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Der Sohn deutscher Einwanderer war auch als Dirigent und Jazz-Musiker aktiv. New York – Der US-Komponist Gunther Schuller ist tot. Der Sohn deutscher Einwanderer, der auch als Dirigent und Jazz-Musiker arbeitete, starb am Sonntag (Ortszeit) im Alter von 89 Jahren in Boston, wie US-Medien unter Berufung auf seine Assistentin berichteten. Schuller war schon seit längerem an Leukämie erkrankt. Der 1925 in New York geborene Musiker komponierte mehr als 150 Werke, wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, darunter dem Pulitzer Preis, und trat unter anderem mit dem Jazz-Trompeter Miles Davis auf. In seinen Kompositionen verwendete er meist ungewöhnliche Kombinationen von Instrumenten. Das Linzer Brucknerhaus hatte Schuller in den 1990ern drei Schuller-Tage gewidmet.
8Kultur
Alaba assistiert bei 4:0-Sieg über Stögers Kölner – Bremen putzt Mainz 3:1 – Stuttgart verspielte Führung in Leverkusen. München – Auch Peter Stöger und sein 1. FC Köln konnten am Samstag in der deutschen Bundesliga dem FC Bayern München nur zum Sieg gratulieren. Der Rekordmeister setzte sich ungefährdet 4:0 durch und feierte den zehnten Liga-Erfolg in Serie. VfB Stuttgart und Torschütze Martin Harnik verspielten beim 3:4 in Leverkusen eine 3:1-Führung. Werder Bremen gelang beim 3:1 in Mainz hingegen ein Befreiungsschlag. Die Bayern zogen ihren Belagerungsfußball auch gegen Köln durch. Es dauerte aber bis zur 36. Minute, ehe der nach fast zwei Monaten Pause wegen einer Adduktorenverletzung ins Team zurückgekehrte Arjen Robben den Kölner Abwehrwall durchbrach. Die weiteren Tore erzielten Arturo Vidal mit einem abgefälschten Schuss nach sehenswerter Vorarbeit von Kingsley Coman (40.), Robert Lewandowski nach Freistoßflanke von David Alaba per Kopf (62.) sowie Thomas Müller aus einem Elfmeter (77.). Der 1.000 Bundesligasieg der Bayern war nie in Gefahr. Alaba rotiert wie verrückt Alaba, am Vortag von Trainer Pep Guardiola ob seiner Vielseitigkeit als Gott geadelt, begann wie in dieser Saison bisher üblich in der Innenverteidigung, tauschte nach 20 Minuten aber mit Rafinha und wechselte auf die linke Seite. Ab dann spielten die Bayern fast so etwas wie ein 2-3-5-System. Mit dem Comeback von Javi Martinez kehrte Alaba nach seinem Assist wieder ins Abwehrzentrum zurück. Bei den Kölnern brachte Stöger im Finish auch noch seinen früheren Austria-Schützling Philipp Hosiner (71.). Nach Spielende tauschten Alaba und Hosiner die Trikots. Werder Bremen verließ mit einem 3:1-Erfolg in Mainz die Abstiegsränge. Anthony Ujah gelang ein Doppelpack (39.,44.), bereits vor der Pause traf Fin Bartels nach Vorlage von ÖFB-U21-Teamspieler Florian Grillitsch zum 3:0 (45.+3). Auch nach dem Seitenwechsel konnten die Mainzer rund um Julian Baumgartlinger nichts ändern, das Tor von Joshinori Moto fiel erst in der Schlussminute. Stuttgart noch zu retten? Der Befreiungsschlag wäre auch für den VfB Stuttgart möglich gewesen, doch die Mannschaft der ÖFB-Legionäre Martin Harnik und Florian Klein verspielte in Leverkusen eine 3:1-Führung. Leverkusen erzielte wenige Tage nach dem spektakulären 4:4 gegen die AS Roma in der Champions League neuerlich vier Tore, Admir Mehmedi gelang mit seinem Treffer zum 4:3 in der 89. Minute der endgültige Turnaround. Zuvor hatte Harnik mit seinem ersten Saisontor die Führung der am 16. Rang liegenden Schwaben besorgt: Er knallte den zuvor wie eine Flipperkugel im Leverkusener Strafraum herum schießenden Ball hoch in die Maschen (50.). Vor Javier Hernandez Tor zum 3:3 spielte Klein gegen Mehmedi lediglich Begleitschutz. Vizemeister Wolfsburg kam in Darmstadt zu einem 1:0-Arbeitssieg. Mit der zweiten richtigen Chance gelang Daniel Caligiuri mit einem abgefälschten Schuss das Goldtor (78.). Die viertplatzierten Wolfsburger hielten den Anschluss auf Dortmund und Schalke, Aufsteiger Darmstadt liegt weiterhin auf dem starken zehnten Tabellenrang. ÖFB-Legionär György Garics spielte auf der rechten Abwehrseite durch und lieferte neuerlich eine tadellose Vorstellung ab. Frankfurt siegte durch einen Doppelpack von Max Stendera in Hannover 2:1. Im Abendspiel behauptete Hertha BSC mit einem 1:0-Auswärtssieg beim bisher punktegleichen Aufsteiger FC Ingolstadt seinen Platz in der Spitzengruppe. Die Berliner waren nach einem frühen Treffer von Abwehrspieler Mitchell Weiser in der 11. Minute erfolgreich und festigten mit 17 Punkten den fünften Tabellenplatz. Die vergeblich auf den Ausgleich drängenden Ingolstädter mussten vor 15.000 Zuschauern erstmals zwei Niederlagen en suite in der Bundesliga hinnehmen. Der von Ralph Hasenhüttl betreute Aufsteiger ist aber mit 14 Zählern weiterhin deutlich entfernt von der Abstiegszone. Die Berliner schlugen gleich beim ersten ernsten Angriffsversuch zu. Eine Flanke von Marvin Plattenhardt köpfelte Salomon Kalou vors Tor. Nach einer verunglückten Abwehraktion des österreichischen Ingolstadt-Verteidigers Markus Suttner war Weiser mit einem abgefälschten Flachschuss erfolgreich. Es war das erste Bundesligator des Neuzugangs vom FC Bayern für die Hertha. ÖFB-Teamstürmer Lukas Hinterseer musste bei Ingolstadt in der 56. Minute angeschlagen vom Feld.
4Sport
Kompromiss nach fünfeinhalb Stunden: höhere Mindestpension für 20.000 Personen – Familiensplitting wird ausgeweitet. Wien – Im Finale wurde es noch einmal hektisch. Die Verhandlerteams von Rot und Schwarz zogen sich nach rund vier Stunden zu fraktionellen Besprechungen zurück. Beim schwarzen Team schaute sogar Parteichef Reinhold Mitterlehner kurz vorbei. Nach knapp fünfeinhalb Stunden Pensionsgipfel traten Sozialminister Alois Stöger (SPÖ), Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) und die Mitverhandler Werner Muhm (AK-Direktor) sowie August Wöginger (ÖVP-Sozialsprecher) schließlich vor die Medien. Bei einem Punkt gab es schon im Vorfeld eine weitgehende Annäherung: Die Rehabilitation für gesundheitlich angeschlagene Arbeitnehmer müsse verbessert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, verabschiedeten SPÖ und ÖVP schließlich ein Maßnahmenpaket – der größte Block der Übereinkunft, wie Schelling sagte. Kleinere Kommission Weitere Neuerung: Die derzeit 34-köpfige, mit vielen Interessenvertretern beschickte Pensionskommission, die bisher oft nicht auf einen gemeinsamen Nenner kam, wird auf ungefähr die Hälfte verkleinert, aber mit internationalen Experten ergänzt, erklärte der Finanzminister. Schellings Darstellung zufolge soll die Regierung verpflichtet werden, diese Empfehlungen umzusetzen oder alternative, für das Pensionssystem gleichwertige Maßnahmen zu setzen. Fest stehe: Die Regierung muss handeln. Diese Frage zählte zu den umstrittensten bei den Verhandlungen. Die SP-Seite pochte stets auf das Primat der Politik und verwahrte sich dagegen, den Spielraum der Regierung einzuschränken. Viel wird dabei noch von den Details im konkreten Konzept abhängen. Frauen als Streitthema Thema war auch die Ungleichbehandlung der Frauen. Laut Status quo wird das gesetzliche Pensionsalter der Frauen (derzeit 60 Jahre) erst ab 2024 schrittweise auf das Niveau der Männer (65 Jahre) angehoben – was der ÖVP zu langsam geht. Allerdings gaben die Schwarzen im Laufe der Verhandlungen das Ziel einer rascheren Angleichung auf. Hintergrund: Sofern die SPÖ überhaupt von ihrem Nein abgerückt wäre, hätte sie von der ÖVP eine schmerzhafte Gegenleistung verlangt; zum Beispiel ein schärferes Bonus-Malus-System für die Unternehmer. Diesen Preis, so die Angst auf schwarzer Seite, hätte man am Ende womöglich umsonst bezahlt: Eine Anhebung des Frauenpensionsalters müsste im Parlament mit Zweidrittelmehrheit beschlossen werden – doch FPÖ und Grüne waren bislang dagegen. Arbeit attraktiver machen Ganz haben die Verhandler das Frauenthema letztlich aber nicht beiseite geschoben. Die Ausgleichszulage (eine Art Mindestpension) wird für Menschen, die mindestens 30 Beitragsjahre vorweisen können, von derzeit 883 Euro auf 1000 Euro angehoben. Laut Regierung profitieren davon rund 20.000 Personen – und eben vor allem Frauen. Die Kosten dürften bei etwas mehr als 30 Millionen Euro pro Jahr liegen. Zudem können bis zu 96 Monate an Kindererziehungszeiten dafür verwendet werden, um Anspruch auf eine Ausgleichszulage zu bekommen. Ausgeweitetes Pensionssplitting Ausgeweitet wird weiters das sogenannte Pensionssplitting. Dabei kann der eine Elternteil zugunsten des anderen, der sich der Kindererziehung widmet, auf bis zu 50 Prozent seiner Teilgutschrift für das Pensionskonto verzichten. Bisher ist das für die ersten vier Jahre nach der Geburt des Kindes möglich, künftig werden pro Kind bis zu sieben Jahre möglich sein, insgesamt maximal 14 Jahre. Und schließlich soll es einen höheren Bonus für all jene geben, die über das gesetzliche Pensionsalter hinaus arbeiten. Dies gilt aber für beide Geschlechter: Frauen, die über 60 Jahre hinaus im Beruf bleiben, und Männern, die länger als bis 65 arbeiten, wird für drei Jahre die Hälfte der Pensionsversicherungsbeiträge erlassen. Bessere Reintegration Bei der Reform des Rehabilitationsgeldes, das Menschen, die vorübergehend arbeitsunfähig werden, bekommen, haben sich SPÖ und ÖVP weitgehend an Vorschlägen der Sozialpartner orientiert. Wie berichtet sollen Pensionsversicherung, AMS und Krankenkassen besser zusammenarbeiten, damit die Reintegration in den Arbeitsmarkt gelingt (bisher ist das kaum der Fall). Um eine mögliche Berufsunfähigkeit bereits frühzeitig zu erkennen, werden Menschen, die länger als 28 Tage durchgehend in Krankenstand sind, gezielt von den Krankenkassen beraten. Wer bereits seit Jahren eine befristete Invaliditätspension bezieht, darf damit rechnen, dass er die Pension unbefristet bekommt. Der Hintergrund: In vielen Fällen werden die Chancen auf eine berufliche Umschulung als gering eingestuft, daher will man sich vor allem auf jene Fälle konzentrieren, bei denen man gute Chancen sieht. Gemeinsames Pensionsmonitoring Fixiert wurde auch, dass es künftig ein gemeinsamen Pensionsmonitoring für die ASVG-Versicherten und die öffentlich Bediensteten geben soll. Sehr vage blieb Schelling bei der Ankündigung, die Harmonisierung der verschiedenen Pensionssysteme vorantreiben zu wollen. Das sei wohl eher etwas für die nächste Legislaturperiode, meinte er. Für AK-Direktor Werner Muhm war nach dem Pensionsgipfel ohnehin klar: Ich gehe davon aus, dass das Thema Pensionen für diese Legislaturperiode erledigt ist.
5Inland
4.000 Plätze für Asylwerber bis 2016. Paris – Angesichts des Ansturms von Flüchtlingen will Frankreich mehr als 10.000 neue Plätze in Unterkünften schaffen. Allein 4.000 neue Plätze sollten bis 2016 für Asylbewerber zur Verfügung gestellt werden, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am Mittwoch in Paris. Für andere Flüchtlinge sollen nach Angaben von Wohnungsbauministerin Sylvia Pinel 5.000 weitere Plätze eingerichtet werden. Zudem sollen Flüchtlinge, die derzeit in improvisierten Lagern oder auf der Straße leben, 1.500 Plätze in Notunterkünften erhalten. Die Schwere der Krise verlangt es, sofort die Mittel in Frankreich anzupassen, sagte Cazeneuve, der zuvor bei einer Kabinettssitzung zusammen mit Pinel die Pläne für eine bessere Unterbringung von Flüchtlingen vorgestellt hatte. Mit den Plänen solle zugleich eine nachhaltige Antwort auf die Flüchtlingsproblematik gefunden werden. Bereits seit 2012 habe Frankreich in der Frage außergewöhnliche Anstrengungen unternommen. In Frankreich haben sich zuletzt die Schwierigkeiten bei der Unterbringung von Flüchtlingen verschärft. Zahlreiche Migranten etwa aus Afrika oder aus Syrien leben unter miserablen Bedingungen in improvisierten Flüchtlingslagern, es fehlt an Plätzen in staatlichen Unterkünften. Während viele der Flüchtlinge in Frankreich Asyl suchen, wollen andere weiterreisen, etwa nach Großbritannien, wo sie sich Chancen auf ein besseres Leben ausrechnen. Besonders bekannt sind von den Flüchtlingen selbst errichtete Lager in der nordfranzösischen Hafenstadt Calais, von wo aus viele über den Ärmelkanal nach Großbritannien gelangen wollen. Solche Lager gibt es aber auch in Paris. Pinel sprach am Mittwoch von Elendslagern.
1Panorama
Freispruch für Kritiker nach Verleumdungsklage. Es kommt selten vor, dass das Wiener Tanzparkett die Kulisse für eine französische Gerichtsverhandlung abgibt – zumal mit prominenter Beteiligung: Frankreichs Rechtspopulistin Marine Le Pen, um Salonfähigkeit bemühte Präsidentschaftskandidatin, hatte im Februar 2012 Verleumdungsklage gegen Dominique Sopo, den Vorsitzenden der Organisation SOS Racisme, eingereicht. Die Chefin des Front National (FN) hatte zuvor am Ball des Wiener Korporationsrings, kurz: WKR-Ball, in der Wiener Hofburg teilgenommen und war dabei auch mit dem FPÖ-Politiker Martin Graf zusammengetroffen, während vor dem Gebäude hunderte Teilnehmer einer Kundgebung gegen den Ball protestiert hatten. Sopo las davon am nächsten Tag in den Medien und veröffentlichte ein Kommuniqué unter dem Titel Dirty Dancing, in dem er sich über die Teilnahme Le Pens an einem antisemitischen Ball von Nostalgikern des Dritten Reiches ausließ. Le Pen zeigte ihn daraufhin wegen Verleumdung an. 2014 begann in Paris der Prozess, und das erstinstanzliche Gericht verurteilte Sopo zu 600 Euro Strafzahlung und 1.000 Euro Schadenersatz. Der Verurteilte berief aber, und im vergangenen November fand dann eine mehrstündige Verhandlung – unter anderem mit Zeugen des Wiener Abends – statt. Der in Wien lebende französische Forscher Jérôme Segal erklärte unter anderem, die Vereinigung Olympia, die bekannteste WKR-Burschenschaft, habe zum Beispiel das Führerprinzip hochgehalten, bevor sie 1938 aufgelöst worden sei, um danach als Kameradschaft Johann Gottlieb Fichte und Jahre nach dem Krieg wieder unter dem eigenen Namen aufzuerstehen. Später hätten auch Neonazis mitgemacht. Erwiesen sei ferner, dass auch zwei Mitarbeiter des Olympia-Mitgliedes Graf Neonazi-Material bestellt hätten. Le Pens Anwalt David Dassa-Le Deist argumentierte dagegen, es könne keine Rede von einem antisemitischen Ball sein. In der mitbeteiligten Burschenschaft Albia habe sogar der Zionismus-Begründer Theodor Herzl 1881 mitgemacht. Dass dieser zwei Jahre später wegen judenfeindlicher Stimmung wieder ausgetreten war, erwähnte der Anwalt allerdings nicht. Dem Pariser Berufungsgericht blieb auch nicht verborgen, dass der WKR-Ball an einem Auschwitz-Jahrestag stattgefunden hatte. Es kam am Donnerstag zum Schluss, dass Dominique Sopos Wortmeldung nach dem Wiener Traditionstreffen legitim gewesen sei. Es sei nachzuvollziehen, dass ein Anti-Rassismus-Kämpfer sich zum Benehmen einer Präsidentschaftskandidatin äußere, wenn dieses die Anliegen seines Verbandes direkt betreffe. Sopo erklärte nach Bekanntwerden des Urteils, Marine Le Pen sei einmal mehr der Lüge überführt, wenn sie angebe, die Meinungsfreiheit zu verteidigen, aber gleichzeitig Gegner vor Gericht zerre. Die Front-National-Chefin reagierte vorläufig nicht auf das Gerichtsurteil. Ihrer Präsidentschaftskampagne für 2017 wird nun aber ein Wiener Makel anhaften.
2International
Banderolen sollen Aufschlüsse zur Herkunft des Geldes geben. Wien – Die Herkunft von den in der Neuen Donau in Wien-Donaustadt gefundenen Geldscheinen in Höhe von mehr als 100.000 Euro blieb am Dienstag weiterhin unklar. Die Polizei hoffte allerdings, über sichergestellte Banderolen die Bank ermitteln zu können, aus der das Bargeld stammte. Das sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Mit einem zweiten Tauchgang, bei dem auch die Banderolen entdeckt wurden, war die Bergung des Geldes abgeschlossen worden. Die Scheine sind mittlerweile alle getrocknet. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass sie von einem Verbrechen stammen, sagte Maierhofer. Mit der Frage, wer Anspruch auf Finderlohn habe, wenn kein Besitzer des Geldes ausfindig gemacht wird, beschäftige man sich vorerst nicht, betonte er.
1Panorama
Bus explodierte nahe der Grenze zu Afghanistan. Peschawar – Bei einem Bombenanschlag auf einen Bus sind am Mittwoch im Nordwesten Pakistans mindestens 15 Menschen getötet worden. Der Bus explodierte, als er in der Stadt Peschawar an der Grenze zu Afghanistan Staatsbedienstete zur Arbeit brachte. 35 Menschen wurden nach Angaben eines Polizeisprechers mit Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Viele von ihnen befänden sich in einem lebensbedrohlichen Zustand. Es könne daher sein, dass die Zahl der Toten weiter steige, sagte ein Krankenhaussprecher. Etwa zehn Kilogramm Sprengstoff waren nach Aussagen von Sprengstoffexperten an dem Fahrzeug angebracht. Die Ermittlungen liefen. Die pakistanische Armee geht in der Region verstärkt gegen die extremistischen Taliban und andere Aufständische vor. Sie reagiert damit auf einen Angriff auf eine Schule im Dezember 2014, bei dem 134 Kinder getötet wurden. Seither hat die Zahl der Anschläge deutlich abgenommen.
2International
Altmetric misst, wie sehr Science-News auf Facebook, Twitter und Co. Verbreitung finden. 2015 dominierte die Biomedizin – und es gab Überraschungen. Die Forschung ist vom Messen besessen. Und am allerliebsten, so scheint es, vermisst sie sich selbst: Die Impact Faktoren von Zeitschriften, die Anzahl der Artikel in solchen Journals oder die Zahl der Zitierungen bestimmen längst darüber, wer in der Wissenschaft Karriere macht und wer nicht. Diese Form des Publizierens, der es in erster Linie um weitere Zitierungen in der Wissenschaft geht, hat mittlerweile etliche Gegner wie etwa den Medizinnobelpreisträger Randy Schekman. An einer alternativen Form der wissenschaftlichen Einfluss-Messung arbeitet hingegen Altmetric, die nicht Zitierungen innerhalb der Wissenschaft zählt. Die britische Firma analysiert, wie sehr wissenschaftliche Artikel in den Medien, aber auch auf Facebook, Twitter und Co. – also mithin in der Öffentlichkeit – Verbreitung finden. Die Idee klingt gut, die Umsetzung ist freilich nicht ganz einfach, wie anhand von Altmetrics Top 100 des Jahres 2015 offensichtlich wird. Angeführt wird die Liste von einem Nature-Artikel über ein neues Antibiotikum, gefolgt von einem Artikel darüber, dass die MMR-Impfung (gegen Masern, Mumps und Röteln) bei US-Kindern nicht zu mehr Fällen von Autismus führt (anders als ein gewisser Andrew Wakefield behauptet hatte). Platz drei geht schließlich an einen Aufsatz über das sechste große Artensterben, das gerade läuft und vom Menschen verschuldet ist. Bei allen drei Artikeln ist vor allem die Zahl der Tweets beeindruckend; bei der Messung der Berichte in Massenmedien allerdings tun sich die Bibliometriker von Altmetrics schwer – nicht zuletzt wohl auch wegen der verschiedenen Sprachen; Artikel in österreichischen Medien wie derStandard.at, diePresse.com oder orf.at werden gar nicht erst registriert. Etliche Texte schafften es auf die Liste, die auch auf derStandard.at Resonanz fanden – wie etwa eine Studie über den Bakterienaustausch beim Küssen (Platz 16), die freilich schon Ende 2014 erschien, jene Untersuchung, die erstmals die Gesamtzahl der Bäume unseres Planeten (drei Billionen) ermittelte (Platz 11), oder die erste Anwendung der CRISPR-Technologie bei menschlichen Embryonen (Platz 17). Neben der dominierenden Biomedizin sind auch Studien zum Klimawandel vergleichsweise stark vertreten. Die Liste führt aber auch zur einen oder anderen Entdeckung: etwa zu einem Text, der erst auf dem Preprint-Server arXiv veröffentlicht wurde und es dennoch auf Platz 9 brachte: A Neural Algorithm of Artistic Style stellt eine Software vor, die Fotos in Gemälde umwandelt, die dem Stil berühmter Künstler wie van Gogh entspricht.
7Wissenschaft
Untersuchungen laufen schon seit zwei Jahren – Bank: Freiwillig – Keine Rückstellungen gebildet. Wien – Die Bank Austria steht im Verdacht, gegen US-Finanzsanktionen verstoßen zu haben, schreibt der Trend. Bereits seit zwei Jahren untersuchen amerikanische Behörden, ob die Bank im Iran verbotene Geschäfte gemacht hat. Die Bank Austria betont, dass es sich dabei um eine freiwillige Untersuchung handelt. Den Stein ins Rollen gebracht hat die ehemalige deutsche Bank-Austria-Mutter HVB, die bereits seit 2012 mit den US-Behörden zu tun hat. In Deutschland werden speziell Geschäfte von Bankkunden mit dem Iran Mitte der Nullerjahre untersucht. Um auf Nummer sicher zu gehen, wurden die Untersuchungen des OFAC (Office of Foreign Assets Control) auf den ganzen Konzern – auch Österreich – ausgedehnt. Das OFAC ist für die Kontrolle von Auslandsvermögen zuständig. Die Bank Austria hat für die Causa jedenfalls keine Rückstellungen gebildet. Ein Sprecher verwies am Freitag auf APA-Anfrage auf den Geschäftsbericht 2015. Darüber hinaus wolle man keinen Kommentar abgeben. UniCredit Bank Austria AG hat eine freiwillige Untersuchung ihrer Compliance mit den anwendbaren US-Finanzsanktionen für die Vergangenheit eingeleitet und hat dabei bestimmte intransparente Vorgehensweisen in der Vergangenheit identifiziert. Es wäre möglich, dass diese Untersuchungen der vergangenen Compliance-Praktiken eventuell auf eine oder mehrere unserer Tochterunternehmen und/oder Schwestergesellschaften ausgedehnt werden. Die Reichweite, die Dauer und das Ergebnis einer solchen Überprüfung oder Untersuchung wird von den individuellen Fakten und Umständen des Einzelfalls abhängig sein, schreibt die Bank Austria in ihrem Geschäftsbericht. Die Kosten der Untersuchung, eine notwendige Wiedergutmachung und/oder Zahlungen oder eine andere entstehende rechtliche Haftung könnten zu Liquiditätsabflüssen führen und den Gewinn drücken.
3Wirtschaft
Soziales Netzwerk veranstaltete Hackathon mit Nintendo – "Ship Love" ging als Sieger hervor. Im Zuge des kommenden Release von Super Mario Maker am 11. September für Nintendos Wii U, hat Facebook einen Hackathon veranstaltet. Mehr als 150 Mitarbeiter wurden dazu angehalten, ein Level für das Spiel zu kreieren, wovon das Beste pünktlich zum Start als Download zur Verfügung stehen wird. Spieler können mit dem Titel eigene Levels designen, oder auf die erstellen Welten anderer Personen zurückgreifen. Das Ergebnis der rund 10-stündigen Veranstaltung waren mehr als 40 verschiedene Level-Designs. Mit Ship Love haben die beiden Software-Entwickler Doug Strait und Roy McElmurry das Rennen für sich entschieden. Sie nehmen Spieler mit auf ein Piratenschiff, auf dem Mario von Yoshi begleitet wird und am Ende auf Bowser trifft. Für nähere Details müssen sich Fans wohl bis zum Release gedulden. Die Veranstaltung war der erste Hackathon von Facebook in Zusammenarbeit mit Nintendo. Ziel war es, ein Level zu entwerfen, das die Prinzipien beider Unternehmen verkörpert. Als wir über die Werte nachdachten, die Mario verkörpert, entdeckten wir eine Menge Überschneidungen zu denen von Facebook. Das soziale Netzwerk schien ein wirklich guter Partner für das Event zu sein, so die Nintendo-Mitarbeiterin Kit Ellis in einem Interview auf Wired.
0Web
Die Nachkommen der Vertriebenen können um die spanische Staatsbürgerschaft ansuchen. Lea Maestro aus Sarajevo ist die Erste, die sie bekommen wird. Wie töricht sind die spanischen Könige, dass sie ihre besten Bürger ausweisen und ihren ärgsten Feinden überlassen, soll der osmanische Sultan Bayezid II. gesagt haben, als im Jahr 1492 durch das Ausweisungsedikt Alhambra die katholischen Könige Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragonien die Juden zur Konversion zum Christentum oder zur Emigration zwangen. Das Osmanische Reich nahm viele der etwa 130.000 Vertriebenen auf. Sephardische Gemeinden gab es seitdem auch auf dem Balkan, etwa in Sarajevo. Durch ein Gesetz können Nachkommen dieser Vertriebenen die spanische Staatsbürgerschaft beantragen. Die 30-jährige Lea Maestro aus Sarajevo hat dies getan: 524 Jahre nachdem ihre Vorfahren vertrieben worden waren. Im Februar wird sie Spanierin werden. Maestro trug in den vergangenen Jahren Dokumente zusammen, die beweisen konnten, dass ihr Nachname seit Jahrhunderten in Bosnien-Herzegowina zugegen war. Sie fand etwa Zeitungsausschnitte von einer jüdischen Hochzeitsfeier in Sarajevo, in denen der Name Maestro erwähnt wurde. Aus der Zwischenkriegszeit sind auch noch Ehestandsregister vorhanden. Insgesamt hat sie sieben Jahre gewartet, bis die spanischen Behörden ihr Ansuchen positiv beantworteten. Nun will sie nach Grenada gehen, um ein Masterstudium in Lebensmitteltechnologie zu machen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass alles gut wird, sagt sie. Ich habe zwar noch kein Stipendium und weiß nicht, wie ich leben kann, aber ich weiß, dass ich nach Spanien gehen soll. Als die sephardischen Juden vom Balkan in den 1970er-Jahren von König Juan Carlos nach Toledo eingeladen wurden, sollte auch Lea Maestros Großvater nach Spanien fliegen. Doch er weigerte sich, weil er aufgrund der Familienüberlieferung fest davon überzeugt war, dass seine Familie keineswegs aus Toledo, sondern aus Valencia stammte. Die Enkelin ging der Sache nach. Und tatsächlich: Das letzte Mal wurde der Name Maestro im Geburtsregister 1492 in Valencia erwähnt. Maestros Großvater hat das KZ Jasenovac nur knapp überlebt – und nie darüber gesprochen. Seine erste Frau war während des Ustascha-Regimes in dem KZ in Ðakovo im heutigen Kroatien inhaftiert. Auf dem Friedhof in Ðakovo wurden 600 Juden, die im Ustascha-Lager umkamen, begraben. 50 Jahre später rekonstruierte Lea Maestro aus Eigeninitiative die Gräber der Sepharden – viele von ihnen aus Sarajevo. Und sie sorgte dafür, dass neue Grabschilder angebracht wurden. Das Projekt ist auch in Israel in der Gedenkstätte Yad Vashem bekannt. Damals habe ich in Ðakovo ein Grabschild mit meinem Nachnamen gefunden , erzählt Maestro dem STANDARD. Ich habe meine Familie gefragt, ob sie etwas über ein Neugeborenes namens Sarika Maestro wüsste. Es habe sich herausgestellt, dass dies die Tochter ihres Großvaters und dessen erster Frau war, die im Lager gestorben war. Lea Maestro hatte ihre Tante gefunden, von der sie noch nichts gewusst hatte. Als ich den Namen dieses Kindes sah, fühlte ich mich mit ihr verbunden. Ich war glücklich und traurig gleichzeitig, erzählt sie. Maestros Großvater und Großmutter sprachen noch Ladino – die Sprache der spanischen Juden. Lea Maestro kann die Sprache zumindest verstehen, denn sie kann perfekt Spanisch. Sie verbrachte die Kriegsjahre ab 1992 in Malaga. Damals konnten sich die bosnischen Sepharden aussuchen, entweder nach Israel oder Spanien auszureisen. Die Familie Maestro lebte in einem Dorf in der Nähe von Malaga. Ich habe in sieben Tagen Spanisch gelernt, erzählt sie von ihrer Kindheit. Als ihre Eltern nach dem Ende des Bosnien-Kriegs 1996 nach Sarajevo zurückkehrten, wollte Lea, die damals elf Jahre alt war, in Spanien bleiben. Wenn ich jetzt die Staatsbürgerschaft bekomme, so ist das nur ein Beweis für mich, dass mein Gefühl richtig ist. Ich habe diese Verbindung zu Spanien, das ist meine Heimat, meint sie. Jetzt kommt der interessante Teil meiner Geschichte, die Umsetzung meines Wunsches.
1Panorama
Ein uraltes Rätsel ist gelöst: Forscher konnten die Notation eines verlorenen Musikstückes aus dem Mittelalter rekonstruieren. In zwanzigjähriger Arbeit konnte ein Musikstück der tausendjährigen akustischen Vergessenheit entrissen werden: Forscher der University of Cambridge rekonstruierten ein mittelalterliches Lied, das an De consolatione philosophiae (Über den Trost der Philosophie), das Hauptwerk des römischen Philosophen Boethius (480/485-524/526) angelehnt ist. Das weit verbreitete Werk zählte zu den meistkommentierten Texten des Mittelalters – und schlug sich auch musikalisch nieder. Zwar ist das Lied auch handschriftlich überliefert, allerdings in der Form früher Neumen, die zur ergänzenden Notation über Texten dienten. Die Entschlüsselung dieser Melodieformeln ist mitunter ausgesprochen schwierig. Neumes zeigen die melodische Richtung an, allerdings ohne alle Tonhöhen zu spezifizieren – und das ist ein großes Problem, sagte Sam Barrett, der an dem Projekt beteiligt war. Ein wiederentdecktes Manuskripts aus dem elften Jahrhundert entpuppte sich aber als musikalischer Stein von Rosette: Mithilfe der Aufzeichnungen konnten die Forscher in mühevoller Kleinarbeit fast 90 Prozent des Musikstücks rekonstruieren . Wie des Rätsels Lösung klingt, hören Sie hier: --> University of Cambridge: First performance in 1,000 years: ‘lost’ songs from the Middle Ages are brought back to life (red, 1.5.2016)
7Wissenschaft
Ex-Pilot verhandelt Vertrag für kommendes Jahr und danach aus – Gerüchte über Verhandlungen mit Ferrari steigern Preis. Monte Carlo – In der Formel-1-Saison 2016 stehen nicht weniger als 16 Rennen aus – trotzdem werden schon jetzt erste Weichen für das nächste Jahr gestellt. Eine zentrale Figur dabei ist der aktuelle WM-Führende Nico Rosberg, der zu einer Vertragsverlängerung bei Mercedes tendiert. Als Vermittler soll der Tiroler Gerhard Berger agieren. Dennoch wird spekuliert, wobei immer wieder ein Name auftaucht: Ferrari. Der Vertrag des Finnen Kimi Räikkönen endet bei der Scuderia ebenso wie jener von Rosberg bei Mercedes nach dieser Saison. Beide Seiten befänden sich in Gesprächen über einen möglichen Wechsel des Deutschen, hatte die seriöse Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera in der vergangenen Woche berichtet. In Italien wurde gemunkelt, bei Ferrari könnte man zur Ansicht neigen, dass der frühere Draufgänger Räikkönen mit bald 37 Jahren und als gereifter Familienvater nicht mehr den nötigen Biss habe, um gegen Jungspunde wie das Red-Bull-Duo Daniel Ricciardo und Max Verstappen bestehen zu können. Mit Sebastian Vettel ist bereits ein Landsmann Rosbergs bei Ferrari engagiert. Zwei Deutsche bei der Traditionsmarke – das gab es noch nie. Immerhin: Rosberg müsste nicht mal Italienisch lernen, er spricht die Sprache bereits fließend. Hilfe von Gerhard Berger Der polyglotte Pilot wird am 27. Juni 31 Jahre alt. In den vergangenen Jahren handelte er meist Verträge über drei Jahre aus. Seit der Saison 2010 fährt er nun schon für Mercedes, zuerst an der Seite von Rekordweltmeister Michael Schumacher, seit 2013 neben dem mittlerweile dreifachen Champions Lewis Hamilton. Praktisch bei jedem Rennen wird er nun auf seine Zukunft angesprochen. Und jedes Mal beteuert Rosberg, dass dies noch keine Rolle spiele. In Monaco klang das so: Der Vertrag ist jetzt nicht bei mir vorne in meinen Gedanken, überhaupt nicht. Er sei ganz entspannt, es sei jetzt auch nicht die Phase dafür. Grundsätzlich sei die Sache so, wie ich immer gesagt habe, dass ich happy bin und das Team mit mir. Ich werde mit Sicherheit noch einige Jahre hier fahren. Rosberg hat sich nun jedenfalls Unterstützung geholt. Nico hat mich letzte Woche gefragt, ob ich ihm helfen kann bei den Vertragsverhandlungen. Ganz einfach aus dem Grund, weil er sich voll auf die Weltmeisterschaft konzentrieren will, sagte der Ex-Rennfahrer Berger im ORF-Interview, wobei die Unterstützung kein Management im klassischen Sinn, sondern ein reiner Freundschaftsdienst sei. Gehaltsaufstockung Berger ist ein Weggefährte von Rosbergs Vater Keke und kennt auch Nico seit langen Jahren. De facto dürfte es bei dem neuen Vertrag, den der Österreicher mit Mercedes oder einem anderen Team aushandeln soll, vor allem um eine Gehaltsaufstockung gehen. Mit der Scuderia in Verbindung gebracht zu werden, kann Rosberg bei den Gesprächen mit Mercedes nicht schaden. Es steigert den Preis – exakt die gleiche Wirkung hätte der WM-Titel. Vor dem Klassiker der Formel 1 am Sonntag in seiner Wahlheimat, wo er die vergangenen drei Jahre gewann, führt er in der WM-Wertung vor Räikkönen, Hamilton, Vettel und Ricciardo. Dass sowohl Hamilton, der vor zwei Wochen auf Spekulationen um ein Sabbatical mit Belustigung reagiert hatte, als auch Rosberg 2017 in den Silberpfeilen sitzen – davon geht Daimlers Vorstandschef Dieter Zetsche fest aus. Aber selbstverständlich, hatte er auf eine entsprechende Frage in Barcelona beim TV-Sender RTL entgegnet. Grund zur Eile besteht für Zetsche mit Blick auf die laufende WM und Rosberg auch nicht. Sie sind beide unter Vertrag, insofern können wir das ganz relaxed sehen. Weitere Crashs der Mercedes-Duellanten wie in Spanien könnten aber dieser Entspanntheit womöglich ein Ende bereiten. (APA; 27.5.2016)
4Sport
Feste Vereinbarungen über die Steuerlast stehen in anderen EU-Staaten am Pranger, weil sie viel zu freundlich ausgefallen sind. Brüssel/Wien – Tax Rulings – rechtsverbindliche Auskünfte einer Finanzbehörde an ein Unternehmen über die Besteuerung bestimmter Transaktionen – haben in Europa derzeit einen schlechten Ruf. Die EU-Kommission hat begonnen, zahlreiche solche Vereinbarungen, die sich in besonders niedrigen Steuerrechnungen niedergeschlagen haben, zu untersuchen. In zwei Fällen – Fiat in Luxemburg und Starbucks in den Niederlanden – wurden die vorteilhaften Steuerabmachungen zur illegalen staatlichen Beihilfe erklärt und Nachzahlungen angeordnet. Weitere Entscheidungen dieser Art sollten bald folgen, heißt es in Brüssel. Bei einer Anhörung vor einem Sonderausschuss des EU-Parlaments zum Thema Steuervermeidung verteidigten am Montag Vertreter internationaler Konzerne ihre Steuergestaltung. Eine Facebook-Managerin sagte, es handle sich dabei eher um Steuerkonservativismus. Wenn Handlungsbedarf bestehe, dann bei den Regierungen und nicht bei den Großkonzernen. Österreich sitzt – anders als bis vor kurzem beim Thema Bankgeheimnis – bei allzu großzügigen Steuerdeals für Konzerne nicht auf der Anklagebank. Im Gegenteil: Die Finanz ist für ihr restriktives Vorgehen bei kreativen Steuergestaltungen bekannt. Unternehmen würden dies auch weitgehend akzeptieren, wenn sie im Gegenzug Rechtssicherheit erhielten, sagt Bernd Hofmann, Steuerexperte und Partner bei PwC in Wien. Bevor sie eine bestimmte Steuerkonstruktion umsetzen, gehen sie zum Finanzamt und bitten darum, dass es durch ein Ruling abgesegnet wird. Doch dazu sind laut Hofmann die Behörden immer weniger bereit. In Österreich gab es mit Rulings nie ein Problem, außer dass es zu wenige gibt und sie zu lange dauern, sagt Hofmann. Jetzt ist die Finanz noch zurückhaltender geworden. Unternehmen bekommen immer seltener eine klare Auskunft – und wenn, dann dauert sie immer länger. Er sieht als Ursache weniger das Vorgehen der EU-Kommission gegen Rulings anderer Länder als die wachsende internationale Debatte über die Eindämmung der Steuervermeidung, vor allem den OECD-Aktionsplan gegen Base Erosion and Profit Shifting (BEPS), den die G20-Staaten nun umsetzen wollen. Wenn die Regeln strikter werden, wollen Beamte kein Risiko eingehen. Man will keinesfalls einen Fehler machen und gibt daher überhaupt keine Auskunft, sagt Hofmann. Einen Anspruch auf Rulings haben Unternehmen nur bei drei Themen: Verrechnungspreisen, Gruppenbesteuerung und Umgründungen; zu allen anderen Anfragen – etwa zur Körperschaft- oder Umsatzsteuer – sind Rulings freiwillig. Aber laut Hofmann würden beide Seiten von solchen Auskünften profitieren. Ohne Ruling müssen die Unternehmen sich selbst entscheiden, wie sie die oft komplizierten Steuergesetze auslegen und ihre Interpretation dann notfalls in einer Betriebsprüfung – und allenfalls in einem Gerichtsverfahren – durchkämpfen. Doch davor schrecken Unternehmen zurück. Langwierige Betriebsprüfungen binden enorme Ressourcen in den Unternehmen und in der Finanzverwaltung, sagt Hofmann. Das nützt niemandem. Außerdem würden Ruling-Anfragen den Behörden helfen, sich frühzeitig über Steuerpläne der Konzerne zu informieren. Wenn mehrere Unternehmen mit den gleichen Ideen kommen, dann kann man darauf reagieren. Die Finanz verliert kein Geld, wenn sie mehr Rulings hergibt. Problematisch sei es auch, wenn ein Ruling etwa zu einer Umgründung ein Jahr auf sich warten lässt. So lange kann man nicht mit einer Transaktion warten; das ist dann so, als ob es überhaupt kein Ruling gebe, sagt Hofmann. Unternehmen würden deshalb zwar nicht abwandern, aber es gibt großes Unbehagen und Unverständnis für die Handhabungspraxis der Finanz. Abgesehen von dieser Entwicklung sieht Hofmann wenig Auswirkungen der BEPS-Reformen auf Österreich. Man wird kaum Gesetze ändern müssen, um den Vorschlägen gerecht zu werden. Die einst großzügige Gruppenbesteuerung sei bereits sukzessive verschärft worden.
3Wirtschaft
Vor 250 Jahren verstarb der Gemahl Maria Theresias unerwartet in Innsbruck. Bis heute beten für ihn täglich drei dafür eigens bezahlte Adelsfrauen in einem Stift des Landes Tirol. Innsbruck – So hatte Maria Theresia sich die Feierlichkeiten gewiss nicht vorgestellt. Vor genau 250 Jahren machte sie sich mit ihrem Gatten Franz Stephan von Lothringen, einigen Verwandten und ihrer Entourage auf den Weg von Wien nach Innsbruck. Einer der Söhne des kaiserlichen Paares, Erzherzog Leopold, sollte dort die spanische Prinzessin Maria Ludovica ehelichen. Ein mehrwöchiges Fest, für das Unsummen ausgegeben wurden, zahlreiche Gäste, der ganze Pomp – und dann die Tragödie. Es gibt mehrere Erzählungen, wie sich das Unglück genau abgespielt habe, was die Ursache war. Fest steht, Maria Theresias geliebter Gemahl ist während dieser Hochzeit verstorben. Nach einer Theateraufführung soll ihm übel geworden sein, er habe sich gerade noch in die kaiserliche Residenz, die Innsbrucker Hofburg, schleppen können, auf dem Bett eines Dienerzimmers brach er schließlich nieder und war tot. Dieses Kämmerchen ist heute eine Kapelle, derzeit einer der Ausstellungsräume einer umfassenden Schau, die sich nicht nur der Todesgeschichte des hier verstorbenen Kaisers widmet, sondern auch ganz allgemein dem Sterben, der Trauer und dem Umgang damit im Wandel der Zeit. Dazumal soll Maria Theresia leidenschaftlich gelitten haben. Sie ließ die noch mittelalterliche Innsbrucker Hofburg in eine prächtige barocke Gedächtnisstätte umbauen, eine Art Tiroler Taj Mahal für ihren verstorbenen Geliebten. Und sie gründete ein an die Hofburg angeschlossenes Damenstift, in dem adelige Frauen täglich für den Kaiser beten sollten – so geschieht es bis heute. Früher mussten die Stiftsdamen bis in die 16. Generation Adel vorweisen können. Erste Stiftungsäbtissin wurde Maria Theresias Tochter Elisabeth, genannt kropferte Liesl, die aufgrund von Vernarbungen nach einer Pockenerkrankung als unvermittelbar galt. Nach Auflösung der Monarchie fiel das Stift dem Land Tirol zu. Heute gibt es noch drei Stiftsdamen, von denen zwei das Stift bewohnen, eine lebt inzwischen im Altersheim. Die Frauen haben Zimmer in dem Gebäude und bekommen eine Apanage für ihren täglichen Gedenkdienst – kontrolliert wird dieser allerdings nicht. Stiftungskurator ist immer der aktuelle Landeshauptmann, der auch über etwaige Nachbesetzungen entscheidet. Auf Nachfrage im Büro von Günther Platter werden die Voraussetzungen für die Ernennung erläutert: Die Damen müssen adeliger Herkunft, alleinstehend und katholisch sein, sie dürfen kein Vermögen besitzen, sollen einen einwandfreien Leumund nachweisen und sich mit den Werten des Theresianischen Damenstiftes zu Innsbruck vollinhaltlich identifizieren. Am sogenannten Schmerzensfreitag, eine Woche vor Karfreitag, findet in der Hofkapelle immer eine Messe statt. Bis vor wenigen Jahren sei dort die Kaiserhymne gesungen worden, erzählen Dabeigewesene. Landeshauptmann Platter habe das dann abgeschafft. Sein Sprecher betont jedenfalls: Die Stiftung erhalte sich selbst, durch die Zahlungen an die drei Stiftsdamen werde das Landesbudget nicht belastet. Am Ende der aktuellen Ausstellung in der Innsbrucker Hofburg, die noch bis Mitte Jänner zu besichtigen ist, hängt ein Gemälde, auf dem 13 identische Totenköpfe zu sehen sind. Sie wurden im Kreis angeordnet, jeder ist beschriftet: arm, reich, Mann, Weib, Bauer, Bürger , Kanzler und Kaiser steht da etwa über den Schädeln. Im unteren Bilddrittel findet sich ein Schriftzug: Wer sieht da den Unterschied – im Totenreich sind alle gleich. In Tirol hingegen wird des Kaisers bis heute ganz besonders gedacht.
1Panorama
Trunken machen in der Ausstellung "Farbenrausch. Meisterwerke des deutschen Expressionismus" weniger die Gemälde als die kuratorischen und gestalterischen Extras, auf die man besser verzichtet hätte. Wien – Dass sein Ego ausgeprägt war, davon war auszugehen. Ich kann nicht verstandesmäßig arbeiten, ich bin zu sehr Farbenmensch, schrieb Ernst Ludwig Kirchner. Und weiter: Seltsam, die Hoffnung der kleinen Seele, dass das Genie kommen möge und die ängstliche Theorie zum Wege tragen möchte. Wisst ihr ja nicht, dass das Genie keine Theorie braucht. Dass Kirchners große Genieseele sich so raumgreifend entfaltete, dass die Künstlergruppe Brücke 1913, acht Jahre nach ihrer Gründung, zerbrach, schien bisher nie so ausdrücklich formuliert worden zu sein. Kirchner muss sich, so vermittelt es sich derzeit in einer Expressionistenschau im Leopold-Museum, bis zum Unerträglichen als spiritus movens der Gruppe aufgeplustert haben. Bis zum Zerwürfnis steigerte sich im Brücke-Zirkel, womöglich auch durch eitles Gegockel untereinander angestachelt, allerdings die Expression, brachte außerordentliche Feste der Farbe und entfesselter Gesten hervor – freilich vorrangig auf der Leinwand. Aber wer weiß? Leidenschaftlich diskutiert wurde sicherlich auch bei den Zusammenkünften von Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel, Max Pechstein, Otto Mueller und Emil Nolde. Obgleich Kirchners Gemälde Künstlergruppe (Unterhaltung der Künstler) von 1913 doch eher das Bild eines im Sessel zurückgelehnten Bohemiens zeichnet, dem zwei Damen regelrecht an den Lippen hängen. Der Zeitgeist war auf Krawall gebürstet, es galt gegen das Etablierte, Akademische zu rebellieren; der Impressionismus war zu sehr auf die Optik bedacht, der Jugendstil in die schöne Linie verliebt, es verlangte den Lebenshungrigen nach mehr Emotion, nach unmittelbarem und unverfälschtem Ausdruck. Das, was die Brücke in ihrem Manifest beschwor, soll aber angestoßen worden sein von einer Vincent-van-Gogh-Ausstellung 1905 in der Galerie Arnold in Dresden. Der im Titel beschworene Rausch der Farbe, von dem Elisabeth Leopold so wortgewaltig schwelgt – Kolorit, das alles schlägt, Farbe, die sie zum Leuchten und Klingen bringen -, vermittelt sich in der Schau allerdings anfänglich nur zögerlich: Ochsenblutrote Segel und simpsonsgelbe Menschen in lehmbraunen Anzügen des Brücke-Künstlers Kirchner sind im Vergleich zu Farborgien in Bildern des Blauen Reiters eher lau. Wie ein tiefblaues Samtband zieht sich ein Gebirgszug, der eine zitronengelbe Sonne schluckt, durch eine Landschaft Gabriele Münters. Und Alexej von Jawlenskys Barbarenfürstin leuchtet – trotz dunkler, von Kajal umrandeter Augen – so hell wie eine Christbaumkugel. Später aber zieht mit Emil Nolde ein Sturm herauf: Er lässt die Dramatik mit schwarzvioletten Wolken aufziehen, malt das, was Munch als die Bilder hinter den Augen bezeichnete. Trotzdem, so richtig scheint man im Leopold Museum der Rauschwirkung der Farbe nicht zu vertrauen. Warum? Der White Cube war wohl zu fade, und so hat man die acht Räume zum Traum eines Malermeisters aufgemöbelt: von Grasgrün über Lavendelblau und Flieder sowie Ocker, Maisgelb, Royalblau und Minzkaugummigrün bis Kirschrot. Bei aller Begeisterung für Farbe – in einem Museum sollte sie doch eher jener im Geviert des Rahmens gelten und nicht der Wandfarbenpalette im Heimwerkermarkt. Obendrein bremst dieser echte Fauxpas die Wirkkraft der Bilder. Aber dem nicht genug: Die Ouvertüre bestreitet man mit einer Art multimedialem Kaleidoskop. Virgil Widrich projiziert die aus den Gemälden der Schau gewonnenen Farbstrukturen auf konzentrische Ringe: Besucherhypnose im Liegen. Statt den Rausch der Farbe beschwört die Staatsgalerie Stuttgart bald die Poesie der Farbe und scheint dabei ein klareres Konzept für eine Expressionistenschau zu verfolgen: Blau steht für die Künstler des Blauen Reiters, Rot vereint Bilder von Beckmann, Dix und Grosz. Gelb ist für heitere, ironische, ins Groteske gehende Aspekte reserviert. In Wien hält man es eher mit der Konfusion: So mischen sich zwischen die überwiegend vor und während des Ersten Weltkriegs entstandenen Werke späte Arbeiten der Künstler aus den 1930er-Jahren – unter anderem von Einzelgänger Christian Rohlfs, dem man tatsächlich lieber – und zu Recht – eine kleine Personale gewidmet hätte. Die Krux der Schau, die der Titel geschickt verbirgt: Es ist die Präsentation einer einzigen Sammlung – und zwar jener von Karl Ernst Osthaus, einem Mäzen jener Zeit.
8Kultur
Beim Wahlkampfstart der FPÖ in Kapfenberg präsentierten Strache und Hofer das neue Feindbild: Alexander Van der Bellen. Kapfenberg – Es gibt keine Zufälle. Koloman Wallisch war eine – heute würde man sagen – Kultfigur. Ein steirischer Arbeiterführer, der hier in der Obersteiermark, in Leoben, standrechtlich hingerichtet wurde. Bertolt Brecht widmete ihm eine Kantate. Und ausgerechnet auf diesem nach Wallisch benannten Platz in Kapfenberg rief FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache am Samstag seine Partei zum Wahlkampfauftakt für den blauen Kandidaten Norbert Hofer zusammen. Eine wohl bewusste Inszenierung mitten im Herz der steirischen Arbeiterregion. Hier hat die FPÖ bei den Landtagswahlen kräftig abgesahnt, die Blauen sind massiv in die roten Hochburgen eingedrungen, hier in der Steiermark wird diese Präsidentschaftswahl wesentlich mitentschieden. Für die PR-Abteilung der FPÖ also ein naheliegender Schauplatz für die Inszenierung der Partei und ihres Kandidaten als Bewegung für den kleinen Mann. Und Hofer greift gleich in die Vollen. SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer wird schnell und kalt abgefertigt. Ihm, dem ehemaligen Sozialminister fehle es an jeglicher sozialpolitischer Kompetenz, er habe es zugelassen, dass die Kleinen, die Pensionisten immer weniger bekommen, dass das Arbeitslosenheer immer stärker angewachsen sei. Das Publikum, das auch busweise aus Wien antransportiert wurde, dankt ihm die rhetorische Anteilnahme mit aufgeregtem Schwingen der verteilten rot-weiß-roten Fähnchen. Wir brauchen so einen Bundespräsidenten nicht, setzt Hofer nach. In diesem Moment braust im Hintergrund laute Musik der Gegendemonstranten auf. Sie haben sich in einer Seitengasse postiert und mitgebrachte Lautsprecher bis zum Anschlag aufgedreht. Sie sollen nur Lärm machen, schimpft Hofer, das nütze ihm nur. Vollkoffer, diese linken Demonstranten, grummelt die Fähnchen schwingende ältere Dame links der Bühne. Solche Asozialen, die kriegen sicher gezahlt, die Linken, klärt sie ihre Nachbarin auf. Wenns wenigstens den Gabalier spielen würden, mischt sich ein Nebenstehender ein. Nach Angaben der Veranstalter der Gegendemo (SJ) blieb es nicht nur bei Schimpfereien. In einem Gerangel mit jungen FP-Sympathisanten soll es auch zu Beschädigungen der Tonanlage gekommen sein. Bei TV-Auftritten oder im persönlichen Gespräch, bei Plaudereien an der Basis, gibt sich Hofer stets als umgänglicher, smarter, überlegter Zeitgenosse. Auf der Bühne wandelt er sich zum scharfzüngigen Demagogen. Nach einigen Aufwärmrunden mit dem FPÖ-Leibthema Flüchtlinge und Ausländer und Warnungen vor einer Invasion von Muslimen richtet Hofer seine Attacken speziell auf Alexander Van der Bellen, der in allen Umfragen deutlich vorne liegt. Hofer reibt sich an Van der Bellens Ansage, er würde einen FPÖ-Kanzler nicht angeloben. Hofer schnauzt: Wir brauchen keine grüne Diktatur, keinen grünen Austrofaschismus. Jubel im Publikum. Und rasch ist Hofer noch einmal bei den Flüchtlingen: Wir brauchen eine echten Grenzzaun, jetzt können die die Invasoren ja um den Zaun herumgehen. Obwohl Hofer eigentlich Hauptdarsteller des Wahlkampfauftaktes sein sollte, bleibt er letztlich doch wieder nur die Einbegleitung für seinen Parteichef – der wie üblich mit mords Trara auf die Bühne geholt wird. Strache hebt die symbolische Bedeutung des Auftaktes hier im obersteirischen Kapfenberg hervor. Kapfenberg habe die Kraft der FPÖ gezeigt. Auf 25 Prozent habe die FPÖ zugelegt. Strache hofft auf ein politisches Erdbeben, das von hier ausgehen könnte. Sollte Hofer Bundespräsident werden, wovon er ausgehe, wird diese Regierung nicht mehr weitermachen können, glaubt der FPÖ-Chef. Wie Hofer vor ihm zielt auch Straches Polemik besonders auf Van der Bellen. Dieser sei ja nicht nur der Ziehvater des linkslinken Peter Pilz, sondern missbrauche jetzt sogar den Begriff Heimat. Wenn wir von Heimat gesprochen haben, wurden wir beschimpft, jetzt verwendet er den Ausdruck selbst auf seinen Plakaten, beklagt Strache, um seine Stimme in einen höheren Frequenzbereich zu heben: Die Grünen halten die Bevölkerung wohl für blöd. Van der Bellen sei ein Marxist und Anarchist, ein Antidemokrat, wenn er einen FPÖ-Kanzler nicht angeloben wolle. Aber die FPÖ würde in so einem Fall im Parlament ein Absetzungsverfahren gegen den Bundespräsidenten einleiten. Denn seine Partei habe ohnehin Chancen auf eine absolute Mehrheit im Parlament. Österreich braucht keine totalitäre linkslinke Ideologie, sondern einen Schutzherrn für unser geliebtes Vaterland, hebt Strache den blauen Kandidaten Hofer auf den Schild. Dann kommt auch er nochmal und unvermeidlich zur Flüchtlingsfrage zurück. Was Strache und Hofer ziemlich fuchst ist der Schwenk der Regierung in der Flüchtlingsfrage. Beide klagen fast ein wenig weinerlich: Wir haben es schon immer gesagt und jetzt vor den Wahlen kratzen ÖVP und SPÖ die Kurve (Strache). Aber die Wähler würden dem eh nicht auf den Leim gehen, hoffen beide. Und um sicher zu gehen, haut der FPÖ-Chef noch Mal ordentlich auf den Putz, um zu unterstreichen, wer hier im Land die echte rechte Partei ist: Es muss ein richtiger Zaun her, die ganzen Grenzen gehören total geschlossen, Null-Zuwanderung. Frenetischer Jubel, Fahnen werden enthusiastisch geschwenkt, Bundeshymne.
5Inland
Platz 23 unter den bisher 38 Volksbegehren der Zweiten Republik. Wien – 261.159 Österreicher wollen eine Volksabstimmung über den Abschied aus der EU. Sie haben das von Inge Rauscher initiierte EU-Austritts-Volksbgehren unterzeichnet. Mit einer Unterstützung durch 4,12 Prozent der Stimmberechtigten rangiert es auf Rang 23 der nunmehr 38 Volksbegehren – und muss, weil die 100.000er-Hürde genommen ist, vom Nationalrat behandelt werden. In Zeiten der Wirtschafts- und Griechenland-Krise erreichten die von der mittlerweile pensionierten Übersetzerin Rauscher (Initiative Heimat und Umwelt) angeführten EU-Gegner heuer deutlich mehr Zuspruch als im Jahr 2000: Damals wurde ihr Volksbegehren für eine neue EU-Abstimmung von 3,35 Prozent bzw. 193.901 Stimmberechtigten unterschrieben. Die zentrale Forderung heuer war: Der Nationalrat möge den Austritt der Republik Österreich aus der Europäischen Union mit Bundesverfassungsgesetz, welches einer Volksabstimmung zu unterziehen ist, beschließen. Die Initiatoren Rauscher, Helmut Schramm und Franz-Joseph Plank freuten sich in einer Aussendung über ein großartiges Ergebnis, sei es doch ein reines Bürgervolksbegehren gewesen ohne jegliche Unterstützung durch eine Partei, große Sponsoren oder Medien. Sie sehen ihr Ziel, eine Volksabstimmung, einen großen Schritt näher gerückt. Den stärksten Zuspruch fand das Volksbegehren in Niederösterreich (5,18 Prozent), in Kärnten waren es fast fünf Prozent (4,85). Auffallend gering war die Zustimmung in Vorarlberg mit nur 1,67 Prozent. Österreichweit stimmberechtigt waren laut dem vom Innenministerium veröffentlichten vorläufigen Ergebnis die 6,335.304 Österreicher, die spätestens heute, am letzten Eintragungstag, 16 Jahre alt wurden. Den bisher stärksten Zuspruch der acht Begehren zu Europathemen fand das gegen den EU-Beitritt gerichtete Für Erhaltung der Neutralität im Jahr 1996. Das Begehren der Bürgerinitiative Nein zur EU wurde damals von 358.156 bzw. 6,21 Prozent der Stimmberechtigten unterschrieben, das bedeutet Rang 16. Nicht sehr viel mehr Zuspruch als die jetzige – parteifreie – Initiative fanden die von der FPÖ initiierten Volksbegehren zu EU-Themen. Jenes für eine Volksabstimmung über den Euro landete 1997 mit 4,43 Prozent auf Rang 20. Rang 22 gab es mit 4,28 Prozent für das FPÖ-Begehren Österreich bleib frei, das sich 2006 gegen die EU-Verfassung und einen EU-Beitritt der Türkei richtete. Inge Rauschers erstes Anti-EU-Volksbegehren aus 2000 liegt mit 3,35 Prozent jetzt auf Platz 26. Platz eins unter den 38 Begehren nimmt bis heute das 1982 von der ÖVP initiierte gegen den Bau des Wiener Konferenzzentrums ein. Fast 1,4 Millionen oder 25,74 Prozent unterstützten es, gebaut wurde das Konferenzzentrum trotzdem. Auch die Fristenlösung gilt bis heute, obwohl deren Gegner 1975 fast 900.000 Österreicher (17,93 Prozent) mobilisieren konnten – und damit auf Rang drei kamen. Mehr Wirkung zeigte die zweiterfolgreichste Initiative, das 1997 von 1,2 Millionen (21,23 Prozent) unterschriebene Anti-Gentechnik-Volksbegehren. An der 100.000er-Hürde für die Behandlung im Nationalrat gescheitert sind bisher vier Volksbegehren – darunter die letzten im Jahr 2013. Das von Altpolitikern wie Erhard Busek (ÖVP) und Johannes Voggenhuber (Grüne) initiierte Demokratie jetzt-Begehren wurde von nur 69.740 (1,10 Prozent), das unter anderen vom jetzigen Neos-Abgeordneten Niko Alm mitgetragene Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien von 56.673 (0,89 Prozent) unterzeichnet – das neue Schlusslicht. Drittschwächstes Begehren war Pro Motorrad im Jahr 1995 mit 1,31 Prozent.
5Inland
Die ISS-Wohneinheit Beam blies sich nur um ein paar Zentimeter auf, der nächste Versuch soll am Freitag erfolgen. Miami/Washington – Die Installation eines experimentellen aufblasbaren Wohnmoduls an der Internationalen Raumstation (ISS) ist vorerst fehlgeschlagen. Das Modul mit dem Namen Bigelow Expandable Activity Module (Beam), das seit April an der Raumstation angekoppelt ist, sollte sich am Donnerstag aufblasen, doch das gelang nur teilweise, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit. Der Versuch wurde nach mehreren Stunden abgebrochen, der nächste soll aber womöglich schon am Freitag folgen. Beam wurde von dem Privatunternehmen Bigelow Aerospace im Auftrag der Nasa zu einem Preis von 18 Millionen Dollar (rund 16 Millionen Euro) entwickelt und wird nun erstmals im All getestet. Nach dem ursprünglichen Zeitplan, der nun zu wackeln scheint, sollten erstmals am kommenden Donnerstag Astronauten in das annähernd kugelförmige Modul hineinschweben. Während des nun erfolgten Tests blies sich das in zusammengefaltetem Zustand 2,1 mal 2,4 Meter große Modul nach Angaben der Nasa jedoch gerade einmal um ein paar Zentimeter auf. Pressluft sollte Beam eigentlich zu einer vier Meter langen und 3,23 Meter breiten Einheit aufpumpen und innen rund 16 Kubikmeter Platz schaffen. Ist das Modul vollständig aufgeblasen, verfestigt sich die 30 Zentimeter dicke Wand und schützt die Besatzung vor den harschen Weltraumbedingungen – das zumindest hofft die Nasa. Ob die Wohneinheit hält, was sich die Techniker bei Bigelow Aerospace von ihr versprechen, und die Astronauten ausreichend gegen die hochintensive Strahlung, die extremen Temperaturschwankungen und kosmische Geschoße wie Weltraummüll und Meteoriten schützen kann, sollen Tests in den kommenden Monaten zeigen. Im Inneren von Beam sind zahlreiche Sensoren installiert, die unter anderem die Strahlung messen. Können die ISS-Astronauten die aktuellen Probleme nicht lösen, ist das Experiment gescheitert, bevor es richtig begonnen hat. Sollten sich Beam und etwaige Nachfolger jedoch als praktikabel erweisen, könnten aufblasbare Module nach Plänen der Nasa in künftigen Jahrzehnten als Wohnräume für Astronauten auf dem Mond oder dem Mars dienen. Ihr großer Vorteil besteht darin, dass sie beim Transport nur wenig Platz brauchen.
7Wissenschaft
Die Rückkehr der Brennenden Legion soll Spieler vor neue Herausforderungen auf den Verheerten Inseln stellen. Das nächste World of Warcraft-Add-on Legion erscheint am 30. August 2016 und bringt erneut zahlreiche Neuerungen und zusätzliche Inhalte für Spieler sowie eine neue Maximalerfahrungsstufe von 110 mit sich. Neben der Einführung von levelbaren Artefaktwaffen und der neuen Klasse Dämonenjäger steht vor allem das PvP-System in Blizzards Fokus. Die Brennende Legion ist zurück und bereitet eine Invasion vor. Um dies zu verhindern, reisen die Spieler in Legion auf die Verheerten Inseln, wo sie neben glitschigen Naga und wilden Bestien wohl auf zahlreiche Dämonen in verseuchten Gebieten treffen werden. Diese skalieren erstmals im Spiel mit dem Level des Spielers, wodurch man jede Zone zu jeder Zeit erkunden können soll und die traditionellen linearen, levelabhängigen Strukturen aufgehoben werden. Zur Bekämpfung von Guldan und Co. können Helden auf klassenabhängige Artefakte als Waffen zurückgreifen, die sich nicht nur immer weiter steigern lassen, sondern auch mit individuellen Fähigkeiten, Designs oder Geräuschen versehen werden können. Paladinen steht dabei etwa erstmals der bereits seit Classic-Zeiten heiß erwartete Aschenbringer zur Verfügung. Laut Lead-Designer Luis Garraga spielte man kurzzeitig mit dem Gedanken, das gesamte Level-Konzept mit dem neuen Addon umzugestalten. Während man hier nun doch lieber auf skalierbare Gebiete setzt, konzentrieren sich die Entwickler auf die Überarbeitung eines anderen Systems: des PvP-Systems. Ab dem Addon sollen Spieler durch Ehrenpunkte ihr PvP-Level erhöhen können und dadurch Zugang zu immer besseren Belohnungen erhalten. Bis auf Stufe 50 kann man sich hier kämpfen und dabei Artefaktkräfte, spezielle PvP-Talente oder Reittiere freischalten. Auf den Schlachtfeldern selbst sollen Attribute von Rüstungen und Waffen durch vorgefertigte Werte für jede Klasse und Spezialisierung ersetzt werden, damit jeder die gleichen Chancen hat und man die Balance zwischen den Klassen durch einfache Erhöhungen oder Senkungen der Werte reibungslos korrigieren kann. Neben einem verbesserten Transmogrifikationssystem zählen klassenspezifische Ordenshallen zu den neuen Features der Erweiterung. Die neue Klasse des Dämonenjägers bestechen als Schüler Illidan Sturmgrimms mit ihrer Geistersicht und unvergleichlicher Mobilität, zum Beispiel in Form von Doppelsprüngen. Vorbestellern von Legion (44,99 Euro) steht diese neue Tank- und Schadensklasse für Nacht- und Blutelfen bereits vorab zur Verfügung, wobei der genaue Zeitpunkt dafür noch nicht bekannt ist. Dafür gibt es beim Kauf einen Sofort-Boost eines Charakters auf Level 100. Käufer der Digital Deluxe Edition (59,99 Euro) erhalten ein Teufelspirscher-Reittier, ein Haustier und Extras für andere Blizzard-Spiele, etwa Flügel und Dämonenjägerhelm für Diablo III.
0Web
Premiere von "Der Kongress tanzt" an der Wiener Volksoper in der Regie von Robert Meyer. Wien – Genesis einer Operettenuraufführung anno 2016: Es war einmal der charmante Film Der Kongress tanzt von Erik Charell aus dem Jahr 1931. Hierfür steuerte der ehemalige Ufa-Generalmusikdirektor Werner Richard Heymann zweieinhalb Nummern bei, die im Ohr blieben: so etwa Das gibts nur einmal und, unter Zuhilfenahme eines Josef-Strauß-Walzers, Das muss ein Stück vom Himmel sein. Wie nun aus diesem wenigen an Gesang eine Operette machen? Erst einmal wurde Christian Kolonovits beauftragt, aus der Tonspur des Films die Orchesterstimmen zu rekonstruieren – was ihm hervorragend gelang. Als zu Beginn der Orchestergraben hochfuhr und die in weiße Sakkos gekleideten Musiker ein Heymann-Medley spielten, glaubte man sich in den 1930ern. Da zweieinhalb Nummern für eine Operette aber eher karg sind, wurden 14 weitere Lieder Heymanns implantiert, was sich als mal mehr (Es führt kein andrer Weg zur Seligkeit) und mal weniger (Hoppla, jetzt komm ich) bereichernd herausstellte und oft etwas aufgepfropft wirkte (etwa Metternichs Heut gefall ich mir). Trotz der zusätzlichen Musiknummern erinnerte die Unternehmung im ersten Akt mehr an Sprechtheater mit Gesangsunterbrechungen (Bühnenfassung: Michael Quast und Rainer Dachselt). Als Regisseur wurde von Volksoperndirektor Robert Meyer Robert Meyer engagiert, der die Darstellung des Fürsten Metternich wiederum Robert Meyer anvertraute. Eva-Maria Schwenkel baute Regisseur Meyer ein Bühnenbild, das auf der Drehbühne nach dem Wetterhäuschenprinzip aparte Requisiten vorführte, Gertrude Rindler-Schantl schneiderte für die europäischen Diplomaten und Potentaten fantasie- und farbenprächtige Kostüme. So durfte etwa Franz Suhrada den schmucken polnischen Gesandten darstellen; trotz der drohenden Teilung seines Landes blieb Suhrada physisch unversehrt. Marco Di Sapia gab einen vorteilhaft an Matthew McConaughey erinnernden Talleyrand, Ildiko Babos war eine verführerische Comtesse. Bühnenpräsenz demonstrierte Regula Rosin als Fürstin, Fritz von Friedls Bürgermeister von Wien evozierte Parallelen zum gegenwärtigen Amtsinhaber. Die im Film von Paul Hörbiger in engen Hosen ausgefüllte Rolle des Heurigensängers übernahm Agnes Palmisano und interpretierte sie mit Rock, Charme und charakteristischem Timbre. Thomas Sigwald war als Bibikoff ein knallchargierender Adjutant des Zaren, Michael Havlicek ein lieber, etwas knödelig singender Geheimsekretär Pepi. Grundsätzlich erwies sich die Kombination von verstärkten Opernstimmen und Big-Band-Sound als suboptimal. Boris Eder trug als Zar Alexander eine Comicfigurfrisur und spielte sein eigenes Double, den Uralsky, slapstickhaft. Die schöne Handschuhverkäuferin Christel, um die sich hier alles Amouröse dreht, gab Anita Götz – man wusste nur nicht recht, warum. Wahrscheinlich, um durch ihren ruppigen Roseanne-Barr-Charme einen Gegensatz zum elfenhaften Wesen der Film-Christel von Lilian Harvey zu schaffen. Begeisterung. Ob der 1961 verstorbene Heymann himmlische Freuden erlebte, blieb ungeklärt.
8Kultur
Die Rollenspiel-Fortsetzung ist der großen Serie würdig – mit Zugeständnissen an den Massengeschmack. War ... War never changes: Bereits zum sechsten Mal eröffnet sich mit diesen Worten eine postapokalyptische Science-Fiction-Welt, die wirklichen Kultcharakter hat. Nach den ersten beiden Teilen der Serie in den Jahren 1997 und 1998 sowie dem Spin-off Fallout Tactics war es aber der große Relaunch mit Fallout 3 im Jahr 2008, der das Motto der Serie Lügen strafte: Es war sogar eine radikale Veränderung, die vom klassisch isometrischen Rollenspiel hin zum First-Person-Abenteuer führte. Diesmal stimmt der Wahlspruch aber großteils wieder: Vor bahnbrechenden Veränderungen, so viel vorab, braucht sich mit dem soeben erschienenen Fallout 4 kein Fan zu fürchten. Die Hauptrolle in der Serie spielt eine Zukunftsvision, die durchaus als einzigartig bezeichnet werden darf: Seit Anbeginn ist es die Retro-Ästhetik der Science-Fiction der 1950er-Jahre, die den Stil der Fallout-Spiele prägt. Das reicht von den absurd optimistischen Cartoon-Figuren über die Musik bis hin zu Outfits und Layout von Waffen, Robotern und Technik. Die goldenen US-Wirtschaftswunderjahre des beginnenden Kalten Krieges führten in dieser Welt zuerst zu einer retrofuturistischen goldenen nuklearen Ära, danach aber zu einem globalen Nuklearkrieg, nach dem sich die letzten Überlebenden in einem zerstörten Ödland voller Mutanten, Banditen und mutierter Monster häuslich eingerichtet haben. Als Insasse eines atomsicheren Bunkers treten Spielerinnen und Spieler wie in den meisten der Vorgänger mit Spielbeginn Jahre nach der atomaren Verwüstung aus der relativen Sicherheit dieser Vaults in eine gefährliche Welt, in der nur der charakteristische schwarze Humor der Reihe für Auflockerung sorgt. Fallout 4 variiert die Erfolgsformel und zeigt erstmals die Welt vor der Bombe – wenn auch nur kurz. Denn wenn direkt nach der gewohnt detaillierten Charaktererstellung die Atompilze aufsteigen, schließt sich der schwere Deckel des Atombunkers und wenn er sich nach langer, langer Zeit wieder lüftet, ist die heile Welt Geschichte. Das riesige verstrahlte Ödland rund um die Ruinen von Boston ist voller Gefahren und bietet einen riesigen Spielplatz für Freunde des Open-World-Genres. Hersteller Bethesda spricht von insgesamt 400 Stunden Spielinhalt inklusive aller optionalen Nebenbeschäftigungen – um die Haupthandlung bis zum Ende zu verfolgen, ist aber nur ein Bruchteil davon nötig. Am Erfolgsrezept aller Bethesda-Rollenspiele, von der Elder Scrolls-Reihe mit ihrem letzten Ableger Skyrim bis hin zu den direkten Fallout-Vorgängern, wurde nicht gerüttelt: Wieder bewegen sich Spielerinnen und Spieler völlig frei durch die riesige Spielewelt, entdecken Siedlungen und Ruinen, nehmen von deren Bewohnern Aufträge unterschiedlichster Art an, kämpfen gegen eine Vielzahl an menschlichen und monströsen Gegnern und hegen und pflegen ihren Charakter sowohl was Ausrüstung als auch was Eigenschaften und Werte betrifft. Beim Charaktersystem wurde einiges vereinfacht und eingeebnet, doch einer Spezialisierung via umgebautem Perk-System steht nichts im Weg: Ob man zum Beispiel als stupider Muskelprotz auf Nahkampf, als zerbrechlicher Intelligenzbolzen dank Science-Schwerpunkt auf Technologie oder als charismatischer Schattenkrieger auf Überreden und Hinterhalt setzt, bleibt Spielerinnen und Spielern überlassen. Im Unterschied zu Skyrim gibt es im Kampf, der unausweichlich ist, die Wahl zwischen zwei Spielmechaniken: Wer keine Lust auf Echtzeit-Feuergefechte hat, kann auf Tastendruck das V.A.T.S.-System aktivieren, in dem die Zeit extrem verlangsamt wird und das Zielen und die Gegnerauswahl taktischer angegangen werden. Eine charakterspezifische Anzahl von Action-Points bestimmt die Handlungsmöglichkeiten und die Dauer dieses Modus, in dem auch kritische Treffer gezielt geplant werden können – nicht nur eine Spielerleichterung, sondern vor allem im Kampf gegen härtere Gegner eine unerlässliche Unterstützung. Eine größere Neuerung von Fallout 4 ist die Möglichkeit, Siedlungen und Camps an bestimmten Stellen in der radioaktiven Wüste zu errichten, auszubauen und zu verteidigen. Nach der Säuberung geeigneter Orte können Spielerinnen und Spieler diese durch den Bau von Mauern, Ackerflächen, Infrastruktur und frei gestaltbaren Bauten zu kleinen Städten und Festungen ausbauen, die nach und nach von Ödland-Bewohnern bevölkert werden. An diesen Siedlungen lassen sich nicht nur Werkstätten für das – ebenfalls vereinfachte – Crafting einrichten, sondern es siedeln sich mit wachsender Größe auch Händler an, die zum Teil einzigartige Gegenstände feilbieten. Voraussetzung dafür ist allerdings nicht nur die sporadische Verteidigung dieser Basen gegen angreifende Gegner, sondern auch das Sammeln der notwendigen Ressourcen, die nur zum Teil direkt vor Ort auffindbar sind. Wer seine Siedlungen ausbauen will, kommt um zwanghaftes Einsammeln so gut wie aller im Spiel auffindbaren Gegenstände nicht herum: Mit dem Durchsuchen auch der kleinsten Hütte nach zu Rohstoffen umwandelbarem Krempel – vom Silberlöffel über den Ofenhandschuh bis hin zum alten Benzinkanister – wandeln sich die Ausflüge ins Ödland von aufregenden Expeditionen zu mühsamen Sammelaktionen, nach denen es schwerbepackt zurück in das auszubauende Heim geht. In Verbindung mit dem teilweise aus der Ichperspektive umständlich zu bedienenden Bau-Interface macht das den (zum Glück!) optionalen Siedlungsbau zum Langzeitbeschäftigungsangebot mit einem Hauch von Grinding – der Massenerfolg von Sandbox-MMOs à la Ark oder Rust hat hier deutlichen Einfluss genommen. Die wahre Stärke auch von Fallout 4 liegt aber ohnedies woanders. Zum einen in seiner Atmosphäre: Das oft von gleißendem Sonnenlicht bestrahlte zerstörte Amerika kann zwar nicht mit so viel Abwechslung aufwarten wie die bunte Fantasy-Welt von Skyrim, weiß aber dennoch durch Stimmung und eindrückliche (Ruinen-)Landschaften zu begeistern. So bleiben paradoxerweise oft jene Momente am besten in Erinnerung, in denen ganz ohne Missionsziel das pure Erforschen und Entdecken im Mittelpunkt steht. Grafisch setzt Fallout 4 hier im Vergleich mit Eye Candy wie etwa The Witcher 3 zwar keine neuen Rekorde, doch vor allem die neuen Licht- und Wettereffekte wissen zu gefallen. Eine weitere Stärke ist auch dieses Mal wieder die Handlung, die allerdings nur recht schwerfällig in Gang kommt: Weil zu Beginn vor allem die erwähnte Siedlungsbaumechanik prominent vorgestellt wird, nehmen sowohl die Haupthandlung als auch die Bethesda-typischen liebevoll gestalteten Nebenmissionen bei den meisten Spielern wohl erst nach einigen Stunden richtig Fahrt auf. Dann aber glänzt das Spiel wie gewohnt mit originellen Charakteren, netten, in sich abgeschlossenen Tableaus oder schlicht Zufallsbegegnungen, die sich ganz außerhalb der rasant anwachsenden Missionsliste ergeben. Mit aus der Reihe bekannten Fraktionen wie etwa der martialischen Stählernen Bruderschaft, Supermutanten und dem geheimnisvollen Institut bevölkert eine recht abwechslungsreiche Schar an potenziellen Gegnern und Verbündeten die Spielewelt. Unter dem Bestreben, möglichst allen Spielern, also auch jenen, die es nicht bis zum Ende schaffen, schon am Anfang viel vom Spiel zu zeigen, leidet der Spannungsbogen allerdings dann doch merklich. Dass mitten im zähen Start etwa schon ganz früh die mächtige Power Armor als Ausrüstung zur Verfügung steht, erweitert zwar den Handlungsradius auch weniger erfahrener Spieler, lässt aber die Freude an der in den vorhergehenden Teilen erst spät erreichbaren Rüstung schwinden. Hier zieht – wie auch an anderen Stellen – Handlungs- und auch Rollenspielentfaltung zugunsten der größeren Zugänglichkeit den Kürzeren. Schade ist auch, dass sich schwerwiegende moralische Entscheidungen erst recht spät im Spiel stellen, und auch, dass das Dialogsystem deutlich vereinfacht wurde – eine Entscheidung, die vielen Fans vor allem der klassischen Vorgänger Bauchschmerzen bereiten wird. Überhaupt scheint Bethesda bei der Suche nach der Balance zwischen Fanservice und Zugänglichkeit für neue Spieler eher an Letztere gedacht zu haben: Dafür sprechen sowohl die erwähnten Vereinfachungen in Charakter- und Dialogsystem als auch das Vollstopfen mit Elementen jenes Genremixes aus Open World, Sandbox und MMO-Systemen, wie sie dem Massengeschmack am ehesten entgegenkommen. Und in der schieren Überzahl an zum Teil originellen, zum Teil aber auch höchst generischen Missionen zeigt sich die Maxime, dass Quantität an Spielinhalten im Zweifelsfall vorgeht. Fallout 4 ist trotz aller Detailkritik ein würdiger Eintrag in die Kultserie geworden, der sowohl Fans als auch Einsteiger wieder in seinen Bann ziehen kann. Es meistert den Spagat zwischen Fanservice und Zugänglichkeit vor allem dadurch, dass es für beide Gruppen viel bietet: für die alten Fans ein auf Hochglanz poliertes Best-of der Qualitäten der direkten Vorgänger, für neue Spielerinnen und Spieler ein zugängliches Spielerlebnis mit maximalem Beschäftigungsangebot und eingeebneten Hürden. Dass bei derartigen Kompromissen auch von Langzeitfans liebgewonnene Eigenheiten nivelliert werden, ist zwar bedauerlich, doch nach kurzer Trauerphase dürften sich auch alte Spielerinnen und Spieler wieder ganz im Ödland zu Hause fühlen. Fallout 4 ist also durchaus in weiten Teilen das Spiel, das sich sowohl Fans als auch Einsteiger erhoffen. Eines allerdings darf man sich für die Zukunft schon wünschen: dass dies das letzte Bethesda-Spiel nach demselben, zwar bewährten, aber inzwischen auch bejahrten Patentrezept ist. Sowohl Engine als auch Interface und manche Spielmechanik erwecken bei strengerer Betrachtung nämlich doch auch den Eindruck, hier kein neues Spiel, sondern ein aufgehübschtes Remake mit neuer Handlung und einem obendrauf gepackten Anteil an Innovationen vor sich zu haben, die zuallererst möglichst großen Massenappeal haben sollen. War never changes? Diesmal reicht das noch. Spätestens der nächste Elder Scrolls-Teil sollte aber deutlich mehr inhaltliche und mechanische Neuerungen bieten, um nicht in schöner Stagnation zu enden. (Rainer Sigl, 9.11.2015) Fallout 4 erscheint am 10. November für Windows, PS4 und Xbox One. UVP: ab 59 Euro.
0Web
Trenkwalder-Chef: "Das ist wie bei der Rettungsgasse – wir fahren zur Seite, und andere nutzen das, um über die mittlere Spur zu brausen". Wien – In Österreich sind 136.000 Beschäftigte aus dem Ausland entsendet, 90.000 davon aus Osteuropa. Während eine inländische Zeitarbeitsfirma Lohnkosten von 30 Euro aufwärts je Stunde habe, seien dies bei Entsendeten aufgrund geringerer Lohnnebenkosten nur 14 Euro, rechnet Klaus Lercher, Geschäftsführer von Trenkwalder Österreich, vor. Dies würde insbesondere niedrig qualifizierte Arbeitskräfte in Österreich am Arbeitsmarkt massiv Konkurrenz machen. Anspielend auf die 475.931 Personen auf Jobsuche (Stand Februar) meinte Trenkwalder im Gespräch mit der APA: Wir haben knapp 500.000 auf der Ersatzbank sitzen, die aufs Spielfeld wollen. Das ist wie bei der Rettungsgasse – wir fahren zur Seite, und andere nutzen das, um über die mittlere Spur zu brausen. Außerdem seien die 136.000 nur ein Teil derer, die zum Arbeiten nach Österreich kommen. Einerseits gebe es eine erhebliche Dunkelziffer, andererseits würden Ein-Personen-Unternehmen nicht unter die EU-Entsenderichtlinie fallen. Lercher fürchtet, dass eine bevorstehende EU-Einigung zur Entsenderichtlinie nicht so weit geht, wie sie von Österreichs Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) gefordert wird. Trete seine Befürchtung ein, sei es notwendig, dass auch nationale Maßnahmen gesetzt werden. Unter anderem müssten die rund 300 zentralen Kollektivverträge entrümpelt werden. Diese seien nur mehr für Juristen verständlich und würden mit ihrem engen Korsett die Wirtschaft behindern. Im November finden wieder die jährlichen Kollektivvertragsverhandlungen der Branche statt, dann solle dies auf den Tisch gebracht werden. Um die Beschäftigung der Generation 50+ besser am Arbeitsmarkt zu integrieren, müsse es mehr Förderungen geben und der Kündigungsschutz gelockert werden. Bei den Jungen hingegen gebe es einen Facharbeitermangel, weil die Lehre ein schlechtes Image habe – was völlig ungerechtfertigt sei. Lercher erinnerte daran, dass so mancher Akademiker vom Einkommen eines Facharbeiters nur träumen könne. Um die Flüchtlinge in den Arbeitsprozess zu bekommen, seien Deutschkenntnisse zentral. Des Weiteren müsse es Kompetenzchecks geben, um die Menschen zielgerichtet ausbilden zu können. Für schlecht ausgebildete Arbeitnehmer und Arbeitslose werde sich durch den Zuzug der Wettbewerb am Arbeitsmarkt jedenfalls verschärfen, erwartet der Trenkwalder-Chef. Für die Ausbildung sei jedenfalls Geld vorhanden, konkret 30 Millionen im Sozial- und Weiterbildungsfonds (SWF), der im Sozialministerium angesiedelt ist. Nur würde dieses Geld brach liegen. Auch hier hofft Lercher auf die Hilfe von Stöger. Dem AMS streute Lercher, der auch Präsident des Verbands der Zeitarbeitskräfte ist, Rosen. Hier habe sich in den vergangenen Jahren sehr viel Positives getan. Lercher erinnert daran, dass die Zeitarbeitsbranche zu den Top-Abnehmern des AMS zählt, sein Unternehmen mit 6.000 Mitarbeitern sei überhaupt die Nummer 1. 75.000 Personen arbeiten für die rund 1.000 Zeitarbeitsfirmen, wobei auf die Top-20 die Hälfte aller Beschäftigen entfallen. 50 Prozent der Zeitarbeiter seien vorher arbeitslos, 52 Prozent der Zeitarbeitsnehmer würden in ein fixes Beschäftigungsverhältnis übernommen.
3Wirtschaft
Ersten 24 Stunden verliefen äußerst lukrativ für den Hersteller. Ubisofts neuer Rollenspiel-Shooter The Division hat sich in den ersten 24 Stunden besser verkauft, als jedes andere Spiel des Herstellers zuvor. Dies gab der französische Konzern in einer Aussendung bekannt. Damit scheint sowohl das Konzept hinter der Seuchenbekämpfung in Manhattan als auch die aufwendige Marketingkampagne aufgegangen zu sein. Es hat aber offenbar nicht ausgereicht, um zumindest in diesem kurzen Zeitraum den großen Genrerivalen Destiny von Activision zu übertrumpfen. Der Sci-Fi-Shooter konnte 2014 den größten Marktstart einer neuen Videospielmarke in der Geschichte hinlegen. Der Start von The Division dürfte aus Spielersicht in Summe zufriedenstellend verlaufen sein. Zwar gab es Berichte über vorübergehende Serverausfälle und längere Wartezeiten bei der Anmeldung, der große Online-Exodus blieb vorerst aber aus. Ein Day-one-Patch und eine zwischenzeitliche Serverwartung scheinen die gröbsten Probleme abgefangen zu haben. Witzige bis frustrierende Bugs bleiben den Spielern aber auch so nicht erspart. So meldeten User gleich zu Beginn, dass Spielfortschritte allein dadurch behindert würden, dass andere Online-Spieler die Zugänge zur Basisstation in der Tutorialmission im virtuellen Brooklyn blockieren. Wie sich der Anfang spielt, sehen Sie im eingebetteten Video.
0Web
Finanzielle Auswirkungen – etwa beim Entwurf zur Steuerreform – nicht ausreichend dargestellt. Wien – Der Rechnungshof rügt die Regierung für ihre Gesetzes- und Verordnungsentwürfe: Nur in rund 61 Prozent der Fälle seien die finanziellen Auswirkungen heuer in ausreichendem Umfang dargestellt worden, merkt der RH in seinem am Montag veröffentlichten Tätigkeitsbericht an. Zu den Sündern zählt demnach auch ausgerechnet das Finanzministerium. Der Anteil der Entwürfe mit ausreichend plausiblen finanziellen Angaben hat sich gegenüber dem Vorjahr (65 Prozent) leicht verschlechtert. Einige Ministerien stechen in der Rechnungshof-Tabelle hinsichtlich der 202 Entwürfe für Verordnungen und Gesetze (bis Ende November 2015) besonders hervor, darunter das Finanzressort: Bei zwölf Gesetzesentwürfen aus diesem Bereich stellte der RH zu 58 Prozent unzureichende Angaben und zu 17 Prozent keine Angaben fest. Als Beispiel nennt die Prüfbehörde den Entwurf zur Steuerreform, die im neuen Jahr in Kraft tritt – da seien die finanziellen Auswirkungen von mehreren Maßnahmen weder angesprochen noch beziffert worden. Mit den sechs Gesetzesentwürfen des Bundeskanzleramts zeigte sich der RH noch unzufriedener, fand er doch 83 Prozent unzureichende Angaben. Auch das Landwirtschafts- und Umweltressort erfüllte die Kalkulationspflicht bei sieben Gesetzesentwürfen nur zu knapp 43 Prozent, das Justizministerium bei neun Entwürfen zu 44 Prozent. Im Bildungs- und Frauenministerium gelang es mit fünf Gesetzesentwürfen sogar, dass 100 Prozent der Angaben unzureichend waren. Das Außenministerium legte lediglich einen Entwurf vor und kam aufgrund der Mängel darin ebenfalls auf die 100 Prozent. Der Rechnungshof erinnerte die Regierungsparteien außerdem daran, dass im Regelfall eine Begutachtungsfrist von mindestens sechs Wochen zur Verfügung stehen soll. Diese Sechswochenfrist sei heuer aber bei 37 versendeten Entwürfen unterschritten worden, und das teilweise – mit einer Frist von weniger als zehn Arbeitstagen – erheblich. (APA, 28.12.2015)
3Wirtschaft
Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel besucht Istanbul – Kritische Töne aus Türkei zu Meldung über Abkommen. Ankara/Wien – Zwei Wochen vor den Parlamentswahlen in der Türkei haben die Staats- und Regierungschefs der EU dem autoritär regierenden Präsidenten Tayyip Erdoğan und seiner konservativ-islamischen Partei AKP zu einem politischen Erfolg verholfen. Erdoğan und sein Premier Ahmet Davutoğlu dürften die von der EU versprochene schnellere Aufhebung der Visapflicht für Türken ebenso wie das dreimal höhere Angebot für eine Geldhilfe nun zu einem Trumpf im Wahlkampf machen. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel reist zudem am Sonntag zu einem Treffen mit Erdoğan und Davutoğlu in die Türkei, was angesichts der kurzen verbleibenden Zeit bis zu den Wahlen im Land ungewöhnlich ist. Die Kanzlerin vermeidet allerdings einen Empfang im neuen Präsidentenpalast in Ankara, der in der türkischen Öffentlichkeit als Symbol von Prunksucht und Verschwendung von Steuermitteln gilt. Merkel wird anders als zu Wochenbeginn gemeldet nun nach Istanbul fliegen. Türkische Kommentatoren wie Murat Yetkin von der liberalen Tageszeitung Radikal machen sich gleichwohl wenig Illusionen über die Beweggründe, die zu den großzügigen Angeboten der EU an die Türkei führten. Merkels plötzliche Liebe zu Erdoğan sei natürlich in der Flüchtlingskrise begründet, stellte Yetkin fest. Erdoğan und das konservativ-religiöse Lager, das bei den vorgezogenen Wahlen am 1. November die Mehrheit für die Alleinregierung zurückerobern will, kosteten ihren diplomatischen Erfolg aus und ließen die Europäer nach dem Gipfel in Brüssel am Donnerstag zappeln. So widersprach der Sprecher der AKP, Ömer Çelik, EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn: Nichts sei bisher mit der EU in der Flüchtlingsfrage vereinbart, die Gespräche dauerten an. Außenminister Feridun Sinirlioğlu nannte nun auch die angebotenen drei Milliarden Euro für die Flüchtlingshilfe zu niedrig und unannehmbar. Erdoğan wiederum machte sich in einer Rede in Istanbul lustig über Merkel und die Europäer. Da sage jemand Wir nehmen 30.000 bis 40.000 Flüchtlinge auf und werde sofort zum Kandidaten für den Friedensnobelpreis erklärt, sagte Erdoğan ironisch über die deutsche Kanzlerin. Die Türkei dagegen habe 2,2 Millionen Syrer und 300.000 Iraker aufgenommen. Kritik kam von den Grünen im EU-Parlament. Es sei falsch, dass die EU zu der politischen Eskalation in der Türkei schweige, ließ Fraktionschefin Rebecca Harms erklären.
2International
Start in New York – High-Speed-Internet, ohne je die Verbindung zu verlieren als Ziel. Erst vor kurzem hat Google seine Sidewalks Labs der Öffentlichkeit präsentiert, eine Initiative, die das Leben in Städten verbessern soll. Nun nimmt deren erste Initiative Konturen an: Google will flächendeckendes Gratis-WLAN in Städten durchsetzen. Als Testfeld soll dabei New York dienen, wo mit LinkNYC bereits ein ähnlicher Plan am gedeihen ist. Die Sidewalk Labs schnappen sich nun mit der Control Group und Titan zwei der zentralen Unternehmen hinter LinkNYC. Dies mit dem Ziel das Projekt noch größer anzulegen als es bisher geplant war. Beide werden in einem weiteren Sub-Unternehmen – Intersectio – zusammengefasst. Die Vision ist Städte in vollständig verbundene Ort zu verwandeln, wo man eine Straße hinuntergehen kann ohne jemals Zugang zu kostenlosem High-Speed-WLAN zu verlieren, umreißt Dan Doctoroff, Chef der Sidewalk Labs die Pläne. Um dies zu ermöglichen, soll bestehende öffentliche Infrastruktur genutzt werden, von alten Telefonzellen bis zu Bushaltestellen, um dort Access Points anzubringen. Damit startet Google ein weiteres Projekt, um die Verfügbarkeit des Internets zu erhöhen. Mit Google Fiber und Project Fi ist das Unternehmen mittlerweile selbst Netzwerkanbieter in den USA. Über Drohnen und Ballons will man zudem abgelegene Gegenden der Welt mit Internet versorgen. Die Unternehmenslogik dahinter ist immer die gleiche: Je mehr Leute Internet haben und je besser die Anbindung ist, desto mehr werden auch Google-Services genutzt. Doctoroff will dabei nicht ausschließen, dass man mit Intersect auf weitere Google-Ressourcen zurückgreifen wird, also etwa die Internetversorgung selbst vom Mutterunternehmen bezieht. Zumindest in New York werde man sich aber zunächst einmal andere Partner suchen, so der frühere stellvertretende Bürgermeister der Metropole.
0Web
Who the Huck is Finn?. Wien – Im Rahmen einer breit angelegten Out of Home-Kampagne, inszenieren die Macher des Lifestylegetränks Huck Finn-Mindrefresher, ihren Drink via einer 28x14 Meter großen Megaboard-Graffiti-Aktion an der Wiener Votivkirche. Danke an Rebel73, Royal TS und Emilone. Es war mir eine Ehre, dass ihr für mich gemalt habt. Und danke an alle Wiener, die dabei waren. Hier ist ein Making Of von der Aktion. #mindrefresher #graffiti #ilovevienna #rebel73 #royalts #emilone #huckfinn #whothehuckisfinn #votivkirche #wien. Die Graffiti-Artists Rebel73, RoyalTS und emilone arbeiteten über Tage an der Gestaltung. Das fertige Werk zeigt eine von Mark Twains Romanhelden Huck Finn inspirierten Traumwelt, in schwarzer Farbe auf weißem Hintergrund, die sich rund um das Produkt rankt. Das Motto des Mindrefresher´s – ein Traum von einem Leben, frei von Zwängen und Vorurteilen – findet sich weiters als Slogans auf City Lights und 24-Bogen Plakaten in ganz Wien wieder: Leben jeden Tag, als ob…, Bereue nichts, was… oder Verbote sind dazu da, um…. Das Megaboard der Wiener Votivkirche ist vom 15.7.2015 bis zum 15.8.2015 ausgestellt. (red, 28.7.2015) Auftraggeber: Huck Finn Deutschland GmbHFotocredit: Huck Finn Deutschland GmbH / GewistaVideocredit: Huck Finn Deutschland GmbH
6Etat
Die Gewerkschaft Verdi rief zu einem neuen Streik am Montag auf, etwa 300 Angestellte sollten teilnehmen. Bad Hersfeld – Die deutsche Gewerkschaft Verdi hat am Montag zu einem Tagesstreik beim Versandhändler Amazon in Bad Hersfeld aufgerufen. Der Ausstand habe mit der Frühschicht begonnen und solle bis zum Ende der Spätschicht dauern, teilte die Gewerkschaft mit. Weitere Standorte in Deutschland seien am Montag nicht betroffen, sagte eine Gewerkschaftssprecherin in Bad Hersfeld, wo der Versandhandelsriese zwei Warenlager betreibt. In der Früh nahmen nach Verdi-Angaben 300 Angestellte am Ausstand teil. Mit Blick auf das beginnende Weihnachtsgeschäft sagte Gewerkschaftssekretärin Mechthild Middeke: Amazon verlangt viel, aber gibt zu wenig. Die Beschäftigten wollen eine bessere Bezahlung, aber auch Respekt und Anerkennung durch einen Tarifvertrag. Verdi kritisiert, dass das Unternehmen keine Tarifverträge anwende und sich durch niedrigere Löhne Kostenvorteile verschaffe. Die Gewerkschaft fordert die Anerkennung des Tarifvertrags für den Einzel- und Versandhandel Hessen. Amazon lehnt Verhandlungen darüber ab. Deswegen kommt es seit dem Frühsommer 2013 immer wieder zu Streiks. Das Unternehmen sieht sich als Logistiker und verweist auf eine Bezahlung am oberen Ende des Branchenüblichen.
3Wirtschaft
Er war einer der schillerndsten Intellektuellen der 1968er-Bewegung. Venedig – In seinem letzten Stück, Die moralische Nacht, beschäftigte sich Gaston Salvatore mit dem existenziellsten Thema menschlichen Seins: dem Sterben. Ich suche, sagte er bei einem Besuch in seinem venezianischen Palazzo mit Blick auf den Canale della Giudecca, die Basis für eine ökonomische Ethik. Die kann man nur bei Sterbenden finden, denn im Sterben sind wir alle gleich. Daraus kann eine Ethik entstehen – eine der Sterbenden. Aufgeführt wurde das Werk nicht. Dass er von Intendanten und Regisseuren weitgehend vergessen wurde, kränkte den Neffen des 1973 ermordeten chilenischen Staatspräsidenten Salvador Allende zutiefst. Immerhin wurden seine Stücke früher auf den wichtigsten Bühnen gezeigt, etwa in Bochum oder im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Und die Uraufführung seines von Hans Werner Henze vertonten Gedichtzyklus Der langwierige Weg in die Wohnung der Natascha Ungeheuer in Rom wurde europaweit im Radio übertragen. Auch in Wien wurden seine (gesellschafts)politisch und zeithistorisch relevanten Dramen gespielt. Stalin, uraufgeführt 1987 am Berliner Schillertheater, inszenierte noch im selben Jahr George Tabori mit Angelica Domröse und Hilmar Thate im Theater Der Kreis. Zu einem Eklat kam es allerdings 2008 anlässlich der Uraufführung seines Charles-Darwin-Stückes Feuerland im Kasino am Schwarzenbergplatz. Regisseurin Tina Lanik hatte eine eigene, empfindlich gekürzte Bühnenfassung erstellt. Salvatore distanzierte sich empört von der Aufführung. Ans Burgtheater kam er später dennoch des Öfteren: als streitbarer Intellektueller nahm er an zahlreichen Podiumsdiskussionen teil. Geboren 1941 in Chile, dem Pass nach Italiener: Der Sohn eines italienischen Aristokraten und einer wohlhabenden chilenischen Mutter war Großbürger, Revolutionär, linker Querdenker, ein eleganter Pendler zwischen Welten und Kontinenten, Sprachen und Kulturen. Sein literarisches Werk verfasste Gaston Salvatore, ermuntert von seinem Freund Hans Magnus Enzensberger, auf Deutsch. Nach seinem Jusstudium in Chile landete Salvatore dank eines Postgraduate-Stipendiums mitten in der Berliner Studentenbewegung. 1969 wurde er gemeinsam mit Rudi Dutschke wegen schweren Landfriedensbruches zu neun Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Salvatore flüchtete nach Italien. Erst als 1972 mit der Uraufführung seines Stückes Büchners Tod der Neubau des Darmstädter Staatstheaters eröffnet wurde, amnestierte ihn der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann. Gaston Salvatore erlag, wie erst jetzt bekannt wurde, am vergangenen Freitag einem Krebsleiden.
8Kultur
Nach dem Zweisatzsieg gegen den Bulgaren Dimitrow kommt es zum Duell mit dem US-Amerikaner Querrey. Acapulco – Der sensationelle Lauf von Dominic Thiem bei seiner Überseereise ist auch am Donnerstag weitergegangen. Der 22-jährige Niederösterreicher erreichte nach dem Titel in Buenos Aires und dem Halbfinale in Rio de Janeiro (beides auf Sand) nun auch beim ATP-500-Hartplatzevent in Acapulco das Semifinale. Er bezwang den Bulgaren Grigor Dimitrow nach 1:36 Stunden mit 7:5, 6:2. Thiem trifft nun am Freitag (Samstag, nicht vor 5 Uhr MEZ, live ORF Sport+) erstmals auf den US-Amerikaner Sam Querrey, der am Sonntag den Titel in Delray Beach gewonnen hat. Querrey stoppte seinen erst 18-jährigen, aber rasant nach oben kletternden Landsmann Taylor Fritz gerade noch mit 2:6, 6:4, 6:4. Auch für Thiem verläuft das Jahr weiter wie im Bilderbuch. Er steht nach Brisbane, Buenos Aires und Rio schon zum vierten Mal in der noch jungen Saison im Halbfinale eines ATP-Turniers – und schon zum zweiten Mal in Folge bei einem Event der ATP-500-Kategorie. Der Schützling von Günter Bresnik verbessert damit sein gerade erst errungenes, bestes ATP-Ranking neuerlich und wird ab Montag neue Nummer 14 der Welt sein. Selbst ein möglicher erster Hartplatz-Tour-Titel würde daran übrigens vorerst nichts ändern. Das war echt solide heute, postete Thiem auf Facebook. Ich konnte mich gut von der gestrigen Partie erholen und somit frisch in das Match starten. Für Thiem war der erste Satz gegen den wegen seines dem großen Roger Federer sehr ähnlichen Spielstils auch Mini-Federer genannten Dimitrow die Basis zum Aufstieg. Der erste Satz war extrem eng. Den zu gewinnen, war der Schlüssel zum heutigen Sieg. Ich bin sehr zufrieden und glücklich über den Einzug ins Halbfinale, schrieb Thiem. Die ATP bezeichnete Thiem und Dimitrow übrigens auf ihrer Website als zwei der größten Zukunftshoffnungen der Tour, beide Spieler zeichnet ja unter eine einhändige Rückhand wie aus dem Lehrbuch aus. Das Match verlief aber nur im ersten Satz ausgeglichen. Nach Break und Rebreak gelang es Thiem bei 5:5, dem Weltranglisten-26. erneut den Aufschlag abzunehmen. Nach 62 Minuten servierte er zur 1:0-Satzführung aus. Im zweiten Durchgang gelang Thiem gleich wieder ein Break und da ließ Dimitrow seinem schon zuvor aufgestauten Frust freien Lauf. Der Bulgare zertrümmerte vor den Augen seiner Freundin, der Sängerin Nicole Scherzinger, sein Racket und wurde dafür freilich auch verwarnt. Thiem ließ diesmal kein Rebreak mehr zu, sondern schaffte ein zweites zum 5:2. Danach servierte der Lichtenwörther zum 6:2 zu null aus. Es ist toll, weil ich gestern wirklich müde war, meinte Thiem noch beim Interview auf dem Court. Ich bin von mir selbst überrascht, wie gut ich mich erholt habe. Ich war heute wieder bei 100 Prozent gegen einen sehr starken Gegner, freute sich der Niederösterreicher. Das ästhetische Spiel seines zwei Jahre älteren Kontrahenten, das dem seinen ja sehr ähnelt, gefällt Thiem. Ich spiele gern gegen ihn. Ich hoffe, dass wir beide in ein paar Jahren gemeinsam an der absoluten Spitze stehen. Nach dem ersten Aufeinandertreffen mit Dimitrow trifft Thiem nun ebenfalls zum ersten Mal auf Sam Querrey, der im Ranking aktuell auf Platz 43 liegt. Allerdings mit wieder steigender Tendenz. Denn der 1,98-Meter-Hüne kam mit dem Selbstvertrauen seines achten Titels nach Acapulco. So weit so gut, ich bin im Semifinale und spiele gut, aber Thiem spielt sehr gut, weiß auch Querrey über einen der derzeit heißesten Spieler auf der Tour. Thiem hat nun bereits wieder brutto 75.000 Dollar Preisgeld und 180 Punkte verdient. Qualifiziert er sich für sein insgesamt sechstes Finale, dann holt er mit 300 Zählern so viele Punkte wie nie zuvor bei einem einzelnen Event. Das Preisgeld würde sich verdoppeln. Für den Titel gibt es 500 Zähler und einen Siegerscheck in Höhe von 320.000 Dollar. Seinen Platz in den Top 15 hat Thiem abgesichert, für die Top Ten fehlen ihm aktuell noch 605 Punkte. Gewinnt er sein erstes Hartplatz-Turnier, dann reduziert er den Rückstand auf den Weltranglisten-Zehnten Richard Gasquet auf knapp unter 300 Zähler. Im zweiten Halbfinale messen sich übrigens Australiens Jungstar Bernard Tomic und der Ukrainer Alexander Dolgopolow. Nach dem Aus der Nummer eins bis drei des Turniers, David Ferrer, Kei Nishikori und Marin Cilic ist Thiem der am höchsten gesetzte Spieler, der noch im Bewerb steht.
4Sport
"Inter_View" erscheint am 9. Jänner einmalig. Wien – Die Tageszeitung Kurier bringt am 9. Jänner ein einmaliges Interview-Magazin auf den Markt. Titel: Inter_View. 28 Persönlichkeiten – von Fernsehen bis Kunst, von Musik bis zur Kulinarik – geben darin Einblicke in ihr Leben und ihre Arbeit. Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter verspricht Gespräche, die einen tieferen Einblick in die Persönlichkeit der Gesprächspartner geben, sowie hochwertige Porträtfotos. Das neue Magazin kostet im Zeitschriftenhandel 7,50 Euro, hat 104 Seiten im Format C4 und erscheint in einer Auflage von rund 20.000 Exemplaren in Österreich und Deutschland. Darüber hinaus ist Inter_View auch in diversen Online-Kiosken erhältlich. Die redaktionelle Leitung für das Printprodukt lag bei Kurier-Medienredakteur Christoph Silber.
6Etat
Klug lobt Assistenzeinsatz und gesteht Engpässe bei der Sanitätsversorgung ein. Wien – Geheimdiensttätigkeit steht nicht in allzu hohem Ansehen, und deren Ergebnisse sind selten Thema von offiziellen Pressekonferenzen. Umso bemerkenswerter ist das Lob, das Verteidigungsminister Gerald Klug am Montag dem Heeresnachrichtenamt (HNA) ausgesprochen hat: Dieser Auslandsnachrichtendienst hat nicht nur den Ansturm von Flüchtlingen korrekt vorausgesagt (und zwar zu einer Zeit, als die Politiker und auch viele Offiziere noch nicht darüber reden wollten); das HNA hat darüber hinaus in den vergangenen Monaten auch verlässliche Daten geliefert, wie viele Flüchtlinge wann auf welcher Route Österreich erreichen würden. Überhaupt ist Klugs Bilanz über die ersten 100 Tage des Assistenzeinsatzes eine sehr positive: 1.000 Feldbetten und 50 Großraumzelte haben die Soldaten aufgestellt, 886.000 Kilometer wurden in 9.000 Stunden Fahrt zurückgelegt, davon rund 600.000 Kilometer in den 26 Bussen des Heeres, die 170.000 Flüchtlinge transportiert haben. 528.120 Tagesportionen Essen hat das Militär ausgegeben. Klug bestreitet, dass es ein Ausrüstungsproblem gäbe – und auch die Kapazitätsgrenzen seien (auch ohne Aufbieten der Miliz) noch lange nicht erreicht. Allerdings: Es ist kein Geheimnis, dass uns die Flüchtlingsfrage künftig in noch höherem Ausmaß beschäftigen wird. Auf Nachfrage räumt der Minister allerdings ein, dass es bei der Sanität jene Engpässe gibt, die das Streitkräftekommando in einem vom STANDARD vor zwei Wochen publikgemachten Protestschreiben festgehalten hat. Klug verweist darauf, dass die Einsparungen im Sanitätswesen aufgrund der Empfehlungen des Rechnungshofs erfolgt sind und bekennt: Wir müssen zur Stunde zur Kenntnis nehmen, dass wir beim medizinischen Personal Aufwuchsbedarf haben. Wir müssen die Maßnahmen adaptieren, um ein attraktiver Arbeitgeber zu werden. Und was, wenn alles nichts fruchtet, wenn es mit der Verteilung und Unterbringung der Flüchtlinge gar nicht mehr klappen sollte? Klug will ein solches Szenario nicht an die Wand malen, erklärt aber: In allerletzter Konsequenz wird das Österreichische Bundesheer die österreichische Staatsgrenze sichern. Darauf kann sich die Bevölkerung verlassen und sie hat ein Recht darauf. Lieber aber hat der Minister ein anderes Ziel vor Augen: Wir werden die Fluchtursachen aus der Welt schaffen müssen.
1Panorama
Nicolas Cage inszeniert Vergewaltigungs-Thriller, US-Teen-Star Zendaya spielt in "Spider-Man" mit. Hollywood – Amanda Seyfried (30, Ted 2) hat den Zuschlag für die weibliche Hauptrolle in dem Sci-Fi-Thriller Anon an der Seite von Clive Owen (51, Children of Men) bekommen. Variety zufolge sollen die Dreharbeiten unter der Regie von Andrew Niccol (51, Seelen, Die Truman Show) in diesem Sommer anlaufen. Seyfried und Niccol drehten zuvor den Endzeit-Thriller In Time – Deine Zeit läuft ab (2011). Owen spielt in Anon einen Ermittler in einer Welt, in der es keine Privatsphäre gibt und jeder Mensch total überwachbar ist. Doch dann begegnet er einer mysteriösen Frau (Seyfried), die ohne digitalen Fingerabdruck für die Behörden unsichtbar ist. Nicolas Cage (52, Joe – Die Rache ist sein) will zum zweiten Mal Regie führen. Dem Kinoportal Deadline.com zufolge wird der Schauspieler den Vergewaltigungs-Thriller Vengeance: A Love Story inszenieren, in dem er auch die Hauptrolle eines Polizisten spielt. 2002 hatte Cage mit Sonny sein Regiedebüt gegeben. Die Geschichte basiert auf der Erzählung Rape: A Love Story der US-Schriftstellerin Joyce Carol Oates. Es geht um eine alleinerziehende Mutter, die vor den Augen ihrer 12-jährigen Tochter Opfer einer brutalen Bandenvergewaltigung wird. Der Fall geht vor Gericht, doch dort wird ihre Glaubwürdigkeit attackiert. Über die Besetzung der weiblichen Rollen wurde noch nichts bekannt. Die Dreharbeiten sollen im April beginnen. Die amerikanische Sängerin, Tänzerin und TV-Schauspielerin Zendaya (19, K.C. Undercover, Shake It Up – Tanzen ist alles) soll in dem nächsten Spider-Man-Film mitspielen. Über ihre Rolle sei aber noch nichts bekannt, berichtet Variety. In der geplanten Neuauflage der Superheldengeschichte wird der britische Schauspieler Tom Holland (19, The Impossible) den zu Spider-Man mutierten Peter Parker als Highschool-Schüler darstellen, der trotz seiner Superheldenkräfte mit Problemen in der Schule zu kämpfen hat. Marisa Tomei (51, The Big Short) ist in der Rolle als Peter Parkers Tante May an Bord. US-Regisseur Jon Watts (34, Clown) soll im Sommer mit den Dreharbeiten für einen Kinostart im Juli 2017 beginnen. Die Besetzung für den geplanten HorrorfilmThe Mummy (Die Mumie) wächst weiter an. Wie das US-Branchenblatt Hollywood Reporter berichtet, verhandelt die Engländerin Annabelle Wallis (31, X-Men: Erste Entscheidung, Annabelle) um eine Rolle an der Seite von Tom Cruise (53, Mission: Impossible 5). Wallis soll eine Wissenschaftlerin spielen, Cruise angeblich einen Soldaten. Sofia Boutella (33, Kingsman: The Secret Service) steht bereits für die Mumien-Rolle fest. Alex Kurtzman (Zeit zu leben) führt Regie nach einem Skript von Jon Spaihts (Prometheus). Die Neuauflage von Die Mumie soll in der Gegenwart spielen und im Juni 2017 in die Kinos kommen. In der alten Mumien-Reihe spielte Brendan Fraser den Abenteurer Alex OConnell, der den Weg von Schreckens-Mumien durchkreuzt. Das Superhelden-Team in Justice League bekommt Zuwachs: Oscar-Preisträger J.K. Simmons (61, Whiplash, Spider-Man) wird die Rolle des Polizisten Commissioner Gordon übernehmen, wie der Hollywood Reporter berichtet. In der Superhelden-Story der DC Comics kämpfen unter anderem Superman (Henry Cavill), Batman (Ben Affleck) und Wonder Woman (Gal Gadot) gegen das Böse. US-Filmemacher Zack Snyder (50) übernimmt die Regie. Ab April sollen zwei Folgen gedreht werden, die das Studio Warner Bros. dann im November 2017 und im Juni 2019 auf die Leinwand bringen will. In Christopher Nolans The Dark Knight Rises schlüpfte zuletzt Gary Oldman in die Rolle des Commissioner Gordon. Der amerikanische Oscar-Preisträger Matthew McConaughey (46, Dallas Buyers Club) und der britische Star Idris Elba (43, Beasts of No Nation) werden die Hauptrollen in der Verfilmung der The Dark Tower-Reihe nach der Vorlage von Horror-Meister Stephen King übernehmen. Via Twitter bestätigten die Schauspieler und der Autor die Zusammenarbeit. Wie das Branchenblatt Hollywood Reporter berichtet, soll der Film im Jänner 2017 in die Kinos kommen. Die Buchserie mit dem deutschen Titel Der dunkle Turm ist eine Fantasy-Saga um den Revolvermann Roland Deschain (Elba) auf seiner Reise zum dunklen Turm. McConaughey wird die Figur des Antagonisten Man in Black (Mann in Schwarz) spielen. Der Däne Nikolaj Arcel (43, Die Königin und ihr Leibarzt) ist als Regisseur an Bord. Für den vierten und letzten Teil der Science-Fiction-Reihe Die Bestimmung ist indessen neuer Regisseur gefunden worden. Lee Toland Krieger (33), der zuletzt die Science-Fiction-Romanze Für immer Adaline mit Harrison Ford und Blake Lively inszenierte, ist Variety zufolge an Bord. Der deutsche Regisseur Robert Schwentke war kürzlich von dem Projekt abgesprungen. Schwentke hatte die beiden Folgen Die Bestimmung – Insurgent (2015) und Die Bestimmung – Allegiant mit Kinostart im März 2016 gedreht. Er war ursprünglich auch für den vierten Teil Die Bestimmung – Ascendant an Bord. Der US-Kinostart ist für Juni 2017 geplant. Schwentke habe nach zwei aufeinanderfolgenden Drehs eine Pause gebraucht, hieß es zur Begründung. Den ersten Teil Die Bestimmung – Divergent (2014) um die von Shailene Woodley gespielte Titelheldin hatte Neil Burger inszeniert.
8Kultur
In den nächsten fünf Jahren soll die Produktion um 500 Millionen Tonnen gedrosselt werden. Peking – Im Zuge der Konjunkturabkühlung will China noch dieses Jahr mehr als 1.000 Kohlebergwerke schließen. Damit wolle man Überkapazitäten in dem Sektor abbauen, teilten die Behörden am Montag mit. Die Gruben können maximal 60 Millionen Tonnen fördern. Innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre soll die Produktion um insgesamt 500 Millionen Tonnen gedrosselt werden. Im Bergbau, aber auch in der Stahl- und Zementindustrie wird in China weit über den Bedarf hinaus produziert. Für Massenstahl hat die chinesische Führung bereits drastische Kürzungen in der Fertigung im Volumen von bis zu 150 Millionen Tonnen beschlossen. Die EU hatte jüngst zum Schutz der eigenen Stahlindustrie Anti-Dumping-Zölle auf bestimmte chinesische Stahlsorten beschlossen. Der Präsident der EU-Handelskammer in China, Jörg Wuttke, sieht die überbordende chinesische Fertigung als systembedingt an: China gibt der Industrie stets Wachstumsanreize. Das führt zu Überkapazitäten. Seit 2008 habe die Regierung die Situation mit immer neuen Großprojekten weiter verschärft.
3Wirtschaft
Lieferte Münzen mit 27 Kilogramm Gewicht ab, um Verwendungszweck zu kritisieren. Parkzettel ärgern wohl jeden Autofahrer – so auch den Studenten Stephan Coyle. Ende Mai wurde er mit 80 Dollar abgemahnt, da er sein Auto ohne sichtbare Erlaubnis am Campus der University of North Carolina geparkt hatte. Wenige Wochen später folgten 30 weitere Dollar Strafe, da er nun zwar einen Bescheid hatte, dieser aber nicht auf sein Auto ausgestellt war. Noch viel mehr als die 110 Dollar an Strafgebühren ärgerte Coyle aber der Verwendungszweck des Betrags: Das Gesetz sieht vor, dass die Universität nur zwanzig Prozent der Strafgebühren für eigene Belange verwenden darf, der Rest muss an North Carolina überwiesen werden. Die Regierung gibt das Geld anschließend für andere Bildungseinrichtungen aus. Die Gebühren kommen nicht Studenten zu Gute, erbost sich Parksünder Coyle gegenüber CNN. Warum investieren wir in andere Schulen, wenn wir das Geld bitter selbst benötigen. Um gegen den Mechanismus zu protestieren, ließ sich Coyle eine besondere Aktion einfallen: Er würde seine Strafgebühren in Cent-Münzen zurückzahlen. Insgesamt musste er mehrere Banken abklappern, um die gewünschte Summe in Münzen zusammenzukratzen. Mehr als 27 Kilogramm schwer, musste Coyle das Geld in mehreren Körben transportieren. Die dortige Reaktion: Der Manager war klar wütend, aber die anderen fanden es gut, so Coyle. Insgesamt musste er drei Stunden und 40 Minuten warten, während zwei Mitarbeiter die 1.100 Pennies zählten. Die Universität hat bislang noch nicht auf die Aktion reagiert. Im Netz wird Coyle allerdings gefeiert. Aus dem Protest ist der Hashtag #LetThemCount (Lass sie zählen) entstanden, mit dem auf Verwendungszwecke für Strafgebühren aufmerksam gemacht werden soll. Außerdem hat Coyle auf GoFundMe eine Kampagne gestartet, mit der studentische Gruppen mehr Bildung über finanzielle Belangen ihrer Universitäten erhalten sollen.
0Web
Linz übernimmt nach Sieg in Innsbruck die Spitze – Caps unterliegen in Villach 0:4. Znojmo – Meister Salzburg hat am Dienstag in der 21. Runde der Erste Bank Eishockey Liga eine 1:4 (0:1,0:1,1:2)-Niederlage bei Znojmo hinnehmen müssen. Damit übernehmen die Black Wings Linz mit einem 3:1 (0:0,2:1,1:0) die Tabellenführung. Dornbirn konnte dagegen nicht profitieren, verlor bei Schlusslicht Ljubljana 4:5 n.V. (1:2,2:0,1:2 – 0:1). Innsbruck war gegen die Black Wings durch Hahn (27.) in Führung gegangen, Kozek erzielte aber 56 Sekunden danach den Ausgleich. Hofer brachte die überlegenen Gäste schließlich auf die Siegesstraße (38.), beim dritten Linz-Treffer schoss Kozek eine Sekunde vor dem Ende ins leere Innsbrucker Tor. Für Salzburg war es die dritte Niederlage in Folge, den einzigen Treffer für die Gäste zum zwischenzeitlichen 1:3 erzielte Daniel Welser in der 57. Minute. Wir hätten es heute nicht verdient gehabt, zu gewinnen, kommentierte Trainer Daniel Ratushny danach trocken. Bereits am Freitag steht für den Titelverteidiger der Schlager in Linz an. Wesentlich enger fiel die Niederlage Dornbirns aus. Dreimal führten die Vorarlberger in Slowenien (1:0, 3:2 und 4:3), für den Sieg reichte das aber nicht. 15 Sekunden vor dem Ende schoss Roland Kaspitz die Gastgeber in die Verlängerung und legte dort 17 Sekunden nach Wiederbeginn nach. Erstmals nach neun Partien konnte Ljubljana ein Duell mit den Bulldogs für sich entscheiden. Äußerst überzeugend agierte der Villacher SV bei einem 4:0 gegen die Vienna Capitals. Der KAC mühte sich hingegen zu einem 2:1 gegen die Graz 99ers. In Villach war Trainer Greg Holst nach siebeneinhalbjähriger Pause wieder in einem VSV-Heimspiel als Cheftrainer zu sehen. Die knapp 3.500 Fans feierten den Meistermacher von 2006, die beiden Jahre danach hatte er das Team immerhin zur Vize-Meisterschaft geführt. Die Heimischen gaben von Beginn an Gas, die Treffer waren nur eine Frage der Zeit. Die Capitals setzten da wenig dagegen, auch an Kampfgeist fehlte es den Gästen. Bacher besorgte 53 Sekunden vor Ende des ersten Drittels die Führung, bald nach Wiederbeginn erhöhten Schofield und Hunter innerhalb exakt einer Minute auf 3:0 (23./24.). Die Villacher waren im Vergleich zu ihren jüngsten Heimspielen nicht wiederzuerkennen. Oft ließ man die Caps anrennen, um danach in blitzschnellen Kontern gefährlich zu werden. Schließlich gab es sogar Sprechchöre für Greg Holst. Nageler besorgte den Endstand (47.), Goalie Lamoureux gelang sein erstes shut-out in dieser Saison. (APA/red, 17.11. 2015) Ergebnisse, 21. Runde: Olimpija Ljubljana – Dornbirner EC 5:4 n.V. (2:1,0:2,2:1 – 1:0). Hala Tivoli, 523. Tore: Ropret (19.), Koblar (20./PP), Scholz (51./PP2), Kaspitz (60., 61.) bzw. Macierzynski (16.), Livingston (30.), Graber Meier (40.), DAlvise (52.). Strafminuten: 29 bzw. 17 HC Znojmo – Red Bull Salzburg 4:1 (1:0,1:0,2:1). Zimni Stadion, 2.717. Tore: Stach (10., 59.), Tomas (32./PP), Rehus (47.) bzw. Welser (57./PP). Strafminuten: 12 bzw. 8 KAC – Moser Medical Graz 99ers 2:1 (0:0,1:1,1:0). Stadthalle Klagenfurt, 2.891. Tore: Jacques (32.), Harand (48.) bzw. Woger (27.). Strafminuten: 8 bzw. 10 VSV – UPC Vienna Capitals 4:0 (1:0,2:0,1:0). Stadthalle Villach, 3.469. Tore: Bacher (20.), Schofield (23.), Hunter (24.), Nageler (47.). Strafminuten: 6 bzw. 10 HC TWK Innsbruck – Liwest Black Wings Linz 1:3 (0:0,1:2,0:1). Olympiaworld, 1.300. Tore: Hahn (27.) bzw. Kozek (28.,60./EN), Hofer (38.). Strafminuten: 12 bzw. 8
4Sport
Bisher keine Langstreckenflüge von Berlin aus. Frankfurt – Die AUA-Mutter Lufthansa erwägt nach Aussagen von Konzernchef Carsten Spohr Langstreckenflüge ab Berlin. Zum Einsatz könnte dabei die konzerneigene Billig-Airline Eurowings kommen, sagte Spohr auf einer Veranstaltung in Berlin am Montag. Berlin könnte ein interessanter Markt sein. Bisher hat die Lufthansa keine Langstreckenflüge von Berlin aus im Programm. Da der Markt für Flüge von und nach Berlin besonders hart umkämpft sei, wäre die Hauptstadt auch ein guter Standort für die Stationierung der Flugzeuge. Derzeit stehe jedoch der Ausbau der Eurowings-Basis am Flughafen Köln-Bonn im Mittelpunkt. Für interessante Projekte findet man in Berlin immer Platz, sagte Spohr. Eurowings soll auch zwei Flieger in Wien stationieren und von hier aus betreiben. Die Kranich-Fluglinie wagt mit dem Ausbau der ehemaligen Regional-Airline Eurowings zum Langstreckenanbieter ein vielbeachtetes Experiment. Bisher ist es noch kaum einer Gesellschaft gelungen, mit dem Geschäftsmodell langfristig Geld zu verdienen. Eurowings startet mit mehr als einer Handvoll Langstreckenflieger ab Köln. Innerhalb Deutschlands und Europas bringt die Lufthansa ebenfalls Eurowings an den Start, um den Vormarsch der Billiglinien Ryanair und Easyjet zu stoppen.
3Wirtschaft
Verdächtiger soll Verbindungen zu "Jihad Jane" gehabt haben. Barcelona – In Spanien ist ein von den USA gesuchter mutmaßlicher Jihadist festgenommen worden, der Verbindungen zu der als Jihad Jane bekannten US-Extremistin Colleen LaRose gehabt haben soll. Ali Charef Damache, der die algerische und die irische Staatsbürgerschaft besitzt, sei am Donnerstag in Barcelona festgenommen worden, sagte ein Vertreter der katalanischen Regionalregierung, Jordi Jané, am Freitag. Der Verdächtige, der von den USA mit einem internationalen Haftbefehl gesucht werde, sei von der Regionalpolizei aufgespürt und festgenommen worden. Nach Angaben aus Justizkreisen muss nun ein Richter entscheiden, ob er in Haft bleibt. Nach Angaben der US-Behörden arbeitete Damache mit Colleen LaRose zusammen, einer Frau aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania, die zum Islam konvertierte und unter dem Decknamen Jihad Jane Anschläge plante. LaRose war im vergangenen Jahr zu zehn Jahren Haft verurteilt worden, unter anderem wegen der Planung eines Mordanschlags auf den schwedischen Karikaturisten Lars Vilks. Vilks hat wegen Karikaturen des Propheten Mohammed bereits mehrere Todesdrohungen erhalten. Den US-Behörden zufolge rekrutierte Damache gemeinsam mit Komplizen im Internet Männer, um Anschläge in Südasien und Europa auszuführen. Außerdem hätten sie zur Unterstützung von Anschlagsplänen Frauen rekrutiert, die aufgrund ihrer Pässe keine Probleme hatten, nach und innerhalb von Europa zu reisen. Nach Angaben der spanischen Justiz war Damache zuvor bereits in Irland festgenommen worden. Ein Gericht verweigerte jedoch seine Auslieferung an die USA und ließ ihn frei. In den USA drohen Damache bis zu 45 Jahre Haft. Jihad Jane hat sich inzwischen nach eigenen Angaben vom islamischen Extremismus losgesagt.
2International
Chatbots sollen die Kommunikation mit Unternehmen in den Messenger verlagern. Facebook hat am Dienstagabend auf seiner Entwicklermesse F8 gezeigt, wie es sich seine und damit die Zukunft von Milliarden Internetnutzern vorstellt. Eine simple Plattform, auf dem man Urlaubsfotos mit Freunden teilen und zu Partys einlädt, ist das Unternehmen schon lange nicht mehr. Facebook will zu einer Schaltzentrale im Internet werden, damit jeder alles mit jedem anderen teilen kann, so Mark Zuckerberg. Der CEO hat dafür einen Zehnjahresplan vorgelegt. Bislang hat sich das Unternehmen auf den Aufbau eines Ökosystems um die Hauptseite und App konzentriert. Innerhalb der kommenden fünf Jahre sollen die Bereiche Video, Messenger, Suche, Whatsapp, Gruppen und Instagram stärker ausgebaut werden. Die langfristigen Pläne sind noch ambitionierter mit Internetversorgung mittels Drohnen oder Satelliten, Diensten basierend auf künstlicher Intelligenz und Virtual- und Augmented-Reality-Inhalten. Eine wichtige Rolle sollen Chatbots spielen. Mit der neuen Messenger Plattform können Dienstleister, Online-Händler, Lieferanten, Verlage etc. Chat-Programme entwickeln, mit denen Nutzer im Messenger in Echtzeit kommunizieren können. Dazu hat das Unternehmen eine entsprechende Schnittstelle veröffentlicht, erste Chatbots sind auch bereits verfügbar. Poncho etwa bietet einen personalisierten Wetterdienst, den man nach aktuellen Prognosen fragen kann. Eher eine Spielerei, denn die Wetterkatze antwortet knapp und launisch. Ein anderes Beispiel ist der Bot von CNN, bei dem man Nachrichten zu bestimmten Themen abrufen kann. So kann man etwa allgemein nach Headlines oder etwas spezifischer nach Rio Olympics suchen. Als Antwort erhält man eine Auswahl an Nachrichten mit Bild, die man seitlich durchscrollen kann. Spring wiederum stellt über den Messenger einen persönlichen Shopping-Assistenten bereit, über den man auch gleich bestellen kann. Anders als Microsoft, das Chatbots und digitale Assistenten als nächste Eingabemethode nach Keyboard oder Maus präsentiert hat, will Facebook damit Apps ersetzen. Die Möglichkeiten sind breit gestreut: neben den bereits genannten Beispielen ist etwa denkbar, dass Restaurants Tischreservierungen und Abfrage der aktuellen Tageskarte über Bots bereitstellen. Liefer- und Fahrdienste könnten darüber bestellt worden oder freie Zimmer in einem Hotel samt passenden Ausflugszielen in der Umgebung abgefragt werden. Die Konversationen mit den Chatbots werden im Messenger normal wie mit anderen Kontakten angezeigt. Direkt im Messenger ist auch eine Suche nach neuen Unternehmenschats möglich. Beobachter werten das auch als Kampfansage an Apple und Google, die mit App und Play Store große, gut funktionierende Ökosysteme rund um ihre mobilen Betriebssysteme aufgebaut haben. Wenn Unternehmen ihr Engagement von Apps zu Chatbots verlagern, dürfte das den App-Store-Anbietern nicht gefallen. Denn den Messenger gibt es für alle großen mobilen Betriebssysteme und damit auch die Chatbots. Entwickler müssen somit nicht drei verschiedenen Apps für drei verschiedene Systeme schreiben, sondern eben nur einen Chatbot. Für Unternehmen erhöht sich damit allerdings die Abhängigkeit von Facebook, wenn sie ihre gesamte Kundenkommunikation und weitere Dienstleitungen über das soziale Netzwerk abwickeln. Mit seinen 1,6 Milliarden Nutzern der Hauptplattform, 900 Millionen Messenger-Nutzern und der Milliarde Whatsapp-User hat Facebook eine riesige Datenbasis. Hinzu kommen 50 Millionen Firmen, die eigenen Facebook-Seiten betreiben. Das könnte dem Unternehmen bei der Entwicklung von Chatbots einen Vorteil verschaffen. Neben Microsoft soll auch Google an einer entsprechenden Plattform arbeiten. Die Konkurrenz ist für Facebook vor allem untern den jüngeren Nutzern in den vergangenen Jahren durch Anbieter wie Snapchat oder andere Messenger gewachsen. Mit dem Kauf der Live-Filter-App Msqrd und dem Ausbau der Live-Streaming-Möglichkeiten will man dem entgegenhalten. Andere Entwicklungen liegen noch etwas weiter in der Zukunft. So setzt Facebook auch auf 360-Grad-Videos und virtuelle Realität. Zuckerberg ist überzeugt, dass in einigen Jahren auf diese Weise auch private Videos gedreht und über Facebook geteilt werden. So hat Facebook eine Kamera angekündigt, deren Hardware-Design und Software im Sommer zum Nachbau freigegeben werden sollen. Mit Oculus hatte das Unternehmen schon zuvor einen Pionier im Bereich VR-Brillen übernommen, die seit kurzem ausgeliefert werden.
0Web
Zusätzliche Zeit soll genutzt werden, um Verbesserungen vorzunehmen. Ubisofts Team-Taktik-Shooter Rainbow Six Siege verspätet sich um einige Wochen und wird erst am 1. Dezember für PC, PS4 und XBO in den Handel kommen. Dies teilte der Hersteller in einem Blogeintrag mit. Ob während der Playtests in unseren Studios, in der Closed Alpha oder während spielbarer Demos auf Events wie der E3 oder der Gamescom, das Feedback der Spieler war während der Entwicklung von Rainbow Six Siege essentiell. Den Taktik-Shooter in die Hände der Spieler zu legen und zuzuhören, was sie dazu sagen, hilft uns dabei, ihre Spielerfahrung zu verbessern, heißt es in der Mitteilung. Mit dem Feedback im Hinterkopf haben wir uns dazu entschieden, das Release-Datum weltweit auf den 1. Dezember 2015 zu verschieben. Die zusätzliche Zeit soll genutzt werden, um Änderungen und Verbesserungen vorzunehmen. Diese betreffen die Koop-Erfahrung in allen Spielmodi, das Waffen- und Gadget-Balancing sowie die Menü- und Interface-Navigation, so die Entwickler. Die Closed Beta von Rainbow Six Siege wird wie geplant am 24. September 2015 starten.
0Web
Nach Wochen der hitzigen Debatte über eine geplante Kürzung der Mindestsicherung für Asylberechtigte haben ÖVP und FPÖ in Oberösterreich nun Details präsentiert: Stimmt der Integrationswille, sollen künftig 365 Euro plus ein Bonus von 155 Euro ausbezahlt werden. In Summe 520 statt bisher 914 Euro. Linz – Was einen deutlich härteren Kurs gegenüber Asylwerbern anbelangt, sind sich ÖVP und FPÖ in Oberösterreich hörbar einig. So warnt die schwarze Klubobfrau Helena Kirchmayr davor, dass die soziale Hängematte irgendwann einmal reißt, sollte man diese zu sehr belasten. Und der blaue Klubchef Herwig Mahr setzt nach: Wir müssen einen Riegel vorschieben. Um aber bei der Präsentation der Details rund um eine geplante Kürzung der Mindestsicherung für Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte am Dienstag in Linz auch die Menschlichkeit nicht zu kurz kommen zu lassen, stellten beide Klubobleute noch einmal klar: Es geht nicht um Kürzungen, sondern um Integration. Und doch findet sich beides in der jetzt präsentierten schwarz-blauen Diskussionsgrundlage. Asyl- und subsidiär Schutzberechtigte sollen in Oberösterreich nur mehr 365 Euro plus einen an Auflagen gebundenen Integrationsbonus von 155 – also in Summe 520 – statt wie bisher 914 Euro Mindestsicherung bekommen. Für Verpflegung werden bei Einzelpersonen 215 Euro, fürs Wohnen 150 Euro veranschlagt. Um das Integrationsplus zu erhalten, muss man sich in einem Integrationsvertrag verpflichten, an einem Wertekurs, einem Deutschkurs und Qualifizierungsmaßnahmen teilzunehmen. Kommt man dem nicht nach, kann der Bonus stufenweise gestrichen werden. Den Einwand, dass es ja auch bislang die Möglichkeit gab, bei Integrationsverweigerung die Mindestsicherung zu kürzen, lässt man nicht gelten. Mahr: Bislang gab es eine Bemühpflicht. Jetzt wollen wir mit den Bonus Asylberechtigte eher zur Integration zwingen. Auch einen bürokratischen Mehraufwand sieht man in den geplanten Integrationsverträgen nicht. Kirchmayr: Betroffene unterschreiben mit dem Ansuchen auf Mindestsicherung auch einen Integrationsvertrag und bekommen zusätzlich monatlich 155 Euro. Nach gut einem Jahr müssen dann die entsprechenden Nachweise erbracht werden. Die massiven rechtlichen Bedenken hinsichtlich einer Kürzung der Mindestsicherung für Asylberechtigte – zuletzt etwa vom Wiener Verfassungsjuristen Theo Öhlinger – lassen ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer weitgehend kalt: Wenn wir etwas vorschlagen, dann haben wir auch eine rechtliche Expertise eingeholt. Und FPÖ-Klubobmann Mahr ist zwar kein Jurist, aber dennoch überzeugt: Es geht. Die rechtliche Frage wird auch die nächste Sitzung des Unterausschusses am kommenden Donnerstag beherrschen. Geladen sind unter anderem der Linzer Verfassungsrechtler Andreas Janko und der Sozialrechtler Wolfgang Mazal. Wenig Freude mit dem schwarz-blauen Vorstoß haben erwartungsgemäß die anderen Landtagsfraktionen. SPÖ-Sozialsprecher Peter Binder sieht in der voreiligen öffentlichen Präsentation des schwarz-blauen Vorschlags eine Brüskierung des Landtags. Es sei nämlich vereinbart gewesen, zuerst mit Experten alle rechtlichen Fragen sowie die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen zu diskutieren. Es ist schwer vorstellbar, dass die beiden Parteien jetzt noch von ihrem bedenklichen Modell abweichen werden, meint Binder. Ihr Ziel ist es offenbar, über alle anderen drüberzufahren. Auch für den grünen Sozialsprecher Stefan Kaineder ist das Vorgehen indiskutabel.
5Inland
Haftungen noch vage – Registrierkassen-Schonfrist. Wien – Ein einheitliches Haushaltsrecht von Bund, Ländern und Gemeinden wird nach 41 Jahren Verhandlungen Realität. Eine entsprechende Verordnung hat Finanzminister Hans Jörg Schelling am Freitag unterzeichnet, wie er am Montag vor Journalisten erklärte. Es geht dabei um die Umstellung der Budgetplanung, bei der künftig auch die Länder neben den Zahlungsflüssen Vorsorgen und Risiken abbilden müssen, beispielsweise Rückstellungen für Prozessrisiken. Die Bundesländer sollen – allerdings erst ab 2019 – auch die Vermögenslage abbilden. Künftige Verpflichtungen wie Pensionsleistungen finden ebenfalls im neuen Haushaltsrecht, das der Bund längst umgesetzt hat, Eingang. Noch nicht sehr weit gediehen sind klarere Regeln bei den Haftungen, deren Obergrenze die Länder durch großzügige Risikogewichtungen leicht erreichen. Die Haftungen für die Hypothekenbanken beispielsweise haben einige Provinzen gleich mit null Risiko versehen. Laut Schelling soll hier die Bewertung nach objektiven Kriterien erfolgen, wobei er andeutete, dass die Länder die Gewichtung der Garantien nicht selbst vornehmen dürfen. Erschwert wurde die Einigung durch ein langwieriges Tauziehen, das auch nicht endgültig abgeschlossen ist. Ursprünglich sollte die Verordnung mit einer Bund-Länder-Gemeinden-Vereinbarung (einer sogenannten 15a-Vereinbarung) kombiniert werden, wogegen sich der Rechnungshof zur Wehr setzte. Nun schließen die Länder untereinander – also ohne Bund – einen Vertrag gleichen Inhalts wie die Verordnung. Schelling bezeichnete den Schritt als Selbstbindung und Schutzmechanismus. Es sei klar, dass eine Änderung der Rechnungslegungsvorschriften immer in Verhandlungen mit den Gebietskörperschaften erfolge. Die Gemeindeverbände werden übrigens von den neuen Budgetverpflichtungen nicht erfasst, sehr wohl aber Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern. Schelling äußerte sich zufrieden über den Abschluss und erhofft sich davon mehr Transparenz. Derzeit sei es leichter, den Haushalt von Österreich und Deutschland zu vergleichen als jenen von Wien und Niederösterreich, so der Minister. Schelling nahm auch Stellung zu der von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner am Sonntag verkündeten Schonfrist bei der Registrierkassenpflicht. Im ersten Halbjahr 2016 wird nun per Erlass Straffreiheit gewährt. In den ersten drei Monaten gibt es überhaupt keine Sanktionen, von April bis Juni muss dann ein Nachweis erbracht werden, warum kein funktionstüchtiges System angeschafft wurde. Als Beispiel für einen triftigen Grund nannte Schelling Lieferprobleme bei der Registrierkasse. Schelling äußerte sich verwundert auf den Widerstand gegen die Maßnahme. Es gebe Systeme, die per Handy funktionierten.
5Inland
Journalistenorganisation sieht Einschränkung der Meinungsfreiheit. Wien – Die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert die Abschaffung von Blasphemiegesetzen innerhalb der Europäischen Union. Nach dem Vorbild von Island, das sechs Monate nach dem Attentat auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo im Jänner nun das Blasphemiegesetz abschaffte, sollten sich auch die EU–Länder zu einem solchen Schritt entscheiden, heißt es in einer Aussendung. Blasphemiegesetze dürfen unter keinen Umständen dazu benutzt werden, die Meinungs- und Informationsfreiheit einzuschränken. Die Freiheit der Meinungsäußerung ist in den Menschenrechten in Artikel 19 verankert und muss unantastbar bleiben, so Rubina Möhring, Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich. Daher sei es wichtig, dass die Länder der Europäischen Union die Einschränkung der Meinungsäußerung, wie sie derzeit in Form von Blasphemiegesetzen bestehe, beseitigen. Reporter ohne Grenzen weist darauf hin, dass auch Österreich noch ein Gesetz hat, das die Herabwürdigung religiöser Lehren verbietet. (§188 StGB): Wer öffentlich eine Person oder eine Sache, die den Gegenstand der Verehrung einer im Inland bestehenden Kirche oder Religionsgesellschaft bildet, oder eine Glaubenslehre, einen gesetzlich zulässigen Brauch oder eine gesetzlich zulässige Einrichtung einer solchen Kirche oder Religionsgesellschaft unter Umständen herabwürdigt oder verspottet, unter denen sein Verhalten geeignet ist, berechtigtes Ärgernis zu erregen, ist mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen. Weitere Länder mit Blasphemiegesetz in der EU sind laut Reporter ohne Grenzen Dänemark, Deutschland, Griechenland, Irland, Italien, Malta die Niederlande und Polen. In Saudi-Arabien und dem Iran würden immer wieder Journalisten und Blogger unter dem Vorwurf der Blasphemie verhaftet und hart bestraft – zuletzt wurde der saudische Blogger Raif Badawi im Mai 2014 zu 1000 Peitschenhieben und zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
6Etat
"A 9 mm kost ned viel" – Zwei Prozesse um Einträge in soziale Netzwerke in Linz – Zweiter Fall endete mit Unzuständigkeitsurteil. Linz – Zwei Männer sind am Montag unabhängig voneinander wegen islamfeindlicher Postings in Linz vor Gericht gestanden. Einer fasste drei Monate bedingt aus, in der zweiten Causa fällte Vorsitzender Klaus Bittmann ein Unzuständigkeitsurteil: Die Vorwürfe seien zu schwer für einen Einzelrichter, ein Schöffensenat müsse sich damit befassen. Sämtliche Entscheidungen sind nicht rechtskräftig. Einem 27-Jährigen aus dem Bezirk Linz-Land wurde vorgeworfen, im März dieses Jahres auf Facebook zu einem Beitrag über ein Asylheim gepostet zu haben: Glei weg damit, a 9 mm kost ned viel .... Der Mann war von Anfang an geständig. Ich habe nicht lange überlegt, ich habe einfach etwas dazu geschrieben, sagte er vor Gericht. Ich habe nur gemeint, dass die, die sich nicht an unsere Kultur anpassen, wieder zurückgeschickt werden. Die Formulierung Neun-Millimeter – für die Staatsanwaltschaft als bedingter Vorsatz, dass Asylwerber im schlimmsten Fall ermordet werden zu werten – sei ihm einfach so eingefallen. Er interessiere sich für Waffen nur von Youtube her, selbst hab ich nichts. Nicht rechtskräftig Das Gericht verurteilte den geständigen, unbescholtenen Mann zu drei Monaten bedingt, allerdings mit der Auflage, Bewährungshilfe in Anspruch zu nehmen. Die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab. Dem Angeklagten stehen, da er keinen Verteidiger hatte, drei Tage Bedenkzeit zu. Auch dem zweiten Poster, der sich am Montag vor dem Landesgericht Linz verantworten musste, legt die Staatsanwaltschaft zur Last, auf Facebook zu Gewalt gegen Muslime bis hin zum Mord aufgefordert zu haben. Der 41-Jährige soll unter anderem geschrieben haben: Es wird so lange weitergehen, bis die letzten von euch aus Europa entfernt sind oder Thors Hammer werde zuschlagen. Zu einem Bericht über ein islamistisches Selbstmordattentat soll er gepostet haben: Wir zünden auch eine Bombe inmitten von Moslems. Weiters wirft ihm die Staatsanwaltschaft das Teilen einer Karikatur, die diese Religionsgemeinschaft verunglimpft, und die Beschimpfung einer Nationalratsabgeordneten mit Migrationshintergrund vor. Die Staatsanwaltschaft sieht in den Postings neben Verhetzung, Aufforderung zu mit Strafe bedrohten Handlungen und Beleidigung auch den Tatbestand des versuchten Landzwangs verwirklicht. Dieses Delikt dürfe aber nicht vor einem Einzelrichter verhandelt werden, sondern müsse vor ein Schöffengericht, erklärte sich Bittmann für unzuständig. Dagegen sind theoretisch Rechtsmittel möglich. Weder die Staatsanwaltschaft noch der Angeklagte, der sich nun einen Verteidiger besorgen muss, gaben eine Erklärung ab. Der Fall dürfte neu verhandelt werden.
5Inland
Zahlreiche Firmen streben in das Segment. Die Tech-Branche ist im Wettlauf um das große Geschäft der Zukunft, die Cloud. Mit immer schnelleren Internetleitungen wandern immer mehr Daten auf zentrale Rechenfarmen und Speicher im Netz. Doch mit Cloud-Diensten Geld zu verdienen, ist nicht einfach. Das Geschäft wächst zwar rasant, aber die Preise stehen im heftigen Wettbewerb massiv unter Druck. Der IT-Marktforscher Gartner rechnet in diesem Jahr mit einem 176 Mrd. Dollar (156,7 Mrd. Euro) schweren Cloud-Geschäft. In zwei Jahren soll der Markt gar auf rund 240 Milliarden anschwellen. Kein Wunder also, dass sich etwa Europas größter Softwarehersteller SAP seit geraumer Zeit viel Mühe gibt, über das Internet Software zu verkaufen, die aus seinen Rechenzentren heraus läuft. Es ist die Hoffnung auf Einsparungen, die die Kundschaft der Cloud-Anbieter in die Wolke zieht. Die Rechnung geht so: Übers Netz können nahezu beliebig viele Kunden ein Angebot nutzen. Zusätzliche Kosten fallen kaum noch an - im Gegenteil: Die vorhandenen Investitionsausgaben verteilen sich auf mehr Schultern. Am Ende sinken die Kosten für Computer und Software drastisch. Das kommt etwa in der Industrie gut an. Doch für die Anbieter der Cloud birgt die Wolke ein Problem: Noch ist nämlich überhaupt nicht klar, wie gut sich Geld sich mit der Rechenpower und dem Speicherplatz im Netz verdienen lässt. Branchenexperten wie Brice Prunas von der französischen Investmentbank Exane BNP zweifeln nach wie vor auch bei großen Playern am Erfolg des Geschäftsmodells: Er bleibe dabei, dass das Cloud-Geschäft langfristig ein weniger attraktives Geschäftsmodell sein wird als fest installierte Software, schrieb der Analyst in einer Branchenanalyse bezüglich SAP. Der Online-Händler Amazon, der auch ein Champion bei Cloud-Angeboten ist, enthüllte allerdings mit den jüngsten Quartalszahlen auch ein profitables Milliarden-Geschäft mit Diensten aus dem Netz. Der Umsatz des Bereichs schoss im ersten Quartal um fast die Hälfte auf 1,57 Mrd. Dollar hoch. Das Cloud-Geschäft verdient auch Geld, mit einem operativen Ergebnis von 265 Mio. Dollar. Die großen Anbieter von Rechenleistung sind neben Amazon auch Microsoft, IBM oder Google. Laut Daten des Marktforschers Synergy Research war die Amazon-Cloudsparte AWS mit ihrem Umsatz im ersten Quartal 2015 größer als die der nachfolgenden vier Tech-Riesen zusammen. Viele Start-ups sind mit ihren Daten und Apps in Amazons Serverfarmen zu Hause - ein Markt, den Microsoft mit teils kostenlosen Starterangeboten angraben will. Das Ziel ist das gleiche wie bei Amazon: Schnell möglichst viele Kunden an sich binden. Doch das bringt die Preise unter Druck. In fast schon planbarer Regelmäßigkeit senkt Amazon marketingwirksam die Preise, die Konkurrenten ziehen oft nach. Laut Berechnungen der Experten von der US-Großbank Citigroup sind die Preise in der Branche in den vergangenen drei Jahren um ein Viertel abgerutscht. Analysten warnen vor einem Race to Zero - also einem Rennen, bis es gar nichts mehr kostet. Cloud-Dienste laufen damit Gefahr, zur Massenware werden - mit geringen Margen und kaum Gewinn. Unterdessen nimmt selbst im datensensiblen Deutschland die Speicherung von Daten fernab der eigenen Rechner weiter Fahrt auf. Die Akzeptanz der Cloud im deutschen Markt ist auf dem Weg nach oben, sagt Erik van der Meijden von der kleineren niederländischen Softwarefirma Exact. Das auf kleine und mittelgroße Firmen spezialisierte Unternehmen kann als Beispiel für den turbulenten Wandel in der gesamten Branche stehen: Der Lizenzverkauf von Software für kleinere und mittelgroße Unternehmen schwächelte. Mehrere Geschäftsteile wurden verkauft, viele Mitarbeiter verloren zudem ihren Job. Dann griff der Finanzinvestor Apax für 730 Mio. Euro zu und nahm Exact Ende März nahezu komplett von der Börse. Der Plan des neuen Eigentümers hat Methode: Auch bei kleineren Unternehmen zieht laut Daten vom Branchenverband Bitkom die Nutzung der Cloud spürbar an. In den vergangenen drei Jahren sind wir in der Cloud um jährlich 45 Prozent gewachsen, sagt van der Meijden.
0Web
Die SPÖ-Gremien nominierten Rudolf Hundstorfer als Kandidaten für die Hofburg. Wien – Es kam dann anders, als eine Woche zuvor bei der Präsentation des schwarzen Hofburganwärters. Nämlich so, wie es seit Tagen medial kolportiert wurde. Die SPÖ hat am Freitag Sozialminister Rudolf Hundstorfer einstimmig als Kandidat für die Bundespräsidentenwahl nominiert. Auch die Minister-Rochaden im roten Regierungsteam wurden ohne abweichende Stimmen beschlossen. Parteichef Werner Faymann durfte also am späten Freitagnachmittag freudig bekanntgeben: Mit großer emotionaler und politischer Zustimmung unterstützt die Sozialdemokratie unseren Rudi Hundstorfer. Der joviale Spitzname dürfte sich durch die Wahlkampagne ziehen. Der Wiener Kommunikationsberater Carl Yussi Pick, der sich bis Donnerstag die URL hundstorfer-2016.at gesichert hatte, ließ tags darauf wissen, die Domain wechsle jetzt zur SPÖ – bis es so weit ist, sei er darum gebeten worden, auf rudi-hundstorfer.at zu verweisen. Bloß war die Website am Freitag nur mit Passwort zugänglich. Nach Vorstands- und Präsidiumssitzung im SPÖ-Parlamentsklub hob der rote Kandidat im Presseklub Concordia zur ersten Übung in Sachen staatstragende Rede an. Er sei mit dem Erreichten niemals zufrieden (die Opposition übrigens auch nicht, mehr dazu später), wolle den sozialen Zusammenhalt sichern. Womit Hundstorfer gleich bei der Causa prima, die auch den Präsidentschaftswahlkampf beherrschen dürfte, angelangt war: Österreichs Umgang mit Flüchtlingen. Und weil die ÖVP immer lauter für eine Obergrenze trommelt, musste Hundstorfer auf Journalistenfrage dazu Stellung beziehen: Sie wissen, dass wir nicht die Welt retten können. Dass wir nicht alle 60 Millionen Flüchtlinge weltweit aufnehmen können. Aber das Thema kann man nur mehrstufig lösen. Sein Stufenmodell umfasst Hotspots, Zusammenarbeit mit der Türkei, Probleme vor Ort lösen. Gleichzeitig betonte Hundstorfer: Wir wollen Menschen in Not nicht einfach im Regen stehen lassen. Die Idee des Regierungspartners, ab einer zahlenmäßig noch nicht definierten Obergrenze Menschen in Pufferzonen unterzubringen und nicht mehr ins Land zu lassen, konterte er: Wo Menschen aus Kriegsgebieten geflohen sind, können wir nicht die Tür zu machen. Worte von einem, der nie gleichgültig, nie ignorant, nie zynisch, nie von oben herab agiert, findet SPÖ-Chef Werner Faymann. Worte von einem, dessen Stärke Reformverweigerung sei, finden die Neos. Und dessen Leistungsbilanz nur für Realitätsverweigerer ein Empfehlungsschreiben für die Hofburg sei, finden die Blauen. Deren potenzielle Regierungsbeteiligung wollte Hundstorfer mit Verweis auf notwendige stabile Mehrheiten übrigens nicht ausschließen. Böser ätzen als die FPÖ konnte nur noch ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner, für den Hundstorfer nur ein gut aufgelegter, flotter Ballbesucher ist. Die mit seiner Nominierung ausgelöste Umbildung in der roten Regierungsmannschaft erinnert Mitterlehner an das Wienerlied Schön ist so ein Ringelspiel: Dreht sich schnell und kost nicht viel. Zur Erinnerung: In Hundstorfers Fußstapfen als Sozialminister tritt Allzeit-Ablösekandidat Alois Stöger. Dessen Infrastrukturressort übernimmt Noch-Verteidigungsminister Gerald Klug. Im Heeres- und Sportressort kommt es zur einzigen roten Neubesetzung: Hans Peter Doskozil, der burgenländische Polizeichef, der sich im Sommer in Zusammenhang mit den 70 toten Flüchtlingen in einem Kühl-Lkw und seinem Handling des Flüchtlingsandrangs beim Grenzübergang Nickelsdorf einen Namen gemacht hat, wird Verteidigungsminister. Und soll in dieser Funktion ÖVP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner ein frischer Widerpart sein. Am Freitag blieb er wortkarg. Der Tag sollte ja zur Gänze auf Rudolf Hundstorfer ausgerichtet sein. Kanzler Faymann will zunächst Bundespräsident Heinz Fischer über den geplanten Wechsel im roten Team informieren. Erst am 26. Jänner soll es dann zum Regierungsumbau kommen. Hundstorfer sagte in Richtung seiner Kritiker, es sei klar, dass da jetzt nicht nur Liebesbezeugungen kommen. Er wünscht sich aber dringend ein Fairnessabkommen.
5Inland
Razzia gegen Helfer bei blutigen Zusammenstößen in Kumanovo im Mai. Skopje – Fünf Monate nach den blutigen Zusammenstößen zwischen einer bewaffneten Albanergruppe und der Polizei in der nordmazedonischen Kleinstadt Kumanovo hat die Polizei am Donnerstag eine umfangreiche Aktion gegen Helfer der Gruppe gestartet. Mehre Personen wurden laut Medienberichten festgenommen, ihre genaue Zahl war zunächst nicht bekannt. Die Polizeiaktion, bei der auch Hubschrauber zum Einsatz kamen, wurde in den Siedlungen um Kumanovo sowie um die Hauptstadt Skopje durchgeführt. Während der zweitägigen Zusammenstößen in Kumanovo waren am 9. und 10. Mai 18 Personen, darunter acht Polizisten, ums Leben gekommen, weitere 30 Ordnungshüter wurden verletzt. Etwa 30 Mitglieder der bewaffneten Gruppe – mehrere stammten aus dem Kosovo – hatten sich der Polizei gestellt. Der Hintergrund der Ereignisse von Kumanovo wurde bis dato nicht aufgeklärt.
2International
Betreiberfirma soll nicht genug für die Sicherheit getan haben. Auf das Seitensprung-Portal Ashley Madison rollt nach dem Hackerangriff mit Veröffentlichung der Daten von Millionen Nutzern eine Klagewelle zu. Nach zwei Anwaltskanzleien am Sitz des Unternehmens in Kanada zogen auch Nutzer aus den USA unter anderem in Texas und Kalifornien vor Gericht. Sie werfen der Betreiberfirma Avid Life Media vor, nicht genug für die Sicherheit getan zu haben. Ashley Madison wird gezielt als Flirt-Portal für Seitensprünge beworben worden, Gründer und Chef Noel Biderman lockt in Interviews mit dem Versprechen absoluter Diskretion. Das Unternehmen bot die Option an, um 19 Dollar (16,51 Euro) alle Daten löschen zu lassen. Die von Hackern vergangene Woche veröffentlichten Profile zeigten jedoch laut Medienberichten, dass auch danach noch Informationen auf den Servern blieben. Insgesamt waren Angaben zu rund 36 Millionen Profilen veröffentlicht worden. Auch bis zu 80.000 Österreicher sollen betroffen sein. Avid Life Media bestätigte bisher nicht die Echtheit dieser Daten. IT-Sicherheitsexperten gehen jedoch davon aus, dass sie authentisch sind – und die Klagen sind ein weiterer Beleg dafür. Die kanadische Polizei geht dem Verdacht nach, dass zwei Selbstmorde mit der Veröffentlichung der Daten in Verbindung stehen könnten. Der Hacker-Angriff könnte teuer für die Ashley-Madison-Betreiber werden. Allein in Kanada soll die Sammelklage mehr als eine halbe Milliarde Dollar (434,56 Mio. Euro) schwer werden. Allerdings gehen die Nutzer – wie bei der Klage in Texas – zum Teil nur anonym gegen das Portal vor. Anwaltsfirmen schätzen, dass es in die Milliardenhöhe gehen könnte.
0Web
Die Lotterien sollen zu 100 Prozent unter ein Dach, Konzernchef Stoss hätte auch nichts gegen internationalen Eigentümer. Glücksspiele/Casinos Austria/Österreich/Wien/Interview – – Banken wollen Anteile abgeben, aber nicht alle – Stoss hätte nichts gegen internationalen Eigentümer Wien – Casinos-Austria-Chef Karl Stoss schwebt eine komplett neue Konzernstruktur vor. Unter einer schmalen Finanzholding sollen zu 100 Prozent die operativen Gesellschaften Casag (Casinos Austria), Casinos Austria International (CAI), Lotterien, win2day, WINWIN und zu 56 Prozent die Sportwettentochter tipp3 hängen. Dann brauchen wir noch eine Service-GmbH, sagte er. Dafür müssten die Casinos die Lotterien zur Gänze übernehmen, sich also auch die restlichen 32 Prozent einverleiben. Diese 32 Prozent, die rund 200 Millionen Euro wert sein sollen, gehören jetzt der Lotto-Toto Holding (LTH), hinter der wiederum diverse Banken, Stiftungen und der ORF stehen. Anstatt dass die Casag die Lotto-Anteile kauft, könnte die LTH in die Casag eingebracht werden, so Stoss Plan. Dann können sie immer noch entscheiden, wer verkauft oder drinbleibt. Dem Casinos-Boss zufolge haben einige Banken und Versicherungen großes Interesse, ihre Anteile an den Lotterien bzw. den Casinos loszuwerden. Grund seien die strengeren Kapitalvorschriften für Finanzbeteiligungen, die nicht zum Kerngeschäft zählen (Basel III bzw. Solvency II). Andere wollen dagegen eher aufstocken: Neben der ÖBIB vielleicht Teile der Medial und die Kirchenbank Schelhammer & Schattera, die seit Kurzem im Eigentum der Grawe steht, ihre Glücksspielanteile aber aus ethischen Gründen eigentlich seit Jahren loshaben wollte. Die Medial Beteiligungs-Gesellschaft m.b.H. ist mit 38 Prozent größte Casinos-Aktionärin, sie gehört Schelhammer & Schattera, der Donau Versicherung (VIG), dem vom Ex-ÖVP-Vizekanzler geführten Mühlenkonzern Leipnik Lundenburger (LLI) und der Uniqa. Stoss hofft, dass die neue Struktur bis Ende 2015 steht. Einen neuen Lotterien-Vorstand brauche es nach dem Abgang von Mr. Lotto Friedrich Stickler mit Jahresmitte – er geht in Pension – nicht. Es wird keine Ausschreibung geben, so Stoss. Sticklers Aufgaben übernehmen die übrigen Vorstände: Stoss selbst verantwortet die Casinos im In- und Ausland und ab nun auch den Bereich Services, Bettina Glatz-Kremsner die Lotterien samt Marketing und Dietmar Hoscher die Video Lottery Terminals (WINWIN-Automatensalons), tipp3 und Spielerschutz. Stoss Vertrag als Casinos-CEO läuft bis Ende 2016. Er will sich aller Voraussicht nach noch einmal bewerben. Turbulente Zeiten machen das Leben spannend. Ich bin jetzt achteinhalb Jahre dabei und hätte noch einiges vor. Ob er sich vorstellen kann, weiterzumachen, wenn Novomatic seine Anteile an den Lotterien aufstockt? Es ist kartellrechtlich ausgeschlossen, dass Novomatic über 24,9 Prozent kommt. Grundsätzlich fürchte ich Novomatic nicht. Stoss könnte sich vorstellen, im Ausland mit dem finanzstarken Partner gemeinsame Projekte durchzuführen. Gemeinsam hätten wir eine fast vollständige Wertschöpfungskette. Im Inland jedoch wüsste ich nicht, was uns die Novomatic zeigen könnte. Gespräche mit Novomatic-Eigentümer Johann Graf hat Stoss noch nicht geführt. Auch gegen einen internationalen Eigentümer hätte Stoss nichts. Der Wiener Finanzinvestor Peter Goldscheider will ja, gemeinsam mit zwei bereits im Glücksspielgeschäft aktiven tschechischen Milliardären, 55 Prozent an den Casinos übernehmen. Deren gemeinsames Finanzvehikel Epic hat der Medial sowie der MTB Privatstiftung von Maria Theresia Bablik ein Angebot gelegt. Wenn ich versuche, mich in deren Strategie hineinzuversetzen, kann ich mir vorstellen, dass wir gut hineinpassen würden. Der tschechische Milliardär Karel Komarek hat bereits den staatlichen Lotto-Monopolisten Sazka übernommen, außerdem ist seine Gruppe KKCG Großinvestor beim Investmentfonds Emma Delta, der den griechischen Spielanbieter OPAP kaufte. Sie sind auch an der türkischen Lotterie dran, so Stoss. Um Jobs in Österreich fürchtet der Casinos-Chef nicht. Die Jobs sind abgesichert, weil wir die Verpflichtung haben, die Konzessionen zu erfüllen. Die Lizenzen für die Spielbanken und die Lotterien laufen noch 13 bis 15 Jahre. Aber natürlich sei das Casinogeschäft kapital- und personalintensiver als das Lotteriengeschäft, so Stoss.
3Wirtschaft
Auch in der Türkei müsse man Flüchtlinge mit Gewalt stoppen. Wien – Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) hat die österreichische Grenzschließungspolitik auf der Balkanroute verteidigt. Es gibt nur zwei Wege: Wir lassen die Menschen durch, oder wir stoppen sie, sagte Kurz in einem Interview der Süddeutschen Zeitung. In Anspielung auf Kritiker wie den deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der die Gewalt an der griechisch-mazedonischen Grenze als Beweis dafür gewertet hatte, dass eigene nationale Wege (...) nicht zur Lösung führen, stellte der Außenminister die Frage, wie das in der Türkei ablaufen wird. Menschen werden mit Polizeigewalt aufgehalten werden müssen, das wird nur weiter entfernt von uns passieren, wo vielleicht nicht so viele TV-Kameras präsent sind. Es ist moralisch nicht hochwertiger, wenn die Flüchtlinge in der Türkei aufgehalten werden, als wenn man sie in Griechenland oder in Mazedonien aufhält. Für die Flüchtlinge bedeutet es das Gleiche, nämlich dass sie nicht nach Mitteleuropa durchkommen, sagte Kurz. Es sei eine absurde Situation, dass die Migranten an der mazedonischen Grenze demonstrieren und Gewalt anwenden, um von einem EU-Land in ein Nicht-EU-Land zu kommen. Wir müssen doch ehrlich aussprechen, dass es hier nicht um die Suche nach Schutz geht, sondern um die Suche nach einer besseren ökonomischen Zukunft. Es könne nicht sein, dass die, die es bis nach Griechenland schaffen, automatisch weiterreisen dürfen, betonte Kurz. Je schneller man das Durchwinken nach Norden beende, desto eher werde der Flüchtlingsstrom abreißen, weil die Leute sich nicht auf den Weg machen, um in einem Lager in Lesbos zu leben, sondern um ihre Wohnung in Berlin zu beziehen. Kurz bot Griechenland Unterstützung in der Flüchtlingskrise an, bekräftigte aber auch die Kritik an Athen. Wir Österreicher haben ohne internationale Hilfe 100.000 Leute untergebracht. In ganz Griechenland sind derzeit 25.000 Menschen, obwohl die Bilder anderes suggerieren. Daher gebe es in Österreich ein starkes Bewusstsein dafür, dass die Kritik die Falschen trifft. Kurz verteidigte auch die Entscheidung, Griechenland nicht an der Wiener Westbalkankonferenz zu beteiligen. Der griechische Außenminister habe noch vor drei Wochen bei einem Treffen mit seinen Kollegen der Balkanroute betont, er wolle nicht bei einer Konferenz dabei sein, wo es darum geht, den Zustrom zu reduzieren, sagte Kurz. Wir wussten: Wenn wir einen Beschluss zustande bringen wollen, ist es sinnvoll, sich mit den Staaten abzustimmen, die an einem Strang ziehen. Die mazedonische Polizei ließ indes am Mittwoch und Donnerstag insgesamt 510 Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak aus Griechenland einreisen. An der Grenze harren aber mehr als 11.000 Menschen aus. Am Mittwoch waren mehr als 2.000 Menschen neu nach Griechenland gekommen, wie das Innenministerium in Athen am Donnerstag mitteilte. Auf der griechischen Seite der Grenze bei Idomeni kam es am Donnerstag erneut zu Protesten: Flüchtlinge legten den Eisenbahnverkehr lahm. Hunderte Menschen blockierten auf den Schienen einen Güterzug, der aus Mazedonien in Richtung Griechenland fahren wollte. Die Menschen skandierten immer wieder: Open the border (Öffnet die Grenze).
1Panorama
Gericht stützt Präsidenten im Machtkampf mit Opposition. Caracas – Im Machtkampf zwischen Venezuelas sozialistischem Präsidenten Nicolas Maduro und dem von der Opposition dominierten Parlament hat sich der Oberste Gerichtshof auf die Seite des Präsidenten gestellt: Das Gericht erklärte am Montag alle Handlungen der Nationalversammlung für nichtig. Es reagierte damit auf die Vereidigung von drei Oppositionsabgeordneten, deren Wahl der Oberste Gerichtshof zuvor für unzulässig erklärt hatte. Der konservative Parlamentspräsident Henry Ramos Allup hatte die drei suspendierten Abgeordneten vergangenen Mittwoch vereidigt – die Konservativen erreichten dadurch die für Verfassungsänderungen notwendige Zweidrittelmehrheit, die sie nutzen wollen, um Maduro binnen sechs Monaten aus dem Amt zu drängen. Die konservative Opposition hatte bei der Wahl am 6. Dezember nach 16 Jahren die Mehrheit im Parlament zurückerobert, das Bündnis MUD kam auf 112 der 167 Mandate. Nach dem Einspruch von Maduros Sozialisten hob der Oberste Gerichtshof die Wahl dreier konservativer Abgeordneter wegen der Anschuldigung des Stimmenkaufs aber auf – sodass die für Amtsenthebungsverfahren notwendige Zweidrittelmehrheit nicht länger stand. Vor dem Obersten Gerichtshof hatte sich bereits das Militär hinter Maduro gestellt. Die Streitkräfte des Landes bekräftigten ihre absolute Loyalität und bedingungslose Unterstützung Maduros, erklärte ihr oberster Chef, Verteidigungsminister Vladimir Padrino, am vergangenen Donnerstag.
2International
Spanier gibt auch im zweiten Match der World Tour Finals keinen Satz ab und überlässt dem Briten nur fünf Games – Wawrinka biegt Ferrer. London – Rafael Nadal präsentiert sich bei den ATP World Tour Finals in London bisher von seiner besten Seite. Dem 6:3, 6:2-Erfolg gegen Stan Wawrinka ließ der Spanier am Mittwoch einen 6:4, 6:1-Sieg gegen Andy Murray folgen. Der 14-fache Tennis-Grand-Slam-Sieger steht damit beim Saisonabschlussturnier der besten acht Profis des Jahres im Halbfinale. Dies wurde durch den Zweisatzsieg von Stan Wawrinka im zweiten Einzel am späteren Abend Gewissheit. Der Schweizer schlug den Spanier David Ferrer in der Gruppe Ilie Nastase 7:5, 6:2, wodurch klar wurde, dass Nadal nicht mehr aus den Top-Zwei verdrängt werden kann, da Wawrinka und Murray, die bei je einem Sieg halten, zum Abschluss aufeinandertreffen. Wawrinka hatte in der O2-Arena Startschwierigkeiten, Ferrer gab den Ton an und zog mit Break auf 5:2 davon. Beim Stand von 5:3 ließ er einen Satzball aufgrund eines Doppelfehlers aus, was sich rächen sollte. Wawrinka schaffte das Rebreak und nahm seinem Gegner zum 6:5 noch einmal den Aufschlag ab, ehe er ausservierte. Gleich nach Wiederbeginn breakte der Schweizer den Spanier neuerlich, es folgte ein weiteres Break zum 4:1. Diesen Vorteil ließ er sich nicht mehr nehmen und beendete das Match nach 1:34 Stunden. Kurios war der letzte Punkt: Wie auf der Vidiwall eingespielt, war Wawrinkas vermeintlicher Punktschlag im Out, Ferrer hatte allerdings keine Challenge mehr zur Verfügung. Nadal zeigte gegen Murray eine seiner besten Vorstellungen in dieser Saison. Der 29-Jährige war schon im ersten Satz der dominantere Spieler, diesen konnte der Weltranglistenzweite aus Schottland aber bis zum entscheidenden Break zum 4:6 noch offen gestalten. Danach stand Murray in der O2 Arena auf verlorenem Posten, auch da er in den ersten drei Games gleich neun unerzwungene Fehler beging. Breaks zum 2:0 und 5:1 gaben den Ausschlag, nach etwas mehr als 92 Minuten hatte Nadal seinen 60. Matchsieg in dieser Saison in der Tasche. Dass ich gegen so einen großartigen Spieler auf so einem hohen Level spielen kann, sind gute Nachrichten für mich, jubelte Nadal. Nun gelte es, genauso konzentriert weiterzuarbeiten. Er hat die meisten Punkte diktiert und mit Fortdauer des Spiels die Bälle immer härter geschlagen, analysierte Murray. Zudem habe er selbst seinen Beitrag zur Niederlage geleistet. Ich hatte, glaube ich, das niedrigste Percentage (Anm.: 43 Prozent) beim Aufschlag im gesamten Jahr. Das ist gegen einen Mann wie Rafa nicht gut genug, ich habe es ihm zu leicht gemacht, übte der Brite Selbstkritik. Nadal traut er im Turnierverlauf vieles zu. Er spielt definitiv wieder viel besser als noch vor ein paar Monaten, sagte Murray, der den Spanier im Finale von Madrid im Mai glatt in zwei Sätzen geschlagen hatte. Nun liegt er im Head-to-Head mit dem ehemaligen Ranglistenführenden schon 6:16 zurück. Während sich nun Wawrinka und Murray am Freitag im direkten Duell das zweite Aufstiegsticket ausspielen, geht es für den sieglosen Ferrer zum Abschluss gegen Nadal nur mehr um einen versöhnlichen Saisonabschluss.
4Sport
Anwältin Liane Hirschbrich zu Gutachten, das Amokfahrer als zurechnungsfähig einstuft: Frage der Gefährlichkeit "nur unzureichend behandelt". Graz – Während Gerichtspsychiater Manfred Walzl in seinem seit wenigen Tagen vorliegenden Gutachten den Amokfahrer von Graz als zurechnungsfähig einstuft, bleibt der inhaftierte Beschuldigte bei seiner Verantwortung: Seine Verteidigerin Liane Hirschbrich erklärte auf APA-Anfrage, dass er sich damals schon längere Zeit verfolgt gefühlt hatte und das am 20. Juni besonders intensiv erlebt habe. Er habe aus Angst um sein Leben gehandelt, schilderte die Anwältin am Donnerstag. Das Gutachten des Psychiaters schließe ihr zufolge eine Geisteskrankheit ausdrücklich aus. Somit sei von einer Zurechnungsfähigkeit auszugehen. Die Frage, wie gefährlich ihr Mandant sei, ist ihrer Ansicht nach nur unzureichend behandelt worden. Walzl gehe von einer Gefährlichkeit aus: Allerdings ist vom Staatsanwalt ein zweiter Gutachter bestellt worden und es ist abzuwarten, ob dieser zu einer anderen Schlussfolgerung kommt, meinte Hirschbrich. Sie selbst zeigte sich überzeugt, dass den tragischen Ereignissen keine kriminelle Absicht zugrunde liegt. Die Verteidigerin hoffe, dass die Geistesverfassung ihres Mandanten sowie die Umstände der Tat im weiteren Verfahren vollständig geklärt werden.
1Panorama
Infodefizit sei verantwortlich für gesunkene Zahl der Kontakte – Zugleich mehr Anrufe bei Frauenhelpline. Wien – Die Zahl der Verbrechensopfer, die sich an den Weißen Ring wendet, ist gesunken. Diese schlechte Nachricht teilte die Opferschutzorganisation am Dienstag mit – darauf verweisend, dass sich laut jüngst veröffentlichter Trendabschätzung des Bundeskriminalamts zugleich Fälle sogenannter Kleinstkriminalität mehren, worunter etwa auch Körperverletzung fällt. Dem Weißen Ring zufolge nahmen im Jahr 2013 noch rund 23.900 Menschen mit der Organisation beziehungsweise dem Opfer-Notruf (0800/112 112) Kontakt auf. Im Vorjahr seien es nur noch 22.000 gewesen. Ebenso verhalte es sich mit der Zahl intensiv betreuter Fälle: 2015 waren es 2054 – um gut neun Prozent weniger als 2013. Auch 2016 sei im ersten Jahresdrittel ein solcher Rückgang gegenüber 2013 zu verzeichnen. Im Schnitt lande von den mehr als 500.000 in Österreich angezeigten Kriminalitätsfällen nur jedes zehnte der Opfer, die Anspruch auf Hilfe hätten, in Opferhilfeeinrichtungen. Verbrechensopfer würden von den Behörden ungenau oder zu wenig informiert, meint Udo Jesionek, Präsident des Weißen Ringes. Vor allem ältere Personen oder Menschen mit unzureichenden Deutschkenntnissen bräuchten mehr Ermutigung als ein Formular mit einer Telefonnummer. Derzeit liefen Gespräche mit der Wiener Polizei. Künftig sollen leichter lesbare Informationen verbreitet werden. Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser nahm bei der Frauenhelpline (0800/222 555) im Vorjahr hingegen mehr Anrufe entgegen, wie aus Vorjahresbilanz von Dienstag hervorgeht. Insgesamt seien es 8252 Anrufe gewesen – im Schnitt 23 pro Tag. 2014 seien es insgesamt 232 weniger gewesen. Rund die Hälfte der rund 1500 Bewohnerinnen und Bewohner der Frauenhäuser waren im Vorjahr Kinder.
1Panorama
Der FPÖ-Geschäftsführer wird als Verdächtiger geführt, Stefan Petzner und Uwe Scheuch als Beschuldigte. Zudem soll die Bilanz der "Ideenschmiede" gefälscht worden sein. Nun ist es offiziell: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen FPÖ-Bundesgeschäftsführer Hans Weixelbaum wegen Untreue. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) bestätigte dahingehende Angaben des Grünen-Abgeordneten Peter Pilz am Mittwoch. Es gebe konkrete Hinweise auf Bargeldübergaben an Weixelbaum, heißt es bei der WKStA auf STANDARD-Anfrage. Ein Beschuldigter und ein Zeuge im Verfahren hätten unabhängig voneinander ausgesagt, dass Bargeld übergeben wurde. Zuvor hatte der Falter berichtet, dass ein früherer Mitarbeiter der FPÖ-nahen Werbeagentur Ideenschmiede gestanden hatte, selbst einen Koffer mit Bargeld von Klagenfurt nach Wien gebracht und Weixelbaum überreicht zu haben. Gegen den früheren BZÖ-Politiker Stefan Petzner hegt die WKStA den Verdacht der Vorteilsannahme. Er wird im Verfahren nicht mehr nur als Verdächtiger, sondern bereits als Beschuldigter geführt. Das bestätigte Petzner im STANDARD-Gespräch. Er sehe das dennoch ganz entspannt, sagte Petzner. Es gab eine Leistung außerhalb meiner Tätigkeit beim Land Kärnten, die ganz normal honoriert und dokumentiert wurde, so Petzner, der an einen raschen und aus seiner Sicht positiven Abschluss der Ermittlungen glaubt: Mir wurde zu verstehen gegeben, dass das mit einer Einstellung enden wird. Und außerdem geht es ohnehin nur um läppische 4.000 Euro. Derzeit prüfen die Ermittler, ob diesem bar überreichten Betrag eine entsprechende Leistung gegenüberstand. Auch der den frühere BZÖ-Obmann Uwe Scheuch wird laut APA in der Causa als Beschuldigter geführt. Insgesamt gebe es in der Causa derzeit zwölf Beschuldigte und einen Verdächtigen, sagte ein Behördensprecher. FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl sagte zu den Vorwürfen gegenüber Weixelbaum in einer Aussendung, dass kein einziger Funktionär oder Mitarbeiter der FPÖ im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen die Agentur Ideenschmiede von der zuständigen Staatsanwaltschaft als Beschuldigter geführt wird. Das gilt natürlich auch für Bundesgeschäftsführer Weixelbaum. Was Kickl aber nicht dazusagt, ist Folgendes: Weixelbaum wird zwar nicht als Beschuldigter geführt, sehr wohl aber als Verdächtiger. Gegen den Finanzmanager der FPÖ wird also wegen Untreue ermittelt. Zudem ermittelt die WKStA in der Causa Ideenschmiede wegen Bilanzfälschung. Der Vorwurf richtet sich gegen den Chef der Agentur sowie gegen deren Steuerberater. Laut Pilz soll ein Betrag von knapp 1,3 Millionen Euro an Gewinnen verschleiert worden sein. Der WKStA-Sprecher konnte den konkreten Betrag auf STANDARD-Anfrage vorerst nicht bestätigen. Auch Kickl selbst war im Fokus der Strafverfolgungsbehörden gestanden. Eine Weisung des Justizministers führte jedoch im Vorjahr dazu, dass er derzeit nicht als Verdächtiger geführt wird. Man prüfe gegenwärtig, ob ein Anfangsverdacht vorliege, heißt es bei der WKStA. Im Verfahren geht es um den Vorwurf, die Kärntner Landesregierung habe der Ideenschmiede unangemessen hohe Beträge bezahlt, wobei ein Teil der Summe abgezweigt und an Funktionäre der FPÖ beziehungsweise des BZÖ geflossen sei. Für alle Erwähnten gilt die Unschuldsvermutung. Pilz kritisierte am Mittwoch vor Journalisten, dass bereits seit einem Jahr gegen Weixelbaum ermittelt werde, ohne diesen zu den Vorwürfen zu befragen oder Kontenöffnungen zu beantragen. Dazu will man in der WKStA mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nichts sagen.
5Inland
Die Hypo-Abbaugesellschaft Heta ist mit 7,5 Millionen Euro größter Gläubiger der Linie. Wien/Sarajevo – Der Flughafen Sarajevo hat die Eröffnung eines Konkursverfahrens über die bosnische Fluggesellschaft BH Airlines gestellt. Der Flughafen ist mit 3,5 Millionen Euro an offenen Forderungen der zweitgrößte Gläubiger der BH Airlines. Am höchsten verschuldet ist die Airline aber bei der Hypo-Abbaugesellschaft Heta – mit Verbindlichkeiten von 7,5 Millionen Euro. Die Schulden der BH Airlines bei der Heta stammen laut bosnischen Medienberichten aus Finanzleasingverträgen für zwei Flugzeuge. Die Regierung Bosnien-Herzegowinas befürwortete das Insolvenzverfahren. Der Wert der Fluggesellschaft betrage nur rund 9 Millionen Euro, die Schulden des Unternehmens würden sich jedoch auf mehr als 40 Millionen Euro belaufen, sagte Verkehrsminister Denis Lasić. Der Betriebsratschef der BH Airlines, Elvis Žiga, kritisierte die Entscheidung, die nationale Fluggesellschaft in die Pleite zu schicken. Anscheinend braucht das Land keine Fluggesellschaft, obwohl die Touristenzahlen wachsen. Die Mitarbeiter suchen sich bereits neue Jobs oder melden sich beim Arbeitsamt. Das letzte Gehalt wurde ihnen im September 2015 ausbezahlt, so Ziga. Mit dem Konkurs der BH Airlines hat Bosnien-Herzegowina keine eigene Fluggesellschaft mehr. Die letzten Flugverbindungen gab es zwischen dem Heimatflughafen in Sarajevo und Banja Luka sowie mit Zürich. Insgesamt fliegen derzeit sieben internationale Fluggesellschaften den Flughafen Sarajevo an – darunter die Austrian Airlines, Air Serbia und Croatian Airlines. Die österreichische AUA hat als einzige eine Direktverbindung zwischen Wien und Sarajevo.
3Wirtschaft
Panama Papers belegen steuerschonende Transaktionen. Verkäufe von Altmeistergemälden und anschließende Überweisungen an Amerop. Wien – Geht es um das Business mit Offshore-Firmen, unterscheidet sich der Kunstmarkt nicht von anderen Branchen. Dass auch österreichische Akteure involviert sind, liegt auf der Hand. In welchem Ausmaß, ist eine andere Frage. Sämtliche zur Verhinderung von Geldwäsche ergangenen gesetzlichen Regelungen, die eine Identifizierungs-, Sorgfalts- und Meldepflicht inkludieren, sind vom Kunsthandel einzuhalten. Allerdings: Wozu man nicht verpflichtet ist, das gibt man auch nicht bekannt. Erlöse aus Kunstverkäufen in Österreich auf das Konto einer in einem Steuerparadies registrierten Firma zu überweisen unterliegt nicht der Meldepflicht. In den Panama Papers tauchten nun Abrechnungen des Dorotheums auf. Recherchen des ORF-Kulturmontag zufolge geht es um Verkäufe von Altmeistergemälden und anschließende Überweisungen an Amerop, eine auf den Britischen Jungferninseln registrierte Firma, die von der Finanzkanzlei Mossack Fonseca gegründet wurde. Laut einem Mossack-Datenbankeintrag werden die zugehörigen Firmendokumente beim Liechtensteiner Sequoia Treuhand Trust aufbewahrt, was dieser in Abrede stellt. Hinter Amerop verbirgt sich Valery Babkin, der Anfang der 1990er-Jahre durch die Privatisierung des Chemiekonzerns Ammophos vermögend wurde. Der 75-Jährige ist auch Kunstsammler und Inhaber der Galerie Modus Vivendi in Moskau sowie der Foundation Fine Art SVB im Schweizerischen Montreux. Eine Interview-Zusage zog Babkin laut ORF zurück, als er erfuhr, dass es um seine Offshore-Geschäfte geht. Sein Firmengeflecht gleicht anderen, die durch die Panama Papers öffentlich wurden. Wer als Einbringer jener acht Gemälde fungierte, die STANDARD-Recherchen zufolge im Oktober 2014 versteigert werden sollten, ist unbekannt. Bei der Provenienz scheinen keine Angaben auf, die Rückschlüsse ermöglichen. Ob auf expliziten Wunsch des Kunden, muss eine Mutmaßung bleiben. Das Auktionshaus gibt hierzu keine Auskunft, betont jedoch, das standardisierte Identifikationsverfahren und einen Backgroundcheck durchgeführt zu haben. Gesichert ist, dass nur ein Teil des Konvoluts verkauft wurde: ein Paar Stillleben von Jan Peeter Brueghel (53.170 Euro), die Allegorie des Wassers von Jan Brueghel II und Jan van Balen (75.000) sowie eine Kreuzigung aus der Rubens-Werkstatt (40.000). Unverkauft blieben Bilder von Jan Brueghel II. Ob diese noch im Dorotheum lagern? Unter Verweis auf Datenschutzbestimmungen gibt es auch dazu keine Auskunft. Wie der STANDARD herausfand, hatte Valery Babkin diese Bilder 2010 und 2012 im Dorotheum ersteigerte. Ob für seine private Sammlung oder namens seiner Galerie, ist unbekannt. Für Letztere gilt es zu vermuten, womit die vom ORF aufgedeckte Transaktion Babkin über seine Amerop Einnahmen bescherte, die er wohl nicht versteuert haben wird. Illegal ist das nicht. Ob das Dorotheum öfter Auktionserlöse an Offshore-Firmen überweist, ohne deren nominellen Eigentümer zu kennen? Man halte sich an die Rechtsvorschriften, lautet die lapidare Antwort.
8Kultur
Gemeinsam mit Freunden konnte er offenbar sensible Daten aus John Brennans Posteingang fischen. Seit 2013 ist John Brennan Chef der CIA, dem offiziellen Auslandsgeheimdienst der USA. Ihm droht nun Ungemach durch den Verlust sensibler Daten,von seinem privaten E-Mail-Konto. Entwendet wurden sie offenbar von einem Schüler. Der Unbekannte, der nach eigenen Angaben mit zwei Komplizen unter der Bezeichnung CWA (Crackas With Attitude) operiert hat, dürfte sich durch Social Engineering über den Provider Verizon die nötigen Informationen für den Coup beschafft haben. Zu den erbeuteten Dokumenten gehört unter anderem ein 47 Seiten füllender Antrag für den Erwerb von Zutrittsprivilegien für Hochsicherheits-Areale. Diese Anträge enthalten nicht nur Informationen über ihren Ersteller, sondern auch über Freunde, Partner und Familie, da sie für genaue Background-Checks herangezogen werden. Sie geben Auskunft aus dem Strafregister, psychologische Atteste, Medikamentenkäufe oder Interaktionen mit Ausländern. Weiters fanden die Hacker in Brennans Postfach auch seine Sozialversicherungsnummer, persönliche Informationen über andere hochrangige Geheimdienstmitarbeiter sowie einen Brief über den Einsatz strenger Befragungstechniken für Gefangene unter Terrorismusverdacht. Was die Angelegenheit besonders pikant macht: Die Daten wollen die Hacker nicht aus Brennans dienstlichem Postfach, sondern von seiner privaten Mail-Adresse erlangt haben. Dorthin soll er die Dokumente nämlich weiter geleitet haben. Für ähnliches Verhalten, das Abwickeln dienstlicher Kommunikation über einen privaten Server, war zuletzt die demokratische Präsidentschaftsanwärterin Hillary Clinton unter heftige Kritik gekommen. Gegenüber Wired erklärt der ungebetene Gast in Brennans Online-Leben seine Vorgangsweise. Er sagt, es sei ihm gelungen, Brennans Handynummer herauszufinden und festzustellen, dass er Kunde beim Telekomriesen Verizon ist. Einer der Beteiligten gab sich gegenüber dem Unternehmen als technischer Mitarbeiter aus. Über die Behauptung, derzeit keinen Zugriff auf die Kundendatenbank zu haben und die Vorgabe einer gefälschten Dienstkennung erhielt er Brennans Kundenkonto-Nummer, seine Mobilbox-PIN, eine alternative Telefonnummer, die letzten vier Stellen seiner Kreditkarte sowie seine private E-Mail-Adresse bei AOL. Mithilfe dieser Informationen gelang es wiederum, sich gegenüber AOL erfolgreich als John Brennan auszugeben und eine Rücksetzung seines Passworts zu erreichen. Am 12. Oktober brachen sie damit erfolgreich in seinen Posteingang ein und durchsuchten Diesen nach potenziell wichtigen Dokumenten. Erst drei Tage später wurde der Account gesperrt. Nachdem Brennan drei Mal sein Passwort zurücksetzte und sie sich drei Mal wieder Zugriff verschafften, löschte er ihn schließlich, so die Hacker weiter. Er war zudem nicht das einzige Opfer, auch der Comcast-Account von Innenminister Jeh Johnson wurde kompromittiert. Als Beweis für ihren Zugriff bei brennan posteten die Eindringlinge Screenshots aus ihrem Bestand via Twitter (mittlerweile wurden die Einträge entfernt), darunter eine Anrufliste der ehemaligen CIA-Vizechefin Avril Haines. Zudem sollen auch Dokumente an das Anonymous-Kollektiv übermittelt worden sein. Die Hacker agieren dabei aus politischen Motiven. Konkret fordern sie etwa Freiheit für Palästina. Nach eigenen Angaben ist der anonyme Sprecher der Gruppierung jünger als 20 Jahre, Bewunderer von Edward Snowden und derzeit Schüler auf einer Highschool. Und bei der CWA hat man offenbar noch nicht genug. Wie die New York Post vermeldet, hat man bereits ein neues Ziel auserkoren: Den Vize-Verteidigungsminister Robert Work. (gpi, 20.10.2015) Update, 17:40 Uhr: Überschrift angepasst.
0Web
Ausführung von Schadcode möglich – Update bereits veröffentlicht. Im Password Manager des Sicherheitssoftware-Herstellers Trend Micro wurde eine schwere Sicherheitslücke gefunden. Laut Tavis Ormandy von Googles Projekt Zero ist es dadurch möglich, schädlichen Code auf einem Computer auszuführen und auf gespeicherte Passwörter zuzugreifen. Inzwischen hat Trend Micro ein Update veröffentlicht, das die Lücke schließt. Laut dem Google-Forscher ist das Tool aber immer noch nicht komplett sicher. Mit dem Manager können Nutzer Passwörter abspeichern, ohne sie sich selbst merken zu müssen. Er wird gemeinsam mit der Software AntiVirus des japanischen Herstellers installiert und nach dem Hochfahren des PCs automatisch gestartet. Das Tool basiert laut Ormandy auf JavaScript und node.js und öffnet mehrere Ports für Schnittstellen (API)-Anfragen. Er habe lediglich 30 Sekunden benötigt um eine API zu finden, über die er beliebige Befehle ausführen konnte. Außerdem habe er entdeckt, dass die gespeicherten Passwörter von außen auslesbar sind. Allerdings handelt es sich dabei um verschlüsselte Passwörter. Ormandy informierte Trend Micro von der Sicherheitslücke am 5. Jänner. Nach Veröffentlichung des Patches stellte der Sicherheitsforscher den E-Mail-Wechsel mit Trend Micro ins Netz. Darin kritisiert er, dass das Tool seiner Ansicht weiterhin nicht sicher sei. Noch immer seien 70 APIs aus dem Netz erreichbar. Er rät Trend Micro einen unabhängigen Sicherheitsexperten zu engagieren, der sich das Problem ansieht.
0Web
Amnesty International Deutschland würdigt jahrzehntelangen Kampf gegen Folter und Diskriminierung in Indien. Berlin/Neu-Delhi – Der Rechtsanwalt und Aktivist Henri Tiphagne erhält den mit 10.000 Euro dotierten Menschenrechtspreis von Amnesty International in Deutschland. Er kämpfe seit Jahrzehnten unermüdlich und mutig gegen Folter und Diskriminierung auf dem Subkontinent, erklärte Amnesty am Montag in Berlin. Der Zeitpunkt hätte kaum besser gewählt sein können, denn die Kastenhierarchie in Indien derzeit heftig diskutiert wird. Wir setzen uns für die Ärmsten der Armen ein, sagte Tiphagne einer Nachrichtenagentur. Die allermeisten davon seien entweder Muslime, Angehörige von Stammesvölkern oder Dalits. Diese stehen ganz am unteren Ende der Kastenhierarchie in dem überwiegend hinduistischen Land – und wurden früher als Unberührbare beschimpft. Je genauer Tiphagne in seinem Heimatland Indien hinschaute, desto tiefere Abgründe taten sich auf. Menschen, die einfach verschwanden, Unruhen zwischen Angehörigen verschiedener Religionsgemeinschaften, Gewalt gegen Frauen, Gräueltaten der Polizei, Folter, zählt der 60-Jährige auf. In Indiens Verfassung von 1950 steht, dass niemand aufgrund seiner Kaste diskriminiert werden darf. Doch die Realität sieht oft anders aus, das machte gerade der Selbstmord eines Doktoranden an der Universität von Hyderabad deutlich. Dalit-Studenten beklagen, sie würden von Aktivitäten ausgeschlossen, müssten separat essen und wohnen. Seit mehr als einer Woche demonstrieren Menschen überall in Indien gegen die Herabsetzungen. Leider schaut das Land erst nach seinem Tod hin, beklagt Tiphagne. Der 60-Jährige Tiphagne wurde in Tamil Nadu im Süden Indiens geboren und von einer französischen Ärztin adoptiert. Statt wie geplant Arzt zu werden, studierte er Jus, um den Benachteiligten und Unterdrückten in Indien vor Gericht zu helfen. Seit vier Jahrzehnten engagiert sich Tiphagne für die Menschen, die in der größten Demokratie der Welt ihre Rechte kaum wahrnehmen können. Als Anwalt baute er die Organisation Peoples Watch auf, die Menschenrechtsverletzungen dokumentiert, Betroffene vor Gericht vertritt und Kinder in Schulen über ihre Rechte informiert. Tiphagne saß mehrfach im Gefängnis. Seine Organisation Peoples Watch werde von den Behörden drangsaliert, erklärte Amnesty. Der Spielraum für die Arbeit von Aktivisten wird derzeit geringer, sagte Tiphagne. Jüngst ließ die Regierung dreimal die Konten seiner Organisation für 180 Tage einfrieren, so dass sie ihre Arbeit einstellen musste.
2International
Offener Brief gegen umstrittenen Gesetzesentwurf zu gleichgeschlechtlichen Trauungen – Warnung vor Diskriminierung Homosexueller. Los Angeles – Zahlreiche Filmstudios, darunter Disney und Time Warner, und mehr als 30 Filmschaffende drohen dem US-Staat Georgia mit einem Boykott, falls dort ein aus ihrer Sicht homophobes Gesetz in Kraft tritt. Es sieht unter anderem vor, dass Kirchenvertreter gleichgeschlechtliche Trauungen abweisen können, wenn dies ihren religiösen Überzeugungen widerspricht. Kritiker warnen vor Diskriminierung Homosexueller auch am Arbeitsplatz und in sozialen Einrichtungen. Verfechter des Entwurfs Free Exercise Protection Act sprechen hingegen von einem Schutz der Glaubensfreiheit. Der Gesetzesentwurf liegt dem Südstaaten-Gouverneur Nathan Deal zur Unterschrift vor. Bis zum 3. Mai muss der Republikaner über die Annahme oder Ablehnung des Entwurfs entscheiden. Schauspieler, Regisseure und Produzenten, darunter Anne Hathaway, Julianne Moore, Rob Reiner, Lee Daniels, Gus Van Sant und Bob und Harvey Weinstein, forderten Deal am Donnerstag in einem Brief auf, sein Veto einzulegen. Andernfalls wollten sie künftig nicht mehr in Georgia arbeiten. Ihr Schreiben wurde am Donnerstag von der Bürgerrechtsgruppe Human Rights Campaign veröffentlicht. In Georgia werden zahlreiche TV-Serien und Filme gedreht, darunter Blockbuster wie The First Avenger: Civil War und Die Bestimmung – Allegiant. Der Staat räumt Produktionsfirmen Steuervorteile ein.
1Panorama
Schlepper sollen vier Männer nach Österreich gebracht haben. Nickelsdorf – Die Polizei hat am Montagabend in Nickelsdorf (Bezirk Neusiedl am See) zwei Schlepper festgenommen. Die beiden Verdächtigen im Alter von 31 und 33 Jahren waren Insassen eines Pkw mit litauischem Kennzeichen. Bei einer Kontrolle entdeckten die Beamten vier weitere Männer in dem Wagen. Sie dürften von dem Schlepper-Duo nach Österreich gebracht worden sein. Die vier geschleppten Männer wurden in das Competence Center Eisenstadt (früher Polizeianhaltezentrum, Anm.) gebracht. Die beiden Verdächtigen sind heute, Dienstag, Vormittag noch befragt worden, hieß es von Exekutive in einer Aussendung.
1Panorama
Streit um Regierungsteam vor Parlamentsabstimmung – Finanzministerin Jaresko könnte nächster Regierung nicht mehr angehören. Kiew – In der Ukraine droht die Wahl des Nachfolgers von Ministerpräsident Arseni Jazenjuk zu platzen. Der Wunschkandidat von Präsident Petro Poroschenko, Wolodimir Groisman, drohte nach Angaben von Abgeordneten mit einer Absage, nachdem es Streit um seine Regierungsmannschaft gegeben hatte. Zwar konnte Groisman den Angaben zufolge am Dienstag doch überzeugt werden, es ist jedoch nicht sicher, ob er im Parlament überhaupt die notwendige Mehrheit bekommt. Groisman hatte am Montagnachmittag noch verkündet, dass er das Amt annehmen will. Er sei gut für den Posten geeignet, weil ich 24 Stunden am Tag arbeiten kann, sagte der bisherige Parlamentspräsident. Bei einem Treffen der Präsidentenpartei am Abend gab es nach Angaben von Abgeordneten dann jedoch Streit um die Besetzung der Kabinettsposten. Groisman lehnte demnach mehrere Kandidaten ab. Bei einem weiteren Parteitreffen am Dienstag konnte Groisman dann offenbar überzeugt werden, doch anzutreten. Wie der Parteivertreter Sergej Leschtschenko sagte, wurde ein Kabinett zusammengestellt, in dem Groisman erheblichen Einfluss, aber nicht die volle Kontrolle haben wird. Das Parlament muss am Dienstag nun zunächst über die Entlassung Jazenjuks entscheiden. Die Annahme seines Rücktritts gilt als sicher. Ob Groisman die notwendige Mehrheit bekommt, ist allerdings unklar. Der 38-Jährige gilt als geschickter Brückenbauer und strebt eine enge Bindung der Ukraine an die EU an. Für seine Wahl bräuchte er Stimmen der Partei von Ex-Ministerpräsidentin Julia Timoschenko und anderer proeuropäischer Kleinparteien. Sie verlangten für ihre Unterstützung einflussreiche Posten im künftigen Kabinett. Jazenjuk hatte am Sonntag seinen Rücktritt verkündet und damit die Konsequenzen aus einer monatelangen Regierungskrise gezogen. Mitte Februar hatte er trotz einer Rücktrittsaufforderung durch Poroschenko noch ein Misstrauensvotum im Parlament überstanden. Allerdings war seine Regierungskoalition danach zerbrochen. Jazenjuks Partei war bei der Wahl im Oktober 2015 zur zweitstärksten Kraft im ukrainischen Parlament geworden. In Umfragen liegt sie derzeit aber nur bei zwei Prozent, viele Wähler sind unzufrieden mit der schlechten wirtschaftlichen Lage und der anhaltenden Korruption. Die für die Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern zuständige Finanzministerin Natalja Jaresko wird Abgeordneten zufolge der künftigen Regierung des krisengeschüttelten Landes nicht mehr angehören. Ihre Nachfolge trete vermutlich der frühere Investment-Manager Olexandr Daniljuk an, sagten am Dienstag mehrere Parlamentsmitglieder übereinstimmend.
2International
Verordnung nach der Scharia in indonesischer Provinz in Kraft getreten, Bestrafung "nur nach fairem Prozess". Jakarta – Sex unter Schwulen und unverheirateten Paaren wird in Aceh, der konservativsten Provinz Indonesiens, ab sofort mit Peitschenhieben bestraft. Die Verordnung trat am Freitag in Kraft. Die Bestrafung erfolgt nur nach einem fairen Prozess, sagte Syamsuddin, Chef der Scharia-Polizei in Aceh im Norden der Insel Sumatra. Am Sonntag würden Patrouillen beginnen. Zeugen müssten Sex zwischen Schwulen oder unverheirateten Paaren selbst gesehen haben. Bei einem Schuldspruch drohen bis zu 100 Peitschenhiebe. Indonesien ist das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt. Fast 90 Prozent der gut 250 Millionen Indonesier sind Muslime. Die große Mehrheit praktiziert einen moderaten Islam. Aceh liegt im Norden der Insel Sumatra, es ist die einzige Provinz, die das islamische Scharia-Recht voll anwendet. Auspeitschungen gibt es hier bereits für Alkoholtrinker und Glücksspieler. In anderen Provinzen können Scharia-Gerichte nur in Familienrechtsfragen angerufen werden.
2International
Sänger Brian Johnson muss pausieren, bei weiteren Konzerten droht ihm der Verlust des Gehörs. Sydney – Guns-N-Roses-Frontmann Axl Rose springt bei AC/DC als Sänger ein. Der 54-Jährige hilft aus, weil AC/DC mitten in einer Welttournee auf ihren Sänger Brian Johnson verzichten müssen. Über den Neuzugang war bereits spekuliert worden, am Sonntag kam die Bestätigung. Rose werde seine eigene Not in this Lifetime-Tour mit Guns N Roses danach fortsetzen. AC/DC sind mit ihrem Gastsänger erstmals am 7. Mai in Lissabon zu hören, später unter anderem am 19. Mai im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Johnson hatte Anfang März eine niederschmetternde Prognose erhalten: Wenn er nicht sofort eine Pause einlege, drohe ihm der Verlust seines Gehörs, warnten Ärzte. Da war die Band mit ihrer Rock or Bust-Tour in den USA unterwegs. Sie sagte die nächsten zehn Konzerte ab. Johnson ist wegen seiner unverwechselbaren Falsettstimme berühmt. Mit mehr als 200 Millionen verkauften Alben weltweit sind AC/DC eine der ganz großen Bands der Musikgeschichte. So sehr wir die Tour auch gerne in der Besetzung beendet hätten, in der wir gestartet sind, respektieren wir Brians Entscheidung, die Tournee abzubrechen, um sein Gehör zu retten, teilte die Band mit. Es klang nach einem Abschied für immer: Die Bandmitglieder möchten ihm für seinen Beitrag und seinen Einsatz in der Band in all den Jahren danken. Wir wünschen ihm alles Gute, mit der Gehörsache und mit zukünftigen Projekten. AC/DC haben in jüngerer Vergangenheit einige Schläge wegstecken müssen: Die Band verkündete den endgültigen Abschied von Malcolm Young, der an Demenz leidet. Er hatte die Gruppe 1973 mit seinem Bruder Angus gegründet, der als Leadgittarist weiter dabei ist. Der mit Suchtproblemen kämpfende ehemalige Schlagzeuger Phil Rudd wollte eigentlich mit auf die Tournee, fiel aber aus, weil er in Neuseeland mit dem Gesetz in Konflikt geriet. Die US-Konzerte sollen nachgeholt werden.
8Kultur
Neue Arena soll 60.000 Zuschauern Platz bieten. London – Der englische Fußball-Meister Chelsea plant einen Neubau seines Stadions Stamford Bridge. Die neue Arena am Nordufer der Themse soll 60.000 Personen Platz bieten. Ein diesbezüglicher Planungsantrag sei bereits bei den zuständigen Behörden eingereicht worden, gab der Club aus London am Dienstag bekannt. Das aktuelle Stadion fasst 41.600 Zuschauer. Es wurde bereits 1877 eröffnet. (APA, 1.12.2015)
4Sport
Kaufpreis wird mit 35 Millionen Euro beziffert. St. Gilgen – Die Anfang April in die Insolvenz geschlitterte private St. Gilgen International School scheint gerettet zu sein. Eltern haben die Schule um kolportierte 35 Millionen Euro gekauft, der Elternverein fungiert zukünftig als Schulbetreiber, sagte Bürgermeister Otto Kloiber und bestätigte damit am Sonntag einen Bericht der Salzburger Nachrichten. Der Vertrag mit dem Liegenschaftseigentümer Alexander Serda ist demnach bereits unterzeichnet. Freitagabend soll es zum Durchbruch gekommen sein. Der Elternverein teilte der Zeitung in einer Stellungnahme mit, dass es auf Basis des von Red Bull ausgearbeiteten Businessplans gelungen sei, den Fortbestand der Schule ausschließlich aus Mitteln der Eltern zu finanzieren. Der bisherige Eigentümer H.I.G. Holding soll laut einem Übereinkommen den Schulbetrieb bis Ende des Schuljahrs finanzieren, am 1. Juli werde dann der Schulbetrieb schuldenfrei an die Elternvertretung übergeben. Serda verzichtet bis Ende des Schuljahrs auf die Miete, teilten die Eltern mit. Die Privatschule war mit 5,7 Millionen Euro Schulden in die Insolvenz geschlittert. Beim Landesgericht Salzburg wurde Anfang April ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eröffnet. Als Insolvenzursache gab die Schuldnerin einen Schülerrückgang im vergangenen Jahr und einen damit verbundenen Einnahmenschwund an. Die maximale Schüleranzahl liegt bei 150 Internatsschülern und 100 weiteren Schülern, die außerhalb des Geländes wohnen.
5Inland
Auto- und Motorradbomben in drei Stadtteilen explodiert. Bagdad – Bei einer Anschlagsserie in Bagdad sind am Montag mehr als 20 Menschen getötet und etwa 50 verletzt worden. Nach Angaben von Polizei und Krankenhäusern explodierten drei Sprengsätze. In dem schiitischen Stadtbezirk Shaab wurden zwölf Menschen durch eine Autobombe getötet, sieben kamen ebenfalls durch eine Autobombe in dem sunnitischen Vorort Tarmiya ums Leben. In dem schiitischen Bezirk Sadr City starben zwei Menschen durch eine an einem Motorrad befestigte Bombe. Wer hinter den Taten stand, war zunächst unklar. Zuletzt hatte die sunnitische Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) die Verantwortung für zahlreiche Attentate in und um die irakische Hauptstadt übernommen, bei denen dutzende Menschen getötet wurden.
2International
Letztes Trainingslager vor der Euro Ende Mai im Schweizer Wintersportort Laax – Kollers Plan: "Ruhige Atmosphäre nutzen". Wien – Das ÖFB-Team absolviert sein letztes Trainingslager vor der EM Ende Mai im Schweizer Kanton Graubünden. Die Auswahl von Marcel Koller ist von 22. bis 30. Mai in Laax stationiert, gab der ÖFB am Mittwoch bekannt. Das Team ist in dem auf 1.000 Meter Seehöhe gelegenen Wintersportort im Vier-Sterne-Hotel Rocksresort untergebracht. Das Training absolvieren die Spieler im zehn Fahrminuten entfernten Schluein. Der 1.600-Einwohner-Ort Laax ist rund 100 Straßenkilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Die Bedingungen in Laax sind optimal, um sich fokussiert auf die Euro vorzubereiten, sagte Koller, der aus dem eineinhalb Autostunden entfernten Zürich stammt. Sowohl der Trainingsplatz als auch das Hotel mit seinen Regenerationsmöglichkeiten lassen keine Wünsche offen. Außerdem bietet die direkte Umgebung eine große Auswahl an Alternativprogrammen. Koller selbst ist bei Urlauben in seiner Heimat immer wieder mit dem Mountainbike unterwegs. Wir werden die ruhige Atmosphäre nutzen, um den Kopf freizubekommen, bevor wir für die beiden Testspiele gegen Malta und die Niederlande sowie die finale Vorbereitung nach Österreich zurückkehren, erklärte der 55-Jährige. Aus dem Camp in der Schweiz fliegt das Team am 30. Mai nach Klagenfurt, um dort am 31. Mai den Test gegen Malta zu bestreiten. Danach geht es weiter nach Wien, wo am 4. Juni die EM-Generalprobe gegen die Niederlande auf dem Programm steht. Ihre Frühjahrstrainings vor den Testspielen gegen Albanien (26. März) und die Türkei (29. März) in Wien absolvieren die Österreicher in Stegersbach im Burgenland. Mit der Entscheidung für Laax ist das Vorbereitungsprogramm für die EM nun komplett. Sowohl das Hotel als auch das Trainingsgelände und die Gegebenheiten in und um Laax bieten optimale Bedingungen, um sich auf die kommenden Aufgaben zu konzentrieren, meinte ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner. Nach einer langen Saison gilt es, in der Schweiz die Akkus aufzuladen. In der ersten Phase des Zusammenseins spielt neben der körperlichen auch die mentale Regeneration eine wichtige Rolle, erklärte Ruttensteiner. Die meisten Ligen enden am Wochenende des 14./15. Mai, das Champions-League-Finale in Mailand steht aber erst am 28. Mai auf dem Programm. Zwei Wochen danach, am 10. Juni, wird die EM in Paris eröffnet. Ihr erstes Gruppenspiel bestreiten die Österreicher am 14. Juni in Bordeaux gegen Ungarn. Eine ÖFB-Delegation um Teamchef Koller befindet sich bereits diese Woche in Paris. Bei einem Workshop erhalten alle 24 qualifizierten nationalen Verbände Informationen zum Turnier.
4Sport
Heinz Fischer nimmt Einladung von Skistar Marcel Hirscher an und richtet einen Appell an Österreichs Politiker. Marcel Hirscher hat sich auf Facebook klar gegen Ausländerhass und Hetze ausgesprochen. In einem einminütigen Video erklärt der Skiweltmeister, dass er sich eigentlich nicht zu politischen Themen äußere, hier aber ein Zeichen setzen müsse. Es wird kälter und kälter, obwohl der Winter weit entfernt ist, so Hirscher. Er wolle zeigen, dass Mitgefühl in diesem Land eine breitere Mehrheit als der Hass habe. Darum sage ich: Say loud, say clear, refugees are welcome here, so Hirscher. Der Sportler hatte das Video im Rahmen der #ShowYourFaceChallenge aufgenommen. Dabei nominieren sich Menschen (wie bei der IceBucket Challenge) gegenseitig, ein Zeichen gegen Fremdenhass zu setzen. Hirscher war von Maschek-Kabarettist Peter Hörmanseder nominiert worden, Hirscher selbst möchte nun Videos von Bundespräsident Heinz Fischer, David Alaba sowie seinen Kollegen Aksel Lund Svindal, Felix Neureuther und Anna Fenninger sehen. Leute, ich wurde von Peter Hörmanseder, besser bekannt als eine Teil von Maschek, für die #showyourfacechallenge... Während sich in Deutschland zahlreiche Prominente – etwa das Comedy-Duo Joko und Klaas und der Schauspieler Til Schweiger – gegen Fremdenhass gestellt hatten, war es in Österreich eher ruhig geblieben. Nun scheint aber eine neue Welle der Solidarität durch das Land zu ziehen, an der sich auch Berühmtheiten beteiligen. Bundespräsident Heinz Fischer hat sich bereits in einem Youtube-Video zu Wort gemeldet. Er appelliert darin an die Bürgermeister, schneller und offener zu reagieren: (fsc, 3.9.2015)
0Web
Der politische Druck auf Apple im Streit mit US-Behörden um das Entsperren von iPhones könnte demnächst weiter steigen. Der politische Druck auf Apple im Streit mit US-Behörden um das Entsperren von iPhones könnte demnächst weiter steigen. Ein Gesetzentwurf des Vorsitzenden des Geheimdienst-Ausschusses des US-Senats, Richard Burr, soll laut einem Zeitungsbericht Strafen für Unternehmen vorsehen, die Gerichts-Anordnungen zum Entschlüsseln von Daten missachten. Apple war von einer US-Richterin angewiesen worden, das FBI beim Entsperren des iPhones von einem Attentäter zu unterstützen. Unter anderem soll der Konzern per Software-Eingriff die Funktion abschalten, die alle Daten löscht, wenn zehn Mal das falsche Passwort eingegeben wurde. Apple entgegnet, eine solche Software überhaupt zu entwickeln, würde die Sicherheit für alle schwächen. Tech-Unternehmen wie Apple erklären, sie könnten verschlüsselte Daten gar nicht herausrücken, weil sie selbst keinen Zugriff darauf hätten. US-Ermittlungsbehörden ist das schon länger ein Dorn im Auge. Ein neues Gesetz zu dem Thema könnte ihre Position stärken. Das Wall Street Journal berichtete zugleich in der Nacht auf Freitag weiter, es sei noch unklar, ob Burrs Idee mit den Strafen genug Unterstützung finden werde. Die Pläne des Senators seien noch nicht endgültig ausformuliert, hieß es unter Berufung auf informierte Personen.
0Web
"Geben nicht auf" – Real muss zu Malaga, Barca will in Las Palmas 32. Spiel ohne Niederlage. Madrid – Schnell abgehakt hat Zinedine Zidane den 2:0-Auswärtssieg von Real Madrid in der Fußball-Champions-League gegen AS Roma. Noch in der Kabine soll der Trainer seine Stars um Cristiano Ronaldo auf die knifflige, aber nicht aussichtslose Titeljagd in der spanischen Liga eingeschworen haben. Es wird schwierig, aber wir geben sicher nicht auf, sagte der Franzose. Seitdem Zidane Anfang Jänner anstelle des glücklosen Rafael Benitez übernommen hat, zeigt die Leistungskurve des Weißen Balletts steil nach oben. Bewerbsübergreifend ist Real in sieben Partien ohne Niederlage geblieben, dazu hat sich die Spiellaune der Topstars deutlich gebessert. Allerdings zeigt Meisterschaftsfavorit FC Barcelona ebenfalls keine Anzeichen von Schwäche. Am Mittwoch gewann Barca das Nachtragsspiel bei Sporting Gijon 3:1. Lionel Messi übertraf dabei mit einem Doppelpack als erster Spieler seit Gründung der Liga 1929 die Marke von 300 Toren, hält nun bei 301 Treffern in der Primera Division. Der seit 31 Pflichtspielen ungeschlagene Tabellenführer schraubte sein Konto auf 60 Punkte, sechs Zähler dahinter folgt Atletico Madrid auf Platz zwei. Real ist mit einem Punkt weniger Dritter, 14 Spiele sind noch ausständig. Lange Reise Wir sind sieben Punkte im Rückstand, und es wird schwierig, aber wir werden alles geben, versprach Zidane auf der Club-Webseite. Der Fokus des 43-Jährigen ist bereits ganz auf das Gastspiel bei Malaga am Sonntag (16.00 Uhr) gerichtet, wo drei Punkte das klare Ziel sind. Atletico Madrid empfängt um 20.30 Uhr den Tabellenvierten Villarreal, Barcelona hat es in der 25. Runde bereits am Samstag (16.00 Uhr) auf den Kanarischen Inseln mit Nachzügler Las Palmas zu tun. Für die Katalanen ist es mit zweimal rund 2.000 Flugkilometern die längste Auswärtsreise in der Saison. Wir wissen über den Zustand der Spieler perfekt Bescheid, über ihre Belastungen während der Spiele und darüber, wie sie auf diese Belastungen reagieren, war Trainer Luis Enrique aber nicht bange. Die Katalanen können im Endspurt der Meisterschaft auch auf historische Tatsachen bauen. Denn laut einer Statistik, die das Sportblatt Mundo Deportivo veröffentlichte, gab es seit Einführung der Drei-Punkte-Regel 1995/96 noch nie einen Tabellenführer mit einem Sechs-Punkte-Vorsprung an diesem Punkt der Saison, der dann am Ende leer ausging. Direktes Duell an Barca Falls es einem oder beiden Titelrivalen doch gelingt, die Lücke bis zum Saisonende zu schließen, fällt die Entscheidung aufgrund des direkten Duells. Und in diesem hat Barca derzeit die besten Karten: Gegen Atletico setzten sich die Blaugrana bereits zweimal 2:1 durch, Real wurde beim 4:0-Sieg in Madrid regelrecht zerlegt. Das Rückspiel im heimischen Camp Nou steht im April an. Rapids Europa-League-Peiniger Valencia trifft am Sonntag auswärts auf den Vorletzten Granada. Die Fledermäuse hatten sich seit Dezember mühsam durch die Liga geschleppt, das 2:1 am vergangenen Wochenende gegen Espanyol Barcelona war der erste volle Erfolg seit der Amtsübernahme von Trainer Gary Neville. Nun will man den Schwung vom epochalen 6:0-Heimerfolg gegen den österreichischen Rekordmeister aber in die Meisterschaft mitnehmen. Den siebenten Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Qualifikation für die Europa League 2016/17 berechtigt, besetzt aktuell Athletic Bilbao, das sieben Punkte mehr auf der Habenseite hat als Valencia. Die Basken sind in der kommenden Woche, drei Tage nach dem Rapid-Rückspiel in Wien, Gast im Estadio Mestalla.
4Sport
Zehn Länder haben Beteiligung zugesagt. Bratislava – In der Slowakei soll ein neues Schulungszentrum für Geheimdienstagenten aus Nato-Staaten entstehen. Eine entsprechende Absichtserklärung habe der slowakische Verteidigungsminister Martin Glvac am Donnerstag im US-amerikanischen Norfolk unterschrieben, berichtete die Tageszeitung Pravda am Donnerstag. Das Zentrum geht nach Angaben Glvacs auf einen gemeinsamen Vorstoß der Slowakei und Polens zurück. Das Zentrum wird im slowakischen Militärübungsgelände Lest angesiedelt sein und auf Ausbildung und Training im Abwehrbereich zielen. Bereits zehn Länder haben laut Glvac zugesagt, sich zu beteiligen, darunter Deutschland, Italien, Tschechien und Ungarn. Weitere wie Frankreich, die USA und Großbritannien wollen nächstes Jahr folgen. Einen konkreten Eröffnungstermin gibt es aber noch nicht. Beobachter rechnen damit, dass das Zentrum vor allem dazu dienen soll, besser auf Sicherheitsbedrohungen im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise zu reagieren. Gemeinsam wird man sich auf Risiken vorbereiten können, die aus den gegenwärtigen Flüchtlingsthemen hervorgehen, erklärte der Sicherheitsexperte Andor Sandor gegenüber Pravda.
2International
Sorgen bei Minderheitenvertretern – Kaum Überraschungen in Regierungserklärung von neuem Ministerpräsidenten Maris Kucinskis. Riga – Die am Donnerstag vom Parlament in Riga abgesegnete Neuauflage der Rechtskoalition in Lettland will an den Hauptpunkten ihrer bisherigen Politik festhalten. Sorgen bereiten der russischsprachigen Bevölkerung allerdings einige im Regierungsprogramm enthaltenen Punkte zur Schulreform. Demnach soll künftig an bisher vorwiegend russischsprachigen Schulen Lettisch zur alleinigen Unterrichtssprache werden. Darüber hinaus plant die neue Regierung, Dutzende Schulen zu schließen beziehungsweise zusammenzulegen. Auch diese Maßnahme dürfte zu Lasten kleinerer Schulen in Regionen gehen, wo Russischsprachige die Mehrheit stellen. Die meisten dieser Gebiete liegen im Südosten des Landes. Während Minderheitengruppen wie das Hauptquartier zum Schutz russischsprachiger Minderheiten bereits Widerstand gegen die Regierungspläne ankündigten, war die größte Oppositionspartei im lettischen Parlament, die von der russischsprachigen Bevölkerung getragene Harmonie (Sozialdemokraten), zunächst bemüht, die Wogen zu glätten. Einer ihrer Repräsentanten verwies zunächst lediglich darauf, dass das Koalitionsprogramm eine unscharfe politische Zielsetzung enthalte. Außer den Schulreformplänen will die neue Regierung in Riga, die sich von der bisherigen hauptsächlich durch den Führungswechsel von den Konservativen zur Partei Grüne/Bauernunion und deren Kandidaten Māris Kučinskis als neuem Regierungschef unterscheidet, an der strikten Ablehnung einer europäischen Flüchtlingsquote festhalten. Das beinhaltet die Weigerung, mehr als die schon zugesagten 776 Flüchtlinge aus anderen EU-Ländern aufzunehmen. Diese Linie ist in dem baltischen EU-Staat weit weniger umstritten als die Sprachenfrage. Die strikte Flüchtlingspolitik wird laut Umfragen von weiten Teilen der Bevölkerung mitgetragen. Insgesamt wartete die Regierungserklärung nur mit wenigen Überraschungen auf. Die Erhöhung des Etats für die Armee und die Verstärkung der Militärpräsenz an der Grenze zu Russland waren bereits unter der Anfang Dezember zurückgetretenen konservativen Regierungschefin Laimdota Straujuma beschlossen worden. Kucinskis sagte im Parlament am Donnerstag, das Land könne sich in der derzeitigen Situation keine Turbulenzen und keinen Stillstand leisten. Als Prioritäten seines Kabinetts nannte er neben der Stärkung Wirtschaft, nationaler Sicherheit und Identität sowie der geplanten Schul- und Sozialreform auch die Verbesserung der demographischen Situation. Lettland hat heute weniger als zwei Millionen Einwohner. Vor 15 Jahren waren es noch 2,5 Millionen gewesen. Viele Auswanderer aus dem Baltikum verdienen ihr Geld in Ländern wie Deutschland, Irland und Großbritannien. (Andreas Stangl, 11.2.2016
2International
Global mehr als 31.000 Anfragen in zweiter Jahreshälfte 2015 – 82 Anfragen aus Österreich. Der US-Techkonzern Apple gibt bei Anfragen von Sicherheitsbehörden meist die verlangten Daten heraus. Von Juli bis Dezember 2015 erhielt Apple weltweit knapp 31.000 Anfragen, wie aus dem aktuellen Transparenzbericht des Unternehmens hervorgeht. Globaler Spitzenreiter bei Behördenanfragen ist Deutschland, mit mehr als 11.000 Fällen. Die US-Behörden fragten rund 4.000 Mal bei Apple um Konto- oder Gerätedaten an. Der US-Konzern gab den deutschen Behörden rund in der Hälfte der Fälle Daten heraus, den US-Behörden in vier Fünftel der Fälle. Aus Österreich gab es 82 Anfragen der Behörden, mit insgesamt 100 betroffenen Geräten und 12 betroffenen Nutzerkonten. In 63 Prozent der österreichischen Fälle lieferte Apple zumindest teilweise Daten heraus. Apple betonte, sobald die Anfrage einer Sicherheitsbehörde nach Offenlegung persönlicher Daten eintreffe, werde der betroffene Kunde im Allgemeinen informiert – es sei denn, das wird uns verboten. Ausnahmen mache Apple zudem in extremen Situationen, etwa, wenn diese Information ein Kind oder einen anderen Menschen in ernste Gefahr bringen könnte. Jede Regierungsstelle müsse für die Datenfreigabe einen Durchsuchungsbefehl vorlegen, den die Justiziare des Unternehmens sorgfältig prüften. Wir geben nur Daten heraus, wenn wir uns vergewissert haben, dass die Anfrage angemessen ist, und wir geben nur das Allernötigste heraus. Apple hatte sich vor kurzem einen wochenlangen Streit mit den US-Strafverfolgungsbehörden um das iPhone des Attentäters Sayed Farook gegeben. Der Konzern weigerte sich trotz einer gerichtlichen Anordnung beharrlich, die Entschlüsselung des Smartphones zu ermöglichen. Farook hatte im Dezember mit seiner Frau bei einem islamistischen Anschlag im kalifornischen San Bernardino 14 Menschen erschossen, ehe das Paar von der Polizei bei einem Schusswechsel getötet wurde. Der Streit in diesem Fall erledigte sich schließlich dadurch, dass es der Bundespolizei FBI gelang, das Smartphone des Attentäters ohne Hilfe von Apple zu knacken. Die US-Regierung verzichtete auf weitere gerichtliche Schritte gegen das Unternehmen.
0Web
Eine Direktorin wurde von ihrer Schulinspektorin schikaniert. Den Grund sieht sie in der politisch besetzten Schulverwaltung. Wien / St. Pölten – Ich halte Sie für krank. Ich zweifle an Ihren Manieren. Sie leiden an Realitätsverlust. Ich habe schon zwei bis drei Direktoren in die Pension gelobt, Sie sind die Nächste. Diese Sätze sind bei nur einer Besprechung zwischen einer niederösterreichischen Landesschulinspektorin und Direktorin Evelyn Mayer gefallen. Nach vier Jahren hat der Oberste Gerichtshof im November endgültig entschieden: Die jahrelangen Schikanen und Anschuldigungen der Vorgesetzten gegen die Direktorin waren Mobbing und die Ursache für ihre Depressionen. Das Bildungsministerium plant nun die Einsetzung von Mobbingpräventionsbeauftragten in den Bundesländern. Mayer ist erleichtert über das Urteil, sieht darin aber nur einen Teilerfolg. So will man nach vierzig Jahren nicht gerne aus dem Berufsleben aussteigen, sagt sie zum STANDARD. Sie sei aus ihrem Job als Leiterin der Schule für wirtschaftliche Berufe in Biedermannsdorf gejagt worden und habe sich in ihrem kleinen Wohnort nicht mehr frei bewegen können. Ich konnte ja nicht jedem erklären, was wirklich vorgefallen ist. Wegen eines Burnouts wurde sie für dienstunfähig erklärt und vergangene Woche gegen ihren Willen in Pension geschickt. Begonnen hat der Konflikt im Jahr 2007. Aus der Sicht Mayers verschlechterte sich damals das Verhältnis zu der für sie zuständigen Landesschulinspektorin zunehmend, heißt es in dem OGH-Urteil, das dem STANDARD vorliegt. Die Inspektorin warf ihr unter anderem vor, die Schüler unter Druck gesetzt zu haben, der Stundentafel – der Anzahl der Unterrichtsstunden pro Schulfach – zuzustimmen, die diese nicht wollten. Diese Vorwürfe trafen nicht zu, schreibt das Gericht. Im Herbst desselben Jahres sagte die Inspektorin einer anderen Schuldirektorin, dass es in Biedermannsdorf zugehe. Als Mayer nachfragte, was sie denn gemeint habe, tat die Inspektorin diese Nachfrage als Gequake ab, mit dem sie nicht behelligt werden wollte. Es folgten Machtdemonstrationen: Die Inspektorin erlaubte der Direktorin nicht, Gesprächsprotokolle von Dienstbesprechungen zu ergänzen, und verlangte von ihr, das Protokoll ohne Änderungen zu unterschreiben. Mayer ging dazu über, diese gar nicht mehr zu unterschreiben. Arbeitsaufträge wurden spontan geändert, sodass der bisherige Aufwand Mayers zunichte gemacht wurde. Mayer musste Vorgaben erfüllen, die anderen Schulleitern nicht gestellt wurden. Von Mitte 2010 bis zu ihrer Pensionierung vor einigen Tagen war Mayer wegen einer Depression im Krankenstand. Zur Klage gegen den Bund entschied sie sich 2011. Ursache für die Erkrankung ist das von der Klägerin als schikanös, herabsetzend und ungerechtfertigter Angriff auf ihre Person empfundene Verhalten der Nebenintervenientin (die Inspektorin, Anm.) als ihrer Vorgesetzten, stellt der OGH fest. Über die Ursachen für das Mobbing kann Mayer nur spekulieren. Einerseits habe sie sich bei Konflikten über die Stundentafel und Französischlehrer gegen die Landesschulinspektorin durchgesetzt. Das habe dieser nicht gefallen. Andererseits habe sie sich auch dagegen gewehrt, Teil einer Informationskette an den niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll zu werden. Ich weiß nicht, ob es anders gelaufen wäre, wenn ich das nicht getan hätte. Was muss sich am System ändern, damit Fälle wie jener von Mayer nicht mehr passieren? Solange Posten politisch besetzt werden, wird es dieses Problem geben, sagt die Betroffene. Ich bin eine Nullnummer und habe nicht ins System gepasst. Von den Behörden ist sie enttäuscht. Vor ihrer Klage 2011 hat Mayer ihren Fall bei den zuständigen Sektionschefs des Bildungsministeriums vorgebracht, aber weder eine Reaktion noch Unterstützung bekommen. Wir wollen keine öffentliche Hinrichtung, habe es nur geheißen. Es gibt Belege dafür, dass die Behörden Mayer als Mobbingtäterin hinstellen wollten. Der amtsführende niederösterreichische Landesschulratspräsident Johann Heuras sowie Andreas Thaller, Generalsekretär im Bildungsministerium, verweisen in ihren Stellungnahmen an den STANDARD darauf, dass der Fall Mayers nicht eindeutig war. Das Landesgericht St. Pölten hatte der Klägerin zwar Recht gegeben, das Oberlandesgericht Wien hatte sie aber in zweiter Instanz abgewiesen. Erst vor dem OGH hat die Direktorin Recht bekommen. Heuras betont, dass sämtliche Vorfälle nicht in seine Amtszeit fallen. Der damals zuständige Landesschulratspräsident Hermann Helm ist wie die mobbende Landesschulinspektorin bereits in Pension. Heuras nimmt die Entscheidung des OGH zur Kenntnis, sagt er. Es ist meine Aufgabe als amtsführender Präsident, daraus die Lehren zu ziehen und Schritte zu setzen, dass sich Verstöße gegen das Mobbingverbot, ganz im Sinne der Bediensteten, nicht wiederholen und somit zukünftig keine Notwendigkeit bestehen wird, derartige Verfahren zu führen. Das OGH-Urteil werde genau analysiert und die Organe der Schulaufsicht über die rechtlichen Rahmenbedingungen unterrichtet. Das Bildungsministerium bereitet unterdessen die Einsetzung von Mobbingpräventionsbeauftragten vor. Pro Bundesland soll es zwei bis drei dieser Beauftragten geben, heißt es zum STANDARD. Diese sollen Betroffene auf Wunsch beraten und unterstützen und über die Folgen von Mobbing aufklären. In getrennten oder gemeinsamen Gesprächen mit den betroffenen Personen soll der Sachverhalt dokumentiert und an einer Lösung gearbeitet werden. Auch ein Leitfaden gegen Mobbing wird erarbeitet. Darin werden Betroffene unter anderem über Beschwerderecht und Ansprechpersonen informiert. Evelyn Mayer wird von diesem Vorhaben nicht mehr profitieren. Auch der Rechtsstreit mit dem Bund ist noch nicht vorbei. Die Parteien müssen sich auf eine Schadenssumme einigen. Derzeit rechnen wir noch, sagt Mayer. Es geht um ihren Verdienstentgang, Kosten für die Therapie sowie Prozesskosten.
5Inland
Deutsche Dominanz zum Auftakt des Nordic Combined Triple. Seefeld – Eric Frenzel ist am Freitag seiner Rolle als Mister Seefeld gerecht geworden und hat den Auftakt des Seefeld-Triples (ein Sprung/5 km Loipe) gewonnen. Der Deutsche siegte in 11:08,5 Minuten 6,2 Sekunden vor dem Sprungsieger Akito Watabe (JPN) und seinem Landsmann Fabian Rießle (+43,6). Bester Österreicher wurde Philipp Orter als Sechster mit 46,8 Sekunden Rückstand. Auch Lukas Klapfer kam als Neunter in die Top Ten. Weltmeister Bernhard Gruber wurde als nur 27. nach dem Springen 17. Das Nordic Combined Triple wird am Samstag mit den Top 50 vom Freitag mit einem Sprung und einem 10-km-Langlauf fortgesetzt. Für den 27-jährigen Frenzel war es der 26. Weltcupsieg und der bereits zehnte in Seefeld. Neunmal in Serie hat er in der Olympiaregion oberhalb von Innsbruck nun schon gewonnen. Alle bisherigen sieben Rennen des neu geschaffenen Formats Triple gingen an Frenzel. Bernhard Gruber, der in dieser Saison mit Platz zwei vor einer Woche in Chaux Neuve für die beste ÖSV-Saisonplatzierung gesorgt hatte, kam nur auf Rang 17. Nach dem Springen war der regierende Weltmeister auf der Großschanze gar nur 27. mit einem Rückstand von 1:13 Minuten auf Sprungsieger Watabe gewesen. ÖSV-Sportdirektor Hans Pum war dementsprechend sauer: Was sich die Jury geleistet hat, war eigentlich eine Frechheit. Denn nach Gruber war für die letzten fünf Springer, die besten im Weltcup, plötzlich wieder der Anlauf verlängert worden. Ich bin doch enttäuscht, so war ich chancenlos, erklärte der Salzburger im Ziel. Die großen Pechvögel waren die Norweger. Schon beim Springen wurde Magnus Moan disqualifiziert, sein Sprunganzug entsprach im Schritt knapp nicht den neuen Bestimmungen. Magnus Riiber lief schließlich als Dritter über die Ziellinie. Doch auch er wurde aus der Wertung genommen, da er den Transponder, der die Zeitnehmung auslöst, verloren hatte. Ich war selbst überrascht, als mir zum Podestplatz gratuliert wurde, bekannte der letztlich von diesem Missgeschick profitierende Deutsche Rießle. (APA, 29.1. 2016) Ergebnisse vom Auftakt des Nordic Combined Triple am Freitag in Seefeld: 1. Bewerb (ein Sprung/5 km): 1. Eric Frenzel (GER) 11:08,5 Minuten (2. im Springen/13. im Langlauf) – 2. Akito Watabe (JPN) + 6,2 Sek. (1./27.) – 3. Fabian Rießle (GER) 43,6 (11./11.) – 4. Johannes Rydzek (GER) 43,8 (12./10.) – 5. Manuel Faißt (GER) 46,4 (5./33.) – 6. Philipp Orter (AUT) 46,8 (8./19.). Weiter: 9. Lukas Klapfer 50,3 (17./6.) – 12. Mario Seidl 1:02,2 (10./30.) – 15. David Pommer 1:03,1 (22./15.) – 17. Bernhard Gruber 1:05,5 (27./14.) – 22. Fabian Steindl 1:13,2 (9./42.) – 25. Franz-Josef Rehrl 1:15,8 (25./25.) – 34. Willi Denifl 1:51,9 (18./48.) – 35. Paul Gerstgraser 2:03,3 (46./18.) – 36. Martin Fritz 2:04,0 (30./49.) – 39. Harald Lemmerer (alle AUT) 2:10,5 (50./9.) Weltcup-Stand (nach 7 Bewerben): 1. Rießle 424 Pkt. – 2. Frenzel 421 – 3. Watabe 354. Weiter: 6. Gruber 231 – 8. Klapfer 201 – 14. Orter 98 – 20. Seidl 78 – 22. Denifl 66 – 28. Steindl 47 – 30. Pommer 36 – 33. Gerstgraser 22 – 35. Lemmerer 17
4Sport
Enrique M. soll zwei Tatwaffen gekauft haben. Losa Angeles – Nach dem islamistischen Anschlag im kalifornischen San Bernardino hat die US-Justiz einen Freund des Attentäters offiziell beschuldigt. Dem 24-jährigen Enrique M. werde Verschwörung zum Terrorismus zur Last gelegt, teilte das Justizministerium am Donnerstag mit. Dem Mann werde außerdem der ungesetzliche Erwerb zweier halbautomatischer Waffen vorgeworfen, mit denen Syed Farook und dessen Ehefrau Tashfeen Malik Anfang Dezember 14 Menschen töteten. Der Terrorismusvorwurf bezieht sich den Angaben zufolge nicht auf den Angriff von San Bernardino, sondern auf Anschlagspläne, die M. in den Jahren 2011 und 2012 mit seinem damaligen Nachbarn Farook schmiedete, aber nicht in die Tat umsetzte. Staatsanwältin Eileen Decker erklärte, es gebe derzeit keine Beweise, dass M. auch an dem Anschlag in San Bernardino beteiligt gewesen sei oder davon gewusst habe. Aber sein Waffenkauf und seine Entscheidung, Farook nicht zu melden, hätten fatale Konsequenzen gehabt. Laut dem Justizministerium nahmen Beamte der Bundespolizei M. am Donnerstag fest. Er sollte noch im Lauf des Tages zu einer Anhörung vor Gericht erscheinen. Die Vorwürfe gegen den 24-Jährigen sind in einer Strafanzeige verfasst, eine formale Anklage steht noch aus. M. wird auch Einwanderungsbetrug vorgeworfen, weil er mit einer Verwandten Farooks eine Scheinehe eingegangen sein soll. Auf jeden der drei Vorwürfe stehen zwischen zehn und 15 Jahre Haft. Farook, ein pakistanischstämmiger US-Bürger, hatte zusammen mit seiner pakistanischen Ehefrau am 2. Dezember die Weihnachtsfeier seines städtischen Arbeitgebers angegriffen. Das Paar wurde später von der Polizei erschossen. Die Bundespolizei FBI stufte die Tat als islamistischen Terrorakt ein. Demnach hatte sich das Paar unabhängig voneinander radikalisiert, im Internet kennengelernt und später geheiratet. Malik soll der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) die Treue geschworen haben. M. und Farook trafen einander nach Angaben des Justizministeriums 2005 im kalifornischen Riverside. Zwei Jahre später habe Farook seinen Nachbarn zum Islam konvertiert und später für die radikale islamische Ideologie begeistert. Ende 2011 hätten die Studenten begonnen, einen Anschlag mit Bomben und Schusswaffen zu planen. M. habe ausgesagt, dass sie die Bücherei und die Cafeteria ihrer Hochschule in Riverside als Ziele ausgesucht hätten. Außerdem hätten sie einen Anschlag auf eine vielbefahrene Schnellstraße erwogen. M. kaufte den Angaben zufolge Schusswaffen, Munition, paramilitärische Ausrüstung sowie Sprengstoff. Er habe die Aufgabe übernommen, weil Farook wegen seiner Herkunft strengere Überprüfungen befürchtet habe. Die Waffen habe M. an Farook weitergegeben. Ende 2012 habe er sich von Farook distanziert, die Waffen seien dann aber beim Anschlag von San Bernardino zum Einsatz gekommen. Vier Tage danach habe M. bei einer Befragung durch die Polizei seine Verbindung zu Farook gestanden.
2International
Kolumnist Bag rechnet, dass es regierungskritische Zeitung in wenigen Wochen nicht mehr geben wird. Ankara/Berlin/Wien – Als einen Akt des staatlichen Terrors bezeichnet Süleyman Bag die Zwangsübernahme der türkischen Tageszeitung Zaman und der Nachrichtenagentur Cihan durch die konservativ-islamische Regierung von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Der Chefredakteur der deutsch-türkischen Plattform DTJ-Online, Zaman-Kolumnist und frühere Chefredakteur von Zaman Deutschland war am Montag auf Besuch in Wien. Am 4. März, kurz vor Mitternacht, stürmte die türkische Polizei das Gebäude von Zaman, ging mit Wasserwerfern, Tränengas und Platzpatronen gegen friedliche Demonstranten vor. Mit der feindlichen Übernahme hat die Pressefreiheit in der Türkei einen neuen Tiefpunkt erreicht, kommentiert Bag die Ereignisse, durch die die regierungskritischen Medien ausgeschaltet wurden. Druck auf Journalisten werde unter Erdogan systematisch ausgeübt, sagt Bag. Wie jetzt mit Zaman und Cihan verfuhr Erdogan mit der regierungskritischen Ipek-Holding. Es ist damit zu rechnen, dass es Zaman in wenigen Wochen nicht mehr gibt, warnt Bag. Die Auflage der einst größten Zeitung des Landes schrumpfte von 650.000 auf 18.000 Exemplare. Zaman-Chefredakteur Abdülhamit Bilici stehe unter Beobachtung und sei mit Repressalien konfrontiert, berichtet Bag. Wie in Deutschland gibt es auch in Österreich eine Niederlassung von Zaman. In Wien produziert Bilal Baltaci mit zwei weiteren Redakteuren eine Wochenzeitung. Wie in der Türkei werde jetzt in Deutschland und in Österreich Druck auf Werbekunden ausgeübt: Kunden haben Angst zu schalten, sagt Baltaci. Vertriebspartner würden falsch informiert. Das deutsche Büro zählt 23 Redakteure und produzierte bis vor der Übernahme 30.000 Stück, jetzt nur noch 14.000. In Wien habe sich die Auflage von 5000 Stück ebenso halbiert, sagt Baltaci. Gleichzeitig erstarken Gegenbewegungen: Die Kollegen haben nicht aufgegeben, sagt Bag. Es werde eine neue Zeitung produziert mit einer starken Auflage von 200.000 Exemplaren. Selbstkritik übt Bag an seiner Zeitung, weil bei Protesten im Gezi-Park 2013 gegen Demonstranten geschrieben wurde: Wir haben die Lage falsch eingeschätzt. Von den Anschlägen in Ankara vom Sonntag distanziert er sich: Wir alle verurteilen diese Handlungen, egal wer der Attentäter ist. Den EU-Deal mit der Türkei sieht er als problematisch, weil die Auseinandersetzung unabhängig von Werten geführt werde, für die die EU stehe.
6Etat
Überfall auf ein Dorf – Überfall ereignete sich am Mittwoch. Niamey – Kämpfer der Extremistengruppe Boko Haram haben bei einem Überfall auf ein Dorf im Niger mindestens 16 Menschen getötet. Die Angreifer hätten die Bewohner eines an der Grenze zu Nigeria gelegenen Dorfes im Gebet überfallen, sagte am Samstag der Bürgermeister der benachbarten Stadt Bosso, Bako Mamadou, im staatlichen nigrischen Fernsehen. Der Überfall ereignete sich nach seinen Angaben am vergangenen Mittwoch. Die nigrische Armee teilte mit, sie habe nach der Attacke mehr als 30 Boko-Haram-Kämpfer bei Säuberungsaktionen getötet. Drei Extremisten wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums festgenommen. Im Südosten des Nigers hat Boko Haram zuletzt wieder verstärkt Angriffe ausgeübt. Die aus dem Nachbarland Nigeria stammende Extremistenorganisation kämpft seit 2009 mit Gewalt für die Errichtung eines islamischen Staats im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit dem vergangenen Jahr hat sie ihre Anschläge auch auf die Nachbarländer Kamerun, Niger und Tschad ausgeweitet. Die Armeen dieser Länder kämpfen inzwischen gemeinsam gegen Boko Haram. In dem Konflikt wurden nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 15.000 Menschen getötet.
2International
Untersuchungskommission für Syrien beklagt fehlende internationale Aufmerksamkeit für Menschenrechtsverletzungen gegenüber Gefangenen. Genf – In Haftanstalten der syrischen Regierung sowie in Gefangenenlagern extremistischer Gruppen sind nach Erkenntnissen von Uno-Ermittlern Tausende von Menschen gequält und getötet worden. Folter, Vergewaltigungen, Morde und weitere Verbrechen gegen die Menschlichkeit seien dort alltägliche Praxis, erklärte die vom Uno-Menschenrechtsrat berufene Untersuchungskommission für Syrien am Montag in Genf. Verglichen mit dem blutigen Geschehen auf den Schlachtfeldern in Syrien entgingen Morde an Gefangenen oft der Aufmerksamkeit der internationalen Öffentlichkeit, beklagte die vom brasilianischen Menschenrechtsexperten Paulo Sergio Pinheiro geleitete Kommission. Zehntausende Menschen seien seit März 2011 von Sicherheitskräften des Regimes von Präsident Bashar al-Assad inhaftiert worden, vor allem Männer und männliche Jugendliche von etwa 15 Jahren an. Für Verhaftungen reiche oft allein der Verdacht, dass jemand mit der Opposition sympathisiere. Tausende seien seit ihrer Festnahme bis heute verschwunden. Der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und der radikal-islamischen Al-Nusra-Front werfen die Ermittler Massenhinrichtungen von Soldaten sowie Exekutionen von Gefangenen nach Todesurteilen durch illegale Gerichte vor. Auch einige eher gemäßigte Rebellengruppen hätten gefangene Soldaten getötet.
2International
Das perfekte Fest am Heiligen Abend ist in "intakten" Beziehungen schon schwierig – in Patchworkfamilien wird das Familienfest oft zum Drahtseilakt. Es gibt keine Erwachsenen, es gibt nur Kinder, die so tun wie Erwachsene. Dieser Satz treffe besonders am Heiligen Abend zu, sagt Dominik Borde, Beziehungscoach für Paare und Singles. Weihnachten, das sei das Fest der Sinne, emotionale Eindrücke wirken am Heiligen Abend besonders stark, sagt Borde. Erinnerungen an die eigene Kindheit – gute wie schlechte – werden bei dem Familienfest schlechthin wieder wach. Bernhards Weihnachtserinnerungen teilen sich in zwei Epochen: in die Zeit vor der Scheidung seiner Eltern und in die Zeit danach. Weihnachten vor der Scheidung, das war in seiner Vorstellung mindestens so idyllisch wie in der Fernsehwerbung. Die Eltern vermochten es, die Kinder am Heiligen Abend in eine Märchenwelt zu entführen. Der Vater las die Weihnachtsgeschichte, die Mutter bekam beim Stille Nacht, Heilige Nacht-Singen feuchte Augen. Bis heute erinnert sich der 32-Jährige an den goldenen Spitz, der ganz oben auf dem Baum prangte, und an die selbstgebastelten Strohsterne, die im Laufe der Jahre zwar an Form verloren, aber trotzdem immer zum Einsatz kamen. Zum perfekten Weihnachten gehörten sie einfach dazu. Ein Baum ohne Strohsterne war für Bernhard genauso undenkbar, wie das Fest ohne seinen Vater, ohne seine Mutter oder ohne seine Schwester zu feiern. Mit neun Jahren musste er es dann doch erstmals erleben: Weihnachten ohne den Vater, der schon in den Sommerferien ausgezogen war. Diese Weihnachten waren die traurigsten aller Zeiten, erinnert sich Bernhard heute. Die Mutter reiste mit den Kindern am Tag vor dem Heiligen Abend in den Skiurlaub. Ein kleines Bäumchen ohne die kaputten Strohsterne und ohne den erhabenen Spitz stand im Hotelzimmer. Beim Singen brach die Mutter in Tränen aus. Später rief der Vater im Hotel an und wünschte Bernhard und seiner Schwester frohe Weihnachten. So wie Bernhard können auch viele andere Kinder das Fest der Familie nicht mit Mama und Papa gemeinsam verbringen. Im Jahr 2014 wurden in Österreich 37.458 Ehen geschlossen und 16.647 geschieden. In mehr als 10.000 Fällen waren Kinder in die Scheidung involviert. Eine Ehe hält hierzulande durchschnittlich zehn Jahre. 1.211.000 Kinder unter 15 Jahren lebten 2014 laut Statistik Aus-tria in Familien in Österreich – drei Viertel mit verheirateten Eltern in einem Haushalt, 191.000 Kinder lebten in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft und 149.000 in Ein-Eltern-Familien. 139.000, also die überwiegende Mehrzahl der Kinder unter 15 mit Singleeltern, lebten bei ihrer Mutter, 10.000 bei ihrem Vater. Die Statistiker zählten österreichweit im Vorjahr rund 652.000 Paare mit Kindern unter 15 Jahren, 55.500 von ihnen werden als Stieffamilien ausgewiesen – das sind Familien, in die Eltern ihre jeweiligen Kinder aus vorhergegangenen Ehen oder Lebenspartnerschaften eingebracht haben. Kinder in Stieffamilien sind mehrheitlich zu zweit, mehr als die Hälfte dieser Kinder ist unter sechs Jahren alt. Wie traurig Kinder über die Absenz eines Elternteils zu Weihnachten sind, sei abhängig von der Lebenssituation insgesamt und vom Umgang der Eltern miteinander, sagt Dagmar Bojdunyk-Rack, Geschäftsführerin des österreichweit tätigen Vereins Rainbows, der Kinder und Jugendliche nach Trennung oder Tod der Eltern in Gruppen betreut und Eltern berät. Für Kinder steht im Vordergrund, dass sie sich auf Mama und Papa verlassen können und dass die Eltern einen Weg gefunden haben, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, sagt Beziehungscoach Borde. Ob Expartner den Kindern zuliebe Weihnachten gemeinsam feiern sollen, um den Kindern ein Stück familiäre Geborgenheit zum Fest der Familie zu vermitteln, ist eine Frage, die sehr oft an die Beratungsstelle Rainbows herangetragen wird. Vor allem bei Trennungen, die noch nicht lange zurückliegen, rät Bojdunyk-Rack davon ab: Für Kinder kann der Wunsch, dass die Eltern wieder zusammenkommen, noch viel größer werden, wenn bei so einem Fest alle plötzlich wieder gemeinsam feiern. Den Kindern werde vermittelt: Wir sind eine Familie, so wie früher. In den Kindern nährte man somit Hoffnung. Aus dem Wunsch heraus, dass alles wieder so sein kann wie einst, versuchten diese dann, beim Weihnachtsfest zwischen Mama und Papa zu vermitteln. Kinder spüren die schlechte Stimmung, sagt auch Borde. Ein gemeinsames Weihnachtsfest zwischen den Expartnern sei nur dann ratsam, wenn einem egal ist, mit wem der andere Sex hat, und eine freundschaftliche Verbindung besteht. Ähnlich sieht das Monika Stvarnik, Sozialarbeiterin bei der Familiengerichtshilfe in Bruck an der Mur. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen werden auf richterliche Anordnung tätig, wenn es darum geht, Kontaktregelungen für getrennte Eltern und deren Kinder zu erarbeiten. Die Frage, wie das Weihnachtsfest verbracht werden soll, bringt sie auch während des Jahres in ihre Clearing-Gespräche ein. Väter und Mütter, die zu uns kommen, sind meistens frisch getrennt. Viele haben die Wunden noch nicht verarbeitet, da ist es schwierig, sich für das Weihnachtsfest zusammenzureißen, sagt Stvarnik. Allgemein betrachtet, sei Weihnachten mit viel zu hohen Erwartungen verbunden, die auch für sogenannte intakte Familien oftmals schwierig zu erfüllen sind, sagt Stvarnik. Eltern seien daher gut beraten, diese Erwartungen herunterzuschrauben. Das Christkind kann auch mehrmals vorbeifliegen, es können auch mehrere Tage für die Kinder zauberhaft sein, sagt Stvarnik. Zwei Mal Bescherung, ist das okay? Kinder können damit sehr gut umgehen, sie genießen unter Umständen die Exklusivität mit einem Elternteil, sagt dazu auch Bojdunyk-Rack. Zu Weihnachten brauchen Kinder getrennter Eltern vor allen eines: besonders viel Zuwendung. Denn beim Familienfest werden häufig alte Wunden spürbar, die im Alltag sonst als bereits verheilt galten. Beide Elternteile sollen ihren Kindern zeigen, dass sie für sie da sind, sagt Bojdunyk-Rack. Die Entscheidung zu treffen, wo und wie gefeiert wird, soll laut Bojdunyk-Rack allerdings in der Verantwortung der Eltern liegen. Den Kindern die Entscheidung zu überlassen, ob sie bei Mama oder Papa den 24. Dezember feiern, würde ihnen abverlangen, sich gegen einen Elternteil auszusprechen. Das wiederum wäre eine große Belastung für das Kind. Sie warnt auch ausdrücklich davor, Zuwendung mit besonders großen Geschenken auszudrücken – oder zu versuchen, den anderen geschiedenen Elternteil zu übertrumpfen oder seine Geschenke abzuwerten. Eine zusätzliche Herausforderung können die neuen Partner der getrennten Kindeseltern sein. Der Verein Rainbows hat für diese Situation folgenden Ratschlag parat: Auch wenn der Patchwork-Papa oder die Patchwork-Mama an anderen Tagen im Jahr eine wichtige Bezugsperson geworden ist, sollte der neu Hinzugekommene sich rund um Weihnachten bemühen, zurückzustecken und nicht die Situation als Konkurrent weiter zu verschärfen. Keinesfalls sollte der leibliche Elternteil ausgegrenzt werden. Aus der Praxis habe sich erwiesen: Je toleranter Stiefeltern der Beziehung des Kindes zum anderen leiblichen Elternteil gegenüberstehen, desto besser ist es dem Kind möglich, eine Beziehung zu diesem Patchworkelternteil aufzubauen, erklärt Bojdunyk-Rack. Egal, wie groß der Groll ist, den man gegenüber dem Expartner hegt: Vor dem Kind gilt es den leiblichen Vater oder die leibliche Mutter hochzuhalten, sagt Borde. Feindseligkeiten gegenüber jedem leiblichen Elternteil beziehe das Kind automatisch auch auf sich, sein Selbstwert werde auf diese Weise geringer. Getrennte Eltern müssen einen Weg finden, dem Expartner zu verzeihen und ihm das Beste zu wünschen. Alles andere ist eine Hypothek für die Kinder – nicht nur für das Weihnachtsfest, sondern für das ganze Leben. Sehr entspannt sieht Petra mittlerweile das Weihnachtsfest. Sie ist Mutter von drei Kindern, ihre Kinder haben drei unterschiedliche Väter. Sie selbst bezeichnet sich als der kleinste gemeinsame Nenner in dieser Konstellation. Am 24. Dezember nachmittags treffen sich alle Kindesväter, deren neue Partnerinnen plus Kinder bei Petra. Für 20 Leute bereitet sie das Essen zu, dann gibt es eine erste Bescherung mit den Geschenken der Väter. Später begeht Petra im Kreise ihrer Kinder dann den Heiligen Abend. Eine zweite Bescherung feiern dann auch die Väter mit ihren neuen Familien. Nicht selten bringt Weihnachten in angespannten Beziehungen das Fass zum Überlaufen. Davon weiß auch Bojdunyk-Rack zu berichten. Mitte Jänner steigen die Beratungsanfragen bei Rainbows um ein Viertel. Wenn Desillusionierung darüber eintritt, dass es wieder einmal nicht geklappt hat, werde oft die Entscheidung getroffen, die Beziehung ganz zu beenden. Stress in der Vorweihnachtszeit und ein damit einhergehender höherer Ausstoß des Stresshormons Cortisol sorgen dafür, dass wir bei der Bescherung oft gereizt anstatt liebevoll zugewandt sind, sagt Beziehungscoach Borde. Sich davon zu verabschieden, dass Weihnachten wie ein permanenter Werbespot ablaufen muss, und zu akzeptieren, dass Fehler geschehen, sei ratsam. Wer ein Haar in der Suppe finden will, wird den Kopf so lange schütteln, bis eines drinnen ist, sagt Borde über das weihnachtliche Streben nach Perfektion. Sich selbst im Vorhinein zu überlegen, welche Haltung man seinen Lieben gegenüber haben muss, damit das Fest gut wird, könne ebenfalls helfen, dass Weihnachten gelingt. Und Bernhard? Er hat eine Partnerin, mit der er heuer erstmals zu zweit das Weihnachtsfest feiern will. Wie sich herausstellte, gab es vorab großen Diskussionsbedarf. Sie findet Strohsterne altmodisch und hätte lieber bunte Zuckerstangen am Baum. Bernhard möchte – gemäß der Tradition seiner Eltern – ein opulentes Weihnachtsmahl, vorzugsweise mit Truthahn. Seine Partnerin will Würstel mit Kraut. Auch für diese verzwickte kulinarische Situation hat Beziehungscoach Borde eine Lösung: Einmal so, einmal so. Kompromissbereit eben.
1Panorama
Kann man zu viel helfen? Ja, meinen 43 Prozent der Österreicher. Nur elf Prozent erklären, dass eigentlich mehr für die Flüchtlinge getan werden müsste. Linz – 85 Prozent der Österreicher meinen, dass Österreich stolz auf das sein kann, was unser Land für Flüchtlinge getan hat – mehr als jeder Zweite davon bekundet sogar sehr großen Stolz. Besonders ältere Befragte stimmen dieser Aussage zu – eher zurückhaltend sind Grün-Wähler, die sich noch mehr Engagement wünschen würden, erläutert David Pfarrhofer vom Linzer Market-Institut, das die Umfrage für den Standard durchgeführt hat. Er verweist darauf, dass viele Befragte sozial erwünschte Antworten geben – etwa Mitleid mit Bootsflüchtlingen bekunden. Andererseits gebe es aber eine gar nicht so kleine Minderheit von 43 Prozent, die meint, dass Österreich schon zu viel des Guten für die Flüchtlinge tue. Die Bundesregierung kann es nicht – und die EU kann es erst recht nicht. Das ist die klare Antwort, die 82 beziehungsweise sogar 89 Prozent der Wahlberechtigten in einer aktuellen Umfrage des LinzerMarket-Instituts auf die Frage geben, ob die jeweilige Institution die Probleme mit den Flüchtlingen im Griff hätte. Und: 47 Prozent sind voll und ganz der Meinung, dass die EU Österreich in der derzeitigen Situation allein lasse. Besonders ältere und weniger gebildete Personen üben starke Kritik an der EU-Flüchtlingspolitik. Gleichzeitig zeigt sich, dass die gestiegene Zahl der Flüchtlinge die Prioritätensetzung stark verändert hat: Der Wunsch, dass Flüchtlinge gerecht in der ganzen EU verteilt werden sollten, rangiert jetzt als Topaufgabe für die Bundesregierung, gefolgt von dem Schutz vor Terror – noch im Juni lagen beide Themen hinter den Sorgen um Arbeitsplätze, dem Wunsch nach Steuerentlastung und der Forderung nach Ausbildung für alle Menschen unter 18 Jahren, erinnert sich Market-Studienleiter David Pfarrhofer. Die in der Vorwoche durchgeführte Umfrage belegt auch: Die Österreicher sind zwar stolz auf die geleistete Hilfe – aber 43 Prozent sagen gleichzeitig, dass Österreich schon zu viel des Guten getan hätte. Die entsprechende Frage lautete: Es haben sich ja verschiedene Staaten und Institutionen um Hilfe für die Flüchtlinge gekümmert. Wer hat da zu wenig gemacht, wer hat gerade richtig agiert, und wer tut vielleicht zu viel des Guten? 41 Prozent sagten, Österreich agiere gerade richtig, elf Prozent sagten, es habe zu wenig getan. Für Deutschland lauten die Vergleichszahlen: 49 Prozent zu viel, 35 Prozent gerade richtig und ebenfalls elf Prozent zu wenig. Und für das eigene Heimatbundesland sagen 28 Prozent, dass es zu viel für die Flüchtlinge tue. Der Caritas unterstellen bei dieser Frage 27 Prozent zu viel Engagement, den ÖBB 25 Prozent und dem Roten Kreuz 21 Prozent. Der Standard ließ weiter fragen: Und wie ist das mit den politischen Parteien Österreich? Ich lese Ihnen nun die Parteien vor und bitte Sie, mir zu sagen, ob die jeweilige Partei derzeit im Großen und Ganzen das Richtige tut oder ob sie eher das Falsche tut. Von der Kanzlerpartei SPÖ sagen 41 Prozent, dass sie das Richtige tue, ebenfalls 41 Prozent sagen, dass die SPÖ das Falsche mache. Für die ÖVP, die die zuständige Innenministerin stellt, sind die Werte ähnlich: 41 Prozent sagen, sie tue das Richtige, 38 Prozent meinen, was die ÖVP tue, sei falsch. Bei allen anderen Parteien überwiegt die Einschätzung, dass diese Partei das Falsche tue. Das gilt für die FPÖ mit 52 Prozent beinahe im gleichen Ausmaß wie für die Grünen (47 Prozent) – obwohl diese beiden Parteien bekanntlich gegensätzliche Ansichten vertreten. Pfarrhofer: Bei beiden Parteien sagen auch jeweils 31 Prozent, dass sie das Richtige täten – die Positionen der Grünen halten eben eher die höher Gebildeten für richtig, die der FPÖ eher die Bildungsfernen.
5Inland
Im Interview mit dem "Spiegel" attackiert der österreichische Bundeskanzler seinen Kollegen Orban scharf. Der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) hat die Flüchtlingspolitik der ungarischen Regierung mit drastischen Worten kommentiert. In einem Interview mit dem deutschen Spiegel fühlte sich Faymann von den Aktionen der ungarischen Behörden an den Holocaust erinnert. Flüchtlinge in Züge zu stecken in dem Glauben, sie würden ganz woandershin fahren, weckt Erinnerungen an die dunkelste Zeit unseres Kontinents, sagte Faymann laut Spiegel. Das Magazin titelte daraufhin in der Nacht auf Samstag in einer Aussendung zu dem Interview mit den Worten: Österreichs Kanzler Faymann vergleicht Orbans Flüchtlingspolitik mit Holocaust. Er unterstellte dem ungarischen Regierungschef Viktor Orban eine Politik der Abschreckung und nannte die Unterteilung von Menschenrechten nach Religion unerträglich. Für den Spiegel sind Faymanns Worte eine ungewöhnlich harsche Kritik für einen EU-Partner. In Ungarn hat Faymanns Aussage für große Verstimmung in Regierungskreisen gesorgt. Außenminister Peter Szijjarto wies die Kritik scharf zurück. Szijjarto sagte am Samstag der staatlichen Ungarischen Nachrichtenagentur (MTI), man verbitte sich solche Äußerungen. Faymanns Worte seien eines führenden Politikers im 21. Jahrhundert unwürdig. Österreichs Regierungschef betreibe seit Wochen eine Lügenkampagne gegen Ungarn, obwohl das Land alle EU-Regeln beachte und eine effiziente gemeinsame europäische Lösung für die Flüchtlingskrise suche. Erschwert werde dies dadurch, dass Politiker wie Faymann mit verantwortungslosen Äußerungen bei Wirtschaftsflüchtlingen Illusionen und Träume ohne Grundlage weckten. Faymanns Amoklauf sei unverantwortlich und offenbare seine Unfähigkeit. In Ungarn waren vor rund einer Woche Hunderte Flüchtlinge in einen Zug gestiegen, der angeblich in Richtung der österreichischen Grenze fahren sollte. Stattdessen stoppten die ungarischen Behörden den Zug nach kurzer Fahrt, um die Insassen in ein Flüchtlingslager zu bringen. An dem Bahnhof spielten sich dramatische Szenen ab, Hunderte Menschen weigerten sich über viele Stunden, auszusteigen. Ungarn errichtete zudem in den vergangenen Wochen einen Stacheldrahtzaun an seiner Grenze zu Serbien, um Flüchtlinge abzuhalten. Die Strafgesetze wurden verschärft, wegen illegalen Grenzübertritts drohen künftig bis zu drei Jahre Haft. Auch der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) hat die Orban-Schelte von Bundeskanzler Faymann heftig kritisiert. Was ich für gar nicht hilfreich halte, ist, dass der Kanzler in dieser Situation die Konfrontation mit dem ungarischen Ministerpräsidenten gesucht hat, statt das Miteinander zu pflegen. Ich fürchte, da haben ihn gewisse Spindoctoren in eine falsche Richtung gedrängt, die eines Staatsmannes nicht würdig ist und die Situation schwieriger macht, sagte Pröll gegenüber der Tageszeitung Österreich. Er kritisierte außerdem die EU, die sich zu viel Zeit für eine Lösung lasse.
1Panorama
Virtual Reality werde sich in kleinen Schritten weiter entwickeln – drahtlose Rift-Version als fixes Ziel. Oculus Rift, HTC Vive, Playstation VR – diese und andere Virtual-Reality-Systeme kommen heuer in ihrer ersten Consumer-Generation auf den Markt und werden Spieler Ausflüge in 360-Grad-Rundumsicht in digitale Welten ermöglichen. Doch das Erlebnis wird auf technischer Ebene noch limitiert sein. Der große Traum der idealen VR-Erfahrung findet sich derweil noch in der Science-Fiction, in Form des altbekannten Holodeck aus Star Trek. Dort bewegen sich Teilnehmer frei in einer realistisch wirkenden, künstlichen Umgebung. Bis zu diesem Entwicklungsstand wird es laut Oculus VR allerdings noch rund 15 Jahre dauern, berichtet Pocket-Lint. Die Aussage kommt von Max Cohen, dem stellvertretenden Leiter für die Unternehmungen im Mobile-Bereich. Cohen rechnet nicht mit sprunghaften Entwicklungen, sondern mit sanftem Voranschreiten der Technologie. Wir werden uns in inkrementellen Schritten hinbewegen, in dem wir verschiedene Problemgruppen bearbeiten, erklärt er. Damit dürfte er auch ausdrücken, dass die Rift-Brille im Laufe der Zeit mit der restlichen Technologie mitwachsen muss. Die von ihr genutzte Auflösung setzt schon heute einen aktuellen Highend-Gamingrechner voraus, um eine angenehme Spielerfahrung zu bieten. Doch es gibt noch andere Hürden, die genommen werden müssen. Eine der zentralsten und schwierigsten Vorhaben wird es dabei sein, das VR-Headset von seiner Kabelanbindung zu befreien und dem Spieler damit wirkliche Bewegungsfreiheit zu ermöglichen. Leider ist das derzeit nicht möglich, meint Cohen. Das läge unter anderem auch an Frequenzüberlappungen von Funksignalen, er habe schon Probleme, wenn er zu Hause Netflix streame und gleichzeitig das digitale Babyfon verwende. Eine drahtlose Variante der Rift sei allerdings eines der wichtigsten Firmenziele, das man möglichst schnell erreichen wolle. Die Vorbestellung der Oculus Rift ist seit einigen Tagen möglich, Kritik gab es am für viele unerwartet hohen Preis. Dieser liegt bei 600 Dollar bzw. 700 Euro, die Auslieferung soll Ende März beginnen. Der große Konkurrent, HTC Vive, wird im Februar in die Bestellphase gehen und soll ab April versandt werden.
0Web
Der weltgrößte Online-Händler profitiert von starkem Cloud-Geschäft und steigenden Umsätzen in Nordamerika. Bangalore – Amazon hat das zweite Quartal in Folge die Experten mit einem Gewinn überrascht. Der weltgrößte Online-Händler verwies am Donnerstag nach Börsenschluss in New York auf ein starkes Cloud-Geschäft und steigende Umsätze in Nordamerika, dem wichtigsten Einzelmarkt des US-Konzerns. Zudem wurden die Ausgaben in Schach gehalten. Finanzchef Brian Olsavsky kündigte an, hier werde auch in Zukunft ein Schwerpunkt des Managements liegen. Trotzdem werde Amazon weiter sehr hohe Investitionen tätigen. Die Amazon-Aktie stieg nachbörslich um elf Prozent. Für das dritte Quartal gab Amazon einen Gewinn von 79 Millionen Dollar oder 17 Cent je Aktie nach einem Minus von 437 Millionen Dollar im Vorjahr bekannt. Von Reuters befragte Analysten hatten einen Verlust von 13 Cent je Aktie erwartet. Der Nettoumsatz stieg um mehr als 23 Prozent auf 25,4 Milliarden Dollar und übertraf damit ebenfalls die Vorhersagen. Die Umsätze in Nordamerika legten um über 28 Prozent auf 15 Milliarden Dollar zu. Amazon hatte bereits im Vorquartal mit einem Gewinn überrascht. Damals wie heute war eine der größten Triebfedern das Cloud Computing, die Auslagerung von Speicher- und Rechendiensten ins Internet. Der Nettoumsatz von Amazon Web Services (AWS) stieg nun um 78 Prozent (Vorquartal: 81 vH) auf knapp 2,1 Milliarden Dollar. Amazon zählt inzwischen mehr als eine Million AWS-Kunden in 190 Ländern. Konkurrenten sind unter anderem SAP, IBM und Microsoft. Es müsse hinterfragt werden, wie lange das Wachstumstempo bei der Cloud so hoch bleiben könne, sagte der Analyst Colin Gillis von BGC Partners. Aber im Moment ist AWS die Lokomotive, sagte er. Und das wird auch erstmal so bleiben.
3Wirtschaft
Muslimisches Mobbing, Burka in der Klasse und Selfies mit IS-Symbolen: An einer Wiener Schule beobachtet ein Direktor, wie sich islamistisches Gehabe breitmacht. Wien – Es waren junge, kräftige Männer, die an einem Freitag vor der Franz-Jonas-Schule in Floridsdorf auftauchten. Weiße Häkelmützen trugen sie und jene langen Kleider, wie sie in radikalislamischen Kreisen üblich sind. Um Kontakt zu den Kindern mussten sich die Besucher nicht lange bemühen, erzählt Schuldirektor Christian Klar: Sie wurden umringt wie die Popstars. Die mutmaßlichen Anwerber konnte Klar vor Monaten mit einem Ruf nach der Polizei vertreiben, ihre Ideologie hingegen nicht. Seit einigen Jahren, erzählt er, mache sich in der neuen Mittelschule, die an sich auf ihr familiäres Klima stolz ist, ein konservatives, fast rassistisches Islamverständnis breit. Durchgesetzt wird es zum Teil mit massivem Druck bis hin zu Mobbing. Erlebt habe dies etwa jenes Mädchen, das ein Referat über die Anschläge auf das Pariser Satiremagazin Charlie Hebdo hielt – Morde im Namen des Glaubens, wie sie feststellte. In der Pause sei sie von 25 Mitschülerinnen und -schülern in die Ecke gedrängt und mit Vorwürfen überhäuft worden: Warum beleidigst du den Islam? Immer wieder wechselten Mädchen schlagartig vom Minirock zum Kopftuch, eine Schülerin sei eines Tages sogar mit einer Burka aufgetaucht. Spricht Klar darauf die Väter und Mütter an, blicke er oft in verdutzte Gesichter. Das Elternhaus ist nicht die treibende Kraft, glaubt er. Der Islam ist ein echter Jugendkult geworden, da eifert einer dem anderen nach. Habe ein Hauptschullehrer früher gelegentlich mit einem Geh scheißen rechnen müsse, fliege einem nun ein zorniges Allahu Akbar entgegen – mitunter auch aus Urwiener Mund, erzählt der Direktor. Gut durchmischt sei auch jenes Grüppchen gewesen, das bei einem Besuch der Uno-City das Sicherheitspersonal aufschreckte: Für ein Selfie hatten die Burschen nach Manier der Terroristen vom Islamischen Staat den Zeigefinger emporgestreckt. Nur oberflächliche Posen? Das traut sich Klar nicht für alle Schützlinge behaupten. Von rund 300 Schülern stammen 30 bis 40 aus Tschetschenien – eine Gruppe, die nach der Erfahrung des Direktors zwei Extreme berge. Während der eine Teil äußerst bildungshungrig sei, tendiere der andere nicht nur dazu, Probleme mit der Faust zu lösen. Tschetschenische Kids seien es auch, die islamistisches Gehabe am offensivsten in die Klassen trügen. Glaubt man der Polizei, dann fehlt es in der tschetschenischen Community nicht an einschlägigen Vorbildern. Laut Verfassungsschutz zählen die Zuwanderer aus dem Kaukasus zu jenen Gruppen, die für radikalen Islamismus am empfänglichsten sind. Von 250 Menschen, die bisher von Österreich aus zum Jihad in den Nahen Osten aufbrachen, stammt die Hälfte aus Tschetschenien. Mich wundert das gar nicht, sagt Khuseyn Iskhanov. Vor zwölf Jahren war er, einst Abgeordneter seiner Republik, selbst vor den russischen Truppen nach Österreich geflüchtet – und ebenso lange warne er vor der radikalen Saat, die in den Köpfen mancher Landsleute sprieße: Ich fürchte, dass alles noch schlimmer wird. Warum gerade die Tschetschenen? Schauen Sie die Biografien an, empfiehlt Iskhanov. Massive Gewalt hätten die Kinder aus dem Kaukasus erlebt, 80 Prozent der Väter seien tot oder in Haft. Die Flucht über mehrere Etappen – ein paar Jahre Aserbaidschan, ein paar Jahre Osteuropa – habe einen Schulabschluss unmöglich gemacht. Orientierungslos hingen Jugendliche nun in den Parks ab – und fielen mitunter auf den Ruf herein, im Jihad dem Heldentum des Vaters nachzueifern. Man hat die Tschetschenen alleingelassen, sagt Iskhanov, der den von ihm gegründeten Kulturverein Ishkeria zum sozialen Zentrum für Jugendliche ausbauen will. Doch bislang scheitert das Projekt am fehlenden Raum, bei der Politik blitzte der Initiator ab. Obwohl die Radikalen nur eine kleine Minderheit der 30.000 Tschetschenen im Land stellten, sei der Ruf der Volksgruppe ruiniert, sagt er: Mit uns will niemand etwas zu tun haben. Therapeutische Hilfe für Kriegstraumatisierte vermisst der Politologe Thomas Schmidinger; Anbieter wie der Verein Hemayat seien völlig überlastet. Schmidinger selbst hat mit seinem Kollegen Moussa Al-Hassan Diaw das Netzwerk sozialer Zusammenhalt gegründet – um jene Entfremdung zu bekämpfen, die als gemeinsamer Nenner potenzieller jugendlicher Jihadisten gilt. Mit den Kindern der Franz- Jonas-Schule hat das Deradikalisierungsnetzwerk bereits einen Workshop abgehalten, Direktor Klar beteiligt sich überdies am Dialog der Glaubensgemeinschaften im Bezirk. Ich will auch nicht dramatisieren, sagt er, wir sind noch lange keine Hochburg des Islamismus und kriegen das in der Schule schon hin. Von der Schulbehörde fühlt sich Klar dabei gut unterstützt, von der Politik weniger. Religiöser Extremismus müsse ebenso entschlossen bekämpft werden wie Rechtsradikalismus, fordert er und wünscht sich mehr Durchgriffsrechte. Die Burka sei nach einem forsch ausgesprochenen Verbot eingemottet worden, doch eigentlich habe das Kopftuch in den Klassen genauso wenig verloren. Ich will die Religion aus der Schule draußen halten, sagt Klar. Und ich habe kein Problem, wenn das auch den katholischen Religionsunterricht trifft.
5Inland
Laut Thomas Druyen sind Superreiche durchaus spendabel und wollen sich für die Allgemeinheit engagieren. STANDARD: Herr Druyen, Sie sind Vermögensforscher. Warum muss Reichtum erforscht werden? Thomas Druyen: Während Armut schon in vielen Facetten wissenschaftlich beleuchtet wird, wissen wir über die Komplexität des Reichtums immer noch zu wenig. Der wesentliche Grund, sich mit diesem Thema mehr auseinanderzusetzen, ist die Tatsache, dass zwei Prozent Superreiche über einen großen Teil des Weltvermögens verfügen. Ist das Fluch oder Segen? Man sollte nicht vergessen, dass diese Klientel Millionen Arbeitsplätze trägt und nicht nur Polo spielt und karibische Inseln kauft. STANDARD: Wer ist eigentlich reich? Druyen: Es gibt keine objektive und verbindliche Definition. In der Forschung sagen wir, reich zu sein beginnt ab einem Vermögen von drei Millionen Euro, denn da kann man gut von der Rendite leben. Wer 30 Millionen Euro hat, ist sehr reich, und mit 300 Millionen ist man superreich. STANDARD: Sie haben mit hunderten Millionären und 100 Milliardären weltweit ausführliche Gespräche geführt. Wie schwierig war die Annäherung? Druyen: Enorm schwierig. Vor zehn Jahren kassierten wir fast nur Absagen. Ab 2006 haben wir uns auf Stifter und Mäzene konzentriert. Diese Interviews trugen dazu bei, dass sich allmählich auch die Türen jener geöffnet haben, die völlig abgeschottet leben. Aber es braucht Geduld. STANDARD: Sind die meisten Reichen spendabel? Druyen: Vorsichtig geschätzt, sind mittlerweile 60 Prozent im deutschsprachigen Raum der Meinung, dass Gerechtigkeit nicht über das Steuersystem geschaffen wird, und fühlen sich in der Pflicht, zum Allgemeinwohl beizutragen. In den USA, wo der Sozialstaat nicht so ausgeprägt ist wie in Europa, liegt die Anzahl allerdings bei 90 Prozent. Dort gehört es zum guten Ton zu spenden, die Universitäten zum Beispiel leben ja davon. In China hingegen ist der Gedanke, etwas abzugeben, noch eine Seltenheit. STANDARD: Gibt es klassisches Reichenverhalten? Druyen: Bei Reichen ist es wie bei Normalbürgern: Es gibt solche und solche. Man kann einen Hedgefonds-Manager, der an der Börse ein Vermögen macht, nicht mit einem Unternehmer vergleichen, der hundert Bäckereifilialen betreibt. Diese Menschen treibt auch nicht das Gleiche an. Der Hedgefonds-Manager liebt das Risiko, will immer gewinnen. Hingegen tragen die meisten Unternehmer hohe Verantwortung und wollen ihr Lebenswerk für die nächste Generation bewahren. Eines ist allerdings für alle ähnlich: Die Welt wird kleiner, wenn man viel Geld hat. STANDARD: Machen Sie uns doch mal neidisch ... Druyen: Auf wen? Auf Superreiche? Für 450.000 Euro zwei Wochen lang auf die Malediven zu fliegen ist etwas völlig Normales für solche Leute. Ich habe auch einen begehbaren Schuhschrank in der Größe eines Einfamilienhauses gesehen. Einer denkt daran, sich einfrieren und in 200 Jahren wieder auftauen zu lassen. Es gibt unfassbare Inszenierungen wie künstliche Unterwasserwelten voller Haie – das ist wirklich wie bei James Bond. Achtzig Prozent leben aber recht normal, ihre Nachbarn wissen oft gar nicht, dass sie so viel Geld haben. Sie haben auch panische Angst davor, auf Vermögenslisten aufzutauchen. STANDARD: Macht Geld diese Menschen glücklich? Druyen: Diese Frage stelle ich meinen Gesprächspartnern regelmäßig. Es hat noch nie jemand mit einem bloßen Ja geantwortet. Denn – so banal es klingt – die wirklich wichtigen Dinge wie Familie, Liebe und Gesundheit kann man ja nicht kaufen. Wir wissen auch aus der Glücksforschung, dass ab einer gewissen Höhe mehr Einkommen nicht automatisch mehr Glück bedeutet. Die zufriedensten Menschen sind demnach jene, deren Jahreseinkommen um 70.000 Euro liegt. STANDARD: Welche Sorgen haben Reiche? Druyen: Eine der stärksten Emotionen ist Verlustangst. Ebenso existiert Angst vor Übergriffen oder Entführung ihrer Kinder. Wir merken auch immer wieder, dass Reichtum großen Stress auslöst. Wer sich theoretisch alles leisten kann, hat die Qual der Wahl, das erzeugt Handlungsdruck. STANDARD: Was macht reiche Menschen zufrieden? Druyen: Einem kleinen Teil reicht es wirklich, sich mit luxuriösen Dingen und Reisen die Zeit zu vertreiben. Die meisten aber wollen etwas Sinnstiftendes tun und unternehmerisch tätig sein. Das ist auch der Punkt, an dem die Politik diese vermögenden Menschen abholen sollte. STANDARD: Was meinen Sie damit? Druyen: Die meisten sind bereit, für andere zu geben, lehnen aber bloße Steuererhöhungen ab, weil sie oft nicht damit einverstanden sind, wofür der Staat das Geld verwendet. Viele wollen selber gestalten. Wichtige Motivationen sind Schaffung von Arbeitsplätzen und Finanzierung von Bildung. Da müsste die Politik neue Wege finden, um Vermögende besser einzubinden. STANDARD: Haben Reiche auch eine Bringschuld? Druyen: Ich finde schon. Reiche sollten sich nicht isolieren, sondern sich viel öfter zu wichtigen Themen äußern. Es wäre hilfreich, wenn sie sich seriös in die Politik einbringen. Gerade darin liegt eine Verantwortung für die Allgemeinheit. STANDARD: Gibt es spezifische Erscheinungsformen von Reichtum in Österreich und in Deutschland? Druyen: Ganz viele. In Deutschland beispielsweise sind viele Reiche im Norden wirklich von hanseatischer Zurückhaltung, während sich in München mehr Selbstdarsteller finden. Und bei vielen Reichen in Österreich spielt die kulturelle Inszenierung eine große Rolle. Das erinnert zuweilen an monarchische Zeiten.
3Wirtschaft
Baulos über 457 Millionen Euro an Konsortium aus Implenia, Hoch-Tief Infrastructure und Thyssen Schachtbau vergeben. Wien/Gloggnitz/Mürzzuschlag - Der Bau des Semmering-Basistunnels startet nach dem Erkenntnis des Bundesverwaltungsgerichts nun auch in Niederösterreich, konkret bei Gloggnitz. Die ÖBB haben für das zweite von drei Baulosen - ein 7,4 Kilometer langes Teilstück - ein Konsortium aus Implenia, Hoch-Tief Infrastructure und Thyssen Schachtbau vergeben. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf 457 Mio. Euro, teilten die Bundesbahnen mit. Die Entscheidung für die Bietergemeinschaft aus der schweizerischen Implenia, der deutschen Thyssen und der heimischen Hoch-Tief fiel nach umfangreicher Prüfung und einem EU-weiten Vergabeverfahren auf die Bestbieter, so die ÖBB am Dienstag in einer Aussendung. Das Teilstück Tunnel Gloggnitz liegt zur Gänze in Niederösterreich und ist das zweite von drei großen Tunnel-Baulose für die Semmering-Bahnunterquerung zwischen Niederösterreich im Norden und der Steiermark im Süden. Gebaut wird in einem Bagger- und Sprengverfahren von zwei Baustellen ausgehend - einerseits vom Tunnelportal in Gloggnitz in Richtung Mürzzuschlag und andererseits arbeiten sich die Mineure von einem Zugangsschacht in der Göstritz (Schottwien, NÖ) in Richtung Gloggnitz und Mürzzuschlag untertage vorwärts. Baustart ist noch heuer im Sommer. Beschäftigt werden 400 Leute für rund zehn Jahre. Die Voraussetzungen für den baldigen Tunnelbaustart in Gloggnitz sind seit vergangenen Herbst dank zweier neuer Eisenbahnbrücken geschaffen. Diese ermöglichen es während der Bauarbeiten eine Zufahrt zum Tunnelportal, lassen die künftige Trasse erkennen. Der Semmering-Basistunnel ist als zweiröhriges Tunnelsystem konzipiert und wird rund 27 Kilometer lang. Die Fahrzeit zwischen Wien und Graz soll sich auf zwei Stunden verkürzen, Bahnchef Christian Kern erwartet sich deutlich mehr Fahrgäste durch das Projekt. Die Südstrecke der Eisenbahn soll zum Auto und zum Lkw konkurrenzfähig werden.
3Wirtschaft
SPD-Politiker: Wir können die Länder nicht kaputt sparen. Athen/Berlin – EU-Parlamentspräsident Martin Schulz ist zuversichtlich, dass es zu einer Einigung mit Athen im Schuldenstreit kommt. Die Auszahlung der verbliebenen Hilfsgelder sei aber nur Voraussetzung für weitere Schritte, damit Griechenland wirtschaftlich wieder auf die Beine kommt, sagte Schulz der Deutschen Presse-Agentur. Nötig hierzu sind Investitionen, betonte er. Ein wichtiger Teil davon könne aus dem Investitionspaket finanziert werden, auf das sich Europäisches Parlament und die EU-Kommission geeinigt haben. Insgesamt sei ein Kurswechsel bei der Bekämpfung der Wirtschaftskrise in europäischen Staaten notwendig. Wir können die Länder nicht kaputt sparen. Nur Kürzungen und Haushaltsausterität allein bringen die Krisenstaaten nicht wieder auf die Beine, betonte Schulz. An die griechischen Abgeordneten, die einer Einigung der Regierung mit den Geldgebern zustimmen müssen, appellierte er: Arbeitet nun zügig daran, endlich diejenigen angemessen zu besteuern, die bisher nichts oder kaum zur Lösung der Krise beigetragen haben. Am Mittwochabend treffen sich die Finanzminister der Eurogruppe in Brüssel, um über einen Ausweg aus der griechischen Schuldenkrise zu beraten. Sollte eine Einigung mit Athen erzielt werden, könnte der Beschluss der Finanzminister vom EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag abgesegnet werden. Um eine Staatspleite Athens zum Monatsende abzuwenden, müssen dann noch das griechische Parlament und eine Reihe nationaler Parlamente zustimmen.
3Wirtschaft
Das britische Kampfschimpfer-Duo und sein Exit. Nichts ist gut. Alles wird schlechter werden. Das Land, in dem man wohnt, geht sowieso vor die Hunde. Beruflich hat man ungern, aber zwangsweise mit Menschen zu tun. Im Callcenter hört man den Weltuntergang als Erster und am lautesten. Das Essen, das man zu Hause isst, schmeckt wie der vorgeschnittene Schinken aus dem Kühlfach nach Pisse. Für vernünftige Mixgetränke und Lebensentwürfe reicht das Geld nicht. Wenn nicht der Hip-Hop und ein ziemlich dreckiger Dialekt-Kauderwelsch aus Nottingham in der Nähe des beliebten antiken Volkshelden Robin Hood wären, den es möglicherweise gar nicht gegeben hat, wäre es so: Die zwei Sleaford Mods aus England schimpfen auch auf ihrem neuesten Album Key Markets nach wie vor wie die Rohrspatzen mit Fuck-, Suck-, Piss- und Dick-Führerschein. Die Heimat geht vor die Hunde, der Tee schmeckt nach Hundeplörre, die Frau ist alt und krank, das Konto auf der Bank liegt im Sterben, das Bier ist warm, die Zukunft im Arsch. Die Sleaford Mods schimpfen nach wie vor über minimalistischen Rockidocki- und Hippiedihoppie-Beats auf Bassgitarren- und Schlagzeugsample-Basis über ein Leben im Prekariat westlicher Industrienationen, denen man nicht nur die Vollbeschäftigung und Sozialleistungen geraubt hat, sondern vor allem auch die Seele. Die Sleaford Mods sind die beste Band Großbritanniens. Wer etwas Gegenteiliges behauptet, kriegt eine gewimst. Mit Anlauf.
8Kultur
7000 Flüchtlinge waren es von Montag bis Dienstag früh – 730 Asylanträge wurden von Freitag bis Montag in Österreich gestellt. Wien – Die großen Flüchtlingsbewegungen durch Österreich halten an. Allein von Montag früh bis Dienstag früh sind 7000 Flüchtlinge durch Wien gereist. Einige Tausend sollten im Verlauf des Tages bis in die Nacht dazukommen, sagte Polizeisprecher Patrick Maierhofer dem STANDARD. Diese Zahlen werden auch in den nächsten Wochen nicht weniger werden, sagt Maierhofer. Wenn, dann ist eine Abschwächung nur temporär. Am vergangenen Wochenende sind laut Polizeiangaben 16.000 Flüchtlinge durch Österreich gereist. Hilfsorganisationen sprachen von bis zu 20.000 Menschen. Dass sich die Lage am Westbahnhof beruhigt hat, führt Maierhofer auf die Tatsache zurück, dass die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Hilfsorganisationen, Unterstützern und den ÖBB einwandfrei funktioniere. So seien fast nie mehr als 800 Flüchtlinge gleichzeitig am Westbahnhof gewesen. Einem Aufruf der Caritas für Lebensmittelspenden kamen viele Helfer nach, der Engpass war schnell beseitigt. Seit dem Wochenende wurden mehr als 60 Tonnen Lebensmittel- und Sachspenden verteilt. Am Dienstag nahmen die österreichischen Behörden ihre Kontrollen in Zügen aus Ungarn laut Innenministerium wieder auf. Diese würden sich aber nach Maßgabe der personellen Kapazitäten vorrangig gegen Schlepper richten. Flüchtlinge dürfen damit weiterhin ungehindert durch Österreich nach Deutschland reisen. In Ungarn können Flüchtlinge seit Montag wieder an Bord internationaler Züge steigen. Mehr Flüchtlinge als bisher kommuniziert suchten seit dem Wochenende um Asyl in Österreich an. Insgesamt waren es von Freitag bis Montag 730 Anträge, sagte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner im Ö1-Mittagsjournal . Seit den großen Flüchtlingsbewegungen durch die offene österreichisch-ungarische Grenze waren es damit im Durchschnitt rund 180 pro Tag. Im Juli waren es im Schnitt täglich knapp 280, also deutlich mehr. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sagte, dass das Bundesland bis Ende des Jahres zusätzlich 2000 Flüchtlinge aufnehmen will. Aktuell seien 1400 Plätze in verschiedensten Gemeinden vorgesehen. Laut der zuständigen Landesrätin Christine Baur (Grüne) sind die Quartiere noch nicht bezugsfertig.
1Panorama
EU und USA pumpen hunderte Millionen in Europas jüngsten Staat, vermissen aber Fortschritte bei der Korruptionsbekämpfung. Etwa 70 Millionen Euro zahlt die EU jedes Jahr an den Kosovo, Sonderzahlungen wie die 38 Millionen, die kürzlich für die Ankurbelung der Wirtschaft im strukturschwachen Norden ausgegeben wurden, nicht eingerechnet. Aus den USA kommen etwa 20 Millionen im Jahr dazu, erklärt Samuel Zbogar, Sonderbeauftragter der Europäischen Union und Leiter des EU-Büros in Europas jüngstem Staat, gegenüber dem STANDARD: Diese Unterstützung ist weltweit ohne vergleichbares Beispiel. Doch trotz der Investitionen, die seit der Unabhängigkeitserklärung vor acht Jahren fließen, ist die Wirtschaftslage des Kosovo weiter trostlos: Die Arbeitslosigkeit lag laut aktuellem EU-Jahresbericht im Jahr 2014 über 35 Prozent, 61 Prozent der 15- bis 24-Jährigen waren demnach ohne Beschäftigung. Schätzungen gehen von bis zu 70 Prozent Jugendarbeitslosigkeit aus. Auf dem Weg vom Flughafen ins Zentrum der Hauptstadt Prishtina ist ein Granit- und Marmorexportunternehmen zu sehen, ansonsten besteht die Wirtschaft augenscheinlich aus Autowerkstätten, Gebrauchtwagenhändlern, Autowäschern und Bauunternehmen. Große Hoffnungen setzt die Regierung in den Ausbau der Landwirtschaft sowie in Auslandsinvestitionen. So will ein französisches Konsortium das Skigebiet Brezovica reaktivieren, indem es in den nächsten 17 Jahren 410 Millionen dort investiert. Türkische Unternehmer haben kürzlich die stillgelegte Förderbandfabrik in Suhareka, den größten Industriebetrieb des Landes, erworben. Wann die Produktion wieder aufgenommen wird, können Vertreter der Kosovo-Handelskammer nicht sagen. Im Winter 2014/15 machten sich fast fünf Prozent der Bevölkerung mithilfe von Schleppern und über die grüne Grenze auf den Weg nach Deutschland: der Beginn der Balkanroute, über die heute Flüchtlinge nach Europa strömen. Genaue Zahlen sind schwer zu finden. Dass es 100.000 der 1,8 Millionen Kosovaren gewesen seien, die in der Hoffnung auf Asyl und Arbeit nach Mitteleuropa wollten, bestreitet EU-Integrationsminister Bekim Çollaku: Höchstens 70.000 hätten versucht, das Land zu verlassen. Dass mittlerweile viele zurückgekehrt sind, sei nicht auf die von Deutschland und Österreich geschalteten Inserate zurückzuführen, die von einer illegalen Einreise abrieten, sondern auf die die Bemühungen seiner Regierung. Diese habe den Auswanderungswilligen empfohlen, doch auf die versprochene Visa-Liberalisierung zu warten, statt ein Einreiseverbot zu riskieren. Wenn die Visapflicht allerdings nicht heuer wegfällt, werden nicht 100.000, sondern 200.000 Kosovaren an der EU-Grenze stehen, sagt Çollaku, bevor er sich von der Pressedelegation verabschiedet: Er hat einen Termin beim EU-Sonderbeauftragten Zbogar. Der Vertreter der Union, dessen vierjähriges Mandat demnächst abläuft, erklärt, dass der Kosovo einen Großteil der von der EU gestellten Bedingungen erfüllt hat. Probleme gebe es allerdings noch mit Korruption auf hoher Ebene und bei der Definition der Grenze zum Nachbarland Montenegro. Die Einrichtung eines Sondergerichts zu Kriegsverbrechen in Den Haag, der die Regierung in Prishtina nach langen Verhandlungen zustimmte, sieht Zbogar als Erfolg: Wir und die USA haben sie ersucht, das zu tun, und sie haben keine anderen Freunde. Das Tribunal soll zu Vorwürfen gegen Mitglieder der ehemaligen UÇK-Guerilla ermitteln, die von der Misshandlung Kriegsgefangener bis zu angeblichem Organhandel reichen. Derzeit verfolgen 1.600 von der EU bezahlte Polizisten und Juristen im Kosovo Kriminelle. Ob die örtliche Justiz nach dem Auslaufen des Eulex-Mandats im Juni diese Aufgabe übernehmen kann, ist unsicher: Von hohen EU-Vertretern hört man, dass Kriegsverbrecher wie Sami Lushtaku, der zu zwölf Jahren Haft verurteilt wurde, auf offener Straße spazierengehen, sieben Bürgermeister, denen Amtsmissbrauch vorgeworfen wird, weigerten sich zurückzutreten. Regelmäßig übten Politiker Druck auf Gerichte aus, nicht gegen Helden des Unabhängigkeitskampfs gegen Serbien vorzugehen. Den EU-Vertretern stößt übel auf, dass die Eulex Amtsträger wie den Bürgermeister von Prizren, der zweitgrößten Stadt des Landes, verurteilt, die zweite Instanz, die mit kosovarischen Richtern besetzt ist, diese Urteile dann aber wieder aufhebt. Kurz vor den Feierlichkeiten zum achten Jahrestag der Unabhängigkeit Mitte Februar sprachen EU-Vertreter offene Drohungen aus: Die französische Botschafterin erklärte, es werde keine EU-Integration geben, solange die Korruption nicht abnehme, ihre deutsche Amtskollegin bezeichnete den Kampf gegen organisierte Kriminalität als ungenügend, und der US-Vertreter drohte an, er werde Politikern und Beamten, die ihre Ämter missbrauchen, nicht mehr die Hand geben.
2International
Mit digitaler Technik könnte die Verwaltung vereinfacht, die Bürgerbeteiligung gestärkt und die Gesetzgebung abseits von Wahlen demokratisiert werden. Wien – Wahlen werden auch in der Demokratie der Zukunft ihre Bedeutung haben – aber die Politik der Zukunft wird viel weniger durch Wahltermine als durch ständige Kommunikation bestimmt sein, sagt Stefan Schennach. Als sozialdemokratisches Mitglied des Bundesrats und langjähriger Sprecher der Grünen im Parlament hat Schennach Erfahrung mit dem Gesetzgebungsprozess. Und er weiß auch um dessen erwartbaren Wandel. Der Bundesrat hat unter der am Sonntag turnusmäßig zu Ende gegangenen Präsidentschaft von Gottfried Kneifel (ÖVP) versucht, den Veränderungen Rechnung zu tragen: Im November gab es eine Enquete zum vom Bundesrat erstellten 118 Seiten starken Grünbuch zum digitalen Wandel; am 17. Dezember beschloss der Bundesrat einen Entschließungsantrag an die Bundesregierung, dieses Grünbuch zur Grundlage ihres Handelns zu machen. Das ist ein bisher einmaliger Vorgang. Legistischen Handlungsbedarf gebe es genug: als besonders betroffene Bereiche werden in dem Entschließungsantrag Bildung und Forschung, Steuer- und Arbeitsrecht, Daten- und Konsumentenschutz sowie das Urheberrecht genannt. Eine immer bedeutendere Rolle spiele die Internetkommunikation auch bei der Verwaltungsreform und in demokratiepolitischen Fragen. Dabei ist die Internetpolitik nur ein Teil der Überlegungen der zweiten Parlamentskammer. Schennach: Uns geht es um alle Formen der digitalen Partizipation. Wir müssen uns der Frage stellen, wie wir 2020, das ist praktisch morgen, und wie wir 2030, also übermorgen, leben werden. Zum Beispiel: Im Jahr 2030 wird die Hälfte der Österreicher einen Führerschein haben. Das bedeutet gesellschaftlichen Wandel, das bedeutet auch eine andere Mobilitätspolitik. Solche Zukunftsfragen würden aber im politischen Tagesgeschäft viel zu wenig betrachtet: Das Auto ist kein Parameter für die wirtschaftliche Entwicklung mehr. Für Jugendliche ist der Besitz eines Autos heute nicht mehr bedeutsam – zumindest wenn sie keinen Migrationshintergrund haben. Auch Senioren hätten heute andere Bedürfnisse als die, die Politiker und Planer aus früheren Erfahrungen im Kopf haben: Wenn heute jemand ins Seniorenheim kommt, lautet die erste Frage: Gibts hier ein freies WLAN? Solche Bedürfnisse rechtzeitig zu antizipieren wäre eine Aufgabe der Parlamente – der Deutsche Bundestag hat allein dafür 60 Mitarbeiter eingestellt, berichtet Schennach. Am weitesten sei die Einbindung der Bürger in die Gesetzgebung aber in Finnland fortgeschritten: Dort werden von Bürgern und Bürgerinitiativen jährlich an die 600 Gesetzesvorschläge gemacht, die dann auf einer Internetplattform diskutiert werden. 50 kommen in die engere Auswahl, fünf werden Gesetz. Finnland hat auch ein eigenes Zukunftsministerium, um Trends rechtzeitig zu erfassen und in die aktuelle Politik einfließen zu lassen. In dieselbe Richtung zielt die vom Bundesrat gemeinsam mit Kovar & Köppl eingerichtete österreichische Initiativen-Plattform www.besserentscheiden.at. Der digitale Wandel wurde auch von Kneifel als Chance gesehen und während seiner Präsidentschaft propagiert: Schätzungen zufolge soll die Umsetzung der von der EU erstellten Digitalen Agenda Europa vier Millionen Arbeitsplätze schaffen. Der einstimmig von allen Bundesrätinnen und Bundesräten verabschiedete Allparteienantrag will in diesem Sinne eine Digital Road Map zur Überwindung eingefahrener Strukturen aus der analogen Welt zur Umsetzung bringen. Umgelegt wird die Strategie aber vor allem auch auf Länderebene, weshalb sich die Länderkammer als Verbindung zwischen Europagesetzgebung und regionaler Umsetzung zuständig sieht. Der Wiener Bundesrat Schennach sieht im Gespräch mit dem Standard ganz praktische Anwendungen bei einfachen Verwaltungsaufgaben auf kommunaler Ebene: Wenn man sich anschaut, welche Verwaltungsbereiche die Wiener am stärksten online nutzen, stößt man auf die Hundesteuer, die zu 90 Prozent online abgewickelt wird. Aus solchen Präferenzen könne man auch für die Gesetzgebung lernen: Wenn sich die Bürger auf einfache Weise an Verwaltungstätigkeiten, an Planungsvorhaben und schließlich an der konkreten Gesetzgebung beteiligen können, würde die Wahlmüdigkeit leichter überwunden, wir wollen aus Non-Votern wieder Voter machen, sagt Schennach. Aus Sicht der Grünen und der Freiheitlichen hat das Allparteienbemühen aber einen Schönheitsfehler: Es gibt für die Regierung keine Frist zur Umsetzung.
5Inland
Schiedsstelle schlägt allerdings geringeren Betrag vor als er bisher vorgesehen ist. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
0Web
Das faktische Pensionsalter steigt laut Pensionsversicherungsanstalt in jedem Fall. Wien – Die Zahl sorgt für Streit: Ist das Pensionsantrittsalter tatsächlich stark gestiegen? Die VP-Seite hält die offiziellen Daten für geschönt, sind dabei doch nicht jene Personen inkludiert, die heute Rehabilitationsgeld statt einer Invaliditätspension beziehen.Rechnet man diese Gruppe ein, sei das Pensionsantrittsalter sogar gesunken, berichtete die Presse und berief sich auf eine anonyme Quelle in der Pensionsversicherungsanstalt (PVA). Das ist definitiv falsch, kontert allerdings PVA-Obmann Manfred Felix: Auch wenn man die Rehabgeld-Bezieher einrechnet, steigt das faktische Pensionsantrittsalter. Eine konkrete, endgültige Zahl werde in den nächsten Tagen nachgeliefert. So oder so will das Sozialministerium daran festhalten, die Bezieher von Rehabgeld nicht zu den Pensionisten zu zählen. Denn anders als eine Pension habe eine solche Überbrückungsleistung die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt zum Ziel – diese haben bislang knapp 1300 von 18.549 Rehabgeldbeziehern im Jahr 2015 geschafft. Zu wenige? Weil eine Reha etwa drei Jahre dauere, sei es für eine echte Bilanz noch zu früh, meint man im Ministerium.
5Inland
Stadtroten sehen sich nach den Wahlniederlagen in ihrem Kurs bestätigt. Michael Häupl schweigt noch hinsichtlich der Wahlergebnisse in der Steiermark und im Burgenland. Der Wiener Bürgermeister möchte sich erst bei seiner wöchentlichen Pressekonferenz am Dienstag zu den enormen Zugewinnen der FPÖ und den Verlusten von SPÖ und ÖVP äußern. In der Zwischenzeit muss sein Sprecher Martin Ritzmaier mit Erklärungsversuchen aushelfen. Man werde nicht den Fehler machen, ins allgemeine Gejammere einzustimmen, sagt er, aber man nehme das Ergebnis in beiden Bundesländern sehr ernst. Man könne nicht die Augen davor verschließen, dass die Emotion bei vielen dazu führe, das Kreuz bei der FPÖ zu machen. In Wien hätten jedoch bereits bei der letzten Wahl fast 26 Prozent der Wählerinnen und Wähler der FPÖ ihre Stimme gegeben, der Wähleraustausch sei somit schon abgeschlossen. Zum Vergleich: Die SPÖ kam 2010 auf 44,3 Prozent. Das Wichtigste sei nun, die Wahlbeteiligung zu erhöhen. Jene, die mit Rot-Grün zufrieden seien, aber dazu tendieren, am Wahlsonntag zu Hause zu bleiben, müssten mobilisiert werden. In Wien sind bei den vergangenen Gemeinderatswahlen 67,6 Prozent der Wahlberechtigten wählen gegangen. Auch SPÖ-Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler verfolgt das Ziel, die Beteiligung zu erhöhen. Er sieht sich nach den Wahlen in der Steiermark und im Burgenland in seinem Kurs bestätigt. Man werde Themen, die den Menschen wichtig sind, in den Vordergrund rücken, Wohnen, Arbeit und Bildung, und nicht den Fehler machen, der FPÖ mit dem Ausländerthema in die Hände zu spielen. Dass die Wahl nach langem Hin und Her im Oktober stattfinde, sieht Niedermühlbichler positiv. Häupl habe das richtige Gespür gehabt, die Wahl nicht aus taktischen Gründen vorzuverlegen. Auch die FPÖ signalisierte am Montag, für den Wahlkampf startklar zu sein. Dass die Blauen den Rückenwind der Bundesländerergebnisse nutzen wollen, zeigte sich beim Sonderlandtag zum Thema Betteln. Die FPÖ forderte ein sektorales Verbot, während die SPÖ darauf hinwies, dass es ausreichende Regelungen gebe. Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer sagte am Montag, er erwarte ganz heftige politische Reaktion nach der Wien-Wahl. Wenn die SPÖ so einbreche wie in der Steiermark, werde Häupl Geschichte sein, und er werde nicht allein gehen und jemand anderen mitnehmen, so Bachmayer in Richtung Werner Faymann.
5Inland
Austausch blieb jahrelang unbemerkt. Los Angeles – Jahrelang blieb die Tat unbemerkt: Unbekannte Täter haben in Los Angeles neun Kunstdrucke von Pop Art-Künstler Andy Warhol gestohlen und durcheinfache Siebdrucke ersetzt. Erst als im Juli eines der Bilder neu gerahmtwerden sollte, fiel Mitarbeitern des Einrahmungsgeschäfts auf, dass die Drucke nicht nummeriert und von Warhol unterzeichnet waren. Die Polizeisuche nun nach den Originalen. Der Zustand der Kopien deute darauf hin, dass der Raub in den vergangenen drei Jahren stattgefunden habe, hieß es in dem Bericht weiter. Einer der verschwundenen Drucke könne möglicherweise aber auch bereits 2011 bei einer Auktion versteigert worden sein. Die Bilder hingen beim Filmunternehmen Moviola und stammten aus zwei Serien Warhols: Endangered Species aus 1983 und Ten Portraits of Jews of the Twentieth Century aus dem Jahr 1980. Sie sollen rund 350.000 Dollar (310.000 Euro) wert sein.
8Kultur
In Österreich gebe es wenig Bereitschaft, die Konkurrenz auf dem Flugmarkt zu erweitern, sagt Michael O'Leary. Cernobbio/Wien – Ryanair-Chef Michael OLeary kritisiert zu starken Protektionismus auf dem österreichischen Markt. Wir haben Gespräche mit dem Flughafen Wien geführt, doch aus Kostengründen ist es zu keiner Einigung gekommen. Es besteht der starke Wille, Austrian Airlines zu schützen, sagte OLeary der APA beim Wirtschaftsforum Ambrosetti im norditalienischen Cernobbio am Freitag. Wir sind in Salzburg und Linz präsent. Wir könnten eigentlich mehr wachsen, doch es gibt wenig Bereitschaft, die Konkurrenz auf dem österreichischen Flugmarkt zu erweitern, klagt OLeary. Dabei sei Österreich ein tolles Tourismusziel, vor allem im Winter. Im Sommer könnte das Land mehr machen, doch es bleibt wegen der Konkurrenz von Nachbarländern wie Norditalien, Süddeutschland und der Slowakei, in denen Low-Cost-Airlines stark präsent sind, zurück. Ryanair hat diese Woche Flüge vom Mailänder Flughafen Malpensa, dem größten Norditaliens, angekündigt. Ab dem 1. Dezember fliegt der irische Billigflieger von Malpensa nach London, Bukarest und Sevilla. Es ist der 15. Flughafen, den Ryanair in Italien anfliegt.
3Wirtschaft