss Berishas aus kurzer Distanz parierte er mit Bravour (38.). Bieri dagegen entschied sich für Untätigkeit, als Marvin Potzmann an der Strafraumgrenze Berisha trat. Weniger Ballfehler und eine Injektion Luft mochte man der Partie für die zweite Halbzeit wünschen. Zunächst einmal gingen Damari und Berisha zu Boden, letzterer im Sechzehner. Bieri blieb seiner Linie des Laissez-faire treu, ließ weiterlaufen. In der 54. Minute warf Soriano die mögliche Vorentscheidung fahrlässig weg. Nach einem wunderbaren Zuspiel Keitas in den Raum zwischen die Innenverteidigung ganz allein vor Esser, schupfte der Spanier diesem den Ball in die Hände. Horvath hätte Gelegenheit für die Strafe auf dem Fuße gehabt, bei seinem zu unpräzise ausgefallenen Schuss tat Walke jedoch seine Pflicht (55.). Nach einer Stunde wurde Sturm munterer, das öffnete zunächst Räume für Salzburg. Esser rettete bei einem Schuss von Damari nach erneut glänzendem Assist Keitas (64.). Dann machten aber doch die Grazer von sich reden: Kienast, mittlerweile in der Spitze unterstützt vom eingewechselten Bright Edomwonyi, verstolperte. Horvath ließ einen Weitschuss vom Stapel, Walke konterte mit paradierendem Flug (68.). Auf der anderen Seite bließ Bieri bei einem Durchbruch Keitas den Elferalarm kaltblütig ab. Kein Zweifel, es wurde jetzt einiges geboten. Zum Beispiel der Ausgleich: Charalampos Lykogiannis war bei einem Freistoß von Schick zur Stelle und ließ sowohl Benno Schmitz als auch Walke bei seinem Kopfball keine Chance (77.). Erneut sehr brenzlig für den Meister wurde es, als Hinteregger als letzter Mann in einen Zweikampf mit dem schnellen Edomwonyi musste und beide Kontrahenten zu Boden gingen (84.). Doch ein Kabinettstück hatten die Salzburger dann wie so oft doch noch im Köcher. Soriano ließ sich zurückfallen, leitete ein Zuspiel Hintereggers mit der Ferse zu Keita weiter und der hatte beim Abschluss Glück – 2:1. (88.). Nachspielzeit: Weiter Ball in die Spitze, Soriano rempelte sich clever gegen Lukas Spendlhofer frei, Drehung, Schuss – 3:1. Mithilfe eines Überschusses an individueller Klasse schoben sich die Salzburger also bis auf einen Punkt an Tabellenführer Austria heran, für Sturm wäre an diesem Abend mehr möglich gewesen. (Michael Robausch, 22.11. 2015) Red Bull Salzburg – Sturm Graz 3:1 Tore: Soriano (19., 90+3), Keita (87.) bzw. Lykogiannis (77.) (Salzburg, Red-Bull-Arena, Sonntag, 16.30/live ORF eins, SR Bieri/SUI). Bisheriges Saisonergebnis: 3:2 (a). Ergebnisse 2014/15: 2:3 (h), 2:1 (a), 2:1 (h), 0:0 (a) Salzburg: Walke – Schwegler, Miranda, Hinteregger, Ulmer – Minamino, Schmitz, Keita, Berisha – Soriano, Damari Sturm: Esser – Potzmann, Madl, Spendlhofer, Lykogiannis – Kamavuaka, Hadzic – Schick, Horvath, Dobras – Kienast
4Sport
Außenminister Kotzias kommt am 11. Mai nach Wien und bringt die griechische Botschafterin wieder mit. Diese soll dann bleiben. Nach zwölf Wochen Verstimmung ist Schluss. Wie DER STANDARD aus griechischen Regierungskreisen erfuhr, ist ein Besuch von Außenminister Nikos Kotzias am 11. Mai in Wien geplant. Damit soll die diplomatische Krise zwischen den beiden Ländern beigelegt werden, die Österreich im Februar durch die Schließung der Balkanroute für Flüchtlinge ausgelöst hatte. Kotzias, so heißt es, wird Botschafterin Chryssoula Aliferi mitbringen. Griechenland hatte die Botschafterin aus Protest gegen den Alleingang Österreichs und der Westbalkanstaaten zu Konsultationen zurückgerufen. Das ist unter EU-Staaten ein äußerst seltener Vorfall. Aliferi soll nach Ende des Besuchs in Wien bleiben und ihre Aufgabe als Botschafterin fortsetzen. An den politischen Gegebenheiten habe sich nichts geändert, heißt es aus griechischen Regierungskreisen: Die Grenzen blieben geschlossen, und Griechenland trage weiter die Last der Flüchtlinge, die sich im Land seither sammeln. Doch das Arbeitsessen, zu dem Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) seinen griechischen Amtskollegen und die Botschafterin einlädt, sei eine gute Gelegenheit, über die Differenzen zu sprechen. Im Anschluss an das Essen trifft Kotzias die griechische Gemeinschaft in Wien. Diese Idee soll aus dem Außenministerium gekommen sein. Beide Seiten versichern aber gleichermaßen ihr Interesse an einem Ende der Krise. Die ÖVP-Minister Kurz und Johanna Mikl-Leitner hatten am 24. Februar die Außen- und Innenminister der Balkanstaaten zu einem Treffen nach Wien eingeladen, um die Schließung der Flüchtlingsrouten abzustimmen. Der EU-Partner Griechenland jedoch war als Hauptbetroffener nicht zur Konferenz gebeten worden. Davor und danach gab es zudem auf Initiative Wiens Treffen der Polizeichefs der Anrainerstaaten, zu denen Griechenland ebenfalls nicht eingeladen wurde oder aus Protest fernblieb. Ziel war die Abschottung Österreichs vom Flüchtlingsstrom und die Isolierung Griechenlands, dem zuerst die beiden ÖVP-Minister, bald auch SPÖ-Chef Werner Faymann (SPÖ) Nachlässigkeit im Umgang mit den Flüchtlingen vorwarfen. Es geht nicht, dass Griechenland wie ein Reisebüro agiert und alle Flüchtlinge weiterschickt, sagte der Kanzler in einem Interview. Die griechische Regierung reagierte äußerst verärgert. Außenminister Kotzias warf Österreich in einer Stellungnahme eine Politik im Geist des 19. Jahrhunderts vor. Die Balkankonferenz sei eine Initiative außerhalb der europäischen Institutionen gewesen und stehe im Gegensatz zu Beschlüssen des EU-Rats. Als Kotzias am Tag nach der Balkankonferenz die Rückberufung der Botschafterin verkündete, erntete er noch einen spöttischen Kommentar des Außenministeriums in Wien: Österreich kann die Anspannung in Griechenland nachvollziehen, nachdem der Druck auf Griechenland steigt, an einer Eindämmung des Flüchtlingsstroms mitzuwirken. Die griechische Botschafterin könne die Zeit in Athen nutzen, um der Regierung die österreichische Position zu erklären, hieß es noch. Ein Wunsch der damaligen Innenministerin Mikl-Leitner, nur Tage nach der Rückberufung der Botschafterin zum Besuch nach Athen zu kommen, wurde von der griechischen Regierung abschlägig beschieden. Mikl-Leitners Rücktritt mag später zur Verbesserung der Atmosphäre beigetragen haben, ebenso der Besuch von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) bei seinem griechischen Amtskollegen. Wiens Kurswechsel in der Flüchtlingsfrage war in Athen von Beginn an als innenpolitisch motiviert verstanden worden angesichts des Aufstiegs der FPÖ. Den Ausgang der ersten Runde der Bundespräsidentenwahl am Sonntag sehen griechische Regierungsvertreter als Bestätigung dieser Auffassung.
2International
Der IT-Konzern trennt sich vom Geschäft mit einfachen Mobiltelefonen, will Windows 10 Mobile weiterhin unterstützen. Microsoft hat bekanntgegeben, seine Abteilung für einfache Mobiltelefone für 350 Millionen Dollar an die Foxconn-Tochterfirma FIH Mobile verkauft zu haben. Über 4.000 Mitarbeiter wechseln ihren Arbeitsplatz, FIH Mobile darf die Marke Nokia benutzen. Die Transaktion soll im Herbst beendet sein, dann fließen auch Software, Services und andere Bestandteile der Sparte an FIH Mobile. Foxconn ist vor allem als Zulieferer für Apple bekannt. Der Erwerb von Nokia, den Microsoft im Herbst 2013 vorgenommen hat, gilt als eine der größten strategischen Fehlentscheidungen des Windows-Herstellers. Der Kaufpreis von über 5,4 Milliarden Dollar konnte nicht in Gewinn umgewandelt werden. Die Feature Phone-Reihen von Nokia, darunter Asha, Series 40 und Nokia X, werden schon seit 2014 nicht mehr mit neuen Geräten oder neuen Features bespielt. Microsoft konzentriert sich schon länger primär auf die Windows Phone Reihe mit Lumias. Aber auch hier gibt es Schwierigkeiten, der Verkauf fiel im Vorjahresvergleich um 73 Prozent auf 2,3 Millionen Geräte. Windows-Chef Terry Myerson sagte unlängst, Microsoft werde der Lumia-Reihe nicht den Rücken zuwenden, um eine Vielzahl an Nutzern zu erreichen, sei Windows Phone allerdings nicht der richtige Weg. Ein neues Surface Phone könnte nächstes Jahr erscheinen. Microsoft will auch Fremdhersteller zum Bau von Windows Phones bewegen, das klappt jedoch nicht besonders gut.
0Web
Auch der Deutschen Bank droht noch ein teurer Vergleich. New York – Dubiose Hypotheken-Deals vor der Finanzkrise holen die US-Großbank Morgan Stanley ein. Das Geldhaus legt einen Rechtsstreit mit US-Bundesbehörden durch einen Vergleich in Höhe von insgesamt 3,2 Mrd. Dollar (2,8 Mrd. Euro) bei, wie der New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman am Donnerstag mitteilte. Bei der Auseinandersetzung geht es um mit Immobilienkrediten abgesicherte Anleihen. Morgan Stanley soll Anleger bei Geschäften mit diesen Wertpapieren in großem Stil über den Tisch gezogen haben, indem die Risiken bewusst verschleiert wurden. Beim Crash des US-Häusermarkts ab 2007 verloren die Titel massiv an Wert. Die heutige Einigung ist ein weiterer Sieg in unserem Bemühen [...], die Banken zur Verantwortung zu ziehen, erklärte Schneiderman. Morgan Stanley ist nach Bank of America, Citigroup und JPMorgan die vierte US-Großbank, die einen Kompromiss mit den Regulierern erzielt hat. Auch der Deutschen Bank droht noch ein teurer Vergleich.
3Wirtschaft
Ultradünnes Gerät soll den Traditionshersteller hip und innovativ machen. Wir schlagen damit Apple: So kündigte HPs CEO Dion Weisler einen neuen Laptop an, mit dem der Hersteller in den kommenden Monaten punkten will. Der neueste Spectre soll nur elf Millimeter dick sein und einen 13,3 Zoll-Bildschirm aufweisen. Am Dienstag soll er auf der International Luxury Conference in Versailles präsentiert werden, auszugehen ist von einer Premiumvariante. Seit Jahren wird Apple als Innovator und Fortschrittstreiber gesehen, sagte HPs PC-Chef Ron Coughlin zum Wall Street Journal. Diese Rolle will jetzt HP übernehmen. Erste Tester des Spectre X360, der quasi der Vorgänger zum demnächst präsentierten Gerät ist und dieser Tage erscheint, sprechen schon bei dieser Version von einem wahnsinnig guten Gerät, das schnell und schnittig sei. Schon ab 899 Dollar ist der Spectre X360 erhältlich. HP will mit den neuen Rechnern den Niedergang des PC-Markts im Konsumentenbereich stoppen, den viele Technologieexperten prophezeien. Tatsächlich werden immer weniger PCs verkauft – 2015 etwa acht Prozent weniger als 2014; mit 289 Millionen abgesetzten Rechnern ist das Wort Niedergang dennoch eine Übertreibung. Doch HP, Lenovo, Dell und Konsorten stehen durch die Smartphone- und Tablet-Hersteller unter Druck. Microsoft bringt mit dem Surface Book erstmals ein eigenes Gerät, Apples Macbooks verkaufen sich entgegen den Trends zusehends besser. Deshalb müssen die klassischen Hersteller dringend Innovationen abliefern. Wie die New York Times berichtet, hat HP – das erst vor Kurzem in zwei Unternehmen geteilt worden war – dazu erstmals wieder massiv in Forschung und Entwicklung von neuen Rechnern investiert. So testet HP ein kleines Gerät, das als Smartphone oder Tablet genutzt werden kann, nach einem Anschluss an Keyboard und Tastatur aber als PC fungiert. Außerdem ist ein Laptop mit einer Außenschicht an Mikrofonen in Entwicklung, der etwa bei Besprechungen zum Telemeeting genutzt werden kann. Dell setzt hingegen auf die Virtual Reality-Brille Oculus Rift und bringt eigene PCs, die auf den Einsatz für virtuelle Welten zugeschnitten sind. Lenovo hat sich früh als Vorreiter im Bereich der Tablet/Laptop-Hybriden etabliert. Für Konsumenten ist diese Entwicklung nur positiv. Durch den Konkurrenzdruck werden Innovationen vorangetrieben, außerdem dürften die Preise fallen.
0Web
Die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik zeigen Nicola Porporas Oper "Il Germanico" als erste szenische Produktion. Alessandro De Marchis fantasievoller musikalischer Umsetzung wird Alexander Schulins Inszenierung nicht annähernd gerecht. Innsbruck – Wunder des Lebens: Alles ändert sich, und doch bleibt alles gleich. Von jeher schätzt der Mensch Berechenbarkeit und vorgegebene Abläufe, bewahrt sich aber ein Alzerl Spontaneität als Spurenelement der Freiheit. Lässt er sich theatralisch unterhalten, konsumiert er gern Endlosfolgen der knallfarbigsten Emotionen, um sein eigenes Gefühlsgrau für kurze Zeit zu übertünchen. Stylus Phantasicus lautet das Motto der diesjährigen Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, als freieste und ungebundenste Art des Musizierens wurde dieses von Johann Mattheson einst definiert. Das seit 2010 von Alessandro De Marchi geleitete, feine Festival (Budget 2,5 Mio. Euro, Gesamtbesucherzahl 2014: 23.000) widmet sich in diesem Sommer schwerpunktmäßig der Kunst des Improvisierens. Neben zweieinhalb szenischen Produktionen wird vor allem im reichen Konzertprogramm frei und ungebunden musiziert. Was die Barockoper anbelangt, so ist dort ja oft schon die Umsetzung der Partitur ein schöpferischer Akt: Deren skizzenhafte Anlage will vom Profi zum prachtvollen Gemälde einer orchestralen Umsetzung erweitert werden. Dies glückt Alessandro De Marchi bei Nicola Porporas Oper Il Germanico auf einzigartige Weise. Herausragend, mit welcher Präzision, aber auch mit welcher Sinnlichkeit und Fantasie De Marchi und die 32-köpfige Academia Montis Regalis die musikalischen Vorgänge bei der Premiere des Fundstücks im Landestheater schildern: mal in Sturm und Braus, mal glühend, mal delikat und immer differenziert. Man kann sich in den fünf Stunden der Aufführung nicht satthören. De Marchis Musizieren ist in den letzten Jahren körperlicher, dringlicher, reicher geworden: toll. Worum gehts in der 1732 uraufgeführten Oper des Komponisten und Gesangslehrers von Farinelli? Um seifenopernartig auffrisierte Verwerfungen eines Familienverbands, der im Fokus völkischer Fehden steht. Etwa zwölf Jahre nach Christi Geburt erhält der römische Feldherr Germanico den Auftrag, eine aufsässige Rheinprovinz wieder ins Römische Reich zu integrieren. Der ortsansässige Germanenfürst Segeste hat nichts dagegen, sein Volksgenosse Arminio will sich aber nicht kampflos in die große Kulturnation aus dem Süden reintegrieren lassen. Arminio ist mit Segestes Tochter Rosmonda verheiratet; die liebt ihren Heißsporn innig und folgt ihm auch in Sachen Romskepsis. Rosmondas Schwester Ersinda ist hingegen mit dem Römischen Feldherren Cecina verbandelt. Innerfamiliäre Zwistigkeiten entladen sich ob der Causa Rom wie eine endlose Folge heftigster Gewitter. Germanico besiegt Arminio schließlich auf dem Feld, der Gutmensch muss aber eine Niederlage einstecken, als er den Kämpfer zum Beitritt in die doch so kultivierte römische Gemeinschaft auffordert. Eure großartige Kultur habt ihr euch doch auch nur von den Griechen und den Ägyptern zusammengeklaut, spottet der Germane. David Hansen gibt den Arminio kämpferisch, mit ganz auf Kraft aufgebauter Gesangstechnik. Ebenfalls eine Streitbare: die meist fein singende Klara Ek als Rosmonda. Leicht und liebreizend Emilie Renard als Ersinda, intensiv Hagen Matzeit als Cecina; Carlo Vincenzo Alemannos kraftvoller Segeste ist eher romantisch-heldisch timbriert. Herausragend die Präsenz von Patricia Bardon als Germanico; der Mezzo der Irin ist von countertenorhafter Weichheit und fügt sich so ideal in das Klangbild ihrer Kollegen Hansen und Matzeit. Szenisch umgesetzt wird der musikalische Reichtum, wie relativ oft hier in Innsbruck, leider sehr ärmlich. Die Kostüme: wie wenn man in der ehemaligen DDR den Karneval in Venedig nachgestellt hätte. Die mit kargen Bauten bestückte Drehbühne erinnert an eine progressive Volksoperninszenierung aus den 1960ern (beides: Alfred Peter). Regisseur Alexander Schulin animiert die Sänger zu intensivem Schauspiel, zeigt aber kein Interesse, die vielen langen Da-capo-Arien fantasievoll zu bebildern. Am Ende dennoch Begeisterung, vor allem für die fantastische Musik. Dafür lohnt sich eine spontan-improvisierte Reise nach Innsbruck allemal.
8Kultur
Front-National-Gründer erzielt juristischen Sieg über Tochter, weil Richter seine Suspendierung aufheben. Nanterre – Im erbitterten Streit mit seiner Tochter Marine hat Front-National-Gründer Jean-Marie Le Pen einen juristischen Sieg errungen. Ein Gericht in Nanterre nahe Paris erklärte die Suspendierung der FN-Parteimitgliedschaft des 87-Jährigen wegen eines Formfehlers für nicht rechtens. Die von seiner Tochter durchgesetzte Strafmaßnahme wurde aufgehoben. Marine Le Pen hatte im April mit ihrem Vater gebrochen, nachdem dieser mit erneuten antisemitischen Provokationen für Aufregung gesorgt hatte. Im Mai setzte die FN-Spitze seine Parteimitgliedschaft aus, der Titel des FN-Ehrenpräsidenten soll ihm entzogen werden. Jean-Marie Le Pen hatte unter anderem und zum wiederholten Mal die NS-Gaskammern als Detail der Geschichte bezeichnet. Er torpedierte damit den Kurs seiner Tochter, die dem Front National mit einer Abkehr von seinen offen rassistischen und antisemitischen Parolen ein respektableres Ansehen verschaffen und so neue Wähler gewinnen möchte.
2International
Deshalb seit 2005 keine Hinrichtungen mehr. Harare – Die Justizbehörden in Simbabwe suchen seit zehn Jahren nach einem Henker. Das Land habe seit 2005 keine zur Todesstrafe verurteilten Straftäter hinrichten können, sagte die Staatssekretärin des Justizministeriums, Virginia Mabhiza, der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Derzeit sitzen nach Angaben des Ministeriums 117 Menschen in den Todeszellen. Doch es gebe gibt niemanden, der die Urteile ausführen dürfe. Wir haben die Stelle mehrfach ausgeschrieben, so Mabhiza, aber es gebe keine Bewerber für den Job. In Simbabwe darf die Todesstrafe ausschließlich gegen Männer zwischen 21 und 69 Jahren verhängt werden. Die in 2013 verabschiedete Verfassung untersagt das Todesurteil für Kinder, Jugendliche und Frauen sowie für Menschen mit psychologischen Erkrankungen.
2International
Trump alleine auf dem Weg zur Kandidatur – Clinton bei Demokraten weit in Führung. Indianapolis (Indiana)/Washington – Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner wird 2016 aller Voraussicht nach Donald Trump heißen. Die letzten verbliebenen Rivalen des umstrittenen New Yorker Milliardärs gaben ihr Rennen auf. Direkt nach Trumps Sieg bei der Vorwahl im Bundesstaat Indiana beendete Ted Cruz seinen Wahlkampf, am Mittwoch folgte auch John Kasich. Das bestätigte Kasich am Mittwochabend vor Anhängern in Columbus (Ohio). Bei den Demokraten unterlag Hillary Clinton gegen Bernie Sanders. Sie liegt aber bei der Zahl der Delegiertenstimmen immer noch weit in Führung. Der republikanische Parteichef Reince Priebus schrieb auf Twitter, Trump sei der anzunehmende Kandidat für die Präsidentenwahl. Er rief seine Partei zur Einheit auf: Wir müssen uns alle vereinen und uns darauf konzentrieren, Hillary Clinton zu schlagen. Kasich hatte bis zuletzt an seiner Bewerbung festgehalten, obwohl er im monatelangen Vorwahlrennen nur einen einzigen Staat geholt hatte, seinen Heimatstaat Ohio. Bei der Vorwahl am Dienstag im Bundesstaat Indiana landete er mit einer einstelligen Prozentzahl auf dem dritten Platz. Er hatte zuletzt auf eine Kampfabstimmung beim Parteitag in Cleveland gehofft und sich kurzzeitig auch mit Cruz verbündet. Trump sagte noch in der Nacht zu Mittwoch, er wolle die Partei rasch vereinen. Das müssen wir auch tun. An die Adresse von Clinton sagte er: Wir werden im November gewinnen – und wir werden hoch gewinnen. Für die beispiellose Kandidatensuche der Republikaner galt Indiana als Scheidepunkt. Cruz, Senator von Texas, hätte unbedingt gewinnen müssen, um Trump als Kandidaten noch zu verhindern. Er landete aber mit 37 Prozent 16 Punkte hinter Trump. Überraschend beendete er daraufhin seinen Wahlkampf: Wir haben alles gegeben, aber die Wähler haben einen anderen Weg gewählt. Die Monmouth-Universität analysierte, Cruz habe als Enfant Terrible und Außenseiter der Partei den Wahlkampf begonnen, sich aber schließlich als Konsenskandidat und Insider vermitteln wollen. Diese Umwandlung sei beim Wähler schlecht angekommen. Trump, der nie zuvor ein politisches Amt bekleidet hat, kann sich nun ohne große Mühe in den verbleibenden Vorwahlen seiner Partei die entscheidende Delegiertenmehrheit sichern. In Indiana holte er nach den vorliegenden Zahlen alle Delegierten und liegt nun bei rund 1.050. Gewählt wird trotzdem weiterhin, noch acht Wahltage stehen aus. Rechnerisch wird Trump die Schwelle von 1.237 erst am letzten großen Vorwahltag überschreiten, dem 7. Juni. Dann wird unter anderem in Kalifornien gewählt, dem größten Vorwahlstaat überhaupt. Die frühere Außenministerin Clinton verlor auf ihrem Weg zur Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten in Indiana entgegen allen Umfragen mit etwa fünf Prozentpunkten Abstand auf Sanders. Auf das Gesamtrennen der Demokraten hat das aber kaum Einfluss, denn die Delegierten in Indiana werden anteilig nach Stimmen vergeben. Sanders konnte insgesamt nur eine Handvoll aufholen. Die frühere First Lady liegt weiter viele hundert Delegierte vor Sanders. Ihr Abschneiden macht aber einmal mehr deutlich, dass auch viele Anhänger der Demokraten sie nicht als überzeugende Kandidatin sehen. Clinton gilt vielen als zu etablierte Politikerin mit einem Mangel an neuen Ideen. Sanders, der sich selber als demokratischen Sozialisten bezeichnet, will möglicherweise auf dem Parteitag in Philadelphia eine Kampfabstimmung suchen. Vor der Wahl in Indiana hatten Trump und Clinton bereits über den Staat hinaus geblickt. Beide stellen sich auf einen erbitterten Zweikampf um das Weiße Haus ein. Trump begann bereits damit, Clinton persönlich anzugehen. Wäre sie ein Mann, hätte sie keine Chance. Trump wird voraussichtlich auch an die Affären ihres Mannes Bill erinnern. Trump liegt in Umfragen für die Wahl am 8. November zum Teil zweistellig hinter Clinton. Noch deutlicher wäre in einer CNN-Erhebung der Abstand eines Kandidaten Sanders auf Trump. Clinton wiederum läge demnach in einer direkten Auseinandersetzung hinter Kasich. Trump, der sich über Monate in einem 17-köpfigen Bewerberfeld der Republikaner durchsetzte, ist auch in der eigenen Partei hoch umstritten. Befürchtet wird dort, dass sein schlechtes Ansehen auch dazu führt, dass die Demokraten am 8. November die Mehrheit im Senat zurückerobern, möglicherweise sogar auch im Repräsentantenhaus. Trump schneidet in vielen Wählergruppen miserabel ab, etwa bei Frauen, bei Latinos und bei Afroamerikanern. Es ist aber unklar, wie viele Erstwähler Trump mobilisieren kann. Rein rechnerisch muss Clinton bei der Wahl zunächst die Staaten holen, die die Demokraten bei den letzten sechs Wahlen immer geholt haben. Wenn sie dann noch Florida gewinnt, folgt sie im Jänner 2017 als erste US-Präsidentin Barack Obama nach. .
2International
Fahrzeuge nach Crash meterweit geschleudert. Wien – Bei einem Zusammenstoß mit einem Pkw an einer Kreuzung ist Sonntagfrüh ein Taxi rund 20 Meter über die Quellenstraße geschleudert worden. Das Fahrzeug blieb nach Angaben der Berufsfeuerwehr auf den Gleisen der Straßenbahnlinie 6 zu stehen. Der bei der Kollision beschädigte Pkw schlitterte noch etwa 30 Meter weiter und prallte gegen mehrere geparkte Fahrzeuge, die aneinandergeschoben wurden. Bei dem Unfall an der Kreuzung Leebgasse-Quellenstraße im Bezirk Favoriten wurden vier der insgesamt acht Insassen in den beiden Wagen verletzt. Sie konnten zum Großteil die Fahrzeuge selbstständig verlassen. Der auf der Rückbank liegende Mitfahrer im Privat-Pkw musste aufgrund seiner Verletzungen noch im Wagen versorgt werden. Er erlitt nach Angaben der Berufsrettung Kopfverletzungen, es bestand außerdem der Verdacht auf innere Verletzungen.
1Panorama
Seit kurzem deckt Niederösterreich seinen gesamten Strombedarf aus erneuerbarer Energie. Der World Wide Fund sieht in Sachen Energiewende trotzdem auch Aufholbedarf.. Sankt Pölten – Es war ein Anlass für viele lobende Worte und für feierliche Mienen, als der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) im November verkündete, dass in seinem Bundesland nun 100 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbarer Energie gedeckt werden. Niederösterreich sei zur Modellregion geworden. Das Jahr 2015 sei ein bedeutendes Jahr für die Umweltpolitik in Niederösterreich, ergänzte Umweltlandesrat Stephan Pernkopf (ÖVP). Selbst die britische Zeitung Guardian und Le Monde berichteten dann darüber, dass Österreichs größtes Bundesland nun den gesamten Strom aus erneuerbarer Energie bezieht. Zwar war es im Burgenland im Jahr 2013 so weit gewesen. Das flächenmäßig aber eher vergleichbare Oberösterreich will etwa laut Energiestrategie erst im Jahr 2030 dieses Ziel erreichen. Ist Niederösterreich in Sachen Energiewende also wirklich eine Modellregion, wie Pröll es ausdrückte? Der Ende September präsentierte Energiewende-Bericht des World Wide Fund for Nature (WWF) zeigte Positives, aber auch Aufholbedarf: Niederösterreich belegt darin hinter Vorarlberg und Wien Rang drei der neun Länder. Für die Bewertung nach dem sogenannten WWF-Bundesländer-Energiewende-Index wurden Politik, Effizienz, Erneuerbare, Gebäude und Verkehr betrachtet. Besonders gut bewertete der WWF die niederösterreichische Energiepolitik und dabei insbesondere die Schritte für den Ausbau der erneuerbaren Energie und für Energieeffizienz. Hier gebe es breit aufgesetzte Umsetzungsstrategien und regelmäßige Bewertungen. Auch die Mittelverteilung bei der Wohnbauförderung hin zur Sanierung wurde positiv vermerkt. Allerdings steige der Strombedarf deutlich. Klar negativ ordnete der WWF die hohen Ausgaben im Bereich Verkehr für den Straßenbau ein. Kein Bundesland schnitt da schlechter ab. Umweltlandesrat Pernkopf sagt im STANDARD-Gespräch, man wolle als Wirtschaftsstandort weiter wachsen, daher steige auch der Strombedarf – wobei auch die Energieeffizienz wachse. Wir müssen uns anschauen, wo wir Erneuerbare weiter ausbauen und ältere Anlagen optimieren können, sagt Pernkopf. Der Verkehr sei wiederum ein anderes Thema. Da bestehe über Niederösterreich hinaus Handlungsbedarf. Kritik am Ökostrom aus finanziellen Gründen weist Pernkopf ebenso zurück. Vor wenigen Tagen hat die Arbeiterkammer (AK) moniert, dass die Ausgaben für die Ökostromförderung laut einem bis 23. November aufliegenden Verordnungsentwurf pro Durchschnittshaushalt – bei rund 3500 Kilowattstunden Verbrauch – von heuer 103 Euro nächstes Jahr auf fast 120 Euro steigen. AK-Direktor Werner Muhm sagte, es müsse jetzt Schluss sein mit massiv steigenden Förderungen. Pernkopf hält dagegen, dass der Strompreis insgesamt seit 2012 zurückgegangen ist. Außerdem bleibe das für Ökostrom investierte Geld im Land, wo dieser zudem Arbeitsplätze schaffe. Niederösterreich hat seit 2002 insgesamt 2,8 Milliarden Euro in den Ökostromausbau investiert. 59 Prozent kommen nach Informationen des Landes aus der Großwasserkraft, 26 Prozent aus der Windkraft, neun Prozent aus Biomasse, vier Prozent aus Kleinwasserkraft und zwei Prozent aus Photovoltaik. Eines der nächsten Ziele ist es, bis zum Jahr 2050 die Hälfte des Gesamtenergiebedarfs durch Erneuerbare zu decken.
1Panorama
Der deutsche Komiker und Schriftsteller ist ernst geworden. In "Der Goldene Handschuh" zeichnet er das Leben des Hamburger Frauenmörders Fritz Honka nach. Lustige Worte wird man hier vergeblich suchen. Vielleicht gilt als galliges Motto des neuen Romans von Heinz Strunk also nur dieses nur kurz gute Laune machende Bonmot: Besser von Rembrandt gemalt als vom Branntwein gezeichnet. Damit hat es sich aber auch schon wieder mit dem Schenkelklopfen und dem Humor in Der Goldene Handschuh. Vielleicht hat der Hamburger Musiker, Schauspieler, Komiker und Erfolgsautor Heinz Strunk die wesentlichen Witze, die das Leben in den ersten fünf Lebensjahrzehnten so schreibt, einfach schon durch. Als Schriftsteller trat Heinz Strunk erstmals 2004 in Erscheinung. Der autobiografische Selbstzerfleischungsklassiker Fleisch ist mein Gemüse über seine schwierige Zeit als Tanzmusiker bei Firmenfeiern, Baumarkteröffnungen oder Sparvereinsauszahlungen drang zwar schon damals tief in den Kern eines jeden Humors vor: Es ging um Einsamkeit, Minderwertigkeitsgefühle, Langeweile als Vorstufe der Depression – im Wesentlichen also um nackte existenzielle Verzweiflung. Der letzte Humor ist immer der Galgenhumor. Solange aber die Luft noch reicht, kann man dagegen ankämpfen. 500.000 verkaufte Stück des Buchs hatten nicht nur ihren Wert, sie hatten auch ihren Preis. Von da musste es mit auf diesen Überraschungshit folgenden, galligen, schnoddrig autobiografistisch geschriebenen Romanen wie der TV-Comedy- Abrechnung Die Zunge Europas oder dem sehr, sehr lustigen wie niederschmetternden Masturbationsklassiker Fleckenteufel verkaufstechnisch einfach bergab gehen. Humoristisch definierte sich Heinz Strunk nach seinem mit Rocko Schamoni und Jaques Palminger betriebenen Telefonterrorprojekt Studio Braun in den letzten Jahren subtiler. Als gezinktes Techno-Gründervatertrio Fraktus sorgt man heute für Stimmung auf großen Festivals. Und Strunk erfand sich selbst neu als auf Heizdeckenfahrten geeichter Karriere- und Lebensberater mit dem über deutsche Klein- und Mittelbühnen ziehenden Programm Das Strunk-Prinzip. Mitunter bleibt das Lachen im Hals stecken. Nun hat Heinz Strunk aber einen Roman vorgelegt, der alle seine bisherigen Arbeiten hinter sich lässt, weil es hier ernst und hart zur Sache geht. Im Roman Der Goldene Handschuh verlässt Heinz Strunk erstmals die Missgeschicke der eigenen Biografie. Er spürt jenen eines anderen nach. Erzählt wird die Geschichte des Mitte der 1970er-Jahre zu, ja was, trauriger Berühmtheit gelangten Hamburger Frauenmörders Fritz Honka, den sie auf dem Kiez in St. Pauli Fiete nannten. Vielleicht auch, weil sich der Mann, der in seiner Jugend aus dem Osten rübergemacht hatte, nicht richtig artikulieren konnte. Schon früh hatten sie ihm im goldenen Westen nicht nur das Gesicht und Gebiss, sondern auch das Gehirn zu Brei geschlagen. Dazu kamen etliche weitere blöde Geschichten. Das Schicksal und seine Schläge. Der Absturz. Der Suff. Hamburg-St. Pauli. 1962 eröffnete dort auf der Reeperbahn der zweifache Box-Europameister Herbert Nürnberg die Kneipe Zum Goldenen Handschuh. Seither hat sie bis heute rund um die Uhr geöffnet. Für jene Kundschaft, die sich eben nicht wegen des Nervenkitzels bei einem Kuckbier an diesem menschlichen Elendslokal ergötzt und wieder in ein besseres Leben oder an so etwas wie einen Ort namens nach Hause gehen kann, bedeutet der Handschuh die Endstation, den Einstieg in die Hölle noch zu Lebzeiten. Im Wurlitzer läuft deutscher Schlager. Es geht eine Träne auf Reisen. Ich wünsch mir ne kleine Miezekatze. Du sollst nicht weinen. Ich hab die Liebe verspielt in Monte Carlo. Es ist zum Heulen. Und geheult wird hier oft. Auch andere Körpersäfte rinnen. Die Stammgäste setzen sich aus Pennern, Halb- und Vollirren, normal Wahnsinnigen, Schweralkoholikern, versifftem Rotlichtmilieu und anderem Personal zusammen, das man gemeinhin als Bodensatz der Gesellschaft betrachtet. Das sind die Leute, die man sterbliche Überreste nennen könnte. Sie sind noch nicht ganz tot – und theoretisch besitzt Der Goldene Handschuh einen Ausgang. Aber wozu? Weiter hinten bei den überschwemmten Toiletten wohnen die Schimmligen. Man muss nicht erklären, warum man sie so nennt. Selbst der Abschaum vorn an der Theke blickt auf sie herab. Getrunken wird tage- und nächtelang bis zum Umkippen. Stützbier, Sturzsuff, Verblendschnaps, Schmiersuff, Vernichtungstrinken. Damit man den üblen Diesel runterkriegt, ohne ihn gleich wieder hochzukotzen, lässt sich Fiete Honka seinen Korn mit Fanta mischen, im Verhältnis eins zu eins. Das Gesöff nennt sich Fako. Es macht, dass man sein beschissenes Leben im Blackout zumindest für einige Stunden vergisst. Fako unterdrückt auch manchmal die Gier, die Geilheit, den Hass auf die Welt, die Scheißtypen draußen auf der Straße, die einen verachten. Vor allem aber dämpft er den Hass auf die geilen Scheißweiber, die einen nicht ranlassen wollen. Manchmal wacht Fritz Honka am nächsten Tag auf und neben ihm liegt so eine Frauenleiche. Er kann sich an nichts erinnern – vor allem nicht an diese zahnlosen, verkommenen und eingefallenen, mindestens genauso kaputt wie er durchs Restleben torkelnden Ernas, Inges, Hertas, Ilses, die er da in der Nacht aus dem Handschuh mit der Aussicht auf ein festes Dach, eine Matratze und noch mehr Schnaps abgeschleppt hat. Totgehauen. Weg. Aus. Honka zersägt die Leichen, packt sie in Plastik, verstaut sie im Dachstuhl. Das geht über die Jahre viermal so. Der Gestank in der Wohnung muss füchterlich gewesen sein. Erst ein Brand im Haus lässt Fritz Honka 1975 auffliegen. Heinz Strunk erzählt diese wahre Geschichte, die er mit dem Niedergang einer fiktiven Hamburger Reederfamilie parallelführt, schonungslos, aber nie zynisch. Schon gar nicht legt er sie als schaurigen Sozialporno an. Sein Blick ist kühl, nicht mitleidig, aber Anteil nehmend. Ihm ist damit ein großes, unter die Haut gehendes und sehr ernstes Buch gelungen.
8Kultur
Ursache muss noch untersucht werden. Wien – Kurz vor dem Heiligen Abend müssen Weihnachtskekse, die bei Hofer verkauft wurden, zurückgerufen werden. Weil bei einer Routineuntersuchung ungewöhnlicherweise Salmonellen entdeckt wurden, ist das Produkt laut Lieferant Bear Production Kft. nicht zum Verzehr geeignet. Wie die Salmonellen das Produkt kontaminiert haben, wird noch untersucht, sagte der Lieferant am Mittwoch im APA-Gespräch. Durch Salmonellen verursachte Infektionen (Salmonellosen) zählen weltweit zu den häufigsten bakteriellen Durchfallerkrankungen. Diese können mitunter lebensbedrohlich sein. Menschen stecken sich meistens über verseuchte Lebensmittel (vor allem Fleisch, Eier, Milch) oder mit durch Fäkalien verunreinigtes Wasser an, so die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Von dem Rückruf betroffen sind Weihnachtskekse mit Butter 250g mit der Chargennummer 1548304 und dem Mindesthaltbarkeitsdatum 24.01.2016. Trotz einwandfreiem Gutachten vor Auslieferung seien im Zuge einer Routineuntersuchung die Salmonellen in einer Probe nachgewiesen worden. Weitere Hinweise auf bakterielle Kontaminationen bestehen nicht. Eine Vermehrung von Salmonellen im Produkt sei bei üblicher Verwendung sehr unwahrscheinlich, erklärte Bear Production. Das Produkt kann in jede Hofer-Filiale zurückgebracht werden. Der Kaufpreis wird – auch ohne Rechnung – erstattet.
3Wirtschaft
VW, Mercedes, BMW und sieben weitere Hersteller müssen sich wegen fehlender Motorabschaltung vor Gericht verantworten. Los Angeles – Zehn der größten Autobauer, darunter Volkswagen, Mercedes und BMW, müssen sich in den USA vor Gericht verantworten. Eine Sammelklage von Kunden gegen die Konzerne wurde am Mittwoch bei einem Bundesgericht im kalifornischen Los Angeles eingereicht. Die Vorwürfe richten sich gegen mögliche Gefahren eines automatischen Startsystems in neueren Fahrzeugen, die ohne traditionelle Schlüssel auskommen. Das Fehlen einer automatischen Motorabschaltung habe durch austretendes Kohlenmonoxid in den vergangenen Jahren zu mindestens 13 Todesfällen und zahlreichen Verletzungen geführt, machen die Kläger geltend. Die Autobauer hätten das automatische Startsystem als sicher dargestellt, obwohl sie die Risiken gekannt hätten. Einige der Todesfälle ereigneten sich, als das Auto ohne Wissen des Fahrers in der Garage stundenlang weiterlief und giftiges Kohlenmonoxid austrat. Wir wollen die Autohersteller mit dieser Klage dazu zwingen, diesen Defekt zu beheben, sagte die Anwältin Martis Alex in einer Mitteilung. Es gäbe Vorrichtungen, die den Motor nach einer kurzen Zeit ohne Zutun des Fahrers automatisch abschalten. Die Klage richtet sich auch gegen die Konzerne Toyota, Ford, Nissan, Honda, General Motors, Hyundai und Kia.
3Wirtschaft
Randale vom Freitagsspiel gegen Wacker als Absagegrund: "Wollten helfen, sind aber leider eines Besseren belehrt worden". Wien – Georg Papai, Bezirksvorsteher von Wien-Floridsdorf, hat dem Fußball-Erste-Liga-Club Austria Salzburg die Austragung seines Heimspiels auf dem FAC-Platz am 10. Mai gegen den LASK untersagt. Dies gab der SPÖ-Politiker am Mittwoch in einer OTS-Aussendung bekannt. Die Partie Austria Salzburg – LASK wurde als Risikospiel eingestuft und deshalb aufgrund infrastruktureller Mängel im MyPhone Austria Stadion auf den FAC-Platz verlegt. Dies war auch schon am vergangenen Freitag beim Match von Austria Salzburg gegen Wacker Innsbruck der Fall. Laut FAC-Sportchef Peter Eigl wurden die Bundesliga und Austria Salzburg bereits am Dienstag mündlich über die Absage informiert, am Mittwoch folgte in Absprache mit Polizei und Bezirksvorsteher die Bestätigung per Mail. Eigl begründete die Maßnahme mit den Vorfällen rund um die Partie Austria Salzburg – Wacker Innsbruck am Freitag auf dem FAC-Platz und bestätigte damit einen Radio Wien-Bericht. Solche Dinge nicht tragbar Demnach gab es schon eine Woche vor der Partie erste Schmierereien von Wacker-Fans auf der FAC-Anlage, einen Tag vor dem Match wurden dann auch angrenzende Häuser in Mitleidenschaft gezogen. Während des Spiels vor rund 1.000 Zuschauern, darunter etwa 400 im Lager der Tiroler, kam es im Sektor der Innsbrucker Fans zu Sachbeschädigungen. Nach dem Schlusspfiff suchten Salzburg-Anhänger – wegen des Polizei-Einsatzes erfolglos – die Konfrontation mit Wacker-Fans. Dabei kamen Kleingärten und ein Kinderspielplatz zu Schaden. Für uns sind solche Dinge nicht tragbar, darunter leidet unsere Reputation. Wir haben es gut gemeint und wollten Salzburg helfen, sind aber leider eines Besseren belehrt worden, sagte Eigl. Wo die Partie Austria Salzburg – LASK am 10. Mai ausgetragen wird, ist nach wie vor offen.
4Sport
Nennliste mit Ferrer, Raonic, Isner, Monfils – Zuschauerinteresse "massiv besser". New York/Wien – Österreichs in diesem Jahr zum ATP-500-Turnier aufgewertetes Tennis-Event in der Wiener Stadthalle wird halten, was man sich davon versprochen hat. Der zu Verhandlungen und ATP-Meetings in New York weilende Turnierboss Herwig Straka bestätigte, dass er die erhofften drei Top-Ten-Spieler nach Wien holen wird. So wie es ausschaut, werden wir das Ziel, dass wir drei Top-Ten-Spieler haben, ziemlich sicher erreichen, erklärte Straka am Dienstagabend (Ortszeit) in Flushing Meadows und damit nicht genug. Wie es letztes Jahr auch war, werden wir kurzfristig schauen, ob wir auch einen der ganz Großen finden. Das wäre dann ein zusätzlicher, vierter Top-Ten-Spieler. Das wäre aber das Ideal-Szenario. In der Nennliste stehen aktuell Vorjahresfinalist David Ferrer, der erstmals nach Wien kommende Kanadier Milos Raonic, US-Aufschlag-Riese John Isner und Publikumsliebling Gael Monfils. Es werden noch ein paar dazukommen. Wir werden sechs bis sieben Top-20-Spieler haben, verriet Straka, für dessen Turnier am Montag Nennschluss ist. Hoffen auf Federer Ob es mit der erhofften Verpflichtung von Superstar Roger Federer noch etwas wird, ist offen, aber nicht wahrscheinlicher geworden. Es gibt kein Nein, aber im Frühjahr, als Roger noch nicht genau gewusst hat, wie sein Jahr läuft, hat es ein bisserl besser ausgeschaut. Aber es ist nach wie vor das Ziel. Ab 2016 hat Wien ja einen anderen Termin und kollidiert mit dem ATP-500er in Basel, wofür sich Federer wohl immer entscheiden wird. Wichtig für Straka war bei den ATP-Meetings (er sitzt im ATP-Board der Turnierdirektoren) auch die Information, dass die 2009 gegründete ATP-500er-Serie eine Erfolgsstory ist und auch nach den kommenden Strukturänderungen ab 2018 ein wichtiger Bestandteil bleiben soll. Das war ein gutes Signal für Wien auch. Zudem wurden auch neue Fernsehverträge abgeschlossen, womit auch Wien ab nächstem Jahr noch weltweiter präsent sei. Noch ehe erste internationale Namen genannt wurden, registrieren die Wien-Veranstalter einen starken Anstieg des Fan-Interesses. Der Zuschauervorverkauf ist massiv besser. Wir sind jetzt schon bald bei der Zahl, die wir voriges Jahr am Turnierbeginn gehabt haben. Das Interesse ist enorm, das freut uns irrsinnig. Ein bisschen eine Rolle spielt dabei aber sicher auch der Aufstieg von Dominic Thiem, der heuer drei Turniere gewonnen hat und in die Top 20 eingezogen ist. Melzer erster Kandidat auf Wild Card Von den drei Wildcards hofft Straka, dass er nur eine brauchen wird, denn Thiem und Haider-Maurer sind fix im Hauptbewerb. An wen die Österreicher-Wildcard gehen würde? Es ist kein großes Geheimnis. Wenn Jürgen Melzer spielen möchte, dann wird er eine kriegen. Das hat er sich verdient. In Sachen internationale Sponsoren hat sich – wie zu erwarten war – kurzfristig für dieses Jahr noch nicht viel ergeben. Jetzt würde man nur Schnäppchen-Sponsoren bekommen, das bringt nichts, erklärte der steirische Turnierboss. Er müsse heuer etwas kämpfen, dass die Bilanz ausgeglichen ist. Aber das ist ein Investment für die Zukunft. Die Akquirierung der Sponsoren für 2016 wird im Herbst so richtig beginnen.
4Sport
KAC gegen München recht knapp dran – 1:4 bei Jönköping schon zweite Niederlage für Red Bull – Caps unterliegen Oulu, Black Wings in Düsseldorf. Klagenfurt/Wien/Jönköping/Düsseldorf – Niederlagen für alle vier österreichischen Vertreter gab es am 2. Spieltag der Champions Hockey League (CHL). Am Sonntag unterlag Rekordmeister KAC Red Bull München mit 1:4 (0:0,1:1,0:3). Bereits am Samstag war Meister Salzburg bei HV71 Jönköping 1:4 (0:0,0:0,1:4) untergegangen. Ihre zweite Niederlage kassierten auch die Black Wings Linz, die gegen die Düsseldorfer EG nach 2:0-Führung noch 3:6 (2:1,0:4,1:1) unter die Räder kamen. Die Vienna Capitals mussten sich Kärpät Oulu 0:2 (0:2,0:0,0:0) geschlagen geben. In Klagenfurt brachte Manuel Geier den KAC in einer umkämpften Partie in der 32. Minute nach einer schönen Aktion über Oliver Setzinger und Kevin Kapstadt zwar in Führung, die Münchner konnten das Spiel aber noch umdrehen. Daryl Boyle glich vor 3.600 Zuschauern noch im zweiten Drittel mit einem sehenswerten Schuss für die Gäste aus. Spätestens im dritten Drittel zeigte sich der Unterschied an diesem Abend. Während die Rotjacken in einigen Szenen Pech hatten oder am starken München-Tormann Danny aus den Birken scheiterten, behielten die Gäste kühlen Kopf. Dominik Kahun sorgte mit seinem Tor in Unterzahl für die Entscheidung (46.) In der Schlussphase vergab Jamie Lundmark die beste Möglichkeit auf den Ausgleich (58.), ehe Ulrich Maurer und Frank Mauer mit zwei Empty-Net-Toren alles klar machten. Salzburg wollte am Samstag die Scharte der 1:4-Niederlage am Donnerstag bei SönderjyskE Vojens in Dänemark ausmerzen. In der vergangenen Saison der Champions League hatte man HV71 in der Gruppenphase zweimal geschlagen. Diesmal reichte es gegen den vierfachen schwedischen Meister, der sich auch von den Härteeinlagen der Österreicher nicht aus dem Konzept bringen ließ, aber nicht. Die Salzburger liegen in der Tabelle der Gruppe C damit mit null Punkten auf dem dritten und letzten Platz. Der amtierende Champion der Erste Bank Eishockey Liga ging nach zwei torlosen Dritteln zwar durch John Hughes in der 41. Minute in Führung, kassierte aber fast umgehend durch Kristofer Berglund (43.) den Ausgleich. Erik Christensen (49.), Teemu Laine (52./PP) und Simon Onerud (53.) machten mit ihren Toren die Bemühungen der Gäste zunichte, noch einmal zurückzukommen. Damit muss Salzburg im nächsten Gruppenspiel am 27. August gegen SönderjyskE zu Hause unbedingt gewinnen, um die Mini-Chance auf die Play-offs am Leben zu erhalten. Die Black Wings gingen in Düsseldorf aggressiv zu Werk. Alleine in den ersten drei Minuten fanden die Gäste vier große Möglichkeiten, ließen diese aber noch ungenützt. Andrew Kozek (4.) und Neuverpflichtung Olivier Latendresse (11.) besorgten dann die rasche 2:0-Führung. Im zweiten Drittel aber brachen in den Abwehrreihen der Österreicher alle Dämme. Die Düsseldorfer bezwangen Michael Ouzas viermal, nachdem Eduard Lewandowski schon in der 15. Minute der Anschlusstreffer geglückt war. Im Schlussabschnitt konnten die Linzer nicht mehr entscheidend zulegen. Mehr als das zweite Tor von Kozek (50.) schaute nicht mehr heraus. Mit Anstand aus der Affäre zogen sich die Capitals gegen den finnischen Meister Kärpät Oulu. Die Entscheidung fiel schon im ersten Drittel, in dem die Gäste in allen Belangen überlegen waren. Völlig verdient lagen die Finnen durch Tore von Jani Hakanpää (7.) und Saku Mäenalanen (17.) voran. Der EBEL-Vizemeister hatte Glück, dass der Zwischenstand vor 3.500 Zuschauern in der Albert-Schultz-Halle nicht deutlicher zugunsten der Finnen ausfiel – zumal Kärpät noch zweimal die Stange traf. Nach der ersten Pause fanden die Wiener über die physische Komponente besser ins Spiel. Es entwickelte sich eine unterhaltsame Partie, in der die Caps durchaus mithalten konnten. Die Finnen brachten das Resultat aber letztlich locker über die Zeit. (APA/red – 23.8. 2015) Ergebnisse des 2. Spieltags der Champions Hockey League: Gruppe H: EC KAC – Red Bull München 1:4 (0:0,1:1,0:3)Tore: Geier (32./PP) bzw. Boyle (39.) Kahun (46./SH), Maurer (60./EN) Mauer (60./EN) Tabelle: 1. München 6 Punkte/2 Spiele – 2. HC Kosice 0/1 – 3. KAC 0/1 Gruppe C: HV71 Jönköping – EC Red Bull Salzburg 4:1 (0:0,0:0,4:1). Tore: Berglund (43.), Christensen (49.), Laine (52./PP), Onerud (53.) bzw . Hughes (41.) Tabelle: 1. Sönderjyske Vojens (DEN) 3/1 – . Jönköping 3/1 – 3. Salzburg 0/2. Gruppe G: Düsseldorfer EG – EHC Black Wings Linz 6:3 (1:2,4:0,1:1). Tore: Lewandowski (15.), Collins (34./PP), Ebner (35.), Milley (38., 40.), Daschner (54.) bzw. Kozek (4.,50.), Latendresse (11.) Tabelle: 1. TPS Turku (FIN) 3/1 – 2. DEG 3/1 – 3. Linz 0/2. Gruppe J: Vienna Capitals – Kärpät Oulu 0:2 (0:2,0:0,0:0). Tore: Hakanpää (7.), Mäenalanen (17.) Tabelle: 1. Kärpät 6/2 – 2. Krefeld Pinguine 0/1 – 3. Capitals 0/1.
4Sport
Kartenklassiker in neuer Umsetzung vorinstalliert – Werbung unterbricht Spiel für bis zu 30 Sekunden. Microsofts neues Betriebssystem Windows 10 kommt für viele Nutzer gratis. Ein Schachzug des Unternehmens, der die neue Windows-as-a-Service -Strategie mit dem Verkauf von Dienstleistungen als neues Geschäftsmodell untermauert. Doch die Gratis-Windows-Welt hat offenbar auch ihre Schattenseiten. War der Kartenspiel-Klassiker Solitaire in Windows 8 noch ausgespart worden, ist er in Windows 10 wieder mit dabei. Zum Sortiment vorinstallierter Apps gehört die Microsoft Solitaire Collection Premium Edition, die neben dem klassischen Spiel auch tägliche Herausforderungen und andere Modi bietet. Wer sich den Aufgaben unterbrechungsfrei widmen möchte, muss jedoch zur Geldbörse greifen, berichtet PC Gamer. Das Spiel an sich ist kostenlos nutzbar, bietet aber eine Abo-Option an. Nimmt man diese nicht in Anspruch, muss man im Gegenzug mit Werbung leben. Dabei handelt es sich allerdings nicht um kleine Einblendungen, sondern bildschirmfüllende Sujets, die bis zu 30 Sekunden lang alles abdecken. Auch wenn sie nicht all zu oft aufzutauchen scheinen, sorgt dies bereits für die ersten Beschwerden. Denn sie lassen sich nicht abbrechen. Einen Ausweg bietet nur das Abo. Für 1,50 Dollar pro Monat oder zehn Dollar im Jahr kann man sich von den Werbeunterbrechungen freikaufen und erhält außerdem mehr virtuelle Münzen für die Sonderspielmodi. Ganz neu ist das freilich nicht, denn dieses Angebot bestand auch schon vor dem Release von Windows 10 – allerdings war die Solitaire Collection bei Windows 8 noch nicht vorinstalliert. Es gibt allerdings einfache Auswege. Wer das Kartenspiel auf seinem Rechner beinahe oldschool genießen möchte, findet etwa mit Simple Solitaire im Microsoft Store eine Gratis-App, die sich an das Original hält – inklusive Tipps-Funktion und anpassbare Kartenrücken. Abseits davon finden sich im Web auch zahlreiche werbefreie Umsetzungen, die teilweise auch direkt im Browser gespielt werden können.
0Web
Das 1:2 gegen Valencia war schon das vierte sieglose Ligaspiel in Folge, Medien sehen den Tabellenführer "in Panik". Barcelona – Nach dem längsten Negativlauf seit 13 Jahren droht dem FC Barcelona der nächste Titel zu entgleiten. Nach der 1:2-Heimniederlage gegen Valencia sprach Trainer Luis Enrique von einer unglaublichen Herausforderung im spanischen Titelkampf. Binnen kürzester Zeit ließ der Titelverteidiger einen Neun-Punkte-Vorsprung liegen. Barca in Panik, schrieb die Madrider Zeitung Marca. So weit wollte Enrique nicht gehen. Er betonte demonstrativ, dass sich der Triple-Sieger des vergangenen Jahres der Aufgabe stelle. Mit fünf Siegen in den abschließenden fünf Runden würde sich Barcelona in der spanischen Primera Division erneut zum Meister krönen. Unser Polster ist zwar weg, aber wir sind uns der Aufgabe bewusst. Wir werden uns ihr stellen, wie es ein Barca-Spieler immer macht: mit erhobenem Kopf, betonte Enrique. Die Formkurve zeigt dennoch nach unten. Nur einer von zwölf möglichen Punkten aus den jüngsten vier Runden, zuletzt gingen 2003 in der Liga drei Spiele in Folge verloren. Dazu kam in der Vorwoche das Aus im Viertelfinale der Champions League gegen Atletico. Die Madrilenen sind in der Tabelle nun punktegleich (beide 76), Real ist nur noch einen Zähler zurück. Vor drei Runden betrug Barcelonas Vorsprung auf Atletico noch neun, auf Real zehn Punkte. Der Erzrivale hatte den Titel schon abgeschrieben – und wittert nun wieder seine Chance. Niederlage, hausgemacht Barcelonas neuerliche Niederlage war ein klassischer Selbstfaller. Ivan Rakitic erzielte zunächst ein Eigentor (26.), danach ließen die Katalanen Chance und Chance ungenutzt. Valencia, im Februar im Camp Nou im Cup noch mit 0:7 unterlegen, hatte mit Torhüter Diego Alves auch einen starken Rückhalt. Santi Mina traf für die Gäste unmittelbar vor der Pause erneut, ehe Lionel Messi (63.) verkürzte – sein erstes Tor seit fünf Spielen, das 500. seiner Profikarriere. Es sollte dennoch kein erfreuliches Jubiläum für den Argentinier werden. Alves vereitelte weitere Möglichkeiten, im Finish traf Gerard Pique aus wenigen Metern das Tor nicht. Der spanische Teamverteidiger blieb allerdings zuversichtlich: Wenn wir so spielen wie heute, werden wir Meister. Davon bin ich überzeugt. Die Ausgangslage ist trotz allem nicht die schlechteste. In den direkten Duellen mit Atletico und Real liegt Barca voran, was bei einem Punktegleichstand entscheidend wäre. Noch dazu geht es in den letzten Runden gegen Klubs aus der unteren Tabellenhälfte. Am Mittwoch wartet auswärts La Coruna (13.), weitere Gegner sind Gijon (18.), Betis Sevilla (14.) und Espanyol (15.), ehe die Saison bei Granada (17.) zu Ende geht. Darüber hinaus hat Barcelona noch die Chance auf das nationale Double. Am 22. Mai geht es im Finale der Copa del Rey gegen den FC Sevilla.
4Sport
Krawalle vor Athener Parlament, drinnen wurden neue Sparauflagen abgesegnet. Die alten blauen Polizeibusse mit den vergitterten Fenstern stehen wieder quer über der Straße, als ob es 2012 oder 2013 ist. Die Regierung bunkert sich ein, vor dem Parlament marschieren die Gewerkschaften auf, eine Stimme aus dem Megafon redet vom Kampf auf der Straße, Steine und Tränengasgranaten fliegen. Alles, als ob in der Villa Maximos, am Sitz des griechischen Premierministers, kein Regierungschef der radikalen Linken säße, sondern noch der konservative Vorgänger. Doch Alexis Tsipras macht an diesem Abend den linken Sündenfall perfekt. Das Parlament stimmt im Schnellverfahren über neue Steuererhöhungen und Pensionskürzungen ab, wie die Kreditgeber es von Tsipras verlangten. Und Syriza, der regierende Parteienbund aus Marxisten, Trotzkisten und Reformkommunisten, steht vor dem Kollaps. Mehrheit Parlamentspräsidentin Zoe Konstantopoulou, eine der härtesten Kritikerinnen innerhalb von Syriza, spricht kurz vor der Abstimmung gar von einem Putsch gegen die Demokratie und einem Völkermord. Am Vormittag hatte bereits Nadia Valavani ihren Rücktritt eingereicht. Die stellvertretende Finanzministerin gilt als besonders überzeugte, moralisch unangreifbare Linke. Valavani war noch keine 20, als sie Anfang der 1970er-Jahre als kommunistische Aktivistin von der Junta in Einzelhaft gesteckt wurde. Sie könne das Abkommen mit den Gläubigern in der EU und beim Internationalen Währungsfonds nicht mittragen, so schrieb sie Tsipras. Widerstand schwillt an Der Widerstand in der Partei schwillt immer weiter an. Mehr als die Hälfte des 200 Köpfe zählenden Zentralkomitees stellt sich am Mittwochnachmittag gegen den Handel, der Tsipras in Brüssel abgezwungen wurde. Andere wie der Minister für Energie und öffentliche Investitionen, Panayiotis Lafazanis, der Wortführer der Linken Plattform, machten bis zuletzt keine Anstalten, ihren Sessel zu räumen. Er solle das Notgesetz gefälligst zurücknehmen, blaffte Lafazanis den jungen Regierungschef an. Auch Yanis Varoufakis, bis vor zehn Tagen noch Finanzminister, besiegelte seinen Bruch mit Tsipras. Das Kreditabkommen sei ein neuer Vertrag von Versailles, sagte er im Parlament. Schlechter Handel Es sei ein schlechter Handel, so räumte Tsipras bereits am Abend davor in einem Interview im Staatsfernsehen ein. Im Parlament wiederholte er diese Botschaft. Er stehe zwar nicht hinter den meisten Maßnahmen, man müsse sie nun aber umsetzen, und fügt hinzu: Ich bin stolz auf den Kampf, den wir in den vergangenen fünf Monaten geführt haben. In der Fraktion hatte Tsipras zuvor laut Beobachtern sogar mit Rücktritt gedroht. Im Parlament war davon keine Rede mehr. Seine Regierung habe nicht die Unterstützung der Wähler verloren, verkündete er. Die Abstimmung im Parlament fällt um kurz nach 1 Uhr (MESZ) in der Nacht jedenfalls eindeutig aus. 229 Abgeordnete stimmen mit Ja, 64 mit Nein, sechs enthalten sich. Den klaren Sieg hat Tsipras aber vor allem den großen Oppositionsparteien zu verdanken, die das Paket unterstützen. Nur mit den Stimmen von Syriza und seinem Koalitionspartner Anel (Unabhängige Griechen) wäre der Premier durchgefallen. Gleich 38 Syriza-Abgeordnete verweigerten ihm die Gefolgschaft. Regierungsumbildung Die spannende Frage ist nun, wie Tsipras weitermacht. Bereits im Vorfeld der Abstimmung war gemunkelt worden, er könnte am Donnerstag seine Regierung umbilden oder möglicherweise ein Mehrparteienkabinett der nationalen Rettung führen, wie es der Technokrat Lukas Papademos am Ende des Krisenjahres 2011 für einige Monate tat. Auf 86 Milliarden Euro soll sich der dritte Rettungskredit belaufen, den Athen nun aushandeln will, sobald die Vorleistungen erbracht sind: sofortige Erhöhung der Mehrwertsteuern, Pensionsreform, völlige Unabhängigkeit für die nationale Statistikbehörde und Gründung eines unabhängigen Steuerrats, der über die Einhaltung der Haushaltsziele wacht. Tsipras hat das große Nein des Volkes beim Referendum genommen und daraus ein großes Ja gemacht, so sagt eine Studentin über den Kurswechsel des Regierungschefs. Sie verkauft während des Generalstreiks am Mittwoch ein linkes Blatt, die Arbeitersolidarität.
3Wirtschaft
Sänger Sergey Lazarev zur Frage der Sicherheit für die lesBischwule Community in Russland: "Das sind alles nur Gerüchte und Mutmaßungen". Stockholm/Wien – Der Russe Sergey Lazarev hat sich am Dienstagabend für das Finale des Eurovision Song Contest 2016 qualifiziert und gilt nun als einer der Topfavoriten für den Samstag – was in der lesBischwulen Fancommunity Ängste weckt. Schließlich gilt Russland doch alles andere als offen gegenüber queeren Lebensweisen. Und so sah sich auch Lazarev nach seinem Sieg mit entsprechenden Bedenken konfrontiert. Der 33-Jährige versuchte sich auf die entsprechende Frage eines ukrainischen Journalisten in politischer Beschwichtigung. Das sind alles nur Gerüchte und Mutmaßungen, so Lazarev zur Frage, ob Lesben und Schwule in Russland um ihr Wohl fürchten müssen: Sie können sich sicher fühlen. Es gibt eine schwule Szene in Russland. Sie können in Google überprüfen, wie viele Schwulenclubs es tatsächlich gibt, zeigte sich der gebürtige Moskauer überzeugt. Aber selbstredend würde eine Ausrichtung des Events im Riesenreich die dortige lesBischwule Community unterstützen, zeigte sich der Sänger konziliant. Schließlich würden alle Russen den Eurovision Song Contest lieben: Und wir geben alles für unsere Gäste.
8Kultur
Wollten sich offenbar ungehinderten Durchzug in Syrien sichern. Washington – Von den USA in der Türkei ausgebildete syrische Kämpfer haben nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums einen Teil ihrer Ausrüstung dem Al-Kaida-Ableger Al-Nusra-Front ausgehändigt. Sechs Armeelaster sowie ein Teil der Munition seien auf diese Weise in die Hände der radikalislamischen Miliz gefallen, sagte Pentagon-Sprecher Jeff Davis am Freitag. Den Pentagon-Angaben zufolge entspricht das rund einem Viertel der von der US-geführten Militärkoalition zur Verfügung gestellten Ausrüstung. Offenbar wollten die Rebellen damit sicherstellen, dass sie ungehindert in ihr Einsatzgebiet kommen, sagte ein Sprecher des für den Einsatz zuständigen Central Command. Die Gruppe mit etwa 70 in der Türkei trainierten Kämpfern war am vergangenen Wochenende in Syrien eingetroffen. Schon kurz darauf gab es auf dem Kurzmitteilungsdienst Twitter Berichte, einige Kämpfer seien zur Al-Nusra-Front übergelaufen oder hätten ihre Ausrüstung an die Dschihadisten übergeben. Das Pentagon hatte diese Berichte zunächst dementiert, musste aber nun einräumen, dass zumindest die Angaben zur Militärausrüstung zutrafen. Zuvor war eine erste Gruppe von 54 Rebellen kurz nach ihrem Eintreffen in Syrien im Juli von Al-Nusra-Kämpfern angegriffen und getötet oder entführt worden. Die USA fliegen mit internationalen Partnern Luftangriffe gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und dem Irak. Darüber hinaus bilden sie in der Türkei syrische Rebellen für den Kampf gegen den IS aus. Das eine halbe Milliarde teure Programm ist allerdings umstritten: Ursprünglich sah es vor, drei Jahre lang jährlich 5400 Kämpfer in der Türkei auszubilden und nach Syrien zu schicken. Doch es kommt nicht so recht voran, unter anderem, weil es an geeigneten Kandidaten fehlt. Vor knapp zwei Wochen musste ein für das Programm zuständiger General vor einem Senatsausschuss einräumen, dass nur vier oder fünf Kämpfer tatsächlich vor Ort im Einsatz gegen den IS sei. Die US-Regierung denkt nun über eine Reform nach.
2International
Avalanches Revolutionssatire ist ein Feuersturm im Pulverfass. Nicht mehr und nicht weniger. Es geht um die Befreiung eines Inselstaates von der tyrannischen Herrschaft eines Diktators. Es geht ums Held sein, Heimat und Freundschaft. Gut gegen Böse. Ehre und Freiheit. Alles Quatsch. In Just Cause 3 sollen erwachsene Menschen wieder zu Teenagern werden. Mit einem endlosen Vorrat an Feuerwerkskrachern in den Taschen und einem ebenso unbegrenzten Schatz an Modellautos und -häusern vor den Augen, die darauf warten, in die Luft gejagt zu werden. Das unterhält großartig. Zumindest, bis man ein weiteres Mal seinen Kinderschuhen entwachsen ist. Bis dahin können gut zwei Dutzend Stunden vergehen – je nach individuellem Empfinden auch deutlich weniger oder mehr. Jedenfalls wird einem in den Schuhen des fast unzerstörbaren Revolutionärs Rico Rodriges ein enormer Spielplatz für Unfug geboten. Das fiktive mediterrane Idyll Medici erstreckt sich über eine ganze Gruppe großer und kleiner Landstriche, die es umzingelt vom traumhaften Blau und Türkis des Meeres und überdacht von den zu meist postkartengerechten Schäfchenwolken zu befreien gilt. Dass befreien in dem Fall vor allem zerstören heißt, liegt in der Natur dieser Satire. Herbeigerufen von alten Familienfreunden wird Rico als geheime Nationalikone verehrt, dem das Volk feierlich folgt, wenngleich das bedeutet, dass ihr Hab und Gut dabei in Schutt und Asche verwandelt wird. Vom ernsteren Ton des Vorgängers hat dieses von besseren und schlechteren Action-Komödien inspirierte Anarchiefest nichts übernommen. Und das ist gut so. Denn vormachen müssen sich weder Entwickler noch Spieler etwas, wenn es primär, nein, nur darum geht, schöne Dinge möglichst aufsehenerregend zu vaporisieren. Für diese Dauergewaltorgie bedient sich Hersteller Avalanche Studios des bewehrten Ubisoft-Open-World-Rezepts und füllt die Welt mit Städten, Dörfern, Hafen und Militärbasen, die vom roten Regime gesäubert werden müssen. Mal sind es Generatoren, die sabotiert werden müssen, mal Satellitenschüsseln, Funkmasten oder Treibstofflager. Dazwischen gilt es Generäle auszuschalten oder Transporter abzufangen und meistens ist eine Kombination all dessen gefragt. An jeder Ecke stehen Benzintanks oder Munitionskisten, die verheerende Kettenreaktionen auszulösen vermögen. Die nächste Explosion ist immer nur ein Katzensprung entfernt. Das Chaos wird lose zusammengehalten von so etwas wie einer Geschichte, die sich als Aneinanderreihung halblustiger bis lustiger Dialoge entfaltet, doch bei aller bemühter Intonierung des südamerikanischen Temperaments sich zu nicht viel mehr entwickelt, als ein Trainingslauf für Ricos Unmöglichkeiten. Man lernt, dass man vom Moped bis zum Düsenjet jedes Vehikel beschlagnahmen kann. Man übt, seinen Greifhaken zur Fortbewegung oder zum Abreißen von Statuen einzusetzen und unternimmt Flugversuche mit dem immer paraten Fallschirm oder Wingsuit. Je nach persönlichem Kreativpotenzial und geskripteter Einschränkung können diese Missionen die pure Annihilierungsfreude oder Frust bedeuten. Letzteres trifft speziell bei Einsätzen zu, die sich um den Schutz eines Kameraden oder die Eskortierung einer wertvollen Fracht drehen. Im begrenzten Aktionsradius kristallisiert sich mit Maschinengewehr und Raketenwerfer im Anschlag die schwammige Zielsteuerung heraus. Genauso wie die vielfach unsaubere Programmierung, die von KI-Fehlern, störenden Bildrateneinbrüchen bis hin zu seltenen Totalabstürzen des Spiels mit jeder Menge Überflüssigkeiten aufwartet. Und obwohl Rico Blei und Granatsplitter wie ein trockener Schwamm Wasser aufsaugt, wird ein Ableben des Superhelden mit öd langen Ladezeiten bestraft. Wenn der Entfaltungskraft hingen keine Grenzen gesetzt werden und man zumindest einen Funken Vandalismus in sich trägt, wird Medici zur aberwitzigen Sandkiste. Und dann kommt es zu unvergesslichen Momenten, in denen man eine Gasflasche zum Brennen bringt, sich mit dem Greifhaken daran klammert, zusammen abhebt, sich auf Wolkenhöhe löst, mit dem Wingsuit herabstürzt, während im Hintergrund der Treibsatz explodiert, man fliegend einen Hubschrauber kapert und dann damit einen Trupp Schergen unter Beschuss nimmt. Gefüttert wird das innere Monster mit einem wahnwitzigen Arsenal an Kriegsmaschinen, Panzern, Booten, PKW und Sprengstoffen, das man bereits früh im Spiel erschließt und laufend ausgebaut wird. Über optionale Herausforderungen wie Flugzeugrennen oder Kamikazefahrten lassen sich beliebig viele Ausbaustufen dieser Teufelsspielzeuge freischalten und per Botenflugzeug sogar auf Knopfdruck vor die Füße liefern lassen. Einzige, eher nervige Beschränkung dieser Bestellungen stellt ein Cooldown-Timer dar, der verhindert, dass man sich gerade eben gelieferte und schon wieder geschrottete Gerätschaften gleich wieder holen kann. Ein bisschen Umsicht ist wohl gefragt, wobei man dann eben zur nächst besten Alternative greift. Diese Freischaltungen und der optional aktivierte Online-Vergleich, der die eigenen Statistiken wie Flugzeiten oder Killcounts gegen jene anderer Spieler reiht, sind ein Versuch, einen über die Kampagne und noch darüber hinaus am Ball zu halten. Doch in Wahrheit hat man den Horizont dieses weiten und brennenden Paradieses schon recht bald gesehen. Bei aller Kraft die in die herrlich gewaltigen Explosionen gesteckt wurde, haben die Entwickler selbst nicht darüber hinaus geblickt. Freizeitrevolutionäre erwarten keine Überraschungen, man kann immer nur versuchen, noch extremere Manöver zu meistern und noch obszönere Pixelarmageddons zu inszenieren. Zumindest PC-Spieler dürfen darauf gespannt sein, was die Modding-Community aus diesen Zündstoffen machen, so oder so hätten dem Inferno mehr Abwechslung und speziell ein Mulitplayer-Modus sehr gut getan. Just Cause 3 ist ein Sandkasten für Menschen, die gerne Dinge in die Luft jagen, ohne dabei anderen Menschen schaden zu wollen. In der Sicherheit der Virtualität ist nichts Falsches daran und glasiert mit einer kalorienreichen Mischung aus Satire und Polygonsprengstoff kann der revoltierende Teenager in einem viel Spaß daran haben. Das technisch noch sehr raue Gerüst und der enge Wirkungsgrad der Explosionsfreuden, der keine Kost für Spieler bereit hält, die nach mehr als nur Zerstörung lechzen, machen das Spiel zum Feuersturm im Pulverfass. Man erhält nicht mehr Bang, als die Verpackung verspricht. Aber auch nicht weniger. (Zsolt Wilhelm, 6.12.2015) Just Cause 3 ist ab 18 Jahren für Windows-PC, PlayStation 4 und Xbox One erschienen. UVP: 59 Euro
0Web
Kolumbianer Nairo Quintana konnte auf der spektakulären und legendären Etappe nach L'Alpe d'Huez nicht genug Rückstand aufholen um den zweiten Gesamtsieg des Briten bei der Tour de France zu verhindern. LAlpe dHuez – Christopher Froome wankte, steht nach der letzten Bergankunft der Tour de France aber praktisch als Gesamtsieger fest. Nairo Quintana versuchte als Gesamt-Zweiter auf der 20. Etappe von Modane nach LAlpe dHuez (110 km) nochmals alles, vermochte den Rückstand aber nur etwa zu halbieren. Die letzten 109 km am Sonntag werden bei einem Vorsprung von 1:12 Minuten für Froome zu einer Triumphfahrt. Der 30-jährige Profi des Teams Sky kämpfte sich 1:26 Minuten hinter dem Tages-Zweiten Quintana als Fünfter ins Ziel der fünften und letzten Bergankunft der 102. Tour-Auflage. Trotz Problemen im Schlussanstieg fixierte Froome seinen zweiten Gesamterfolg nach 2013. Es war heute sehr schwierig, aber im Ziel sind die Emotionen nun unbeschreiblich. Es ist ein Traum, im Gelben Trikot anzukommen, jubelte der designierte Tour-Gewinner. In die Siegerliste nach dem klassischen, 13,8 km langen Anstieg über 23 Kehren trug sich in 1.850 m Höhe der Franzose Thibaut Pinot, der Gesamtdritte von 2014, ein. Das ist die schönste Etappe, die man gewinnen kann, freute sich der 25-Jährige nach seinem zweiten Tour-Erfolg nach 2012. Quintana wurde mit 18 Sekunden Rückstand Etappenzweiter und wird die Tour auf den Pariser Champs Elysees am Sonntagabend (ca 19.00 Uhr MESZ) auch wie 2013 als Gesamtzweiter beenden. Vor zwei Jahren hatte er 4:20 Minuten Rückstand auf Froome gehabt. Unterwegs habe er durchaus Bedenken gehabt, gab Froome zu. Aber meine Teamkollegen waren bis ins Ziel wunderbar. Nairo ist sehr stark, die Zukunft gehört ihm. Aber nächstes Jahr wird es noch ein schönes Match geben. Richie Porte (Etappen-7.) und Wouter Poels (9.) hatten ihren Chef in der schwierigen Phase im Finish tatkräftig unterstützt. Am Ende stand der in Kenia geborene Froome als strahlender Gewinner da, neben dem Gelben Trikot übernahm er am Vorabend der Zielankunft auch das gepunktete des besten Bergfahrers. Der 25-jährige Quintana ist bester Jungprofi. Pinot rettete aus einer Ausreißergruppe seinen Vorsprung ins Ziel, der heranstürmende Ex-Giro-Gewinner Quintana muss weiter auf seinen ersten Tour-Etappensieg warten. Er müsse früh attackieren, hatte sich Quintana aufgrund der Erfahrungen vergangener Tage vorgenommen. Gesagt, getan. Doch dem Col de la Croix de Fer (2.067 m), der ersten der zwei Bergwertungen der höchsten Kategorie, verliefen seine zwei Angriffe noch im Sand. Wouter Poels konterte für seinen Kapitän Froome. So blieb dem Kletter-Spezialisten, dem heuer das Fehlen eines langen Einzelzeitfahrens entgegenkam, nur noch der epische Schlussanstieg. Bald nach Beginn griff der 59 kg leichte Athlet erneut an und zog gemeinsam mit seinem Movistar-Kollegen Alejandro Valverde (ESP), dem Gesamt-Dritten, davon. Während Valverde wieder zurückfiel und Etappen-Vierter wurde, ward Quintana von den Rivalen nicht mehr gesehen. Ich habe alles gegeben, sagte der Giro-Gewinner von 2014. Doch Froome blieb ein Einbruch erspart und er hielt den Rückstand in Grenzen. Als entscheidend erwiesen sich im Rückblick die 2. und die 10. Etappe. Auf der Fahrt nach Zeeland (Niederlande) hatte Quintana bei starkem Wind 1:28 Minuten eingebüßt (56.) und bei Froomes einzigem Tagessieg in La-Pierre-Saint-Martin in den Pyrenäen lag er als Dritter 1:04 Minuten zurück. Ich habe die Tour in der ersten Woche verloren, sagte denn auch Quintana. Allein gegen den Wind, das hat mich die Tour gekostet. Aber ich bin mit dem zweiten Platz zufrieden. Vorjahrssieger Vincenzo Nibali, der am Vortag bei einem Defekt Froomes angegriffen hatte und zum Tagessieg in La Toussuire geklettert war, hatte zu Beginn des Schlussanstiegs diesmal selbst technische Probleme und verlor so wie Giro-Gewinner Alberto Contador (ESP) den Anschluss an die kleine Gruppe der Gesamt-Besten. Der Italiener behielt jedoch den vierten Rang (+8:36) vor Contador (9:48). (APA, 25.7.2015) 20. Etappe (Modane – LAlpe dHuez/110,5 km): 1. Thibaut Pinot (FRA) FdJeux 3:17:21 Stunden – 2. Nairo Quintana (COL) Movistar 0:18 Min. zurück – 3. Ryder Hesjedal (CAN) Cannondale 0:41 – 4. Alejandro Valverde (ESP) 1:38 – 5. Christopher Froome (GBR) Sky, gleiche Zeit – 6. Pierre Rolland (FRA) Europcar 1:41 – 7. Richie Porte (AUS) Sky 2:11 – 8. Winner Anacona (COL) Movistar 2:32 – 9. Wouter Poels (NED) Sky 2:50 – 10. Ruben Plaza (ESP) Lampre, gleiche Zeit. Weiter: 14. Bauke Mollema (NED) Trek 3:30 – 15. Vincenzo Nibali (ITA) Astana – 16. Alberto Contador (ESP) Tinkoff – 18. Romain Bardet (FRA) AG2R – 20. Robert Gesink (NED) Lotto NL, alle gleiche Zeit – 23. Mathias Frank (SUI) IAM 4:38 – 112. Georg Preidler (AUT) Giant 21:19 – 123. Marco Haller (AUT) Katjuscha, gleiche Zeit – 160. Matthias Brändle (AUT) IAM 23:57 Gesamtwertung: 1. Froome 81:56:33 Std. – 2. Quintana +1:12 Min. – 3. Valverde 5:25 – 4. Nibali 8:36 – 5. Contador 9:48 – 6. Gesink 10:47 – 7. Mollema 15:14 – 8. Frank 15:39 – 9. Bardet 16:00 – 10. Rolland 17:30 – 87. Preidler 3:14:14 Std. – 126. Haller 3:59:04 – 156. Brändle 4:37:36
4Sport
Ein Panorama junger osteuropäischer Kunst: Das Essl-Museum in Klosterneuburg präsentiert die Preisträger des Essl Art Award CEE 2015. Klosterneuburg – Eine Frau wird mit dem Gesicht brutal gegen die Glasscheibe einer Lifttür gedrückt – so suggeriert es ein Video, das hinter dieser Scheibe läuft. Secrets (2014) nennt sich die Installation des bulgarischen Künstlers Angel Chobanov (geb. 1983), die aus drei verschlossenen Türen einen beklemmenden Raum formt und sich äußerst direkt mit häuslicher Gewalt auseinandersetzt. In unmittelbarer Nähe, so dass der Blick der gepeinigten Frau aus dem Video darauf fallen könnte, erstrecken sich Tableaus aus dicht nebeneinandergepickten Kaugummistreifen respektive dem dazugehörigen Silberpapier: Die slowenische Künstlerin Ana Jagodic (geb. 1992) interessiert sich in ihrer humorvoll-minimalistischen Kunst für Massenprodukte und deren maschinelle Herstellung. Andere ihrer Bilder reihen hunderte von falschen Wimpern oder Fingernägeln auf. Diesem dissonanten Duett aus Kaugummipapierln und Gewalt begegnet man derzeit im Essl-Museum. In seiner Widersprüchlichkeit ist es recht bezeichnend für die Ausstellung Diversity of Voices, in der die Preisträger des Essl Art Award CEE 2015 präsentiert werden: Der seit 2005 biennal vergebene Kunstpreis richtet sich an Künstler aus nunmehr acht zentral- und südosteuropäischen Ländern, wobei pro Land jeweils zwei Positionen ausgewählt wurden. Und so strapaziert das Wort Diversität auch sein mag: Die gezeigten Arbeiten und Werkgruppen machen dem Begriff alle Ehre. Zwischendurch mag man auch an Peter Weibels Aussage denken, dass westliche Künstler von ihren östlichen Kollegen wohl noch einiges lernen könnten. So erklärte es Weibel anlässlich der Ausstellung Mapping Bucharest im Sommer. Rau, direkt und mitunter kompromisslos Position beziehend präsentierte sich dort die rumänische Kunst. Nicht um den heißen Brei herum redet im Essl-Museum etwa Kristián Németh bei seiner Kirchenkritik. Seine Installation Let the little children come to me (2011) besteht aus einem Foto, auf dem ein Pfarrer einem Mädchen den Leib Christi in den Mund legt. Darunter liegen Hostien, auf denen Lilien abgebildet sind: Symbole der Unschuld, denen allerdings jeweils ein Blatt fehlt. Recht unzweideutig auch Deformation, worin eine phallisch verbogene Erstkommunionskerze zum Symbol für die moralische Deformation der Kirche wird. Ungleich poetischer Némeths Fragile (2011): Die Installation besteht aus aufeinandergetürmten Kristallgläsern und vermittelt ein Gefühl für die Schönheit der Dinge, wenn sie am Kippen sind. Ein zarter Faden spinnt sich zu Dániel Bernáths Arbeit Sense of Common (2012), der aus den Samen der Pusteblume einen höchst zerbrechlichen Würfel konstruiert hat. Ein Gefühl für die Schönheit des Fragilen, geben aber auch die Arbeiten von Peter Sit (geb. 1991): Weightiness of the conscience of the world, an inability of the soul to breathe (2013) nennt sich eine Fotoserie, für die er fragile Arrangments aus Alltagsgegenständen schuf: Er stellte etwa ein Wasserglas auf die sich auffächernden Seiten eines aufgestellten Buches. Humor zeigt sich etwa in Sits Videominiatur Space Invaders (2015). Darin wird ein mysteriöses, mit einer weißen Plane verdecktes Objekt im ruralen Niemandsland zum Raumschiff, aus dem drei Außerirdische aussteigen. Die Weltentrücktheit der Szene wird jäh von einem vorbeifahrenden Auto zerrissen. Ins Niemandsland entführen auch Fototableaus von Neven Petrovic. Der kroatische Künstler richtet die Kamera auf Zwischenräume und übersehene Gegenden am Stadtrand. Wie intime Szenen in solchen weiten Landschaften aussehen können, zeigt indes die rumänische Künstlerin Irina Ghenu, die sich für ihren Weblog etwa inmitten eines Maisfelds inszenierte.
8Kultur
Werner Faymann legt seine Funktionen als SPÖ-Vorsitzender und als Bundeskanzler zurück. Das erklärte er am Montag in einem kurzen Statement nach dem Treffen mit einigen SPÖ-Landesparteichefs im Bundeskanzleramt. Der starke Rückhalt innerhalb der Partei für seinen Kurs sei verlorengegangen, begründete er seinen Schritt.
5Inland
Rebellenvertreter sollen mindestens zwei Legislaturperioden lang im Kongress und in Landes- sowie Gemeinderregierungen sitzen. Havanna – Die kolumbianische Guerillaorganisation Farc verlangt garantierte Mandate im Parlament. Als Bedingung für die Umwandlung in eine politischen Partei sei es erforderlich, dass Rebellenvertretern mindestens zwei Legislaturperioden lang Sitze im Kongress und in Landes- sowie Gemeinderregierungen direkt zugeteilt werden. Außerdem forderte Farc-Sprecherin Victoria Sandino am Samstag eine Garantie, dass keine Mitglieder der Guerillagruppe ans Ausland ausgeliefert werden. Seit November 2012 verhandelt die kolumbianische Regierung mit der Farc über eine Beilegung des seit Jahrzehnten andauernden Konflikts. Bis März 2016 soll ein Friedensvertrag unterzeichnet werden.
2International
Gesamtschaden auf 12 Mrd. Euro. Berlin – Dubiose Aktiengeschäfte zulasten des deutschen Fiskus werden in den kommenden Monaten vom Bundestag aufgearbeitet. Der von Linken und Grünen erzwungene Untersuchungsausschuss hat am Donnerstag seine Arbeit aufgenommen. Der Gesamtschaden durch die sogenannten Cum-Ex-Geschäfte wird auf 12 Mrd. Euro geschätzt. Bei den komplizierten Deals wurden Aktien mit (cum) und ohne (ex) Ausschüttungsanspruch um den Dividendenstichtag eines Unternehmens rasch zwischen mehreren Beteiligten hin- und hergeschoben. Das führte dazu, dass Steuerbescheinigungen für Kapitalertragsteuern mehrfach ausgestellt wurden, die so aber gar nicht gezahlt wurden. Nach mehr als zehn Jahren war das Steuerschlupfloch 2012 zwar geschlossen worden, doch die Opposition will nun in dem Ausschuss herausfinden: Welche Verantwortung für die Steuereinbußen tragen die deutsche Regierung sowie Kontrollbehörden wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)? Es muss endlich aufgeklärt werden, wie es dazu kommen konnte, dass unter den Augen von Finanzministerium und BaFin über zehn Jahre lang (...) 12 Mrd. Euro an Superreiche verschenkt wurden, sagte der Obmann der Linksfraktion, Richard Pitterle. Unter Juristen gehen die Meinungen darüber auseinander, ob es sich um illegale Geschäfte handelt. Von Finanzgerichten liegen diverse Urteile vor. Einzelne Institute haben inzwischen Geldstrafen gezahlt oder involvierte Mitarbeiter entlassen. Die Maple Bank wurde wegen ihrer Verwicklung in Cum-Ex-Geschäfte sogar geschlossen. Hier hatte der Fiskus eine hohe Summe an Steuern zurückgefordert, was das Eigenkapital der Bank aufgezehrt hätte. Der Cum-Ex-Ausschuss ist inzwischen der vierte Untersuchungsausschuss in der laufenden Wahlperiode. Der Bundestag muss ein solches Gremium einsetzen, wenn dies ein Viertel der Parlamentarier fordert. Untersuchungsausschüsse können Zeugen und Sachverständige vernehmen sowie Ermittlungen durch Gerichte und Verwaltungsbehörden vornehmen lassen.
3Wirtschaft
OMV unterzeichnet mit anderen europäischen Konzernen einen Gesellschaftervertrag für das Pipelineprojekt. Wladiwostok/Wien – Was vor drei Monaten erst Absicht war, ist nun in einen gültigen Vertrag gegossen: Die OMV, größtes Industrieunternehmen Österreichs, hat mit anderen europäischen Konzernen einen Gesellschaftervertrag für das Pipelineprojekt Nord Stream 2 unterzeichnet, das unter Federführung der russischen Gasprom steht. Zudem wurden ein Zeitplan und Eckpunkte für exklusive Verhandlungen festgelegt, die zu einer Beteiligung der OMV mittels Asset-Tausch an einem Förderprojekt in Sibirien führen sollen. Die Unterzeichnung fand Freitagfrüh in Wladiwostok statt, mit dabei: Gasprom-Chef Alexej Miller und OMV-Generaldirektor Rainer Seele. Es handelt sich um die erste weitreichende Entscheidung in Verantwortung des neuen OMV-Chefs, der Anfang Juli – von der deutschen Wintershall kommend – Gerhard Roiss an der Spitze des österreichischen Mineralölkonzerns abgelöst hat. Assettausch geplant Das Projekt Nord Stream 2 sieht eine Verdoppelung der Gas-Transportkapazitäten vom russischen Wyborg durch die Ostsee bis ins mecklenburg-vorpommersche Lubmin bei Greifswald vor. Durch die insgesamt vier Röhren könnten in Umgehung der Ukraine dereinst bis zu 110 Milliarden m3 Erdgas strömen. Zuletzt waren die beiden bestehenden Stränge konjunkturbedingt eher schwach ausgelastet. Die Kosten von Nord Stream 2 könnten sich auf bis zu zehn Milliarden Euro belaufen; die OMV, die wie Shell, Eon und BASF/Wintershall zehn Prozent an der Gesellschaft hält (neun Prozent die französische Engie, 51 Prozent Gasprom), könnte dafür bis zu einer Milliarde Euro in die Hand nehmen. Was die geplante Entwicklung eines Öl-, Gas- und Kondensatfeldes im sibirischen Urengoy betrifft, strebt die OMV eine Beteiligung von 24,98 Prozent an – nicht in Cash, sondern im Tausch gegen Assets. Diese seien erst zu definieren, der Prozess insgesamt werde einige Zeit in Anspruch nehmen, hieß es bei der OMV auf Anfrage des STANDARD.
3Wirtschaft
Wegen offenkundiger Probleme in der Migrationspolitik verzeichnen die Rechten wachsende Erfolge. Sind die Schwedendemokraten (SD) bald Schwedens größte Partei? Die einwanderungskritischen Rechtspopulisten, die bei den Parlamentswahlen vor einem Jahr 12,9 Prozent der Stimmen erhielten, legen stetig zu. Mehrere Umfragen bescheinigen ihnen jetzt Werte zwischen knapp 18 und 20 Prozent. Nur noch sechs bis neun Prozentpunkte trennen sie von den regierenden Sozialdemokraten, deren einstige Kernwähler zur Konkurrenz überlaufen: In der Arbeiterschaft sind die SD inzwischen die Nummer eins. Unterdessen ist die Migrationspolitik zur wichtigsten Wählerfrage aufgestiegen, noch vor Dauerbrennern wie Gesundheitswesen und Schulpolitik. Ist der Vormarsch der Rechten noch zu stoppen – und wenn ja, wie? Dass die sozialdemokratische Parteispitze die offene Auseinandersetzung meide, werde die SD jedenfalls weiter begünstigen, urteilt Mats Knutson, Kommentator des schwedischen Fernsehens. Migrationsminister Morgan Johansson hatte vor einigen Tagen eine Fernsehdebatte mit einem führenden SD-Politiker abgesagt. Grund sei wohl politische Panik gewesen, fürchtet der Kolumnist der Tageszeitung Dagens Nyheter Johan Croneman: Es sei fraglich, ob man eine solche Debatte überhaupt gewinnen könne. In der Tat bietet die migrationspolitische Bilanz in dem Land, das 2014 im Verhältnis zur Einwohnerzahl EU-weit mit Abstand die meisten Asylbewerber aufnahm, zahlreiche Ansatzpunkte für Kritik. Der wohl schwerwiegendste ist das weitgehende Scheitern der Integration am Arbeitsmarkt. Mehr als sieben Jahre dauert es durchschnittlich von der Ankunft in Schweden bis zur Arbeitsaufnahme. Erschwerend wirkt dabei der akute Wohnungsmangel in den Großstädten; in Stockholm wartet man inzwischen durchschnittlich knapp zehn Jahre auf die Zuweisung einer Mietwohnung. Viele Migranten würden daher in der an Arbeitsplätzen armen Provinz geparkt, kritisierte unlängst der staatliche Rechnungshof. Für Unruhe sorgt auch die eskalierende Kriminalität in den überwiegend von Migranten bewohnten Großstadtvororten. So hält Malmö mit rund 30 Handgranaten- und Sprengstoffanschlägen seit Jahresbeginn einen traurigen skandinavischen Rekord. Unterdessen schreitet die religiöse Radikalisierung in den einschlägigen Milieus fort. Laut Angaben des Staatsschutzes vom Jahresbeginn haben sich bis zu 300 schwedische Staatsbürger im Ausland der Terrororganisation Islamischer Staat angeschlossen. Gemessen an der Einwohnerzahl belegt Schweden damit europaweit einen der Spitzenplätze. Das Artikulieren von Ängsten angesichts dieser Entwicklungen galt in der öffentlichen Debatte der letzten Jahre nur begrenzt als opportun, was den SD bei der Imagepflege als einzige wahre Opposition entgegenkam. Angesichts der Klagen überforderter Kommunen und der wachsenden Landnahme durch die Schwedendemokraten setzt sich die rot-grüne Regierung jetzt für eine gerechtere Verteilung von Flüchtlingen in der EU wie auch innerhalb Schwedens ein; so erwägt man, unwillige Kommunen künftig zur Aufnahme zu zwingen. Die bürgerlichen Parteien wiederum plädieren für restriktivere Asylregeln, unter anderem zum Beispiel für die Vergabe von zeitlich begrenzten Aufenthaltsgenehmigungen. Der Kampf um das Vertrauen der Wähler in Sachen Migrationspolitik dürfte derzeit die wichtigste – und schwerste – Aufgabe der etablierten Parteien sein.
2International
Im Herbst starten nicht nur neue Serien, auch lang ersehnte neue Staffeln stehen auf dem Programm. Was ist Ihr Highlight?. Das nennen wir einen fulminanten Start: Vor zwei Wochen wurde das erste Serienforum veröffentlicht und war mit fast 900 Postings ein wahrer Erfolg. Diese Woche widmen wir uns den Neustarts im Herbst. Nach der Sommerpause beginnen traditionellerweise neue Staffeln und Serien, und auch dieses Jahr ist für jeden Geschmack etwas dabei (eine Auswahl amerikanischer Serien wurde bereits vorgestellt). Wer bereits in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts Akte X-Fan war, kann sich Anfang 2016 auf sechs neue Folgen der Serie freuen. Kostümschinken-Liebhaber kommen mit der sechsten Staffel von Downton Abbey auf ihre Kosten, bei Country-Fans stehen die neuen Folgen von Nashville hoch im Kurs. Wer es düsterer mag, kann sich auf neue Episoden von American Horror Story freuen, Dr. Who gibt es bereits seit 1963 und startet im September mit Staffel Nummer neun. Welcher neuen Serie fiebern Sie bereits entgegen? Den Staffelstart welcher Serie können Sie kaum noch erwarten und warum? Was erwarten Sie von der jeweiligen neuen Staffel? Haben Sie spezielle Wünsche die Handlung oder die Charaktere betreffend? (kub, 3.9.2015)
6Etat
Um weiterhin Menschen in der Ägäis retten zu können, benötigt die Behörde dringend Hilfe, sagt Generaldirektor Ioannis Papageorgopoulos. Wien – Am Dienstag ist erneut ein Flüchtlingsboot vor der griechischen Insel Lesbos gekentert. Fünf Menschen starben, 40 konnten von der Küstenwache gerettet werden. Die raue See stellt die Retter vor neue Herausforderungen. Die Zusammenarbeit mit der EU-Grenzschutzbehörde Frontex verlaufe nicht ideal, sagt Ioannis Papageorgopoulos, Generaldirektor für Sicherheit und Strafverfolgung bei der griechischen Küstenwache und dort für die Rettungseinsätze zuständig. STANDARD: Die Wetterverhältnisse sind schlechter geworden, trotzdem verzeichnete die Uno im Oktober mit 210.000 Ankommenden in Griechenland einen Rekordwert. Wie reagieren Sie darauf? Papageorgopoulos: Wir befürchten eine Verschlechterung der Situation, während wir uns den Wintermonaten nähern. Im Moment gibt es vor allem sogenannte Massenabfahrten von der türkischen Küste. Dabei legen mehrere überfüllte Schlauchboote gleichzeitig ab, um die Wahrscheinlichkeit des Durchkommens zu erhöhen. Dem gegenüber stehen nur ein paar Boote der griechischen Küstenwache. Unsere Crews müssen daher noch wachsamer sein. STANDARD: Wie wollen Sie die Wachsamkeit erhöhen? Papageorgopoulos: Wir fordern regelmäßig Boote vom Festland an. Natürlich ist das mit hohen Kosten verbunden, und außerdem bleiben dann gewisse Bereiche rund um das Festland unüberwacht. Aber die Rettung von Menschenleben hat oberste Priorität. Deshalb fragen wir regelmäßig bei der EU-Grenzschutzagentur Frontex um Hilfe an. STANDARD: Wie reagiert Frontex auf diese Anfragen? Papageorgopoulos: Sie hätte besser reagieren können. Vor allem, wenn man die Erhöhung ihres Budgets berücksichtigt. Wir hätten uns zusätzliche Schiffe und Hubschrauber erwartet. Wir bräuchten doppelt so viele Schiffe – mindestens 50 Stück mehr. STANDARD: Sie waren selbst bei Rettungsmissionen im Einsatz. Was waren Ihre Erfahrungen? Papageorgopoulos: Um Menschen in Panik retten zu können, braucht man einen nüchternen Verstand. Es befinden sich auf diesen überfüllten Booten auch Babys, Schwangere und alte Menschen. Die muss man zuerst an Bord nehmen. Ich habe aber schon erlebt, dass in solch einer Paniksituation die trainiertesten Menschen über die Verletzlichsten stiegen, um auf das Schiff zu gelangen. STANDARD: Wie haben Sie sich dabei gefühlt? Papageorgopoulos: Diese Erfahrungen kann man nicht in Worte fassen. Es ist schockierend und macht einem deutlich, dass man rasch zu einer Unglücksstelle kommen muss, um kein Leben zu verlieren. STANDARD: Während des Besuchs von Bundeskanzler Werner Faymann auf Lesbos gab es Anfang Oktober Gerüchte von einer Seeblockade der Küstenwache, die keine Flüchtlinge mehr durchgelassen haben soll. Was sagen Sie dazu? Papageorgopoulos: Das stimmt nicht. So eine Blockade hat es nie gegeben und wird es auch nicht geben. Wie sollen wir auch 30 bis 35 Boote, die zur selben Zeit abfahren, davon abhalten, die griechischen Inseln zu erreichen? STANDARD: Wie funktioniert in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit den türkischen Behörden? Papageorgopoulos: Wir kommunizieren täglich und informieren die türkische Küstenwache über unsere Sichtungen, wenn es sich um deren Rettungsmission handelt, weil sich das Schiff in türkischen Gewässern befindet. Es gibt zudem eine enge Zusammenarbeit mit dem Offizier der türkischen Küstenwache in der Botschaft in Athen. Wir tauschen Informationen aus, die man zur Aufdeckung von Schmugglerringen und anderen kriminellen Netzen auf türkischem Territorium verwenden könnte. STANDARD: Flüchtlinge haben Freiwilligen auf den griechischen Inseln erzählt, dass sie von der türkischen Küstenwache ausgelacht wurden, als sie einen Notruf absetzten. Haben Sie davon schon gehört? Papageorgopoulos: Ich glaube, dass das die türkische Küstenwache angeht. Wir haben nichts davon gehört. Wenn wir einen Notruf bekommen, dann antworten wir. Wenn der Anruf aus türkischen Gewässern kommt, dann sind sie es, die es zuerst wissen und darauf reagieren. Wenn wir ein Schiff in der Nähe haben, halten wir uns zur Unterstützung bereit. STANDARD: Haben die Schlepper ihre Strategien an die herbstlichen Wetterbedingungen angepasst? Papageorgopoulos: Leider nicht. Das ist der Grund, warum es seit kurzem so viele Todesopfer auf hoher See gibt. Normalerweise steigen die Schlepper mit Herbstbeginn auf halb oder komplett geschlossene Boote aus Hartplastik oder Holz um. Wegen der hohen Nachfrage nach Überfahrten verwenden sie aber weiterhin die billigeren und gefährlicheren Schlauchboote. Solange es die hohe Nachfrage gibt, werden die Schlepper weiter so agieren, ohne an die Opferzahlen zu denken. STANDARD: Wie kann man diesen Markt kontrollieren? Papgeorgopoulos: Als Küstenwache können wir darauf keine Antwort geben, meiner persönlichen Meinung nach ist es einfach: Wir, die verantwortlichen Staaten, könnten die Schlepper ablösen und eine sichere Überfahrt unter Gewährleistung der Menschenrechte garantieren.
1Panorama
Die erfolgreiche Kometenmission geht in die Verlängerung – Ende September 2016 soll die Sonde auf Tschuri "aufsetzen". Darmstadt – Die europäische Raumfahrtagentur ESA verlängert ihre Mission zur Erkundung des Kometen Tschurjumow-Gerassimenko. Die Sonde Rosetta soll den Brocken im All jetzt bis Ende September 2016 begleiten – also neun Monate länger als geplant. Nach insgesamt zwölf Jahren im All soll sie zum Ende der Mission schließlich auf dem Kometen abgesetzt werden, teilte die ESA am Dienstag in Paris mit. Komplett durchgespielt ist dieses Szenario allerdings noch nicht. Laut ESA soll sich die Sonde in einem mehrmonatigen spiralförmigen Anflug dem Kometen annähern – im Idealfall würde sie dabei mit ihren Instrumenten Aufnahmen aus noch nie dagewesener Nähe machen können. Das könnte bis unmittelbar vor dem Aufsetzen bzw. Aufprallen funktionieren, danach gilt eine weitere Datenübertragung als höchst unwahrscheinlich. Da der Komet Ende September 2016 wieder weiter von der Sonne weg ist und Rosetta dann nicht mehr genügend Solarenergie anzapfen kann, müsste sie wie schon einmal in einen Tiefschlaf versetzt werden. Das macht aber keinen Sinn, sagte der Chef des ESA-Flugbetriebs, Paolo Ferri, in Darmstadt, von wo aus Rosetta gesteuert wird. Für einen noch längeren Einsatz fehle auch Treibstoff. Von der Sonde aus war das Mini-Labor Philae im November 2014 auf dem Kometen abgesetzt worden, eine noch nie dagewesene Aktion in der Geschichte der Raumfahrt. Philae war jedoch an einem schattigen Platz gelandet, deshalb konnte er seine Batterie lange Zeit nicht aufladen. Erst kürzlich hatte sich das Mini-Labor allerdings zur Freude der Astronomen wieder gemeldet.
7Wissenschaft
Kandidaten für Regierungsposten wurden genannt – Führung aus Tripolis protestierte umgehend. Tripolis – Nach monatelangen Friedensverhandlungen soll eine Regierung der Nationalen Einheit das blutige Bürgerkriegschaos in Libyen beenden. UN-Vermittler Bernardino Leon schlug am späten Donnerstagabend Kandidaten für eine neue Übergangsführung vor, die die unterschiedlichen Konfliktparteien und Regionen repräsentieren soll. Es ist jedoch ungewiss, ob der Plan umgesetzt werden kann, da mehrere Politiker Leons Vorschläge ablehnten. Vier Jahre nach dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi kämpfen in Libyen etliche schwer bewaffnete Milizen um die Macht. Zudem konkurrieren zwei Regierungen und zwei Parlamente miteinander: International anerkannt werden die Abgeordneten, die in der ostlibyschen Stadt Tobruk tagen. Das Parlament in der Hauptstadt Tripolis wird von Islamisten dominiert. Das Chaos machen sich Extremisten wie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zunutze, die einige Regionen unter ihre Kontrolle gebracht haben. Ministerpräsident soll laut Leon der 55 Jahre alte Fayes al-Sarrai werden, Abgeordneter des Tobruk-Parlaments. Er soll zusammen mit fünf anderen Politikern einen Präsidentschaftsrat bilden, wie der UN-Vermittler erklärte. Er zeigte sich vorsichtig optimistisch, dass seine Vorschläge Zustimmung finden können. Wir glauben, dass diese Liste funktionieren kann, sagte Leon nach dem Ende der Gespräche im marokkanischen Skhirat. Das ist der bestmögliche Vorschlag. Mitglieder der rivalisierenden Kammern lehnten die Vorschläge jedoch ab. Wir sind nicht Teil dieser Regierung, sagte Abdulsalam Bilashahir, Abgeordneter des Parlaments in Tripolis, dem britischen Sender BBC. Die Vertretung in der Hauptstadt hatte Leon zufolge keine Kandidaten für die Regierung genannt. Laut BBC erklärte auch Ibrahim Alzaghiat, Mitglied des Tobruk-Parlaments: Die vorgeschlagene Regierung wird zu einer Spaltung Libyens führen und sich als Witz erweisen. Beide Parlamente müssen Leons Kandidaten zustimmen. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon begrüßte die Vorschläge hingegen. Er rief die Politiker des Landes auf, nicht die Möglichkeit zum Aufbau eines Staates zu verpassen, der den Geist und die Ziele der Revolution 2011 widerspiegele. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini würdigte die Vorschläge als wichtigen Schritt, um die schwierigen Verhandlungen der vergangenen Monate zu beenden. Bei der Regierungsbildung dürfe keine Zeit verschwendet werden. Mit dem libyschen Bürgerkrieg wird sich künftig der deutsche Spitzendiplomat Martin Kobler beschäftigen müssen. Der bisherige Leiter der UN-Friedensmission im Ostkongo soll nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel Nachfolger Leons werden. Einen genauen Termin für den Wechsel gibt es noch nicht. (APA, 9.10.2015)
2International
Konflikt wegen Beschlagnahmung iranischer Vermögen im Falle eines Terroranschlags mit iranischer Beteiligung. Teheran – Der Iran will in einem Rechtsstreit mit den USA wegen der Beschlagnahmung iranischer Vermögen den Internationalen Gerichtshof einschalten. Wir werden in naher Zukunft den Fall nach Den Haag bringen, sagte Präsident Hassan Rohani am Dienstag. Der Iran werde nicht zulassen, dass die US-Amerikaner Zugriff auf legitimes Vermögen des Irans erhielten, so Rohani nach Angaben der Nachrichtenagentur ISNA. Das Oberste Gericht der USA hatte im April entschieden, dass Hinterbliebene von Terroropfern, die bei Angriffen mit iranischer Beteiligung umgekommen sind, Anspruch auf milliardenschwere Entschädigungen haben. Konkret geht es um einen Terroranschlag in Beirut im Jahr 1983, bei dem 241 US-Marines starben, sowie um einen Anschlag in Saudi-Arabien 1996 mit 19 toten US-Soldaten.
2International
Niederländische Astronomen vermuten, dass die Sonne den Zwergplaneten Sedna einem vorbeiziehenden Stern entrissen hat. Leiden – Sie war einer der Nägel in Plutos Sarg – jedenfalls was dessen Status als Planet anbelangt: Sedna, 2003 am Rande des Sonnensystems entdeckt, wurde anfangs noch als Planet bezeichnet. Mit einem Durchmesser von knapp 1.000 Kilometern ist der nach einer Inuit-Göttin benannte Himmelskörper kaum halb so groß wie Pluto – allerdings hatte man Sedna anfangs auch noch größer eingeschätzt. Schon vor Sedna war Quaoar entdeckt worden, es folgten Eris, die sogar ein wenig größer und massereicher als Pluto ist, Makemake und Haumea. Insgesamt könnten tausende vergleichbare Objekte jenseits des Neptun-Orbits, im Kuipergürtel und darüber hinaus, ihre Bahn ziehen. Wie viele Planeten hat unsere Sonne also? Spätestens mit der Entdeckung von Eris kam die Internationale Astronomische Union zum Schluss, dass es sinnlos sei, die offizielle Zahl der Planeten im Sonnensystem laufend nach oben zu revidieren, ohne dass dabei jemals ein Ende abzusehen wäre. Also wurde 2006 die Kategorie Zwergplanet eingeführt, auf die nun auch der schon 1930 entdeckte neunte Planet Pluto herunter- und der vormalige Asteroid Ceres hochgestuft wurde. Im Unterschied zu Planeten haben es Zwergplaneten mit ihrer geringeren Schwerkraftwirkung nicht geschafft, ihre oft ungewöhnlichen Orbits von kosmischem Schutt freizuräumen, so die Definition. In Sachen Nomenklatur sind damit wieder Ruhe und Ordnung eingekehrt. Doch nun macht Sedna wieder von sich reden. Ein Team niederländischer Astronomen vermutet, dass sich Sedna gar nicht in unserem Sonnensystem gebildet hat, sondern ursprünglich zu einem anderen Sternsystem gehörte. Als dieses am Sonnensystem vorbeizog, wurden ihm Sedna und hunderte andere Objekte entrissen und unserem Heimatsystem einverleibt, so die Theorie. Schon zuvor hatten einige US-Astronomen diese Hypothese aufgestellt. Anlass der Vermutung ist der extrem elliptische Orbit Sednas: Sie braucht für eine Umkreisung der Sonne 12.000 Jahre und bewegt sich dabei zwischen dem 76-fachen und dem 1000-fachen des Abstands zwischen Erde und Sonne. Die großen Planeten haben in der Frühzeit des Sonnensystems zwar zahlreiche kleinere Himmelskörper nach außen geschleudert – eine Umlaufbahn wie diese ist damit aber kaum zu erklären. Ein Team um Lucie Jílková vom Observatorium Leiden ist nun der Hypothese vom Planetenklau nachgegangen – mit unserer Sonne als möglichem Täter ebenso wie als Opfer. Im Computermodell wurden über 10.000 verschiedene Szenarien von Sternenbewegungen durchgespielt, um zu sehen, welche zum heute vorliegenden Ergebnis geführt haben könnte. Das wahrscheinlichste Szenario sieht ihren Berechnungen zufolge so aus: In der Frühzeit des Sonnensystems, vor über vier Milliarden Jahren, kam ein vorbeiziehender Stern mit etwa 80 Prozent mehr Masse als die Sonne bis auf etwa den 51-fachen Abstand zwischen Sonne und Neptun heran. Dabei erfolgte ein Austausch: Sedna und andere kleine Himmelskörper, die den Nachbarstern auf weiten Orbits umkreisten, wurden aus diesem System herausgerissen. Gleichzeitig nahm der Stern hunderte Objekte aus unserem Kuipergürtel mit sich fort. Hunderte weitere wären ins interstellare Off geschleudert worden. Diese Hypothese zu überprüfen, wäre theoretisch gar nicht so schwierig – doch braucht es dazu Geduld. Die chemische Zusammensetzung Sednas könnte nämlich Aufschluss über ihre Herkunft geben: Weicht sie von der der übrigen Objekte im Kuipergürtel signifikant ab, handelt es sich bei ihr offenbar um einen Fremdkörper. Zwar sind wir von einer genaueren Erforschung des Kuipergürtels noch ein gutes Stück entfernt. Aber der Anfang ist bereits gemacht: Immerhin erreicht nächsten Monat die NASA-Sonde New Horizons nach neunjähriger Reise den Pluto. Und danach geht es weiter durch den Gürtel. (jdo, 27.6. 2015)
7Wissenschaft
Diskutieren Sie mit!. Wien – Am Sonntagabend diskutierte Ingrid Thurnher mit ihren Gästen in Im Zentrum auf ORF 2, ob sich Österreich mit seinem Alleingang in eine europäische Sackgasse manövriert. Das Thema lautete Österreichs Asylgrenzen – Lösung oder Notlösung?. Die Gäste bei Ingrid Thurnher: Nutzen Sie das Forum, um sich mit anderen über die Sendung auszutauschen.
6Etat
Vor zwei Jahren stürzte im Wipptal ein Kleinflugzeug ab, sechs Menschen wurden getötet – Die Maschine war überladen. Innsbruck – Zwei Jahre nach dem Absturz eines Kleinflugzeugs im Tiroler Wipptal mit sechs Toten liegt nun der Bericht der Flugunfallkommission der Bundesanstalt für Verkehr vor. Demnach dürfte eine Selbstüberschätzung des Piloten zu dem Unglück geführt haben. Er verlor im Nebel die Orientierung, vor dem Start hatte er keine Flugwetter-Informationen eingeholt, so die Tiroler Tageszeitung. Der Absturz ereignete sich am 30. September 2012 oberhalb von Ellbögen im Tiroler Bezirk Innsbruck-Land. Der Pilot aus Zell am See – er wurde ebenfalls getötet – hatte in Innsbruck die sieben Passagiere an Bord genommen und war um 6.50 Uhr in Richtung Valencia gestartet. Unmittelbar danach gab es laut Polizei über Funk einmal Kontakt mit dem Piloten. Wenig später verschwand die zweimotorige Cessna vom Radar. Sie schlug in einem steilen Waldhang auf. Zwei Personen überlebten den Absturz. Der Pilot hätte laut dem Bericht an dem Tag nicht fliegen dürfen, da er für den Instrumentenflug, also den Flug nur mit Navigationskontrolle durch die Bordinstrumente, nicht befähigt war. Die genutzte Strecke war am Unglückstag für einen Sichtflug nicht geeignet bewertet worden. Der Mann hatte jedoch einen Sichtflug angemeldet und wenige Minuten vor dem Absturz der Flugleitung versichert, er habe noch ausreichende Sicht. Statt aber im aufkommenden Nebel umzukehren, wechselte er in den Instrumentenflug und dürfte dann die Orientierung verloren haben. Als wahrscheinliche Unfallursache sei deshalb die Fortsetzung eines Sichtfluges in Instrumentenflugbedingungen angeführt, zitierte die TT aus dem Bericht. Der Pilot hatte demnach auch keine Berechtigung für gewerbsmäßige Transporte und hielt sich nach dem Start nicht an Flughöhe oder -route. Der Bericht förderte außerdem zutage, dass das Flugzeug wegen technischer Mängel überhaupt nicht abheben hätte dürfen. Das Luftfahrzeug war zum Unfallzeitpunkt nicht lufttüchtig, hieß es in dem Expertenbericht. Diese Mängel und die Überladung – die Maschine war 360 Kilogramm zu schwer, was die Steigleistung verringerte – seien jedoch für den Flugzeugabsturz nicht verantwortlich gewesen.
1Panorama
Tankwagen versorgt Betroffene mit Wasser – Arbeiten in Wien-Donaustadt werden bis Samstagabend andauern. Wien – Ein Wasserrohrbruch einer Versorgungsleitung hat am Samstag gegen 5.00 Uhr für eine teilweise Sperre der Donaufelder Straße in Wien-Donaustadt gesorgt. Wie der Bereitschaftsingenieur von Wiener Wasser auf APA-Anfrage sagte, waren die Hausnummern 38 bis 54 betroffen. Schäden in den Kellerabteilen der Wohnungen wurden bisher nicht festgestellt. Die Fahrspur Richtung Kagraner Platz blieb gesperrt. Die durch die rund 90-minütige Sperre ebenfalls betroffenen Straßenbahnlinien 25 und 26 fahren inzwischen wieder. Der Rohrbruch wurde auf der Höhe der Donaufelder Straße 44 gemeldet. Der betroffene Bereich der Straße wurde laut Wiener Wasser unterspült. Es war am Samstagvormittag nicht absehbar, wann dieser Teil der Fahrbahn wird intakt ist. Die Grabungsarbeiten dürften den ganzen Tag über in Anspruch nehmen, ab 20.00 Uhr sollte die normale Wasserversorgung wieder hergestellt sein. Bis dahin werden die Anrainer mit einem Tankwagen, der sich vis a vis der Donaufelder Straße 67 befindet, mit Wasser versorgt. Die Wiener Berufsfeuerwehr musste für die Sanierungsarbeiten von Wiener Wasser zwei Fahrzeuge entfernen.
1Panorama
Der Standort in St. Pölten bleibt erhalten – Die Svoboda-Gruppe will sich auf den Metallbetrieb konzentrieren. St. Pölten/Traun/Eferding – Die Svoboda-Gruppe verkauft ihre Büromöbelsparte an die faw Unternehmensberatung KG und will sich laut einer Aussendung vom Donnerstag künftig ganz auf die Entwicklung ihres Metallbetriebs (Svoent) zu einem niederösterreichischen High-Tech-Unternehmen konzentrieren. Die Marke Svoboda Büromöbel und der Standort in St. Pölten bleiben erhalten, auch die Mitarbeiter werden übernommen. Anfang März waren die Verhandlungen mit mehreren Interessenten finalisiert worden. faw aus Traun/OÖ sei branchenerfahren, wurde auf die Übernahme und erfolgreiche Neuaufstellung des Büromöbelherstellers Hali in Eferding/OÖ verwiesen. Die Marke Svoboda soll nun noch attraktiver und differenzierter werden, erklärte faw-Miteigentümer Christoph Königslehner. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Svoboda Büromöbel wurde 1911 von Rudolf Svoboda als Handwerksbetrieb gegründet und hat sich bis heute zu einem der vier größten österreichischen Büromöbelhersteller entwickelt. Mit 160 Mitarbeitern erwirtschaftete das Familienunternehmen 2014/2015 einen Gruppenumsatz (Möbelwerk, Logistik) von 27,3 Mio. Euro. Jährlich werden laut der Aussendung rund 17.000 Arbeitsplätze im In- und Ausland mit Möbeln Made in Austria ausgestattet. Die Svoent – Svoboda Entwicklungs GmbH & Co KG – entwickelt seit 1976 komplexe Metallbaugruppen. Mit rund 50 Mitarbeitern wurde 2014/2015 ein Umsatz von 5,2 Mio. Euro erwirtschaftet. Die Svoent bietet als Industriezulieferbetrieb, Konstruktion, Werkzeugbau und Fertigung aus einer Hand. Unternehmensstandort ist St. Pölten.
3Wirtschaft
Nach Abkommen mit der Türkei könnten weitere Folgen, wie die deutsche "Welt" berichtet. Berlin – Zur Bewältigung der Flüchtlingskrise wird einem Zeitungsbericht zufolge in der Europäischen Union (EU) auch über Zusagen an den Libanon und Jordanien diskutiert. Die EU könnte künftig auch Flüchtlinge aus diesen beiden Ländern aufnehmen, berichtete Die Welt vorab unter Berufung auf Diplomaten in Brüssel. Hochrangige Regierungsvertreter der Mitgliedstaaten wollten an diesem Freitag über die Pläne beraten. Dabei solle sondiert werden, welche EU-Länder sich an den Umsiedlungen beteiligen wollen. Außerdem sollten auch der Libanon und Jordanien stärker als bisher finanziell unterstützt werden, damit sie Flüchtlingen eine bessere Lebensperspektive bieten können. Am Sonntag war auf einem EU-Gipfel beschlossen worden, der Türkei zunächst drei Milliarden Euro zur Versorgung der Flüchtlinge vor Ort zu zahlen. Unklar ist bislang allerdings, wie diese Summe finanziert wird. Auch eine Verabredung zur Übernahme von Flüchtlingen aus der Türkei wurde nach den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht getroffen. In Medienberichten war über die Aufnahme von 400.000 Flüchtlingen spekuliert worden. Im Gegenzug verpflichtete sich die Türkei, die Ausreise von Menschen ohne Asylanspruch in Richtung Europa zu verhindern und abgeschobene Asylbewerber zurückzunehmen. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament, Elmar Brok (CDU), sagte der Zeitung, die Türkei sei bereit, umgehend rund 100.000 syrische Flüchtlinge in von der Extremistenmiliz IS befreite Gebiete in Syrien zurückzuschicken.
1Panorama
Vier "Kontrollpunkte", Polizisten in allen Zügen – Wann das "Grenzkontrollmanagement" startet, steht noch nicht fest. Ein kleiner Bagger steht vor der Raststation Rosenberger auf dem Brenner. Drinnen verkündete Tirols Landespolizeichef Helmut Tomac am Mittwoch die Pläne für ein allfälliges Grenzkontrollmanagement, wie er es nennt. Die Vorbereitungen würden laufen. Am Donnerstag hätte man eigentlich damit beginnen wollen, den Zaun aufzustellen – hätte. Denn nun habe Italiens Innenminister Angelino Alfano einem Gespräch mit Österreichs Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) zugestimmt, dessen Ergebnis warte man noch ab, sagt Tomac. Fest steht nämlich: Wollen die Italiener nicht kooperieren, wird nicht nur der Personen-, Waren- und Bahnverkehr durch die österreichischen Kontrollen erheblich beeinträchtigt werden – Italien könnte auch massive Probleme durch das bekommen, was Polizisten und Politiker als Rückstrom bezeichnen, also hunderte Flüchtlinge, die von Österreich zurückgewiesen werden und somit auf dem Brenner stranden. Die Nachbarn müssten zustimmen, dass österreichische Polizisten auch auf italienischem Hoheitsgebiet kontrollieren dürften, erklärt Tomac. Das würde das Kontrollmanagement wesentlich erleichtern. Doch lenken die Italiener nicht ein, sehe der Plan folgendermaßen aus: drei Kontrollpunkte an der Autobahn, zu denen Pkws und Lkws getrennt geleitet werden und an denen Sichtkontrollen stattfinden. Verdächtige Autos werden von dort aus auf Kontrollflächen gelotst, damit der restliche Verkehr möglichst flüssig bleibe. Ein zusätzlicher Kontrollpunkt soll auf der Bundesstraße errichtet werden. Und: Kontrollen in allen Zügen, die dafür künftig immer in Steinach halten. Zudem sollen für die Registrierung der Flüchtlinge Container und Leitsysteme aufgebaut werden – unter anderem ein 370 Meter langer Maschendrahtzaun. Alle Personen, die dann in Österreich einen Asylantrag stellen wollen und dazu auch berechtigt sind, will man alsbald nach Innsbruck bringen, allen anderen soll die Einreise verweigert werden, sagt Tomac. Einen genauen Termin, wann die Kontrollen starten, gebe es aber noch nicht.
1Panorama
Die Mindeststrafe für Wiederbetätigung bekam ein junger Vorarlberger, der Hasspostings über Juden verfasst hatte. Feldkirch – Samuel K. saß am Abend des 20. Juli 2014 vor seinem Laptop und war wütend. Es war Wahlkampf in der Türkei, und am Nachmittag war in Bregenz eine Anti-Israel-Demonstration mit Ausschreitungen über die Bühne gegangen. Der 24-Jährige war nicht dabei, holte sich Infos über die Demo aus dem Internet. Besonders aufmerksam las er die Postings zu einem Bericht auf Vorarlberg Online: Da war ein Video dabei über palästinensische Kinder, die umgebracht wurden. Das habe ihn so wütend gemacht, dass er seinerseits einen Kommentar schrieb. Der lautete: Adolf Hitler hätte jeden einzelnen Juden getötet. Der Elektriker setzte noch einen drauf: Verfickte Juden, man soll jeden einzelnen Juden töten. Free Palestine! Freitagvormittag saß er wegen Wiederbetätigung im Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Feldkirch. Er habe das Posting eh 51 Minuten später wieder gelöscht, rechtfertigt sich der Angeklagte. Weil mir bewusst war, dass ich einen Blödsinn gemacht habe. Warum er dann zwei Tage später auf seiner Facebook-Seite wieder tätig wurde, will Richter Martin Mitteregger wissen. Ein Tag wird kommen, da werdet ihr mich verfluchen, dass ich nicht alle Juden getötet habe. Adolf Hitler, zitiert der Richter den zweiten Eintrag. Ob er da immer noch wütend gewesen sei, fragt er den Angeklagten. Das habe er nur aus dem Türkischen übersetzt, antwortet K. Ob er über den Nationalsozialismus und die Judenverfolgung in der Schule gelernt habe, interessiert Beisitzer Wilfried Marte. Ja, in der Hauptschule. Aber das sei schon lange her. Richter Mitteregger will wissen, ob K. aus religiösen Gründen gegen Juden sei. Nein, er habe keinen Hass auf Juden und auch keinen auf andere Religionsgemeinschaften, sagt der Muslim. Grenzenlos dumm sei die Aktion gewesen, sagt sein Verteidiger Gerhard Müller. Aber sein Klient sei ja nicht wegen Dummheit angeklagt, sondern wegen Wiederbetätigung. Und dafür fehle der Vorsatz, der unbescholtene Mann sei kein Neonazi. Müller begründet das Handeln von K. ebenfalls mit Wut. Ausgelöst durch ein Video, ein Produkt dieser Internet-Youtube-Gesellschaft. Die Geschworenen folgen der Verteidigungslinie nicht. Sie erkennen auf schuldig nach Paragraf 3g Verbotsgesetz. Das Urteil: sieben Monate bedingt und 6.000 Euro Geldstrafe unbedingt. Sollte er diese nicht zahlen können, müsste er als Ersatz fünf Monate ins Gefängnis. Insgesamt drohen ihm damit schlimmstenfalls zwölf Monate, die Mindeststrafe bei Wiederbetätigung nach dem Verbotsgesetz. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, K. hat sich Bedenkzeit erbeten.
5Inland
Team Stronach kritisiert "mangelnden Sparwillen der Regierungsvertreter" – Kurz ist Ausgabenkaiser. Wien – Die Bundesregierung hat im Jahr 2014 insgesamt knapp 2,7 Mio. Euro für Repräsentation ausgegeben. Das geht aus der Beantwortung einer Anfrageserie des Team Stronach hervor. Abgeordnete Martina Schenk kritisierte den mangelnden Sparwillen der Regierungsvertreter. Verteidigungsministerium nannte keine Details Die höchsten Repräsentationsausgaben hat das Außenministerium mit knapp 498.000 Euro zu verzeichnen. Im Landwirtschaftsministerium wurden für diesen Budgetposten rund 369.000 Euro ausgegeben. Etwa 333.000 Euro waren es im Vorjahr im Infrastrukturministerium und 300.000 Euro im Finanzministerium. Bei Kanzleramtsminister Josef Ostermayer beliefen sich die Repräsentationsausgaben auf rund 284.000 Euro und bei Bundeskanzler Werner Faymann (beide SPÖ) auf 170.000 Euro. Die geringste Summe wurde im Gesundheitsministerium benötigt, wo es lediglich 6.800 Euro waren. Das Verteidigungsressort nannte keine Details. Sparsames Familienministerium Die Kosten für Lebensmittel und Getränke etwa bei Veranstaltungen wurden extra angeführt, wobei das Justiz- sowie das Innenministerium hier auch die Verpflegung etwa in Justizanstalten angab und somit auf einen sehr hohen Betrag kam – das Justizressort etwa auf insgesamt 9,7 Millionen Euro. Abgesehen davon belief sich der Betrag etwa im Finanzministerium auf 203.000 Euro. Im Wirtschaftsministerium wurden knapp 74.000 Euro für Lebensmittel und Getränke ausgegeben und im Infrastrukturministerium 73.000 Euro. Im Familienministerium hingegen waren es nur 8.500 Euro. Sparen sieht anders aus, meinte Team Stronach-Mandatarin Schenk zu den in den Beantwortungen genannten Summen.
5Inland
Programme wurden an der Technischen Universität München entwickelt. München – Wer stirbt als nächstes in der Serie Game of Thrones? Studenten der Technischen Universität München (TUM) haben Programme entwickelt, die gestützt auf Internet-Recherchen berechnen, wie es weitergeht. Der Algorithmus hat bisher 74 Prozent der Todesfälle vorausgesagt. Für die nächste Woche startende sechste Staffel sagt das Programm Theon Greyjoy eine 74-prozentige Todeswahrscheinlichkeit voraus. Der Schurke Ramsay Snow muss nur mit 64 Prozent Wahrscheinlichkeit über den Jordan. Auch die weltbewegende Frage, ob Jon Snow tot ist, meinen die Studenten auf https://got.show beantworten zu können, wie die TUM am Dienstag mitteilte. Auf ihrer Website präsentieren die Informatik-Studierenden die wichtigsten der von verschiedenen Werkzeugen des maschinellen Lernens generierten Daten. Die Website analysiert auch, was die Fans auf Twitter über Hunderte von GoT-Charaktere sagen. Darüber hinaus programmierten die Studierenden auch eine interaktive Karte. Mit ihr können Fans die Game of Thrones-Welt erkunden und die Reisen der wichtigsten Figuren nachvollziehen.
6Etat
21 neue Reaktoren bereits im Bau. Peking – China plant einen massiven Ausbau der Kernenergie. Nach dem neuen Fünf-Jahres-Plan, der im März vom Volkskongress angenommen werden soll, sollen bis 2030 rund 110 Atomkraftwerke im Betrieb sein, berichtete die Tageszeitung China Daily am Freitag unter Berufung auf die Power Construction Corporation of China. Das Land hat gegenwärtig 30 Atommeiler im Einsatz und weitere 21 im Bau. Nach dem Entwurf bis 2020 werden demnach 500 Milliarden Yuan, umgerechnet 71 Milliarden Euro, eingeplant, um über fünf Jahre jährlich sechs bis acht neue Reaktoren zu bauen. Bis 2030 sollen zehn Prozent der Energie in China aus der Kernkraft kommen. Heute bezieht China zwei Drittel seiner Energie aus Kohle. Der Ausbau der Kernkraft ist neben der Entwicklung erneuerbarer Energien ein wichtiger Teil seiner Bemühungen, seine Abhängigkeit von Kohle und die Emissionen zum Klimaschutz zu bremsen. Nach der Katastrophe mit dem japanischen Reaktor in Fukushima 2011 hatte Chinas Regierung zunächst den Bau weiterer Atomkraftwerke ausgesetzt und neue Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Im März wurde erstmals wieder der Bau eines neuen Kernkraftwerkes genehmigt. Es ist die zweite Phase des Atomkraftwerks Hongyanhe in Nordostchina.
1Panorama
Einst führte Reinhold Yabo den deutschen Nachwuchs zum EM-Titel, nun ist er bei Red Bull Salzburg gelandet. Ein Gespräch über falsche Erwartungen, brave Christen und Fans mit Tunnelblick. Wien/Schladming – Am Mittwoch gelang Österreichs Fußballmeister Red Bull Salzburg gegen den Premier-League-Klub West Bromwich Albion ein deutlicher 3:1-Sieg. Der deutsche Mittelfeldspieler Reinhold Ray Yabo lief dabei erstmals im Dress der Bullen auf. Zuvor sprach er mit dem STANDARD noch über Gott und die Fußballwelt. STANDARD: Fans des Karlsruher SC waren ob Ihres Wechsels zu Red Bull Salzburg erzürnt, Sie wurden via Facebook wüst beschimpft. Warum hat Ihr Abgang die Fans so emotionalisiert? Yabo: Als meine Entscheidung fiel, konnte ich die Reaktionen bereits erahnen und mich mental darauf vorbereiten. Mir war klar, wie die Fans zu Red Bull stehen, egal ob nun Leipzig oder Salzburg. Der Name Red Bull ist in dieser Region einfach nicht gerne gehört. STANDARD: Sollte man soziale Medien zur Psychohygiene meiden? Yabo: Nein, absolut nicht, da müsste man ja die Welt verlassen. Man darf es den Fans auch nicht so übelnehmen, man sollte nicht alles auf sich beziehen. Solche Episoden lassen einen reifen. Das hat mir wieder gezeigt: Das Business funktioniert so. STANDARD: Sie haben viel für den KSC getan, erwartet man als Fußballer nicht etwas mehr Dankbarkeit oder Respekt? Yabo: Man sollte es sich zumindest erwarten dürfen. Aber man geht als Spieler nicht davon aus. So ist das Fußballerleben, man muss lernen, mit solchen Situationen umzugehen. Die Engsten wissen, warum ich eine Entscheidung treffe. Viele Fans wissen es nicht, oft wollen sie auch gar nicht verstehen. STANDARD: Warum fehlt es an Verständnis? Yabo: Einige haben einen Tunnelblick: ihr eigener Verein, ihre eigene Tradition. Sie nehmen den Spieler oder den Menschen dahinter nicht wahr. Und so können sie auch nicht sehen, dass es für den Spieler vielleicht eine Möglichkeit gibt, sich an anderer Stelle weiterzuentwickeln. STANDARD: In Österreich schauen die besten Spieler, dass sie so schnell wie möglich den Weg nach Deutschland finden. Warum schlagen Sie den umgekehrten Weg ein? Yabo: Das Komplettpaket von Red Bull Salzburg ist überragend. Die Spielphilosophie, der Betreuerstab, die Mannschaft, die Bedingungen. Und dann natürlich auch noch die verlockende Möglichkeit, international zu spielen. STANDARD: Wenn nun jemand behauptet, dass Geld der entscheidende Faktor wäre, was entgegnen Sie? Yabo: Ich weiß gar nicht, ob ich darauf eingehen würde. Einerseits muss ich mich nicht rechtfertigen, andererseits würden meine Erklärungen wohl kaum durchdringen. Wenn jemand eine festgefahrene Meinung hat, werde ich mit meiner Wahrheit das Bild nicht mehr ändern können. Da spare ich lieber meine Worte. STANDARD: Sie haben erst wenige Tage mit der Salzburger Mannschaft hinter sich. Können Sie schon einen Vergleich zur zweiten deutschen Liga anstellen? Yabo: Dazu muss ich erst ein paar Meisterschaftsspiele absolvieren. Das Trainingsniveau in Salzburg ist aber sehr hoch, wir haben große Qualität in der Mannschaft. Die Jungs hier können richtig gut kicken. Und nicht nur das, die können auch laufen. STANDARD: Red Bull Salzburg ist in Österreich quasi zum Titelgewinn verpflichtet, der budgetäre Vorteil ist enorm. Man kann hier, überspitzt formuliert, nur verlieren. Wie empfinden Sie diese Drucksituation? Yabo: Aus meiner Perspektive betrachtet muss Red Bull Salzburg gar nichts. Vielleicht sieht die Öffentlichkeit das anders, aber von dieser Erwartungshaltung lasse ich mich nicht beeinflussen. Wir wollen erfolgreich Fußball spielen, das ist unser Ziel. Was am Ende dabei herauskommt, wird man sehen. Wie darauf reagiert wird, liegt nicht in unserer Verantwortung. STANDARD: Jahrelang hieß das übergeordnete Ziel Champions League, darauf will man sich offiziell nicht mehr versteifen. Wie sieht es tatsächlich aus? Yabo: Wir spielen international, das ist schon mal eine super Sache, das macht nicht jede Mannschaft. Wenn die Qualifikation für die Champions League gelingt, wow, Hammer, da sagt keiner Nein dazu. Wenn wir es nicht schaffen, ist aber auch nicht die ganze Saison dahin. Es gibt keine Garantien. Nicht auf die Champions League, nicht auf einen Fixplatz in der Startelf. STANDARD: Ihr Anspruch ist aber schon, eine tragende Rolle zu spielen? Yabo: Natürlich, sonst hätte ich den Beruf verfehlt. Keiner spielt Fußball, um auf der Bank zu sitzen. Man muss sich immer wieder neu beweisen, den Aufgaben stellen. STANDARD: Sie haben die deutsche U17-Nationalmannschaft 2009 als Kapitän zum EM-Titel geführt. Ihre Teamkollegen hießen Shkodran Mustafi und Mario Götze, die sind mittlerweile Weltmeister. Haben Sie sich die Profikarriere einfacher vorgestellt? Yabo: Auf jeden Fall. Ich dachte damals, es würde locker und flockig laufen. Aber dem war nicht so. Die Realität hat mich eines Besseren belehrt. Der Sprung vom Jugend- zum Profifußball ist enorm, ich habe ihn unterschätzt. Bei mir hat es sich nicht so leicht entwickelt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Mein Weg ist ein anderer. STANDARD: Wo lagen denn genau die Schwierigkeiten? Yabo: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, kann es ein Segen sein. Zur falschen Zeit am falschen Ort, kann es ein Fluch sein. Was aber nicht heißt, dass man keine Qualität hat. Es braucht eine gute Konstellation. STANDARD: Man hat Ihnen außergewöhnliches Talent nachgesagt, war auch die hohe Erwartungshaltung ein Problem? Yabo: Nein, das kann ich komplett ausschließen. Mich interessiert nicht, was andere Menschen von mir denken. Insofern spüre ich auch keinen öffentlichen Druck. STANDARD: Sie sind sehr religiös … Yabo: Nein, Moment, ich bin nicht religiös, ich bin gläubig. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Ich muss nicht dieses und jedes Ritual auf meiner To-do-Liste erledigen, um ein guter, braver Christ zu sein. Ich muss in meinem persönlichen Glauben keinen Satz von Regeln befolgen. STANDARD: Sie sprechen aber über Demut, Anstand, Respekt. Fehlen Ihnen diese Werte im Profifußball? Yabo: Nein, nicht explizit. Die Probleme, die man dem Profifußball nachsagt, hat man doch in anderen Bereichen genauso. Wenn ich meine Werte in den Sport mitnehmen kann, umso besser. Dass das nicht immer Anklang findet, ist mir auch klar. STANDARD: Böse letzte Frage: Sind die Gehälter im Profifußball unmoralisch? Yabo: Nein, würde ich nicht sagen. Man muss auch wahrnehmen, was dahintersteckt, wie viel man vor dem Matchtag investiert. Da laufen nicht nur elf Spieler dem Ball hinterher. Wir arbeiten und spucken und schwitzen derzeit im Trainingslager bei Temperaturen, die andere an den Strand oder ins Schwimmbad ziehen. Und wenn ich von meinem Leben ausgehe: Ich habe meine Jugend geopfert.
4Sport
Spiritueller "Duke Nukem"-Nachfolger braucht mehr Zeit für Fehlerbereinigung. 3D Realms erster neuer Shooter seit der Duke Nukem-Serie verspätet sich auf 2016. Wie die Entwickler bekannt gaben, benötige man mehr Zeit für die Optimierung des Spiels und die Fehlerbereinigung. Die PC-Version werde daher erst am 29. Jänner auf den Markt kommen, die von Abstraction Games umgesetzte Konsolenfassung für PS4 und XBO folgt zu einem späteren Zeitpunkt. Im Spiel ist die Protagonistin Shelly Bombshell Harrison damit beauftragt den US-Präsidenten in Sicherheit zu bringen und die Erde zu retten, in dem sie Horden bestialischer Aliens niedermetzelt. Bei den Kulissen darf man sich unter anderem auf diverse fremdartige Planeten freuen. Der große Gegenspieler ist ein verrückt gewordener Professor. Shellys mechanischer Arm kann auf verschiedenste Arten konfiguriert werden, wobei Spieler Special-Moves und Technologie-Upgrades freischalten werden können. Gesteuert wird das Spiel aus der isometrischen Perspektive, wobei eine klassische Shooter-Mechanik versprochen wird.
0Web
Das jüngste Cover mit dem Titel "Schlacht um Wien" spitzt die heimische Politik inakzeptabel zu. Florian Klenk, der Chefredakteur, und Barbara Tóth, die Autorin, werden wahrscheinlich sagen: Das ist ironisch gemeint. Tatsache ist aber, dass das jüngste Cover des Falter mit dem Titel Schlacht um Wien die heimische Politik inakzeptabel zuspitzt. Der aggressiven Comicwelt entlehnt, wird Michael Häupl als russischer Soldat mit Kalaschnikow gezeichnet, Maria Vassilakou schultert eine Schusswaffe mit Bajonett, und H.-C. Strache zeigt man antiquiert, aber dynamisch mit einem Schlegel – er kann am wenigsten anrichten. Seltsam. Der Falter, in der journalistischen Debatte stets darum bemüht, die Macht der Sprache und der Bilder zu hinterfragen, hat mit dieser Titelgrafik gewaltig danebengegriffen. Entweder geht es der Zeitung schlecht – weshalb sie aus dem letzten Loch schießt. Oder ihre Verantwortlichen haben nicht verstanden, dass man angesichts des islamistischen Terrors, der Ereignisse im Nahen Osten, der nicht enden wollenden Gewalt in der Ostukraine die österreichische Politik nicht mit derartigen Bildbotschaften illustrieren soll. Im Inneren der Zeitung wird freilich abgerüstet. Da schreibt Tóth dann von einem Duell um Wien und übernimmt von der FPÖ den Begriff Emotionswahlkampf. Dass die Freiheitlichen ihre Bezirkszentralen War Rooms nennen, ist verständlich, dass der Falter jedoch mit Schlacht um Wien in historisch dunkle Zeiten zurückfällt, ist bedenklich. Das ist Gewaltboulevard.
6Etat
Eine Firma, die Dreck vergoldet. Politiker, Journalisten und Anwohner, die daran glauben. Ein Gericht, das die Anklage auf die lange Bank schiebt: Einer der größten Giftmüllskandale Deutschlands ist weitgehend unbekannt. Die Buchstaben auf dem Schild am Metalltor mit der Warnung vor dem Hund sind knochenbleich, links und rechts wuchern Büsche entlang des Zauns. Dahinter liegen sandfarbene Hallen und minzgrüne Türme. Seit drei Jahren verwaist die Anlage, am Gelände lagern aber immer noch ein paar Hundert Tonnen Giftmüll. Die Geschichte der S.D.R. Biotec Verfahrenstechnik GmbH in Pohritzsch in Sachsen ist eine von gebrochenen Versprechen. Bis heute spaltet die Firma ein ganzes Dorf – auch weil es seit Jahren trotz einer Anklage durch die Staatsanwaltschaft nicht zu einer juristischen Aufarbeitung gekommen ist. Zwölf Jahre lang arbeitete die Firma mit zumeist hochgiftigem Müll, insgesamt über eine Million Tonnen wanderten hier durch. Dieser, so die Chemiker und Ingenieure, werde zu harmlosem Abfall verarbeitet. Die Formel: Durch chemische Reaktionen sollte das Gift immobilisiert werden. Hochproblemmüll verwandle sich mittels Chemikalien und Beimengen wie Braunkohlenasche und Wasser in einen ungefährlichen Baustoff, hieß es. Das Geschäft lief gut. Denn Biotec verlangte für die Entsorgung weniger als in der Branche üblich. Die Firma kümmerte sich um Reststoffe aus der Metallurgie und den Filtern von Müllverbrennungsanlagen. Eine Tonne in einem Salzstock kostet 100 Euro aufwärts. Biotec nahm dafür 50 bis 60 Euro und lagerte diese dann für fünf bis 25 Euro auf Deponien. Die Betreiber der Müllberge nahmen den Baustoff gern für ihre Halden. Die Politiker freuten sich über die Aufträge für die oft übergroßen und defizitären Deponien in Staatshand. Manch Arbeitsloser in der Region fand endlich einen Job und die Kommune mit der Firma einen großen Steuerzahler. Und die Industrie sträubte sich nicht gegen geringere Entgelte für die Abnahme ihres Mülls. Alle schienen daran zu gewinnen. Roland Wiesener steht in seinem Wohnzimmer, er lugt über die Silberrandbrille durchs Fenster in den Garten. Alles hat seinen Platz dort, keine zehn Autominuten von Pohritzsch entfernt. Nur dieser Störenfried in seinen Beinen und Händen, der ist nicht bestellt. Ein Kribbeln und Jucken und Stechen. Der 56-Jährige nimmt dreimal am Tag Schmerzmittel. Der Frühpensionist ist schwerbehindert. Eine Polyneuropathie greift seine Nerven an, sein Blut hat hohe Bleiwerte. 2012 machte der Delitzscher bei Biotec als einer der letzten Mitarbeiter das Licht aus. Wiesener zeigt ein Foto aus dem Jahr 2004, daneben mehrere Unterschriften. Das haben wir Arbeiter dokumentiert. Hier haben wir auf den Tonnen die Totenköpfe überpinselt und die Abfälle als stabilisiert unbehandelt zur Zentraldeponie in Gröbern bringen lassen, sagt er. Bis zu vier Touren solcher Art habe es pro Tag gegeben. Anfangs haben wir noch Kalk dazugegeben, aber das kostete ja. Das sollten wir später nicht mehr machen, sagt er. Mit den Chefs habe man darüber nicht reden können, so Wiesener: Die sagten dann: Ihr habt Schweigepflicht. Anwohner klagten in dieser Zeit zum Beispiel über Ammoniakgeruch. Der Betrieb werde regelmäßig überwacht, schrieb jedoch ein Referatsleiter aus dem sächsischen Umweltministerium 2007 einer Anwohnerin. Und der damalige sächsische Umweltminister Roland Wöller (CDU) sagte 2008, seit 1999 sei es zu keinen Abweichungen vom bestimmungsgemäßen Betrieb der Anlagen gekommen. Was der Minister und die Briefe von damals nicht erwähnten: Nach Angaben der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatten mehrere Deponien Chargen der Biotec zurückgewiesen. Cröbern erließ Anfang Februar 2008 einen Lieferstopp, Spröda lehnte im Juni 2006 alle untersuchten Mengen wegen zu hoher Metallwerte ab und die Deponie Weißer Weg in Chemnitz stellte Ende 2008 die Annahme wegen der Bleiwerte ein. Studien des TÜV Nord und der Uni Leipzig zweifelten an der Methode, Giftmüll zu immobilisieren. Die DUH nahm schließlich selbst Bodenproben, Medien wurden aufmerksam. Im September 2008 veranlasst das Sächsische Landesamt für Umwelt schließlich dreimonatige Emissionsproben nahe der Firma, wegen der ersten hohen Ergebnisse dann für ein ganzes Jahr. Danach weiß man: In Pohritzsch, einem Ort umringt von Kirschbaumplantagen, liegen zu viel Blei, Cadmium, Arsen, Thalium und Nickel in der Luft. 2009 kam die Wende: Die Behörden kontrollierten die Firma und stießen auf bereits behandelten Müll, der jedoch zu viele Schwermetalle enthielt. Eine defekte Reifenwaschanlage fiel auf. Viermal forderte man die Betreiber auf, den Langzeitnachweis für die Sicherheit des behandelten Mülls zu erbringen; vor der Betriebserlaubnis hatten sie 1999 versprochen, dies im Laufe der Jahre einzureichen. Die Manager von Biotec reagierten mit viel Papier und überzeugten dennoch nicht. Es hagelt Auflagen. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt und die GmbH wird geschlossen. Für viele im Dorf war das ein Schlag. Bis heute ist man sich uneins in Pohritzsch, schaut unschlüssig auf die verfallenden Hallen am Ortsrand. Im September 2012 hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Bis maximal 2020 hätte man noch Zeit, bis die Vorwürfe verjähren.
1Panorama
Sturm Graz ist am 13. Februar der Gegner der Kärntner. Wolfsberg – Der Wolfsberger AC wird den Heimauftakt in die Frühjahresmeisterschaft im Wörthersee-Stadion von Klagenfurt bestreiten. Dies gab das Schlusslicht der Fußball-Bundesliga am Montag offiziell bekannt. Die Kärntner treffen am 13. Februar im ersten Heimspiel des neuen Jahres auf Sturm Graz. Bereits eine Woche zuvor ist der WAC bei Rapid Wien im Einsatz.
4Sport
Syrer soll Informationen über "Charlie Hebdo"-Anschlag verbreitet haben. Die bulgarische Polizei hat am Mittwoch einen Syrer festgenommen, der als Mitglied einer Hackerbande Informationen über den Anschlag auf die Redaktion der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo im Internet verbreitet haben soll. Das meldete das Innenministerium via Staatsradio BNR. Die sogenannte Nahöstliche Cyberarmee habe im Auftrag der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gehandelt. Der festgenommene syrische Staatsbürger lebe seit etwa 20 Jahren in Bulgarien, dort sei er auch das einzige Mitglied der sich selbst als Nahöstliche Cyberarmee bezeichnenden Hackergruppe, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Die Kommunikation innerhalb der Bande finde über geschützte Internetverbindungen statt. Das Sondereinsatzkommando GDBOP hat den Behörden zufolge bei der Razzia am Mittwoch Computer, Festplatten und einen Laptop mit Hackersoftware beschlagnahmt. Auf den Titelseiten der gehackten Sites habe die Bande Informationen über den Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo vom 7. Jänner in englischer und arabischer Sprache veröffentlicht, hieß es weiter. Um welche Informationen es sich dabei konkret handelte, gab das Innenministerium vorerst nicht bekannt. Der Vorwurf gegen den Verdächtigen lautete vorerst jedoch nur illegale Cyberattake. Die Bande hackte den Behörden zufolge jährlich bis zu 3.500 Internetseiten. Die Festnahme am Mittwoch ist nicht die erste in Bulgarien im Zusammenhang mit dem Anschlag auf Charlie Hebdo. Nur eine Woche nach dem Terrorakt wurde ein Freund von einem der Pariser Attentäter an Frankreich ausgeliefert. Dem aus Haiti stammenden französischen Staatsbürger Fritz-Joly Joachin wird die Teilnahme an einer organisierten kriminellen Gruppe zur Vorbereitung von Terroranschlägen vorgeworfen. Der 29-Jährige wehrte sich gegen die Vorwürfe und räumte nur ein, mit einem der Charlie-Hebdo-Attentäter seit seiner Kindheit befreundet zu sein.
0Web
Verbotene Partei bekennt sich zu Angriff, bei dem am Donnerstag ein Polizist und fünf Zivilisten getötet worden. Ankara – Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat sich zu einem Anschlag auf eine Polizeiwache im Südosten der Türkei bekannt und sich zugleich für die Tötung von Zivilisten entschuldigt. Es ist klar, dass Zivilisten niemals unser Ziel sein können, erklärte die PKK am Samstag. Bei dem Anschlag in der Nähe von Diyarbakir am Donnerstag waren ein Polizist und fünf Zivilisten getötet worden. Das Ziel des Anschlags seien die Sicherheitskräfte gewesen, hieß es in der von der prokurdischen Nachrichtenagentur Firat veröffentlichten Erklärung. Die PKK sei traurig über den Tod mehrerer Zivilisten und übermittle den Angehörigen der Opfer ihr Beileid. Der Friedensprozess zwischen der türkischen Regierung und der PKK war im Sommer zusammengebrochen. Der jahrzehntelange Konflikt mit den Rebellen eskalierte seitdem immer weiter. Das türkische Militär geht seit Dezember mit aller Härte gegen die Rebellen im Südosten der Türkei vor. Besonders in den Städten Cizre, Silopi und Diyarbakir gab es heftige Straßenkämpfe mit vielen zivilen Opfern.)
2International
Neue Ausgabe mit optionaler Full-HD-Variante und neun Stunden Akkulaufzeit. Der IT-Konzern Hewlett-Packard hat die zweite Generation seines 2014 vorgestellten Chromebook 14-Laptops vorgestellt. Dabei verabschiedet sich das Unternehmen von Nvidias Tegra-Plattform und wechselt zum Konkurrenten Intel. Die aktuelle Fassung des Geräts nützt als Unterbau einen passiv gekühlten Celeron-Chip, wie man ihn auch in anderen Geräten mit Chrome OS findet. Bei 17,8 Millimeter Dicke wiegt es rund 1,79 Kilogramm. HP verspricht, dass das neue Chromebook über neun Stunden Nutzung verkraftet, bis der Akku wieder geladen werden muss. Es gibt einen USB 3.0- und zwei USB 2.0-Steckplätze sowie einen HDMI-Ausgang und einen integrierten microSD-Kartenleser. Die USB-Anschlüsse können zum Aufladen anderer Geräte genutzt werden, wenn das Chromebook 14 ausgeschalten und mit einer Stromquelle verbunden ist. Käufer erhalten 100 GB Speicher bei Google Drive für zwei Jahre und drei Monate lang kostenlosen Zugang zum Streamingdienst Play Music. Das Standard-Modell des Chromebook 14 bringt ein Display mit 1.366 x 768 Pixel mit und wird zum Start in den USA 250 Dollar kosten. Für 30 Dollar mehr bietet HP auch eine Version mit Full-HD-Panel an. Verfügbar wird das Gerät ab 8. November, Details zur internationalen Verfügbarkeit gibt es noch nicht.
0Web
Erster tödlicher Vorfall seit drei Wochen – Polizei: Warnschüsse missachtet. Jerusalem -Eine Palästinenserin ist am Montag laut israelischer Polizei bei einer versuchten Messerattacke auf einen Grenzpolizisten erschossen worden. Die Frau sei mit gezückter Stichwaffe am Grenzübergang Biddu nördlich von Jerusalem auf den Beamten zugelaufen und habe Warnschüsse missachtet, berichtete die Polizei weiter. Deshalb habe der Polizist gezielt geschossen, um sie zu stoppen. Israel und die Palästinensergebiete werden seit Oktober von einer Gewaltwelle erschüttert, bei der bisher 205 Palästinenser, 28 Israelis und vier Ausländer getötet wurden. Bei der Mehrzahl der getöteten Palästinenser handelte es sich um erwiesene oder mutmaßliche Attentäter. Mehrere hundert Israelis wurden teils schwer verletzt. In den vergangenen Wochen hat die Zahl der Angriffe spürbar abgenommen; zuletzt gab es am 3. Mai einen Toten. Die Leichen eines Geschwisterpaars, das Ende April von privaten Wachleuten am Qalandia-Kontrollposten zwischen Jerusalem und Ramallah erschossen worden war, wurden am Montag den Angehörigen überstellt. In diesem Fall läuft eine polizeiliche Untersuchung des Vorfalls, weil Zeugen aussagten, dass von der 23-Jährigen und ihrem 16-jährigen Bruder keine unmittelbare Gefahr ausging, auch wenn sie Messer bei sich trugen.
2International
Investoren wollen in Bosnien ein riesiges Feriendorf errichten. Doch ein alter Mann, dem das Grundstück mitten im Baugebiet gehört, verweigert seine Unterschrift. Jetzt ist der Mujo eigentlich nicht dafür bekannt, dass er leicht übersehen wird. Er schreit mitten zwischen den Fußgängern in der Čaršija. Er kann auch in deutscher Sprache ausführlich über die Ungerechtigkeiten seines Lebens schimpfen. Es ist ihm egal, wenn ihm die Touristen nachschauen. Der Mujo ist schon lange aus dem Gefüge gefallen. Er ist außerdem so groß, dass manche sich schrecken, wenn er zu fluchen beginnt. Denn man weiß ja nicht, ob er nicht auch einmal seinen riesigen Arm ausprobieren will. Der Mujo hat den Zorn in sich, könnte man sagen. Er ist jedenfalls einer, der in einer dermaßen in sich gekehrten Stadt wie Sarajevo auffällt. Doch in jüngster Zeit ist er verschwunden. Obwohl man ihn gerade jetzt so dringend brauchen würde. Denn der Mujo – so nennen wir den alten Mann – soll möglichst rasch eine Unterschrift unter eine Verkaufsurkunde setzen. Ohne diese Unterschrift kann nämlich das Land nicht verkauft werden, und ohne den Mujo kann deshalb auch nicht die Ferienstadt erbaut werden. Dem Mujo gehört nämlich das Grundstück genau in der Mitte des künftigen riesigen Bauareals. Also sind auch die Investoren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten von dem murrenden, verschwundenen Mujo letztlich total abhängig. Seit Monaten herrscht eine flirrende Aufregung in der Stadt. Sie kommen!, tuscheln die einen. Glaubst du, dass der kleine Prinz den Deal mit den Arabern ausgehandelt hat? Glaubst du, dass der Izetbegović mitschneidet?, fragen die anderen. Sie werden alles Land an sie verkaufen, und dann zwingen die Araber uns ihre Kultur auf, fürchten wieder andere. Manche bleiben gelassen: So ein großes Investment hat es noch nie in Bosnien-Herzegowina gegeben. Ist doch super für uns. Die Buroj-Gruppe aus Dubai will im Mai zu bauen beginnen. Das Feriendorf auf der Alm 30 Kilometer außerhalb von Sarajevo in der Gemeinde Trnovo soll 2,3 Milliarden Euro ins Land bringen – DER STANDARD berichtete. 90 Prozent der Grundstücke sind bereits in den Händen der Investoren. Ursprünglich war vorgeschrieben, dass die Gemeinde Trnovo die Grundstücke kauft und die Araber sie nur auf 100 Jahre pachten dürfen. Doch dann hat der Bürgermeister von Trnovo, Ibro Berilo, erkennen müssen, dass er mit einer Million Euro nur ein paar Parzellen erstehen kann. Also kaufen jetzt gleich die Araber selbst das Land. Jeden Tag kommen Parzellenbesitzer zu ihnen und unterschreiben die Verträge. Dort, wo jetzt noch ein paar Schafe herumspringen, sollen bald Shoppingmalls und Villen für wohlhabende Leute vom Golf entstehen, die das Grün der Wälder in Bosnien und die Bacherln auf der Alm verzücken. Nur der Mujo müsste eben noch unterschreiben. Das ist auch dem Bürgermeister Berilo ein Anliegen, weil er ja den Arabern im Wort liegt. Es geht bei Mujos Parzelle schließlich um das Herzstück der künftigen Ozonstadt für die Araber. Also versuchte man in Sarajevo in den vergangenen Tagen mit großer Anstrengung den Mujo zu finden. Am Freitag schickte der Bürgermeister dann einen seiner Mitarbeiter aus – nennen wir ihn Amir. Amir fand den Mujo sogar und wollte ihn schnell zu den Arabern bringen, damit er den Vertrag unterschreibt. Doch da merkte der Mujo plötzlich, dass er ein wichtiger Mann in Bosnien geworden ist. Nichts mache ich, niemals ohne das Freitagsgebet!, verkündete er und ließ sich – obwohl er ziemlich betrunken war – von Amir in die Moschee chauffieren. Es gibt Leute in Sarajevo, die sagen, dass dem Mujo das Freitagsgebet nicht immer so wichtig war wie diesen Freitag. Was auch immer die Leute sagen, sicher ist, dass einer wie der Mujo sich nicht so schnell von Geldargumenten einfangen lässt. In der Vergangenheit hat er all sein Hab und Gut hergegeben und nur den Koran behalten, er hat viel Geld den Wahhabiten mit den Rauschebärten gegeben, weil die ihm offenbar zuhörten, wenn er schimpfte, und er hat zusätzlich einiges in diverse Getränke investiert. Ozonstadt? Araber? Zehntausende Euros? Unterschrift? Als der Mujo nach dem Moscheebesuch von Amir ins Büro chauffiert worden war und dort den Kaufvertrag las, erinnerte ihn etwas an einen alten Familienstreit, der hier nicht näher beschrieben werden soll. Es war jedenfalls so, dass der Mujo wutentbrannt aus dem Büro lief und den Kaufvertrag nicht unterschrieb. Die Alm bleibt seine Alm. In der Mahala – so sagen die Leute hier zu ihrem Grätzel – wird nun gemunkelt, dass der Bürgermeister Berilo und die Araber schon einen Weg finden werden, um ihn zur Räson zu bringen. Schließlich könnte man im Notfall die Parzellenbesitzer sogar enteignen. Es eilt, denn alles muss 60 Tage vor Baubeginn unter Dach und Fach sein. Doch der Mujo hat Zeit. Er möchte jetzt offenbar wieder gesucht werden. Und während er sich versteckt, sammelt der Mujo sicher wieder viel Zorn in sich.
1Panorama
Gespräche dauerten Medienberichten zufolge mehr als sechs Stunden. Warschau/Budapest – Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán und der Chef der nationalkonservativen polnischen Regierungspartei PiS, Jarosław Kaczyński, sind am Mittwoch im südpolnischen Niedzica zu einem informellen Treffen zusammengekommen. Die Gespräche dauerten Medienberichten zufolge mehr als sechs Stunden. Offizielle Informationen zu der Begegnung gab es nicht. Kaczyński, dessen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) seit November in Polen alleine regiert, hatte bereits nach Orbáns Wiederwahl seine Bewunderung für Orbán ausgedrückt: Er hat uns ein Beispiel gegeben, wie wir gewinnen können ... und dann wird es ein Budapest an der Weichsel geben, sagte er damals vor seinen Anhängern. Mit neuen Gesetzen zur Änderung des Medienrechts und des Verfassungsgerichts hat die Warschauer Regierung Beobachtern zufolge einen ähnlichen Kurs wie die rechtskonservative Regierung Orbáns eingeschlagen. EU-Politiker äußerten bereits Sorgen über die Rechtsstaatlichkeit der Maßnahmen. Kaczyński hat in der Regierung von Ministerpräsidentin Beata Szydło kein Amt, gilt aber als starker Mann der PiS, der im Hintergrund die Fäden in der Hand hält. (red, APA, dpa, 6.1.2015 )
2International
Angebliche russische Gaslieferungen an einen ukrainischen Grenzort erhitzen die PR-Strategen beider Seiten. Hat er, oder hat er nicht? Kiew und Moskau streiten erbittert darüber, ob Kremlchef Wladimir Putin in einem Akt der Menschlichkeit einer frierenden Kleinstadt im ostukrainischen Gebiet Cherson (befindet sich unter der Kontrolle Kiews) den Gashahn aufgedreht hat oder nicht. Der Streit zeigt, wie angespannt das Verhältnis der slawischen Bruderstaaten zueinander ist – und wie beide Seiten jede Nachricht zu ihren Gunsten auslegen. Das Bild passt perfekt in die Moskauer Abendnachrichten: Die ganze Ukraine muss wegen ihrer korrupten Führung frieren, weil das Land kein russisches Gas hat. Die ganze Ukraine? Nein, ein kleiner Ort an der Grenze zur Krim bekommt von dort sein Gas, nachdem der Bürgermeister Alexander Tulupow ausgerechnet Putin um Hilfe gebeten hat. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte, Tulupow habe sich wegen des starken Frostes in der Region – die Temperaturen am Asowschen Meer sind auf Werte um minus 15 bis minus 20 Grad gefallen – an die russische Führung gewandt. Putin habe daraufhin Anweisung gegeben, die Frage der Gaslieferungen in die ukrainische Ortschaft Henitschesk zu lösen. Zur Erinnerung: Die russischen Gaslieferungen an die Ukraine wurden Ende November ausgesetzt, weil Kiew keine Vorauszahlungen mehr leistete. Eine Einigung über den Preis für das erste Quartal 2016 steht noch aus. Die ukrainische Führung erklärte unlängst gar, dass das Land ganz ohne russisches Gas auskomme. Doch nun friert es in der Region Cherson gewaltig. In der russischen Regierung wurde auf Putins Anweisung reagiert: Vizepremier Dmitri Kosak erklärte später, das erste Gas sei schon in der Nacht auf Dienstag geflossen. Krim-Oberhaupt Sergej Axjonow bezifferte den Umfang der Lieferungen nach Henitschesk auf 14.000 Kubikmeter. Bei ihnen ist der Gasdruck im System auf das Doppelte gestiegen, darüber hat mich eben die Führung von Tschernomorneftegas unterrichtet, sagte er. Das mutet wie eine Geste fast biblischer Nächstenliebe an, schließlich haben ukrainische Nationalisten zusammen mit Anhängern der krimtatarischen Medschlis erst kürzlich die Stromversorgung vom Festland zur Krim gekappt, weshalb die Bewohner der Halbinsel immer noch mit scharfen Stromrationierungen leben müssen. Der letzte Anschlag auf die Stromleitungen ereignete sich einen Tag vor Silvester. Aus Kiew freilich folgte postwendend das Dementi: Der Chef des nationalen Gasversorgers Naftogas Ukraini, Andrej Kobolew, nannte die Meldungen über russische Lieferungen ein Fake. Henitschesk werde weder mit russischem Gas noch mit Gas des auf der Krim beheimateten Unternehmens Tschernomorneftegas beliefert, sagte er. Bürgermeister Tulupow wurde zwar als Mitglied des Oppositionsblocks, Nachfolger der einstigen Janukowitsch-Machtbasis Partei der Regionen, gewählt, doch auch er dementierte jegliche Anfragen an russische Behörden. Die einzigen Personen, mit denen er wegen der eiskalten Wohnungen verhandelt habe, seien aus der ukrainischen Führung gewesen. Tulupows Vizeverwaltungschef bestätigte andererseits, dass Henitschesk Gas aus den Speichern auf der Krim bekommen habe. Doch dafür gibt es laut Naftogas eine ganz einfache Erklärung: Es handle sich um Gas der ukrainischen Lagerstätte Strilkowe. Das Gasfeld liegt in der Arabat-Nehrung, die geografisch zur nun von Moskau regierten Krim, politisch aber noch zur von Kiew gelenkten Region Cherson gehört. Gelagert werde dieses Gas aber auf der Krim, da es keinen direkten Anschluss an das Gasleitungssystem auf dem Festland gebe. Nach dem 1. Jänner 2016 haben die Okkupationsbehörden der Autonomen Republik Krim vier Tage lang das aus Cherson stammende Gas gesperrt, das in den Glebow-Speicher auf der Krim lagerte, heißt es in der offiziellen Naftogas-Stellungnahme. Dass Tschernomorneftegas den Glebow-Speicher für sich beansprucht, wird dabei nicht erwähnt. Was in Moskau als Geste des guten Willens verbreitet wird, ist damit nach Kiewer Lesart bösartige Sabotage. Die PR-Strategen beider Seiten haben sich in jedem Fall warmgelaufen. Bleibt zu hoffen, dass auch die Wohnungen der Bewohner von Henitschesk bald wieder einigermaßen auf Betriebstemperatur sind.
2International
Präsidiale Unterschrift fünf Monate nach Referendum. Dublin – Fünf Monate nach dem historischen Volksentscheid für die Homoehe in Irland ist die Ehe gleichgeschlechtlicher Partner in dem erzkatholischen Land Gesetz geworden. Die Präsidialkommission hat das Ehegesetz heute unterzeichnet, teilte das Präsidentschaftsbüro am Donnerstag mit: ab Mitte November können sich nun die ersten Homosexuellen das Ja-Wort geben. Die Iren hatten am 22. Mai mit 62,1 Prozent für Eheschließungen ungeachtet des Geschlechts votiert. Es war das erste Mal, dass die Homoehe per Volksentscheid eingeführt wurde, und dies in einem streng katholischen Land. Mehrere gerichtliche Anfechtungen hatten die Einführung verzögert, doch die Unterzeichnung am Donnerstag war die letzte Hürde. Das ist ein tief bewegender Moment für uns alle, die wir so lange dafür eingetreten sind, erklärte Senatorin Katherine Zappone, deren kanadische Ehe mit einer Frau in Irland nicht anerkannt wurde. Auch international hatte das Referendum für großes Aufsehen gesorgt.
1Panorama
Gerät für 799 Dollar erhältlich, legt Fokus auf Datenschutz und Leistungsstärke. Das Sicherheitsunternehmen Silent Circles, das von PGP-Erfinder Phil Zimmermann mitbegründet worden ist, hat sein neues Blackphone 2 auf den Markt gebracht. Dabei handelt es sich um ein vollständig verschlüsselt Smartphone, das mit modernen Flaggschiffen anderer Hersteller mithalten soll. Das Gerät läuft auf der Android-Modifikation Silent OS und soll 799 Dollar kosten. Das Blackphone 2 rückt Datenschutz in den Fokus, Nutzer können beispielsweise bei jeder App an den Berechtigungen schrauben. Per Remote Wipe können nach einem Diebstahl alle Daten gelöscht werden. Silent Circles richtet sich vor allem an Kunden im Geschäftsbereich. Dort will etwa auch Blackberry punkten. Vor allem nach den Snowden-Enthüllungen, die Industriespionage der NSA bewiesen, wollen Unternehmen aufrüsten. Mit dem ersten Black Phone hatte Silent Circles für einige Aufregung gesorgt, das Smartphone war vom Time Magazine zu einem der 25 besten Erfindungen 2014 gewählt worden.
0Web
Ehemalige Mitarbeiter von Lionhead sprechen über den Untergang des Studios. Microsoft investierte rund 75 Millionen Dollar in das Free2Play-Spiel Fable Legends, bevor es im Zuge der Schließung des Entwicklerstudios Lionhead noch vor der Veröffentlichung eingestellt wurde. Dies geht aus einem Bericht der Seite Eurogamer hervor, in dem sich mehrere ehemalige Mitarbeiter des Herstellers zu Wort melden. Gleichzeitig geht aus der Reportage hervor, dass Microsoft einen vierten Teil der Rollenspielserie ablehnte. Entwickler pitchten Fable 4 als düstereres Kapitel in einem Steampunk-Setting. Die Spielwelt hätte an das viktorianische London angelehnt werden und auf Basis der Unreal Engine 4 umgesetzt werden sollen, wie der ehemalige Lionhead-Art-Director John McCormack erklärt. Microsoft sah nach dem gescheiterten Kinect-Ableger Fable: The Journey jedoch eine andere Zukunft für Lionhead vor und wollte das Studio mit Fable Legends auf ein Service-Modell umstellen.
0Web
Die österreichische Diplomatie soll sich vehement dafür eingesetzt haben, dass es mit dem neuen Job des Ex-Vizekanzlers klappt. Der ehemalige ÖVP-Chef und Vizekanzler Michael Spindelegger sattelt beruflich wieder um. Ab Jänner wird er als Generaldirektor das Internationale Zentrum für die Entwicklung von Migrationspolitik leiten. Momentan ist Spindelegger noch Präsident der Agentur zur Reformierung der Ukraine. In seinem Abschlussbericht habe er der Organisation seine Reformvorschläge vorgestellt. Auf die neue Aufgabe als Generaldirektor des International Centre for Migration Policy Development freue er sich. Die Stelle wurde öffentlich ausgeschrieben, Spindelegger hatte sich beworben. Beim Hearing wurden neben ihm noch zwei weitere Kandidaten gehört und beispielsweise auf politisches Leadership hin beurteilt. Es folgte eine Abstimmung unter den 15 Mitgliedsstaaten des Zentrums. Mit einer einfachen Mehrheit fiel die Wahl auf Spindelegger. Manche sahen in einem anderen Bewerber ihren Wunschkandidaten. In Tobias Billström zum Beispiel, einem Mann mit einschlägigen Erfahrungen in Migrationspolitik – Billström war Minister für Asyl- und Migrationsfragen in Schweden. Ebenso Frisco Roscam Abbing, der Niederländer ist seit 2000 im Hauptverwaltungsrat der europäischen Kommission für Einwanderung und Asylpolitik. Ausschlaggebend für den Abstimmungsausgang zugunsten Spindeleggers soll die Unterstützung der österreichischen Diplomatie gewesen sein. Kontakte zu Südost- und Mitteleuropa sollen maßgeblich geholfen haben.
5Inland
Administrator einer FPÖ-Ortsgruppe hatte Glawischnig ein falsches Zitat in den Mund gelegt. Der Administrator der Facebookseite FPÖ Diersbach muss 5.300 Euro an Grünen-Chefin Eva Glawischnig überweisen. Das gaben die Grünen auf Facebook bekannt. Zuvor hatte sich der Landwirt namens Karl Zauner bereits bei Glawischnig entschuldigt. Er war angezeigt worden, nachdem er auf Facebook ein gefälschtes Zitat der Klubobfrau verbreitet hatte. Konkret legte Zauner Glawischnig folgende Worte in den Mund: Schutzsuchende müssen das Recht haben, auf junge Mädchen loszugehen. Alles andere wäre rassistisch Flüchtlingen gegenüber. Das falsche Zitat hatte sich rasant im Netz verbreitet, die Grünen waren – auch wegen darauffolgender Beleidigungen und Morddrohungen – gegen einzelne Nutzer vorgegangen. Durch den vom Delikt abhängenden Streitwert stand eine Summe von über 43.000 Euro im Raum. Glawischnig ging allerdings nach der Entschuldigung des Landwirts einen Vergleich ein, der sich auf Verfahrenskosten (4.300 Euro) und Schadenersatz (1.000 Euro) beläuft. Letztere Summe wird zu 100 Prozent gespendet werden. Hasspostings sind kein Kavaliersdelikt, sondern eine sehr ernsthafte Angelegenheit, schreibt Glawischnig weiters. Die Grünen versuchen schon seit Monaten, juristisch gegen Morddrohungen, Beleidigungen und Gerüchte vorzugehen.
0Web
Verzicht auf Solo-Feldzug weil ihn "wenige spielen". Viele Fans der kommenden Neuauflage Star Wars: Battlefront fragen sich vermutlich, warum der Titel, mit Ausnahme von Al-Bots die auch offline gespielt werden können, keine echte Single-Player-Kampagne anbietet. Die Antwort darauf liefert Peter Moore, Chief Operating Officer bei EA, in einem Interview mit Gamespot. Laut ihm richtet sich der Modus gegen aktuelle Nutzungsgewohnheiten für derartige Games. Obwohl sich Triple-A-Titel welche Einzelspieler-Missionen anbieten, grundsätzlich besser verkaufen, würden Spieler bei typischen Shootern, wie Call of Duty, meist direkt im Multiplayer starten. Tatsächlich spielen nur wenige Personen die Single-Player-Kampagne bei dieser Art von Spielen. Drauf weisen die Daten hin. Moore ist sich zwar dessen bewusst, dass manche Spieler die fehlende Möglichkeit, einen eigenen Auftrag zu bewältigen, missen werden. Doch die Entscheidung sei wohl überlegt und unter Berücksichtigung der erwarteten Entwicklungen bereits vor Jahren gefällt worden. Zur Verdeutlichung nennt Moore das 2011 erschienene Rollenspiel Star Wars: The Old Republic, bei dem man es verabsäumt hatte zukünftige Entwicklungen miteinzubeziehen. Als wir mit der Entwicklung dazu begonnen haben, galten Abos als das übliche Finanzierungsmodell. Als das Spiel fertig war, hatte dieses System ausgedient. Darum mussten wir das Spiel stoppen und es als Free2Play-Titel mit Mikrotransaktionen neu aufstellen. Aber auch dann gab es nach wie vor Personen die sagten, sie wollen ihr Abonnement behalten. In der Zeit, in der ein Entwicklerteam mit der Arbeit an einem Spiel beginnt und der an dem es fertig ist, wird die Welt zu einem anderen Ort. Star Wars: Battlefront erscheint am 19. November für PC, PS4 und Xbox One.
0Web
Größter Quartalsverlust der Konzerngeschichte – Schwache Windows-Nachfrage. Drastische Abschreibungen auf das Handygeschäft und eine schwache Nachfrage nach dem Betriebssystem Windows haben Microsoft einen Milliardenverlust eingebrockt. Unter dem Strich fiel im abgelaufenen Geschäftsquartal ein Minus von 3,2 Milliarden Dollar (2,9 Milliarden Euro) an, wie der Konzern am Dienstag nach Börsenschluss mitteilte. Es handelt sich um den größten Quartalsverlust in der Unternehmensgeschichte. Noch vor Jahresfrist hatte Microsoft 4,6 Milliarden Dollar Gewinn eingefahren. Insbesondere die Nokia-Handysparte entwickelt sich zur Belastung für das US-Unternehmen. Die Microsoft-Aktie gab im nachbörslichen Handel 3,5 Prozent nach. Der Umsatz fiel um fünf Prozent auf knapp 22,2 Milliarden Dollar. Bei Tablets und Smartphones hinkt Microsoft Konkurrenten wie Samsung und Apple hinterher. Das spiegelt sich in massiven Wertberichtigungen wider, die sich insgesamt auf 7,5 Milliarden Dollar summierten. Erst Anfang Juli hatte Microsoft den Abbau von zusätzlich 7.800 Stellen angekündigt. Vor allem das Telefon-Hardware-Geschäft ist betroffen. Microsoft hatte die Nokia-Sparte 2014 für mehr als sieben Milliarden Dollar gekauft. Es war die letzte große Entscheidung von Ex-Microsoft-Chef Steve Ballmer. Unter Nachfolger Satya Nadella konzentriert sich Microsoft verstärkt auf Software und Cloud Computing, also die Datenspeicherung auf externen Servern. Der Umsatz in dieser Sparte verdoppelte sich in etwa. Im Cloud-Geschäft konkurriert Microsoft unter anderem mit SAP, IBM und Amazon. Mit dem Betriebssystem Windows nahm Microsoft ein Fünftel weniger ein als im Vorjahr. Die neueste Version Windows 10 soll noch im Juli auf den Markt kommen und neue Kunden anlocken. Microsoft war früher mit seinem Windows-Programm unangefochtener Marktführer, das Betriebssystem läuft auf neun von zehn Computern. Angesichts des Siegeszugs von Smartphones und Tablets werden jedoch weniger herkömmliche PCs verkauft. Der von Bill Gates gegründete Konzern sieht sich daher verstärkt der Konkurrenz von Apple und Google ausgesetzt, die vor allem auf mobilen Geräten mit ihren Betriebssystemen dominieren. Die Ergebnisse litten wie bereits im Vorquartal auch unter dem starken Dollar, der die Auslandseinnahmen nach Umrechnung in die US-Währung verringert. Ohne den ungünstigen Einfluss des Wechselkurses wäre das Umsatzminus nur bei zwei Prozent gelegen.
0Web
Innenministerin befürchtet, dass Frauen diskriminiert wurden. London – Die britische Regierung lässt die Rechtsprechung der informellen islamischen Schiedsgerichte prüfen. Es bestehe der Verdacht, dass Frauen von den religiösen Räten bei der Anwendung des islamischen Scharia-Rechts diskriminiert worden seien, erklärte Innenministerin Theresa May am Donnerstag. Das sei eine ernste Sorge. Es gebe nur einen Rechtsstaat, der allen Bürgern Rechte und Garantien gebe. In England und Wales gibt es rund 30 informelle islamische Schiedsgerichte, die vorwiegend unter Anwendung der Scharia in Familienfragen vermitteln. Ihre Entscheidungen sind rechtlich nicht bindend und werden offiziell nicht anerkannt. Die nun eingeleitete Prüfung unter Leitung der Professorin Mona Siddiqui soll den Verdacht klären, dass gewisse Schiedsgerichte Zwangsehen legitimieren oder Scheidungsurteile zum Nachteil der Frauen fällen.
2International
Neues Flaggschiff-Modell soll im Februar auf den Markt kommen. Der südkoreanische Smartphone-Hersteller Samsung will sein neues Flaggschiff-Modell Galaxy S7 einem Medienbericht zufolge mit einer Startauflage von rund fünf Millionen Stück auf den Markt bringen. Die South Korea Electronic Times berichtete am Montag unter Berufung auf ungenannte Quellen, das Galaxy S7 solle in zwei verschiedenen Versionen verkauft werden. Die Geräte, mit denen der Branchenprimus Samsung vor allem den Erzrivalen Apple in Schach halten will, sollten im Februar auf den Markt kommen, berichtete die South Korea Electronic Times weiter.
0Web
Verletzungen des Persönlichkeitsrechts: Richterin will in zweiter Instanz Entschädigung verringern. Der Wettermoderator Jörg Kachelmann muss sich offenbar auf eine geringere Geldentschädigung von der Bild-Zeitung einstellen. Während das Landgericht Köln ihm in erster Instanz die Rekordsumme von 635.000 Euro zugesprochen hatte, erwägt das Oberlandesgericht (OLG) in Köln eine Entschädigung zwischen 395.000 und 415.000 Euro. Das OLG traf am Donnerstag noch keine Entscheidung. Das Urteil gibt es erst am 23. Juni. Bis dahin wollen die Richter noch eine Gesamtabwägung vornehmen. In dem Verfahren geht es um die Prozessberichterstattung verschiedener Springer-Titel. Kachelmann war 2011 vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen worden. Die Vorsitzende Richterin Margarete Reske stellte am Donnerstag klar, es sei grundsätzlich zulässig, wenn Medien über einen Prozess gegen einen Prominenten berichteten. Dabei sei es auch erlaubt, den Namen des Angeklagten zu nennen und über Details des Verfahrens zu berichten. Allerdings müsse dies mit der gebotenen Zurückhaltung geschehen, denn bis zu einer Verurteilung gelte für den Angeklagten die Unschuldsvermutung. In dem vorliegenden Fall gehe es also um die Grenzen einer grundsätzlich zulässigen Berichterstattung und um eine Abwägung zwischen der Freiheit der Presse und den Persönlichkeitsrechten des Betroffenen. Bei der Bild-Berichterstattung über den Kachelmann-Prozess konnte das Oberlandesgericht – wie schon das Landgericht – keine zielgerichtete Kampagne erkennen. Allerdings habe die Zeitung in ihrer gedruckten Ausgabe und online mehrfach die Grenzen des Erlaubten überschritten und Kachelmanns Persönlichkeitsrecht schwer verletzt. Das gelte etwa für Fotos von ihm im Gefängnishof. Kachelmanns Anwalt Ralf Höcker bezeichnete die vom Gericht angedachte Entschädigungssumme als zu niedrig. Das sind Beträge, über die die Beklagte (Springer) lacht, sagte er. Damit von dem Verfahren eine präventive Wirkung ausgehe, müsse die Entschädigung dem Springer-Konzern weh tun. Objektiv war diese Berichterstattung darauf angelegt, Herrn Kachelmann zu zerstören. Der Springer-Anwalt Jan Hegemann warf Höcker dagegen vor, er wolle die Presse auf ein amtliches Verlautbarungsorgan reduzieren und Journalisten nur offizielle Pressemitteilungen auswerten lassen. Die Presse hat die Aufgabe, die Entscheidungsfindung des Gerichts zu begleiten, betonte Hegemann. Höcker entgegnete darauf, es sei aber nicht Aufgabe der Presse, Resultate herbeizuschreiben, so wie dies etwa im Fall des zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff gewesen sei. Die bisher höchste Entschädigung in einem ähnlichen Verfahren lag bei 400.000 Euro für die schwedische Prinzessin Madeleine, ein Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg von 2009. Richterin Reske wies am Donnerstag darauf hin, dass es sich dabei allerdings um frei erfundene Berichte über die Prinzessin gehandelt habe. Den Kachelmann-Berichten hätten die tatsächlichen Ermittlungen und der Prozess gegen ihn zugrunde gelegen. Höcker gab dagegen zu bedenken, das Leben der Prinzessin sei durch die Märchen der illustrierten Klatschblätter nicht im mindesten so stark beeinträchtigt worden wie das von Kachelmann durch die Berichte der größten deutschen Zeitung. Deshalb müsse die Entschädigung für ihn höher sein als für die schwedische Prinzessin. Eine Entscheidung gab es in der Causa auch vom Bundesverfassungsgericht: Kachelmanns Ex-Geliebte durfte ihre Vergewaltigungsvorwürfe auch nach seinem Freispruch öffentlich bekräftigen. Die Frau hatte der Zeitschrift Bunte 2011 zwei Wochen nach dem Freispruch des Wettermoderators ein Interview gegeben, in dem sie ihre Vorwürfe wiederholte. Aus Sicht der Karlsruher Richter war das von der Meinungsfreiheit gedeckt. Das habe auch mit dem Verhalten Kachelmanns und seiner Anwälte zu tun, die sich zuvor ebenfalls nicht sachlich geäußert hätten, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Beschluss vom 10. März. Daraus ergebe sich ein Recht auf Gegenschlag.
1Panorama
"Krieg der Republikaner" über ihren Kandidaten – Trump griff Hillary Clinton wegen Untreue ihres Mannes an. Washington – Im US-Präsidentschaftswahlkampf hat der republikanische Bewerber Donald Trump die Demokratin Hillary Clinton wegen der Untreue ihres Mannes hart attackiert. Mit Blick auf Affären von Ex-Präsident Bill Clinton sagte Trump in Spokane im Bundesstaat Washington, Hillary habe das Handeln ihres Ehemannes ermöglicht und damit viele Frauen verletzt. Einige der Frauen seien nicht durch ihn zerstört worden, sondern durch die Art, wie Hillary damit umging. Trump bezeichnete während seines Wahlkampfauftrittes am späten Samstagabend Bill Clinton als den Schlimmsten in der Geschichte. Auf die Kritik an Trumps Attacken angesprochen sagte er dem Fernsehsender ABC am Sonntag, solche Angriffe seien Teil des Spiels. Schließlich trete das Ehepaar Clinton gemeinsam im Wahlkampf auf. Einziger Bewerber Auf Seiten der Republikaner geht Trump am Dienstag bei den Vorwahlen in Nebraska und West Virginia als einziger Bewerber ins Rennen. Die Demokraten wählen hingegen nur in West Virgina. Bei ihnen steht die frühere Außenministerin Hillary Clinton ihrem linken Gegenkandidaten Bernie Sanders gegenüber. Sanders, der hinter Clinton zurück liegt, gilt in West Virginia als Favorit. Nach dem Ausstieg von Ted Cruz und John Kasich als letzte seiner einst 16 Mitbewerber muss sich Trump bei den Republikanern auch dann noch den Vorwahlen stellen, wenn es keinen Gegenkandidaten gibt. Trump hat bisher rund 1050 Delegierte gesammelt. Für die absolute Mehrheit und damit eine Nominierung im ersten Wahlgang beim Parteitag im Juli in Cleveland braucht er 1237 Stimmen. Hillary Clinton wiederum liegt bei den Demokraten klar vor ihrem Rivalen Bernie Sanders, sie steht de facto als Kandidatin ihrer Partei für die Präsidentschaftswahl fest. Trump vollzieht Wende bei Steuern Trump schielt inzwischen bereits auf die demokratischen Wähler. Ich werde Millionen Menschen von den Demokraten holen, kündigte er gewohnt selbstbewusst an. Ich bin ganz anders als vielleicht jeder, der bislang jemals für das Amt kandidiert hat. Umwerben möchte Trump vor allem die Anhänger des linken Senators Bernie Sanders, der mit der Favoritin Hillary Clinton konkurriert. Bernies Leute mögen meine Position in der Handelspolitik, sagte Trump. Er spielte damit auf seine skeptische Haltung zu Freihandelsabkommen an. Sanders macht ebenfalls gegen Freihandel mobil. Dadurch erklärt sich auch seine Wende in Steuerfragen: Er wolle im Falle eines Wahlsiegs Besserverdienende steuerlich stärker belasten. Ich bin bereit, mehr zu zahlen, und wissen Sie was, die Reichen sind bereit, mehr zu zahlen, sagte der Milliardär am Sonntag dem Sender ABC. Im September noch hatte Trump erklärt, alle Amerikaner sollten weniger Steuern zahlen. Der Höchstsatz solle dabei auf 25 Prozent von 39,6 Prozent sinken. Auf die Diskrepanz angesprochen sagte er, die ursprüngliche Variante sei ein Konzept gewesen, das wahrscheinlich vom Kongress geändert werden würde. Außerdem habe er das Recht, seine Meinung zu ändern. Die Priorität sei, die Steuern für die Mittelschicht und Unternehmen zu senken. Am Ende werden die Reichen vermutlich mehr zahlen. Auch in Sachen Mindestlohn – er hatte eine Erhöhung bisher stets ausgeschlossen – legte er eine Kehrtwende hin. GOP-Krieg Trump wird nach Auffassung von Meinungsforschern entweder alle oder fast alle Delegierten der Grand Old Party, die bis zum Vorwahl-Finale am 7. Juni zu vergeben sind, erringen und die Hürde von 1237 klar überwinden. In der republikanischen Partei machen sich derweil Abspaltungstendenzen breit. Zuletzt hat die Liste der Parteikollegen, die Trump verhindern wollen, allerdings ebenso zugenommen wie jene, die ihn öffentlich unterstützen. Der Fernsehsender CNN spricht gar von einem innerparteilichen Krieg, die US-Zeitung Politico schreibt, Trump sei auf dem besten Weg, die Partei zu zerstören. Paul Ryan, der Präsident des Abgeordnetenhauses etwa, hatte bereits vergangene Woche auf die Frage, ob er Trump unterstützen werde, gesagt: So weit bin ich im Moment noch nicht. Er hoffe aber, dass sich das ändere. Die ehemaligen Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur, Jeb Bush und Lindsey Graham, erklärten hingegen, sie würden Trump nicht unterstützen. Freund und Feind Auch Mitt Romney, Kandidat der Republikaner bei der Wahl im Jahr 2012, äußerte sich ähnlich. Im November werde ich weder für Donald Trump noch für Hillary Clinton stimmen, verkündete Jeb Bush in einem Facebook-Post. Das Amt des US-Präsidenten erfordere von seinem Inhaber einen starken Charakter. Donald Trump habe dieses Naturell oder eine solche Charakterstärke nicht unter Beweis gestellt. Der frühere republikanische Präsidentschaftsbewerber und Senator von Arizona, John McCain, der sich lange eher skeptisch gegenüber Trump geäußert hatte, sicherte diesem nun seine Unterstützung zu. Es sei schlichtweg unangebracht, den Wählerwillen nicht zu akzeptieren, sagte er in einem Interview mit CNN. Auch Rick Perry, Gouverneur von Texas, und sein Kollege aus Nebraska, Pete Ricketts, stellten sich hinter Trump. Aus dem Umfeld von Ex-Vize-Präsident Dick Cheney heißt es laut Nachrichtenagentur dpa, er werde den Milliardär unterstützen. Sarah Palin, ehemalige Vizepräsidentschaftskandidatin und Ikone der Tea-Party-Bewegung, stellte sich im Jänner als eine der ersten prominenten Politikerinnen und Politiker hinter Trump. Nun warf sich die schrille ehemalige Gouverneurin von Alaska erneut in den Ring: Sie warf Ryan vor, den Willen des Volkes zu missachten, wenn er Trump seine Unterstützung nicht zusichere. Auf die Frage, ob sie selbst Interesse daran habe, als Trumps Vize anzutreten, antwortete sie: Sie wisse, dass viele Menschen sie nicht als Kandidatin sehen wollten. Ich will keine Belastung sein.
2International
Über den neuen Roman des Grazer Autors sind sich Literaturkritik und Userbewertungen weitgehend einig: "Die Stunde zwischen Frau und Gitarre" von Clemens J. Setz erreicht fünf von fünf möglichen Sternen. Vielleicht wollten auch Sie sich immer schon in ein Taxi und sagen: Folgen Sie dem roten Ferrari da vorne! Im ersten Satz des Buches von Clemens Setz kommt es noch besser. Natalie Reinegger, die 21-jährige Hauptperson, steigt ins Taxi und sagt: Folgen Sie diesem Heißluftballon! Ob das schon jener Verschrobenheitsfaktor ist, den das Buchmessen-Quartett für Clemens Setz geltend gemacht hat. Die Stunde zwischen Frau und Gitarre jedenfalls ist ein außergewöhnliches Buch und Clemens Setz ein sehr außergewöhnlicher Autor. Darüber, worin das Andere dieses Autors und seines Buches besteht, will ich etwas sagen. Ich beginne mit ein bisschen Marktforschung, also simpel. Kunden, die Die Stunde zwischen Frau und Gitarre gekauft haben, haben auch gekauft: Frank Witzel: Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969, 3,2 von möglichen 5 Sternchen; Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen, 3,9 von 5 Sternchen; Jonathan Franzen: Unschuld, 4,2 von 5 Sternchen. Daran sieht man gleich einmal, in welcher Liga der Autor spielt. Auf weiteren Plätzen folgen weitere Bücher von Setz. Der Roman Indigo, der Gedichtband Die Vogelstraußtrompete; ein Band mit Erzählungen mit dem schönen langen Titel Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kinds sowie ein Band mit Nacherzählungen eigener früher Geschichten namens Glücklich wie Blei im Getreide. Auch der frühe Setz, der später einmal der Vor-Suhrkamp-Setz heißen wird, findet laut Angaben bei Amazon Abnehmer unter jenen Kunden, die Die Stunde zwischen Frau und Gitarre gekauft haben. Aufgrund seiner beiden ersten Bücher, Söhne und Planeten und Die Frequenzen, beide im St. Pöltener Residenz-Verlag, wurde der 1982 geborene Grazer Autor zunächst als literarischer Experte für die heiklen Verhältnisse zwischen den Generationen gehandelt. Väter und Söhne schienen bei ihm reziprok aufeinander bezogen und die starren Formen der Genealogie von einer oft recht überraschenden Beweglichkeit durchkreuzt. In einer Erzählung mit dem Titel Das Herzstück der Sammlung umgeht Setz die direkte Konfrontation mit den Altvorderen noch einmal anders und dabei gleichermaßen sanft, nämlich indem er nicht etwa die porträtiert, an denen er als Autor vorbei will, sondern sich gleich selbst als gealterten und kraftlos gewordenen Autor setzt. Eine junge Frau besucht das Archiv eines Schriftstellers, das vor dem Verkauf steht. Da hinten, so erklärt ihr der Kustos, könne sie das Spätwerk des Dichters sehen. Die berühmten Bücher aus seiner Nach-Meer-Periode, den Warteschlangen-Zyklus sowie Enkel und Asteroiden, also den ganzen späten Setz. Nicht allein die Bücher des gealterten Autors jedoch werden in den Archivmaterialien zu Fleisch. Auch der Autor selbst ist im Raum anwesend, wenn auch nur noch auf einer Schwundstufe seiner eigenen Lebendigkeit. In einem der hintersten Zimmer hockt Setz als Greis in einem großen gelben Gitterbett, umgeben von zahlreichen, meist beschädigten Regenschirmen und einem Zimmerbrunnen, der einen Strandabschnitt mit winzigen Umkleidekabinen und einem klitzekleinen Sonnenuntergang nachstellt. Herr Setz, ruft der Kustos in den Raum, ich schalte das Meer aus, bevor ich gehe. Nein, sagt die junge Frau und bleibt für eine Nacht, begleitet vom zustimmenden Grunzen des Alten. Ein lang hingezogenes Maah. Ob es im künftigen Archiv von Clemens J. Setz so aussehen wird, wie in dieser Erzählung beschrieben, ist zweifelhaft, denn das Ansammeln von papierenen Material, als das wir uns das schriftstellerische Tun vielleicht eher einer fixen Idee folgend vorstellen als von realen medialen Entwicklungen veranlasst, gehört bei diesem Autor nicht unbedingt zum Kern der literarischen Arbeitsweise. Die Stunde zwischen Frau und Gitarre hat Setz auf dem iPad geschrieben. Das Netz also und die Cloud und eine Vorstellung vom literarischen Text, die diesen als eine fließende und bewegliche Erscheinung begreift, die man rein theoretisch in ein jedes beliebige Speichermedium stecken und auf jedem Display lesen kann, definieren hier den Rahmen der literarischen Produktion. Eine solche Art zu schreiben hinterlässt keine materiellen Spuren und manifestiert sich, wenn überhaupt, nur noch in einem digitalen Archiv. Eine Fixierung des Geschriebenen auf einem festen Trägerstoff wie Papier hätte jemand, der wirklich nur noch auf dem iPad schreibt, nicht nötig. Die Aura des originalen Schöpfungsaktes, der Zauber von handschriftlich verfassten literarischen Notizen, die Wirrnis vielkorrigierter Zwischenstufen und der Glanz fein säuberlich gefertigter Endfassungen sind verflogen. Bei Clemens Setz geht die Entzauberung des Dichtungsmaterials, das der Auseinandersetzung mit Literatur spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts einen so wirkungsvollen Imaginationsraum gegeben hat, gar noch weiter, denn das Buch selbst erscheint hier als Gedrucktes oft nur noch wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Dazu passt, dass Setz das gedruckte Buch auch praktisch nicht mehr braucht. Die Stunde zwischen Frau und Gitarre wurde auf dem iPad geschrieben, und bei Lesungen präsentiert der Autor den Text oft direkt von diesem Device. Anzunehmen wäre, dass die Literatur von Clemens Setz, die aus den imaginären Räumen des Netzes und der Neuen Medien kommt, umso leichter in den imaginären Raum des Netzes zurückdiffundieren würde. Dort, wo diese kleine Laudatio ihren Ausgang nahm, nämlich bei Amazon, zeigt sich, dass dieser Raum nicht nur ein Raum neuer sozialer Begegnungsformen, sondern vor allem auch ein hochtechnisierter Marketing- und Verkaufsraum ist. Das Buch Die Stunde zwischen Frau und Gitarre, von dem ich Ihnen zu sagen versprochen habe, warum es außergewöhnlich ist, bringt es auf Amazon im Augenblick auf sechs Kundenrezensionen, erreicht in dieser eher kleinen Gruppe aber einen schlicht nordkoreanisch zu nennenden Zustimmungsgrad: 5.0 von exakt 5 möglichen Sternen. Auch die professionelle Literaturkritik, die mit Userbewertungen ansonsten nicht allzu stark korreliert, reagierte auf das Buch fast durchwegs euphorisch. Von einem genialen Roman, der das Zeug zum Kultbuch hat, war in einer Besprechung die Rede. In einer anderen wurde die Lektüre der mehr als 1000 Seiten zwar per se als eine Zumutung beschrieben, aber dann doch zugestanden, dass das Buch den Leser und die Leserin in einen wahren Lektüretaumel treibe, gleichsam bis hinein in die letzten Geisteswindungen der Hauptfigur. Dort böten sich Einblicke in Wunderkammern und Schreckenskabinette, wie man sie bislang noch nicht gesehen hat. Dass das Buch den Deutschen Buchpreis nicht bekommen hat, erklärte man sich im Allgemeinen eher mit der Zusammensetzung der Jury als mit dem Buch selbst. Vom wahnsinnigsten, provokativsten, intelligentesten, sprachmächtigsten und verstörendsten Roman des Jahres sprach – und zwar in einer einzigen Rezension – Richard Kämmerlings und hat es sich mit einer solchen Anhäufung von Superlativen fraglos verdient, stellvertretend für viele andere auch namentlich genannt zu werden. Die Frankfurter Neue Presse schrieb: Setz Buch ist das Meisterwerk des Jahrzehnts, ein Wunder. Und The Gap sah – etwas wackelig auf Peter Handke bezogen, der als Referenzfigur für dieses Buch nun wirklich nicht taugt – Setz ein Jahr lang in der Junggenie-Bucht. Sehr nachvollziehbar fasste Martin Ebel die Erfahrungen zusammen, die man bei der Lektüre macht: Verwirrt taucht man aus diesem Roman wieder auf, betrachtet die gewohnte, banale, fast vergessene Umgebung, denkt sich – ›was war das denn?‹ und möchte am liebsten noch mal von vorne anfangen. Unter Adressen wie dem Hashtag #1000SeitenSetz formierten sich auf Twitter und in anderen sozialen Netzwerken teilweise schon Wochen vor Erscheinen des Buches Lesegruppen. Der Verkehr auf diesen Flächen und die Intensität der Diskussion ist bis heute eher mau. Guido Graf richtete im Netz eine Seite ein, auf der unter dem passenden Titel Betreutes Lesen eine andere Form der kollektiven Lektüre erprobt wird. In Zusammenarbeit mit dem ebook-Anbieter Sobooks können die User eigene Kommentare, Anmerkungen und Fragen direkt in den elektronischen Text des Buches setzen und auf Einwände, Antworten und Korrespondenzen anderer hoffen. Clemens Setz ist in den neuen sozialen Medien selbst sehr aktiv und beteiligt sich punktuell auch an solchen Unternehmungen. Das verleiht dem Ganzen Kredit und freut den Verlag, der seit einiger Zeit ein eigenes Blog betreibt und sich so den neuen digitalen Herausforderungen, die die Branche bedrängen, noch besser gewachsen sieht. Mit Sicherheit freut ein digital native wie Clemens Setz aber auch die Anbieter der neuen elektronischen Lesefeatures. Die kontemplativen und individuellen Momente der Lektüre indes sind davon noch lange nicht suspendiert. Ganz im Gegenteil setzt Die Stunde zwischen Frau und Gitarre das einsame, stille und konzentrierte Lesen wieder neu ins Recht. Clemens Setz weiß das auch und sagt es. Dieses Buch ist eines der einfachsten Bücher, die er bisher geschrieben hat. Selten zuvor und zumindest nicht in seinen Romanen war der erzählerische Raum so genau abgesteckt und die Handlung nach außen hin so definiert und geschlossen wie hier. Die klassischen Identitäten des Erzählens kehren in der Stunde zwischen Frau und Gitarre wieder – Raum, Zeit und Handlung sind in diesem Buch wie Aristoteles zugeschrieben: eins. Ort der Handlung ist die steirische Landeshauptstadt Graz, die zweitgrößte Stadt Österreichs mit knapp über 280.000 Einwohnern. Eine dumme mittelgroße Zwischendingstadt, sagt Natalie Reinegger. Ob die junge Frau weiß, wovon sie spricht? Viel mehr als Graz kennt sie nicht. Ähnlich wie Kant aus Königsberg kommt auch Clemens Setz selbst nicht aus Graz weg. Allerdings versteht er es meisterhaft, die die ihn dort besuchen, in seine Welt einzubauen. Den Literaturkritiker der Zeit etwa packte er auf sein Tandem und gab ihm damit en passant eine Lektürestrategie. Warum er denn, so fragte Ijoma Mangold den Autor während der Fahrt, überhaupt ein Tandem hat? Seine Freundin, so Setz, sei halbblind und das Tandem für sie beide das ideale Fortbewegungsmittel. Zusehends blind gemacht fühlte sich Mangold auch beim Lesen des Buches. Sprach‘s und nahm‘s als eine Qualität des Textes und hat damit vollkommen recht, denn wie in einem Thriller in Zeitlupe ziehen in der Stunde zwischen Frau und Gitarre die Nebelschwaden auf. Die psychische Struktur des Textes ist die Paranoia und oft nistet sich diese in dem Buch gerade dort am nachhaltigsten ein, wo uns der Autor von nichts anderem erzählt als vom Alltag seiner Figuren. Das gesamte Konstrukt ist paranoid, denn jeder vermag hier von jedem verfolgt zu werden. Rein äußerlich geht das so: Natalie Reinegger nimmt einen Job als Pflegerin in einer Einrichtung für Betreutes Wohnen an. Früher hätte man dazu Irrenhaus gesagt und einer wäre mit Sicherheit übers Kuckucksnest geflogen. Als Klienten, wie dies freakig Gestrige heute heißt, bekommt die junge Frau einen gewissen Alexander Dorm zuwiesen. Dieser Mann ist ein ausgesprochener Frauenhasser (daher erklärt sich zumindest zum Teil auch der Titel des Buches) und hat mit ausgefeilten Psychotechniken und unendlicher Energie die Ehe eines von ihm angebeteten und gestalkten Mannes zerstört. Christoph Hollberg, das Objekt von Dorms Begierde, besucht den an den Rollstuhl gefesselten Mann regelmäßig im Heim und quält ihn dabei auf alle erdenklichen Arten. In das komplexe innere Verhältnis der beiden Männer dringt Natalie immer weiter ein, ohne dass sie daran etwas zu enträtseln vermöchte. Detektive und Aufklärer, und das betrifft auch alle Exegeten, die sich über diesen Text mit klassischen Mitteln der Interpretation hermachen, haben in diesem Buch wenig Chancen. Natalie wird Teil des paranoiden Systems. Männer, so sagt sie an einer Stelle, erschienen ihr wie traurige Geheimagenten, deren Auftraggeberland nicht mehr existiert. Das Problem sei nur, dass die Männer weitermachten, als ob sie davon gar nichts wüssten. Ein Gleichgewicht des Schreckens herrscht in der Stunde zwischen Frau und Gitarre zwischen Männern und Frauen. Auch der Erzähler des Buches, der so unzweifelhaft ein Mann ist, fügt sich in diesen Zusammenhang. An Natalie hat er eine wahre Närrin gefressen. Über hunderte Seiten hinweg verfolgt er all ihre Bewegungen, ihr ganzen Handeln und Tun. James Joyce war an Leopold Bloom nicht näher dran, als es Clemens Setz an Natalie Reinegger ist. Anders als hundert Jahre zuvor in Dublin ist es in der Gegenwart von Graz allerdings kein innerer Redefluss mehr, dem zu folgen wir gefordert sind. Alles, was Natalie in sich hat, ist bei ihr von vorneherein nach außen gestülpt. Wenn sie als Streunerin durch die Nacht zieht und in Unterführungen fremden Männern gratis Oralsex gibt, zeichnet sie die Geräusche heimlich auf. Zu Hause bastelt sie daraus Klangcollagen, die für sie das eigentliche Erlebnis sind. Alle Wirklichkeit ist medial vermittelt. Das ist der bestimmende Leitsatz, dem sich Clemens Setz verschrieben hat. Für sich allein genommen wäre das nur thesenhaft. In der Figur von Natalie aber wird es plausibel und plastisch. Natalie Reinegger ist sprachlich-kommunikative Oberfläche, psychologische Erklärungsmuster haben in ihrer hoch gegenwärtigen Welt aus Neuen Medien und alten menschlichen Herkünften ausgedient. Clemens Setz zieht das Programm bis zum Schluss durch. Auch am Ende des Buches findet weder richtige Aufklärung noch ein Kampf zwischen den Protagonisten statt, obwohl einiges einen finalen Showdown erwarten lässt. Dieses Implodieren bzw. fast absichtslose Vergessen der erzählerisch aufgebauten Spannungen verbindet das Schreiben von Setz mit demjenigen von Kafka. Giorgio Agamben, der italienische Philosoph des Ausnahmezustands, hat darauf hingewiesen, dass gerade das die eminente Aktualität Kafkas ausmacht: Nicht um den Kampf zwischen den Figuren und die Definitionsmacht über die Welt geht es, sondern um die Vermeidung des Kampfes im konkreten Gebrauch, den die Figuren Kafkas von der Welt machen. Natalie Reinegger ist eine kafkaeske und dabei vollauf gegenwärtige Heldin. Schauen Sie sich, meine sehr geehrter Damen und Herren, wenn Sie dieses Buch lesen, die Art und Weise an, wie diese Frau aus Graz, die überall auf der Welt zuhause sein könnte, wo ein iPhone funktioniert, von der Welt Gebrauch macht: Imaginäre Haustiere sitzen ihr auf den Schultern, nicht allein deshalb, weil sich dieser Vorstellung folgend ihre Rückenschmerzen bessern. Zu Cum-Cookies verwachsen sich ihre sexuelle Vorstellungen und Phantasien. Mit Chem-Trails aus Xanor, Lexotanil und Sirdalud steuert sie ihre Wahrnehmung und im Trinkwasser vermutet sie Mind-Control-Substanzen. Der Zustand, in dem sie sich im Allgemeinen befindet, wird als aurig beschrieben, hochsensibel und nervlich aufgekratzt. Mit selbstgemachten Geräuschcollagen treibt sie sich Ohrwürmer aus. Seltsame Spiele wie die Anbetung eines Fremden oder Paare teilen vollführt sie im öffentlichen Raum. Einzelne Wörter stellt sie sich synästhetisch als Räume mit möglichen Bewegungsrichtungen und Farben vor. Über das Netz und eine spezielle Form des sinnentleerten Sprechens, der sogenannten Nonseq-Kommunikation regelt sie soziale Kontakte. Großartig in einem ganz altmodischen Sinn sind jene Passagen, in denen Setz Natalies Beziehung zu ihrer Mutter beschreibt. Glanzvoll so manch ein Einblick, den uns der Autor, dieser ungeheure Meister-Stalker des Buches, in die Träume seiner Hauptfigur gibt. Auch diese sind, anders als Sigmund Freud es sich gedacht hat, nicht aus alten antiken Tragödien, sondern aus Neuen Medien gemacht. Kein anderer Autor und keine andere Autorin hat die Physiologie dieser Medien bislang auch nur annähernd zu einer ähnlich überzeugenden literarischen Form gebracht wie Clemens J. Setz.
8Kultur
Zwei neue Bücher – ein Roman von Stewart O'Nan und eine biografische Erzählung von Emily Walton – befassen sich mit Aufstieg und Niedergang von F. Scott Fitzgerald. Beide Bücher beleuchten eher unbekannte Facetten des Autors. Man werde noch über ihn reden, wenn die Namen seiner schreibenden Zeitgenossen vergessen seien, sagte Gertrude Stein, als sie ihren talentierten Landsmann Francis Scott Fitzgerald in den 1920er-Jahren in Paris kennenlernte. Fitzgerald war damals Mitte zwanzig. Bilddokumente aus jener Zeit zeigen ihn als gutaussehenden Mann in feinem Zwirn, mit ebenmäßigem Gesicht, widerspenstigen Haaren und spöttischem Schwärmerblick. Sein 1920 erschienener Debütroman Diesseits vom Paradies hatte ihn auf einen Schlag zum Liebling der Leser und der Kritik gemacht. Dies nicht nur, weil er die junge Generation Amerikas nach dem Ersten Weltkrieg porträtierte, sondern vor allem, weil das unter dem Arbeitstitel Der romantische Egoist geschriebene Buch auch von den sogenannten Flapper-Girls handelt. Jungen, emanzipierten Frauen also, die Spaß haben wollten und sich das Rauchen und Trinken (in Zeiten der Prohibition) nicht nehmen ließen. Man hatte in diesen Kreisen Geld, tanzte den Charleston, die Haare der Damen waren kurz, die Röcke auch, und Scott Fitzgerald galt mit drei Romanen, 50 Kurzgeschichten und einem Theaterstück, die er innerhalb von fünf Jahren geschrieben hatte, als der Prophet und Chronist des Jazz-Age, der Roaring Twenties. Angefangen hat alles mit der Liebe. 1896 in Saint Paul, Minnesota geboren, tat sich Scott Fitzgerald zunächst in der Schule schwer. Die Aufnahmeprüfung für Princeton bestand er nur knapp. Er brach sein Studium allerdings ab, um im Mai 1917, einen Monat nach dem Kriegseintritt der USA, freiwillig in die Armee zu gehen. Während seiner Ausbildung in Montgomery, Alabama, lernte er dann seine spätere Frau Zelda kennen. Diese Begegnung markierte das folgenreiche Aufeinanderprallen zweier Schutzloser, die sich bis zum tragischen Ende beider – Scott starb 1940 vom Alkohol gezeichnet in Los Angeles, Zelda verbrannte 1948 im von außen verschlossenen Zimmer einer Nervenheilanstalt in North Carolina, deren Patientin sie war – nicht voneinander lösen konnten. Zunächst schien der mittellose Leutnant der aus gutem Haus stammenden vier Jahre jüngeren Zelda aber eine zu wenig gute Partie zu sein, sie lehnte die Heirat ab. Der Abgewiesene ging nach New York, wo er in einer Werbeagentur arbeitete und nebenbei wie ein Besessener schrieb, um zu Anerkennung, Geld und über diesen Umweg zur Hand der Angebeteten zu gelangen. Was gelang. Nur eine Woche nachdem Diesseits vom Paradies im renommierten Scribners-Verlag erschienen war, heirateten Scott seine Zelda. Die nächsten Jahre ließen es die beiden in New York, Paris und an der Riviera, wo Fitzgerald seinen Großen Gatsby schrieb, richtig krachen. Und es scheint wie eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet der Roman Der große Gatsby, der als das bedeutendste Werk des Autors gilt, den Niedergang Fitzgeralds einläutete. Denn das Buch war anders als erwartet ein mäßiger Erfolg – auch, weil es die Publikumserwartung nicht erfüllte. War es ihm in seinen früheren Texten darum gegangen, Figuren zu zeichnen, die in höchster Geschwindigkeit immer auf die freudvollste Welt zusteuerten, die zu finden war, schlug der Autor im Gatsby andere Töne an. Natürlich spielt die Welt der Schönen und Reichen, die Fitzgerald, wie er in einem Brief an Hemingway schrieb, immer nur verbunden mit Charme und Vornehmheit interessierte, auch hier eine Rolle, doch wesentlich gebrochener. Auch Gatsby ist einer, der mit ausgestreckten Armen dem Leben nachrennt, im Kern aber handelt der Roman vom Unterfangen, sich um der Liebe willen einmal noch neu zu erfinden und als ein anderer, Erfolgreicher, die Frau zurückzugewinnen, die während seines Militärdienstes einen anderen geheiratet hat. Hier klingen Themen an, die Scott bis am Ende umtreiben werden, nämlich die Suche und das Nichtfinden der Lösung, des Glücks und der Liebe. Nach Gatsby begann für Scott Fitzgerald die Zeitspanne, die er später seine Crack up-Phase nennen wird. Es waren schreckliche Jahre, erst 1934 wird er mit dem Roman Zärtlich ist die Nacht wieder ein Buch publizieren. Bis dahin hält er sich mit unbedeutenden, aber gutbezahlten Kurzgeschichten für Magazine über Wasser. Er trinkt, verliert den Halt, verprasst Geld. Die gesundheitlichen Probleme Zeldas nehmen zu, die 1921 geborene Tochter Scottie wird vernachlässigt. Zwei Bücher, die biografische Erzählung Der Sommer, in dem F. Scott Fitzgerald beinahe einen Kellner zersägte der österreichischen Autorin Emily Walton und ein Roman des US-Autors Stewart ONan blenden nun zurück in die Anfänge und das Ende dieser Crack up-Phase. ONan nimmt sich in Westlich des Sunset der letzten drei Lebensjahre Fitzgeralds an, in denen der Autor als Drehbuchschreiber in Hollywood arbeitete. Für den mit gesundheitlichen und finanziellen Problemen kämpfenden Scott, von dessen einstigem Ruf nur noch Trümmer übrig sind, ist die Filmindustrie indes alles andere als eine Traumfabrik. Drehbuchschreiber werden zwar gut bezahlt, sie rangieren aber weit unten auf der Hierarchieleiter. Meist haben sie Skripts umzuschreiben und aufzupeppen, oft in Richtung Effekt und Publikumswirksamkeit. Entwürdigend schnell werden Aufträge entzogen und anderen übergeben. ONan erzählt den Roman distanziert in der dritten Person, wobei viele biografische Fakten aus Briefen in das Buch einfließen, etwa Scotts Aufenthalt im Ressort Garden of Allah, wo Bogart und andere Filmgrößen sich tummelten, sowie Begegnungen mit Filmleuten wie Goldwyn. Trotz allem stemmte sich Fitzgerald, den späte Fotos als aufgeschwemmten Mann zeigen, in jener Zeit gegen den Alkoholismus. Er arbeitet im Studio und in den frühen Morgenstunden an einem Roman, um Schulden bei seinem Agenten, der Scotts Texte nirgends mehr unterbringen kann, abzuzahlen und das Studium Scotties und den Klinikaufenthalt Zeldas zu finanzieren. Immer wieder fährt er zu seiner mit Medikamenten ruhiggestellten Frau, holt sie ab, um außerhalb der Anstalt mit ihr den Hochzeitstag zu feiern. Die Hoffnung, dass sie die Klinik verlassen kann, gibt er nicht auf. Ein weiterer Strang des Romans handelt von der Beziehung Fitzgeralds mit der Journalistin Shiela Graham, die sich ebenfalls nicht unkompliziert gestaltete. In Shielas Apartment stirbt Scott Fitzgerald 1940 völlig entkräftet an einem Herzinfarkt. ONan hat mit Westlich des Sunset, obwohl der Roman in Hollywood spielt, ein stilles, zurückhaltendes Buch geschrieben, das langsam Fahrt aufnimmt und am Ende große Romankunst ist – auch, weil es von einem Mann handelt, der im Angesicht der Niederlage nicht aufzugeben bereit ist. Zudem steht ONans wie aus Seide gesponnene Prosa derjenigen seiner Hauptfigur in nichts nach. Emily Walton geht in ihrer biografischen, ausschließlich an Fakten orientierten Erzählung wesentlich näher an die Fitzgeralds heran. Auf 160 äußerst informativen, flüssig zu lesenden Seiten blendet Walton in das Jahr 1926. Scott, Zelda und Scottie haben in Juan-les-Pins in der Nähe von Antibes an der Riviera Quartier bezogen. Sie wollen dem New Yorker Rummel, vor allem aber den Ablenkungen und ihrer Genusssucht entfliehen, die sie Monat für Monat 3000 Dollar (heute ca. 40.000 Dollar) gekostet hatte. Es ist für sie aber gleichzeitig die Rückkehr an einen Ort, an dem sie die Vergangenheit einholt, hier in der Nähe hatte Scott seinen Gatsby geschrieben, während Zelda sich in ein Techtelmechtel mit einem französischen Piloten verwickelte, das mit einem Selbstmordversuch Zeldas endete. Das Projekt, seinen neuen Roman zu schreiben, legt Scott schnell auf Eis, meist das von Drinks. Er stürzt ab, vernachlässigt seine Familie, wird öffentlich auf- und ausfällig, unter anderem, indem er mit einem Saufkumpan einen auf einen Tisch gefesselten Kellner zu zersägen gedenkt. Die psychischen Probleme Zeldas, später wird Schizophrenie diagnostiziert, nehmen währenddessen zu. Aus dem einstigen Traumpaar werden Fremde, Befremdete. Als Leser spürt man, dass hier nicht nur beziehungsmäßig ein Kipppunkt erreicht ist – und ein Übergang vom Fliegen zum Fallen. Das Beeindruckende an Waltons Buch ist, dass die Autorin neben dieser beginnenden Lebenstragödie noch eine zweite Dimension einbringt, denn ihr Buch ist nicht nur die Verneigung vor Scott, sondern auch die Wiedererweckung einer verlorenen Zeit, die so lange nicht zurückliegt. Denn in Juan-les-Pins hatten sie sich in der Künstlerkolonie des US-Ehepaars Sara und Gerald Murpy, das bei Walton und in Zärtlich ist die Nacht eine wichtige Rolle spielt, alle getroffen: Picasso, Dos Passos, Cole Porter, Cocteau, Fitzgerald und Hemingway, dessen Mentor Scott war. Sie kamen nicht nur in das damals noch ruhige Fischerdorf, um auszuspannen, sondern vor allem, um ohne viel Geld das zu zelebrieren, was damals als künstlerischer Lebensentwurf noch möglich war. Einige Jahre später, 1929, das Jazz-Age hatte mit dem Börsenkrach ein abruptes Ende gefunden, schrieb Hemingway an Fitzgerald. Unter anderem ging es in dem Brief darum, dass es unter Schriftstellern, die das Verlangen hätten, gut zu schreiben, keine Konkurrenz geben könne, denn, so Hemingway: Sie sitzen alle im selben Boot. Ein Konkurrenzkampf innerhalb dieses Bootes – das auf den Tod zufährt – ist etwas genauso Albernes wie Sport an Deck treiben – Der einzige Wettstreit ist der, das Boot überhaupt zu erreichen, und der findet ganz in einem selber statt.
8Kultur
Im gewaltigen Weltraumstrategiespiel werden Galaxien erforscht und erobert – ein Fest für Freunde komplexer Spielekost. Die Spiele des schwedischen Entwicklers Paradox Interactive sind legendär: Mit Crusader Kings und Europa Universalis dominiert das Unternehmen eine ganz spezielle Nische des Grand Strategy-Genres. Unabhängigkeit von den Industrieriesen hat Paradox selbst groß und schließlich sogar zum Publisher werden lassen – dennoch sieht sich Chef Fredrik Wester als Indie-Erfolgsstory: Indie ist man schließlich auch, wenn man jeden Tag in der Arbeit genau das machen kann, was man will, so der CEO in einem älteren Interview. Mit Stellaris (Windows, Linux, Mac, 39,99 Euro) verlegt das für seine historischen Simulationen berühmte Studio den Fokus auf die ferne Zukunft, in der Spielerinnen und Spieler die Geschicke weltraumfahrender Zivilisationen in gewohnt epischem Rahmen in die Hände gelegt bekommen. Die Vorbilder sind klassisch: Wie in Master of Orion, Ascendancy oder Galactic Civilizations warten die unendlichen Weiten des Alls auf geschickte Strategen, Forscher und Diplomaten. Die Mischung aus Globalstrategiespiel à la Civilization und einer Paradox-typischen dynamischen, auf Spielerhandlungen reagierenden Welt generiert auch in Stellaris in jeder Partie einzigartige Konstellationen und sorgt für jedes Mal neue – und ganz persönliche – Geschichten großer Imperien. Konzentrierte Einarbeitung in die zu Beginn verwirrende Vielfalt an Möglichkeiten und Systemen ist dabei durchaus nötig, doch dank ausführlicher Tutorials eröffnet sich hinter all den Statistiken und komplexen Menüs bald ein ganzes Universum voll mit hervorragend geschriebener epischer Weltraumoper, das jeden Science-Fiction-Freund glücklich macht. Stellaris ist bei aller Komplexität zugänglicher als die bisherigen Paradox-Kultspiele, und trotz leichter Längen im späteren Spielverlauf bleibt es sowohl im Single- als auch Multiplayer eines der faszinierendsten Strategiespiele der jüngeren Spielegeschichte. Dass umfangreiche Erweiterungen und Updates folgen werden, die so manche kleinere technische Stotterer noch ausbessern, ist bei Paradox erfahrungsgemäß garantiert. Schon jetzt ein Strategiespiel des Jahres. (Rainer Sigl, 14.5.2016) Stellaris ist für Windows, Linux und Mac erschienen. UVP: 39,99 Euro
0Web
Denis Omic aus der Akademie der Innviertler heuert in Italiens Hauptstadt an. Alle Wege führen bekanntlich nach Rom, und einen solchen hat auch ein erst 16-jähriger Nachwuchsspieler der SV Ried gefunden. Denis Omic, der seit acht Jahren an seiner Fußballkarriere feilt, wechselt von der Wenzel-Schmid-Fußballakademie des Bundesligisten zum Serie-A-Topklub AS Roma nach Italien. In Ried betrachtet man den Wechsel des Innenverteidigers, der auch im zentralen Mittelfeld als Sechser agieren kann, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits macht es uns stolz, weil es zeigt, dass unsere Talente auch international im Fokus stehen. Andererseits geht es uns dabei wie allen anderen Klubs in Österreich, die ihre Talente ins Ausland verlieren, erklärt Stefan Reiter. Der SVR-Sportmanager hätte sich gewünscht, dass Omic den Weg ins Ausland über die eigene Profimannschaft gehen würde, das würde er generell auch anderen Wechselwilligen raten. Der Wunsch des Spielers und seiner Eltern war aber so groß, dass wir diesen Wechsel nicht verhindern wollen. Wir haben uns mit AS Roma über die finanzielle Entschädigung geeinigt. Dieser Erlös wird zu 100 Prozent in die Nachwuchsabteilung unseres Klubs fließen, sagte Reiter.
4Sport
"Ich bin ein Star – Lasst mich wieder rein" war nur für aktuelle Jubiläumsstaffel gedacht. Berlin – Kurz vor dem Start des zehnten Dschungelcamps Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! hat RTL verkündet, dass es 2016 keine Sommershow zu dem Erfolgsformat geben werde. In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview des Branchendienstes DWDL.de sagte RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann: Den Sommer-Dschungel werden wir in diesem Jahr nicht wiederholen. Ich bin ein Star – Lasst mich wieder rein war als Event zur Jubiläumsstaffel gedacht. Im vergangenen August waren in der RTL-Show Ich bin ein Star – Lasst mich wieder rein! fast alle Ex-Dschungelkönige noch einmal angetreten. Die Schauspielerin Brigitte Nielsen gewann. Sie ist nun beim regulären Dschungelcamp wieder dabei, das an diesem Freitag losgeht.
6Etat
Gerhard Widmer hätte eigentlich Pianist werden können, ist aber Informatiker mit Schwerpunkt künstliche Intelligenz geworden. STANDARD: Sie haben selbst als Kind Klavier gespielt – auch öffentlich. Sind Sie noch immer aktiv? Widmer: Schon, aber nur privat. Für eine Karriere als klassischer Pianist war ich zu faul. Ich habe maximal 30 Minuten am Tag geübt. Mit 13 hat das noch zum ersten Preis beim Landeswettbewerb gereicht. Mit 15 habe ich die klassische Musik aufgegeben und mich dem Jazz zugewandt. STANDARD: Aber Ihre Spezialisierung auf Artificial Intelligence und Musik hat dadurch eine gewisse Logik? Widmer: Ja, sicher, obwohl ich es so gezielt nicht angepeilt habe. Das hat sich über die Jahre ergeben. Mein wissenschaftliches Feld ist in erster Linie die künstliche Intelligenz, das maschinelle Lernen. Ich habe in den frühen Jahren, als ich die ersten Lernalgorithmen entwickelt habe, Testprobleme gesucht, um zu demonstrieren, was die Algorithmen können. So habe ich begonnen mich mit Musik zu beschäftigen und wie sie eine Maschine hören kann. Der Start-Preis des Wissenschaftsfonds FWF 1998 hat mir dann quasi den offiziellen Auftrag gegeben, mich damit zu beschäftigen, die Bestätigung, dass es sich dabei um ein seriöses wissenschaftliches Thema handelt. Zuvor hat man, wenn ich von meiner Arbeit erzählt habe, immer ein wenig die Stirn gerunzelt. Heutzutage schaut niemand mehr erstaunt. Musik ist digital, das Internet ist voll davon, Suchmaschinen, die darauf spezialisiert sind, werden gebaut, STANDARD: Was kann künstliche Intelligenz mit Musik machen? Widmer: Sie kann Computer entwickeln, die bestimmte Aspekte von Musik wahrnehmen können. Wir bauen zum Beispiel Maschinen, die Rhythmus und Tempo von Musikstücken erkennen können, die live Stücke mitverfolgen können und dabei parallel die exakten Noten anzeigen. Davon gibt es durch die Kooperation mit dem Concertgebouw Amsterdam bereits eine Anwendung: Die geben mehrmals jährlich ein E-Magazin heraus. Abonnenten können sich Konzerte anhören. Der Clou: Der Algorithmus hört sich das Konzert ebenfalls an und zeigt dabei die Noten. STANDARD: Inwieweit können Ihre Maschinen die Musik auch selbst auswählen? Widmer: Wir haben ein solches Musiksystem für Bang und Olufsen entwickelt. Da ist eine Software drinnen, die entscheidet, welche Musik sie spielt. STANDARD: Wie kann ich sicher sein, dass diese Software bei einer Cocktailparty nicht Mozarts Requiem spielt? Widmer: Sie wählen ein Album aus Ihrer Sammlung aus, dann wählt der Algorithmus nur mehr ähnliche Musik aus. Er muss sich also jedes Stück anhören und auf Ähnlichkeiten prüfen. Natürlich kann das System Fehler machen – wie jede Maschine. In der Regel sollte es aber nicht das Requiem spielen, wenn Sie nicht zuvor eine ähnliche Musik gewählt haben. Ein vergleichbares, etwas abgespecktes System haben wir für den Soundpark von FM4 gebaut. Hier gibt es ja eine große Sammlung von unbekannten Bands, die darauf hoffen, entdeckt zu werden. Der Soundpark schlägt – ebenfalls nach einer Erstwahl durch den Benutzer – mehrere Songs vor. Das führte zu einem verstärkten Download von Musik, und damit hat man das Ziel auch erreicht: die Bands bekannter zu machen. STANDARD: Viele Smartphone-Besitzer nutzen Shazam, das gerade gespielte Musik erkennt. Das gelingt natürlich nur, sofern sie in einer Referenzdatenbank liegt. Könnte man ein solches System noch smarter machen? Widmer: Natürlich, man könnte auch unterschiedliche Interpretationen eines Liedes erkennen. Das kann Shazam nicht. Mit klassischer Musik schaffen wir das mittlerweile. Unsere Rechner können in Sekundenschnelle Musikstücke aus Liveaufnahmen identifizieren, unabhängig davon, wie oder von wem sie gespielt oder interpretiert werden. In unserem neuesten Projekt, das vom Europäischen Forschungsrat ERC gefördert wird, schauen wir uns an, welchen Ausdrucksdimension ein Musikstück über eine Interpretation bekommt: also spielerisch oder zögerlich oder schwermütig oder verhalten. Wie kann man das als Mensch erkennen? Und kann das eine Maschine auch – ohne dass sie so etwas wie ein Verständnis für Emotionen entwickeln kann? STANDARD: Wie kann man sich das vorstellen? Widmer: Interpretation und Ausdruck haben ganz zentral mit der Struktur eines Musikstücks zu tun und wie diese Struktur von InterpretInnen kommuniziert wird. Wenn ich Ihnen ein Musikstück vorspiele, erkennen Sie automatisch, wo eine Einheit aufhört und eine andere beginnt, Sie hören wiederkehrende Melodien, ein Motiv, das in Variationen wiederholt wird. Musik braucht eine bestimmte Menge an Redundanz, Melodien, wo man sich festhalten kann. Nicht zu viel, denn auch das wäre langweilig. Das hat mit unseren Wahrnehmungen und mit unserem Sinn für Ästhetik zu tun. Wenn in der Welt alles gleich wäre, würden wir nicht existieren können. Wenn alles egal ist, keine Struktur zu sehen ist, kann ich nichts wiedererkennen, mich nicht zurechtfinden – in der Musik und überhaupt. STANDARD: Was ist Ihre Vermutung? Kann sie? Widmer: Das werden wir sehen. Im Prinzip könnte man alles auf das Lernen reduzieren. Auch wir haben ja gelernt, wahrzunehmen und zu strukturieren – und erkennen deshalb eine Melodie oder einen Rhythmus. Je mehr Daten ich habe, desto mehr weiß ich über die Welt: Das ist zumindest die Google-Sicht der Welt. Wir können aber bis heute nicht genau sagen, wie unser Gehirn lernt, welche Rolle das In-der-Welt-Sein spielt, körperliche Erfahrung, Motivation, Emotion. Oder sinnliche Freude an der Schönheit von Musik. Davon sind lernende Maschinen noch weit entfernt.
7Wissenschaft
Ein massiver Wachstumsknick in China wäre verkraftbar, würde Österreich aber mehr als andere EU-Staaten treffen. Börsenregulierer in Peking wollen Aufsicht verschärfen. Wien/Shanghai – Ein massiver Wachstumsknick in China würde die österreichische Wirtschaft stärker treffen als andere europäische Staaten, wäre aber immer noch verkraftbar, geht aus einer Analyse der Bank Austria hervor. Ein Prozentpunkt weniger BIP-Wachstum in China schwächt Österreichs Wirtschaftsleistung um bis zu 0,3 Prozentpunkte, so die Rechnung der Bank Austria. Im Extremfall könnte Österreichs BIP 2020 um 1,5 bis 2,5 Prozent geringer ausfallen. Stark betroffen ist Österreich, weil Chinas Wirtschaft vor allem wegen der umfangreichen Zulieferungen aus Österreich nach Deutschland eine deutlich höhere Endnachfrage an österreichischer Wertschöpfung aufweist, als das der alleinige Blick auf die direkten Exporte Österreichs anzeigt – es kommen also noch Zweitrundeneffekte über Drittstaaten hinzu. Für Österreich würden negative Effekte durch geringere Rohstoffpreise etwas abgeschwächt. In Summe wären in Europa die Folgen für Deutschland am stärksten. Ein Rückgang des BIP-Anstiegs in China um einen Prozentpunkt würde der Weltwirtschaft ein um rund 0,4 Prozentpunkte geringeres Wachstum bescheren, so die Bank Austria. Die Auswirkungen auf Europa wären mit 0,25 Prozentpunkten spürbar geringer, doch für Österreich lägen sie mit über 0,3 Prozentpunkten überdurchschnittlich hoch. China hat in den letzten Wochen massiv interveniert, um den Wert der Währung Yuan zu stabilisieren. Die Währungsreserven gingen im August um 93,9 Milliarden Dollar zurück. Mit 3557 Milliarden Dollar ist der Devisentopf der Notenbank aber immer noch prall gefüllt. In Reaktion auf den jüngsten Abschwung an den chinesischen Börsen haben Chinas Börsenregulierer einige Wünsche: Sie wollen die Aufsicht über die Märkte verschärfen. Die Regierung wird normalerweise nicht eingreifen. Aber wenn es zu ernsten, abnormalen Fluktuationen an den Märkten kommt, kann die Regierung nicht einfach daneben sitzen, erklärte die Aufsichtsbehörde CSRC am späten Sonntagabend. Stattdessen müsse die Regierung rechtzeitig entschiedene Maßnahmen zur Stabilisierung der Märkte ergreifen. Die Rede war von einem System, das den Handel bei erheblichen Kurseinbrüchen stoppen würde. In der Mitteilung hieß es zudem, die Märkte seien stabiler als zuletzt. Die chinesischen Börsen sind seit Mitte Juni um etwa 40 Prozent eingebrochen. Wegen der Turbulenzen hat die Regierung in Peking eine ganze Reihe von Gegenmaßnahmen ergriffen.
3Wirtschaft
Österreicher lässt im Halbfinale dem Franzosen Mannarino nur wenig Licht und gewinnt klar in zwei Sätzen. Nizza – Dominic Thiem hat seine Qualitäten auch bei der ersten Titelverteidigung in einem ATP-Turnier bewiesen. Der 22-Jährige erreichte am Freitag in Nizza mit einem souveränen 6:1,6:3-Erfolg über den Franzosen Adrian Mannarino das Endspiel. Um seine insgesamt sechste Siegestrophäe, die dritte der Saison, spielt Thiem am Samstag (nicht vor 14.30 Uhr) als Nummer 1 gegen den Deutschen Alexander Zverev (8). Hatte Thiem das Turnier an der Cote dAzur im Vorjahr als 42. der Weltrangliste und ungesetzter Spieler in Angriff genommen, so kam er diesmal als Nummer 15 und Topfavorit zur Generalprobe für die French Open zurück. Und er wurde seiner Position auf dem Weg ins Endspiel bisher völlig gerecht. In seinen ersten drei Matches gab der Niederösterreicher nur insgesamt 13 Games ab – auch Mannarino vermochte ihm nicht Paroli zu bieten. Nach nur 62 Minuten verwertete Thiem seinen zweiten Matchball und gewann damit auch das dritte Duell mit seinem 27-jährigen Gegner. Mannarino, die Nummer 63 der ATP-Rangliste, hatte vor dem Turnier in Nizza fünf Erstrunden-Niederlagen in Folge kassiert. Zverev (ATP-48.) sollte ein härterer Prüfstein für den ÖTV-Daviscupper sein, der sein viertes Finale 2016 nach Buenos Aires und Acapulco (jeweils Sieger) sowie München (Niederlage gegen Philipp Kohlschreiber) bestreitet. Da geht es am Samstag wie zuletzt gegen einen Deutschen. Gegen den 19-jährigen Zverev hat Thiem den bisher einzigen Vergleich heuer im Semifinale von München in drei Sätzen gewonnen. Gegen Mannarino machte schon das Service einen großen Unterschied aus. Thiem gewann 89 Prozent der Punkte mit dem ersten Aufschlag und 73 Prozent mit dem zweiten, sein Gegner nur 50 bzw. 43 Prozent. Der Sechste der ATP-Jahreswertung ließ nur eine einzige Breakchance zu, die Mannarino zum 1:2 im ersten Satz auch nützte. Danach war der Schützling von Günter Bresnik bei eigenem Aufschlag ungefährdet und nahm seinem Gegner bei 13 Chancen fünfmal das Service ab.
4Sport
Mehr als die Hälfte der Anträge wurde von Syrern, Afghanen und Irakern gestellt – Zwei Millionen Flüchtlinge seit 1945 aufgenommen. Wien – Die Zahl der Asylanträge steigt: Das Innenministerium hatte zuletzt seine Prognose für heuer auf rund 80.000 erhöht. Im ersten Halbjahr haben 28.311 Personen in Österreich um Asyl angesucht. Das sind bereits mehr als im ganzen Jahr 2014, in dem insgesamt 28.027 Anträge registriert wurden. Dabei sind die Antragszahlen zuletzt von Monat zu Monat in die Höhe geklettert. Während im ersten Halbjahr 2014 monatlich in etwa 1.200 bis 1.700 Personen Asyl beantragten, sind die Zahlen dann im Winter auf mehr als 4.000 gestiegen. Nach einem kurzen, leichten Rückgang im Februar und März wurden dann im Mai schon mehr als 6.000 und im Juni als absoluter Spitzenwert 7.538 Anträge gezählt. Deutlich mehr als die Hälfte der Anträge stammt von Menschen, die aus den Bürgerkriegsländern Syrien, Afghanistan und Irak kommen. Im ersten Halbjahr haben 7.692 Syrer, 5.749 Afghanen und 3.806 Iraker um Asyl angesucht. Die Zahl der nach Österreich gekommenen Syrer ist vor allem seit September des Vorjahres in die Höhe geklettert. Während im ersten Halbjahr 2014 die Zahl ihrer Anträge noch zwischen rund 200 und 600 monatlich lag, ist sie im September erstmals auf über 1.000 gestiegen und um im Juni lag sie bereits bei 2.420. Bei Afghanen und Irakern liegt die Antragszahl erst seit Mai jeweils über 1.000 – zuletzt im Juni bei 1.789 beziehungsweise 1.254. Der im Winter noch sehr hohe Zuzug an Menschen aus dem Kosovo ist inzwischen nahezu versiegt. Während im Jänner noch mehr als 1.000 Kosovaren um Asyl angesucht haben, waren es im Mai nur noch 51 – nachdem Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bei einem Besuch im Kosovo klargemacht hatte, dass Kosovaren in Österreich kaum Chancen auf Asyl haben. Die derzeit registrierten Zahlen sind für Österreich nichts Neues: Seit dem Zweiten Weltkrieg hat Österreich laut UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) insgesamt mehr als zwei Millionen Flüchtlinge aufgenommen, fast 700.000 Menschen sind geblieben. Aufgrund seiner geografischen Lage zwischen den Blöcken war Österreich jahrzehntelang das wichtigste Land für die Erstaufnahme von Flüchtlingen und Auswanderern in Europa. Bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg befanden sich rund 1,4 Millionen Vertriebene im besetzten Österreich. Die erste große Flüchtlingswelle erreichte das mittlerweile souveräne und neutrale Österreich 1956. In Folge des Volksaufstandes in Ungarn suchten 180.000 Menschen Zuflucht im Nachbarland. Die USA und Kanada nahmen den Großteil der Flüchtlinge auf. Etwa 18.000 Ungarn blieben in Österreich. Im Jahr 1968 brachten sich 162.000 Tschechen und Slowaken nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die damalige Tschechoslowakei und dem damit verbunden Ende des Prager Frühlings in Österreich in Sicherheit. 12.000 von ihnen ließen sich für immer hier nieder, die meisten Flüchtlinge kehrten aber wieder in ihre Heimatländer zurück, einige zogen in andere Länder weiter. 1972 nahm Österreich laut UNHCR aufgrund international vereinbarter Quoten erstmals nicht-europäische Flüchtlinge auf: 1.500 asiatisch-stämmige Ugander, danach Chinesen, Vietnamesen, Kambodschaner und Kurden. 1980/81 setzte die nächste große Fluchtbewegung aus Osteuropa ein. Als in Polen das Kriegsrecht ausgerufen wurde, kamen 33.000 Flüchtlinge nach Österreich. 90 Prozent reisten in Drittländer weiter. In der jüngeren Vergangenheit trieben die Kriege am Balkan beim Zerfall Jugoslawiens wieder Zehntausende in die Flucht. Um den Jahreswechsel 1991/1992 kamen rund 13.000 aus Kroatien, der Großteil kehrte im Frühjahr 1992 wieder nach Hause zurück. Zu diesem Zeitpunkt trafen die ersten Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina ein. Rund 90.000 wurden hier aufgenommen. Rund 60.000 von ihnen fanden hier eine zweite Heimat – nach Angaben des UNHCR die umfangreichste und aufwendigste Aufnahmeaktion in der Geschichte Österreichs. Als im Frühjahr 1999 die Vertreibung der Kosovo-Albaner eskalierte, nahm Österreich mehr als 5.000 Menschen auf. Gleich nach dem Ende der Kämpfe im Sommer 1999 begann eine erste Rückkehrbewegung.
1Panorama
Ryan beendet Spekulationen über sein mögliches Antreten: "Ich möchte nicht für unsere Partei kandidieren." Sanders liegt laut neuer Umfrage gleichauf mit Clinton. Washington – Paul Ryan, Präsident des US-Abgeordnetenhauses und politisches Schwergewicht der Republikaner, hat eine Präsidentenkandidatur ausgeschlossen. Ich möchte nicht für unsere Partei kandidieren und werde auch keine Kandidatur annehmen, sagte Ryan am Dienstag in Washington. Er wolle damit alle Spekulationen ein für alle Mal beenden. In Kreisen der republikanischen Partei war zuvor der Wunsch laut geworden, dass Ryan als Präsidentenkandidat antritt. Hintergrund sind Zweifel, dass weder der umstrittene Bewerber Donald Trump noch dessen erzkonservativer Mitkonkurrent Ted Cruz im November die Präsidentenwahl gewinnen können. Sollten weder Trump noch Cruz im laufenden Vorwahlkampf die notwendigen 1.237 Delegiertenstimmen bekommen, zeichnet sich auf dem Republikaner-Parteitag im Juli in Cleveland (Ohio) eine Kampfabstimmung ab. Dann hätte Ryan nach Vorstellung seiner Anhänger den Hut in den Ring werfen sollen. Ryan stellte jedoch klar, dass aus seiner Sicht nur Präsidentenkandidat werden dürfe, wer auch am Vorwahlkampf teilgenommen habe. Ryan gilt als politisches Schwergewicht in seiner Partei. Sein Aufstieg war eng mit dem Machtzuwachs der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung verbunden. Seit Ende Oktober 2015 ist Ryan Präsident des Abgeordnetenhauses. Zuvor leitete er den mächtigen Budgetausschuss. Bei der Präsidentenwahl 2012 trat Ryan an der Seite von Mitt Romney als Vizepräsidentschaftskandidat an. Im Kampf um die demokratische Präsidentschaftskandidatur ist der linke Rivale von Ex-Außenministerin Hillary Clinton, Bernie Sanders, weiterhin im Aufwind. Eine neue Umfrage von Reuters/Ipsos unter 720 repräsentativ ausgewählten Demokraten sieht beide landesweit bei 48 Prozent. In New York, wo am 19. April die nächste Vorwahl stattfindet, liegt Clinton allerdings weiter in Führung. Zudem könnte Sanders neuerlicher Höhenflug für ihn zu spät kommen. Clinton hat bereits bei bisherigen Vorwahlen und vor allem unter den ungewählten Superdelegierten so viele Delegiertenstimmen gesammelt, dass es für den Senator aus Vermont mathematisch äußerst schwierig erscheint, ihren Vorsprung noch einzuholen.
2International
Liverpool muss nach der Halbfinalniederlage bei Villarreal im Rückspiel "alles nach vorne werfen". Wien – Liverpool hofft in der Europa League erneut auf die Magie an der heimischen Anfield Road. Beim 0:1 im Halbfinal-Hinspiel in Villarreal kassierten die Reds am Donnerstagabend einen späten Rückschlag im Rennen um ihre erste Europacup-Finalteilnahme seit fast zehn Jahren. Trainer Jürgen Klopp bemühte sich danach demonstrativ, Zuversicht auszustrahlen. Als alle um mich gefeiert haben, dachte ich mir, es ist noch nicht vorbei. Ihr müsst erst nach Anfield kommen. Wir werden bereit sein, sagte der Deutsche nach der ersten Niederlage der Engländer im 13. Spiel des laufenden Bewerbs. Sein Team werde alles nach vorne werfen, kündigte Klopp offensive Liverpooler an. Im schlimmsten Fall werde man mit wehenden Fahnen ausscheiden. Spätes Gegentor Mit dem Gegentreffer in der 92. Minute durch Adrian Lopez war Klopp naturgemäß alles andere als glücklich. Seine Mannschaft verlor dabei die defensive Ordnung und verspielte damit eine bessere Ausgangslage vor dem Rückspiel am kommenden Donnerstag. Kritik musste sich jedoch auch Klopp gefallen lassen. Englische Kommentatoren warfen ihm den Verzicht auf Daniel Sturridge vor. Liverpool hatte offensiv wenig zu bieten, dennoch beendete der englische Teamstürmer das Spiel auf der Ersatzbank. Zwei Wochen nach dem dramatischen Sieg im Viertelfinal-Rückspiel gegen Dortmund erlebte Liverpool damit seinerseits einen Last-Minute-Rückschlag. Die Reds waren in einem europäischen Finale zuletzt 2007 Milan unterlegen. Villarreal hofft hingegen im vierten Versuch auf den erstmaligen Einzug in ein Europacup-Endspiel. Einzige Niederlage gegen Rapid Rapids ehemaliger Gruppengegner kassierte in der Europa League erst eine Niederlage – zum Auftakt mit einem 1:2 in Wien. Zu Hause stehen für den Verein aus der 50.000-Einwohner-Kleinstadt nun in sieben Spielen sieben Siege zu Buche. Verdientermaßen, wie Trainer Marcelinho meinte. Wir haben Liverpool nicht geschlagen, weil wir Glück hatten, betonte der 50-Jährige. Das gute Resultat sei aber noch nicht viel wert: Wir werden sehen, ob es reicht. In der Europa League könnte es wie in der Champions League am Ende jedenfalls auf ein rein spanisches Finale hinauslaufen. Auch der FC Sevilla verschaffte sich eine gute Ausgangslage vor der Entscheidung um das Ticket für das Endspiel in Basel am 18. Mai. Dank eines Elfer-Tores von Kevin Gameiro in der 82. Minute rang der Europa-League-Sieger der vergangenen beiden Jahre Schachtar Donezk auswärts ein 2:2 ab.
4Sport