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Michael Schickhofer wurde mit 94,8 Prozent zum neuen SPÖ-Landesvorsitzenden gewählt. Stillen Protest gab es bei der Faymann-Rede. Spielberg – Die Location für diesen Parteitag war mit einer Menge Power aufgeladen: PS-starke Formel-1-Boliden, hohe Geschwindigkeit, draufgängerische Kerle. Und als Kraftstoff der populärste Energydrink. Die Parteitagsregie der steirischen SPÖ hatte am Samstag den Red Bull-Ring in Spielberg für die Kür ihres neuen Vorsitzenden Michael Schickhofer gewählt. Die gewünschte Assoziation war klar: Der junge Nachfolger des ehemaligen Landeshauptmannes Franz Voves sollte in dem kraftstrotzenden Ambiente als energiegeladene Zukunftshoffnung präsentiert werden. Alle waren gekommen, bis auf einen: Franz Voves, der alte Parteivorsitzende und ehemalige Landeshauptmann. Kein Grußwort von ihm, nichts. Er wolle sich bis auf weiteres aus dem politischen Geschehen heraushalten, hatte er intern ausrichten lassen. Michael Schickhofer, der noch von Voves zum Nachfolger bestimmt worden ist, springt in jugendlicher Frische hinaus aufs Rednerpodium. Füreinander da sein, ruft der 36 Jahre alte Politiker – fast ein wenig bittend – gleich eingangs ins Publikum. Schickhofer stellt sich als Praktiker, als Umsetzer vor, der weniger vom Theoretisieren hält: Net gscheit reden, sondern tun, ist unsere Devise. Vor allem hier in der Obersteiermark, in der alten Industrieregion gelte es anzupacken und neue Arbeits- und Lehrplätze zu schaffen. In diesem Sinne seien Lehrlingsheime von gleicher Bedeutung wie das beste Studentenheim. Bei der Aufzählung der bisherigen politischen Aktivitäten in den Bezirken huscht einmal ganz kurz das Wort Voves über seine Lippen. Er wolle Danke an Franz Voves sagen. Die rund 400 Delegierten reagieren mit höflichem, aber verhaltenen Applaus. Damit ist das Kapitel Voves an diesem Parteitag abgehakt. Die steirische SPÖ wird wohl noch einige Therapiesitzungen einschieben müssen, um ihr noch sehr belastetes Verhältnis zu ihrem ehemaligen Vorsitzenden aufzuarbeiten. Denn dass Voves nach der Landtagswahl 2015 den Landeshauptmannsessel freiwillig an die ÖVP abgegeben hat, obwohl seine Partei stimmenstärkste Partei geblieben war, drückt nach wie vor schwer auf das Selbstbewusstsein der Partei, die seither im Bundesland wieder nur die undankbare Rolle als Juniorpartner spielen darf. Inhaltlich fährt Schickhofer den gleichen Kurs wie Voves seinerzeit: Gegen Reiche, für Umverteilung. Es zipft mich an, wie Konzerne mit der Marie abfahren. Die schicken das Geld um die Welt und es kommt steuerfrei zurück. Was macht Starbucks? Unsere Wirte haben dagegen keine Chance, die müssen ihren Kaffee versteuern, wettert Schickhofer, der schließlich von 94,8 Prozent, also 400 der 422 Delegierten zum neuen Vorsitzenden gewählt wird. Unerwähnt bleiben kann natürlich nicht das Thema Flüchtlinge. Immerhin verfügt die Steiermark mit dem Grenzübergang Spielfeld über einen Hotspot. Schickhofer wiederholt an die Adresse Werner Faymanns die Forderung, dass die Steiermark, dass die Weinberge nicht zur Pufferzone werden dürfen. Der angesprochene Kanzler, der mit Präsidentschaftskandidaten Rudi Hundstorfer nach Spielberg gekommen war, weiß natürlich um die nicht gerade leichte Aufgabe Schickhofers, die steirische Partei nach diesen Verwirrungen nach der Wahl zusammenzuhalten. Schickhofer habe die Partei in einer schwierigen Zeit übernommen. Am Wahlabend hätten ja noch viele gemeint, die SPÖ wird weiter den Landeshauptmann haben. Für ihn sei das alles nicht absehbar gewesen, wie die Verhandlungen in der Steiermark zwischen ÖVP und SPÖ abgelaufen sind. Gut, das Ergebnis sei jetzt ja bekannt und Schickhofer hat jetzt die Aufgabe, das herauszuholen, was wichtig ist: Geschlossenheit. Faymann: Ich weiß, wie schwierig es ist, die Partei zusammenzuführen und wie leicht, sie auseinander zu dividieren. Den Rest seiner Parteitagsgrußworte widmet Faymann der von ihm immer wieder propagierten Forderung nach Verteilungsgerechtigkeit. Er plädiert einmal mehr für einen starken Staat, für ein aktives Einmischen der Politik. Faymann: Die Erben können noch Generationen leben, ohne arbeiten zu müssen. Wir Sozialdemokraten stehen auf der anderen Seite. Auf jener, die Hilfe brauchen. Und dann folgt eine längere Huldigungsadresse an Rudolf Hundstorfer. Arbeitnehmer bräuchten keine arroganten Ratschläge, sondern Herz und Hirn für unser Land. Worüber eben ein Rudi Hundstorfer verfüge. Der frisch gekürte SPÖ-Präsidentschaftskandidat präsentiert sich schließlich schon ganz mit präsidialer Tonalität: Ich möchte mich als Bundespräsident auch in Europa um die Erhaltung der politischen Handlungsfähigkeit engagieren. Wollen wir eine Spaltung der Gesellschaft oder halten wir zusammen? Deshalb macht es einen Unterschied, wer Präsident ist. Ich bin für ein Miteinander, für eine offene Hofburg als Ort des Dialogs. Ich bin für eine politische Kultur, auf die Österreicher stolz sein können.
5Inland
EU verlängert Russland-Sanktionen. Kiew – Rückschlag für die Waffenruhe: Im Kriegsgebiet Donbass sind bei den ersten Verstößen gegen die Feuerpause seit Tagen mindestens zwei ukrainische Regierungssoldaten getötet worden. Zwei weitere Militärangehörige seien verletzt worden, ein Soldat gelte als vermisst, teilte Präsidialamtssprecher Andrej Lyssenko am Montag in Kiew mit. Die prorussischen Separatisten im Gebiet Luhansk warfen der Armee ebenfalls Angriffe vor. Die Feuerpause – der Kern des Minsker Friedensplans vom Februar – gilt seit 1. September. Nach Darstellung der Konfliktparteien ist die Lage seitdem stabiler geworden, doch berichten beide Seiten immer wieder von vereinzeltem Beschuss. Neben der Waffenruhe sollen als weiterer Friedensschritt schwere Waffen von der Front abgezogen werden. Dadurch soll eine entmilitarisierte Zone entstehen. Die Ukraine habe inzwischen sämtliche Panzer zurückgezogen, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew mit. Bei neuen Angriffen der Separatisten könnten diese aber schnell wieder in Position gebracht werden, hieß es. Angesichts der weiterhin brüchigen Ruhe in der Ostukraine bekräftigte Präsident Petro Poroschenko in Kiew seine Forderung nach westlichen Waffenlieferungen. Es gehe darum, einen wirksamen Mechanismus der Abschreckung aufzubauen, erklärte er in der Zeitung Die Welt. Die prowestliche Führung in Kiew sieht Russland als Aggressor in dem blutigen Konflikt, in dem seit April 2014 nach UN-Angaben rund 8000 Menschen getötet wurden. Wir kämpfen im Moment mit den Waffen des 20. Jahrhunderts gegen die Waffen des 21. Jahrhunderts. Und Russlands Militäretat ist 30 bis 45 Mal größer als unserer, sagte Poroschenko. Deutschland und weitere westliche Staaten lehnen Waffenlieferungen in die Ex-Sowjetrepublik ab. Allerdings hat Kiew bereits aus dem Westen sogenannte nicht-tödliche Militärgüter erhalten, darunter ungepanzerte Humvee-Geländefahrzeuge. Die Europäische Union verlängerte wegen des schweren Konflikts ihre Sanktionen gegen Vertraute von Kremlchef Wladimir Putin und Angehörige der prorussischen Separatisten im Donbass. Damit dürfen 149 Menschen bis zum 15. März 2016 nicht in EU-Staaten reisen. Den Betroffenen wird vorgeworfen, die Ukraine-Krise angeheizt zu haben. Die EU hat mehrere Arten von Strafmaßnahmen gegen Russland verhängt.
2International
Wahlbündnisse rund um HDZ und Sozialdemokraten auf neue Partei Most angewiesen – Mitte-links-Koalition wahrscheinlich. Der Wille zur Macht schien noch in der Wahlnacht zu obsiegen. Die neue kroatische Partei Most – zu Deutsch Brücke – beteuerte vor der Wahl noch, gar nicht in die Regierung zu wollen. Nach dem überraschenden Erfolg – Most wird wohl 19 der 151 Mandate bekommen – interpretiert man das nun ganz anders. Most-Politiker Drago Prgomet wird bereits gerüchteweise als neuer Premier in einer Mitte-links-Koalition gehandelt. Prgomet sagte am Montag, dass man nicht aus der Verantwortung fliehen könne und nur gegen eine Regierung sei, die die von Most gewünschten Reformen nicht umsetze. Tatsächlich ist nach der Wahl am Sonntag eine Koalition ohne Most nicht möglich. Zurzeit stehen die Chancen für die Sozialdemokraten besser, obwohl das Wahlbündnis rund um die konservative HDZ die meisten Stimmen bekam. Der sozialdemokratische Premier Zoran Milanović ging noch in der Wahlnacht auf Most zu. Er sagte, man wolle als Partner und nicht als führende Kraft in einer künftigen Koalition agieren – und schloss damit nicht aus, dass auch der Premiersposten an die Neuen gehen könnte. Weitere Gründe sprechen für die Konstellation: Weil die istrische Partei IDS nur mit der SDP zusammenarbeiten will, liegen das HDZ-Wahlbündnis im Parlament (Sabor) und das linke Bündnis rund um die SPD mit der IDS mit jeweils 59 Mandataren gleichauf. Die HDZ kann also kaum mit Überlegenheit argumentieren. Auch inhaltlich würden SDP und Most besser zusammenpassen. Zur bankenkritischen Most gehört etwa der Ökonom Ivan Lovrinović, der sich für Leute, die durch die hohen Zinsen der Frankenkredite in Not kamen, einsetzte. Er handelte mit der Mitte-links-Regierung einen Deal aus. Es gibt also bereits Kontakte. Most-Politiker Drago Prgomet stammt wiederum eigentlich aus der HDZ, wurde dort aber von Parteichef Tomislav Karamarko hinausbefördert, was nicht gerade als gute Basis für eine künftige Kooperation zu sehen ist. Zudem wandte sich die HDZ vorerst noch gar nicht an Most. Progmet schloss aber am Montag keine Option aus. Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarović, die HDZ-treu und parteiisch agiert, kündigte an, dass die HDZ relative Wahlgewinnerin sei. Laut Verfassung muss sie aber jenen mit der Regierungsbildung beauftragen, der in der Lage ist, eine Mehrheit im Sabor zu bilden, also mindestens 76 der 151 Parlamentarier hinter sich zu sammeln. Eine große Koalition wird zurzeit ausgeschlossen. Most werde sich nun in erster Linie fragen, in welcher Regierung sich die Partei am ehesten weiterentwickeln könne und wo sie ihren Einfluss durchsetzen kann, meint der Politologe Dejan Jović zum STANDARD. Die Partei habe nun pragmatische Gründe zusammenzubleiben. Der Erfolg hilft, sich zu vereinen, so Jović. Er zeigt, dass es den Versuch gibt, mehr Pluralismus einzuführen. Die Partei Most hat ihre Basis bei Lokalpolitikern wie dem Bürgermeister von Metković, Bozo Petrov. Petrov kommt aus der ultrakonservativen Bewegung Eiche, die sich für katholische Werte einsetzt. Gewonnen hat er aber in Metković damit, dass er Gehälter für Politiker kürzte, teure Dienstwagen abschaffte und ganz auf Effizienz setzte. Most will die Anzahl der Gespanschaften (Kreise) von 20 auf sechs reduzieren. Der große Zulauf zu Protestparteien ist nicht neu. Bei der Präsidentschaftswahl vor einem Jahr bekam der bankenkritische Kandidat Ivan Vilibor Sinčić auf Anhieb mehr als 16 Prozent der Stimmen. Most hat neben Lovrinović als Experten auch den Rechtsprofessor Robert Podoljnak an Bord und ist damit auch für jene attraktiv, die mehr Sachpolitik wollen. Sie gelten als moralische Opposition, sagt der Analytiker Davor Gjenero.
2International
Mensur Suljović sorgte bei World Matchplay der Dartsspieler für die Riesensensation und schaffte es nach einem Sieg gegen Gary Anderson bis ins Viertelfinale. Ein Wiener hat die Dartswelt in Staunen versetzt. Mensur The Gentle Suljović hat beim World Matchplay im englischen Blackpool für eine Riesensensation gesorgt und den amtierenden Weltmeister Gary Anderson mit 13:9 geschlagen. Der 43-Jährige steht damit als erster deutschsprachiger Spieler in einem Viertelfinale der World Matchplay, des wichtigsten PDC-Turniers nach der WM. Neben zumindest 25.000 Euro Preisgeld darf sich Suljović auch über einen großen Sprung in der PDC Order of Merit freuen. In der Weltrangliste zuletzt kontinuierlich im Vormarsch, wird der Wiener ab der kommenden Woche erstmals in den Top 30 aufscheinen – unabhängig vom weiteren Verlauf des Turniers. The Gentle ist damit auch der erste deutschsprachige Akteur überhaupt, dem der Sprung unter die besten 30 gelingt. Gary ist einer der besten Spieler der Welt, und ich habe noch nie gegen ihn gespielt, deshalb war ich sehr nervös, sagte Suljović über seinen Erfolg gegen den Schotten. Ich hätte nie gedacht, dass ich ihn schlage. Ich wollte schon den Rückflug nach Österreich buchen. Gegen Anderson lieferte er eine tadellose Partie ab und ließ sich nie aus der Ruhe bringen. Dem aktuellen Weltranglistendritten hingegen machte die unorthodoxe Spielweise des Wieners zu schaffen, er fand nicht die richtige Taktik. Er habe mehr Zeit damit verbracht, hinter ihm zu stehen, als Dart zu spielen, sagte Anderson nach der Niederlage. Suljović, bei dessen Auftritten Live is Life von Opus erklingt, erspielte sich einen 8:4-Vorsprung, baute diesen auf 12:8 aus, konnte jedoch nicht verhindern, dass Anderson auf 12:9 herankam und noch einmal Hoffnung schöpfte. Schlussendlich verwertete der Wiener aber seinen siebenten Matchdart. Suljović hatte in der ersten Runde den Engländer Terry The Bull Jenkins ausgeschaltet und bekommt es nun am Freitag mit James The Machine Wade (ab 22 Uhr, live auf Sport 1) zu tun. Gegen den Lokalmatador hatte er bei der WM 2011 seinen bisher größten Erfolg gefeiert, als er als erster deutschsprachiger Spieler in ein WM-Achtelfinale einzog. Will man Suljović einmal live vor Ort auf die Finger schauen, hätte man beim European Darts Matchplay (18. bis 20. September) in der Olympiahalle Innsbruck eine gute Gelegenheit dazu.
4Sport
Offizielle Zahlen deuten auf leichtes Wachstum hin, dennoch weit abgeschlagen. Electronic Arts hat mit einer internen Schätzung indirekt verraten, wie viele Xbox One-Spielkonsolen bisher tatsächlich verkauft wurden. Der Konzern geht davon aus, dass bis Ende 2015 in Summe 55 Millionen PS4 und XBO über die Ladentische wanderten, was ein überaus positives Zeichen für den Konsolenmark sei. Wenngleich Microsoft keine offiziellen Gesamtverkaufszahlen zur Xbox One mehr veröffentlicht, lässt sich mit Sonys offiziellen Verkaufsangaben (35,9 Millionen PS4 bis Jänner 2016) leicht die Anzahl der XBO-Geräte am Markt errechnen: 19,1 Millionen. Die gute Nachricht für Microsoft ist hier, dass sich die XBO damit bisher schneller verkauft als die Vorgängerin Xbox 360. Gleichzeitig hatte sich der Vorsprung der Konkurrenzkonsole PS4 in den vergangenen 12 Monaten deutlich vergrößert. Microsoft zufolge wurden 2015 in Summe 12,1 Millionen Xbox One- und Xbox 360-Systeme abgesetzt – 11,7 Millionen waren es 2014. Sony verkaufte 2015 hingegen allein 17,4 Millionen PS4-Konsolen, was die Profite des Elektronikriesen beflügelte. Ebenfalls ernüchternd für Microsoft: Das Hardware-Geschäft brachte trotz Absatzplus ein Umsatzminus mit sich. Grund dafür waren Preissenkungen und Marketingpromotions. Insgesamt konnte die Xbox-Sparte aber ein Einnahmenplus von 10 Prozent im Vergleich zu Vorjahr erzielen. Zu verdanken war dies wachsenden Einnahmen über Xbox Live sowie den hauseigenen Games wie Minecraft und Halo 5: Guardians. Microsoft als Gesamtkonzern verbuchte im letzten Quartal 2015 einen Umsatzrückgang von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Am Ende blieb dennoch ein Gewinn von rund fünf Milliarden Dollar über.
0Web
Free Jazz mit Fäusten, Punk im Smoking. Einer der wichtigsten Vertreter der New Yorker No-Wave-Ära gastiert nächste Woche in Wien: James Chance mit seiner Band Les Contortions. Wien – Revivaltauglich ist er nicht. Muss er nicht sein. Zwar dockten im neuen Jahrtausend etliche Bands an der Ära des No Wave an, doch James Chance blieb dabei meist zugunsten gefälligerer Referenzen auf der Strecke. Es dürfte ihm egal sein. Denn seine bockige, biestige Musik, die er als einer der wichtigsten Vertreter der No Wave veröffentlicht hat, empfing längst die Segnungen der Zeitlosigkeit. Jazz und Punk Der heute 63-Jährige wurde als James Siegfried in Milwaukee, Wisconsin, geboren. Nach ersten Arbeiten mit der Band Death, die als schwarze Stooges galten, verließ er Wisconsin und ging nach New York. Dort infiltrierte er in den mittleren 1970ern die Free-Jazz- und Punkszene. Bald führte er beide Stile zusammen und veröffentlichte unter Aliasnamen wie James Chance, James White und mit Bands wie den Contortions, den Blacks oder Teenage Jesus and the Jerks ein vergleichsloses Werk, dass sich zudem Punk, Funk, Drogen und Disco einverleibte. Einmal alles, bitte. Im Rahmen der andauernden Feierlichkeiten anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Wiener Veranstaltungslokals Chelsea gastiert James Chance kommenden Dienstag mit der aktuellen Inkarnation seiner Begleitband, Les Contortions. Full Contact mit dem Publikum Mit stechendem Blick, Küsserlippen und Smoking galt Chance als unberechenbarer Musiker, der keine Scheu besaß, die Full-Contact-Attitüde des Punk live mit Fäusten oder seinem Saxofon als Überzeugungsmitteln auszuleben. Ja, mein Gott, ein Mann auf Mission eben. Einer, der sich längst im Legendenstatus befindet, den anhaltende Wiederveröffentlichungen seines alten Labels ZE Records beständig unterfüttern und der heute mit Elvis-Frisur live auch derb rocken oder der Orgel verdrehte Töne entlocken kann – unberechenbar wie eh und je. Karl Fluch, 10.5.2016)
8Kultur
Unterstützt Mac-Modelle ab 2009 – Bessere Performance und zahlreiche neue Features. Apple hat die nächste Version seines Betriebssystems für Macbooks und Desktoprechner fertiggestellt und wird sie demnächst als kostenlose Aktualisierung an seine Kunden verteilen. Wie der Konzern bekanntgab, ist sie ab Mittwoch verfügbar. Designtechnisch setzt die neue Ausgabe auf eine Weiterentwicklung der mit Yosemite eingeführten Überarbeitung – unter anderem mit integrierten Apps sowie Verbesserungen bei Suche und Fenstermanagement. Versprochen wird zudem bessere Performance. Mission Control soll mehr Übersicht bieten und dir Organisation des Desktops erleichtern. Split View füllt den Desktop mit zwei Apps nebeneinander. Spotlight findet nun auch Aktienkurse, Wetterprognosen, Sportergebnisse bis hin zu Informationen zu einzelnen Athleten. Es kann außerdem nach Dateien suchen oder Nachrichten von bestimmten Personen und aus definierten Zeiträumen aufspüren. Auch vorinstallierte Apps werden ausgebaut: Der Safari-Browser wird um eine Pin-Funktion für Webseiten erweitert, um diese geöffnet zu halten. Zudem ist es nun möglich, einzelne Tabs bei Bedarf stumm zu schalten. Smart Suggestions verknüpft Mail-App, Kontakte und Kalender. Die Notizen-App ermöglicht das Einfügen von verschiedenen Dateien per Drag and Drop und kann auch Inhalte aus anderen Apps über die Teilen-Funktion aufnehmen. Dazu wurde in El Capitan die Unterstützung verschiedener Sprachen ausgeweitet. Das Update kann über den Mac App Store heruntergeladen werden. Zur Verfügung steht es für alle Macs, die ab 2009 auf den Markt gekommen sind sowie einzelne Modelle aus 2008 und 2007.
0Web
Materialforscher brechen mit Diamantpresszelle Bindung von molekularem Wasserstoff auf. Edinburgh – Vor fast 80 Jahren spekulierten Chemiker erstmals, dass Wasserstoff, das leichteste und häufigste Element des Universums, nicht nur in seinem gewohnten gasförmigen Zustand existiert, sondern auch zu einem metallischen Feststoff werden kann, wenn man ihn nur ausreichend unter Druck setzt. Bis heute ist es nicht gelungen, diese Theorie unter Laborbedingungen zu beweisen – allerdings sind Physiker überzeugt davon, dass ein solcher Nachweis mittlerweile praktisch in Griffweite liegt: Forscher um Philip Dalladay-Simpson von der University of Edinburgh haben nun im Fachjournal Nature die Ergebnisse einer Reihe von Experimenten präsentiert, die eindeutig in diese Richtung weisen. Wasserstoff ist unter normalen Bedingungen ausschließlich als zweiatomiges Molekül anzutreffen. Das H-H-Molekül ist durch eine der stärksten bekannten chemischen Bindungen miteinander verknüpft. Versuche am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz zeigten bereits 2011, dass sich diese Bindung ab einem Druck von 270 Gigapascal entscheidend schwächen lässt. Dalladay-Simpson und seine Kollegen gingen nun einen Schritt weiter. Mithilfe einer Diamantpresszelle, mit der Geophysiker normalerweise Bedingungen im Erdinneren simulieren, gelang es den britischen Forschern, Wasserstoff einem Druck von bis zu 388 Gigapascal auszusetzen – das entspricht einem Druck 3,88 Millionen Atmosphären. Was sie dabei beobachten konnten, legt nahe, dass die Theorie vom metallischen Wasserstoff tatsächlich zutrifft: Bereits ab einem Druck von 325 Gigapascal ließen sich leitende Elektronen nachweisen, die dann auftreten, wenn sich die chemische Bindung aufzulösen beginnt. Weitere Belege für einen bevorstehenden Phasenwechsel lieferten sogenannte Raman-Spektren. Erhöhten die Wissenschafter den Druck noch weiter, zeigte das Schwingungsverhalten der Moleküle die Entstehung von atomarem Wasserstoff – ein Zustand, den die Forscher Phase V nannten und als Vorstufe zum metallischen Wasserstoff betrachten. Um das Gas tatsächlich in ein festes Metall umzuwandeln, bedürfe es laut Dalladay-Simpson allerdings eines Drucks von über 400 Gigapascal. Die Forscher sind optimistisch, dass dies in absehbarer Zeit gelingen wird. Die Experimente liefern auch Hinweise darauf, dass die vorherrschenden Theorien über das Innere von Gasriesen wie Jupiter zutreffen. Astrophysiker gehen davon aus, dass der Wasserstoff in großen Gasplaneten mit zunehmender Tiefe und steigendem Druck zunächst flüssig und dann schließlich metallisch-fest wird. Die Forschungen sollen nicht nur dazu beitragen, bestehende Theorien zu untermauern, sondern könnten auch wertvollen Hinweise auf der Suche nach Supraleitern liefern, die Strom auch bei Zimmertemperatur widerstandsfrei leiten.
7Wissenschaft
Austausch über die besten Praxismodelle im Umgang mit Flüchtlingen in der Schule am Mittwoch. Brüssel – Die EU-Bildungsminister beraten am Mittwoch in Brüssel erstmals über die Flüchtlingskrise. Dabei geht es um die Rolle der Bildung, der Bürgerrechte und des Fremdsprachenerwerbs, hieß es im Vorfeld des EU-Ministerrates in Ratskreisen. Für die EU-Staaten soll die Debatte die erste Gelegenheit zu einem Erfahrungsaustausch bieten, sagte ein Vertreter der niederländischen EU-Ratspräsidentschaft am Montag. Die Staaten könnten sich insbesondere über die besten Praxismodelle informieren. Das Ergebnis der Debatte sei offen, die späteren EU-Vorsitze werden den Angaben das Thema weiterführen, auch die EU-Kommission soll im Lauf des Jahres konkrete Initiativen präsentieren. Die EU-Bildungsminister beraten auch darüber, wie Europas Grundwerte durch Bildung vermittelt werden können. Damit soll die Deklaration von Paris nach den Terroranschlägen in der französischen Hauptstadt und in Kopenhagen vom Vorjahr nachbereitet werden. Dabei sollen die Bildungsminister von Frankreich, Tschechien und Spanien am Mittwoch zu unterschiedlichen Aspekten Stellung nahmen, so etwa zur Medienkompetenz, der Ausbildung von Bürgerrechten- und pflichten sowie zu Befugnissen der Lehrer. Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) nimmt an dem EU-Ministerrat nicht teil, hieß es in Delegationskreisen.
5Inland
Neues Tennisspiel für Wii U erscheint im November. Nintendo hat den Umfang seines kommenden Tennisspiels Mario Tennis: Ultra Smash für Wii U bekanntgegeben. Das Game wird ab dem 20. November erhältlich sein und Matches für ein bis vier Spieler ermöglichen. Unterstützt werden sowohl die Controller für Wii oder Wii U als auch der Wii U Pro Controller und der Classic Controller Pro. Neben klassischen Einzel und Doppelbewerben offline und online werden unter anderem K.O.-Herausforderung bereitstehen In diesem Modus tritt ein Solospieler in Tiebreaks gegen zunehmend stärkere Computer-Gegner an. Beim Mega-Wettkampf kann Mit Hilfe eines Riesenpilzes die Figur des Spielers zu gigantischer Größe heranwachsen, um den Platz zu dominieren. Wenn aber auch der Gegner einen Riesenpilz erwischt, ist wieder alles offen. Im Modus Standard gibt es zwar den Glücksschlag und den Schlag im Sprung, aber keine Riesenpilze, während der Modus Einfach komplett auf Power-ups verzichtet.
0Web
Der Informationstechniker John Robinson und seine Frau Lisa holen ein Drittel beim prallsten Jackpot der Lotto-Geschichte. Nashville – Der Informationstechniker John Robinson und seine Frau Lisa haben ein Drittel des mit 1,58 Milliarden US-Dollar (1,45 Mrd. Euro) prallsten Jackpots der Lotto-Geschichte gewonnen. Das bestätigte die Lotteriegesellschaft am Freitag in Nashville (Tennessee). Die beiden Gewinner aus dem Ort Munford (Tennessee) traten am Freitag in Nashville in den Räumen der Lotteriegesellschaft Powerball vor die Presse. Das Ehepaar hat zwei erwachsene Kinder. Ich rannte durchs Treppenhaus, ich schrie und ich heulte, beschrieb die Arzthelferin Lisa Robinson den Moment nach der Ziehung. Genauso wie ihr Mann will sie auch als Multimillionärin weiter zur Arbeit gehen. Die Robinsons haben eines der drei Gewinnertickets. Sie hätten sich noch nicht entschieden, ob sie die Einmalzahlung oder eine über 29 Jahre gestreckte Auszahlung in Jahresraten bevorzugen. Bei der ersten Variante würden sie 327,8 Millionen Dollar bekommen, bei der zweiten 528,8 Millionen. Die Inhaber zweier weiterer Gewinner-Tippscheine, aufgegeben in der Nähe von Los Angeles und in Florida, haben sich noch nicht bei der Lotto-Zentrale gemeldet. Die Robinsons kündigten an, zunächst einmal die Studentendarlehen ihrer Tochter zurückzahlen zu wollen. Ein großes Haus wollen sie nicht bauen. Das wollte ich früher nicht, das will ich immer noch nicht, sagte Lisa Robinson. Gemeinsam mit Ehemann, Tochter und Hund war sie zunächst in einer Fernsehshow aufgetreten, bevor sie den Gewinn offiziell anmeldete.
1Panorama
Viele Medikamente dienen der Freiheitsbeschränkung. Die Volksanwaltschaft sieht eine "Rechtsschutzlücke". Salzburg – Die Gesetzeslage ist eindeutig: Nach dem seit Juli 2005 geltenden Heimaufenthaltsgesetz sind alle individuellen Einschränkungen für Menschen, die in Heimen leben, meldepflichtig – egal, ob es sich um Jugendliche, Senioren oder Einrichtungen für Behinderte handelt. Kontrolliert wird die Einhaltung der Bestimmung durch die Bewohnervertretung, die als Teil des Vereins Vertretungsnetz ex lege alle in Heimen untergebrachten Menschen vertritt. Im Fall einer Beschwerde überprüfen Gerichte auf Antrag die Maßnahmen. Seit das Gesetz in Kraft ist, sind Bauchgurte oder Bettgitter aus den Heimen verschwunden. Was blieb, ist die Freiheitsbeschränkung mittels Medikamenten. Und hier beklagen die Bewohnervertreter wiederholt eine rechtliche Grauzone. Viele Medikamente, die de facto zur Ruhigstellung von Menschen verwendet werden, würden nicht als solche gemeldet. Sie würden von Ärzten und Pflegepersonal als medizinisch notwendige Therapie geführt und werden nicht bekannt, beklagen die Bewohnervertreter. Zudem werde oft auch die notwendige Zustimmung von Sachwaltern oder Eltern nicht eingeholt. Eine Sicht, der sich auch die Volksanwaltschaft angeschlossen hat. Man habe hier eine Rechtsschutzlücke, bestätigt Volksanwalt Günther Kräuter (SPÖ) am Donnerstag am Rande einer Konferenz zum Umgang mit Demenz und Freiheitsbeschränkungen in Salzburg. Einmal mehr betonte Kräuter, in diesem Zusammenhang dem Personal in den Heimen keinen Vorwurf zu machen. Wenn ein Pfleger über die Nacht für 40 Demenzkranke zuständig sei, dann richtet sich der Vorwurf gegen das System. Kräuter plädiert in diesem Zusammenhang auch für eine Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht. Ärzte sollten im Ärztegesetz ermächtigt werden, Pflege- oder Heimleitungen die verschriebenen Medikamente mitzuteilen. Damit könnte man auch die häufig anzutreffende Übermedikation samt Wechselwirkungen eindämmen. Nicht selten nähmen Heimbewohner bis zu 15 Medikamente. Wie viele Menschen in den rund 900 österreichischen Seniorenheimen mit insgesamt rund 70.000 Plätzen mit Medikamenten ruhiggestellt werden, um den institutionalisierten Ablauf überhaupt gewährleisten zu können, weiß niemand. Zieht man Vergleichsdaten aus Deutschland heran – etwa aus einer Stichprobe des Amtsgerichtes München –, kommt man auf rund 50 Prozent.
1Panorama
ORF einigte sich mit Produzenten bei Filmgipfel im Bundeskanzleramt auf Auftragsvolumen für die Jahre 2016 bis 2018. Wien – Der ORF sagt der heimischen Film- und TV-Wirtschaft für die Jahre 2016 bis 2018 ein Auftragsvolumen von 300 Millionen Euro zu. Dies wurde am Dienstag nach einem Filmgipfel im Bundeskanzleramt bekannt. Die Einigung sichere den TV-Produzenten eine sukzessive Erhöhung des Auftragsvolumens zu. Nach 88 Mio. im Jahr 2015 sind es ab 2016 im Schnitt 100 Mio. Euro pro Jahr, wie es aus dem Kanzleramt hieß. 2016 sind demnach vom ORF Investitionen in Höhe von 95 Millionen, 2017 sind es 100 Millionen und 2018 sind 105 Millionen Euro für heimische Ko- und Auftragsproduktionen einschließlich der jeweiligen Mittel im Rahmen der Filmförderung budgetiert. Der ORF-Stiftungsrat muss dem Filmpaket im Rahmen des ORF-Finanzplans beziehungsweise der Mittelfristplanung noch zustimmen. Der ORF ist langjähriger verlässlicher Partner und größter Auftraggeber der österreichischen Film-und TV-Wirtschaft. Es freut mich sehr, dass wir mit dieser Einigung sicherstellen können, dass die erfolgreiche Zusammenarbeit prolongiert wird, erklärte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. 300 Millionen bedeuteten nachhaltige Planungs- und Produktionssicherheit für österreichische Filme, Dokus und Serien im ORF-Programm. Damit werde das hohe Niveau des österreichischen Filmschaffens trotz großer Programmvorhaben wie etwa Olympia oder Fußball-EM auf Jahre gesichert, so der ORF-Chef. Bei dem Treffen im Bundeskanzleramt nahmen Medienminister Josef Ostermayer (SPÖ), Wirtschafts-Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP), ORF-Chef Wrabetz, Finanzdirektor Richard Grasl und Fernsehdirektorin Kathrin Zechner aufseiten des öffentlich-rechtlichen Senders sowie der Rechtsanwalt, Medien- und Urheberrechtsexperte Alfred J. Noll und die Produzenten Danny Krausz und Kurt Stocker (Dor-Film), John Lueftner (Superfilm) und Helmut Grasser (Allegro Film) für die Filmwirtschaft teil. Der österreichische Film hat in den letzten Jahren eine beispiellose Erfolgsstory geschrieben. Die heutige Einigung über 300 Millionen Euro ist ein klares Bekenntnis für Zukunft des österreichischen Films, meinte Medienminister Ostermayer im Anschluss an die Verhandlungen. Damit werde die heimische Film- und Fernsehszene gestärkt, Arbeitsplätze werden geschaffen und gesichert und die künstlerisch hochwertige Film- und Fernsehproduktionen wird geschützt. Staatssekretär Mahrer sprach von einem Schritt in die richtige Richtung und einem positiven Signal für die mehr als 1.500 Beschäftigten in der Filmbranche. Danny Krausz zeigte sich im Namen der involvierten Filmverbände mit dem planungssicheren Verhandlungsergebnis zufrieden und dankte dem ORF. Es kann dadurch nur Gewinner geben. In erster Linie sind das die Seherinnen und Seher des ORF, für die wir in den nächsten drei Jahren umfangreiche österreichische Programminhalte liefern können, sagte Krausz der APA. 2016 seien durch die Einigung Programme wie der erste Teil der Trilogie Maximilian, zwei neue Landkrimis oder der Ausbau von ORF-Marken wie Spuren des Bösen gesichert, teilte der Sender mit. Im Serienbereich könnten beim Publikum beliebte Format wie Vorstadtweiber, Soko oder 4 Frauen und ein Todesfall verlängert und zusätzlich neue Angeboten umgesetzt werden. Und die Reihe Universum History könne um die Geschichte der Bundesländer erweitert werden.
6Etat
5:0 gegen La Coruna – Triplepack von Lionel Messi bei 4:0-Heimsieg des FC Barcelona gegen Granada CF – Atletico bleibt Tabellenführer. Madrid/Barcelona – Zinedine Zidane hat ein erfolgreiches Debüt auf der Trainerbank des spanischen Rekordmeisters Real Madrid hingelegt. Die Königlichen siegten am Samstag im ersten Match unter dem Nachfolger von Rafael Benitez vor eigenem Publikum mit 5:0 über Deportivo La Coruna und liegen nun zwei Punkte hinter Spitzenreiter FC Barcelona, haben aber ein Spiel mehr als die Katalanen ausgetragen. Benzema leitete mit seinem Fersler zum 1:0 (15.) den Sieg ein, Bale (22./49./63.) legte drei Tore nach, Benzema sorgte wieder für den Schlusspunkt (90.+1). Cristiano Ronaldo traf den Pfosten (42.). Messi, Messi, Messi Lionel Messi hatte Barcelona mit einem Triplepack zu einem 4:0-Heimsieg über Granada geführt. Der Argentinier traf in der 8. Minute nach Vorlage von Neuzugang Arda Turan, sechs Minuten später nach sehenswerter Kombination über Neymar und Luis Suarez sowie in der 58. Minute nach einem Stangenschuss von Neymar. Außerdem leitete Messi, der am Montag bei der FIFA-Gala in Zürich als Favorit auf die Kür zum Weltfußaller 2015 gilt, das 4:0 durch Neymar ein. Tabellenführer ist aber weiter Atletico Madrid. Die Rot-Weißen setzten sich am Sonntag beim Fünften Celta de Vigo mit 2:0 duch und liegen zwei Punkte vor Barca. Die Tore erzielten in der zweiten Halbzeit Antoine Griezmann (49.) und Yannick Ferreira-Carrasco (80.). Rapids Europa-League-Gegner Valencia kommt dagegen weiter nicht vom Fleck. Das Team von Gary Neville unterlag ebenfalls am Sonntag bei Real Sociedad, der englische Trainer wartet damit weiter auf den ersten Sieg mit seiner neuen Mannschaft. In der Tabelle liegt Valencia mit 23 Punkten nur im Mittelfeld. Neville bat um Geduld: Jeder in der Umkleidekabine ist enttäuscht, ich am meisten. Aber morgen starten wir neu. Der beste Moment Valencias in San Sebastian war ein Lattentreffer von Rodrigo Moreno, die Tore für Sociedad erzielte Jonathas im Finish (79.,82.).
4Sport
Zahl steht nach Abschluss aller Einspruchsverfahren fest – Auf Bezirksebene auch 184.235 EU-Bürger ohne österreichischen Pass stimmberechtigt. Wien – Nach Abschluss aller Einspruchsverfahren steht nun die endgültige Zahl der Wahlberechtigten bei der Wien-Wahl fest: 1.143.076 Personen können am 11. Oktober den neuen Landtag beziehungsweise Gemeinderat wählen. 606.868 Frauen und 536.208 Männer sind zur Wahl aufgerufen, teilte das Rathaus am Mittwoch mit. Mehr Wahlberechtigte auf Bezirksebene Stimmberechtigt sind auf Landtags- und Gemeinderatsebene alle Personen mit Hauptwohnsitz Wien und österreichischer Staatsbürgerschaft, die spätestens am Wahltag 16 Jahre alt sind. Bei den Bezirksvertretungswahlen, die ebenfalls am 11. Oktober stattfinden, dürfen auch EU-Bürger mit nichtösterreichischem Pass wählen. Dadurch erhöht sich hier die Zahl der Wahlberechtigten um 184.235 auf 1.327.311 Personen.
5Inland
Innsbrucker Bischof kehrt in seine Heimat zurück. Linz – Die Übergabe ist für römische Verhältnisse durchaus rasch gegangen. Im April reichte der Linzer Bischof Ludwig Schwarz pünktlich zu seinem 75. Geburtstag das offizielle Rücktrittsgesuch bei Papst Franziskus ein. Jetzt ist die Nachfolge an der Spitze von Österreichs zweitgrößter Diözese (990.000 Katholiken) geregelt: Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer stellt den Tiroler Bischofsstab in die Ecke und wird als 14. Oberhirte in den Linzer Bischofshof einziehen. Offiziell will man den Wechsel in der Diözese Innsbruck noch nicht kommentieren, gilt es sich doch an das Protokoll einer Bischofsernennung zu halten: Bereits Dienstag zu Mittag wird der Ministerrat die päpstliche Entscheidung absegnen, Mittwochvormittag soll dann die offizielle Bekanntgabe aus dem Vatikan folgen. Scheuer ist seit 2003 Bischof der Diözese Innsbruck. Der von seinem Naturell her besonnene Kirchenmann gilt als intellektueller Mann der Mitte – liberal und stets offen für Reformen in der Kirche. Der 60-jährige ist gebürtiger Oberösterreicher und war stets der Wunschkandidat vieler in der Diözese Linz. Der künftige Linzer Oberhirte wurde am 10. August 1955 in Haibach geboren. Er studierte in Linz und Rom Theologie und wurde 1980 in Rom zum Priester geweiht. Von 1985 bis 1988 arbeitete er als Assistent bei Gisbert Greshake an der Albert-Ludwig-Universität in Freiburg, wo er nach einer dreijährigen Unterbrechung, während der er als Spiritual am Linzer Priesterseminar tätig war, auch unterrichtete. Ehe Scheuer als Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an die Theologische Fakultät Trier berufen wurde, unterrichtete er außerdem an den Universitäten in Salzburg und St. Pölten. Die Übernahme der Diözese Linz durch Scheuer hat am Dienstag die Zustimmung der Regierung erhalten. Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) bestätigten dies nach dem Ministerrat. Laut Konkordat ist der Vatikan dazu verpflichtet, der Bundesregierung vor einer Bischofsernennung den Namen des Kandidaten mitzuteilen. Die Regierung kann gegen die Ernennung Gründe allgemein politischer Natur geltend machen, was sie in der Regel aber nicht tut und was auch diesmal nicht geschah.
5Inland
Warum Zuwanderer seltener zu Vorsorgeuntersuchungen gehen und häufiger an Depressionen erkranken, erklärt Medizinsoziologe Ramazan Salman. STANDARD: Vorsorgeprogramme werden von Migranten kaum angenommen: Woran liegt das? Salman: Viele Menschen wissen nicht, dass es bei uns genauso war. Die staatliche Vorsorgekultur hat sich bei uns erst in den letzten 50 Jahren entwickelt. Viele Zuwanderer kommen aus Kulturen mit traditionellen Systemen. Man geht erst zum Arzt, wenn das Leid als schwere Krankheit erkennbar ist. Wir haben die Vorsorgekultur entwickelt, weil wir Krankheiten verhindern wollen, Kosten sparen und die Menschen leistungsfähig halten wollen. Diese Idee ist in ihrer Sozialisation nicht verinnerlicht. Besondere Zuwendung würde Sinn ergeben. STANDARD: In welcher Form? In ihrer Muttersprache? Salman: Die Realität ist viel diverser. Man muss es eher zweisprachig machen, gerade bei jungen Menschen. Sprache ist eine Ebene, aber auch die Gesundheitskompetenz ist in den meisten Gruppen nicht stark entwickelt. Wenn jetzt Syrer kommen, ist ihre geringste Sorge eine Grippe-Impfung – auch wenn das sinnvoll wäre. Wenn wir präventiv denken, müssen wir sie schützen. STANDARD: Dabei ist doch der Zugang zum Gesundheitssystem recht niederschwellig. Jeder kann in ein Krankenhaus gehen. Salman: Das ist aber nicht allen klar. Wir haben einen viel größeren Individualisierungsgrad. Jeder ist stärker für sich verantwortlich und deckt bestimmte Gesundheitsaspekte wie Vorsorge oder Impfungen selbst ab. Dazu zwingt einen ja keiner. Die kulturellen Unterschiede etwa zu ländlichen Regionen sind groß. STANDARD: Der kulturelle Unterschied bezieht sich auf Eigenverantwortung? Salman: Es ist nicht richtig, die Verantwortung unsachlich hin- und her zu schieben. Wenn Menschen zuwandern, tragen auch wir hier Verantwortung, dass es klappt. Das Gesundheitssystem muss gut bleiben und darf nicht ineffektiv werden. Da muss es sich auch weiterentwickeln. Das zeigt sich etwa beim Dolmetschen. STANDARD: Das sollte selbstverständlich sein. Ist das auch der Fall? Salman: Es muss sein, denn Patientenrechte sind enorm wichtig, die Patienten müssen über Behandlung und Alternativen aufgeklärt werden. Damit kann ich sie auch selbstständig machen, um den Prozess sinnvoll zu gestalten. Sie kommen ja auch zu uns, weil es hier ein Menschenrecht auf Gesundheit gibt. Jedes Kind, das an Leukämie erkrankt, bekommt eine Therapie. STANDARD: Es geht aber nicht nur um sprachliche Verständigungsschwierigkeiten, sondern auch um kulturelle. Salman: Darüber wunder ich mich seit 30 Jahren. Die Unterschiede im Gesundheitswesen kommen daher, dass sie andere Sichtweisen von Gesundheit haben, die auch religiös bedingt sind. Um gesund zu werden, brauchen etwa Araber viel Besuch. Wenn nicht die ganze Gemeinschaft zeigt, dass sie Anteil an deiner Krankheit hat, wirst du depressiv und schwerer gesund. Diese Unterschiede wurden viel zu lange vor uns hergefegt. Man kann sie verstehen lernen. Es gibt viele Ärzte, die in ein Land reisen, wo viele ihrer Patienten herkommen. STANDARD: Zuwanderer werden oft als Kostenträger für das Sozialsystem bezeichnet. Dabei stimmt das nicht. Salman: Sie zahlen nennenswert mehr ein, als sie herausbekommen, das hat eine Bertelsmann-Studie ergeben. Das hat aber nicht nur angenehme Hintergründe, denn die Lebenserwartung ist deutlich niedriger. Bei türkischen Industriearbeitnehmern lag sie zwölf Jahre unter dem deutschen Schnitt, heute sind es nur noch vier bis fünf Jahre. Sie haben aber trotzdem eine höhere Lebenserwartung als in ihrem Herkunftsland. Das heißt, sie sind dabei, sich zu integrieren. Da sie aber eher sterben, kassieren sie nie sehr lange Rente. Das System wird manchmal nicht sinnvoll genutzt, wie man eben bei Vorsorge sieht. STANDARD: Einer Studie der Med-Uni Wien zufolge sinkt bei Migranten die Zufriedenheit mit dem Alter. Hängt das damit zusammen? Salman: Das ist ein Sozialisationsprozess. Das wird manchmal überbewertet. In manchen Kulturen ist das typisch. Sie würden eigentlich in einer Wohnung mit ihren Kindern leben und von ihnen versorgt werden. Hier ist es aber nicht so, weil sie in einer Gesellschaft leben, in der ihre Kinder leistungsfähig sein sollen und nicht ihre Eltern pflegen können. STANDARD: Gleichzeitig steigen aber auch psychiatrische Erkrankungen und psychische Probleme: Woran liegt das? Salman: Bei Depressionen beobachten wir einen starken Anpassungsprozess. Migranten profitieren von den gleichen Lebens- und Arbeitsumständen wie alle anderen auch, werden aber genauso von ihnen geschädigt. Diese Umstände fördern Depressionen. Hinzu kommt noch der kulturelle Wandel. Die älteren Menschen haben nicht so ein Problem mit der Mehrheitsgesellschaft, sondern innerhalb der eigenen Kultur. Es findet ein Modernisierungsschub in der Familie statt: das Rollenverständnis oder auch der Umstand, dass junge Menschen nicht mehr gehorchen und für sich selbst entscheiden. Wenn innerhalb einer Familie junge Menschen sich individualisieren, ist das eine kulturelle Diversität in der Familie. Das ist ein Druck- und Stressfaktor, der seelische Belastungen und Krankheiten stark begünstigt.
5Inland
5.600 Euro brutto bei Auslandseinsatz. Wien – Das Bundesheer sucht Ärzte – und lockt mit einem höheren Gehalt für Militärärzte, die sich für einen Auslandseinsatz verpflichten. Um 25 Prozent mehr werden seit Jänner geboten, das Einstiegsgehalt für Militärärzte liegt nun bei 5.600 Euro brutto, versprach das Verteidigungsministerium am Sonntag eine marktkonforme Entlohnung. Militärärzte, die den Sondervertrag unterzeichnen, müssen innerhalb von drei Jahren insgesamt sechs Monate ins Ausland. Dafür gibt es eine zusätzliche Entlohnung. Auch zivile Ärzte und Milizsoldaten können jederzeit freiwillig ins Ausland gehen, hieß es in einer Aussendung. Als Militärarzt und Militärärztin kann sich jeder Mediziner bewerben. Gesucht werden vor allem Allgemeinmediziner und Notfallärzte mit Auslandsbereitschaft. Aktuell befinden sich acht Militärärzte im Auslandseinsatz. Drei sind in Bosnien stationiert, drei im Kosovo, einer im Hauptquartier der Mission UNIFIL im Libanon und ein Facharzt im Feldspital der deutschen Bundeswehr ebenfalls im Kosovo. Die Aufgaben der Militärärzte sind vielfältig, schreibt das Ministerium: Sie begleiten etwa die Truppen bei Übungen, wie kürzlich im Senegal, oder sie bilden im Zuge von Beratungsmissionen Soldaten anderer Armeen medizinisch aus. Im Inland arbeiten Militärärzte u.a. als Allgemeinmediziner oder Notfallärzte in den Sanitätseinrichtungen des Bundesheeres. Sie sind für die allgemeine medizinische Versorgung aller Soldaten im In- und Ausland verantwortlich. Der sogenannte Truppenarzt oder auch Bataillonsarzt ist für sanitätsdienstliche Führung in den Kasernen zuständig. Sie beraten die Bataillonskommandanten in medizinischen Belangen. Außerdem leiten sie die sanitätsdienstliche Einrichtungen in den Kasernen.
5Inland
Industrie verlangt Klarheit von der Politik zur sechsten Urlaubswoche und zur Wertschöpfungsabgabe – Betriebsrätekonferenz am Dienstag. Wien – Knalleffekt zum Auftakt der Herbstlohnrunde. Eigentlich hätten heute Arbeitgeber und Arbeitnehmer der Maschinen und Metallwarenindustrie in sogenannten wirtschaftspolitischen Gesprächen ihre Standpunkte präsentieren sollen – herausgekommen ist aber ein Eklat. Laut Gewerkschaften hatte der Industriefachverband FMMI eine ungeheuerliche und absurde Forderung gestellt, nun gebe es Kampfmaßnahmen. Der FMMI teilte mit, er habe die Gespräche unterbrochen da der Industrie eine seriöse Entscheidungsbasis für einen KV-Abschluss fehlt. Sollte etwa die als vereinbart kolportierte 6. Urlaubswoche tatsächlich ausgeweitet werden, hätten die bereits schwer unter Druck geratenen Betriebe der Branche beträchtliche Mehrkosten zu stemmen. (...) Der Fachverband der Maschinen- und Metallwarenindustrie verlangt daher von den Regierungsparteien und den Gewerkschaften Klarheit zu den Rahmenbedingungen, ehe die KV-Verhandlungen weitergehen können, so FMMI-Geschäftsführer Berndt-Thomas Krafft in einer Aussendung. Rainer Wimmer, Chefverhandler der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge und Industriesprecher der SPÖ, reagierte im Gespräch mit der APA empört: Die Arbeitnehmer sollen in Geiselhaft genommen werden, das ist absurd, sowas habe ich noch nie erlebt. Die Menschen brauchen die Lohn- und Gehaltserhöhung. Sogar die anderen Fachverbände in der Wirtschaftskammer würden sich für das Vorgehen des FMMI genieren. Die Gewerkschaften Pro-Ge und die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) werden nun nächsten Dienstag (29. September) eine Betriebsrätekonferenz abhalten, also die erste Phase von Kampfmaßnahmen einleiten. Die nächste Stufe wären wohl Betriebsversammlungen in den Industriebetrieben des FMMI. Auch in den Jahren zuvor gab es immer wieder Betriebsrätekonferenzen bis hin zum Streik, allerdings zeigt ein Blick ins Archiv, dass erst einmal im vergangenen Jahrzehnt gleich zu Beginn gestritten wurde – damals ging es allerdings nur um die Sitzordnung.
3Wirtschaft
Die Vorfahren der Aborigines haben vor 50.000 Jahren Australien erreicht und besiedelt. Doch gab es bis zur Ankunft der Europäer noch andere Zuwanderer?. Hinxton/Wien – Im Lateinischen bedeutet ab origine so viel wie von Beginn an. Daraus wurde im Englischen die generelle Bezeichnung für Ureinwohner. Australiens Urbevölkerung wurde 1803 erstmals so genannt – nur 15 Jahre, nachdem die Europäer begannen, Australien mit Strafgefangenen zu besiedeln. Von Beginn an heißt im Zusammenhang mit den Ureinwohnern Australiens, die der ersten Auswanderungswelle des Homo sapiens aus Afrika entstammten, vor rund 50.000 Jahren. Ungeklärt ist allerdings die Frage, ob die Aborigines bis 1788 völlig isoliert von anderen Kulturen lebten oder ob es insbesondere nach dem Ende der Landbrücke nach Neuguinea doch Verbindungen zu Zuwanderern aus dem Norden gab. Zwei Indizien sprechen dafür, dass vor etwa 5000 Jahren Menschen mit indischen Wurzeln Australien erreicht haben könnten: Zum einen tauchte in dieser Zeit der Dingo auf, eine verwilderte Form des Haushunds. Zum anderen veränderte sich damals die Steinwerkzeugtechnik. Um die Frage zu klären, haben Forscher um Anders Bergstrom (Sanger Institute in Hinxton) die DNA im Y-Chromosom von 13 Aborigines-Männern sequenziert und analysiert. Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Die Aborigines-Erbsubstanz weist keine Ähnlichkeiten mit indischen Varianten auf. Laut Bergstrom stehen die Ergebnisse im Einklang mit den archäologischen Befunden einer Besiedlung vor 50.000 Jahren und nachfolgender Isolation. Vor Veröffentlichung der Resultate im Fachblatt Current Biology wurden diese auch Vertretern von Aborigines-Gruppen kommuniziert. Ihr Sprecher Lesley Williams zeigte sich erfreut darüber, dass die Wissenschaft bestätigt, was unsere Vorfahren uns über viele Generationen hinweg gelehrt haben: dass wir seit der Traumzeit hier gelebt haben. Um auf Nummer sicher zu gehen, soll nun das gesamte Genom der Aborigines sequenziert werden. Offen bleiben nämlich immer noch die Fragen, wie der Dingo nach Australien gelangte und warum die Besiedler Polynesiens keine Spuren hinterließen.
7Wissenschaft
Enthüllungsplattform veröffentlichte 60.000 Dokumente des saudi-arabischen Außenministeriums. Riad/Wien – 60.000 geheime – zum Teil als top secret eingestufte – Dokumente des saudi-arabischen Außenministeriums wurden am Freitag veröffentlicht, und weitere warten in der Wikileaks-Pipeline: Riad gibt zu, Opfer eines Cyberangriffs geworden zu sein, die Bürger des Königreichs – und damit auch die Medien – werden aufgefordert, den Feind nicht zu unterstützen, indem sie den Inhalt der Papiere, viele davon diplomatische Depeschen, verbreiten. Anderswo beginnt das Durchsortieren, auf der Suche nach Sensationen, die es laut Agenturen jedoch nicht gibt: wie etwa den Beweis dafür, dass Saudi-Arabien radikale islamistische Gruppen unterstützt. Bruce Riedel von der Brookings Institution in Washington macht jedoch in der New York Times darauf aufmerksam, dass solche Agenden nicht vom Außenministerium, sondern von den Sicherheitsdiensten wahrgenommen würden. Auch wenn man die Vorgangsweise von Wikileaks nicht gutheißt, so sind die Dokumente eine Fundgrube von Details zumindest bezüglich dessen, was an ein saudi-arabisches Außenministerium herangetragen wird (nicht immer ist der weitere Verlauf der Geschichte bekannt). Sehr oft geht es um Geld. Unangenehm dürfte etwa für den libanesischen Führer der rechtsgerichteten christlichen Forces Libanaises, Samir Geagea, sein, dass nun nicht nur bekannt ist, dass er Riad um eine Parteispende angegangen ist, sondern dass er beteuerte, alles zu tun, was Riad von ihm wolle. Geagea wird als möglicher libanesischer Präsident genannt. Im Libanon dürfte das saudische Scheckbuch besonders oft zum Einsatz kommen. In Ägypten hingegen hätten sich die Saudis schon unter den Muslimbrüdern gerne großzügig gezeigt: Was einer der heute im Gefängnis sitzenden Führer der Bruderschaft, Khairat al-Shater, bereits 2012 behauptete – dass Saudi-Arabien zehn Milliarden Dollar für die Freilassung des 2011 gestürzten Hosni Mubarak offerierte –, wird zwar nicht direkt verifiziert, aber man weiß nun, dass es zumindest ein Thema war. Riad hat im Juli 2013 den Sturz Mohammed Morsis unterstützt. Bestätigt wird die enge Beziehung des irakischen Politikers Iyad Allawi zu Saudi-Arabien. Allawi war lange die Hoffnung aller antiiranischen Kräfte im und außerhalb des Irak. Er durfte, wie man nun weiß, nach Gutdünken an seine Klientel Visa für die Pilgerfahrt nach Saudi-Arabien verteilen. Viele der Depeschen haben mit der Bekämpfung des iranischen Einflusses beziehungsweise der saudischen Furcht davor zu tun. Beim Thema Iran wurde auch Druck auf Medien ausgeübt. 2012 bekamen sie die Anweisung, sich in der Berichterstattung über Russland – im Syrien-Konflikt auf der Seite des in Riad verhassten Bashar al-Assad – zurückzuhalten. Die politische Dividende blieb damals aus, heute arbeitet Riad neuerdings an der Verbesserung seiner Beziehungen zu Moskau. Die Medien des Königreichs waren am Wochenende voll von Berichten über den Besuch des saudischen Vizekronprinzen und Verteidigungsministers Mohammed bin Salman in Russland. Saudileaks hingegen war kein Thema.
2International
Regierung informierte Europarat über Aussetzung. Dort will man trotzdem Beschwerden nachgehen. Straßburg – Angesichts des bewaffneten Konflikts in der Ostukraine hat die Regierung in Kiew die Europäische Menschenrechtskonvention in den betroffenen Regionen teilweise ausgesetzt. Eine entsprechende Benachrichtigung traf am Mittwoch beim Europarat in Straßburg ein. Ende Mai hatte das ukrainische Parlament den Schritt per Abstimmung ermöglicht. Demnach garantiert die Regierung in den Regionen Donezk und Luhansk, wo sich die Rebellen Kämpfe mit Regierungstruppen liefern, mehrere Grundrechte nicht mehr. Dazu gehören das Recht auf Freiheit und Sicherheit, auf ein faires Gerichtsverfahren und auf Schutz des Familienlebens. Kiew begründet die Aussetzung mit einer bewaffneten Aggression Russlands gegen die Ukraine. Sie werde sowohl von regulären russischen Soldaten als auch von illegalen bewaffneten Gruppen angeführt, die von Russland kontrolliert und finanziert würden, heißt es in der Mitteilung der ukrainischen Regierung an den Europarat. Befristet ist die sogenannte Sistierung bis zum vollständigen Ende der bewaffneten Aggression durch die Russische Föderation, wie es in dem Papier an den Europarat heißt. Serhij Sajez, Jurist beim Kiewer Helsinki-Büro für Menschenrechte, hatte den Schritt schon seit langem erwartet. Er hilft der Regierung, rechtlich Verantwortung für Verstöße gegen die Menschenrechte zu übernehmen. Das heißt aber nicht, dass sie in Hinkunft auf die Menschenrechte keine Rücksicht mehr nehmen muss, sagt er dem STANDARD. Kiew hätte das schon zu Beginn des Konflikts machen sollen. EGMR will trotzdem Beschwerden nachgehen Dessen Generalsekretär Thorbjörn Jagland betonte, der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte werde dennoch weiter alle Beschwerden gegen die Ukraine prüfen. Dabei werde er in jedem Fall untersuchen, ob die Aussetzung bestimmter Garantien gerechtfertigt sei. Eine Aussetzung der Menschenrechtskonvention ist vorgesehen, wenn die Sicherheit eines Landes etwa durch einen Krieg oder andere Notsituationen gefährdet ist. Der betroffene Staat muss diese Maßnahme begründen und auch angeben, welche Paragrafen des Abkommens und welche Gebiete davon betroffen sind. Nach jüngsten Angaben der ukrainischen Regierung kämpfen derzeit mehr als 40.000 Rebellen gegen Regierungstruppen. Kiew zufolge beteiligen sich auch rund 9.500 russische Soldaten an den Kämpfen.
2International
Zwei Verdächtige identifiziert. London – Mehr als 25 Jahre nach dem Anschlag auf ein Passagierflugzeug über Lockerbie hat die schottische Justiz zwei neue Verdächtige ausgemacht. Die zwei Verdächtigen würden der Beteiligung an dem Anschlag auf den Flug PanAm 103 im Jahr 1988 verdächtigt, teilte die schottische Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Schottische und US-Ermittler sind sich demnach einig, dass es eine wirkliche Rechtsgrundlage für Ermittlungen gibt. An die Justizbehörden in Libyen wurde ein Rechtshilfeersuchen übermittelt, auch um die beiden darin namentlich genannten Verdächtigen in Tripolis verhören zu können. Wegen des Anschlags, bei dem 270 Menschen starben, wurde bisher nur ein Libyer verurteilt. Abdel Basset al-Megrahi, der im Jahr 2001 zu lebenslanger Haft verurteilt und im August 2009 in Schottland vorzeitig aus der Haft entlassen worden war, starb 2012 in seiner Heimat an Krebs. Er beteuerte stets seine Unschuld. Das 2009 noch von Muammar al-Gaddafi beherrschte Libyen hatte 2003 offiziell seine Verantwortung für das Lockerbie-Attentat eingeräumt und 2,7 Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro) Entschädigung an die Hinterbliebenen gezahlt. Bei der Explosion der Boeing 747 der US-Fluggesellschaft PanAm über der schottischen Ortschaft Lockerbie wurden vor allem US-Bürger getötet. Nach Gaddafis Sturz im Jahr 2011 waren britische und US-Ermittler nach Libyen gereist, um in dem Fall nach weiteren Verdächtigen zu suchen.(APA, 15.10.2015)
2International
Weltoffenheit, Charakter und Image sprechen für den älteren der beiden Manager als SP- und Regierungschef. In der Misere, in der Werner Faymann sie zurücklässt, hat die SPÖ dennoch das Glück, auf eine Reserve von mehreren Personen zurückgreifen zu können, die politische Kompetenz mit viel wirtschaftlicher Erfahrung verbinden. Neben Medienmanager Gerhard Zeiler und ÖBB-Chef Christian Kern müsste man auch Ex-Siemens-Vorständin Brigitte Ederer dazuzählen, allerdings scheint sie nicht interessiert. Kern gilt derzeit als Favorit für die Faymann-Nachfolge. Allerdings gibt es mehrere Gründe, die eher für Zeiler als neuen SPÖ-Chef und Kanzler sprechen. Zeiler und Kern haben überraschend ähnliche berufliche Werdegänge – Pressesprecher für SPÖ-Politiker, dann der Wechsel ins Management. Aber während Zeiler seine Karriere – abgesehen von seinen Jahren beim ORF – in der europäischen beziehungsweise internationalen Privatwirtschaft verfolgte, stieg Kern in der heimischen Verstaatlichten auf – zuerst beim Verbund, wo der Bund die Mehrheit hat, und dann beim reinen Staatsbetrieb ÖBB. Der österreichische Bahnchef ist eine Art zehnter Landeshauptmann. Kerns Erfolge dort beruhen mehr auf seinem politischen Geschick als auf einem ausgeprägten Unternehmertum. Das erklärt auch seinen starken Rückhalt in zahlreichen SP-Landesorganisationen. Er hat sich über die Jahre dort viele Freunde machen können. Als SP-Vorsitzender und Kanzler braucht man politisches Gespür – aber nicht nur. Für die ökonomischen Herausforderungen, vor denen Österreich heute steht, ist ein visionärer Manager, der wirklich in Europa zu Hause ist, einem noch so guten Logistiker vorzuziehen. Kern ist bei all seinen Qualitäten auch für eine ausgeprägte Dünnhäutigkeit, eine Allergie gegen jede persönliche Kritik bekannt. Nun ist eine Prise Erdoğanismus in der Spitzenpolitik weit verbreitet. Aber für offene demokratische Diskurse ist ein solcher Charakterzug problematisch. Über Zeiler ist auch aus seiner Zeit als ORF-Generalintendant nichts Schlechtes bekannt. Er galt damals als für alle offener Chef, der Diskussionen auch über eigene Entscheidungen zuließ und nicht nachtragend war. Beide Kandidaten haben trotz ihres sozialdemokratischem Stallgeruchs – sie stammen beide aus Wiener Arbeiterfamilien – als eher wirtschaftsliberale Manager Akzeptanzprobleme im linken Parteiflügel. Kern aber vermittelt noch dazu das Image eines etwas zu glatten, geschniegelten Nadelstreifsozialisten, den mehr der Ehrgeiz als die Überzeugung antreibt. Der zehn Jahre ältere Zeiler wirkt lockerer und authentischer. Das könnte ihm auch bei jenen Genossen und Wählern helfen, die Managern grundsätzlich kritisch gegenüberstehen. Ob Zeiler das politische Geschäft packt, ist unsicher. Aber sollte er objektiv oder auch nur im eigenen Empfinden scheitern, stünde Kern immer noch als Personalreserve bereit. Für den 60-jährigen Zeiler ist das seine letzte Chance für einen politischen Topjob. Die Partei sollte sie ihm geben.
3Wirtschaft
2:2 im NHL-Halbfinale – Lightning mussten trotz 4:0-Führung noch zittern. Tampa (Florida) – Die Tampa Bay Lightning haben in der Play-off-Halbfinalserie der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL gegen die Pittsburgh Penguins den Ausgleich geschafft. Sie gewannen am Freitag das vierte Spiel daheim mit 4:3 und stellten im Eastern-Conference-Finale auf 2:2. Obwohl Tampa mit einem beruhigenden 4:0-Vorsprung in die zweite Drittelpause gegangen war, musste das Team aus Florida nochmals um den wichtigen Heimsieg zittern. Chris Kunitz markierte sieben Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit im Powerplay den Anschlusstreffer für Pittsburgh, das zuletzt zweimal in Folge siegreich gewesen war. Trotz guter Möglichkeiten vermochten sich die Penguins jedoch nicht mehr in die Verlängerung zu retten. Ryan Callahan hatte die Gastgeber bereits nach 27 Sekunden in Führung gebracht. Andrej Sustr (15.), Jonathan Drouin (35.) und Tyler Johnson (38.) erzielten die weiteren Treffer für den Vorjahresfinalisten Tampa, der wiederum ohne Joel Vermin und Tanner Richard angetreten war. Das fünfte Spiel findet am Sonntag in Pittsburgh statt. (APA, 21.5.2016) Ergebnis NHL-Play-offs vom Freitag Eastern Conference, Finale (best of seven): Tampa Bay Lightning – Pittsburgh Penguins 4:3. Stand: 2:2.
4Sport
US-Regisseur Abel Ferrara hat einen sehenswerten Film über den italienischen Autor gedreht. Wien – Wir sind alle in Gefahr. So soll er sein Interview betiteln, rät der Filmemacher dem Journalisten. Wer will, kann das eine dunkle Vorahnung nennen, denn Pier Paolo Pasolini, der große Autor und Regisseur, wurde am 2. November 1975, kurz nach dem Gespräch, am Lido di Ostia ermordet. Doch Pasolini meinte freilich etwas weit Umfassenderes mit seiner Aussage: den Zustand des modernen Menschen nämlich, der gleichgeschaltet durch Konsumismus gerade dabei ist, seiner Freiheit und Verankerung in der Kultur verlustig zu gehen. Etwas zu haben, zu besitzen und zu zerstören, das sei das Letzte, das uns in diesem System noch verbindet. US-Regisseur Abel Ferrara hat die Szene in seinem schlicht Pasolini benannten Film rekonstruiert. Filmemacher, Intellektueller, Poet und politischer Denker, die vielen Gesichter Pasolinis verschmelzen. Ferrara möchte seiner Vielseitigkeit gerecht werden und findet dafür eine überzeugende, frei schwebende Form. Die letzten Tage aus dem Leben Pasolinis geben den Rahmen vor, das Unfertige, Nicht-zu-Ende-Gebrachte, Unheilvolle dieses Abschnitts verleiht auch dem Film eine fragmentarische Qualität. Alltagsmomente, Gedankenarbeit und fiktive Szenen überlagern sich. Am Ende liegt ein regloser Körper im Staub, und die Callas singt die Arie Una voce poco fa. Willem Dafoe, Ferraras verlässlichster Partner, gibt dem Film, dem Filmemacher einen Körper. Trotz optischer Ähnlichkeit geht es um eine Form der Entsprechung, die genug Luft zum Original lässt. Man sieht ihn bei der Abnahme von Salò, o le 120 giornate di Sodoma (Die 120 Tage von Sodom), seinem letzten vollendeten, tabubrechenden Film. Die Arbeit am nächsten, Porno – Teo – Kolossal, hat schon begonnen, und Ferrara greift sie auf und nimmt sich sogar die Freiheit, einzelne Szenen daraus zu realisieren. Epifanio und Nunzio, ein neuzeitlicher Heiliger König und sein Diener, folgen einem Kometen durchs dekadente Italien. Sie hoffen, den Messias zu finden. Ferrara hat Epifanio mit Giovanni Ninetto Davoli besetzt, dem Lockenkopf, der oft mit Pasolini zusammengearbeitet hat. Dennoch sind dies nicht die stärksten Szenen von Pasolini, ein wenig altbacken wirkt etwa jene, in der man eine Sexorgie in Sodom inklusive Feuerwerksorgasmen zu sehen bekommt. Ferrara wirkt der italienischen Gesellschaft an dieser Stelle zu fern, um sie anders als exotisch ins Bild zu fassen. Pasolinis Zusammendenken von Politik und Religion, etwas, was ihn in dieser Phase seines Lebens sehr beschäftigt hat, erschließt sich nicht schlüssig. Doch handelt es sich nur um ein Element aus einem Fluss, der offenbleibt. Atmosphärischer, elektrifizierender sind jene Bilder des nächtlichen Rom, die dem Film seine eigentliche Persönlichkeit verleihen. Die Kamera von Stefano Falivene ist immer in Bewegung, umfasst Bauwerke im Vorbeifahren, bemerkt die taxierenden Blicke der Jugendlichen auf Pasolini, von denen er dann einen auf seine letzte Fahrt mitnimmt. Vielleicht trifft der Begriff Requiem den Film am allerbesten: allein wie sich die Kamera im Moment des Mordes von oben auf Pasolini richtet. Wieder ein zu betrauernder Sohn.
8Kultur
Auch erster Schnee in Salzburg. Bregenz – Neuschnee in mittleren und vor allem höheren Lagen sowie starke Winde haben am Samstag die Lawinengefahr im Vorarlberger Hochgebirge ansteigen lassen. Oberhalb von 2.500 Metern bestehe teilweise erhebliche Lawinengefahr, also Stufe 3 der fünfteiligen Gefahrenskala, teilte die Landeswarnzentrale mit. Vorerst seien Gefahrenstellen nur kleinräumig und etwa in eingewehtem Steilgelände vorhanden. Auch in Rinnen und Mulden mit frischem Triebschnee bestehe Lawinengefahr. Der Neu- und spröde Triebschnee verbinde sich dort nur schlecht mit der Altschneedecke. Untertags entstehen mit weiteren Schneefällen und zeitweise starkem Wind weitere Triebschneeansammlungen, warnten die Experten. Solche seien störanfällig und könnten leicht ausgelöst werden. In Vorarlberg war seit Freitagnacht oberhalb von etwa 1.500 Metern 20 bis 30 Zentimeter, in höheren Lagen 30 bis 50 Zentimeter Neuschnee gefallen. Auch Neuschnee in Salzburg Der Winter hat auch in Salzburgs Bergen in der Nacht auf Samstag mit geringen Schneemengen Einzug gehalten. Ab einer Seehöhe von 1.500, 2.000 Metern sind maximal 20 bis 30 Zentimeter Neuschnee gefallen, wie Meteorologe Alexander Ohms gegenüber der APA erklärte. Zu Verkehrsbehinderungen auf den Straßen ist es laut Polizei bisher nicht gekommen. Die gute Nachricht für die Skigebiete über 1.000 Meter Seehöhe: Auch in den nächsten Tagen können die Pisten aufgrund der anhaltend kühlen Temperaturen künstlich beschneit werden. Samstag früh hat es im nördlichen Bereich von Salzburg weiter herunter geschneit als am Alpenhauptkamm. Die Gemeinde Faistenau im Flachgau präsentierte sich in der Früh leicht angezuckert. Die inneren Gebirgstäler waren noch leer ausgegangen: In Gastein oder Rauris lag die Schneefallgrenze bei 1.200 bis 1.300 Meter Seehöhe. Am Sonntag ab 700 Meter Seehöhe Schnee erwartet In der kommenden Nacht wird es laut Ohms noch kälter werden. Morgen kann es ab 700, 800 Meter Seehöhe mit ein bis zwei Zentimeter Schnee überall in Salzburg weiß sein, prognostizierte der Meteorologe der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Salzburg. Es sei durchaus möglich, dass die Dächer der Stadt Salzburg am Sonntag in der Früh ebenfalls angezuckert sind, sagte Ohms. In höheren Lagen kommen maximal zehn bis 15 Zentimeter von der weißen Pracht noch dazu. Die 300 Mitarbeiter der Straßenmeistereien im Land Salzburg sind jedenfalls für die Räum- und Streueinsätze gerüstet: Rund 85.000 Schneestangen entlang der Straßen sind bereits aufgestellt, 12.000 Tonnen Salz lagern in den Silos. 50 Lastwagen sowie 25 Unimogs mit Schneepflügen und Streugeräten sowie 20 Schneeschleudern und Schneefräsen stehen in den insgesamt elf Stützpunkten der fünf Straßenmeistereien des Landes bereit. Für die Räum- und Streudienste können bis zu 180 Personen gleichzeitig mit rund 100 Geräten eingesetzt werden. Laut Informationen des Landes Salzburg werden in einem normalen Winter in den Straßenmeistereien etwa 70.000 Stunden an Mehrdienstleistungen – das heißt über die im Dienstplan vorgesehenen Dienstzeiten – erbracht. So wurden etwa im Winter 2013/14 rund 30.000 Stunden an Mehrdienstleistungen verzeichnet, während im Extremwinter von 2005/06 rund 100.000 Stunden notwendig waren. Betreut werden 1.365 Kilometer Bundes- und Landesstraßen.
1Panorama
Wieder an Schulter operiert, Pause damit um zweieinhalb Monate verlängert. Istanbul – Besiktas Istanbul muss noch längere Zeit auf Veli Kavlak verzichten. Der ÖFB-Teamspieler wurde am Mittwoch in Istanbul neuerlich an der Schulter operiert. Der 26-Jährige war bereits Ende Juli in Wien operiert worden, die unfreiwillige Pause dürfte sich damit um zweieinhalb Monate verlängern. Kavlak absolvierte sein letztes Pflichtspiel am 22. März bei der 0:1-Niederlage im Derby bei Fenerbahce. Er verpasst damit auch die Herbstspiele des ÖFB-Teams in der EM-Qualifikation.
4Sport
Die Wirren des Nahen Ostens bestimmen den Diskurs wie schon lange nicht mehr – Mit zunehmend hysterischen Zügen. Sie hat etwas Bizarres, die Flüchtlingsdebatte, wie die Amerikaner sie nach den Pariser Anschlägen führen. Man könnte meinen, der Terror des Islamischen Staats habe nicht die Stadt an der Seine getroffen, sondern New York, Chicago oder Washington. Bei aller verständlichen Angst, auch wenn man nachvollziehen kann, dass Paris das Trauma des 11. September 2001 sofort wieder aufleben ließ, der Tenor der Diskussion macht vor allem eines deutlich: Selten hat isolationistisches Denken solche Triumphe gefeiert. Die Sehnsucht nach der Festung Amerika, geschützt durch zwei Ozeane, fernab der Probleme Europas, der Wirren des Nahen Ostens, bestimmt den Diskurs wie schon lange nicht mehr. David Bowers ist Bürgermeister von Roanoke, einer 100.000-Einwohner-Stadt im westlichen Virginia. Ein Demokrat, kein Republikaner. In einem offenen Brief verglich er die Gefahrenlage im Jahr 2015 mit der des Jahres 1941. Bowers erinnerte an den Präsidenten Franklin D. Roosevelt, der nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor Zehntausende Bürger japanischer Herkunft in Internierungslagern einsperren ließ. Die Gefahr, die heute von ISIS ausgeht, ist genauso ernst wie jene, die damals von unseren Feinden ausging, dozierte er und suggerierte, sich ein Beispiel an Roosevelt zu nehmen. Prompt meldete sich, neben protestierenden Parteifreunden, einer jener Japanese-Americans zu Wort, die einst in den Lagern einsaßen: George Takei, damals noch ein Kind, später Schauspieler, bekannt aus der Serie Raumschiff Enterprise. So wie man den internierten Feinden seinerzeit keinen einzigen Fall von Spionage oder Sabotage nachweisen konnte, hätten sich die 1854 Syrer, die man im Zuge des Bürgerkrieges bisher hereingelassen habe, keiner einzigen terroristischen Handlung schuldig gemacht, schrieb Takei gegen die um sich greifende Hysterie an. Uns hat man allein danach beurteilt, wie wir aussahen, und das ist so unamerikanisch, wie etwas nur sein kann. Es wäre fatal, diesen Fehler zu wiederholen. Was die Causa Roanoke illustriert, ist der Grad der Verunsicherung, der sich eines Landes bemächtigt, das sich doch mit den Worten am Sockel der Freiheitsstatue als Fluchtburg versteht für die geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren. Eine Novelle des Repräsentantenhauses, vorige Woche verabschiedet von 242 Republikanern und 47 Demokraten, knüpft die Aufnahme syrischer Flüchtlinge an einen bürokratischen Hürdenlauf, der das ohnehin schon komplizierte Verfahren um Jahre verlängern kann. Demnach sollen drei Behördenchefs persönlich garantieren, dass von einem Antragsteller kein Risiko ausgeht. Nicht nur der Minister für Heimatschutz, sondern auch der Direktor des FBI und der Koordinator der Geheimdienste sollen mit ihrer Unterschrift dafür bürgen. Es ist der Ausdruck einer Stimmung, wie sie Donald Trump und Ben Carson, noch immer die Führenden im Feld der republikanischen Präsidentschaftsbewerber, mit ihrer Macht-die-Schotten-dicht-Rhetorik schüren. Trump schlägt neuerdings vor, alle in Amerika lebenden Muslime in einem speziellen Personenregister zu erfassen. Carson vergleicht die Terroristen mit tollwütigen Hunden – und Flüchtinge im gleichen Atemzug mit Hunden – und er bedient sich einer Metapher aus der Welt des Fliegens: Wenn du im Flugzeug sitzt, sagen sie doch immer, du sollst dir in einem Notfall zuerst deine eigene Sauerstoffmaske aufsetzen, bevor du deinem Nachbarn hilfst. Auch Chris Christie, der Gouverneur von New Jersey, eigentlich kein rechter Populist, stimmte mit schrillen Äußerungen ein in den Chor der Bedenkenträger. Nicht einmal Waisen unter fünf Jahren, betont er, würde er ausnehmen von einem Aufnahmestopp. Wie absurd es ist, sich in der Terrorismusdebatte auf die Vertriebenen des Syrienkonflikts zu konzentrieren, zeigt schon die Vorgeschichte der Marathonbomben von Boston, des Attentats, das schon einmal Erinnerungen an den 9/11-Schock weckte. Die Täter, die Brüder Tamerlan und Dschochar Zarnajew, waren 2002 mit Touristenvisa aus Russland in die USA eingereist, der eine 15, der andere acht Jahre alt. Ihre Eltern, der Vater Tschetschene, bekamen Asyl, die Familie durfte bleiben. Welcher Beamte, fragen kühlere Köpfe, habe 2002 schon die Radikalisierung des Bruderpaars voraussehen können – in Boston, nicht in der nahöstlichen Ferne.
2International
Seit Beginn des Bürgerkriegs erst etwa 1.500 Flüchtlinge. Washington – Die USA wollen mehr Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen. Das kündigte Außenminister John Kerry am Mittwoch nach Gesprächen mit Kongressabgeordneten an. Kerry vermied es, konkrete Zahlen zu nennen. Die USA stehen in der Kritik, im Vergleich zu den Verbündeten in Europa nur wenige Syrer ins Land zu lassen. Im laufenden Budgetjahr erhielten bis Ende August weniger als 1.300 Flüchtlinge aus Syrien die Erlaubnis zur Einreise in die USA. Wir wollen mehr Flüchtlinge. Dabei schauen wir besonders darauf, wie viele wir aufgrund der Krise in Syrien und der Migration nach Europa aufnehmen können, sagte Kerry. Seit dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien vor vier Jahren haben die USA 1.500 Flüchtlinge aus dem Land aufgenommen. Bis Oktober werden nach Angaben des US-Außenministeriums weitere 300 erwartet. Einige Abgeordnete forderten die Regierung auf, mehr zu tun und Hilfen über mehr als 400 Millionen Dollar, die im Budget für 2016 gestrichen wurden, wieder zurückzuführen. Zudem werde man mehr Bedürftige aus dem Kongo aufnehmen, kündigte das Außenministerium an. Dort verüben Rebellen und Milizen Massaker an der Bevölkerung. Die USA verweisen in der Syrien-Frage auf ihre strengen Anti-Terror-Regeln. Flüchtlinge aus Gebieten, in denen islamistische Terrorgruppen aktiv sind, werden umfassend überprüft, was bis zu zwei Jahre dauern kann. Republikanische Kongressabgeordnete warnen davor, Extremisten könnten als Flüchtlinge getarnt ins Land gelangen.
1Panorama
Mit einer neuerlichen Streikausweitung will die Gewerkschaft den Konzern zum Einlenken zwingen. Bonn -Im Streik bei der Deutschen Post will die Gewerkschaft Verdi die Muskeln spielen lassen. Wir legen nach und holen jetzt Tag für Tag mehr Zusteller in den Arbeitskampf, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis. Dabei sieht sich die Gewerkschaft auch für länger andauernde Streiks gewappnet. Wir brechen keinen Arbeitskampf vom Zaun, wenn wir nicht wüssten, dass wir ihn finanziell durchstehen könnten, sagte Kocsis, die auch stellvertretende Vorsitzende des Post-Aufsichtsrates ist. Wie lange der Atem in dem Streik reicht - wie gut also die Streikkasse ausgestattet ist und welche Beträge an Streikende fließen -, wollte sie nicht sagen. Für jeden Verdi-Mitarbeiter im Ausstand zahlt die Gewerkschaft eine Unterstützung, aber keinen Lohnausfall. Dadurch müssen Streikende auch Einkommenseinbußen hinnehmen. Fünf Tage nach dem Beginn der unbefristeten Ausstände hatten sich am Freitag bei der Post fast 18.000 Zusteller und Beschäftigte in Briefzentren im Dauerstreik befunden. Nach Angaben der Post sollen 80 Prozent der 65 Millionen Briefe und 75 Prozent der 3,5 Millionen Pakete trotz des Streiks zugestellt werden. Kocsis machte erneut deutlich, dass Verdi die geplante Auslagerung der Paketzustellung über die Gründung von 49 regionalen Gesellschaften rückgängig machen will. Jobs könnten auch im Haustarifvertrag langfristig gesichert werden. Wir glauben, dass die Post ein sehr gutes Netz hat - dieses würde sie nun zerschlagen. Die Gründung der Gesellschaften im Paketgeschäft ist der Knackpunkt in dem Tarifstreit. Die rund 6.000 dort inzwischen fest Beschäftigten werden nicht nach dem Haustarifvertrag bezahlt, sondern nach den schlechteren Bedingungen des Speditions- und Logistikgewerbes. Post-Chef Frank Appel argumentiert, die Gehälter seien im Vergleich zur Konkurrenz viel zu hoch. Er will das Kostenniveau senken. Gleichzeitig verspricht Appel, viele neue und unbefristete Jobs in dem Bereich zu schaffen. Verdi sei nicht angetreten, um ein Sparpaket der Post umzusetzen, konterte Kocsis. Vielmehr gehe es jetzt darum, in einem kerngesunden Unternehmen, das Milliardengewinne macht, einen Kompromiss zu finden. Technisch sei die Rückabwicklung der Auslagerung das kleinste Problem. Zugleich zeigte sie sich zuversichtlich, dass der Arbeitgeber in der kommenden Woche auf Verdi zukommen werde. Wir haben dargelegt, dass wir kompromissfähig sind, beteuerte Kocsis. Allein der Verzicht auf eine lineare Gehaltserhöhung in diesem Jahr würde der Post auf zehn Jahre gerechnet 1,2 Mrd. Euro an Einsparungen bringen.
3Wirtschaft
Militärstaatsanwaltschaft stellt Untersuchung zu Tod von Kindern am Strand von Gaza ein. Jerusalem/Gaza - Der Tod von vier Fußball spielenden Kindern bei einem israelischen Angriff auf den Gaza-Strand hat während des Kriegs im vergangenen Sommer für Entsetzen gesorgt. Der israelische Generalmilitärstaatsanwalt Danny Efroni hat den Fall nun am Donnerstag nach einer strafrechtliche Untersuchung für abgeschlossen erklärt. Die Soldaten hätten die Kinder für Kämpfer der radikal-islamischen Hamas gehalten, hieß es unter anderem in dem Bericht. Tragischerweise wurde später klar, dass bei dem Angriff vier Kinder getötet wurden, die sich ohne klaren Grund in einem militärischen Gebiet aufhielten, erklärte die Armee die Entscheidung. In drei anderen Fällen ordnete Efroni eine strafrechtliche Untersuchung an. Unter anderem geht es um den Tod von neun Palästinensern bei einem Angriff auf ein Café an der südlichen Gaza-Küste am 9. Juli 2014. Wegen Plünderungen während eines anderen Vorfalls sollen drei Soldaten angeklagt werden. Insgesamt waren dem Generalmilitärstaatsanwalt etwa 190 Beschwerden vorgelegt worden, unter anderem wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen. Israel und militante Palästinenser hatten im Sommer 2014 einen 50-tägigen Gaza-Krieg geführt. Dabei wurden mehr als 2200 Palästinenser getötet oder erlagen später ihren Verletzungen. Auf israelischer Seite starben mehr als 70 Menschen.
2International
Rapid überwintert nach dem vierten Sieg im vierten Spiel in der Europa League. Mit Glück und dank zweier Tore von Philipp Schobesberger. Pilsen – Die Ausgangslage war durchaus erfreulich. Nach drei Siegen in der Gruppe E der Europa League benötigte Rapid am Donnerstagabend in der Doosan-Arena von Pilsen nur ein Pünktchen, um den Aufstieg ins Sechzehntelfinale bereits nach vier von sechs Runden zu fixieren. Trainer Zoran Barišić wusste das natürlich, er forderte von jedem Einzelnen, an die Leistungsgrenze und drüber zu gehen. Viktoria stand unter Druck, der tschechische Meister musste gewinnen, um im Rennen zu bleiben. Rapid wurde allerdings nicht gegründet, um ein Remis zu ermauern. Barišić gab deshalb die Devise aus: Agieren. So wie vor zwei Wochen, als im Happel-Stadion ein 3:2-Erfolg gefeiert wurde. Tschechen ohne Fortune Und sie agierten. 13. Minute: Präziser Steilpass von Florian Kainz auf Philipp Schobesberger. Der ist fast so schnell wie der Schall, macht überlegt das 1:0. Viktoria war perplex bis geschockt, Rapid wollte das schamlos ausnützen. 23. Minute: Stefan Schwab schickt Schobesberger auf die Reise, der ist diesmal nicht so abgebrüht, schießt knapp daneben. Für Pilsen war es ein Weckruf, die Gastgeber nahmen das Heft in die Hand. Die Wiener verzeichneten leichte Ballverluste, kamen kaum in Zweikämpfe. Viktoria dürfte allerdings kein Zielwasser getrunken haben, hochkarätige Chancen wurde vergeben. Es war eine intensive, flotte Partie. In der 50. Minute schied Kapitän Steffen Hofmann verletzt aus (Zerrung), er wurde durch den defensiveren Srdjan Grahovac ersetzt. Pilsen kombinierte gefällig, schnürte den Gast, der auf Konter hoffte, ein. 67. Minute: Innenverteidiger Christopher Dibon erleidet das Schicksal seines Kapitäns, Maximilian Hofmann kommt. Rapid verliert die Kontrolle, der eingewechselte Holenda köpfelt an die Stange, macht in derselben Minute (71.) das hochverdiente 1:1. Rapid macht Spaß In der 78. Minute wurde der Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Der starke Schwab setzt erneut Schobesberger ein, der läuft gen Tor, stolpert, fliegt hin, bugsiert den Ball mit dem linken Schienbein zum 2:1 über die Linie. Prädikat kurios. In der Nachspielzeit trifft Schobesberger stehend die Stange. Völlig ausgepumpt sagte er: Es war intensiv, wir sind stolz. Schwab: Es hätte keiner gedacht, dass wir es so früh schaffen. Das ist nicht alltäglich. Barišić: Ich bin überglücklich, die Mannschaft macht Spaß. Rapid hat im fünften Versuch erstmals die K.o-Phase erreicht. In der anderen Partie siegte Villarreal bei Dinamo Minsk 2:1. Am 26. November wird entspannt in Villarreal fortgesetzt, am 10. Dezember steigt im Happel-Stadion die Aufstiegsparty gegen Dinamo Minsk. Am Sonntag wartet in der Bundesliga auswärts Grödig. Das klingt gefährlich, zumal einige Stützen fehlen werden. (red, 5.11.2015) Europa League Viktoria Pilsen – SK Rapid Wien 1:2 (0:1). Pilsen, Doosan Arena, 11.691, SR Luca Banti (ITA). Tore: 0:1 (13.) Schobesberger, 1:1 (71.) Holenda, 2:1 (77.) Schobesberger Pilsen: Kozacik – Rajtoral (81. Mahmutovic), Hejda, Prochazka, Limbersky – Horava, Hrosovsky – Petrzela (63. Kopic), Kolar (70. Holenda), Kovarik – Duris Rapid: Novota – Pavelic, Sonnleitner, Dibon (67. M. Hofmann), Stangl – Petsos, Schwab – Schobesberger, S. Hofmann (51. Grahovac), F. Kainz – Prosenik (79. Jelic) Gelbe Karten: Limbersky, Horava bzw. Dibon
4Sport
Diese Woche sollen Gespräche für Entspannung sorgen, die Erwartungen sind gering – Drei Tote bei Anschlag am Sonntag. Wird es ein umfassender Aufstand – also die Dritte Intifada–, oder ist es doch nur eine vorübergehende Erhitzung? Täglich halten nun Israelis und Palästinenser, sowohl Politiker und Sicherheitsexperten als auch einfache Bürger, nach Anzeichen Ausschau, aus denen man die Richtung herauslesen könnte. Das Wochenende hat jedenfalls noch keine klare Antwort gegeben: Am Samstag hatten Palästinenser in Jerusalem, bei Ramallah und in Hebron gleich fünf separate Messerattacken auf jüdische Israelis verübt – dabei waren vier der Angreifer erschossen worden. Am Sonntag war es zunächst ruhig. Am Abend allerdings gab es Tote und Verletzte bei einem Schussattentat in Beer-Schewa. Bei einem der Toten handelte es sich um einen Angreifer, beim anderen um einen Soldaten. Ein zunächst als zweiter Attentäter verdächtiger Mann aus Eritrea starb ebenfalls, nachdem er angeschossen worden war. Mindestens elf Menschen seien verletzt worden, darunter Polizisten und Zivilisten. Der bewaffnete Attentäter habe sich trotz verschärfter Überwachung Zugang zu dem Busbahnhof verschafft und dort das Gewehr eines Soldaten geschnappt, so die Schilderung der Polizei. Nach einem Feuergefecht mit Sicherheitskräften sei er erschossen worden, als er flüchten wollte. Zu einer gefährlichen Konfrontation kam es Sonntagfrüh, als rund 30 strengreligiöse Juden zum Josefsgrab in Nablus vordrangen – diese manchen Juden heilige Stätte war am Freitag durch Palästinenser in Brand gesetzt worden. Israelische Soldaten holten die Männer in Koordination mit der palästinensischen Polizei wieder heraus. Ohne Zweifel hat sich eine Intifada-Stimmung aufgebaut. Bei der israelischen Bevölkerung, auf die über ihre hektischen Medien ständig neue Terrormeldungen einprasseln, spürt man Anflüge von Panik. Die palästinensische Jugend wird besonders durch die sozialen Medien, in denen die zum Teil noch im Kindesalter stehenden Messerattentäter glorifiziert werden, aber etwa auch durch Zurufe der Hamas zum Kampf angestachelt. Die israelische Führung setzt immer robustere Maßnahmen ein, die den Terror stoppen sollen, aber auch den gegenteiligen Effekt haben könnten. Doch gerade in einer solchen Stimmung muss man Augenmaß bewahren. Die Zahl der an den Attacken und Zusammenstößen beteiligten Palästinenser ist jetzt viel geringer, als sie es bei den Aufständen 1987–1993 und 2000–2004 war. Die Intifadas waren von gut organisierten, ausgebildeten Terrorzellen getragen worden, hinter denen die politische Führung stand. Die Messerattentate verbreiten jetzt zwar Schrecken, sind aber doch punktuell und amateurhaft. Wie lange diese Gewaltphase auch dauern wird, sie wird die Situation nicht verbessern. Mahmud Abbas, der schon die zweite Intifada als Fehler bezeichnet hatte, will zwar auch jetzt offenbar keinen bewaffneten Aufstand, der Palästinenserpräsident kann es sich aber nicht leisten, den Messerterror zu verurteilen. Benjamin Netanjahu wiederum ruft Abbas auf, sofort Verhandlungen ohne Vorbedingungen aufzunehmen, doch niemand hört dem israelischen Premier zu. Die Palästinenser glauben nicht an den guten Willen der Israelis und versuchen, in internationalen Organisationen zumindest auf dem Papier einen eigenen Staat zu bekommen. Vom letzten Versuch einer Verhandlungslösung hatte sich John Kerry im April 2014 verabschiedet. An die Initiative des US-Außenministers hatte ohnehin nur er selbst geglaubt. Jetzt schaltet sich Kerry plötzlich wieder ein: Er will am Donnerstag in Berlin mit Netanjahu reden und danach, vermutlich in Amman, mit Abbas. Die Erwartungen sind bescheiden, aber vielleicht könnten klärende Worte zum Besuch von Nicht muslimen auf dem Tempelberg gesprochen werden. Obwohl die Israelis versichern, den Status quo nicht zu verändern, glauben die Palästinenser, dass Israel die Muslime zurückdrängen will. Einen kolportierten französischen Vorschlag, auf dem Tempelberg internationale Beobachter zu postieren, wies Netanjahu zurück: Die Gebetsordnung, die Besuchsrechte wurden in den letzten 15 Jahren nicht verändert – Israel ist nicht das Problem auf dem Tempelberg, Israel ist die Lösung. (Ben Segenreich aus Tel Aviv, 19.10.215.)
2International
Die "National Coalition for Men" führt Prozesse wegen Diskriminierung. Ein geschützter Raum, um offen diskutieren zu können: Das wollen Veranstalterinnen mit speziellen Events für Minderheiten treffen. Beispielsweise für Frauen in der Technik. Dort sollen sich Netzwerke bilden können und gute Ratschläge ausgetauscht werden. Das Konzept wurde beispielsweise von Chic CEO ausgeführt. Die Firma berät Firmen mit weiblichen Führungskräften und hilft diesen, in der Karriere voran zu kommen. Das Geschäft läuft gut, die Firma wird für ihre Beratungsleistungen respektiert. Da tauchen vergangenen April plötzlich zwei Männer bei einer Veranstaltung auf. Chefin Stephanie Burns teilt ihnen höflich, aber bestimmt mit, dass die Einladung nur für Frauen gilt. Daraufhin machen die zwei Männer ein paar Fotos und verschwinden. Dann folgt eine Klage: Mit Hilfe der National Coalition for Men und einem berüchtigten Anwalt namens Rava berufen sich die zwei Männer auf kalifornische Anti-Diskriminerungsgesetze, die zum Schutz von Minderheiten 1959 erlassen worden sind. Doch sie pervertieren nach Ansicht von Experten dieses Gesetz, da sie es gegen unterrepräsentierte und benachteiligte Gruppen einsetzen: Mehrere dutzend Prozesse wurden bereits gegen IT-Beratungen für Frauen geführt. Auch große Konzerne, die etwa zu Muttertag Geschenkkörbe für Frauen austeilen, geraten ins Visier des Anwalts und seiner Männerrechtler. Ein großes Problem dabei: Das Gesetz ist so ausgestaltet, dass der Angeklagte – wenn er verliert – die Anwaltskosten des Klägers übernehmen muss. Umgekehrt ist das aber nicht so. Der Prozess ist also für die Beklagten in jedem Fall teuer. Nun fordern Bürgerrechtler die kalifornische Gesetzgebung dazu auf, legislative Änderungen vorzubringen. Es ist nicht fair, uns Diskriminierung vorzuwerfen, wenn wir einer Gruppe helfen wollen, die unterrepräsentiert, unterschätzt und nicht ausreichend respektiert wird, so die Risikokapital-Managerin Renata Akhunova, die den Frauenanteil in der IT-Branche erhöhen will. Die Firma Chic CEO muss nun jedoch aller Voraussicht nach ihren Geschäftsbetrieb einstellen.
0Web
Reaktion auf Facebook-Eintrag des FPÖ-Chefs nach Amokfahrt in Graz. Die erste Reaktion von FPÖ-Chef Heinz Christian Strache auf die Amokfahrt in Graz sorgt weiterhin für Kritik. Strache hatte ein Bild des Amokwagens mit dem Begleittext Wahnsinnstat in Graz! Der Täter ist aus Bosnien. Ein religiös begründetes Attentat wird nicht ausgeschlossen! gepostet und den Eintrag erst nach Stunden geändert. Zu den vielen Usern auf Facebook, die kritisieren, dass Strache mit seinem Facebook-Eintrag versucht habe, die Tat mit Islamismus oder Ausländern in Verbindung zu bringen, gehört auch der Sturm-Graz-Spieler Marko Stanković. Schämen Sie sich, Herr Strache!, schreibt der österreichische Fußballspieler. Ich bin in Österreich geboren, meine Eltern sind gebürtige Serben und durch die Fußballkarriere meines Vaters nach Österreich gekommen. Ich bin sozusagen Österreicher mit serbischen Wurzeln. Können Sie anhand dieser Zeilen feststellen, dass der Grund für diese schreckliche Tat sein Herkunftsland ist??? Ich fühle mich durch dieses Posting Ihrerseits persönlich angegriffen und sehe in Ihrem Posting eine grundsätzliche Abneigung gegenüber Leuten mit ausländischer Herkunft!!! (red, 22.6.2015)
5Inland
Kämpfe in Grenzprovinz Daraa. Amman – Eine aus Syrien abgefeuerte Rakete hat am Donnerstag mindestens einem Menschen in Jordanien das Leben gekostet. Die Mörserbombe schlug auf einem belebten Markt in der Grenzstadt Ramtha ein und verletzte zudem vier Menschen, wie Generalmajor Badr al-Qady der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu sagte. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen soll die Rakete aus Kämpfen zwischen Rebellen und Regierungstruppen in der syrischen Grenzregion Daraa stammen. Bereits zuvor hatten drei Mörserbomben in Ramtha eingeschlagen – dazu lagen zunächst keine Berichte über mögliche Schäden oder Opfer vor. Laut Anadolu sei in der Stadt seit Mittwochabend ununterbrochen Raketenlärm aus Syrien zu hören. Das syrische Rebellenbündnis Die Südfront will in dieser Region die Soldaten von Präsident Bashar al-Assad aus den Grenzgebieten zu Jordanien und Israel vertreiben. In der Umgebung mehrerer ländlicher Orte in der Provinz Daraa seien bei Gefechten Dutzende Angreifer getötet worden, hieß es in syrischen Militärkreisen. Ein Sprecher der Südfront erklärte, man sei auf eine längere Offensive eingerichtet. Ziel ist die Eroberung der Provinzhauptstadt Daraa.
2International
Wie das so eben erschienene Verzeichnis der Gemälde von Robert Russ belegt, können beschreibende Bildtitel zu Verwechslungen führen. Etwa auch in der Provenienzforschung, wo dem Wien-Museum 2004 ein solcher Irrtum unterlief. Bildtitel können bisweilen in die Irre führen. Die Gemeinsamkeit einer Partie am Chiemsee, einer Donaulandschaft in Oberungarn und einer Abendstimmung am Neusiedler See läge ja allenfalls in der motivischen Sequenz. Tatsächlich handelt es sich jedoch um ein Gemälde, 1870 von Robert Russ gemalt, das im Laufe der Jahre mehrfach umbenannt wurde. In Ermangelung eines vom Künstler festgelegten oder über Fachliteratur dokumentierten Titels sind solche das Motiv beschreibende Bezeichnungen im Kunsthandel durchaus üblich. Erwähntes Beispiel ist nur eines von vielen im OEuvre des Künstlers, und die Zuordnung über historische Quellen muss eine Herausforderung der Sonderklasse gewesen sein. Seit vergangener Woche liegt das in der Reihe im Kinsky editionen publizierte Werkverzeichnis vor. Als Autorin fungiert Andrea Winklbauer, Kuratorin im jüdischen Museum, die 1994 erstmals über Russ publizierte und dem von zeitgenössischen Kritikern als Anhänger der Paysage intime Bezeichneten auch ihre Diplomarbeit (2008) widmete. Die Russsche Relevanz für die österreichische Kunstgeschichte mag sich im Vergleich zu seinen Zeitgenossen in Grenzen halten, auf dem heimischen Marktplatz sind seine Arbeiten heute wie auch schon einst durchaus gefragt. Die knapp 300-seitige Publikation wird Sammlern Einblick in das Schaffen des Künstlers bieten und Experten mit der detaillierten Dokumentation überzeugen. Und auch wenn sich die Chronik der Vorbesitzer von hier erfassten Werken nur teilweise rekonstruieren ließ, finden sich interessante Anhaltspunkte für Provenienzforscher, wie folgende Fälle belegen. Im Zuge der Kinsky-Auktion gelangte diese Woche (12. 4.) das als Gartenpartie aus dem Etschtal titulierte Gemälde zur Auktion. Die Provenienzangaben im Katalog waren dem druckfrischen Werkverzeichnis entnommen. Laut diesem hatte ein gewisser Arnold Rosenthal das Gemälde (Im Etschtal bei Meran) 1906 im Künstlerhaus gekauft, 1954 war es erstmals (Frühling in Meran) im Dorotheum versteigert worden und ebendort zuletzt erneut 2011 (85.700 Euro). Rosenthal war ein jüdischer Textilfabrikant, er verstarb 1930, seine Witwe Ottilie und die erwachsenen Kinder flohen 1938 vor dem NS-Regime. der Standard fragte vor der Versteigerung beim Auktionshaus an, ob denn die Herkunftslücke von fast 50 Jahren überprüft worden sei. Als Reaktion löschte man den Namen Rosenthal und die zugehörige Quelle in der Literaturangabe aus dem Onlinekatalog. Denn es sei ja, wie zu erfahren war, nicht erwiesen, dass es sich um exakt dieses von Rosenthal erworbene Gemälde handle. Dann müsste es sich um eine bislang unbekannte in Öl gemalte Version handeln, erklärt Andrea Winklbauer. Den Rosenthal-Hinweis fand sie im Künstlerhausarchiv, konkret in den sogenannten Einlaufbüchern, in denen alle dort ausgestellten Werke und, sofern diese verkauft worden waren, auch die Käufer registriert wurden. Die von ihr nicht näher erforschte Rosenthal-Provenienz gilt deshalb als wahrscheinlich, aber nicht gesichert. Fakt ist: Im gesamten Werkverzeichnis findet sich kein einziger anderer über Quellen belegter Rosenthal-Ankauf. Provenienzrecherche wäre im Falle der nun für 138.600 Euro versteigerten Gartenpartie angebracht gewesen, etwa auch um das Risiko für institutionelle Käufer zu minimieren, die womöglich mit einer Rückgabeforderungen konfrontiert werden könnten. Denn der Vermögensanmeldung von Ottilie Rosenthal war, wie ein Check ergab, eine Schätzliste vom Juni 1938 beigelegt. In dieser wurden etwa die 49 Bilder jedoch ohne Angaben zum Motiv nur anhand der Künstlernamen erfasst, darunter auch ein Ölgemälde von Robert Russ. 2011 war dem Dorotheum die Rosenthal-Provenienz noch unbekannt. Dennoch, erklärt man, habe man es damals sorgfältig geprüft, und es sei von Art Loss Register ein Zertifikat ausgestellt worden. Bloß ist in dieser Datenbank bekanntlich nur verzeichnet, was irgendwann seit Ende der 1990er-Jahre auch gemeldet oder erfasst wurde. Selbst wenn sich solche Anbieter dem Kunsthandel als bequeme Alternative offerieren, wird eine Datenbankabfrage Provenienzforschung nie ersetzen können. Das belegt ein weiteres Russ-Gemälde, das seit 1942 nicht weniger als fünf Mal versteigert wurde, zuletzt 2014 und ebenfalls bei im Kinsky als Fichtenwald mit Jäger, datiert auf 1869. Dem Werkverzeichnis gemäß gilt hier die Provenienz Bruno Jellinek als wahrscheinlich. Der Bananenimporteur war wenige Tage nach dem Anschluss über die Tschechoslowakei in die USA geflüchtet, wo er 1943 verstarb. Laut Sophie Lillie wurden seine 16 Möbelwagen und 33 Colli Umzugsgut 1941 von der Gestapo beschlagnahmt und über die Vugesta und das Dorotheum verwertet. In ihrem Buch Was einmal war, (2003) veröffentlichte sie eine Inventarliste der umfangreichen Sammlung, und dort findet sich unter den Modernen Meistern eine Gebirgslandschaft mit Jägern, Lwd., 155×113, sign. 1869 von Russ, ein Hinweis, dem man im Kinsky nicht nachging. Standard-Recherchen im Ar-chiv des Bundesdenkmalamts (BDA) zufolge handelt es sich zweifelsfrei um das Gemälde Bruno Jellineks. 1948 war es explizit als sein Eigentum identifiziert worden. Nach dem Krieg hatten sich seine Geschwister um die Auffindung der im Herbst 1938 auf 127.410 Reichsmark geschätzten Sammlung bemüht – größtenteils vergeblich. Von den 122 Miniaturen und 84 Gemälden erhielt man laut einem Schriftstück von 1952 nur jeweils neun zurück. Zieht man die im Personenakt bis dahin dokumentierte Anzahl restituierter Werke ins Kalkül, kann das Russ-Bild nicht darunter gewesen sein. Die Suche nach in der NS-Zeit entzogenen Kunstwerken blieb nach dem Krieg oftmals eine vergebliche, auch aufgrund ungenauer und fast eine Dekade später aus der Erinnerung rekonstruierter Angaben. Viele hatten Österreich in dem Glauben verlassen, die bei vermeintlichen Vertrauenspersonen oder später arisierten Speditionen deponierten Kunstwerke würden als Übersiedlungsgut nachgeschickt. Ein detailliertes Inventar, das eine spätere Identifizierung ermöglichen und Ansprüche bestätigen würde, hatte kaum jemand im Fluchtgepäck. In Ausnahmefällen erleichterten Fotoaufnahmen die von Rechtsvertretern betriebenen Suchaktionen. Ein Restbestand hat sich im BDA-Archiv erhalten. Dort stieß DER STANDARD auf die Aufnahme eines weiteren Russ-Gemäldes, bezeichnet als Brunnen und Straßenbild in einer südlichen Stadt, Öl. Es hatte einst Elsa Gall gehört, die im Frühjahr 1939 in die USA geflüchtet war. Laut Sophie Lillie wurde ihr Übersiedlungslift im November 1940 von der Gestapo beschlagnahmt und von April 1941 bis November 1942 über die Vugesta im Dorotheum und im Freihandverkauf verwertet. Dazu gehörte, gemäß der 2003 publizierten Liste aus dem Jahr 1956, auch ein Ölgemälde, signiert R. Russ, italienischer Stadtteil mit Brunnen. Über die Vugesta gelangte es laut Inventareintrag vom 25. August 1941 in den Bestand des Wien-Museums. 2004 entschied die Kommission auf Rückgabe. Das Werk wurde 2006 restituiert, allerdings an die falschen Erben, wie das vom Standard aufgefundene Foto bestätigt. Denn im Inventarbuch des Museums war das Gemälde als Italienische Landschaft eingetragen und man wähnte es im Abgleich mit der in der Vermögensanmeldung von Franz Popper aufscheinenden ital. Landschaft von Russ als dessen einstiges Eigentum. Im Bemühen, eine Raubkunstcausa zu klären, hatte man die sehr allgemein gehaltene Bezeichnung des Kunstwerkes nicht hinterfragt. Als Straße in Arco wurde es im April 2007 von im Kinsky für netto 35.000 Euro versteigert. Auf Anfrage bedauert das Museum diesen aufgrund einer Verwechslung erfolgten Irrtum aufs Äußerste. Direktor Matti Bunzl versichert, man werde unverzüglich sowohl mit den Rechtsnachfolgern von Franz Popper in Verbindung treten als auch mögliche Rechtsnachfolger von Else Gall ausfindig machen.
8Kultur
Der Kobza-Werbeholding-Manager über Expansionspläne, seinen Silicon-Valley-Club und Glück mit ORF-Redakteuren. Wien – Er war mit 20 Pressesprecher der Unterrichtsministerin, mit 23 leitete er den SPÖ-Freundeskreis im ORF-Aufsichtsrat und organisierte dort die Wiederwahl von Alexander Wrabetz zum ORF-General mit. Als der Sozialdemokrat gleich danach Ende 2011 Wrabetz’ Büroleiter werden sollte, rebellierten die ORF-Redakteure. Wenn die ORF-Bewerbung ein Fehler war, sagt Niko Pelinka heute, dann hat er a) daraus gelernt und der Fehler hat sich b) gelohnt. Pelinka (28) managt seit gut drei Jahren die Werbeholding von Rudi Kobza, eine der großen im Land mit Lowe GGK, McCann und FCB, beteiligt auch am Bundesländersenderzusammenschluss R9 und dem Medienhaus um den Biber. Pelinka hat mit Unternehmerin Eveline Steinberger-Kern, der Frau des ÖBB-Chefs, mit Digitalinvestor Markus Wagner und Kobza den Innovation Club für den Austausch österreichischer Manager mit dem Silicon Valley gegründet, übrigens als GmbH. Niko Pelinka hat dieses Interview auf dem Rückflug von Schanghai autorisiert – ein Campus-Standort von sechs der Londoner Hult International Business School, an der er gerade ein Executive MBA absolviert. STANDARD: Sie waren vor ein paar Wochen mit einer kleinen, feinen Reisegruppe aus Österreich – etwa mit ORF-General Alexander Wrabetz und W24-Chef Marcin Kotlowski – im Silicon Valley bei Google, Facebook und Co. Was kann die Kommunikationsbranche da lernen? Pelinka: Nicht nur die Kommunikationsbranche – die der digitale Wandel ja schon voll erfasst hat – sollte sich das ansehen. Europas gesamte wirtschaftlichen und institutionellen Entscheidungsträger sollte sehr genau schauen, was die digitale Transformation dort mit Wirtschaft und Gesellschaft tut – das gilt für Banken, in der Mobilität, im Gesundheitswesen, Bildung. Jede Branche wird in den nächsten Jahren von jenen Playern geprägt, die die digitale Transformation bestmöglich bewältigen. STANDARD: Sie haben für all diese Branchen auch gleich eine Art Club gegründet, quasi ein missionarisches Silicon-Valley-Reisebüro. Pelinka: Ja, gemeinsam mit den Unternehmern Eveline Steinberger-Kern und Markus Wagner. Wir haben einen Club gegründet, die Plattform Innovation Club, die einen strukturierteren Austausch zwischen dem Valley und Österreich ermöglichen soll. Der Club organisiert branchen- und themenspezifische Touren nach Kalifornien – also etwa für Financial Services, Medizintechnik, Mobilität, Energie. Und in Österreich gibt es dazu Vernetzungsveranstaltungen mit spannenden Speakern. Und wir wollen zum dritten österreichischen Unternehmen anbieten, Trainee-Arbeitsplätze in dynamischen Coworking Spaces in der Bay-Area zu organisieren. Das ist eine Non-Profit-Idee für einen strukturierten Austausch mit einem dynamischen Wirtschaftsraum. STANDARD: Und wenn diese Positionierung und das Netzwerken auch zum Beispiel dem Agenturgeschäft nützen, wird das nicht stören. Pelinka: Das ist nicht die Grundidee des Clubs. Da geht es um Ermöglichung, um Innovationsbereitschaft der österreichischen Gesellschaft. Aber natürlich: Wer drüben war, versteht, dass er oder sie noch viel zu tun hat. Und natürlich wollen wir mit den Leuten daran arbeiten, dass sie ihre Schlüsse umsetzen können. Steigende Innovationsbereitschaft geht einher mit steigender Bereitschaft, dafür Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. STANDARD: Und welchen Schluss haben Sie aus Ihrer Studienreise für Medien und Kommunikation mitgenommen? Pelinka: Knapp gesagt: Alles verändert sich. Und wir wissen heute natürlich noch nicht genau, wohin. Alle zwei, drei Jahre verändert sich diese Welt grundlegend. Aber man kann die Richtung ein bisschen besser erahnen, wenn man sich zum Beispiel im Silicon Valley umsieht. Und: Man kann von dort einen positiven Zugang zu diesem Wandel mitnehmen. In Europa ist die Grundhaltung zu Veränderung eher Verunsicherung und pessimistisch. Im Valley diskutiert man Ideen nicht lange, wägt nicht so lange Gefahren und Möglichkeiten ab – sondern geht mit der Idee sehr schnell zum Kunden. STANDARD: Was nimmt man spezifischer für die Werbung mit? – Sie sind ja Geschäftsführer einer Holding von Rudi Kobza über eine Reihe von Werbe-, PR- und sonstigen Agenturen. Pelinka: Wir gründen alle ein bis zwei Jahre neue Agenturen oder Dienstleister – weil es Spezialistentum braucht für die sich ständig verändernde Kommunikationsbranche. Mit klassischen Überlegungen komme ich zum Beispiel in der digitalen Bewegtbildwelt nicht unbedingt weiter: Einen tollen Spot aufwendig zu produzieren und ihn einfach online zu stellen wird relativ wenig Erfolg haben. Hier kann ich eine relativ junge Zielgruppe erreichen, die ich über etablierte Kanäle nicht erreiche. Aber ich muss zugleich völlig andere Gesetzmäßigkeiten akzeptieren. STANDARD: Und das eine oder andere etablierte Medium wundert sich, dass kein klassisch journalistisches Interview herauskommt, wenn LeFloid die deutsche Kanzlerin interviewt. Pelinka: Ich bin ziemlich überzeugt, dass es in seiner Welt und in seiner Community vollkommen egal ist, was etablierte Medien darüber schreiben. Diese Kanäle erfordern eine andere Denkweise. Und man muss die Relevanz dieser Kanäle erkennen. STANDARD: Also gründen Sie – mit Diego5 – ein Youtube-Netzwerk, eine Mischung aus Youtuber-Vermarktung und Werbe-Dienstleistung in dieser Welt. Wie wirbt man eigentlich vernünftigerweise auf Youtube – und da meine ich nicht Preroll-Spots? Pelinka: Präsent sein allein hilft in der digitalen Bewegtbildwelt nichts: Die Kanäle auf Youtube sind vielleicht am ehesten vergleichbar mit klassischem Fernsehen. Man wird als Unternehmen selbst zu einem Medium, statt sich der Medien zu bedienen. STANDARD: Haben Sie einen Beispielfall auf Ihrer Kundenliste? Pelinka: Diego5 ist gerade erst am Start, aber wir arbeiten mit einigen Kunden an spannenden Projekten. Ein international wirklich spannendes Format ist zum Beispiel Coke TV in Deutschland, ein regelmäßiges Fernsehformat, das den Coke-Lifestyle transportiert. STANDARD: Die halbe Funktion von Diego5 ist die Vermarktung von Youtube-Stars. Kann man damit Geld verdienen? Pelinka: Im Moment: nein. Das ist ein mittel- bis langfristig angelegtes Projekt, wir sind Österreichs erstes Multichannel-Network und seit kurzem auch formeller Youtube-Partner. Diese Networks, im Prinzip ist das die Idee einer Art Künstler- und Talentagentur für Youtube, sind ja international längst etabliert, etwa die Maker Studios, hinter denen Disney steht. Diese Künstler haben eine nicht zu unterschätzende Relevanz aufgebaut – aufgrund ihrer Nutzerzahlen, aber auch aufgrund ihrer Deutungshoheit in bestimmten Zielgruppen. Jetzt geht es darum, deren Partner zu sein, und andererseits, sie für gemeinsame, sinnstiftende Projekte mit der werbetreibenden Wirtschaft zusammenzubringen. STANDARD: Da kommt jetzt doch ein wenig Schleichwerbeverdacht auf. Pelinka: Natürlich müssen Kooperationen klar gekennzeichnet sein. Das hat sich in dieser Community aber relativ schnell etabliert, auch ohne gesetzliche Regelungen. STANDARD: Mir scheint, dass die Schmerzgrenze des Publikums beim Überlappen von redaktionellen Inhalten und Werbung, beides im weiteren Sinne, höher liegt, als man glaubt. Pelinka: Das gilt wahrscheinlich nicht nur für ein jüngeres Publikum. Wir bewegen uns hier im weiten Feld von Branded Entertainment – Red Bull tut das etwa auch im Printsektor mit hervorragenden Beispielen wie Red Bulletin, das übrigens auch Qualitätszeitungen gerne beilegen. Natürlich leben wir in einer Zeit, in der die Grenzen zwischen PR und Marketing und Inhalten verschwimmen. STANDARD: Wenn Sie erst mittel- bis langfristig Geld verdienen, jedenfalls im einen Teil der Neugründung … Pelinka: ... dann tun wir womöglich etwas sehr Amerikanisches: In der Strategie praktisch aller sozialen Medien stand ganz oben das Ziel, rasch eine größtmögliche Community aufzubauen. Und erst viel später kam die Frage der Monetarisierung. Das geht natürlich in einer Welt voller Venture Capital viel leichter. Aber der Gedanke gefällt mir sehr gut: Im wahrscheinlich kapitalistischsten und leistungsorientiertesten Wirtschaftsraum der Welt wird erst sekundär und sehr langfristig an Monetarisierung gedacht. Das könnte auch für uns relevant sein – wir in der Kommunikations- und Medienbranche schauen ja sehr schnell: War das ein Erfolg? STANDARD: Das muss man sich – mit begrenzten Mitteln – aber auch leisten können. Pelinka: Betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten existieren natürlich immer. Aber wir haben in Österreich eine noch immmer sehr vitale Volkswirtschaft. Die könnte schon mehr Experimentieren zulassen. Bisher war die Bereitschaft dazu überschaubar. Aber langsam findet auch hier – mit herausragenden ersten Beispielen – ein Umdenken statt. STANDARD: Dafür denken die Facebooks dieser Welt schön langsam auch merkbar ans Geldverdienen. Pelinka: Soziale Medien beginnen jetzt, nachdem sie einen ordentlichen Börsengang hinter sich haben, mit Monetarisierung. Da müssen nun alle feststellen, dass das profitorientierte Unternehmen sind und dass soziale Netwerke primär dafür da sind, Geld zu verdienen. Das wurde in den letzten Jahren vergessen. Facebook schien vielen als Selbstzweck, als Initiative, die Welt zu vernetzen. Aber das ist ein börsennotiertes Unternehmen, das Profite machen möchte und dementsprechend überlegt: Wie hol ich aus meinem wunderbaren Produkt möglichst viel Geld heraus? STANDARD: Fürs Erste hilft bei Diego5 die Werbe-Dienstleistung bei der Monetarisierung. Pelinka: Wir gehen davon aus, dass die Monetarisierung gemeinsam mit Youtube-Stars in den nächsten Jahren immer besser funktionieren wird. Aber natürlich ist die Dienstleistung für Unternehmen ein wichtiges wirtschaftliches Standbein von Diego5. Aber diese Gründung zeigt auch: Wir zeigen in der Kobza Media Group immer wieder die Bereitschaft, zu experimentieren, etwas auszuprobieren, auch mit dem Risiko des Scheiterns. Auch wenn man mit einem Projekt vielleicht gegen eine Wand läuft. STANDARD: Sie leiten die Holding von Rudi Kobza. Zu der gehören einerseits drei Werbeagenturen – Lowe GGK, McCann, FCB Neuwien – und Kobza Integra für PR, die Digitalagentur Integra Performance, Diego 5, die Eventagentur Alphaaffairs – und andererseits Beteiligungen an Biber und dem Regional-TV-Programm R9. Wie passen dazu die Medien? Pelinka: Da haben sich spannende Gelegenheiten ergeben. Bei R9 zum Beispiel wollte Marcin Kotlowski (Wien Holding, W24), der dieses Projekt maßgeblich geprägt hat, einen Partner aus der Kommunikationsbranche an Bord, der aber keine Eigeninteressen verfolgt. Die Medienbeteiligungen sind nicht der strategische Hauptfokus der Gruppe. Wir sind Dienstleister im Kommunikationsbereich und wollen das auch bleiben. Und wir werden uns in den nächsten ein, zwei Jahren auch wieder das eine oder andere überlegen, wie wir weiter wachsen können. STANDARD: Wie zum Beispiel? Pelinka: Unser Fokus ist längst der deutschsprachige Raum. Die Grenzen verschwimmen auch geografisch. Deutschland könnte eine spannende Perspektive ein. STANDARD: Vermutlich im Digitalbereich? Pelinka: Da gibt es die Grenzen schon heute nicht mehr. Diego5 hat bereits eine Niederlassung in Berlin – und erste große und spannende Kunden aus Deutschland. Auch weil wir hier mit Sandra Thier eine Partnerin an Bord haben, die Deutschland nach zehn Jahren RTL2-Nachrichten gut kennt. STANDARD: Was kann man sich konkreter unter den Deutschland-Plänen vorstellen? Pelinka: Unser Ziel in Deutschland ist, als relevanter Player in den Kommunikationsdienstleistungen wahrgenommen zu werden und Erfolg zu haben. Wir planen unsere Gruppe in die Richtung, dass wir Dienstleistungen auch nach Deutschland transferieren können. STANDARD: Mit eigenen Büros in Deutschland? Pelinka: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir das nach Diego5 auch bei anderen Agenturen unserer Gruppe so weiterdenken. Schon weil wir beobachten, dass immer mehr deutsche Agenturen versuchen, Österreich bei ihren Kunden einfach mitzubetreuen. Bei Medien brauchen wir gar nicht darüber reden – Sevenone Media und andere tun das ja schon eine ganze Weile. Die Grenzen lösen sich auch hier auf. STANDARD: Womöglich auch zwischen Kommunikationsgenres: Kann man noch genau trennen zwischen einer Integra Performance und einer Mediaagentur? Wäre eine eigene Mediaagentur nicht eine logische Fortentwicklung, oder legt sich dann die internationale Werbeholding IPG quer, die ja an Ihren Agenturen beteiligt ist – und an der einen oder anderen Mediaagentur in Österreich? Pelinka: Mediaagenturen sind wichtige Partner im klassischen Werbegeschäft. Aber im Digitalbereich, in Social Media, im Bereich Targeting liefert die Integra Performance Resultate, die mit jeder Mediaagentur zumindest mithalten können – wenn nicht sogar respektablere Ergebnisse. Denn ihr Fokus liegt allein auf dem Digitalbereich. Und gerade hier, wo das Einkaufsvolumen nicht mehr diese Relevanz hat, kommen auf Mediaagenturen große Hausaufgaben zu. STANDARD: Weil? Pelinka: Facebook, Google und Co sind eher eine Herausforderung in Technik und Knowhow, aber weniger im Einkaufsvolumen. Möglichst großes Einkaufsvolumen ist aber eine zentrale Idee hinter den Mediaagenturen – um bei Medien möglichst gute Konditionen zu erzielen. In einer Welt, in der diese Konditionen viel fixer und ohnehin schon günstig sind, geht es um Knowhow. Das bringt auch Media- und Kreativfunktionen wieder zusammen. Und wir können unsere Maßnahmen in der digitalen Welt noch viel genauer auf ihre Effizienz überprüfen – und prognostizieren. STANDARD: Sie machen übrigens nicht den Eindruck, als würden Sie es sehr bereuen, dass Sie 2011/12 nicht – wie geplant – Büroleiter von ORF-General Alexander Wrabetz geworden sind. War der Protest der ORF-Redakteure womöglich sogar ein Glücksfall? Pelinka: Hier gibt es zwei Ebenen. Auf der persönlichen Ebene – von pekuniär bis Lebensqualität – kann ich das nur voll unterstreichen. Und auf der Erfahrungsebene: Ditech-Gründer Damian Izdebski hat gerade ein Buch über seine besten Fehler geschrieben. Wenn meine Bewerbung damals einer war – dann habe ich daraus zumindest einiges gelernt, und ich bin – glaube ich auch – dadurch gewachsen. Insofern hat sich’s ausgezahlt. Auch hier lässt sich das Prinzip aus dem Valley anwenden: Man muss den Mut haben, Dinge auszuprobieren – manche funktionieren, manche nicht. STANDARD: Was war denn der Fehler? Pelinka: Die Ereignisse von damals reflektiere ich lieber für mich. Ganz allgemein: Ich würde es heute nicht mehr so tun wie damals. Und ich bin froh, nun in anderen Welten als der direkt politischen spannende Erfahrungen sammeln zu können. STANDARD: Und der politische ORF ist kein Thema mehr für Sie? Pelinka: Null. Das habe ich völlig abgeschlossen. Der ORF war ein spannender Grenzbereich zwischen Politik und Wirtschaft. Aber die Welt ist groß und spannend, und es gibt viele interessante Aufgaben auf dieser Welt. STANDARD: Aber die Kobza-Agenturen haben, soweit ich das überblicke, doch einen ordentlichen Anteil am politiknahen Geschäft – zuletzt kritisierte der Rechnungshof einiges an Verkehrssicherheitskampagnen für das Infrastrukturministerium. Pelinka: Ich würde schätzen, dass wir nicht einmal 20 Prozent unseres Umsatzes mit öffentlichen Institutionen und öffentlichkeitsnahen Unternehmen machen. Wenn ich mir den Anteil der öffentlichen Hand an der kommerziellen Kommunikation in Österreich ansehe – dann ist unser Anteil unterproportional. Wir haben aufgrund unserer Network-Struktur einen relativ hohen Anteil an internationalem Geschäft. Und dass eine der größten Kommunikationsgruppen in Österreich auch öffentliche Unternehmen unter ihren Kunden hat, und das teilweise schon seit einem Jahrzehnt und mehr, ist nicht weiter ungewöhnlich. Strategisch stehen sie nicht im Fokus.
6Etat
Wieder Beschädigung durch Säure, Fälle in Graz bleiben unaufgeklärt. Wiener Neustadt/Graz – Blaue Verfärbungen auf den Stolpersteinen, die zur Erinnerung vor ehemaligen Wohnsitzen oder Arbeitsstätten von NS-Opfern in den Gehsteig eingelassen wurden, wurden im Februar 2015 zuerst in Graz entdeckt, wenig später auch in Wiener Neustadt. Die Verfärbungen stellten sich als gezielte Säureattentate heraus. Nun ist es in Wiener Neustadt im Jänner abermals zu solchen Beschädigungen gekommen. Die beiden Steine mit der blauen Verfärbung liegen diesmal in der Innenstadt von Wiener Neustadt: Am Neuklosterplatz und am Hauptplatz, sagt Manuela Weinkirn vom Landesamt für Verfassungsschutz dem STANDARD. Erhebungen laufen noch, auch die genaue Art der Säure sei noch nicht identifiziert. Die Täter in Graz bleiben auch nach fast einem Jahr unbekannt – wobei die Hoffnung, diese jemals zu fassen, schwindet. Die Wahrscheinlichkeit, eine solche Straftat aufklären zu können, wird mit der Zeitspanne, die vergeht, immer geringer, sagt Leo Josefus, steirischer Polizeisprecher, dem STANDARD. Neue Hinweise gebe es keine. Man könne einzig darauf hoffen, den oder die Täter bei einer neuerlichen Attacke zu erwischen – oder dass in der Szene einer den anderen verrät. In Graz waren acht Stolpersteine betroffen. In Salzburg wurden zwei junge Männer Anfang 2015 unter anderem für das Beschmieren von Stolpersteinen zu Haftstrafen verurteilt. (Colette M. Schmidt, 13.1.2016)
1Panorama
10,5 Millionen Euro teures Schutzprogramm hilft aber nur gegen Haie, die mit einem Chip versehen sind. Sydney – Nachdem es zu einigen Hai-Attacken auf Schwimmer gekommen ist, bei denen heuer auch zwei Menschen gestorben sind, setzt Australien nun auf Satellitenüberwachung. In den Gewässern des südöstlichen Bundesstaats New South Wales seien zwei Signal-Empfangsstationen angebracht worden, um mit Chips markierte Tiere zu überwachen, wie örtliche Behörden mitteilten. Diese spürten Tiere in bis zu 500 Metern Entfernung auf und warnten die Öffentlichkeit per App, falls sich die Tiere der Küste nähern. Das hilft freilich nur bei Haien, die einen Chip in sich tragen. Bisher wurden in Australien 14 Tiere mit einem Sender gekennzeichnet, allerdings werden auch im Ausland markierte Tiere von den Empfängern registriert. Regierungsangaben zufolge will das Land die Zahl der Stationen auf 20 aufstocken. Sie gehören zu einem umgerechnet rund 10,5 Millionen Euro teuren Schutzprogramm. Zuletzt testete Australien die Überwachung der Küsten mit Drohnen.
7Wissenschaft
Das Imageproblem Österreichs wird nicht kleiner. Hohe Steuern auf Arbeit sind der größte Kritikpunkt. Wien – In einem der meistzitierten Standortrankings, jenem der Lausanner Managementhochschule IMD, wird Österreichs Wettbewerbsfähigkeit auch heuer wieder als mäßig beschrieben. Zwar bedeutet Platz 24 im Vergleich zum Vorjahr eine Verbesserung um zwei Positionen. Im Vergleich zu anderen EU-Ländern zeigt sich aber großer Aufholbedarf. So ist Österreich beim Faktor Steuersystem Vorletzter unter den 61 untersuchten Ländern. Sowohl persönliche Einkommen als auch Unternehmenseinkünfte seien im internationalen Vergleich sehr hoch besteuert, sagt Christos Cabolis, Chefökonom des Teams, das die alljährliche Erhebung durchführt, zum STANDARD. Auch was die Defizit- und Schuldensituation bei den öffentlichen Finanzen angeht, liegt Österreich im hinteren Drittel. Hier ließ sich aber in der Wahrnehmung internationaler Manager im vergangenen Jahr eine Verbesserung wahrnehmen, so Cabolis. Ein Drittel der Einstufung beruht auf einer Befragung von rund 5.400 Managern in den berücksichtigten Ländern, zwei Drittel ergeben sich aus harten ökonomischen Daten. Die Studienautoren vergleichen insgesamt 340 Kriterien, die in vier Gruppen zusammengefasst werden: volkswirtschaftliche Kennzahlen, Effizienz der Verwaltung, Unternehmenseffizienz und Infrastruktur. Gute Infrastruktur Zumindest bei Letzterer schneidet Österreich traditionell gut ab. Auch Cabolis relativiert die scharfe Kritik am Abgabensystem: Die hohen Steuern münden in eine vergleichsweise gute Infrastruktur. Die Wahrnehmung der Qualität öffentlicher Leistungen habe im Vorjahr noch einmal zugenommen. Offensichtlich ist die Auswirkung von Investitionen aus der Vergangenheit jetzt präsenter, etwa in Transport- oder Logistikfragen, so Cabolis. Insgesamt hat sich Österreichs Standing in Unternehmerkreisen im vergangenen Jahrzehnt dennoch markant verschlechtert. 2007 stand es in der IMD-Wertung noch auf Position elf. Im ähnlich bekannten Wettbewerbsindex des Weltwirtschaftsforums fiel es zwischen 2008 und 2015 von Rang 14 auf Rang 23. An der Weltspitze tut sich indes wenig: Die besten vier der IMD-Studie sind seit mittlerweile sechs Jahren immer dieselben. Im Vorjahr hieß der Primus USA, heuer wurden sie von Hongkong und der Schweiz überflügelt. Die EU-Staaten mit dem besten Image sind Schweden, Dänemark, Irland und die Niederlande. Zu den Aufsteigern gehören osteuropäische Staaten wie Lettland, die Slowakei und Slowenien. Positionswechsel um ein, zwei Plätze sollten nicht überbewertet werden, sagt Cabolis. Das Ranking ist schließlich nicht nur von der eigenen Entwicklung eines Staates abhängig, sondern auch von jener in anderen Ländern. Auch wenn die Aussagekraft von Standortrankings begrenzt ist: Über das Bild, das Wirtschaftstreibende von einem Land oder einer Region haben, geben sie allemal Auskunft. Südamerika etwa hinkt weiter deutlich hinterher. Chile kommt als am höchsten eingeschätztes Land des Kontinents auf Platz 36. Argentinien als Nummer 55 ist das einzige Land aus der Region, das sich verbessern konnte. Den letzten Platz unter den 61 verglichenen Staaten nimmt das krisengeschüttelte Venezuela ein. Der Index, sagt Cabolis, zeige auch, dass die globale Ungleichheit in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich zugenommen hat. Aber: Sie wächst zumindest nicht mehr so schnell.
3Wirtschaft
Projekt legt Datenbank an und bezieht Informationen von Suchmaschinen und Rechteinhabern. Wer in Deutschland unbedacht urheberrechtlich geschütztes Material via Bittorrent herunterlädt, kann sich schnell zum Ziel einer Abmahnung machen. Denn: Nutzer laden nicht nur Daten herunter, sondern auch hoch und tragen damit dazu bei, das jeweilige Material weiter zu verbreiten. Auch in Österreich, wo man bislang hauptsächlich Uploader verfolgte und Downloads als Grauzone behandelte, könnte sich die Situation mit der anstehenden Urheberrechtsnovelle verschärfen. Ein neues Portal namens TorrentTags will nun im Katz- und Mausspiel zwischen Behörden und Usern weiter vorlegen. Man arbeitet an einer Datenbank, in der aufscheinen soll, bei welchen Torrents man sich in die Gefahr einer Abmahnung begibt. Zu diesem Zweck will man einerseits vorliegende Beschwerden gegen die Torrent-Listings prüfen, etwa anhand ausgeblendeter Links in Suchmaschinen aufgrund einer DMCA Notice. Außerdem will man direkt Kontakt zu den Publishern aufnehmen und von diesen erfahren, welche via Bittorrent kursierenden Inhalte ihnen derzeit ein besonderes Dorn im Auge sind, schreibt Gulli. Letztlich soll da mit etwaiger Schaden für die Rechteinhaber kleiner gemacht und Nutzer vor strafrechtlichen Folgen bewahrt werden. Allgemein gilt, dass einige Filmstudios vor allem bei sehr aktuellen Werken intensiv auf Piratenjagd gehen und mitunter auch Honeypots auslegen. Eine Warnung betrifft aber etwa auch den Film Dallas Buyers Club aus 2013, da das Studio Voltage Pictures hier offenbar immer noch intensiv nach Torrent-Beziehern fahnden lässt. Die Abfrage der TorrentTags-Datenbank erfolgt einfach über die Website des Projekts. User können entweder eine zu prüfende Torrent-Datei für den Check hochladen oder einfach den Hash-Wert angeben.
0Web
Apple repariert einige Funktionen des neuen Betriebssystems kurz nach dessen Veröffentlichung. Apple hat ein erstes Update für sein am 16. September veröffentlichtes mobiles Betriebssystem nachgeschoben. iOS 9.0.1 bringt keine neuen Funktionen, sondern soll mehrere Bugs beseitigen. Eines der wohl ärgerlichsten Fehlverhalten: unter iOS 9 kann es dazu kommen, dass Wecker und Timer nicht funktionieren und das Gerät stumm bleibt. Dieses Problem soll es nach dem Update nicht mehr geben. Bei Safari und Fotos wurde bei Anhalten eines Videos teilweise das Standbild verzerrt angezeigt. Das soll nun nicht mehr der Fall sein. Auch haben laut Apple einige Nutzer mit eigener APN-Konfiguration über ein Profil mobile Daten verloren, was nun ebenfalls behoben wurde. Schließlich wurde ein Fehler mit dem Assistenten zur Einrichtung eines iOS-Geräts beseitigt, der nach dem Aktualisieren nicht mehr vollständig ausgeführt werden konnte. Ob das Update auch bereits die kürzlich bekannt gewordene Lockscreen-Lücke stopft, war zunächst nicht bekannt. Das Update kann wie immer entweder direkt auf dem iOS-Gerät in den Einstellungen als Over-the-air-Aktualisierung aufgespielt oder per USB-Kabel am Computer in iTunes geladen werden.
0Web
Die Justiz hat rund um den Weisungsrat die Verfassungsjuristen eingeschaltet: Es geht um die Frage der Weisungs(un)abhängigkeit des Vorsitzenden. Wien – Bundespräsident Heinz Fischer (SPÖ) ist zuversichtlich, dass der Weisungsrat für den Justizminister wie im Gesetz vorgesehen in den ersten Jännertagen seine Arbeit aufnehmen kann. Das sagte er am Mittwoch zur APA. Wie berichtet, liegt der Vorschlag für die Ernennung der Mitglieder des Gremiums (ein Vorsitzender plus Stellvertreter, zwei Mitglieder plus Vize) beim Präsidenten. Freilich haben sich nicht genug Bewerber gemeldet, sodass die im Gesetz vorgesehene Auswahlmöglichkeit fehlt. Fischer geht davon aus, er werde mit dem Justizminister (Wolfgang Brandstetter von der ÖVP; Anm.) eine vernünftige einvernehmliche Lösung finden. Wie selbige angeblich aussehen könnte: Die von der Bundesregierung als Mitglieder (Beisitzer) vorgeschlagenen Juristen Walter Presslauer und Helmut Fuchs und die zwei als Stellvertreter vorgeschlagenen Kandidaten, Walter Pilgermair und Susanne Reindl-Krauskopf, könnten als eine Liste gesehen werden – sodass der Präsident in Hinblick auf die Funktion (Mitglied oder Vize) auswählen könnte. Der Vorsitzende des Beratungsgremiums für den Justizminister steht ex lege fest, diese Funktion hat der jeweilige Leiter der Generalprokuratur inne. Genau daraus ist eine weitere Frage entstanden. Der Weisungsrat wird ja immer dann aktiv werden, wenn der Minister eine Weisung erteilt oder in öffentlichkeitswirksamen Causen zu entscheiden hat bzw. selbst befangen ist. Die von außen kommenden Mitglieder sind weisungsunabhängig – anders ist das aber beim Generalprokurator. Die Generalprokuratur (Beraterin des Obersten Gerichtshofs) gehört zu den staatsanwaltschaftlichen Behörden und ist somit in die ministerielle Weisungskette eingebunden. Der Chef der Generalprokuratur ist gegenüber dem Minister weisungsgebunden und kann auch selbst Weisungen erteilen; das steht so im Gesetz. Allerdings ist die Sache mit den Weisungen Theorie; aus dem Ministerium ist zu hören, dass die Generalprokuratur in der Zeit der Zweiten Republik nie Weisungen vom Ministerium erhalten hat. Als Vorsitzender des Weisungsrats allerdings ist der Generalprokurator weisungsfrei – und diese Schere wird in Juristenkreisen gerade diskutiert. Drei Denkschulen gibt es: Die eine tritt für eine Gesetzesänderung ein, sodass die Generalprokuratur aus der Weisungskette fiele. Konkret geht es um § 2 Staatsanwaltschaftsgesetz, in dem es heißt: ... die Generalprokuratur (ist) dem Bundesminister für Justiz unmittelbar untergeordnet und weisungsgebunden. Die Vertreter der zweiten Denkschule halten eine Gesetzesänderung für überflüssig, und die der dritten sind für eine verfassungsrechtliche Regelung. Das Justizministerium geht auf Nummer sicher – und hat den Verfassungsdienst des Bundeskanzleramts mit der Frage befasst – eine Stellungnahme dürfte aber noch nicht vorliegen. Zeit ist ja noch: Bis Mittwochmittag war noch nicht einmal der für die Weisen-Bestellung nötige Ernennungsantrag des Bundeskanzleramts in der Präsidentschaftskanzlei eingelangt.
3Wirtschaft
Unruhen nach Erschießung eines 17-jährigen brachten Bürgermeister in Zugzwang. Chicago – Nach öffentlichen Protesten gegen den Umgang Chicagos mit dem Tod eines schwarzen Jugendlichen hat die Stadt ihren Polizeichef entlassen. Bürgermeister Rahm Emanuel gab die Entlassung Garry McCarthys am Dienstag bekannt. Die Entlassung kann als Versuch gewertet werden, wütenden Protesten und Blockaden der vergangenen Tage ein Ventil zu bieten. Die schwarze Protestbewegung Black lives matter fordert auch den Rücktritt Emanuels. Hintergrund ist der Tod des damals 17-jährigen Laquan McDonald, der von 16 Polizeikugeln getroffen wurde. Nur zwei trafen ihn im Stehen. Die Stadt hatte bis zur Anklage vergangene Woche ein ganzes Jahr gebraucht. Das kurz nach der Anklage veröffentlichte Video zeigt die Tat und war letztlich Auslöser der Proteste.
1Panorama
Antike Metropole spielte vom Neolithikum bis ins Mittelalter eine wichtige Rolle. Österreichische Archäologen graben seit 120 Jahren dort. Wien/Bonn/Ephesos – Die UN-Kulturorganisation UNESCO hat die türkische Ausgrabungsstätte Ephesos in die Weltkulturerbeliste aufgenommen. Die antike Stadt, die seit 120 Jahren unter österreichischer Leitung ausgegraben wird, blickt auf eine 9.000-jährige Geschichte zurück. Die Archäologin Sabine Ladstätter, irektorin des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) und Grabungsleiterin in Ephesos, zeigte sich über die Entscheidung hoch erfreut. Neben der antiken Ruinenstadt selbst wurden auch in der Umgebung liegende Stätten wie der Siedlungshügel Cukurici Höyük mit seinen prähistorischen Funden, der Ayasuluk-Hügel mit der Johannesbasilika und türkischen Monumenten sowie das angebliche Sterbehaus Marias als neuzeitlicher Pilgerort für Christen und Muslime zum Weltkulturerbe erklärt. Die UNESCO bezeichnet Ephesos als ein herausragendes Beispiel für eine von Umweltfaktoren geprägten Siedlungslandschaft und außergewöhnliches Zeugnis der kulturellen Traditionen der hellenistischen, römischen, christlichen und türkischen Zeit. Die heute wieder sichtbaren Baudenkmäler seien einzigartig in ihrem historischen Kontext, ihrer künstlerischen Verarbeitung und ihrer Bedeutung als wissenschaftliche Quelle. Ephesos war eine der bedeutendsten Städte des Altertums, die sich rühmen konnte, mit dem Heiligtum der Artemis eines der Sieben Weltwunder der Antike zu besitzen. Neben dem Artemistempel zählen die Celsusbibliothek, die Hanghäuser genannten antiken Luxuswohnungen, die Marienkirche und die Johannesbasilika zu den bekanntesten Bauwerken von Ephesos.
7Wissenschaft
US-Präsidentschaftskandidat lässt sich von Papst Franziskus keine Kritik gefallen – Franziskus hatte Trump als "nicht christlich" bezeichnet. Das Luftbild zeigt Rom: Kirchen, Kapellen; Gärten: Eine Mauer, die der Bildbearbeiter grell herausgestellt hat. Donald Trumps Kampagnenstab hat die Aufnahme via Twitter verbreitet und mit einer sarkastischen Zeile versehen. Erstaunliche Kommentare des Papstes, wenn man bedenkt, dass die Vatikanstadt zu 100 Prozent von massiven Mauern umgeben ist. Am Samstag entscheiden die Republikaner South Carolinas darüber, wen sie als Kandidaten ihrer Partei ins Rennen ums Weiße Haus schicken wollen. Einmal mehr ist es Trump, der seine Konkurrenten aus den Schlagzeilen verdrängt; einmal mehr ist er in eine Kontroverse verwickelt, die ihm am Ende eher nützen als schaden könnte – schon weil sie seinen Anhängern das Gefühl vermittelt, dass er keinem Streit aus dem Weg geht, wenn er für das zentrale Projekt seiner ansonsten so schwammigen Agenda trommelt: den Bau einer Mauer zu Mexiko. Und dass er vor keiner Autorität zurückschreckt, nicht einmal vor dem Papst. Wir wählen mit dem Mittelfinger!, twittert ein Fan aus South Carolina und macht deutlich, dass Wähler, die den Glauben an traditionelle Institutionen verloren haben, eine gewisse Respektlosigkeit durchaus zu schätzen wissen. Nach den Worten von Oran Smith, des Sprechers der religiösen Stiftung Palmetto Family Council, dürfte die Standpauke des Pontifex viele Südstaatler nur dazu bringen, die Planwagen der Wagenburg um Trump noch ein wenig enger zu stellen. Es begann damit, dass Papst Franziskus auf der Rückreise aus Mexiko eine Reporterfrage nach den Plänen des Milliardärs beantwortete, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen: Eine Person, die nur daran denkt, Mauern zu bauen, wo immer diese stehen mögen, und nicht ans Brückenbauen denkt, ist nicht christlich. Worauf Trump tat, was er immer tut, wenn ihn jemand kritisiert: Er keilte zurück. Dass ein religiöser Führer den Glauben eines anderen Menschen infrage stelle, sei infam, wetterte er. Sollte der Vatikan dereinst vom Islamischen Staat attackiert werden, werde der Papst sich noch wünschen, dass Donald Trump US-Präsident gewesen wäre. Der hätte den IS nämlich ausgelöscht – anders als die Politiker, die nur redeten und nicht handelten. Später schob er den Medien die Schuld in die Schuhe. Die hätten Franziskus Worte stark verkürzt wiedergegeben. Trump und die Mauer, es ist das Thema, mit dem der New Yorker seine Kontrahenten vor sich hertreibt, seit er im Juni seine Kandidatur bekannt gab. Anders, suggeriert er, lasse sich die illegale Einwanderung aus dem Süden nicht stoppen. Mexiko, behauptet er, müsse die Baukosten tragen. So unsinnig das ist, bisher hat er Erfolg mit seinen Sprüchen: Auch viele Konkurrenten schlagen inzwischen deutlich härtere Töne an. Marco Rubio gehörte noch 2013 zu einer Gruppe von Senatoren, die an einer Reform des Einwanderungsrechts bastelte, um elf Millionen Illegale aus der rechtlichen Grauzone zu holen. Heute betont er, an eine solche Novelle sei erst dann zu denken, wenn sich niemand mehr ohne gültige Papiere ins Land schmuggeln lasse. Und Jeb Bush sagt bereits: Ich unterstützte Mauern und Zäune, wo es angemessen ist. Es hat also nicht den Anschein, als würde die päpstliche Gardinenpredigt den Höhenflug des Populisten Trump stoppen. Zumindest nicht in South Carolina, zumal sich die republikanischen Wähler dort nur zu 13 Prozent zum katholischen Glauben bekennen, während 65 Prozent evangelikale Christen sind. Gewinnt der Immobilienmagnat den Palmetto State, wird ihn wahrscheinlich auch in Nevada, auf der nächsten Vorwahletappe, nichts aufhalten können.
2International
Punktet mit Design, Ergonomie und Display – hoher Preis und Akkulaufzeit als Mankos. Mit dem Kindle Oasis hat Amazon vor kurzem seine Serie an E-Readern um ein neues Gerät erweitert. Nachdem man bereits Preispunkte zwischen 70 und 190 Euro abdeckt, stößt man nun in neue Höhen vor. Denn das Gerät kostet stolze 290 Euro. Große technologische Neuerungen bleibt das Gerät schuldig. Es gibt keine neue Displaytechnologie oder gar einen Farbbildschirm. Eben so wenig lässt sich das Gerät für Hörbücher oder andere Sonderfunktionen abseits des bekannten Repertoires nutzen. Trotzdem, so sind sich viele Tester einig, ist es erfolgreich gelungen, einen E-Reader zu einem ernstzunehmenden Luxusgut zu machen. Äußerlich hebt sich der Kindle Oasis klar vom Rest der Serie ab. Er bietet ein dünnes Display und eine dickere Leiste auf einer Gehäuseseite. Diese beherbergt nicht nur die Hardware, sondern soll durch ihre Form das Halten des Gerätes erleichtern. Sie erinnere an den Bund eines Buches und macht es leicht, [den Oasis] zu halten, lobt etwa das Time Magazine diese Ausgestaltung. Neu sind außerdem auch zwei seitlich angebrachte Tasten zum Vor- und Zurückblättern. Auch Linkshänder können das Gerät problemlos nutzen, denn dank eines Lagesensors werden Bildschirminhalte automatisch mitgedreht. Beim Herzstück, dem Display mit sechs Zoll Diagonale, wurden inkrementelle Verbesserungen vorgenommen. Es erscheint bei gleicher Auflösung etwas weißer und heller, als der ohnehin schon gute Bildschirm des Kindle Paperwhite. Lesen im Sonnenlicht soll damit gut möglich sein, des Nachts reicht die Einstellung einer niedrigen Helligkeitsstufe. Bei Wired wird allerdings angemerkt, dass das Display etwas spiegeln kann, was unter stärkerem Lampenschein möglicherweise störend ist. Durch Menüs und Einstellungen gelangt man per Toucheingabe. Dabei zeigt sich die übliche Behäbigkeit von E-Ink-Panels, aber keine auffällige Langsamkeit darüber hinaus. In puncto Software setzt Amazon auf das gleiche System, das man schon von anderen, neueren Kindles kennt. Man kann Wörter nachschlagen und in einem eigenen Vokabular-Katalog hinterlegen, Informationen über Charaktere, Orte und Szenen abrufen oder Textstellen über Twitter, Facebook und E-Mail teilen. Auch ein Webbrowser ist integriert. Lokal stehen vier GB Speicher zur Verfügung, Schmökerstoff kann aus der Amazon-Cloud nachgeladen oder per Kabel aufgespielt werden. Es gibt eine reine WLAN- und eine 3G-Variante des Readers, wobei für letztere ein Aufschlag von 60 Euro fällig wird. Auch die Mankos werden beibehalten, Amazon geht von seiner Strategie des geschlossenen Ökosystems nicht ab. Unterstützt werden die eigenen E-Book-Formate (AZW, AZW3), Word-Dokumente, PDFs, sowie die nicht mehr ganz taufrischen Standards MOBI und PRC. Bücher in Form des weit verbreiteten, offenen Standards EPUB kann er nicht öffnen. Auch Bilder können geöffnet werden, sofern sie als BMP, JPG, PNG oder GIF vorliegen. Mit etwas mehr als 130 Gramm ist der Kindle Oasis ein leichtes Gerät – leichter als die meisten Bücher, die man darauf liest, in analoger Form wären. Ein Argument, das für lange Leseabende nicht unwesentlich ist. Geschuldet ist das geringe Gewicht auch dem neuen Gehäusedesign, das jedoch auch Abstriche notwendig macht. Und das führt zu einem Kritikpunkt, bei dem sich erneut die Tester einig sind. Die c‘t nennt ihn einen schmerzhaften Kompromiss bei der Laufzeit. Aufgrund seines schlanken Äußeren hat Amazon den Akku drastisch verkleinert. Statt mehrerer Wochen hält der Reader nun nur noch ein paar Tage durch, ehe er wieder Energiezufuhr benötigt. Amazon versucht, dies zu lösen, in dem man dem Gerät eine vom Guardian sehr gelobte Lederhülle beilegt, deren integrierte Batterie die gewohnte Laufzeit wiederherstellen soll. Wird dieses angelegt, relativiert sich allerdings der Vorteil der verbesserten Ergonomie. Zudem wiegt das Gerät inklusive Hülle rund 240 Gramm und damit ähnlich viel wie ein typisches Paperback-Buch mit etwa 150 Seiten. Das Cover kann auch verwendet werden, um den Bildschirm des Oasis zu schützen, die Rückseite deckt es dann allerdings nicht ab. In summe sehen die Kritiker den Kindle Oasis als derzeit besten E-Reader an. Ob er den geforderten Preis allerdings wert ist, daran wird gezweifelt. Für die meisten Nutzer, so summiert es der Guardian, sollte der Paperwhite alle Ansprüche erfüllen. Wer sich auch beim digitalen Lesen einen Hauch Luxus wünscht, findet jetzt mit dem Oasis eine Alternative im Angebot.
0Web
In den Ländern gibt es Widerstand gegen den harten Kurs des ÖVP-Klubchefs bei der Mindestsicherung. Tirol und Vorarlberg lehnen eine Deckelung und Schlechterstellung von Flüchtlingen ab. Wien – Reinhold Lopatka spielt gern den Scharfmacher. Auf sein Betreiben wurden dem ÖVP-Bundesparteivorstand am vergangenen Samstag Empfehlungen für die Verhandlungen zur Reform der Mindestsicherung vorgelegt. Darin enthalten sind Punkte, die Lopatka seit Wochen trommelt: eine Deckelung der Mindestsicherung für Mehrkindfamilien mit 1.500 Euro im Monat und eine Schlechterstellung von Flüchtlingen, wie sie auch die schwarz-blaue Landesregierung in Oberösterreich fordert. Wer sich in den vergangenen acht Jahren weniger als sieben Jahre in Österreich aufgehalten hat, soll demnach nur 520 Euro bekommen. Derzeit liegt der Mindestsatz für Alleinstehende bei 838 Euro. Konsens ist diese Linie in der ÖVP allerdings keineswegs. Wie dem STANDARD aus der ÖVP bestätigt wurde, gab es auch keine Abstimmung über das Lopatka-Papier. So erklärt sich auch, dass einige schwarze Landesgruppen zum Teil ganz andere Verhandlungspositionen haben, die bei weitem nicht so weit von jener der SPÖ entfernt sind. Tirols Landeshauptmann Günther Platter erklärt auf Anfrage, er habe im ÖVP-Bundesparteivorstand klargemacht, dass uns eine Deckelung der Mindestsicherung aufgrund der hohen Wohnkosten in Tirol nicht zweckmäßig erscheint. Auch von einer Ungleichbehandlung von Flüchtlingen ist im Tiroler Modell, das von der schwarz-grünen Landesregierung vorgelegt wurde, keine Rede. Dasselbe gilt für den Salzburger ÖVP-Landtagsklub. Auch Vorarlberg legt keinen Wert auf eine Schlechterstellung von Flüchtlingen und eine Deckelung. Aus unserer Sicht haben wir ein umfassenderes Modell, meint ÖVP-Klubchef Roland Frühstück. Vorarlberg setzt auf den Ausbau bereits möglicher Sanktionen bei Integrations- oder Arbeitsunwilligkeit. Da können wir in 25-Prozent-Schritten den Lebensbedarf bis null reduzieren, sagt Frühstück. Ein Grund sei aber auch, dass man als familienfreundliches Land bei Mehrkindfamilien nicht mit dem Rasenmäher drüberfahren will. Gespart wird aber bei den Wohnkosten. So müssen Alleinstehende mit Wohngemeinschaften rechnen. Wer mehr will, muss selbst aufzahlen, sagt Frühstück. Dass man einen anderen Weg als die Bundes-ÖVP einschlägt, verhehlt er gar nicht: Wir sind damit ja nicht allein. Ob dadurch die Deckelungspläne obsolet sind, beantwortet er so: Das müssen Sie interpretieren. Ich bin zu lange im Geschäft, das kommentiere ich nicht. Nachdem aber die Länder und nicht Lopatka mit Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) über einen neuen Bund-Länder-Vertrag zur Mindestsicherung verhandeln, scheint ein Kompromiss nicht unmöglich. Bei anderen Punkten sind SPÖ und ÖVP ohnehin nicht weit auseinander. So herrscht Konsens, dass Arbeitsanreize ausgebaut werden sollen, indem man in den ersten Monaten nach Annahme eines Jobs einen Teil der Mindestsicherung weiterbeziehen kann. Auch der Ausbau von Sachleistungen statt Geldleistungen ist für die SPÖ denkbar. Und ebenfalls grundsätzliche Einigkeit gibt es darin, dass der Vollzug einheitlicher werden soll.
5Inland
Gottschalk hatte die volle Gage von 2,7 Millionen Euro erhalten, obwohl die Sendung acht Monate vor Vertragsende abgesetzt worden war. Düsseldorf – Die umstrittene Millionen-Gage für Thomas Gottschalk für seine abgesetzte ARD-Vorabendshow Gottschalk live beschäftigt jetzt die Politik. Als Konsequenz aus den Vorgängen im Frühjahr 2012 denkt Nordrhein-Westfalens Landesregierung über Änderungen im WDR-Gesetz nach. Das geht aus zwei am Donnerstag veröffentlichten Antworten auf Anfragen der Piraten im Düsseldorfer Landtag hervor. Gottschalk hatte die volle Gage erhalten, obwohl die Sendung acht Monate vor Vertragsende abgesetzt worden war. Aufsichtsgremien des WDR waren nicht beteiligt. Der Sender hatte argumentiert, dies sei bei werbefinanzierten Formaten nicht erforderlich. Die Landesregierung prüft nun die Regelungen und will dem Landtag nach der Sommerpause einen Entwurf für ein neues WDR-Gesetz vorlegen.
6Etat
Die Konsularabteilung des US-Außenministeriums trat mit gut gemeinten Tweets zur Spring Break ins Fettnäpfchen. Zur Spring Break, wie die Frühlingsferien der US-Universitäten genannte werden, gibt die Konsularabteilung des US-Außenministeriums jährlich Tipps für Reisende. Dieses Jahr setzte sich das Social Media-Team mit einem Ratschlag aber gehörig in die Nesseln. Wer in den USA als unattraktiv gelte, sei das auch im Ausland und sollte nicht auf Einladungen hereinfallen. Auf Twitter machte sich rasch Empörung über den Ratschlag breit. Keine ‚10‘ in den USA? Dann auch keine 10 in Übersee. Pass auf, dass du nicht zum Kauf teurer Drinks überredet wirst oder schlimmer – ausgeraubt wirst, lautete der Tweet. Wer also nicht hübsch genug ist, sollte davon ausgehen, dass hinter einer Einladung die Absicht stecken könnte, jemanden übers Ohr zu hauen oder zu überfallen. CNN hat einen Screenshot des inzwischen gelöschten Tweets veröffentlicht. Twitter-Nutzer entgegneten zunächst, dass diese Aussage sexistisch sei. Woraufhin die Twitter-Betreuer antworten, dass man das Geschlecht ja nicht erwähnt hätte. Das könne immerhin jedem passieren. Auf weitere Kritik hieß es, dass man niemanden beleidigen wollte. Man habe lediglich auf Scam-Künstler im Ausland hinweisen wollen. Nachdem die Kritik nicht abriss, entschloss man sich zu einer Entschuldigung. Einige von euch haben sich von unserem Tweet beleidigt gefühlt und wir entschuldigen uns dafür, dass das negativ ankam. Aber auch danach wollten sich die Twitter-User noch nicht beruhigen. Zahlreiche kritisieren die halbherzige Entschuldigung. Andere regt die Aufregung an sich auf. Der Ratschlag entspreche den Tatsachen und müsse nicht entschuldigt werden.
0Web
Kevin Friesenbichler wechselt leihweise für eine Saison von Benfica Lissabon an den Verteilerkreis – Trainer Fink: "Er ist ein Torjäger". Wien – Die Wiener Austria ist auf der Suche nach einem Stürmer fündig geworden. Der 21-jährige Kevin Friesenbichler wechselt leihweise für eine Saison von Benfica Lissabon an den Verteilerkreis. Die Wiener besitzen zudem eine Kaufoption für drei weitere Jahre. In der vergangenen Saison war der 1,88 Meter große Angreifer an den polnischen Erstligisten Lechia Gdańsk verliehen, wo er fünf Tore erzielte. Mit Kevin haben wir einen Spieler zu uns geholt, der uns in der Offensive noch mehr Möglichkeiten geben wird. Er ist einer, der im Strafraum für Unruhe sorgen und als Abnehmer für die Bälle unserer Flügel fungieren kann, sagte Austria-Sportdirektor Franz Wohlfahrt, der den U21-Nationalspieler behutsam heranführen will. Trainer Thorsten Fink erwartet sich einiges vom Neuzugang: Wir trauen Kevin sehr viel zu und freuen uns, dass er uns ab sofort verstärken wird. Er hat großes Potenzial und ist ein Torjäger, der bei uns den nächsten Schritt machen kann. Friesenbichler selbst zeigte sich froh, dass es mit diesem Transfer geklappt hat. Ich bin sehr neugierig auf das, was mich jetzt erwartet, und möchte mit dieser Mannschaft so viel wie möglich gewinnen, erklärte Friesenbichler, der unter anderem im Nachwuchs des FC Bayern ausbildet wurde.
4Sport
Im Schnitt entspricht mehr als drei Attacken pro Tag. Berlin – In diesem Jahr sind in Deutschland bereits mehr als 300 Straftaten gegen Asylunterkünfte verübt worden. Nach einer Statistik des Bundesinnenministeriums, die Reuters am Dienstag vorlag, wurden bisher 337 Übergriffe registriert (Stand: 18. April). Im Schnitt entspricht dies mehr als drei Attacken pro Tag. Bei 66 Taten handelte es sich um Gewaltdelikte. Darunter fallen auch 36 Brandstiftungen, vier Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz sowie eine Sprengstoffexplosion. Bei den meisten Straftaten handelte es sich um Sachbeschädigungen (125) und Propagandadelikte (83). Mindestens 309 Übergriffe gehen den Angaben zufolge auf das Konto rechtsmotivierter Täter. 1029 Straftaten im Vorjahr Im vergangenen Jahr waren 1029 Straftaten gegen Asylbewerberheime registriert worden, darunter 177 Gewaltdelikte. Hierunter fallen auch 94 Brandstiftungen. 2014 waren 199 Taten gegen Asylunterkünfte verübt worden, im Jahr 2013 waren es 69. Am Dienstag wurden in Sachsen fünf mutmaßliche Mitglieder einer rechtsterroristischen Vereinigung verhaftet, die im vergangenen Jahr Anschläge verübt haben soll.
1Panorama
Eine Studie belegt erneut die schauderhaften Gräueltaten in heimischen Kinderheimen. Politische Konsequenzen werden daraus nicht gezogen. Am Montag haben die Länder Vorarlberg und Tirol eine Studie veröffentlicht. In der wird aufgearbeitet, was jeder, der sich mit dem Thema auseinandersetzt – oder die Publikation Im Namen der Ordnung des Tiroler Historikers Horst Schreiber aus dem Jahr 2010 gelesen hat –, auch schon zuvor wusste: Die Heimgeschichte Westösterreichs ist zum Schaudern. Viele Kinder, die in staatliche Fürsorge gerieten, wurden geschlagen, misshandelt, gefoltert, vergewaltigt und ausgebeutet. Durch die aktuelle Forschungsarbeit haben die beiden Länder dies nun auch hochoffiziell schriftlich bekundet. Die zuständigen Soziallandesrätinnen zeigen sich betroffen. Bei der Pressekonferenz hat man sich nochmals entschuldigt. So grausam alles ist und kaum zu fassen, politische Konsequenzen werden aus der Studie dennoch nicht gezogen. Alle bisher öffentlich gewordenen Taten, die Opfer schildern, liegen einige Zeit zurück. Das Land müsste auf die Verjährung verzichten, damit die Betroffenen ihre Rechte gerichtlich durchsetzen können. Das hat man weder in Vorarlberg noch in Tirol vor. Der Grund dafür wird nicht gern genannt: Die Gräueltaten kämen die Länder teuer zu stehen. Die Opposition sei über die Tiroler Regierung empört: Sozialdemokraten und Freiheitliche pochen erneut auf einen Verjährungsverzicht. Die Angst vor Schadenersatzzahlungen darf nicht auf Kosten der Opfer gehen. Oft brauchen sie Jahre, bis sie überhaupt in der Lage sind, über das ihnen angetane Unrecht zu sprechen geschweige denn dagegen vorzugehen, wird Gerhard Reheis, Klubchef der Tiroler SPÖ, in einer aktuellen Aussendung zitiert. Man kann nur versuchen, sich in die Situation eines ehemaligen Heimkindes zu versetzen. Wie fühlt es sich an, wenn man die Qualen aus der Kindheit wieder und wieder und wieder erzählen muss – der Kommission des Landes, der Kirche, den Beamten, Politikern, der Staatsanwaltschaft, Journalisten –, weil sich einfach nichts tut. Das Ergebnis steht im Grunde fast nie dafür, sagen Opfer. Ein paar tausend Euro ist ein verpfuschtes Leben den Zuständigen wert. Die Argumentation ist dann oft: Kein Geld der Welt kann das, was passiert ist, ungeschehen machen. Der selbst Betroffene und Opferaktivist Erwin Aschenwald formuliert es so: Ein Unschuldiger verliert bei einem Autounfall ein Bein, der Täter begeht Fahrerflucht. Man macht ihn ausfindig. Dann wird dem Opfer gesagt, dass ihm das Bein aber doch ohnehin nicht zurückgegeben werden kann und der Geschädigte deshalb keinen Prozess und kein Geld bekommt. Wie würden wir da reagieren? Es stimmt: Kein Geld der Welt kann das, was passiert ist, ungeschehen machen. Sehr wohl kann es aber Menschen, die nie die Möglichkeit bekamen, einen Schulabschluss oder eine Ausbildung zu erlangen, die ihr halbes Leben mit der Aufarbeitung ihrer Kindheit zu kämpfen hatten, den Schritt in eine sorglose Zukunft erleichtern.
5Inland
Politologe fordert Schmerzensgeld wegen Äußerungen des türkischen Präsidenten. Istanbul – Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan, der für seine Beleidigungsklagen bekannt ist, sieht die eigenen Angriffe auf Kritiker durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Das geht aus einer Erwiderung von Erdoğans Anwalt auf eine Schmerzensgeldforderung gegen den Staatschef hervor, wie die Oppositionszeitung Cumhuriyet am Montag berichtete. Erdoğan hatte eine Gruppe von Akademikern, die in einem Aufruf das Vorgehen der türkischen Sicherheitskräfte gegen kurdische Rebellen kritisierten, als niederträchtig und ekelerregend bezeichnet und ihnen Komplizenschaft mit Terroristen vorgeworfen. Als einer der Betroffenen reichte der Politologe Baskin Oran darauf eine Zivilklage ein und verlangte umgerechnet rund 3.000 Euro Schmerzensgeld von Erdoğan. Laut Cumhuriyet verwies Erdoğans Anwalt Hüseyin Aydin auf die Rechtsprechung des türkischen Verfassungsgerichtes und des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs in Straßburg. Zudem seien Erdoğans Äußerungen nur an Terrorunterstützer gerichtet gewesen. Eine Entscheidung des zuständigen Gerichts über Orans Klage steht noch aus. In Istanbul hatte vergangene Woche ein Strafprozess gegen vier Unterzeichner des Akademiker-Appells begonnen. Die Angeklagten wurden für die Dauer des Verfahrens auf freien Fuß gesetzt. Kritiker werfen Erdoğan vor, das Recht auf freie Meinungsäußerung immer weiter einzuschränken. Seit seinem Amtsantritt als Präsident im Sommer 2014 sind fast 2.000 Strafverfahren wegen mutmaßlicher Beleidigung des Staatsoberhauptes eingeleitet worden. In Deutschland geht Erdoğan mit juristischen Mitteln gegen das Schmähgedicht des ZDF-Moderators Jan Böhmermann vor.
2International
Ex-Kulturpolitiker hält Zaun "für rausgschmissenes Geld", das man lieber jungen unbegleiteten Flüchtlingen geben sollte. Spielfeld/Graz – Schon als er noch Kulturstadtrat von Graz war, war Helmut Strobl, der wegen seiner liberalen und humanistischen Haltung stets parteiübergreifend und von der Kunstszene geschätzt wurde, nie einer, der um den heißen Brei herumredete. Das hat sich nicht geändert. Die ganze Zaunidee ist auf Steirisch gesagt rausgschmissenes Geld, sagte er dem STANDARD am Donnerstag, nachdem bekannt wurde, dass ein ehemaliger ÖVP-Politiker verantwortlich für eine Lücke ist, die im umstrittenen Grenzzaun zwischen der Südsteiermark und Slowenien klaffen wird. Der Zaun sollte nämlich über das Grundstück gehen, das seit rund 100 Jahren in Strobls Familienbesitz ist und das der 72-Jährige vor wenigen Jahren von seiner Mutter geerbt hat. 8,1 Meter soll die Lücke messen, sagt die Polizei. 35 Meter sind es eigentlich, sagt Strobl, aber das ist vernachlässigbar, denn mir geht es um etwas Grundsätzliches: Die bauen den Zaun doch nur, um die Leute zu beruhigen. Dabei habe doch gar kein Flüchtling Interesse daran, illegal über unwegsames Gelände einzureisen, so der gelernte Architekt, der 16 Jahre Mitglied der Grazer Stadtregierung war. Seiner Meinung nach begann alles mit dem sogenannten Durchbruch von Flüchtlingen – ein grausliches Wort, so Strobl, dabei weiß doch jeder, der dabei war, egal ob Bundesheer oder Polizei, welchen Hintergrund das damals hatte. Da gab es zu wenige Busse. Man wollte Strobl ein Türl mit Schlüssel auf seinem Grundstück bauen – er lehnte dankend ab. Strobl war einer von drei Grundstücksbesitzern, mit denen die Polizei wegen des Zauns, der insgesamt rund 3,7 Kilometer lang werden soll, verhandelte, erzählt Joachim Huber von der steirischen Polizei dem STANDARD. Man sehe das aber bei der Polizei entspannt, weil das Gelände dort wirklich sehr steil sei. Die zuletzt kolportierten Kosten von zehn Millionen Euro inklusive Personal für den Zaun und das Grenzraummanagement im Kernbereich in Spielfeld seien bei weitem zu hoch gegriffen, sagen Huber und das Innenministerium auf STANDARD-Nachfrage unisono. Genaue Zahlen wolle man aber nicht nennen. Gegen die beheizbaren Container, die man im Kernbereich in Spielfeld aufstelle, habe auch Strobl nichts: Das ist eine gute Idee, und das hätte man schon längst machen sollen, aber das Geld für den Zaun sollen sie lieber unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen in Linz und Leoben geben. Strobl glaubt nicht, dass er der Einzige bleibt, auf dessen Grund kein Zaun stehen wird. Ein benachbarter prominenter Weinbauer könne seine Weingärten nämlich mit Zaun nicht mehr bewirtschaften. Der ehemalige Stadtrat besitzt zudem 2,9 Hektar in Slowenien, zu denen er dann auch nur mehr sehr schwer hinkommen kann. Dieses Land stammt von einem alten Abkommen von Vater Krainer und Tito (Josef Krainer, steirischer Landeshauptmann von 1948 bis 1971, und Josip Broz Tito, jugoslawischer Staatschef von 1945 bis 1980, Anmerkung). Da durfte Land, das vor dem Krieg zu Österreich gehörte und in Jugoslawien brach lag, von Österreichern bewirtschaftet werden, erklärt Strobl. Auch die Fahrwege direkt an der Grenze wurden selbst in Zeiten des Kommunismus immer von Weinbauern beider Seiten benutzt. Die bauen den Zaun teilweise in alte Schützengräben hinein, moniert Strobl, das kommt davon, wenn in Wien wer was plant, ohne sich das vor Ort angeschaut zu haben.
1Panorama
Fleisch ist aus dem Speiseplan vieler nicht wegzudenken. Ein hoher Konsum beeinflusst aber auch die Umwelt. Kann gezüchtetes Fleisch eine Alternative sein?. Ein blutiges Steak, ein saftiger Burger oder ein knackiges Würstel frisch vom Grill: Fleisch ist ein Massenprodukt in der industrialisierten Welt. Der Verbrauch hat sich in den letzten 50 Jahren fast vervierfacht, Supermärkte überschlagen sich mit Dumpingpreisen. Die massive Fleischproduktion bleibt auch für die Umwelt und das Klima nicht ohne Folgen. Alleine die Nutztierindustrie produziert 20 Prozent der Treibhausgase. Forscher suchen nach neuen Lösungsansätzen. Einer davon könnte In-vitro-Fleisch, hergestellt im Labor, sein. Alles, was man dazu benötigt, sind die Stammzellen, die aus dem Tier extrahiert werden. Vorreiter war ein niederländisches Forscherteam, allen voran Mark Post. Vor zwei Jahren präsentierte er seinen ersten Labor-Burger. Die Kosten für das Experiment lagen mit 250.000 Euro im Bereich eines Einfamilienhauses. Seither wurde hart daran gearbeitet, das Kunstfleisch auf den Weg einer Massenproduktion zu bringen. Mit dem heutigen Stand der Technik könnten die Kosten für ein Kilogramm Laborfleisch schon auf 58 Euro gesenkt werden. Trotz aller Erfolge sehen die Forscher das In-vitro-Fleisch aber frühestens in ein paar Jahren in den Supermarktregalen. Könnten Sie sich vorstellen, Fleisch aus dem Labor zu kaufen? Wie viel Geld würden Sie dafür ausgeben? Sehen Sie darin eine nachhaltige Entwicklung? Achten Sie auf einen moderaten Fleischkonsum – und falls ja: Was sind Ihre Gründe? (ste, 26.10.2015)
1Panorama
Das Wasserkraftwerk Rosenburg soll ausgebaut werden. Das sorgt für Protest. Wien – Seit 1907 steht das Wasserkraftwerk Rosenburg im Kamptal. Der niederösterreichische Stromversorger EVN will es nun erneuern und ausbauen. Derzeit erzeugt Rosenburg Strom für rund 1.400 Haushalte, durch eine Modernisierung könnte die Kapazität verdoppelt werden, sagt EVN-Sprecher Stefan Zach. Ein 1,6 Quadratkilometer großes Erholungsgebiet würde dadurch jedoch zur Baustelle. Ein zu hoher Preis, kritisieren Umweltschützer und haben die Aktionsgruppe Lebendiger Kamp gegründet. Bis auf eine Bestandssanierung mit einem Austausch der Turbinen lehnt die Gruppe die Pläne der EVN, die im Besitz des Landes Niederösterreich ist, ab. Die Maximalvariante zum Ausbau des Kraftwerks würde den Staukamp von 700 auf 1.600 Meter verlängern. Die Flussstrecke unterhalb des Kraftwerks würde um bis zu eineinhalb Meter ausgebaggert, die Staumauer von vier auf sechseinhalb Meter erhöht werden. Dabei handelt es sich aber um eine von drei Varianten, die auf dem Tisch liegen, sagt Zach zum STANDARD. Naturschützer Matthias Schickhofer berät den WWF in dieser Angelegenheit. Das Gebiet ist als Landschafts- und Europaschutzgebiet gewidmet, sagt er und betont, dass es sich um einen der letzten naturnahen Flüsse Österreichs außerhalb der Alpen handelt. In den Wäldern, Flüssen und Auen leben etwa Uhus, Schwarzstörche, Smaragdeidechsen, Eisvögel und Alpenböcke, sagt Umweltaktivist Werner Gamerith. Das mittlere Kamptal müsse daher vor ökologischen Verschlechterungen bewahrt werden. Schon 1983 engagierte er sich erfolgreich gegen den Bau eines Kraftwerks in der ökologisch sensiblen Region. Die Wasserrahmenrichtlinie der EU macht jedoch eine Veränderung notwendig: Bei Kraftwerken muss künftig mehr Wasser im Flussbett verbleiben. Die EVN rechnet, so Zach, mit bis zu zwanzig Prozent weniger Leistung. Anfang Dezember hofft Zach auf eine Entscheidung für eine Variante. Die Bedenken und Wünsche der NGOs und Anrainer sollen darin berücksichtigt werden. Die Aktionsgruppe pocht auf eine reine Bestandssanierung ohne Ausbau. Sollte sich das für die EVN nicht mehr lohnen, wird eine Renaturierung empfohlen. Der Abriss eines Wasserkraftwerks wäre vor der Klimakonferenz in Paris das falsche Zeichen, entgegnet Zach.
1Panorama
Weg zur U-Bahn abgekürzt - Absperrung überwunden. Auf dem Weg zur U-Bahn sind drei Fußgänger nachts in Berlin vom Weg abgekommen - und ausgerechnet auf dem Gelände des Bundesnachrichtendienstes gelandet. Ihr Navigationsgerät habe sie ihren Angaben zufolge fälschlicherweise über das abgezäunte Grundstück geleitet, berichtete die Bild-Zeitung am Montag. Die Polizei bestätigte den Vorfall. Einen politisch motivierten Hintergrund habe der unerwünschte Besuch nicht gehabt. Die drei wollten in der Nacht auf Sonntag nur den Weg zur U-Bahn abkürzen, wie sie den herbeigerufenen Ordnungshütern versicherten, hieß es von der Polizei. Warum die Fußgänger trotz Absperrung auf das BND-Gelände gelangen konnten, war unklar. Sie kassierten eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs. Erst im März hatte es Spott für den BND gegeben, als in der neuen Geheimdienstzentrale der Diebstahl von Wasserhähnen entdeckt wurde. Es entstanden schwere Wasserschäden, als die Hauptwasserhähne geöffnet wurden und das Wasser aus offenen Leitungen schoss.
0Web
Soll Open-Source-Engagement des Windows-Herstellers im Rahmen der Cloud-Abteilung stärken. Wer die Entwicklung Microsofts in den letzten Jahren auch nur oberflächlich mitverfolgt hat, dem wird eine signifikante Öffnung in Richtung Open Source nicht entgangen sein. Einst so etwas wie die Zentrale all jener, die freie Software grundlegend ablehnen, hat Microsoft mittlerweile die Vorzüge dieses Entwicklungsmodells für sich entdeckt. Und dies zeigt sich jetzt auch durch eine aktuelle Personalentscheidung. Mit Wim Coekaerts hat Microsoft den bisherigen Chef von Oracles Linux-Entwicklung eingestellt, wie ZDNet berichtet. Dieser hatte eine entscheidende Rolle dabei gespielt, Oracle für Linux zu erwärmen, und in Folge sogar eine eigene Distribution unter dem Dach des Datenbankspezialisten herauszubringen. Bei Microsoft übernimmt Coekaerts jetzt die Rolle des Vizepräsidenten für Open Source in der Enterprise-Cloud-Abteilung. In dieser Funktion soll er nicht zuletzt die Zusammenarbeit des Softwareherstellers mit der Open-Source-Community verbessern. In den letzten Monaten hat Microsoft einige große Projekt als freie Software veröffentlicht. Neben dem Kerns des .Net-Frameworks zählt dazu auch die Javascript-Engine Chakra, die erst vor einigen Monaten freigegeben wurde. Für seine Cloud-Plattform Azure unterstützt Microsoft bereits seit einiger Zeit auch Linux als Gastsystem.
0Web
Wir sind Mitte 40 und wandern durch das bildschöne Mystery-Adventure. Es ist das Jahr 1989 und Henrys Leben ist in einer Sackgasse angelangt. In Firewatch schlüpfen wir in die Rolle des depressiven Mittvierzigers und nehmen einen Job als Feuerwache in einem Nationalpark an. Und schon bald wird aus einer idyllischen Auszeit ein nervenaufreibender Thriller. Ein Einblick in das bildschöne, witzige und ziemlich nervenaufreibende Story-Adventure, ohne zu viel zu verraten. Firewatch ist für Windows-PC, Mac, Linux und PlayStation 4 erschienen. UVP: 19,99 Euro. Folgt uns: WIR SPIELEN auf Youtube Auf Twitter: @ZsoltWilhelm, @MartinPauer
0Web
Goldtor von Lewandowski gegen Madrid sichert Münchnern Titel. Bayern München hat am Mittwoch den Audi Cup gewonnen. Der deutsche Fußball-Rekordmeister gewann das Finale des Vorbereitungsturniers in München gegen den spanischen Rekordchampion Real Madrid mit 1:0 (0:0). Das Goldtor gelang Robert Lewandowski in der 88. Minute. David Alaba spielte zunächst eine Stunde in Viererabwehrkette und wechselte dann bis zum Spielende ins zentrale Mittelfeld. Im Spiel um Platz drei setzte sich Tottenham (Kevin Wimmer ab 46. Minute) mit 2:0 (1:0) gegen den AC Milan durch. (APA, 5.8.2015) Ergebnisse Testspielturnier in München (Audi Cup) vom Mittwoch: Finale: Bayern München (Alaba spielte durch) – Real Madrid 1:0 (0:0) Spiel um Platz 3: Tottenham Hotspur (Wimmer ab 46.) – AC Milan 2:0 (1:0)
4Sport
Laut neuer Detailregelungen im Erlass müssen auch Taxameter Umsätze speichern und Belege ausstellen können. Wien – Die Registrierkassenpflicht – einer der Aufreger der Steuerreform – wurde nun auch im Detail geregelt. Freitagnachmittag veröffentlichte das Finanzministerium einen Erlass. Mit Spannung wurde vor allem die Regelung für Taxis erwartet. Sie sind künftig auch von der Registrierkassenpflicht erfasst und fallen nicht unter die Ausnahmen der mobilen Gruppen (Masseure, Reiseleiter et cetera), die ihre Umsätze nach Rückkehr in die Betriebsstätte in die Registrierkasse eingeben dürfen. Taxifahrern wird diese Erleichterung verwehrt. Allerdings können sie auf dem Taxameter aufbauen. Wenn dieser auch Barzahlungen erfassen und speichern sowie Belege ausstellen kann, erfüllen die Taxis die Anforderungen. Entsprechen Taxameter nicht diesen Vorgaben, sind die Barumsätze in einer eigenen Registrierkasse zu erfassen, heißt es im neuen Erlass, der ab 2016 gilt. Erschwerend kommt hinzu, dass jede Registrierkasse 2017 zusätzlich mit einer technischen Sicherheitseinrichtung gegen Manipulationen ausgestattet werden muss. Auch Ärzte, Notare oder Anwälte fallen unter die Registrierkassenpflicht. Darüber hinaus enthält der Erlass auch zahlreiche Vereinfachungen, beispielsweise bei den Warenbezeichnungen. Ein Beispiel: Statt verschiedenste Fleischstücke wie Beiried einzutragen, reicht die Registrierung unter Rindfleisch. Der Erlass konkretisiert auch die Sanktionen bei Verstößen. Obwohl Kunden eine Belegentgegennahme- und mitnahmepflicht trifft, wird Zuwiderhandeln nicht bestraft. Unternehmen müssen bei Ignorieren der Vorschrift mit Geldstrafen von 5.000 Euro rechnen. Bei Manipulation der Aufzeichnungen macht die Buße 25.000 Euro aus.
3Wirtschaft
150 Asylwerber finden in neuer Einrichung in Kärnten Platz – Erstmals für mehrere Stunden keine Flüchtlinge in Salzburg wegen Unterbrechung der Tauernbahnstrecke. Ossiach/Krumpendorf/Salzburg – Das Kärntner Verteilerquartier Ossiach (Bezirk Feldkirchen), in dem 150 Asylwerber Platz finden werden, soll am Mittwoch bezogen werden. Otmar Roschitz, der die Einrichtung leitet, erwartet die ersten Ankünfte am Nachmittag, sagte er am Dienstag zur APA. Für den Vormittag waren noch Arbeiten geplant. In Ossiach hat das Innenministerium von seinem Durchgriffsrecht Gebrauch gemacht. Das Gebäude, ein ehemaliges Kriegsblindenheim, stand viele Jahre leer. Die Gemeinde hatte Sanierungsarbeiten zunächst blockiert und einen Baustopp verhängt. Laut ursprünglichen Plänen hätte das Quartier schon im September in Betrieb gehen sollen. Als Übergangslösung dient seit Juli der Hof der Polizeikaserne Krumpendorf, wo Zelte aufgestellt wurden. Dort waren am Dienstag noch immer 204 Personen untergebracht. Eine Übersiedelung dieser Asylwerber nach Ossiach ist nicht geplant. Nichtsdestotrotz soll das Zeltlager so schnell wie möglich geräumt werden, sagte Roschitz. Der Plan, in dem betreffenden Objekt in Ossiach ein Verteilerquartier einzurichten, sorgte im Vorfeld für reichlich Kritik. Eine 700-Seelen-Gemeinde, die hauptsächlich vom Tourismus lebt, sei nicht als Standort für ein Erstaufnahmelager geeignet, wurde argumentiert. Außerdem wurde im Gebäude gesundheitsgefährdender Schimmelbefall festgestellt. Die Amtsärztin stellte auf Basis von im September durchgeführten Sporenmessungen in der Raumluft fest, dass ein deutlich erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen in dem Objekt vorliege. Eine oberflächliche Entfernung des Schimmels reiche nicht, der Einsatz von Fungiziden werde nicht empfohlen. Erforderlich sei die Beseitigung der baulichen Ursachen, heißt es in der ärztlichen Stellungnahme. Ab Anfang Oktober, nach der ersten Schimmeluntersuchung, wurde saniert. Laut Roschitz sei nun alles in Ordnung, sämtliche Gutachten lägen vor, die Sicherheit gewährleistet. Was genutzt wird, ist saniert. Beim Land Kärnten hieß es, neue Raumluftmessungen würden demnächst erst erfolgen. Diese werden dann in eine Stellungnahme der Bezirkshauptmannschaft an das Innenministerium einfließen. Das Ministerium erstellt den Bescheid, wobei es nicht an die Empfehlung der Bezirksbehörde gebunden ist. Eine Frist, bis wann der Bescheid vorliegen muss, gibt es nicht. Fast drei Monate nach Beginn der großen Flüchtlingsbewegung über Salzburg nach Deutschland ist am Dienstag in der Mozartstadt erstmals der Strom abgerissen. Um 8.00 Uhr befanden sich weder am Grenzübergang Saalbrücke noch in der alten Autobahnmeisterei Liefering Migranten, die nach Deutschland weiterreisen wollten. Dort hielten sich allerdings noch knapp 500 Asylwerber auf, für die es zurzeit keine Unterkunft gibt. Der Grund für das plötzliche Abreißen des Stroms ist ein recht banaler, wie Johannes Greifeneder, der Sprecher der Stadt Salzburg, auf APA-Anfrage erklärte: Wegen eines Oberleitungsschadens ist seit der Nacht auf Dienstag die Tauernbahnstrecke unterbrochen, auf der seit Wochen die Flüchtlinge aus dem Süden Österreichs transportiert werden. Die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs war seitens der ÖBB für Dienstagabend in Aussicht gestellt worden. In der Stadt Salzburg rechnete man aber bereits für den Nachmittag wieder mit neu ankommenden Migranten. Denn laut Greifeneder wurde der Transport inzwischen auf Busse umgestellt, von denen die ersten schon bald die Mozartstadt erreichen dürften. Die Stunden dazwischen wurden für eine Reinigung der leer stehenden Hallen genutzt.
1Panorama
53,1 Prozent stimmten gegen die Übernahme von EU-Regelungen in der Justiz. Kopenhagen – In Dänemark hat das Lager der EU-Skeptiker in einer Volksabstimmung einen Sieg errungen. Die Wähler sprachen sich am Donnerstag mehrheitlich dagegen aus, bestimmte EU-Vorschriften im Justizbereich zu übernehmen. 53,1 Prozent stimmten mit Nein, die Wahlbeteiligung lag mit 72 Prozent überraschend hoch. Es ging um Gesetze, die für einen Verbleib Dänemarks in der Polizeibehörde Europol nötig wären. Die Regierung und die oppositionellen Sozialdemokraten hatten dafür geworben. Die rechtspopulistische Dänische Volkspartei warnte dagegen davor, die Souveränität über wichtige Sicherheitsfragen an die EU abzugeben. Volkspartei-Chef Kristian Dahl Thulesen sagte nach der Abstimmung: Die Dänen wissen: Wenn man die Dinge Brüssel überlässt, ist man zu großen Teilen einem intransparenten System ausgeliefert, in dem wir viel von unserer Demokratie verlieren. Ministerpräsident Lars Lokke Rasmussen hingegen äußerte sich gelassen. Ich betrachte das nicht als Rückschritt, sagte er zum Ausgang des Volksentscheids. Der Grund, weshalb die Dänen unsere Vorschläge abgelehnt haben, ist wahrscheinlich, dass es dieses Gefühl der Unsicherheit gibt, weil Europa derzeit mit anderen großen Problemen konfrontiert ist, die wir nicht gelöst haben. Die Abstimmung wird auch in Großbritannien aufmerksam verfolgt, wo ein Referendum über einen Verbleib in der EU ansteht. Dänemark, Großbritannien und Irland hatten Anfang der 1990er-Jahre das Zugeständnis erhalten, zumindest in der Justiz- und Innenpolitik bei der europäischen Integration abseits zu bleiben.
2International
LG-Manager sollte sich in Südkorea vor Gericht verantworten. Ein Gericht in Südkorea hat am Freitag die Klage gegen einen Ex-Manager der Elektronikfirma LG wegen Beschädigung von Waschmaschinen des Konkurrenten Samsung im Vorfeld der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin abgewiesen. Die Staatsanwaltschaft habe nicht beweisen können, dass Jo Seong Jin die Maschinen beschädigt habe oder dies auch nur beabsichtigt habe, so das Gericht in Seoul. Der Waschmaschinen-Fall hatte seinen Anfang vor der IFA im vergangenen September genommen: Samsung warf mehreren LG-Managern vor, bei einer Produktvorführung in Berlin mutwillig Waschmaschinen beschädigt zu haben. Das Unternehmen klagte deshalb wegen Sachbeschädigung, Geschäftsbehinderung und Verleumdung. Jo ist der Chef der Hausgeräte-Sparte von LG. Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück und klagte wiederum wegen Verleumdung und Fälschung von Beweismitteln. Im März beschlossen die beiden Firmen dann, den Streit beizulegen. Die Klage gegen Jo blieb davon aber unberührt. Der südkoreanische Elektronikriese Samsung ist Weltmarktführer bei Handys und Flachbildfernsehern. Sein kleinerer Konkurrent LG zählt zu den größten Haushaltsgeräteherstellern weltweit. Die beiden Unternehmen liefern sich bereits seit Jahren eine erbitterte PR-Schlacht, bei der die Produkte des jeweils anderen Herstellers in ein schlechtes Licht gerückt werden. 2013 musste sogar schon Südkoreas Handelsminister eingreifen, um zwischen beiden Firmenlenkern zu vermitteln.
0Web
Experten fordern im Nationalen Bildungsbericht eine bessere Aufteilung von starken und schwachen Schülern. Leistungsgruppen seien überholt. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden: Die Bibel – in diesem Fall Matthäus – wurde in Sachen Bildungsreform noch selten zitiert. Aber auch für Schulen gilt dieser sogenannte Matthäus-Effekt, sagte Erziehungswissenschafter Ferdinand Eder bei der Präsentation des Nationalen Bildungsberichts am Mittwoch. Davon abgeleitet fordert er mehr Geld für Schulen mit vielen schwachen Schülern und eine bessere Verteilung von Schülern mit unterschiedlichen Leistungsniveaus auf verschiedene Klassen und Schulen. Wenn etwa viele leistungsfähige Schüler, deren Eltern ebenfalls hochgebildet sind, gemeinsam in einer Klasse sitzen, dann geht noch ein Stück mehr, als aufgrund der individuellen Kognition möglich wäre, sagt Eder. Im Widerspruch dazu kommt ein weiterer Malus hinzu, wenn Schüler mit lernhemmenden Effekten – etwa mit Migrationshintergrund, schlecht ausgebildeten Eltern oder Lernschwierigkeiten – gemeinsam unterrichtet werden. Die Konsequenz dieser Analyse muss laut Eder eine bessere Aufteilung von Schülern sein. Ein Fehler sei etwa, wenn man die vielen neu hinzugekommenen Flüchtlinge alle in Ballungsräumen unterrichtet; vielmehr müsste man sie auf alle Regionen in Österreich aufteilen, nur so ließe sich ein negativer Effekt vermeiden. Die Zusammensetzung der Klassen an einer Schule solle zudem zufällig passieren, etwa alphabetisch. Auch die Auflösung der Neuen Mittelschule und der AHS-Unterstufen und die Einführung der Gesamtschule würden demnach Abhilfe schaffen. Wenn eine bessere Verteilung der Schüler nicht möglich sei, müssten Brennpunktschulen als Ausgleich mehr Geld bekommen, sagt Eder. Er verweist dabei auf die indexbasierte Finanzierung des Schulsystems, die schon mehrfach diskutiert wurde und die auch die neue Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) einführen will. Den Unterricht in homogenen Leistungsgruppen halten Eder und die weiteren Autoren des Bildungsberichts auch deshalb für obsolet. Die Idee der Selektion ist überholt, insofern längst alle Kinder und Jugendlichen zu einem möglichst hohen Kompetenzniveau geführt werden müssen, um in einer Wissensgesellschaft zu bestehen, heißt es in einer Zusammenfassung des Berichts. Eder räumt zwar ein, dass so leistungsstarke Schüler die Pluspunkte in einer Klasse mit anderen guten Schülern nicht abräumen können. Aber: Wir haben eine ethische Verantwortung. Aus seiner Sicht ist es wichtiger, den Schaden von leistungsschwachen Schülern abzuwenden. Neben einem Ende der Selektion und mehr Mitteln für Brennpunktschulen fordern die Autoren des Bildungsberichts auch eine stärkere individuelle Förderung und bessere Weiterbildungsangebote für Lehrer. Auch Schulleiter müssten besser ausgebildet werden. Erstmals haben die Studienautoren ein Kapitel einer umfassenden Analyse der Volksschule gewidmet. Sie schlagen darin unter anderem vor, den Bildungsauftrag der Volksschule zu fokussieren. Derzeit sei dieser umfassend und in übersichtlicher Weise verfasst. Auch eine Ausweitung der Unterrichtszeit an Volksschulen wird vorgeschlagen. Angesichts der Diversität der Schüler, und um Mindestanforderungen vermitteln zu können, sei mehr Unterricht nötig. Die Autoren verweisen darauf, dass Österreich hier derzeit unter dem EU-Durchschnitt liegt. Während hierzulande Volksschüler jährlich 705 Stunden in der Schule sitzen, tun sie das innerhalb der EU 768 Stunden. Für Bildungsministerin Hammerschmid zeigt der Bericht, dass die soziale Durchmischung an den Schulen nicht ausreichend gegeben ist, Bildung werde großteils immer noch vererbt. Das muss sich ändern, erklärte sie in einer Aussendung. Im Mittelpunkt müsse dabei die Frage stehen, wie die vorhandenen Potenziale der Kinder besser gefördert werden können. Dazu müsse eine neue Lernkultur etabliert werden. Unsere Gesellschaft wird heterogener. Und das Klassenzimmer ist ein Spiegel dieses gesellschaftlichen Wandels. Wir müssen deshalb in der Pädagogik auf diese Vielfalt eingehen und gleichzeitig das Individuum besser fördern.
5Inland
Wehrhaft sein, niemals Schlachtvieh sein, einfach dada sein. Eine ganze Reihe von Buchneuerscheinungen feiert 100 Jahre Dada. Ein Überblick. Am 5. Februar 1916 ging es los. Und zwar in der Spiegelgasse 1 im Herzen Zürichs. Das Cabaret Voltaire – anfangs nannte man es schlicht Künstlerkneipe – wurde von einem Häufchen Künstlern gegründet. Man las Texte von Franz Werfel, man spielte Klavier, auch das Chanson von Erich Mühsam Der Revoluzzer wurde zum Besten gegeben. Es gab französische und russische Soireen – wobei die Russen kräftig mitsangen – und der bejahrte Heimatdichter J. C. Heer torkelte zuzeiten durch die Reihen. Lenin wohnte um die Ecke. Und dann fiel der Name dada. Die Kinder könnens brabbeln, die Slawen meinen damit ein sinnfälliges Jaja, den Franzosen ist es ihr Steckenpferd. Allerdings hatte die Zürcher Toilettenartikelfirma Bergmann & Co Dada als Namen für ihre Produkte zuvor registrieren lassen: die Lilienmilchseife mit dazugehöriger Lilien-Crème Dada und Dada als haarstärkendes Kopfwasser. Hugo Ball, der Mitgründer von Dada-Zürich, hat dies auch vermerkt: Dada ist die Weltseele, Dada ist der Clou, Dada ist die beste Lilienmilchseife der Welt. Doch dieser Scherz hatte für Ball ein bitteren Nebengeschmack: Heute sah ich ein Schuhputzmittel mit der Aufschrift Das Ding an sich. Warum hat die Metaphysik so viel Achtung verloren? Dada gibt als multipler Bedeutungsträger Sinn so viel man will – und Unsinn. Dada ist das metaphysische Gelächter über eine Welt, die kein Sinn mehr zusammenhält. Zürich im Ersten Weltkrieg – das war eine Stadt, die von Emigranten aller Herren Länder bevölkert war. Und ob sie nun mehr oder weniger Geld in der Tasche hatten, sie alle wollten unterhalten werden. Cabarets, Tingeltangel gab es genug, das Cabaret Voltaire war nur eines unter anderen. Eben doch nicht! Dieses Dada-Cabaret war von Anfang an eine internationale Nummer. Die Gründer kamen aus Deutschland, Ball, Emmy Hennings, Richard Huelsenbeck, aus Rumänien Tristan Tzara und Marcel Janko. Hans Arp war Elsässer, die einzige Schweizerin: Sophie Taeuber. Literatur und Bildende Kunst hielten sich von Anfang an die Waage. Die Dadaistentruppe tanzte mit abstrakten Masken im Gesicht. In der Galerie Dada stellte Arp seine Fundstücke aus und seine Bilder, geformt nach den Gesetzen des Zufalls. Man las Simultangedichte, es gab Lautgedichte, etwa die von Hugo Ball: gadji beri bimba / glandridi lauli lonni cadori sang er im Kirchenstil und ließ sich in einem kubistischen Kostüm von der Bühne tragen. Verklärend verstört zwischen Sinn und Unsinn ist diese Welt im Angesicht des Krieges und was diese Welt noch zusammenhält, ist dada. Man kann das auch anders und mit Walter Serner sagen, dem Altösterreicher unter den Dadaisten. In Karlsbad geboren und in seiner Jugend Verehrer von Karl Kraus und Kokoschka schloss sich Serner 1918 den Zürcher Dadaisten an und schlug gemeinsam mit Tristan Tzara eine härtere, existentialistische Gangart ein. Bekannt ist aus seinem Manifest Letzte Lockerung der Satz: Lust ist der einzige Schwindel, dem ich Dauer wünsche. Aber ganz und gar dadaphilosophisch wird es, wenn es heißt: Kein System haben wollen, ist ein neues. Als der Weltkrieg vorbei war, war das auch das Ende für Dada-Zürich: Die Emigranten kehrten heim, in den Cabarets gingen die Lichter aus. Doch Huelsenbeck hatte schon 1917 Dada nach Berlin gebracht. Gemeinsam mit Raoul Hausmann, Johannes Baader, George Grosz, Walter Mehriing, John Heartfield, Hannah Höch und anderen gewann Dada auch hier an Terrain. Das Klima war in Berlin ein anderes: Das Kaiserreich brach zusammen, die Weimarer Republik stand auf tönernen Füßen. Vieles ist zum Weinen, doch Dada ist zum Lachen da. Dada ist provokativ, will aufrütteln, weil die Masse Mensch im Dämmerzustand ein gefährliches Untier ist. Strategien dazu gab es in Dada-Berlin genügend: Das politische Kabarett, die Einbindung von Werbeslogans und Typographie in die Dada-Texte, das Lautgedicht, das man auch als Plakat drucken kann, Bild-Collagen und Montagen. Und dann, wie auch in Zürich, das Manifest, dessen radikaler Inhalt dem Bürger schonungslos den Ist-Zustand der Welt vor Augen führt. Alles ist möglich, vor allem wenn im Nachkriegsdeutschland nicht nur das Geld nichts wert ist, sondern auch die tradierten Weltanschauungen. Folgerichtig lautet der Dada-Aufruf: Legen Sie Ihr Geld in dada an! Dada ist die einzige Sparkasse, die in der Ewigkeit Zins zahlt. Es war dann der Rumäne Tristan Tzara, der nach dem Ende der Zürcher Aktivitäten Dada nach Paris brachte, gemeinsam mit dem Hispano-Franzosen Francis Picabia. André Breton und der Kreis seiner jungen Dichter adaptierten Dada jedoch bald für ihre Bestrebungen: Mit Siegmund Freud im künstlerischen Handgepäck ging es ihnen um das Unbewusste, den Traum, um das automatische Schreiben. Und dennoch: Bei allen Unterschieden in den einzelnen Dada-Zentren gibt es doch eine große gemeinsame Sache, für die alle Dadaisten einstanden: Der Kampf gegen eine falsch verstandene Vernunft, die als Technik und Fortschritt die Welt beherrscht und damit diese in den Ruin treibt. Der Wahnsinn des Ersten Weltkrieges eröffnete den Freiraum für eine Kunst ohne Sinn, wie es Hans Arp ausdrückte. Oder anders und mit Walter Serner gesagt: Man muss das gänzlich Unbeschreibliche, das durchaus Unaussprechbare so unerträglich nah heranbrüllen, dass kein Hund länger so gescheit daherleben möchte, sondern dümmer. Dass alle den Verstand verlieren und ihren Kopf wiederbekommen. Der Kopf, das heißt Lust auf das Spiel mit der Kunst und dem Leben haben, Lust auf die Lust haben, nicht Mitläufer , sondern etwas anders sein, wehrhaft sein, niemals Schlachtvieh sein. Ergo: Einfach dada sein. Nach 1945 haben einige Gruppierungen vieles von Dada übernommen: Fluxus, Happening, zum Teil die Pop Art. Auch die Konkrete Poesie und die Wiener Gruppe sind ohne Dada nicht zu denken. Aber wie kann man sich heute orientieren? Einige Publikationen helfen weiter. Martin Mittelmeier geht in seinem Buch Dada. Eine Jahrhundertgeschichte der Bewegung auf vielschichtige Weise nach. Er holt Figuren ins Boot, die Dada von außen betrachten, etwa Harry Graf Kessler. Mittelmeier lässt sich aber auch genau auf die Lebens- und Kunstpositionen der einzelnen Dadaisten ein, besonders auf Hugo Ball und Hans Arp. Gut lesbar und stets informativ will Mittelmeier zeigen, dass die Dadaisten das Jahrhundertmatch ,Wir gegen die Welt angepfiffen haben, ein Match, das keineswegs vorbei ist. Im Zürcher Kunsthaus ist die große Dada-Schau Dadaglobe. Reconstructed zu sehen. Zur Ausstellung ist auch ein wunderbarer Katalog erschienen. Dadaglobe sollte eigentlich 1921 realisiert werden, um alle Dadaisten und ihre Kunstprodukte vorzustellen. Die Rekonstruktion dieses Unternehmens ist in Dadaglobe. Reconstructed in Wort und Bild bestens gelungen – eine Abenteuerreise in die Dada-Welt! Das will in bescheidenerer Weise auch der Dada Almanach aus dem Manesse Verlag leisten. Denn hier geht es in der Hauptsache um die Literatur von bekannten und weniger bekannten Dadaisten. Dieser Almanach ist in rot und schwarz gehalten und wartet mit typographischen Finessen auf. Zuletzt sei noch auf den Reclam-Band Dada total verwiesen, der eine kleine Auswahl von Dadaisten und ihren Texte bringt – sei es in Zürich, Berlin, Paris oder in Tirol, wo einige Dadaisten 1921/22 Kurzurlaube verbrachten. Dada wurde in einem Lexikon gefunden, es bedeutet nichts. Dies ist das bedeutende Nichts, an dem nichts etwas bedeutet. Wir wollen die Welt mit Nichts ändern, wir wollen die Dichtung und die Malerei mit Nichts ändern und wir wollen den Krieg mit Nichts zu Ende bringen. Es lebe Dada. Dada, Dada, Dada, krächzt Richard Huelsenbeck seinem Publikum entgegen. Dada ist Martin Heidegger auf verschlungenen Wegen nahe. Heidegger murmelte in seinen Oberlippenbart: Das Nichts nichtet. Da Dada alles und nichts und auch das Gegenteil sein kann, gilt: Dada ist der existentialistische Platzhalter des Nichts – und verschafft sich Platz mit einem gewaltigen metaphysischen Rülpser.
8Kultur
Vorwürfe wegen angeblicher Entwicklungsfehler. San Francisco/Stuttgart – Zwei Jahre nach dem tödlichen Unfall des US-Schauspielers Paul Walker verklagt nun seine Tochter den Sportwagenbauer Porsche. Der Fast & Furious-Star war im November 2013 in Kalifornien in einem Porsche Carrera GT ums Leben gekommen. Seine Tochter Meadow Walker macht die Volkswagen-Tochter nun für seinen Tod verantwortlich. In der am Montag in Los Angeles eingereichten Klage hieß es, Porsche habe gewusst, dass es bei dem betroffenen Modell Entwicklungsfehler unter anderem bei Sicherheitsgurten gegeben habe. Diese hätten dazu geführt, dass Walker bei dem Unfall eingeschlossen geblieben sei, als das Auto in Flammen aufging. Hätte es diese Defekte nicht gegeben, wäre Walker heute noch am Leben, schrieben die Anwälte. Der 40-Jährige war damals auf dem Beifahrersitz gesessen, als sein Freund, der Rennfahrer Roger Rodas, die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hatte und gegen einen Baum geknallt war. Beide Männer kamen ums Leben. Vor rund einem Jahr hatte bereits Rodas Witwe Klage gegen Porsche eingereicht. Sie argumentierte damals, der Wagen sei wegen Konstruktionsfehlern und Defekten nicht sicher gewesen. Anwälte des Sportwagenbauers hatten im April erklärt, Rodas sei selbst für den Unfall verantwortlich gewesen. Der Porsche sei nach dem Kauf verändert worden. Die Polizei hatte erklärt, Rodas sei zu schnell gefahren, an dem Porsche habe es keine Mängel gegeben. Für einen Kommentar zur neuen Klage war bei Porsche zunächst niemand erreichbar.
3Wirtschaft
Die Leistungsunterschiede bei den Deutsch-Standards ergeben sich vor allem durch Stereotype, sagt Bildungspsychologin Spiel. Wien – Fast zwei Drittel der Risikogruppe beim Lesen sind Buben. Das zeigen die Ergebnissen der Bildungsstandards am Ende der vierten Klasse Volksschule. Buben waren in allen abgeprüften Kompetenzen im Fach Deutsch schwächer als ihre Kolleginnen. Laut der Bildungspsychologin Christiane Spiel von der Universität Wien ergibt sich der Unterschied durch die Stereotype, die Schülern von Eltern und Lehrern nach wie vor vermittelt werden: Mädchen sind fleißig, und Buben sind faul und lesen nicht gerne. Bei Buben führe das dazu, dass sie furchtbar cool seien und nicht lernen, sagt Spiel zum STANDARD. Da diese Stereotype tief in der Gesellschaft verankert seien, sei es besonders schwierig gegenzusteuern. Man muss man auf allen Ebenen dagegenarbeiten. Etwa in der Lehrerausbildung. Auch die Eltern müssten dazu sensibilisiert werden Geschlechtsstereotype zu vermeiden zum Beispiel beim Spielzeugkauf oder bei der Berufswahl der Kinder. Denn Stereotype bedeuten immer eine Einschränkung der Möglichkeiten. Und es braucht Rollenbilder. Es reiche aber nicht aus, wenn etwa mehr Männer an der Volksschule als Lehrer unterrichten. Wenn diese Männer diese Stereotype weiter vermitteln, bringt es nichts. Wesentlich größer als der Abstand zwischen Buben und Mädchen ist allerdings jener zwischen Volksschulkindern, deren Eltern maximal einen Pflichtschulabschluss haben, und jenen aus akademischen Haushalten. Beim Leseverständnis liegen drei Jahre Lernzeit zwischen diesen Gruppen. Die Lösung liegt für Spiel unter anderem in einer anderen Art der Schulfinanzierung. Wie viele andere Bildungsexperten und Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) schlägt Spiel einen Sozialindex vor. Demnach würden Schulen etwa mehr Geld für Schüler bekommen, deren Eltern einen niedrigen Bildungsabschluss haben. Wie genau ein solches System funktionieren könnte, hat Johann Bacher von der Universität Linz bereits erarbeitet. In den Schulen gibt es höchst unterschiedliche Bedingugen, sagt Spiel. So werde die Klassenschülerhöchstzahl in Wien viel öfter ausgeschöpft als auf dem Land. Weitere Risikofaktoren, die in manchen Schulen viel öfter vorkommen als anderswo: sozioökonomisch schwache oder schlecht ausgebildete Eltern und Migrationshintergrund. Dazu kommt, dass Klassen, die viele Kinder aus diesen Risikogruppen besuchen, wiederum ein Risikofaktor sind. Wenn solche Schulen mehr Geld bekämen, könnte man diese Faktoren ausgleichen, sagt Spiel. Auch im Sinne der Bildungsgerechtigkeit. Pflichtschulgewerkschafter Paul Kimberger findet diesen Vorschlag zwar begrüßenswert, kann aber nicht so recht an dessen Umsetzung glauben. Die Ministerin hat schon viel angekündigt, in den Klassen angekommen ist nichts davon. Er fordert vor allem zusätzliches Unterstützungspersonal wie Schulpsychologen und Sozialarbeiter. Zudem müssten in der ersten und zweiten Klasse Volksschule zwei Lehrer pro Klasse stehen. So kann man jedes Kind je nach Bedürfnis fördern. Kinder mit Defiziten und solche, die eine Hochbegabung haben. Überrascht von den Ergebnissen ist Kimberger jedenfalls nicht, er wisse über die Situation in den Volksschulen Bescheid. Genauso wenig neu sind die Daten für Stefan Hopmann, Bildungsforscher an der Universität Wien. Im Gespräch mit der Austria Presse Agentur sagt er: Wir haben seit 20 Jahren ähnliche Ergebnisse. Wenn Heinisch-Hosek – wie bei der Präsentation am Donnerstag – diese als Beleg dafür sehe, wie gut das österreichische Schulsystem funktioniere, sei das blanker Zynismus. Anstatt über das Schulsystem zu diskutieren, müsse man den Wissensstand jedes einzelnen Schülers kennen und Risikoschülern intensivere Begleitung und Förderung auch in kleineren Gruppen geben. Auch Bildungspsychologin Spiel spricht sich dafür aus, dass Pädagogen in Weiterbildungen gezielt lernen, wie Schwächen von Schülern erkannt werden können. Nur wenn man wisse, wo steht das Kind und was braucht es, könne man richtig fördern. Damit auch Kinder aus Risikogruppen der Gesellschaft nicht verlorengehen, schlägt sie statt der Schulpflicht eine Bildungspflicht vor. Möglichst alle Schüler sollten ein Bildungsminimum erreichen – unabhängig von ihrem Alter.
5Inland
Birgit Minichmayr liest am Freitag in der Bludenzer Remise aus Werken von Dorothy Parker. Auf zwanzig Hunde brachte es Dorothy Parker (1893-1967) im Lauf ihres Lebens. Die Vierbeiner, vornehmlich Terrier und Pudel, hörten auf Namen wie Cliché oder Cest tout!. Von einem der Herrchen behielt die geborene Rothschild zumindest den Nachnamen, ihre lakonisch-lyrischen Antipathien eröffnete die scharfzüngige Schreiberin mit Men: A Hate Song. Prompt folgten als Hassobjekte Verwandte, Frauen, Bohemiens, das Büro – und Schauspieler. Anfangs jobbte Parker am Klavier einer Tanzschule in Manhattan, ihre ersten bezahlten Texte waren Bildunterschriften in der Vogue. Für Vanity Fair und The New Yorker schrieb sie Kritiken und Kolumnen; Gedichte und Stories publizierte sie unter Pseudonym. Linkes Engagement brachte ihr Ärger statt Engagements in Hollywood, wo sie an Drehbüchern, u. a. für Alfred Hitchcocks Saboteure, mitgearbeitet hatte. Parkers Gedichte liest man im Original, Erzählungen sind übersetzt, u. a. von Pieke Biermann. Zu den markigen Reimen der Dorothy Parker zählt: Men seldom make passes / At girls who wear glasses. Eine Frau, der man unabhängig vom Styling Avancen macht, ist Birgit Minichmayr. Die Schauspielerin übermannt und überzeugt auf den Bühnen von Wien, Berlin, Salzburg, München und Zürich. Menschen abseits der Theatermetropolen müssen sich auf Kino und Fernsehen beschränken, wenn sie die mehrfache Nestroy-Preisträgerin sehen möchten. Nicht so am Freitag in Bludenz. Dorothy Parkers Erbe ging an Martin Luther King und die NAACP. Direkt nach Äthiopien gehen Gage und Kartenerlös der Lesung ihrer Texte im Rahmen von Kultur.Leben – ein Caritas-Projekt hilft dort Aids-Waisen.
8Kultur
Der Sender plant weiterhin mit dem "Neo Magazin Royale". Hamburg – TV-Satiriker Jan Böhmermann ist bisher beim ZDF zu Hause – aber könnte sich das ändern? Ein kurzer Satz aus seiner jüngsten Neo Magazin Royale-Sendung hat Spekulationen darüber aufkommen lassen, er plane, den Sender zu verlassen. Seine weitere Zukunft beim ZDF sei ungeklärt, berichtete stern.de am Freitag. Böhmermann hatte am Donnerstagabend zu seinem Gast und TV-Kollegen Steven Gätjen gesagt: Du hast gerade den Sprung geschafft vom Privatfernsehen zum öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Ich hab ja demnächst vor, das andersrum zu machen. Die ZDF-Pressestelle wies gegenüber stern.de allerdings darauf hin, dass das Böhmermann-Zitat mit Nein, ist ein Spaß ende. Der Sender plane weiterhin mit dem Neo Magazin Royale. Das nächste Mal ist die Sendung für Donnerstag, 2. Juni, geplant. Danach verabschiedet sich der Moderator und Grimme-Preisträger zunächst in die Sommerpause. Die Zahlen für Neo Magazin Royale bleiben auf vergleichsweise hohem Niveau: Am Donnerstagabend sahen die ZDFneo-Sendung 410.000 Zuschauer, deutlich mehr als vor Beginn der Böhmermann-Affäre vor zwei Monaten. Bei Böhmermanns Comeback nach seiner rund einmonatigen Fernsehpause am 12. Mai hatte Neo Magazin Royale sogar 620.000 Zuschauer – rund dreimal so viele wie im Schnitt zuvor.
6Etat
96:88 gegen Oklahoma City Thunder im entscheidenden Spiel. Oakland – Die Golden State Warriors stehen erneut in den Endspielen der NBA. Der Titelverteidiger gewann am Montag die entscheidende siebente Partie der Halbfinalserie gegen Oklahoma City Thunder daheim 96:88 (42:48). Somit setzten sich die Kalifornier nach einem zwischenzeitlichen 1:3-Serienrückstand noch mit 4:3 durch. Beim dritten Erfolg nacheinander ragte bei Golden State erneut Spielmacher Stephen Curry heraus. Der Superstar und wertvollste Spieler (MVP) der regular season verbuchte 36 Zähler, von denen er 21 durch Drei-Punkte-Würfe erzielte. Auch Klay Thompson war abermals ein zuverlässiger Distanz-Schütze, kam auf sechs Dreier und insgesamt 21 Zähler. Niemand hatte bei uns daran gezweifelt, ob wir es schaffen werden, sagte Draymond Green. Wir haben hauchdünn überlebt, uns noch aus dem Loch gezogen und schauen jetzt nach vorne, ergänzte Trainer Steve Kerr und meinte über die Leistung Currys: So ist er nunmal. Ein Mann mit einer grandiosen Leistung in einem Spiel sieben – das ist Stephen Curry. Curry erzielte in den sieben Partien gegen Oklahoma 32 Dreier und stellte damit einen NBA-Rekord auf. Die Warriors konnten zudem als zehntes Team der NBA-Geschichte einen 1:3-Serienrückstand noch drehen. Während die Kalifornier ausgelassen feierten, schlichen die Gäste enttäuscht aus der Halle. Verlieren tut einfach weh, vor allem, wenn du schon 3:1 führst, sagte Kevin Durant. Er kam auf 27 Punkte. In den am Donnerstag beginnenden Finalbegegnungen kommt es zu einer Neuauflage des Vorjahresduells zwischen Golden State und den Cleveland Cavaliers mit LeBron James. Vor zwölf Monaten hatten die Warriors die Serie 4:2 gewonnen. Damals fehlten allerdings bei Cleveland die Leistungsträger Kevin Love und Kyrie Irving. Diesmal hingegen sind beim Meisterschafts-Zweiten alle gesund. (APA, 31.5.2016) NBA-Playoff, Finale der Western Conference, 7. Spiel, Montag Golden State Warriors – Oklahoma City Thunder 96:88 (42:48) Endstand der Serie 4:3 Das Finalprogramm: Golden State – Cleveland (Donnerstag, Sonntag)Cleveland – Golden State (8., 10. Juni)Falls nötig: Golden State – Cleveland (13. Juni)Cleveland – Golden State (16. Juni) Golden State – Cleveland (19. Juni)
4Sport
Landet nur auf Platz zehn bei DxOMark – Sonys Xperia Z5 derzeit an der Spitze. Auf eines konnte man sich beim Kauf eines iPhone bisher immer verlassen: dass die Qualität der damit erstellten Fotos an der absoluten Spitze des Smartphone-Felds steht. Nun scheint dieser Lauf aber ein Ende gefunden zu haben, wenn man dem Urteil der Kameratester von DxOMark vertraut. Mit einem Score von 82 Punkten landet die Kamera des iPhone 6S lediglich auf Platz zehn des aktuellen Smartphone-Kamera-Rankings. An dessen Spitze steht derzeit das Sony Xperia Z5 (87) vor dem Samsung Galaxy S6 Edge (86) und Googles kürzlich vorgestelltem Nexus 6P (84). Die Tester loben am neuen iPhone die sehr gut Belichtung und den flotten Autofokus. Auch der Weißabgleich und die Detailtreue bei hellen Lichtverhältnissen landen auf der Liste der Positiva. Als negative Punkte werden unter anderem ein deutlich sichtbares Rauschen bei Low-Light-Aufnahmen sowie die Gelbstichneigung bei Outdoor-Aufnahmen und teilweise Geistereffekte bekrittelt. Auch die neuen 4K-Videofähigkeiten scheinen die Tester nicht über die Maßen zu begeistern. So wird vor allem die schlechte Bildstabilisierung des 6S kritisiert, die den Gesamtwert für die Videofähigkeiten auf 80 Punkte drückt. In Summe bekommt das iPhone 6S damit übrigens die exakt gleiche Bewertung wie sein Vorgänger. Der neue 12-Megapixel-Sensor scheint also keine sichtbaren Fortschritte gebracht zu haben. Ein Test des iPhone 6S Plus steht noch aus, allerdings ist nicht zu erwarten, dass sich hier viel am Ergebnis ändern wird. Im vergangenen Jahr erhielten iPhone 6 und 6 Plus den gleichen Score. Damals standen die beiden allerdings mit ihren 82 Punkten noch deutlich an der Spitze des Testfelds, das Galaxy S5 folgte erst mit drei Punkten Abstand.
0Web
Boot ging vor der libyschen Küste unter – UN-Vertreter war ursprünglich von bis zu 40 Opfern ausgegangen. Rom – Nach einer neuerlichen Flüchtlingstragödie vor der libyschen Küste haben die italienischen Behörden die Zahl der Opfer nach unten korrigiert. Rund ein Dutzend Menschen seien am Mittwoch ums Leben gekommen, als ihr Schlauchboot im Mittelmeer sank, teilte der Staatsanwalt im sizilianischen Syrakus, Francesco Paolo Giordino, am Donnerstag mit. Ein Sprecher des Hochkommissars der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) hatte zuvor unter Berufung auf Überlebende erklärt, es müsse mit bis zu 40 Toten gerechnet werden. Die Staatsanwaltschaft gehe hingegen von etwa einem Dutzend Opfer aus, sagte Giordino. Etwa hundert Menschen hätten sich auf dem Boot befunden. 88 von ihnen seien gerettet worden. Die übrigen Passagiere ertranken demnach. Die Überlebenden trafen nach UN-Angaben am Nachmittag im sizilianischen Augusta ein. Laut einem Bericht der italienischen Zeitung La Reppublica hatten insgesamt drei Schlauchboote von der libyschen Küste abgelegt, um über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. 283 Flüchtlinge seien aus Seenot gerettet und von der deutschen Fregatte Schleswig-Holstein an Land gebracht worden. Libyen ist ein Haupttransitland für Flüchtlinge aus dem Nahen Osten, Asien und Afrika auf dem Weg nach Europa. Bei einer der bisher schlimmsten Tragödien vor der libyschen Küste hatten Mitte April etwa 800 Menschen ihr Leben verloren.
1Panorama
7,44 Millionen Albumverkäufe in nur 42 Tagen. New York – Weiterer Rekord für die britische Sängerin Adele: Ihr Album 25 verkaufte sich auf Jahressicht in den USA so gut wie keine andere Platte in den vergangenen zehn Jahren. Bis Jahresende gingen 7,44 Millionen Alben über den Ladentisch, wie das US-Brancheninstitut Nielsen am Montag bekannt gab. Damit blieb sie knapp hinter der Höchstmarke von Usher zurück, der mit seinem Album Confessions 2004 auf 7,98 Millionen Verkäufe gekommen war. Doch der R&B-Sänger veröffentlichte seine Platte bereits im März, während Adeles 25 erst am 20. November erschien. Die mit mehreren Grammys und einem Oscar ausgezeichnete Soulsängerin hatte zuletzt 2011 ein Album veröffentlicht. Ihre neue Platte eilt von Rekord zu Rekord, obwohl sie auf Streaming-Diensten wie Spotify nicht verfügbar ist. Adeles neues Album stürmte wie die Single Hello weltweit die Charts und steht seit sechs Wochen auf Platz eins der US-Hitliste. Die Platte verkaufte sich in der ersten Woche so gut wie kein anderes Album zuvor in den USA und Großbritannien. Mit ihrer Comeback-Single Hello stellte Adele zudem einen Download-Rekord in den USA auf.
8Kultur
ATKearny rät Telekomnetzbetreibern dazu, mehr auf Qualität zu setzen als auf günstige Preise. Sonst drohe ein weiterer Abstieg bei E- und M-Commerce. Wien – Der Preiskampf auf Österreichs Telekommunikationsmarkt lähmt Innovationen: Die Investitionen der Netzbetreiber kommen zunehmend unter Druck, seien kaum zu verdienen, und Österreich laufe Gefahr, bei der digitalen Nutzung zu den Schlusslichtern in Europa abzurutschen, warnt die Unternehmensberatung ATKearney in ihrer jüngsten Studie über die Zukunft der Telekomindustrie. Die Telekomanbieter sollten daher bei den Kunden nicht nur mit dem billigsten Angebot zu punkten versuchen, sondern exklusive Inhalte bieten, mehr Sicherheit, bessere Qualität und Geschwindigkeit, sagt Studienautor Florian Dickgreber im Gespräch mit dem STANDARD. Sonst werde Österreich bei E- und M-Commerce weiter zurückfallen. Derzeit überließen die Betreiber das Geschäft mit dem Content zu sehr den big Players wie Apple, Netflix und Amazon, dabei seien die Kunden durchaus bereit, mehr zu zahlen für Kommunikation und vor allem Information. Punkten könne man insbesondere mit schnelleren Verbindungen, Sicherheit (Verschlüsselung, Ablage für Daten wie Cloud-Angebote). Bei den lokalen Telcos liegt sehr viel Vertrauen, mehr als viele Nutzer globalen Konzernen entgegenbringen, sagt Dickgreber, dieses Vertrauen gilt es zu nutzen. Die Bereitschaft, für spezielle Services wie Video-on-demand, TV-Serien oder High-Definition-Videos mehr zu zahlen, sei jedenfalls vorhanden. Allerdings bedürfe es dazu einer Art Umsteuerung, weg vom Billigpaket hin zu Netzgeschwindigkeit, derzeit sei die Preissensitivität extrem hoch. Aktuell sind laut einer repräsentativen Umfrage unter 15.000 Personen in 20 europäischen Ländern und den USA nur zehn Prozent der Kunden bereit, um bis zu 70 Prozent mehr zu zahlen. Im Europa-Schnitt seien es 20 Prozent, während hingegen in Österreich der Anteil an Kunden, denen eine günstige Breitbandverbindung wichtiger sei als Inhalte, um zehn Prozentpunkte höher sei als in Europa. Die hohe Preissensibilität geht Hand in Hand mit einer geringen Ausgabenbereitschaft für Netzqualität, Sicherheit oder Apps, sagt Dickgreber. Das Umerziehen hin zu exklusiven Angeboten geht nicht auf die Schnelle, das weiß auch Dickgreber. Immerhin gehe aber das exzessive Endgeräte-Sponsoring inzwischen zurück. Das sei richtig und wichtig, denn nur rund 15 Prozent der Kunden fahren auf Billigangebote ab. Aber 85 Prozent ticken ganz anders und trotzdem fokussieren die Operators genau darauf. Spanien beispielsweise, lange Zeit ein sehr preisfokussierter Markt, habe die Refokussierung geschafft, wobei allerdings anzumerken ist, dass Betreiber wie Telefonica deutlich größere Märkte vorfinden, weil sie auch in den ehemaligen Kolonien Südamerikas aktiv sind. Einfach sei eine Umorientierung nicht, räumt Dickgreber ein, denn für regionale Telekomanbieter sei es mit Sicherheit schwieriger, Sportrechte oder internationale Serien zu erwerben. Allerdings hätten lokale Telekomnetzbetreiber den Vorteil, dass ihnen die Kundschaft sehr viel Vertrauen entgegenbringe, mehr als internationalen Konzernen. Content-Angebote müssten daher sehr exklusiv oder sehr lokal – oder beides sein. Partnerschaften, etwa mit TV-Sendern sieht der ATKearney-Mann kritisch, weil dabei Flexibilität verloren gehe und auch die Abrechnung schwieriger sei. Die Frage, Wer kassiert was von den Einnahmen?, sorge oft für Konflikte. A1 beispielsweise könnte die Vodafone-Partnerschaft mehr nutzen, zumal die Telekom Austria – ebenso wie T-Mobile – über viel Festnetzkapazität verfügten. Einkaufsmacht könnte man bei TV-Serien ebenso nutzen wie bei Musik, zumal ja viel Internetaktivität zu Hause passiere. In die Pflicht nimmt ATKearney freilich auch die Politik und die Regulierung. Sie behandelten Operateure noch immer strenger und fokussierten zu sehr auf einen funktionierenden Preiswettbewerb. Tarife, in die Dienste wie Spotify inkludiert sind, waren in Österreich lange Zeit untersagt, bemängelt Dickgreber. Amazon hingegen habe niemand daran gehindert, die Inhalte-Bibliothek in das Prime-Angebot zu integrieren, obwohl dieses über den Versand finanziert werde. Auch beim Datenschutz, Produktbündelung und Quersubventionierung gebe es eine Ungleichbehandlung.
3Wirtschaft
Um über 500.000 Euro soll ein 38-Jähriger die Sozialversicherung mit Scheinfirmen betrogen haben. Er sagt, er habe von nichts gewusst. Wien – Der Kampf gegen Sozialbetrug, besonders in der Baubranche, soll helfen, die Steuerreform zu finanzieren, hofft die Regierung. Es gibt bei Sozialbetrug zwei Maschen, erklärt die Staatsanwältin dem Schöffensenat unter Vorsitz von Nicole Rumpl im Prozess gegen Nevat Ho. und Gerlinde Hu., denen im Fall von Ho. gewerbsmäßiger schwerer Betrug und Sozialbetrug vorgeworfen wird. Hu. soll beim zweiten Delikt geholfen haben. Die eine Masche ist, die Sozialversicherung zu prellen. Man gründet oder kauft Firmen, die tatsächlich tätig sind, zahlt aber die Versicherungsbeiträge für die Arbeiter und Angestellten nicht. Diese Ersparnis führt dazu, dass man zur Schmutzkonkurrenz wird, wie es die Anklägerin bezeichnet, da man die Konkurrenz unterbieten kann. Die andere Version ist, Unversicherte ein paar hundert Euro zahlen zu lassen und sie dann zum Schein mit deutlich überhöhtem Lohn anzustellen. Was höheres Arbeitslosengeld und höhere Pensionsbeiträge bedeutet. Beides soll Ho. gemacht haben. Er bekennt sich nicht schuldig, da, wie es Verteidiger Elmar Kresbach ausführt, es nur Indizien gibt. Selbst die Finanzpolizei sagte, dass die Aussagen der Zeugen oberflächlich, widersprüchlich und wenig glaubhaft sind. Der 38-jährige Erstangeklagte beteuert, nichts mit der Sache zu tun zu haben, sondern in mehreren Firmen nur ein kleiner Angestellter gewesen zu sein. Er habe eine Champignonzucht gehabt, ebenso eigene Projekte in der Baubranche. Es gibt nur ein kleines Problem: Wenn das stimmt, muss der äußerst eloquent und ruhig auftretende Angeklagte ziemlich willfährig und in erstaunliche Zufälle verwickelt gewesen sein. Er will nur Untergebener von insgesamt drei Männern gewesen sein, von denen keiner auffindbar ist. Zwei habe er in einem Café kennengelernt, einer aus dem Trio hat nachweislich einen gefälschten Ausweis benutzt. Dieses Dokument hat man in Ho.s Büro gefunden. Ebenso wie Unterlagen und Stempel aller möglichen betroffenen Firmen und Laptops, auf denen sowohl geschäftliche als auch private Dinge abgespeichert waren. Dass sich der Angeklagte gegenüber einem Anbieter virtueller Büros mit einem falschen Namen ausgegeben hat, wirft auch nicht das beste Licht auf den dreifach Vorbestraften. Er bleibt dabei: Ich habe die ganzen Sachen nur für die anderen aufbewahrt. – Und warum haben die das nicht selbst gemacht?, wundert sich Rumpl. Der eine habe gerade seinen Firmensitz gewechselt, der andere sei selten in Österreich gewesen, hört sie als Erklärung. Zusätzlich habe er zwei der drei Arbeitgeber Schlüssel zum Besitz des Vaters gegeben. Auch der Laptop, auf dem Firmenmailadressen gefunden wurden, gehöre nicht ihm, er habe ihn aber mitbenutzen dürfen, daher seien private Fotos auf der Festplatte. Handschriftliche Aufzeichnungen habe er im Auftrag gemacht, den falschen Namen ebenso daher verwendet. Das ist ja nicht verboten, ich wollte nicht lange diskutieren und habe nie etwas unterschrieben, betont er. Insgesamt habe er eher Botendienste gemacht oder versucht, Aufträge an Land zu ziehen. Mit mäßigem Erfolg. Wie kommen dann 300.000 Euro Rückstand bei der Sozialversicherung zustande, wenn es keine Aufträge gab?, will die Staatsanwältin wissen. Die Firma ist im Februar 2013 verkauft worden, der Schaden kann erst ab diesem Zeitpunkt entstanden sein, sagt der Angeklagte. Auch Seltsamkeiten bei abgehörten Telefongesprächen tut er als harmlose Formulierungen, Angebereien oder Gefälligkeiten für Bekannte ab. Ganz anders verhält sich Gerlinde Hu., die geständig ist. Ja, sie habe als freiberufliche Buchhalterin elf Arbeitnehmer angemeldet, deren Daten sie vom Erstangeklagten bekommen habe. Und ja, sie habe sich gedacht, dass irgendetwas nicht stimme, der Schaden für die Versichertengemeinschaft betrug im Endeffekt über 6000 Euro. Die 66-jährige unbescholtene Pensionistin hatte Ho. zufällig kennengelernt, da sie früher Buchhalterin gewesen sei, habe sie ihm ihre Dienste angeboten. In Bratislava habe sie dann auch den angeblichen Geschäftsführer einer Firma kennengelernt, stützt sie die Version ihres Mitangeklagten. Allerdings: Telefonisch erreichbar sei dieser Mann nicht mehr gewesen, alles sei über Ho. gelaufen. Ein Honorar habe sie für die Arbeit nicht erhalten, sie hatte gehofft, dann in Ho.s eigener Firma angestellt zu werden. Ihrem Verteidiger Ernst Schillhammer gelingt dann durchaus Erstaunliches – er erreicht in einem Schöffenverfahren eine Diversion. Statt einer Verurteilung entscheidet der Senat auf 120 Stunden gemeinnütziger Arbeit, leistbar innerhalb von 600 Monaten. Zusätzlich muss sie 500 Euro Schadenersatz leisten – wohl in Raten, sie befindet sich in Privatkonkurs. Das Verfahren gegen Ho. geht weiter und soll am 14. September enden.
1Panorama
Fahrerpaarung mit Mexikaner Sergio Perez bleibt gleich. Silverstone – Nico Hülkenberg fährt auch in den kommenden beiden Jahren für Force India. Der 28-jährige Deutsche hat seinen Vertrag vorzeitig bis 2017 verlängert, gab das in Silverstone beheimatete Team am Dienstag bekannt. Die Fahrerpaarung mit dem Mexikaner Sergio Perez bleibt damit gleich. Ich kenne dieses Team wie meine Westentasche, und es fühlt sich wie zu Hause an, also macht eine langfristige Zusammenarbeit Sinn, erklärte Hülkenberg in einer Stellungnahme des Rennstalls vor dem Grand Prix von Italien am Wochenende in Monza. Hülkenberg fährt mit einjähriger Unterbrechung seit 2012 für Force India. Nach bisher 86 Grand Prix wartet der Deutsche noch auf seinen ersten Podestplatz in der Formel 1. In diesem Jahr sorgte er aber mit seinem Sieg beim Langstrecken-Klassiker in Le Mans für Schlagzeilen.
4Sport
Vanek unterliegt mit Minnesota Wild den New Jersey Devils. Washington/St. Paul – Alexander Owetschkin hat am Sonntag als 43. Spieler in der Geschichte der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL im Grunddurchgang die Marke von 500 Toren erreicht. Der Russe erzielte beim 7:1-Heimsieg der Washington Capitals gegen die Ottawa Senators zwei Tore und hält nun bei 501 Treffern in der regular season. Es ist ein spezieller Moment. Es ist schön, in dieser Kategorie zu sein. Meine Mitspieler sind alle gekommen und haben mir gratuliert. An diesen Moment werde ich mich mein ganzes Leben erinnern, erklärte der 30-Jährige, der mit 26 Treffern auch die Führung in der Torschützenliste der aktuellen Saison übernommen hat. Owetschkin hat den 500er-Meilenstein in 801 Spielen erreicht und war damit der fünftschnellste Spieler hinter Wayne Gretzky (575), Mario Lemieux (605), Mike Bossy (647) und Brett Hull (693). Minnesota Wild und der steirische Stürmer Thomas Vanek starteten mit einer Niederlage in ihre zweite Saisonhälfte. Die Wild mussten sich zu Hause den New Jersey Devils mit 1:2 geschlagen geben. Es war der erste Sieg der Devils in Minnesota seit über sechs Jahren. (APA, 11.1.2016) NHL-Ergebnisse von Sonntag: Minnesota Wild (mit Vanek) – New Jersey Devils 1:2Washington Capitals – Ottawa Senators 7:1Winnipeg Jets – Buffalo Sabres 2:4Chicago Blackhawks – Colorado Avalanche 6:3Anaheim Ducks – Detroit Red Wings 1:2Edmonton Oilers – Florida Panthers 1:2
4Sport
Zu Weihnachten stellt die Post doppelt so viele Pakete zu als sonst: Am 10. Dezember hat das Unternehmen erstmals die 500.000-Marke geknackt. Wien – Die heimische Post hat auch heuer einen Rekord bei der Paketzustellung verzeichnet: Am 10. Dezember wurden mehr als eine halbe Million Packerln bearbeitet – das sind 40.000 mehr als am Spitzentag 2014. Vor allem der Online-Handel sorgte für entsprechende Zuwächse. An einem durchschnittlichen Tag werden rund 250.000 Pakete durch die Post zugestellt, berichtete diese am Freitag. Ab November steigt die Menge kontinuierlich an und erreicht vor Weihnachten Werte von durchschnittlich 400.000 Packerln. Damit alle Pakete rechtzeitig unter dem Christbaum landen, ist die Aufgabe bis 18. Dezember nötig. Die Mitarbeiterinnen legen auch heuer wieder Sonderschichten ein. So erfolgt samstags – bei entsprechenden Mengen auch sonntags – eine Lieferung. Am 24. Dezember sind die Zusteller bis zum Nachmittag unterwegs.
3Wirtschaft
Die Grünen wollen ihre Ressorts Planung und Verkehr behalten. Die SPÖ will sie zurück – und kann sich Bildung als Tausch vorstellen. Wien – In den kommenden Wochen führen die Spitzen von SPÖ und Grünen ergebnisoffene Gespräche – an deren Ende aber eine zweite rot-grüne Partnerschaft in Wien besiegelt werden soll. Offiziell ging es beim Auftakttreffen am Dienstagnachmittag um keine inhaltlichen Themen, sondern um die Organisation der Termine und Schwerpunkte. In die Karten blicken wollte sich keines der beiden Verhandlungsteams lassen. Nach zweieinhalb Stunden ging die erste Verhandlungsrunde um 19 Uhr zu Ende. Es wurde aber ruchbar, dass die künftige Aufteilung der Regierungsressorts ordentlichen Zündstoff in sich birgt. Denn die SPÖ soll sich dem Vernehmen nach mit Nachdruck darum bemühen, die bisher von Maria Vassilakou geführten Bereiche Planung sowie Verkehr wieder zu übernehmen. In Zeiten der noch immer anhaltenden Wirtschaftskrise sowie der Flüchtlingsproblematik sollen etwa umstrittene Verkehrsberuhigungsprojekte nicht zusätzlich für Unruhe sorgen. Die Grünen denken aber nicht daran, ihre Zuständigkeitsbereiche freiwillig zu wechseln. Das, was wir haben, wollen wir auch weiterhin führen, sagte Landessprecher Georg Prack, der im Verhandlungsteam der Grünen sitzt, dem STANDARD. Es seien sehr wichtige Ressorts. Vordergründiger sei aber, dass Rot-Grün in den Verhandlungen gemeinsam ein Investitions- sowie Wachstumspaket schnürt. Damit soll die Rekordarbeitslosigkeit in Wien bekämpft werden. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hatte im Vorfeld von dringend nötigen Investitionen gesprochen, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Die Rahmenbedingungen für die Schaffung von Jobs sind freilich schwierig: Wien hat Rekordschulden in Höhe von mehr als fünf Milliarden Euro (exklusive ausgelagerter Betriebe), dazu harrt ab 2016 der Stabilitätspakt seiner Einhaltung. Ein Nulldefizit ist vorgeschrieben, was angesichts von nötigen öffentlichen Schulneubauten sowie Wohnbau- oder Verkehrsprojekten aber wohl nicht eingehalten werden kann. Oder Wien stemmt die Projekte als sogenannte PPP-Modelle gemeinsam mit privaten Partnern: Diese kommen den Steuerzahler langfristig laut Experten aber teuer zu stehen. Zudem wird leistbares Wohnen immer wichtiger: Wien wächst, allein 2014 kamen 26.700 Menschen neu dazu. Um die Hoheit über die Planungs- und die Verkehrsagenden wiederzuerlangen, könnte sich die SPÖ vorstellen, dafür das Bildungsressort einzutauschen. Vassilakou hat im Wahlkampf jedenfalls viel Wert auf Bildungsthemen gelegt. Was dafür spricht: Die Roten müssen einen Stadtrat einsparen. Und dem zuständigen Stadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) könnte ein Wechsel wohl am leichtesten schmackhaft gemacht werden. Eine Variante sieht Oxonitsch wieder als SPÖ-Klubchef und als Nachfolger von Rudolf Schicker vor. In einem anderen Szenario wird Oxonitsch gar als Nachfolger von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) gehandelt. Diese Variante ist freilich komplizierter, zumal Heinisch-Hosek das Konzept der Arbeitsgruppe zur Bildungsreform bis 17. November finalisieren will. Weitere Personalrochaden wären da im Anschluss nötig. Auch bei den Grünen wird über einen Posten diskutiert: Bei der Landesversammlung am 14. November will sich Landessprecher Georg Prack bestätigen lassen. Als Gegenkandidat meldete sich Joachim Kovacs, der Klubobmann der Ottakringer Grünen. Die Partei müsse sich breiter aufstellen. Wir brauchen einen Themenfokus abseits von Fußgängerzonen und Bio macht schön, sagte Kovacs.
5Inland
Fimbag-Chef Wala sowie Ex-Hypo-Wirtschaftsprüfer und -Aufsichtsratschef Moser beschrieben ihre Arbeits(auffassung). Wien – Im Hypo-U-Ausschuss wurde am Mittwoch die erste Untersuchungsphase abgeschlossen, zwei weitere zum Thema Partizipationskapital und Verstaatlichung folgen. Die letzten Zeugen zu Phase I waren Adolf Wala und Karl-Heinz Moser; Ersterer Chef der staatlichen Bankenholding Fimbag und Notenbankchef im Ruhestand; Letzterer einst Wirtschaftsprüfer der Hypo (Confida) und Aufsichtsratschef der Bank. Wala (78) gab den Mandataren ebenso bereitwillig wie ausführlich Auskunft und schilderte die Arbeit der Fimbag, die ohne einen Bleistift begonnen worden sei. Besonderes intensiv wurde Wala zu den Ereignissen vor der Vergabe des Partizipationskapitals (Ende 2008) und ab Juli 2009 gefragt, als sich die Katastrophe angekündigt habe. Vor der PS-Kapitalzufuhr hatte ja die OeNB eine Stellungnahme abgegeben, wonach die Hypo not distressed sei. Es gab aber nur die Noten sound (gesund) und distressed (notleidend). Auch in der Fimbag habe man sich 2008 gefragt: Was heißt eigentlich not distressed? Wie kommt man zu diesem Urteil?, erzählte Wala. Er sei von einem Kompromiss ausgegangen. Es sei damals also sehr wohl über diese Formulierung diskutiert worden – in Bezug auf die Folgen habe das Finanzministerium das eindeutig als sound ausgelegt. Am 5. November 2009 sei dann die Bombe mit dem Horrorverlust geplatzt, nachdem das Management unter Franz Pinkl immer wieder Termine mit der Fimbag verschoben hätte. Den Viability-Bericht der Hypo habe man sehr kritisch kommentiert und ans Finanzministerium weitergeleitet. Gemeldet habe sich daraufhin aber niemand. Bei der Verstaatlichung habe die Fimbag dann nur eine Gastrolle gespielt, man sei nicht aktiv dabei gesessen. Wirtschaftsprüfer Moser musste dann zu seinen persönlichen Finanzgeschäften rund um die Hypo Rede und Antwort stehen. Moser, ab April 2005 auch Aufsichtsratschef, hat nach einer Kapitalerhöhung Ende 2006 im Zuge eines Anteilsverkaufs bei der Hypo rund 3,5 Millionen Euro vor Steuern verdient. Um diese Information zu erhalten, war aber rund eine Stunde Befragung nötig. Verfahrensrichter Walter Pilgermair und Ausschussvorsitzende Doris Bures (SPÖ) mussten Moser mehrmals auf die Zulässigkeit der Frage nach seinem Gewinn durch die Kapitalerhöhung und den folgenden Verkauf hinweisen, bis dieser nach langem Hin und Her tatsächlich antwortete. 15 Millionen Euro hatte Moser über eine Gesellschaft mit Partnern insgesamt zur Kapitalerhöhung beigesteuert, fünf Millionen Euro davon auf Eigenkapitalbasis. Er alleine verdiente nach eigenen Angaben schlussendlich rund 3,5 Millionen Euro. Moser wurde außerdem zu den Spekulationsverlusten befragt, die 2004 auftraten und 2006 aufflogen – ohne großen Erkenntnisgewinn. Kritik erntete er von mehreren Abgeordneten, weil er aus seiner Hypo-Prüftätigkeit direkt in den Aufsichtsrat-Chefsessel wechselte. So meinte etwa Neos-Abgeordneter Rainer Hable, Moser sei der personifizierte Interessenskonflikt.
3Wirtschaft
Damen und Herren setzten sich in Amsterdamer Finalspielen durch. Amsterdam – Mexiko ist der große Sieger der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft für Obdachlose in Amsterdam. Sowohl die Herren- als auch die Damenmannschaft gewannen am Samstagabend ihr Finalspiel im extra aufgebauten Stadion vor dem Reichsmuseum. Mit den Finalspielen ging die einwöchige Meisterschaft im Straßenfußball zu Ende. 64 Mannschaften aus 48 Ländern kämpften um mehrere Pokale, auch ein Team aus Österreich war dabei. (APA/dpa, 19.9.2015)
4Sport
Erstes Gerät für 1. September angekündigt – Früherer Chefdesigner von HTC mit dabei. Jenseits der großen zwei – Apple und Samsung – ist der Smartphone-Markt in den letzten Monaten wieder in deutliche Bewegung geraten. Alte Größen wie HTC versinken in der Bedeutungslosigkeit, Herausforderer wie Xiaomi oder auch OnePlus freuen sich hingegen über reges Interesse. Nun will ein neues Unternehmen den Markt aufmischen: Nextbit wurde von den ehemaligen Android-Entwicklern Tom Moss und Mike Chan gegründet. Ein weiterer prominenter Mitarbeiter ist Scott Croyle, der ehemalige Chefdesigner von HTC. Finanziert wird das Startup zum Teil durch Google Ventures. Am 1. September soll nun das erste Erzeugnis dieser Kooperation vorgestellt werden, wie CNET berichtet. Bei konkreten Details gibt man sich bislang zwar noch zurückhaltend, das Unternehmen liefert aber zumindest einige Andeutungen. So soll das Gerät Top-Hardware aufweisen aber trotzdem im 300 bis 400 US-Dollar-Bereich angesiedelt sein. Eine Spezialität soll sein, dass es unbegrenzten Cloud-Speicher gibt. Die bisherigen Aktivitäten von Nextbit legen zudem nahe, dass die umfassende Synchronisation zwischen mehreren Geräte einen Schwerpunkt darstellen wird. In dieser Hinsicht waren schon vor einiger Zeit Gerüchte kursiert, dass eventuell sogar der aktuelle Stand einer App abgeglichen wird, so dass nahtlos von einem zum nächsten Gerät gewechselt werden kann. Auch soll sich das Smartphone automatisch an seine Nutzer anpassen, wie Chan andeutet. Darüber hinaus verspricht Nextbit laufende Softwareupdates, mit denen sowohl Funktionalität als auch Performance stetig verbessert werden sollen. Als Basis wird Android dienen, wie stark man dieses anpassen wird, ist dabei noch nicht klar. Allerdings soll es sich um keinen inoffiziellen Fork a la Amazons Fire OS handeln, die Google Apps sollen also vorhanden sein.
0Web
Für den Ökonomen Heiner Flassbeck sind die wahren Probleme der Eurozone nicht in Athen, sondern in Berlin zu suchen. STANDARD: Herr Flassbeck, was wird dieser Tage aus Brüssel noch auf uns zukommen? Flassbeck: Das wissen die Götter! Aber wahrscheinlich wird es einen Scheinkompromiss geben. Man wird auf beiden Seiten ein bisschen feilen, aber es werden keine Probleme gelöst werden. STANDARD: Also die Währungsunion wird nicht auseinanderbrechen? Flassbeck: Nein, dafür ist Griechenland auch zu klein. Aber der Fall Griechenland zeigt, dass die Währungsunion nicht in der Lage ist, grundlegende Probleme anzugehen und zu lösen. Es ist ja nicht nur Griechenland. Wir haben seit sechs Jahren Rezession in der Währungsunion, das ist eine Katastrophe schlechthin. Frankreich, Italien, die befinden sich alle in einer schlechten Situation und da stellt sich die Währungsunion als wirtschaftspolitisch handlungsunfähig heraus. STANDARD: Wie wäre die Währungsunion noch zu retten? Flassbeck: Nur durch Erfolg. Ganz Europa ist nur durch Erfolg zu retten. STANDARD: Was ist Erfolg? Flassbeck: Wirtschaftlicher Aufschwung, Wachstum. STANDARD: Und wie lässt sich dieses erzielen? Flassbeck: Na ja, das entsteht wie immer. Man muss irgendwo Impulse setzen. Wachstum fällt nicht vom Himmel. Das ist halt das, was Herr Schäuble und Frau Merkel glauben. Die glauben fest daran, dass wenn man an ein paar kleinen Schräubchen dreht, dann passiert das von alleine oder es geschieht ein Wunder. Aber das ist lächerlich. Europa ist eine große, geschlossene Volkswirtschaft, die aus sich selbst heraus Wachstum schaffen muss. Und dazu muss sie angestoßen werden. STANDARD: Wo soll dieser Anstoß herkommen? Flassbeck: Das muss der Staat tun. Wer soll es sonst tun? Man kann nicht überall den Druck auf Einkommen erhöhen – wie hier in Österreich übrigens auch – und hoffen, dass die Privaten plötzlich Geld ausgeben. STANDARD: Und was könnte der Staat da jetzt tun? Flassbeck: Der Staat muss handeln, er ist der einzige, der noch handeln kann. Die Geldpolitik hat alles versucht, die Zinsen sind null. Der Staat muss Geld ausgeben, es ist mir vollkommen egal wie – er muss Schulden machen, um es ganz deutlich zu sagen. Selbst wenn das das große Tabu ist. Aber das ist ja das Absurde. Wir sparen wie die Teufel und glauben, aus diesen Ersparnissen werden wie durch ein Wunder Investitionen. Das ist aber kein Wunder, sondern es muss jemand ganz konkret das Geld von der Bank nehmen und sich verschulden und ausgeben. Wenn es die Unternehmen nicht tun, dann muss es eben der Staat machen und investieren. Es gibt ja unendlich viel, was er tun kann. STANDARD: Aber einfach Autobahnen bauen kann doch auch nicht die Lösung sein. Flassbeck: Nun, man kann alles Mögliche bauen, in Deutschland müsste man auch Autobahnen bauen. Man kann aber auch natürlich in ökologische Vorsorge investieren oder Privaten das Geld in die Hand drücken zum Investieren – da darf man alles tun! Man darf aber nicht die Hände in den Schoß legen und schwarze Nullen feiern und sich freuen, dass man keine Schulden macht. Deutschland hofft ja nur auf die Schulden des Auslandes, wie Österreich übrigens auch. STANDARD: Damit sprechen sie die Exporte und Leistungsbilanzüberschüsse dieser Länder an. Flassbeck: Genau. Österreich und Deutschland hoffen darauf, dass irgendwer anderer Schulden macht und das löst dann unser Problem. STANDARD: Sie glauben also nicht an exportgetriebenes Wachstum? Flassbeck: Nein, das geht ja auch nicht, weil irgendwer anderer Schulden machen muss. Und wir können nicht gleichzeitig die Schuldner beschimpfen, dass sie Schulden machen und aber fest darauf vertrauen, dass sie wieder neue Schulden machen, damit unser Wachstum läuft. Das gibt es nicht. Die Welt hat keine Exporte und keine Importe. Die Welt hat nur sich selbst und da gibt es nur Konsum und Investitionen. Und die müssen angeregt werden. Und wenn das über Geldpolitik nicht funktioniert, dann muss man es eben über Finanzpolitik machen. STANDARD: Das heißt, Sie sehen eine gewisse Widersprüchlichkeit in den Forderungen gegenüber Griechenland? Flassbeck: Das ist nett gesagt. Ich halte es für eine Absurdität. Man verlangt von Griechenland, das fortzusetzen, was in die Katastrophe geführt hat. Nämlich Löhne kürzen und das bringt gar nichts. Denn Löhne kürzen führt nicht zu geringerer Arbeitslosigkeit, wie alle guten Neoliberalen glauben, sondern im Gegenteil, es hat die Arbeitslosigkeit dramatisch erhöht. Wenn ich die Löhne kürze, fragen die Leute weniger nach und dann habe ich ein noch größeres Problem als vorher. Das liegt ja nur daran, dass weder unsere Politiker noch die Herren und Damen Professoren an den Universitäten das Wort Nachfrage überhaupt mal in den Mund nehmen. STANDARD: Sie schreiben oft, dass Deutschland selbst Schuld an der Misere der Währungsunion hat. Flassbeck: Ja, Deutschland hat einen entscheidenden Fehler gemacht. Es hat von Anfang an eine Lohndumping Politik betrieben und das in einer Währungsunion. Das kann man machen, wenn man seine eigene Währung hat, weil dann wertet diese einfach auf. Aber in einer Währungsunion darf man genau das nicht versuchen, weil genau das falsch ist und das hat Deutschland aber getan. Das wird in Deutschland aber verschwiegen; das darf man dort nicht sagen. Das wird unter den Teppich gekehrt, denn Deutschland macht ja immer alles richtig. STANDARD: Das heißt, die Lösung für Europa wäre kräftiges Lohnwachstum in Deutschland? Flassbeck: Auf Dauer ist das die einzige Lösung. In Deutschland müssen jedes Jahr die Löhne um fünf Prozent steigen und das für zehn Jahre. Dann haben die anderen Länder die Möglichkeit, wieder auf eine normale wirtschaftliche Entwicklung zu kommen – vor allem Italien und Frankreich. STANDARD: Aber Sie würden doch nicht abstreiten, dass es Reformen in Griechenland braucht. Flassbeck: Es muss immer Reformen geben auf dieser Welt. Ich meine, Deutschland ist nicht in der Lage, einen Flughafen in seiner Hauptstadt zu bauen. Also es gibt überall schlimme Sachen, die bereinigt werden müssen. Daran muss man arbeiten, klar. Das sind Strukturprobleme, die bereinigt gehören. Aber die lösen nicht das derzeitige Problem. Wir brauchen eine Einigung, bei der expansive Impulse gesetzt werden – ganz besonders für Griechenland, das am schlechtesten dasteht. Da muss der Staat in die Lage versetzt werden, die Wirtschaft anzuregen, denn sonst macht das ja niemand. STANDARD: Wäre also alles in Ordnung, wenn Deutschland höhere Löhne hätte? Flassbeck: Alles nicht, aber vieles. Es gäbe keine gravierende Ungleichgewichte und die andauernde Verschuldung in eine Richtung. Das größte Problem wäre zweifellos gelöst. STANDARD: Was braucht es neben einer kräftigen Lohnentwicklung in Deutschland noch, damit Europa wieder aus der Rezession kommt? Flassbeck: Es braucht wieder einen makroökonomischen Dialog, bei dem die Lohnentwicklung in Europa koordiniert wird. Da muss entschieden werden, wie sich Länder an ihre Produktivität anzupassen haben – und sie müssen sich anpassen, das ist das entscheidende. STANDARD: Politisch schwer machbar. Flassbeck: Tja, dann gibts halt keine Währungsunion mehr. Eine Währungsunion bedeutet, dass ich entsprechend meinen Verhältnissen lebe. Ich kann weder systematisch über noch unter meinen Verhältnissen leben, und beides ist aber der Fall. Griechenland hat über seinen Verhältnissen gelebt und Deutschland unter seinen Verhältnissen. Österreich ist auch ein wenig darunter. STANDARD: Ist Deutschland zu mächtig für diese EU? Flassbeck: Das Problem ist, dass in einer Finanzkrise Gläubiger unheimlich mächtig werden und Deutschland ist der größte Gläubiger. Und die Sache ist, dass Deutschland nicht begreift, dass diese Macht des Gläubigers nicht eine gottgegebene Macht ist, sondern ein reiner Finanzmarkteffekt. Kluge Politiker würden mit dieser Macht sehr behutsam umgehen, aber kluge Politiker sind in Deutschland weit und breit nicht zu sehen.
3Wirtschaft
US-Behörden prüfen 14 neue Fälle, darunter mehrere schwangere Frauen. Rio de Janeiro/Washington – Die US-Behörden prüfen 14 neue Fälle, in denen das vor allem für Schwangere gefährliche Zika-Virus durch Sexualkontakte übertragen sein worden könnte. Mehrere der Betroffenen seien schwanger, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC am Dienstag mit. Die Zahl der Verdachtsfälle zeige, dass eine Übertragung durch sexuelle Kontakte häufiger sein könnte als bisher gedacht. Daher erneuerte die Behörde ihren Aufruf an in Zika-Infektionsgebiete reisende oder dort lebende Bürger zum Gebrauch von Kondomen oder zum vollständigen Verzicht auf Geschlechtsverkehr. Anfang Februar hatten die Behörden im US-Bundesstaat Texas erstmals einen Fall bestätigt, bei dem das Zika-Virus durch Sexualkontakte weitergegeben wurde. Das von der Gelbfiebermücke übertragene Virus grassiert derzeit in Süd- und Mittelamerika. Brasilien ist besonders von der Epidemie betroffen: Die Zahl der Zika-Infektionen wird dort auf 1,5 Millionen geschätzt. Nach Angaben der Behörden sind seit Oktober über 4000 Babys mit Verdacht auf Mikrozephalie auf die Welt gekommen, mehr als 400 Fälle sind bisher bestätigt. Der Kopf der Kinder ist deutlich zu klein und die Gefahr groß, dass dies zu dauerhaften Behinderungen führt. Wegen der Zika-Epidemie rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 1. Februar einen weltweiten Gesundheitsnotstand aus. WHO-Chefin Margaret Chan betonte am Dienstag bei einem Aufenthalt in Brasilien, wie schwierig der Kampf gegen das Virus sei. Wir sollten uns darauf einstellen, dass dies eine lange Reise wird, sagte sie in der Hauptstadt Brasília.
1Panorama
Video von Vorgehen gegen schwarze Jugendliche erregte Entsetzen. Chicago (Illinois) - Nach der Empörung über Polizeigewalt gegen unbewaffnete schwarze Jugendliche bei einer Poolparty im US-Bundesstaat Texas hat der kritisierte Beamte seinen Dienst quittiert. Der Polizist Eric C. ziehe damit die Konsequenzen aus seinem nicht zu verteidigendem Verhalten, sagte der Polizeichef von McKinney, Greg Conley, am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Unsere Politik, unsere Ausbildung, unsere Praxis unterstützen solch ein Verhalten nicht, hob Conley hervor. Der Polizist sei bei seinem Einsatz außer Kontrolle geraten, die anderen elf Beamten vor Ort hätten sich hingegen korrekt verhalten. Auf dem Onlineportal Youtube war ein Video von dem Polizeieinsatz in McKinney, rund 50 Kilometer nördlich von Dallas, veröffentlicht worden. Es zeigt chaotische Szenen sowie einen weißen Beamten, der die Jugendlichen wüst beschimpft und sie auffordert, sich auf den Boden zu legen. Später wirft und drückt er ein schwarzes Mädchen im Bikini mit dem Gesicht nach unten zu Boden und kniet auf seinem Rücken. Dann werden der Jugendlichen Handschellen angelegt. Gegen zwei schwarze Buben, die ihr offenbar helfen wollen, erhebt der Polizist seine Waffe. Im Hintergrund rennen Jugendliche umher, um vor den Beamten zu fliehen. Das Video verbreitete sich schnell im Internet und wurde auch wiederholt von US-Fernsehsendern gezeigt. Als Konsequenz wurde der Beamte am Wochenende suspendiert. Die Polizei teilte dazu zunächst mit, sie habe Beschwerden über Lärmbelästigung und miteinander kämpfende Jugendliche bei einer Poolparty erhalten und deshalb Beamte zu der Wohngegend geschickt. Die Jugendlichen hätten nicht in der Gegend gewohnt und auch keine Erlaubnis gehabt, sich an dem Schwimmbad aufzuhalten, erklärte die Polizei. Sie hätten sich geweigert, den Ort zu verlassen. In den vergangenen Monaten hatten Einsätze der US-Polizei gegen Schwarze immer wieder Zorn in der Bevölkerung hervorgerufen. Vielerorts gab es Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt.
1Panorama
Verspielte Glaubwürdigkeit, fehlende Diskussionskultur und eine tiefe Kluft quer durch die Partei: Auf den potenziellen Nachfolger des angeschlagenen SPÖ-Chefs Werner Faymann wartet ein schweres Erbe. Wien – Der Satz ist acht Jahre alt, aber erstaunlich aktuell. Mein politisches Kapital hat sich verbraucht, bilanzierte Alfred Gusenbauer, als er von der SPÖ-Spitze weichen musste, und ähnlich scheint es nun Nachfolger Werner Faymann zu ergehen. Wieder ist es der an der Parteibasis angewachsene Unmut, der den Vorsitzenden ins Wanken bringt. Ob die Chefs der Landesparteien und Gewerkschaften den Druck von unten weitergeben und Faymann letztlich zum Abgang drängen werden, ist noch nicht absehbar. Am Montag, bei der Sitzung des Parteivorstandes, könnte die Entscheidung fallen. Doch allein mit einem frischen Gesicht wäre es nicht getan. Falls die Revolution stattfindet: Welche Probleme müsste die oder der Neue anpacken, um die Sozialdemokratie wieder auf Trab zu bringen? Wer der Unzufriedenheit in der Partei auf den Grund geht, stößt auf viele Facetten. Eine davon zeigte sich in den Protesten beim heurigen Maiaufmarsch. Das Pfeifkonzert gegen Faymann, argumentieren Beteiligte, sei als letzte Möglichkeit verblieben, gehört zu werden. Uns tut das ja selbst weh, denn die Geschlossenheit war immer eine Stärke, die uns von der zerstrittenen ÖVP abgehoben hat, sagt eine Demonstrantin, aber sonst kriegen wir gar keine Reaktion. Es ist wie im DDR-Sozialismus. Diesen Vorwurf erheben Genossen seit Jahren: Faymann gebe Debatten in der SPÖ keinen Raum, ersticke Widerspruch, erkläre die Ruhe zur höchsten Tugend und mache jede kritische Basisinitiative reflexartig als Minderheitenprogramm herunter. Jüngstes Beispiel in den Augen der Verärgerten: Die wachsende Kritik an seiner Person qualifizierte Faymann als Befindlichkeitsdebatte ab. Dabei wollte sich die SPÖ öffnen. Das geplante neue Parteiprogramm sollte vor allem den Zweck erfüllen, dass die Sozialdemokraten wieder einmal miteinander reden, doch von lebhaftem Meinungsaustausch ist wenig zu merken. Kein Wunder, sagen die Kritiker: Der federführende Programmmacher Josef Cap exekutiere eben den Wunsch Faymanns, nur keine heiklen Debatten an die Oberfläche schwappen zu lassen. Überhaupt gilt die Personalpolitik Faymanns als typisch für die Verengung der SPÖ. Der misstrauische Kanzler lässt sich von einem kleinen Kreis bedingungslos Ergebener umringen, dem ein ausgeprägtes Freund-Feind-Verständnis nachgesagt wird. All das führe dazu, bekritteln die Unzufriedenen, dass die SPÖ personell und inhaltlich immer weniger Originelles zu bieten habe. Noch etwas sprechen Genossen ihrem Parteichef ab: Leadership, das ihn von einem Schönwetterpolitiker, der sich nach der Stimmungslage wendet, abhebt. Gerade in der Causa prima muss sich Faymann vorwerfen lassen, diese Eigenschaft nicht gezeigt zu haben. Wenn ein Kanzler in der Flüchtlingspolitik abrupt die Richtung um 180 Grad dreht, braucht er sich über verlorene Glaubwürdigkeit nicht wundern. Was die Sache allerdings kompliziert macht: Faymann mag sich zwar von ÖVP und FPÖ treiben lassen haben, doch es gibt auch sachliche Gründe für die Wende hin zu einer restriktiveren Politik. Selbst Kritiker vom linken Flügel der SPÖ räumen ein, dass ein Asylwerberandrang wie im Vorjahr auf Dauer nicht verkraftbar wäre, und die bestmögliche Alternative kommt nun einmal nicht zustande: Eine europäische Lösung ist nicht in Sicht. Was hätte ein Regierungschef also anders machen können? Ein entscheidender Fehler war wohl der Sprung von einem Extrem ins andere, gerade auch in der Symbolik. Im Herbst demonstrierte Faymann geradezu enthusiastisch Hilfsbereitschaft, im Frühjahr baute die rote Regierungsriege plötzlich mit der ÖVP an der Festung Europa. Man mag eine härtere Gangart in der Sache für alternativlos halten; die verschärfte Rhetorik war freie Wahl von Faymann und seinem Team. Die demonstrativen Signale nach rechts haben den Zorn der Linken erst so richtig angefacht, die Partei ist heute tief gespalten. Die Kluft zieht sich vom Asylthema über die Frage der Sozialleistungen – auch in der SPÖ gibt es Funktionäre, die Asylwerbern die Mindestsicherung kürzen wollen – bis zu einer Grundsatzentscheidung: Sollen sich die Sozialdemokraten die Möglichkeit einer rot-blauen Koalition offenhalten? Mit letzterer Frage hängt ein Dilemma zusammen. Von der Basis ertönt regelmäßig der Ruf nach einer sozialdemokratischen Handschrift in der Regierung – von Vermögenssteuern bis zum Konjunkturpaket. Doch die reine Lehre lässt sich in der aktuellen Koalition schwer durchsetzen, zumal der ewige Partner ÖVP in eine ganz andere Richtung will. Auf einen neuen SPÖ-Chef wartet also viel Klärungsarbeit und mancher Flügelkampf – sofern es zu einem Wechsel kommt. Faymanns Verteidiger geben sich trotz aller Querschüsse zuversichtlich, zumal ihm auch Kritiker eine Qualität nicht absprechen: Überlebenskunst.
5Inland
Ein 27-Jähriger attackierte Flüchtlinge und Passanten. In seiner Wohnung wurden Munition und eine Eigenbauwaffe gefunden. Bregenz – Die Sachbeschädigung an einer Flüchtlingsunterkunft in Bregenz hatte fremdenfeindliche Motive. Der Mann, der am Dienstag in das Mehrfamilienhaus gestürmt war, konnte Mittwochnacht gefasst werden. Er hatte aus seinem Wohnungsfenster auf Passanten geschossen. Im Stiegenhaus der seit Weihnachten von Flüchtlingen bewohnten Unterkunft hatte der 27-Jährige am Dienstagabend den Inhalt eines Feuerlöschers versprüht und lautstark über Ausländer geschimpft. Durch die starke Staubentwicklung wurde Brandalarm ausgelöst, was zu großer Aufregung im Haus führte. In der folgenden Nacht wurde die Polizei alarmiert, weil aus einem Wohnungsfenster auf Passanten geschossen werde. Der polizeibekannte Wohnungsbesitzer wehrte sich gegen den Besuch der Exekutive, in seiner Wohnung fanden die Beamten Munition und einen selbstgebastelten Gewehrlauf. Ob die Eigenbauwaffe funktionstüchtig ist, wird nun untersucht. Gegen den Mann besteht ein Waffenverbot. Ob er mit einer Waffe oder Knallkörpern hantiert hat, wollte er nicht sagen. Geständig war er hingegen in der Causa Flüchtlingsunterkunft. Er begründete den Angriff laut Polizei mit seiner Ausländerfeindlichkeit: Ich mag einfach keine Ausländer. Der Mann sei ein Einzelgänger und habe keine Verbindungen zur Neonaziszene, sagte Polizeisprecher Horst Spitzhofer.
1Panorama
Das Projekt soll Nutzern helfen, Gerüchte auf Facebook richtig einordnen zu können. Eine Mieterin in Salzburg muss ihre Wohnung für Flüchtlinge räumen, ein Shoppingcenter in Oberösterreich schenkt Asylwerbern teure Smartphones und Flüchtlinge plündern – ohne polizeiliches Eingreifen – einen Supermarkt in Wien: Alle drei Geschichten zeigen, wie Flüchtlinge von staatlichen Behörden bevorzugt werden und erzeugen Wut gegen Asylwerber. Vor allem sind aber alle drei Geschichten erfunden, wie Recherchen offenlegen. Europaweit sind hunderte solcher Falschmeldungen im Umlauf, die den Diskurs verzerren und unnötig für Aufregung sorgen. Ein neues Projekt will nun etwas Ordnung in die Gerüchteküche bringen. Die Hoaxmap sammelt widerlegte Gerüchte über Flüchtlinge und zeigt sie auf einer Landkarte. Initiiert wurde das Projekt von einer Deutschen namens Karolin, die anonym bleiben möchte. Gemeinsam mit einem Bekannten sammelt sie die Meldungen und überprüft dann deren Wahrheitsgehalt. Auslöser sei kein einzelner, besonders krasser Vorfall gewesen, sondern die Summe aller Falschmeldungen, so Karolin zur Süddeutschen Zeitung. Sie sieht vor allem soziale Medien wie Facebook als Katalysator für Gerüchte. Karolin hofft laut SZ, dass einige ihre Meinung überdenken. Seit Bekanntwerden der Aktion trudeln ständig neue Hinweise ein, mittlerweile sind bereits über 185 widerlegte Gerüchte auf der Hoaxmap zu finden. Falschmeldungen sind oft schwer von tatsächlichen Vorfällen zu unterscheiden, da sie sich in ihrem Narrativ an realen Ereignissen orientieren. Sogenannte Hoaxes sorgen jedoch dafür, dass die gefühlte Quantität negativer Vorfälle massiv ansteigt. Während beispielsweise ein afghanischer Asylwerber für die Vergewaltigung einer 72-Jährigen verurteilt worden ist, entpuppten sich zahlreiche ähnliche Meldungen als falsch. Zudem nimmt auch das Vertrauen in etablierte Medien immer mehr ab. Durch das Lügenpresse-Narrativ sind viele sicherlich schwer zu erreichen, sagt Karolin zur SZ. Sie hoffe aber, dass sich ein gewisser Prozentsatz von Fakten überzeugen lasse.
0Web
Wegen schwerer Korruptionsvorwürfe gegen Spitzenpolitiker und -beamte. Chisinau – Nach Massenprotesten einer Bürgerbewegung in der Ex-Sowjetrepublik Moldau haben Zehntausende prorussische Anhänger der Opposition den Rücktritt der prowestlichen Regierung gefordert. Die moskautreuen Sozialisten, die die stärkste Fraktion im Parlament bilden, sowie die Gruppe Unsere Partei verlangten am Sonntag zudem Neuwahlen und den Rücktritt des Präsidenten Nicolae Timofti. Die Demonstrationen in Chisinau hatten Anfang September begonnen. Wegen schwerer Korruptionsvorwürfe gegen Spitzenpolitiker und -beamte mobilisiert eine proeuropäische Bürgerbewegung seitdem immer wieder zu Protestaktionen. Auf dem zentralen Platz von Chisinau kampieren seit Wochen Dutzende Regierungsgegner. Nun hatten auch die prorussischen Oppositionsparteien zu Großkundgebungen aufgerufen. Beide Gruppen hatten zugesagt, sich nicht gegenseitig zu stören. Moldau mit knapp 3,5 Millionen Einwohnern steckt seit Jahren in einer Krise. Die Opposition will das Land enger an Russland binden. Die Regierung, die einen EU-Beitritt anstrebt, schließt Neuwahlen aus.
2International
Bei einem Luftangriff in der Provinz Paktika soll Abu Khalil al-Sudani ums Leben gekommen. Der Volltext dieses auf Agenturmeldungen basierenden Artikels steht aus rechtlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung.
2International
Parlament beschloss Vorstoß zur Freilassung inhaftierter Oppositionspolitiker – Maduro: Kriminell und verfassungswidrig. Caracas – Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro hat mit scharfer Kritik auf ein vom Parlament beschlossenes Amnestiegesetz reagiert, mit dem inhaftierte Oppositionspolitiker frei kommen sollen. Er bezeichnete den Vorstoß als kriminell, er sei verfassungswidrig und schütze Terroristen und Mörder. Wem nütze so ein Gesetz, fragte er. Dem Volk? Oder denen, die für die Toten 2014 verantwortlich sind? Damals starben bei Protesten gegen die regierenden Sozialisten 43 Menschen. Erwartet wird, dass Maduro mit einem Veto versuchen wird, das Gesetz zu blockieren. Im Dezember hatte das Oppositionsbündnis MUD (Mesa de Unidad Democratica) die Parlamentswahl klar gewonnen. Der prominente Oppositionsführer Leopoldo Lopez verbüßt wegen angeblicher Anstachelung zur Gewalt bei regierungskritischen Protesten eine fast 14-jährige Haftstrafe. Das Urteil wird von vielen Ländern und Organisationen als politisch motiviert kritisiert. Seine Frau Lilian Tintori kämpft mit dem MUD vehement für die Freilassung.
2International
Privatangestellten-Gewerkschaft weist Zeitvorgaben an Sozialpartner zurück. Wien – Die Privatangestellten-Gewerkschaft wird in den kommenden Jahren ihren Fokus auf eine Erhöhung der Gehälter sowie auf eine Entschärfung der Situation am Arbeitsmarkt, auch mittels Arbeitszeit-Verkürzung richten. Das macht GPA-Chef Wolfgang Katzian im APA-Interview anlässlich des bevorstehenden GPA-Bundesforums klar. Vorgaben der Regierung an die Sozialpartner weist er zurück. Der Gewerkschaftstag der größten Einzelgewerkschaft GPA-djp geht kommende Woche im Wiener Austria Center in Szene. Katzian hat sich dabei für seine dritte Funktionsperiode einiges vorgenommen, beispielsweise eine deutliche Anhebung der Einkommen. Erst 2009 sei der Mindestlohn von 1.000 Euro in Kraft getreten und jetzt sei man schon bei 1.300 Euro angelangt. Insofern sei es sehr realistisch, in den kommenden fünf Jahren (je früher, desto besser) auf 1.700 Euro zu kommen. Zweiter Schwerpunkt ist die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Realistisch geht Katzian davon aus, dass die Wachstumsraten in den kommenden Jahren nicht ausreichen werden, um ein weiteres Ansteigen zu verhindern. Daher brauche es diverse Ansätze um gegenzusteuern, wobei er dabei auch auf die Kaufkraftstärkung durch Steuerreform und höhere Löhne setzt. Dazu plädiert der GPA-Chef dafür, Zukunftsinvestitionen aus den strengen Defizitregeln herauszurechnen. Wenn all das nichts nütze, müsse man sich auch die Arbeitszeit ansehen. Der Zustand, dass ein Teil so viel hackelt, dass er sich halb umbringt und eine andere Gruppe gar keine Arbeit hat, müsse derart geändert werden, dass die Arbeit anders verteilt wird. Dies gehe von der – gerade bei den Metallern vereinbarten – Freizeitoption (statt Lohnerhöhung) über Maßnahmen zum Überstunden-Abbau bis hin zur Tagearbeitszeit-Verkürzung. Unbedingt Thema ist für Katzian die Vier-Tage-Woche, wobei er sich in diesem Zusammenhang neben einer Arbeitszeit-Verkürzung auch flexiblere Arbeitszeit-Modelle vorstellen kann. Positiv stimmt ihn, dass sich bereits drei Betriebe bereit erklärt hätten, hier Modelle durchrechnen zu wollen. Dass sich die Dienstgeber deswegen eine weitere Senkung der Lohnnebenkosten erwarten könnten, sieht der GPA-Chef nicht so: Das war es einmal für den Moment, meint Katzian zu den zuletzt versprochenen Reduktionen der Beiträge zum Familienlastenausgleichs- und Insolvenzfonds. Darüber hinaus könne er sich keinen weiteren Schritt vorstellen. Überhaupt gesteht Katzian durchaus zu, dass die Stimmung in der Sozialpartnerschaft schon einmal eine deutlich bessere war. Das Verhältnis sei extrem schwieriger geworden. Ohne die Wirtschaftskammer direkt zu adressieren ärgert sich der GPA-Vorsitzende darüber, dass derzeit ständig bei allen Vorschlägen Nein gesagt werde, nur weil sich die kleinen und mittleren Unternehmen über die Begleitmaßnahmen zur Steuerreform ärgerten: Ich sehe nicht ein, wieso dafür die Arbeitnehmer die Krot fressen sollen. Denn es hätte ja auch andere Modelle zur Gegenfinanzierung der Steuerentlastung gegeben, erinnerte Katzian an Vorschläge wie Erbschafts- und Vermögenssteuer. Trotz des angespannten Verhältnisses in der Sozialpartnerschaft wendet sich der GPA-Chef vehement gegen deren Entmachtung. Ein Vorschlag von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP), der z.B. auch von SPÖ-Klubchef Andreas Schieder mit Sympathie betrachtet wurde, wonach den Sozialpartnern eine Frist zur Bewältigung ihrer Aufgaben gesetzt werden sollte, weist Katzian brüsk zurück. Ganz sicher nicht werde man sich Fristen setzen lassen: Man wird uns die Zeit geben müssen, die wir brauchen, um etwas Gescheites herauszubringen. Wenn solche Verhandlungen scheitern und die Regierung selbstständig Maßnahmen in Bewegung setzt, die den Vorstelllungen der Gewerkschaft widersprechen, ist auch in Zukunft mit Widerstand zu rechnen. Dann wird es konfliktorischer werden: Dass wir das können, haben wir mehrfach bewiesen. An sich empfiehlt Katzian der Regierung, sich bei den anstehenden Reformvorhaben gut zu überlegen, wie sie mit denen umgehe: Sonst wird es für beide Parteien bei der nächsten Nationalratswahl sehr, sehr eng. So dürfe es nicht mehr passieren, dass ein Meilenstein wie die Steuerreform so schlecht kommuniziert werde, wie dies geschehen sei. Mit der eigenen Partei ist Katzian ganz zufrieden, findet man doch Gehör: Wir werden als Gewerkschaften gut behandelt und daher glaube ich, dass das Verhältnis zwischen dem sozialdemokratischen Regierungsteil und den sozialdemokratischen Gewerkschaften prinzipiell ein gutes ist. So besteht der GPA-Chef dann auch darauf, dass für den Fall eines Rückzugs von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) für eine Präsidentschaftskandidatur das Amt wieder an einen Vertreter der Gewerkschaft geht. Für sich selbst schließt Katzian einen Wechsel in die Regierung freilich aus. (APA, 7.11.2015)
3Wirtschaft
Hermann F. Mark war einer der bedeutendsten österreichischen Chemiker – Die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts prägten sein turbulentes Leben. Wien – Alles Leben ist Chemie. Warum dieser Satz vielen nicht mehr ganz jungen Österreichern besonders vertraut klingt, hat auch mit Hermann F. Mark zu tun. Der weltberühmte Chemiker war 1978 Präsentator einer zehnteiligen ORF-Fernsehreihe unter eben diesem Titel – zu einer Zeit, als man im staatlichen TV noch etwas mehr Wert auf die Erfüllung des wissenschaftlichen Bildungsauftrags legte als heute. Mark war damals bereits 83 Jahre alt und lebte schon seit fast vier Jahrzehnten in den USA, wohin er nach dem Anschluss im März 1938 unter dramatischen Umständen geflüchtet war. Den Kontakt zu seiner Geburtsstadt Wien hat Mark aber nie aufgegeben. Und obwohl er aus Wien vertrieben wurde, hier kaum ein Drittel seines Lebens verbrachte und 1992 in Texas starb, wurde seine Urne am Matzleinsdorfer Friedhof in Wien beigesetzt. Geboren wurde Hermann Mark 1895 als Sohn eines prominenten Chirurgen, der vom Judentum zum Protestantismus konvertiert war. Sigmund Freud gehörte ebenso zu den Bekannten der Familie wie Arthur Schnitzer oder Theodor Herzl. Schon als hochbegabter Teenager hatte Hermann Mark vielfältige Interessen: Mit zwölf Jahren besuchte er erstmals naturwissenschaftliche Vorlesungen an der Uni Wien, schwärmte für die Musik Gustav Mahlers und war zudem exzellenter Sportler, kurz sogar Mitglied der Fußballnationalmannschaft. Dann kam der Erste Weltkrieg; Mark diente viereinhalb Jahre bei den Kaiserjägern, ab 1916 gehörte ein gewisser Engelbert Dollfuß Marks Regiment als Maschinengewehrspezialist an. Mark wurde drei Mal verwundet, erhielt 14 Tapferkeitsmedaillen und war angeblich der meist ausgezeichnete Truppenoffizier Österreichs. Trotz Kriegsgefangenschaft bis Oktober 1919 promovierte der tapfere Soldat bereits 1921 an der Uni Wien in Chemie, natürlich summa cum laude. Unmittelbar danach ging er aber nach Deutschland. Eine steile Karriere zwischen Universität, außeruniversitärer Forschung und Industrie begann, Mark war sowohl in der Chemie wie auch in der Physik an vorderster Front tätig: In Berlin konnte er als Kristallografieexperte mittels Röntgenbeugung die langkettige Molekülstruktur von Textilfasern aufklären, die zu den sogenannten Polymeren gehören. 1926 wechselte zu in die Industrie zu I.G. Farben, dem damals größten Chemiekonzern der Welt, und half sowohl in Theorie wie auch Praxis mit, dass die Firma zu einem der führenden Hersteller der ersten Kunststoffe wurde, die ebenfalls zu den Hochpolymeren zählen. In Deutschland gehörte der spätere Chemie-Nobelpreisträger Linus Pauling ebenso zu Marks Schülern wie der Physiker Edward Teller, der spätere Vater der Wasserstoffbombe. Angesichts des unaufhaltsamen Aufstiegs der Nationalsozialisten und seiner halbjüdischen Herkunft übersiedelte Mark im Herbst 1932 nach Wien, wo die Professur für physikalische Chemie frei geworden war. Die meisten Professoren der Philosophischen Fakultät wollten damals einen Arier, der politisch nicht links stehen durfte. In einem Brief anlässlich des Berufungsverfahrens gab ein (antisemitischer) Professor der Uni Wien immerhin auch Folgendes zu bedenken: Bei den vielfältigen Beziehungen gerade in der Chemie zum Judentum erwartet niemand von vornherein von einem Vertreter dieses Faches, dass er alle Juden, mit denen er notwendigerweise zu tun hat, sofort umbringt. Dass ausgerechnet der Halbjude Mark berufen wurde, hatte wohl auch damit zu tun, dass Ernst Späth, der damals mächtige Mann in der Chemie, kein ausgesprochener Antisemit war. Womöglich spielten aber auch Marks politische Beziehungen mit eine Rolle: Sein ehemaliger Untergebener Engelbert Dollfuß wollte Mark 1933 sogar als Handelsminister haben. Der frisch gebackene Ordinarius begnügte sich indes damit, das Ministerium in Sachen Holznutzung zu beraten und war zudem Mitglied des Erziehungsausschusses. Und als Dollfuß im Juli 1934 ermordet wurde, hielt Mark am Sarg seines Kriegskameraden Totenwache. Trotz der politischen und wirtschaftlichen Katastrophen dieser Jahre gelang es dem Chemiker, sein Institut binnen kürzester Zeit zu einem Weltzentrum der neuen Hochpolymerforschung auszubauen, wie Nuno Maulide, aus Portugal stammender Chemie-Jungstar an der Uni Wien, würdigt: Mark leistete in Wien entscheidende Beiträge, die Polymerchemie als eigene Subdisziplin des Faches zu etablieren. Und auch bei der Kommerzialisierung der Polymere spielte er eine entscheidende Rolle. Dabei halfen ihm die nach wie vor guten Beziehungen zu I.G. Farben, die einen Teil seiner Mitarbeiter finanzierten. Viele dieser jungen Forscher hätten aufgrund ihrer jüdischen Herkunft keine Chance auf eine Anstellung an der Universität Wien gehabt, sagt Johannes Feichtinger, Wissenschaftshistoriker an der ÖAW, der über Mark und dessen hochproduktives Wiener Team geforscht hat, dem unter anderem der spätere Chemie-Nobelpreisträger Max F. Perutz angehörte. Mark und seine jungen Kollegen verfassten in den nicht einmal sechs Jahren bis zum Anschluss sieben Bücher und Dutzende wegweisende Fachartikel vor allem zur Chemie der Hochpolymere und Makromoleküle. Doch selbst das genügte dem leidenschaftlichen Bergfex Mark nicht, der Hobby und Wissenschaft verband, indem er wichtige Arbeiten zur Lawinenkunde verfasste. Als nach dem Juliabkommen des Jahres 1936 zwischen dem österreichischen Kanzler Kurt Schuschnigg und Adolf Hitler langsam absehbar wurde, dass nun auch in Österreich Gefahr drohte, organisierte Mark die Ausreise von rund 20 seiner Mitarbeiter in alle Welt. Damit war eine der erfolgreichsten Forschergruppen der Uni Wien für immer zerschlagen, denn nur die wenigsten Schüler Marks kehrten nach 1945 zurück nach Wien. Er selbst wartete mit der Ausreise im Frühjahr 1938 beinahe zu lange: Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er als Dollfuß-Freund verhaftet, sein Reisepass wurde eingezogen und konnte von Mark erst gegen teure Bestechung eines befreundeten Rechtsanwalts wiedererlangt werden. Hermann Mark hatte aber längst selbst auch damit gerechnet, Österreich verlassen zu müssen, und als Wissenschafter ließ er sich einen besonderen Trick einfallen, um sein Vermögen an den Nationalsozialisten vorbei ins Ausland zu schaffen: Er kaufte in den Monaten vor dem Anschluss 1,1 Kilogramm Platindraht und verbog ihn zu unauffälligen Metallkleiderbügeln. Mit dieser wertvollen Fracht und Skiern am Auto flüchtete er mit seiner Familie unter abenteuerlichen Umständen über die Grenze in die Schweiz, nach Frankreich und England. Dann ging es mit einem Schiff weiter nach Kanada und in die USA. 1940 trat er ins Polytechnic Institute in New York ein, wo er sich auch um die US-Kriegswirtschaft verdient machte, sagt Johannes Feichtinger: Mark hat den USA nach dem Verlust des Zugangs zu Naturkautschuk der synthetischen Kautschukproduktion den Weg geebnet. Nach dem Krieg wurde Mark in den USA endgültig zu einem der führenden Pioniere der Erforschung und Kommerzialisierung von Kunststoffen, wovon rund 600 Fachartikel, 40 Bücher, rund 20 Ehrendoktorate und zahlreiche andere Auszeichnungen zeugen. Zum Glück für Österreich blieb Mark mit seiner Heimat weiter in Kontakt: Er war Gastprofessor an der Universität Wien und auch maßgeblich am Aufbau einer Reihe heimischer Industrieunternehmen beteiligt. Schließlich wurde Mark mit Alles Leben ist Chemie auch noch zu einem Pionier der Wissenschaftsvermittlung. Solche Aktivitäten hält Nuno Maulide, selbst ein engagierter Popularisator, heute für besonders wichtig. Es war wohl typisch für Mark, auch bei der Kommunikation von Wissenschaft ein Pionier gewesen zu sein.
7Wissenschaft
Sowohl für Telefonie als auch Daten – Für Tarifkunden Umstellung schon mit 14. April. Der Telefonkonzern Vodafone will für viele seiner Kunden die Extragebühren für die Handynutzung im EU-Ausland abschaffen. Noch in diesem Monat heißt es Goodbye Roaming: Dann schaffen wir für Neukunden und Vertragsverlängerer in den meisten Tarifen die Roamingzuschläge in der EU ab, sagte der Vorsitzende der Vodafone-Geschäftsführung, Hannes Ametsreiter, der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post (Montagausgabe). Ametsreiter ist seit dem Vorjahr Chef von Vodafone Deutschland, davor führte er in Österreich die teilstaatliche Telekom Austria. Zudem werde Vodafone sein ultraschnelles LTE-Netz für alle Privatkunden öffnen, kündigte Ametsreiter an. Kunden mit neuen wie bestehenden Verträgen sowie Prepaidkunden könnten dann mit maximaler LTE-Geschwindigkeit surfen, sagte Ametsreiter. Der Wegfall der Roaminggebühren für die Tarifkunden komme zum 14. April, ergänzte ein Vodafone-Sprecher. Bei Prepaid-Karten sei dieser Schritt für Ende April vorgesehen. Die Öffnung des LTE-Netzes komme ebenfalls am 14. April. Die Roaming-Gebühren in der EU fallen nach ein Beschluss des Europaparlaments am 15. Juni kommenden Jahres weg. In einem Zwischenschritt sinken die Kosten für das mobile Telefonieren, den SMS-Versand und das Internetsurfen im EU-Ausland bereits zum 30. April 2016. Dann sind Aufschläge von 5 Cent pro Minute für abgehende Anrufe, 2 Cent pro SMS und 5 Cent pro Megabyte Daten jeweils plus Mehrwertsteuer erlaubt.
0Web
Kind erlitt mehrere Knochenbrüche. Peking – Ein dreijähriger Bub hat einen Sturz aus dem 15. Stock eines Hochhauses in Ostchina überlebt. Wie die Zeitung Yangzi Wanbao am Mittwoch auf ihrer Webseite berichtete, wurde der Qiqi genannte kleine Bub schwer verletzt. Er erlitt mehrere Knochenbrüche und muss operiert werden. Der Sturz aus mehr als 30 Meter Höhe wurde durch ein Metallgitter mit Balkonpflanzen im siebenten Stock gebremst. Auch hatte Regenwetter den Boden aufgeweicht. Das Unglück in Changzhou (Provinz Jiangsu) passierte, nachdem Arbeiter bei Renovierungsarbeiten in der Wohnung eine Glasscheibe vom Fenster weggenommen hatten. Die Mutter soll das Kind noch gewarnt haben, nicht so nah ans Fenster zu gehen, berichtete die Zeitung. Er wurde noch gesehen, wie er sich mit der Hand am Fenster abstützen wollte, wo vorher die Glasscheibe war. Dann fiel er durch das Fenster und stürzte hinab.
1Panorama
Anhänger des islamischen Predigers lieferten sich Schusswechsel mit Polizei, 14 Personen wurden festgenommen. Baku – Bei der Festnahme eines islamischen Theologen und Regimekritikers in Aserbaidschan haben sich dessen Anhänger und die Polizei einen Schusswechsel mit mehreren Toten geliefert. Die Behörden der Ex-Sowjetrepublik am Kaspischen Meer sprachen offiziell von sechs Toten, wie die russische Agentur Interfax am Donnerstag aus Baku meldete. Der örtliche Fernsehsender ANS berichtete unter Berufung auf Augenzeugen, vier Polizisten und vier Anhänger von Prediger Taleh Bagirzade seien getötet worden. 14 Menschen einschließlich Bagirzade wurden nach Angaben von Innenministerium und Generalstaatsanwaltschaft bei dem Vorfall in der Siedlung Nardaran am Stadtrand von Baku festgenommen. Die bewaffnete islamische Gruppe bereitete eine Serie von Provokationen, Terroranschlägen und Massenunruhen vor, hieß es in der Mitteilung. Der prominente schiitische Theologe Bagirzade kritisiert offen die autoritäre Herrschaft des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev. Bagirzade war im August nach eineinhalb Jahren Haft entlassen worden. Seitdem wurde er mehrfach von den Sicherheitsbehörden vorgeladen, Anfang November auch von einem Polizeichef verprügelt. Die geistliche Führung der Muslime in Aserbaidschan verurteilte das Vorgehen gegen den Anführer der Bewegung Muslimische Einheit.
2International