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Im Süden fielen in der Früh alle Züge aus. Brüssel – Ein Streik hat in Belgien den zweiten Tag in Folge den Zugverkehr erheblich behindert. Nach Angaben der Bahngesellschaft SNCB fielen im südlichen Teil des Landes am Dienstag in der Früh alle Verbindungen aus, im Norden waren 60 Prozent betroffen. Der Hochgeschwindigkeitsverkehr mit Thalys-Zügen wurde komplett eingestellt. Damit waren auch Reisende betroffen, die von Deutschland über Brüssel nach Paris fahren wollten. ICE-Verbindungen der Deutschen Bahn nach Belgien mussten ebenso gestrichen werden. Der Streik richtet sich gegen die Sparpolitik der Mitte-Rechts-Regierung unter Premierminister Charles Michel. Die Gewerkschaften sind der Ansicht, dass sie bevorzugt auf den öffentlichen Dienst und den Bildungsbereich zielt.
3Wirtschaft
Zweieinhalb Monate nach Leichenfund in Deutschland. Mexiko-Stadt/Berlin – Rund zweieinhalb Monate nach dem Fund einer Frauenleiche in einem Koffer in Berlin ist der mutmaßliche Täter in Mexiko festgenommen worden. Ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft bestätigte am Freitag einen Bericht der Bild-Zeitung (online). Der mit einem Haftbefehl gesuchte Chilene sei bereits am Mittwoch festgenommen worden und sitze in vorläufiger Auslieferungshaft. Ein Auslieferungsersuchen werden den mexikanischen Behörden auf diplomatischem Weg übermittelt. Einen Zeitrahmen für die mögliche Auslieferung des Mannes gebe es nicht, sagte der Sprecher. Der Chilene soll in Berlin eine 36-jährige Norwegerin umgebracht haben. Ermittler fanden Spuren von Gewalt in einer Kunstgalerie im Stadtteil Wedding, die der 38-Jährige betrieb. Ein Passant hatte die Leiche der Frau am 13. Juni am Spreeufer im Treptower Park entdeckt. Sie lag in einem Koffer, der in einem zweiten Koffer steckte. Das Paket trieb zuvor in der Spree. Laut Obduktion wurde die Frau Opfer eines Gewaltverbrechens.
1Panorama
Seit Wochen geht Italiens Premier auf Konfrontation mit der EU. Dem Kommissionspräsidenten platzte jetzt der Kragen. Ich stelle fest, dass der italienische Ministerpräsident – den ich sehr respektiere – jede Gelegenheit nutzt, um die EU-Kommission herabzuwürdigen, polterte Juncker am Freitag. Er wisse nicht, warum Renzi dies tue. Die Stimmung zwischen der EU-Kommission und der italienischen Regierung sei jedenfalls nicht die allerbeste, betonte der luxemburgische Kommissionspräsident in einem Gefühlsausbruch, wie man ihn in Brüssel nicht oft erlebt. Juncker hätte auch sagen können: Zwischen Brüssel und Rom herrscht Eiszeit. Seit Wochen kritisiert der italienische Premier, dass der europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt zu restriktiv ausgelegt werde, was das fragile Wirtschaftswachstum in Italien gefährde. Gleichzeitig beklagt Renzi eine angebliche Vorherrschaft Deutschlands in der EU. Schon Mitte Dezember hatte er in einem Interview mit der Financial Times gefordert: Europa muss 28 Ländern dienen, nicht nur einem. Renzis Auftritte werden nicht nur in Brüssel, sondern insbesondere auch in Berlin als unnötig geräuschvoll und theatralisch empfunden. Das Fass zum Überlaufen gebracht hat nun die einstweilige Weigerung Roms, sich an der Finanzhilfe von drei Milliarden Euro zu beteiligen, welche die Europäische Union der Türkei im Rahmen der Flüchtlingskrise zur Verfügung stellen will. Der italienische Beitrag beläuft sich auf rund 300 Millionen Euro. Juncker sprach am Freitag von einer erstaunlichen Reserviertheit Italiens, das als einziges aller EU-Länder gegen die Finanzmittel an die Türkei opponiert und damit den Kredit blockiert. Es ist offensichtlich, dass Renzi mit seinen Polemiken gegen Brüssel und Berlin zumindest teilweise innenpolitische Ziele verfolgt: Er steht unter Druck der europaskeptischen Protestbewegung von Beppe Grillo und der fremdenfeindlichen Lega Nord, die immer mehr Zulauf erhalten. Mit markigen Worten gegen die Brüsseler Bürokraten versucht Renzi, seinen Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Antwort auf Junckers Ausbruch ließ denn auch nicht lange auf sich warten: Die Zeiten, in denen unser Land mit dem Hut in der Hand in Brüssel vorgesprochen hat, sind vorbei: Italien fordert Respekt, erklärte Renzi noch am Freitagabend. Neben dem innenpolitischen Kalkül kann Renzi aber durchaus auch mit sachlichen Argumenten aufwarten. So ist es zum Beispiel nachvollziehbar, dass es in Rom nicht als selbstverständlich empfunden wird, zur Eindämmung der Flüchtlingsströme in Richtung Deutschland 300 Millionen an Ankara zu überweisen, nachdem man bei der Bewältigung des Zustroms von Bootsflüchtlingen an den eigenen Küsten jahrelang vergeblich auf die Solidarität von Brüssel und Berlin gewartet hatte. Der Kredit an die Türkei steht außerdem im Widerspruch zu den permanenten Vorhaltungen aus Brüssel bezüglich der Einhaltung der Sparvorgaben. Ins gleiche Kapitel fällt das von der EU Ende des vergangenen Jahres gegen Italien eingeleitete Verfahren wegen der nicht vollständigen Registrierung aller Flüchtlinge, die an den italienischen Küsten landen. Renzi bezeichnet dieses Verfahren als absurd und erinnert daran, dass es in erster Linie die EU-Partner seien, die ihren Verpflichtungen nicht nachkämen: Von den insgesamt 40.000 Flüchtlingen, die in zwei Jahren von Italien und Griechenland in die nördlicheren EU-Staaten hätten umgesiedelt werden sollen, haben nach drei Monaten weniger als 200 das Land verlassen können. Wir halten 90 Prozent unserer Verpflichtungen ein, die EU weniger als ein Prozent, betont Renzi. Auch in anderen Bereichen sind nach Auffassung von Rom in den letzten Monaten doppelte Standards angelegt worden – etwa bei den Russland-Sanktionen. So kritisierte Renzi im Dezember, dass die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream zwischen Deutschland und Russland trotz Sanktionen ausgebaut werden solle, während Berlin den Bau einer South-Stream-Pipeline, von der Italien profitiert hätte, verhindert habe. Rom fühlt sich veräppelt: Deutschland, das sich erfolgreich für eine Verlängerung der Sanktionen eingesetzt hatte, macht mit Moskau Geschäfte, während Italien, das bezüglich der Handelsrestriktionen auf der Bremse gestanden war, leer ausgeht. Wer entscheidet hier eigentlich? fragte Renzi. Entweder die Regeln gelten für alle oder für niemanden.
2International
Jasmine Rinnofner entwickelt komplexe Gewebemodelle von Organen. Die Entwicklung neuer Medikamente kann zehn, 15 Jahre dauern. Auf jahrelange Tests in Zellkulturen und Tiermodellen folgt die klinische Phase mit der Erprobung am Menschen. Wenn erst spät erkannt wird, dass die Wirksamkeit nicht ausreicht oder unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, können Jahre der Forschung umsonst gewesen sein. Die Technologie, an der Jasmine Rinnofner forscht, erlaubt es, dass Medikamente schon frühzeitig besser getestet werden können, um die Entwicklungszeit zu verkürzen. Die Studentin des Masterstudiengangs Molecular Biotechnology an der FH Campus Wien arbeitet zurzeit im Rahmen eines Auslandsemester an der University of Washington in Seattle an der Entwicklung sogenannter Tissue Chips. Das sind dreidimensionale Gewebemodelle, die menschliche Organe imitieren, um so schneller genauere Vorhersagen über die Wirkungsweisen von Medikamenten treffen zu können. In den zündholzschachtelgroßen Chips hat man viele Möglichkeiten, die Reaktionen komplexer Gewebe auf mechanische oder chemische Reize zu testen. Man kann so bereits in präklinischen Tests In-vivo-Situationen besser nachahmen, erklärt die 1988 geborene Kärntnerin. Rinnofner widmet sich mit ihrem Team einer derartigen Plattform, die das Herz imitiert. Dafür werden patientenspezifische induzierte pluripotente Stammzellen (iPSC), also reprogrammierte menschliche Zellen, in einer aus einem Schweineherz stammenden extrazellulären Matrix – dem Gewebe zwischen den Zellen – eingebettet und zu Herzzellen herangezogen. Den Reifegrad der Zellen richtig hinzubekommen sei schwierig, sagt die Biotechnologin, genauso wie das Einstellen anderer biochemischer Abläufe im Gewebe. Die Forscherin hat sich etwa damit beschäftigt, wie der elektrische Reiz bei einem Herzschlag zwischen den Zellen weitergeleitet wird. Das Coole dabei ist, dass man die Medikamentenentwicklung mit dieser Technik personalisieren kann. Jeder reagiert anders, sagt Rinnofner. In den derzeitigen klinischen Studien ist es wichtig, verschiedene Populationen hineinzubringen. Die genetischen Unterschiede kann man in Zukunft dann schon früher berücksichtigen. Allerdings: Die Forschung steht noch ziemlich am Anfang. Es wird noch einige Jahre dauern, bis das ausgereift ist. Dann könne man mit Rinnofners Chip etwa überprüfen, ob und bei welcher genetischen Ausstattung ein potenzieller Wirkstoff kardiotoxisch ist, also das Herz schädigt. Die im Mölltal aufgewachsene Studentin hat ihre bisherigen Studien auf einige Hochschulen aufgeteilt: Biologie an der Uni Salzburg, Biomedizinische Analytik an der FH Salzburg, Auslandsaufenthalte in Boston und Neuseeland. Nach Seattle verhalf ihr ein Exzellenzauslandsstipendium der Industriellenvereinigung und der Wirtschaftskammer Kärnten. Die praktische Ausrichtung und das Kennenlernen neuer Orte seien bestimmende Faktoren ihrer Laufbahn. Das Interesse an medizinischen Wirkstoffen habe dabei schon als Kleinkind bestanden, als sie die Gesundheitsbücher ihrer Mutter durchforstete. In Seattle gefällt ihr, dass fast wie im Mölltal die Berge vor der Tür sind. Nach knapp einem Jahr in den USA vermisst sie aber nicht nur die heimatlichen Berge, sondern auch a gescheite Brettljausen.
7Wissenschaft
Italiens Regierungschef: Eine Schließung wäre "falsch" und "ein Stich ins Herz der EU ". Österreich befindet sich auf dem falschen Weg. Zumindest, wenn es nach dem italienischen Premier Matteo Renzo geht. Ich bin mir bewusst, dass sich Österreich in einer schwierigen Situation befindet: Im vergangenen Jahr wurden dort mehr Asylanträge gestellt als bei uns, und Italien hat sieben Mal mehr Einwohner, erklärte Renzi am Montag in einem Gespräch mit der Auslandspresse in Rom. Doch auf diese Situation mit Obergrenzen oder gar einer Schließung der Grenzen zu reagieren, sei nicht die Lösung. Innerhalb der Europäischen Union müsse eine Strategie im Umgang mit der Flüchtlingskrise gefunden werden, die das Schengen-Abkommen nicht infrage stelle. Besonders irritiert zeigte sich Renzi über die österreichischen Planungen zu Grenzsicherungsmaßnahmen am Brenner. Er könne dazu nur wiederholen, was er Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) schon vorletzte Woche in Rom gesagt habe: Eine Schließung des Brenners wäre absolut falsch – sowohl in der Substanz als auch symbolisch, betonte der italienische Premier. Der Brenner habe in diversen europäischen Kriegen eine Rolle gespielt, inzwischen sei er ein Symbol der europäischen Integration. Es kann doch nicht sein, dass wir, während wir unten einen Riesentunnel graben, um Nord- und Südtirol miteinander zu verbinden, oben wieder Grenzzäune errichten. Das wäre ein Stich ins Herz der EU. Renzi hat im Wesentlichen zwei Lösungsvorschläge zum Umgang mit der Flüchtlingskrise. Erstens: In der EU müssen sich alle 28 Staaten solidarisch zeigen und nach Maßgabe ihrer Möglichkeiten Flüchtlinge aufnehmen. Den (vorwiegend osteuropäischen) Ländern, welche diese Solidarität verweigern, sollen Gelder aus den EU-Töpfen gestrichen werden. Solidarität ist keine Einbahnstraße. Wer Geld will, muss sich auch zu den europäischen Idealen bekennen. Österreich, Italien und andere wenige EU-Länder können nicht allein die ganze Last tragen. Zweitens: In den Herkunftsländern seien Bedingungen zu schaffen, dass die Menschen gar nicht erst in Boote stiegen. Die EU müsse diesen Ländern beistehen und Investitionen in Landwirtschaft und in Bildung ermöglichen. Renzi ging auch auf den Vorwurf ein, wonach Italien die ankommenden Flüchtlinge kaum registriere und damit das Dublin-Abkommen umgehe. Der Premier gestand ein, dass die Registrierung lückenhaft erfolgt sei. Inzwischen sei man aber bei hundert Prozent angelangt. Wenn dem tatsächlich so wäre, würde sich die Brenner-Schließung von selbst erledigen: Jeder Flüchtling, der über Italien nach Österreich einreist, könnte umgehend wieder zurückgesendet werden.
1Panorama
Zwar bleibt Russland größter Favorit, doch das Feld der potenziellen Gewinner ist dieses Jahr sehr breit. Der Jahrgang 2016 hat drei Besonderheiten: 1. Das erfolgsverwöhnte Nordeuropa erlebte dieses Jahr eine gehörige Niederlage. Die Beiträge aus Dänemark, Norwegen, Island und Finnland sind allesamt ausgeschieden, was für Schweden – als einzig übrig gebliebenes Land – eine gute Nachricht ist. Aber wohin gehen die restlichen Punkte aus dem Norden? 2. Mit der Ausstrahlung in die USA und China, sowie dem Auftritt Justin Timberlakes wird der ESC immer globaler. Schon voriges Jahr war die Globalisierung des europäischen Gesangswettbewerbes offensichtlich. Der australische Sender SBS hat sich auch bereits die Rechte für Asien gesichert. Ob der Bewerb in den USA aber eine Chance haben wird? Man darf zweifeln, aber interessant ist dieser Versuchsballon allemal. Hach, wieder mal die Politik 3. Der politische Einfluss war 2016 angriffiger wie noch nie zuvor, es gab Scharmützel. Noch nie waren so viele russische und ukrainische Medienvertreter vor Ort. Fragen in den Pressekonferenzen reichten von versteckten Vorwürfen bis hin zu Fragen, die darauf abzielen in pathetischen Antworten vor Kamera der Heimat zu huldigen. Sergey Lazarev wirkte dabei eher genervt, der Druck auf ihn ist jedenfalls enorm. Die Ukraine wiederum hat die politische Botschaft in einem krimtatarischen Song verpackt. Zudem provozierte Armenien Aserbaidschan mit einer Fahne von Berg-Karabakh, die allerdings laut EBU-Regeln verboten ist. Da wird im Juni wohl eine saftige Geldzahlung für Armenien fällig. Die Ukraine und Russland gehören jedenfalls zu den Favoriten auf den Sieg. Könnte es sein, dass Europa der Politik der Gehässigkeiten den kalten Rücken zeigt und erst recht die anderen Favoriten bevorzugt? Medienvertreter finden, dass sie vor Ort noch nie so viele unangenehme Animositäten erlebt haben. Die Moderatoren werden nicht müde immer wieder zu betonen, dass es um das Gemeinsame in Europa gehen soll und nicht um das, was uns trennt. Haben vielleicht gerade deshalb Frankreich, Australien, Schweden oder Italien eine Chance? Oder gar Außenseiter wie die Niederlande und – jawohl! – Österreich statt Russland und Ukraine? Womit die – aus meiner Sicht – Favoriten für den Sieg schon genannt sind. Wer gewinnt also? Einer dieser 26 Beiträge wird am Ende des Abends als Sieger feststehen, und die Punkte auf eine Weise erhalten haben, wie sie noch nie zuvor vergeben wurden. Zuerst werden die Jurypunkte der einzelnen Länder durchgegeben, dann alle Zuschauervotings zusammengerechnet. Das heißt: Spannung bis zuletzt! 1. Belgien: Laura Tesoro – Whats The Pressure Im zweiten Semifinale noch der Abschluss, im Finale der Opener. Belgien schickt erfrischenden und bunten Pop, der gute Laune macht, glitzert und richtig schön abgeht. Der Another One Bites The Dust-Beat zudem eine schöne Reminiszenz an Queen. Tipp: Mittelfeld 2. Tschechische Republik: Gabriela Gunčíková – I Stand Der Jubel in der Arena war riesig, denn noch nie hatte es Tschechien ins Finale geschafft. Die klassische ESC-Ballade findet vor allem bei den Fans viele Anhänger, ist aber vielleicht doch eine Spur zu berechenbar klassisch. Aber was wäre ein ESC ohne sowas? Sie hat ja auch eine schöne Stimme und macht ihre Performance genau richtig: Wenig Action, viel Pathos, schöne Frau. Tipp: etwas weiter hinten, aber das Finale ist bereits ein großer Erfolg 3. Niederlande: Douwe Bob – Slow Down Im Semifinale fiel der Countrysong besonders auf, weil es zwischen den vielen Pop-Acts, die alle etwas ähnlich (und schwedisch) klangen, wohltuend anders war. Diesen Effekt kann man mit Startnummer Drei freilich schwerer bewerkstelligen. Mit den Common Linnets hatten die Niederlande fast schon mal gewonnen, gäbe es nicht eine gewisse Conchita. 2016 könnten sie wieder in diese Nähe kommen. Tipp: Nicht Top-, aber Geheimfavorit. Top 10, wenn nicht sogar Top 5 4. Aserbaidschan: Samra – Miracle Aserbaidschan schickt seit 2010 ausschließlich schwedische Fabriksware zum Eurovision Song Contest und konnte damit immerhin 2011 gewinnen. 2016 ist der Song aber wirklich langweilige Dutzendware. Ich wunderte mich, dass dieser Song überhaupt ins Finale kam. Sehr schwach. Tipp: weiter hinten 5. Ungarn: Freddie – Pioneer Dass Ungarn in Stockholm viele Fans hat liegt weniger am Song. Schauen sich diesen Mann einfach mal an, dann wissen Sie warum. Die Stimme, die dann aus ihm rausröhrt, hat dann einen gewissen Wow-Effekt. Bandbreite hat er dabei jedoch nicht zu bieten. Der Song ist stark und zeitgemäß, wenn auch etwas sperrig. Tipp: Hinteres Mittelfeld 6. Italien: Francesca Michielin – No Degree Of Separation Francesca kam nach Stockholm, jeder freute sich auf einen schönen italienischen Song (mit einer Strophe Englisch), doch niemand rechnete damit, dass dieser Beitrag gewinnen könnte. Sie gewann das Sanremo-Festival ja auch nicht, die Sieger wollten nur nicht zum ESC. Doch nach und nach verliebten sich alle hier in dieses Lied. Allerdings gewinnen meistens Songs, die eher auf Anhieb funktionieren. Ich mag das jedenfalls sehr! Die Inszenierung mit den vielen Blumen und Requisiten ist sehr gelungen. Tipp: Top 10, Außenseiterchancen für den Sieg 7. Israel: Hovi Star – Made of Stars Hovi Star überraschte mich erst so richtig beim Semifinale selbst, als er so richtig stimmlich die Sau rausließ und viel besser war, als in den Proben zuvor. Die Powerballade ist wuchtig und setzt durch kontinuierliches Steigern auf Gänsehaut. Zwar schreibt er auch selbst Songs, dieser Beitrag wurde aber von Doron Medalie komponiert, der auch für den israelischen Beitrag 2015 Golden Boy verantwortlich war. Tipp: Oberes Mittelfeld 8. Bulgarien: Poli Genova – If Love Was A Crime Der erste von drei Beiträgen mit österreichischer Beteiligung, wie es so schön heißt. Sebastian Arman (komponierte u.a. Heroes für Conchita) war bei diesem Song mit von der Partie. Der Song hat sehr viel Kraft und Polina verkörpert das ganz hervorragend. Für einen Sieg wird es zwar nicht reichen, aber Spaß macht das allemal. Tipp: Mittelfeld 9. Schweden: Frans – If I Were Sorry Das letzte Land Nordeuropas im Bewerb, womit einige 12-Punkter bereits gesichert sein könnten. Erstaunlich, dass eines der am wenigsten schwedisch klingenden Songs ausgerechnet aus Schweden kommt. Diese Art Songs stürmen gerade die Hitparaden. Teens werden dafür gerne anrufen, Radioeinsätze europaweit sind zu erwarten. Ganz bescheiden steht er auf der Bühne, so als hätte er gerade noch zuvor im Schulhof gespielt und kurz auf die ESC-Bühne geschubst. Eine Art Antithese zum technischen Auftritt von Måns im Vorjahr in Wien. Das wird weit vorne landen! Tipp: Top 5, Außenseiter für den Sieg 10. Deutschland: Jamie-Lee – Ghost Was ist mit unseren Nachbarn los? Zuerst entscheiden sie sich für Xavier Naidoo, dann stehen sie der Kritik nicht stand, stampfen eine Vorausscheidung aus dem Boden, der wohl qualitativ der schlechteste des Jahres in Europa war und es gewann die junge Jamie-Lee. Sie war auch wirklich die beste Interpreten des Vorentscheids, aber der Song ist für den ESC denkbar ungeeignet. Alles wirkt gekünstelt und todlangweilig. Das Song schleppt sich mühsam zum Ende. Und die deutschen Journalisten hier? Die finden das alles in Ordnung und keiner kritisiert den Sender und die Verantwortlichen. Dabei zeichnet sich nach Wien das nächste Desaster an. Ich verstehe das nicht. Die junge Sängerin tut mir jedenfalls leid. Tipp: sehr weit hinten 11. Frankreich: Amir – J’ai cherché Ich sag es gleich: ich kam mit französischer Fahne nach Stockholm. Das ist mein Lieblingsbeitrag dieses Jahr! Amir, in Frankreich geboren und in Israel aufgewachsen, hat alles, was man braucht: eine großartige Stimme, ist musikalisch von Kopf bis Fuß, hat eine unglaublich charmante Ausstrahlung und einen Hammer-Song. Die sehr zurück genommene Performance wurde anfangs vor Ort sehr kritisiert – zu Unrecht wie ich finde. Die Konzentration auf Amir ist genau richtig. Zoë meint übrigens, dass Frankreich gewinnen wird. Für die Eurovision wäre der erste Sieg der Grand Nation nach 1977 sicher eine gute Sache. Dafür dürft ihr gerne anrufen! Tipp: Favorit für den Sieg. (Schlechte Nachricht: Mein Lieblingssong gewinnt nur selten.) 12. Polen: Michał Szpak – Color Of Your Life Dass Polen es ins Finale schaffte überraschte mich. Zu altbacken kommt mit der Song vor. Michal steht mit einem aus Pirates of the Carribean ausgeliehenem Kostüm auf der Bühne und singt eh schön bemüht. 1993 hätte sowas aber durchaus vorne landen können. Tipp: weiter hinten 13. Australien: Dami Im – Sound Of Silence Spätestens beim Bomben-Auftritt im Semifinale gilt Dani Im, die in ihrer Heimat ein Superstar ist, als eine der heißen Favoritinnen für den Sieg. Sie ist enorm charismatisch, der Auftritt umwerfend, der Song wird europaweit Charterfolge erreichen. Großes Kino! Wenn ich noch einmal heiraten dürfte, dann möchte ich das außerdem in diesem Kleid. Sollte Australien übrigens gewinnen, wird der ESC 2017 trotzdem in Europa stattfinden. Tipp: Favoritin für den Sieg 14. Zypern: Minus One – Alter Ego Mit Euphoria hat Thomas G:Son ja schon einmal gewonnen. Dieses Jahr schrieb er einen Song gemeinsam mit der zyprischen Band Minus One. Pop-Rock ist heuer eher Mangelware, daher fallen Zypern und Georgien besonders auf und daher ist es enorm schwer vorhersehbar, wie gut oder schlecht das abschneiden wird. Tipp: hinteres Mittelfeld 15. Serbien: ZAA Sanja Vučić – Goodbye (Shelter) Vom Aussehen und von der Art her erinnert Sanja sehr an Nina Zilli, die 2012 für Italien startete. Der Song steigert sich von Minute bis Minute samt Orchesterklänge – historisch gesehen kein schlechtes Rezept für den Song Contest. Besonders überraschend, dass Serbien zum zweiten Mal in Folge auf einen englischsprachigen Song setzt. Das wäre vor einigen Jahren noch völlig undenkbar gewesen. Tipp::vorderes Mittelfeld 16. Litauen: Donny Montell – Ive Been Waiting for This Night Ich hatte ich diesen Song eher nicht auf der Rechnung, muss ich gestehen, aber es erreichte doch das Finale. Zwar ist der Song enorm stark und die Salto-Akrobatik (und der Körper) von Donny Montell sehr beeindruckend, aber irgendwie will man da zu viel. Ein gutes Bespiel dafür, dass weniger manchmal mehr wäre. Tipp: hinteres Mittelfeld 17. Kroatien: Nina Kraljić – Lighthouse Only Teardrops kommt dieses Jahr aus Kroatien. Zumindest erinnert der Song an das dänische Siegerlied von 2013. Nina Kraljić bietet pseudo-folkloristischen Pop in einem wirklich außerordentlich merkwürdigem Trick-Kleid. Bei mir will bei diesem Beitrag einfach kein Funke überspringen. Tipp: weiter hinten 18. Russland: Sergey Lazarev – You Are The Only One Mir geht es jetzt wie im Vorjahr mit Måns. Es ist ein perfekter Song, eine perfekte Inszenierung, alles! Aber ob das nicht zu künstlich ist? Ob das nicht allzu sehr mit der Attitüde Wir gewinnen das sowieso inszeniert wird? Der Druck auf Sergey ist jedenfalls enorm. Ich habe noch nie so viele russische Medienvertreter bei einem ESC in Westeuropa gesehen. Alles andere als ein Sieg wäre wohl eine schwere Niederlage für den russischen Superstar, der hier mit der Delegation vor Ort sehr bemüht ist sich liberal und offen zu präsentieren. Alle LGBTIQ-Medien bekamen ein Interview, alle Lesben und Schwule wären 2017 in Russland herzlich willkommen hieß es kontinuierlich. Und wisst ihr was? Vielleicht wäre ein ESC dort sogar deshalb mal ganz gut. Tipp: Der Top-Favorit für den Sieg 19. Spanien: Barei – Say Yay! Seien Sie bei diesem Auftritt nicht allzu bestürzt… Der spanische Beitrag ist neben Österreich der Partyknüller dieses ESCs. Barei liefert eine Dancefloor-Nummer und macht auch richtig Spaß, auch wenn sie zwischendurch vielleicht manchmal zu viel schreit statt singt. Allerdings dürften die Spanier auch Interesse haben einen neuen Rekord zu brechen, der noch von Österreich gehalten wird. 48 Jahre mussten wir auf einen zweiten Sieg warten. Spanien gelang der letzte Sieg 1969. Rechnen Sie mal nach. Tipp: Mittelfeld 20. Lettland: Justs – Heartbeat Ich wiederhole, was ich schon im zweiten Semifinale schrieb: Subwoofer einschalten, damit es schön wummert. Elektro-Pop vom Feinsten wird uns aus Lettland geboten. Der Song könnte nicht nur auf Ö3, sondern auch auf FM4 funktionieren. Das ist richtig gute Musik, komponiert von Aminata. Tipp: Könnte an die Top 10 kratzen 21. Ukraine: Jamala – 1944 Man liebt das oder man hasst das. Auf Twitter habe ich verfolgt, dass die Meinungen bei diesem Beitrag enorm auseinandergehen. Die Gesangstechnik von Jamala ist orientalisch, daher auch ungewöhnlicher für westeuropäische Ohren. Den politischen krimtatarischen Hintergrund muss ich hier vermutlich nicht mehr hervor streichen. Nicht nur die Geschichte, auch der Song selbst und die Bühnenpräsenz sind sehr fesselnd. Die ukrainischen Medien laufen im Pressezentrum herum und fragen jeden Russland oder Ukraine? Tipp: Top 5, Favoritin für den Sieg 22. Malta: Ira Losco – Walk On Water Diesen Song hatte ich eigentlich nicht im Finale gesehen. Es gibt von den zeitgemäßen Schwedenpop-Nummern einfach bessere, so meinte ich. Aber siehe da, Ira Losco, die 2002 Zweite geworden ist, darf sich doch noch Hoffnungen machen. Malta wurde diese Woche seitens der lesbisch-schwulen NGO ILGA Europe als LGBTIQ-freundlichstes Land Europas präsentiert, was zu einer Spontanparty der maltesischen Delegation führte. Tipp; weiter hinten 23. Georgien: Nika Kocharov & Young Georgian Lolitaz – Midnight Gold Über diesen Finaleinzug habe ich mich wirklich sehr gefreut und ich war wohl einer der wenigen, der dies auch voraussagte. Das ist nämlich hervorragender funkiger Elektro-Indierock und könnte von den Red Hot Chili Peppers mit Gast-DJ oder den White Stripes sein. Es ist halt weniger ein Fan-Ding. Es wird wohl nicht ganz vorne landen, aber zumindest ich werde eine SMS investieren. Tipp: Mittelfeld 24. Österreich: Zoë – Loin d’ici Wie viele douzoë points wird es geben? Nach dem Indie-Rock ist die ansteckende Fröhlichkeit, die Leichtigkeit, der Charme und die Lebensfreude, die Zoë in diesen Wochen in Stockholm ansteckend verbreitete, einfach gut platziert. Der Song fällt aus dem Rahmen, ist so voller Esprit, dass wirklich alles möglich ist. Stockholm wurde erobert und Europa hat neuerdings ohnehin viel zu wenig zu lachen und zu strahlen. Zoë schenkt uns diesen Moment. Tipp: Ein Sieg wäre eher eine Sensation, aber Top 10 sind schon drinnen. 25. Vereinigtes Königreich: Joe and Jake – You’re Not Alone Das Problem Großbritanniens in den letzten Jahren hieß BBC. Wohl zu lange wurde der Song Contest in der Heimat des Pop als reiner Trash-Event kommuniziert und wahrgenommen. Unter diesen Voraussetzungen will freilich kein Newcomer, der ohnehin die Welt erobern will, antreten. Doch dieses Jahr haben sich die Verantwortlichen etwas mehr Mühe gegeben, eine Vorausscheidung organisiert, die sehr okay war. Dieser Beitrag ist zwar noch kein Winner, aber sehr feiner Pop. Tipp: Mittelfeld 26. Armenien: Iveta Mukuchyan – LoveWave Ob die armenische Delegation wieder eine von der EBU untersagte Fahne in die Kamera hält? Die Fahne von Nagorny-Karabakh, einem von Armenien besetzten Gebiet, das völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehört und neulich in einem aufgeflammten bewaffneten Konflikt wieder zu Todesopfern führte, war jedenfalls eine Provokation. Der Song kann freilich nichts dafür, denn der ist richtig gut und steigerte sich in der Gunst der Fans und der Buchmacher unaufhörlich. Großes Drama und einige sehen dies sogar als Favoritin. Ich nicht ganz. Tipp: Top 10 (Marco Schreuder, 14.5.2016)
8Kultur
Schulden zwischen zehn und 50 Millionen Dollar. Hartford – Der amerikanische Rapper und Schauspieler 50 Cent (Get Rich or Die Tryin) hat Privatinsolvenz angemeldet. Dies teilte sein Anwalt William A. Brewer am Montag mit. Der Antrag auf persönlichen Gläubigerschutz würde dem 40-jährigen Entertainer erlauben, seine Geschäfte fortzusetzen, während er seine finanziellen Angelegenheiten regeln würde, hieß es in der Mitteilung weiter. Wie das Wall Street Journal unter Bezug auf den Antrag vor einem Gericht in Hartford (US-Staat Connecticut) berichtete, gibt der Musiker, der mit bürgerlichem Namen Curtis James Jackson III heißt, in den Dokumenten ein Vermögen aber auch Schulden von jeweils zwischen zehn und 50 Millionen Dollar an. Der Antrag auf Privatinsolvenz kommt wenige Tage nach einem Urteil in einem Zivilprozess um ein angebliches Sextape. Ein New Yorker Geschworenengericht hatte den Musiker zur Zahlung von Schadenersatz in Höhe von fünf Millionen Dollar an die Klägerin verurteilt. Er soll Videoaufnahmen von der Frau ohne Erlaubnis ins Internet gestellt haben.
8Kultur
Braunau, Schärding, Wels, Steyr: Ein Zusammenhang zwischen blauen Erfolgen und hoher Flüchtlingszahl vor Ort lässt sich aber nicht feststellen. Gleich vier Bezirke räumten die Blauen bei der Landtagswahl in Oberösterreich ab: Seit dem Wahlsonntag hält die FPÖ in Braunau und in Schärding sowie in Wels und Steyr die relative Mehrheit an Stimmen. Damit gibt es keinen SPÖ-dominierten Bezirk mehr. Im Detail legte die Partei in den beiden Innviertler Bezirken gar auf 37,22 bzw. 38,76 Prozent zu, was Zuwächsen von fast 19 beziehungsweise 20 Prozentpunkten entspricht. Die ÖVP hingegen rasselte in Braunau von 48,9 Prozent (im Jahr 2009) auf 36,1 Prozent herunter, in Schärding wiederum von 53 Prozent auf 35 Prozent. Ein ähnlich dramatisches Bild ergibt sich für die beiden Ballungszentren in der Nähe von Linz. Im Bezirk Wels wie in der gleichnamigen Statutarstadt fuhren die Freiheitlichen jeweils rund 34 Prozent ein. In Steyr-Land wiederum konnten sie um fast 16 Prozentpunkte auf 28 Prozent zulegen. Und auch in der Stadt Steyr wurde die FPÖ mit 30,82 Prozent stimmenstärkste Kraft, dort war sie im Jahr 2009 bloß dritte gewesen. Bei der Gemeinderatswahl hingegen konnten die Sozialdemokraten in der Statutarstadt gerade noch ihre Mehrheit verteidigen. Doch die neuen blauen Hochburgen schossen keineswegs unerwartet aus dem Boden, wie der Politikberater Thomas Hofer im Gespräch mit dem STANDARD analysiert. Denn schon seit 1945 gilt das Innviertel als feste Bastion des deutschnationalen Lagers, zunächst profitierte der Verband der Unabhängigen (VdU) von diesem Potenzial, später die FPÖ als Nachfolgepartei. Bis heute haben die Freiheitlichen dort eine hohe Organisationsdichte, so der Politikexperte über die guten Bedingungen für ihre enormen Zuwächse. Dazu befördere die Grenznähe zu Deutschland stets auch die bis heute bajuwarisch geprägte Situation. Ob die Nähe des Innviertels zum großen Nachbarn auch Ängste vor noch mehr Flüchtlingsankünften befeuert habe? Zur Erinnerung: Just am Wahltag hieß es, dass Deutschland nun die Sonderzüge für Schutzsuchende einstellen wolle, was die Regierung in Berlin später allerdings ohnehin dementierte. Auch wenn die Asylkrise nicht der einzige Grund für die blauen Wahlerfolge war, so wirkten die Sorgen vor einem Flüchtlingsstau an den Grenzübergängen wohl zusätzlich wie ein Turbo, erklärt Hofer. Die Bezirke Wels und Steyr hingegen galten wegen der ansässigen Industriebetriebe jahrzehntelang als rotes Kernland, denn dort konnte die SPÖ lange auf die Stimmen der Arbeiterschaft zählen. Doch schon bei der letzten Landtagswahl vor sechs Jahren war es etwa in Wels für die Sozialdemokraten vorbei mit dem ersten Platz, sie fuhren damals schon herbe Verluste ein. Von den zunehmenden Sorgen der Facharbeiter um den eigenen Job, dem nunmehrigen hohen Flüchtlingsandrang, aber auch dem umtriebigen FPÖ-Bürgermeisterkandidaten Andreas Rabl konnten die Freiheitlichen bei der Landtagswahl in Wels insgesamt enorm profitieren, sagt Hofer. Dass das Thema Flüchtlinge über Wochen hinweg alle Medien dominierte, habe die Zugewinne der FPÖ noch verstärkt, sagt Laurenz Ennser-Jedenastik, Politikwissenschafter an der Universität Wien: Zwar trauten die Wähler den Freiheitlichen nicht unbedingt zu, schnelle Lösungen für die Flüchtlingsunterbringung zu finden, doch hielten sie die Blauen für am meisten glaubwürdig, so der Forscher im STANDARD-Interview. Dass es tatsächlich Probleme im Zusammenleben mit Flüchtlingen gibt, lässt sich aus den FPÖ-Zugewinnen jedoch nicht schließen. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Viel Kontakt mit Asylsuchenden ist nicht gerade die allerbeste Wahlwerbung für die Blauen. In Thalham beispielsweise, wo sich eine Erstaufnahmestelle für Asylwerber befindet, hat die FPÖ weniger dazugewonnen als im Landesdurchschnitt. In Bad Kreuzen wiederum, wo die langjährige Bundesbetreuungsstelle zum oberösterreichischen Asylverteilerzentrum wurde, legte die FPÖ zwar um 17 Prozentpunkte auf knapp 29 Prozent zu, der Ort mit einer Asylwerberquote von 10 Prozent bleibt trotz massiver ÖVP-Verluste aber schwarze Hochburg mit 54,68 Prozent. Und in St. Roman im Bezirk Schärding, wo die Blauen so erfolgreich waren wir sonst nirgends – mit einem Plus von 34 Prozentpunkten und einem Ergebnis von knapp 50 Prozent der Stimmen -, wohnt überhaupt kein Asylwerber. Politologe Ennser-Jedenastik hat untersucht, inwiefern sich das Wahlverhalten in Gemeinden mit Asylunterkünften und in Kommunen mit null Prozent Asylwerberanteil unterschied. Das Ergebnis: Wo Asylsuchende leben, schnitten die Freiheitlichen etwas schlechter ab. Relativiert werden die FPÖ-Zugewinne auch durch die Wahlen in der Steiermark im Mai: Hier konnten die Blauen noch stärker zulegen als in Oberösterreich. Von Asylwerberankünften wie in diesen Tagen war man damals aber noch weit entfernt.
5Inland
DER STANDARD erklärt im Wien-Lexikon bis zur Wahl am 11. Oktober die wichtigsten Begriffe der Stadt. J-Wagen, der; Wiener Straßenbahnlinie, die bei STANDARD-User/innen nostalgische Erinnerungen weckt. Sie wurde 1907 eingeführt, 2008 eingestellt und die Strecke teilweise von der Linie 2 übernommen. Bis in die 80er-Jahre verkehrte der J-Wagen vom 16. Bezirk zur Stadionbrücke im Zweiten. Viele Ottakringer nutzten ihn, um ins Stadionbad zu gelangen. Ab 1984 fuhr er von der Bösendorferstraße im 1. Bezirk zur Erdbrustgasse in Ottakring und machte dabei Halt bei einem der berühmtesten Heurigen Wiens, der 10er-Marie.
5Inland
Gepfändete Waren im Wert von mehr als 10.000 Euro hätten am Mittwochvormittag abtransportiert werden sollen. Wien - Das Match zwischen der Finanzmarktaufsicht (FMA) und GEA-Chef Heini Staudinger geht in die finale Runde. Staudinger hat am Mittwochvormittag zu einem Pressetermin geladen, um den angekündigten Möbel-Abtransport seiner gepfändeten Waren im Wert von mehr als 10.000 Euro medial zu begleiten. Bisher ließen sich die Möbelpacker aber nicht blicken. Staudinger streitet seit Jahren mit der FMA, weil er sich für seine Firma GEA fast 2,8 Mio. Euro von Privatpersonen geliehen und ihnen dafür vier Prozent Zinsen gezahlt hatte. Laut Finanzmarktaufsicht und Höchstgericht ist das ein illegales Bankgeschäft. Zwischenzeitlich hat Staudinger sein Finanzierungsmodell umgestellt, die Gelder sind nun als Nachrangdarlehen ausgewiesen. Staudinger weigert sich aber bis heute, die Verwaltungsstrafe der FMA von 2.626 Euro zu zahlen. Bereits Mitte Mai war ein Gerichtsvollzieher in einem Wiener GEA-Möbel- und Schuhgeschäft zu Besuch und pfändete GEA-Betten, für Mittwochvormittag war der Möbel-Abtransport angekündigt. Der Chef des Waldviertler Schuh- und Möbelherstellers kritisierte am Mittwochvormittag vor Journalisten erneut die Finanzmarktaufsicht und die heimischen Banken. Das Geld ist gut bei uns aufgehoben. Die letzte negative Bilanz haben wir 1997 gehabt, sagte er. Der Grüne Finanzsprecher Werner Kogler war als Zaungast zu Besuch und lobte den Kampf Staudingers für das neue Crowdfunding-Gesetz. Die FMA ist in der Causa Staudinger selbst nicht mehr aktiv. Für uns ist der Fall abgeschlossen. Herr Staudinger hat sein Modell gesetzeskonform umgestellt, hieß es von der Finanzmarktaufsicht.
3Wirtschaft
Karim Wade soll 178 Millionen Euro veruntreut haben. Dakar – er wegen Korruption zu sechs Jahren Haft verurteilte Sohn des früheren senegalesischen Präsidenten Abdoulaye Wade bleibt weiter im Gefängnis. Eine von Karim Wades Anwälten angestrengte Berufung wurde am Donnerstag vom obersten Berufungsgericht in Dakar abgewiesen. Damit ist auch die Hoffnung der Opposition zunichtegemacht, ihn bei der Präsidentschaftswahl 2017 als Kandidaten antreten zu lassen. Karim Wade war im März zu sechs Jahren Haft und einer Geldstrafe von 138 Milliarden CFA-Franc (210 Millionen Euro) verurteilt worden. Der 46-Jährige war vor zwei Jahren unter dem Verdacht festgenommen worden, Staatsgelder in Höhe von 178 Millionen Euro abgezweigt zu haben. Unter der Regierung seines Vaters war Wade Superminister. Er leitete mehrere finanzstarke Ressorts, darunter die Ministerien für Entwicklungszusammenarbeit, Luftfahrt, Infrastruktur und Energie. Die Korruptionsvorwürfe hat er stets zurückgewiesen. Mitglieder von Wades Senegalesischer Demokratischer Partei (PDS) sprachen von einem politisch motivierten Verfahren.
2International
Am 12. November – Schengen darf nicht zerstört werden – Frontex-Chef Leggeri: Irreguläre Zuwanderer notfalls inhaftieren – Mehr als 800.000 illegale Grenzübertritte. Brüssel – EU-Ratspräsident Donald Tusk hat unmittelbar nach dem Valletta-Gipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs mit afrikanischen Partnern für 12. November einen weiteren informellen EU-Gipfel einberufen. Im Einladungsschreiben an die EU-Länderchefs verweist Tusk darauf, dass die Lage weiterhin sehr ernst sei und die Flüchtlingsströme beispiellos weiterfließen würden. Im Oktober habe es mit 218.000 Flüchtlingen über das Mittelmeer eine neue Höchstzahl gegeben. Angesichts dieser Migrationswelle hätten einige Staaten der EU unterschiedliche Maßnahmen an ihren internen Schengen-Grenzen getroffen. Wie ich bereits zuvor gewarnt habe, ist der einzige Weg, Schengen nicht zu zerstören, dass die EU-Außengrenzen entsprechend geschützt werden, betont Tusk in seinem Schreiben. Wir müssen alles tun, um Schengen intakt zu halten, damit jede Initiative, die zu einer Wiedererrichtung der Grenzen innerhalb Schengens führt, verhindert werden kann. Wenn das Schlimmste vermieden werden solle, müssten rasch Maßnahmen ergriffen werden. Deshalb habe ich entschieden, sofort nach dem Valletta-Trefffen einen informellen Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs einzuberufen, und zwar am 12. November um 14.30 Uhr, so Tusk in seinem Einladungsschreiben. Das Ziel dieses EU-Gipfels sei eine Bewertung der bisher von den Staaten in der Flüchtlingskrise getroffenen Maßnahmen, sagte Donald Tusk. Er führte dazu vier Punkte an. So gehe es um die Verbesserung der Zusammenarbeit mit Drittländern – einschließlich der Türkei –, um die Flüchtlingsströme in den Griff zu bekommen. Zweitens müssten die Entscheidungen im Rahmen der Verteilung von Schutzsuchenden innerhalb der EU umgesetzt werden. Drittens müssten die Hotspots in Griechenland und Italien eingesetzt werden – mit den entsprechenden Kapazitäten und der Ausstattung von Frontex und EASO mit erforderlichen Mitteln. Viertens müsse über die effektive Verstärkung der Kontrolle der Außengrenzen diskutiert werden. Angesichts des Tempos, in dem die Flüchtlingskrise sich entwickle, sei es wesentlich für uns alle, Informationen am letzten Stand zu haben. Deshalb unterstütze er die Initiative der luxemburgischen EU-Ratspräsidentschaft, für 9. November einen außerordentlichen Innenministerrat einzuberufen. Der Chef der EU-Grenzschutzagentur Frontex erwartet übrigens einen weiteren Anstieg der Flüchtlingszahlen in der EU. Fabrice Leggeri forderte zudem die EU-Staaten in einem Interview der Bild-Zeitung auf, irreguläre Zuwanderer ohne Anspruch auf Asyl notfalls zu inhaftieren, um ihre Rückführung in die Heimatländer zu gewährleisten. Wer irregulär eingereist ist und kein Recht auf Asyl hat, muss schnell in seine Heimat zurückgeführt werden. Dazu seien Einrichtungen nötig, in denen sie notfalls inhaftiert werden müssten. Nach EU-Recht sei es möglich, irreguläre Zuwanderer für bis zu 18 Monate in Haft zu nehmen, um die Rückführung zu organisieren. Seine Agentur habe in diesem Jahr schon mehr als 800.000 irreguläre Grenzübertritte an den EU-Grenzen registriert, sagte Leggeri. Aber noch immer machten sich viele Menschen aus Krisenregionen Richtung EU auf den Weg. Der Höhepunkt des Flüchtlingszustroms sei noch nicht überschritten.
1Panorama
Vorerst Testversuch in New York und Seattle. Onlinehändler Amazon hat seinen Prime Service in den zwei US-Metropolen New York und Seattle auf Alkohol ausgedehnt. Künftig können bestellte Getränke binnen einer Stunde in Empfang genommen werden. Laut CNN funktioniert der Service anstandslos, die Auslieferung kann via App live verfolgt werden. Um US-Gesetze einzuhalten, wird die Unterschrift eines Erwachsenen bei der Abgabe der Lieferung erfordert. Happiger Preis Für die schnelle Lieferung werden allerdings Kosten von 7.99 Dollar verrechnet. Prime-Mitglieder, die es zwei Stunden aushalten, werden gratis beliefert. Die Auswahl für schnell lieferbare alkoholische Getränke soll allerdings begrenzt sein. In Wien gibt es bereits jetzt Lieferdienste für Alkoholgenuss in der Nacht, beispielsweise Bierundso.at.
0Web
Privatkopien von urheberrechtlich geschütztem Material erlaubt. Die Diskussion über die Einführung einer sogenannten Festplattenabgabe geht in die Zielgerade. Am Dienstag wurde ein Entwurf für eine Novelle des Urheberrechtsgesetzes auf der Homepage des Bundeskanzleramtes veröffentlicht. Diese sieht eine Vergütungspflicht für Speichermedien die für Vervielfältigung geeignet sind - also auf Speichermedien jeder Art für Privatkopien - vor. Darunter fallen nun auch Festplatten und Speicherkarten ebenso wie Speichermedien in Handys und Computer. Ein wesentlicher Eckpunkt der Novelle ist die Klarstellung, dass es auch künftig Privatkopien von urheberrechtlich geschütztem Material geben darf - und dass die Vergütung dafür über die diversen Speichermedien, von DVD-Rohling bis Smartphone, erfolgen soll. Früher zahlte man eine sogenannte Leerkassettenvergütung auf Bild- oder Schallträger - schon die Begriffe zeigen, dass diese Bestimmungen aus einer Zeit vor MP3 und Co. stammen. Künftig soll beim Kauf von allen Speichermedien ein Extra-Betrag eingehoben werden, der via Verwertungsgesellschaften an die Urheber verteilt wird. Allerdings will man das transparenter machen, war doch unklar, wie viel man eigentlich auf den klassischen Rohling (Leerkassetten sind ja schon länger schwierig zu bekommen) aufschlägt. Und Konsumenten, die glaubhaft machen können, dass sie ein Speichermedium nicht für Kopien von Werken anderer nutzen, können die Abgabe, die in Zukunft auf dem Kassabon ausgewiesen sein muss, zurückfordern. Die Höhe der Abgabe steht allerdings noch nicht fest. Die Novelle sieht vor, dass sich Handel und Verwertungsgesellschaften binnen eines Jahres auf die Höhe der Vergütung einigen müssen. Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer sollen ebenfalls in die Verhandlungen eingebunden werden. Die Höchstgrenze liegt allerdings bei sechs Prozent des Preises der Speichermedien, wobei der Aufschlag für eine Festplatte höher sein soll als für eine SD-Karte. Die sogenannte Reprographievergütung (bzw. Gerätevergütung), die etwa auf Drucker für klassische Papierkopien anfällt, wird hingegen nicht auf Geräte wie Smartphones oder Tablets als zusätzliche Gebühr ausgeweitet. Ursprünglich war auch das gefordert worden. Die Einführung der Festplattenabgabe wird seit Jahren mit heftigen Auseinandersetzungen zwischen Gegner und Befürwortern begleitet. Neben Demonstrationen setzten beide Gruppen auf vielfältige Lobbying-Aktivitäten. Die Befürworter, darunter die Verwertungsgesellschaften erhoffen sich von deren Einführung jährlich Millionen Euro, die an die Künstler fließen könnten. Die Gegner, vor allem aus dem Bereich der Wirtschaft und Netzaktivisten, warnen vor Belastungen der Konsumenten und Verlust von Arbeitsplätzen. Nachdem die Diskussionen zuletzt etwas abgeflaut waren, dürften nun die Wogen bei den beiden Gruppen wieder hochgehen. Das Gesetz soll noch vor der Sommerpause des Nationalrats, also im Juli, beschlossen werden, somit sollte der Ministerrat tunlichst spätestens am 16. Juni die Regierungsvorlage ins Parlament schicken, was eine recht kurze Begutachtungsfrist bedeutet. In Kraft treten soll es mit 1. Oktober 2015. Kulturminister Josef Ostermayer und Justizminister Wolfgang Brandstetter haben sich in den vergangen Monaten immer wieder für die Einführung der Festplattenabgabe stark gemacht. Dementsprechend fallen ihre Stellungnahmen aus: Ich freue mich sehr, dass uns mit dem aktuellen Entwurf ein guter Kompromiss zwischen Künstlern, Konsumenten, Wissenschaft und Wirtschaft gelungen ist., so Brandstetter. Ostermayer betonte: Nach Jahren der Rechtsunsicherheit und der intransparenten Regelungen wird mit der Novelle ein zeitgemäßes Urheberrecht umgesetzt: Klar, nachvollziehbar und rechtssicher erhalten die Kunst- und Kulturschaffenden künftig für ihre Leistungen eine faire Vergütung. Ergänzend sieht das neue Urheberrechtsgesetz auch ein Leistungsschutzrecht für Zeitungsverleger vor. Seit Jahren fordern Zeitungen und Medienhäuser eine Abgeltung für die Verwendung ihrer Nachrichten. Nun soll Geld fließen, wenn Newsaggregatoren oder Suchmaschinen auf Zeitungsinhalte zugreifen.
0Web
Die Dänin gilt zurzeit als eine der wichtigsten europäischen Choreografinnen. Jetzt zeigt sie zwei Stücke im Tanzquartier Wien: "Red Pieces" über das Politische an den Genüssen des Körpers. STANDARD: Sie haben lange über erweiterte Choreografie gearbeitet. Warum taucht in Ihrem neuen Zyklus The Red Pieces Sex als Motiv auf? Ingvartsen: Das sieht nur so aus wie ein großer Sprung – vom Nichthumanen zu Nacktheit und Sexualität. Seit fünf Jahren beschäftigt mich die Frage nach der Choreografie außerhalb des Körpers oder zwischen ihm und seinen Umgebungen. In diesem Sinn ist 69 positions, das erste der Red Pieces, ein Stück darüber, wie Sprache den Körper in einen imaginären, virtuellen Raum hinein erweitert. STANDARD: Was heißt das konkret? Ingvartsen: 69 positions hat drei Teile. Im ersten geht es um Verbindungen zu den 1960er-Jahren. Dafür habe ich Performances studiert, die damals mit der sexuellen Befreiung, der Antikriegsbewegung und den antikapitalistischen Strömungen verbunden waren. Ich wollte den Zeitgeist verstehen, die Utopie der Sexual Liberation. Warum bestimmte Fragen bis heute relevant sind und welche neu dazugekommen sind. STANDARD: Auch in Bezug auf Sie selbst? Ingvartsen: Im zweiten Teil spreche ich über drei meiner frühen Arbeiten – manual focus, 50/50 und to come. Ich versuche auch da eine Reaktualisierung mit dem Publikum. 69 positions ist eine geführte Tour. Ich interagiere mit dem Publikum. Im dritten Teil geht es um zeitgenössische sexuelle Praktiken, in die Nichtmenschliches involviert ist. STANDARD: Mit sexuell aktiven Robotern bei Chris Cunninghams Björk-Video? Ingvartsen: Nein. Eher zum Beispiel, wie Testosteron dazu benutzt wird, den menschlichen Körper und sexuelle Wünsche zu modifizieren. Im Sinn von Beatriz Preciado, heute Paul B. Preciado (Testo Junkie, Anm.), die analysiert, wie die pharmazeutische Industrie spezifische Auffassungen von Begehren und Sexualität verbreitet, die sogar Regierungen beeinflussen. Das ist sehr interessant, auch im Zusammenhang mit, wie sie sagt, einer Pornografisierung von Arbeit. STANDARD: Auch im Kulturbereich? Ingvartsen: Preciado zufolge ist Pornografie ein ganzes Paradigma der kulturellen Industrie geworden, die Kreisläufe von Reizen schafft. Was wir in allen Bereichen sehen, in denen unsere Sinne, Affekte und Wünsche stimuliert und dabei kontrolliert und manipuliert werden: Bei Videospielen werden Kinder wie besessen von den Affekten, die diese Spiele produzieren. Und bei der Pornografie, die ein ständiges Kommen forciert. Dazu kommen Fragen danach, was Privatheit und Öffentlichkeit ist. STANDARD: Auch bei den sozialen Medien? Ingvartsen: Ja, diese Kanäle der individualistischen Selbstentblößung, in denen man ununterbrochen performen muss. Was macht das mit unserem Gemeinschaftsein? Damit hat 7 pleasures zu tun: dem Zusammensein, dem Sozialen von heute. Und damit, wie die Selbstentblößung aufgelöst werden kann. Ich formuliere nicht so sehr eine direkte Kritik zum Beispiel an Facebook, sondern Fragen danach, wie diese Netzwerke der Information Subjektivität produzieren. Und wie das die politische Sphäre beeinflusst. STANDARD: Wird nicht auch im Tanz zunehmend mit Entblößung spekuliert? Ingvartsen: Ja. Ich problematisiere auch entsprechende Erwartungen des Publikums: Genuss als Ort von Macht, Kontrolle, Manipulation. STANDARD: Da geht es doch schnell auf die Ebene der Werbung? Ingvartsen: Das Theater steht nicht außerhalb der kommerziellen Welt. Was mir passiert ist: Im Sommer hat ein Brüsseler Theater eine Aussendung verschickt, mit Hinweis darauf, wie man die Hitzewelle übersteht: Mette Ingvartsens Strategie folgen und weniger anziehen. Darunter ein Bild zu 7 pleasures. Ich war wirklich wütend. Aber das macht es für mich umso angemessener, andere Bilder von nackten Körpern zu zeigen. Ich bin nicht daran interessiert, prüde zu sagen, das und jenes sollte nicht sein. Sondern daran, wie sehr dieses Begehren voll von Mechanismen ist. Und ich führe bestimmte Dinge auch gern in ihre Extreme. STANDARD: Sie werden zusammen mit Boris Charmatz mit Chris Dercon an der Berliner Volksbühne kooperieren? Ingvartsen: Ja, wir wurden gefragt, ob wir uns ab 2017, also in zwei Jahren, einbringen können und unsere Arbeit zeigen, aber zuvor auch als ein Teil des Teams darüber nachdenken, was die neue Volksbühne sein wird. Sehr aufregend! (Helmut Ploebst, 28.10.2015)
8Kultur
Österreichs Pläne sind damit ambitionierter als die EU-Richtlinie – Grüne bemängeln Freiwilligkeit. Wien – Das Ziel sind 25 Plastiksackerl pro Person und Jahr: Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) will die Vorgaben der EU-Richtlinie zur Reduktion von Plastiksackerln deutlich übererfüllen. Denn diese sieht lediglich eine Verringerung auf 90 Stück pro Person bis 2019 vor. Das hat Österreich mit 51 Sackerln bereits erreicht. Plastiksackerl verbrauchen Ressourcen und belasten bei falscher Entsorgung die Umwelt, sagt Rupprechter. Mit Vertretern des Handels und von NGOs präsentierte der Minister am Montag die Eckpunkte der freiwilligen Vereinbarung, die im Juli in Kraft tritt. Tragtaschen – nicht nur aus Plastik – sollen demnach nur noch kostenpflichtig erhältlich sein. Den Preis dafür legen die Firmen fest. Es handelt sich aber nicht um ein Körberlgeld, wie der Minister betonte. Vereinbart sei, dass die Mittel Umweltprojekten zugutekommen. Besonders zahlreich waren die Unterzeichner aus der Lebensmittel-Branche, doch neben Rewe, Spar, Lidl und Hofer, setzten auch die Elektronikkette Media-Saturn sowie Tchibo, oder Europas größter Schuhhändler Deichmann, ihre Signatur unter die Präambel. Weiterhin ausgenommen von der Vereinbarung sind die dünnen Knotenbeutel in der Obst- und Gemüseabteilung. Den EU-Staaten ist es freigestellt, diese vorerst von der Erreichung der Ziele auszunehmen. Hier sind noch kreative Lösungen notwendig, räumt Leonore Gewessler von Global 2000 ein. Allerdings sollen diese Einwegsackerl zumindest an den Kassen entfernt werden. Gesetze statt Freiwilligkeit Die grüne Umweltsprecherin Christiane Brunner kritisiert vor allem auf die Freiwilligkeit des Pakts: Klare gesetzliche Regeln oder die Einhebung einer Plastiksackerlabgabe wie in Irland sind sicher effektiver und auch fairer, weil sie den ganzen Markt betreffen. Das Plastiksackerl ist für sie Symbol der Wegwerfgesellschaft, auf das wir bis auf wenige Ausnahmen komplett verzichten können.
1Panorama
Rebellen-Miliz nahe Damaskus hatte Kämpfe zuletzt wegen Vormachtstellung der Islamisten eingestellt. Hussam Dib, ehemaliger Anführer einer Rebellengruppe in Syrien, wurde am Wochenende bei einem Autounfall getötet, wie die libanesische Zeitung Daily Star berichtet. Seine Freunde hätten bestätigt, dass Dib auf dem Weg nach Deutschland war, als der Unfall passierte. Dib hatte nahe Damaskus die Bani Maarouf Commandos Miliz gegründet, die vor allem von Drusen unterstützt wurde. Die Gruppe, die zuletzt unter dem Namen Youssef al-Azmeh Brigade bekannt war, konnte aufgrund fehlender Finanzierung und der Vormachtstellung islamistischer Milizen nicht mehr weiterkämpfen. Hussam Dib hätte vor kurzem das Land über die Türkei verlassen und nun versucht nach Europa einzuwandern, sagen seine Freunde.
2International
Al-Walid und seine Holding erhöhten Anteile auf über fünf Prozent. Der saudi-arabische Milliardär Prinz Al-Walid bin Talal und seine Holding-Gesellschaft haben ihre Anteile am Kurzbotschaftendienst Twitter erhöht und sind dort nun der zweitgrößte Aktionär. Wie Al-Walid und seine Kingdom Holding Company (KHC) am Mittwoch in Riad mitteilten, steigerten sie die Zahl ihrer Aktien in den vergangenen sechs Wochen auf 34,948.975. Das entspreche einem Kapitalanteil von mehr als fünf Prozent, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. An der New Yorker Börse schloss die Twitter-Aktie am Dienstag bei 27,62 Dollar, sodass der Anteil des Prinzen und seiner Holding einem Marktwert von mehr als 965 Mio. Dollar (860 Mio. Euro) entsprach. Al-Walid und KHC hatten sich bereits 2011 bei Twitter eingekauft, bevor das Unternehmen 2013 an die Börse ging. Al-Walid baute sich insbesondere durch Investitionen in verschuldete Großunternehmen ein weltweites Geschäftsimperium auf. Seine Kingdom Holding, die er zu 95 Prozent kontrolliert, besitzt eine Kette von Luxushotels und hält außer an Twitter Beteiligungen an Unternehmen wie Citibank, News Corp, Apple, Facebook und Walt Disney. Im erzkonservativen Königreich Saudi-Arabien, wo die amtlichen Medien rigoros kontrolliert werden, erfreuen sich soziale Netzwerke im Internet besonders bei jungen Leuten großer Beliebtheit.
0Web
Österreichische Forscher untersuchten die Bildung turbulenter Flecken in Fließsystemen. Klosterneuburg – Im Fachjournal Nature ist eine österreichische Studie zur Entstehung lästiger bis gefährlicher Turbulenzen erschienen. Ein Team um Björn Hof vom Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg konnte erstmals berechnen, wie stark die Wirbel in einem Fließsystem bei bestimmten Geschwindigkeiten auftreten. Bei niedrigen Fließgeschwindigkeiten ist die Strömung oberhalb von Tragflächen oder in Rohren stets ruhig und geradlinig (laminar), so als ob dünne Schichten von Luft oder Flüssigkeit übereinander gleiten. Wird sie schneller, zeigen sich lokal die ersten Anzeichen von Wirbeln und sogenannte turbulente Flecken entstehen, erklärt Hof. Diese turbulenten Flecken bewegen sich als lokale Fronten mit gleichbleibender Größe durch das System, sagte er. Das selbe Phänomen gäbe es auch bei Nervenfasern, durch die elektrische Erregungsreize (Aktionspotenziale) fließen, und als wandernde Anregungs-Wellen im Herzgewebe. Doch diese würden im Gegensatz zu den turbulenten Flecken in Fließströmungen nicht weiter zunehmen. Die turbulenten Flecken breiten sich nämlich mit steigender Geschwindigkeit aggressiv aus, bis alle gleichförmigen Bereiche ausgelöscht sind und die gesamte Flüssigkeit oder das Gas verwirbelt sind, schrieben die Forscher in der Studie. Dann sei die Strömung voll turbulent. Die Klosterneuburger Forscher untersuchten das Phänomen in Fließexperimenten sowie Computersimulationen und konnten schließlich ein mathematisches Modell erstellen, mit dem man berechnen kann, welcher Zustand bei welcher Strömungsgeschwindigkeit auftritt. Der Schlüssel zur Lösung des Problems war, dass man eine Strömung als bistabiles System mit gleichförmigem und turbulentem Fluss als zwei stabile Zustände auffassen muss, erklärten die Wissenschafter. Eine entscheidende Rolle spielen auch die Fronten, die an den Grenzflächen zwischen laminaren und turbulenten Bereichen auftreten. Eine praktische Anwendung dieser Erkenntnisse gäbe es bei Ölpipelines. Bei diesen verursachten Reibungsverluste durch Turbulenzen weltweit Pumpkosten von Milliarden Euro. Eine Umwandlung in eine laminare Strömung könnte den Reibungswiderstand um circa 90 Prozent verringern und würde damit enorme Energieeinsparungen bringen, meint Hof. (APA, red, 26. 10. 2015)
7Wissenschaft
Mutmaßlicher Schlepper gefasst – 33 Flüchtlinge zur Erstaufnahme nach Linz und St. Georgen überstellt. Linz – Ein 43-Jähriger hat nach einem Verkehrsunfall Mittwoch früh in Linz Fahrerflucht begangen und 33 Flüchtlinge aus Afghanistan sitzen gelassen. Mehrere Streifen, Diensthunde und ein Polizeihubschrauber suchten nach dem mutmaßlichen Schlepper, der bei der Donaufähre Wilhering-Ottensheim gefasst wurde, teilte die Polizei Oberösterreich mit. Obwohl der mutmaßliche Schlepper mit einem Kastenwagen auf der Eferdinger Straße gegen das Auto eines 23-Jährigen gefahren war, setzte er seine Fahrt fort. Daraufhin verfolgte der junge Mann das Fahrzeug und rief die Polizei. In Wilhering konnte er den Lenker zum Anhalten bewegen, worauf dieser ausstieg und davonlief. Aus dem Transporter kletterten 33 Personen. Mithilfe eines Handyfotos, das der junge Lenker vom Kastenwagenfahrer gemacht hatte, wurde dieser noch am Vormittag bei einem Großeinsatz der Polizei ausgeforscht. Die Flüchtlinge wurden in das Polizeianhaltezentrum Linz und ins Erstaufnahmezentrum in St. Georgen gebracht.
1Panorama
Zwei Wanderarbeiter aus Myanmar zum Tod verurteilt worden. Bangkok – Zwei Wanderarbeiter aus Myanmar sind am Donnerstag in Thailand für den Mord an zwei britischen Touristen zum Tod verurteilt worden. Das Provinzgericht in Koh Samui fand die beiden Angeklagten für schuldig, das britische Touristenpaar auf der Insel Koh Tao ermordet zu haben. Der Prozess war vor allem wegen der polizeilichen Ermittlungen umstritten, da den Behörden Folter der Verdächtigen und Schlamperei bei der Verwahrung von DNA-Beweisen unterstellt wurde.
1Panorama
Im Fall der Pleite des Großdrogisten Anton Schlecker ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart. Auch bei Dayli gibt es neue Gutachten. Frankfurt/Wien – Vier Jahre nach der Pleite der einst größten deutschen Drogeriemarktkette droht Firmengründer Anton Schlecker ein strafrechtliches Nachspiel. Der 71-Jährige, seine Ehefrau Christa und seine beiden erwachsenen Kinder sollen sich nach den Vorstellungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart vor Gericht dafür verantworten, dass sie noch Millionensummen aus dem Unternehmen herausgezogen haben, als dieses schon am Abgrund stand. Auch die Pleite des österreichischen Schlecker-Nachfolgers Dayli könnte noch ein Nachspiel haben. Laut Alexander Meinschad vom Kreditschutzverband 1870 ist das von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Wien (WKStA) in Auftrag gegebene Gutachten zu der Kofferaffäre von Dayli-Chef Rudolf Haberleitner fertig – nun dürfte das Strafverfahren wegen der verschwundenen Million wiederaufgenommen werden. Ob darüber hinaus der in Deutschland wieder relevante Schlecker-Fall auch Auswirkungen auf österreichische Pleitefälle haben wird, ist nach Aussage von Experten noch nicht absehbar. Bekanntlich hat die TAP 09 Beteiligungs GmbH von Rudolf Haberleitner im Jahr 2012, dem Jahr der Schlecker-Pleite in Deutschland, die 886 österreichischen Schlecker-Filialen mit 3468 Beschäftigten erworben und unter dem Filialnamen Dayli bis zur Pleite 2013 weitergeführt. Sollte man nun im Zuge eines neuen deutschen Verfahrens bei der Familie Schlecker auf Geld stoßen, hätte dies Implikationen für die TAP Dayli, deren Insolvenzverwalter der Linzer Anwalt Rudolf Mitterlehner ist. Denn die insolvente TAP Dayli hat Forderungen gegenüber der insolventen deutschen Drogeriemarktkette, erläutert Mitterlehner. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wirft in ihrer Anklage Anton Schlecker vor, vor der Insolvenz in 36 Fällen Vermögenswerte beiseitegeschafft zu haben. In dieser Lage hätte Schlecker als Alleineigentümer dem Unternehmen keine Mittel mehr entziehen dürfen, weil das Geld sonst den Gläubigern fehlt. Ein Verstoß dagegen wird juristisch als Bankrott bezeichnet. In 13 Fällen spricht die Staatsanwaltschaft sogar von besonders schwerem Bankrott. Darauf steht eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Dagegen ist die Kofferaffäre rund um Haberleitner fast nur ein Nebenschauplatz, der nun aber auch nochmals aufgerollt werden soll. Dabei geht es darum, dass Haberleitner bei der dringenden Suche nach zahlungskräftigen Dayli-Investoren einem Interessenten aufgesessen sein will. Auf Verlangen des Investors war Haberleitner im Frühsommer 2013 mit einem Koffer voller Geld – einer Million Euro – nach Italien gereist. Der Koffer wurde gestohlen. Das von der WKStA dazu in Auftrag gegebene Gutachten ist fertig und dürfte zu neuen Ermittlungen führen.
3Wirtschaft
Bad Banks sollen faule Kredite aufnehmen – Staatsgarantien müssen zu Marktpreisen vergeben werden – Italiens Banken ächzen unter 200 Mrd. Euro an faulen Krediten. Brüssel/Rom – Nach fast einjährigen Verhandlungen hat die EU-Kommission Italiens Pläne für den Umgang mit faulen Bankkrediten abgesegnet. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager und der italienische Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan einigten sich in Brüssel auf die Eckdaten eines Programms, in dem ausfallgefährdete Kredite von über 200 Mrd. Euro mithilfe staatlicher Garantien ausgelagert werden sollen. Der Streit über die Schaffung solcher Bad Banks hatte die Beziehungen der Regierung in Rom zur EU-Kommission in den vergangenen Monaten belastet und die Aktien der italienischen Geldhäuser in Turbulenzen gestürzt. Die Titel der besonders gebeutelten Krisenbank Monte dei Paschi di Siena legten am Mittwochvormittag zeitweise um acht Prozent zu – wegen der monatelangen Unsicherheit hatte sich der Börsenwert des ältesten Geldhauses der Welt zuvor allerdings um fast die Hälfte reduziert. Die Aktien anderer Banken des Landes tendierten uneinheitlich. Padoan sagte nach dem fünfstündigen Treffen mit Vestager, dass Details des Vorhabens noch geklärt werden müssten. Die EU-Kommissarin äußerte die Hoffnung, dass die Schaffung der Gesellschaften in Kombination mit Reformen das Wirtschaftswachstum des südeuropäischen Landes in Schwung bringen werde. Außerdem dürfte die Darlehensvergabe angekurbelt werden. Ihre Behörde werde das Programm überwachen, um sicherzustellen, dass es keine unzulässigen Staatshilfen enthalte. Deshalb dürften die staatlichen Garantien nur zu Marktpreisen vergeben werden. Die EU hatte ihre Regeln zur Rettung angeschlagener Banken in den vergangenen Jahren verschärft, um Steuerzahler stärker zu schützen und stattdessen die Anteilseigner zu beteiligen. Nach Angaben des italienischen Finanzministeriums werden die Preise für die Staatsgarantien nach den ersten drei Jahren steigen, um den Verkauf der faulen Kredite zu beschleunigen. In Brüssel waren Italiens ursprüngliche Pläne für eine Bad Bank im vergangenen Jahr auf Ablehnung gestoßen. Daraufhin musste die Regierung in Rom das Modell überarbeiten. Die faulen Kredite hatten sich während der dreijährigen Rezession in Italien angehäuft, was wiederum die Darlehensvergabe der Institute und damit den Kreditfluss in die Wirtschaft abwürgte. Mit der Einigung sind zugleich Hoffnungen verknüpft, dass sich die italienische Regierung und EU-Kommission auch in anderen politischen Bereichen wieder annähern. So blockiert Italien in der Flüchtlingskrise einen Fonds für die Türkei in Höhe von drei Mrd. Euro mit dem Argument, dass der Anteil aus dem EU-Haushalt wesentlich höher ausfallen soll. Auch beim Thema Staatsverschuldung liegen Ministerpräsident Matteo Renzi und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker überkreuz. Beide hatten sich nach einem verbalen Schlagabtausch über die Medien zuletzt aber wieder um moderate Töne bemüht. Renzi steht innenpolitisch wegen der Stärke EU-kritischer und populistischer Parteien unter Druck.
3Wirtschaft
Journalisten begrüßen Entscheidung. Harare – Das Verfassungsgericht in Simbabwe hat mit der Annullierung eines umstrittenen Gesetzes die Pressefreiheit in dem Land im südlichen Afrika gestärkt. Nach dem Urteil der neun Richter in Harare sollen Journalisten nun nicht mehr wegen übler Nachrede strafrechtlich verfolgt werden können. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Meinungsfreiheit in Simbabwe, erklärte das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) am Mittwochabend. Die Regierung hat die Kriminalisierung übler Nachrede zu oft als Maulkorb für unabhängige Journalisten eingesetzt, sagte der CPJ-Direktor Robert Mahoney. Die Klage war von vier betroffenen örtlichen Journalisten und vom Medieninstitut für das Südliche Afrika (MISA) eingereicht worden. Die Organisation begrüßte das Urteil vom Mittwoch und betonte, dass es in einer demokratischen Gesellschaft keinen Platz für eine Unterdrückung der Meinungsfreiheit gebe. Der Kampf gehe weiter. Simbabwe rangiert auf dem Index für Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen von 180 beobachteten Ländern auf Platz 131. Der Organisation zufolge werden Journalisten und Medienhäuser dort regelmäßig eingeschüchtert.
6Etat
Der entlassene Lungenarzt will eine "unzulässige Motivkündigung" geltend machen. Wien – Asklepios-Gründer Gernot Rainer hat eine Klage gegen die Stadt eingebracht. Er will eine unzulässige Motivkündigung geltend machen, berichtet die Presse in ihrer Mittwoch-Ausgabe. Der Vertrag des Lungenarztes war vom Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) nicht verlängert worden. Rainer vermutet, dass politische Gründe hinter dieser Entscheidung stehen. Er will nun erwirken, dass die Entscheidung rückgängig gemacht wird, heißt es im Bericht. In der Klage – die beim Arbeitsgericht eingebracht wurde – wird unter anderem geltend gemacht, dass Rainers Beschäftigungsverhältnis als unbefristeter Dienstvertrag anzusehen ist. Denn es sei zuvor zu einem Kettendienstvertrag, also zu einer immer wieder verlängerten Vereinbarung, gekommen. Der Krankenanstaltenverbund sieht die arbeitsgerichtliche Klage von Asklepios-Gründer Gernot Rainer – dessen Vertrag im Otto-Wagner-Spital nicht verlängert wurde – gelassen. Man sei diesbezüglich zuversichtlich, da man davon überzeugt sei, dass die Vorgangsweise rechtens war, hieß es am Mittwoch in einer Stellungnahme. Die Klagschrift liegt dem KAV derzeit noch nicht vor, wurde betont. Die Entscheidung für die Nicht-Verlängerung sei jedenfalls nicht aus unsachlichen oder diskriminierenden Gründen erfolgt. Auch teile man nicht die Auffassung Rainers, dass es sich bei dessen Dienstverhältnis wie von ihm vorgebracht um unzulässige Kettenverträge gehandelt habe.
5Inland
Vor allem Leerstand im Osten. Berlin – In Deutschland stehen viele Flüchtlingsunterkünfte nach einem Bericht der Welt am Sonntag halbleer. Allein in Ostdeutschland seien die Erstaufnahmeeinrichtungen und Notunterkünfte teilweise nur zu 20 Prozent belegt, ergab eine Umfrage des Blattes in den 16 Bundesländern. Der tägliche Zustrom von Asylbewerbern ist in den letzten Wochen deutlich gesunken, teilte das niedersächsische Innenministerium mit. Ähnliches sei aus vielen anderen Länderministerien zu hören. In Thüringen sei die Belegungsquote mit 18,6 Prozent unter allen Ländern am geringsten, dahinter folge Sachsen mit rund 20 Prozent, berichtet das Blatt. In Brandenburg seien die Einrichtungen zu 44 Prozent gefüllt. In den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg wiederum gebe es weiterhin nahezu volle Unterkünfte. Manche Heime seien sogar überbelegt. Als möglicher Grund für den Leerstand im Osten wird die entspannte Immobiliensituation angeführt, die eine schnelle Verteilung der Flüchtlinge auf die Kommunen ermöglicht. Zudem sind die Flüchtlingszahlen seit einigen Wochen wegen der gesperrten Balkanroute deutlich zurückgegangen.
1Panorama
Bericht über Vorbereitungen für Wahlkampagne 2017 – Seehofer will absolute Mehrheit als Wahlziel. Berlin – Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) strebt nach Spiegel-Informationen eine vierte Amtszeit an. Sie habe sich offenbar entschieden, bei der nächsten Bundestagswahl noch einmal anzutreten, berichtet das Nachrichtenmagazin in seiner neuen Ausgabe. Bei einem Strategietreffen mit CDU-Generalsekretär Peter Tauber und Bundesgeschäftsführer Klaus Schüler besprach sie dem Bericht zufolge bereits, wer für die Kampagne der Union in gut eineinhalb Jahren zuständig sein solle. Demnach plant die CDU-Spitze keine externe Wahlkampfzentrale, sondern will die Kampagne vom Konrad-Adenauer-Haus in Berlin aus führen. Als Ergebnis der Unterredung seien schon erste Helfer angesprochen worden, berichtete das Magazin weiter. Auch mit Horst Seehofer, Chef der CDU-Schwesternpartei CSU in Bayern, habe die CDU-Vorsitzende vor einigen Wochen strategische Fragen des Wahlkampfs diskutiert. Der Spiegel berichtet weiter, Seehofer wolle, dass die Union eine absolute Mehrheit als Wahlziel ausgibt. Merkel sei in diesem Punkt skeptisch. Intern habe Merkel erklärt, sie werde die Entscheidung, ob sie erneut kandidiert, offiziell erst Anfang 2016 bekannt geben, berichtete der Spiegel weiter. Unklar sei noch, ob Merkel eine Kandidatur für die gesamte Legislaturperiode anstrebt. Die 61-Jährige ist seit November 2005 deutsche Bundeskanzlerin. Die CDU/CSU liegt seit langem stabil über 40 Prozent, in den jüngsten Umfragen von Ende Juli erreichte sie 42 Prozent. Bei der Bundestagswahl 2013 hatte sie 41,5 Prozent erzielt.
2International
Titelverteidiger nur 1:1 gegen Mönchengladbach – Schöpf netzt kurz nach Einwechslung. München – Der FC Bayern hat seine vorzeitige Meisterfeier vertagen müssen. Die Münchner mussten sich am Samstag mit einem 1:1 im Heimspiel gegen Mönchengladbach zufriedengeben. Andre Hahn verärgerte Bayern-Trainer Pep Guardiola in dessen 100. Bundesligaspiel mit dem Ausgleich in der 72. Minute. Thomas Müller hatte die an zahlreichen Positionen veränderten Münchner in der 6. Minute in Führung gebracht. David Alaba saß beim Champions-League-Halbfinalisten zunächst auf der Bank, wurde aber in der 68. Minute eingewechselt. In der Tabelle schrumpfte der Vorsprung der Münchner auf Borussia Dortmund auf fünf Punkte. Der BVB siegte gegen Wolfsburg 5:1. Die Bayern haben aber auswärts in Ingolstadt und zum Saisonabschluss gegen Absteiger Hannover weiter alle Trümpfe in der Hand, sich zum historischen vierten Mal in Folge zum Meister zu küren. Ein doppeltes Erfolgserlebnis gab es für Alessandro Schöpf. Seine Schalker sicherten sich durch ein 3:1 in Hannover den Europa-League-Startplatz, Schöpf erzielte in der 80. Minute etwas mehr als eine Minute nach seiner Einwechslung den dritten Treffer der Knappen. Auch Mainz hat trotz des 0:0 gegen den Hamburger SV gute Chancen auf einen internationalen Wettbewerb. Karim Onisiwo stand bei den 05ern erstmals in der Start-Elf und spielte durch, Julian Baumgartlinger fehlte wegen einer Sperre. Im Tabellenkeller verließ Eintracht Frankfurt durch das 2:1 bei Darmstadt einen direkten Abstiegsplatz. 1899 Hoffenheim machte durch das 2:1 gegen den FC Ingolstadt einen weiteren Schritt Richtung Klassenerhalt. Werder Bremen steht als 17. nun unter Druck, die Hanseaten sind im Montag-Heimspiel gegen den ebenfalls abstiegsbedrohten VfB Stuttgart (15.) auf Zähler angewiesen. Bei den Bayern setzte Guardiola drei Tage vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Königsklasse gegen Atletico Madrid auf eine an acht Positionen veränderte Mannschaft. Weltmeister Jerome Boateng feierte in der Abwehrzentrale 99 Tage nach seiner schweren Muskelverletzung das Comeback und machte schließlich für Alaba Platz. In der nicht eingespielten Formation agierten die Bayern mit dem 1:0 im Rücken in Summe zu passiv. Das Spiel offenbarte kaum Höhepunkte. Mitten in die Münchner Jubelstimmung hinein rutschte Hahn zunächst am Ball vorbei (69.). Drei Minuten später war der starke Angreifer aber nach Vorarbeit von Lars Stindl mit einem platzierten Flachschuss doch erfolgreich. In Dortmund stand schon vor dem Anpfiff der wechselwillige Mats Hummels im Blickpunkt. Beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung pfiffen zahlreiche Fans gegen den BVB-Kapitän, der einen Transfer zum FC Bayern anstrebt. Die Anhänger bekundeten auch bei jeder Ballberührung Hummels ihren Unmut – durften aber schon in der Anfangsphase jubeln. Shinji Kagawa (7.) und Adrian Ramos (9.) trafen für die Dortmunder, die nach der Pause spielend leicht zu weiteren Treffern durch Marco Reus (59.) und Pierre-Emerick Aubameyang (77., 78.) kamen. Andre Schürrle erzielte noch das Ehrentor (86.) der Gäste. Bayer Leverkusen spielt auch in der kommenden Saison wieder in der Champions League. Die Werkself sicherte sich mit dem 2:1 gegen Hertha BSC schon zwei Runden vor Saisonende den dritten Tabellenplatz und damit die direkte Qualifikation für die Königsklasse. Julian Brandt (2.) und Lars Bender (16.) trafen für Bayer zum siebenten Sieg in Folge. Vedad Ibisevic (21.) gelang für die Berliner der Anschlusstreffer. Hertha fiel auf Rang fünf zurück, hat aber noch Chancen auf den vierten Platz, der zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigt. Am Rande des Hessenderbys zwischen Darmstadt 98 und Eintracht Frankfurt sind rund 450 Personen vorläufig festgenommen geworden. Dank der starken Präsenz der Einsatzkräfte seien größere Ausschreitungen erfolgreich unterbunden worden. Dies teilte die Polizei am Samstagabend mit. Nach dem Spiel, das die Eintracht mit 2:1 gewann, hätten sich allerdings zahlreiche Fans beider Vereine im Zentrum versammelt. Dort soll es auch zu handgreiflichen Auseinandersetzungen gekommen sein. Am Freitag verabsäumte es der FC Augsburg sich vorzeitig zu retten. Zum Auftakt der 32. Runde musste sich der Tabellenzwölfte nach zuletzt drei Siegen in Serie gegen den 1. FC Köln mit einem 0:0 begnügen. Die Gastgeber konnten vor 30.144 Zuschauern auch eine halbstündige Überzahl nach der Gelb-Roten Karte für Kölns Mittelfeldspieler Matthias Lehmann (57.) nicht nutzen. Mit 37 Punkten und der besten Tordifferenz aller Abstiegskandidaten gehen die Augsburger in die letzten beiden Saisonpartien beim FC Schalke 04 und daheim gegen den Hamburger SV. Die vom Wiener Peter Stöger betreuten Kölner blieben Tabellenachter.
4Sport
Respektlosigkeit gegenüber Mitmenschen und misogyne Tiraden in Richtung EA schaden vor allem den Fans selbst. Im Spätsommer wird EA Sports mit Fifa 16 die mittlerweile 23. reguläre Auflage seiner erfolgreichen Fußballsimulation auf den Markt bringen. Bis vor kurzem hielt sich der Hersteller mit Ankündigungen zu dem Titel noch zurück, ehe er schließlich vor wenigen Tagen offenbarte, dass das Spiel erstmals auch Frauenfußball abbilden werde. Ein Dutzend Damen-Nationalteams wurden dafür lizenziert. Man könnte nun davon ausgehen, dass diese Meldung zumindest positiv aufgenommen wird, immerhin stehen jedem Spieler damit mehr Teams zur Auswahl – auch wenn Spiele zwischen Frauen und Männern nicht möglich sein werden. Doch weit gefehlt. Was sich in der Folge etwa auf der Facebook-Seite von EA und in zahlreichen Online-Foren (darunter auch unter dem Ankündigungsartikel des GameStandard) abspielte, zeichnet ein verheerendes Bild der Fifa-Community und schadet der immer noch um Akzeptanz kämpfenden Gamer-Gemeinschaft im Ganzen. Prominent und viel bejubelt von Gleichgesinnten waren zwischen offen sexistischen Wortmeldungen (Frauen sollen in der Küche bleiben, Wann kommt der Nacktpatch?), Kundgebungen für ein Männermonopol auf den Sport (Ich will keine Frauen in meinem Fifa!) und Machosprüchen (Reißen die sich beim Torjubel auch das Trikot vom Leib?, Kann man da Brustgrößen konfigurieren?) nur selten eine positive Stimme oder sachliche Kritik. Dafür sind die nicht immer anonymen Verfasser, deren Postings mal eben eine Hälfte der Menschheit durch den Schmutz ziehen, um Ausreden nicht verlegen. Frauenfußball habe keinen Platz in Fifa, weil deutsche Bundesliga-Damenteams irgendwann mal ein Trainingsspiel gegen einen Kreisligisten verloren haben, hieß es da. Freilich außer Acht lassend, dass der Herrenfußball strukturell – sowohl gesellschaftlich als auch ökonomisch – ein gutes Jahrhundert Vorsprung hat. Ist er deswegen mehr wert? Für einige anscheinend schon, folgte doch schnell das Argument, dass Männer aus rein körperlich-naturgegebenen Gründen auf ewig das Monopol auf das schönere Spiel gepachtet hätten. Eine engstirnige Sichtweise, die ignoriert, dass das Klassendenken in anderen, emanzipierteren Bereichen längst ein Relikt der Vergangenheit ist. Man denke nur an den Schwimmsport, Volleyball, Tennis oder die weiblichen Stars des österreichischen Skiverbandes. Scheinheilig wird es, wenn die Masse an Wortmeldungen zum Trikottausch und Oberweiten plötzlich damit gerechtfertigt wird, dass männliche Kicker ja auch virtuell Hemden tauschen. Nie und nimmer sei dies eine Reduktion der Spielerinnen auf ihre Körper, beteuert man wehleidig. Das Interesse an der virtuellen männlichen Leiberlübergabe hielt sich bei seiner Einführung komischerweise vergleichsweise sehr stark in Grenzen. Dieselben Kommentatoren haben wahrscheinlich auch kein Problem mit den Aussagen des skandalumwitterten und jüngst wiedergewählten FIFA-Chefs Sepp Blatter. Der sinnierte vor nicht all zu langer Zeit darüber, dass man Frauenfußball dadurch für die Massen attraktiver gestalten könne, in dem man die Spielerinnen in Beachvolleyball-Outfit auflaufen lässt. Geht es um die Korruption ihres Sports ist der Aufschrei um Blatter groß, werden 55 Prozent der Menschheit klein gemacht, gibt es von Seiten vieler männlicher Fans lediglich zustimmendes Kichern. Andere Nutzer warfen ein, dass der Sturm der Entrüstung darauf zurückzuführen sei, dass EA wohl vorhabe, mal wieder ein einfaches Update als Vollpreisspiel anzubieten. Die Ressourcen, die in die Lizenzierung und Umsetzung der Damenteams gesteckt wurden, wären doch besser in Features geflossen, die von der Community schon länger nachgefragt werden. Auf dieser Ebene kann man das Vorgehen von EA durchaus kritisieren, wenn man möchte. Dabei sollte man allerdings einige Dinge bedenken. Fifa 16 erscheint in rund vier Monaten. Bis dahin hat EA noch genug Zeit, andere Verbesserungen anzukündigen. In puncto Neuerungen ist also noch nicht aller Tage Abend. Und: Kein sexistischer Witz, keine untergriffige Anmerkung kann mit Kritik am Publisher gerechtfertigt werden. Der Vorwurf, EA würde Wucherpreise für einfache Updates verlangen, existiert zudem nicht erst seit gestern. Er lässt sich bis an den Anfang des Jahrtausends nachverfolgen. Trotzdem belegen die Verkaufszahlen, dass die Jahr für Jahr auftauchenden Boykottdrohungen offenbar nur heiße Luft sind und man den Entwicklern somit herzlich wenig Anlass gibt, ihre Strategie zu ändern. Und dann kommt der bisher mit Abstand größte Shitstorm ausgerechnet bei der Einführung von zwölf Frauenteams? Wer soll diese Kritik ernst nehmen? Damit eines klar ist: Frauenfußball in Fifa löst nicht das nach wie vor gegebene Problem vielerorts mangelnder Geschlechtergleichberechtigung, eben so wenig wie der Songcontest-Sieg von Conchita Wurst vergangenes Jahr Österreich in eine beispielhaft tolerante Gesellschaft verwandelt hat. EA ist ein Unternehmen, das Geld verdienen will und dementsprechend steckt hinter der Neuerung gewiss auch Marketing-Kalkül. Daran ist aber nichts Verwerfliches, wenn hier sowohl der Spielehersteller als auch der Sport gewinnen. Die Gaming-Community hingegen schlittert aufgrund dieses neuerlichen sexistischen Shitstorms in der öffentlichen Wahrnehmung in das gleiche Debakel, das sie sich erst letztes Jahr mit Gamergate eingebrockt hat. Ob der noble Vorwand nun Kritik an fragwürdigen Verhältnissen zwischen Spielemedien und der Games-Industrie ist oder man einen mächtigen Publisher von seiner gefühlt unlauteren Preisgestaltung abbringen möchte: In beiden Fällen entsteht der Eindruck, viele Männer fürchteten angesichts vermehrter Anstrengungen zur Erstellung inklusiver Spielinhalte um ihr persönliches Revier. Mitunter scheint die Angst sogar so groß zu sein, dass selbst der politische Kampfbegriff Genderwahn ausgepackt wird. Ob es sich um ein letztes Aufbäumen des Chauvinismus handelt oder Frauenfußball und die Ansprüche von Spielerinnen noch länger marginalisiert werden, wird sich weisen. Auswüchse wie diese schaden letztlich auch all jenen Videospielfans, für die Gleichberechtigung und Vielfalt längst eine Selbstverständlichkeit sind. Es ist schade, dass wir Gamer 24 Jahre nach Austragung der ersten Frauenfußball-WM noch immer von solchen Eigentoren aufgehalten werden.
0Web
Der große SPÖ-Kanzler hätte wahrscheinlich viel Solidarität gezeigt, aber noch früher die Notbremse gezogen, um seine Macht nicht zu riskieren. Im TV-Duell mit Rudolf Hundstorfer stellte Alexander Van der Bellen dem SPÖ-Präsidentschaftskandidaten eine Frage, die bei so manchen alten Sozialdemokraten angesichts des Regierungsschwenks in der Asylpolitik aufkommt: Was ist aus der SPÖ der Kreisky-Zeit geworden? Unter Bruno Kreisky, so seine Botschaft, hätte die Partei ganz anders agiert. Auch bei den Protesten gegen Bundeskanzler Werner Faymann am Wiener SPÖ-Parteitag war der unausgesprochene Vorwurf, Faymann habe die wahren sozialdemokratischen Werte, die niemand besser als Kreisky personifiziert, verraten. Das wirft eine spannende Frage auf: Wie hätte sich Kreisky in der heutigen Flüchtlingskrise verhalten? Auf welcher Seite der gespaltenen Sozialdemokratie wäre er gestanden? Die Antwort ist nicht leicht. Schließlich gab es keine vergleichbare Flüchtlingswelle in seiner Zeit als Politiker – die Massenflucht aus den Nachbarstaaten, Ungarn 1956 und Tschechoslowakei 1968, waren doch ganz anders. Und fragen kann man Kreisky auch nicht. Aber man weiß genug über Kreiskys Denken und politisches Handeln, um natürlich spekulative, aber plausible Szenarien zu skizzieren. Kreisky hätte wahrscheinlich versucht, sich als Friedensstifter in Syrien zu profilieren. Er hätte die europäische Solidarität vielfach beschworen. Er wäre mit mehr Rücksicht gegenüber europäischen Partnerstaaten wie Italien als die heutige Regierung vorgegangen. Und er hätte als ehemaliger Flüchtling vor dem NS-Terror tiefes menschliches Verständnis für das Leid der Asylwerber vor allem aus Syrien gezeigt. Kreisky hatte Ideale und Visionen. Aber er war auch ein Pragmatiker und ein begabter Techniker der Macht. Er hätte deshalb nicht zugelassen, dass seine Regierung die Kontrolle über einen so wichtigen Bereich der Politik verliert. Er hätte sich auch nicht seine Entscheidungen von NGOs und doktrinären Völkerrechtlern diktieren lassen. Und er hätte nicht ein zentrales politisches Feld einer verhassten Oppositionspartei überlassen – und damit seine politische Mehrheit gefährdet. Wenn er sich zwischen den Interessen von Inländern und Ausländern entscheiden musste, kamen seine Wähler immer zuerst. Das Ausländerbeschäftigungsgesetz von 1975 war hart gegenüber Gastarbeitern und höchst integrationsfeindlich. Kreisky hätte wahrscheinlich im Sommer 2015 ebenso wie die Regierung Faymann-Mitterlehner Flüchlinge aufgenommen und sich von Viktor Orbáns Abschottungspolitik distanziert. Aber spätestens im Herbst hätte er gegrummelt: So kann das nicht weitergehen und hätte dann die Notbremse viel früher gezogen als die jetzige Regierung. Er hätte eine harte Politik der Grenzschließungen mit einer sanften Sprache der Solidarität und Menschlichkeit verbunden. Er hätte die linken Kritiker in der Partei abgekanzelt und sie gefragt, wie sie es wagen können, angesichts seiner eigenen Biografie sein Mitgefühl mit Flüchtlingen in Zweifel zu ziehen. Und er hätte ebenso ungnädig auf Kritik aus dem Ausland reagiert. Und er hätte ebenfalls jemanden wie Hans Peter Doskozil in die Regierung geholt, vielleicht schon früher als Faymann es tat. Kreisky hätte alles getan, damit die FPÖ nicht dank des Flüchtlingsthemas die Mitte der Gesellschaft besetzt und sich zur stärksten Partei des Landes aufschwingt. Eine Krise gibt Aufschluss auf die Art und Weise, wie Kreisky agierte. Nach der Geiselnahme von Marchegg im September 1973 gab Kreisky den Forderungen der palästinensischen Terroristen sofort nach und ordnete die Schließung des Transitlagers Schönau an, wo jüdische Auswanderer aus der Sowjetunion untergebracht waren. Gleichzeitig aber richtete er die Hilfsstelle Wöllersdorf ein, wo weiterhin tausende sowjetische Juden auf der Durchreise versorgt wurden. Er tat, was er für richtig hielt, auf seine Weise. Kreisky hätte auch jetzt Wege gesucht, internationale Solidarität mit Flüchtlingen zu zeigen, ohne aber einen weiteren Ansturm an den Grenzen mit allen fatalen innenpolitischen Folgen zu riskieren – selbstbestimmt, nicht aufgezwungen.
3Wirtschaft
Vertrag um zwei Jahre verlängert – Ziele: Aufstieg in Top-Division für WM 2017, Olympia-Quali 2018. Wien – Der Kanadier Daniel Ratushny bleibt Teamchef der österreichischen Eishockey-Nationalmannschaft der Herren. Der ÖEHV informierte am Donnerstag in einer Aussendung über eine Verlängerung des nach der WM ausgelaufenen Vertrages um zwei Jahre bis Juni 2017. Daniel Ratushny hat mit dem Neuaufbau der Mannschaft erfolgreich begonnen und wird diesen Weg auch fortsetzen, erklärte ÖEHV-Präsident Dieter Kalt. In der Betreuerfrage soll nach Vorschlägen des Head Coaches der österreichische Weg weiter verfolgt werden. Dieter Kalt jun., Christoph Brandner und Reinhard Divis waren bei der WM als Teamchef-Assistenten im Einsatz gewesen. Vorrangiges Ziel des Nationalteams ist der Aufstieg in die Top-Division für die WM 2017 in Deutschland und Frankreich sowie die Olympia-Qualifikation für 2018. Sportdirektor Alpo Suhonen und Ratushny sollen dazu ein Zweijahres-Programm erarbeiten. Ratushny nimmt die Herausforderung an. Wir wollen das österreichische Eishockey auf das nächsthöhere Level bringen. Ich schätze es als Privileg ein, Teil dieses Prozesses und dieser Entwicklung zu sein. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit dem Verband, der Liga sowie den stolzen und entschlossenen österreichischen Spielern, wenn wir gemeinsam das Ziel verfolgen, uns individuell und als Team sowie das österreichische Eishockey im Allgemeinen zu entwickeln, zu stärken und zu verbessern, wurde der 44-Jährige in einer Verbandsaussendung zitiert. Das Nationalteam startet Anfang November bei der Euro Challenge in Polen in die neue Saison.
4Sport
Medien: Allein 27 Menschen wurden Opfer einer Schlammlawine – Sturm zog in Richtung USA weiter. Roseau – Der Wirbelsturm Erika ist nach seinem verheerenden Zug durch die Karibik abgeflaut. Das Nationale Hurrikan-Zentrum (NHC) in Miami stufte das Wetterphänomen am Samstag auf ein Tiefdruckgebiet ab. Es könnte am Sonntagabend (Ortszeit) die USA erreichen. Nach Angaben des nationalen Wetterdienstes NWS vom Samstag werden im Süden des Staates Florida heftiger Regen, Überschwemmungen und vereinzelte Wirbelstürme erwartet. Zur Vorsicht hatte der US-Bundesstaat Florida bereits den Notstand ausgerufen, womit bis zu 8.000 Mitglieder der Nationalgarde mobilisiert werden können. Auch die nationale Katastrophenschutzbehörde FEMA bereitete sich darauf vor, Menschen von einem Einsatzzentrum mit Wasser, Essen, Decken und anderen Hilfsgütern zu versorgen. Das Weiße Haus appellierte an betroffene Bürger, sich in den Medien über die Lage zu informieren und Anweisungen gewissenhaft zu befolgen. Vor zehn Jahren hatte der Hurrikan Katrina die Südstaatenmetropole New Orleans im Bundesstaat Louisiana niedergewalzt. Die Auswirkungen des Tropensturm Erika kosteten auf der östlichen Karibikinsel Dominica mindestens 35 Menschen das Leben. Allein in der Ortschaft Petite Savanne im Südosten des Landes gab es 27 Opfer nach einer Schlammlawine, wie örtliche Medien am Freitagabend (Ortszeit) berichteten. Die Zahl der Toten könne nach den Räumarbeiten weiter steigen. Fernsehbilder des Senders CNN zeigten, wie Hochwasser Straßen und Dörfer in Dominica überfluteten. Erika zog danach in Richtung Dominikanische Republik im Ostteil der Insel Hispaniola. Die Behörden in Santo Domingo riefen die höchste Alarmstufe aus. Zahlreiche Wohnungen wurden nach starken Regenfällen überschwemmt. Es seien jedoch keine Todesopfer verzeichnet worden, erklärte der Leiter des Notdienstes Rafael de Luna Pirichilo. Über 7.000 Menschen wurden in Notunterkünfte gebracht, berichtete die Zeitung Listin Diario. Über das benachbarte Haiti zog der Wirbelsturm abgeschwächt mit noch heftigen Windböen von bis zu 75 Stundenkilometern, aber geringeren Niederschlägen. Zwei Menschen wurden beim Einsturz einer Wohnung in Port-Au-Prince verletzt, teilte Regierungssprecher Rotchild Francois mit. Vier Menschen seien bei einem schweren Verkehrsunfall im Regen umgekommen. Der Flugverkehr über Hispaniola wurde zeitweilig eingestellt. Am Samstag zog der Sturm mit Windböen von bis zu 55 Stundenkilometern über den Westen Kubas.
1Panorama
Die Initiative "Rettet die Vereinsfeste" will eine Erhöhung der Umsatzgrenzen. Gastronomen wiederum wären damit nicht einverstanden. Wien – Zahlreiche Anzeigen gegen Vereinsfeste in Ostösterreich und die Registrierkassenpflicht ab 1. Mai – damit seien Vereine derzeit konfrontiert, sagt Sascha Krikler, Initiator der Initiative Rettet die Vereinsfeste (RDV). Es herrscht eine Pauschalkriminalisierung gegenüber Ehrenamtlichen, die Vorwürfe sind Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung, so Krikler am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Wir steuern einem gesellschaftlichen Super-GAU zu. Wir haben Probleme, Nachwuchs in den Vereinen zu finden, sagte Krikler. Die Mitglieder der Initiative sowie Bundesverbände und Vereinsvertreter präsentierten ihre Forderungen zur Anpassung der Registrierkassenpflicht. Diese betrifft praktisch alle Vereine, denn als maßgebliche Höhe des Barumsatzes wurde ein Betrag von 7.500 Euro pro Jahr festgelegt. Der Gesamtumsatz darf nicht höher als 15.000 Euro sein. Die Dauer eines Festes ist auf 48 Stunden im Jahr begrenzt. Sportvereine sind alle betroffen. Ausgenommen sind Feuerwehr und Rettung – wenn sie ausschließlich eine gemeinnützige Aktivität betreiben. Sobald sie aber ein Fest feiern, bei dem der Umsatz mehr als 15.000 Euro beträgt, betrifft es auch diese Organisationen. Dies bedeutet mehr administrativer Aufwand und zusätzliche Kosten für Vereine. 15 Vertreter aus Landtagsparteien des Burgenlandes, aus Bundesorganisationen der Jugendverbände, aus dem Bereich des Sports, der Kirche, der Landwirtschaft, der Studierenden und Schüler waren am Dienstag anwesend und forderten unter anderem: eine Aufstockung der Umsatzgrenzen und der Grenze von 48 Stunden für ein Fest auf fünf Kalendertage. Ebenso fordert die Initiative eine neue rechtliche Definition für gemeinnützige Zwecke. Derzeit gibt es etwa drei Millionen Ehrenamtliche in Österreich. Die Vertreter sehen Vereine als wichtigen Grund, warum die Landflucht bei jungen Menschen nicht noch größer wird. Es gibt besonders im Burgenland viele Regionen, die mit Abwanderung kämpfen. Vereine halten junge Leute in den Regionen, sagte Julia Herr, Bundesvorsitzende der Sozialistischen Jugend (SJÖ). Sie sieht die Registrierkasse jedoch nicht nur negativ: Wenn Vereine systematisch einmal die Woche eine Kantine betreiben, dann ist die Registrierkasse schon in Ordnung. Die Vertreter sehen die Vereine als einen Mehrwert für die ländliche Region – für die Gesellschaft, den Tourismus und die Wirtschaft, auch für die Wirte. Der ÖVP-Landesgeschäftsführer Burgenland, Christoph Wolf, plädierte für neue Regelungen und Kooperationsmöglichkeiten, damit Vereine und Wirte leichter zusammenarbeiten können. Die Gastronomen beklagen, dass ihnen Vereine und deren Feste das Geld wegnehmen. Laut dem Obmann des Fachverbands Gastronomie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Mario Pulker, wird die Situation der Wirte auf dem Land nicht berücksichtigt. Wir wehren uns gegen die geplanten Privilegien für jene Vereine, wie zum Beispiel Parteijugendorganisationen, die etwa steuerfrei Clubbings veranstalten, um sich ihre Vereinskasse anzufüllen, sagte Pulker in einer Aussendung. Rettet die Vereine klinge zwar gut, aber es werde nur die halbe Wahrheit erzählt. Pulker stützt sich auf eine kürzlich veröffentlichte Studie, laut der die Anzahl der Vereine seit 1998 um 16 Prozent angestiegen sei, während die Zahl der Wirte um neun Prozent zurückgegangen sei. Pulker hält daher Dorfwirtshäuser für mehr gefährdet als Vereine.
3Wirtschaft
Das Wiener Elektro-Duo hat seine Lieblingssongs in einer Playlist zusammengefasst. Und so kommentieren Mieux ihre Songauswahl: Crack Ignaz - Elvis Övis - Frag an Karl Heinz Grasser wo mei Göd is. #gödlife Micachu & Tirzah - Im Not Dancing Micachu aka Mica Levi - Produzentin - auch der Soundtrack zu Under the Skin stammt aus ihrer Feder. Shlohmo - Emerge From SmokeFrüher viel Fieldrecording mit cleanen Gitarren - heute mehr Gothic und verzerrt. Photay - ReconstructPhotay’s self-titled Album ist einer der Geheimtipps aus 2014. Die Single Reconstruct mit einem touch Jai Paul. Javelin - Airfield Schon seit 2010 (No Mas) immer wieder auf Dauerschleife. Gerade wieder entdeckt. Dorian Concept - Ann River, Mn IMO die absolut beste Platte seit langem, auch ohne local support Brille. Album! Ritornell - As We Swim Against The TideAquarium Eyes fordert und fördert 100-prozentige Aufmerksamkeit. Plus, von dieser Nummer gibt es einen Mieux Remix. Philip Glass - Mad Rush Ursprünglich für den Besuch des Dalai Lamas in New York komponiert hat es seine ursprünglichen Zweck bereits überholt. Kleine Terz galore. Africa Hitech - Cyclic SunStellvertretend für alle großartigen Africa Hitech/Steve Spacek Nummern. Hier könnten auch Light The Way, Blen, Gangslap, Out In The Streets oder Tonight vom neuen Bea Spacek Album stehen. Tim Hecker - In The Fog IIGet lost & go mental! (Mieux, 17.6.2015)
8Kultur
Randale vor dem Flüchtlingsheim Alberschwende waren nicht politisch motiviert, sondern Folge übermäßigen Bockbierkonsums, sagten die Angeklagten. Feldkirch – Mehr als 50 geflüchtete Menschen leben mittlerweile im Bregenzerwälder Dorf Alberschwende. Der örtliche Kulturverein mit zahlreichen ehrenamtlich Mitarbeitenden und die engagierte Bürgermeisterin Angelika Schwarzmann (VP), kürzlich mit dem Ute-Bock-Preis ausgezeichnet, hatten sich von Anfang an um Integration der neuen Ortsbewohner bemüht. Nicht allen im Dorf passte die Willkommenskultur. Es wurde gemurrt, an Stammtischen fielen böse Worte. Zu Ostern 2015, als der Kulturverein Transparente und Plakate mit der Aufschrift Wir sind Asyl an Hauswände und Balkone hängte, hatten ein paar die Nase voll. Viele österliche Bockbiere intus zogen fünf junge Menschen vom Stammtisch raus ins Dorf, um wieder Ordnung zu schaffen. Zwei der Männer mussten sich am Dienstag vor dem Landesgericht Feldkirch verantworten. Sachbeschädigung, Raufhandel, Körperverletzung, versuchter Hausfriedensbruch, gefährliche Drohung wurde ihnen vorgeworfen. Ich hab Scheiß gebaut, es tut mir leid, sagt der 21-jährige Maurer. Er habe kein Problem mit Flüchtlingen, rechte Politik interessiere ihn nicht. Wir waren halt unterwegs, haben was gsoffn gehabt, sagt der zweite Beschuldigte, ein 26-jähriger Zimmermann. Und mit einem der Flüchtlingsbetreuer habe man Wickel gehabt. Als man sich im Nachbardorf auch noch anhören musste, dass die Alberschwender nun alle Asylanten seien, das stünde ja auf den Transparenten, war quasi die Maß voll. Die Gruppe schritt zur Tat, riss Transparente von den Wänden, randalierte zuerst am Dorfplatz, dann beim nahen Flüchtlingsheim. Der allein anwesende Betreuer holte einen Kollegen, man suchte vergebens das Gespräch mit den Männern. Die Fäuste flogen, die Scheibe der Eingangstüre zum Flüchtlingsheim wurde eingeschlagen. Nein, sie wollten nicht ins Heim eindringen, sagen die Angeklagten. Nur dem Betreuer noch eins geben, durch das Türfenster. Richter Richard Gschwenter hält sich nicht zurück. Stellt die rhetorische Frage, wer denn hier wohl die Idioten seien. Nobel die beiden Betreuer im Zeugenstand. Die jungen Männer seien keine schlechten Menschen, sagt der Theaterpädagoge. Sie hätten sich von Peergroup und Gesellschaft als Spielbälle benutzen lassen. Man habe nach der Tat miteinander geredet, sie hätten sich entschuldigt. Der zweite Zeuge, er wurde beim Raufhandel leicht verletzt, relativierte die von einem der Angreifer ausgestoßene Drohung: Tötungsabsicht war da sicher keine dahinter. Auch wenn viel Alkohol im Spiel war und Sie nicht die großen Nazis sind, Milde könne er nicht walten lassen, begründete Richter Gschwenter die Schuldsprüche – je 5.000 Euro Geldstrafe und vier Monate bedingt für den Maurer. Derartige Taten lassen die Hemmschwelle anderer sinken. Gewalt sei kein Mittel zur Problemlösung, sie zerstört unseren sozialen Frieden, an dem wir so lange gearbeitet haben, gab der Richter zu bedenken. Angeklagte und Staatsanwalt erbaten Bedenkzeit.
1Panorama
Haare müssen "ordentlich" unter einem Kopftuch zusammengebunden werden. Banjul – Im westafrikanischen Gambia müssen Frauen künftig während ihrer Arbeitszeit Kopftücher tragen, wenn sie für die Regierung arbeiten. Das ordnete die Regierung am Montagabend in einer Anweisung an alle Ministerien und Regierungsbehörden an. Die Haare müssten ordentlich unter einem Kopftuch zusammengebunden werden, hieß es. Mitte Dezember 2015 hatte Präsident Yahya Jammeh das Land zur Islamischen Republik erklärt. Geschätzte 90 Prozent der fast zwei Millionen Einwohner sind Muslime. Zuvor hatte Jammeh, der seit einem Putsch im Jahr 1994 an der Macht ist, bereits strikte Gesetze gegen Homosexualität sowie zur Einschränkung der Medienfreiheit erlassen. Das bei Touristen für seine Strände beliebte Land ist laut Angaben der Weltbank eines der ärmsten Staaten der Welt.
2International
Von Umgangsformen bis zum Sozialstaat wird in "Wertekursen" in acht Stunden Österreich erklärt – und vermittelt, wie man sich für Gastfreundschaft revanchiert. Innsbruck – Stephanie Gasche klopft mit dem rechten Zeigefinger gegen ihre Schläfe und grinst. Na, was heißt das, glaubt ihr?, fragt sie die Flüchtlinge und zeigt ihnen noch einmal den Vogel. Der Arabisch-Dolmetscher neben ihr übersetzt, was sie sagt. Ich denke, heißt das, ruft ein junger Mann aus Syrien. Sich erinnern, murmelt ein anderer. Gasche schüttelt den Kopf. Nein, nein, belehrt die Trainerin ihre Gruppe. Bei uns in Österreich, da heißt das verrückt. Craaaazy! Kurz blickt sie in neun ungläubige Gesichter. Dann lachen alle. Verrückt heißt das also. Komisch. Freitagnachmittag im Schulungsraum des Tiroler Integrationsfonds. Es findet gerade der dritte Werte- und Orientierungskurs in Innsbruck statt. Die Lehrgänge sind Teil des im November von Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) vorgestellten Integrationsplans, inzwischen werden sie in acht Bundesländern angeboten. Kärnten startet demnächst. In Vorarlberg und Niederösterreich ist die Teilnahme für Asylberechtigte bereits verpflichtend. Das Ziel: Hilfestellungen für den Alltag in Österreich; Flüchtlingen erklären, was man hierzulande tun muss, um ein anständiger Bürger zu sein. In Innsbruck haben die acht Syrer, darunter eine Frau, und der junge Mann aus dem Irak bereits einen intensiven Vormittag hinter sich: österreichische Geschichte, Geografie, Gleichberechtigung von Mann und Frau, rechtliche Integration, das Bildungswesen – zahlreiche Themenfelder wurden durchgeackert. Und immer wieder betont die Trainerin: Deutsch, Deutsch und noch mal Deutsch, das sei das Wichtigste – um Kontakte zu knüpfen, um einen Job zu finden, um zurechtzukommen. Ihre Schüler nicken artig. Am Nachmittag geht es dann vor allem um den Topf. Immer wenn Trainerin Gasche ihn erwähnt, malt sie mit ihren Händen einen Kreis in die Luft. Wer schon einmal im Krankenhaus war? Ein Mann zeigt auf. Wie viel er dafür gezahlt habe? Er zuckt mit den Schultern. Nix, sagt er. NICHTS , wiederholt Gasche und erklärt: Alle zahlen durch die Steuern ein bisschen etwas in den Topf, damit es allen gutgeht. Wer Mindestsicherung beziehe, will sie dann wissen. Eh alle. Die ist für Notsituationen, weil man kurzfristig nicht arbeiten kann, sagt Gasche. Deshalb zahlen ich und andere Österreicher in den Topf ein. Ein junger Mann bedankt sich bei ihr. Deshalb ist es auch so wichtig, dass ihr schnell einen Job findet und auch etwas beitragt, lässt sie sich nicht unterbrechen. Gasche will ihren Schülern aber keine große Hoffnung machen: Es gebe in Österreich viel weniger Arbeit als Menschen. Die meisten von euch werden hier nicht das machen können, was ihr in Syrien gemacht habt. Sichtlich brennt dem Iraker schon seit ein paar Minuten eine Frage auf den Lippen. In einer Atempause der Trainerin hakt er ein: Entschuldigung, sagt er, was soll ich tun, wenn im Geschäft eine Frau vor mir an der Kassa steht und ihre Tasche wegzieht, wenn sie mich sieht? Er sei doch wirklich kein Dieb, erklärt er auf Deutsch und schaut bedrückt. Wenn irgendwas passiert, glauben die Leute, alle Flüchtlinge sind so, aber das sind nur ein paar wenige. Gasche hat auf die Schnelle auch keine Lösung parat. Sie erklärt dann aber: Schaut, wir Österreicher sind wie Zwiebeln. Man müsse uns eine Schicht nach der anderen abnehmen: Trifft man einen Nachbarn zum ersten Mal im Stiegenhaus, schaut der vielleicht bloß skeptisch. Bei der nächsten Begegnung wird schon gegrüßt. Beim dritten Mal fragt er nach, wie es einem denn geht. Hat man sich bereits ein paar Mal gesehen, könne man den Nachbarn dann auch auf einen Kaffee in die eigene Wohnung einladen. Gasche empfiehlt ihren Schülern: Höflich und freundlich sein, schön Grüß Gott sagen und die Hand geben – immer, immer auch den Frauen! Das wird dann gleich geübt. Acht Stunden dauert so ein Wertekurs. Zumeist finden die Schulungen an einem Tag statt. Ein Trainer, ein Dolmetscher, rund 15 Asylberechtigte oder subsidiär Schutzberechtigte – also nur jene, die auch in Österreich bleiben können, heißt es vonseiten des Integrationsfonds, der im Integrationsministerium angesiedelt ist. Die Kosten würden sich auf einen mittleren einstelligen Millionenbetrag belaufen. Sebastian Kurz strebt eine landesweite Integrationspflicht an. Bald sollen Flüchtlingen, die sich weigern, also die Sozialleistungen gekürzt werden. Gegen Ende des Kurses in Innsbruck will Gasche noch wissen, was es bedeutet, wenn man die Arme vor der Brust verschränkt. Ich bin sehr höflich, ruft ein Schüler. Dass man interessiert ist, glaubt sein Sitznachbar. Gasche lächelt wissend. Hier ist das zumeist ein Zeichen von Ablehnung, sagt sie. Wer das bei einem Bewerbungsgespräch tut, kann gleich wieder gehen.
1Panorama
Die Fortpflanzung mit Neandertalern bescherte dem modernen Menschen Genvariationen zur Abwehr von Infektionen. Leipzig – Die Neandertaler haben zwei aktuellen Studien zufolge das Immunsystem unserer Vorfahren gestärkt: Als moderne Menschen vor vielen Tausend Jahren in Europa auf Neandertaler trafen und sich mit ihnen fortpflanzten, erbten einige Nachkommen Genvariationen, deren Träger Infektionen besser abwehren konnten. Auf diese Weise wurde aber eventuell auch die Neigung zu Allergien erhöht. Das berichten Forscher des Instituts Pasteur in Paris und des Max-Planck-Instituts (MPI) für evolutionäre Anthropologie in Leipzig in zwei voneinander unabhängige Arbeiten im American Journal of Human Genetics. Die Vermischung mit alten Menschenarten wie dem Neandertaler und dem Denisova-Menschen hatte Auswirkungen auf die genetische Diversität einiger angeborener Immungene der Familie der Toll-Like Rezeptoren, sagt Janet Kelso vom MPI. Die Rezeptoren – TLR 1, TLR6 und TLR10 – wirken an der Immunabwehr mit. Diese TLR-Gene können Bestandteile von Bakterien, Pilzen und Parasiten aufspüren und bekämpfen. Welche Rolle dies konkret für unsere heutige Gesundheit spielt, sei noch nicht geklärt, so die Experten. Wir gehen davon aus, dass es mal eine Phase gegeben hat, wo es von Vorteil war, diese Neandertal-Varianten zu besitzen, sagte Max-Planck-Forscher Michael Dannemann. Menschen könnten dadurch bessere Abwehrmechanismen gegen Krankheitserreger gehabt haben. Umgekehrt könne sich aber auch die Neigung zu Allergien erhöht haben, denn eine zu hohe Aktivität dieser Gene könnte laut Dannemann auch zu gestörten Immunreaktionen auf an sich harmlose Umwelteinflüsse führen. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass ein Anteil von einem bis sechs Prozent im Genom von heute in Europa und Asien lebenden Menschen vom Neandertaler oder demDenisova-Menschen stammt. In bestimmten Regionen des Genoms sei diese Frequenz deutlich erhöht, wie eben bei den TLR-Abwehrgenen. Das spiegelt sich heute noch im Menschen wider. Ob es heute noch von Vorteil oder Nachteil oder komplett neutral ist, können wir aber nicht sagen, erklärte Dannemann. Für ihre Forschungen analysierten die Wissenschafter Daten des 1000-Genom-Projekts, bei dem das Erbgut von 2.500 Individuen aus Europa, Asien, Afrika und Amerika komplett entziffert wurde. Die Ergebnisse zeigten, wie wichtig der artübergreifende Austausch von Genen für die Evolution des angeborenen Immunsystems beim Menschen gewesen sein könnte, sagte Lluis Quintana-Murci vom Institut Pasteur. Die Frage, inwieweit die Neandertaler die Entwicklung des modernen Menschen beeinflusst haben, beschäftigt Forscher weltweit. So fanden etwa US-Forscher heraus, dass Gene von Neandertalern den Vorfahren moderner Menschen wahrscheinlich dabei geholfen haben, sich an die kühlere Umgebung außerhalb Afrikas anzupassen. Neandertaler-Erbgut ist demnach in heutigen Europäern und Ostasiaten insbesondere an Stellen vorhanden, an denen Wachstum und Ausgestaltung von Haut und Haaren geregelt werden. Auch der Fettstoffwechsel moderner Menschen könnte von Neandertaler-Genen beeinflusst worden sein.
7Wissenschaft
Israelische Forscher bestätigen nach Experimenten, dass 30 Prozent unserer "Geruchsgene" individuell sind. Rehovot/Wien – Wenn die Chemie zwischen zwei Personen stimmt, können sie einander riechen – oder eben gar nicht. Was umgangssprachlich einer Tatsache gleichkommt, ist wissenschaftlich seit langem hoch umstritten. Vor allem evolutionäre Psychologen versuchten in den vergangenen Jahren zu zeigen, dass unsere Körpergerüche potenziellen Partnern mehr oder weniger unterbewusste Hinweise auf die Kompatibilität der Immunsysteme geben würden und eine unterschätzte Rolle bei unserer Partnerwahl spielen würden. Tatsächlich hat man bei Tieren bereits recht gut abgesicherte Hinweise dafür gefunden. Beim Menschen tat man sich hingegen schwer, Evidenz für genetisch begründete wechselseitige Geruchssympathie zu finden. Individueller Geruchssinn Nun allerdings könnten israelische Forscher fündig geworden zu sein. Auf der Suche nach einem spezifischen olfaktorischen Fingerabdruck konzentrierten sie sich freilich nicht auf jene Personen aus, die Gerüche verströmen, sondern umgekehrt auf die Riechenden. Forscher um Noam Sobel vom israelischen Weizmann-Institut rekrutierten 89 Probanden, die im Schnitt 26 Jahre alt waren, und ließen sie 28 verschiedene Düfte bewerten – unter anderem von sehr maskulin bis sehr zitronig. Dabei zeigten sich individuelle Riechprofile, die daher rühren, dass etwa 30 Prozent jener DNA, die für Geruchsrezeptoren zuständig ist, sich individuell unterscheidet, wie Sobel und Kollgen im Fachblatt PNAS berichten. Und diese individuellen Riechprofile scheinen wiederum über die Immunkompatibilität die Partnerwahl zu beeinflussen. Darauf deuteten laut Sobel weitere Untersuchungen an 65 Paaren hin. Mit anderen Worten: Es scheint also nicht nur die Schönheit im Auge des Betrachters zu liegen, sondern auch die olfaktorische Attraktivität in der Nase des Riechenden – und das könnte wiederum dafür sorgen, dass sich vor allem Personen finden, deren Immunsysteme (für den gemeinsamen Nachwuchs) gut ergänzen. Dennoch darf aber getrost davon ausgehen, dass auch nach dieser kleinen Studie (mit insgesamt nur etwas mehr als 200 Probanden) die wissenschaftliche Frage nach der Bedeutung des Geruchs bei der menschlichen Partnerwahl umstritten bleiben wird.
7Wissenschaft
Nach Zika-Epidemie, Korruption und zunehmender Gewalt schockiert nun die kollektive Vergewaltigung einer 16-Jährigen ganz Brasilien. Das Video dauert nur 40 Sekunden. Ein Vergewaltiger steckt die Zunge raus und macht ein Victory-Zeichen. Im Hintergrund liegt ein nacktes, blutendes, offensichtlich bewusstloses Mädchen. Mehr als 30 Männer sollen über eine 16-Jährige aus Rio de Janeiro hergefallen sein. Tausende Male wurde das Video auf Twitter geteilt und mit teilweise menschenverachtenden Kommentaren versehen. Erst später finden sich Nutzer, die das Verbrechen bei der Polizei anzeigen. Inzwischen sind mehr als 800 Strafanzeigen eingegangen. Trotzdem werden die Behörden erst nach Tagen tätig, zweifeln die Vergewaltigung zunächst öffentlich an. Das Verbrechen schockiert viele Brasilianer, denn es berührt ein Tabuthema. Alle elf Minuten wird in Brasilien eine Frau vergewaltigt. 70 Prozent der Opfer sind minderjährig. Im Durchschnitt sterben pro Tag 13 Frauen an den Folgen von häuslicher Gewalt. Doch in den Medien wird selten über die Gräueltaten berichtet – erst recht nicht im Jahr der Olympischen Spiele. Knapp zehn Wochen vor Beginn des Sportfestes ist von Vorfreude nichts zu spüren. In Rio grassiert das Zika-Virus, das von Mücken übertragen wird. Schon rund 5000 Babys wurden landesweit mit Schädelfehlbildungen geboren. Gerade erst forderten 150 Wis-senschafter in einem offenen Brief die Verschiebung Olympias. Sie sorgen sich um die globale Gesundheit. Rios Bürgermeister Eduardo Paes, der die Spiele holte, versucht inzwischen nur noch den Schaden zu begrenzen und deutet das Event zu einer Chance für die Stadt um. Dabei sollte Olympia das von Armut und Gewalt geprägte Image der Metropole aufpolieren. Wohl ausgewählt sind deshalb die Wettkampfstätten im wohlhabenden Süden der Stadt, weit weg von den meisten Favelas. Dennoch rückt jetzt ein vielfach verschwiegenes Stück brasilianische Realität in den Blick der Weltöffentlichkeit. Erinnerungen an einen Fall vor zwei Jahren werden wach, als eine amerikanische Touristin in Rio sechs Stunden in der Gewalt ihrer Peiniger gewesen ist. Sie wurde ausgeraubt und von drei Männern vergewaltigt. Wenig später wurde eine Frau von einem Bewaffneten in einem Linienbus vergewaltigt, vor den Augen der anderen Fahrgäste. Trotz Überwachungskamera wurde der Täter nicht gefasst. Auch im jetzt publik gewordenen Fall der kollektiven Vergewaltigung wähnten sich die Aggressoren in Sicherheit, brüsten sich in sozialen Netzwerken sogar mit der Tat. Obwohl vier der Täter identifiziert sind, befinden sich alle auf freiem Fuß. Die Anwältin des Mädchens macht der Polizei schwere Vorwürfe. Die Ermittler hätten ihre Mandantin zur Schuldigen gemacht, sagt Eloísa Samy zu Medien. Sie hielten sogar die Vergewaltigung für nicht bewiesen. Man kann verstehen, dass so nur wenige Opfer ihre Vergewaltiger anzeigen, entrüstet sie sich. Die 16-Jährige schrieb derweil auf Facebook: Die Tat bereite ihr mehr Schmerzen in der Seele als im Unterleib. Gewalt gegen Frauen ist leider immer noch Teil der brasilianischen Kultur, sagt María Cardoso Zapeter vom Nationalen Institut für Kriminalwissenschaften. Die Täter kommen in den meisten Fällen davon. Die Straflosigkeit geht Hand in Hand mit der Gewalt, so die Soziologin. Von schärferen Gesetzen, wie sie Interimspräsident Michel Temer vorgeschlagen hat, hält Cardoso Zapeter nichts: Dieser Aktionismus wird die Gewalt nicht eindämmen. Die Gesellschaft muss sich ändern.
1Panorama
Gehörlose Schulkinder ohne Recht auf Unterricht in Gebärdensprache – Grüne Behindertensprecherin Jarmer fordert ausgebildete Lehrer. Wien – Es gibt in Österreich eine Gruppe von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache, die im Schulbereich systematisch vernachlässigt wird: gehörlose Kinder, von denen es rund 1000 bis 2000 gibt, dazu weitere 10.000 bis 20.000 mit gehörlosen Eltern(teilen). Ihre Muttersprache ist die Gebärdensprache, die sie von klein auf über das Auge erwerben – so wie hörende Kinder die deutsche Lautsprache über das Hören. Die deutsche Sprache müssen sich Gehörlose und Hörgeschädigte systematisch wie eine Fremd- oder Zweitsprache aneignen. In einem Umfeld, das die grüne Behindertensprecherin Helene Jarmer anlässlich des internationalen Tags der Muttersprache am Sonntag (21. Februar) scharf kritisiert: Noch immer haben gehörlose Kinder kein Recht auf Unterricht in ihrer eigenen Muttersprache. Die meisten von ihnen werden nach Sonderschullehrplan unterrichtet. Dabei ist die Gebärdensprache seit 2005 in der Verfassung als eigene Sprache verankert und auch in der von Österreich ratifizierten UN-Behindertenrechtskonvention explizit erwähnt. Lehrerinnen und Lehrer, die gehörlose Kinder unterrichten, müssen jedoch nicht die österreichische Gebärdensprache (ÖGS) beherrschen. In der Lehrerausbildung ist sie nicht verpflichtend, und Interessierte, die die ÖGS lernen wollen, müssen das in ihrer Freizeit tun und selber zahlen. Für Jarmer, auch Präsidentin des österreichischen Gehörlosenbundes, ein Skandal, sagte sie zum STANDARD: Man kann nicht einfach ohne Kenntnisse der österreichischen Gebärdensprache in einer Klasse mit gehörlosen Kindern stehen und sich von den Kindern ein paar Gebärden zeigen lassen. Weder gebe es in Österreich ein eigenes Unterrichtsfach Gebärdensprache (so wie für Englisch oder Französisch) noch ordentliche Unterrichtsmaterialien für gehörlose Kinder. In Deutschland gibt es etwa an der Humboldt-Uni zu Berlin ein Lehramtsstudium für Sonderpädagogik mit Gebärdensprachpädagogik oder ein Bachelorstudium Deaf Studies (Sprache und Kultur der Gehörlosengemeinschaft).
5Inland
Juncker hält Österreichs Asylobergrenzen für illegal, Mikl-Leitner und Faymann zeigen sich unbeeindruckt. Brüssel – Nachdem der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu wegen des Terroranschlags in Ankara die Reise zum EU-Gipfel in Brüssel kurzfristig abgesagt hat, bemüht sich Ratspräsident Donald Tusk nun um einen neuen Termin für Verhandlungen. Anfang März soll ein Sondertreffen mit der Türkei zur Flüchtlingsfrage stattfinden, gab Tusk Freitagfrüh bekannt. Der gemeinsame Aktionsplan mit der Türkei, der im November vereinbart wurde, bleibt eine Priorität, sagte Tusk. Er sieht unter anderem vor, dass die EU der Türkei drei Milliarden Euro zur besseren Versorgung syrischer Kriegsflüchtlinge zur Verfügung stellt. Obergrenze illegal Die EU-Kommission erachtet die von der Regierung diese Woche verordnete Obergrenze von 80 Asylanträgen pro Tag und die Weiterleitung von Flüchtlingen nach Deutschland für illegal. Das wurde dem STANDARD Donnerstagmittag am Rande des EU-Gipfels bestätigt. In einem Brief von EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos an Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) weist die Kommission darauf hin, dass die Maßnahme nicht mit internationalen Vereinbarungen in Einklang stehe. Konkret würden damit die Bestimmungen im EU-Regelwerk zur Asylpolitik (Dublin III) verletzt. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sprach das Thema beim EU-Gipfel auch persönlich mit Kanzler Werner Faymann (SPÖ) an. Beim Abendessen der Regierungschefs führte die bisher missglückte Flüchtlingspolitik zu einem heftigen Schlagabtausch. Das Arbeitsessen dauerte dadurch sechs Stunden, bis zwei Uhr früh. Das führte dazu, dass die Gipfelregie und die Verhandlungen über Zugeständnisse an Großbritannien (Brexit) völlig durcheinanderkamen. Die Kommission lehnt die Einführung von Obergrenzen bei Flüchtlingen seit langem prinzipiell ab. Sie befürchtet unter anderem, dass es in den Balkanländern und in Griechenland zu humanitären Katastrophen kommt, wenn Flüchtlinge an nationalen Grenzen zunehmend abgewiesen werden. Mikl-Leitner zeigt sich unbeeindruckt von der Kritik und will an den geplanten Tageskontingenten festhalten. Wir werden morgen damit beginnen, erklärte die Innenministerin am Donnerstag. Die Kontingente einzuführen sei vor Monaten für Deutschland rechtskonform gewesen und ist es selbstverständlich auch jetzt für Österreich. Auch Faymann will nicht vom Kurs abweichen. Der Bundeskanzler zur Obergrenze: Es bleibt dabei. Auch in der ZiB 2 am Donnerstagabend betonte Mikl-Leitner, dass sie nicht daran denke, von ihrer Linie abzuweichen. Die Kritik seitens der EU ist nicht korrekt, sagte die Innenministerin. Österreich sei nicht das erste sichere Land, das viele Migranten erreichen. Damit müsse auch der Asylantrag nicht in Österreich eingebracht werden. Nach dem Erreichen der Obergrenze sollen Flüchtende an der Grenze warten, bis wieder Kontingente für die Weiterreise nach Österreich frei sind. Die Besorgnis auf EU-Ebene über die österreichische Entscheidung wurde in Brüssel auch Mittwochabend beim Treffen der EU-Spitzen mit den Staats- und Regierungschefs von Kroatien, Serbien, Mazedonien und Slowenien formuliert. Daran nahmen auch Tusk, Juncker und ein Vertreter der niederländischen EU-Ratspräsidentschaft teil. Es bestehe die Angst, dass es binnen Tagen zu einer humanitären Krise bei den Flüchtlingen auf der Balkanroute komme nach der einseitigen Entscheidung Österreichs, die gegen die geplante Koordinierung der Westbalkan-Staaten verstoße. Tusk soll vor dem Treffen mit Faymann telefoniert habe. Faymann habe Tusk die Entscheidung erläutert, eine tägliche Obergrenze für Flüchtlinge einzuführen. Die Gespräche bei dem Treffen hätten dann gezeigt, dass sich diese Länder als Transitstaaten sehen und nicht akzeptieren würden, zu Zielländern für Flüchtlinge zu werden, sagte ein EU-Diplomat. Die vier Länder würden auf Entscheidungen Österreichs und anderer Nachbarländer reagieren. Dabei wollten sie aber einseitige Schritte vermeiden und die gegenseitige Koordinierung verbessern. Laut Sloweniens Ministerpräsident Milo Cerar wurde Österreichs Ankündigung von Obergrenzen und Grenzmanagement bei dem Treffen kritisiert. Österreichs Maßnahmen würden von den EU-Institutionen nicht gutgeheißen, seien aber ein Faktum, zitierte die slowenische Nachrichtenagentur STA Cerar, der demnach auch Verständnis für die Zwangslage Österreichs äußerte. Slowenien werde nun seinerseits Schritte setzen, die die Zahl der Flüchtlinge an der Grenze zu Kroatien verringern, kündigte Cerar im Sinne des von der Österreich erwarteten und sogar erwünschten Dominoeffekts an. Cerar befürwortete laut STA vor allem den Plan, die Flüchtlingszahl schon weiter südlich auf der Balkanroute zu begrenzen: zwischen der Türkei und Griechenland, gemäß den in der EU akkordierten Maßnahmen, und, falls Fortschritte dort ausbleiben, durch strengere Kontrollen an der Grenze Griechenlands zu Mazedonien. Kroatien und Mazedonien teilten diese Ansicht größtenteils. Kroatien unterstützt den Vorschlag des slowenischen Ministerpräsidenten, Kräfte an der mazedonisch-griechischen Grenze aufzustocken, sagte der kroatische Premier Tihomir Orešković nach dem Treffen. Kroatische Polizisten seien bereits dorthin entsandt worden. Die Flüchtlingsroute werde nicht völlig blockiert, aber die Kontrollen verstärkt. Orešković betonte, dass Kroatien Österreich nachziehen und seinerseits die Zahl der Flüchtlinge beschränken werde. In der Flüchtlingskrise wird sich Serbien an das Vorgehen Österreichs anpassen. Serbien wird sich so verhalten, wie sich Österreich verhält, machte Arbeits- und Sozialfragenminister Aleksandar Vulin am Donnerstag laut staatlicher Agentur Tanjug deutlich. Wir werden unsere Probleme nicht auf andere überwälzen, aber auch nicht zulassen, dass fremde Probleme auf dem Gebiet Serbiens gelöst werden, sagte Vulin. Führe Österreich oder irgendein anderes Land neue Regeln zur Kontrolle des Flüchtlingszustroms ein, sei Serbien verpflichtet, denselben Beschluss voll durchzuziehen. Nachdem es in den vergangenen Tagen auf der Balkanroute so ruhig wie lange nicht war, kamen am Donnerstag in der griechischen Hafenstadt Piräus 1.354 Personen an. Sie hatten in den vergangenen Tagen aus der Türkei auf die Ostägäisinseln übergesetzt, teilte die Küstenwache mit. Am Vortag war die Zahl der Flüchtlinge und Migranten in der Ägäis nach einer kurzen Pause in der vergangenen Woche wieder gestiegen. Auf Lesbos, Chios und Samos kamen nach griechischen Angaben mehr als 3.200 Menschen an. Der für die Migrationspolitik zuständige Vizeminister Ioannis Mouzalas warnte vor einer humanitären Krise in Griechenland, wenn die Balkanstaaten ihre Grenzen für Flüchtlinge schließen sollten. In einem Interview des Handelsblatts prognostizierte er, der Flüchtlingszustrom werde nicht aufhören. Der einzige Weg, ihn aufzuhalten, sei, ein Ende des Krieges in Syrien herbeizuführen. Mouzalas verteidigte Griechenland gegen den Vorwurf, es schütze seine Außengrenzen nicht. Die Küstenwache sei nach dem Völkerrecht dazu verpflichtet, jene Flüchtlinge aufzunehmen, die übers Meer kommen.
1Panorama
Amtszeit dauert fünf Jahre. Moskau – Russlands bisherige Menschenrechtsbeauftragte Ella Pamfilowa (62) ist zur neuen Leiterin der einflussreichen Wahlkommission bestimmt worden. Das meldete die Agentur Interfax am Montag in Moskau. Der Kreml erhofft sich von dem Schritt, dass die Parlamentswahl in knapp sechs Monaten weniger der Kritik der liberalen Opposition und internationaler Wahlbeobachter ausgesetzt sein wird als frühere Urnengänge. Regierungsgegner hatten Pamfilowas Vorgänger Wladimir Tschurow massive Fälschungen bei der Wahl 2011 vorgeworfen und Hunderttausende auf die Straße gebracht. Die oppositionelle Parnas-Partei begrüßte Pamfilowas Wahl. Aber sie ist ein Teil des Systems, wir erwarten keine großen Verbesserungen, meinte Parteichef Michail Kasjanow. Pamfilowa sagte, sie wolle das Vertrauen der Bürger in Wahlen zurückgewinnen. Die Menschen sollen das Gefühl haben, dass ihre Stimme wirklich zählt, sagte die parteilose Politikerin mit Blick auf die Wahl am 18. September 2016. Für Pamfilowa stimmten 14 der 15 Mitglieder der Wahlkommission. Die Amtszeit dauert fünf Jahre.
2International
Der STANDARD vergibt einen neuen Preis für die beste crossmediale Kampagne. Wien – Die Crossmedia-EtatMaus hat ein Zuhause gefunden. Verliehen wurde sie erstmalig am Dienstag im Rahmen des Sommercocktail-Festes im Wiener Gartenpalais Liechtenstein im Beisein von 700 Gästen. Der STANDARD hat hiermit neben der schon seit mehr als zehn Jahren vergebenen etat.maus für die besten digitalen Kampagnen eine Auszeichnung ins Leben gerufen, welche die beste crossmediale Werbekampagne prämiert. Zur Wahl standen Kampagnen, die in den letzten 365 Tagen nicht nur eine einzelne Mediengattung bedienen, sondern die die Stärken von Print und online nützen. Im Vordergrund des Online-Votings auf derStandard.at standen die Kreativität und der rote Faden, mit denen die Kampagnen die jeweiligen Zielgruppen ansprechen. Auf die Shortlist und damit vor die strengste Jury in Form der UserInnen des Channels etat.at kamen die Werbeauftritte der Firmen Erste Bank und Sparkassen, T-Mobile Austria, MAS – Morbus Alzheimer Syndrom, Mazda Austria, Kapsch AG, Austrian Airlines AG, Verbund AG und Carpe Diem. Die Crossmedia-EtatMaus wurde schließlich an den Gewinner Erste Bank und Sparkassen verliehen. Der Preis steht für die crossmedialen Kampagne zur Einführung des neuen Online-Bankings George. Die kreative Idee stammt von Jung von Matt/Donau Werbeagentur und wurde medial durch die Mediaagentur MEC Agentur für Mediaplanung ausgespielt. Der zweite und der dritte Platz gingen an Mazda Austria und T-Mobile Austria. Zufrieden zeigte sich Mario Stadler, Marketingleiter von Erste Bank und Sparkassen: Wir freuen uns sehr über die große Zustimmung der STANDARD-Leser zu unserer crossmedialen Kampagne zu George, dem modernsten Banking Österreichs und dass wir dadurch unsere George-Fangemeinde weiter vergrößern konnten. In Zukunft wird die für crossmediale Werbekampagnen stehende Crossmedia-EtatMaus einmal pro Jahr verliehen – wie auch bisher durch die kritische Bewertung der Leserinnen und Leser.
6Etat
Der Hobbit – Eine unerwartete Reise, Je suis Charlie, je suis Paris, Mythos Geschichte, American Beauty. 20.15 FANTASYSPEKTAKELDer Hobbit – Eine unerwartete Reise (The Hobbit: An Unexpected Journey, NZ/USA/GB 2012, Peter Jackson) Das beschauliche Leben im Auenland nimmt für den Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman) ein jähes Ende, als der Zauberer Gandalf (Ian McKellen) ihn auf ein gefährliches Abenteuer schicken will. Erster von drei Filmen nach dem Kinderbuch von J. R. R. Tolkien, der an die Herr der Ringe-Trilogie anknüpft. Ein Zuckerl der Kinoleinwand, bildgewaltig, verträumt und humorvoll inszeniert. Bis 23.00, ZDF 20.15 THEMENABENDJe suis Charlie, je suis Paris Am 7. Jänner 2015 erschütterte das Attentat auf die französische Satirezeitung Charlie Hebdo Frankreich und die Welt, zehn Monate später wurde Paris in einer Terrornacht mit 130 Toten wieder Ziel islamistischer Anschläge. Zuerst bilanziert um 20.15 Uhr Je suis Charlie, je suis Paris die tragischen Ereignisse, um 21.15 Uhr folgt Waffen für den Terror, danach, um 21.40 Uhr, ein Gespräch mit dem belgischen Karikaturisten Pierre Kroll,um 21.50 Uhr geht es weiter mit Dschihad: Der Kampf der Mütter, um 22.50 Uhr mit Die Karikatur: Kunst und Provokation! und um 23.45 Uhr kommen bei Ausgelacht?! Zeichner und Karikaturisten zu Wort. Bis 0.40, Arte 20.15 DOKUMENTATIONUniversum: Das Große Barriere Riff ist das längste von Lebewesen geschaffene Bauwerk der Erde und zählt zu den sieben Naturweltwundern. Es erstreckt sich über 2200 Kilometer entlang der Nordostküste Australiens. Als Baumeister fungieren wenige Millimeter kleine Korallen. Sie schaffen die Lebensgrundlage für abertausende Meerestier- und Pflanzenarten in einer unerreichten Vielfalt und Farbenpracht. Bis 22.00, ORF 2 20.15 SPURENSUCHEMythos Geschichte Viele mythische Personen prägen die österreichische Kulturgeschichte – vom Herrn Karl bis zur Tante Jolesch. Aber was wissen wir wirklich von diesen Figuren, fragt Gerhard Jelinek in einem Themenabend und begibt sich auf Spurensuche. Zum Auftakt um 20.15 Uhr gibt es die Einführung mit Auf den Spuren österreichischer Mythen. Um 21.05 Uhr folgt Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes, um 22.10 Uhr Helmut Qualtingers genialer Monolog Der Herr Karl und um 23.15 Uhr André Hellers Doku Qualtinger. Bis 0.45, ORF 3 21.55 KOMÖDIESalami Aleikum (D 2009, Ali Samadi Ahadi) Mohsen (Navid Akhavan ) ist ein schüchterner Träumer, der kein Blut sehen kann. Als sein Vater den Gewerbeschein als Fleischhauer verliert, muss er einspringen und fällt auf einen Betrug herein. Beim Versuch den Familienbetrieb zu retten, strandet er im deutschen Osten, wo er irrtümlich für einen Großinvestor der Textilindustrie gehalten wird. Aus Liebe zu einem Mädchen spielt er den reichen Iraner, bis plötzlich seine Eltern auftauchen. Wer auf Michael Niavarani steht, wird sich auch über diesen Humor freuen. Bis 23.25, ORF 1 0.05 GESELLSCHAFTSSATIREAmerican Beauty (USA 1999, Sam Mendes) Sam Mendes demontiert den amerikanischen Traum von suburbaner mittelständischer Normalität: Lester Burnham bricht aus seinem langweiligen Dasein aus. Mit Kevin Spacey in der Hauptrolle und Annette Benning als materialistischer Kleinstadtzicke. Bis 1.55, ORF 2 0.15 GESELLSCHAFTSDRAMAVollgas (Ö 2001, Sabine Derflinger) Immer am Limit, immer mit Vollgas – so lebt Evi (Henriette Heinze), Saisonkellnerin und alleinerziehende Mutter in einem österreichischen Wintersportort. Bald gerät sie an ihre Grenzen. Spielfilmdebüt von Tatort- und Vorstadtweiber-Regisseurin Derflinger. Bis 1.50, ORF 1
6Etat
Israel geht zu wenig gegen Fanatiker in den eigenen Reihen vor, beklagt die Religions- und Friedensaktivistin Anat Hoffman. STANDARD: Es ist 20 Jahre her, dass Yitzhak Rabin vom jungen jüdischen Rechtsradikalen Yigal Amir ermordet wurde. Hat sich Israel von dieser Tat je erholt? Hoffman: Nein. Es war das vielleicht erfolgreichste Attentat der Welt. Die Ermordung von Martin Luther King oder John F. Kennedy hat den Lauf der Geschichte nicht verändert, Rabins Tod sehr wohl. STANDARD: Spaltet die Ermordung Rabins am 4. November 1995 immer noch das Land? Hoffman: 50 Prozent der orthodoxen Juden zweifeln an der offiziellen Tatversion und vermuten eine Verschwörung dahinter. Es ist auch falsch, dass man den Attentäter totschweigt. Wir sollten von Amir hören. Er ist stolz darauf, dass er mit rabbinischer Unterstützung gehandelt hat. Diese Art des messianischen Fanatismus wird Israel noch zerstören, und wir wehren uns dagegen nicht genug. Wir bekämpfen die Fanatiker bei unseren Nachbarn, aber nicht die eigenen. Wie kann es sein, dass wir zwar alle finden, die Terroranschläge gegen Israelis verüben, aber nicht die Täter, die Moscheen und arabische Familien im Schlaf anzünden? Diese Gewalt geht nicht von einem Mob aus, sondern von Rabbinern, die das Judentum für die Botschaft missbrauchen, dass Juden mehr wert sind als andere. STANDARD: Erklärt sich daraus der wachsende Konflikt um den Tempelberg in Jerusalem? Hoffman: Es gab lange eine Vereinbarung, dass orthodoxe Juden den Tempelberg nicht betreten. Nicht mehr: Jetzt unterstützt der israelische Staat ein Museum, das zeigt, wie man die Moscheen beseitigt und einen neuen Tempel errichtet. Und die Vize-Außenministerin Zipi Hotovely erklärt öffentlich, sie träume davon, dass die israelische Fahne auf dem Tempelberg weht. Der Innenausschuss der Knesset hat 18 seiner 40 Sitzungen über den Tempelberg abgehalten. STANDARD: Aber Premier Benjamin Netanjahu betont, dass Israel den Status nicht verändern wird. Hoffman: Sie bauen nichts auf dem Tempelberg, aber der verbale Status quo hat sich geändert. Ein Mitglied der rechten orthodoxen Gemeinde, das respektiert werden will, muss heute auf dem Tempelberg beten. STANDARD: Warum sollen Juden das denn nicht tun dürfen? Hoffman: Im Prinzip bin ich für die Freiheit, überall zu beten, aber es hängt vom Ton ab. Diese rechten Politiker verfolgen eine rassistische Rhetorik. Muslime sehen das, und nicht nur Juden, die auf dem Tempelberg beten. Ein Plakat, das die Beseitigung der Moscheen fordert, soll zwar legal sein. Aber der Staat darf es nicht unterstützen. STANDARD: Die ultraorthodoxen Parteien in der Knesset galten einst als potenzielle Partner für den Frieden. Sind sie das immer noch? Hoffman: Ja, die Tempelbergbewegung geht nicht von ihnen aus, sondern von den religiösen Nationalisten wie Naftali Bennett. Die Ultraorthodoxen bedrohen meine Religion, die religiösen Zionisten meine Demokratie. Ich studiere die gleichen Bibeltexte wie sie und lese etwas ganz anderes darin. Was wir hier erleben, ist die wichtigste Debatte unserer Zeit, nicht nur für Israel, sondern für die ganze Welt. STANDARD: Aber sind nicht auch die Messerattacken auf Israelis Zeichen eines religiösen Fanatismus, der auch vom Ausland aus über soziale Medien geschürt wird? Hoffman: Die Attacken werden von den Medien überschätzt. Wir sagen, das ist die Intifada des Bestecks. Natürlich schadet es uns, aber es bedroht nicht Israels Existenz. Und es zeigt, wie die Besatzung junge Menschen zu Verzweiflungstaten treibt. Damit die sozialen Medien das Blut zum Kochen bringen können, muss die Temperatur schon sehr hoch sein. STANDARD: Sehen Sie irgendeine Hoffnung für den Frieden? Hoffman: Ja, und sie heißt Ayman Odeh, der Chef der Vereinigten Liste. Er ist der Politiker, der Frieden schaffen kann, er ist der Messias der Linken. Ist das nicht unglaublich, dass ich 20 Jahre nach Rabins Ermordung meine Hoffnung in einen Araber lege? (Eric Frey, 4.11.2015)
2International
Maschine musste in Budapest notlanden. Budapest – Ein Passagierflugzeug auf dem Weg von Berlin nach Hurghada in Ägypten ist wegen einer Bombendrohung in Budapest gelandet. Die Polizei durchsuchte die Maschine, es wurden aber keine Sprengsätze gefunden. Die Durchsuchung des Flugzeugs sei abgeschlossen, sagte eine Sprecherin der ungarischen Polizei am Montag. Die Fluggesellschaft teilte mit, den Passagieren und der Besatzung des wegen einer Bombendrohung nach Budapest umgeleiteten Condor-Fluges gehe es gut. Die 133 Passagiere und sieben Crewmitglieder sind wohlauf und werden vor Ort versorgt, erklärte eine Sprecherin des Unternehmens. Condor schickt ein anderes Flugzeug nach Budapest, um die Kunden sicher an ihren Zielort zu bringen. Das Flugzeug war auf dem Weg von Berlin Schönefeld nach Hurghada in Ägypten. Der Grund für die Umleitung sei eine telefonisch eingegangene unspezifische Drohung gewesen, erklärte die Unternehmenssprecherin. Der Airbus A321 werde in Budapest von Condor und den Behörden gemäß der behördlichen Vorgaben untersucht.
2International
Beteiligung an den drei größten Finanzmärkten USA, Japan und Europa - Laufzeit drei Jahre.
3Wirtschaft
Christian Meidlinger als Vorsitzender wiedergewählt. Wien – Die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten – Kunst, Medien, Sport, freie Berufe (GdG-KMSfB) heißt ab sofort Younion – Die Daseinsgewerkschaft. Die Umbenennung wurde am zweiten Bundeskongress am Freitag beschlossen, hieß es in einer Aussendung. Christian Meidlinger wurde dabei auch mit 95,12 Prozent der Stimmen als Vorsitzender wiedergewählt. Die neue Bezeichnung Younion setzt sich zusammen aus you für du und union für Gewerkschaft. Meidlinger räumte ein, dass einige dem alten Namen ein wenig nachtrauern, verwies jedoch auf veränderte Strukturen. ÖGB-Präsident Erich Foglar gratulierte jedenfalls zum neuen Namen und erklärte in seiner Rede: Auch wenn wir die Wirtschaftskrise halbwegs gemeistert haben, ist sie noch lange nicht bewältigt. Es müsse entschieden gegen Lohn- und Sozialdumping aufgetreten werden.
5Inland
Der irische Billigflieger Ryanair, der knapp 30 Prozent der Aer-Lingus-Aktien hält, will seine Anteile an IAG verkaufen. Dublin/London – Die Übernahme der irischen Fluggesellschaft Aer Lingus durch den britisch-spanischen Luftfahrtkonzern International Airlines Group (IAG) ist so gut wie perfekt. Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair gab als größter Einzelaktionär am Freitag ihren Widerstand auf und akzeptierte das Kaufangebot der Konzernmutter von British Airways und Iberia. Nun muss am nächsten Donnerstag die Aktionärsversammlung von Aer Lingus offiziell über das Angebot entscheiden. Auch die EU-Kommission muss die Übernahme noch absegnen. Bisher hatte Ryanair das Angebot von IAG strikt abgelehnt. Warum die Billig-Airline ihren Standpunkt nun überraschend änderte, obwohl das Angebot nicht noch einmal aufgebessert wurde, blieb unklar. Laut Ryanair stimmte der Verwaltungsrat einstimmig für die Annahme des Angebots. Das vorgelegte Angebot sei vernünftig, erklärte Ryanair-Chef Michael OLeary. Durch den Preis von 2,50 Euro pro Aktie plus fünf Cent Dividende in bar springe für Ryanair gar noch ein kleiner Gewinn auf seine Investitionen in den vergangenen neun Jahren heraus. IAG und der irische Transportminister Paschal Donohoe begrüßten die Entscheidung von Ryanair. Ryanair hält 29,8 Prozent der Anteile von Aer Lingus. Ebenfalls beteiligt ist der irische Staat mit 25,1 Prozent. Dublin hatte nach Zusagen von IAG für die Zukunft von IAG bereits grünes Licht für die Übernahme signalisiert. Auch der Verwaltungsrat von Aer Lingus unterstützt das Kaufvorhaben. Mit dem Angebot von IAG wird Aer Lingus mit 1,4 Milliarden Euro bewertet. Ryanair hatte in der Vergangenheit bereits drei Mal erfolglos selbst versucht, Aer Lingus ganz zu übernehmen. Die britischen Wettbewerbsbehörden fordern die Billig-Airline seit einiger Zeit dazu auf, ihre Beteiligung auf fünf Prozent herunterzufahren. Die nun getroffene Entscheidung, sich von den Anteilen zu trennen, wurde von den Aktionären positiv aufgenommen. Der Aktienkurs von Ryanair und IAG verbuchte Zugewinne.
3Wirtschaft
Tausende Flüchtlinge trotz Winterwetters in Piräus angekommen – CDU will nordafrikanische Staaten zu sicheren Herkunftsländern machen. Brüssel/Piräus/Berlin/Wien – Eine generelle Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen würde nach Auffassung von EuGH-Präsident Koen Lenaerts europäischem Recht zuwiderlaufen. Der Präsident des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung vom Montag: Immer wenn jemand asylberechtigt ist, hat er nach dem Unionsrecht das Anrecht darauf, als Flüchtling anerkannt zu werden. Das ist schwer vereinbar mit irgendeiner Zahl oder Obergrenze. Lenaerts geht davon aus, dass die EU-Staaten die Flüchtlingskrise lösen werden: Ich glaube, dass die derzeitigen Probleme überwindbar sind. Die Europäische Union (EU) werde daran nicht zerbrechen, sondern diese Krise meistern, wie sie schon zahlreiche Krisen zuvor gemeistert habe, sagte der Belgier, der dem Gerichtshof seit Oktober 2015 vorsteht. Der Jurist verwies darauf, dass die EU immer strikt gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention handeln müsse. So müssten alle EU-Länder gemeinsame Mindeststandards bei der Unterbringung von Flüchtlingen einhalten, solange sie einen Asylantrag prüfen. Trotz winterlichen Wetters mit stürmischen Winden dauert indes der Flüchtlingszustrom in der Ägäis aus der Türkei nach Griechenland an. In der Hafenstadt Piräus trafen am Montag nach Angaben der Küstenwache gut 2.400 Flüchtlinge an Bord von zwei Fähren von den Inseln Lesbos und Chios ein. Dorthin waren sie vom türkischen Festland gelangt. Nach neuesten Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind in den ersten 16 Tagen des Jahres 29.088 Migranten und Flüchtlinge aus der Türkei nach Griechenland gekommen. Die meisten – 18.106 – landeten demnach auf Lesbos. In Deutschland sind in der ersten Januarhälfte nach Angaben der Bundespolizei rund 36.700 Asyl- und Schutzsuchende eingereist. Danach kamen bis Samstag pro Tag rund 2300 Menschen ins Land. Am Sonntag wurden einem Sprecher zufolge 2862 Einreisen festgestellt, davon 2770 an der deutsch-österreichischen Grenze. Die Angaben beruhen auf Kontrollen in Grenznähe. In Österreich bemerkt das Rote Kreuz eine Veränderung bei den Nationalitäten der Ankommenden und Durchreisenden. Nur mehr ein geringerer Teil der Personen kämen aus Syrien, zog er am Montag in einer Pressekonferenz in Linz Bilanz, die meisten derzeit aus Afghanistan und Nordafrika. Die nordafrikanischen Staaten ermahnte der deutsche Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel zur Rücknahme abgelehnter Asylbewerber. Er drohte am Sonntagabend indirekt mit einer Kürzung der Entwicklungshilfe, sollten Staaten wie Algerien und Marokko ihre Landsleute nicht zurücknehmen. Deutschland sei nur dann bereit, in diesen Ländern wirtschaftlich zu helfen, wenn diese ihre Bürger wieder einreisen ließen, die bei uns kein Asylrecht haben, sagte Gabriel in den ARD-Tagesthemen. Es kann nicht sein, dass man die Entwicklungshilfe nimmt, aber die eigenen Bürger nicht (...), sagte der SPD-Chef. Die deutsche Bundesregierung will dafür sorgen, dass angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen aus Algerien, Tunesien und Marokko die Asylanträge von Menschen aus diesen Ländern vorrangig geprüft werden. Eine Einstufung als sichere Herkunftsländer würde die Asylverfahren betroffener Staatsbürger beschleunigen und zu schnelleren Abschiebungen führen. Einen Beschluss für ein derartiges nationales Gesetz fasste das Parteipräsidium der CDU nach Angaben von Generalsekretär Peter Tauber am Montag in Berlin. Zugleich forderte er die SPD auf, dies in der Koalition wie auch im Bundesrat mitzutragen. Eine Schließung der Grenze zu Österreich lehnte Gabriel ab. Grenzschließungen innerhalb der EU verhinderten nicht die Ankunft weiterer Flüchtlinge. Zudem habe so ein Vorgehen wirtschaftliche Konsequenzen.
1Panorama
US-Polizist erschoss Jugendlichen Tamir Rice in Parkanlage wegen Spielzeugpistole. Washington – Nach den tödlichen Schüssen auf einen mit einer Spielzeugpistole hantierenden schwarzen Jugendlichen im US-Staat Ohio hat die Staatsanwaltschaft am Samstag Expertengutachten vorgelegt, die den Polizeischützen entlasten. Ein Beamter der Bundespolizei FBI im Ruhestand und ein Staatsanwalt aus Denver befanden übereinstimmend, dass der weiße Polizist Timothy L. angemessen gehandelt habe. Sie verwiesen auf einen Notruf, in dem der Bub als Mann mit einer Waffe bezeichnet worden sei. Tamir Rice war Ende November in einer Parkanlage in Cleveland erschossen worden. Die Polizisten hielten eine Waffenattrappe, die der Bub in den Händen hatte, nach eigenen Angaben für echt. Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigten, dass die Beamten direkt nach der Ankunft am Ort des Geschehens Schüsse auf den Teenager abgaben. Angaben eines Anrainers, der beim Anruf bei der Polizei von einer vermutlich unechten Waffe sprach, waren den Beamten offenbar nicht bekannt. Die tödlichen Schüsse auf Rice waren einer von vielen Vorfällen, bei denen weiße US-Polizisten in den vergangenen Monaten unbewaffnete Afroamerikaner erschossen. Landesweit gab es deswegen immer wieder Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt. Im Fall Rice empfahl ein Gericht im Juni die Einleitung eines Strafverfahrens gegen die beiden beteiligten Polizisten. Bis zur Entscheidung der Staatsanwaltschaft über eine Anklageerhebung könnten noch Monate vergehen. Aus den neuen Gutachten will die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben vorerst keine Schlüsse ziehen. Die Beweisaufnahme wird fortgesetzt, hieß es in einer Mitteilung. Veröffentlicht wurde neben den beiden Gutachten auch ein Bericht der Verkehrspolizei. Die Anwälte von Rices Familie warfen der Staatsanwaltschaft vor, den Vorfall ohne Anklage aus der Welt schaffen zu wollen. Die hinzugezogenen Experten stünden auf Seiten der Polizei, erklärten sie.
1Panorama
Weltranglistenerster startet mit seinem 60. Titel in die Tennis-Saison. Doha – Mit dem 60. Titel seiner Karriere ist der Weltranglistenerste Novak Djokovic ins Tennisjahr 2016 gestartet. Beim ATP-Turnier in Doha entzauberte der Serbe den hinter ihm an Nummer zwei gesetzten Spanier Rafael Nadal in 73 Minuten mit 6:1, 6:2 und trug sich damit in Katar zum ersten Mal in die Siegerlisten ein. Nadal hatte das Turnier 2014 gewonnen. Nach dem 47. Duell der beiden Kontrahenten ging Djokovic im direkten Vergleich erstmals überhaupt mit 24:23 in Führung. Seit fast zwei Jahren hat der in Dohar vollkommen chancenlose Nadal nicht mehr gegen den Branchenführer aus Serbien gewonnen. Zuletzt behielt Nadal im Finale der French Open 2014 die Oberhand. In der ewigen Turniersiegerliste der ATP liegt Djokovic gemeinsam mit Andre Agassi (USA) auf Platz neun. Er ist in der bis 1968 zurückreichenden Open Era erst der zehnte Spieler mit 60 Turniersiegen. Angeführt wird diese Liste von US-Altstar Jimmy Connors (109). Das Match ist einfach zu analysieren. Ich habe gegen einen Spieler gespielt, der alles perfekt gemacht hat. Ich kenne niemanden, der jemals so gut Tennis gespielt hat. Deshalb muss ich ihm einfach gratulieren, sagte der unterlegene Rafael Nadal.
4Sport
Neue Gerätereihe setzt auf Mini-Remote mit Steuerring und verbesserten Smart Hub. Die Nutzung des heimischen Fernsehers hat sich in den vergangenen Jahren nachhaltig verändert. Wo früher meist mehr oder weniger zielgerichtet durch die Kanäle geklickt wurde, wird der TV mittlerweile immer mehr zur Leinwand für Streaming-Services und Apps. Diesem veränderten Fokus trägt Hersteller Samsung nun auch bei der Hardware Rechnung, wie heise.de berichtet. Die neueste TV-Generation des südkoreanischen Konzerns kommt erstmals ohne klassische Fernbedienung. Statt dessen gibt es eine Mini-Fernbedienung, die in ihrer Reduktion an die Apple Remote erinnert. Auf die gewohnten Ziffentasten muss man hier verzichten, statt dessen gibt es einen Steuerkreis, der für die zentrale Navigation zuständig ist, sowie einige wenige Knöpfe zum Abspielen oder Stoppen. Dazu passend hat Samsung die Smart-Hub-Oberfläche überarbeitet, um den schnellen Zugriff auf unterschiedlichste Quellen zu garantieren. Neben Apps und On-Demand-Services wird hier also auch der Zugriff auf Live-Sender abgewickelt. Diese werden dann nach der Häufigkeit der Nutzung zur Auswahl gestellt. Auch externe Geräte sollen sich laut Samsung mit dieser Fernbedienung steuern lassen. Zusätzlich dazu soll die neue Fernbedienung auch die Möglichkeit der Sprachsteuerung bieten. Derzeit scheint sich dies aber auf eine Suchfunktion zu beschränken. Wem das neue Konzept nicht gefällt, der kann aber natürlich weiterhin eine klassische Fernbedienung einsetzen, muss sie aber extra zukaufen. Die smarten Funktionen des Fernsehers selbst laufen weiterhin auf Samsungs Linux-basiertem Betriebssystem Tizen. Ob die neue Smart-Hub-Oberfläche auch für die Vorjahresgeneration von Samsung-Fernsehern kommt, ist eine Frage, die das Unternehmen derzeit noch nicht fix beantworten will.
0Web
Der 22-jährige Michael Buchinger ist Student, Videomacher und beliebt bei Teenagern. Keine Ahnung, was man sich vorgestellt hat. Aber es war sicher eine gute Idee, das Interview mit Michael Buchinger nicht in einem Starbucks-Café auf der Wiener Mariahilfer Straße zu machen, denn da würde jetzt vielleicht gekreischt werden oder zumindest würde er erkannt werden, müsste Autogramme geben und seinen Fans für Selfies zur Verfügung stehen. Und die Fragen, wie das alles so ist, würden andere stellen – mehrheitlich 14-jährige Mädchen. Aber so sitzt er da, fast ein bisschen schüchtern, in einem cremefarbenen Trenchcoat, 22 Jahre, süßes Lächeln. Der Jetlag nach seinem Urlaub hat ihn schon um sechs Uhr früh aus dem Haus getrieben: Nach einem Spaziergang um den Block (wie in New York, wo er gerade war) hat er Frühstück geholt, war joggen, hat seinen Kalender upgedatet und war dann mit seinem Freund mittagessen. Man kann sich in der Sekunde vorstellen, wie das alles begonnen hat. Ich war 15, und mir war langweilig, erzählt Buchinger, der aus dem Burgenland kommt. Dort hat er mit einer Kamera, die auf übereinandergestapelten Büchern stand, seine ersten Videos gedreht, heimlich, als die Eltern aus dem Haus waren. Viel zu umständlich wäre das gewesen, denen zu erklären, was er da so macht im Internet: Für die Generation meiner Eltern ein bekanntlich sehr böser Ort, sagt er. Seine Großeltern verstehen bis heute nicht, was er da tut, Woche für Woche. Was soll er auch sagen? Ich habe eine Web-Serie, die sich mittlerweile 86.000 Fans regelmäßig anschauen. Buchinger ist Youtuber. Was das genau ist, das verstehen Leute über 40 schon kaum und nur dann ein wenig besser, wenn sie Teenager-Kinder haben, die sie nachts mit dem Smartphone im Bett erwischen und es dann heißt: Nur noch ein Buchinger-Video. Dann dreh’ ich ab. 86.000 Abonnenten also. Damit ist Buchinger vielleicht Österreichs bekanntester Youtuber. Das ist eine Lüge!, ruft er in diesem typischen Buchinger-Ton, den die Fans aus seinen mehr als 300 Videos bestens kennen, winkt ab und fuchtelt dazu mit seinem Zeigefinger. Gaming hätte ich machen sollen!, sagt er kokett, und man weiß sofort, das wäre nie sein Ding, genauso wenig wie die Fußballmannschaft in seiner Heimatgemeinde, lange Telefonate oder unhöfliche Menschen. Buchingers sogenannte Hasslisten sind Kult, aber das klingt bedrohlicher, als sie sind – nämlich mitunter auch Tipps in gutem Benehmen. Monetär betrachtet, hat er, was die Let’s-Play-Formate der Gamer (Leute, die Videogames spielen und kommentieren) betrifft, sicher recht. Die haben sogar in Österreich bis zu 300.000 Abonnenten (wie der Youtuber VeniCraft). Für alle Altmediennutzer: Es gibt drei Felder, Videogaming, Schminktipps und Comedy, in denen Youtuber, selbst Teens oder Twens, für ihre Zielgruppe, auch Teens oder Twens, Superstars sind, für den Rest der Welt aber unbekannt bleiben. Keine Ahnung, sagt Buchinger, was das über mich aussagt, wenn ich bei 14-Jährigen gut ankomme. Als Youtube-Komiker, der auf wundersame Weise ins Humorzentrum von Teenagern zielt, ist er kein Einzelfall. Während Erwachsene sich auf Youtube mithilfe von Tutorials höchstens einmal Nachhilfe holen, um die eigene Steuererklärung auszufüllen, Haare selbst zu färben oder Handydisplays auszutauschen, überzeugen die Youtube-Stars ihre jugendliche Zielgruppen dadurch, dass sie eben nicht perfekt sind, manchmal sogar dilettantisch, oft geradezu durchschnittlich. Nichts Weltbewegendes – genau das bietet das richtige Identifikationspotenzial. Kein Wunder, dass beim Plausch über sein Leben der Student Buchinger, er studiert English and American Studies – aber nicht als Lehrfach –, irgendwann den einen Satz sagt: Ich bin eh ganz normal, nur dass ich halt zwei Videos pro Woche mache. Die stellt er, für ihn ist das ein Studentenjob wie für andere Kellnern, immer dienstags und freitags auf Youtube und füttert damit brav einen Algorithmus, der im Netz die Kassen zum Klingeln bringen soll. Die ganze Sache lässt mittlerweile TV-Redaktionen alt ausschauen und ist obendrein ein gutes Geschäft. Wie gut genau? Es kommt darauf an, sagt Buchinger zurückhaltend. Sprich: Das mit den Einnahmen ist nicht immer vorhersehbar, aber okay. So viel Youtuber auch in die Videokameras quatschen, beim Reden übers Geld wird es stiller. Während die sogenannten Hauls der Schmink- und Stylingtipp-Mädchen, in denen sie ihre Einkäufe vorstellen, sowieso wie ein feuchter Traum der Werbewirtschaft sind, sind es bei Buchinger Werbungen, die vor seinen Videos eingeblendet werden, und auch Productplacements. Und weil er nicht immer weiß, wie viel er wofür verlangen kann, und weil immer wieder auch medienrechtliche Dinge abzuklären sind, ist er jetzt auch, wie viele andere Youtuber, bei einer Vermarktungsplattform unter Vertrag. Deswegen war Buchinger im vergangenen Halbjahr auch vier Monate in Berlin. Studio 71 haben unter anderen auch den erfolgreichsten deutschen Gamer und Youtuber Gronkh an Bord, checken Kooperationen – und schneiden natürlich bei den Einnahmen mit. Es ist ein komisches Geschäft: In einer Branche, in der man eine ganz schöne Schlampe sein muss, um schnell zu wachsen, ist gleichzeitig die eigene Glaubwürdigkeit das größte Kapital eines Youtubers. Du musst schon dahinterstehen, sagt Buchinger. Und obwohl er stets betont, dass er die Leute nur unterhalten und nicht belehren, dass er oberflächlich bleiben will, hat er eine Message. Sein Video Wenn Schwule das #sagen würden, was Heteros sagen gibt diese Richtung vor. Ein großes Outing-Video, sagt er gespielt dramatisch, kann er leider nicht mehr machen. Das Thema hat er schon mit 15 erledigt, bei seiner Mutter im Burgenland. Klickt man sich quer durch sein Youtube-Werk, könnte man dieses Medium auch als Selbstoptimierungsmaschine, als Rhetoriktraining begreifen, für einen wie Buchinger, der früher einmal so nervös war, dass er bei seinen Videos beim Reden immer ganz außer Atem kam. So gesehen ist es keine Überraschung, wenn er sagt: Es ist schon eine andere Art der Bestätigung, wenn man in einem anderen Medium unterkommt. So wie er als Kolumnist in der Miss. Denn: Auf Youtube kann jeder alles machen. Trotz Nischenstarruhms fühlen sich Youtuber oft als Underdogs und wollen weiter – ins Fernsehen, ins Kino oder eben Bücher schreiben, wie Michael Buchinger. Mal schauen, was die Zukunft bringt. Interessieren sich die Leute noch für mich, wenn ich 30 bin?, fragt sich der Youtube-Komiker ganz im Ernst und gibt sich selbst gleich die Antwort: Ich denke nicht. Doch bis es so weit ist, begrüßt er weiterhin seine Fans mit seinem legendären Hello friends, Michael Buchinger hier! und schwenkt dabei gern ein Weinglas in die Kamera. Das war schon Stein des Anstoßes, siehe Vorbildwirkung für Jugendliche und so. Aber ganz oft trinkt Buchinger auch Tee oder Saft aus dem Weinglas, erzählt er. Untertags, wenn das Licht zum Filmen am besten ist, schafft er keinen Alkohol. Michael Buchingers Internet ist vieles, aber sicher kein böser Ort.
0Web
Tiere wurden Anfang Februar beschlagnahmt. Vösendorf/Wien – Der Wiener Tierschutzverein (WTV) vergibt 1.200 Ziervögel, die Anfang Februar beschlagnahmt worden waren und sich seither in Quarantäne befanden. Die Wellensittiche, Kanarienvögel, Diamanttauben und Agaporniden können mittwochs bis sonntags jeweils von 13.30 bis 17.00 Uhr vom Tierschutzhaus in Vösendorf abgeholt werden. Die Vögel waren zusammengepfercht in einem nicht für einen solchen Transport ausgestatteten Pkw entdeckt worden, mit dem ein Händler von den Niederlanden nach Bulgarien unterwegs war. Als die Behörde nach mehreren Tagen den Weitertransport genehmigen wollte, mischte sich der WTV ein und kaufte die Ziervögel praktisch frei. Der WTV wies in diesem Zusammenhang auf die Tierhalteverordnung hin. Demnach ist für die nun angebotenen Arten zumindest paarweise Haltung Pflicht. Auch auf eine entsprechende Volierengröße ist zu achten. Für ein Paar Wellensittiche ist eine Mindestgröße von 80 mal 40 mal 60 Zentimetern Pflicht.
1Panorama
Regierungschef wurde von Jugendlichem während Wahlkampfauftritts offenbar nicht verletzt. Madrid – Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy ist im Wahlkampf von einem Jugendlichen angegriffen worden. Ein 17-Jähriger habe den Regierungschef in Pontevedra im Nordwesten des Landes mit der Faust ins Gesicht geschlagen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Efe am Mittwoch. Der Jugendliche habe anschließend auch auf einen Leibwächter eingeprügelt. Er sei von den Sicherheitskräften überwältigt und von der Polizei in Handschellen abgeführt worden. Eso no es una bofetada, es un puñetazo https://t.co/P9A39zqeuS Die Attacke ereignete sich auf einem Spaziergang, den Rajoy mit Parteifreunden in der Stadt unternahm, in der er einen großen Teil seiner Jugend verbracht hatte. Der Jugendliche hatte sich nach diesen Informationen dem Regierungschef genähert mit dem Vorwand, ein Selfie mit dem Ministerpräsidenten aufnehmen zu wollen. Der konservative Politiker schrieb nach dem Zwischenfall auf Twitter: Es geht mir gut. Ich mache mich auf den Weg zu einer Wahlkampfveranstaltung in La Coruna.
2International
Noch vor drei Jahren galt der Gouverneur New Jerseys als Favorit für die Wahl 2016, dann ließ ihn die Affäre um eine aus Rache gesperrte Autobahnzufahrt abstürzen. Dennoch erklärt er nun seine Kandidatur für das Weiße Haus. Vielleicht findet Chris Christie heimlich Gefallen daran, wenn man ihn mit Tony Soprano vergleicht, dem Protagonisten einer legendären TV-Serie. Der dirigierte zwar ein kriminelles Kartell, aber so wie ihn der schwergewichtige James Gandolfini spielte, stand er auch für Gefühle, Familiensinn und die Neigung, Dinge beim Namen zu nennen. Eben für New Jersey. Den Bundesstaat im Schatten New Yorks, den die Bewohner der Metropole gern belächeln und der umso trotziger seinen rustikalen Charme zelebriert. Christie, der einmal um die 180 Kilo auf die Waage brachte, bevor ihm Ärzte ein Band um den Magen legten, um die Nahrungszufuhr zu beschränken, hat daraus eine Zeile für seinen Wahlkampf gestrickt. Sag es, wie es ist. Der Gouverneur New Jerseys ist der 14. Kandidat, der sich in den Reihen der Republikaner fürs Weiße Haus bewirbt. In den Umfragen liegt er weit hinten – doch die Wahl ist noch weit entfernt. Christie, der bei jeder Gelegenheit von seiner sizilianischen Mutter erzählt, versteht sich aufs Streiten. Seine Schlagfertigkeit könnte Gegnern, allen voran dem behäbig wirkenden Jeb Bush, zu schaffen machen. Wenn Anfang August in Cleveland die erste TV-Debatte der Konservativen über die Bühne geht, wittert er seine Chance. Sein Team vergleicht ihn mit einem Rennfahrer, der wegen einer Panne früh zum Boxenstopp musste, nun aber kräftig aufs Gas steigt. Dabei ist es noch keine drei Jahre her, da galt er als Favorit für 2016. Der Wirbelsturm Sandy war mit verheerender Kraft über die Küste New Jerseys gezogen, aus Washington schwebte Barack Obama in der Rolle des Krisenmanagers ein, Christie fand lobende Worte für den Präsidenten. Wenige Tage vor der Wahl behandelten ihn manche Parteifreunde daraufhin wie einen Nestbeschmutzer, vom Normalverbraucher indes bekam er Applaus. Damals wie heute sehnt sich Amerika nach Politikern, die Brücken über Parteienschluchten schlagen. Christie stand davor, zum Zugpferd der konservativen Mitte zu werden. Im Herbst 2013 wurde er mit klarer Mehrheit im Amt bestätigt, ein Republikaner, der sich in dem traditionell den Demokraten zuneigenden Staat behaupten konnte. Es lief gut für ihn, bis ihn Bridgegate als verbissenen Machtmenschen dastehen ließ: Um einen Bürgermeister zu bestrafen, der nicht nach Christies Pfeife tanzte, löste dessen Stab einen Megastau aus. An einer Zufahrt zur George-Washington-Brücke, die New Jersey mit Manhattan verbindet und zu den meistbefahrenen des Landes zählt, wurden kurzerhand mehrere Fahrbahnen gesperrt. Aus Rachemotiven, wie bald herauskam. Obwohl man Christie persönlich nichts nachweisen konnte, blieb ein Nachgeschmack. Auch sein sorgsam gepflegtes Sanierer-Image hat mittlerweile Schaden genommen. Das Steueraufkommen New Jerseys hält nicht Schritt mit den Pensionsverpflichtungen, die der Staat eingegangen ist. Dabei hatte Christie einst damit geprahlt, das Problem gelöst zu haben. Auf hemdsärmelige Art hatte er sich mit der Lehrergewerkschaft angelegt, um Pädagogen die Pensionen zu kürzen. Die Konservativen feierten ihn dafür: Der Stratege Henry Kissinger erklärte in kleiner Runde, der Mann wisse zwar nichts über Außenpolitik, dafür besitze er Courage. Das lokale Wirtschaftswunder, das Christie versprach, lässt auf sich warten. Mister Klartext, sagen die Kritiker, verstehe sich nur aufs Sprücheklopfen.
2International
Der US-Konzern hatte jüngst erst seine Umsatzprognose gekappt. Bangalore/Berlin – Der US-Chiphersteller AMD ist im zweiten Quartal tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Unter dem Strich habe ein Verlust von 181 Millionen Dollar nach 36 Millionen Dollar im Vorjahresquartal gestanden, teilte der Intel -Rivale am Donnerstag nach Börsenschluss mit. Die Erlöse brachen um gut ein Drittel auf 942 Millionen Dollar ein. Hintergrund sei die anhaltende Schwäche im PC-Geschäft. AMD hatte jüngst erst seine Umsatzprognose gekappt. Der Konzern steht wegen seines schwachen Geschäfts mit PCs und Grafikkarten sowie der starken Konkurrenz von Intel schon länger unter Druck. AMD reagierte unter anderem mit einem Stellenabbau und konzentrierte sich auf Spielekonsolen sowie stromsparende Server. Intel selbst hatte am Mittwoch Geschäftszahlen vorgelegt. Der weltgrößte Chiphersteller konnte dabei einen Teil des Rückgangs in der PC-Sparte durch das Geschäft mit Datenzentren auffangen.
3Wirtschaft
Die Politologin Claudia Simons sieht eine explosive Gemengelage vor den Wahlen in Burundi. Das ostafrikanische Burundi befindet sich in einer schweren politischen Krise. Der Grund: Präsident Pierre Nkurunziza will nicht von der Macht lassen und sich eine dritte Amtszeit sichern. Die Opposition sieht darin einen Verfassungsbruch, Nkurunziza hat den Verfassungsgerichtshof auf seiner Seite. Demonstrationen im April wurden brutal niedergeschlagen, ein Putschversuch im Mai misslang. Seither kommt es immer wieder zu Gewalt zwischen Streitkräften und Rebellen, in der Nacht auf Dienstag wurden zwei Menschen getötet. Mehr als 140.000 Menschen sind auf der Flucht. Nun stehen die Präsidentschaftswahlen nach mehreren Verschiebungen vor der Tür. Claudia Simons, Berliner Forscherin mit Burundi-Expertise, warnt davor, dass die Lage eskalieren könnte. Einen neuen Bürgerkrieg befürchtet sie allerdings nicht. STANDARD: Die Präsidentschaftswahlen in Burundi sollen nach Verschiebungen nun am 21. Juli stattfinden. Erst vor wenigen Tagen haben Streitkräfte bei Kämpfen an der Grenze zu Ruanda 31 Rebellen getötet und weitere 171 Aufständische festgenommen. Wie fragil ist die Lage kurz vor der Wahl? Simons: Die Lage ist momentan sehr fragil. Es ist nicht auszuschließen, dass es zu einem erneuten Putschversuch kommt. Es gibt allerdings viele Ungereimtheiten, was die Lage im Norden betrifft. Es existieren viele Akteure und verschiedene Interessen: Auf der einen Seite gibt es die damaligen Putschisten, die jetzt in Kenia sind und von dort angedroht haben wiederzukommen. Dann sind da noch die Milizen der Regierungspartei und Teile der Armee, die weiterhin eher auf der Seite der damalige Putschisten stehen. Außerdem haben wir auch jede Menge Kleinwaffen im Land, ein Faktor, der nicht zu missachten ist. Die Gemengelage ist also eine durchaus explosive. Das muss aber nicht heißen, dass gleich ein neuer Bürgerkrieg ausbricht. STANDARD: Wie verlaufen die ethnischen Bruchlinien? Simons: Man muss immer wieder betonen: Es handelt sich heute nicht um die gleichen Konfliktparteien wie im Bürgerkrieg (1993 bis 2005, Anm.). Sowohl der Putschversuch im Mai als auch die Demonstrationen davor waren multiethnisch, also in beiden Fällen waren Hutus und Tutsis beteiligt. Die Regierung versucht den aktuellen Konflikt als Tutsi-Komplott darzustellen, schafft es aber bisher nicht, die Gegenseite zu spalten. STANDARD: Präsident Pierre Nkurunziza drängt auf Wahlen, um auch noch für eine dritte Amtszeit an der Macht zu bleiben. Simons: Der Zugang zu politischer Macht bedeutet in Afrika zugleich den Zugang zu ökonomischen Ressourcen. Deswegen ist die politische Lage in vielen afrikanischen Ländern rund um Wahlen immer besonders fragil. Wenn Nkurunziza jetzt abtreten muss, dann ist er als Person nicht mehr sicher. Und damit meine ich nicht, dass er juristische Maßnahmen befürchten muss, damit meine ich tatsächlich seine Person. Wenn er das Präsidentenamt abgibt, dann verliert er nicht nur seine Macht, sondern alles. Das betrifft nicht nur ihn, sondern alle, die hinter ihm stehen. STANDARD: Er beharrt darauf, dass eine dritte Amtszeit rechtens ist. Simons: Formal hätte er ja bereits eine legale Basis, auf der er seine dritte Amtszeit angehen könnte. Er hat das Verfassungsgericht angerufen, das die Verfassung zwar unter enormem Druck, aber in seinem Sinne interpretiert hat. Die Krise, die wir heute sehen, geht innerhalb der formalrechtlichen Institutionen vonstatten, daran hat die Regierung ein großes Interesse. Unter massivem Aufwand werden nun Wahlen organisiert. Dass die Opposition die letzten Wahlen blockiert hat, nimmt Nkurunziza als Argument, dass er im Gegensatz zur Opposition demokratisch legitimiert ist. In dem Sinne halte ich es auch für einen Fehler, dass die UN ihre Wahlbeobachter bei den Parlamentswahlen nicht – wie die EU – abgezogen hat. Das gibt den Wahlen eine – in Nkurunzizas Augen – internationale Legitimation. Man muss sich die Frage stellen, wie viel können formale Institutionen wie ein Parlament oder eine Verfassung tatsächlich ausrichten und wie viel hängt mit der Manipulation dieser Institutionen zusammen. STANDARD: Was ist überhaupt von der Opposition zu erwarten? Simons: Man darf nicht den Fehler begehen und die Oppositionsparteien alle als Helden der Revolution sehen. Die haben teilweise auch sehr problematische Geschichten und sind auch keine Garanten für eine friedliche Zukunft. Beispielsweise ist eine der stärksten Oppositionsparteien selbst aus einer Rebellion heraus entstanden und hat teilweise eine sehr radikale Vorstellung von Politik. Aber die Demonstrationen haben gezeigt, dass die Bevölkerung einen Wandel will, und sei es nur innerhalb der Regierungspartei CNDD-FDD (Conseil national pour la défense de la démocratie – Forces de défense de la démocratie, Anm.), also eine andere Person innerhalb der Regierungspartei. STANDARD: Gibt es überhaupt Alternativen innerhalb der Partei? Simons: Die Crux an der ganzen Geschichte ist ja, dass der amtierende Präsident zwar seinen Legitimität in den letzten Monaten komplett verspielt hat, aber in den letzten Jahren eine hohe Popularität hatte und in seiner Partei als Lichtgestalt galt. STANDARD: Welche Auswirkungen hat die Krise in Burundi auf die Region? Simons: Massive Auswirkungen in Form von Flüchtlingsströmen nach Ruanda und Tansania. Das ist schon deshalb ein Faktor, weil die allermeisten Rebellengruppen der letzten Jahre immer aus dem Exil heraus gegründet wurden. Es kommt auch immer stärker zu diplomatischen Reibungen, zum Beispiel zwischen Ruanda und Burundi. Aktuell geht es um die Unruhen im Norden: Burundi behauptet, dass das Rebellen seien, die in Ruanda trainiert wurden. Das dementiert Ruanda. Die partnerschaftlichen Beziehungen, die in den letzten Jahren geführt wurden, die bröckeln. Die Präsidenten der Region sind sich sehr uneinig, wie sie mit der Krise umgehen sollen, das hat Auswirkungen auf die Kohäsion der East African Community. STANDARD: Könnte es weitere Demonstrationen geben? Simons: Die Demonstrationen sind aufgrund der massiven Repressionen abgeebbt. Zahlreiche Menschen sind ins Exil gegangen. Auf dem Land ist die Informationslage extrem dünn, die Bevölkerung hört nur die Regierungspropaganda. Jeder kennt jeden hier, und die Kontrolle ist allumfassend. Demonstration und Aufstände werden sofort im Keim erstickt. Wenn es also zu einer erneuten Rebellion kommen sollte, dann wird diese in Kongo oder Ruanda geplant.
2International
Auch andere Flughäfen sind betroffen, Touristen sitzen fest. Denpasar (Bali) – Aschewolken eines Vulkans haben auf der indonesischen Urlaubsinsel Bali erneut für ein Reisechaos gesorgt. Am Mittwoch wurden zahlreiche Flüge gestrichen, viele Touristen aus dem In- und Ausland saßen fest. Das Verkehrsministerium teilte mit, der internationale Flughafen der Insel bleibe bis auf Weiteres geschlossen. Wegen der Asche des 140 Kilometer von Bali entfernten Vulkans Raung auf der Insel Java wurden dort auch zwei kleinere Inlandsflughäfen geschlossen. Der für die Regierung tätige Vulkanologe Gede Suantika erklärte, Raung schleudere die Aschewolken bis in eine Höhe von 3.000 Metern. Der Wind treibe die für Flugzeugtriebwerke gefährliche Asche in südöstlicher Richtung bis nach Bali. Aschewolken aus dem Vulkan hatten im Juli bereits mehrfach den Flugverkehr behindert.
1Panorama
Bruckneudorf fühlt sich vom Innen- und Verteidigungsministerium überfahren und geht demonstrieren. Das Land verspricht "volle Unterstützung" im Widerstand. Eisenstadt – Nimmt man zum Was des Gesagten das Wie, die Körpersprache, dann hat der rote burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl am Montag der schwarzen Innenministerin Johanna Mikl-Leitner ausgerichtet, sie möge sich warm anziehen. Und über diese Bande empfahl er Nämliches auch dem Verteidigungsminister, Parteifreund Gerald Klug, über den er sich schon wundern müsse. Der Plan, mittels Durchgriffsrecht auf dem Kasernengelände in Bruckneudorf (Niessl: Ein Schießplatz für die ganze Ostregion.) ein Containerdorf für etwa 400 Flüchtlinge einzurichten, werde auf den Widerstand auch und gerade des Landes stoßen. Wir prüfen da auch rechtliche Fragen: Ob der Bund nicht gegen Verfassungsbestimmungen verstoßen habe. Bruckneudorf, so SP-Bürgermeister Gerhard Dreiszker, beherberge bereits 20 Flüchtlinge, ein Projekt für weitere Unterkünfte für 30 bis 35 Menschen sei akkordiert mit dem Innenministerium, praktisch fertig. Am vergangenen Donnerstag habe er erst aus den Medien vom Großquartier erfahren. Wir haben immer betont, wir wollen helfen, aber wir sagen Nein zu einem Massenlager. Dort nämlich würden die Menschen interniert, nicht integriert. Das wolle und lebe Bruckneudorf. Der Verteidigungsminister, erzählt der Bürgermeister, habe ihn bereits angerufen und zugesichert, eine Lösung im Sinne der Gemeinde anzustreben. Das könne freilich nur ein Rückzieher sein. Bruckneudorf, so Dreiszker, gehe es nicht ums Erbsenzählen. Ob es am Ende 50 oder 55 Menschen sind, ist uns wurscht. Es gehe darum, die Integrationsfähigkeit der 3.000-Einwohner-Gemeinde nicht überzustrapazieren. Mit einer solchen Aktion wird aber die Akzeptanz von Hilfesuchenden und die bisher gezeigte Hilfsbereitschaft wirklich auf die Probe gestellt. Auch aktive Helfer würden deshalb demonstrieren gehen: am vergangenen Donnerstag, am Montagabend, am darauffolgenden Mittwoch und am Freitag. Ausdrücklich, so der Bürgermeister, verbitten wir uns aber die Teilnahme von Links- und Rechtsradikalen. Die brauchen wir nicht. Den Landeshauptmann allerdings schon. Und der verspricht gewissermaßen vollen Körpereinsatz. Wenn es sein muss, auch gegen den Parteifreund Klug (Der ist nicht voll informiert). Der Innenministerin (Da ist Parteipolitik im Spiel) wirft er einen Fehdehandschuh hin. Eberau! Das geplante Erstaufnahmezentrum ist auch nicht gekommen. Ob Mikl-Leitner die zweite schwarze Innenministerin nach Maria Fekter sein könnte, die sich am Burgenland die Zähne ausbeißt? Niessl kampfeslustig: Ja! (Wolfgang Weisgram, 30.11.2015)
1Panorama
36 Millionen Euro teurer Streifen erzählt Kindheit des Propheten. Teheran/Montreal – Es ist der teuerste iranische Film aller Zeiten: Mohammed, der in 171 Minuten die Kindheit des islamischen Propheten Mohammed erzählt, ist in 140 Kinos im Iran angelaufen. Der Streifen von Regisseur Majid Majidi kostete umgerechnet 36 Millionen Euro und wurde teilweise von der iranischen Regierung finanziert. Beim Filmfestival im kanadischen Montreal, wo Mohammed am Donnerstagabend seine internationale Premiere feierte, wurde Majidi deshalb von rund 50 Demonstranten des Verrats bezichtigt. Für die Dreharbeiten ließ Majidi südlich von Teheran das historische Mekka nachbauen. Er arbeitete unter anderem mit dem italienischen Kameramann und dreifachen Oscar-Preisträger Vittorio Storaro zusammen. Die Filmmusik hat der indische Komponist Allah Rakha Rahman geschrieben, der für die Musik zum Erfolgsstreifen Slumdog Millionär ebenfalls mit zwei Oscars ausgezeichnet wurde. Er habe sich vor den Dreharbeiten von schiitischen und sunnitischen Historikern beraten lassen, sagte Majidi in Montreal. Weil vor allem sunnitische Muslime die bildliche Darstellung des Propheten als beleidigend empfinden, ist Mohammeds Gesicht in dem Film nie zu sehen. In sunnitischen Ländern gab es trotzdem scharfe Kritik. Majidi, der in einer Trilogie auch noch die weitere Lebensgeschichte des Propheten verfilmen möchte, will mit dem Film auch das Bild des Islam zurechtrücken, wie er in Montreal sagte. Leider werde der Islam heute oft als radikale, fanatische und gewalttätige Religion wahrgenommen. Mit den barbarischen Terrorakten, die Terrorgruppen unter dem Deckmantel der Religion begingen, habe der Islam aber nichts zu tun. Der Islam ist eine Religion des Friedens, der Freundschaft und der Liebe, sagte der Regisseur.
8Kultur
Am 12. Juni wäre der Dichter 94 Jahre alt geworden. Ihm zu Ehren feiert das Literaturhaus Salzburg ein Fest mit seinen Texten. Salzburg - Hans Carl Artmann wurde 1921 in der Wiener Vorstadt Breitensee geboren und machte ab 1950 mit ersten Publikationen und Auftritten von sich reden. Schon damals galt der Hauptschulabsolvent als Sprachtalent, dem es gefiel, mit dem Wiener Dialekt zu arbeiten. Um ihn herum entstand die Wiener Gruppe. Artmann, der Weltbürger, lebte u. a. in Schweden, Berlin und Graz, bevor er 1972 nach Salzburg zog. 23 Jahre wohnte er hier: zuerst in der Augustinergasse, dann in der Nähe des Flughafens, wo er u. a. jungen Rockmusikern (etwa Ronnie Urini, der auch ein Artmann-Gedicht vertont hat) Proberäume zur Verfügung stellte. Am 12. Juni wäre Artmann 94 Jahre alt geworden. 1991 hatte er das Literaturhaus mit einer Lesung eröffnet, die hauseigene Bar heißt h. c. café. Im Mai 2003 wurde der Platz vor dem Literaturhaus nach ihm benannt, heute erfolgt mit einem großen Fest die offizielle Einweihung, Ehrengast ist seine Witwe, die Autorin Rosa Pock. Jochen Jung erinnert sich an Begegnungen, die Autorinnen Margarita Fuchs, Brita Steinwendtner und Gerlinde Weinmüller lesen Texte mit Artmann-Bezug. Christoph Mauz rezitiert Dialekt- und Kindergedichte des vielseitigen Dichters, für den zum Literaturkanon auch Groschenhefte und Comics gehörten, die er sich als Liebhaber von Trivialgenres souverän aneignete und in eigenständigen Texten parodistisch weiterverarbeitete. Einen Querschnitt durch das Gesamtschaffen trägt Theatermacher Reinhold Tritscher vor, Fritz Moßhammer klärt über die musikalischen Aspekte auf. Weitere Artmann-Texte rezitiert Ernst Jani, und abends präsentiert die Literaturzeitschrift erostepost ihre 50. Ausgabe mit einer Lesung von Kathrin Röggla. Mit Bücherflohmarkt.
8Kultur
Howe Gelb und seine langjährige Combo befinden sich auf Abschiedstournee. Am Donnerstag beehren sie das Cinema Paradiso in St. Pölten. St. Pölten – Wo Giant Sand draufsteht, steckt Howe Gelb drin. Und der ist bekanntlich immer für eine Überraschung gut. Der jüngste Haken des in Tucson, Arizona, beheimateten Musikers: Nachdem er hierzulande erst vor wenigen Wochen als Solokünstler zu erleben war, will er nun just jene Combo zur Ruhe betten, die ihm seit gut 30 Jahren in wechselnden Besetzungen als Plattform für seine lakonischen Americana-Mischungen dient. Bevor es so weit ist, dreht Gelb mit Giant Sand aber noch eine Abschiedsrunde, die ihn am Donnerstag auch ins Cinema Paradiso in St. Pölten führt. In guter Tradition bietet er zweien seiner Mitspieler die Gelegenheit, als Support Act für ein eigenes Projekt Stimmung zu machen: Brian Lopez und Gabriel Sullivan haben vor kurzem mit ihrer Band Xixa das feine Album Bloodline veröffentlicht. Zwar wurde Gelb, Stichwort Calexico, von einigen seiner einstigen Weggefährten in kommerzieller Hinsicht längst überflügelt. Dank seiner schwer zu unterdrückenden Exzentrik ist er aber auch der spannendere jener Musikanten geblieben, denen das wenig geliebte Label Desert Rock umgehängt wurde. Nachzuhören auch auf Heartbreak Pass, dem im vergangenen Jahr veröffentlichten, sympathisch unprätentiösen Jubiläumsalbum von Giant Sand. Für die Zeit nach Giant Sand hat Gelb in Anspielung an seine jüngste, vor allem am Klavier absolvierte Solotournee Plunk Rock samt selbst verfassten Standards in Aussicht gestellt. Wie bei allen Ankündigungen Gelbs empfiehlt sich eine gehörige Prise Salz. Wobei das Label, unter dem sich der Mann auf seine musikalischen Exkursionen begibt, letztlich egal ist. Und ja, ein Konzertbesuch empfiehlt sich in jedem Fall, wenn Gelb und Giant Sand in den imaginierten Sonnenuntergang reiten.
8Kultur
Murray nun auf Platz zwei der Weltrangliste hinter Djokovic. Montreal – Mit seinem ersten Sieg über Novak Djokovic seit über zwei Jahren hat Andy Murray am Sonntag den Titel beim Rogers Cup in Montreal geholt. Der 28-jährige Schotte beendete mit dem 6:4, 4:6, 6:3-Finalerfolg über den eine Woche jüngeren Djokovic dessen 30 Matches anhaltende Siegesserie bei Masters-1000-Turnieren. Außerdem verhinderte er den 25. Titel des Serben auf diesem Level. Murray, der nach acht Niederlagen en suite gegen Djokovic wieder ein Siegerlächeln zeigen konnte, widmete den Erfolg später seiner Trainerin. Amelie Mauresmo war aus verständlichen Gründen nicht vor Ort: Die frühere Weltklasse-Spielerin brachte am gleichen Tag ihr erstes Kind, einen Sohn, zur Welt. Ich bin nicht sicher, ob sie aufgeblieben ist, um uns zuzusehen, aber Amelie, dieser Sieg ist für dich, sagte der nun wieder auf Weltranglisten-Platz zwei vorgestoßene Murray. Guter Verlierer Andy hat heute verdient gewonnen, zeigte sich Djokovic nach seiner erst vierten Niederlage in diesem Jahr wie immer sportlich fair. Den Unterschied hätten, so der Serbe, die unterschiedlichen Aufschlagleistungen der beiden ausgemacht. Er selbst habe in den ersten eineinhalb Sätzen nicht gut serviert. Aber das soll seinen Sieg nicht schmälern. Fast immer wenn er es musste, hat er sehr, sehr gut serviert. Murray und Djokovic kennen einander seit sie Kinder waren, waren auf denselben Trainingscamps und haben schon bei Nachwuchs-Events gegeneinander gespielt. Nach dem beinharten, exakt drei Stunden währenden Fight umarmten sich die Kontrahenten am Netz. Nach einem Match, bei dem auf dem Platz Temperaturen bis zu 40 Grad erreicht wurden. Jeder möchte, dass Novak und ich uns nicht mögen und Leute versuchen, Unruhe zwischen uns zu stiften, sagte Murray. Allerdings sei es unmöglich, extrem eng befreundet zu sein. Wenn wir diese Art von Matches spielen, ist das mental und körperlich extrem herausfordernd. Gegen Djokovic zu gewinnen sei sehr schwierig. Nicht nur weil wir uns gut verstehen, auch weil er verdammt gut ist. Murray ist für die in zwei Wochen beginnenden US Open jedenfalls gut in Schuss. Nach München, Madrid und dem Queens Club war Montreal schon sein vierter Titel. Bei den US Open hat der aktuelle Wien-Sieger vor drei Jahren bisher einmal triumphiert.
4Sport
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt verschärft sich trotz etwas anziehender Konjunktur. Vor allem der Bau bremst das Wachstum. Wien – Die von den Schwellenländern ausgehende Abschwächung des globalen Wachstums und eine Delle bei den inländischen Investitionen bremsen den Aufschwung. Das Institut für Höhere Studien (IHS) rechnet im kommenden Jahr nur noch mit einem Plus von 1,6 Prozent, nachdem im Juni noch eine Verbesserung von 1,8 Prozent prognostiziert worden ist. Das Wifo, das bis dato deutlich pessimistischer war als die IHS-Kollegen, hat seine Erwartung um 0,1 Prozentpunkte auf 1,4 Prozent 2016 angehoben. Gebremst wird die Konjunktur vor allem vom Bau. Die Schwäche ist laut IHS maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Investitionen in Österreich heuer zum dritten Mal in Folge schrumpfen. Auch der Konsum entwickelt sich mäßig. Die großen Hoffnungen ruhen nun auf einer Belebung der privaten Verbrauchsausgaben wegen der Entlastung im Zuge der 2016 wirksam werdenden Steuerreform. Doch selbst wenn dieser Wunsch wahr werden sollte, ändert das nichts an der steigenden Arbeitslosigkeit. Das IHS rechnet nach einem Anstieg von 8,4 Prozent im Vorjahr auf 9,2 Prozent im laufenden Jahr mit einer neuerlichen leichten Verschlechterung auf 9,3 Prozent 2016 (nationale Berechnung). Die Zunahme der Beschäftigung (0,8 Prozent) ist nicht ausreichend, um das schneller steigende Arbeitskräfteangebot zu absorbieren, heißt es in der Prognose. Das Wifo geht sogar von einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf 9,7 Prozent im kommenden Jahr aus.
3Wirtschaft
Der ebenso schwer gestürzte Reichelt kam mit einer Knieprellung relativ glimpflich davon. Den Sieg in der grenzwertigen Abfahrt holte sich der Italiener Fill vor den Schweizern Feuz und Janka. Rennen nach 30 Läufern abgebrochen. Kitzbühel – Die berühmt-berüchtigte Abfahrt auf der Streif wurde am Samstag wieder einmal ihrem Ruf gerecht. Bei diffusen Lichtverhältnissen mit schlechter Bodensicht stürzten der norwegische Weltcupspitzenreiter Aksel Lund Svindal und die beiden ÖSV-Läufer Hannes Reichelt und Georg Streitberger schwer. Für den im Gesamtweltcup führenden Svindal ist die Saison damit ebenso vorzeitig beendet wie für Streitberger. Der Norweger zog sich einen Riss des vorderen Kreuzbandes und des Meniskus im rechten Knie zu. Der Salzburger erlitt einen Riss des vorderen Kreuzbandes sowie einen Riss des Außenmeniskus im rechten Knie. Reichelt kam mit einer Knieprellung relativ glimpflich davon. Den Sieg vor 45.000 Zuschauern holte sich der Italiener Peter Fill in 1:52.37 Minuten vor den Schweizern Beat Feuz (+0,37) und Carlo Janka (0,65). Bester Österreicher war Vincent Kriechmayr als Siebenter (1,26). Otmar Striedinger wurde Zehnter (1,46), Romed Baumann Zwölfter (1,71). Klaus Kröll schied mit Torfehler aus. Das Rennen wurde nach 30 Läufern abgebrochen, nur 24 kamen in die Wertung. Streitberger sorgte dafür, dass die schwarze Serie im ÖSV-Speed-Team prolongiert wurde. Er verlor bei einer Kompression am Hausberg die Kontrolle über seine Skier und krachte wild in die Netze, er wurde mit dem Hubschrauber abtransportiert. Im ersten Training am Dienstag erwischte es schon Max Franz, im Abschlusstraining am Donnerstag Florian Scheiber. Damit sind bereits acht ÖSV-Speedpiloten schwerer verletzt. Es war beinahe mucksmäuschenstill im Zielraum, als dann auch noch Hannes Reichelt dieselbe Stelle nicht meistern konnte, ausgehebelt wurde und erst mit der rechten Körperseite, dann mit dem Kopf aufschlug und in der Folge mit großer Wucht in die Netze flog. Wenig später war er wieder auf den Beinen, wurde aber dennoch mit dem Hubschrauber abtransportiert, weil er über Kopfschmerzen klagte. Wenig später mutierte an selber Stelle auch der Saisondominator in den Speeddisziplinen zum Passagier, als er durch die plötzlich wirkenden Kräfte ausgehoben wurde und nach einem Überschlag erst in den Fangzäunen gestoppt wurde. Svindal konnte die Unfallstelle selbst verlassen, allerdings blutete seine Nase. Später dann wurde die folgenschwere Verletzung diagnostiziert. Peter Schröcksnadel regte nach den Stürzen einen sofortigen Abbruch an und telefonierte deshalb mit FIS-Renndirektor Markus Waldner. Es ist eine kritische Situation, sagte der ÖSV-Präsident. Ich bin dafür, dass man die Piste unruhig macht, aber dann muss die Geschwindigkeit reduziert werden, gerade wenn die Sicht schlecht ist, weil sonst wird es sehr gefährlich. Das Rennen wurde jedoch fortgesetzt und erst später abgebrochen. Es ist eine zache Abfahrt, man muss alles riskieren. Ich hatte auch Probleme, habe es aber geschafft, sagte Fill nach dem wilden Ritt, der ihm seinen zweiten Weltcupsieg bescherte. Feuz fuhr erst seine zweite Abfahrt nach Wengen und nach seinem Achillessehnen-Einriss im September. Kitzbühel ist so brutal. Ich war heilfroh, als ich im Ziel war, sagte der Schweizer. Heute war es extrem, sagte Janka. Kriechmayr war unter den Umständen zufrieden. Es ist natürlich schwer, wenn du Teamkollegen stürzen siehst, sagte der beste ÖSV-Läufer. Zum bereits dritten Mal in Folge konnte nicht auf der Originalstrecke abgefahren werden. Wegen Schneefalls und starken Windes am Berg wurde der Start zweimal verschoben. Kurz vor Mittag hörte der Schneefall auf, kurz zeigte sich sogar die Sonne und so konnte das Rennen mit einer Verspätung von einer Stunde gestartet werden. Wegen der anhaltenden Böen wurde das Rennen allerdings um rund 150 Meter verkürzt und zu Ersatzstart I nach unten verlegt, wodurch die Läufer zu Beginn geradewegs auf die Mausefalle zusteuerten. So konnten weite Sprünge mit unangenehmen Turbulenzen ausgeschlossen werden. Seit 2013 konnte nicht mehr von ganz oben gestartet werden, damals gewann der Italiener Dominik Paris. 2014 siegte Reichelt auf ebenfalls verkürzter Strecke und 2015 gewann der Norweger Kjetil Jansrud die bisher kürzeste Abfahrt aller Zeiten auf der Streif mit Start beim Seidlalmsprung. Für ein Hoppala ohne Folgen sorgte mit Startnummer eins Striedinger, er stürzte nach einem Verschneider, der einen Spagat zur Folge hatte, mit dem Rücken voraus ins Ziel. Passiert ist ihm dabei nichts. Der Airbag hat sich bezahlt gemacht, sagte er später. Am Sonntag steigt der Slalom (10:30/13:30) am Ganslernhang. Die Wetterprognosen könnten besser, aber auch schlechter sein.
4Sport
"Hass auf die FPÖ ist noch kein Programm", sagt der freiheitliche Spitzenkandidat für die Wien-Wahl. Wien – FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der auch als Spitzenkandidat für die Wien-Wahl im Oktober fungiert, ortet in Wahlkampfattacken seitens anderer Fraktionen einen Beleg für die eigene Bedeutung. Wenn andere Parteien nur mehr Hass gegen die FPÖ äußern, zeigt das, welches Gewicht wir haben, sagte der Bundesparteiobmann in einer Pressekonferenz am Dienstag. Je heftiger wir angegriffen werden, desto mehr sehen die Menschen, dass unser Weg der richtige ist, schlussfolgerte Strache weiter. Auch Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) richtete er bei der Gelegenheit mit Verweis auf das rote Blaubuch aus: Hass auf die FPÖ ist noch kein Programm. Was das freiheitliche Wahlprogramm anbelangt, will Strache demnach nicht nur Verfehlungen von Rot-Grün, sondern darüber hinaus Lösungsvorschläge für diverse Probleme von Arbeitslosigkeit bis Schuldenanstieg aufzeigen. Mit Blick auf den Urnengang am 11. Oktober zeigte sich der FPÖ-Chef erneut optimistisch, dass die Blauen womöglich gar stärkste Kraft werden könnten.
5Inland
Tempel von Baal Schamin mit großer Menge Sprengstoff zerstört – Unesco bezeichnet Sprengung als Kriegsverbrechen. Damaskus – Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat einen bedeutenden Tempel in der von ihr besetzten syrischen Oasenstadt Palmyra gesprengt. Der Tempel von Baal Schamin sei mit einer großen Menge Sprengstoff in die Luft gejagt worden, sagte der Direktor der syrischen Antikensammlungen, Maamun Abdulkarim, am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte die Zerstörung des Tempels. Das Gebäude sei in großen Teilen zerstört, sagte Abdulkarim. Bei der Explosion sei die sogenannte Cella des Tempels, ihr innerster heiliger Bereich, zerstört worden. Die umgebenden Säulen seien eingestürzt. Unsere schlimmsten Befürchtungen erfüllen sich gerade, sagte Abdulkarim. Die Weltkulturerbeorganisation der Vereinten Nationen (Unesco) stufte die Sprengung als Kriegsverbrechen ein. Diese Zerstörung ist ein neues Kriegsverbrechen sowie ein riesiger Verlust für das syrische Volk und die Menschheit, sagte Unesco-Chefin Irina Bokova am Montag. Die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden, bekräftigte sie. Seit der IS im Mai Palmyra eroberte, gibt es große Sorge um die zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden antiken Schätze der Stadt. Mehrere Mausoleen und Skulpturen wurden Medienberichten zufolge bereits zerstört und die größeren Ruinen vermint. Die Jihadisten betrachten die Ausstellung von Statuen und die Verehrung von Mausoleen als Götzendienst. Das auch als Perle der Wüste berühmte Palmyra liegt etwa 210 Kilometer nordöstlich der syrischen Hauptstadt Damaskus. Namentlich erwähnt wurde die Siedlung bereits im 19. Jahrhundert vor Christus als Oase, an der die von der Seidenstraße über die Golfregion in den Mittelmeerraum ziehenden Karawanen Rast machten. Seine volle Blüte erreichte Palmyra in der römischen Zeit, etwa im ersten vorchristlichen Jahrhundert. Der vom IS zerstörte Tempel des Baal Schamin wurde im Jahr 17 errichtet. Unter dem römischen Kaiser Hadrian wurde er im Jahr 130 erweitert. Abdulkarim berichtete am Sonntag auch von weiteren Zerstörungen, die der IS in der antiken Stadt anrichtete. Im Juli sei die berühmte Löwenstatue von Athena zerstört worden. Ein Museum sei in ein Gefängnis mit Gerichtssaal umgewandelt worden. Im antiken Theater seien Hinrichtungen vollzogen worden, sagte der Direktor der syrischen Antikensammlungen. International für Entsetzen sorgte in der vergangenen Woche die grausame Hinrichtung des früheren Chefarchäologen von Palmyra, Khaleed al-Assaad. Der 82-Jährige wurde enthauptet, sein Leichnam in den Ruinen von Palmyra aufgehängt. Nach Angaben eines seiner Söhne wurde die Leiche anschließend von IS-Kämpfern zerstückelt.
2International
Historiker und Dendrochronologe glauben: Das Klima dürfte ein wichtiger Grund gewesen sein. Princeton/Wien – Im 13. Jahrhundert beherrschten die Mongolen das größte zusammenhängende Landimperium aller Zeiten. Nach dem Tod von Dschingis Khan dauerte es einige Jahre, ehe sich die Mongolen an die Eroberung westlicher Länder machten. 1237 wurde Russland unterworfen, 1240 Polen, 1241 kam es zur legendären Schlacht von Liegnitz, in der sich der deutsche Herzog Heinrich II. von Schlesien mit ein paar Tausend Männern dem übermächtigen Feind entgegenstellte. Die Schlacht endete für die Deutschen mit einem Fiasko, doch der Blutzoll war auch unter den Mongolen so groß, dass sie von einem weiteren Vormarsch absahen. So lautet zumindest die offizielle Version. Womöglich spielten noch ganz andere Faktoren eine entscheidende Rolle beim Rückzug der Mongolen aus Mitteleuropa, behaupten Nicola Di Cosmo (Princeton University) und Ulf Büntgen (Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft in der Schweiz). Der Historiker Di Cosmo und der Dendrochronologe Büntgen haben das Wetter zwischen 1230 und 1250 sowohl aufgrund von historischen Quellen als auch von Baumringen rekonstruiert. Wie sie im Fachblatt Scientific Reports berichten, folgten auf warme und trockene Sommer von 1238 bis 1241 nasskalte Bedingungen ab 1242. Damals dürften erhebliche Niederschläge die ungarische Ebene zum Sumpf gemacht haben, die Pferde der Mongolen hatten weniger zu fressen. Dadurch büßten die berittenen Truppen an Kampfkraft ein. Zudem dürften Plünderungen und Entvölkerung zu Hungersnöten geführt haben, was die Mongolen zusätzlich zum Abzug motiviert haben dürfte. Die Forscher halten ihre Fallstudie für ein Beispiel dafür, wie ein Klimawandel entscheidenden Einfluss auf vormoderne Entwicklungen hatte.
7Wissenschaft
Große US-Marken legen deutlicher zu. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
3Wirtschaft
Finanzvermögen der Österreicher 2015 um 10,6 Mrd. gestiegen – Realer Einkommensverlust der Österreicher verhinderte stärkeres Wachstum. Wien – Die Österreicher legten im Vorjahr 10,6 Mrd. Euro zusätzlich auf die hohe Kante. Durch Bewertungseffekte stieg das Finanzvermögen nur um 2,2 Mrd. Euro. Das Finanzvermögen wuchs über das Jahr auf 600 Mrd. Euro. Das bedeutet ein Plus von 2,2 Prozent zum Jahr davor, teilte die Nationalbank am Mittwoch mit. Der reale Einkommensverlust von 0,6 Prozent habe größere Zuflüsse ins Finanzvermögen vereitelt. Rund jeder fünfte Euro des Finanzvermögens ist als Bargeld oder täglich fällige Einlage jederzeit verfügbar. Da der Zinsunterschied zwischen täglich fälligem Geld und gebundenen Einlagen schrumpft, schichten die Österreicher zunehmend in laufend Verfügbares um: Eine Milliarde floss in Bargeld, 13,7 Milliarden in täglich fällige Einlagen, rechnet die OeNB vor. Zugleich gingen die Einlagen mit Bindungsfrist um über 7,2 Mrd. Euro zurück. Abgesehen davon kam es zu einer Umschichtung von Bankanleihen in Investmentzertifikate. Rund 127 Mrd. Euro (21 Prozent) des Finanzvermögens bestanden aus Bargeld bzw. täglich fälligen Einlagen. Damit könnten rund 70 Prozent der Konsumausgaben des Jahres 2015 finanziert werden. Rund 119 Mrd. Euro (20 Prozent) waren Ende 2015 in gebundenen Einlagen veranlagt, davon 32 Mrd. Euro länger als zwei Jahre. Bauspar- und Sparbucheinlagen hatten nur mehr Anteile von 21 Prozent bzw. 3,3 Prozent – gleichauf mit dem Aktienbesitz. 263 Mrd. Euro lagen in verzinslichen Wertpapieren, die 44 Prozent des Finanzvermögens ausmachten. Diese Finanztitel brachten 2015 rund 0,7 Prozent pro Jahr Ertrag – vor Abzug der KESt und ohne Berücksichtigung der Inflationsrate in Höhe von 0,8 Prozent. Dem Finanzvermögen der Haushalte standen offene Kredite – vor allem aus Wohnbaufinanzierungen – in Höhe von 175 Mrd. Euro gegenüber. Die Nettofinanzposition von rund 430 Mrd. Euro entspricht dem rund 2,2fachen des netto verfügbaren Einkommens im Jahr 2015.
3Wirtschaft
Nur wer reich ist und genug Geld hat, investiert in Aktien? Nein, sagt die 79-jährige Spätstarterin und Börsenexpertin Beate Sander. Wien – Beate Sander ist eine vielbeschäftigte Frau. Gerade jetzt, nach der EZB-Entscheidung ist die Meinung der 79-jährigen Deutschen gefragt: Ob die hundertprozentige Verabschiedung von Guthabenzinsen für die Finanzmärkte und vor allem die Sparer weitsichtig geplant und gut überlegt ist, da hab ich meine Zweifel. Für Sander ist aber ohnedies klar: Es bleiben nur Aktien als attraktive Geldanlage. Viele Jahre hat die ehemalige Mittelschullehrerin sich theoretisch mit Aktien beschäftigt. Ihre Fächer: Wirtschaft und Sozialwesen. Mit 63 fing sie an zu investieren, nachdem sie eine Börsen-AG für Schüler gegründet hatte. Seitdem ist das meine Leidenschaft. Mittlerweile ist Sander gefragte Börsenexpertin und Autorin von mehr als 50 Fachbüchern. Ihr Bekanntestes ist Der Aktien- und Börsenführerschein. Was sie mit ihrem Engagement erreichen will, ist naturgemäß Geldverdienen. 2003 stieg ich mit Aktien ein. 2008, als die Kurse in den Keller stürzten, habe ich richtig zugegriffen. Alles, was ich an Sparbüchern und Festgeld besaß, schichtete ich in Aktien um. Einige von diesen Titeln verbuchen mittlerweile rund 1000 Prozent Kursgewinn und eine zweistellige Dividendenrendite. Sander will aber auch gegen die weitläufige Einstellung ankämpfen, dass Aktien nur etwas für Reiche sind, die genug wissen und auch Glück haben. Sie findet es richtig schlecht, dass es so viele gibt, die sich nicht herantrauen: Die meisten Menschen halten lieber am Sparbuch fest, auch wenn sie wissen, dass ihr Vermögen ein bisschen weniger wird und eine schleichende Kapitalvernichtung stattfindet. Für all jene, die sich zum ersten Mal in die Finanzwelt wagen, bemüht sie Altbörsenmeister André Kostolany: Ich muss Geld, Geduld und Glück haben. Aber ich muss vor allen Dingen wirklich etwas wissen. Und wenn ich über die Grundlagenkenntnisse verfüge, werde ich schnell merken, dass ich mit ein paar einfachen nachvollziehbaren Grundsätzen mit Aktien durchaus regelmäßig Gewinne erzielen kann. Ansehnliche, wie sie festhält: Wenn man sich mindestens vierzehn Jahre ein breitgestreutes Aktiendepot aufgebaut hat, gab es laut Börsenexperten in diesen 14 Jahren nie Verluste – in keinem einzigen. Je nach Streuung und Aktienauswahl waren im Schnitt fünf Prozent bis 15 Prozent Rendite pro Jahr möglich. Ich schaffe im Durchschnitt über 15 Prozent, und zwar nach Steuern und Transaktionsgebühren, weil ich mich intensiv mit Aktien befasse. Ihre Grundsätze, die sie auch regelmäßig vor Publikum referiert: Grottenschlecht ist: schnell rein, schnell raus. Das eignet sich bestenfalls für Profis, taugt aber nichts für Einsteiger. Wer meint, es sei klar, dass man nicht alles auf eine Karte setzt, der irrt. Mir hat vor kurzem ein Hauptversammlungsteilnehmer stolz berichtet, er habe mit diesem Wert gerade eine Million verdient. Da sagte ich ihm, er habe Glück gehabt. Er hätte auch alles verlieren können. Wer wenig Geld hat – so Sanders Credo – entscheidet sich am besten für ETFs, Fonds, die Entwicklungen eines Index oder einer Branche abbilden. Wer 100 Euro im Monat erübrigt, kann einen ETF- oder Themenfondssparplan abschließen. Wovon sie abrät: In einen Standardaktienfonds mit den großen Werten zu investieren. Solche Fonds schließen zu 80 bis 90 Prozent schlechter ab als der Vergleichsindex. Dazu kommen meist Ausgabeaufschlag und im Jahr rund 1,9 Prozent Verwaltungsgebühren. Ähnlich dumm, aber häufig praktiziert: Stürzen die Kurse ab, kommt Panik auf. Viele Angsthasen werfen all ihre Aktien auf den Markt und erleiden hohe Verluste. Neben der Einwertstrategie und dem totalen Verzicht auf Aktienanlage der größte Geldvernichtungsfehler. Was sie über Nebenwerte und preiswerte ETFs hinaus derzeit im Blick hat, sind die großen Zukunftsmärkte: Autoindustrie im Hinblick auf selbstfahrende Autos und Elektromobilität, Robotik, künstliche Intelligenz. Industrie 4.0, Internet der Dinge, Digitalisierung, Cloud-Computing, Big Data: Da eröffnen sich völlig neue Vorstellungswelten.
3Wirtschaft
Russland schlägt Waffenruhe vor und dementiert Bombardierung von Aleppo. Russland bleibt in Syrien bei seiner Linie. Der Kreml werde seine Militärstrategie nicht den Wünschen des Pentagons nach ändern, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums Igor Konaschenkow. Moskau werde Washington sicher nicht dabei helfen, auf politischem Weg einen Machtwechsel in Syrien zu erzielen. Ziel unserer Operation in Syrien ist die Vernichtung des Terrors, eine offensichtliche und direkte Bedrohung der Sicherheit unseres Landes und weltweit. Russland macht damit deutlich, dass es die derzeitige Offensive der syrischen Armee bei Aleppo weiterhin unterstützen wird. Innerhalb einer Woche habe die Luftwaffe 2000 Objekte vernichtet und zwei einflussreiche Terror-Kommandeure getötet, sagte Konaschenkow. Einen Waffenstillstand soll es nach den Vorstellungen des Kremls erst zum 1. März in Syrien geben. Nach Ansicht westlicher Diplomaten hofft die russische Führung, dass bis dahin in Syrien Fakten geschaffen sind und Präsident Bashar al-Assad die Lage in der strategisch wichtigen Region vollends kontrolliert. Die Vorwürfe, dass das russische Militär dabei auch zivile Opfer in Kauf nehme, weist Moskau strikt zurück. Im Gegenteil: Die Vorwürfe einer Bombardierung Aleppos schickt Russland an den Absender zurück. Nicht russische Flugzeuge, sondern amerikanische hätten über Aleppo gearbeitet, sagte Konaschenkow. Die USA weisen das zurück. Das russische Außenministerium sprach von Sorge angesichts einer Kampagne, die von westlichen Politikern und Medien gegen Russland gefahren werde. Moskau habe eine Koordination der Antiterroreinsätze in Syrien vorgeschlagen, stoße dabei aber auf Widerstand aus Washington, beklagte Sprecherin Maria Sacharowa. Besonders die Türkei bleibt Ziel russischer Vorwürfe: Den angedachten Einsatz türkischer und saudischer Bodentruppen sieht Moskau kritisch. Möglicherweise verfolge Ankara das Ziel unter dem Deckmantel merkwürdiger erklärter Ziele ein bestimmtes Territorium, das an der Grenze zur Türkei liegt, zu okkupieren, erhob Sacharowa den Vorwurf einer geplanten Annexion von Teilen Syriens durch die Türkei. Den seit Monaten andauernden Konflikt über die Zukunft Syriens weiten Russland und die Türkei immer stärker aus und ziehen dabei auch ihre Nachbarländer in den Streit. Die von Moskau abhängigen und von Georgien abtrünnigen Kaukasusrepubliken Südossetien und Abchasien mussten sich so unlängst der Blockade gegen die Türkei anschließen, obwohl gerade Abchasien stark an die Türkei gebunden war. Russland wiederum befürchtet nun, dass sich Aserbaidschan im Streit auf die Seite Ankaras schlägt.
2International
War für Einrichtung der Schatzkammer in der Wiener Hofburg und den Umbau des Palais Lobkowitz in das Österreichische Theatermuseum verantwortlich. Wien – Er galt als einer der Doyens der Wiener Architektur, wirkte mit seinem Bekenntnis zu einer Architektur der Stille stets dem Trend zur Sensationsarchitektur entgegen: Am 5. September ist Karl Mang 92-jährig verstorben, wie erst jetzt bekannt wurde. Das Künstlerhaus würdigte ihr Ehrenmitglied am Dienstag als einen der bedeutendsten Architekten der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts in Wien. Am 5. Oktober 1922 in Wien geboren, studierte Mang während und nach dem Zweiten Weltkrieg Architektur an der Technischen Hochschule in Wien bei Friedrich Lehmann. Seit 1952 arbeitete er als freischaffender Architekt, war aber auch als Lehrer, Schriftsteller und Institutsleiter tätig. Mit seiner Frau Eva Mang-Frimmel, die er an der Technischen Hochschule kennenlernte, eröffnete er 1954 ein Büro und schuf Inneneinrichtungen (etwa für das UN-Generalsekretariat in New York), große Wohnanlagen und Revitalisierungen. Als hervorragende Bauten gelten auch sein Atelierhaus für die Künstlerin Lydia Roppolt (1967) sowie sein Sommerhaus im Waldviertel (1972-78), die sich organisch in die Landschaft einfügen. 1972 bis 1983 war Mang Präsident des Österreichischen Instituts für Formgebung. In den 1980er-Jahren wurde er mit der Einrichtung der Schatzkammer in der Wiener Hofburg und dem Umbau des Palais Lobkowitz in das Österreichische Theatermuseum beauftragt. Beiden Bauten ist die sensible Auseinandersetzung mit der historischen Bausubstanz ablesbar, schrieb das Architekturzentrum Wien (Az W) 2012 anlässlich einer Ehrung zu Mangs 90. Geburtstags. Mangs Experimente mit massivem Beton und Blähton als Zuschlagstoff zur Wärmedämmung sowie auch die Ausstellung Die Shaker (1974), die in 15 großen Museen Europas gezeigt wurde, fanden weite Beachtung. Wir bauen heute für eine breite Masse, unsere Bemühungen müssen den Ablauf des Lebens vieler Menschen berücksichtigen, schrieb Mang in seinem 2006 erschienenen Buch Architektur der Stille. In diesem Sinne seien seine Bauten stets menschengerecht, funktionell richtig, veränderbar, angemessen und immer bescheiden gewesen, schreibt Architekt Manfred Nehrer nun in seinem Nachruf. Besonders wichtig sei Mang das Prinzip der Variabilität gewesen, das er von der kleinsten Bauaufgabe, dem Ladenbau, bis zu seinen städtebaulichen Projekten stets anwendete. Mit der Wanderausstellung Kommunaler Wohnbau in Wien 1923-1934 gehörten Karl Mang und seine Gattin auch zu den ersten, die die Wiener Architektur der Zwischenkriegszeit wissenschaftlich bearbeiteten. Der zugehörige Ausstellungskatalog gehört ebenso wie Thonet-Möbel heute zu den Standardwerken auf diesem Gebiet. Zu seinem 85er erschien ein Band mit Schriften – Skizzen – Erinnerungen. Er beinhaltet ausgewählte Blätter aus einem Fundus von über 300 Zeichnungen und 4.000 Skizzen von Bauten, Plätzen und Gärten aus vielen Ländern der Welt sowie Texte über die Entwicklung der Architektur in der Nachkriegszeit, Erinnerungen an Begegnungen mit berühmten Architekten der Modernen Architektur und Überlegungen zu manchen Problemen in seiner Heimatstadt Wien.
8Kultur
Immer mehr Hersteller setzen auf die DRM-Software Denuvo. Nach Erfolgen von Spielherstellern mit dem Kopierschutz Denuvo im vergangenen Jahr werden auch einige der ersten neuen Blockbuster-Games 2016 auf die in Österreich entwickelte DRM-Software setzen. Neben dem Action-Adventure Far Cry Primal (23.2.) von Ubisoft baue auch die PC-Version von Rise of the Tomb Raider (27.1.) von Square Enix auf die Sicherungssoftware gegen die illegale Vervielfältigung. Dies geht laut Bericht der Seite DSO Gaming aus dem Endbenutzer-Lizenzvertrag von Primal und aus einem mittlerweile wieder offline genommenem Eintrag auf der Seite Codefusion hervor, die auf den Denuvo-Hersteller registriert ist. Eine offizielle Bestätigung seitens der Spielhersteller gibt es bislang nicht (Anm.: eine Anfrage des GameStandard konnte bisher noch nicht beantwortet werden), allerdings nutzte zumindest Square Enix bereits zuvor den Kopierschutz beim Spiel Just Cause 3. Im Fall von Ubisoft werden spätestens die finalen Versionen der Spiele Aufschluss geben. Unterdessen fanden Spieler jedoch auch schon in den Dateien zur Beta-Testversion vom kommenden Rollenspiel-Shooter The Division Hinweise zum Einsatz von Denuvo. Unter Filesharern ist die DRM-Software spätestens seit dem Bericht des chinesischen Cracker-Teams berüchtigt, wonach Denuvo kaum bzw. sehr schwer zu knacken sei und geschützte Spiele dadurch zumindest in den ersten Wochen nach der Veröffentlichung vor unauthorisierten Kopien sicher seien. Anfang Jänner warnte die Gründerin des chinesischen Cracker-Forums 3DM, Phoenix, dass es aufgrund des Fortschritts der Kopierschutztechnologien bald keine gecrackten Games mehr geben könnte.
0Web
EU-Kommissionspräsident beklagt, dass aus Anschlägen kaum Lehren gezogen werden. Straßburg – EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat schwere Versäumnisse der EU-Staaten in der Terrorismusbekämpfung kritisiert. Wenn etwas gescheitert ist, dann sind wir alle gescheitert, sagte Juncker am Mittwoch vor dem EU-Parlament. Seit Jahrzehnten habe sich die EU geschworen, aus Anschlägen die Lehren zu ziehen und einen echten Informationsaustausch zu schaffen. Die Zersplitterung schwäche Europa, kritisierte Juncker. Wir brauchen eine wirkliche Sicherheitsunion. Juncker sagte, nach den islamistischen Terroranschlägen von Paris vergangenen November habe die EU-Kommission binnen sechs Tagen einen Vorschlag zur Kontrolle von Feuerwaffen vorgelegt. Nach sechs Monaten habe ich keine Anzeichen, dass das Paket verabschiedet wird. Juncker kündigte an, die EU-Kommission werde einen ehrgeizigen Fahrplan mit neuen Maßnahmen vorlegen. Der Fraktionschef der konservativen EVP-Fraktion, Manfred Weber, sagte: Bei Europol ist die Freiwilligkeit gescheitert beim Sammeln von Informationen. Europol müsse das Recht haben, von den EU-Staaten Informationen einzufordern. Der Chef der Sozialdemokraten im EU-Parlament, Gianni Pittella, forderte die Schaffung eines europäischen Nachrichtendiensts.
2International
Falls Forderung nicht entsprochen wird. Dem US-Internetkonzern Google droht neuer Ärger im Streit um die Löschung persönlicher Daten in seiner Suchmaschine. Die französische Datenschutzbehörde CNIL rief das Unternehmen am Freitag auf, Einträge nicht nur auf seinen europäischen Internetseiten, sondern weltweit zu entfernen, wenn entsprechenden Anfragen von Betroffenen stattgegeben werde. Die CNIL drohte mit einem förmlichen Verfahren, sollte Google nicht innerhalb von 15 Tagen der Forderung nachkommen. Damit wäre Frankreich das erste Land, das Google in dieser Frage Sanktionen auferlegen könnte. Jedoch darf die CNIL nur Geldstrafen bis zu einer Höhe von 150.000 Euro verhängen. Google steht seit Jahren in der Kritik von Anwälten und Datenschützern, weil sich der Konzern weigert, persönliche Informationen zu löschen. Im Mai 2014 stärkte der Europäische Gerichtshof (EuGH) jedoch das Recht auf Vergessen im Internet. Demnach muss Google unter bestimmten Umständen Verweise auf Internetseiten mit sensiblen persönlichen Informationen von Europäern aus der Ergebnisliste seiner Suchmaschine entfernen. Google bekräftigte, der Konzern müsse die Vorschrift nur für seine europäischen Internetseiten anwenden.
0Web
Nach Rundfunkvolksbegehren ab 1967 fünf Amtszeiten an der Spitze des ORF – und nach 1994 in steter Sorge um seinen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Käme er noch einmal auf die Welt, würde er einen Beruf ergreifen, dessen Ende ich selbst bestimmen könnte, sagte Gerd Bacher mit 80 Jahren in einem Gespräch mit Profil: Dann wäre ich heute noch immer ORF-Generalintendant. Den ORF zu führen hielt er über Jahrzehnte für das Glück meines Lebens, erklärte er dem STANDARD 2011. 19 Jahre gelang ihm dieses Glück, fünf Funktionsperioden lang, zweimal nach politischen Ablösen wiedergewählt. Gerd Bacher ist am Samstag nur wenige Monate vor seinem 90. Geburtstag an den Folgen eines Schlaganfalls in Salzburg gestorben. Bewusstseinsmaschine Bachers Bedeutung für das Land beschrieb Brigitte Wolf zu seinem 80er: Er habe die größte und wirkungsmächtigste Bewusstseinsmaschine der österreichischen Nachkriegsgeschichte gebaut, lange bedient und bis heute geprägt. Es gibt keinen Einzelnen, der das kollektive Bewusstsein Österreichs stärker beeinflusst haben kann als Gerd Bacher, schrieb die Bacher-Kennerin und ORF-Landesdirektorin. Der Größe des Glücks entsprach Bachers Unglück mit den meisten Nachfolgern. Die mussten mit einem ORF zurechtkommen, den Bacher über Jahrzehnte in diese Dimensionen gebaut hatte. Zwei TV-Programme, die keinen Wunsch nach privatem Fernsehen aufkommen lassen. Bis weit in die 1990er-Jahre konnte Bacher, selbst zwischendurch in den Diensten von Sat.1, verhindern, dass dieses qualitätsverschlechternde Unglück auch bei uns in Österreich einzieht. Neun Bundeslandradios und drei nationale Radios, darunter ein kommerzielles Popradio Ö3, lange vor Privatradios und frühes Vorbild für manche von ihnen. Jedem Bundesland sein ORF-Studio, seinen Landesdirektor, auch als direkter Ansprechpartner für den Landeshauptmann, dessen Landesregierung einen ORF-Aufsichtsrat entsendet, der bei einer Generalswahl die vielleicht entscheidende Stimme liefern kann. So pragmatische Wahltaktik muss kein Widerspruch sein zu Bachers Bild als Architekt eines unabhängigen ORF. ÖVP und SPÖ nahmen den Rundfunk so unverfroren in Besitz, dass Österreichs Zeitungen 1964 für ein Volksbegehren mobilisierten. 832.353 Menschen unterschrieben damals, bis heute eines der erfolgreichsten, mit greifbaren Ergebnissen: dem Rundfunkgesetz von 1967 unter Bundeskanzler Josef Klaus. Der war für Bacher der einzige Politiker, dem es um den ORF ging und nicht nur darum, wie es ihm im ORF ging. Informationsexplosion Mit bürgerlichen Stimmen im ORF-Aufsichtsrat und der Unterstützung der volksbegehrenden Zeitungen wurde Gerd Bacher 1967 General. Und verordnete dem ORF zuallererst eine Informationsexplosion: Journalisten fragen und hinterfragen, statt Politikern wie bisher das Mikrofon hinzuhalten. Klaus leitete denn auch die letzte ÖVP-Alleinregierung, Sozialdemokrat Bruno Kreisky wusste geschickter mit den Medien umzugehen. Um den ihm allzu eigenmächtigen Bacher loszuwerden, ließ Kreisky eine Reformkommission ein neues ORF-Gesetz erarbeiten. Neues Gesetz, neue Wahl – das Prinzip wiederholte sich 2001 unter der schwarz-blauen Regierung, um Gerhard Weis an der ORF-Spitze loszuwerden. 2012 bereitete wieder eine Arbeitsgruppe im wieder rot geführten Kanzleramt eine ORF-Reform vor. Die Themen: Schluss machen mit Bachers Hebel, gegen Parteimehrheiten doch wieder ORF-Chef zu werden – stets holte Bacher bei Generalswahlen ORF-Betriebsräte auf seine Seite, um zu gewinnen. Sie bestimmen – im Gegensatz etwa zu Aktiengesellschaften – gleichberechtigt mit Kapitalvertretern über ihre künftigen Chefs mit. Viele Betriebsräte wurden danach bald ORF-Direktoren, -Hauptabteilungsleiter oder auch über Nacht schuldenfrei. Aus der Reformarbeitsgruppe, die auch den Aufsichtsrat verkleinern sollte, wurde bis heute: nichts. Wohl weil Bacher die Mechaniken so gut kannte, forderte er, als er in seinen Siebzigern nicht mehr General werden wollte, so vehement, diese Schleichwege zur Macht im ORF zu versperren. Brillanter Denker und Redner Nur auf den ersten Blick wirkt das wie ein Widerspruch für den brillanten Denker und Redner. Wie er 2010 den Fernsehvollprofi Gerhard Zeiler an die Spitze des ORF wünschte, über dessen Quotenkurs ab 1994 Bacher maßlos enttäuscht war. Kein Widerspruch, wie Bacher zeit meines Lebens ein fortschrittlicher Konservativer war. Wie er die Kirche als beste Erziehungsmaßnahme der letzten 2000 Jahresah, aber nicht recht an Gott glauben mochte. Deshalb hatte Bacher große Schwierigkeiten, an ein Leben nach dem Tod zu glauben. Bacher äußerte sich zuletzt kaum noch öffentlich, und über den ORF wollte er sich öffentlich nicht mehr ärgern. Eine seiner letzten öffentlichen Reden hielt Bacher Anfang 2014 bei der Totenfeier für Verleger und Publizist Fritz Molden. Fritz, du wirst uns furchtbar abgehen, rief er seinem Lebensmenschen bebender Stimme nach. Wie furchtbar wird Bacher abgehen? Dem ORF, den Bacher nicht mehr daran erinnern wird, wie er sein könnte und sein sollte. Den Managern des ORF, den heutigen und künftigen, die Bachers so großen, vielleicht zu großen ORF nicht zuletzt mit seinen Strategien führen und mit seinen Taktiken versuchen, zu bleiben, was sie sind. Der Politik, die sein Ableben bedauern wird und sein Fehlen beklagen und weiter das machen wird, was Bacher 1967 zu beenden versprochen hat. Kurzum: Dem Land.
6Etat
Staatsoper will aber dafür Sorgen, dass sich Gäste "wohl und sicher" fühlen. Wien – Obwohl laut Innenministerium derzeit in ganz Europa von einer erhöhten Gefährdungssituation auszugehen ist, gibt es für den Wiener Opernball am 4. Februar keine spezielle Terrorwarnung. Seitens der Oper wird man allerdings – wie jedes Jahr – dafür Sorgen, dass sich die Gäste wohl und sicher fühlen, wie Sprecher Andre Comploi sagte. Entgegen medial kolportierter Gerüchte wird auch der Rote Teppich wie vorgesehen stattfinden. Wir sind natürlich in engem Kontakt mit den Behörden. Die Sicherheit am Opernball ist jedes Jahr sehr hoch, sagte Comploi. Über genaue Maßnahmen wollte der Sprecher allerdings keine Auskunft geben. Auch der ORF wies zurück, dass die Ankunft-Interviews aus Angst vor Terroranschlägen ins Innere der Oper verlegt werden. Selbstverständlich senden wir auch Bilder vom Red Carpet, sagte Sprecher Roman Horacek. Die Interviews werden allerdings in der Crystal Bar stattfinden, da dort die Moderatoren mit ihren Gästen unbeschwert plaudern können. Dies sei bereits seit längerem aufgrund des heurigen 60-Jahr-Jubiläums des Balles so geplant.
1Panorama
Besonders klein und im Wald anzutreffen: Nebela gimlii, eine Schalenamöbe. Neuenburg – Forscher der Schweizer Universität Neuenburg haben eine neue Amöbenart beschrieben. Da sie besonders klein ist, tauften sie sie auf den Namen Nebela gimlii, eine Referenz auf den Zwerg Gimli aus J.R.R. Tolkiens Fantasy-Epos Der Herr der Ringe. Das Forscherteam um Erward Mitchell von der Universität Neuenburg fand insgesamt acht neue Arten von Protisten in einem Torfmoor im Kanton Jura, wie die Hochschule am Mittwoch mitteilte. Darin zeige sich die unglaubliche Vielfalt dieser Einzeller, die eine wichtige, aber verkannte Rolle in der Nahrungskette sowie im Kohlenstoffkreislauf spielen. Darunter befindet sich auch die Schalenamöbe Nebela gimlii, die Mitchell und seine Kollegen nach der Zwergenfigur aus Herr der Ringe benannten. Tatsächlich ist das die kleinste bekannte Art der Gattung Nebela, sagte ihr Entdecker David Singer. Aber nicht nur die Größe der Amöbe spielte bei der Namenswahl eine Rolle: Nebela gimlii bevorzugt eine relativ trockene Umgebung, nämlich den Wald – und das entspreche ganz der Vorliebe ihres Namensgebers.
7Wissenschaft
Keine Tore nach 120 Minuten zwischen den Bayern und Dortmund. Bender und Sokratis verschießen vom Punkt. Berlin – Bayern München hat sich am Samstagabend im Finale des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund nach 120 torlosen Minuten mit 4:3 im Elfmeterschießen durchgesetzt. Den entscheidenden Penalty im Berliner Olympiastadion verwandelte der Brasilianer Douglas Costa, David Alaba spielte durch. Damit feierte Bayern-Coach Pep Guardiola mit dem Double einen würdigen Abschluss, er wechselt zu Manchester City. Die Bayern kontrollierten das Geschehen über weite Strecken, mussten aber vor den Dortmunder Gegenstößen auf der Hut sein. Weil es keinem Team gelang, den Ball ins Tor zu befördern, musste das Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Nachdem für Dortmund Sven Bender und Innenverteidiger Sokratis verschossen hatten, machte Costa alles klar. Zuvor hatte nur Joshua Kimmich bei Bayern vergeben, Arturo Vidal, Robert Lewandowski und Thomas Müller verwandelten ihre Versuche sicher. Somit durften die Bayern nach der 26. Meisterschaft auch den 18. Cupsieg bejubeln.
4Sport
Pressestunde | Panorama: Spiele der Kindheit | Metropolis | Erlebnis Bühne | Oktoskop: Videokunst | Außenseiter in Österreich | After Earth | Departed – Unter Feinden. 11.05 DISKUSSIONPressestunde Bei der Wiener Landtagswahl ist die ÖVP erstmals unter die 10 Prozent-Marke gefallen. Martina Salomon (Kurier) und Wolfgang Geier (ORF) befragen Reinhold Mitterlehner, Vizekanzler und Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft sowie Bundesparteiobmann der ÖVP. Bis 12.00, ORF 2 13.05 MAGAZINPanorama: Spiele der Kindheit Prominente erinnern sich in der Sendereihe Wir von 1979 an ihre Kindheitsspiele zurück: So zum Beispiel Elfriede Ott, die ihre Freizeit spielend im Volksgarten verbrachte, oder Otto Schenk, der sich mit Räuber und Gendarm im Stadtpark die Zeit vertrieb. Nina Horowitz über Tamagotchi und Zauberwürfel.Bis 13.30, ORF 2 13.30 MAGAZINHeimat, fremde Heimat Lakis Jordanopoulos präsentiert 1) Migrantenvertreter im Wiener Landtag. 2) Willkommen, wir helfen Dir – wie ESRA jungen Flüchtlingen hilft. 3) Neues Bewusstsein in den österreichischen Behinderten-Communities. Bis 14.00, ORF 2 16.50 MAGAZINMetropolis 1) Metropolenreport: Frankfurt. 2) Umberto Ecos Nullnummer. 3) Die Kriegstagebücher von Astrid Lindgren. 4) Das Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse: Indonesien. 5) Starke Frauen – starke Themen: was Indonesiens Schriftstellerinnen bewegt. 6) Skalpell statt Zeichenstift – Wie Georgia Russell aus Büchern Kunst macht. Bis 17.30, Arte 16.55 REIHEWas ich glaube: 7 x Glück Jakob von Uexküll, Mitbegründer des alternativen Weltwirtschaftsgipfels und Initiator des World Future Council (Weltzukunftsrats) hat den Right Livelihood Award 1980 ins Leben gerufen. Er ist davon überzeugt, dass der Einzelne nur dann glücklich sein kann, wenn auch die Menschen um ihn herum glücklich sind. Bis 17.00, ORF 2 18.40 MAGAZINErlebnis Bühne mit Barbara Rett: Galakonzert der Wiener Philharmoniker Ganz im Zeichen von Wolfgang Amadeus Mozarts 250.Geburtstag stand das Konzert der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Daniel Harding bei den Salzburger Festspielen 2006. Ab 20.15 Uhr: Idomeneo. Bis 23.20, ORF 3 20.00 THEMENABENDOktoskop: Videokunst – Dorit Margreiter Zu Gast bei Amina Handke: Die Installations-, Videokünstlerin und Fotografin Dorit Margreiter thematisiert in ihren Werken das Spannungsverhältnis von Öffentlichem und Privatem und widmet sich ethnologischen, architektonischen sowie politischen Zusammenhängen. Bis 21.10, Okto 20.15 REPORTAGEDer Themenabend: Außenseiter in Österreich Andreas Moravec wirft einen Blick an den Rand unserer Gesellschaft. Ob skurriler Wohnsitz, auf fälliges Handeln oder ein eigenartiges Hobby – Menschen, die sich anders verhalten, werden oftmals an den Rand gedrängt. Schätzungen zufolge leiden in Österreich rund 30.000 Menschen am Messie-Syndrom. Bis 21.50, ATV 20.15 ÜBERLEBENAfter Earth (USA 2013, M. Night Shyamalan) Vor mehr als 1000 Jahren kam es auf der Erde zu einer globalen Katastrophe. Die Menschen verließen die Erde, um auf dem Nachbarplaneten Nova Prima ein neues Leben anzufangen. General Raige (Will Smith) und sein Sohn Kitai (Jaden Smith) sind bei einem Routineflug in einen schweren Asteroidensturm geraten und müssen auf der unbewohnten Erde notlanden. Packendes Science-Fiction-Abenteuer. Bis 21.45, ORF 1 22.00 DISKUSSIONIm Zentrum: Politik hautnah – Wie man Wahlen gewinnen kann Ingrid Thurnher diskutiert mit Gerald Hackl, Bürgermeister von Steyr, Veronika Mickel, Bezirksvorsteherin Wien-Josefstadt, Andreas Rabl, design. Bürgermeister von Wels, Silvia Nossek, design. Bezirksvorsteherin Wien-Währing, Journalistin Sibylle Hamann sowie Autor Thomas Hofer. Bis 23.05, ORF 2 22.35 MAFIADeparted – Unter Feinden (The Departed, USA/HK 2006, Martin Scorsese) Billy (Leonardo DiCaprio) wird in eine Organisation unter der Führung von Gangsterboss Costello (Jack Nicholson) eingeschleust. Bald hat er das Vertrauen des Mafiaoberhauptes gewonnen. Colin (Matt Damon) ist Billys Pendant. Gelungenes Remake des Gangsterfilms Infernal Affairs. Der passende Cast rundet die Neuinterpretation ab. Bis 1.40, Pro Sieben 23.05 DOKUMENTARFILMSo schaut‘s aus – G‘schichten vom Willi Resetarits Gleich drei unterschiedliche musikalische Karrieren hat Willi Resetarits erfolgreich gemeistert: politisch mit intellektuellem Hintergrund, proletarischer Vorstadt-Rocker und ebenso luftig wie schwebend. Durch sein politisches und humanistisches Engagement ist der Vollblutmusiker zu einer starken Integrationsfigur geworden. Bis 0.15, ORF 2 23.30 MAGAZINTitel, Thesen, Temperament 1) Wir schaffen das! 2) Gastland Indonesien. 3) Umberto Ecos Nullnummer. 4) Endspiel – die Metamorphosen des Wladimir Putin. 5) Philosoph Richard David Precht. 6) Ist das Internet die DDR von heute? Schriftsteller Jonathan Franzen. 7) Die Kriegstagebücher Astrid Lindgrens. Bis 0.00, ARD
6Etat
Für Kinderkrankenhaus – Subban für acht Jahre bei den Canadiens. Montreal – Eishockey-Profi P.K. Subban von Rekordmeister Montreal Canadiens aus der nordamerikanischen NHL hat für die größte karitative Einzelspende eines kanadischen Sportlers in der Geschichte des Landes gesorgt. Der Verteidiger gab am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Montreal bekannt, dem Kinderkrankenhaus der Stadt zehn Millionen kanadische Dollar (6,7 Millionen Euro) zukommen zu lassen. Das Geld soll der Einrichtung über einen Zeitraum von sieben Jahren gespendet und dafür verwendet werden, die Familien kranker Kinder finanziell zu unterstützen. Olympiasieger Subban spielt seit 2009 in Montreal, ist Fanliebling und hatte am 2. August 2014 einen Achtjahresvertrag bei den Canadiens unterschrieben, der ihm 72 Millionen Dollar einbringt. Mit der Spende wolle er einen Teil des in ihn gesetzten Vertrauens an den Verein und die Stadt zurückzahlen, sagte der 26-Jährige. Die Vorhalle des Kinderkrankenhauses trägt nun den Namen Atrium P.K. Subban. (APA; 17.9.2015)
4Sport
Kann gut sein, dass der Privatsender mit dem Late-Night-Format seine zukünftige Stefan-Raab-Leere bald gestopft haben wird. Wie viele Piercings hat der meistgepiercte Mann der Welt laut Guinness-Buch der Rekorde? Hinweis: Mehr als die Hälfte davon trägt er im Genitalbereich. Na? Mehr Fragen solcher Art können wir nur hoffen, demnächst gestellt zu bekommen. Denn das Fernsehvergnügen ist immens, wenn eine in Anzug, Krawatte und schimmernden Roben um einen Pokertisch versammelte Abendgesellschaft den substanziellen Nonsens zur Königsdisziplin hochspielt. Kann gut sein, dass der Privatsender ProSieben mit dem Late-Night-Format Das Duell um die Geld (sic! – eine Anspielung auf Duell um die Welt) seine zukünftige Stefan-Raab-Leere bald gestopft haben wird. Eingebettet in den Circus Halligalli von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf machte der Zwitter aus Poker- und Quizshow am Montagabend ziemlich beste Figur. Ein formvollendeter Croupier (Oliver Kalkofe) sorgt für kühle Stimmung und eine schmunzelfreie Zone. Millionenshow war einmal. Keine Schmähtandelei hat hier Platz, denn die Lage ist ernst: Wie viele Zacken haben weltweit übliche Kronkorken? Hinweis: Die Schwangerschaft der Elefantenkuh dauert in etwa so lange. Na? Dieses Hochamt des Schätz- und Ratespiels gibt der Fernsehunterhaltung wieder jenen Stil zurück, der ihr im Trashverwurstungs- und Zwangsgrinserzeitalter schändlich abhandengekommen ist: nachtschwarzes Studio, Abendgarderobe, ausführliches Deutsch (Das Duell um die Geld). Hier weht der trockene Wind des B- und C-Weltgeists, der das Lachen richtigerweise seinen Zuschauern überlässt. Zwei externe Kommentatoren verlauten es: Die Laune geht jetzt langsam flöten. Grandios.
6Etat
David Espinosa entwirft im Brut in einem "ehrgeizigen Projekt" eine große Welt im Kleinen. Wien – Man darf verwundert sein ob der Vielfalt der Figürchen, die die Modelleisenbahnbauzubehörindustrie aller anzubieten hat. Und man muss vielleicht sogar besorgt sein ob des Schlags der Modelleisenbahnbauer. Nicht nur Stripperinnen aus Profession und Exhibitionisten aus Leidenschaft finden sich nämlich unter den Menschenbildern aus Hartplastik. Frappant auch die Auswahl an Varianten und Stellungen kopulierender Pärchen. Ein Schrei nach Liebe und Zuwendung? Keine Sorgen muss man sich aber wohl um David Espinosa machen. Mit flinken Fingern und viel Gewitztheit greift der Spanier in die vollen Kartons der Branche und klaubt daraus die 300 Darsteller seiner 2013 gegründeten Theatergruppe Hekinah Degul heraus. Schon kleine Zwischenfälle wie ein Husten könnten tödlich für sie enden, scherzt Espinosa. Im Maßstab 1:87 will er mit ihnen die Welt abbilden. Das Große im Kleinen. Vor einem nicht minder im Maßstab geschrumpften Publikum: Lediglich 22 Personen auf einmal finden rund um den Tisch des Figurentheatermachers, der im Brut mit Mein großes Werk (ein ehrgeiziges Projekt) Premiere im deutschsprachigen Raum feiert, Platz. Opernglas (vor Ort bereitgestellt) ist Pflicht! Denn es entgingen einem sonst all die herrlichen Details, die er ausbreitet: Von der Wiege bis zur Bahre und unter die Erde decken sie den Lauf des Lebens ab. Hochzeit und Hochzeitsreise nimmt er besonders in den Fokus. Sogar ins Weltall nimmt er sein Publikum mit. Ebenso ins Fußballstadion, auf den Spielplatz, zur Sodomie mit Reittieren, zum Ort eines Autounfalls und eines Attentats. Seine Beschränkung ist zugleich die Stärke des Abends: Mehr als zwei Hände hat auch Espinosa nicht. Nach und nach baut er seine kleinen Szenerien auf. Preziosen, die sich sukzessive verändern, mit jeder neuen Figur umschlagen, überraschende Pointen entwickeln können. Mit etwa einer Dreiviertelstunde Spielzeit ist es zwar ein kurzes Vergnügen. Mit Witz, ohne Worte, dafür allerdings gut abgestimmter Beschallung (auf den Boxen sitzen zwecks Glaubwürdigkeit kleine Bands) aber zugleich ein großes. Wie viel Budget die Festwochen heuer haben mögen (rund 15 Millionen Euro), dieses kleine große Werk ist wohl der billigste Act der Saison. Und damit ein zweifellos angenehmer Kontrast zu den Spektakeln, die allerorten versucht werden. Als solcher ist das Projekt auch entstanden, als Espinosa sich ob immer imposantere Kosten annehmender, dabei aber künstlerisch hakender Bühnenproduktionen, in denen er u. a. als Tänzer mitgewirkt hat, fragte, ob es nicht auch anders gehen müsse. Insbesondere in Zeiten knapper Kulturbudgets, Wirtschaftskrisen und sozialer Problematik. Ein Abend mit dem Auftrag zur Vorstellungskraft. Es war währenddessen mucksmäuschenstill.
8Kultur
225.000 verfolgten in ORF 1 "King Arthur" – 84.000 informierten sich bei "ATV Aktuell" – 116.000 waren bei "Criminal Minds" auf Sat.1.
6Etat
Peking: Industrienationen sollen sich lieber um Wirtschaftsfragen kümmern. Peking – Mit scharfen Worten hat China gegen die Erklärung der sieben großen Industrienationen (G7) zu den Territorialstreitigkeiten im Süd- und Ostchinesischen Meer protestiert. Der Sprecher des Außenministeriums, Lu Kang, sagte am Dienstag in Peking, die Mitglieder der G7-Gruppe sollten unverantwortliche Bemerkungen und Taten einstellen. Auch dränge China die G7-Staaten, ihre Zusage einzuhalten, sich in dem Inselstreit nicht auf eine Seite zu stellen. Es liege völlig in Chinas Souveränität, Einrichtungen auf seinen Inseln zu bauen. Auch sei die Freiheit der Navigation gesichert. Angesichts der schlechten Weltkonjunktur sollten sich die G7 lieber um Wirtschaftsfragen kümmern, anstatt Streitigkeiten hochzuspielen, sagte der Sprecher. Die G7-Außenminister hatten sich zum Abschluss ihrer Beratungen am Montag im japanischen Hiroshima besorgt über die Spannungen gezeigt und eine friedliche Beilegung angemahnt. Ohne China namentlich zu erwähnen, lehnten die G7-Minister entschieden jegliche einschüchternden, zwangsweisen oder provokativen einseitigen Maßnahmen ab, die den Status quo verändern könnten. China streitet mit Japan um Inseln im Ostchinesischen Meer. Auch sorgen seine Ansprüche im Südchinesischen Meer für Spannungen mit den Philippinen, Brunei, Malaysia, Vietnam und Taiwan. In den Seegebieten liegen Rohstoffvorkommen und wichtige Schifffahrtsrouten. Peking ließ unter anderem künstliche Inseln aufschütten, militärische Anlagen und Landebahnen bauen, um über diese Außenposten seine Ansprüche zu untermauern. Damit schafft China neue Fakten und verändert den Status quo, hieß es aus diplomatischen Kreisen in Peking. Ein scharfer Kommentar der chinesischen Staatsagentur Xinhua warf Japan vor, die G7-Präsidentschaft für seine Zwecke zu missbrauchen und sich im Südchinesischen Meer einzumischen, um Chinas Einfluss einzudämmen. Japan ist Gastgeber des diesjährigen Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs der G7 am 26. und 27. Mai in Ise-Shima. Zu der Ländergruppe gehören neben Japan die USA, Deutschland, Kanada, Großbritannien, Frankreich und Italien.
2International
Nur ein Paragraf des Gesetzes wird vom Dachverband islamischer Moscheenvereine angefochten. Wien – Die Atib, größter Dachverband islamischer Moscheenvereine in Österreich, hat das Islamgesetz vor den Verfassungsgerichtshof gebracht. Laut Presse wird dabei allerdings nur ein Paragraf bekämpft, nämlich jener, nach dem mit 1. März 2016 alle Vereine, deren Zweck in der Verbreitung der Religionslehre besteht, aufgelöst werden müssen. Dafür gebe es keine sachliche Rechtfertigung, zitiert die Presse einen Atib-Vorstand. Zudem sei nicht erkennbar, was genau mit der Verbreitung der Religionslehre gemeint sei. Schließlich argumentiert man auch damit, dass es sich um eine spezielle Regelung handelt, die es für andere Religionen nicht gibt – dies sei eine Diskriminierung.
5Inland
25.000 Dollar pro Verstoß pro Tag. New York/Wolfsburg – Ein Landkreis im US-Bundesstaat Texas hat Volkswagen wegen des Abgasskandals verklagt. In dem am Mittwoch angestrengten Gerichtsverfahren fordert Harris County bis zu 25.000 Dollar pro Verstoß pro Tag. VW habe durch sein betrügerisches Handeln die Bemühungen des Landkreises zur Verbesserung der Luftqualität und zum Schutz der Bürger untergraben, argumentieren die Behörden. In Harris County liegt unter anderem die Millionenmetropole Houston. VW hat zugegeben, die Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen mit einer Software manipuliert zu haben. Nach Konzernangaben sind weltweit bis zu elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Dem Autobauer droht eine regelrechte Klagewelle. (APA/Reuters, 30.9.2015)
3Wirtschaft
Vize-Finanzminister: Behörden ermitteln in 38.000 Fällen. Athen – Durch Steuerhinterziehung und Schmuggel verliert der griechische Staat jährlich bis zu 20 Milliarden Euro. Das gab der griechische Vize-Finanzminister Trifon Alexiadis am Freitag in Athen bekannt. Die Behörde zur Verfolgung von Wirtschaftsverbrechen (SDOE) ermittelt seinen Angaben zufolge derzeit in 38.000 Fällen, in die 1,3 Millionen Einzelpersonen und Unternehmen verwickelt sein sollen. Um weiteren Steuersündern auf die Spur zu kommen, überprüfen die griechischen Behörden derzeit auch die Bankgeschäfte von Griechen mit Grundbesitz in London und in den Niederlanden registrierten Jachten, wie Alexiadis mitteilte. Außerdem will die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras demnach eine Verjährungsfrist zur Überprüfung der sogenannten Lagarde-Liste mutmaßlicher Steuersünder um ein weiteres Jahr verlängern. Auf der Liste stehen die Namen von mehr als 2.000 Griechen mit zweifelhaften Konten bei der Schweizer Bank HSBC. Die damalige französische Finanzministerin und heutige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, hatte die Liste 2010 ihrem griechischen Kollegen Giorgos Papakonstantinou zukommen lassen. Die Daten stammten von dem früheren HSBC-Angestellten Herve Falciani, der sie gestohlen und den französischen Steuerbehörden übergeben hatte. Papakonstantinou und sein Nachfolger Evangelos Venizelos lehnten eine Verwendung der Liste daher lange ab. Unter öffentlichem Druck lenkte Athen 2012 schließlich ein, konnte die Liste jedoch zunächst nicht mehr finden. Frankreich schickte sie daraufhin erneut nach Athen. Bei einem Abgleich mit der inzwischen wieder aufgetauchten ersten Liste kam heraus, dass auf dieser ausgerechnet die Namen von Papakonstantinous Verwandten fehlten. Im März wurde er deshalb zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Nach Angaben von Vize-Finanzminister Alexiadis wurden bisher nur 136 der mehr als 2.000 Fälle von der Lagarde-Liste abschließend überprüft.
3Wirtschaft
Neuhauser und Sigl beliebsteste Serien-Schauspieler – Romy für Information ging an Maischberger. Wien – Die Wiener Hofburg ist am Samstagabend ganz im Zeichen der 27. Verleihung des Film- und Fernsehpreis Romy gestanden. Als beliebteste Schauspielerin in der Kategorie Film wurde Ursula Strauss für Meine fremde Frau ausgezeichnet, bei den Herren konnte sich Tobias Moretti – bereits zum siebenten Mal – als Romy-Gewinner feiern lassen. Otto Schenk erhielt für sein Lebenswerk eine Romy in Platin. Schenks Laudator Michael Niavarani erklärte: Otti, du bist einfach ein Meisterwerk. Er könne nichts anderes als wahrhaftig sein. Er könne den Rollen kein Leben einhauchen, weil er die Rolle ist, sagte Niavarani über Schenk. Unter Standing Ovations kam dieser auf die Bühne und bedankte sich. Aber ich lasse mir diese Ehre nicht einfach so gefallen, ich habe noch Einiges vor, kündigte Schenk an. Die Romy-Publikumspreise, die auf Basis von Abstimmungen via Internet und per Post ermittelt wurden, sind heuer in insgesamt sechs Kategorien verliehen worden. Zur Gala des vom Kurier ausgetragenen und live in ORF 2 übertragenen Fernsehpreises kam das Who is Who der deutschsprachigen TV-Branche. Zur beliebtesten Serien-Schauspielerin wurde Adele Neuhauser gekürt. Für die Tatort-Ermittlerin und Vier Frauen und ein Todesfall-Darstellerin ist es Romy Nummer vier. Zum beliebtesten Serien-Schauspieler wurde Bergdoktor Hans Sigl gewählt. Da er nicht kommen konnte, nahm Kollegin Nicole Beutler seine goldene Statuette entgegen. Die deutsche Fernsehmoderatorin Barbara Schöneberger, die die Romy-Gala bereits drei Mal moderierte, stand heuer erneut auf der Bühne, allerdings nicht als Showmasterin, sondern als Gewinnerin in der Kategorie Show/Unterhaltung. Ich habe schon jeden Preis im deutschen Raum vergeben, und ganz ehrlich, ich habe die Hoffnung schon aufgegeben, dass ich einen Preis gewinne. In der Kategorie Information setzte sich die deutsche Talkerin Sandra Maischberger gegen die Kollegen aus Österreich durch. In ihrer Dankesrede zeigte sich die Gewinnerin überrascht: Ich dachte, es gibt hier eine Obergrenze für Preise an Deutsche. Kurier-Herausgeber Helmut Brandstätter nannte Maischberger eine der profiliertesten Journalistinnen in Deutschland. In seiner Rede sprach Brandstätter die Pressefreiheit an und mahnte, wachsam zu sein, etwa wenn Extremisten Theaterstücke stören. Die Auszeichnung für das TV-Ereignis des Jahres ging an den ORF für die Austragung des Eurovision Song Contests. Diese Romy gebühre den Mitarbeitern, sagte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bei der Überreichung an ihn und Programmdirektorin Kathrin Zechner. Und auch das österreichische Fußball-Nationalteam heimste eine Romy ein: Die Qualifikation der ÖFB-Truppe für die Europameisterschaft in Frankreich war der TV-Moment des Jahres. Bei den Romy-Akademiepreisen, wo nach der Verleihung am Donnerstagabend noch zwei Kategorien offen waren, gewann die Brenner-Verfilmung Das ewige Leben die Romy für den besten Kinofilm und der deutsche Schauspieler Florian David Fitz wurde als Autor für das beste Drehbuch – für den Film Der genialste Tag – ausgezeichnet.
6Etat
Rechtsanwälte kritisieren Gesetze und appellieren an Kollegen. Das Ansehen und die Würde des ganzen Berufsstandes seien in Gefahr, warnen ungarische Juristen in einem Statement zu den jüngst in Kraft getretenen Einwanderungsgesetzen. 160 Rechtsanwälte setzten ihre Unterschrift unter den Appell an ihre Kollegen, unabhängig von der Tagespolitik ihren Pflichten und ihrem Amtseid nachzukommen. Die neuen Bestimmungen richteten sich in der Praxis vor allem gegen Flüchtlinge und würden damit jene Menschen kriminalisieren, die eigentlich kein Verbrechen in Ungarn begangen haben, sagt Initiator Ésik Sándor dem STANDARD. Gemeinsam mit seinem Kollegen Balazs Csiro fasst Ésik seine Kritik in sieben Punkte zusammen, darunter die Missachtung des besonderen Schutzes von Minderjährigen und die Einsetzung von Einzelrichtern in Fällen, bei denen bisher ein Senat entschieden habe. Ein grundlegender Missstand liege den Anwälten zufolge in der unzureichenden Übersetzung von Anklagetexten. Das macht es für den Angeklagten unmöglich, darauf zu reagieren, so Ésik. Diese neuen Fälle wurden bisher von einem eigens berufenen Gericht in Szeged verhandelt. Am Dienstag hat das ungarische Parlament zwei weiter Gerichte, eines in Pécs und eines in Zalaegerszeg, zur Verstärkung hinzugezogen. Aber auch drei Gerichte würden nach Ansicht des Juristen nicht mit der Masse an Flüchtlingen fertigwerden. Es sei einfach nicht möglich, in der vorgegebenen Zeit die Sache von so vielen Menschen gesetzmäßig und gerecht zu beurteilen und Beschlüsse zu fassen. Unter diesen Umständen würde Unrecht zu Recht gemacht werden, heißt es in dem Aufruf. Mit Unterstützung ihrer Kollegen werfen die beiden Anwälte der ungarischen Regierung vor, in den neuen Gesetzen falsche Lösungen für die Flüchtlingskrise zu suchen. Diese Gesetze wurden eingeführt, um normale Asylprozesse zu vermeiden. Sie lösen keine Probleme, sondern verzögern sie nur, sagt Ésik. Früher oder später würden jene Fälle sowieso vor einem höheren Gericht landen, ist er überzeugt. Dem Aufruf zufolge verstoßen die neuen Gesetze nämlich gegen alle von Ungarn unterzeichneten völkerrechtlichen Abkommen, das unmittelbar geltende europäische Gemeinschaftsrecht, das ungarische Grundgesetz und allgemeine Rechtsgrundsätze. Bei der Bewältigung der aktuellen Probleme wären vielmehr Veränderungen in den Bereichen der Fremdenpolizei, der Logistik und der humanitären Hilfe gefragt, so die Initiatoren. Es handle sich aber bei dem Aufruf um ein professionelles Statement, nicht um eine politische Aktion. Die Proklamation wurde unterdessen auch ins Deutsche, Englische und Französische übersetzt. Innerhalb einer Woche sammelten die beiden Anwälte mehr als 180 Unterschriften, darunter bedeutende Namen in der Branche wie Lászlo Gatter, ehemaliger Präsident des Hauptstädtischen Gerichts in Budapest. Gatter war im Oktober 2010 von seinem Amt zurückgetreten, nachdem personelle Streitigkeiten mit dem Nationalen Justizrat, einer durch ihre Parteinähe umstrittenen Institution, nicht hatten beigelegt werden können.
1Panorama
Italiener hatte den Spanier Marc Marquez absichtlich zu Fall gebracht. Lausanne – Das oberste Sportgericht in Lausanne hat am Donnerstag den Einspruch des Motorrad-WM-Spitzenreiters Valentino Rossi gegen die nach dem MotoGP-Rennen in Sepang verhängte Strafe abgewiesen. Damit bleibt es bei heuer insgesamt vier Strafpunkten für den Italiener, der damit laut Reglement beim Saisonfinale am Sonntag in Valencia vom letzten Platz starten muss. Rossi, der in Malaysia nach Meinung der Kommissare den Spanier Marc Marquez absichtlich zu Fall gebracht hatte, hat in der WM sieben Punkte Vorsprung auf seinen spanischen Yamaha-Teamkollegen Jorge Lorenzo. (APA, 5.11.2015) So wird Rossi in Valencia dennoch Weltmeister im MotoGP:
4Sport
Test mit sechs Zwillingspaaren zeigt, dass Microsoft gute Arbeit geleistet hat. Biometrische Sicherheitssysteme sollen Passwörter überflüssig machen: Diesen Weg schlagen zumindest große IT-Firmen wie Apple oder Samsung ein. Auch Microsoft setzt auf solche Features. Mit Windows Hello können sich Nutzer von Windows 10 über Gesichtserkennung anmelden. The Australian wollte nun wissen, wie gut das System funktioniert – und Microsofts Software mit einem gemeinen Trick in die Falle locken. So suchte sich das australische Magazin sechs eineiige Zwillingspaare, die zudem noch eine ähnliche Frisur hatten. Doch siehe da: Windows Hello konnte die Zwillinge in allen sechs Fällen unterscheiden. Ein beeindruckendes Ergebnis, das an der RealSense-Webcam von Intel liegen könnte. Diese bezieht auch Infrarot- und 3D-Aufnahmen zur Gesichtserkennung mit ein. Allerdings gibt es auch heftige Kritik an der Nutzung der Biometrie: Denn wenn der Login einmal von Hackern gestohlen wird, kann die Identifikation logischerweise nicht so einfach wie ein Passwort geändert werden.
0Web
300.000 erfreuten sich am Erfolg der Altacher in Portugal – 138.000 schauten auf Puls 4 Sturm Graz auf die Beine.
6Etat
Die 29-jährige britische Sängerin Florence Welch präsentierte mit Florence + the Machine ihren konsequent in die Vollen gehenden Weltumarmungs- und Überwältigungspop in der ausverkauften Wiener Stadthalle. Bald droht der Weltfriede. Wien – Florence Welch ist vor Jahren einmal für Karl Lagerfeld gelaufen. Der alte Knacker nimmt sich gern junge musikalische Musen, die bei Frauen angesagt sind. Das hat aber nichts mit Marktforschung, sondern rein mit seiner Inspiration zu tun. Laufen tut Florence auch heute noch gern – aber nicht schlaksig schlingernd auf dem Runway, oder wie der Catwalk gerade heißen mag, sondern mit Fluchtgeschwindigkeit auf der gesamten Bühnenbreite der Wiener Stadthalle. Das in biedergeilem Rosa gehaltene Kleid kommt heute eher nicht von Karl, sondern aus der Abteilung Lady Chatterley auf der Flucht aus dem Boudoir. Es bekommt beim ständigen Hin und Her und Her und Hin etwas ganz toll albtraumhaft Qualliges, das die Begeisterung für diesen Ausdauersport keinesfalls mindert. Eine Madonna schaltet bei so einer physischen Verausgabung gern das Mikrofon auf Playback-Funktion. Man kennt den Effekt ja aus dem Zielraum bei Skirennen. Die Reporter befragen japsende Buben und Mädchen über ihren Lauf und ob sie schon an ihren Sieg glauben können – und diese bekommen aber nichts Ordentliches heraus, außer Geräuschen, mit denen man erotische Unterhaltungsfilme synchronisiert. Sprich: Eigentlich kann man beim Rennen nicht singen. Florence, die heute mit ihrer Maschin in Wien vor zehntausend gleichgesinnten jungen Menschen gastiert, braucht diese Ausfallschritte Richtung rasender Puls und Hypertonie aber wie ihr täglich Brot. Sie erledigt ihren Job barfuß mit Tamburin. Die große Wallewalle-Hippie-Rock- und Trennungsliedtragödin Stevie Nicks von Fleetwood Mac kommt einem da in den Sinn, damals in jener Zeit, als das Kiffen in den 1970er-Jahren ins Koksen überging und Florence noch gar nicht geboren war, wobei sie sich aber künstlerisch auf diese Zeit zumindest von den Inhalten her beruft. Die 29-jährige Britin lebt, ähnlich wie ihre Kollegin Adele, vom überlebensgroßen Drama. Ihre Kunst kennt nicht das Zwischenreich des Verzagens, Abwägens, Knauserns und Zurückschreckens. Florence + the Machine gehen in die Vollen. Florence geht in die Vollen. Maschin, Maschin, Überwältigungsmaschin. Sie will unsere Frau werden, mit kräftig schneidender Stimme irgendwo zwischen Gruftie-Mutter Siouxsie Sioux, Bluesrock-Selbstzerfleischerin PJ Harvey, Hysterisierungskaiserin Kate Bush und dem altirischen Wald- und Hochhausgeist Enya. Mit großem Ensemble werden zu gern auch kriegerisch angelegten angezogenen Discobeats harmonisch leicht verständliche, gegen Weltumarmung gehende Klangteppiche ausgelegt. Grundgütiger, auch eine Harfe ist dabei! Darüber werden messerscharf und mit Unterstützung eines Damenchors, der sich auch zum Barockbläserensemble im Geiste Sgt. Peppers umfunktionieren lässt, der Weltfrieden sowie ein weit mit den Armen ausholender Ausdruckstanz eingefordert. Das Publikum singt begeistert mit und holt beim Ausdruckstanz weit mit den Armen aus. Gebt doch bitte Frieden Licht- und Bühnenshow sind minimal gehalten. Frau allein ist schon zu viel. Bei Third Eye werden laut Befehl alle für die drei besten FreundInnen und Youtube mitfilmenden Taschentelefone ausgeschaltet. Man ist im kosmischen Sinn ohnehin miteinander verbunden. Beim Lied Rabbit Heart steigt Florence Welch zu ihren treuesten Jüngerinnen herab und lässt sich mit Blumenkränzen, nun ja, bekränzen. Zwei Wandteppiche für das verwunschene Landhaus daheim im Schwermut Forest gibt es auch. Auf einem steht etwas mit drittem Auge, auf dem anderen Königin des Friedens, aber natürlich auf Englisch. Der Saal geht durch die Decke. Give peace a chance.
8Kultur
Mord an 27 bosniakischen Zivilisten im Jahre 1992 angelastet. Sarajevo – In der westbosnischen Kleinstadt Bosanski Novi sind am Donnerstag fünf mutmaßliche Kriegsverbrecher festgenommen worden. Während der umfassenden Polizeiaktion wurden laut Medienberichten auch vier Hausdurchsuchungen durchgeführt. Den festgenommenen bosnischen Serben wird der Mord an 27 bosniakischen (muslimischen) Zivilisten in den Dörfern Agici und Ekici im Jahre 1992 angelastet. Daraufhin wurde fast die gesamte bosniakische Bevölkerung aus der Region vertrieben.
2International
Im Nachfolger des strategischen Wikinger-Rollenspiels ist wieder einiges an taktischer Finesse gefragt. Am 19. April 2016 erscheint mit The Banner Saga 2 der Nachfolger des beliebten Taktik-Rollenspiels. Das Spiel wird für Windows und OSX angeboten und soll 19,99 Dollar kosten, kündigten die Entwickler auf Steam an. Außerdem gibt es auf Vorbestellungen 10 Prozent Ermäßigung. Im neuen Teil sollen den Spielern neue Charaktere und verbesserte Kämpfe geboten werden. Für den Soundtrack ist erneut Austin Wintory verantwortlich, der bereits Kompositionen für Assassins Creed Syndicate oder Journey beisteuerte und für letztere sogar mit der ersten Grammy-Nominierung eines komponierten Videospiel-Soundtracks belohnt wurde. Bereits die erste Banner Saga, die 2014 veröffentlicht wurde, war unter Spielern beliebt. Das strategisch fordernde Kampfsystem und mehrere Perspektivenwechsel konnten vor allem Taktiker überzeugen, die sich in der Atmosphäre der durch die nordische Mythologie geprägten Welt wohlfühlten. An einer PS4- und Xbox One-Version von The Banner Saga 2 wird gearbeitet. Für diese Veröffentlichung ist aber kein Datum bekannt. Der erste Teil erschien auch erst dieses Jahr auf den Konsolen.
0Web