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Im EU-Innenministerrat gab es eine heftige Debatte über das Vorpreschen Österreichs mit den Balkanstaaten bei Restriktionen für Flüchtlinge an den Grenzen. Man will bis zum Sondergipfel EU/Türkei abwarten, ob der Zustrom geringer wird, oder harte Maßnahmen ergreifen. Sie solle aufhören, auf anderen Staaten herumzuhacken, das habe der französische Innenminister Bernard Cazeneuve seiner österreichischen Kollegin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) in der Ratssitzung zugeraunt – und klargemacht, dass er die Isolierung Griechenlands in der Flüchtlingskrise nicht goutiere. Das wurde am Donnerstag beim EU-Ministerrat der Innen- und Justizminister in Brüssel aus der französischen Delegation kolportiert. Die Flüchtlingskrise und die Lage in Griechenland dominierten das Treffen. Er habe Österreich gar nicht erwähnt, hieß es aus dem Umfeld Mikl-Leitners zur angeblichen Kritik aus Paris an Wien, das am Vortag mit drei EU-Ländern und sechs weiteren Balkanstaaten abgestimmte Restriktionen an den Grenzen der Balkanroute in Wien vereinbart hatte. Der Deutsche Thomas de Maizière (CDU) bestätigte, dass es eine sehr kontroversielle Debatte über das Vorgehen einiger Staaten gegeben hat, die es für richtig gehalten haben, einseitige Maßnahmen zu treffen. Aber psychologische Studien über die Wortgefechte, auch zwischen Mikl-Leitner und dem Griechen Ioannis Mouzalas, wollte der deutsche Minister nicht abgeben. Die Stimmung soll düster und ernst gewesen sein. Luxemburgs Außen- und Migrationsminister Jean Asselborn warnte gar vor einem Zustand der Anarchie. Mouzalas hatte zu den verstärkten Grenzkontrollen in Mazedonien gesagt, sein Land werde es nicht hinnehmen, zum Libanon Europas zu werden – mit großen Lagern wegen des Rückstaus von Migranten. Mikl-Leitner verteidigte in der Sitzung hingegen den Vorstoß mit den Balkanstaaten – und kritisierte die Regierung in Athen, weil diese ihren Verpflichtungen zur Sicherung der EU-Außengrenze nicht in der vor Monaten vereinbarten Weise nachkomme. Im EU-Innenministerrat ging es also so hoch her wie schon lange nicht. Auch wenn de Maizière das einseitige Vorgehen von vier EU-Staaten kritisierte, so betonte auch er, dass das Ende des Durchwinkens – eine deutliche, nachhaltige Reduzierung des Flüchtlingsstroms von der Türkei bis nach Deutschland – bisher nicht stattgefunden habe: Griechenland hat es uns dabei nicht leichtgemacht, sagte er unter Verweis auf das Nichtfunktionieren der Hotspots. Es gebe Hinweise, dass organisierte Schlepper sowohl auf türkischer wie auf griechischer Seite aktiv seien, ohne dass Athen und Ankara dies unterbänden. Konkrete Beschlüsse fassten die EU-Innenminister nur zur stärkeren Kontrolle von EU-Bürgern bei der Einreise in den Schengenraum, als Teil der Antiterrormaßnahmen. Für eine gemeinsame Lösung beim Flüchtlingsproblem setzten sie eine Frist bis 7. März. An diesem Tag findet ein EU-Sondergipfel mit der Türkei statt. Sollte es bis dahin nicht zu einem sichtbaren Rückgang der Flüchtlingszahlen kommen, werde es schmerzhafte Maßnahmen geben, so de Maizière, harte Maßnahmen laut Mikl-Leitner. Welcher Art diese sein würden, blieb offen. Der deutsche Innenminister hatte in Berlin bereits angedeutet, dass die Schengen-Außengrenze nicht mehr in Griechenland, sondern anderswo kontrolliert werde, wie angedacht ist. Große Hoffnung setzt die EU nun darauf, dass die Nato-Mission zur Überwachung des Flüchtlingsstroms in der Ägäis Wirkung zeigt. Wie berichtet, soll das Bündnis die griechische und türkische Marine zur Kooperation zwingen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte am Donnerstag, dass die Details der Mission feststünden. Die Türkei habe sich zur Rücknahme der auf See geborgenen Flüchtlinge bereiterklärt. Laut de Maizière soll auch das Rückstellungsabkommen zwischen Athen und Ankara greifen.
1Panorama
Rechte Kundgebung mit 300 Teilnehmern traf auf 500 Gegendemonstranten - Schlägerei am Praterstern. Wien - Bei der Demonstration der rechtsextremen Identitären am Samstag in Wien hat es vereinzelte Zwischenfälle gegeben. Im Zuge des Aufeinandertreffens mit linken Gegendemonstranten wurden mehrere Personen festgenommen, sagte ein Polizeisprecher. Die Identitären waren mit 300 Personen vertreten, die Gegner mit 500. Gegendemo Die Demonstration der Identitären sollte laut den Organisatoren den Schlusspunkt einer Kampagne bilden, die auf den von den Identitären befürchteten Zustand des Bevölkerungsaustausches hinweisen soll. Die Gegendemonstranten kündigten an, nicht nur gegen die Neofaschist_innen auf die Straße zu gehen, sondern auch gegen die kapitalistischen Verhältnisse, die die Grundlage menschenverachtender Ideologien darstellen. Kundgebungen im Bereich der Favoritenstraße gab es von der Offensive gegen Rechts sowie von der Antifaschistischen Aktion. Insgesamt eine Stunde dauerte die Kundgebung der Identitären, die vom Columbusplatz zum Reumannplatz marschierten. Um 14 Uhr löste sich die Demonstration vorerst auf. Vier Polizisten und zwei Kundgebungsteilnehmer wurden bei Auseinandersetzungen verletzt. Festnahmen gab es laut Polizei keine. Es kam zu mehreren Identitätsfeststellungen und Anzeigen nach dem Strafrecht sowie dem Verwaltungsrecht, hieß es. Teilnehmern der Gegenkundgebung hatten laut Polizei mehrmals versucht, den Marsch der Identitären zu stören bzw. zu verhindern. Am Reumannplatz wurde von einer unbekannten Person ein pyrotechnischer Gegenstand auf das Dach einer Haltestelle geworfen, dieses wurde beschädigt. Laut Aktivisten fuhren die Identitären darauf unter Polizeischutz mit der U-Bahn zum Wiener Praterstern, wo sie in einem Lokal einkehrten. Ebenfalls am Praterstern gerieten laut Polizei Identitäre und Gegendemonstranten direkt aufeinander, wobei es auch zu Tätlichkeiten kam. Im Gespräch mit derStandard.at schildert Stefan Steindl, stellvertretender Wiener Vorsitzender der unabhängigen Gewerkschafter, einen Angriff durch einen Anhänger der Identitären auf seine Person. Er wurde von einem Identitären auf den Kopf geschlagen, weshalb er Anzeige gegen Unbekannt wegen Nötigung und Körperverletzung erstattet habe. Steindl berichtet außerdem von weitern körperlichen Attacken der Identitären auf Gegendemonstranten.
1Panorama
Kritik in sozialen Netzwerken an seiner Interviewführung. Wien – Der ORF und der Privatsender Puls 4 erzielten mit der Elefantenrunde zur Wiener Landtagswahl Montagabend Top-Quoten – derStandard.at berichtete. Und während Puls 4-Infochefin und Anchor-Woman Corinna Milborn für ihre Moderation gute Rückmeldungen erhielt, gab es an der Performance von ORF Wien-Chefredakteur und Moderator Paul Tesarek einige Kritik. In sozialen Netzwerken wurde Tesareks Interviewführung von Politikexperten als seltsam beurteilt. Die Kritikpunkte: Bei Themen wie Steuern oder Verkehr brachte sich Tesarek inhaltlich in die Diskussion ein und vertrat nicht ganz unparteiisch die Argumentationslinie der regierenden SPÖ-Grün-Koalition, gegenüber der NEOS-Kandidatin Beate Meinl-Reisinger trat der ORF-Moderator unhöflich bis unwirsch auf. Höhepunkt: Tesarek sprach Meinl-Reisinger mit falschem Namen als Reinl-Reisinger an, die daraufhin meinte, Tesarek könne gerne auch Reinl-Meisinger sagen. Dass Tesarek auch noch einen Homoehe-Scherz beisteuerte, sorgte bei einigen Sehern ebenfalls für Verwunderung. FPÖ-Chef Strache meinte in Richtung Tesarek schließlich, dass ohnehin jeder Zuseher wisse, wie man ORF-Chefredakteur beim ORF Wien werde. Strache spielte damit offenbar auf den Umstand an, dass einigen ORF-Landesstudios eine besondere Nähe zur jeweiligen Landeshauptmann-Partei nachgesagt wird. Der ORF wies die Kritik an Tesarek am Dienstag zurück. Paul Tesarek ist Chefredakteur und Moderator mit jahrzehntelanger unbestrittener journalistischer Erfahrung und Kompetenz. Geschmäcklerische Bewertungen von Moderationen gibt es bei jeder politischen Diskussion. Das kommentieren wir nicht, erklärte ORF-Kommunikationschef Martin Biedermann. Warum der ORF bei einer solchen österreichweit im Hauptabendprogramm ausgestrahlten TV-Debatte zur mit Spannung erwarteten Wahl nicht erfahrene Talk-Moderatoren und Politik-Journalisten wie Ingrid Thurnher, Armin Wolf oder Hans Bürger einsetzt, erklärt man mit der föderalen Struktur des öffentlich-rechtlichen Senders. Da es eine Diskussion zur Wiener Landtagswahl war, wurde die Sendung wie auch sonst in anderen Bundesländern vom Landesstudio produziert und daher auch vom Chefredakteur des Landesstudios moderiert, so Biedermann.
6Etat
Lakers-Niederlagenserie beendet – 20. Sieg im 20. Spiel für Golden State. Washington – Kobe Bryant hat es nicht verlernt. Die 37-jährige Basketball-Legende führte die Los Angeles Lakers am Mittwoch in der NBA mit einer Saisonbestmarke von 31 Punkten zu einem 108:104-Erfolg bei den Washington Wizards. Für die Lakers war es der erste Sieg nach sieben Niederlagen. Bryant hatte erst am Wochenende seinen Rücktritt mit Saisonende angekündigt. Daran gewöhnt zu siegen sind die Golden State Warriors. Der Meister fuhr mit einem 116:99 bei den Charlotte Hornets den 20. Erfolg im 20. Saisonspiel ein und baute damit den NBA-Startrekord weiter aus. Superstar Stephen Curry erzielte in gerade einmal drei Vierteln Spielzeit 40 Punkte. Alleine im dritten Abschnitt kam der 27-jährige Ausnahmekönner auf 28 Zähler. (APA, 3.12.2015) NBA-Ergebnisse: Atlanta Hawks – Toronto Raptors 86:96Detroit Pistons – Phoenix Suns 127:122 n.V.New York Knicks – Philadelphia 76ers 99:87Chicago Bulls – Denver Nuggets 99:90Washington Wizards – Los Angeles Lakers 104:108 Charlotte Hornets – Golden State Warriors 99:116San Antonio Spurs – Milwaukee Bucks 95:70Los Angeles Clippers – Indiana Pacers 91:103Houston Rockets – New Orleans Pelicans 108:101
4Sport
Steirische Forscher wollen Algorithmen für Apps entwickeln, die die beste Route durch die Wildnis der Berge finden. Anwender sollen Bergretter und Jäger sein. Wien – Manche Wege entstehen erst beim Gehen. Das heißt aber nicht, dass sie irgendwo hinführen. Im Gebirge kann der Marsch durch unbekanntes Terrain leicht an einem Abgrund, einer Felsmauer, in undurchdringbarem Dickicht oder in einem unübersichtlichen Latschenlabyrinth enden. Rettungskräfte, die schnell zu einem Verletzten vordringen müssen, oder Jäger auf der Pirsch sollten aber auch bei schwierigem Gelände schnell von A nach B finden. Rainer Prüller, Geoinformatiker am Institut für Geodäsie der TU Graz und gleichzeitig Geschäftsführer des Spin-off-Unternehmens Pentamap, will ihnen dabei helfen. Für das Projekt RemoteNav, das im Rahmen des Weltraum-Programms Asap der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft vom Verkehrsministerium unterstützt wird, will er mit seinen Kollegen Geländeinformationen so aufbereiten, dass jederzeit die schnellste Route abseits des bestehenden Wegnetzes abgerufen werden kann. Nicht nur topografische Daten wie die Hangneigung sollen in das neuartige Navigationssystem, das auch als Smartphone-App laufen soll, einfließen, sondern auch Informationen über Pflanzenbewuchs oder Wasserläufe. Eine der Datenquellen sind Satellitenaufnahmen, wobei aber nicht nur relevant ist, was das menschliche Auge sehen kann. Im nahen Infrarotbereich steckt viel Information über die Vegetation, die das Land bedeckt, erklärt Prüller. Jede Oberfläche hat bestimmte Rückstrahleigenschaften. Ein Nadelwald hat andere spektrale Merkmale als ein Mischwald. Auch Wasser, etwa Bäche, seien so gut zu erkennen. Die Satellitendaten werden ergänzt durch 3-D-Geländemodelle, die durch Laserscans von Flugzeugen aus erstellt werden. Mittlerweile sind für große Teile der Alpen in Österreich bereits solche Daten in einer sehr guten Auflösung vorhanden, bei der jeweils vier Pixel einen Quadratmeter Bodenfläche repräsentieren, erläutert Prüller. Aus dem topografischen Abbild soll abgeleitet werden, ob ein Hang zu steil ist, um ihn zu Fuß zu bewältigen, ob Absturzgefahr besteht oder ob es an einer Felswand machbar ist, sich abzuseilen. Ein schmaler Graben kann ein Wasserlauf oder ein ausgetretener Pfad sein, so Prüller. Durch die Kombination von Satellitenbilden und Laserquellen kann man solche Details unterscheiden. Der Datenpool wird noch ergänzt durch das freie und in Europa bereits sehr detaillierte Kartenmaterial von OpenStreetMap sowie durch Informationen über anthropogene Faktoren, die eine Rolle spielen und aus den Satellitendaten nicht ableitbar sind – von Zäunen und Mauern bis zu Schutz- und Sperrgebieten. All diese Informationen laufen in einem zentralen Datenmodell zusammen. Jedem Bildpunkt, der einem halben Meter Terrain entspricht, werden auf diese Weise 30 Navigationsparameter zugeordnet, erklärt Prüller. In Feldversuchen soll in dem bis Ende 2016 laufenden Projekt untersucht werden, wie die einzelnen Parameter gewichtet werden. In einem lichten Nadelwald kommt man vielleicht dreimal so schnell voran wie in einem dicht bewachsenen Jungwald, erläutert der Entwickler. Um die einzelnen Gelände- und Bewuchsformen richtig einschätzen zu lernen, werden Forscher und Studierende mit GPS-Geräten ins Feld geschickt. Ihre Geschwindigkeit wird protokolliert und den einzelnen Geländeparametern wird auf diese Art eine Eignungskennzahl für eine Begehbarkeit zugeschrieben. Allerdings ist nicht jeder Mensch gleich geländegängig. Auch das soll bei der Anwendung berücksichtigt werden. Für einen betagten Jäger ist eine Hangneigung von 30 Prozent vielleicht schon zu steil. Ein Bergretter kann sich dagegen auch an einer Felswand abseilen, erläutert Prüller. Verschiedene individuell einstellbare Profile sollen den Möglichkeiten der unterschiedlichen Benutzer Rechnung tragen. Die größte Herausforderung liege aber in der automatischen Berechnung der schnellsten Route durch das Gelände, so Prüller. Die Anwendung soll aus den umfangreichen Daten Pixel für Pixel den besten Weg errechnen, also vom Start- bis zum Endpunkt die beste Aneinanderreihung von Zellen finden, an denen ein Fortkommen möglich ist. Der Navigationsalgorithmus ist raster- und nicht, wie bisher üblich, vektorenbasiert, so Prüller. Durch die hohe Zahl potenzieller Möglichkeiten der Wegführung ergebe sich ein hoher Rechenaufwand, der nicht leicht in Griff zu bekommen ist. Viele Details müssen für die Fortbewegung berücksichtigt werden, beispielsweise muss eine Zelle mit Latschenbewuchs noch nicht bedeuten, dass man hier nicht weiterkommt. Erst wenn die nächste und übernächste Zelle auch Latschen sind, kann man nicht mehr drübersteigen. Die Entwickler erwarten, dass für ein Jagdrevier oder Bergretter-Einsatzgebiet bis zu fünf Gigabyte an Daten zusammenkommen. Um zu demonstrieren, dass ihr Routingalgorithmus funktionieren kann, werden zuerst kleine Raster mit einfachen Hindernissen berechnet. Erst danach wird das System für große Datenmengen optimiert. Sollte sich der Rechenaufwand als nicht bewältigbar herausstellen, müsse die Auflösung reduziert werden. Wir müssen eine Waage zwischen Prozessierbarkeit und Praxistauglichkeit finden, sagt Prüller. Die rasante Hardwareentwicklung ist dem Konzept sicher zuträglich. Der Routingalgorithmus soll in die bestehende Bergretter-Applikation Sarontar des Forschungsunternehmens TeleConsult – ebenfalls Projektpartner bei RemoteNav – implementiert werden. Für Jäger soll die Navigationsanwendung Eingang in die Jagdrevier-Verwaltungsapp Deermapper von Prüllers Unternehmen Pentamap finden. Der Entwickler sieht auch in Outdoorenthusiasten, die sich abseits der Wege durch die Wildnis schlagen, eine potenzielle Nutzergruppe. Für Wanderer in Alaska wäre so eine Navigationslösung bestimmt hilfreich.
7Wissenschaft
Die U4 wird ab 30. April von Hütteldorf bis Hietzing gesperrt, ab 2. Juli zusätzlich bis Schönbrunn – Schienenersatzverkehr mit Bussen. Wien – Die Sanierung eines Teilstücks der Wiener U-Bahnlinie U4 wird den öffentlichen Verkehr im Westen der Stadt heuer stark beeinträchtigen. Der Abschnitt zwischen der Endstation Hütteldorf und der Haltestelle Hietzing wird laut dem Zeitplan der Wiener Linien von 30. April bis 4. September komplett gesperrt sein, von 2. Juli bis zum Ende der Arbeiten bleibt zudem die Station Schönbrunn geschlossen. Auf der fünf Kilometer langen Strecke werden Gleise und Weichen samt Unterboden komplett erneuert, sagte Günter Steinbauer, der für den technischen Bereich verantwortliche Geschäftsführer des Verkehrsunternehmens, bei einer Pressekonferenz am Dienstag: Da müssen wir einen Meter in den Untergrund. 57.000 Passagiere täglich werden von der Teilsperre betroffen sein, gänzlich wird der Schienenersatzverkehr diese Kapazität nicht stemmen können. Zwar werden auch die Busse entlang der Wienzeile zu Stoßzeiten im Dreiminutentakt verkehren, statt 900 Personen, die eine U-Bahngarnitur fasst, nehmen sie allerdings nicht mehr als 150 Passagiere auf. Die Wiener Linien nennen die Busse aber ohnehin nur Zusatzangebot und raten vielmehr, auf umliegende Straßen- und S-Bahnlinien auszuweichen. Dafür werden Intervalle der Tramwaylinien 49, 52 und 58 sowie der U-Bahnlinie U3 verdichtet. Die Generalüberholung der bereits 1898 im Zuge des Stadtbahnbaus errichteten Trasse ist Teil eines großangelegten Modernisierungspakets der Linie U4. 335 Millionen Euro werden dafür bis 2024 in die Hand genommen; schon in den vergangenen beiden Jahren wurden Stützmauern und Stellwerke entlang der Strecke erneuert und die Infrastruktur in den Stationen Hütteldorf und Stadtpark renoviert. Der Gleiswechsel sei im laufenden Betrieb aber nicht zu realisieren, sagte Steinbauer und nannte es eine Operation am offenen Herzen. Im Sommer 2017 wird dann eine Teilsperre zwischen Längenfeldgasse und Karlsplatz verhängt. Trotz zentralerer Lage erwarten sich die Wiener Linien eine leichtere Bewältigung der Fahrgastströme, denn mehrere tangierende U-Bahnlinien würden das Umfahren erleichtern. Dass manche Passagiere auch im regulären Betrieb an Wintertagen nicht alle U-Bahngarnituren nutzen können, wurde ebenfalls am Dienstag bekannt. Die neuen durchgängigen Züge erleichtern Rollstuhlfahrern zwar grundsätzlich den Ein- und Ausstieg durch eine Rampe, die sich in Stationen über den Spalt zum Bahnsteig legt. Wenn bei Schneelage aber gestreut wird, bleibt die Funktion deaktiviert, da sich Rollsplitt in der Vorrichtung fangen könnte, sagte ein Wiener-Linien-Sprecher.
1Panorama
Britischer Premier: "Wollen Änderungen, die rechtlich verbindlich und irreversibel sind" – Kritik aus Polen. Brüssel – Das umstrittene Vorhaben, dass zugewanderte EU-Bürger vier Jahre in Großbritannien gearbeitet haben müssen, um bestimmte Sozialleistungen zu erhalten, bleibt nach den Worten des britischen Premiers David Cameron am Tisch. Cameron sagte am Freitag nach dem EU-Gipfel in Brüssel: Was wir wollen, sind Änderungen, die rechtlich verbindlich und irreversibel sind. Cameron betonte, sein Ziel bleibe es, im Februar mit der EU eine Einigung in allen vier von ihm geforderten Punkten zu erzielen. Wir suchen nach einer Lösung, weniger nach einem Kompromiss. Die EU-Kommission habe diesbezüglich zugesagt, an einer Lösung zu arbeiten. Großbritannien sei besser dran, wenn es in einer reformierten Union bleibe, sagte Cameron. Auch die EU-Staats- und Regierungschefs seien durch die Bank der Ansicht gewesen, dass es für die EU besser sei, wenn Großbritannien in der EU bleibe. Keiner der vier Bereiche seiner Forderungen sei leicht auflösbar, sagte Cameron. Doch für Großbritannien sei es besonders wichtig, dass die EU nicht zu einem einheitlichen Währungsraum werde, dass Großbritannien nicht an einer immer engeren Union teilnehmen müsse, dass es mehr Wettbewerbsfähigkeit gebe und dass der Migrationsdruck quer durch Europa eingeschränkt werde. Der Druck durch Neuankömmlinge ist zu groß geworden. Die Forderungen Großbritanniens stoßen jedoch auch auf Kritik: Polens Regierungschefin Beata Szydlo hat die Forderungen nach einer Beschränkung von Sozialleistungen für EU-Bürger als inakzeptabel bezeichnet. Die Polen in Großbritannien trügen zur Wirtschaftsleistung ihres Gastlandes bei, sagte Szydlo laut der Nachrichtenagentur PAP bei dem EU-Gipfel in Brüssel.
2International
Häufig verwendete Befehle schneller zugänglich – weitere Dateiformate werden nun unterstützt. Die freie Office-Suite LibreOffice hat ein Update erhalten. Die Entwickler der Document Foundation haben die Programmsammlung in Version 5.1 freigegeben. Diese bringt vor allem optimierte Menüs und Unterstützung für neue Dateiformate mit. Der Release folgt der Version 5.0.4 und soll das Arbeiten mit Writer, Calc, Impress und Draw beschleunigen. Erreichen will man dies durch eine neue Platzierung häufig verwendeter Menüpunkte. So gibt es nun etwa über die Menüleiste direkten Zugriff auf verschiedene Vorlagen. Geschraubt wurde auch an der Kompatibilität mit diversen Fremdformaten. Neu hinzugekommen ist die Unterstützung von Gnumeric-Tabellen, Microsoft Write-Dokumenten sowie Apples Keynote 6. Darüber hinaus wurden auch diverse Mängel behoben. Genaue Angaben zu den Änderungen finden sich im Changelog. LibreOffice ist für Windows, OS X und Linux zu haben.
0Web
Innenministerium setzt Einrichtung von Quartieren für Asylwerber in drei Gemeinden durch. Wien – Der Bund macht von seinem neuen Durchgriffsrecht, um feste Quartiere für Asylwerber ohne Zustimmung von Gemeinden oder Ländern einzurichten, bereits Gebrauch. Drei entsprechende Bescheide hat das Innenministerium ausgestellt, weitere 15 sollen in den kommenden Wochen folgen. Der VP-nahe Bürgermeister von Althofen, Alexander Benedikt, hat schon damit gerechnet, dass das Durchgriffsrecht seine Gemeinde betreffen wird – und damit kein Problem. Derzeit befänden sich in dem Ort im Bezirk St. Veit (Kärnten) 200 Asylwerber in Zelten. Das sei wegen der Kälte eigentlich untragbar. In den geplanten Containern sollen 150 Personen wohnen. Auch nach Ossiach, wo sich Bürgermeister Johann Huber (FPÖ) bisher erfolgreich gegen die Einrichtung eines sogenannten Verteilerzentrums für 120 Flüchtlinge wehrte, sandte das Innenministerium einen Bescheid. Im früheren Kriegsblindenheim müsse sich aber in Sachen Brandschutz, Sicherheit und Gesundheit noch einiges tun, bis jemand einziehen kann, sagte Huber der Austria Presse Agentur (APA). Die Gemeinde hatte im Sommer über das Gebäude einen Baustopp verhängt. Als dritte Gemeinde wurde Steyregg in Oberösterreich angeschrieben – dem Bundesland fehlen laut Innenministerium die meisten Plätze für die Erfüllung der Landesquote zur Unterbringung von Flüchtlingen. Bürgermeister Johann Würzburger zeigte sich wenig erfreut, aber nicht überrascht, wie er der APA sagte. Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) zeigte sich irritiert. Es gebe im Land genügend freie Plätze in Quartieren, zitierte ihn der ORF. Rund 180.000 Flüchtlinge sollen seit 5. September nach beziehungsweise durch Österreich gekommen sein. Laut Innenministerium suchten rund 9000 Menschen im September in Österreich um Asyl an. Für August ist die detaillierte Statistik seit Freitag verfügbar: Sie zeigt, dass die meisten Asylanträge nicht mehr – wie noch im Juli – von Afghanen (im August 2790) gestellt wurden, sondern von Syrern (2866). Insgesamt wird für heuer mit rund 85.000 Asylanträgen gerechnet. Dadurch erwachsen Österreich für die Grundversorgung, die jeder Person in einem Asylverfahren zusteht, höhere Kosten. Für das Jahr 2016 sind nun statt 220 Millionen rund 420 Millionen Euro eingeplant. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) sagte am Freitag nach einem Arbeitstreffen mit dem Vizepräsidenten der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, die genaue Summe werde davon abhängen, wie sich Deutschland im Weiteren verhalte. Man werde kurzfristig reagieren. Im Innenministerium wird derweil an Details zu einem Konzept für Asyl auf Zeit gearbeitet. ÖVP-Frauensprecherin Dorothea Schittenhelm ließ am Freitag durchklingen, dass es für einen Zeitraum von drei Jahren keinen Familiennachzug geben solle. Rasch sollen auch sogenannte Hotspots an den EU-Außengrenzen errichtet werden, wenn es nach Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) geht, der am Freitag mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und EU-Ratspräsident Donald Tusk diesbezüglich telefoniert hatte. Elf Registrierungsstellen für Flüchtlinge in Griechenland und Italien könnten bereits bis Ende November eingerichtet sein, so schätzte es EU-Kommissionsvize Frans Timmermans im Ö1-Interview ein. Sechs dieser Spots sollen in Italien entstehen, auf Lampedusa, Sizilien und auf dem Festland. Fünf weitere sind auf den griechischen Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos geplant. Ankommende sollen dort registriert und aus EU-Sicht nicht Schutzberechtigte wieder abgeschoben werden. Allerdings sind noch viele Fragen zur Umsetzung offen. Österreich will 100 Experten nach Griechenland entsenden, um beim Aufbau zu helfen. Alle Flüchtlinge willkommen heißen will hingegen am Samstag die Plattform für menschliche Asylpolitik bei einer Demonstration auf dem Christian-Broda-Platz beim Westbahnhof (ab 13 Uhr). Am Nachmittag steigt auf dem Heldenplatz das Konzert Voices for Refugees, zu dem NGOs laden – allen voran die Volkshilfe. Auf der Bühne sollen unter anderem die Toten Hosen, Conchita und Kreisky performen, als einer der Redner wird Bundespräsident Heinz Fischer erwartet. Mit Staus ist zu rechnen.
1Panorama
Der Premier will eine "gigantische Kampagne" zur Modernisierung von Italiens Verfassung. Seine Feinde bringen sich in Stellung. Rom/Wien – Als Bühne hat Matteo Renzi Florenz auserkoren, seine Heimat. Die Stadt, von der er als Bürgermeister losgezogen ist, um in Rom die Macht zu übernehmen, wählte der italienische Premierminister als Ausgangspunkt für jene entscheidende Schlacht, die sein mögliches politisches Ende bedeuten kann. Mehr als zwei Jahre ist Renzi nun im Amt, und noch immer verwandelt er jede Wahl, jedes Referendum, jeden Misstrauensantrag zu einer Grundsatzentscheidung für oder gegen ihn. Selten aber hat Italiens Premier ein Vorhaben derart eng mit seinem eigenen Schicksal verbunden wie dieser Tage. Renzi ist kein Mann, der in kleinen Schritten denkt. Auch nach Florenz ist er in der vergangenen Woche gekommen, um in dramatischer Sprache Großes zu verkünden: Er starte eine gigantische Kampagne für die Modernisierung Italiens, das am Scheideweg steht. Durchs Parlament hat er das Gesetz, das eine effizientere Verwaltung vorsieht, bereits gebracht. Dem war allerdings ein langer Kampf vorausgegangen: Schließlich beschneidet damit der Senat, die zweite Kammer des italienischen Parlaments, seine eigenen Kompetenzen: Er wird kleiner und unwichtiger. Die Kritik reißt auch weiterhin nicht ab, selbst in Renzis eigenen Reihen nicht. Vor allem, weil sie den nächsten Regierungschefs deutlich mehr Macht gibt und weil Senatoren nicht mehr direkt gewählt werden. Die Bestätigung möchte Renzi nun von den Italienern, weswegen er in Florenz die Mutter aller Reformen und die größte aller Schlachten ausruft: Wenn ich verliere, gehe ich nach Hause. Es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass Matteo Renzi das Durchsetzen seiner Vorstellungen an sein politisches Überleben knüpft. Das mag mitunter größenwahnsinnig klingen, bisher aber hat es ihm stets den Rücken gestärkt. Die erste Probe erfolgte mit den Wahlen zum EU-Parlament gleich zwei Monate nach seiner Ernennung zum Regierungschef, der jüngste Test ist gerade zwei Wochen her: Am 18. April scheiterte ein Referendum über die Begrenzung von Öl- und Gasbohrungen vor den Küsten des Landes an einer zu geringen Beteiligung, was Renzi zum Sieg uminterpretierte, da er die Italiener indirekt aufgerufen hatte, sich zu enthalten. Vom Überleben seiner Verfassungsreform jedoch, das hat Renzi deutlich gemacht, hänge nicht nur sein Amt als Premier ab, sondern davon mache er gleich seine gesamte politische Zukunft abhängig. Wie es um diese steht, lässt sich allen bisher veröffentlichten Umfragen nach derzeit nicht abschätzen, nicht einmal vorsichtig: Gefragt, ob die Italiener für oder gegen die Reform sind, ergibt sich einmal ein haushohes Pro, einmal ein knappes Kontra. Die Tendenz bleibt unklar. In der Zwischenzeit bringen sich Renzis politische Gegner in Stellung: Der Parteisekretär der Lega Nord, Matteo Salvini, steht ebenso bereits in den Startlöchern wie der ehemalige Premierminister Silvio Berlusconi mit seiner Forza Italia (FI). Wobei allmählich klar wird, wer der eigentliche Hauptgegner aus dem rechten Lager ist. Der aufstrebende Salvini macht keinen Hehl daraus, dass er nicht nur das 20-jährige Bündnis zwischen Lega Nord und Berlusconi für überholt befindet, sondern Berlusconi gleich mit dazu: In der Politik sei es nun einmal wie bei allem anderen im Leben, antwortete der 43-jährige Salvini kürzlich im Fernsehen auf die Frage, ob ein Mitte-rechts-Lager ohne Berlusconi bestehen könne: Alles hat ein Ende. Die Zeichen stehen tatsächlich schlecht für Berlusconi: In den Umfragen hat ihn die Lega bereits eingeholt, immer mehr einstige Weggefährten sagen sich von ihm los. Dass er selbst nach seiner rechtskräftigen Verurteilung wegen Steuerbetrugs und Bilanzfälschung nicht kandidieren darf, macht ihn ebenso wenig attraktiv wie die schlichte Tatsache, dass er bald 80 Jahre alt sein wird. Mein Gegner, betont der selbstbewusste Salvini stets, heißt Renzi. Wahrscheinlich ist das der nächste Kampf, den Italiens Premier ausfechten muss.
2International
Rückgang der gesundheitsgefährdenden Partikel laut Umweltbundesamt durch Warmwetter bedingt – Jedoch vier Überschreitungen – Stickstoffdioxid-Belastung stieg hingegen 2015 an. Wien – Die Belastung durch das Gesundheitsrisiko Feinstaub ist wegen des warmen Wetters erneut geringer ausgefallen. Die vorläufige Feinstaubbilanz für 2015 ergab für Wien, Nieder-, Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg das bisher niedrigst belastete Jahr seit Beginn flächendeckender Messungen im Jahr 2002, berichtete das Umweltbundesamt am Montag. Gestiegen ist indes die Stickstoffdioxid-Belastung. Dies ist ebenfalls durch die Witterung bedingt. Konkret durch die bei Warmwetter erhöhte Ozonbelastung, da Ozon Stickoxide schneller zu Stickstoffdioxid oxidiert, erklärte Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt im Gespräch mit der APA. Die Stickoxidbelastung ist vor allem vom Verkehr und hier wiederum hauptsächlich von den Dieselfahrzeugen verursacht, kommentierte der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) diese Entwicklung. Vor allem bei den verkehrsnahen Messstellen in Tirol war die Belastung sehr hoch, am höchsten in Vomp an der A12. Hier wurde an 44 Tagen der Tagesmittelwert von 80 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft überschritten, im Jahr 2014 war dies an nur 16 Tagen der Fall. Die Entwicklung beim Feinstaub bei PM10-Partikel mit einem Durchmesser von weniger als zehn Mikrometer verläuft dafür österreichweit seit Jahren positiv, wie die Ergebnisse der weit über 100 Messstellen zeigen. Auch in den übrigen vier Bundesländern war 2015 das Jahr mit der zweitniedrigsten Belastung nach 2014. Der Grenzwert der EU-Luftqualitätsrichtlinie für PM10 für den Tagesmittelwert (35 Tagesmittelwerte über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter im Kalenderjahr) wurde im Jahr 2015 aber an drei Messstellen in Graz sowie an der Messstelle Leibnitz in der Steiermark überschritten. Der Experte betonte, dass es sich bei den vorliegenden Daten um vorläufige Werte handelt und belastungsreduzierende Korrekturen somit möglich sind. Dies ist durch eine EU-Richtlinie geregelt und wegen zweierlei Gründen erlaubt: So können die PM10-Werte nachträglich reduziert werden, wenn ihre Ursache natürlich begründbar ist, was beim Saharastaub der Fall ist. Im zweiten Fall ist der Streudienst im Winter ein reduzierender Einfluss. Der wesentlichste Faktor für die niedrige Belastung war wie 2014 das warme Wetter in allen Wintermonaten (Jänner bis März sowie Oktober bis Dezember). Dadurch waren die Emissionen aus dem Hausbrand niedrig. Inversionslagen – Wettersituationen, in denen sich der Feinstaub in bodennahen Luftschichten anreichert – sowie grenzüberschreitender Schadstofftransport aus Ostmitteleuropa traten vergleichsweise selten auf. Darüber hinaus haben laut Umweltbundesamt die emissionsseitigen Maßnahmen in Österreich und den Nachbarländern zur stetig sinkenden Belastung beigetragen – rund zwanzig Prozent innerhalb des vergangenen Jahrzehnts. Besonders reduziert hat sich der Anteil der besonders gesundheitsgefährdenden, weil noch feineren Partikel PM 2,5. Diese Teilchen mit weniger als 2,5 Mikrometer Durchmesser sind eine Teilmenge der PM10-Partikel. Dieser Rückgang ist mit der stetigen Zunahme der Partikelfilter bei Diesefahrzeugen zu erklären, sagte Schneider. Somit ist hier auch in den kommenden Jahren von einer weiteren Reduktion auszugehen. Tempolimits, Umrüstung kommunaler Flotten, Fahrverbote für alte Lkw, verbesserte Standards im Wohnbau und der Umstieg auf Fernwärme sorgen gemäß der Angaben der Experten-Einrichtung insgesamt für einen Rückgang der Feinstaubbelastung. International waren laut Umweltbundesamt Maßnahmen zur Emissionsreduktion bei primären Partikeln sowie von Vorläufersubstanzen für sekundäre Partikel (SO2, NOx) bei Kraftwerken und der Industrie entscheidend.
1Panorama
Das Android-Flaggschiff bietet die derzeit höchste Display-Auflösung. Als Sony im September auf der IFA in Berlin das erste Smartphone mit 4k-Display aus dem Hut gezaubert hat, war die Reaktion erst einmal Wow. Und die zweite: wozu braucht man das jetzt genau? In einem ersten kurzen Hands-on der WebStandard ließ das Xperia Z5 Premium damals bereits vermuten, dass ein ziemlicher Kraftlackel von Smartphone dahinter steckt. Nun konnten wir uns eingehender mit dem 5,5-Zöller beschäftigen und der Frage nachgehen, ob das 4k-Display tatsächlich etwas im Alltag bringt. Das Xperia-Modell bietet eine Auflösung von 3840 x 2160 Pixel. Bei einer Bildschirmdiagonale von 5,5 Zoll ergibt das eine erstaunliche Pixeldichte von über 800 ppi. Apples iPhone 6s Plus kommt auf rund 400 ppi, das Samsung Galaxy S6 auf 577 ppi und das beim Google Nexus 6P sind es 518 ppi. Zur Erinnerung: bei einer Pixeldichte ab ca. 300 ppi nimmt man im Abstand von etwa 30 Zentimetern keine einzelnen Bildpunkte mehr mit freiem Auge war. Wer die Pixelstruktur des Xperias erkennen will, muss mit der Lupe ran. Die hohe Auflösung wird allerdings nur bei Fotos und Videos erreicht, alle anderen Inhalte wie Apps und das Android-Interface werden mit 1080p angezeigt, wie Sony bereits im September bestätigt hat. Das soll Performance und Akkulaufzeit schonen. Wo findet man 4k-Videos? In der YouTube-App für Android gibt es zwar seit einiger Zeit einen eigenen Filter, um 4k-Videos zu zeigen. Allerdings konnte bei mehreren getesteten Videos nur maximal 1080p eingestellt werden, obwohl sie am Desktop sehr wohl eine 4k-Option boten. Möglich ist die Wiedergabe von 4k-Videos in der Netflix-App und Sonys eigenem Player. Mit der integrierten 23-Megapixel-Kamera können Nutzer eigene 4k-Videos aufnehmen. Einen echten Unterschied zu Inhalten in Full-HD-Auflösung merkt man allerdings nicht. Eine Rolle spielen könnten Smartphones mit 4k-Displays bei Virtual Reality-Brillen. Aktuell ist der Markt dafür aber noch überschaubar. Samsungs Gear VR funktioniert nur mit Galaxy-Smartphones. Beim Zeiss VR One werden nur Smartphones mit maximal 5,2 Zoll unterstützt. Mit Googles Cardboard kann man das Sony-Smartphone zwar verwenden, allerdings haben wir im Test noch keine 4k-Inhalte dafür gefunden. Den Unterschied zu einem Smartphone mit geringerer Auflösung merkt man dennoch: es sind mit dem Headset kaum Pixel wahrzunehmen. Gravierend besser macht es das Cardboard-Erlebnis allerdings nicht. So bleibt das 4k-Display vorerst noch eine technische Spielerei, die am Papier eine bessere Figur macht als in der Realität. Nichts Neues hat sich Sony beim Design einfallen lassen. Das Gehäuse misst 154,4 x 76,0 x 7,8 mm und kommt in der für die Xperia-Serie typischen blockartigen Form. Das wirkt bei einem 5,5 Zoll großen Smartphones besonders wuchtig. Das Z5 Premium kommt auf ein Gewicht von 181 Gramm, eine Spur mehr als die meisten anderen Modelle in der Größenklasse. Ein ernstes Wörtchen müsste man mit den Designern von Sony bezüglich der Rückseite reden. Hier hat man sich für eine spiegelnde Oberfläche entschieden. In der Variante Chrom sieht man sich darin wie einem normalen Spiegel. Das schaut vielleicht im Shop hinter einer Glasvitrine schmuck aus, einmal in der Hand gehabt ist die Rückseite aber von unschönen Fingerabdrücken übersät. Immerhin ist das Z5 Premium wie die anderen Xperia-Modelle wasser- und staubdicht nach IP65/68. Das bedeutet, dass man es dauerhaft in über einem Meter Tiefe in Süßwasser untertauchen kann. Auch einen Wasserstrahl mit leichtem Druck hält es für etwa drei Minuten Stand. In einen Pixelrausch ist Sony nicht nur beim Display verfallen, sondern auch bei der Kamera. In dem Modell ist eine 23-Megapixel-Kamera mit Dual-LED-Blitz und Hybrid-Autofokus verbaut, übrigens wie auch im normalen Z5 und beim kleineren Compact. Die Kamera fokussiert und löst sehr schnell aus. Schnappschüsse sollten einem so nicht entgehen. Die Farben sind intensiv, teilweise eine Spur zu knallig. Farben und Helligkeit lassen sich über zwei Schieberegler aber sehr schnell und einfach ändern, sodass man Fotos nicht erst nachträglich bearbeiten muss. Wie bisher bietet Sony zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten, Filter, Effekte und einen guten Automatikmodus. Bei schlechteren Lichtverhältnissen kann die Kamera nicht ganz überzeugen. Gegenlichtaufnahmen werden einigermaßen passabel ausgeglichen. Bei schrägem Lichteinfall wirken die Ränder recht ausgewaschen. Die Farben des Motivs auf das fokussiert wurde, bleiben aber leuchtend. In dunklen Umgebungen kommt stärkeres Bildrauschen hinzu. Vor allem aber benötigt die Kamera in diesem Fall deutlich länger um zu fokussieren. Zusätzlich hat Sony eine Frontkamera mit 5 Megapixeln für Selfies verbaut. Allerdings sollte man hier auf gute Ausleuchtung achten. Bei Tageslicht in einem Innenraum wirkten die Fotos im Test schnell ausgefranst. Auf die Kunstlichteinstellung sollte man eher verzichten, sie taucht die Fotos in ein sehr unrealistisches, kaltes Blau. Sony hat im Z5 Premium wie im normalen Z5 den 64-bit-Octacore-Prozessor Qualcomm Snapdragon 810 und 3 GB Arbeitsspeicher verbaut. Damit verfügt das Smartphone über einige Pferdestärken, die es vor allem bei Games und Virtual Reality-Apps ausspielen kann. Im Benchmark-Test Geekbench 3 kommt das Z5 Premium auf einen guten Wert von 4151 im Multicore-Test und 1376 im Singlecore-Test. Somit liegt es mit anderen aktuellen Android-Flaggschiffen etwa gleich auf. Im Test wies das Smartphone eine absolut flüssige Bedienung auf. Bei intensiverer Nutzung wird die Rückseite recht warm, vor allem bei den Cardboard-Apps und 360-Grad-Videos. Die Sprachqualität beim Telefonieren ist in Ordnung, der Sound der Lautsprecher lässt allerdings zu wünschen übrig. Zwar kann man sehr laut aufdrehen, dafür klingt der Ton äusserst blechern und speziell bei Bässen vibriert die Rückseite des Smartphones stark. Intern stehen bis zu 32 GB Speicher zur Verfügung, die dank SD-Karten um 200 GB erweitert werden können. Weiters verfügt das Smartphone über Bluetooth 4.1, ANT+ für Fitness-Zubehör, aGPS, NFC, WLAN ac sowie LTE. Auch ein Fingerabdrucksensor ist im Power-Button an der Geräteseite untergebracht. Sony verspricht beim Z5 Premium trotz des Riesendisplays eine Laufzeit von bis zu zwei Tagen. Dafür hat das Unternehmen einen Akku mit 3430mAh und seine bereits bekannten Schonmodi Stamina und Ultra Stamina verbaut, bei denen gewisse Funktionen deaktiviert werden um noch etwas mehr Saft auf dem Gerät zu quetschen. Damit kann man tatsächlich eine längere Laufzeit herausholen. Nützlich ist das etwa, wenn man unterwegs keine Möglichkeit hat das Gerät aufzuladen aber zumindest telefonisch erreichbar sein muss. Anders sieht es aus, wenn man viel fotografiert, Videos ansieht, das Display heller stellt oder ein Spiel spielt. Hier leert sich der Akku erwartungsgemäß schnell. Im Test verlor der Akku in zwei Stunden ca. 30 Prozent während Fotos aufgenommen, verschiedene Apps heruntergeladen und ausprobiert, Videos angeschaut und der Benchmarktest durchgeführt wurden. Das Display war nicht durchgehend eingeschaltet und auf automatische Helligkeitsanpassung eingestellt. Bei weniger intensiver Nutzung sollte es sich auch ohne aktivierten Akkuschonmodus ausgehen, das Smartphone bis zum späten Abend zu nutzen. Auf dem Xperia Z5 Premium kommt Android 5.1 zum Einsatz. Wie üblich hat Sony eine Reihe von Apps vorinstalliert. Stärkere Anpassungen gibt es wie erwähnt bei der Kamera. Ansonsten übt sich der Hersteller in angenehmer Zurückhaltung. Und die meisten zusätzlich vorinstallierten Apps kann man löschen. Für Sonys eigene Anwendungen gilt das natürlich nicht. Das Sony Xperia Z5 Premium ist zweifellos ein sehr gutes Smartphone mit herausragender Performance. Das 4k-Display bringt im Alltag allerdings noch keinen Mehrwert. Im Gegenteil, es sorgt dafür, dass der Preis des Geräts in die Höhe getrieben wird. Stolze 799 Euro kostet das Smartphone. Besser beraten sind Nutzer, die sich für ein Sony-Smartphone interessieren mit dem Z5 oder dem Z5 Compact. Diese kommen auf 699 bzw. 549 Euro.
0Web
Eine Mühlviertler Tischlerei zeigt ungewöhnliche Härte und setzt auf mobile Outdoor-Küchen aus Beton. Linz – Ein einfacher Griller macht noch keinen Sommer. Ganz egal, ob nun Holzkohle-, Gas- oder Einweg-Feuerstelle: Man bruzelt damit am Trend vorbei. Wer heute führend die Grillgabel schwingen will, der sollte schleunigst Zimmer-Kuchl-Kabinett ins Freie schaffen. Zwischen Buchshecke und Rosenbeet ist doch immer Platz für eine komplette Küche. Man setzt eben auch im nicht ganz so sonnenverwöhnten Mittel- und Nordeuropa verstärkt auf Outdoor-Küchen. Mit dem Ende der klassischen Barbecue-Kultur – Fleisch draußen, Zuspeisen im Haus – sind aber auch die Ansprüche der Frischluftköche gestiegen: Gaskochfeld, Wok, Teppanyaki, integrierte Warmhalteplatten. Zudem Stauraum für Geschirr und ein Spülbecken. Und das Ganze natürlich ästethetisch und wetterfest verpackt. All diese Verlockungen haben auch dazu geführt, dass Bernhard Ebner beruflich untreu wurde. Der Tischler mit eigenem Unternehmen in der kleinen Mühlviertler Gemeinde Haslach hat vor einem Jahr zwar nicht vom Holz Abschied genommen, aber seine Liebe zu Beton entdeckt. Was mit der Schaffung von hölzernen Gussformen für Öfen begann, setzte sich dann irgendwann mit dem ersten Beton-Couchtisch fort. Und mündete schließlich 2004 in der Gründung der Firma Concreto. Betonmöbel-Pionier Ebner bringt heute mit seiner Frau Gerlinde individuelle Kundenwünsche in Form: Vom sieben Meter langen, beheizbaren Besprechungstisch aus Beton bis hin zum Grabstein der 2014 verstorbenen Malerin Maria Lassnig auf dem Wiener Zentralfriedhof. Einrichtungsideen im Freien Dass der Mühlviertler Betonmischer mit seinen Einrichtungsideen auch den Schritt ins Freie wagt, war nur eine Frage der Zeit. Das jüngste Werk aus dem Mühlviertler Desginerschmiede trägt den Namen Opus: Der archaisch anmutende Zauberwürfel entpuppt sich dank verschiebbarer Arbeitsplatte als Outdoorküche mit Cerankochfeld, Dunstabzug, Teppanyaki-Grill. Wobei sich die Elemente individuell gestalten lassen. Und selbst für den Abwasch im Freien muss nicht der Pool zweckentfremdet werden. Die Betonwürfel auf Rollen – trotz mächtigen Eigengewichts locker zu bewegen – gibt es auch mit Spülbecken. Für Ebner hat der graue Baustoff über die Jahre nichts an Faszination verloren: Man braucht für ein letztlich gelungenes Betondesign ähnlich viel Gefühl wie für die Arbeit mit Holz. Und doch bleibe immer ein Überraschungsmoment: Beton hat immer eine ganz individuelle Struktur.
3Wirtschaft
Steinmeier fordert Ende des Machtkampfs in ukrainischer Führung – "Null Toleranz für Korruption". Kiew – Deutschland und Frankreich haben die Ukraine trotz der aktuellen Regierungskrise zur vollen Umsetzung der Friedensvereinbarungen von Minsk aufgefordert. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier und sein französischer Kollege Jean-Marc Ayrault drängten beim Besuch in Kiew am Dienstag auf politische Reformen sowie auf die Einhaltung des ausgehandelten Waffenstillstands für den Landesosten. Dagegen wird sowohl von den prorussischen Separatisten als auch von ukrainischer Seite immer wieder verstoßen. Steinmeier sagte nach Treffen mit Präsident Petro Poroschenko und Ministerpräsident Arseni Jazenjuk: Die Welt wartet darauf, dass es Fortschritte geben wird. Wir können nicht hinnehmen, dass der vereinbarte Waffenstillstand immer wieder durchbrochen wird. Auch die politischen Vereinbarungen von Minsk müssten umgesetzt werden. Anfang März soll in Paris dazu das nächste Treffen der beiden Außenminister mit ihren Kollegen aus Russland und der Ukraine im sogenannten Normandie-Format stattfinden. Befürchtet wird, dass die Regierungskrise in Kiew die ohnehin schleppende Umsetzung der Vereinbarungen weiter verzögert. Jazenjuk hatte vergangene Woche ein Misstrauensvotum knapp überstanden, aber seine Mehrheit im Parlament verloren. Kommt es zu vorgezogenen Wahlen, dürfte sich die Auszahlung der IWF-Gelder weiter verzögern. Die ehemalige Sowjetrepublik steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Steinmeier und Ayrault warnten die zerstrittenen ukrainischen Parteien davor, bei den begonnenen Reformen jetzt auf halbem Weg stecken zu bleiben. Die parteipolitischen Grabenkämpfe müssten beendet werden. Steinmeier forderte Signale der Stabilisierung und auch des Reformwillens. Das heißt auch, dass es nicht um persönliche Befindlichkeiten oder Konkurrenzen gehen kann. Auch das Verhältnis zwischen Poroschenko und Jazenjuk ist inzwischen sehr belastet. Es dürfe in der Führung der Ukraine nicht um persönliche Befindlichkeiten oder Machtkämpfe gehen, sagte Steinmeier. Die Zeit dränge, erklärte der Minister unter Verweis auf den Internationalen Währungsfonds (IWF), der die Auszahlung von Hilfsgeldern in Milliardenhöhe wegen der stockenden Reformen schon vor Monaten gestoppt hat. Der deutsche Außenminister forderte insbesondere einen härteren Kampf gegen die weit verbreitete Korruption. Es muss eine Politik geben, die getrieben ist von dem Grundsatz: Null Toleranz für Korruption. Ayrault sagte: Es ist noch viel Arbeit zu tun auf dem Weg der Reformen. Dazu braucht die Ukraine eine funktionsfähige Regierung. Das schlimmste Szenario für die Ukraine wäre, auf halbem Weg stehen zu bleiben – mit halb umgesetzten Reformen und keinen Perspektiven für den Donbass. Steinmeier sagte, die Wirtschaftsreformen müssten vorangetrieben werden. Außerdem könne nicht akzeptiert werden, dass in dem Konflikt mit den gegen Kiew kämpfenden Rebellen in der Ostukraine der vereinbarte Waffenstillstand derart häufig verletzt werde. Auch das Gesetz über die Wahlen im Osten dürfe nicht länger verschoben werden. Kiew besteht auf einem vollständigen Ende der bewaffneten Auseinandersetzungen als Voraussetzung für Wahlen in der Ostukraine. Ayrault sagte dazu, je früher das Wahlgesetz vorliege, desto eher werde dies zur Stabilisierung der Lage beitragen. Die ukrainischen Konfliktparteien hatten vor einem Jahr in Minsk einem Friedensplan zugestimmt. Dieser sah zunächst eine Waffenruhe, dann den Abzug von Waffen und schließlich politische Schritte vor – bis hin zu einer Teilautonomie für die prorussischen Rebellengebiete und Kommunalwahlen.
2International
Für Arbeiterkammer-Präsident Kaske kommt eine vorläufige Anwendung des Handelsabkommens mit Kanada nicht infrage, Greenpeace fordert ein österreichisches Veto. Wien – Die vom STANDARD publik gemachten Pläne, das so gut wie ausverhandelte Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada namens Ceta ohne vorherige Zustimmung des Nationalrats in Kraft zu setzen, stoßen auf breite Ablehnung. Der Ceta-Vertrag muss vom Nationalrat in seiner Gesamtheit zum Beschluss vorgelegt werden, eine vorläufige Anwendung von Vertragsteilen kommt nicht infrage, forderte Arbeiterkammerpräsident Rudolf Kaske am Donnerstag. Ich darf Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner daran erinnern, dass sich über 70 Prozent der Bevölkerung ausdrücklich gegen das Freihandelsabkommen TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) ausgesprochen haben, und Ceta ist TTIP durch die Hintertür. Das darf so nicht umgangen werden, das ist verfassungsrechtlich bedenklich, sagte Kaske. Mitterlehner: Europaparlament muss vorher zustimmen In einem aus dem Wirtschaftsministerium stammenden Bericht von Mitte März, der sich auf den EU-Ratsausschuss Handelspolitik bezieht und den Vermerk nicht zur Veröffentlichung geeignet trägt, wird sinngemäß festgestellt, dass Österreich nichts gegen eine vorläufige Anwendung der Ceta-Bestimmungen entsprechend der Kompetenzverteilung habe. Die EU-Kommission, die stellvertretend für die 28 Mitgliedsländer das Freihandelsabkommen mit Kanada und auch jenes mit den USA verhandelt, dürfte ein vorläufiges Inkrafttreten der Bestimmungen empfehlen. Bis das Abkommen von allen nationalen Parlamenten ratifiziert ist, kann es bis zu vier Jahre dauern. An unserer Position hat sich nichts geändert, sagte ein Sprecher von Wirtschaftsminister Mitterlehner. Wir bewerten Ceta als gemischtes Abkommen, weshalb die nationalen Parlamente und das Europäische Parlament über den finalen Text mit allen Details abstimmen müssen. Die vorläufige Anwendung erfordert aus unserer Sicht die vorherige Zustimmung des Europäischen Parlaments. Genau diese parlamentarische Zustimmung werden wir beim nächsten Handelsministerrat im Mai von der EU-Kommission einfordern. Kritik auch von Global 2000 und Grünen Greenpeace hat unterdessen die sofortige Rücknahme der Zustimmung und ein österreichisches Veto gegen Ceta verlangt. Auch Global 2000 und die Grünen bezeichneten eine vorläufige Anwendung der Ceta-Bestimmungen als vollkommen inakzeptabel. Kritiker fürchten, dass Ceta und in weiterer Folge TTIP soziale und ökologische Standards bedrohen und den Einfluss von Konzernen auf die Politik stärken.
3Wirtschaft
Bundespräsident zu Starmoderatorin Amanpour: Annahme von Iran-Einladung "lange abgewogen". Wien – Bundespräsident Heinz Fischer hat den Plan von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker für die Verteilung von insgesamt 160.000 Flüchtlingen auf alle EU-Staaten als gut gelobt. Es sei fair und gerecht, wenn Österreich 2,5 bis drei Prozent der an der EU-Außengrenze ankommenden Flüchtlinge aus Konfliktgebieten aufnehme, sagte Fischer am Donnerstag gegenüber dem US-Nachrichtensender CNN . In dem am Donnerstagabend (MESZ) ausgestrahlten Interview meinte Fischer, solche Quoten seien notwendig. Die von der EU vorgesehene Zahl könne entsprechend der österreichischen Bevölkerung und der Wirtschaftsleistung bewältigt werden. Österreich soll laut dem Plan 3.640 Menschen aufnehmen, den Löwenanteil schultern Deutschland mit 31.443 und Frankreich mit 24.031 Menschen. Fischer lobte auch die Hilfsbereitschaft und das Engagement der Zivilbevölkerung. Auf den Verweis von CNN-Starmoderatorin Christiane Amanpour, dass die österreichische anti-immigration party FPÖ in Umfragen sogar an der Spitze liege, meinte Fischer, die Regierungskoalition aus SPÖ und ÖVP würde andererseits von weiteren Oppositionsparteien wie den Grünen in ihrer Flüchtlingspolitik unterstützt. Wir haben da einen positiven und humanen Zugang, der die Ablehnung der Freiheitlichen Partei hoffentlich übertrifft. Österreich wird dieses schwierige Problem bewältigen, gab sich der Bundespräsident zuversichtlich und verwies auch auf ähnliche Situationen in den Jahren 1956 während des Ungarn-Aufstands und 1968 während des Prager Frühlings in der Tschechoslowakei. Diesmal handle es sich aber um weltweite oder europaweite Katastrophen, die viel menschliches Leid verursachen würden. Fischer hob auch das Engagement der ÖBB bei der Bewältigung des Flüchtlingszustroms hervor. Die Ursachen der Migrationsströme müssten aber bekämpft werden. Wir müssen alles tun, um den Krieg in Syrien zu stoppen oder die Turbulenzen im Irak und im Libanon. Die Flüchtlinge sind Opfer der Bürgerkriege im Nahen Osten. Auf seinem jüngsten Besuch im Iran angesprochen, berichtete Fischer dem US-Sender, er habe die Annahme der Einladung lange abgewogen. Der als moderat geltende iranische Präsident Hassan Rohani habe auf ihn den Eindruck eines verhandlungsbereiten Politikers gemacht. Er hat gesagt, er setzt sich mit jedem zusammen, das ist meiner Meinung nach wichtig.
1Panorama
Die Beteiligungsgruppe Epic und ihre tschechischen Partner bereiten sich schon lange vor und wollen in Kürze zuschlagen. Wien – Bei der Casinos Austria AG (Casag) könnte es jetzt schnell gehen. Zumindest, wenn es nach Peter Goldscheider geht, der über die Beteiligungsgesellschaft Epic ein Auge auf den Glücksspielkonzern geworfen hat. Sollte die Casag Epic und zwei tschechische Partner endlich in den Datenraum lassen, könnte das Konsortium innerhalb von sieben bis zehn Tagen ein verbindliches Angebot legen. Immerhin beschäftige man sich bereits seit 14 Monaten mit dem Unterfangen, habe die Rechtsanwaltskanzlei Dorda Brugger Jordis, die Beratungsgruppe KPMG und Consulter mit internationaler Branchenerfahrung an Bord. Bereits ein unverbindliches Angebot unterbreitet hat Epic gemeinsam mit den tschechischen Partnern KKCG und Emma den Casag-Aktionären Medial – vertreten durch Ex-ÖVP-Chef Josef Pröll – und MTB Privatstiftung von Maria Theresia Bablik. Gemeinsamen halten die beiden Gruppen eine Beteiligung von 55 Prozent an den Casinos. Es könnte auch mehr werden: Wenn die Republik Österreich ihren Drittel-Anteil veräußern wolle, wäre man hier flexibel, erklärte Goldscheider am Dienstag vor Journalisten. Denkbar wäre auch eine Anteilsreduktion der Bundesanteile, die von der Staatsholding Öbib gehalten werden, von 33 auf 25,1 Prozent. Weniger beweglich ist Epic in Bezug auf Novomatic, die sich kürzlich bei der von der Casag dominierten Lotterien eingekauft hat. Eine Partnerschaft mit dem Automatenhersteller aus Gumpoldskirchen ist für Goldscheider nicht realistisch, weil Herr Graf kein Interesse hat, irgendetwas zu teilen. Johann Graf ist Gründer und Eigentümer von Novomatic. Goldscheider und seine Partner präsentierten sich am Dienstag als Investoren mit langfristigen Interessen. KKCG gehört zum Imperium des tschechischen Magnaten Karel Komárek und kontrolliert den Glücksspiel-Marktführer des Landes, Sazka. Mit an Bord ist die Emma-Gruppe des ebenfalls tschechischen Unternehmers Jiri Smejc, die sich am griechischen Glücksspielanbieter Opap beteiligt hat. Weitere Expansionsschritte sind geplant. Beispielsweise gab und gibt es Ambitionen, in der Türkei und in den Niederlanden zum Zug zu kommen. Gemeinsam mit der Casag ließen sich Synergien heben, ist Goldscheider überzeugt. Gemeinsam könne man einen führenden europäischen Glücksspielkonzern formen.
3Wirtschaft
Pinke machen im Wiener Wahlkampf auf hohe Ausgaben der Stadt aufmerksam. Wien – Die Neos wollen Wien auf Diät setzen – konkret die Stadtpolitik: Wien leistet sich das weltweit teuerste politische System, kritisierte Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Sie präsentierte einen Abspeckplan samt dazugehöriger Wahlplakate. Auf diesen sind die Slogans Wir kämpfen gegen gierige Politik und Wir kämpfen für Veränderung zu lesen. Die Politik in dieser Stadt ist satt, aber auch die Menschen haben es satt, sagte Meinl-Reisinger. Dringende Reformschritte würden nicht gesetzt werden, da sie Gefahren für die eigenen Machtsysteme darstellen würden. Sie warf der Stadtpolitik beispielsweise strukturelle Korruption vor, wobei Millionen Euro in die Taschen der Parteien fließen würden – etwa in Form von Vereinsförderungen, über die Wirtschafts- und Arbeiterkammer oder durch Aufträge an parteinahe Unternehmen. Wenn es nach den Neos geht, soll das politische System mithilfe eines Neun-Punkte-Sparkonzepts reformiert werden, um sich das Geld von der gierigen Politik zurückzuholen, so Meinl-Reisinger. Der Plan sei durchdacht, versicherte sie: Alles umsetzbar, alles durchgerechnet. So soll die Wiener Parteienförderung in der Höhe von 27 Millionen Euro halbiert werden. Das sei immer noch viel und ausreichend, konstatierte die pinke Spitzenkandidatin. Ebenfalls um die Hälfte reduziert werden soll die Zahl der Gemeinde- und Bezirksräte. Weiters forderte sie erneut die Abschaffung von 70 sinn- und funktionslosen politischen Posten, wie zum Beispiel der nicht amtsführenden Stadträte, der Bezirksvorsteher-Stellvertreter oder der Sonderbeauftragten. Auch das Budget, das die Stadt für Eigenwerbung ausgebe, soll um die Hälfte gekürzt werden. Abgesehen davon plädierte Meinl-Reisinger dafür, dass das Geld für echte Information, statt für Imagekampagnen ausgegeben wird. Außerdem treten die Neos für eine Beschränkung der Amtszeit für Politiker auf zehn Jahre ein, das Verbot für öffentliche Aufträge an Parteiunternehmen, eine Rechenschaftspflicht für parteinahe Vereine und dafür, dass Politiker Verantwortung übernehmen müssen – also bessere rechtliche Sanktionsmöglichkeiten für Polit-Pfusch. Sauer stoßen den Neos auch jene Politiker auf, die zu günstigen Konditionen wohnen: Sozialmieten für Politiker abschaffen, forderte Meinl-Reisinger.
5Inland
Chomsky und Reporter-ohne-Grenzen-Chef Deloire fordern die Gipfelteilnehmer auf, dem undemokratischen Kurs der Türkei nicht tatenlos zuzusehen. Wien – Gegen die repressiven Praktiken der türkischen Regierung gegenüber Journalisten protestieren der amerikanische Intellektuelle Noam Chomsky und der Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen, Christophe Deloire, in einem offenen Brief. Anlass ist der Gipfel der Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer im türkischen Belek. Journalisten seien wichtige Wächter der Demokratie, heißt es in dem Brief. Machthaber, die ein Land kontrollieren möchten, ohne von Kritikern belästigt zu werden, vergäben automatisch Maulkörbe an Journalisten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sei in der Vergangenheit ein Meister darin gewesen, Journalisten zum Schweigen zu bringen. Während nun viele Journalisten aus dem Ausland angereist seien, um über den G20-Gipfel zu berichten, sei vielen türkischen Kollegen die Akkreditierung verwehrt worden. Oppositionsmedien zu unterdrücken sei eine schlechte Angewohnheit der Türkei geworden, die auf Platz 149 von 180 Ländern in der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen steht. So stürmten vier Tage vor der Parlamentswahl am 1. November Polizisten die Zentrale der Mediengruppe Ipek und ordneten die Schließung zweier oppositioneller Tageszeitungen und eines Fernsehsenders an. Nachdem die Regierung die Kontrolle über das Management der Mediengruppe übernommen und 71 Journalisten gekündigt hatte, erschienen die Tageszeitungen Bugün und Millet mit einem Foto Erdoğans auf der Titelseite und der Überschrift Der Präsident inmitten seines Volkes. Am Dienstag werden sich 18 Herausgeber und Redakteure vor dem Gericht wegen angeblicher terroristischer Propaganda verantworten müssen. Einer der Journalisten, der Redakteur der Zeitung Cumhuriyet, Can Dündar, war bereits von Erdoğan der Spionage angeklagt worden, weil seine Zeitung einen Artikel veröffentlicht hatte, der beweist, dass es Waffenlieferungen vom türkischen Geheimdienst über die syrische Grenze gegeben hatte. Chomsky und Deloire fordern die am G20-Gipfel teilnehmenden Länder auf, dem undemokratischen Kurs der Türkei nicht tatenlos zuzusehen. Man brauche eine stabile Türkei als Partner, und das sei nur zu erreichen, wenn demokratische Diskussionen zugelassen werden.
6Etat
Die Hilfsorganisation fordert eine weitergehende Umsiedlung von Flüchtlingen und mehr Hilfsgelder. Berlin/Wien – Als völlig unzureichend hat die Entwicklungs- und Nothilfeorganisation Oxfam am Dienstag die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft für Flüchtlinge innerhalb und außerhalb Syriens kritisiert. Laut dem aktuellem Bericht Solidarity with Syrians ist die Hilfe oberflächlich und unaufrichtig. Oxfam untersuchte, wie stark sich Industriestaaten bei Finanzhilfen und Aufnahmeplätzen für Schutzbedürftige einsetzen und die Beendigung des Syrien-Krieges vorantreiben. Das Fazit des Berichts: Die Hilfsgelder reichen demnach nicht aus, um Syrern ein Leben in Würde und Sicherheit zu gewährleisten. Auch versprochene Resettlement-Programme seien von vielen Ländern nicht in die Tat umgesetzt worden. Laut Oxfam konnten über diesen Weg bisher nur 17.000 Menschen eine sichere Zuflucht finden. Oxfam hingegen fordert, dass bis Ende 2016 zehn Prozent der Flüchtlinge, die in den syrischen Nachbarländern untergekommen sind, umgesiedelt werden. Dem Bericht zufolge leisten nur eine Handvoll Länder gemessen an ihrer Wirtschaftskraft einen gerechten Anteil an der Finanzierung der Nothilfe und der Aufnahme von Flüchtlingen. Deutschland (Hilfe: 75 Prozent, Resettlement: 112 Prozent) und Norwegen (Hilfe: 186 Prozent, Resettlement: 293 Prozent) verzeichnen bei beiden Kennzahlen hohe Werte, während etwa Russland (Hilfe: ein Prozent, Resettlement: null) und Frankreich (Hilfe: 22 Prozent, Resettlement: fünf Prozent) äußerst schlecht abschneiden. Länder wie Großbritannien, die USA und Kuwait wiederum geben zwar verhältnismäßig viel Geld, halten sich jedoch bei der Aufnahme von Flüchtlingen stark zurück. Auch Österreich schneidet schlecht ab. Laut dem Bericht leistet es lediglich 23 Prozent der angemessenen Finanzhilfe und beteiligt sich nur zu 44 Prozent an Resettlement-Programmen. Jordanien hingegen würde gemessen an seiner Wirtschaftskraft ganze 5.622 Prozent der von Oxfam geforderten finanziellen Unterstützung leisten. Auch an den Ländern Iran, Katar, Russland, Saudi-Arabien, Türkei und USA übt Oxfam Kritik. Durch ihre Einmischung in den syrischen Bürgerkrieg würden sie den blutigen Konflikt nur noch befeuern. Waffenexporte sollten daher sofort gestoppt werden. Die Entwicklungsorganisation warnt, dass sich die syrische Flüchtlingskrise weiter ausweitet und vertieft. Allein 2015 seien zwei Millionen Syrer vertrieben worden. Die internationale Gemeinschaft müsse deshalb ihre Anstrengungen zur Lösung des Konflikts und Unterstützung der Flüchtlinge massiv erhöhen, fordert Oxfam. Vor allem diplomatisches Engagement zur Beendigung des Syrien-Konflikts sei notwendig.
1Panorama
Ehemalige Mitarbeiter der Bank Austria mit Bankpensionen liebäugeln mit Übersiedlung ins staatliche Pensionssystem. Wien – Die jüngsten Entwicklungen in der Bank Austria (BA) rund um den Transfer von rund 3300 Mitarbeitern ins staatliche Pensionsversicherungssystem schlagen hohe Wellen. Und zwar auch bei ehemaligen Mitarbeitern, die bereits im Ruhestand sind und Bankpensionen beziehen. Viele von ihnen sind im Verein der Bank- und Sparkassenpensionisten mit seinen zwei Arbeitsgruppen (eine für die Ex-BA- und eine für Ex-Erste-Pensionisten) organisiert. Und dort wird neuerdings diskutiert, ob man sich nicht auch ins staatliche Pensionssystem (PVA) übersiedeln lassen sollte – mit Abfederungszahlungen, wie sie die 3300 Aktiven mit Anwartschaftsrecht auf Bankpension auch bekommen. Auslöser für ihre Idee: Manche der Banker im Ruhestand (insgesamt 6800) hinterfragen, ob sich die österreichische Unicredit-Tochter die Pensionszahlungen bis zu deren Auslaufen wird leisten können; es geht um zwei bis drei Milliarden Euro. Für die ist aber vorgesorgt, zudem haftet die Gemeinde Wien (auch) dafür. Vorige Woche haben die Altbanker das Thema heftig diskutiert, Beschluss haben sie dann aber keinen gefasst. Ehemalige Mitarbeiter der Zentralsparkasse (Z) wollen aber in Gespräche mit der gemeindenahen AVZ-Stiftung eintreten. Sie ist, erstens, Namensaktionärin der BA und haftet, zweitens, für sämtliche Verbindlichkeiten des Instituts. Tatsächlich bekommen die ins ASVG übersiedelten, aktiven Banker in Summe 400 bis 440 Millionen Euro an Abfederungszahlungen von ihrem Arbeitgeber ausbezahlt. Nötig wurde das, weil die Bankpension ja höher gewesen wäre, als es die ASVG-Pension künftig sein wird. Zudem müssen die Banker nun – anders als bisher – auch Beiträge an die Pensionsversicherung (PVA) abliefern. Das Lückenschlussgeld wird aber nicht ausbezahlt, sondern an die Pensionskasse der BA-Mitarbeiter überwiesen. Nur vier von 3068 Übersiedelten (Stand: 1. März) haben die Zahlungen an eine betriebliche Kollektivversicherung einzahlen lassen. Die Verteuerung des Mitarbeitertransfers ins staatliche System hat, anders als von manchen erwartet, auf die Bilanz 2015 keine Auswirkungen gezeigt. Die vorläufige Bilanz wurde Anfang Februar präsentiert, inzwischen ist die Bilanz abgeschlossen und mit uneingeschränktem Bestätigungsvermerk testiert. Die gesetzlichen Änderungen samt Anhebung des Transferbetrages von sieben auf 22,8 Prozent des Letztbezugs haben sich nicht aufs Zahlenwerk ausgewirkt. In absoluten Zahlen steigt der Transferbetrag um rund 440 Mio. Euro. Rückstellungsauflösung bringt Plus Kurzer Rückblick: Wegen der Novelle des Sozialversicherungsgesetzes (ASVG) muss die BA statt budgetierten 290 Millionen rund 729 Millionen überweisen. Nach längeren Diskussionen wurde das Gesetz im März im Nationalrat beschlossen – in Kraft ist es aber noch nicht. Wegen des Pensionsdeals hat die BA laut vorläufiger Bilanz ihre Pensionsrückstellung (1,9 Mrd. Euro) aufgelöst, in der Ergebnisrechnung brachte der Deal ein Plus von rund 300 Mio. Euro. Wie das entstand: Den 1,9 Mrd. wurden die 290 Mio. für die PVA gegengerechnet, die rund 400 Mio. Euro an Abfederungszahlungen für die Mitarbeiter und rund 800 Mio. Euro für die Dotierung der Umstrukturierungsreserve. Die Differenz zu den 1,9 Milliarden, 312 Mio. Euro, hat das Ergebnis daher verschönert. In Summe hat die BA 2015 laut vorläufiger Bilanz 1,3 Mrd. Euro Gewinn geschrieben. Dabei bleibt es also auch in der testierten Bilanz.
3Wirtschaft
Drohung einer unbekannten Frau hatte zum Abbruch des "Topmodel"-Finales geführt. Köln – Die Bombendrohung während der ProSieben-Show Germanys next Topmodel im Mai kam aus einer Telefonzelle in Köln. Das hat die Mannheimer Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitgeteilt. Die Drohung einer unbekannten Frau hatte zum Abbruch des Topmodel-Finales geführt. Knapp 10.000 Menschen mussten die Halle verlassen. Die Kripo sucht nun Zeugen. (APA/16.7.2015)
6Etat
Imas sieht Hundstorfer und Hofer voran, Van der Bellen nur Dritter – OGM hat grünen Kandidaten weiter klar voran. Wien – Zu widersprüchlichen Ergebnissen kommen am Donnerstag veröffentliche Umfragen für die Bundespräsidentenwahl in vier Wochen. Während OGM nach wie vor Alexander Van der Bellen in Führung hat, sieht Imas entgegen allen bisherigen Untersuchungen den grünen Kandidaten nur an dritter Stelle hinter Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Norbert Hofer (FPÖ), die hier ex aequo an der Spitze liegen. In praktisch allen Umfragen seit Jahresbeginn hält Van der Bellen Platz eins. Diesen Trend bestätigt auch die OGM-Umfrage, die am Donnerstag in der Presse veröffentlicht wurde. Der grüne Kandidat kommt hier auf 26 Prozent. Mit Respektabstand folgen annähernd gleichauf Hofer mit 22, die unabhängige Irmgard Griss mit 20 und Hundstorfer mit 19 Prozent. Deutlich dahinter liegt ÖVP-Kandidat Andreas Khol mit nur zehn Prozent. Baumeister Richard Lugner, der es als sechster auf den Stimmzettel geschafft hat, wurde in dieser Untersuchung noch nicht abgefragt. Zu einem ganz anderen Ergebnis kommt hingegen Imas für die Kronen Zeitung. Entgegen dem Trend der bisherigen Umfragen liegen hier Hofer und Hundstorfer mit je 21 Prozent gleichauf an der Spitze. Van der Bellen kommt in dieser Untersuchung mit 19 Prozent nur auf Platz drei. In praktisch allen anderen Umfragen wurde der frühere Bundessprecher der Grünen mit anfangs um die 30 Prozent und zuletzt etwa zwischen 24,5 und 27 Prozent auf Platz eins geführt. Khol landet bei Imas bei 15 Prozent, Griss deutlich unter den anderen Umfragen bei 13 Prozent. Lugner liegt hier bei sieben Prozent. Beide Umfragen haben ein 1.000er-Sample – von Imas wurden 1.017 Personen befragt, von OGM 1.019. Und beide Befragungen wurden vor der Entscheidung der Wahlbehörde durchgeführt, wer bei der Wahl antreten kann – Imas von 16. Februar bis 10. März, OGM von 9. bis 15. März.
5Inland
Noch immer stehen Experimentalreaktoren vor großen technischen Problemen. Wien – Die Idee, die Energie, die bei der Kernfusion entsteht, zu nutzen, ist ungefähr so alt wie die der Kernspaltung. Die Verschmelzung von Wasserstoffatomkernen zu Helium ist immerhin die Ursache dafür, dass die Sonne – wie alle anderen leuchtenden Sterne – massenhaft Energie abstrahlt. Unkontrolliert bringt die Fusion Wasserstoffbomben zur Explosion. Seit den 1960er-Jahren wird die Kernfusion als verheißungsvolle Antithese zur Kernkraft propagiert. In einem Reaktor kontrolliert fusioniert, könnte Wasserstoffplasma einen unerschöpflichen und vor allem umweltfreundlichen, kohlenstofffreien Energiequell darstellen, so die Hoffnung vieler Forscher. Wären da nicht die vielen Hürden: Noch stehen Experimentalreaktoren vor großen technischen Problemen – trotz Investitionen in Milliardenhöhe. Der Zeitplan des Prestigereaktors Iter in Südfrankreich musste immer wieder verschoben werden. Doch es gibt auch positive Nachrichten: Im Dezember erzeugte die deutsche Anlage Wendelstein zum ersten Mal Plasma. An eine wirtschaftliche Nutzung ist Experten zufolge aber nicht vor 2050 zu denken. Ans Aufgeben denkt dennoch niemand. Das renommierte US-Forschungsinstitut MIT kündigte im Vorjahr den Bau eines extrem leistungsfähigen und dabei billigen Fusionsreaktors an.
7Wissenschaft
Die Wiener Staatsoper eröffnet mit dem Studio Walfischgasse eine neue Spielstätte. Wien – Ja, man analysiere jene Idee von Bundestheater-Holding-Chef Günter Rhomberg, jene Idee, eines gemeinsamen Standortes der Bundestheaterhäuser im Kasino am Schwarzenbergplatz. Wir studieren die Kasino-Hypothese. Das tun wir sehr fleißig, betont Staatsopernchef Dominique Meyer. Nun aber sei man zunächst zufrieden mit der Walfischgasse, der neuen Spielstätte, die vertraglich vorerst zwei Jahre eine solche bleiben werde. Das Kinderopernzelt im großen Haus musste ja aufgegeben werden. Am Samstag startet das Projekt mit der Wiederaufnahme von Albert Lortzings Undine – und Meyer betont die Vorteile: Die Anzahl der Sitzplätze sei im Vergleich zum Kinderzelt von 143 auf 231 gewachsen. Verbessert sei auch die Infrastruktur: Die Künstler können sich über Garderoben und Toiletten freuen, und auch die extremen Temperaturschwankungen im auf Betreiben des Denkmalamtes abgebauten Zelt sind Geschichte. Sehr wichtig: In Fragen der Akustik wurden mit der Walfischgasse große Fortschritte gemacht. Das Orchester ist nun hinter den Zuschauerreihen positioniert, was die Verständlichkeit der Sänger erhöht. Daneben wird es auch Programm abseits der Kinderoper geben: Am 5. November startet eine Gesprächsrunde zum 60. Jahrestag der Staatsopern-Wiedereröffnung. Nebst Künstlergesprächen (Elina Garanca und Ferruccio Furlanetto) ist auch eine Vortragsreihe zur Operngeschichte neu im Angebot der Staatsoper. Sie wird auch von Direktor Meyer gestaltet (ab 17. Dezember). Zudem gibt es eine Dirigentenwerkstatt und Einblicke in konkrete Produktionen des großen Hauses, das auch Kinderopern spielt: Die Uraufführung des Auftragswerkes Fatima oder von den mutigen Kindern von Johanna Doderer wird etwa am 23. Dezember im Haus am Ring gezeigt.
8Kultur
Der Teamchef hat den Kader für die EM-Quali gegen Montenegro und Liechtenstein nominiert. Schwab erstmals im Aufgebot. Wien – Eine wunderbare, nahezu kitschige Geschichte, die als Gruppensieger geschaffte Qualifikation für die EM in Frankreich, neigt sich dem Ende zu. Zweimal geht’s noch, am 9. Oktober kickt Österreichs Fußballteam in Podgorica gegen Montenegro, drei Tage später im vollen Happel-Stadion gegen Liechtenstein. Das ist dann eine Art rauschende Abschlussfeier, wobei Teamchef Marcel Koller davon ausgeht, dass die Liechtensteiner zur Party nichts beitragen wollen. Wir müssen unsere Leistung bringen. Am Dienstag hat der Schweizer den letzten Kader in diesem Bewerb nominiert, Überraschungen sind logischerweise ausgeblieben. Es wär auch fahrlässig, von der Linie, die steil nach oben führte, abzuweichen. Aufgrund einiger verletzter Mittelfeldspieler (Christoph Leitgeb, Veli Kavlak und Yasin Pehlivan fallen aus) wurde erstmals der Rapidler Stefan Schwab einberufen. Kollers Begründung: Er ist auffällig gewesen. Es gehe darum, den 25-Jährigen zu begutachten. Wie ist er als Mensch, wie präsentiert er sich, ist er in der Lage, uns weiterzuhelfen. Darauf will ich Antworten. Er soll sich ordentlich reinhauen. Schwab reagierte so, wie es sich für einen artigen Debütanten gehört: Es ist eine große Ehre für mich. Ich weiß, es wird schwierig sein, die Mannschaft ist eingespielt und erfolgreich. Innenverteidiger Martin Hinteregger ist rekonvaleszent, ihn ersetzt Michael Madl. Schlendrian offiziell abgesagt Koller hat übrigens geirrt. Der 54-Jährige hatte mehrmals angekündigt, es werde in der Qualifikation mit Sicherheit auch Rückschläge geben. Ein Remis und sieben Siege waren aber ausschließlich Vorwärtsschritte, ja Vorwärtssprünge, das Team ist in keiner einzigen Partie in Rückstand geraten. Manchmal irrt sich der Mensch gern. Es gehe nun darum, sich nicht zurückzulehnen. Koller vertraut seinen Burschen. Sie sind weiter hungrig, niemals satt. Man wolle die Quali mit zwei Erfolgen abschließen, nicht zuletzt deshalb, um bei der EM-Gruppeneinteilung am 12. Dezember in Paris aus Topf zwei gezogen zu werden. Das ist extrem wichtig, denn die Luft ganz oben wird immer dünner. Wir müssen eine Konstanz auf höchstem Level erreichen. Der Schlendrian ist offiziell abgesagt. Wenn wir locker lassen, schleicht sich etwas ein, was wir nicht wollen. Die Mannschaft sei, so Koller, zurecht gelobt, gestreichelt und geküsst worden. Aber es darf keiner auf Wolke sieben schweben. Sollte das der Fall sein, hole ich ihn runter. Und Koller sagte, es gebe auch für die gestandenen Kräfte keinen Freifahrtschein. Jeder muss sich in jedem Training beweisen. Auf der Abrufliste stehen einige interessante Namen, sie harren ihrer Chance. Stefan Stangl, Robert Gucher, Michael Gregoritsch und Karim Onisiwo sind nur einige davon. Optionen, die wir in Erwägung ziehen könnten. Wobei jene, die sich seit Jahren etabliert und bewährt haben, natürlich einen Vorteil haben. Sie haben es verdient, nach Frankreich zu fahren. Ich werde auch gegen Montenegro mit den besten elf beginnen, wer das dann sein wird, ist reine Spekulation. Der Kader trifft sich am Sonntagabend in Wien, am Montag wird erstmals trainiert. Koller hat mit dem ÖFB-Präsidenten Leo Windtner noch nicht über eine Vertragverlängerung gesprochen. Ich habe ja noch einen Vertrag für zehn Monate, das eilt überhaupt nicht. Montenegro und Liechtenstein sind jetzt wichtiger. ÖFB-Kader:
4Sport
Gesetzliche Bestimmungen wurden laut Parlamentsdirektion eingehalten. Wien - Die zur ÖVP übergelaufenen Team-Stronach-Mandatare Marcus Franz und Georg Vetter haben mit ihrem Karussell bei der Anstellung parlamentarischer Mitarbeiter keine Gesetze verletzt. Das teilte die Parlamentsdirektion am Dienstag mit. Diese prüft zwar alle Arbeitsverhältnisse schon bei der Einstellung von parlamentarischen Mitarbeitern. Im Falle von Franz und Vetter erfolgte nun aber eine neuerliche Prüfung. Wie der Kurier berichtete, hatte neben den beiden auch Stronach-Abgeordnete Jessi Lintl Verwandte oder nahestehende Personen der jeweils anderen angestellt. Dieses Vorgehen bedeutet aber keinen Verstoß gegen die Regelung, wonach ein Verwandtschaftsverhältnis zwischen Abgeordnetem und Mitarbeiter einen Vergütungsanspruch (maximal 4291 Euro pro Monat) ausschließt. Was bleibt, ist eine schiefe Optik. Franz selbst sieht darin kein Problem. Bei Mitarbeiterverhältnissen gehe es um Vertrauen, sagte er im Ö1-Mittagsjournal. Es handle sich um engagierte junge Leute, die Verwandtschaft zu einem Klubkollegen sei kein Hindernis. Dennoch versprach er eine Neuaufstellung im Zuge seines Fraktionswechsels. Bei einem Rundruf des STANDARD beteuerten alle anderen im Nationalrat vertretenen Parteiklubs, bei ihnen gebe es - soweit nachvollziehbar - keine ähnlichen Konstrukte mit Mitarbeitern, die anderen Abgeordneten nahestehen. Bei den Neos etwa verweist man darauf, dass Parlamentarier sich ihre Mitarbeiter frei aussuchen, dies aber auch mit dem Klubdirektor abklären. Für Marion Breitschopf, Projektleiterin der Plattform Meine Abgeordneten, ist klar, wie der Eindruck möglicher Günstlingswirtschaft verhindert werden kann: Das geht nur, wenn die Parteien die Listen ihrer parlamentarischen Mitarbeiter offenlegen. Bisher sind diese Listen nicht öffentlich zugänglich. Die Parlamentsdirektion verweist auf datenschutzrechtliche Gründe, handle es sich doch um privatrechtliche Arbeitsverträge.
5Inland
80 Prozent der Bevölkerung auf Hilfe angewiesen – 20 Millionen Jemeniten keinen Zugang zu sauberem Wasser. New York – Die Vereinten Nationen haben die arabische Militärkoalition angesichts der humanitären Notlage im Jemen zu einer Beendigung ihrer Seeblockade aufgerufen. In einer einstimmig beschlossenen Erklärung des UNO-Sicherheitsrats hieß es am Donnerstag, es sei aus humanitärer Sicht unerlässlich, die Versorgung des Jemen mit Handelsgütern aufrecht zu erhalten. Mehr als 21 Millionen Menschen und damit 80 Prozent der Gesamtbevölkerung im Jemen sind nach Angaben des UNO-Nothilfekoordinators Stephen OBrien auf Hilfe angewiesen. Es sei lebensnotwendig, dass das Land wieder über die Häfen mit Essen, Treibstoff und anderen dringend benötigten Importgütern versorgt werde, sagte OBrien. Der Jemen sei abhängig von Importen, die seit Beginn der Kämpfe aber weitgehend eingebrochen seien. In weiten Teilen des Landes herrsche ein Lebensmittelnotstand. Im Jemen kämpfen seit Monaten schiitische Houthi-Rebellen und ihre Verbündeten gegen Soldaten, die dem nach Saudi-Arabien geflohenen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi die Treue halten. Im Jänner brachten die Rebellen die Hauptstadt Sanaa vollständig unter ihre Kontrolle. Am 26. März startete eine arabische Militärkoalition unter Führung Saudi-Arabiens Luftangriffe auf die Rebellen. Die Militärallianz errichtete eine Seeblockade, um Waffenlieferungen an die Aufständischen zu unterbinden. Nach Angaben der UNO haben derzeit mehr als 20 Millionen Jemeniten keinen Zugang zu sauberem Wasser. Wegen der mangelhaften Gesundheitsversorgung breiteten sich Krankheiten wie das Dengue-Fieber und Malaria aus. Die UNO stellte nach Angaben OBriens zusätzliche Nothilfen in Höhe von 25 Millionen Dollar (22,30 Mio. Euro) bereit. Der UNO-Sicherheitsrat rief die Weltgemeinschaft zu weiterer finanzieller Unterstützung auf. Von den zur Bewältigung der humanitären Krise benötigten 1,6 Milliarden Dollar seien bisher erst zehn Prozent bereitgestellt worden. (APA, 25.6.2015)
2International
Hochzeit im engsten Kreis mit Langzeit-Freund Manuel Veith – Feier in Südtirol. Wien – Anna Fenninger hat am Samstag geheiratet. Die nach einer schweren Knieverletzung rekonvaleszente Ski-Weltcupsiegerin und Olympiasiegerin gab ihrem Partner Manuel Veith (30) das Jawort. Gefeiert wurde im engsten Kreis in den Bergen Südtirols, das Paar wollte den besonderen Tag ganz für sich und seine Familien haben. Das Comeback wird die 26-jährige Salzburgerin als Anna Veith geben. Wir haben uns getraut. Ich freue mich darauf, den Namen meines Mannes zu tragen. Das ist für mich ein Zeichen unserer tiefen Verbundenheit, schrieb Anna Veith auf ihrer Facebook-Seite. Manuel Veith war früher als Snowboarder aktiv und ist Hotelier in Rohrmoos bei Schladming.
4Sport
Medienbehörde lehnt Beschwerde ab: Kauf der TV-Rechte verstieß nicht gegen das ORF-Gesetz. Wien – Die vom ORF gezahlten Lizenzpreise für die Uefa Champions League waren nicht zu hoch. Die Medienbehörde KommAustria weist in einer aktuellen Entscheidung eine Beschwerde von Puls 4 ab. Der ORF habe nicht gegen das Gesetz verstoßen, teilt die KommAustria mit. Puls 4 hatte dem ORF Wettbewerbsverzerrung vorgeworfen. Der Gebührenfunk habe die Rechte für die Saisonen 2015/2016 bis 2017/2018 zu einem überhöhten, kaufmännisch nicht gerechtfertigten Preis gekauft. Nach derStandard.at-Infos dürften die Kosten des ORF bei etwa vier Millionen Euro pro Saison gelegen sein, jene von Puls 4 bei rund 2,5 Millionen Euro. Die KommAustria ermittelte durch eine vertrauliche Befragung, in welchem Rahmen aus dem österreichischen Markt Gebote für die Uefa-Rechte abgegeben wurden beziehungsweise zu welchem Preis der ORF den Zuschlag erhielt. Aufgrund dieser Information wurde ein Amtsgutachten erstellt, das nachweist, dass sich der ORF durch seine Beteiligung an der Versteigerung der Uefa-Rechte nicht wettbewerbsverzerrend verhalten hat. Die Methode: In einer Wirtschaftssimulation wurde der ORF zu einem Privatsender ohne Einnahmen aus Programmentgelt umgerechnet. Der Erwerb der Uefa Champions League-Rechte sei zu dem gezahlten Preis für den ORF auch ohne Einkünfte aus Programmentgelt leistbar und dementsprechend unter kaufmännischen Kriterien gerechtfertigt, begründet die Medienbehörde. Die Entscheidung der KommAustria ist noch nicht rechtskräftig. Der ORF begrüßte die Entscheidung in einer ersten Reaktion. Sie bestätigt, dass der ORF die Champions-League-Rechte völlig rechtmäßig und zu wirtschaftlich angemessenen Konditionen erworben hat, betonte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Wir sind davon ausgegangen, dass das Ergebnis eines offenen und fairen Bieterverfahrens wie im Fall der Champions League nicht im Nachhinein korrigiert werden wird und sind froh, hier nun im Sinne unseres Publikums Rechtssicherheit zu haben, so der ORF-Chef.
6Etat
Nach Datenklau im Jahr 2013 – Unbekannte wollten vier Millionen Nachrichten verschicken. Rund 5.000 Handybesitzer in den Vereinten Arabischen Emiraten staunten wohl nicht schlecht, als sie im vergangenen April plötzlich eine sehr eindeutige Nachricht auf ihren Geräten einging. Unser Motto lautet für immer: Tod für Amerika, Tod den Juden stand in der Botschaft unbekannten Absenders. Der Empfängerkreis hätte allerdings deutlich größer ausfallen können. Wie Recherchen des Guardian ergaben, wären eigentlich rund vier Millionen Nummern adressiert gewesen. Doch der australische Nachrichtendienstbetreiber, SMSGlobal, konnte ihre Zustellung größtenteils verhindern. Aber was war passiert? SMSGlobal betreibt nach eigenen Angaben den Versand von Kurznachrichten für einige der weltweit bekanntesten Marken, darunter etwa Microsoft, Samsung, Dell oder die Fluglinien Etihad und Emirates. Auch im staatlichen Bereich ist man tätig und wickelt den SMS-Versand für das E-Health-System des australischen Verteidigungsministeriums ab. Insgesamt zählt man eine Million Kunden. Ursache für den Versand der antisemitischen und antiamerikanischen Botschaft soll ein Leck aus 2013 gewesen sein. Damals war es Unbekannten offenbar gelungen, an verschiedene Daten zu kommen. Das Unternehmen bekräftigt allerdings, dass dabei keine persönlichen Informationen entwendet worden seien. Laut Schilderung von SMSGlobal gelang den Unbekannten der Einbruch in verschiedene Konten durch ein Brute Force-Attacke (das automatisierte Durchprobieren von Login-Daten) und das Ausnutzen von Schwächen wie die unverschlüsselte Hinterlegung von Kundenpasswörtern in der Datenbank. Dabei habe sich herausgestellt, dass die Passwörter mancher Kunden offenbar nicht besonders sicher ausgestaltet waren und einige ihre Kennwörter seit 2013 nicht geändert hatten. Im vergangenen September gab es einen weiteren Einbruch. Diesmal hatten Unbekannte versucht, Nachrichten zu verbreiten, die die Regierung Saudi-Arabiens für Missmanagement im Zusammenhang mit dem Tod von etwa 2.000 Pilgern auf der Hadsch verantwortlich macht. Es sei versucht worden, mittels der Zugangsdaten zu einem einzelnen Konto über eine Schnittstelle Nachrichten zu verschicken, erklärt SMSGlobal dazu. Es soll zu keinem Versand von Nachrichten im Namen eines Kunden gekommen sein. Seit dem Vorfall von 2013 habe man alle Kundenkonten auf eine neue Sicherheitsplattform migriert, heißt es weiter – inkusive Verpflichtung, neue Loginnamen und Passwörter anzulegen. Diese werde regelmäßig unabhängig überprüft und solle alle internationalen Standards erfüllen oder gar übertreffen. SMSGlobal betont im Zusammenhang mit den Vorfällen, dass man fallweise von nationalen und internationalen Ermittlungsbehörden um Zusammenarbeit gebeten werde, um etwa unautorisiertem SMS-Versand nachzuspüren. Im Rahmen dieser Kooperatioon würden keinerlei Kundendaten oder persönliche Informationen preisgegeben, außer man sei gesetzlich dazu verpflichtet. In einem Briefwechsel mit dem Dubaier Telekombetreiber DU hatte man 2013 erklärt, dass man bereit sei, sämtliche vier Millionen Adressaten, IP-Adressen der Nutzer, die den Versand veranlasst hatten und auch andere Daten den emiratischen Behörden zu übermitteln, um den Vorfall aufzuklären.
0Web
Medienjournalist möchte eine eigene Plattform aufbauen, die von Lesern unterstützt wird. Wieder irgendwas mit Medien: Es ist noch recht vage, was Stefan Niggemeier plant. Fix ist jedenfalls, dass der deutsche Medienjournalist das Onlinemagazin Krautreporter verlässt. Niggemeier, auch Herausgeber und Initiator des kritischen Bild-Blogs, kündigt eine neue Plattform für Medienkritik an – unter Einbeziehung der Leser. Auf seinem Blog schreibt Niggemeier, dass er zwar das Projekt Krautreporter richtig findet, die Umsetzung aber nicht nach seinen Vorstellungen verlief: Der größte einzelne Fehler war meiner Meinung nach, eine eigene Software programmieren zu lassen, was viel Zeit, Geld und Nerven gekostet hat — und teilweise auch jetzt noch nicht richtig funktioniert. Das zentrale Problem verortet er im redaktionellen Bereich. Der rote Faden habe gefehlt: Uns trieb die Lust an, ein neues Geschäftsmodell auszuprobieren, aber nicht unbedingt eine gemeinsame redaktionelle Idee. Wir taten uns schwer damit, zu definieren, worüber wir berichten wollen und wie. Mit Niggemeier verliert Krautreporter einen der bekanntesten Journalisten. Das Portal wurde vor einem Jahr nach erfolgreichem Crowdfunding aus der Taufe gehoben. Die Finanzierung gelang, nachdem über 15.000 Mitglieder ein Jahresabo um 60 Euro abschlossen. Wie es mit den Krautreportern weitergeht, wird sich nächste Woche zeigen. Von den 15.000 Mitgliedern müssen nämlich 6.000 ihr Abo verlängern, um ins zweite Jahr gehen zu können.
6Etat
In Südkorea sorgt sich die Regierung um die sinkende Zahl der Eheschließungen. Ein Grund für das Minus: Eine Hochzeit kostet exorbitant viel. Seit dem vergangenen Jahr müssen sich Seouls ledige Frauen ernsthaft fragen, ob sie weich wie Tofu sind, dickhäutig wie eine Wassermelone oder gar abgehärtet wie eine Walnuss. So lauten die Kategorien eines von der Stadtregierung herausgegebenen Ratgebers mit dem bezeichnenden Titel Plan B. Mithilfe eines Selbsttests sollen dort alleinstehende Koreanerinnen herausfinden, ob sie für das vermeintlich harte Singleleben gewappnet sind: Haben dich deine Eltern dafür getadelt, dass du allein leben willst?, lautet etwa die Einstiegsfrage. Der Staat ist mehr als besorgt um seine demografische Entwicklung: Bereits vier von zehn erwachsenen Koreanern leben unverheiratet – das sind mehr als in jedem anderen OECD-Land. Im Eiltempo sind die traditionellen Familienwerte im konfuzianischen Südkorea auf die Zwänge einer kapitalistischen Hochleistungsgesellschaft geprallt. So heirateten Südkoreanerinnen noch 1990 im Durchschnitt mit 25 Jahren. Heute tun sie das bereits fünf Jahre später – wenn überhaupt. Gleichzeitig bleibt jedoch die Ehe im konservativen Südkorea das Maß aller Dinge: Nur 0,2 aller Mehr-Personen-Haushalte bestehen aus unverheirateten Paaren, uneheliche Kinder werden noch immer stigmatisiert. Vor allem wirkt sich der Singleanstieg auf die Geburtenrate aus, die so schnell schrumpft wie in kaum einem Land der Welt. Weniger als 1,2 Kinder bringt die durchschnittliche Koreanerin statistisch zur Welt, vor vierzig Jahren waren es noch viermal so viele. Wenn dieser Trend anhalte, so beklagte jüngst ein Forscher des Korea Institute for Health and Social Affairs, dann werde die Bevölkerung Südkoreas bereits bis 2050 um zehn Millionen schrumpfen. Kein Wunder, dass die Regierung zu unkonventionellen Methoden greift, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken: Immer öfter tritt der Staat als Verkuppler auf. 2010 organisierte der damalige Gesundheitsminister Cheon Jae-hee erstmals mehrere Dating-Partys für seine Ministeriumsmitarbeiter. Seitdem wurde das Konzept ausgeweitet: Immer wieder organisieren Ministerien nun öffentliche Speed-Dating-Events oder belohnen Unternehmen mit finanziellen Zuschüssen, wenn sie sich als Ehestifter betätigen. Dabei liegen die sozialen Ursachen ganz woanders als im mangelnden Bindungswillen der Bevölkerung. Allein die exorbitanten Kosten für eine traditionelle Heirat hindern viele Koreaner daran, den Bund fürs Leben einzugehen. Weil der Ehemann traditionell eine Wohnung kaufen muss, kostet eine Heirat laut Regierungsdaten bis zu 150.000 Euro. Und Kinder kommen in Korea ganz besonders teuer zu stehen, vor allem weil die Eltern im ostasiatischen Tigerstaat weltweit am meisten in die Bildung ihrer Sprösslinge investieren. Zudem leidet der Staat auch unter einer verfehlten Familienpolitik: Zu Zeiten des Wunders am Han Fluss wurde die Bevölkerung noch dazu aufgefordert, möglichst wenige Kinder zu bekommen, weil ein zu starker Bevölkerungsanstieg dem Wirtschaftswachstum im Weg stehen könnte. Gleichzeitig wurden noch bis in die 1980er-Jahre Söhne bevorzugt, sodass vermehrt Töchter abgetrieben wurden. Nun fehlt es jedem siebten Mann im klassischen Heiratsalter an einer potenziellen Partnerin. Von Frauen wird dabei der Tradition gemäß erwartet, sozial nach oben zu heiraten. Längst sind die Koreanerinnen allerdings im Schnitt gebildeter als die männliche Bevölkerung. Daher ist die Singlerate unter Frauen mit Universitätsabschluss am höchsten, in Seoul sind es gar mehr als ein Drittel. Oftmals müssen sich karrierebewusste Koreanerinnen noch immer zwischen ihrem Beruf und einer Familie entscheiden. In der chauvinistischen Arbeitswelt der großen Industriekonglomerate haben sie es ungleich schwerer als ihre männlichen Kollegen. Eine beliebte Frage beim Bewerbungsgespräch, um potenzielle Kandidatinnen auszusieben, lautet: Wollen Sie später Kinder haben? (Fabian Kretschmer aus Seoul, 9.8.2015)
1Panorama
Bei Darmstadt auf linker Spur unterwegs. Darmstadt - Mit einem elektrischen Rollstuhl ist ein 87 Jahre alter Mann bei Darmstadt versehentlich auf eine Autobahn gefahren und hat einen Polizeieinsatz ausgelöst. Andere Verkehrsteilnehmer sahen den Mann am Mittwochabend auf der linken Spur auf der A672 und alarmierten die Polizei, wie diese am Donnerstag mitteilte. Zwei hilfsbereite Autofahrer hätten den Rollstuhl mit ihren Fahrzeugen so abgesichert, dass keiner von hinten habe auffahren können, sagte eine Sprecherin. Der 87-Jährige war nach eigenen Aussagen auf dem Heimweg. Gesundheitlich ging es ihm gut, er hat sich einfach verfahren, sagte die Sprecherin. Mit einem Streifenwagen wurde er zur Polizei gebracht, dort holten ihn schließlich Angehörige ab.
1Panorama
"Production Announcement" für nächsten Teil sorgt für vier Millionen Aufrufe in einem Tag. Nach dem Star Wars-Film ist vor dem Star Wars-Film. So lässt sich die Devise von Disney umschreiben, seit der Konzern nach der Übernahme von Lucasfilm mit der Fortführung der Sci-Fi-Saga begonnen hat. Erst vergangenen Dezember hat Episode 7, vulgo The Force Awakens, für einen Rekordansturm auf die Kinos gesorgt. Nun hat das Filmteam mit einem kurzen Teaser offiziell den Drehstart für den achten Teil verkündet und das Internet damit in Aufruhr versetzt. Der Clip, der praktisch kein Material des neuen Filmes zeigt, hat in einem Tag rund 4,5 Millionen Aufrufe auf Youtube und zahlreiche Reaktionen auf sozialen Medien generiert. Gleichzeitig gibt es auch Neuigkeiten zur Schauspielerbesetzung. Während Mark Hamill, wie bereits bekannt, als Luke Skywalker zurückkehrt, stoßen Benicio Del Toro (Sicario) und Laura Dern (Jurassic Park) hinzu. Mit Kelly Marie Tran ist dazu auch eine Darstellerin an Bord, die bislang noch keine namhaftere Produktion in ihrer Filmographie verzeichnen kann. Der Kinostart für Episode 8 ist allerdings noch etwas entfernt und soll am 14. Dezember 2017 erfolgen. Doch auch heuer gibt es Futter für Star Wars-Fans, und zwar in Form des Anthology-Spinoffs Rogue One.
0Web
Die Tirolerin Simone Mader hilft bei der Enträtselung von Autoimmunerkrankungen. Die junge Wissenschafterin hört seit geraumer Zeit den Berg wieder rufen. In New York City lässt es sich nämlich fabelhaft forschen, allerdings weniger gut wandern. Deshalb freut sich Simone Mader über das kürzlich erhaltene LOréal-Stipendium des Schminkmittelmultis und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) auch deshalb: Es ermöglicht ihr die Rückkehr in ihre Heimat Tirol, wo sie lebte, studierte und leidenschaftlich forschte, bevor es sie vor vier Jahren in die Staaten zog. In den USA gibt es mehr Geld für Forschung, mehr Langzeitperspektiven, und die Bedingungen sind besser, sagt sie. Deshalb war die Entscheidung nicht leicht, aber ich möchte jetzt wieder nach Österreich und meine nächsten Schritte planen. Mader ist 33 Jahre alt und promovierte vor fünf Jahren an der Medizinischen Universität Innsbruck im Fach Neurowissenschaften. Ihr Spezialgebiet: multiple Sklerose, also jene Krankheit, die umgangssprachlich unter den Buchstaben MS bekannt ist. Weltweit leiden rund 2,5 Millionen Menschen an dieser Autoimmunstörung. Multiple Sklerose ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen im jungen Erwachsenenalter – doch man kennt ihre genaue Ursache nicht, und es gibt bis heute keine Heilung. Frauen sind mehr als doppelt so häufig betroffen wie Männer. Im Bereich der Behandlungsmethoden hat sich in den vergangenen Jahren viel Positives getan, sagt Mader. Aber es ist noch viel zu tun für Forscher. Im Zuge ihrer Doktorarbeit hat Mader sich mit der Rolle von sogenannten gehirnreaktiven Antikörpern in der MS auseinandergesetzt. Ihre Arbeiten haben dann wesentlich zur Definition einer neuen Autoimmunerkrankung beigetragen. Im Jahr 2004 wurde ein Antikörper entdeckt, der das Wasserkanalprotein Aquaporin-4 bindet, sagt Mader. Ich habe im Team einen neuen Test entwickelt, mit dem man ihn mit hoher Genauigkeit im Blut von betroffenen Patienten nachweisen kann. Neuromyelitis optica heißt das Leiden, das nun früher und exakter detektiert werden kann und inzwischen nicht mehr als Sonderform von MS, sondern als eigenständige Erkrankung gilt. Seit dem Jahr 2012 arbeitet Mader als Postdoc im Labor für autoimmune Erkrankungen am New Yorker Feinstein Institute. Ich glaube, heutzutage ist es für junge Forscher wichtig, dass sie es ins Ausland wagen und flexibel sind, sagt Mader. In den USA habe sie viel Wissen über Autoimmunerkrankungen sammeln können, das sie auf ihr spezielles Feld, die MS-Forschung, übertragen möchte. Darüber hinaus arbeite sie in dem New Yorker Labor mit den neuesten wissenschaftlichen Methoden. Ich habe viele Ideen, die ich aus den USA mitnehmen und umsetzen will. Ihr großes Ziel sei es, die Ursachen und Mechanismen der Krankheit besser zu verstehen und damit wichtige Erkenntnisse in die Diagnostik und Therapie von multipler Sklerose einfließen zu lassen. Bis dahin möchte sie daran arbeiten, neue Autoimmunerkrankungen zu entdecken und zu definieren. Vorerst will sie aber auch – solange sie noch dort ist – das kulturelle Leben der Großstadt New York auskosten. Bald wird sie dann als Ausgleich zum intensiven Forschen wieder wandern.
7Wissenschaft
Fünf Schüler der Islamwissenschafterin Lamya Kaddor sind in den Jihad gezogen. STANDARD: Fünf Ihrer ehemaligen Schüler, die Sie seit 2003 im Rahmen des Schulversuchs Islamkunde in deutscher Sprache in einer Hauptschule im Stadtteil Dinslaken-Lohberg unterrichtet haben, sind als heilige Krieger in den Jihad nach Syrien gezogen. Was hat das für Sie bedeutet? Kaddor: Das war für mich ein Schock, weil man ja so gar nicht damit rechnet. Allein die Vorstellung, dass ehemalige Schüler von einem in ein Land gehen, zu dem sie überhaupt keinen Bezug haben, und dort kämpfen, war auch für mich unvorstellbar. STANDARD: Können Sie sich im Nachhinein erklären, warum es genau diese fünf waren? Kaddor: Das sind vor allem soziale Ursachen – die Sehnsucht nach Anerkennung, nach Zuwendung, Zusammenhalt, Gemeinschaft, nach Aufwertung der eigenen Persönlichkeit, eigene Minderwertigkeitsgefühle zu kompensieren, eine neue, emotionale Heimat zu finden, die sie vorher nicht hatten. Bei vielen ist eine große Leere. STANDARD: Diese Schüler lernten Islamkunde. Was kann konfessioneller Religionsunterricht leisten, um Jugendliche von der Faszination des Jihad zurückzuhalten? Kaddor: Religionsunterricht kann präventiv wirken, darum ist er auch so wichtig, vor allem in deutscher Sprache und von hier ausgebildeten Lehrkräften. Jemand, der lang genug Religionsunterricht hatte – anders als meine Schüler -, soll in der Lage sein, einem Salafisten, der ihm weismachen möchte, dies oder jenes sei die richtige Lehre, entgegnen zu können, das könne er ja gar nicht wissen, das haben in der Geschichte des Islams schon viele behauptet, oder hinsichtlich Gewaltaufrufen im Koran sagen können: Nein, pass auf, ich habe gelernt, dass bestimmte Passagen im Koran im Kontext der damaligen Zeit verstanden werden müssen. STANDARD: Welche Rolle spielt denn der Islam bzw. die Religion bei der Attraktivität des IS für Jugendliche? Oder ist es vielmehr eine tragisch-extreme Jugendprotestkultur? Kaddor: Ich gehöre auch zu denen, die darin weniger einen Kampf der Kulturen, sondern eine Jugendprotestbewegung sehen, die sich in Europa etabliert hat. Entwicklungspsychologisch wollen wir alle in der Pubertät rebellieren, uns auf möglichst krasse Art gegen Familie und Gesellschaft auflehnen. Das ist ganz normal. Aber das Wichtige dabei ist: Junge Muslime haben in Deutschland – und in Österreich sicher auch – kaum die Möglichkeit, anders zu provozieren. Neonazis können sie schlecht werden, dort werden sie natürlich nicht aufgenommen, und die Linksradikalen haben das Potenzial dieser Gruppe noch nicht wirklich ausgemacht. Die Salafisten haben das schon, und das nutzen sie ganz gezielt. Im Grunde genommen sind die Salafisten nur so erfolgreich, weil sie die besseren Sozialarbeiter sind. Da müssen wir ansetzen. STANDARD: Gibt es Merkmale, die die Jugendlichen, die der Jihadromantik verfallen, verbinden? Insgesamt sind bis jetzt 740 deutsche Jihadisten, der jüngste erst 13, nach Syrien und in den Irak ausgereist. Kaddor: Häufig fehlt in diesen Elternhäusern der Vater. Die Vaterfigur fehlt entweder tatsächlich, physisch oder emotional, psychisch, um Normen, Grenzen, Werte zu vermitteln. Wenn diese Instanz fehlt und nicht anderweitig ersetzt wird, fehlen ganz wichtige Dinge, die in der Erziehung mitverantwortlich sind, um unsere Persönlichkeit zu entwickeln. STANDARD: Der letzte Satz in Ihrem Buch Zum Töten bereit. Warum deutsche Jugendliche in den Jihad ziehen lautet: Keine Ausflüchte, keine Relativierung, keine Entschuldigungen – wir müssen die Fanatiker stoppen. Wo sehen Sie in der politischen Debatte Ausflüchte und Relativierungen? Kaddor: Die sehe ich bei den Muslimen selbst, die sagen: Damit haben wir nix zu tun, das sind Salafisten und keine normalen Muslime. Aber es ist die gemeinsame Religion, die dafür missbraucht wird. Darum muss man eine klare Position beziehen – ich spreche nicht von Distanzierung, aber von Positionierung -, das fehlt mir. Auf der anderen Seite fehlt mir in der Mehrheitsgesellschaft eine strikte Ablehnung von Islamfeindlichkeit. Manchmal könnte man meinen, es gehört inzwischen in ganz Europa zum guten Ton, eine vermeintlich islamkritische Position zu beziehen. Wenn wir den Salafismus bekämpfen wollen, müssen wir die Islamfeindlichkeit mit bekämpfen, sonst werden wir das Phänomen nicht eindämmen können, besiegen sowieso nicht. Denn die Islamfeindlichkeit ist ein weiteres wichtiges Argument in der Verführungsstrategie der Salafisten. STANDARD: Fällt das Kopftuch auch unter die von Ihnen genannte Islamfeindlichkeit? Kaddor: Natürlich ist das ein Bestandteil von Islamfeindlichkeit. Ich habe ein relativ nüchternes Verhältnis zum Kopftuch. Ich trage selbst keines und habe das klassisch-theologisch dargelegt. Aber ich habe kein Problem damit und mache mich dafür stark, dass andere Frauen das anders entscheiden dürfen. Das Kopftuch allein ist noch lange kein Anzeichen für Islamismus oder Radikalisierung oder sonst was. Es ist vor allem ein Ausdruck von Gläubigkeit. STANDARD: Gehört zu den Relativierungen, wenn es um den Terror und die Verbrechen des IS oder von Al-Kaida geht, auch der Satz: Das hat aber nichts mit dem Islam, dem wahren, dem echten, zu tun? Kaddor: Das ist eine Schutzbehauptung. Dass Muslime das sagen, ist klar. Diese Aussage resultiert aus den ständigen Angriffen auf ihre Religion und der ständigen reflexartigen Verteidigungshaltung. Es wird ja dauernd gesagt: Aber der Islam, der Islam, der Islam ist das Problem! So kommen wir genauso wenig weiter. Nicht der Islam ist das Problem, sondern ganz unterschiedliche Faktoren spielen eine Rolle. Zum einen gibt es natürlich ein definitiv falsches, weil starres, Islamverständnis seitens dieser Radikalisierten, zum anderen aber sehen wir nicht, dass soziale Phänomene die wirklichen Auslöser sind und nicht die Religion. Sie wird vor allem als Grund genommen, um Macht überhaupt erst ausüben zu können. Das heißt, wir müssen da viel stärker gesamtgesellschaftlich und ganzheitlicher reingehen und das nicht nur als theologisch-religiöses Problem der Muslime betrachten, sondern als soziale Herausforderung an uns alle, denn es betrifft uns alle. STANDARD: Wie sollen Eltern oder Lehrerinnen und Lehrer reagieren, wenn plötzlich ein pubertierendes Kind da ist und der Religion auf einmal großen Stellenwert einräumt? Kaddor: Ich würde erst einmal immer das Gespräch mit dem Kind suchen und schauen, was dahintersteckt. Ist das wirklich eine positive, tiefere Zuwendung zu Gott und zur Religion, dann ist das nicht besorgniserregend. Ist das aber etwas, das mit politischer Meinung in Verbindung gebracht wird und einhergeht mit irgendwelchen kruden Verschwörungstheorien und starker Abgrenzung zu anderen, die als minderwertig betrachtet werden, dann sind ernsthaft andere Gespräche nötig. STANDARD: Was reizt Mädchen am Leben im Islamischen Staat? Sie schreiben vom Heiratsjihad. Der deutsche Verfassungsschutz schätzt den Frauenanteil unter den Salafisten auf zehn Prozent. Kaddor: Diese Mädchen wollen in erster Linie gegen das Elternhaus rebellieren. Zudem denken sie, man würde im sogenannten Islamischen Staat gerechter leben, es gäbe ein schöneres Leben, nicht so furchtbar anstrengend, sich um Jobs bewerben zu müssen, immer wieder diskriminiert zu werden. Beim IS sind ja alle Muslime angeblich gleich, wird ihnen eingeredet, jeder ist der Bruder des anderen, und gerade muslimische Frauen oder junge Mädchen denken, dort würden sie gerechter behandelt. Zu Hause leben sie vielleicht traditionell, weniger islamisch, aber vielleicht traditionell arabisch, und sind nicht gleichberechtigt mit ihren Brüdern. STANDARD: Welche Präventionsmaßnahmen kann oder muss der Staat setzen? Kaddor: Gezielte Programme, Aufklärung, politische Bildung sind gefragt. Das fängt an im Unterricht, es müssen aber auch andere Projekte gezielt gefördert werden. Denken wir an den Rechtsradikalismus, da macht der Staat ja auch einiges an politischer Bildung. All das müsste man auch auf den Salafismus übertragen. STANDARD: Wie soll man mit Jihad-Rückkehrern umgehen? Kaddor: Da muss man unterscheiden. Sind das traumatisierte Kinder, sind sie desillusioniert oder immer noch ideologisiert? Wenn sie Haftstrafen absitzen müssen, haben wir ja Erfahrungswerte, was ebenfalls den Rechtsradikalismus betrifft. Ich ziehe die Parallele ganz bewusst, denn das sind die gleichen Mechanismen. Diese Jugendlichen hätten von ihrer Voraussetzung her genauso gut rechtsradikal werden können, aber sie konnten es deshalb nicht, weil sie Muslime sind und/oder einen Migrationshintergrund aufweisen. Aber es sind im Grunde genommen die gleichen Programme, also zuerst präventiv ansetzen und dann Deradikalisierungsmaßnahmen einleiten. STANDARD: Eine Gruppe, die gerade von Salafisten in Deutschland, aber auch in Wien anagitiert wird, sind Flüchtlinge, oft unbegleitete Minderjährige. Was ist da zu tun? Kaddor: Ja, das passiert, und ich warne davor. Deshalb müssen wir schauen, dass wir diesen Flüchtlingen eben nicht nur eine neue lokale Heimat, sondern auch eine neue religiöse Heimat bieten können – und ein Islamverständnis, das mit unserer Demokratie kompatibel ist, denn das geht ja. Genau deshalb müssen wir diese Kräfte stärken. STANDARD: Was wurde eigentlich aus Ihren fünf Syrien-Schülern? Kaddor: Vier sind wiedergekommen und wurden relativ erfolgreich resozialisiert. Die waren maximal eine Woche in Syrien, die waren keine Kämpfer, sondern ziemlich schnell desillusioniert. Der eine, der noch dort ist, kämpft. STANDARD: Haben Sie Kontakt zu den Rückkehrern, die Sie unterrichtet haben? Kaddor: Ja. Die sagten alle, es mag zu der Zeit für uns die richtige Entscheidung gewesen sein, aber wir wissen heute, dass es falsch war. Es war nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben – wie man es uns dargestellt hat.
5Inland
Polizei ermittelt wegen Beleidigung der deutschen Kanzlerin. Stralsund – Vor dem Wahlkreisbüro der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Stralsund haben Unbekannte in der Nacht auf Samstag einen Schweinekopf mit beleidigender Aufschrift abgelegt. Nach Polizeiangaben bemerkte eine Funkstreife den abgeschlagenen Tierkopf gegen 05.40 Uhr. Die beleidigende Aufschrift habe sich gegen Merkel gerichtet. Den genauen Wortlaut wollte das zuständige Polizeipräsidium Neubrandenburg auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP nicht nennen. Es handelt sich um Täterwissen, sagte ein Sprecher. Bisher gebe es noch keine Verdächtigen. Die Kriminalpolizei ermittelt den Angaben zufolge wegen Beleidigung zum Nachteil der Bundeskanzlerin sowie wegen Verstoßes gegen das Tierkörperbeseitigungsgesetz.
2International
Der Hotspot im zweiten Bezirk soll sicherer werden – 420 Strafdelikte im März und April angezeigt. Wien – Die Vergewaltigung einer jungen Frau auf einer öffentlichen WC-Anlage am Wiener Praterstern bleibt nicht ohne Konsequenzen. Am Freitag, gut eine Woche nach den Vorfällen, präsentierte die Wiener Polizei Maßnahmen, die dazu führen sollen, ein sozial verträgliches Bild zu schaffen, wie Polizeipräsident Gerhard Pürstl bei einer Pressekonferenz sagte. Der Praterstern, so Pürstl, sei ein Anziehungspunkt für verschiedenste Gruppen geworden. Laut aktuellen Zahlen seien allein im März und April am Praterstern knapp 420 strafrechtliche Delikte verübt wurden. Das sei ein Prozent der Gesamtkriminalität in Wien. Ein Drittel davon betraf laut Pürstl mit rund 140 Fällen Suchtmittelverstöße, ein weiteres Drittel Eigentumskriminalität wie Trick- und Taschendiebstahl. 57 Anzeigen gab es wegen Körperverletzung und weiterer Gewaltdelikte. Drogenhandel wird laut Polizei nahezu ausschließlich von Nordafrikanern verübt. Bei Gewalttaten machen Nordafrikaner 42 Prozent der mutmaßlichen Täter aus. Österreicher waren in 29 Prozent der Fälle verdächtigt. Die Gründe für die hohe Kriminalität an dem mittlerweile verschrienen Ort im zweiten Bezirk sind vielschichtig. Zum einen gebe es dort bereits seit vielen Jahren eine große Obdachlosenszene. Außerdem habe sich der Praterstern zu einem Drogentreffpunkt entwickelt. Der Ort komme der Dealerszene aufgrund des angrenzenden Praters sehr entgegen, durch die Grüngebiete stünden gute Bunkermöglichkeiten für Drogen bereit. Beherrscht wird die Szene laut Polizeipräsident vom nordafrikanischen Bereich. Großteils werde mit Cannabis gedealt. In den vergangenen Monaten würden sich im Bereich Venediger Au zudem vermehrt Flüchtlinge aufhalten – und zwar junge Männer aus Afghanistan, die zwischen 15 und 30 Jahre alt sind. Punkt eins im Maßnahmenkatalog der Polizei ist nun, den Suchtmittelhandel zu minimieren. Dafür soll die starke Präsenz mit Personal aufrecht erhalten werden. Schichten sollen zum Teil in die Nacht verlegt werden. Eine Polizeidienststelle direkt am Praterstern wird aber nicht geschaffen – dafür stehe jene in der Lasallestraße bereit, so Pürstl. Der Polizeipräsident hegt auch die Hoffnung, dass die am Donnerstag im Nationalrat verabschiedete Gesetzesnovelle bald greift. Dort wurde ein eigener Straftatbestand zum Drogenhandel im öffentlichen Raum verabschiedet, der bis zu zwei Jahre Haft vorsieht. Ab 1. Juni wird zudem die Videoüberwachung am Praterstern ausgeweitet. Es soll einen mobilen Bus geben, um die Überwachung flexibel je nach Bedarf verlegen zu können. Damit habe man etwa am Schwedenplatz gute Erfahrungen gemacht. Außerdem will die Polizei auf Partner setzen. Pürstl appellierte etwa an die ÖBB, die WC-Anlagen künftig von Securitypersonal überwachen zu lassen. Weitere Partner, mit denen bereits gut zusammengearbeitet werde, seien die Suchthilfe Wien und der Bezirk. Drogenkoordinator Michael Dressel betonte, dass die Suchthilfe Wien bereits seit Jahren mit Sozialarbeitern vor Ort sei. Am Praterstern gebe es zehn Sam-Mitarbeiter, die täglich von neun bis 22 Uhr im Einsatz seien. Man stehe in Kontakt mit den Obdachlosen, betreue die Drogenkranken und bemühe sich, sie in entsprechenden Einrichtungen unterzubringen. Wir sind bei Konflikten rasch zur Stelle, so Dressel, und kooperiere auch gut mit der Polizei. Hinsichtlich der Flüchtlinge appelliert Dressel, dass Integrationsmaßnahmen gesetzt werden müssen: Diese Menschen brauchen eine Perspektive. Die Wiener Bildungscard, über die etwa Sprachkurse absolviert werden können, sei ein erster guter Schritt. Dass Frauen den Praterstern künftig meiden sollen, rät Polizeipräsident Pürstl nicht. Jedoch betonten sowohl Pürstl als aus Dressel, dass man sich nicht der Illusion hingeben dürfe, dass es wegen der gezielten Maßnahmen zu keinen Straftaten und Vergewaltigung mehr kommen wird.
1Panorama
Update für Android und iOS ermöglicht gezielte Auswahl der Streamingqualität. Wer Videostreamingdienste über die mobile Datenverbindung nutzen will, sollte dabei Vorsicht walten lassen. Werden dabei doch rasch große Mengen an Daten verbraucht, das monatliche Limit des Mobilfunkanbieters ist also schneller weg als man glaubt. Netflix gibt seinen Usern nun die Möglichkeit selbst auf den Datenverbrauch Einfluss zu nehmen. Mit dem Update auf die Version 8.4.0 von Netflix für Android und iOS sind neue Streaming-Einstellungen hinzugekommen. Über diese können die User wählen, welche Qualitätsstufe beim Streaming über das mobile Netz genutzt werden soll. Das Angebot reicht von niedrig (vier Stunden Video verbrauchen ein GB an Daten) über hoch (ein GB pro Stunde Video) bis zu unlimitiert. Alternativ können die User auch das Streamen von Videos über das mobile Netz vollständig deaktivieren. Die Default-Einstellung bleibt übrigens automatisch, bei dem Netflix die Übertragungsrate je nach Netzqualität selbsttätig reguliert. Angesichts aktueller Realitäten bei Mobilfunkangeboten, scheint diese Option derzeit nur für eine kleine Minderheit relevant zu sein. Da die meisten Tarife auf wenige GByte beschränkt sind, wäre beim Gros der User selbst bei der Einstellung niedrig das Datenvolumen in Windeseile verbraucht. Netflix 8.4.0 steht in den jeweiligen App Stores für Android und iOS bereits als Update zur Verfügung.
0Web
Im Nahverkehrsbereich waren es laut Bahnstatistik 96,8 Prozent – Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren. Wien – Die ÖBB haben am Montag die Pünktlichkeitsstatistik ihrer Züge für das Jahr 2015 veröffentlicht. Demnach verkehrten im Vorjahr 96,3 Prozent der Personenzüge pünktlich. Im Nahverkehrsbereich seien es gar 96,8 Prozent gewesen. Insgesamt sind mehr als 4.300 Personenzüge pro Tag unterwegs, pro Jahr etwa 1,6 Millionen. Laut ÖBB waren 2009 weniger als 92 Prozent dieser Züge pünktlich. Allerdings gab es in den Vorjahren noch bessere Werte als 2015. So waren es im Jahr davor 96,7 Prozent, im Nahverkehrsbereich 97,1 Prozent. Somit gab es 2015 gegenüber dem Jahr davor durchwegs einen leichten Rückgang im Personenbereich. Die ÖBB freuten sich dennoch über die hohen Pünktlichkeitswerte des Gesamtjahres 2015 und wiesen darauf hin, dass auch die betrieblich komplexe Teilinbetriebnahme des Wiener Hauptbahnhofs im Dezember 2014 sehr erfolgreich in dieser Hinsicht gewesen sei. Man habe seit 2010 die Pünktlichkeit durch viele Einzelmaßnahmen gesteigert: Die Zahl der technischen Störungen bei Zügen sei deutlich reduziert worden, modernere Züge wie Railjets oder Talent und Desiro-Züge würden eingesetzt. Auch die Zuverlässigkeit der Bahnanlagen wie etwa Weichen, Signale und Funksysteme sei erhöht worden. Insgesamt seien die ÖBB eine der pünktlichsten Bahnen Europas, hieß es in der Aussendung des Unternehmens.
1Panorama
FPÖ will Verfassungskonformität vorab vom VfGH prüfen lassen. Wien – Der Verfassungsausschuss des Parlaments will die Möglichkeit erörtern, Staatsverträge noch vor Abschluss des Ratifizierungsprozesses auf ihre Verfassungskonformität zu testen. Ein entsprechender Antrag der FPÖ wurde im Verfassungsausschuss am Donnerstag laut Parlamentskorrespondenz zwar abgelehnt. Dennoch soll ein Gutachten des Verfassungsdienstes eingeholt werden. Nach Meinung der Freiheitlichen würde mit einer Vorabprüfung von Staatsverträgen durch den Verfassungsgerichtshof (VfGH) eine Rechtsschutzlücke geschlossen und die Gefahr einer divergierenden Rechtslage im Außen- und Innenverhältnis der Republik gebannt. SPÖ, ÖVP und NEOS lehnten den Antrag ab. Der Verfassungsdienst im Bundeskanzleramt soll nun noch offene Fragen klären.
5Inland
Die Regeln in Wolfsburg sind streng: "Das gibt eine Strafe". Wolfsburg – Fußball-Profi Nicklas Bendtner hat seinen Arbeitgeber VfL Wolfsburg mit einem Foto bei Instagram verärgert. Der Däne ist auf dem Bild mit einem Mercedes-Fahrzeug zu sehen. Dies kam beim VW-Club aus Wolfsburg nicht gut an. Das gibt eine Strafe, kündigte VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs am Freitag an. Es war eine Sorglosigkeit. On my way to another session Ein von Nicklas Bendtner (@bendtner3) gepostetes Foto am 16. Feb 2016 um 13:17 Uhr Der Stürmer ist beim deutschen Bundesliga-Club schon mehrfach ins Fettnäpfchen getreten. Zuletzt stand er in Pflichtspielen gegen Ingolstadt und in der Champions League bei KAA Gent nicht im Kader. VfL-Trainer Dieter Hecking möchte über den früheren Arsenal-Angreifer nicht mehr reden. (APA; 19.2.2016)
4Sport
Fundort soll kommendes Frühjahr genauer untersucht werden. Oslo – In einem Berggebiet im Süden Norwegens ist ein Wanderer zufällig auf ein über etwa 1200 Jahre altes Wikingerschwert gestoßen. Wie der Archäologe Jostein Aksdal am Donnerstag in Bergen mitteilte, lasse sich das 80 Zentimeter lange Eisenschwert etwa auf Mitte des achten Jahrhunderts datieren. Schwerter hatten damals einen großen Wert und waren hochrangigen Personen vorbehalten. Die meisten Wikinger mussten Aksdal zufolge mit einfachen Messern oder Äxten vorlieb nehmen. Der Wanderer fand das Schwert vor drei Jahren, übergab es aber erst kürzlich an Archäologen. Das Fundstück soll jetzt in einem Museum in Bergen ausgestellt werden. Experten machen sich unterdessen Gedanken über den Fundort. Möglicherweise gab es dort ein Grab, mutmaßt Aksdal. Oder wurde das Schwert aus irgendeinem Grund versteckt? Starb dort jemand? Gab es einen Kampf, einen Diebstahl, einen Mord? Nach der Schneeschmelze im kommenden Frühjahr solle es jedenfalls genauere Untersuchungen an der Fundstelle geben.
7Wissenschaft
Italienische Provider müssen Websites für ihre Kunden sperren. Nachdem das Streaming-Portal Popcorn Time bereits in Großbritannien blockiert wurde, müssen nun auch italienische Provider den Zugang für ihre Kunden sperren. Einem Bericht von TorrentFreak zufolge müssen drei Domains gesperrt werden, über die die Anwendung zur Verfügung gestellt wird. Die Maßnahme dürfte allerdings relativ sinnlos sein, denn sie betrifft nur die Websites nicht aber die Software an sich. Filmstudios versuchen seit geraumer Zeit gegen Popcorn Time vorzugehen. Das geht so weit, dass kürzlich zwei Dänen verhaftet wurden, weil sie auf einer eigenen Seiten genau dokumentierten wie Popcorn Time funktioniert. Aufgrund der einfachen Bedienung wird es auch als Netflix der Piraten bezeichnet. Nutzer haben darüber Zugang zu zahlreichen urheberrechtlich geschützten Filmen und Serien. Anders als bei Bittorrent-Clients wie Vuze wird die Filmdatei nicht für späteres Ansehen auf den Computer heruntergeladen, sondern gestreamt. Eine echte Sperre von Popcorn Time wird durch die Verfügung des Gerichts in Genua nicht erzielt. Nutzer können zwar die betroffenen Websites nicht mehr ansurfen, über die der Client heruntergeladen werden kann. Auf bereits installierte Popcorn Time-Anwendungen habe das jedoch keinen Einfluss, so die Blogger. Zudem bleibe die Software über zahlreiche andere Seiten verfügbar. In mehreren europäischen Ländern sehen Gerichte trotz Kritik seitens Politik und Internetwirtschaft Netzsperren als geeignetes Mittel gegen Urheberrechtsverletzungen an. In Österreich mussten mehrere Provider bislang ebenfalls bereits Seiten wie Kino.to, Isohunt.to und Thepiratebay.se sperren.
0Web
Interims-Verbandspräsident Simonjan: "Capello wird nicht gekündigt" – Vorstandsmitglied Anochin: "Seifenoper bald zu Ende". Moskau – Die Zukunft von Fabio Capello als Fußball-Teamchef des nächsten WM-Gastgebers Russland ist weiter ungewiss. Capello wird nicht gekündigt, sagte der kommissarische Chef von Russlands Fußball-Verband (RFS), Nikita Simonjan, am Mittwoch in Moskau. Die Seifenoper mit dem Titel Capellos Vertrag wird bald zu Ende sein, betonte dagegen Sergej Anochin vom RFS-Exekutivkomitee. Seit der WM im Vorjahr, bei der Russland nach zwei Remis und einer Niederlage bereits in der Gruppenphase gescheitert war, hat das Capello-Team nur ein Pflichtspiel gewonnen: Gegen Fußball-Zwerg Liechtenstein setzte sich die Sbornaja zum EM-Quali-Auftakt zu Hause 4:0 durch. Der 3:0-Auswärtssieg im Frühjahr gegen Montenegro war Russland nach dem wegen Ausschreitungen in Podgorica beim Stande von 0:0 abgebrochenen Spiel erst am grünen Tisch zuerkannt worden. Zuletzt gab es eine 0:1-Heimniederlage in Moskau gegen Österreich, das nun als Tabellenführer der Gruppe G bereits acht Zähler vor den drittplatzierten Russen liegt. Nach dieser Pleite forderten Medien und Fans die Ablöse von Capello, dessen Vertrag als russischer Trainer nach der erfolgreichen Qualifikation für die WM-Endrunde 2014 in Brasilien vorzeitig bis zur Heim-WM 2018 verlängert worden war. Laut Medienberichten muss Russlands Fußball-Verband 21,6 Millionen Euro Abfindung an den 69-jährigen Italiener zahlen, um das Arbeitsverhältnis mit dem ehemaligen Erfolgscoach von AC Milan, Real Madrid, AS Roma und Juventus Turin jetzt schon beenden zu können. Anochin meinte, diese Summe müsse auf zehn Millionen Euro gesenkt werden. Der Verband kündigte deshalb weitere Verhandlungen mit Capello an, der seit 2012 Teamchef im größten Land der Welt ist. Sein Jahresgehalt soll sieben Millionen Euro betragen. Über die Zukunft des Trainers müsse der neue RFS-Präsident entscheiden, sagte indes Sportfunktionär Anatoli Turtschak der Agentur Interfax. Ein neuer Verbandschef soll am 2. September gewählt werden, nachdem Vorgänger Nikolai Tolstych Ende Mai abgesetzt worden war. Als möglicher Nachfolger wird Sportminister Witali Mutko gehandelt.
4Sport
Wiederaufnahmeantrag der Polizei wurde abgewiesen. Wien – Das Verfahren gegen drei ehemalige Polizisten, die vor mehr als acht Jahren im Fall Bakary J. wegen Quälens eines Gefangenen rechtskräftig verurteilt worden sind, wird nicht neu aufgerollt. Das Wiener Straflandesgericht hat Anfang August einen Wiederaufnahmeantrag der früheren Wega-Beamten abgewiesen, gab Gerichtssprecherin Christina Salzborn am Montag bekannt. Es liegen keine eine Wiederaufnahme begründenden Umstände vor, fasste Salzborn den umfangreichen, 14 Seiten umfassenden Beschluss zusammen, der den Expolizisten bereits zugestellt wurde. Die Entscheidung ist nicht rechtskräftig. Die Wiederaufnahme-Werber haben 14 Tage Zeit, dagegen eine Beschwerde ans Wiener Oberlandesgericht (OLG) zu richten. Die Rechtsvertreterin der ehemaligen Polizisten wird die abgelehnte Wiederaufnahme des Verfahrens bekämpfen. Sie sei im Begriff, dagegen ein Rechtsmittel auszuführen, sagte die Wiener Rechtsanwältin Maria Zehetbauer. Damit steht fest, dass die endgültige Entscheidung, ob der Fall Bakary J. strafrechtlich noch einmal aufgerollt wird, beim Wiener Oberlandesgericht (OLG) liegt. Naturgemäß zufrieden reagierte der Anwalt von Bakary J. auf die Entscheidung des Straflandesgerichts. Für ihn sei von vornherein klar gewesen, dass die Wiederaufnahme nicht bewilligt wird, erklärte Nikolaus Rast im Gespräch mit der APA. Die Polizisten hätten ein Geständnis abgelegt und dieses in der Hauptverhandlung durchgehend aufrechterhalten, verwies Rast auf die seinerzeitige Verantwortung der früheren Wega-Beamten. Insgesamt vier Polizisten waren in der aufsehenerregenden Causa Bakary J. verurteilt worden und mit vergleichsweise milden Strafen davongekommen, weil sie den gebürtigen Gambier nach einer gescheiterten Abschiebung in eine mittlerweile abgerissene Lagerhalle in Wien-Brigittenau gebracht, dort schwer misshandelt und dem Mann mit der Tötung gedroht hatten. Drei von ihnen wurden später nach längerem Hin und Her aus dem Polizeidienst entfernt. Diese drei widerriefen im Vorjahr ihre im April 2006 abgelegten Geständnisse und behaupteten, sie hätten Bakary J. nicht die amtsärztlich festgestellten Verletzungen zugefügt. Sie unterstellten diesem, er hätte – was die Entstehung seiner schweren Verletzungen betreffe – offensichtlich die Unwahrheit gesagt. Bakary J., der inzwischen mit einem regulären Aufenthaltstitel in Österreich lebt, hat für die erlittene Tortur von der Finanzprokuratur eine finanzielle Wiedergutmachung von 110.000 Euro erhalten. In einer gegen die Republik gerichteten Amtshaftungsklage fordert sein Anwalt Nikolaus Rast weitere 375.000 Euro und eine monatliche Pension von 1.000 Euro. Ein vom Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen (ZRS) bestellter Gutachter hatte zuletzt jedoch Zweifel am Vorliegen einer posttraumatischen Belastungsstörung angemeldet. Die Kanzlei Rast lehnt diesen Sachverständigen wegen Befangenheit und Voreingenommenheit ab.
1Panorama
Die pinke Newcomerin will die Parteienförderung halbieren und zählt auf die Wut der Oberösterreicher. STANDARD: Sie wollten als Ort für unser Interview eine Baustelle in der Nähe haben – nun sitzen wir mitten in der Linzer Innenstadt. Ist es Ihnen im Büro zu ruhig? Judith Raab: Wir haben so viele Baustellen im Land Oberösterreich, die dringend aufgeräumt gehören. Und genau deswegen sind wir Neos da, um im politischen System einmal so richtig aufzuräumen. STANDARD: Um den Besen weiterhin schwingen zu können, werden die Neos am 27. September die Vier-Prozent-Hürde in den Landtag packen müssen. Derzeit bescheinigen Umfragen den Neos drei Prozent. Da muss man wohl vor allem auf der pinken Baustelle noch durchaus ordentlich hackeln, oder? Raab: Ich weiß nicht, welche Umfragen Sie lesen – wir liegen aktuell bei allen Umfragen bei fast fünf Prozent. Wir werden daher im Herbst die erste Alternative sein, die im Landhaus aufräumt. STANDARD: Die Flüchtlingsfrage dominiert die Landtagswahl, dabei würden ÖVP, SPÖ und Grüne lieber über anderes reden. Sehen Sie Bundesthemen im Landtagswahlkampf auch als Problem? Raab: Keine der Parteien braucht sich jetzt beklagen. Man ist unfähig, Probleme zu lösen — und der Asylbereich ist ein klassisches, ein sehr tragisches Beispiel dafür. Die dramatische Situation war vorhersehbar. Wir wissen seit fünf Jahren, dass in Syrien Bürgerkrieg ist und diese Menschen nach Europa strömen werden. Unsere Politik diskutiert über Machtverhältnisse, und die Landeshauptleute lassen die Innenministerin anlaufen. Löst man so Probleme? Erst jetzt zu sagen, wir machen einen europäischen Asylgipfel, ist lächerlich. Guten Morgen, liebe Regierung – vor zwei Jahren wäre das notwendig gewesen. STANDARD: Warum sollen die Oberösterreicher Neos wählen? Raab: Die Menschen in Oberösterreich sind wütender, als man glaubt. Die Politik, das System, beschäftigt sich nur noch mit sich selbst. Es geht nur mehr um den Machterhalt, um das Sesselpicken und um die Absicherung der eigenen Position und Pfründe. Das macht die Menschen zornig. Unser Anspruch ist, das politische System zu erneuern. Weil wir die Einzigen sind, die nicht Teil des Systems sind ... STANDARD: ... noch nicht. Raab: Daran wird sich bei uns auch nichts ändern. Oberösterreichs Politiker sind doch allesamt nicht visionsbegabt – nicht, weil sie zu dumm sind, sondern weil sie hilflos sind. Solange wir nur Parteifunktionäre haben, die in die politischen Ämter gehoben werden, ändert sich nichts. Es braucht Experten, die sich im echten Leben bewährt haben. Keine Gewerkschafts- und Kammerfunktionäre, die noch nie außerhalb des geschützten Bereichs tätig waren. Diese alten Männer in grauen Anzügen haben die Situation nicht mehr im Griff. STANDARD: Neos-Bundeschef Matthias Strolz hat bei einem seiner letzten Besuche in Linz verkündet, mit Geld könne man nicht aushelfen. Hätten Sie nicht mit Barem von der Bundespartei gerechnet? Raab: Wir haben kein Problem damit. Wir haben 500.000 Euro an Wahlkampfbudget, aus Spenden und Privatdarlehen, und damit machen wir sinnvolle Aktivitäten. Es geht auch mit Engagement und Herzblut – es soll nicht Geld alleine alles entscheiden. STANDARD: Ich ziehe den Hut vor dem Ehrenamt, aber irgendwann wird der Tag kommen, an dem auch die pinken Gratisarbeiter erkennen werden, dass ein Lohnzettel in der Tasche seine Vorzüge hat, oder? Raab: Nach dem Einzug sind wir im Landtag vertreten – als Landtagsfraktion mit, sagen wir, drei Abgeordneten. Mit einem Klub und einer Landesorganisation. Da werden dann unsere Mitarbeiter selbstverständlich bezahlt. STANDARD: Man freut sich also auf die Parteienförderung? Raab: Eine Parteienförderung braucht jede Partei. Das ist eine Grundvoraussetzung, um Strukturen aufrechtzuerhalten. Es geht nur um das vernünftige, gesunde Maß. In Oberösterreich werden derzeit täglich 75.000 Euro an Parteienförderung ausgeschüttet. STANDARD: Sie fordern eine Halbierung der Parteienförderung. Werden die Neos im Landtag auf Fördergelder verzichten? Raab: Man darf weder auf die Hälfte verzichten noch den Betrag spenden. Das Geld ist für parteipolitische Arbeit bestimmt. STANDARD: Sie sind die einzige Frau im harten Wahlrennen – ist es ein Vorteil, dass Sie Kajakfahrerin sind und raue Gewässer gewöhnt sind? Raab: Wer jemals Wildwasser gefahren ist, weiß, dass man in einem Wildbach nur besteht, wenn man vorausschaut. Ich schaue mir den Wildbach genau an und mache mir ein großes Bild. Wenn ich dann im Kajak sitze, brauche ich einen Plan. Ich muss wissen, wohin ich will – selbst wenn mir Wasserwellen ins Gesicht schwappen, darf ich das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Ich bin also für die Politik bereit.
5Inland
Der Banker Julius Meinl V. will laut unbestätigten Berichten sein Jagdschloss im oststeirischen Pöllau verkaufen. Wien/Pöllau – Der Banker Julius Meinl V. will sein Jagdschloss im oststeirischen Pöllau verkaufen, schreibt News unter Berufung auf Insider. Die Gespräche sollen in den letzten Zügen sein, das Schloss stehe kurz vor der Veräußerung. Ein Schlossexperte geht von einem Angebotspreis von 10 Mio. Euro aus. Das Meinlsche Landgut misst 57 Hektar, samt Jagd gehören dem Banker 120 Hektar obersteirisches Land. Das Schloss selbst wurde anno 1632 erbaut. Meinl ist wegen der Anlegeraffäre um die ehemalige Meinl European Land (MEL) seit Jahren im Visier der Wiener Staatsanwaltschaft; die Meinl Bank versucht sich mit allen juristischen Mitteln gegen die Maßnahmen der heimischen Behörden zu wehren. Mitte Juli hat die Eigentümergesellschaft der Meinl Bank in den USA eine Schiedsklage gegen die Republik Österreich eingebracht. Auch die Abberufung der Bankchefs durch die Finanzmarktaufsicht (FMA) wegen mangelnder Zuverlässigkeit will die Bank bekämpfen. Julius Meinl V. hat 2013 seinen Wohnsitz nach Prag verlegt. Den Verkauf des Guts in Pöllau bestätigte Meinl nicht. Es gibt dazu aus dem Hause Meinl weder Bestätigung noch Widerspruch, wird eine Sprecherin von News zitiert.
3Wirtschaft
Viele frühere Minister kehren auf ihre Posten zurück, Euklid Tsakalotos wird erneut Finanzminister. Athen – Drei Tage nach dem Wahlsieg des Linksbündnisses Syriza ist am Mittwoch die neue griechische Koalitionsregierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras vereidigt worden. Dabei setzte Premier Alexis Tsipras auf Kontinuität, zahlreiche Minister seiner vorherigen Regierung kehrten auf ihre Posten zurück. Dazu zählen der als gemäßigt geltende Finanzminister Euklid Tsakalotos und Verteidigungsminister Panos Kammenos, der dem Syriza-Koaltionspartner Unabhängige Griechen (Anel) vorsteht. Der 55-jährige Tsakalotos war im Sommer bereits einen Monat lang Finanzminister, nachdem sein Vorgänger Giannis Varoufakis nach vielen Kontroversen mit den internationalen Gläubigern zurückgetreten war. Tsakalotos, der in Oxford studierte, ist entschieden für einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone und genießt in der EU Respekt. Er ist nun maßgeblich für die Umsetzung der Spar- und Reformauflagen zuständig, die Griechenland der EU, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds im Gegenzug für ein drittes Hilfspaket von bis zu 86 Milliarden Euro zugesagt hat. Stellvertretender Finanzminister wird Giorgos Chouliarakis, der maßgeblich an den Verhandlungen mit der EU beteiligt war. Auch Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis und Außenminister Nikos Kotzias kehrten auf ihre Posten zurück. Das Innenministerium übernimmt der frühere Gesundheitsminister Panayotis Kouroublis. Giannis Mouzalas soll als Einwanderungsminister die Flüchtlingskrise bewältigen. Das neue Kabinett hat 16 Minister sowie 30 Vizeminister und Staatssekretäre. Sie sollten am Mittwoch vereidigt werden. Tsipras Syriza-Partei war bei der vorgezogenen Parlamentswahl am Sonntag mit 35,5 Prozent erneut stärkste Kraft geworden. Um die absolute Mehrheit im Parlament zu bekommen, erneuerte sie ihr Bündnis mit der rechtspopulistischen Anel. Tsipras war im August zurückgetreten, nachdem ihm der linke Flügel seiner Partei die Gefolgschaft verweigert hatte. Die von den Abtrünnigen gegründete Partei schaffte es nicht in das neue Parlament. Später am Mittwoch stand für den griechischen Regierungschef der EU-Sondergipfel in Brüssel zur Flüchtlingskrise auf dem Programm. Dabei seien auch ausführliche Begegnungen mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker geplant, teilte Tsipras Presseabteilung mit. Die EU-Kommission erinnerte den Regierungschef eindringlich an seine Reformzusagen. Der IWF erklärte, er warte mit Ungeduld darauf, mit der neuen Regierung an den notwendigen Maßnahmen zu arbeiten, um Griechenland auf den Pfad eines dauerhaften Wachstums zu bringen. Durch die Vereinbarung mit den internationalen Geldgebern ist das griechische Regierungsprogramm weitgehend vorgezeichnet. Tsipras wird aber voraussichtlich versuchen, zumindest mit der Bekämpfung von Korruption und Freunderlwirtschaft bei seinen Wählern zu punkten.
2International
Innenministerium: Bundesheerstandorte werden Asylquartiere, wenn Länder Quote nicht erfüllen – Sechs Bundesländer betroffen. Wien – Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nutzt ihr Durchgriffsrecht zur Schaffung von Asylquartieren in sechs Bundesländern. An acht Bundesheerstandorten in der Steiermark, dem Burgenland, Kärnten, Tirol, Nieder- und Oberösterreich sollen teils bis zu 450 Asylwerber Obdach finden – insgesamt also bis zu 3.600 Personen. Die Verordnung wurde vorerst auf ein halbes Jahr befristet. Die ursprünglich geplante Liste mit sechs Standorten wurde nach APA-Informationen am Dienstag noch um zwei ergänzt: die Wallenstein-Kaserne in Götzendorf in Niederösterreich und die Wintersteller-Kaserne in St. Johann in Tirol. Außerdem geht es um die Kirchnerkaserne in Graz, bestätigte das Innenministerium am Dienstag. Sie wurde bereits zum Verkauf ausgeschrieben, die Anbotsfrist (Mindestpreis 9,5 Millionen Euro) läuft bis 11. März. Nun sollen bis zu 400 Asylwerber auf dem Gelände unterkommen. Mit dem Verteidigungsministerium wurde vereinbart, dass wir es für das halbe Jahr haben können, sagte ein Ministeriumssprecher. Ebenfalls genutzt wird das Durchgriffsrecht zur Schaffung von Asylquartieren in Villach (Henselkaserne) und Spittal an der Drau (Türk-Kaserne) in Kärnten. Dort kritisierte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) die Art der Anwendung des Durchgriffsrecht. Sieben von 14 Durchgriffen sind in Kärnten angewendet worden, sagte er am Dienstag nach Bekanntwerden von Mikl-Leitners Entscheidung. Verordnet ist inzwischen laut einem Bericht des ORF Kärnten auch ein Erstaufnahmezentrum in der Gemeinde Schiefling am Wörthersee. Hier hatte Kaiser darauf hingewiesen, dass das ehemalige Gasthaus, in dem 150 Menschen untergebracht werden sollen, nur gut 300 Meter von einem Flüchtlingsheim des Landes entfernt sei. Formal stehen die beiden Häuser in zwei verschiedenen Gemeinden, de facto aber in der gleichen Ortschaft, nämlich in St. Egyden, das zwischen Schiefling und Velden aufgeteilt ist. Der Protest des Landes nützte nichts, die Verordnung wurde noch am Montag erlassen. Auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter kann der ministeriellen Ankündigung nur wenig abgewinnen können. Sie sei nicht förderlich, meinte Platter auf Anfrage der APA. Eine Unterbringung könne nur im Einklang mit den Gemeinden erfolgen. Gerade mit der Gemeinde St. Johann haben wir letzte Woche einen ganz konkreten Stufenplan zur Unterbringung von 140 Flüchtlingen ausgearbeitet, erklärte Platter am Dienstag. Nun über die Gemeinde drüberzufahren, gefährde den erzielten Konsens. Wenn der Bund gegen den Willen der Bevölkerung und der Gemeinden zwangsweise Unterkünfte durchsetzt, könne er das nicht gutheißen, so Platter. In Graz wehrt sich die ÖVP gegen die Pläne. Nach Bürgermeister Siegfried Nagl übte am Dienstag auch sein Parteifreund, Integrationsstadtrat Kurt Hohensinner, Kritik am Vorgehen der Bundesregierung, Flüchtlinge in die eigentlich zum Verkauf stehende Kirchner-Kaserne einzuquartieren. Nagl hatte zuvor in der Kleinen Zeitung u.a. gesagt, dass man sich um kleinere Unterbringungseinheiten bemühe, was nun konterkariert werde. Die von Hohensinner in einer Aussendung geäußerte Kritik richtete sich allerdings in erster Linie gegen rote Regierungsmitglieder wie Heeresminister Gerald Klug (SPÖ) und nicht gegen Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Ein völlig überforderter Verteidigungsminister verkündet wöchentlich andere Entscheidungen. Neben Kärnten, Steiermark und Tirol sollen Flüchtlinge in Niederösterreich am Fliegerhorst Brumowski in Tulln unterkommen, in Oberösterreich in der Hessen-Kaserne in Wels. Auch das burgenländische Bruckneudorf kommt wieder ins Gespräch – allerdings nach Bürgerprotesten nicht der Truppenübungsplatz, sondern die Benedek-Kaserne. Das Innenministerium erklärte, dass die Quartiere nur geöffnet werden, wenn die Länder ihre Betreuungsquote von sich aus nicht erfüllen. Die Länder haben es immer noch selbst in der Hand, dass es nicht zur Inbetriebnahme der Kasernen kommt, sagte der Sprecher. Dem Ministerium sei jedenfalls wichtig, für die Wintermonate Quartiere verfügbar zu haben. Untergebracht werden sollen die Flüchtlinge in Containern, nur in Villach sind Zelte geplant. Die maximale Anzahl von 450 Flüchtlingen wird laut Ministerium nicht an allen Standorten möglich sein. Wenn es in den nächsten Wochen nach wie vor zu wenige Quartiere gibt, sind wir gezwungen, vom Durchgriffsrecht Gebrauch zu machen, sagte Mikl-Leitner am Dienstag im Ö1-Mittagsjournal. Für 2016 rechnet sie mit bis zu 120.000 Flüchtlingen. Der Welser FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl hatte zuvor Widerstand gegen das geplante Flüchtlingsquartier in der Hessenkaserne angekündigt. Wenn diese Unterbringung kommt, werden wir massive Protestmaßnahmen ergreifen, kündigte Rabl an. Er sprach unter anderem von Straßenblockaden.
1Panorama
Schutzsuchende fürchten um ihr Leben – Kommission will Amnesty-Kritik prüfen. Athen – Wenige Tage vor der Abschiebung der ersten Flüchtlinge in die Türkei sind zahlreiche Schutzsuchende gegen ihre Internierung auf der griechischen Insel Chios Sturm gelaufen. Bei nächtlichen Auseinandersetzungen wurden drei Flüchtlinge so schwer verletzt, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden mussten, wie die Nachrichtenagentur ANA am Freitag berichtete. Die Polizei setzte ANA zufolge in Chios Blendgranaten ein, um die Proteste aufzulösen. Das Lager Vial auf der Ägäis-Insel ist für 1.200 Menschen ausgelegt, allerdings harrten dort zuletzt 1.500 Flüchtlinge aus. Die Demonstrationen begannen am Donnerstagabend, als die Menschen forderten, das Lager verlassen zu dürfen. Zu der Gewalt kam es dann in der Nacht. Dabei wurden auch Teile des Lagers beschädigt, darunter die Krankenstation. Stichwunden Dem UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) zufolge erlitten die Verletzten in Chios Stichwunden. Auch in Lagern auf den griechischen Inseln Lesbos und Samos verschlechterten sich die Bedingungen zusehends, außerdem seien sie überfüllt. Das UNHCR forderte zudem die an dem EU-Türkei-Abkommen beteiligten Länder dringend auf, die nötigen Sicherheitsmaßnahmen bei den geplanten Abschiebungen einzuhalten. Am Montag (4. April) soll die Umsetzung des Abkommens starten. Es sieht vor, dass alle Flüchtlinge, die seit dem 20. März in Griechenland ankamen oder noch ankommen werden, in die Türkei zurückgeschickt werden. Im Gegenzug sollen die EU-Länder für jeden zurückgeschickten Syrer aus den Flüchtlingslagern in der Türkei einen syrischen Flüchtling auf legalem Wege aufnehmen. In Deutschland werden die ersten Syrer laut Innenministerium bereits am Montag erwartet. Für Österreich gibt es laut Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck derzeit noch keine zeitliche Perspektive Auf Chios befindet sich einer von fünf sogenannten Hotspots in Griechenland. In den Registrierungslagern werden die Flüchtlinge bis zu ihrer Abschiebung in die Türkei neuerdings eingesperrt. Auch im überfüllten Lager von Piräus nahe Athen hatte es am Donnerstag Zusammenstöße zwischen Syrern und Afghanen gegeben, dabei wurden acht Menschen verletzt. In Griechenland nimmt die Kritik an freiwilligen Helfern, Aktivisten und Nichtregierungsorganisationen in der Flüchtlingskrise zu. Bei verschiedenen Vorfällen spielten sie eine fragwürdige Rolle, berichteten griechische Medien am Freitag. Der griechische Verband der Krankenhausmitarbeiter fordert in einer Mitteilung sogar den vollständigen Rückzug der NGOs aus den Flüchtlingslagern. Er kritisiert, dass die Hilfsorganisationen vor Ort in den Lagern gewissermaßen per Gesichtskontrolle entschieden, wer Zugang habe und wer nicht. Umgekehrt gebe es keinerlei Kontrolle der Hilfsorganisationen, der Aktivisten und der unzähligen freiwilligen Helfer. Am Donnerstagabend bestätigte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu in einer Fernsehansprache, dass die Umsetzung des Abkommens wie geplant am Montag starten solle. Im Eilverfahren hat das griechische Parlament den Weg für die Rückführung von Migranten aus Griechenland in die Türkei freigemacht. Drei Tage vor dem geplanten Beginn der Abschiebungen wurde am Freitag ein Gesetz zur Umsetzung des Flüchtlingspakts der EU mit der Türkei mit klarer Mehrheit verabschiedet. 169 Abgeordnete votierten dafür, 107 dagegen, wie das Parlamentspräsidium mitteilte. Nach der Vereinbarung sollen ab illegal eingereiste Flüchtlinge von Griechenland in die Türkei zurückgebracht werden. Für jeden Syrer, den die EU abschiebt, soll ein anderer Syrer auf legalem Wege in die EU kommen – die Union rechnet mit bis zu 72.000 Personen. Alle Flüchtlinge, die nach dem 20. März illegal nach Griechenland übergesetzt sind, sollen zwangsweise zurückgebracht werden können. Kein sicherer Drittstaat Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf unterdessen der Türkei vor, schon seit Wochen täglich bis zu hundert Syrer abzuschieben. Dies sei ein Verstoß gegen internationales Recht, erklärte Amnesty. Die Türkei sei kein sicherer Drittstaat, in den die EU bedenkenlos Schutzbedürftige zurückschicken dürfe. Die EU-Kommission beteuerte am Freitag, diesen Vorwürfen nachgehen zu wollen. Wir nehmen die Anschuldigungen ernst, so eine Sprecherin. Ähnlich äußerte sich EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn (ÖVP) im Ö1-Mittagsjournal. Hahn betonte weiters, dass es bei den EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei keinen Verhandlungsspielraum gebe und trat damit Befürchtungen entgegen, dass es durch den EU-Türkei-Flüchtlingspakt zu Zugeständnissen dahingehend kommen könnte. Entweder man bekennt sich zu unseren Grundsätzen oder nicht, erklärte Hahn. Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) forderte im Rahmen eines Treffens mit seinen Amtskollegen aus Zentral- und Osteuropa (CEDC) in Wien ein Ende der akademischen Diskussion und eine konkrete Handlungsanleitung, um einen neuerlichen Ansturm von Flüchtlingen auf und durch Europa zu verhindern. Erneut brachte er den Vorschlag einer zivil-polizeiliche-militärischen Mission zur Unterstützung der EU-Grenzschutzagentur Frontex ins Spiel, wie auch der STANDARD ausführlich berichtet. Er wolle, gemeinsam mit seinen Amtskollegen, deshalb einen Brief an die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini schicken, damit dieser Vorschlag auch beim nächsten EU-Verteidigungsministerrat besprochen werde.
1Panorama
TU Wien und 20 Unternehmen entwickeln nahe der Wiener Seestadt Produktionsmethoden der Zukunft. Wien – Noch erinnert die Kulisse an MA 2412, das (fiktive) Amt für Weihnachtsbeleuchtung. Weit draußen vor der Stadt befindet sie sich, der Wind pfeift durch die Gegend, ringsum Gstätten. Doch ist alles hier auf die Zukunft ausgerichtet: In der Seestadtstraße 27 im gleichnamigen Stadtentwicklungsgebiet im 22. Wiener Gemeindebezirk ist am Montag die erste Pilotfabrik für Industrie 4.0 in Österreich eröffnet worden. Noch ist Industrie 4.0 ein großes Wort, unter dem jeder sich momentan etwas anderes vorstellt, wie die Rektorin der Technischen Universität Wien, Sabine Seidler, bei einer Pressekonferenz bemerkte. Dafür wussten anwesende Politiker umso besser, um was es geht: Für den Bundesminister für Verkehr und Technologie (bmvit), Alois Stöger (SPÖ), entscheidet sich damit nichts Geringeres als die Zukunft der österreichischen Industrie, Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) bemerkte, dass jetzt die Zeit der rauchenden Schornsteine vorbei und die Zeit der rauchenden Köpfe anbricht. Mit der Pilotfabrik, die zunächst im Technologiezentrum aspern IQ angesiedelt ist, wird nahe der Seestadt ein Betrieb aufgebaut, mit dem sich heimische Unternehmen auf die Zukunft der Industrieproduktion vorbereiten sollen: durchgängige Digitalisierung und Vernetzung von Werkzeugmaschinen, Robotern und Produkten über das Internet – kurz Industrie 4.0. Auf Initiative des BMVIT und mit Unterstützung der Stadt Wien arbeitet die Technische Universität hier gemeinsam mit 20 Industrieunternehmen an neuen Methoden, Maschinen und Produktionsverfahren, die später von Unternehmen in ihre reguläre Fertigung aufgenommen werden können. Vier Millionen Euro werden dafür in der Seestadt investiert, die Hälfte davon wird vom BMVIT finanziert, der Rest von der TU und den beteiligten Unternehmen. Ziel der von manchen Proponenten auch vierte industrielle Revolution genannten Entwicklung ist unter anderem die sogenannte variantenreiche Serienfertigung, bei der Kunden individuelle Einzelstücke vom Fließband erhalten. Beispiele dafür sind etwa maßgeschneiderte Prothesen oder persönlichen Bedürfnissen angepasste Autos. In Wien wollen TU und die involvierten Unternehmen in der Pilotfabrik auch individualisierte 3-D-Drucker produzieren. Intelligente Produktionsformen, bei denen Maschinen selbstständig miteinander kommunizieren und sich organisieren und der Mensch bei der Fertigung in den Hintergrund gerät, stoßen nicht bei allen Betroffenen auf ungeteilte Zustimmung. Panikmache sei jedoch der falsche Zugang, meinte Stöger: Die Entwicklung passiert mit oder ohne uns, da ist es mir lieber, sie passiert mit uns. Bis 2017 sollen dem Minister zufolge weitere drei derartige Pilotfabriken eröffnet werden. Universitäten und Unternehmen des Landes können sich dafür in Kooperation bewerben. Jeder Standort habe dabei gleiche Chancen.
3Wirtschaft
Prognose für das Wahljahr 2016: Großteil wird in TV gepumpt, eine Milliarde soll in digitale Kanäle fließen. Washington/Wien – Auch wenn Donald Trump mit seinen praktisch unbegrenzten Wahlwerbemitteln prahlt – die US-Werbe-Analysten Borrell Associates legen sich auf eine Zahl fest: 11,4 Milliarden Dollar, gut 10,3 Milliarden Euro also, werden 2016 in den USA in politische Werbung investiert werden. Das würde ein Wachstum um rund ein Fünftel gegenüber dem jüngsten Präsidentschaftswahljahr 2012 bedeuten. Die Präsidentschaftswahl im November 2016 ist nach der Analyse nur einer von 29.000 Wahlgängen in den USA – wiewohl die größte und werbestärkste. Rund die Hälfte der prognostizierten 11,4 Milliarden Werbedollar wird laut Borrell im Zusammenhang mit lokalen und regionalen Abstimmungen investiert. Unter den US-Bundesstaaten soll allein Kalifornien für 1,2 Wahlwerbemilliarden gut sein, Texas für 896 Millionen und Florida für 800 Millionen Dollar. Der größte Teil der 11,4 erwarteten Milliarden geht ins Fernsehen: 6,7 – der Wert kombiniert die großen TV-Networks wie CBS, ABC, NBC und Fox sowie Pay-Angebote von CNN bis HBO. Erstmals soll der Werbeaufwand in digitalen Medien mehr als eine Milliarde Dollar ausmachen. Unter den potenziellen Präsidentschaftskandidaten hat Hillary Clinton bisher am meisten herkömmliche Spenden eingesammelt. Stand Ende Juni: 47,5 Millionen Dollar. Republikaner Jeb Bush lag da bei 11,4 Millionen Spenden. Aber: politische Komitees – Super-PACs – steuerten zu Bushs Wahlkampfbudget mit 103,2 Millionen weit mehr bei. Über solche Super-PACs nahm Clinton bis dahin 20,3 Millionen ein. Donald Trump wies die Federal Election Commission Mitte 2015 praktisch keine Spenden aus, aber 1,8 Millionen Dollar Kredite – Anleihen bei seinem eigenen Kapital. Trump budgetiert bisher mit 1,9 Millionen Dollar – und hatte Ende Juni schon 1,4 Millionen ausgegeben.
6Etat
Entwickler äußert sich zu den Dimensionen des nächsten Rollenspiel-Projekts. Das nächste Open-World-Rollenspiel namens Cyberpunk 2077 des polnischen Herstellers CD Projekt Red soll um einiges größer ausfallen, als der heuer erschienene Bestseller The Witcher 3: Wild Hunt. Cyberpunk 2077 ist weit größer, als alles, was CD Projekt Red zuvor gemacht hat... viel viel größer, sagt Visual-Effects-Artist Jose Teixeira in einem Interview mit der Branchenseite MCV UK. The Witcher kam Cyberpunk sehr zugute, da das Spiel so groß und komplex wurde, dass wir viel davon lernen konnten. The Witcher 3 war für uns eine wirklich gute und oft brutale Lehre. Cyberpunk wird davon stark profitieren. Das kann ich fast garantieren, sagt Teixeira. Das Sci-Fi-Rollenspiel Cyberpunk 2077 wurde im Oktober 2012 offiziell vorgestellt. Die Hersteller erklärten damals jedoch, dass man das Spiel allerdings frühestens 2017 öffentlich besprechen werde, um nicht von The Witcher 3 abzulenken. Mit dem Action-Rollenspiel wollen die Schöpfer dem Cyberpunk-Genre treu bleiben und versetzen die Spieler in eine düstere Vision der Zukunft, in der Megakonzerne regieren und der technologische Fortschritt die Menschen nicht weitergebracht hat. Körpermodifikationen hätten den Menschen helfen sollen, anstelle dessen haben sie die Probleme der Gesellschaft nur vergrößert. Eine neue Form der Unterhaltung, Braindance, erlaubt es Usern sich in die Gedanken- und Gefühlswelt anderer Menschen einzuklinken und Teil einer riesigen Reality-Show zu werden.
0Web
Tausende versammelten sich vor Regierungssitz – Steine und Flaschen auf Polizei, Zuma zu Erklärung aufgerufen. Pretoria – Die landesweiten Studentenproteste in Südafrika haben am Freitag einen neuen Höhepunkt erreicht. Tausende wütender Studenten versammelten sich vor dem Regierungssitz in Pretoria und forderten Präsident Jacob Zuma zu einer Erklärung auf. Die Sicherheitskräfte brachten gepanzerte Mannschaftswagen und Wasserwerfer auf das Gelände. Über den von einem großen Polizeiaufgebot abgesicherten Zaun flogen Steine und Flaschen, ein Reporter wurde nach Angaben des TV-Senders eNCA am Kopf verletzt. An mehreren Stellen drangen Studenten auf das Gelände des Regierungssitzes vor. Beobachter beschrieben die Situation als extrem angespannt. Auf TV-Bildern war schwarzer Rauch zu sehen. Die Proteste hatten vor anderthalb Wochen in Johannesburg begonnen. Studenten, Eltern und Dozenten demonstrieren gegen eine geplante Erhöhung der Studiengebühren. Schon am Mittwoch war es vor dem Parlament in Kapstadt zu Krawallen gekommen, als Studenten Eingangstore durchbrachen. Die Ministerpräsidentin der Westkap-Provinz, Helen Zille, wurde am Freitag bei einem Vermittlungsgespräch von den Studenten ausgebuht. Inzwischen sind alle wichtigen Universitäten des Landes geschlossen.
2International
Nächster Fall von Hassposting, der zu Jobverlust führt – einvernehmliche Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Die Supermarktkette Spar hat das Arbeitsverhältnis mit einer Mitarbeiterin beendet, nachdem diese auf Facebook mit einem Hassposting für Aufregung gesorgt hatte. Unter einem Bericht über ein Feuer vor dem Erstaufnahmelager in Traiskirchen wünschte sich die Grazerin, dass es besser in den (sic!) Gebäude gebrannt hätte. Mehrere Spar-Kunden sollen die Geschäftsführung auf diesen Kommentar aufmerksam gemacht haben, woraufhin das Arbeitsverhältnis dann einvernehmlich beendet wurde. Gegenüber dem Kurier gibt Spar an, Menschen aus 30 Nationen zu beschäftigen, weshalb Fremdenfeindlichkeit keinen Platz habe. Ähnliche Fälle hatte es zuvor beim Roten Kreuz, wo zwei Mitarbeiter gehen mussten, und bei Porsche Wels gegeben. Dort verlor sogar ein 17-jähriger Lehrling seinen Job, obwohl er sich mittlerweile mehrfach von seinen Äußerungen distanziert hatte. Dennoch will Porsche die Entscheidung nicht revidieren. Was er geschrieben hat, ist absolut inakzeptabel, zitiert der Kurier einen Porsche-Sprecher. Zahlreiche Menschen hatten im Netz eine zweite Chance für den jungen Mann gefordert. Die Äußerungen seien zwar inakzeptabel, ein Jobverlust sei aber nicht die richtige Antwort. Doch Unternehmen haben nach hetzerischen Äußerungen das Recht, das Arbeitsverhältnis zu beenden, erklärte der Arbeitsrechtler Martin Risak unlängst im STANDARD. Vor allem wenn diese einen Ton haben, dass einer Sau graust, wie Armin Wolf in der ZiB 2 kommentierte: Es gibt schon schöne Trotteln.
0Web
Der Steirer Günther Golob bereitet sich auf das Auswahlverfahren im Herbst vor und zeigt sich, anders als Experten, von der Ernsthaftigkeit des Projekts überzeugt. Graz – Die private niederländische Stiftung Mars One will nach eigenen Angaben in etwa zehn Jahren Menschen auf den Mars schicken. Der Steirer Günther Golob ist seit rund einem Jahr als einziger Österreicher unter den letzten 100 Kandidaten im Rennen um die Teilnahme an dem Vorhaben. Im September soll das Auswahlverfahren weitergehen. Unter Experten ist das Projekt umstritten, etliche Raumfahrtexperten halten es für einen reinen PR-Gag: Mars One, eine Stiftung des niederländischen Unternehmers Bas Lansdorp, verfüge weder über die nötige Erfahrung nochnötige Technik. Der in Graz lebende 40-jährige Golob, Vater dreier Kinder, ist von der Ernsthaftigkeit des Vorhabens dennoch überzeugt – und begeistert von der Vorstellung, selbst daran beteiligt zu sein: Es ist ein Kindheitstraum, auch ich habe als Bub davon geträumt, Astronaut zu werden. Jetzt könnte es bei mir Realität werden. Das werde sich allerdings frühestens in sechs Monaten entscheiden: Im September wird es ernst, so Golob. Dann sollen in dem Auswahlprozess aus den Top-100 jene 24 Kandidaten ausgewählt werden, die jeweils in Viererteams in Zweijahresabständen ab 2027 auf den Mars expediert werden sollen, um den Roten Planeten zu besiedeln. Golob wäre dann knapp 50 Jahre alt. Angst mache ihm dieses Abenteuer im fortgeschrittenen Alter nicht: Ich kann dann sicher noch 30 Jahre dort oben arbeiten und leben. Eigentlich hätte das Auswahlverfahren noch vor Jahresende 2015 fortgesetzt werden sollen, dann wurden die letzten Tests jedoch auf Herbst 2016 vertagt: Es ist verschoben worden. Man darf die Sache nicht zu überstürzt angehen, so Golob. Der Unternehmer, der zuletzt ein Kulturmagazin produziert hat, will die zusätzlichen Monate sinnvoll zur Vorbereitung für das Auswahlverfahren nutzen. Im April geht es in die chilenische Atacama-Wüste. Dort will Golob seinen Körper auf 5.000 Höhenmeter akklimatisieren und sich mental stärken. Begleitet wird er von einem Dokumentar-Regisseur. Ich würde mir auch noch gerne weitere Skills aneignen wie zum Beispiel einen Tauch- und Kletterkurs. Die sprachliche Gewandtheit sollte ebenfalls trainiert werden, denn Kommunikation ist schließlich alles. Aus diesem Grund habe er sich erst jüngst auch für ein mehrmonatiges Sozial-Projekt im Ausland beworben. Die letzte Auswahlrunde besteht nach Angaben von Mars One aus drei Teilen: Zuerst wird es eine gruppendynamische Challenge geben, wir haben Aufgaben in Teamarbeit unter Beobachtung von Psychologen zu bestehen. Es wird um Problemlösung und Organisationsfähigkeit gehen, erklärt Golob. Anschließend sollen die Kandidaten mehrere Tage in isolierten Gruppen auf ihr Lern- und Teamverhalten getestet werden. Anhand der sogenannten Mars Settler Suitability Interviews (MSSI) sollen in der dritten Woche die 24 am besten geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten für die Reise zum Mars gefunden werden. Und das alles natürlich keineswegs fernab der Öffentlichkeit – die Show muss schließlich weiter gehen.
7Wissenschaft
Die Landesvorsitzenden der SPÖ halten nicht viel von den Vorschlägen ihres burgenländischen Parteikollegen. Linz – Der Ruf von Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) nach einem Kurswechsel der SPÖ in der Asylpolitik stößt auf wenig Begeisterung bei seinen Parteikollegen. Wiens Bürgermeister Michael Häupl etwa sprach am Dienstag von relativ inhaltsleeren Zurufen, auch Oberösterreichs Landesparteichef Reinhold Entholzer hält absolut nichts von Niessls Forderung nach einer härteren Gangart. Bundeskanzler Werner Faymann machte seinen Parteikollegen auf bereits bestehende Initiativen in der Türkei und in Spielfeld aufmerksam. Niessl sprach sich in einem Interview mit der Kronen Zeitung für eine Trennung von Wirtschafts- und Kriegsflüchtlingen aus. Wir können doch nicht glauben, dass wir jedes Jahr 100.000 Flüchtlinge aufnehmen und in weiterer Folge die Integration zu 100 Prozent und ohne Probleme funktionieren wird, sagte er. Wiens Bürgermeister Häupl hält von einem Kurswechsel in der Asylpolitik der SPÖ wenig. Er sei ja grundsätzlich bereit, über alles zu diskutieren. Aber ich hätte gerne die Koordinaten dieses neuen Kurses gehört. Zurufe, die relativ inhaltsleer sind, helfen uns nicht weiter. Es wäre wichtig, dass alle Bundesländer einmal ihre mit dem Bund vereinbarte Unterbringungsquote erfüllten, forderte Häupl einmal mehr. Im Hinblick auf der von Niessl geforderten Differenzierung zwischen Wirtschafts- und Kriegsflüchtlingen hat Häupl allein schon bei der Machbarkeit Zweifel: Nachdem niemand auf seinem Stirnband Wirtschaftsflüchtling oder Kriegsflüchtling draufstehen hat, wird das schwierig sein. Eine Erstellung konkreter Staatenlisten hält der Wiener Bürgermeister ebenso für nicht zielführend. Von einem nötigen Kurswechsel will auch Kärntens SPÖ-Chef Peter Kaiser nicht sprechen, wohl aber hat er sich am Dienstag vor Journalisten für schnellere Asylverfahren und Abschiebungen von jenen, denen kein Asyl zusteht, ausgesprochen. Die Genfer Flüchtlingskonvention ist zu erfüllen. Für schnellere Asylverfahren brauche es mehr Personal, sagte Kaiser. Um Abschiebungen zu erleichtern, soll es eine EU-weite Liste mit sicheren Drittländern geben, mit denen man auch Rückführungsabkommen hat. Eine Unterscheidung zwischen Wirtschafts- und Kriegsflüchtlingen an der Grenze nach deren Pass hält Kaiser aber nicht für sinnvoll. Tatsächlich werde nämlich nach Pässen unterschieden und diese können gefälscht werden. Absolut gar nichts hält Oberösterreichs SPÖ-Landesparteichef Entholzer von den Forderungen Niessls. Ich kann mir nicht vorstellen, dass an der Grenze jemand zwischen einem politischen und einem Wirtschaftsflüchtling unterscheiden kann, sagte auch er. Die Lösung des Flüchtlingsproblems könne nur innerhalb Europas mit einer gerechten Verteilung gelöst werden. Entholzer wiederholte seine Forderung, den Geldhahn jenen Ländern zuzudrehen, die sich dagegen wehren. Wir sollten lieber einen Konfrontationskurs gegen die Verweigerer-Länder führen als gegen die Flüchtlinge. Auch Tirols SPÖ-Chef Ingo Mayr sprach sich klar gegen eine Änderung des aktuellen SP-Kurses aus: Die SPÖ steht für die Einhaltung der Menschenrechte und der Genfer Flüchtlingskonvention, sagte er. Ich richte daher den klaren Appell an die SPÖ-Führung, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Vorarlbergs SPÖ-Landesparteichef Michael Ritsch äußerte für Niessl zwar Verständnis und sagte: Nach den großen Durchzugströmen durch das Burgenland ist die Lage eine andere als in Vorarlberg. Die Vorgehensweise des burgenländischen Parteikollegen, dem Kanzler medial etwas auszurichten, bezeichnete er aber als schwierig. Die Ängste der Bevölkerung müssten ernst genommen werden, für konstruktive Vorschläge sei Faymann auch jederzeit zu haben. Eine Obergrenze bei der Aufnahme von Flüchtlingen oder ein Grenzzaun seien jedenfalls keine machbaren Lösungsansätze, sagte er. Es geht hier um Familien mit Kindern, die vor dem Krieg und dem Terror des Islamischen Staates flüchten. Sagt man dem 1001. dann, Du kannst leider nicht mehr rein?, fragte sich Ritsch und plädierte für Denken mit ein bisschen Herz. Ebenfalls keinen Grund für das Ändern des Parteikurses sieht der Salzburger SPÖ-Chef Walter Steidl. Für ihn wird aber ohnehin bereits zwischen Kriegsflüchtlingen und Menschen, die persönlich verfolgt werden, und Wirtschaftsflüchtlingen unterschieden – das ist ja nichts Neues. Da braucht man den Parteikurs nicht zu ändern. Das Problem sei, die Rückübernahme von Flüchtlingen in ihre Herkunftsländer durchzusetzen.
1Panorama
Verordnung in Begutachtung – Mitterlehner: Mehr Rechtssicherung und Transparenz. Wien – Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hat eine Verordnung über die Standes- und Ausübungsregeln für Vermittlungsagenturen in der 24-Stunden-Pflege in Begutachtung geschickt. Mitterlehner erwartet sich davon mehr Rechtssicherheit und Transparenz. Im Frühjahr ist mit einer Novelle der Gewerbeordnung eine Trennung der Tätigkeiten von Vermittlern und Betreuern in der 24-Stunden-Pflege und damit das freie Gewerbe der Vermittlungsagenturen (Organisation von Personenbetreuung) geschaffen worden. Nun sollen mit der Verordnung für dieses neue Gewerbe für die Betroffenen (Gewerbetreibende und Konsumenten) transparente Verhaltensregeln aufgestellt werden. Erarbeitet wurden diese Ausübungs- und Standesregeln vom Wirtschaftsministerium gemeinsam mit dem Sozialministerium, der Wirtschaftskammer und Vertretern der Vermittlungsbranche (Caritas, Hilfswerk etc.). Konkret umfassen die Verhaltensregeln die Erweiterung der Informationspflichten in Werbung und Geschäftsverkehr. So müssen etwa Telefonnummer oder Internetadresse angeführt werden. Geregelt wird auch das Verhältnis zwischen Vermittlungsagentur und Personenbetreuer. Festgehalten sind etwa die Aufklärungspflichten des Vermittlers und die Mindestinhalte des Organisationsvertrages. Und auch das Verhältnis zwischen Vermittlungsagentur und betreuungsbedürftiger Person wird in den Verhaltensregeln geregelt. Dabei geht es etwa um die Erhebung des Betreuungsbedarfes und um die Aufklärung über die Tätigkeiten und Pflichten der Personenbetreuer. Für den Vermittlungsvertrag werden Mindestinhalte festgeschrieben. Er muss u.a. eine transparente Darstellung der Leistungsinhalte und den Preis, aufgegliedert nach den einzelnen Leistungsinhalten, umfassen. Neben Namen und Anschrift der Vertragspartner muss der Vertrag auch die Dauer und Bestimmungen über die Beendigung des Vertragsverhältnisses sowie die Angabe eines Ansprechpartners des Vermittlers beinhalten. Der Vertrag wird durch den Tod der betreuungsbedürftigen Person jedenfalls aufgehoben. Im Voraus bezahltes Entgeld ist aliquot zu erstatten. Derzeit gibt es ca. 50.000 aktive Gewerbeberechtigungen der Personenbetreuung. Nachdem die Trennung erst mit der Novelle im Frühjahr erfolgte, gibt es noch keine genauen Zahlen zu den Vermittlungsagenturen. Mitterlehner erklärte dazu in einer Aussendung, dass mit der Verordnung klare Rahmenbedingungen und mehr Transparenz für die Tätigkeit von Vermittlungsagenturen in der 24-Stunden-Betreuung geschaffen werden. In der Praxis werden davon sowohl die Personenbetreuer als auch die betreuungsbedürftigen Menschen profitieren.
5Inland
Während die Gewalt in Afghanistan eskaliert, machen sich immer mehr auf den Weg nach Europa. Kabul/Berlin – Erst sprengte ein Selbstmordkommando im Schutze der Nacht das Haupttor in die Luft, dann stürmten schwerbewaffnete Militante das Gebäude: Bei einem spektakulären und offenbar generalstabsmäßig geplanten Angriff auf ein Gefängnis am Rande der östlichen Provinzhauptstadt Ghazni haben die Taliban in der Nacht zum Montag über 352 Gefangene, darunter 150 ihrer Kämpfer, befreit. Unter den Geflohenen könnten hochrangige Taliban sein, hieß es auch offiziell. Bei mehrstündigen Feuergefechten wurden laut Behörden drei Taliban und vier Polizisten getötet. Nach Angaben des Vizegouverneurs hatten die Extremisten zuvor die Straße zum Gefängnis mit Sprengsätzen vermint, sodass Verstärkung nicht rechtzeitig eintraf. Die Angreifer trugen demnach Uniformen. Bereits 2008 konnten Taliban 900 Häftlinge aus einem Gefängnis in Kandahar befreien, 2011 schleusten sie ebendort 500 Gefangene über einen Tunnel aus einem Hochsicherheitsgefängnis. Die Taliban feierten den Angriff als Erfolg. Seit die Nato Ende 2014 die meisten Soldaten abzog, kämpfen die Islamisten mit Sicherheitskräften um die Kontrolle. Kaum noch eine Gegend gilt als sicher. Auch Ghazni ist umkämpft, die Zahl der zivilen Todesopfer steigt. Afghanistans Präsident Ashraf Ghani hofft auf Friedensgespräche. Im Juli hatten sich Vertreter von Afghanistans Regierung und der Taliban in Pakistan zu ersten Gesprächen getroffen. Doch nachdem offiziell bekannt wurde, dass Talibanchef Mullah Omar bereits seit Jahren tot ist, sagten die Taliban eine zweite Runde ab. Stattdessen startete eine neue Gewaltwelle. Während die Aussicht auf Frieden schwindet, verlieren viele Menschen die Hoffnung. Unter den Flüchtlingen in Europa stellen Afghanen bereits die zweit- oder drittgrößte Gruppe. Zudem bangen auch viele Flüchtlinge, die bisher in Pakistan oder dem Iran lebten, um ihr Bleiberecht. Allein in Pakistan leben 1,7 bis 2,7 Millionen Afghanen; der Iran soll fast einer Million Afghanen Asyl gewähren. Beide Länder wollen die Flüchtlinge nach und nach in ihre Heimat zurückschicken. Laut pakistanischen Behörden laufen die Meldepässe von 1,5 Millionen registrierten Flüchtlingen am 31. Dezember aus. Angeblich will Islamabad die Pässe nicht verlängern. Damit müssten hunderttausende Afghanen Pakistan verlassen. Vor allem junge Männer verlassen bereits jetzt in Scharen das Land.
2International
Rund um das Lager müssen Flüchtlinge auf dem Gehsteig tagelang auf Erstaufnahme warten. Traiskirchen – Es gebe seit vergangener Woche keine obdachlosen Flüchtlinge mehr in Traiskirchen, sagte am Dienstag der von der Regierung eingesetzte Flüchtlingskoordinator Christian Konrad. Das Innenministerium bestätigte diese Information. Ein Lokalaugenschein des STANDARD zeigte am Mittwoch ein anderes Bild. Auf dem an das Flüchtlingslager angrenzende Gelände der Polizeisicherheitsakademie (Siak), wo neu ankommende Schutzsuchende seit dem Aufnahmestopp in großen weißen Rot-Kreuz-Zelten untergebracht werden, standen am Mittwoch auch mindestens 20 kleine Campingzelte. Einsehbar waren sie erst bei einem Blick über die Mauer, die das Siak-Areal umgibt. Karl-Heinz Grundböck bestätigt dem STANDARD, dass rund 100 Personen in Campingzelten schlafen würden. Es sei aber niemand mehr unter freiem Himmel. Für einige gibt es nicht einmal ein Campingzelt. Sie haben sich außerhalb des Lagers auf der Straße niedergelassen und schlafen tagelang auf dem Asphalt. Rula, eine junge Frau aus Syrien, erzählt, dass sie vor zwei Tagen mit ihrer mehrköpfigen Familie nach Traiskirchen geschickt wurde. Dort wurde aber nur die halbe Familie aufgenommen. Sie blieb mit drei ihrer Kinder auf der Straße zurück; zwei von ihnen liegen fiebernd neben ihr am Gehsteig. Die ärztliche Versorgung sei nur für im Lager aufgenommene Flüchtlinge, habe man ihr gesagt. Wie es nun weitergehe, wisse sie nicht. Einheimische hätten ihr Essen und Wasserflaschen gebracht. Radi H., ein junger Syrer, wartet mit seiner Familie ebenfalls auf der Straße. Die Familie wurde aus dem Erstaufnahmezentrum im oberösterreichischen Thalham von den Behörden vor drei Tagen zur Registrierung nach Traiskirchen geschickt. Dort würden sie aber nicht hineingelassen, erklärte eine für die Familie zuständige Mitarbeiterin der Volkshilfe. Sie hätte in Oberösterreich Schlafplätze für die Familie, doch dorthin könnten sie erst gebracht werden, wenn sie in Traiskirchen registriert wurden. Radi H. schätzt, dass etwa 200 Flüchtlinge auf dem Gehsteig vor dem Lager übernachten. Laut Grundböck bleiben derzeit Flüchtlinge, die direkt in Traiskirchen Asylantrag stellen, auf der Straße. Helfer würden immer wieder Schutzsuchenden in ihren Autos vorbeibringen. Während des Erstaufnahmeprozedere dürften sie sich nicht entfernen, würden aber gleichzeitig wegen Platzmangels und Aufnahmestopps nicht im Lager untergebracht. Es gebe keine Kapazitäten, um die Menschen nachts in Notquartiere zu bringen. Man habe behelfsmäßig Stühle im Feldspital auf dem Lagergelände für die Wartenden aufgestellt. (Text: Christa Minkin, Video: Maria von Usslar, 17.9.2015)
1Panorama
Regimekritischer Künstler will zunächst nach Deutschland reisen. Ai Weiwei hat seinen Pass wieder. Er darf damit auch ausreisen. Der weltbekannte in China verfolgte und offiziell jahrelang totgeschwiegene Künstler erhielt am Mittwochnachmittag von den Sicherheitsbehörden sein ihm seit April 2011 abgenommenes Reisepapier ohne alle Auflagen wieder. Es hat ziemliche Zeit gekostet. Ich habe vier Jahre und drei Monate auf diesen Moment gewartet, sagte Ai dem STANDARD in einem Telefongespräch. Aber das sei jetzt ein besonderer Moment für ihn. I am happy wiederholte er auch in Englisch. Ich bin froh. Sein erstes Reiseziel werde Deutschland, genauer gesagt Berlin sein, wo sein sechsjähriger Sohn seit elf Monaten lebt und zur Schule geht. Ai hat ihn dorthin auch aus Gründen der Sicherheit geschickt. Der 58-Jährige muss sich auch einer Nachuntersuchung seiner Kopfoperation 2008 in München unterziehen, Spätfolgen eines brutalen Überfalls auf ihn. Und er hat zudem eine Gastdozentur an der Berliner Universität der Künste verliehen bekommen, die er bisher nie antreten durfte. Aber: Ich muss mich jetzt erstmal um das Visum kümmern und meinen Flug buchen. Im April 2011 hatte die Polizei den regimekritischen Künstler kurz vor seinem Abflug zu einer Auslandsausstellung am Pekinger Flughafen gestoppt und verschleppt. Sie unterstellte ihm Anstifter einer subversiven Protestbewegung zu sein, hielt ihn 81 Tage lang versteckt in auch nach Chinas Gesetzen illegaler Einzelhaft, wo er mit Methoden des Psychoterrors verhört wurde. Nachdem sich alle politischen Vorwürfe als grundlos erwiesen, schoben die Behörden eine absurde Steuerbetrugs-Klage gegen ihn nach. Der rechtswidrige Umgang mit dem Künstler schadete international dem Ansehen der Volksrepublik mehr als jede andere Willkürmaßname und Repression gegen Andersdenkende. Ai, der sich trotz Schikanen und Beobachtung rund um die Uhr den Mund und kritische Reden nicht verbieten ließ, wurde nach seiner Entlassung stillschweigend erlaubt, von Peking aus Dutzende seiner Werkschauen im Ausland zu konzipieren, vorzubereiten und in Metropolen der Welt in den renommiertesten Kunstmuseen zu zeigen. Täglich protestierte Ai auf besondere Art gegen seine Pass-Schikane, die ihm nicht erlaubte, die spektakulären Ausstellungen in New York, London, Paris oder Berlin selbst zu eröffnen. Vom 30. November 2013 an legte er als Protest in den Korb eines angeketteten Fahrrades vor seinem Atelier jeden Tag frische Blumen. Ai durfte innerhalb Chinas reisen. Es gab nie eine offizielle Anklage gegen ihn. Doch vier Jahre lang durfte keine Ausstellung von ihm im Inland gezeigt werden. Von der offiziellen Presse wurde er totgeschwiegen ungeachtet vieler weltweiter Preise und Auszeichnungen. Seit acht Monaten begann Peking den vielseitigen Künstler, der einst als Architekt das 2008 weltberühmt gewordene chinesische Olympiastadium Vogelnest mitentwarf, stillschweigend und praktisch, Schritt um Schritt zu rehabilitieren, ohne von ihm zu verlangen, sich dafür verbiegen oder vor der Staatsmacht verbeugen zu müssen. Ai, der seit 2005 mehr als 100 große Werkschauen im Ausland ausrichtete, durfte plötzlich in Peking eigene Ausstellungen unter seinem Namen zeigen und zu ihrer Eröffnung auch kommen. Er zeigte dabei auch eine Porzellanfigur des Blumenkorbs am Fahrrad als ein Kunstwerk des Protests. Chinesische Zeitungen durften berichten. Es war die letzte Hürde, bevor ihm die Behörden dann am Mittwoch seinen beschlagnahmten Reisepass wiedergaben. Am Dienstag überschrieb das Pekinger Parteiblatt Global Times, die ihn früher besonders boshaft schmähte, plötzlich eine positive Würdigung des vielseitigen Künstlers mit dem Titel. Die Rückkehr des Ai Weiwei.
2International
Deutscher SPD-Chef will Spekulationen entkräften – Selbst in Krise liegt Merkel weit voran. Berlin – Der deutsche SPD-Chef Sigmar Gabriel hat die Spekulationen über eine Kanzlerkandidatur im Jahr 2017 beendet. Natürlich will ich Bundeskanzler werden, wenn die SPD mich aufstellen will, sagte der Vizekanzler und deutsche Wirtschaftsminister dem Magazin Der Stern laut Vorabbericht vom Mittwoch. Das ist doch gar keine Frage, fügte Gabriel hinzu. Der SPD-Chef würde damit zum Herausforderer der deutschen Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Es wird weithin erwartet, dass die Regierungschefin 2017 für eine vierte Amtszeit antritt. Angekündigt hat sie dies aber noch nicht. Gabriels Ankündigung fällt in eine Phase, in der die Umfragewerte von Merkel wie auch ihrer Union als Folge der Flüchtlingskrise erstmals kräftig bröckeln. Dennoch liegt die Amtsinhaberin im Vergleich mit Gabriel weit vorne. Laut einer Forsa-Umfrage sacken CDU und CSU auf zusammen 36 Prozentpunkte ab, die SPD verharrt bei 24 Prozent. 46 Prozent wollen sie weiter als Regierungschefin sehen, nur 16 Prozent der Befragten wollten Gabriel als Kanzler. Vorschlagsrecht Dem SPD-Chef steht laut Parteisatzung das Vorschlagsrecht für den Kanzlerkandidaten zu, der von einem Parteitag nominiert wird. Die SPD-Nachwuchsorganisation Jusos hatte im Sommer eine Mitgliederabstimmung über die Kandidatur ins Gespräch gebracht. Bisher zeichnen sich aber in der SPD keine weiteren Bewerber ab. Die vom Stern zitierten Gabriel-Äußerungen sind Teil eines umfassenden Artikels unter der Überschrift Der Kandidat. Darin bleibt offen, wann die Zitate gefallen sind.
2International
Nintendos Editor für "Super Mario"-Levels ist ein Spielplatz, der fast nichts zu wünschen übrig lässt. Seit 30 Jahren läuft und springt und schwimmt und fliegt Mario bereits durch die Videospielwelt. Für viele Generationen ist er damit zum festen Bestandteil von Kinderfantasien geworden. Rückblickend ist diese Zeit mit so viel Nostalgie verflochten, dass man sich fragt, weshalb man nie selbst ein Super Mario-Level gebaut hat. Nun, der Grund dafür ist, dass Nintendo seinen Spielern erstaunlicherweise bis heute zumindest keine offizielle Möglichkeit dazu gegeben hat. Diesen Durst nach kreativer Entfaltung und nach der lange verspäteten Erfüllung eines Kinderwunsches stillt der dieser Tage für Wii U erscheinende Super Mario Maker. Ein genial einfaches Bedienkonzept und die Freiheit, die bisherigen Grenzen der Serie mit seinen eigenen Ideen zu überschreiten, machen es zu dem Level-Editor, den sich die Fans verdient haben. Für einen über so viele Jahre innovationstreibenden Hersteller ist es bemerkenswert, dass Nintendo die Pionierleistungen im Bereich der nutzergenerierten Inhalte anderen klugen Köpfen überließ. Die Szene ist von Modifizierungen (Mods) bis zu den konsumentenfreundlichen Editoren moderner Spiele wie LittleBigPlanet oder Minecraft tatsächlich weit gekommen. Super Mario Maker erfindet in diesem Hinblick kein Rad neu und verspricht auch keine Wunderwerke, die bisher nicht realisierbar waren. Anstelle dessen tut es das, was es kann, extrem gut. Mit dem Stylus wählt man Bausteine aus und zeichnet klassisch von links nach rechts den Untergrund eines Levels auf dem Tablet-Controller. Mit dem Radierer unterbricht man den Lauf durch Schluchten, und mit weiteren Werkzeugen setzt man Münzen, Gegner und ein Ziel in die Welt. Per Knopfdruck wechselt man in den Spielmodus und kann sofort ausprobieren, ob die Eigenkreation funktioniert, wo man Abstände vergrößern oder verkleinern sollte und wo es zusätzlicher Hürden oder Hilfen bedarf. Mit einem weiteren Tastendruck ist man wieder zurück im Editor. Jede Anpassung und Änderung geschieht in Echtzeit. So kann man auch jederzeit zwischen unterschiedlichen Grafikstilen von den Anfängen bis zu modernen Iterationen der Serie wechseln, ohne eine Berechnungszeit in Kauf nehmen zu müssen. Verschiedene Themen legen die Kulisse fest und bedingen so etwa, ob man sich über den Wolken befindet oder unter Wasser. Alle Funktionen und Herausforderungen, die man von vorangegangenen zweidimensionalen Super Mario-Spielen kennt, können für die eigenen Levels eingesetzt werden. Von Springfedern bis zu Lavaspuckern und von Röhrengängen bis zu Kettenhunden findet man sämtliche Utensilien in der Werkzeugauswahl. Und mehr noch: Sounds können eingespielt werden, und per Drag & Drop lassen sich selbst Objekte miteinander kombinieren, die es in dieser Form zuvor noch nie gegeben hat. Eine Raketen schießende Flugschildkröte war sowieso schon längst überfällig. Wer Inspiration benötigt, findet diese in dutzenden professionell designten und beigelegten Levels oder geht am besten online. Denn diese fast grenzenlosen Optionen der digitalen Bastelstube münden in ein Meer an simplen bis überaus komplexen User-Levels, die man im Netz miteinander teilen kann. Schon jetzt sammeln sich unzählige erstaunliche und ebenso erstaunlich schwere Herausforderungen anderer Spieler auf den Servern, die es zu meistern gilt, aber ebenso als Vorlage für weitere eigene Welten dienen. Nintendo hat gute Wege gefunden, wie sich diese Fülle an Levels filtern und durchsuchen und auf unterhaltsame und anspornende Art erkunden lässt. So gibt es Challenges, die einem bei 100 Leben die schwersten oder beliebtesten User-Kreationen vorsetzen und das Wettbewerbsgefühl zwischen den Spielern steigern. Clever: Eigene Levels können erst dann hochgeladen und anderen zur Verfügung gestellt werden, wenn man diese zumindest einmal selbst erfolgreich durchgespielt hat. So wird verhindert, dass technisch unschaffbare Werke die florierende Community verderben. Ganz frei von Stolpersteinen ist der virtuelle Sandkasten nicht. Beispielsweise hat Nintendo einen Mechanismus eingebaut, der über einige Tage die sukzessive Freischaltung der Werkzeuge reguliert, damit man anfangs ob der Fülle an Funktionen nicht überfordert ist. Für Menschen, die Editoren bereits gewohnt sind, kann es jedoch frustrierend sein, auf die Verfügbarkeit eines Tools warten zu müssen. In diesem Fall hilft nur, die Systemzeit der Wii U nach vorn zu stellen. Um Anfängern wirklich zu helfen, wäre es wohl auch besser gewesen, die Freischaltung nicht von Zeit, sondern dem vorangegangenen Einsatz von Werkzeugen abhängig zu machen. Ebenso Nachholbedarf gibt es bei der Online-Verwaltung von Levels. So fehlt derzeit noch die Option, seine Kreationen Freunden direkt schicken zu können. Schade ist überdies, dass es bislang nicht erlaubt ist, einzelne Levels zu einer ganzen, mehrstufigen Welt zu bündeln. Zumindest ist mir im Test keine Option dazu untergekommen. Super Mario Maker geht an die Schaffung eines Levels mit der gleichen Zugänglichkeit und Inspiration heran, die schon die Spiele so populär gemacht haben. Das ist gewiss kein Alleskönner, doch ein aufs Wesentliche fokussierter Baukasten, wie man ihn sich als langjähriger Fan nur wünschen konnte. Ein bodenloser Kübel voller Legosteine, der kreative Geister weckt und weniger ambitionierte Spieler laufend mit abertausenden neuen Herausforderungen versorgen wird. Sprungtüchtigen Installateuren stehen exzellente Zeiten bevor. (Zsolt Wilhelm, 9.9.2015) Super Mario Maker ist für Wii U und 3DS erschienen. UVP: 49 Euro
0Web
Flüchtlinge, Brexit, Trump: Unternehmer und Politiker waren sich über positive und negative Seiten nicht immer einig. Das Weltwirtschaftsforum in Davos ist zu Beginn eines jeden Jahres ein Seismograph für die Stimmungslage in Politik und Wirtschaft: Heuer herrschte gedämpfter Optimismus, was überraschen mag, wenn man sich die Fülle an schlechten Nachrichten anschaut: Von den Turbulenzen an den Börsen über die Entwicklungen im Nahen Osten bis zum anhaltenden Flüchtlingsstrom. Es war vor allem US-Außenminister John Kerry, der in seiner Tour dhorizon auf viele positive Entwicklungen hinwies: Das Atomabkommen mit dem Iran und die Pariser Klimaschutzvereinbarung waren einige der genannten Beispiele. Er hob hervor, dass im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Fortschritte erzielt werden – eine Einschätzung, die der Regierungschef aus dem Irak und andere Teilnehmer aus arabischen Staaten bestätigten. Das Thema Flüchtlinge war ein dominierendes beim heurigen Forum, wobei die Einschätzung zwischen Vertretern aus Politik und Wirtschaft auseinanderklafften: Während die Politiker fast ausschließlich über die Schwierigkeiten in diesem Zusammenhang sprachen, sahen die Teilnehmer aus Wirtschaft und internationaler Organisationen eher die positiven Effekte auf die Konjunktur. Apropos Konjunktur: Nachdem in den vergangenen Jahren die Eurokrise die Diskussionen in Davos beherrscht hatte und Grexit, der mögliche Austritt Griechenlands aus der Währungsunion, eines der am häufigsten gebrauchten Wörter war, kamen heuer die Entwicklungen fast nicht mehr vor. Europas Wirtschaft ist definitiv in einem besseren Zustand als vor einem Jahr, lautete die Begründung der Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, beim abschließenden Wirtschaftsausblick. Allerdings wurde über einen Brexit, einen möglichen Austritt Großbritanniens, aus der EU diskutiert. Diesmal war China omnipräsent, dessen abflauendes Wachstum neben dem Ölpreis Anlass zur Sorge für die globale Konjunkturentwicklung ist. Ein weiteres Wort kam auch nicht mehr vor: Brics, der Zusammenschluss der Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Diese Schwellenländer waren in den vergangenen fünf Jahren die Lokomotive für die Weltwirtschaft. Die Staatengruppe bricht auseinender. Während Indien heuer ein Wachstum von 7,5 Prozent erwartet, befinden sich Brasilien und Russland in der Rezession. Anlass zu Depression wäre nach Ansicht vor allem der amerikanischen Teilnehmer ein Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen im November. Trump war das Thema auf allen Gängen. In Zusammenhang mit dem republikanischen Bewerber lieferte der Investor George Soros den wohl am meisten wiedergegebenen Spruch in Davos: Trump erledigt die Arbeit des IS, befand er, denn beide würden Angst und Schrecken verbreiten. Für ein gewisses Schmunzeln sorgte eine ganz andere Meldung: Zwölf Schweizer Soldaten, die eigentlich die Forumsteilnehmer schützen sollten, wurden beim Kiffen und Koksen erwischt. Der Höhenrausch in der laut Eigenwerbung mit 1560 Metern höchstgelegenen Stadt in den Alpen reichte ihnen offenkundig bei ihrem Einsatz nicht aus.
3Wirtschaft
Nach CSI, CTU, NCIS, GSI, SVU kommt jetzt TAU, die Spezialeinheit für Verfolgte: Maggie Q und Kollege Dylan MacDermott haben gut zu tun. Der Sicherheitsgedanke ist dem fiktionalen Fernsehen in fast paranoider Weise verhaftet. Wie viele Spezialeinheiten es gibt, die sich um die Absicherung oder Wiederherstellung von Leib und Leben von Menschen kümmern, lässt sich kaum beziffern. Männer und Frauen von CSI, CTU, NCIS, GSI, SVU und etliche mehr setzen sich dafür ein. Man könnte es inflationär nennen. Mehr als sechs Millionen Menschen werden in den USA jedes Jahr von Stalkern belästigt, erfahren wir am Beginn der neuen Serie Stalker (ab Montag, 21.50 Uhr, ORF 2). Betroffen ist jede sechste Frau, jeder neunte Mann. Häufigste Ursache ist enttäuschte Liebe, verletzter Stolz. Soziale Medien gelten als Ursache Nummer eins, dass sich Stalkingfälle in den vergangenen Jahren häufen. Die Menschen geben zu viel von sich preis, sagt Detective Beth Davis (Maggie Q): Jeder kann zum Stalker werden. Was tun? Richtig, eine Spezialeinheit muss her. In Stalker (ab Montag, 21.50 Uhr, ORF 2) ist es die TAU, Sondereinheit des Los Angeles Police Department zum Aufspüren von Menschen, die in unnatürlicher Weise die Nähe zu einem anderen suchen. Beth und ihr schöner, geheimnisvoller Kollege Jack Larsen (Dylan MacDermott) haben jede Menge zu tun. Ein Stalker muss gefasst, der andere ausgeschaltet werden, bevor Schlimmeres passiert, und einen Cliffhanger für die nächste Folge braucht es auch. Die Beteiligten sind je nach Bedarf einfühlsam, entschlossen, sensibel, hart im Nehmen, superprofessionell: Wir sind auf Nummer sicher! Wer in Folge eins der Täter ist, weiß man beim ersten Auftritt, und so ist am Ende gewiss, dass ein Arbeitskreis nur eines bezweckt: den nächsten.
6Etat
Omar Mansur ruft zu neuerlichen Angriffen auf "Kinderstuben der Ungläubigen" auf. Peshawar – Die pakistanische Talibangruppe, die am Mittwoch beim Überfall auf eine Universität nahe Peshawar 21 Menschen tötete, droht mit mehr Anschlägen auf Bildungseinrichtungen. Schulen und Universitäten seien Kinderstuben der Ungläubigen, sagte ihr Sprecher, Omar Mansoor, in einem am Freitag veröffentlichten Video. Wir werden, so Gott will, Anschläge auf Schulen, Colleges und Universitäten fortsetzen, denn sie bringen jene Menschen hervor, die Teil des unislamischen demokratischen Systems werden, sagt er. Die gleiche Organisation – die Geedar-Gruppe der Tehrik-e Taliban – steckte schon hinter dem Überfall auf eine von der Armee betriebene Schule in Peshawar im Dezember 2014. Damals töteten sie 136 Kinder. Die pakistanische Armee ist der Auffassung, dass die pakistanischen Täter aus Afghanistan gesteuert wurden. Ausgedehnte Militäroffensiven hatten in 2015 viele pakistanische Extremisten über die Grenze getrieben. Armeechef Raheel Sharif hatte am Donnerstag die afghanische Regierung und die Nato um Hilfe gebeten. Allerdings gehen umgekehrt einige Beobachter im Westen und in der Region davon aus, dass beide Talibangruppen – jene in Afghanistan und jene in Pakistan – stark von pakistanischen Geheimdiensten beeinflusst werden.
2International
Colorado-Angreifer steigt bei Sieg gegen L.A. in einen exklusiven Klub auf. Denver (Colorado) – Der Kanadier Jarome Iginla ist am Montag in einen exklusiven NHL-Club aufgestiegen. Der 38-jährige Angreifer traf beim Heimsieg seines Clubs Colorado Avalanche gegen die Los Angeles Kings zum 4:1-Endstand und hält nun bei 600 Toren in der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga. Dieses Kunststück gelang zuvor nur 18 Spielern. Iginla ist der zweitbeste aktive NHL-Torschütze nach Jaromir Jagr. (APA, Reuters, 5.1.2016) NHL-Ergebnisse vom Montag: Colorado Avalanche – Los Angeles Kings 4:1Vancouver Canucks – Arizona Coyotes 2:3New Jersey Devils – Detroit Red Wings 0:1St. Louis Blues – Ottawa Senators 2:3 n.V.Edmonton Oilers – Carolina Hurricanes 1:0 n.V.
4Sport
Herbert Kickl verspürt keinen Zwang, ständig zu reimen. Der FPÖ-General will Norbert Hofer, den blauen Kandidaten für die Hofburg, als einen bekannt machen, "der sich nicht fesseln lässt". Gegen die Bezeichnung als Hirn der Partei wehrt er sich nicht. Wien – Gemeinhin wird in Porträts über ihn gerne das Bild vom Hirn der Partei gezeichnet, Herbert Kickl als Strache-Flüsterer, als wahrer blauer Strippenzieher. Wie es dem FPÖ-General mit solchen Fremdzuschreibungen geht? Kickl weicht aus, will diese Skizze der eigenen Person als mediale Verkürzung und Lust an der Zuspitzung abtun. Ob sie ihm gerecht wird? Mit dem Hirn alleine geht gar nichts, sondern nur im Miteinander, erklärt sich Kickl dann doch zur blauen Schaltzentrale und ergänzt: Manchem Linken bin ich vielleicht unheimlich. Aber das nimmt er natürlich gerne in Kauf. Auf nach Kärnten Der Ruf des blauen Scharfmachers wollte über viele Jahre treuen FPÖ-Engagements erarbeitet werden. Mit 27 dockt der Kärntner in der freiheitlichen Parteiakademie an – Spezialgebiet Wahlkampforganisation. Sechs Jahre später ist der einstige Klassenkamerad von Grünen-Chefin Eva Glawischnig, der sich im Zuge eines Publizistik- und Politikwissenschaftsstudiums, sowie einer Inskription in Philosophie und Geschichte theoretischen Unterbau besorgt hat, stellvertretender Geschäftsführer der Akademie. Er schreibt die Reden für Jörg Haider, feilt an den Gags für dessen Aschermittwochsauftritte. Einmal geht Kickl zu weit. Als er Haider in Anspielung auf den damaligen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeine Ariel Muzicant sagen lässt, wie kann einer, der Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben? landet er kurz darauf als Leiter der internen Kommunikation in Kärnten. Erst nach der Trennung der orangen Splittergruppe BZÖ von den Urblauen, tritt Kickl, der sich auf die Seite von Heinz-Christian Straches Freiheitlichen geschlagen hat, wieder in den Vordergrund. Im April 2005 wird er mit dem Posten des Generalsekretärs belohnt – eine Funktion, die Kickl neben seiner Tätigkeit als Abgeordneter und Geschäftsführer der blauen Postille Neue Freie Zeitung ausübt. Aktuell hat der 47-jährige Triathlet einen neuen Job dazu bekommen. Er managt den Wahlkampf des blauen Hofburg-Kandidaten Norbert Hofer, den er als Türöffner in Wählerschichten, die wir vielleicht bisher zu wenig angesprochen haben, sieht. Wichtigste Aufgabe also: Hofer bekannt zu machen. Denn selbst unter FPÖ-Sympathisanten kennt den Dritten Nationalratspräsidenten lange noch nicht jeder. Kickl, der einst mit Reimen wie Abendland in Christenhand, Daham statt Islam oder Wiener Blut – Zuviel Fremdes tut niemandem gut für Aufregung sorgte, legt es diesmal anders an. Hofer, der seit Gleitschirmunfall eine inkomplette Querschnittlähmung hat, lässt er bewusst auf diesen Umstand anspielend sagen Aufstehen für Österreich. Deine Heimat braucht dich jetzt. Für Aufregung hat diesmal nur gesorgt, dass unter dem Namen des Kandidaten die Bezeichnung Bundespräsident steht. Aber Kickl findet ohnehin, dass ein Plakat, über das nicht gesprochen wird, kein gutes Plakat ist. Kein Reimzwang Er habe sich gefragt, was ist die Geschichte, die wir in diesem Wahlkampf erzählen wollen, erläutert Kickl. Und Norbert Hofers persönliche Geschichte zeige eben, dass er jemand ist, der sich nicht fesseln lässt, einer, der sich nicht abfindet mit seinem Schicksal. Auch Kickl will sich bei der Kreation seiner Kampagnen nicht auf ein Image reduzieren lassen: Ich verspüre keinen Zwang, dauernd weiter zu reimen. Kommunikative Ideen kommen ihm auch in der Nacht, weshalb der Schreibblock stets zu Hause auf dem Nachtkasterl liege. Kickl hat Sohn und Partnerin. Nein, zügeln müsse er seine Lust an der Provokation auch diesmal nicht. Ob er sich als humorvoll bezeichnen würde? Ich ertappe mich dabei, dass ich über mich selbst lache. Das Image als Reimschüttler hat sich aber auch bei Norbert Hofer verfestigt. In der Sendung ORF-Wahlfahrt meinte dieser, als er ein auf seine Person gemünztes Verslein ausgehändigt bekam, das muss ich dem Herbert Kickl zeigen. Ob das dem General nicht doch geschmeichelt hat? Das haben die beiden bestimmt bei ihrem täglichen Guten-Morgen-Telefonat besprochen.
5Inland
Bereits zweiter Suizid eines hochrangigen Managers des Schweizer Versicherungskonzerns binnen drei Jahren. Zürich – Der frühere Chef des Schweizer Versicherungskonzerns Zurich, Martin Senn, hat sich am Freitag umgebracht. Das berichtete das Schweizer Boulevardblatt Blick am Montag auf seiner Internetseite. Am Vormittag bestätigte auch der Zurich-Konzern den Bericht. Senn trat 2006 in die Assekuranz ein. Während der Finanzkrise war er Finanzchef der Unternehmensgruppe, ehe er 2009 zum CEO ernannt wurde. Anfang Dezember hatte Senn nach mehreren Gewinnwarnungen das Handtuch geworfen, laut Blick wurde der 59-Jährige vom Verwaltungsratspräsident Tom de Swaan (70) abgesetzt. Die Nachricht vom plötzlichen Tod von Martin Senn hat uns fassungslos gemacht und tief erschüttert, teilte Zurich am Montag mit. Mit Senn verlieren wir nicht nur einen verdienstvollen ehemaligen CEO, sondern auch einen wertvollen früheren Arbeitskollegen und herzensguten Freund. Aus Respekt vor Senn und seiner Familie wolle man keine weiteren Kommentare abgeben. Der Tod von Senn ist bereits der zweite Suizid eines hochrangigen Zurich-Managers. Vor drei Jahren hatte sich der damalige Finanzchef Pierre Wauthier umgebracht. In einem Abschiedsbrief beschuldigte er den damaligen Verwaltungsrat, allen voran Josef Ackermann, übermäßigen Druck ausgeübt zu haben. Ackermann trat 2013 wenige Tage nach dem Selbstmord Wauthiers von seinen Posten als Zurich-Verwaltungsratspräsident zurück, wies aber jede Mitverantwortung für den Tod des damals 53 Jahre alten Managers zurück.
3Wirtschaft
Für Kulturinstitutionen ist professionelles Social-Media-Marketing mittlerweile unerlässlich. Die Strategien verschmelzen immer öfter mit dem inhaltlichen Angebot. Wien – Ein Kuratorentext lässt sich im Netz schwer verkaufen. Dieses Faktum mussten die künstlerischen Leiter von Kultureinrichtungen in den letzten Jahren wohl oder übel anerkennen. Will man auch in den sozialen Netzen Aufmerksamkeit erregen, gilt es, Sprache, Länge und Inhalt der Texte anzupassen. Einige Häuser holten sich dafür Spezialisten an Bord. Sie arbeiten an der Schnittstelle von Marketing und Kulturvermittlung und sind immer öfter auch Teil des inhaltlichen Programms. Im angelsächsischen Raum wird auf professionelle Onlinekommunikation seit langem viel Wert gelegt. Bis zu 16 Personen kümmern sich etwa am New Yorker Metropolitan Museum um die Auftritte im Netz. Wie beim Louvre oder dem MoMa New York geht die Anzahl der Facebook-Fans in Richtung zwei Millionen. Aber auch in Österreich habe sich in den vergangenen fünf Jahren viel getan, meint Christian Henner-Fehr, Social-Media-Experte am Wiener Institut für Kulturkonzepte. Früher hat man gedacht, Social Media kostet nichts, und man kann das nebenher betreuen. Aber das stimmt nicht. Richtig gut gehe es nur dort, wo auch ein bisschen Geld in die Hand genommen wird. Und wo man Social Media schon beim Kuratieren mitdenkt. Als erfolgreiches Vorbild gilt die Albertina, die auf Facebook mehr Likes (57.000) als das Kunsthistorische Museum (KHM, 51.000) hat und damit hinter dem Spitzenreiter Museumsquartier (94.000) auf Rang zwei liegt. Betreut werden die Seiten von bis zu drei Personen. Besonders gut komme Atmosphärisches an, wie etwa Fotos der Prunkräume, sagt Ivana Novoselac, eine der Betreuerinnen. Immer mehr fließe das Netz aber auch in die Vermittlungsarbeit ein. So veranstaltete man zur Munch-Ausstellung auch eine Führung via Twitter. Wir nützen das Social Web zum Appetitmachen und als Erweiterung des Museums, sagt Novoselac. Man könne so auch Werke zeigen, die an sich im Archiv schlummern. Zur Vermehrung der Fans setzt die Albertina auch auf gesponserte Postings, also entgeltliche Werbeeinschaltungen. Man investiere zwar wenig, sehe aber den Erfolg, meint Novoselac. In den meisten anderen Einrichtungen verzichtet man hingegen darauf. Uns bringt das nicht viel, sagt Nina Auinger-Sutterlüty vom KHM. Erst vor drei Jahren habe man begonnen, die Auftritte zu professionalisieren, der Einstieg auf der Fotoplattform Instagram erfolgte Anfang des Jahres. Auf Youtube setzt man vermehrt auf englischsprachige Talks. Das sei vor allem für die internationale Positionierung wichtig, so die Pressesprecherin. Auch beim KHM stellt man fest, dass vor allem Hintergründiges, das, was die Menschen sonst nicht zu sehen bekommen, besonders beliebt ist. So zählte ein Aufbaufoto der Ausstellung Fäden der Macht, das Arbeiter beim Hängen eines Gemäldes zeigt, zu den meistgeteilten Postings. Große Erwartungen setzt man auch in eine demnächst erscheinende Kulturvermittlungsapp. Viel Wert auf die Einbindung neuer Medien wird im Museum Leopold gelegt. Man vertraut auf die Expertise eines externen Profis, wie ein Sprecher erklärt. Social Media wird im Leopold gern mit Eventaktionen kombiniert. Besonders stolz ist man auf die Instagram-Fangemeinde (11.000 Abonnenten), was man im Sommer letzten Jahres mit einer eigenen Aussendung würdigte. Innerhalb nur eines Jahres sind die Abonnentenzahlen regelrecht explodiert. Gekauft habe man die nicht, heißt es. Die Leute lieben einfach Klimt und Schiele. Das Werben mit visuellen Reizen fällt Museen freilich leichter als Bühnen. Es ist schwieriger, über eine Inszenierung zu reden als über ein Bild, so Social-Media-Experte Henner-Fehr. Für die Staatsoper seien 72.000 Facebook-Fans angesichts dessen eine gute Zahl. Die 2013 gestartete digitale Offensive des Hauses mit kostenpflichtigem Livestreamingangebot wird zwar immer wieder infrage gestellt, 500 Zuseher pro Übertragung zeigen aber, dass Interesse vorhanden ist. Von digitalen Rundgängen und 1:1-Abbildungen der Häuser gehe man mittlerweile aber wieder ab, sagt Henner-Fehr. Es gibt dann eben doch einen großen Unterschied zwischen realer Erfahrung und dem Anschauen eines Computerbildes. Erfolgreich verbinden konnte dies 2012 die Volksoper: Ein Carmina Burana-Flashmob des Ensembles am Wiener Westbahnhof verblüffte neben ahnungslosen Passanten auch die Netzgemeinde: Mit fünf Millionen Youtube-Klicks ist der Oper damals ein Coup gelungen.
8Kultur
Saudisch geführte Allianz dementiert, das Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen angegriffen zu haben. Sanaa/Wien – Mehr als 200.000 Menschen haben im Jemen nach dem Angriff auf ein Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen nun keinen Zugang mehr zu medizinischer Hilfe. Das gab die Organisation am Mittwoch bekannt. Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen war die Klinik im Bezirk Haydan (Provinz Saada) in der Nacht zum Dienstag bei Luftangriffen der von Saudi-Arabien angeführten Koalition zerstört worden, mehrere Menschen wurden verletzt. Riad wies die Verantwortung für den Angriff zurück. Auf die Frage, ob die Allianz die Klinik angegriffen habe, schrieb Brigadegeneral Ahmed Asseri am Dienstag: Ganz und gar nicht. Ärzte ohne Grenzen erklärte in einer Aussendung, das Krankenhaus sei zunächst am Montag um 22.30 Uhr mehrmals angegriffen worden, über einen Zeitraum von zwei Stunden sei es zu weiteren Angriffen gekommen. Die Abteilung zur stationären Behandlung, die Ambulanz, die Geburtenabteilung, das Labor und die Notaufnahme wurden alle zerstört, erklärte Miriam Czech, Projektkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Saada. Dies war das einzige Krankenhaus in der Gegend, das noch in Betrieb war. .@MSF health center that was destroyed by airstrikes in #Saada was providing life-saving health services #Yemen pic.twitter.com/gUwHPHrZAg Die GPS-Koordinaten des Krankenhauses seien der Militärallianz aber regelmäßig mitgeteilt worden, das Dach der Einrichtung außerdem eindeutig und gut sichtbar mit dem Logo von Ärzte ohne Grenzen gekennzeichnet. Dieser Angriff zeigt einmal mehr, dass Zivilisten im Jemen völlig missachtet werden, sagte Hassan Boucenine, der Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen im Jemen. Nach Angaben von Unicef war es bereits das 39. Gesundheitszentrum, das seit März im Jemen bei Luftangriffen getroffen wurde. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon forderte einem UN-Sprecher zufolge ein sofortiges Ende aller Operationen im Jemen, einschließlich der Luftangriffe. Zugleich sprach er sich für umfassende Ermittlungen aus. Auch die Organisation Ärzte ohne Grenzen verlangt die restlose Aufklärung des Vorfalls. Erst Anfang Oktober war ein Spital von Ärzte ohne Grenzen im afghanischen Kunduz zum Ziel von US-Luftangriffen geworden, dabei wurden 30 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt.
2International
Sieht sich durch Notenbank-Chef Nowotny bestätigt. Wien – Über Sinn und Unsinn, Bargeld in der Verfassung als Staatszielbestimmung zu verankern, wurde hierzulande bereits heftig diskutiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) will bekanntlich den 500-Euro-Schein abschaffen. Eine angestrebte Verfassungsänderung wäre hinfällig, wenn die EZB anders entscheidet. Denn Österreich hat keine eigene Währung mehr, die national kontrolliert wird. VP-Klubobmann Reinhold Lopatka lässt sich von der Idee jedenfalls nicht abbringen und unternimmt einen neuen Versuch. Unterstützt sieht er sich durch ein Schreiben von Notenbank-Chef Ewald Nowotny, dem zufolge das Bargeld in der EU nur dann abgeschafft werden könnte, wenn dem alle Staaten der Union zustimmen. Einschätzung Lopatka hatte den Gouverneur um eine Einschätzung gebeten. Der Klubchef folgert nun, mit der von ihm gewünschten Verfassungsbestimmung könnten Bundesregierungsmitglieder gebunden werden, einer Abschaffung des Bargelds nicht zuzustimmen. Damit wäre klargestellt, dass in der Eurozone das Bargeld erhalten bleibe, da ein österreichischer Minister niemals einer entsprechenden Änderung auf EU-Ebene seine Zustimmung geben dürfte. Gescheitert ist der ÖVP-Wunsch nach Bargeld in der Verfassung bisher am Koalitionspartner, der zwar für den Erhalt des Bargelds ist, eine weitere Verankerung aber für unnötig hält. SPÖ-Klubchef Andreas Schieder meinte zuletzt, eine Verfassungsbestimmung hätte weder Sinn noch irgendeine Bedeutung, denn Unionsrecht stehe über der österreichischen Verfassung. Der Wunsch Lopatkas, bereits in der heutigen Sitzung eine Initiative für eine Verankerung des Bargelds in der Verfassung zu starten, dürfte daher kaum erfüllt werden.
3Wirtschaft
Finanzminister verteidigt Steuerreform. Wien – Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) hat sich am Sonntag in der ORF-Pressestunde klar von der FPÖ distanziert und ausgeschlossen, dass er einer schwarz-blauen Regierung dienen würde. Kritik an der Steuerreform versuchte er einmal mehr zu entkräften, wiewohl er einräumte, dass man da nicht gut kommuniziert habe. Weil es sich bei der FPÖ um eine demokratisch legitimierte Partei handle, spreche nichts gegen rot-blaue oder schwarz-blaue Regierungen, meinte Schelling. Er persönlich wolle aber kein Teil davon sein, wenn sich die FPÖ weiterhin so verhalte wie derzeit. Er erkenne bei den Freiheitlichen schlicht keine Lösungskompetenz. Schelling rechnet aber offenbar ohnehin nicht mit Neuwahlen: In seinem Bereich sei das Klima in der Regierung nicht abgekühlt, entgegnete er einer entsprechenden Frage. Wenn es gelinge, gemeinsam den Druck auf Reformen zu halten, gehe er davon aus, dass die Regierung bis 2018 hält. Inhaltlich unterstrich Schelling, dass man bei der Steuerreform eine ausgewogene und balancierte Gegenfinanzierung geschafft habe, er gehe davon aus, dass die Zahlen halten. Dass höhere Einkommen viel mehr von der Reform haben, sehe ich nicht so, meinte der Minister mit Verweis auf die Erhöhung bzw. Ausweitung der Negativsteuer für Geringverdiener und Pensionisten. Die Kommunikation der größten Entlastung ist aus Schellings Sicht nicht ideal gelaufen, wiewohl er nicht den Pressesprechern die Schuld geben wollte: Der Fehler lag bei der Bundesregierung. Dass es keine Steuerstrukturreform geworden sei, argumentierte Schelling damit, dass man nur ein halbes Jahr Zeit gehabt habe. Die Steuerreform sei aber nur der Beginn, es brauche strukturelle Reformen etwa bei Pensionen und Förderungen. Zu den neuesten Hypo-Milliardenverlusten erklärte Schelling, die Zahlen so angesetzt zu haben, dass sie eher besser werden als schlechter. Er sagte, dass er keine Überraschungen mehr erleben möchte. Es sei nicht zwingend, dass der komplette Schaden von bis zu 13 Mrd. Euro an den Steuerzahlern hängen bleibt. Dass die deutschen Banken nun gegen den Zahlungsstopp der Heta klagen, sieht Schelling gelassen. Die hätten uns sowieso geklagt, aber bei Kärnten sei nicht viel zu holen, ein Schuldenschnitt daher besser. Die Hypo beschäftigt derzeit auch einen U-Ausschuss im Parlament. Wochenlang herrschte dort Aufregung um geschwärzte Akten, bis der Verfassungsgerichtshof zuletzt entschieden hat, dass das Finanzministerium die beanstandeten Unterlagen unabgedeckt vorlegen muss. Schelling sagte zu, dies sofort zu tun, Verzögerungstaktik seien die Schwärzungen überhaupt nicht gewesen. Schelling betonte aber auch, welch gigantische Verantwortung die Abgeordneten nun in den Händen halten, damit aus den sensiblen Akten nichts öffentlich wird. Zum innenpolitischen Dauerbrenner Asyl verteidigte Schelling seine Parteikollegin Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. Die Asylfrage sei eigentlich Ländersache und niemand habe mit einer Zahl an Flüchtlingen in der Dramatik gerechnet. Die Zelte zur Unterbringung von Asylwerbern seien optisch nicht gut, aber es habe offensichtlich keine Alternative gegeben. Wie seine Regierungskollegen sieht Schelling auch die EU gefordert.
5Inland
Wer auf einer höheren Schule war, blickt positiv in die Zukunft. Globalisierung und Migration machen anderen Angst. Gehts der Wirtschaft gut, gehts uns allen gut: So versuchte die Wirtschaftskammer vor einigen Jahren, Stimmung für die Unternehmen im Land zu machen. Auf die Kammer kam daraufhin viel Häme zu. In vielen Ländern geht die Schere zwischen Arm und Reich auf. Obwohl es der US-Wirtschaft zum Beispiel sehr gut geht, leben ärmere Menschen von der Hand in den Mund. Die Präsidentschaftswahlen in Österreich zeigen aber, dass man vom Slogan durchaus etwas lernen kann: Man muss ihn nur auf den Kopf stellen. Gehts der Wirtschaft schlecht, gehts auch den meisten Menschen schlecht. Das legen zumindest die vergangenen Jahre in Österreich nahe. Seit vier Jahren wächst die Wirtschaft weniger als ein Prozent pro Jahr. Die Zahl der Arbeitslosen steigt seither stark an. Selbst wenn die meisten Menschen ihre Jobs behalten haben, sind viele verängstigt. Neben den Flüchtlingen hat das Thema den Wahlkampf dominiert, auch wenn der Präsident daran wenig ändern kann. Alexander Van der Bellen hat sich zwar jahrzehntelang auf der Universität mit Wirtschaft beschäftigt, von der ungünstigen ökonomischen Lage hat aber trotzdem eher Norbert Hofer profitiert, sagt der Politikwissenschafter Peter Filzmaier. Die schlechte Stimmung begünstige die FPÖ. Es lohnt sich aber, einen genaueren Blick auf die Wirtschaftsdaten der einzelnen Regionen zu werfen, nicht überall ist die Situation die gleiche. Am stärksten schnitt Hofer im Burgenland, in Kärnten und in der Steiermark ab. Und während alle Bundesländer seit der Finanzkrise 2008 mit niedrigeren Wachstumsraten leben müssen, sind sie in Kärnten besonders niedrig. Vor der Krise wuchs die Wirtschaft dort im Schnitt um vier Prozent, zuletzt waren es nur mehr 1,5 Prozent. In Steiermark ist der Einbruch weniger drastisch, aber auch dort hat sich das Wachstum halbiert. Das Burgenland, die Heimat Hofers, ist ein Ausreißer und hat sich wirtschaftlich zuletzt sehr stark entwickelt. Das liegt daran, dass Coca-Cola seine Getränke jetzt nicht mehr in Wien, sondern in Edelstal abfüllt, sagt Daniela Grozea-Helmenstein vom Institut für Höhere Studien (IHS). Die Länder, in denen Van der Bellen punkten konnte, sind wirtschaftlich in einer besseren Verfassung. Die Konjunkturlok in Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich ist deutlich schneller unterwegs als in Restösterreich. In Wien schnitt Hofer unterdurchschnittlich ab, obwohl die Wirtschaft sich sehr mau entwickelt. Städte lassen sich aber kaum mit ländlichen Regionen vergleichen. Auch bei den Arbeitslosen gilt dieselbe Korrelation, wenn man Wien wieder ausnimmt. Am interessantesten sind die Zahlen von Männern, unter denen 60 Prozent Hofer gewählt haben. In Kärnten sind zwölf Prozent, in Burgenland zehn und in der Steiermark neun Prozent der Männer arbeitslos. Überall schnitt Hofer gut ab. In Tirol sind sieben Prozent, in Oberösterreich und Vorarlberg sechs Prozent arbeitslos. Hier performte er unterdurchschnittlich. Im Burgenland kommt dazu, dass viele Ungarn über die Grenze kommen, um zu arbeiten. Bereits in Österreich lebende Menschen haben dadurch zusätzliche Konkurrenz am Arbeitsmarkt bekommen, vor allem in Gastronomie, Bau und Handel. Das passt zur Botschaft von Norbert Hofer. Seit den Triumphen von Donald Trump wird in den USA heiß über den Konnex von Globalisierung, Migration und Politik diskutiert. In Regionen, wo viele Betriebe in Billiglohnländer gewandert sind, wählen die Menschen tendenziell extremer, zeigt eine Studie des Ökonomen David Autor. Für Österreich gibt es dazu noch keine Untersuchungen, aber Trends. 86 Prozent der Arbeiter haben Hofer gewählt, 81 Prozent der Akademiker Van der Bellen. Menschen mit Matura wählten links, jene mit Lehrabschluss rechts. Dort wo die potenziellen Modernisierungsverlierer zu Hause sind, punktete Hofer, so Franz Schellhorn von der Denkfabrik Agenda Austria. Die Abstiegsangst geht um. Viele fürchten, ihren Wohlstand nicht halten zu können. Allgemeingültige Gesetze gibt es bei Wahlen aber nie. In Wien hat die Mehrheit der SPÖ-Wähler mit geringen Einkommen Van der Bellen gewählt, sagt Filzmaier. Aber neben Geschlecht, Bildung und Alter macht das Einkommen definitiv einen Unterschied.
3Wirtschaft
Peter Pakesch, Vorsitzender der von der Künstlerin 2001 konzipierten Maria-Lassnig-Privatstiftung, will deren Werk im internationalen Kontext verankern. Am 17. Mai eröffnet die Tate Liverpool eine Retrospektive der 2014 verstorbenen Malerin. Wien – Es war im Herbst 2011, die große österreichische Malerin Maria Lassnig war nach einem Oberschenkelhalsbruch im Krankenhaus und sprach über Schmerzen, Atembeklemmungen, Todesängste. Und darüber, dass sie sich zeitlebens als Frau wie auch als Künstlerin zu wenig be- und geachtet gefühlt habe: Aber in der Kunst ist Eifersucht ein Ansporn. Und bitter fügte sie hinzu: Ich werde auch nach dem Tod noch lange nicht so gewürdigt sein, wie ich sein sollte. Das klingt hochmütig, aber es ist so. Am 6. Mai 2014 starb die Körperbewusstseinsmalerin. Und nationale wie internationale Ausstellungen widerlegen ihre düstere Vorahnungen. So eröffnet fast genau zwei Jahre nach ihrem Tod die Tate Liverpool am 17. Mai die erste große Lassnig-Retrospektive in Großbritannien, zeitgleich übrigens mit einer Francis-Bacon-Ausstellung. Lassnig hätte dieses außergewöhnlich prominente Kunst-Gipfeltreffen gewiss zutiefst befriedigt. Ebenso, dass ihre vierzig zumeist großformatigen Ölgemälde anschließend ins dänische Aalborg sowie nach Essen, Warschau und Prag weiterreisen. Auch Peter Pakesch ist glücklich über die Europatournee. Der ehemalige Joanneum-Chef ist Vorsitzender der von Maria Lassnig bereits 2001 konzipierten Privatstiftung. Deren alleiniger Zweck ist die Erhaltung und öffentliche Präsentation des Lebenswerks der Stifterin und die Erhaltung ihres künstlerischen Werkes für die Allgemeinheit. Stiftungssitz ist in Lassnigs ehemaligen Atelier- und Depoträumlichkeiten in der Gurkgasse im 14. Wiener Bezirk, wo bereits auf Hochtouren an der Erstellung des Werkverzeichnisses gearbeitet wird. Sammler sollten sich deshalb mit der Stiftung in Verbindung setzen. In der Gurkgasse soll auch ein Schauraum für eine qualifizierte Öffentlichkeit entstehen: Hier werden wichtige Werke präsent sein, damit etwa Kuratoren und Museumsdirektoren etwas sehen können. Das sei kein Ansatz für ein Lassnig-Museum, zielführender als ein eigenes Museum sei allemal die globale Präsenz in privaten wie musealen Sammlungen, so Pakesch. Da gebe es dringenden Aufholbedarf. Nach dem New Yorker Museum of Modern Art, das nach Lassnigs PS1-Ausstellung zugegriffen hat, verhandelt die Stiftung zurzeit mit dem Pariser Centre Pompidou. Das Museum Ludwig in Köln hat bereits eines ihrer letzten, schmerzvollen Schlüsselwerke erworben: Vom Tode gezeichnet (2011) hängt nun in der ständigen Schausammlung. Finanziert wird die Stiftung ausschließlich aus dem Nachlass der Künstlerin, genaue Zahlen möchte Pakesch nicht nennen, nur so viel: Wir befinden uns im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Wir sind dabei, die Bestände der Stiftung genau zu klassifizieren. Es gibt Werke, die in der Kernsammlung bestehen bleiben sollen. Dann welche, die mit Vorbehalten nur an Museen gegeben und solche, die verkauft werden. Und schließlich gibt es Werke, die weder gezeigt noch verkauft werden sollen: Vor allem Arbeiten aus den späten 1940er- und frühen 1950er-Jahren muss man nicht groß streuen, viele davon mochte sie selber nicht. Sie sind künstlerisch nicht relevant, aber natürlich für die Forschung und wissenschaftliche Arbeit von großer Bedeutung. Das Stiftungsvermögen ist jedenfalls sehr solide, wir können sicherlich die nächsten zehn, zwanzig Jahre gut arbeiten. Und sogar ab 2017 im Zweijahresrhythmus – gemeinsam mit einer noch geheimen internationalen Institution – den mit 50.000 Euro dotierten Maria-Lassnig-Preis vergeben: und zwar an international tätige Künstlerinnen und Künstler in ihrer Karrieremitte, denen die ihnen zustehende Aufmerksamkeit oft (noch) nicht zuteil wird. Ein Preis, wohl ganz nach Lassnigs Geschmack: Auch ihr künstlerischer Erfolg stellte sich erst ab sechzig ein.
8Kultur
Immer noch wird in der Oesterreichischen Nationalbank über den Abbau von Sozialleistungen gestritten. Die Reform erfolgt schrittchenweise. Er selbst, so sagt er, hat ja erst im Nachhinein davon erfahren. Von der Verwechslung, die ihn in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zu einem bekannten Mann gemacht hat – einem, von dem man heute noch gern erzählt. Ein B wie Berta spielt dafür eine wichtige Rolle; er, ein selbstsicherer Skontist aus der volkswirtschaftlichen Abteilung (Skontisten waren einst Bürodiener); und einer, der nicht dabei war: Andreas Ittner, heute Vizegouverneur der Nationalbank (OeNB). Erzählt wird die Geschichte, die sich rund um 1995 zutrug, so: Bei einer Sitzung im Parlament sei, nach einem OeNB-internen Zustellungsfehler, statt Bankenaufseher Ittner Skontist Lambert Bittner aufgetaucht. Er habe dort, im Beisein des neuen OeNB-Präsidenten Klaus Liebscher, beredt zu Notenbank-Themen gesprochen. Tags darauf habe ihn sein Abteilungschef gerügt, wie ich denn im Namen des Hauses sprechen könne, erinnert sich Bittner, heute 75 und überzeugt, dass die Einladung auf seinen Namen gelautet hatte. Da erkannte ich, dass man mich verwechselt hatte, obwohl ich mich mit ,Bittner aus der Nationalbank vorgestellt habe. An Wissen habe es ihm nicht gefehlt: Ich las die Unterlagen, die ich kopieren musste, und habe mich in der Fachbibliothek weitergebildet. 20 Jahre war B-Punkt-Ittner, wie man ihn fortan oft nannte, in der OeNB, davor 26 Jahre lang Friseur gewesen. Eine von vielen Anekdoten aus der Nationalbank, die am 1. Juni 200 Jahre alt wird und das Jubiläum gebührend feiern wird. Und die sich als altehrwürdige Institution ebenso beschreiben lässt wie als buntes Biotop. Ein mächtiger Monopolbetrieb, in dem fast zwei Jahrhunderte lang Geld- und Währungspolitik gemacht wurde. Ein Monopolbetrieb, in dem Geld gedruckt wird, in dem Geld gemünzt wird, der die Gold- und Devisenreserven des Landes hält und dessen Präsidenten bzw. Gouverneure zu den Einflussreichen des Landes gehören. Ein Unternehmen, dessen Mitarbeiter – ob sie nun Ökonomen sind oder gelernte Friseure, Fotografen, Schiffsbauer, Theologen oder Meteorologen (sic) – ein gesundes Selbstbewusstsein haben. Wir sind in vielen Bereichen wie Banknotendruck, Zahlungsverkehr oder Volkswirtschaft sehr, sehr, sehr gut, sagt der Pressesprecher des Hauses, Christian Gutlederer. Wir zählen uns da zu den Besten dieser Republik. Ein klitzekleinwenig klingt das nach Beruhigung. Denn die Rolle der Nationalbank, deren Gouverneur seit Herbst 2008 Ewald Nowotny ist, hat sich vor allem durch den Euro und den Beitritt Österreichs ins Eurosystem grundlegend verändert: Geldpolitik findet nicht mehr am Wiener Otto-Wagner-Platz statt (währungspolitisch war der Schilling zuletzt sowieso an die Mark gebunden), sondern in Frankfurt. Beim Rat der Europäischen Zentralbank, dessen Mitglied Nowotny als nationaler Notenbankchef ist. Zwar meint der ehemalige Gouverneur Liebscher, die kleine OeNB habe unter dem Dach des Eurosystems eine absolute Aufwertung in Europa erfahren, da jedes Euromitglied gleiches Gewicht hat, egal, wie groß es ist. Aber: Ansehen und Bild der Notenbanker haben sich dadurch sehr wohl verändert. Allein die Tatsache, dass Bedeutung und Stellung der Nationalbank öffentlich hinterfragt wurden, war neu für die selbstbewussten Banker. Und schmerzhaft. Sie mussten bzw. müssen sich ein neues Selbstverständnis erarbeiten – und das in einem immer schwieriger werdenden Umfeld. Denn nicht nur außen wurde es kälter für die Nationalbanker, sondern auch drinnen. Dienstrechtsreformen, gegen die sich die Betriebsräte stets heftig wehrten, brachten niedrigere Einkommen, Pensionen und Sozialleistungen mit sich, die Notenbank landet in der Realität. Mittlerweile gibt es fünf Dienstrechte (DB 1 bis 5) in der Bank, das jüngste gilt seit 2011 und ist beinah ident mit dem ASVG. Dass die Reformen der Bank, die mit exzellenten Gehaltskonditionen einerseits und Mentalität und Absicherung des öffentlichen Diensts andererseits versucht hatte, sich das Beste aus beiden Welten zu nehmen (ein Notenbanker), von außen eingemahnt und beobachtet wird, freut die Banker nicht. OeNB-Zentralbetriebsratschef Robert Kocmich: Unsere Mitarbeiter haben privatrechtliche Einzelverträge. Eingriffe müssen daher verhandelt werden, man kann nicht jedem alles streichen. Wir führen unsere Reformen in kleinen Schritten durch – aber bei uns passiert das alles öffentlich. Das ist bedauerlich, das wollen und brauchen wir nicht. Kein Wunder – das Wir ist auch lange gewachsen und gediehen. Hat eine wechselvolle, zwei Jahrhunderte alte Geschichte hinter sich, die uns zu einer Familie zusammengeschweißt hat, wie ein Notenbanker im Ruhestand erzählt. Auch der frühere OeNB-Generaldirektor und Vizepräsident, Heinz Kienzl (1973 bis 1993 in der Bank und davor volkswirtschaftlicher Referent des ÖGB), sieht das so. Die Notenbanker seien sehr selbstbewusst gewesen und von Corpsgeist getragen. Die Sozialleistungen haben dazu beigetragen. Tatsächlich haben attraktive Arbeitsbedingungen und Ruhestandsregelungen die Nationalbank früh zu einem beliebten Arbeitgeber gemacht. Schon 1819 wurde die Betriebspension samt Witwen- und Waisenrente erfunden. Ein Goodie, das sich bis 1998 halten sollte: Erst da wurde die Bankpension (ab dem 55. bzw. 60. Lebensjahr, 85 bzw. 80 Prozent des Letztbezugs) für Neueintretende abgeschafft. Spitzenpensionen bis 32.000 Euro brutto im Monat brachten 2014 harsche Kritik vom Rechnungshof ein. Die 1167 OeNB-Pensionisten hatten (2012) rund 6271 Euro im Monat verdient und somit mehr als ihre aktiven Kollegen. Die ASVG-Höchstpension: rund 3200 Euro. (Gesetzliche) Einschnitte folgten. Die Sozialleistungen wurden im Lauf der Geschichte massiv ausgebaut. Ob Betriebsarzt (ab 1823), Bankwohnungen (jüngst verkauft), Sportverein mit allem Drum und Dran vom Schwimmbad bis zum Schießstand (derzeit sind dort Flüchtlinge untergebracht), Kantine (Mittagessen um 1,40 Euro; derzeit wehrt sich der Betriebsrat gegen die vom Direktorium erwünschte Erhöhung auf 3,40 bis 2017), Hitzeferien, Hotels (verkauft; dafür gibt es einen Urlaubszuschuss), Brillen- und Zahnspangenzuschuss oder Freizeitbibliothek samt neuesten DVDs und Mutzenbacher im Sortiment: Was einst gute Gründe hatte wie Wohnungsnot oder Hunger nach dem Ersten Weltkrieg, wurde zum Rechtsanspruch. Denn die Goodies sind in Sozialbetriebsvereinbarungen fixiert. Und galten als in Stein gemeißelt – bis, ja, bis in den 1990er-Jahren ein gewisser Jörg Haider aus Kärnten die Privilegien der Notenbanker aufs Korn nahm. 1993, unter Notenbank-Chefin Maria Schaumayer, die selbst auf Dienstwägen mit exzellenter Klimaanlage und Alleinfahren im Aufzug Wert legte, setzte es die ersten Einschnitte. Die OeNB-Chefs, die mitunter mehr als ihre US-Amtskollegen verdient hatten, mussten auf Gehalt verzichten, die Bankpension erfuhr erste Reduktionen. Ab damals ist man auf Druck von außen in die Knie gegangen, das hat das Milieu zerstört , kritisiert Heinz Kienzl. Noch heute ringt das Direktorium mit dem Betriebsrat um weitere Einsparungen. Der jüngste Vorschlag der Belegschaftsvertreter (35-Stunden-Woche gegen Einsparungen) hat Direktorium wie Notenbankpräsidium unter Klaus Raidl (ÖVP) und Max Kothbauer (SPÖ) empört. Die exklusiven Aufgaben der Notenbanker, die sie unter privilegierten Rahmenbedingungen erledigten und heute unter großem Zeitdruck und in einem internationalen Umfeld, haben die OeNB jedenfalls zu einem exklusiven Klub gemacht. So entstand (auch) ein Biotop, in dem allerlei seltsame Blüten gediehen. Hier die Nationalbank mit ihren Beamten wie Revidenten, Kontrolloren und Inspektoren, da die Geldruckerei unter ihrem mächtigen Direktor und mit ihren hochqualifizierten Spezialisten sowie Unter- und Oberfaktoren (Arbeiter). Die bewirkten letztlich, dass der OeNB-Betriebsrat von Schwarz auf Rot drehte. Solange die Druckerei im Haus war, legte man auf Trennung der Kulturen größten Wert: Da gab es die Beamtenstiege, da die Arbeiterstiege; da den Sparverein Beamte, da den Sparverein Grafik. Rot-schwarz-kariert, das war die OeNB ab 1961. Damals beendeten OeNB-Präsident Reinhard Kamitz (ÖVP) und Vizepräsident Andreas Korp (SPÖ) die anhaltenden Querelen über Postenbesetzungen nach einer Weltbank-Tagung in Washington im Flieger über Honolulu. Vom Portier bis zum Topbanker wurden die Posten auf Schwarze und Rote verteilt. Längst sei es mit dem Honolulu-Proporz vorbei, betont die OeNB-Spitze. Ökonom Alfred Stiglbauer von der unabhängigen Betriebsratsliste OeNB 2030 sieht es anders. Er ortet bei Stellenbesetzungen und Beförderungen nach wie vor politischen Einfluss. Zur vollen Blüte brachten einst auch die eigenen Manager den bunten Garten Notenbank. So soll sie in den 1970ern Elefanten in Laxenburg durchgefüttert haben; die Frau eines OeNB-Managers hatte die Dickhäuter aus einer Zirkus-pleite gerettet. Die Geschichte hält sich hartnäckig, der Exbanker dementiert: Ankerbrot habe die Tiere damals mit altem Brot versorgt. Nicht dementiert werden andere Subventionen. OeNB-Chef Adolf Wala etwa, der die neue Druckerei (OeBS) errichten und die IG Immobilien gründen ließ und Geschäftspartner von Rachat Alijew war, ist auch Präsident der Freunde der Wiener Polizei. Die bekam 2003 als Dank für die Bewachung der Euro-Transporte 16 VW-Polos von der OeNB geschenkt. Das Wachzimmer beim Otto-Wagner-Platz wurde von deren Reinigungspersonal mitgeputzt; das OeNB-Essen soll den Polizisten, als es verrechnet wurde, zu teuer gewesen sein. Anlassbezogen sponserte die OeNB auch Staatsanwälte, damit die zu Meetings ihrer Interessenvertretung reisen konnten. Natürlich gabs auch Missgeschicke und schwarze Schafe in der Zentralbank. Geschäfte mit einem betrügerischen Geigenhändler etwa, die OeBS-Schmiergeldaffäre, Diebstahl von Banknoten oder Post. Doch darüber reden die Notenbanker nicht so gern: Interna sind Interna sind Interna. Zeit für kakophone Töne ist aber sowieso nicht, die OeNB will jetzt einmal feiern. Am 3. Juni werden die Philharmoniker ein von der OeNB beim Komponisten Thomas Larcher bestelltes Werk uraufführen. Wie sich so eine Notenbanksymphonie anhört? Das weiß noch niemand. OeNB-Sprecher Gutlederer: Wir kennen noch keine einzige Note.(Renate Graber, 24.1.2016)
3Wirtschaft
Steirer bescheiden: "Ich möchte mal auf die ganz große Bühne". München – Ralph Hasenhüttl hat vor dem Wechsel zu RB Leipzig seine Ziele klargemacht. Ich möchte irgendwann Titel gewinnen, sagte er dem Donaukurier vom Donnerstag. Ich möchte mal in die Champions League auf die ganz große Bühne. Dass er in der deutschen Bundesliga mit dem Aufsteiger von Beginn an vorne mitspielen wird, glaubt er aber nicht. Leipzig hat eine sehr junge Mannschaft, die ihre Erfahrungen in der Bundesliga erst machen muss. Es ist nicht so, dass man da so einfach durchmarschiert. Nach drei Jahren beim FC Ingolstadt und dem Klassenerhalt in der Bundesliga habe er etwas Neues ausprobieren wollen und daher um die Vertragsauflösung gebeten, sagte der 48-Jährige. Leipzig bezahlt für den Wunschtrainer dem Vernehmen nach 1,8 Millionen Euro Ablöse. Dadurch steigt der Druck auf ihn. Ich bin nicht in einer Komfortzone wie beim FCI, sondern fange bei null an, so Hasenhüttl. Ich brauche das und möchte mir das selber beweisen. Sein Weggang hat in Ingolstadt einige enttäuscht. Ich habe es so offen versucht wie nur möglich. Aber ohne irgendeinem auf die Füße zu steigen, geht es in so einer Situation wahrscheinlich nicht. Ich glaube, ich habe keinen Scherbenhaufen hinterlassen. Ich kann jedem in die Augen schauen.
4Sport
Währungsverfall egalisiert Telekom-Gewinn in Weißrussland und bei América Móvil in Lateinamerika. Wien – Auf dem Spiel stehen fast 170 Millionen Euro. So viel spielt Roaming, also das Telefonieren ihrer Kunden in ausländischen Mobilfunknetzen, im Konzern Telekom Austria (TA) pro Jahr ein. Ein großer Teil dieser Roamingerlöse dürfte sich 2017 in Luft auflösen, denn der EU-Kommission erscheinen derartige Gebühren dem EU-Binnenmarkt nicht angemessen. Wie viel an Erlös der TA wegzubrechen droht, steht noch nicht fest, denn von Vieltelefonierern und Internetnutzern werden Betreiber Extragebühren einheben dürfen. Wie die TA die wegbrechenden Erlöse wettzumachen gedenkt, war bei Vorlage der Halbjahreszahlen am Freitag nicht in Erfahrung zu bringen. Von den Auslandstöchtern ist kaum mehr Gewinn zu erwarten, denn Ertragsperlen wie Bulgarien und Kroatien lassen aus, in Weißrussland egalisiert der Verfall des Rubel 27-prozentige Ergebniszuwächse. Im Heimatmarkt Österreich nagen neue (virtuelle) Mobilfunker am Ertrag. Ob der 60-Prozent-Großaktionär América Móvil (Amov) noch heuer eine Kapitalerhöhung über 1,5 Milliarden Euro durchziehen will, wie die Presse berichtet, ist angesichts des Umfelds unklar. Dass die Republik Österreich mitzieht, um ihren Anteil von 28,4 Prozent zu erhalten, gilt angesichts der Budgetzwänge als unwahrscheinlich, zumal die Staatsholding Öbib schon die Kapitalerhöhung im November auf Pump stemmen musste. Eher schon könnte die Republik ihr im Syndikatsvertrag verbrieftes Vetorecht bei Kapitalaufstockungen ziehen. Akuten Geldbedarf sieht man in der TA aktuell nicht: Die Funklizenzen sind bezahlt, und die Nettoverschuldung ist um 6,9 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro gesunken. Die halbe Milliarde Euro an Investitionen in Breitbandausbau werde man aus dem laufenden Geschäft finanzieren, hatte das Management rund um den scheidenden Generaldirektor, Hannes Ametsreiter, stets betont. Allerdings sondiert Amov Zukäufe, vorzugsweise im Westen, wie der von Amov entsandte Vorstand für das operative Geschäft, Alejandro Plater, andeutete. Dass es Amov gleich am Beginn der gepriesenen österreichisch-mexikanischen Partnerschaft auf ein Zerwürfnis anlegt, halten Beobachter für unwahrscheinlich. Zunächst werde aber das Thema Nachbesetzung des Generaldirektors abgearbeitet, Aufsichtsratssitzung ist am Freitag. Unter Währungsverlusten litt übrigens auch Amov, deren Nettogewinn im ersten Halbjahr von 30,9 auf 22,3 Milliarden Pesos (1,3 Mrd. Euro) einbrach. Amov meldete Währungsverluste von 30,8 Mrd. Pesos. Operativ lief es auch nicht rund. Die Umsätze stagnieren bei 440 Mrd. Pesos, die Kosten stiegen um 4,2 Prozent, und das Ebitda sank um 4,1 Prozent auf 136,6 Mrd. Pesos. (ung, 17.7.2015)
3Wirtschaft
VP-Generalsekretär sieht Doppelspitze skeptisch – "Kurier"-Chefredakteur Brandstätter ist des Dementierens müde. Wien – ÖVP-Generalsekretär und Mediensprecher Peter McDonald schließt bei der Generaldirektor-Wahl im ORF einen Gegenkandidaten zu Amtsinhaber Alexander Wrabetz nicht aus. Derzeit gibt es mit Wrabetz einen Kandidaten, dabei muss es aber nicht bleiben, sagte McDonald im Gespräch mit der APA ohne auf den in ÖVP-Kreisen favorisierten ORF-Finanzdirektor Richard Grasl eingehen zu wollen. Einer zuletzt medial kolportierten Doppelspitze mit dem von der SPÖ unterstützten Wrabetz und Grasl steht McDonald betont reserviert gegenüber. Er verwies darauf, dass dafür eine Gesetzesänderung nötig wäre, die aber nicht vorgesehen sei. Und an dem Gerücht, dass es zu einem Deal kommen könnte, wonach die ÖVP Grasl als zweite ORF-Spitze neben Wrabetz bekommen könnte und die SPÖ dafür den künftigen Rechnungshof-Präsidenten, sei nichts dran, versicherte der neue ÖVP-Mediensprecher. Er verwies auf die große medienpolitische Verantwortung gerade für den ORF als Leitbetrieb der österreichischen Medienlandschaft und betonte, dass die Bundesregierung und die Eigentümervertreter im Stiftungsrat an die Zukunft des Unternehmens zu denken hätten. Es braucht jemanden mit einem klaren Programm, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen und den ORF auf einen Zukunftskurs nach Vorbild der britischen BBC zu bringen, umriss McDonald sein Anforderungsprofil für den Job des ORF-Chefs. Er will einen starken und zukunftsorientierten ORF erhalten, der gerade in Zeiten eines rauen Wettbewerbs gut aufgestellt ist Da könnte sich Kurier-Herausgeber Helmut Brandstätter gefordert fühlen. Er dementiere nicht, mailt Brandstätter nach einem Bericht auf derStandard.at zur Kandidatenfrage, ohne mehr zu verraten, denn: Ich habe nicht gesagt, dass ich antrete, sondern nur, dass ich müde bin, zu dementieren.
6Etat
Am Sonntag wurden mehr als 1.500 aus Piräus in ein staatliches Auffanglager gebracht. Athen – Bis Ende der Woche sollen sich die wilden Flüchtlingslager am Hafen von Piräus und im nordgriechischen Grenzort Idomeni leeren. Das berichteten griechische Medien unter Berufung auf den stellvertretenden Verteidigungsminister Dimitris Vitsas. Bereits am Sonntag seien mehr als 1.500 Menschen von Piräus mit Bussen in ein staatliches Auffanglager gebracht worden, meldete der Radiosender Athina 984. Insgesamt hielten sich zuvor rund 3.600 Flüchtlinge und Migranten am Hafen auf, immer wieder kam es zu Zusammenstößen zwischen den verschiedenen Nationalitäten. Im Grenzort Idomeni harrten nach Angaben des staatlichen Krisenstabs für Flüchtlinge zuletzt noch mehr als 10.000 Menschen aus. Bisher hatten sich die Lagerbewohner stets geweigert, in staatliche Auffanglager umzusiedeln, aus Angst, dort vergessen zu werden und schlechte Bedingungen vorzufinden. Lediglich 30 Flüchtlinge und Migranten haben innerhalb von 24 Stunden bis Sonntag früh von der türkischen Küste aus nach Griechenland übergesetzt. Das teilte der griechische Stab für die Flüchtlingskrise am Sonntag in Athen mit. Demnach kamen auf der Ägäisinsel Kos 18 Menschen an, weitere drei erreichten Chios und neun Menschen die Insel Samos. Der Flüchtlingszustrom von der Türkei nach Griechenland ist damit weiterhin rückläufig; am Samstag kamen 125 Menschen an, in den Tagen zuvor waren es durchschnittlich 80 Personen. Zum Vergleich: Noch im März setzten im Schnitt täglich 900 Menschen über. Seit Inkrafttreten des Flüchtlingspakts zwischen Brüssel und Ankara am 20. März können Flüchtlinge und Migranten, die von der Türkei nach Griechenland übersetzen, in die Türkei zurückgeschickt werden. Ziel der Vereinbarung ist es, den Flüchtlingszustrom nach Europa einzudämmen und die Menschen von der gefährlichen Reise über die Ägäis abzuhalten. Unterdessen ist südwestlich der griechischen Halbinsel Peloponnes am Samstagabend ein Holzboot mit 41 Flüchtlingenan Bord gestoppt worden. Man sei davon überzeugt, dass die Menschen von Ägypten aus mit Ziel Italien ins Meer gestochen seien, sagte ein Offizier der griechischen Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sollte sich die Herkunft des Bootes bewahrheiten, spräche das für Alternativrouten, die Schmuggler reaktivierten. Der griechischen Küstenwache zufolge wurden die Menschen zum nahegelegenen griechischen Hafen Kalamata auf dem Peloponnes gebracht. Die Befragungen dauerten an; es soll sich nicht um Nordafrikaner, sondern um Syrer und Iraker handeln. Seit die Balkanroute dicht und der EU-Türkei-Pakt in Kraft ist, rückt die Route über das Mittelmeer nach Italien wieder in den Fokus. Schlepper machen Migranten nach griechischen Angaben bereits neue Angebote.
1Panorama
Greenpeace veröffentlicht geheime Papiere – Einbußen bei Konsumentenschutz, Konflikt um private Schiedsgerichte – Faymann will Abkommen ablehnen. München/Wien – Bundeskanzler Werner Faymann sieht sich nach Veröffentlichungen geheimer Dokumente zu den Verhandlungen über das Handelsabkommen TTIP bestätigt. Diesem Handelsabkommen kann derzeit sicher nicht zugestimmt werden, sagte der SPÖ-Chef, nachdem Greenpeace mehr als 200 Seiten zum Verhandlungsstand zwischen EU-Kommission und USA ins Netz gestellte hatte. Neben den schon länger kritisierten Schiedsgerichten will Faymann auch die Aushöhlung unserer hart erkämpften Sozial-, Umwelt und Lebensmittelstandards nicht akzeptieren. Die TTIP-Dokumente sollen zeigen, dass die US-Regierung Europa in den Verhandlungen deutlich stärker und weitreichender unter Druck setze als bisher bekannt. Demnach drohen die USA damit, Exporterleichterungen für die EU-Autoindustrie zu blockieren, um im Gegenzug zu erreichen, dass die EU mehr US-Agrarprodukte abnimmt. Gleichzeitig attackiere die US-Regierung das grundlegende Vorsorgeprinzip beim EU-Konsumentenschutz, der 500 Millionen Europäer derzeit vor Gentechnik und Hormonfleisch in Nahrungsmitteln bewahre, heißt es in einem Bericht der Süddeutschen Zeitung. Die Dokumente offenbaren den Angaben zufolge zudem, dass sich die USA dem europäischen Wunsch verweigern, die umstrittenen privaten Schiedsgerichte für Konzernklagen durch ein öffentliches Modell zu ersetzen. Sie haben stattdessen einen eigenen Vorschlag gemacht, der bisher unbekannt war. Greenpeace hat am Montag geheime Unterlagen zu den Verhandlungen veröffentlicht. Auf der Internetkonferenz Re:publica in Berlin präsentierte die Umweltschutzorganisation eine Analyse der Dokumente. Deutschland pocht weiterhin auf einen raschen Erfolg der Freihandelsgespräche. Wir halten den zügigen Abschluss eines ehrgeizigen Abkommens für sehr wichtig, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag. Die EU-Kommission wies Vorwürfe zurück, TTIP könne den Umwelt- und Konsumenschutz aushöhlen. Das Schutzniveau für Konsumenten, Lebensmittel und Umwelt werde durch ein neues Handelsabkommen nicht sinken, versicherte Kommissarin Cecilia Malmström. Laut Greenpeace handelt es sich um 13 Vertragskapitel, die rund die Hälfte des gesamten Abkommens darstellen. Sie zeigen demnach den Stand vor der am Freitag abgeschlossenen 13. Verhandlungsrunde. Mit der Veröffentlichung will Greenpeace den Bürgern einen ungefilterten Einblick in den Verhandlungsstand geben. Während die EU ihre Vorschläge veröffentlicht, beharren die USA bisher auf Geheimhaltung ihrer Positionen. TTIP-Gegner üben immer wieder scharfe Kritik an dieser Intransparenz. Damit können wir endlich beweisen, was bisher vor der Öffentlichkeit geheim gehalten wurde. Unsere schlimmsten Befürchtungen beim Handelspakt TTIP haben sich bestätigt, erklärte Alexander Egit, Geschäftsführer von Greenpeace in Österreich, am Sonntagabend in einer Aussendung. Das Freihandelsabkommen rüttle an den Fundamenten des europäischen Umwelt- und Verbraucherschutzes. So wollten die USA Produktverbote zum Schutz der menschlichen Gesundheit nur zulassen, wenn diese wissenschaftlich belegt seien, berichteten SZ, WDR und NDR. Die EU dagegen verbietet Produkte wie hormonbehandeltes Fleisch und gentechnisch veränderte Lebensmittel häufig schon vorsorglich bei Hinweisen auf Risiken. In den USA kommt es oft erst zu Verboten, wenn Menschen zu Schaden gekommen sind. Auch Klaus Müller vom deutschen Bundesverband der Verbraucherzentralen sagte der SZ: Es bestätigen sich in den Texten bisher so ziemlich alle unsere Befürchtungen bezogen auf das, was die US-Amerikaner bei TTIP in Bezug auf den Lebensmittelmarkt erreichen wollen. Aus den Verhandlungstexten lässt sich den Medien zufolge ablesen, wie verhärtet die Fronten sind. An vielen Stellen führen die Unterlagen die Positionen der USA und der EU gesondert an, ohne dass gemeinsame Formulierungen gefunden worden wären. Seit 2013 verhandeln die EU und die USA über ein Freihandelsabkommen, das den Warenfluss zwischen den beiden Partnern vereinfachen und Arbeitsplätze schaffen soll. Gegen TTIP gab es vor allem in Österreich, Deutschland und Frankreich regelmäßig Proteste. Die Kritiker sehen durch TTIP Gefahren für Rechtsstaat und Demokratie und befürchten den Abbau europäischer Standards.
3Wirtschaft
Hillary Clintons Mails aus der Zeit als Außenministerin fördern bisher kaum Brisantes zutage. Sie gab sich wie eine normale Chefin. Es war am Tag vor Silvester, als Hillary Clinton die Bankraubstory aufgriff. Sollte ich mich geschmeichelt fühlen? Wenigstens ein bisschen? Glaubt ihr, der Kerl hat die Maske absichtlich ausgesucht? Oder hat er einfach nach der nächstbesten gegriffen? Das war im Dezember 2010. In Sterling, einer Kleinstadt in Virginia, war eine Bankfiliale überfallen worden von einem Mann, der sein Gesicht hinter einer Hillary-Clinton-Maske tarnte. Zwei enge Berater der Außenministerin, ihre Stabschefin Cheryl Mills und ihr Anwalt David Kendall, tauschten sich via E-Mail darüber aus – und zumindest verrät der digitale Briefwechsel, dass im State Department ein eher lockerer Ton herrschte, bisweilen angereichert durch bissigen Humor. Sie (Clinton, Anm.) hat ein Alibi, nehme ich an?, schrieb etwa Mills an Kendall und fügte einen Agenturbericht über den Raub hinzu. Man kann nie wissen, antwortete Kendall. Nachdem die Chefin den ironischen Tonfall aufgegriffen hatte, legte er nach. Eines könne er schon nach schneller Recherche sagen: In der Geschichte der Banküberfälle hätten die Täter – wenn sie denn Politikermasken trugen – meist die von Republikanern gewählt. Vorn liege Richard Nixon (kaum überraschend angesichts des Watergate-Skandals) mit elf dokumentierten Fällen; gefolgt von George W. Bush und Ronald Reagan. Es hat den Anschein, als hätten wir für die Demokraten eine Premiere gefeiert. Diese Woche ist der bisher dickste Stoß jener 30.000 E-Mails veröffentlicht worden, die Hillary Rodham Clinton alias HRC in ihren vier Jahren als Außenministerin schrieb: 7000 ausgedruckte Seiten, die ihren Gegnern im Rennen ums Oval Office kaum genug Munition liefern dürften, um aus der Affäre einen echten Skandal zu machen. Ein Richter hatte im Jänner die Freigabe angeordnet – und schon die Tatsache, dass sich Clinton für dienstliche Post eines privaten Mailkontos bediente, ließen ihre Kritiker auf sensationelle Enthüllungen hoffen. Daran gemessen ist wenig brisant, was man bisher nachlesen kann: keine Staatsgeheimnisse, eher Banalitäten. Immerhin gewährt die Sammlung einen Einblick in den Alltag eines Schlüsselressorts, in dem es auch nicht anders zugeht als in einem ganz normalen Büro, egal auf welcher Seite des Atlantiks. Die Chefin, die oft noch spätabends vorm Computer saß, legte Wert darauf, ihre Mitarbeiter jederzeit erreichen zu können. Die Mitarbeiter wiederum gaben gute Ratschläge – etwa dann, wenn sie Studien über die Auswirkungen von Schlafmangel auf das Gewicht von Frauen gelesen hatten. Nicht weit hergeholt bei einer Weltreisenden, die ständig durch die Zeitzonen flog und akut mit dem Jetlag zu kämpfen hatte. Manchmal versuchten sie auch nur, mit braven Komplimenten Punkte zu sammeln. Es gibt ein sehr elegantes Bild von dir auf der Titelseite der International Herald Tribune, schwärmte Planungschefin Anne-Marie Slaughter am 31. Jänner 2010. HRC zurück: Danke, hast du die Fotos gesehen, die zeigen, wie mir der Schuh vom Fuß rutscht, als ich die oberste Stufe des Elysée erreichte, um von Sarkozy begrüßt zu werden? Dann wären da noch die alten Freunde – zwar ohne Amt, dafür aber umso meinungsfreudiger. Allen voran Sidney Sid Blumenthal, einst Reporter, ab 1997 Assistent Bill Clintons im Weißen Haus; eine Art Kummerkasten, dem sich der damalige Präsident im Strudel der Monica-Lewinsky-Affäre anvertraute und der auch bei Hillary Ansehen genoss. Es gab Zeiten, da schrieb er ihr fast täglich. Im November 2009 lieferte Blumenthal eine Skizze Guido Westerwelles, des neuen deutschen Außenministers, den die Amerikaner nicht recht einzuordnen wussten: Der spreche fließend Englisch, sei überhaupt nicht konservativ und werbe für eine Welt ohne Atomwaffen. Reibungspunkte mit den USA seien nicht zu erkennen, er ist von Naturell und Ausbildung her Transatlantiker. Nur eben kein Kumpeltyp, der anderen kräftig auf die Schulter klopfe. Es brauche Zeit, um Vertrauen aufzubauen. Hillary solle Westerwelle gut aussehen lassen, der Rest werde sich schon finden, riet Blumenthal. Wie der alte Vertraute vor der Kongresswahl im Herbst 2010 über John Boehner urteilte, den Konservativen, der nach dem Sieg seiner Partei Speaker des Repräsentantenhauses werden sollte, lässt dagegen fast schon an eine Karikatur denken: Jüngere Republikaner verachteten den Mann, er sei zwielichtig, ein Alkoholiker, faul, ohne den Glauben an Prinzipien. (Frank Herrmann aus Washington, 3.9.2015)
2International
Verdächtiger in Haft. Wien – Ein 42 Jahre alter Mann ist am Freitag um 0.40 Uhr in einer Wohnung in Wien-Währing durch einen Kopfschuss gestorben. Die genauen Umstände des Todes waren am frühen Nachmittag noch unklar. Der Besitzer der Waffe wurde stark alkoholisiert festgenommen. Der 44-Jährige hatte in der Nacht die Polizei gerufen und von einem Unfall gesprochen. Eine genauere Einvernahme des Mannes war noch ausständig. Die beiden Bekannten hatten den Abend in der Wohnung in der Wallrißstraße verbracht. Der 44-Jährige führte dem anderen Mann laut Polizei die Pistole vor, die er legal besessen hatte. Bisher stehe lediglich fest, dass der 42-Jährige von einem Projektil in den Kopf getroffen wurde, erläuterte Pressesprecher Christoph Pölzl. Ob es sich um einen Unfall oder Vorsatz handelte, beziehungsweise ob Eigen- oder Fremdverschulden vorliegt, sei noch Gegenstand der Ermittlungen. Die Tatwaffe wurde sichergestellt und sollte von Kriminalisten untersucht werden. Weitere Schüsse wurden aus der Pistole nicht abgegeben.
1Panorama
Verhandlungen werden verlängert. Havanna – Bei den historischen Friedensgesprächen zwischen der FARC-Guerilla und Kolumbiens Regierung gibt es noch keinen Durchbruch, sie werden daher verlängert. Eigentlich hätten die Verhandlungen am Mittwoch in Havanna abgeschlossen werden sollen. Allerdings gibt es noch einige umstrittene Punkte, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Verhandlungskreisen erfuhr. Es hakt an Details, etwa bei der Abgabe der Waffen der noch rund 8.000 Rebellen und einem geplanten Referendum über den Friedensvertrag. Umstritten ist auch, wie die FARC-Rebellen sich künftig politisch engagieren dürfen. Die Rebellen fordern außerdem Garantien, dass es nicht zu einem Wiedererstarken der Paramilitärs kommt, die dann Ex-FARC-Kämpfer attackieren. In Kubas Hauptstadt verhandeln beide Seiten seit Ende 2012. Am 23. September 2015 kam es zum historischen Handschlag zwischen Kolumbiens Staatschef Juan Manuel Santos und FARC-Chef Rodrigo Londono alias Timochenko. Von dem Zeitpunkt an sollte binnen sechs Monaten der Vertrag ausgehandelt werden. US-Außenminister John Kerry ermahnte beide Parteien am Montag in Kuba zu einer raschen Einigung, die USA wollen später mit einem Hilfspaket etwa bei der Minenräumung helfen. Die sogenannten revolutionären Streitkräfte Kolumbiens hatten sich 1964 gegründet, zunächst ging es ihnen um politische Ziele wie eine gerechtere Landverteilung. Heute sind viele Rebellen auch tief in den Drogenhandel verstrickt. Insgesamt sind in dem Konflikt zwischen linken Guerillagruppen, rechten Paramilitärs und dem Militär rund 220.000 Menschen gestorben.
2International
Verkauf der Schalko-Serie in die USA steht vor dem Abschluss, zuerst ist aber Österreich an der Reihe: ab 2. November montags im ORF. Wien – Der ORF zeigt David Schalkos Altes Geld ab 2. November wöchentlich. Nach Österreich könnte die Serie auch in den USA laufen. Verhandlungen mit ITV-Studios für die Rechte an einem Remake stünden kurz vor dem Abschluss, sagt John Lueftner, der Altes Geld mit Superfilm produziert, zum STANDARD. Den weltweiten Vertriebsweg für das Original soll nach der Finalisierung die britische ITV Gobal übernehmen. Nach Braunschlag, von dem der Sender ABC ein Remake plant, wäre Altes Geld der zweite Export einer Schalko- und Superfilm-Serie in die USA. Mit Altes Geld schlägt der ORF den Vertriebsweg ein, den er bereits mit Braunschlag gegangen ist. Vor der Ausstrahlung im Fernsehen ist die Serie auf DVD erschienen. Zusätzlich sind die acht Episoden als Video-on-Demand auf der Plattform Flimmit verfügbar. Am Mittwoch lud der ORF zur Präsentation der Serie. Die Ingredienzien der Groteske, bei der es um Geld und eine Leber geht: ein Patriarch, seine verkommene Familie und ein saufender Bürgermeister. Mit dabei sind etwa Udo Kier, Sunnyi Melles, Nicholas Ofczarek, Manuel Rubey, Thomas Stipsits, Ursula Strauss, Johannes Krisch und Robert Palfrader.
6Etat
Landesgericht Krems hat HV-Beschluss ins Firmenbuch eingetragen. Das Squeeze-out beim heimischen IT-Dienstleister Beko Holding AG, die in Frankfurt und München börsennotiert ist, ist abgeschlossen. Das Landesgericht Krems hat den Beschluss der Hauptversammlung von 20. November ins Firmenbuch eingetragen, wonach die ein Gesellschafterausschluss der Minderheitsaktionäre erfolgt. Die Aktien aller Aktionäre außer der Kotauczek & Fritsch OG werden gegen eine Barabfindung von 5,80 Euro je Aktie auf die Hauptgesellschafterin übertragen. Mittwochvormittag notierte die Beko-Aktie in Frankfurt bei 6,319 Euro. Die Kotauczek & Fritsch OG dient als Übernahmevehikel beim geplanten Delisting.
0Web
Angaben des Senders zu Folge sahen 432.000 Zuseher über 12 Jahre das unmoderierte Duell. Wien – Sehr zufrieden zeigt sich ATV mit dem Interesse am Duell der Hofburg-Kandidaten Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen Sonntagabend: Angaben des Senders zu Folge sahen 432.000 Zuseher über 12 Jahre das unmoderierte Duell, 447.000 die anschließende Analyse. Damit habe es sich um die reichweitenstärkste Eigenproduktion in der Geschichte des Senders gehandelt. In der Primetime (20.15 – 22.00 Uhr) war ATV nach eigenen Angaben am gestrigen Abend bei den 12-49-Jährigen Österreichs Marktführer unter allen Sendern.
6Etat
Der Stadtpfarrer von Mattersburg kümmert sich nicht nur ums geistige Wohl der Seinen. Sondern auch ums leibliche. Günther Kroiss ist – viele Burgenländer sind das – ein Häuselbauer. Er sieht nie die Baustelle, stets nur den schon fertigen Bau. Und das tut er mit solcher Inbrunst, dass er immer wieder eine neue Baustelle anfangen kann. Jetzt gerade eine für ein Wohnheim für acht Burschen, denen das Leben bisher nicht wirklich viel geschenkt hat. Vier Österreicher und vier unbegleitete Flüchtlinge sollen hier, in dem angejahrten, nach fleißigen Händen schreienden Streckhof, nicht nur wohnen. Sie sollen hier wieder oder erstmals ins Arbeiten finden. In der Tischlerwerkstatt. Oder im Schenkhaus. Ein Schenkhaus wird es in der Mattersburger Hauptstraße klarerweise auch geben. Denn alles, was Günther Kroiss – der Wirtssohn und Absolvent der Klosterneuburger Weinbauschule – anpackt, wird am Ende immer eine Art Schenkhaus sein. Brot, Wein, Zusammenhocken: Das ist nicht bloß eine gastronomische Angelegenheit. Sondern auch eine theologische. Seit 2011 ist der 45-jährige Günther Kroiss der Stadtpfarrer von Mattersburg. Aber nicht erst seitdem hat er seiner 7000-Seelen-Gemeinde die Grundbegriffe der praktischen Seelsorge eingetrichtert: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Und so fuhrwerken der Pfarrer und seine Mitstreiter (Das geht nur im Team) unermüdlich, und mit dem pragmatisch-realitätsausblendenden Häuselbauerblick, im Flüchtlingswesen, in der Sozialhilfe, in der Berufseinstiegshilfe, in der Lernunterstützung, im interreligiösen Dialog. Und in der Gastronomie. Das ganz besonders. Begonnen hat alles 2000, im Jahr seiner Priesterweihe. Aus einem Maturaprojekt an der Mattersburger Handelsakademie, wo er immer noch Religionslehrer ist, entstand der Verein 2getthere, in dem Oberstufenschüler gegen geringes Entgelt lernschwachen Kollegen und Kolleginnen auf die Sprünge halfen. Das war das Vorbild für die Caritas-Lerncafés. Und Anstoß auch für die nächste Ausbaustufe, den Verein Work 2getthere. Junge Menschen, denen das Leben bisher viel aufgebürdet hat, können sich hier wieder oder erstmals ans Tätigsein gewöhnen. Ein märchenhaft verwinkeltes Haus – Relikt der einst großen Judengemeinde – wurde als Bar eingerichtet und von den Jungen geführt. Nach dem Schutzpatron der katholischen Jugend, Domenikus Savio, nennt sich diese Bar Savio. Daneben gibt es auch eine kleine Tischlerei. Hier können jene, die das Leben ein wenig leutscheu hat werden lassen, ihre Fähigkeiten erproben. Günther Kroiss ist ja keiner, der sich bloß der Ausbildung annimmt, obwohl die Geschäftführer des Gastrobereichs und der Tischlerei ihre Lehrberechtigung haben und es könnten. Aber jene, die hierher kommen, müssten sich erst in den Basics zurechtfinden, sagt Kroiss: Sie brauchen einmal eine Tagesstruktur. Geläufige sozialpädagogische Maßnahmen und Absichten erscheinen dem Pfarrer da eher weniger prioritär. Die haben ja alle eh schon eine lange sozialpädagogische Karriere hinter sich. Es gehe um Selbstfindung, die erst die Integration ins Leben möglich macht. Die Jungen müssen sich spiegeln können. Das aber durchaus auch – oder vor allem – in ihrer Tätigkeit. Ein schief gehobeltes Brett hilft diesbezüglich oft mehr als das noch so gut gemeinte Mahnwort der Fürsorgerin. Und so entstand dann auch das jüngste Werk des Mattersburger Stadtpfarrers, den sie da und dort auch Tausendsassa des Herrn rufen. Ein Baumeister stellte seinen leerstehenden, zentrumsnahen Streckhof zur Verfügung. Und wollte das Gebäude auch gleich herrichten. Aber der Pfarrer winkte ab: Das sollen die Burschen selber machen. Vier Burschen sind Österreicher, vier unbegleitete Flüchtlinge. Und diese acht tun jetzt gemeinsam, was Häuselbauer eben tun: Sie krempeln die Ärmel hoch. Bauen sich ihre Wohnung (Es gibt acht Zimmer, jeder soll ein Einzelzimmer bekommen) selber. Ihre Tischlerwerkstatt. Und dem Pfarrer das Schenkhaus – die fünfte Gastrolocation wäre das. Und unversehens, so hofft Kroiss, stehen die acht, mit so unterschiedlichen Binkerl Beladenen, mitten im eigenen Leben, in das hinein sie einander geholfen haben – ohne viel Aufhebens. Im Pfarrheim logieren zwei syrische Familien, zehn Menschen. Auch sie werden wohl, wenn auch auf andere Weise, ins neue Leben finden. Drei in sich und die Sozialpädagogik verstrickte junge Burschen logieren im Pfarrhof. Und nebenbei tut Günther Kroiss, was ein Pfarrer halt so zu tun hat: vom Aus-der-Taufe-Heben übers Beichtehören bis zum Ins-Grab-Legen. Das Tausendsassatum des Günther Kroiss hat Mattersburg jedenfalls die Bitterkeit lautstarker fremdenfeindlicher und sozialneidiger Debatten erspart. Niemand fragt mich, ob das, was ich mache, okay ist. Sondern nur: Derschupft ers eh? Eine gute Frage, die der umtriebige Pfarrer sich täglich auch selber stellt. Sich und seinem Herrgott. Vorderhand antworten beide: Ja.
1Panorama
Vorjahresfinalist stellt mit Auswärtssieg auf 2:1 – Klare Heimsiege für Nashville und St. Louis. New York – Vorjahresfinalist Tampa Bay Ligthning ist in der zweiten Play-off-Runde der National Hockey League (NHL) gegen die New York Islanders 2:1 in Führung gegangen. Das Team aus Florida gewann in der Best-of-seven-Serie am Dienstag (Ortszeit) auswärts 5:4 nach Verlängerung. Brian Boyle gelang in der dritten Minute der Verlängerung der Siegtreffer. Den Nashville Predators gelang derweil gegen die San Jose Sharks der erste Sieg. Die Gastgeber gewannen zuhause 4:1 und verkürzten auf 1:2. Die St. Louis Blues fertigten die Dallas Stars vor Heimpublikum 6:1 ab, sie führen nun 2:1. (APA, 4.5.2016) NHL-Playoffs: Eastern Conference – Halbfinale (Best of seven): New York Islanders – Tampa Bay Lightning 4:5 n.V. – Stand in der Serie: 1:2. Western Conference – Halbfinale (Best of seven): Nashville Predators – San Jose Sharks 4:1 – Stand: 1:2, St. Louis Blues – Dallas Stars 6:1 – Stand: 2:1
4Sport
In vielen Feldern "exzellent", aber auch hinschauen wo es nicht so gut läuft – Resümee über eineinhalb Jahre im BMVIT. Wien – Der scheidende Verkehrsminister Alois Stöger (SPÖ) hat vor seinem Wechsel ins Arbeits- und Sozialministerium einen Rückblick über eineinhalb Jahre an der Spitze des BMVIT gezogen. Mit jährlichen fünf Milliarden Euro Investitionen in Infrastruktur und Technologie sichere das Ministerium 80.000 Arbeitsplätze. In der Standortdiskussion zeigte er sich zuversichtlich: Österreich fällt nicht zurück. Einer der Kritiker, Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl, sehe das Glas immer nur halb voll, rügte Stöger, obwohl seit 1986 alle Wirtschaftsminister aus dem ÖVP-Wirtschaftsbund kämen. Stöger verwies auf seine Besuche von österreichischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen, wo er die Innovationskraft gesehen habe. Wir sind in vielen Feldern exzellent, meinte der Minister. Als Beispiele nannte er die Seilbahntechnik, Motorenentwicklung, Schienentechnik, Werkstofftechnik und die Pharmaforschung. Natürlich dürfe man sich nicht auf Lorbeeren ausruhen und müsse auch dort hinsehen, wo es nicht so gut laufe. Aber: Wenn ein Chef sagt, mein Produkt ist so schlecht, wir sind so schlecht, wer wird es dann wohl kaufen? Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) sei ein Ressort mit sehr langfristigen Vorhaben. Die Arbeit an Bau- und Technologieprojekten werde erst einige Jahre später sichtbar. So habe er auf die Arbeit seiner Vorgängerin, Doris Bures (SPÖ), aufgesetzt, und sein Nachfolger im Ministerbüro, Gerald Klug (SPÖ), werde auf seine aufsetzen. Es war spannend, das sozialdemokratische Wirtschaftsressort zu leiten, sagte Stöger am Freitag vor Journalisten in Wien. Das Ministerium habe in Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze investiert. So wurde der ÖBB-Rahmenplan von 2016 bis 2021 mit Investitionen von über 14,6 Milliarden Euro im Parlament beschlossen. Das Asfinag-Bauprogramm wurde ebenfalls festgelegt. Die Umsetzung der Breitbandmilliarde in konkrete Förderungen bezeichnete Stöger als mühsame Geburt, die noch im Dezember 2015 mit der Ausarbeitung eines Fördermodells, das von der EU akzeptiert werde, erfolgte. Investitionen in den Jahren bis 2021 im Umfang von 25 Milliarden Euro seien fixiert worden. Insbesondere durch die Tunnelbauten, den Brennerbasistunnel, Semmeringbasistunnel und den Koralmtunnel werde das Bahnnetz moderner und schneller werden. Während an der Südstrecke etwa gleich viele Menschen wohnen wie an der Weststrecke, sei das Bahnverkehrsaufkommen an der ausgebauten Strecke Wien-Salzburg etwa fünf mal so hoch wie auf der Strecke Wien-Villach. Daher sei der Ausbau der Südstrecke dringend notwendig. Zuversichtlich zeigte sich Stöger, dass Deutschland in die Zulaufstrecken zum Brennertunnel investieren. Das Thema Industrie 4.0 sollte offensiv angegangen werden: Dazu wurde eine Plattform aller Beteiligten, von Industrie und Universitäten bis zu Gewerkschaftsvertretern gebildet. In Wien-Aspern wurde eine Pilotfabrik errichtet, drei weitere sollen in Österreich folgen. Die 1.500 geförderten Berufspraktika in dem Bereich werden auf 3.000 Praktika verdoppelt. Die Digitalisierung werde zu einem Wandel in der Wirtschaft und Gesellschaft führen, aber nicht zu weniger Arbeitsplätzen, meinte Stöger. Wenn sich die Wirtschaft der Auseinandersetzung stelle, werde sie profitieren – wenn nicht, müsse sie der Entwicklung nachlaufen. Die Arbeit werde dadurch verändert und in die Regionen zurückkommen. Zu den Bedenken, dass die Arbeitsplätze in der digitalen Welt immer mehr Qualifikationen benötigen und einfache Arbeit ganz wegrationalisiert werde, meinte Stöger: Ich gehe davon aus, dass die Menschen qualifizierbar sind. Mit dem Verbot von nationalsozialistischen Abkürzungen und Codes auf Autokennzeichen (Nummerntafelerlass) habe er ein Zeichen gegen Nazi-Gedankengut setzen wollen, betonte Stöger. Die Amtsübergabe im BMVIT an Klug findet am Mittwoch, 27. Jänner statt.
5Inland
Vorstoß von Russland, Saudi-Arabien, Katar und Venezuela – Förderung soll auf Jänner-Niveau eingefroren werden – Andere Ölstaaten sollen nachziehen. Doha – Nach langem Sinkflug am Ölmarkt ergreifen Russland und Saudi-Arabien gemeinsam die Initiative zum Stopp des für sie ruinösen Preisverfalls. Die Energieminister der beiden größten Ölförder- und Export-Länder vereinbarten am Dienstag zusammen mit Katar und Venezuela, die Produktion auf dem Jänner-Niveau einzufrieren. Das Abkommen greift aber nur, wenn auch andere große Öl-Länder mitmachen. Insidern zufolge wird der Iran vorerst nicht mitziehen. Der Irak signalisierte hingegen Bereitschaft, sich zu beteiligen. Auch wenn viele Investoren am Ölmarkt nicht mit einer raschen Trendwende rechnen, gab sich der Gastgeber der Konferenz optimistisch: Wir glauben, dass dieser Schritt den Markt stabilisieren wird, so Katars Ölminister Mohammed bin Saleh al-Sada. Der Wall Street gab diese positive Botschaft Auftrieb. Das Einfrieren der Produktion ist der erste Schritt in Richtung einer Förderkürzung, die ich dann zum Ende des ersten Quartals erwarte, sagte Chefvolkswirt Peter Cardillo vom Handelshaus First Standard Financial. Die Talfahrt beim Öl hält wegen des riesigen Angebots bereits seit mehr als 18 Monaten an: Seither brach der Preis der richtungsweisenden Nordsee-Sorte Brent um rund 70 Prozent ein. Mit aktuell knapp 33 Dollar (29,50 Euro) je Fass ist es rund zwölf Prozent günstiger zu haben als zu Jahresbeginn. Das Vierer-Treffen von Doha gilt als wichtiger Meilenstein auf dem Weg, die Talfahrt zu stoppen. Allerdings streben die Länder nur eine Stabilisierung der Produktion auf hohem Niveau an. Die Staaten der Organisation erölexportierender Länder (OPEC) förderten im Jänner 32,33 Millionen Barrel (jeweils 159 Liter) Öl pro Tag und damit 130.000 Barrel mehr als im Dezember. Und das Nicht-OPEC-Mitglied Russland, das tief in der Rezession steckt, hat zu Jahresbeginn sogar mit täglich 10,88 Millionen Barrel so viel Öl gepumpt wie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht mehr. In Russland machen Energieverkäufe etwa die Hälfte der Staatseinnahmen aus. Vielen Förderländern, aber auch Unternehmen in der Branche steht das Wasser bis zum Hals. Einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte zufolge droht etwa einem Drittel der in dem Sektor tätigen Firmen noch in diesem Jahr das Aus. Der saudische Ölminister Ali al-Naimi hofft, dass nun Öl-Förderländer innerhalb und außerhalb der OPEC die Vorschläge übernehmen. Eine solche Kooperation hat es seit Anfang des Jahrhunderts nicht mehr gegeben. Dass sich das saudi-arabische Königshaus auf die Initiative überhaupt eingelassen hat, lässt Experten bereits aufhorchen. NordLB-Ökonom Frederik Kunze verwies darauf, dass der hart geführte Kampf um Marktanteile auch durch die Preispolitik des OPEC-Riesen ausgelöst wurde: Vor allem der Anschein, dass der Widerstand Saudi-Arabiens aufzuweichen scheint, mag den Rohöl-Notierungen langfristig helfen. Innerhalb der OPEC hat sich vor allem die Regierung in Riad immer wieder gegen eine gedrosselte Produktion ausgesprochen. Das Kalkül: Die Förderung soll für Konkurrenten wie die Fracking-Firmen in den USA unrentabel werden, die zu dem Überangebot am Ölmarkt beigetragen haben. Beim umstrittenen Fracking wird Rohöl aus Schieferstein gelöst. Wenn diese Bohrfirmen aufgeben müssten, würde sich das Angebot verringern, was langfristig wieder für steigende Preise sorgen kann. Doch mit dem Preiskampf hat sich Saudi-Arabien auch ins eigene Fleisch geschnitten: 2015 lief ein Haushaltsdefizit von 98 Mrd. Dollar auf. Unter den fallenden Öl-Notierungen hat Venezuela jedoch weit mehr gelitten. Es steckt wegen des Preisverfalls finanziell in argen Nöten. Fachleute befürchten, dass es Probleme mit dem Bedienen von Anleihen bekommen könnte. Die Teilnehmer des Doha-Treffens wollen nun weitere Länder ins Boot holen. Am Mittwoch will der venezolanische Ressortchef Eulogio Del Pino in die iranische Hauptstadt Teheran reisen. Nach dem Ende der westlichen Sanktionen meldet sich der Iran, der Erzfeind Saudi-Arabiens in der Region, gerade zurück auf dem Ölmarkt. Insider verweisen darauf, dass die Produktion noch nicht auf dem Niveau ist, das vor Einführung der westlichen Strafmaßnahmen erreicht wurde. Wenn wir dieses erreicht haben, sind wir auf dem gleichen Level und dann können wir reden, so ein Insider, der mit der Regierungslinie in Teheran vertraut ist. Aus dem Ölministerium in Bagdad verlautete hingegen, der Irak sei bereit sich an der Vierer-Initiative zu beteiligen, wenn OPEC- und Nicht-OPEC-Staaten zu einer Vereinbarung kommen sollten.
3Wirtschaft
Einmal mehr ist bewiesen, dass gute TV-Produktionen auch ohne Megastars auskommen können. Es bleibt einem im Hals stecken wie ein Widerhaken: Nicht die Alliierten, sondern die Achsenmächte haben den Zweiten Weltkrieg gewonnen und teilen sich die USA auf – rechts die Nazis, links die Japaner. Dazwischen eine neutrale Zone. Nicht Wien, sondern ein Kaff im nasskalten Colorado ist die Drehscheibe der Weltspionage. Wir schreiben das Jahr 1962, und wir erleben hier den nächsten Streaming-Blockbuster – diesmal vom Internetriesen Amazon: The Man in the High Castle ist eine nahezu perfekt durchkomponierte Politikspionageverschwörungsapokalypsenkiste, angelehnt an den US-Roman Das Orakel vom Berge von Philip K. Dick. Hitler hat Parkinson, und Goebbels wartet bloß darauf, dass er stirbt, um Japan mit einem Atomkrieg fertigzumachen. Das muss verhindert werden. Wie bitte? Hitler lebt und ist Garant eines – wenngleich kalten – Friedens? Na bumm. Seis drum, schlucken wir das, der Story wegen. Was wir erleben, ist eine paranoid-düstere Welt: Überwachung, Angst, Widerstand, Verrat. Nur manchmal gleitet die packende Story voll raffinierter Handlungsstränge und Wendungen in banales Räuber-und-Gendarm-Spiel ab. Und doch: Man wird definitiv in diese Serie hineinkippen. Schon bald wird man wissen wollen, welchen Cliffhanger sich die Produzenten (unter anderen Ridley Scott) für das Ende der ersten Zehn-Folgen-Staffel ausgedacht haben. Und einmal mehr ist bewiesen, dass gute TV-Produktionen auch ohne Megastars auskommen können: Alexa Davalos (Kampf der Titanen), Rufus Sewell (The Tourist) und Cary-Hiroyuki Tagawa (Planet der Affen) spielten bisher in Nebenrollen. Hier zeigen sie, dass sie auch in der ersten Reihe glänzen.
6Etat
Bestes Spiel des Jahres geht an den größten Favoriten. The Witcher 3: Wild Hunt ist im Rahmen von The Game Awards 2015 zum Spiel des Jahres ausgezeichnet worden. Hersteller CD Projekt Red räumte dafür die Auszeichnung für den besten Hersteller ab. Der Herbstblockbuster Fallout 4 ging leer aus. Eine kleine Überraschung gab es in den Kategorien Bester Shooter und Bester Multiplayer. Beide Awards gingen an Nintendos Wii U-Game Splatoon. Der Neuigkeitswert der Farbkanonengefechte setzte sich damit gegen Bestseller wie Black Ops 3 oder Star Wars Battlefront durch. Zweifach prämiert wurde zudem das Autofußballphänomen Rocket League, das sich sowohl bei den Indies als auch bei den Sporttiteln durchsetzte. Für einen kleinen Skandal sorgte abermals der Zwist zwischen Konami und dessen gekündigter Entwicklerikone Hideo Kojima. Dieser wurde von Anwälten des Unternehmens daran gehindert, den Preis für das beste Action-Adventure Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain entgegen zu nehmen. Unter den Gewinnern des Abends fand sich auch eine (halb-)österreichische Produktion. Der hübsche Action-Plattformer Ori and the Blind Forest wurde für die beste Art-Direction ausgezeichnet. Alle weiteren Gewinner und Nominierten sehen Sie in der Übersicht. Game of the Year Developer of the Year Best Shooter Best Action-Adventure Game Best RPG Best Fighting Game Best Sports/Racing Game Best Multiplayer Best Indie Game Best Family Game Best Mobile or Handheld Game Best Narrative Best Art Direction Best Score or Soundtrack Best Performance Games for Change Industry Icon Award – Westwood Studios co-founders Brett Sperry and Louis Castle Fan Choices Most Anticipated Game Best Fan Creation Trending Gamer eSports Categories Game of the Year Player of the Year Team of the Year (zw, 4.12.2015)
0Web
Nach Parteivorstandssitzung der steirischen FPÖ wird nur Funktionsverbot für Kerbl bestätigt, Identitäre planen Österreich-Headquarters in Graz. Graz – Üblicherweise kommuniziert die FPÖ öffentlich, wenn sie ein Mitglied aus der Partei ausschließt. Am vergangenen Freitag sollte der Parteivorstand der steirischen FPÖ über den Ausschluss von Luca Kerbl beraten. Ob er nun ausgeschlossen wurde, will man seitens der Partei allerdings nach mehrmaliger STANDARD-Nachfrage nicht kommentieren. Als Grund wird von Pressesprecher Philipp Könighofer erst die Erfahrung mit der Berichterstattung des STANDARD, etwas später das Datenschutzgesetz genannt. Wie berichtet, war Kerbl unter jenen vier Männern, die beim Übergriff der rechtsextremen Identitären auf die Parteizentrale der Grünen in Graz auf deren Dach kletterten. Nur eine Woche bevor die Gruppe eine Theateraufführung mit Flüchtlingen im Audimax der Wiener Universität stürmte, wurde auch in Graz mit Kunstblut herumgeschüttet, bengalisches Feuer geschwenkt und am Dach der Grünen ein Transparent entrollt. Die steirische FPÖ verlautbarte am nächsten Tag, dass für FPÖ-Funktionär Kerbl ab sofort ein Funktionsverbot gelte. Zumindest dieses Funktionsverbot bleibe jedenfalls aufrecht, so Könighofer am Montag. Kerbl soll auch oft im Grazer FPÖ-Gemeinderatsklub ein- und ausgegangenen sein. Der Grazer FPÖ-Chef und Stadtrat Mario Eustacchio hatte die Identitären mehrmals als harmlos dargestellt. Doch es ist längst bekannt, welch Geistes Kind die zuerst in Frankreich aufgetauchten Rechten sind. Einer ihrer Führungskader, der wie Kerbl in Graz studiert, betreibt einen Internetversand, mit dem sich die Rechten, die gern Neonazis auf ihren Demos mitziehen lassen, selbst aber auf Bomberjacken und Glatzen verzichten, einkleiden können. Auf T-Shirts, deren Ästhetik von der Linken kopiert wurde, prangen Aufschriften wie Still not loving Antifa oder Schmiss happens. Sie werden ebenso feilgeboten wie Aufkleber mit Zitaten des nationalistischen und demokratiefeindlichen Schriftstellers Ernst Jünger (1895–1998). Kerbl war jahrelang FPÖ-Gemeinderat im obersteirischen Fohnsdorf und zuletzt Bezirksobmann, allerdings nicht Bezirksrat, im Grazer Bezirk Lend. Sein Mandat in Fohnsdorf gab er auf. In Graz wollen die Identitären, gegen die der Verfassungsschutz ermittelt, auch ihre Headquarters aufschlagen. Auf ihrer Homepage sammeln sie Geld für das erste identitäre Zentrums Österreichs, wo in Graz Lieder- und Filmabende und umfangreiche Theoriearbeit stattfinden sollen.
5Inland
Außergewöhnlicher Fund auf einer Baustelle in Rennes. Rennes - Im Nordosten Frankreichs sind in einem Bleisarg aus dem 17. Jahrhundert die erstaunlich gut erhaltenen sterblichen Überreste einer bretonischen Adeligen gefunden worden. Der etwa 1,45 Meter große Leichnam stamme aus einem Grab einer Kapelle des Klosters St. Joseph in Rennes, teilten mit der Erforschung des Fundes befassten Wissenschafter mit. Fotos finden Sie hier. Der Fund wurde im März des vergangenen Jahres auf einer Baustelle für ein Kongresszentrum gemacht. Danach fanden die Wissenschafter vor Ort noch vier weitere Bleisärge sowie 800 weitere Gräber. Diese enthielten allerdings nur noch Skelette. In dem Bleisarg hingegen blieben sogar die Schuhe, die Haube und die Kleider der Toten erhalten. Es handle sich wahrscheinlich um die Überreste von Louise de Quengo, der Witwe eines bretonischen Adeligen, teilten die Forscher mit. Sie starb 1656 im Alter von etwa 60 Jahren und hatte sich offenbar in das Kloster zurückgezogen, um dort ihren Lebensabend zu verbringen. Bei ihrer Bestattung trug sie schlichte Kleidung bestehend aus einem Leinenhemd, einer Kniehose aus Wolle, einem Gewand aus grobem Stoff, einem Umhang und Schuhen mit Korksohle. Ihr Gesicht wurde mit einem Leichentuch verhüllt. Sie und ihre Kollegen hätten gleich gesehen, dass es sich um ein besonderes Grab handelte, sagte die Archäologin Rozenn Colleter vom Pariser Forschungsinstitut INRAP. Unter dem Umhang hätten sie Hände erkannt, die ein Kruzifix hielten. Die Tote wurde aufwendig untersucht. Mit Louise haben wir eine Überraschung nach der anderen erlebt, sagte der Radiologe Fabrice Dedouit zu der Prozedur. Die medizinischen Untersuchungen ergaben Nierensteine und Verklebungen der Lunge. Das Herz der Frau sei nach ihrem Tod mit echtem chirurgischen Können entnommen worden. De Quengos Kleider wurden restauriert und sollen ausgestellt werden. Ihre sterblichen Überreste sollen in ein paar Monaten in Rennes neu beigesetzt werden.
7Wissenschaft
Am Kopierschutz Denuvo beißen sich Software-Piraten die Zähne aus. Ein gutes Geschäft. Dass Aussendungen von Spielecracker-Gruppen es in die großen Medien schaffen, ist nicht gerade alltäglich. Was Phoenix, eine Sprecherin des berüchtigten chinesischen Crackerforums 3DM, im Januar zu sagen hatte, war aber nicht nur dem STANDARD eine Meldung wert: Wegen anhaltender Probleme der Szene mit dem Kopierschutz der Spiele Just Cause 3 und FIFA 16 beklagte die Cracker-Ikone darin das möglicherweise bald drohende Ende kopierter Spiele auf dem PC. Schuld daran sei der Kopierschutz des Salzburger Unternehmens Denuvo Software Solutions, der es schwer bis unmöglich mache, aktuelle Spiele in gewohnter Geschwindigkeit zu cracken. Reinhard Blaukovitsch, Gründer von Denuvo, freut sich auf jeden Fall über die Gratiswerbung für sein Produkt. Seit dieser Meldung bekommen wir sehr viele Anfragen, von unabhängigen Spieleentwicklern, aber auch von Business-Software-Entwicklern, wie unsere Lösung funktioniert, was unsere Vorlaufzeiten und wie unsere Preise sind. Wir hoffen, dass wir daraus auch umsatzmäßig etwas mitnehmen können. Der Chef der Salzburger Firma, die durch einen Management-Buyout von Sony DADC Digitalworks 2014 gegründet wurde, beschäftigt 37 Mitarbeiter und kann auf einen Jahresumsatz von knapp vier Millionen Euro verweisen. Spielekopierschutz macht laut Blaukovitsch etwa die Hälfte des Jahresumsatzes aus; der Rest entfällt auf Schutzlösungen für Software, Bücher und Video. Mit Denuvo hat die Salzburger Firma allerdings unbestritten die bislang schlagkräftigste Waffe im Kampf gegen Piraterie bei Spielen in der Hand. Als Marktführer will Blaukovitsch Denuvo aber nicht bezeichnen. Ich kann nicht sagen, dass wir Marktführer sind. Es gibt auch Mitbewerber, nicht in Österreich, aber weltweit. Wir bemühen uns, Lösungen zu entwickeln, die einen hohen Grad an Sicherheit und Zuverlässigkeit für existierende DRM-Systeme bringen. So wie es derzeit aussieht, gelingt uns das ganz gut. Der Denuvo-Boss betont dabei das wichtigste Unterschiedungsmerkmal seiner Lösung gegenüber traditionellem Digital-Rights-Management (DRM): Denuvo ist selbst kein DRM, sondern unterstützt als ‘Anti Tamper Software’ existierende DRM-Lösungen wie zum Beispiel Steam oder Origin. Denuvo festigt sozusagen das existierende DRM unserer Kunden, also von Publishern und Entwicklern von Spielen und Software. Wie genau die Lösung technisch funktioniert, bleibt selbstverständlich gut gehütetes Firmengeheimnis. Unsere Technologie beruht auf Obfuskation, Verschlüsselung und Prüfsummen in vielen Ebenen. Dass Denuvo unknackbar ist, behauptet Blaukovitsch nicht. Wir rechnen immer damit, dass Hacker unsere Anti-Tamper-Software auszuhebeln versuchen. Wir stellen auch keinen Anspruch, dass das niemals passieren wird. Unser Anspruch ist aber, das initiale Release Window der Spiele zu schützen und immer einen Schritt voraus zu sein. Im ewigen Katz-und-Mausspiel zwischen Piraten und Rechteinhabern geht es immer um Zeit – je näher zum Release ein funktionierender Crack veröffentlicht wird, desto größer der Schaden. In dieser Hinsicht hat Denuvo schon jetzt beachtliche Erfolge zu verzeichnen: Am mit der Lösung geschützten FIFA 16 beißen sich Cracker seit Ende September vergeblich die Zähne aus – in Zeiten, in denen im schlimmsten Fall schon vor dem offiziellen Release Raubkopien kursieren, ein kleines Wunder. Natürlich kommen mit dem Erfolg von Denuvo und der wachsenden Frustration der zahlungsunwilligen Piraten auch immer wieder Gerüchte über angebliche Schädlichkeit des Schutzsystems in Umlauf. Die alarmierendste davon: Denuvo führe bei SSDs zu massiver Alterung, da laufend Dateien geschrieben und gelöscht würden. Ist da etwas Wahres dran? Blaukovitsch verneint. Leider tauchen häufig solche Gerüchte auf, die oft sehr emotionell dargestellt werden und absolut nicht der Wahrheit entsprechen. Wir achten sehr genau darauf, dass unsere Lösung keine Verschlechterung oder Performanceeinbußen im Spiel oder in der Software mit sich bringen. Der legitime Besitzer des Spieles darf keine Nachteile oder irgendwelche sonstigen Hürden durch DRM oder Anti Tamper erfahren. Dass das auf der Spieleplattform PC grassierende Piraterieproblem – manche unserer Kunden sprechen von Piraterieraten von 70 % – Lösungen wie Denuvo für Entwickler und Publisher interessant werden lässt, zeigte sich in den Wochen nach der Veröffentlichung des frustrierten Szene-Protests von 3DM: Auch Far Cry Primal, The Division und das aktuelle Tomb Raider werden mit der Salzburger Tarnkappe ausgestattet. Aber auch Indie-Entwickler, die in den letzten Jahren oft sogar den gegenteiligen Weg beschritten und ihre Spiele ganz ohne DRM veröffentlicht haben, richten ihre Aufmerksamkeit zunehmend auf die Kopierschutzhoffnung – jüngst erst meldete The Witness-Entwickler Jonathan Blow angesichts massiver Piraterie Interesse an. Aktuell ist wieder Unruhe angesagt: Erst vor wenigen Tagen verkündete eine weitere Wortmeldung von 3DM den Triumph über den hartnäckigen Kopierschutz – und das unmittelbar nach einer zuvor erfolgten Ankündigung, ein Jahr lang gar keine Cracks mehr anzubieten, um den legalen Verkauf anzukurbeln. Den Beweis für die Überwindung von Denuvo blieben die Cracker aber bislang schuldig – sowohl FIFA 16 als auch Just Cause 3 und die PC-Version des aktuellen Tomb Raider sind bis dato nur legal spielbar. Reinhard Blaukovitsch bleibt gelassen. Also, wir sehen nichts von einem Crack. Und die Kommentare von 3DM in der letzten Zeit sind für uns ein wenig unverständlich. Dass auch Denuvo nicht unbeschränkt vor einem Crack schützt, streitet Blaukovitsch nicht ab – doch er sieht sich gut für den weiteren Wettlauf mit der Warez-Szene gerüstet. Mit welchen technischen Tricks er in Zukunft Spiele und Software schützen will, bleibt geheim. Was ich aber sagen kann, ist, dass wir wachsen wollen – und C++ Programmierer suchen.
0Web
Start voraussichtlich im Oktober – Schwarze Zahlen 2016/17 realistisch, nicht zuletzt durch Abbau der Sportredaktion. Wien – ATV-Eigentümer Herbert Kloiber hält an Plänen für einen dritten Sender fest. Dieser wird aber kein herkömmlicher TV-Kanal, sondern ein IP-basiertes Streamingangebot sein, sagte er dem Kurier. ATV smart werde voraussichtlich Mitte Oktober starten. Allerdings setzt Kloiber weiter auf lineares Programm, wobei ATV smart auch Video-on Demand-Kapazitäten haben soll. Ein klassischer TV-Sender wäre nach Kloibers Ansicht nicht mehr zeitgemäß. Programmlich werde man neben Inhalten, die auch von ATV und ATV 2 bekannt sind, sowie Teilen der Tele-München-Library (Spielfilme, Serien, Dokus, Opern) auch Kurz- und Kürzestinhalte, wie sie heute verstärkt online genutzt werden, einplanen. Das Angebot von ATV smart geht deutlich über das hinaus, was die ATV-Gruppe jetzt ausmacht. Klares Ziel für ATV sei, dass es im Budgetjahr 2016/17 nicht mehr negativ bilanziert, so Kloiber. Wir kommen diesem Ziel immer näher. Dabei helfe auch der Abbau der Sportredaktion, der zwar nicht von heute auf morgen passiere, aber notwendig sei: Ohne Sportrechte und mit angepasster Personalstruktur können wir Millionen sparen.
6Etat
Hinter dem Wahlsieg der Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) stehen auch strukturelle Gründe, sagt Politologe Karolewski. STANDARD: Polen blickt auf Jahre der Stabilität zurück, mit hohen Wachstumsraten und vielen neuen Arbeitsplätzen. Warum hat die regierende Bürgerplattform (PO) die Wahl so deutlich verloren? Karolewski: Das Bruttoinlandsprodukt hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Fast verdoppelt hat sich zuletzt aber auch die Arbeitslosigkeit der 18- bis 29-Jährigen. Sie liegt heute bei etwa 25 Prozent. Junge Leute haben an Perspektive eingebüßt. Die Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), die früher vor allem schlechter ausgebildete Wähler in ländlichen Gebieten angesprochen hat, konnte bei vielen dieser jungen Leute punkten – auch bei solchen mit höherer Bildung. STANDARD: Auch wer Arbeit hat, klagt in Polen häufig über prekäre Beschäftigungsverhältnisse. Spielte das im Wahlkampf eine Rolle? Karolewski: Ja, die sogenannten Müllverträge waren ein großes Thema. Selbst junge Menschen mit Hochschulabschluss haben kaum Chancen, unbefristete Verträge zu bekommen. Meistens haben sie nur Werkverträge oder Arbeitsverhältnisse auf Zeit. STANDARD: Die ungleiche Verteilung von Reichtum und Chancen wäre doch ein klassisches Thema für die Linke. Warum konnte sie daraus kein Kapital schlagen? Karolewski: Erstens ist mit Razem (Zusammen, Anm.) eine neue linke Partei aufgetaucht, die moderner erscheint. Das sind junge Leute, die eine westeuropäische Version linker Politik vertreten. Sie sind, anders als Teile des Wahlbündnisses Vereinigte Linke (ZL), nicht belastet durch die kommunistische Vergangenheit und haben der ZL Stimmen weggenommen. Zweitens haben sich innerhalb des Wahlbündnisses ZL Parteien zusammengefunden, die eigentlich gar nicht zueinandergepasst haben. STANDARD: Was war außer den wirtschaftlich-strukturellen Gründen noch ausschlaggebend für die Wahlniederlage der PO? Karolewski: Der Abhörskandal vergangenes Jahr hat den Zynismus der Macht verdeutlicht und die Regierungsparteien für viele Menschen unsympathisch gemacht. Das hat eine Rolle gespielt. Genau wie die Entscheidung des PO-Politikers Donald Tusk, 2014 als Premier zurückzutreten, um EU-Ratspräsident zu werden, oder die Niederlage von Bronislaw Komorowski bei der Präsidentenwahl – und seine Annahme, dass er dabei gar nicht verlieren kann. Der PiS ist es gelungen, eine Wendestimmung zu erzeugen, während die Hauptbotschaft der PO nur das Bewahren des Erreichten war. STANDARD: Hat sich die PiS, die noch zur Zeit ihrer Wahlniederlage 2011 als EU- und deutschlandfeindlich galt, verändert? Karolewski: Andere Leute werden nun andere Akzente setzen. Aber die Europafeindlichkeit der PiS ist auch ein Klischee. Der Lissabonner Vertrag etwa wurde unter einer PiS-Regierung ausgehandelt. Die PiS ist eine nationalkonservative Partei, aber sie ist nicht ultranationalistisch. Mit dem französischen Front National oder der ungarischen Jobbik ist sie nicht zu vergleichen.
2International